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Archiv => Archiv - Online-RPGs D&D/d20 3E => Von Sonnen, Pyramiden und anderen Fremdlingen => Thema gestartet von: Ansuz am 27.06.2010, 23:26:46

Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 27.06.2010, 23:26:46
Im Bauch des Schiffs ist der Wellengang sogar erträglich.
Zwar schwankt es weiterhin, als bestünde es aus bestenfalls einem einzigen Brett, aber immerhin ist frau nicht gezwungen, sich die Wogen aus nächster Nähe anzusehen. Die Geräuschkulisse aus Röcheln, Husten und Spucken hat es auch nicht besser gemacht, zumal sie ein konstanter Begleiter seit dem Aufbruch von Moesa war.
Zur Zeit hören die beiden Schwestern bloß das Knarren der Bretter, das Knirschen der allgegenwärtigen Hanfseile und das leise Rauschen des Vergessenen Ozeans, der durch nur ein paar Handbreit Holz von ihnen getrennt ist.
Sie sind allein im Mannschaftsraum. Die Besatzung ist samt und sonders an Deck damit beschäftigt, irgendwelche nautischen Arbeiten zu verrichten und sich die Haut weiter verbrennen zu lassen.
Zu Beginn ihrer vierwöchigen Reise konnten sie sich die hintersten zwei Kojen sichern, wo sie durch eine Stützstrebe, ein paar Fässer voll Proviant und eine eisenbeschlagene Truhe ganz gut von den lüsternen Blicken der Seemänner geschützt sind. Der Nachteil ist der Geruch nach Sauerkraut und Zwiebeln, der inzwischen jedem ihrer Kleidungsstücke anhaftet.
Draußen ist es inzwischen Nachmittag, sodass die Sonne unbarmherzig jedes Quentchen Schweiß aus den Körpern der Mannschaft und Firopolesen presst. Die Meeresbrise ist das Einzige, was dort oben Abkühlung verschafft.
Der Kapitän ließ verlauten, bei einem so lauen Lüftchen dauere es noch einen Tag, bis die “Stolz von Moesa” endlich in Hakum einlaufen könne. Dabei hat er in Richtung der drei anwesenden Magi geschielt, als erwarte er von ihnen arkane Unterstützung. Dass es nicht so einfach ist, sparten sie sich zu erwähnen.
Stattdessen beschäftigten sich Magister Optimus und Magus major Eidil weiterhin mit dem, was sie schon die gesamte Überfahrt tun: in den Himmel starren und aus den Stern- und Mondkonstellationen Berechnungen hinsichtlich der anstehenden Expedition anstellen. Ob die Magi auf den anderen beiden Schiffen genauso weltfremd sind, wissen die Schwestern nicht.
Sie bekamen erst im Hafen Moesas einen kurzen Eindruck vom Aufwand, den die Akademien zu leisten bereit sind, um der Zeitlosen Wüste ihre Geheimnisse abzuringen. Es waren allein zwanzig Träger anwesend, die die dutzenden Kisten, Fässer und Körbe tragen sollen, in denen das Equipment der Magi und Forscher untergebracht ist.
Insgesamt sind es neun Gelehrte, die die Kähne bestiegen. Einer war prachtvoller aufgemacht als derandere, als spiele Gewandung in der Wildnis irgendeine Rolle. Sie alle trugen ganze Berge von Manuskripten mit sich herum.
Die Mienen der Seefahrer haben Bände gesprochen. Sie halten jedes einzelne Mitglied der Expedition für vollkommen übergeschnappt, einen derart wahnwitziges Unterfangen auch nur in Betracht zu ziehen, egal wie hoch der Sold auch sein mag. An dieser Ansicht haben selbst die mahnenden Worte des Kapitäns nichts geändert.
Selbst Zerah und Serayn wurden mit entsprechenden Blicken bedacht, obschon sie zu den wenigen Frauen gehören, die die lange Reise anzutreten gewillt waren.
Das hat den Vorteil, dass sie relativ ungestört blieben, so auch an diesem voraussichtlich letzten Tag ihrer ermüdenden Reise. Es mag ja ganz schön sein, Wochen auf hoher See zu verbringen, aber auf Dauer wird es eintönig.
Die Fernen Lande versprechen ungekannte Wunder und Gefahren, die sie eigentlich entschädigen sollten. Im zugestopften Lade- und Mannschaftsraum ist davon noch nichts zu spüren. Selbst in Moesas karger Vorstadt sah es exotischer aus.
Den Tag über geschieht eine Menge Nichts, das zur Ablenkung ungefähr so geeignet ist wie dem Gras beim Wachsen zuzuschauen. Dementsprechend rüttelt es auf, dass die Luke geöffnet wird und strahlender Sonnenschein das stauberfüllte Zwielicht zurückdrängt.
Kurz müssen die Schwestern blinzeln, dann fällt sie wieder zu. Auf knarrenden Bohlen läuft der berobte Eidil die Trepper hinab, scheinbar völlig vertieft in einige Pergamentblätter, die er mit lautlosen Lippenbewegungen studiert. Er bemerkt die beiden Frauen nicht einmal, sondern läuft mit gesenktem Blick direkt zu seiner Koje.
Offenbar wähnt er sich allein, wird seine Stimme doch mit jedem Schritt etwas lauter. Er murmelt irgendetwas von “temporalen Fluktuationen” und “Raum-Zeit-Divergenz”.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 28.06.2010, 11:29:43
Zerah ging es nicht gut. Gar nicht gut. Wäre es nicht wegen Serayn, so hätte nie einen ihrer mittelgroßen Füße auf diesen Kahn gesetzt.
Als sie ihr Reisegefährt in Form der übergroßen Schaluppe das erste Mal in Moesa gesehen hatte, hatte sich ihr bereits ihr Magen umgedreht. Zu jenem Zeitpunkt war es jedoch eher ein Gefühl denn Realität gewesen. Als sie dann das Schiff betreten hatte und sie losgefahren waren, dauerte es nicht lange, und man sah sie die Seevögel füttern. Immer und immer wieder. Mittlerweile hielt sich ihre Übelkeit in Grenzen, dennoch war ihr stets unwohl, keinen richtigen, festen Boden unter den Füßen zu haben. Immer, immer wieder drang die Kakophonie aus Seilknarren, Fußgetrappel, brechenden Wellen und Seemannsliedern an ihre Ohren, weswegen sie sich nicht in ihrer besten Verfassung befand. Ihre Haare, eigentlich lang, gepflegt und tiefbraun, waren nunmehr zerzaust und ein optisches Sinnbild ihrer Verfassung. Es war gut, dass sie allein im Mannschaftsraum waren, denn so konnte sie ihrem Unmut, während sie sich halb auf einen der grob gezimmerten 'Tische' gelegt hatte, mit den Händen an den Kanten Halt suchend, freien Lauf lassen.

"Mir wäre es wirklich lieber gewesen, wenn wir Monate herumgelaufen wären, Schwesterherz...", sagte sie zu Sera gewandt, nuschelte mehr, als dass sie sprach. Sie mochte stark und kräftig und ausdauernd sein, aber das half einem nicht, wenn man seekrank war und auf einem Schiff zugegen. "Aber warum ausgerechnet ein Schiff? Warum ein Ding, dass den Geräuschen nach jederzeit auseinanderbrechen kann und das so sehr schaukelt, dass ich Nachts aufpassen muss, nicht aus dem... dem...", stotterte sie, während sie ein anderes Wort für 'Bett' suchte.. "..dem Schiffsnachtlager zu fallen..", gab sie sich dann den Worten ihrer Sprache geschlagen und ein leiser, dumpfer laut ertönte, als ihr Kopf dem Holz des Tisches einen schönen Nachmittag wünschte, gefolgt von einem Seufzen. So blieb sie liegen, atmete leise und strich sich eine aberwitzige Strähne aus dem eigentlich ansehnlichen Gesicht. Sie hatte dunkelbraune Augen, mit denen sie durchaus feminin-reizend blicken konnte - was eigentlich nie vorkam. Meist waren ihre Brauen zu einem Strich zusammengezogen und ihr Blick wie der Flug eines Dolches. Sie schien Menschen sehr gut einschüchtern zu können, wenn sie wollte. Matrosen, die sich über Frauen an Bord beschwerten, bekamen einen solchen Blick ab. Wie er wirkte, vermochte sie nicht zu sagen, weil sie danach immer außerhalb der Gesprächsweite ging, aber sie hoffte, er brachte sie zum verstummen.

Ihre Ausrüstung lag neben ihrem Schlafplatz, alles fein säuberlich zusammengepackt, sofern es denn ging. Wasserfestes Leder wurde benutzt, mehrere Stoffschichten für Zerbrechliches. Das, was sie jedoch kaum einpacken konnte, waren zum einen ihre Rüstung - eine schön gearbeitete, helle Brustplatte aus Stahl - und zum anderen ihr Schwert. Es war jedoch kein Schwert im Kurzschwert- oder Langschwert-Sinn. Es war ein Monstrum. Die Klinge war beinahe so groß wie sie und geschätzt sicher auch so schwer, wenn man den meist von Flüchen geschmückten Ausdrücken jener nachging, sie sich anschickten, es hochzuheben. Es war ihr ganzer Stolz, und die eingravierten Intarsien auf der recht geraden Klinge, der Griff... sie mochte ihr Schwert, mit dem sie Serayn beschützen konnte. Wollte. Musste. Und auch, sofern es ihr möglich war, immer tun würde.

Als ein 'Jemand' zu ihnen hereinkam, stöhnte sie wegen des Lichteinfalls... trotz ihrer dunklen Augen behagte ihr die Sonne nur, wenn sie Zeit gehabt hatte, sich an sie zu gewöhnen, was im Mannschaftsraum jedoch nicht der Fall war. Es raschelte, dann gab es wieder einen Laut, als ob sich etwas schließen würde, dann Fußgetrappel und Gemurmel. Auf Wiedersehen, traute Zweisamkeit, willkommen, Herr... wie auch immer sein Name eben war. Er murmelte, und sie ließ ihn murmeln, senkte den Blick und blieb einfach wie schlaf-dösend auf dem Tisch liegen, ihm keine besondere Beachtung schenkend. Und von was auch immer er sprach - sie hatte sicher nicht die Muße, ihm zuzuhören...
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 28.06.2010, 15:23:37

Die junge Magi fühlt sich an die herrlich ausgeschmückten Abenteuergeschichten ihres Großvaters erinnert. Ihn hatte es immer wieder aufs Meer gezogen, soweit sie sich an seine Erzählungen erinnern kann. Es ist eine eigene kleine Welt für sich. Statt melodischem Vogelgezwitscher hört man morgens also das bedenkliche Knarren der Holzbretter, rauhes Gelächter und bisweilen derbe Flüche...nun gut, immerhin schlafen sie nicht auf engstem Raum mit der Besatzung zusammen. Sie kann sich regelrecht ausmalen, wie ihre liebe Schwester durchdrehen und die Hälfte der Männer über Bord werfen würde.  Der Geruch von Sauerkraut und anderen Köstlichkeiten scheint ihr da ein guter Kompromiss zu sein. 

 Sera muss an die Besatzung dieses Schiffes denken. Es ist fast so, als wären die Seefahrer von einem anderen Stern. Mit einem Aberglauben gesegnet, wie man ihn daheim höchstens noch bei alten Großmüttern und kleinen Kindern findet, scheint sie jegliche arkane Erscheinung in einem Maße zu beeindrucken, geradezu zu beängstigen, als wäre ihnen ein Komet vor die Füße gefallen. Was für interessante Vorstellungen diese Männer zum Teil von der Magie haben...

Die junge Frau schüttelt lächelnd mit einem innerlichen Seufzen den Kopf. Während der Reise hat sie sich überwiegend die Zeit mit Lesen vertrieben. Viehzeugs wollte der Kapitän nicht auf seinem Schiff haben, also durfte sie nicht einmal etwas zu ihrer Unterhaltung herbeizaubern...bedauerlich.

 Immer noch recht optimistisch, was ihre Reise betrifft, lehnt sie sich gähnend zurück. Nach den Schilderungen ihres Großvaters hätten sie schon mindestens einer Seeschlange, ein paar Nixen oder auch einem Geisterschiff begegnen müssen...nichts von alledem. Wie langweilig. Viel besser würde es werden, wenn sie erst  Hakum erreicht haben und die Expedition ihren Anfang nimmt.

Wieder kommt eine gewisse Vorfreude in ihr auf. Sie weiß noch, wie lange sie fürs Packen gebraucht hat...und immer noch ist sie sich nicht sicher, ob sie an alles gedacht hat. Wirkliche Bedenken kommen in ihr bisher noch nicht auf. Mochten die anderen denken, was sie wollen – die Zeitlose Wüste will bis auf den letzten Winkel erforscht werden.  Und sie wird nicht zu dem  Teil jener Leute gehören, die mit leeren Händen zurückkehren. Allenfalls ihre große Schwester macht ihr ein wenig Sorgen...ausgerechnet.

Eigentlich hätte sie gedacht, dass jemand wie sie auch einen stabilen Magen besitzen müsste. Dem war aber ganz und gar nicht so. Zerah hing regelrecht in den Seilen und besser würde es wohl erst werden, wenn sie wieder festen Boden unter den Füßen hat. Als sie damit beginnt, nach wenig schmeichelhaften Umschreibungen für ihr Nachtlager zu suchen, muss die Jüngere ein wenig grinsen.

„Einige der größten uns bekannten Entdecker sind auf Schiffen gereist...“ Erwidert sie mit einem Schulterzucken leichthin, als wäre dies eine Begründung. „Wir sind ja bald da...“  Meint sie abschließend und bedeckt mit einer Hand ihre Augen, als sie Gesellschaft bekommen. Kurz ist sie versucht, den beschäftigen Magier zu begrüßen, lässt es dann aber sein. Solche...Buchmenschen, wie sie sie nannte, konnten ungehalten werden, wenn man sie in ihrer Konzentration stört. Unterbricht man ihre komplexen Gedankenvorgänge durch zu lautes Atmen oder Räuspern, kam ihnen natürlich genau dann ein brillanter Einfall – und eben dieser verschwindet daraufhin in den Untiefen der Vergesslichkeit. Und wer wäre daran schuld...natürlich sie.


"Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen,
der eiskalten Winde rauhes Gesicht.
Wir sind schon der Meere so viele gezogen
und dennoch sank unsre Fahne nicht.

He-jo, he -jo. he-jo, he-jo..."

Kommt es mit tiefer verstellter Stimme leise über ihre Lippen. Ob sie wohl gute Piraten abgäben...wer weiß. Sobald sie in den Hafen einschiffen würden oder wie das hieß, könnten sie zumindest von sich sagen, eine...Schiffsfahrt überlebt zu haben. 
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 28.06.2010, 21:54:41
Eidil schrickt sichtlich zusammen. Einige seiner Pergamente landen auf den schmutzigen, von Rum, Essensresten und Rattenkot bedeckten Bohlen. Ein hektischer Blick aus wässrig blauen Augen flackert in das Zwielicht, in das sich die Schwestern zurückgezogen haben.
Sofort reißt er die Lider auf, als er die verstellte Stime als Serayns erkennt und den Schatten an ihrer Seite als jenes gemeine Weibsstück, dass so entschieden jegliche Avancen seitens der Crew abgewiesen hat. Deutlich flackert Unsicherheit in seinem Blick auf. Für einen Moment wirkt er wie ein scheues Reh, dem sich ein Jäger nähert.
Dann strafft er sich, drückt die Hühnerbrust durch und tönt mit perfekt firopolischer Überheblichkeit:
“Ich muss doch sehr bitten!
Mit solchen Kindereien stört Ihr wichtige Forschungen, die weit über Euer Laienverständnis hinausgehen! Falls Ihr es vergessen haben mögt, ist die Astrologie und ihre Unterschulen die präziseste hermetische Praktik, um sich einer temporalen Divination anzunähern!
Selbstverständlich versteht Ihr das als Laie nicht. Ihr haltet es ja nicht für nötig, sich auf das Anstehende vorzubereiten! Offen gesagt ist mir schleierhaft, warum es Dracomant Iulius für nötig hielt, einen Magiedilletanten auf eine solch bedeutende Expedition mitzunehmen, noch dazu eine...Dame!”
Er plustert sich auf, reckt sein Kinn vor und dreht sich auf dem Absatz um. Demonstrativ führen ihn seine Schritte in die hinterste Ecke des Raums, so weit wie möglich von dem Geschwisterpaar entfernt.
Serayns weibliche Intuition teilt ihr mit, dass der Kerl ganz einfach Angst vor Frauen hat, wahrscheinlich deswegen, weil er nie näher an eine herandurfte.
Tatsächlich reiht sich der Magus mit seiner Art in das Kaleidoskop an menschlichen Unannehmlichkeiten ein, das ihnen seit spätestens Moesa geboten wird. Er riecht nach Tinte und verstaubten Folianten, wohingegen die Matrosen eine ganz eigene Duftkomposition aus Schweiß, Salz und billigem Fusel entwickelt haben. Beide Parteien geben wenig Sinnvolles von sich. Immerhin schwingt bei den Seeleuten stets eine gewisse Herzlichkeit mit.
Angenehme Ausnahmen bilden der ruhige Magister Optimus und Kapitän Marcellus, der aufgrund seiner voluminösen Leibesfülle von seinen Jungs nur grinsend “Wampe” genannt wird. Nichtsdestotrotz ist ihr Respekt gegenüber dem alten Haudegen offensichtlich. Von den Gelehrten kann man das nicht behaupten.
Zwar ist Serayn das Misstrauen der einfachen Bevölkerung gegenüber der Magie bekannt, aber auf den Straßen der Hegemonie kam es teilweise offenem Hass gleich. Wäre da die aufgrund ihres Geschlechts ebenso oft belächelte Zerah und ihre gewaltige Klinge nicht gewesen, stünde sie wohl bereits an einem Pranger oder Schlimmeres.
Wie muss es erst in den Fernen Landen sein, die, wie jedem Kind bekannt ist, ein barbarischer Ort voll in Tücher gehüllter Barbaren ist?
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Sheenashey am 29.06.2010, 10:53:04
Die Worte von Serayn vermochten sie zwar nicht sichtich zu beruhigen, aber es war immer ein schönes Gefühl, wenn die eigene Schwester Zuversicht aussprach. Von den beiden war Sera diejenige, die einen unglaublichen Antrieb entwickeln konnte - gab es etwas, das sie wissen wollte, so gab sie nicht nach, bis sie dem, was sie erfahren wollte, auf den Grund gegangen war. Motivation und Wille gingen bei ihr Hand in Hand. Zerah unterschied sich davon. Sie selbst war launisch, zeitweise gar impulsiv, ganz besonders, wenn ihr blondhaariges Gegenstück nicht zugegen war. War sie gerüstet und hatte sie ihre Klinge in den Händen, so gab es nichts, dem sie sich nicht stellen würde. Jedenfalls war es bisher so gewesen.

