Koura - Eine Welt in der Faust
«Wir leben in einer verdammten Welt. In einer kalten Welt. Ich meine das gar nicht metaphysisch, im Sinne dessen, dass die Arbeitgeber uns unwürdig behandeln - das tun sie auch - ich meine das im wirklichen Sinne. Ich bin aber unpräzise. Wir leben in einer erkaltenden Welt. Soll nicht heißen, dass sie noch irgendwie warm wäre, aber sie wird eben immer noch kälter. Wir erwehren uns mit Kohle. Im ewigen Dunst der abertausenden Schlote, die unsere Industrie befeuert, findet die Sonne nicht mehr genügend Kraft unsere Welt mit Wärme zu versorgen. Ob das der wahre Grund ist? Ich bin kein Wissenschaftler und ich habe habe es immer mit dem Spruch - Genau genommen ist aber ein Arbeiter, der Kloaken auspumpt, um die Menschen vor gesundheitsgefährdenden Miasmen zu schützen, ein sehr nützliches Glied der Gesellschaft, wohingegen ein Professor, der gefälschte Geschichte im Interesse der herrschenden Klassen lehrt, oder ein Theologe, der mit übernatürlichen transzendenten Lehren die Gehirne zu umnebeln sucht, äußerst schädliche Individuen sind[1] - gehalten. Ich traue diesen ganzen schlauen Leuten nicht. Sie nutzen ihre Schläue meist nur aus einem Grund: Ausbeutung. Insofern erkaltet Koura auch.
Ich will das besser erläutern. Koura wird immer kälter, im grauen Dickicht der Luft, sehen wir die Sonne zumindest weniger. Die Winter werden immer länger, die Sommer durchweg kürzer und regnerischer. Wir Arbeiter, wir werden immer ärmer und die Bonzen dort oben, sie werden immer fetter. Koura ist eine sterbende Welt. Früher lag ein wärmender Schimmer um sie. Die alten Geschichten nennen diesen am Firmament stehenden Schimmer Faust. Und so sagte man, dass Koura sich in einer schützenden Faust befände, weil all das Unendliche darum versuche Koura zu vertilgen. Doch irgendwas sorgt dafür, dass diese Faust sich öffnet und jenes, was sie beschützt, nun freigegeben wird. Auch das ist wohl Metapher und Wirklichkeit. Darüber gibt es einige Theorien, über die wir an einem anderen Tag sprechen sollten. Du bist aus anderen Gründen hier, nicht wahr?
Sag nichts. Du frierst und leidest Hunger und hast gehört, dass es hier immerhin eine dünne Suppe mit ein paar Graupen gibt. Du hoffst hier Wärme zu finden. Nimm dir ruhig eine der Decken, aber glaube nicht, dass dies hier das Paradies ist. Wir frieren genau wie du. Wir sind genau so ausgebeutet, wie du es bist. Auch wir haben heute wieder sechszehn Stunden in den Kohlenschächten malocht. Siehst du, wie dünn meine Arme sind? Ich kann kaum noch gerade stehen, und doch bin ich hier und füttere. Ich versuche Hoffnung zu geben. Ja, mein Freund. Ich fühle mich, wie du dich fühlst. Ich bin ebenso mehr verzweifelt denn wirklich bester Hoffnung. Aber ich tu, was ich kann. Ich weiß, dass lauwarme Suppe und dünne Pferdedecken kein Leid heilen, die Welt nicht besser machen. Aber vielleicht bringe ich jemanden über den Tag, der selbst mehr Kraft hat als ich. Vielleicht helfe ich jemanden überleben, der etwas ändern kann.
Schau aus dem Fenster. Was siehst du? Dunkle Wolken, ausgemergelte Menschen, Zwerge, Elfen. Wir alle leiden. Kaum auszudenken, oder? Einst haben unsere Weisen darüber gesprochen, wie die Klüfte zwischen den Völkern - die Inneren und die Äußeren - überwunden werden können, und nun hat das Schicksal - wenn es sowas gibt - tatsächlich beschlossen, dass es uns im Leide verbindet. Ich will nicht davon sprechen, dass es uns eint. Aber wir leiden alle. Wir erfrieren, und wenn wir nicht erfrieren, sterben wir an Krankheit oder Hunger; an Erschöpfung. Und wenn wir all das überleben, wartet der Krieg. Die Eisenbahnen fahren unentwegt in den Osten und für das Versprechen stetiger Versorgung sterben und verfrieren Soldaten in den eisigen Tundren Kirgagrads. Unsere Frauen gebären kaum noch Kinder, und im Ernst, wer traut sich noch Kinder zu bekommen? All das Leid...
