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Die Bibliothek ist mehr als ein Jahrhundert alt und man erzählt sich dass es in ihr spukt. In einer kalten und ungemütlichen Nacht wie dieser, eine halbe Stunde bevor geschlossen wird, fällt es Isaac nicht schwer daran zu glauben. Es sind nur ein dutzend Leute im Gebäude, verstreut über vier Stockwerke von Büchern und Zeitschriften, in den Labyrinthen von Tischen und Regalen umherwandernd, während ihre Schritte und ihr Flüstern ein geisterhaftes Echo durch die Gänge wirft.
Isaac sitzt allein an einem runden Holztisch im Kellergeschoss und tut so als würde er sich für die Zeitung von Gestern interessieren. Er zieht seinen Mantel enger um die fröstelnden Schultern und wartet.
Schritte. Isaac blickt auf in der Hoffnung endlich seinen mysteriösen Kontaktmann zu treffen, doch es ist nur einer der Bibliotheksangestellten. "Carl" ist auf seinem Namensschild zu lesen und er trägt einen ganzen Stapel von Magazinen.
"Sir, wir schließen in fünfzehn Minuten," sagt Carl leise. Er macht eine Pause um seine Zeitschriften auf den anderen Arm zu verlagern. "Wenn sie etwas ausleihen wollen tun sie das bitte."
"Danke." Isaak nickt abwimmelnd und wendet sich wieder seiner Zeitung zu. Allmählich fühlt er sich etwas lächerlich, ja sogar leicht verwirrt dass der Diakon ihn auf eine solche Schnitzeljagd geschickt haben soll. Hier sitzt er nun und friert sich die Finger ab - und alles nur wegen eines anonymen Anrufs.
"Vergiss es," murmelt Isaac zu sich selbst. Er faltet die Zeitung zusammen und steht auf. Da fällt sein Blick auf ein Magazin dass auf seinem Tisch liegt!
"Carl muss es liegen gelassen haben" denkt er bei sich, bezweifelt aber zugleich dass ein Bibliothekar so nachlässig mit seiner Arbeit umgeht.
Isaac nimmt wieder Platz und nimmt die Zeitschrift auf. Ein dicker weißer Umschlag rutscht heraus und landet auf dem Tisch. Er ist versiegelt aber mit einem großen "D" beschriftet - die Nachricht ist zweifellos für Delmont bestimmt.
Zufrieden steckt Isaac den Umschlag in die Innentasche seines Mantels und begibt sich in Richtung Ausgang. Für einen kurzen Moment überlegt er ob er an der Rezeption fragen soll, doch er kennt die Antwort bereits.
Heute Nacht arbeitet niemand mit dem Namen "Carl" in der Bibliothek...
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Die einsetzende Stille, lediglich vom Brummen des kräftigen Motors zerschnitten, lässt Æringa zunächst unmerklich in einen halbbewußten, schattenhaften Dämmerzustand abdriften; Ihre Augen nehmen unter den schweren Lidern kaum mehr wahr als nichtssagende Silhouetten, dafür spinnen wirre Gedanken, wie groteskes körperloses Ungeziefer, ihre abstrakten, schaurigen Weben im Kopf der jungen Frau. Bilder, die keinen Sinn ergeben als nach Entsetzen und Verzweiflung zu Duften... Töne, die in Zwielicht schimmern...
...hitotsu futatsu to fue tsuzukeru,
naze ni waraenai esa to naru?
te no naka ni wa, ai suru beki hito sae mo hanabanashiku chitte,
te no naka ni wa, ikita imi kizande mo munashiki hana to shiru... (http://youtube.com/watch?v=Iv4yLYiNsFw)*
Das todessehnsüchtige Lied erwächst im einschlummernden Geist der Goth erblüht in erschreckend real klingender Kulmination; die Schwedin schreckt nach Luft schnappend hoch und fühlt sogleich den trabbenden Puls in ihren Adern. Der Schock lässt sie zumindest für den Augenblick alle Schläfrigkeit verdrängen, zumal sie rasch feststellt, dass Nicholas ebenfalls die Gefahr läuft, ins Reich der Träume abzudriften - und das am Steuer. "Ah...Wir bauen gleich noch 'nen Unfall, das hat gerade noch gefehlt!"
"Nic, nicht einschlafen bitte!," rüttelt die Schwedin ihn leicht an der Schulter. Sie will auch bald dem aus der Not geborenen Vorschlag zustimmen, im Auto zu nächtigen, als im trüben Licht der Scheinwerfer schon das Motel-Schild auftaucht. "Oh... Sieben Meilen, das ist ja schon recht weit. Meinst du, du schaffst es, Nic? Ähm...also, du könntest vielleicht was erzählen, damit du wach bleibst... Du kommst aus San Francisco, nicht wahr? Wie...wie ist es denn hier...wie, nun, wie hast du deine Kindheit und Jugend verbracht hier? Ich meine, wir in Europa kennen die Staaten ja eigentlich nur aus dem Fernsehen...oder..." Fast möchte Æringa "von Brieffreunden" sagen, beißt sich dabei jedoch schmerzlich auf die Lippe. "Oder so ähnlich."
Bei ihrem Versuch, den müden Mechaniker für die nächsten sieben Meilen zu unterhalten, hat sie die Bewußtheit ihrer Neugier verdrängt...
*Spoiler (Anzeigen)...Stück für Stück nimmt es zu,
Warum ein trauriger Köder werden?
Selbst wenn mir die [Namen der] Menschen, die ich liebe, aus den Händen geschnitten wie Blüten herabrieseln,
Selbst wenn ich mir den Sinn des Lebens in die Hände meißle, weiß ich doch um die Vergänglichkeit der Blumen...
Für einen Moment ist Thomas doch wieder erstaunt über das plötzliche Auftauchen des jungen Portiers. Dann zuckt er mit den Schultern und lächelt.
Langsam nimmt er sein Portemonee zur Hand und murmelt zu den anderen: "Geht schon mal weiter. Bin gleich zurück...."
Bedächtig, ja fast mühsam schlendert der dicke Detektiv auf den am Boden sitzenden Mann zu. Hab ich kapituliert?
Kurz bleibt er stehen und notiert etwas in seinem Notizblock - den Zettel reißt er sacht ab und steckt ihn in seine Geldbörse. Habe ich die Hoffnung aufgegeben?
Dann läuft er an Ian vorbei und lässt nebenbei 10$, seine Kreditkarte und den Notizzettel mit den Worten:
vor ihm zu Boden fallen.
Ohne sich umzusehen, tritt er in die Menge zurück und folgt den anderen Ermittlern.
Ja, habe ich.