Im Bauch des Schiffes jedoch, umhergeschüttelt von See und Wind, war sie wesentlich ungefährlicher als sonst. Eidil jedoch schien nicht zu wissen, dass er mit seinen Worten in ein Wespennest stoch. Wäre er kein Angehöriger der Akademien, wäre er kein Magier und wäre ihre Schwester nicht neben ihr, sie wäre jetzt aufgestanden, hätte ihm gepackt und hätte ein paar Worte gesagt, die ihm das Pergament aus den Händen fallen ließen. Aber das war nur Wunschdenken, Bilder, die vor ihrem Verstand liefen, die nur sie sah. Bilder, die nicht so schnell Realität werden würden. Mit einem Schmunzeln im Gesicht warf sie der Summenden einen verstohlenden Blick zu, ehe sie den in eine Ecke flüchtenden 'Gelehrten' nachblickte. Wie eine Schlange, die eine Maus ansah. Ihre Brauen waren wieder zu einem fast durchgehenden Strich zusammengezogen, und sie richtete sich sogar auf, um Eidil dabei zuzusehen, wie er sich in sein Mäuseloch verkroch. Irgendwie war es niedlich anzusehen. Ein wenig.
"Lest und lernt, Herr", sagte sie dann leise, aber für den Magus Diletantus deutlich zu hören. Ihre Bissigkeit hatte die See ihr genommen, doch nicht ihre Worte. "Und vergesst das Essen nicht, sonst braucht ihr bald keine Tür mehr zu öffnen, um von einem Raum zum anderen zu gehen." Sie lachte leise, als ihr Blick spottend und gleichsam herausfordernd über den Gelehrtenkörper striff. Viel war an dem Hühnchen wirklich nicht dran, könnte man sagen. Aber sie wandte sich dann wieder ab, ein, zweimal geschüttelt von innerem Gelächter, ehe sie sich, auf Rücksicht auf ihren Magen, wieder beruhigte. Zwangsweise. Die See bekam ihr nicht, und sie hoffte inständig, dass sie bald wieder nicht-schaukelnden Boden unter den Füßen hatten. Erneut striff ihr Blick über die sanften Züge ihrer Schwester... sie hoffte, sie beunruhigte Serayn nicht zu sehr. Das würde sie ebenfalls sehr traurig stimmen, da sie der Anker für die Blonde sein wollte. Und bestenfalls nicht umgekehrt.

Dann jedoch fiel ihr etwas ein, was sie den Hänfling fragen könnte. Wenn er schon hierwar, könnte sie ja gleich jegliches Ansehen zunichte machen. Von sich selbst, nicht vom Magus Incorruptus. "Bücherwurm? Eine Frage jedoch habe ich...", lies sie dann wenig charmant erklingen, ihr Blick etwas weicher als bei ihrer Bemerkung ein paar Augenblicke vorher. Sie kannte seinen Namen nicht, und wenn sie ihn gekannt haben sollte, hatte sie ihn bereits wieder vergessen. Ihm erging es sicher nicht anders.
"Wisst ihr zufällig, wie lang wir noch auf See bleiben werden? Vielleicht habt ihr ja eine Antwort auf das für mich so unlösbare Rätsel...", sagte sie zwinkernd, wieder mit Spott in der Stimme, aber diesmal eine Spur freundlicher. Die Schlange hatte den Blick von der Maus abgewandt. Vorerst.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 29.06.2010, 22:50:01
Serayn lässt ihren spontanen Gesang verklingen und erst danach begibt sie sich dazu herab, Eidil ihre geteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Mit einem recht offensichtlich aufgesetzten  höflichen Lächeln nimmt sie seine weisen Worte brav nickend zur Kenntnis. Ein wenig Navigation kann tatsächlich nicht schaden...trotzdem würde er ohne ihresgleichen sicher alt aussehen, so ganz ohne Leibwächter, Träger oder Reittiere...auch, wenn jene Dinge vor allem für sie selbst gedacht sind. Und eine Dame ist sie, na sowas. Hätte er es jetzt nicht gesagt...

Als er sich nach seinem beeindruckenden Auftritt aus ihrer Sicht entfernt, prustet sie schließlich los. Der gute Herr Eidil scheint wirklich selten mit der weiblichen Spezies zu tun zu haben. Kein Wunder, wenn man so muffig riecht und überhaupt...so attraktiv wie eine verstaubte Mumie daherkommt. Die junge Magi ist froh darüber, dass sie nicht wie er geraten ist. Sie fragt sich, wie er die Reise überhaupt überstehen will. Auf einem Kamelrücken kann sie sich ihn auch nicht vorstellen...Die Jüngere streckt ihre Arme weit von sich und lässt sie locker wieder in den Schoß fallen.

Leise kichernd vernimmt sie den Spott der Größeren und stellt sich ihren älteren und natürlich ungleich klügeren Kollegen als eine Maus vor. Ob ihn der Anblick eines Riesentausendfüßlers erschrecken würde...Eine interessante Frage. Daraus könnte sie sogar ein kleines Projekt entwickeln. Strapazierfähigkeit des Nervenkostüms anhand des Fallbeispiels Eidil – Einbruch des psychischen Schildes und langfristige Schäden durch arkane Spielereien und Nichtbeachtung seiner Autorität...oder so ähnlich.

 Aufmunternd lächelt sie nun ihrer Schwester zu. Im Gegensatz zu ihr sieht sie solche Vorfälle meist mit Humor. Was sollte sie sich auch über ihn aufregen. Er ist ja nicht einmal wichtig. Soll er nur schön in den langweiligen Sternhimmel schauen...Dass sie dieser Reise bisher offensichtlich nichts abgewinnen konnte, lässt sie schon nachdenklicher werden. Wenigstens würde sie auf dieser Reise nicht untätig bleiben können. Verzichtbar war sie jedenfalls kaum. Nicht, dass sie schlecht wäre. Auf ihrem Gebiet war sie durchaus begabt, wenn es auch Bessere gab. Aber scheinbar war insgesamt überhaupt nahezu niemand aus ihrem Bekanntenkreis bereit, diese Wüste zu erforschen. Zu ihrem Glück. Hätten sich die...Büchermenschen aus ihrem Jahrgang freiwillig gemeldet, wäre sie wohl kaum hier.  Die Firepolesen klammert sie bei diesem Gedanken aus. Die sind scheinbar wieder von einem ganz anderen Schlag. 

Ruhig sieht sie Zerah dabei zu, wie sie den Gelehrten ein wenig aufs Korn nimmt. Womöglich sollte sie selbst inmitten des abergläubischen Gesindels nicht zu sehr mit ihren Künsten hausieren. Nicht, dass sie ihr Schwesterherz noch anketten muss, bevor es Zähne hagelt...solche Ereignisse umgeht man schlicht damit, dass man sie von vorneherein vermeidet. Vielleicht sollte sie ja ihre Aufmachung ändern...   
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 01.07.2010, 22:02:39
Empört über die fortschreitende Missachtung seiner sozialen wie intellektuellen Position fletscht Eidil die Zähne. Er erinnert dabei an einen Hundewelpen. Vernehmlich stößt er Luft durch die Nase aus, räuspert sich und hebt einen zittrigen Finger.
“Jetzt hört mir einmal gut zu, Weib!
Die Divination ist eine hochkomplexe Wissenschaft, die präzise Berechnungen, einen versatilen Verstand und eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe voraussetzt.” Nacheinander hebt er beim Sprechen zwei weitere Finger.
“Sie ist definitiv nicht dafür gedacht, sich mit derlei trivialen Fragen aufzuhalten, reicht doch eine grundlegende Kenntnis der Geographie aus, um sie zu beantworten. Würdet ihr nicht im Dunkel herumlungern und euren Klatsch zelebrieren, hättet ihr längst den Drachenfels gesehen.
Um eure Frage deutlicher zu beantworten, da es euch mit Sicherheit an Wissen über die Topographie der Plünderstraße mangelt: morgen treffen wir ein!
Bis dahin könnt ihr ja weiter in den Ebenen herumpfuschen, wie es euch gerade passt, als habe Euer Tun keinerleiu Konsequenzen für den Rest der Welt!”
Er verstummt schwer atmend. Seine Nasenflügel beben vor Erregung, während er hektisch in Zerahs Richtung blinzelt. Salamandergleich zuckt seine Zunge vor, dann setzt er wagemutig nach:
“Wenn ihr mich nun entschuldigen wollt!”
Umständlich beginnt er einen beinahe eine Minute andauernde Prozedur, die mit seiner horizontalen Positionierung innerhalb seiner Koje ihren Abschluss findet. Sekunden später kratzt bereits die Spitze seiner Feder über das Pergament. Ab und an entgleitet Gemurmeltes seinen Lippen, das er jedes Mal schnell unterdrückt, bevor es Anlass zum Spott geben könnte.
Von Magister Optimus ist nichts zu sehen. Wahrscheinlich lustwandelt er an Deck, die Augen zum Tagstern gerichtet.
Serayn ist bereits beim Durchqueren des Hegemoniums aufgefallen, dass der neue magische Trend nach dem Siegeszug der Hermetik die Astrologie ist. Kaum jemand scheint noch Entscheidungen fällen zu können, ohne vorher das Sternbild der Natter mit dem Aszendenten des Großen Tauren zu vergleichen.
Von Beschwörung will niemand etwas hören. Mantik ist etwas, dem die meisten Magi misstrauen, da sie sich damit erstens in Abhängigkeit und zweitens Verbindung zu anderen Ebenen begeben, was mitunter lebensgefährlich sein kann. Ihnen ist Theorie anscheinend lieber als die Praxis.
Irgendetwas poltert an Deck und lässt Eidil so heftig zusammenzucken, dass er mit der Stirn gegen die Koje über ihm prallt. Seine folgenden Flüche beweisen eine Kreativität, die man von jemanden wie ihm nicht unbedingt erwarten würde. Gleichzeitig läutet oben eine kleine Glocke.
Kajütenchef Flibwodil läutet zum Mahl. Im Klartext bedeutet das, dass eine gelbliche Pampe serviert werden wird, die nach Erbrochenem aussieht und auch so riecht, unglaublicherweise aber durchaus schmackhaft ist und den Hunger zu stillen vermag.
Wahrscheinlich vermögen nur Halblinge solch ein kulinarisches Kunststück zu vollbringen.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 02.07.2010, 10:38:17
Beim erneuten Vortrag von Eidil lupft sie nur wieder eine Braue. Sie ist gespannt, welche Formulierungen er nutzen würde, und mit welcher Eindringlichkeit er ihr wahrmachen wollte, wer denn der "Klügere" und "Größere" hier sei. Offensichtlich hat sein Tun und Reden eher wenig Erfolg, denn Zerah blieb gelassen wie zuvor. Sie starrt ihn an, nachdem er seinen Wortschwall ihr entgegengeschickt hat... als er sich setzen wollte, um wohl seinen Dingen nachzugehen, schlägt sie mit einer Faust auf den Tisch, und das Geräusch war, als ob ein Riese gegen ein Tor klopfen würde. Gut, die Relationen sind übertrieben, aber in etwa den Effekt hatte es durch die Akkustik des doch nicht zu ausladenden Raumes. Ihre Hand pocht, doch sie war sich sicher, die Aufmerksamkeit zu haben. Falls das nicht der Fall war, war es ihr egal. Ein bisschen. Ihr Blick ist fesselnd -zumindest von ihrer Seite aus- und sie erhebt sich. Der Rücken ganz leicht gebeugt, die Schultern nach vorn geneigt, die Arme angespannt. Wie ein Raubtier, was seine Beute gesehen hatte. Sie sagt kein Wort, sondern ließ ihren Blick sprechen.

Gleichmäßig schob sie ihren Hocker beiseite, und geht ein paar Schritte Richtung Luke. Immer noch, ohne Eidil aus den Augen zu lassen. Sie schreitet sehr langsam und bedacht vor, ihre Hände streifen hinter ihr immer mal an den ein oder anderen Gegenstand oder dergleichen, doch hinfallen tat sie nicht. Als sie an der Luke angekommen war, öffnet sie diese blind. Es dauerte eine Weile, doch der Augenkontakt zu dem Magus Incorpulentus ist ihr wesentlich wichtiger, und auch wenn es Zeit brauchen würde, sie würde sie opfern!

Serayn konnte sich sicher denken, was ihr Gegenstück plante. Zerah weiss es irgendwie, denn die beiden waren nicht umsonst unzertrennlich. Manchmal konnte eine etwas sagen, die andere sprach es zuende, eine begann etwas, die andere führte es zuende, oder sie sagten beide irgendetwas gleichzeitig. Es passierte einfach, und das war eine wesentlich interessantere Magie als die Zeit-Raum-Konvergenzien der Ebenen zu betrachten. Oder so. So öffnet sie die Luke, und versucht, Eidil bis zum Heraustreten im Blickfeld zu behalten. Dann war ihr Körper aus dem Raum entschwunden, und die Öffnung schloss sich mit einem weiterem 'RUMMZ', welches an eine sich am Bug brechende Welle erinnerte.

Das alles jedoch ist nichts gegen das schallende Gelächter, was nach dem Schließen der Tür ertönte. Zerah lacht aus Leibeskräften, sie hält sich den Bauch und lehnt sich gegen die Luke und geht leicht in die Knie, aber ihr schießen vor Lachen die Tränen in die Augen. Ihre Haare fallen ihr leicht ins Gesicht, da sie heute kein Bandana oder ähnliches trägt, und sie wischt sie, immer noch lachend, fahrig zur Seite. Sie beruhigt sich nach einer guten Minute wieder, aber ihr Gelächter würde sicher im Raum nebenan zu Hören gewesen sein. Das hofft sie zumindest. Wenn man sie in ihrer derzeitigen Garderobe sehen würde, würde man eine trotz allem sehr zierliche Frau sehen. Langes, braunes Haar, ein schmales Gesicht, geschwungene Lippen, am Oberkörper warmhaltende Kleidung aus Leinen, welche auch ihre Arme bedeckte. Die Hose, ebenfalls aus Leinen, kratzte ein wenig. Ihre Stiefel jedoch -aus Hartleder gefertigt- und der Schmuck an den Fingern, um den Hals und am Handgelenkt strafen den bäuerlichen Eindruck Lügen. Als sie sich beruhigt hatte, hält sie sich kurz den Bauch. Ihr Magen begehrt auf, jedoch tut er nur mehr weh, als dass er sie erneut an die Schiffsplanke befehligte.

Befehlen war jedoch auch das richtige Wort, denn kurz nachdem sie aufgehört hatte zu Lachen, hörte sie die durchdringende Glocke. Smutje Flibwodil hatte wieder sein "Zeug" zubereitet. Zerah nannte es einfach nur "Zeug". Das "Zeug" war eklig. Es roch eklig, und sah eklig aus, und eigentlich hatte sie nie davon probieren wollen. Wer probierte schon etwas, was aussah, als wäre es vor kurzem noch der Bestandteil eines Tieres oder eines Zweibeiners gewesen?
Trotz allem jedoch -und als Mutprobe an sie selbst- hatte sie das "Zeug" probiert. Und es war nicht mal so schlecht gewesen. Das war am ersten Tag gewesen. An jenem Tag wurde ihr auch seekrank, weshalb sie das "Zeug" also nicht unbedingt in bester Erinnerung hatte. Verständlicherweise.

Sie ist sich sicher, dass Serayn ebenfalls die helle, durchdringende Glocke gehört hat, und so schwankt sie mehr, als dass sie geht, in Richtung des Futterplatzes aller Matrosen und Anwesenden, sofern sie denn Hunger haben. Zerah hatte keinen, aber es war üblich, dass man sich traf. Nach ihrem Verhaltenskodex zumindest.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 02.07.2010, 19:20:24
Mit einem leisen Seufzen winkelt sie ihre Arme hinter ihren Kopf an und lässt sich Eidils kleinen Ausbruch nicht entgehen. Plötzlich wird ihr klar, warum Opa magischen Dingen seit jeher kein Vertrauen schenken mochte. Er sagte immer, es macht wunderlich – und hier hat sie ein gutes Beispiel für den Wahrheitsgehalt seiner Ansicht. Zumindest teilweise muss sie ihm also nachträglich zustimmen. Immerhin sind nicht alle so. Da wären etwa noch ihre Mutter und sie. Und Magister Optimus kommt ihr was diese Reise angeht ebenfalls wesentlich entspannter vor. Die junge Magi fragt sich, wozu Eidil wohl noch fähig ist. Außer, in die Sterne zu sehen und irgendwas da oben erkennen zu wollen. Diese Art von Studium hat sie nie interessiert.

Wenn ihre Mutter etwas wissen wollte, hatte sie schließlich auch nie den Himmel gefragt, sondern hat einfach ein kundiges Wesen herbeigerufen. Eine Lösung, für die sie sie stets bewundert hat. Ihre eigene derzeitige Ausbildung bisher jedoch war kein leichtes Unterfangen gewesen. Selbst unter Kollegen wird diese Form der Magie skeptisch betrachtet. „Gemeingefährlich in den falschen Händen, auf einer Stufe mit Nekromantie und Dämonologie“...Derlei hat sie schon öfter gehört. Für sie bloßes Geschwätz. Wann hat sie je eines ihrer Wesen abhängig machen wollen? Oder sie gar auf welche Art und Weise auch immer in Gefahr gebracht. Manchmal sind sie etwas dumm, aber dafür studiert sie auch gleich mehrere Sprachen.

Es gibt so viel Auswahl...Irgendwann würde sie jedenfalls präzisieren können, was sie von ihren "Untergebenen" will. Ob sie dann auch Widerworte geben würden...es wäre in jedem Fall interessant, sich auch nur mit ihnen zu unterhalten. Wer konnte schon von sich sagen, mit Dingen geredet zu haben, die in den Augen anderer als Monster gelten? Zudem gefällt ihr seit jeher der Gedanke, in Verbindung mit den außerweltlichen Ebenen zu stehen. Es ist ein Teil, dessen sich die meisten nicht einmal richtig bewusst sind. Und doch gehört es untrennbar zu dieser Welt...

Serayn kann sich denken, was Zera in diesem Moment treibt. Solche Gelegenheit ergaben sich bereits häufiger. Ihre Schwester findet es immer sehr amüsant, über Männer wie ihn herzuziehen und besaß geradezu eine Leidenschaft dafür, sie bloß zu stellen. Meist genügt ein finsterer Blick, um die meisten ihrer Selbstsicherheit zu berauben.  Eine Tatsache, die auch sie ungemein komisch findet.    

Als zum „Essen“ geläutet wird, erhebt sie sich schwerfällig. Bestimmt gibt es wieder Pampe nach halblingischer Art. Man kann es zwar nur mit geschlossener Nase und am Besten mit ebenso geschlossenen Augen essen, aber es gibt sicher schlechtere Schiffsverpflegung.  

