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Archiv => Archiv - Online-RPGs D&D/d20 3E => Teufelszeug => Thema gestartet von: Simue am 05.07.2009, 18:56:09

Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 05.07.2009, 18:56:09
Immer dem Fluss nach, hatte Zizeron gesagt. Immer dem Fluss nach, und er würde direkt durch ein Portal in der geheimnisvollen Stadt Sigil ankommen. Eleftherios hatte den Hinweis wörtlich genommen, sich eines der Weinfässer aus der Festhalle genommen - es war sogar noch ein wenig Wein darin -, und es als sein Boot in den Fluss gelassen.

Der silbrig schimmernde Fluss, den die Sinnsaten den Säuselnden Verführer nannten, machte eine Biegung nach der anderen, und seit inzwischen einer halben Stunde hatte der ständige Wechsel von ruhigem Wasser und plötzlichen Strömungen ihn seekrank gemacht - obwohl der kleine Fluss kaum einen Meter breit war.

Die Regenbogenfische, die ihn mit ihren schillernden Schuppen fast in Trance versetzten, machten die Aufgabe nicht leichter, sich auf den Weg zu konzentrieren. Denn immer wieder musste er sich vom Rand abstoßen, wenn er sich wieder einmal im Wurzelwerk der großen gelben Bäume verfangen hatte, die überall am Rand des Flusses wuchsen.

Plötzlich aber kam sein Weinfass zum Stehen. Mitten im Fluss, ohne dass er einen Grund für die Unterbrechung erkennen konnte, bewegte sich das Fass keinen Zentimeter mehr.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 14.07.2009, 13:00:58
"Autsch!"

Als sein "Boot" zu unverhofft angehalten hatte, war der in seligem Schlummer gefangene Eleftherios prompt mit seinem Quadratschädel gegen einen der Metallringe geknallt, die die Dohlen, aus denen das Fass zusammengesetzt war, zusammenhielten. Den Schmerzensschrei hatte ihm aber das Büschel Haare entlockt, dass zwischen Holz und Eisen zurückgeblieben war, als er reflexartig hochgeschossen war. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb er sich nun den Kopf an der neu dazugekommenen kahlen Stelle.

"Kopfweh vom Holderwein, Kopfweh vom Holz und Kopfweh vom Haar, Kopfweh und Kummer, Heißa, Hurra!"

brabbelte er etwas lallend vor sich hin, während er seinen Kopf aus der Öffnung steckte, um nachzuschauen, was geschehen war.

"Käptn, wieso halten wir? - Weiß ich doch nicht, frag das Fass. Und recht nicht so 'nen Stuss." gab er sich selbst die Antwort, dann stemmte er sich endgültig über den Rand des Fasses und guckte nach unten.

"Hm, überall Wasser, kein Grund zum Bremsen. Andere Seite?" Er wandte sich um , nunmehr flußabwärts schauend.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 14.07.2009, 13:22:43
Zunächst meinte Eleftherios, auch auf der anderen Seite nichts zu erkennen. Doch bei genauerem Hinsehen bemerkte er, dass das Wasser um sein Faß seltsame Formen annahm. Fast sah es so aus, als hätte sich inmitten des Flusses eine Form aus unbeweglichem Wasser gebildet, die sehr stark einer übergroßen Hand ähnelte. Es sah ganz so aus, als würde diese Wasser-Hand sein "Boot" festhalten.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 17.07.2009, 11:24:38
Eleftherios rieb sich die Augen. Einmal. Zweimal.

"So was gibts ja gar nicht." murmelte er leise, während er forschend die seltsame Hand betrachtete. Prompt meldete sich ein ziehender Schmerz in seinem Schädel, Holderwein und angestrengtes Nachdenken vertrugen sich nun mal gar nicht gut.

Dann blickte er zwischen den Ufern des Flusses hin und her.

"In Ordnung, das ist ja alles sehr lustig, aber kannst Du mich jetzt bitte loslassen? Ich will nicht länger auf diesem vermaledeiten Fluss bleiben, das hält mein Magen nicht länger aus als nötig. Hallo? Ist da jemand?"
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 22.07.2009, 13:26:46
Zuerst dachte Eleftherios, dass was-auch-immer ihn festhielt, nicht auf ihn reagieren würde. Doch dann bemerkte er einen ganz leichten Schatten, der auf ihn fiel - und als er sich umdrehte, blickte er auf eine durchscheinende Gestalt, ein drei Meter hoher menschlicher Oberkörper, der aus reinem Wasser bestand. Der bärtige, muskulöse "Mann" ging genau an der Hüfte in den Fluss über und wurde eins mit dem Gewässer.

