Der Halbling zuckt zurück, als er Thorwalds Absichten durch Mimirs Worte erkennt. Er versucht sich hinter Mimir zurück zu ziehen, während er seiner Empörung Ausruck verleiht.
"Nun mal halblang, Zwerg! Ich habe euch nichts getan! Was ist denn in euch gefahren? Ich habe diesen Jungen noch nie zuvor gesehen und habe keine Ahnung, wer ihn so zugerichtet hat!"
Der Zwergenjunge deutet derweil nacheinander auf Mimir, Alea, Thuldarak und Fynn.
, wiederholt der kleine Zwerg.
Dann hört ihr plötzlich aus dem nahen Gasthaus einen Schlag gefolgt von johlendem Lachen. Dann erklingt ein schriller Schrei. Der kleine Junge dreht sich ruckartig zum Gasthaus und sprintet mit einem Schrei los.
"Valaya!"
Als der Zwerg erfährt, dass der falsche Helmit noch frei herum läuft, reißt er erschrocken die Hände nach oben und brüllt zornig: “Hakon lebt?! Verflucht!“ Dann beruhigt er sich wieder und sinkt auf dem Stuhl nieder, auf dem er vormals angebunden war. “Entschuldigt bitte meinen Ausbruch, aber bei den Moradinsaman, das ist wirklich schlechte Kunde. Dieser Teufel hat das Zeug zu einer Geißel!“ Andorath steht mit der Hilfe seiner Kinder auf und verfolgt den Wortwechsel zwischen Mimir und Thorwald. Er nickt bei Thorwalds Worten. “Der Schankraum scheint mir auch der geeignetste Ort. Wir können …“ Mitten in seiner Ausführung, wird der alte Zwerg allerdings von seiner Tochter unterbrochen.
“… Hier nur unseren Tod finden, Vater! Ohne die Hilfe dieser Fremden, hätten wir vielleicht nie wieder zusammen gefunden. Lass uns fliehen! Dieser Ort ist kein Heim mehr. Gib deine Schmiede auf und lass uns in den Süden aufbrechen!“
Die junge Zwergin spricht schnell und laut. Sie scheint es nicht gewohnt, vor einer versammelten Gruppe zu sprechen und die Gefährten machen sie nervös, doch ihre Stimme ist klar. Die eine Hand fest in der ihres kleineren Bruders, die andere entschlossen zur Faust geballt.
Andorath ist zunächst sprachlos. Er öffnet mehrmals den Mund, wird dann zornig und will seine Tochter zurechtweisen, doch Valaya kommt ihm zuvor.
“Ich ehre deinen Mut und deine Kraft, Vater, doch diese Männer haben Recht. Wir sind ihnen im Kampf keine Hilfe. Lass nicht zu, dass Leif noch mehr Blut sehen muss.“
Die Zwergin zittert bei diesen letzten Worten. Außer Thorwald fällt es den Gefährten schwer, ihr Alter einzuschätzen. Wäre sie ein Mensch, würde man sie nicht älter als zwanzig einschätzen und doch spricht sie mit der verzweifelten Autorität der letzten Hoffnung und Andorath gibt nach. Er sackt in sich zusammen. Dann antwortet er leise.
“Wir schaffen es nicht alleine, Tochter. Die Straßen sind nicht mehr sicher. Ihr seid zu jung und ich bin nur zusätzlicher Ballast.“
Der Kampfeswille Andoraths scheint gebrochen. Nur Thorwald weiß, was es für einen Zwerg bedeutet, für den eigenen Clan keinen Nutzen mehr zu haben. Tonlos wendet sich der Zwerg an die Gruppe.
“Der Schankraum ist sicher, oder? Dann werden wir uns dorthin zurückziehen.“
Gemeinsam mit Thorwald verlassen die Zwerge den versteckten Tempelkeller[1]. Eine Waffe kann Thorwald nicht entdecken. Die übrigen Gefährten sehen sich noch kurz im Tempelkeller um.
Alea durchstöbert die Regale im Vorbeigehen und findet zahllose alte Folianten, die ihr Wissen jedoch größtenteils verbergen, dass sie in keiner ihr bekannten Sprache geschrieben sind. Einige wenige Exemplare sind ihr allerdings zugänglich und handeln ausnahmslos über die Götter Faeruns und die Taten des Wachsamen. Ansonsten findet sich beinahe das vollständige liturgische Inventar eines Tempels: Kerzen, Tücher, Zeremonienkleidung, Aspergille, Weihrauch, Gebetsbücher und ähnliches.
