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Archiv => Archiv - Online-RPGs D&D/d20 3E => Pathfinder Chronicles - Das Erwachen der Runenfürsten => Thema gestartet von: Eando Kline am 30.09.2007, 13:29:09

Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Eando Kline am 30.09.2007, 13:29:09
Geschehen am 13. Gozran im Jahre 4707 GA, zur Mittagsstunde

Mestrard wischte sich den Schweiss aus dem Gesicht. Heute hatte die Sonne über den ständigen Frühlingsregen, der ihnen die Arbeit an der neuen Kathedrale so erschwert hatte, zum ersten Mal gesiegt. Und schon wurde es so heiss, dass die Steine, die er schleppen half, gleich doppelt so schwer schienen. Und doch hätte der Priester Pharasma im Moment an keinem anderen Ort sein wollen, dieses Werk hatte Bedeutung weit über sein sonstiges Wirken hinaus. Zum ersten Male würde Pharasma eine feste Stätte der Verehrung in diesem Teil Varisias erhalten und damit womöglich ein Anziehungspunkt weit über die Verlorene Küste hinaus werden. Und er hätte das seinige dazu beigetragen, was ihn mit nicht unbeträchtlichem Stolz erfüllte.

Der Moment des Stolzes verging so schnell, wie er gekommen war. Noch waren sie nicht fertig, und der Regen der letzten Wochen hatte die Arbeiter empfindlich hinter den Zeitplan zurückfallen lassen. Es würde einiger Anstrengung bedürfen, die Kathedrale bis zum Herbstbeginn zu vollenden.

Etwas weckte Mestrards Aufmerksamkeit. Soeben war eine Person durch das Nordtor nach Sandspitze hineingetreten und bewegte sich nun langsam, etwas unsicher wirkend den Kirchenweg entlang. Ein Shoanti, wie auf den ersten Blick zu erkennen war, noch recht jung, er hatte wohl gerade erst das Mannbarkeitsalter erreicht. Und wenn Mestrard sich nicht täuschte, ein Shadde-Quah, und das war mehr als erstaunlich, denn die Angehörigen dieses Shoantistamm machte normalerweise keinen Hehl aus ihrer Verachtung für die Zivilisation, wie die ihnen verhassten Chelischen Eindringlinge ihre Lebensweise nannten.

Inzwischen hatte der junge Shoanti sich der Baustelle weiter genähert, mit großen, staunenden Augen starrte er das schon in unfertigem Zustand imposante Gebäude aus Stahl und Glas an.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 30.09.2007, 13:57:57
Sieh an, sieh an. Ein Shadde-Quah. Und allein. Mestrard sortierte seine Gedanken, während er den nächsten Stein packte und blickte dabei lange in Richtung des Neuankömmlings. Pharasmas Wege sind unergründlich. Welches Schicksal hast Du ihm wohl zugedacht. Und wie wird er meistern? Er musterte den Shoanti eingehend und suchte nach weiteren Hinweisen, die dessen Anwesenheit in Sandspitze oder den Grund für seinen Besuch des Tempels  erklären könnten.

Nachdem der schwere Stein an Ort und Stelle saß, richtete er sich auf,  sah wieder in Richtung des jungen Mannes und hob die Hand zum traditionellen Gruß der Shoanti.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 30.09.2007, 20:39:18
Nach langem Zögern erst hatte Ancrym die Stadt betreten, war sie doch in seinen Augen Sinnbild all dessen,was er verachtete. Eine Weile schon trieb er sich in der Umgebung der Stadt herum, geisterhaft, ohne Spuren zu hinterlassen oder gesehen worden zu sein. Seit fast vier Jahren etwa lebte er allein in der Wildnis hatte Siedlungen bisher nur betreten, um mit den Erzeugnissen seiner Jagd etwas tauschhandel zu betreiben, und dann auch immer nur kleinere Ortschaften, gerade groß genug, um einen Händler zu ernähren. Aber niemals eine Stadt wie diese. Aber am Ende hatte ihn die Sehnsucht nach anderen Menschen hierher getrieben und ihn letztlich dazu gebracht, diese Stadt zu betreten.