Verwundert dreht sie unterwegs den Kopf nun in Richtung des Gelehrten, als sie ein leises „Bong“ hört.  Anscheinend ist Holz auf Holz gestoßen. Mit einem belustigten Lächeln steigt sie nach oben. Ihre Schritte werden von dem kaum zu überhörenden Lachen ihrer Schwester begleitet. Hat sie es doch geahnt.  
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 07.07.2010, 07:10:19
Gerade noch schafft es Zerah durch die Luke und an Deck, bevor Lachen aus ihr herausbricht, so sehr, dass sie nicht einmal das Wogen der Wellen zu erschüttern vermag. Frische Seeluft und Gischt schlagen ihr ins Gesicht, als sie sich noch immer glucksend an die Reling lehnt. Es riecht nach Salz, feuchtem Holz und dem Schweiß der Matrosen, die sich mit befremdeten Blicken mustern.
Überall herrscht die gewohnte Betriebssamkeit, sodass jeder ihren Ausbruch miterlebt. Direkt neben ihr grinst ein hagerer, an einen Einsiedler erinnernder Kerl ihr zu und zwinkert ihr mit seinem verbliebenen Auge zu.
Am Heck der “Stolz von Moesa” öffnet sich die Tür und offenbart einen ungemein fettleibigen Halbling, der ähnlich ranzig wie faules Obst in der Sommersonne daherkommt. Angstrengt reckt er seine Glieder, bis er die Schnur der kleinen Glocke erreicht, die knapp über dem Türrahmen an einem kleinen Stiel hängt.
Das Läuten führt zu allgemeinem Beifallsgemurmel. Die Kerle, die bereits an Deck beschäftigt waren, lassen kurzerhand alles stehen und liegen und trotten dem Smutje hinterher, der bereits wieder in den heiligen Hallen des Herzinfarkts verschwunden ist. Der Rest muss erst einmal die Takelage des Viermasters herabklettern, um zu seinem Essen zu kommen.
Im kollektiven Gedränge braucht Magister Optimus eine Weile, um bis zu Zerah durchzudringen, die ihn anhand seines exzentrischen Gehrocks und seines storchenähnlichen Gangs sofort zu identifizieren vermag. Er steuert direkt auf sie zu.
Wie üblich trägt er sein graues Haar als streng zurückgekämmte Tolle, was sein leicht geierhaftes, snobistisches Gesicht hervorhebt. Die Reise hat ihn ebenso gebräunt wie alle anderen. Seine großen, sehnigen Hände sind um eine Vielzahl an vollgekrizelten Papyri verkrampft.
Verärgert murmelnd muss der Magus einem Goblin ausweichen, der direkt vor ihm von der Takelage aufs Deck springt. Seine Miene verfinstert sich umso mehr, als die kleine Grünhaut ihn spöttisch anlacht und in Richtung Gemeinschaftsraum huscht, ohne auch nur den Ansatz einer Entschuldigung in betracht zu ziehen. Dementsprechend kühl klingt seine sonst so höfliche, fast salbungsvolle Stimme.
“Sagt, habt ihr Eidil gesehen, Maid des Nordens?”, fragt er.
Im gleichen Moment öffnet sich die Luke ein zweites Mal, wenn auch weit weniger schwungvoll als beim ersten. Serayn steigt heraus und muss sofort ihre Augen beschirmen, um in der Mittagssonne überhaupt etwas sehen zu können. Die Meeresbrise fühlt sich ungewohnt kühl auf ihrer Haut an.
Um sie herum eilen die letzten Mannschaftsmitglieder zu Tisch. Lediglich Kapitän Marcellus und Adjudant Valerius bleiben ungerührt beim Steuer stehen und betrachten mehr oder weniger unverhohlen die einzigen Frauen an Bord, beide leicht grinsend. In ein paar Meilen entfernt um die “Stolz” herum kann sie die anderen drei Schiffe der Flottille erkennen.
Kurz hinter ihr folgt Eidil, natürlich mit brank gesenktem Blick und furchtsam hochgezogenen Schultern. Er blinzelt nervös, als er an ihr vorbeihuscht, reibt aber dennoch protestierend seine Stirn, als sie sei an seinen Schmerzen schuld.
“Ah endlich!”, bemerkt Optimus trocken. “Dann können wir ja, nicht wahr, Magus major?
Was ist mit euch, ihr Damen. Gewährt ihr uns das Vergnügen eurer Gesellschaft?”
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 07.07.2010, 10:36:10
Nur langsam kommt sie wieder dazu, etwas Luft zu holen nach ihrem deckerschütterndem Ausbruch von Schall und Schabernack. Die Sonne ist hell, das Treiben an Deck allgegenwärtig, und wenn man genug Muße hat, seinem Inneren zu lauschen, so kann man sicher das ein oder andere Seemannslied hören, das hier und da gesungen wird.. Sie lehnt noch immer neben der Luke, hält sich leicht den Bauch und hört dem nun Regen Männerstrom zu, der beinahe alle Matrosen in Richtung Essensraum treibt. Der Halbling jedoch ist eine Geschichte für sich. Er streck sich, als der die Glocke läutet, und er wabbelt irgendwie mehr, als dass er wirklich geht. Er passt einerseits so gar nicht ins Bild der Anwesenden, und andererseits ergänzt er die Kulisse auf eine so wunderbar verquere Weise. Sie lächelt den Einäugigen an, getrieben aus einer innigen Woge seelischer Befriedigung und des 'Sieges' von ihr gegenüber dem Bücherwürmchen.
Jedoch stechen ihr ein paar Gestalten, als sie den Blick schweifen lässt, in ihre braunen Augen. Zum einen -die auffälligste von allen- der Magister Optimus. Anders als den Librum vermem kennt sie sein unverwechselbares Äußeres. Die Haare und die Kleider sind hierbei ausschlaggebend. Sie mochte ihn zwar auch nicht wirklich, aber wenigstens war er ihr gegenüber respektvoll, höflich und durch und durch eine angenehmere Partie als andere Magier und Matrosen an Deck und auch überhaupt. Sie sieht, wie ein Goblin ihm den Weg versperrt, als Optimus scheinbar zu ihr gehen will. Sie streicht sich eine Strähne hinter ihr Ohr zurück, wobei im Licht ihr Silberring an der rechten Hand aufglänzt. Sie geht recht offen mit Schmuck und dergleichen um. Ein Ring hier, an ihrem Hals eine sehr wertvoll aussehende Kette, ein Silberarmreif. dazu ihre Lederstiefel mit den massiv aussehenden Schnallen.. im Gegenzug dazu ihre einfache Kleidung. Etwas anderes lohnt sich nicht an und unter Deck anzuziehen, zumal es trotz Wind und Gischt schonmal sehr warm werden kann.

Sie mustert den Magister ein wenig, aber nur dezent. Im Gegensatz zu Eidil wollte sie bei einem der führenden Zauberkundigen nicht respektlos erscheinen. Wer weiss, was es für gravierende Konsequenzen hätte. Weniger für sich selbst als für ihre geliebte Schwester. Sie lässt, als er bei ihr ankommt, ein leises "Magister" aus ihrem Mund erklingen, dazu ein Nicken ihres Kopfes und eine entspannt-unaufdringliche Haltung. Sie lehnt nun nicht mehr direkt neben der Luke, aber sie hatte sich ohnehin beruhigt.
Auf seine Frage hin lupft sie nur leicht eine Augenbraue und fasst sich in einer nachdenklichen Geste an den Hinterkopf. "Ihr fragt nach Eidil? Also-", wobei sich im gleichen Moment hinter ihr die Luke öffnet und Serayn heraustritt. Zerahs Miene hellt sich sofort auf, ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Sie will ansetzen, weiterzusprechen, als das Bücherwürmchen heraustritt. Sie wusste nicht, dass es Eidil war -auch wenn sie es sich ganz vage hat denken können-, jedoch werden letzte Zweifel fortgewischt, als sich der Magister an ihn richtet. Er sieht eingeschüchtert aus. Sein Blick ist jedoch Serayn zugewandt, und er sieht nicht glücklich aus. Zerah war es egal, aber besser, er war schlechtgelaunt und ruhig, als guter Laune und am plappern und rekapitulieren seiner erfolglosen Tage als Magus Invanum.

Erneut fragt der Magister Optimus etwas, und ihn Zerahs Ohren klang es höflicher als seine am Anfang gestellte Frage. Sie nickte erneut, verschränkte angedeutet einen Arm vor ihrem Oberkörper und lächelte in seine Richtung. "Es wäre mir ein Vergnügung, Magister." Ihr Blick wandert zu ihrer Schwester, fragend. Kapitän und Adjudant sieht oder bemerkt sie nicht unbedingt, da ihre Augen im Moment erwartungsvoll in jene ihres Gegenstückes blicken.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 08.07.2010, 16:06:53
Blinzelnd hält sich Serayn eine Hand vor die Augen und klettert aus der Luke heraus. Aufrecht stehend nimmt sie einen tiefen Atemzug und streckt sich zunächst, ehe sie den Blick schweifen lässt. Einer davon geht nichtssagend zum Kapitän. Falls das Schiff kurz vor seiner Ankunft von riesigen Kraken attackiert wird und sie die Mannschaft davor bewahrt gefressen zu werden; spätestens dann werden ähnliche Musterungen wohl ein Ende finden. An Land wird es nicht besser zugehen, davon ist sie jetzt schon überzeugt. Aber was kümmert sie das schon. Wenn ihre Schwester und sie Pioniere auf diesen Wegen spielen müssen, dann ist das eben so.

 Als Eidil sie plötzlich überholt, lächelt sie nur grimmig und schlendert gelassen auf Magister Optimus und Zerah zu. Sichtbar erweichen ihre Gesichtszüge bei ihrem Anblick. Wohlwollend nickt sie der Älteren zu und bezieht sogleich Position neben ihr, wie sie es seit jeher gewohnt ist.  „Natürlich, Magister.“  Stimmt sie seiner Einladung leichthin zu und hat nichts dagegen einzuwenden. Nicht mehr lange, und sie werden da sein...Wenn man sie länger beobachtet, fällt es schon irgendwann auf, dass sie nicht recht still halten kann. Dafür ist sie viel zu aufgeregt, was sie eher schlecht zu verbergen mag.  „Alles gut?“ Wendet sie sich dann schmunzelnd zu ihrer Schwester, die noch bis eben einem Lachanfall erlegen war. Sie hofft nur, dass sich die Andere beim Essen nicht übernimmt. Gewöhnt hat sie sich an der Schaukelei schließlich bisher noch nicht unbedingt. Wenigstens blieb ihr während ihrer Reise  ein Sturm oder dergleichen erspart.  Für ihren Magen wäre eine derartige Strapaze sicherlich fatal...und ein unappetitlicher Anblick obendrein. Allen voran würde sie ihr Leid tun und ihr Unwohlsein teilen - so, wie es immer schon bei solchen Gelegenheiten war.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 11.07.2010, 13:07:52
“Ich danke euch für dieses Privileg!”, lächelt Optimus halb gequält und verneigt sich aus der Hüfte. Eidil tut es ihm eilig nach, wenn auch heuchlerisch und mit weit weniger Eleganz. Zerschlissene, mit Tintenflecken übersäte  Roben wirken eben nicht wie ein modischer Gehrock.
Des Magisters Unsicherheit vergeht in Windeseile. Schon bietet er den beiden Schwestern seine Armbeugen an. Ob sie sich nun einhaken oder nicht, setzt er sich in Bewegung und hält allen Folgenden die Tür zum Gemeinschaftsraum offen.
Eintretende werden von fettigen Wolken begrüßt, die aus tönernen Töpfen aufsteigen. Das Geschmatze der Mannschaft erinnert an einen Schweinestall. Essenesreste bilden bereits einen zweiten Boden, der eifrig vom Schiffsmaskottchen, einem Ferkel, abgetragen wird.
Bei jedem Schritt klebt das Schuhwerk an Bier- oder Rumflecken. In dem spärlichen einfallenden Licht erkennt man kaum, worauf man tritt.
Die Männer an einem langen Tisch zusammen, an dessen Stirnseite sich die Schwingtür zur Kajüte befindet. Den Vorsitz führt normalerweise der Kapitän, weshalb sein zur Zeit Stuhl leer ist. Nahezu alle anderen sind belegt, entweder von Gesäßen oder ausgestreckten Füßen.
Der eine oder andere Matrose zündet bereits seine erste Pfeife an, was die Qualität der Luft um eine weitere Nuance verschlechtert.
Die Schwester können nebeinander sitzen, die Firopolesen jedoch müssen sich weiter hinten niederlassen. Sofort werden ihnen Holzschalen gereicht, randvoll mit einer Art Bohneneintopf, wie es aussieht. Der Hauptbestandteil scheint weniger Gemüse als Speck zu sein.
Trotzdem erweist er sich als würzig und durchaus schmackhaft. Äße das Auge nicht mit, könnte es glatt als gutes Mahl durchgehen. Den Bauch füllt es allemal, was nach wenigen Minuten unschwer am allgemeinen Rülpsen und Furzen festzustellen ist. Immerhin hält sich ihre unmittelbare Umgebung zurück.
Sie essen noch, als der Kapitan eintritt. Sofort erhebt sich Begrüßungsmurmel, das er mit einem Griff an die Hutkrempe quittiert. Der Smutje bringt ihm höchstpersönlich seine Schale, ein Zeugnis seiner unangefochtenen Autorität.
Marcellus isst wie die restliche Besatzung mit der bloßen Hand, wenn auch deutlich langsamer. Seine gerunzelte Stirn deutet auf konzentriertes Nachdenken hin. Während des Kauens fragt er in den Raum:
“Magier...warum ausgerechnet die Zeitlose Wüste? Wisst ihr denn nicht, dass von dort niemand je zurückgekehrt ist? Was gibt es da schon zu forschen?”
Dabei schaut er erst Optimus, dann Eidil und schließlich Serayn an. Er scheint ehrlich interessiert an der Motivation, die einen Menschen in solch unseliges Land treibt[1].
 1. Motiv erkennen bitte
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 12.07.2010, 23:02:54
Oh ja, ein Privileg. In der Tat, Magister Optimus kann sich geehrt fühlen, gemeinsam mit zwei (zukünftig) berühmten Abenteurerinnen an einem Tisch sitzen zu dürfen. Die junge Magi grinst bei diesem Gedanken leicht. „Das Privileg ist auf unserer Seite.“ Widerspricht sie höflich und verneigt sich nach ihm, deutlich eleganter als Eidil. Sie unterdrückt ein Schmunzeln. Letzterer ist wirklich besser in einer kleinen, verstaubten Kammer aufgehoben. Als sie sich wieder aufrichtet, sieht sie sich nach Zerah um und folgt dem Magister zum Gemeinschaftsraum, ohne von seinem Angebot Gebrauch gemacht zu haben. Gehen kann sie schließlich noch hervorragend, selbst wenn es auf dem Schiff ein wenig schwankt. Anfangs hat ihr gerade dieser Umstand Spaß gemacht. Ihrem Gegenstück zwar nicht, aber...ihr eben schon und dieses Mal zählt vor allem das. Irgendwann wird sie sich dennoch bei ihr für diese unangenehme Reise revanchieren.   

Dankbar lächelt sie Optimus zu, als er ihnen die Tür aufhält und tritt ein. Interessant, dass sie trotz ihres Vorhaben immer noch wie Damen behandelt werden. Womöglich sind sie auch einfach nur zu höflich gewesen. Die Magi stellt sich als raue Freibeuterin vor. Würde dies wohl einen Unterschied bedeuten? Mit Sicherheit. Spätestens, wenn sie den Herrschaften ihr Entermesser vor die Nase hielt. Blinzelnd sieht sich Sera um und findet sich offensichtlich in einem Schweinestall wieder. Natürlich hat sich nichts daran seit den letzten Tagen geändert. Erneut ein Beweis dafür, dass es auf diesem Schiff an Weiblichkeit fehlt. In einem solchen Dreck können sich auch nur Männer wohlfühlen...Als ihr das Ferkel begnet, lächelt sie schief. Hatte es einen Namen? Schließlich ist es doch Teil der Besatzung.

Die Luft hier drinnen lässt sich bald in Scheiben schneiden. Nase rümpfend nimmt sie zur Kenntnis, dass einige der Männer sich auch noch Pfeifen anzünden, obwohl hier gegessen wird. So schwer ist es ja nicht, dafür einfach den Raum zu verlassen. Ihre Laune hebt sich erst wieder ein wenig, als sie neben ihrer älteren Schwester Platz nehmen kann. Lächelnd nickt sie ihr zu. „Ehm...guten Appetit.“ Meint sie etwas zweifelnd, was vor allem auf das Ambiente gemünzt ist. Schön sieht das Essen nicht aus, welches ihr aufgetischt wird. Nachdem sie es zögernd gekostet hat, stuft sie es jedoch als essbar ein und langt zu – mit kleinen, gemächlichen Bissen.   

„Uah...“ Entfährt es ihr dann nach einer Weile, als gewisse Gase bei den Männern ihren Weg nach draußen suchen. Spätestens jetzt  erfährt ihr eigener Appetit einen gehörigen Dämpfer.  Auf den Rest verzichtet sie dankend und so schiebt sie die Schale von sich fort. Dann tritt der Kapitän ein. Serayn verfolgt, wie er sich setzt und nun ebenso mit dem Essen beginnt. Irgendetwas scheint ihn zu beschäftigen. Als er sich an sie wendet, wird ihr wieder bewusst, wie verständnislos Außenstehende ihr Vorhaben auffassen. Nachdenklich schaut sie ihn an. Will er denn wirklich wissen, was sie in die Wüste zieht? Oder mag er nur eine Bestätigung dafür haben, dass er einen Haufen Verrückter an Bord geholt hat...[1]

„Werter Herr Kapitän, unsere Expedition unterscheidet sich nicht wesentlich von denen anderer auch. “ Erbarmt sie sich zu einer Antwort. „Das Wissen um die Zeitlose Wüste ist äußerst spärlich und fehlerhaft. Zu viele Fragen sind ungeklärt, viele Geheimnisse noch vor uns verborgen, manche Phänomene ungeklärt. Und an uns liegt es, diese Wissenslücke zu schließen. Das Risiko ist groß, wie Ihr schon richtig angedeutet habt. Aber wir sind auch nicht unvorbereitet. Womöglich birgt die Wüste auch eine Gefahr, derer wir uns erst gewahr werden müssen. Wer weiß, ob gewisse Phänomene im Schoß der Wüste verbleiben oder sich auf die restliche Welt ausbreiten? Unwissenheit kann daher ebenso gefährlich sein. Weniger Wahnsinn denn  Wissensdurst und vorausschauendes Denken veranlassen uns also meiner Ansicht nach zu dieser Reise.  “ Versucht sie es ihm in einfachen Worten zu erklären und sieht erst zu ihren Kollegen, ehe sie den Blick zum Kapitän zurückkehren lässt.
 

 1. Motiv erkennen: 19
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 13.07.2010, 16:02:36
Als alle sich in Bewegung setzen, nimmt auch sie ruhig Schritt auf, um dem Magister und der Schwester zu folgen. Eidil wird nicht mehr von Zerah beachtet, da sie ihm weder etwas schuldet noch Respekt vor ihm hat. Ohnehin ist er wesentlich weniger Blickfang als der Magister Optimus. Oder gar ihrer Schwester. So wird -alleine gehend, nicht untergehakt- gen Futterplatz gegangen, und wie sich herausstellen sollte, würde dieser Kosename des Essensraumes mehr als nur gerecht. Ein Nicken lässt sie dem Türhalter-Magister zukommen, ehe sie eintritt. Und gegen eine Wand läuft. Auf Luftdichte und Geruch bezogen. Es stank dort drin nach allem Möglichen, und wie 'Menschen' -wobei erst noch bewiesen werden musste, ob jene Matrosen wirklich humanoider Natur waren- dort drinnen atmen konnten, würde ihr wohl noch lange ein Rätsel bleiben. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und hustete ein, zweimal, ehe sie nicht anders konnte, als ruhig einzuatmen. Warum stellte sie sich eigentlich so an? Damals, in ihren Heimat-Tavernen war es doch manchmal genauso gewesen. Schummrig, in der Nähe hat irgendetwas gekocht und gebrodelt, es roch nach schalem Ale, noch billigerem Schnapps und nach Orks und Menschen gleichermaßen. Sie war oft in Schenken gewesen, hatte ab und an ein wenig Ale getrunken, seltener etwas härteres. Aber hier in diesem Raum, wo selbst ein Schweinchen herumlief, musste sie aufpassen, nicht vom bloßen Geruch betrunken zu werden.

