Und so setzt sich die Gruppe in Bewegung - ohne große Hektik, so dass sie nicht Gefahr laufen, sich körperlich zu verheizen, jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die gesetzte Frist nicht einhalten werden. Mit Jonny an der Spitze ihrer Sternformation geht es weiter querfeldein durch dichten Wald. Sie bleiben wachsam, begegnen jedoch keinen Schwierigkeiten. Das Wetter bleibt frühsommerlich warm und auch die Landschaft ändert sich nicht groß: Bäume, Gestrüpp und dichtes Unterholz. An einem schmalen Bach füllen sie gegen Mittag ihre Feldflaschen und gönnen sich eine moderate Rast, um zu essen und die Glieder zu strecken - dann marschieren sie weiter. Manchmal müssen sie eine unwegsame Böschung hinauf oder hinab, doch durch ihr ungehetztes Vorgehen bekommt selbst der kurzatmige Jonny nicht das Gefühl, konditionell an die Grenze gehen zu müssen - obgleich er etwas mehr ins Schwitzen gerät als die anderen.
Sie sind den ganzen Tag unterwegs und als der Abend anbricht auch noch immer nicht am Ziel angekommen. Da sie ohne auffälliges Licht nicht mehr sicher vorankommen, sucht sich die Gruppe einen geeigneten Platz für die Nacht. Jonny vermutet, dass sie am Folgetag noch zwei oder drei Stunden marschieren müssen, um die Schneise im Wald zu erreichen, doch ohne erhöhte Position mit Ausblick bleibt dies eine vage Vermutung, basierend auf seinen nicht allzu vielen Jahren Erfahrung als Scout. Wie schon in der Nacht zuvor schlägt die Gruppe zwei olivgrüne Zelte auf, die ihnen von Jasmin und Luther - den Squad Leadern von Sword und Shield - leihweise überlassen wurden. Sie wären bei dem angenehmen Wetter zwar nicht zwingend notwendig, halten aber das Viehzeug draußen und suggerieren zumindest einen Hauch mehr Sicherheit. Bevor es zu dunkel wird, macht man sich noch schnell daran, die unmittelbare Umgebung abzulaufen, doch wie schon am Turm deutet nichts auf Gefahr hin und so sitzen sie bald in ihrem Camp zusammen, unterhalten sich leise und gehen - bis auf die ausgewählte Nachtwache - wenig später schlafen, um am nächsten Tag wieder fit zu sein.
Die Nacht bringt zuerst nichts Neues. Als ein halber Mond zu Teilen durch die Baumkronen schimmert, fängt das Geheul der Kojoten wieder an, doch das hört man hin und wieder sogar von der Basis aus und irgendwann hat man sich irgendwie damit abgefunden - auch wenn es nie wirklich beim Einschlafen hilft. Jack und Jonny lassen sich dies jedoch nicht anmerken. Sie teilen sich gemeinsam ein Zelt und schlafen schnell wie zwei Tote. Auch Aidan, der mit Kim im anderen Zelt liegt, schnarcht ruhig vor sich hin. Kim verbringt die Nacht dagegen eher unruhig. In einem Albtraum läuft sie bei tiefer Dunkelheit unbewaffnet und allein durch den Wald, verfolgt von einer unbekannten Gefahr. Etwas greift nach ihr. Spinnenartige Finger bohren sich in ihre Gedanken. Sie hört leiste Stimmen, die ihr immer wieder zuflüstern stehenzubleiben. Dann greift sie etwas an der Schulter und wirbelt sie herum. Wie mit einem Ruck wacht sie auf und blickt in das Gesicht des Sheriffs, der sie eben wecken wollte.
Auch Aidan und die beiden J's im anderen Zelt sind seit wenigen Augenblicken wach. Der Sheriff hatte die letzte Nachtwache in den frühesten Morgenstunden und beendet gerade eben seinen Gang, um alle aufzuwecken. Die Sonne ist kaum aufgegangen und es herrscht noch schummeriges Zwielicht. Vor etwa einer Stunde muss noch tiefschwarze Nacht gewesen sein...
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