DnD-Gate Online Games

Online-RPGs andere Systeme => 7te See: Théah => Thema gestartet von: Mondragor am 28.03.2021, 17:58:24

Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 28.03.2021, 17:58:24

Freiburg! Zwei Tage waren sie nun geritten, seit sie Leon zurück nach Hause gebracht hatten, und nach und nach war der Wald lichter und die Straßen breiter geworden. Und nun konnten sie schließlich am Horizont die Spitze des Wachturmes erkennen, dieses uralten Gebäudes syrnethischen Ursprungs, das das Zentrum dieser unglaublichen Stadt darstellte.

Freiburg war ein Experiment, und diejenigen, die schon länger ohne Nachrichten unterwegs waren, hatten womöglich nur eine schwache Ahnung davon, was diese Stadt ausmachte. Es waren gerade einmal vier Jahre seit ihrer Gründung vergangen - wobei natürlich auch vorher bereits Menschen hier gesiedelt hatten. Doch vor dem Krieg gab es gerade einmal den Turm, das Güldentor, der einer der kaiserlichen Paläste war. Geplagt von Krieg und Misswirtschaft, verwahrloste die Siedlung vollends, bis der Imperator dem herrschenden Baron kurz vor seinem eigenen Tod den Titel und die Siedlung nahm und sie Niklas Träge übergab.

Dieser jedoch hatte zunächst kein Interesse daran und überließ die Gegend weitgehend sich selbst, während sich immer mehr Veteranen und Flüchtlinge am Fuße des Turms ansiedelten. Ohne eine ordnende Hand jedoch versank auch diese Siedlung wieder im Chaos, und als Träge Jahre später zurückkehrte, fand er weitestgehend nur zerstörte Ruinen vor. Diesmal jedoch überließ er sie nicht sich selbst, sondern fasste gemeinsam mit seiner Vertrauten Wilma Probst einen Plan, so unerhört, dass die wenigsten auch nur im Traum daran gedacht hätten, dass die Stadt überhaupt diese vier Jahre überlebt.

Er legte ein Fundament, das er Freiburg nannte, doch teilte es schlicht unter Kaufleuten, Architekten, Denkern, Gelehrten und anderen Organisatoren auf. Aus der Regierung dieser Stadt hielt Träge sich immer noch weitgehend heraus, doch zusammen mit Wilma Probst gab er dem ganzen Gebilde einen losen Rahmen von Regeln zur Schlichtung von Konflikten und beobachtete, was passieren würde. Und tatsächlich schienen sich die unterschiedlichen Interessengruppen irgendwie zusammenzuraufen und die Stadt zum Prosperieren zu bringen. Es ist letztendlich eine Stadt in der Eigenverwaltung ihrer Bürger, mit einem Fürsten, der sich in die Belange der Stadt kaum einmischt, und die zusammengehalten wird vom "freien Kodex" - ein eigentlich unmögliches Experiment mitten in einer Welt voller Monster. Doch vielleicht ist gerade das der Grund, weshalb das Experiment bisher funktioniert: Denn das, was außerhalb der Stadtmauern lauert ist allemal schlimm genug, um im Zweifel besser mit einem Kompromiss leben zu können.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 02.04.2021, 11:35:47
Es wirkte, als seien die Feierlichkeiten der dankbaren Dorfbewohner und das Bewusstsein, sich durch eine glänzende Heldentat ausgezeichnet zu haben, für Louis ein wahres Lebenselixier: Zwar begannen die tieferen seiner Wunden nur sehr allmählich zu heilen, doch hatte der Montaigner offenbar bereits nach kurzer Zeit wieder jeglichen Gedanken an jene düsteren Dinge abgeschüttelt, die sie erfahren hatten. Die Schatten, welchen sie sich noch stellen müssten, schienen ihn im Gegenteil regelrecht zu beleben. Schon bei dem Fest war er wie ein bunter Paradiesvogel unter Sperlingen und Tauben aufgefallen, indem er äußerst fröhlich mitgetan hatte bei Speise und Trank, mehr als bereitwillig Geschichten aus seinem Leben sowie die Heldentaten anderer Musketiere erzählt und so manchem hübschen Dorfmädchen – unter Beachtung äußerst steifer Anstandsregeln, aber dennoch mit selbstbewusster Keckheit – Komplimente gemacht, die so manches Mal am Rande der Frivolität standen.

Doch die Energie, welche ihn zu einem zeitweise anstrengenden, insgesamt aber äußerst unterhaltsamen Begleiter machte, versiegte auch auf dem Weg nicht, den sie hernach einschlugen. Selten einmal war er schweigsam, und der Tatendrang des Edelmanns äußerte sich nicht nur in seinen eigenwilligen Kommentaren und Satzkonstruktionen: Auch körperlich schien der schlanke, aber zähe Fechter gewillt, sich seine Tage nicht von den Schmerzen vermiesen zu lassen. Vor allem übte er bei jeder Gelegenheit seine Fechtkünste mit der herrlichen Klinge, die er nunmehr stolz in dem Wehrgehänge an seiner Hüfte trug. Als sich nun die Spitze des Wachturms hinter dem Horizont zu erheben begann, wies er mit der behandschuhten Linken nach vorn und meinte gutgelaunt: "Excellente, mes amis! Endliesch wieder eine Stück civilisation..! 'ier werden wir siescherliesch alles finden, was uns vonnöten iest, n'est-ce pas?" Er ließ offen, ob er einen Medicus meinte, einen Schneider, ein Badehaus oder womöglich all dies zugleich.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 02.04.2021, 20:27:57
Als die kleiner gewordene Gruppe schließlich den ersten Blick auf Freiburg erhaschte, erhob Tristan die Stimme.
"Das ist also Freiburg. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, mir die Stadt anzusehen, doch wir müssen es schaffen, zu Niklas Träge vorgelassen zu werden. Wir müssen ihm von der Burg berichten, damit er dafür sorgt, dass dort nun nicht Anarchie herrscht, und wir müssen ihn überzeugen, etwas gegen Roswitha von Wirsche zu unternehmen. Immerhin sagt man, dass die beiden nicht gerade freundschaftlich verbunden sind.
Aber zunächst müssen wir zu Träge vorgelassen werden, was vermutlich schon nicht ganz einfach werden wird."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 08.04.2021, 05:29:51
Die Ereignisse in der Burg und der Kampf gegen die Baronin wollten Friedrich nicht loslassen. So sehr er sich auch anstrengte, seine Gedanken wanderten immer wieder zurück an diese Zeit und vor allem die Visage der Baronin. Immer wieder sah er das Ding vor sich, in das sie sich verwandelt hatte. Die Nachricht, dass Roswitha von Wirsche hinter dieser Sache steckte, machte es für ihn nicht besser. So hatten er und die gesamte Gruppe zwar ein deutliches Ziel aber es füllte die Gedanken des alternden Kreuzritters auch mit weiteren Theorien und Bildern, die sich nun mit Roswitha befassten. Wenn schon die Baronin ein solches Monster gewesen war, was war diejenige, die vermutlich überhaupt erst für ihren Fluch verantwortlich gewesen war, für ein Wesen? Was für ein dunkles und abartiges Geheimnis steckte hinter dieser Sache?

Natürlich war Friedrich froh darüber, dass Ingrid begnadigt und Leon zurück zu seinem Dorf gebracht worden war. Er war wirklich erleichtert, dass es Leons Heimat nicht schlecht ergangen war. Doch trotz all des Lobs, des Danks und des Festes im Anschluss, konnte er die eiskalten Gedanken nicht von sich werfen. Wie zäher Honig klebten sie an ihm und egal was er versuchte, er schaffte es nicht, sie zu entfernen. Zwar war Friedrich nie ein großer Partymensch gewesen aber während des Festmahls war er selbst für seine Verhältnisse recht distanziert und kalt. Auch Alkohol wollte ihm anfangs kaum helfen, auf andere Gedanken zu kommen. Erst spät am Abend und nach einigen Getränken tat der Alkohol seine Wirkung. So war Friedrich zumindest für eine kurze Zeit befreit von all den dunklen Gedanken und Erinnerungen.

In den zwei Tagen, die sie nach Freiburg ritten, raffte sich Friedrich wieder etwas auf und schaffte es zumindest einen Teil der Gedanken von sich zu schütteln. Es war schwer auch den Rest loszuwerden. Seine Verletzungen würden ihm noch etwas erhalten bleiben und so hatte er immer etwas, dass ihn direkt an die Burg und ihre Baronin erinnerte. Zumindest brachte ihn der Anblick Freiburgs auf andere Gedanken. Eine seltsame aber durchaus interessante Stadt. Er hatte davon gehört und darüber gelesen. Es würde ihm ein Vergnügen sein, sich dieses lebende Experiment selbst anzusehen. Auch, wenn sie nur eine kurze Zeit hier verbringen würden. Der Plan stand fest. Er würde nur nicht ganz einfach werden. "Mit welchen Problemen werden wir rechnen müssen?", informierte sich Friedrich direkt. "Und an wen müssen wir und wenden? Wer entscheidet in einer solchen Stadt, wenn der Fürst sich nicht einmischt? Eine Art Rat?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 08.04.2021, 12:02:26
"Gute und wichtige Fragen." antwortete der Baron nachdenklich. "Und natürlich habe ich mir bereits einige Gedanken darüber gemacht. Politik ist ein langsames und strategisches Spiel, und eine unüberlegte Handlung kann vieles zerstören, selbst wenn man denkt, man sei unter Freunden. Wir werden also nicht einfach zu Niklas Träge gehen können, ihm von Wirsches Machenschaften berichten, und dann glauben, dass er uns helfen wird."

Er ritt nun etwas langsamer und blickte sich um, um sicherzugehen, dass niemand sie belauschte; doch der Wald lag hinter ihnen, und die Graslandschaft, durch die sie ritten, war weit und übersichtlich, so dass er weiterredete.
"So sehr ich mich selbst stärker einschalten würde, muss ich doch zu Beginn wohl Zurückhaltung wahren. Wirsche hat mit Sicherheit ihre Spione in Freiburg und wir sollten tunlichst vermeiden, meine Anwesenheit hinauszuposaunen. Selbst wenn Roswitha inzwischen womöglich nicht mehr annimmt, dass ich tot bin, ist es klüger, dass ich mich zunächst im Hintergrund halte.
In der Zwischenzeit müsst ihr versuchen, uns die wichtigen Persönlichkeiten geneigt zu stimmen. Weitaus die wichtigste von allen ist Wilma Probst. Sie ist das Oberhaupt von Träges Hof, seine rechte Hand, und die Person, die am meisten dafür tut, um die Ordnung in Freiburg aufrechtzuerhalten. Doch auch sie kann nicht ohne die Unterstützung der verschiedenen Machtgruppierungen regieren, die in der Stadt vertreten sind. Da sind zum einen die Kaufleute zu nennen, natürlich die wichtigen Adelshäuser, die Gelehrten der Universität, das Militär sowie die Verschiedenen Organisationen und Gesellschaften. Alle zusammen bilden die komplexe Gemengelage, die Freiburg ausmacht, wobei keine dieser Gruppen einen einheitlichen Block bildet.

Eure erste Aufgabe ist es, ein Gefühl dafür zu bekommen, wer die wichtigsten Akteure der verschiedenen Blöcke sind und sie auf unsere Seite zu bringen. Wenn wir genug Rückhalt bei diesen Gruppen haben, werden Wilma Probst und Niklas Träge uns unterstützen, da bin ich sicher. Doch das wird eine Weile dauern - wir müssen uns darauf einstellen, eine Weile in der Stadt zu bleiben. Doch lasst uns zunächst eine Unterkunft suchen und ein erstes Gespür für die Stadt entwickeln."


Es war allen noch etwas unklar, was genau sie in Freiburg erwarten würde. Sie würden wohl damit beginnen müssen, mit Menschen in der Stadt zu sprechen, um zu erfahren, mit wem sie eigentlich reden mussten, um etwas zu erreichen. Jeder machte sich auf seine eigene Art Gedanken über die Aufgabe, die vor ihnen lag, und so kam nach und nach Freiburgs Stadtmauer in Sichtweite, und sie erhielten, da sie sich von einer kleinen Anhöhe näherten, eine bessere Vorstellung der Stadt. Sie war tatsächlich kreisrund, und drei ungeheuer breite Straßen teilten die Stadt kerzengerade in sechs gleich große Bezirke, angeordnet wie Kuchenstücke. Im Zentrum von allem stand der riesige Wachturm, der nur durch syrnethische Magie vor dem Zusammenfall bewahrt wurde - ein komisches Gefühl, da niemand in Théah wirklich verstand, was es mit dieser Magie auf sich hatte.

Sechs große Straßen führten von außen durch große Eingangstore in die Stadt; auf einer von diesen befanden sich nun auch die Reisenden. Hier, in der Nähe Freiburgs, war auf dieser Straße jede Menge Verkehr, als zahlreiche Händler und andere Reisende die Stadt besuchten oder verließen.
Sie betraten Freiburg aus nordöstlicher Richtung, und Tristan klärte sie darüber auf, dass sie nun zwischen dem Hochquartier zu ihrer Rechten und dem Greifenviertel zu ihrer Linken hindurch ritten. Das Hochquartier, und das war auf den ersten Blick ersichtlich, beheimatete die reichen und einflussreichen Bewohner der Stadt. Die Anwesen waren prachtvoll und zahlreiche private Wachen waren zu sehen, die das Quartier vor unerwünschten Besuchern schützen sollten.

Das Greifenviertel zu ihrer Linken barst dagegen fast vor Leben. Hier ballten sich die Händler auf verschiedenen Märkten, und Herbergen und Tavernen aller Art boten den Reisenden Unterkunft. Dies war auch ihre erste Anlaufstelle, und mehr oder weniger zufällig wählte die Gruppe eine Herberge mit dem Namen "Zum Adlerhorst" aus, die ihnen auf den ersten Blick sympathisch erschien. Sie machte einen gutklassigen und ordentlichen Eindruck und sie würden dort unter anderen gutsituierten Bürgern oder niederen Adligen nicht besonders auffallen, weder in die eine noch die andere Richtung.
Nachdem sie sichergestellt hatten, dass die Pferde gut versorgt waren, und sie ihre Zimmer in Augenschein genommen hatten, trafen sie sich in einem separaten Gastraum, um sich ein wenig zu stärken und die nächsten Schritte zu besprechen.

Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 09.04.2021, 15:54:13
Louis hatte zu den Ausführungen des jungen Barons genickt und bemerkt: "Bel et bien, Sire, das scheint mir weise zu sein! Kenne deine Gegner, wie schon der scheniale Stratege von Montaigne, Henri de Sanssunzi, stets empfohlen 'at." Der Musketier schien den Einzug in die Stadt nichtsdestotrotz zu genießen, auch wenn aufmerksamen Beobachtern auffallen würde, dass ihm wohl der nicht ganz einwandfreie Zustand ihrer Garderobe, das rissige Leder der Stiefel, kurz, das sichtlich von einer langen Überlandreise zeugende Äußere der Gruppe dabei einen kleinen Wermutstropfen bedeutete. Dementsprechend nutzte er auch die erste Gelegenheit im Gasthaus, sich zu erfrischen und zumindest den Staub der Straße zu beseitigen. Nachdem sich der Montaigner halbwegs wieder präsentabel fühlte, ging er daran, sich eine ordentliche Mahlzeit kommen zu lassen, und würde der Beratung wohl mit einer Gänsekeule oder einem ähnlichen Happen in der Hand beiwohnen, um sich gebührend zu laben. "Eh bien", meinte er kauend, "was sollten unsere ersten Schritte sein, mes amis?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 14.04.2021, 09:15:10
Erich ritt mit gemischten Gefühlen in die Stadt ein, auf der einen Seite freute er sich die Wildnis mal wieder hin sich zu lassen, auf der anderen Seite war er nicht so der Freund von großen Menschenmengen. Erich war froh sich den Staub der Reise von den Kleidern zu klopfen, aber viel mehr freute er sich auf ein herzhaftes Essen und ein kühles Bier.

Als sich dann wieder alle im Gastraum trafen um sich zu besprechen überlegte Erich erst einmal was den aus seiner Sicht das beste wäre um hier in Freiburg an neue Informationen zu kommen. "Ich könnte mal schauen ob ich Kontakt zu einem Ordensbruder knüpfen kann, vielleicht ergeben sich dort wichtige Informationen. Falls sich dort nichts ergibt könnte ich mich mal versuchen in den Reihen der Militärs um zu hören. Es wäre wohl das beste wenn wir versuchen zu Erst einmal möglichst viele verschiedene Quellen an zu zapfen um dann zu sehen wo wir die brauchbarsten Verbündeten finden. Oder hat jemand einen anderen Plan?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 15.04.2021, 05:36:09
Geduldig und vor allem sehr interessiert, hörte Friedrich dem Baron zu. Das war alles sehr viel komplexer und schwieriger als Anfangs angenommen. Wenigstens mussten sie dieses Mal nicht gegen ein weiteres Monster kämpfen. Denn auch wenn er das zu seinem Lebensinhalt gemacht hatte, war ein bisschen Pause und ein anderweitig geartetes Problem gern gesehen. In der Stadt Zeit zu verbringen und das Vertrauen wichtiger Persönlichkeiten zu erlangen, klang nach einer netten Abwechslung nach dem letzten Abenteuer. So ritt Friedrich gut gelaunt in die Stadt ein und machte sich, sobald sie in der Herberge angekommen waren, erst einmal etwas frisch.
Zurück im Gastraum und ausgestattet mit etwas herzhaftem zu essen und zu trinken, konnte es dann auch an erste Planungen gehen. Für ihn war ziemlich schnell klar gewesen, an welche Personen er sich wenden konnte. "Am besten wäre es wohl, wenn wir uns erst einmal generell umhören. Wir wissen noch nicht, wer hier das Sagen in den verschiedenen Gruppierungen hat. Wenn wir das wissen, können wir uns aufteilen. Wir sind alle sehr verschieden und das ist ein großer Vorteil." Er nickte Erich bei seinem Vorschlag zu. "Während Erich sich an den Orden und das Militär wendet, könnte ich mich den Gelehrten an der Universität oder den Adelshäusern zuwenden. Ich bin zwar immer noch etwas eingerostet und habe einen anderen Weg eingeschlagen aber trotz allem noch adelig. Ein Von Dent." Er räusperte sich. "Allerdings würde ich die Gelehrten bevorzugen. Wie sieht es mit euch aus?" Wobei er den Rest der Gruppe ansah, die sich noch nicht gemeldet hatten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 15.04.2021, 07:54:44
Als Baron Tristan auf Jelenas Frage nach der Ordnung in der Schreckensburg seine vorsichtige Antwort gab, bestätigte sie diese mit einem bedauernden Nicken. Die Ankündigung, als nächstes nach Freiburg zu Reisen, traf auf wesentlich positivere Zustimmung. Zunächst kümmertsie sich um ihre Wunden. Solange Ingrid und Marie noch bei ihnen waren, kümmerte sie sich um die beiden und unterstützte sie. In ihren Augen war die Schuld zwar nicht abgetragen, aber Marie sollte darunter nicht auch noch leiden. Entsprechend beglückwünschte Jelena Ingrid zur Vergebung durch Tristan. Das Louis nicht auf ihre Frage nach dem Amulett ihrer Gegnerin antwortete, merkte sie sich und nahm sich vor, ihn später erneut zu fragen. Sie protestierte weder gegen den Wunsch nach einer Erholungspause, noch gegen den Aufbruch, um Leon zurückzubringen.

Trotz das ihr ihre Verletzungen anzumerken waren, kümmerte sie sich um die Pferde und die Versorgung der Gruppe. Unterwegs ritt sie vor, um den Weg zu finden. Da sich andere bereits um Leon kümmerten, ließ sie ihn allein. Die Freude seiner Eltern und das herzliche Willkommen in seinem Dorf gaben ihr ein warmes Gefühl. Trotzdem hielt sie sich  - wie immer bei solchen Gelegenheiten - mit dem Feiern zurück. Eine Freundin großer Gefühle und -ausprägungen schien sie nie zu sein. Weder große Mengen an Essen noch Trinken verschwanden in ihrer kleineren Gestalt. Sie investierte dafür einige Zeit und Energie darin, Leon und die Dorfbewohner davon zu überzeugen, ihre Retter niemandem genau zu benennen oder zu beschreiben. Die angebotenen Geschenke weist sie energisch zurück, sie nimmt sich sogar ein wenig Zeit, mit Sammeln und Jagen einen Teil der vertilgten Mahlzeit zu ersetzen.

Die dunklen Erinnerungen und die Visionen der vergangenen Tage schien sie recht gut wegzustecken, zumindest war ihr nichts anzumerken. Vielleicht war sie so manches aus ihrer dunklen Heimat gewohnt oder ihr Dievas lenkte sie ab. Auf der Reise nach Freiburg war sie wieder in ihrem Element - sie kümmerte sich um die Pflege der Tiere, führte die Gruppe und kundschaftete. Wann immer möglich oder nötig organisierte sie die Versorgung der Gruppe oder suchte geeignete Rastplätze. Auf dem Weg ließ sie sich immer wieder gerne von den Ortskundigeren belehren, was es mit Freiburg auf sich hatte. Wann immer über die Politik philosophiert wurde, beteiligte sie sich eifrig und zog Vergleiche zum sarmatischen Bund oder Ussurien.



Beim Einzug in die Stadt Freiburg amüsierte sie sich sichtlich über Louis Freude und beobachtete die Leute, die ihnen begegneten oder ins Sichtfeld kamen. Wer waren sie und wie hielten sie sich? Sie war eindeutig fasziniert von den neuen Eindrücken.

Sie hatte auf dem Weg Tristan zugehört und seinem Vorschlag, sich bedeckt zu halten, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, mit Nachdruck zugestimmt. Auch wenn sie Louis Zitat inhaltlich zustimmte, irritierte sie der Zusammenhang. Schließlich ging es doch vorrangig darum, Freunde zu gewinnen anstelle von Feinden. Ihre gerunzelte Stirn wurde jedoch gleich mit einem Schulterzucken weggewischt.

Im Ess- und Versammlungsraum hielt sie es bei einem spärlichen, frischen Mahl samt schwachem Bier. Erichs und Freidrichs Worte ließen sie aufhorchen: "Verzeiht, ihr gehört einem Orden an? Welchem? Und ist es wirklich gut, dass sie euch sehen, wenn ihr eigentlich einen Baron vergiftet habt und für tot gehalten werdet? Ansonsten stimme ich zu, jeder kann wahrscheinlich in dem Bereich, der ihm liegt, am ehesten an Informationen kommen. In meinem Fall zweierlei Landsleute und Händler."

Sie wartete Erichs Antwort ab, bevor sie fortfuhr: "Je nach Rolle, die wir verkörpern wollen, sollten wir vielleicht auch nach Gelegenheiten Ausschau halten, ein wenig Geld zu verdienen. Dabei kann man Kontakte knüpfen, Gerede über die einflussreichen Persönlichkeiten aufschnappen und sich gegebenenfalls bereits einen Namen machen - im guten wie im Schlechten. Mit dem Geld können wir dann unseren Aufenthalt finanzieren, unseren Auftritt aufpolieren," - Sie schob ihren ramponierten Ärmel hoch, sodass die noch nicht verheilten Brandwunden sichtbar wurden. - "und 'Aufwandentschädigungen' berappen." Wie sie so völlig ruhig über Korruption und Bestechung sprach, ließ tief blicken. Sie schien solche Dinge für vollkommen normal zu halten und sich nicht mal groß daran zu stören.

Sie schob mit dem Besteck ihr Essen ein wenig hin und her, bevor sie mehr mit der Sprache herausrückte: "Mit etwas Glück lebt ein wenig angeheiratete Verwandschaft meiner Mutter hier. Mir war nicht klar gewesen, das ich hier vorbeikommen würde, hatte jedoch vor Aufbruch auf meine Reise gesammelt, wo ich verwandte, offene Ohren finden könnte.[1] Mit viel Glück finde ich auch jemand, mit dem ich über meinen Dievas sprechen kann. Steht die Stadt wie der Rest der Eisenlande Magie skeptisch gegenüber?"

Mit einem Seufzen legte sie ihr Besteck ab, schob die Reste ihrer Mahlzeit fürs Erste von sich und suchte den Blickkontakt mit möglichst vielen Anwesenden: "Ich hatte bei unserer ersten Begegnung erwähnt, dass ich in den Eisenlanden in einer familiären Angelegenheit unterwegs bin. Wie es der Zufall will, entpuppte sich Freiburg als das Ziel. Eine meiner Cousinen - Valerija - musste vor zehn Jahren in Schuldnerdienste treten und der Gläubigerin hierher folgen. Wir haben nie wieder etwas von ihr gehört und sind in Sorge. Sie ist Lilijas Untergebene. Lilija trägt eine entstellende Narbe im Gesicht oder verbirgt diese, hat Thomas von Fahrenbach geheiratet und kam mit ihm hierher."
Sie holte noch einmal tief Atem und setzte dann mit Nachdruck fort: "Bei meinen Erkundigungen nach ihr habe ich Folgendes in Erfahrung gebracht: Thomas von Fahrenbach ist einflussreich, vor allem, da er das Gewerbe der käuflichen Liebe kontrolliert. Viele der Mädchen sollen unfreiwillig für ihn arbeiten, er holt sie aus allen Ländern, und lockt sie mit Versprechungen nach Freiburg oder lässt sie einfach mit Gewalt verschleppen. Hier zwingt er sie zu unaussprechlich Dingen, heißt es. Fahrenbach lässt sich gut dafür bezahlen, aber vor allem hat er so ein beträchtliches Erpressungspotenzial gegenüber einem Teil der Freiburgischen Gesellschaft angesammelt. Es ist nicht klar, warum Niklas Träge nichts unternimmt, während Wilma Probst wohl was tun würde, wenn sie nicht um den Frieden in Freiburg fürchten würde."
Sie sackte ein wenig in sich zusammen und schätzte mit ein wenig Resignation: "Wenn wir es mit ihm und seinen Geschäften zu tun bekommen, müssen wir vorsichtig sein, was er über uns herausbekommt. Und eine einsame Ausländerin wie ich könnte gut in sein 'Angebot' passen."
 1. Ausgabe eines Heldenpunktes für Großfamilie
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 15.04.2021, 16:38:41
Während er weiter seiner Mahlzeit zusprach, hörte sich der Montaigner schweigend die Kommentare der anderen an, denn so gern er selbst eine Unterhaltung führte: Seine gute Kinderstube verbot ihm das Reden mit vollem Mund. Weniger kritisch war es dagegen, nach dem Herunterschlucken eines Bissens seine Worte mit Gesten der Geflügelkeule zu untermalen, die er gerade bearbeitete - was dank der köstlichen, aber etwas fettigen Sauce daran einige sichtbare Spuren auf dem Tisch hinterließ. "Bon, das 'ört siesch vernünftieg an" ließ sich der Musketier vernehmen und erklärte Erich: "Iesch werde versuchen, eine rendez-vous zu erlangen, bei dem iesch les nobles meine Aufwartung machen kann. Dann könnt Ihr Eusch an die Respektabilitäten von der Universität 'alten."

Jelenas Geschichte erlaubte ihm einige weitere Bissen, die dem Musketier allerdings beinahe im Halse stecken blieben. "Mon Dieu!" rief er sichtlich erzürnt aus. "Incroyable..! Welsche Schurkerei - diesem Burschen ge'ört die 'andwerkskunst gelegt!" Indem er mit der triefenden Keule auf Jelena wies und dann eine schwungvolle Bewegung ausführte, um sie wie mit gezogenem Degen galant zu grüßen, meinte er entschlossen: "Mademoiselle, es wird mir ein Ehre sein, jeden 'alunken persönliesch aufzuspießen, der es wagt, 'and an Eusch zu legen!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 26.04.2021, 20:15:55
An dem Abend im Adlerhorst wurde also eine generelle Strategie entwickelt, wie die Gruppe in Freiburg vorgehen wollte. Das wenige, was der Baron ihnen über die Stadt erzählen konnte, reichte bereits aus, um ihnen die Komplexität der Lage zu zeigen. Es war also nicht damit getan, an die Tür des Herrschers zu klopfen und ihn zu bitten, etwas gegen Wirsche zu unternehmen; dazu war die Gemengelage in der Stadt zu komplex und auch zu labil.

Erich war einer der ersten, der ein konkretes Vorgehen vorschlug, und sich im Militärviertel der Stadt, dem Stein, umhören wollte; dies war dann auch das erste, was sie am kommenden Tag angehen würden. Als der nächste Morgen dann anbrach, machten er und Friedrich sich auf den Weg zum Stein. Diese Quartier war nach der gleichnamigen Militärfestung benannt, um die herum es gebaut war - beides war deutlich älter als die Stadt selbst und damit auch das älteste Viertel Freiburgs. Während des Krieges war der Stein beinahe vollständig entvölkert worden, doch inzwischen war er wieder aufgebaut worden und diente nun als gemeinsames Hauptquartier aller militärischen Einheiten, die in Freiburg aktiv waren.

Als sie den Stein betraten, fühlte Erich sich sofort heimisch: Überall trafen sie auf Uniformierte, die auf irgendwelchen Dienstgängen unterwegs waren, und immer wieder passierten sie Kampfakademien und Duellschulen, die hier im Laufe der Zeit entstanden waren. Eine ganze Straße war der Waffenschmiedegilde gewidmet, oder wurde besser gesagt von ihr unterhalten - und selbst bis in weit entfernten Gegenden der Eisenlande war der Ruf des Eisenarms, wie die Straße genannt wurde, gedrungen. Wer immer eine gute Waffe suchte - hier würde er fündig werden.

Als die beiden das Viertel durchstreiften, stob in einiger Entfernung plötzlich die Menschenmenge auseinander, und ein Trupp Soldaten kam ihnen entgegen: Zwanzig Männer und Frauen, die derart synchron marschierten, als wären sie eine einzige Person. Schon von weitem spürten sie die Aura des Respekts, womöglich auch der Furcht, die die beeindruckende Einheit verströmte. Niemand kam auch nur auf den Gedanken, den Soldaten den Weg zu versperren, und etliche meist bewundernde, manchmal auch kritischere Blicke ruhten auf ihnen.
Erich und Friedrich wussten sofort, um wen es sich hierbei handeln musste: Die legendäre Eisengarde, oder vielmehr die Freiburger Eisengarde-Einheit, denn seit dem Krieg gab es keinen übergeordneten Anführer mehr. Die Frau, die in der ersten Reihe marschierte und die Abzeichen einer Anführerin trug, musste daher Selene von Hoff sein, als Kommandeurin einer der sieben Eisengarden selbst eine lebende Legende.

Das Hauptquartier der Kreuzritter, zu dem Erich strebte, war nur noch eine Straßenecke entfernt. Das hatten sie recht schnell in Erfahrung bringen können; auch wenn die Gesellschaft weitgehend im Verborgenen handelte, wussten Friedrich und sein Freund doch, wonach sie fragen mussten, und so fanden sie schnell heraus, an welche Pforte sie klopfen mussten. So traten Erich und Friedrich zu zweit in den kleinen, weitgehend ungeschmückten Raum, als ihnen geöffnet wurde.

"Wer seid ihr, und was sucht ihr hier?" wurden sie mehr oder weniger unwirsch von einem mittelalten Mann gefragt, dessen Gesicht die Narben vergangener Kämpfe zeigte. Ein Auge blickte sie neugierig an, während das andere - wenn überhaupt noch etwas davon übrig war - hinter einer Augenklappe verborgen war.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 26.04.2021, 23:11:24
Die anderen drei wollten in der gleichen Zeit damit beginnen, Jelenas Spur zu folgen. Zwar war es durchaus eine private Angelegenheit, die sie antrieb, doch bei Erfolg könnten sie auch der einen oder anderen Persönlichkeit in der Stadt einen großen Gefallen tun. Louis ließ es sich ohnehin nicht nehmen, die Ussurerin auf einer womöglich gefährlichen Mission zu begleiten, und Hannah schloss sich den beiden ebenfalls an.

Sie hatten noch nicht näher über Jelenas Plan gesprochen, so diese einen hatte, doch nun war es an der Zeit, dass die junge Frau entscheiden musste, wie sie vorgehen wollte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 28.04.2021, 05:39:39
Neugierig hörte Friedrich der Geschichte zu, die Jelena erzählte. Es war wohl nicht einfach, davon zu erzählen aber es konnte ihnen dennoch weiterhelfen. Im Moment waren so gut wie alle Informationen nützlich und diese ganzen Verbindungen und möglichen Kontakte konnten ihnen vielleicht die ein oder andere Tür öffnen. Zumindest aber konnte man nur hoffen, dass sie ihre Cousine finden konnte. Er nickte also und stimme Louis zu. Im Laufe des Abends wurden die Pläne etwas konkreter und schon am nächsten Tag würden sie damit loslegen. Erich und Friedrich sollten zusammen den Orden kontaktieren. Die anderen wollten sich um die Cousine oder eine anderen möglichen Kontakt kümmern. Da Louis und Hannah bei Jelena waren, machte sich Friedrich auch keine Sorgen. Zwar konnte Jelena gut auf sich selbst aufpassen aber dieser Thomas von Fahrenbach hörte sich nach einem gefährlichen Mann an.
Viel weiter musste sich der Gelehrte allerdings im Moment nicht um das Thema kümmern. Noch nicht. Denn er war mit Erich zusammen unterwegs, um im Militärviertel die Kreuzritter zu kontaktieren. Auch wenn Friedrich selbst nicht ganz so interessiert an dem ganzen Thema war wie sein Freund, so musste er doch staunen, als er durch den Stein liefen. So viel militärische Aktivität und sehr viel mehr Soldaten, als er anfangs angenommen hatte. Egal wo man hinsah, konnte man Akademien und Schulen entdecken, die einem das Handwerk zu töten lehrten. "Vielleicht sollten wir uns hier mal in Zukunft genauer umsehen.", meinte Friedrich halb ernst und halb als Scherz. Es konnte ja eigentlich nicht schaden, ein bisschen zu trainieren und dazuzulernen. Auch dem Eisenarm konnte er eine genauere Untersuchung widmen. Seine Armbrust war schon alt, vielleicht war es an der Zeit, eine neue zu besorgen?
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als eine Einheit Soldaten an ihnen vorbei lief. Nicht nur irgendeine Einheit. Das musste die Eisengarde sein, angeführt von Selene von Hoff. Sicherlich eine Frau, mit der jeder Eisenländer gerne Mal einen Abend verbringen würde. Friedrich eingeschlossen. "Unglaublich dieses Viertel.", sagte er atemlos. Er musste mehr Zeit hier verbringen.
Doch sie hatten auch eine Aufgabe zu erfüllen und er konzentrierte sich wieder darauf. Das Hauptquartier war nicht weit entfernt und wer schon so lange bei den Kreuzrittern war, wie Erich und er, der hatte kein Problem den richtigen Weg zu finden. So betraten sie zusammen auch kurz darauf einen kleinen Raum. Ein einzelner Mann erwartete sie hier. Kampferfahren und etwas unfreundlich. Nicht überraschend bei den Kreuzrittern. Friedrich wollte den Anfang machen und das Eis brechen, auch wenn Erich sicherlich das Gespräch führen sollte. "Dies ist Erich Janina Graustein und ich bin Friedrich Alfred von Dent.", stellte er sie kurz vor. "Wir sind vor kurzem angekommen und suchen Hilfe." Da Friedrich keine Zeit verlieren wollte, zeigte er seinen Ring und die Handfläche vor, wie es das alte Ritual wollte. "Einst zog der Stern nach Süden..."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 28.04.2021, 07:44:53
Erich ging auf die Frage von Jelena ein, denn mehr wie das er einem Orden angehörte musste sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Und er vertraute darauf das seine Ordensbrüder nicht verraten würden, denn die weltliche Gerichtsbarkeit war innerhalb des Ordens nicht wirklich immer anwendbar, da galten ganz eigene Regeln. Aber was machte sich Erich Gedanken über seine Vergangenheit, denn das was er da von Jelena zu hören bekam war viel verwerflicher wie die Zugehörigkeit zu einem geheimen Orden. Aber Erich wollte nicht über Jelena urteilen, im Gegenzug erlaubte er sich aber auch auf Ihre Frage zu schweigen und das Thema des Orden einfach unbeantwortet zu lassen.

Als Erich und Friedrich dann am nächsten morgen in Richtung des Steins aufbrachen waren diese Gedanken von Erich bezüglich Jelena dann jedoch schon wieder verflogen. Im Militärviertel angekommen wurde Erich sofort von vielen alten Erinnerungen an seine eigene Ausbildung übermannt. Sellenweise waren es harte Zeiten und alles andere als Lustig, aber überwiegend triumphierten die guten Erinnerungen. Das Gefühl der Kameradschaft und des gegenseitigen auf einander verlassen können lag hier wieder sofort in der Luft und durchströmte Erich. Erich war selbst etwas überrascht wie viele Streitkräfte sich hier versammelt hatten, mit so viel hatte auch er nicht gerechnet. Als er dann zwischendurch von Friedrich angesprochen wurde brauchte Erich einen Moment bis er Antworten konnte, so sehr war er noch in seine Gedanken gefangen "Ja du hast Recht. Wir sollten hier später auf jeden Fall noch einmal her kommen. Das Viertel ist wirklich spannend und vielseitig" Auch Erich war vom Anblick der Eisengarde und Selene von Hoff beeindruckt. Er hatte schon viel von ihnen gehört, aber nichts kam dem wirklich nahe, was sie eben zu Gesicht bekommen hatten.

Als sie dann den Raum betraten hatte es Friedrich offensichtlich sehr eilig um zum Punkt zu kommen, so das Erich erst einmal gar nicht wirklich Zeit hatte zu reagieren. Er sagte daher nichts und zeigte nur ebenfalls seinen Ring und seine Handfläche um sich zu erkennen zu geben, das Losungswort hatte Friedrich ja bereits genannt, jetzt mussten sie nur noch abwarten wie die Wache reagierte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 28.04.2021, 13:16:46
"... doch jetzt wacht er wieder über seine Heimat." vollendete ihr Gegenüber den Satz, und seine Miene hellte sich auf. Merklich freundlicher fuhr er fort.
"Zwei Brüder! Es freut mich, ein paar freundliche Gesichter zu sehen. Sicherlich habt ihr viel zu erzählen von euren Reisen, und ich bin bereits gespannt darauf, alles zu hören. Aber sagt: Seid ihr in einer speziellen Mission für uns unterwegs, oder kommt ihr eher zufällig nach Freiburg? Oder seid ihr nur wegen den Einsamen Straßen hier?"

Kurz überlegte er, als hätte er etwas vergessen, doch dann fiel es ihm ein:
"Ach, ich Dösbaddel. Jetzt habe ich ganz vergessen, mich vorzustellen. Siegmund Meier ist mein Name, ich bin einer der Kontaktleute der Ritter hier in Freiburg."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 28.04.2021, 15:34:06
Erich war froh das die Wache sie nun einlies und vor allem das sie scheinbar nun wirklich unter Brüder waren und er offen reden konnte "Nun man könnte fast sagen das wir nur auf der Durchreise sind" begann Erich das Gespräch "Doch lass uns erst einmal eintreten und uns es etwas gemütlicher machen denn ich Glaube wir haben einiges zu besprechen, und etwas feuchtes um die Kehlen vom Staub zu Befreien wäre auch nicht schlecht" scherze Erich dann während sie rein gingen und sich an einen Tisch setzten "Ich will nicht lange um den heißen Brei drum herum zu reden, wir sind hier auf der Suche nach Informationen und auch nach der Unterstützung im Kampf gegen die Baronin Wirsche. Ich weiß nicht in wie weit du über sie informiert bist, aber da gehen gerade ganz üble Dinge um die absolut gegen all das Wiederstreben für was unser Orden steht." Erich wartete dann einen kurzen Moment um zu sehen wie Siegmund reagierte "Aber sag was hat es mit dieser Einsamen Straße auf sich? Gibt es aktuell Probleme oder Nöte bei denen ich oder wir beide dem Orden helfen können? Du weißt ja, es geht immer frei nach dem Motto eine Hand wäscht die andere, und immer alles im Sinne des Ordens um das böse zu bekämpfen und die Monster nieder zu strecken."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 28.04.2021, 18:37:20
Siegmund blickte Erich zunächst verdutzt an und fing dann plötzlich schallend an zu lachen.
"Habt ihr die letzten Wochen unter einem Stein gelebt?" scherzte er. "Die ganze Stadt spricht davon - ich hatte ehrlicherweise erwartet, dass die Kunde auch weit über die Grenzen gelangt ist.

Also, wo fange ich an? Die Einsamen Straßen sind eine Künstlergruppierung, die drüben im Reinhagen beheimatet ist. Ihr wisst schon, beim großen Amphitheater - dem Reinhagen eben. Die richten da jetzt eine Art Gladiatorenkämpfe aus und nennen es Kunst. Naja, ist nicht nach Jedermanns Gusto, einige halten es für geschmacklos. Aber viele sind auch komplett aus dem Häuschen deswegen. Und jeder kann mitmachen; es soll den ganzen morgigen Tag dauern. Ich dachte, ihr wärt vielleicht hergekommen um zuzusehen, oder sogar teilzunehmen. Es hat auf jeden Fall einen Haufen Schaulustige in die Stadt gelockt, aus den gesamten Eisenlanden und sogar darüber hinaus."


Siegmunds Reaktion machte deutlich, dass er sich auf die Festivitäten wohl eher freute - doch dann wurde er nachdenklicher und kam auf den ersten Teil Erichs Frage zu sprechen.
"Roswitha von Wirsche, ja. Es gibt viele Gerüchte, und jeder weiß, dass in Wirsche einige unheimliche Dinge vor sich gehen. Wir sind Kreuzritter, wir haben uns dem Kampf gegen die Schrecken verschrieben - natürlich macht mir das Sorgen. Aber Beweise, dass die Eisenfürstin dahintersteckt, gibt es keine - und sie ist erfolgreich: Ihr Territorium blüht auf, und es vergrößert sich. Das sehen die Nachbarn allerdings weniger gern. Doch sie ist mächtig. Wer sich ihr von den Eisenfürsten entgegenstellt, riskiert eine Menge, schlimmstenfalls den Verlust seines Fürstentums.
Wenn ihr also Unterstützung gegen sie sucht, müsst ihr einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Und wen wollt ihr fragen? Wir Kreuzritter sind zu wenige, und in die Politik mischen wir uns gewöhnlich nicht ein. Das Drachenblut? Vielleicht, aber das könnte zu Verstimmungen mit der Eisengarde führen. Ihr müsstet Niklas Träge persönlich dazu bringen, gegen Wirsche vorzugehen, also Wilma Probst. Und er bräuchte Unterstützung von anderen Eisenfürsten.

Aber ich sollte nicht soviel über solche Dinge sprechen. Wie gesagt, wir sind unpolitisch."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 29.04.2021, 00:46:51
Der Verlauf des Planungsgespräches hatte Jelena irritiert. Sie bekam keine Antwort auf die Frage nach dem Orden Erichs und Friedrichs, nicht mal eine, warum die Information verweigert wurde. Verärgert dachte sie daran, dass sie ihnen Gegenüber, was ihre Magie und den Dievas anging, so offen gewesen war, wie möglich. War das nun die Retourkutsche, jetzt, wo sie sich um den Erhalt des Vertrauens bemüht hatte? Immerhin hatte sie Unterstützung für ihren Ansatz und sogar für ihre private Angelegenheit bekommen.

So nutzte sie den morgendlichen Weg durch den Trubel der Stadt, um ein paar Worte loszuwerden: "Ich danke euch für eure Unterstützung. Bitte lasst uns vorsichtig sein, wenn wir es mit von Fahrenbach zu tun bekommen. Noch ist das alles, was ich sagte, nur eine Geschichte, welche ich erzählt bekommen habe. Ich bin auch dafür, neben meiner Cousine auch anderen seiner Opfer zu helfen, dafür brauchen wir aber Beweise, Zeugen oder zumindest einen Anlass wie einen Angriff auf uns."

In einer stilleren Gasse wandt sie sich an Louis: "Sagt, woher wusstet ihr, dass das Amulett der fürchterlichen Kreatur, die mal eine Baronin war, ihre Kräfte verlieh? Warum habt ihr es eingesteckt?" Sie beobachtete scharf seine Reaktion, um mögliche unnatürliche Einflüsse zu bemerken.

Wieder zurück auf einer größeren Straße sah sich das Halbblut nach Milizionären oder Personen um, die im Namen der Stadt arbeiteten. Den anderen erklärte sie: "Der Herr, den wir suchen, heißt Gotfried Achternbusch. Er hat meine Tante mütterlicherseits geehelicht, nachdem sie einige Jahre bei einem ihrer Onkel in Posen aufgezogen worden war. Galinda war ihr Name. Meine Mutter hat den Kontakt mit ihr gepflegt, konnte mir jedoch nie ganz erklären, was Gotfried eigentlich für die Stadtverwaltung tut - irgendwas mit Feuerwache, Nachtwache, so in der Art." Sobald sie eine Person der Satdtverwaltung gefunden hatte, wollte sie diesen nach Gotfried Achternbusch fragen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 29.04.2021, 12:08:27
Für die kleine Missstimmung zwischen Jelena, Erich und Friedrich schien Louis unempfänglich – jedenfalls hatte der Montaigner weiter seiner Mahlzeit zugesprochen, ohne dass sich seine blendende Laune merklich geändert hätte. Nachdem man schließlich aufgebrochen war, hatte der Musketier dann zunächst vor der nicht geringen Herausforderung gestanden, dass er allein zwei Damen begleitete. Sitte und Anstand hätten von ihm als Edelmann eigentlich gefordert, sowohl Jelena als auch Hannah den Arm als ritterlicher Beschützer zum Geleit zu bieten. Da er jedoch einer solchen Aufgabe nur nachkommen konnte, wenn seine Waffenhand frei war, hatte er sich endlich dazu entschlossen, vor den beiden eine kurze Verbeugung zu machen und sich mit den Worten "Mesdemoiselles, iesch 'offe Verzeihung zu erlangen dafür, dass iesch miesch niescht imstande sehe, einer der reizenden Damen zu geben die Vorzug vor die andere!" an die linke Seite des Trios zu setzen, wo er seinen Degen ungehindert würde ziehen können.

Auf Jelenas Bedenken nickte er und beruhigte sie: "Aber gewiss doch, Mademoiselle Schelena – wir werden walten lassen, mh, wie sagt man le tact? Die rieschtige Maß von 'öflieschkeit. Es iest gar niescht anders mögliesch, wenn man kommt aus Montaigne!" versicherte er, indem er die Hand aufs Herz legte. Ihre vertrauliche Frage dagegen ließ ihn erstaunt die Augenbrauen hochziehen, ehe er erwiderte: "Ah, rieschtieg, die amulette! Nun, womögliesch ein inspiration, ein... Eingebung..?" Heftig seinen Schnurrbart zwirbelnd murmelte der Musketier: "Als iesch die amulette nahm, es kam mir vor, als ob iesch sähe une femme. Ziemliesch groß, und Schatten rundum... doch gerade als sie siesch umdrehte zu mir – zeste! Sie war weg. Da 'abe iesch gedacht, besser die Ding niescht dort zu lassen." Er wirkte nachdenklich, nachdem er sich wieder an die Vision erinnert hatte. Die Erklärungen Jelenas zu Achternbusch quittierte er nur mit einem kurzen Nicken.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 29.04.2021, 12:40:29
Es benötigte nur wenige Fragen an Passanten um herauszufinden, dass sämtliche Ämter, die die Ordnung in der Stadt aufrechterhalten sollten, im Insitutionsquartier beheimatet waren. Auf dem Weg dorthin kamen Jelena, Hannah und Louis zum ersten Mal direkt am Wachturm vorbei und gelangten aus dem Staunen kaum mehr heraus. Selbst Louis hatte ein ähnlich imposantes Bauwerk noch nie gesehen und musste zugeben, dass selbst montaignische Baumeister - selbstverständlich die besten ganz Théahs, wenn nicht der ganzen Welt - nicht in der Lage wären, so etwas zu errichten.
Das galt natürlich ebenso für diejenigen der Eisenlande, und so gesellte sich zum Staunen durchaus auch ein ungutes Gefühl, ob der Turm nicht doch jeden Moment zusammenbrechen konnte, wenn die Syrneth-Kristalle womöglich doch einmal aufhören würden zu funktionieren - schließlich konnten selbst die Gelehrten nicht so richtig sagen, auf welche Weise und warum sie das taten.

Schließlich konnten die drei sich jedoch von dem Bauwerk losreißen und betraten das Institutionsquartier. Auch dort gelangten sie im Zentrum des Viertels zu einem atemberaubenden Bauwerk, auch wenn es mit dem Wachturm in keinster Weise zu vergleichen war. Doch die Drachenkathedrale war von Menschenhand gebaut und thronte über dem zentralen Platz des Quartiers, um den herum sich auch die städtischen Ämter befanden, allen voran das Hauptquartier des Stabs des Eisenfürsten, geleitet von Wilma Probst.
Ein Stück weiter in Richtung der Stadtmauer befand sich, wie sie durch Nachfragen herausfanden, die Freiburger Universität. Und auch der Kerker Freiburgs war im Institutionsquartier zu finden.

Am Kathedralenplatz jedoch erregte ein weiteres Haus die Aufmerksamkeit der drei Besucher. Es war eher von unscheinbarer Größe, doch vor dem Haus stand ein junger Bub neben einem Stapel Papier, der beinahe so groß war wie er selbst. Immer wieder näherte sich ihm ein Passant und bekam für ein paar Münzen eines der Papiere. Welche Bedeutung das ganze hatte, erschloss sich den dreien nicht - wurden hier etwa wissenschaftliche Abhandlungen verkauft?
Ein Schild zierte das Haus mit der auch nicht gerade vielsagenden Aufschrift Freiburger Gazette.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 02.05.2021, 07:01:12
Louis Auftritt beim Aufbruch quittierte Jelena mit einem Lächeln und winkte ab: "Ich danke für diese Aufmerksamkeit, sie ist nicht notwendig. Ich bin nur die ledige Tochter eines Fuhrmanns, aus einer Familie von ... Umherziehenden." Anschließend bervorzugte sie die Mitte des Trios, gegebenenfalls an engen Stellen sogar die Position vorne.

Für seine Zusage angemessener Zurückhaltung Fahrenbachs gegenüber dankte sie. Die Erklärung bezüglich des Amuletts mit der Eingebung schien ihr einzuleuchten, immerhin hatten er und sie beide die Visionen bei den Ruinen im Wald erfahren. "Eine ... Frau? Groß, und schattenumwoben? Vielleicht sollten wir uns das Amulett in einer ruhigen Stunde und fern von fremden Blicken noch einmal ansehen. Aber es war nicht Wirsche wie beim Tod der Kreatur, oder?", versuchte sie die weiteren Worte aufzugreifen.

Jelena hatte es besonder sschwer, sich von der eindrucksvollen Architektur (vor allem der magisch verstärkten) loszureißen. Was würde sie nur dafür geben, mehr darüber zu erfahren und das Wissen zurück nach Ussura zu bringen! Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und fragte ihren Dievas, ob er ihr was zu den Syrneth verraten könnte und würde.

Als sie in Zentrum des institutionsquartiers den eigenartigen Verkauf von Schriftstücken entdeckten, ging Jelena direkt zu dem Buben und fragte: "Hallo Kleiner, was verkaufst du denn da?" Gleichzieitg versuchte sie einen Blick auf die Seiten oder das Deckblatt zu werfen, um die Antwort zu verifizieren.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 04.05.2021, 00:09:44
"Na die Gazette!" antwortete der Junge, als würde das irgendetwas beantworten. Als er die verständnislosen Blicke Jelenas und der anderen bemerkte, fügte er langsam und laut hinzu: "Die ZEITUNG! Das Neueste vom Tage. Nur 10 Kreuzer."

Jelena, nun neugierig geworden, drückte dem Jungen die Münzen in die Hand und nahm sich eins der Exemplare. Direkt sprangen ihr die Worte:
"Das Turnier! Kunst oder Obszönität?"
in überdimensionalen Lettern ins Auge, untertitelt in kleineren Buchstaben mit:
"Handel und Gastronomie freuen sich über das Geld der Reisenden, doch es gibt auch kritische Stimmen: Zieht ein solches Waffenspektakel die Opfer des Krieges in den Schmutz?"

Offenbar enthielt das Blatt Bekanntmachungen aktueller Ereignisse - so etwas kannte die eine oder der andere in Form von Flugblättern. Dies hier schien jedoch etwas anderes zu sein: Eine Mischung aus Bekanntmachung und Kommentar. Außerdem enthielt das Blatt noch deutlich mehr Artikel als nur diesen einen, es füllte einige Seiten.
Plötzlich jedoch fiel Jelenas Blick auf etwas, was ihr unglaublich erschien:
"Träger Träge: Warum die Zeit reif ist für einen neuen Eisenfürsten."
Unter dieser Überschrift folgte ein langer Kommentar, in dem der Autor ausführlich darlegte, weshalb Niklas Träge einen miserablen Job bei der Administration Freiburgs machte und warum jeder Tag, an dem Träge im Amt verblieb, das Scheitern Freiburgs wahrscheinlicher machte. Sofort blickte Jelena sich um und erwartete, dass jeden Moment eine Einheit der Stadtwache das Gebäude umstellen würde, doch nichts dergleichen deutete sich an. Viele Bürger lasen hie und da in der Zeitung, doch niemand wirkte, als hätte er ein Problem mit einem solch verräterischen Pamphlet. Und dort: Da standen zwei Gardisten; einer der beiden deutete grinsend auf die Zeitung!

In fast jeder anderen Stadt Théahs, da war Jelena sich sicher, würde ein solches Machwerk mit Hochverrat gleichgesetzt und längst hätte die Armee das Gebäude besetzt und jeden, der dort arbeitete, in den Kerker geworfen. Wusste der Eisenfürst etwa überhaupt nichts davon?

Nachdem sie den Schock einigermaßen überwunden hatte, überflog Jelena kurz die anderen Überschriften. Vieles davon waren kurze Abschnitte, die ein bestimmtes Produkt oder einen Laden über alle Maßen lobten. Auch das erschien Jelena merkwürdig, doch sie vermutete, dass jemand dafür bezahlte, dass ein solcher Artikel erschien. Andere waren eher von lokalem Interesse und berichteten beispielsweise von einem entlaufenen Hund, der glücklicherweise und durch die "heldenhafte" Mithilfe eines Mitbürgers wieder seinen Weg nach Hause gefunden hatte, oder vom sechzigsten Geburtstag, den ein respektiertes Mitglied der Gesellschaft feierte.

Ein paar der Artikel fielen der Ussurerin ins Auge: Im Wirtschaftsteil war von heftigen Kontroversen die Rede, da die atabische Handelskompanie Sklaven in die Stadt importieren wollte. Im Wissenschaftsteil wurde von Drohungen gegen die Universität gesprochen, die in den Wahrheitspapieren einen allzu häretischen Artikel veröffentlicht haben solle. Und der Kulturteil berichtete außer über das Turnier auch über das neue Stück Jean Lemaires, das im Sylvester Schauspielhaus seine Premiere hatte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 06.05.2021, 13:52:40
"Ah, das zu sagen – absolument unmögliesch! Iesch sah sie nur von 'inten und von die Seite" bedauerte der Montaigner mit einem Schulterzucken, nickte dann aber: "Bien sûr! Iesch versteh niescht viel von derlei 'exerei, vielleischt seht Ihr mehr." Auf dem weiteren Weg achtete er darauf, den beiden Frauen mögliche Zudringlichkeiten etwa in Form von Bettlern, Hausierern und anderen unverschämten Zeitgenossen energisch vom Hals zu halten. Dieweil wanderten seine Blicke auch zur Genüge über die Sehenswürdigkeiten der Stadt, die ihm das eine oder andere wohlgefällige Nicken entlockten, wiewohl diese – naturellement – nicht mit den höchsten Errungenschaft Montaignes mithalten konnten.

Deutlich weniger begeistert zeigte er sich von den Zeilen, die sie in der spontan erworbenen Zeitung zu lesen bekamen. "Mon dieu... wie despektierliesch! Wäre iesch diese Monsieur Träge, iesch würde mir derlei niescht bieten lassen!" Sichtlich schockiert murmelte er in seiner Muttersprache vor sich hin. Einzelne Worte wie "parbleu" oder "incarcérer" ließen allerdings auf seine Empörung schließen. Endlich fielen seine Augen auf einen weiteren Artikel, und er zwirbelte seinen Schnurrbart, wobei sich seine Miene aufhellte. "Was sehe iesch da? Eine Stück in die théâtre? Ah, la culture, enfin!" Indem er die Zeilen überflog, runzelte der Musketier die Stirn. "Alors... Jean Lemaire. Nach dem, was man über ihn 'ört, die Aufführung dürfte siescherliesch... provocant sein."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 12.05.2021, 19:05:15
Da nun sichergestellt war, dass sie unter sich waren, konnten sie frei heraus sprechen. Friedrich setzte sich an den Tisch und hörte dem kurzen Austausch zwischen Erich und Sigmund zu. Es wurden direkt Nägel mit Köpfen gemacht. Erich verlor keine Zeit, erklärte ohne große Umschweife warum sie in der Stadt waren und bot seine, oder besser, ihre Hilfe an. Ja, eine Hand wäscht die andere. Natürlich waren sie bereit hier auszuhelfen, denn ihre Forderung und Bitte war auch nicht ganz ohne. Sigmund fand es ziemlich lustig, dass sie nicht genau wussten, wie weit die Kunde um Roswitha herumgekommen war. Mit seiner Frage war er ja gar nicht so falsch. Wie viele Tage waren sie eigentlich außerhalb jeglicher größeren Städte gewesen? Friedrich wusste es nicht genau aber hielt es auch für unwichtig, das herauszufinden. Viel wichtiger war es, was sein Ordensbruder da erzählte.
"Es geht hier um mehr als Politik.", antwortete Friedrich nach dem kurzen Monolog seines Gegenübers. "Roswitha von Wirsche ist kein normaler Mensch mehr. Schon lange nicht mehr. Als Kreuzritter haben wir geschworen, das Böse und jegliche Monster zu vernichten. Es gibt vermutlich wenig auf das dieses Wort mehr passt als auf Roswitha von Wirsche." Friedrich überlegte kurz, wie viel er erzählen sollte. Er entschloss, die Wahrheit zu sagen. Sie waren schließlich im Orden und wenn sie Hilfe wollten, durften sie nicht mit Lügen anfangen. "Du scheinst gut informiert. Sicherlich hast du schon viele Gerüchte und Geschichten über die Baronie Baderbaasch gehört. Sie sind alle wahr. Baronin Baderbaasch war kein Mensch mehr, als wir sie vernichtet haben. Schwarze Magie hat sie in etwas viel Schlimmeres verwandelt. Sie hat Menschen geopfert und ihre Lebenskraft ausgesaugt, um am Leben zu bleiben." Friedrich schüttelte den Kopf und erzählte die Geschichte. Er ließ nichts von der Konfrontation mit der Baronin aus. "Wichtig ist vor allem, dass Roswitha von Wirsche für all das verantwortlich war. Wir müssen sie aufhalten und brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können. Dies ist kein politisches Problem mehr. Sie ist eine Gefahr für die gesamten Eisenlande."
Er seufzte. Es war ein großes Unterfangen und sie hatten gerade einmal angefangen. "Vielleicht sind diese Gladiatorenkämpfe das richtige, um etwas Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen." Womit er vor allem in Richtung Erich sah. "Wenn du einen hohen Platz belegst, vielleicht sogar gewinnst, dann wird man dir sicherlich viel Respekt zollen und dich anhören." Er selbst war nicht der richtige für so etwas. Doch Erich war wie geschaffen für ein solches Turnier. "Wenn du erst einmal die Aufmerksamkeit des Drachenbluts, vielleicht sogar von Niklas Träge auf diesem Weg erlangt hast, haben wir einen schweren Teil bereits hinter uns." Er wandte sich noch einmal an Sigmund. "Wir verlangen viel aber du verstehst nun sicherlich, wie wichtig unsere Mission ist. Wenn du uns irgendwie helfen kannst, nehmen wir diese Hilfe gerne an. Natürlich würden wir uns revanchieren, wie Erich bereits anbot."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 16.05.2021, 16:08:28
Bei der Erwähnung Baderbaaschs und dem darauffolgenden war Siegmund deutlich interessierter.
"Du meinst die Baronie Düster." berichtigte er Friedrich. "Die Baronin war eine geborene Baderbaasch. Und ja, ich kenne die Geschichten, das Land befindet sich schließlich nicht weit entfernt von hier.

Und ihr habt sie vernichtet?"
fügte er mit einer Mischung aus Staunen und Anerkennen hinzu. "Bitte, ihr müsst mir mehr darüber erzählen, was für eine Art von Kreatur aus ihr geworden ist. Ich werde einen Bericht dazu verfassen und ihn von unseren Eisensängern im ganzen Land verteilen lassen. Jeder Erfolg gegen die Schrecken gibt den Leuten neuen Mut."

Etwas leiser fügte er hinzu: "Es war an der Zeit, dass jemand etwas gegen Düster unternimmt, doch niemand wollte sich in IHRE Belange einmischen." Das Wort IHRE betonte der Kreuzritter mit deutlicher Ehrfurcht. "Ich hoffe für euch, dass SIE es euch nicht übel nimmt, dass ihr euch in die Belange des Waldes eingemischt habt."

Sachlicher fuhr er fort: "Woher wisst ihr, dass Roswitha von Wirsche hinter all dem steckt? Habt ihr Beweise dafür? Dann kann ich womöglich ein paar Hebel in Bewegung setzen und euch mit wichtigen Persönlichkeiten in Verbindung bringen."

Zu den Kämpfen stimmte er Friedrich bedingt zu. "Sollte einer von euch bei den Kämpfen siegen, kann euch das sicher einige Türen öffnen. Aber eher nicht beim Drachenblut, denn nach allem, was man so hört, halten sie nicht allzu viel von dem Turnier. Doch solltet ihr gewinnen, habt ihr sicherlich das Ohr der Adligen und einiger Künstler, die letztendlich für sie arbeiten. Das könnte am Ende wertvoller sein als das Drachenblut - aber glaubt nicht, dass es einfach wird, dort zu siegen; es haben sich einige Kämpfer mit Ruf angemeldet."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 17.05.2021, 10:11:28
Erich lauschte den Erzählungen von Friedrich und nickte immer wieder zustimmend wenn er von dem letzten Kampf berichtete. Als dann Siegmund wieder das Wort ergriff und die beiden mit weiteren Fragen löcherte war es diesmal Erich der die Antworten gab "Nun Siegfried, was genau da aus der Baronin geworden ist kann ich dir auch nicht sagen, vielleicht kann Friedrich das etwas näher bezeichnen. Ich kann dir nur erzählen das sie ein grausames Monster geworden ist das in dunklen ritualen die Lebensenergie anderer Abgesaugt hat und sich mit Toten und Geistern umgeben hat. Sie selbst war wohl vermutlich selbst so etwas wie eine Untote oder was auch immer geworden. Das Roswitha mit darin steckt haben wir mit eigenen Augen gesehen als Ihr Geist aus den sterben Überrest der Baronin entwich. Roswitha zeigte uns kurzfristig ihre hässliche Fratze und löste sich dann in Luft auf. Mehr an Beweisen können wir noch nicht nachweisen, der Rest ist alles nur Gerüchte und Vermutungen."

Erich musste sich kurz schütteln als er das ganze noch einmal vor seinem inneren Auge so vor sich sah und sich an diese dunkle kalte Magie erinnerte die er selbst zu spüren bekommen hatte.

"Laß uns lieber mal wieder zu eher weltlichen und vor allem greifbaren Dingen kommen. Was genau müsste man tun um sich bei diesem Schauspiel an zu melden? Meinst du wirklich das es im sinne des Orden wäre wenn ich daran teilnehmen würde? Kennst du die genauen Regeln des Kampfes? Wird dort mit echten Waffen gekämpft und wird dort echtes Blut vergossen? Oder ist das alles nur ein großes Theater mit viel Kunstblut und großer Dramatik? Es wäre zumindest ein Ansatz den wir verfolgen könnten, vielleicht schaffe ich es ja wirklich dort ein wenig Aufmerksamkeit zu erlangen und somit die Türen zu gewissen Personen zu öffnen. Ich hasse zwar das ganze Getue mit den Diplomaten und den Hoheiten der Politik, aber in diesem Fall zählt das große Ziel was dahinter steckt. Und wenn das die einzige Möglichkeit ist das wir gehört werden, dann soll es halt so sein."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 19.05.2021, 16:12:43
Nachdem sie die Zeitung ausgiebig gemustert hatten, setzten Jelena, Hannah und Louis ihre Erkundung fort. Mangels besserer Ideen starteten sie ihre Suche im Hauptquartier des Stabs, denn diesem sollten die anderen Ämter wohl unterstellt sein. Zumindest eine Auskunft, wo sich das Hauptquartier der Feuer- und der Nachtwache befand, sollte man hier bekommen können.

Das Gebäude, ebenfalls am Kathedralenplatz befindlich, war für Besucher und Antragsteller an diesem Tag geöffnet, und so traten sie in den Eingangsraum. Erschrocken stellten sie fest, dass sie offenbar nicht die einzigen waren, die mit einem Anliegen erschienen waren. An der Seite des großen Raumes saßen fast zwei Dutzend Frauen und Männer auf einfachen Holzbänken, und schnell wurde klar, dass sie wohl darauf warteten, an die Reihe zu kommen.

Jelena, die vorangeschritten war, wurde von einer mürrisch dreiblickenden Dame, die hinter einem kleinen Holztisch saß, in einem gelangweilten Tonfall angesprochen: "Wenn Sie ein Anliegen haben, nehmen sie das und setzen sich, bis Sie aufgerufen werden." Gleichzeitig gab sie der Halbussurerin eine kleine hölzerne Scheibe, auf der die Zahl '57' eingeschnitzt war.

"Die Zweiundvierzig!" rief in diesem Moment ein junger Mann und hielt zur Verdeutlichung die beiden Ziffern in die Höhe. Eine junge Mutter mit einem vielleicht fünfjährigen Kind kniff die Augen zusammen, um die Schilder besser erkennen zu können, blickte auf ihre eigene Holzscheibe und sprang dann wie von der Tarantel gestochen auf.
"Ich, hier!" rief sie aufgeregt, worauf der junge Mann sie skeptisch anblickte.
"Ganz ruhig, die Dame. Schalter drei ist frei. Bitte gehen Sie dorthin!" wies er die Frau in die richtige Richtung und half mit einem kurzen Fingerzeig nach.

~~~

Siegmund nickte verständig, doch sein Blick war kritisch. "Ich zweifle nicht an dem, was ihr gesehen habt, und auch nicht daran, dass Roswitha Wirsche zu so etwas fähig sein könnte; doch das wird nicht ausreichen, um Niklas Träge davon zu überzeugen, ihr den Krieg zu erklären. Doch es gibt viele Gruppierungen, die in Freiburg etwas mitzureden haben, und wenn ihr genug von ihnen von eurer Sache überzeugen könnt, dann wird sich Träge dem kaum entgegenstellen.
Das Turnier ist dafür womöglich wirklich eine gute Opportunität. Und der Orden wird kaum etwas dagegen haben, wenn du teilnimmst. Gekämpft wird mit stumpfer oder belederter Klinge, es soll dabei keine Toten geben. Allerdings bleibt es natürlich bei einem Restrisiko, und blaue Flecken wird man sich auf jeden Fall einfangen. Es wird auch kein Kunstblut vergossen, aber es gibt Regeln, die den Sieger bestimmen.

Wenn ihr euch anmelden wollt, müsst ihr direkt zum Amphitheater im Reinhagen gehen. Dort kann sich jeder Kandidat registrieren."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 20.05.2021, 16:33:04
Louis Augen wurden immer größer, je länger sie sich in dem Hauptquartier aufhielten. Er hatte seinen Begleiterinnen ungeachtet aller Beteuerungen, dass es unnötig sei, die Türen aufgehalten. Der Musketier nahm seine Aufgabe des Ehrengeleits offenkundig äußerst ernst und war in Sachen Galanterie wohl auch auf vertrautem Gelände. Was er hier zu sehen bekam, mutete ihm aber 'öchst ungewöhnliesch an, gelinde gesagt. Insbesondere das Verfahren mit den nummerierten Märkchen ließ ihn ungläubig den Kopf schütteln. Nachdem er irgendeinen Bauern oder einfachen Bürger barsch genötigt hatte, sich seiner guten Kinderstube zu entsinnen und für die beiden Damen beiseite zu rücken, damit sie bequem sitzen könnten, murmelte er Jelena zu: "Mon dieu, 'ier wird über'aupt niescht darauf geschaut, wer wieschtieg iest und wer niescht – es geht einfach der Rei'e nach, als sei eine gentilhomme zu vergleischen mit jedem da'ergelaufenen crétin – da iest einfach barbare!". Sichtlich indigniert zwirbelte der Montaigner seinen prächtigen Schnurrbart.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 21.05.2021, 12:27:24
Nachdem der Dievas still geblieben war im Bezug auf ihre Frage nach Syrneth gab sie diesen Gedankengang fürs Erste auf. Stattdessen widmete sie sich dem Studium der sogenannten "Zeitung". Sie war beeindruckt von der Fülle an Informationen, die man für das geringe Geld bekam. Auch wenn sie nicht alles interessierte, beneidete sie Freiburg schon jetzt um so eine Institution. Nicht mal im sarmatischen Bund hat es eine vergleichbare Freiheit gegeben. Ein wenig mulmig war ihr schon dabei, solch krasse Worte gegen die Obrigkeit mit sich herumzutragen, aber sie tat es, schließlich war sie darauf eingeschworen worden, sich nicht von Angst leiten zu lassen. Auf die Geschichte mit dem entlaufenen und wiedergefundenen Hund reagierte sie mit einem Lächeln, Louis Kommentar zu dem Theater ließ sie fragen: "Hättet ihr Interesse, das Stück zu sehen?" Mit etwas Grübeln ging sie noch einmal alle Texte durch, auch die, die für Produkte warben, um Ansatzpunkte für Möglichkeiten zu entdecken, Einfluss in dieser Stadt zu bekommen. "Das Turnier zieht wahrscheinlich zu viel Aufmerksamkeit auf sich für uns. Das respektierte Gesellschaftsmitglied mit 60 Jahren sollten wir uns merken, vielleicht können wir ihn für uns einnehmen." Und so weiter und so weiter kommentierte sie die Texte.

Den Weg zum Hauptquartier verbrachte Jelena in grübelnder Stille. So wurde sie von dem Nummernschild und Louis Auftritt überrumpelt. Im Gegensatz zum Montaigner war sie nicht gekränkt, immerhin hatte sie im sarmatischen Bund solche Gleichbehandlung (im Gegensatz zu Ussura) bereits kennengelernt. Vorsichtig versuchte sie einzuwenden: "Auch wenn ich glaube, dass hier ein Missverständnis vorliegt: Würde die Tatsache, dass manche Leute aufgrund ihrer Geburt bevorzugt behandelt werden, nicht Groll von den anderen provozieren? Warum sollte der ehrliche Handwerker sich nicht beschweren können, falls ein verdorbenes Ratsmitglied ihn um seinen Lohn für die Arbeit betrogen hat?" Entsprechend bat sie den Gentleman, die Bürger in Ruhe zu lassen, sie würde sowieso versuchen, das "Anliegen" direkt zu klären.

Und so wandt sie sich der gelangweilten Dame erneut zu und versuchte, ihr Abwechslung zu verschaffen (sobald das Kärtchenverteilen dies zuließ): "Verzeiht, wir sind nicht von hier und mit dem Prozedere nicht vertraut. Wir wollten wissen, wo die Nacht- oder Feuerwache zu finden ist. Wir wollten mit Herrn Gotfried Achternbusch sprechen. Ist dies ein Anliegen, welches es wert ist, einen dieser wertvollen Plätze zu blockieren?" Sie setzte ein entschuldigendes Lächeln auf und versuchte, entweder an die Großherzigkeit der Dame oder zumindest an ihr Bedürfnis heranzukommen, möglichst in Ruhe gelassen zu werden.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.05.2021, 13:41:17
Die Frau blickte erneut auf: "Der Name sagt mir nichts. Die Hauptfeuerwache ist nur zwei Straßen von hier entfernt, es gibt aber eine Wache in jedem der Viertel - sonst wäre der Weg im Ernstfall zu weit. Mit der Stadtwache ist es ähnlich; das Hauptquartier ist im Stein, aber es gibt Wachtstationen in jedem der Sektoren. Wenn ihr eine bestimmte Person sucht, die dort Dienst tut, fragt ihr am besten in der jeweiligen Zentrale; die haben dort die Stabslisten."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 21.05.2021, 15:59:29
Danke Siegmund, das sind interessante Informationen. Sag, weißt du noch mehr zu dessen Regeln des Turniers? Vielleicht melde ich mich ja wirklich dort an." meinte Erich etwas nachdenklich. Ein gutes Training wäre dieses Turnier bestimmt, und vielleicht könnte man dort wirklich neue Kontakte knüpfen.
"Aber mal noch was ganz anderes, weißt du ob der Orden uns in der Sache mit der Baronin vielleicht doch noch irgendwie weiter helfen kann? Oder hast du noch andere Quellen die wir vielleicht anzapfen könnten? Denn wie du ja selbst gesagt hast ist das ein größeres Unternehmen bei dem wir viele Unterstützer brauchen. vielleicht müssen wir auch etwas ungewöhnliche Wege gehen. Wenn du uns hier weiter helfen könntest, dann würde ich auf jeden Fall in deiner Schuld stehen. Jeder Information oder jede weitere Kontaktperson die vielleicht helfen kann ist hier wichtig. Das ganze ist für uns alleine zu groß, ja selbst für den ganzen Orden ist die Aufgabe vermutlich zu groß, wir brauchen unbedingt weitere Verbündete."

Nach einer kurzen Pause fällt Erich dann noch eine weitere Sache ein die ihm auf dem Herzen lag "Sag, kennst du hier gute Heiler denen du vertraust? Der letzte Kampf steckt einigen meiner Freunde doch noch recht in den Knochen. Und wer weiß wie dieses Turnier ausgeht, vielleicht werde ich dann auch einen Heiler benötigen. Und wie sieht es hier in der Stadt eigentlich aus mit offiziellen Dokumenten und Nachweisen? Ich habe da im Moment ein kleines Problem, es könnte sein das es von Nachteil ist wenn man meinen Namen außerhalb dieses Raumes bzw außerhalb des Ordens erfährt. Wir sind mehr oder weniger in geheimer Sache hier unterwegs. Es ist also alles gerade nicht ganz so einfach"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 22.05.2021, 11:45:11
"Comment? Missverständnies..?" Der Montaigner war sichtlich höchst verwundert. "Es wäre doch in 'öchstem Maße läscherliesch, jeden... wie sagt man mediant... Bettler gleischzusetzen mit Menschen edler 'erkunft, n'est-ce pas?" Auf Bitten Jelenas beherrschte sich der Musketier allerdings und begnügte sich damit, den ungalanten Lümmeln böse Blicke zuzuwerfen. Auf und ab marschierend wartete er darauf, dass die Ussurerin ihre Angelegenheit regelte, wobei er gelegentlich in seiner Muttersprache vor sich hin murmelte und fassungslos den Kopf schüttelte. Offenkundig konnte er nicht nachvollziehen, wie sie sich das Funktionieren einer Gesellschaft ohne ordnende Hierarchie vorstellte. Bauern und Barone, auf gleicher Stufe?! "Ridicule... grotesque!!" brummte er ein ums andere Mal. In welch unzivilisierte Gegend hatte sein Drang nach Abenteuern ihn bloß geführt!
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 24.05.2021, 09:43:56
Jelena dankte Louis leise dafür, ihre Bitte um Rücksicht umzusetzen. Seine verwunderte Frage zum Gleichsetzen beantwortete sie mit einem grübelnden Gesichtsausdruck: "Ich meine...ich weiß nicht, was die richtige Lösung ist, aber Menschen, die ausreichend verzweifelt sind und glauben, sonst keine Chance zu haben, erlittenes Unrecht korrigiert zu bekommen, neigen zu Verzweiflungstaten - Diebstahl, Raub oder Mord. Irgendwo müssen sie ihre Beschwerden loswerden können und Vertrauen haben, Gehör zu finden." Mit kurzem Abstand erklärte sie sich: "Ussura und der sarmatische Bund sind in diesem Punkt diametrale Gegensätze, und während die Sarmaten über die Runden kommen, hat Ussura Reformen nötig."

"Vielen Dank, damit haben Sie mir sehr geholfen. Und ich bitte um Entschuldigung, Ihnen Umstände gemacht zu haben.", teilte die Abenteurerin der Empfangsdame mit für ihre Antworten. Sie gab auch das Holzschild mit der Nummer zurück und wartete kurz, ob es noch etwas gab, bevor sie sich mit ihren beiden Gefährten auf den Weg zur Hauptfeuerwache machte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 26.05.2021, 12:57:50
"Mit den Regeln habe ich mich bisher nicht beschäftigt." gab Siegmund zu. "Es wird aber auf keinen Fall nach Duellregeln ausgetragen und ist frei für jedermann. Und ich glaube, die Wahl der Waffen ist frei, zumindest in einem gewissen Rahmen. Oder werden die Waffen ausgelost?
Entschuldigt, ich habe das Ganze nicht so sehr verfolgt; ich bin mir aber sicher, dass nicht zum Tode gekämpft wird. Das war eine der Voraussetzungen, um überhaupt die Genehmigung zu bekommen.

Was einen Arzt betrifft,"
so fuhr er nach einer kurzen Pause fort, "so würde ich dir empfehlen, dich zur Universität zu begeben. Das dortige Lehrkrankenhaus hat einen hervorragenden Ruf, auch wenn es mit Heimstatt natürlich nicht mithalten kann. Aber wenn ich richtig informiert bin, ist Chaim Ledovid persönlich gerade in der Stadt und hält eine Vorlesung an der Universität. Ich vermute allerdings, dass er zu viel zu tun hat, um sich auch noch um Kranke zu kümmern."[1]

~~~

Jelena verließ mit ihren beiden Gefährten das Hauptquartier und folgte der Beschreibung zur Feuerwache, die bereits von weitem durch einen roten Helm zu erkennen war, der über der Pforte angebracht war. Es handelte sich um ein großes Gebäude mit einer breiten Wagenzufahrt zu einem offenen Innenhof. Dort sahen die Besucher mehrere schwere Transportkarren, die mit großen Fässern beladen waren - offensichtlich Löschwasser, das an die Stelle des Brandes gebracht werden konnte. Nebenan befanden sich Pferdeställe, und gerade war ein großes Treiben zugange, da wohl gerade ein Trupp von einem Einsatz zurückgekehrt war. Überall setzten und legten sich die schweißtriefenden Männer (und einige Frauen, wie Louis überrascht feststellte) mit rußgeschwärzten Gesichtern auf den Boden, um sich von den Strapazen zu erholen, während andere, die offenbar beim Einsatz nicht dabei waren, umherliefen, um den Erschöpften Wasser und eine Stärkung zu bringen, was dankbar angenommen wurde. Wieder andere kümmerten sich um die Pferde, die nicht weniger erschöpft schienen, hatten sie doch mehrere Tonnen schwere Wagen in aller Eile hinter sich herziehen müssen.
 1. Du weißt über Heimstatt und Ledovid, was in der Gazette (https://games.dnd-gate.de/index.php/topic,9258.msg1063892.html#msg1063892) beschrieben ist.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 26.05.2021, 20:08:55
Louis kam aus dem Staunen nicht heraus. Die offenbar institutionalisierte Brandwache veranlasste ihn zu einem verblüfften "Mon dieu, das iest 'öchst bemerkenswert..!", begleitet von einem energischen Zwirbeln seines Schnurrbarts. "Wisst Ihr" wandte er sich an seine Begleiterinnen "iesch bin mir noch niescht siescher, ob dies die Stadt der Wunder iest oder die Stadt der Verrückten. So etwas 'at die Welt noch niescht gesehen, mein Wort darauf!" Indes, überlegte der Montaigner mit gerunzelter Stirn, wäre eine solche Einrichtung womöglich sogar wert, in seine Heimat exportiert zu werden. Welch frappierender Gedanke: Ein Feuer, ein Brand brach inmitten der hölzernen, strohgedeckten und sonstwie zunderartig brennbaren Behausungen einer großen Stadt aus – und man hatte Leute zur Verfügung, die Wasser an Ort und Stelle brachten und anderer Leute Häuser löschten, statt sich damit zu beschäftigen, ohne Rücksicht auf Verluste die eigenen Besitztümer außer Reichweite der Flammen zu bringen und damit jeden Löschversuch zunichte zu machen. Wirklich frappierend und dabei derart simpel... es stellte eine geradezu himmelschreiende, unglaubliche Schande dar, dass dieses Verfahren nicht von einem Montaigner erfunden worden war!
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 30.05.2021, 09:49:58
"Nun gut, wenn es sonst nichts gibt was wir für den Orden tun können, dann wird es wohl das beste sein wenn wir uns als nächstes dieses Turnier mal näher ansehen. Oder hast du noch weitere Informationen für uns? Gibt es noch weitere Personen die uns bei unserer Aufgabe vielleicht unterstützen können? Erich war sichtlich etwas geknickt, er hatte sich irgendwie etwas mehr erhofft. Aber es war ihm auch klar das die Mühlen der Politik sehr langsam mahlten, und das es auf dem Parkett der Diplomatie sehr glatt war. Also mussten sie wohl einen Schritt nach dem anderen machen. Und bei dem Turnier war Erich wenigstens in einem Bereich in dem er sich auskannte, einen direkten Gegner vor sich zu haben und es mit einer Waffe aus zu tragen war auf die ein oder andere Art wenigstens eine Ehrliche und direkte Art, da wusste man wenigstens was einen erwartet.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 30.05.2021, 18:24:37
Auch Jelena war von der Feuerwache fasziniert. Sie hatte ein kleines Nebengebäude der Stadtwache erwartet, in dem die Feuerwächter koordiniert werden für ihre Rundgänge. Sobald sie etwas bemerkten, würden sie Alarm schlagen und die menschen der Umgebung sich um die Rettung ihrer Hausstatt kümmern - so gut sie eben konnten. das hier war etwas ganz anderes. Die Feuerwache hielt auch Mensch und Material für die Brandbekämpfung bereit. Und davon sollte es zusätzlich noch eine pro Bezirk geben? Wer kam für das Material auf und waren das alles freiwillige oder verpflichtete Kräfte, die das hier noch neben ihrem Lebensunterhalt verrichteten? Sie musste sich sichtlich fassen und innerlich bremsen, um nicht völlig in Nachforschungen über diese Erfindung aufzugehen. Und sie durfte nicht vergessen, wozu Matuschka sie verpflichtet hatte - "Lasse dich nicht von deinen Emotionen beherrschen!" "Ich stimme zu, das ist faszinierend! Vielleicht findet sich die Zeit, mehr darüber zu erfahren.", gab sie gegenüber Louis zu.

Sie passte einen der weniger erschöpften, weniger verdreckten Feuerkämpfer ab, in der Hoffnung, einen Ranghöheren zu erwischen, und begann: "Verzeihen sie, ich sehe so etwas zum ersten Mal. Das ist beeindruckend, dass ihr die Feuer alleine und trotzdem erfolgreich eindämmt! Habt ihr einen Moment Zeit? Ich suche Herrn Georg Achternbusch, meines Wissens ist er bei der Nacht- und Feuerwache?" Dabei hatte sie ein ehrlich beeindrucktes, freundliches Lächeln auf dem Gesicht.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 05.06.2021, 22:48:54
"Nun, ein wenig weiter kann ich euch vielleicht noch helfen." entgegnete der Kreuzritter Erich. "Ich kann euch zumindest etwas über den Rat sagen. Also den Rat der Stadt Freiburg. Offiziell hat dieser zwar keine Macht und Niklas Träge ist der absolute Herrscher über die Stadt, aber jeder weiß, dass Träge sich aus den Regierungsgeschäften weitgehend heraushält und Wilma Probst das Regieren überlässt. Und zumindest die besser informierten wissen, dass Träge, oder auch Probst, die Stadt niemals gegen die einflussreichen Gruppen regieren kann. Dazu ist die Stadt viel zu fragil. Deshalb gibt es den Rat. Er gibt den wichtigen Gruppierungen Freiburgs eine Stimme - und es ist wohl dem taktischen Genie Wilma Probsts zu verdanken, dass diese Gruppen sich bis heute immer wieder zusammenraufen. Und natürlich dem Umstand, dass die meisten von ihnen mehr zu verlieren hätten, wenn Freiburg scheitert, als wenn man sich manchmal in einen unbefriedigenden Kompromiss fügen muss.

Zwölf Köpfe zählt der Rat, plus Wilma Probst, die zwar offiziell kein Teil des Rates ist, aber an seinen Sitzungen teilnimmt. Aus den militärischen Gruppierungen sind Selene von Hoff, die Anführerin der Eisengarde, und Jürgen Geldern, ein ranghohes Mitglied des Drachenbluts, im Rat. Der Handel wird durch Gerrit van Ruttvegen von der Vendelschen Liga und Liane Schröder, Vertreterin eines der größten Handelshäuser der Stadt, vertreten. Hildegard Schmidt, die Vorsitzende der Waffenschmiedegilde, und Werner Weber, der Präsident der Tuchmachergilde, halten die Fahne des Handwerks im Rat hoch.
Dazu gibt es selbstverständlich Vertreter der Adelshäuser, nämlich Gitta von und zu Castell, Walter von Stein, Franziska von Schönborn und Thomas von Fahrenbach. Und zu guter Letzt haben der Leiter des Sylvester Schauspielhauses, Jean Lemaire, sowie der Präsident der Universität, Peter von Weierstraß, noch jeweils einen Sitz im Rat.

Es ist sicherlich nicht einfach, aber wenn ihr es schafft, diese Leute zu überzeugen, dass Roswitha von Wirsche eine so große Gefahr darstellt, dass Freiburg dagegen vorgehen sollte, dann wird sich Wilma Probst dem nicht verweigern."


Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 08.06.2021, 23:21:55
Die erste Versorgung der Einsatzkräfte schien erfolgt zu sein, und so blickte der Mann Jelena interessiert an. Er war noch recht jung, maximal Mitte zwanzig, schien jedoch kein ganz einfacher Wachmann zu sein. Beim Anblick der beiden Damen und des offensichtlich gut situierten Herren nickte er freundlich. Stolz schwang in seiner Stimme, als er antwortete:
"Ihr habt Recht, die Feuerwache Freiburgs ist in ihrer Art einzigartig, soviel ich weiß. Der Fürst gründete sie auch wegen der Erfahrungen mit der Siedlung Güldentor, dem Vorläufer Freiburgs. Die Stadt damals ist im Krieg vor die Hunde gekommen, und es waren nicht zuletzt die zahlreichen Feuer, die dafür gesorgt haben. Natürlich gibt es den Fluss, aber im Ernstfall dauert es einfach zu lange, bis die Menschen genügend Wasser herbeischaffen können, um einen Brand zu löschen. Und Freiburg ist wie Güldentor dicht bebaut, so ein Feuer greift schnell um sich, wenn die Witterung es will.
Also hat Träge, oder vielmehr Wilma Probst, den Rat überzeugt, eine Feuerwache zu finanzieren. Wie sie das angestellt hat, weiß ich nicht. Wir haben jederzeit Löschwasser hier, und die Gelehrten der Universität haben beeindruckende Pumpen entwickelt, mit denen man das Wasser direkt aus den Fässern auf das Feuer spritzen kann. Die meisten Kräfte sind Freiwillige, die bei Bedarf ausrücken; es gibt aber auch ein paar feste Mitglieder der Feuerwache, die sich um Organisation, Verwaltung, Ausbildung und solche Dinge kümmern. Ich selbst bin einer der Ausbilder."


Der junge Mann dachte einige Momente nach, nachdem er diese Erklärung gegeben hatte.
"Einen Georg Achternbusch kenne ich allerdings nicht. Vielleicht geht ihr rein und fragt Klaus Dressler. Er ist der Kommandant und bereits seit vielen Jahren dabei; schon vor der Gründung Freiburgs hat er die Bekämpfung der Feuer so gut es ging koordiniert."