Sie setzt sich nach spärlichem Nicken den Blickenden gegenüber neben ihre Schwester, besah sich des 'Zeugs' in ihrer Schale und beschloss, nur ein paar Bissen davon zu nehmen. Oder wie man die Art des zu-sich-nehmens beschreiben sollte. Ihr Magen war vergleichsweise ruhig, aber das lag wohl an der Geruchs- und Dampfbetäubung des Raumes. So strich sie sich verlegen über die Ärmel ihrer Leinenkleidung, wobei einer jener ein wenig nach hinten rutschte. Für einen kurzen Moment waren Linien zu sehen, wie sie von Farbe und Form her nur ein Tätowierer hat gestalten können, ehe sie den Ärmel wieder an seinen Platz zog und dem Schmatzen, Schlucken, Rülpsen, Furzen und dem Gespräch zwischen Marcellus und dem magischen Trio neben und vor sich. Dabei lupfte sie leicht eine Braue, blickte dem Fragenden ins Gesicht, während Serayn ihm antwortete. Meinte er das ernst, was er sagte? Oder wollte er sich nur über ihr bald ruhmreiches Vorhaben lustig machen?[1] Das Reden in solchen Dingen überließ sie jedenfalls gerne gerne Serayn, da sie eigentlich nur mitkam, um bei ihrer liebsten Verwandten zu sein. Als Sera jedoch endete, konnte es sich Zerah einfach nicht nehmen lassen, ihre Art der Zusammenfassung der Worte der jüngeren beizusteuern.
"Seht, Herr... wir fahren dorthin, gehen in die Wüste, kommen mit Schätzen beladen wieder aus ihr raus und werden als Heldinnen gefeiert. So ist der Plan!", und danach lachte sie leise und zwinkert der Blonden zu, ehe sie dem Kapitän und allen anderen, die sie anblickten, frech ins Gesicht grinste. Sie hatte schöne Zähne. Jedenfalls war sie davon überzeugt.
 1. Motiv erkennen: nat.20 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6199.msg622094.html#msg622094)
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 15.07.2010, 20:46:11
Magister Optimus blickt verdrossenen von seinem inzwischen halb erkalteten Mahl auf. Wie immer wartet das Ferkel, Rudi genannt, an seiner Seite auf die Essensreste, die der Firopolese so unauffällig wie ein randalierender Oger unter dem Tisch verschwinden lässt. Gerade tut sich das Schweein an seinen fettigen Fingerspitzen gütlich, die er eilig zurückzieht und gesittet auf dem Tisch faltet, direkt neben einem der zahlreichen Aschehäufchen, die durch das Schwanken des Schiffs wie Dünen über die Bohlen wandern.
Sein Räuspern klingt immerhin männlicher als Eidils gekünsteltes Hüsteln. Wahrscheinlich glaubt er, derart dezentes Verhalten habe in dem Gemeinschaftsraum eines Hochseeschiffs die selbe Wirkung wie in den Hinterzimmern Novopolis´.
"Nun Kapitän, als der Ruf ausgesandt wurde, reagierten mehrere unbekannte Artefakte darauf." Dass noch nicht einmal geklärt ist, ob es sich um Ob jekte und nicht Subjekte oder gar Orte handelt, lässt er unerwähnt.
"Die Akademien sind an dem Grund für ihr Antwortsignal interessiert. Es ist durchaus auffällig, dass sie sämtlichst aus Regionen erschallten, die kaum besiedelt oder erforscht wurden. Dazu zählt aus dem von Euch erwähnten Grund auch die Zeitlose Wüste.
Es gibt keine Berichte über permanente Strukturen oder noch bestehende Volksstämme dort. Niemand weiß, was dort warten mag. Soweit es die Akademien bisher betraf, bestand die Wüste schon immer und wird es vermutlich immer tun, unberührt und ohne Nutzen.
Anscheinend haben wir geirrt.
Wenn von dort ein derartiges Signal kommen kann, dann muss es von irgendetwas ausgelöst worden sein. Das bedeutet, dass die Wüste nicht so leer wie vermutet ist. Vielleicht haben wir den ersten Hinweis darauf, warum uns keine Berichte über Rückkehrer aus ihren Tiefen vorlegen. Vielleicht hält sie etwas dort fest, verführt sie oder verdammt sie zum Schweigen. Wir werden es herausfinden!"
Marcellus kaut und betrachtet den Magister wie ein Fuchs ein Hühnchen. Den Schwestern bleibt genug Zeit, ihre Worte zurechtzulegen und den Kapitän zu beobachten. Serayn scheint er aufrichtig interessiert, Zerah dagegen hat das Gefühl, er habe hintergründige Gedanken, welcher Art sie auch sein mögen.
Der Maga fällt auf, dass Optimus bewusst einige Fakten beschönigt oder auslässt. Die Akademien haben seit ihrer Gründung wert darauf gelegt, nicht zu viel von ihrem Wissen an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen.
Aus diesem Grund sind Kenku in der gesamten Präfektur unerwünscht. Wird einer ergriffen, blüht ihm mindestens Zwangsarbeit in den Labors. Bestenfalls!
Ihren Worten lauscht Marcellus ebenso aufmerksam wie der kurzen Ausführung das Magisters. Besonders bei ihrem Verweis auf eine mögliche Ausbreitung der Wüste und ihrer seltsamen Phänomene nicken beide Firopolesen, Eidil nur andeutungsweise.
"Sehr richtig!", lobt Optimus nickend. "Die Städte an der Küste haben bereits vor langem bestätigt, dass sich die Wüste ausbreitet. Die Stämme kommen ihrem Herrschaftsgebiet mit jedem Jahr etwas näher. Früher oder später wird das zu Problemen führen, die auch den Seehandel betreffen werden."
Er scheint zu glauben, dem Kapitän irgendetwas beweisen zu müssen, der ledigliuch lächelt und mit den Schultern zuckt:
"Wenn Ihr das sagt...Ihr seid es, der in den Sternen liest!"
Leises Lachen folgt seinen Worten. Auch er selbst kann sich ein schmales Grinsen nicht verkneifen.
"Bitte vergebt meine spitze Zunge!", fügt er jovial hinzu.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 17.07.2010, 12:54:39
In Serayns Antlitz bildet sich ein leichtes Grinsen nach den Worten ihrer Älteren. So ungefähr hatte sie es auch ihr beschrieben, als sie sich nach dem Grund für diese Reise bei ihr erkundigte. Auf diese Weise klingt es schön einfach. Solange sie ihre Schwester in der Nähe hat, sollte diese Expedition auch erträglich werden, komme was da will.  Nachdenklich lächelt sie in ihre Richtung und hat den Kopf mit ihrem Arm abgestützt. Ohne sie hätte sie sich wohl gar nicht erst dazu bereit erklärt. Irgendetwas würde fehlen...einmal abgesehen davon, dass sie sich beide sehr gut ergänzen.
Warum sollte sie also nur als halbe Person losziehen...

Magister Optimus genießt an nächster Stelle ihre wenn auch geringere Aufmerksamkeit. Seine langatmige Erklärung verhilft ihr zumindest, ihr bisheriges Halbwissen ein wenig aufzufrischen. Was er da redet, kann sie durchaus nachvollziehen. Ob der Kapitän es auch versteht, bezweifelt sie allerdings. Wenigstens scheint er an ihrem Unternehmen interessiert zu sein. Vielleicht mag er ja als Derjenige bekannt werden, der eine später berühmte Expeditionsgruppe sicher bis zum Hafen geschippert hat. Werbezwecke erscheinen ihr wenigstens schlüssiger als andere mögliche Interessen. Der Magister jedoch hat sicherlich mit Absicht einige Dinge außen vor gelassen. Es wäre auch nichts, was einen einfachen Kapitän zu interessieren hätte.

Sein Lob hat sie zufrieden zur Kenntnis genommen. Seine letzte Bemerkung ist eindeutig auf den Kapitän gemünzt. Ein wenig sehr eindeutig, da er es ebenso schnell begriffen hat. Trotzdem glaubt sie daran, dass er inzwischen verstanden haben sollte, dass ihre Reise ihren Sinn hat. Inzwischen sitzt sie etwas unruhig da...Qualm, Gestank und Unlaute treiben sie dazu, möglichst bald aufzustehen – und das Weite nach draußen in die frische Seeluft zu suchen.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 18.07.2010, 11:46:38
Zerah lauscht derweil den Worten des Magister Optimus und ihrer Schwester. Die Ausführungen beider Menschen erscheinen für sie schlüssig und vor allem nachvollziehbar. Sie versteht bei weitem -und zwangsweise natürlich- nicht so viel von Magie wie die drei Beteiligten, dennoch kennt sie genug Theorie, um nicht nachfragen zu müssen, was beide meinen. Jedoch ist ihr, dem ehrlichen Blick zum Trotze, der Kapitän nicht geheuer. Während sie mit ihm reden und Dinge erklären zu versuchen, so hat sie immer wieder ein Auge auf den Schiffsführer. Sie weiss nicht mal wirklich, warum, aber jener wird ihr langsam immer suspekter. Sein Blick, seine Gestik... wahrscheinlich ist er einer von der Sorte Kapitän, die eines Nachts einen Sturm ausnutzen, um Gäste an Bord zu meucheln, sollten sie große Schätze mitgebracht haben. Auf jeden Fall will sie -sollten sie eines Tages wirklich schatzbeladen aus dieser Wüste herauskehren und das alles heil überstehen- nicht mit ihm wieder zurück in ihre Heimat fahren.

Ganz davon ab steigt ihr Rauch, Essensgestank und der Lärm allmählich zu Kopf. Sie legt sich eine Hand an die Stirn und runzelt jene ein wenig. Ihr wurde unwohl. Nicht schlecht, aber es war alles andere als bequem irgendwie, der schwesterlichen Anwesenheit zum Trotze, aber scheinbar erging es ihr ähnlich. So viel Männlichkeit auf einem Haufen war für eine Dame auf lange Zeit nicht ertragbar. Und mit Männlichkeit war Schweiß, dreckiges Lachen und Witze gemeint, die mit Sicherheit die Fußsohle noch unterschritten. Sie blickte auf und legte ihrer Schwester kurz, vertraut eine Hand auf die Schulter, ehe sie erst zu ihr und dann in die Runde blickt.
"Magister, Kapitän..", sagt sie dann hörbar und unterstreicht ihre Worte jeweils mit einem angedeuteten Kopfnicken. Eidil beachtet sie erst gar nicht. "Bitte entschuldigt mich, aber es verlangt mich nach ein wenig besserer Luft." Dann steht sie auf, ihrer Schwester beim Gehen über den Rücken streichelt. Das war ihr Gegenüber das 'Entschuldige mich bitte'. Sie konnte sich auch täuschen, aber Zerah hatte das Gefühl, ein wenig blass um die Nase geworden zu sein. So wankt sie mehr, als dass sie sicheren Schrittes geht, zur Tür, die frische Luft verspricht, tritt durch diese und atmet erleichtert auf, als ihr eine wesentlich angenehmere Brise als drinnen um ihren Kopf weht. Jedoch war die Luft zweitrangig im erdrückenden Gefühl, sich übergeben zu müssen. Da sie nun nahezu allein auf dem weiten Deck steht, umgeben von dem Element, was ihr -bei Larnia!- von allem am wenigsten behagt, wird ihr sehr, sehr unwohl. Sie sucht den kürzesten Weg zu einer Reling, klammert sich mit beiden Händen fest in das Holz und beugt sich leicht darüber, sich übergebend. Ihr Würgelaut scheint ihr ungewöhnlich laut in den Ohren zu sein, da die Betriebsamkeit im Moment im Manschaftsraum fokussiert ist.. doch viel erbricht sie wegen mangelnder Essensaufnahme ohnehin nicht viel, würgt mehr, als dass es spürbare Linderung verschafft. Sollen sich die Fische und die Vögel freuen, sofern letzteres hier existiert.

Sie hofft, dass Serayn irgendwann herauskäme. Sie konnte es ihr im Raum nicht sagen, doch will sie ihr mitteilen, sich vor diesem Kapitän zu hüten und nicht mit ihm alleine zu sein. Sie könnte schwören, er führte etwas im Schilde. Doch war es wohl so, dass ihr Beschützerinstinkt und ihre schwestergebundene Paranoia wohl Hand in Hand gingen.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 19.07.2010, 13:56:01
Wenn sie sich ihre Schwester so ansieht, scheint es ihr nicht wesentlich besser zu ergehen. Im Gegenteil. Obwohl sie diejenige ist, die sich gerne in Tavernen herumtreibt, macht ihr der Dunst doch recht offensichtlich zu schaffen. Sie selbst fragt sich auch, wie sie das durchhält. So sehr sie auch versucht, die Gerüche um sie herum zu ignorieren - sie fühlt sich von dem Gestank hoffnungslos umringt. Es ist ein Kampf, den sie auf Dauer nicht gewinnen kann. Ob die Mannschaft überhaupt über das gleiche Geruchsempfinden verfügt? Oder haben sie eine Geruchsausbildung hinter sich...die lange Zeit auf See muss sie abgehärtet haben. Verständnisvoll nickt sie in Richtung der Älteren, als sie sich entschuldigt. Wäre dies ein Wettkampf zwischen ihnen beiden, wer es länger in dieser...Kammer aushielte, hätte sie nun gewonnen.  Unbehaglich bleibt sie zunächst sitzen und wartet einen Augenblick, ob noch etwas Wichtiges gesagt wird. Lange dauert es aber nicht mehr, ehe sie sich erhebt.

"Ich werde nach meiner Schwester sehen..." Meint sie zu den Anwesenden und folgt Zerah nach draußen. In die Freiheit, dort, wo die Luft noch atembar ist...und schließt erleichtert die Tür hinter sich. Zwar ist das ihre tatsächliche Absicht, doch hat es auch eine gute Gelegenheit ergeben, sich dem Dunst zu entziehen. Mit einem tiefen Atemzug trennt sie sich von dem, was ihre Lungen verpestet und ihre Nase beleidigt hat...und nimmt im Gegenzug frische, salzige Meeresluft auf. Ein leiser Schauder durchfährt die junge Magi. Es ist wirklich höchste Zeit für sie gewesen. Nachdem sie sich halbwegs wieder erholt hat, macht sie sich auf der Suche nach ihrem Gegenstück. Als sie von Würgen und Ächzen begrüßt wird, bleibt sie stehen und wendet den Blick ab, bis sie fertig geworden ist. Die Arme...Sie bestand auf diese Reise und sie hing dafür nun in den Seilen...oder über der Reeling. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, an der Expedition teilzunehmen. Doch ihre Schwester ist hart im Nehmen - Sagt sie sich und nickt innerlich bekräftigend.

Hoffentlich lohnt es sich im Nachhinein nur für sie beide. Gleich, wie strapazierfähig die Ältere ist...wenn sie mit leeren Händen heim kamen, hatte Zerah umsonst diese Strapazen auf sich genommen. Zögernd geht sie schließlich auf sie zu und legt einen Arm um sie. "Alles wieder in Ordnung, Schwesterchen?" Trotz der Verniedlichung schwingt eine gewisse Sorge in ihrer Stimme mit.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 19.07.2010, 20:25:21
Es war nicht schön, dass man, seit man auf diesem Schiff angekommen war, andauernd mit dem Magen zu kämpfen hatte. Zerah war sonst nicht der Typ, dem schnell wegen irgendetwas schlecht wurde. Sie konnte für ihre zierliche Figur doch relativ viel essen, viel trinken, und sie hatte so manche Dinge gesehen, die einem... sagen wir, Normalsterblichem den Mageninhalt zum Rückzug gezwungen hätte. Doch dieses Schiff, dieses Wasser, und diese dreimal verfluchte Schaukelei.. einerseits ist sie froh, dass Serayn ihr beistand und ihr sogar einen Arm um sie Schultern legte und sich sorgte... das hörte sie aus ihrer Stimme.
Doch andererseits wurmte es sie mehr als nur ein bisschen. Aber gut, Larnia, ihre Göttin, die sie anbetete, hatte sicherlich einen Plan, warum die Dinge so waren. Um die Schönheit einer zu erhalten, musste die Schönheit einer anderen kurzzeitig verblassen. Serayn ging es ausgesprochen gut, und der aufopfernden Seele Zerah war es diesbezüglich nur gerecht, dass sie stattdessen litt. Dennoch... sie hatte schon seit Ewigkeiten nichts anderes mehr gegessen als das 'Zeug' das Halblings hier an Deck, dabei hatte sie so leckere Mandeln dabei. Sie liebte Mandeln. Sie verehrte sie beinahe, und sie nicht genießen zu können, war gerade mit Strafe genug. Aber warum die ganze Zeit lästern. Nicht mehr lange, und die Schwestern würden endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben. Bald darauf würde es in die Wüste gehen. Und sie würden Schätze finden und die Glorie im Namen ihrer selbst und von Larnia verbreiten. Aber eher für sich selbst.

Als die Jüngere zu ihr spricht, blickt sie, sich ein wenig an sie lehnend, in ihre Augen. Sie waren Schwestern, doch würde man es meist nur sehen, ständen beide direkt nebeneinander. Haar- und Augenfarbe waren nur die auffälligsten Unterschiede. Und doch... unabhängig von allen körperlichen und charakterlichen Unterschiede.. liebte Zerah ihr Gegenstück. Mehr als alles andere auf der Welt. Und sie würde sogar durch alle existierenden Ebenen gehen, wenn es ihr in irgendeiner Weise helfen würde. Die Liebe zu ihr war bedingungslos und nahezu ehrfürchtig, und trotz des Umstands, dass der Magen ihr Feind war und sie schwach aussehen ließ, lächelte sie. Ehrlich und aufrichtig. Und fuhr ihr mit einer Hand über die Wange der Schwester.