Wer hat dies ausgelöst? Ich würde gerne sagen, es waren nur die Bonzen, aber ich kenne keine wirkliche Antwort. Gleichwohl tragen die Bonzen einen großen Teil bei. Ihre Gier bringt uns alle um. Es gibt kaum noch Wälder, die Welt erfriert langsam und doch müssen wir uns die Kohle mit ihren Fabriken teilen. Auch in Anbetracht dessen, glauben sie an das Wunder des Fortschritts. Postulieren, dass der Fortschritt, dieser Gleichschritt von Technik und Magie, uns heilen wird und wir doch nichts weiter tun brauchen, als unser Los derweil zu ertragen. Und sie beuten uns nicht nur aus. Sie wringen uns aus, bis zum letzten Schweißtropfen. Und nun die schlimmen Nachrichten. In den Ländern des Nordens sind die Kohlevorkommen erschöpft, und wir finden immer weniger hochwertige Schwarzkohle. Aus dem Norden fliehen die Zwerge und Elfen und dringen ein in das Herzland. Wir wollen ihnen helfen, und doch, wir haben doch keine Nahrung und keine Wärme. Und so weisen wir sie ab, lassen sie in Lagern warten...nein...sterben...
Wie lange werden wir leben, wenn hier die Kohle auch verbraucht ist? Wie lange wird der Krieg im Osten dauern? Und worum geht er? Warum führen die Orks Krieg gegen uns? Ist es nicht, dass ihre Tundren auch keine Wärme und keine wärmespendenden Ressourcen mehr bereit halten? Im Westen friert das große Meer zu. Was, wenn die Menschen des Westens über das zugefrorene Grau laufen, weil sie hier auf Nahrung und Hoffnung aus sind? Und was wollen wir ihnen sagen? Kommt in unsere Arme, Brüder! Sterbt so dann nun mit uns!
Ich kenne keine Lösung für unser Sterben. Aber ich weiß, wenn die Gier der Bonzen...wenn wir ihr Einhalt gebieten, wenn die Fabriken still stehen und wir die Kohle für uns nehmen. Ganz für uns. Vielleicht können wir dann so lange überleben, bis uns etwas einfällt. Du fragst dich, ist das nicht noch törichter, als so weiterzumachen und hoffen, dass die aus der Arbeit entstehende Wissenschaft eine Lösung findet? Vielleicht hast du recht, aber ich friere. Ich hungere. Sollen ich und meine Frau, meine Kinder, sollen sie alle hungern und frieren, damit dicke Männer in Fracks in beheizten Steinpalästen unter Fellen, mit Wein und Tabak, auf bessere Tage hoffen dürfen? Ein weiser Führer der Arbeiter sagt immer: Mit der Entwicklung der großen Industrie wird also unter den Füßen der Bourgeoisie die Grundlage selbst hinweggezogen, worauf sie produziert und die Produkte sich aneignet. Sie produziert vor allem ihren eigenen Totengräber[2]. Hat er nicht Recht? Sind es nicht diese schwerfälligen Großbürger, die ihre Hoffnung auf unserem Leid begründen?
Siehe. Ich habe keine Kraft. Siehst du meine dünnen Ärmchen? Mein eingefallenes Gesicht mit den hervorstehenden Augen? Ich habe nicht mehr lange. Meine Kraft reicht noch, ob den Viertelsack Kohle, den ich vorgestern gestohlen habe, zu entzünden, damit meine Jüngste heute Nacht nicht erfriert. Ich habe noch genug Kraft, dir die Suppe zu geben. Du aber, du schuftest noch nicht solange in den Schächten und den Fabirken. Hast du noch Kraft? Der Winter bricht an, sein eisiger Umhang schenkt keine Wärme, sondern Tod. Kannst du nicht...
Ich darf nicht fragen. Verzeihe. Ich darf meine Hoffnungen nicht auf dich abladen. Ich kann dir nicht aufzwängen, was ich selbst nicht kann. Verzeihe, dass ich dich aufhielt. Du hast Hunger. Hier, nimm diese Suppe. Sie wärmt dich für ein paar Minuten. Verzeihe einem alten Mann sein Geseiere. Ich werde mich trösten. Ich habe gehört, dass wenn du erfrierst und dann stirbst, dass dir dann ganz warm wird. Ich habe dennoch ein bisschen Angst davor. Aber auch dagegen gibt es Mittel, weißt du. Robér, er erzählt, dass viele das wie folgt machen. Sie stehlen oder kaufen zwei Flaschen Geist, dann trinken sie sich an den Rand ihres Bewussteins. Der Geist lässt dich dann Kälte nicht so spüren. Und dann gehen sie hinaus und legen sich zum Schlaf nieder, auf dass sie der Tod holt, während sie weggetreten sind. Die Idee klingt reizend. Ich frage mich nur, ob man sich dann beim Sterben auch einmal warm fühlt...»