Mimir ist mehr am Schreibtisch selbst interessiert. Hier entdeckt er zahllose blanke Papiere, fein säuberlich zurecht gelegte, teuer aussehende Schreibutensilien und einige Bücher, die in einer ihm fremden Sprache geschrieben sind. In den Schubladen finden sich ein Lederbeutel voller Münzen[2], eine einzelne Perle , eine unscheinbare Kappe und ein Sigel der Purpurdrachen samt Sigelwachs.
Thuldarak entdeckt in den umliegenden Räumen eine alte Truhe, in der sich eine meisterhaft gefertigte Brustplatte [Brustplatte +1] und ein Paar Handschuhe befinden .
Die Fürstin setzt ihren Helm ab und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. Dann wandert ihr Blick mit gekräuselten Augenbrauen durch den Schankraum, bevor er auf den Zwergen verharrt. Nach einem Räuspern, wendet sie sich an Thorwald.
"Verstehen sie mich?"
Woraufhin Andorath scharf die Luft einzieht und sich ebenfalls an Thorwald wendet:
Thorwald Felsenblut glaubt im ersten Moment, dass er sich verhört hat, als ihn die junge Adelige fragt, ob die vier Zivilisten sie verstehen könnten. Doch noch bevor er sich von diesem Schock erholen kann, wendet sich Andorath an ihn. Dessen Verärgerung kann der Zwerg nur all zu gut verstehen.
zwergisch (Anzeigen)"Hurm, eine unfähige junge Adelige, die keine Ahnung hat, sich aber für etwas besseres hält. Allerdings ist sie mit 13 Soldaten hierher gekommen und die scheinen bleiben zu wollen."
Mit zwei Sätzen antwortet Thorwald dem Schmied in der gemeinsamen Sprache ihres Volkes.
Dann wendet er sich dann an Elarianne de Vernesse: "Natürlich verstehen sie euch, Fürstin." Thorwald kann es sich gerade noch verkneifen, eine bissigere Antwort zu geben. Er hatte es mehrfach erlebt, wie überheblich Menschen die Mitglieder anderer Rassen behandelten. Aber noch hält er sich zurück, auch weil die Adelige 13 Männer befehligt.
Mit vereinten Kräften wuchten die Gefährten die schwere Felsplatte beiseite. Modriger Nebel strömt aus der Kammer und wabert gerade hoch genug, um die Sicht zu nehmen und nicht zu wissen, wohin man tritt. Mit erhobenen Waffen wagen sich die Gefährten vorsichtig näher. Hinter dem Eingang erstreckt sich eine knapp 15m durchmessende, natürliche Höhle. In der Mitte dieser Höhle erhebt sich ein Podest und Stufen führen aus jeder Himmelsrichtung hinauf.
Thorwald sieht die Toten zuerst. Hier muss es zu einer letzten Entscheidungsschlacht gekommen sein. Ineinander verkeilte Zwerge, immer noch die Waffen erhoben, die sie gegen sich selbst richteten. Das Grauen ist beinahe körperlich fühlbar und verdichtet sich zur Mitte hin. Dort, auf dem Podest, mit Ketten an einen großen Monolithen gebunden, steht ein einzelner Zwerg, in dessen Brust ein Dolch steckt.
Plötzlich schneidet sich eine Stimme in eure Köpfe, so kalt, dass sie euch kurz den Atem nimmt. Sie klingt in euren Gedanken und ihr ringt kurz um Fassung, so mächtig und abgrundtief verdorben sind ihre Worte.
Abyssisch (Anzeigen)Und so treibt es das Blut Durgeddins zurück an den Ort des Falls. Das Opfer wurde erbracht. Ich werde sprechen.
Und mit diesen Worten geht ein Ruck durch die leblosen Überreste des angeketteten Zwergen. Seine blinden Augen reißen auf und seine Züge verzerren sich, als ihn Magie durchströmt und er kurz darauf willenlos ins Leere starrt.
Der Kopf des toten Zwergen ruckt widernatürlich, als der geschundene Leichnam durch die Magie gezwungen wird, zu antworten. Die Worte sind zwergisch, doch der Klang ist durch die verrotteten Stimmbänder unnatürlich verzerrt.
