@Gaja und Lív:
Wegen dem von Lív beschriebenen Frauenbild:
Das passt aber nicht so ganz zu der Prämisse, das wir hier in einer mehr oder weniger wikingischen Gesellschaft sein sollten.
Das ist sicherlich das Gebiet, das ich am gründlichsten recherchiert habe (Sippe, Stellung und Rechte der Frau), beginnend schon zuzeiten, da ich mich als Tristan mit Lîf abgesprochen habe, wie denn die Machtverhältnisse in unserer Ehe beschaffen sein sollen...
Freydis` Namenspatronin ist nur eine von vielen wehrhaften Damen die in den Sagas vorkommen.
In dem Link steht aber nichts davon, dass Freydis Eriksdottir tatsächlich kämpft. Sie schickt entweder ihren Ehemann vor zum Kämpfen oder erschrickt die Eingeborenen dadurch, dass sie ein Schwert - das sie sich von einem Gefallenen nehmen musste, weil keiner ihrer Männer ihr eins geben will - über ihre nackten Brüste streicht.
Auch in den anderen Sagas, die ich bisher gelesen habe (noch nicht sehr viele, bin aber dran), bringen die Frauen immer die Männer ihrer Sippe dazu, für sie zu kämpfen.
Ganz anderes Beispiel, aus Game of Thrones, eine der frühen Staffeln: wie die kleine Arya Stark (in Gefangenschaft) plötzlich echte Macht ausübt, weil Jaqen H'ghar ihr drei Tode versprochen hat im Ausgleich für die drei Leben, die sie vorm Feuer gerettet hat, als sie ihn aus dem Käfig ließ. Mich interessiert diese alternative, indirekte Machtausübung sehr (und das finde ich eines der interessanteren Aspekte der Serie.)
Klassisch wurde von der Frau eines Freien erwartet, dass sie nicht nur Herrin des Hauses war und es in seiner Abwesenheit, etwa wenn er auf Wiking war, führte, sondern auch das sie die Verteidigung organisierte und führte, wenn sie in seiner Abwesenheit nötig werden sollte. Sonst hätte kaum ein Wikinger es wagen können für bis zu sechs Monate auf Wiking oder Handelsfahrt zu gehen.
Das mit der Verteidigung ist mir bislang nirgendwo untergekommen; dass sie in den Monaten, da ihre Männer abwesend waren, den Hof geführt haben und sich um alles selbständig kümmern mussten, das haben wir bei Lîf und Tristans gemeinsamem HG schon so eingebaut. Er übergibt ihr die Hausschlüssel als Teil des Heiratsantrags und bis auf den heutigen Tag führt sie den Beutel.
Und zumindest auf Island hatte eine freie Frau zwar keine Stimme auf dem Thing, konnte aber sehr wohl in ihrem eigenen Namen Klage erheben wenn ihr Unrecht geschehen war.
Jo, da habe ich die Sache sogar leicht zugunsten der Frau gedreht und gesagt, zunächst noch vage, dass es bestimmte Rechtsfälle gibt, bei denen sie mitreden darf.
Insgesamt sehe ich das einerseits nicht so romantisch, dass die wikingschen Frauen auch nur annähernd "gleichberechtigt" wären, andererseits möchte ich das gar nicht so sehr zum Thema machen. Das Überleben war mühsam, die Ansichten praktisch.
"Das Weib folge dem Manne nach" kam erst mit dem Christentum so richtig auf...
Ne, ich fürchte, so waren schon die Neandertaler drauf und bis auf den heutigen Tag sind sich nahezu alle Kulturen deprimierend einig darüber.
Aber die Wikingerfrauen konnten etliche Dinge, die christliche nicht konnten (z.B. Scheidung, oder das Erbrecht sieht bei ihnen auch besser aus.) Und sie folgten ihrem Mann insofern nicht so bedingungslos, wie die Bibel fordert, weil sie Teil der väterlichen Sippe blieben und dort jederzeit Schutz suchen konnten. Wurde der Mann zu frech, konnte man notfalls dafür sorgen, dass einer aus der männlichen Sippschaft ihn erschlägt, damit frau ihre Ruhe hat.
