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Im Land des Silbernen Lotus

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Cerebro:
Yalena: Yalena träumt, aber ihr Traum ist schwarz und schnürt ihr die Kehle zu. Zuerst ist es unangenehm, doch bald gewöhnt sich sie daran, akzeptiert das neue Gefühl. Sie spürt, wie unsichtbare Hände nach ihr greifen - sie davontragen, über die Schwelle zu einem anderen Ort. Dann bläst plötzlich ein starker Wind in ihre Lungen, gefolgt von einem unerträglichen Druck auf ihren Brustkorb, der sich ruckartig wiederholt und sie zu zerquetschen droht. Die wonnige Umarmung der Schwärze reißt auf und grelles Licht blendet ihre Augen. Sofort dreht sie sich zur Seite und erbricht einen langen Schwall salziges Meerwasser.

"Haha! Da bist du ja wieder!" hört sie eine Männerstimme, doch in ihrem Zustand kann sie sie nicht einordnen oder ist auch viel zu verwirrt, um die Situation bewusst wahrzunehmen. "Du bist viel zu jung für die Götter...", fährt der Mann fort. "Und zu schön, hehe! ... Ja, spuck alles aus. Bald bist du wieder auf den Beinen!"


Kiran: Kiran erwacht, weil etwas Raues unablässig sein Gesicht malträtiert. Blinzelnd öffnet er die Augen, muss sie aber sogleich wieder vor der Helligkeit des Tages verschließen. Sofort schiebt sich ein bedrohlich großer Schatten zwischen ihn und die Sonne. Die Welt gewinnt langsam an Konturen und er erblickt Anisha, die ihm mit ihrer gewaltigen Zunge immer wieder das Gesicht ableckt.


Einar: Der Nordmann verbrachte den Großteil der Nacht damit, nach seinen Kameraden zu tauchen. Irgendwie hatte er es aus dem aufgerissenen Rumpf geschafft, war ins offene Meer gelangt und außerhalb der Dirne wieder an die Oberfläche gekommen. Sofort hatte er mit der Suche nach Yalena und anderen begonnen, doch der harte Wellengang sowie brutale Strömungen zehrten an seinen ohnehin strapazierten Kräften und in der Nacht fischte er zudem sprichwörtlich im Dunkeln. Durch Rufe war er auf zwei, drei andere Glückliche gestoßen und gemeinsam tauchten sie immer wieder in die Tiefe, schrien die Namen vermisster Kameraden - jedoch ohne großen Erfolg. Wie sich herausstellte, war die Dirne gegen eine aus dem Wasser ragende Felsformation geschleudert worden, die zu jenen Riffen gehört, welche den Archipel so gefährlich anzusteuern machen. Die Hauptinsel lag entfernt in Sichtweite - von ständigen Blitzern erhellt - doch dies war für den Augenblick nicht wichtig. Über Stunden hatte er sich von den Felsen aus immer wieder ins Wasser begeben, doch irgendwann war er auf dem nassen, schwarzen Gestein erschöpft zusammengebrochen...

Matt öffnet er nun die Augen und erblickt hinter vorgehaltener Hand einen blauen Himmel in der Helle eines wunderschönen Tages...

Yalena:
Yalena beginnt zu husten und verschluckt sich dabei beinahe. Scharf ringt sie nach Luft und sucht in einer Sekunde der Panik nach Halt. Sie ist nicht inmitten der Tiefe wie erwartet. Mit schmerzhaft verzogener Miene fährt sie sich über die Augen und versucht wieder etwas zu erkennen. Es dauert etwas, bis sie begreift, dass sie noch lebt. Man hat sie aus dem Meer gezogen? Wer? Wo ist sie? Noch ganz benommen von der einlullenden Schwärze versucht sie sich unbeholfen aufzurichten. "Ugh...pfft..." Nach einem letzten Huster geht zumindest das abscheuliche Gefühl von Wasser in ihren Lungen allmählich weg. Ihr Instinkt rät ihr trotzdem prompt zur Vorsicht, kaum wird sie der anderen Person gewahr. Wo ist sie nun schon wieder gelandet...?!

Cerebro:
Der Mann geht neben Yalena in die Hocke und legt ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Sachte, Kind. Mach langsam - alles wird wieder gut. ... Ich weiß wie das Meer schmeckt. Wäre bei meiner Einweihung in Yammoshs Tempel auch beinahe ertrunken, hehe."

Yalena erkennt schließlich Balshaam an ihrer Seite.

Yalena:
Yammoshs Tempel...? Balshaam? Ah, das erklärt wieso er sich so seltsam verhalten hat. Nachdem sie ein paar Mal durchgeatmet hat, richtet sie sich gerade auf und sortiert ihr Haar notdürftig, welches kreuz und quer wild durcheinander liegt und sich unangenehm kletschig anfühlt. Offenbar hat er sie an Land gezogen? In diesem Zusammenhang kommt es ihr regelrecht abstrus vor, sich Yammoshs Prüfung freiwillig zu unterziehen.

"Ah...Ich dachte schon, ich würde davongetragen werden. Sind...die Anderen auch hier?"

Jetzt, wo wieder halbwegs sehen kann, schluckt sie kurz und sieht sich erst einmal genauer um. Sie rechnet nicht damit, dass alle überlebt haben. Aber sie sind sicher nicht die Einzigen. Oder doch?

 

Cerebro:
"Aye", antwortet Balshaam. "Alle die ich finden konnte sind hier." Er macht eine deutende Bewegung mit dem Arm und Yalena sieht nun, dass sie am Ende einer Reihe von noch sechs anderen Personen gelegen hat - darunter eine weitere Frau der Besatzung. "Sie alle sind an ihrer Prüfung gescheitert. Mögen ihre Seelen an einen besseren Ort gelangen..."

Yalena bemerkt, dass sie und Balshaam sich auf einigen teils flachen, teils scharfkantigen dunklen Felsen befinden, die knapp über der Wasseroberfläche aus dem Meer ragen. Überall in der nahen und etwas entfernteren Umgebung sind weitere dieser Formationen zu sehen, manche klein, andere höher als ein Haus oder Turm. Die Wellen branden in steter Regelmäßigkeit gegen das Gestein und überall im Wasser treiben Planken und andere Überreste der Dirne.

"Die Strömungen hier sind stark", setzt Balshaam wieder an. "Es mag sein, dass sich in der Nähe noch andere zwischen den Felsen verbergen. Wenn du dich kräftig genug fühlst, können wir sie suchen - aber die Felsen sind scharf und das Meer gefährlich. Die Toten der Nacht haben die Räuber und Aasfresser der See angelockt. Ich sah in der Ferne einen Leib, den die Haie geholt haben und wagte mich für eine Weile nicht wieder ins Wasser."

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