Spoiler (Anzeigen) Über fünf Menschengenerationen weile ich nun schon unter eben jenen. Und man glaubt gar nicht welche Anpassungsfähigkeit selbst mein altes Volk hier auf Oerth besitzt, denn bin ich nicht ein Beispiel? Beim Glanze des alten Pelors, ich bin kein blendendes Beispiel, aber ich bin eins. Ich habe schon ihre Eigenarten angenommen. Verstehe ihre Tugenden fast so gut, wie ihre Sünden, auch wenn eben ihre Sünden größeren Reiz auf mich ausüben. Allerdings habe ich auch ihre kurze Geduldsspanne übernommen. Der alte Broggad sagt immer, ich hätte eben so wie das Ebergesicht Corn ein Barbar werden sollen und unter Schweinen und Ratten aufwachsen sollen. Der alte Broggad kennt mich nicht gut genug, ich bin unter Schweinen und Ratten aufgewachsen, schließlich gehören die Ebergesichter doch praktisch auch zum kurzlebigen Pack. Ist für mich einerlei! Ich bin Söldner seit ich denken, als kleiner Elf, vielleicht drei Menschen alt, fing ich an fremden Wesen zu dienen, meinem Volk zu dienen…naja, streng genommen fing ich an mir zu und meinen Lastern zu dienen und dafür brauchte ich Münze, also diente ich praktisch der Münze. Kompliziertes Gnomengefasel… Auf alle Fälle diente ich, zumindest dachten dies meine Auftraggeber. Erst hielten sich mich für einen Dilettanten, da ich ein junger Elf war, aber je öfter sich meine alte Hellebarde durch die Köpfe meiner Feinde fraß, desto gefragter wurde ich. So diente ich Stonehold, diente im großen Greyhawkkrieg, diente selbst dem Reich des Iuz, dieser scharlachroten Bruderschaft und hab Coldwood vor einem menschlichen Archäologentrupp beschützt, die in das innere Heiligtum vordringen wollten.
Ich schaff es sogar mein Leben noch kürzer zusammenzufassen: Blutige Laster.
Sieh es so, ich muss der Welt einen Blutzoll entrichten, eine Art fremder Aderlass, um meine Laster bezahlen zu können und meine Laster sind nun mal Rauchkräuter, Frauen, Arenakämpfe, Wetten jedweder Art. Das ist halt…ich mein jedes Wesen hat ein Laster, nicht wahr? Und da ich ein besonderes Wesen bin, kann ich doch mehrere Laster haben, oder?
Die alte Ragni redet dann immer davon, dass ich versuchen würde, mich selbst vor mir zu rechtfertigen. PAH! Wovor rechtfertigen? Das ich ein stark hedonistisches Leben führe und mir das mit dem Tod anderer Männer, seltener auch Frauen, verdiene? Pah! Wir alle müssen eines Tages sterben, die können doch froh sein, dass sie von meiner Hellebarde erlöst werden, anstatt an einer fiesen Krankheit zu sterben, oder wie die Schwachen, an Schmutzfieber zu verrecken! Dieser Tugendstotterer von Heironeuspriester Leximus wirft mir dann immer vor, dass ich ehrlos sei. Und ich kann darauf nur antworten: „Wenn Ehre profitabel wäre, wäre jeder ehrenhaft!“ Ist es aber nicht, also ist die Ehre wohl nur was für Tugendstotterer, die keine Frauen abbekommen und von ihren blechernen Eltern noch nach zwei Menschenleben verboten bekommen in ein Freudenhaus zu gehen und dort Kräuter und Frauen zu genießen.
Und um auf noch mehr Vorwürfe zu sprechen zu kommen, mein alter Major Timban aus der freien Stadt Greyhawk warf mir immer vor, dass ich so viel, wie ein stämmiger Zwerg saufen würde. Wenn er wüsste, dass es das größte Lob war, was man mir machte, schließlich vertrage ich leider nicht ganz so viel…Aber ein stoischer Mönch, der sich in den unwirtlichen Ebenen Stoneholds aufhielt, sagte dereinst zu mir, dass Übung den Meister mache. Er hat sich bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wohl seinen letzten Hoden verfroren, aber irgendwo hat dieser Mensch recht. Wenn ich noch oft genug in die Taverne gehe, werde ich irgendwann Kreggbark den Saufwütigen in Krakenheim unter den Tisch saufen! Das wäre das Stadtgespräch: „Ein schmieriges Langohr säuft den Meistertrinker unter den Donnerbalken!“ Hach, herrlich. Ich sag ja immer: Träume muss der Elf haben. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Brüder und Schwestern in so einem Prinzesschentürmchen rumeiern und von Baumwipfel zu Baumwipfel hüpfen, naja. Obwohl man eindeutig sagen muss, unser Wein ist der Beste.
Das erinnert mich wieder an einen weisen Spruch, eines nicht minder weisen Mannes: „Je rauschender die Musik, desto melancholischer werden die Menschen, desto gefährlicher wird das Land, desto tiefer sinkt der Fürst.“ Der Weise war so ein schlitzäugiges Menschlein, klein, gebrechlich, aber stark wie sieben Bären…In Ordnung, ich übertreibe manchmal…sechs Bären. Auf alle Fälle verstehe ich nicht, warum er dies immer als Warnung formulierte? Es ist doch eindeutig, dass je gefährlicher das Land, desto höher der Sold für meinen Schlag! Je brutaler der Fürst, desto eher werde ich gebraucht! Ich will nicht sagen, dass ich keinem gnädigen Fürst dienen würde, im Gegenteil, ich tat es schon mehrmals für Geistliche in Pale und ein einziges Mal auch für die Lady in den Schildlanden. Sie hat mich wohl nicht nochmals eingeladen, weil ich wohl etwas zu ungehobelt war. Und? Wenn sie nun mal wie eine Nymphe aussieht, was soll ich denn tun? Mir selbst den Fleischer machen und orkischer Wurster werden? Meine Güte! Deshalb hab ich es auch nicht mit der göttlichen Frömmigkeit. Nur weil ich betrunken in den Baumtempel Corellons erbrochen habe, haben sie mich meines Dorfes und meines Glaubens verwiesen? Was ist das denn für ein Gott, der Freiheit für seine Jünger fordert, ihnen aber alles wegen solcher Lappalien nimmt? Die Zwergengötter sind zu grimmig, die Menschengötter zu Wankelmütig, obwohl, warte? Nein, ich verfolge immer eine gerade Linie in meinem Leben…zumindest wenn ich nüchtern bin. Verdammt, ich schwafele schon wieder, wie so’n alter Halbling, der seinen Enkeln von seinen Fresseskapaden erzählt…Aber wartet, dass heißt nicht, dass ich auch nur einen Schritt bereue! So, ich geh erstmal wieder ins Freudenhaus. Hab sowieso nichts zu tun gerade.