"Ich grüße dich, Reisender auf meinem Reich. Ich habe eine Bitte - nein, eigentlich eine Forderung - an dich." sprach er mit tiefer, dröhnender Stimme.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 24.07.2009, 23:08:29
Eleftherios traten fast die Augen aus seinem Quadratschädel, während er den Wassermann von oben bis soweit unten wie möglich betrachtete.

"Und wenn ich nein sage, lässt Du mich wahrscheinlich so lange hier hängen, bis meine Beine sich auch in Wasser aufgelöst haben?"

Er zögerte, obwohl er sich eigentlich darüber im klaren war, dass er seinem Gegenüber hoffnungslos unterlegen sein musste, wenn der solche Tricks auf Lager hatte.

"Aber sag, von was für ner Bitte redest Du denn?"

Verdammt, wer einen auf obergelassen machen will, sollte das Zittern in seiner Stimme aber besser unter Kontrolle haben, das übst Du aber noch mal.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 01.08.2009, 23:05:02
Die Gestalt vor Eleftherios sah ihn mit durchdringend an. "Ich bin kein Ungetüm. Selbstverständlich würde ich dich nicht gegen deinen Willen festhalten. Ich würde dein..." Er zögerte, und betrachtete das Weinfass. "... Boot... zum Ufer bringen, und dich laufen lassen. Es ist nicht mehr weit bis zu dem Ort, den du erreichen willst."

Ohne auf eine Reaktion zu warten, brachte der Wasser-Mann sein Anliegen vor. "Auf deiner Reise in Sigil wirst du einem Mann namens Luminus begegnen. Es gibt Kräfte, die seinen Tod wünschen. Doch es ist wichtig, dass er lebt. Ich möchte, dass du ihn begleitest, und ihn nach besten Kräften beschützt, ebenso wie seine Begleiter. Sie wissen es noch nicht, aber vor ihnen steht eine wichtige Mission, deren Erfolg oder Mißerfolg den Lauf der Dinge für immer verändern könnte."

Nun kam sein Gegenüber Eleftherios ganz nah, bis der Chaond Wassertropfen auf seiner Nase spüren konnte. "Außerdem wirst du auf dieser Mission finden, wonach du suchst, wenn du genau genug hinschaust."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 10.08.2009, 22:53:55
"Alles klar, Luminus töten, Kräfte schützen....ne , Moment, andersrum. Wer ist denn dieser Luminus, und wieso ist er so wichtig. Und wer sind diese Kräfte, die ihm das Licht ausblasen wollen. Und überhaupt, wer bist Du eigentlich? Und woher weißt Du, was ich suche?"

Eleftherios verzog schmerzhaft sein Gesicht.

"Toll, jetzt krieg ich schon vor dem Kater Kopfweh, vor lauter Nachdenken." murmelte er vor sich hin.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 13.08.2009, 10:49:50
Noch immer zu Eleftherios heruntergebeugt, sprach die Gestalt nun ganz leise. Hätte seine Stimme nicht einen solch sympathischen Unterton gehabt, hätte Eleftherios die Situation wohl als bedrohlich empfunden.

"Die Antworten auf die meisten dieser Fragen wirst du auf deiner Reise finden. Was mich angeht, ich bin der Geist dieses Flusses, und mit jedem Regen und jedem Morgentau, der sich mit mir verbindet, erfahre ich etwas über die Ebenen. Ich wusste schon, dass du hierher finden würdest, lange bevor du aus deiner Heimat aufgebrochen bist. Und ich weiß, dass du dich wirst zurückhalten müssen, wenn Walther mit dir trinken will, denn wenn du ständig besoffen bist, nutzt du niemandem."

