Primorsk - Das Hafenviertel:Das nördlichste Viertel ist eines von zwei Hafenvierteln, wenn man so möchte. Die Engelau floss früher direkt durch das Stadtzentrum von Demjanowka, doch mit den Begradigungen für die Seefahrt ist in Demjanowka-Mitte nur noch ein künstlicher Seitenarm, um der Reiseschifffahrt und privaten Seglern Möglichkeiten zu eröffnen. Das wirtschaftliche Hafenzentrum befindet sich jedoch in Primorsk.
Das jüngste Stadtviertel wurde vor etwa 100 Jahren gegründet, als eine philosophisch-medizinische Schule die Bedeutung von Kuren hervorhob und betuchte Gäste weite Reisen im ausgehenden Entdeckerzeitalter auf sich nahmen, um stärkende Kuren zu nutzen. Primorsk wurde als Badekurort gegründet, weil nahe des Flusses einige heiße Quellen gefunden worden sind. Diesen heißen Quellen wurden magische Kräfte nachgesagt, die mit Verjüngung im Zusammenhang stehen sollen, und so bauten einige Adelsgeschlechter sich dort Domizile.
Im Zuge des Zerfalls von Inolia wurde das "Blaublüterdorf" zwangsgeräumt und die Häuser abgerissen, die heißen Quellen in Besitz genommen durch die Bürgerschaft und ihr magischer Kern entschlüsselt. Niemand weiß, wie es dazu kam, aber die heißen Quellen entstammen keiner geothermalen Aktivität, sondern am Ursprung der Quelle ist ein Magmaelementar gebunden gewesen und in einer Art magischen Gefängnis wurde es eingesperrt und erhitzte diese Quellen. Jetzt wurde dieses jedoch nicht freigelassen, sondern weiterhin gebunden. Aber durch diese Erkenntnis konnten die heißen Quellen verlegt werden, um die Flussbegradigung durch das Viertel vorzunehmen. Ein magiekundiger Elf - Gizaire Schimmermantel - erkannte das Potenzial des Magmaelementars und im Zuge seiner Forschungen zu Hydrodynamik und Thermodynamik und ihre Wechselwirkungen, wurde das Flussbett so ausgebaut, dass ein großer Hafen Platz haben könnte. Unter dem künstlichen Flussbett sind magische Gefängnisse installiert, in denen Gizaire mehr Feuer- und Magmaelementare binden ließ, die mit einem komplexen System von Wasserzu- und Wasserableitungen traktiert werden können und so das Wasser im Flussbett erhitzen können. Gizaires Lehre offenbarte, dass mit unterschiedlichen Wassertemperaturen und solchen Wechseln künstliche Strömungen erzeugt werden können, welche helfen, den im Gegensatz zu einem Meereshafen eher kleinen Hafen, effizienter zu nutzen, indem das Ansteuern von Ladepieren nicht mehr über Kohleschlepper, sondern über diese Strömungsverhältnisse stattfinden kann. Vor kurzer Zeit versiegte allerdings die Magie der Strömungselementare etwas, was den noch immer aktiven Gizaire nicht davon abhielt, in der Zwischenzeit Windtürme zu bauen, die von gebundenen Luftelementaren betrieben werden, mit denen zumindest Segelschiffe leichter manövriert werden können. Aus irgendeinem Grund können die Gelehrten keine Wasserelementare im künstlichen Fluss beschwören, sonst würde auch dieses Element magisch genutzt werden. Dieser Tage sind die Windtürme, die zugleich Leuchttürme sind, wenn Sturmelementare gebunden werden können, in der Diskussion, um das ewige Rauch- und Smogproblem Demjanowkas zu lösen, aber in Anbetracht der magischen Überanspruchung des Nordviertels konnte sich Gizaire noch nicht durchsetzen.