So richtig zum Thema möchte ich Unterdrückung der Frau nicht machen, wohl aber den Aspekt miteinbringen, dass der neue Glauben a) insgesamt mehr Unterwerfung unter eine Herrschaft fordert, und b) Aufgaben, die traditionell in Frauenhand lagen und den Frauen dadurch eine gewisse Macht gaben, an sich reißen bzw. in Männerhand packen will.
Aber Lîf ordnet sich ihrem Mann hier doch gar nicht groß unter. Sie will nur ihn nur nicht vor fremden Leuten blamieren. Was auch in ihrem eigenen Interesse ist. Als Paar/Familie/Sippe hat man ein Ansehen nach außen zu verteidigen. Und die schmutzige Wäsche, die wäscht man besser zuhause.
Lösung: Aber wir sind ja hier in Dalaran, nicht bei den Wikingern. Ich würde daher vorschlagen, dass die Sache eben in Albion anders aussieht als auf Rûngard oder dem Festland. Dass es tatsächlich eine der Besonderheiten Albions ist, dass hier sowohl Männer als auch Frauen in den Waffen ausgebildet werden. Vielleicht historisch dadurch bedingt, dass sie in vergangenen Zeiten immer die ersten Ziele der Rûngarder Seeräuber waren? Und erst, als Albion ihnen dadurch zu wehrhaft geworden war, wandten diese sich mehr den Küsten des Festlandes zu?
So hättest Du, Freydis, die Freiheit, da Deine eigenen Ideen einzubauen. Zum Beispiel könnte man noch überlegen, ob das tatsächlich soweit geht, dass eine Frau Herzogin (oder wenigstens eine Stufe drunter Fürstin werden könnte).
Und Aeryn ist Elbin, bei denen ist das sicherlich wieder ganz anders.
Und damit können alle Weibspersonen selbst bestimmen, wie sie es halten wollen mit den Geschlechterrollen.
@Gaja: Hattest Du schon Zeit Dir meinen Vorschlag zum Gerichtswesen auf Albion im Albion und Rûngard-Faden anzusehen?
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Sorry an alle, die bzgl. irgendeiner Frage/Vorschlag/PM noch auf Antworten warten, ich komme gerade kaum hinterher! Es wird alles nach und nach abgearbeitet... vielleicht, wenn's mal wieder etwas kühler wird, geht's auch wieder etwas vorwärts...
P.S. Wie gesagt habe ich das alles zu Beginn der Runde schon recherchiert und also die ganze Zeit schon so vorausgesetzt und ausgespielt. Ich muss es jetzt halt noch übersichtlich ausarbeiten. Es erscheint dann in im Albion & Rûngard-Faden. Ich möchte das aber gern der Reihenfolge nach machen: erst kommt die Abhandlung über die Sippe, weil hier etliche der Rechtsgrundlagen liegen.
Einen Knochen kann ich Dir aber schon zuwerfen: das mit dem "Rechtsgeber", der die passenden Präzedenzfälle aufsagt (etwas weniger auslegen, etwas mehr bloß der Versammlung in Erinnerung ruft), das sehe ich so wie Du, nur heißt der nicht "lovgiver" sondern "Skalde"!
P.P.S. Wen es interessiert: ich benutze hauptsächlich Rudolf Pörtners
Die Wikinger-Saga als Grundlage. Ja, es ist von 1971, ja, es gibt neuere (habe einige hier stehen), welche aber deprimierend unergiebig sind. Passend zur modernen fünf-Minuten maximaler Konzentrationsspanne wird jedes Thema in einem Anekdötchen abgehandelt, während Pörtner tatsächlich umfassend und dabei gut zu lesen ist. Ach, und das ganze Buch (außer dem 1. Kapitel) ist über das Alltagsleben der Wikinger, nicht eine Aufzählung: und in dem Jahr fuhren sie die Themse hinauf und in dem Jahr belagerten sie Paris...