Die Sonne sinkt. Die große, die unvergleichliche Stadt Tenochtitlan ist in das rote Licht des Abends getaucht, dass zwischen der massigen Doppelpyramide und dem schlanken Kirchturm hindurchscheint, die sich im Herzen der Welt erheben. Von dort dringen Trommelhall und Glockengeläut herüber, wetteifernd um das Gehör der Gläubigen von Mexiko. Die tragenden Klänge bringen den Duft der von Blumen übervollen Palastgärten mit sich. Selbst hier, am von Lärm und Gerüchen durchdrungenen Bootshafen der Hauptstadt Neuspaniens, verlangen diese heiligsten aller Eindrücke ihre Geltung. Sie künden vom Vergehen der Zeit, von Tod und Erneuerung. Vom Anfang und vom Ende aller Dinge.
Doch für die drei Gestalten am Hafen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, haben zunächst ganz praktische Sorgen Vorrang. Der Conquistador, der Samurai und die Reisende schieben sich durch das Gedränge, das sich in der Erwartung der arbeitssamen Kühle des Abends um die Boote geschart hat. Das Ihr Ziel, das einsame Kloster La Asunción liegt irgendwo an den von blutigem Rot beschienen Hängen des großen Vulkans, auf der anderen Seite des Sees, der Tenochtitlan umgibt. Um dorthin zu gelangen werde sie eines der wenigen und umso begehrteren Boote brauchen, die nicht gerade bei der Reparatur des lebenswichtigen Damms eingesetzt werden. Doch der Andrang ist groß und das Blut kocht bereits.
Links, direkt vor dem aus rotem Gestein errichteten Hafenkontor, dessen Wände mit verschlungenen Fresken geschmückt sind, stehen sich ein spanischer Gesandter sowie eine aztekische Priesterin im Federschmuck gegenüber, beide von ihrem Gefolge begleitet, und streiten darüber, wem die Fahrt auf dem breiten Transportkanu mit dem flachen Boden zusteht.
Rechts, wo der große Kanal in den See mündet, liegt ein schlankes Segelboot vertäut. Der Schiffsführer, ein kräftiger Afrikaner mit Goldzahn, diskutiert mit zwei bewaffneten japanischen Kriegern, die mit zunehmender Verärgerung auf die Herausgabe irgendeines Gegenstands drängen, dass die Besatzung des Boots im Hintergrund grade von Schlamm und Algen befreit hat.
Und inmitten dieses Aufruhrs sitzen einige braungebrannte asiatische Fischer und spielen in Seelenruhe mit einheimischen Wasserverkäufern eine Partie Patolli, während sie ihre zahmen Kormorane pflegen und ihnen Häppchen zuwerfen. Sie scheinen die Rufe und Flüche der Arbeiter und Träger gar nicht zu hören, die Mais, Bohnen, Chili und andere Früchte aus den schwimmenden Gärten auf die Kanus umladen, um sie im Kanalgeflecht der Metropole zu verteilen.
Wenn die Nacht hereinbricht, legen die größeren Boote ab und fahren auf den See hinaus. Was werden unsere drei Helden tun?
Spoiler (Anzeigen)Alle NSCs dieser Szene haben ein Power Level von 1, d.h. ihr müsst 1 MP ausgeben, um eine Interaktion zu beginnen. Es dürfte ziemlich klar sein, welche Kultur jeweils gemeint ist.
Generell gilt: Am Ende jeder meiner Posts steht die Frage: "Was tut ihr?" Also bitte ich - auch im Sinne eines einigermaßen flotten Spiels - um klare Aussagen. Beschreibt einfach, was ihr tut und achtet darauf, ob ihr einen Move auslöst. Wenn ja könnt ihr selbstständig würfeln und das Ergebnis (sofern möglich) auch schon direkt mitbeschreiben.
Die Nacht senkt sich über das Tal von Mexiko, während Fährleute und Passagiere die Barke besteigen und alle Fracht sicher verstauen. Nach und nach verstreuen sich die Boote der Fischer auf dem Wasser und ihre Lampen und Kienspäne werden zum Widerschein der zwischen den dünnen Wolken hindurchblitzenden Sterne. Unwillkürlich suchen die Augen so mancher Reisenden die schwarzen Silhoutten der Vulkanhänge am jenseitigen Ufer ab. Doch das Ziel der Fahrt ist nun in den Schleier der Dunkelheit gehüllt und bleibt ungewiss.
@Juan (Anzeigen)Der Konvent La Asunción ist eines der ältesten Klöster in Mexiko und wurde direkt nach der Eroberung gegründet. Es ist eine Missionsstation, die einsiedlerisch am Hang des Popocatépetl liegt. Er untersteht dem Bettelorden der Franziskaner und ist der Lieben Frau von Guadeloupe (https://de.wikipedia.org/wiki/Unsere_Liebe_Frau_von_Guadalupe) geweiht.
