Spoiler (Anzeigen)Shanis Wohnung, Sharn, Abend, der vierte Far des Dravago: [/i]
Shani sitzt unruhig in ihrem spartanischen Wohnzimmer. Das Licht ihrer immerhellen Laterne flackert etwas unstetig an diesem regnerischen Abend. Ihre Augen huschen über das rote Buch in ihrer Hand. Das Buch über verschiedene Kräuter, welches sie erst vor kurzem erworben hat. Aber ihr Kopf kann sich nicht wirklich konzentrieren. Immer wieder schweift ihr Blick zur Tür, schweift zusammen mit ihrem Kopf ab.
“Wird er wirklich kommen? Mich ausnutzen? Kann ich diesmal standhaft bleiben? Vielleicht endlich meine Gefühle gestehen? Ach bei den göttlichen Neun, dass ist so frustrierend.“
Shani beißt sich unsicher auf die Lippe und legt das Buch entnervt beiseite. Seid dem Besuch von Tomjon und den Anderen kreisen ihre Gedanken nur noch um Camus. Die junge Frau erhebt sich und geht einige Schritte in Richtung der Küche.
“Ob ich ihn überhaupt überzeugen kann? Was wenn wirklich nicht mehr als Freundschaft zwischen uns existiert. Oder nicht mal das, wie Tomjon behauptet hat. Aber wenn doch...aber was wenn er doch wieder nur einen Gefallen will. Einen Gefallen für diese dreckige Smaragdklaue. Diese Fanatiker und Kriegstreiber. Ach Camus, warum musst ausgerechnet du in ihre Fänge geraten...“
Denkt sie traurig und schaut unsicher in ihrer Küche. Alles ist ruhig, dunkel und unbelebt. Alles wie es sein sollte und dennoch nagte etwas an ihrem Herzen. Immerhin wenn sie nichts zu tun hatte. Zu viel Zeit zum Denken. Shani dreht wieder rum und geht zum Tisch. Nimmt das Buch und lässt es doch wieder fallen.
“Ach Camus...“
Ihre Augen fixieren ihren Mantel und einen Moment spielt sie mit dem Gedanken spazieren zu gehen. Irgendwie an etwas Anderes zu denken. Unsicher erhebt sie sich, aber dann ein Klopfen. Shani gefriert fast an Ort und Stelle. Ihr Herz schlägt höher und sie wartet gespannt auf die Stimme. Fast etwas ertappt fühlend.
“Shani? Bist du da?“
Ertönt die Stimme des Besuchers kräftig auf der anderen Seite. Shanis Herz schlägt noch schneller. Es ist die Stimme von Camus. Sie will gerade losrennen, als ihr die Worte von Tomjon wieder in den Sinn kommen. Sie braucht einen Moment, wird langsamer, schreitet bedächtig zu der Tür. Mit einem erröteten Ausdruck öffnet sie die Tür und sieht direkt in seine wunderschönen blauen Augen. Ein Lächeln bildet sich auf Camus Gesicht.
„Shani...ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich dachte schon dir wäre etwas passiert. Darf ich rein kommen.“
Shani scheint im ersten Moment völlig überfordert zu sein und nickt nur verstockt, während sie die Tür hinter ihm schließt. Noch mehr errötet denkt sie enttäuscht.
“Ich fange schon wieder damit an. Ich bin doch sonst nicht so schwach. Nur in seiner Nähe.“
Camus wirft einen Blick durch den Raum und fragt dann etwas enttäuscht klingend.
„Keine netten Worte für deinen guten Freund?“
Er wirft der jungen Frau ein strahlendes Lächeln entgegen, aber Shani erwidert es nur mit gespielter Kälte. Versucht es wenigstens, auch wenn ihr Herz einen Satz macht.
„Schön dich zu sehen, Camus.“
Bringt sie dennoch etwas verstockt hervor und tadelt sich fast selbst, während der Offizier sanft weiter mit ihr redet.
„Shani wir müssen reden...“
“Jetzt kommt es gleich wieder. Ich darf nicht schon wieder darauf herein fallen.“ Unsicher wappnet sich Shani und sammelt ihre Wut. All die schrecklichen Empfindungen, weil sie dachte er wäre tot. All die mahnenden Worte von Tomjon und Bombur. Shani bringt alles in einem überraschenden Ausbruch hervor. Erzürnt wirft sie dem völlig überraschten Camus entgegen.
“Worüber? Darüber, dass du mich schon wieder für diese Fanatiker einspannst? Darüber, dass du unsere Freundschaft ausnutzt? Darüber, dass ich dir doch egal bin, solange deine dreckigen Freunde der Smaragdklause dich weiterhin kontrollieren? Solange du nach ihrer Pfeife tanzt? Worüber müssen wir reden Camus?“
Bringt sie schärfer hervor, als sie es selbst erwartet hat und verschränkt die Arme. Der Mann kann nur einen Moment erschrocken stillstehen und bringt stammelnd hervor.
