"Ja, so ist es Neokhad. Zwei von den Deinen sind hier. Doch ich finde sie vor dir und dann..., dann spiele ich ein Spiel mit ihnen. Ein schönes Spiel. Ein Spiel bei dem sie ihr Leben verlieren werden... und auch ihre Seelen", flüstert das kleine Mädchen mit ihrer kindlich-süßen Stimme dem Kalashtar schelmisch ins Ohr.
Die wunderschöne, paralysierende Melodie in ihren Worten ist so täuschend echt. Keineswegs passt sie zu dem abscheulichem Vorhaben, dass die Worte prophezeien.
Das liebliche Lächeln des Mädchens verwandelt sich in eine grausame Maske aus eitrigen Augen und wirbelnden Schatten.
Eine knochenhafte Gestalt in deren Mitte Eingeweide pulsieren, beginnt sich daraus zu formen.
Neokhad schreckt auf und verlässt die Gefilde des Traumspalts. Der Bote ist da. Es wird Zeit....
Zeit das Exil zu verlassen.
"Bald Neokhad, bald...",(http://home.arcor.de/geraldim/alptraum.jpg)
Es gab nur wenige seiner Art, die es allein mit einem Tsucora-Geist aufnehmen konnten. Der junge Telepath tötete drei dieser
Alptraumwesen im Alleingang. Er half bei der Verteidigung der Tempelfestungen in Adar, verhandelte an Königshöfen, erwarb
Informationen in den dunkelen Gassen von Sharn, kämpfte in Karrnath während des Krieges gegen das Blut der Vol, sah den Untergang von Narrath.
So viel hatte er gesehen, gekämpft, für sein Volk, für das Gute, für die Reinheit, für die Seele.
Doch wer so energisch gegen das Böse, gegen die Finsternis antritt, macht mächtige Feinde auf sich aufmerksam. Und darunter
wird ein Feind sein, der mächtiger ist...
"Der Bote, er hat uns gleich gefunden Neo." Sagte Meltari, deren Angst die wunderschöne Vollkommenheit ihres Gesichtes verzerrte. Sie war nur eine von vielen, die vor den Augen Neokhad´s grausam getötet werden sollte.
"Neokhad. Hier sind wir in Sicherh...". Gantarath sollte diesen Satz nie zu Ende-, und auch sonst keine Worte mehr sprechen.
"Neo! Es ist der Bote", waren die erschreckten Worte Velkashtai´s, bevor ein schattenhafter Dolch sich durch ihren Brustkorb und Lunge bahnte.
Seit dem Ende des Krieges ist er auf der Flucht. Auf der Flucht und gleichzeitig auf der Jagd. Alle die ihm lieb und teuer waren, wurden getötet - einer nach dem anderen. Er war eine Gefahr für jeden, der ihm zu Nahe stand. Der Feind machte sich ein Spiel aus der Trauer, dem Frust und der Verzweiflung Neokhads. Wohin der Telepath auch ging, der Feind spürrte ihn auf, tötete seine Nächsten und labte sich...
Neokhad kämpfte dreimal gegen seinen Feind und siegte. Doch es waren nur Wirte, die er zerstörte. Der dunkle Feind war
verborgen an einem Ort, welcher dem Kalashtar verwehrt blieb. Niedergeschlagen von den hohen Verlusten und unfähig, den Schatten niederzuringen, der ihm folgte, beschloß er den Weg der Einsamkeit zu gehen. An einen Ort wo ihn niemand finden
würde, auch nicht sein Feind.
Es war eine lange Reise und Neokhad hielt sich an vielen Orten Khorvaire´s auf. Dies jedoch ohne sich je richtig sicher zu fühlen. Aufgrund seiner Einsamkeit wurde er immer labiler und sein Weg führte ihn schließlich nach Niarva, wo er einen Ort fand, von dem er sich Sicherheit versprach. Aufgrund seines Geisteszustand´s hatte er keine Schwierigkeiten eingeliefert zu werden. Ein Sanatorium, magisch abgeschirmt, würde es seinem Feind schwerfallen, ihn hier aufzuspüren.
Der Kalashtar würde hier den Traumspalt näher erforschen, den er erst kürzlich entdeckt hat und darüber einen Weg finden, den Feind, der sich von seinem Leid nährt, zu vernichten.
Niemand scheint genau zu wissen, was der Traumspalt ist oder von wo er entspringt. Doch ihn zu erforschen, bedeutet zu wissen.
Jedoch: Wer sich so sehr mit Träumen beschäftigt, macht auch Feinde die darin lauern auf sich aufmerksam.
In der heutigen Nacht, die auf den Abend seiner Einlieferung folgt, geschieht etwas Befremdliches:
Während sich Neokhad im Traumspalt aufhielt, spürte er durch einen Zufall, wie sich geisterhafte Energieen in seiner Nähe bewegten. Es waren die Essenzen von Vatha und Khad, wie er zu erkennen glaubte. Gute Geister, die schon seid langem mit den
Seelen seiner Art verbunden sind. Einer davon mit seiner eigenen.
Es wärmte sein Herz, denn er hatte schon lange keinen Kontakt mehr zu anderen Kalashtar gehabt und nun schienen sich eine Schwester und ein Bruder in seiner Nähe aufzuhalten. Doch verbot ihm sein Gewissen, Kontakt aufzunehmen.
Doch da taucht noch etwas anderes im Traumspalt auf:
Ein kleines, unscheinbares Mädchen.
Neokhad spürt gleich, dass etwas unheimlich ist, hatte doch der Feind einst dieses Mädchen vor seinen Augen getötet.
Nachdem die düstere Voraussagung endet, breitet sich Entschlossenheit auf dem Gesicht Neokhad´s aus. Er würde seine Geschwister schützen und den Wirt des Feindes vernichten. Er zog einen Stein aus einer Nische seiner Zelle. In dem Loch dahinter verborgen, seine Ausrüstung - darunter ein mit Grünstein besetzter Reif und ein eigenartiges Kristallamulett. Ein Dimensionstrick, der nicht ganz einfach war, erlaubte es ihm, seine Ausrüstung zurückzunehmen.
Der Wettlauf in Niarva sollte beginnen.