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Autor Thema: Córrea  (Gelesen 52044 mal)

Beschreibung: Episode 2.1

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Sanjan, von den Bahir

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Córrea
« Antwort #45 am: 26.12.2016, 18:13:29 »
„Der Gänserich vergisst Einzelheiten.“ Erwiedert Sanjan prompt. „Dein Fleisch ruht momentan in der Schlinge, da sich bis jetzt deine Worte als Wahr behaupten. Herr Solldat namens Basilio Aristide.“ Der Schamane funkelt Basilio eher neckisch als herausfordernd an. „Ob du jetzt andere anlügst oder hintergehst ist mir egal. Solange du nicht die Gruppe gefährdest.“ Sanjan nickt in Richtung des Wagens mit den Wahren. „Halbwahrheiten, um andere zu schützen ist was anderes. Sie sind noch immer nicht gerade Ehrenhaft aber solange keiner zu Schaden kommt hinnehmbar. Das habe ich von dir gelernt B a s i l i o.“ Leicht lächelte der Schamane. Für die drei alten Reisegefährten wirkte er deutlich lockerer als bei der ersten Aufgabe. „Siola kann das Lernen was sie möchte, sie hat gerade eine große Auswahl. Wenn sie ihr Wissen in den Kräutern verbessern möchte, also dem Heilen oder auch dem Kochen, kann sie mich tatsächlich ruhig fragen.“ Mit einem warmen lächeln blickte er die neben ihm sitzende Siola an. Schon bei seinen Besuchen im Hof hatte er ihr immer wieder ein paar Kräuter beigebracht und gezeigt, welche man zu heilenden Tees mischen könnte.

Amaara Firron

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Córrea
« Antwort #46 am: 27.12.2016, 11:40:42 »
"Danke" Das erste mal, seit sie ihre neuen Gefährten kennen gelernt hat, huscht Amaara ein ehrliches Lächeln über das Gesicht, als sie Basilios Kompliment zu ihrem Gesang hört. "Vielen Dank." Doch weiß sie nicht so recht, wie sie es auf fassen soll. "Gib Acht, Amaara.", ermahnt sie sich gedanklich, "Niemand macht dir Komplimente, ohne ein Ziel zu verfolgen."

Freundlich lächelnd, um sich ihr Misstrauen nicht an merken zu lassen erwidert sie also: "Es tut mir leid, dass ich euer Bild Kalamarischer Frauen nicht bestätige. Aber seid beruhigt: Zumindest am Hafen werdet ihr auch welche finden, deren Verhalten eher den Seeleuten entspricht. Eine Frau wie ich sollte man aber weniger hören als sehen. Jedoch seid ihr der erste der behauptet, ich sei nicht freizügig genug." Dabei zwinkert sie ihm schelmisch zu. Gedanklich jedoch macht sie sich eine Notiz, vielleicht doch bei Gelegenheit in ein auf reizenderes Kleid zu investieren. Jedoch würde weniger Stoff auch bedeuten dass es ihr schwieriger fallen würde, ihre Dolche zu verbergen...

Amaara hat jedoch kaum Gelegenheit, sich Gedanken über ihre zukünftige Arbeits Kleidung zu machen. Wichtiger erscheint ihr nun Basilios Auflistung der Fähigkeiten der Gefährten. Gelegentlich nickt sie dabei mit dem Kopf, Teil weise um ihn zu bestätigen, Teil weise weil ihre eigenen Vermutungen bestätigt wurden. "Aha! Ich wusste es doch: Er bezeichnet sich sogar selbst als Lügner. Du darfst seinen Worten also nicht trauen."

Den restlichen Weg zum Lager hüllt sich die Elfe dann aber endlich in Schweigen. Vorsichtiges zu hören würde ihr in dieser Situation sicher mehr nutzen. Zudem ist sie sich sicher dass, welche Fähigkeiten auch immer Siola auf ihrer Reise lernen wollte, sie nicht daran interessiert ist, Amaaras Gewerbe zu erlernen.

Khenubaal

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Córrea
« Antwort #47 am: 28.12.2016, 09:53:38 »
Siola lächelt, als Sanjan ihr bei der Vorbereitung des Abendmahls zu Hand geht. Die junge Frau ist sichtlich erfreut, sowohl über die Aufmerksamkeit, als auch über die ganz praktische Hilfe. Sie hat zwar bei Jaresh auf dem Gut sehr gut Kochen und Backen gelernt, aber es ist eine Sache, in einer geräumigen Küche mit gut gehauenem Ofen, gekehrten Feuerstellen und Geschirr für jede Gelegenheit ein Essen zu zaubern, und etwas völlig anderes, dies am Feuer eines Feldlagers zu tun, mit nichts, als einigen Pfannen und ein Paar Dolchen zu Verfügung.

So schaut sie sich das ein oder andere vom Schamanen ab und merkt sich auch die Kräuter, die er als Beimischung zum Eintopf empfiehlt. Ihrerseits versucht sie auch nach Möglichkeit etwas über die Zubereitung des Essens zu erzählen, was Sanjan interessieren könnte, doch das meiste bleibt nur Theorie. Der Bahir merkt, dass Siola deutlich feinere Speisen kochen könnte, als er, wenn sie die Küche dazu zu Verfügung hat, nicht jedoch hier. Die Probe des Gesagten wird also bis nach der Reise warten müssen.

Bald ist der Eintopf abgekocht und kann eingeschenkt werden. Siola holt die Schüsseln der Gefährten ein und lässt sie von Sanjan füllen. Dann verteilt sie diese wieder. Ihr blick fällt dabei auch auf Grimnir, der den neuen gefiederten Begleiter mit drohenden Blicken auf Abstand hält. Wieder muss sie lächeln.

Schließlich ist das Essen verteilt und vertilgt und die Gefährten sitzen noch am Lagerfeuer herum. Unwillkürlich geht der Blick in die Ferne und nach oben. Der Nachthimmel ist klar, ein dichter Sternenteppich scheint hinab, zieht die sanften Hügelhänge der gakelitischen Felder und Steppen silbern nach. Ein beruhigender Anblick - und überhaupt, eine ruhige Nacht. Nur das Knistern der brennenden Holzscheite und das Zirpen der Insekten ist zu hören.

Fern im Norden wird das Sternenlicht matt und undeutlich. "Das ist der Nebel des DuKemp-Moores, des riesigen Feuchtgebiets zwischen Ek'Gakel und Korem", meint Siola. "Die Pflanzen- und Tiervielfalt dort ist enorm. Sie ist nur noch mit jener in den großen Wäldern und Dschungeln von Tellene vergleichbar. Eier, Fleisch, Felle und Knochen seltener Arten locken Jahr für Jahr Jäger in die Sümpfe. So wie die Panzer der Riesenschildkröten des Moores, die zu Rüstungen, Schilden, oder zu Schmuck für kalamarische Damen und dekorativen Gegenständen für ihre Villen verarbeitet werden. Man sagt, in Bet Kalamar sind sie ihr Gewicht in Gold wert. Das Moor hat schon viele Gakeliten reich gemacht. Und es hat schon vielen den Tod bereitet. Jaresh hat mir erzählt, dass mehrere Echsenmenschen- und Gnollstämme in den Sümpfen leben, und auch reptilienhafte Ungeheuer. Immer wieder verschwinden Karawanen und Wanderer in der Nähe des Moores, weil sie ihnen in die Falle gehen." Siolas Worte sind eine Erinnerung mehr für die Gefährten, dass es ratsam ist, trotz der trügerischen Ruhe, Wachen aufzustellen.

Die junge Frau verstummt wieder, lächelt jedoch verhalten. Sie sitzt neben Sanjan, hat die Beine angezogen und diese mit den Armen umschlungen. Offensichtlich ist sie froh, zumindest mit dieser Information den anderen ein wenig von Nutzen zu sein auf der Reise. In Gedanken geht ihr Blick nach oben zum Himmel. Als Sanjan dies bemerkt, deutet er auf die Sterne und zeigt ihr auf, wo die wichtigsten Sternbilder zu finden sind, an denen sich Reisende orientieren, und wie man am einfachsten die Himmelsrichtung ausmachen kann. Siola nickt, hört zu. Auch als Sanjan geendet hat, schaut sie nach oben.

"Eintausend für jeden Krieger, der je in der Schlacht gefallen ist. Und eintausend für jeden, der noch fallen wird...", murmelt sie schließlich gedankenverloren. Erst als sie die Augen senkt und die fragenden Blicke der Gefährten bemerkt, wird ihr bewusst, dass sie laut gesprochen hat, und sie errötet.

"Es tut mir Leid", murmelt sie. "Ich meinte die Sterne. Das ist ein Zitat aus einem der frühen Werke von Sariamenti Partutu, einem berühtem Dichter aus Kalamar. Vielleicht kennt jemand von euch das eine oder andere Buch von ihm?"[1] Basilio muss schlucken bei diesen Worten - die Unterhaltung in der Bibliothek der Festung von Korem kommt ihm wieder in den Sinn. "Ich muss gestehen, ich selbst habe nur wenig von ihm gelesen und ich finde wenig gefallen an seinen Werken", fährt Siola fort. "Aber meine Mutter hat ihn gemocht. So sehr, dass sie die Stellen, die ihr am meisten gefielen, in ein eigens dafür angelegtes Zitatheft eingetragen hat. Aus diesem hat sie Córrea und mir oft vorgelesen. Ich war vier, als ich sie verlor, aber ich kann mich trotzdem fast an jedes Zitat erinnern."
 1. Wer mag, kann würfeln, ob er den Dichter kennt. Knowledge (Culture oder History o.ä.) DC 10 - kennt den Namen und die berühmtesten Werke, DC 15 - hat 1-2 Bücher gelesen, DC 20 - kennt alles von ihm, inklusive geschichtlichen Hintergrund, ich liefere Infos nach in Abhängigkeit vom Wurfergebnis; Basilio: Sonderfall, du kennst aufgrund des HG bereits den geschichtlichen Hintergrund und hast auch die wichtigsten Werke gelesen.