„Shani...nein, dass ist doch nicht...“
Doch die Heilerin lässt sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen und erwidert nach wie vor voller Wut.
“Camus höre auf damit. Ich erkenne deine Lüge doch sofort. Du bist nur wieder hier, um mich auszunutzen. Wie du es immer tust, aber es reicht. Wirklich. Bedeute dir unsere Freundschaft doch so wenig? Bin ich dir egal? Ist diese verdammte Smaragdklaue all der Ärger wert? Was bieten sie dir schon, außer einen schnellen Tot?“
Drängt sie den völlig überrumpelten Camus in die Ecke. Doch der Offizier aus Rekkenmark, weiß sich zu erklären, wenn seine Stimme auch deutlich schwach wirkt. Fast als müsste er seine eigenen Worten überdenken.
„Shani...höre mir zu. Es ist nicht sowie du denkst. Ich weiß nicht, wer dir als dies erzählt hat, aber es gibt einen guten Grund. Ich bin meiner Heimat verpflichtet. Ebenso wie meinen Freunden. Sieh Karrnarth ist schwach geworden unter Kaius dem III. Wir waren eine echte Macht, damals...unter Kaius dem I. Ich muss für mein Land einstehen und genau dies tut auch die Smaragdklaue. Deshalb arbeite ich für sie. Ich möchte, dass meine Heimat endlich wieder erstrahlt. Wir sind nur ein schwacher Abglanz. Wir hätten den Krieg gewinnen können.“
Spricht er voller Patriotismus, aber kaum eines der Worte kann Shanis Zorn beruhigen und Camus eigene Unsicherheit verschlechtere seine Argumentation nur noch. Shani ballt die Fäuste und fragt etwas ruhiger, aber mit bebender Stimme.
„Patriotismus? Krieg? Sag mir nicht, dass du das wirklich willst? Krieg ist doch keine Lösung. Bitte Camus, egal was die Smaragdklaue glaubt zu tun und wie sehr du ihre Ziele scheinbar unterstützt. Du kannst nicht ernsthaft einen neuen Krieg wollen? Du hast das Leid im Lazarett gesehen? Das Leid über den Ländern und wurde nicht auch deine Heimat verwüstet? Zum Teil zerstört und verkleinert? Du kannst doch nicht wollen, dass deine Freunde leiden, deine Familie. Dass ich leide? Camus so ein Monster kannst du nicht sein, bitte nicht.“
Klingt sie am Ende ungläubig und ihre Wut schlägt in purer Verzweiflung um. Camus wird hart von den Worten getroffen, von ihren Gefühlen und seine eigene Fassade scheint zu bröckeln.
„Shani...ich glaube an Karrnarth, aber du muss verstehen...nein du hast recht. Ich...ich möchte nicht, dass du leidest. Verzeih meine Dummheit. Vielleicht habe ich etwas zu voreilige gehandelt. Ich...ich werde am Besten gehen...wenn du willst verschwinde ich aus deinem Leben. Ich sollte dich nicht noch weiter darin hinein ziehen.“
Camus wendet sich zur Tür. Will gerade nachdem Griff greifen, als Shani unsicher schaut.
“Sag es endlich. Tue es...“ Denkt Shani und bringt unter ihrer Verzweiflung hervor.
„Camus...geh nicht...ich möchte bei dir sein...ich liebe dich doch...“
Der Karrn erstarrt regelrecht bei ihren Worten. Unsicher schaut er zu Shani seine Augen vor Verblüffung geweitet, seine Wangen leicht rot.
„Shani...du...du empfindest wirklich so für mich? Ich dachte wir wären nur Freunde? Ich dachte du empfindest nichts für mich...Shani...“
Klingt er völlig unsicher, während Shani mit glitzernden Augen die Arme um den Offizier schlingt. Ihre Augen sind feucht vor Tränen und sie schaut unsicher.
„Camus ich möchte bei dir sein, aber ich kann nicht. Nicht, wenn du weiterhin dem Gesetz im Weg stehst. Weiterhin diesem Kult hilfst. Ich möchte dich nicht verlieren. Ich dachte du wärst tot und ich dachte ich hätte dich verloren. Ich dachte...“
Camus scheint von der Offenbarung sichtlich berührt und streicht ihr etwas ungeschickt durch das Haar.
„Shani ich...ich muss noch etwas erledigen. Dann reden wir okay? Reden über uns und über unsere Gefühle. Ich möchte wirklich darüber reden. Bitte gib mir etwas Zeit. Okay?“
Er schaut sanft zu ihr und Shani nickt an seiner Brust gebettet.
„Okay...danke Camus...danke, dass du mir zu hörst.“
Camus nickt und trennt sich aus der Umarmung. Verlässt Shanis Haus. Shani schaut unsicher hinter ihm her.
“Habe ich das richtige getan? Hat er mich doch nur angelogen? Aber es hat sich echt angefühlt. Vielleicht...vielleicht doch...“
Unsicher starrt sie in die Nacht...