Jelena bedankte sich bei ihrem Gegenüber und betrat dann mit ihren beiden Begleitern das Gebäude der Feuerwache. Sie fanden schnell den gesuchten Kommandanten, der an einem Schreibtisch saß und über irgendwelchen Papieren brütete. Bei der Frage nach Georg Achternbusch[1] war eine Erinnerung sichtbar.
"Georg sucht Ihr? Da habe ich leider schlechte Nachrichten für euch, denn er ist vor drei Jahren umgekommen. Tragischer Fall war das. Er war Brandinspektor, hat Gebäude darauf inspiziert, wie gut sie gegen das Übergreifen von Feuer gewappnet sind, und Vorgaben der Stadt überprüft, vor allem bei öffentlichen Gebäuden wie Gasthäusern und solcherart. Eines Tages hatte er einen tödlichen Unfall, der nie wirklich aufgeklärt werden konnte. Viele denken immer noch, dass es kein wirklicher Unfall war, sondern er den falschen Leuten im Weg stand. Die Stadt bezahlt seiner Witwe sogar eine Rente, weil der Tod als 'im Dienst verstorben' gewertet wird. Aber wie gesagt, aufgeklärt wurde das Ganze nie. Und Georg könnt ihr nur noch auf dem Friedhof besuchen."
 1. Ich bleibe bei dem Namen, in deiner PN hieß er noch Gotfried.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 09.06.2021, 11:35:02
Louis hielt sich bei dem Gespräch gegen seine sonstige Gewohnheit etwas im Hintergrund, war es doch Jelenas Anliegen, um das es sich handelte. Der Montaigner blieb daher zwar in Hörweite, spazierte aber dabei ein wenig auf und ab, um sich Wagen, Fässer und Zugtiere zu betrachten. Noch hatte er nicht ganz die Verblüffung über diese seltsame, auf den ersten Blick wahnwitzige, aber irgendwie doch bei näherer Betrachtung gut scheinende Einrichtung überwunden. Erst als man sich zum Kommandanten der Wache begab, schloss er sich wieder seinen Begleiterinnen an. Die Auskunft indes war in der Tat nicht die erwünschte, weswegen der Musketier an Jelena gewandt meinte: "Las! Es scheint, 'ier iest niescht mehr viel auszurieschten, mademoiselle..." Nachdenklich zwirbelte er seinen Schnurrbart. "...immer'ien... wir könnten seiner Witwe unsere Aufwartung machen, oui? Das wäre siescherliesch ein Gelegen'eit, ihr Euer Beileid 'inauszuspreschen und, alors... ein Unter'altung zu führen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 16.06.2021, 17:35:57
"Das ist in der Tat eindrucksvoll!", bestätigte Jelena die Beschreibung des Feuerbekämpfungs-Ausbilders, "Könnte man vielleicht einen Blick auf diese besonderen Spritzen werfen?" Nach einem kurzen Wortwechsel folgte sie dann jedoch seinem Rat und suchte den Kommandanten auf, um ihm höflich und freundlich die Frage nach ihrem angeheirateten Onkel zu stellen. Die sehr informative Antwort ließ sie sofort ins Grübeln verfallen. So kam ihr Louis zuvor und sie musste sich wieder auf die Situation konzentrieren. "Das ist zwar bedauerlich zu hören, Herr Kommandant, aber trotzdem vielen Dank für die Auskunft. Sollte man mehr über die Umstände von Georgs Verscheiden erfahren wollen, wohin wende ich mich am besten? Und wo kann ich seine Witwe finden?"

Nach den Antworten verabschiedete sie sich freundlich und erst dann antwortete sie ihrem Kameraden: "Seht mir nach, dass ich nicht sofort reagiert habe, ich wolte nicht alles vor Ort ausbreiten." Unauffällig achtete sie darauf, ob niemand auf die kleine Gruppe achtete. Dann setzte sie fort: "Georgs Witwe sollte Galinda sein, meine Tante mütterlicherseits. Ich hatte zuletzt vor Jahren mit meiner Mutter über die beiden gesprochen. Sie hatte mit Galinda Kontakt gehalten und sich Sorgen gemacht, da sie sich mit dem - wie drücke ich es aus - unsteten Mann Georg verbunden hat? Immerhin wird sie wohl noch seinen Namen tragen, wenn sie Rente erhält." Die Halbussurin sah zur Seite: "Ich hoffe, Mutters Beschreibungen von mir in ihren Briefen an Galinda werden das Treffen nicht erschweren." Dann kam ihr der Gedanke, dass sie eigentlich eine ähnliche Lebensgeschichte mit leichtem Bruch mit der Familie mit sich brachte. Darüber konnte man vielleicht eine Gemeinsamkeit finden. So machte sich die kleine Gesellschaft auf den Weg, Galinda Achternbusch aufzusuchen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 18.06.2021, 05:15:10
Es wurde schnell klar, dass der Orden sich nicht einmischen würde. Das war eine Angelegenheit, um die sich Freiburg als Ganzes kümmern musste und dabei würde oder konnte der Orden nicht helfen. Sie mussten also einige der machttragenden Personen überzeugen und das würde keine einfache Aufgabe werden. Zumindest schien Erich einen Weg für sich gefunden zu haben, um Eindruck zu schinden und Kontakt aufzunehmen. Friedrich hörte bei dem Gespräch nur am Rande zu. Er würde ohnehin an dem Turnier nicht teilnehmen. Das war eine Sache, für die Erich sehr viel besser geeignet war als er selbst, auch wenn er sich durchaus wehren konnte. Wenigstens hatte ihnen Siegmund mit einigen Informationen weiterhelfen können und das würde das weitere Vorgehen etwas leichter machen. Gerade die Aufzählung und die nähere Erklärung des Rates waren wichtige und hilfreiche Informationen für sie. Da es sich um einen Rat handelte, mussten sie sicherlich nicht alle Zwölf Menschen überzeugen. Es reichte vermutlich, eine Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen. Trotzdem würde es bei dem, was sie verlangten, nicht einfach werden.
"Danke Siegmund, du hast uns sehr weitergeholfen. Wenn es sich der Orden noch einmal überlegen sollte, oder du mehr Informationen für uns hast, kannst du uns gerne benachrichtigen. Wir verweilen momentan im Adlerhorst." Für Friedrich war die Sache damit erst einmal erledigt. Sein Ordensbruder Siegmund hatte ihnen geholfen so gut er konnte. Nun war es Zeit, irgendwie mit den Ratsmitgliedern Kontakt aufzunehmen. Erich hatte ja bereits einen Weg dazu gefunden. "Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir weiterziehen. Sehen wir uns dieses Turnier an, vielleicht gibt es da ja schon eine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen." Friedrich würde seinen Freund zumindest bis zu diesem Punkt begleiten. Er spürte allerdings, dass er mehr Erfolg beim Adel oder dem Präsidenten der Universität haben würde. Vielleicht sollten sie sich aufteilen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.06.2021, 14:51:37
Der Feuerwächter schien durchaus angetan von dem Interesse an seiner Arbeit und zeigte Jelena gerne die Spritzen, auch wenn er durchaus amüsiert davon schien, dass eine Frau etwas über Technik wissen wollte. Allzu viele Details über die Funktionsweise konnte er ihr jedoch auch nicht nennen, da sein Wissen dazu nicht allzu weit reichte - die Ironie dieser Tatsache blieb ihm wohl selbst verborgen.

Nachdem sie die Informationen erhalten hatte, die sie suchte, machte sie sich auf den Weg, ihre Tante aufzusuchen, wobei Louis und Hannah sie weiterhin begleiteten. Die Beschreibung, die der Kommandant ihr gegeben hatte, führte sie in einen Abschnitt des Viertels in der Nähe der Stadtmauer, der deutlich älter wirkte als der Teil, aus dem sie gerade gekommen waren. Die Gebäude hier waren kleinere, bescheidene Häuser, die sich in engen Gassen dicht aneinander schmiegten und selten ein zweites Stockwerk hatten. Dennoch sah man hier keine Anzeichen von Verfall - die Häuser waren bescheiden, aber gut instandgehalten, und manche hatten offenbar erst in den letzten Jahren einen neuen Anstrich erhalten. Doch selbst hier besaßen die Gassen Namen, so dass sie die Adresse, die ihnen der Kommandant genannt hatte, schnell fanden.

Nachdem sie durch Herumfragen in der Nachbarschaft das Haus, in dem Galinda Achternbusch leben sollte, ausmachen konnten, hämmerte Jelena mit der Faust gegen die hölzerne Eingangstür; doch auch nach einer Weile kam keine Reaktion von innen, so dass die drei schon enttäuscht kehrtmachen wollten. In diesem Moment jedoch schreckte sie eine weibliche Stimme auf: "Wen oder was sucht ihr denn hier?"

Die Stimme stammte von einer stämmigen Frau, die sicherlich die vierzig Lenze bereits überschritten hatte, und die die schmale Gasse gerade erst betreten hatte. Ihre Haare, die von grauen Strähnen durchzogen waren, hatte sie zu einem Dutt zusammengesteckt; ihr Gesicht ließ außer ihrem Alter auch Züge erkennen, die eher in Ussura zuhause waren. Die Frau trug recht schmucklose Kleidung in Erdtönen, doch ein Kennerblick würde eine gute Qualität zeigen. Besonders die schweren Stiefel würden sie bei guter Pflege wohl ihr ganzes Leben lang begleiten können.

Sie blickte die drei mit gerunzelter Stirn an: "Ihr seht nicht so aus, als würde es sich für euch lohnen, bei einer alten Frau in diesem Viertel einzubrechen. Also: Was wollt ihr hier?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 22.06.2021, 10:26:06
Nachdem sie nun einiges an Informationen erhalten hatten wandte Erich sich an Friedrich "Was meinst du alter Haudegen, wollen wir mal wieder weiter ziehen? Oder brennt dir noch etwas auf der Zunge das du gerne los werden willst? Wo sollten wir am bestens als nächstes hin gehen? Gibt es einen Ort den du noch aufsuchen willst? Ich werde vermutlich mal zusehen ob ich mich an diesem Turnier anmelden kann, aber das hat keine Eile."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 22.06.2021, 19:53:43
Die technischen Details, soweit der Feuerwächter sie überhaupt zu schildern vermochte, langweilten Louis, weshalb sich der Musketier auch nur sehr nachlässig an der Besichtigung der Spritzen beteiligte. Sehr viel eifriger und mit typisch montaignischer Galanterie begleitete er Jelena und Hannah auf dem Weg zur Tante der ersteren. Aufmerksam sah er sich um und schien recht angetan von dem aufgeräumt wirkenden Viertel, das sie nun durchquerten. Vor dem Hause Achternbusch angelangt überließ er es wiederum der Ussurerin, den Kontakt mit ihrer Verwandten zu suchen. Allerdings schien niemand öffnen zu wollen, was er mit einem ungeduldigen Füßescharren quittierte. Die langen Stulpenhandhschuhe hatte er ausgezogen und hielt sie locker in der Rechten, um sie als weiteres Zeichen seiner Ungeduld auf die linke Handfläche klatschen zu lassen.

Umso überraschter fuhr der Edelmann herum, als die kleine Gruppe so unvermittelt angesprochen wurde. Ein argwöhnischer Blick unterwarf die Sprecherin einer raschen Musterung von Kopf bis Fuß. Da er sie aufgrund ihrer Kleidung als dem respektablen Bürgertum zugehörig einstufte, deutete der Montaigner eine leichte Verbeugung an – doch als er sich vorstellen wollte, blieb ihm für einen Moment das Wort im Halse stecken, ehe er die Augenbrauen hob. "Iesch muss doch sehr bitten, madame..! Ihr sprescht mit eine Edelmann und zwei demoiselles von eine untadelige Schrei! Iesch bin Louis de Fromage Puant, mousquetaire et gentilhomme, und muss miesch sehr gegen die Verdacht verwahren, eine bandit zu sein!" Mit einer Verbeugung gegen seine Begleiterinnen fügte er hinzu: "Natürliesch muss iesch auch les demoiselles 'iergegen in Schutz nehmen. In der Tat, wäret Ihr eine Mann, iesch müsste satisfaction fordern."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 24.06.2021, 21:48:20
Die Frau schien nur wenig beeindruckt von seiner Vorstellung zu sein - hatte denn in dieser Stadt niemand Respekt vor dem Adel? Sie blickte ihm direkt in die Augen, statt sie, wie es jeder auf diese Weise angesprochene in seiner Heimat getan hätte, zu senken, und antwortete ihm.
"Ich würde mich bei Euch entschuldigen, werter Gentilhomme" sagte sie ruhig. "Doch ich habe Euch ja gerade nicht für Banditen gehalten. Daher ja meine Frage, die Ihr noch nicht beantwortet habt."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 25.06.2021, 15:24:22
Im Gegensatz zu ihren Begleitern war Jelena mit großer Aufmerksamkeit bei den technischen Errungenschaften bezüglich der Spritzen. Als ihr jedoch klar wurde, dass ihre vertiefenden Fragen keine hinreichenden Antworten bekommen werden, zog sie die Besichtigung nicht weiter in die Länge.

Das Viertel, in das sie auf dem Weg zu ihrer Tante gelangten, sagte der Halbnomadin trotz einer gewissen Enge zu. Das ihr Klopfen unbeantwortet blieb, enttäuschte sie nur mäßig. Ruhig wandte sie sich an die anderen: "Dann fragen wir die Nachbarn und versuchen es später noch einmal." Bevor sie den Plan in die Tat umsetzen konnte, wurden sie angesprochen. Sie fuhr herum und betrachtete die Sprecherin intensiv. Irgendwie hoffte sie, Ähnlichkeiten mit ihrer Mutter oder zumindest ihrem Volksstamm zu finden. Es blieb ernüchternd wenig.

Ein wenig nervös fingerte sie ein kleines, altes und feingeschnitzes Holzkästchen Schnupftabak hervor. Sie wollte gerne das traditionelle Begrüßungsritual des Tabaktausches, so wie es die Familie ihrer Mutter stets gehalten hat, anbieten, doch war sie unsicher, ob es wirklich angebracht war. Sie kam sich wie ein naives kleines Mädchen vor. Nach kurzem Zögern erinnerte sie sich daran, das Furcht ihr Handeln nicht bestimmen durfte und mit einem gewinnenden Lächeln bot sie das Kästchen an. Dabei beruhigte sie in Louis Richtung: "Bitte, es ist nichts Persönliches, nur eine Redensart." Wieder in Richtung der älteren Dame begann sie in einem Ussurisch mit östlichm Akzent: "Tetya Galinda Susdal' Mikhaylova, ili vy by predpochli, chtoby vas nazyvali Galindoy Akhternbush? YA Yelena Seym Petrasovna, srednyaya doch' vashey sestry Ksenii. Poka my znayem drug druga tol'ko cherez vashu perepisku. YA ... my tol'ko chto pribyli v gorod i nuzhdayemsya v znaniyakh i pomoshchi kogo-to, kto znayet eto mesto po razlichnym voprosam? No, mozhet byt', nam sleduyet vernut'sya k ayzenlandskomu yazyku iz vezhlivosti ko vsemu, chto moim tovarishcham razresheno slyshat'."[1]

Sie trat nahe genug heran, dass die Dame das Kästchen ergreifen konnte, ohne weitere Begrüßungsgesten anzukündigen. Die Familie ihrer Mutter war immer zurückhaltend mit Herzlichkeit gewesen. Außerdem ließ sie ihrem gegenüber genug Zeit, etwaige Missverständnisse zu ihrer Person auszuräumen. "Dies ist Hanna Waldeck.", stellte Jelena kurz die dritte im Bunde vor: "Ich habe ihn und sie auf der Reise hierher kennen- und schätzen gelernt und in einem Anliegen arbeiten wir auf das gleiche Ziel zu. Aber bevor wir dazu kommen, wollen wir dir unser herzliches Beileid für den Verlust von Georg bekunden. Wie geht es dir und dem Rest deiner Familie?", erkundigte sie sich freundlich.

 1. 
Ussurisch (Anzeigen)
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 28.06.2021, 03:01:08
Mit einem Lächeln wandte sich Friedrich seinem Freund zu und nickte. "Ja, ich denke, wir können weiter. Ich komme mit dir, wenn du dich bei dem Turnier anmelden willst. Danach möchte ich mein Glück beim Adel versuchen oder aber dem Präsidenten der Universität. Ich denke, das ist eher mein Fachgebiet." Er strich sich mit einer Hand durch den Bart. "Gehen wir zuerst zum Turnier. Wir haben ja genügend Zeit." Mit diesen Worten setzte sich Friedrich wieder in Bewegung.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 29.06.2021, 11:03:51
Die selbstbewusste Antwort der Frau ließ Louis zwar kritisch die Augenbrauen in die Höhe ziehen, doch immerhin: Man konnte ihre Worte mit einiger Großzügigkeit als einer Entschuldigung ausreichend ähnlich verstehen, um seinem Ehrgefühl genüge zu tun. Da dasselbe Ehrgefühl ihm auch Galanterie gegenüber dem weiblichen Geschlecht gebot, räusperte er sich und deutete eine kurze Verbeugung an. "In diese Fall iesch akseptiere Eure Erklärung, madame. Die werte demoiselle Schelena 'at Eusch soeben erzählt, worum es geht - wie iesch vermute" merkte der Montaigner ob des ihm unverständlich Wortschwalls der Ussurerin an. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Iesch darf Eusch auch meine Mitgefühl für die Verlust versieschern, die Eusch getroffen 'at, madame..!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 30.06.2021, 01:00:55
Die ältere Frau stutzte kurz, als sie die Schnupftabakdose sah und schien dann wie vom Donner gerührt, als Jelena ihre Geschichte erzählte. Einen kurzen Augenblick blieb sie reglos stehen, dann griff sie nach der Dose, überlegte kurz und schlang dann ihre Arme um die junge Frau, die ihre Nichte war.

"Yelena! Kseniya dochka! YA mogu dozhit' do togo, chtoby uvidet'! Vy nastoyashchaya ledi."[1]
Sie ließ Jelena wieder los, trat einen Schritt zurück und begutachtete ihr Gegenüber von oben bis unten, dann lächelte sie deren zwei Begleiter an.
"Verzeiht mir bitte, Herr Fromahsch! Aber wenn Ihr so aufgewachsen wärt wie ich, wärt Ihr auch vorsichtig, wenn ein adlig Gekleideter vor Eurer Pforte warten würde. Doch wenn Ihr ein Begleiter meiner Nichte seid, dann kann ich Euch wohl vertrauen.
Aber Jelena, wieso diese formale Anrede? Wir sind doch Familie! Ja, ich weiß, Ksenja hatte immer einen Stock im Hintern, wie man hier sagt. Aber bei mir musst du nicht so vorsichtig sein.

Aber kommt doch herein, wir trinken einen Vodka zusammen! Ich muss gestehen, ich habe in den meisten Dingen die Gebräuche meines verstorbenen Gatten und dieses Landes angenommen. Aber ich habe immer eine Flasche echten ussurischen Vodkas im Haus. Ich kenne einen Händler, der ihn mir direkt aus der alten Heimat besorgen kann."
sagte sie mit einem Zwinkern.

"Wen oder was suchst du denn? Ich kann dir sicherlich behilflich sein; ich denke, ich kenne die Stadt beinahe wie meine Westentasche."
 1. 
Ussurisch (Anzeigen)
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 30.06.2021, 01:19:28
Währenddessen verabschiedeten sich die beiden Kreuzritter von ihrem Ordensbruder und gingen von dort aus zum Reinhagen, in dem sich das große Amphitheater befand. Das Viertel lag direkt nördlich des Steins, so dass sie schnell dorthin gelangten, und das Theater selbst war nicht zu verfehlen. Vor dem gewaltigen Oval, das rundum von Tribünen umschlossen war, befand sich ein großer, von Bäumen beschatteter Platz, auf dem zumindest zu dieser Tageszeit nicht allzu viel Betrieb war. Hier fand allerdings auch kein Markt statt, sondern es schien eher eine Flaniermeile zu sein, die sich dann füllte, wenn eine große Veranstaltung im Reinhagen stattfand. 

Insgesamt war dem Viertel anzumerken, dass hier vor allem Künstler, Ateliers und Schauspielhäuser ihr zuhause hatten. Die Architektur war ein wenig ausgefallener, die Schilder an den Häusern ein wenig kreativer, und die Hektik des Alltags in den anderen Vierteln war hier ein wenig weniger ausgeprägt.

Leer war der Platz jedoch nicht: An einer Stelle fand sich eine kleine Menschenmenge, und es war dort, wo die Anmeldungen für den Wettkampf entgegengenommen wurden. Die meisten, die hier warteten, schienen jedoch selbst nicht teilnehmen zu wollen, sondern beobachteten nur interessiert die Teilnehmer. Jedesmal, wenn eine Person an den Tisch trat, hinter dem ein streng blickender Mann die Namen in eine Liste eintrug, erhob sich unter den Zusehern ein Applaus und es wurden recht offen die Siegchancen diskutiert.

Wenige Meter daneben hatte eine geschäftstüchtige Eisenländerin einen kleinen Grill aufgebaut, auf dem eine Reihe von rotbraunen Würsten zischten und knapp vor dem Bersten zu sein schienen. Als Erich und Friedrich sie passierten, rief sie ihnen zu: "Grillwurst im Brötchen, die beste in Freiburg!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 02.07.2021, 06:04:17
Zum Glück lag ihr Ziel nicht weit entfernt und sie konnten es innerhalb kurzer Zeit erreichen. Das Viertel gefiel Friedrich sehr. Er sah sich neugierig um und nahm sich ein bisschen Zeit, die kunstvollen Verzierungen und Gegenstände anzusehen. "Schade, dass wir so viel zu tun haben. Ich würde mich hier gerne mal genauer umsehen.", kommentierte er den kleinen Spaziergang. Vielleicht hatte er dafür Zeit, wenn das alles vorbei war. Für den Moment gab es wichtigeres zu tun.
Sie erreichten einen schattigen Platz auf dem anscheinend die Anmeldung für den Wettstreit stattfand und das unter ziemlichem Zuspruch und Applaus. Na das war mal eine nette Aufnahme. Kaum näherten sie sich der Menschenmenge, da wurden sie von einer Frau auf die besten Grillwürste der Stadt aufmerksam gemacht. Friedrich hob eine Augenbraue. "Das werden wir sehen. Ich nehme zwei, gute Frau." Er nickte Erich dabei zu. Er würde sicherlich nichts dagegen haben.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Jelena Sejm Petrasowna am 04.07.2021, 09:56:24
Der überraschend herzliche Empfang löst bei Jelena ein kurzes, aber herzliches Lachen aus, mit dem sich die ganze Anspannung löst. Sie erwidert die Umarmung und meint: "Ledi? Skazhem, vyrosli. A mama vse yeshche v poryadke, ty mozhesh' schitat', chto tebe povezlo s ottsom, kogda on otkryl rot dlya chego-to drugogo, krome pit'ya, yedy ili kryakhteniya."[1]

Sie gab ihrer Tante Gelegenheit, mit den anderen zu sprechen, bevor sie die Einladung vernahm. Die Aussicht auf Alkohol ließ sie wieder ein wenig nervös werden. Hoffentlich reichte ein Gläschen aus Höflichkeit, sie durfte nicht die kontrolle verlieren. Trotzdem sagte sie: "Danke für das Angebot, es ist zu gütig! Wir wollen dir aber so ein klares Wässerchen nicht wegtrinken, ein Glas zum Genuß vielleicht? Danach können wir uns über unser Anliegen unterhalten." Gleichzeitig versuchte sie ihren Begleitern zu signalisieren, dass es üblich war, zunächst den Alkohol zu teilen, bevor man ins Geschäft kam - und das Vodka ordentlich Wirkung hatte.

Nachdem sie es sich drinnen gemütlich gemacht, den Schnaps genossen sowie ein wenig über Familie und Reisen ausgetauscht hatten, fing Jelena an, zu ihren Anliegen zu kommen: "Nun, nochmal danke für dein Hilfsangebot, aber hör erstmal, worum es geht. Das erste ist politisch, und nicht ungefährlich: Wir sind den finsteren Plänen Roswitha von Wirsches mehrfach in die Quere gekommen und haben uns einer Gruppe angeschlossen, die eine Allianz von Eisenländern gegen sie schmieden möchte. Welche Persönlichkeiten müsste man hier in Freiburg überzeugen, um die Stadt gegen Wirsche einzunehmen?" Sie gab Galinda Zeit, das Gesagte zu verdauen und beobachtete ihre Reaktion.

Erst später kam sie mit ihrem eigenen Anliegen um die Ecke: "Das andere ist privater Natur: Du kennst nicht zufällig eine Valerija, die in den Diensten von Liljia von Fahrenbach aus dem sarmatischen Bund steht? Ihre Familie hatte den Kontakt zu ihr verloren und nun ist Valerijas Mutter verstorben, deretwegen sie seit über zehn Jahren in Lilijas Schulddiensten steht. Ich wollte Valerija informieren und nachschauen, wie es ihr ergangen ist." Mit einem gewissen Hintergedanken an ihren inneren "Gast" fügte sie hinzu: "Vielleicht reicht es auch schon zu wissen, wo man Sarmaten hier in der Stadt findet, könnte ja sein, dass sie zu denen Kontakt pflegt."

Irgendwann schob sie auch noch die folgende Frage ins Gespräch: "Wir würden uns gerne einen positiven Ruf und ein wenig Kleingeld verdienen. Wüsstest du, wo ein paar Kämpfer mit Wildnis- und Tierkunde, Heilkunde, Fahrkünsten, akademischer Ausbildung oder charmantem Auftreten sowas erringen könnten?" Bei der Aufzählung ihrer Fähigkeitn hatte sie ein Schmunzeln im Gesicht.
 1. 
Ussurisch (Anzeigen)
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 04.07.2021, 10:49:10
Nach dem kurzen Weg durch die Stadt hatten Friedrich und Erich den gesuchten Ort ohne Probleme gefunden. Als Friedrich anbot sich um das leibliche Wohl zu kümmern nickte ihm Erich anerkennend zu "Ja etwas zu essen könnte ich jetzt auch gebrauchen. Halte mir auf jeden Fall eine Wurst warm bis ich mich angemeldet habe."

Mit diesen Worten wandte sich Erich dann von seinem Freund ab und ging zur Anmeldung rüber "Bin ich hier richtig wenn ich mich für das Turnier anmelden möchte?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 04.07.2021, 11:13:11
Es kam Louis sichtlich schwer an, sich so wenig an dem Gespräch beteiligen zu können, doch wahrte der Musketier eine stramme Haltung. Den Hut hatte er kurz gelüftet, die Linke ruhte wieder auf dem Griffstück der Danseuse. So hörte er mit würdiger Miene zu, reimte sich zusammen, was die ihm unverständlichen Teile der Konversation wohl in etwa beinhalteten, und begnügte sich mit einem bestätigenden Nicken an den passenden Stellen von Jelenas Vortrag. "Wir wären für 'ilfreische Ratschläge in der Tat dankbar, madame" fügte er hinzu.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 04.07.2021, 23:35:49
Friedrich stand nach dem Austausch einiger kleinerer Münzen mit einer duftenden Wurst in jeder Hand da, denn Erich wollte wohl nicht riskieren, dass ihm die fettige Tunke auf das Hemd tropfte, bevor er sich zu dem Turnier angemeldet hatte. Friedrich hingegen nahm einen vorsichtigen Bissen, und sein Herz machte einen Sprung. Sicherlich hatte er auf Banketten schon köstlichere Gaumengenüsse gekostet als dies hier, doch nach den doch eher kargen Rationen, die sie seit ihrem Aufbruch aus Naumburg unterwegs zu sich genommen hatten, erschien ihm diese saftige Wurst mit einer würzigen Soße wie der Himmel auf Erden!
Sicher, das Essen bei Perchta war ebenfalls hervorragend gewesen, doch der Besuch bei ihr erschien ihm inzwischen beinahe wie ein Traum zu sein und manchmal zweifelte er daran, ob sie tatsächlich dort gewesen waren.

In Windeseile war seine Wurst verputzt, und er blickte auf seine andere Hand, in der er die zweite für Erich hielt. Eine würde sicher noch in ihn hineinpassen, und schließlich war die Verkäuferin ja noch da.

Erich schritt derweil unter dem Jubel der Menge, die sofort registriert hatte, dass dort ein weiterer Aspirant auftrat, auf den Mann mit der Liste zu.
"Ah, ein weiterer Recke, der sich mit den Besten messen will!" begrüßte ihn dieser und zückte die Feder. "Wen darf ich eintragen?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 05.07.2021, 00:09:31
Die vier versammelten sich im Haus der Tante um einen kleinen Tisch, der sich in der Küche befand. Sie stellte jedem ein kleines Glas hin und füllte es mit einer klaren Flüssigkeit, wobei Louis sich fragte, was für ein Aufhebens sie um solch eine winzige Menge machte. Er erklärte sich die Größe des Glases damit, dass es sich wohl um Frauenportionen handeln musste, und kippte den Vodka mit einem einzigen Schluck herunter, nur um einen Moment später mit den Tränen zu kämpfen, als seine Kehle in Flammen stand - oder so schien es ihm. Jelena, die wusste was kam, näherte sich dem Getränk deutlich vorsichtiger und nippte zunächst nur, um ihre Tante nicht vor den Kopf zu stoßen.

Dann jedoch kamen die Anliegen Jelenas zur Sprache, und Galinda hörte aufmerksam zu. Auf die erste Frage antwortete sie zunächst mit einem Schulterzucken. "Die große Politik ist nichts für mich, und auch wenn ich schon lange in den Eisenlanden lebe, ist mir der Streit zwischen den Eisenfürsten fremd - ich bin froh, wenn ich meinem Geschäft nachgehen kann, immer genug zu essen habe und ein Dach über dem Kopf. Wer irgendwo wem den Kopf einschlägt, ist dabei für mich zweitrangig.
Allerdings ist es kein Geheimnis, dass in Freiburg nichts gegen den ausdrücklichen Willen von Wilma Probst geschieht. Und auch der Rat hat einiges zu sagen, doch weiß ich nicht viel über die Ratsmitglieder.

Einer von ihnen ist jedoch Thomas von Fahrenbach, und da komme ich auf deine zweite Frage. Was immer du von seiner Gattin Lilija willst, überleg es dir zweimal! Ich kann dich nur vor diesen beiden warnen, es sind keine guten Menschen. Von einer Valerija weiß ich nichts, aber wenn sie in deren Diensten steht, dann ist es womöglich das beste, wenn du sie nicht mehr findest, weil sie nicht mehr unter den Lebenden weilt. Das könnte das leichtere Schicksal sein."


Die Farbe vollends aus ihrem ohnehin schon bleichen Gesicht gewichen, und sie schien ernsthaft um Jelenas Wohl besorgt zu sein. Sie schenkte sich - und jedem, der nicht ablehnte - erneut ein und leerte ihr Glas in einem Zug. Erst dann kehrt wieder etwas Farbe in ihr Gesicht zurück und sie antwortete auf das dritte von Jelenas Anliegen.
"Ich weiß nicht, wen du da beschreibst, aber ein solches Multitalent findet sicherlich überall eine Anstellung. Freiburg ist eine prosperierende Stadt, allenthalben werden hier Männer und Frauen für alle möglichen Anstellungen gesucht. Durch mein eigenes Metier kann ich dir sagen, dass jemand, der in den Heilkünsten bewandt ist, sich an das Krankenhaus der Universität wenden kann - dort werden immer wieder helfende Hände benötigt, und man kann dort außerdem noch einiges lernen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 10.07.2021, 10:11:05
Erich streckte sich ein wenig um noch etwas größer und beeindruckender aus zu sehen "Ihr dürft vermerken das Alfred Jelena Stein beabsichtigt am Turnier teil zu nehmen. Doch sagt mir noch an wen kann ich mich wenden um die genauen Regeln dieses Turnier zu erfahren? Es gib schließlich unzählige Varianten eines Turnier. "
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 15.07.2021, 14:13:17
"Die Regeln!" seufzte der Angesprochene, und es hatte den Anschein, als ob ihm die Frage unglaublich lästig wäre.
"Alle wollen immer die Regeln kennen. Kunst kennt keine Regeln! Sind es nicht Regeln, die die Kreativität des Geistes beschränken und uns von der wahren Entfaltung abhalten?"
All das zeterte der Mann eher vor sich hin, als dass es an Erich gerichtet wäre. Jetzt jedoch schien er sich wieder an seinen Besucher zu erinnern.
"Entschuldigt bitte, manchmal gehen die Gäule mit uns durch. Ursprünglich planten wir Spiele in einer anarchischen Ursprünglichkeit: Die Gräuel des Krieges sollten dem Publikum ohne einen Schutzfilter dargebracht werden. Wir wollten eine Schlacht darstellen, bar jeder Regeln!

Kurz gesagt: Es gab Widersprüche. Niklas Träge befürchtete wohl, dass eine solche Veranstaltung ein schlechtes Licht auf Freiburg wirft. Natürlich! Wie kann auch ein Politiker die Freiheit der Kunst verstehen!
Wir mussten das Konzept komplett neu entwickeln, und dann kamen noch die Duellantenschulen mit ihren Bedenken, dass wir auf keinen Fall sanktionierte Duelle durchführen dürfen.

Nun, wir haben uns nun für einen anderen Weg entschieden: Wir werden die Gladiatorenkämpfe der Antike wieder aufleben lassen. Es wird ein rundenweises Ausscheidungssystem geben. Jeweils zwei Teilnehmer treten in Begegnungen (Duell dürfen wir es nicht nennen) gegeneinander an, der Sieger kommt eine Runde weiter. Die Begegnungen werden ausgelost. Das ganze wird weitergeführt, bis am Ende die letzten verbliebenen Kämpfer im Finale stehen.
Die Waffen werden in jedem Duell den beiden Gegnern zugelost aus einer Auswahl typischer antiker Gladiatorenwaffen, wie zum Beispiel der Dreizack. Die Waffen sind ausnahmslos abgestumpft, um schwere Verletzungen weitgehend auszuschließen.

Ich hoffe, das hat die meisten Fragen beantwortet."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 16.07.2021, 11:44:28
Erich hörte sich den Vortag des Mannes an und nickte zwischendurch immer mal wieder bestätigend. "Nun gut das soll für den Anfang ausreichend sein. Dann weiß ich ja was auf mich zukommen wird. Eine letzte Frage hätte ich dann aber doch noch. Wie viele Kämpfer haben sich angemeldet? Und wann genau muss ich mich wo melden damit ich erfahre welches Los ich gezogen habe?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 18.07.2021, 05:40:06
Es war das reinste Erlebnis, diese Wurst zu verspeisen. Sicherlich nicht das, was er früher gewohnt gewesen war aber nach all der Zeit unterwegs durchaus ein Gaumenschmaus. An Wegrationen würde er sich nie gewöhnen können. Er sollte die Zeit hier ausnutzen und sich diese Köstlichkeiten gönnen, solange er noch konnte. Einen Moment blickte er zwischen der Verkäuferin und der zweiten Wurst in seiner Hand hin und her, entschied sich schließlich dazu, diese auch noch zu verputzen.
"Werte Dame, wärt ihr wohl so freundlich.", wandte er sich dann mit einem breiten Grinsen an die Verkäuferin. "Ich konnte nicht an mich halten und bräuchte noch eine Wurst." Erich wäre sicherlich ziemlich wütend, wenn er wiederkommen würde und seine Wurst fehlte. Während Friedrich also darauf wartete, dass ihm ein dritter Snack zubereitet wurde, wollte er die Situation nutzen. "Sagt, wie oft gibt es hier solche Turniere? Werden sie regelmäßig abgehalten? Ist es Tradition?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 19.07.2021, 00:12:00
Noch während Erich seine Frage stellte, bemerkte er die große Tafel in der Nähe, auf der das Programm der Veranstaltung geschrieben stand. Wie ihr Ordensbruder bereits erwähnt hatte, fand das Turnier am morgigen Tag statt. Alle Teilnehmer hatten sich am Morgen zur neunten Stunde einzufinden, wenn die Lose für die erste Runde gezogen würden, sowohl was die Gegner als auch die Waffen betraf. Eine Stunde später würden dann die Wettkämpfe beginnen, bis dahin hatten alle Zeit zur Vorbereitung.
Insgesamt hatten sich wohl etwa fünfzig Teilnehmer gemeldet, eine Zahl, die sich in der ersten Runde auf 32 reduzieren und dann in jeder weiteren Runde halbieren würde. 

Friedrichs Gesprächspartnerin zuckte die Schultern. "Tradition? Nein, aber das ist wohl auch nicht möglich in einer so jungen Stadt. Vielleicht wird es ja eine Tradition, wer weiß? Aber das ist das erste Turnier seiner Art hier, und ob ein weiteres stattfinden wird, kann ich Euch nicht sagen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 22.07.2021, 08:58:54
Nachdem Erich sich zum Turnier angemeldet hatte und erst einmal die wichtigsten Fragen geklärt waren kehrte er zu seinem Freund Friedrich zurück der gerade noch am Stand der Dame mit den Würsten stand und sich mit Ihr unterhielt.
"Na wie sieht es aus? Gibt es noch was von den Würsten, oder hast du alle alleine gegessen?", meinte Erich dann mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und klopfte seinem Freund auf die Schultern
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 24.07.2021, 12:11:00
Der Montaigner marschierte eine Weile lang mit heftigem Räuspern auf und ab, bis das Brennen in der Kehle sich weit genug gelegt hatte, um sprechen zu können. "Meine ergebenste Dank, madame, für Eure... Willkommenstrunk" keuchte er schließlich und grinste verzerrt, um dann deutlich leiser zu murmeln: "Sacré, was für eine Gesöff..! Das ist ja schon eine Waffe..." Trotzdem er ab und zu noch ein trockenes Hüsteln hören ließ, hörte er dem Vortrag Galindas jedoch aufmerksam zu. "Mh", brummte er und zwirbelte nachdenklich seinen prächtigen Schnurrbart, "diese Fahrenbach scheint eine Mann zu sein, die man niescht so einfach vor die Kopf schlagen sollte. 'ier iest die äußerste Vorsiescht geboten, n'est-ce pas?" Als man auf mögliche Anstellungen zu sprechen kam, runzelte er indes indigniert die Brauen. Für einen Edelmann seines Ranges kam es natürlich nicht in Frage, sich in den bezahlten Dienst eines anderen nehmen zu lassen! "Ihr wisst niescht zufällig, wo eine Edelmann kann 'ier – wie sagt man honorer de sa présence – sein Aufwartung machen?" erkundigte er sich stattdessen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 07.08.2021, 03:49:21
"So ist das also. Danke." Die Antwort der Verkäuferin war zwar nicht sehr hilfreich aber zumindest wusste Friedrich nun, dass es das erste Turnier hier war. Erstaunlich. Die Stadt mochte zwar jung sein aber trotzdem hätte er gedacht, dass so ein Wettstreit schon mehr als einmal stattgefunden haben sollte. Vor allem in einem Viertel wie diesem hier.
Mit einem Grinsen drehte sich Friedrich schließlich zu seinem Freund um. "Ich konnte nicht widerstehen.", antwortete er ehrlich. Doch bevor sich Erich beschweren konnte, brachte die Verkäuferin auch schon eine weitere Wurst hervor. "Danke sehr." Er nahm den Snack und reichte ihn Erich. "Habe für Nachschub gesorgt. Und, wie ist es gelaufen? Hast du dich angemeldet?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 10.08.2021, 13:12:34
Als Friedrich ihm sagte das er beide Würste alleine gegessen hatte, schaute ihn Erich doch etwas verwundert an. Aber als er ihm dann eine neue Wurst reichte und Erich hineinbiss, verstand er warum sein Freund zuvor zwei Würste alleine gegessen hatte.
"hmmm, … die ist echt gut", murmelt Erich dann mit noch halb vollem Mund. Erst als er dann den Rest gegessen hat beantwortet er die eigentliche Frage seines Freundes "Ja, ich habe mich angemeldet. Mal sehen was das dann gibt. Es ist wohl eine Art Turnier nach dem K.O System. Also sprich immer nur der Gewinner kommt eine Runde weiter. Wenn es dumm läuft und du hast einen starken Gegner am Anfang, dann ist die ganze Show schneller vorbei wie gedacht. Aber in einem wirklichen Kampf ist es auch nicht wirklich viel anders, nur der Sieger kommt weiter."
Nachdem sie beide dann frisch gestärkt waren und der Hunger gestillt war schaute Erich seinen alten Freund an und fragte ihn dann "Und nun? Wo gehen wir als nächstes hin? Es gibt doch bestimmt noch einige Dinge die wir zusammen erledigen können."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 12.08.2021, 23:01:12
"Hm ..." dachte die Ussurischstämmige nach. "Ich verkehre nicht wirklich in der noblen Gesellschaft. Ich vermute, es wird so etwas wie Clubs geben, in denen die Reichen und Adligen ihren Launen nachgehen und sich untereinander die Zeit vertreiben? Wie man Einlass zu so etwas erhält, wisst Ihr sicherlich besser als ich. Ansonsten ist Fahrenbach wie schon gesagt im Rat der Stadt vertreten, aber ob Ihr ihm dort Eure Aufwartung machen könnt?"

Nachdem sie noch eine Weile über die Familie geplaudert hatten, verabschiedete Jelena sich wieder von ihrer Tante, nicht ohne dass diese ihr das Versprechen abgenommen hatte, sie bald wieder zu besuchen. Im Anschluss, da der Tag inzwischen auch schon fortgeschritten war, entschieden die drei, dass sie wieder zum Adlerhorst zurückkehren würden - um etwas zu essen und auch, um zu hören, was die beiden Kreuzritter in der Zwischenzeit erlebt hatten.

Im Gasthaus angekommen, mussten sie sich noch eine Weile gedulden, bis auch Erich und Friedrich wieder eintrudelten. Sie hatten schon ein schlechtes Gewissen, dass sie bereits ihr Essen bestellt hatten, doch ihr Gewissen beruhigte sich wieder, als sie erfuhren, dass die beiden sich unterwegs gestärkt hatten.
Die fünf tauschten sich über die Ereignisse des Tages aus und nun galt es, weitere Pläne zu schmieden. Es war früh genug am Tag, dass sie auch jetzt noch etwas unternehmen konnten; am nächsten Tag stand bereits das große Turnier auf dem Programm.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 15.08.2021, 10:41:09
"Aber siescherliesch niescht, madame" wehrte der Musketier ab. "Iesch werde monsieur Fahrenbague zunächst en privé aufsuchen, wie es siesch ge'ört." Im weiteren überließ er das Gespräch den Damen. Erst den Abschied erledigte er wieder wortreich, mit einer leichten Verbeugung und einem galanten Kompliment gegenüber der Tante, wie man es von einem echten Montaigner kaum anders hätte erwarten können.

Zurück im Gasthaus orderte er für sich eine ordentliche Mahlzeit und eine Kanne Wein, obwohl er sich in diesen Breiten keinen sonderlich guten Vertreter dieser Getränkegattung versprach – seine Kehle verlangte einfach nach dem aus der Heimat gewohnten, weshalb er auch mit dem Produkt hiesiger Winzer oder dem vorlieb nehmen würde, was Transport und unsachgemäße Lagerung gewiss aus importierter montaignischer Ware gemacht haben mussten.

Nachdem man sich über die letzten Ereignisse ausgetauscht hatte, zwirbelte er seinen Schnurrbart und musterte Erich. "Ihr wollt an diese Wettkampf teilnehmen, eh?" Mit gerunzelter Stirn überlegte er: "Iesch vermute, nach die 'iesige Sitte es wird keine eschte tournois de chevaliers, sondern mehr eine 'auen und Steschen... alors! Dennoch es wäre vielliescht von Vorteil, wenn iesch Eusch zeigte eine Trick oder zwei.[1] Ihr kämpft mit große Kraft, zweifellos, doch die 'aben andere 'ier siescherliesch auch. Womit Ihr diese ungelenke Trampel 'ierzulande überraschen könnt, iest finesse, mon ami – finesse!"
 1. Ich wäre bereit, Erich für das Turnier einen Hero Point abzutreten, der dank "Kameradschaft" auch einen Würfel mehr bedeutet, und würde Louis' Tipps als Erklärung hernehmen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 23.08.2021, 11:09:16
Friedrich nickte grinsend. "Nicht wahr? Ich werde mir das merken." Ebenfalls merken würde er sich die Informationen, die Erich über das Turnier teilte. Klang nach einem klassischen Wettbewerb ohne besondere Regeln. Konnte man nur hoffen, dass Erich nicht direkt in der ersten Runde gegen den schwersten Gegner antreten musste und so für den Rest des Turniers keine Ausdauer und Stärke mehr übrig hatte. "Gehen wir zuerst zurück zum Gasthaus. Es ist noch früh, dort können wir den nächsten Schritt überlegen."
Gesagt, getan. Sie trafen sich mit dem Rest der Gruppe im Gasthaus und tauschten sich aus. Es war nett von Louis ein paar Tipps und Tricks mit Erich zu teilen. Das sollte seine Erfolgschancen etwas erhöhen. Friedrich wandte sich vor allem an Erich aber auch den Rest, den es interessierte. "Jetzt da du beim Turnier angemeldet bist, sollten wir ein anderes Thema angehen. Ich würde mich gerne mit meinen akademischen Freunden treffen und diese überzeugen. Peter von Weierstraß war mein Ansprechpartner, glaube ich."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 06.09.2021, 11:25:59
Als Erich und Friedrich am Gasthaus ankamen konnten sie zum Glück schnell feststellen das die anderen ebenfalls schon dort waren und sich gerade etwas zu Essen bestellt hatten.
Nachdem man sich dann kurz ausgetauscht hatte und Louis zur Kenntnis genommen hatte das Erich am Turnier teilnehmen wird, fing dieser sofort an einige seiner Manöver und Tricks vor zu schlagen. Erich musste das ein oder andere mal zwar schmunzeln ob der Ausführungen von Louis doch alles in allem musste selbst Erich anerkennen das Louis generell kein unerfahrener Kämpfer war der doch den ein oder anderen Trick auch Lager hatte der vielleicht hilfreich sein konnte.

"Nun gut, jetzt stellt sich die Frage was wir mit dem Rest des Tages machen wollen. Wenn du magst kann ich dich gerne begleiten alter Freund, doch weiß ich nicht ob ich für deine akademischen Freunde nicht vielleicht eher etwas abschreckend wirke. Von daher ist es vielleicht besser wenn ich mich wo anderes nützlich mache. Oder ich Ruhe mich einfach noch ein wenig aus, denn der morgige Tag wird bestimmt anstrengend werden", meinte Erich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 06.09.2021, 19:25:32
"Alors, diese monsieur Weierstrasse iest eine savante, eine gelehrte Mann? Ça paraît prometteur! Iesch erbiete miesch, Eusch zu begleiten, monsieur Frédéric" meinte Louis, nachdem er seine taktischen Ratschläge an Erich weitergegeben hatte. "Die demoiselles könnten uns begleiten oder 'ier unter die Schutz von monsieur Eriesch bleiben." Indem er seinen Schnurrbart zufrieden strich, versicherte er: "Ihr könnt davon ausge'en, dass eine mousquetaire über die Bildung verfügt, siesch auch vor eine professeur niescht zu blamieren."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 10.09.2021, 00:19:31
Entrüstet wand Jelena sofort ein, dass sie selbstverständlich selbst für ihre Sicherheit sorgen konnte, was Louis, wenn auch nicht äußerlich, durchaus zugeben musste. Den Damen gegenüber konnte er natürlich nicht seine Rolle als montaignischer Galan aufgeben, doch wenn Erich so wollte, würde er notfalls auch akzeptieren, dass die drei Männer sich alleine auf den Weg machten.[1]

Ob der Präsident der Universität so kurzfristig einen Termin für die Besucher freiräumen würde und ob er überhaupt in der Universität anzutreffen war, konnte natürlich niemand von ihnen wissen. Doch wenn sie es nicht versuchten, würden sie auch die Antwort nicht erfahren, und wenn alle Stricke rissen, konnten sie immer noch um einen Termin ersuchen, wenn sie dort waren.
 1. Jetzt mit drei Spielern fände ich es etwas blöd, wenn einer zurückbliebe. Im Forum kann so eine Szene sich ja schon ziehen, und dann sollten alle die Möglichkeit haben, mitzuwirken.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 23.09.2021, 11:25:54
Nachdem er noch einige Einwendungen dagegen vorgebracht hatte, les demoiselles allein zurückzulassen, gab Louis schließlich mit einem indignierten Schulterzucken auf und brummte: "Bien, wie Ihr wünscht... aber iesch stecke meine 'ände tief in die Unschuld, wenn Eusch etwas zustößt. 'ier scheint es Schurken aller Art zu geben, welsche weder die Adel noch die gute Manieren achtet." Indes war er schnell zum Aufbruch gerüstet, hatte die Stulpenhandschuhe übergestreift und den Sitz seines Degengehänges geprüft. "Nun denn, meine 'erren," meinte der Montaigner, "lasst uns monsieur Weierstrasse aufsuchen!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 01.10.2021, 15:32:04
"Nun gut, dann sind wir uns ja einig was wir als nächstes machen wollen", meinte Erich zuversichtlich und zufrieden.
Er leere noch seinen Bierkrug und signalisierte damit den anderen das er nun auch zum Aufbruch bereit ist. Ein Besuch bei diesem Gelehrten würde Erich bestimmt etwas ablenken und ihn nicht zusehr an das bevorstehende Turnier denken lassen. Einen klaren Kopf zu haben ist morgen bestimmt nicht nachteilig.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 05.10.2021, 13:18:10
Die drei Männer ließen die beiden Frauen also im Gasthaus zurück, auch wenn der Galan in Louis sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen konnte, und machten sich auf den Weg zur Universität. Louis, der zuvor bereits das Institutionsquartier besucht hatte, führte die kleine Gruppe an, die dadurch zügig ihr Ziel erreichte: Einen Komplex, aus mehreren Gebäuden bestehend, zwischen denen zahlreiche junge Frauen und Männer, teils schwer mit Schriften beladen, eilten, flanierten oder in Diskussionen vertieft waren.

Nachdem die drei Männer sich ein erstes Bild gemacht hatten, erschloss sich ihnen nach und nach die Aufteilung der Universität. Ein Gebäude am Rande des Geländes war dem Studium der Medizin gewidmet. Angrenzend, aber nicht im eigentlichen Sinne zur Universität gehörend, befand sich das Krankenhaus der Stadt Freiburg. Außer diesem gab es Gebäude für Jurisprudenz, Theologie, Philosophie sowie für die freien Künste. Neben diesen gab es noch einige weitere kleinere und größere Gebäude: Unter anderem eine große Bibliothek, Verwaltungsgebäude sowie eine Art Gasthaus, in dem die Studenten günstig ihre Mahlzeiten einnehmen konnten.

Durch Fragen erfuhren die Reisenden, dass sich das Büro des Universitätspräsidenten im Gebäude der Philosophien befand, und so wandten sie sich zu dem vierstöckigen Gebäude und erklommen schließlich die Treppen zum obersten Stockwerk, wo eine junge Sekretärin sich als letzte Hürde zwischen ihnen und Peter von Weierstraß herausstellte.
"Wen darf ich melden und in welcher Angelegenheit?" fragte sie, als die drei ihr Anliegen vorbrachten, um zugleich hinzuzufügen: "Professor Weierstraß befindet sich gerade in einem Termin mit Professor Bolzano, einem Gastdozenten; sie müssten sich also etwas gedulden. Wenn ich aber weiß, worum es geht, kann ich Ihnen womöglich weiterhelfen?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 07.10.2021, 11:36:26
Erich folgt seinen beiden Begleitern und ist froh das sie nicht all zu lange durch die Stadt streifen und suchen müssen. Man sieht ihm an das er irgendwie wohl keine Lust hatte jetzt auch noch lange suchen und Fragen zu müssen um an den gesuchten Ort zu gelangen.

Als die drei dann vor dieser Sekretärin standen hielt sich Erich im Hintergrund, es war schließlich nicht sein Anliegen, und da er auch nicht ganz genau wusste was Friedrich hier wirklich wollte, wollte Erich nicht durch eine falsche Ansprache hier vielleicht etwas verbauen. Also blieb er schweigend hinter seinen Begleitern stehen, und wartete bis einer von beiden das Wort ergriff.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 07.10.2021, 14:53:45
Da es sich bei ihrem Gegenüber um ein weibliches Wesen handelte, um ein offenkundig gebildetes noch dazu und - wie sein Kennerblick feststellte - keineswegs um eines von unangenehmem Äußerem, trat Louis vor, zog seinen Hut und schwenkte ihn in einer galant grüßenden Geste. "Enchanté, Mademoiselle" rief der Montaigner und verbeugte sich. "Iesch küsse Eure 'and! Dies" - er wies auf Friedrich - "iest Monsieur Éric de Graustein, und 'ier 'aben wir Monsieur Frédéric Alfrede de la Dent. Iesch selbst bien bekannt als Louis de Fromage Puant. Monsieur de la Dent iest eine große savante und ersucht um eine Audienz bei Monsieur Weierstrasse." Er zwinkerte der jungen Frau zu und strich sich über seinen Schnurrbart. "Doch keine Angst, Mademoiselle, trotz seine Name er iest keine dentiste, welsche iest bekanntliesch nur beliebt, wenn er geht."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 10.10.2021, 15:44:13
Die junge Frau errötete sichtlich angesichts Louis' charmanter Begrüßung; ansonsten war ihr jedoch anzusehen, dass sie dem eisen-montaignischen Kauderwelsch nicht vollständig folgen konnte - der Scherz mit dem dentiste war offenbar komplett an ihr vorübergegangen. Nichtsdestotrotz hatte die überschwängliche Vorstellung des Montaigners wohl Eindruck bei ihr hinterlassen und sie antwortete mit einem Lächeln.

"Sie können gerne hier warten, es wird sicherlich nicht lange dauern."

Tatsächlich dauerte es vielleicht den vierten Teil einer Stunde, bis die Tür zu Weierstraß' Büro sich öffnete und zwei Männer hinaustraten, einer davon mit einem etwas südländischeren Teint, der andere deutlich als Eisen zu erkennen.
"Ich freue mich auf unser nächstes Treffen, lieber Bolzano!" verabschiedete Letzterer seinen Gast herzlich. "Gemeinsam werden wir die Nuss sicherlich knacken."

Dann erst fiel sein Blick auf die drei Wartenden, und er warf einen fragenden Blick auf seine Sekretärin.
"Die Herren Graustein, la Dent und de Fromage Puant sind hier für Sie, Herr Professor." kündigte sie die Gäste an, die sich einer gewissen Beeindruckheit nicht erwehren konnten, dass die Dame sich ihre Namen fehlerfrei gemerkt hatte. "Ihr genaues Anliegen haben sie nicht genannt, aber es sind offensichtlich gebildete Edelmänner; ich dachte mir, Sie wollen sie sicherlich empfangen." Ihr Blick glitt kurz auf Louis ab, fokussierte sich dann jedoch wieder auf ihren Vorgesetzten. "Ihr Kalender ist für den Rest des Tages frei." fügte sie dann wie entschuldigend hinzu.

"Sehr gut, sehr gut, Fräulein Sternike. Selbstverständliche empfange ich die Herren. Ich bin gespannt auf Ihr Anliegen." wand er sich dann den dreien zu.

Nachdem die vier sich schließlich in dem Büro des Präsidenten versammelt, in einer kleinen Sitzecke Platz genommen hatten, und von Fräulein Sternike mit Getränken versorgt worden waren, begann der Professor unvermittelt zu sprechen.
"Das war Professor Bolzano, ein hervorragender Kollege. Wir führen seit einiger Zeit eine Diskussion über Folgen komplexer Zahlen. Nach einigem Hin und Her sind wir uns inzwischen einig, dass jede beschränkte Folge mindestens eine konvergente Teilfolge enthält, doch wir grübeln noch über dem Problem, wie wir das beweisen können. Sie haben nicht zufällig eine Idee?

Aber ich vermute, die höhere Mathematik ist nicht Ihr Fachgebiet."
sagte er dann mehr zu sich selbst.
"Was führt Sie zu mir? Wie kann ich Ihnen helfen - oder besser noch: Wie können Sie mir helfen?"

Während der letzten Minuten hatten die drei Besucher ausgiebig Zeit gehabt, sich den Professor etwas genauer anzusehen. Er war ein freundlicher Mann um die vierzig, der zwar eine für einen Edelmann standesgemäße Kleidung trug, sich ansonsten aber um sein Aussehen eher weniger zu scheren schien. Der Anzug, den er trug, wirkte eher wie ein Fremdkörper an ihm, und auch Knöpfe und Verschnürungen waren nicht adrett geschlossen, sondern schienen eher schlampig und in Eile behandelt worden zu sein. Louis war auch der Meinung, dass die gesamte Garderobe eher eine Nummer zu groß für den hageren Mann war, doch diesem schien all das nichts auszumachen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 11.10.2021, 10:01:34
Erich war recht deutlich an zu sehen das er nicht wirklich verstand wovon der Professor gerade sprach und was eigentlich genau sein Problem mit den Zahlen ist und vor allem was einem das Ergebnis dann nützen könnte. Aus diesem Grund hielt er sich weiterhin schweigsam im Hintergrund.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 21.10.2021, 04:46:13
Zusammen mit Erich und Louis machte sich Friedrich also auf den Weg zur Universität. Ein bisschen bange war ihm schon, da er jetzt schon lange nicht mehr mit anderen Akademikern im Kontakt gewesen war. Er war ohnehin schon etwas eingerostet, was Unterhaltungen und Umgangsformen mit diesen Menschen anging. Dazu kam, dass sie alle etwas eigen sein konnten. Er sprach da aus Erfahrung. Er ließ sich allerdings nichts anmerken und versuchte sich auf dem Weg ein bisschen vorzubereiten. Trotz allen Befürchtungen und Ängsten, fühlte er sich daheim, als er auf den Platz der Universität trat. So ein Anblick war ihm von früher sehr bekannt. Seine Befürchtungen schwanden langsam. Es dauerte nicht lange, bis sie herausgefunden hatten, wo sie Peter von Weierstraß finden konnten. Eine letzte Hürde mussten sie überwinden, doch Louis stellte sich wieder einmal als äußerst redegewandter Mann heraus und auch diese Hürde schwand schnell. Nun hieß es nur noch warten.
Es dauerte nicht lange, bis sie dem Professor und Präsidenten vorgestellt und sofort in sein Büro eingeladen wurden. Der Mann schien gerne zu reden und noch lieber Menschen um sich zu haben, die ihm zuhörten. Keine Seltenheit bei Männern wie ihm. Friedrich schätzte ihn als lockeren und entspannten Menschen ein. Er war freundlich und unproblematisch, schien wenig Wert auf seine äußere Erscheinung zu geben. Das war gut für sie. Nun mussten sie nur noch etwas Eindruck schinden. Direkt von Anfang an. Das war seine Aufgabe. Genau aus diesem Grund war er hier, denn solche Fragen konnte Erich auf keinen Fall und auch vermutlich Louis nicht beantworten.
"Nun, sie haben recht. Höhere Mathematik ist nicht mein Fachgebiet aber durchaus von Interesse für mich. Versuchen sie den Beweis auf reele Zahlen zurückzuführen. Ich kann ihnen so spontan keine konkreten Beweise liefern. Es ist eher eine Art Bauchgefühl. Wenn sie mögen, könnten wir uns ein andern Mal gerne über das Thema austauschen." Er lächelte und verbeugte sich kurz vor dem Präsidenten. "Friedrich Alfred von Dent." Er zeigte auf seine Freunde und stellte diese kurz mit vollem Namen vor. "Dies sind meine Freunde Erich Janina Graustein und Louis de Fromage Puant." Er räusperte sich, versuchte direkt zum Thema zu kommen. "Wir sind weit gereist, um Unterstützung anzufordern. Sicherlich wisst ihr bereits über Roswitha von Wirsche Bescheid. Sie ist mächtig und eine große Gefahr für die gesamten Eisenlande. Wir, das sind nicht nur wir drei, sondern eine größere Gruppe, haben uns bereits Baronin Baderbaasch gestellt und sie gerichtet. Nun ist es unser Ziel, die Eisenlande vor Wirsche zu beschützen und dafür brauchen wir mächtige Verbündete." Es gab noch sehr viel mehr zu sagen. Für den Moment wollte Friedrich diese Worte erst einmal sacken lassen und dem Professor eine Möglichkeit geben, das alles zu verarbeiten. Sie sollten bloß nichts überstürzen. Etwas Feingefühl war hier angesagt.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 21.10.2021, 15:41:29
Das sein montaignischer Wortwitz nicht ankam, konnte die Stimmung des Musketiers kaum trüben. Die Reaktion der jungen Dame genügt vollauf, ihn mit einem befriedigten Schmunzeln den Bart zwirbeln zu lassen – welcher wahre Kavalier hätte dem armen Mädchen wohl den ungalanten Vorwurf gemacht, dass sie nicht das Glück gehabt hatte, am Busen der Hochkultur in seinem schönen Geburtsland genährt worden zu sein? Louis deutete vielmehr noch eine leichte Verbeugung an und verbrachte die kurze Wartezeit damit, sich auf vorteilhafte Weise in Positur zu stellen und mademoiselle gelegentliche wohlwollende Blicke zuzuwerfen.

Dem Mann, der Bolzano gerufen wurde, folgten seine Augen ebenfalls, allerdings nur kurz, denn es galt sogleich, dem professeur die Aufwartung zu machen. Als sein Name genannt wurde, zog der Edelmann erneut den Hut und verbeugte sich, selbstbewusst aber höflich. Mademoiselle Sternike erhielt ein letztes vergnügtes, halb vertraulich wirkendes Zwinkern, dann folgte er seinen Begleitern in das Büro. Die Getränke registrierte er mit würdevollem Nicken, über das etwas desolate Äußere des werten professeur hingegen sah er höflich hinweg.

Friedrichs Entgegnung auf die seltsame Frage des Gastgebers ließ ihn beeindruckt die Augenbrauen heben. Mon Dieu, der Mann kannte sich offenkundig aus..! Louis hatte nicht einmal gewusst, dass man reelle Zahlen unterschied – hatte dies doch wohl zur logischen Folge, dass es auch eingebildete geben musste. Und mit solchen rechneten nun diese Gelehrten... Er beschloss, sich lieber nicht laut seine Gedanken zum Geisteszustand der werten Herren zu machen, sondern stimmte nur Friedrichs sehr viel wichtigeren Ausführungen zu Roswitha von Wirsche zu, indem er ernst nickte und meinte: "Bel et bien... madame de Wirsche iest eine Ärgernis, die uns alle schwer in die Bauch liegt."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.10.2021, 20:06:47
"Natürlich!" rief der Gelehrte aufgeregt. "Eine brilliante Idee, mein verehrter Freund! Dann müsste sich das Problem über eine Intervallverschachtelung lösen lassen." Er kritzelte enthusiastisch Notizen in eine winzige freie Ecke auf einer kleinen Schiefertafel, die auf einem Stativ im Raum stand, bis ihm wieder einzufallen schien, dass er nicht allein war.

"Aber wo bin ich mit meinen Gedanken? Wie unhöflich von mir, meine Gäste einfach sitzenzulassen. Bitte verzeihen Sie mir, mein Gemüt sind wohl mit mir durchgegangen. Aber wenn wir veröffentlichen, werden wir Sie als Mitautor nennen. Wer weiß, vielleicht wird man ihn einmal den Satz von Bolzano, Dent und Weierstraß nennen?"[1]

Der Professor war zwar zuvor bereits freundlich zu ihnen gewesen, nun jedoch wirkte er aufgeregt wie ein junger Mann, der gerade der Liebe seines Lebens begegnet war. Langsam aber beruhigte er sich wieder und dachte nun auch an die Fragen, die Friedrich ihm gestellt hatte.

"Wirsche, ja. Man hört vieles. Ich bin zwar ein Mann der Wissenschaft, und einiges, was man sich über sie erzählt, scheint mir doch weit hergeholt zu sein. Doch Kollegen der dortigen Universität, mit denen ich im Austausch stehe, schreiben mir einiges über den Status der freien Forschung dort. Um es kurz zu sagen: Sie ist kein Förderer der Wissenschaft, und von Freiheit kann man dort auch nur noch bedingt sprechen. Wenn überhaupt, werden Stipendien nach Nähe zur politischen Führung und nicht nach Brillanz vergeben, und die Themen, die dort gefördert werden - nennen wir sie obskur.

Ja, für den Fortschritt wäre es nicht das Schlechteste, wenn ein neuer Wind in Wirsche wehen würde, doch wenn ihr mächtige Verbündete sucht, dann habt ihr euch wohl an die falsche Stelle gewandt. Was könnte ich wohl beitragen, um etwas gegen Roswitha Wirsche zu unternehmen?"
 1. Oder doch den armen Friedrich unterschlagen? (https://de.wikipedia.org/wiki/Satz_von_Bolzano-Weierstra%C3%9F)
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 23.10.2021, 16:34:27
Erich versucht dem Gespräch zwischen Friedrich und diesem Professor zu folgen, muss sich aber sehr schnell selbst eingestehen das er gerade überhaupt keine Ahnung hat von was die beiden da gerade reden.

Als der Professor dann jedoch zu verstehen gibt das er dem Anliegen der Gruppe gegenüber freundlich gesinnt ist und sie wohl vermutlich unterstützen würde, hellt sich die Mine von Erich wieder deutlich auf. An der Diskussion beteiligt er sich jedoch erst einmal noch nicht. Er ist der Meinung das er das Reden diesmal wohl lieber seinem alten Freund überlassen sollte, denn dieser konnte den Professor wohl scheinbar mit seinen Aussagen beeindrucken.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 04.11.2021, 04:35:04
"Das würde mich freuen.", sagte Friedrich mit einem Nicken. Er hätte nicht damit gerechnet, dass seine recht spontane Antwort so hilfreich war. Im Endeffekt war es ihm egal, ob er als Mitautor genannt wurde oder nicht. Das war hier gar nicht sein Ziel. Der Professor kam aber schnell zum eigentlichen Thema zurück. Für ihn ging es hauptsächlich um die Forschung und den Fortschritt in Wirsche, was nicht überraschend war.
Dennoch war das ein guter Ansatz. "Sie direkt können vermutlich wirklich nicht viel bewirken.", gab er ehrlich zu. "Das war aber auch nicht der Grund dafür, sie aufzusuchen. Verzeiht meine direkten Worte aber ich möchte ehrlich sein. Wir brauchen ihre Hilfe, um zu Niklas Träge vorgelassen zu werden, mit ihm zu sprechen und ihn von unseren Plänen zu überzeugen." Damit war die Katze aus dem Sack.
Friedrich hoffte, dass es nicht an dem Selbstbewusstsein des Professors kratzte, dass eigentlich nicht er direkt das Ziel war. Wenn man böse dachte, könnte man meinen, sie würden ihn nur benutzen wollen. "Ihr seid eine wichtige Person hier in Freiburg. Euer Wort ist viel wert und deshalb brauchen wir ihre Hilfe. Tatsächlich seid ihr nicht die einzige Person, die wir angesprochen haben oder noch ansprechen werden."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 04.11.2021, 15:56:27
Louis unterstrich Erichs Worte mit heftigem Nicken. "In die Tat! Monsieur le professeur, wir wären 'öchst dankbar für Eure freundliesche Unterstützung. Naturellement wir werden auch andere um 'ilfe ersuchen, aber Eure Stimme mag die Ausschlag geben. Wie sagt doch die Sprieschwort? Die stete Tropfen bohrt eine Loch in die Stein!" schloss der Montaigner mit großartiger Geste.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 04.11.2021, 23:36:39
Der Professor schien überhaupt nicht in seiner Ehre gekränkt, dass Träge das eigentliche Ziel der drei Besucher war. Fast erleichtert antwortete er:
"Ah, um Niklas Träge geht es. Das ergibt natürlich mehr Sinn. Allerdings hat auch Träge nicht soviel Macht, wie Sie vielleicht denken. Aber, was ich manchmal selbst vergesse: Ich sitze tatsächlich im Rat von Freiburg. Wenn der Rat mit einer Mehrheit den Antrag stellt, gegen Wirsche vorzugehen, dann wird es schwer für Träge, sich dem zu entziehen.
Doch, um ehrlich zu sein: Die Wissenschaft sitzt mit im Rat, damit man sich damit rühmen kann, auch diese Palette abzudecken. Mein Ansehen bei den anderen Ratsmitgliedern, was politischen Einfluss betrifft, ist nicht gerade hoch. Was ich damit sagen möchte: Wenn ich den Vorschlag zur Abstimmung bringe, gegen Wirsche vorzugehen, werde ich niemanden überzeugen können. Ohnehin werden sich alle fragen, warum die Wissenschaft sich plötzlich um solche Dinge kümmert.

Aber, wenn jemand anderes den Punkt zur Abstimmung bringt, dann verspreche ich euch, ich werde in eurem Sinne votieren."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 08.11.2021, 16:12:49
"Es ist uns schon einmal viel geholfen wenn Ihr zur rechten Zeit die Hand hebt und unser Anliegen unterstütz. Aber vielleicht könnt Ihr uns auch direkt jetzt schon etwas weiter helfen. Wir sind für jeden Rat offen. Vielleicht könnt Ihr uns noch eine Empfehlung geben an wen und vor allem wie wir uns an denjenigen am besten wenden sollen", bricht Erich dann plötzlich sein Schweigen und mischt sich nun doch auch noch in das Gespräch ein.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 10.11.2021, 00:17:34
Weierstraß dachte eine Weile nach und schien dann tatsächlich einen Einfall zu haben.
"Ich habe zu den meisten anderen Ratsmitgliedern keine enge Verbindung. Aber es ist ein offenes Geheimnis in der Stadt, dass die atabische Handelskompanie sich neuerdings recht aggressiv in der Stadt zu etablieren versucht. Man spricht sogar von Sklavenhandel, wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass das in Freiburg geduldet würde.
Ich bin mir aber sicher, dass meine Ratskollegin Schröder, die das gleichnamige Handelshaus führt, einiges Interesse daran hätte, diese Piraten aus der Stadt herauszuhalten oder ihnen zumindest ein paar Steine in den Weg zu legen. Und ich kann mir vorstellen, dass auch Schmidt und Weber eine ähnliche Einstellung haben."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 10.11.2021, 09:44:18
"Excellente, mon cher Professeur!" meinte Louis erfreut. "Iesch denke, wir werden diese Madame Schroderre aufsuchen und uns auch mit diese Schmied und diese Weberre unter'alten." Bei dem Wort "Sklaverei" hatte der Musketier eine Augenbraue bedrohlich nach oben gezogen. Nun trug er einen recht grimmigen Ausdruck zur Schau, wobei seine Augen sichtlich vor Unternehmungslust blitzten. "Mir scheint, es gibt 'ier einige Dinge zu tun, mes amis" wandte er sich an Friedrich und Erich.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 11.11.2021, 05:11:46
Wieder einmal war Friedrich froh darüber, dass Erich und Louis bei ihm waren und ihn unterstützten. Es schien, als wäre der Professor durchaus geneigt dazu, für ihren Vorschlag zu stimmen. Zwar bezweifelte er, dass er selbst sehr viel ausrichten könne, aber wenn jemand anderes den Vorschlag machte, Wirsche zu bekämpfen, würde er dafür stimmen. "Mehr erwarten wir nicht. Ich... wir danken ihnen."
Damit nicht genug. Weierstraß half ihnen sogar weiter und erklärte, wie sie weitere Verbündete gewinnen konnten. Die atabische Handelskompanie also. Zu aggressiv und vielleicht sogar in Sklavenhandel verwickelt. Das hörte sich für Friedrich ohnehin nach etwas an, was er sich gerne näher ansehen würde. "Danke noch einmal. Sie helfen uns sehr weiter."
Er nickte dankbar und wandte sich an Louis. "Ja, lasst uns keine Zeit vergeuden und sofort weitermachen." Er sah kurz zu Erich hinüber, ob er noch irgendetwas erledigen wollte und machte sich dann auf den Weg.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 11.11.2021, 09:12:55
Als Friedrich kurz zu Erich rüber schaute konnte er sofort erkennen das dieser sich gerade wohl sehr zusammenreisen musste als er die Worte Sklaverei hörte. Es glich ja schon fast einem Wunder das Erich nicht sofort wutentbrannt und mit erhobenem Schwert losgestürmt ist. Für Fridrich war es dann auch nicht sehr verwunderlich das Erich aufstand und nur kurz und knapp sagte "Lasst uns gehen. Ich Glaube hier haben wir genug an Informationen erhalten"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 18.11.2021, 22:37:06
Die drei Gefährten hatten bei Professor Weierstraß alles erreicht, was sie sich erhofft hatten, und so verabschiedeten sie sich nun und ließen den Gelehrten weiter über seine komplexen Folgen grübeln: Wenn es im Rat zu einer Abstimmung kommen würde, war Weierstraß auf ihrer Seite, und zusätzlich hatten sie noch einen Hinweis erhalten, wie sie andere Mitglieder des Rates vielleicht von ihrer Sache überzeugen konnten.

Der Tag war nun ohnehin schon fortgeschritten, und so begaben die drei sich ohne weitere Besuche oder Erkundigungen zurück zu ihrem Gasthaus. Nach einem kurzen Nachtmahl zog sich jeder der drei zurück; niemand hatte heute mehr ein großes Bedürfnis nach einem geselligen Abend. Insbesondere Erich wollte auch für den kommenden Tag ausgeruht sein.

Am nächsten Morgen lag die Erwartung des großen Turniers überall in der Luft. Schon beim Frühstück schnappte Erich von den umliegenden Tischen Gesprächsfetzen auf, in denen die Chancen der Teilnehmer diskutiert wurden - auch wenn niemand wusste, dass auch Erich bei dem Turnier mitkämpfen würde.
Es war noch viel Zeit bis zum Beginn des Turniers, als die drei Männer das Gasthaus verließen, denn Erich wollte rechtzeitig zur Auslosung dort sein, um noch die Möglichkeit nutzen zu können, seinen Kontrahenten zu beobachten; doch bereits zu dieser Stunde war ein Menschenstrom er erkennen, der auf die große Arena zuzufließen schien.

Hannah und Jelena dagegen waren mit Baron Tristan im Gasthaus geblieben; keine von ihnen hatte ein ausgesprochenes Faible für solch möglicherweise blutigen Turniere, und der Baron wollte nicht riskieren, in dem Trubel womöglich erkannt zu werden.

Louis, Friedrich und Erich erreichten schließlich die Arena, vor der sich bereits eine üppige Menschenmenge gebildet hatte, die darauf wartete, endlich eingelassen zu werden. Für die Teilnehmer, so fanden sie schnell heraus, gab es einen eigenen Zugang am andern Ende des Baus, der streng bewacht wurde. Da jeder Kämpfer bis zu zwei Betreuer mitbringen durfte, konnten auch Louis und Friedrich durch den Seiteneingang das innere betreten. Nach einem kurzen Weg durch die Katakomben unterhalb der Tribüne erreichten die drei schließlich den Kampfplatz im Innenraum, und ein durchaus beeindruckender Anblick bot sich ihnen.

Auch wenn jemand von ihnen schon einmal ein vergleichbares Amphitheater besucht hatte, so war der Blick von den Zuschauertribünen doch etwas anderes als das, was sich ihnen jetzt bot. Der Platz in der Mitte war rundum von Tribünen umringt, die sich scheinbar endlos in die Höhe streckten - nun, sicherlich nicht endlos, doch Friedrich überschlug im Kopf die Anzahl der Menschen, die hier wohl Platz finden würden, und kam auf eine Zahl, die ihm beinahe die Sprache verschlug: An die 100.000 Besucher würden wohl in dieses Theater passen.

Auf dem sandigen Kampfplatz hatten sich bereits etwa drei Dutzend Kämpfer und ihre Begleiter versammelt, und auch hinter Erich betraten weitere die Arena. Die meisten blieben mit ihren Betreuern für sich, und die Größe des Platzes erlaubte es jedem, sich in Ruhe vorzubereiten. Die Teilnehmer ergaben eine bunte Mischung: Es waren offenbar erfahrene Kämpfer dabei, aber auch junge Burschen, die sich erst noch die Hörner abstoßen mussten, und etliche Glücksritter, die wohl einfach hofften, durch die Auslosung der Waffen eine Chance zu haben. Auch einige Frauen befanden sich unter den Teilnehmern, wenn auch der ungleich überwiegende Teil Männer waren. Erich beobachtete die Konkurrenz eine Weile und kam zu dem Schluss, dass ein Drittel der Teilnehmer wohl kaum eine ernsthafte Hürde für ihn darstellen würden. Etwa ein Dutzend schätzte er als ernsthafte Konkurrenten auf Augenhöhe ein, gegen die er sich allerdings dennoch Chancen ausrechnete. Eine gute Handvoll der Teilnehmer jedoch beeindruckte ihn; es war für seine geschulten Augen schnell klar, dass diese wohl den Titel unter sich ausmachen würden. Musste er gegen einen von ihnen antreten, benötigte er schon eine ganze Menge Glück, um die nächste Runde zu erreichen.

59 Männer und Frauen waren es schließlich, die nacheinander aufgerufen wurden, um ihre Anwesenheit zu bekunden. Für jeden Namen, der verlesen wurde, ließ ein in weiße Roben gekleideter Schiedsrichter einen Zettel in eine Urne fallen, aus der gleich die Begegnungen ausgelost werden würden. All das geschah an einer Art Altar - ein besseres Wort fiel den dreien nicht ein, der etwas erhöht zwischen den unteren Zuschauerreihen stand und den Kampfplatz überblickte. Auch Erich erwiderte die Bestätigung, als sein Name fiel, und sah, wie der Zettel mit seinem Namen in der Urne verschwand. Ein Name nach dem anderen wurde abgehakt, bis zum Schluss nur noch einer übrig war. Gespannt erwarteten die Versammelten den Beginn der Auslosung, als der Richter den Namen verließ: "Heinrich Dray!"

Sofort ging ein Raunen durch die Menge, dann wurde es still. Konnte das wirklich sein? Auch Friedrich und Erich kannten natürlich diesen Namen: es war der Kommandant der Eisengarde in Wirsche, und - so pfiffen es die Spatzen von den Dächern - Roswitha von Wirsches Liebhaber.
Tatsächlich erhob sich nun ein bisher von den wenigsten beachteter Mann, der ohne Begleitung reglos abseits gesessen hatte, zog die Kapuze vom Kopf und rief laut: "Anwesend!"
Auch der letzte Zettel verschwand in der Urne, doch noch immer sahen sich die Männer und Frauen in der Arena gegenseitig ungläubig an.
Was wollte Dray hier in Freiburg? Und wieso trat er bei diesem Turnier an? Doch auch ein wenig Furcht war in den Augen des einen oder anderen zu erkennen, womöglich auf ihn als Gegner zu stoßen. Ein Kommandant der Eisengarde war ein Kaliber, mit dem niemand sich wirklich anlegen wollte.

Doch die Offiziellen ließen sich nicht beirren, und die Auslosung startete schnell und schritt noch schneller voran. Ein Name nach dem anderen wurde gezogen, verlesen und die Paarungen gebildet; außerdem wurden die Waffen mithilfe einer weiteren Urne zugelost. Erich atmete erleichtert aus, als Heinrich Dray einem der anderen Kämpfer zugelost wurde, und wenig später war es soweit: Sein Gegner hieß Alexander Taubner, und wenn Erich nicht arg getäuscht wurde, war dies ein leichtes Los für die erste Runde. Als Waffen erhielten sowohl er als auch sein Gegner ein Kurzschwert sowie einen kleinen Rundschild, doch Erich war zuversichtlich, dass er diesen Mann notfalls auch mit bloßen Händen würde besiegen können.

Eine Stunde Vorbereitungszeit hatten die 54 Kämpfer nun, die in der ersten Runde antreten mussten (fünf hatten ein Freilos erhalten), während nun die Zuschauer in die Arena eingelassen wurden und begannen, die Tribünen zu füllen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 18.11.2021, 22:43:32
Katharina Eisfeld hatte weiter oben auf der Tribüne gestanden und aus einer geschützten Position die Registrierung der Kämpfer und die Auslosung beobachtet. Es war gar nicht so schwer gewesen, sich in die Arena einzuschleichen, und ein wenig wunderte sie sich darüber, dass sie scheinbar die einzige war, die schon hier oben auf der Tribüne wartete. Doch schließlich hatte sie auch einen Grund: Sie hatte versucht, jedes Detail der Zeremonie auf Unregelmäßigkeiten hin zu beobachten - doch zu ihrer Enttäuschung war ihr nichts aufgefallen. Andererseits fiel die Enttäuschung auch nicht zu groß aus. Wenn die Manipulation, die sie vermutete, so plump ausfallen würde, dann wäre es fast eine Beleidigung gewesen, sie dafür herzuschicken.

So musste sie weiter forschen, und sie hielt die Arena weiterhin im Auge, während sich nun die Menschenmassen um sie herum in die Ränge ergossen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 19.11.2021, 11:23:17
Erich war froh als sie alle drei dann endlich in der Arena waren, die großen Menschenmengen und das Gedränge war ihm nicht ganz so recht. Auch das Getuschel und Getratsche am frühen morgen der anderen Gäste machte ihn eher etwas nervös und nervte ihn. Als sie die Arena dann betraten war Erich doch sichtlich beeindruckt aufgrund der Größe, aber irgendwie hatte es doch wieder etwas von Heimatgefühlen. Sofort als er den sandigen Boden betrat und die anderen Kämpfer sah erinnerte er sich wieder an die Zeiten seiner Ausbildung zurück und vor allem die vielen Stunden die er auf dem Trainingsplatz verbracht hatte. Klar war der Platz bei weitem nicht so groß, aber vom Grundaufbau ähnelten sich solche Plätze doch alle irgendwie.

Als dann der Name Heinrich Dray fiel war Erich nicht minder verwundert. Es machte ihm sichtlich sorgen das Wirsche hier ihre Finger im Spiel hatte. Das konnte nichts gutes bedeuten wenn sie ihren vermeintlich besten Kämpfer hier her sendete.

Er blicke seine beiden Begleiter an "Nun gut. Das haben wir wohl alle nicht erwartet das Dray hier auftaucht. Das bedeutet aber auch das Wirsche wohl etwas im Schilde führt. Jetzt ist nur die Frage welche Taktik wir hier nun einschlagen wollen. Wir wollten das Turnier nutzen um gewisse Personen auf uns aufmerksam zu machen. Einen Großteil der Kämpfer dürften vermutlich keine große Herausforderung darstellen. Jedoch gibt es hier doch den ein oder anderen den ich als sehr fähigen Kämpfer einschätzen würde. Das könnte durchaus ein sehr spannendes Turnier werden und wohl vermutlich nicht nur ein lockerer Übungskampf. Ich würde versuchen am Anfang meine Kräfte zu schonen, doch wenn ich zu nachlässig kämpfe dann wir es uns bestimmt nicht gelingen Aufmerksamkeit zu erlangen. Also was meint Ihr? Wie sollte ich vorgehen. Meinen ersten Gegner könnte ich vermutlich mit einem einzigen Streich niederstrecken, ich könnte mich aber auch zurück halten und Kraft sparen und meine wahre Stärke noch etwas verheimlichen. Ich bin nicht unbedingt so der Taktiker in solchen Situationen. Daher wäre ich um Euren Rat dankbar. Was meint Ihr? Zusehen möglichst schnell und hart vorgehen in der Hoffnung möglichst weit in den Runden voran zu kommen, um dann gegen Ende mehr Aufmerksamkeit zu erlangen? Könnte aber auch dazu führen das ich vielleicht zu früh die Aufmerksamkeit von den falschen Personen auf mich lenke und vielleicht den Taktischen Vorteil der Überraschung aufgebe."

Noch während er mit seinen Freunden sprach schwang er immer mal wieder das Kurzschwert um sich an die leichte Klinge zu gewöhnen. Dabei prüfte er den Zustand des Schwertes und des Schildes um zu sehen in welchem Zustand beide waren. Zum Glück war er als ausgebildeter Krieger damals in vielen unterschiedlichen Waffen trainiert worden, somit hatte er jetzt nicht zu große Nachteile. Sein großes schweres Schwert wäre ihm zwar lieber gewesen aber das sollte bei dem Gegner den er vor sich hatte nun nicht zum Nachteil sein.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 19.11.2021, 13:08:22
Louis war nach dem erfolgreichen Intermezzo bei dem Gelehrten recht guter Dinge. Der Musketier schien die eher aus Vodacce denn aus Montaigne bekannte Kunst zu beherrschen, den Rest des Tages unbelastet von dem bevorstehenden Turnier zu genießen, gleichviel, was davon abhängen würde. Dementsprechend erschien er am nächsten Morgen in aller Frische beim Frühstück und verabschiedete sich leutselig vom Baron und den beiden Damen der kleinen Reisegesellschaft – von letzteren beiden wieder einmal in formvollendeter Manier mit einem Handkuss für jede. Auch den Trubel vor dem großen Spektakel schien er regelrecht zu genießen. Von der Größe der Arena schien er zwar beeindruckt, doch hätte er sich wohl lieber die Zunge abgebissen, als zuzugeben, dass er in seiner Heimat auch noch keine größere gesehen hatte.

Den Kämpfern, die Erichs potentielle Gegner sein würden, widmete er sich indes mit großer Akribie, indem er jeden mit langen Blicken unter die Lupe nahm, bei diversen abfällig die Mundwinkel verzog, bei einigen weiteren gedankenvoll an seinem Bärtchen zog und bei den wahrscheinlichsten Anwärtern auf den Sieg ein wenig sorgenvoll die Brauen zusammenzog. Heinrich Drays Name schien ihm wenig zu sagen, weshalb er sich erklären lassen musste, wer und was der Mann genau war. "Ah," brummte er und kniff die Augen zusammen, "Es scheint mir offensieschtliesch, dass Madame Wirsche Interessen nachläuft, welsche wohl dünkler Natur sein werden, wenn sie ihre persönliesche Wach'und 'ier'er schieckt. Wir müssen die Augen offen'alten, mes amis!"

Von diesem Problem durch die unmittelbaren Ereignisse abgelenkt, beobachtete er Erichs Gegner eine Zeitlang, bis er eine Einschätzung gewonnen hatte, wie stark oder schwach dieser war. "Wenn Ihr meine Rat wollt, monsieur Éric", so würde iesch danach trachten, noch niescht zuviel von Eurer Kunst preiszugeben. Es gibt 'ier siescherliesch auch einige andere, die Augen in ihrem Kopf 'aben, n'est-ce pas? Besser, sie unterschätzen Euch." Dann fuhr er begleitet von einigen erklärenden Gesten fort: "Mir scheint, diese monsieur Taubenerre iest keine große Gegner, und er weiß dies auch. Ihr könntet versuchen, ihn zu eine allzu unvorsieschtige Attacke zu verleiten, in die 'offnung, Euch mit eine glückliesche Treffer niederzustrecken. Täuscht eine Stolpern vor, eine Chance, die er zu nutzen versucht, trefft ihn, wenn er darauf 'ereinfällt – so, und dann so – et voilà, es wird aussehen, als ob Ihr einfach mehr Glück 'attet als er. So 'abt Ihr für die kommende Kämpfe noch eine carte in die 'emd!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 20.11.2021, 13:16:58
Da war sie nun, der erste Schritt auf dieser für sie so wichtigen Mission war erledigt. Von dieser Position aus war sie versteckt genug das sie vermutlich niemand entdecken würde; aber zugleich hatte sie einen tollen Ausblick auf die Arena, deren Kämpfer, und vor allem auch auf den Tisch an dem die Auslosung stattfindet. Die Registrierung schien ja ordentlich ab zu laufen, dort waren aus dieser Entfernung im Moment keine Manipulationen fest zu stellen. Bei dem ein oder anderen Name der dort aufgerufen wurde musste sie jedoch innerlich lachen das ausgerechnet dieser Schwächling sich hier meldete, da es Stadtbekannt war das der ein oder andere von denen ja noch nicht einmal wusste wo das scharfe Ende einer Waffe war. Aber zu dem Thema Waffen hatte Katharina ja sowieso ihre eigene Meinung. Viele der Namen kannte sie nicht da diese vermutlich von außerhalb der Stadt kamen. Der ein oder andere Name war ihr zwar aus Gerüchten und dem üblichen Kneipenfachwissen bekannt, aber sie selbst kannte sie nur vom Hörensagen. Den einzigen Namen der sie aufhören ließ war Heinrich Dray; aber wer kannte ihn nicht. Den Gerüchten zufolge soll er ein sehr guter Kämpfer sein und wohl mit dieser Kriegstreiberin Wirsche zusammen zu arbeiten, aber genaueres wusste Katharina auch noch nicht. Es war ihr nur klar das dies bestimmt eine Person sein würde die sie im Auge behalten sollte.

