Sie verbrachten noch einen ruhigen Abend in der kleinen Höhle, nachts mied der Riese das Moor, zu viele Trolle waren da unterwegs.
Am nächsten Morgen brachen sie auf. Im Moor kamen sie nur langsam voran, immer wieder mussten sie Schleifen laufen, um nicht im Morast stecken zu bleiben oder Umwege für gute Lagerplätze in Kauf nehmen. Nach fünf Tagen hatten sie das Moor dann endlich verlassen und konnten wieder ordentliche Straßen benutzen.
Sie blieben einen Tag auf der Straße nach Westen entlang des Rauvin und verließen dann die Straße und zogen durch die Ebene nach Norden. Hier benötigten sie noch einmal knapp 2 Tage, bis sie die ersten Ausläufer des Gebirges erreichten.
Durch das flache Land waren sie weithin sichtbar, besonders Harshnag fiel natürlich auf. Und so war niemand überrascht als die Gruppe eines Nachmittags auf einen Trupp von gut 30 schwer bewaffneten Soldaten trafen, die sie offensichtlich schon eine Weile beobachtet hatten. Aber Harshnag war hier oben wohlbekannt und so wurde es ein kurzer Besuch. Die Gruppe erfuhr nun, dass Mithril-Halle derzeit Besuchern nicht offen stand und man verwies sie nach Siedelstein. Diese kleine Siedlung, die ursprünglich als Handelsposten der Zwerge von Mithril-Halle unterhalb der Stadt gegründet worden war, war nach ihrer Zerstörung vor vielen Jahrzehnten erst kürzlich wieder von Menschen besiedelt worden und der Wiederaufbau war immer noch im Gange.
Sie erreichten Siedelstein gut anderthalb Tage später, Harshnag blieb allerdings außerhalb der mauern. Zu viele Zwerge waren dort und zu viele Riesen hatten hier im Norden Kämpfe angezettelt. Während die Gruppe nun die Gelegenheit hatte, mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen und das eine oder andere ordentliche Bier zu trinken, kümmerte sich der Riese um die weitere Route. Sie trafen sich am Tag nach ihrer Ankunft gute eine Stunde von der Siedlung entfernt, Der Riese saß an einem Feuer und grillte ein Schwein, als die Gruppe eintraf. Er schien nicht sehr gut gelaunt zu sein.
„Es ist alles schwieriger als erwartet. Wir können nicht durch die Tunnel der Zwerge ins Unterreich kommen, aber ich habe eine andere Möglichkeit gefunden. Aber nur für euch. Es gibt hier einige offene Zugänge in die Höhlen und ich habe jemanden gefunden, der euch ein Stück weit führen kann. Aber ich passe dort nicht durch und mein Ring kann mich nur kurzzeitig schrumpfen lassen. Außerdem stolpere ich ständig über meine viel zu kurzen Beine, wenn ich verwandelt bin. Ich bin nun mal für meine Größe gemacht. Also, ich nehme den Weg durch das Gebirge und wir treffen uns in der Echogrotte wieder. Eure Führerin, eine Halblingsfrau namens Rilka, wird euch in Siedelstein abholen. Aber ihr müsst etwas für sie tun, der Zugang ist nämlich gerade von irgendetwas bewohnt. Aber das schafft ihr schon. Wundert euch nicht, wenn Rilka draußen wartet, bis der Weg frei ist, so ist sie eben.“
Es wurde deutlich, dass Harshnag den Plan nicht ändern würde und sie waren schon zu weit gekommen, um jetzt umzudrehen. Rilka wusste Bescheid und konnte ihnen alle nötigen Informationen geben. Der Riese wollte noch am selben Tag losgehen, denn auch wenn er schneller unterwegs sein würde als die Gruppe, musste er sich beeilen. Der Weg durch die Berge war länger und anstrengender, auch wegen der Orks und Riesen, auf die er sicher treffen würde. Und so war die gemeinsame Reise mit dem Riesen kürzer als geplant.
Am Abend kam Rilka zu den Abenteurern in die Taverne. Sie war älter als die Gruppe es erwartet hätte, aber ihr Alter war schwer zu schätzen. Sie kümmerte sich um die nötige Ausrüstung für die Abenteurer, nicht alle waren ja bereits im Norden gewesen und verfügten beispielsweise über die nötige Kleidung für das Gebirge.
Sie brachen am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang auf und marschierten bis die Sonne hoch am Himmel stand. Mehrfach mussten sie Rilka um eine Pause bitten, denn die Halblingsfrau zeigte eine erstaunliche Ausdauer. Schließlich erreichten sie ein kleines Tal und Rilka zeigte auf einen Höhleneingang.
„So, da müssen wir rein und irgendetwas hat sich dort eingenistet. Kein Bär oder so, das würde anders riechen. Vielleicht etwas von drinnen. Wie auch immer, in gut einer Stunde steht die sonne so, dass sie die Höhle etwas erhellt und das ist der beste Moment, den Bewohner zu vertreiben. Wenn ihr es geschafft habt, kommt einfach wieder raus und wir können weiter gehen. Ich suche mir derweil ein gemütliches Plätzchen.“
Die Höhle war gut 200 Meter entfernt und es dauert ziemlich genau eine Stunde, bis die Sonne im Rücken der Gruppe stand und ihr Licht auf den Höhleneingang fiel. Nun konnte es also losgehen.