Die Chronik der einsamen Wanderin Mitternacht
Die Maschen des Netzes
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Zeit der Zusammenkunft
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Dorgen entrollte das Papier, so dass auch Verdan über die Schulter des Morgenbringers hinweg lesen konnte, was darauf geschrieben stand:
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Der Tempel der Mystra
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Obwohl sie recht zügig gingen, schien es doch noch eine kleine Ewigkeit für den ungeduldigen Mönch zu dauern, bis der Tempel so nah war, dass sie ihn erstmals richtig betrachten konnten. Das Gebäude schmiegte sich an einen dahinterliegenden Hügel, während sich der Lindwurm-Lauf träge östlich an dem Tempel vorbei schlängelte. Neben dem Tempel gab es ein kleineres Haus aus Stein, das im Vergleich recht winzig wirkte und mehr eine Hütte denn ein richtiges Haus war. Welchem Zweck es diente, wussten wohl nur die Götter. Auf dem Dach des Tempels patrouillierten zwei leicht gerüstete Bogenschützen. Ab und an sahen sie scheinbar auf den Boden. Vielleicht gab es dort ja etwas Interessantes zu entdecken. Als sich die Drei aber näherten, sah einer der Bogenschützen auf und beobachtete sehr genau das Ankommen der zwei schwer gerüsteten Krieger und des jungen Mönchs. Auch als er sich abwandte, war ersichtlich, dass er angespannt wirkte und die Drei dennoch im Auge behielt. Einige Meter vor dem Tempel zweigte vom Hauptweg nach Norden ein kleinerer, gepflasterter Weg ab und führte direkt zum Eingang. Links vom Eingang stand eine Frauenstatue, deren Blick nach Süden gerichtet war. Sie wirkte recht kühl, aber dennoch schien ein seltsames Lächeln ihre Lippen zu umspielen. Unzweifelhaft dürfte sie auch als schön gegolten haben, wäre sie je echt gewesen. Sie trug ein Stirnband, das einzige Stück Farbe, das die Statue zierte. Es zeigte einen Kreis aus blau-weißen Sternen, in deren Mitte sich ein roter Streifen Nebel befand. Verdan und Dorgen erkannten das Zeichen der Mystra wieder. Und auch Arion, der in seinem Leben noch nicht allzu viele Mystra-Tempel gesehen hatte, wusste, dass es sich um das Zeichen der Mutter der Magie handeln musste. Dorgen meinte sogar, dass es sich bei dieser Frau durchaus um die Göttin selbst handeln könnte, selbst wenn es nicht unbedingt üblich war, Ebenbilder der Göttin zu errichten.
Als sie durch den Eingang traten, wussten sie, warum die Wachen auf dem Dach ständig zu Boden geblickt hatten. Statt eines Daches gab es nur einen Wehrgang, auf dem die beiden Bogenschützen hin und her liefen. Ansonsten gab es keinen steinernen Himmel über dem Tempel, so dass der Altarraum, den sie betreten hatten, eher ein Innenhof war. Diesen beobachteten die beiden Bogenschützen eben so gründlich wie die äußere Umgebung. Der Tempel selbst war sehr schlicht. Zwei kleine Holztüren führten an den Seiten zu weiteren Räumlichkeiten und eine große, hölzerne Pforte, die tiefer ins Innere des Tempels führen mochte. Zu beiden Seiten dieser Pforte und des Eingangs gab es kleine Altäre, insgesamt vier an der Zahl. In der Mitte des Innenhofes standen sich zwei Staturen gegenüber, die der neben dem Eingang glichen. Sie hatten jedoch jeweils einen Arm ausgestreckt. Ihre Finger berührten sich fast und bildeten so eine Art steinernen Himmel, vielmehr sogar eine kleine Pforte, die dazu einlud, darunter hindurch zu gehen. Zumindest mussten das jene empfinden, die sich der Dame verpflichtet fühlten. Allerdings war es sehr ruhig im Innenhof. Es waren nur wenige Gläubige zu sehen, die vor den Altären knieten und sich mit zwei Priestern unterhielten. Moment! Das war doch der Elf von vorhin, der da neben der östlichen kleineren Holztür mit zwei Priestern sprach.
Soweit Arion erkennen konnte, gab es nur diesen einen Weg, den sie von ihrem derzeitigen Standpunkt aus gehen konnten. Fabulon konnte auch keine weiteren, womöglich versteckten Zugänge finden, allerdings bemerkte er in dem erdigen Boden wiederum einige Stiefelabdrücke, die noch recht frisch zu sein schienen. Wer auch immer da vor ihnen hier gewesen war, hatte sich scheinbar einige Male im Kreis bewegt, an dem Punkt, an dem auch sie jetzt gelandet waren, bevor er sich in Richtung Norden begeben hatte. An den Wänden ließ sich dagegen nichts entdecken, außer der Tatsache natürlich, dass sie vollkommen aus Erde waren, aber dennoch sehr stabil wirkten, ohne irgendwie gestützt zu werden. Als er mit der Hand ein wenig darüber streifte, bröckelten kleine Erdklümpchen ab, aber ansonsten schien die Erde sehr hart zu sein. Allzu bald würde der Gang hoffentlich nicht einstürzen.
5. Eleint 1374 TZ, Vormittag, Unter der Erde, Tia'Nal (Anzeigen)Er hatte das Gefühl, dass die Luft stickiger wurde, je länger er an diesem Ort verweilen musste. Die kleine Lichtkugel über ihm spendete zwar etwas Helligkeit, aber nicht soviel wie er gewöhnt war und liebte. Seine Reise bis hierher war schon beschwerlich genug gewesen und nun schien sein Weg noch steiniger zu werden. Aber er musste ihm helfen. Dazu war er schließlich hierher gekommen. Zwar wollte er ihn eigentlich in den arkanen Künsten unterrichten und nicht unbedingt in einem Tempel suchen müssen, aber er hatte eine Verpflichtung gegenüber seinem Verwandten eingenommen.
