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Paralaya ir’Ress wurde vor nunmehr 55 Jahren in den grausamen Zeiten des Letzten Krieges in Cyre geboren. Sie entstammte einer Familie des mittleren Adels, so dass sie in Cyre eine respektierte und angesehene junge Frau war. Schnell wurde deutlich, dass sie aufgrund ihrer geistigen Fähigkeiten eine geborene Priesterin war, und so verschrieb sie sich zunächst einem Orden der Göttlichen Heerschar, wo ihr die Grundzüge der göttlichen Magie gelehrt wurden. Jedoch wurde Paralaya schon nach geringer Zeit klar, dass ihr das Leben im Orden nicht ausreichte, denn sie strebte nach mehr. Auch aufgrund ihrer adligen Herkunft konnte sie nicht mehr viele Entwicklungen erwarten, denn als Fünftgeborene hatte sie wenige Aussichten darauf, in der Erbverteilung eine größere Rolle zu spielen. Viel mehr sollte einer ihrer Brüder die Nachfolge ihrer Eltern antreten. Zu allem Überfluss hatte sie auch noch eine geheime heiße Affäre mit einem jungen Soldaten aus Karrnath, der mit seinem Heer unweit des Ordens stationiert war. Als das Heer letztlich abrückte, folgte sie ihm heimlich, und die beiden landeten schließlich in Karrnath. Lange blieb Paralaya nicht in diesem kalten Land, jedoch lange genug, um erstmals in Kontakt mit Vertretern des Ordens der Smaradklaue zu kommen. Zudem lernte sie die Sekten des Blutes der Vol als eine ihrer Meinung nach hochinteressante Religion kennen und verschrieb sich als Klerikerin des Blutes diesem Glauben. Als sie ihren Soldaten eines Abends mit zwei anderen Flittchen bei einem Dreier erwischte, fasste sie den Entschluss, wieder nach Cyre zurückzukehren an den Hof ihrer Eltern. Dies tat sie aber nicht, bevor sie ihre dunklen Fähigkeiten an dem Soldaten und seinen neuen Bekanntschaften auf grausame Weise in Form einer Kastration unter Beweis gestellt hatte.
Zurück in Cyre wurde ihr recht schnell bewusst, dass man hier nicht begeistert sein würde von ihrem neuen Glauben, besonders, nachdem sie ihre Ausbildung einfach abgebrochen hatte. Paralaya war nun bereits Anfang 20, aber beruflich schien ihr sich keine Tür öffnen zu wollen. Ihr Vater war es, der sie dazu brachte, dem cyrischen Militär beizutreten, um eine Karriere als Kriegspriesterin anzustreben. Paralaya schlug sich ausgezeichnet und diente mit ihrem Wissen über Untote besonders gegen die kiarrnische Armee ausgezeichnet, weshalb sie schnell in den Rängen aufstieg. Dies blieb allerdings von ihren alten Kontakten auf der Gegenseite ebenfalls nicht unbemerkt, und bald hatte die junge Adlige ein unmoralisches Angebot vom Orden der Smaragdklaue: Sie sollte als Spionin für Karrnath dienen und den Orden mit strategischen Informationen versorgen. Als Gegenleistung winkten ihr beachtliche Summen Geld, und, was ihr noch viel wichtiger war, Macht und Ruhm auf der karrnischen Seite. Wenn der Letzte Krieg erst für Karrnath entschieden sein würde, so versprach man ihr, würde sie als Heldin gefeiert werden und ihr eigenes Land im Süden der Nation bekommen, außerdem Diener und untote Soldaten, so viel sie wollte. Paralaya konnte das Angebot nicht ausschlagen, und so arbeitete sie fortan beständig daran, die militärischen Aktionen Cyres zu sabotieren und wichtige Informationen den Erzfeinden zuzuspielen. Dies ging auch etliche Jahre gut, doch schließlich flog der Verrat auf, als sie einen folgeschweren Fehler begann und ihre Unterlagen nicht versteckte, bevor sie ihr Zelt verließ. Paralaya gelang die Flucht vor ihren nunmehr cyrischen Verfolgern, und schlug sich ganz alleine nach Karrnath durch, wo sie Zuflucht beim Orden der Smaragdklaue ersuchte. Zu ihrem Schrecken jedoch lernte sie die bittere Ironie des Schicksals kennen, als sie von ihren Auftraggebern abgewiesen wurde. Sie war nun vollkommen wertlos für sie geworden, und erntete nichts als Hohn und Verachtung.