Primorsk ist nicht nur das wirtschaftliche Handelsviertel, welches voller Kontore, Ladekräne, Lagerhallen und Schiffswerften - auch wenn sie nur Reparaturdienste und kleine Segler anbieten - ist, sondern auch das scholastische Zentrum von Demjanowka. Die neugegründete Universität etabliert sich erst langsam, da die öffentlichen Gelder nur spärlich aus der städtischen Kasse fließt, doch hier befinden sich auch fast alle Grund- und weiterbildenden Schulen der Stadt. Das bildungstechnische Glanzstück der Stadt ist jedoch ohne Zweifel das "Magische Polytechnikum Demjanowka", in der die magischen wie unmagischen Ingenieure ausgebildet werden. Die polytechnische Schule ist eine Privatschule, welche dem Magistraten "Ivan Gjudenko" gehört, und über die Landesgrenzen hinaus einen herausragenden Ruf hat.
Doch obwohl die Bildung hier möglich ist, kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass die mindestens vierjährige Schulpflicht nicht wirklich forciert wird. Viele Schulen sind mehr Geisterschulen, die Armut bricht sich gerade weg von den Hauptstraßen und dem Hafengelände Bahn. Das Viertel bebt vor Einwanderern und Tagelöhnern, die versuchen für ein Appel und ein Ei Schiffsladungen zu löschen. Im Westen des Viertels ist die größte Elfenkommune der Stadt, die einfach nur als "Schandfleck" bezeichnet wird. Fast alle der etwas über 3000 Elfen der Stadt hausen in einem Straßenzug, der vor einigen Jahren ausgebrannt ist und als Ruine zurückblieb. Und die Elfen des Viertels leben hier nicht freiwillig. Viele der Elfen werden aufgrund von Armut und rassistischer Resentiments in die Arme ihrer Volksbrüder getrieben, die selbst kaum Brot zum Brechen haben. Und es zeigt gleichzeitig den großen Gegensatz dieses Viertels. Während im "Schandfleck" 3.000 Elfen jeden Tag darben und gegen Krankheit kämpfen, werden alle bedeutenden Schulen von elfischen Gelehrten geführt. Wer hinter die völkische Fassade blickt, findet im Schandfleck vor allem Elfen aus dem Süden, die dem Elfenhof den Rücken gekehrt haben oder keine Chance hatten zurückzukehren und Elfen, die aus Ressourcenmangel aus dem Norden fliehen mussten, während die Elfen aus der städtischen Oberschicht der Stadt kommen.
Zudem lebt nahe des ruinierten Straßenzuges "187. Straße" die größte Tengu-Population.
Die meisten Bewohner dieses Viertels arbeiten für die Reedereien, Lager und Handelskompanien oder für eine der größten Industrien der Stadt. Das halbe Hafengebiet ist durchzogen von Piependreiher-Fabriken, während auf vielen Hinterhöfen und in vielen Hofbaracken Piependreiher-Stuben sind. Ob in der Fabrik oder in der heimischen Stube, eine der wichtigsten Industrien ist die Tabakindustrie, die fast die Hälfte der Viertelbevölkerung (+ viele weitere Bewohner Demjanowkas) in Arbeit hält, Nebenwirkungen inklusive.
Architektonisch gilt Primorsk aufgrund seiner stilisierten Hafengebäude als das schönste Arbeiterviertel, doch auch hier rauchen die Industrieschlote, die Schlote der Dampfer und die Schlote, in denen Mäulern der Tabaksüchtigen tagein und tagaus. Die gestuften Speicherhäuser sind dauernd belegt und das Hafenaufkommen immer noch groß, auch wenn die Ausfälle in den künstlichen Strömungen für einigen Ärger gesorgt haben.
Aufgrund der Nähe zum Handel befindet sich in Primorsk auch ein Gros der städtischen Anwälte und Notare.
