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Archiv => Archiv - Online-RPGs D&D/d20 3E => Des Kaisers schwarzes Vermächtnis => Thema gestartet von: Menthir am 27.07.2010, 22:14:14

Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 27.07.2010, 22:14:14
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Morgen

Der Volksmund sagte, dass der Tag des Skorpions seinen Namen erhalten hätte, weil der erste Tag der Woche stets mit einem Gefühl der Schwäche begann. Mit dem Gefühl, als hätte ein Skorpion einem in den Rücken gestochen und man würde sich deswegen schwach, dreckig und lustlos fühlen. Die wirkliche Bedeutung des Tags des Skorpions kannten nur noch die Wissbegierigsten oder so mancher Bauer in der Peripherie des Reiches, eben jene Männer, welche nach dem alten Wissen leben durften oder mussten und nicht dem Verlauf der Sterne für das alltägliche Leben nutzten. Doch wie auch immer die wahre Bedeutung dieses Tages gewesen sein mochte, der Stich in den Rücken beschrieb die Gefühlslage eines jeden Gefangenen mit höchster Wahrscheinlichkeit akkurat. Es lag mitnichten nur an dem harten Holz oder dem harten Boden, auf welchen Mann und Frau schliefen, sondern auch an den Umständen. Die erste Nacht der Gefangenschaft war rum, sie war hart und sie war wenig erkenntnisreich gewesen, sie war in allen Belangen unbequem gewesen.

Roter Marmor umfasste einen, auch wenn es noch dunkel war, war sein Abbild noch gut in der Erinnerung greifbar. Ein leicht bleiches Rot mit Einschlüssen, welche leicht vertrocknet wirkten. Vielleicht war es nur eine Einbildung, aber sah der Marmor nicht aus wie langsam gerinnendes Blut an einem warmen Sommertag? Die nächste Lichtquelle, oder ein erfahrener Schlachter, hätte vielleicht darüber Aufschluss geben können, doch Licht gab es nicht, kein Fenster, welches zumindest spärlich die mehr oder wenig kalte Wintersonne in den Raum ließ. Es war stickig, es roch nach Gewölbe und Feuchtigkeit und somit auch ein wenig nach Schimmel. Die Geräusche mehrerer Personen, welche schwer oder pfeifend atmeten, drangen mühevoll durch den Raum. Man war nicht alleine in diesem Gefängnis.

Gefängnis, es war eine merkwürdige Form Gefängnis. Keine Gitterstäbe, kein Lehmhaus am Rande eines Dorfes mit gelangweilten Wächtern und Beamten, welche in Ermangelung irgendwelcher Karriereambitionen an diesen Orten gelandet waren. Der rote Marmor war zu luxuriös. Seine Berührung war kalt und glatt, nur ganz eben ließen sich Unebenheiten in diesem wertvollen Gestein ertasten. Aber dass der Marmor den Boden, die Wände und gar die Decke schmückte, das ließ es doch wie ein gewisses Gefängnis wirken, und dass es wie altes Blut aussah, machte die Situation nicht angenehmer.
"Innerhalb dieses Gefängnis ist man frei.", hatte der blauäugige Wärter gesagt, welcher einen jeden von euch in das Gefängnis bugsierte. Stolzer Gang, fast sechs Fuß groß und von gestriegelter Gestalt war der Mann gewesen, eine Person, welche ihre Arbeit mochte und von ihr überzeugt war. Eine olivfarbene Leinenuniform trug er nur, nicht einmal eine Waffe. Er fürchtete sich nicht, wirkte gar ein wenig gescheit mit seinen klaren Augen und der zerfurchten Stirn, und doch nutzte er eine scheinbar witzlose Bemerkung. Wie konnte man innerhalb eines Gefängnisses frei sein? Zumindest waren die Türen zu euren kleinen, kargen Zimmern nur von euch zu verschließen. Ein Riegel trennte einen jeden vom Rest des Gefängnisses, welches doch eher eine alte Räumlichkeit für Gäste zu sein schien. Es roch feucht und Spinnweben hingen überall herum, dieser Ort war zwischendrin bestimmt auch ein Lagerraum gewesen, vielleicht deswegen der Geruch von Schimmel? Oder mochten hier einst Tote gelegen haben und der leichte Geruch von Fäulnis ist das, welches übrig blieb von dieser Tat?
Einsame Gedanken in steinernen Mauern mochten einiges beschwören; Wahres wie Unwahres gleichermaßen.

Der Name des Wärters, welcher einen jeden von euch zu unterschiedlichen Zeiten einquartierte, blieb ein Geheimnis. "Je weniger ihr habt, desto freier werdet ihr euch fühlen.", mit solcherleich Prophezeiungen, welche für einen einfachen Gefängniswärter wohl kaum mehr als Binsenweisheiten sein dürften, glänzte er bei der Abnahme eurer Besitztümer, bis nicht mehr viel blieb bis auf Schreibzeug, Bücher, ein wenig Kleidung. Werkzeuge waren tabu, wie es auch die Flucht war.
"Jeder Fluchtversuch zwingt mich dazu, euer Leben enden zu lassen. Seid euch gewiss, dass ihr die Klinge führt dabei, solltet ihr es wagen." Die Stimme des Wärters, welcher bartlos und im mittleren Alter zu sein schien, verriet keine Schadenfreude, allerdings auch keine Emotion. Ein einfacher Hausdiener war er nicht, sein Auftreten war zu brüsk, zu direkt, zu stolz, seine Worte standen in einem gewissen Kontrast dazu. Eine merkwürdige Kombination.
"Eure Räume werden jetzt noch leer sein, wie die Steppe in einer Dürre. So werdet ihr euch fühlen. Aber es gibt Wege.", deutete er an und zeigte immer dann, wenn er diese Worte sagte, auf eine Matratze, welche vor der Gefängnistür direkt an der Wand lehnte.
"Ihr werdet sie erkennen. Nur die Weisen teilen diesen Ort." Seine letzten Worte zu einem jeden von euch. Die Tür schloss sich, die Nacht senkte sich nieder und schwer lastete das Verbrochene oder nicht Verbrochene auf den Schultern, ehe der Schlaf gewann.

...

Schritte klangen taktvoll über den Marmor, welcher auch den Zugang zum Gefängnis pflasterte und so ein Erkennen von Besuch erleichterte, aber auch eine lautlose Flucht unmöglicher scheinen ließ. Ein Schlüssel wurde gerüttelt und gedreht, das Schloss klemmte ein wenig, eine der einzig beiden verschlossenen Türen des Gefängnisses öffnete sich. Schritte traten über die Schwelle, sechs Füße in Stiefel, Metallglieder rasselten, der Schritt war militärisch, sorgfältig.
Doch eine sehr sanfte Stimme, welche weder tief, noch wirklich hoch war, erhob sich in der Nähe der Tür, während das Geräusch eines sich legenden Vorhanges die Stimme kurz begleitete.
"Seid mir Willkommen, meine Gäste." Die Stimme war angenehm, doch wenig definierbar. Sie klang zumindest warm. "Macht euch keine Mühe und bleibt liegen. Es ward euch versprochen, dass das Frühstück zur achten Stunde käme, soweit sind wir noch nicht. Doch lauschet mir, während ihr eure Augen geschlossen haltet." Sie hatte etwas hypnotisches, einflüsterndes, man mochte ihr gern und lange folgen.
"Stellt euch vor, der Himmel ist blau, wenige dunkelblaue Wolken sind am Horizont zu sehen, von der prächtigen Sonne beschienen. Regenbögen werden über das weite und bald wieder blühende Land getragen." Leise erklang das Spiel einer Guzheng[1]. Der Mann mit der sanften Stimme machte eine Pause und ließ ein paar der Klänge für sich sprechen, versuchte die beschriebenen Bilder zu beschwören.
"Kleine und große Tiere tollen gleichermaßen durch das erste grüne Gras, Frösche hüpfen durch die kleinen Teiche, welche sich in den Senken bilden und kosten das Leben."
Weitere Minuten ausgiebigen Spiels folgten, welches eine fließende Harmonie war. Etwas selten Schönes, voller Anmut und Würde, es ließ einen träumen.
Plötzlich ein Misston. "Und dann hören alle, der Kaiser ist tot." Und das Lied war vorüber. Die Luft vibrierte noch leicht, und wenn man noch versuchte sich an die angenehme Stimme oder die Melodie zu erinnern, schien sie wie ausgelöscht. Einem Peitschenknall gleich, ertönte eine ruppige, wüste und brummende Stimme.
"Ihr! Ihr habt ihn umgebracht, ihr Barbaren!"
Die Worte schienen wie surrende Pfeile in einer Schlacht, Stille folgte nach dem Einschlag.

"Li, alter Freund, nicht so stürmisch. Beginnt keinen Krieg, ehe die Zeit dazu gekommen ist." Ein Schnipsen hatte kurz zuvor die Stille zerschnitten, die sanfte Stimme erklang wieder und sie sprach langsam und deutlich leiser weiter, sodass man sich anstrengen musste, zuzuhören. "Zumindest einer von ihnen ist der Mörder. Das muss nicht bedeuten, dass sie alle es sind." Die Stimme, eben noch ruhig und rein, lachte jetzt gehässig und fügte dann wieder in alter balsamartiger Sanftheit an. "Es würde uns Mühe ersparen, Li, das mag ich wohl einsehen, dennoch lasst uns doch erstmal vorstellen."
"Ich werde sie alle richten lassen, wenn mir der Mörder nicht präsentiert wird! Am Tag des Drachen[2]!" Die Stimme war es gewohnt, militärisch und straff zu sein, jetzt bebte sie vor Wut und Trauer zugleich.
"Sssch!", die sanfte Stimme sprach mit den Bären wie mit einem Kind, "Seid nicht so grob, Li."
Eine dritte Person, die anwesend war, sog hörbar die Luft ein für einen Moment, ehe die sanfte Stimme sich wieder anhob.
"Ich bin Shǎzi, Herr dieses Hauses und in meiner Begleitung sind die ehrenwerten Chuang Li, Chuang An und Zázhǒng."
Die sanfte Stimme machte eine kunstvolle Pause, welche keine der anderen drei Personen so recht ergreifen mochte, so sprach der Hofweise weiter.
"Ich bin ein Meister der Lehren und der Leeren, wenn ihr mit diesen Worten zu spielen versteht. Und da meine Begleiter brüsk, schüchtern oder weise genug sind, nicht zu viele Worte zu verlieren, denn das tun nur Narren, werde ich euch erklären, wieso ihr hier seid."

Schritte gingen im Raum umher, eine Person schien die Räumlichkeiten intensiv zu mustern und sog immer wieder die Luft scharf ein, diese Person wurde von lauten Schritten begleitet. Es schien, als würde der Hofweise seinen Schritt verbergen können. Zwei andere Personen murmelten nun, kaum zu verstehen[3]. Der Hofweise schwieg den Moment, bis die beiden Stimmen verebbt waren, als würde er selbst lauschen. Jemand sog abermals scharf die Luft ein, die sanfte Stimme Shǎzis sprach weiter, er erhöhte die Tonlage seiner Stimme und sprach im reimenden Singsang.

"Der Tod holte den alten und geliebten Kaiser,
der Mörder war leider nur halb ein Weiser,
war er zwar in der Lage, mit Taten zu lügen,
so konnte er nicht alles und jeden betrügen,

Zwar konnte dieser Schuft sich verdrücken,
sich zwischen viele hängende Hälse bücken,
doch entkam er dem Himmel nicht ganz und gar,
wird sich nun hoffentlich der Gefahr gewahr,
dass er nun sitzt mit jenen, die nur Kleines taten,
und alsbald nun auf ihre Freiheit warten.

So ist es aller Aufgabe gemein,
zu finden das list'ge Schwein.
Doch die Zeit will einem die längsten Beine machen,
der General euren Kopf am Tag des Drachen,
darum flehe ich euch bitterlich,
findet den Mörder nicht nur für mich,
sondern rettet auch euch, die unschuldig sind,
und führt zur Schlachtbank das kranke Rind."