Unsicher bewegte Ancrym sich innerhalb der Mauern der Stadt, in dieser für ihn völlig fremden Umgebung, als sein Blick auf ein unfertiges Gebäude fiel, welches dennoch bereits riesig wirkte. Völlig verwundert starrte der junge Shoanti dieses Gebiklde aus Glas und Stahl an.

Kurz darauf erlebte der Jäger den nächsten Schock, als er nämlich von einem der Arbeiter gegrüßt wurde, und das noch mit dem traditionellen Gruß der Shoanti! Erst als er ihn näher betrachtete, entdeckte er, daß es sich dabei wohl ebenfalls um einen Shoanti handelte, und das war noch schlimmer! Noch nie hatte Ancrym einen Shoanti getroffen, der sich der Zivilisation angepasst hatte.

Unschlüssig blieb der junge Mann stehen, nicht wissend, wie er sich verhalten sollte.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 30.09.2007, 21:34:25
Warum bleibt er stehen? Er scheint verwirrt zu sein. Wenn er Angst bekommt, wird er vielleicht gefährlich. Auch wenn er es nie zugeben würde, nicht einmal vor sich selbst, war Mestrard froh über die Gelegenheit, ein kurze Pause einlegen zu können.
Er zupfte sein Hemd zurecht. Seine Robe hatte er aufgrund der Wärme des Tages glücklicherweise abgelegt. Nur der Komet, der vor seiner Brust baumelte, wies ihn als Priester Pharasmas aus. Langsam und bedächtig näherte er sich dem breit gebauten Shoanti. Mestrard ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. In etwa 3 Meter Entfernung blieb er stehen.
"Sei gegrüßt, Bruder im Frieden." Die Shoanti-Grußformel für ein friedliches Zusammentreffen sollte sein Gegenüber beruhigen. "Was führt Dich hierher in diese Stadt, die so weit weg ist von den Zelten der Shadde-Quah?"
Ein wichtiger Moment. Entweder er kennt die Rituale und ehrt sie noch, oder sie haben ihn verstoßen, weil er ehrlos ist. Äußerlich gelassen bereitete sich Mestrard vor, zu Lächeln oder zur Not zur Seite zu springen.[/i]
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 30.09.2007, 21:50:58
"Sei gegrüßt, Bruder im Frieden", wiederholt Ancrym ganz automatisch die rituelle Grußformel. Automtisch legt sich seine Anspannung ein wenig, als er die Begrüßung hört. Einen kurzen Moment ist er versucht, dem Fremden eine Lüge zu erzählen, da die wahrheit doch ein schlechtes Licht auf ihn werfen könnte, dann aber siegt sein Stolz.

