Kapitel 4: Der Geisterwald
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Die Karawane verließ das Höhlensystem bei herrlichem Wetter - so ganz anders als der eisige Schneesturm, vor dem sie hineingeflohen waren. Frisch erholt durch die letzten Tage bei den Yetis, gab ihnen das Wetter noch zusätzlichen Auftrieb, und so dauerte es nur knapp mehr als eine Tagesreise, als im Laufe des Vormittags die Stadt Ordu-Aganhei vor ihnen auftauchte. Eine gute Stunde später passierte die Karawane das Nordtor der Stadt - ein massives, dreißig Fuß hohes Eisentor, hinter dem etwa dreißig Stadtwachen die Reisenden empfingen.
Ulf, der die Sprache der Einheimischen am besten beherrschte (auch wenn er begonnen hatte, diese den Mitreisenden der Karawane unterwegs beizubringen[1]), übernahm die Begrüßung und musste bald schlechte Neuigkeiten übermitteln:
"Die Wachen sind sehr misstrauisch, denn in dieser Saison kommt normalerweise niemand aus Kalsgard über den Pfad. Sie wollen alles genau untersuchen und verlangen genaue Auskunft über die Gründe der Reise, weshalb wir zu einer solchen Jahreszeit unterwegs sind, welche Waren wir geladen haben, und so weiter.
Ich glaube, es ist besser, wenn einer von euch die Verhandlungen übernimmt."
Sandru winkte Solitaire, Garridan und Mugin zu sich, während sich Ameiko zurückhielt, und flüsterte ihnen zu, bevor er zu den Wachen trat: "Ich kann ihnen alles über unsere Ladung sagen, aber mir wäre es lieber, wenn jemand von euch sich zu den anderen Fragen äußert. Und Ameiko sollten wir vielleicht nicht erwähnen - wer weiß, wie viele Spione es hier gibt, wenn wir in Kalsgard schon angegriffen wurden."
Nachdem niemand der Anwesenden etwas erwiderte, wartete Chua geduldig, bis alle schließlich ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatten. Denjenigen, die sich aus der bereitgestellten Kleidung bedienten, gab er einige Hinweise, wie die Gewänder zu wickeln und die Tücher zu binden waren, und nickte dann schließlich in jedem Fall zufrieden. Wer seine eigene Kleidung anbehalten wollte, musste sich kritischen Blicken stellen, denn jedes Bisschen Schmutz wurde von dem Haushofmeister - oder welche Stellung auch immer der Mann einnahm - angemahnt. Doch mit Hilfe von Solitaires Magie würden auch diese schließlich die Gnade eines Nickens erhalten, und so brach die Gruppe schließlich zu ihrer Audienz auf.
An zahllosen Wachen ging der Weg durch den Palast, bis sich plötzlich eine immense Halle vor ihnen erstreckte, die sicherlich hundert Schritte durchmaß. Es war ein surreales Erlebnis, denn die Helden wussten zunächst nicht, ob sie sich noch im Palast befanden oder schon wieder im Freien waren. Ein dampfender Teich bildete das Zentrum der Halle, der von Orchideenbeeten umringt war, und mehrere Kraniche stolzierten umher. Doch über ihnen spannte sich eine Decke, die fast vollständig von bunten Gebetsbändern vor ihren Blicken verborgen war.
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Doch das womöglich Skurrilste an der Halle war der Thron des Herrschers selbst, zumindest für diejenigen, die einen Blick wagten, bevor sie von Chua energisch erinnert wurden, ihre Augen nicht auf den Herrscher zu richten. Am Rande des Teiches stand auf einem Podest ein riesiges Bett, garniert mit farbenfrohen Seidenstoffen und mehreren wunderschönen Frauen. Auf dem Bett saß ein voluminöser, lächelnder Mann, der nur knapp von einer Robe bedeckt war - offenbar der Prinz. Hinter diesem jedoch war der Gegensatz zu Prinz Batsaikhars Lächeln zu sehen, und die offensichtliche Drohung, was denjenigen blühen konnte, die den Prinz erzürnten: Eine große Gestalt in voller Samurai-Rüstung, die ein gigantisches Schwert gezückt hielt.