C. Suetonii Tranquilli vitae L. Varii Rufi fragmentaHerculaneum Varium genuit, sed Roma gloriam suam vidit. Originem Variorum multi tradunt novam et obscuram et nonulli immo sordidam. Nisi ingenium viri grande fuisset, memoria huius numquam permanuisset. Sed Musae hoc eo amant et tot munera in cunam condunt, ut postea poeta maxima temporibus suis fieret. Cui nemo arte gloriaeque similis est , nisi ipse Orpheus.
L. Aurelius Cotta maior Herculaneo, qui poematis primis se experitur, recondit et ingenio viso Romam transferunt. Roma gloria illius cito crescit, cum opportunitate omne utatur et carmina sua semper ubique declamet. Primum opus est libellum carminum elegiacorum, qua Herculaneo composuit sed Roma publicavit. Quis artem elegantiam dicendi venustatem verborum insignem non laudet? Quis eum hospitem amicum fratrem esse non cupiat? Quis sempiternam gloriam in carminibus Varii petat? Tum multa opera ...
Gorgonifero non solum Perseus caput Gorgoneum decidit, ut se gloriaem aeternam Palladis Aegidis paret, sed etiam Varius benevolentiam populorum captat, ut admirationem maximam Romanorum mererat. Omnes eum novam partem poematis revelare filiis Romae seipsis lacerantibus expectant. Caesare victore res publica quiescit et Varius dolor mortis expertus nunc vocem reconciliationis pacisque est. Si poeta carmina sua dicit, nobiles avaritia audiendi non animos adimendi regit. Cum ratio clementiaque modo summa sint et sub eo furor caedesque fervant, Varius ponderibus libratur et animas a bello avertit. Quem nunc multi non solum artis carmina faciendi causa laudant sed etiam artis reconciliandi. Amator pacis artisque semper tumultum sedare et extra coniurationem esse conatur. Defendor ordinis pro pace conservanda nititur. Numquam labitur, numquam cunctatur, numquam viam rectam delinquit, ut id, quod interest, servet.
Übersetzung (Anzeigen)Herculaneum gebar Varius, aber Rom sah seinen Ruhm. Viele bezeichnen die Herkunft der Varii als jung und dunkel und manche sogar als niedrig. Wenn das Talent des Mannes nicht groß gewesen wäre, hätte die Erinnerung an ihn niemals angedauert. Aber die Musen liebten ihn so sehr und legten ihm so viele Gaben in die Wiege, dass er später ein großer Dichter seiner Zeit wurde. Keiner ist ihm in Kunstfertigkeit und Ruhm gleich, wenn nicht Orpheus selbst. Lucius Aurelius Cotta der Ältere entdeckte ihn, der seine ersten Versuche in der Dichtung machte, in Herculaneum und brachte ihn, weil er sein Talent erkannt hatte, nach Rom. In Rom wuchs sein Ruhm schnell, weil er jede Gelegenheit nutze und seine Gedichte immer und überall vortrug. Sein erstes Werk war ein Büchlein mit elegischen Versen, die er noch in Herculaneum dichtete aber erst in Rom veröffentlichte. Wer lobte nicht seine Kunstfertigkeit, die Eleganz seiner Sprache, die besondere Feinheit seines Ausdrucks? Wer wünschte ihn nicht als Gast, als Freund, als Bruder? Wer suchte nicht den ewigen Ruhm in den Gedichten des Varius? Dann [schrieb] er viele Werke…
Durch den Gorgonifer schlug nicht nur Perseus das Haupt der gorgone ab, sodass er sich ewigen Ruhm auf dem Schild der Pallas bereitete, sondern auch Varius erlangte das Wohlwollen des Volkes, sodass er sich die höchste Verehrung der Römer verdiente. Alle warteten darauf, dass er einen neuen Teil seines Gedichts und eine neue Tat seines Helden enthüllte, obwohl die Söhne Roms einander zerfleischten. Nach Caesars Sieg ruhte die Republik und Varius – im Schmerz des Todes erfahren – war jetzt die Stimme des Friedens und der Versöhnung. Wenn der Dichter seine Werke vortrug, lenkte die Adligen die Gier es zu hören und nicht die Mordlust. Während Vernunft und Milde nur an der Oberfläche waren und darunter Raserei und Mord wüteten, erhielt Varius das Gleichgewicht und wandte die Geister vom Krieg ab. Viele lobten ihn nicht mehr nur seiner Dichtkunst wegen, sondern auch wegen seiner Fähigkeit zu versöhnen. Als Friedliebender versuchte er immer Aufruhr mit seinen Gedichten zu schlichten und sich von Verschwörung fern zu halten. Als Verteidiger der Ordnung bemühte er sich um den Erhalt des Friedens. Niemals wankte er, niemals zögerte er, niemals verließ er den rechten Weg, um seine eigenen Interessen zu wahren.
