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Der Geruch von billigem Bier und Rauchkraut beschwert die Luft der dunklen Hafenspelunke. Rotes, diffuses Licht kann die Schatten aus dem zwielichtigem Schankraum kaum vertreiben.
Prostituierte besuchen diesen Ort und verkaufen ihre Dienste, andere Besucher sind ob ihren Kapuzenmänteln nicht zu erkennen, manche hier sind keine Bewohner der fünf Nationen.
"Ich arbeite bereits an einem Auftrag. Und ihr kostet mich bereits jetzt wertvolle Zeit",
formuliert der finstere Mann nüchtern und sachlich.
Ihm gegenüber eine verhüllte Gestalt, die Stimme ein whisperndes Raspeln:
"Dann werde ich nach jemand Geeignet..."
"Es gibt keinen Besseren. Kommt zum Punkt."
Der Mann, dessen kahler Schädel von den Linien eines Drachenmals überzogen wird, zieht genußvoll an seiner Zigarre.
"Ich suche jemanden und möchte, dass ihr ihn für mich aufspürrt."
Die verhüllte Gestalt bringt mit einer Handschuhbewehrten Hand eine Pergamentrolle hervor.
"Zweihundert Galifar, wenn ihr mir den genauen Or.."
"Vergesst es. Noch einen angenehmen Abend in Narrath wünsche ich."
Der Drachenmalträger hat sich bereits erhoben, da fällt sein Blick auf das gebogene Schwert, welches auf dem ausgebreitetem Pergament skizziert ist.
"Ihr jagt... Marschenblut?"
Im Inneren der Hütte macht sich ein dunstiger, schwerer Geruch, dominiert von starkem Rum, bemerkbar. Von vielen heruntergebrannten Kerzen, brennt nur noch eine Einzelne, die Licht auf die am Boden liegenden Scherben einer zerbrochenen Flasche wirft und die verteilte goldbraune Flüssigkeit glimmern lässt.
Eigentlich ist es eine gemütliche Holzhütte. An den Wänden hängen, wie so oft in dieser Stadt, die propagistischen Wandbehänge der militärischen Nation. Bücher stapeln sich in einem Regal, ein Bild von einer glücklichen Familie mit Tochter und Sohn in den Armeeuniformen Karrnaths ziert den überladenen Schreibtisch.
Es wäre gemütlich, würden sich nicht leere Flaschen mit angetrockneten Resten überall im kleinem Raum befinden. Zwei Teller am Rande des Schreibtisches sind beladen mit vertrocknetem und faulenden Essensresten. Formulare und Blätter überfluten den Schreibtisch und teilweise auch den verdreckten Holzboden.
Einst mag dies ein Ort voller Wärme gewesen sein, doch nun ist er verwahrlost.
Der Alte Mann, welcher noch Arbeitskleidung trägt und durch weißes, völlig zerzaustes Haar und Bart auffällt, scheint völlig versteift.
Ein ängstlicher Blick erwartet die Helden, so als ob er mit einer Rüge rechnen würde. Das ruhige Gebaren von Joanne füllt seine Augen jedoch wieder mit Entschlossenheit. Ruckartig schnell ergreift er Joannes Hand und ist binnen einer Sekunde wieder auf den Beinen und binnen der nächsten wieder dabei einen dicken Wälzer am Schreibtisch hektisch zu durchblättern. Ob seiner Reflexe scheint er noch nicht viel Alkohol zu sich genommen zu haben.
"N-Nichts ist mir geschehen, ich habe l-lediglich ein Nickerchen g-gemacht. Sylva und M-Mosarta, Mosarta und S-Sylva, Leiche 223, Leiche 224, L-Leiche 226"
völlig zusammenhanglos durchstöbert er das Buch.
"Ich h-habe keine Angst", antwortet der Alte fast etwas bissig dem Professor, während er wieder voller Hektik und unkoordiniert das Buch durchwühlt, wie ein verhungernder Bettler den Abfall nach etwas Essbarem.