Unter Deck:
Schwere Krüge rutschen von links nach rechts über die runden Tische aus aerenischem Dichtholz. Erhöhte Rahmen am Rande der Tischplatten bewahren die Gefäße jedoch vor einem Sturz.
Die Wände des Raumes sind gesät mit Bildern, Souvenieren und Trophäen aus den fünf Nationen. Die Hinterseite des Schankraumes besteht zu einem Großteil aus einem gläsernem Fenster, dass den Blick auf die stürmische See freigibt. Die Sicht nach draußen ist jedoch verschleiert durch treibende Wolken des Luftgeistes, welcher an das Heck des Schiffes gekoppelt ist.
An der Theke wischt ein mürrisch dreinblickender Grottenschrat mit Kopftuch und Augenklappe den Tresen ab.
Die meisten Passagiere scheinen bereits ihre Kabinen oder den großen Schlafsaal aufgesucht zu haben.
Einige Menschen, der Kleidung nach Kaufleute aus Breland und Aundair halten die wenigen Tische besetzt. Ein leichter Geruch von Rauchkraut hängt in der Luft.
Obwohl die Ausstattung des Schankraumes auf den Reichtum des Besitzers der Lyrian schließen lässt, scheint er viel zu klein für die große Passagierbesatzung des Schiffes.
Vielleicht ist dies der Grund, warum sich Joanne zu so später Stunde in den Schankraum wagt.
Spoiler (Anzeigen)Gekleidet ist sie zumindest auf den ersten Blick mehr bescheiden denn schreiend; ein dunkelgraues Gewand, das am ehesten als Sutane zu bezeichnen ist, aber etwas praktischer geschnitten ist, dient ihr als Reiserobe und ihre Füße zieren passende aber nicht allzu extravagante Lederstiefel. Allerdings trägt die junge Dame, im Gegensatz zu durchschnittlichen vertretern des Klerus, einen schicken schwarzen Straußenfederhut mit anthrazitfarbenem Band, glänzender Schnalle und geknickter Krempe; auch ihre Frisur ist ein kleiner Blickfang - die glatten, dunklen, etwas unter die Schultern reichenden freifallenden Haare sind hinten in der Mitte zu einem Zopf geflochten.
An der linken Hüfte der Frau hängt ein Degen - der die Frage, ob die Dame nun zum Adel oder zum Klerus zu zählen sei, alles andere als zu beantworten hilft.
Den Brief, dessen Überbringung ihr Grund für diese Reise ist, hält sie stets bei sich, wie eine junge Mutter, welche ihr Kind behütet. Das was ihre Gedanken und ihr ganzes Sein jedoch tatsächlich beschäftigt - bewußt oder nicht bewußt - befindet sich wahrscheinlich meilenweit entfernt in der Stadt der Türme. Noch bevor sie den Schankraum richtig betritt, vergewissert sie sich, welche Plätze noch frei sind oder lukrativ erscheinen. Die Tische scheinen alle besetzt, doch an der Theke lehnt lediglich eine einzelne, geheimnisvolle Gestalt in grünem Gewand.
Sarelo hält sich bereits seit dem Klang der ersten Abendglocke im Schankraum auf.
Spoiler (Anzeigen) Sein schwarzes,
langes Haar wird von der Kapuze seines grünen Gewandes fast komplett
verdeckt, und nur einige Spitzen, die sein Kinn umspielen, verraten
seine Farbe. Der Elf scheint wohlhabend zu sein, denn sein
Erscheinungsbild ist durchaus gepflegt, wenn auch unauffällig, und einige Ringe zieren seine Hände. Er spielt an einem Amulett herum, das er um seinen Hals trägt, rückt es zurecht, und steckt es schließlich nervös in seinen Mantel zurück.
Wenn ihr ihn euch näher betrachtet, seht ihr, dass
er sehr dünn und sogar etwas abgemagert aussieht, aber doch irgendwie zäh
und verbissen. Sein eigentlich für einen Elfen jugendliches
Erscheinungsbild wird gestört von einzelnen tiefen Falten im Gesicht, vor
allem unter und zwischen den Augen. Ihr erkennt, dass sich hinter dem neugierigen und
gegenwärtigen Blick des Elfs eine tiefe Sorge versteckt, die ihn bedrückt
und rastlos macht.