"Ist schon gut, Sera, ich komm schon durch. Aber ich schwöre dir: Wenn wir von diesem Schiff erst einmal runter sind, dann wirst nichtmal du mich dazu bewegen können, es für längere Zeit erneut zu betreten!", und das sagt sie mit einer der genervtesten Mienen, die sie ziehen kann. Natürlich galt der Missmut dem Schiff unter ihr und nicht ihrer Schwester, nichts läge dem ferner. Und sie lacht auch ein wenig, nachdem sie ihrem Unmut Luft gemacht hatte. Dann zieht sie die Blonde in eine Umarmung und flüstert ihr währendessen ins Ohr, dass sie sich ja vor dem Kapitän in Acht nehmen sollte.
"Hast du mich verstanden? Er ist mir suspekt, und ich möchte nicht, dass du mit ihm allein in einem Raum bist. Geschweige denn von ihm abhängig wirst, denn erst ist derjenige, der dir einen Strick um den Hals legen würde, wenn er nur könnte."
Ihre Worte und die Wortwahl sind eindringlich. Es war diese ganz seltsame Paranoia, die von ihr Besitz ergriff, wenn etwas oder jemand ihrer Geliebten Schaden zufügen konnte. So blickt sie ihr in die blauen Augen, bei den Schultern haltend. Sera wusste, dass sie es nur gut mit ihr meinte, auch wenn diese Art der Fürsorge manchmal sicher übertrieben war. Zerah wusste es auch, aber ihr Schwur lies keinen Makel im Verhalten zu. Nie.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 19.07.2010, 21:28:07
Als sie in die dunklen Augen ihrer Älteren schaut, muss Serayn schlucken. Es sind faszinierende Augen, die ihr Gegenstück ihr Eigen nennt. Wenn man nicht aufpasst, kann man sich leicht in ihnen verlieren. Zumindest ihr ergeht es häufig so. Und sie kann sich rühmen, ihre Augen regelmäßig und lange studiert zu haben. Die Magi lächelt  ihr entschuldigend zu. Ihr schlechtes Gewissen hat sich inzwischen lauthals bei ihr gemeldet. Zwar hatte sie sich eingeredet, diese Reise auch im Sinne Zerahs zu unternehmen...doch bisher bekam sie davon nur Magenschmerzen, ihr war übel, die Laune sicherlich bescheiden. Für einen kurzen Moment schließt sie die Augen und lässt sie über ihre Wange fahren...eine Geste, mit der sie nie sonderlich gut zurecht kam. Schon als ihre Mutter das getan hatte, wurde sie immer verlegen. Und doch mag sie es.  Bei ihr ist das nicht anders.

Sogleich öffnet sie ihre Augen wieder, mustert das liebgewonnene Antlitz, dass eher nach ihrem gemeinsamen Vater kommt  und ihr...unter anderem auch aus diesem Grund...ein wenig Ruhe geben kann. Mit einem sachten Nicken nimmt sie ihre Beschwerde entgegen. Vielleicht konnte man an Land ja einen fliegendenen Teppich billig erwerben...bei der Menge an die Schätzen, wie sie sich Zerah vorstellt, bräuchte es dann wohl jedoch eine ganze Kolonne. Und wer weiß, wie die Teppichpreise dort stehen...“Wir fliegen dann einfach nach Hause...“ Stimmt sie lächelnd zu und spinnt so ihren Gedanken fort.   Etwas überrascht findet sie sich schließlich in einer Umarmung wieder. Ihr Gegenstück kann bisweilen stürmisch werden...Vorsichtig legt auch sie die Arme um sie und streichelt ihren Rücken tröstend, so wie es Eltern bei schmerzgeplagten Kindern tun.

„Hm?“ Macht sie dann zunächst und spitzt die Ohren, als sie ihr etwas mitteilen will. „Meinst du wirklich, er würde mir schaden? Unsere Fähigkeiten sollten ihnen doch ein wenig Respekt...na gut.“ Gibt sie sich gleich wieder geschlagen. „Ich werde aufpassen...sollte bei der Expedition etwas für uns herausspringen, müssen wir jedoch jeden als möglichen Feind einstufen, befürchte ich...vertrauen können wir ohnehin nur uns selbst. Alle anderen haben bei uns einen höflichen Sicherheitsabstand zu halten... “ Flüstert sie verschwörerisch zurück und löst sich langsam von ihr, bevor man deswegen noch über sie beide zu Tuscheln beginnt.  "Was hast du jetzt vor? Brauchst du etwas zu Trinken?" Hakt sie in normaler Lautstärke bei ihr nach und streicht ihre Gewandung wieder ein wenig glatt. 
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 20.07.2010, 01:19:28
„Selbstverständlich!“, sagt Kapitän Marcellus. „Ihr scheint die Reise auf See nicht sehr zu bekommen. Wenn ihr etwas braucht, lasst es mich wissen, Maga!“
Sein Lächeln hat stets etwas spitzbübisches, jedoch praktisch nie mit negativem Zug. Um seine Augen bilden sich Lachfalten, derweil sich sein Kinn an seinem Hals stapelt. Im Gegensatz zu seiner spöttisch dreinblickenden Mannschaft scheint er sie trotz ihres Vorhabens nicht zu richten, sondern einfach nicht verstehen zu können.
Serayn bekommt aus den Augenwinkel mit, wie Eidil dem älteren Magister bittende Blicke zuwirft. Ihm dürfte die Luft unter Deck kaum besser als den Frauen bekommen. Optimus reagiert mit einem angedeuteten Kopfschütteln. Offenbar will er sich den Seefahrern gegenüber keine Schwäche erlauben.
„Gute Besserung!“, wünscht er ihr noch, bevor sie die Tür öffnet und von klarer Meeresluft empfangen wird. Der Unterschied ist sofort spürbar. Sie hat nicht mehr das Gefühl, ununterbrochen husten zu müssen und erst einmal begonnen nicht mehr damit aufhören zu können. Der Wind trägt den Gestank schnell mit sich.
Zerah kann die Ruhe nicht annähernd so genießen, erbricht sie doch gerade, was sie eben erst zu sich genommen hat. Unter ihnen reitet das Schiff auf den Wellen, auf und ab, ewig schwankend wie ein trunkener Lehrling aus Serayns Schule. Überall knarrt es, als gäbe gleich die erste Planke nach, gefolgt von etlichen anderen.
Nach einer Weile geht es, auch wenn das ekelhafte Gefühl bestehen bleibt. Die Frauen hören gutmütiges Gelächter von einem anderen Schiff der Flottille. Einige Mannschaftsmitglieder winken ihnen zu. Dort drüben scheint niemand ähnliche Probleme zu haben.
Die Sonne brennt heiß, sodass das Wasser prächtig funkelt, als bestünde es aus geschmolzenem Silber, vermengt mit Lapislazuli und gesprenkelt mit Perlen. Wäre da nicht die kühlende Meeresbrise, würde es den Schwestern wahrscheinlich noch schlechter als zur Zeit ergehen. Unter Deck ist es definitiv angenehmer, so wunderschön der Ausblick auch sein mag.
In den vergangenen Tagen konnten sie mehr als einmal Schulen von Delphinen zusehen, wie sie um die Schiffe tollten. Die sonst so raubeinigen Seemänner haben warm gelächelt, wie beim Anblick eines geliebten Menschen. Keiner äußerte den Wunsch, das Kajütenessen um Frischfleisch zu erweitern. Lieber angelten sie stundenlang, ohne auch nur eine Makrele zu fangen.
Einmal hat sich sogar ein Wal gezeigt. Das Eintauchen seiner Schwanzflosse dröhnte laut wie der Nachhall eines Donners. Ein Crewmitglied hat Marcellus gefragt, ob er die Harpunen holen solle. Seitdem putzt er das Deck, wenn er nicht gerade den Halblingsbrei isst.
Der einzige, der nicht zu Tisch sitzt, ist der Steuermann und Erste Maat, ein Hegemonialer wie nahezu alle anderen. In seinen Blicken blitzt bei Zerahs Anblick Amusement auf, obwohl er es sich zu verbergen Mühe gibt. Der regelmäßige Kontakt mit dem vergleichsweise kultivierten Kapitän Marcellus färbt offenbar ab.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 20.07.2010, 12:19:27
Offene Dankbarkeit blitzt in ihren Augen auf, als sie Serayn ansieht. Wenigstens ein Mensch, der zum einen auf sie hörte, und dem sie zum anderen bedignungslos vertrauen konnte. Aber gut, sie hatten sich ohnehin irgendwie gegenseitig erzogen, und so war es nicht verwunderlich, dass man -mal mehr, mal weniger- auf den Rat und die Vorsicht eines anderen Rücksicht nahm. Es freute Zerah, so eine Schwester zu haben. Als Serayn sich von ihr löst, scheint sie kurz über das flüssige Angebot nachzudenken, ehe sie sacht nickt und ihr dennoch zwei verruchte Strähnen ins Gesicht fallen. Ihr ist immer noch ein bisschen schlecht, aber der Drang, sich übergeben zu müssen, hatte spürbar nachgelassen. Ihre Kehle brannte, ihr Magen tat weh, aber ihre Gesichtsfarbe war wieder da und in der Tat könnte sie etwas zu trinken gebrauchen. Sie legt noch einmal kurz eine Hand auf die Schulter der Jüngeren, ehe sie dann in Richtung des Ortes geht, wo sie vor dem Essen gewartet und die Zeit totgeschlagen hatten. Dort befanden sich die Wasserschläuche mit ihrem wunderbaren Inhalt.

Wenn man einmal vom Geschaukel des Schiffes, den blendenden Wellen und dem rauen, heißen Klima mal absah, war eine Schifffahrt für Normalsterbliche eigentlich ein Vergnügen, sofern man nicht selbst Taue verbinden, Segel hissen und das Steuerrad drehen musste. Ein Mann der See zu sein, war sicherlich eine undankbare Aufgabe. Hin- und hergeschmissen von Sturm und Wellen, nur um irgendwann eines Tages mal einen Hafen für vielleicht.. drei, vier Sonnenumläufe in Tavernen und in Lusthäusern verbringen zu können und etwas anderes als Dörrfleisch und 'Zeug' zu essen. Dann hieß es wieder: An Bord, ihr Männer der See, Leinen los, wir legen ab! Zerah würde es keinen Spaß machen. Mal ganz abgesehen davon, dass sie von ihrer Schwester getrennt würde. Was ihr mehr als nur das Herz brechen würde. Es wäre ein Zustand, der sie... ohne etwas dramatisieren zu wollen... umbringen würde.

So geht sie -sämtliche warmen Lacher, die auf sie bezogen wurden, ignorierend- zur Luke und bedeutet Serayn, ihr zu folgen. Unter Deck ist es wesentlich angenehmer als auf Deck, da nicht die die Temperatur eine angenehmere ist, sondern auch dieses elende Geschwanke und Geschaukel etwas erträglicher wäre. "Schwester? Kommst du?", wurde die Blonde gefragt, als sie die Luke schon geöffnet hat und im Begriff ist, hineinzugehen.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 20.07.2010, 15:00:29
Serayn bleibt in ihrer Nähe, falls die Andere ihren Halt benötigt – ob durch Übelkeit oder dem ständigen Schwanken des Schiffes. Ihr selbst macht die Schaukelei weniger aus. Doch gewöhnungsbedürftig ist es mit Sicherheit. Piraten, so wie sie sich jene vorstellt, dürften  das Geschick von Artisten aufweisen, um ihre Reisen überhaupt nur bestehen zu können. Nichts für sie...“Ich komme.“ Bestätigt sie ihre Frage und beschleunigt ihre Schritte, um ihre Schwester nach unten an Deck zu begleiten. Den Reaktionen der Seemänner hat sie keinerlei Beachtung geschenkt. Ihre Schwester hat ihr oft genug eingeschäft, auf soetwas nicht weiter einzugehen. Bevor sie sich noch etwas von ihnen versprechen...schließlich findet der sonstige Umgang mit Damen nur an Land gegen Gold statt. Unten angekommen begleitet sie die Ältere bis zu ihrem gemeinsamen  Lager und streckt sich dort gähnend.

Dann lässt sie sich einfach auf den Boden zurücksinken und sieht mit einem schelmischen Lächeln zu ihrer Schwester. "Du hast übrigens etwas Lustiges verpasst...nachdem du die Kammer des Schreckens aller Nasen fluchtartig verlassen hast, bin ich dir ja gefolgt...ich konnte aber noch mitbekommen, wie sich Eidil ebenfalls zurückziehen wollte...der Magister hat es aber verboten.  Die müssen ja Haltung bewahren, da gelehrt und so weiter...oder aus welchen Gründen auch immer. Also sind wir frei und an der frischen Luft...und er sitzt weiter im Mief. " Ihre kleine Erzählung schließt sie mit einem leisen Lachen ab, ehe sie ihr Haar ein wenig zurückstreicht.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 28.07.2010, 03:50:08
Unter Deck geht der Tag schnell vorbei.
Für die nächsten paar Stunden haben die Geschwister ihre Ruhe, obwohl die Matrosen unablässig die Bohlen über ihren Köpfen unter der Wucht ihrer Schritte knarzen und ächzen lassen. Ihr Gesang klingt zwar nicht gerade melodisch, hat aber zumeist einen amüsanten, wenn auch recht zweifelhaften Text. Mal dreht er sich um die zweifelhafte Verbindung zwischen einer Nixe und einem Fischer, mal um den durch Suff während seines Landurlaubs gestrandeten Seemann und mal um trunkene Klaubautermänner, die sich ständig mit ihren Wettervorhersagen irren und deswegen ihr Schiff in einen Sturm lotsen.
In den späten Abendstunden, nach Untergang der Sonne, kommen die Männer nach und nach allein oder in kleinen Grüppchen in den Mannschaftsraum. Sie sind erschöpft von der über den ganzen Tag angefallenen Arbeit und begeben sich deswegen schnell in ihre Kojen. Einige wenige verharren, um noch ein wenig zu würfeln oder Karten zu spielen.
Zuletzt kommen die Firopolesen zu ihnen herab. Wahrscheinlich haben sie den klaren Sternenhimmel für weitere Studien genutzt, wie es der aktuelle Trend der Akademien vorgibt. Obwohl sich die Magi der Präfektur für etwas besseres halten als ihre Kollegen aus anderen Herrschaften, sind sie den Wünschen und Interessen ihrer Rektorate ebenso hörig wie eine sbiranische Haremsdame ihrem Meister. Nur selten kommt es zu revolutionären Durchbrüchen, obwohl ihnen konstante Weiterentwicklung beschieden ist.
Beide Magi scheinen in Gedanken versuchen, während sich sich in ihre Kojen zwängen. Optimus lächelt den beiden Schwestern zu, bevor er sich zur Seite dreht. Wenig später folgen sie ihrem Beispiel. Zerah verlangt es allein deswegen nach Schlaf, weil es auf der „Stolz von Moesa“ schlicht und einfach langweilig ist und sie nichts besseres zu tun hat.

Während der Nacht wird die Kriegerin von irgendetwas geweckt.
Um sie herum herrscht der üble Geruch eines überfüllten Mannschaftsraums, durchsetzt von körperlichen Ausdünstungen und verschiedenen Nahrungsaromen. Die Luft ist gewohnt schlecht, kein Grund, um sie aufzuschrecken. Die Matrosen bewegen sich in ihren Kojen auch nicht über Gebühr. Draußen brandet das Meer gegen das Holz, nicht mehr als gewohnt, aber auch nicht weniger. Trotzdem hat sie das Gefühl, etwas wäre anders.
Ihre Schwester schläft unruhig; ihre Stirn ist gerunzelt und ihre Augen bewegen sich wild in den Höhlen. Irgendetwas stimmt nicht, obwohl sie nicht weiß, was das sein könnte.  Wahrscheinlich spürt sie das auch.
An Deck bewegt sich jemand, wahrscheinlich Marcellus. Die Schwestern haben schon früh gehört, er habe Schlafprobleme. Ein unfreiwilliger Jünger  Elegias scheint er glücklicherweise nicht zu sein, dafür ist er gewöhnlich zu gut aufgelegt.
Die Firopolesen schlafen friedlich, sie können es also nicht sein. Eidil murmelt irgendetwas von arkanen Konvergenzen vor sich hin, bevor er seinen Kopf noch tiefer in den Jutesack presst, der ihm als Kopfkissen dient.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 29.07.2010, 16:35:37
Zerah schlägt die Augen auf. Einen Moment lang ist sie verwirrt und weiss nicht, wo sie ist.. im zweiten ist ihre Nase wie gelähmt, weil sie mal wieder den schmerzhaft stechenden Geruch von einem Haufen Orks in der Nase hat. Sie befindet sich in der Taverne "Zur Ogernase" und überall schnarchen und trinken sie doch.. ja, genau.. sie hatte auch zu viel getrunken, deswegen hatte sie sich hingelegt und... halt.. Moment.. es schaukelt noch immer, obwohl sie liegt. Und irgendetwas klopft andauernd gegen das Holz neben ihr. Halt... das war nicht die Taverne. Und das waren auch keine Orks... das waren Menschen. Und es riecht nicht nach Alkohol, sondern nach schlafenden Menschen. Die sich nicht gewaschen haben und ihr Essen mit hineingeschleppt haben... wie.. widerlich! Sie rümpft die Nase und bekommt dann einen brennend-heissen Impuls... Serayn. Wo ist Serayn? Doch als sie sich leise aufrichtet und sich umsieht, sieht sie aus den Augenwinkeln das so bildschöne Antlitz ihrer Schwester.. murmelt sie etwas im Schlaf? Nun... egal, ob sie etwas murmelte oder jemand anderes es war, ihr ging es gut. Auch wenn sie zu träumen schien, aber Zerah war selbst eben erst aufgewacht, und so konnten ihre Augen in der Dunkelheit ihr sicher einen Streich spielen...

~Etwas ist anders. Und alles, was anders ist, ist schlecht~

Sie versucht, leise aufzustehen und sich auch sonst im Saal der Halbtoten -wie sie den Mannschaftsraum auch gerne nennt, wenn die Matrosen nach ihren Schichten wie Zombies in ihre Kojen fallen- leise zu bewegen...[1] ja niemanden aufwecken, vor allen Dingen nicht ihre Schwester.. Sie sollte den Schlaf bekommen.. Zerah ist, jetzt, wo sie wesentlich wacher ist als noch vor einigen Momenten, auch wesentlich angespannter. Ihre 'Sinne' schlagen an. Manche nannten es Intuition oder einfach nur 'Gefahrensinn' oder was auch immer.. sie nannte es einfach 'Sinn', und das schon seit je her. Sie hat ein sehr ungutes Gefühl bei der gesamten Atmosphäre.. wenn all das Schnarchen aus lebendigen Männerkehlen nicht wäre, sie wäre panisch hin- und hergelaufen; Geisterschiff-Geschichten hatte sie seit jeher gehasst und sie wollte gewiss kein Teil einer solchen werden. Geister im Allgemeinen waren einfach nur... furchterregend und alles. Böse. Das traf es vielleicht noch.
Sie stand leise auf und zog sich ihre Schuhe an... das Knarzen und Ächtzen des Holzes kommt ihr dabei zupass, versucht sie doch, wenn es eh laut ist, ihre selbst 'lauten' Aktionen durchzuführen.. So hat sie nach kurzer Zeit ihre massiven Stiefel an, ohne die sie gewiss keinen Schritt auf dem versifften Untergrund gehen würde. Dann geht sie in die Hocke und kramt kurz, aber so leise wie möglich in ihren Sachen und sucht ihren Lederhandschuh, der jedoch nicht nur ein einfacher Handschuh ist, sondern eine Art... Erweiterung besitzt. So konnte sie in der angebrachten versteckten Scheide einen kleinen Dolch einlegen, ohne, dass es zwangsweise jemand mitbekam. Den Handschuh zieht sie an -es war ein simples, aber aufwendig gestaltetes Exemplar, das die Finger freiließ und so eigentlich nur Handrücken und Handfläche schützte und ein Stück dahinter-, und nimmt einen der Dolche aus der angestammten Scheide und schiebt diesen vorsichtig in die Scheide des Handschuhs... sie probiert kurz die Beweglichkeit aus, und als sie zufrieden ist, steht sie auf und bewegt sich langsamen Schrittes in Richtung der Luke, die sie ebensoleise zu öffnen versucht. Ein schwieriges Unterfangen, ist diese doch schwer und massiv und mit Sicherheit irgendwie Laut... doch versucht sie ihr bestes, niemanden zu wecken.

