Die Augen der Magistra wurden immer größer als Gelirion ihr die Erlebnisse der letzten Tage schilderte. Hastig warf sie Schriftrollen und Bücher vom Tisch und griff sich ein fleckiges Blatt unbeschriebenes Pergament. Mit einer Feder hielt sie fest was Gelirion ihr berichtete und der Elf hatte noch nie jemanden so schnell schreiben sehen, wie Endra in diesem Augenblick.
Als der Bericht erzählt war kritzelte die Frau noch einige Augenblicke auf dem Pergament herum und schien hier und dort noch ein paar Wörter einzufügen oder zu streichen. Nach einer kleinen Ewigkeit blickte sie vom Tisch auf und sah Gelirion an, als wäre er gerade erst in den Raum gekommen. Sie blinzelte ein paar Mal und schien sich wieder im Hier und Jetzt zu befinden.
"Ihr müsst verzeihen, aber Eure Entdeckungen erweisen sich als mehr was wir uns je hätten ausmalen können." Sie legte nun die Feder endlich nieder und erhob sich bedächtig von ihrem Platz. Ein herer Sturm an Fragen prasselte nun auf Gelirion ein, die zumeist inhaltlicher Natur waren und sich schnell beantworten ließen. Dabei begann die Gelehrte ihre Kabine hektisch aufzuräumen und immer wieder ihre Gewänder erneut zu richten und immer fragte sie Gelirion über jedes mögliche Detail ihrer Expedition aus, von der Art der Pflanzen bis hin zu der Architektur der eingestürzten Hütten auf dem Hochplateau. Gelirion beantwortete geduldig jede noch so detailverliebte Frage und gerade als er dachte, ein Ende wäre in Sicht kam die Magistra doch noch auf Assadra zu sprechen, auf die sie bisher nicht eingegangen war. "Und diese Gottheit kommt hier her? Zu uns aufs Schiff? Hat sie gesagt warum sie das will? Wird sie uns begleiten?"
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Ravok steuerte zielstrebig auf Hrothgars Kajüte zu und trat nach kurzem Klopfen ein. Der Kapitän saß an seinem Tisch und war gerade damit beschäftigt einen Eintrag in ein Buch zu verfassen. Er sah kurz auf, legte dann die Feder nieder und stand auf.
"Ah Ravok." Wolfson, als Hüne der er war, musst den Kopf etwas einziehen um ihn sich nicht zu stoßen während er auf den Waldläufer zu schritt. Er gab Ravok kameradschaftlich die Hand. "Wie geht es Euch? Sind alle wieder heil und sicher an Bord?"
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Roekia sah ein, dass die Frauen sich interessanteren Dingen als seiner Person widmen wollten und so machte er sich daran mit seinem Pferd wieder den Weg zum Lager aufzunehmen. Gautstafr zeigte derweil keine Reaktion auf irgendwas, dass in seiner Umgebung geschah, sondern begnügte sich weiterhin Roekias ehemalige Tarnung zu futtern.
Miriel willigte ein und so schritten Zwerg und Elfe in die von Esquel angegebene Richtung, immer an der Küste entlang. Den beiden fiel auf, dass sich der Himmel immer mehr mit grauen Wolken zuzog und der Wind allmählich drehte[1]. Der Fuß marsch war allerdings nicht ereignislos, nach einer kurzen Weile sahen die beiden einen Reiter durch das Gestrüpp preschen, der direkt auf sie zu hielt.[2]
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Assadra sah ihre beiden Begleiterinnen eine lange Zeit an und dieses Mal war ihr andersweltlicher Blick nicht deutbar, sondern zeigte deutlich wie wenig sie mit einem Menschen oder einem Ork gemein haben musste.
"Eure Einwände sind beide korrekt, aber Eure Gründe zeugen von Eurer Unbedarftheit." Ihr Gesicht nahm gutmütige, sanfte Züge an, während sie dies sagte. "Es gibt durchaus Ereignisse unterschiedlicher Qualität, aber gut und schlecht sind die falschen Betrachtungsweisen um dies zu ermitteln. Und das Wissen um bestimmte Dinge erleichtert nicht jedem den Umgang mit ihnen. Das Wissen um bestimmte Dinge kann dem, der einen schwachen Geist sein eigenen nennt nicht nur den Reiz am Morgen nehmen, sogar den Reiz am Dasein an sich."
Assadras Ausdruck hatte sich wieder in den des unergründbaren Geistwesens verändert und der Ton ihrer Stimme wirkte in Verbindung mit ihren blicklosen, glimmenden Augen düster und abweisend.
"Deshalb kann ich Euch nicht enthüllen was vielleicht eintreten wird. Seid versichert, dass ihr nichts unternehmen könnt um den nahenden Ereignissen zu entgehen, niemand hier kann das. Aber es gibt keinen Grund für Euch zu verzagen, Euch stehen noch große Abenteurer in fremden Gestaden bevor. Istil hatte drei Sprüche für Euch, den ich Euch sagen werde:"
Ein Schleier verhüllt den unbegehbaren Pfad,
Verborgen wo die fließenden Elemente zu Einem werden.
Ist der Preis des Verweilens zu hoch,
mag der des Übertritts zahlbar sein.
Der erfahrene Wanderer weiß,
es gibt viele Wege, aber keiner wird ein Rückweg sein.
Assadra sprach die drei Sprüche langsam und bedächtig und machte dann einen verwirrten Eindruck. "Ergibt das für Euch einen Sinn? Mein Bruder meinte, er habe sie so formuliert, dass ihr sie besser verstehen könntet und ich solle mir keine Gedanken machen, wenn sie dadurch für mich merkwürdig klängen. Leider neigt er dazu mit mir hin und wieder seine Spielchen zu spielen..." Assadra lies die Schultern ein wenig hängen und blickte die beiden Frauen erwartungsvoll an.