Viel wusste Ravok nicht mehr von den frühen Jahren seiner Kindheit, das meiste hat er erst später durch Garon erfahren. Als kleines Kind, er mochte vielleicht 4Jahre alt gewesen sein, reiste er mit seiner Familie und einigen Anderen durch ein Waldgebiet in einem kleineren Fürstentum Hravars, als sie von mehreren Banditen hinterhältig überfallen wurden und alle bis auf ihn getötet wurden. Warum sie genau wohin auch immer reisten und wie er es geschafft hatte zu überleben wusste er nicht, es war ihm mittlerweile auch egal. Nachdem er einige Zeit durch den Wald geirrt war, fand ihn ein alter, zurückgezogen lebender Waldläufer namens Garon und nahm ihn bei sich auf. Von einem Waldläuferkollegen erfuhr Garon dann, dass von den Leichen seiner Eltern jede Spur fehlte und es außer den Aussagen der Dorfbewohner keinen Hinweis darauf gab, dass sie überhaupt existiert hatten. Garon gab sich nach außen hin als mürrischer Zeitgenosse und mied zu häufigen Kontakt mit anderen Menschen, hatte aber im Grunde ein gutes Herz und konnte ein kleines Kind nicht hilflos zurücklassen. Außerdem spürte er wohl, dass ihm im Leben nicht mehr so viel Zeit verblieb und dies seine letzte Chance war, sich an dem heranwachsen eines Kindes zu erfreuen und diesem sein Wissen weiter zu geben. Und so wuchs Ravok auf, lernte sich im Wald zurecht zu finden, Spuren zu verfolgen, die Tiere des Waldes zu respektieren und zu kämpfen. Nach und nach nahm er viele der Eigenschaften Garons an, er wurde genauso mürrisch, sprach genauso wie er und begann schon in jungen Jahren Pfeife zu rauchen.
Als Garon dann nach einigen Jahren verstarb, wollte Ravok nicht länger in der kleinen Holzhütte mitten im Wald leben und machte sich auf die Welt zu erkunden. Zu anderen Menschen hatte er nie viel Kontakt gehabt, nur ein paar Mal war er zu Bauern in der Nähe oder ins Dorf gegangen um Besorgungen zu erledigen, deshalb fiel es ihm zunächst nicht einfach in der "zivilisierten Welt" zurecht zu kommen. Da er nie einen richtigen Beruf oder ein Handwerk gelernt hatte, verdiente er seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsaufträge, von dem simplen Führen eines auswärtigen Kaufmanns der sich in der Gegend nicht auskannte, über Begleitschutz für reiche Einzelpersonen, bis hin zu höchst geheimen Spähaufträgen für das hravarische Militär. In dieser Zeit lebte er von der Hand in den Mund, der Gedanke irgendwo sesshaft zu werden kam ihm gar nicht in den Sinn und auch mit Frauen konnte er nicht viel anfangen.
Ravok lebte so vor sich hin, bis er eines Tages in einem Waldstück einen Elfen vor einer Gruppe Banditen rettete. Schon immer hatte er in seinem Leben Abscheu für Diebe und Räuber aller Art empfunden, oft genug hatte er mit Garon Gruppen von ihnen aus ihrem Wald vertrieben und so zögerte er nicht lange auch diese Banditen zu töten. Der Elf, den er errettete, war der Druide Celian, der sich leidenschaftlich mit der Sterndeutung befasste und gerade auf dem Rückweg aus Skovgaard war, wo er sich einen seltenen Kristall gekauft hatte. Zum Dank lud er Ravok in seine Heimatstadt am Rande Anurias ein, wo er mit seiner Schwester Ariu in einem geräumigen Haus in Mitten des Waldes lebte. Es entwickelte sich eine starke Freundschaft zwischen Ravok und Celian und dieser wies Ravok auch in den Weg des Druiden ein. Ravok fühlte sich zum ersten Mal ins einem Leben erfüllt, er spürte die Natur um sich herum, war glücklich und zufrieden mit sich selbst und wenn er Abends von seinen Streifzügen durch die Wälder Heim kehrte und mit Celian und Ariu an einem Tisch aß, fühlte er sich fast wie in einer Familie.