Der tote Zwerg streckt flehend die tote Hand nach Thorwald aus, doch die magische Kette glüht auf und reißt die verrotteten Gliedmaßen wieder zurück an den Monolithen. Die Überreste des Zwergen winden sich vor Schmerz.
Die Worte dringen so voller Hoffnung in Thorwald, dass er versucht ist, dem Drängen nachzugeben[1].
Thorwalds mächtiger zweiter Schlag gräbt sich tief in die Schulter seines Vorfahren und teilt dieses beinahe in zwei Hälften. Die magischen Kettenglieder reißen und eine magische Entladung wirft den Zwergen einen Meter zurück. Als er wieder auf die Füße kommt, sieht er, wie die toten Überreste zusammen brechen und sich über ihnen eine knisternde, tiefschwarze magische Wolke sammelt, die aus dem toten Körper des gefallenen Zwergen gespeist wird und beständig wächst.
Die bösen und verzerrten Worte des Dämons hallen mit einem schrecklichen Lachen in euren Köpfen wieder.
Abyssisch (Anzeigen)FREI! Endlich frei! Ihr Narren! Für Äonen bannte mich euer Vorfahr in dieses Körper und nun sollt ihr die ersten sein, die meine Rache zu spüren bekommen!
[1]
Als Thorwald am nächsten Morgen die Schmiede betritt, findet er Andorath bereits an seinem Amboss. Das Feuer glüht hell und hüllt den Raum in schweißtreibende Hitze. Thorwald verharrt kurz am Eingang. Der Klang des herabfallenden Hammers auf Eisen, das Pusten des Blasebalgs, um das Feuer zu schüren und das Prasseln der Flammen. Thorwald schien hochkonzentriert und bemerkte den anderen Zwerg erst nicht. Erst als er das Schwert zum Aushärten in den zischenden Wasserkübel tauchte, um es danach kritisch im Licht der Schmiede zu begutachten, bemerkte er Thorwald.
Die Trauer lag immer noch in seinem trüben Blick, aber der Schmied wirkte gefasste und lächelte sogar milde. In zwergisch wendet er sich an den Besucher.
zwergisch (Anzeigen)"Ah, kommt herein, kommt herein. Verzeiht, dass ich euch erst nicht bemerkt habe. Der Mensch bat mich, eines der Schwerter seiner Soldaten zu schärfen und da es sich um wirklich lausige Schmiedearbeit handelte, schmolz ich es ein und schmiedete es kurzerhand neu. Wenn wir etwas mehr Zeit hätten, würde ich mir ja alle Waffen anschauen, aber der Hauptmann will bereits morgen weiter und so bliebt wohl zu wenig Zeit."
Der blinde Blick des Zwergen geht durch den Raum.
zwergisch (Anzeigen)"Auch wenn mir dieser Bastard das Augenlicht genommen hat, sehe ich sie noch genau vor mir. Nur ein Zwerg versteht, was es heißt, die eigene Schmiede zu verlieren."
Die Worte hallen nach und Thorwald ist sich nicht sicher, ob Andorath nur den Verlust seiner Werkstätte betrauert.
zwergisch (Anzeigen)"Aber Valaya hat Recht und ihr seid nicht hier, um einen alten Zwerg zu sehen, der Abschied nimmt. Sagt, was kann ich für euch tun?
Der Schlag des Hammers auf dem Metall und die Hitze der Schmiede erinnern Thorwald an seine Heimat. An solch einem Ort kann sich ein Zwerg wohl fühlen. Für einen Moment verschwinden all die Gefahren, die hinter dem Krieger liegen und auch jene blende er aus, die noch auf die Gefährten und ihn warten. Kleine Funken springen hervor mit den Schlägen Andoraths.
Zwergisch (Anzeigen)Eure Schläge versprühen die Erinnerung an meine Heimat. Lange ist es her, dass meine Familie in der großen Zwergengemeinschaft gelebt hat. Doch noch heute bewahren manche meiner Brüder das Handwerk des Schmiedens und folgen auf dem Pfad der Ahnen.
Dem Krieger ist bewusst, dass es schmerzvoll für den Schmied sein muss, sich der Vergangenheit zu stellen und seine Heimat von vielen Jahrzehnten aufzugeben.