El`ssa

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Córrea
« Antwort #48 am: 29.12.2016, 10:35:32 »
Auf der Reise

Als Amaaras liebliche und trainierte Stimme ihre Trommeln zu begleiten beginnt, passt El'ssa sofort die Tonfolge an, um ihrer Melodie zu genügen - für geschulte Ohren ist zu erkennen, dass sie es gewohnt ist, zu begleiten. Mit dem Abbruch der Elfenstimme dreht sich die Halb-Kargi um und tönt durch die Vermummung: "Aber bitte singt doch weiter, es ist wesentlich angenehmer von euch als von Pfeifen und Soldatenkehlen begleitet zu werden. Anwesende dabei explizit ausgeschlossen.", schießt sie noch schnell hinterher mit einem Blick auf Basilio, Flannait und Tarquetik.

Amaaras Ausführungen folgt sie aufmerksam und fragt: "Worauf begründen die Innerstädter ihre besondere Position? Wer sind diejenigen, die die Trennung aufrechterhalten und schützen? Fallen neue Gesichter in ihrer Mitte eher auf, wenn sie Diener oder Herren verkörpern, oder vermeiden sie die Peinlichkeit, eine Person nicht zu erkennen, so sehr, dass man als Fremdes garnicht wahrgenommen wird? Wen kennt ihr dort beziehungsweise wer könnte euch erkennen?" Mangels Gesichtsausdruck steht nur ihre Stimme zur Verfügung, um eine Abneigung gegen die Stadt herauszuhören, doch davon ist keine Spur zu erkennen. El'ssa scheint einiges gewohnt zu sein.

Die Frage zu Herrn Dorguln beantwortet sie in leicht lakonischem Ton: "Primär helfe ich einem Freund, sekundär setzte ich mich für eine gerechte Sache ein. Das er Freund der Ukhtark ist und eine Aufwandsentschädigung in Aussicht gestellt hat, ist da fast nebensächlich. Bisher bin ich gereist, um mein Wissen zu mehren und Familiendinge zu klären."

Basilios Spitze mit dem 'Eigenlob' lässt sie überhaupt nicht reagieren, sie nickt nicht einmal zustimmend oder ablehnend. Seine Selbstanalyse mit dem Lügen auf der einen und der naive Gedanke, es gäbe in seinem Land keine Korruption, auf der anderen Seite, lässt El'ssa unter ihren Gesichtsverbänden so kichern, dass sie fast den Rhythmus verliert. Von dem Blutschwur hat sie gehört, doch lauscht sie aufmerksam auf die Diskussion der beiden damit verbundenen Herren bezüglich ihrer unterschiedlichen Interpretation, immerhin lässt dies einiges auf die Gedankenwelt der beiden rückschließen. So lauscht sie auch auf, als die Elfe andeutet, dass sie von anderer Seite häufiger als freizügiger wahrgenommen würde. Ihr Bild von ihr gewinnt damit eine weitere Facette.


Am Lagerfeuer

Tarquetiks verträumte oder nachdenkliche Art im Lager lässt El'ssa ein wenig stutzen, er wirkt leicht abgelenkt. Ob ihn etwas auf der Seele brennt oder ob er immer so ist, fragt sie sich, belässt es aber erst einmal dabei.

Amaaras Lob schafft es tatsächlich, ihren von den Stoffstreifen befreiten Wangen eine lila Verfärbung zu geben. "Nasumpa bilang ang tanging lumilikha? Siya ay may isang kahanga-hanga epekto - ngayon oras Taglay ng isang lumamig na ulo!"[1] Sie neigt ihren Kopf und antwortet ausweichend: "Vielen Dank, Rhythmus, Musik und Worte haben einige Macht, richtig eingesetzt."

Beim Wechselspiel ihrer Krähe mit dem Wolf blickt sie nur gelegentlich hinüber, um etwaige Dummheiten zu stoppen, doch scheint es nicht notwendig. Sie freut sich über Sanjans Annahme ihres Vorschlags und verbirgt ihre Verwirrung, dass er eine Bedingung an die Einteilung der restlichen Wachen stellt, die sie bereits mit abgedeckt hatte.

Bisher scheint Siola ihren Vorschlag, sich mehr beibringen zu lassen, auf ihre Stärken und Interessen zu begrenzen. Auch der nach dem Austausch von Geschichten verhallt ungehört. Sie nickt zu Siolas Ausführungen, ob zur Bestätigung oder zum Dank, ist nicht ersichtlich. Ihr Zitat entlockt der Halb-Kargi ein Aufblicken und eine skeptisch hochgezogene Augenbraue, auf die Frage nach Kennen der Werke nur ein uneindeutiges Wiegen des Kopfes.

Sie wendet sich an alle, speziell aber den Koraker: "Herr Aristide de Laroque, zur Erklärung für mein Unerkanntes betreten fremder Länder. Unter anderem habe ich mich einer einfachen Verkleidung bedient, die ihr heute gesehen habt. So ist wenig zu erkennen und auf die Frage nach dem Grund dafür kommt die Antwort, ich würde mein erschreckendes Aussehen verbergen. Meist ist die Erwähnung einer Zeichnung durch die Beulenpest oder Pocken oder wie ihr sie nennt dann schon nicht mehr notwendig. Für zeitlich begrenzte Kontakte eine einfach aufrechtzuhaltende Tarnung." Parallel beschäftigen sich ihre Hände damit, eine wohlriechende Kräutertinktur zu verreiben, da diese vom stundenlangen Trommeln in Mitleidenschaft gezogen sind. Anschließend beginnt sie, ihr Rüstung sowie einige anscheinend dazugehörenden Gelenke und Lederbänder an ihrer Kleidung zu pflegen. Danach versucht sie es noch einmal: "Wo stammt ihr her und was habt ihr erlebt beziehungsweise zu eurem Lebensunterhalt getan? Fräulein Amaaras Frage in diese Richtung war ein guter Beginn, so könnten wir mehr übereinander lernen."
 1. Kargi: Verflixt, wie schafft die das nur? Sie hat eine beeindruckende Wirkung - nun behalte mal einen kühlen Kopf!
« Letzte Änderung: 29.12.2016, 10:35:44 von El`ssa »

Basilio Aristide

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Córrea
« Antwort #49 am: 30.12.2016, 01:14:28 »
Auf dem Karren mit Amaara:

"Oh, ich sprach nicht von billigen Flittchen, sondern von gepflegter Konversation in gehobenen Kreisen"
, versucht Basilio bei Amaara den falschen Eindruck zu korrigieren, den er mit seiner Rede über freizügige Damen offenbar bei ihr erweckt hat. "Man neckte mich gern, ich würde nicht ein Bankett in kalamarischen Adelskreisen überstehen, oder vielmehr den größten Teil davon verpassen, da gewiss das ganze Innuendo komplett an mir vorbeiginge und selbst wenn mir das sorgfältig orchestrierte Hin und Her der Gesten, Blicke und Worte, die oberflächlich von etwas ganz anderem sprechen, auffliele: missverstehen würde ich das alles bestenfalls. Nun bin ich seither ein wenig schlauer geworden, möchte ich behaupten, obwohl meinen bisherigen Lehrmeisterinnen in dieser schönsten aller Künste leider jegliche Subtilität abgeht. Wenn du, Amaara, mich also darin ein wenig anlernen wolltest, also in der spielerischen Konversation zwischen Frau und Mann zur beidseitigen Erbauung, nicht in dem, äh, Danach. Also, ich plane jetzt kein Leben als Schwerenöter, sondern wünsche mich lediglich in derlei Geplänkel zu üben, um mithalten zu können, um es richtig zu deuten, wenn es mir begegnet, um nicht dumm dazustehen... wie gesagt, die Subtilitäten interessieren mich, nicht plumpe Direktheit.

Was sagt du, willst du mir da helfen, Amaara? Ich darf doch 'du' sagen, ja? Unter Kameraden, finde ich nämlich, gehört sich das so. Leute, zu denen man 'du' sagt, lassen sich auch gleich viel schwerer anlügen."


Später, an Sanjan gewandt:

"Ich bezweifle, dass wir Sterblichen je mehr als die halbe Wahrheit kennen", entgegnet Basilio auf das Necken und klingt dabei, im Gegensatz zu Sanjan, völlig ernst. "Vielmehr hege ich tiefstes Misstrauen gegenüber jedem, der von sich behauptet, im Besitz der vollen Wahrheit zu sein. Ein solcher Mensch ist gefährlicher, und unehrenhafter, als hundert Lügner."

Am Lagerfeuer dann, zu Siola:

"Ach herrje, das klingt schon schrecklich pathetisch, wenn man es so unter einem Sternenhimmel rezitiert bekommt! Wenn man die Romane selbst liest, fällt es einem nicht gar so arg auf... Verzeih, Siola, aber tausend gleich, im Ernst? Über einen einzigen tät' ich mich schon freuen, wenn ich röchelnd auf dem Schlachtfeld krepier. Nächstes Jahr, schätz' ich mal, darf man damit rechnen, die Chancen stehen gut darauf! Ob's der da wird?" Er deutet auf einen besonders hellen, flackernden Stern im Bild des Schützen. "Und Vater gleich daneben, der etwas größere. Und da der Luis! Gaspar und Ippolit, die beiden, die da so eng beisammen sind, und der alte d'Orsay etwas weiter weg. Ja, ich denke, ohne die Schlachten des kommenden Jahres wäre es heute nacht hier viel dunkler—laut Partutu."

El`ssas Erklärungen unterbricht er gleich zu Beginn. "Basilio, bitte. Aristide ist bloß mein zweiter Vorname, der so recht eigentlich nur dazu dient, dass ich ihn einst meinem Erstgeborenen vermache, wenn ich denn dieser Tradition folgen will, was ich anbetrachts der besonderen Umstände für recht unwahrscheinlich halte." Danach aber lauscht er ihren Ausführungen mit wachem Blick.

