Finnegan musste nicht lange suchen, bevor er etwas Interessantes fand. Ein kleines Büchlein auf dem Sekretär zog die Aufmerksamkeit des Inen auf sich, und als er es öffnete, bot sich ihm der Anblick eines in akkurater Handschrift beschriebenen Tagebuches, auch wenn Datumsangaben fehlten. Eifrig blätterte Finnegan die Seiten durch und überflog die Einträge - an machen Stellen blieb sein Blick dabei länger hängen.
"Habe mich jetzt wieder soweit erholt, dass ich eine Feder halten kann. Ich weiß immer noch nicht, was für ein Monster das war, das mich beinahe auf dem Gewissen gehabt hätte, aber die Wunden heilen in einem sagenhaften Tempo. Klaus sieht Gespenster: Er ist immer noch der Meinung, das Biest hätte mich getötet. Der Idiot kann wohl nicht einmal ein schlagendes Herz von einem nicht schlagenden unterscheiden. Ich fühle mich auf jeden Fall großartig!"
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"Klaus ist tot! Gestern abend haben wir noch die Beute aus dem letzten Diebeszug aufgeteilt, und heute morgen finde ich seine zerstückelte Leiche in unserem Unterschlupf. Es muss grauenhaft gewesen sein, irgendein riesiger Bär oder so etwas hat ihn beinahe in Stücke gerissen. Dass ich nicht auch draufgegangen bin, muss ein Wunder gewesen sein. Ich muss schlafgewandelt sein: Heute morgen bin ich nackt irgendwo im Sumpf aufgewacht und habe keine Ahnung, wie ich dahin gekommen bin."
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"Ich glaube, ich bin ein Werwolf! Ich habe Nachforschungen angestellt, und das ist die einzige Erklärung für das, was in den vergangenen Vollmonden passiert ist.
DAS IST GROßARTIG!
Klaus wäre sicher anderer Meinung, aber etwas besseres hätte mir nicht passieren können! Wenn ich die Aufzeichnungen in der Bibliothek richtig verstanden habe, bin ich praktisch unsterblich. Das Problem ist nur, dass ich das Biest nicht kontrollieren kann. Und nicht ein- und ausschalten, wenn ich es brauche. Was hätte ich für Möglichkeiten ..."
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Vielleicht finde ich die Antworten in Inismore. Es MUSS einen Weg geben, das Biest kontrolliert herauszulassen! Die Spielchen sind ja ganz lustig, zuletzt habe ich mich ganz in der Nähe von einem Dorf schlafen gelegt, als es soweit war. Die Bewohner müssen einen Heidenschrecken bekommen haben! Aber was bringt es mir, wenn ich nichts davon mitbekomme. Das Biest ist nicht einmal so clever, ein paar Raubstücke mitzubringen.
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Meine Reise war ein voller Erfolg. Nicht nur kann ich das Biest jetzt zumindest nachts herausholen, wann immer ich will. Nein, ich habe auch gute Beute gemacht. Die Bewohner hier sind noch viel leichtgläubiger als zuhause - lassen ihre wertvollsten Stücke unbewacht, wenn sie einem Fremden Gastfreundschaft gewähren. Aber alles Gute hat ein Ende: Morgen werde ich ein Schiff zurück in die Eisenlande nehmen.
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Habe mir ein neues Spiel ausgedacht: Ich entführe eine Jungfrau, sperre sie ein, kehre zurück als das Biest, und wenn sie vor Angst zusammengebrochen ist, verschwinde ich und komme zu ihr zurück. Sie geben sich mir IMMER hin, sie sind so berechenbar! Und es macht einfach mehr Spaß, als sie mit Gewalt zu nehmen.
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Die Beute aus Inismore konnte ich in Naumburg zu Geld machen. Ich gehe jetzt noch einmal in den Sumpf zurück und breche meine Zelte dann dort ab. Mit meiner Macht steht mir jetzt die Welt offen, ich muss nur noch zugreifen!