So lebte er einige Jahre lang, glücklich und zufrieden und freundete sich mit den Elfen der Stadt und den Tieren des Waldes an, allen voran mit dem Wolf Akayo, mit dem ihn eine besondere Seelenverwandtschaft verband. Nach und nach begann er sich auch in Ariu zu verlieben, was zu einer kurzen Romanze der beiden führte, die aber nicht fortgesetzt werden konnte, da Ariu als entfernte Verwandte der Königin aus politischen Gründen bereits einem anderen versprochen war. Entsprechend betrübt beschloss Ravok weiter zuziehen um mehr über seine Vergangenheit zu erfahren, insbesondere über eine merkwürdige Tätowierung auf seiner Brust, die er bereits hatte als Garon ihn fand und die keiner der Gelehrten kannte denen er sie gezeigt hatte. Celian war zwar traurig, dass sein guter Freund sie nun verlassen wollte, konnte den Schmerz in Ravok aber verstehen und wünschte ihm alles Gute. Zum Abschied schenkte er ihm einen magischen Kristall den er an seiner Waffe an anbrachte und offenbarte ihm was er schon lange zuvor in Sternen gelesen hatte. Ravok ist vom Schicksal gezeichnet und würde in seinem Leben eine wichtige Aufgabe erfüllen müssen. Es war sein Schicksal auf eine lange Reise zu gehen und mehr über seine Herkunft zu erfahren. Von Ariu erhielt er einen magischen Gürtel mit heilenden Fähigkeiten, ein altes Erbstück ihrer Familie. Nachdem er sich von Celian und Ariu verabschiedet hatte, ging Ravok tief in den Wald um sich auch von seinem treuen Freund Akayo zu trennen. Dieser wollte Ravok aber nicht alleine ziehen lassen und lief ihm solange gegen seinen Willen nach bis er sich endlich damit einverstanden erklärte mit ihm zusammen zu reisen.
Als Ravok nach einigen Tagen der Reise wieder in Hravar war, erfuhr er in einem Dorf von der großen Expedition der Königlichen Forschungsgesellschaft von Hravar. Eine Expedition in unbekannte Länder. War es das, was das Schicksal für ihn bereit gehalten hatte? Es war fast ein zu großer Zufall, dass direkt nach dem Celian ihm diesen Weg prophezeite, Hravar eine solche Expedition startete. Mochte es Schicksal oder Zufall sein, solange auch nur die geringste Chance
bestand, dass er auf dieser Reise irgendetwas über seine Herkunft erfahren konnte, würde er sie nutzen. Was hatte er den auch schon großartig anderes zu tun?
Prolog (Anzeigen)In der Stadt an dem Schiff angekommen hörte sich Ravok direkt nach der Expedition um. Gerade noch mal Glück gehabt, das Schiff würde übermorgen auslaufen, genügend Zeit um noch einiges an Vorräte zu kaufen und sich vielleicht schon einmal vorab einen Platz zu sichern. Nach relativ kurzer Suche fand er eine Person namens Magistra Endra, die anscheinend die Leiterin der Expedition war, und unterhielt sich kurz mit ihr. Erleichtert ging er weiter, sein Platz auf dem Schiff war ihm sicher und er würde nicht wie vielleicht viele andere abgewiesen werden. Heute würde er ein letztes Mal in den Wäldern schlafen, morgen sollte er bereits in einem Gasthaus in der Nähe des Schiffes schlafen, um auch ja nicht zu spät zu kommen. Lange lag er noch wach und genoss die Geräusche des Waldes, den Anblick der Sterne, die in dieser Nacht besonders klar zu sehen waren. Wann würde er wohl wieder die Zeit haben sie in ruhe anzusehen? Irgendwann schlief er dann auch ein, seinen Kopf an Akayo gelehnt, und wachte nach einer Ereignislosen Nacht am nächsten Morgen auf. Den Tag über verbrachte er damit Vorräte einzukaufen und als besondere Überraschung viel frisches Fleisch für Akayo, wusste er doch nicht, wann sie das nächste Mal in den Genuss kommen würden. So veranstalteten sie ein kleines Festmahl und schliefen, leicht überfressen, in dem Zimmer ihres Gasthauses ein. Als der nächste Morgen nahte, packte Ravok seine Sachen zusammen, kaufte noch einmal etwas frisches Fleisch bei einem Händler der gerade seinen Laden öffnete und machte sich auf den Weg zum Schiff. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er sich so in die Reihe der Wartenden einreihte und er war froh darüber sich bereits seinen Platz gesichert zu haben. Während er so mit Akayo an seiner Seite die Planke zum Schiff hinauf lief, gab dieser ein leises Heulen von sich und stupste Ravok leicht mit der Schnauze. Mit einer sanften Handbewegung streichelte er Akayos Flanke. "Ja, ich weiß mein Freund. Ich fühle mich auf festem Boden auch sicherer, aber das lässt sich nun Mal nicht vermeiden. Wenn wir in See gestochen sind, werde ich Njörd ein Opfer für eine sichere Überfahrt bringen. Das ist alles was wir tun können.“ Sie suchten sich dann einen ruhigen Platz an der Reling, wo sich Ravok auch direkt seine Pfeife ansteckte. Erneut stupste ihn Akayo an und als er hinunter sah deutete dieser auf eine Frau, die nicht weit entfernt ebenfalls an der Reling lehnte. Kurz inspizierte er die Frau mit den langen blonden Haaren. "Wie immer hast du ein gutes Auge mein Freund, aber ich bin nicht in der Stimmung. Vielleicht später, während der Reise haben wir noch genügend Zeit.“ Und so beschränkte er sich aufs Pfeife rauchen, während Akayo es sich auf dem Deck vor ihm gemütlich machte.