"Ha!" ruft er aus, kaum hat El`ssa geendet. "Nichts anderes habe ich getan, als ich mich in Kezhdal als Gryphius Hengrimm, der freundliche, wenn auch etwas tölpelige Händler aus Pekal vorstellte! Ein 'Basilio Aristide de Laroque, korakischer Feldwebel' wäre doch gar nicht eingelassen worden oder höchstes, um ihn sofort in die Grube zu schmeißen. Derlei Vorurteile lassen sich weder mit Ehrlichkeit noch mit guten Absichten überwinden und zu guten Taten erhält man auf diese Weise gar nicht erst die Gelegenheit! Wie ihr jetzt von El`ssa hört ist es da eine Selbstverständlichkeit, sich unerkannt einzuschleichen. Trotzdem wurde hinterher um diese Sache ein Riesenbohei veranstaltet, als ich sie—von mir aus!—gestand. Dabei waren meine Absichten niemals feindselig, spätestens seit ich Ma... go im Muog gehört habe und überhaupt klar wurde, dass eine dritte Partei da ein ganz böses Spiel mit beiden Dörfern trieb. Und deswegen ist es dumm, einen Menschen gleich wegen einer kleinen Notlüge umzubringen, der ansonsten womöglich ein ganz wunderbarer—und treuer!—Verbündeter geworden wäre."

Letzteres geht ein wenig mehr in Sanjans als in El`ssas Richtung. Danach seufzt Basilio erleichtert auf. Diese Sache wäre geklärt! El`ssas Frage nach Herkunft und bisherigem Broterwerb ignoriert er ebenso geflissentlich wie zuvor Amaaras bezüglich seiner Motivation, bei dieser Mission mitzumachen. Außerdem ist diesmal wirklich allgemein bekannt, woher er kommt und was sein Broterwerb ist.

"Aber ich würde gerne von dir hören, El`ssa, wie es in Kezhdal steht. Vor allem mit Barkas. Und... Maru."
« Letzte Änderung: 30.12.2016, 17:07:48 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

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Flannait Adair

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Córrea
« Antwort #50 am: 30.12.2016, 16:10:56 »
Auch Flannait ist von Siolas Teilnahme an ihrer Reise nicht gerade begeistert, aber auch nicht überrascht.
In Siolas Schuhen würde sie auch darauf bestehen mitzureisen und es zeugt in ihren Augen von Jaresh' Weisheit, dass er es nicht darauf ankommen lässt, dass seine "Nichte" der Gruppe auf eigene Faust folgen könnte.
Die Halbelfe ist selbst überrascht wie genervt von Basilios Verhalten sie ist, selbst nach dem sich gezeigt hat, dass sein Kommentar auf einem Missverständnis beruht hat. Aber da er offensichtlich nicht anders lernt soll er doch sehen wie er sich aus seiner Affaire mit Mirtel rauswindet. Da hatte der alte General schon recht, höchste Zeit, dass der Junge Verantwortung für die Konsequenzen seiner Handlungen übernimmt.

Neben ihrer Stute Caoimhe lässt Flannait auch ihre alte Elfenklinge bei Jaresh zurück, mit der Bitte beides Fearchara zukommen zu lassen, sollte die Halbelfe nicht aus Propeldia zurückkehren.
Dann verstaut sie den Rest ihrer Ausrüstung auf dem geliehenen Pferd und in ihrem Rucksack, hüllt sich gegen die Kälte in ihren dicken dunkelgrünen Mantel und bricht mit den anderen auf.

Auf der Reise
Ohne zu Fragen übernimmt Flannait die Vorhut. Vielleicht abgesehen von Sanjan ist niemand in der Gruppe besser im Spurenlesen als sie, aber von etwaigen interessanten Spuren wird nach der Passage von Pferden und Wagen nicht mehr viel nach sein.
Das Getrommel der Sil'Kargi geht ihr zunächst auf den Geist. Wie soll man bei dem Lärm irgentwas rechtzeitig hören? Und ganz bestimmt braucht sie niemand zu belehren ihr Pferd nicht zu überfordern wenn es einen Tagesritt durchhalten soll. Aber den Effekt der Trommel auf die Reisegeschwindigkeit kann sie nicht bestreiten. Wenn El'ssa das durchhält könnten sie fast einen ganzen Tag einsparen.
Ansonsten ist die Halbelfe abgelenkt und hört den Gesprächen höchstens mit halbem Ohr zu. Erstens muss sie ihr geliehenes Pferd kennenlernen, das weder so gut ausgebildet noch ihr so vertraut ist wie ihr eigenes und zweitens treibt sie ihr schlechtes Gewissen um.
Sie kommt zunehmend zu der Erkenntnis, das sie überreagiert hat als sie Basilio einfach so stehen lies. Schlieslich hatte  sie doch eigentlich mit ihm reden wollen. Wenn sie nur nicht so wütend über seine Flirterei gewesen wäre. "Amell hat recht. Wenn er blos nicht diesen kleiner-Junge-Charme an sich hätte käme er viel seltener in Schwierigkeiten. So wie es ist wird ihn seine Flirterei eines Tages noch umbringen. - Ja, und wenn Du das sehenden Auges zulässt wird Amell Dir nie verzeihen."
Aber es ist der selbe verheerende Charme der verhindert, dass sie ihm noch länger böse sein kann und so nimmt sie sich vor am Abend eine Gelegenheit zur Aussprache zu suchen.

Am Lagerfeuer
Flannait hatte das Umfeld des Lagerplatzes auf Spuren untersucht und keine frischen gefunden, jedenfalls keine die auf eine unmittelbare Gefahr schließen liesen[1]. Da ihre vergleichweise große Gruppe, das Gerumpel des Wagens und die Trommelei garantiert jedes Wild in der Gegend verscheucht haben verwirft sie jeden Gedanken daran in der Dämmerung auf die Jagd zu gehen. Schließlich hat Dorguln ihnen genug Vorräte mitgegeben. 
Unwillig muss Flannait erkennen, dass die von El'ssa vorgeschlagene Einteilung der Wachen Sinn ergibt. Je eine Person mit Elfischer Dämmersicht pro Wache. Und aus ihrer Sicht: Je eine vertrauenswürdige Person in den beiden Wachen die sie nicht selbst hält. Und eine Gelegenheit zu einem Vieraugengespräch mit Basilio später. Die verdammte Grünhaut scheint ihr Handwerk wirklich zu verstehen.
Und Wachen werden sie brauchen. Es ist nicht Flannaits erste Reise von El'Gakel nach Korem und nachdem was sie über das DuKemp-Moor weis[2] wird es seinem gefährlichen Ruf absolut gerecht. Allerdings ist sie überrascht, das Siola so gut über das Moor bescheid weiß. Es wird immer offensichtlicher das Jaresh anscheinend mit mehr als blos Pferden handelt.
Allerdings ist der Eintopf wirklich Gelungen und am Feuer bringt Flannait auch die Konzentration auf den Gesprächen mit Interesse zu folgen, auch wenn sie selbst schweigt.
Bei Basilios Ausführungen zum Thema Lügen und seiner Empörung darüber, für seinen Auftritt als Gryphius verurteilt zu werden, muss sie tatsächlich lächeln obwohl sie mit seiner Ansicht das jene die meinen die absolute Wahrheit zu kennen gefählicher sind als jeder Lügner ebenso übereinstimmt wie mit der, das es eine Menge Situationen gibt, in denen eine Lüge besser ist und einen weiter bringt als die Wahrheit.
Aber als er dann auf Maru zu sprechen kommt verschwindet das Lächeln wie weggewischt.
Das kommende Gespräch während der Nachtwache ist wirklich dringend.
 1. Survival: 17
 2. Knowledge Geography: 23
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

Amaara Firron

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Córrea
« Antwort #51 am: 31.12.2016, 16:49:05 »
El'ssas Lob zaubert Amaara erneut ein Lächeln auf ihr Gesicht. Seltsamer weise fällt es ihr auch nicht schwer, der Sil-Kargi ihre Worte zu glauben. Vielleicht deshalb, weil auch sie Musik zu lieben scheint. Ihre Fragen beantwortet sie jedoch nicht sofort. Zum einen weil sie sie nicht unter brechen möchte, zum anderen fürchtet sie dass die Antworten auf diese Fragen ihre Heimat bei ihren neuen Gefährten wieder in einem schlechten Licht erscheinen lassen könnten. "Die Reise wird ohnehin noch eine Weile dauern.", rechtfertigt sie ihre Entscheidung vor sich selbst.

Während Basilios Erklärung wird Amaara immer stiller. "Was meint er damit jetzt schon wieder?", fragt sie sich, "Er kann nicht wirklich glauben, dass ich an nehme, er würde eine solche Bitte ernst meinen." Es beschleicht sie das Gefühl, dass Basilio immer noch einen falschen Eindruck von ihr hat. "Nicht verwunderlich. Ich habe ja auch aktiv versucht, ihm Anhalts Punkte über mich vor zu enthalten." Das Erfolgserlebnis, ihn getäuscht zu haben wird jedoch etwas getrübt durch das Bewusstsein, nie eine der Damen sein zu können von denen Basilio sprach. Aber vielleicht würde sie ihn ja zumindest eine Weile glauben machen können, sie würde zu der entsprechenden Gesellschaft gehören. So nickt sie einfach nur und überlässt es ihm, ob dies nun eine Antwort auf seine Bitte oder auf seine Frage danach ist, wie sie einander an reden sollen.

Am Lagerfeuer:

Nachdem das Lager auf gebaut ist, lauscht Amaara den Konversationen aufmerksam, während sie nur gelegentlich an ihrem Eintopf herum pickt. Hin und wieder wird sie zwar von dem Schauspiel das Sanjans Wolf und El'ssas Krähe liefern abgelenkt, doch gibt sie sich Mühe, diese Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, um mehr über ihre Gefährten zu erfahren. So nickt sie auch bestätigend auf den Vorschlag der Sil-Kargi, mehr von einander zu erzählen und mit einem einfachen: "Ja.", unterbricht sie ihr Schweigen.