Wiederum schwenkten seine Gedanken zu dem Tempel und den Dingen, die er über ihn erfahren hatte. Es war eigentlich reiner Zufall gewesen. Nach seinem Verwandten suchend war er vor einigen Tagen in Marsember gewesen und hatte dort in einem Gasthaus einen ziemlich betrunkenen Matrosen angetroffen. Obwohl es nicht in Tia'Nals Natur lag, sich mit solchen Menschen abzugeben, hatte er dem Gesäusel des Mannes eine Weile zugehört und so erfahren, dass es einen Tempel der Mystra unweit in einer Stadt namens Weloon gebe. Das war genau die Stadt, in die sein Verwandter, soweit er wusste, aufgebrochen war. Doch die Worte des Mannes gingen noch weiter. Er sagte, dass zwei seiner Freunde da an einem Ritual teilgenommen hätten und nicht wiedergekehrt seien. Als er erfahren wollte, wo sie abgeblieben seien, hatte man ihm angeboten, doch auch das Ritual zu machen, doch er hatte abgelehnt und dann war sein Schiff, auf dem er angeheuert hatte, einfach weiter gefahren und er hatte mitgehen müssen. Die letzten Worte des Mannes wurden von Tränen und einem weiteren Krug Bier erstickt. Besorgt war Tia'Nal kurz darauf nach Weloon aufgebrochen. Und wie es seine schlimmsten Vermutungen bestätigten, konnte er seinen Verwandten dort nicht finden. Von einem älteren Mann, der seinem Verwandten Unterschlupf gewährt hatte, erfuhr Tia'Nal, dass dieser an dem Ritual teilnehmen wollte, weil er sich von der Mutter der Magie Rat für seine arkane Ausbildung holen wollte und es ja nicht schaden konnte, vorher ihren Segen einzuholen. Natürlich hatte sich der Sonnenelf sofort auf den Weg zum Tempel gemacht, aber da wollte angeblich niemand seinen Verwandten gesehen haben. Erst überlegte Tia'Nal, ob er dem Angebot des recht freundlichen Priesters Shan Thar nachkommen und an dem Ritual teilnehmen sollte, doch die Erzählungen des Matrosen in Marsember hatten ihn davon abgehalten. Nein, er war niemand, der schnell verzweifelte, aber er wusste sich keinen Rat mehr, bis er diesen grünen Ort, den man Rathools Teich nannte, erreichte und dort das Gespräch zweier Angler belauschte, die von einem Gang sprachen, der angeblich früher angelegt worden war, damit die Bewohner einer ehemaligen Zitadelle ungesehen in die Stadt kommen könnten. Als Tia'Nal kurz nachfragte, erfuhr er, dass der Tempel der Mystra auf den Grundmauern der Zitadelle erbaut worden war. Einen Moment keimte Hoffnung in ihm auf, die aber nur solange dauerte, bis sich die Angler über den Gang, die Zitadelle und einen alten Kauz namens Tunaster Dranik lustig machten, der wohl herum erzählte, dass mit dem Tempel was nicht stimmte. Da sich ansonsten jede Spur seines Verwandten hier in Weloon verlor, musste Tia'Nal davon ausgehen, dass er wirklich an dem Ritual teilgenommen hatte und dass an den Worten des Matrosen etwas dran war. Also machte er sich auf die Suche nach dem geheimen Gang - noch nicht einmal genau wissend, ob er wirklich existierte. Dabei erfuhr er von anderen Anglern und Besuchern am Teich, dass es unterschiedliche Gerüchte über die Zitadelle gab, die sich allesamt gegenseitig widersprachen.
Es kostete den Sonnenelfen ohne Führer ganz drei Tage, bis er endlich den gesamten Teich abgesucht hatte und auf diese riesige Eiche stieß. Es war purer Zufall, dass er den Zugang zu dem Gang entdeckte. Als er sich, von der Suche ausruhend, auf einen großen Steinbrocken, versteckt im hohen Gras, gesetzt hatte, war er plötzlich von Wurzeln ergriffen worden. Sanft hatten sie ihn schließlich unterirdisch abgesetzt und eine kleine Lichtkugel war über ihm erschienen. Diese Lichtkugel folgte ihm nun schon eine halbe Stunde und doch hatte er das Gefühl nicht weit gekommen zu sein, denn er bewegte sich vorsichtig weiter und kam so nicht gut voran. Zu allem Überfluss spaltete sich der Weg vor ihm nun auch noch und er wusste nicht, welchem Gang er folgen sollte. Beide Wege führten weiter nach Norden, doch sollte er den linken oder rechten Weg wählen?