Nun zog sich die Gestalt wieder zurück, und ragte erneut über Eleftherios empor. "Was Luminus angeht... es ist nicht so wichtig, wer er ist. Wichtiger ist, wer er sein wird. Er wird sich verändern, und nicht immer zum Guten. Doch tief in seinem Herzen... nun, jedenfalls ist es entscheidend, dass er überlegt, und dass er seinen Weg gehen kann. Und auch seine Begleiter werden wichtig sein."

Die Gestalt des Wasser-Mannes sank in den Fluß, bis kaum noch mehr als dessen Arme, Schultern und Kopf herausragte. "Nimmst du die Mission an, Wanderer der Ebenen und des Herzens?"
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 14.08.2009, 22:35:31
Die Stimme rührte etwas an ihm an, tief in seinem Inneren. Es war nicht so, dass er nicht hätte nein sagen können. Aber der Geist eines Flusses? Zu tief war in ihm der Respekt vor der Natur verbunden, dem absoluten Chaos, aus dem soviel Schönheit entstehen konnte. Und war er nicht ausgezogen, um Erfahrungen zu sammeln, Entdeckungen zu machen, Rätsel zu lösen? Nun, dieser Luminus schien all das in sich zu vereinen.

"Wenn Du soviel über mich weißt, Herr des Flusses," der neue Respekt in seiner Stimme war unverkennbar, "dann weißt Du auch meine Antwort."

Eleftherios grinste plötzlich.

"Aber danke, dass Du trotzdem fragst. Ich mach das. Aber sag, Vielwissender, wo finde ich diesen Luminus? Sigil ist groß, hab ich mir sagen lassen, und ich war da noch nie?"
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 15.08.2009, 11:39:07
Auch der Herr des Flusses grinste nun, ein schelmisches Grinsen, das offenbarte, dass der Flußgeist sehr viel mehr wusste, als Eleftherios vielleicht vermutet hatte.

"Du wirst ihn finden. Oh ja, du wirst ihn finden."

Knapp verbeugte sich der Wasser-Mann vor Eleftherios, dann fiel die Gestalt in sich zusammen. Heftig schaukelte das Fass hin und her, als die Wassermassen sich wieder mit dem Fluss verbanden, dann spürte der Chaond einen kurzen Ruck, und das Fass setzte seinen Weg über den Fluss fort...
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 16.08.2009, 23:52:34
"Woohaaha!"

Fast wäre Eleftherios bei dem plötzlichen Anrucken des Fasses aus ebendemselben gefallen, konnte sich aber gerade noch festhalten und ließ sich dann vorsichtshalber einfach hineinplumpsen. Sein Gefährt würde auch ohne seine Hilfe den Weg finden, hatte es bisher ja auch ganz gut hinbekommen. Und er selbst musste erst mal sortieren, was da eben vorgefallen war. Dann fiel ihm etwas ein.

"Eh, warte, so haben wir ja ni...weg isser."
seufzend ließ er sich zurückplumpsen.

"Na gut, dann such ich eben einen Typ, den ich nicht kenne, in einer Stadt, die ich noch nie gesehen habe. Nix leichter als das. Im Wald verlauf ich mich ja auch nicht. Häuser , Bäume ist doch fast das gleiche, manche sind ja sogar aus Holz."

Irgendwie was es gut, dass ihm keiner zuhörte, es reichte völlig, wenn er sich vor sich selbst zum Narren machte.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 17.08.2009, 22:01:58
Das Fass wurde vom schneller werdenden Wasser hin- und hergeschüttelt, und Eleftherios hatte selbst innerhalb seines "Gefährts" größte Mühe, sich festzuhalten. Allmählich hörte er ein immer näher kommendes Rauschen, und obwohl der Wassergeist zugesichert hatte, dass es hier ein Portal gab, machte sich langsam eine gewisse Angst in Eleftherios breit.

Vorsichtig schaute er über den Rand des Fasses - und blickte direkt auf die Kante eines Wasserfalls, auf den er zusteuerte. Hektisch blickte er nach links und rechts, doch hier war der Fluss so breit geworden, dass es keine Möglichkeit mehr gab, das Ufer zu erreichen. Da er nicht einmal ein Paddel besaß, war er der Strömung des Flusses hilflos ausgeliefert. Und diese steuerte ihn geradewegs auf einen Abgrund zu.