Zwergisch (Anzeigen)Immer wieder flohen unsere Ahnen vor den Trollen und Orks. Die Feinde vertrieben uns aus den Höhlen. Khundrukar überrannten sie und die meinen entgingen nur knapp dem Tod. Lange wuchs ich mit dem Rest meiner Familie umgeben von Menschen auf. Viele meines Clans sind verstreut seit den Tagen Durgeddins.
Ihr wachtet über diesen Ort und habt eure Aufgabe erfüllt. Der Schrecken in der Tiefe ist zerstört. Auch wenn damit nicht alles heil ist, so gabt Ihr mir die Chance den Weg des Felsenblut-Clans weiterzugehen und manches Unrecht aus alter Zeit auszugleichen.
Thorwald Felsenblut sieht den Schmied an. Dieser hatte in den alten Tagen gekämpft und die Aufgabe über diesen Ort zu wachen, auf sich genommen. Wann hatte er sein Augenlicht verloren, wann die Frau an seiner Seite. Viele Dinge blieben unausgesprochen zwischen dem Schmied und ihm.
Zwergisch (Anzeigen)Hauptmann Coates berichtete mir, dass ihr euch seinen Männern anschließt. Sein Herz scheint auf dem rechten Fleck. Mein Weg führt zur Schattenschmiede. Dort werden meine Begleiter und ich uns den Schatten alter Tage stellen. Uns wurde in der Tiefe berichtet, dass sich der König Durgeddin dorthin zurückgezogen hat. Wart ihr einst an diesem Ort? Was könnte der größte aller Schmiede dort suchen?
Andorath legt den Hammer ab und wischt seine von Ruß geschwärzten Hände an seiner ledernen Schürze ab. Sein Blick ist abgewandt, als er Thorwald antwortet.
Zwergisch (Anzeigen)"Ich weiß es nicht. Durgeddin zog aus, um sein Volk zu verteidigen und führte es zu Fall.
Andorath atmet tief aus und spricht dann grimmig weiter.
Zwergisch (Anzeigen)"Ich habe lange über eure Worte nachgedacht. Sie sind nicht zweifelsfrei bewiesen und ihr könntet getäuscht worden sein. Das alles weiß ich. Aber es ist, als hätte Moradin selbst mir die Augen geöffnet. Durgeddin hat uns verraten. Er hat schändlichen Mord begangen und nach dem Recht der Alten kann keiner König sein, der seinen eigenen Clan entweiht. Durgeddin ist Khungarak ar Karak[1]Der Clan Felsenblut hat keinen König mehr.
Schwer kommen die Worte über die Lippen des alten Zwergen.
Zwergisch (Anzeigen)"Unser Clan ist führerlos und wie es seit jeher Gesetz ist, hat der Rat einen neuen König zu bestimmen. Geht diesen dunklen Weg der Trauer nicht weiter, Thorwald. Rettet eure Seele vor den Abgründen des Verrats. Lasst Durgeddin in den tiefsten Tiefen des Abyss verrotten und kehrt zurück zu eurem Clan. Sprecht vor dem Rat und sorgt dafür, dass der Felsenblut Clan eine neue Ära einleiten kann. Die Zeit eines neuen Königs."
Der Krieger schaut zu Andorath und dann in das Feuer der Schmiede. Es könnte so einfach sein. Thorwald könnte zurück zu seinen Brüdern und dem Schutz des Clans gehen. Durgeddin war seit vielen, vielen Jahren in der Schattenschmiede, darum könnten sich andere um die Gegend im Norden des fragilen Königreiches kümmern. Doch der Vorschlag des Schmiedes widersprach Thorwalds Naturell.
Zwergisch (Anzeigen)"Ihr habt Eure Aufgabe an diesem Ort über all die Jahre erfüllt. Ich habe meine ersten Schritt auf dem Weg getan, der unseren Clan wieder ins rechte Licht rücken wird. Ich muss nun den nächsten Schritt tun und der führt in die Schattenschmiede, wo vor langer Zeit etwas begann, das ihn, dessen Name fortan nicht genannt werden soll, ins Verderben stürzte. Er riss seine Brüder mit hinein in einen Abgrund. Heute sollen Brüder und Schwestern des Clans Felsenblut sich diesem Verrat stellen. Der Weg wird schwer, aber er muss gegangen werden."
Thorwalds Stimme bebt bei den letzten Worten. Die Entscheidung ist gefallen. Er wird den Weg weiter in den Norden antreten. Schatten und andere Abarten werden ihn und die Gefährten dort erwarten. Doch der Weg muss gegangen werden.