Neue Tränen
Kapitel 1 - Essembra
1. Tarask im Jahr des Aufstiegs des Elfenvolkes 1375 TZ
Bedrohung in der Finsternis (Anzeigen)Kein Lichtstrahl drang durch die Dunkelheit und doch konnten alle Anwesenden einander sehen. Die Ankunft des Letzten signalisierte, dass sie beginnen konnten. Leise schallen die Stimmen von den Wänden der kleinen Kammer wieder als sie zu sprechen beginnen: "Der Plan nimmt seinen Anfang, gefunden wurde, was gesucht, auf dem Weg ist, was ankommen muss."
Hände werden gefaltet und Köpfe nicken: "Sehr gut, sie werden, einfältig wie sie sind, sicher in die Falle gehen, zu verlockend ist der Köder, zu groß das Risiko ihm nicht zu folgen. Leitet alles in die Wege, damit sie das Richtige erwartet."
Einer der Anwesenden fühlt sich angesprochen: "Ich werde in Kürze Kontakt zu unserem Verbündeten herstellen, er wird dafür Sorge tragen, dass es keine Fehler gibt."
Neuerliches Nicken, während Blicke zu einer liegenden Gestalt wandern: "Denkt daran, es müssen heftige Schmerzen sein, damit wir Erfolg haben können, ansonsten war alles umsonst und wir werden gar nichts erreicht haben. Das Ritual benötigt diese Komponente unbedingt, sonst schlägt es sicherlich fehl."
Ein drittes Mal nicken alle und einer von ihnen beginnt leise die Worte eines Zaubers zu sprechen. Es folgen Schmerzensschreie und zu Masken sadistischer Freude verzehrte Gesichter...
Die Nachricht wurde über einfache Boten verbreitet. Nichts hatte nach der Anwerbung darauf hingewiesen, wann die fünf zum Einsatz kommen würden. Doch jetzt erhält ein jeder von ihnen einen Brief, der das königliche Siegel trägt, in den Händen. Sein Inhalt ist immer der gleiche, wenn auch die Handschriften variieren: "Zur Mittagsstunde in den Hallen, die euch genannt wurde. Kommt allein."
Alle fünf Rekruten der N'Vaelahr wissen was hiermit gemeint ist, denn als sie angesprochen wurden ob sie Myth Drannor in einer Art dienen wollten wie es die wenigsten tun, als Soldaten die im Schatten wandeln und nicht offen in die Schlacht ziehen, war einem jeden der gleiche Ort genannt worden. Das Anwesen der Familie Ildacer, deren Mitglieder entweder im Krieg der Tränen gefallen oder in der neuen Heimat Immerdar geblieben sind.
So kommt es auch, dass am Fuß des Baumes keine Wachen warten und niemand fragt wohin sie sich begeben als die fünf Helden nach und nach eintreffen. Erst auf den noch immer stark verfallenen Terrassen, die in den Wipfeln des riesigen Baumes ruhen, treffen sie auf andere Elfen. Ihrer Gestalt nach sind die Soldaten die sie oben erwarten als königliche Wachen zu erkennen und die meisten tragen auf ihren Schilden und Rüstungen die Zeichen von elfischen Adelshäusern, die einst vor Jahrhunderten in Myth Drannor herrschen. Doch jetzt ist nichts mehr von dem ehemaligen Zwist geblieben, die weißen Tauben des Iliathor Clans finden sich einträchtig neben dem schwarzen Drachen der Neirdres. All diese Elfen haben sich mit dem gemeinsamen Ziel vereint den Traum von Cormanthyr wieder Wirklichkeit werden zu lassen und sind bereit auch ihr Leben für seine Erfüllung zu opfern.
Doch keiner von ihnen spricht ein Wort zu den fünf N'Vaelahr, die nacheinander hier hinauf steigen. Sie weisen nur stumm auf einen Raum, dessen Eingang von Wurzelwerk verschlossen wird. Sobald jemand nahe genug herantritt gleiten die Wurzeln wie von Zauberhand zur Seite, denn die alte Magie des Hauses Ildacer wirkt noch immer in ihrem Inneren.
