"Da sage ich nicht nein!" strahlte der Halbling, der während des Aufenthalts im
Heldenmut erstaunlich still und zurückhaltend gewesen war, auf die Frage.
"Es gibt ja hier genügend Auswahl! Wie wäre es denn mit dieser Taverne, in der der Prahlhans-Wettbewerb stattfindet?"Der Abend wurde lang, und die Gefährten sahen dabei nicht nur eine der Tavernen der Stadt von innen. Schließlich war es für alle die erste Nacht seit langem, die sie nicht auf dem steifgefrorenen Boden der Nordlande verbringen mussten, und auch wenn die Pflicht sie am nächsten Morgen wieder erwarten würde, waren alle froh, einmal ein paar Stunden alle Probleme vergessen zu können - ob man sie dabei in Alkohol ertränkte oder andere Ablenkungsmöglichkeiten bevorzugte, war dabei jedem einzelnen überlassen.
Spät kehrte man zurück in die eigene Gaststätte, um sich dort in das weiche Bett fallen zu lassen und erst wieder aufzustehen, als die Sonne durch die geschlossenen Fensterläden auf den Nasen kitzelte. Bald versammelten sich die fünf zum Frühstück in der Schankstube, um sich nun wieder ernsteren Dingen zuzuwenden und die Pläne für den heutigen Tag zu machen. Es waren sich alle einig, dass man zunächst Fynn Snaevald einen Besuch abstatten sollte - es war schließlich die beste und heißeste Spur, die zu dem Schwert führen könnte. Cliff erklärte sich bereit, in der Zwischenzeit zu Ameiko zurückzukehren und Bericht zu erstatten - nachdem er beinahe sein Eigengewicht gefrühstückt hatte, und sich dazu noch Wurst und Brot für den Tag hatte einpacken lassen (
"Ihr wollt doch nicht, dass ich unterwegs vor Hunger zusammenklappe?").
Die Übrigen machten sich alsbald auf den Weg in das Bernsteinviertel, um Snaevalds Laden aufzusuchen. Die Sonne stand inzwischen für die hiesigen Verhältnisse bereits hoch am Himmel und es war beinahe um die Mittagszeit, als sie ihr Ziel schließlich erreichten - zumindest war dies das Haus, welches ihnen von dem Passanten beschrieben worden war, den sie nach dem Weg gefragt hatten. Das Haus selbst war eher unscheinbar, und nur ein kleines Schild wies darauf hin, dass drinnen mit Bernstein und Walöl gehandelt wurde; hätten sie nicht gefragt, hätten sie wohl recht lange erfolglos suchen können.
Auf ihr Klopfen hin hörten sie zunächst nur einige unverständliche Rufe aus dem Inneren, gefolgt von rumpelnden Geräuschen, die sich langsam der Tür näherten. Schließlich jedoch wurde diese von innen geöffnet und gab den Blick frei auf einen uralten Mann, der jedoch auf den zweiten Blick trotz seines hohen Alters fast drahtig wirkte, und dessen wache und intelligente Augen aus einem Gesicht blickten, das von einem dichten weißen Bart und langen weißen Haaren eingerahmt wurde.
"Wie kann ich euch helfen, Fremde?" krächzte der Alte.
"Sucht ihr Bernstein, Walöl? Oder wollt verkaufen? Was immer es ist, ihr seid an der richtigen Adresse. Fynn Snaevald kann euch sicherlich weiterhelfen."
"Dort hinten, das ist Fynns Haus! Wo gerade diese Fremden klopfen." Arashi bedankte sich bei dem Ulfen und spähte neugierig in die Richtung, die dieser ihm genannt hatte. Tatsächlich: Gerade in diesem Moment öffnete sich die Tür und ein alter Mann kam zum Vorschein, dessen Aussehen genau auf die Beschreibungen passte, die er von Snaevald bekommen hatte. Interessanter fand er jedoch die illustre Gruppe, die diesem wohl gerade einen Besuch abstattete: Einer seiner Landsleute war dabei, ein Gnom, dazu ein monsterhafter Hüne, in dessen Venen offensichtlich Orkblut floss. Und allen war deutlich anzusehen, dass sie Fremde hier waren - dazu brauchte selbst er nur wenig Ortskenntnisse.
Waren es einfache Händler, die mit dem Alten ein Geschäft abschließen wollten? Irgendwie zweifelte Arashi daran, zu sehr schrie deren Aufmachung das Wort "Abenteurer" in die Welt hinaus. Für einen kurzen Moment flackerte sogar die Hoffnung in ihm hoch, der junge Tian dort könne der Kaiser sein, den er finden sollte. Doch so ein Zufall war wohl kaum zu erwarten, oder etwa doch?
Was sollte er tun? Sollte er versuchen, das Gespräch der Fremden heimlich zu belauschen? Oder offen zu Snaevald hingehen und dann ... ja, was sollte er sagen, was er hier suchte?