Als sich die Ränge so allmählich immer mehr füllten, nutze sie die Gelegenheit um in der Menge unter zu tauchen und sich einen Platz näher am Tisch der Auslosung zu suchen. Sie erhoffte sich von dort aus vielleicht irgend etwas besser sehen zu können was darauf hinwies das an den Zetteln etwas manipuliert wurde, oder das einer der Richter irgendwie Einfluss auf die Zulosung nehmen könnte. Jetzt hieß es aber erst einmal Geduld zu bewahren und sich das Schauspiel an zu sehen. Sie musste sich versuchen auf jedes noch so kleine Detail zu konzentrieren was auf Unstimmigkeiten hindeuten könnte. Egal ob das nun am Tisch der Auslosung war, oder direkt auf dem Kampfplatz. Wer weiß vielleicht nutze ja einer der Teilnehmer unerlaubte Hilfsmittel oder versuchte auf andere Art und Weise am Verlauf des Kampfes etwas zu manipulieren. Das Einzige was sie bisher wusste, war das es jetzt noch viel früh war um schon Rückschlüsse führen zu können. Und es war für sie einfach viel zu wichtig das sie die richtigen Entscheidungen traf, denn davon würde ihre weitere Zukunft abhängen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 20.11.2021, 13:29:44
Erich war froh das Louis bei ihm war. Dieser leicht verrückte Kerl schaffte es doch immer wieder das Erich über ihn lachen musste. Sein schauspielerisches Talent war einfach hervorragend. Aber trotz alle dem wusste er auch das Louis ein guter Kämpfer war der wusste von was er da redete und nicht nur einen auf Hofnarr machte.

"Danke für deine Ratschläge Louis. Ich werde es auf jeden Fall nicht ganz so dramatisch machen, aber sei gewiss, ich weiß wie man es aussehen lässt das der Gegner eine Chance hätte, und das man einen Fehler gemacht habe. Ich werde mich wie du selbst auch sagst am Anfang wohl deutlich zurück halten und meine Kräfte schonen. Aber trotz allem werde ich Eure Hilfe brauchen. Ihr müsst meine Augen und Ohren sein. Ich muss mich auf die Kämpfe konzentrieren und darf mir dort keine Fehler erlauben. Ihr beide jedoch könnt Euch auf das Umfeld und die anderen Kämpfer konzentrieren und schauen ob Ihr bei diesen eine Schwäche erkennen könnt die ich später vielleicht ausnutzen kann, oder wenn Ihr eine besondere Taktik oder Stärke feststellt dann kann ich mich auf diese vielleicht auch einstellen. Wichtig wird es wohl sein das wir möglichst lange im Turnier bleiben, denn nur so können wir bei den richtigen Personen Aufmerksamkeit erlangen, in der Hoffnung das diese dann später ein offenes Ohr für unser Anliegen haben werden."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 26.11.2021, 09:17:35
Die erste Stunde der Vorbereitung war schneller rum als gedacht. Noch kurz vor dem Kampf meinte Erich zu seinen Freunden "Die Handvoll an Kämpfer schätze ich als am gefährlichsten ein" er deute dabei kurz auf die besagten Kämpfer und Kämpferinnen "Das Dutzend dort drüben, sollten wir auch im Auge behalten, die könnten eine Herausforderung werden" erneut zeige er seinen Freunden mit kuren Handzeichen welche Personen er nun im Auge hatte. "Den Rest der Beteiligten können wir wohl außer acht lassen"

Dann machte er sich bereit für seinen ersten bevorstehenden Kampf. Er ließ den Gegner auf sich zukommen und versuchte dafür zu sorgen das dieser immer wieder mit kräftigen Angriffen auf Erich einschlug. Jedes mal ließ es Erich nach Möglichkeit so aussehen das er es gerade noch so schaffte seinen Schild hoch zu ziehen um den Angriff im letzten Moment abwehren zu können. Erich selbst versuchte seine Schläge möglichst kräfteschonend zu platzieren, aber trotzdem immer wieder empfindliche Stellen zu treffen. Somit wollte er den Gegner Stück für Stück mürbe machen bevor er ihm dann selbst mit scheinbar letzter Kraft einen finalen Treffer versetzte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 29.11.2021, 16:13:00
Die erste Turnierrunde stellte für Erich keine größere Anstrengung dar; zu weit unterlegen war sein Gegner ihm, und selbst ob seiner Zurückhaltung war der Kampf nach wenigen Schlägen ausgefochten. Bei vielen der Duelle lief es ähnlich, denn keiner der von Erich als kampfstärksten eingeschätzten Teilnehmer war gegeneinander gelost worden. Es ergaben sich zwar einige wenige spannende Duelle, doch in fast allen Fällen setzten sich diejenigen Streiter durch, die Erich zu den Favoriten gezählt hätte.

Louis hatte einen sehr klaren Kampf erwischt, doch trotz der wenigen Aktionen, die er beobachten konnte, hatte er doch auch schnell etliche Schwächen beim Sieger, einem Mann namens Glockner, erkannt. Friedrich hingegen hatte sich eine Kämpferin ausgesucht, die Erich zu den Starken im Feld zählte; sie hieß Binz und hatte ebenfalls keinerlei Probleme mit ihrem Gegenüber.[1]

Nachdem die Runde beendet war und alle Ergebnisse verlesen worden waren, erfolgte auch sofort die Auslosung für Runde 2, in der Erich auf einen Gegner traf, den er nicht wirklich einschätzen konnte; der Mann war einer der letzten gewesen, die die Arena betreten hatten, und Erich hatte ihn daher nicht bereits beim Warmmachen beobachtet. Auch diesmal kam es noch zu keinem Favoritenduell, und so würde das Feld langsam aber sicher stärker werden - was mit fortschreitenden Runden natürlich auch zu erwarten war.
 1. Friedrich, du kannst gerne noch würfeln.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 30.11.2021, 16:56:45
Die erste runde war überstanden und stellte für Erich eigentlich auch nur ein besseres Aufwärmtraining dar, da der Gegner einfach viel zu schwach war. Es war für Erich in dem Fall sogar fast schon unmöglich sich so schlecht an zu stellen das der Gegner danach aussehen könnte das er eine Chance gehabt hätte.

Kurz bevor die nächste Runde dann ausgelost wurde nutze Erich die Gelegenheit um sich mit seinen Freunden aus zu tauschen und zu erfahren was die beiden bei den potenziellen Gegnern in Erfahrung bringen konnten "Wie sieht es aus? Konntet Ihr Euch schon ein paar Gegner näher ansehen? Vielleicht sollte sich auch einer von Euch beiden mal diesen Heinrich Dray ansehen. Es kann bestimmt nicht schaden wenn wir den ein wenig im Auge behalten."

Als die neue Runde ausgelost wurde schaute sich Erich nach seinem Gegner um "Mist, den hatte ich bisher noch nicht so wirklich beobachten können. Mal sehen wie gut er ist. Ich sollte diesmal wohl nicht so leichtfertig sein wie in der ersten Runde. Naja wenigstens ist es der Speer geworden, den Dreizack mag ich irgendwie nicht so. Das Schwert wäre mir aber am liebsten gewesen."

Nachdem dann die zweite Runde eingeläutet wurde näherte sich Erich seinem Gegner und versuchte diesen ebenfalls aus der Reserve zu locken in dem er ihm ein paar offene Lücken in seiner Parade anbot. Ganz schnell merkte Erich jedoch das er dieses Spiel mit seinem Gegner nicht treiben sollte, denn der schien wohl zu wissen was er macht, und hatte wohl nicht zum ersten mal einen Dreizack in der Hand. Erich musste oftmals all sein Können aufwenden um nicht ernsthaft getroffen zu werden. Es war ein Kampf der hätte ganz schnell zu Ungunsten von Erich ausgehen können. Doch mit etwas Glück, und wohl auch Dank seiner guten Ausbildung konnte Erich das Blatt doch noch zu seinen Gunsten wenden und seinen Gegner knapp besiegen. Erich war froh das er dieses Duell gewinnen konnte, musste aber erst einmal tief Luft holen und sich etwas erholen, da der Kampf doch wesentlich anstrengender war wie zu Anfang vermutet.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 02.12.2021, 23:48:28
Sechzehn Kämpferinnen und Kämpfer waren nun noch im Turnier vertreten, und die meisten der leichteren Gegner waren inzwischen ausgeschieden, so dass Erich in jedem Kampf mit einer harten Gegenwehr rechnen musste. Im Achtelfinale würden endlich einige der stärkeren Teilnehmer antreten, und auch dem Publikum merkte man die gesteigerte Vorfreude und Spannung an. Diesmal gab es eine etwas längere Pause, und Louis vermutete, dass damit vor allem verhindert werden sollte, dass das Turnier allzu schnell vorüber war - schließlich liefen Verkäufer von kleineren Leckereien überall durch die Zuschauerränge und hatten ebenfalls ein großes Interesse, am Erfolg der Veranstaltung teilzuhaben.

Die Auslosung wurde nun schon etwas mehr ausgeschmückt, und bei jedem Namen, der gezogen wurde, gab es eine kurze Zusammenfassung der bisherigen beiden Runden, die überstanden worden waren. Um die nachfolgenden, interessantere Kämpfe versprechenden Begegnungen, für das Publikum noch besser verfolgbar zu machen, würden nun hintereinander jeweils nur vier Duelle parallel stattfinden. Drei der von Louis und Friedrich beobachteten Teilnehmer - Heinrich Dray, Amelia Binz und Jacques le Baton, ein Landsmann Louis' - traten gleich zu Beginn an, ebenso wie Erich. Allerdings war Erichs Gegner keiner der dreien, sondern die zweite verbliebene Frau im Feld, Anna Schmalzriedt.[1]

In den zweiten vier Begegnungen trat noch Glockner an, ansonsten sagten die Namen weder Erich, noch Louis oder Friedrich etwas.

Katharina hatte auf der Tribüne allerdings auf andere Dinge geachtet als die drei, und auch wenn sie bisher keine Beweise hatte sammeln können, kam es ihr doch langsam verdächtig vor, wie einer der Teilnehmer, den sie nicht unbedingt zu den Stärksten zählen würde, in jeder Runde immer wieder den schwächsten im Turnier verbliebenen Gegner zu erwischen schien. Das konnte zumindest der Ansatz einer Spur sein, auch wenn der Mann, Fridjoff Ratjoff war sein Name, dennoch kaum Aussichten haben konnte, das Turnier zu gewinnen.
 1. Die drei genannten treten jeweils gegen neue Gegner an; in dieser Runde könnt ihr also insgesamt 4 Duelle beobachten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 08.12.2021, 10:38:16
Nun wurde es Zeit die Taktik zu ändern. Wenn Erich jetzt noch weiterkommen wollte, dann wusste er genau das nun Schluß sein musste mit den Spielchen. Seine Gegnerin machte einen ernst zu nehmenden Eindruck, hier sollte Erich vorsichtig sein, sonst würde er in diesem Kampf vermutlich unterliegen. Das er dann ausgerechnet auch noch Dreizack und Netz zugelost bekommen hatte, machte seine Laune nicht unbedingt besser.

Entschlossen und festen Schrittes ging er dann auf seine Gegnerin zu. Kurz vor Ihr blieb er dann stehen und baute sich zu voller Größe auf und schwang bedrohlich mit dem Netz in der einen Hand, während er den Dreizack fest in der anderen hielt. Er fixierte seine Gegnerin mit den Augen und wartete so lange bis diese die Geduld verlor und zum Angriff überging. Dem ersten Angriff wich Erich noch geschickt aus, doch dann begann seine Gegnerin immer mehr die Oberhand zu gewinnen und Erich in arge Bedrängnis zu bringen. Trotz seiner Größe und seiner Stärke hatte Erich große Mühen die Angriffe seiner Gegnerin zu parieren. Er selbst schaffte es auch nicht wirklich das Netz anbringen zu können um so einen Vorteil zu erhalten. Erst im letzten Moment kurz vor dem Kampfende schaffte es Erich das Netz um die Füße seiner Gegnerin zu schlingen und sie mit einem kräftigen Zug dann aus dem Gleichgewicht und zu Fall zu bringen. Mit letzter Mühe schaffte es Erich gerade noch so mit dem Dreizack den Waffenarm seiner Gegnerin auf dem Boden zu fixieren so das sie nicht mehr nach dem Speer greifen konnte.
Als der Kampf dann beendet wurde und Erich zum Sieger erklärt wurde bot er seiner Gegnerin seine Hand an und half ihr wieder auf die Beine "Gut gekämpft" schnaufte er dann schwer und brachte seiner Gegnerin damit den nötigen Respekt entgegen den sie sich verdient hatte.

Danach kehrte er zu seinen Freunden zurück. "Uff, das war echt knapp. Dieser Kampf hat wirklich all mein Können gefordert. Die restlichen Kämpfe werden bestimmt nicht einfacher. Die anderen sind wirklich sehr gut. Habt Ihr zwei noch etwas bemerkt?", Erich schnaufte schwer und musste sich erst einmal auf eine der kleinen Banken setzten die am Rande der Arena für die einzelnen Kämpfer und deren Betreuer bereit standen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 09.12.2021, 15:27:33
Louis hatte den Kampf recht besorgt verfolgt. Während er sich zunächst mehr der Beobachtung anderer Duelle gewidmet hatte, weil er Erich dessen Gegnerin so weit an Kraft und Reichweite überlegen wähnte, dass ihm das Resultat dieser Paarung recht vorhersagbar schien, zeigten ihm gelegentliche Seitenblicke, dass der Eisenländer unerwartete Probleme bekam. Nach dem knappen Sieg zwirbelte er erleichtert seinen Schnurrbart und stimmte zu: "Bel et bien es war um 'aaresbreite, mon ami. Wir müssen scharf aufpassen, sonst seid Ihr schon in der nächsten Runde perdue!" Er machte sich daher eilends daran, Erich seine wichtigsten Beobachtungen zu anderen noch verbliebenen Kombattanten auseinanderzusetzen und ihm einige Finten zu zeigen, die wie er hoffte auch auf die relativ langsame Kampfart mit den hier üblichen Waffen übertragbar wären.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 12.12.2021, 20:23:15
In der Pause kurz vor dem Achtelfinale hatte Katharina eine Idee. Wenn es keine offensichtlich Merkmale einer Manipulation gibt, dann gibt es vielleicht jemanden der durch wetten auf diesen Ratjoff Geld verdienen möchte. Also nutze sie die Pause um sich die Beine zu vertreten und sich bei den wettständen mal etwas um zu hören ob es jemand gibt der auffällige summen auf diesen Ratjoff setzte. Sie hatte die Hoffnung so eine weitere Spur zu finden die ihr weiterhelfen konnte.

Kurz bevor die Kämpfe zum Achtelfinale begannen nahm sie wieder ihren Platz ein und betrachtete den Kampf von diesem Ratjoff mal etwas genauer um zu sehen ob er vielleicht irgendwelche Tricks anwendedete mit denen er seine Gegner besiegen konnte oder ob ihr etwas anderes auffällt was vielleicht direkt im Kampf nicht mit rechten Dingen zuging.

Danach legte sie wieder ihre volle Aufmerksamkeit auf die nächste Auslosung um zu sehen ob ihr diesmal vielleicht etwas auffallen würde. Bisher hatte sie nur ein bauchgefühl aber leider noch keine Beweise.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 15.12.2021, 17:12:08
Ratjoffs Kampf war im Achtelfinale wohl einer der am wenigsten hochklassigen gewesen, und die meisten Zuschauer konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf die vermeintlichen Favoriten. Während Heinrich Drays mit schierer Dominanz gewonnenen Kämpfe zwar Respekt, teilweise auch Ehrfurcht auslösten, der Mann aber in Freiburg durch sein Auftreten nur wenige Sympathien hinzugewinnen konnte (ausgehend von einem ohnehin schon niedrigen Niveau), erkämpfte sich Erich mit jeder Runde eine größer werdende Fangemeinde. Insbesondere die Art und Weise, wie er es in den letzten beiden Runden geschafft hatte, fast verloren geglaubte Kämpfe durch überraschende Aktionen im letzten Moment zu drehen und dadurch die Oberhand zu behalten, hatte ihm im Publikum etliche Sympathien gebracht.

Katharina jedoch achtete nicht so sehr auf die ohnehin dominanten Kämpfer, sondern beobachtete umso mehr den immer unwahrscheinlicher werdenden Siegeszug von Friedjof Ratjoff. Im Achtelfinale hatte er es nun mit einem Gegner zu tun, der von seiner Kampftechnik tatsächlich einer der schwächeren im Feld war, doch in dem Kampf einmal mehr über sich hinaus gewachsen war. Nach einem guten Start von Ratjoff wendete sich das Blatt im Laufe des Kampfes mehr und mehr, und eigentlich war zu erwarten, dass Ratjoff hier aus dem Turnier ausscheiden würde. Doch mehrere für Katharina nicht wirklich nachvollziehbare Entscheidungen des Schiedsrichters, der die Partie begleitete, sorgten schließlich doch noch für einen Sieg Ratjoffs. Zwei eigentlich klare Treffer seines Gegners wurden durch den Schiedsrichter annulliert, der jeweils einen Regelverstoß gesehen haben wollte - begleitet von heftigen Protesten des Unterlegenen. Doch selbst der Sieger schien völlig überrascht gewesen zu sein von seinem letztlichen Weiterkommen und hatte den Kampfplatz scheinbar bedröppelt verlassen.

Louis brauchte nur einen Moment, um zu bemerken, dass "schon" eine hübsche Übertreibung darstellte - schließlich waren nun nur noch acht Kämpfer im Turnier verblieben, unter ihnen Heinrich Dray. Ihn als Gegner wünschte sich niemand, und so war Erich ernstlich erleichtert, dass er dieser Begegnung noch einmal aus dem Weg gehen konnte und gegen einen Adligen namens von Webel gezogen wurde, der offenbar wie er eine Schwertkampfschule absolviert hatte. So trug es ihm jedenfalls Friedrich zu, der von Webel während der letzten Runde beobachtet hatte.[1] Und noch ein weiteres Mal hatte Erich Glück, denn diesmal bekam ER, im Gegensatz zu seinem Gegner, das Schwert als Waffe zugelost.

Ebenfalls erneut unverschämtes Glück, so beobachtete Katharina von ihrem Platz aus, hatte Fridjoff Ratjoff, der wohl den leichtesten Gegner für diese Runde erwischt hatte, und dazu ebenfalls mit dem Schwert antreten durfte.
 1. Hab ich jetzt so ausgewürfelt. Bitte Friedrich noch eine Probe auf das Beobachten - bei mindestens drei Erfolgen bekommt Erich einen Bonuswürfel für JEDE Runde des Kampfes
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 15.12.2021, 17:42:22
Kaum war die Auslosung beendet, startete auch schon das Viertelfinale. Ab jetzt wurde jede Partie einzeln und unter voller Aufmerksamkeit des Publikums ausgetragen, und das Los wollte es, dass Erich den ersten der Kämpfe bestreiten musste.

Diesmal wurde schnell deutlich, dass Erich, mit dem Vorteil des Schwertes, seinem Gegner nicht den Hauch einer Chance lassen würde. Wie deutlich und schnell er den Kampf für sich entscheiden würde, war nur davon abhängig, ob Erich sich absichtlich zurückhalten würde.

Die zweite Partie trug Heinrich Dray gegen Amelia Binz, die letzte weibliche Teilnehmerin des Turniers aus. Und diese startete furios und drängte den Befehlshaber von Wirsches Truppen sofort in die Defensive, konnte dabei einige gute Treffer landen. Dann jedoch schlug Dray zurück und revanchierte sich, woraufhin das Duell hin- und herwogte, ohne dass eine klare Tendenz sichtbar würde. Kurz vor Schluss jedoch, während jeder scheinbar nur auf den Fehler des Gegners lauerte, wagte Binz einen Ausfall und schaffte es, ihren Gegner völlig zu übertölpen, so dass er für einige Momente das Gleichgewicht verlor und mehrere Treffer kassierte. Wild versuchte er, in den letzten Sekunden des Kampfes noch zum Gegenschlag auszuholen, doch es war bereits zu spät. Unter dem ohrenbetäubenden Jubel des Publikums und zur absoluten Überraschung aller war das Turnier für Heinrich Dray beendet und er verließ ohne weiteren Gruß die Arena, während Amelia Binz noch eine ganze Weile den Jubel des Publikums über sich ergehen ließ, bevor schließlich mit einiger Verspätung die nächste Partie begann.[1]

Der Höhepunkt des Viertelfinals war nun sichtlich überschritten, denn das Publikum diskutierte weiter die sensationelle Niederlage Drays, so dass die weiteren Partien eher zur Nebensache wurden. Doch das hieß nicht, dass die Kämpfe weniger spannend oder hochklassig waren. Der Montaigner Le Baton versuchte tapfer, sich seinem Gegner Sägebrecht zu erwehren, doch letztlich gab wohl auch hier die Wahl der Waffe den Ausschlag: Es wurde schnell deutlich, dass der Eisen mit dem Schwert deutlich geschickter umgehen konnte als Le Baton mit dem Dreizack, und so endete der Kampf letztlich mit einer deutlichen Niederlage des Montaigners.

Das letzte Duell fand zwischen Ratjoff und Glockner statt, und auch hier war die Zulosung der Waffe ein deutlicher Vorteil für Erstgenannten, wie sich bald herausstellen würde. Zwar begann Glockner stark und überraschte seinen Gegner mehrmals mit dem Speer, doch je länger der Kampf dauerte, desto sicherer wurde Ratjoff, und mehr und mehr dominierte er den Kampf, so dass es zum Schluss eine klare Niederlage Glockners wurde. Diesmal, so erkannte auch Katharina, war kein Eingreifen des Schiedsrichter notwendig gewesen, um Ratjoff den Sieg zu bringen.

Vier Kämpfer waren nun noch im Turnier verblieben: Erich, der seine letzten Aufgabe lässig erledigt hatte; Amelia Binz, der neue Publikumsliebling; Walter Sägebrecht; und schließlich Fridjof Ratjoff.
 1. Für die Statistik: Die Runden endeten -2, +2, 0, -3, +1 Erfolge aus Sicht von Dray
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 16.12.2021, 17:02:18
Erich ging den Kampf stürmisch und kraftvoll an, da er seinen Gegner stärker eingeschätzt hatte wie dieser schlussendlich dann war. In den ersten Runden konnte sich Erich dadurch deutlich Vorteile erarbeiten, und sich gegen Schluss des Kampfes dann ein wenig schonen und das ohne seinen Sieg zu gefährden.

Das verschaffte ihm etwas Zeit und die Gelegenheit selbst Augenzeuge des Kampfes von Heinrich Dray und Amelia Binz zu werden. Der Ausgang überraschte Erich sichtlich. Es wunderte ihn dann doch schon das Dray sich geschlagen geben musste. Diese Amelia Binz war wirklich eine beeindruckende Kämpferin, aber Dray war zu mindestens nach seinem Ruf her dann doch noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Also hatte Binz entweder Glück oder der Ruf von Dray war besser wie sein wirkliches Können. Falls Erich dann auf Binz treffen sollte würde er dieses Rätsel bestimmt lösen können. Nur vom Zuschauen ist es manchmal nicht ganz so einfach einen Kampf richtig ein zu schätzen; doch wenn man den Gegner dann selbst vor der Klinge hat, dann hat man ein viel besseres Gefühl für die Stärken und Schwächen des Gegner.

Nun musste Erich sich aber wieder erst einmal auf sich selbst konzentrieren und sich regenerieren und fit machen für den nächsten Kampf. Erneut setzte er sich zu seinen Freunden um sich mit diesen aus zu tauschen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 26.12.2021, 16:37:43
Der Höhepunkt des Turniers lag nun nicht mehr weit entfernt, denn die nächste Runde war bereits das Halbfinale, und Erich war immer noch im Rennen. Sein Ziel, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hatte er ohne Zweifel bereits erreicht, doch sein Ehrgeiz war natürlich noch nicht gestillt. Auf Heinrich Dray würde er nun nicht mehr treffen, und es war nicht ganz klar, ob er sich darüber freuen oder doch enttäuscht sein sollte. Aus seiner Sicht war Dray immer noch der stärkste Teilnehmer des Turniers gewesen, und ohne die Leistung Amelia Binz' schmälern zu wollen, hatte er doch das Gefühl gehabt, dass Dray nicht alle seine Kampfkünste gezeigt hatte. Welchen Grund er allerdings gehabt haben sollte, sich zurückzuhalten, dafür hatten weder Erich noch seine beiden Freunde eine Erklärung.

Viel Zeit, um darüber nachzudenken, blieb ihm nicht, denn die Auslosung der nächsten Runde stand direkt bevor. Amelia Binz, Walter Sägebrecht und Fridjof Ratjoff kamen als Gegner für ihn in Frage, und bereits das erste Los bescherte ihm die Bezwingerin Drays als Gegnerin - mit der Unterstützung des Publikums konnte er wohl kaum rechnen, und auch das Los der Waffe erwies sich als unglücklich, da er mit dem Speer gegen seine schwerttragende Gegnerin antreten musste.
Auch in der zweiten Partie kämpfte Ratjoff wieder mit dem Schwert, während sein Gegner den Dreizack zugelost bekommen hatte.

Nun war es also soweit: Der Kampf gegen Binz wirkte wie das vorweggenommene Finale; und mit dem für ihn ungewohnten Speer würde dieses Duell mit Sicherheit kein Selbstläufer werden wie das Viertelfinale.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 13.01.2022, 13:07:25
Erich war sich bewusst das der nächste Kampf schon eigentlich so gut wie verloren war, denn gegen Binz hatte er eine sehr schwere Aufgabe. Sie war schließlich der Liebling des Publikum. Da konnte man sich eigentlich fast nur unbeliebt machen, oder eben verlieren.

Aber vielleicht war es genau diese fast unmögliche Herausforderung die Erich nun motivierte den Kampf auf zu nehmen. Er packte den Speer fest in der Hand und betrat entschlossen den Kampfplatz. Dort verharrte er einen Moment und schaute Binz tief und lange in die Augen. Dieser Blickkontakt schien fast eine Ewigkeit zu dauern bis sich dann Binz doch zuerst rührte und einen Angriff gegen Erich startete. Sofort war das Publikum auf Ihrer Seite und feuerte Sie an. Im ersten Angriffshagel von Binz konnte sich Erich nur mit Mühe und Not halten. Doch dann erinnerte er sich an die nützlichen Tipps von Louis und lockerte seine steife angespannte Haltung um den Kampf etwas lockerer und geschmeidiger an zu gehen. Die Änderung der Taktik schien Binz auch ein wenig aus dem Konzept zu bringen. So gelang es Erich Stück für Stück die Oberhand zu gewinnen. Doch der Kampf blieb spannend bis zum Ende. Erst kurz vor Ende der letzten Runde konnte Erich den entscheidenden Siegtreffer landen. Er schaffte es geschickt mit dem Speer eine Finte zu schlagen und Binz zu Fall zu bringen.

Als der Kampf mit diesem letzten Manöver dann zu seinen Gunsten ausgegangen war reichte Er Binz sofort die Hand und half ihr wieder auf die Beine zu kommen "Verdammt gut gekämpft" sagte er dann zu Ihr "Das Land braucht mehr so starke Frauen wie dich"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 16.01.2022, 10:55:45
Es war ein harter, aber fairer Kampf gewesen, der Erich ins Finale gebracht hatte; und das Publikum hatte zwar auf Binz' Seite gestanden, am Ende jedoch stehende Ovationen für beide Kämpfer gegeben. Als die Vorbereitungen für das zweite Halbfinale liefen, wurde Katharina auf den Rängen angespannter: Die Paarung lautete Sägebrecht gegen Ratjoff - würden sich Hinweise für eine erneute Manipulation finden?

Der Verdacht schien sich bereits zu bestätigen, als der Kampfrichter der Partie plötzlich auf den Boden kniete, sich vornüber beugte und sich erbrach - noch bevor die Partie überhaupt gestartet war. Ein Raunen ging durch das Publikum und Katharina war wohl die einzige in der Arena, deren Augen nicht auf den Kampfplatz gerichtet waren. Stattdessen glitten sie über das Publikum: Sie konnte sich nicht sicher sein, aber war dort nicht ein fetter Adliger, der zufrieden zu lächeln schien? Sie brachte sich in eine bessere Position, von der sie den Mann besser beobachten konnte, gleichzeitig einen guten Blick auf das Geschehen unten hatte.

Für Katharina wenig überraschend war es der Richter, der schon zuvor einige zweifelhafte Entscheidungen zugunsten von Ratjoff getroffen hatte, der nun den Kampf leitete. Dieser startete auch bereits und es wurde schnell deutlich, dass Ratjoff nur mit größter Mühe die Attacken seines Gegners parieren konnte. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis dieser die Defensive durchbrechen würde, und so kam es dann auch.
Ein greller Pfiff! - wieder war dem Schiedsrichter eine vermeintliche Regelwidrigkeit Sägebrechts aufgefallen (in einem Turnier, das eigentlich fast ohne Regeln bestritten werden sollte). Ein Murren lief durch die Zuschauerränge, doch der Kampf ging zunächst weiter; bald jedoch setzte Sägebrecht einen weiteren Treffer, und wieder brach der Schiedsrichter den Angriff ab.

Nun jedoch geschah etwas Seltsames. Fridjof Ratjoff selbst war es, der die Waffen zu Boden warf und begann, wütend auf den Schiedsrichter einzureden - auch wenn davon kaum etwas zu verstehen war, denn das Publikum schrie und gestikulierte nun wild. Ratjoff schien deutlich unzufrieden zu sein und nach einem Wortgefecht ging er schließlich zu seinem Gegner und reichte ihm die Hand - er gab auf!

Ein verwundertes Gemurmel erhob sich überall in der Arena, als die Zuschauer versuchten, das gerade geschehene einzuordnen, doch Katharinas Augen waren auf den fetten Adligen fixiert. Dieser schien aus allen Wolken zu fallen und schimpfte und gestikulierte wie ein Wahnsinniger. Offenbar war er überhaupt nicht einverstanden mit dem, was gerade passiert war.

Erich, Friedrich und Louis wiederum hatten das Ganze von ihrem Platz am Rande der Arena aus beobachtet. Dass Sägebrecht der Gegner Erichs im Finale sein würde, hatten die drei bereits nach den ersten Schlägen erwartet. Wie sich der Kampf dann entwickelte, war allerdings voll und ganz überraschend gewesen. Dennoch waren die drei zu fokussiert auf dem Finale, um sich größere Gedanken dazu zu machen. Sie wussten nun endgültig, wer Erichs Gegner sein würde, und hatten nun erst einmal eine Stunde Zeit zur Vorbereitung, denn bis zum großen Finale würde es eine Pause geben.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 16.01.2022, 11:17:13
Es war Mittag gewesen, als Werner Jagemann nach wochenlanger Reise endlich die Mauern Freiburgs vor sich erblickte - und es war ein beeindruckender Anblick, gerade für einen Mann, der um Städte sonst eher einen Bogen machte. Er war in den vergangenen Wochen durch Hainzl und Sieger gereist, doch diese Städte waren nichts gegenüber der kreisrunden Metropole, die dort vor ihm lag. Er war gespannt, was ihn dort erwartete und ob seine Sorgen dort mehr Gehör finden würden als in seiner Heimat Wirsche. Überrascht hatte er zwei Tage zuvor einen größeren Trupp Soldaten, angeführt von Heinrich Dray, an sich vorbeireiten sehen. Sie waren offenbar in die gleiche Richtung unterwegs wie er, allerdings in einem deutlich höheren Tempo unterwegs, als er es an den Tag legte. Schließlich war das für ihn auch eine Gelegenheit, andere Länder kennenzulernen, und er hatte immer wieder den Kontakt zu den lokalen Jägern gesucht, um sich auszutauschen.

Verwundert war er vor allem deshalb gewesen, weil die Merkwürdigkeiten, die er gemeldet hatte, am Hofe von Wirsche niemanden interessiert zu haben schienen - sollte Dray nun doch aus dem gleichen Grunde nach Freiburg reisen?

Schließlich, es war inzwischen später Nachmittag, durchschritt Werner die Tore der Stadt Freiburg und versuchte, nicht allzu überwältigt zu sein von den urbanen Eindrücken. Auf den Straßen war weniger los, als er erwartet und befürchtet hatte, doch er erkannte schnell, woran das lag. Direkt auf seinem Weg lag ein riesiges Amphitheater, aus dessen Innern er den Lärm tausender, wenn nicht abertausender Menschen zu hören meinte. Wenn alle in dieser Arena waren, war es wenig verwunderlich, dass hier draußen wenig los war.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 16.01.2022, 11:19:38
Höchst erfreut hatte Louis Erich auf die Schulter geklopft. "Na, was 'abe iesch gesagt?" schmunzelte er zufrieden. "Ein wenig mehr Beinarbeit, eine Finte 'ier und eine da, schon 'abt Ihr die Sieg in die Beutel, mon ami!" Da sie in die Endrunde gelangt waren – und damit weiter, als er insgeheim gedacht hatte – ließ es sich der für die Klingenkunst begeisterte Montaigner nicht nehmen, das zweite Halbfinale mit anzuschauen. Was er deutlich entspannter tat, als er es bei Erichs letztem Kampf gewesen war. Der Verlauf allerdings schmeckte ihm sichtlich nicht. "Diese Kretin dort weiß niescht, wie man eine Waffe führt, mon Dieu!" schimpfte er verärgert.

Er war nicht sonderlich überrascht, dass Sägebrecht schließlich den Sieg einfuhr. Zu seinem Leidwesen hatte der Musketier nur wenige Attacken gesehen, doch er zwirbelte seinen Schnurrbart heftig, als er zu Erich meinte: "Die Finale wird eine überaus schwere Gefescht. Ah, einmal die Klingen kreuzen mit eine solsche maitre..!" seufzte er sehnsüchtig. "La Danseuse wäre siescherliesch 'öchst entzückt." Was ihn auf einen Einfall zu bringen schien. "Ah! Eriesch, wir müssen Eusch vorbereiten auf die Gemetzel. 'abt Ihr schön von die massage à la cognac ge'ört? Ein uralte tradition aus Montaigne. Es wärmt auf und lockert les muscles."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 23.01.2022, 10:55:21
Katharina beobachtete das Spektakel in der Arena genau. Als der Kampf dann doch sehr offensichtlich erneut manipuliert wurde schaute sie sich neugierig um. Es musste doch jemanden geben der an der ganzen Sache profitierte. Hier ging eindeutig etwas nicht mit rechten Dingen zu. Als Ratjoff dann jedoch plötzlich den Kampf beendete und aufgab, war Katharina für einen Moment völlig verwirrt. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Aber endlich zeigte sich in der Menge eine Gestalt die vermutlich hinter dem ganzen steckte. Dieser fette Typ dort drüben regte sich ja wirklich sehr auf, und es war wohl auch der einzige der hier so lautstark protestierte.
Da Katharina den Typ nicht kannte wollte sie sich ihm nähern und schauen was sich noch so ergibt. Es sollte sich bestimmt lohnen mit dem Typen Kontakt auf zu nehmen oder zumindest an ihm dran zu bleiben. Aber vorher musste sie etwas mehr über diesen Herren in Erfahrung bringen. Auf dem Weg zu dem Typ fragte sie immer wieder eher zufällig andere Zuschauer "Sag, weißt du wer der Typ dort drüben ist?" oder auch mal "Hey was ist das denn da für einer, der ist ja wohl der einzige Idiot der sich über diese unmögliche Show von Ratjoff aufregt. Es ist doch nur rechtens das dieser unfähige Ratjoff endlich aufgegeben hat" bei anderen versuchte sie es auch mal mit dem Spruch "Oh da drüben scheint wohl jemand auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Kennst du diesen Dummkopf?" mit solchen oder ähnlichen Fragen versuchte Katharina sich Stück für Stück durch das Publikum zu fragen so lange bis sie fast direkt neben dem fetten adligen einen Platz einnehmen konnte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 23.01.2022, 11:04:25
Erich war sehr zufrieden wie sich das ganze bisher entwickelte. Wenn er es bis jetzt nicht geschafft hatte eine gewisse Aufmerksamkeit zu erreichen dann wüsste er auch nicht mehr was er nun noch tun sollte. Er stand im Finale, also waren nun alle Augen auf ihn gerichtet. Egal wie der Kampf ausging, er hatte sein Ziel erreicht und gewonnen. Er war nun in aller Munde, und jeder in der Arena würde ihn nun kennen. Das sollte doch hoffentlich dazu führen das ihm demnächst die ein oder andere Tür geöffnet wird die vorher noch verschlossen geblieben wäre.

Über diesen seltsamen Kampf zwischen Ratjoff und Sägebrecht konnte Erich sich nicht wirklich Gedanken machen. Er musste sich auf den nächsten Kampf konzentrieren. Da war es ihm ganz Recht das Louis an seiner Seite war und ihn versuchte wieder zu fokussieren und fit zu machen. "Danke Louis, deine Tipps waren wirklich sehr hilfreich. Wer weiß ob ich den Kampf gewonnen hätte wenn ich nicht auf deine Ratschläge gehört hätte" bedankte sich Erich offen und ehrlich bei Louis "Was für eine Massage? Äh, ... nein von einer solchen Massage habe ich noch nicht gehört. Aber wenn du meinst das es hilft, dann können wir es gerne probieren. Meine Muskeln sind nach diesem vielen harten Kämpfen dann doch schon etwas verhärtet"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 23.01.2022, 15:14:21
Katharina musste nicht lange warten, bis sie Antworten auf ihre Fragen erhielt. "Der da? Das ist Walter von Stein. Der hat sicher mal wieder auf das falsche Pferd gesetzt; aber er wird es verschmerzen, er ist reich, wirklich sehr reich. Hier sagt man inzwischen sogar 'stein'reich deswegen."

Den Namen hatte Katharina natürlich bereits gehört; immerhin war von Stein Mitglied im Rat der Stadt und hatte seine Finger in so manchen Geschäften. Gesehen hatte sie ihn bislang jedoch noch nicht; wahrscheinlich schaffte er es mit seiner Körperfülle nur selten aus dem Haus. Katharina bedauerte die Sänftenträger, die das Gewicht wahrscheinlich zur Kutsche bewegen mussten - es war kaum anzunehmen, dass der Kerl mehr als zwei Schritte am Stück zu Fuß ging.

~~~

Werner überlegte eine Weile, wo er sich zunächst hinwenden sollte, kannte sich aber ohnehin zu wenig in Freiburg aus, als dass er sich orientieren konnte. Er würde sich durchfragen müssen, und so konnte er sich auch zuerst einmal die Arena und das Spektakel dort ansehen.
Auch der Platz vor dem Amphitheater war ordentlich gefüllt, da es dort zahlreiche Buden und Stände gab, wo Essen und Getränke feilgeboten wurden. Innen schien gerade nicht viel zu passieren, so dass etliche Zuschauer die Gelegenheit nutzten, sich dort einzudecken. Aus den Gesprächen der Umstehenden hatte Werner schnell ein Bild davon erhalten, wie der Wettbewerb bisher verlaufen war - offenbar stand nun nur noch das Finale an, zwischen zwei Kämpfern namens Walter Sägebrecht und Erich Graustein.

Da es ohnehin etwas Zeit totzuschlagen galt, besorgte sich auch der Jäger etwas Stärkung; schließlich war er lange auf der Straße unterwegs gewesen und hatte durchaus Hunger und Durst. Nebenbei konnte er die Zeit vielleicht nutzen, um ein paar erste Informationen über die Stadt herauszufinden.

Doch dazu kam es erst gar nicht, denn gerade als er die ersten Bissen verzehrt hatte, lief ein junger Bursche auf den Platz, völlig außer Atem, und rief dann, nach zweimaligem Nach-Luft-Schnappen: "Ein Massaker! Der Adlerhorst! Angegriffen! Die Leichen stapeln sich!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 24.01.2022, 05:55:57
Die Turnierkämpfe hatte Friedrich aufmerksam verfolgt. Zwar hatte er nie an Erichs Können und Stärke gezweifelt, aber dennoch war es offensichtlich gewesen, dass seine Gegner ebenfalls sehr talentiert gewesen waren. Vielleicht hatte Erich einfach ein bisschen Glück gehabt oder die Tipps und Tricks von Louis hatten die Waagschale noch einmal positiv beeinflussen können. Vielleicht war auch beides der Fall gewesen. Fakt war, dass der Eisen gewonnen hatte und nun im Finale stand. Selbst wenn er dort verlieren sollte - was Friedrich nicht hoffte und glaubte - würde sein Auftritt auf jeden Fall seinen Zweck erfüllt und ihm sicherlich die gewünschte Aufmerksamkeit beschert haben. Diese ganze Aktion war also jetzt schon ein Erfolg gewesen und dafür war er sehr dankbar.
Trotz dieser Dankbarkeit - oder vielleicht gerade deshalb - verließ er für einen Moment die Arena. Erich musste für seinen nächsten Kampf in Topform sein und da Friedrich seinem Freund leider keine besonders guten Tipps liefern konnte, so würde er anders helfen können. Wenige Minuten später kehrte er zu Erich und Louis zurück, die sich wohl gerade über irgendeine Massage austauschten. Muskeln lockern, das half bestimmt. Was auch helfen konnte, war eine Erfrischung. "Ich weiß nicht, ob du vor dem Kampf noch etwas essen willst, aber ich habe dir eine Stärkung mitgebracht." Er hielt dem Kämpfer einen kleinen Snack in Form einer Wurst samt Brötchen hin. "Und etwas zu trinken. Wir wollen ja, dass du in Topform bist. Sägebrecht ist ein harter Gegner und die bisherigen Kämpfe haben wir viel abverlangt." Womit er Erich auch lächelnd einen Becher reichte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 24.01.2022, 10:25:43
Gerade noch entspannt das Treiben beobachtend, ändert sich die Situation für Werner mit einem Mal vollständig. Das Turnier ist vergessen und auch wenn er keine Ahnung hat, was oder wo der "Adlerhorst" ist, schließt sich Werner als Mann der Tat dem Teil der Menge an, der nun offenbar in diese Richtung eilt.
Er versucht von seinen Nachbern weitere Informationen zu erhalten: "Der Adlerhorst? Was genau ist das? Und liegen wir im Krieg mit irgendjemandem?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 24.01.2022, 11:58:49
"De rien, mon ami" schmunzelt der Montaigner, zwirbelte allerdings angesichts von Erichs Dankesworten dennoch hochzufrieden seinen Schnurrbart. Zu der Massage meinte er: "Eine 'öchst weise Wahl. Iesch muss nur etwas Cognac besorgen. In der 'offnung, sie 'aben 'ier etwas in der Art..." murmelte er nachdenklich, entschied jedoch gleich darauf: "Nun, wenn niescht, werden wir auf eine 'iesige Weinbrand ausweischen. Das wird es 'offentliesch auch tun." Womit der Musketier sich auf die Suche nach einem Stand oder einer Schenke machen würde, wo er etwas entsprechendes erwerben konnte. Ganz nebenbei hatte er vor, sich auf dem Weg ein wenig umzuhören, was die Leute über das bevorstehende Finale erzählten, und seine Blicke etwas schweifen zu lassen. Immerhin war dies wie eine Art Festtag, und da er kein Kostverächter war, bereitete es ihm Vergnügen, die hiesigen Damen und ihre festlichen Trachten mit denen in seiner Heimat zu vergleichen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 24.01.2022, 13:11:58
Erst als Friedrich mit der leckeren Wurst und dem Brötchen ankam merkte Erich wie groß sein Hunger doch mittlerweile war, und sein Magen fing auch direkt an zu knurren "Das ist wirklich genau das richtige, was du mir da gerade bringst, alter Freund" meinte Erich mit einem breiten Grinsen und nah sofort freudig die Wurst und das Getränk entgegen.

Dann wandte er sich noch an seine beiden Freunde "Ich Glaube wir haben unser Ziel hier bisher recht gut erreicht. Egal wie der Kampf im Finale ausgeht. Jetzt sollte uns so ziemlich jeder in der Stadt kennen. Also zumindest diejenigen die in der Arena waren. Von daher können wir dem Final wohl recht entspannt entgegen sehen. Wir haben jetzt wohl schon alles erreicht was wir erreichen wollten"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 24.01.2022, 17:21:04
Werner zuckte mit keiner Wimper, sondern setzte sich sofort in Bewegung, um zu helfen, wo Hilfe möglicherweise gebraucht wurde. Zwar wusste er nicht, in welche Richtung er musste, doch es gab noch einige andere aus der Menge, die sich sofort in Bewegung setzten. Der Mann, der neben ihm lief und dem er seine Frage stellte, musterte ihn kurz und antwortete dann: "Der Adlerhorst ist ein Gasthaus. Im Krieg lagen wir gestern noch nicht, aber was der Junge gerufen hat, klang übel. Ich denke, wir werden sehen, was los ist."

Seine Beine, noch schwer von der Reise, trugen ihn weit durch die Stadt - die Schmerzen spürte er durch das Adrenalin kaum. Bis zu einem anderen Viertel lief die Gruppe, und Werner hatte kaum ein Auge für die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Schließlich umrundeten sie eine Kurve und das "Schlachtfeld" offenbarte sich Werner. Einige Helfer schienen bereits angekommen zu sein, und die akute Gefahr war offenbar vorüber. Erstaunlich wenige Schaulustige versperrten den Blick auf die Lage, was wahrscheinlich daran lag, dass viele Einwohner am Amphitheater waren. Doch was Werner sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Mindestens ein Dutzend leblose Körper lagen verstreut vor dem Gasthaus, aus dem einzelne Flammen loderten - offenbar war dort ein Feuer ausgebrochen. Ob noch weitere Körper im Gebäude waren, womöglich sogar Bewusstlose, die noch zu retten waren, konnte Werner nicht erkennen, doch es war wahrscheinlich, wenn er sich das Bild vor ihm ansah.
Von der gegenüberliegenden Seite sah er einen Pferdekarren sich nähern, der ein großes Fass geladen hatte. Erst nach einigen Momenten erkannte er, dass es sich dabei offenbar um so etwas wie eine Brandwehr handelte - sicherlich würden sie Hilfe benötigen, um Eimerketten und dergleichen zu bilden.

~~~

Louis kam gerade auf der Suche nach dem Cognac (oder einem anderen Weinbrand) auf den Vorplatz der Arena, als er bemerkte, dass dort große Aufregung zu herrschen schien. Nur einen Augenblick später sah er einen Burschen auf sich zurennen, den er wiedererkannte: Es war ein Stallbursche aus dem Gasthaus, in dem sie abgestiegen waren.
"Herr, Herr!" rief der Junge aufgeregt und wirkte beinahe den Tränen nahe. "Ein Angriff! Eure Begleiter! Mindestens zwei Dutzend Männer!" stammelte er aufgeregt und schnaufte mehrfach. "Herr, eure Freunde wurden angegriffen. Ein riesiger Haufen Angreifer, fast eine Armee. Sie haben wie besessen gekämpft, die zwei Frauen und der junge Herr. Aber bei einer solchen Übermacht... ich bin gekommen, so schnell ich konnte, habe überall um Hilfe gerufen. Aber auf den Straßen war fast niemand, erst hier."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 25.01.2022, 09:52:53
Werner verharrte kurz, geschockt von dem Anblick. Dann bedeutete er einer neben ihm stehenden Person, gemeinsam die Leichen aus dem Weg zu räumen, damit der Löschzug freie Bahn hatte. Dabei schaute er auch kurz nach Lebenszeichen und versuchte sich Details zu merken (Kleidung/Waffen/Wunden...).
Sobald die ersten Eimer ausgehändigt worden waren, war er mit einer der ersten, der sich eine schnappte und an vorderster Front am und im Gebäude versuchte, die Flammen zu bekämpfen und ggfs. noch lebende Personen aus dem Gebäude zu bringen.
Nach langem, harten Einsatz schien die Situation so gut es eben ging gekärt worden zu sein.
Das Gebäude rauchte noch etwas und würde sicher als Gasthof in nächster Zeit nicht genutzt werden können.
Vieleicht waren noch Überlebende geborgen und wenn, dann sicher schon ins nächste Hospital abtransportiert worden.
Die letzten Stunden waren wie im Nebel. Werner war total erschöpft und sank an einer Hauswand nieder.
Nach ein paar Augenblicken - oder waren es Minuten? - das Zeitgefühl war ihm etwas abhanden gekommen - wurden die Gedanken wieder klarer und Werner begann sich zu fragen, wo genau in Freiburg er eigentlich gerade war, wie er die Nacht verbringen würde und ob er wohl eine Gelegenheit bekäme, die verqualmten Klamotten zu wechseln und gegen ein Bad hatte er auch nichts einzuwenden...
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 25.01.2022, 16:31:58
Stirnrunzelnd trat der Montaigner auf die Nächststehenden zu, um sich zu erkundigen, was der Grund für die Aufregung sei. Er wirkte mäßig interessiert, wie es sich für einen echten Lebemann gehörte, denn was von großem Interesse für einen Edlen und Musketier mochte sich schon getan haben? Sobald er den Stallburschen erkannte, stutzte er jedoch und wandte sich ihm zu. Bevor er ein Wort herausbrachte, sprudelte der Bursche auch schon seinen Bericht heraus. Louis riss die Augen auf. "Sacre bleu..!" entfuhr es ihm. "Une attaque?! Wer waren die Schurken, die 'alunken, die elenden?" Allein der Gedanke, dass eine große Anzahl Angreifer sich auf einen jungen Mann, kaum erwachsen, und zwei demoiselles gestürzt hatten, ließ ihn vor Empörung erst rot, dann weiß werden. "Welsche unglaubliesche Feig'eit..! Damnable!" rief er wutentbrannt. Dann packte er den Jungen an der Schulter. "Du! Sofort gehst du dort'in" womit er in die Richtung wies, aus der er gekommen war "und sagst Monsieur Eriesch oder Monsieur Frédéric, was passiert iest. 'ast du miesch verstanden? Sie sollen mir nachkommen, de toute urgence! Allez!" Damit stürmte er los, um auf kürzestem Wege zum Gasthaus zu gelangen. Die Danseuse hüpfte bei jedem Schritt im Wehrgehenk an seiner Hüfte, als dürstete sie schon nach dem Blut der niederträchtigen Frevler.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 27.01.2022, 10:59:08
Erich hatte gerade den letzten Bissen des Brötchen im Mund als der kleine Junge total aufgelöst bei Ihnen ankam und Ihnen von dem Überfall berichtete.
Erich wechselte einen kurzen erschrockenen Blick mit Friedrich und stürmte dann los.

Als Erich an dem Gasthaus ankam sah er das schon einige Helfer vor Ort waren und sich schon eine Eimerkette gebildet hatte um das Feuer zu bekämpfen. Er versuchte sich aber erst noch einen kurzen Überblick über das ganze Chaos zu verschaffen, und vor allem hielt er Ausschau nach seinen Freunden, denn ihm war nicht ganz klar ob diese nun entführt wurden, oder ob sie unter den Verletzten weilten oder vielleicht sogar erschlagen wurden. Auch schaute sich Erich kurz die erschlagenen Angreifer an um vielleicht zu erkennen wer sie waren bzw. von wem sie vielleicht geschickt wurden.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 31.01.2022, 00:05:18
Werner fragte nicht lange, sondern packte an. Er begann damit, zusammen mit anderen Hilfswilligen die Leichen für den Feuerwehrwagen aus dem Weg zu räumen - und erstarrte: Der Mann, den er da an den Beinen packte, kam ihm unerwartet vertraut vor. Es dauerte einige Momente, bis er das Gesicht zuordnen konnte: Es war einer der Soldaten gewesen, die Heinrich Dray am Tag zuvor begleitet hatten, als dieser ihn auf der Straße passierte! Geschockt von dieser Erkenntnis, ließ er seinen Blick über einige der anderen Leichen schweifen - hier, diese Narbe am Kinn, hatte er gestern ebenfalls gesehen. Und dort, dieses Gesicht, kam ihm ebenfalls bekannt vor! Statt Uniformen trugen sie zwar normale Zivilistenkleidung, doch dies konnte kein Zufall sein.

Den Gedanken zunächst einmal in die Tiefen seines Bewusstseins verdrängend, arbeitete Werner weiter, und es dauerte nicht lange, bis der Platz vor dem Gasthaus aufgeräumt genug war. Inzwischen schlugen die Flammen deutlich aus allen Fenstern des Hauses, und Werner wollte gerade bei der Eimerkette helfen, als er sah, wie die Männer und Frauen der Brandwache begannen, das Wasser direkt aus Schläuchen auf das Gebäude zu schießen! Dass es so etwas wie Pumpen gab, hatte auch er schon gehört, doch solche für einen solchen Zweck einzusetzen, war ein Geniestreich, der ihm selbst niemals in den Sinn gekommen wäre. Die Wassermengen, die dort auf das Feuer trafen, hätten von zig Eimerträgern nicht aufgebracht werden können.

Einen Moment beobachtete er, wie das Wasser sich zischend und krachend mit dem Feuer duellierte, und es war nicht auszumachen, wer die Oberhand gewinnen würde. Schwaden von Rauch und nun auch Dampf quollen aus der offenen Eingangstür, als Werner plötzlich eine Bewegung innerhalb der Wolken erkannte - dort musste noch jemand am Leben sein! Ohne darüber nachzudenken, sprang er unter den Protestrufen der Löschenden in einen der Wasserstrahle, wo er momentan nassgetränkt war, und lief dann ohne Ansicht der Gefahr für ihn selbst in das brennende Haus.

Ein junger Mann lag auf dem Boden, eine klaffende Wunde in der Brust, die definitiv nicht vom Feuer verursacht war. Er musste eines der Opfer des Angriffes gewesen sein, von dem der Junge erzählt hatte. Die Wunde war zwar scheußlich anzusehen, doch der Mann lebte noch und war schwach bei Bewusstsein, wenn auch nicht wach genug, um selbständig laufen zu können. Als Werner sich ihm näherte, deutete er mit einem zitternden Finger auf eine verkohlte Ledertasche, die ein Stück abseits lag, dann verlor er wieder das Bewusstsein. Werner musste sich entscheiden: Wollte er den Mann so schnell es ging aus der Gefahr bringen, oder versuchte er, die Tasche zu retten, die diesem offenbar so wichtig war?[1]

Kurze Zeit später, ob ohne Tasche oder mit, schleppte Werner den Bewusstlosen, eine Schulter unterstützend,
durch die Pforte, als hinter ihm krachend ein brennender Balken herabstürzte. Sofort half ihm jemand, indem er sich unter der anderen Schulter unterhakte, und gemeinsam schleppten sie den Mann noch ein paar Schritte vom Inferno weg. Erst jetzt konnte Werner dem anderen Mann einen Blick widmen.

"Tristan! Wacht auf! Iehr dürft niescht schlafen!" redete der andere, offenbar ein montaignischer Edelmann, auf den Bewusstlosen Jüngling ein. Nun kamen auch weitere Helfer, darunter eine resolute Frau mit einer Medizintasche, die die beiden Männer wegdrängte und begann, sich um die Wunden zu kümmern.

~~~

Louis war gerade keuchend angekommen, als er den Fremden mit dem Baron aus dem Gasthaus kommen sehen hatte. Nun jedoch blickte er sich nach den beiden Frauen in ihrer Gruppe um - und fand schließlich beide  ... unter den Leichen, unrettbar. Als er aufsah, mit Tränen in den Augen, blickte er in die Gesichter seiner eisenländischen Freunde, und auch sie konnten nicht glauben, was sie hier sahen. Schweigend standen die drei mehrere Minuten da und versuchten, ihrer Emotionen Herr zu werden, bevor einer von ihnen sich überwinden konnte, erste Worte zu sprechen.
 1. Wenn du versuchen willst, die Tasche zu bergen, musst du Entschlossenheit und Athletik würfeln und mindestens drei Steigerungen dabei erzielen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 31.01.2022, 11:35:42
Werner bewunderte einen Moment die neue Löschtecnik, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Gebäudeinneren wahrnahm. Um sich selbt zu schützen lief er durch einen der Wasserstahle und dann - klatschnass - in das Gebäude.
Er sah eine Verletzten auf den Boden sinken. Dieser wies noch auf eine Tasche und fiel dann in Ohnmacht.
"Na, was ist da denn Besonderes drin, dass es dir wichtiger ist als dein Leben? Du hast meine Neugir geweckt! Aber jetzt schauen wir erstmal, ob wir uns drei hier sicher rausbekommen. Achtung, das könnte jetzt etwas weh tun..."
Werner, durch seine Neugier getrieben, griff sich die Tasche und wuchtetet sich dann etwas unsanft den Mann auf eine Schulter. Sodann kämpfte er sich durch den Rauch zurück auf den Vorplatz. Gerade noch rechtzeitig bevor hinter ihnen ein brennender Balken auf eben jene Stelle herniederbrach, auf der Momente vorher noch der Unbekannte gelegen hatte.
Erleichtert nam Werner wahr, dass jemand ihm, beim Tragen des immer noch Bewusstlosen half. Auch die Frau mit der Medizintasche sah er noch, bevor er sich endgültig erfschöpft an eine Hauswand sinken ließ. Er brauchte etwas Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen. Die ominöse Tasche hielt er fest umklammert, auch wenn er gerade zu fertig war, um auch nur einen Gedanken an deren Inhalt zu verschwenden.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 31.01.2022, 13:00:03
Es dauerte einen Moment bis sich Erich zum brennenden Gasthaus vorgekämpft hatte. Er konnte gerade noch so erkennen wie ein fremder zusammen mit Louis den bewusstlosen Tristan aus dem Haus zogen und sich sofort eine Heilerin um den schwer verwundeten Tristan kümmerte.
Als Erich seine erste Trauer überwunden hatte und sich wieder ein wenig gefasst hatte schaute er sich nach dem fremden um der Tristan aus dem brennenden Haus gerettet hatte. Lange brauchte Erich nicht nach dem fremden Mann suchen, denn dieser lehnte noch recht erschöpft ganz in der Nähe an einer Hauswand. Erich ging auf diesen Mann zu und sprach dann mit ernster Stimme "Du hast meinem Freund das Leben gerettet. Ich schulde dir zumindest einen Dank" Erich hielt dabei dem Mann seine offene ausgestreckte Hand hin.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 31.01.2022, 15:30:09
Katharina bemerkte zwar die Unruhe die plötzlich in der Arena entstand, und hörte auch irgend etwas von einem Brand oder einem Überfall, aber sie entschloss sich erst einmal in der Nähe von Walter von Stein zu bleiben. Wenn sie schon mal einen solchen fetten Fisch an der Angel hatte wollte sie erst noch mehr wissen. Bisher waren die Beweise noch zu gering um sich mit einem solch mächtigen Mann an zu legen. Also musste sie in der Arena bleiben, selbst als einer der Finalisten plötzlich davon eilte blieb sie ihrem ursprünglichen Ziel treu. Es war ihr einfach zu wichtig diese Prüfung zu bestehen, da konnte sie sich keine leichtfertige Ablenkung leisten. Sie musste einfach erst noch mehr Beweise sammeln.
Als Sie dann ganz nah bei Walter von Stein war fing sie laut an zu fluchen, zumindest so laut das auch Walter von Stein es merken musste das sie wohl ebenfalls gerade Geld verloren hatte, und wohl vermutlich auf den gleichen Kämpfer gesetzt hatte wie Walter von Stein. Sie hoffte damit die Aufmerksamkeit von Walter von Stein zu erlagen um dann vielleicht mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 31.01.2022, 16:11:01
Diskret wischte sich der Musketier die unmännlichen Tränen aus den Augen, während er knirschte: "Eine garçon und zwei demoiselles – wie viel Feig'eit ge'ört dazu, siesch an ihnen zu vergreifen! Wäre iesch nur zur Stelle gewesen..!" Dann fasste er die Danseuse und zog blank. Indem er die Eisenländer einen nach dem anderen ansah, sagte der Montaigner feierlich: "Iesch kenne Eure Absieschten niescht, mes amis, aber iesch werde niescht ru'en, bis diese Freveltat iest remboursé – bis auf die letzte 'eller!" Er warf einen Blick auf den jungen Baron. Seine Bartspitzen zitterten vor Wut. "Und wenn er es niescht schafft, wird es nur zwei Möglieschkeiten geben: Sie bringen auch miesch um – oder iesch schlitze sie alle miteinander auf, die 'alunken." Womit er den Korb des Degens bis vor die Augen hob und die Waffe wie zum Duell grüßend in die Höhe streckte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 07.02.2022, 00:50:26
Nicht nur Katharina hatte gemerkt, dass Erich Graustein aus der Arena verschwunden war - auch unter den übrigen Zuschauern sprach sich die Abwesenheit eines der Finalisten schnell herum, und überall im Rund diskutierten die Menschen miteinander und wunderten sich, was hier nach dem bereits diskussionswürdigen zweiten Halbfinale wohl los war. Katharina indes näherte sich langsam aber sicher der Loge von Steins und versuchte, diesen mit ihrer gespielten Wut auf sich aufmerksam zu machen.

Tatsächlich gelang ihr das auch, denn von Stein drehte sich schließlich zu ihr um, warf ihr einen bitterbösen Blick zu und sprach dann zu einem seiner Nebensitzer, so dass Katharina es deutlich verstehen konnte: "Kein Wunder, dass es mit Freiburg bergab geht, wenn man solchen Leuten Mitspracherechte einräumt. Es wird Zeit, dass der Nicht-Adel aus dem Rat geworfen wird, damit wieder etwas Würde in unsere Sitzungen einzieht."
Seine eigenen Ausfälligkeiten von zuvor hatte der Mann wohl bereits vergessen, und auch Katharina würdigte er keines weiteren Blickes und offenbar auch keines Gedankens, denn schon ein paar Momente später hörte sie ihn zu einem der anderen Männer sagen: "Also wie gesagt, bring Ratjoff morgen zu meinem Anwesen. Er wird seine Lektion erhalten."

~~~

In der Arena harrte die Menge eine Stunde, dann zwei aus, und verschiedene Erzählungen machten inzwischen die Runde, was mit dem Finalisten Graustein wohl passiert sein mochte. Schließlich jedoch hatten die Veranstalter offenbar eingesehen, dass etwas passieren musste, und sie riefen das Ende der Veranstaltung aus. Ein Sieger wurde nicht gekürt, auch wenn den Regeln zufolge wohl Grausteins Konkurrent kampflos gewonnen hätte. Diese Entscheidung wollte aber zu diesem Zeitpunkt wohl niemand treffen.
Eine kurze Zeit sah es fast danach aus, als ob es einen Aufstand im Rund geben könnte, doch schließlich beruhigten sich die Zuschauer, nachdem einige der Veranstaltergruppe beschwichtigende Worte gefunden hatten, und nach und nach löste sich die Menge auf.

Was blieb, war ein fahler Beigeschmack und sicherlich kein als erfolgreich in die Geschichte eingehendes Turnier.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 07.02.2022, 09:39:33
Werner schaute auf. "Was? Wie bitte? Oh, entschuldigt, ich bin noch etwas durch den Wind." Werner ergriff die dargebotene Hand. "Jagemann, Werner, gerne geschehen. Ich hoffe, er überlebt den Tag. Sah übel aus der Mann... Wenn das euer Freund ist, wart ihr auch hier untergebracht? Ihr werdet euch wohl für die kommende Nacht eine neue Bleibe suchen müssen. Ich bin hier in der Nähe im Schwarzen Raben, die hatten heute früh noch etwas frei... Ich muss jetzt erstmal aus den nassen, dreckigen Klamoten raus - und ihr solltet euch um euren Kameraden kümmern. Aber bitte trefft mich heute abend im Schwarzen Raben, ich möchte wissen, wie es ihm weiter ergangen ist - und wir müssen dringend über etwas reden!" Mit einem kurzen Nicken verabschiedete sich Werner, nachdem er sich den Herrn gründlich eingeprägt hatte, und ging hinüber zur Schänke zm Schwarzen Raben.
Dort angekommen begab er sich auf sein Zmmer, wusch sich so gut es eben ging den Rauch von der Haut und wechslte in frische Kleidung. Er stellte nochmals sicher, das die Tür versperrt war und machte sich sodann daran, den Inhalt der ominösen Tasche zu inspizieren, die er in dem brennenden Haus unter Lebensgefahr an sich genommen hatte. Nachdem er einige Zeit versucht hatte, aus dem Inhalt schlau zu werden, war es spät geworden und er verspürte mit einem Mal großen Hunger. Nach diesem turbuenten Tag kein Wunder.
Er packte die Tasche und ging mit ihr hinunter in den Gastraum, um zu spiesen und zu sehen, ob der Freund des Verletzten wohl auftauchen würde.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 07.02.2022, 17:14:01
Als Werner aufschaut wer ihm da die Hand reicht steht ein über 2 Meter großer Hühne vor ihm. Der Mann wiegt bestimmt über 120 Kg und scheint wohl fast nur aus Muskelmasse zu bestehen. Er hat lange silbergraue Haare, braune Augen und einen 3-Tagebart. Über dem linken Auge ist eine große deutliche Narbe zu erkennen. Der Riese ist gekleidet in eine schwere schwarze Lederrüstung die mit Nieten verstärkt ist und auf der linken Brust direkt über dem Herzen die Wappen der Kriegsakademie "Klippe" und der Duell Akademie "Drexel" trägt, dazu schwere hohe Lederstiefel, dunkelbraune Lederhose, einen breiten Gürtel und einen grauen Mantel aus dicker Wolle mit einer Kapuze.

"Ich Grüße dich Werner Jagemann. Mein Name ist Erich Janina Graustein. Und ja du hast es richtig erkannt das ist ein guter Freund von mir. Den Ratschlag mit dem Schwarzen Raben werde ich mir merken. Und ja sei dir gewiss wir werden uns auf jeden Fall noch einmal wiedersehen" , bei den letzten Worten ist Werner sich nicht sicher ob das jetzt gerade eine Drohung war oder ob der Hühne es gut mit ihm gemeint hatte.

Nachdem sich Werner so schnell verabschiedet hatte schaute Erich dem fremden noch etwas hinterher und schüttelte dann etwas verwirrt den Kopf. Danach wendet er sich wieder Louis und Tristan zu. Erich schaute wie und wo er den beiden noch helfen konnte. Aber vermutlich galt seine größte Aufmerksamkeit dabei Louis. Er konnte verstehen das die Wut in ihm groß war, er selbst konnte sich ja kaum beherrschen. Aber das umstehende Volk konnte vermutlich am wenigsten dazu "Louis beruhige dich wieder. Die Täter sind alle schon längst geflohen oder wurden erschlagen. Die jetzt noch anwesenden Bürger sollten nicht Ziel deines Zorn sein. Wir müssen uns jetzt erst einmal um Tristan kümmern. Und wenn sich alles etwas beruhigt hat, dann habe ich heute Abend vielleicht eine Spur der wir nachgehen können"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 08.02.2022, 13:06:47
Wütend rammte der Musketier seinen Degen wieder in das Wehrgehänge. "Bon," brummte er, "aber iesch wieder'ole: Wenn iesch diese Schurken in die Finger bekomme, dann gnade ihnen dieser oder meinet'alben auch jener – iesch werde niescht tun!" Er schien sich mit einiger Mühe zu beherrschen. Erichs letzte Bemerkung allerdings ließ ihn die Brauen heben. Nachdem er sich umgesehen hatte, ob auch niemand neugierig lauschte, murmelte er: "Eine Spur? Foudre de potz! Wie 'abt Ihr so schnell eine gefunden?!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 08.02.2022, 16:03:46
Erich war froh das Louis sich wieder ein wenig beruhigt hatte und das er seine Waffe wieder weggesteckt hatte bevor er noch jemand versehentlich damit verletzte, so wild wie er damit rum fuchtelte.
Als Louis ihn dann aufmerksam aber leise ansprach gab ihm Erich zur Antwort "Der Mann der Tristan aus dem Haus gerettet hat. Der will heute Abend im Schwarzen Raben mit uns reden. Ich weiß nicht ob das eine Falle ist oder ob nicht. Der Typ war auf jeden Fall schon etwas komisch. Kaum das ich ihm aufgeholfen hatte und mich bei ihm bedanken wollte ist er auch gleich schon verschwunden, fast so wie als ob er etwas zu verbergen hätte. Wir sollten uns diesen Werner Jagmann auf jeden Fall mal näher anschauen. Aber als erstes lass uns zusehen das wir Tristan ins Krankenhaus schaffen, der muss dringend zu einem Arzt. Das Turnier ist vermutlich eh gelaufen, und heute können wir bestimmt nicht mehr viel machen. Lass uns morgen schauen welche Spuren wir verfolgen können. Wenn sich der Staub gelegt hat und der Brandt gelöscht ist, dann werden bestimmt auch einige Zeugen wieder etwas gesprächiger sein. Die Täter sind vermutlich eh schon über alle Berge. Lass uns zusehen das wir unsere Letzen paar Habseligkeiten noch zusammen packen und dann sollten wir uns ein neues Zimmer suchen. Vielleicht ist ja in diesem Schwarzen Raben noch ein Bett frei für uns. In dem ganzen Durcheinander habe ich Friedrich total aus den Augen verloren. Weißt du wo er ist?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 09.02.2022, 00:23:15
Friedrich war ganz in der Nähe damit beschäftigt, einem weiteren Opfer zu helfen, das sich aus dem Rauch hatte retten können und nun schrecklich am Husten war. Als er sicher war, nichts weiter tun zu können, gesellte er sich wieder zu Louis und Erich. In diesem Moment kam auch die Frau zu ihnen, die den jungen Baron bis jetzt behandelt hatte.
"Er ist soweit stabil, aber sein Zustand ist immer noch kritisch. Ich kann hier nichts weiter für ihn tun - wenn ihr alles versuchen wollt, was möglich ist, solltet ihr ihn zur Universität bringen. Dort im Krankenhaus wird er die beste Behandlung bekommen, die er in Freiburg erhalten kann.
Transportabel ist er, aber er sollte keinen großen Erschütterungen ausgesetzt werden. Ich kann euch eine Trage organisieren, tragen müsst ihr ihn aber selbst. Einen Wagen kann ich euch nicht geben. Das wäre aber vermutlich ohnehin eher ein unsanfterer Transport."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 09.02.2022, 09:36:17
Katharina hatte für das erste genug gehört. Ihr war nun bewusst das diese von Stein wohl wirklich keinen Spaß versteht. Es würde wohl nicht leicht sein ihm einen Betrug nach zu weisen. Aber wenn sie ihm schon nicht wirklich einen Betrug nachweisen konnte, dann sollte sie zumindest versuchen diesen Ratjoff zu warnen. Er mag zwar ein fürchterlicher Kämpfer sein und auch ein Betrüger. Aber Katharina konnte es mit Ihrem gewissen auch nicht vereinbaren das der arme Mann vermutlich den Abend nicht überleben wird.

Katharina mischte sich also wieder unter das Volk und sah zu das sie erst einmal wieder Abstand gewann. Danach machte sie sich auf die Suche nach Ratjoff. Sie versuchte heraus zu finden wo der Mann hin ist und fragte sich durch, in der Hoffnung das es irgend jemand gab der wusste wo Ratjoff nun sein könnte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 09.02.2022, 09:46:57
Erich schaute die Frau an und meinte dann "Vielen Dank, du hast getan was du konntest. Ohne dich wäre unser Freund jetzt schon nicht mehr am Leben. Ja eine Trage wäre sehr hilfreich, wir kümmern uns dann um den Rest. Wir werden unseren Freund so schnell und so schonend wie möglich ins Krankenhaus bringen"

Erich nahm dann die Trage und legte den Körper von Tristan vorsichtig auf die Trage. Für Erich war es zum Glück kein Problem den schmalen Tristan an zu heben. Danach blicke er zu Louis "Bist du bereit? Kannst du vorne anheben? Ich nehme hinten. Und dann so schnell wie möglich ab zum Krankenhaus."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 09.02.2022, 09:54:11
"D'accord" stimmte der Montaigner dem Vorschlag der Frau zu und wandte sich an die Gefährten. "Ihr 'abt rescht, le tournoi iest ohne'in perdue." Was ihn maßlos zu ärgern schien, konnte man Erich doch nun nicht mehr auf ehrenhafte Weise zum Finale antreten lassen, sondern musste sich wie eine Bande 'alunken aus dem Wettkampf stehlen! Dennoch sah der Musketier wohl die Dringlichkeit der Sache ein, denn er ließ seinen Blick über das Chaos schweifen, das von dem Brand angerichtet worden war, und brummte schließlich unhörbar für entfernter Stehende: "Also lasst uns le baron schnell zu eine docteur bringen. Und dann werden wir uns kümmern um diese Monsieur Jagmande... iesch bin gespannt, was er zu sagen 'at."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 17.02.2022, 05:16:55
Noch immer konnte Friedrich nicht glauben, was passiert war. Die letzten Minuten waren für ihn wie ein Albtraum gewesen, aus dem er nicht mehr hatte aufwachen können. Wie ein gut geölter Mechanismus, einer Maschine gleich, hatte er den Leuten geholfen, die sich hatten retten können. Nun stand er einfach da, körperlich anwesend, aber geistig weit entfernt. Jelena und Hanna. Beide tot. Er konnte es immer noch nicht fassen, aber ihre Leichen hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Ein Bild, welches er nie vergessen konnte. Friedrich ballte seine Hände zu Fäusten. Er konnte Louis Wut gut verstehen, fühlte er doch genauso. Wenn er diejenigen in die Finger kriegen würde, die das getan hatten... er wüsste nicht, was er tun würde, aber sicher war, dass es nicht angenehm werden würde.
Er brauchte Zeit, das gerade Erlebte zu verarbeiten. Nach viel zu langer Zeit brach er aus seinem geistigen Gefängnis aus und bewegte sich wieder. Hier herumzustehen oder zu trauern würde niemandem helfen. Tristan war verletzt und zumindest er konnte noch gerettet werden. Das musste nun die Priorität sein. Ohne viele Worte setzte sich der Kreuzritter wieder in Bewegung. Erst als er die Trage gegriffen hatte, sah er Erich und Louis ernst an. "Sie werden dafür büßen.", versprach er leise. "Aber ihr habt recht. Helfen wir dem Baron, denn ihn können wir noch retten." Und danach würden sie sich um diesen Werner Jagemann kümmern. Vielleicht war er nur zu einem falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen. Wenn er allerdings auch nur ansatzweise mit dem Tod dieser Leute in Verbindung stand, dann Gnade ihm Gott.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 17.02.2022, 23:56:10
Nach kurzer Zeit wurde den dreien eine Trage zur Verfügung gestellt und unter Aufsicht der Frau hoben sie den Baron darauf. Sie sorgte noch dafür, dass er mit Schnüren daran fixiert wurde und gab den Männern ein paar Hinweise, wie sie für einen möglichst ruckelfreien Transport sorgen konnten, dann kümmerte sie sich auch schon um andere Verletzte.

Der Weg zum Hospital verging für die drei wie in Trance. Kaum ein Wort sprachen sie miteinander; ihre Gedanken waren immer noch mit Rachegelüsten gefüllt, und die wenige Konzentration, die sie aufbringen konnten, widmeten sie dem Manövrieren durch die sich langsam füllenden Straßen. Offenbar war soviel Zeit vergangen, dass viele Zuschauer die Arena verlassen hatten und sich nun auf dem Heimweg befanden. Der ein oder andere erkannte Erich, und gelegentliche Rufe wie "He, wohin bist du auf einmal verschwunden?" waren zu hören, doch Louis' antwortende Blicke waren derart tödlich, dass niemand sich traute, auch nur ein weiteres Wort zu sagen.

Die Universität hatten sie ja bereits besucht, und dabei waren sie auch an dem Hospital vorbeigekommen, das sich auf dem gleichen Gelände befand. So mussten sie nicht lange suchen, sondern eilten direkt durch das hohe, doppelflügelige Eingangstor in das Haus der Heilung. Drinnen standen sie in einer Art riesiger Aula und waren zunächst orientierungslos. Hie und da huschten Gestalten, teils mit weißen Kitteln, durch die Halle, und überall waren junge Menschen mit Stapeln von Büchern zu sehen - vermutlich Studenten.
Als sie dort etwas erschlagen standen, öffnete sich eine Tür seitlich von ihnen und ein älterer Mann mit einem leicht orientalisch anmutenden Aussehen trat heraus, umringt von einer Schar Studenten, die ihn mit Fragen zu bombardieren schienen.

Als der Mann, der in einen etwas altmodischen Anzug gekleidet war und keineswegs so aussah, wie die drei sich einen Arzt vorstellten, die drei Männer mit der Trage erblickte, hob er eine Hand, die sofort die Studenten innehalten ließ, und humpelte auf einen Stock gestützt auf Baron Tristan zu.
Ohne um Erlaubnis zu fragen, begann er damit, den jungen Verletzten abzutasten, hielt immer wieder inne, schien im Geiste zu zählen, und fragte schließlich niemanden im Speziellen: "Wer hat diesen Druckverband angelegt? Hat derjenige nicht die Stichwunde an der Leiste gesehen? Der Mann hätte ausbluten können."

Abrupt wandte er sich ab und begann, sich zu entfernen. Nach ein paar Schritten drehte er sich um. "Worauf wartet ihr? Kommt, ich muss operieren."

~~~

Werner war inzwischen in seine Herberge zurückgekehrt und versuchte sich, einen Reim auf die Geschehnisse des Tages zu machen. Es war definitiv ein ereignisreicher Nachmittag gewesen, und er war gespannt auf den Abend, der noch folgen würde. Hoffentlich würden die drei Männer seiner Einladung folgen.

Jetzt aber war etwas anderes Zentrum seines Interesses. Die ganze Zeit über hatte er die Tasche des Mannes an sich geklammert; nun wollte er auch wissen, was sich denn darin befand, was für den jungen Mann eine solche Wichtigkeit hatte, dass er selbst im Angesicht des Todes noch daran dachte. Etwas enttäuscht stellte er fest, dass nur ein Buch sich in der Tasche befand; allerdings schien es ein sehr alter Schinken zu sein, und oft genutzt. An etlichen Stellen lagen lose Blätter zwischen den Seiten, oder kleine Zettel markierten Seiten, die offenbar interessant waren. Der Titel war in Handschrift geschrieben: "Das Buch derer von Naumburg". Und auch der Inhalt war handgeschrieben - offenbar handelte es sich um so etwas wie ein Tagebuch. Doch entziffern konnte Werner zu seiner Enttäuschung nichts: Alles schien in einem Kauderwelsch verfasst worden zu sein, von dem der Jäger immer einmal wieder einzelne Worte entziffern zu können meinte; doch letztlich war alles Geschriebene für ihn völlig unverständlich, teilweise schien es sich nicht einmal um echte Schriftzeichen zu handeln.

~~~

Katharina erkannte wie die anderen Zuschauer auch irgendwann, dass das Turnier heute wohl seinen nicht sehr befriedigenden Abschluss gefunden hatte. Bis dahin hatte sie sich jedoch bereits durch die halbe Zuschauerschaft gefragt, um einen Hinweise auf den Verbleib Ratjoffs zu finden. Irgendjemand musste ja einmal etwas über den Mann wissen, und jemand tat das dann auch: Eine Gruppe Zuschauer erklärte der jungen Frau sehr überzeugend, dass Ratjoff seine Abende nach einem Kampf gerne in einer Taverne namens "Zum Schwarzen Raben" verbrachte und dort entweder seinen Kummer im Alkohol ertränkte oder seinen Sieg feierte. Was in diesem Fall zutraf, war wohl nicht ganz klar, doch die Chance war groß, dass er auch heute dieser Tradition folgen würde.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 18.02.2022, 15:09:54
Erich brauchte einen Moment um sich in dem Gewusel des Krankenhauses zurecht zu finden. Er war daher sehr froh als dieser alte Mann auch sie zukam und sich daran machte sich um Tristan zu kümmern. Der Weg quer durch die Stadt war an Erich vorbei gezogen wie in einem unrealen Traum aus dem er allmählich wieder zu erwachen begann. Daher reagierte er auf die Aufforderung des alten Mannes etwas verzögert bis er ihm folgte um Tristan an einen anderen Ort zu bringen wo ihn der fremde Mann wohl operieren wollte "Der Verband wurde vor Ort  angebracht von einer fremden Frau. Ohne deren Hilfe wäre unser Freund vermutlich noch nicht einmal bis hier her gekommen. Was können wir jetzt tun? Wird er es überleben?"
Erich hatte als erfahrener Kämpfer schon viele Wunden gesehen, und es war ihm aufgefallen das Tristan viel Blut verloren hatte, von daher war er ernsthaft besorgt, denn er wusste zwar nicht viel von der Heilkunst, aber er wusste aus den Erfahrungen im Kampf das solche Wunden ganz schnell tödlich enden konnten
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 18.02.2022, 15:15:28
Katharina war froh das es ihr endlich gelungen war den vermeintlichen Aufenthaltsort von diesem Ratjoff zu erfahren. Den Weg zum Schwarzen Raben kannte sie zum Glück, denn in diesem Gasthaus war sie auch schon das ein oder andere mal.

Als Katharina das Gasthaus betrat verschaffte sie sich erst einmal einen kurzen Überblick und schaute ob sie diesen Ratjoff direkt erblicken konnte, oder ob es zumindest irgendwo noch einen freien Platz gab von dem aus sie dann zumindest die Tür gut im Auge behalten konnte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 18.02.2022, 15:55:58
In der Tat hätten die Blicke des Montaigners fast ebenso gut einen Mann aufspießen können wie seine jüngst erworbene Klinge. Louis vermochte den Zorn ob des absolut ehrlosen und verdammenswerten Vorgehens noch immer nicht ganz zu unterdrücken, das ein noch namenloser Gegner hier gezeigt hatte. Namenlos, da man es ja vorgezogen hatte, sich an dem allzu jungen Baron und den Frauen zu vergreifen, statt sich offen und ehrlich zum Kampf zu stellen, eine Herausforderung auszusprechen, kurz, sich wie Ehrenmänner zu verhalten – ein unerhörter Affront, der den Musketier nach wie vor zutiefst beleidigte. Dementsprechend war er auch auf dem Weg zum Hospital ganz gegen seine Gewohnheit sehr schweigsam. Grimmig starrte er jeden an, der in den Weg zu kommen wagte.

Erst in den ehrwürdigen Hallen der Universität fand er allmählich zurück zu der geschliffenen Etikette, die sonst so typisch für den montaignischen Edelmann war. Zwar hob er angesichts der mageren und sichtlich nicht kampfgestählten Jünglinge ein wenig die Brauen, die man hier zuhauf sah, deutete aber gegenüber dem älteren Herrn eine knappe Verbeugung an, da man an dessen Auftreten und dem respektvollen Verhalten der Studiosi doch erkannte, dass es sich um jemanden von Rang und Namen handeln musste. "Eine gefährliesche blessure..?! Dann vite, vite, Monsieur le docteur!" gab er zurück und drängte darauf, den Patienten eiligst zur Operation zu befördern.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 27.02.2022, 03:57:18
Auch wenn Friedrich zumindest seinen Rachegedanken Ausdruck verliehen und versprochen hatte, dass die Angreifer für ihre feige Tat büßen würden, war er während des Wegs zur Universität sehr ruhig. So wie seine Freunde auch. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt und die Sorge um die Gesundheit Tristans blockierte Friedrichs Denken. Es war ein schrecklich langer Weg, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und dabei war die Zeit so kostbar.
Normalerweise würde der Kreuzritter und Akademiker sich hier sehr interessiert und voller Neugierde umgucken. Nicht häufig führte es ihn an einen Ort wie diesen und es gab vieles zu lernen. Doch im Moment suchten Friedrichs Augen den Raum nur nach einem Arzt oder irgendeiner anderen Person ab, die dem Baron helfen konnte. Zum Glück mussten sie nicht lange warten. Der Mann, der auf sie zutrat, sah zwar nicht aus wie ein klassischer Arzt, aber die vielen Studenten, die um ihn herumwuselten, bewiesen, dass der Mann ein hohes Tier hier war. Manche Menschen waren eben ein bisschen exzentrisch. Solange er helfen und Tristan retten konnte, würde es Friedrich einen feuchten Kehricht scheren, wie er aussah.
Auch seine schnellen Abtastungen zeigten, dass der Mann wusste, was er tat. Er wollte sofort operieren. Friedrich folgte ihm. "Wenn ich in irgendeiner Weise helfen kann, dann sagt mir bitte wie. Ich habe grundlegende Kenntnisse in der Medizin und Erster Hilfe." Das war zwar schon etwas länger her, dass er dieses Wissen auch eingesetzt hatte, aber das spielte jetzt keine Rolle. Er wollte unbedingt helfen. Tatenlos herumzustehen, war ihm zuwider.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 28.02.2022, 23:56:46
Ohne sich umzudrehen, winkte der Mann Friedrich zu sich, während Louis und Erich mit der Trage folgten. "Wenn Ihr helfen wollt, kommt mit. Ihr könnt den Mann festhalten; manche haben die Angewohnheit, während der Operation aufzuwachen - und das ist vor allem für den Verletzten gefährlich."

Der Mann, dem sie folgten, schien tatsächlich einige Autorität zu haben; trotz seines fremden Aussehens und relativ starken Akzents öffneten sich Türen ihm, noch ehe er sie erreichte, und schnell fanden die vier sich in einem Raum wieder, der offenbar ein Operationszimmer war, wie Friedrich erriet. Auf einem Tisch an einer der Wände befanden sich zahlreiche Instrumente, deren Zweck Friedrich teilweise vielleicht noch raten konnte, während die anderen beiden völlig ahnungslos waren, wozu dies alles dienen sollte. In der Mitte des Raumes befand sich ein großer, polierter Holztisch, auf den Erich und Louis den Verwundeten nun sanft ablegten, während gleichzeitig eine junge Frau und ein Mann ähnlichen Alters einen Wagen mit sauberen Tüchern, Wasserschüsseln und Verbandsmaterial in den Raum fuhren und neben dem Tisch abstellten.
"Professor Ledovid," begann die Frau. "keiner der anderen Ärzte ist abkömmlich, und die Studenten sind alle aus dem ersten Semester..."
"Gut, gut. Schon verstanden." fiel Ledovid ihr ins Wort und wandte sich dann Friedrich zu. "Ich werde wohl doch Eure Hilfe brauchen, junger Mann. Und eure Freund werden das Festhalten übernehmen müssen."[1]
 1. OK, einer von euch muss den Arzt bei der eigentlichen Operation medizinisch unterstützen, dafür benötige ich von einem eine Verstand + Gelehrsamkeit Probe. Ein zweiter soll die Augen offenhalten und aufpassen, ob irgendetwas Unvorhergesehenes passiert, dafür Verstand und Wahrnehmung. Der dritte ist für das Grobe zuständig und würfelt Muskeln + Raufen. Wer was tut, bleibt euch überlassen. Ihr könnt Heldenpunkte ausgeben wie üblich, falls ihr das wollt. Wer einen Vorteil hat, der hier helfen könnte, kann ihn natürlich anwenden bzw. vorschlagen, in welcher Weise er ihn anwenden würde.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 09.03.2022, 00:45:14
Viel mehr sagte der Professor nicht, bevor er auch direkt ans Werk ging. Er erteilte seinen drei Helfern präzise Anweisungen und es war allen von ihnen sofort ersichtlich, dass der Mann ein absoluter Profi war, der keine Zeit für überflüssige Erklärungen verschwendete. Obwohl der Baron bewusstlos war, hatte Erich alle Hände voll zu tun, denn kaum hatte Ledovid die Kleidung des Barons mit einigen Messerschnitten vom Körper getrennt und anschließend die Wunde ausgewaschen, begann er, Tristan in der Leistengegend mit einem scharfen, dünnen Messer aufzuschneiden - selbst in seinem halb ohnmächtigen Zustand begann der Verletzte, heftig zu zucken, was Erich nur unter Einsatz all seiner Kräfte verhindern konnte.

Friedrich musste dem Arzt auf andere, deutlich filigranere Weise assistieren. Ledovid war sich natürlich bewusst, dass der Mann über keine abgeschlossene medizinische Ausbildung verfügte, doch offenbar hatte er erkannt, dass er es mit einem gelehrigen und aufmerksamen Helfer zu tun hatte. Friedrich kam es zu, mit extra angefertigten Geräten den vom Professor angesetzten Schnitt offen zu halten, damit dieser dort operieren konnte, oder auch einzelne Blutgefäße abzudrücken und Aufgaben ähnlicher Art zu erledigen. Die Anspannung für Friedrich war entsprechend groß, denn ein falscher Griff konnte im schlimmsten Fall das Leben des Patienten kosten, doch behielt er, wenn auch mit Mühe, die Nerven.

Louis hingegen war hauptsächlich damit beschäftigt, durchgehend den Puls des Barons zu kontrollieren und sofort Alarm zu schlagen, wenn dieser zu schnell oder zu langsam wurde. Beides konnte zu großen Problemen führen oder Anzeichen dafür sein, dass etwas nicht in Ordnung war, arbeitete Ledovid doch an offenen Blutgefäßen.

Doch als Verbund zeigten die vier Männer in Anbetracht der vergangenen Ereignisse ihre Nervenstärke, und nach etwa einer Stunde konzentrierter und schweißtreibender Arbeit setzte der Professor einen letzten Stich beim Vernähen der Operationswunde und ließ den Faden von Friedrich abtrennen. Es war getan.
"Er wird durchkommen." stellte der Arzt nüchtern fest, nachdem er den Verletzten noch einige Minuten lang genau beobachtet und verschiedene Tests durchgeführt hatte. "Jetzt braucht er aber Ruhe. Gehen Sie nach Hause und kommen Sie morgen wieder, dann können Sie vielleicht schon wieder mit ihm sprechen."