Als sich die Luke gerademal soweit geöffnet hat, dass sie hindurch passt, presst sie sich an jene und schlüpft hindurch, einen letzten Blick auf den Saal werfend, indem sie nun ihre Schwester lassen würde. Es tut ihr weh, sie zurückzulassen, aber sie sollte schlafen. Und sie ging nicht davon aus, dass alle Matrosen rebellieren würden und über sie herfallen und- sie verdrängt diesen Gedanken mit einer innerlichen Ohrfeige. Solche Gedanken lenkten sie nur ab und stumpften ihre Sinne... etwas, was sie gerade gar nicht gebrauchen konnte. So schießt sie die Luke wieder so leise es denn geht und wendet sich um, im Rücken nun das massive Holz habend.. schleichend.. und sich umsehend[2] und umhörend[3], denn das letzte, was sie nun gebrauchen kann, ist, sich überraschen zu lassen. So geht sie ein paar Schritte vorwärts, um das Deck im Auge zu haben, stets bereit, blitzschnell ihren Dolch zu ziehen. Vielleicht führt dieses Gefühl, was sie hat, auf das Gefühl bezüglich des Kapitäns zurück, den sie nicht leiden kann, vor dem sie ihre Schwester sogar gewarnt hat. Sie schaut ebenso zum Himmel, in der Hoffnung, dass ein wenig Licht von einem der Gestirne ihre Sicht erhellen möge..
 1. Leise bewegen: 21 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6199.msg627432.html#msg627432)
 2. Entdecken: 18 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6199.msg627432.html#msg627432)
 3. Lauschen: 16 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6199.msg627432.html#msg627432)
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 31.07.2010, 15:24:49
Zerah ist vorsichtig genug, um nicht bemerkt zu werden, nicht einmal vom schreckhaften Eidil, der hingebungsvoll an seinem Daumen zu lutschen begonnen hat. Ihre Schwester liegt unbehelligt und schlummernd in ihrer Koje. Kein Beobachter käme auf die Idee, über welche Mächte die zierliche Gestalt zu gebieten fähig ist. Dazu sieht sie bedeutend zu friedlich und unscheinbar aus, mehr eine hübsche Magd von irgendeinem Hof als gebieterische Beschwörerin.
Sie selbst würde wohl ebenso oft unterschätzt werden, gäbe es da nicht die Augen ihres Vaters, die sie geerbt hat. Kaum jemand kann ihrem finsteren Blick widerstehen, zumal er durch das Ausmaß ihrer Klinge eindrucksvoll unterstrichen wird.
Vorsichtig hebt sie die Luke an und späht heraus. Schon ihr erster Blick beweist, dass sie sich nicht geirrt hat: Kapitän Marcellus läuft unruhig auf dem Deck auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den Kopf gesenkt. Wie besessen kaut er auf seiner Unterlippe herum. Fehlt nur noch, dass er zu schlottern beginnt wie ein verängstigtes Kind.
Seit ihrem Aufbruch hat Zerah den Mann nie derart aufgewühlt erlebt. Er wirkt, als habe er  den Fliegenden Oranier gesehen. Einen ähnlichen Anblick bot ihr bisher höchstens der Rüpel, der in Moesas Hafen ihre Schwester auf rüpelhafte Weise zu becircen versuchte. Immer wieder sieht er zu den anderen Schiffen herüber, auf denen sich zu dieser Stunde nichts mehr regt.
Die Fieranerin kann sich unbemerkt aus der Luke ziehen und sie hinter sich schließen, ohne einen Laut zu verursachen. Schnell geht sie hinter ein paar Kisten und Seilen, die nah eines Masts abgestellt wurden, in Deckung.
Trotz der Stille des nächtlichen Ozeans hört Marcellus sie nicht. Dafür ist er viel zu sehr mit sich selbst und den Nöten beschäftigt.
Plötzlich wird es spürbar kälter. Für einen Moment hat Zerah das Gefühl, als zöge sich das Licht der Monde, das bis vor einem Moment das Deck illuminierte, vor etwas Unsichtbarem zurück. Die Dunkelheit bekommt fast greifbare Substanz. Irgendetwas liegt in der Luft, vergleichbar mit der Stimmung, die einen einsamen Wanderer im nächtlichen Wald überkommt.
Dann verdichtet sich der Schatten neben ihr und gebärt eine berobte Gestalt, die aus ihnen heraustritt wie aus einer gewöhnlichen Tür. Gleichzeitig ertönt ein flüsternder Chor, der in uralten, toten Sprachen zu klagen scheint. Er verschwindet ebenso schnell wie das Gefühl, fortgesogen zu werden in eine andere Existenzebene, hinterlässt aber eine tiefe Beklemmung.
Marcellus zuckt zusammen, geht auf die Knie und haucht ein ängstliches „Meister!“.
„Ich habe Euch erwartet!“
Der Vermummte gebietet mit einem herrischen Wink Ruhe. In der Geste liegt eine Autorität, wie sie nur jemand mit einem absoluten Gefühl der Unantastbarkeit entwickeln kann. Er strahlt eine unangenehme und doch seltsam faszinierende Präsenz aus, ähnlich den Meistermagiern von Fierna. Genau wie sie ist er des Zauberns mächtig, offenbar bis zu einem Grad, der ihm interplanare Reisen erlaubt. Sein Weg führte durch den Schatten.
Zerah weiß nicht viel über diese Ebene, aber ein jeder, der jemals mit einem Magus oder einer Lehrstätte in Kontakt kam, weiß von der dreizehntägigen Fluchnacht, die vor 800 Jahren die Welt in Dunkelheit versinken ließ. Ewige Nacht senkte sich über die Länder. Damals zerbrachen die Schranken der Dimensionen und der Schatten sickerte in die Existenzebene der Menschen. Seitdem wurde er zurückgedrängt, aber auch bereist und missbraucht. Inzwischen ist die Sciomantie, die Lehre der Schatten, fester Bestandteil des hermetischen Paradigmas.
Wer der Fremde auch sein mag, er bedient sich finsterer Magie, vor der ihre Schwester mehr als einmal gewarnt wurde. Das Gefühl, dass sie bei seiner Ankunft überkam, war Warnung genug. Es war beängstigend. Kein nordischer Winter ist derart kalt.
Marcellus scheint verängstigt. Er sieht nicht einmal in Zerahs Richtung, sondern fixiert mit gesenktem Haupt einige Bohlen vor sich. Der Fremde ragt hoch über ihm auf, an seiner Seite ein im Mondlicht schimmernder Degen. Sein Kopf ist von einer Art Gugel bedeckt, die sich an seinem Nacken teilt und auf die Brust hinabfällt. An seinem Gürtel hängen mehrere Ledertaschen, wahrscheinlich voll mit Ingredenzien für seine unseligen Zauber.
Er spricht ein einzelnes Wort, begleitet von einer knappen Geste. Dann schweigt er. So scheint es zunächst zumindest.
Marcellus` Lippen bewegen sich, ohne einen Laut zu entlassen. Zerah hört die Geräusche der See und des Schiffs deutlich, jedoch keinen Laut vom Kapitän oder seinem „Meister“[1].
Einige Minuten vergehen, während die beiden ihr stummes Zwiegespräch führen. Die Kriegerin muss sich gedulden, will sie nichts verpassen[2]. Der Berobte dreht sich irgendwann einfach um und läuft direkt auf den Schatten zu, aus dem er gekommen ist, geradewegs an Zerah vorbei.
Ihr Herz beginnt sofort wie wild zu pochen. Obwohl sie nicht das Dunkel unter seiner Kapuze zu durchdringen vermag, fühlt sie sich angestarrt. Soll sie still bleiben und auf die Ignoranz des Zauberers hoffen oder sich leichtfertig verraten?
 1. Entdecken, um Lippen zu lesen
 2. Motiv erkennen bitte
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 11.08.2010, 19:30:24
~Was, bei allen Dingen zwischen den Ebenen...~
Zerah sieht den Kapitän. Wie ein Kind, dass auf seine Bestrafung wartet, wirkt er in ihren Augen. Oder so ähnlich, denn viel mit Kindern hatte sie nie zu tun gehabt. Nicht wirklich. Aber sie konzentriert sich und bleibt bei ihrer Sache. Sie beobachtet und versucht, das möglichst unauffällig zu tun. Hinter den Kisten. Hinter diesen von Larnia hingestellten Kisten. Himmel, wie dankbar sie dafür war. Ihr Atem ist flach, die Anspannung schier grenzenlos, ihre Augen etwas geweitet und ihr Herz schlagend. Sie fühlt.. Zorn in sich. Viel Zorn. Und Bestätigung, denn ihre Intuition hatte sie bei Marcellus nicht getäuscht. Egal, was geschehen würde, sie würde ihn für sein Verhal-
Und dann hört sie den Chor, und ihre Seele gefriert zu Eis, als jemand aus den Schatten tritt, aus dem schieren Nichts, vor dem so viele warnten. Ihre Augen weiten sich noch mehr, fast reines Schwarz ist nun zwischen der Iris zu sehen, so aufgeregt, so erschreckend ist für sie die Szenerie. Überall hatte sie eine Gänsehaut, jedoch nicht von der guten Sorte. Es macht ihr Angst, das ist offensichtlich. Dennoch zwingt sie sich, nicht loszuschreien, sondern zu observieren. Etwas geht hier ganz und gar nicht mit rechten Dingen zu, und diese Gestalt war wohl ein Dreh- und Angelpunkt für alles Seltsame, was gerade von statten ging.

Als Marcellus auf die Knie vor diesem schwarzen Hühnen geht, kneift sie ihre Augen zusammen. Sie lauscht angestrengt, doch hört sie kein Geräusch außer das der steten Wellen und das Knarzen des Holzes. Seltsam. Sehr seltsam... so sind nach kurzer Zeit ihre Augen nur noch schwarz-weiße Schlitze in der Dunkelheit, die versuchen, aus dem Verhalten und den Bewegungen der beiden einen konversativen Zusammenhang herauszufinden.[1] Noch immer hat sie eine Gänsehaut, und ihre Hände, in der Dunkelheit probehalber ausgestreckt, zittern leicht, wie sie feststellt. Sacht, leise werden sie wieder dorthin zurückgelegt, wo sie waren, eine Hand stets am Dolchgriff in ihrer versteckten Scheide am Handschuh. Es war gut, dass sie bewaffnet herkgekommen war, doch hätte sie lieber die große Klinge gehabt. Es kämpfte sich mit mehr Stahl wesentlich besser, befand sie, als mit diesem Zahnstocher. Aber so nimmt man, was man bekommt, und sich darüber auslassen würde sie bestimmt nicht. Von allen Zeiten jetzt sicher am Wenigsten.

Als dann jedoch das Gespräch nach einer gefühlten Ewigkeit beendet scheint und der Magier in ihre Richtung zu blicken scheint, setzt ihr Herz beinahe aus und zwingt sich mühsam zum Weiterschlagen. In ihren Venen war kein Blut mehr, sondern geronnene Angst, und es schmerzt ihr beim Atmen, es schmerzt, sich ruhig zu verhalten. Sie bleibt, wo sie ist, immer noch eine Hand an den Griff der Klinge gelegt, die sie besitzt. Sie will, dass er geht. In sein Zuhause in den Schatten, oder aus welcher Niederhölle er auch entsprungen sein mag. Er ist die Schlange, sie die Maus, denn von allen Dingen weiss sie eines ganz sicher:
Sie war eine Kriegerin, und als solche einem Magier wie ihm sicher nicht gewachsen.
 1. Lippen lesen: 17 / Motiv erkennen: 14 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6199.msg628236.html#msg628236)
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 19.08.2010, 13:11:20
Leider kann Zerah von ihrer Position aus nicht viel erkennen. Es spricht für ihre Begabung, dass sie es unter den herrschenden Lichtverhältnissen fertig bringt, Marcellus` Lippen zu lesen. Es wird dadurch erleichtert, dass er den akzentuierten Dialekt eines Hegemonialen pflegt. Dadurch sind einzelne Worte besser zu verstehen. Leider antwortet er den unhörbaren Fragen seines ihr abgewandten Meisters lediglich. Von allein gibt er nichts preis.
Anscheinend berichtet der Kapitän von der Expedition, ihren Zielen, Mitteln und Mitgliedern. Offenbar ist er der einzige Spitzel, da er bezüglich der zwei anderen Schiffe kaum Informationen hat. Sein Bericht ist recht vage, aber sehr detailliert in Bezug auf die mitgeführte Ausrüstung. Wahrscheinlich hat er schon oft in all den Truhen und Kisten herumgeschnüffelt, die die Firopolesen mit sich führen. Dieser Mann hat wenig mit dem gemein, der tagsüber die "Stolz" befehligt.
Zwischenzeitlich zuckt er heftig zusammen. Wahrscheinlich wurde er gescholten. Seine Antwort fällt kleinlaut aus und ist voll von Ausflüchen. Tatsache ist, dass mehrere Behälter arkan versiegelt wurden und ihre Inhalt für ihn nicht erreichbar sind. Die Magi sind nicht so dumm, ihre wertvolleren Instrumente ungesichert im Schiffsbug stehen zu lassen, in direkter Nähe zu den Händen der mittellosen Seeleute.
Je länger Zerah dem einseitigen Dialog folgt, desto klarer wird, dass Marcellus nichts als ein Lakai ist, der höchstens einen groben Eindruck der Unternehmung vermitteln kann. Einzig seine Erwähnung des Rufs, der nicht nur aus Vyahoou, sondern auch der Zeitlosen Wüste strahlte, stößt auf deutlich sichtbares Interesse. Sofort erhellt sich die Miene des Hegemonialen. Schnell gibt er die Worte des Magisters wieder.
Der Berobte bringt ihn abermals zum Schweigen. Aus der vorsichtigen Freude im Gesicht des Kapitäns wird in Sekundenschnelle blanke Angst, die ebenso schnell von Anspannung verdrängt wird. Er nickt und senkt den Kopf, während sich der Fremde umdreht und direkt auf Zerahs Versteck zuläuft. Sein Gesicht ist unter der Gugel nicht erkennbar, scheint aber orientalisch. In jedem Schritt liegt gelassene Autorität.
Obwohl Angst durch ihren Geist fegt, zwingt sie sich zur Ruhe. In Anbetracht der besonderen Veranlagungen ihrer Schwester fällt es relativ leicht. Sie erlebt Zauberei beileibe nicht das erste Mal, dunklere Künste eingeschlossen. Sciomantie allein vermag sie nicht zu erschüttern. Die Ausstrahlung des Fremden ist es, was sie fast die lebenswichtige Beherrschung verlieren lässt. Er hat etwas Zwingendes an sich, was kaum eine andere Reaktion zulässt. Es ist, als würde es von ihr erwartet. Für einen Herzschlag glaubt sie, seinen Blick direkt auf ihrem Rücken zu spüren. Dann wird es kalt und er ist verschwunden.
Zurück bleibt ein nervöser Marcellus, der sich aufmerksam umschaut und sich dann leise fluchend zum Bug dreht, weg von ihr.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Zerah am 21.08.2010, 12:06:31
Ihr Körper bebt, als sie fürchtet, jeden Moment die Stimme das Magus zu hören, die seinem Lakaien gebietet, sie zu beseitigen. Die Schritte hallen in ihrem Kopf wider wie in einer Tropfsteinhöhle, ist allumfassend, bis..
Der Magier verschwindet. In die Welt, aus der er gekommen ist. Sie hockt zusammengekauert, eine Hand am Griff ihres Dolches, wie eine Spionin hinter den Kisten, fürchtet Angst und Strafe, doch mit dem Moment, in dem der Magier verschwindet, entschwindet auch das bedrückende Gefühl der Macht und der Präsenz von ihm. Sie atmet so leise wie möglich aus, als sie die Augen kurz schließt und sich zu beruhigen versucht, die Informationen, die Marcellus seinem Meister vorgebetet hat, wiederholend. Wer auch immer diese Gestalt ist, sie würde sich mit Sicherheit noch ein paar Mal zeigen, denn etwas größeres, als sich jeder vorstellen kann, ist hier am Werk. Wo Schatten und Schwärze weilen, sind die Kreaturen der Nacht nicht weit, hieß es.

Sie atmet ein letztes Mal tief durch, sich mit jeder Sekunde mehr erholend, ihr Selbstvertrauen zurückgewinnend. Je weniger Magie ihr entgegenwirkte, desto selbstbewusster war sie für gewöhnlich. Meistens jedenfalls. Und es baut sie auf, sich bei diesem falschen Kapitän nicht getäuscht zu haben. Das gab ihr den nötigen Schub an Mut, den sie brauchte.
"Mein Vater lehrte mich, stets ein Auge auf die Dinge zu haben, die um mich herum sind...",sagt sie laut und deutlich, mit Nachdruck in der Stimme Marcellus entgegen, als sie sich zu voller Größe aufrichtet und ihn mit kaltem Blick fixiert. Nun ist sie nicht mehr hinter Kisten verborgen, und ihre Mähne weht ein wenig im Wind der Nacht und der Wellen, die Augen wie schwarze Abgründe im Dämmerlicht. Sie geht ein, zwei Schritte nach hinten, ehe sie wieder an der Luke steht, Marcellus beobachtend. Nicht, dass er mit einem Mal bewaffnet auf sie zustürmte oder sie zu beseitigen versuchte.[1]
Laut und deutlich spricht sie weiter. "Und ich bin ihm für manche Lektionen sehr dankbar, müsst ihr wissen. Ihr solltet an eurer Maskerade arbeiten, Verräter!", wirft sie ihm entgegen, ihren Dolch ziehend, und laut und durchdringend ist das Geräusch des geschliffenen Metalls, als es gezogen wird. Sie fixiert ihn, und sie wirkt entschlossen in dem, was sie tut. Was auch immer es denn ist. "Ich möchte euch nicht verletzen, Kapitän, sondern euch bitten, zu kooperieren. Ansonsten kann ich für euer leibliches Wohl nicht garantieren!", und sie klopft mit aller Kraft zweimal an die Luke und brüllt aus Leibeskräften, um die Anwesenden aufzuwecken, besonders ihre Schwester. "SERAYN! WACH AUF!", wobei die Hoffnung die Mutter des Gedankens ist, sie aufzuwecken. Sie ist vorbereitet, und sollte er versuchen, sie anzugreifen, wird er sehen, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Nämlich aus sehr hartem. So macht sie schlussendlich ein paar Schritte auf ihn zu, bleibt jedoch außerhalb direkter Angriffsreichweite, sofern sie es einzuschätzen vermag.
 1. 'Dodge' auf Marcellus, falls es zum Kampf kommt (+1AC gegen auf ihn ausgeführte Angriffe auf sie)
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 26.08.2010, 21:27:51
Laut prallt Zerahs Faust auf die Luke. Ihre Worte schallen weit auf den Ozean hinaus, auch hinüber zu den anderen Schiffen. Sie gibt sich keine Mühe, ihre Schritte auf den Bohlen zu dämpfen. Soll jeder hören, welcher Verrat begangen wurde, ausgerechnet vom Kapitän des Schiffes, auf dem er begangen wurde.
Marcellus dreht sich nur langsam um. Seine Miene ist seltsam angsterfüllt, obwohl ein hinterhältiges Glimmen in seine Augen getreten ist. Er zittert ganz deutlich, wenn auch nicht vor ihr. Bevor sie sein Vorhaben realisieren kann, hat er bereits einen Dolch gezogen und sich in die Seite gerammt. Aus seinem Mund tritt ein leises Keuchen. Schmerzerfüllt krümmt er sich zusammen, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt und mit beiden Händen zieht. Die Klinge schimmert blutig in Furias Licht, bevor sie in einem blitzenden Bogen über die Reling verschwindet.
Gleichzeitig mit dem Platschen ihres Aufpralls wird die Luke aufgeworfen. Marcellus grinst die Kriegerin wild an, bevor er scheinbar gepeinigt stöhnend auf sie zustolpert. Seine blutigen Hände ziehen rote Bahnen über ihre Kleidung. Gleich einem Mimen Fiernas bricht er vor ihr zusammen, direkt vor den Augen derjenigen Matrosen mit dem leichtesten Schlaf. Zwischen ihnen steht Serayn, ungläubig dem Geschehen folgend.
"Hexe!", stößt der Kapitän hervor. "Sie wollte mich umbringen! Ich habe ihre Zauberei gesehen!"
Sofort richten sich alle Blicke auf Zerah. Die Anspannung der Männer ist fast fühlbar. So hat sie sich bisher nur einmal fühlen müssen, irgendwo inmitten der Hegemonie unter den Augen eines Dutzends räuberischer Bogenschützen. Ein Fehler reicht, um die Situation eskalieren zu lassen. Gesagt werden muss etwas, will sie nicht vom Verräter auf die Planke gehetzt werden. Doch was? Was darf gesagt werden?
Ein müder Optimus drängt sich die Treppe hinauf. Sein leicht verärgerter Gesichtsausdruck wandelt sich zu blankem Entsetzen, als er die vornüber gebeugte Gestalt Marcellus´ sieht.
"Gütige Himmel, was ist denn hier passiert?"
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Serayn am 27.08.2010, 13:12:09
Serayn reißt die Augen auf. Zerah! Ihre Schwester würde sie nicht so plötzlich wecken, wenn es nichts Ernstes wäre.  Flüchtig fährt sie sich über die Augen und setzt sich mit Schwung eilig auf, um rasch aufzustehen. Suchend blickt sie sich nach ihrn Lederschuhen um, kann jedoch nur einen entdecken. Ordnung erreicht man schließlich auch mit Magie. In Ermangelung eines zweiten Schuhs schlüpft sie in ihre Hausschuhe. Ihr Gewand hat sie vor dem Zubettgehen nicht ausgezogen. So stolpert sie hastig nach draußen, vollständig bekleidet zwar, doch mit ungekämmter, wild anmutender Mähne.  "Zerah?!" Kommt es besorgt über ihre Lippen. Was nur geschehen sein mag...werden sie von einem Meeresungeheuer angegriffen? Oder von einem Geisterschiff...oder Piraten...