Siolas Worte jedoch lassen sie sofort wieder in Gedanken versinken. Das Mädchen hatte offenbar in ihrem kurzen Leben dennoch eine weit bessere Bildung erfahren als Amaara bisher. So wusste sie auch - wenn auch nur aus Erzählungen - besser über die Gefahren Bescheid, mit denen ein Reisender rechnen musste. Gefahren mit denen Amaara nie wirklich konfrontiert worden war. Erst jetzt versteht sie wirklich weshalb Efet so darüber besorgt war, sie auf die Reise zu schicken. Sie beschließt, in Zukunft vorsichtiger zu sein.

Doch auch Siolas Zitat und Basilios Reaktion darauf lässt ihr noch einmal schmerzhaft deutlich werden, welcher große Unterschied zwischen ihr und ihren neuen Gefährten besteht. Das einzige was sie rezitieren könnte wären Lieder die man in einer Taverne singt oder plumpe Liebes Gedichte die sie hin und wieder von einem Freier hörte. Aber Bücher? Lesen? Noch nie in all ihren Jahren hatte Amaara auch nur die Gelegenheit dazu gehabt. Sie hatte stets andere Dinge, um die sie sich sorgen musste. "Ich bin eben auch nur eines dieser billigen Flittchen.", erinnert sie sich, bevor sie sich nieder legt.
« Letzte Änderung: 05.01.2017, 13:19:28 von Amaara Firron »

Basilio Aristide

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Córrea
« Antwort #52 am: 31.12.2016, 17:29:54 »
"Oh, das wird eine lange Reise werden", meint Basilio, "wenn außer mir keiner freimütig von sich erzählt. Aber alle fragen bei den anderen nach!"

Er grinst in die Runde, dann legt er sich schlafen. "Weckt mich zur zweiten Nachtwache!"
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El`ssa

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Córrea
« Antwort #53 am: 01.01.2017, 10:26:42 »
Am Lagerfeuer

Basilios Einwurf, sie möge ihn auch mit Vornamen ansprechen und duzen, quittiert El'ssa mit einem Nicken und kurzen Lächeln. Seine Worte dazu, mit anderem Maß als sie gemessen zu werden, lassen sie ein wenig das Gesicht verziehen. Es hatte nach ihrem Aufbruch nur ein paar Begegnungen gebraucht, bis ihr klar geworden war, wieviel Überlebenschancen sie hatte beim ach-so-ehrenhaften offenen Auftreten. Leicht war ihr dies nicht gefallen, gerade wegen ihrer angegriffenen persönlichen Ehre. Und nun deswegen sich und ihren Stamm vor ihm zu rechtfertigen, gefällt ihr gar nicht. "Auch wenn der Beginn von Hernn Hengrimms Geschichte vergleichbar ist, gibt es ein paar Unterschiede. Mit der Illusion wurde wesentlich mehr als eine flüchtige Begegnung abgedeckt und es ging wesentlich tiefer in mit Vertrauen verbundene Bereiche. Die Kränkung war höher, vor allem, da auch beim 'Zugeben' entscheidende Punkte beiseite gelassen wurden und trotzdem um Vertrauen geworben wurde. Nicht alle sahen die Notwendigkeit der Tarnung überhaupt ein, wenn u keinen Schaden zufügen wolltest, wie du unter Gewährung einer entsprechenden Chance bewiesen hast."

Seine Frage nach Kezhdal entspannt ihre Gesichtzüge wieder und sie beginnt: "Die Planungen und Vorbereitungen zur Inbesitznahem und Nutzbarmachung der neuen Flächen sind im Gange, vor allem die Anpassungen an der Überwachung werden schon umgesetzt. Die Verletzten haben sich erholt und die täglichen Dorfgeschäfte nehmen ihren Lauf. Maru beantwortet deine Grüße mit eigenen, während Barkas alle Kampfgefährten grüßen lässt." Sie schaut in die Runde von Flannait, Basilio, Sanjan und Tarquetik, bevor ihr Blick sich etwas im Nachthimmel verliert.

Nachdem Amaara ihren zweiten Vorstoß bestätigt hat, ruhen ihre Augen auf ihr, doch scheint der Wortwechsel über Siolas Zitat die Umsetzung wieder vergessen zu lassen. Eigentlich traut El'ssa der Elfe keine solche Vergesslichkeit zu, aber dann legt sie sich auch noch hin. Sie hebt die Stimme, ohne die Verärgerung aus dieser herauszuhalten: "Fräulein Amaara, hattet ihr euch nicht bereiterklärt, die erste Wache zu halten? Soo" - Sie deutet auf ihr Nachtlager - "wird das nicht funktionieren."

Basilios quasi abschließende Worte lassen ihre Augen schmal werden, sie fixiert ihre Gegenüber wie als würde sie Dolche aus ihnen verschießen, während ihr Kiefer mahlt. Unwillkürlich versinkt ihre Hand in einer Tasche und fingert mit dem kleinen Spiegel, während sie ein paar Worte murmelt.[1] Sie spürt, wie ihr Temperament, das ihr schon so viele Schwierigkeiten gebracht hat, mit ihr durchgeht. Nur mit Mühe hält sie sich zurück und bringt wütend gepresst zwischen den Zähnen hervor: "Auch du hast die Fragen nicht beantwortet, Basilio! Viel gesprochen, ja, aber direkte Antworten nicht gegeben, wahrscheinlich davon ausgehend, dass alle Anwesenden ja sicher schon alles über dich wissen, was es zu wissen gäbe. Ich selbst beantworte alle Fragen,  die an mich gerichtet werden, aber meine eigenen? Scheint ja kein Sinn darin gesehen zu werden. Der Rest der Gruppe schweigt gleich komplett. Ist ja schön, wenn euch eine solche Form nicht passt, dann eben anders: Wir brauchen Absprachen und Vertrauen, um zusamenarbeiten zu können! Mag sein, dass ihr vier einander ja schon in- und auswendig kennt und alles weitere gestern geregelt habt, aber zumindest ein Mindestmaß an Professionalität beim Bewältigen dieser Aufgabe wäre ganz wünschenswert. Entweder wir lernen voneinander, auf wen wir uns in welcher Situation verlassen, wer geschützt zu werden braucht und wie wir generell auf Herausforderungen reagieren, oder wir werden uns nur gegenseitig im Weg stehen!" Mittendrin ist sie aufgesprungen und näher ans Feuer getreten. Der Widerschein flackert auf ihrer Haut und das Flattern und fragende Krächzen aus dem Hinergrund lassen die kleine Person ein wenig surreal wirken. Ein paar Augenblicke steht sie schwer atmend, dann schließt sie ihre Augen und scheint sich besser zu fangen, zumindest verringert sich die Anspannung.
Ruhiger setzt sie fort: "Bleiben wir konkret: Gibt es einen Anführer, dessen Entscheidung das letzte Wort bei Uneinigekeit oder Zeitnot hat? Wer spricht für uns in offiziellen Angelegenheiten und welche Geschichte soll er vertreten? Unsere Adair späht vor der Karawane und sucht Lagerplätze, ersatzweise Sanjan? Versuchen wir eine Bedrohung mit Verhandlungen zu lösen oder nutzen wir die erste Überraschung in unserer Gegenwehr? Wer achtet im Kampf auf Siola und - wenn notwendig - Amaara? Dergleichen gibt es noch einiges mehr und vielleicht hat der ein oder andere ja auch noch eine Frage offen?" Diesmal bleibt ihr Blick mehr auf Flannait und Tarquetik ruhen, die sich ihrer Meinung nach am wenigsten beteiligt haben.
 1. 1.level Tap inner Beauty

Basilio Aristide

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Córrea
« Antwort #54 am: 01.01.2017, 19:34:26 »
"Direkte Antwort möchtest du, El`ssa?" Basilio setzt sich noch einmal auf. "Also schön. Ich stamme aus Korak. Nach vierjähriger Offiziersausbildung war ich vor Beschluss des letzten Waffenstillstands ein Jahr und vier Monate als Feldwebel an der Südfront, wo ich zu meinem Lebenserhalt so viele Grünhäute wie möglich erlegt habe, vorzugsweise durch Anschleichen von hinten mit anschließendem Kehle-Aufschlitzen, da ich offen Mann gegen Mann keine Überlebenschance gegen einen Krangi-Krieger hätte. Das mögen manche für unehrenhaft halten—zumeist solche, die selbst dick Muskeln haben, aber ein schlechtes Gehör—aber derlei Geschwätz habe ich gründlich satt. Es geht ums nackte Überleben, und zwar das eigene wie auch das der Lieben daheim und unseres gesamten Volkes. Wenn ich dafür meinen privaten Stolz, meine private Ehre opfern muss, so sei es.

Was mache ich zurzeit? Nun, nachdem der Waffenstillstand ausgehandelt war, hatte mein Vater, der General—also mein Adoptivvater—plötzlich wieder Zeit und Muße, die sich häufenden Insobordinations-beschwerden gegen seinen einzigen Sohn vonseiten dessen befehlshabender Offiziere zur Kenntnis zu nehmen und sich darob zu sorgen. Aus Furcht vor einer tatsächlichen Anklage hat er mich von der Front abgezogen und einem seiner ältesten Freunde, Chef seines Generalsstabes, persönlich unterstellt, der mich seither auf die läppischsten Botengänge schickt, in fahrlässiger Missachtung meiner Talente. Die Hauptsache, der Bub' ist irgendwo, wo er keinen Ärger machen kann! Meine Einmischung neulich in innergakitische Affären geschah also ohne die geringste Anweisung von oben, übrigens ganz wie ich sagte, aus meinem privaten Bedürfnis heraus, endlich einmal wieder etwas bedeutsameres zu tun, als Brieflein auszutragen. Hinterher, beim Bericht daheim, obwohl die Schelte überwog, erkannte man dann doch zähneknirschend an, dass mir da etwas gelungen war, das noch kein Koraker zuvor geschafft hat. Deshalb schickte man mich wieder zurück, wohl in der Hoffnung, Jareshs nächste Bitte hätte abermals lokale Bezüge und ich erhielte auf diese Weise weiterhin die Gelegenheit, etwas von und über die Ukhtark zu lernen und die vorsichtige Annäherung der beiden Dörfer, auf dass ich mich—sollten wir den nächsten Sturm überstehen—hinterher bei den Verhandlungen mit Norga-Krangel nützlich machen könnte.

