Die gerechte Strafe für Verräter
Runde 9
"Ein Kind zu schützen ist etwas anderes", antwortet Sir Alexite dem Widerspruch von Horgus ohne genauer darauf einzugehen, wie er dies meint.
"Außerdem brauchen wir alle dringend eine Rast, was glaubt Ihr wie viele Eurer bezahlten Wachen Euch in diesem Chaos geblieben sind.
Die Meisten werden versucht haben mit ihrem Leben zu entkommen und möglicherweise noch die Chance genutzt haben Euer Anwesen zu plündern.
Das wir dort eine sichere Nacht verbringen können glaube ich nicht, Ihr seht ja selbst, dass hier immer noch Dämonenanhänger umherziehen", antwortet der Mystiker Horgus, auch wenn es ihm in seinem angeschlagenem Zustand an Überzeugungskraft mangelt.[1]
Zu seinem Versuch den adligen Händler zu überzeugen ist es sicherlich auch nicht zuträglich, dass er seinen Zauberstab wieder aufhebt.
"Wo wart Ihr so lange, Herr Barakhin?", fragt er den Zwergen als er sieht, dass dieser wieder um die Häuserecke kommt.
Schwach fühlt sich die Schurkin, auch wenn es ihre Körperhaltung nur in Teilen erahnen lässt. Die Spuren von Brandwunden finden sich an ihren Händen und Teile ihrer Haarpracht wirkt angekokelt. Anevia greift mit einer Hand nach der Mähne von Butterblume und versucht ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
Wie lange muss sie noch durchhalten, bevor sie endlich Irabeth in die Arme fallen kann? Sie weiß es nicht. Doch ihre Hoffnung ist, dass die mächtige Streiterin Iomedaes und große Liebe ihres Lebens sich in der Gaststätte aufhält.
"Pah!", beginnt Horgus zu wettern und steckt mit einer überschwänglichen Geste und erhobenem Kinn sein Schwert weg.
"Das ändert nichts daran, dass es eine Unverschämtheit ist, dass Ihr dieser kleinen Schlampe mehr Bedeutung zugesteht als mir", betont er gleichermaßen selbstgefällig wie erbost, "einem Mann mit Titel und einem bedeutenden Mitglied der Gesellschaft. Was ist nur los mit Euch, dass Ihr mir die einzige Kleinigkeit, die ich je von Euch verlangt habe, verwehrt?"
Dann verschränkt er allerdings mit finsterem Gesicht die Arme und schmollt. Begierig darauf, allein loszulaufen, ist er gewiss nicht. Obwohl das Ziel so nah ist, ist es so weit entfernt. Aber auch eine andere Art von Groll schmort in Horgus, denn Sir Alexites Worte haben die Sorge um das Schicksal seiner finanziellen Existenz nur noch mehr geschürt. Sollten diese götterverfluchten Hurensöhne von Wachen tatsächlich gewagt haben, sich an seinem Besitz zu vergreifen...
"Schluss damit!", mischt sich Yngvar angespannt in die Streiterei ein und lässt sein magisches Licht erlöschen, um nicht von weither ungewollt Aufmerksamkeit auf die Gruppe zu lenken. Doch dabei wirkt er schon abgelenkt, denn seit dem Auftauchen Barakhins hat der Skalde diesen fixiert - denn etwas kommt ihm seltsam an dem zwergischen Alchemisten vor. Dieser sieht optisch auf irgendeine Weise anders aus als Yngvar ihn in Erinnerung hat und dieser kleine Zweifel reicht ihm in dieser Umgebung schon aus, um eine Teufelei der Dämonenanhänger zu vermuten.
"Halt", macht er seine Gefährten alarmiert darauf aufmerksam, "da stimmt irgendetwas nicht."
Und den Magierinnen ruft er daraufhin warnend zu:
"Schnell, weicht zurück, dies ist nicht der Zwerg!"Auch wenn Yngvar sich irrt und dies inständig hofft: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Barakhin könnte den Verdacht beiseite schaffen oder würde sich als jemand anderes offenbaren.