"Die Zelte der Shoanti sind meine Heimat nicht mehr. Ich wandere allein durch die Lande. Mein Name ist Ancrym."
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 30.09.2007, 22:06:31
"Mein Name ist Mestrard von Pharasma." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. "Vom Clan der Skoan-Quah, habe mein Leben jedoch meist hier in Sandspitze verbracht." Bei Pharasma, sie haben ihn verstoßen. Ich hoffe, er fürchtet sich nicht. Seinen Stolz hat er zumindest nicht verloren. Mestrard lächelte in sich hinein, sein Gesicht blieb jedoch, wie meist,  unbewegt. Nur in seinen Augen blitzte ein wenig Wärme auf.
 "Du siehst hungrig und müde aus. Bist Du schon lange unterwegs?"
Während er dies sprach, überlegte er fieberhaft, welches Gasthaus er Ancrym empfehlen konnte. Der Weiße Hirsch läge Nahe, andererseits würde Garridan Viskalai möglicherweise unangemessen auf einen Ausgestoßenen reagieren. Bliebe der Rostdrachen. Belor Hemlock! Das ist es, ich schicke ihn zu Belor. Ein weiser Mann ohne Vorurteile. Dann kann ich auch wieder ans Werk. Und heute Abend oder morgen höre ich mir seine Geschichte an.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 30.09.2007, 22:19:04
"Seit fast vier Jahren. Ich habe mich von den Früchten des Waldes und von der Jagd ernährt." Kurz leuchtet Stolz in den Augen Ancryms auf. "Ich weiß nicht, ob ich hier bleiben soll, in der Stadt ist der Horitzonzt sehr nahe." Ancrym kommt nicht der Gedanke, Mestrard könne nicht verstehen, was der Jäger mit seiner letzten Bemerkung meint.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 30.09.2007, 22:34:58
"Die Horizonte sind vielleicht anders als die, die Du kennst" antwortete der Priester in der Hoffnung, die Gedanken des jungen Kriegers erraten zu haben. "Ich kann Dir ein wenig von der Stadt, ihren Eigenarten und Wundern zeigen". Unwillkürlich blickte er in Richtung der Kathedrale und sah sie vor seinem inneren Auge erstrahlen. Nachdem der Augenblick der Anbetung an Pharasma verklungen war, wandte er sich Ancrym wieder zu. "Wenn Du möchtest, natürlich. Wenn Du heute in der Stadt bleibst, geh in den Rostdrachen. Der Met und das Bier sind billig und gut."  Er braucht jemanden, dem er vertrauen kann, jemand, der ihn besser versteht als ich. Ich habe mich innerlich von den Traditionen entfernt.
"Wenn Du andere Shoanti treffen möchtest, suche nach Belor Hemlock. Alle hier kennen ihn"
Er trat einen Schritt zurück und musterte den muskulösen Mann noch einmal gründlich und freundlich. "Ich muss zurück an die Arbeit. Es würde mich freuen, Dich heute Abend im Rostdrachen zu sehen, junger Jäger." Ein seltenes Lächeln flog über die harten Züge des Pharasma Priesters. Er muss sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Langsam drehte ;Mestrard sich um und ging in gemessenen, leicht federnden Schritten zurück zu Baustelle - ohne sich umzuwenden.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 30.09.2007, 22:45:14
Ancrym sah Mestrard nach. Ein seltsamer Mensch! Wie kann ein Shoanti sich in dieser Umgebung wohlfühlen? Gleichzeitig erwachte seine Neugier, so halb hatte er sich schon entschieden, den seltsamen Shoanti im Gasthaus wieder zu treffen.

Da es noch nicht spät am Tag war und Ancrym sowieso gewohnt war, nur am Morgen und Abend zu essen, entschloss sich Ancrym, zunächst diesen Belor Hemlock aufzusuchen. Da er keine Ahnung hatte, fragte er den nächst Besten Passanten, wo er Belor finden könnte.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Eando Kline am 30.09.2007, 23:05:03
"Der Sheriff? Oh, das ist ganz einfach."

Der Sprecher war ein älterer Gnom, der vor einem Haus in der Nähe der Kirche gesessen hatte und Ancrym genauso interessiert beobachtet hatte wie Mestrard.

"Folgt einfach dem Kirchenweg bis zur nächsten Kreuzung. Dann biegt Ihr nach links in die Hauptstrasse ein und folgt dieser bis zur nächsten Kreuzung. Hemlock residiert im Garnisonsgebäude auf der rechten Seite. Könnt Ihr gar nicht übersehen."

Die Wegbeschreibung erwies sich als akkurat, genau wie die Einschätzung Mestrards. Der Sheriff zeigte sich am Schicksal Ancryms mehr als interessiert und bot ihm nicht nur eine Bleibe, sondern nach weniger als zwei Wochen auch eine Stelle als Deputy an. Ancrym hatte nichts besseres zu tun und sagte daher zu. Wenigstens konnte er so seine Unterkunft bezahlen, und auch den prächtigen Erdzertrümmerer, den der Sheriff ihm als Zechen seiner Amtswürde übergab, würde er hoffentlich eines Tages bezahlen und damit zu seinem Eigen machen können.

Und wie er es auch am Tage seiner Ankunft gehalten hatte, so tat er es auch regelmässig in den folgenden Wochen und Monaten. Wenn sein Tagewerk vollbracht war, besuchte er den "Rostdrachen", geführt von der schönen Ameiko, und traf sich dort mit Mestrard, dem Pharasma-Priester, der ihm so behilflich gewesen war.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 30.09.2007, 23:38:27
Eines Abends saß Ancrym wiedereinmal nach getaner Abeit im Rostdrachen und wartete auf Mestrard, mit dem er gewöhnlich seine Abende verbrachte. Inzwischen hatte Ancrym natürlich erfahren, daß Mestrard ein Priester war und am Bau einer Kathedrale arbeitete, allerdings war Ancrym bisher Gesprächen über Religion aus dem Weg gegangen, weil er nicht verstehen konnte, wie ein Shoanti an etwas anderes als an die Geister glauben konnte. Dennoch hatte Ancrym begonnen, so etwas wie Achtung für Mestrard zu empfinden.