Mit diesen Worten scheuchte der Mann sie mehr oder weniger aus dem Raum und "übergab" sie einer gerade den Gang herankommende junge Frau.
"Bringen Sie diese Männer nach draußen und achten Sie darauf, dass der Mann in diesem Zimmer nicht gestört wird."
Ohne weitere Verabschiedung ließ er die drei mit der Helferin stehen und verschwand in einen Seitengang. Ein merkwürdiger Mensch - darin waren sie sich einig. Doch womöglich hatte er gerade Baron Tristan das Leben gerettet.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 09.03.2022, 06:07:15
Vielleicht hatte sich Friedrich etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt. Es war schon lange her, dass er seine Kenntnisse in der Medizin auch hatte anwenden müssen. Doch der Baron war in Gefahr und er würde alles tun, was ihm möglich war. Auch nachdem sich herausgestellt hatte, dass keine anderen Ärzte helfen konnten und die Studenten noch nicht genügend Erfahrung besaßen, blieb er dabei. Dann musste er eben doch aushelfen. Hoffentlich ging alles gut und er erinnerte sich noch gut an das, was er gelernt hatte. Die ganzen Geräte sagten ihm nur zum Teil etwas, aber solange ihn der Professor nicht überforderte, konnte er auch sicherlich mit denen umgehen. Es gefiel Friedrich gut, dass der Mann offensichtlich sehr professionell und konzentriert auf das Problem war. Kein Wort und keine Geste zu viel. Dieser Ledovid wollte Leben retten, nichts anderes. Es war sofort klar, dass er wusste, was zu tun war.
Trotzdem war die Operation sehr anstrengend und fordernd. Auch wenn er nur Assistenzaufgaben erledigte, fühlte sich Friedrich an seine Grenzen gebracht. Jeder noch so kleine Fehler konnte für den Baron gefährlich werden. Er durfte sich nicht erlauben, einen falschen Handgriff zu tun. Nach den ersten paar Minuten beruhigte sich der Kreuzritter etwas, auch wenn die Operation noch immer für Anspannung sorgte. Doch Professor Ledovid wusste, was er von Friedrich erwarten konnte und forderte ihn nicht zu sehr. Nach einer Stunde war es dann getan und genauso schnell wieder vorbei, wie alles angefangen hatte. Sie wurden quasi aus dem Operationssaal herausgescheucht und schon war der Professor wieder verschwunden. Noch nicht einmal eine Verabschiedung war drin gewesen. Er hatte sich noch nicht einmal bedanken können, so überrumpelt war er gewesen. "Was für ein komischer, aber sehr talentierter Mann." Er seufzte schwer. "Wir müssen ihm unbedingt unseren Dank zukommen lassen. Doch nun, lasst uns erst einmal zum Schwarzen Raben zurückkehren. Wir haben noch eine Verabredung mit diesem Werner Jagemann."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 10.03.2022, 15:51:35
Offenbar war es für Louis belastend, mehr oder minder untätig als Aufpasser dabeizustehen, während die Verwundungen des Barons behandelt wurden. Der Montaigner war nach der Stunde wie gebadet und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. "Mon Dieu, professeur!" rief er sichtlich entnervt. "Niescht um alle Reischtümer von die Welt würde iesch mit Eusch tauschen! Lieber gegen eine artiste de combat antreten oder auch zwei, denn solsch eine operation!" Es sprach ebenso für seinen Respekt vor der ärztlichen Kunst Ledovids, dass er sich nicht heftig gegen den Hinauswurf verwahrte, so dezent er auch ausfallen mochte. Allerdings schnitt der Musketier vor dem Zimmer eine Grimasse. "Iesch weiß niescht, mes amis" brummte er nachdenklich. "Wäre es klug, le baron 'ier gänzliesch unbewacht zu lassen? Man 'at ihm bereits nach die Leben getrachtet!" Der Gedanke, Tristan allein zu lassen, behagte ihm offenbar ganz und gar nicht.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Erich Janina Graustein am 11.03.2022, 05:29:37
Erich war es durchaus gewohnt im Kampf seinen Gegner schwere Wunden zu zufügen oder auch selbst einiges ein zu stecken. Aber zu zusehen wie der Arzt da zusammen mit Friedrich in der Wunde arbeiteten und sehr schnell alles blutverschmiert war, das war dann doch noch einmal etwas ganz anderes. Und dann auch noch Tristan der sich vor Schmerzen windet wie ein wahnsinniger, Erich hätte nie gedacht dass dieser kleine Baron solche Kräfte entfalten kann. Die ganze Situation hat den gestandenen und erfahrenen Krieger doch auch etwas Blas um die Nase werden lassen, so dass er erst einmal einen Moment brauchte bis er auf Louis antworten konnte. Schwer atmend schaute er seine beiden Freunde an "Ihr habt beide recht. Wir sollten diesem Professor unseren Dank aussprechen. Aber es ist auch wichtig Tristan nicht alleine zu lassen. Ich weiß zwar nicht was dieser Fremde plant der auf uns im Gasthaus zum schwarzen Raben wartet. Aber ich glaube nicht das er so dumm ist euch dort an zu greifen. Ihr zwei seid sowieso eher für das Reden zuständig. Also übernehmt ihr doch die erste Befragung und verfolgt die Spur. Ich halte hier wache. Das sollte die meisten wohl davon abhalten hier etwas unbedachtes zu machen. Und sobald der Professor hier noch einmal vorbei kommt werde ich ihm unseren Dank aussprechen. Sobald Tristan wieder fit ist, oder ihr eine gute Spur habt treffen wir uns wieder. "
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 13.03.2022, 18:08:47
Und so kam es, dass sich am gleichen Abend einige höchst unterschiedliche, aber durch das Schicksal scheinbar auf irgendeine Weise verbundene Gestalten im vollgepackten Schankraum des Schwarzen Raben einfanden. Katharina wartete dort bereits seit dem frühen Nachmittag und saß in einer möglichst ruhigen Ecke, während sie beobachtete, wie die anderen Tische sich nach und nach füllten. Auch Werner war bereits dort und hatte es sich an einem Vierertisch mit einem frühen Abendessen bequem gemacht - noch gab es genügend freie Plätze, dass niemand sich zu ihm setzte.

Als beinahe alle Plätze belegt waren, Werner mit dem Essen bereits fertig und Katharina langsam unruhig wurde, traten beinahe direkt nacheinander endlich auch Fridjoff Ratjoff und kurz danach Friedrich und Louis ein, die zuvor noch Zimmer für sich und Erich angemietet hatten. Eine leichte Überraschung zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab, als sie vor sich den Halbfinalisten an einem bereits vollbesetzten Tisch Platz nehmen sahen, wo er fröhlich begrüßt wurde - doch sie hatten mit dem Mann nichts zu schaffen, und offensichtlich war dies hier ein gutbesuchtes Lokal; wieso sollte er also nicht hierher kommen?
Gleich darauf sahen sie dann auch Werner Jagemann, der es tatsächlich geschafft hatte, die freien Plätze zu verteidigen und sichtlich erleichtert schien, dass er den Kampf nun nicht weiterführen musste.

Katharina war ebenfalls überrascht: Ratjoff hatte sie erwartet, und auch sie war erleichtert, ihn zu sehen. Doch als direkt hinter ihm die Begleiter dieses Graustein eintraten, des Mannes, der vor dem Finale plötzlich verschwunden war, wurde sie doch misstrauisch. War das Ganze etwa ein abgekartetes Spiel, an dem auch dieser Graustein beteiligt war? Schließlich waren gleich zwei Skandale passiert: Zunächst das offenbar verschobene Halbfinale mit der Aufgabe Ratjoffs, dann die Absage des Finales, weil einer der Finalisten nicht angetreten war. Wenn jemand es darauf angelegt hatte, das ganze Turnier zu einem Desaster werden zu lassen, hatten ihm beide Ereignisse in die Karten gespielt.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 14.03.2022, 09:04:31
Werner hatte es sich im Gastraum des Schwarzen Raben an einem Tisch in einer Ecke bequem gemacht und sich so gesetzt, dass er den Schankraum und die Tür im Auge behalten konnte, gleichzeitig aber einen freien Weg zum Hinterausgang hatte.
Als Friedrich und Louis an den Tisch traten, erhob er sich. "Guten Abend die Herren. Ihr gehört zu Herrn Graustein, richtig?" Er reichte jedem die Hand.
"Danke euch, dass ihr gekommen seid. Ich bin Werner Gabriele Jagemann, bite setzt euch."
Werner winkte eine Schankmaid herbei. "Ihr macht einen erschöften Eindruck auf mich, war wohl ein harter Tag für uns alle. Bitte, lasst mich euch einladen!" Nachdem alle etwas bestellt hatten, erzählte er:
"Ich stamme aus dem lieblichen Wald, welcher im Einflussgebiet von Roswitha von Wirsche liegt und bin wegen einer delikaten Angelegenheit nach Freiburg gewandert, die jetzt erstmal nichts mit euch oder diesem Turnier hier zu tun hat. Lasst uns später darauf zurückkommen, vielleicht könnt ihr mir dort weiterhelfen.
JEdenfals war ich glücklicher Weise zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um euren Freund das Leben zu retten.
Ich hoffe zumindest, dass man sich jetzt um ihn kümmert und er auf dem Weg der Besserung ist…?"

Werner schaute mitfühlend in die Runde und hörte sich die Schilderung der anderen an.

Dann hob Werner eine leicht angekokelte Ledertasche vom Boden und legte sie in die Mitte des Tisches - "Heißt euer Kamerad, zufällig Naumburg mit Nachnamen? Hier, diese Tasche war ihm sehr wichtig, scheinbar sogar wichtiger als sein eigenes Leben. Ich konnte sie mit Glückes Geschick ebenfalls aus den Flammen retten. Bitte, nehmt sie an euch.
Und, bitte, seid so freundlich und erzählt, was euch nach Freiburg brachte. Mit Herrn Graustein hatte ich ja bereits das Vergnügen. Wird er sich noch zu uns gesellen?"


Im Anschluß an die Vorstellungsrunde nahm Werner das Gespräh wieder auf, beugte sich vor und senkte seine Stimme:
"Erlaubt mir noch eine weitere Frage: Was habt ihr mit Heinrich Dray zu schaffen?
Der hatte mich mit einem Trupp Soldaten auf meinem Weg nach Freiburg überholt. Er schien es recht eilig zu haben - und als ich dann hier ankam und hörte, dass er an diesem Turnier teilnimmt, dachte ich, er wäre nur spät dran gewesen. Um so mehr war ich verwundert, als ich bemerkte, dass viele der vor eurem Gasthaus Gefallenen aus seinem Trupp stammten - und dort nicht in Uniform sondern in Zivil gekleidet lagen - das kann doch kein Zufall sein! Bitte, seid so freundlich und erklärt euch."


Nachdem Werner in der kurzen Zeit seit Eintreffen der Gruppe so viel geredet hatte, wie sonst in einer Woche nicht, ließ er sich zurücksinken, setzte sein Bier an und nahm einen äußerst großen Schluck. Er setzte den Humpen ab und schaute dann neugierig von einem zum anderen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 14.03.2022, 09:33:32
Mit Erichs Vorschlag zeigte sich Louis einverstanden, wähnte er doch den Baron mit dieser Bewachung nach menschlichem Ermessen gut geschützt vor heimtückischen Versuchen, dem Schicksal ein wenig nachzuhelfen. Der Musketier erklärte sich daher bereit, dem Eisenländer die Wache zu überlassen, und begleitete Friedrich zum Schwarzen Raben zurück – nicht ohne noch einige Male sehr kräftig und nicht ganz seinem Adelsstand angemessen auf die Feigheit des Gegners zu fluchen und demselben verschiedene höchst kreative Unannehmlichkeiten an den Hals zu wünschen.

Im Schankraum angekommen sah er sich zunächst unter den zahlreichen Besuchern um, wobei ihm die einzelne Frauengestalt in ihrer stillen Ecke kaum aufzufallen schien. Werner hingegen erkannte er offenkundig wieder, denn er nickte Friedrich zu und marschierte geradewegs zu dem Tisch mit den freigehaltenen Plätzen. Als man Platz genommen hatte, winkte er zunächst nach einer Bedienung: "Garçon, meine Freund 'ier und iesch wünschen zu speisen! Dazu bringt uns eine bouteille von die beste Wein, die ihr 'abt – vite, vite!" Werners Einladung kommentierte er nur mit einem knappen Nicken, als Edelmann gewohnt, über Kleinigkeiten wie Geld keine Worte zu verlieren.

Nachdem dergestalt eine Mahlzeit geordert war, wandte er sich Jagemann zu und gab ihm zurück: "Bien sûr, wir 'aben die Ehre, Monsieur Grausteins Freunde zu sein." Angesichts der Schilderung des Eisenländers zögerte der Montainger allerdings und sah fragend zu Friedrich. Er schien sich im unklaren darüber, wie viel man Jagemann verraten sollte, der einerseits den Baron retten geholfen hatte, andererseits keinem von ihnen näher bekannt war. Nachdenklich strich er sich über die Bartspitzen und brummte vor sich hin.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 14.03.2022, 11:00:29
Es gab Katharina wirklich zu Denken was sich hier in so kurzer Zeit abspielte, erst passierte fast den ganzen Tag nichts und dann überschlug sich plötzlich alles. Machte dieser Ratjoff etwa gemeinsame Sache mit diesem Graustein? Oder war diese doch alles nur Zufall? Eins jedoch war klar, sie konnte nicht nur rumsitzen und abwarten, sie musste handeln. Die Frage war jetzt nur was genau sie unternehmen sollte. Der Tisch von Ratjoff war bereits mehr wie voll, an dem anderen Tisch war noch ein Platz frei. Uber Ratjoff wusste sie das dieser in ernsten Problemen steckt. Was die anderen vorhatten wusste Sie noch so überhaupt nicht. Vor allem wer war dieser andere fremde der schon recht lange alleine an dem Tisch saß und nun auf die Begleiter von diesem Graustein gewartet hatte. Und vor allem wo war dieser Graustein? Ist dem vielleicht schon etwas zugestoßen? Alles Fragen die noch offen waren und die Katharina durch den Kopf schossen.

Katharina entschied sich zuerst einmal Kontakt zu Ratjoff auf zu nehmen, denn der war Ihrer Meinung nach derjenige der am ehesten bedroht war. Um diesen Graustein würde sie sich später kümmern wenn der dann hier vielleicht auch noch auftauchte. Katharina winke die Kellnerin zu sich und steckte ihr ein paar Münzen zu mit der Bitte ein großes Bier zu Ratjoff zu bringen mit dem Hinweis das sie es bezahlt habe und sie sich freuen würde wenn der Held aus der Arena doch ein Bier mit ihr trinken würde und sich zu ihr setzten würde um ein wenig von seinen Heldentaten zu erzählen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 15.03.2022, 05:04:46
Es gefiel Friedrich zwar nicht sehr, sich zu trennen, aber er musste zugeben, dass es durchaus Sinn ergab, wenn Erich beim Baron blieb. Da ihre Freunde hinterrücks angegriffen und ermordet wurden, konnte man nicht ausschließen, dass es so einen Anschlag ein weiteres Mal gab. Zwar war Erich durchaus dazu fähig sich zu verteidigen, aber wenn er hier alleine war, konnte man ihn einfacher überfallen, als wenn sie zusammenblieben. Doch den Baron konnten sie auch nicht alleine hier lassen. So nickte Friedrich mit schwerem Herzen und stimmte dem Vorschlag zu. "Pass auf dich auf, mein Freund." Er legte dem Eisenländer die Hand auf die Schulter und wandte sich dann ab, um mit Louis zusammen diesen Werner Jagemann aufzusuchen.
Auch nachdem sie in die Taverne eingetreten waren, wollte sich trotz der Wärme und gemütlichen Atmosphäre keine Ruhe in ihm ausbreiten. Er war angespannt, folgte Louis aufmerksam zum Tisch, an dem der Mann bereits auf sie wartete. Friedrich setzte sich und bedankte sich bei Jagemann mit einem Nicken und einem knappen "Danke." für seine Einladung. "Und einen Schnaps für jeden von uns." Er seufzte. Nach all dem, was passiert war, konnte er das gut gebrauchen. Hier zu sitzen und endlich etwas Ruhe zu haben nach diesem Tag, führte leider nicht wirklich dazu, dass sich Friedrich entspannen konnte. Eher begann er nun alles zu verarbeiten. Der Tod seiner Freunde, der schwerverletzte Baron, ihre Aufgabe und die Gefahr, die ihnen allen drohte. Dazu kam nun auch Jagemann, den er noch kein bisschen einschätzen konnte. Was sollte er nur von ihm halten? War er ein Freund? Es schien im ersten Moment so, aber man konnte nie wissen.
Anscheinend ging es Louis genau so. Er konnte ihre neue Bekanntschaft auch nicht einschätzen und wusste nicht, wie viel sie sagen sollten. Ihre Mission war, bis zu einem gewissen Grad, immer noch geheim. Man hielt den Baron für tot. Wie viel konnten sie diesem Fremden erzählen? Wie viel konnten sie ihm anvertrauen? Bei einigem, was der Mann erzählte, hörte Friedrich auf. Er kam aus einem Gebiet, welches von Roswitha von Wirsche beherrscht wurde und er war in einer delikaten Angelegenheit unterwegs? Der Kreuzritter hob interessiert eine Augenbraue, kommentierte die Worte aber nicht weiter. "Er wird... überleben. Danke, dass ihr ihn gerettet habt. Das war sehr mutig von euch und dafür stehen wir in eurer Schuld." Friedrich ließ sein Gegenüber weiterreden und unterbrach ihn nicht. Neugierig hörte er zu und tauschte dann einige Blicke mit Louis aus. Ja, es war nicht einfach zu entscheiden, was und wie viel sie sagen sollten.
Für ihn war aber eines klar und seine Worte waren durchaus ernst gemeint gewesen. Alleine dafür, dass Jagemann den Baron gerettet hatte, waren sie ihm ein paar Antworten schuldig. Er tauschte noch einmal einen Blick mit dem Montaigner aus und begann dann langsam. "Herr Graustein wird heute nicht ins Gasthaus zurückkehren. Er wacht über unseren Freund, dessen Name tatsächlich Naumburg ist. Danke, dass ihr ebenfalls die Tasche gerettet habt." Vorsichtig zog Friedrich die Tasche zu sich und legte sie auf den Boden, neben seinen Stuhl. "Es ist nicht einfach zu erklären, weshalb wir hier sind. Ich will offen sein und bitte nehmt es mir nicht übel. Wir sind euch dankbar, aber es gibt Dinge, die wir Fremden nicht erzählen können." Er sah noch einmal zu Louis herüber. Vielleicht wollte er noch etwas sagen. Friedrich war sich nicht sicher, was er sagen sollte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 17.03.2022, 09:41:57
Werner sah deutlich die Zurückhaltung in Sprache und Verhalten der beiden, die ja auch für ihn noch Fremde waren. Er verspürte den Drang, mehr zu erfahren - und der einzige Weg schien, zunächst selbst mehr preiszugeben.
"Werte Herren, ich verstehe eure Zurückhaltung. Lasst mich noch einiges von mir erzählen, vieleicht ergibt sich daraus ja irgendetwas. Es ist mir natürlich wichtig, dass ihr meine Geschichte mit der gebotenen Verschiegenheit behandelt."
Werner schaute beiden in die Augen und schien dort zu sehen, was er sehen wolte. Er schaute kurz auf und in die Runde der Schenke - und da er der Meinung war, dass niemand ihnen sonderlich Aufmerksamkeit schenkte, fuhr er mit weiter gesenker Stimme fort:
"In letzter Zeit gab es in meiner Heimat vermehrt Opfer von Angriffen durch Schrecken. Insbesondere wurden blutleere Leichen gefunden, und die Bevölkerung flüsterte schon verängstigt von "Bluttrinkern". Ich hatte es als meine Aufgabe angesehen, den Hof zu informieren und um Unterstützung zu bitten, aber auf sämtliche meiner Nachrichten habe ich nur Schweigen als Antwort erhalten. Also bin ich schließlich selbst nach Wirsche aufgebrochen. Dort hat man mich jedoch nicht nur nicht ernst genommen, sondern sogar meine Glaubwürdigkeit in Frage gestellt und mich diskreditiert! Aber ich hatte gesehen, was ich gesehen hattte und konnte das nicht auf sich beruhen lassen. Mir ist  Niklas Träge in den Sinn gekommen, von dem hatte ich in diesem Zusammenhang schon viel Gutes gehört. Er soll sich hier in Freiburg aufhalten, deshalb bin ich hier. Ich hoffe, er schenkt meinem Anliegen mehr Aufmerksamkeit als die Wirsches, ich kann immer noch nicht verstehen, weshalb es den Hof so kalt lässt… Zumal ich auf dem Weg nach Freiburg in einem Dorf einen Aushang von den Eisensängern sah, in dem es um ein vermehrtes Auftreten von Leibwerkschrecken in einer Gegend bei Freiburg ging. Den Verfasser der Nachricht möchte ich auch hier in Freiburg aufsuchen.
Ihr seht, dass ich über euren Freund gestolpert bin, war reiner Zufall und ich hoffe doch sehr, dass ihr mich nicht mit dem Brand in dem Gasthof in Verbindung bringt?"

Nachdem sich Werner so weit geöffnet hatte, wartete er voll innerer Spannung mit großer Aufmerksamkeit, wie die Herren sich weiter verhalten würden. Ob sich aus dem zufälligen Zusammentreffen etwas ergeben würde? Nun, wenn nicht, so hatte er wenigstens einem Menschen das Leben gerettet, ein guter Tag!
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 17.03.2022, 14:38:04
Eingehend musterte Louis den Mann, während er der Geschichte lauschte, die Jagemann zu erzählen hatte. Als Friedrich die Tasche an sich nahm, nickte der Montaigner kaum merklich, ansonsten blieb er abwartend. Immerhin schien ihn die Höflichkeit des Sprechers etwas aufgeschlossener zu machen, denn schließlich meinte er zögerlich: "Étonnant... das 'ört siesch ganz ähnliesch an wie das, was wir schon von Wirsche in Erfahrung brachten." Er zwirbelte eine seiner dünnen Bartspitzen und sprach erst einmal mit einem tüchtigen Schluck dem Wein zu, ehe er fortfuhr: "Um ehrliesch zu sein, Monsieur, 'aben auch wir zum Ziel, Monsieur Träge zu spreschen. Es gibt einige Anlass dazu, Ränkespiel zu vermuten, welsche siesch womögliesch 'inaufzieht bis zu Madame de Wirsché." Indem er die Fingerspitzen über dem Herzen auf sein Wams legte, versicherte der Musketier: "Für miesch wirkt Ihr wie eine ehrliesche Mann, Monsieur. Wir 'aben denke iesch keine Grund, Eusch zu verdachtieren mit Bezug auf die Brand. Aber sagt" erkundigte er sich und schien höchst interessiert, "was 'at es auf siesch mit diese Schrecken? Iesch kenne nur 'euschrecken."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 21.03.2022, 08:50:57
Werner lachte kurz auf. "Heuschrecken! Ach ihr seid zu beneiden, wenn ihr noch nie von echten Schrecken gehört habt. Monster, Dämonen, Ungeheuer. Zuletzt gab es sogar Gerüchte um Leibwerkschrecken, die sich aus verschiedenen Körperteilen zusammensetzen. Es würde mich bedrücken, wenn ihr nun Albträume haben werdet, aber in den Eisenlanden hat eigentlich jeder schon die eine oder andere Geschichte darüber gehört."
Ich will zu Herrn Träge, um von ihm Unterstützung im Kampf gegen die Schrecken zu erhalten - was erhofft ihr euch von einem Treffen mit ihm?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.03.2022, 12:02:54
Nach kurzer Zeit näherte sich besagter Ratjoff tatsächlich Katharinas Platz, allerdings wirkte er eher zögerlich. Nachdem er kurz nachzudenken schien, fasste er sich scheinbar ein Herz und zog sich einen Stuhl heran, um sich zu ihr zu setzen. "Was wollt Ihr von mir? Ich weiß, dass ich mich in der Arena zum Narren gemacht habe, also spart Euch bitte das mit dem Helden. Wenn Ihr Euch nur über mich lustig machen wollt, könnt Ihr mein Bier selbst trinken und ich verschwinde sofort wieder - davon bekomme ich von meinen Freunden schon genug ab. Wenn es Euch um etwas anderes geht, dann sprecht!"

Trotz seiner Worte blieb Ratjoff jedoch freundlich, und seine Stimme war sanft. Dies hier schien kein abgezockter Kämpfer zu sein, auch wenn Eindrücke leicht täuschen mochten. Der Mann hatte eine einnehmende Persönlichkeit, und gegen ihren Willen musste Katharina sich eingestehen, dass er ihr sympathisch war.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 22.03.2022, 08:53:46
Katharina war froh das Ratjoff sich zu ihr gesellte. Die Reaktion des Mannes war dann jedoch etwas anderes wie sie sich es vorgestellt hatte. Aber Ratjoff hatte etwas an sich das Katharina Ihre Pläne etwas ändern ließ und so begann sie ebenfalls in ruhigen und freundlichen Worten zu sprechen "Ich will dich auf keinen Fall verärgern. Und auch wenn du es vielleicht nicht so siehst, trotz allem bist du mein Held. Aber auf eine andere Art wie du vielleicht vermutest. Ich weiß ganz genau das bei dem Turnier einiges nicht mit rechten Dingen zu gegangen ist. Ich weiß das Walter von Stein an den Wetten manipuliert hat. Und du bist mein Held weil du dich dagegen gewehrt hast. Ich weiß das du mit Walter von Stein unter einer Decke steckst. Und wenn du morgen nicht sterben willst dann solltest du mir nun lieber genau zuhören. Du wirst morgen mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit Besuch bekommen und man wird dich mehr oder weniger freundlich zum Anwesen von Herrn Stein begleiten. Ob du dieses Anwesen dann jedoch wieder verlassen wirst bezweifele ich im Moment noch, zumindest wirst du es in einem deutlich anderen Zustand verlassen wie du es betreten hast. Wenn du also willst das ich dir helfe und dir aus der Situation raus helfe, dann brauche ich auch ein klein wenig Unterstützung von dir" Katharina machte eine kleine Pause und nahm erst einmal einen großen Schluck von dem Bier und schaute Ratjoff tief in die Augen um zu sehen wie er darauf reagierte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 25.03.2022, 00:07:25
"Von Stein? Der also!" zischte ihr Gegenüber. "Gemeinsame Sache? Sicher nicht! Aber natürlich habe ich gemerkt, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Zuerst dachte ich noch, ich hätte einfach Glück gehabt, aber irgendwann war es ziemlich deutlich, dass jemand manipuliert hat. Deshalb bin ich auch im Halbfinale ausgestiegen - ich will fair gewinnen oder verlieren; und ich weiß selbst, dass ich nicht gut genug bin, ein solches Turnier zu gewinnen. Die einzige Möglichkeit, noch gesichtswahrend aus der Sache herauszukommen war es aufzugeben."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 25.03.2022, 02:54:56
Mit einer Mischung aus Interesse und gesundem Misstrauen lauschte Friedrich den Worten seiner neuen Bekanntschaft. Seine Gedanken wanderten allerdings immer wieder umher. Die Worte des Barons kamen ihm in den Sinn. "Wirsche hat mit Sicherheit ihre Spione in Freiburg." Das ergab Sinn und anscheinend hatten diese irgendwie vom Baron erfahren und ihn versucht umzubringen. Wie hoch war also die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Jagemann ihnen einen Haufen Mist erzählte und eigentlich einer dieser Spione war? Friedrich war sich nicht noch nicht sicher, was er über den Mann denken sollte. Doch im Moment wollte er ihm glauben. Sie konnten Verbündete gut gebrauchen, vor allem jetzt, da sie so dezimiert worden waren und der Baron schwer verletzt worden war.
Die Geschichte des Mannes war glaubhaft und auch Louis schien zu einem ähnlichen Urteil zu kommen und Jagemann etwas Vertrauen zu schenken. Friedrich schwieg und nutzte das kurze Gespräch der beiden, um schnell in seinem Buch über diese Leibwerkschrecken nachzuschlagen. Er nahm den Wälzer von seiner Hüfte und schlug ihn auf dem Tisch auf, um ihn dort nach möglichen Notizen zu durchsuchen. "Leibwerkschrecken, hmm?", murmelte er nachdenklich.[1] Erst danach nickte er Jagemann zu. "Vermutlich ließ eure Entdeckung den Hof kalt, weil dieser im Zusammenhang mit den Bluttrinkern steht. Es würde mich nicht wundern, wenn der Hof, oder sogar Wirsche selbst, für die blutleeren Leichen verantwortlich sind." Er sah den Eisenländer an, trank seinen Schnaps und fuhr dann fort. "Ihr habt Glück gehabt, dass man euch nicht aufgehalten oder gleich getötet hat. Wir hatten bereits mit Baronin Baderbaasch zu tun. Ein Mensch war sie schon lange nicht mehr und wir wissen, dass sie mit Wirsche in engem Kontakt stand." Er erinnerte sich an die Fratze des Monsters und erschauerte. Schließlich seufzte er schwer.
"Es ist eine lange und komplizierte Geschichte, wer wir sind, warum wir hier sind und was wir hier tun. Doch seid versichert, dass wir ähnliche Ziele haben. Wir wollen mit Träge aus zwei Hauptgründen reden. Zum einen muss jemand das Machtvakuum füllen, dass Baronin Baderbaaschs Tod hinterlassen hat und zum Anderen muss Wirsche aufgehalten werden." Das war im Moment alles, was Friedrich bereit war, zu erzählen. Dass es noch weitere Gründe für ihre Reise gab und der schwer verletzte Baron eine tragende Rolle spielte, wollte er noch verheimlichen. Wenn Tristan wieder bei Bewusstsein war, sollte er selbst entscheiden, in wie weit er Jagemann traute. Bis dahin, wollte und konnte der Kreuzritter nicht mehr darüber erzählen. "Eure Geschichte und Erfahrung mit Wirsches Hof könnte hilfreich sein, wenn wir bei Träge vorsprechen.", dachte er laut.
 1. Verstand + Gelehrsamkeit: 3 Steigerungen
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 25.03.2022, 08:06:34
Katharina stutze kurz als sie erfuhr das gar nicht Ratjoff in die Machenschaften verwickelt war. Er war also vermutlich nur das arme Bauernopfer. "Du meinst also das du gar nichts mit Walter von Stein zu tun hast? Dann ist es also der Schiedsrichter gewesen der bestochen wurde. Aber warum dann ausgerechnet nur bei deinen Kämpfen? Irgend etwas muss dieser Stein doch mit dir zu tun haben? Ich weiß das diese Wettkämpfe manipuliert wurden, und ich weiß das dieser Stein dahinter steckt. Mir fehlen nur noch ein paar Beweise. Sobald mir diese vorliegen kann ich das an ein paar Freunde weitergeben. Und ich bin mir sicher das die es sogar mit einem von Stein aufnehmen können. Aber nichts ändert aktuell daran das du in Gefahr bist, denn dieser Walter von Stein hat es auf dich abgesehen. Kannst du mir ein wenig helfen und für nötige Beweise sorgen? Im Gegenzug kann ich dir gegen diesen Walter von Stein helfen. Ich Glaube das wir beide im Moment von einander profitieren können wenn wir zusammen arbeiten. Also bist du dabei?"

Katharina wartete einen Moment ab und schaute wie Ratjoff auf diese direkten Worte reagierte "Sag, was weist du eigentlich von diesem Graustein? Steckt der auch mit in dieser Manipulation? Der hat ja ebenfalls das Turnier verlassen genau wie du auch. Ist dir da vielleicht etwas zu Ohren gekommen? Du hattest unten in der Arena ja ganz andere Möglichkeiten um das ein oder andere Gespräch vielleicht zu belauschen. Es ist wichtig das wir jede noch so kleine Spur verfolgen und alle Beweise sammeln die wir bekommen können. Nur dann können wir diesen Walter von Stein aufhalten, und so auch dein Leben retten."

Katharina nahm einen weiteren großen Schluck aus dem Bierkrug und leerte diesen nun.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 25.03.2022, 13:11:22
Ratjoff dachte eine Weile über die Worte Katharinas nach, dann antwortete er schulterzuckend. "Man hört ja so einiges. Von Stein wettet wohl gerne, aber nicht bei den offiziellen Buchmachern. Man erzählt sich, dass er und seine adligen Freunde irgendwelche privaten Wetten abschließen, zu allen möglichen Themen." Er überlegte einen Augenblick. "Vielleicht hat er gewettet, einen absoluten Niemand ins Finale zu bringen, wer weiß das schon. Denkst du, er würde mir etwas antun, weil er seine Wette vielleicht verloren hat? Ich wusste doch gar nichts davon!"

Zu Graustein gefragt, konnte Ratjoff nur wenig sagen. "Ich hatte mit ihm nichts zu tun. Natürlich ist mir der Mann aufgefallen - es war recht früh zu sehen, dass er einer der Favoriten war. Aber was ich dir sagen kann, ist dass direkt nach mir seine zwei Begleiter in dieses Wirtshaus gekommen sind. Dort drüben sitzen sie, mit einem Fremden zusammen. Warum Graustein nicht dabei ist, weiß ich nicht; und auf jeden Fall war es verdächtig, dass sie vor dem Finale so plötzlich verschwunden sind. Andererseits habe ich von einem Brand gehört, und dass er irgendwie davon betroffen war."

Schließlich kam er noch einmal auf von Stein zu sprechen: "Wie soll ich denn irgendwelche Beweise besorgen? Wenn es stimmt, was du sagst, sollte ich mich schleunigst aus dem Staub machen und die Stadt verlassen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 25.03.2022, 15:36:34
Werner wandte sich an Friedrich: "Nun, von Heinrich Dray und seinen Schergen und dass ich denke, dass eben diese eure Freunde in dem Gasthaus angegriffen hatten, hatte ich euch ja schon erzählt.[1]
Zu irgendwelchen Machenschaften am Hof zu Wirsche kann ich auch nichts weiter sagen, als was ich schon gesagt habe. Ich habe ja mit dem Hof im Grunde nichts zu tun...
Das einzige, was mir in dem Zusammenhang noch bemerkenswert erscheint ist folgendes:
Es gibt da einige Gerüchte um die Insel Rücken, nördlich von Wirsche im Meer gelegen, die auch mit Bluttrinkern in Verbindung stehen. Nach dem Krieg hat Roswitha Wirsche eine Unternehmung gestartet, in der Flüchtlingen angeboten wurde, die Insel zu besiedeln, die vorher im Grunde brach lag. Einige Hundert Familien haben das Angebot angenommen, und was dort dann passiert ist, ist unklar. Angeblich hat Roswitha Wirsche befohlen, niemand mehr von der Insel wegzulassen - und es gibt Gerüchte, dass die Bewohner einen Pakt mit Bluttrinkern geschlossen hätten. Aber niemand weiß wirklich genaueres darüber, die Insel ist ja fast abgeschottet vom Festland..."
 1. https://games.dnd-gate.de/index.php/topic,11918.msg1096812.html#msg1096812 (https://games.dnd-gate.de/index.php/topic,11918.msg1096812.html#msg1096812)
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 25.03.2022, 15:38:14
Kurz zog Louis die linke Augenbraue in die Höhe, um leicht indigniert zu entgegnen: "Parbleu! Eschte Schrecken? Davon 'aben wir fürwahr niescht nur ge'ört." Er nickte heftig zu Friedrichs Worten. "Ihr 'ättet la baronne nur erblicken müssen – eine wahre monstre! Aber" – und hier zwirbelte er seinen gepflegten Schnurrbart – "wir 'aben sie besiegt in eine grande bataille. Es war eine wahre 'eldentat! Und um eine 'aar wir 'ätten es niescht geschafft..." Befriedigt bei der Erinnerung an den glorreichen, wenn auch mit Schrecken erfüllten Moment tätschelte er liebevoll das Griffstück seiner Danseuse. Damit schien er vorübergehend in seinen eigenen Gedanken versunken, denn er murmelte in seiner Muttersprache vor sich hin, lachte ab und an grimmig und ließ diverse "Mon Dieu!" und "C'est ça!" hören. Erst als sein Weggefährte auf das Problem Träge zu sprechen kam, kehrte er augenscheinlich in die Gegenwart zurück und warf ein: "C'est vrai. Das könnte 'elfen, Monsieur Träge zu überzeugen!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 28.03.2022, 08:40:37
Nun war es Katharina die einen Moment zögerte und kurz sehr nachdenklich aussah "Nun gut, das verändert die ganze Situation natürlich etwas. Ich kann verstehen das du Angst hast. Die Angst ist berechtigt denn von Stein wird sich auf jeden Fall bei dir melden, und er ist garantiert nicht glücklich darüber das er seine Wette verloren hat. Kennst du diesen Schiedsrichter? Vielleicht sollten wir beide den Schiedsrichter mal besuchen gehen. Ich kann verstehen das du am liebsten sofort die Stadt verlassen willst. Aber meinst du nicht das deine Chancen vielleicht größer sind wenn du jemanden an deiner Seite hast der dir den Rücken frei hält? Ich hätte vollstes Verständnis wenn du jetzt sofort aufstehst und aus der Stadt rennst. Aber meinst du nicht das du mir vielleicht noch was schuldig bist? Ich meine immerhin hast du erst durch mich erfahren das deine Gesundheit in Gefahr ist. Ich sehe zwar vielleicht nicht so aus, aber Glaube mir im Zweifel kann ich dir zur Seite stehen und vielleicht verhindern das man dir schlimmes antut. Und später wenn du dann immer noch weg willst kann ich da bestimmt auch den ein oder anderen Kontakt knüpfen der dir hilft schnell und ungesehen aus der Stadt zu kommen. Es liegt also nun an dir ob du dein Glück lieber alleine probieren willst, oder ob du meine Hilfe annehmen willst"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 29.03.2022, 03:37:39
Im Gegensatz zu Louis erzählte Friedrich nicht gerne von seinen eigenen Heldentaten. Er schwieg lieber und blieb bescheiden. Doch als der Montaigner den epischen Kampf erwähnte, musste er doch zustimmen und die Worte kommentieren. "Ich habe schon viele Monstrositäten gesehen, aber was aus Baderbaasch geworden ist... das werde ich nie vergessen." Es überraschte den Kreuzritter etwas, dass Werner diese neuen Informationen einfach so hinnahm. Schließlich ging es darum, dass die Anführer zweier Länder sich über Jahre in Schrecken verwandelt hatten und die Baronin nun tot war. Das war eine Sache, die so gut wie noch niemand wusste und weitreichende Folgen haben konnte. Doch als der Mann von weiteren Gerüchten erzählte, hatte der Monsterjäger und Gelehrte das Thema um Baderbaasch fast wieder vergessen.
"Es scheint, als würden in diesem Land so einige Dinge falsch laufen. Wirsche ist womöglich ein Monster, wie Baderbaasch eines war. Bluttrinker terrorisieren die Bevölkerung. Eine ganze Insel abgeschottet und vielleicht im Bündnis mit diesen Monstern. Und dann diese Leibwerkschrecken. Ich habe meine Notizen durchsucht..." Er nahm sein Buch wieder vom Tisch und befestigte es mit einer Kette an seiner Hüfte. "Von Hexen erschaffene Ungeheuer, zusammengeflickt aus den Leichen mehrerer Menschen. Ein halbes Dutzend Arme und Beine, vielleicht mehr. Zwei Köpfe. Unglaublich kampfstark und kaum aufzuhalten. Ja, gegen diese Schrecken wird Hilfe benötigt. Es sieht so aus, als könnten wir uns für den Moment zusammentun, was haltet ihr davon?" Womit er nicht nur Werner ansah, sondern auch zu seinem Freund herüberblickte und seine Meinung einholen wollte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 29.03.2022, 09:22:32
Als Werner den Ausführungen Friedrich´s folgte und diese langsam sein Bewusstsein erreichten, erbleichte er sichtlich. "Oh mann, das ist größer als ich dachte - und das erklärt natürlich das Verhalten am Hof."
Werner schaute abermals langsam in die Runde des Schankraums, schien abernichts besonderes zu bemerken und wandte sich wieder an die beiden Herren an seinem Tisch: "Ich sehe es als meine Pflicht an, gemeinsam mit euch gegen diese Aktivitäten vorzugehen. Und ich bin äußerst froh, in euch offenbar tatkräftige und erfahrene  Leute zu finden. Ich bin nach Freiburg gereist, um meinerseits Unterstützung zu finden. Aber ich hätte nie gedacht, dass dies eine so große Sache ist. Wir werden jede weitere Hilfe gebrauchen können. Ich hoffe, Herr Träge  ist uns zugetan...
Aber seid gewarnt: Ich denke, wenn eure Geschichte stimmt, weiß Wirsche von euch und hat Heinrich Dray geschickt, um euch aufzuhalten!"

Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 30.03.2022, 13:26:59
"Die Fisch stinkt immer von die Kopf 'er, wie man in meiner 'eimat sagt" bemerkte Louis und brummte mit sichtlichem Abscheu: "Wenn la noblesse siesch niescht angemessen ver'ält, wer will es von la plèbe erwarten..." Die Schilderung der widernatürlichen Schrecken ließ ihn beide Augenbrauen heben. "Incroyable... 'exerei!" Neben seinem Widerwillen war allerdings auch ein gewisses Leuchten in seinen Augen zu bemerken, als die Rede von der Beinahe-Unüberwindlichkeit solcher Kreaturen war. Er streichelte einige Male nachdenklich über den Korb seiner Waffe und schien eine intime Zwiesprache mit der einmaligen Klinge zu halten.

Als er wieder aufsah, zwirbelte er seinen Bart und musterte Jagemann. "Mhhhh.... warum niescht. Wenn Ihr Eusch uns anschließen wollt, Monsieur, so sollt Ihr uns willkommen sein" urteilte er schließlich und hob sein Glas leicht an. "Es sollte mit die 'ölle zuge'en, wenn wir niescht mit dieser 'exerei und Madame Wirsche fertig werden mitsamt ihre Dray! " Indem er Friedrich und Werner zuprostete, meinte er: "Eine Wein für alle – alle gegen Wirsche!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 03.04.2022, 10:24:49
Ratjoff schien weiterhin skeptisch: "Aber warst du es nicht, die mir gesagt hat, morgen würde mich von Stein holen und ich würde den Tag womöglich nicht überleben? Und jetzt sagst du mir, ich soll dorthin und Beweise holen? Oder habe ich das falsch verstanden?
Aber gut, den Schiedsrichter zu besuchen ist wohl nicht der schlechteste Weg. Da bin ich dabei. Das müssten wir dann aber noch heute machen. Ich frage mich nur, selbst wenn wir Beweise finden sollten: Wo sollen wir mit denen den hingehen?"


Gerade als die beiden sich überlegten, den Schankraum zu verlassen und dem Schiedsrichter einen Besuch abzustatten (vorher musste man allerdings noch herausfinden, wo dieser wohnte), waren von einem der Nachbartische lauter werdende Stimmen zu vernehmen. Erst nach einigen Augenblicken bemerkten die beiden, dass diese offenbar Ratjoff galten.
"Der Feichling had uns umen Kampf gebracht! Ich sag, wir seign ihm, dass wir sows nich mögen in Freibrg."
Das Nuscheln in der Stimme ließ bereits auf einen hohen Alkoholgehalt im Blut des Sprechers schließen, und gleich schlossen sich andere Stimmen vom gleichen Tisch an.

"Jawoll! Denkn, sie könn sich alles rausnehmen, und der kleine Angestellte ist wieder der Arsch!"

"Und dieser andre, der Graustar, einfach abgehauen isser!"

"He, dassindoch seine Kumpels da!"

Ehe sie sich versahen, drohte die Stimmung im Wirtshaus zu kippen; bereits jetzt lag eine Aggression in der Luft, die leicht zu Gewalt ausufern konnte. Etwa vierzig Leute waren im Schankraum, und fast alle hatten inzwischen auf die eine oder andere Weise Partei bezogen, wobei außer Ratjoffs Freunden die meisten sich dem Betrunkenen anzuschließen schienen. Die beiden Tische, an denen Katharina, Werner, Louis und Friedrich saßen, waren plötzlich das Zentrum der Aufmerksamkeit, und die Spannung in der Luft beinahe greifbar.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 04.04.2022, 09:12:07
"Ratjoff du kannst mit helfen wenn wir zusammen diesen Schiedsrichter besuchen. Zu diesem von Stein lasse ich dich garantiert nicht alleine gehen, wenn Möglich versuchen wir das Treffen sogar komplett zu vermeiden. Sobald wir ein paar mehr Beweise haben, kümmere ich mich schon darum das diese dann zu der richtigen Person kommen, das soll dann nicht mehr dein Problem sein"

Als die beiden sich dann gerade erhoben um sich auf den Weg machen wollten, kahm plötzlich diese aggressive Stimmung auf und man merkte wie sich der Pöbel anfing zu positionieren. So ein Mist, das hat mir jetzt gerade noch gefehlt, Schoss es Katharina durch den Kopf. Sie trat einen Stuhl zur Seite um sich etwas Platz zu verschaffen und schnappte sich den leeren Bierkrug von ihrem Tisch "Na dann mal los Ihr Großmäuler, dann zeigt mal was Ihr drauf habt! Mal sehen ob Ihr es überhaupt mit einer so kleinen Frau wie mir aufnehmen könnt!" schrie sie lauthals, so das es noch der letzte in der Kneipe hören konnte. Wild entschlossen und zornig stellte sich Katharina vor Ratjoff und machte sich bereit dem erstbesten der es wagte sich ihr zu nähern den Bierkrug über den Kopf zu ziehen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 04.04.2022, 17:12:34
Im Gegensatz zu der aufgeheizten Atmosphäre schien der sonst so reizbare Louis überaus ruhig zu werden. Als sich laute Schimpfworte zu einer bedrohlichen Geräuschkulisse vermengten und alles auf eine bevorstehende Schlägerei hindeutete, leerte der Montaigner gelassen sein Weinglas, stellte es mit einer gemessenen Bewegung zurück auf den Tisch und tupfte sich mit einem anerkennenden "Niescht schlescht für eine Erzeugnis aus diese Gegend..." die Bartspitzen ab. Dann erst sah er auf, mit einer geradezu aufreizenden Langsamkeit, während seine Augenbrauen so hoch wanderten, dass sie unter seinem Hut verschwunden wären, hätte der Musketier nicht barhäuptig am Tisch gesessen. Schließlich schob er seinen Stuhl zurück, stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch, wobei er sich mit einer Mischung aus Indignation und Geringschätzung in der Runde umsah wie unter einer Horde meuternder Kakerlaken zu seinen Füßen. "Was iest das für eine Benehmen!" rief er tadelnd.

Indem er sich stolz reckte, fuhr der Adelige fort: "Wenn eine Mann eine Ehren'andel mit uns 'at, so soll er vortreten, und iesch will ihm antworten sur le coup! Nun, wer traut siesch, wer iest Manns genug, siesch niescht feige zu verstecken 'inter eine Rotte von 'alunken?!" Der Schrei der kleinen Frau ließ ihn offenbar für einen Moment nicht weniger überrascht als den Rest der Versammlung, doch gewann er seine Fassung sehr rasch wieder. ""Non, non, Mademoiselle" meinte er mit einer knappen Verbeugung in Katharinas Richtung. "Iesch soll zusehen, wie eine zarte demoiselle belästigt wird von die Pöbel?! Impensable..!" Sein Blick wanderte kühl über die streitlustigen unter den Anwesenden. "Iesch vermute nämliesch, es wäre niescht unter die Würde der 'erren, eine derartige Geschmacklosigkeit zu begehen..." kommentierte er mit beißendem Spott.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 05.04.2022, 08:49:18
Die Situation schien kurz vor dem Überkochen. Da wollte Werner nicht hinter dem Tisch eingeklemmt überrascht werden. Er erhob sich , langsam, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und positionierte sich strategisch zum nahen Hinterausgang, mit einer Wand im Rücken und etwas Freiraum vor sich. Er hatte seinen Bierhumpen mit vom Tisch genommen. Diesen leerte er nun in einem großen Zug. Dann hielt er den Raum im Blick, wog den Bierkrung in der Rechten und wartete auf den Ersten, der aufmucken würde, um diesen mit einem wohlgezielten Wurf hoffentlich direkt in das Reich der Träume zu befördern. Er bezweifelte aber, dass damit die Situation deeskaliert werden könnte und hielt deshalb den Hinterausgang als mögliche Rückzugsmöglichkeit im Auge.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 06.04.2022, 04:11:47
Es war also beschlossen, dass sich Werner ihnen zumindest für eine kurze Zeit anschließen würde. Was nach dem Treffen mit Träge passieren würde, mussten sie dann sehen. Bis dahin würden sie mit ihm zusammenarbeiten. Friedrich prostete den beiden Männern am Tisch also ebenfalls zu und nickte zufrieden. "Alle gegen Wirsche!" Doch die Freude über diese Partnerschaft hielt nicht sehr lange an und die konkretere Planung weiterer Schritte musste unterbrochen werden. Der Stimmung im Gasthaus hatte er bisher nicht viel Beachtung geschenkt. Hätte er das getan, wäre ihm vielleicht schon vorher aufgefallen, dass sowohl Alkoholpegel, als auch Aggressivität in gleichem Maße angestiegen waren. Nun hatten sie ein Problem.
Anscheinend kamen sie um eine Kneipenschlägerei nicht ganz herum. Es hatten sich zwei Parteien gebildet und die Anspannung zwischen diesen war fast greifbar. Dass sich dann eine kleine Frau ziemlich aufspielte und auch Louis sich nicht halten konnte, besiegelte das Schicksal dieses Abends. Seufzend nahm sich Friedrich ein dickes Holzbrett vom Tisch und stand auf. Er legte dem Montaigner einen Moment die Hand auf die Schulter. "Du solltest langsam wissen, dass wir Eisenländer ein hartes Volk sind. Sie kann sicher gut auf sich selbst aufpassen.", erwiderte er auf die Worte des Mannes, der die wütende Frau beschützen wollte. Zwar wusste Friedrich nicht, ob sie wirklich so hart war, wie sie vorgab zu sein, aber er nahm es aufgrund ihrer Entschlossenheit und Haltung einfach an. Doch so wie er Louis kannte, würde er sich niemals davon abbringen lassen, eine Frau mit seinem Leben zu verteidigen.
"Wir sollten uns unsere Kräfte wirklich für wichtigere Dinge aufsparen. Betrunkene zusammenzuschlagen steht nicht gerade auf unserer Liste.", merkte der Kreuzritter etwas genervt an. Schade, dass Erich nicht hier war. Er hätte kurzen Prozess mit diesen Leuten gemacht.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 07.04.2022, 20:33:47
Doch es sah so aus, als würde sich Friedrichs Wunsch nicht erfüllen: Jetzt schienen sie ihre Kräfte zunächst einmal hier zu benötigen. Die Lage war ob der vollen Belegung des Schankraums unübersichtlich, die Stimmung hitzig. Friedrich meinte, dennoch mehrere Lager ausmachen zu können. Da war zum einen die scheinbare Mehrheit - sie hatte das Turnier besucht, war enttäuscht über den Ausgang, teilweise alkoholisiert und fand nun hier den perfekten Sündenbock vor. Letztlich hatten sie vermutlich nicht einmal etwas gegen Erichs Freunde und Ratjoff; doch der Frust bahnte sich seinen Weg und wollte sich Luft verschaffen.

Die zweite Gruppe bestand mehr oder weniger aus ihnen drei sowie Ratjoff und seiner Begleiterin, die sich nun relativ zentral von der Menge umrundet sah - Werner hatte zwar versucht, die Wand zu erreichen, war jedoch gegen einen Gast gestoßen, der ihn wieder zurück schob.

Außer diesen beiden Gruppen gab es allerdings auch noch einige Gäste, die einfach nur Lust auf eine zünftige Schlägerei zu haben schienen - und genau von dieser ging nun auch der erste Schlag aus, als jemand in der aufgeheizten Atmosphäre einfach einmal seinem Nebenmann die Faust ins Gesicht schlug.

Eine Schlägerei war wohl nicht zu vermeiden, und sie waren mittendrin: Sich einfach zurückzuziehen war keine ernsthafte Option.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 22.04.2022, 09:50:24
Katharina schaute sich um und wartete bis der erste besoffene es wagte sie an zu greifen. Sie musste nicht lange warten bis der erste auf die kleine Frau los stürmte. So schnell wie er auf Katharina zu stürmte, so schnell lag er auch schon schmerzgeplagt am Boden, denn Katharina verpasste ihm einen heftigen Tritt in die Weichteile. Noch bevor der zweite realisierte was mit seinem Kumpel passiert war, schickte Katharina ihn ins Land der Träume indem sie ihm den leeren Bierkrug auf den Kopf schmertte. Jetzt war Katharina mittendrin im Tumult, von rechts und links näherten sich gleichzeitig zwei kräftige Gegner. Beide unterschätzen wohl eindeutig die Schnelligkeit von Katharina, denn sie duckte sich unter den Schlägen der beiden muskelprotze hindurch so das sich die beiden gegenseitig niederschlugen. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte Katharina das sich einer auf Ratjoff stürzen wollte. Katharina war jedoch schneller indem sie die Abkürzung über den Tisch nahm und so dem Angreifer mit voller Wucht in den Rücken springen konnte. Das führte dazu das dieser arme Kerl sehr unsanft die Wand küsste und dort liegen blieb. Als sich dann der sechste Gegner mit erhobenem Stuhl auf Katharina stürzen wollte, schlitterte diese auf ihn zu und rutschte unter seinen Beinen hindurch um ihn dann mit einem Tritt in die kniekehle sehr unsanft zu Boden zu befördern so das dieser so hart mit dem Kopf aufprallte das er sich nicht mehr rührte. Kaum das Katharina wieder aufstand wollte ihr schon der nächste einen Stuhl überziehen. Katharina konnte sich gerade noch so wegdrehen und der Stuhl verfehlte nur knapp ihren Kopf und zerschellte dann am Kopf eines anderen. Der Angreifer schaute kurz verwirrt als er sah wie sein Kumpel gewusstlos zu Boden ging. Noch bevor er begriffen hatte was los war hatte ihm Katharina ein zerbrochenes Stuhlbein über den Schädel gezogen und ihn so ins Land der Träume geschickt. Der letzte der es wagte sich Ratjoff zu nähern sprang Katharina von hinten an und schlang ihre Arme um dessen Hals und drückte so lange und fest zu bis dieser bewusstlos zu Boden sank. Schwer atmend schaute sich Katharina dann um, um sich einen Überblick zu verschaffen wer denn jetzt noch stand und vor allem wer jetzt überhaupt noch den Mut hatte sich ihr zu nähern.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 22.04.2022, 12:47:08
Als der Tanz losging, zückte Louis mit einer Hand seinen Degen, während er mit der anderen eine Gänsekeule ergriff, die noch auf einem der Teller lag. Indem er aufsprang und seinen Stuhl zurückwarf, verschaffte sich der Montaigner Raum. Seine Bewegungsfreiheit wiederum nutzte er dazu, mit einem kühnen Sprung auf den Tisch zu gelangen. Aus dieser erhöhten Position heraus begann er einen jeden, der ihm nahe kommen wollte, mit Tritten seiner hohen Stulpenstiefel postwendend gen Boden zu befördern. Wo ein Gegner allzu kühn wurde, ließ er die Klinge der Danseuse über die Köpfe zischen. Einem Mann zerschlitzte er zielgenau den Gürtel, um dem mit seinen rutschenden Hosen Kämpfenden ein empörtes "Sans goût! Es siend Damen zugegen, Monsieur!" zuzurufen.

Die Länge der Tafel für rasche Positionswechsel ausnutzend nagte er immer wieder mit sichtlichem Genuss an der saftigen Gänsekeule. Wann immer er den Mund nicht mit einem Bissen des zarten Fleischs voll hatte, beleidigte er seine Gegenüber mit der gewandten Eloquenz eines Edelmanns. Dem wilden Angriff eines angetrunkenen Gegners, eines wuchtigen Klotzes mit riesigen Muskeln, wich Louis mit einem kurzen Sprung aus und verwirrte den Mann sodann, indem er ihm den abgenagten Knochen mit einer Verbeugung reichte. Noch während der Trunkenbold den Knochen mit offenem Mund anstarrte, erhielt er den Degenknauf des Montaigners auf den Schädel, dass es dumpf krachte. Der Wankende wurde mit einem kräftigen Tritt in das dickste Knäuel der Kämpfenden befördert "Wenn iesch so erbärmliesch kämpfte wie Ihr, würde iesch miesch bewerben als 'ofnarr..!" schrie Louis ihm nach, als der Riese mehrere Männer mit sich zu Boden riss.

Während er sich hütete, mit seiner Waffe im Ernst zuzustechen, erhielten einige weitere Angreifer den flexiblen Stahl der Danseuse dafür sehr schmerzhaft über die Finger gezogen, die sie sich jaulend hielten. In einer kurzen Kampfpause bewegte er sich mit mehreren großen Schritten und einem weiteren Sprung auf den Nachbartisch, von dem aus er sich zu Katharina hinab beugte, um sich höflich gegen die Hutkrempe zu tippen. "Iesch 'offe, es iest Eusch niemand zu na'e getreten, Mademoiselle – iesch wäre untröstliesch!" Die Klinge seines Degens zischte währenddessen spielerisch von links nach rechts und wieder zurück, woraufhin zwei weitere Raufbolde es vorzogen, sich andere Gegner zu suchen. Der Anblick rasiermesserscharfen Stahls direkt vor der eigenen Nasenwurzel schien sie sogar durch den Alkoholnebel zum Nachdenken gebracht zu haben.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 25.04.2022, 03:52:04
Dass sich Louis so eine kleine Schlägerei nicht ausreden lassen würde, war Friedrich schon klar gewesen. Doch er hatte gehofft, zumindest ein oder zwei Personen mit seinen Worten dazu bewegen zu können, gar nicht erst anzufangen. Niemand hörte auf ihn und diese Tavernenschlacht begann ungehindert und war innerhalb weniger Sekunden im Gange. Der Kreuzritter hielt sich zurück. Er hatte bereits gesagt, dass er so einen Kampf für keine gute Idee hielt. Also blieb er auf Abstand und beobachtete zumindest Anfangs nur. Wie er sich das schon gedacht hatte, konnte die kleine Eisenländerin tatsächlich sehr gut auf sich aufpassen. Auch wenn sie nicht so aussah, wehrte sie sich gegen diese Betrunkenen bestens. So gut, dass sie nicht nur einfach ein bisschen geübt hatte. Sie war sehr erfahren und es war offensichtlich, dass viele sie wegen ihrer Statur unterschätzten.
Louis ließ sich nicht aufhalten, hielt sich allerdings auch zurück und verletzte niemanden zu stark. Hier schlug er mit dem Knauf seines Degens zu und dort zerschnitt er einfach die Kleidung. So konnte man seine Gegner auch besiegen, ohne zu großen Schaden anzurichten. Friedrich war recht zufrieden, auch wenn er es lieber gehabt hätte, sie wären einfach gegangen. Leider konnte er sich selbst nicht allzulange heraushalten. Die Schlägerei war in vollem Gange und auch ihn hatte man als Ziel auserkoren. Einer der Besoffenen rannte direkt auf ihn zu. Er seufzte, trank noch schnell einen Schluck Bier und warf dann den halbleeren Krug zielgenau auf die Stirn des Angreifers. Es war kein starker Wurf gewesen, aber so besoffen wie der Typ gewesen war, hatte die Erschütterung wohl irgendetwas in seinem Gehirn außer Betrieb gebracht und so ging er direkt zu Boden und blieb reglos liegen.
Friedrich schritt zurück an die Theke und nahm sich einen weiteren Krug. In all dem Chaos konnte man schnell jemanden übersehen, sodass er aufpasste, dass seine Freunde und Mitstreiter nicht von hinten oder anderweitig versteckt angegriffen wurden. Ein junger Mann schlich sich tatsächlich an den Montaigner heran. Keine Ahnung, ob Louis den Mann noch rechtzeitig bemerkt hätte, aber mit einem weiteren gezielten Wurf eines Bierkrugs, wurde auch der Typ von seinem Plan abgebracht. Das dadurch verschüttete Bier brachte ihn dann auch noch dazu auszurutschen und sich den Kopf an einem Tisch zu stoßen. Auch er war ausgeschaltet. Anscheinend hatte Friedrich seine eigene Verteidigung außer Acht gelassen, denn ein weiterer Schläger war schon ziemlich nahe. Der Gelehrte sprang hinter den Thresen, nahm sich eine der Weinflaschen und haute sie dem Typen direkt auf den Kopf. Für den Moment war Friedrich sicher. Er beobachtete weiter und hielt sowohl einen Krug, als auch eine Flasche wurfbereit.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 25.04.2022, 14:51:18
Werner dachte sich auf alles vorbereitet - und jetzt ging es hier auf ein Mal drunter und drüber. Seine neuen Freunde schienen aber ganz gut zurecht zu kommen.
Werner duckte sich unter einem von hinten komenden Schwinger weg, drehte sich hinter den Angreifer und beförderte diesen mit einem gezielten Schubs in die Mitte des Getümmels. Einem zweiten Mann drosch er seinen Humpen über die Rübe und hatte damit seine Position an der Hintertür gesichert und damit wieder die ursprünglich vorgesehene Rückzugsmöglichkeit für den Fall, dass die Situation zu sehr eskalierte.
Im weiteren Verlauf beschränkte sich Werner darauf, diese günstige Position zu halten, in dem er eingehende Attacken geschickt an sich vorbei in Richtung anderer Personen lenkte. Außerdem behielt er aus dieser strategisch günstigen Lage den Überblick über die Gesamtsituation in der Schänke.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 26.04.2022, 15:48:42
Auch Ratjoff ließ sich nicht lumpen und stieg in die Kneipenschlägerei mit ein (ohne zu tödlicher Gewalt zu greifen, wohlgemerkt), und so bildete sich nach und nach ein Kreis von am Boden liegenden Kneipenbesuchern um die kleine Gruppe herum. Mit Ausnahme von Friedrich, der sich betont unbeteiligt an die Bar lehnte, und nur dann und wann den Kopf zur Seite nahm, wenn ein Gegenstand in seine Richtung geflogen kam, oder einem zu Nahe kommenden Raufbold den Bierkrug über den Schädel zog, hatten Ratjoff, Katharina, Louis und Werner instinktiv eine Art Kreis gebildet, so dass niemand sich dem Quartett aus dem Hinterhalt nähern konnte.

Doch die Welle derjenigen, die es den Vieren aus dem einen oder anderen Grunde "zeigen" wollten, ebbte schnell ab und wand sich am Boden. Schließlich wurde es für einen Moment ruhig im Schankraum, als auch die letzten Raufbolde merkten, dass die Schlägerei nun wohl zu Ende war und voneinaner abließen.

Plötzlich rief jemand in der Menge: "Na, wenn DAS kein Ersatz für den ausgefallenen Kampf war, dann ..." - und mit einem Mal löste sich die Anspannung in einem grölenden Jubel, der den ganzen Schankraum erfüllte. Alle - auch die nun langsam wieder torkelnd auf die Beine kommenden - stimmten darin ein, und nun waren es Schulterklopfer und Bierduschen, die auf die (sofern sie nicht ortskundig waren) verdutzten fünf zufällig Verbündeten einprasselten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 30.04.2022, 09:51:53
Im ersten Moment war Katharina zwar auch etwas überrascht, doch dann musste sie ebenfalls lachen und sie nahm eine deutlich enspanntere Haltung an. Indem sie dem letzen Typ die Hand reichte den sie kurz zuvor noch zu Boden geschickt hatte meinte sie dann "Ja Ihr habt euch nicht schlecht geschlagen, und ja das tat gut sich mal wieder etwas aus zu toben"

Nachdem sich die Lage dann wieder beruhigt hatte und sich alle wieder mehr oder weniger beruhigt hatten und sich wieder an die Tische verzogen hatten wendete sich Katharina an die anderen die jetzt noch etwas ratlos mitten im Raum standen "Ihr seid also die Freunde von diesem Graustein? Ich bin Katharina" mit einem frechen Grinsen auf den Lippen meinte sie dann noch zu Louis "Ich Glaube nicht das einer der Trunkenbolde mir hätte jemals zu nahe kommen können, aber schön das du dir Sorgen um mich gemacht hast. Hast dich ja auch gut geschlagen. Sieht so aus wie als ob du nicht nur eine scharfe Zunge hast, sondern auch noch eine scharfe Klinge. Aber so wie du sprichst und so wie du aussiehst, bist du wohl nicht wirklich von hier"
Dann wandte sie sich wieder an alle "Was meint Ihr? Wollen wir uns nicht erst einmal setzten und noch was Trinken und vielleicht noch eine Kleinigkeit Essen? So eine Kneipenschlägerei macht hungrig und durstig. Und vor allem habe ich das Gefühl das wir auf jeden Fall noch etwas zu bereden haben."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 01.05.2022, 10:53:38
Louis stieß den Degen mit einer eleganten Kreisbewegung aus dem Handgelenk heraus wieder in die Scheide. Dann klopfte sich der Montaigner zufrieden die Hände ab. "Alors, es sieht aus, als ob--" begann er mit breitem Grinsen, als ihn der Zwischenruf unterbrach und ein Gegröle begann, das den Musketier erst denken ließ, die Kneipenschlacht würde nun von vorn beginnen. Das war allerdings nicht der Fall, und seine Augenbrauen wanderten in die Höhe, bis sie fast unter seinem Hut verschwanden. "Comment..?!" meinte er fassungslos. Als er allmählich begriff, dass sich die Eisenländer regelrecht darüber zu amüsieren schienen, dass sie nach Strich und Faden verdroschen worden waren, schüttelte er nur noch den Kopf und meinte: "Barbares... tout à fait!" Höchst indigniert ließ er die Schulterklopferei über sich ergehen, die er von keinem Bauern in seiner Heimat so geduldet hätte. Gerade noch so entging er größeren Mengen des Biers, mit den sogenannten Sitten der hier lebenden Fleischhauer hadernd.

Kaum größere Freude machte ihm die Ansprache Katharinas, deren Aussehen ihn zwar durchaus ansprach, die aber inwendig eher einem der groben Gesellen zu ähneln schien, die gerade um ihn herum tanzten wie primitive Wilde um ihren Götzen. Sein Gesicht verzog sich wie nach dem Genuss purer Zitronen, als sie ihn mir nichts, dir nichts duzte. "Eine 'aarschnitt und eine Bad, eine 'übsche Kleid und – surtout! – eine 'ofdame, die siesch um ihre Manieren kümmert, und la fille könnte miesch entzücken..." brummte er leise in seinen Bart. "Mademoiselle 'aben ganz rescht, iesch bin Louis de Fromage Puant, mousquetaire et gentilhomme de Montaigne" erwiderte er ihr laut und zog den Hut, um eine Verbeugung anzudeuten. Unter Wahrung aller in solch einer Situation noch möglichen Würde fügte er hinzu: "Und iesch muss sagen, obwohl iesch miesch 'ier schon eine ganze Weile auf'alte, kann iesch noch niescht sagen, dass iesch die... mh... Sitten in diese Land gänzliesch verste'e."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 03.05.2022, 09:27:05
Werner setzte sich mit den anderen und schüttelte den Kopf - wo war er da nur gelandet? Über die Kleine musste er schmunzeln: unkonventionell und fähig, nette Kombination. Um den Montaigner zu verstehen musste er sich etwas anstrengen, verrückter Typ. Werner sah sein bislang doch relativ geordnetes, fast schon beschauliches Leben an diesem einen Tag ganz schön durchgerüttelt. Aber er hatte Anschluss gefunden und die Hoffnung auf Unterstützung in seiner Sache war gegeben. So lachte er und prostete den anderen zu und beschloss auch alles weitere einfach so zu nehmen, wie es kam. Es war ein gelungener erster Tag in Freiburg!
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 03.05.2022, 11:06:26
Nachdem sich die ganze Aufregung etwas gelegt hatte und die anderen Gäste sich wieder ihren eigenen Gesprächen zuwandten, war auch einer der Tische abhanden gekommen; oder besser gesagt, waren etliche Tische in der Schlägerei umgeworfen worden und nach dem Aufräumen nur noch ein einziger frei.

Kurzerhand setzten sich die beiden Grüppchen, die sich im Kampf auf der gleichen Seite wiedergefunden hatten, zusammen dorthin. Es schien irgendwie unhöflich, nach dem gemeinsamen Kampf einfach so auseinanderzugehen.

Das Gespräch kam allerdings nur verhalten zum Laufen - wie sehr konnte man den anderen trauen? Andererseits konnte jeder von ihnen Verbündete gut gebrauchen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 04.05.2022, 03:43:44
Die Schlägerei war schnell vorbei. Manch einer lag reglos am Boden, andere wandten sich noch vor Schmerzen und der Rest schien zufrieden aufgegeben zu haben. Niemand war wirklich ernsthaft verletzt. Hier und da gab es eine gebrochene Nase oder eine schmerzhaft blutende Platzwunde, aber nichts, was lebensgefährlich war. Friedrich war zufrieden. Eine kurze und lebhafte Entladung von Aggression und Frust. Damit war es schon getan. Die Leute schienen zufrieden und damit war er es auch. Für den Moment hielt sich der Kreuzritter allerdings weiterhin abseits. Bier hatte er lieber im Magen, als über dem Kopf und ohnehin hatte er sich ziemlich zurückgehalten und den Zuspruch nicht verdient. Erst als der Ansturm vorbei war, gesellte er sich wieder zur Gruppe und setzte sich an den einzigen Tisch, der noch frei war. Auf dem Weg ließ er noch eine Flasche Wein von der Theke mitgehen. Bezahlen konnte er später. "Mach dir nichts draus. Die Eisenländer sind ein raues Volk. Wenn dann noch Alkohol dazukommt, kann das ganz schön... explosiv werden.", entgegnete er Louis und bot ihm bei den Worten ein Glas an. Auch den anderen am Tisch bot er wortlos, aber dafür mit einem fragenden Blick, ein Glas Wein an.
"Heute scheint ein schicksalsreicher Tag zu sein.", begann Friedrich schließlich. Er sah Werner und Katharina an. Vor allem bei Letzterer blieb sein Blick länger hängen. "Ja, wir sind Freunde von Herrn Graustein. Leider ist er verhindert, sodass ihr mit uns Vorlieb nehmen müsst." Natürlich war er misstrauisch. Das war er schon bei Jagemann gewesen. Wie standen die Chancen, dass nicht nur eine, sondern zwei Personen heute mit ihnen in Kontakt traten? Es war schon etwas seltsam. Vielleicht war es aber auch ein willkommener Schicksalsschlag. Sie hatten erst Verbündete verloren. So richtig hatte er das noch gar nicht verarbeitet. Nun zwei neue und anscheinend auch talentierte Menschen zu finden, die ihnen eventuell in ihrem Vorgehen unterstützen konnten, war wirklich hilfreich. "Sicher könnt ihr verstehen, dass wir etwas zurückhaltend sind. Was wollt ihr bereden? Wieso sucht ihr nach Herrn Graustein?", fragte er Katharina ganz direkt.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 04.05.2022, 10:42:19
Katharina nahm dankend den angeboten Wein entgegen und gönnte sich einen großen Schluck bevor sie auf die Frage von Friedrich antwortete "Ja da spricht ein wahrer Eisen, direkt und ohne Umschweife auf den Punkt. Es freut mich das du direkt zum Thema kommst. Ja ich bin auf der Suche nach Graustein oder auch zumindest nach euch. Ich habe das Turnier genau beobachtet, und da sind mir einige Dinge aufgefallen die nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen sind. Einer dieser Punkte war zum Beispiel warum ausgerechnet der Favorit auf den Sieg so kurz vor dem Finale die Arena verlassen hat. Das ist doch alles schon irgendwie sehr komisch. Ihr würdet mir einen Gefallen tun wenn ihr mir hier etwas zur Seite stehen würdet und Licht ins dunkle bringen würdet. Gibt es eine Erklärung dafür warum euer Freund die Arena verlassen hat und warum er verhindert ist? Seid gewiss ich will euch nicht zu nahe treten aber ihr werdet verstehen das dies alles für einen Außenstehende wie mich doch einen etwas komischen Beigeschmack hat." Katharina blieb dabei die ganze Zeit freundlich und lächelte die drei fremden an. Sie war nun wirklich sehr gespannt wie die reagieren würden. Sie bemühte sich dabei aber auch auf keinen Fall vorwurfsvoll zu wirken, sondern vielmehr ernsthaft interessiert und offen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 04.05.2022, 11:59:44
Es schien Louis einige Mühe zu kosten, die reichlich ungehobelten Freundlichkeiten der Leute nicht als persönliche Beleidigungen aufzufassen. Schließlich ließ sich der Montaigner allerdings von Friedrich beruhigen, wozu der angebotene Wein wohl auch sein Teil beitrug. Indem er gelegentlich ein kleines Schlückchen nahm und seinem Gefährten das Wort überließ, musterte er Werner und Katharina abwechselnd. Die wenig diplomatische Art Friedrichs wollte dem Musketier gewagt erscheinen, wusste er doch über die beiden neuen Bekanntschaften noch nicht allzu viel – obwohl insbesondere die junge Dame durchaus den einen oder anderen wohlgefälligen Blick erhielt. Wirklich, wenn sie mit echter, montaignischer Kultur in Berührung käme, könnte da vielleicht ein Rohdiamant veredelt werden...

Als die Eisenländerin nach Erich fragte, warf Louis in würdevollem Ton ein: "Compréhensible, mademoiselle... iesch verstehe Eure Ratlosieschkeit. Aber seid versieschert, Monsieur Graustein iest eine überaus ehrenwerte Mann. Er 'at niescht – wie sagt man 'ierzulande? – die Schweif eingezogen. Er wurde ge'indert dursch die Nachriescht von die Gemetzel, von die Ihr siescherliesch ge'ört 'abt." Er zwirbelte seinen Schnurrbart. "Natürliesch mussten wir einschreiten, auch wenn iesch es zutiefst bedaure, dass es somiet niescht zu die bataille finale kam" stellte der Montaigner fest.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 04.05.2022, 14:25:54
Katharina hatte sichtlich Schwierigkeiten zu verstehen was Louis ihr da gerade erklären wollte "Du meinst sicherlich das Graustein ein Mann von Ehre ist und das er nicht den Schwanz eingezogen hat. Aber von was für einem Gemetzel redest du denn? Und wo wir schon beim Thema von bekanntschaften sind, wie steht ihr drei denn zu dem Ratsmitglied von Stein? " nun war das Interesse von Katharina geweckt und sie wollte mehr wissen da sie merkte das die drei zumindest nicht offensichtlich feindselig ihr gegenüber sind, ja scheinbar könnten sie vielleicht sogar ähnlich wie Ratjoff auch nur ein Opfer in diesem Schachspiel zu sein.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Werner Gabriele Jagemann am 04.05.2022, 14:53:13
Werner war etwas irritiert, was man ihm wohl auch ansah. Was hielten sich alle an diesem Turnier auf? Galt es nicht die Welt zu retten?
"Wenn ich mich einmischen darf, was hängt ihr euch so an dem Turnier auf? Der einzige, den ich dort kannte war Heinrich Dray - und der hat offenbar euren Freund Naumburg angreifen lassen. Sollten wir uns nicht vornehmlich um ihn und die von Wirsche kümmern? Bei solchen Turnieren wird doch immer besch..." Werner stockte kurz und blickte kurz zu Louis. "Also ich meine, da geht doch selten alles mit rechten Dingen zu, wenn Wetten um hohe Beträge gemacht werden. Und es ist doch dort niemand ernsthaft zu Schaden gekommen, also außer finanziell vielleicht, oder?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 04.05.2022, 15:48:00
"Wer ist denn jetzt plötzlich dieser Naumburg? Woher kennst du diesen Dray und vor allem was hat der nun schon wieder mit allen anderen zu tun? Und von welcher Wirsche sprichst Du denn da? Und was haben die jetzt mit dem Ratsmitglied von Stein zu tun? Und so harmlos ist das Ganze garantiert nicht, denn wenn wir den Betrug nicht aufdecken dann wird der finanzielle Schaden das kleinste Problem sein. Ein von Stein ist ein ganz schlechter Verlierer. Und jemand mit so viel Macht und Einfluß willst Du nicht zum Feind haben. Zumal jemand wie ein von Stein nicht um gewöhnliches Geld wettet, da werden um ganz andere Sachen wie Geld gewettet. Von daher ist es also ganz wichtig die Hintergründe zu wissen. Ich habe gehört das von Stein etwas mit dem Rat vor hat und wohl dafür sorgen will daß gewisse Leute aus dem Rat entfernt werden sollen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 08.05.2022, 16:41:52
Auch Fridjoff Ratjoff mischte sich jetzt in das Gespräch ein.
"Ich verstehe maximal die Hälfte von dem, wovon ihr redet. Aber ich für meinen Teil habe mir wohl heute einen mächtigen Feind geschaffen - ohne dass ich überhaupt davon wusste. Wenn es stimmt, was Frau Eisfeld hier sagt, dann gibt es für mich zwei Optionen: Entweder ich nehme die Beine in die Hand und bringe so viele Meilen wie möglich zwischen Freiburg und mich selbst - oder ich unternehme etwas gegen die Bedrohung. Ich kenne eure Pläne nicht, aber wenn ihr zufällig auch etwas gegen von Stein unternehmen wollt, dann gibt es Hoffnung für mich und ich schließe mich euch gerne an. Wenn ihr andere Pläne habt, dann sagt es bitte jetzt, denn dann packe ich meine wichtigsten Siebensachen und bin heute Nacht noch unterwegs."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 12.05.2022, 14:50:51
"Ihr 'abt rescht" pflichtete Louis Werner bei. "Monsieur de Stein iest eine wieschtige Mann in die conseil municipal. Und dort 'offen wir Unterstützung zu finden. Wirsche ist eine Problem, die niescht so einfach zu lösen iest, wenn Ihr versteht, was iesch meine. Aber auch Mademoiselle liegt niescht ganz falsch" wandte er sich an Katharina. "Womögliesch bietet uns diese kleine incident in die Arena eine Ansatz, mit der wir bei de Stein... die Tür ins 'aus treten können? Sagt man so, oui?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 14.05.2022, 03:07:07
Zwar schien es so, als würde Friedrich abwesend auf sein Weinglas schauen, aber er hörte dem Gespräch dennoch gut zu. Er musste nur die Informationen und Worte verarbeiten, bevor er sich dazu äußern wollte. Ein bisschen Diplomatie war angebracht und auch wenn er ehrlich sein wollte, musste er die Formulierungen etwas sorgfältig auswählen. Schließlich ging es hier um die Zukunft vieler Unschuldiger.
"Guter Vorschlag, Louis." Friedrich nickte dem Montaigner zu und wandte sich an die große Runde. "Wir mögen verschiedene Ziele haben, aber sie scheinen miteinander verstrickt zu sein. Keines darf außer Acht gelassen werden. Jemand muss sich um Wirsche und ihre Machenschaften kümmern und auch um Von Stein. Auch die Bluttrinker und Leibwerkschrecken müssen aufgehalten werden." Der Kreuzritter schüttelte langsam den Kopf. "Viel Arbeit, aber ich denke, wenn wir uns verbünden und zusammenarbeiten, können wir uns um alles kümmern. Langsam und sorgfältig."
Er trank einen Schluck Wein und lehnte sich etwas im Stuhl zurück. Seine Gedanken rasten um die verschiedenen Themen und Probleme. "Das wichtigste Ziel ist und bleibt der Rat. Wenn wir ihn und vor allem Niklas Träge auf unsere Seite ziehen können, haben wir mächtige Verbündete. Mit der Unterstützung des Rates, wird es sehr viel einfacher, diese Probleme zu lösen." Er sah vor allem die neuen Gesichter in der Runde an. Zwar hatte Werner sich schon für eine Zusammenarbeit ausgesprochen, aber dennoch würde es Friedrich gerne noch einmal von jedem hören. "Also. Wie sieht es aus? Wollen wir uns zusammentun und uns darum kümmern?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 14.05.2022, 14:31:09
Katharina war die Verwirrung noch immer ins Gesicht geschrieben als sie sich zuerst an Ratjoff wendete "Ich habe dir mein Wort gegeben das ich dir beistehen werde und dich vor von Stein schützen werde, also kannst du auch weiterhin auf mich zählen"

Danach wandte sie sich an die anderen am Tisch "Ich habe zwar noch nicht so wirklich alles verstanden was hier vor sich geht, aber ich glaub wir haben tatsächlich mehr oder weniger das gleiche Ziel und können uns wohl wirklich gegenseitig helfen. Ich bin also mit dabei und würde euch helfen wo ich kann. Ich hoffe das wir zusammen dann unsere Ziele einfacher erreichen können. Von daher halte ich es für eine gute Idee wenn wir unsere Kräfte bündeln. Ich würde sagen darauf sollten wir anstoßen ". Mit einem freundlichen Lächeln bestellte sie dann noch eine Runde Getränke für alle die am Tisch versammelt waren. Noch waren sie fremde, doch Katharina hatte das Gefühl das sie bald Freunde werden könnten und bestimmt gut zusammen arbeiten würden, zumindest in der Kneipenschlägerei hatte das ja schon mal recht gut geklappt.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 25.05.2022, 15:07:02
Nachdem man bei einer weiteren Runde angekommen war – Louis hatte natürlich Wein bestellt – nippte der Montaigner an dem für seinen Geschmack etwas sauer geratenen Rebensaft, strich sich vornehm einen rubinroten Tropfen von der Bartspitze und sah zwischen den noch reichlich neuen Bekanntschaften hin und her. "Alors... Um auf Eure Frage zu Monsieur de Stein zurückzukommen, Mademoiselle, so sind wir dabei, uns Ge'ör bei die conseil municipal zu verschaffen, denn es iest keine Kleinigkeit, siesch mit Wirsche anzulegen, n'est-ce pas? Diese kleine affaire mag uns Gelegen'eit bieten, de Stein zu überzeugen."

Kurz schien er nach Worten zu suchen, ehe er fortfuhr: "Was diese 'einriesch Dray angeht, so wissen wir niescht allzu viel über ihn. Iesch 'abe die Mann beobachtet – er dürfte auf jeden Fall gefährliesch sein. Dass unsere compagnon Eriesch vorzeitig die Arena 'inter siesch lassen musste, war niescht geplant. Doch leider wurde eine Anschlag verübt auf Monsieur Naumburg, eine... Freund mit mäschtiege Feinde. Wenn Dray diese Angriff ausge'eckt 'at, so bin iesch in große Sorge um seine Siescher'eit. Anscheinend sind unsere adversaires bien informé..." schloss er düster.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 25.05.2022, 16:58:22
Katharina hörte gespannt den Ausführungen von Louis zu und versuchte alles zu verstehen, doch stellenweise war ihr die Verwirrung deutlich ins Gesicht geschrieben "Nun gut, das erklärt das ein oder andere, wirft aber auch wieder einige Fragen auf. Euer Freund Graustein ist also einem weiteren Freund namens Naumburg zur Hilfe geeilt weil auf diesen ein Anschlag verübt wurde? Lebt dieser Naumburg noch? Aber das Graustein das Turnier verlassen hat zeigt das Ihr wirklich sehr gut befreundet seid und Graustein wohl ein Mann von Ehre ist. Aber dieser Anschlag hat jetzt nicht zufällig etwas mit dem Feuer zu tun von dem ich gehört habe bei dem das Gasthaus in Brand geraten ist. Da war ja heute große Aufregung in der Stadt, aber genaueres habe ich dazu auch noch nicht gehört. Was ich jetzt jedoch noch nicht so ganz verstanden habe ist das mit diesem Dray und Wirsche. Wie passt das zusammen und vor allem was hat das mit dem Stadtrat zu tun?". Die kleine zierliche Frau nahm einen weiteren großen Schluck aus dem bereits halb leeren Bierkrug und leere diesen nun vollständig.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 03.06.2022, 02:58:57
Gern war Friedrich zur Stelle, um die weiteren Fragen Katharinas zu beantworten. Es war selbst für ihn noch immer etwas schwierig, alles in wenig Worten zusammenzufassen, aber er redete langsam und so schaffte er es, die wichtigsten Informationen zu bündeln.
"Doch, der Brand in dem Gasthaus und der Anschlag auf Naumburg haben miteinander zu tun. Es würde mich nicht wundern, wenn der Brand nur zur Ablenkung gelegt wurde. Leider ist nicht nur Naumburg verletzt, sondern auch Freunde von uns bei diesem Anschlag umgekommen." Betroffen senkte der Kreuzritter den Kopf und schwieg einen Moment aus Respekt.
"Naumburg ist schwer verletzt, hat aber überlebt. Vielleicht könnt ihr ihn bald selbst treffen, wenn es ihm besser geht und dann kann er euch ein bisschen mehr erzählen. Lasst nur so viel gesagt sein: Er ist wichtiger, als wir alle zusammen in dieser Sache." Friedrich blieb dabei, den wahren Grund ihrer Reise nicht zu verraten. Es war ein Geheimnis, welches er auf Ewigkeiten für sich behalten würde. Wenn jemand mehr darüber sagen sollte, dann Tristan selbst. Schließlich war er es gewesen, der sie eingeweiht hatte. "Wir haben über Umwege erfahren, dass Wirsche eine große Gefahr, nicht nur für ihr eigenes Land, sondern auch alle anderen Eisenländer ist. Wir müssen sie aufhalten und da wir das nicht alleine schaffen, möchten wir Freiburg um Hilfe bitten. Das wird uns aber nur gelingen, wenn wir den Stadtrat auf unsere Seite ziehen, um im Endeffekt Niklas Träge zu überzeugen."
Auch über Dray erzählte Friedrich im Detail. Da der Wein in rauen Mengen floss und die Nacht lang war, erzählte er auch über ihr Abenteuer mit der Baronin Baderbaasch und was das für Wirsche bedeutete. Was das für die Sicherheit aller Lande bedeutete und wie wichtig ihre Mission wirklich war. Natürlich ließ er Louis die Möglichkeit, ein paar Worte oder epische Kampfszenen zu ergänzen und auch Werner konnte über seine Entdeckungen und Aufgaben erzählen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 03.06.2022, 13:58:31
Katharina lauschte den Ausführungen von Friedrich sehr aufmerksam und versuchte sich vor ihrem inneren Auge so allmählich ein Bild von der ganzen Situation zu bauen um das alles zu verstehen.
Als Friedrich dann von dem Verlust von zwei Freunden erzählte bekundete sie kurz ihr Mitleid und betonte noch einmal das sie hoffte das dieser Naumburg bald wieder gesund wird.
Die ganze Situation erschien für Katharina doch sehr verwirrend und wesentlich größer und komplexer wie vermutet. von daher hatte sie Verständnis dafür das ihr Gegenüber offensichtlich nicht alles erzählt hatte und es doch noch die en oder andere offene Frage gab. Katharina beschloss für sich, das sie es für den Moment aber jetzt erst einmal auf sich beruhen lassen wollte.
"Nun gut, das waren ja jede Menge Informationen die stellenweise ein recht grausames Bild ergeben, und vermuten lassen das hier wohl wirklich große Gefahr droht. Doch was mir noch immer noch nicht so ganz klar ist … Was genau wollt Ihr denn nun als nächstes unternehmen? Wie genau können wir Euch dabei helfen?"
Katharina war dem Abend über sichtlich nicht abgeneigt ein Bier nach dem anderen zu trinken, es war nur erstaunlich wie viel diese kleine zierliche Person vertragen konnte, denn das Bier zeigte bei ihr kaum merkbare Wirkungen, außer das sie gelegentlich kurz auf Toilette verschwand um ihrer Blase etwas Erleichterung zu verschaffen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 03.06.2022, 15:23:22
Natürlich hatte es sich Louis nicht nehmen lassen, einige sehr farbenfrohe und - abgesehen von kleineren Ausschmückungen - wahrheitsgetreue Schilderungen ihrer gemeinsamen Abenteuer beizusteuern. Obwohl der Montaigner sich den Wein dabei so weit schmecken ließ, wie es die hiesigen Rebsorten und Winzerkünste einem Mann mit so erlesenem Geschmack wie dem seinen ermöglichten, trank er doch mäßiger als die anderen und schien darauf bedacht, einen klaren Kopf zu bewahren. So beantwortete er denn auch Katharinas Frage trotz der vorgerückten Stunde mit einer kurzen Zusammenfassung der bisherigen Bemühungen um den Aufbau von Kontakten an der Universität sowie durch die Turnierteilnahme und schloss: "Alles in allem sind wir noch niescht sehr weit gekommen, aber wir 'aben auch noch niescht alle Möglieschkeiten genutzt: da iest zum Beispiel noch die Adel, die Kaufmannschaft... und wie man 'ier so schön sagt, es iest niescht an allen Abenden Nacht geworden!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 04.06.2022, 13:24:21
Nachdem die Gruppe nun die wichtigsten Informationen ausgetauscht hatte, dachte man noch einmal genauer darüber nach, was die Ziele jedes einzelnen waren und welche Optionen gerade eigentlich blieben.

