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28. Tag des Monats Shinjo 1158
Shosuro Masome steht auf der Brücke des ertrunkenen Froschs und betrachtet den dunkelbraunen Strom des Kawa no Kin,[2] wie er mit seiner rohen Kraft, Schlamm und Geröll aus den Bergen durch den engen Kanal der Stadt der Lügen presst. Selbst in den frühen Morgenstunden, hängt der süßliche Geruch der Opiumpfeifen noch immer über diesem Teil der Stadt. Die Straßen sind jedoch wie leer gefegt. Nur ab und an wandelt wieder eine dieser menschenunwürdigen Gestalten durch die Seitengassen, auf der Suche nach einem Platz zum verweilen. Auch Masome ist auf der Suche nach so einem Ort auf der Brücke angelangt. Er hat das Haus Hanteis noch im Dunkeln verlassen und trägt entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten nur einfache Kleidung die ihn kaum von einen Hinin[3] abheben. Nur wer ganz genau hinsieht kann darunter noch die Wölbung des Wakizashis samt Saya[4] erkennen. Sich unauffällig an das Geländer der Brücke lehnend, beobachtet er wartend, den Weg zum Westtor. Dies ist schon seit jeher eines der Haupttore für die vielen Händler und ihre Waren, welche täglich nach Ryoko Owari Toshi strömen. Noch ist alles ruhig doch nach weniger als einer halben Stunde, scheinen wie aus dem Nichts bereits die ersten Träger mit ihren Karren auf zu tauchen. Mittlerweile ist eine ganze Stunde verstrichen und in Masome wächst die Unruhe. Sensei Shosuro-sama wird ihn doch hoffentlich nicht einer weiteren dieser versteckten Prüfungen unterziehen wollen? Dann endlich erscheint ein kleiner buckliger Mann unter dem Torbogen. Auf seinem Rücken thronen mehr als ein Dutzend hölzerner Käfige. Als er näher kommt, kann Masome auch schon das aufgeregte Gurren hören. "Guten Morgen, weitgereister Herr." spricht ihn Masome an. Der alte Mann lächelt etwas verdutzt und erwidert dann den Gruß. "Gebt mir eure dickste Taube!" fordert ihn der Shosuro auf, noch ehe der alte Mann seine Ware überhaupt beworben hat. "Könnt ihr überhaupt bezahlen?" fragt der Alte misstrauisch. Masome hat den Koku bereits in der Hand gehalten als er auf der Brücke wartete und so drückt er dem Alten die Münze einfach in die Hand ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Der Mann blickt ungläubig auf den Koku in seiner Hand und dann wieder zum jungen Mann vor ihm. Masome zieht, die Taube erwartend, eine Augenbraue hoch. "Eure dickste Taube, alter Mann!" Der Händler nickt, greift nach einem der Käfige auf seinem Rücken und drückt ihn dem Shosuro in die Hand. "Werter junger Herr, tausend Dank für eure Großzügigkeit - ich bitte euch nehmt, auch gleich den Käfig mit." bedankt sich der Alte, verabschiedet sich mehrmals und eilt dann wackeren Schrittes weiter. Den Käfig in der linken Hand, blickt ihm Masome nach. Die Perfektion der Tarnung des alten Mannes hat ihn stutzig gemacht. Der Vogelhändler schien mehr wie eine Figur aus einer Geschichte als wie eine reale Person. Eilig verwirft er diese Gedanken wieder und begibt sich mit seiner Taube in Richtung des Hantai Hauses. Shosuro Shinji wird bereits auf ihn warten![5]
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Eine Stadt nach dem Geschmack eines Rokugos?
Es ist schon einige Tage her, seitdem Rokugo Yahiko den Seikitsu Pass[1]beschritt und über das Einhorn Dorf Pokau[2] nach Ryoko Owari kam.[3] Der Abschied von Mirumoto-sensei ist ihm schwer gefallen. Anders als bei den Erwartungen seines Vaters, unterlagen die Lehren Mirumoto Kenshins keinem Zwang zum Erfolg und so hatte Yahiko den notwendigen Freiraum und die Gelassenheit erfahren, welche ihm erst den Zugang zur speziellen Schwertechnik seines Meisters eröffnete. Nun, wieder zurück in den Landen des Skorpion Clans kann er bereits spüren wie der Erwartungsdruck, mit jedem Schritt den er sich dem Haus Rokugo nähert, wächst.