Während er auf Mestrard wartete, trank er einen Krug Met und dachte an die vergangenen Jahre zurück.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 01.10.2007, 13:36:57
Die Kathedrale war auf dem besten Wege, pünktlich zum Herbstanfang fertig zu werden und Mestrard erfreute sich an den Fortschritten. Allerdings ließ ihm  seine Tätigkeit auf der Baustelle immer weniger Zeit für seine Wanderungen und priesterlichen Aufgaben in der näheren Umgebung. Naffer wird immer mehr zu einer echten Stütze, dafür danke ich Dir Göttin.

Fast so erfreulich wie Naffers Eifer als Diener Pharasmas war der Neuankömmling, Ancrym. Mit ihm traf sich Mestrard seit ihrer ersten Begegnung häufiger im Rostdrachen. Der Shoanti Krieger wich zwar zum Bedauern Mestrards beharrlich religiösen Themen aus und schien seine Hingabe nicht zu verstehen, er berichtete jedoch aufgeschlossen, wortreich  und interessant über seine Erlebnisse in der Wildnis Varisias.
Das Selbstbewusstsein mit dem Ancrym von seinem bisherigen Leben berichtete und die Weise, in der er seine Rolle als Deputy ausfüllte, gefielen Mestrard. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner und wirkt viel  älter als seine 19 Jahre. Er hat sich schnell eingelebt. Aber irgendetwas an seinem bisherigen Schicksal scheint sehr dunkel zu sein.
Mestrard zuckte innerlich die Schultern. Ancrym musste selbst wissen, was er preisgab. Und wie schon öfters zuvor fragte er sich, wie er diesen stolzen Mann bei ihrem ersten Zusammentreffen mit 'junger Jäger' hatte ansprechen können.

Auf dem Weg zum Rostdrachen schloss Mestrard die Augen, legte den Kopf in den Nacken und genoß einen Moment die Sonne und die helle Wärme in seinem Gesicht. Es war ein schöner Tag gewesen. Er hatte bis in die frühen Morgenstunden den alten Jurin sanft beim Hinübergleiten in die Welt des Todes begleitet und war dann zu einer schwierigen Geburt gerufen worden. Mutter und Säugling waren nun wohlauf - auch Dank seiner Heilkunst und Pharasmas Gaben. Der Gedanke an diese erstaunliche Manifestation des Kreislaufs, an die dünne Linie, die zwischen Leben und Tod lag, geronnen in zwei Ereignissen deren Zeuge er gewesen war, ließ ihn all die damit verbundenen Anstrengungen vergessen. Die Wege des Schicksals sind unergründlich. Was mag Pharasma noch alles mit mir vorhaben, wovon hatte Targuan damals nur gesprochen... Er überließ sich einen Moment seinen Gedanken.

Heute werde ich Ancrym von Pharasma  und dem Glauben erzählen. Und vielleicht werde ich erfahren, was der dunkle Fleck in seiner Vergangenheit ist. Dieser Gedanke fuhr ihm überraschend und plötzlich durch den Kopf. Für einen Moment spürte er wieder die ungewohnte innere Unruhe, die ihn in den letzten Wochen gelegentlich heimgesucht hatte.
Er schüttelte die Unruhe ab, beschleunigte seine Schritte und ging zielstrebig auf den Rostdrachen zu.

Mestrard hatte nicht vor, den jungen Shoanti zu bekehren, er achtete ihn und wollte lediglich, dass dieser ihn  verstand. Die Religion schien zwischen ihnen zu stehen und eine echte Freundschaft zu verhindern...
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 01.10.2007, 14:43:16
Ungeduldig wartete Ancrym auf das Erscheinen von Mestrard. Heute wollte er ihm einige Fragen stellen, die ihm auf der Seele brannten, Fragen die er aus Höflichkeit und aus einer ungewissen Angst heraus bisher vermieden hatte. Aber der Krieger hatte durchaus die Versuche des Priesters bemerkt, sein Vertrauen zu gewinnen, und ein gewisses Vertrauen hatte sich bei Ancrym auch eingestellt, hatte er doch Mestrard bisher als aufrechten und ehrlichen Mann kennengelernt.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 01.10.2007, 15:03:54
Mestrard nestelte an seiner Robe und rückte das Symbol seiner Göttin, den stählernen Kometen mit dem spiralförmigen Schweif, in die Mitte - direkt vor dessen große, aufgestickte Entsprechung auf seiner Robe. Die Tür zum Rostdrachen schwang mit dem üblichen Quietschen auf und er betrat den Raum.