Zwei leise Töne, der höchste und der tiefste Ton der Guzheng, folgten diesem Gedicht, welches der Hofweise aus dem Ärmel geschüttelt zu haben schien. Noch ein wenig wollte er es nachklingen lassen.
"Am Morgen des zehnten Tages köpfe ich jeden, wenn sie den Mörder nicht unter sich gefunden haben. Entweder sie finden ihn, oder sie sterben alle!", brüllte Chuang Li, der älteste Sohn des Kaisers und trampelte nach draußen, wohl damit Shǎzi keine Widerworte geben konnte.
Jemand sog pfeifend die Luft ein und dann war Shǎzis Stimme viel näher, als würde er vor den Türen direkt stehen, während die anderen vier Stiefel den Raum verließen.
"Ich weiß, ihr seid fähig. Ich weiß, ihr wisst wenig. Doch verzaget nicht in Anbetracht dessen. Vertraut eurem Wissen, so gering es sein mag, vertraut eurer Kunst, so unperfekt sie sein muss, und vertraut der Zeit, die Licht in das Dunkel bringen kann, wenn ihr sie weise nutzt." Die Stimme hörte auf zu sprechen und nur noch das Einrasten des Schlosses zeugte davon, dass ihr wieder allein in eurem Gefängnis ward. Alleine mit dem Mörder des Kaisers. Waren eure Untaten nichts mehr wert? Wie standen eure Untaten damit in Zusammenhang? Wer von euch war es?
Die Lust zu Schlafen war endgültig dahin, der Tag begann mit einem Skorpion, der einem in den Rücken gestochen hatte. Wie war der Kaiser gestorben, wo war der Kaiser gestorben? Viele Fragen mochte es nun geben und doch war es klar, so wie der General diese Situation forcierte, gab es nur eine Erkenntnis in diesem Moment. Ein liederliches Spiel hatte begonnen...
 1. Eine chinesische Zither (http://www.youtube.com/watch?v=D_M_xf7DauY)
 2. Das ist der zehnte und letzte Tag der Woche
 3. Lauschenwurf
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 28.07.2010, 11:33:28
Mühsam öffnete Lu Chieng die Augen. In seinem Rücken stach der Schmerz, der ihn geweckt hatte. Langsam öffnete er die Augen und starrte verwirrt an die rote Decke und die Wände. An die Decke starrend versuchte Lu Chieng seine Gedanken zu ordnen. Wo war er und warum? Mit wachsender Kontrolle über seinen Körper kamen auch die Erinnerungen wieder.

"Richtig, das Neujahrsfest" ... ... ... "Dieser Spinner aus Na Gûn."

Langsam hob er seinen Kopf und schaute sich; überall dieser rote Marmor. Ein kleiner Raum. Irgendwo war auch noch ein Vorraum gewesen.

Mühsam richtet Lu Chieng sich auf und lehnt sich sitzend gegen eine Wand. Nach einigen Minuten oder Stunden, so genau konnte er es nicht bestimmen erklang eine Stimme. Wie von selbst schließt er, wie gewünscht, die Augen. Langsam driftet sein Geist in das beschriebene Land immer weiter vertieft sich sein Geist, sogar sein schmerzender Rücken verschwindet.

Wie ein Paukenschlag verschwindet der blaue Himmel, das Gras, die Teiche. Lu Chieng war sich nicht sicher ob er sich nicht doch noch im Prozess des Aufwachens befindet: "Tot? Der Kaiser? Umgebracht? Wir?" - Anscheinend gab es also noch mehr Leute hier unten.

Verstört ging Lu Chieng den gestrigen Tag nochmal im Kopf durch. Nein, er war sich ziemlich sicher, dass er den Kaiser nicht umgebracht hatte, er hatte ihn noch nicht einmal gesehen. Langsam schloß er erneut die Augen, in dem sicheren Glauben, sobald er sie erneut öffnete wäre er dann richtig wach und würde in seinem angemieteten Zimmer aufwachen. Das konnte doch alles nicht stimmen.

Behutsam schlug er die Augen erneut auf; aber sowohl der rote Marmor, alsauch die Stimmen waren wieder da. Langsam hob Lu Chieng seine Hände und massierte sich die Schläfen, nun schmerzte nicht nur sein Rücken, sondern auch sein Kopf war mit einem pulsierendem Schmerz durchzogen. Die gebrüllte Drohung auf seine Hinrichtung trug nicht dazubei, die Schmerzen abklingen zu lassen.

Langsam schob Lu Chieng sich mit dem Rücken an der Wand hoch, ein leichter Schwindel erfasste ihn und ließ ihn tief einatmen. Auch wenn ihm das Reimmuster nicht zusagte musste Lu Chieng sagen, dass es für eine anscheinende Improvisation nicht schlecht war und die Intonation sehr gut. - "Merkwürdig, ein Gedicht über deinen Tod und du machst dir Gedanken über das Versmaß." - er schüttelte den Kopf, auch wenn er sofort merkte, dass das nicht seine beste Idee gewesen war, sofort traf in der stechende Schmerz in seinem Kopf.

"zehn Tage und die Zeit spielt für uns?" - Auch wenn er in letzter Zeit nie stark geträumt hatte verlor er die Hoffnung nicht ganz noch aufzuwachen, das Geschehen war einfach zu merkwürdig um wahr zu sein, es konnte einfach nicht sein. Nachdem er den Schlüssel im Schloß sich hatte drehen hören, sank Lu Chieng erschöpft wieder an der Wand herunter, er legte seinen Kopf vorsichtig auf die Kniee und schloß die Augen. Langsam wartete er darauf das der Schmerz verebbte...
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 28.07.2010, 13:39:58
Xū Dǎnshí wachte von den Stimmen auf und konzentrierte sich darauf, dem Gespräch zu lauschen. Er hatte viel meditiert und hatte scharfe Sinne, wenn er sich darauf konzentrierte.

An Schlaf war nicht zu denken und so zog er sich an, trat aus seiner Zelle und setzte sich im Lotussitz auf den Teppich in der Mitte des Raums, bereit die anderen Insaßen kennenzulernen. Seine alten Knochen schmerzten vom harten Bett, doch darüber hinaus kümmerte es Danshi nicht, dass er unter so widrigen Umständen eingekerkert zu sein. Es war seine freie Wahl gewesen, sich von der göttlichen Ordnung abzuwenden, er hatte das irdene Glück erfahren, dass er in den Menschen gestiftet hatte, und spürte einfach, dass dies der richtige Weg war, den er zur Not mit seinem Leben verteidigte. Dies war eine Sache, die größer war als er selbst.

Für einen kurzen Moment wog er ab, ob es überhaupt der Wahrheit entsprach, dass der Kaiser tot war. Doch dazu würden die Worte, die sein feines Gehör erhascht hatten und die nicht den Ohren der Gefangenen galten, nicht passen: "... wenn jemand erfährt, dass der Kaiser tot geblieben ist.", langsam wiederholte er ein paar Mal das Satzstück, dass seine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Dies bedeutet, dass der Kaiser schon einmal tot war und man versucht hatte, den Tod wieder rückgängig zu machen. Das ergab keinen Sinn. Vielleicht war es aber auch metaphorisch gemeint gewesen, dass sich der Kaiser lange aus den Geschäften des Reichs zurückgezogen hatte und, ob seines Todes, auch nie wieder in die Regierungsgeschäfte zurückkehren wird.
Und dann war da noch etwas, das ihn störte. Der Kaiser hatte mit seinen etwa 82 Kirschblüten schon ein mythisches Alter erreicht und nachdem er sich zurückgezogen hatte, war abzusehen, dass er bald sterben würde. "Es musste einen politischen Grund gegeben haben, das Wagnis einzugehen, ihn zur Dämmerung seines Lebens zu ermorden - außer natürlich der Mord geschah im Zorn, der die Tugend schwächt", murmelt er gedankenverloren. War der Kaiser mit etwas beschäftigt gewesen, dass jemandem missfallen hatte? Schnell überlegt Dansi, ob ihm etwas einfällt[1].
Es war nur verständlich, dass seine Söhne seinen Tod geheim hielten, schließlich erlebte das Reich schwere Zeiten. Einige der Provinzen wagten gar, sich offen vom Kaiser loszusagen und auch am Hof gab es genügend Intrigen gegen den Kaiser. Zu leicht könnte jemand die Gunst der Stunde nutzen, um die Dynastie zu beenden, so lange die Thronfolge ungeklärt war. War nicht immer der älteste Sohn der Nachfolger des verstorbenen Kaisers?, fragt sich Danshi[2].
Und warum war es so wichtig, den wahren Mörder zu finden, außer um die Rachsucht  seiner Söhne zu befriedigen? Für alle anderen Dinge hätte man auch einen Sündenbock benennen können - am besten natürlich einen, der sich politisch gut nutzen ließe, z.B. ein Beamter von Qinlong.

Fragen über Fragen, die weitere Fragen nach sich zogen. Danshi seufzt. Er wußte einfach zu wenig, um sich auf alles einen Reim machen zu können. "Ich bin aber aus anderem Grund hier. Es geht hier um meine Sache - und ich werde mich nicht für dieses groteske Spiel nutzbar machen lassen!, flüstert er entschieden[3].
 1. Knowledge (local) 29 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6279.msg627127.html#msg627127)
 2. Wissen (Nobility & Royality): 9 (natürliche 1) (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6279.msg627127.html#msg627127)
 3. Ihr könnt ja lauschen, ob Ihr meinen Ausspruch hören könnt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 28.07.2010, 15:01:36
Seit Jahren hatte Mako Jinsei nicht mehr so schlecht geschlafen wie diese Nacht. Aber er hatte es sich selbst zuzuschreiben, dass er nun hier war. Er war einfach zu unvorsichtig gewesen. Hatte es sich wenigstens gelohnt?, fragte er sich, während er sich den Schlaf aus den Augen rieb. Es hätte sich gelohnt, wären wir zum Ende gekommen., antwortete er sich selbst und seufzte leise.
Dann erklang eine Stimme, die wirres Zeug erzählte und danach eine Guzheng.
Immerhin etwas Kultur. Auch wenn ich schon besseres Zitherspiel gehört habe: Meines., dachte er selbstgefällig und versuchte durch den beruhigenden Klang vielleicht noch einmal Schlaf finden zu können. Aber dann wurde die Melodie von einer Dissonanz zerissen. Mako verzog schmerzhaft das Gesicht. Das hätte der Foltermeister sich sparen können.
Erstaunt weitete er die Augen als er kurz darauf die Neuigkeit erfuhr. Tot? Der Kaiser? Wir ihn umgebracht? Warum? Wieso?
Vielleicht folgt Erklärung, dachte er bei sich und lauschte weiter. Aber keine wirkliche Klärung folgte. Nur weitere Verwirrung. Wieso sollten die Verdächtigen selbst den Täter ermitteln? Zumindest er selbst wusste nichts darüber, wie könnte er sich dann anmaßen einen völlig Fremden zu beschuldigen?

Er legte die Hände vor sein Gesicht und ging in sich.
Hatte er den Kaiser umgebracht? Nein, zumindest nicht bewusst.
Wie wahrscheinlich war es, dass er ihn unbewusst getötet hatte? Sehr unwahrscheinlich. Er hatte in den letzten Tagen nicht zu viel getrunken und meinte auch sonst sich an jede Minute erinnern zu können. Wie verlässlich war das? Schon jetzt konnte er allein mit seiner Singstimme Leute manipulieren, wenn auch nur leicht. Kaisermord hätten diese nicht zu Stande gebracht. Aber wenn jemand wie er seine Fähigkeiten trainierte, oder schlimmer: wenn einer dieser "Magier" die verbotene Kunst betreiben ihn manipuliert hätten. Aber warum ausgerechnet ihn?

Er setzte sich auf und stieg aus dem Bett. Ich mache mir zu viele Sorgen, ich sollte erstmal sehen, was noch für potentielle Mörder hier eingesperrt sind. Er schob den Riegel zurück und ging in den Gemeinschaftsraum. Dort saß ein älterer Mann und dachte nach. Irgendwie kam er Mako bekannt vor, er wusste nur noch nicht genau woher.