Seid mir gegrüßt,
vor 19 Monaten hatte ich mich aus dem ehrenwerten Gate zurückgezogen, um zu neuen Ufern aufzubrechen und mir Zeit freizuschaufeln, von der ich glaubte, dass ich sie nutzen würde, wenn ich dem Gate fernbliebe. Die Wahrheit ist, ich habe in diesem Vorhaben versagt. Und so begab es sich, dass mit jedem verstreichenden Tage meine Lust zu schreiben nicht nur wiedererwachte, sondern ich diese Plattform immer mehr vermisste. Mit gewisser Trauer habe ich beobachtet, wie die Spielerzahl und Rundenzahl in den letzten Monaten abnahm und fragte mich seither, ob es sich nochmal lohne, eine Runde anzubieten.
Ich komme zu dem Entschluss, dass es mir egal ist, ob es sich von der Anzahl von Leuten lohnt oder jener Wunsch, ob es je wieder so brummend sein wird wie vor Jahren, wahr wird. Wichtig ist nur, was man daraus macht. Und in mir brennt der Wunsch, wieder zu schreiben. Und falls jemand hieran Interesse haben sollte, wäre ich mehr als dankbar. Doch worum soll es gehen?
Koura ist eine Welt, deren Kern in seiner Entwicklung auf dem Stand des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa und den U.S.A. ist, sich also mitten in dem Phänomen der Industrialisierung befindet. Jedoch ist hier die Industrialisierung nicht nur technischer, sondern auch magischer Natur. Magie und Technik gehen hier also Hand in Hand. Magie ist eher eine Wissenschaft denn etwas völlig Okkultes, obwohl es sicher auch okkulte Strömungen geben darf.
Warum ist dies so? Zum einen gibt es wenig mir bekanntes Material, welches wirklich nah am langen 19. Jahrhundert dran ist, und industrielle Problematiken beleuchtet (Eberron hat Elemente bspw.). Zudem würde ich gerne den Fantasyaspekt behalten, da ich denke, dass ich mehr Personen mit bekannten System ansprechen kann.
Koura ist bei weitem keine ausgearbeitete Welt, sondern bisher nur ein gedanklicher Auszug, der mir in einer anderen Runde kam. Deswegen kann ich noch keine ausformulierten Beiträge liefern, die Rolle der jeweiligen Völker kategorisieren und dergleichen. Genauer gesagt, weiß ich nur die groben Plot-Anker und den Rest würde ich einfach im Laufe der Kampagne (und mit eurer Hilfe) entwickeln.
Worum geht es in der Runde genau?Die Charaktere kommen aus dem Arbeitermilieu und haben jetzt eine Reihe furchtbarer Jahre erlebt. Seit etwa fünf Jahren ist der rötliche Schleier, der nachts am Firmament zu sehen ist, aufgebrochen und seitdem werden die Tage kürzer und kälter, die Sommer kürzer und regnerischer. Zudem erschöpfen sich allenthalben die nutzbaren Ressourcen. Das Resultat sind Migrationswellen, Tod, Hunger, Angst und Krieg. Das Herzland sind die Überreste eines alten, großen Königreichs (Inolia), welches jedoch vor knapp 50 Jahren in Folge eines großen Krieges in viele autonome Teilgebiete zerfiel. Offiziell existiert das Reich noch, allerdings hat der König weder Land noch Armee und damit weder Macht noch Einfluss. In der Folge ist der Adel an vielerlei Orten beseitigt worden und die ehemaligen Stadtbürger haben die Macht an sich genommen in den Gebieten. Das Herzland ist ein musterhaftes Beispiel dafür und wird von einem bürgerlichen Parlament gelenkt und regiert. Allerdings ist dieses eher oligarchisch veranlagt und bedeutet die Bevölkerung aus. Gleichzeitig hat es große Fortschritte in der magischen Technik gegeben, was dazu führte, dass das Herzland - in Kurzform - in eine Art magische Industrialisierung aufgebrochen ist.
Eure Charaktere sind am unteren Ende der Nahrungskette und sind einfache Arbeiter, die trotz mehrerer Jobs und vielleicht sogar kriminellen Akten ihre Familien kaum noch über die Runden bringen können. Wie viele werdet ihr immer interessierter an den wenigen Männern und Frauen, die sich für die Rechte der Arbeiter einsetzen. Gleichzeitig ist die Problematik größer, denn etwas mit der Welt selbst scheint nicht zu stimmen.