Etwas verloren in der zweitgrößten Stadt Rokugans, zieht der junge Rokugo durch die Gassen. Die Durchreise Erlaubnis für das Gebiet des Einhorn Clans hat ihm beinahe seine letzten Koku gekostet.[4] Das hat zur Folge, dass der junge Samurai sehr auf die Gastfreundschaft angewiesen ist und gleichzeitig aber auch kaum in der Lage ist die entsprechend notwendigen Gastgeschenke zu überreichen. Da war er also am Ende der Reise, wie Ryoko Owari Toshi auch genannt wird. Auf dem Boden des eigenen Clans, aber noch weit ausserhalb der Reichweite der Unterstützung seines Vaters und des Rokugo Daimyos. Immerhin hat er das Glück, dank den Bemühungen des Vaters, von seinem Daimyo bis zum Ende des Jahres freigestellt zu sein. Das ermöglicht ihm die Annahme von Aufträgen anderer Herren und war vom Vater als Chance erdacht um so einflussreiche Position zu erlangen, dass der Rokugo Daimyo ihm gegen eine entsprechende Entlohnung, die Erlaubnis erteilen würde für immer einem anderen Lehnsherren zu folgen.
Es scheint ein Wink des Schicksals zu sein, als Yahiko genau in jenem Moment am Hause Hantei vorbei geht, als ein Bediensteter den Anschlag für die Einladung zu einem festlichen Bankett an ein Brett neben dem Eingang anschlägt. Es ist unserem Haus eine besondere Ehre, vier Posten als Yojimbo aus zu schreiben. Alle Interessenten, sind nach Anmeldung zum abendlichen Bankett geladen. Gezeichnet: Shosuro Shinji 1. Verwalter des Hauses.
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Der Shosuro nickt gefällig und schweigt dann einen Moment lang wie als ob er die gesprochenen Worte auf sich einwirken lassen will. Masome hat nicht den Eindruck, dass er ihm gegenüber abgeneigt ist, doch merkt er auch, dass Shosuro Aroru nicht so leicht zu beeindrucken ist. Erschwerend kommt für den jungen Schüler hinzu, dass er nicht genügend über Aroru weiss um ihn besser einschätzen zu können.[1]
"Ich bin bereit euch einen Auftrag zu geben doch ist dieser an zwei Bedingungen geknüpft. Erstens: Dieser Auftrag existiert nicht. Zweitens: Ich erwarte bedingungslosen Gehorsam. Wenn ihr bereit seid dies an zu nehmen so schwört es bei eurer Ehre und ich werde euch den Auftrag aushändigen."
Er legt nun die Maske bei Seite und offenbart sein Gesicht. Es ist beinahe so fahl wie die Maske nur scheint es eher grau als weiss zu sein. Pocken Narben befinden sich auf seinen schmalen Wangen und die Augen wirken unruhig aber klar.
Masome und Yahiko erwiedern den Gruß. Shosuro Kanuske weist den beiden Männern jeweils ein Pferd zu und bittet sie so schnell wie möglich reisefertig zu sein. Masome ist etwas enttäuscht, dass Kanuske über Nacht nicht an Gesprächigkeit gewonnen hat doch kann er sich damit abfinden. Viel wichtiger ist es für ihn nun so schnell wie möglich zum Hotai Seido zu kommen, ehe die Wasserwege zufrieren und die Pässe unbegehbar werden. Darum lässt er den Shosuro einfach seine Arbeit machen und vertraut auf die Menschenkenntnis seines Auftraggebers.
Nachdem alle bereit sind, führt Kanuske die beiden Männer mit den Pferden durch das Tor von Shiro no Shosuro. Jetzt bei Tag können Yahiko und Masome zum ersten Mal die wahre Größe des Gartens erfassen. Es muss eine immense Feuerwand gewesen sein, die den kaiserlichen Legionen entgegenschlug, als sie versuchten das Schloss zu stürmen. Kanuske hält einen Moment inne und atmet die kalte Winterluft ein. Erst jetzt fällt den beiden Männern auf, wie schwer ihr neuer Begleiter atmet. Als er immer noch nicht weitergeht, blicken beide den Shosuro erwartend an. Dieser greift in seinen Obi und zückt einen alten Bambus Pinsel, dessen Spitze jegliches Haar verloren hat. Er legt den linken Arm hinter den Rücken, beugt sich nach Vorne und schreibt dann auf die Leinwand aus Eiskristallen:
Unter Schnee,
schlummert die Hoffnung
Frühling.
