Langsam glitt die Silhouette der "Avalon" durch den Geisternebel. Die Schiffsbeleuchtung war ausgeschaltet, sodass ein Beobachter mit bloßem Auge das helle Grau und die roten Streifen auf der Hülle nicht erkennen konnte. Aber wer hätte den Kreuzer hier auch beobachten sollen? Das einzige Ziel im Geisternebel, das irgendwie interessant war, war der Planet Umbara und angesichts der ewigen Finsternis, in die er getaucht war, gab es in der Galaxis viele attraktivere Urlaubsziele. Die Umbaraner waren ein zurückgezogenes Volk und vermischten sich nicht allzu sehr mit den anderen Spezies der Galaxis, auch wenn sie formal natürlich unter der Kontrolle des Imperiums standen und entsprechende Garnisonen und ein imperialer Gouverneur auf dem Planeten präsent waren.
Aber dies war nicht das Ziel der Avalon, tatsächlich würde sich das Schiff dem Planeten nicht einmal nähern. Dafür hatten sie ein kleines Shuttle, das den kleinen Hangar bereits verlassen hatte und als ebenso schwer vom bloßen Auge zu erkenneder Haufen Metall in Richtung des finsteren Planeten sauste. An Bord waren fünf für die Mission handverlesene Rebellen, ausgestattet mit allem nötigen Wissen und den erforderlichen Fähigkeiten, um ihren Auftrag zu erfüllen.
Alles war vorbereitet worden, das Shuttle hatte eine unverdächtige ID als einfaches Transportschiff und eine Landelizenz für den Raumhafen der Hauptstadt Ater war schon bereitgestellt. Deshalb gab es auch keine Komplikationen für das kleine Team bei der Landung. Sogar eine Unterkunft hatte ihr Captain für sie bereits organisiert und eine Nachtsichtbrille für jedes Teammitglied, die auf dieser lichtlosen Welt auch bitter nötig war.
Captain Gwen Iver - die Mirialanerin, die die "Avalon" kommandierte - hatte ihnen im Missionsbriefing alles nötige mitgeteilt: "Ihr Ziel ist eine Einrichtung des ISB in der Hauptstadt Ater. Wir haben die genaue Position dank unserer Informanten bereits ermitteln können. Sie befindet sich verborgen in und unter einem Gebäude, das nach außen hin ein unscheinbares Etablissment namens "Ordrets Kasino" ist und in erster Linie von den wenigen imperialen Beamten auf dem Planeten konsultiert wird. Unsere Informationen zufolge sind die Sicherheitsvorkehrungen im Kasino selbst eher gering. Die Daten zur ISB-Einrichtungen hingegen sind bestenfalls lückenhaft, aber es ist hier von einer stärkeren Absicherung auszugehen. Nach unserem Kenntnisstand arbeitet die Einrichtung jedoch unabhängig und ohne das Wissen der lokalen Autorität, die Reaktionszeit der Polizeikräfte und Sturmtruppen dürfte also recht langsam sein, solange sie keinen großen Aufruhr verursachen.
Ihre Mission ist eine Infiltration der Einrichtung mit dem Ziel, das dort befindliche Ortungssystem des ISB zu finden und zu deaktivieren. Unser Informant hat bestätigt, dass dieses Ortungssystem dem ISB und dem Inquisitorius dazu dient ihre Ziele aufzuspüren. Wir wissen allerdings nicht, wie genau das System funktioniert. Dies zu ermitteln hat Priorität, damit wir entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen können. Sofern möglich, sollten sie die Fähigkeit des ISB, neue Ziele ausfindig zu machen reduzieren und sämtliche Daten zu bereits ausgewählten Zielen in ihren Besitz bringen, damit wir unsere weiteren Aktionen anpassen können.
Wir haben einen einzelnen Kontakt bei den Kasinomitarbeitern, ein Umbaraner namens Aleator. Durch ihn sollten sie Zugang zum Kasino erlangen können, er verfügt allerdings über keinerlei Kenntnisse oder gar eine Freigabe zur ISB-Einrichtung. Für die Dauer des Aufenthalts sind sie in einem Hotel unweit des Kasinos untergebracht, das ausschließlich von Fremdweltlern genutzt wird. Die politische Lage auf Umbara ist delikat, die Bevölkerung ist höchst isolationistisch eingestellt und deshalb gibt es kaum Kontakt zur Außenwelt. Die imperiale Präsenz wird als Notwendigkeit toleriert, es gibt zwar in seltenen Fällen Kritik, aber keinen organisierten Widerstand oder vergleichbares. Konzentrieren sie sich auf ihre Mission, das ist ein erster und wichtiger Schritt für unsere Unternehmung."
Bis zur Ankunft in dem kleinen Hotel war bisher alles nach Plan verlaufen. Das Shuttle war problemlos auf dem Planeten gelandet und niemand im Raumhafen hatte die Landelizenz eingehend geprüft oder die Motive der Fremdweltler sonderlich in Frage gestellt. Die Hotelangestellten hatten die Zimmer bereits vorbereitet und dementsprechend waren diese bezugsfertig als die fünf Rebellen eintrafen. Ab jetzt hatten sie freie Hand in ihrem weiteren Vorgehen.