Irritiert betrachtet der drahtige Elf das nächste Hindernis welches sich ihm in Form eines gespalteten Weges bietet mit gerunzelter Stirn. Es störte ihn nicht weiter, dies würde ein weiteres überwindbares Problem darstellen, welchen er sich auf der Suche nach seinem Cousin Tha'vael stellen musste. Auch dieses würde er mit stoischer Gelassenheit überwinden und zu seinem Ziel gelangen. "Diese Wurzeln waren Zweifelsfrei magischen Ursprungs mit dem Ziel die Person welche davon weiß sicher in diesen Gang zu bringen. Wenn diese Gänge immernoch in Benutzung sind, lassen sich vielleicht Fußspuren meiner Vorgänger erkennen, welche Corellon will, sich hier auskannten." Bevor Tia'Nal sich allerdings daran macht den Fußboden zu untersuchen, trifft er Vorkehrungen falls die Erbauer dieses Gangs ihm nicht freundlich gesonnen sein sollten. Einige kurze arkane Silben später, kann der Elf nun magische Auren wahrnehmen. Für den zweiten Zauber, welcher seinen Körper mit einem magischen Panzer schützen wird, leert er seinen Geist und zwingt ihn in einen Zustand absoluter, fast schmerzhafter Konzentration. Diese Übung, welche ihm von seinem Onkel gelehrt wurde, wird die Dauer des Zaubers verdoppeln. In diesem Zustand vollführt Tia'Nal nun seinen Schutzzauber und fühlt das typische Verdichten magischer Macht um ihn herum und nickt zufrieden.
Nachdem all diese Vorbereitungen getroffen sind untersucht der Elf nun den Boden vor der Gabelung in der Hoffnung dort irgendwelche Hinweise wie Kratzer, Fußspuren oder andere verrätische Hinweise zu finden, welche ihm einen Hinweis welche Abzweigung er nehmen sollte geben könnten.
Tia'Nal betrachtete mit einer Mischung aus milder Neugier und Desinteresse wie Dorgen zu Werk ging. Dieser Kampf war nur eine Verschwendung ihrer Ressourcen. "Ich hoffe solche Zwischenfälle werden nicht häufiger Vorkommen. Sie verbrauchen nur die wichtigen Ressourcen unserer Gruppe. Wir sollten versuchen so etwas in Zukunft zu vermeiden, soweit es geht natürlich.". Mit diesen Worten berührte Tia'Nal eine in seiner Robe eingenähnt Perle, welche kurz aufleuchtete und dann verblasste. Arkane Worte der Macht strömten in seinen Verstand und füllten einen kleinen Teil seines Zauberrepertoires wieder auf.
OOC (Anzeigen)Pearl of Power benutzen um Magic Missles wieder zu holen
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Langsam nahmen die Drei den Weg die Treppe hinauf. Nur um sicher zu gehen, dass auch nichts am oberen Ende auf sie wartete, blieben sie in der Hälfte des Weges stehen und lauschten angespannt in die heller werdende Dunkelheit, doch da war nichts. Dorgen führte die kleine Gruppe an, Fabulon bildete die Nachhut und sah ab und an über seine Schultern, damit ihnen auch nichts folgte. Ihm war noch immer übel, aber nach und nach ließ das Gefühl, sich übergeben zu müssen, nach. Als sie endlich am anderen Ende der Treppe ankamen, standen sie in einem kleinen Raum mit hoher Decke, der überfüllt war mit Bücherregalen. Eines davon stand hinter ihnen und verschloss, ein paar Sekunden, nachdem sie in den Raum getreten waren, wieder den geheimen Gang. Dorgen, Fabulon und Tia'Nal mussten aufpassen, dss sie nicht ständig auf ein Buch oder eine Schriftrolle traten, denn vieles hatte in den Regalen keinen Platz mehr gefunden und lag wild durcheinander, ohne ersichtliche Ordnung, im Raum herum. Dieselbe Unordnung herrschte auch in den einzelnen Regalen. Hier konnten Schätze versteckt sein, sie würden vermutlich in all dem Chaos keinen einzigen finden. Ihnen gegenüber fanden sie jedoch zumindest eines: eine Tür und diese Tür führte mit Sicherheit zu weiteren Räumen des Tempels. Dass sie tatsächlich im Tempel waren, ließ sich daran erkennen, dass das Mauerwerk aus denselben Steinen bestand wie die Mauern des Tempels, die sie bereits gesehen hatten. Die Frage war wohl nur, was hinter der Tür lauerte, und wie tief sie bereits in den Tempel vorgedrungen waren.
5. Eleint TZ, unbekannte Uhrzeit, unbekannter Ort, Regadur Goldnase
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Regadur kam nur schleichend zu sich. Bilder von Geschehnissen, die passiert waren oder die er vielleicht nur geträumt hatte, ließen ihn keinen klaren Gedanken fassen. Sein Kopf schmerzte, seine Schultern fühlten sich an, als seien sie ausgekugelt worden, aber womöglich lag dies auch nur daran, dass er - die Arme soweit wie möglich von sich gestreckt - an einer Wand hing. Seine Füße standen auf einem schmalen hölzernen Keil und waren mit Ketten an der Wand festgebunden. Der Geruch von totem und verwesendem Fleisch drang ihm in die Nase, die sich zu versperren versuchte. Allerdings gelang es ihm nicht. Als die Bilder schwächer wurden, war er in der Lage dazu, sich umzusehen. Verschwommen nahm er weitere Gestalten war, die unweit von ihm an der Wand hingen. Zwei davon waren übel zugerichtet. Regadur war sich nicht sicher, ob es das Bauchfleisch oder vielleicht die Gedärme waren, die an den Menschen herab hingen. Fliegen surrten durch die Fäulnis getränkte Luft. Regadur begann zu husten, kämpfte aber gegen das schreckliche Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Gut, dass er in seinem Leben schon soviel Zwergenbier getrunken hatte. Er war es gewohnt, dass einem der Schädel brummte und man den Donnerbalken anbrüllte. So gelang es ihm, mit viel Willen, zu sich zu kommen. Die dritte Gestalt, die scheinbar wie er gefangen war, atmete noch. Wenigstens hob sich ihr Brustkorb in unregelmäßigen und heftigen Stößen. Was war das hier nur? Und wie war er hierher gelangt? Er konnte sich noch schwach erinnern, dass er mit seinem jungen Schützling den Tempel aufgesucht und an so einem komischen Ritual teilgenommen hatte, doch dann waren da nur noch Bruchstücke, die er nicht zu einem Bild zusammen zu setzen wusste. Und wo war eigentlich sein Schützling? Panisch sah er sich um und fixierte noch einmal genauer die Gestalten an der Wand, bis er sicher war, dass der Junge nicht hier war. Wenigstens konnte das bedeuten, dass er noch lebte, auch wenn die Hoffnung klein war. Die Gestalt, die noch atmete, stöhnte auf. Regadur lauschte auf weitere Geräusche, doch es war nichts zu vernehmen. Der ganze Raum war in Dunkelheit gehüllt, die der Zwerg so aber nicht wahrnahm. Irgendwo, schrecklich weit von ihm entfernt, gab es eine Tür, die sonst wohin führen mochte, nur wäre ihm wahrscheinlich jeder andere Ort als dieser hier lieber gewesen.
