23
« am: 30.09.2011, 18:33:04 »
Auch wenn Hermene für gewöhnlich die unerschütterliche Ordensschwester spielen mochte, war dieser Augenblick für sie doch eine neue Situation, etwas, das sie nicht mochte - sie stand immerhin einem Herzog gegenüber, und aus ihrem Geschichtsstudium wusste sie, dass Staat und Kirche nicht immer kooexistieren konnten. Nicht, dass sie fürchtete, dies könnte auch in jener Nacht der Fall werden, doch sie war sich bewusst, dass sie Vorsicht walten lassen musste im Umgang mit einem politischen Organ solchen Grades. Belehrungen und Zurechtweisungen, wie sie sie noch einen Tag früher am laufenden Band ausgesprochen hatte, wollte sie nun lieber zurücknehmen.
"Mein Name ist Schwester Hermene, Dienerin Gottes, und unserem allmächtigen Herrn gilt meine uneingeschränkte Loyalität", stellte sie sich vor - in Wirklichkeit empfand sie es als Beleidigung, nach ihrer Loyalität gefragt zu werden. Es war ein Akt der Beherrschung, dass sie dies den Herzog nicht wissen ließ. "Gebürtige Bremerin, nun wohnhaft in einer Einrichtung der Kirche", fügte sie hinzu. Ohne große Umschweife ging sie über in die nächste Frage des Herzogs - sie sah es nämlich ferner nicht ein, dem Herzog ihr Alter zu nennen, da dies nichts zur Sache tat. Sie war eine Dienerin des Herren, und jegliche irdische Eigenschaften waren für sie nichtig.
"Was Marius Pedersen angeht, so weiß ich etwas zu berichten. Nicht darüber, wer er ist oder was er tut. Er befindet sich momentan zur Behandlung in unserem Stift. Es scheint, als sei er Opfer eines verheerenden Angriffs geworden. Die Oberin kümmert sich persönlich um ihn, um seine Wunden zu lindern. Sein Zustand ist kritisch."