Katharinas Ziel war es, die Verschwörung um das Turnier aufzuklären, um damit Punkte bei ihren Auftraggebern zu sammeln. Das führte sie unweigerlich zu Walter von Stein, der ein Ratsmitglied war und damit auch interessant für Louis und Friedrich. Wie man allerdings die beiden Ziele verbinden konnte, war noch unklar: Versuchte man, von Stein zu erpressen, um sich seine Stimme im Rat zu sichern? Versuchte man, ihn bloßzustellen, so dass er womöglich seinen Ratssitz verlören konnte? Aber wer würde ihm nachfolgen? Fridjoff schließlich wollte nur sicher vor einer möglichen Rache von Steins sein, auch das sollte bedacht werden.

Werner wiederum wollte Gehör finden bei Niklas Träge, um ihm von seltsamen Machenschaften in Wirsche zu berichten. Der Weg zu Wirsche führte über Wilma Probst, und womöglich würde die ja auch ein offenes Ohr für Friedrichs und Louis' Anliegen haben, wenn sie den Bericht Werners hörte. Auch der Umstand, dass Dray offenbar für Attentate in ihrer Statt verantwortlich zeichnete, sollte die rechte Hand des Fürsten nicht kalt lassen.

Was den Rat betraf, waren sie bisher in der Tat noch nicht allzu weit gekommen. Immerhin hatten sie Peter von Weierstraß auf ihre Seite gebracht, doch für die Ratsmehrheit brauchten sie mindestens fünf weitere Stimmen und die von Probst, sollte sie Werners Erzählungen glauben. Da war zum einen von Stein, der charakterlich schwach erschien, aber ein mögliches Ziel darstellte. Über Thomas von Fahrenbach hatten sie ebenfalls unanständige Dinge gehört, wobei mit dem Tod Jelenas die direkte Spur zu ihm etwas erkaltet war. Zu Franziska von Schönborn und Gitta von und zu Castell hatten sie noch nichts weiter in Erfahrung gebracht.

Von Jean Lemaire wussten sie, dass er ein neues Stück im Schauspielhaus aufführte und außerdem Montaigner war - vielleicht gab das dem kunstsinnigen Louis einen Aufhänger, um eine Freundschaft anzubandeln. Jürgen von Geldern und Seline von Hoff wiederum waren Soldaten, doch war auch bekannt, dass das Drachenblut und die Eisengarde eine innige Rivalität verband. Erichs Auftreten beim Turnier könnte vielleicht die Aufmerksamkeit des einen oder der anderen geweckt haben. Die restlichen Ratsmitglieder waren Angehörige der Handelshäuser - Gerrit van Ruttvegen und Liane Schröder - oder der Gilden, nämlich Hildegard Schmidt und Werner Weber. Bei ihnen konnte man zumindest davon ausgehen, dass sie Argumenten gegenüber aufgeschlossen waren, wenn sie sich einen Vorteil versprachen. Und dann war da noch die Sache mit der atabischen Handelskompanie (https://games.dnd-gate.de/index.php/topic,11918.msg1093175.html#msg1093175), von der sie in der Zeitung gelesen hatten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 14.06.2022, 22:16:21
Schließlich war die Gruppe sich einig, dass man bis zum nächsten Morgen warten und dann zunächst von Stein einen Besuch abstatten würde. Die meisten hatten ohnehin ein Zimmer im Wirtshaus, und Fridjoff entschied sich, ebenfalls dort zu bleiben, da er nicht zu Hause von den Schergen des Adligen aufgefunden werden wollte.

Ein richtiger Plan stand zwar noch nicht fest, aber gemeinsam gingen die fünf nun zu Walter von Steins Anwesen, das einige Zeit später vor ihnen aufragte. Es handelte sich um ein dreistöckiges Stadthaus im Hochquartier, wo die meisten Aristokraten und einflussreichen Bürger der Stadt lebten. Einen Garten sahen sie nicht, doch es war durchaus möglich, dass sich hinter dem Haus noch ein größeres Gelände befand. Dem Viertel selbst sah man an, welche Art von Leuten hier lebte. Es fand sich so gut wie kein Müll auf den Straßen, die regelmäßig von bewaffneten Wachen patrouilliert wurden - auf ihrem Weg begegnete die kleine Schar dreier solcher Gruppen von Soldaten, die sie aufmerksam, wenn auch nicht unfreundlich, musterten; immerhin  waren auch die Fünf ordentlich gekleidet und fielen nicht allzu sehr aus dem Rahmen in dieser Gegend.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 15.06.2022, 11:35:42
Louis zeigte trotz eines gewissen Mangels an exakter Vorplanung das typische Selbstbewusstsein des montaignischen Adeligen. Er hatte bei den Bediensteten in Auftrag gegeben, dass sein bester Anzug bis zum kommenden Morgen in tadellosen Zustand zu bringen sei, dafür auch ein großzügiges Trinkgeld springen lassen, sich allerdings auch mit einer militärischen Pedanterie von der Ausführung überzeugt, wie sie jeden Rekruten zum Schwitzen gebracht haben würde. Da seine hohen Stulpenstiefel allerdings mit dem Messing der Leuchter um die Wette funkelten, Hemd und Umhang frisch erstrahlten und die etwas zerdrückte Feder an seinem Hut dank etwas Wasserdampf wieder in ihre Form zurückgefunden hatte, zeigte sich der Musketier zufrieden und war dementsprechend gnädig gelaunt.

Einzig die Pflege seiner Waffe hatte er keinen fremden Händen überlassen, sondern Griff, Korb und Klinge der Danseuse höchstpersönlich gewienert. Stolz marschierte er voran, die Hände in die Hüften gestützt, die Handschuhe im Gürtel an seiner Seite, die Spitzen des – selbstverständlich frisch gestutzten – Schnurrbarts wiesen gen Himmel. Erst als man sich von Steins Anwesen schon näherte, erkundigte er sich aufgeräumt: "Alors, wie sollen wir vorge'en? Iesch kann mir vorstellen, dass es ein Vorteil wäre, siesch an die Beute anzupirschen, doch weiß iesch niescht, ob iesch in die Lage bin, in die Angesiescht von Schurkerei meine contenance zu wahren. Vielleischt es wäre favorable, zu kämpfen miet eine offene Visier?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 17.06.2022, 04:57:15
Es gab vieles zu tun und Friedrich fand in dieser Nacht nicht viel Ruhe. Zu viel hatte sich in zu kurzer Zeit geändert, als dass er damit ohne Problem fertig wurde. Immer wieder wälzte er sich im Bett hin und her, wartete darauf, dass die Sonne wieder aufging. Als das geschah, war er froh, dass die Nacht vorbei war und er sich endlich an die Arbeit machen konnte. Motiviert ging er an die Sache ran und zusammen mit den anderen entschieden sie, dass Von Stein ihr nächstes Ziel sein sollte.
Es führte sie also zu dem Anwesen des Mannes, welches im Hochquartier stand. Eine edle Gegend. Alles wirkte hier nur zu vertraut für Friedrich, auch wenn er selbst schon lange nicht mehr in einem solchen Adelsviertel gelebt hatte. Doch er konnte sich noch gut daran erinnern. Sie hatten nicht wirklich besprochen, wie sie vorgehen wollten. Es gab eine gute Anzahl von möglichen Ansätzen, doch welchen wollten sie wählen?
In einiger Distanz vom eigentlichen Haus blieben sie stehen und diskutierten diesen Punkt. Louis schlug vor, mit offenen Karten zu spielen. Eine Vorgehensweise, mit der sich auch der alternde Kreuzritter anfreunden konnte. "Ja, das ist ein guter Vorschlag." Er nickte. "Wir haben auch nicht alle Zeit der Welt. Es gibt viel, um das wir uns kümmern müssen. Bei Von Stein kommen wir vermutlich schnell weiter, wenn wir nicht um die ganze Sache herumtanzen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 20.06.2022, 15:07:09
Katharina zog sich ebenfalls frische Klamotten an, damit von Stein vielleicht nicht sofort erkannte das die beiden sich schon einmal begegnet waren. Vom Stil her waren es aber trotz allem eher einfache und praktische Kleidung, also bei weitem nicht so prunkvoll wie die Gewänder von Louis.

Als die ganze Truppe dann vor dem Anwesen stand und sich noch einmal kurz beriet hielt Katharina ebenfalls inne "Ich wäre zwar lieber erst noch einmal zu dem bestochenen Schiedsrichter gegangen, aber wenn wir jetzt schon mal hier sind, dann sollten wir die Gelegenheit beim Schopfe packen und mal direkt anklopfen. Mal sehen wie von Stein auf die Vorwürfe reagiert. Selbst ein so hohes Tier wie ein von Stein wird die Anschuldigung des Betruges und der Manipulation nicht so einfach auf sich sitzen lassen können. Allerdings muss ich jedoch auch gestehen das ich mich in adeligen Kreis nicht wirklich auskenne, könnte also auch sein das ich die Situation gerade völlig falsch einschätze." Bei dem letzten Satz ruhte ihr Blick vor allem auf Louis, da dieser am ehesten den Eindruck eines Adeligen machte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 22.06.2022, 00:00:51
Der direkte Weg wurde also beschlossen und auch gleich beschritten - schnurstracks ging die Gruppe auf das große Eingangstor des Hauses zu und betätigte den Türklopfer, und nur wenige Augenblicke später wurde ihnen von einem livrierten Diener, nach montaignischer Mode Perücke tragend, geöffnet, der sie mit leicht zugekniffenen Augen etwas indigniert musterte.
"Darf ich fragen, wer Ihr seid und in welcher Angelegenheit Ihr hier seid? Mir ist nicht bekannt, dass mein Herr Besuch erwartet."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 22.06.2022, 11:33:48
Mit mindestens ebenso montaignisch anmutender Herablassung besah sich Louis den Diener, stellte sich in Positur, zwirbelte seinen Schnurrbart und ließ dabei die Linke auf dem Knauf seines Degens ruhen. "Iesch bin Louis de Fromage Puant, mousquetaire et gentilhomme" verkündete er selbstbewusst. Dann stellte er seine Begleiter mit weit ausholenden Bewegungen vor: "Meine 'öchst bezaubernde compagne Mademoiselle Eisfeld, Monsieur de Dent, savant extraordinaire, und Messieurs Jagemand et Ratjoff, hommes de bien und über jeden Zweifel er'aben." Darauf wandte er sich wieder an den Bediensteten: "Wir wünschen Monsieur de Stein in eine persönliesche Angelegen'eit zu spreschen, die äußerst wieschtig für uns wie für ihn iest. Meldet uns, vite, vite!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 25.06.2022, 22:45:13
Die linke Augenbraue des Lakaien hob sich beinahe unmerklich, als Louis die Liste der Namen herunterrasselte. Mehr ließ der Mann sich jedoch nicht anmerken, sondern entgegnete nur: „Ich werde meinem Herrn von eurem Anliegen berichten. Bitte tretet doch ein und nehmt solange im Salon Platz.“
Die Besucher wurden also hereingebeten und in einen luxuriös ausgestatteten Raum geführt, dem allerdings anzusehen war, dass es sich wohl nicht um den eigentlichen Salon des Hauses, sondern eher einen kleineren Warteraum handelte. Arm war von Stein definitiv nicht, soviel war hier bereits zu erkennen, doch soviel hatten sie auch vorher bereits gewusst.

Viel Zeit, um sich in dem Zimmer genauer umzusehen, hatten die Frau und die vier Männer jedoch nicht, denn schon nach kurzer Zeit erschien die korpulente Gestalt des Adligen in der Tür.
„Herr Ratjoff!“, begann er ohne Begrüßung. „Die Namen Ihrer Freunde sagen mir nichts, doch dass Sie hier auftauchen, macht mich neugierig. Ich wollte ohnehin mit Ihnen reden, daher trifft sich dieser Zufall doch perfekt. Also sprechen Sie, was wollen Sie von mir?“

Ratjoff jedoch wirkte etwas ratlos und eingeschüchtert und sah nicht so aus, als ob er ein Wort hervorbringen würde.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 30.06.2022, 08:56:20
Katharina musste etwas schmunzeln wie sie sah wie Louis den Diener zusammenstauchte und sich so eintritt verschaffte. Als sie dann kurz in dem Wartezimmer saßen musste Katharina sich selbst zugestehen das sie doch schon beeindruckt war. Solchen Luxus hatte sie noch nicht wirklich gesehen. Aber zugleich ergriff sie auch eine innere Wut wie ungerecht die Welt doch war, auf der einen Seite gab es so viele Menschen die nicht wussten wie sie das täglich Brot verdienen sollten, und dann gab es wieder solche Menschen die nicht wussten was sie mit ihrem ganzen Geld anstellen sollten.

Als von Stein dann so plötzlich den Raum betrat war Katharina noch etwas in Ihren Gedanken gefangen, so das es einen Moment dauerte bis sie sich wieder sortiert hatte und antworten konnte "Sehr geehrter Herr von Stein. Wir wollen direkt zum Punkt kommen. Wir sind hier um die Geschehnisse Rund um das Turnier zu untersuchen. Wir sind Spuren gefolgt die darauf hinweisen das es zu gewissen Unregelmäßigkeiten bei den Kämpfen gekommen ist. Es verhärtet sich der Verdacht das hier bei den Wetten manipuliert wurde. Auch gibt es Zeugen die gesehen haben das Sie Herr von Stein sich wohl ebenfalls sehr aufgeregt haben über den Ausgang des Wettkampfes. Daher wollten wir auch Sie befragen was Sie uns eventuell zu den Vorfällen berichten können und was Ihnen aufgefallen ist. Vielleicht können sie ja zur Lösung des Rätsels beitragen." Katharina war bemüht ruhig zu bleiben und nicht sofort mit der Tür ins Haus zu fallen, in der Hoffnung das sich von Stein selbst belastet und verrät.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 03.07.2022, 05:10:39
Ein Lachen musste sich Friedrich wirklich verkneifen, als Louis in seiner bekannten Manier mit dem Hausdiener sprach und sie alle vorstellte. Eigentlich hatte er ja gedacht, dass er als Adliger - wenn auch eingerosteter - nun handeln musste, aber der Montaigner machte es gut und ließ sich nicht abwimmeln. Natürlich hatte der Diener keine andere Wahl, als Herrn von Stein Bescheid zu geben. In der Zwischenzeit durften sie es sich in dem durchaus komfortabel ausgestatteten Warteraum gemütlich machen.
Eines musste man Von Stein lassen. Er hatte Geld und wusste es auch zu nutzen. Friedrich musste aber zugeben, auch wenn er diesen Luxus irgendwie genoss, war ihm ein richtiges Gasthaus lieber. Es gab schon Gründe dafür, wieso er sich seinem alten Leben komplett abgewandt hatte. Der Hausherr ließ sie nicht lange warten und kam direkt zum Punkt, wie es für einen Eisen auch normal war. Katharina übernahm die Initiative und warf dem Mann direkt den Grund ihres Besuches an den Kopf. Gut. Wenigstens ging es direkt zur Sache. Für den Moment enthielt sich Friedrich und wartete darauf, wie Von Stein auf die Anschuldigungen reagierte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 04.07.2022, 19:21:33
Louis vergab sich kein Jota seiner Würde, konnte als Edelmann jedoch nicht umhin, dem Hausherrn die gebührende Höflichkeit zu zeigen. Daher entschied sich der Montaigner für ein schwungvolles Ziehen und Schwenken seines Huts, begleitet von einer angedeuteten Verbeugung, die eher an ein knappes Nicken erinnerte – zumal von Stein die Impertinenz besaß, seinen Namen nicht zu kennen und das auch noch offen zu bekennen! Die Miene des Musketiers war eine unbewegte Maske. Als er sah, dass Ratjoff offenbar durch den Reichtum von Steins derart befangen war, wie er es von rechts wegen allenfalls gegenüber einem Mann von edler Abkunft hätte sein sollen, räusperte er sich vernehmlich und setzte zu einer Antwort an – schloss aber den Mund wieder und blinzelte indigniert in Katharinas Richtung, die recht forsch das Wort ergriff und auch gleich geradenwegs auf das Ziel zuhielt.

Nun war es an Louis' Augenbraue, in die Höhe zu wandern. Die Leute hierzulande mussten, seinem Hüsteln nach zu urteilen, ihren Namen von einem zu großen Anteil Eisen in ihrem Gemüt haben, der sie auf jede wohlgedrechselte Rede verzichten ließ, um stattdessen wie der Kaltblüter eines Bauern über die fein verschlungenen Pfade der Etikette hinwegzuwalzen... Da die diplomatische Milch aber nun schon einmal vergossen war, behielt er den Gastgeber scharf im Auge, um zu erkennen, ob der sich womöglich durch irgendeine Form von Reaktion verriet. Er beschränkte sich auf ein kurzes "C'est comme ça."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 05.07.2022, 23:20:59
Auch von Stein schien von Katharinas Direktheit überrascht zu sein, fing sich aber recht schnell wieder. Es war für die Umstehenden nicht auszumachen, ob die Miene des Adligen Ärger über die Angriffslust der jungen Bürgerlichen verriet, oder doch Anzeichen von Hochachtung für ihren Mut zu erkennen waren. Zumindest wartete er geduldig ab, bis Katharina ihre Anschuldigungen vorgebracht hatte, ließ dann noch einmal den Blick schweifen, und als offenbar sonst niemand etwas hinzufügen wollte, setzte er zu einer Antwort an.

"Zunächst einmal, Frau Eisfeld" - er betonte ihren Namen in einer Art und Weise, die deutlich machte, dass er es nicht gewohnt war, dass eine Bürgerliche so mit ihm sprach - "möchte ich Ihnen einen wohlgemeinten Ratschlag geben: Denken Sie, bevor Sie mit jemandem sprechen, darüber nach, was Sie sagen möchten, und vor allem, mit wem Sie dabei sprechen. Bedenken Sie Ihren Stand, sonst kann es sehr schnell geschehen, dass Sie in einem Verließ landen und nie wieder jemand von Ihnen hört. Die Stimme des Dicken nahm einen drohenden Unterton an, doch mit einem Mal begann er zu lächeln und fuhr jovial fort:
"Doch Sie haben Glück, dass Ihnen dieser Faux-Pas bei mir und nicht bei jemand weniger Wohlmeinendem passiert ist. Sehen Sie, ich bin ein fortschrittlich denkender Mann, habe heute Morgen gute Laune, und vor allem wurde ich von Ihrem Auftritt gut unterhalten. Also will ich Ihnen gerne Ihre Fragen beantworten, doch zunächst müssen Sie sie stellen! Was genau wollen Sie wissen? Welche Vorfälle meinen Sie? Sie müssen schon ein wenig konkreter werden. Und von welchen Wetten sprechen Sie?
Sie müssen wissen, ein solches Turnier hat mehrere Ebenen. Die eine, langweilige, für das Volk, ist die Offensichtliche: Menschen schlagen mit Waffen aufeinander ein - öde, stumpfsinnig. Doch es gibt eine andere Ebene, vielleicht sogar mehrere. Ein Spiel, oder nennt es ein Turnier, mit anderen Teilnehmern, anderen Einsätzen. Wer kann die Geschicke am besten in die eine oder andere Richtung lenken? Nennt es Manipulation, ich nenne es ein Spiel, um ein Vielfaches interessanter. Es erfordert, sich in die Menschen versetzen zu können, feine Anreize hier zu setzen, gröbere dort. Seinen Gegner auszumanövrieren, wie auf dem Kampfplatz, doch mit filigraneren Waffen. Es ist eine höhere Kunst, und es um so viel spannender, als dem Treiben von Kriegern zuzuschauen, die sich rein anhand ihrer Kampfesfertigkeit messen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 06.07.2022, 08:59:29
Tatsächlich brachte von Stein Katharina dazu das sie für den ersten Moment erst einmal ruhig war. Doch lag das nicht daran das seine Drohung Katharina eingeschüchtert hätte, sondern viel mehr daran das er unbewusst alte Erinnerungen weckte. Das Gefängnis konnte Katharina nicht schrecken, denn was dieser von Stein nicht wusste das es für einige Menschen an einem so schlimmen Ort noch immer besser ist wie wo anders. Katharina selbst hat es am eigenen Laib erfahren das es manchmal besser ist wenigstens trockenes Brot und schales abgestandenes Wasser zu bekommen, wie wenn man gar nichts hat. Auch ist ein Dach über dem Kopf und ein paar Wände um sich herum für manch einen immer noch besser wie völlig ungeschützt zu sein, und wenn man viel Glück hatte dann gab es in der Zelle sogar eine kleine Ecke mit etwas Stroh auf dem man schlafen konnte. Solche Umstände hätte Katharina sich an manchen Tagen in ihrer frühen Kindheit gewünscht. Von daher war die Drohung mit dem Gefängnis nicht wirklich eine Einschüchterung für Katharina, denn sie kannte viel schlimmere Orte wie eine Gefängniszelle.

Da sie in Gedanken verloren war dauerte es einen Moment bis sie die nächsten Worte von diesem adligen Fettwanst richtig eingeordnet hatte. Hatte von Stein eben tatsächlich schon zugegeben das er das Turnier manipuliert hatte? War das seine Art zu gestehen? Oder konnte man ihm noch mehr entlocken? schoß es Katharina durch den Kopf und sie überlegte ob das schon ausreichend war um ihre Freunde mit diesen Informationen zufrieden zu stellen. Aber Katharina wartete erst noch einen Moment ab was ihre neuen Begleiter noch zu sagen hatten, vielleicht konnten Sie ja noch mehr Informationen von diesem von Stein entlocken.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 13.07.2022, 16:35:43
Es kostete Louis nicht unwesentliche Selbstbeherrschung, angesichts der Worte von Steins ruhig zu bleiben. Diesem Mann mangelte es offenkundig nicht nur am wohlklingenden Titel eines wahren Adeligen – was vor dieses armselige "von" für sich genommen wert, und wonach klang es schon? – sondern auch am zugehörigen Charakter. Es erboste den Musketier und noch mehr den Edelmann in dem Montaigner, jemanden derart verächtlich über Ehrlichkeit reden zu hören. Dieser Kerl poussierte ja geradezu mit dem Betrug..! Ein ehrliches Spiel, eine Wette unter Edelmännern war ohne Frage ein standesgemäßer Zeitvertreib, doch das Spiel zu manipulieren kam Louis so widerwärtig vor wie in einem Misthaufen zu wühlen. "Wo wir gerade von eine faux pas reden, Monsieur, will mir scheinen, dass Ihr in die scheußliesche Gefahr schwebt, selbst eine solsche zu begehen" meinte er kühl.

"Eure Art von Spiel..." er spuckte das Wort wie eine Obszönität aus, "lebt von die Vertrauen aller anderen daran, dass es eine ehrliesche Spiel iest, n'est-ce pas?" Indem er seinen Schnurrbart langsam zwirbelte, musterte er von Stein eingehend. "Iesch bien mir niescht siescher, ob all diese 'offnungsvolle Spieler Verständnis 'ätten für die... ah, die andere Ebene, auf der gewisse Leute spielen..." Mit sichtlichem Ärger brummte der Musketier: "Wenn iesch auch überzeugt bien, dass Eusch Ehre nieschts wert iest, Monsieur, so nehme iesch doch an, dass Euer Ruf als Ehrenmann eine wieschtige Grundlage für Eure... mh... Geschäfte iest – en bref, wir 'aben Eure manipulation bemerkt, und iesch vermute, dass andere siesch unserer Ansiescht anschließen würden, wenn wir sie auf die Verlauf von die tournoi aufmerksam machen. Vor allem auf einige rencontres miet eine sehr überraschende Ausgang." Womit er vielsagend eine Braue hob, in der Hoffnung, der Mann würde wenigstens den Anstand besitzen, nicht darauf zu bestehen, dass man die unappetitlichen Details seiner Manipulationen diskutierte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 15.07.2022, 04:53:11
Männer wie Von Stein waren Friedrich zuwider und zeigten deutlich, wieso er mit Adligen nicht mehr viel zu tun haben wollte. Diese Überheblichkeit und Arroganz erzürnten ihn. Jemanden nur aufgrund seines angeborenen Standes so zu behandeln, war typisch für diese Leute. Das hieß aber auch, dass man Von Stein mit seinen eigenen Waffen schlagen konnte. Denn sowohl Louis war adlig, als auch er selbst. Wenn sie Katharinas Worte und Anschuldigen unterstützten, konnte der Dicke nicht mehr viel in diese Richtung argumentieren.
Interessant war auch, dass er die Manipulation ganz offen zugab, auch wenn er es ein Spiel nannte. Für Friedrich spielte es keine Rolle, welche Worte man wählte. Was er getan hatte, war falsch und illegal gewesen und Louis wies bereits gut darauf hin und lenkte das Gespräch in die richtige Richtung. "Sie sollten sich im Klaren darüber sein, was hier auf dem Spiel für sie steht.", mischte sich jetzt auch Friedrich ein. "Ihre Freunde werden sicherlich Spaß an ihrem... Spiel... haben und sie unterstützen. Sie sind aber ein intelligenter Mann und wissen, dass das nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung so ist."
Bei Menschen wie Von Stein kam man gut weiter, wenn man ihnen ein bisschen Honig ums Maul spielte. Wer so arrogant war, ließ sich gerne schmeicheln. "Und ja, sie und ihre Freunde haben Einfluss und Macht. Doch das hilft ihnen nicht weiter, wenn die breite Bevölkerung und noch mächtigere Personen von ihren Spielen erfährt. Sie werden also verstehen, in welcher Situation sie sich jetzt befinden?" Noch wollte er nichts von dem Adligen fordern. Erst sollte er wirklich verstehen, was für ihn auf dem Spiel stand. Wenn diese Grundlage gesetzt war, konnte man weitersehen. Hoffentlich stellte sich Von Stein nicht quer.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 20.07.2022, 22:43:17
Ihr Gastgeber musterte die vier Besucher einen Moment, zuckte dann aber mit den Schultern.
"Für Männer von Adel seid Ihr erstaunlich naiv." antwortete er schließlich in herablassendem Tonfall. "Wisst Ihr eigentlich, dass dieses Turnier von einer Künstlergruppe veranstaltet wurde? Nicht von der Stadtwache, nicht von irgendjemandem, der auch nur ein Iota Wert auf Waffenfertigkeiten legen würde. Es war von Anfang an als eine Aufführung geplant, von Laiendarstellern gespielt, die nicht nur nicht wussten, dass sie nur bloßgestellt werden würden, sondern die für ihre Teilnahme sogar noch zahlten!
Wer stellt diese Künstler zur Rede? Niemand. Und was habe ich getan? Ich habe der Aufführung eine neue Richtung gegeben, einen Spin, wie die Avalonier zu sagen pflegen. Macht mich das zu einem schlechten Menschen? Zu einem schlechteren als alle anderen? Haben die Leute nicht sogar ihren Spaß gehabt? Hätte einfach der beste gewonnen, hätten die Menschen das Turnier nach ein paar Tagen wieder vergessen. So werden sie noch in Monaten von dem Moment sprechen, als das Finale ausfiel.

Das einzige, was ich bereue, ist der Umstand, dass nicht ich es war, der dies zustande gebracht hat. Es war schon ein Coup, Heinrich Dray dazu zu bringen, an dem Wettbewerb teilzunehmen - ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, daran nur zu denken. Und wer auch immer es hinbekommen hat, euren Freund vor dem Finale aus der Arena zu locken - ich würde ihm meinen tiefsten Respekt zollen.

Ihr seht also, ich bin bei weitem nicht die einzige Person, die in dieser Stadt Menschen manipuliert. Wenn ihr mich bloßstellen möchtet: Nur zu. Doch ich sage euch bereits jetzt: Niemanden wird es wirklich interessieren. Denkt ihr denn, irgendjemand würde von einem Adligen wie mir etwas anderes erwarten? Oder wollt ihr mich an einem Strick durch die Stadt ziehen? Das wiederum traue ich euch nicht zu, dazu seid ihr zu ehrbar - oder denkt zumindest, ihr wäret es."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 28.07.2022, 18:13:49
Während Louis wieder die Führung des Gespräches übernahm, hielten die anderen sich zunächst etwas zurück und versuchten, durch genauere Beobachtungen von Steins eine bessere Einschätzung der Lage zu bekommen. Louis hingegen schaltete nun auf Attacke um, und schien damit auch langsam einen gewissen Eindruck beim Freiburger zu hinterlassen, dessen selbstsichere Fassade die ersten Risse zu bekommen schien.

Werner schenkte dem Gespräch nur wenig Aufmerksamkeit, sondern blickte sich währenddessen im Raum um. Die üppige Ausstattung stand im starken Kontrast zu dem, was der Jäger aus seinem schlichten Zuhause gewohnt war, und auch wenn er sicher war, dass das alles unendlich viel Geld gekostet haben musste, stieß ihn der zur Schau gestellte Protz und Luxus doch eher ab - wer brauchte schon an allem Möglichen Goldbrokat und ähnlichen Firlefanz? Ganz abgesehen davon, dass es einfach nur grauenvoll verkitscht aussah.
Als Werner die Säulenverzierungen am anderen Ende des Saales begutachtete, entdeckte er dort eine Tür, die von der anderen Seite aus hinter verschiedenen Statuen und Möbeln versteckt gewesen war. Nicht nur dass, von der anderen Seite der Tür drangen gedämpfte Stimmen zu ihm, die sich nach einem Streit anhörten.

Neugierig ließ Werner sämtliche Vorsicht fahren und öffnete schnell die Tür, um hindurch zu schlüpfen. Dahinter trat er in einen weiteren, noch größeren Raum, der eine Art Privatsalon zu sein schien, an dessen einer Seite sich eine wirklich bequem aussehende Sitzgruppe befand, auf der anderen Seite ein Flügel, und dessen Wände mehrere Regale mit für Werner unfassbar vielen Büchern zierten.
Die Stimmen kamen nicht aus dem Salon selbst, der menschenleer war, sondern drangen von einer halbgeöffneten weiteren Tür hier hinein. Sie waren nun etwas besser zu verstehen, auch wenn Werner dem Inhalt des Gespräches nicht folgen konnte. Dennoch handelte es sich recht eindeutig um einen mittelschweren Tobsuchtsanfall einer Person, die scheinbar von mehreren Bediensteten zu beruhigen versucht wurde.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 29.07.2022, 13:14:49
Eine steile Falte war bei von Steins Replik auf Louis' Stirn erschienen. "Iesch kann nur annehmen, dass Ihr scherzt, Monsieur" dehnte er sehr betont. "In meine 'eimat 'aben wir eine Sprieschwort, die besagt... un instant, s'il vous plaît... ah ja: Adel verschuldet! Das 'eißt wer von eine gewisse Adel iest, 'at die Schuldiegkeit, siesch zu ver'alten corrélativement. Gewisse Beschäftigungen" – dieses Wort verstand er derart auszusprechen, dass es nach einer widerwärtigen, ansteckenden Krankheit klang – "sind vollständieg inacceptable für eine Mann von Stand. Ihr seid doch eine Mann von Stand, n'est-ce pas?"

"Abgeschaut 'iervon und unter der Annahme – quel absurde! – Euch wäre eine solsche Überlegung gleischgültieg: Niemand verliert gern eine Wette, und schon gar niescht, wenn die Ergebnis schon von vorn'erein feststand. Wie iesch schon sagte, wäre Eure Ansehen und damit Eure Einfluss sehr bald perdue, wenn diese unschöne Angelegen'eit allgemein bekannt würde."

Noch ehe sein Gegenüber zu einer weiteren Antwort ansetzen konnte, hob der Montaigner eine Hand. "Oh, iesch bin siescher, Euresgleischen in diese Stadt würden dies mehr'eitliesch wie Ihr beurteilen – en privé. Allerdiengs, glaubt Ihr auch, sie würden dies öffentliesch äußern? Oder würden sie womögliesch vielmehr sofort ein'ellieg erklären, sie wären empört über Eure Entgleisung..?" Der Blick des Musketiers lag nun irgendwo zwischen dem eines wohlmeinenden Richters, der ehrlich bedauert, einen Deliquenten zum Strang verurteilen zu müssen, und dem eine Beichtvaters, der um der Rettung der armen Seele vor ewiger Verdammnis willen auf Einsicht hofft.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 30.07.2022, 08:15:23
Da Louis sich scheinbar gerade erst warm geredet hatte und jetzt so richtig in Fahrt kahm beschränkte Katharina sich eher auf das zuhören und beobachtete von Stein etwas genauer um heraus zu finden was wirklich hinter dessen Fassade vorging.

Als Louis dann eine kurze Pause einlege um selbst wieder Luft zu holen wurf Katharina eine kurze Frage mit ein sagt, ihr habt doch garantiert nicht alleine gewettet. Mit wem zusammen habt ihr denn noch gewettet, und was war denn eigentlich der Einsatz, wenn es nicht um Geld ging? . Katharina war nun sehr gespannt was von Stein auf die Vorwürfe von Louis erwiederte und ob er auch auf ihre Frage reagiert.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 31.07.2022, 16:51:21
Werner schlich näher an die offene Tür, doch an den Geräuschen merkte er, dass die Diskussion wohl beendet war. Vorsichtig lugte er in den Raum und sah dort nur noch eine Person: einen gut gekleideten, beleibten Mann, wenn auch nicht von der Körperfülle von Steins und auch etwas jünger als dieser. Werners erste Vermutung war, dass es sich um den Sohn ihres Gastgebers handelte, doch dazu schien er eigentlich etwas zu alt zu sein.
Wer er auch war, er wirkte niedergeschlagen und saß etwas bedröppelt in einem Sessel, ohne der Tür und damit Werner Aufmerksamkeit zu schenken.

Louis drehte in der Zwischenzeit auf und setzte von Stein weiter unter Druck, der irgendwann beruhigend - oder schützend? - die Hände vor sich hielt.
"Doucement, doucement! Gemach, gemach!" entgegnete er dem Montaigner in dessen Heimatsprache. "Nehmen wir einmal an, ich würde Eurer Argumentation folgen. Was erwartet Ihr nun von mir? Soll ich öffentlich Reue bekunden? Das würde den Mob, den Ihr impliziert, ja erst recht auf den Plan rufen. Oder soll ich Euch hier und jetzt schwören, dass ich diesen Spielen in Zukunft den Rücken zuwende? Das würde aber nicht dazu führen, dass sie aufhören, soviel sollte Euch bewusst sein. Denn die Welt zu ändern, das ist weder mir noch Euch noch einer anderen Person möglich."

"Ihr könntet wenigstens Eure Schläger von mir fernhalten!" kam es plötzlich von Ratjoff, der bisher sehr zurückhaltend und ängstlich gewirkt hatte, und dessen Stimme auch jetzt alles andere als fest wirkte. Als er merkte, wie die Blicke der anderen sich auf ihn richteten, stieg ihm die Röte ins Gesicht.
"Was schaut ihr so? Ihr verlasst Freiburg bald wieder, aber ich will hier leben, und keine Angst um mein Leben haben müssen."

Von Stein blickte den Halbfinalisten des gestrigen Turniers entgeistert an, und schien nicht zu verstehen, was der von ihm wollte. Dann hellte sich seine Miene auf und schien sogar ein wenig amüsiert zu sein:
"Meine Schläger? Warum sollte ich Euch etwas antun wollen, Herr Ratjoff? Natürlich wäre es mir lieber gewesen, Ihr hättet das Geschenk angenommen, dass ich Euch beschert habe. Aber wir hatten keine Absprache, daher habt Ihr auch keine gebrochen. Weshalb sollte ich Euch also böse sein?
Was ich von Euch wissen wollte, war nur, welcher meiner Konkurrenten Euch überreden konnte. Und woher er wusste, an wen er sich wenden musste. Hat der Kampfrichter geredet?
War es Bibra? Friesen? Fahrenbach?"


Nun war es an Ratjoff, verwundert zu sein. "Konkurrent? Nein, niemand hat mich bestochen, falls Ihr das annehmt. Als ich merkte, dass die Richter wiederholt klare Fehlentscheidungen zu meinen Gunsten fällten, war mir klar, dass etwas nicht stimmte. Ich gewinne gerne, doch ich bin auch ein Ehrenmann, und wenn ich nicht fair gewinnen kann, dann akzeptiere ich meine Niederlage."

Von Stein nickte nachdenklich. "Offenbar habe ich Euch unterschätzt. Nun gut, dann war es so. Wie gesagt, Ihr müsst Euch keine Sorgen machen. Ich bin vielleicht nicht unfehlbar, doch ich bin kein Unmensch."
Er wandte sich noch einmal Katharina zu. "Was Eure Frage betrifft: Ihr mögt es nicht nachvollziehen können, doch Geld bedeutet mir nicht viel. Das ist sicherlich der Luxus eines Mannes, der mehr davon hat, als er ausgeben kann, und dazu keine Erben. Doch es geht vor allem um den Nervenkitzel, um das Spiel selbst. Die Einsätze sind zweitrangig, doch natürlich geht es immer auch um Einfluss. Und letztendlich geht es um die Bande, die geschaffen werden. Alle, die an einem solchen Spiel beteiligt sind, hüten ein gemeinsames Geheimnis. Das verbindet, und stärkt Bande, die bereits vorhanden sind."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 04.08.2022, 13:23:12
Ein wenig ruhiger, nachdem er seiner Empörung etwas Luft gemacht hatte – vielleicht auch angenehm angetan von einem Mann, der immerhin kultiviert genug schien, sich im Montaignischen auszudrücken – zwirbelte Louis seinen Bart. "Pas du tout" meinte er. "Die erstere wäre niescht von Nutzen, und bei die zweite, je suis désolé, würde iesch gewisse Zweifel 'egen, Monsieur. Dass mir Eure Zeitvertreib niescht konveniert, bedeutet mitnieschten, dass iesch an eine monde intact glaube."

Nach Ratjoffs Einwurf und der Entgegnung von Steins brummte er leise vor sich hin: "Noch eine intrigue..? Sacrebleu! Diese Stadt iest ja die reinste lieu de débauche..." Laut fuhr er fort: "Wir 'aben vielmehr eine Vorschlag. Wir werden uns niescht mehr um Eure kleine affaire kümmern und auch niescht weiter nachfragen, wer die 'erren Bibra und Friesen siend – die Name Fahrenbach iest uns bereits eine Begriff. Dafür seid Ihr unsere Fürsprescher in die Rat für eine andere kleine affaire, welsche die Euren niescht betrifft. Iest dies acceptable?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 05.08.2022, 15:40:14
"Eine kleine Sache?" fragte von Stein zweifelnd. "Das würde wohl darauf ankommen, wie klein sie ist und um was es sich handelt. Auch wenn der gegenteilige Anschein entstehen könnte: Auch ich habe meine Überzeugungen, gegen die ich nicht handle. Wenn Eure Sache also mit meinen Überzeugungen vereinbar ist, haben wir kein Problem."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 08.08.2022, 23:35:26
Friedrich hatte sich das Gespräch bisher scheinbar teilnahmslos angehört, doch in ihm rotierten die Rädchen seines Verstandes in Windeseile. Als Eisenländer und Mann von Adel waren ihm zwar vielleicht die lokalen Gepflogenheiten nicht geläufig, doch natürlich kannte sich der eisenländische Adel untereinander und auf seinen Reisen hatte der Kreuzritter immer wieder einmal dieses oder jenes Gerücht aufgeschnappt - nun war er beschäftigt, dieses Wissen aus den Tiefen seines Gedächtnisses hervorzukramen, in denen es vergraben war.

Obwohl - oder vielleicht gerade deswegen - die Gründung der Stadt erst vor wenigen Jahren erfolgt war, war ihm bewusst, dass der Adel hier in Freiburg, anders als im Rest des Landes, im Grunde keine Macht hatte. Das stimmte natürlich so nicht wirklich, doch offiziell war der Adel nur eine von vielen Interessensgruppen, die die Geschäfte der Stadt gemeinsam führten. Während überall sonst in den Eisenlanden die Fürsten, Barone, Grafen und was es nicht sonst noch alles gab, in einer strengen Hierarchie über das Land und die Städte herrschten, Steuern eintrieben, Entscheidungen trafen, aber auch die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Untertanen hatten, funktionierte Freiburg anders: Eisenfürst Niklas Träge hatte vielleicht auf dem Papier die Macht, doch er hatte sie komplett an einen Rat abgegeben, dem zwar auch adlige Vertreter angehörten, doch auch Händler, Handwerker, Gelehrte, Künstler und Offiziere angehörten - im Grunde alle gesellschaftlich relevanten Gruppen mit Ausnahme der vaticcinischen Kirche.

Die Mitglieder des Adels stellten zwar ein Drittel des Rates, doch damit waren sie immer noch in der Unterzahl - was ihnen eine gewisse Freiheit verschaffte, die es so im Rest des Reiches nicht gab. Durch ihren Reichtum besaßen die meisten Adligen selbstverständlich immer noch Einfluss, doch waren sie einem reichen Händler dadurch nicht automatisch höhergestellt. Doch was tat ein solcher Mensch mit seinem Reichtum, wenn er im Grunde genommen nichts zu tun und keine echte Verantwortung hatte? Hier konnte Friedrich nur spekulieren, doch überraschte es ihn kaum, dass manche auf die Art von Zeitvertreib kamen, die von Stein ihnen geschildert hatte. Womöglich, aber hier lehnte er sich aus dem Fenster, waren es sogar Gefühle der Minderwertigkeit, nicht mehr benötigt zu werden, die von Steins wenig ehrbares Verhalten begünstigt hatten.
Wollte Friedrich von Stein dazu bringen, ihnen zu helfen, konnte es womöglich helfen, ihm das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 09.08.2022, 16:18:50
Katharina konnte bisher mit dem Verlauf des Gespräch sehr zufrieden sein. Sie hatten bisher mehr erreicht wie sie sich erhofft hatten. Das Schicksal meinte es mit Katharina im Moment sehr gut, denn erst trifft sie diese neuen Männer die scheinbar ehrenhafte Herrschaften sind, und dann hat sich von Stein doch schneller wie gedacht überführen lassen, und jetzt auch noch die Namen dieser anderen Herren. Mit diesem Ergebnis wird sie sich bestimmt sehen lassen können um ihre Aufgabe erfolgreich beenden zu können.

Da Louis die Verhandlungen gerade sehr geschickt führte, hielt Katharina sich weiterhin etwas bedeckt, denn sie hatte das Gefühl das hier noch mehr geschehen könnte und ein zu gewagter Vorstoß von Ihr hier vielleicht alles zunichte machen könnte. Und da sie eh keine Adlige war ist es wohl sowieso im Moment besser ruhig zu sein.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 20.08.2022, 04:51:15
Es war nicht einfach für Friedrich, sich nicht an dem Gespräch zu beteiligen. Das Gefühl, sich mitteilen zu müssen und der Wunsch, Von Stein einfach mal die Meinung sagen zu können, waren stark. Doch der Adlige und Kreuzritter schwieg eine lange Zeit. Mit einem Ohr hörte er zu, wie Louis den Mann zurecht stutzte und das andere Ohr hatte er auf Durchzug gestellt. Er dachte nach. Angestrengt kramte er in seinen Gedanken nach nützlichen Informationen. Zu irgendwas musste sein Wissen über den eisenländischen Adel doch gut sein. Tatsächlich fiel ihm dann etwas ein, dass hier als Hebel benutzt werden konnte. Er musste sich nur in Von Stein einfühlen. Der Mann war von Adel und gehörte dem Rat an. Doch viel Macht hatte er damit tatsächlich nicht. Dafür hatte Niklas Träge gesorgt, indem er andere Gruppen in den Rat aufgenommen hatte. Von Stein war also jemand, der im Rat keinen sehr großen Einfluss hatte. Oder zumindest nicht so viel Einfluss, wie er sich wünschte. Auch sein vieles Geld konnte ihm nur bedingt weiterhelfen. Vielleicht war das der Grund, warum er die Einsätze bei seinen Spielen als zweitrangig bezeichnete. Langsam bildete sich ein Plan in Friedrichs Kopf.
Er wartete auf den geeigneten Punkt. Eine Pause in der doch teilweise recht hitzigen Diskussion zwischen Louis und Von Stein. Als dieser Zeitpunkt gekommen war, räusperte er sich und brachte sich schließlich ein. Er versuchte seine Worte mit Bedacht zu wählen. "Nun, wir könnten ihre Hilfe gebrauchen.", begann Friedrich ernsthaft. Das war noch nicht einmal eine Lüge, sollte aber sofort für Aufmerksamkeit sorgen. "Wie mein Freund schon ansprach, sind wir in eigener Sache in der Stadt unterwegs. Ein Mann mit ihrem Ansehen und ihrer Macht im Rat könnte für uns sehr hilfreich sein. Deshalb können wir uns sicherlich einigen." Von Stein würde ohnehin früher oder später von ihrer Mission erfahren. Spätestens dann, wenn sie alles dem Rat vortrugen. Deshalb würde es wohl kein Problem sein, ihn jetzt schon einzuweihen. "Es ist ein sehr kompliziertes Thema, deshalb fasse ich mich kurz. Es geht unter anderem, aber nicht nur, um Roswitha von Wirsche, die eine Gefahr für die gesamten Eisenlande ist. Wir möchten Freiburg um Unterstützung gegen sie bitten und dafür müssen wir Niklas Träge überzeugen." Er gab Von Stein einen Moment, die Information zu verarbeiten. "Um Niklas Träge zu überzeugen, brauchen wir die Hilfe des Rats. Ihre Hilfe. Wenn sie bereit sind, uns in diesem Anliegen zu unterstützen, können wir über ihre Spiele und Intrigen hinwegsehen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.08.2022, 13:47:40
Friedrichs Worte schienen durchaus das Interesse des Adligen zu wecken, zum ersten Mal war so etwas wie ein Leuchten in seinen Augen zu sehen.
"Jetzt habt ihr meine Neugier geweckt. Welche Gefahr geht denn von der alten Wirsche aus? Und von welcher Art von Unterstützung sprecht ihr? Wollt ihr in den Krieg ziehen gegen sie? Und ist das der Grund, weshalb Heinrich Dray plötzlich aufgetaucht ist? Dann war es also gar keiner meiner Rivalen ...

Aber vor allem, für wen sprecht ihr? Ihr sehr nicht aus wie die Anführer einer Streitmacht, die sich mit Freiburg verbünden will. Seit ihr Agenten Heilgrunds? Pösens? Oder sogar der Montaigne oder einer anderen ausländischen Macht?

Die Einsätze in diesem Spiel sind deutlich größer geworden mit dem, was ihr sagt. Ein paar mehr Informationen sollten es dann schon sein, bevor ich für fünf völlig Fremde einen Krieg vom Zaun breche.
Da fällt mir auf: Wo ist denn dieser schweigsame fünfte Mann, der bei euch war?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 22.08.2022, 13:49:50
Friedrichs Ansatz war merklich hemdsärmeliger als der des Montaigners, was Louis zunächst besorgt an seinem Schnurrbart zerren ließ. Die Reaktion von Steins hingegen war überraschend positiv, was den Musketier zu dem Schluss kommen ließ, dass man sich den hiesigen Sitten offenbar anpassen musste, wollte man Erfolg haben. Was in heimatlichen Kreisen von jedem Adeligen als Unbotmäßigkeit aufgefasst worden wäre, weil es von einer geradezu dreisten Direktheit war, schien hier durchaus erfolgreich unter dem Oberbegriff "Diplomatie" firmieren zu können... Da ihr Anliegen dringend war, hielt er sich denn auch nicht lange damit auf, sich über die bäurischen Gepflogenheiten der Eisen zu wundern, sondern nickte stattdessen gewichtig zu den Worten des Gelehrten. "Bel et bien wir 'aben eine Interesse daran, Monsieur Träge zu überzeugen" meinte er mit Nachdruck.

Allerdings konnte er nicht recht aus seiner Haut und fuhr eingedenk seiner guten montaignischen Kinderstube vorsichtig fort: "Es gibt Anzeischen für eine Anzahl von 'öchst bedenklieschen und unnatürlieschen Begeben'eiten, für die Madame de Wirsché oder ihre disciples verantwortliesch sind." Ein wenig indigniert gab er zu Protokoll: "Und was miesch angeht, iesch bin keine représentant von irgendjemand! Iesch bin eine mousquetaire – was Eusch, entre parenthèses, klarmachen sollte, was meine Wort wert iest – und 'abe miesch angeschlossen, weil dies eine Gefahr für alle iest, niescht zuletzt für Eure Stadt." Auf Werner angesprochen hielt er kurz inne, sah sich um und meinte stirnrunzelnd: "Parbleu! Wo iest eigentliesch Monsieur Jagemand..?!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 22.08.2022, 23:47:04
Kaum hatte Louis diese Frage ausgesprochen, traten zwei Männer von der gegenüberliegenden Seite in den Raum, wo einige Einrichtungsgegenstände offenbar eine Tür verbargen: Der eine war Werner Jagemann, der andere ein beleibter Edelmann, der auf den ersten Blick wie der jüngere Bruder von Steins wirkte, doch dessen Gesichtszüge bei näherem Hinsehen doch keine Ähnlichkeiten zu denen ihres Gastgebers zeigten.

"Achim!" entfuhr es von Stein. "Was machst du denn hier?" - besann sich dann aber angesichts der Zuschauer eines Besseren und fügte an: "Wir wollten die Sache doch unter vier Augen besprechen. Ich bin gleich hier fertig, dann komme ich."
Der andere jedoch ließ sich nicht so einfach abkanzeln.
"Walter Ignazius von Stein! Es reicht jetzt endlich, dieses Versteckspiel muss aufhören! Sieh doch, wie es uns beiden zusetzt - du bist schon ganz abgemagert!" (Die Umstehenden konnten nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken, als sich vor ihrem geistigen Auge das Bild eines von Stein bot, der weniger abgemagert aussah.)
"Ich habe es satt; ganz Freiburg soll meinetwegen erfahren, dass Walter von Stein und Achim zu Castell ein Paar sind. Schließlich haben die Zeiten sich geändert, die Vaticinische Kirche hat hier nichts zu melden und wir könnten ein Vorbild für all die anderen sein, die sich vor der Welt verstecken.
Dieser Mann hier"
- er deutete auf Werner - "möge er auch schlicht sein, hat mir die Augen geöffnet. Das Leben ist zu kurz, um sich zu verstellen. Wo er herkommt, in Wirsche, wird die Bevölkerung von Bluttrinkern und anderen Schrecken terrorisiert. Und wir hier in Freiburg, in Sicherheit und Reichtum, sind zu feige, um die Wahrheit über unsere Beziehungen zu sagen?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 11.09.2022, 05:23:53
Erleichtert nahm Friedrich wahr, dass Von Stein seinen Worten nicht nur lauschte, sondern diese auch noch positiv aufnahm. Allerdings forderte er weitere Informationen, was man ihm nicht verübeln konnte. Das hier war eine harte Verhandlung. Sie wollten nicht zu viele Informationen preisgeben, aber der Adlige wollte sie auch nicht einfach so unterstützen. Friedrich nickte also, als Louis zumindest einige Dinge erzählte. Vermutlich nicht genug für ihren Verhandlungspartner, weshalb er selbst noch einmal mit ein paar Informationen nachrückte. "Sie können sicher verstehen, dass wir an dieser Stelle nicht alles erzählen können.", versuchte er Von Stein etwas zu beruhigen. "Heinrich Dray hat unserer Information nach mit der Sache nichts zu tun." Er wählte seine Worte mit Bedacht, wollte, wie schon zuvor, nicht zu viel erzählen.
"Wir wissen aus sicheren Quellen, dass Wirsche eine Bedrohung für alle Eisenlande ist. Sie ist... ein Monster. Das meine ich nicht im metaphorischen Sinne. Außerdem wird die Bevölkerung einer ganzen Insel von Bluttrinkern terrorisiert und Leibwerkschrecken treiben ihr Unwesen." Vielleicht hatte er zu viel gesagt. Dem Adligen mochten diese Begriffe allerdings sowieso nicht viel sagen, was gut für sie war. Es sollte aber genug Druck erzeugen. "Davon abgesehen sprechen wir für uns." Von ihrer geheimen Mission und ihrem Anführer konnte er wirklich nichts erzählen.
Als dann bemerkt wurde, dass Werner anscheinend ohne ein Wort verschwunden war, fluchte der Kreuzritter. "Verdammt!", murmelte er zu sich selbst. Doch im nächsten Moment gab es eine Überraschung. Geduldig hörte Friedrich dem Mann namens Achim zu. Ein Grinsen unterdrückend, versuchte er die Situation für sich zu nutzen. "Nun, wir haben ihn schon über die Bluttrinker und Leibwerkschrecken aufgeklärt. Doch diese sind nur das geringste Problem. Wirsche selbst ist die größte Bedrohung. Ich wünsche ihnen und ihrer Beziehung alles Gute für die Zukunft, wirklich, aber wir müssen uns hier um die Zukunft des Landes kümmern. Wir brauchen ihre Unterstützung!", womit er Von Stein eindringlich ansah.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 11.09.2022, 15:06:55
Von Stein wirkte nicht gerade glücklich, als Werner mit seinem Gesprächspartner den Raum betrat und dieser dann auch noch die Bombe platzen ließ. Ein wenig erleichtert war er aber offensichtlich, als Friedrich die ganze Geschichte nur mit einem Nebensatz und einem guten Wunsch abtat. Friedrich meinte durchaus, etwas Dankbarkeit in den Augen des Adligen zu sehen.

Dann jedoch kam er wieder auf das eigentliche Thema zu sprechen. "Leibwerksschrecken! Bluttrinker! Und Baronin Wirsche ein Monster?" Er zögerte einen Augenblick, sprach dann ruhig weiter. "Es ist nicht so, als gäbe es nicht Gerüchte, die genau in diese Richtung gehen. Die entscheidende Frage ist: Habt Ihr Beweise für diese Anschuldigungen? Oder mit eigenen Augen gesehen, wie Wirsche sich in ein Monster verwandelt? Und wenn Dray mit der Sache nichts zu tun hat: Wieso kommt er genau in diesem Moment nach Freiburg? Das scheint mir ein großer Zufall zu sein.

Aber wenn es so ist, wie ihr sagt, dann bin ich bereit voranzuschreiten und im Rat für Eure Sache zu sprechen. Es braucht nun starke und mutige Anführer, die den Bürgern Freiburgs Halt geben. Dennoch: Alles, was Ihr an Beweisen bringen könnt, kann die anderen Ratsmitglieder überzeugen helfen."


Achim zu Castell, dessen Blicke in den letzten Minuten von einem zum anderen gingen und der etwas Zeit benötigt hatte, um zu verstehen, worum es in dem Gespräch überhaupt ging, schaltete sich nun ebenfalls in das Gespräch ein.
"Wenn das, was Ihr sagt, stimmt, geht von Wirsche eine weitaus größere Bedrohung aus, als wir alle befürchtet hatten. Darüber muss ich mit meiner Mutter sprechen. Am besten jedoch kommt ihr mit mir zu ihr und berichtet selbst darüber, was Ihr herausgefunden habt. Doch ich muss Euch warnen, sie ist auf mich im Moment nicht besonders gut zu sprechen - denn das, was Ihr vorher gehört habt, habe ich ihr gestern erzählt."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 14.09.2022, 16:03:24
Türen zu geheimen Kabinetten, verborgene Hebel hinter Wandspiegeln und derlei konnten Louis als Angehörigen des montaignischen Adels nicht verblüffen – wo er herkam, galt es geradezu als Verstoß gegen die aktuelle Mode, nicht über das eine oder andere Spielzeug solcher Art im familieneigenen Château zu verfügen. Sehr viel überraschender für den Musketier kam allerdings allem Anschein nach die Offenbarung Achim zu Castells. Louis' Augenbrauen wanderten so weit in die Höhe, dass sie unter seinen sorgfältig ondulierten Locken verschwanden. Er klappte einige Male den Mund auf und zu, blinzelte, schluckte dann offenkundig herunter, was er auf der Zunge gehabt hatte, und verbeugte sich nach höfischem Brauch vor dem Neuankömmling. "Mademoi... pardon. Monsieur..." stotterte er in ungewohnter sprachlicher Unbeholfenheit, räusperte sich und nahm dann Zuflucht zu einem betont neutralen Gesichtsausdruck, der besagte, dass er wild entschlossen war, der Etikette genüge zu tun und nicht durch die geringste Kleinigkeit den Eindruck zu erwecken, er sei durch irgendetwas auch nur ansatzweise... irritiert.

Zu seiner nicht unbeträchtlichen Erleichterung bot sich kurz darauf die Gelegenheit, sich wieder auf das Gespräch und damit auf ernste, aber unverfängliche Themen zu konzentrieren. "Monsieur de Dent kann diese Dinge savamment schieldern, Messieurs. Iesch bin eine Mann mit wenig Bildung, was Leib'euschrecken und dergleischen angeht" räumte er ein. "Doch iesch kann Euch versieschern, dass wir mehr als einer Bestie bereits in die Auge geblinzelt 'aben." Wobei er auf den Knauf der Danseuse klopfte, als könne die edle Klinge seine Worte bestätigen. "Die Rolle, welsche diese Monsieur Dray spielt, iest mir allerdings auch noch ziemliesch... wie sagt man mystérieux? Schleier'aft?" In Richtung von Castells verbeugte er sich nochmals höflich, sah dem Mann allerdings standhaft auf die Schulter, als er sagte: "Es wird uns unzweifel'aft ein große Ehre sein, von Madame empfangen zu werden."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 18.09.2022, 15:02:33
Katharina war von der aktuellen Situation etwas überrascht. Sie war sich nicht sicher wie sie jetzt reagieren soll. Sie wusste schon immer das die adligen oft merkwürdig aggierten und komische Sitten pflegten, aber solch abartiges Verhalten hatte sie dann doch nicht erwartet. Aber da die anderen das Thema nicht Ansprachen und schnell das Thema wechselten hielt Katharina sich auch zurück und wollte die Situation jetzt nicht gefährden. "na dann sollten wir unser Glück wohl mal bei der Werten Mama versuchen" war das einzige was Katharina für den Moment von sich gab.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 11.10.2022, 17:23:04
Castell blickte vor allem Katharina mit einem Stirnrunzeln an. "Es wird einige Zeit dauern, bis ich einen Termin für ein Gespräch erhalte." sagte er, um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, als würde man von hier direkt zu seiner Mutter gehen. "Vielleicht schaffe ich es, in den nächsten Tagen etwas zu arrangieren. Bis dahin müsste ich wissen, wo ich mit euch Kontakt aufnehmen kann."
Nach einem etwas kritischeren Blick fügte er hinzu: "Es wäre vielleicht besser, wenn einige von euch vorher einen Schneider aufsuchen würden. Frau von Castell ist von altem Schlag, sie legt großen Wert auf die äußere Erscheinung." sagte er wenig diplomatisch.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 14.10.2022, 09:42:07
"Es spriescht sehr für Madame" meinte Louis mit einem würdigen Neigen des Hauptes. "In meine 'eimat wir sagen: Du biest, was du an'ast. Eine tadellose extérieur iest unverzieschtbar, wenn man gelten wiel als civilisé." Nach einem kurzen Blick zu Katharina, der kaum minder kritisch ausfiel als der von Castells, fügte er hinzu: "Es wird uns eine plaisir sein, Madame unsere Aufwartung zu machen." Indem er seinen Hut schwenkte, ohne ihn indes gleich wieder aufzusetzen wie ein Barbar, erkundigte sich der Musketier bei dem Gastgeber: "Würdet Ihr wohl die Güte 'aben, uns eine gute Schneider zu nennen? Leider sind wir noch niescht gut bekannt in die Stadt. Und iesch möchte meine Zeit niescht mit eine personne incapable verschwenden – es gibt da noch eine gewisse Monsieur Fahrenbach, mit die iesch 'abe die eine oder andere 'ühnschen zu zerreißen..."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 16.10.2022, 15:37:40
Sowohl von Stein als auch sein Gefährte nickten wohlwollend, als Louis zeigte, dass zumindest einer ihrer Gäste über ein ähnliches Stilbewusstsein verfügte wie die beiden. Von Stein wollte gerade etwas auf Louis' Frage nach einem Schneider entgegnen, als dessen Erwähnung Fahrenbachs ihn wieder zum Schweigen brachte. Er zögerte einen Augenblick und suchte den Blick Achims, bevor er etwas sagte.

"Ihr scheint das Bedürfnis zu haben, in jedes Wespennest zu greifen, das Ihr finden könnt. Mutig, ja - ob es klug ist, steht auf einem anderen Blatt. Ich kann Euch nur raten, seid vorsichtig, wenn Ihr euch mit Thomas von Fahrenbach anlegt. Ich vermute, Ihr wisst, in welchem Gewerbe er tätig ist; doch sein eigentlich Gewerbe ist, sagen wir, das einer Reinigungskraft. Er sammelt Schmutz jeder Art, doch entsorgt er diesen nicht, wie es eine normale Reinigungskraft tut - er bewahrt ihn auf. Und es mag sein, dass Monate oder sogar Jahre später, derjenige, dessen Schmutz es ursprünglich einmal war, einen Besuch von Thomas von Fahrenbach erhält mit dem Vorschlag, doch diese oder jene Entscheidung im Rat zu blockieren, oder sich aus diesem oder jenem Geschäft herauszuhalten - sonst könnte es vorkommen, dass der Schmutz wieder unter dem Teppich hervorgekehrt wird.
Doch eines versteht Fahrenbach nicht: Spaß, wenn jemand seinen Vorschlägen nicht nachkommt. Er hat auf diese Weise ein beträchtliches Vermögen und viel Einfluss gesammelt, und er ist nicht erpischt darauf, etwas davon wieder abzugeben. Und bei diesem Spiel von Fahrenbach geht es um höhere Einsätze - für ihn gibt es nur Sieger und Opfer.

Doch ich habe Euch schon zuviel erzählt - dank meiner Veranlagung konnte Fahrenbach bisher nicht wirklich Schmutz über mich sammeln; und ich habe nicht vor, dass sich daran etwas ändert."


Nach einer kurzen Pause hellte sich seine Miene jedoch wieder auf.
"Einen Schneider sucht Ihr! Nun, im Greifenviertel gibt es natürlich einige gute, fragt dort einfach auf dem Markt. Doch wenn Ihr einen wirklich edlen Stoff wollt, dann geht zu Monsieur Charles le Camp-Champ, der im Reinhagen seinen Salon hat. Ich kann ein gutes Wort für Euch einlegen, dann empfängt er Euch. Aber ich bitte Euch: Macht mir keine Schande! Es wäre ein Drama, wenn Charles mir in Zukunft seine Dienste verwehren würde. Er ist teuer, aber er ist jeden Gulden, Groschen oder Centime wert."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 19.10.2022, 14:20:13
"Viel von die Feind – viel von die Ehre, wie es 'eißt so schön in meine 'eimat, Monsieur de Stein" gab der Montaigner mit einem selbstbewussten Zwirbeln seiner Bartspitzen zurück. "Iesch 'abe bereits davon ge'ört, was er treibt, meine 'erren, und iesch fürschte, iesch kann eine derartige Ver'alten niescht dulden." Sein Grinsen wurde grimmig. "Also wir werden sehen, ob Monsieur noch Ehre in seine Leib 'at oder niescht. Alors, iesch werde bald wissen, woran iesch bien mit Monsieur..." Bei der Anspielung auf von Steins 'Veranlagung' räusperte er sich unbehaglich, nickte jedoch, wobei er energisch mit dem Unterarm die Krempe seines Federhuts polierte.

"Alors..." begann er gedehnt, machte aber sogleich auch wieder eine erfreutere Miene, da man sich unverfänglichen – und einem Montaigner sozusagen ureigenen – Themen widmete. "Monsieur le Camp-Champ... doch niescht etwa die berühmte ewige Konkurrent von Rodolphe Marteau de Mousse?!" erkundigte er sich begeistert. "Iesch werde Eusch 'öchst dankbar sein für Eure recommandation. Seid versieschert, dass eine gentilhomme de Montaigne weiß, wer Charles le Camp-Champ iest und was seine Arbeit wert iest!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 19.10.2022, 16:57:13
Katharina hielt sich bei dem ganzen Thema Mode dezent im Hintergrund. Ihrer Meinung nach musste Kleidung vor allem praktikabel sein, von den ganzen Rüschen, Federn und anderem Schmuck hielt sie nicht viel. Vor allem fragte sie sich aber auch wer vor allem das bezahlen sollte, und ob sie da auch überhaupt mit hin sollte zu dieser Dame, denn Katharina hatte garantiert keine passende Kleidung für einen solchen Auftritt, ganz zu schweigen davon das sie überhaupt kein Geld hatte um sich so etwas zu leisten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 20.10.2022, 15:27:26
"Ein Connaisseur der Modewelt!" jauchzte von Stein begeistert. "Und aus der Montaigne noch dazu. Wir müssen uns unbedingt über die neuesten Trends des Modesalons von Charouse unterhalten. So sehr ich eisenländischer Patriot bin, auf diesem Gebiet muss ich neidvoll eingestehen, dass wir Eurer Nation gnadenlos hinterherhinken."

Er besann sich jedoch und schlug dann vor, dieses Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt zu führen. Für ihr aktuelles Anliegen würde er einen Boten zum Geschäft des Schneiders - oder vielmehr Modezaren - senden, der ihr Kommen ankündigen würde.

"Wo kann ich Euch kontaktieren, sobald ich einen Termin bei meiner Mutter ergattern konnte?" fragte von Steins Partner noch, bevor sie schließlich das Haus des Adligen verließen und sich die nächsten Schritte überlegten.

"Ich danke Euch vielmals für Eure Unterstützung in dieser Sache." begann Ratjof. "Doch wenn Ihr mir verzeihen mögt, mit Euren weiteren Untersuchungen habe ich nicht wirklich etwas zu tun. Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich mich von Euch verabschiede. Es scheint ja, als hätte von Stein es nicht, oder zumindest nicht mehr, auf mich abgesehen."

Und auch Werner Jagemann ging vorerst seiner eigenen Wege. "Solche Gespräche sind nichts für mich. Und auch für einen Besuch bei der alten Dame bin ich nicht gemacht. Ich denke, ich versuche zunächst einmal, mich in der Stadt hier zurechtzufinden; vielleicht kann ich ja auf anderem Wege noch etwas in Erfahrung bringen. Aber wenn Ihr etwas Konkretes gegen die Übel unternehmen werdet, das meine Heimat im Griff hält, meldet Euch gerne wieder bei mir."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 21.10.2022, 13:58:49
Geschmeichelt senkte der Montaigner den Kopf und räusperte sich. "Ah, Monsieur sind zu gütig – iesch bien nur eine einfache Bewunderer..." meinte er, strich sich dabei aber mit breitem Lächeln über den Bart, das von großer Zufriedenheit zeugte. "Natürliesch bien iesch gern bereit, meine bescheidene Wissen in eine conversation aufzufrischen." Dass von Stein völlig recht hatte, was die eisenländische Rückständigkeit in Sachen Mode anging, war für ihn als Patrioten ausgemachte Sache, doch verbot die Höflichkeit, die Worte des Gastgebers zu bestätigen. Daher nahm er mit einer angedeuteten Verbeugung die Einladung an, dieses hochinteressante Thema zu einem geeigneteren Zeitpunkt zu vertiefen.

Nachdem man die Adresse des Gasthofs für weitere Kontakte hinterlassen hatte, wandte er sich draußen sichtlich bester Laune an Katharina. "Iesch konnte niescht um'in, in Eure Miene eine gewisse Sorge zu lesen, Mademoiselle. Sollte Eusch dies erleischtern, erdreiste iesch miesch, Eusch einzuladen. Iesch bien siescher, Eure Anblick in eine création von le Camp-Champ wird eine Freude sein, die wert ist jede... ah, wie sagt man, Aufwendung..? " Er begleitete die Erwähnung der finanziellen Seite mit einem nachlässigen Handwedeln, das zu besagen schien, wie wenig ihm die Kosten selbst eine Damenkleids aus der Hand des berühmten maitre zu bedeuten schienen.

Ratjoffs und Werners Abschiede quittierte Louis mit ernstem Blick. "Man kann niescht verlangen, dass Ihr uns weiter'in begleitet, Monsieur" sagte er zu dem ersteren, ehe er ihm zum Abschied alles Gute wünschte. Werner dagegen musterte er eine Weile, ehe er versprach: "Wir werden es Eusch wissen lassen. Bis da'in ge'abt Eusch wohl, Monsieur."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 22.10.2022, 09:59:15
Katharina hat in ihrem Leben gelernt das man nichts geschenkt bekommt und das alles früher oder später seinen Preis fordert, von daher weiß sie im ersten Moment nicht so richtig wie sie auf das Angebot von Louis reagieren soll. Man kann ihr Ansehen das diese Situation gerade etwas unangenehm für sie ist und sie lange am überlegen ist wie sie darauf reagieren soll "Nichts wird einem im Leben geschenkt, also sag mir lieber gleich und direkt was du dafür als Gegenleistung von mir haben willst"

Um ihre vielleicht doch etwas zu schroffe Antwort etwas ab zu mildern versucht sie direkt das Thema zu wechseln "Ich hätte noch ein paar Dinge zu erledigen bevor wir uns um das Thema Kleidung zu kümmern. Ich weiß nicht was die Herren jetzt noch so vor haben, aber ich würde nun gerne noch ein paar Kleinigkeiten mit jemandem besprechen wollen. Jedoch muss ich erstmal schauen wann und wo ich ihn genau treffen kann "
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 28.10.2022, 15:43:14
Ein wenig indigniert ob der – leider! – hierzulande allzu bäurischen Sprache hob der Musketier auf Katharinas Einwand die Augenbrauen. Dennoch war er selbst fest entschlossen, sich, noch zudem einem weiblichen Wesen gegenüber, als vollendeter Kavalier zu erweisen. Daher ging er über das irritierende Du hinweg, das in dieser Gegend offenbar bis auf ein paar kultivierte Menschen ein jeder gebrauchte. "Mademoiselle Catherine," meinte der Montaigner lediglich in tadelndem Ton, "iesch will niescht 'offen, dass Ihr miesch für eine Krämer 'altet, die Münzen zählt?! Das wäre niescht würdig für eine Mann von edlem Blut - wenn Ihr wäret keine Frau, iesch müsste in die Tat meine Degen zücken sur le coup!"

Eine großartige Geste unterstrich nochmals, wie unwichtig ihm pekuniäre Seite der Angelegenheit war. "Ihr könnt also vollständig ru'ig sein, iesch 'abe keinerlei Absiescht, außer zu sorgen, dass Ihr gekleidet seid ayant du chic, wenn wir besuchen Madame. Das sind wir unsere Ruf schuldig." Sein Blick ging an der jungen Frau auf und nieder. "Denn wenn Ihr mir erlaubt, Mademoiselle... Eure garde-robe iest... nun, niescht sortable. Niescht angemessen für eine demoiselle bei eine Empfang."

Er zwirbelte seinen Bart, dachte nach und nickte schließlich. "Mh... bon. Dann wir treffen uns bei die maitre direkt, damit er sein magie bei Eusch wirken kann? Wie lange benötigt Ihr für Eure Vor'aben?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 30.10.2022, 15:46:51
"Nicht lange." war die knappe Antwort Katharinas, bevor sie sich verabschiedete und sich auf den Weg zu ihrem Kontaktmann machte. Ohne Umwege gelangte sie zum geheimen Quartier der Vagabunden und auf das vereinbarte Zeichen von ihr wurde ihr aufgetan.

Nachdem sie ausführlich geschildert hatte, was sie während des Turniers beobachtet und hinterher herausgefunden hatte, nickte ihr namenloser Gastgeber anerkennend.
"Ich bin beeindruckt." begann er, "Du hast Scharfsinn bewiesen, Mut und die Bereitschaft, mit anderen zusammenzuarbeite, die zumindest zeitweise ein ähnliches Ziel verfolgen. Frauen wie du sind gefragt, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen. Willkommen bei Los Vagabundos!"

Nachdem ein paar wenige Formalitäten erledigt worden waren,[1], fuhr ihr Kontakt fort.
"Wie du weißt, ist es nicht unsere Aufgabe Wettbetrug aufzudecken. Das war offensichtlich nur ein Test deiner Fähigkeiten. Unser Ziel ist nichts geringeres als sicherzustellen, dass die Nationen Théas gut regiert werden. Aber das weißt du natürlich, sonst hättest du dich nicht angestrengt, uns beizutreten. Lange genug haben wir zugesehen, wie die Eisenlande sich als ein zerstrittener Haufen Fürstentümer gerieren, die stärker damit beschäftigt sind, sich untereinander zu zanken, als das Wohl der eigenen Bevölkerung zu mehren. Das muss endlich ein Ende haben - und wir sind bereit, in eine aktivere Phase einzutreten, um an diesem Ende mitzuwirken.

Kurz gesagt: Die Eisenlande benötigen wieder einen Anführer - oder eine Anführerin. Es muss eine würdige Person sein, die die Streitigkeiten beendet und das Wohl der Menschen wieder in den Vordergrund stellt. Es gibt mehrere Kandidaten, die Los Vagabundos unterstützen könnte - doch wir müssen sicherstellen, dass diese unserer Hilfe auch würdig sind.
Einer der Kandidaten ist Niklas Träge, und du, liebe Katharina, wirst uns helfen, ihn besser einzuschätzen. Sorge dafür, dass du uns mehr über ihn erzählen kannst: Kümmern ihn die Probleme der Menschen, die er regiert? Wie verhält er sich in unterschiedlichen Situationen? Und denke daran: Wir spielen auf lange Sicht. Sei sorgfältig, es geht nicht um vorschnelle Urteile!"


Nachdem Katharina noch Fragen zu Details ihrer Mission klären konnte, begab sie sich auch schon wieder auf den Weg zu dem Schneider, den ihr vorheriger Gastgeber ihnen genannt hatte. Dort traf sie auf Louis und Friedrich, die sich bereits mit dem Herrn des Hauses bekannt gemacht und ihm die Empfehlung von Steins überbracht hatten.
Camp-Champ war ein missmutig und griesgrämig dreinblickender, schlanker Mann, den sie sofort wiedererkennen würde: Seine Augen wurden von einem Paar merkwürdig dunkel gefärbter Augengläser so sehr versteckt, dass es Katharina beinahe unangenehm war; schließlich war dadurch das Fenster zu seiner Seele, die Augen, komplett für sie geschlossen. Dazu trug er sein fast schlohweißes Haar in einem akkurat gebundenen Zopf nach hinten, was ihm zusammen mit seinem schwarzen Anzug ein beinahe karikaturartiges Aussehen verlieh. Die drei Besucher kamen jedoch nicht umhin, die Eleganz, die sich in dieser doch so einfachen Garderobe zeigte, zu bewundern.

Als Camp-Champ zu sprechen begann, überschlugen sich seine Worte beinahe vor Ungeduld - er wirkte wie ein Gehetzter.
"Soso, von Stein schickt Euch also - und was hat er mit Euch vor? Soll ich Euch einkleiden? Als wäre meine Zeit nichts wert, und ich könnte unentwegt neue erschaffen. Jean Lemaire muss die neuen Kostüme zur Uraufführung seines Stücks fertig haben, die neue Kollektion wird erwartet."
Der Modeschöpfer sprach in einem starken montaignischen Akzent, den Louis jedoch überhaupt nicht zuordnen konnte. Er kam dem Montaigner stark übertrieben vor, als ob der Mann absichtlich zeigen wollte, woher er stammte.

Jetzt erst erblickte Camp-Champ Katharina, die inzwischen zu den anderen gestoßen war, und erblasste. "Mon dieu!" entfuhr es ihm. "Sagt nicht, dass ich sie in etwas Vorzeigbares verwandeln soll! Auch ein Camp-Champ kann keine Wunder wirken!"
 1. Du kannst dir gerne selbst überlegen, ob es ein Erkennungsmerkmal gibt, eine geheime Grußformel, ein Anhänger, etc.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 01.11.2022, 09:16:32
Katharina war froh das die Kontaktperson alles wie gewohnt schnell organisiert hatte und nachdem man das Losungswort und das entsprechende Handzeichen ausgetauscht hatte war auch schon klar wen Katharina hier vor sich hatte. Als sie verkündet bekommen hatte das sie nun ganz offiziell Mitglied war konnte man ein breites und freundliches Lächeln auf ihrem Gesicht sehen "Ich bin froh dass ich nun zur Familie gehöre. Ich werde mich bemühen sofort meinen Beitrag zu leisten und sehen was ich über Niklas Träge in Erfahrung bringen kann. Ich glaube auch schon auf einer guten Spur zu sein, meine neuen Freunde können dabei sehr hilfreich sein. Ich werde also mit ihnen auf jeden Fall noch einige Zeit zusammen verbringen."
Mit diesen Worten verabschiedete sich Katharina und machte sich auf den Weg zu diesem Schneider. Als sie das Geschäft betrat konnte man ihr noch immer ansehen das ihr wohl gerade etwas gutes geschehen war, denn sie strahlte noch immer eine gewisse Zufriedenheit aus.

Als ihr der Schneider dann so offen und unverblümt sein Missfallen entgegen brachte musste sie erst einmal tief Luft holen und sich beherrschen um diesen Schnösel nicht direkt ins Gesicht zu schlagen. Doch dann erinnert sie sich wieder an ihre neue Mission und setzte eine freundliche mine auf und meinte mit sanfter Stimme "Nun ja, man wird an seinen Herausforderungen gemessen. Aus einem Edelstein etwas schönes zu machen, dazu braucht es keinen Meister seines Faches. Aber wenn ihr wirklich so gut seid wie man sagt dann solltet ihr in der Lage sein aus diesem scheinbar gewöhnlichen Stein doch noch einen Edelstein zu machen. Also dann wollen wir mal sehen ob ihr eurem Ruf gerecht werden könnt. Nehmt ihr die Herausforderung also an? ", dabei blieb Katharina stets ruhig und freundlich und versuchte so nett wie möglich zu bleiben und ihre Stimme bewusst gesenkt und leise zu halten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 01.11.2022, 11:38:53
Auch wenn Monsieur Camp-Champ es ein wenig an Gastfreundlichkeit missen ließ, war Louis doch sehr erfreut, sich endlich einmal wieder in zivilisierter montaignischer Umgebung zu bewegen. Indem er aller höfischen Etikette genüge tat, zog er seinen Hut und verbeugte sich mit vollendeter Grandezza vor dem Modepapst. "In der Tat, als iesch erfuhr, dass Ihr 'ier Eure Wirkungsstätte 'abt, gab es für miesch nieschts anderes. Wer außer eine maître de son art käme in Frage, wenn es siesch um eine äußerst wieschtige offizielle affaire 'andelt!" Mit tiefem Nicken bestätigte er: "Ah, auch von Monseiur Lemaires génie artistique erfuhren wir schon – dass er Eure Dienste in Anspruch niemt, beweist mir bereits, dass es eine gute Entscheidung sein wird, seine nächste Stück zu besuchen." Die Reaktion des Maitre auf Kathtarinas Äußeres ließ den Musketier kurz die Augen in Erwartung einer nicht wiedergutzumachenden Gegenreaktion schließen.

Als sich die junge Frau jedoch fast schon vorbildlich beherrschte, atmete Louis lautlos auf, wechselte in Montaignische und warf ein: "Au contraire, Maitre! Mir wurde glaubwürdig versichert, dass Ihr der einzige seid, von dem überhaupt ein Wunder in dieser Hinsicht erwartet werden darf." Er senkte seine Stimme leicht und fuhr fort, in seiner Muttersprache hörbar gewandter: "Ich darf Euch versichern, dass ich Eure kostbare Zeit nicht in Beschlag zu nehmen wagte, wenn es sich nicht um eine Angelegenheit von politischer Bedeutung handelte, welche über diese Stadt weit hinausreichen dürfte! Es gilt für unser äußerst dringendes Anliegen bei den höchsten Autoritäten Freiburgs Gehör zu finden. Sagt selbst, Maitre: Wie könnten wir das schaffen, wenn nicht durch den bestmöglichen Eindruck, den man mittels Auftreten und Äußerem machen kann? Wir benötigen ein Wunder, um unseren höchst wichtigen Auftrag zu erledigen – mit anderen Worten: Wir benötigen Eure magischen Hände und Euren untrüglichen Geschmack!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 01.11.2022, 14:44:50
Die Schmeicheleien von Louis, aber auch Katharinas listige Herausforderung, schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Zwar trug Camp-Champ seine Nase nun noch ein wenig höher als zuvor, doch seine Attitüde war nun deutlich freundlicher.

"Lasst mich Euch versichern, gnädiges Fräulein, dass ein Camp-Champ selbst einen Sack Kartoffeln für eine Audienz am Hof in Charouse anziehen könnte - und der Sack sich vor all den anwesenden adligen Säcken nicht schämen bräuchte."
Louis war für einen Moment wie vom Blitz getroffen ob dieser Unverschämtheit - war dies eine absichtliche Beleidigung gewesen, oder hatte der Mann nur nicht die richtigen Worte gefunden? Vielleicht war dies der Grund, weshalb ein solch berühmter Modeschöpfer in Freiburg wirkte und nicht in Charouse?

Der Hausherr hingegen wechselte nun ins montaignische, um Louis zu antworten. Dabei nahm dieser, auch wenn Camp-Champs montaignisch perfekt war, doch einen leichten, aber klar zu hörenden, eisenländischen Akzent wahr. "Mit Sicherheit kann ich Euch mit angemessener Kleidung ausstaffieren, doch ich muss Euch auch sagen, dass meine Arbeit ihren Preis hat - und ihn auch wert ist. Vor allem, wenn ich unter Zeitdruck arbeiten muss. Ich kann doch davon ausgehen, dass dies nicht zu Problemen führt?
Doch sagt mir, welche Art von Kleidung Ihr benötigt. Sprechen wir von Abendgarderobe, einem Ball? Einem geschäftlichen Anlass? Wollt Ihr die nach den neuesten Trends aus der Montaigne gekleidet sein oder doch eher eisenländisch schlicht? Wollt Ihr, dass die Menschen sich nach Euch umdrehen? Ich kann Euch etwas Außergewöhnliches erschaffen, doch jeder Anlass erfordert die passende Garderobe.

Achja, und eines noch: Um Himmels Willen, lasst diese Frau ein Bad nehmen, bevor sie meine teuren Stoffe ausprobiert. Und schickt sie zum Coiffeur! Mr Walz hat seinen Salon ganz in der Nähe - schließlich gehört zu einem perfekten Gesamtbild auch perfektes Haar."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 03.11.2022, 21:42:01
Verlegen räusperte sich Louis angesichts des recht drastischen Vergleichs, den Camp-Champ da zog. Wiewohl er nicht in Abrede stellen konnte, dass es seiner Begleiterin in hohem Maße an weiblichem Stil mangelte, so wollte ihm der Sack Kartoffeln denn doch ein wenig zu rigoros erscheinen. Ganz abgesehen von den adligen Säcken, die ihm ein indigniertes Stirnrunzeln entlockten. Indem er heftig seinen Schnurrbart zwirbelte, erwiderte er rasch in montaignischer Sprache: "Nun, ich zweifle nicht an Euren diesbezüglichen Fähigkeiten, Monsieur." Dass er an Camp-Champs diplomatischen Künsten weitaus mehr Zweifel hegte, ließ er unerwähnt. Der Mann schien ein Gott mit Nadel und Faden, dafür jedoch ein Holzhacker auf dem Feld der Etikette – eine höchst kuriose Mischung, die aber nichts daran änderte, dass man seiner beruflichen Fertigkeiten äußerst bedürftig war.

Beherrscht fuhr der Musketier daher fort: "Ihr habt mein Wort als Musketier, Monsieur, dass Ihr keinen Anlass haben werdet, Euch im Hinblick auf die Entlohnung zu beklagen." Seine Worte mochten um eine Nunace kühler klingen, musste er doch die Schroffheit des Maitre gegenüber einem Mann wie ihm erst einmal verdauen. "Wir wünschen bei einem privaten Empfang einen würdigen Eindruck zu machen – von simpler Eleganz, doch höchster Güte, möchte ich meinen" gab er sodann an, musterte Katharina und fügte nachdenklich hinzu: "Für die junge Dame darf es bei genauerem Nachdenken auch ein wenig formeller sein."  Ein aufwendigeres Kleid würde die Eisenländerin zu ihrem eigenen Besten von allzu burschikosen Gesten abhalten, wie er hoffte. Madame wäre von so etwas nämlich gewiss nicht begeistert, und er war nicht willens, das geringste vermeidbare Risiko einzugehen, was diese Audienz betraf.

Zurück ins Eisenländische wechselnd, antwortete er Camp-Champ auf seine letzte Bemerkung: "Seid gewiss, iesch werde persönliesch darauf achten."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 05.11.2022, 11:50:04
Katharina überließ Louis die Verhandlungen mit dem arroganten Schneider. Sie wusste das es aktuell wohl das beste ist nicht all zu viel zu sagen. Als das Thema dann auf die Haare kam rollte sie etwas mit den Augen und hoffte das dieser Friseur es nicht zu sehr übertreiben würde, und falls er ihr zuviel von ihren schönen langen Haaren abschneiden würde, dann schossen ihr schon jetzt Bilder in den Kopf wie sie ihm die Finger brechen würde oder vielleicht sogar noch schlimmeres antun würde.

Als kurz darauf das Thema zu einem warmen Bad wechselte verflüchtigt sich der erste finstere Gedanke. So ein schönes warmes Bad könnte ihr jetzt wohl wirklich gut tun um ein wenig zu entspannen, und wenn man schon von ihr verlangt sich so unpassend und unangenehm zu verkleiden, dann kann sie wohl vorab etwas Entspannung gebrauchen. Nach einem kleinen Moment der Stille gab sie daher nur kurz und möglichst freundlich zur Antwort "Ein schönes warmes Bad könnte mir jetzt wirklich gefallen"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 09.11.2022, 16:08:45
Nachdem man sich mit Camp-Champ soweit abgestimmt hatte, war die nächste Anlaufstelle der drei Reisenden das Badehaus, das der Schneider ihnen empfohlen hatte. Alle drei waren erpicht darauf, sich die Strapazen der vergangenen Tage und Wochen abzuwaschen, und so beließen sie es nicht dabei, sich in der Gaststätte einen Badezuber herrichten zu lassen, sondern suchten das Badehaus auf, das außer der reinen Körperhygiene auch die Möglichkeit zu Dampfbädern, Massagen und anderen Verwöhnungen bot.

Von dort ging es nach einigen Stunden zu ihrer nächsten Anlaufstelle, dem Friseur. Katharina machte von Anfang an keinen Hehl daraus, dass sie keinen auch nur annäherend radikalen Rückschnitt ihrer Haare zulassen würde, und jedesmal, wenn sie auch nur den Verdacht hatte, der Maestro würde die Schere etwas zu nahe der Wurzel ansetzen, griff sie mit finsterem Blick nach ihrer Waffe. Doch die Hauptarbeit des Friseurs bestand ohnehin darin, abgesehen von einer leichten Kürzung der Haarspitzen, die Haare zu entwirren, zu kämmen, und mit der ein oder anderen Tinktur geschmeidig zu machen - eine Behandlung, die durchaus Wirkung erzielte. Als sie am Schluss mit einer eleganten Steckfrisur ihren Begleitern präsentiert wurde, konnten die sich ein anerkennendes Pfeifen nicht verkneifen. Und auch die Herren hatten sich in der Zwischenzeit ihre Bärte und die restliche Haarpracht stutzen und verschönern lassen.

Das Ende des Tages - denn inzwischen war es beinahe Abend - war einem erneuten Besuch des Schneiders vorbehalten. Nicht unerfreut musterte er die Veränderungen, die sich seit dem Morgen bei den dreien, insbesondere Katharina, ergeben hatten, und auch er selbst war in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben. Für alle drei hatte er aus seinem Fundus mehrere Stücke ausgewählt, die er nun noch einmal zur finalen Auswahl anprobieren ließ:
Bei Louis fiel die Wahl letztlich auf ein Ensemble nach neuester montaignischer Mode, wobei einige lokale Einflüsse zu erkennen waren, die die montaignische Opulenz etwas zügelten und ihnen eine eisenländische Funktionalität zur Seite stellten.
Für Friedrich wiederum wählte Camp Champ eine weitaus schlichtere, wenn auch nicht weniger elegante, Kluft., die ihn deutlich als Gelehrten kennzeichnete.
Das wohl formalste Kleid hatte der Modeschöpfer Louis' Vorschlag entsprechend für Katharina vorgesehen - nicht nur zu ihrer Freude. Zwar sah sie sentationell aus in dem in dunklen Tönen gehaltenen Kleid, doch konnte sie darin nur mit Mühe atmen und sich beinahe nicht bewegen. Für Camp-Champs Erklärung, dass dies die Haltung fördern würde, hatte sie nur ein böses Knurren übrig, doch zumindest eskalierte die Situation, auch dank Louis' dplomatischen Eingreifens, nicht.