Regardur (Anzeigen)Sich eines halbwegs sicheren Stand sicher erhebt sich Regardur auf die Zehenspitzen um die Last von seinen Schultern ein wenig zu mindern. Kurz verharrt er so damit sich seine Muskeln ein wenig erholen können, bevor er sie einsetzen wird. Was auch immer geschehen war, diese Priester mußten dahinter stecken. Auch hatte er noch nie einen Schützling verloren, und solange er keinen Beweis hatte das Andrew tot war würde er kämpfen. Das gebot ihm seine Ehre.
Langsam spannt er seine Arme an in der Hoffnung das die Fesseln vielleicht doch nicht so solide sind wie sie scheinen. Die Ketten wird er wahrscheinlich nicht zerbechen können aber vielleicht die Verankerung in der Wand rausreißen? Mit aller Kraft bewegt er seine Arme nach vorne. Doch die Ketten geben keinen Zoll nach. Sich nach jedem Versuch kurz erholend versucht er es wieder und wieder.
Fabulon trat durch das Portal und blieb augenblicklich wieder stehen. Was sich in diesem Raum auftat, ließ selbst den Elf kurz vergessen, warum er eigentlich hier war.
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Fabulon sah sich kurz um und konnte, abgesehen von einem leichten, dunstigen Schleier durch das vermeintliche Portal hindurch sehen und dort Regadur, die Purpurdrachen und die dazu stoßenden Dorgen und Tia'Nal erkennen. Das Licht der Fackeln in dem vorherigen Flurabschnitt beleuchtete den Raum, in dem er nun stand, nur spärlich, aber der steinerne Bogen in der Mitte des Raumes war klar erkennbar. Dahinter sah er einen Altar, aber das, was seine Aufmerksamkeit wirklich beanspruchte, war der Knochenhaufen, der sich vom steinernen Bogen bis zum Altar zog. Kurz zählte Fabulon die Schädel und allein bei oberflächlicher Schätzung kam er auf gut dreißig Schädel. Er wollte gar nicht wissen, wie viele Schädel sich noch unter den anderen Knochen verbergen würden.
Áine
Áine hatte den Wächter kommen sehen und sich vorbereitet. Innerhalb von Sekunden war die kleine Zelle mit einem undurchdringlichen Nebel erfüllt. Áine konnte den Wächter nicht mehr sehen. Sie stürzte hinaus, rammte dabei eine Schulter, blieb stehen und beförderte den Mann mit einem Schlag in die Zelle. Sie hörte einen dumpfen Aufschlag, aber sicher konnte sie nicht sein, dass der Mann außer Gefecht gesetzt war. Der andere Wächter war kurz verwirrt, ließ dann aber, wie Áine erkennen konnte, als sie aus dem Nebel trat, Veera los und kam auf sie zu gerannt. "Was ist denn da los?" rief der Mann aus der Nische. Und jetzt? Sollte sie weglaufen? Oder ohne jede Waffe und Verteidigung gegen den Wächter antreten?
Fabulon, Regadur, Dorgen und Tia'Nal
Fabulon hörte deutlich einen Ruf, der ihn sich nach links wenden ließ, aber er konnte aufgrund der Lichtverhältnisse keine Tür oder einen Gang erkennen, nur eine Ecke, hinter die er selbstverständlich nicht blicken konnte.
Auch Regadur, Dorgen und Tia'Nal konnten einen Ruf vernehmen, allerdings wussten sie ihn nicht einzuschätzen. Besonders in Regadur keimte die Sorge auf, dass Fabulon in die Falle gelaufen war.
Áines Schwimmkünste verbesserten sich nur geringfügig, immer wieder sank sie hinab, kam nach Luft hechelnd nach oben und kam so mehr schlecht als recht vorwärts. Sie verlor ihr Gefühl für Zeit und Entfernung, nur dann, wenn sie auftauchte, konnte sie bemerken, dass der Katamaran und ihre Gefährten nicht mehr zu sehen waren, nicht einmal mehr der diffuse Lichtschein, der den Raum beleuchtet hatte. Sie war in der Finsternis allein und schließlich ging es auch nicht mehr weiter. Glücklicherweise konnte sie dank ihrer angeborenen Fähigkeiten einigermaßen sehen, so dass ihr bald klar wurde, dass ein Geflecht aus Zweigen, Ästen und feuchter Erde ihr den weiteren Weg versperrte.