Drei Beispielorte:Die Handelskompanie Bychkova und Töchter ist das älteste Handelshaus der Stadt und die große Dame der Stadt ist wahrscheinlich eine der letzten, schillernden Figuren der Stadt. Doch Frau Bychkova ist inzwischen über 80 Jahre alt und die immer in teuren Zobelfellen gekleidete Frau angeblich schon längst nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Ihre drei Töchter streiten seitdem um den Besitz des Handelshauses mit angeschlossener Reederei und die Marktführung auf dem Fellmarkt, dem Tabakmarkt und dem überseeischen Kohlehandel. Das alte Haupthaus des familiär geführten Handelshauses wird jedoch noch immer von Frau Bychkova selbst geführt und in einem nicht zu erwarteten Wandel hat die alte Pionierin des Handels im Alter ihr Herz für die elfischen Flüchtlinge entdeckt. Kaum eine zweite Frau (und schon gar kein Mann) setzt sich so sehr für die Belange der Elfen ein. In ihrem altehrwürdigen Furor ist sie sogar soweit gegangen, dass der Stadtrat sie hat zur Abdankung gezwungen, sodass die ältere Frau sich nun mit ihrem Vermögen und ihrer Resolutheit für das Wohl der Elfen einsetzt, sehr zum Ärger der Stadtmagistraten und ihrer Töchter. Und so wird das Haupthaus der Handelskompanie weitestgehend von den Städtern gemieden, das gilt umso mehr, dass immer mehr Elfen für eine Mahlzeit oder mit der Bitte nach Fellen zu ihr kommen und sie die Bitten erfüllt und sogar erste Lagerhäuser freigegeben hat, damit diese Elfen beherbergen können.
Das Piepenbrink & Piepenbrock Piependreiher-Museum ist eine der wenigen, frei verfügbaren Kulturleistungen im Hafenviertel Primorsk. Dieses Museum ist vor allem das Haus- und Hofmuseum des größten Tabakwarenherstellers der Stadt, in dem die Geschichte des Tabaks, der Zigarre und der Zigarette aufwändig erzählt wird. Und gleichzeitig ist es ein Ort mit Kultcharakter, denn er ist ein Anlaufpunkt einer jüngeren Generation von Menschen und Zwerge, die in der Zigarette nicht nur ein Suchtmittel oder einen Zeitvertreib entdeckt haben, sondern einen Lebensstil. Etwas, was P&P gerne aufnimmt und sorgfältig unterstützt. P&P sind Pioniere der Reklame und inzwischen nimmt es in der Stadt überhand, dass überall klebbare Papierfetzen hängen, auf denen für das Museum und die Produkte der Firma beworben werden. Ein Vorgehen, welches gerade Schule macht. Und so tummeln sich zwischen den Jugendlichen und Bon Vivants auch zunehmend Industriespione, die zu verstehen suchen, wie P&P so viele Personen unter seiner Suchtknute hält. Ist Reklame wirklich der Schlüssel dazu?
Das Gefängnisschiff Stárost
[1] dagegen ist ein unwillkommener und verwunschener Ort. Auf einer Hulk, die zugleich als Feuerschiff genutzt wird und in der Mitte des Hafenbeckens ihren Dienst tut, ist zudem das schwimmende Gefängnis der Stadt untergebracht. Es wird von bestialischen Haftbedingungen gesprochen und jeder, der lebend von der Hulk kommt, hat bisher beschworen, dort nie wieder hin zu wollen. Und jene, die in Gefahr stehen, dort nochmal hinzumüssen, nehmen sich eher das Leben oder fliehen aus Demjanowka. Die Stadt ist zunehmend willkürlicher mit dem Strafmaß und zu den schlimmen Haftbedingungen kommt zudem eine Überlastung der Kapazitäten. Gerade im Winter ist die Hulk ein Höllenschiff, und doch baut die Stadt darauf. Fliehende müssen durch das kalte Wasser schwimmen, sie sind fernab der Augen der Städter und so plant die Stadt einen zweiten Schoner zur Hulk umzuwandeln, und sei es nur, um den Willen möglicher Aufständischer zu brechen.