Die Bäume am Flussrand ragten hier hoch hinaus, und ihre Äste hatten sich von beiden Seiten miteinander verästelt, so dass sie ein durchlässiges Dach aus Holz, Laub und Früchten ergaben. Die Äste hingen jedoch viel zu hoch, um sie greifen zu können.

Das Rauschen wurde immer lauter, die Strömung immer schneller, und als Eleftherios begriff, dass er mit voller Geschwindigkeit über den Abgrund rasen würde, konnte er nicht anders, als einen lauten Schrei auszustoßen. Im gleichen Moment, keinen Meter mehr vom Abgrund entfernt, wurde plötzlich alles in ein gleißendes blaues Licht getaucht...
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 17.08.2009, 22:16:50
... das Fass schien für einen Moment sanft in der Luft zu schweben. Die heftigen, ruckartigen Bewegungen der Strömungen waren urplötzlich vorbei, die Gischt, die noch vor einer Sekunde die Luft um Eleftherios erfüllt hatte, war auf einmal trocken.

Staubtrocken.

Und dann fiel das Fass geradewegs zu Boden, und zerschellte mit einem lauten Krachen.

Während die Schmerzen des leichten Sturzes von Eleftherios' Hinterteil in seinen Rücken hochzogen, erkannte der Chaond allmählich, wo er war. Die kleine Kammer wurde von einer einzelnen, großen Kerze erfüllt. An jeder Wand gab es ein Bücherregal, vollgestopft mit Schriften, die den Eindruck erweckten, als wären sie sehr, sehr alt. Ein einzelnes Pult stand in dem Raum, nur einen Schritt vor Eleftherios.

Dahinter stand ein gebeugter alter Mann in einer verstaubten braunen Robe. Seine wenigen verbliebenen Haare waren ebenso grau wie sein langer Ziegenbart, der auf seltsame Weise zu den hervorstehenden übergroßen Zähnen des Mannes passte. Obwohl die Augen des Mannes eigentlich recht klein waren, wurden sie durch das dicke Glas einer Nickelbrille zu riesigen Glubschaugen vergrößert.

Der Mann zog die buschigen Augenbrauen verärgert zusammen. Dabei blickte er jedoch nicht Eleftherios an, sondern die Wand hinter dem Chaond. Als dieser sich langsam umdrehte, sah er dort eine ovale, verschlossene Holztür, mit sieben dicken Vorhängeschlössern versehen.

"Nein nein nein, sowas sowas sowas, na das ist aber auch was", meckerte der Mann mit piepsiger Stimme. "Ich hatte das Portal doch extra verschlossen. Ist der Zauber schon wieder aufgebraucht. Verflixte Wassertropfenelfen."

Ohne auf Eleftherios zu achten, ging der Mann mit kurzen, schnellen Schritten zur Tür, sprach einige kryptische Worte und vollführte dazu seltsame Handbewegungen. Eine Sekunde später waren seine Hände von lilafarbenen Lichtfunken umgeben, die sogleich auf eines der Schlösser übergingen.

"So, das wäre das, wäre das das." Damit wandte er sich endlich Eleftherios zu. "Und ich nehme an, du bist ein arboreanischer  Wanderer, der auf seiner Wanderung in wichtiger Mission die Ebenen durch..." Er zögerte, und starrte Eleftherios einige Sekunden lang an. "...streift."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 18.08.2009, 22:50:50
"Ja, danke der Nachfrage, mir gehts gut, nix gebrochen."

Eleftherios rieb sich das schmerzende Hinterteil.

"Und das mit der wichtigen Mission stimmt auch erst seit kurzem, eigentlich.. aber sag mal, wo bin ich hier eigentlich? Und wer bist Du?"

muss ja nicht gleich jedem alles auf die Nase binden
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 18.08.2009, 22:58:09
Der alte Mann verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf, und ging mit einem mehrfachen "Ts, ts, ts" zurück an seinen Pult.

"Dringt hier ein, dringt er, meint, irgendwelche Missionen erledigen zu müssen und dabei hier für Unordnung zu sorgen, und weiß nicht mal, wo er ist oder wer ich bin, bin ich wer."