"Ich wünsche einen guten Morgen.", begrüßte Mako ihn höflich und ging ohne zu zögern in den Waschraum. Er überprüfte sein Spiegelbild im (noch) klaren Wasser des Zubers und spritzte sich dann zwei handvoll Wasser ins Gesicht. Mit den Fingern ordnete er notdürftig seine Haare und ging wieder raus.
Er setzte sich neben dem Alten auf den Teppich und sah ihn an.
"Seid Ihr der Mörder, alter Mann?", fragte er freundlich und ohne anklagend zu klingen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 28.07.2010, 15:59:07
Danshi war amüsiert über die Frage des kecken Jünglings. "Ich bin aus einem anderen Grund hier,", und gibt mit einem schiefen Lächeln zurück, "doch würdet Ihr es mir glauben?". Er ließ die Frage im Raum stehen, bis die Stille schon unangenehm wurde. Dann entgegnete er "Vielleicht seid ihr es aber auch gewesen? Lasst mich Euch ansehen. Ja ihr seid ein schöner junger Mann, ihr könnt nicht älter als 24 sein. Doch schmal seid ihr, ihr wart bestimmt kein Bauer. Wart Ihr vielleicht ein Beamter? Hm..., ich glaube eher, dass ihr ein Höfling gewesen seid.". Wieder eine Pause, "Lasst mich sagen, dass ich nicht daran interessiert bin, ob Ihr der Mörder seid. Ich habe weder die Kraft noch den Willen, es herauszufinden. Vielmehr interessiert mich, welche ungewissen Zukunft dem Reich bevorsteht, jetzt da der Kaiser gestorben ist. Doch so weit sind wir noch nicht; mein Name lautet Xū Dǎnshí und ich war Militär und zuletzt Provinzhalter in Cui Bao. Wie lautet Euer Name, junger Mann?", seine Stimme zeigt, dass er amüsiert ist, aber ansonsten klingt er ruhig und gesetzt. Er sitzt fast reglos da.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 28.07.2010, 17:38:28
Nachdem die Kopfschmerzen einigermaßen abgeklungen waren und Lu Chieng Stimmen im Vorraum hörte konnte er seine Neugier kaum noch zähmen. Schnell erhebt er sich und macht ein paar Schritte in Richtung Tür. Im letzten Moment besonn er sich anders und schaute an sich herunter.

"Verdammt, diese Barbaren." - Seine Kleidung war von seiner Festnahme noch dreckig: "Das Niederschmeißen, hätten sie sich ruhig noch sparen können." dachte er bei sich, bevor er sich umdrehte und in seinen Sachen noch einer Kleiderbürste suchte und sich daran machte den gröbsten Dreck zu entfernen. Bei der sorgsam Überprüfung seiner Kleidung fielen ihm sogar einige kleine Risse auf. Nachdem er sorgsam seine Kleidung wenigstens gebürstet hat öffnet er seine Tür und betrachtete den Raum der vor ihm lag.

Sorgfältig betrachtete er seine beiden Mithäftlinge vor ihm auf dem Teppich sitzend. Leicht deutet er eine Verbeugung an, wie immer wenn er den Rang von Personen nicht ganz zuordnen konnte. Wenigstens der Alte schien einen höheren Rang zu bekleiden, seiner Robe nach zu urteilen und seiner Ringe zu Folge konnte er nicht ganz arm zu sein. Den anderen konnte er nicht ganz einschätzen, solange er nicht mehr erfahren würde, würde er wohl unter Schönling laufen.

"Lu Chieng." stellt er sich mit einer erneuten leichten Verbeugung vor. Er stellte sich an die nördliche Wand gelehnt, wer wohl sich wohl in den anderen Zimmern aufhielt? Naja sie würden früh genug herauskommen.

Irgendwie kam sich Lu Chieng unbehaglich vor. Die Wand war kühl, wie nicht anders zu erwarten bei einem unterirdischen Raum, aber er würde sich nicht die Blöße geben jetzt direkt von der Wand wegzutreten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 28.07.2010, 18:06:55
"Mein Name ist Mako Jinsei, erfreut euch kennen zu lernen.", stellte er sich vor und überlegte wie viel er in dieser Situation vo sich erzählen sollte, als eine der Zellentüren aufging und ein weiterer Mann den Raum betrat. Ihn konnte Mako nicht einordnen, aber er schien auch kein armer Wicht zu sein.
Haben die Prinzipiell jeden, der Verbindung zum Kaiserhof hatte hier reingeschteckt und meinen einer von denen müsse es ja sein?
Bevor er sich mit Lu Chieng befasste wandte er sich wieder zu dem Alten.
"Ich bin Künstler. Musiker, um genau zu sein. Mein Gesang und mein Yueqinspiel erfreute die Reichen und Adligen. Ich denke nicht ernsthaft, dass ihr der Mörder seit, aber auch ich glaubte aus anderem Grund hier zu sein, man sollte keine Voreiligen Schlüsse ziehen."
Dann sah er zu Lu Chieng, der am kalten Marmor lehnte.
"Und ihr? Seid ihr der Mörder?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 28.07.2010, 18:33:56
"Mörder?" - Lu Chieng zog seine linke Augenbraue fragend nach oben. Dies war eine Bewegung, welche er sich vor urzeiten mal bei einem kaiserlichen Beamten abgeschaut hatte und seit dem immer wieder in sein Repertoire einbaute.

"Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden umgebracht." - Der Mörder würde wohl sowieso bis zum letzten Tag warten, wenn er sich offenbaren wollte und darauf hoffen, dass der Verdacht auf jemanden anderen fällt, der sich vielleicht für das Leben der Anderen opfert.

"ich habe dem Kaiser stets gedient und versucht seine Wünsche so gut es geht zu erfüllen. Doch ich hatte nie das Glück den Kaiser zu erblicken. Nun scheint es so als wäre es auch nicht mehr möglich. Nun denn spare ich es mir euch die gleiche Frage zu stellen, die ihr mir stelltet, denn selbst wenn ihr der Mörder wäret würdet ihr es wohl kaum zugeben oder?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 28.07.2010, 19:07:57
In ein Loch geworfen zu werden, hatte Hong Gil-dong schon erwartet. Doch noch mit anderem Gesindel? Und dann noch beschuldigt werden, man sei schuld am Tod des Kaisers? Moment. Der Kaiser ist tot, das Reich stürzt ins Chaos und Hong Gil-dong sass eingekerkert um auf den Tag des Drachens zu warten, damit er hingerichtet wird. "Da hättest du besser darauf achten sollen, dass man dich nicht zurückbringt du Idiot " schalt er sich leise murrend selbst. Von der Strohmatte aufstehend umspielte sein Mund ein lächeln. "Es scheint, als ob der ehemalige Provinzhalter oder der dumm rum fragende 'Künstler' sich auch daran gewöhnen müssen, wie ein Hund zu schlafen."

Kurz lockerte er die Muskeln und lässt sein Nacken knacken um die Unannehmlichkeit des Harten Bodens abzuschütteln. Kurz streifte er sich ein paar Strohhalme von der Weste bis er auf etwas weiches, klebriges stiess. "Ah, eine Nudel von gestern Abend." schloss er und warf den kleinen Überrest der letzten Mahlzeit auf den Boden. Der Wand entlang tastend begibt er sich zur Türe und öffnet diese.

Betont gemächlich trat er aus seiner Zellentür hinaus, verschränkte die Arme vor seiner Brust und liess mit leicht wechselnder Muskelanspannung den tätowierten Drachen um seinen Bizeps herum tanzen, als ob er leben würde. Hong Gil-dong warf einen finsteren Blick zu demjenigen der drei anwesenden, hinter dem er den lästigen Fragesteller vermutete. Eigentlich wäre es ein bedrohlicher Anblick gewesen, hätte in seinem Haar nicht noch Stroh von seiner Schlafstätte gesteckt, wäre seine Hose nicht mit dem Staub der Strasse bedeckt und seine Rote Weste nicht gespickt von Flecken des Sake gewesen, der seinem Mund entwischte, um an seinem Oberkörper zu versickern. "Kommt erst gar nicht auf die Idee, ich könnte ein Mörder sein. Denn in unserer gegenwärtigen Lage müsste ich Euch dann umbringen", spottete er und begab sich zur Tür hinter der er den vermuteten Waschraum entdeckte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 28.07.2010, 19:44:55
Mit einer gewissen Qual mühte sich Sūn Ai auf, nachdem die Männer vor ihrer Tür verschwunden sind. Ganz, ganz leise musste sie lachen. Es war kein Lachen, dass man wirklich gut einordnen konnte. Es wirkte nicht so, als würde sie die Männer vor der Tür auslachen oder gar sich darüber freuen, dass der Kaiser tot ist. Dadurch das es für viele Leute an so einer merkwürdigen Stelle kam, machte es nur noch seltsamer. In Wahrheit lachte Sūn Ai nur, weil sie zunächst nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Die gesamte Situation kam ihr so absurd vor. Das Lachen, welches schon so leise Anfing, in der Hoffnung, dass die Wände es vor den anderen Insassen bewahren, wurde noch leiser.

Das junge Mädchen beruhigte sich und atmete tief durch. Irgendwie würde sie es schon schaffen. Irgendwie würde sie schon lebend diese Zellen verlassen. Irgendwie hatte sie bisher immerüberlebt. Es floss ihr eine Träne aus dem Auge. Hastig wischte sie sie weg, obwohl niemand da war, der sie hätte bemerken können. Wieder atmete sie tief durch und sah sich dabei in dem Raum um. Der gestrige Abend, Neujahrsfest. 'Normalerweise soll doch ein neues Jahr neues Glück bringen, aber wenn das Jahr schon so begann, was wird mich da noch erwarten. Sie setzte sich wieder auf das Bett und taste es ab.  'Eigentlich bin ich es doch gewohnt ohne viel Luxus zu schlafen. Wieso tun mir also ausgerechnet heute auf einmal alles so weh.' Ihre Hand geht zu ihrem Rücken und sie streckt sich, während sie versucht sich zu erinnern. Was hatte sie gestern Abend mitbekommen? Wo war sie noch einmal? Viel aber kam ihr nicht in den Sinn, zu aufgebracht ist sie gewesen um sich zu konzentrieren. Hätte sie sich Konzentrieren können, wäre sie ja vielleicht gar nicht einmal hier. Sie stand wieder auf und betrachtete sich selbst. Ihre Kleidung weißt überall Risse auf. An ein paar Stellen, an Armen und Beinen, waren sogar größere Flecken ihrer haut zu sehen. Auch war die Kleidung recht stark beschmutzt. Sie wollte gar nicht erst in den Spiegel schauen. Es hatte ihr gestern Abend geholfen, geholfen zu überleben, aber jetzt, jetzt hatte sie erfahren, dass sie vielleicht doch nicht weiter leben würde. 'Wieso machen die das eigentlich? Wollen sie Staatskosten sparen? Brauchen sie ein bisschen Unterhaltung?' Sūn Ai war fest davon überzeugt, dass es bessere Wege gibt einen Mörder zu überführen, als ihn mit anderen zusammen zu sperren. "Nie im Leben würde sich der Mörder freiwillig stellen und zusammen gesperrt mit anderen Verdächtigen, braucht er ja nicht einmal zu suchen um einen Sündenbock zu finden. Ja, der Mörder bräuchte ja nicht einmal ein besonders schlechtes Gewissen zu haben, da der anderen Gefangene ja auch irgendetwas verbrochen haben muss, damit er hier festsitzt." Sūn Ai Gedanken gingen auf die anderen Gefangen über. Die waren wohl im Moment das wichtigste. Hastig eilt sie zur Tür und lehnt ihr Ohr heran, um zu lauschen, was draußen vor sich ging.