Nun war sie eine Flüchtige in einem feindlichen Land, doch zurück nach Cyre konnte sie auch nicht gehen. Der einzige Ausweg, der ihr zu bleiben schien, war die Flucht an einen weit entlegenen Ort, wo sie vor der cyrischen Exekutive sicher war und nicht in Konflikt mit Mitgliedern des Ordens der Smaragdklaue geraten würde. Sie entschloss sich, den Schritt zu wagen, kaufte sich mit ihrem letzten Geld ein Überfahrtsticket nach Sturmkap und machte sich auf die lange Reise nach Xen’Drik. Doch auch auf dem fremden Kontinent schien ihr das Glück nicht hold zu sein. Sie schaffte es nicht, einen Fuß in die raue Gesellschaft der fremdartigen Stadt zu setzen, vielmehr verfiel sie nach und nach dem Suff und begann schließlich, ihr letzten Quäntchen Würde aufzugeben und als Prostituierte auf den dunklen Straßen der Stadt zu arbeiten. Bald war es ihr vollkommen egal, wer zu ihrer Kundschaft zählte, sie bediente jeden, der genug Geld oder Schnaps dabei hatte, um sie einen weiteren Tag durch den Alptraum zu bringen, den sie sich selbst eingebrockt hatte. Männer, Frauen, Orks – Paralaya ließ alles über sich ergehen, um nur genug Gold zum Überleben aufzubringen. In jener Zeit war es auch, als sie ihren Glauben an das Blut aufgab, und neue Wege zu beschreiten versuchte. Sie war sich bewusst, dass sie allein Schuld an ihrer Lage war, sie sich selbst mit ihrer Sucht nach Macht und den hinterhältigen Verrat hineingeritten hatte. Verrat schien ihr jedoch dennoch nicht nur ein Instrument der Manipulation zu sein, sondern vielmehr eine Lebensphilosophie, die man mit allen Vor- und Nachteilen leben musste, und sicherlich würde jeder Verrat einen Gegenverrat zur Folge haben. Es war ein innerliches Gleichgewicht, dessen war sie sich sicher. Sie glaubte nicht mehr an Götter, sondern nur noch an ihr eigenes Weiterkommen, egal ob durch Kampf, List, Tücke oder neuen Verrat – sie würde alles tun, um am Ende doch noch das zu bekommen, wonach sie ihr Leben lang geträumt hatte. Und tief in ihrem Inneren war sie sich sicher, dass sie eines Tages die Gelegenheit bekommen würde, sich an den Verantwortlichen beim Orden der Smaragdklaue zu rächen für das, was sie ihr angetan hatten.
Die Nachricht von der Zerstörung Cyres ereilte Pandora, wie sich Paralaya mittlerweile nannte, nach einer harten Nacht mit einem Oger, dem sie nach eigenem Wunsch mit ihrer Stachelkette den stinkenden Hintern blutig schlagen sollte. Wie dem auch sei, immerhin konnte sie es sich leisten, eine neue Flasche Lianenschnaps zu kaufen, um die schreckliche Nachricht zu verdauen. All die Jahre war sie in Sturmkap versackt, schaffte es nicht, sich aus ihrem eigenen jämmerlichen Dasein zu befreien. Das einzige, was aus ihren glorreichen Tagen als Kriegspriesterin noch übrig geblieben war, war ihre Ausrüstung, die ihr das allerwichtigste war auf der Welt. Denn bald, so war sie sich immer noch sicher, würde sie sie wieder dringend benötigen, wenn sie ihre Rache antreten würde. Doch nun, wo sie durch die Zerstörung Cyres wachgerüttelt worden war, wurde ihr klar, dass sie ihre Rache nicht auf Xen’Drik bekommen würde. Sie musste zurück nach Khorvaire, und nun gab es nichts mehr, was sie dort bedrohte. Noch am selben Tag nutzte sie die Leichtsinnigkeit eines Abenteurers, der sie für exotische Dienste anheuern wollte, fesselte ihn an ein schäbiges Bett in einer Absteige, raubte ihm seinen Besitz und heuerte auf den nächst besten Schiff an, welches sie nach Sharn brachte. Doch Pandora schaffte es nicht, sich in der sich mittlerweile sehr weiterentwickelten Gesellschaft zu integrieren. Auch die kommenden Jahre waren geprägt von Elend, Alkohol, Gewalt und Prostitution, und sie schaffte es einfach nicht, sich aufzuraffen. Sie war mittlerweile alt, und ihre Jugend war verflogen. Sie ließ sich in einem kleinen Dorf namens Woodhelm nieder, weit weg von den glamourösen Prostituierten Sharns, denen sie nicht im Entferntesten das Wasser reichen konnte. Hier in dieser kleinen Stadt war sie mit ihren exotischen Diensten jedoch auf vielen Gebieten Alleinanbieterin, und immerhin reichte es zum leben, auch wenn es ein Leben zwischen Dreck und Schmutz war. Pandora war jedoch längst über den Punkt hinaus, an dem sie sich noch schmutzig fühlte…sie war sich sowieso sicher, dass es nicht mehr lange dauern konnte, und ihre große Stunde schlagen würde.