Regadur machte sich mit aller gebotenen Vorsicht daran, den Purpurdrachen zu bergen. Die beiden Purpurdrachen, die ihm unter den Katamaran gefolgt waren, standen bereit, um ihm zu helfen und mit ihm ihren Freund zu bergen, dessen Augen noch weit aufgerissen waren. Nur seine Wunden bluteten nicht mehr, aber weder Áine, Dorgen oder Katriana hätten ihm noch helfen können. Der Mann war tot und das schien seine Kameraden schwer zu treffen. Nach einer Weile nahmen sie ihn auf und brachten ihn zu dem Verletzten, um den sich Katriana und Áine gekümmert hatten. Dort legten sie ihn ab und waren nun unschlüssig, was zu tun sei.
Dorgen ließ zunächst nur oberflächlich seinen Blick über die Nische gleiten. Er entdeckte an einer Wand eine große, farbige Karte des südöstlichen Teils von Cormyr. Einige Punkte waren gesondert eingezeichnet und sagten Dorgen auf die Schnelle nichts. Der Goldene Schrein, der Träumerfelsen oder die Mönchsklinge, ein paar der Punkte wie die Mönchsklinge lagen direkt auf oder neben dem eingezeichneten Weg des Mantikors. Andere befanden sich da, wo keiner freiwillig hinging: im Weiten Sumpf. Auch wenn Dorgen sich kaum in dieser Gegend auskannte, wusste er, dass diese Marschregion, die zwischen Cormyr und Sembia lag, eine der gefährlichsten Gegenden des ganzen Landes war. Und genau da befanden sich die beiden Punkte: die Verlorene Zuflucht und die Feste Orvaskyte. Da er aber nicht sonderlich viel damit anfangen konnte, wandte sich Dorgen dem Schreibtisch zu. Dort fanden sich allerlei Essensreste, aber auch Tinte und ein paar Pergamente, die aber keinerlei interessante Informationen enthielten. Dafür befand sich auf dem Schreibtisch eine kleinere Karte, die der an der Wand ähnlich war, nur in schwarz-weiß gehalten und ohne sämtliche Punkte, die sich auf der großen Karte befanden.
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"Ausgehend vom X wandert nach Südosten in Richtung des Unbekannten Schreins (das weiße Gebäude aus Marmor auf dem Hügel). Vom Schrein aus geht ungefähr zwanzig Meilen nach Osten. Zu eurer Linken findet ihr die Gruft von Chonis. Habt ihr den Sumpf erreicht, haltet Ausschau nach dem Weg entlang des Totenkopfstabes. Folgt dem Weg zur letzten Zuflucht und erwartet weitere Befehle."
Die Karte wusste Dorgen schon genug zu fesseln, allerdings fiel ihm zudem, als er den Schreibtisch berührte, die recht dicke Tischplatte auf. Als er genau hinsah, entdeckte er, dass sich unter der Tischplatte, als Teil davon getarnt, eine verschlossene Schublade befand. Nur einen Schlüssel konnte er nicht entdecken.
Auf dem Weg zum Weiten Sumpf
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Zwischenspiel für Taris (Anzeigen)Hinter dem über den Schreibtisch gebeugten Korporal ging gerade die Sonne auf. Das helle Licht blendete Taris, aber er nahm seine Hand nicht hoch, noch kniff er die Augen zusammen. Ganz im Gegenteil, er wollte sich vor dem neuen Tag nicht verschließen, denn dieser Tag versprach endlich erfolgreich zu werden. Vor vier Monden hatte er in Niewinter vom dort ansässigen Mystra-Tempel den Auftrag bekommen, dem in Cormyr errichteten Tempel mal auf den Zahn zu fühlen. Allein der Umstand, dass in diesem Landstrich ein Mystra-Tempel gebaut worden war, schien die Priester des Niewinter Tempels zu beunruhigen. Selbstverständlich half Taris in dieser Sache gerne, besonders angesichts der Belohnung, die er bekommen hatte, und von der nun schon nichts mehr übrig war. Er hatte sie vernünftig investiert, aber so wie die Worte des Korporals geklungen hatte, schien es ihm beinahe, als sei es schon gar nicht mehr notwendig, etwas zu unternehmen. Den Informationen des Purpurdrachen zufolge waren die Priester des Tempels aufgeflogen als Verehrer einer viel dunkleren Gottheit. Taris kannte sich zwar außer Silvanus nur bedingt mit Göttern aus, aber er wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Anscheinend hatte sich jedoch eine Anzahl an Kämpfern aufgemacht, um die Priester zu enttarnen, was ihnen gelungen war. Doch war das auch das richtige Ende seines Auftrages? Immerhin sollte er herausfinden, was in dem Tempel vor sich ging und auch wenn das jetzt aufgeklärt war, so stand doch noch die Frage im Raum, warum das alles geschehen war. Darum hatte der Korporal ihm angeboten, ihn zu begleiten, wenn er in den frühen Morgenstunden die Abenteurer aufsuchen würde. Nun saß er hier, sah dem Korporal beim Rechnen zu, bekam glitzernde Augen, als er das viele Platin sah, dass der Korporal in schwere Säcke abfüllte, und wartete still ab. "So, ich glaube, das war's", murmelte dieser just in dem Augenblick, in dem die Sonne sich so weiter gezogen war, dass Taris nicht mehr geblendet wurde. So konnte er sehen, dass die Nacht des Korporals wohl sehr kurz gewesen war. "Dann lasst uns mal gehen." Der Korporal erhob sich und führte ihn aus dem Hauptquartier der Wache in Richtung eines Gasthauses, wo Taris ein seltsames Bild erwartete. Ein Zwerg und eine Halb-Orkin. "Ich kann Euch nicht versprechen, dass sie Euch mitnehmen oder Euch mehr erzählen. Das liegt wohl allein an Euch." Der Korporal nickte, um sich selbst zu bestätigen. "Aber ich hoffe, wenngleich ich nicht noch mehr Unbeteiligte in ihr Unglück stürzen will. Der Sumpf ist gefährlich." Richtig, der Sumpf. Taris erinnerte sich daran, dass der Korporal ihm erzählt hatte, die Kämpfer würden zum Weiten Sumpf ziehen, der überaus gefährlich sei. Er hatte bereits davon gehört. Das Gelände war unwegsam, mit etwas Pech blieben die Stiefel im Grund stecken und während man gefangen war, fiel ein wildes Tier oder etwas Schlimmeres über einen her. Aber das konnte ihm in jedem anderen Sumpf auch passieren. Er war daran gewöhnt, dass sein Leben gefährlich war, auch wenn er deshalb nicht unvorsichtig wurde. Trotzdem musste er dem Rätsel weiter auf den Grund gehen. Er musste den Klerikern des Tempels in Niewinter immerhin sagen können, was hinter alldem steckte, wenn jemand den Namen ihrer Göttin missbrauchte. Nur würde er ohne die Helden, die sich um den Tempel gekümmert hatten, wohl nicht sehr weit kommen.