Sie verweilte so einen Moment, dann hatte sie vorerst genug gehört. 'Die scheinen ja zu einer der höheren Schichten zu gehören.' So wie Sūn Ai momentan aussah, würde man sie wohl für eine Straßenbettlerin halten. Hastig geht sie zu ihrem Rucksack. 'So kann ich nicht bleiben, so nett die da draußen auch vielleicht sein mögen.' Innerlich ging sie noch einmal die Namen durch, die sie gerade gehört hatte. 'Wahrscheinlich würden die mich sofort abstempeln.' Aus ihrem Rucksack zog neue frische Kleidung und legt sie auf das Bett. Rasch zog sie sich um. Mit der neuen Kleidung kam auch etwas Frische und Mut in ihr auf. Danach strich sie sich noch durch die Haare. Für die Männer da draußen brauchte sie sich nicht besonders hübsch machen. Wahrscheinlich war es sogar von Vorteil möglichst natürlich zu wirken, damit sie einem nicht etwas falsches unterstellen. Als sie fertig ist kramte sie noch einmal kurz in ihrer Tasche und holte einen kleinen Handspiegel hervor, mit dessen Hilfe sie ihr Ergebnis noch einmal betrachtet. Zufrieden damit, wie sie aussah, unzwar recht natürlich - Sie hatte ihren sauberen Hanfu an und ihr Haar hing offen und glatt herunter - ging sie wieder zur Tür. Wahrscheinlich würde man ihr allein weil sie eine zierliche Frau war nicht zu muten, den Kaiser umgebracht zu haben. Auf der anderen Seite, würde sie man aber bestimmt für Gefährlich halten, wenn man heraus findet, was sie kann. Bei ihrer Herkunft war sie sich noch nicht ganz sicher. Jemand von der Straße würde man bestimmt einfacher zutrauen zu Morden, aber gerade weil sie aus niedrigeren Verhältnissen kam, hat sie nichts mit den Machtkämpfen der hohen Häuser zu tun, die viel mehr Grund haben für einen Mord am Kaiser. Noch einmal wurde ihr bewusst was geschehen ist. 'Der Kaiser wurde ermordet. - So hat man es uns zumindest mitgeteilt.'

Vor der Tür atmete sie noch einmal tief durch. 'Wie sollen wir in so kurzer Zeit, bestehend aus einer Gruppe von Fremden unter uns einen Mörder ausfindig machen. Was ist, wenn der eigentlich Mörder gar nicht unter uns ist oder was ist, wenn es vielleicht sogar mehr als einer war? Wie viele wir wohl sind?' Es war an der Zeit die ganzen Fragen und Spekulationen sein zu lassen und heraus zu treten aus ihren Versteck. Sūn Ai öffnete ihre Tür und blieb erst einmal stehen. Da sie vorher gelauscht hatte, wusste ungefähr, wo sich wer befindet. Nur der vierte Mann im Raum verwirrte sie für einen Moment, da sie von ihm noch nichts gehört hatte. Sie machte einen zögerlichen Schritt aus ihrer Kammer und verbeugte sich mit zusammen geschlossenen Händen. Dabei zeigte ihr Körper in die Richtung des alten Mannes. Sie hatte Respekt vor dem Alter und zollte diesen auch. Nach der Begrüßung ging sie weiter mit kleinen Schritten in Richtung des Teppichs. Dort angekommen, fragte sie in einem höflichen Ton an Xū Dǎnshí.
"Ist es mir gestattet, mich zu setzen. Mein Name ist Sūn Ai."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Zhào Làn am 28.07.2010, 20:27:59
Als sie die Schritte vernahm war Zhao Lan bereits hellwach. Zum einen weil es eine Angewohnheit war bereits vor dem Sonnenaufgang aufzustehen und zum anderen weil das harte Bett keinen langen und erholsamen Schlaf zuließ. Aufmerksam hörte sie den Stimmen und dem Spiel der Guzheng zu, welche aus dem Vorraum heraus zu hören waren. Je mehr sie hörte, desto mehr fragen kamen ihr in den Sinn. "Der Kaiser wurde ermordet? Von einem der hier inhaftierten? Oh mächtiger, ist dies eine weitere Prüfung auf meinem Weg? Wurde ich hier hin geführt um bei der Aufklärung dieses Verbrechens zu helfen? Aber wie soll ich das anstellen? Wie soll ich herausfinden wer die Schuld trägt? Und was ist wenn der wahre Schuldige nicht einmal unter uns Gefangenen weilt?"

Nachdem die Personen den Vorraum verlassen hatten hing Lan noch einigen Minuten lang ihren Gedanken nach, bis sie sich schließlich aus dem Bett erhob.
Aber leider tat sie dies zu schnell, ihr wurde schwarz vor Augen und ihr Orientierungssinn schien komplett verrückt zu spielen. Sie hatte jegliches Gefühl in ihren Körper verloren, und ihr Verstand schien unglaublich langsam zu arbeiten. Die junge Frau versuchte sich wieder auf das Bett zu setzen, aber durch den Kontrollverlust wurde aus dem "setzen" eher ein fallen. Die Landung war unsanft und hätte Lan etwas gespürt bestimmt auch schmerzhaft. Aber immerhin war sie jetzt dort wo sie hinwollte und konnte im liegen darauf warten das sich ihr Zustand bessern würde.
Es dauerte etwas bis Lans Kreislauf sich erholt hatte und die Schwärze verschwunden war. Kurz hielt sie ihren Handrücken an ihre Stirn um ihre eigene Temperatur zu überprüfen. Sie war erleichtert als sie daran nichts ungewöhnliches feststellte und erhob sich erneut aus dem Bett, diesmal allerdings etwas bedächtiger. Kurz streckte sich die Priesterin um die durch den harten Untergrund hervorgerufen Verspannungen zu lösen und machte sich anschließen daran sich anzukleiden.

Eine Weile lang sah sie sich die Kleidung an die sie zur Verfügung hatte und musste feststellen dass kein einziges Stück davon zu ihrer derzeitigen Situation passen wollte. Kurz musste sie Lachen, als sie die Pompösen Kleidungsstücke genauer betrachtete und ihr der Grund  warum sie hier war wieder einfiel. "Tja Song Meng, so war das wohl nicht geplant, oder? ..." kam es ihr schließlich noch über die Lippen, als sie sich wieder etwas gefangen hatte.

Am Ende entschied Lan sich dafür die Gewänder des Schreines anzulegen, da ihr die anderen Sachen zu unpassend erschienen. Langsam öffnete sie ihre Tür und trat hinaus in den Vorraum, wo sich schon einige ihre Mitgefangen aufhielten.  Kurz wanderte ihr abschätzender Blick von dem älteren Herren, zu der jungen Frau , anschließend zum "Schönling" und schließlich zum an der Wand lehnenden Mann.
"Einen schönen guten Morgen wünsche ich." Mit ausdrucksloser Miene begrüßte sie ihre neuen Mitbewohner und ließ ihren Worten eine tiefe Verbeugung folgen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 28.07.2010, 23:37:03
Schmerz, tiefer Schmerz und dieses Gefühl die Kontrolle verloren zu haben. Oda erwacht. Hastig sieht er sich um und hält seine offenen Hände vors Gesicht um tief durch die Nase einzuatmen. Lampenöl... Er nimmt die Hände langsam vom Gesicht und atmet aus, seine Lunge von dem schrecklichen Geruch reinigend. Beruhigen, atmen. Nichts anderes zählt.. 10, 9, 8.. Sein Zählen wird von Geräuschen verdeckt. Von Gesang und Musik, erzählend das schrecklichste Schauspiel das er jemals gehört hatte. Geistesabwesend hat sich Oda seine Decke genommen und Stroh, sowie das Lacken genommen und begonnen, mit starrem Blick eine Puppe zu fertigen. Sie wirkte Bedrohlich, wie eine Puppe die man auf Feldern aufstellt um Vögel zu verjagen. Als die Stimmen abklingen atmet der Gnom noch einmal durch und hält die Puppe locker in der Hand. Was geschehen ist, ist vergessen.

"Also du kannst den Kaiser schon einmal nicht umgebracht haben. Außer er hat sich vor deiner Puppe zu Tode erschreckt.", Oda sieht auf und entdeckt einen weiteren Gnom der gegen die Tür lehnt. In schwarze Kleidung gehüllt, mit einem lässigen Blick und einem hintergründigen Grinsen auf den Lippen. Er zuckt zusammen und drückt die Puppe an sich. Dann atmet er durch und überlegt sich seine Antwort genau. "Ich sehe auch keinen Grund zur Annahme das ich den Kaiser getötet haben sollte. Immerhin war ich den ganzen Abend in meiner Werkstatt beschäftigt.", das Grinsen verschwindet nicht von der Person.

Gespräche dringen von außen an sein Ohr. Offenbar hatte seine kleine Arbeit länger gedauert als er dachte, obwohl sie jämmerlich wirkt, als er sie erneut betrachtet. Wie mag er wohl aussehen? Er hat sich keine wirklichen Gedanken darüber gemacht bisher. Vermutlich sind seine Haare zerzaust und seine Kleidung sieht jämmerlich aus. "Ein Gefängnis haben die uns hier gemacht. Roter Marmor an der Decke, aber nicht mal blank poliert als Spiegel" Er hört er Wasser plätschern. Eine Möglichkeit sich sauber zu machen, kommt ihm jetzt gerade Recht.

Er klettert von dem Übergroßen Bett und läuft zur Tür um sich nach oben zu lehnen und den Riegel zu entfernen. Kurz streicht er seine Robe glatt und läuft dann mit starrem Blick in Richtung der Zuber, erst einmal alle ignorierend. Er stellt sich auf die Zehen, so würdevoll es ihm in seiner Robe möglich ist und greift eine Hand voll Wasser, mit denen er sein Gesicht und seine Haare wäscht. Dann sieht er in die Runde. Gerade wurde eine Vorstellungsrunde gestartet. Sein Blick streift ruhig umher. "Kontrolle, ein Spiel um unser aller Leben. Lasset die Spiele beginnen!" Die dunkle Gestalt klettert in den Badezuber, für alle unsichtbar, nur Oda sieht fast ärgerlich angewiedert zum Zuber als die Gestalt sich darin badet und Wasser in seine Richtung spritzt. Noch in voller Montur versteht sich. Das niemand ihn warnimmt, irritiert Oda nicht. Er weiß schließlich nicht das die Gestalt nicht exsistiert.

Er hält eine respektvolle Zeit die Verbeugung an. "Mein Name ist Oda Zektau, meines Zeichens Spielzeugmacher. Ihr habt sicherlich schon von mir gehört.", langsam erhebt er den Blick wieder. "Ob es mir eine Ehre ist, muss ich mir noch länger überlegen.", ein abscheu zeigender Blick wandert zum Zuber. "Doch dieses...", er macht eine untermalende Geste. "Spiel in das wir hinein geraten sind... hat einige interessante Spielregeln." Er legt langsam beide Hände zusammen, dazwischen befindet sich immer noch die kleine Puppe, doch fast verborgen von seinen Händen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 29.07.2010, 02:38:50
"Wer weiß, was im Kopf eines Kaisermörders vorgeht?", antwortet Mako Lu Chieng.
Er wandte seinen Blick zum Neuankömmling, der ihn finster musterte und aussah, als hätte er ähnlich schlecht geschlafen wie Mako. Mit halb offenen Mund und zusammen gezogenen Augenbrauen beobachtete er das Muskelspiel.
Auf seinen Kommentar erwiderte der Barde besser nichts. Wer weiß zu was so ein Kraftpaket in dieser Lage tatsächlich fähig ist?

Erneut öffnete sich eine Tür und eine recht hübsche junge Dame erschien.
"Guten Morgen, Sūn Ai.", begrüßte er sie lächelnd. "Zumindest ich habe nicht dagegen, dass Ihr euch zu uns gesellt, und auch der Provinzhalter wird freundlich und höflich benug sein um euch einen Sitzplatz zu gewähren, denke ich.", beantwortete er ihre Frage, bevor Xū Dǎnshí es tat.
Wieder erschien eine schöne Frau, die anscheinend elfisches Blut in sich trug. Mako wollte sich gerade überlegen mit welchen Worten er ihre Schönheit mit honigsüßer Stimme am besten huldigen konnte, als ihm einfiel in welcher Situation sie sich alle befanden, und so erwiderte er einfach:
"Einen noch viel schöneren Morgen wünsche ich Euch."