Ancrym saß bereits in ihrer üblichen Ecke, einen Krug vor sich. Met, wie Mestrard vermutete. Der Krieger wirkte etwas angespannt.
"Almeiko, ein kühles großes Bier" rief Mestrard dem Wirt im Vorbeigehen zu, setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Ancrym und nickte ihm zu.

Nach einer kurzen Zeit des gemeinsamen Schweigens brachte eine Schankmaid das Bier und Mestrard prostete Ancrym zu. Ein guter Anfang. Nicht viele können gemeinsam schweigen. Fast hätte Mestrard gelächelt. Plötzlich überkam ihn die Erschöpfung und sank ein wenig in sich zusammen.

"Bedrückt Dich etwas? Oder ist etwas vorgefallen?" Er blickte Ancrym direkt in die Augen und sein Blick war plötzlich hellwach. "Ich komme gerade von einer Geburt und bin etwas erschöpft. Das Kind wäre fast gestorben. Erzähle Du zuerst".
Mestrard hob den Humpen und nahm einen tiefen Schluck.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 01.10.2007, 16:11:27
"Nein, es ist nichts vorgefallen", wehrt Ancrym beinah hastig ab. "es ist nur so, Bruder", ganz bewußt gebraucht Ancrym die vertrauliche Anrede, "daß ich mich schon die ganze Zeit frage, was einen Shoanti dazu bewegt, in einer Stadt zu leben und nicht mehr an die Geister zu glauben."

Mit bangem Blick sieht Ancrym den Priester an, er hofft, daß er Mestrard mit seiner Frage nicht beleidigt hat.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 01.10.2007, 21:47:21
Danke für Deine Eingebung, Pharasma. Wieder ein Wendepunkt des Schicksals Mestrard nahm noch einen großen Schluck und stellte geräuschvoll den Humpen ab. Mit ruhiger Stimme wandte er sich an Ancrym. „Den ersten Teil Deiner Frage kann ich Dir leicht beantworten. Der zweite scheint mir der zu sein, auf den es ankommt – und der beantwortet eigentlich auch den ersten. Tatsächlich habe ich auf diese Frage gewartet und wollte heute ohnehin mit Dir darüber sprechen, Bruder.“ Mit dieser Anrede versuchte auch Mestrard, die Spannung aus dem Gespräch zu nehmen.