Strenggenommen hätte ich also Jareshs Auftrag ablehnen müssen, da er den Absichten meines Vaters entgegenläuft. Kurzfristig gesehen zumindest. Langfristig... ach, aber ganz so weit schau ich normalerweise nicht in die Zukunft, noch rechne ich derart kalt Kosten wider Nutzen aus. In jeder Situation versuche ich einfach nur das richtige zu tun.

Manik sagte einmal, aus mir werde eh keiner schlau, und Sanjan wie auch El`ssa werfen mir vor, wichtige Einzelheiten auszulassen. Allgemein scheint es euch schwerzufallen zu erkennen, wann ich etwas ernst meine und wann nicht. Das könnte der Grund sein, warum Amaara vorhin nach meiner unbekümmerten Anfrage verschreckt verstummte: vielleicht wusste sie einfach nicht, ob ich es ernst meinte oder nicht? Das tat ich übrigens, wie ich überhaupt unter Kameraden meistens in völligem Ernst spreche, mögen meine Worte auch leichtfüßig oder gar scherzhaft daherkommen. Wie ich schon mehrmals betont habe, auch wenn ihr's mir nicht glauben wollt: ich bin ein guter Kamerad. In meiner Zeit an der Südfront hatte mein Trupp stets mit die höchsten Überlebendenzahlen, und das nicht, weil wir die Gefahr scheuten, sondern weil ich auf meine Leute achtgeb. Flannait kann das bestätigen. Hauptfeldwebel wäre ich längst, wenn Vater mich nicht so einfach, ohne jede Notwendigkeit—"


Frustriert schnaubend schüttelt Basilio den Kopf und sieht El`ssa direkt an.

"Reicht dir das, um entscheiden zu können, ob du mir erst einmal vertrauen magst? Mir reicht in Bezug auf dich übrigens die freudige Art, mit der Barkas dich vor Gulasado begrüßt hat. Ich vertraue seinem Urteil und sehe mich sogar in der Pflicht, auf jemanden, der ihm so viel bedeutet, achtzugeben."

Damit legt er sich wieder hin, kuschelt sich unter seine Decke, knufft sich seine Kopfunterlage zurecht, und lacht plötzlich. "Der mit dem Anführer, der war gut." Er kichert eine ganze Weile vor sich hin, bis er wieder ernst wird. "Verhandlungen finde ich prinzipiell immer besser, das gilt für ein fremdes Land doppelt. Die Situation müsste schon sehr eindeutig dagegen sprechen..." Letzteres murmelt er schon recht schläfrig.
« Letzte Änderung: 08.07.2018, 15:22:32 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Sanjan, von den Bahir

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Córrea
« Antwort #55 am: 02.01.2017, 23:43:30 »
Am Lagerfeuer brodelte nicht nur El´ssa sondern auch Sanjan. Ja sein scherz war mehr als unbeholfen, vielleicht auch zu besserwisserisch rüber gekommen. Dabei hatte Basilio ja um einen Freibrief gefragt aber gut, er kontert gleich mit dem Ahnenwissen. Als ob das Sanjan oder irgendein sterbliches Wesen je haben könnte. Am meisten ärgert ihm aber die viel zu ernste Aussage. Der Ton und die Worte zu den armen irren die die Volle Wahrheit kennen wollen, wirkt auf Sanjan gerade mehr wie eine Anklage Basilios. Auf der anderen Seite kann man es auch noch ganz anders, zugunsten aller Lügner, interpretieren. Wahrscheinlich bekommt er es aber gerade nur in den falschen Hals. Basilio kann einfach zu gut mit den Worten spielen. Also löffelt er wütend die Suppe aus.

Irgendwie ist aber auch die Stimmung am Boden. Schon während den zwei Tagen war eher ruhe und jetzt gipfelte es in einem Ausbruch der Gefühle von den drei scheinbar redefreudigsten. Sanjan der ja schmollte wie eine auf den Schwanz getretene Katze, Basilio der sich verteidigte wie ein in die Ecke gedrängter Hund und El`ssa die zeterte wie eine Elster beim Nestbau.
Als Basilio endete, blickt Sanjan zur Halbkargi. „Jap, einen richtigen Anführer gibt es nicht. Bei der Sache mit dem Überfällen und den Vermittlungen mit den Kargi habe ich geführt. Bei den Elfen teilte ich mir den Posten mit Basilio, jedenfalls bis es wieder zu den Kargi ging. In der Schlacht gibt Tarqetik voran. Wobei Basilio oder ich die Gespräche führten, oder auch eigene Angriffe machten. Kurz um, je nach Situation wird diese Gruppe geführt.“ Auch wenn Sanjan Basilio erwähnte, blickt er nicht zu ihm. Er blickt gerade nur die Halbkargi an. „Was die anderen Sachen angeht, Tarqetik geht direkt in den Kampf. Er kann sehr gut Gegner aufhalten und besiegen. Dasselbe gilt für Grimnir. Flannait ist gut mit dem Bogen aber kann sich auch gut im Nahkampf währen. Basilio hat auch nicht nur seine Zunge, im Fern aber auch Nahkampf ist er einsetzbar. Wobei er recht flink seine Positionen wechselt. Ich bin eher der Unterstützer, weiß mich aber auch zu währen. Optimal unterstütze ich und gehe dann mit dem Speer in den Kampf um die Gegner vor unseren wirklichen Fangzähnen abzulenken.“ Sanjan atmet tief ein und blickt zu Siola. „Ich helfe, weil ich dem Stamm schon immer geholfen habe. Sei es mit Kräutern, Wort oder Speer.“ Dann blickt er wieder zurück zu El´ssa „Ich bin ein Schamane der Bahir. Somit bin ich am Ende allen Dejy verpflichtet, so sie mich um Unterstützung ersuchen.“ mehr viel ihm nicht ein, was er sagen will. Familiengeschichten, wie die von Basilio, gingen nicht Bahir nichts an. Also legt er Holz nach und blickt in die Flammen.

Flannait Adair

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Córrea
« Antwort #56 am: 03.01.2017, 02:30:20 »
Am Lagerfeuer:
Flannaits erster Impuls bei El'ssas beinahe Wutausbruch ist Ärger über die Anmaßung der Halbkargi.
Aber eigentlich hat sie ja recht, ein gewisses Maß an Kooperation und Koordination ist nicht nur erstrebenswert sondern notwendig und auch wenn sie es ungern zugibt, hätte jemand ohne Kargi-Blut die gleichen Vorschläge gemacht hätten sie in Flannaits Ohren nicht halb so anmaßend geklungen.
Als Sanjan endet ist Flannaits Ärger so weit abgekühlt, dass sie als nächste das Wort ergreift. Ihre Stimme ist kühl, fast eisig und sieht der Halbkargi direkt in die Augen.
"Ich bin Flannait Adair und Declan Adair Fürst von Jaylin ist mein Großvater, aber meine Mutter war eine Kalamarerin und somit werde ich soweit es Declan und die meisten in Jaylin betrifft nie eine wahre Adair sein.
Aber wie alle Adair habei ich gelernt mit Bogen und Klinge umzugehen, zu jagen, Spuren zu lesen "
  ihr Tonfall wird deutlich sarkastisch "und mich so  zu bewegen, dass man mich nicht schon von einer Meile Entfernung kommen hört. Der Waffenstillstand nahm mir die Gelegenheit meinen Vater zu rächen und Fürst Declan hatte nach Vaters Tod weniger Grund den je meine Anwesenheit in Jaylin zu tolerieren.
Also ging ich nach Korak, verdingte mich als Kundschafterin, traf Basilio und "
, sie nickt in Basilios Richtung ehe sie ihn zitiert, "tötete so viele Grünhäute wie ich konnte." Sie seufzt und der Blick ihrer grünen Augen wechselt von El'ssa zu Basilio und wird etliche Grade wärmer. "Und ich bin hier weil ich nicht nach Hause kann so lange mein Großvater regiert und weil Basilio trotz seiner gelegentlichen Begriffstutzigkeit mein Freund ist, genau wie seine Schwester, die mir nie verzeihen würde wenn ich ihn alleine auf dieses halsbrecherische Unternehmen gehen lassen hätte und ihm was passiert wäre." Was den Anfüher anbelangt: Wer ausser Basilio kann den hier glaubwürdig den Händler spielen dessen Waren wir angeblich beschützen?"
« Letzte Änderung: 05.01.2017, 10:16:24 von Khenubaal »
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

Khenubaal

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Córrea
« Antwort #57 am: 05.01.2017, 10:15:55 »
Und so reden die Gefährten noch eine Weile, während die Hitze langsam an den Scheiten zehrt, und die Feuerzungen stetig abnehmen. Siola verfolgt die nochmaligen Vorstellungen mit großem Interesse. Auch für sie sind viele der Informationen neu - bis auf Sanjan kennt sie niemanden in der Runde näher.

Schließlich legt man sich zu Bett und die Zweierwachen übernehmen nacheinander ihre Schichten.[1] Es ist eine ruhige Nacht. Das Züngeln des Feuers verkommt langsam zu einem Glimmen, und die Luft ist warm genug, die Brise so mild, dass die Gefährten darauf verzichten, neue Scheite nachzulegen und den Schutz der Dunkelheit einer stärkeren Wärmequelle vorziehen.