Leicht amüsiert beobachtete Mako, wie der kleine Gnom zum Waschraum lief und wiederkam.
"Seid gegrüßt Oda Zektau. Es freut mich Euch kennen zu lernen, aber das Spiel von dem Ihr sprecht ist bereits beendet", begrüßt er ihn mit wissendem Lächeln. "Es ist doch eindeutig, dass Ihr der Kaisermörder seid."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 29.07.2010, 09:45:31
"Oder ich werde euch umbringen müssen." murmelt Lu Chieng vor sich hin während sich der tätowierte Mann im Waschraum aufhält.

"Wahrscheinlich schlägt er in seiner Freizeit Kinder zusammen, die ihn fragen ob er bitte den Ball zurückwerfen könnte. So ein Barbar." dachte er bei sich.

Als die beiden Damen eintraten verbeugte sich Lu Chieng erneut leicht: "Lu Chieng mein Name. Es ist mir eine Ehre."

"Hm also ein Künstler dem es augenscheinlich an Finesse fehlen würde den Kaiser umzubringen. Ein Schlägertyp der sich wohl keine 5 Meter im Palast bewegen könnte ohne jedwede Wache auf ihn aufmerksam gemacht haben würde. Ein Provinzverwalter, bei dem sollte ich mich lieber in acht nehmen. Immerhin scheint er weise genug, nicht wie dieser Musikernarr, sofort drauf los zu reden als würde sein Leben davon abhängen und wenn er wirklich ein Provinzverwalter ist könnte er sogar die Gelegenheit gehabt haben an den Kaiser heranzutreten." Lu Chieng war interessiert was die beiden Frauen wohl für Charaktere sein würden, in dieser Drama.

Gelangweilt schüttelte Lu Chieng den Kopf als dieser unglaublich subtile Mensch den Gnom beschuldigte. Immerhin wenn er so weiter machen würde, gäbe es sehr schnell einen Verdächten weniger. Bei diesem Gedanken umspielte ein Lächeln sein Gesicht.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 29.07.2010, 17:26:39
Danshi begrüßte alle Personen, die den Raum betreten hatten. Zu Oda sagte er, "Ich habe Euren Namen schon einmal gehört, Odakun[1]. Ich glaube, jemand am Hof bemerkte ihn und auch Euer erstaunliches Spielzeug. Stellt Ihr es immer noch her?". Tatsächlich war ihm Oda unbekannt, doch wollte er das Eis brechen, das den Gnom umgab.

Dann schwieg und beabachtete er wieder. Das Spiel der Wärter ging auf. Obgleich sich noch immer Spott unter die Stimmen der Männer mischte, waren die Männer schon eifrig bemüht, sich gegenseitig abzutasten. Die Frauen konnte er noch nicht abschätzen. Sie wirken noch sehr jung und ich traue ihnen kein Verbrechen zu. Durchaus könnten sie Konkubinen und Teil des Spiels sein. Obwohl ich nicht gedenke mitzuspielen muss ich sehr vorsichtig sein, um mich nicht verdächtig zu machen. Einige Momente lang betrachtet er eingehend die Männer, dann fragt er sich doch, wem er einen Mord zutrauen würde. Vielleicht Hong, Lu oder sogar Oda, obgleich letzterer es durch List getan haben könnte. Wenn ich nur wüßte, wie der Kaiser gestorben ist.
Und dann mischte sich wieder Zweifel am Tod des Kaisers in seine Gedanken. Hatte nicht sogar schon der alte Sun Tsu vom Prinzip des 'Teilens und Herrschens' gesprochen? Wenn jeder der Gefangenen hier eine schweres Vergehen begangen hatte, so war es doch sicherlich einfacher, sich die Gefangenen gegenseitig zermürben zu lassen, als die Geheimnisse selbst aus ihnen herauszupressen. Sicherlich würden sie ein fremdes Geheimnis einfacher preisgeben, ebenso wie eines, dass verglichen mit dem Mord am Kaiser, bedeutend kleiner erschien. Ein verruchtes Spiel ist dies und ich kenne die Spielregeln kaum. Ich muss mehr über die Ereignisse in jüngster Zeit erfahren und insbesondere über die Umstände des Kaisers Tod. Danshi geht einige Möglichkeiten durch, aber wie er es dreht und wendet, er wird die Hilfe der Gefängniswache brauchen. Ich muss ihn für mich gewinnen, aber behutsam, so dass er nicht misstrauisch wird. Ob ich seinen Worten trauen kann? Bestimmt wurde er unterwiesen, uns in einer bestimmten Weise zu behandeln. Aber, ich brauche ihn ohnehin, wenn ich Briefe an die Kaisersöhne senden will.

Während all dieser Gedanken sitzt Danshi nur ruhig da und lauscht den Worten der Männer und Frauen. Vorerst wird er sich nicht in die Gespräche einmischen. Er weiß um seine beruhigende Wirkung und hofft, sie ausbreiten zu können. Später, so nimmt er sich vor, wird er mit den Häftlingen sprechen und mehr über sie in Erfahrung bringen, denn es ist sicherlich gut zu wissen, mit wem er es zu tun hat.
 1. -kun: höfliche Bezeichnung für einen Fremden. Etwa "Mein Herr".
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 29.07.2010, 20:14:47
"Ich mag den Kerl, er hat ein Blick für Details.", Oda schließt die Augen und zählt erneut bis drei. Was wusste der schon? Oda und ein Mörder? Er hatte noch niemals jemanden getötet. Höchstens indirekt, aber davon konnte keiner wissen. Oder doch? Um seine Nachdenklichkeit zu verbergen antwortet er Mako sehr rasch. "Eine interessante Theorie. Könnt ihr sie auch mit schlagkräftigen Argumenten untermauern oder wollt ihr irgendeinen geschmacklosen Witz über Gnome zum Besten geben? Falls dies der Fall ist, nur zu. Ich kenne ihn vermutlich sowieso bereits." Menschen, sie sind doch alle gleich

Er taucht seine Hände erneut in den Wassertrog und ärgert sich über die mangelnde Seife, dennoch ist der Geruch von Lampenöl nun praktisch verschwunden. Sein Blick wandert hoch zu Xū. Dieser Mann würdigte ihm zumindestens ein wenig Respekt. Aber man sollte ja über jede Geste dankbar sein. Er verneigt sich erneut vor ihm. "Xū-san[1] ich habe euren Namen zufällig gehört. Ein interessanter, wenn dadurch nicht umso weniger Bedauerlicher Umstand euch hier anzutreffen. Aber um eure Frage zu beantworten: Ja, meine Bestimmung ist es Spielzeuge herzustellen und dies tue ich Zeitlebens noch immer. Natürlich nur so fern ich meine Arbeitsgeräte wieder erhalte."
 1. -san. Neutrale Anrede unter Erwachsenen
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 29.07.2010, 20:41:57
"Es käme mir nie in den Sinn Witze über ein Volk zu machen.", erwiderte Mako todernst. "Ich wollte mit meiner weithergeholten Behauptung lediglich die Sinnlosigkeit dieses ganzen "Spiels" verdeutlichen." Er spuckte die Bezeichnung regelrecht aus.
"Wir alle hier wissen rein gar nichts voneinander, abgesehen vom Namen und eventueller Profession.", begann er zu erörtern. "Dazu kommt, dass wir bis auf die Tatsache, dass er tot ist (wobei wir uns selbst da nicht sicher sein können), noch weniger vom Mord am Kaiser wissen. Keine Todesursache, keine näheren Umstände, keine Information, wer ihn wo zuletzt lebend gesehen hat, noch nicht einmal den ungefähren Todeszeitpunkt hat man uns gesagt!
Wie sollen wir sieben völlig unwissenden und größtenteils zu Unrecht Angeklagten auch nur ansatzweise herausfinden können, wer der Mörder sei? Oder denkt dieser Hofnarr, dass der Schuldige, sollte er tatsächlich jetzt unter uns sein, einfach gesteht?
Ich bin der Meinung, dass wir unter den gegenbenen Vorrausetzungen keine Chance haben unseren Kopf zu retten. Oder irre ich mich?"
Die letzte Frage stellt er mit offenen Armen in den Raum, offensichtlich gewiss, dass niemand ihm widersprechen wird.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 29.07.2010, 21:30:43
Dummer Mensch... denk doch einmal nach. Oda hebt einen Finger und beginnt zu sprechen. "Glücklicherweise irrt ihr euch in der Tat. Gehen wir unsere Situation einmal logisch an. Wir benötigen mehr Wissen um überhaupt eine Chance zu haben. Nun ist das Unterfangen uns Gegenseitig zu befragen höchst...", er macht eine vage Geste. "unproduktiv. Daher schlage ich vor gehen wir einmal durch, was wir Wissen uns was wir zu Wissen wollen. ", er läuft langsam hin und her und zählt mit seinen Fingern mit.
"Erstens: wir wissen das der Mörder des Kaisers nicht bekannt ist. Demzufolge muss es nicht einmal zwangsläufig einer von uns sein.
Zweitens: Wir wissen das wir in diesem Gefängnis zu diesem Zeitpunkt nichts tuen können da es uns an Material und Kontakten fehlt.
Aber und das ist das entscheidende Drittens:
Wir können unsere Umstände verbessern. Wenn wir uns, wie hat sich unser Gastgeber ausgedrückt, nicht wie Barbaren aufführen. Dies könnte unter Umständen dazu führen das wir Kontakt nach außen erhalten.
Außerdem wissen wir nicht wo wir sind und wer unser Wächter ist. Ich schlage vor das wir dies in einer zivilisierten Art und Weise herausfinden.", er legt seine beiden Hände zusammen und streicht einmal über das pickend harte Haar seiner kleinen Puppe. Er hatte bereits in seiner Kammer darüber nachgedacht und hatte seine Gedanken nun sortiert in dem er sie ausspricht.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 29.07.2010, 23:49:01
Gesäubert trat Hong Gil-dong aus dem Waschraum heraus. Er betrachtete die inzwischen sechs Mitgefangenen. Mit diesen wird er vermutlich die letzten zehn Tage seines Lebens in einem Loch ohne Himmel verbringen müssen. Wie deprimierend. Eingeleitet durch ein leises Stöhnen drängte er sich ins Gespräch mit einem Stück seiner individuell erworbenen Lebensweiseit : "Mir scheint es viel klüger zu sein, wenn wir uns eher Gedanken darum machen, dass die letzten 10 Tage unseres Lebens angenehmer werden. Sich gegenseitig eines von Fremden behaupteten Fehlverhaltens zu beschuldigen bringt nichts. Wenn der Kaiser tot ist, hat ihn vermutlich der Narr, jemand der normal zugang zu ihm hatte oder das Alter ihn umgebracht. Was viel wichtiger ist, ist der Kaiserliche Hof, der über unser Schicksal entschieden hat und weiter entscheidet. Es wird ein Gerangel um die Machtposition unter dem nächsten Kaiser geben. Dann werden sie uns im Loch vergessen. Vermutlich sind wir hier nur zusammengepfercht, weil sie unzählige 'Verdächtige' in zu wenigen Räumen zusammensperren mussten. Wer dann als Schuldiger gilt, wird von der Politik bestimmt. Unter uns sieben wird kaum der Mörder sein, sondern eher Geiseln und potentiell gefährliche Personen." Mit einem Kopfschütteln, über den Versuch der Narren vor ihm das Spiel des Narren zu durchschauen, beendete Hong seine Sicht der Dinge.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 30.07.2010, 03:06:30
Sūn Ai wartete auf eine Reaktion des alten Mannes. Allerdings kam nichts, zumindest nicht von ihm. Irgendwie war sie nicht überrascht, von dem was sie mitbekommen hatte, wirkte Herr Mako, wie ein sehr direkter und redensfreudiger Mensch. Jetzt, wo er noch einmal gesprochen hatte, konnte sie der Stimme auch ein Gesicht zu ordnen. Sie drehte ihr Gesicht zu dem Barden und schenkte ihm ein kurzes, nichts sagendes Lächeln, aus Freundlichkeit, doch setzte sie sich nicht. Stattdessen wartet sie noch einen weiteren Moment, auf eine Reaktion von Xū Dǎnshí. Sie merkte aber recht schnell, dass nichts kam und um der peinlichen Situation zu entgehen setzte sie sich.