Hinter dem Pult angekommen, sah der Alte Eleftherios mit gerümpfter Nase an, rückte seine Nickelbrille zurecht, und hob dann in einer bedeutungsschwangeren Geste die Arme. "Mein altehrwürdiger Name ist Xanarilliomarikuras Fideralinogaralikum Hederolaktikus Zett, und ich bin der letzte der Hüter des mystischen, geheimnisumwitterten und für die meisten gar in Vergessenheit geratenen Turms in der Mitte."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 21.08.2009, 23:13:45
Aha.

Eleftherios schien so beeindruckt, dass ihm die Worte zu fehlen schienen. Dann fasste er sich.

Tut mir leid, das mit der Unordnung, ich wusste ja nicht, dass die Landung so hart sein würde. Nun, Meister Zett, Ihr habt recht, ich hab noch nie etwas über den Turm der Mitte gehört. Oder auch einfach nicht aufgepasst, als uns davon erzählt wurde, wer weiß das schon. Da fällt mir ein, in der Mitte von was eigentlich?"
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 23.08.2009, 01:10:20
Fassungslos starrte der Hüter ihn an. "Zett? Einfach nur Zett, einfach nur? Das ist doch... also nein, wirklich nein, nein nein nein, so etwas hätte es früher nicht gegeben. Was sehne ich mich nach der Zeit der Drachen zurück, die hatten noch Manieren, die haben sich noch die Zeit genommen, meinen Namen ganz auszusprechen, jawohl jawohl. Aber dann kamen die ganzen Humanoiden, ja ja, und der Rat beschloss, dass wir uns anpassen mussten, mussten wir uns, ja ja, und jetzt sieht man ja, wohin das führt. Bin der letzte meiner Art, und dann spricht man nicht mal mehr meinen Namen ganz aus."

Seufzend zuckte der Alte mit den Schultern. "Aber gut, ich habe meine Pflichten, und denen werde ich nachkommen, auch wenn ich nicht mit dem gebührenden Respekt behandelt werde, werde ich nicht. Der Turm der Mitte befindet sich in der Mitte der großartigen Stadt Sigil. Allerdings nur bedingt geographisch, sondern grundlegend phonetisch-metaphorisch, was aber zu quantumzyklischen Wellenverschiebungen führt, die den Turm zumindest auf paramaterieller Dimension auch geographisch in der Mitte von Sigil anordnet. Einfacher ausgedrückt, schaut man aus dem Turm hinaus, ist man in der Mitte der Stadt. Schaut man von der Stadt aus, ist in der Mitte nichts weiter, logischerweise."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 27.08.2009, 13:18:39
Neugierig starrte Eleftherios zurück.

"Ihr redet wie meine Brüder, seht aber nicht so aus. Von welcher Art seid Ihr denn der letzte? Und was macht ihr hier eigentlich so ganz alleine in diesem Turm?"

Endlich stand er vom Boden auf.

"Verstanden hab ichnatürlich nix von Eurer Erlöärung, aber ich bin sicher, das werdet Ihr schon vermutet haben. Das heißt also, von der Stadt aus kann man euch gar nicht sehen? Und da wundert Ihr euch, wenn die euch vergessen? Wollte Euch übrigens nicht kränken. Wenn ich übe, kann ich Euren Namen sicher irgendwann auswendig, um Euch den nötigen Respekt zollen zu können."

Er grinste möglichst freundlich, dann streckte er Zett seine Hand entgegen.

"Freunde?"
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 29.08.2009, 20:33:15
Zett überlegte einen Augenblick, dann zuckte er mit den Schultern und ergriff Eleftherios' Hand. "Was soll's. Freunde."
Der Handgriff des altes Mannes war überraschend kräftig, und für einen kurzen Augenblick meinte der Chaond sogar, ein Lächeln im Gesicht seines Gegenübers zu erkennen.

"Wenn du versprichst, daran zu arbeiten, meinen Namen korrekt auszusprechen, darfst du mich vorerst Zett nennen. Es ist ein durchaus ehrwürdiger Teil meines Namens. Sehr vereinfacht ausgedrückt bedeutet er in deiner Sprache etwa: Er, dessen Herz groß genug ist, das Wissen der Äonen zu umfassen."

