Es wurde Abend und es wurde Morgen - letzter Tag - zumindest für diejenigen die auf die Ankunft eines Rettungsschiffes gewartet hatten! In den frühen Morgenstunden hatte Dreifinger Dan nämlich das Großsegel eines Walfängers ausmachen können! An der südwestlichen Küste segelte das große Schifff direkt auf ihr stets brennendes Leuchtfeuer im alten Kolonie-Leuchtturm zu. Richtung Eleder war das Schiff zuvor unterwegs gewesen, so Dan die Gestirne richtig gedeutet hatte. Schließlich schien die rettende Hoffnung zu ankern und ein Langboot mit einer kleinen Besatzung nahm die Fahrt in Richtung Küste, in Richtung Kannibalenlager auf!
Dan weckte seine Gefährten, zumindest diejenigen welche noch schliefen: Rieß sie unsanft, aber voller Freude aus dem traumerfüllten Schlaf. Aber es plagten die Gefährten keinerlei Alpträume mehr, von ringelnden Nattern und geifernden Schlangenmäulern - sondern glasklarer Vogelgesang und üppige Urwaldflora durchwucherten das Dickicht der nächtlichen Phantasien seit ihrem Sieg über Yarzoth und der Zerstörung des schwarzen Altars im Tempel unter dem Berg.
Gelik Ebberschwinge sprang förmlich auf, rückte seinen Hut zurecht und vollführte zum ersten Mal seit langem seinen kleinen Reinigungszauber - sofort blitzten die Knöpfe seiner Weste hell und golden auf! Ein schiefes Lächeln zog sich über sein kleines Gesicht:
"Wer zuletzt am Strand ist, hehe, der ist ein fauliger Eurypteride! Heissa!"Und mit diesen Worten sprang er frohen Mutes, fast wie ein junger Knabe davon in Richtung Küste, die Klippe und Dünen hinab, das Langboot zu begrüßen. Weitere Gefährten folgten ihm und auch Tolkwy schleppte seinen immer noch geschundenen und getroffenen Körper hinab zum Strand: Die Freude war groß und berechtigt! Selbst unter den Gefährten, die bleiben wollten, war eine gewisse Euphorie spürbar: Das Kapitel, welches ihnen das Ende einer alten Geschichte und den Anfang einer neuen liefern sollte wurde geradewegs beschlossene Sache. Die letzte Seite war beschrieben, das Blatt wurde gewendet...
Die
Rote Möwe konnte ihre Rettung sein, so die Matrosen, welche sie mit dem Langboot erreichten. Was sie hier machten, ob es hier noch gefährliche Kannibalen gäbe, oder warum der Leuchtturm wieder in Betrieb sei - ob eine so große Gruppe nicht dem Fluch der Schmugglerinsel erlegen war - oder ob vielleicht ein Schiffbruch?! Schnell war klar - dieses Schiff, diese Seeleute würden tatsächlich ihre Rettung sein. Kurz umrissen die Gefährten gemeinsam ihre Geschichte und schnell bereitete man sich auf den Abschied vor. Der Kapitän der
Roten Möwe hatte seine Besatzung im Langboot angewiesen nachzusehen, ob sich Überlebende eines Schiffbruchs oder dergleichen dort befänden, die Hilfe benötigten und fürwahr - Kapitän Aulek Tegerten - er verspürte Furcht und Angst vor der Schmugglerinsel, wie es sich für einen kundigen Seemann ziemte, aber er war bereit, diejenigen zu retten, die Hilfe bedurften!
In den vergangenen Tagen waren viele Worte gewechselt worden unter den Gefährten und viele Geschichten waren erzählt worden - manch eine länger, eine andere kürzer - aber nichtsdestotrotz war nun die Zeit des Abschieds gekommen!
Umarmungen, herzliche Worte, schwere Rucksäcke und ein letzter Blick zurück zum roten Berg - der schicksalshafte Berg, der endgültige Wendepunkt ihrer Reise: Würden sie je hierher zurückkehren, würden sie sich je wiedersehen, und wenn ja: Was würde sie hier erwarten - ihre Geschichten würden weitergeschrieben, denn das Schicksal bereitete ihnen den Weg...
Verlassen und Bleiben.
Ende.