Nachdem alle Maße fertig genommen waren, war es an der Zeit, sich zu verabschieden. Camp-Champs würde im Laufe des nächsten Tages die letzten Anpassungen und Änderungen vornehmen, und für den wann auch immer anstehenden Empfang bei Frau von Faber-Castell wäre spätestens alles fertig.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 12.11.2022, 19:54:36
Louis schien ganz in seinem Element. Der Montaigner erwies sich als echter Lebemann, der die Genüsse der Zivilisation voll auszukosten wusste. Auch zeigte er sich als selbstsicherer und erfahrener Mann, sowohl was das nonchalante Ausgeben von Geld als auch was das leichtfüßige Schäkern mit diversen jungen Vertreterinnen der Damenwelt anging – eine Kunst, bei der der Musketier verschiedentlich mit seinen Bemerkungen die Grenzen der Frivolität dehnte, ohne indes geschmacklos oder allzu eindeutig zu werden. Er versprühte kurz gesagt einen sehr eigenen Charme, dem man seine Herkunft durchaus anmerkte.

Ganz besonderen Wert legte er darauf, dass der Friseur seinen wohlgepflegten Bart mit dem gebührenden Respekt und äußerster Sorgfalt behandelte. "Non, non, maitre – iesch bedaure, aber die linke Bartspitze ist eine Millimeter länger als die reschte, évidente!" war einer seiner Einwürfe, die den betreffenden Handwerker womöglich an den Rand seiner Geduld und seiner Kunstfertigkeit treiben mochten. Nachdem er endlich zufriedengestellt war, zeigte sich der Montaigner allerdings auch äußerst großzügig, was die Bezahlung anging, diesmal begleitet von einem selbstbewussten Lächeln, einem Streichen über den nunmehr perfekten Bart und eine galante Geste in Katharinas Richtung, mit den Worten: "À tout seigneur tout honneur: Eine 'ervorragende Arbeit iest eine 'ervorragende Bezahlung wert."

Sehr befriedigt zeigte sich Louis schließlich über Camp-Champs Werk. Mit seiner eigenen Garderobe sichtlich zufrieden, nickte er auch Friedrich zu und kommentierte: "Iesch denke, das sollte Eurer profession gerescht werden, mon ami." Katharina wandte er sich zu und verbeugte sich galant vor ihr. "Ihr seid absolue 'ienreißend, mademoiselle – zweifellos werdet Ihr, ah...être à l'honneur, wie sagt man? In die mittige Punkt stehen!" Dass das Stehen wahrscheinlich die für sie realistischste "Aktivität" sein würde, schien er entweder nicht zu realisieren – oder aber genau dieses beabsichtigt zu haben. Jedenfalls ließ er es an Galanterie nicht fehlen, als er ihr den Arm bot. "Natürliesch werde iesch Eusch bei die audience geleiten, wenn Ihr erlaubt, und verbürge miesch für Eure Siescher'eit."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 13.11.2022, 10:16:43
Katharina genoss das Bad und eine anschließende Massage sehr. Das sorgte für die nötige Entspannung für das was danach folgte. Sie ließ die Prozedur beim Friseur mehr oder weniger ruhig über sich ergehen, wobei sie den ein oder anderen bissigen Kommentar nicht unterlassen konnte und musste des öfteren die Fäuste ballen um sich wieder etwas zu beruhigen.

Bei dem Schneider zurück gekommen blieb ihr in mehrfacher Art und Weise die Luft weg. Zum einen lag es daran das ihr Gewand so eng geschnürt wurde und zum anderen weil sie noch nie so edele Stoffe auf ihrer Haut gespürt hatte. Sie fragte sich zwar wie sie sich an dem Treffen überhaupt bewegen soll geschweige denn atmen konnte. Sie hoffte das sie den Abend überstehen wird ohne bewusstlos zu werden. Sie schwor sich auf jeden Fall die nächsten Tage etwas darauf zu achten was sie essen und trinken wird um später noch in das jetzt schon enge Kleid rein zu passen.

Als sich dann alle wieder draußen vor dem Geschäft versammelten musste Katharina erstmal ein paar tiefe Atemzüge nehmen mit einem etwas fiesen Lächeln meinte sie dann zu Louis "Also dafür das ich bei diesem Theater mit mache habe ich aber wirklich was gut bei euch und ihr steht tief in meiner Schuld"

Einen Moment später als Katharina wieder normal atmen konnte und ihr Brustkorb nicht mehr so arg schmerzte meinte sie dann wesentlich entspannter zu den beiden "Nun gut, wir haben ja nun etwas Zeit und wenn ich es richtig verstanden habe habt ihr zwei noch einige andere Termine. Wie kann ich dabei vielleicht behilflich sein? Wo führt uns die Reise als nächstes hin? Ein wenig Bewegung wäre jetzt genau das richtige für mich" meinte sie mit einem freundlichen Lächeln.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 14.11.2022, 05:42:01
Wahrscheinlich war Louis der einzige, der sich wirklich auf diesen Abend mit Frau Castell freute. Katharina würde wohl am liebsten darauf verzichten und Friedrich fühlte sich ein paar Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Dass er selbst einmal in solchen Kreisen unterwegs gewesen war, hatte er nie vergessen. Eher verdrängt. Es freute ihn nicht wirklich, dass sie sich nun mit diesem Thema beschäftigen mussten. Die sehr offene und ehrliche, aber auch überhebliche Art und Weise des Schneiders waren genau der Grund, warum Friedrich nicht mehr in diesem Metier unterwegs sein wollte. Es erinnert ihn zu sehr an früher. All diese Leute, die sich um jeden Preis übertreffen wollten. Überrascht nahm er allerdings wahr, dass Katharina sich sehr unter Kontrolle hatte. Wenn sie das schaffte, dann er erst recht. Louis war natürlich in seinem Element.

Die Gelegenheit, ein ausgiebiges Bad zu nehmen und es sich für eine gewisse Zeit einfach nur gut gehen zu lassen, ließ sich Friedrich dafür aber nicht nehmen. Sie alle hatten eine harte Zeit hinter sich. Er wusste gar nicht, wann er das letzte Mal sorglos gewesen war und sich um nichts gekümmert hatte. Das war nicht seine Art, aber jetzt wollte er das mal ausprobieren. Sogar eine Massage gönnte er sich, um die alten Knochen und Muskeln zu entspannen. Am liebsten wäre Friedrich in dem Badehaus geblieben. Doch sie hatten zu tun. Er nahm sich vor, sich einen Besuch öfters zu gönnen. Das Gleiche galt für den Friseur. Zwar wollte er keine großen Veränderungen, aber die Haare und den Bart einmal professionell stutzen zu lassen, war schon ganz nett. Man konnte sich so tatsächlich sehen lassen.

Schließlich war es an der Zeit, sich einkleiden zu lassen. Auch das überließ Friedrich dem Professionellen. Camp-Champ würde schon wissen, wie man sich zu dem Anlass kleiden sollte, um etwas Eindruck zu hinterlassen. Während sich der Kreuzritter also selbst im Spiegel betrachtete, musste er zugeben, dass diese Kleidung schon etwas hermachte. Wüsste er es selbst nicht besser, dann sähe er einen erfahrenen Professor vor sich, keinen monsterschlächtenden Kreuzritter. Es gefiel ihm. Auch seine Gefährten sahen sehr gut aus. Zumindest bei ihm schindeten sie jetzt schon Eindruck. "Wir sehen wirklich ganz anders aus. Ich denke, dass wir mit dieser neuen Aufmachung durchaus Erfolg haben werden. Man kann sich fast daran gewöhnen..." Friedrich lachte leise und strich sich den Mantel glatt. Bei Katharinas Frage musste er kurz nachdenken. Seine Hand legte sich gedankenverloren auf das Buch, dessen Geheimnis er noch immer nicht gelöst hatte. "Ich muss mehr über dieses Buch herausfinden. Ich denke, ein guter Anlaufpunkt wäre Professor Ledovid, den wir bereits kennengelernt haben." Er wandte sich an Louis. "Dann könnten wir auch gleich nach unseren Freunden sehen. Was sagst du dazu?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 14.11.2022, 19:32:46
"Tief in Eure Schuld?!" Louis blinzelte zunächst überrascht, dann ein wenig indigniert. "Also iesch muss doch sehr bitten, Mademoiselle Catherine..! Schließliesch macht Ihr in diese Kleid eine formidable Eindruck, wie Monsieur de Dent soeben bestätigt 'at. In meine 'eimat jede demoiselle wäre entzückt, und iesch darf Eusch versieschern, dass Ihr wahr'aftig bezaubernd ausgesehen 'abt." Ein wenig vor sich hin grummelnd erging er sich in einem Lamento in montaignischer Sprache, welch eine Vergeudung es doch darstellte, wenn eine junge Dame von so charmantem Äußerem derart wenig Sinn für Stil hatte. Schließlich brummte er: "Was niescht 'eißt, dass iesch eine Wunsch von eine so reizende demoiselle abschlagen würde. Iesch bien eine gentilhomme, wie Ihr wohl wisst!"

Da er sich von Friedrichs Urteil über die neue Garderobe bestätigt sah, nickte er diesem eifrig zu: "Ihr sagt es, mon ami, Ihr sagt es! Wie 'eißt es so schön in der 'iesige Dialekt? Die Kleider tragen die Leute!" Womit er befriedigt ob seiner Beweisführung den nunmehr prächtig glänzenden, perfekt gestutzten Schnurrbart zwirbelte. "Bon" erwiderte er sodann dem Gelehrten. "Das ertönt wie eine gute Plan. Und was miesch angeht, so gibt es da auch noch immer eine Mann namens Fahrenbach, die meine Aufmerksamkeit verlangt... und womögliesch auch die ihre." Bei diesen Worten fuhr er mit seiner behandschuhten Linken beinahe zärtlich über die Klinge seines Degens, der Danseuse. "Alors, mes amis: Wir 'aben viel zu tun, lasst es uns angehen mit die nötige esprit combatif..!" verkündete der Musketier.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 22.11.2022, 14:44:31
Auch ohne in weitere Kämpfe verwickelt worden zu sein, war dieser Tag doch lang und anstrengend gewesen, und so zogen die drei Gefährten sich bald in ihre Zimmer zurück. Am nächsten Morgen dann, erholt und beim Frühstück, unterhielten sich die drei über ihre nächsten Pläne. Ein Besuch im Hospital bei ihrem Auftraggeber, wo sie auch Erich zum letzten Mal gesehen hatten, war das erste, was sie ins Auge fassten.

Ein stärkendes Mahl später machten die drei sich dann auch auf den Weg und erreichten nach einem weiteren Fußmarsch die Klinik. Nachdem sie sich in den Fluren wieder ein wenig zurechtgefunden hatten und (mit Unterstützung einer hilfreichen Pflegerin) das richtige Zimmer erreichten, fanden sie einen schnarchenden Erich auf einem Stuhl vor der geschlossenen Tür vor.

"Was?" schreckte der Kreuzritter von den sich nähernden Schritten geweckt auf. "Ah, ihr seid es. Entschuldigt bitte, der Tag und die Nacht waren lang. Aber wenn ich das, was die Ärzte gesagt haben, richtig verstanden habe, sieht wohl alles ganz gut aus.
Aber was habt ihr in der Zwischenzeit erlebt?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Friedrich Alfred von Dent am 04.12.2022, 03:16:54
"Gut, machen wir uns an die Arbeit. Doch zuvor tut uns allen vielleicht etwas Ruhe ganz gut.", schlug Friedrich vor. Es fühlte sich an, als wären sie schon eine Ewigkeit in der Stadt. Es gab immer noch so viel zu tun und dabei hatten sie mit der Arbeit noch gar nicht richtig angefangen. Sie waren ihrem eigentlichen Ziel, Wirsche das Handwerk zu legen, noch nicht näher gekommen. Trotzdem war Ruhe und Erholung wichtig und der Kreuzritter war froh, endlich in einem warmen Bett zu liegen. Nach einer erholsamen Nacht und mit einem vollen Bauch machten sie sich wieder auf den Weg. Ihr erstes von vielen Zielen, war ein Besuch bei Erich, Tristan und auch Professor Ledovid. Letzterer konnte Friedrich vielleicht weiterhelfen. Doch auch wenn nicht, würde sich der kurze Besuch dennoch lohnen.
Seinen alten Freund schnarchend auf einem Stuhl aufzufinden, brachte ihn kurz zum Lachen. "Wachsam wie immer, mein Freund." Friedrich klopfte dem Mann auf die Schulter und dachte dann über ihre Erlebnisse nach. Es war nicht allzuviel passiert, aber doch ein paar nicht ganz unwichtige Dinge. "Nun, wie du sehen kannst, haben wir eine neue Verbündete." Er deutete auf ihr neustes Gruppenmitglied. "Das ist Katharina. Wir haben gemeinsame Ziele, aber das kann sie dir vielleicht selbst genauer erklären. Wir haben auch eine weitere Bekanntschaft gemacht. Werner Jagemann. Er wird uns unterstützen, sollten wir gegen Wirsche vorgehen und eventuell kann er noch etwas hier in der Stadt in Erfahrung bringen."
Friedrich räusperte sich und strich sich über den frisch gestutzten Bart. "Und wie du siehst, haben wir uns alle etwas in Schale geworfen. Wir werden uns mit einer Frau von Faber-Castell treffen." Er lächelte leicht. "Du sagtest, dass es ihm gut geht? Kann man mit ihm reden? Ich denke, es wäre von Vorteil, wenn Katharina ein paar Worte mit ihm wechseln kann." Schließlich war Tristan ihr Anführer und der Grund, wieso sie überhaupt hier waren und das alles taten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 06.12.2022, 19:55:42
Als sie dann alle zusammen im Krankenhaus angekommen waren ist Katharina doch etwas beeindruckt ob der tatsächlichen Größe von Erich, sie hatte ihn zwar in der Arena schon gesehen, aber so direkt vor ihm stehend war er doch noch einmal ein ganzes Stück größer.

Ja, wie Friedrich bereits erwähnt hat scheinen wir wohl die gleichen Ziele zu haben. Aber ich weiß nicht ob das hier der richtige Ort ist so mitten auf dem Flur. Wenn es eurem Freund gut geht, dann sollten wir vielleicht in sein Zimmer gehen, dort sind wir etwas ungestörter und haben weniger Zuhörer. "
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 07.12.2022, 16:22:07
Eine ruhige Nacht, ein ausgiebiges Frühstück und die edle Garderobe hatten aus Louis einen neuen Musketier gemacht. Mit federnden Schritten und einem unternehmungslustigen Glanz in den Augen dürstete er sichtlich nach weiteren Taten. Auf dem Weg ließ es sich der Montaigner nicht nehmen, Katharina galant den Arm zum Geleit zu bieten, und er sparte auch nicht an Komplimenten für ihr vorteilhaftes Äußeres. Louis erwies sich als vollendeter Kavalier und hielt sich stets zu ihrer Linken, wie es die Etikette gebot. Auch Friedrich erhielt die einem Gelehrten zustehende Höflichkeit, wobei der Edelmann ebenso Wert darauf legte, seinem Status gemäß behandelt zu werden.

Angesichts Erichs offenkundig ausgeschöpfter Wachsamkeit hielt er die geballte Faust vor die Lippen und hustete einige Male dezent, um den Kreuzritter aufzuwecken. Indem er Katharina formvollendet aus seinem Geleit entließ, wandte er sich wie Friedrich an den Kreuzritter: "Wie Monsieur de Dent bereits erwähnte – Mademoiselle Catherine" Höflich wies er auf die neue Begleiterin. Dann nickte er Friedrich zu. "Ah, correcte... Monsieur Jagemand. Ihr seht, mon ami, wir 'aben einige Bekanntschaften gemacht, die uns 'offentliesch 'elfen können und, in Mademoiselles Fall, auch 'öchst charmante sind." Darauf nickte er zustimmend. "Das iest sischerliesch beides rieschtig. Alors, nach Euch, Mademoiselle!" Worauf er die Tür zum Krankenzimmer öffnete und beiseite trat, um Katharina den Vortritt zu lassen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 08.12.2022, 14:11:37
"Ah, ihr seid es. Sehr gut!" ertönte eine schwache Stimme aus der Richtung des Bettes, als Louis, Katharina und Friedrich, gefolgt von Erich, das Zimmer betraten. "Ich wollte euch ohnehin sprechen. Aber bitte, erzählt doch zunächst, was euch seit gestern alles widerfahren ist - und wer eure bezaubernde Begleiterin ist!"

Tristan sah immer noch deutlich geschwächt aus, doch seine Augen waren wach und offensichtlich war seine Verfassung so stabil, dass er ein Gespräch führen konnte. Körperlich jedoch schaffte er es kaum, sich aufzusetzen, so dass Erich ihm half und ihm mehrere Kissen drapierte, um dem Baron den Rücken zu stützen.

Sodann gaben Friedrich in sachlichem Ton, Louis ausschweifend und mit etlichen Ausschmückungen, sowie Katharina wortkarg und auf das allernötigste beschränkt gemeinsam die Geschehnisse des letzten Tages wider, die der Baron mit etlichen Nachfragen und Kommentaren begleitete. Darauf begrüßte Tristan zunächst Katharina und gab ihr eine kurze Abhandlung darüber, wie die Gruppe überhaupt zusammengekommen war und was bis zu ihrer Ankunft in Freiburg passiert war, bevor er zu seinem eigentlichen Anliegen kam.

"Ich hatte in den letzten beiden Tagen einige Gelegenheit zum Nachdenken, auch und gerade über meine eigenen Fehler. Der Angriff auf die Gaststätte schließlich, und der tragische Tod unserer Kameradinnen, hat mich schließlich zu einer Entscheidung kommen lassen. Aber zunächst möchte ich um eure Verzeihung bitten. Es war unerhört von mir, euch dazu zu nötigen, mich auf diese Reise zu begleiten. Die Art und Weise, wie dies vonstatten ging, kann auch durch den Leichtsinn der Jugend, den man mir gewähren mag, nicht entschuldigt werden. Es war einem Mann von Ehre nicht würdig, und auch wenn ich es nicht rückgängig machen kann, so glaubt mir bitte, dass ich heute alles dafür geben würde, die Gelegenheit zu bekommen, diese Entscheidung anders zu treffen. Der Tod Jelenas und auch Hannahs wird für immer auf meiner Seele lasten, und auch wenn Hannah sich uns erst später angeschlossen hat, so hat doch meine Scharade dies alles ausgelöst. 

Doch ich kann zumindest versuchen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Aus diesem Grund, und auch, weil die Wahrheit belegt durch den Angriff offenbar ohnehin in der Welt ist, habe ich entschieden, dass das Versteckspiel ein Ende haben muss. Ich bin Baron Tristan von Naumburg, und als solcher werde ich, sobald Doktor Ledovid dies zulässt, nach Naumburg zurückkehren und mich meiner Verantwortung stellen - und meiner Schwester zur Seite stehen.
Ich weiß nicht, ob Erich es euch bereits gesagt hat, aber er wird mich dabei begleiten: Ich habe ihn in meine Dienste aufgenommen als meinen persönlichen Leibwächter und obersten Koordinator der Verteidigung Naumburgs. Mit seiner Hilfe werden wir uns den Attacken Wirsches entgegenstellen.

Ich weiß, dass ihr anderen niemals in meinen Diensten wart, doch womöglich verspürt ihr so etwas wie Loyalität. Ich persönlich würde es Freundschaft nennen, und ich hoffe, ihr empfindet ähnlich. Jedenfalls entbinde ich euch offiziell von allen Pflichten, die ihr mir gegenüber verspüren mögt - nicht jedoch von eurer Freundschaft, und wann immer ihr in der Nähe von Naumburg seid, hoffe ich, ihr sucht mich auf und lasst mich euch gebührend willkommen heißen.
Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass auch ihr die Gefahren, die den gesamten Eisenlanden durch Wirsche drohen, seht. Und falls ihr weiterhin dabei helfen wollt, diese Gefahr zu eliminieren und den Eisen eine friedliche Zukunft zu ermöglichen, dann würde ich mich freuen, wenn ihr weiterhin versucht, Niklas Träge von einer Einmischung zu überzeugen.

Ich habe mich auf meine Art in den letzten Tagen ebenfalls ein wenig umgehört; vielleicht kann sogar ich euch den einen oder anderen Ratschlag erteilen - auch wenn das unerhört klingt angesichts eurer Meriten. Doch ich denke, ich habe ein gewisses Gefühl entwickelt für die Gruppierungen des Rates und die feinen Fäden, die sich zwischen ihnen spannen.
Es scheint drei einigermaßen gleich große Gruppierungen zu geben, die in sich jedoch ebenfalls nicht einig sind: Die Adligen, die Händler und Handwerker, und die "Anderen". Bei den Adligen habt ihr bereits gute Fortschritte erzielt. Walter von Stein ist auf unserer Seite, und ich vertraue auf euer Geschick, auch Frau zu Castell zu überzeugen.
Von den "Anderen" habt ihr bereits den Universitätspräsidenten für uns gewonnen. Wenn ihr den Viererblock der Händler und Handwerker gewinnt, ist die Mehrheit bereits gesichert - deshalb würde ich vorschlagen, dort anzusetzen.
Ein Unsicherheitsfaktor, und zwar ein großer, ist Thomas von Fahrenbach. Zweifelhaft alles andere als ein Ehrenmann besitzt er wohl Druckmittel für einen großen Teil des Rates. Er könnte alle Pläne durchkreuzen, wenn er uns feindlich gesonnen ist. Daher fürchte ich, früher oder später muss sich jemand mit ihm beschäftigen. Dabei sehe ich zwei Möglichkeiten: Entweder man überzeugt ihn, oder aber man legt ihm ein für alle Mal das Handwerk - was unter Umständen auch die Dankbarkeit derer einbringen könnte, die von ihm unter Druck gesetzt werden.

Also solltet ihr weiterhin an der Sache dranbleiben wollen, und ich bin euch nicht böse, wenn ihr euer Glück woanders suchen wollt, so würde ich euch ans Herz legen, euch um die Handwerker und Kaufleute zu kümmern, und das Thema Fahrenbach anzugehen - auf welche Weise auch immer."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 10.12.2022, 09:24:20
Katharina war dann doch sicherlich beeindruckt als sie nun die komplette Wahrheit erfuhr und machte sogar instinktiv einen kleinen Knicks als sie erfuhr das hier gerade ein Baron vor ihr stand bzw lag. Jetzt wo sie wusste das ihre beiden neuen Begleiter auch eine Art Freiheitskämpfer waren stiegen die beiden in den Augen von Katharina doch sehr im Ansehen und bestärkt sie darin die Zusammenarbeit mit ihnen zu vertiefen. Eigentlich hatte sie sich vorgenommenen noch nichts von ihrer Verbindung zu den Los Vagabonds zu erzählen, doch da ihre Gegenüber nun so offen und ehrlich waren, wollte auch Katharina offen und ehrlich sein und somit ihr neues Bündnis direkt auf einem guten Standpunkt beginnen. Also erzählte sie ebenfalls von ihren Plänen und ihren Zielen in Bezug auf Niklas Träge. Als dann also nun wirklich alle Informationen ausgetauscht waren und jetzt jeder den gleichen Wissensstand hatte schaute Katharina in die Runde "Ich würde vorschlagen das wir wenn wir schon mal hier sind als erstes zu diesem Professor gehen. Danach können wir uns ja mal um diesen Fahrenbach kümmern und uns bei den Händlern umhören. Oder wie seht ihr das? Ich für meinen Teil würde euer Vorhaben auf jeden Fall gern weiter unterstützen wollen, denn auch mir liegt das wohl der Eisenlande sehr am Herzen, und diese Wirsche muss auf jeden Fall gestoppt werden. Ich kann es einfach nicht zulassen das die gemeine Bevölkerung von den Eisenlande noch mehr Leid ertragen muss, wie es bereits tut und getan hat "
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 10.12.2022, 14:43:29
"Monsieur le baron..." Louis neigte beim Eintreten den Kopf und legte die Hand aufs Herz, den Hut in der freien Hand. Er runzelte beim Anblick Tristans besorgt die Brauen, schien sich aber zu beruhigen, nachdem klar geworden war, dass der junge Mann wenn auch geschwächt, doch auf dem Wege der Besserung war. "Sagt dies niescht, votre Altesse!" widersprach der Musketier mit ernster Miene. "Dieser Ausgang war niescht vor'erzusehen. Es war und iest uns ein Ehre, für Eure Sache zu streiten! Und was die demoiselles 'annah und Schelena angeht, so seid versieschert, dass iesch niescht e'er ru'en werde, bis wir für ihr unrühmliesches Ende revanche geübt 'aben! Darauf meine Wort als mousquetaire" versprach er und ließ dabei die Hand schwer auf den Knauf seiner Degens fallen. Sein Blick ging in die Runde, offenkundig nichts anderes als volle Zustimmung erwartend.

Bei dem Angebot, sie von ihren Pflichten zu entbinden, winkte er unwirsch ab. "Kommt niescht in Frage, bei allem Respekt" stellte er kategorisch fest. "Dies ist niescht nur ein Frage der Pfliescht, sondern es wäre infâme in die 'öchste Maß, an dieser Stelle aufzugeben! Wir werden diese Träge Füße machen, seid gewiss!" Die weiteren Ausführungen Tristans sowie Katharinas Erklärungen hörte der sichtlich erregte Montaigner in stetem Dauerlauf an, indem er im Zimmer auf und ab tigerte, die geballte Faust der Linken auf dem Rücken, während er mit der Rechten unablässig seinen Bart zwirbelte. "Bien" meinte er schließlich. "Meine Vorschlag iest die folgende: Ihr besucht le professeur, iesch Monsieur Fahrenbach, denn dies iest eine affaire zwischen diese Mann und mir. Iesch werde ihn, wie sagten votre Altesse doch gleisch? Iesch werde ihn überzeugen oder ihm die 'andwerk stellen, ein für allemal!"

Grimmige Entschlossenheit zeichnete sich auf seinen Zügen ab, ehe er, wieder ruhiger werdend, hinzufügte: "Danach wir können uns kümmern um die guildes." Sich an den Baron wendend versicherte Louis: "Seid getrost, wir werden auch Wirsche die 'andwerk stellen!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 27.12.2022, 16:37:34
Es dauerte eine Weile, bis sie sich zu Chaim Ledovid durchgefragt hatten, der außerhalb seiner Vorlesungen ein kleines Arbeitszimmer in einem Flügel des Krankenhauses zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Mehrere Studenten, die vor der Tür warteten, ließen keinen Zweifel daran zu, in welchem der Zimmer der Professor sich aufhielt. Friedrich wollte sich in die Schlange der Wartenden einreihen, doch Louis schob ihn zur Seite und machte den Wartenden mit dem ihm gegebenen Selbstbewusstsein deutlich, dass ihre Sache (und sie selbst) deutlich wichtiger waren als ein Haufen Studenten, und so drängten sie sich wenig später in dem kleinen Büro und standen Ledovid gegenüber, der sie hinter seinem Schreibtisch neugierig beäugte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 31.12.2022, 15:10:42
Als es daran ging, sich vorerst von Tristan zu verabschieden, trat Louis noch einmal an das Krankenlager des Barons, den Hut in Habachtstellung gegen die Brust gedrückt, schlug die Hacken forsch zusammen und versicherte: "Monsieur le baron, Ihr könnt wirkliesch getrost sein – Ihr 'abt meine Wort als mousquetaire, dass iesch miesch Eurer Sache verschrieben 'abe mit die 'aut und die 'aar!" Damit verbeugte er sich knapp, um erhobenen Hauptes aus dem Raum zu marschieren, die personifizerte Zuversicht und Entschlossenheit.

Ebenjene bekamen auch diejenigen zu spüren, die in der Schlange vor Ledovids kleiner Studierstube standen. Ohne grob zu werden, ließ der Montaigner keinen Zweifel daran, wessen Anliegen hier von weltbewegender Bedeutung waren. Er komplimentierte Katharina mit vollendeter Galanterie durch die Tür und folgte selbst mit einem kurzen Nicken in Friedrichs Richtung hinterdrein. Um seine Worte gegenüber dem Studentenvolk nochmals zu unterstreichen, nahm er sich auch gleich die Freiheit, die Tür hinter ihnen zu schließen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 11.01.2023, 22:50:27
Dem Gespräch zwischen Friedrich und Ledovid konnten die anderen beiden nur mit Mühe folgen - beide schienen hocherfreut, endlich einmal ihr komplettes Fremdwörterarsenal ausprobieren zu können. Immerhin konnten sie soviel verstehen, dass Friedrich Hilfe dabei suchte, das Buch, das er von Perchta erhalten hatte, genauer zu verstehen. Ledovid, der hochinteressiert an Perchta und ihrem Aufenthalt dort war, konnte jedoch letztlich nicht viel zur Entschlüsselung des Buches beitragen.
"In Heimstatt allerdings habe ich einige Bücher in meiner Privatbibliothek, die hilfreich sein könnten. Meine Arbeit hier erlaubt es mir zur Zeit nicht, selbst dorthin zu reisen und sie zu inspizieren, doch wenn Ihr mir die Mühe abnehmen mögt und einen der Bände für mich holt, kann ich Euch vielleicht helfen. Es handelt sich um 'Sagen Avalons' von William Grim. Sprecht mit meinem Assistenten Jesse Herzog und zeigt ihm dies. Er wird Euch weiterhelfen."
Bei seinen letzten Worten überreichte er Friedrich eine kleine Brosche in der Form eines Sterns, in die die Initialen CL geprägt waren. Friedrich nahm die Brosche mit einer kurzen Verbeugung an sich und gelobte, so bald nach Heimstatt zu reisen, wie es seine Zeit erlaubte, wobei dies durchaus noch etwas dauern könne, da sie in Freiburg noch wichtige Aufgaben zu erledigen hatten.

Nachdem dieser kurze Abstecher erledigt war, war es an der Zeit, von Fahrenbach einen Besuch abzustatten. Hier gab es nun mehrere Möglichkeiten, die sie in den letzten Tagen bereits in Erfahrung gebracht hatten: Sie konnten versuchen, ihn in seinem Anwesen zu erreichen, sie konnten in das Etablissement gehen, das er sein Eigen nannte und wo er regelmäßig nach den Geschäften sah, oder sie konnten versuchen, Einlass zu dem Herrensalon zu erlangen, in dem er Mitglied war - was jedoch Nicht-Mitglieder nicht ohne Weiteres möglich war.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 14.01.2023, 13:56:35
Obwohl er nicht im Detail nachvollziehen konnte, worüber sich die Gelehrten austauschten, wahrte Louis die Contenance, die er seinem Stand und seiner Würde schuldig zu sein glaubte. Mit höflichem Interesse lauschte der Montaigner dem Gespräch, spielte dabei aber an der Zierfeder seines Huts. Der Name Perchtas immerhin ließ ihn vermuten, dass es sich um wichtige Fragen handelte – er hatte noch nicht vergessen, wie er an die Danseuse gelangt war. "Ah..." meinte er schließlich und schaltete sich ein, als ein Name fiel. "Iesch nehme an, bei diesen auteurs es 'andelt siesch um les frères furieuses, oui? 'ochberühmte Leute, wie iesch 'öre."

Als man daran ging, das Vorgehen in Sachen Fahrenbach zu planen, schürzte der Musketier die Lippen. "Iesch würde es vorziehen, niescht die... établissment von Monsieur zu besuchen" brummte er. "Das ist keine Ort, um wieschtige Dinge zu bereden." Abgesehen davon, dass ihm schon bei der Vorstellung graute, den Mann mit offenem Visier zu stellen, ihn auf Ehre anzugehen, an seine edle Abkunft zu appellieren, ja vielleicht sogar zum Duell zu fordern, wie er es vorhatte – und das am Ende unter den Augen irgendwelcher halbnackter... Frauenspersonen zu tun. Ein Unding! Eine Begebenheit, unter der die unbefleckte Ehre eines montaignischen Adeligen leiden würde, und damit für Louis absolut inacceptable.

Er hatte gewiss nichts gegen eine kleine Tändelei mit einer courtisane von Niveau hier und da einzuwenden, aber Ehrenhändel waren strikt von solcherlei Dingen zu trennen. "Es wird besser sein," fuhr er daher schaudernd fort, "wir suchen Monsieur entweder auf in seine résidence oder in die Salon. Wobei iesch niescht weiß, ob man Eusch vorlassen wird, je suis désolé, mademoiselle..." Eine kleine Verbeugung gen Katharina und dann auch in Friedrichs Richtung folgte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 14.01.2023, 14:29:31
Katharina versucht am Anfang noch dem Gespräch der beiden Gelehrten zu folgen, doch recht schnell ist zu erkennen das sie absolut kein Wort versteht von dem was die beiden da von sich geben.

Als Louis dann seine Pläne zum besten gibt überlegt Katharina kurz "in dem Bordel hätten wir vermutlich die größten Chancen an ihn ran zu kommen und dort hinein zu gelangen. Aber wenn ihr dagegen seit dann sollten wir es wohl am ehesten mal bei seinem Anwesen probieren, vielleicht haben wir dort ja Glück. Ich glaube kaum dass wir in diesen Club hinein kommen. Aber auf der anderen Seite können wir uns ja auch zuerst im Händlerviertel um höheren ob dort jemand weiß wo er gerade ist. Denn wenn ich es richtig verstanden habe ist er dort ja auch des öfteren unterwegs."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 19.01.2023, 14:09:12
"Bon," nickte der Montaigner, "dann lasst uns sogleisch aufbreschen! Iesch 'abe eine 'ühnschen mit Monsieur zu zerreißen und will niescht mehr länger warten. Sonst fängt die Fischkopf an zu stinken, n'est-ce pas?" lächelte er grimmig und sonnte sich dabei in seinen Kenntnissen einheimischer Redewendungen. Und da der Musketier als Edelmann gewohnt war, stets voranzumarschieren, führte er die Gefährten auch gleich mit dem ihm eigenen Selbstbewusstsein ans Ziel. Dass man im Begriff war, mit einem wohlhabenden und einflussreichen Mann zu sprechen, konnte Louis' Contenance nicht im mindesten erschüttern: Kaum waren sie beim Anwesen von Fahrenbachs angelangt, straffte er sich, prüfte penibel den Sitz seiner Kleidung und seines Huts, zwirbelte ein letztes Mal seinen gepflegten Schnurrbart und griff dann zu Klopfer oder Klingelzug, um beherzt seine Ankunft (und die seiner Begleiter) kundzutun.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 20.01.2023, 23:07:59
Es war immer noch Vormittag, als die Dreiergruppe das Anwesen von Fahrenbachs erreichte - sie konnten es auch kaum verfehlen: Im Hochquartier, ohnehin schon Heimat der Adligen und der Reichen, gab es wohl kaum ein anderes Haus, das größer und prächtiger gewesen wäre als das seinige. Die Gerüchte, die sie bisher über die Macht und den Einfluss von Fahrenbachs gehört hatten, waren wohl nicht übertrieben gewesen, denn hier lebte nicht nur jemand, der offensichtlich reich war, sondern auch jemand, der sich nicht zu schade war, dies auch zu zeigen, ungeachtet der sonst in der eisenländischen Oberschicht eher verbreiteten zumindest nach außen aufgetragenen Bescheidenheit.

Trotz der Lage mitten in der Stadt war dies hier nicht nur ein wenn auch luxuriöses Stadthaus, sondern eine ganze Anlage inmitten eines akkurat angelegten und gepflegten Gartens, ja eigentlich Parks. Der Klingelzug, den Louis betätigte, befand sich neben einem massiven Eisentor, das den Eintritt in diesen Park versperrte, und erst nach einem kurzen, aber von Louis überzeugend geführten Wortgefecht konnten die drei die Anlage betreten.

Während Katharina, Friedrich und Louis von einem Lakaien durch den Park in Richtung des Haupthauses geführt wurden, erkannte der Montaigner (mit unfreiwilliger Anerkennung), dass die Anlage mit ihren Grünflächen, Wegen und Wasserspielen stark an montaignische Schlossparks angelehnt war. Überall waren Angestellte unterwegs, schnitten hier eine Hecke oder bepflanzten dort eine Lücke in einem Beet - von Fahrenbach musste ein Vermögen allein für den Erhalt dieser Parkanlage ausgeben. Außer dem Haupthaus gab es im Garten noch mehrere weitere Gebäude, von denen eins als Kapelle zu erkennen war, andere mochten Gästehäuser sein, oder womöglich (Louis schoss der Gedanke durch den Kopf, den er sogleich zu verdrängen suchte) traf sich der Hausherr dort mit manchen seiner weiblichen Angestellten?

Am Haus angekommen, führte der Livrierte die Gäste direkt in einen Empfangssalon, wo sie einige Zeit hatten, sich die Einrichtung anzusehen, die Louis ebenfalls an montaignische Schlösser erinnerte - während Louis und vor allem Katharina zwischen Abscheu ob des zur Schau gestellten Reichtums und Belustigung schwankten. Katharina widmete einige Zeit der Inspektion der Marmorstatue eines Nackedeis und musste sich fragen, ob der Hausherr hiermit wohl etwas kompensieren wollte, während Friedrich verzweifelt versuchte, Anzeichen eines Bücherregals oder irgendetwas anderem zu finden, was auf Bildung hindeutete, doch neben Gemälden, Statuen, Sitzmobiliar und anderem, wenn auch prächtigen Tinnef, gab er schließlich enttäuscht auf und nahm auf einem der Canapes Platz.

Schließlich, nach einer Zeit, die genau berechnet war, um den Gästen zu vermitteln, dass ihr unerhörtes Eindringen als Frechheit aufgefasst wurde, während sie dennoch gerade noch den Höflichkeitsrahmen einem Adligen gegenüber einhielt, trat der Hausherr ein, gefolgt von zwei weiteren livrierten Dienern, die jedoch eher den Eindruck erweckten, als wären sie nicht wegen ihrer makellosen Manieren angestellt, sondern vielmehr um unangenehme und gegebenenfalls auch nicht ganz astreine Dinge zu erledigen, die vor allem Muskeln und einen üblen Charakter verlangten.

Von Fahrenbach grüßte seine Gäste mit einem knappen Kopfnicken, wobei er Katharina ausführlich musterte, was einem Ehrenmann mit Sicherheit nicht würdig war.
"Guten Tag." begann er mit einem Lächeln, das sich nicht auf die Augen erstreckte. "Meinen Namen kennen Sie ja bereits, da Sie mich aufsuchen. Ich die Ihrigen nicht. Ich muss gestehen, ich war versucht, Sie hier hochkant wieder herauswerfen zu lassen, doch die Neugier, was einen montaignischen Adligen in ungewöhnlicher Begleitung zu mir führt, hat mich dann doch nicht losgelassen. Also dann: Zeit ist Geld, wie die Vesten sagen, oder besser Tijd is Geld. Was führt Sie her? Doch hoffentlich keine Bittstellerei?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 26.01.2023, 16:48:31
Die von Louis zunächst mit leichtem Anerkennen zur Kenntnis genommene, offenkundige pekuniäre Potenz von Fahrenbachs wich rasch einer herben Ernüchterung, als der Montaigner feststellte, dass es mit dem offen zur Schau gestellten Prunk allem Anschein nach auch bereits getan war. Gewiss, man war sichtlich bemüht gewesen, so etwas wie Kultur zu kopieren, doch über das geistlose Plagiat nicht hinausgekommen – noch zudem von mancherlei kostspieligen, aber geschmacklosen Einsprengseln getrübt, bei deren Anblick sich dem Edelmann in ihm geradezu die sorgfältig ondulierten Locken aufstellten. Dennoch bewahrte er auch hier die stets wichtige Contenance und ließ sich seine Abneigung gegen die Umgebung so wenig wie möglich anmerken.

Die Demonstration vermeintlicher Überlegenheit, die der Besitzer dieser stilistischen Monstrosität sich erlaubte, ließ indes die Stimmung des Musketiers einem ganz und gar nicht beabsichtigten Siedepunkt entgegenstreben. Was Louis von einem Angehörigen des Herrscherhauses oder des hohen Adels hingenommen hätte, ärgerte ihn hier ganz gewaltig. "Mon Dieu, bin iesch eine Dienstbote oder eine Krämer..?!" brummelte er unzufrieden vor sich hin, während sich die Wartezeit langsam dahinzog. Als der Hausherr dann doch noch zu erscheinen geruhte, streifte sein Blick mit Abscheu, aber ohne sonderliche Sorge die grobschlächtigen Diener.

Seine Verbeugung fiel äußerst knapp aus, war seine Geduld doch bereits jetzt arg strapaziert, zumal er bei von Fahrenbachs lüstern-berechnendem Mustern Katharinas in mühsam unterdrücktem Ärger die Stirn runzelte. "Bonjour, Monsieur" erwiderte er und gab das kühle Lächeln seines Gegenübers in ähnlicher Form zurück. "Wir sind in eine äußerst wieschtige affaire 'ier, weswegen iesch die Beleidigungen niescht ge'ört 'abe, die in Monsieurs Worten lagen – siescherliesch sans faire exprès..." Die Erwähnung von Geld ließ ihn kurz die Nase rümpfen, doch fuhr er fort: "Monsieur, eine sehr gute Freundin, die leider niescht mehr in der Lage iest, ihre Aufwartung zu machen, war auf die Suche nach einer... engen Verwandten."

Sein Blick wurde durchdringend, als er fortfuhr: "Man sagte uns, dass Ihr mehr über ihren Verbleib wisst, und darüber 'inaus über sehr viele weitere Demoiselles. Bel et bien, was wir ge'ört 'aben, iest 'öchst irritierend, denn es wäre für eine Mann von Ehre tout à fait inenvisageable! Kurz gesagt, wir sind 'ier, um von Monsieur zweierlei zu fordern: Ein Auskunft über besagte Demoiselle und ein prise de position, was jene unge'euerlieschen Vorgänge um die... anderen Demoiselles angeht." Die Hand des Musketiers ruhte auf dem Knauf seines Degens - keine Drohung im direkten Sinn, doch offenkundig ein Zeichen seiner absoluten Entschlossenheit. Angst schien er nicht zu verspüren.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 01.02.2023, 10:43:41
Katharina ist sicherlich beeindruckt von dem Anwesen. Sie schreitet mit ihren Begleiter durch den Park und schaut sich immer wieder interessiert um.

Als sie dann auf den Eigentümer warten hält sich Katharina im Hintergrund und lässt zuerst Louis reden. Die Blicke von diesem Fahrenbach entgehen Katharina keineswegs, sie ignoriert diese jedoch für den Augenblick.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 01.02.2023, 23:33:46
Während Fahrenbach zu Beginn von Louis' Erwiderung noch überlegen lächelte, gefror ihm dieses Lächeln immer mehr im Gesicht, während der Montaigner seine Anschuldigungen aufzählte. Es war nicht schwer zu erahnen, dass er nicht allzu oft auf eine solch direkte Art und Weise konfrontiert wurde. Dennoch behielt der Adlige weitgehend seine Fassung, auch wenn ein leichtes Beben in seiner Stimme seine Wut verriet, als er antwortete.

"Mon Dieu!" begann er theatralisch. "Ich dachte, ich hätte es mit einem montaignischen Edelmann zu tun und nicht mit einem Bauerntrampel, dessen Manieren aus dem Schweinestall zu kommen scheinen. Ich rate Euch: Mäßigt Euren Ton, denn wer die Mistgabel allzu wild kreisen lässt, riskiert womöglich, sich selbst damit aufzuspießen.
Aber bitte: Nennt die Dinge beim Namen. Welche unge'euerlichen Vorgänge sollen sich in meinen durch und durch seriösen Etablissements bitte zutragen? Glaubt Ihr der Schauergeschichte eines hergelaufenen Weibes eher als einem angesehen Mitglied des Rates der Stadt Freiburg? Sprecht!
Und wie heißt die Dame, über deren Verbleib ich mehr wissen soll als ihre eigene enge Verwandte? Wer weiß - vielleicht kenne ich die Frau sogar?"


Die Augen von Fahrenbachs hatten sich nun zu zwei fast geschlossenen Schlitzen verengt. "Oder wollt ihr mich nur mit Schmutz bewerfen in der Hoffnung, dass schon etwas hängenbleibt? Glaubt mir: Mit Nestbeschmutzern wird hier kurzer Prozess gemacht, mögen sie von innen oder von außen kommen."
Bei den letzten Worten des Mannes bauten sich seine beiden Schränke noch höher auf als sie ohnehin bereits waren, blieben jedoch weiterhin passiv im Hintergrund.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 02.02.2023, 15:09:09
Louis' Zorn war weniger an seiner Stimme als an der blassen Farbe seiner Züge zu erkennen. Außerdem knirschte der Montaigner hörbar mit den Zähnen. "Iesch muss davor warnen, miesch zu beleidigen, Monsieur, denn sonst wäre iesch gezwungen, Satisfaktion zu fordern!" brachte er schließlich hervor, nachdem er die Wut hinuntergewürgt hatte, so gut es ihm möglich war. "Wie Ihr vielleischt bemerkt 'abt, sprach iesch von Vorgängen, welche uns genannt wurden und die für eine Mann von Ehre undenkbar wären! Ihr dagegen belegt miesch mit Schimfpworten, die iesch zu wieder'olen niescht über meine Lippen bringe. Was nun die geschwungenen Miestgabeln betrifft," fuhr er langsam ruhiger werdend fort und streifte die beiden Leibwächter mit einem Blick, der seine folgenden Worte illustrierte, "so seid Ihr mir 'ier zumindest zwei zu eins voraus, wie mir scheinen will..."

Seine Augen sprühten Funken, der Mund wirkte verkniffen, doch beherrschte sich der Musketier einstweilen und sagte nach einer kurzen Kunstpause: "Da iesch die Ehre 'abe, besagte Zeugin sehr gut zu kennen, steht ihr Wort für miesch über jedem Zweifel. Iesch dulde niescht, dass man andeutet, sie sei niescht vertrauenswürdig oder gar... da'ergelaufen! Wer dies bezweifelt, den zu überzeugen stehe iesch bereit, mit meine Wort und meine Degen..." Tief atmete Louis durch und zwang sich offensichtlich weiter zur Ruhe. "Indem iesch abermals – und letztmalig, wie iesch versieschern darf! – niescht auf Eure ehrabschneidenden Be'auptungen eingehe, komme iesch Eurer Aufforderung nach und nenne den Namen der gesuchten demoiselle: Es 'andelt siesch um Mademoiselle Valerija, die Eure compagne kennen sollte, und also auch ihr, Monsieur de Fahrenbach. Nun fordere iesch Euch auf: Gebt uns offen und ehrliesch Auskunft über die Schicksal der demoiselle, wie es siesch für eine Edelmann geziemt!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 12.02.2023, 14:16:02
Katharina behält die zwei Muskelpackete im Auge. Als Louis seine Ansprache hält und die zwei sich unbewusst anspannen tritt Katharina an die Seite von Louis und flüstert ihm leise ins Ohr "wenn was schief läuft kümmere ich mich um die beiden"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 12.02.2023, 17:12:24
Kaum merklich nickte der Montaigner und fixierte erneut Fahrenbach und seine beiden Männer. "Nun, wie steht es mit Eure Antwort, Monsieur? Nur frisch 'eraus mit Eure Erklärung, bevor die Worte schal werden!"
[1]
 1. [Wurf auf Entschlossenheit + Überzeugen hier (https://games.dnd-gate.de/index.php/topic,9257.msg1099250.html#msg1099250) sollte nach meiner Rechnung 6 Erfolge ergeben haben, Heldenpunkt für Joie de vivre müsste im Dokument schon korrekt abgezogen sein.]
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 18.02.2023, 15:08:34
Sein Gegenüber musterte Louis eine Weile schweigsam und schien darüber nachzudenken, wie er auf die Vorwürfe reagieren sollte. Dann schien er zu einer Entscheidung gekommen zu sein, denn er winkte mit einer knappen Handbewegung einen der beiden Schläger zu sich heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin dieser den Raum verließ.

"Nun, Monsieur! Ihr scheint sehr entschlossen, mein Haus nicht ohne eine Antwort zu verlassen. Und da ich ein Freund zivilisierter Gespräche bin, und Eure Freundin hier eher wirkt, als wäre sie das nicht, werde ich Euch Eure Frage beantworten. Mehr noch, aber habt einen Moment Geduld."
Es folgte eine kurze Periode des Schweigens, und gerade als Louis nachhaken wollte, wann von Fahrenbach sich nun endlich erklären wolle, öffnete sich die Tür erneut und eine junge Frau trat ein, gefolgt von dem Schläger, der sie geholt hatte.

Die Frau war ungefähr in Jelenas Alter, und mit etwas Willen konnte man eine leichte Ähnlichkeit zu ihrer verstorbenen Gefährtin erkennen; mindestens jedoch eine gewisse ostthéanische Exotik. Die junge Frau trug allerdings keinesfalls die aufreizende Kleidung, wie man sie bei den Damen eines gewissen Gewerbes erwarten würde, sondern eine bequeme und pragmatische Alltagskleidung, wie sie Frauen mittleren Standes trugen, die weder der täglichen Plackerei der Unterschicht ausgesetzt waren, noch dem Druck der reichen Damen, dem jeweils neuesten Modetrend folgen zu müssen.

"Darf ich vorstellen, meine Dame, meine Herren: Dies ist Valerija, eine meiner persönlichen Assistentinnen. Sie ist die einzige Valerija, die ich kenne, und sollte es diejenige sein, die Sie suchen, so dürft Ihr gewiss sein, dass sie keineswegs irgendwelchen Ungeheuerlichkeiten ausgesetzt ist. Nicht wahr, meine Liebe?"
Die Angesprochene zeigte ihr schönstes Lächeln und offenbarte dabei ein makelloses Gebiss, bevor sie selbstbewusst antwortete: "Ungeheuerlichkeiten, mein Baron? Es tut mir leid, aber ich kann nicht ganz folgen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 21.02.2023, 16:39:20
Mit einer hochgezogenen Augenbraue beobachtete Louis das Tun des Hausherrn. "Je suis désolé, Monsieur," erwiderte er mit der Andeutung einer Verbeugung, "doch meine Ehre macht es mir unmögliesch zu gehen, ohne dass diese affaire geklärt wurde." Er fasste sich mühsam in Geduld, trommelte aber mit den Fingern auf den Knauf seines Degens, während sie warten mussten. Die junge Frau, die man ihnen vorführte, musterte er zunächst mit mildem Interesse, schien ihre Kleidung sie doch einem Stand zuzuordnen, der sie allenfalls zu einer Dienerin oder Assistentin für einen Kaufmann oder dergleichen machen könnte. Fahrenbachs Erklärungen allerdings ließen den Montaigner stehen wie vom Donner gerührt. Nun wanderten beide Augenbrauen in die Höhe, und zwar bis unter den Ansatz seines sorgsam ondulierten Haars.

"Mademoiselle sind..?! Aber das iest... das kann niescht..!" Eingehend musterte er die angebliche Valerija, suchte die Züge Jelenas in ihr wiederzuerkennen. Dann zupfte er heftig an seinem Spitzbart, ließ den Blick verblüfft zu seinen Kameraden wandern und brachte endlich heraus: "Aber wenn dem so wäre, und Mademoiselle iest wirkliesch... iesch meine, wir 'aben gänzliesch anderslautende Informationen." Schließlich warf er in einer Geste von Verärgerung – oder auch Verzweiflung – die Arme in die Luft und brummte: "Parbleu, iesch weiß niescht, was iesch glauben soll! 'abt Ihr eine Beweis dafür, dass Ihr mit Mademoiselle Schelena verwandt seid?" Der Musketier schien derart perplex, dass er für den Moment keine Worte fand. Auf alle Eventualitäten inklusive eines hitzigen Gefechts gefasst, sah er sich offenbar vor einer völlig unerwarteten Parade seines Kontrahenten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 23.02.2023, 23:12:56
Bei der Erwähnung des Namens 'Jelena' meinte Louis, kurz einen Ausdruck von Schmerz auf dem Gesicht der jungen Frau bemerkt zu haben. Dann jedoch fasste sie sich und blickte kurz zu von Fahrenbach, bevor sie den Mund öffnete: "Ihr kennt meine Cousine? Ist sie hier? Wie geht es ihr?"

Dann wurde ihr jedoch von ihrem Herrn das Wort abgeschnitten. "Nun, damit sollte das geklärt sein. Ihr seht also, es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Der Dame, die ihr suchtet, geht es hervorragend, womit der Zweck eures Besuches wohl erfüllt ist. Oder gibt es sonst noch etwas, was ich für euch tun kann?" fragte er mit einem schneidenden Unterton in der Stimme.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 03.03.2023, 14:46:48
Louis' Blick huschte zwischen Fahrenbach und der jungen Frau hin und her. Sichtlich verärgert zwirbelte er seinen Schnurrbart und erwiderte auf die Frage des Mannes: "Wenn dem so iest, muss iesch eine Ausdruck für meine tiefste Zerknirschung verlei'en, Monsieur – denn dann 'at man uns falsch informiert." Wer ihn genauer kannte, würde am Trommeln seiner Finger auf dem Degenknauf erkennen, dass er mitnichten zerknirscht war, sondern fast vor Wut darüber platzte, sich entschuldigen zu müssen, und sei es auch nur in Andeutungen.

An die Frau gewendet, die ihnen als Valerija vorgestellt worden war, meinte der Musketier mit einer kleinen Verbeugung: "Bedauerliescherweise können wir Eusch keine sehr gute Nachriescht überbringen, Mademoiselle. Je regrette, sie iest zwar 'ier, aber es geht ihr niescht sonderliesch gut. Doch möchte iesch Eusch niescht über die Gebühr beunru'igen – Euer... Dienst'err iest sehr um Euren Seelenfrieden besorgt, will mir scheinen. Mademoiselle – Monsieur... iesch denke, wir werden uns verabschieden." Womit er die Haken zusammenschlug und sich vor Valerija verbeugte, ihr dabei allerdings verstohlen einen Wink gab. Er hatte ihre Reaktion auf seine vage Andeutung über Jelenas Schicksal sehr aufmerksam beobachtet und hoffte nun, dass sie ebenfalls achtsam wäre.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 05.03.2023, 19:09:28
Auch wenn Valerija nach außen hin kühl zu reagieren schien, fiel Louis eine gewisse Blutleere im Gesicht auf, als er davon sprach, dass es Jelena nicht gut ging.
"Ich bin sicher, Jelena wird überwinden, was immer ihr widerfahren ist. Sie war immer schon eine starke Persönlichkeit. Leider bin ich hier jeden Tag sehr beansprucht, und werde wohl kaum die Zeit finden, mich mit ihr zu treffen. Aber bitte, richtet ihr meine besten Wünsche aus."
Es war nur ein leichter Augenaufschlag während der Worte 'jeden Tag', der Louis und den anderen fast entgangen wäre, doch es schien ihnen, als ob die Frau ihnen damit etwas mitteilen wollte.

Nun war es allerdings an der Zeit, das Anwesen wieder zu verlassen. Irgendwelche Verhandlungen über das Abstimmverhalten von Fahrenbachs im Rat schienen kaum fruchtbar zu sein, solange sie ihm nicht irgendwelche Angebote machen konnten oder Druckmittel gegen ihn fanden. Und ihr Gastgeber war offensichtlich nicht gewillt, das Gespräch fortzusetzen.

Als sie das Anwesen verließen, war es immer noch früh am Tage, und erneut mussten sie entscheiden, welche Schritte sie nun unternehmen wollten, um ihrem Ziel näher zu kommen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 08.03.2023, 09:05:56
Die Verabschiedung gestaltete Louis für seine Verhältnisse äußerst knapp, wenn er auch weder die leichte Verbeugung gegen Fahrenbach noch die galantere Version gegenüber Valerija vermissen ließ. "Es iest 'öchst bedauerliesch, Mademoiselle, dass wir unsere Gespräch niescht fortsetzen können, doch auch uns ruft die Pfliescht. Aber seht niescht schwarz, es gibt immer 'offnung, selbst in der finstersten Nacht" meinte er mit einem neuerlichen leichten Zwinkern bei seinen letzten Worten.

Nachdem man das Anwesen verlassen hatte, lenkte er seine Schritte zunächst in eine ruhigere Gasse, in der man sich ohne Ohrenzeugen unterhalten konnte. "Alors, mes amis, es scheint mir klar, dass Mademoiselle niescht wagt, offen zu spreschen, jedenfalls in die Gegenwart von Monsieur de Fahrenbach. Wir sollten die Anwesen 'eute Nacht unter Beobachtung alten – es könnte siesch eine interessante Gelegen'eit ergeben, meint Ihr niescht auch?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 11.03.2023, 15:42:42
Da der Tag noch jung war und sonst gerade nichts anstand, entschieden sich die drei, dem letzten Vorschlag ihres ehemaligen Auftraggebers nachzugehen und sich den Händlern und Handwerkern anzunähern. Da sie das Handelsviertel bereits kannten und ein mittäglicher Besuch auf dem Markt allen als nicht die schlechteste Idee erschien, beschlossen sie, dort anzusetzen. Womöglich gab es dort auch noch die Möglichkeit, sich die Gaststätte etwas näher anzusehen, in der ihre Freunde Opfer eines Angriffes geworden waren.

So kamen sie also kurze Zeit später auf dem Marktplatz ab und beobachteten das lebhafte Treiben einige Augenblicke, bevor sie sich ihre nächsten Schritte überlegten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 21.03.2023, 19:57:12
Louis fasste den Anschlag auf die Gaststätte nicht nur als eine beklagenswerte Tragödie für die Toten und Verwundeten, sondern auch als bösen Affront gegen sich auf, hatte er Jelena doch als unter seinem persönlichen Schutz stehend betrachtet, von le baron ganz zu schweigen. Daher schlug der Montaigner vor, sich in den Überresten des Gebäudes umzusehen. Dabei konnte er allerdings nur schwer verbergen, dass seine Musketierehre einen ganz wesentlichen Beweggrund für seinen Eifer darstellte. Es war offenkundig, dass seine Meisterschaft im Umgang mit der Klinge liegen mochte – ein begnadeter Schauspieler war Louis hingegen nicht. Den Zorn über einen Gegner, der sich nicht zum offenen, ehrlichen Kampf stellte, sondern aus dem Hinterhalt angriff – über eine solch unglaubliche Impertinenz – konnte man deutlich an seiner Miene ablesen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 25.03.2023, 00:28:15
Ihr Gasthaus war nicht allzu weit vom Marktplatz entfernt gewesen, daher hatte keiner der anderen etwas gegen Louis' Vorschlag einzuwenden. Seit dem Angriff und dem darauf folgenden Brand war jedoch einiges passiert. Die Leichen, die am Tage des Turniers noch die Straßen gepflastert hatten, waren weggeschafft worden, und eine provisorische Absperrung um die Ruinen des Gasthofs errichtet worden. Die Mauern des Gebäudes standen noch, doch der Dachstuhl war komplett zerstört worden, überall schwärzte Ruß die Überreste des Hauses.

Ein Soldat stand etwas verloren vor der Absperrung und schien dafür zu sorgen, dass niemand widerrechtlich das Gebäude betrat.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 19.06.2023, 21:18:47
Allerdings war ein Mann innerhalb der Absperrung unterwegs und betrachtete die Spuren des Unglücks, das hier stattgefunden hatte. Es war ein Mann in einem bereits etwas fortgeschrittenen Alter, oder zumindest deutete sein ergrauendes Haar darauf hin. Immer wieder einmal bückte er sich mühsam, um sich irgendwelche Details genauer anzusehen. Die Wache musste ihn entweder nicht bemerkt haben oder aber sie hatte ihn wissentlich hinter die Absperrung gelassen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.06.2023, 21:41:25
Valdas war am Vorabend erst nach langer Reise in Freiburg eingetroffen und hatte beim Abendessen in seinem Gasthof schnell die beiden Gesprächsthemen mitbekommen, die in Freiburg offenbar gerade in aller Munde waren: zum einen ging es um irgendein Turnier - ein Thema, das ihn eher weniger interessierte und bei dessen Details Valdas schnell abgeschaltet hatte - zum anderen jedoch über ein Unglück, oder einen Angriff? Die Gäste im Wirtshaus waren auch untereinander nicht einig gewesen, was tatsächlich geschehen war, doch dass es zahlreiche Tote und Schwerverletzte dabei gegeben hatte, darüber gab es keine unterschiedliche Meinung.

Valdas blieb zurückhaltend während der Diskussionen, allerdings ließ er sich erklären, wo denn dieses Unglück stattgefunden habe, und hatte sich vorgenommen, den Schauplatz einmal selbst zu begutachten - auch wenn er nicht mehr helfen konnte, irgendwelche Leben zu retten.

So stand er nun also am nächsten Tag vor dem ausgebrannten Gasthaus und stapfte im Staub der Straße zwischen seltsamen weißen Markierungen umher, die die Umrisse von Körpern darstellten. Eine solche Methode hatte er bisher noch nicht zu Gesicht bekommen, doch seine Reisen hatten ihn auch noch nicht oft in fremde Länder geführt. Er musste zugeben, dass sie recht hilfreich waren, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was hier geschehen war.
Dass er über eine Absperrung geklettert war, um hierher zu gelangen, hatte er in seiner Faszination gar nicht bewusst mitbekommen. Und als er nun aufsah, bemerkte er zum ersten Mal einen Wachmann, der jedoch scheinbar nicht besonders gut aufpasste, sonst hätte er Valdas wohl aufhalten müssen?

Hinter dem Wachmann, der in die von Valdas abgewandte Richtung blickte, näherten sich gerade drei Personen, eine junge Frau und zwei Männer.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 25.06.2023, 10:49:48
Louis' Miene war kaum weniger düster als die versengten Mauern, als man sich der Brandstelle näherte. Offenbar wühlte den Montaigner der Anblick des Desasters nach wie vor auf und schürte seinen Zorn, womöglich eben auch jenes Gefühl, einem Gegner nachzujagen, der sich feige versteckte und ihm darum die Möglichkeit nahm, in einem grandiosen Kampf Vergeltung zu üben. Kaum entdeckte er jedoch einen Fremden inmitten der Ruine, zogen sich die Brauen des Adeligen zusammen. In schneidendem Ton wandte er sich an den Wachsoldaten: "Hé, soldat! Wer iest diese monsieur dort? Was 'at er zu suchen in die Trümmer? Ist er eine officier, eine expert?" Die behandschuhte Linke des Musketiers klopfte ungeduldig auf den Knauf des Degens an seiner Seite, während er den alten Herrn mit misstrauischen Blicken beobachtete.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 25.06.2023, 13:18:18
"Kein Zutritt." kam die automatische, gelangweilte Reaktion des Wachsoldaten, der sich zunächst nicht einmal die Mühe machte, von etwas, das er versonnen in seinen Fingern drehte, aufzusehen. Erst nach einem kurzen Moment, die die Worte des Montaigners benötigten, zum Verstand der Wache durchzudringen, blickte er erst auf, dann hinter sich, um dann mit einer Mischung aus Schrecken und Zorn in der Stimme den Mann innerhalb der Absperrung anzugehen.
"Mann, was tun Sie hier? Sehen Sie nicht das Band? Kein Zutritt zum Schauplatz des Verbrechens - raus, raus hier, aber sofort!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 25.06.2023, 13:56:27
Die Sonne hatte noch nicht den höchsten Punkt auf ihrer Tagesreise erreicht, als Allegra von ihrem Wagen aus den großen Turm erspähen konnte, von dem Guido ihr berichtet hatte, dass es der zentrale und höchste Punkt Freiburgs sei. Endlich war sie angekommen, nach einer für ihre Verhältnisse langen und vor allem anstrengenden Reise. Gut, sie musste bald feststellen, WIE hoch dieser Turm tatsächlich war und dass es noch einige weitere Stunden dauerte, bis sie schließlich das Tor in der kreisrunden Stadtmauer passierten. Die Anlage der Stadt war beeindruckend, so ganz anders als die natürlich gewachsenen Siedlungen, die sie gewohnt war.
Eine riesige, breite Straße führte schnurgerade auf den prächtigen Turm (oder Palast?) zu, während zu ihrer Rechten und Linken zwei Stadtteile aufragten.

"Erstaunlich, nicht?" schreckte Guido sie aus ihren Gedanken. "Früher nannte man es das Güldentor, es war einer der kaiserlichen Paläste. Bis vorm Krieg gab es drumherum nur ein paar Grünanlagen. Jetzt leben hier Zehn-, manche sagen Hunderttausende friedlich zusammen - weitgehend zumindest. Wo das hier noch vor wenigen Jahren eine lose Ansammlung von Veteranen- und Flüchtlingssiedlungen war, ohne Ordnung, ohne Struktur, in vielen Fällen mit dem Recht des Stärkeren. Nun ist es dank Niklas Träge eine blühende Stadt."
Allegra war überrascht, mit wieviel Stolz der Händler, der ihr während der Reise vor allem als kühl kalkulierender Geschäftsmann aufgefallen war, von Freiburg sprach.

"Links von uns ist das Goldviertel, dort befindet sich mein Handelskontor und auch mein Ziel. Zur Rechten ist das Greifenviertel - die meisten Besucher der Stadt lassen sich in einer der Gaststätten dort nieder; dort findet man auch alles, was man für das Leben und Überleben in der Stadt benötigt. Normalerweise würde ich dich dort abliefern - aber wir haben noch einen Handel offen, wie du weißt. Eine - ich nenne sie mal Bekannte von mir - lebt im Hochquartier; ihr Name ist Gitta von Castell. Zu ihr bringe ich dich, und sie wird dir sagen, wofür du deinen Degen einsetzen sollst. Aber keine Angst: Sie mag streng sein, aber eine ehrbare Adlige, was man nicht von allen hier sagen kann."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 26.06.2023, 20:58:51
Valdas blickte den Wachmann an, hob beschwichtigend die Hände und bewegte sich langsam wieder zurück hinter die Absperrung. "Ich wollte mir das nur mal aus der Nähe ansehen und keinen Ärger machen."

Allzu unrecht war es ihm nicht, dass er die Ruine verlassen sollte. Der Gedanke, dass hier vor so kurzer Zeit eine Feuersbrunst gewütet hatte, ließ ihm auch nach all den Jahren die Nackenhaare aufstellen.

Er warf einen Blick auf die sich nähernde Gruppe und versuchte sich einen Reim aus der seltsamen Zusammenstellung zu machen. Der Montaigner, der sich wie ein Pfau vor dem Wachmann aufgeplustert hatte, und der Eisenländer waren auf Grund ihres Auftretens leicht als Adelige zu erkennen gewesen. Die Frau allerdings schien aus einer gänzlich anderen Welt zu stammen, und doch schienen die Drei sich gut zu kennen und ein gemeinsames Ziel zu haben.

Kurz kam ihm der Gedanke in den Sinn, ob sie vielleicht deshalb so aggressiv auf seine Anwesenheit reagiert hatten, weil sie befürchteten, dass er in den Ruinen etwas finden könnte, was ihrer Meinung nach nicht gefunden werden sollte.

Dann besann er sich aber auf sein eigentliches Vorhaben, warum er hierher gekommen war und sprach den Wachmann an: "Könnt ihr mir sagen, ob es bei dem Brand Überlebende gab und wo sie medizinisch betreut werden?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 27.06.2023, 21:55:51
Ihre Reisemüdigkeit war völlig verflogen beim Anblick dieser Stadt. Nur allzu gerne hätte sich Allegra verabschiedet und hätte sie auf eigene Faust erkundet.

Freiburg sah so ganz anders aus und hörte sich ganz anders an, als die Städte der Vodacce. Natürlich konnte sie Eisen sprechen und verstehen, aber wenn es nicht nur von ein paar Händlern oder Söldnern gesprochen wurde sondern überall, dann war der Klang einer Stadt ein anderer, der Singsang fehlte und ein wenig auch die Emotionen. Alle Leute machten eine geschäftigen Eindruck selbst die Reichen unter ihnen. Auch die Farben der Stadt waren anders, alles erschien ihr ein wenig gedämpft.

Schweren Herzen riss sie sich von den ganzen Eindrücken los.
Sie hatte ihr Wort geben und würde im Tausch dafür, dass Guido sie mitgenommen hatte, einen Dienst mit der Waffe erfüllen. Aber sie war davon ausgegangen, ihm direkt zu helfen.
Schon vor der Reise, aber vor allem während den gemeinsamen Tagen auf der Straße, hatte sie seine Ehrlichkeit schätzen gelernt und er schien auch ein gutes Herz zu haben, wenn es um die Mitmenschen ging, die weniger vom Glück bedachten waren als er.

Jetzt gab er ihren Dienst weiter und das machte Allegra doch ein wenig nervös. In Vodacce musste man sich immer vorsehen, nichts war so einfach wie es schien und wenn man sein Gegenüber nicht kannte, konnte es sehr schnell sehr ungemütlich werden. Allegra hoffte, dass Guido sich nicht täuschte und Gitta von Castell wirklich ehrbar war.

Nun gut, sie würde es bald herausfinden.
"Va bene, ich werde dich nicht enttäuschen!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 28.06.2023, 23:46:39
Der Wachmann schüttelte den Kopf, was wohl weniger als Antwort auf Valdas Frage gemünzt war als der eigenen Nachlässigkeit galt, denn als nächstes antwortete er:
"Genaues weiß ich nich, aber es soll wohl ein oder zwei Überlebende gegeben ham. Wo se die hingebracht ham, weiß ich aber nich. Am ehesten wohl in die große Klinik in der Universität."

Derweil kam eine der drei Personen, der Eisenländer, auf Valdas zu. Er hatte offenbar zumindest einen Teil des kurzen Gespräches mitgehört, denn er sprach den Samarter direkt an: "Entschuldigt meinen Begleiter, aber diese Stätte ist ein emotionaler Ort für ihn und auch mich. Wir haben Freunde bei dem perfiden Anschlag verloren, der hier stattgefunden hat, und sind daher womöglich misstrauischer als in normalen Zeiten. Doch auch mich würde brennend interessieren, was Ihr hier sucht. Wisst Ihr etwas über die Angreifer? Eine solche Information wäre uns durchaus etwas wert."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 29.06.2023, 15:10:43
Eingehend musterte Louis den Fremden. Es fiel schwer, sich ein genaues Bild zu machen. Nach einem simplen Gaffer sahen Äußeres und Auftreten des Mannes nicht aus – andererseits wollte ihn die kurze Erklärung, sich die Brandstelle "nur einmal aus der Nähe ansehen" zu wollen, auch nicht recht befriedigen. Als Valdas zu sprechen anhob, huschten die Augen des Montaigners daher kurz zu seinen Begleitern, und seine Augenbrauen hoben sich bedeutungsvoll. Immerhin war le baron ja noch in der Obhut Ledovids, und Louis hatte seine Ehre als Musketier verpfändet, dass ihm nichts weiteres zustoßen sollte. Dementsprechend aufmerksam ruhte sein Blick auf Valdas, als er sich, Friedrichs Worte ergänzend, erkundigte: "Ihr interessiert Eusch also für survivants, Monsieur. Vermisst Ihr etwa Verwandte oder Freunde, die 'ier logiert 'aben?" Dabei schlug er einen etwas entspannteren Ton an als zuvor, schien sich aber noch vorzubehalten, wie er diesen seltsamen Burschen einschätzen und demgemäß behandeln würde.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 30.06.2023, 18:36:57
Es tut mir leid, wenn Freunde von euch unter den Opfern dieses Infernos waren. Der Tod durch solch ein Feuer ist das Schlimmste, was einen ereilen kann. Und ihr seid sicher, dass hierbei um einen Anschlag und nicht um ein Unglück gehandelt hat? Valdas wandte den Blick kurz von den Dreien ab und ließ ihn gedankenverloren über die verbrannte Ruine wandern. Die Situation schien ihn sichtbar zu belasten, während er unterbewusst über seinen Arm fuhr, so als ob er selbst eine Verbrennung hätte.
Wer oder ..
- Valdas unterbrach den begonnenen Satz und schien kurz zu überlegen - "Wer auch immer für diese schreckliche Tat verantwortlich ist, sollte seiner gerechten Strafe zugeführt werden. Allerdings befürchte ich, dass ich euch auf eurer Suche keine große Hilfe sein kann. Ich bin gestern erst in Freiburg angekommen und am Abend im Schankraum gab es nahezu nur dieses Thema. Und da ich nur zu gut weiß, welchen Schaden Feuer Personen zufügen kann und ich mich ein wenig in den Künsten der Heilung auskenne, war der Grund meines Erscheinens nicht die Suche nach Bekannten sondern nur der Versuch, vielleicht etwas zur Linderung der Schmerzen beizusteuern.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 02.07.2023, 11:32:18
"Wäre es eine malheur gewesen, so wäre die Zeitpunkt 'öchst interessant zu nennen" bemerkte Louis und wies auf die Mauerreste. "Non, Monsieur, dies war eine gezielte attentat!" Er knirschte mit den Zähnen. "Aber iesch werde dafür sorgen, dass die Spitzburschen zu die Verantwortung gezerrt werden, so wahr iesch Louis de Fromage Puant 'eiße!" Womit sich der Musketier mit der Faust in die offene Hand schlug und einen grimmigen Blick über die Ruine schweifen ließ. Finster murmelte er: "Magnifique... es ist also schon Stadtgespräsch..." Dann zuckte sein Blick zurück zu ihrem Gegenüber. "Ihr seid 'eiler?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 03.07.2023, 15:44:14
Dem ist so, Monsieur. Ich versuche, der Welt ein wenig von dem zurück zu geben, was sie mir geschenkt hat. Valdas Jankauskas, zu euren Diensten. Mit einem freundlichen Kopfnicken stellte sich Valdas vor. Ich möchte nicht allzu aufdringlich sein, aber wenn ihr so sicher seid, dass es sich hierbei um ein Attentat gehandelt hat, galt das womöglich sogar euch?
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 04.07.2023, 11:16:23
Formvollendet zog der Montaigner seinen Hut, schwenkte ihn und machte eine leichte Verbeugung. "Louis de Fromage Puant, gentilhomme et mousquetaire. Enchanté!" grüßte er würdevoll. Dann senkte er seine Stimme. "Niescht uns en personne, aber es ging gegen eine Mission, die wir verfolgen. Das iest jedoch vertrauliesch!" Womit der Musketier argwöhnischen seinen Blick umherschweifen ließ, ehe er sich wieder Valdas zuwandte. "Was 'at Eusch nach Fribourg geführt, wenn iesch fragen darf?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 05.07.2023, 17:35:43
Sichtbares Unbehagen legte sich in die Miene von Valdas, als Louis nach dem Grund für seine Reise nach Freiburg fragte. "Ich bin auf der Suche. Auf der Suche nach dem oder denjenigen, die hierfür verantwortlich sind." Mit einer vorsichtigen Bewegung schob Valdas den linken Ärmel seines Hemdes nach oben, um einen von Brandnarben gezeichneten Unterarm freizulegen. Es bedurfte keine große Fantasie, um sich die Verbindung zwischen den Narben auf seinem Gesicht und Hals und dem freigelegten Arm auszumalen.
"Aber es geht mir nicht um Rache, wenn ihr das jetzt denken mögt. Ich möchte nur verhindern, dass so etwas wie bei mir, und hier, noch einmal vorkommt. Und das ist neben der Hoffnung, die Schmerzen des ein oder anderen hier Verletzten etwas lindern zu können, der zweite Grund, warum ich mir das hier etwas genauer anschauen wollte."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 07.07.2023, 23:43:14
An dieser Stelle wurde zum ersten Mal die Frau hellhörig, die die beiden Männer begleitete.
"Kennt Ihr denn einen Namen?" fragte sie Valdas direkt, um dann doch zu merken, dass es vielleicht etwas unhöflich war, sich nicht zunächst einmal vorzustellen.
"Katharina ist mein Name. Katharina Eisfeld. Wer hat Euch das angetan, und woher wisst Ihr, dass die Person in Freiburg ist?"

Doch noch bevor Valdas antworten konnte, tauchte eine weitere Ablenkung in Form eines weiteren Mannes auf, der Valdas nicht bekannt war. Die anderen jedoch erkannten Werner Jagemann, der ihnen von weitem schon winkte und ihnen zurief: "Ha, ich dachte doch, dass hier die beste Chance ist, euch ausfindig zu machen."
Der Jäger schloss die letzten Schritte zu ihnen auf, bemerkte dann jedoch den Wachmann und bedeutete der Gruppe, sich mit ihm ein wenig abseits zu begeben, um ungestört sprechen zu können. Neugierig, was ihre Kurzbekanntschaft ihnen wohl mitzuteilen hätte, folgten sie ihm.

"Ich habe noch einmal über die Sache geschlafen und mir alles durch den Kopf gehen lassen, und jetzt bin ich mir sicher, dass das, was ich zu sehen geglaubt habe, auch stimmt. Vorher wollte ich es nicht erwähnen, um keine haltlosen Verdächtigungen aufzustellen, aber ich glaube nicht, dass ich mich irre.

Als ich auf dem Weg nach Freiburg war, wurde ich von einer Gruppe Soldaten überholt, die von Heinrich Dray angeführt wurde. Ich weiß noch, wie sehr ich mich gewundert hatte, denn ich hatte vorher ja vergeblich versucht, zu Dray vorzudringen, um ihn von meinen Beobachtungen zu berichten. Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass er die Sache mit den Schrecken nun doch ernst nimmt und in Freiburg um Unterstützung ansucht. Wer weiß, vielleicht ist es auch so.
Als ich jedenfalls kurz nach dem, was hier geschehen ist, hier vorbeigekommen war, lagen die Leichen noch hier. Es waren einerseits eure Freunde darunter, aber auch andere Männer und Frauen. Danach, wie sie lagen, könnte man darauf schließen, dass sie unter den Angreifern gewesen waren - allerdings bin ich kein Experte in solchen Dingen. Was ich aber ganz sicher weiß ist, dass ich mehrere der Gesichter schon einmal gesehen hatte - und zwar in der Eskorte von Heinrich Dray. Nur hatten sie die Uniform Wirsches gegen normale Bauernkleidung getauscht. Was immer sie hier wollten, ob sie den Angriff starteten oder abwehren wollten: Es waren mehrere der Leute Drays dabei; und dass seine Soldaten ihre Uniform in einer fremden Stadt grundlos ablegen, ist noch viel seltsamer."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 08.07.2023, 00:06:36
"Das erwarte ich auch nicht von dir, meine Liebe."

Allegra wusste nicht, ob Guidos Antwort eher einen Vertrauensbeweis darstellt oder doch eine versteckte Drohung beinhaltete. Hatte sie tatsächlich bedacht, auf was sie sich hier eingelassen hatte? Doch jetzt war es zu spät, und der Wagen rollte unerbittlich in Richtung des Hochquartiers.

Nicht lange später, noch immer war Allegra trotz ihrer leichten Zweifel fasziniert von dieser Stadt, kam der Wagen vor einem Stadtpalast zum Halten. Dass die Bewohner hier Gold hatten, ließ sich an einer Hand abzählen; die Anwesen waren großzügig, hatten trotz der Lage in der Stadt weiträumige Gärten und Parkanlagen, und das Wohngebäude, auf das sie nun zugingen, besaß volle drei Stockwerke. Interessanterweise befand sich der Eingang des Hauses direkt an der Straße und Guido und sie mussten nicht erst durch einen Hof oder einen Park gehen, um zum Haus zu gelangen. Stattdessen betätigte Guido einen metallenen Klopfer direkt an der recht schlicht wirkenden Tür, und kurz darauf öffnete ein livrierter Diener ihnen.
"Ah, Herr Travelner. Die Dame erwartet Sie bereits. Und dies muss wohl Ihr Mündel sein?"
Allegra beschloss, den Mann nicht auf seinen Fehler hinzuweisen, und auch Guido machte keine Anstalten dazu, sondern nickte nur, und die beiden folgten dem Diener in einen prächtig ausgestatteten Salon, wo er sie zurückließ.

Offenbar hieß der Satz "die Dame erwartet Sie bereits" nicht, dass sie sich deshalb beeilte, ihre Gäste zu empfangen. Vermutlich war es auch hier so, dass die Wichtigkeit einer Person sich danach bemaß, wie lange sie das Gegenüber warten lassen konnte (oder sogar musste), ohne dass es einen sozialen Fehltritt darstellte.
Schließlich jedoch (Allgra hatte bereits ihr Zeitgefühl weitgehend verloren) öffnete sich eine weitere Tür und eine ältere - weniger höfliche, doch ehrlichere Menschen würden eher alt sagen - Frau in alters- und standesgemäßer Kleidung und perfekter Frisur und Aufmachung trat in den Saal. Auch wenn sie offensichtlich bereits in einem Alter war, von dem ein Großteil der Bevölkerung nicht einmal hoffen konnte, es jemals zu erreichen, merkte man ihr dies in ihren Bewegungen kaum an. Kein Stock, keine andere Gehhilfe, schon gar kein Lakai, der sie stütze.

Ohne ein Wort des Grußes wartete sie Verbeugung und Knicks ihrer Besucher ab, ließ ihren Blick einmal an Allegra hinauf und wieder hinab gleiten, und kam dann sofort zur Sache. "So mein Kind, nun bist du also hier. Dann erzähl mir doch einmal von dir."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 08.07.2023, 16:58:37
Auch der Blick des Musketiers war über die Narben seines Gegenübers gehuscht, und offenkundig war der Montaigner trotz seines geckenhaften Auftretens ein Mann, der sich seine Gedanken machte. Nachdenklich zupfte er an seinem Spitzbart und beobachtete die Reaktion des Mannes genau, als Katharina die Frage stellte, die ihm selbst fast sofort auf der Zunge gelegen hatte. "Alors... was Ihr als Rache bezeischnet und die Ver'inderung neuer Missetaten mögen praktiesch dieselben Maßnahmen erfordern, Monsieur."

Er setzte zu einer weiteren Bemerkung an, wurde aber durch Werners Ankunft unterbrochen, dessen Bericht er mit sichtlich wachsender Erregung hörte. "Seid Ihr siescher?" erkundigte er sich und wandte sich dann an die anderen, ohne auf Valdas' Gegenwart zu achten oder darauf, ob dieser ihnen folgte. "Iesch 'abe es geahnt, aber das ist eine Beweis! Madame de Wirsche iest daran interessiert, uns aufzu'alten – und, parbleu, ihre 'andlanger sind siesch niescht zu schade, auf ehrlose Tricks zurückzugreifen! Siesch für ihre feige Angrief als Bauerrn zu verkleiden... scandaleuse!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 09.07.2023, 15:48:27
Nachdem er den Ausführungen den Neuankömmlings und der anschließenden Tirade von Louis interessiert zugehört hatte, wandte sich Valdas an Katharina. "Sehr erfreut. Um eure Frage zu beantworten, leider habe ich keine konkreten Informationen, geschweige denn einen Namen. Und die Tatsache, dass die betreffende Person sich vor Jahren auf den Weg nach Freiburg gemacht hat, macht die Lage nicht unbedingt besser. Aber auch ein kleiner Hinweis ist ein Hinweis, und vielleicht kann ich ja doch noch etwas herausfinden. " Eine gewisse Zuversicht huschte über Gesicht, bevor er ernst wurde. "Aber ihr scheint euch ja inmitten eines Komplotts zu befinden, der sogar die Eisenfürsten betrifft."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 09.07.2023, 18:28:54
Die Räumlichkeiten des imposanten Anwesens und den Salon im Speziellen nahm Allegra unauffällig aber genau in Augenschein, während sie hierher geführt wurden und warten mussten. Bilder, Andenken, Dekorationen, liegen gelassene Gegenstände, der Zustand des Anwesens, aus all dem liessen sich schliesslich Schlüsse ziehen, wer hier wohnte, was für Interessen er besaß und auch zumeist etwas über die Familiengeschichte. Ihre Erziehung ermöglichte es Allegra viele der Dinge einzuordnen.
Als ihre Gastgeberin schliesslich eintrat und sich näherte, musterte die junge Vodacce sie gründlich. Auch hier konnte jedes Detail wichtig sein. Die Agilität der alten Dame war mehr als bemerkenswert, nur ein sorgenfreies, umsorgtes Leben waren sicherlich nicht der Grund dafür.
Formvollendet knickste Allegra zur Begrüßung - nicht zu tief, als Duellantin genoß auch sie eine gewisse Stellung, auch war die Tiefe des Knicks dem Umstand geschuldet, dass sie massgeschneiderte Männerkleidung trug,  - aber doch so tief, wie es einer Adeligen gebührte. Selbstbewußt richtete sie sich auf, vermied aber, der Adeligen direkt in die Augen zu schauen, viele der Blaublüter nahmen daran Anstand.
Die spontane und unhöfliche Anrede ohne Begrüßung verwunderte oder berührte Allegra nicht im geringsten. Sie kannte diese Verhalten von Adeligen oder höher gestellten Personen nur zu gut.
Nur über Guido ärgerte sie sich, ein bisschen mehr Informationen zu dem, was er mit dieser Dame ausgemacht hatte, hätte er ruhig mit ihr teilen können. Die Reise war ja schließlich lange genug gewesen und offensichtlich hatte er bereits etwas mit la Donna Castell vereinbart und sie als sein Mündel angekündigt.
Wenn aber weder er noch die Signora ihr offen mitteilen wollte, worum es ging und sie lieber testen wollten, nur zu.
Allegra hatte nicht umsonst eine hervorragende Ausbildung bei einer der berühmtesten Kurtisanen Vodacces genossen. Situationen, Leute, ihre Stimmungen und Intentionen zu lesen war einer der wichtigsten Aspekte dieser Ausbildung gewesen.
Während sie in akzeptfreiem Eisen antwortet, musterte Allegra sowohl Gitta von Castell als auch Guido aufmerksam, damit ihr keine Regung entging. Wie gut kannten sich die beiden? Wie wurde ihr Antwort aufgenommen? Wie ausführlich musste sie ihre weiteren Antworten gestalten?
Werte Dame von Castell, vielen Dank, dass ihr mir die Gelegenheit gewähren wollt, euch die bescheidenen Dienste meines Degens anbieten zu dürfen. Herr Travelner hat euch sicher bereits berichtet, dass ich die Schule von Ambrosio beendet habe und zum ersten Mal in diesen Landen weile. Ich spreche eure Sprache und wurde auch in der Geschichte und Etikette eure Landes unterrichtet. Nennt mir bitte den Dienst, den ich euch erbringen soll und ich werde all mein Können einsetzen, ihn ehrenhaft in eurem Namen zu erbringen. 
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 12.07.2023, 10:22:21
Nachdenklich zwirbelte Louis seinen Schnurrbart. Brummend meinte er: "Bel et bien, Monsieur, eine lange Zeit – das klingt niescht einfach. Iesch 'offe, dass Ihr dennoch satisfaction erlangt!" Tonfall und Mimik des Montaigners ließen vermuten, dass er diese Worte sehr ernst meinte. Auf den Einwurf Valdas' hingegen zögerte er zu antworten. "Die affaire iest... weitreischend. Bis in die 'öchsten Runden, wie man 'ierzulande sagt, oui?" Die Stimme senkend fuhr er geheimnisvoll fort: "Es tut siesch einiges seltsame in dieser Gegend – Ereignisse, bei denen es niescht immer mit korrekten Dingen zugeht." Dann schien ihm ein Gedanke zu kommen, und er erkundigte sich: "Ihr seid eine Medicus, also auch un savant?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 12.07.2023, 21:28:22
Die Art und Weise, wie Louis seine Frage stellte, implizierte eine unausgesprochene Idee. "Ich fürchte, ich bin kein Gelehrter, wie ihr ihn aus eurer Heimat erwarten würdet. Meine Ausbildung in den Künsten der Heilung war weniger akademisch als, nun, sagen wir vielleicht eher traditionell. Nichts desto Trotz wäre es mir eine Freude, wenn ich euch bei eurem Vorhaben unterstützen könnte. Also keine Scheu, sprecht frei heraus, was ich für euch tun kann."  Ein verschwörerisches Lächeln umspielte seinen Mund, so als ob er schon genau wüsste, was Louis plante.
"Und was meine Angelegenheit in Freiburg angeht. Wie ich schon sagte, es dürstet mich weniger nach Vergeltung als nach Gerechtigkeit. Und ja, beide können auf die gleiche oder auch sehr unterschiedliche Weise erreicht werden."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 13.07.2023, 11:32:09
"Ah, sehr schade" nickte Louis verstehend, schien aber nicht übermäßig enttäuscht. "Immer'in sind Eure Künste auch so von großem Nutzen, wenn sie bei einer Krank'eit oder blessure 'elfen." Er zwirbelte erneut seinen Schnurrbart. "Allerdings... im Moment wir könnten die eine oder andere Rat gebrauchen von jemandem, der siesch auskennt mit, mh... bestimmten Wesen. Widernatürlieschen, um précise zu sein." Er tippte sich einige Male gegen den Nasenflügel, dann fragte er: "Rund'eraus, Monsieur – 'abt Ihr schon einmal von einer 'exerei ge'ört, die man Leibwerkschrecken nennt?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 18.07.2023, 19:47:57
"Der Name an sich ist mir schon einmal unter gekommen, allerdings kann ich euch diesbezüglich leider nicht weiter helfen. Nichts desto Trotz habe ich Bekannte in der Stadt, und wenn ihr mir etwas mehr als nur den Namen Leibwerkschrecken geben könnt, so werde ich mich etwas umhören und ich bin mir sicher, dass ich euch Informationen liefern kann. Valdas blickte auffordernd in die Runde. Sein Blick versprach eine gewisse Zuversicht und die Bitte, ihm etwas Vertrauen zu schenken.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 19.07.2023, 16:45:18
Ihre Gastgeberin beobachtete Allegra während deren Antwort durchdringend; eine andere hätte womöglich die Augen gesenkt, um dem Blick zu entrinnen, doch die Vodacce hatte während des Trainings an der Akademie gelernt, mit Herausforderungen umzugehen. Nachdem Allegra geendet hatte, schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht der Adligen.
"Hervorragend, Guido! Sie kann sogar reden - das ist einmal Material, mit dem ich etwas anfangen kann.
Das reicht, ich brauche deine Dienste heute nicht mehr."