Zufrieden steckt er den Stab wieder in seinen Obi und führt die Pferde weiter den Weg entlang in Richtung des Hafens. Als sie Kai betreten, bildet sich schnell eine Gasse und die Männer ziehen einige neugierige Blicke auf sich. Dies scheint nicht der Tatsache geschuldet, dass sie aus dem Schloss kommende Samurai sind sondern eher daran zu liegen, dass um diese Jahreszeit selten sich jemand mit Pferden aufs Wasser wagt wenn er es nichts besonders eilig hat.
Wenn die Ankunft Masome und Yahikos letzte Nacht noch beinahe unbemerkt von Statten ging, kann man das über die Abreise nun nicht mehr sagen. Einige Samurai stehen nun an der Seite und beäugen das Trio misstrauisch. Die Masken glotzen finster in die Wintermittagssonne und der warme Atem quellt in kleinen Dampfwolken hinter den Mund und Augenschlitzen hervor. Das Leben direkt am Hof des Shosuro Daimyos macht nicht gerade den Eindruck frei von Sorgen zu sein. Shosuro Kanuske führt die beiden zu einem großen Schiff. Dort werden sie bereits erwartet. Sofort eilen Träger herbei und nehmen die Pferde in Empfang um sie über einen Steg an Bord zu führen. Der Kapitän des Schiffes ist ein gut gebauter Mann in den besten Jahren. Trotz der Kälte hält er seinen Kimono relativ offen und so kann man auf seiner Brust den mächtigen Kopf eines Wasserdrachens erkennen. "Seid willkommen auf der Wasserschuppe, sobald die Pferde verladen sind werden wir ablegen." Der Mann scheint kurz angebunden zu sein und zeigt sich nicht sonderlich durch den Status seiner Gäste beeindruckt. Es vergehen einige Minuten dann werden die Leinen gelöst und das schwere Schiff gleitet hinaus auf das eisige Wasser des Kawa no Kin.
Der erste Tag an Bord, bietet außer Kälte und dem Klatschen der Wellen gegen die Schiffsaußenwand, keinerlei besonderen Vorkommnisse. Shosuro Kanuske hat sich unter Deck verzogen und verbringt den ganzen Tag mit der Studie von Tusche Wellen. Erst zur spätabendlichen wärmenden Suppe kehrt wieder etwas Gesprächigkeit an Bord ein, welche allerdings nicht über Belanglosigkeiten hinweg kommt. Später meldet sich der Kapitän bei Kanuske zum Report. Ihre Weiterreise scheint unter dem Schicksal eines guten Sterns zu stehen. Der Fluss macht bisher keine Schwierigkeiten und so geht der Kapitän der Wasserschuppe davon aus, dass sie in den Morgenstunden kurz vor Kyuden Bayushi sein werden. Zufrieden nickt Shosuro Kanuske und widmet sich wieder seinen Wellenstrichen.
Der Mond scheint hell in die klare Nacht und lässt den Goldenen Fluss silbern glitzern. Die Kälte macht allen an Bord zu schaffen und auch die Pferde stampfen und scharren unruhig unter Deck und so steht einer der Burschen bei ihnen um den Tieren immer wieder gut zu zu reden und beruhigend auf sie ein zu wirken. Als endlich wieder die Sonne aufgeht, löst sich mit der Wärme auch die Anspannung und der ein oder andere findet noch ein wenig Schlaf.
Wenige Stunden später kratzt der hölzerne Rumpf der Wasserschuppe auf Sand. Ein kleiner Ruck geht durch das Schiff und dann bleibt es stehen. Sofort tritt die Besatzung in Aktion. Der Anker wird herab gelassen. Taue über Bord geworden und am Land befestigt. Dann werden die Planken ausgelegt und die Pferde aus dem Innenraum an Deck geführt. Sowohl Masome als Yahiko sind überrascht, dass vom Palast der Bayushi Familie weit und breit nichts zu sehen ist. Nur Kanuske scheint dies gewusst zu haben und bestätigt ihre Beobachtungen mit einem Nicken. Dann wartet er bis die Pferde von Bord sind und geht dann schweren Schrittes über die Planken an Land um direkt auf zu satteln. "Kagoki wartet auf uns - hoffen wir, dass es in den nächsten Tagen nicht schneien wird." Er verbeugt sich vom Pferd aus noch ein mal vor dem an der Reling stehenden Kapitän und treibt dann sein Pferd durch den Schnee gen Süd Osten.