Der Aufbruch am Morgen verläuft reibungslos. Leichte Zweifel, die Pferde könnten vom wilden Ritt des Vortages mitgenommen sein, zerstreuen sich mit den ersten Blicken auf die unweit des Lagers angepflockten Tiere. Und so nimmt die Gruppe die Reise wieder auf, während erste, schräge Sonnenstrahlen durch die löchrige Sommerwolkendecke lugen und den Tautropfen den Kampf ansagen.

Es dauert nicht lange und die Sil-Kargi holt erneut ihre Trommeln heraus.[2] Auch wenn die anderen es schon einmal erlebt haben, ist es dennoch wieder beindruckend, wie nach den ersten rhythmischen Schlägen die Reittiere wieder deutlich beschleunigen - der Wagen mit Sanjan, Amaara und Siola ist da der Flaschenhals. Irgendwann ruckt er so stark, dass der Bahir Reiter der Gruppe bittet, das Tempo ein wenig zu drosseln. Ansonsten würden die Felder und Steppen von Ek'Gakel wohl regelrecht links und rechts vorbeirasen.

Irgendwann zu Mittag beginnt das Grün immer mehr beigen und gelben Tönen zu weichen. Das Gras wird spärlicher und trockener, der Boden karger - wenn auch immer noch fruchtbarer, als das was die Ukhtark um Kezhdal herum zu Verfügung haben. Für Basilio und Flannait ist das eine gewohnte Landschaft - Korak. Die Elos-Wüste ist noch viele Hundert Meilen entfernt, doch sie ist gewaltig. Und die letzten Ausläufer ihrer Hitze reichen bis hierhin - zur gegenüberliegenden Grenze der Militokratie. In den Kaschemmen von Korem murmeln altgediente Offiziere, es sei auch ganz passend so: Es brauche ein hartes Volk, wie das von Korak, um Norga-Krangrel so lange in Schach zu halten. Und zu einem harten Volk gehöre nun einmal auch harter Boden. Andere schütteln mit dem Kopf und entgegnen: Niemand sei so hart gewesen wie die Brüder Rulakan und Fulakar von Kalamar - sie haben die bekannte Welt erobert an der Spitze ihrer Legionen. Und dafür hatten sie Stahlklingen und die fruchtbaren Böden des Alubelok-Deltas gebraucht - keine karge Krume.

Doch man hat, was man hat. Und da reitet die Gruppe gerade hindurch. Vor den Gefährten zieht erneut ein sanfter Hügelhang hoch. Basilio schätzt, dass Korem bei ihrem aktuellen Tempo etwa anderthalb oder zwei Tagesritte im Nord-West-Westen liegen dürfte. Noch diesen Tag und die Hälfte des morgigen auf dem aktuellen Kurs und sie erreichen den Fluss Benader, etwa an der Grenze zwischen Korem und Ek'Kasel. Dort dürfte es sicher das eine oder andere Dorf mit einer Anlegestelle für die flachen Handelsschiffe geben, die die Wasserstraßen des Binnenlandes befahren.

Plötzlich reißt ein lautes Fauchen die Gefährten aus ihren Gedanken und Tagträumen, dann ist ein Schrei zu vernehmen. Schwer zu sagen, ob der Mann vor Wut oder vor Schmerz geschrieen hat. Metall klirrt - irgendwo hier wird gekämpft. Das wird sofort deutlich.

Noch einige Dutzend Schritt, die Pfere erklimmen den Hang und die Hügelkuppe gibt den Blick auf das gegenüberliegende Tal frei. Der Kampf tobt auf einer weiten Lichtung, vor der Baumgrenze eines kleinen Wäldchens - etwa Zweihundert Schritt von der Gruppe entfernt. Die Gefährten erkennen mehrere Körper, die bereits reglos am Boden liegen. Zwei Mann stehen Rücken an Rücken, mit erhobenem Schild und Schwert inmitten der Lichtung. Ein weiterer sitzt auf seinem Rappen, ebenfalls mit Schild und Schwert in der Hand - dreht und wendet das Reittier, um den Bedrohungen Herr zu werden. Basilio und Flannait erkennen sofort die marineblaue Uniform des korakischen Heeres an den Kämpfern.

Um sie herum tobt ein tödlicher Strudel. Es ist schwer, in dem Gewirr aus Fell und Stahl etwas auseinander zu halten, doch schließlich zählen die Gefährten insgesamt sieben Reiter auf ihren Tieren. "Was sind das für Kreaturen?", fragt Siola entsetzt. Keine Pferde, das ist klar - Sanjan erkennt sie als erster: "Höllenhyänen", murmelt er. Auch die anderen erkennen sie nun, haben von ihnen gehört - riesenhafte Hyänen, die sich in den Wäldern der Gegend tummeln. Und auf ihren Rücken die Plage dieses Landstrichs: ein Überfalltrupp der Gnolle, welche, in wilden Stämmen organisiert, die Gegend hier seit Jahrzehnten unsicher machen.

Ihr bunt geschecktes Fell - von Grau bis Orange ist alles dabei - glänzt in der Sonne, die Mäuler entblößen spitze Zähne. Selbst auf diese Entfernung glänzen die Zahnreihen. Die Bewaffnung scheint primitiv: Lendenschurz, Sandalen und ab und an eine grobe Lederrüstung oder Schulterschützer bedecken die muskulösen, über zwei Schritt langgewachsenen Körper. Holzschilde hängen an den Rücken, flankiert von groben Klingen. Einige halten Bögen in den Händen, zielen beim Reiten auf die korakischen Soldaten. Die Leichen auf dem Boden sind gespickt mit Pfeilen. Andere werfen Wurfspeere. Ein wildes, triumphierendes Geheule liegt in der Luft.

Was tun? Jareshs Auftrag war, unerkannt zu reisen. Aber ohne Eingriff sind die drei Koraker totgeweiht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Gnolle sie zu den Göttern schicken.
 1. @ Flannait und Basilio: Falls ihr bei der Wache eine Aussprache machen wollt, könnt ihr das gerne per PM durchspielen und einer von euch stellt es retrospektiv in seinen nächsten Post.
 2. @ El'ssa: Das nehme ich an. Sollte dem nicht so sein, bitte Bescheid geben und ich ändere es.
« Letzte Änderung: 05.01.2017, 18:15:52 von Khenubaal »

Amaara Firron

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Córrea
« Antwort #58 am: 05.01.2017, 14:09:06 »
Am Lager:

Amaara zuckt zusammen als sie so von El'ssa an gefaucht wird. Eine Entschuldigung murmelnd erhebt sie sich wieder, stellt sich neben das Feuer und blickt Schuld bewusst in die Flammen. Scheinbar hat sie noch viel zu lernen. Das Lagern im Freien außerhalb einer Stadt zum Beispiel war ihr noch völlig fremd. Insbesondere hatte sie noch nie zusammen mit Gefährten lagern müssen. Aber die Sil-Kargi hat sicher Recht: Im Liegen ist die Gefahr zu groß, dass man trotz aller guten Vorsätze doch ein schläft.

Stumm hört sie zu, bis sich der Streit gelegt hat und die Gefährten sich zu ihrer dringend benötigten Nacht Ruhe begeben. Während dieser wagt sie es immer noch kaum ein Wort zu sprechen, dieses mal jedoch aus Sorge darum, einen der Schlafenden zu wecken. Statt dessen beschäftigt sie sich damit, ihre Haare zu immer wieder neuen Frisuren zu flechten und deren Wirkung dann in ihrem Spiegel zu betrachten. Dass Tarqetik[1] sie dabei vermutlich für über mäßig eitel hält, stört sie nicht weiter. Allerdings vergeht die Zeit ihr ohnehin schneller als sie erwartet hätte.

***

Als sie am nächsten Morgen geweckt wird unterdrückt sie den Impuls, direkt zur Verteidigung nach ihrem Dolch zu greifen. Schnell hat sie sich wieder orientiert und erinnert sich an ihre Fehler vom Vortag. Bevor sie also ihre morgendliche Prozedur des Schminkens und Frisierens beginnt, nimmt sie die Leder Rüstung vom Wagen, die sie zum Abschied von Efet geschenkt bekommen hatte. Sie nimmt sich eine Weile Zeit, das Meister Stück zu betrachten, folgt mit den Blicken den in das Leder geprägten Mustern und versucht gleich zeitig heraus zu finden, wie die vielen Schnallen zu verwenden sind, um die Rüstung korrekt an zu legen.

"Es ist eigentlich ein schönes Stück.", muss sich die Elfe ein gestehen, "Wenn man es genau betrachtet, ist es gar nicht so verschieden von einem Mieder. Wenn man davon ab sieht, dass es den Körper noch bis über die Schultern bedeckt... und dass es einen großen Teil des Unterleibes auch bedeckt... und dass es aus Leder ist... und dass es Schnallen statt einer Schnürung hat..." Sie seufzt einmal tief. "Gut, es ist völlig anders als alles was ich sonst trage, aber Efet wird es sicher trotzdem gefallen, zu sehen dass ich es trage."

Unbeholfen legt sich Amaara die Rüstung endlich an, muss aber zu ihrer Überraschung fest stellen dass, nachdem sie erst einmal alle Schnallen fest gezogen hat, das Leder sich angenehm fast wie eine zweite Haut an ihren Körper schmiegt und ihre Beweglichkeit damit wesentlich weniger ein schränkt als sie zuvor befürchtet hatte. Zudem hat sie den Eindruck, dass es ihr nun noch leichter fällt, ihre Dolche an ihrem Körper zu verbergen. Sie gibt jedoch peinlich darauf acht, dass keiner ihrer Gefährten eine der Waffen zu Gesicht bekommt. Sie möchte nicht noch mehr Anhaltspunkte darauf geben dass sie mehr als nur eine einfache Kurtisane sein könnte.
 1. Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass wir gemeinsam Wache halten?

Basilio Aristide

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Córrea
« Antwort #59 am: 05.01.2017, 23:28:48 »
---Basilio---
Von Tarqetik und Amaara geweckt, drehen Basilio und Flannait erst einmal eine lautlose Runde um ihr Lager, dann eine zweite etwas weiter draußen. Dann lehnen sie sich, Rücken an Rücken, an einen günstig plazierten Baum nicht allzu weit von den Schlafenden entfernt und halten in alle Richtungen Augen und Ohren auf.