"Es reicht, Horgus!
Ihr habt Euch dank Eurem fehlenden Benehmen, Eurem fehlendem Respekt und im allgemeinen aufgrund Eures Umgangstones es zu verdanken, dass wir Euch nicht ernst nehmen und lieber besseren und gutherzigeren Seelen helfen als Abschaum wie Euch!", platzt es metallisch auf dem Prediger hinaus, welcher keinen Hehl mehr daraus macht, dass der den dicken Händler zutiefst verabscheut.
Denn viel zu sehr erinnert dieser ihn an seine Heimat.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass Ali Ismail dem Barden kaum Beachtung schenkt und wie in einem Tunnelblick wieder seine Hasstriade gegenüber Horgos los wird:
"Wir haben gerade Sir Uther verloren und von Euch hört man ständig nur ich hier und ich da!
Als ob es immer nur um Euch gehen würde.
Und damit ist nun ein für alle Mal Schluss!
Denn ab jetzt haltet Ihr gefälligst den Rand und redet nur noch, wenn Ihr etwas gefragt werdet - habe ich mich da klar ausgedrückt, Horgus?", wobei der fromme Prediger etwas in seiner Stimme hat, was befremdlich und neu ist.
Doch es ist dennoch klar zu bemerken, dass der Keleshite selbst nicht ganz hinter seinen drohenden Worten dahinter steht.
Doch anders als der Emir reagieren die beiden Magierinnen in Ausbildung blitzschnell und eilen sofort verängstigt in die Richtung der Helden.
Doch hierfür haben sie einen entscheidenen Fehler gemacht, denn das junge weinende Mädchen ist nun nicht mehr in ihrer Obhut und wird vorallem durch die beiden Zauberschülerinnen weder aufgehalten noch weiter festgehalten.
Eine Chance, welche sich die kellidischen Jugendliche nicht entgehen lässt und deshalb versucht am Zwergen vorbei zur Hintertür des Gebäudes zu eilen, hinter welcher sie ihre Eltern erhofft, welche sie noch immer retten möchte.
Doch nur zwei Schritte später ist ihr Leben nun doch trotz ihrer Rettung zuvor beendet, als Barakhin teuflisch grinsend das Mädchen mit seinem Hammer zu Boden schickt.
Durch den Ruf des Barden alarmiert, sieht sich Ka'Orth den Zwerg genauer an. Er kann nichts seltsames entdecken aber als Barakhin plötzlich das Mädchen mit einem einzigen Hieb niederschlägt, ist jeder Zweifel gewichen. Der Schamane vertraut der Einschätzung Yngvars und drängt sich an den anderen vorbei, um einen seiner Speere auf den Zwerg zu werfen.
Auch Sir Peter zörgert keine weitere Sekunde und eilt dem Druiden hinterher.
Doch auch wenn er seine Waffe bereits griffbereit hat, hat der Ritter schmerzhaft dazu gelernt und stürmt nicht kopflos voran, sondern versucht mit Ka'Orth Istul-Wintersonne vereint vorzugehen.
"Was ist in Euch gefahren?", fragt der Iomedaeanhänger den Zwerg dennoch schockiert und kann nicht ganz in sich halten, denn er versteht nicht, was hier gerade vorgeht.
Doch der wohl falsche Zwergenalchemist lässt sein teuflisches Grinsen nur noch mehr zu einer dämonischen Fratze werden, während er nach vorne eilt und den Druiden schmerzhaft seine Waffe kosten lässt.
Und auch wenn Barakhin's Waffe wie ein typischer zwergischer Schmiedehammer aussieht, hinterlässt die Waffe dabei einen feinen Schnitt wie es nur ein Schwert machen kann.
Jedoch ist dies nicht das Einzige, was auffällt, als der Zwerg näher kommt: Es ist auch der abscheuliche Gestank von Verwesung, welchen er wie einen unsichtbaren Umhang mit sich trägt.