Im gleichen Moment wie sie sich setzte, betrat auch eine weitere Person den Raum. Sūn Ai drehte den Kopf während sie sich auf ihre Knie setzte und ihr Lächeln erweiterte sich. 'Zumindest bin ich nicht allein unter diesen ganzen Männern.' Sūn Ai's Stimmung munterte sich noch ein Stück auf. Sie betrachtete kurz die Neuankömmling, dann senkte Ai ihren Kopf und erwiderte die Begrüßung. "Danke, ich wünsche euch ebenfalls einen guten Morgen." Ihr gefiel der Gedanke eine Gleichgesinnte zu haben, wobei sie sich da noch nicht so sicher war, denn die Kleidung von Zhào Làn ließ darauf schließen, dass auch sie aus einem eher gehobeneren Stand kam.
Wie wohl alle in dem Gefängnis dachte auch Ai über die Situation nach in der sie steckte. Sie musste sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, was eigentlich geschehen ist. 'Der Kaiser ist tot.' Dadurch das der Kaiser eigentlich über allem Stand außer den Göttern, war diese Aussage allein eigentlich schon recht erschütternd. Für Sūn Ai zumindest schien diese Nachricht so plötzlich und aus dem nichts zu kommen, dass sie sogar Probleme hatte daran zu glauben für den Moment. Es war eine erschütternde Feststellung, ja eine sehr zwiespältige. Sie hatte nie zuvor den Kaiser gesehen, er hatte eigentlich gar nichts mit ihrem Leben zu tun. Nur über Umwege, über Gesetze und Befehle, aber diese Befehle würden ja nicht an sie gerichtet sein und an die Gesetze hielt sie sich sowieso nur so, wie sie wollte. Sūn Ai hatte ihren eigenen kleinen Kodex an den sie sich hielt und er gefiel ihr besser als die Gesetze, was kein großes Wunder war. Wäre der Kaiser verschwunden, dann hätte sie ihn wahrscheinlich nicht einmal vermisst, nicht nach ihm gesucht oder etwas unternommen, aber jetzt, wo es ihr gesagt wurde, da trat es in ihr Leben und bedrückte sie. So vollkommen egal, wie sie eigentlich dachte, war ihr der Kaiser anscheinend nicht. Es starben täglich Menschen, dessen war sich die junge Dame bewusst, daran konnte es nicht liegen. Selbst daran, dass es Mord war, schloss sie aus, denn sie hatte sich daran gewöhnt. Es ist nicht so, als würde sie das Morden gutheißen, viel mehr hatte sie sich der Ohnmacht ergeben, das Morden nicht aufhalten zu können.

Sūn Ai wurde aus ihren Gedanken gerissen, da der letzte der Insassen seinen Raum verließ. 'Alle Räume scheinen belegt, also besteht die Möglichkeit, dass es noch mehr Gefängnisse gibt wie dieses und damit noch mehr Verdächtige.' Es gefiel ihr nicht, dass sie diese Leute unter solchen Umständen kennenlernen musste. Die meisten von Ihnen waren bestimmt freundliche Zeitgenossen, mit denen man sich gepflegt unterhalten kann, aber in Anbetracht der Umstände wurden alle sofort in ihrem Unterbewusstsein als Verdächtige abgestempelt. Ihr gefiel es nicht, solche Muster anzulegen, wo sie doch eigentlich noch nichts über die Anderen wusste.

Da der Gnom sofort wieder verschwand, konnte sich Sūn Ai wieder ihren Gedanken hingeben. 'Der Kaiser ist tot.' Wahrscheinlich, so zog sie den Schluss, bedrückte sie der Tod so sehr, weil sie selbst involviert war. Während ihre Blicke zuvor noch durch den ganzen Raum geschweift waren, und dabei öfters mal in Richtung des Waschraumes schauten, senkte sich jetzt ihr Blick. Es war eine natürlich Reaktion von ihr, sie versuchte ihre Scham zu verstecken. Ansich war sie ziemlich gut darin, ihre Gedanken vor anderen zu verstecken, aber all die Umstände schienen ihr doch bei zusetzen und diese Reaktion hervor zu rufen. Immerhin hatte sie sich noch genug unter Kontrolle, dass es nur bei dem senken des Blickes blieb. Man hätte sie wohl die ganze Zeit beobachten müssen, um diese Veränderung fest zustellen, daher als ungewöhnlich zu betrachten und somit auf das Motiv schließen. Sūn Ai Scham beruhte allein auf ihren Gedanken, weshalb es umso merkwürdiger für sie war, dass sie versuchte diese Scham zu verstecke, da niemand anderes ihre Gedanken mitkriegte. Vielleicht war es auch nur eine Reaktion der Vorsicht, denn wer wusste, was für Gaben die anderen hatten. 'Was für ein Egoismus von mir ' dachte sie, sich selbst verspottend. 'oder ist es doch nur eine rein egozentrische Reaktion?' Ai unterschied da sehr genau, sie mochte keinen Egoismus, aber ihr Vater lehrte sie, dass sich Egozentrik einfach nicht verhindern ließe für einen Normalsterblichen. 'Egozentrisch wäre es wenn es um eins meiner Bedürfnisse geht und ich dieses nicht auf Kosten Anderer stillen würde. In dem Fall ist, es ja so.' Der Tod des Kaisers nahm sie wahrscheinlich so sehr mit, weil ihr eigenes Leben, davon so stark beeinflusst wurde, was ja eindeutig nichts mit Anderen zu tun hatte. 'Ja mein eigenes Leben hängt ja sogar  vom Tod des Kaisers ab. Dadurch das der Kaiser gestorben ist, werde ich vielleicht sterben.' Der Gedanke gefiel ihr nicht und da sie keinen innerlichen Grund mehr hatte sich zu schämen, erhob sie ihren Blick wieder, um Ablenkung zu finden.

Es passte genau, denn der Gnom kam wieder aus dem Waschbereich und stellte sich vor. Sie kannte ihn, natürlich nicht direkt, aber sein Spielzeug, davon hatte sie schon einmal gehört und sogar auch mal etwas zu Gesicht bekommen. Ihr Gehirn fand Abkühlung, dadurch das es die Bilder der Spielzeuge, die sie kannte reproduzierte. Lange konnte sie aber nicht bei dem ablenkenden Thema bleiben, denn nun wo sich fast alle versammelt hatten schien eine Diskussion anzufangen. 'Als Spielzeugmacher alles als ein Spiel anzusehen liegt irgendwie Nahe. Sollte das wirklich alles nur ein Spiel sein?' Das einzige, das Sūn Ai momentan wusste, war die Tatsache, dass es einen Haufen Ungewissheiten gab, das war solang wohl auch das größte Problem, nichts von dem was irgendwie jemand hier sagte, musste stimmen, vor allem, wenn wirklich der Mörder unter ihnen war, würde man Lügen hören. Sie hörte den beiden ungleichen Männern zu. Es war oftmals klug die Standpunkte der anderen zu kennen, bevor man seine Gedanken preisgibt. Der Gedanke, dass sie sterben wird und damit die Ansicht von Herr Mako, gefiel ihr immernoch nicht. 'Man ist immer selbst dafür verantwortlich, was aus dem wird, das einem gegeben wurde.' Die logische Herangehensweise von dem Herr Oda gefiel ihr da schon wesentlich mehr. Auf eine Art und Weise fühlte sie sich in ihre alte Arbeit versetzt. 'Eigentlich ist es doch kein Problem für mich an Informationen zu kommen.' Wieder stelle sie fest, wie sehr sie die Tatsache beeinflusste, dass ihr eigenes Leben, so direkt davon abhing. Sie war kein Mädchen, dass viel über den Tod nachdenkt, vor allem nicht über ihren eigenen. Jetzt aber, war er in brisanter Nähe - sofern man den Männern glauben konnte - und eigentlich konnte man niemanden glauben, Momentan. Es war diese Ungewohntheit des Todes, welche sie so mitnahm und von ihrer sonstigen Gelassenheit und Selbstsicherheit wegbrachte.

Schließlich waren sie alle vereint. Die Wort von Hong Gil-dong verunsicherten Sūn Ai noch ein bisschen weiter. 'Wie kann man sich nur so sehr abgefunden haben mit dem Tod?' Schoss es ihr in dem Kopf. Sie fand auch Wahres in den Aussagen, aber das jemand sich jetzt schon so gewiss sein konnte über seinen Tod in zehn Tagen, dass verstand sie nicht. Jedoch äußerte sie diesen Gedanken nicht laut und vor allem nicht direkt.
"Ihr habt recht werter Herr." Fügt sie an, nachdem Hong Gil-dong fertig war. "Wir alle sollten uns nicht gegenseitig wild Beschuldigen und uns die Tage härter machen, als sie schon sind oder sein müssen. Wie schon festgestellt wurde, wissen wir momentan, so gut wie nichts. Nur eins ist sicher: Niemand von uns gibt zu der Mörder zu sein. Wenn man also erst einmal allen glaubt, dann sind wir alle unschuldig. Um diese Unschuld zu beweisen, brauchen wir eindeutig mehr Informationen und um mehr Informationen zu bekommen, sollten wir nicht gegeneinander Arbeiten, sondern zusammen." Ihr machte es nichts aus, dass sie sich gerade in einer Konversation von Männern einmischte, da sie es gewohnt war. Viele ihrer Auftraggeber waren männlich gewesen. Viel verwunderlicher war die Idee, die sie Vorschlug. Bisher hatte sie immer alleine gearbeitet. Vielleicht bei den Vorbereitungen Hilfe gehabt, aber ansonsten war sie auf sich allein gestellt. Gespannt wartete sie auf die Reaktionen. Wie würden wohl ihre Ideen aufgenommen werden? Ihr Kopf fasste aber schon die nächsten Gedanken. Sie empfand tiefste Ironie des Lebens, als sie sich daran erinnerte, wie es dazu gekommen ist, dass sie nun hier war.
'Wer den Kaiser umbringen will, muss mit dem Tot rechnen und sich mit ihm abgefunden haben, oder?'
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 30.07.2010, 12:36:05
Zuerst war jeder der Mörder, nun war keiner der Mörder. Die Möglichkeiten wurden nahezu in einem unmöglichem Tempo durchlaufen. Nun gut für ihn war es besser so. Er würde keine der Möglichkeiten ausschließen, dafür war ihm sein Leben viel zu teuer.

Nachdem der erste Schock überwunden war, überwog eindeutig ein Gefühl: Hunger. Er war sich nicht mehr genau sicher wann er das letzte mal etwas gegessen hatte und er wollte vermeiden durch ein übermäßig lautes Magenknurren aufzufallen.

Irgendwo ungewöhnlich in welche Bahnen das Denken abgelenkt wurde, wenn man vor dem Ende seiner Existenz stand. Lu Chieng hatte irgendwie vermutet nervöser und sich schlechter zu fühlen und nun hatte er einfach Hunger. Wahrscheinlich würde sich das Gefühl der Hilflosigkeit mit fortschreitender Zeit noch einstellen.

"Nun ja du hast schon schlimmeres durchgestanden." dachte Lu Chieng bei sich, bevor er den Kopf schüttelt: "Nein, hast du natürlich nicht." Mühsam versucht er sich wieder auf die Gespräche zu konzentrieren.

Wenn der alte Mann recht hatte, hätte dieser Gnom auch Zugang zum Palast haben können. Damit waren es schon 2 mit regulärem Zugang zum Palast: der Gnom und der Alte...
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Zhào Làn am 30.07.2010, 23:42:20
Noch immer in der nähe der Tür ihrer kleinen Kammer stehend versuchte Zhao Lan auch die letzten beiden Mitgefangenen genauer einzuschätzen. „Einer dieser 6 soll also der Mörder des Kaisers sein. Aber wer von diesen Leuten war es? Wer von ihnen hatte die Möglichkeit und ein Motiv den Kaiser zu ermorden? Einer von ihnen muss es gewesen sein, aber mit meinem jetzigen Wissensstand werde ich wohl kaum dieses Rätsel lösen können.“

Während sie schon zu diesem Zeitpunkt versuchte zu beurteilen wer denn der Mörder sein könnte, kamen ihr plötzlich Zweifel an ihrem eigenen Verhalten. „Nein, das ist falsch! Was für ein Recht habe ich diese Leute bewerten zu wollen? Ich bin noch nicht einmal einen ganzen Tag hier und schon hängen mir dunkle Gedanken nach. Statt nach einem Mörder zu suchen sollte ich lieber den Leuten helfen. Es ist bestimmt nicht leicht für sie hier eingesperrt zu sein, da ist unnützes misstrauen unangebracht.“ Innerlich schalt Lan sich für ihre eigenen Gedanken und eine leichte Schamesröte stieg ihr ins Gesicht.