Die junge Magi begibt sich gleich nach vorne und starrt erschrocken die beiden Gestalten an, die ihr nur zu gut bekannt sind. Ihre Schwester ist blutverschmiert...für einen Augenblick muss sie schlucken und erzittert, als würde sie frieren. Doch dann dämmert ihr langsam, dass sie zum Glück unbeschadet ist. Nicht so der Kapitän, der verletzt am Boden liegt und sich vor Schmerzen krümmt. Hatte er sie angegriffen? Was er von sich gibt, ist in ihren Ohren ohnehin blanker Unsinn. Ihr Gegenstück ist in etwa so magisch begabt wie sie beim Werfen von Baumstämmen. Es passt einfach nicht zusammen. Ob die Mannschaft ein ähnliches Einsehen hat, bezweifelt sie allerdings. Schwer atmend versucht sich die junge Frau zu beruhigen und betrachtet die auf den ersten Blick so eindeutige Szene nüchtern - soweit ihr das möglich ist. Der Dolch...sieht sie richtig? Oder ist es Wunschdenken...nein, er ist sauber. Kein Blut haftet an der Klinge. Dafür an ihrer Kleidung. Langsam kommt Serayn näher, sieht von dem verletzten Kapitän zu Zerah. "An meiner Schwester haftet überhaupt keine Magie...sie ist eine waschechte Kriegerin. " Stellt sie zunächst empört über diese dreiste Lüge klar; so aufrichtig überzeugt, wie man nur sein kann. Und wer kennt sie besser als sie selbst.  Seltsam erscheint ihr nach näherer Betrachtung, auf welche Weise das Blut an ihrer Kleidung klebt. Als hätte er darüber gestrichen, um sich abzutrocknen. Wäre sie verletzt, hätte sie den Täter doch lieber weggestossen?   Doch die Spuren gehen längs über den Stoff. Wäre er zusammengesunken und hätte versucht sie festzuhalten, würde sie auch nicht so lang sein...verunsichert dreht sie sich um und kann zu ihrer Erleichterung Optimus erkennen. Der Mannschaft irgend etwas zu erklären wird ohnehin verlorene Liebesmüh sein.

"Magister, etwas stimmt hier nicht! " Bestürmt sie den alten Mann und deutet auf Zerah und den Verletzten. "Meine Schwester würde nie jemanden grundlos verletzen und hätte uns sicher nicht geweckt, wenn sie böse Absichten gehabt hätte und...seht Ihr, der Dolch! Er ist sauber...und die Blutspur passt auch überhaupt nicht! Irgendwas ist hier eindeutig faul! Ihr wisst, dass meine Schwester nicht zaubern kann...trotzdem behauptet er es... " Sprudelt es aufgeregt aus ihr heraus. Unverkennbar mischt sich auch die Sorge um ihre Schwester mit in ihren Worten...dennoch, in ihren Augen gibt es bereits eindeutige Spuren, die gegen den Kapitän sprechen...davon ist sie felsenfest überzeugt. Bittend sieht sie den Optimus an, sich ein ein objekives Bild der Lage zu verschaffen und die Situation zu klären, bevor noch jemand handgreiflich gegenüber ihrem Gegenstück wird.       
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 26.09.2010, 01:27:22
Es hat sich gelohnt, ihrer Eingebung zu folgen und an Deck zu kommen.
Amira hat vom Deck des Oneék[1] einen hervorragenden Blick auf die „Stolz von Moesa“. Ein Tumult scheint auf ihr ausgebrochen zu sein. Zwar ist es im Licht der zwei Monde schwierig, Details zu erkennen, doch ist die Situation eindeutig als äußerst gespannt erkennbar. Einer der Männer krümmt sich, als wäre er verletzt. Ihm gegenüber sieht sich die einsame Gestalt einer Frau den Blicken der gesamten Mannschaft ausgesetzt. Einige von ihnen werfen ihr wüste Beschimpfungen an den Kopf, die in der Stille der Nacht . Manche drängen sich nach vorn, werden aber zurückgehalten. Eine weibliche Stimme plädiert laut auf die Unschuld ihrer Schwester.
Neben Amira versammeln sich nach und nach sowohl schlaftrunkene Firopolesen als auch Armanden. Die Reling ist für ihre Bedürfnisse gefertigt worden, sodass sie der Waisen gerade einmal bis zur Taille reicht. Lichtquellen gibt es nicht. Die kleinen Kerle können ebenso gut in völliger Dunkelheit wie im strahlenden Sonnenschein sehen. Durch ihre Augen muss die Szenerie deutlich erkennbar sein.
Seit nunmehr vier Wochen ist sie auf See, das erste Mal in ihrem Leben. Erst kürzlich traf sie erstmalig auf Armanden, ein Volk, das ihr bisher völlig unbekannt war und jetzt den Großteil ihrer Gesellschaft ausmacht. Anscheinend stammen sie aus den Verbrannten Landen. Auf ihr Nachhaken hin erzählten sie, dass Oneék wie die „Ba`aum Mèo“, ihr Schiff, alle Meere auf der Suche nach Einsicht und Erfahrungen durchkreuzen. Sie bieten ihre Dienste gerne Fremden an, denn das bedeutet kulturellen Austausch und neue Orte, die man besuchen kann. Moesa haben sie aus purer Neugierde besucht.
Bisher fielen sie stets angenehm auf. Sie erzählen gern, hören aber ebenso begeistert zu. Selbst das Fach-Kauderwelsch der Firopolesen genießen sie scheinbar in vollen Zügen. Amira tat sich damit gezwungenermaßen schwerer. Die Magi sind allesamt Exzentriker, insbesondere der wortangebende Magister Ephedrius, der sich ohne zu Zögern auf die Reling stellt, um besser sehen zu können. Selbstredend hat er jenes Fernrohr, auf das er so stolz ist, bei sich.
Vom anderen Schiff tönen immer mehr Rufe herüber. Scheinbar droht die Situation zu eskalieren. Was auch geschehen sein mag, ging definitiv nicht friedlich von statten. Sie kann nur hoffen, dass es nichts mit den Machenschaften ihrer Häscher zu tun hat. Wenn sie ihre Jugend eins gelehrt hat, dann das Wissen um den geheimen Einfluss, den Ruars Tempel auf den gesamten Kontinent hat.
„Bringt uns näher heran!“, befiehlt der Magus mit schnarrender Stimme, als wäre er Kapitän des Schiffs. Er gibt sich nicht einmal Mühe, seine Ablehnung zu verbergen. Für ihn sind die Armanden überbezahlte Hilfskräfte, die sich närrisch wie Halblinge verhalten.
Trotz seines Tonfalls reagieren die kleinen Gesellen ohne Murren. Aggressivität ist ihnen so fremd wie Hektik. Trotz des Ernstes der Lage schlendern sie eher als sie laufen.
Die „Mèo“ ächzt leise, als sie sich in die Kurve legt. Die in ihr eingeschlossenen Elementare manifestieren sich in einem leichten Brodeln, das sie konstant umschließt. Ohne sie würde das komplett aus den Schalen riesiger Krebstiere bestehende Gefährt wie ein Fels versinken. Es besitzt nicht einmal Ruder, geschweige denn Segel. Unwissende könnten es allein aufgrund seines riesigen Heckruders für eine fremdartige Ausgeburt der Tiefe halten.
„Gut-nicht!“, kommentiert einer der Armand, bevor er Amira mit glänzenden Augen anblickt. „Glück-nicht am Horizont-fern!“ Er deutet auf die „Stolz“ wie auf eine Begräbniszeremonie. Obwohl seine Worte kaum verständlich sind, schwingt berechtigte Sorge darin mit.
 1. Schiff der Armanden
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Simue am 26.09.2010, 10:48:13
Amira hatte sich an Bord des Schiffes überraschend wohl gefühlt. Nach Monaten der Flucht, in denen sie nachts kaum zu schlafen gewagt hatte, war ihr der Ausblick einer Schiffsfahrt wie ein gutes Omen erschienen, genau wie die seltsame Silbermünze, die sie nur einen Tag vorher gefunden hatte.

Die schaukelnde See machte ihr nichts aus - vermutlich das Ergebnis der vielen Balance-Übungen, die sie im Laufe ihres Lebens hatte vollführen müssen. Trotzdem verbrachte sie die ersten Tage vor allem unter Deck. Aus Angst.

Sie zeigte es niemandem, so wie sie nie jemandem ihre wahren Gefühle gezeigt hatte. Doch was geschehen war, was sie herausgefunden hatte, hatte ihr jedes Gefühl der Sicherheit geraubt. Die kleine, dunkle Kammer, die man ihr zugewiesen hatte, war genau das, was sie sich im Moment wünschte. Am liebsten wäre sie nie mehr dort herausgekommen. Selbst der ewige Geruch nach Meerestieren störte sie nicht weiter.

Am dritten Tag hatte sie das erste Mal eine ganze Stunde an Deck verbracht. Es war eher das Bedürfnis nach ein wenig Frischluft als nach Gesellschaft, doch die kleinwüchsigen Matrosen hatten die Gelegenheit gleich genutzt, sie anzusprechen. Ihre Antworten waren knapp ausgefallen. Ja, sie hatte sich sogar bemüht, abweisend zu wirken. Aber im Vergleich zu den Firopolesen war sie offenbar immer noch ein hervorragender Gesprächspartner.

Als sie irgendwann, eigentlich nur aus Langeweile, einem der Armanden beim Knoten einiger Taue half, hatte sie wohl endgültig die Freundschaft der Seefahrer gewonnen. Sie hielt dennoch Abstand, kam nie von sich aus auf die Armanden zu, und es dauerte ganze drei Wochen, bis sie das erste Mal jemandem von der Mannschaft ein Lächeln geschenkt hatte.

Sie traute den Seefahrern immer noch nicht, ebenso wenig wie den Firopolesen. Jedes Gesicht, ob nun freundlich oder nicht, mochte eine Maske sein. Sie war zu einem Beutetier geworden, und wenn sie im falschen Moment nicht aufpasste, würde man sie packen und töten. Wäre sie doch nur nicht Agrenons persönlicher Liebling gewesen...

Sie lacht leise, während sie, einem Gefühl folgend, aufs Deck geht. Das hätte nichts geändert. Ob man sie nun tot sehen wollte, oder unbedingt tot sehen wollte, was machte das schon für einen Unterschied?

An Deck beobachtet sie, so gut sie kann, die Szene auf dem anderen Deck. Ihre Stirn ist in sorgenvolle Falten gelegt. Sie sorgt sich nicht um die Fremden auf dem anderen Schiff, nein, sie sorgt sich darum, dass die Situation etwas mit ihren Häschern zu tun haben könnte. Sie geht an der Reling in die Hocke, scheinbar, um auf eine Höhe mit ihrem Gesprächspartner zu kommen. Tatsächlich geht es ihr darum, nicht so sehr hervorzustechen. Ein schlechtes Ziel abzugeben.

"Du  hast Recht", kommentiert sie die Worte des Armanden. "Das ist nicht gut. Schlecht."

Sie sieht den kleinen Mann neben sich an. "Ich sehe nicht viel", erklärt sie, und deutet mit Mittel- und Zeigefinger auf ihre Augen, während sie den Kopf schüttelt. "Was genau passiert da?"
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 28.09.2010, 22:12:00
Die „Mèo“ ähnelt einer gepanzerten Seeschlange, schlank, flach und vorn spitz zulaufend. Ihr Schwanzende bildet ein sich mehrere Schritt aus dem Ozean erhebendes Heckruder, komplett aus der Schwinge einer alten Wyver gefertigt. An ihren Seiten sind fächerförmige Segel befestigt, deren äußere Enden gerade so die Wasseroberfläche berühren. In ihren magischen Fasern ruhen die Elementare, die sich das Schiff ohne großes Zutun der Mannschaft bewegen lassen. Dementsprechend klein ist die Besatzung.
Dafür sind umso mehr Firopolesen an Bord. Die sind es auch, die wie wild in ihren Zauberbüchern blättern, sich laut flüsternd über die einmal mehr offensichtlich werdende Barbarei der Hegemonialen mokieren und über den Armanden aufragen, als seien sie deren natürliche Herren. Ephedrius strahlt spürbare Ungeduld aus, Zeichen einer Person, die es gewohnt ist zu bekommen, was sie wünscht.
Der Armand neben Amira sieht sie aus großen, dunklen Augen an, die im Licht der Monde glänzen wie die Pupillen einer Katze. Sonst erinnert nichts an die leisen Begleiter der Menschen. Eher erinnert er an eine Mischung aus aufrecht gehendem, teilweise behaartem Gürteltier und einem Zwerg. Besonders in der Breite ihrer Schultern sind sich die beiden Rassen sehr ähnlich. Zwei der augenfälligsten Unterschiede sind ihre langen Krallen und die von Tasthaaren bedeckte Schnauze.
„Viel Gut-Nicht da!“, näselt er. „Fell-Lang unter Omen gut-nicht. Kurz-Fell heil-nicht, verliert Leben-Groß! Mannschaft gut-nicht für Fell-Lang. Viel-nicht in ihrem Schatten. Felle-Kurz glauben, Fell-Lang hat Leben-Groß genehmt. Furia brennt!“
Er deutet nach oben, zu einem der beiden Monde. Seine Worte sind schwer verständlich wie immer. Insbesondere ihr unbeholfener und stark von ihrer Mundart beeinflusster Gebrauch der Handelssprache sorgt unter den Firopolesen regelmäßig für Hohn und Gelächter, das erst verstummt, wenn die kleinen Kerle wie selbstverständlich mit gebundenen Elementargeistern umgehen.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Simue am 30.09.2010, 00:03:53
Amira strengte sich an, den Armand zu verstehen, aber manche Worte waren ihr einfach nicht klar. Sie sah den fremdartigen Seemann mit gerunzelter Stirn an. "Viel-nicht? Furia? Was meinst du damit?"

Sie sah hinüber zu dem Schiff. Irgendjemand hatte jemand anderen ermordet, oder zumindest sah es danach aus. Wenn es eine Täuschung war, würde das durchaus zu ihren Häschern passen. Konnte es sein, dass sie sie bis hierher verfolgt hatten? Dann würde sie auch auf der anderen Seite des Wassers keine Ruhe finden...

Alles in ihr schrie danach, sich herauszuhalten. Doch sie wusste, dass sie eine mögliche Gefahr damit nur länger herauszögern würde. Wenn du nicht weißt, was auf dich zukommt, agiere als Erste...

"Wie schnell können wir dort sein? Vielleicht können wir helfen."

Mir, allem voran.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 09.10.2010, 12:11:12
„Furia!“, brummt der kleine Seemann und zeigt mit einer Kralle nach oben. Am Himmel stehen nicht nur die Sternbilder, sondern vor allem die zwei Monde, einer grau, fast kränklich, der andere feurig rot[1] und Symbol der Leidenschaften, denen sich die Sterblichen täglich ausgesetzt sehen.
Er scheint seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. Es scheint schwierig, sein Idiom in die Handelssprache zu übersetzen. „Viel-nicht...!“, murmelt er. „Nicht viel?“, fragt er dann mit hoffnungsvoll erhobenem Kopf.
Die „Stolz von Moesa“ ist inzwischen in Reichweite der von gebundenen Irrlichtern gespeisten Lampen der „Mèo“. Die Matrosen sehen blinzelnd zu dem fremdartigen Gefährt herüber, beschirmen sich teilweise die Augen und lassen so manchen Fluch los. Offenbar schätzen sie die Einmischung nicht allzu sehr. Kein Wunder, haben ein paar doch bereits die Frau eingekreist, während zwei weitere ihrem Kapitän aufhelfen. Jener hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite und reagiert gar nicht erst auf das nahende Begleitschiff.
Einer der Firopolesen auf der „Stolz“ ruft Ephedrius etwas auf Vulgärdrakonisch zu. Die beiden wechseln einige Worte, denen Amira mit ihren begrenzten Sprachkenntnissen nur bedingt folgen kann. Offenbar wird dem Magister rasch die Situation erklärt. Er nickt, holt Luft und ruft „Lasst ab von ihr!“, als sei sein Wort Befehl.
Der erwünschte Effekt bleibt aus. Schweigend hebt einer der Kerle den Mittelfinger.
 1. siehe Hintergrund
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Simue am 09.10.2010, 12:54:55
Furia, natürlich. Sie war es so gewohnt, die Worte der fremdartigen Seemänner zu hinterfragen, dass sie nicht einmal mehr den Namen des Mondes erkannt hatte. Furia brennt... ja, alles sah danach aus, als wären die Seemänner auf dem anderen Schiff nicht gerade bei kühlem Verstand. Eigentlich sollte sie das nicht weiter stören, aber so etwas könnte sich auch gegen sie wenden. Insbesondere, wenn es zu einem Plan gehörte, einem Plan ihrer Verfolger...