Ein kurzer Moment des Innehaltens - war es Allegra, die gemeint war? Doch dann verbeugte sich Guido, verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken bei Allegra, und fügte noch einige wenige Worte an, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ.
"Viel Erfolg in Freiburg. Ich wünsche Euch, dass Ihr das findet, was Ihr Euch von den Eisenlanden erhofft."

~~~

"So, meine Liebe." brach Gitta von Castell die Stille nach einer kurzen Zeit des Schweigens. "Du möchtest also wissen, welchen Dienst du mir erweisen sollst? Lass mich dir eine Gegenfrage stellen: Was denkst du von mir? Frei von der Leber weg: Bin ich die Art von Dame, die in ihrem Keller Leichen anhäuft, die von dir einen Kontrahenten, oder auch nur ein Dorn im Auge, aus dem Weg geräumt wissen will? Eine kurze Nacht, eine dunkle Gasse, Schnipp-schnapp, und dann auf mit dir nach Avalon oder noch weiter über das Meer, wo du keine unangenehmen Dinge ausplaudern kannst?

Oder umgekehrt: Welche Erwartungen hast du an mich? Welche Grenzen überschreitest du nicht, oder hast dir in deiner jugendlichen Naivität zumindest vorgenommen, sie nicht zu überschreiten?"


Die Adlige blickte Allegra erneut durchdringend, aber nicht unfreundlich, an. Die wiederum wurde noch nicht schlau aus ihrer Gastgeberin. Zeit, um sich auf sie vorzubereiten und zu recherchieren, wie sie es normalerweise getan hätte, war ihr ob Guidos überfallsartiger Offenbarung nicht geblieben. Seit sie hier im Haus angekommen war, hatte Allegra daher in ihrem Gedächtnis gekramt, was sie über Gitta von Castell wusste, doch allzu ergiebig war ihre Hirnmarterei nicht gewesen. Immerhin: Den Namen der Familie Castell hatte sie auch in der Vodacce bereits gehört - es handelte sich um ein alteingesessenes Adelshaus, das eines der ersten gewesen war, das Niklas Träges Ruf nach Freiburg gefolgt war. Als sozusagen Mitbegründer der Stadt Freiburg besetzte die Familie einen Platz im Rat der Stadt.[1]

Doch das half Allegra nur bedingt dabei, die Hintergedanken oder auch den Ruf Gitta von Castells zu ergründen. Sie musste darauf warten, dass die Adlige ihr offenbarte, um was es ging - doch jetzt erwartete diese eine Erwiderung.
 1. 2 Erfolge bei Gelehrsamkeit
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 19.07.2023, 17:24:04
"Was werdet ihr nun tun?" mischte sich Werner wieder in das Gespräch ein. "Ich weiß nicht, welche Rechnung Heinrich Dray mit euch offen hat, aber eines weiß jeder Bewohner von Wirsche: Dray tut nichts ohne das Wissen der Baronin. Ich weiß nicht, wo ich oder auch ihr hier hineingeraten seid, aber zumindest für mich ist es eine Nummer zu groß. Ich beginne zu vermuten, dass die Ignoranz meiner Eingaben gegenüber womöglich kein Zufall oder ein reines Versäumnis aufgrund mangelnder Organisation sein könnte, sondern Absicht. Und nun, da mein Name bereits in Wirsche dokumentiert ist, glaube ich nicht, dass ich noch einmal dorthin zurückkehren möchte. Und auch Freiburg scheint ja kein sicheres Pflaster zu sein."
Tatsächlich schien der Mann, nun da sie ihn genauer sehen konnten, einen gehetzten Eindruck zu machen. Auf dem Rücken trug er, auch das war nun deutlicher sichtbar, ein Bündel. Und tatsächlich stellte sich nach kurzem Wortwechsel heraus, dass Werner Jagemann sein Glück in der Ferne suchen würde - so weit entfernt von Wirsche wie möglich. Wohin genau, konnte oder wollte er ihnen nicht sagen, doch zumindest hatte er den Mut gefasst, ihnen zuvor von Heinrich Dray und seinem "Interesse" an ihnen zu berichten.

"Und jetzt?" platzte es aus Katharina heraus, als Werner in einer der Seitenstraßen verschwunden war. "Ihr scheint Ärger echt mächtig anzuziehen. Aber mir ist das nur recht, Ärger zieht mich an. Wenn Heinrich Dray euch tot sehen will, wäre es umso interessanter herauszufinden weshalb."

Das wiederum rief Friedrich auf den Plan, der nachdenklich den Gesprächen der anderen gefolgt war und sich erst jetzt einschaltete.
"Eins nach dem anderen. Ich habe zumindest eine Idee, was Heinrich Drays Interesse an uns betrifft, und Louis hier vermutlich ebenso. Doch lasst uns nicht unser nächstes Ziel aus den Augen verlieren: Wir haben heute Nacht vermutlich ein Rendezvous mit dieser Valerija, und spätestens morgen sollten wir dem Schneider einen Besuch abstatten, um unsere Kleidung abzuholen. Schließlich ist es möglich, dass Frau von Castell uns eher früher als später ihre Einladung zukommen lässt, und dann sollten wir besser vorbereitet sein."

Friedrich machte eine Pause, und Louis einen Blick zuwerfend, erhob er erneut das Wort. Er schien dabei vergessen zu haben, dass sie in der Gegenwart eines Fremden waren, denn er sprach überraschend offen: "Die Sache mit den Leibwerkschrecken hatte ich beinahe vergessen. Es scheint uns nicht gerade unserem eigentlichen Ziel näherzubringen, doch als Kreuzritter ist es eigentlich meine Pflicht, einem solchen Gerücht nachzugehen. Gleichzeitig zieht es mich in eigenen Angelegenheiten nach Heimstatt, um Chaim Ledovids Arbeiten für ihn zu holen, die mich dem Verständnis des magischen Buches näherzubringen, das Perchta mir geschenkt hat. Doch eigene Befindlichkeiten sind ganz hinten in meiner Priorität.

Wie ist deine Meinung dazu, Louis?"

Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 20.07.2023, 11:43:06
Mit ernster Miene hatte Louis dem scheidenden Werner Glück gewünscht. Es war offenkundig, dass ihm der Gedanke nicht behagte, bei den künftigen Herausforderungen einen Gefährten weniger auf seiner Seite zu haben. Doch mochte er es dem Mann anscheinend auch nicht verdenken, nach den bisherigen Erlebnissen weiterhin die Klingen mit Dray zu kreuzen. "Nieschts zu machen" stellte der Montaigner mit einem leichten Seufzen fest und wandte sich Katharina zu: "Tout de même, iesch kann ihn niescht tadeln, denn es wird sischerliesch sehr gefärhrliesch werden. Umso mehr iest Eusch die gezeigte Mut anzureschnen, Mademoiselle Catherine."

Valdas beschied der Musketier sichtlich angewidert von dem bloßen Gedanken und mit gesenkter Stimme: "Allzu viel weiß ich auch niescht darüber. Es 'andelt siesch wohl um unnatürliesche Kreaturen, von üblen 'exenzirkeln geschaffen für dunkle Zwecke, aus den Teilen Toter... Monsieur de Dent 'ier ist sehr viel belesener als iesch, was das angeht." Womit er wiederum Friedrich zunickte. "Ihr 'abt rescht, mon ami. Dray iest eine Kreatur von Wirsche, und der 'aben wir die bouillon gesalzen, wie man 'ierzulande wohl sagt. Sie wird auf Rache sinnen und uns aus die Weg räumen wollen, n'est-ce pas?"

Sodann brummte er: "Mademoiselle Valerie – absolut korrekt! Dies 'at Vorrang, und sodann die Besuch bei Madame. Unsere anderen Vor'aben müssen warten." Er warf Valdas einen prüfenden Blick zu. "Iesch weiß niescht, ob es Eurer quête du Graal dienliesch wäre, aber falls Ihr Eusch anschließen wollt: Wir 'aben beschlossen, einer jungen Dame zu 'elfen, die womögliesch in einer situation difficile iest. Allerdiengs eine Warnung, Monsieur: Mademoiselle Catherine 'at ganz rescht – wir 'äufen die Gegner an wie ein Krämer die Münzen." Womit er sich den Schnurrbart mit einem Lächeln zwirbelte, das 'öchst selbstbewusst wirkte, wie er wohl gesagt hätte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 21.07.2023, 15:13:20
Er hatte sichtlich Mühe, die vielfältigen Informationen in einem stimmigen Zusammenhang zu bringen.
Ein Brandanschlag in Freiburg mit einer Verbindung zum Haus Wirsche - eine mysteriöse Kreatur mit der Bezeichnung Leibschrecken - eine junge Dame in einer Notsituation - und eine kleine Gruppe verfolgter, aber entschlossener, ja was eigentlich, Draufgänger, Glücksritter oder doch Helden? Die Puzzlestücke, dass er hier offensichtlich einen montaignischen Ehrenmann und einen Kreuzritter vor sich hatte, ließ in Valdas die Entscheidung reifen, dass er hier in der Gesellschaft von Personen war, die hehre Ziele verfolgten.
Und so wandte sich Valdas an Louis, Friedrich und Katharina: "Mir scheint, dass eure Feine vielzählig und eure Vorhaben redlich sind, so wäre es mir eine Ehre, zu deren Gelingen beizutragen. Nun denn, wo sollen wir anfangen?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 22.07.2023, 14:24:29
“Hervorragend!“ meldete sich erneut Friedrich zu Wort und streckte dem Neuankömmling die Hand entgegen.
„Ich versichere Euch, dass unsere Absichten redlich sind und wir im Gegenteil eine Mission verfolgen, Bösem und schändlichen Machenschaften auf den Grund zu gehen und den Personen, die dahinter stecken, das Handwerk zu legen.
Aber es scheint, Ihr befindet Euch ebenfalls auf einer Mission, einen Halunken zur Rechenschaft zu ziehen? Könnt Ihr uns etwas mehr darüber erzählen? Schließlich sind wir nun schon etwas länger in der Stadt und haben bereits den einen oder anderen Namen gehört.“
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 23.07.2023, 15:37:42
"War das ein Test? Wollte la Donna von Castell sie testen oder wirklich ihre Grenzen erfahren? Nur weil sie aus einem ehrwürdigen Haus stammte, dass eine solch -angeblich- freie Stadt mitbegründet hatte, sagte ja nichts über die Person von Gitta von Castell aus. Jede Familie hatte ihre schwarzen Schafe, aber je angesehener die Familie, um so mehr waren die schwarzen Schafe oft bemüht, ihre Aktivitäten zu verstecken."
Die junge Vodacce ließ sich ihre Gedanken nicht anmerken. Offen blickte sie der alten Dame in die Augen: "Meiner Erfahrung nach benötigen hochgestellte Personen keine ausländischen Degen, um kleinere Unannehmlichkeiten loszuwerden. Dazu gibt es genug lokale Kräfte. Anders sieht es aus, wie von euch bereits erwähnt, wenn es sich um hochgestellte Konkurrenten handelt und nichts auf den Auftraggeber zurückfallen darf oder besser noch, wenn man einen Sündenbock braucht. Dazu eigenen sich Ausländer meist gut, allerdings wäre es zu gefährlich, solche Leute "nur" aus dem Land zu schaffen. Aber meiner Einschätzung nach würde sich Guido niemals in solch ein Komplott hineinziehen lassen". Absichtlich betonte Allegra Guidos Namen um auszudrücken, dass sie ihm traute nicht aber unbedingt ihrem Gegenüber.
Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: "Eine andere Erklärung, warum man Ausländer engagiert, ist, dass man jemanden braucht mit einem unverstelltem, unvoreingenommenem Blick. Eine weitere, wenn man jemanden braucht, um etwas herauszufinden und es dabei von Vorteil ist, wenn derjenige nirgends bekannt ist oder keine Verbindungen zu lokalen, beteiligten Personen hat. Ich nehme an, euch schwebt eher eine der beiden letzten Möglichkeiten vor."
Allegra machte erneute eine kurze Pause, in der sie versuchte, die Mimik der Adeligen zu entschlüsseln, bevor sie mit fester Stimme weitersprach: "Da ich euch die Dienste meines Degens angeboten habe, gehe ich mit Verlaub davon aus, dass ihr die Regeln der Duellantengilde beherzigen werdet. Und da unser Kontakt über Guido zustande kam, gehe ich des weiteren davon aus, dass es sich um einen ehrenwerten Auftrag handelt. Wie ich einen solchen Auftrag erledigen werde und welche Grenzen ich dabei nicht überschreite um meiner Ehre Willen, wird sich zeigen. Es gibt nie nur einen Weg." Inständig hoffend, dass sie recht behalten würde, warf die junge Frau der Älteren eine musternden Blick zu, während nur die hellen Knöchel der Hand, die den Knauf ihrer Degens umfasste, ihr Anspannung verrieten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 23.07.2023, 17:42:50
Valdas ergriff die ihm angebotene Hand und erwiderte mit einem festen Händedruck.
"Nun ja, wie schon erwähnt weiß ich leider nicht viel." begann er seine Geschichte. "Als das hier" - er deutete auf seine Brandnarben - "passierte, war ich noch ein Kind. Eines Nachts brach in unserem Haus ein Feuer aus, in dem meine ganze Familie starb und ich als Einziger mit schwersten Verbrennungen überlebte. Als schwer verletzter Waise und ohne eine Familie, die sich um mich hätte kümmern können, wurde ich von einer älteren Frau adoptiert. Sie heilte mich, zog mich auf und begann schließlich ihr Wissen über die Kunst der Heilung an mich weiterzugeben. Ich wuchs mit der Gewissheit auf, dass es sich beim Tod meiner Eltern um einen schrecklichen Unfall handelte, aber offensichtlich lag ich damit falsch."
Valdas ließ seinen Blick kurz über die verbrannten Überreste des Gasthauses gleiten, um dann mit leiser Stimme fortzufahren.
 "Jedenfalls hörte ich nach vielen Jahren, schon als erwachsener Mann, im Dorf eine Geschichte über einen Mann mit Vornamen Matas, einen ehemaligen Bewohner einer nahe gelegenen Stadt. Offensichtlich war er in etwa zu der Zeit, als unser Haus abbrannte, wie über Nacht zu einem gewissen Wohlstand gekommen und hatte die Gegend Hals über Kopf verlassen. Das allein ließ mich nicht stutzig werden. Aber die Berichte, dass der Mann von allen als Taugenichts und Tunichtgut beschrieben wurde, die zeitliche Nähe seines plötzlichen Wohlstandes mit dem Brand und die Aussagen, dass er sich trotz des sich schon abzeichnenden Krieges in Richtung Eisenlande
davonmachte, ließ irgendetwas in mir glauben, dass die beiden Ereignisse in irgendeiner Art und Weise zusammenhängen mussten."

Er schaute in die Runde, als ob er sich ihrer Aufmerksamkeit vergewissern wollte, dann fuhr er fort.
"Also fing ich an, Nachforschungen anzustellen. Die lange Zeit, die inzwischen vergangen war, war dabei keine große Hilfe, wie ihr euch vorstellen könnt. Jedenfalls war ich mir irgendwann sicher, dass es keine direkte Verbindung zwischen diesem Mann und meinen Eltern gegeben hatte. Es gab keinen Hinweis, dass er jemals mein Dorf besucht hatte oder dass er meine Eltern bei einem ihrer Besuche in der Stadt getroffen hätte. Und dass irgendjemand ihm viel Geld gegeben hätte, damit er ein einfaches Bauernhaus abbrennt, davon war auch nicht auszugehen."
Nun hob er den Kopf und blickte ernst in die Runde.
"Ich weiß nicht, wie gut ihr den Sarmatischen Bund und meine Heimat Curonien kennt. Aber ich kann mir vorstellen, dass ihr schon die ein oder andere Geschichte über Dämonen gehört habt, die dort ihr Unwesen treiben sollen. Das, was die Vaticinische Kirche Dämonen nennt, hat bei uns den Namen Dievai, was man in etwa mit Götter übersetzten könnte. Und eins kann ich euch versichern, sie sind so real, wie ich hier vor euch stehe. Dievai nutzen die Schwäche von Personen aus, um ihnen Dinge zu versprechen und ihnen Gefallen zu tun, allerdings nicht, ohne dafür auch eine Gegenleistung zu verlangen. Und diese Gegenleistung kann etwas sehr Schlimmes sein. Ich bin mir sicher, dass der Mann, den ich suche, einen Pakt mit einem Dievas eingegangen ist, der ihn reich gemacht hat, und der Preis dafür war der Tod meiner Familie."
 Valdas blickte entschlossen in dir Runde.
"Und darum bin ich hier. Falls ich mit meiner Vermutung Recht habe und der Mann noch am Leben ist, dann geht von ihm eine enorme Gefahr aus."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 24.07.2023, 11:45:12
Das Händeschütteln besah sich Louis etwas konsterniert, schrieb es aber dann dem Umstand zu, dass er es eben nicht mit Edelleuten zu tun hatte und die Sitten dementsprechend etwas handfester ausfielen. Er deutete seinerseits noch eine knappe Verbeugung an und meinte zu Valdas' Geschichte: "Hm, das 'ört siesch auch niescht gerade nach einer einfachen Mission an, Monsieur." Der Musketier wechselte einen Blick mit Friedrich und schaute auch Katharina fragend an. "Iesch kann miesch niescht erinnern, diesen Namen schon ge'ört zu 'aben. Wisst Ihr nä'eres, Monsieur Frederic? Oder Ihr, Mademoiselle?"

So ratlos er aber in der Frage nach dem Gesuchten schien, ging ein kurzes Lächeln über seine Züge, als ihr neuer Bekannter ihnen von den Dievas erzählte. "Dämonen? Die fehlen noch in unserer Sammlung, bien sûr! Eine Gefahr mehr oder weniger, wo iest da der Unterschied? 'elft uns, und iesch werde Eurer Sache im Anschluss mit der Danseuse ganz zur Verfügung stehen, Monsieur - entendu!" Womit er selbstbewusst auf den Knauf des prächtigen Degens klopfte, der an seiner Seite hing.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 28.07.2023, 13:56:01
Amüsiert nahm Valdas den irritierten Blick des Montaigners zur Kenntnis, blieb sich aber weiterhin treu und begegnete jeden seiner Gesprächspartner mit der entsprechenden Etikette. "Wie ich schon erwähnte, die Kirche mag sie Dämonen nennen, aber für mein Volk sind ein Teil dieser Welt, wenn auch der von der hinterlistigsten und gefährlichsten Sorte. Dass ihr den Namen Matas noch nicht vernommen habt, wundert mich nicht, schließlich verließ er Curonien kurz vor dem Krieg und wer kann schon sagen, was in den Jahren danach alles geschehen ist. Ich würde vorschlagen, dass wir uns zunächst um die Angelegenheiten kümmern, die auf der Hand liegen." Neugierig blickte er Louis an. "So lasst es mich wissen, wer ist diese Mademoiselle Valerie und von welcher Dame erwartet ihr eine Einladung?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 29.07.2023, 13:53:36
"Très bien" nickte Louis. "Das 'ört siesch vernünftig an – zuerst dies! Doch meine parole d'honneur 'abt Ihr, was Eure Suche angeht." Womit die Sache für ihn vorerst abgetan schien. Dann erklärte er leise: "Wir 'aben eine Einladung bei Madame de Castell. Sie iest eine personnage respectable in Fribourg, und wir 'offen ihre Unterstützung zu er'alten, um Monsieur Träge gegen Wirsche zu gewinnen. Was Mademoiselle Valerie betrifft, so iest sie die Verwandte einer..." An dieser Stelle zögerte der Musketier kurz, ehe er fortfuhr: "...einer anderen jungen Demoiselle, der wir verpflieschtet sind. Wir 'aben die Verdacht, dass ihre 'ilflosiegkeit von einer üblen canaille ausgenutzt wird, sie gegen ihren Willen festzu'alten. Es gilt sie zu befreien, wenn es wirkliesch so ist." Womit er sich energisch über den Schnurrbart strich. Die Befreiung junger Damen aus Notlagen sah er offenbar als eine Aufgabe an, die ihm auf den Leib geschneidert war.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 29.07.2023, 21:20:02
Die alte Frau hatte sich Allegras Antwort ruhig angehört. Wieder umspielte ein Lächeln ihre Augen.
„Scharf analysiert.“ erwiderte sie. „Doch ich muss dich womöglich enttäuschen, denn ich spiele ein längeres Spiel. Mit einem kurzen Abend wird dein Dienst nicht abgegolten sein. Morgen Abend werde ich einen kleinen Empfang veranstalten; mein nichtsnutziger Sohn hat einige Bekanntschaften geknüpft, und mich dazu gebracht, mich mit diesen Leuten zu treffen. Versteh mich nicht falsch, ich habe keine Veranlassung, meinem Sohn auch nur einen kleinen Gefallen zu erweisen. Doch es trifft sich, dass die Ziele dieser Leute sich womöglich mit meinen eigenen in Einklang bringen lassen.
Was ich von dir möchte: Nimm an dem Empfang teil, höre genau zu, was gesagt und was auch nicht gesagt wird. Ich werde, je nachdem wie das Gespräch läuft, vorschlagen, dass du dich diesen Leuten anschließt, um meine Augen und Ohren bei ihrem Vorhaben zu sein. Das soll dein Dienst für mich sein, und er kann sich über Tage oder auch Wochen erstrecken. Aber deine Unkosten werden natürlich getragen werden.

Doch als erstes müssen wir dich mit angemessener Kleidung ausstatten. Heute Nachmittag noch wirst du meinen Schneider aufsuchen; mit dem, was du trägst, wirst du nicht bei einem Empfang der Castells erscheinen.“
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 29.07.2023, 21:37:27
„Über diese Dämonen möchte ich gerne noch einmal mit Euch sprechen.“ sagte Friedrich und ergänzte: „Wissenschaftliche Neugier.
Doch nun sollten wir aufbrechen, ich denke nicht, dass wir hier noch mehr erfahren werden.“

Er blickte sich um. „Wo ist Katharina? Wir wollten uns eigentlich noch bei den Händlern aus dem Rat umhören, was es braucht, um sie auf unserer Seite zu ziehen.“

Die angesprochene hatte sich, während die drei Männer sich unterhielten, heimlich hinter die Absperrung gestohlen - was die drei erst jetzt bemerkten, als sie wieder zurückkehrte. Der Wachmann hatte gelangweilt aus der Entfernung die Männer angestarrt (die allerdings zum Reden außerhalb Hörweite gegangen waren). Mit einem zufriedenen Lächeln öffnete die junge Frau die Hand und offenbarte darin eine Haarspange.
„Gut aufgeräumt wurde nicht, das hier lag auf der Straße.“
Friedrich und Louis starrten den Gegenstand beide an. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn gesehen hatten: Es handelte sich um die Spange, die Jelena im angenehmen Wald von Perchta als Geschenk überreicht worden war.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 30.07.2023, 19:46:37
Ein Stein viel der jungen Vodacce vom Herzen. Die Aufgabe hörte sich im ersten Moment nicht nach etwas an, was sie nicht schon unzählige Male im Auftrag ihrer Mutter getan hatte. Ihre Hand auf dem Degen entspannte sich unmerklich. Aber ganz wollte sich Allegra dem Gefühl der Erleichterung nicht hingeben, hatte sie doch die potentielle Erweiterung des Auftrages zur Kenntnis genommen. Die Zeit machte ihr dabei keine Sorgen, sie hatte alle Zeit der Welt und wenn dabei sogar ihre Unkosten übernommen würden umso besser. Ihr eigene Geldkatze war doch eher klam. Allerdings konnte aus so einem Auftrag alles erwachsen, wer wusste schon, was das für Leute waren und was für Interessen sie verfolgten.
„Sehr wohl Seniora de Castell, wie sie wünschen. Wenn mir noch eine Anmerkung erlaubt ist: Nach meiner Erfahrung kann ein gewisses Vorwissen bei solch einem Unterfangen nur hilfreich sein, da man dann Andeutungen besser interpretieren kann. Ich würde mich daher über weitere Informationen freuen, damit ich die mir gestellte Aufgabe bestmöglich und zu ihrer Zufriedenheit erfüllen kann. “
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 11.08.2023, 00:24:10
"Oh, ich bin mir sicher, du wirst die Aufgabe zu meiner Zufriedenheit erfüllen. Informationen bekommst du, wenn du sie brauchst. Und ich brauche jetzt etwas Ruhe. Simone wartet vor der Tür, sie wird dir dein Zimmer zeigen."
Mit diesen Worten war das Gespräch offenbar beendet, und Allegra wusste, dass es keine Zweck hatte zu versuchen, in diesem Moment mehr zu erfahren. Also verließ sie den Raum, und wie angekündigt stand ein junges Mädchen draußen, um sie in Empfang zu nehmen.

Das Zimmer, das sie vorbereitet vorfand, war klein, hatte jedoch alles, was nötig war, damit Allegra sich auffrischen und dann ein paar Gedanken über die Ereignisse des heutigen Tages machen konnte. Bis zu ihrem Termin beim Schneider war noch Zeit, hatte Simone ihr mitgeteilt, die sie nun zur freien Verfügung hatte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 12.08.2023, 13:11:22
Auch Louis sah sich nach Katharina um. "Ihr 'abt rescht" meinte er und runzelte die Stirn. "Mademoiselle und Ihr könntet womögliesch einiges in Erfahrung bringen." Dass er sich nicht als den rechten Mann sah, mit Händlern zu sprechen, war klar – mochten sie sich hier auch wohlklingender nennen und, aller aristokratischen Vernunft zum Trotz, gar politischen Einfluss ausüben, so waren sie dennoch in Louis' Augen nicht viel mehr als Krämer, die Münzen höher einschätzten als Ruhm und Ehre - keine gute Basis für ein Gespräch.

Seine Augenbrauen wanderten leicht in die Höhe, als die Gesuchte just aus dem abgesperrten Bereich auftauchte. Allerdings verhärteten sich seine Züge beim Anblick der kleinen Spange. "Fichtre!" murmelte er leise und besah sich das Schmuckstück dann genauer: War es vom Feuer geschwärzt? Wies es sonstige Spuren auf, die Aufschluss darüber geben konnten, wie und vor allem wann es von seiner Trägerin getrennt worden war? "Erinnert siesch noch jemand précisément, wie sie die agrafe getragen 'at? Wie kann sie siesch gelöst 'aben?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 17.08.2023, 00:20:28
"Auf dieses Detail habe ich nicht geachtet." musste Friedrich zugeben. "Doch mit Sicherheit lag irgendeine Magie Perchtas auf dieser Spange - womöglich hat sie sich von selbst gelöst, als Jelena ihr Leben aushauchte? Es wäre interessant zu erfahren, ob die Magie noch auf der Spange liegt oder durch ihren Tod erloschen ist."
Für einen Moment wirkte Friedrich erschrocken über das, was er gesagt hatte.
"Entschuldigt bitte, der Gelehrte ist mit mir durchgegangen. Doch ich finde, wir sollten die Spange an uns nehmen - und sei es nur, um Jelenas Andenken zu ehren.
Ich schlage vor, wir verschieben unseren Besuch im Handelsviertel. Wir müssen uns noch einkleiden, und ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich nach diesem Fund für eine Diskussion mit Kaufleuten nicht aufgelegt bin. Lasst uns zurück zu unserer Bleibe kehren, dort etwas ausruhen und dann Monsieur Camp-Champ aufsuchen. Herr Jankauskas, Ihr habt uns Eure Unterstützung angeboten. Habt Ihr bereits eine Bleibe? Falls nicht, so besitzt unsere noch freie Zimmer. Es ist nichts Besonderes, doch sauber und das Essen ist gut, das Bier ordentlich."


~~~

Nach einigen Stunden klopfte ein Diener an Allegras Tür und teilte ihr mit, dass er beauftragt sei, sie zu dem Schneider zu geleiten. Auf Allegras Versuche, unterwegs mit ihm ein Gespräch zu beginnen und so vielleicht etwas mehr über Frau von Castell zu erfahren, reagiert er freundlich, doch einsilbig ablehnend, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als die Häuser zu betrachten, an denen sie vorbeiliefen. Immerhin durfte sie laufen und wurde nicht mit einer Kutsche dorthin verfrachtet.

Der Schneider, ein gewisser Monsieur Camp-Champ (immerhin das hatte sie aus ihrem Führer herausbekommen) war offensichtlich Teil der feinen Gesellschaft Freiburgs und so auch dessen Kunden. Dazu musste sie nicht einmal einen davon sehen - ein Blick auf die Fassade des Geschäfts und dann des Inneren genügte. Der Künstler selbst war offenbar auf ihr Kommen vorbereitet worden, denn sogleich wurde sie von einem in montaignischem Akzent näselnden Mann mittleren Alters in Empfang genommen, der um sie herum zu tänzeln begann.
"Ah, die liebe Gitta hat Euch bereits angekündigt, meine Allerliebste. Ihr könnt sicher sein, dass Ihr der Blickfang der Veranstaltung sein werdet, nachdem Ihr durch meine Hände gegangen seid! Ich habe bereits einige Entwürfe bereitgelegt, die ich euch natürlich höchstpersönlich auf den Leib schneidern werde. Kommt mit, kommt mit, wir haben einiges zu tun!"
 
~~~

In ihrem Gasthaus angekommen erwartete Louis und die anderen bereits eine Nachricht von Gitta von Castell, die ihre Pläne zementierte. Am nächsten Tag bereits sollte ihr Besuch bei ihr stattfinden, und so war es unerlässlich, dass sie heute noch ihre bestellte Abendgarderobe abholen sollten.

Einige Stunden später, nachdem Valdas sein Zimmer in Empfang genommen und jeder von ihnen noch einmal etwas geruht hatte, machten sie sich auf den Weg zu Camp-Champ, um die letzten Anpassungen ihrer Garderobe vornehmen zu lassen und die Kleidung für den morgigen Abend mitnehmen zu können.
Es dauerte einige Momente, nachdem sie den Laden betreten hatten, bis Camp-Champ seinen Kopf um eine Ecke streckte. Sofort sanken seine Mundwinkel nach unten.
"Oh, ihr seid es. Ja, ich habe eure Sachen, ich komme gleich. Entschuldigt, ich bin gerade noch beschäftigt." begrüßte er sie in einem Tonfall, aus dem keinerlei Entschuldigung zu hören war.

Allegra hatte nun bereits das fünfte Kleid anprobiert - wobei Anprobe nicht das richtige Wort dafür war. In Wirklichkeit steckte ihr der Maestro mit Nadeln Stoffstücke an den Körper, die sich dann zu einer Art Kleid zusammenfügten. Noch bevor sie selbst etwas zu dem einen oder anderen Teil sagen konnte, verzog Camp-Champ meist bereits das Gesicht und murmelte etwas wie "Nein, das ist zu bieder" und begann damit, eine neue Kreation an ihr auszuprobieren.
Als plötzlich mehrere neue Kunden das Atelier betraten, war dies eine willkommene Abwechslung, und sie streckte sich, um hinter Camp-Champ um die Ecke zu lugen.

Eine solche Kundschaft hatte sie nicht erwartet. Sicher, der adlige Geck passte hierher, doch die anderen sahen viel zu bürgerlich und offen gesagt nicht wohlhabend genug aus, um hier zu sein - vor allem die Frau. Sofort war ihre Neugierde geweckt, doch zunächst musste sie eine weitere Runde von Camp-Champs Kunst über sich ergehen lassen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 17.08.2023, 15:17:58
Nachdenklich runzelte Louis die Stirn, während er an seinem Schnurrbart zupfte, als wollte er eine gute Idee daraus hervorziehen. "Das klingt plausible" gab er brummend zu. "Ihr kennt Eusch ohne Zweifel besser aus, was le tour de magie angeht, Monsieur Frederic." Der Musketier nahm die Spange und schob sie tief in den Stulpenhandschuh an seiner Linken. "Wir werden das später klären" stimmte er Friedrich sodann zu. "Lasst uns also zurückkehren." Der Montaigner wirkte grüblerisch und blieb für seine Verhältnisse ausgesprochen wortkarg, als sie mit ihrem neuen Bekannten zurückgingen, um ihre Zimmer aufzusuchen. Er taute erst wieder etwas auf, nachdem man sich auf den Weg zu Camp-Champ gemacht hatte.

"Ah, Monsieur – votre dévoué serviteur" grüßte er mit einer leichten Verbeugung, blieb allerdngs verblüfft stehen, als der Schneider ihnen eine, wenn auch montaignisch-höflich formulierte Abfuhr erteilte. Mit der Miene eines Mannes, der es eilig hat, zog er den rechten Handschuh als, ließ ihn in der Manier des gelangweilten Adeligen in die Linke klatschen und meinte leicht pikiert: "Gewiss, gewiss..." Einerseits war er es nicht gewohnt, warten zu müssen, andererseits... nun, der Name Camp-Champ sprach für sich. Da jedoch sein Blick auf ein erstens unbekanntes, zweitens aber weibliches und drittens auch durchaus hübsches Gesicht fiel, das um eine Ecke lugte, hellte sich seine Miene wieder auf, und er zog mit einer galanten Verbeugung den Hut. "Mademoiselle..." Die Aussicht des Wartens schien ihm nun, mit einer solchen Begründung, offenbar nicht mehr untragbar.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 21.08.2023, 23:12:58
Anproben war Allegra gewohnt - obwohl dieser montanische Schneider für ihren Geschmack schon ein bisschen viel Chi-Chi machte. In der Vodacce wurde man als Kundin wenigsten mit Komplimenten überschüttet, was an sich schon oft sehr amüsant war.
La signora di Castell musste eine sehr gute Kundin sein bei all dem Aufwand den Champ-Champ trieb. Und in Anbetracht der Kleiderentwürfe schien der Empfang eine doch ziemlich gehobenere Angelegenheit zu werden. Allegras Neugier stieg, ihr Ungeduld allerdings auch.


Der Anblick der Kunden, den sie um die Ecke erhaschte, war eine willkommene Abwechslung. Diese Stadt war scheinbar schon speziell. Dem Aussehen nach hätte sie eher angenommen, dass zumindest die Frau für den Gecken arbeiten würde, auf der anderen Seite ließ sich in der Haltung der Gruppe nichts entdecken, dass dafür sprach. Wirklich eine zusammengewürfelte Truppe, wie diese sich wohl gefunden hatte? Es schien keine Gemeinsamkeiten zu geben, weder in Herkunft oder Stand noch in der Zugehörigkeit zu einer Länder umspannenden und doch diversen Gilde wie der Schwertkampfgilde.
Ihr Blick fiel auf den Gecken als sich dieser verbeugte. Er war bestimmt ein Montagnier mit dieser Aufmachung. Aber er trug eine interessante Waffe! Sie warf ihm noch ein kurzes, scheues Lächeln zu ob seiner galanten Art, als Champ-Champ sie schon wieder zurück in sein Atelier drängt.

Hoffentlich entsprach dieser Entwurf seinen Vorstellungen und das Gefummel würde endlich ein Ende finden. Während sie den Schneider über sich ergehen ließ und ab und an zustimmend murmelte, wenn es passend schien, lauschte sie, ob Gespräche im Vorzimmer mehr Licht auf diese Gruppe werfen würde.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 22.08.2023, 17:39:30
Valdas ließ sich von der Aufbruchstimmung der Gruppe mitreißen und folgte seinen neuen Gefährten. Die unkonventionelle Gruppe hatte etwas Faszinierendes an sich - und etwas Gefährliches. Er verstand noch immer nicht, was genau sie vorhatten, aber er hatte mittlerweile begriffen, dass es sich hier um ein Komplott handeln musste, der bis in die höchsten Kreise der Eisenlande reichte. Und allein das reichte ihm, um sich der Gruppe anzuschließen.

Das Gasthaus, in dem die Gruppe sich eingebucht hatte, entsprach ziemlich genau der Beschreibung von Friedrich. Sein Raum war einfach, aber sauber, und das Essen wirklich von der besseren Sorte. Alles in Allem befand er, dass seine Entscheidung, sich der Gruppe anzuschließen, richtig gewesen war. Der Name der Frau, die sie am nächsten Tag treffen sollten, Madame de Castell, sagte ihm nichts. Doch aus der Art und Weise, mit welcher Ehrfurcht Louis ihren Namen ausgesprochen hatte und der Andeutung, dass sie ihnen eventuell die Unterstützung eines Eisenfürsten versichern konnte, schloss Valdas, dass es sich um eine Dame aus dem lokalen Adel handeln musste.

Sein Verdacht bestärkte sich, als sie an der viel diskutierten Adresse ankamen, um die Garderobe für das Treffen abzuholen. Das Bekleidungsgeschäft unterschied sich grundlegend von den Geschäften, in der er seine Kleidung zu kaufen pflegte. Während Valdas hohen Wert auf Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit legte, schien es in diesem Etablissement um maximalen Luxus und Individualität zu gehen. Die für solch ein Etablissement durchaus rüde Begrüßung des Schneiders ließ darauf schließen, dass die junge Dame, die er umschwirrte wie eine Biene eine Frühlingsblume, aus eben jenem Kundenkreisen zu sein schien, die dem Laden eher entsprachen als er und seine neuen Freunde. Wobei Louis sich selbst, seiner Reaktion folgend, offensichtlich sehr wohl zu dieser erlauchten Gesellschaft zählte.
Was in zu einem anderen Punkt brachte. Valdas lehnte sich vorsichtig zu Louis hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: "Louis, mon Ami. Ich bin mir nicht sicher, warum ihr mich mit hier her genommen habt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir in diesem Geschäft nicht einmal ein paar Handschuhe leisten könnte, geschweige denn eine komplette Abendgarderobe für einen Empfang bei Madame de Castell."
Als dann noch die junge Dame, die aktuell vom Schneider umsorgt wurde, für einen Moment hinter ihrer Ankleidewand hervorschaute, sank seine Stimmung noch etwas tiefer. Die schwarzen Haare, die hohen Wangenknochen, der Teint. Sie kam offensichtlich aus der Vodacce. Und Vodacce bedeutete Ärger. Immer.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 17.09.2023, 17:03:57
Der Blick des Musketiers folgte der jungen Dame mit sichtlichem Interesse, bis sie sich wieder zurückgezogen hatte. Er zwirbelte seinen Schnurrbart und lächelte. "Pas de problème", meinte er aus dem Mundwinkel und schnippte lässig mit den Fingern. "Es wird siesch schon etwas passendes finden, mon ami. Maitre Camp-Champ wird es niescht auf siesch sitzen lassen, keine Lösung gefunden zu 'aben. Nötigenfalls wird er zaubern, incontestable. Und was die Bezahlung angelangt, so ist Louis de Fromage Puant noch niemals etwas schuldieg geblieben – weder in Gold, noch in Stahl" behauptete der Montaigner selbstbewusst. Damit schien das Thema für ihn abgeschlossen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 21.09.2023, 16:49:24
Katharina war nicht gerade sehr erfreut darüber das sie nun gleich wieder in diese doch sehr unbequeme Verkleidungen schlüpfen musste, doch sie wusste es war wichtig für sie und ihre Freunde das sie ein gutes Bild abgeben würden. Leise wandte sie sich an Louis "bittesorgedafürdasser diesmal das Korsett nicht wieder so eng schnürrt ich brauchenochLuft zum atmen"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.09.2023, 20:02:55
Endlich schien der Maître zufrieden zu sein, denn bei einem der nächsten „Kleider“ helle auch seine Miene auf und er klatschte erfreut in die Hände. „Très jolie! Wenn ich es vollendet habe, werdet Ihr der Blickfang des Abends sein! Aber davor steht noch einige Arbeit für mich an. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr solange warten, und wir machen heute noch die finale Anprobe. Oder Ihr kommt morgen noch einmal vorbei, wie Ihr möchtet. Es wird allerdings noch eine kleine Weile in Anspruch nehmen.“

Nachdem Allegra in die kleine Kammer zurückgekehrt war, in der sie sich bereits zuvor entkleidet hatte, um sich wieder der anzukleiden, wandte sich der Meister endlich der anderen Gruppe zu. Nun kehrte auch ihnen gegenüber sein Lächeln sowie seine Höflichkeit zurück.
„Bonjours, Madame et Messieurs“ begrüßte er sie in einem Montaignisch, aus dem Louis erneut den breiten eisenländischen Akzent heraushörte. „Ihr möchtet sicher die finale Anprobe für eure Garderobe vornehmen. Das sollte nicht lange dauern, ich habe alles vorbereitet! Folgt mir!“
Erst jetzt bemerkte er das neue Gesicht und verzog dafür seines. „Mon dieu! Benötigt ihr etwa auch noch einen Anzug für morgen? Diese Familie bringt mich noch um den Verstand.“ entfuhr es ihm wohl eher versehentlich.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 22.09.2023, 19:34:12
"Excusez moi, Maître." entgegnete Valdas auf die schockierte Reaktion ihres Gastgebers. "Es war nicht meine Absicht, euch in Verlegenheit zu bringen. Ich bin erst kürzlich zur Gemeinschaft von Moinseur de Fromage Puant hinzugestossen und er besteht darauf, dass ich an besagter Veranstaltung teilnehme." versuchte er unter Zuhilfenahme seiner besten Mongaignisch-Kenntnisse, die Situation etwas zu beruhigen. "Außerdem war er voller Lobes über Eure Fähigkeit, selbst in der Kürze der Zeit ein angemessenes Gewand bereitzustellen. Er ging sogar so weit zu behaupten, dass wohl nur Ihr dazu in der Lage wärt." beendete er seine Entschuldigung mit einem freundlichen Lächeln.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 23.09.2023, 13:21:45
Indem er leise erwiderte "Iesch werde mit all der Macht für Eusch und Euren Atem streiten, Mademoiselle Catherine, die in einer solsch delikaten weiblieschen Frage für einen Edelmann schickliesch ist", schmunzelte der Musketier ob Katharinas Widerwillen gegen die unbequeme, wenn auch höchst modische Verpackung, die ihr für den wichtigen Termin der Gefährten bevorstand. Er selbst sah der Anprobe eher gelassen entgegen, war er doch einerseits als Angehöriger des niederen montaignischen Adels gewohnt, Empfänge und Bälle in angemessener Garderobe zu besuchen.

Und zum anderen sah die Etikette in der Tat für ihn als Mann eine sehr viel weniger einengende Kleiderwahl vor. Er wandte sich also an den Meisterschneider und meinte mit einer leichten Verbeugung: "Bel et bien, Maitre, es iest wie Monsieur Valdas sagt. Iesch bien untröstliesch ob der wahrliesch kaum zumutbaren situation, doch bin iesch wahr'aftig davon überzeugt, dass einzig und allein Eure Kunst uns noch vor einer calamité 'öchsten Ausmaßes zu retten vermag! Obgleisch Ihr, wie iesch zu verstehen glaube, mit besagter Familie niescht zum ersten Male dergleischen erlebt?" erkundigte er sich im Plauderton.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 24.09.2023, 09:06:21
"Maitre, währt ihr so freundlich und würdet mir bei der Anprobe zur Seite stehen? Nur eure geschickten Hände und eure geschulten Augen können beurteilen ob das Kleid perfekt ist oder ob es noch einer Kleinigkeit bedarf" als Katharina dann mit dem Schneider in der Umkleide ist und sie sicher ist das man sie nicht mehr hören kann fragt sie leise "verzeiht meine Neugier, aber wer ist die Dame von eben? Ihr habt ihr ja ebenfalls ein Meisterwerk auf den Laib geschneidert. Muss ich da etwa eifersüchtig werden? Ihr wisst doch das meine Freunde und ich zu einem großen Ereignis eingeladen sind, und da möchte ich doch sicher gehen das die Blicke der Männer alleine auf mir ruhen, oder zumindest würde ich gerne wissen wem die Männer da sonst noch so nach schauen, wenn sie denn schon zwei Schönheiten betrachten dürfen"

Als Katharina das Kleid dann an hat tritt sie zu ihren Freunden hervor "Na was sagen die Herren zu diesem Meisterwerk? Jetzt fehlt nur noch das passende Schuhwerk, etwas Duftwasser, sowie ein Hauch Gesichtspuder und etwas Farbe die meine Lippen und die Augen betonen. Vielleicht weiß ja einer der anwesenden wo wir diese fehlenden Kleinigkeiten noch am besten erwerben könnten?" Katharina fragt dies bewusst etwas lauter wie es hätte unbedingt sein müssen, in der Hoffnung das die Fremde Frau vielleicht sogar reagiert und man so mit ihr ins Gespräch kommen könnte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 24.09.2023, 15:08:11
Allegra befand sich noch immer in ihrer kleinen Umkleidekammer, während draußen die anderen vier Kunden mit ihrer Anprobe begannen. Die Stimmen waren zwar etwas gedämpft, dennoch konnte die Vodacce jedes Wort verstehen, das draußen gesprochen wurde.

"Natürlich bin ich in der Lage, Euch angemessen für Euren Empfang bei Madame Gitta einzukleiden." erwiderte Camp-Champ auf Valdas' und Louis' Einwände. "Es wäre allerdings weitsichtiger gewesen, man hätte mich früher informiert. So werdet Ihr wohl oder übel mit einem bereits einmal getragenen Anzug vornehmen müssen. Eine Neukreation könnte ich in Rekordzeit womöglich noch bewerkstelligen, aber wenn Mutter und Sohn am gleichen Tag mit einer Beauftragung für den folgenden Tag kommen, kann selbst ich keine Wunder wirken. Und Madame, um Eure Frage gleich zu beantworten, ist es ebenfalls heute eingefallen, ihr neues Mündel, oder welche Funktion auch immer die Frau innehat, für den morgigen Empfang einkleiden zu lassen.
'Es muss sensationell aussehen' ließ sie mir mitteilen. Nun, Ihr werdet die Dame morgen ja selbst kennenlernen.
Wie gesagt, daher müsst Ihr mit einer etwas bescheideneren Garderobe vorliebnehmen. Doch, ohne Euch nahetreten zu wollen, in unserem Alter ist ein etwas gesetzterer Anzug, der nicht dem neuesten Schrei aus der Montaigne folgt, ohnehin die passendere Wahl. Ihr habt eine sehr dankbare Figur und ich glaube, dass ich genau das Richtige für Euch hier habe. Es dürften nur wenige Anpassungen notwendig sein."


Offenbar hatte Camp-Champ keine besonderen Gewissensbisse, diese doch einigermaßen privaten Informationen weiter zu plappern, und überhaupt schien seine Laune sich deutlich gelockert zu haben, seit sie eingetroffen waren - womöglich dem geschuldet, dass er für seine erste Kundin inzwischen offenbar das Richtige gefunden hatte. Diese war inzwischen mit ihrer Ankleide fertig, zögerte aber noch, ob sie nun einfach in den Raum platzen sollte und dadurch offenbaren, dass sie wohl alles mitgehört hatte.

Katharina war es dann, die als erstes ihr Kleid anprobieren durfte, und zog dies in einer zweiten Kammer an, in die sie den Maître dann unter dem Vorwand rief, ihr bei der Ankleide zu helfen. Auf die Fragen Katharinas schien der Mann jedoch etwas nervös zu werden.
"Madame! Niemals würde ich die eine Dame absichtlich weniger gut kleiden als die andere. Es ist wie mit Wein, die einen bevorzugen einen vollmundigen Roten, die anderen einen leichten, spritzigen Weißen, doch deshalb ist keiner der beiden besser als der Andere. Madame hat mir aufgetragen, ihr Mündel, Frau Allegra, auf das Beste einzukleiden, um beim morgigen Empfang präsentabel zu sein. Ich bin sicher, Ihr werdet beide im Blickpunkt stehen. Doch darf ich eine Frage stellen? Es schien mir nicht so zu sein, dass es sich um eine Brautschau handelt. Hätte ich gewusst, dass die Aufgabe ist, die Männer um den Verstand zu bringen, hätte ich sicherlich noch den einen oder anderen Schnitt angesetzt."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 06.10.2023, 13:46:21
Mit einer höfischen Verbeugung ergriff Louis Katharinas Hand und deutete einen vornehmen Handkuss an. "Ravissant, Mademoiselle - absolut bezaubernd! Iesch bin 'ingerissen" ließ er sich in etwa derselben Lautstärke vernehmen. Ein kurzer Blick ging zu Camp-Champ. "Und iesch zweifle niescht, dass der maitre weiß, wo Ihr alles findet, was Ihr benötigt, mon cher Catherine." Vielleicht hatte er erfasst, worauf sie aus war, vielleicht war er aber auch tatsächlich 'ingerissen - man konnte das bei dem offenkundig in Komplimenten geübten Montaigner schwer sagen. Dass ihn weibliche Eleganz zu entzücken vermochte, stand allerdings außer Zweifel.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 11.10.2023, 00:11:53
Da weder Allegra noch die andere Gruppe sich so aufdringlich zeigten, sich in die jeweils anderen Angelegenheiten einzumischen, verging der Rest der Anprobe ohne Zwischenfälle. Die Garderobe für Katharina, Louis und Friedrich saß bereits bei der ersten Anprobe beinahe perfekt und es waren nur minimale Anpassungen seitens des Meisters fällig. Auch Valdas konnte schnell bedient werden, denn tatsächlich befand sich ein Anzug im Fundus Camp-Champs, der dem Samarter nicht nur passte, sondern auch hervorragend stand und für den anstehenden Empfang keineswegs unstandesgemäß sein würde.

Nachdem die vier das Geschäft verlassen hatten, widmete sich Camp-Champ den Rest des Abends über dem Kleid für Allegra, die es tatsächlich vorgezogen hatte, das Ergebnis abzuwarten (da sie ohnehin nichts anderes zu tun hatte). Der Vorteil davon war, dass sie immer wieder zur Stelle war, um dem Meister als Modell zu dienen, während er die Stoffe perfekt an ihre Figur anpasste. Das Ergebnis, das sich nach mehreren Stunden kreativer Explosivität einstellte, war, wie selbst Allegra selbst zugeben musste, famos. Selbst sie, die der Auftakelei zu gesellschaftlichen Ereignissen gewöhnlich nicht viel abgewinnen konnte, war beinahe sprachlos, als sie ihr Spiegelbild betrachtete.
Nun, Signora de la Castell würde zufrieden sein, daran hatte sie keine Zweifel.

Nach einem Schwall an Komplimenten seitens des Meisters und mindestens genau so vieler Aufforderungen, Madame de Castell zu grüßen (und daran zu erinnern, welch großartigen Dienst er ihr wieder einmal geleistet hatte), trat Allegra schließlich aus dem Geschäft und machte sich auf den Weg zu ihrem neuen Zuhause (selbstverständlich begleitet vom Meister selbst, der sie nun, da die Dämmerung bereits angebrochen war, natürlich nicht alleine gehen ließ).

~~~

Auf Seiten der Vierergruppe stand nach ihrer Rückkehr ins Gasthaus noch ein weiterer nächtlicher Termin an, denn wenn sie die Signale nicht missverstanden hatten, wollte sich in dieser Nacht womöglich Valerija mit ihnen treffen, die Assistentin Fahrenbachs. Es war zwar alles andere als klar, ob hier tatsächlich etwas mit unlauteren Dingen vorging, doch Louis ließ sich nicht davon abbringen, einer Dame, die womöglich in Not sein könnte, zu helfen.

Des Nachts bezogen sie also in der Nähe von Fahrenbachs Anwesen Stellung und hielten Ausschau nach irgendwelchen Anzeichen, die auf Valerija hindeuten konnten. Lange warteten sie dort, eine Stunde, zwei, und mehr und mehr stellte sich die Überzeugung ein, dass sie (und besonders Louis) zu viel in Valerijas Worte hineininterpretiert hatten.

Doch plötzlich, als sie beinahe schon aufgeben wollten und nur dank Louis' Zurede noch weiter ausharrten, landete plötzlich etwas nur wenige Meter von ihnen entfernt in den Büschen. Es war Katharina, die Louis noch zuvorkam und den Gegenstand aufhob, der sich als Stein entpuppte - jedoch umwickelt mit einer Nachricht!

Ich kann heute nicht sprechen. Trefft mich morgen des Nachts um drei Uhr auf dem alten Nachtblutfriedhof.
- Valerija

~~~

Nicht viel passierte am nächsten Tag, als beide Parteien sich nervös auf den Empfang vorbereiteten, von dem sie nicht wirklich wussten, was sie dort erwarten würde. Friedrich, Louis, Valdas und Katharina hatten einiges an Schlaf nachzuholen und trafen erst spät zum Frühstück im Schankraum zusammen, doch es waren immer noch etliche Stunden, bis sie aufbrechen mussten. Allegra hingegen versuchte sich noch einmal zu vergegenwärtigen, wie die eisenländischen Sitten bei einem solchem Empfang aussahen. Von ihrer Herrin sah sie den gesamten Tag nichts.

So wurde es Abend und die Stunde des Empfangs schlug. Pünktlich (also deutlich vor dem Termin) erschienen die vier Gäste und wurden bereits von der beleibten Figur Achim zu Castells erwartet, der ebenfalls einen nervösen Eindruck machte. Achim war allein erschienen, was in Anbetracht dessen, was sie von seiner Mutter bisher gehört hatten, vermutlich die richtige Entscheidung war. Dennoch waren sie gespannt darauf, wie sie von ihr empfangen werden würden.

Der erste Schock erwartete sie, als sie den Salon betraten, in dem der Empfang offensichtlich stattfinden würde - denn es versprach, eine sehr private Veranstaltung zu werden. Zwar wurden von Dienern Häppchen und Getränke gereicht, doch der einzige andere Gast außer ihnen schien eine junge Frau zu sein - die Louis mehrfach mustern musste, bevor er erkannte, dass er sie am vorherigen Tag bei Mr. Camp-Champ bereits schon einmal gesehen hatte (kaum wiederzuerkennen in dem Meisterwerk, dass dieser ihr auf den Leib geschneidert hatte).

"Achim!" ertönte die schneidende Stimme der Hausherrin. Ohne eine Spur von Lächeln, weder im Gesicht noch in der Stimme, fuhr Gitta zu Castell fort: "Ich sehe, du bist ohne deinen speziellen Freund gekommen, wie schön. Ich vermute, das heißt, du willst etwas von mir haben. Und ich nehme es, es hat etwas mit diesen Leuten zu tun, die du mich hast einladen lassen. Du hast es zumindest geschafft, dass ich neugierig bin. Also, was willst du und was wollen diese Leute von mir?"

Überrascht, nein vor den Kopf gestoßen taumelte Louis einen Schritt zurück. Er hatte viel, oder eher wenig, vom eisenländischen Adel erwartet. Aber ein solches Fehlen jeglicher Diplomatie? Es würde ein schwieriger Abend werden, soviel stand für ihn fest.
Währenddessen bemühte sich ihr Fürsprecher, es zumindest nicht schlimmer zu machen: "Mutter, mir ist bewusst, dass du mich und vor allem meinen Lebenswandel kaum ertragen kannst. Doch ich bitte dich, hör diesen Leuten zu. Hier geht es um etwas Größeres als um mich und Walter. Mach sie nicht für etwas verantwortlich, was mir zuzuschreiben ist."
Leicht zuckte er zusammen, als er merkte, dass die Nennung des Namens Walter ihm wohl keine Pluspunkte bringen würde. Doch dann sprach er seine vier Gäste an: "Ich bitte euch, sprecht selbst für euch und eure Sache."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 11.10.2023, 19:22:04
Louis hatte es bei der weiteren Anprobe nicht an Komplimenten für Katharina fehlen lassen. Einige Blicke des Montaigners waren aber auch noch in die Richtung gewandert, in welche die ihm unbekannte junge Kundin Camp-Champs verschwunden war – von der er zwar außer ihrem Äußeren recht wenig kannte, aber das immerhin war ja durchaus berückend. Zu seinem Leidwesen bekam er das bezaubernde Geschöpf nicht mehr zu Gesicht. Als standesbewusster Mann zeigte er sich indes sehr zufrieden mit den Ergebnissen der Bemühungen seitens des maitre. Er vergaß nicht zum Abschied zu versichern, dass er für die weitere Verbreitung von Camp-Champs Ruhm als Meister von Nadel und Faden sorgen würde. Seine Gedanken wandten sich erst ernsteren, weniger angenehmen Angelegenheiten zu, als es daran ging, das Rendezvous mit Valerija anzugehen.

Dass man schier endlos zu warten hatte, schien seine Geduld unmäßig zu strapazieren: Unablässig zwirbelte der Musketier seine Bartspitzen oder schlug sich mit einem seiner großen Stulpenhandschuhe – natürlich leger in der Hand getragen – gegen den Stiefelschaft. Es war wohl hauptsächlich sein Widerstreben, eine mögliche Fehleinschätzung einzugestehen, das ihn veranlasste, auch die anderen zu weiterer Geduld aufzufordern. Die ungewöhnliche Botschaft, die sie schließlich anstelle der jungen Dame erreichte, ließ ihn zwar misstrauisch die Stirn runzeln, doch schien er recht aufgeräumt, als er bemerkte: "Hmmm... sehr ungewöhnliesch. Vielleischt ist man Mademoiselle auf die Spur gekommen und 'at sie kühlgestellt, wie man 'ierzulande sagt? Dann wäre dies der Versuch, uns in eine embûche zu locken" überlegte Louis laut. Mit einem grimmigen Lächeln schloss er an: "Nun, iesch würde sagen, wir tappen mitten 'inein und sehen, was uns auf diesem cimetière de sang de nuit erwartet, d'accord?"

Am nächsten Tag war der Musketier wohl der einzige, dessen Nervosität sich in Grenzen hielt. Immerhin war er Empfänge gewohnt und brachte gerade das rechte Maß an Selbstvertrauen mit, um Madame Castell wohlgemut gegenüberzutreten. Allerdings musste er der Dame lassen, dass sie es verstand, ihre Gäste zu verblüffen. Nachdem er sich von seiner ersten Überraschung erholt und mit einiger Verspätung auch das junge Fräulein vom Vortag mittels eines galanten Handkusses begrüßt hatte, wandte sich der Montaigner der Gastgeberin zu. Seine Miene, höflich zwar, war für montaignische Verhältnisse allerdings steinern, als er einen Kratzfuß machte. "Iesch bin 'öchst entzückt, Eure Bekanntschaft zu machen, Madame. Darf iesch meine 'ochachtung aussprechen – iesch bin bezaubert" behauptete er und machte sich mit Todesverachtung bereit, im unglücklichen Falle des Bedarfs auch bei ihr einen Handkuss anzudeuten.

Sodann machte er sich daran, auch seine Begleiter mit der gewohnten weltgewandten Grandezza vorzustellen. Schließlich trat er einen halben Schritt zur Seite, wies auf Allegra und sagte: "Ehe iesch fortfahre, möchte iesch jedoch niescht die entzückende Mademoiselle übergehen, die näher zu kennen iesch leider noch niescht die Freude 'abe." Seine ausgestreckte Hand mochte man als Geste der Einladung deuten, das Wort zu ergreifen, oder auch als das galante Angebot, ihr die Hand als Stütze für einen höfischen Knicks zur Verfügung zu stellen. Das Terrain mochte vermint sein, aber die Art des Waffengangs war ihm offenkundig nicht fremd.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 17.10.2023, 19:58:41
Es dauert zwar einige Zeit bis sich Katharina an die ganzen Komplimente von Louis gewöhnt hatte, aber gegen Schluss musste sie sich selbst eingestehen das es ihr doch irgendwie gefiel und das sie sich daran vielleicht sogar gewöhnen könnte.

Katharina hätte ja echt nicht mehr daran gedacht das ihre nächtliche Aktion noch etwas bringt, doch dann fällt ihr der Stein direkt vor die Füße und sie sichtlich erleichtert das doch nicht alles umsonst war als sie die Nachricht liest und dann an Louis übergibt.

Die Ereignisse die dann am nächsten Abend auf Katharina zukam hatten sie für den ersten Moment jedoch völlig sprachlos gemacht und sie konnte das alles gar nicht wirklich begreifen. Sie war davon ausgegangen auf einen großen Ball zu kommen mit vielen Gästen. Und jetzt standen sie fast alleine im Raum mit dieser unmöglichen Frau die alle Vorurteile bedient die Katharina von adeligen hat. Es war gut das Louis an ihrer Seite war und das reden übernimmt. Katharina blieb erstmal still und versucht das ganze noch zu verarbeiten und richtig ein zu sortieren.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 18.10.2023, 22:08:31
Mit offenem Mund starrte Valdas die junge Frau an, die hinter dem Schirm, der als Umkleide diente, hervortrat. Monsieur Camp-Champ war wirklich ein Meister seines Faches, er hatte Katharina in eine völlig andere Person verwandelt. Valdas war sich sicher, dass er sie mit den noch fehlenden Accessoires und an anderer Stelle nicht erkannt hätte und er war sicher, dass es nicht nur ihm so erging. Nachdem Louis seine eigene Überraschung ob der Verwandlung von Katharina überwunden hatte, überhäufte er Katharina derart mit Komplimenten, dass ihr eine deutlich sichtbare Röte ins Gesicht stieg.
Allerdings stellte Valdas auch fest, dass sich bis auf Louis, der sich in seiner neuen Gewandung sichtbar wohlfühlte, seinen restlichen Begleiter sichtlich anzumerken war, dass ihnen die edlen Stücke zwar gefielen, aber dass sie sich in weniger opulenter Kleidung deutlich wohler fühlten.

Nachdem sie also nach und nach neu eingekleidet waren. zogen sie von dannen, um sich anderen Aktivitäten zu widmen. Gegen Abend erklärten ihm seine Gefährten, dass sie noch jemanden treffen wollten, allerdings konnte er bis auf den Namen Valerija nicht viel weiter herausfinden. Die besorgten Mienen der Anderen beim vergeblichen Warten sprachen allerdings Bände, bis Katharina einen mit einer Nachricht versehenen Stein aus einem Gebüsch fischte, die das Treffen für den Abend absagte.
 
Der kommende Tag brachte dann die aufgeregten Vorbereitungen für die Veranstaltung am Abend. An ihrem Zielort angekommen war Valdas überrascht, dass es sich offensichtlich um eine private Audienz statt um einen ihrer Garderobe angemessenen Ball oder größeren Empfang handelte. Sein Unbehagen stieg, als er die junge Vodacce erkannte, die sie am Vortag bei der Anprobe bei Maître Camp-Champ kurz erspäht hatten. Was mochte sie hier für eine Rolle spielen?
Nur zu gern überließ er Louis die Rolle des Sprechers der Gruppe, die dieser mit dem ihm eigenen Selbstverständnis übernahm, und machte sich ein Bild von ihrer Gastgeber. Es war schnell klar, dass es sich um Mutter und Sohn handelte, wobei der Sohn das Treffen der Gruppe mit seiner Mutter arrangiert hatte. Und es war klar, wer im Haus und darüber hinaus das Sagen hatte.
Sie sprach mit einer kalten und fast schon gelangweilten Stimme zu ihrem Sohn und machte keinen Hehl daraus, dass sie sich Besseres vorstellen konnte, als den Abend in der Gesellschaft von ihm und der Gruppe zu verbringen.
Und doch ließ Valdas sich noch einmal ihre letzten Worte durch den Kopf gehen "Du hast es zumindest geschafft, dass ich neugierig bin. Also, was willst du und was wollen diese Leute von mir?"
Wenn er sich nicht vollständig in Madame zu Castell irrte, dann war die angesprochene Neugier nur vorgetäuscht. Sie war sich wohl bewusst, wen sie da vor sich hatte und warum sie gekommen waren. Und es würde an diesem Abend nicht darum gehen, was die Gruppe von ihr wollte, sondern was sie von der Gruppe wollte...
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 19.10.2023, 21:42:06
Allegra musste schon zugeben, Monsieur Champ-Champ war wirklich ein begnadeter Meister seiner Zunft. Es hatte sich zudem gelohnt zu bleiben und dem Meister weiter zur Verfügung zu stehen, konnte er doch so seine Kreativität spontan in traumhaftem Stoff auf ihren Leib zaubern. Natürlich war sie interessiert gewesen, mehr über diese Leute zu erfahren, aber sie wollte auch nicht dem morgigen Abend zu viel vorgreifen, zumal sie immer noch nicht wusste, worum es tatsächliche gehen würde. Also zog sie es vor zu schweigen und sich nicht weiter zu zeigen.
Die Vodacce hatte natürlich nicht erwartet, Signora de Castell noch am Abend zu sprechen, dafür war es zu spät geworden, bis Monsieur Champ-Champ sie zurück begleitet hatte. An welcher Stelle sie sich allerdings auch geärgert hatte, dass sie wieder keine Chance bekam, sich alleine diese Stadt anzusehen. Nachdem sie sich vielmals bei dem Meisterschneider bedankt und versichert hatte, natürlich seine allerbesten Grüße auszurichten, wurde sie von einer Zofe auf ihr Zimmer geführt. Kurze Zeit später brachte ihr die Zofe dann noch ein kleines Abendmahl.
Sie war so hungrig, aber hielt sich doch zurück, auf keinen Fall wollte sie riskieren, dass das Kleid am morgigen Abend an irgendeiner Stelle spannen würde.

Auch der nächste Tag verlief äußerst unbefriedigend. Signora de Castell hielt es anscheinend nicht für nötig, ihr auch nur den kleinsten weiteren Hinweis zu geben. Worauf sollte Allegra auf am Abend achten oder vielmehr auf wen? Na wenigstens war die eisenländische Etikette nicht so herausfordernd, wie die anderer Länder. Zumindest soweit sich Allegra an ihre Lehrstunden erinnerte.

Sie fühlte sich zwar nicht gut auf ihre Aufgabe vorbereitet und war daher etwas nervös, aber zumindest mit ihrem Aussehen war sie sehr zufrieden, als sie am Abend die Treppe herunterschritt.
Allegra war doch etwas verwundert, als sie feststellte, dass die Veranstaltung anscheinend nur im Salon und nicht etwa im Ballsaal stattfinden würde. Gitta de Castell hatte zwar nur einen Empfang angekündigt, aber das hieß in solchen Kreisen doch oft eine Veranstaltung von bis 50 Gästen. Überrascht war sie dann, als es offentlich wurde, dass mit dem Eintreten der Gruppe, die sie am Vortrag kurz im Atelier des Schneiders gesehen hatte, zusammen mit einem adelig gekleideten, wohl-gerundeten Mann die Abendgesellschaft vollständig zu sein schien.
Aber so etwas brachte Allegra nicht aus dem Konzept, dafür hatte sie schon zu viel Übung in Gesellschaften.
Der Mann schien äußert unsicher zu sein, obwohl sie auf den ersten Blick den Eindruck hatte, dass er wie ein Verwandter der Signora aussah, dieselbe Nase und das etwas fiehende Kinn.
Die zugegebenermaßen sehr brüske Begrüßung von Signora de Castell bestätigte ihre Vermutung. In ihrem ersten Gespräch hatte die Hausherrin ihren Sohn einen Nichtsnutz geschimpft, aber es war wohl nicht das einzige, was sie an ihm störte.
Allegra musterte die Gruppe, Monsieur Champ-Champ hatte wirklich ausgezeichnet gearbeitet. Die Kleidung ließ nichts zu wünschen übrig und alle Accessoires waren gefunden wurden. Allerdings war ersichtlich, dass bis auf den Montagnier keiner es gewohnt war, solche Kleidung regelmäßig zu tragen. Richtiges Unbehagen stellte sich bei den Gästen dann aber mit der Begrüßung von Frau Castell ein. Die Vodacce war sich vollkommen sich, dass ihre Gastgeberin genau das bezweckt hatte. Nur der charmante und anscheinend auch adelige Montagnier versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und gab sich keine Blöße in der Etikette. Genau hörte sich Allegra die Vorstellung seiner Kameraden an und war erstaunt einen Samater unter ihnen zu finden. Dem Gespräch des gestrigen Abends hatte sie entnommen, dass dieser wohl erst kürzlich zur Gruppe dazugestoßen war.
Diese Leute hatten wohl ein Anliegen, dass auch für Achim de Castell so wichtig war, es auf eine Konfrontation mit seiner Mutter einzulassen. Allegra war sehr gespannt, es musste schon etwas in der höheren Gesellschaft sein oder etwas sehr teures, dass dich diese Leute an Signora de Castell wandten.
Als der Montagnier sich gallant nach ihrem Namen erkundigte, schenkte Allegra ihm ein bezauberndes Lächeln während sie kleine Knicks andeutet und ihrer Auftraggeberin so die Zeit gab, sie vorzustellen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.10.2023, 12:27:17
Die Adlige machte keinerlei Anstalten, den Handkuss abzuwehren, also musste Louis seinem Todesmut taten folgen lassen. Es zeigte sich jedoch, dass er weder dabei aufgefressen wurde noch sonstige schlimme Dinge geschahen. Stattdessen schien die Dame ihm ein ehrliches Lächeln zu widmen.
„Ihr seid zu gutmütig, Monsieur. Wäre ich vierzig Jahre jünger, würde ich euch eure Bezauberung womöglich sogar glauben. Dennoch ist es immer wieder eine Freude, den vielgepriesenen Charme der Montaigner zu erleben. Nicht umsonst haben wir in den Eisenlanden kein eigenes Wort dafür.

Doch zu Eurer Frage: Diese junge Frau ist Allegra Rafaela Celare, eine junge Dame aus der Vodacce, die ich bei mir aufgenommen habe. Sie soll die hiesigen höfischen Gebräuche kennenlernen und ein solcher, eher intimer Anlass, bietet sich dafür dich hervorragend an, oder was meint ihr? Wobei böse und vielleicht auch weniger böse Zungen behaupten würden, dass meine Obhut dafür nicht sonderlich geeignet ist.

Also: Nun, da wir die Vorstellungen hinter uns haben: Was ist es, worüber Ihr mit mir sprechen wollt? Achim mag ein Schwertschlucker sein und mir ein Enkelkind vorenthalten, doch er ist nicht dumm. Er würde euch nicht zu mir bringen, wenn die Angelegenheit aus seiner Sicht nicht wichtig wäre. Also sprecht, denn entgegen anderslautender Gerüchte habe ich noch keinem Bittsteller den Kopf abgerissen - auch wenn ich es manchmal gewollt hätte.
Mir Schimpf und Schande aus dem Haus geworfen - das wohl.“
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 22.10.2023, 13:22:41
Als echter Musketier schreckte Louis vor keiner Herausforderung zurück. Er ließ sich absolut nichts anmerken, als er der Dame einen galanten Handkuss gab. "Aber mitnieschten, Madame", erwiderte er gewandt, "eine eschte grande dame bestiescht dursch ihre Persönlieschkeit, welscher die Jahre nieschts anzu'aben vermögen. Es iest bedauerliesch, dass die Eisenlande Eusch 'ier derartiges Unrescht antun!" Bei der Vorstellung Allegras und deren Knicks huschte ein höchst wohlgefälliges Lächeln über seine Lippen, und er verbeugte sich formvollendet vor der Vodacce. "Es iest mir eine Freude, Mademoiselle, die Bekanntschaft einer solsch liebreizenden jungen Dame zu machen! Bitte seht miesch als Euren Diener an, wann immer Ihr dessen bedürft."

Leider blieb ihm wenig Zeit, seine Beredsamkeit weiter zu entfalten, denn die Gastgeberin zeigte sich so wenig geduldig, wie sie diplomatisch zu sein schien. Der Montaigner verbarg seine Verwunderung unter einer weiteren galanten Geste und überhörte die leise Drohung der Castell, die Freunde womöglich hochkant hinausbefördern zu lassen – eine Möglichkeit, die für ihn ohnehin undenkbar war. Lediglich bei der Vokabel "Bittsteller" zuckte es kaum merklich in seinem Gesicht, und er beglückwünschte Madame im stillen dazu, dass sie nicht satisfaktionsfähig war. "Nun, wir wollen versuchen, Eusch unsere Sache darzulegen, Madame" begann er und versuchte sich trotz der betörenden Gegenwart gleich zweier hübscher – und sehr geschmackvoll gekleideter – junger Damen wieder auf das Anliegen zu konzentrieren, welches sie hierher geführt hatte.

"Alors", holte er nach einem Blick auf seine Begleiter aus, "wir sind bestrebt, den Rat und Monsieur Träge davon zu überzeugen, dass es im besten Interesse von Fribourg iest, gegen Roswitha de Wirsché vorzuge'en. Diese Person und ihre Pläne stellen eine bedeutende danger für die Eisenlande dans sa totalité dar. Ihr werdet fragen, wie wir uns zu solsch einer Be'auptung versteigen können, Madame, und iesch gebe Eusch Rescht, es klingt unge'euerliesch. Dennoch! Wir 'aben Dinge erlebt, die ganz eindeutieg beweisen: de Wirsché iest niescht zu unterschätzen – au contraire! Niescht zu vergessen andere Bedro'ungen wie Leibwerk'euschrecken," – hier ging ein kurzer Blick zu den Muttersprachlern – "von denen wir mit einigen 'öchstpersönliesch die Klingen gekreuzt 'aben."

Nach einer kleinen Pause fuhr er fort, energisch seinen Schnurrbart zwirbelnd: "Iesch bin allerdings kein sonderliesch guter narrateur, auch fehlen mir die Kenntnisse eines eschten savant wie unseres Monsieur de Dent. Wollt Ihr niescht Madame einige unserer Erlebnisse schildern, mon ami?" Womit er eine einladende Geste gen Friedrich machte, dem er offenbar besser zutraute, von ihrer Reise zu erzählen, ohne an der einen oder anderen Stelle unabsichtlich Hinweise auf deren geheimen Teil preiszugeben. Madame schien ihm, obgleich an Liebreiz den jüngeren Damen gegenüber im Nachteil, keinesfalls auf den Kopf gefallen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 22.10.2023, 16:15:13
Sie hatte es geahnt. Es ging tatsächlich um höhere politische Kreise. Auch wenn man in den Eisenlanden anscheinend überraschend schnell auf den Punkt kam, schien es hier wie auch bei ihr zu Hause immer um rivalisierende Adelshäuser zu gehen.
Träge war Allegra ein Begriff, zum Geschlecht der Wisches kramte sie in den Erinnerung ihrer Unterrichtsstunden zur Landeskunde.
Und was zum Kuckuck sollten Leibeswerkheuschrecken sein.
Vielleicht konnte der große Eisenländer hier Licht ins Dunkel bringen. Neugierig betrachtete Allegra den älteren Mann genauer.
Das schien hier wirklich interessant zu werden. 
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 31.10.2023, 00:46:33
Friedrich hatte Louis' Ausführungen ruhig zugehört, doch verspannten sich seine Muskeln direkt, als dieser ihn aufforderte, die Erzählung weiterzuführen. Nach diesem kurzen Schreck jedoch schien der Gelehrte sich zu fassen und kam der Aufforderung seines montaignischen Kompagnons nach:
"Ohne dir zu nahe treten zu wollen, werter Louis, muss ich leider die eine oder andere Korrektur vornehmen. Einen Leibwerkschrecken haben wir tatsächlich weder zu Gesicht bekommen noch besiegt. Allerdings haben wir Gerüchte über das Auftauchen eines solchen Wesens bei Freiburg gehört. Bisher konnten wir dem jedoch nicht folgen, denn, auch wenn man es kaum glauben mag, wichtigere Dinge haben uns aufgehalten.

Die Gefahr, und hier stimme ich Louis voll und ganz zu, die von Eisenfürstin von Wirsche ausgeht, muss jedoch als deutlich größer angenommen werden als bisher vielleicht auch in Freiburg vermutet. Zum einen haben wir eindeutige Hinweise aus erster Hand, dass Wirsche selbst im entfernten Fürstentum Pösen an Landgewinnen arbeitet und wohl auch vor militärischem Eingreifen nicht unbedingt Halt machen wird. Gleichzeitig haben wir Aktivitäten von Roswitha von Wirsche im Angenehmen Wald beobachtet, die offenbar übernatürlicher Natur waren. Und es besteht zumindest der Verdacht, dass hinter einem Anschlag auf unser Leben, dem zwei unserer Kameradinnen zum Opfer fielen, ebenfalls Wirsche als Drahtzieherin steht.
Einiges davon mag noch auf Vermutungen beruhen, doch es ist meine feste Überzeugung, dass Wirsche jetzt und hier aufgehalten werden muss. Unsere Aufgabe, wie Louis bereits darlegte, ist es, den Rat von der Gefährlichkeit Wirsches zu überzeugen und zum Handeln zu bewegen. Bislang sind wir dabei zugegebenermaßen nicht sonderlich weit gelangt. Wir haben wohl die Unterstützung des ehrenwerten Peter von Weierstraß, und auch Walter von Stein konnten wir überzeugen."


Eine Grimasse legte sich über das Gesicht ihrer Gastgeberin, und Friedrich bemerkte zu spät, dass die Erwähnung dieses Namens seinen Argumenten womöglich nicht zuträglich war. Schnell fuhr er fort.
"Das sind zwei von zwölf, oder eher dreizehn. Wir benötigen eine einflussreiche Fürsprecherin, die auch andere der Ratsmitglieder auf unsere Seite ziehen kann. Unsere Wahrnehmung ist, dass Ihr sachkundig und klug genug seid, um die Gefahr zu erkennen, die den gesamten Eisenlanden droht, sollte Roswitha von Wirsche die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verschieben. Daher haben wir uns an Euch gewandt, um mindestens die dritte Stimme zu sichern, womöglich aber auch noch weitere.
Wir kennen die Lager im Rat nicht so gut wie ihr, doch scheint Thomas von Fahrenbach einiges an Einfluss zu haben - und leider ist er uns bislang nicht wohlgesonnen."


Die Antwort der Adligen auf diese lange Rede fiel deutlich kürzer aus: „Das klingt alles spannend, aber ihr erwartet sicherlich nicht, dass ich meinen Ruf nur auf Basis von Gerüchten aufs Spiel setze. Ihr habt also gewiss Beweise? Und solltet ihr keine haben, was hätte ich dabei zu gewinnen, euch zu unterstützen?“
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 08.11.2023, 20:25:45
Valdas überlegte, ob er in der aktuellen Situation einen sinnvollen Beitrag dazu leisten konnte, um ihre Gastgeberin für ihr Ansinnen zu begeistern. Er entschied sich allerdings dafür, für den Moment der stille Begleiter zu sein. Zu wenig war ihm über die Ereignisse bekannt, die schließlich zu dem Brandanschlag im Gasthaus geführt hatten, und er wollte die offensichtlich äußerst heikle Situation nicht durch gefährliches Halbwissen verschärfen.
Also betrachtete er die Anwesenden aufmerksam und versuchte, sich ein besseres Bild von Madame de Castell und ihrem Mündel zu machen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 16.11.2023, 21:13:49
Friedrich blickte auffordernd in Louis' Richtung; offenbar war er zu der Überzeugung gekommen, dass Charme bei der Dame mehr Wirkung erzielen würde als seine doch eher nüchterne Art der Argumentation. Wirkliche Beweise konnten sie nicht vorlegen, also mussten andere Argumente die Adlige überzeugen.

Louis ließ sich natürlich nicht zweimal bitten und riss das Gespräch sofort wieder an sich, nicht ohne an den richtigen Stellen die (aus seiner Sicht) richtigen Komplimente zu machen. Währenddessen begann Valdas, sich leise mit dem Sohn ihrer Gastgeberin zu unterhalten.

Als die beiden Castells tief in ihren Gesprächen vertieft waren, versuchte Katharina die Lage zu nutzen, um sich heimlich aus dem Zimmer zu stehlen.[1]
 1. Damit ihr wisst, wofür ihr würfelt: Katharina kann eine ihrer Steigerungen ausgeben (so sie denn welche erwürfelt), um ungesehen von der Gastgeberin und ihrem Sohn aus dem Raum zu kommen. Allegra, die vor allem beobachtet, wird das allerdings bemerken. Sie muss sich entscheiden, wie sie darauf reagiert, entsprechende Handlungen kosten ggf. ebenfalls Steigerungen.
Valdas hingegen kann durch eine Steigerung im Gespräch mit dem Sohn erst einmal eine Vorstellung der familiären Beziehungen bekommen: Wie ist das Verhältnis der beiden zueinander, etc.?
Louis schließlich kann eine Steigerung einsetzen, um die Dame des Hauses gewogen zu machen.

Ihr alle könnt (nach dem Würfeln und Einsatz eurer Steigerungen) gerne in-game schreiben, was ihr tut, damit ich keine Selbstgespräche führe :). Im Anschluss werden sich dann Gelegenheiten ergeben, eure weiteren Steigerungen einzusetzen. Welche, hängt natürlich immer ein bisschen von euch ab.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 17.11.2023, 15:16:19
Louis begann seinen ganzen Charme zu entfalten, um Madames Aufmerksamkeit zu gewinnen und der Dame die Abenteuer der Gruppe – pardon, des montaignischen Musketiers und seiner Begleiter – in gebührendem Licht darzustellen. Dabei legte er besonderen Wert darauf, die Gefahren zu schildern, denen man sich gegenüber gesehen hatte, und hier natürlich auch einige Beispiele der Fechtkunst zu beschreiben, die sie vor dem sicheren Untergang bewahrt hatte. An direkt greifbaren Beweisen für seine Erzählungen mochte es zwar fehlen, doch ließ er mit der Selbstsicherheit eines montaignischen Adeligen gar keinen Zweifel daran, dass es eine tödliche und schier undenkbare Beleidigung darstellen würde, seinen Worten keinen Glauben zu schenken. Zudem wusste er an den passenden Stellen die Kampfszenen als Schattengefecht nochmals nachzustellen, wofür er die Danseuse in der Tat mit beeindruckender Eleganz führte. Des Anstands halber versäumte er nicht, Madame als – ganz zweifellos – zart besaitete Dame jeweils vorzuwarnen, ehe er den blanken Stahl blitzen ließ.

Er wirkte in der Tat völlig ernst, wie er völlig selbstverständlich davon ausging, sie könne vor Schreck in Ohnmacht fallen. Überhaupt hätte man meinen mögen, er spreche zu einer grazilen siebzehnjährigen Schönheit aus behüteten Verhältnissen, angesichts der galanten Rücksichtnahme, der er sich befleißigte, und der zahlreichen vollmundigen Komplimente, die Madames Schönheit wie auch Klugheit im allerbesten Licht erstrahlen ließen.[1] Louis beendete seine praktisch untermalten Ausführungen mit einer Verbeugung und den Worten: "Ihr seht nun, Madame, welsch schreckliesche Gefahren drohen, und wie wischtieg Eure Unterstützung iest! Wir vertrauen Eurem Urteil unser Wohl und We'e an wie auch das vieler Unschuldiger – doch bin iesch fest davon überzeugt, dass sowohl Euer scharfer Verstand als auch das mitfühlende 'erz in Eurer Brust unsere 'offnungen niescht enttäuschen werden. Wer anderes be'aupten wollte, müsste siesch vor mir und meiner Klinge für die Schädigung Eures Rufs verantworten!"
 1. 3 Steigerungen, von denen ich eine verwenden würde, um Madames Wohlwollen zu erringen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 19.11.2023, 17:51:21
Valdas schritt langsam aber bestimmt auf Achim von Castell zu, verbeugte sich angemessen und stellte sich vor: "Mein Herr, ihr habt euch sicher schon gefragt, wer ich bin und wie ich dazu komme, eher ungeraden eurer Einladung zu folgen. Mein Name ist Valdas Jankauskas, Medicus, und ich habe mich, so wie offensichtlich auch Ihr, den Zielen der Gruppe verschrieben, um der Ungerechtigkeit , die hier zugange ist, Einhalt zu Gebieten." Im weiteren Dialog führt er aus, dass er die Gruppe per Zufall kennengelernt hat, aber der festen Überzeugung ist, dass sich hier ein großes Unheil anbahnt und er gerne bereit ist, an dessen Verhinderung teilzunehmen. Nachdem er seinen Standpunkt und seine Motivation erläutert hat, lenkt er das Gespräch auf sein Gegenüber und versucht dessen Interessen an der Sache herauszufinden. Dazu deutet er an, dass Achim den Schritt, seine Mutter zu involvieren,  sicherlich nicht gegangen wäre, wenn er nicht selbst restlos von der Sache überzeugt wäre und wenn er nicht sich Chance sähe, dass sie sich überzeugen ließe. Bei dieser Gelegenheit weist er auf die offensichtliche Ablehnung seiner Mutter bezüglich Achim Lebensstils hin und versucht herauszufinden, wie sie damit umgeht und ob bzw. wie er gedenkt, sich ihre Gunst wieder zurückzuholen.[1] Wenn Achim darauf eingeht, bietet er ihm an, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen.
 1.  Dafür gebe ich eine Steigerung aus.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 20.11.2023, 16:30:57
Allegra beobachtete die sich vor ihr abspielende Szene. Wie sie erwartet hatte, schwang sich der Montagnier zum Wortführer auf. Er versuchte, la Donna de Castell mit Komplimenten einzulullen und ihre Aufmerksamkeit mit zugegebenermaßen unterhaltsamen Schauspiel zu beeinflussen. Allegra war sich allerdings nicht sicher, ob die Hausherrin darauf hereinfallen würde. Der große Eisen sah seinem Kollegen nur schweigend zu, was seine Rolle sein sollte, war für die Vodacce noch nicht ersichtlich. Valdas, der ältere Mann, der wohl erst vor kurzem zu der Gruppe gestoßen war, verwickelte den Sohn in ein Gespräch. Was auch immer die Gruppe vor hatte, der Sohn schien nicht komplett eingeweiht zu sein, warum sonst sollte er in ein Zweitgespräch verwickelt werden? Interessant wurde es allerdings, als sich die junge Frau langsam aber sicher der Seitentür näherte. Alle Castells waren in Gesprächen gebunden, was hatte sie also vor? Anscheinend ging es hier doch nicht nur um überzeugende Argumente für eine Sache... Allegra beschloss der Frau unauffällig zu folgen um herauszufinden, was diese vor hatte?[1]
 1. Dafür gebe ich eine Steigerung aus
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 21.11.2023, 05:17:58
Katharina wartet einen Moment lang bis alle in Gespräche verwickelt sind und nutzt dann die Chance um sich aus dem Zimmer zu schleichen. Als ihr dann jedoch auffällt dass sie verfolgt wird biegt sie schnell um eine Ecke und versteckt sich in einem der beiden Zimmer in der Hoffnung das ihre Verfolgerin die Spur verliert[1]
 1. dazu verwende ich 3 von meinen 4 Steigerung
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 24.11.2023, 00:25:01
Trotz der mehrmaligen gegenteiligen Beteuerungen der Gräfin gewannen sowohl Louis als auch Friedrich, der Louis nur sporadisch mit eingeworfenen Fakten unterstützte, den Eindruck, als würden die Schmeicheleien des Montaigners ihre Wirkung mehr und mehr erzielen. Die zu Beginn so distanziert und kühl wirkende Gitta von und zu Castell taute mehr und mehr auf, ihre Wangen röteten sich wohl kaum vom wenigen Alkohol, den sie trank, und schließlich begann sie sogar vereinzelt zu kichern, wenn Louis eine seiner gewollt oder ungewollt komischen Verballhornungen eisenländischer Redensarten einsetzte.

Auch die Zunge ihrer Gastgeberin begann sich zu lockern, und sie machte die eine oder andere Andeutung darüber, nützliches Wissen über verschiedene wichtige Persönlichkeiten zu besitzen.[1] Nichts, was sie sagte, half Louis oder Friedrich wirklich weiter, doch Louis vermutete, dass er mit dem gezielten Einsatz seines Charmes das Eis noch etwas weiter brechen konnte, solange er es nicht übertrieb.[2]

Valdas' Gesprächspartner indes schien mehr und mehr abgelenkt durch das Verhalten seiner Mutter und begann Dinge wie "... in ihrem Alter. Aber ich bin morallos." vor sich hin zu murmeln.[3]
Valdas hatte schnell herausgefunden, in was das angespannte Verhältnis von Mutter und Sohn begründet lag: Achim konnte oder wollte nicht besonders gut verbergen, dass er Männern eher zugeneigt war als Frauen - sogar ausschließlich. Und nicht nur dass, sondern er befand sich in einer festen Beziehung zu einem anderen Ratsmitglied. Valdas war zwar fremd in diesem Land, aber ihm war klar, dass eine solche Veranlagung sicher auch in den Eisenlanden als mindestens anrüchig angesehen wurde - kein Wunder also, dass die Mutter dies nicht goutieren mochte. Noch dazu, auch das wurde schnell deutlich, war Achim das einzige (zumindest lebende) Kind der alten Dame, die wohl nur schwerlich verschmerzen konnte, dass die Familie mit ihrem Sohn vermeintlich enden würde.

Wie auch immer Valdas selbst zum Lebenswandel des Adligen stand, er konnte zumindest nachvollziehen, dass diese Sache ihm zusetzte. Egal, wie reich und nach außen hin sorglos jemand war, Valdas hatte in seinem Leben genug erlebt, um zu wissen, dass Reichtum allein noch kein Glück verschaffte.
"Ich denke, es würde unserer Beziehung helfen, wenn die Linie nicht mit mir enden müsste." Valdas schrak leicht auf, denn in den letzten Minuten hatte sein Gesprächspartner sich vorwiegend auf die Beobachtung dessen Mutter gewidmet und Valdas kaum noch beachtet. Nun jedoch sprach er offenbar wieder mit dem Samarter. "Ich hatte bereits überlegt, eine Scheinehe einzugehen, so wie es andere auch tun. Doch ich glaube nicht, dass ich eine solche Lüge leben könnte.
Ich habe Berichte aus der Montaigne gehört, dass es dort offen in einer Beziehung wie der meinen lebende Adlige geben soll. Offenbar hilft es Leuten wie mir, wenn man die Kirche aus dem Land wirft. Das wäre mein Traum: Ein Leben mit Walter führen und einen oder zwei junge Burschen als Erben zu uns nehmen. Wir könnten sogar unsere Familien vereinigen - vielleicht würde das sogar meine Mutter besänftigen. Doch wie soll das gehen? Niklas Träge ist zwar nicht gerade als Mann des Glaubens bekannt, aber er müsste seinen Segen dazu geben; und es wäre wahrscheinlich für immer ein Spießrutenlauf."


Während im Salon diese Gespräche geführt wurden, hatten die beiden jungen Frauen unerkannt den Raum verlassen. Katharina, die das Gefühl hatte, verfolgt zu werden, glitt sofort durch die erstbeste Tür und war sich sicher, ihre Verfolgerin abgehängt zu haben.[4] Der Raum, in dem sie sich nun befand, war wohl eine Art Durchgangszimmer, nur sehr schwach erhellt von einer kleinen Funzel, die an der Wand hing. Es reichte jedoch, um eine zweite Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes auszumachen (und festzustellen, dass sich hier tatsächlich nur ein wenig Nippes befand und nichts, was eine genauere Betrachtung rechtfertigte).

Die Tür jedoch, so stellte Katharina fest, als sie versuchte, diese zu öffnen, war verschlossen.

Allegra schlüpfte hinter der anderen jungen Frau aus dem Zimmer, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich eine der Türen den letzten Spalt schloss.[5] Nun jedoch stand sie vor einer Entscheidung: Wollte sie der Frau weiter folgen, oder vielleicht die Gelegenheit nutzen, um sich selbst etwas genauer bei ihrer Gastgeberin umzusehen? Und was würde sie tun? Würde sie Katharina zur Rede stellen, sie womöglich sogar zum Kampf stellen? Noch war sie unsicher, was die tieferen Beweggründe dieser merkwürdigen Gäste waren.

Als sie gerade darüber nachdachte, was sie nun tun sollte, hörte sie ein Geräusch von der anderen Seite des Korridors, wo eine Treppe hinauf in Richtung der Schlafquartiere der Gräfin führte. War dort etwa noch einer der Diener zugange? Sie dachte eigentlich, dass außer denen, die im Salon für das Wohlergehen der Gäste sorgte, nur noch einer unten bei der Eingangshalle wachte.
 1. Sie spricht über zwei Ratsmitglieder: Franziska von Schönborn und Hildegard Schmidt. Außerdem scheint sie auch Roswitha Wirsche selbst zu kennen oder zumindest einmal getroffen zu haben.
 2. Du kannst mit einer Steigerung etwas tiefer über eine der drei genannten Personen nachbohren.
 3. Zur Einordnung, weil niemand gefragt hat und ich das bisher nicht explizit geschrieben habe: Der Sohn ist vermutlich Anfang 40, die Mutter sicherlich jenseits der 60.
 4. Du brauchst nur eine Steigerung zum Rauskommen auszugeben. Ich weiß, was ich im OOC geschrieben habe, würde das aber etwas abändern, da ich es nicht wirklich sinnvoll (und vor allem nicht spannend) finde, wenn ihr alle eure Steigerungen für Aktionen gegeneinander ausgebt. Du hast eine Steigerung ausgegeben und bist der Meinung, unentdeckt entkommen zu sein.
 5. Die eine Steigerung benötigst du, um das zu sehen, ohne dass Katharina es mitbekommt.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 25.11.2023, 13:39:59
Erfreut über den Erfolg seiner Bemühungen, aber auch über die Gelegenheit, seine brachliegenden gesellschaftlichen Fertigkeiten wieder ein wenig zu üben, begann der Musketier seinen Vertrag mit verschiedenen Bonmots zu würzen. Da Madame Castell endlich aufzutauen schien und von sich aus Andeutungen über ihr Wissen machte, musste er das Interesse gar nicht heucheln, als er einhakte: "Sans blague – das iest ja 'hochinteressant, Madame! Wir wären Eusch 'öchst verbunden, wenn Ihr Euer Wissen über Wirsché mit uns teilen wolltet. Schließliesch 'aben wir mit ihr noch einige 'ühner auseinanderzureißen." Womit er vielsagend auf den Knauf seines Degens klopfte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 25.11.2023, 19:55:45
Drauf und dran die Tür zu öffnen, durch die Katherina verschwunden war, zögerte Allegra. Sie war so neugierig, was die Gruppe vor hatte, aber wer sagte, dass all das inkl. Katherinas Ausflug nicht nur ein Ablenkungsmanöver war. Diener würden zu der Zeit nichts in den Zimmern der Signorina zu tun haben. Alles war getan und um das Feuer zu dimmen oder eine Bettpfanne hochzubringen, war es zu früh. Für gewöhnlich wäre jetzt die Zeit für ein gemeinsames Abendessen in der Gesindeküche. Wer also ist da eben nach oben gegangen?
Allegra lauschte kurz, dann schlich sie ebenfalls die Treppe nach oben, immer darauf bedacht eventuelle Geräusche des Unbekannten zu hören und zu interpretieren[1]
 1. Dazu gibt sie eine Steigerung aus.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 25.11.2023, 20:08:18
Katharina fluchte leise als sie vor der verschlossen Tür stand. Im Normalfall wäre es kein Problem mit ihrer gewohnten Ausrüstung das Schloss zu knacken. Aber in der aktuellen Verkleidung war das ganze doch etwas komplizierter. Etwas verzweifelt schaute sich Katharina um und überlegt wie es ihr wohl möglich wäre die Tür doch noch zu öffnen. Katharina wäre beinahe wieder aus dem Zimmer gegangen als sie sich kopfschüttelnd wieder umwendete als ihr einfiel das der Friseur ja unmengen von Haarnadeln verwendet hatte um ihre Frisur so zu fixieren wie es aktuell aussieht. Dabei dürfte es der Frisur aber bestimmt kein Abbruch tun wenn die ein oder andere Nadel wieder entfernt wird. Katharina hätte beinahe fast laut gelacht als sie daran denken musste was der Friseur oder gar Louis jetzt sagen würden als sie sich ein paar Nadeln aus den Haaren zog um sich dann an dem Schloss zu schaffen zu machen[1]
 1. Steigerung 2 von 4 um dieTür zu öffnen
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 26.11.2023, 00:48:16
"Rupfen, Mr. de Fromage. Man rupft nur die Federn heraus und reißt sie nicht ganz auseinander." entgegnete die Hausherrin lächelnd. "Hm, was gibt es zu Roswitha zu sagen? Ich selbst hatte nie engen Kontakt zu ihr, doch als ich sie zum ersten Mal getroffen habe, tobte noch der Krieg, und weder ihr Mann noch ihre drei Söhne waren gefallen. Ich selbst war noch eine junge Frau, und darf ohne Übertreibung behaupten, dass ich ein Hingucker war. Damals, mein lieber de Fromage, hätte Euer Süßholzraspeln Euch womöglich den Weg in meine Gemächer gebahnt - doch diese Zeit ist lang vorbei.
Wo war ich? Ach ja, ich war sehr ansehnlich, doch Roswitha Wirsche gegenüber verblasste die Schönheit der meisten Frauen. Und das, obwohl sie drei erwachsene Söhne hatte, die gerade dabei waren, mit ihrem Vater zusammen in den Krieg zu ziehen. Ich vermute, sie war damals bereits an die vierzig.[1]

In der Zeit nach diesem Treffen hörte ich üble Nachrichten aus Wirsche. In der ersten Schlacht, an der ihre Kinder und der Mann teilgenommen hatten, wurde deren Seite vernichtend geschlagen - alle vier verloren ihr Leben. Von Roswitha hörte man danach nichts mehr. Der Krieg tobte weiter, und ihr Fürstentum versank mehr und mehr im Chaos, offenbar führungs-, verwaltungs- und strukturlos. Andere Fürstentümer nahmen sich ihren Teil des Landes, doch während des Krieges hatte niemand ein Interesse daran, dort nach dem Rechten zu sehen.

Erst nach dem Krieg gab es wieder die ersten Lebenszeichen aus Wirsche. Es gab ein erstes Treffen der Eisenfürsten nach Kriegsende, und ich selbst war zufällig dabei, ein Niemand aus dem Gefolge von Niklas Träge. Natürlich hatte ich in den eigentlichen Beratungen nichts verloren, aber ich erinnere mich noch an die vielen Diskussionen, die in den Lagern der Eisenfürsten herrschten: Kommt jemand aus Wirsche? Wenn ja, wer würde es sein? Viele spekulierten auf den Bruder ihres verstorbenen Gatten Reinhard, doch als schließlich doch noch eine Abordnung Wirsches erschien, war es Roswitha. Ich schwöre, sie war um keinen Tag gealtert, seit ich sie zuletzt gesehen hatte - wenn überhaupt, war sie noch schöner geworden. Und immerhin waren gute fünfzehn Jahre vergangen seitdem.

An die Konferenz selbst kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern; eine von vielen wirkungslosen Gesprächsrunden, die letztlich zu keinen echten Ergebnissen kam. Dennoch war es eine Art Aufbruch, es herrschte eine Stimmung, die Aufräumarbeiten anzupacken und die Eisenlande wieder zum Blühen zu bringen. Ihr wisst selbst, dass sich trotz aller Schwierigkeiten seitdem einiges zum Besseren gewandelt hat. Doch nirgendwo so wie in Wirsche. Wirsche war die Erfolgsgeschichte, an der sich der Rest der Eisenlande ein Beispiel nehmen konnte.

Doch mit der Zeit und dem Aufblühen Wirsches blühten auch die Gerüchte mehr und mehr auf. Natürlich zieht jeder Erfolg Neider an, doch es lässt sich nicht verleugnen, dass sie ein System der Angst in ihrem Land eingeführt hat. Menschen wagen nicht, sich mit Fremden zu unterhalten, und es mehrten sich die Gerüchte über verschwundene Reisende. Gleichzeitig expandiert das Land mit Hilfe ihrer Division der Eisengarde, knappst hier und da eine Baronie von anderen Fürstentümern ab, und bereitet, wie manche vermuten, ihren Anspruch auf den Thron des Imperators vor.

Das dritte und letzte Mal, als ich Roswitha Wirsche sah, war vor knapp zehn Jahren. Niklas Träge begann gerade, seine Vision von Freiburg in die Tat umzusetzen, es gab dort erste Bauarbeiten, um die vielen Lager und Siedlungen in eine große Stadt zusammenzufügen. Sie musste an diesem Punkt bereits die 65 Jahre überschritten haben, doch ich mit meinen damals knapp über fünfzig dachte, sie hätte eine Tochter von mir sein können. Die meisten jungen Leute heute, die von ihr sprechen, denken, sie sei in ihren Vierzigern und habe sich sehr gut gehalten. Was das über die Rechenkünste der jungen Generation aussagt, darüber mag ich nicht nachdenken.
An diesem Tag wurde mir klar, dass etwas in Wirsche nicht mit rechten Dingen zugeht. Roswitha, die seit Kriegsende keinen Tag gealtert zu sein schien, verschwundene Personen in ihrem Fürstentum, von denen sehr wenige wieder aufgefunden wurden, zumindest nach Kenntnis Auswärtiger - und diese waren merkwürdig blutleer. Ich werde es nicht aussprechen, aber Ihr könnt Euch selbst ausmalen, was die wahrscheinlichste Erklärung für eine solche Kombination sein kann. Und wenn Ihr es nicht könnt, Euer gelehrter Freund hier kann es Euch sicher sagen.

Wenn Ihr also auf der Suche seid nach jemanden, der Roswitha Wirsche für eine Gefahr für die Eisenlande hält, so habt ihr sie gefunden. Doch das ist leider nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sieht so aus: Wirsche ist mächtig, nicht nur militärisch. Viele in den Eisenlanden wünschen sich eine starke Führungsfigur, die das Land wieder zu alter Pracht führt. Und Stärke zeigt Roswitha zur Genüge, im Gegensatz zu Niklas Träge zum Beispiel, den auch manche für einen guten Imperator halten. Wer sich ihr offen entgegenstellt, sollte auf der Hut sein.

Was also tun? Was ist Euer Vorschlag, und der Eurer Freunde, wie ich mich verhalten soll? Soll ich mich offen gegen Wirsche stellen, und dann noch riskieren, dass meine Stimme nicht gehört wird. Wieso sollte ich es tun? Ich bin alt, meine Linie wohl zum Aussterben verdammt; es kann mir egal sein, wenn die Eisenlande unter Imperatorin Roswitha Wirsches eiserner Hand zu neuer Größe heranwächst.
Wenn man ihr wirklich das Handwerk legen möchte, dann muss man wahrscheinlich der Welt erst beweisen, was sie tatsächlich ist."
 1. "Erwachsen" heißt in dem Sinn natürlich kriegstauglich, also ein 16-jähriger zählte locker dazu.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 26.11.2023, 00:57:52
Während dieses Gesprächs im Salon schlich Allegra vorsichtig die Treppe nach oben. Sie zögerte nur kurz, ob sie die Gemächer ihrer Gastgeberin tatsächlich stören sollte, doch die Tatsache, dass eben jene gerade im angeregten Gespräch mit dem fremden Montaigner versunken war, machte ihr die Entscheidung einfacher.

So leise sie konnte, drückte sie die Klinke nach unten und zog langsam die Tür auf. Sobald der Spalt für ihren zierlichen Körper ausreichte, schlüpfte sie leise ins Innere und schloss die Tür erneut. Dann lauschte sie mit angehaltenem Atem.
Ihr Augen brauchten einige Augenblicke, um sich an die fast vollkommene Dunkelheit zu gewöhnen, die nur von einigen wenigen Strahlen Sternenlicht durchbrochen wurde, die es durch die dichten Vorhänge geschafft hatten; dann jedoch erstarrte sie: War das nicht eine Bewegung dort hinten? Ja, sie war fast sicher, und jetzt hörte sie auch leise Geräusche. Irgendjemand war dort in den Zimmern ihrer Gastgeberin zugange, und das fehlende Licht ließen keine andere Erklärung zu, als dass sich jemand unbefugt Zugang verschafft hatte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 26.11.2023, 01:11:56
Katharina indes schaffte es mit Leichtigkeit, das keineswegs anspruchsvolle Schloss zu öffnen, fast ohne dabei ein Geräusch zu verursachen. Sie zögerte noch einen Moment, bevor sie die Tür öffnete - offenbar hatte sie die andere Frau tatsächlich abgeschüttelt.

Auf der anderen Seite der Tür befand sich eine Art Schreibzimmer oder ein Büro. Ein schwerer Schreibtisch dominierte das Zimmer, auf dessen Oberfläche sich ein Federkiel mit Tintenfässchen befand, sowie mehrere lose Blätter. Ansonsten war das Zimmer penibel aufgeräumt. Außerdem Schreibtisch, in dem sich noch zwei Schubladen befanden, gab es noch einen geschlossenen Schrank, wie man ihn in Schreibstuben für Akten verwendete (so riet Katharina zumindest).
Ein zögerlicher Blick auf die beiden losen Zettel brachte nicht viel Erhellendes zum Vorschein, es ging um irgendwelche trockenen geschäftlichen Unterlagen. Wollte Katharina tatsächlich etwas Handfesteres finden, musste sie wohl die Schubladen oder den Schrank durchsuchen. Und was genau hoffte sie eigentlich zu finden?[1]

Auf der anderen Seite war spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, um sich zu entscheiden, ob sie die Gastfreundschaft ihrer Gastgeberin tatsächlich derart auf die Probe stellen wollte. Falls die Frau ihnen tatsächlich helfen wollte und davon erfuhr, dass Katharina hier eingedrungen war, konnte sie das möglicherweise ihre Unterstützung kosten. Sollte Katharina also mit dem Gedanken spielen, war es vermutlich eine gute Idee, so vorsichtig wie möglich vorzugehen, um keine Spuren zu hinterlassen.[2]
 1. Du hast die Möglichkeit, für eine weitere Steigerung möglicherweise etwas 'Interessantes' zu finden. Auf was du da hoffst oder nach was konkret du suchst, kannst du ooc oder ingame schreiben.
 2. Falls du hier rumstöbern möchtest, bekommst du ein Risiko, dass dein Endringen im Nachhinein bemerkt wird. Das kannst du gegen eine weitere Steigerung ausschalten. Solltest du dich dazu entscheiden, dich nicht weiter umzusehen, besteht auch dieses Risiko nicht.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 26.11.2023, 11:51:32
"...de Fromage Puant, Madame" korrigierte Louis nachsichtig und erklärte mit der gebotenen Bescheidenheit: "Meine Mutter war eine geborene de Fromage Râpé, müsst Ihr wissen." Ob ihrer nächsten Worte zwirbelte er geschmeichelt seinen Schnurrbart. "Und kein Edelmann 'ätte gezögert, für Eure Gunst eine ganze plantation de réglisse zu raspeln, mon cher Madame!" Offenkundig sah der Montaigner keinerlei Grund, sein Faible für gutaussehende Damen zu leugnen. Mit einem leichten Lächeln glitt sein Blick hinüber, wo er die zwei höchst ansprechend gekleideten jungen Damen-- nicht mehr sah, was ihn zweimal kurz blinzeln ließ. Er beherrschte sich indes und wahrte seine Contenance. Obgleich sich ihm die Frage stellte, wohin Mademoiselle Catherine und die andere junge Dame Demoiselle entschwunden sein mochte und vor allem, ob sie etwas anstellten, das Madames im Moment so günstige Stimmung umschlagen lassen könnte... Louis beschloss das Seine zu tun, um etwas derartiges zu vermeiden, und wandte sich wieder mit voller Aufmerksamkeit Gitta zu, um ihrer Erzählung zu lauschen.

Dabei zupfte er immer wieder an seinem Kinnbart und runzelte die Stirn. "Iesch sehe, Ihr 'egt denselben Verdacht wie wir, Madame" brummte er mit einem grimmigen Zug um seine Mundwinkel. "Und es iest zu verstehen, dass Ihr zögert, etwas zu unternehmen, angesieschts der Gefahr und der großen Macht des Gegners. Indes", ließ er seine Hand nochmals schwer auf den Knauf seines Degens fallen, "sind auch wir uns bewusst, dass wir wenig gegen Wirsché ausrieschten können – solange wir allein stehen! Das iest auch der Grund, warum wir um Eure Unterstützung bitten: 'elft uns, weitere Ratsmitglieder zu überzeugen! Je mehr siesch unserer Sache anschließen, desto geringer wird der Vorteil von Madame de Wirsché." Er erkühnte sich, die Hand Madames zu ergreifen, als er sie ernst bat: "Madame, nochmals erkenne iesch Euren Scharfsinn an – um sie zu besiegen, müssen wir mehr Verbündete gewinnen. Und um dies zu erreischen, müssen wir sie... wie sagt man auf eisenländiesch démasquer... demolieren?" Jawohl, vollständig demolieren! Und auch 'ierbei wäre Eure liebreizende und kluge Unterstützung mehr als willkommen, Madame!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 26.11.2023, 17:13:11
Allegra griff nach dem Dolch unter ihrem Kleid, atme leise durch und schlich in Richtung des Unbekannten. Dabei versuchte sie, möglichst viele Details zu erkennen, wo war der Unbekannte und was machte er, was schaute er sich an, was könnte sie von seiner Körpersprache ableiten, kannte er sich gut aus? Suchte er etwas, wollte er etwas stehlen oder eher platzieren? Die junge Vodacce versuchte mehr als Größe und Umrisse zu erkennen. War es ein Mann oder eine Frau? War ihr Gegenüber bewaffnet? Sogar auf den Geruch achtet sie. Solange sie unbemerkt bliebt, versuchte sie Antworten auf diese Fragen zu finden. Sollte sie aber bemerkt werden, so war sie bereit, dem Eindringling entgegen zu treten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 26.11.2023, 19:42:52
Leicht irritiert folgte Valdas der sehr offenen Beschreibung seiner Vorlieben und der damit verbundenen Schwierigkeiten mit seiner Mutter. Er konnte Madame de Castell verstehen, dass sie die Lebensweise ihres Sohnes nicht gut hieß, und die Aussicht, dass ihre Linie mit ihrem Sohn enden sollte, war sicherlich nicht das, was sie sich vorstellte.
Trotzdem sah er einen Punkt, an dem sie vielleicht anknüpfen konnten. Ein Erbe für Madame, das sollte doch zu arrangieren sein.
"Ich bin zwar nicht unbedingt der Meinung, dass die Montaigne durch die Vertreibung der Kirche ein besserer Ort geworden ist und ich bezweifle sogar sehr, dass jemand mit euren Neigungen" - er ließ an der Stelle durchblicken, dass er Achims Lebenswandel zumindest nicht gut hieß - "dort nicht die gleichen Probleme hätte wie hier in den Eisenlanden, es sei denn er gehört zu den Reichen und Mächtigen. Und selbst dann wäre es wahrscheinlich kein öffentliches Leben, das ihr führen könntet, aber eventuell ein eher geduldetes. Wie dem auch sei, mir scheint der Fakt, dass eure Frau Mutter um den Fortbestand ihrer Linie fürchtet, der Ansatzpunkt zu sein, um ihre Stimmung Euch und eventuell auch uns gegenüber positiver zu stimmen, sollte denn eine Lösung für das Problem gefunden werden. Nun kenne ich mich nicht gut in den Gesetzen der Eisenlande aus, so dass ich hier ad-hoc eine Lösung hätte, aber ich bin mir sicher, dass Friedrich hier eine Idee haben könnte."
Valdas hatte zwar nicht das ganze Gespräch von Louis mit Madame de Castell mitverfolgt, die letzten Wort aber wohl und auf Grund ihres Verhaltens dem Montaigner gegenüber ging er davon aus, dass sich ihre Karten im Bezug auf die Gunst der Dame schon deutlich gebessert hatten. Mit einer einladenden Geste bewog er Achim, ihm zu den beiden zu folgen und wandte sich dort angekommen an Madame de Castell. "Vielleicht ist es ja gar nicht notwendig, einer Eisenfürstin gleich den Krieg zu erklären. Es wäre zum Anfang ja schon ausreichend, ihre Verbündeten und ihre Motive zu kennen. Und dann können wir immer noch entscheiden, welche Vorgehensweise die Vorteilhafteste wäre. Was meint ihr dazu, Madame?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 10.12.2023, 01:55:54
Allegra näherte sich langsam dem Schemen und schaffte es dabei, unbemerkt zu bleiben. Es schien sich um einen Mann zu handeln, und da er in diesem Moment etwas in seine Tasche steckte, vermutete Allegra, dass es sich um einen Dieb handelte. Mehr konnte sie allerdings in der Dunkelheit nicht erkennen, ohne sich so weit zu nähern, dass die Wahrscheinlichkeit hoch war, dabei entdeckt zu werden.