Im Laufe dieser Kampagne wird es darum gehen, sich mit dieser sich bildenden Arbeiterbewegung zu beschäftigen, darüber dann das einfache Volk ein besseres Leben zu erschaffen (wenn auch nur kurzfristig - oder es zu erleichtern, wenn ihr die Seite wechseln wollen solltet) und dann das Kernproblem Kouras zu entdecken und zu bekämpfen.
Die Kampagne würde in vier kleine Szenarien aufgeteilt werden. Da ich weiß, wie utopisch es ist, eine Spielergruppe über einen Zeitraum von zwei Jahren zusammenzuhalten, können die Szenarien auch für sich stehen und werden absichtsvoll zu konzipiert. Das erste Szenario geht also um die Arbeiterbewegung und ihren Beginn und ist sehr stark beeinflusst von den anarchistischen, sozialistischen und kommunistischen Bewegungen des späten 18. und dann 19. Jahrhunderts
[3]. Wer also schon immer mal im phantastischen Fahrwassers der Bakunins, Marxens oder Bebels fahren wollte, hier ist die Chance.
Als Nebenbemerkung für jene, die mich nicht kennen: mir geht es weniger um das Abspulen von einer festen Storyline, sondern vielmehr um die Interaktion mit den Geschichten und Aktionen der Spielercharaktere. Dementsprechend kann ich nicht genau sagen, wohin die Szenarien genau gehen. Ihr steht im Mittelpunkt meiner Ideen. Ich kenne wie gesagt nur die Plot-Anker.
Wie hoch ist die Postingrate?Grundsätzlich gibt es keine Längenvorgaben von mir. Wer mich kennt, weiß, dass ich zu längeren Texten neige. Ich tendiere deswegen zu einer Postinglänge von 1-2 Beiträgen die Woche. Wenn nur weniger geleistet werden kann, ist das in Ordnung, solange das kommuniziert wird. Wenn mehr geleistet werden kann, nur zu. Qualität ist ungleich Länge, deswegen muss nicht aus Prinzip kurz oder lang geschrieben werden.
CharaktererschaffungIch habe mir noch keine eingehenden Gedanken dazu gemacht und stelle das zur Debatte. Grundsätzlich werde ich alles zulassen, was offiziell von Paizo zu Pathfinder erschienen ist. Ich selbst tendiere zu einem Startlevel von 5-7, damit die Charaktere einige Möglichkeiten zu handeln haben.
Ich verteile im Übrigen keine Erfahrungspunkte, Aufstiege finden an passenden Stellen einfach statt.
Magische Charaktere sind erwünscht, ich werde aber ein paar regeltechnische Anpassungen machen. Beispielsweise werde ich alle Magie und Fähigkeiten, die wärmen, wohl versiegen lassen (also Elemente trotzen, Energieresistenzen gegenüber Kälte etc.)
Ihr könnt also quasi spielen, wonach euch der Schnabel gewachsen ist. Da ich die Welt und das Spiel aber auch quasi anhand eurer Charakterwahlen etc. konzipiere, werde ich zu euren Wahlen Fragen stellen, um eine stimmige, improvisierte Welt präsentieren zu können.
Zudem sollte ich sagen, dass ich kein großer Freund von Kämpfen im Play-by-Post-Spiel bin. Sie werden vorkommen, wo sie im Sinne der Geschichte Sinn ergeben, aber es wird keine Dungeonscrawls oder viele Begegnungen geben. Das Spiel ist zudem sehr, sehr dialogintensiv. Ich habe eine Theorie, dass Welten sich besser durch Dialoge als durch bloße Beschreibung darstellen lassen; es ist also in meinen Runden unvorteilhaft, den großen Schweiger zu spielen.
Wenn jemand eine Spielerzahlangabe braucht: ich spiele ab 2 Spielern und maximal können 6 teilnehmen.
Das soll an Informationen für den Anfang reichen. Ich hoffe, ich kann euch mit der Idee etwas teasern (und durch die relative Länge des Vorschlags tasern
). Ich würde gern mehr verraten, aber es überkam mich eher als dass ich eine wirklich ausgebuffte Welt schon entwickelt hätte. Wenn also Fragen sind, fragt.
Wenn jemand etwas zu meiner Person wissen will, kann er das gerne erfragen oder ich kann Verweise auf meine alten Beteilungen in diesem Forum verlinken.
Zum Abschluss bleibt mir also nur zu sagen, dass ich mich freue wieder hier zu sein, und freue mich auf euch, solltet ihr Interesse an einem kleinen Spiel haben.
In diesem Sinne,
Menthir