Kurz flimmerte Stolz in den Augen des Alten auf - doch dann sackte er in sich zusammen, und stützte sich müde auf sein Pult. "Er wurde mir vom Rat verliehen, wurde er, damals, als ich diese Aufgabe übernahm. Ein Zeitalter sollte ich hier bleiben, eines, bis meine Ablösung kommt. Doch meine Brüder und Schwestern haben diese Realität lieber verlassen. Die große Rasse der Che'Umai verschwand, weil sie müde waren. Müde davon, zu existieren, weil sie glaubten, sie hätten inzwischen alles gesehen und alles verstanden. Ich blieb als einziger, weil ich der festen Überzeugung bin, dass man niemals alles gesehen hat, und dass es immer noch eine weitere Perspektive gibt, die Dinge zu betrachten."

Plötzlich flammte wieder der Stolz in seinen Augen auf, und er richtete sich erneut auf. "Viele Jahrtausende lang kamen die Suchenden zu mir, baten mich um Wissen und Weisheit. Und egal, wer es war, ich habe die Bitte erfüllt. Dies ist die heilige Pflicht des Hüters. Die Antworten waren nicht immer, was sich die Suchenden erhofft haben, aber immer, was sie gebraucht haben. Doch irgendwann... wurden die Suchenden weniger. Die Legenden um den Turm in der Mitte verschwanden allmählich. Die Leute hörten auf, nach mir zu suchen. Und als ich den Rat fragen wollte, um herauszufinden, was geschehen war, stellte ich fest, dass er verschwunden war. Verschwunden ebenso wie meine Art. Seit jenem Tag bin ich alleine in diesem Turm."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 05.09.2009, 13:35:39
Eleftherios gab sich alle Mühe, das Mitleid zu verbergen, dass ihn bei den Schilderungen des alten Manns durchzuckte. Er erkannte den Stolz, der diesem noch innewohnte und wollte ihn unter keinen Umständen beleidigen.

"Vielleicht könnt Ihr mir ja einen Rat geben? Bei einer Suche behilflich sein, Allwissender Zett?"

Und dann schilderte er ihm seine merkwürdige Begegnung auf dem Fluss, und von dem Auftrag, den der Geist des Flusses ihm erteilt hatte.

"Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat, aber der Geist schien zu glauben, dass es mir helfen würde, meine eigene Suche erfolgreich abzuschließen. Auch wenn ich noch gar nicht weiß, woraus diese Suche eigentlich besteht. Könnt Ihr mir einen Rat geben, wie ich die Suche nach diesem Luminus angehen soll? Wisst ihr vielleicht gar etwas darüber, was diesen so besonders macht?"
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 05.09.2009, 15:04:49
Zett schüttelte den Kopf, doch Eleftherios hatte das Gefühl, dass dem alten Mann seine Worte dennoch gut getan hatten. "Allwissend bin ich nun wirklich nicht. Nur... umfassend informiert."

Aufmerksam hörte er sich dann die Beschreibungen des Chaonds an. Als Eleftherios geendet hatte, nickte er nachdenklich.

"Den Flussgeist kenne ich. Er ist weise, und sieht und hört viele Dinge. Warte mal."

Er schritt zu einem der Bücherwände, suchte ein wenig, und nahm dann eines der Bücher heraus. Während er darin blätterte, murmelte er vor sich hin. "L... Lu... Lucrus... Lumor... Luminatrix... Luminus. Hier ist es. Ja, ja, er befindet sich derzeit in Sigil. Oh, das ist interessant. In seinem Herzen trägt er das Licht, geschaffen aus der tiefsten Dunkelheit. Erster und oberster Seraphim der reinen Kraft des Lichts, trägt in sich den Samen der Veränderung, aber auch ein Geheimnis, das ihm selbst unbekannt ist. Die Macht des Glaubens formt sein Leben und seine Existenz."

Zett sah vom Buch auf, und blickte über seine Brille hinweg zu Eleftherios. "War es das, was du wissen wolltest?"
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 06.09.2009, 00:03:46
"Zumindest verstehe ich nun, warum er in Gefahr ist. Es gibt bestimmt eine ganze Menge Mächte, die ihn nur zu gerne umnieten würden, schätze ich. Meister Xana... Ihr müsst mir unbedingt, den Namen aufschreiben...also, Meister Zett, habt ihr eine Idee, wie ich meine Suche am besten beginnen soll? Ich war noch nie in Sigil, aber einfach rumlaufen und die Leute fragen, dürfte wohl kaum vielversprechend sein, oder?"
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 16.09.2009, 10:01:47
Zett überlegte einen Moment. "Der Flussgeist hat dich hierher geleitet. Er sieht viele Dinge, und spürt den... nun ja, den Fluss des Schicksals. Jedenfalls einen Teil davon. Wenn er dir keine sonstigen Hinweise gegeben hat, dann war er sich wohl ziemlich sicher, dass du ihn von alleine finden wirst. Natürlich mag er sich getäuscht haben, die Wahrscheinlichkeit ist aber eher gering."