Hier drinnen findet sich ein einzelner Mondelf, der in einem bequemen Polstersessel sitzt, dem gegenüber genau fünf weitere Sessel darauf warten, dass die Helden in ihnen Platz nehmen.
Auf dem blauen Wappenrock, den der Elf über der Rüstung trägt, ist auch das Wappen seines Hauses, ein achtstrahliger, silberner Stern, abgebildet. Den Rekruten der N'Vaelahr ist er bekannt, hatte er doch persönlich einige von ihnen angeworben. Aber auch die anderen kennen ihn, denn er bekleidet den Rang eines Penaal in der Akh'Velahr und ist somit einer der hochrangigsten Offizieren ganz Myth Drannors. Katar Nachtstern sitzt mit ausdrucksloser Miene in seinem Stuhl und wartet darauf, dass auch der letzte der fünf Streiter eintrifft, damit er beginnen kann ihnen zu erklären wieso er sie hat rufen lassen.
Zwischenspiel - Zwist in der Dunkelheit (Anzeigen)Die zwei trafen sich in absoluter Finsternis, aber doch konnte er die Wut im Gesicht seines Gegenübers allzu deutlich erkennen: "Warum habt ihr sie derart zur Schlachtbank geschickt? Und noch dazu am helllichten Tag. Hättet ihr nur bis zum Einbruch der Nacht gewartet, hätte ich euch ein ganzes Kontingent Soldaten mitgeben können und diese lächerlichen Wesen, die sich Soldaten schimpfen, wären allesamt aus dieser Welt geschieden. Aber so habt ihr einige der Yuguloth geopfert, die wir mit viel Aufwand hergebracht haben. Der Yagnoloth hätte mit einer entsprechenden Streitmacht hinter sich das halbe Tal erobern können! Aber stattdessen lasst ihr ihn allein einen unwichtigen Posten angreifen, während fünf Krieger aus der Elfenstadt nur einen Steinwurf entfernt sind. Ihr habt doch nicht etwa erwartet, dass er sie würde töten können?"
Die Wut in den Augen seines Gegenübers kümmerte ihn nicht, alles lief genau so, wie er es geplant hatte. Aber der Ton war zumindest beunruhigend genug um ihm eine Erklärung zu geben: "Freund, ihr solltet mir vertrauen, ich weiß sehr genau, was ich tue. Dieses Opfer war notwendig um etwas zu beweisen und die Menschen daran zu erinnern, dass wir noch immer hier sind. Ohne diesen Angriff wäre alles in Gefahr geraten. Stellt euch vor, was mit unserem Plan passieren würde, wenn jemand wie diese verfluchte Haladar hier auftauchen würde. Sie hat schon zwei Mal unsere Pläne vereitelt, aber zum Glück nicht erkannt, was unser Ziel war. Dieses Mal darf es ihr nicht gelingen und deshalb musste ich die Yuguloth opfern. Ihr werdet schon sehen, alles wird so geschehen, wie vorhergesehen. Und ihr dürft, wie ihr wisst, eine ganz besondere Rolle in unserem Plan spielen. Ihr werdet noch früh genug die Chance erhalten euch an den Bezwingern des Yagnoloth zu rächen."
Ein böses Grinsen erschien auf dem Gesicht seines Gegenübers und er erwiderte diesen Ausdruck ohne zu zögern, während der andere sich bereits abwandte und durch die Dunkelheit entschwand. Er wusste, dass dieser Mann nichts verstand. Er würde seine Rolle spielen und zwar genau die, die ihm zugedacht war. Auch wenn er bis jetzt noch keine Ahnung davon hatte. Alles lief genau wie beabsichtigt und während er so da stand und sich an dem perfekten Verlauf der Ereignisse erfreute, erklang ein Wimmern aus der Finsternis. Seine Augen suchten die Quelle dieses Geräusches und schnell war sie gefunden. Wieder verformte sich sein Geicht zu einer dämonischen Fratze und von einer Sekunde auf die andere legte sich der Schein arkanen Feuers auf seine Züge. Wenig später verwandelte sich das Wimmern in Schreie, die von den Wänden widerhallten.