In seinem Herzen trägt er die Last von traurigen Ereignissen, die seit langer Zeit seine Elfenschultern beschweren. Nun würde er hoffentlich endlich die Rätsel seiner Vergangenheit lösen können, weit nördlich im rauhen Karrnath.
Als Joanne gerade Anstalten macht, in den Schankraum hineinzugehen, wendet sich Sarelo plötzlich ihr zu, mit einem Lächeln, als hätte er gewusst oder erwartet, dass sie diesen Raum betreten würde.
Joanne ist es nur recht, dass die schleimigen Kreaturen nun ihr Heil in der Flucht suchen. Obwohl ihr Glaube ihr zur Linderung verholfen hat, kann sie gut auf einen weiteren gut gezielten Speerstich verzichten.
Als Talen sich ihr nähert und sie an den Schultern fasst, zieht die Aundairerin die flammende Hand vorsichtshalber zurück und hält sie seitlich, den Unterarm angehoben. "Vorsichtig bitte, Talen," warnt sie leise und sanft den jungen Mann, und schaut ihm tief in die Augen. "Der Heerschar sei dank, mein Gebet wurde erhört. Es schmerzt noch ein wenig, aber ich bin wieder in Ordnung. Was ist mit dir?," fragt die Edelfrau mit nicht weniger Sorge, als der Cyrer ihr entgegengebracht hat.
An Talen vorbei, sieht sie, dass fast alle anderen Anwesenden wohlauf sind - bis auf einen Kaufmann, der nur noch flach atmet und sein Leben aushaucht.
"Warte bitte. Dieser Mann benötigt Hilfe, entweder eines Heilers, oder eines gütigen Gottes," entschließt die Theologiestudentin sich, dem sterbenden Kaufmann zu helfen. Dass sie es nicht ganz uneigennützig tut - der Dank eines wohlhabenden Handelsmanns ist ihr nicht zuwider - ist der Gelehrten schob bewußt, und ein wenig schämt sie sich auch dafür.
Das Rapier beiseite gelegt, tritt Joanne auf den Verblutenden zu und kniet sich neben ihm hin. Die rechte, von Flammen freie Hand legt sie auf seine Schulter, dann schließt sie die Augen und betet: "Oh ihr gütigen Neun, erbarmt euch dieses Mannes, vergebt ihm seine seine Sünden und bewahrt ihn vor der grauen Einöde Dolurrhs. Ich bitte euch, schenkt ihm eine zweite Chance. Amen."
Um die Hand der Theologin entsteht ein leichtes, sanftes Glühen. Es hält nur kurz an, scheint aber Wirkung zu haben: der Kaufmann erlangt zwar nicht das Bewußtsein, atmet nun aber ruhiger und regelmäßiger und verliert offenbar kein Blut mehr.
Die junge Frau nimmt das Rapier wieder an sich, steht auf und widmet sich an die Matrosen und den Wirt: "Bitte kümmert euch um diesen Herrn. Er wird genesen, wenn er Ruhe bekommt." Dem elfischen Professor und dem Cannither, dem der metallene Koloss zu gehören scheint, nickt Joanne dankend und anerkennend zu und vollführt sogar eine Verbeugung; unglücklicherweise löst sie damit eine neue Schmerzwelle, von der nicht ganz verheilten Bauchwunde ausgehend, aus.
Scharf die Luft einziehend, richtet sich die graugewandete Dame ab - und wird hellhörig ob des Lärmes außerhalb. Talen erntet einen weiteren sorgenerfüllten Blick. "Es sind noch mehr von diesen Bestien hier! Und noch *etwas*! Was mag es nur sein?!" Fest steht nur, dass die Adlige nicht vorhat, von der Seite ihres Liebsten zu weichen.
"Wir müssen diese Kreaturen zurückschlagen! Professor Darlan, Sir d'Cannith! Offenbar wird unser Einsatz weiter benötigt!," übertönt die Edelfrau abermals den pfeifenden Wind, um auch die anderen mutigen Personen im Raum herbeizurufen.