Nachdenklich blickte Zett zu Eleftherios, und warf dann noch einen Blick auf sein Buch. Er blätterte einmal kurz vor, dann wieder zurück. Diese Prozedur wiederholte er einige Male, dann blies er in das Buch, und wirbelte dabei eine kleine Staubwolke auf. "Na also, geht doch. Braves Buch. Du findest Luminus derzeit im Grauen Distrikt, und er... oh."

Wieder blickte Zett zu dem Chaond. "Durch einen Kampf ist er dem Tode nahe. Ich habe das ungute Gefühl, dass du dich sehr beeilen solltest."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 18.09.2009, 22:39:11
Eleftherios springt auf, mit einem Mal scheint die Lethargie von ihm völlig abzufallen. Suchend schaut er sich um.

"Ok, wie komm ich hier raus, ich muss..."

Er hält plötzlich inne.

"Ehm, tut mir leid, Meister Zett, ich hab ganz vergessen, Euch für Eure Hilfe zu danken. Also: Ich danke Euch. Und sagt, wenn meine Aufgabe es mir erlaubt, darf ich Euch dann künftig besuchen. Ich glaube, ich könnte viel von Euch lernen."

Klatschend schlägt er sich an die Stirn.

"Zum Beispiel, wie ich dummdusseliger Klotz so schnell wie möglich den Grauen Distrikt erreiche, statt wie ein panisches Häschen blindlings loszurennen."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 18.10.2009, 00:14:14
Zett nickt bedächtig. "Dieser Ort steht jedem offen. Jedem, der den Weg hierher findet. Und was den Grauen Distrikt angeht, nutze doch einfach die Tür dort."
Als Eleftherios sich umblickt, sieht er eine Holztür dort, wo vorher noch ein Teil des Bücherregals war.
"Sie bringt dich zwar nicht direkt zu Luminus, aber zumindest in seine Nähe."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 18.10.2009, 21:30:49
Eleftherios hat den Türgriff schon in der Hand, als ihm noch etwas einfällt. Er verharrt zögernd, seine Haut scheint für einen Moment von einem hellen lila in ein dunkleres blaurot zu wechseln.

"Werde ich denn den Weg hierher wieder finden? Es läge mir viel daran."


Die einfachen Worte sind von tiefem Ernst getragen.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 20.10.2009, 13:01:10
Zett lächelt bei Eleftherios' letzter Frage. "Das liegt nicht in meiner Hand. Es gelten die gleichen Regeln wie seit Äonen... der Weg hierher ist stets der Weg einer Queste."
Der alte Mann rückt seine Brille zurecht, und blickt dem Chaonden dann direkt in die Augen. "Viel Glück."
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Eleftherios Amphodites am 24.10.2009, 23:29:46
Die Antwort ist nicht die, die er sich erhofft hat, aber wenn er ehrlich zu sich selbst ist, hat er keine andere Antwort erwartet.

"Ich werde zurückkommen." verspricht er. "Und dann werde ich Euch auch mit eurem vollen Namen ansprechen. "

Eleftherios hebt grüßend die Hand, dann tritt er durch die Türe hindurch nach draußen.
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 25.10.2009, 11:00:09
Eleftherios konnte den winzigen Raum, den er betrat, nur kurz betrachten. Ein kleiner Edelstein war in die gegenüberliegende Wand eingefasst, der den Raum mit einem bläulichen Schimmer erhellte. An allen Wänden waren Türen, gleich der, aus der er den Raum betrat. Doch auch im Boden unter ihm befand sich eine Tür - und sie leuchtete silbern auf, als er darauf trat.

Im gleichen Augenblick spürte er, wie er hinabstürzte...
Titel: Die große Sehnsucht
Beitrag von: Simue am 25.10.2009, 11:00:31
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