6.Eleint 1374 TZ, frühe Morgenstunden, Regadur und Áine, Gasthaus "Zur Lindwurm-Schildwache"
Nach einem kurzen Frühstück waren Regadur und Áine nun soweit, um wieder aufzubrechen. Sie verließen das Gasthaus und blickten in Richtung des Hauptquartiers der Wachen. Tatsächlich war auf dem noch wenig genutzten Weg des Mantikors die Gestalt des Korporals auszumachen. Ihr gemeinsamer Gefährte Dorgen war allerdings nirgendwo zu sehen. Was ihn wohl dazu bewogen hatte, nicht mit ihnen zu gehen? Sie verwarfen den Gedanken schnell. Er hatte sich so entschieden und es lag ihnen beiden nicht, in die Vergangenheit zu blicken. So erwarteten sie schweigend die Ankunft des Korporals, der von einem gut gerüsteten und recht großen Mann begleitet wurde, der augenscheinlich nicht zu den Purpurdrachen gehörte. "Seid gegrüßt und einen guten Morgen! Ich bringe euch eure Belohnung. Hm? Herr Fabulon ist gar nicht anwesend? Ist er etwa auch gegangen?" Als Regadur und Áine dem Korporal erklärten, der Elf warte bereits an der Fähre auf sie, nickte dieser nur. "Gut, ich dachte schon. Dann gebe ich euch seine Belohnung mit." Er reichte jedem von ihnen einen gut gefüllten Geldsack mit je 350 Platinmünzen. Regadur gab er noch einen zweiten für Fabulon. "Außerdem hat mir Herr Gilmarik noch dies für euch mitgegeben. Ihr sollt es an Euch nehmen, Áine. Er meinte, er habe sie im Tempel gefunden und sie könnten Euch noch nützlich sein." Der Korporal übergab Áine eine Lederrolle, in der sich die Schriftrollen befanden, die Dorgen in der Bibliothek im Tempel gefunden hatte. Außerdem überreichte er ihr die drei Phiolen, einen Stab und die Kette mit dem wertvoll aussehenden Amulett. "Und bevor Ihr jetzt weiterzieht, möchte ich Euch noch Taris vorstellen. Er wollte mehr über den Mystra-Tempel erfahren und darüber, was dort genau vor sich gegangen ist und warum es passiert ist. Ich dachte mir, dass Ihr ihm da wohl am besten weiterhelfen könnt. Ich muss jetzt gleich los. Ich muss heute mit Hauptmann Tholl sprechen." Der Korporal seufzte schwer und hob zum Abschied nur kurz die Hand. Dann ließ er die drei einfach zurück. Er war nun wirklich kein Mann vieler und großer Worte.
Zwischenspiel für Xu'sarsar (Anzeigen)Während sie das Buch in ihren Händen hin und her drehte, dachte sie darüber nach, was Mela ihr gerade erzählt hatte. Amnic Basult, der verschwundene Bibliothekar, war tot. Er war von falschen Priestern im ebenso falschen Tempel der Mystra gefoltert und schließlich getötet worden. Alles, was von ihm geblieben war, war seine Buchhandlung und eine am Boden zerstörte Ehefrau. Und natürlich Veeti, das Mela ihr geschenkt hatte, weil sie seinen Anblick und seine Sprüche, die es vorlaut von sich warf, nicht mehr ertragen konnte. Was Xu'sarsar jetzt damit anfangen sollte, wusste sie nicht. Das Buch, das Amnic als Tagebuch genutzt hatte, war leer. Sollte sie nun da hinein schreiben? Die Tür schloss sich hinter ihr. Gedankenverloren folgte sie dem Weg des Mantikor, der sie nach Weloon gebracht hatte und geradewegs durch die Stadt hindurch in Richtung Osten führte. Tja, diesem Geheimnis war sie nun auf die Spur gekommen, sie fragte sich nur, was das alles bedeuten mochte. Ein falscher Mystra-Tempel, dessen Kleriker harmlose Buchhändler folterten und töteten und so wie es geklungen hatte, wohl noch einige andere Menschen getötet und entführt hatten. Sollte sie jetzt in Weloon bleiben und mehr heraus finden? Was würde ihr schon großartig übrig bleiben? Sie fuhr sich durch die Haare, die über das Buch strichen. "Hey, sei lieber vorsichtig! Ich bin kitzlig und wenn ich einmal anfange, zu lachen, hör ich nie wieder auf!" Xu'sarsar runzelte die Stirn. Veeti war ein seltsames Geschöpf, von dem sie nicht wusste, ob sie es behalten oder lieber gleich wieder los werden sollte. "Oh, warte mal! Ist das etwa der Elf? Ha, ja, ganz genau, der Elf!" Xu'sarsar sah auf und musste feststellen, dass sie direkt am Lindwurm stand, der Weloon in zwei Hälften teilte. Über den Fluß kam man mit kleinen Fähren und in der Nähe der Fähre, nur wenige Meter von ihr entfernt, stand ein Elf. "Der hat den Kerl begleitet, der Amnics Verschwinden nachgegangen ist. Ah, aber ich bin irgendwie müde, war eine lange Nacht. Das Geheule von Mela ging mir auf den Keks. Steck mich einfach ein, ich melde mich, wenn ich wieder wach bin." Ziemlich unverfroren dieses Ding. Xu'sarsar sah dennoch weiterhin zu dem Elf. Er war mit an der Aufklärung von Amnics Verschwinden beteiligt? Interessant.
