Ponzio war Erthoran für seine Fürsorge dankbar, auch wenn er sich etwas dafür schämte, aufgrund seines Alters eine Sonderbehandlung zu bekommen. Er vermutete jedoch auch, dass einer der Gründe für seinen Platz direkt neben dem Priester wohl auch war, ihn besser im Auge behalten zu können und im Zweifel dafür zu sorgen, dass keine Weinkaraffe in seiner Nähe stand.
Er fürchtete, dass seine vorwiegend jugendlichen Mitstreiter diese Sonderbehandlung zum Anlass nehmen könnten, ihn nicht als Gleichberechtigten zu betrachten, sondern in ihm stattdessen einen Klotz am Bein zu sehen. Wie dem auch sei, er würde ihnen eben beweisen müssen, dass er einen produktiven Anteil zu ihrer Aufgabe beitragen konnte - aber konnte er das auch? Die Aufgabe selbst schien beinahe unüberwindbar schwierig zu sein, auch wenn das die anderen aufgrund fehlender Lebenserfahrung womöglich nicht überblicken konnten.
Statt diesen Gedanken zu sehr nachzuhängen, bediente sich Ponzio lieber von der reichhaltig gedeckten Tafel und führte ein angeregtes Gespräch mit dem Abt, der ihm schon vorher als angenehm unkompliziert - für einen Kirchenmann zumindest - aufgefallen war. Trotz Ponzios Vergangenheit war er dem Magier gegenüber ausgesprochen offen gewesen, und auf persönlicher Ebene hatten sie sich gut verstanden und ein kurzweiliges und interessantes Gespräch geführt. Zu gerne hätte er es gesehen, dass Erthoran selbst sie begleiten würde, aber ein Mann in seiner Position war natürlich unabkömmlich.
Schließlich war das Mahl beendet und Ponzios Bauch spannte in einer angenehmen Weise, als Erthoran sie zu weiteren Fragen einlud. Doch stattdessen fiel dem Magier beinahe die Kinnlade herunter, als der Zwerg Angrosch plötzlich mit seiner unverschämten Rede begann. Ponzio musste sich mehrfach vergewissern, dass er sich nicht verhört hatte, während der Zwerg, scheinbar direkt ihn ansprechend, eine Reihe von Drohungen aussprach. Zunächst schwieg der alte Mann, doch von Sekunde zu Sekunde, während er sich die Worte des Inquisitors wieder und wieder auf der Zunge zergehen ließ, wuchs sein Ärger an. Die anderen Wortmeldungen nahm er zwar am Rande wahr, und so hörte er auch, dass niemand der anderen weiter auf den Zwerg einging, doch er selbst konnte und wollte dies so nicht stehen lassen.
Schließlich konnte er sich nicht länger zurückhalten: "Werter Herr Inquisitor! Ihr sprecht von Vertrauen, und doch stoßt ihr im nächsten Atemzug Drohungen aus, die ich nur als Provokation empfinden kann! Ihr werdet uns also nicht verfolgen, wenn wir uns an die Gesetze halten? Wie NOBEL von Euch! Ihr schwört sogar unter Zeugen! Ist es wirklich so weit gekommen mit den Anhängern Erastils, dass sie extra darauf hinweisen müssen, dass sie niemandem etwas antun, der sich NICHTS ZU SCHULDEN KOMMEN LÄSST? Und wie großherzig Ihr doch seid, dass Ihr mich als arkanen Zauberwirker - denn das bin ich - gegen Eure Überzeugung nicht in den Kerker werfen lasst. Wo steht noch gleich geschrieben, dass es eine Sünde und ein Verbrechen ist, arkane Magie zu wirken?
Nun, ich werde ebenfalls großherzig sein, und EUCH versprechen, dass ich Euch NICHT in eine Ratte verwandle, wenn Ihr es nicht in meinen Augen verdient habt."
Ponzio hatte sich immer weiter in Rage geredet, und auch wenn er im Prinzip wusste, dass er gerade sämtliche Fundamente für eine weitere Zusammenarbeit eingerissen hatte, konnte er seine Emotionen nicht im Zaum halten, sondern wandte sich Erthoran zu.
"Werter Erthoran! Wir hatten ein gutes Gespräch, oder so dachte ich. Ich war offen zu Euch, habe nichts zurückgehalten, und Ihr wisst um meine Schwächen. Doch hatte ich erwartet, dass Ihr mir dies mit etwas Vertrauen zurückzahlt. Dass Ihr mir nun einen Aufpasser mit auf den Weg schicken wollt, hätte ich nicht von Euch erwartet, und es enttäuscht mich schwer. Ich denke, unter diesen Umständen ist es das Beste, wenn ich mich aus dieser Runde zurückziehe und wieder meines Weges gehe."