Basilio spürt Flannaits Unruhe. Normalerweise würde sie jeden Wettkampf, bei dem es darum geht, still wie eine Statue zu stehen, gegen ihn gewinnen: jetzt tritt sie fortwährend von einem Fuß auf den anderen, spielt mit ihrem Dolch herum, indem sie ihn ein Stück weit aus der Scheide zieht und wieder zurückgleiten lässt, holt immer wieder tief Luft und hält sie dann an, als ränge sie mit einem Entschluss, etwas unangenehmes zu tun oder zu sagen. Als sie nach geraumer Weile nichts erreicht hat, außer Basilio mit ihrer Unruhe anzustecken, bricht dieser als erstes die eherne Regel: 'Nicht ein unnützes Wort auf der Nachtwache!'

"Was du vorhin sagtest, meintest du nicht ganz ernst, oder?" fragt er leise und in Kalamarisch[1]. "Dass du nur meinetwegen den Auftrag angenommen hast. Das Geld ist doch auch gut und wenn du die ganze Zeit untätig in Dorwida warten müsstest, bis es Neuigkeiten aus Jaylin gibt, würdest du derweil doch irre!"

---Flannait---
Es fällt Flannait nicht leicht sich zu entschuldigen und in diesem Fall noch mehr so als sonst, kann sie doch nicht einmal sich selbst, geschweige denn Basilio erklären, warum sie an dem Abend ihrer Abreise so überreagiert hat. Also bleibt sie auf Wache zunächst stumm, während sie versucht einen Weg zu finden, in Worte zu fassen, was sie sagen will. Gerade als sie endlich den Mund aufmachen will, kommt Basilio ihr zuvor. Flannait braucht einen Moment, um die Frage zu verarbeiten, ist sie doch gerade mit etwas ganz anderem beschäftigt als der Begründung für ihre Teilnahme, die sie vor ein paar Stunden gegeben hat.

"Doch, meinte ich," antwortet sie dann eben so leise, "oder was glaubst Du wie Amell reagiert hätte, wenn Du in Prompeldia stürbest, während ich in Dorwida die Beine hochlege? Aber Du hast recht, in Dorwida auf Nachrichten aus Jaylin zu warten wäre nicht wirklich besser. Es", sie zögert, "es tut mir leid, dass ich so überreagiert und Dich mit Mirtel einfach so hab stehen lassen, das war nicht fair,  aber es macht mich eben wütend, dass Du aus Maru anscheinend so überhaupt nichts gelernt hast! Du flirtest mit dieser El'ssa, als wäre sie harmlos, dabei wissen wir so gut wie nichts über sie, außer dass selbst ihre eigenen Leute ihr nicht trauen und sie Streitstifterin und Dämonenblut nennen. Was ist das nur mit deiner Fazination für Kargi-Frauen. Ist das deine Form der Rebellion gegen deinen Adoptivvater? Hast Du Dir denn noch gar nicht ausgemalt, welche Folgen es für Amell und den Rest deiner Familie hätte, wenn eine Liaison zwischen  Dir und einer Grünhaut in Korak allgemein bekannt würde? Ich kann es schon hören: Der Vater ein Verräter, was ist da schon vom Sohn anderes zu erwarten?" Sie hat sich trotz bester Absichten ein wenig in Rage geredet und der letzte Satz trieft vor Sarkasmus, nun wird sie wieder leise und ernst. "Und Du wunderst Dich wirklich, dass jene denen an Dir liegt der Ansicht sind man müsse auf Dich aufpassen?"

---Basilio---
"Flirten? Mit El`ssa? Tu ich doch gar nicht! Glaubst du wirklich, ich würde so kurz nach Maru... dazu eine vom selben Stamm... ha, flirten!"

Danach ist es eine Weile lang still in Flannaits Rücken.

"Also, wenn das wirklich Flirten sein sollte, in deinen Augen oder in ihren oder in denen anderer Weibspersonen, dann kann es keinen Zweifel geben, dass ich dringend Training darin brauche, und wenn nur um zu verhindern, dass ich es unabsichtlich tu..."

Abermals folgt nachdenkliches Schweigen.

"Attraktiv ist sie ja", gibt er schließlich zu. "Aber ugh, hast du gesehen, wie sie mich manchmal—eigentlich ständig!—anschaut? So abschätzend, missbilligend, kalkulierend? Wie sie mich mit Blicken schier durchlöchert, als erhoffe sie sich auf diese Art einen Einblick in meinem Kopf? Und irgendwie kommt es mir vor—ob ich's mir einbilde oder nicht, ist dabei gleich—dass sie mich komplett durchschaut."

Ein spürbarer Schauer schüttelt ihn. (Spürbar auch für Flannait, denn das Schütteln überträgt sich auf den Stamm zwischen ihnen und somit auch auf ihren Körper.)

"Das ist kein schönes Gefühl", sagt er überflüssigerweise. "Und wenn du jetzt sagen willst: 'Aber ich durchschau dich ja auch!', dann halte ich dagegen: das ist etwas völlig anderes. Zwischen uns, das ist Vertrauen, welches langsam gewachsen ist, das war ein Geben und Nehmen, ein vorsichtiges Annähern beiderseits. El`ssa... nimmt nur, am liebsten alles sofort, alles auf einmal. Fast schon gewaltsam."

Seufzend lässt er den Kopf gegen den Baum hinter ihm knallen. "Und zu denken, dass sie alles nach Kezhdal trägt, was sie über uns erfährt, und dort haarklein wiedergibt. Die Sache mit Mirtel zum Beispiel. Nicht, dass es irgendwen dort zu interessieren hat. Es ist nur so... durchschaubar." Er schnaubt spöttisch, dann zitiert er El`ssa (in der Handelssprache): "Deine Taten werden besser... Von welcher hohen Warte schaut sie auf uns herab, dass sie ein Urteil über mich und meine Taten meint fällen zu dürfen!"

Nur in einer Sache muss muss er El`ssa ein wenig in Schutz nehmen. "Aber du hältst ihr nicht wirklich die schlechte Meinung der meisten Ukhtark ihr gegenüber vor? Sie ist ein Halbblut. Was sagen denn die meisten Leute in Jaylin über dich? Nicht wahr, darauf können wir auch nichts geben?"

---Flannait---
Flannait schüttelt den Kopf. "Das ist nicht das gleiche. Sie nennen mich Bastard und fola daonna, also Menschenblut, und sogar", ihr Ton wird bitter und sarkastisch, "laige Semias, Semias' Schwäche, aber nicht Dämonenblut, nicht Streitstifterin." Sie holt tief Luft, ehe sie ohne die Bitternis fortfährt: "Aber wir werden ja sehen, was es mit ihr auf sich hat. Bis dahin sei bitte vorsichtig, Amell zuliebe, wenn schon nicht für mich! Wenn die Sache mit Mirtel aus der Welt ist, du wolltest etwas mit mir besprechen?"

---Basilio---
"Oh, ich hatte beides auf einmal machen wollen", murmelt Basilio amüsiert. (Amüsiert über sich selbst, wie Flannait hoffentlich erkennt, und sein kleines, noch ungelöstes Luxusproblem mit Mirtel. Überhaupt dürfte die Kameradin ihn zu gut kennen, als dass sie aus seiner leichten Rede oder heiterem Gebahren jedesmal darauf schlösse, er nähme ernste Themen nicht sehr ernst.) Tatsächlich ist seine Stimme völlig ernst, als er sie bittet: "Lass uns weiter raus. Was ich dir vorvorgestern sagen wollte, ist privat."

Ohne auf Antwort zu warten, huscht er davon und hält erst an, als er sich außer Hörweite der anderen wähnt, und wendet sich Flannait zu. Sein Gesicht leuchtet weiß im bleichen Mondlicht und sein Blick bleibt immer nur kurz an Flannaits hängen, bevor er wieder hinter ihr und zu beiden Seiten die Gegend nach verdächtigen Bewegungen oder Schatten absucht.

"Meine Eltern wurden wegen Hochverrat hingerichtet. Beide. Ich weiß nicht, ob du das weißt. Reden tun die anderen ja meist immer bloß über Sevann de Laroque und dass ich eben der Sohn eines Verräters sei." Gerade einmal soweit kommt Basilio und muss schon das erste Mal schwer schlucken. "Aemilia war seine zweite Frau. Viel jünger. Wunderschön. Aus Kalamar. Und an Kalamar sollen die beiden auch militärische Geheimnisse verraten haben... oder Aufträge angenommen... oder jedenfalls in ein Komplott verwickelt gewesen... ach herrje, ich weiß doch auch nicht, was genau! Vater hat mir nur erklärt—also jetzt meine ich den General, meinen leiblichen nenne ich eigentlich nie Vater, sondern nur Sevann, wenn 'er' oder 'ihn' nicht schon eindeutig ist; seine Kinder hat er schließlich auch verraten—also Vater versicherte mir bloß: Ja, man sei sich ganz sicher gewesen, die Beweislast sei erdrückend gewesen. Überhaupt, dass die beiden sich der Anklage nicht stellten, sondern auf unserer Stammfeste verschanzten, war ein deutliches Schuldeingeständnis. Nicht, dass ich mir nicht meine gesamte Jugend lang wilde Geschichten ausgedacht habe, nach denen meine Eltern unschuldig waren: Verschwörungen auf höchster Ebene, komplizierte Intrigen, und meine Eltern die Sündenböcke, denen das in die Schuhe geschoben wurde, oder gar die gescheiterten Helden, die alles aufdecken wollten. Zehn Jahre lang habe ich mich auf diese Weise selbst belogen, bis ich endlich eingesehen habe, dass sie wahrscheinlich schuldig waren und dass ich auch um meiner selbst wegen die offizielle Wahrheit akzeptieren muss. Denn sollte es eine andere geben, werde ich sie ohnehin niemals erfahren, und selbst wenn, könnte ich mir dennoch nicht gewiss sein, nun endlich die endgültige Wahrheit zu besitzen, sondern müsste befürchten, doch wieder Lügen oder Halbwahrheiten aufgesessen zu sein oder entscheidende Details nicht aufgedeckt zu haben. Irre könnte man darüber werden! Der General nahm mir sogar das Versprechen ab, weil er sich um mich sorgte, dass ich die Sache endlich auf sich beruhen lassen wolle und mich auf mein eigenes Leben, meine eigene Karriere, meinen eigenen Ruf konzentrieren möge."