6. Eleint 1374 TZ, frühe Morgenstunden, Lindwurm-Fährweg, Fabulon
Er war immer noch aufgebracht. Nachdem er am gestrigen Abend versucht hatte, Saevon klar zu machen, dass er sie unmöglich begleiten konnte, hatte der Junge ihn heute morgen erneut drangsaliert und ihn angefleht, ihn mitzunehmen. Schließlich war Fabulon beinahe überstürzt aufgebrochen, um seinem Neffen und dessen Quengelei zu entgehen. Das musste einfach an der menschlichen Erziehung liegen, die er derzeit genoss. Der kleine Elf hätte in einer richtigen Elfengemeinschaft schneller Lektionen gelernt und sie angenommen. So aber hatte er den sturen Kopf eines Menschen entwickelt. Hoffentlich war das wieder aus ihm heraus zu bekommen. Das würde ihm jedoch nur gelingen, wenn er heil wieder aus dem Weiten Sumpf zurück kam und möglichst seine Schwester und seinen Schwager mitbrachte. Hoffentlich waren sie noch am Leben. Er sah, seinen Gedanken nachhängend, den Fähren durch, die selbst am frühen Morgen schon sehr geschäftig waren, als er zu seiner Linken eine ihm vertraute Stimme wahrnahm, die ihn allerdings gar nicht erfreute. Als er sich umdrehte, sah er direkt in das Gesicht einer schwarzhäutigen Elfe, die trotz ihrer Schönheit ein seltsames, bis abstoßendes Gefühl in ihm erregte. Warum starrte sie ihn so an? Und das Buch in ihrer Hand? Hatte Dorgen das nicht besessen? Warum trug sie es nun mit sich herum?
Für Lyriel (Anzeigen)Diese gräßlichen Kopfschmerzen, wie sollte sie denn da nachdenken? Sie kam nur langsam zu sich. Sie wusste, am Abend zuvor war irgendetwas gewaltig schief gegangen. Dabei war sie doch so froh gewesen, endlich wieder auf Menschen zu stoßen. Aber irgendetwas an ihnen war seltsam gewesen. Sie waren mehr Zombies denn denkende Lebewesen. Ihre Art zu laufen, ihre Art zu sprechen, das alles war noch relativ normal gewesen, aber der Inhalt dessen, was sie gesagt hatten, wenn sie überhaupt gesprochen hatten. Lyriel hatte nicht viel damit anfangen können, aber unter ihnen war eine Priesterin Sunes gewesen und sie hatte mehrfach versucht...Kontakt zu ihr aufzunehmen. Immer wieder schienen sich die Augen der Priesterin zu lichten von dem Nebel, der ihr Gedächtnis umgab, doch bevor sie einen klaren Gedanken formulieren konnte, war es schon wieder vorbei gewesen.
Lyriel konnte sich an die verschiedenen Gestalten gut erinnern. Einen jungen Mann, vielleicht von adliger Natur, zwei Elfen und etwa ein halbes Dutzend anderer Menschen in den verschiedensten Kleidungen, zwei Priester - eine Priesterin der Sune, ein Priester des Torm - waren dabei. Sie hatte sie gefragt, warum sie ausgerechnet in Richtung des Sumpfes gingen, den Lyriel nur gestreift hatte. Allein sich am Rande des Sumpfes zu bewegen war schon gefährlich genug, wie sie wusste. Sie selbst war auf eine hässliche Vettel gestoßen, die versucht hatte, sie mittels eines Tricks in den Sumpf zu locken. Und des Nachts die seltsamen Lichter, die einen verwirrten. Nein, sie war froh, diesem Ort zu entkommen, doch die Truppe steuerte genau dort hin und das ohne jeden Grund und nun hatte sie auch noch an diesem Grabmal Halt gemacht, aus dem Lyriel Geräusche hören konnte, die sie nicht zuzuordnen vermochte. Irgendetwas stimmte nicht, das hatte ihr ihr Instinkt gesagt, doch bevor sie mehr darüber hatte nachdenken können, war irgendetwas Schweres gegen ihren Kopf geprallt.
Und jetzt saß sie hier, in der Finsternis eines großen Altarraumes, neben sich eine Art steinerner Sarkophag, dessen Abdeckung ein wenig zur Seite geschoben war. Sie konnte noch dunklere Finsternis erkennen und glaubte, dass jeden Moment eine Hand daraus hervor dringen würde, um sie sich zu schnappen. Doch die Minuten zogen dahin und alles, was sie hörte, war ab und an ein paar leise Schritte. Sie war nicht allein, aber wer auch immer mit ihr in dieser Kammer war, er näherte sich ihr nicht, weil er vermutlich dachte, sie sei noch bewusstlos. Sie wollte es nicht darauf anlegen, ihm zu zeigen, dass sie wach war. Aber was sollte sie tun? Wie lange war sie bewusstlos gewesen und wie sollte sie wieder von hier fliehen?