Mit einem kurzen Blick schätzte er die Wirkung auf Ancrym ab. Da dieser ihn nicht unterbrach, sprach er weiter. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen, aber das ist nicht der Grund für mein Leben hier. Du weißt, dass ich meine Eltern und Geschwister nicht in der Weise ehre, wie es der Tradition entspricht.“ Bewusst vermied Mestrard den Begriff Familie oder gar Clan. Beides, um nicht zu lügen und zweiteres auch, um Ancrym nicht vor den Kopf zu stoßen. Das Verhältnis von Mestrard zu seiner Familie konnte dem Deputy nicht entgangen sein und tatsächlich bedeutete es Mestrard tief im Inneren viel, zum Clan der Skoan-Qua zu gehören und seine Verbindung zum Totemgeist des Schädelclans war stark.
„Der Tradition in der sie mich aufgezogen haben. Das Schicksal, oder Pharasma hat es anders gewollt.“ Bei den folgenden Worten zeigte Mestrard sein seltenes aber aus den Tiefen seiner Seele kommendes Lächeln und er sprach bar jeder Bitterkeit und ohne Zynismus.
„Meine Eltern haben mich verkauft als ich 11 Sommer zählte. Das war eine entscheidende Wende in meinem Leben. Ich habe erkannt, dass das Leben, das Schicksal zugleich vorherbestimmt und veränderbar sind. Eine Glaubenslehre Pharasmas, die mir Targuan, der für 8 lange und erfüllte Jahre mein Lehrer war, beigebracht hat. Die ich damals erlebt habe. Auch die merkwürdigsten Wendungen in unserem Leben müssen akzeptiert und doch gelebt werden.“ Er blickt dem jungen Krieger tief in die Augen. „Auch Dein Schicksal, Ancrym, was immer vorgefallen ist und Dich in die Wildnis und dann hierher nach Sandspitze verschlagen hat. Im Moment sieht es so aus, als würdest Du das Beste daraus machen.“ Wieder klang kein Spott in Mestrards Worten.
„Zurück zu mir. Ich glaube und diene Pharasma, der Göttin des ewigen Kreislaufs von Geburt und Tod, der Göttin des Schicksals und der Weissagung. Heute durfte ich den ewigen Kreislauf in besonderer Weise erleben. Ein Leben ist vergangen und ein neues entstanden. Deshalb bin ich so müde.“ Jurins entspanntes Gesicht erschien vor seinem inneren Auge – wie friedlich der alte Mann im Tode ausgesehen hatte. Ganz anders als im Leben. Es verschwamm zu dem des hilflosen Säuglings, der nach einer Ewigkeit von einem Augenblick erst angefangen hatte zu schreien und das Leben in sich aufzusaugen.
Er weiß, von wem ich spreche. Schließlich hat er den Toten abgeholt und weiß, wo ich danach hingegangen bin.

Mestrard nahm wieder einen Schluck, sammelte sich und beschloss, ehrlich zu bleiben und nicht zu versuchen, Ancrym zu bekehren, sondern sich zu erklären.
Entweder redet er hinterher nicht mehr mit mir oder wir haben die Chance, ein Stück unseres Schicksals zu teilen.

„Ich will Dich jetzt nicht mit den Glaubenslehren belästigen. Du hast nach den Geistern gefragt. Ich diene ihnen nicht und ich glaube nicht in der Weise an sie, wie Du es tust oder wie meine Eltern es tun. Ich weiß, dass es sie gibt und dass sie Kraft haben. Aber es sind keine Götter. Ein Teil von Pharasmas Lehren, ein Teil ihrer Macht betrifft den Tod, ein anderer die Geburt und das Leben. Die Geister gehören zu beidem und irgendwie auch nicht.“ Mestrard merkte, dass es langsam zu religiös und kompliziert wurde und versuchte, sich zu fangen und schwieg für 2,3 Sekunden. „Ich weiß, dass vieles von dem, was ich sage und was ich bin, nicht dem entspricht, was die Traditionen sagen, an denen Du festhältst. Mehr als ich jetzt gesagt habe und mehr als an einem Abend zu sagen wäre. Dennoch bin ich ein Shoanti. Du hast es im dem Moment, als Du zum ersten Mal den Weg zur Kathedrale hinaufgekommen bist, gesehen und gespürt. Ich auch. Wir beide haben uns seitdem verändert. Dein Schicksal und Weg vermutlich mehr als meiner.“
Es gäbe so viel mehr zu sagen, aber das reicht. Gib ihm etwas zu kauen und zu reagieren. Von meiner inneren Unruhe kann ich ihm anschließend noch erzählen.

Mestrard sprach die letzten Worte langsam und mit fester Stimme, sie schienen einen Moment in der Luft zu hängen, bevor sie verklangen. Der groß gewachsene, fast hagere Mann mit dem ernsten Gesicht wirkte mit einem Mal sehr müde, was er auch war, und deutlich älter als er war. Nachdem er den Becher vollends geleert hatte, nahm er ein paar Nüsse aus seiner Gürteltasche, warf sie auf den Tisch, so dass beide davon nehmen konnten und begann systematisch eine nach der anderen zu knacken und zu essen. Er wartete und schien gleichzeitig völlig in sich zu ruhen.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 02.10.2007, 03:27:13
Ancrym saß eine ganze Weile still und starrte gedankenverloren in die Ferne, während er versuchte, zu verstehen, was Mestzrard ihm gesagt hatte. Nach einer ganzen Weile
erst sah er wieder Mestrard an.