Bruder Teodoro de Demaso, der Vorsteher des Konvents, gilt als gütig und als ein Freund der Einheimischen - zum Missfallen der Inquisition.
Montealegre hatte ein paar leise Worte mit seinen beiden Schreibern gewechselt als Suri das Thema katholischer Bestattungen aufbringt. Von den vier Leibwächtern, die zum Dösen ihre Waffengürtel gelockert und sich in ihre Mäntel gehüllt haben, blickt einer auf und rümpft bei den Worten der Hijra die Nase. "Eure Indianerin nimmt sich einiges heraus, Don Juan, mit Verlaub." lässt sich Montealegre in Richtung des Missionars vernehmen und runzelt dann die niedrige Stirn. "Ist sie etwa noch nicht getauft?"
Der hingegen durchaus getaufte Takashi späht unterdessen in die Nacht. Die Ruderer haben leichte Arbeit, das Floß ist von einer sanften Strömung erfasst worden, die es auf den Durchlass im großen Deich zutreibt, wo das von den Aquädukten gespeiste Süßwasser Tenochtitlans in das brackige Wasser des Sees hinausströmt. Da zieht das plötzliche Verlöschen einer der sporadisch auf dem näher rückenden Deich verteilten Fackeln die Aufmerksamkeit des Samurai auf sich ...[1]
@Takashi (Anzeigen)Du siehst, wie auf beiden Seiten des Durchlasses geduckte Gestalten in Deckung liegen. Sie haben die Fackeln gelöscht und rollen grade den letzten leblosen Wächter ins Wasser - ein Hinterhalt erwartet euch!
Fast im selben Augenblick bricht das Chaos auch schon los: Aus dem Schutz der Dunkelheit surren Pfeile vom Damm aus in Richtung des Floßes. Einige fallen ins Wasser, doch andere schlagen mit hartem Biss in die Holzplanken ein. Einer findet sogar den Weg in die Schulter eines der spanischen Wachen. Aufgeschreckt fluchen die Waffenknechte und die Ruderleute gehen panisch in Deckung. Dabei lassen sie die Stangen fallen und rufen um Hilfe.
Führerlos wird das Floß nun von der Strömung in den Durchlaß hineingesogen. Dorthin, wo nun Waffen im Mondlicht aufblitzen, ein Sperrseil hochgezogen wird und immer mehr Pfeile abgeschossen werden. Noch ist nicht klar, wer die Feinde sind - doch müssen sie es wahrlich ernst meinen, wenn sie so dicht bei der Hauptstadt zuschlagen.[1]
Spoiler (Anzeigen)@Juan und Suri: Ihr macht den Learn-Move. Würfelt bitte entsprechend auf Understanding und vermerkt eure Fragen.
Suri hat als einzige keine Waffen, zu denen sie greifen könnte, und behält stattdessen die Situation im Blick. Und rasch begreift sie, dass der Pfeilbeschuss nur das Vorgeplänkel für die wirklich drohende Gefahr ist. @Suri (Anzeigen)Das im Moment führerlose Floß treibt nämlich von der Strömung rasch auf das Sperrseil zu, dass im Durchgang gespannt wurde. Und dort lauern Kämpfer mit Stangenwaffen, um das Boot zu verkeilen und der Besatzung aus vorteilhafter Position heraus den Garaus zu machen.
Doch bereits überschlagen sich die Ereignisse, während die anderen Passagiere des Floßes noch versuchen sich zu orientieren und Widerstand zu leisten. Vor Suris Füßen windet sich der getroffene Waffenknecht vor Schmerzen, ruft nach "Maria" und "Santiago" und lässt sich kaum von der Hijra beruhigen.[1]
Die anderen stolpern übereinander, schieben und stoßen sich gegenseitig. Eine weiterer der Soldaten erhält einen Pfeil durch den Hals und röchelnd stürzt er gegen Juan, der grade ebenfalls über die Bordwand späht. Von der Wucht des Mannes aus dem Gleichgewicht gebracht fallen beide über die Reling. Juan schluckt brackiges Wasser und spürt, wie sich sein Polsterwams vollzusaugen beginnt, während der Sterbende sich in Panik an ihm festklammert und in die Tiefe zu ziehen droht.[2]
Takashi ist bisher der einzige, der eine effektive Verteidigung zu Stande bringt. Das grimmige Krachen seiner Feuerwaffe wird von dem spitzen Aufschrei eines der Bogenschützen beantwortet, der tödlich getroffen vom Deich hinabgeworfen wird. Eine kurze Atempause - doch zum Nachladen ist die Zeit zu kostbar. Der Blick des Samurai fällt auf die fertig geladene Arkebuse neben ihm, die der überrumpelte Montealegre neben ihm zitternd durchs Dunkel schweifen lässt, aber kein sicheres Ziel zu finden scheint.[3]