Sie nickte dem Seemann zu, um ihm zu zeigen, dass sie verstanden hatte. "Würden die anderen Seemänner auf euch hören?" fragte sie bedacht langsam. "Könnt ihr sie beruhigen?"

Sie durfte sich auf keinen Fall selbst zwischen die Fronten bringen. Aber das hieß nicht, dass sie keinen Einfluss nehmen konnte.

Wenn die Armand keine Möglichkeit sahen, würde sie mit einem der Magier sprechen müssen. Aber das würde schwierig werden. Dadurch, dass sie die Etikette beherrschte und wusste, wie sie mit den überheblichen Männern umzugehen hatte, nahmen die Firopolesen ihre Anwesenheit hin. Aber echter Respekt sah anders aus. Und die Seemänner auf dem anderen Schiff würden sich auch nicht ohne weiteres unter das Kommando der Magier stellen.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 15.10.2010, 00:22:33
Einige umstehende Armand sehen Amira ebenso erstaunt an wie ein junger Firopolese, der in der Nähe steht und bisher seinen Magister angehimmelt hat.
„Viel-nicht Wissen! Groß-nicht Sprache, nicht Fell-Lang!“, nickt der Kleine ihr zu. „Sprache wichtig-viel, aber viel-nicht bekannt. Fells und wir gleich-nicht.“
Er senkt bedauernd den Kopf. Einer seiner Artgenossen mischt sich ein: „Hilfe wollen-nicht-viel!“ Verstimmt deutet er auf das Deck der „Stolz“. „Fern-nicht Urteil!“
Ephedrius, der gar nicht erst daran denkt, sich an die wesentlich ruhigeren Armanden zu wenden, plustert sich auf, als ändere das etwas an der Abwehrhaltung der Matrosen. Wahrscheinlich glaubt er, dutzende Meilen vom nächsten Stück Land entfernt immer noch die selbe Autorität wie in Novopolis zu genießen.
„Ich verlange eine parteilose Schilderung des Geschehens!“, tönt er aus voller Brust.
„Die Dirne hat mich abgestochen!“, keucht der fremde Kapitän. Er scheint sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. „Schafft einen verdammten Heiler heran, anstatt Euch aufzuspielen!“
Für einen Augenblick starrt ihn Ephedrius brüskiert an, bevor er kurz mit der Hand winkt, als lasse er einen Gedanken fahren. Die Armanden sehen sich gegenseitig an, bevor einer unter Deck verschwindet. Sie beklagen sich nicht, wie immer. In ihren Augen ist selbst diese Art der Behandlung eine wertvolle Erfahrung, die ihnen später zugute kommen wird.
„Er lügt!“, zischt die Beschuldigte. „Er steht mit dunklen Mächten im Bunde! Ich habe gesehen, wie jemand aus dem Schatten trat!“
Sofort legen die Männer um sie herum ihre Hände auf die Griffe ihrer Entermesser, allerdings nicht wegen des geäußerten Verdachts, sondern den Anschuldigungen, die sie ausstößt. Auf das Paktieren mit den Mächten des Schattens steht im Hegemonium die Todesstrafe.
Der fremde Magister scheint völlig überfordert. Er tauscht einige schnelle Worte mit der zweiten Frau an Bord aus und sieht dann hinüber zur „Mèo“, in den Augen die stumme Bitte, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Sein suchender Blick trifft Amira, streift aber über sie ebenso hinweg wie über die restliche Besatzung der Oneék.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Simue am 15.10.2010, 09:53:48
"Also dann, die Herren Magier..." ging es Amira durch den Kopf. Der Hinweis auf dunkle Mächte beruhigte sie nicht gerade.

"Herr Magister", wandte sie sich an den Firopolesen, "verzeiht meine Einmischung aufgrund der Dringlichkeit, doch ich fürchte, wenn ihr nicht schnell eure Autorität unter Beweis stellt, werden euch die Seeleute danach überhaupt nicht mehr als Autorität wahrnehmen. Darf ich euch in dieser Angelegenheit beratend zur Seite stehen? Ich kenne mich einigermaßen mit diesem doch sehr gefühlsgetriebenen Volk aus."

"Wenn ich die Autorität auf meiner Seite habe, habe ich so viel Sicherheit, wie ich in dieser Situation haben kann..."
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 19.10.2010, 23:14:12
Blinzelnd dreht sich Ephedrius zu der unverschämten Söldnerin um, die ihn anzusprechen wagt. Seine Verblüffung über derart unverfrorenes Verhalten steht ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, bevor er die Augenbrauen zusammenzieht und sie anfunkelt, als habe sie seinen grandiosen Plan ruiniert.
„Ich bitte um etwas Zurückhaltung, junge Dame! Es handelt sich hierbei um eine höchst delikate Situation! Eure...Eloquenz...“ - er hebt eine Braue - „ist derzeit nicht gefragt, vielen Dank!“
Damit wendet er sich wieder seinem unfreiwilligen Publikum zu.
„Gibt es Beweise für Eure Anschuldigung, Kapitän?“
Der Angesprochene hebt ungläubig den Kopf, lüftet sein Obergewand und offenbart dem Magister seine unvermindert blutende Wunde. Der Lumpen, den er bisher darauf presste, ist inzwischen völlig durchtränkt. Ephedrius` Gesichtsfarbe ändert sich schlagartig von zürnendem Rot zu bestürztem Weiß.
„Das...“, beginnt er, bricht ab und fängt sich erst einmal, bevor er von Neuem ansetzt: „So klar die Beweislage auch zu sein scheint, so bedarf es doch der Anhörung des Angeklagten, wie uns das firopolische Gesetz lehrt. Beide Seiten muss erlaubt werden, ihre Position darzulegen, sodass eine neutrale Ermittlung begonnen werden kann, die letztendlich zur Wahrheitsfindung führen soll. Sollten die Anschuldigungen der Angeklagten unzutreffend sein, wird das durch eine Messung der arkanen Hintergrundstrahlung leicht zu beweisen sein!“
Die Seemänner starren den Magus wortlos an. Auf dem Gesicht des Kapitäns scheint für einen Moment ein Schatten zu liegen[1], auch wenn das bei Nacht und angesichts seines Zustands schwer festzustellen ist.
„Wir sind nicht in Firopolis!“, knurrt er. „Schafft sie weg!“
Sofort wollen ihm die Matrosen Folge leisten, werden jedoch von der anderen Frau zurückgehalten. Messer blitzen. „Finger weg!“, blafft einer der Kerle. „Oder gehörst du auch dazu?“
Entweder Amira handelt jetzt ohne Ephedrius` Segen oder gar nicht.
 1. Motiv erkennen bitte
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 30.10.2010, 00:30:14
Der fremde Magister hält die junge Frau zurück, obwohl sich sorgenvolle Schatten in sein Anlitz gegraben haben. Sein Schüler scheint wesentlich entspannter, fast zufrieden. Er scheint die feindselige Stimmung der Mannschaft zu teilen. Ein besonders grobschlächtiger Kerl versetzt der Beschuldigten einen Faustschlag, der sie kurz taumeln lässt. Blut spritzt auf das Deck. Sofort sind seine Kameraden über ihr wie ein Rudel Wölfe. Sie hat keine Chance.
Trotz erbitterter Gegenwehr gelingt es ihr nicht, die Männer zurückzudrängen. Im Gegenteil wird sie nochmals geschlagen und gegen die Reling geworfen. Ein Tritt in den Bauch lässt sie ächzend zusammenklappen. Zwei Kerle packen ihre Arme und schleifen sie unter Deck. Ihre heiseren Schreie verklingen mit der sich schließenden Luke.
„Zerah!“, gellt die zweite Frau. Ihre Miene verfinstert sich zu dem Anlitz einer wütenden Rachegöttin. Voll Grimm beschwört sie magisches Leuchten um ihre Hände, während Lichter um ihren Leib zu geistern beginnen. Amira spürt, wie sich sämtliche Härchen an ihrem Leib aufstellen. Plötzlich riecht es nach Schwefel. Sofort beginnen Ephedrius und der andere Magister Gegenzauber zu weben.
Gerade ruft die Maga die letzten Silben ihrer Beschwörung, da erstarrt sie wie ein loderndes Götzenbild. Die magische Energie verliert sich in einer blutroten Wolke, die vom Deck aufsteigt und Glut auf Holz, Menschen, Leinen und Hanf herabregnen lässt. Gleichzeitig erstirbt ihre Stimme zusammen mit allen anderen Geräuschen. Gespenstische Stille breitet sich aus, die Ruhe nach dem Sturm.
Der Kapitän der „Stolz“ flucht, gestikuliert wild und deutet auf die gelähmte Frau. Obwohl seine Worte nicht zu hören sind, ist ihre Bedeutung klar. Zu seinem sichtbaren Missfallen wagt jedoch keiner, seinem Befehl nachzukommen.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Simue am 05.11.2010, 11:53:34
Amira starrte auf die Szenerie. Sie musste jetzt handeln, oder den Dingen ihren Lauf lassen. Beides war ein Risiko. Wenn sie sich einmischte, würde sie den Magier gegen sich aufbringen, und riskieren, genau wie die beiden Frauen eingesperrt zu werden - womöglich warf man ihr sogar Mittäterschaft vor, obwohl sie die beiden zum ersten Mal gesehen hatte.

Wenn sie nicht handelte, konnte die Stimmung so sehr umschlagen, dass die Seeleute sich überhaupt nicht mehr um das Wort der Magier kümmern würden. Was dann passieren würde, war nicht abzuschätzen. Sie entschied sich für den Mittelweg.

"Ihr habt gesehen, was beinahe passiert wäre! Ohne die Hilfe der Herren Magier würde euer Schiff jetzt lichterloh brennen! Ihr seid Seeleute, verdammt! Reißt euch zusammen, oder habt ihr alle keine Disziplin gelernt? Die beiden Weibsbilder bekommen eine Verhandlung und, wenn sie schuldig sind, eine gerechte Strafe. Und jetzt kümmert euch um euren Kapitän, oder wollt ihr zusehen, wie er verblutet? Die Herren Magier kümmern sich um alles weitere!"

Wie zu ihrer eigenen Bestätigung nickte sie kurz, und wandte sich dann um, ohne die Reaktion abzuwarten. Wenn sie stehen bleiben würde, würde sie nur riskieren, dass jemand ihre Autorität anzweifelte. Außerdem hatte sie damit mehr als genug riskiert... ab hier würde sie den Dingen ihren Lauf lassen.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 10.11.2010, 23:55:06
Amiras Aufruf zur Besinnung stößt überraschenderweise auf offene Ohren. Die Seeleute starren sie an, als sei sie von allen guten Geistern verlassen, von der Grimasse des Kapitäns einmal abgesehen. Doch statt zu protestieren, beeilen sie sich, ihn in seine Kammer zu bringen. Der alte Mann offenbart ein beeindruckendes Repertoire an Flüchen, die er der Welt im Allgemeinen entgegen schleudert.
„Bist du ein Heiler?“, ruft einer der Kerle mit kratziger, vom Alkohol geschmirgelter Kehle hinüber. An die Magi wenden sie sich gar nicht erst. Ebenso gut könnte man einen Behir aufrufen, doch bitte vernünftig mit dem großen Wyrm zu reden. Es handelt sich um zwei verschiedene Welten, die durch Schicksal und nicht Willen zusammengeführt worden. Die Firopolesen benötigten Schiffe und bekamen sie.
Das dritte und letzte der Flottille nähert sich inzwischen ebenfalls der „Stolz“. Es handelt sich um eine sbiranische Galeere, die eigentlich wegen Gewürzhandel in Moesa vor Anker lag. Jetzt transportiert sie weit Wertvolleres. In den Lagerräumen des Oneèk hat sie viel Wundersames sehen können.
Die Verdächtige ist inzwischen unter Deck verschwunden. Ihre Schwester bleibt völlig aufgelöst zurück, gleichzeitig getröstet und in Schach gehalten von dem fremden Magister, der sich so offensichtlich nach Frieden sehnt. Seine Miene hat fast etwas flehendes. Wahrscheinlich ist er es nicht gewohnt, mit einer völlig aufgelösten Frau zu sprechen, deren Augen gerötet vom Weinen sind. Ihre Flanken sind zittrig wie die eines jungen Fohlens vor seinem ersten Ausritt.
„Ähm...ja! Du da, folg mir!“, befiehlt Ephedrius hoheitlich, übergeht die Szene einfach und winkt einen der Armand zu sich heran. Der Kleine zögert nicht, bewegt sich aber auch kaum schneller als eine altersschwache Schildkröte, als er dem arroganten Firopolesen unter Deck folgt.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Simue am 11.11.2010, 01:02:15
Amira zögerte, als man sie nach ihren heilerischen Kräften fragte. Dazu würde sie auf das andere Schiff wechseln müssen. Mitten in den Konflikt.

Andererseits bekam sie die Chance, mehr heraus zu finden. Angenommen, es gab eine Verschwörung, und es waren nicht ihre Häscher, war es auf jeden Fall gut, vorbereitet zu sein.

Sie drehte sich noch einmal um, und nickte. "Ein wenig beherrsche ich die Heilkünste, ja."

Sie blickte auf den Abstand zwischen den beiden Schiffen, und setzte dann zum Sprung auf das andere Schiff an...
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 17.11.2010, 23:57:54
Der Sprung stellt kein Problem dar. Amira ist ebenso beweglich, wie sie aussieht. Das mag an Jahren des Drills liegen. Die Matrosen weichen vor ihr zurück wie vor einer Giftschlange, die in ihre Mitte geworfen wurde. Einer deutet grimmig auf die Kajüte, in die der Kapitän soeben verschwand. Seine Spur wurde von etlichen kleinen Blutstropfen nachgezeichnet, die ein rotes Muster auf das Deck zeichnen.
Drinnen ist es stickig, dunkler als draußen im Sternen- und Mondlicht. Es riecht nach einer Mischung aus Schweiß und Rum, schlimmer als in der Hafenkneipe, in der sie angeheuert hatte. Marcellus (oder wie sein Name lautete) hat sich auf einem einfachen Schemel niedergelassen, den Kopf gesenkt und den rechten Arm erhoben. Einer der Matrosen besieht sich leise fluchend die Wunde. „Sieht nicht gut aus, Käpt`n! Als hätte euch einer der Haie erwischt!“
Die Antwort besteht aus einem unwilligen Murren. Langsam heben sich seine Lider, damit er seine nahende Rettung näher mustern kann. Sein Mund verzieht sich etwas, als er sich schon wieder einer jungen, willensstarken Frau gegenübersieht. Seine Stirn glänzt selbst im Dunkeln. Einer der Kerle rückt die einzige verfügbare Kerze etwas näher, damit alle besser sehen können. Ihr Geruch lässt auf billigen Talg schließen. Kein Wunder, dass die Deckenbohlen schwarz verfärbt sind.
„Heilerin?“, brummt der Hegemoniale, als bedeute die Antwort ein Problem für ihn.
Es ist eng in der Kajüte. Überall steht Tand von bestenfalls sentimentalem Wert herum. Amira hat kaum Platz, sich zu bewegen, geschweige denn ein ausreichend gutes Bild der Wunde. Zudem wird von ihr wahrscheinlich eine Art Wunderheilung erwartet.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Simue am 20.11.2010, 22:13:42
Amira ging mit stolz erhobenem Kopf auf den Kapitän zu. Sie durfte jetzt auf keinen Fall eine Schwäche zeigen. Sie würde nur kurz hier sein, versuchen, ein paar Informationen abzufischen, und dann wieder auf ihr eigentliches Schiff zurückkehren.

Sie nickte dem Verletzten zu. "Ich verstehe ein wenig von der Heilkunst. Erwartet keine großen Wunder von mir, aber zumindest können wir davon ausgehen, dass es danach weniger weh tun wird."

Ohne auf eine Erlaubnis zu warten, kniete sie sich auf ein Bein vor den blutenden Mann, besah kurz seine Wunde, und legte dann ihre Hand auf die Verletzung. Kurz schloss sie die Augen. Sie hatte das lange nicht mehr getan.

Wer oder was auch immer du bist, ich bitte um deine Hilfe, dachte sie widerwillig. Es passte ihr nicht, auf… was auch immer hinter ihren neu gewonnenen Kräften steckte, angewiesen zu sein. Aber sie hatte gerade keine bessere Option.

Leise sprach sie einige mystische Worte. Dann spürte sie, wie die magische Energie durch ihre Hand strömte. Ein blaues Leuchten erschien, und die Wunde des Kapitäns schloss sich unter ihrer Hand zumindest so weit, dass sie nicht mehr blutete…

Die Zauberkraft verblasste, und Amira richtete sich wieder auf. Mit einem kurzen prüfenden Blick begutachtete sie das Ergebnis ihres Zaubers.
Titel: Ib - Verschollen in der Ferne
Beitrag von: Ansuz am 24.11.2010, 23:56:09
Ebenso widerwillig wie Amiras Gebet erfolgt die Reaktion. Für einen Moment scheint es gar, als habe sie bereits jedwede göttliche Unterstützung verwirkt, obschon sie gerade erst aus unbekannten Gründen erworben wurde. Dann spürt sie eine sanfte Wärme, die irgendwo in ihrem Innern entsteht und von dort ihren Arm herab bis in die Wunde fließt, hinein in den Menschen, den zu heilen ihre Obligation ist.
Das Gebet manifestiert sich in einem blauen Schein, in dessen Licht Wundränder zusammenwachsen, Blut verkrustet, Gewebe regeneriert und beschädigte Organe geschlossen werden. Es fühlt sich sehr angenehm an, obwohl es sie sich auf der Stelle schläfrig fühlen lässt. Für den Kapitän scheint es wesentlich unangenehmer, presst er doch stöhnend die Kiefer aufeinander. Seine Untergebenen murmeln Stoßgebete, während sie zusehen.
Vier Augenpaare richten sich auf seine Seite, als das Leuchten vergeht. Von einem Einstich ist nichts mehr zu sehen. Geblieben ist lediglich eine schmale Narbe[1]. Vom Einfluss irgendeines „bösen“ Gottes war nichts zu spüren. Die haarige, äußerst streng riechende Armbeuge sieht zutiefst menschlich aus. Das einzige Rot rührt von dem vertrockneten Blut her, das lange Bahnen hinab bis zum Gürtel gezogen hat.
„Ich schulde Euch meinen Dank!“, brummt der alte Seemann, während er den Arm wieder senkt. „Wenn Ihr etwas benötigt, nennt es mir und ich werde sehen, was sich machen lässt. Doch für den Moment brauche ich Ruhe! Männer, geleitet die Dame zurück auf ihr Schiff!“
Draußen begrüßen sie die Blicke gleich zweier Mannschaften. Die Matrosen an ihren Seiten nicken ihren Kameraden zu, die sich merklich entspannen. Ihre Mienen werden gleich viel freundlicher. Einer hält ihr fragend seinen ledernen Flachmann hin. Die Armand wirken ebenso positiv überrascht, auch wenn sie es nicht derart offen zeigen. Stattdessen klopfen sie leicht mit ihren Krallen auf die Reling.
„Gut gemacht!“, raunt ihr jemand von der Seite zu. Als sie sich nach der Stimme umdreht, schaut sie direkt in das rundliche Gesicht des fremden Magisters.
 1. Heilkunde bitte