"Ich weiß nicht, ob ich verstehe, was du mir zu sagen versuchst, Bruder, ich weiß nicht, wer oder was Götter sind, aber wenn dich deine Eltern als Kind verkauft haben, kann ich zumindest verstehen, warum du anders lebst als die Shoanti. Wie können Eltern nur ihr Kind verkaufen, so, wie man eine Ziege verkauft!" Bei diesem Gedanken schauderte Ancrym. "Das war unehrenhaft, genauso unehrenhaft wie mein Vater!"

Ancrym dachte an die Zeit zurück, als er aus dem Stamm verbannt wurde, und dann erzählte er Mestrard von den schändlichen Taten seines Vaters und wie er selbst dafür ausgestossen wurde. "Ich weiß nicht, an wen oder was ich glauben soll, ich kann nur noch versuchen, ein ehrenvolles Leben zu führen", meinte Ancrym abschließend.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 02.10.2007, 21:41:46
Mestrard hatte von Anfang bis Ende gebannt gelauscht. Die Geschehnisse mussten  Ancrym und sein Weltbild bis ins Mark erschüttert haben. Ein Wunder, dass er noch so stolz und ungebrochen ist. Nun sehe ich auch, warum er mich nicht verstehen konnte. Immerhin hat meine Erzählung ihn dazu bewegt, von sich zu erzählen und sehr viel von sich preiszugeben.
Einen Moment lang überlegte Mestrard, es dabei zu belassen, verwarf den Gedanken jedoch wieder..

"Ich glaube, ich kann Dich verstehen." Er lächelte Ancrym an. "Und ich danke Dir für Deine Offenheit. Deshalb will ich zu Dir genauso offen sein. Ich sehe die Taten meiner Eltern nicht als schändlich an und hadere nicht mit Ihnen, weil sie mich weggaben. Das ist schwer zu erklären, das weiß ich. Ich betrachte dieses Ereignis als Schicksal, als Willen Pharasmas. Meine Eltern litten Not - das war ihr Schicksal und sie mussten eine Wahl treffen. Hungern oder ihren Sohn weggeben. Mir war dadurch das Schicksal bestimmt, zu Targuan zu kommen und Priester zu werden. So führen traurige, böse oder schändliche Ereignisse oft zum Guten und umgekehrt. Hätten meine Eltern für mich gehungert, was wäre dann aus mir geworden? Ich kann es nicht sagen. Vielleicht wären wir zusammen gestorben."

Mestrard erläuterte daraufhin in möglichst einfachen Worten und mit vielen Beispielen einige Grundzüge der  Philosophie Pharsamas: die Idee des Schicksals; die Notwendigkeit, das eigene Schicksal zu akzeptieren und gleichzeitig das Beste daraus zu machen; die Idee des Gleichgewichts von gut und böse;  den Kreislauf von Geburt und Sterben...

"Auch Du machst aus Deinem Schicksal das Beste, so schlimm und grausam es Dir auch erscheint. Du versuchst nicht nur ein ehrenvolles Leben zu führen, Du lebst ehrenvoll", sprach Mestrard mit fester Stimme, wurde dann jedoch zunehmend leiser. "Ich will Dich nicht von meinem Glauben überzeugen. Mir ist jedoch wichtig, dass Du ihn siehst und versuchst zu verstehen, dass ich solche Wendungen - so grausam und ungerecht sie sein mögen - aufgrund meines Glaubens anders sehe als Du."
Mestrard wurde innerlich unsicher als er diese Worte aus seinem eigenen Mund hörte. Vermutlich begriff Ancrym nicht, welche Achtung er damit vor ihm ausdrückte. Anschließend wurde seine Stimme wieder fester und er blickte Ancrym direkt an: "Ich freue mich, dass wir so offen sprechen können und würde gern Dein Shoanti-Bruder bleiben, Dein Freund werden. Auch wenn wir unsere Lebensführung und unsere Beweggründe nicht immer verstehen oder teilen können". Mit einem leichten Grinsen fügte er hinzu: "Wer oder was die Götter sind, kann ich Dir gerne ein anderes Mal erklären".  
Dann hob Mestrard seinen Humpen und prostete dem Krieger zu.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 03.10.2007, 12:10:07
"Ich muß zugeben, es fällt mir schwer zu verstehen, wie du deinen Eltern verzeihen kannst, sie hätten ja auch mit dir zu ihrem Stamm zurückkehren können. Aber vieleicht ist es für jemand, der nur in der Stadt gelebt hat, genauso schwer, sich vorzustellen, ein freies, aber hartes und gefährliches Leben in der Wildnis zu leben, wie umgekehrt", antwortete Ancrym nachdenklich. "Vieleicht mußt du mir wirklich mehr über deinen Glauben und deine Götter erzählen, damit ich dich verstehe. Natürlich nur, wenn du willst."