Sancti Hieronymi liber de viris illustribusL. Varius Rufus vir magno ingenio sed malo usu vivendi fuit. Tantum arte scribendi bone, quantum ratione vitae degendae male auditus est. Carmina aemona scripsit et simul se in caenis foedis perfusit. Non solum descripsit tragoedia sed etiam facinoribus secutus est Thyesten. Nullum convivium sine hospite audaci, nulla potatio sine homine ebrioso, nulla nox sine diffututa mentula (Vgl. Catull Carmen 29). Nomen eius nemo melius novit quam meretrices. Si cum compotatoribus Romam perambulavit, matres filias conclusit, fratres sorores custodit, mariti coniuges diffisus sunt.
Spoiler (Anzeigen)Lucius Varius Rufus war ein Mann von großem Talent aber schändlicher Lebensweise. Wie er durch seine Schreibkunst in gutem Ruf stand, so stand er durch seine Lebensweise in schlechtem. Er schrieb liebliche Gedichte und suhlte sich zugleich in schändlichem Unrat. Nicht nur in der Tragödie beschrieb er den Thyest, sondern er folgte ihm auch in seinen Untaten. Keine Feier ohne den dreisten Gast, kein Trinkgelage ohne den Säufer, keine Nacht ohne durch zu viel Beischlaf erschlafftes Glied. Keiner kannte seinen Namen besser als die Dirnen. Wenn er mit seinen Trinkkumpanen durch Rom zog, schlossen die Mütter ihre Töchter ein, die Brüder bewachten ihre Schwestern und die Gatten misstrauten ihren Ehefrauen.
Im Sog aus Kabale und BlutEigentlich hatte Varius nie ein Interesse an Politik. Das einzige, was er immer wollte, war seine Kunst auszuleben. Allerdings ließ sich das in Rom dieser Tage kaum verwirklichen, wenn man den Kontakt mit Politikern meiden wollte. Dichter zu sein - vor allem so ein Dichter wie Varius - war teuer. Und es half nicht sonderlich, dass Varius alles andere als einen bescheidenen Lebensstil bevozugte. Varius verfügte über keine nennenswerten Besitztümer, abgesehen von seinem Talent. So kam es, dass er es nicht immer nur im Dienste der Kunst, sondern auch im Dienst der Denarii. In den Zeiten des Krieges brauchten viele Familien Dichter, die Epigramme auf Verstorbene verfassten.
Er verbrachte viel Zeit mit Politikern und Politiker verbrachten viel Zeit mit ihm. Auf den meisten großen Feiern war auch Varius eingeladen. Und es lag nicht in der Natur des Dichters, sich eine solche Einladung entgehen zu lassen. Egal wer ihn in seinem Haus wollte, Varius kam und brachte seine Kunst mit. Seine Anwesenheit war immer ein Grund, um einige Freunde zu versammeln und während Varius meistens glaubte, dass all die Männer und Frauen wirklich versammelt waren, um seine Gedichte zu hören, so war er für viele doch nur Mittel zum Zweck. Man konnte ihn gut brauchen, um unverdächtig beisammen zu sein und das einzige was man dafür zur Verfügung stellen musste war ausreichend Wein und eine Handvoll von Verehrerinnen, die Varius ablenkten. Das einzige, was Varius von diesen Veranstaltungen mitnahm, waren meistens einige Ideen für neue Dichtungen und Kopfschmerzen. Das führte dazu, dass Varius den meisten größeren Familien entweder Geld oder einen Gefallen schuldete.