Kurz schüttelte sie ihren Kopf, begab sich langsam zu der auf dem Teppich sitzenden Gruppe und gesellte sich im Seiza[1] sitzend zu ihnen. Sicherlich wäre es normalerweise angebracht gewesen vorher zu Fragen, aber dies hier war keine normale Situation und so sparte sich Lan die Formalitäten.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen erhob sie ihre Stimme. „ 10 Tage … eine lange Zeit in der sehr viel passieren kann. Ich weiß nicht ob der Mörder des Kaisers wirklich unter uns zu finden ist. Aber ich bin der festen Überzeugung dass, wenn er hier sein sollte, er nicht darauf beharrt sein Geheimnis bis zum Ende zu bewahren und das Leben von 6 weiteren Personen mit sich zu nehmen.“ Einige Augenblicke schwieg sie ehe sie noch etwas anfügte. „Natürlich glaube ich aber nicht daran das einer der hier Anwesenden wirklich ein solches verbrechen begangen hat.“ 

Die junge Priesterin atmete ein paar mal Tief durch ehe sie erneut das Wort an ihre Mithäftlinge richtete. „Wir haben also noch 10 lange Tage Zeit um die wahren Hintergründe zu entschlüsseln. Sicherlich ist dies keine leichte Aufgabe, aber ich bin mir sicher das wir dieses Rätsel lösen können wenn wir alle zusammen arbeiten und am selben Strang ziehen.“ Zhao Lan war zwar durchaus bewusst dass es in ihrer derzeitigen Lage so gut wie aussichtslos erschien, aber sie hoffte mit ihren Worten ihren Mitgefangenen etwas Hoffnung geben zu können.
 1. Traditionelle japanische Sitzhaltung, bei der man kniend auf den Fersen sitzt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 02.08.2010, 20:49:39
Lange hatte der alte Mann seine Mitgefangenen beobachtet. Er war froh, dass die Suche nach dem Mörder in den Hintergrund gerückt war, doch ihm war bewusst, dass die Gedanken spätestens in der Nacht zurückkehren sollten. Wahrscheinlich wäre es das beste, zunächst das Wissen, über das wir verfügen, zusammenzufassen.
Langsam nickte Danshi, "Ich bin sehr erleichtert darüber, dass Ihr anscheinend beschlossen habt, die Suche nach dem Mörder auszusetzen - zumindest bis wir einander vertraut sind und die näheren Umstände seines Todes geklärt sind.". Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: "Sicher ist, dass sich der Kaiser im Jahre 1037 zum letzten Mal öffentlich gezeigt hat. Das ist nun schon 5 Jahre her. Seitdem heißt es, der Kaiser hätte sich zurückgezogen und der Hof trifft sich beim Hofweisen Shǎzi. Sollte er sich einmal bei uns zeigen, so lasst Euch nicht von seinem narrenhaften Äußeren täuschen, denn dahinter verbirgt sich ein sehr raffinierter Geist. Jedenfalls gibt es vielerlei Gerüchte am Hof, was den Verbleib des Kaisers in den vergangenen Jahren betrifft. Manche sagen, er sei schon vor langer Zeit verstorben, andere sagen, dass er in ein höheres Bewusstsein transzendierte und wieder andere mutmaßen, dass er in Verkleidung durch das Land reist, um die Probleme des selbigen zu erkunden. Und man kann tatsächlich sagen, dass das Reich Probleme hat. Am Hof wird intrigiert und das Beamtenwesen ist korrupt. Das Reich zerfällt in streitende Mächte und wird von den Barbaren und Okkupanten bedroht. Die meisten Menschen sind ohne Hab und Gut und hungern. So fand ich auch meine Provinz Cui Bao vor, als ich geschickt wurde, sie zu verwalten.". Danshi hob und öffnete die auf seinem Schoß gefalteten Hände, so dass seine Handflächen nach oben zeigen, um anzuzeigen, dass er ebenfalls unwissend war: "Ob eines dieser Gerüchte wahr ist und ob die Probleme des Reichs mit der angeblichen Ermordung des Kaisers zu tun haben, das weiß ich nicht." Er ließ diese Worte im Raum stehen. Sicher hätte er noch mehr sagen können. Insbesondere hätte ihn die Meinung der anderen interessiert, was die ungeklärte Erbfolge anging. Doch er wollte sie nicht mit noch mehr Worten verwirren, bevor sie das Gesagte nicht verdaut hatten.
Erwartungsvoll lässt er den Blick über die Gesichter seiner Mitgefangenen wandern.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 12.08.2010, 10:02:35
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Morgen

Es roch weiter nach Feuchtigkeit in dem Keller, ein gewölbeartiger Geruch, welcher sich alsbald in alles, was die Gefangenen noch besaßen, eindringen würde. In Holz, Kleidung, Bett und selbst in euren Gedanken. Feuchtigkeit und Luft, zwei elementare Bestandteile des Verfalls, etwas, was man auch Ùldna[1] in diesem Graden nannte. Die Göttin des Verfalls war vielen bekannt und eine ganze Reihe kontemporärer Gedichte aus dem Westen des Landes berichteten in Allegorien und symbolhaften Darstellungen von Ùldna und beschrieben somit den qualvollen und stöhnenden Untergang des Chuangreiches. Und das Ganze hätte durchaus als Satire dienen können, als kleines Lustspiel, dessen Vorführung nicht vor zahlendem Publikum, sondern vor blutroten Marmorplatten stattfand.

Wahrheit und Trug, kaum gab es zwei Dinge, welche oftmals so sehr verwoben waren und somit den Umgang und das Finden der absoluten Wahrheit beinahe unmöglich machten. Mussten Wahrheitsliebende gar nicht an dieser Situation verzweifeln? War es demnach nicht die Aufgabe, nach Plausibilitäten zu suchen? Nicht alleine die Frage, was wahr war, durfte hier von Bedeutung sein, sondern was wahr sein konnte? Aber was war schon die Wahrheit oder auch das Plausible? Nicht mehr als eine Floskel, wenn man keine Informationen hatte. Floskeln, sie waren eine weitere typische Verwendung, eine die auch dort unten in diesem unglückseligen Keller des Hauses von Shǎzi zur Verwendung kam. Reichte es, wenn alle Denunzianten von sich behaupteten, dass sie unschuldig seien, um alle damit zufrieden zu stellen und jeder an des anderen Unschuld glaubten[2]? War es alleine eine große Verschwörung? Es konnte alles so einfach sein, wenn man die Wahrheit einfach erfand.
War es Zustand der Akzeptanz der Situation und war es damit der beginnende Verfall? Ùldna mochte es wissen.

Langsam, fast zaghaft, öffnete sich die Tür und ein junges Mädchen kam mit einem kleinem und niedrigen Holztisch in den Raum. Ihre dunkelbraunen Haare waren hochgesteckt und sie trug einfache Leinenkleidung, nichts kunstvolles. Ihr Aussehen war auch beinahe als exotisch zu bezeichnen. Sie hatte hellgrüne Augen und ein ebenmäßiges Gesicht. Sie konnte als schön gelten, aber doch fremd. Ihr Aussehen passte nicht nach Chuang, ob sie aus dem Norden kam?
Sie war augenscheinlich eine Bedienstete des Hauses und dementsprechend niedrig im Rang. Selbst die viel zu weite Leinenkleidung ließ ihren feingliedrige und grazile Gestalt erahnen. Ihre Bewegungen wirkten daher fließend, wenn auch voller Demut. So blickte sie durchgängig auf den Boden. Aber wer konnte schon sagen, dass es wahrliche Demut war, vielleicht wollte sie auch Verbrechern nicht in die Augen blicken?
Die nur etwa 1,55m große Dienerin, die vielleicht um die zwanzig Jahre alt sein durfte, stellte das kleine Holztischen auf den Boden ab. Der Holztisch war aus seltenem und fast weißem Holz, fein gemasert und kleine, kaum leserliche Schriftzeichen befanden sich auf den Seitenleisten des Tisches. Auf der Stellfläche fanden mehrere Lebensmittel ihren Platz, für jeden der Gefangenen eine Schale mit Reis und für jeden einen Teller mit einem Süßwasserfisch, welcher vielleicht aus den lokalen Flüssen oder Seen stammen konnte. Da er bereits verarbeitet war und nur noch das Filet übrig war, konnte die Fischart nur schwerlich bestimmt werden.
"Die Sonne steht bereits am kalten Winterhimmel.", verkündet die junge Dame mit sanfter und flacher Stimme, die schönen Augen noch immer auf den Boden gerichtet. "Der Hofweise bittet euch darum, euch zu stärken.", es scheint, als würde sie das Wort Herr nur schwerlich vermeiden können, "und er lässt euch ausrichten, dass in etwa einer halben Stunde euch zwei Gäste beehren werden."
Eine zweite Frau betritt den Raum, ein spottender Gegensatz zur schönen jungen Frau, die euch das Essen brachte. Sie war füllig mit gichtsteifen Handgelenken und trug ebenso einfache Leinenkleidung. Sie wirkte wie ein kräftige Bauernfrau und schien im Aussehen ebenfalls eines nordischen Einschlages, auch wenn sie kleinere und rundere Augen hatte, war die Verwandschaft noch grob erkennbar. Sie hatte bereits ergrautes Haar, welches in ähnlicher Weise hochgesteckt war. Ihre Stimme war nicht sanft und flach, sondern zeugte von der brachialen Gewalt einer überzeugten Frau, welche in ihrer Funktion als Hausdrachen ihren Mann zurechtstutzte.
"Trinken!", ihr Wort klang eher wie ein Befehl, nicht wie der Hinweis, dass in dem Kupferkessel, den sie in ihrer rechten, knotigen Hand hielt, etwas zu trinken war. Leichter Dampf entfloh dem Kessel, ein zumindest noch warmes Getränk war in dem Kupferkessel. In der linken Hand war ein Weidenkorb, in dem kleine Kupfertassen waren. "Vorsichtig, da ist warmer Tee drin.", ihre Stimme beinhaltete immer noch eine Schärfe, aber als sie die Frauen innerhalb der Denunzianten sah, bekam sie diesen Blick, welcher von Mitleid sprach. Mochte sie denken, dass es furchbar für junge Mädchen sein musste, zwischen männlichen Verbrechern zu sitzen? Was mochte ihnen wohl zustoßen? Mitleid zeigte sie für die Mädchen, und so betrachtete sie die Männer mit Ekel und Abneigung, weshalb sie den Kessel und den Weidenkorb einfach abstellte.
Die junge Frau blickte zu ihrer Verwandten und während diese wild stampfend den Raum wieder verließ, führte sie aus, welchen Besuch die Denunzianten zu erwarten hatten.
"Der Hofweise lässt ausrichten, dass Chuang An und Kun Shi euch besuchen werden. Er hat mich geschickt, damit ich euch an eure Pflichten erinnere."
Das junge Mädchen schient nicht wirklich schüchtern, jedoch unsicher. Es fiel ihr schwer, Leute, die schwere Verbrecher sein konnten, auf ihre Pflichten gegenüber anderen aufmerksam zu machen. Konnte sie es überhaupt? Sie verbarg ihre zitternden Hände in ihren Leinenärmeln.
"Es ist auch nicht gestattet, dem Chuang in die Augen zu blicken. Es steht euch nicht zu, jedoch dürft ihr in seine Richtung schauen. Beiden Männern müsst ihr mit Respekt begegen und das zeigt ihr durch das Kotau.
Dass ihr den Raum mit diesen Männern teilt, erlaubt euch nicht zu reden, das tun diese Männer alleine. Wenn sie eure Worte hören wollen, werden sie es euch wissen lassen. Das ganze Gespräch müsst ihr auf dem Teppich knien, sollte euch nichts anderes erlaubt werden. Aufstehen und Respektlosigkeit werden bestraft."