Das alles war neu und verwirrend für Ancrym, bis vor kurzem hätte er es nie für möglich gehalten, daß ein Mensch ein solches Schicksal erleiden und auch noch dankbar? dafür sein könnte.

"Naja, was mich betrifft: die einzige Art zu leben, die ich kenne, ist die Art der Shoanti. Wie sollte ich sonst leben, wenn nicht aufrichtig und stolz?" Ancrym zuckte mit seinen Schultern, daß Mestrard von diesem Punkt soviel Aufsehen machte, konnte der Jäger ebenfalls nicht ganz verstehen, was sollte er denn sonst machen?

Dann blickte Ancrym auf und Mestrard in die Augen, seine Stimme wurde ernst und feierlich. "Meine Waffen sind deine Waffen, und meine Beute ist auch deine Beute. Deine Feinde will ich töten und deine Freunde ehren und verteidigen", spracht Ancrym die rituelle Formel der Shoanti für das Schließen einer Freundschaft und hielt dabei, wie es die Tradition wollte, Mestrard seinen Dolch mit dem Griff voran hin, ohne darüber nachzudenken, ob diese Geste dem Priester gegenüber angebracht war, zu sehr war Ancrym in der Tradtion der Shoanti aufgewachsen.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Mestrard am 03.10.2007, 13:33:56
Mestrard war gleichermaßen überrascht wie erfreut über die feierliche Geste. Der Dolch als Waffe Pharasmas hatte für ihn eine noch tiefere Bedeutung als bloß Teil des Rituals der Freundschaft zu sein.
Er nahm den dargebotenen Dolch an und steckte ihn ein. Dann zog er seinen eigenen, mit dem Symbol Pharasmas verzierten Dolche aus dem Gürtel, bot ihn Ancrym dar und wiederholte ernst die Formel: "Meine Waffen sind deine Waffen, und meine Beute ist auch deine Beute. Deine Feinde will ich töten und deine Freunde ehren und verteidigen".

Nun trägt er das Zeichen der Göttin.  Innerlich musste Mestrard lächeln als Ancrym den Dolch nahm.
Nach einem Moment des gemeinsamen Schweigens berichtete er seinem Freund von der inneren Unruhe, die ihn in letzter Zeit immer wieder überfiel, seinen merkwürdigen Träumen und seiner Vorahnung, dass bald etwas geschehen würde.

Die neu geschlossene Freundschaft gab Mestrard wieder etwas mehr von seiner inneren Ruhe wieder und er widmete sich wieder mit aller Kraft den letzten Vorbereitungen für die Eröffnung der Kathedrale. Es waren ja nur noch ein paar Tage Zeit. Das Gespräch über den Glauben  hatten sie zunächst verschoben, da der Trubel der Vorbereitungen beide - auf höchst unterschiedliche Weise - auf Trab hielt.
Dennoch musste Mestrard immer unwillkürlich in sich hineinlächeln, wenn er den Dolch mit Pharasmas Kometen am Gürtel des Deputys sah.
Titel: [IC] Gespräche
Beitrag von: Ancrym am 03.10.2007, 14:39:01
Ancrym fühlte sich geehrt, als Mestrard sein Freundschaftsangebot annahm. Der Dolch, den ihm der Priester im Austausch für seinen gab, war kunstvoller als seiner und mit einem Symbol versehen, welches Ancrym auch schon an Mestrard gesehen hatte und welches das Symbol des Gottes von estrard war, wie der Priester Ancrym einmal erklärt hatte..

In den nächsten Tagen sahen die beiden sich weniger, da sie beide in die Vorbereitungen für das große Fest eingebunden waren.