~~~

In der Stube hatte sich derweil auch Valdas dem Gespräch mit der Gastgeberin angeschlossen, nachdem diese doch recht interessante Dinge über Roswitha von Wirsches Vergangenheit preisgegeben hatte. Es kristallisierte sich also tatsächlich heraus, dass die Eisenfürstin in Wahrheit ein Monster sein könnte, und auch Friedrich wurde noch aufmerksamer, als er es vorher gewesen war.

"Um sie zu demaskieren, wie man hier korrekt sagt, braucht es mehr als nur Gerüchte und Hörensagen, werter Louis. Und für den Beweis müsste man sie wohl an den Haaren aus ihrer Burg schleifen und den anderen Eisenfürsten vorführen, dass sie tatsächlich eine Bluttrinkerin ist. Wie das zu bewerkstelligen wäre, weiß hoffentlich Herr von Dent - also das Vorführen, nicht das Rausschleifen."
Sie warf einen fragenden Blick auf den Gelehrten, der nachdenklich nickte: "Das müsste zu bewerkstelligen sein, ja. Wenn sie denn wirklich eine ist."

Die Gräfin fuhr fort: "Also müsst ihr nur nach Wirsche reisen, in ihren Palast eindringen, sie vor all ihren Armeen und Untertanen besiegen, sie unschädlich machen und unbehelligt mit eurer Beute wieder aus Wirsche entkommen. Ein Kinderspiel, vermute ich? Nun, ich denke, es hat einen Grund, weshalb dies noch niemand getan hat. Ihr könnt entweder mit einer Armee dort einmarschieren und einen weiteren großen Krieg in den Eisenlanden riskieren, oder euch allein in Feindesland begeben und es mit ihrer Armee aufnehmen. Doch vergesst nicht: Sie ist nicht unbeliebt in Wirsche. Sie hat das Land zu einer gewissen Blüte gebracht, und Macht ist etwas, was die Menschen anzieht. Wenn Wirsche etwas ausstrahlt, ist es Macht, und momentan hat sie keinen wirklichen Gegenpol in den Eisenlanden."

Sie blickte nun Valdas an: "Was wäre denn Ihrer Meinung nach der vorteilhafteste Weg, Herr Jankauskas?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 10.12.2023, 13:02:29
Der dicke Achim und seine arrogante Mutter verkörpern eigentlich alles was Katharina hasst und es könnte ihr egal sein ob die beiden sich irgendwann gegenseitig in ihrem Streit gegenseitig vernichten. Aber irgendwie tat ihr Achim auch etwas Leid, schließlich waren sie Familie. Der Gräfin würde es bestimmt auch irgendwann Leid tun das sie ihren eigenen Sohn so verstoßen hat. Die zwei sollten also eigentlich froh sein das sie sich gegenseitig noch haben. Kein Gold der Welt kann eine Familie ersetzen. Es muss doch irgend etwas geben das die beiden wieder vereinigt. Jede dieser arroganten adligen Familien hat immer irgendwo ein dunkles Geheimnis vergraben, man muss nur tief genug graben. Wenn Katharina mit ihrem Plan erfolgreich sein wollte musste sie aber auf jeden Fall dafür sorgen dass es niemals zu ihr zurück verfolgt werden kann.

Vorsicht macht Katharina sich an dem Tresor zu schaffen und hofft dort nicht nur die Familien Juwelen zu finden. Und wenn sie schon nichts findet was Mutter und Sohn wieder vereinigt, dann hofft sie zumindest noch weitere nützliche Informationen über andere Ratsmitglieder im Tresor zu finden. In Adelskreisen war es schließlich üblich das man sich gegenseitig mit irgend etwas erpresst oder untereinander geheime Verträge knüpft. Für Katharina war es klar das egal was sie hofft zu finden wohl am ehesten fest in diesem Tresor verschlossen ist damit es niemals in falsche Hände geraten würde.
Katharina musste etwas lächeln, tja mit meinen Händen hat wohl niemand gerechnet, denn es ist der Dame des Hauses wohl nie in den Sinn gekommen das ein einfaches Mädchen von der Straße jemals diesen Raum betreten würde. Mit ruhigen Fingern und gespitzen Ohren macht sich Katharina nun mit aller Sorgfalt am Zahlenrad des Tresor zu schaffen, immer darauf bedacht keine Spuren zu hinterlassen[1]
 1. 2 Steigerungen um an Informationen zu gelangen ohne Spuren zu hinterlassen
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 11.12.2023, 09:24:27
Etwas finsterer dreinblickend sah sich Louis zu dem grummelnden Zugeständnis genötigt: "Iesch gebe zu, es wird niescht einfach. Madame de Wirsché wird siesch kaum von Fragen der Ehre auf'alten lassen." Womit der Musketier eine ihm angemessene Umschreibung dafür gegeben hatte, dass der Gegner gewiss skrupellos lügen und täuschen würde. Missmutig presste er die Lippen zusammen. Nach Ansicht des Montaginers sollte es verboten werden, dass sich ein Feind nicht offen und ehrlich zu dem bekannte, was er tat! Wo blieben bei solch unhaltbaren Zuständen Ritterlichkeit und Fairness?! Er warf Friedrich einen raschen Blick zu. "Wenn Ihr das Vorführen übernehmt, mon ami, will iesch die Dame 'öchstpersönliesch 'erbeischleifen, und wenn iesch dafür meine guten Manieren vergessen muss!" versicherte er grimmig, und sein entschlossener Blick ließ ahnen, dass er sich von solchen Nebensächlichkeiten wie Armeen und Untertanen nicht entmutigen lassen würde.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 14.12.2023, 20:28:49
"Vielleicht ist es gar nicht notwendig, Roswitha von Wirsche an den Haaren nach Freiburg zu zerren. Wenn ich euch " - sein Blick schwenkte zu Louis hinüber - "richtig verstanden habe, ist dieser Dray so etwas wie die rechte Hand von Wirsche. Da stellt sich doch die Frage, wie wichtig er für sie ist und ob sie nicht einschreiten würde, wenn ihm in Freiburg ein Verbrechen zur Last gelegt werden würde. Und offensichtlich gäbe es dafür ausreichend Anlässe. Wir müssten also nur dafür sorgen, dass Dray in Gewahrsam kommt und die zu erwartende Strafe ausreichend hoch ist - und dann abwarten. Das könnte zumindest dazu führen, dass sie ihre gewohnte Umgebung verlassen muss. Das Problem, sie in der Öffentlichkeit bloß zu stellen, wäre allerdings immer noch gegeben. Was meint ihr?
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 15.12.2023, 13:25:10
Im Schrank fand Katharina zahlreiche Gebinde mit Akten vor; glücklicherweise war alles, zum Charakter der Hausherrin passend, sauber beschriftet. Bei den meisten Akten handelte es sich um Berichte, Vertragsunterlagen und ähnliche Papiere zu den offenbar weitverzweigten geschäftlichen Aktivitäten des Hauses Castell. Sicherlich konnten diese Unterlagen für den Experten bares Gold wert sein, doch einerseits kannte sie niemanden, dem sie solche Papiere abnehmen würde, andererseits war sie für etwas anderes hierher gekommen.

Katharina lauschte kurz, doch noch waren von draußen keine Anzeichen zu hören, dass jemand nach ihr suchen würde. Also überflog sie weiter die Beschriftungen der einzelnen Dokumentmappen, um bei einer hängenzubleiben, die schlicht mit "Diverses" gekennzeichnet war. Das hörte sich doch schon interessanter an.
Neugierig geworden, entfernte sie die Kordel, die das Paket zusammenhielt, und durchblätterte die Schriftstücke. Die meisten davon waren ebenfalls (aus ihrer Sicht) uninteressant, doch an einem blieb sie etwas länger hängen.

Es war ein auf den ersten Blick trockener und langweiliger Vertrag zwischen Gitta zu Castell und Gerritt van Ruttwegen, dem Katharina inzwischen wusste, dass er ebenfalls im Rat der Stadt saß. Der Inhalt jedoch war, wenn sie alles richtig verstand, delikat. Denn darin ging es um Handel mit der atabischen Kompanie, und auch wenn sie alles andere als eine Fachfrau in wirtschaftlichen Belangen war, so konnte sie doch erkennen, dass es in dem Schriftstück um Waren mindestens zwielichtiger Art, womöglich sogar um Sklaven, ging.[1] Dass ihre Gastgeberin, wenn sie selbst in solche Geschäfte verwickelt war, ihnen diese Information nicht freiwillig geben würde, um ihnen einen Hebel zur Überzeugung ihres Ratskollegen an die Hand zu geben, war zu erwarten.

Um keine Spuren zu hinterlassen, prägte sie sich den Inhalt des Vertrages so gut es ging ein, legte und wickelte dann alle Papiere wieder so zusammen, wie sie sie vorgefunden hatte, und verließ schließlich das Zimmer in der Überzeugung, dass niemand bemerken würde, dass sie hiergewesen war.
So unauffällig wie möglich schlüpfte sie in den Salon zurück und stellte fest, dass ihre Gastgeberin sowie deren Sohn sich immer noch im angeregten Gespräch mit den drei Männern aus ihrer Gruppe befanden. Von der anderen jungen Frau war jedoch nichts zu sehen.
 1. Siehe hier (https://games.dnd-gate.de/index.php/topic,11918.msg1093175.html#msg1093175)
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 15.12.2023, 13:54:05
Die Gräfin lachte bei Valdas' Worten kurz auf. "Nur dafür sorgen, dass Dray in Gewahrsam kommt? Wie stellen Sie sich das vor? Womöglich verhaftet man im Sarmatischen Bund die obersten Repräsentanten fremder Mächte, hier bei uns müssen dafür schon sehr gute Gründe vorliegen. Welches sollen denn diese Anlässe sein, und wie könnt ihr sie beweisen? Und noch dazu: Wer soll diese dann umsetzen? Aber wenn Sie tatsächlich mit dem Gedanken spielen, dann gehen Sie zu Seline von Hoff und stellen eine Anzeige gegen Heinrich Dray. Doch auch sie wird Beweise verlangen, und die sollten Sie liefern können."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 15.12.2023, 17:33:30
Kurz vergewisserte sich Allegra in welchem Zimmer der Signora sie sich befand und schaute nach weitere Ausgängen einschließlich der Fenster. Sie wollte den Mann weiter beobachten, um zu sehen, ob er noch etwas stehlen würde und was, außerdem erhoffte sie sich von seinen Bewegungen etwas ableiten zu können. War er eher Diener oder Kämpfer oder ein agiler Dieb? Eines wollte sie allerdings auf jeden Fall verhindern, dass er entkam. Sie hatte zwar nur ihren Dolch dabei, der Degen ließ sich nunmal nicht in ihren Kleid verstecken, aber ihr Kampfstil hatte sie gelernt damit gut umzugehen und zudem zu nutzen, was sonst zur Hand kam. Manchmal reichte es ja auch erst einmal jemanden zu Fall zu bringen und dann am Boden festzuhalten. Oder ihm den nächst besten Waschkrug, Schürhaken oder die Blumenvase überzuziehen. Man sollte da in der Wahl der Mittel nicht wählerisch sein, wenn es den Sieg bedeutete.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 15.12.2023, 19:11:21
Im schwachen Schein des Mondes, der durch eines der Fenster drang, konnte Allegra beobachten, wie sich der Mann - denn es war offenbar eine männliche Figur - geschmeidig wie eine Katze bewegte. Er hatte nur einen kleinen Beutel bei sich; offenbar hatte er es nicht auf viele, sondern eher wertvolle Dinge, abgesehen. Von den Bediensteten, die sie bisher kennengelernt hatte, war es mit Sicherheit keiner - doch hieß das natürlich nicht, dass nicht einer von ihnen mit dem Dieb unter einer Decke stecken konnte, etwa, indem er ein Fenster für diesen offen ließ.
Der Dieb stand nun vor einer Kommode und drehte Allegra dabei den Rücken zu. Gerade steckte er einen kleinen Gegenstand in den recht prallen Beutel an seiner Seite - vermutlich würde er nicht mehr lange hier im Haus bleiben.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 15.12.2023, 21:09:55
Valdas wandte sich an Louis "Wenn ich es richtig verstanden habe, so habt ihr schon eure Klinge mit Dray gekreuzt, und es besteht eine gewisse Animosität zwischen ihm und euch. Wenn er " - und dabei blickte er kurz zu Madame de Castell - "über unverdächtige Wege euren Aufenthaltsort kennen würde. Würde er dann versuchen, euch zu stellen? In diesem Fall könnten wir das wann und das wo bestimmen, bliebe nur die Frage nach dem was. Was machen wir mit ihm, wenn wir ihn haben?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 16.12.2023, 12:47:23
Valdas' Erkundigung veranlasste Louis zu einem energischen Räuspern. Er zupfte einige Male sehr nachdrücklich an seinem Schnurrbart, ehe er schließlich sichtlich indigniert meinte: "Nun, niescht persönliesch, malheureusement. Die animosité dürfte allerdings beiderseitieg sein. Und wenn iesch eine ehrenvolle Gelegen'eit dazu er'alte, werde iesch sie nutzen." Missmutig begann er auf und ab zu gehen. "Fichtre! Da weiß man ganz exactement, was der Bursche auf dem 'olz eingekerbt 'at, und man kann es niescht beweisen! Ihn dazu bringen, dass er etwas anstellt, wofür ihn l'autorité zur Reschenschaft zieht? Nur auf unehren'aftem Wege zu erreischen! Sacré!" Er schien drauf und dran, sich die Haare zu raufen, doch beherrschte er sich offenbar und murmelte in Gitta zu Castells Richtung: "Iesch bitte um Verzei'ung, Madame, für meine unangebrachte Wortwahl in Gegenwart einer grande dame." Dann brummte er mit finsterer Miene noch einige sehr viel leisere Verwünschungen vor sich hin. Es hatte ganz den Anschein, als juckte es ihn in den Fingern, die Dinge auf eine womöglich nicht sehr erfolgversprechende, aber dafür absolut ehrbare Weise anzugehen.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 18.12.2023, 11:41:24
Es war Zeit zuhandeln und endlich herauszufinden, was der Dieb hier mitgehen ließ und ob er mit den anderen unter einer Decke steckte oder ob sie besser Katherina gefolgt wäre. Allegra brachte sich in Stellung, damit sie den Weg zu Tür abschirmte, während der Weg zu den Fenstern zum einen großen Teil durch ein Ensemble aus Sessel, Chaiselongue und einem Tisch mit einer gröseren Schatulle darauf verstellt war. Gerade als sie den Eindringling ansprechen wollte, sah sie, wie er sich leicht umdreht und mit einem Schritt auf den Läufer trat. Geistesgegenwärtig bückte sie sich, zog mit aller Kraft am anderen Ende des Läufers, um den Dieb zu Fall zu bringen, um direkt im Anschluss mit immer noch gebückter Haltung auf in zu zu sprinten und ihn entweder gänzlich zu Fall zu bringen oder am Boden festzuhalten.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 21.12.2023, 13:17:54
RRUUMMSSS!!

Mit einem lauten Krachen stürzte der Einbrecher auf den Rücken, als ihm buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Noch bevor er sich berappeln konnte, spürte er eine Klinge am Hals und blickte aus nächster Nähe in das Gesicht einer dunkelhaarigen Schönheit.

~~~

"Ein solider Plan," entgegnete Friedrich nun Valdas, "nur leider mit einer entscheidenden Lücke. Selbst der erste Angriff auf unsere Freunde und unseren Auftraggeber hat Heinrich Dray nicht selbst angeführt. Er hat dafür seine Soldaten geschickt, und diese in Zivil auftreten lassen, um es nach einem 'normalen' Raubüberfall aussehen zu lassen. Ich glaube nicht, dass Dray sich dazu hinreißen lassen würde, uns persönlich nachzustellen; überhaupt scheint Roswitha Wirsche so weit wie möglich aus dem Verborgenen die Fäden zu ziehen, bis nach und nach die Teile des Puzzles ineinandergreifen. Genau das ist es ja, was es so schwierig macht, Verbündete gegen sie zu sammeln: Nach außen hin spielt sie die treusorgende Fürstin, der es nur um das Wohl ihrer Untertanen geht."

Just in diesem Moment unterbrach ein dumpfer Knall aus einem anderen Bereich des Hauses das Gespräch, und verwirrt blickten sich die Gäste um. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass die junge Frau, die die Baronin als ihr Mündel vorgestellt hatte, nicht mehr anwesend war.
Doch schon nach einem kurzen Moment der Verwirrung und bevor jemand wirklich dazu kam, etwas zu unternehmen, flog die Tür auf und ein schmächtiger, junger Mann in dunkler, eng anliegender Kleidung stolperte in das Zimmer, dicht gefolgt von Allegra, die ihn mit grimmigem Lächeln und gezücktem Dolch vor sich hergetrieben hatte.
"Ein Dieb, Signora! Ich habe ihn auf frischer Tat ertappt."

Die Angesprochene war derweil aufgestanden und ging nun gemessenen Schrittes zu dem blässlich wirkenden Delinquenten.
"Soso, ein Einbrecher. Ich sehe, meine liebe Allegra, es schlummern ungeahnte Talente in dir. Sehr gut, sehr gut. Aber du ..." - nun sprach sie den Dieb an - "was machen wir mit dir? Ich könnte dich einfach verschwinden lassen, doch wie der Zufall so will, wurde vor nur zwei Wochen schon einmal bei mir eingebrochen. Und mir kam dabei ein wirklich liebgewonnener Gegenstand abhanden. Wenn du mir dabei helfen kannst, ihn wiederzufinden, bin ich womöglich dazu aufgelegt, Gnade vor Recht walten zu lassen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 21.12.2023, 16:30:51
Allegra näherte sich ihrer Auftraggeberin. Dieser Beutel wurde von ihm gefüllt. Während sie den Beutel der Signora übergab, drehte die junge Frau allen anderen im Raum den Rücken zu und flüsterte: Ich bin Katherina aus dem Zimmer gefolgt. Während sie im nächsten Zimmer verschwunden ist, sah ich diesen Eindringlich, wie er hinauf in eure Gemächer schlich. Ich musste mich schnell entscheiden. Ich hoffe, meine Entscheidung findet eure Zustimmung. Damit trat die junge Frau langsam einen kleinen Schritt zurück, bevor sie sich wieder umdrehte und die Versammelten inklusive der Hausherrin musterte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 16.01.2024, 00:19:26
"Es war definitiv die richtige Wahl." flüsterte die Dame des Hauses in Allegras Richtung, noch ehe diese sich umgedreht hatte.

"Also, Herr Spitzbube!" wandte sie sich nun erneut dem Eindringling zu. "Heraus mit der Sprache, warst du es, der vor zwei Wochen schon einmal hier eingebrochen ist? Mir wurde eine Brosche gestohlen, ein altes Familienerbstück. Es zu verlieren, würde mir das Herz brechen. Es kamen auch andere Dinge abhanden, aber über diese kann ich hinwegsehen. Gib mir die Brosche zurück, und ich lasse dich laufen. Aber gib Acht: Ich kenne dein Gesicht. Sollte ich dich noch einmal in dieser Stadt sehen, ist dein Leben verwirkt."

Der Dieb, offenbar kein allzu hartgesottener Vertreter seiner Zunft, wurde ob des eindringlichen Blickes der Adligen bleicher und bleicher, bis er schließlich nicht mehr standhalten konnte.
"Ich pack ja aus, aber lasst mich am Leben, bitte!" flehte er, dann sprudelten die Worte aus ihm heraus. "Ich geb's zu, ich war schonmal hier. Ich hab mitgenommen, was leicht und wertvoll ausgesehen hat. Aber der Boss hat gesagt, es reicht ihm nich. Ich soll nochmal herkommen, und ein paar Muckis zulegen, dass ich schwerere Säcke tragen kann. Aber die Sachen hat der Boss - die gibt er mir auch nicht wieder. Ehrlich, ich sag die Wahrheit. Ich kann diese Brosche nich wieder zurückholen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 16.01.2024, 10:18:51
Ärgerlich brummte Louis bei Friedrichs Worten. "Ihr mögt rescht 'aben, mon ami, aber wie fassen wir einen Gegner, der die confrontation derart scheut?" Wütend fuchtelte er mit der geballten Faust herum. "Bei so viel Niederträschtiegkeit könnte iesch vergessen, dass Wirsché eine dame iest!" Gerade war er im Begriff zu erläutern, in welcher Weise Schurken seiner Ansicht nach vorzugehen hatten, nämlich offen und ehrlich, damit man ihnen mit der blanken Klinge in der Hand Einhalt gebieten könnte, und seinem Ärger über die "schamlose 'inter'ältiegkeit" der Wirsche Luft zu machen, da kam es zu dem Zwischenfall mit dem Einbrecher, und er unterbrach sich indigniert.

Der Musketier hob die Augenbrauen, woraufhin sein Blick zwischen Allegra und dem ertappten Dieb hin und her wanderte. Das Flüstern der Damen entging ihm nicht, doch konzentrierte er als Kavalier seine Aufmerksamkeit zunächst auf den Unbekannten. "Eine bandit, eh?" meinte er mit finsterer Miene und musterte ihn eingehend. "Wer ist dieser boche? Eine ausgemachte Oberschurke, da gehe iesch jede Wette ein!" wandte er sich schließlich an die Gastgeberin und bot mit einer galanten Verbeugung an: "Wenn es siesch um eine Erbstück 'andelt, wäre es mir eine Ehre, es wiederzu'olen, Madame!"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 16.01.2024, 21:11:54
Katharina hatte sich bisher nicht gewagt an der Unterhaltung zu beteiligen da sie nicht wusste wie die Dame des Hauses reagieren würde wenn sich so eine einfache Frau aus dem gemeinen Volk zu Wort meldet, doch nun war es an der Zeit das auch Katharina ihre Stimme erhebt "Verzeiht wenn ich mich einmische. Aber da wo ich herkomme nennt man das eine Hand wäscht die andere. Wir können bestimmt behilflich sein diese Brosche zu besorgen ohne das ihr direkt damit in Kontakt gebracht werdet. Sollte also etwas schief laufen ist garantiert nicht zu eurem Nachteil. Doch sollten wir erfolgreich sein, steht ihr in unserer Schuld. Und da ihr nun auch wisst was wir planen dürfte es für euch wohl ein leichtes sein eure Schuld zu begleichen und uns zu helfen und zu unterstützen. Somit wären wir wieder quitt. Ich könnte mir vorstellen das dieser Vorschlag in eurem Sinne sein könnte"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 18.01.2024, 18:05:24
Valdas trat neben Katharina und legte der jungen Dame beschwichtigend eine Hand auf den Arm, um ihren Eifer gegenüber Madame etwas zu bremsen. "Ihr solltet mit dem Begriff Schuld etwas vorsichtiger umgehen. Glaubt mir, denn ich kenne mich damit sehr gut aus." Dann wandte er sich an Madame de Castell. "Ihr würdet sicherlich nicht in unserer Schuld stehen, wenn wir dafür sorgen würden, dass die besagte Brosche wieder in euren Besitz übergeht. Allerdings - " und das unterstrich er mit einer leichten Verbeugung und einem ergebenen Lächeln" - könnte ich mir vorstellen, dass es euch in den Sinn kommen könnte, euch mit einem Gefallen bei uns zu revanchieren."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 20.01.2024, 18:54:46
Die alte Dame lächelte Katharina und Valdas zu.
"Ah, der Eifer der Jugend! Fast lässt er mich in die meinige zurückversetzen. Und ja, mit dem Wort 'Schuld' gehe ich sorgsam um. Doch eine Hand wäscht die andere: Sollte es euch gelingen, mir meine Brosche zurückzubringen, so wäre euch ein Gefallen meinerseits sicher. Schwebt euch denn etwas Bestimmtes vor?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 29.01.2024, 16:27:57
"Nun ja, " begann Valdas seine Antwort " über unsere Ziele im Hinblick auf Madame Wirsche seid ihr im Bilde. Wir müssen es schaffen, ihre dunklen Machenschaften aus den Schatten, in denen Sie sich aktuell aufhält, ans Licht zu bringen. Dazu müssen wir sie aus ihrer Komfortzone bewegen, nämlich ihr Anwesen zu verlassen. Darüber hinaus brauchen wir stichhaltige Beweise, um sie bloßstellen zu  können. Und an eben diese kommen wir wahrscheinlich nur über Dray heran. Es stellt sich nun die Frage, ob Euch Eure Brosche das Risiko wert ist, eine Eisenfürstin zu erzürnen, deren Lakaien ihr - natürlich nicht öffentlich - in eine Position gebracht habt, wodurch wir Zugriff auf ihn erhalten.
Wenn sich der Coup, wie mein montaignischer Freund es wohl nennen würde, als erfolgreich erweisen würde, könnte sich eure Rolle in der Geschichte natürlich dann auch in einem deutlich hellerem Licht darstellen lassen. Falls nicht, habt ihr uns - "
er schaute vor allem Katharina und Friedrich an "- natürlich noch nie zuvor gesehen, geschweige denn einen Komplott mit uns ausgeheckt."
"Verschafft uns die Möglichkeit, an Dray heran zu kommen, und ich verspreche Euch, dass es nicht zu Eurem Nachteil sein wird."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 30.01.2024, 00:38:31
"Oh, seid gewiss: Wir haben uns nie gesehen." antwortete die alte Dame spitzbübisch. "In einer Position wie der meinigen ist es in allen Fällen vorzuziehen, unerkannt im Hintergrund zu bleiben. Meine Rolle in der Geschichte mag gerne im Dunkeln bleiben, denn im Licht wird man nicht nur von Freunden leicht gesehen.

Doch womöglich überschätzt ihr meinen Einfluss, was Heinrich Dray betrifft. Ich kenne den Mann nur aus Geschichten, und bezweifle, dass er meinem Rufe folgen würde. Solltet ihr einen Weg im Sinne haben, den Mann zu stellen, und eine Hürde steht in eurem Weg, die ich beseitigen kann, so werde ich das gerne tun. Bis dahin kann ich zumindest versuchen, euch dabei zu helfen, den Rat auf eure Seite zu bringen. Auch hier bitte ich um Diskretion und das Heraushalten meines Namens - selbst wenn es im Grunde eine harmlose Information ist.
Wir hatten von Hildegard gesprochen, eine ausnehmend angenehme Person, trotz ihrer einfachen Herkunft - oder womöglich gerade deswegen. Ich würde sie beinahe eine Freundin nennen, sollte es so etwas in diesem Geschäft geben. Ich kann euch zumindest einen Hinweis geben: Hildegard pflegt eine enge Beziehung zu ihren Kunden; und zu diesen zählt sowohl die Eisengarde als auch das hiesige Drachenblut. Beide haben mit Seline von Hoff und Jürgen von Geldern ebenfalls eine Stimme im Rat. Könnt ihr Hildegard von eurer Sache überzeugen, so könnte dies auch für die anderen beiden Stimmen hilfreich sein. Die drei haben schon häufig einen gemeinsamen Block in Abstimmungen gebildet. Aber vor einem warne ich euch: Kommt ihr nicht mit der Aussicht auf gute Geschäfte, sollte es zu einem Krieg gegen Wirsche kommen. Das wird bei ihr nicht verfangen. Sie ist Waffenschmiedin, doch sie hat den großen Krieg selbst noch erlebt und weiß, welches Elend sie verursachen - seien sie gerecht oder nicht."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 31.01.2024, 17:17:57
"Meinen verbindlieschsten Dank für Eure Offen'eit, Madame", quittierte Louis die Informationen über Hildegard. "Wir 'atten keineswegs die Absiescht, schnödes Geld als Argument in die Acker zu führen. Vielmehr bin iesch fest davon überzeugt, dass wir mit aller Deutlieschkeit erklären müssen, dass von Wirsché nieschts anderes als Krieg zu erwarten ist. Und ganz gewiss wird er nieschts mit Gereschtiegkeit zu tun 'aben!" Er zwirbelte seinen Schnurrbart. "Wie auch immer, Madame: Iesch darf Eusch persönliesch zusagen, dass wir la discrétion in der Person sein werden." Er verbeugte sich förmlich vor ihr, den Hut in der Armbeuge.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 04.02.2024, 14:43:30
Allegra hörte sehr aufmerksam dem Gespräch zu. Hier schien sich ein gefährlicher, politischer Plot zu entspinnen gegen eine sehr mächtige Frau, die wohl daran arbeitete ihrern Einfluss und Gebiete in den Eisenladen noch zu vergrößern. Anscheinend nutzte sie dazu alle Optionen seien sie politisch, militärischer oder auch illegaler, verdeckter Natur. Anscheinend hatte sie bei einer solchen, den Tod der Freunde dieser Gruppe verursacht. Was es mit dem übernatürlichen Dingen auf sich hatte, hätte Allegra gerne gewußt. Hier gab es keine Schicksalshexen, aber wohl viele sehr seltsame Kreaturen und natürlich das fabelhafte Dracheneisen, aber mehr wußte sie aus ihrem Unterricht nicht über diesen Aspekt der Eisenlande. Leider hatte sie durch die Überführung des Diebes einen Teil des Gespräches nicht mitbekommen, um so mehr versuchte sie jetzt die Gesprächsfetzten vom Anfang des Abends und die letzten Kommentare in Verbindung zu bringen.
Trotz aller Aufmerksamkeit, die Allegra dem Gespräch widmete, hatte sie den Dieb neben ihr allerdings nicht vergessen. Wieso sprachen die anderen so offen vor diesen? Er hatte noch nicht einmal verraten, wer genau sein Auftraggeber war. Sie schätzte la Donna nicht so ein, dass sie sich seiner einfach erledigen würde, aber wie wollte sie verhindern, dass er nichts über dieses Pläne hier ausplaudern würde. Bei solch gefährlichen Gegnen könnte so etwas ein tödlicher Fehler sein. "Hm mh, mit Verlaub, wäre es nicht angebracht, erst die Angelegenheit des Diebes zu klären und ihn zu entfernen, bevor weitere Dinge diskutiert werden?" mischte sich die junge Vodacce in das Gespräch ein.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 05.02.2024, 00:03:35
"Vernünftige Worte." stimmte die Hausherrin Allegra zu, um sich dann dem Dieb zuzuwenden, der sich in den letzten Minuten so klein wie möglich gemacht hatte. "Also, mein Lieber, folgendes wird passieren: Ich rufe gleich den Hauptmann meiner Privatgarde, der dich in Gewahrsam nehmen wird. Wie du siehst, habe ich Gäste, so dass ich mich erst später persönlich mit dir unterhalten kann. Das werde ich tun, sobald ich meinen gesellschaftlichen Pflichten nachgekommen bin. In der Zwischenzeit wirst du genau darüber nachdenken, wer dein 'Boss' ist und wo man ihn finden kann - und mir das alles im Detail erzählen.
Im Gegenzug habe ich die Mittel und Kontakte, um dich unauffällig in eine andere Stadt zu bringen. Pösen vielleicht? Oder auch ins Ausland. Hier wird man nur von einem Einbrecher hören, der von meinen Wachen getötet wurde.
Die Alternative für dich lautet, dass man in Freiburg ebenfalls von einem Dieb hört, der von meinen Wachen getötet wurde. Dann wird es allerdings die Wahrheit sein. Wie gesagt, du hast etwas Zeit, um über deine Antworten nachzudenken."


Noch während sie sprach, hatte ihre Dienerschaft bereits auf den unausgesprochenen Befehl reagiert, und die Eingangstür öffnete sich. Drei Uniformierte traten ein und nahmen den jungen Mann auf ein paar kurze Anweisungen hin mit sich. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, drehte sich die Dame des Hauses mit einem Lächeln zurück zu ihren Gästen.
"Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, unser gemeinsames Anliegen. Nun, da es scheint, als ob wir zumindest jetzt und in dieser Sache ähnliche Ziele verfolgen. Und da mir zum einen etwas daran liegt, dass ihr mit eurem Vorhaben erfolgreich seid, andererseits aber auch ein Interesse daran habe, bei eurem Treiben auf dem Laufenden zu bleiben, wird euch mein Mündel Allegra ab sofort zur Seite stehen."

Es war keine Frage und auch kein Vorschlag, sondern schlicht ein Faktum, das sie äußerte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 12.02.2024, 16:14:28
"Nachdem wir das Geschäftliche dann geklärt hätten, können wir ja zum angenehmen Teil des Abends übergehen. Achim, wenn nur die Hälfte der Gerüchte stimmen, dann wird in euren schwarzen Wäldern so mach aussergewöhnlicher Obstbrand hergestellt. Speziell über den Kirschbrand habe ich sehr viel Gutes vernommen. Ob ihr wohl solch einen Tropfen euer Eigen nennt und uns eine Kostprobe zugute lassen würdet? Sozusagen um ein Geschäft zu besiegeln, welches es nie gegeben hat."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 14.02.2024, 13:43:26
"Euer Mündel? Très charmant", meinte Louis ein wenig säuerlich. Ihm schien nicht ganz wohl bei der Vorstellung, mit mehreren Damen ein Unternehmen zu beginnen, das ohne Zweifel risikoreich werden würde. Abgesehen davon, dass ihn die unverblümte Direktheit irritierte, mit der Madame erkennen ließ, dass sie eine Informantin in der Mitte der Gefährten für notwendig oder doch wenigstens vorteilhaft hielt. "Eh bien", fügte er nach kurzem Zögern hinzu, "iesch 'offe nur, die gute Tropfen iest greifbarer als die Geschäft."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 14.02.2024, 23:54:28
"Wenn du erlaubst, Mutter?" Der Sohn ihrer Gastgeberin winkte einen der Diener herbei und gab ihm flüsternd ein paar Anweisungen, woraufhin dieser das Zimmer verließ und wenige Minuten später mit einer ungewöhnlich eckigen Flasche zurückkehrte, deren Etikett er zunächst Achim zur Begutachtung zeigte.

"Dieser Tropfen dürfte Ihre Zustimmung finden, Herr Jankauskas." schenkte er dem Sarmater ein Glas zur Probe ein. Nachdem sich auch dieser zustimmend geäußert hatte, wurde für die gesamte Runde eingeschenkt.

"Möge euer Vorhaben von Erfolg gekrönt sein. Und stehe Gott uns bei, dass wir nicht alle uns einst unter einer Imperatorin Wirsche wiederfinden."

~~~

Nachdem der Empfang sich nach einigen sich selbst mutmachenden Gesprächen dem Ende zuneigte, verabschiedeten sich die Gäste - sowie auch Allegra, die ihren Auftrag ernst nahm - von ihren Gastgebern und atmeten draußen an der frischen Luft tief durch. Der Abend war nicht unangenehm verlaufen; dennoch war ein solches Ereignis anstrengend - zumindest für Gäste, die nicht Louis de Fromage Puant hießen und die elegante Konversation qua Muttermilch aufgesogen hatten.

Als Allegra sich gerade erkundigen wollte, wo die anderen ihre Unterkunft hatten, ließ Friedrich sich vernehmen.
"Wir haben noch etwas vor heute Nacht, das habt ihr nicht vergessen, oder? Madame Valerija - es ist zwar noch etwas Zeit bis drei Uhr, doch wie wollen wir diese verbringen? Zurück zum Gasthof oder gehen wir direkt zum Friedhof?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 15.02.2024, 15:47:30
Louis nahm sein Glas mit einer leichten Verbeugung entgegen und lobte den ausgeschenkten Trunk, ganz gleich ob er ihm munden würde oder nicht. Als Edelmann war er sich der Regeln förmlicher Höflichkeit bewusst und hätte sich seinerseits sofort mit jedem aufs Blut duelliert, der behauptet haben würde, die Weine aus der Region seiner Kindheit seien nicht absolut köstlich. Im weiteren beschränkte er sich auf leichte Konversation, die ihm im Gegensatz zum Rest der Gefährten auch ohne Mühe von den Lippen floss.

Er wurde erst wieder ernster, als man im Freien und unter sich war – von der so unverhofft ihnen vor die Nase gesetzten jungen Dame einmal abgesehen, die nach Louis' Eindruck optisch eine wahre Bereicherung darstellte, wohingegen er sich noch nicht im klaren darüber war, was er von ihren Absichten halten sollte. "Alors", erwiderte er auf Friedrichs Einwurf, "iesch jedenfalls 'abe die demoiselle keineswegs vergessen, mon ami. Auch denke iesch, wir könnten uns gemäschliesch bereits in Richtung cimetiére begeben. Ein wenig frische Luft schadet niescht, n'est-ce pas?" meinte er und fügte nachdenklich hinzu: "Darüber 'inaus sollten wir uns vertraut machen mit die localité, das kann niescht schaden."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 15.02.2024, 19:16:54
Ab sofort ...- erst keine Information, worum es überhaupt ging bei der Abendgesellschaft, und jetzt das. Allegra grummelte innerlich, ließ sich aber natürlich nichts anmerken. Sie hatte ihr Wort gegeben, den Auftrag auszuführen, also würde sie es auch tun, aber diese Eisen Adelige machte ihr dies wirklich nicht leicht. Vor allem war ein Ende dieses Auftrags nicht abzusehen.
Die Eisen waren seltsam und diese Getränk war es ebenfalls. Der Etikette halber nippte die Vodacce an ihrem Brand.
Während die anderen noch in weiteres leichtes Gespräch vertieft waren, neigte sich Allegra ihrer Auftraggeberin zu: Mit Verlaub, Senora der Castell, wollt ihr mir noch einige Hinweise mitgeben und zudem mitteilen, wie ich euch mit Neuigkeiten kontaktieren soll?

Als sich abzeichnete, dass sich der Abend dem Ende zu neigte, entschuldigte sie sich. Wenn sie gleich mit aufbrechen sollte, dann sicherlich nicht in diesem Aufzug. Schnell zog sich Allegra in ihr Zimmer zurück, schlüpfte in ihre Reisekleidung und schnallte ihren Degen und Dolch um den Bund ihrer Beinkleider. Dann raffte sie ihre wenigen Habseligkeiten in ihren Rucksack zusammen und versuchte, das Abendkleid halbwegs gut darin zu verstauen.

Gerade wollte sich Allegra nach der Unterkunft der anderen erkundigen wollte, da bemerkte der große Eisen, dass sie noch etwas in dieser Nacht vor hatten. Und das auf dem Friedhof und wer war diese Valerija, der Name war bisher noch nicht gefallen.
Ich möchte euch nicht zur Last fallen, aber da wir jetzt einige Zeit gemeinsam unterwegs sein werden, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir einige Informationen dazu geben könntet, was ihr noch vor habt und wer diese Dame ist, die ihr treffen wollt. Vielleicht kann ich euch dann besser behilflich sein.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 15.02.2024, 19:22:14
Katharina genießt den edlen Tropfen, hält sich bei den Gesprächen aber im Hintergrund und ist eher die Stille Zuhörerin.

Kaum sind sie an der frischen Luft muss sie erst einmal ein paar tiefe Atemzüge nehmen bevor sie Louis antworten kann "bei aller Liebe, aber ich bin kurz davor in dem Kostüme hier zu ersticken ich muss dringend etwas anderes anziehen bevor wir weitere Unternehmungen starten"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 15.02.2024, 19:45:02
"An der Stelle kann ich mich Katharina nur anschließen, wir sind wahrlich nicht gekleidet, um uns die Nacht auf Friedhöfen um die Ohren zu schlagen. Wir sollten die frühe Stunde nutzen, um uns angemessen zu kleiden und uns auch vielleicht noch darum kümmern, dass unsere neue Begleitung auch ein Bett für die Nacht erhält. Und ich denke nicht, dass sich das noch nach dem Treffen mit dieser ominösen Valerija bewerkstelligen lässt."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 16.02.2024, 00:16:00
In diesem Punkt war man sich schnell einig, und so setzte sich die Gruppe in Richtung ihres Gasthauses in Bewegung, in das sich auch Allegra nun einbuchen wollte. Tatsächlich war außer Louis jeder in der Gruppe froh über die Aussicht, aus der allzu einengenden Kleidung und in etwas der nächtlichen Aktivität angemesseneres schlüpfen zu können.

Auf dem Weg zu ihrer Unterkunft war es Friedrich, der sich scheinbar am schnellsten mit der neuen Begleitung arrangiert hatte, der sich zu Allegras Frage äußerte.
"Nun, es scheint, als säßen wir nun im gleichen Boot, daher sollten wir auch offen zueinander sein. Schließlich scheint Frau von Castell nun unsere Verbündete zu sein - und es kann nicht schaden, mächtige Verbündete zu haben.
Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, werte Allegra, versuchen wir, Rückhalt im Freiburger Rat zu erhalten. Das Ziel dabei ist es, dass Freiburg sich aktiv den Expansionsplänen Roswitha Wirsches entgegenstellt, wie auch immer diese aussehen mögen. Bislang waren wir nur bedingt erfolgreich. Der Rat besteht aus zwölf Personen, und wir sollten zumindest sieben auf unsere Seite ziehen. Wir haben das Wort von Peter von Weierstraß, dem Präsidenten der Universität, dass er uns unterstützen würde, dazu nun jenes von Gitta von Castell. Gleiches gilt für Walter von Stein, den wir auf ungewöhnliche Art kennengelernt haben, und der uns indirekt auch den Kontakt zu Frau von Castell vermittelt hat."

Friedrich vermied es, den Namen des Sohnes auch nur zu nennen, geschweige denn die Art dessen Beziehung zu Walter von Stein.

"Das sind bisher also drei, das heißt, wir haben unser Ziel nicht einmal zur Hälfte erreicht. Außerdem muss man bei solch Fragen der Politik immer damit rechnen, dass ein Wort nicht mehr zählt, wenn es zur Abstimmung kommt. Einer unserer vermeintlichen Gegenspieler ist Thomas von Fahrenbach, auch er ein Mitglied des Rates. Um ehrlich zu sein, wissen wir nicht allzu viel über ihn, doch das, was wir wissen, lässt ihn in keinem guten Licht erscheinen. Er scheint in verschiedene Machenschaften am Rande oder jenseits der Legalität verstrickt zu sein, und noch dazu haben wir Gerüchte gehört, dass der Mann belastendes Material zu seinen Ratskollegen sammeln könnte - umso riskanter ist es also, auf deren Wort zu vertrauen.

Es scheint also, als müssten wir uns auf die eine oder andere Art und Weise mit Herrn von Fahrenbach beschäftigen; wie eine Lösung dieses Problems aussehen könnte, wissen wir allerdings noch nicht. Wir wissen nicht einmal, ob er in dieser Angelegenheit nicht vielleicht sogar auf der gleichen Seite wie wir steht.

Unsere frühere Begleiterin, eine Ussurerin namens Jelena, hatte ihre ganz eigene Verbindung zu Fahrenbach. Ihre Cousine soll bereits vor Jahren in die Fänge des Mannes geraten sein, und es ist kein Geheimnis, dass der Mann mehrere Etablissements betreibt, in denen junge Frauen - und in manchen Fällen auch Männer - ihre Dienste feilbieten, wenn Sie verstehen, was ich meine. Gerüchten zufolge sollen in manchen Fällen dabei Grenzen überschritten werden, die einem anständigen Menschen die Haare zu Berge stehen lassen.
Die Furcht Jelenas war es, dass ihre Cousine, eine junge Frau namens Valerija, in einem dieser Häuser gelandet sei und dort unsagbare Dinge über sich ergehen lassen müsse.

Um das Andenken unserer Freundin in Ehren zu halten, und da wir uns ohnehin ein Bild von Fahrenbach machen wollten, beschlossen wir, ihm einen Besuch abzustatten und direkt mit der Anschuldigung zu konfrontieren. Ihr könnt unsere Überraschung sicherlich nachvollziehen, als er besagte Valerija ohne Zögern rufen ließ und diese scheinbar in völlig seriösen Diensten bei ihm zu stehen scheint. Allerdings mag der Schein trügen, denn die Dame ließ uns eine Nachricht zukommen, dass sie heute Nacht auf dem Nachtblutfriedhof mit uns sprechen möchte. Zumindest in meinem Fall ist die Spannung groß, was Valerija uns wohl erzählen möchte - und ob es ihr bei Fahrenbach tatsächlich so wohl ergeht, wie es scheint.

Wer weiß, vielleicht kann sie uns wertvolle Informationen über den Mann liefern? Den direkten Weg zu ihm haben wir durch unser doch etwas direktes Vorgehen wohl erstmal verbaut."


Die Ausführungen Friedrichs waren so ausführlich, dass das Gasthaus bereits in Sicht kam, als er endete. Zunächst kümmerte man sich also um das notwendige: Allegra nahm sich bis auf weiteres ein Zimmer in dem Haus, während die anderen sich auf die ihren zurückzogen, um sich für den zweiten Teil der Nacht passend zu kleiden.
Es dauerte nicht lange, bis die gesamte Gruppe ihre Angelegenheiten erledigt hatte und sich wieder im zu dieser späten Stunde langsam leerenden Schankraum versammelte.
"Nun, werte Allegra." begann erneut Friedrich. "Ich habe Ihnen einiges Vertrauen entgegengebracht und von unseren Plänen erzählt. Nun würde ich mich freuen, wenn Sie uns etwas über sich selbst erzählen würden. Schließlich werden wir wohl eine Weile zusammenarbeiten. Ich stelle mich im Anschluss auch gerne selbst vor, doch mir scheint, zunächst sind Sie an der Reihe."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Allegra Rafaela Celare am 16.02.2024, 20:17:41
Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Meinen Namen kennt ihr bereits und ebenso wisst ihr, dass ich aus der Vodacce komme. Obwohl ich aus keiner bekannten Familie stamme, war es mir vergönnt, die Ambrosia Duellantenschule abzuschließen. Danach wollte ich die Welt kennenlernen und bin über einen Bekannten zu Seniora der Castell gekommen. Sie hat mich liebenswürdigerweise aufgenommen. Ich habe bis auf der Reise hierher noch nicht viel von den Eisenlande oder Freiburg gesehen. Daher dachte die Seniora, mein unbeschriebenes Gesicht könnte in diesem Fall wohl hilfreich sein. Und da bin ich nun, ... Ich werde versuchen, euch bestmöglich zu helfen, kann aber leider keine Kontakte anbieten. Aber ich braucht keine Angst zu haben, dass ihr auf mich aufpassen müsst, ich komme sehr gut alleine zurecht. Schloss Allegra ihre kurze Vorstellung in bestem Eisenländisch. Lächend blickte Allegra in die Gesichter ihrer neuen Gefährten: und bitte, nennt mich ohne große Förmlichkeiten einfach Allegra.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 17.02.2024, 12:38:22
Valdas hatte den Ausführungen Friedrichs ebenso aufmerksam zugehört wie Allegra, schließlich war er auch erst vor Kurzem zur Gruppe gestoßen und noch nicht über alle Hintergründe im Bilde.
Im Anschluß an Allegras Vorstellung nutzte er die Gelegenheit und wandte sich knapp an die junge Frau.
"Unsere Namen sind seit der Vorstellung bei Frau von Castell ja durchaus bekannt. Ich bin, ähnlich wie ihr, erst kürzlich in Freiburg eingetroffen und habe eher durch Zufall die Bekanntschaft dieser Gruppe gemacht. Und da sich ihre und meine Interessen zumindest kurzfristig überschneiden, habe ich beschlossen, ihnen bei ihrem Vorhaben zu helfen." Sein Tonfall war nicht unfreundlich, aber die kurze und sehr allgemein gehaltene Vorstellung ließ keinen Zweifel offen, dass er wenig begeistert war, dass Allegra von jetzt an Teil der Gruppe sein sollte.
Anschließend wandte er sich an die komplette Gruppe und brachte seine Bedenken bezüglich des anstehenden Treffens zum Ausdruck. "Ich möchte euer direktes Vorgehen bei diesem Fahrenbach nicht weiter bewerten, aber habt ihr schon darüber nachgedacht, dass sich die Einladung zu einem Treffen um diese Zeit an solch einem verlassenen Ort nur allzu sehr nach einer Falle anhört?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 17.02.2024, 13:39:41
Widerstrebend sah der Montaigner ein, dass die festliche Kleidung für ein heimliches Treffen auf dem Friedhof nicht ganz angemessen wäre. "Parbleu, wir wären mitten 'indursch bei Maitre Camp-Champ, wenn wir seine Kreationen ruinieren", sorgte er sich und gab sich damit geschlagen. Im Gasthaus nutzte er denn die unvermeidliche Verzögerung, um ebenfalls wieder seine robustere Reisekleidung anzulegen.

Der neuen Begleiterin der Gruppe stellte er sich mit einem schwungvoll gezogenen Hut und einer Verbeugung vor: "Louis de Fromage Puant, gentilhomme et mousquetaire, zu Euren Diensten, Mademoiselle!" Der Schilderung Allegras hörte er seinerseits mit höflicher Zurückhaltung zu, nachdem er zustimmend zu Friedrichs Worten genickt hatte.

"Alors, Mademoiselle, wir wollen es versuchen. Doch Ihr werdet einsehen, dass wir Madame unmögliesch unter die Blick treten können, wenn Ihrem Mündel etwas zustößt. Iesch bitte Eusch also um Zurück'altung, falls es brenzliesch wird." Ihm schien nach wie vor der Gedanke nicht zu behagen, wie er seinen Pflichten als Kavalier nachkommen und die Damen bei so viel Risikobereitschaft auf deren Seite angemessen von Gefahren abschirmen sollte.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 17.02.2024, 18:41:54
Als Katharina sich umgezogen hatte und wieder zur Gruppe gestoßen war, sah man ihr deutlich an das sie sich nun wieder wohl fühlt.

Als erstes beantwortet sie die Frage von Valdas "Ich glaube nicht das wir in diesem Fall in eine Falle gelockt werden. Aber es kann auch nicht schaden wenn wir die Augen und Ohren offen halten."

Als Louis dann mal wieder versucht sich als Kavallerie zu präsentieren muss Katharina etwas schmunzeln "Louis wir sind uns sicher das du und deine Klinge sich immer schützend vor uns stellen wirst. Aber ich zumindest kann von mir behaupten das hier das vermutlich schwache Geschlecht gar nicht so wehrlos ist wie du vielleicht vermutest. Und um deine Ehre nicht zu verletzen,  es freut mich immer wenn du uns verteidigen willst, aber vertaue mir, wir können auch dir den rücken frei halten"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 22.02.2024, 17:21:13
"Damit wäre das dann ja geklärt und ich hoffe, dass ich am Ende der Nacht keinen von euch wieder zusammenflicken muss. Sollen wir dann aufbrechen oder warten wir noch auf etwas? Ich denke, es kann nicht schaden, wenn wir uns die Umgebung vorher etwas genauer anschauen. Nur um sicher zu gehen."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 25.02.2024, 16:40:05
Das ungute Gefühl, hier womöglich in eine Falle gelockt zu werden, konnte zwar keiner aus der zusammengewürfelten Gruppe so ganz abschütteln, doch die Neugier, was diese Valerija ihnen zu sagen hatte, überwog letztlich die Vorsicht. So ging man zwar nicht direkt zum Treffpunkt los, doch begab sich rechtzeitig zum Treffpunkt auf dem Friedhof, um doch einiges vor der vereinbarten Zeit vor Ort zu sein - das würde es auch erlauben, die Umgebung sorgfältig zu sichern und nach möglichen Störenfrieden Ausschau zu halten.

Aus der Gruppe war Katharina die einzige, die den Friedhof zuvor schon einmal betreten hatte, doch Friedrich hatte einiges über ihn gehört - und nutzte den Weg dorthin, um die anderen zu informieren.
"Ihr wisst sicher, dass Freiburg auf Syrneth-Ruinen gebaut ist. Ein Artefakt, ein Kristall, ist es, der den unmöglich hohen Turm im Zentrum der Stadt aufrecht hält, in dem Niklas Träge residiert. Wenn ihr mich fragt: Ich bin nicht sicher, ob mir wohl dabei wäre, mein Leben einer unbekannten Art von Magie anzuvertrauen. Aber  zurück zu den Ruinen: Unter dem Friedhof befinden sich Katakomben, die angeblich einen Zugang zu alten Ruinen der Syrneth bieten. Wären wir zu einer anderen Zeit und ohne wichtigere Ziele hier, würde ich liebend gerne eine Expedition in diese Katakomben unternehmen, doch heute ist dafür wohl tatsächlich nicht die richtige Zeit."

Der Friedhof befand sich im Osten der Stadt, am Rande des Greifenviertels und überschattet von der hohen Stadtmauer, die das Licht des tiefstehenden Mondes abhielt. Schon als sie sich dem Friedhof näherten, spürten sie die Aura des Mysteriösen, die den Ort umgab, und als sie ihn betraten, wurden sie sich dessen voll bewusst. Weißliche Gebilde, die sie von der Ferne nicht identifizieren konnten, stellten sich nun als riesige Knochen heraus - "Drachenknochen", wie Katharina und Friedrich knapp mitteilten.
Die meisten der Gräber waren uralt, die Grabsteine verwittert; nur im Norden des Friedhofs gab es einen Bereich, der gepflegter wirkte und offenbar auch aktuell genutzt wurde.

Sie hatten keine Ahnung, wo sich Valerija mit ihnen treffen wollte, und der Nachtblutfriedhof war nicht gerade klein, doch vermuteten sie, dass es sich eher um den alten, teilweise verwucherten Bereich handeln würde. Dort war es leichter, ein Treffen ungesehen und ungestört abzuhalten, doch bot der Ort auch mehr Möglichkeiten für Hinterhalte: Alte Krypten erhoben sich neben kaum noch auszumachenden Grabreihen vom Boden, und überall bedeckten Ranken, Büsche und Bäume den Friedhof.
Immerhin waren sie früh genug gekommen, und so streiften sie zunächst durch den Friedhof, um sich eine möglichst günstige Position zu sichern, in der sie nicht allzu leicht in eine Enge getrieben werden konnten, gleichzeitig Neuankömmlinge zumindest einigermaßen früh sehen konnten.

Nachdem sich die Gruppe einigermaßen gut eingerichtet hatte, blieb nur das Warten auf Valerija. Kaum einer sprach ein Wort, auch um niemanden durch allzu laute Geräusche auf sich aufmerksam zu machen. Als aus der Ferne der Glockenschlag zur dritten Stunde zu hören war, dauerte es nicht mehr lange, bis eine dunkel gekleidete Gestalt sich näherte. So wie sich diese bewegte, konnten sie davon ausgehen, dass sie sich auch deutlich unauffälliger hätte nähern können, dies aber absichtlich nicht tat. Und tatsächlich stellte sich die Person, nachdem Louis sich schließlich zu erkennen gegeben hatte, als Valerija heraus - diesmal jedoch in enges, schwarzes Leder gekleidet wie eine Diebin, und so gar nicht wie die Beraterin eines Ratsmitgliedes.

"Ihr seid also gekommen." befand sie knapp das Offensichtliche, und musterte Valdas und Allegra misstrauisch. "Und habt euch noch Verstärkung mitgebracht?"
Danach fixierte sie wieder Louis: "Den Namen Jelena habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Und ich weiß nicht, ob ich es als gute Nachricht empfinde, dass sie in Freiburg ist. Aber wie ich sehe, habt ihr sie nicht mitgebracht. Ihr meintet, es ginge ihr nicht gut. Also sprecht: Was ist mit ihr? In welcher Verbindung steht ihr zu ihr? Und was genau wollt ihr von mir? Antwortet, und ich entscheide, ob ich euch weiter zuhören werde."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 27.02.2024, 16:27:20
Am Friedhof angelangt begann sich Louis sofort misstrauisch umzusehen. Die Hand ruhte ständig in der Nähe des Degens, der Montaigner wirkte angespannt. "Pas de doute, dies ist genau der reschte situation für eine 'inter'alt", murmelte er mit verkniffener Miene. Es war klar ersichtlich, dass der Musketier die feste Absicht hegte, eventuellen Schurken die Freude an einem Überfall gehörig zu versalzen. Für Friedrichs Vortrag hatte er, bei allem Respekt für die Gelehrsamkeit des Freundes, wenig Sinn. "Die Kristall ist niescht die einzige Sache, die unter Monsieur Träges 'interteil zu wackeln beginnen könnte, wenn wir niescht erfolgreisch sind", blieb sein einziger Kommentar dazu.

Seine Anspannung wuchs beim Anblick der riesenhaften Knochen. Er machte nun den Eindruck, als ob ein Unbekannter, der unvermittelt aus der Dunkelheit auftauchen würde, Gefahr liefe, ohne Vorwarnung von der Danseuse zerschlitzt zu werden. Aus der Deckung eines Grabsteins, von dem er einen halbwegs guten Überblick hatte, spähte er angestrengt in die Schwärze. Seine Klinge fuhr schon halb aus der Scheide, da erkannte er Valerija, schürzte die Lippen und trat hervor, um sich vor ihr zu verbeugen. "Es sind neue Gefährten, die nieschtsdestotrotz unser Vertrauen 'aben", erwiderte er auf ihre Worte förmlich, wobei sein Blick vor allem in Allegras Richtung seine Worte Lügen strafte.

Dann wandte er sich der jungen Frau zu und runzelte die Stirn. "Alors, iesch denke, Ihr müsst es erfahren, Mademoiselle. Wir sind Reisegefährten von Mademoiselle Schelena und 'aben einiges zusammen erlebt, wodursch wir uns verpflieschtet fühlten, zu tun, wozu sie niescht mehr in der Lage iest: Nach Eurem Verbleib zu forschen." Knapp schilderte er die gemeinsamen Erlebnisse seit der ersten Begegnung mit Jelena, ohne allzu tief in die Details zu gehen oder vertrauliche Information wie jene über le baron näher auszuführen. Endlich schloss er mit ernstem Gesicht: "So es Eusch auch tief treffen mag, Mademoiselle, die Bemü'ungen Schelenas sollen niescht umsonst gewesen sein, was miesch angeht! Nun, da Ihr 'offentliesch offen reden könnt, scheut Eusch niescht, uns zu sagen, ob ihr fürschterliescher Verdacht der Wahr'eit entspriescht und Ihr mitnieschten frei und glückliesch seid."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 15.03.2024, 00:17:38
Die Trauer stand der jungen Frau, als Louis schilderte, was mit Jelena passiert war. "Sie ist wegen mir hierher gekommen, und musste dies mit ihrem Leben bezahlen? Es ist eine schwere Schuld, dir ihr mir aufladet."
Sie schwieg eine Weile und schien nachzudenken.
"Was habt ihr nun vor, da ihr mich gefunden habt? Wollt ihr mich entführen? Mich aus den Klauen meines Herrn befreien? Um eure Frage zu beantworten: Nein, ich bin nicht wirklich frei oder glücklich. Doch ich hatte mehr Glück als die meisten anderen Mädchen, die mein Herr unter seine 'Fittiche' nahm. Ihr wisst vermutlich, was mit ihnen passiert - ich jedoch habe andere Talente, und Fahrenhorst hat dies erkannt. Mein Los ist es nicht, bei den Männern zu liegen und sie mit meinem Körper unsägliche Dinge tun zu lassen - stattdessen kümmere ich mich um Dinge, die mein Herr zu erledigen hat. Die Drecksarbeit, um genauer zu sein.
Ich bin nicht mehr das unschuldige Mädchen aus Sarmatien, das meine Mutter einer Adligen geschenkt hat. Meine Unschuld habe ich vor langer Zeit verloren, aber nicht auf die Weise, die ihr angenommen habt.

Also, was wollt ihr mit mir tun? Mich zurück in meine Heimat bringen? Was sollte ich dort tun? Und selbst wenn ich wollte: der Arm meines Herrn ist lang."
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Louis de Fromage Puant am 16.03.2024, 13:52:21
Betreten schwieg der Montaigner, dem die heldenmutige Errettung der jungen Dame sehr viel weniger Kopfzerbrechen bereitet hätte als die Aufgabe, sie zu trösten. Er räusperte sich. "Mais non, Mademoiselle", versicherte er eilig. "Ihr 'abt keine Schuld, also kann sie Eusch auch niescht aufgeladen werden, was uns überdies fern liegt!" Die Frage nach dem "Was nun" stellte ihn vor ein weiteres Problem, und sein Blick glitt für einen Moment zu seinen Gefährten. Dann jedoch straffte sich der Musketier. "Nun, die schlimmste Demütigung mag Eusch erspart geblieben sein, und iesch bin sehr erfreut, das zu 'ören. Dennoch kann iesch niescht akzeptieren, dass Ihr weiter'in bei solschen Lumpenstücken eingespannt werden sollt!" Er zog ein grimmiges Gesicht. "Wenn nieschts anderes bleibt, so werde iesch diesen Mann persönliesch 'erausfordern! Entweder es iest noch eine Rest von Ehre in seinem Leib, dann muss er seine schändlieschen Taten zugeben, davon Abstand nehmen und Eusch eine Wiedergutmachung offerieren. Oder er iest eine 'offnungslose Schurke..." Bei den letzten Worten klopfte der Montaigner bedeutsam auf den Knauf der Danseuse.
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 17.03.2024, 09:17:04
Katharina hörte sich das ganze genau an und machte sich ihre Gedanken zu dem ganzen "Ich habe eine Idee die vielleicht etwas gefährlich ist. Aber es könnte sich lohnen und zum geeigneten Zeitpunkt einige Probleme lösen.  Vermutlich vielleicht sogar für dich Valerija. Wenn du uns mit ein paar weiteren Informationen versorgen könntest und uns auf dem laufenden hältst, dann wäre das unsere Sache sehr nützlich. Und wenn der Plan aufgeht dann werden wir den netten Herrn bald bloß stellen können und sein komplettes Netzwerk zerschlagen. Dann wird sein sehr langer Arm bald in Ketten liegen oder gar abgeschlagen werden. "
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Valdas Jankauskas am 18.03.2024, 18:42:35
Valdas nickte zustimmend. "Es könnte durchaus von Vorteil sein, ein paar Informationen aus erster Hand über diesen Halunken zu erhalten. Damit ergibt sich sicher die ein oder andere Option für uns. Und mit etwas Glück erhalten wir ja sogar einen Hinweis, wie wir unsere anderen offenen Themen angehen können. Was euch angeht - " wandte er sich an Jelena " - es geht mitnichten darum, was wir mit euch vorhaben. Es geht viel mehr darum, wie ihr euch euer weiteres Leben vorstellt. Sehr ihr eure Zukunft hier in den Eisenlanden, in eurer Heimat oder gar an einem ganz anderen Ort? Und ihr fragt uns, was ihr tun sollt? Die Frage sollte doch eher sein, was ihr tun möchtet, wenn ihr frei und ungebunden seit. Habt ihr euch diese Frage jemals selbst gestellt?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 19.03.2024, 00:07:41
Valerija blickte Valdas erstaunt an, als sei ihr die Frage selbst nie gekommen. "Frei und ungebunden? Gibt es so etwas? Es erfordert viel Geld, um das von sich behaupten zu können. Ich gebe zu, nein, die Frage habe ich mir nie gestellt."
Dann jedoch antwortete sie Katharina. "Du hast meine Neugier geweckt. Was für ein Plan soll das sein?"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Katharina Anna Eisfeld am 26.03.2024, 19:52:25
"Naja das ganze ist vielleicht etwas zu komplex um es hier auf aller schnelle mitten in der Nacht auf einem Friedhof zu besprechen. Aber es geht um politische Dinge die sich im Rat abspielen werden und vermutlich das Machtverhältnisse hier in der Stadt gewaltig verändern könnten. Aber alle Details stehen noch nicht fest"
Titel: Kapitel 3: Freiburg
Beitrag von: Mondragor am 09.04.2024, 23:46:25
Valerija schien nicht glücklich mit der Antwort zu sein, doch zumindest dachte sie nach.
"Es ist mir leider nicht gegeben, jederzeit frei über meine Zeit und meinen Aufenthaltsort zu bestimmen. Der Friedhof muss ausreichen."

Noch bevor Katharina antworten konnte, ertönte plötzlich eine Stimme von der den Friedhof umgebenden Mauer.
"Soso, es scheint, als würde die Katze sich als schändliche Ratte entpuppen - ich wusste, ich kann dir nicht trauen! Glücklicherweise hat es unser Herr letztlich ebenfalls eingesehen."
Ein gerüsteter Mann in der Uniform der Leibgarde derer von Fahrenbach war oberhalb von ihrer Position aufgetaucht.
"Nehmt sie gefangen!" rief er in die Nacht, und drei Dutzend Wachleute tauchten aus dem Dunkeln aus, ihren Versammlungsort einkreisend; manche von ihnen trugen Schwerter, andere Armbrüste.
"Wenn sie sich wehren, tötet sie. Und die Schlampe lasst ihr mir."

Die letzten Worte sprach er mit einem bösen Grinsen und sprang mit wenigen Sätzen behände die Mauern hinunter, wo er Valerija fokussierte.