Hinter den drei verbliebenen Helden geriet die Halb-Dunkelelfe in immer ärgere Bedrängnis, schließlich stand sie völlig in Flammen, doch schien sie unfähig zu schreien. Allein ihr Begleiter, der weiße Rabe, kreischte aufgeregt und flog in kleinen Kreisen um sie herum, flog schließlich zu Fabulon und wieder zurück zu der Halb-Dunkelelfe, während sich der Körper Xu'sarsars langsam auflöste. Weder Taris noch Regadur schienen sich jedoch sehr davon beeindrucken zu lassen. Während Taris die Gegenstände an sich nahm, die Dorgen einst im Tempel der Mystra in Weloon gefunden und an sich genommen hatte, untersuchte Regadur den nicht sonderlich gut riechenden Körper des Riesen. Doch dieser trug nichts Wertvolles bei sich, außer einer einzigen Goldmünze.
Für Lyriel (Anzeigen)Einen Moment lang erstarben die leisen Geräusche, die Lyriel davon überzeugt hatten, dass noch jemand anwesend war. Aber die Stille hielt nur einen winzigen Augenblick, danach setzten die Geräusche sich fort, doch Lyriel bekam auf ihre Frage keine Antwort. Wer auch immer da bei ihr war, wollte anscheinend kein Wort an sie verschwenden. Auch ihre weiteren Versuche, das Seil um ihre Handgelenke zu lösen, blieben erfolglos und noch immer war vor ihr dieses allumfassende Dunkel und das Gefühl, dass es mit Sekunde zu Sekunde bedrohlicher wurde.
Regadur ging vorsichtig voran. Er war sich sicher, dass hier irgendeine Falle auf sie lauern würde, sei es in mechanischer, magischer oder fleischlicher Hinsicht. Er kannte diese Orte nur zu gut, er war ausreichend vorbereitet. Auch Fabulon war angespannt und bereit, jeden Moment über die Schulter des Zwerges hinweg einen Pfeil abzufeuern. Taris dagegen war ruhig. Dank der Laterne konnte er zumindest ein paar Meter weit blicken und die tanzende Sphäre über Regadurs Kopf beruhigte den Jäger zusätzlich. Nur eines war schrecklich - Regadurs furchtbares Geklapper. Während Taris und Fabulon einigermaßen leise voran kamen, stieß bei jedem von Regadurs Schritten Metall auf Metall und jeder noch so schwerhörige Feind hätte den Zwerg wohl vernommen. Aber das war Regadur bereits gewöhnt, er hatte ja schon mehrfach angedeutet, dass leise Schritte nicht seine Art waren. Nach nur wenigen Metern erreichten sie das Ende des Ganges, eine Abzweigung, dieses Mal nur nach links führend und dem Zwerg schwante, dass hätten sie den linken Weg gewählt, sie jetzt beinahe an derselben Stelle heraus gekommen wären, nur mit dem Unterschied, dass sie hätten nach rechts abbiegen müssen.
Vor ihnen tat sich ein kurzes, etwa zwölf Meter langes Gangstück auf, von dem drei Gänge abführten, doch kaum dass Regadur um die Ecke spähte, tat sich zur Linken auch noch eine große Halle auf, die nicht nur im Dunkeln lag, sondern auch von einem schattenhaften Nebel erfüllt war, durch den selbst Regadur nichts vernünftig sehen konnte, bis auf ein paar Säulen.
(http://img854.imageshack.us/img854/3638/gruftvonchonis.jpg)
Lyriel arbeitete fieberhaft an ihrem Fluchtversuch. Der Dolch war scharf, aber die Fesseln waren stramm und fest. Trotzdem gelang es ihr, das Seil zu durchtrennen, als sie plötzlich ein lautes Scheppern vernahm, als würde sich jemand nähern, der schwer gerüstet war. War das einer ihrer Wächter? Aber diese verhielten sich normalerweise doch sehr leise - im Moment so leise, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie sich befanden, ihr Streit schien je beendet worden zu sein. Dann hielten die Schritte plötzlich inne, leider waren sie noch einige Meter von ihr entfernt, wenn sie ihre Ohren nicht trogen.
Alyndra - wesentlich früher am selben Tag
Sie war richtig, vor ihr konnte sie schon die Ruinen des Unbekannten Schreins erkennen. Sie musste sie bald eingeholt haben, sollten sie diesen Weg gewählt haben. Sie war beunruhigt. Neben ihr verliefen verschiedene Spuren von Wolfsspuren, nur waren diese Spuren wesentlich größer als die Pfoten von Wölfen. Waren jene, die sie suchte, verfolgt worden? Als sie wieder auf ihr beschworenes Ross stieg, wurde sie zwei Kreaturen gewahr. Eine von ihnen war etwa so groß wie sie, die andere deutlich kleiner. Die beiden führten Reittiere mit sich und sahen aus wie eine zu klein geratene Karawane. Sie unterhielten sich angeregt miteinander, der Kleine fuchtelte sogar mit den Armen und Händen herum, als müsse er sich gegen eine Armee Blutmücken verteidigen. Eindeutig ein Gnom, konnte Alyndra anhand dieses Verhaltens schließen, auch wenn Halblinge ihre Geschichte ebenfalls gerne mit solcher Gestik unterlegten. Die Zwei schienen direkt vom Unbekannten Schrein auf sie zuzulaufen. Waren sie in der Nacht dort gewesen? Waren sie jenen, die sie suchte, begegnet? Und was war mit den seltsamen Wolfsspuren?