Er unterbricht sich abermals, als er merkt, dass er vom eigentlichen Thema abgekommen ist.

"Also jedenfalls ist das vor achtzehn Jahren geschehen. Anfang des Jahres. Es war noch bitterkalt. Und vor neunzehn Jahren war der Aufstand dieses Mattéo Rúben in Kalamar, niedergeschlagen gegen Ende des Jahres. Und Mutters Familie, das weiß ich erst seit ein paar Wochen, weil ich mich erst seit kurzem für Adelshäuser und deren Politik interessiere, wie überhaupt erst seit sehr kurzem für all so was, das nicht direkt mit Korak und Norga-Krangel zu tun hat, also Aemilias Familie waren Vasallen des Herzogs Rúben und als solche müssen sie auf die ein oder andere Art in dessen Aufstand verwickelt gewesen sein. Waren sie dem Kaiser treu, wird Rúben sie Verräter genannt haben; waren sie Rúben treu, wird der Kaiser hinterher kurzen Prozess mit ihnen gemacht haben. Wie also Jaresh so in ein paar Nebensätzen von all dem erzählte, da... Glaubst du mir, dass ich in Geschichte so wenig aufgepasst hatte, dass mir der Name 'Mattéo Rúben' völlig neu war, als Jaresh ihn erwähnte? Jedenfalls bin ich durch Jareshs Erzählung erst auf den möglichen Zusammenhang gekommen!

Ich mein', natürlich habe ich mir früher schon Gedanken gemacht, ob meine Eltern sich da wegen des Bürgerkrieg in Kalamar in etwas haben verwickeln lassen, aber ich konnte nie irgendwelche Zusammenhänge erkennen außer dem rein zeitlichen. Wie könnten meinen Eltern auf eine Weise dort hineingezogen worden sein, die als Verrat an Korak gedeutet werden müsste? Wenn sie bloß dem ein oder anderen Rebellen zur Flucht verholfen hätten, das hätte man doch wohl dulden können! Gewiss wäre man doch über einen Erfolg des Aufstandes froh gewesen. Aber dass sie auf Seiten des Kaisers spioniert hätten, ha, der Gedanke allein ist absurd! Einen derart grausamen Tyrann unterstützen...?

Und deswegen konnte ich Jareshs Mission nicht ablehnen," endet Basilio lapidar, "auch wenn es im Sinne meines eigenen Auftrags wohl besser gewesen wäre. Ich glaub' ja nicht einmal, dass wir auf der Suche nach dem Jungen wirklich etwas von dem erfahren, was damals vorgefallen ist, schon gar nicht was meine Eltern im fernen Korak damit zu tun haben—ja, jegliches Nachforschen in diese Richtung würde uns und Siolas Bruder nur gefährden—aber ach, die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr?"

Er schaut Flannait unglücklich an. "Du hast also recht, wenn du sagst, auf mich müsse jemand aufpassen! Deshalb erzähl' ich dir ja davon. Natürlich habe ich nicht vor, etwas Dummes zu tun, will bestimmt niemanden gefährden! Dich schon gar nicht! Aber wenn du wirklich mitgekommen bist, um aufzupassen, dass ich nichts Dummes tue, dann weißt du jetzt, aus welcher Richtung die wirkliche Gefahr droht, worauf du bitte mit mir zusammen aufpassen musst, und es ist nicht mein Flirten mit attraktiven Kargifrauen oder selbstbewussten Mägden..."

---Flannait---
Flannait ist sprachlos. Natürlich hat sie in ihrer Zeit in Korak und bei ihrem jüngsten Aufenthalt in Korem Gerüchte aufgeschnappt über Basilios Eltern, aber sie hat nie nachgefragt und war wohl unbewusst davon ausgegangen, dass der ältere de Laroque eher einem internen politischen Konflikt oder einer Verschwörung zum Opfer gefallen war. Sie kann sich nicht vorstellen wie es ist akzeptieren zu müssen, dass der eigene Vater ein Verräter ist, und was Basilio von ihr erwartet ist eine gewaltige Verantwortung. Flannait schweigt eine ganze Weile, ehe sie schließlich tief durchatmet und sich der Verantwortung stellt. Sie bricht eine weitere Regel der Wache, indem sie sich Basilio zuwendet und ihm in die braunen Augen sieht.

"Ich weiß natürlich nicht, ob deine Eltern Verräter waren oder nicht, aber ich weiß, dass selbst wenn sie es waren, es weder Dich noch Amell zu Verrätern macht. Was ich weiß ist, dass Du für mich da warst, als ich einen Freund brauchte. Also werde ich für Dich da sein. Um auf Dich aufzupassen und wenn sich die Gelegenheit wider Erwarten ergeben sollte, um Dir zu helfen die Wahrheit über deine Eltern herauszufinden, wenn Du es willst", verspricht sie mit todernster Stimme.

---Basilio---
"Danke, Flannait", murmelt Basilio und muss sich räuspern, denn seine Kehle ist ihm bei ihren Worten vor Ergriffenheit eng geworden. "Das ist mehr, als die meisten Kameraden—die meisten Freunde!—zu tun bereit wären. Aber es ist nicht, worum ich dich bitte! Im Gegenteil, ich will, dass du mich kritisch im Auge behältst und im Zweifelfall aufhältst! Schau, normalerweise würde ich davon ausgehen, dass ich stets und ohne Zögern das Kameradenwohl, die Sicherheit unseres kleinen Trupps, über meine privaten Interessen stelle, aber in dieser Sache? Was ist, wenn mich mein sonst so klarer Verstand komplett im Stich lässt? Wenn ich, statt nur das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, unser aller Sicherheit riskiere, weil ich mich auf heißer Spur wähne? Das darf nicht geschehen! Versprich mir, dass du mir lieber von hinten eins überziehst und mich bewusstlos an den Füßen davonschleifst, als dass du mich die Gruppe und unsere eigentliche Mission gefährden lässt."

---Flannait---
Flannait zögert. Was Basilio verlangt ist keine Kleinigkeit. "Du bittest mich, unsere Freundschaft zu gefährden. Wenn es das ist, was Du willst, dann hast Du mein Wort, aber erinnere Dich an heute Nacht, wenn ich tun muss, worum Du bittest. Denn wenn es soweit kommt, werde ich als deine Freundin handeln, aber Du wirst mich als deine Feindin sehen."

---Basilio---
"Vielleicht", gibt Basilio zu. "Vielleicht ganz kurz." Er tastet nach ihrer Hand und drückt sie kurz, dann kehrt er Flannait wieder den Rücken zu und starrt schweigend in die Nacht. Der Rest ihrer Wache vergeht ereignislos.

~~~

Als Basilio seine Landsleute in Not sieht, ist Jareshs Anweisung ihm völlig egal. (Außerdem: Einem Mann gegenüber, der einen schon ausgemachten Handel—Information gegen gerettetes Herzogskind—mal eben ignoriert und eine weitere Bedingung anfügt: 'Ach ja, und das zweite Herzogskind—meinen Augapfel!—bringt ihr mir heil wieder nach Hause, sonst lasst euch gar nicht erst wieder blicken', schuldet man selbst im Gegenzug ja wohl auch nicht mehr.)

"Bei sofortigem Eingreifen haben wir noch drei Mitstreiter", appelliert er an die Kameraden.  "Zögern wir, stehts gleich vierzehn von denen gegen sechs von uns—Hyänen und Wölfe eingerechnet." (Aber nicht, für den der rechnen kann, Amaara und Siola.)

Ein Blick geht zu Flannait—fragend, nicht fordernd—dann gibt er seinem Pferd die Sporen.

Eigentlich hat er das ja nie wieder tun wollen. Vorpreschen ohne Absprache. Beim letzten Mal war ihm niemand gefolgt und er wäre fast krepiert. Man soll niemals derlei Vorsätze tun. Also geloben, dies nie wieder zu tun, oder jenes ab jetzt immer. Gerät man nämlich in eine Situation, in der einem keine Wahl bleibt, muss man es halt trotzdem tun und steht außerdem noch als Tölpel da.

Wenigstens einige der Fehler vom letzten Mal will er sich aber sparen. Deshalb achtet er darauf, ob sich für ihn unterwegs nicht Deckung bietet, ein großer Busch, eine Senke, ein einzelner Baum, die er für sich ausnutzen kann; auch reitet er, obwohl ihm gestreckten Galopp und bei aller Dringlichkeit keinesfalls in gerader Linie auf den Feind zu, sondern schlägt immer wieder einen Haken. Zudem bemüht er sich auch, das eigene Tier als Deckung zu nutzen, indem er sich möglichst tief über dessen Hals beugt, aber da er gleichzeitig seinen Bogen klar macht—Bogen spannen in vollem Galopp, das ist gar nicht so einfach, fast wünscht er sich die Armbrust zurück—gelingt die Sache mit dem Drüberbeugen dafür weniger. Tatsächlich ist er froh, dass er dabei nicht vom Pferd fällt.[2]

Wird ihm diesmal jemand folgen?
 1. Gesamtes Gespräch der beiden auf Kalamarisch
 2. Perception=21 (Deckung in der Landschaft nutzbar?);
Ride = 10 (Deckung vom eigenen Tier suchen);
Sleight of Hand = 20 (Bogen klar machen).
« Letzte Änderung: 19.02.2017, 18:04:48 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

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