Das Mädchen überlegt, ob noch etwas gesagt werden musste, aber anscheinend wollte sie den Raum lieber verlassen, was sie dann auch machte. Sie schloss die Tür hinter sich und mit einem Klicken fiel die Tür zu. Scheinbar wurde sie jetzt nicht einmal abgeschlossen. Wollte man die Denunzianten verlocken oder war der Besuch schon dermaßen nahe? Obwohl die hohen Herren des Reiches wohl kaum mit Gefangenen den Frühstückstisch teilen würden.

In dem feuchten Kellerraum verbreitete sich langsam der Geruch des Kräutertees und verbannte den modrigen Geruch von Gewölbe für einen Moment. Dieser Hofweise schien immer weise genug, den Gefangenen warme Getränke zukommen zu lassen, damit sie über die Tage bei Kräften blieben. Aber vielleicht war das alles Teil des Spiels, wenn es wirklich eine außerordentliche Verschwörung war, die außerhalb dieses Gefängnisses vor sich ging. War es denn so wahrscheinlich? Bald würden die ersten Fragen beantwortet werden können, es konnte nicht mehr lange dauern, ehe die beiden Männer des Hofes kamen und Fragen stellten oder Antworten gaben.
Der Tee roch wirklich verlockend.
 1. Die Göttin des Verfalls und des Neids (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Ùldna)
 2. Es ist in asiatischen Gerichten bspw. ungewöhnlich von der Unschuld eines Beschuldigten auszugehen. Gleichzeitig ist der Ankläger jedoch auch immer unter Beobachtung, so er ein Verfahren anstrebt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 13.08.2010, 00:21:18
Und wieder kommt das Bücklingsspiel, wer den Blick von den Füssen wendet oder sich zuerst bewegt hat verloren, kommentierte Hong Gil-dong innerlich die geforderte Etikette. Irgend etwas scheint jedoch vorzugehen. So viel Prominenz des kaiserlichen Hofes bekommt man eigentlich nicht in so kurzer Zeit zu sehen wenn man nicht von Bedeutung ist. Rasch lässt er den Blick über die im Unterirdischen Verliess versammelten schweifen. Irgend jemand von ihnen wird problematisch genug sein, dass er der Aufmerksamkeit wert scheint.
Es gab etwas warmes zu trinken und Hong war nicht abgeneigt, sich zu stärken. Doch unter diesen Umständen erschien es ihm nicht ratsam auf eine ausschliesslich kräftigende Wirkung des Tees zu vertrauen. Lange warten mochte er auch nicht, so dass er zum Topf schritt und eine Schale der verlockend riechenden Flüssigkeit eingoss. Mit einer Drehung zu Mako hin streckte er diesem die Schale entgegen "Möchtet ihr etwas Tee? Wenn ihr unsere beiden designierten Ehrengäste auch fragen wollt, ob sie den Kaiser getötet haben, wird es wohl eure letzte Gelegenheit sein, etwas warmes zu trinken."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 13.08.2010, 07:09:37
"Warum sagt Ihr so etwas? Denkt daran: 'Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.'. In unserer Situation hilft es uns nichts, unsere gegenseitige Verachtung zu schüren.", tadelte Danshi Hong.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 13.08.2010, 12:55:08
Mako war irritiert, dass man eine so junge Frau alleine zu sieben mutmaßlichen Mördern schickte. Wussten sie tatsächlich, dass keiner der Gefangenen den Kaiser umgebracht hat und man spielte nur mit ihnen? Oder hielt man es für unwahrscheinlich, dass jemand, umringt von Mitgefangenen, die einem misstrauen, das Mädchen als Geisel nahm um fliehen zukönnen? Wohl eher letzteres.
Mako lächelte dem Mädchen aufmunternd zu, während sie die Nachricht überbrachte, um ihr die Furcht und Nervosität zu nehmen.

"Danke, ich nehme gern etwas Flüsigkeit zu mir. Meine Kehle fühlt sich an wie ausgedörrt.", sagte er, Xū Dǎnshí scheinbar ignorierend, zu Hong und nahm mit einer angedeuteten, dankbaren Verbeugung den Tee entgegen.
"Ich denke, ohne in Selbstlob zu verfallen, dass ich, trotz meiner direkten und anderen Leuten vielleicht naiv erscheinenden Art, dennoch mit genügend Verstand gesegnet bin Verwandte des vermutlich ermordeten Kaisers nicht des Vatermordes zu verdächtigen.
Ich sage vermutlich, da ich wirklich keinem der Anwesenden ernsthaft eine solch grausige Tat zutraue."

Sein Blick wanderte einmal über die Runde, bevor er einen herzhaften Schluck Tee trank. Hastig schlukte er und sog schnell Luft ein.
"Heiss!"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 14.08.2010, 15:25:19
"Hoher Besuch und das in so kurzer Zeit zwei mal. Eine Ehre." man hörte in der Stimme Lu Chiengs keinen Hohn.

Er machte sich auf den Weg um sich eine Schale Tee zu nehmen, etwas warmes im Magen konnte nicht schaden, auch wenn es in dem Verlies nicht unbedingt kalt war, aber mehr feucht, was auf dauer sehr unangenehm werden würde.

Er traut keinem von uns den den Mord zu? entweder war das eine weitere Taktik um den Mörder in Sicherheit zu wiegen oder er war ernsthaft der Meinung.

Der alte Mann scheint genug Erfahrung zu besitzen und wenn er es bis zu einem Provinzverwalter gebracht hat auch die entsprechenden Verbindungen. Der Gnom stellt Spielzeuge her, die anscheinend auch im Palast genutzt werden, damit hätte auch er Zugang. Dieser tätowierte Barbar ist auch jedenfall in der Lage einen Mord zu begehen, auch wenn ich bezweifle, dass er nah genug an den Kaiser herankommen würde, so unauffällig wie er ist. Die beiden Frauen sind die einzigen die ich noch nicht reecht einordnen kann. Die eine scheint wenigstens dazu fähig zu sein, sich im Palast zu bewegen, die andere scheint eher von der Straße zu stammen. Dieser Mako, nunja, er war irgendwie der Einzige dem ich es nicht zutraue, er wirkt wie ein Aufschneider. immer wieder ging Lu Chieng die Liste seiner Mithäftlinge durch.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 14.08.2010, 20:09:48
Des Kaisers jüngster Sohn und der ehrwürdige Hofgelehrte... . Warum kommt Chuang An so kurz nach seinen Brüdern und dann auch noch mit dem kaiserlichen Berater? Jedenfalls kündigen sich uns ein sehr bedeutender und auch ein sehr weiser Mann an. Wieder gilt es, sehr wachsam zu sein.

Danshi beschloß, dass es an der Zeit war, über Ihre Verbrechen zu sprechen. Dieses Wissen konnten hilfreich sein, um versteckte Hinweise zu finden, in dem was die Höflinge sagten. "Ich glaube, es wäre an der Zeit, um über unsere Vergehen zu sprechen. Wer möchte beginnen?"

Wie erwartet, breitete sich Stille unter den Gefangenen aus. Niemand wollte als erstes sprechen, um sich nicht zu entblösen. Darum begann Danshi: Dass ich Verwalter der Provinz Cui Bao war, dürfte mittlerweile bekannt sein. Als ich dort ankam, fand ich eine verwüstete Einöde vor.Gierige Beamte hatten das Land ausgebeutet und die Menschen gegen sich aufgebracht. Mengzi lehrt uns, dass ein Volk einem ungerechten Herrscher kein Gehorsam entgegen bringen muss. Doch leider verdammten sie sich selbst zu Armut und Leid.". Der alte Mann lässt seinen Blick durch die Runde schweifen. "In dieser schweren Lage fand ich heraus, dass die Menschen, die dort lebten, sich nichts sehnlicher wünschten, als Sicherheit vor äußeren Bedrohungen, Nahrung und Teilhabe und die Ordnung der alten Familiensysteme. Darum schaffte ich das Lehenswesen und teilte das Land den einzelnen Familien zur Bewirtschaftung zu. Ich verfügte, dass fortan jeder Bauern nach Landbesitz Steuern entrichten sollte. Die Menschen dankten es mir und Cui Bao erblühte. Natürlich musste ich das Land gegen die Barbaren und die Abtrünnigen verteidigen und hob deshalb eine Armee aus, um das Land zu beschützen. Nun, um mich kurz zu fassen, ich bin des Hochverrats und der Verletzung der Celestischen Ordnung angeklagt. Dies ist ein sehr schwerer Vorwurf, der mit dem Tod bestraft werden kann."

"Ich möchte auch gerne eine Schale Tee trinken.", fügt er nach wenigen Moment noch ungerührt hinzu.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 15.08.2010, 00:28:38
Oder sollte es doch jemanden geben, der so dreist Sūn Ai saß ruhig da. Ihre Augen schauten unkonzentriert mal hier, mal dort. Meistens blickte sie auf die Person die gerade sprach, um der Person besser folgen zu können, während sie selbst ihre Gedanken zusammen fasste, was wohl fast ein Ding der Unmöglichkeit war, aber immerhin konnte sie grob Zhào Làn und Xū Dǎnshí folgen. Sie ist erfreute es, dass sich die andere Frau auch zu Wort meldete. Je mehr man handelte oder sprach umso mehr, konnte man die Person einschätzen. Hier im Gefängnis waren die Worte auch eindeutig aussagekräftiger als Taten. Was konnte man schon groß dort unten tun? so naiv, so dumm ist? Sie wusste nicht genau wie sie es nennen sollte. Ich weiß ja, dass der Humanoid nicht perfekt ist, auch wenn sich viele humane Wesen für die Glanzleistung der Götter halten. Die Fähigkeit sich selbst etwas vorzutäuschen und die Daten die man erhält, nicht richtig einschätzen zu können, ist eine der größten Fallen in die man geraten kann. Aber sollte es jemand geben, der glaubt den Kaiser ermorden zu können und dabei nicht auch nur im Geringsten damit rechnet selbst zu sterben. So jemanden konnte sich Sūn Ai eindeutig nicht vorstellen, was lange noch nicht bedeutete, dass es nicht so jemanden gab und dessen war sie sich auch bewusst. Die Gerüchte von denen er sprach sind genauso etwas schwammiges.

Sūn Ai fokussierte sich wieder auf die Außenwelt, als die Tür geöffnet wurde. Ihr Augen betrachtet hastig das junge Mädchen, die Handlung war wohl normal, aber ihr Blick wand sich genauso schnell wieder ab. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich wohl auch nur auf den Boden blicken. Wie sollte man auch den neugierigen Blicken von 7 Leuten begegnen die alles des Mordes beschuldigt werden. Was ja auch nicht wieder stimmt, wir werden beschuldigt, dass es einer unter uns war, nicht das wir alle es waren. Die Aufmerksamkeit von Ai wandert über zu den Gegenständen, die das Mädchen brachte. Immerhin werden wir bisher freundlich behandelt. Über die Worte des Mädchens muss sie leicht schmunzeln. In einem Raum ohne Fenster tut es gut zu wissen, wie spät es ungefähr ist. Ohne einen Anhaltspunkt verliert man den Rhythmus und ohne Rhythmus entfremdet man sich von der sonstigen Welt. Durch die Worte des jungen Mädchens munterte sich Sūn Ai's Stimmung etwas auf. Für eine kurze Zeit fühlte sie nichts von der Gefahr des Todes, fühlte nichts von der Gefangenschaft. Generell kam sie sich eher wie ein merkwürdiger Mix aus Gefangener und Gast vor. Wer wohl die zwei Gäste sein werden? Geht es Ai durch den Kopf, da betritt die Frau den Raum. Dieses mal bleiben ihre Blicke aber auf der Frau und weichen nicht wieder ab. Ob das ihre Mutter ist? Es spielte eigentlich überhaupt gar keine Rolle für Sūn Ai und trotzdem schoss ihr als erstes dieser Gedanke durch den Kopf. Ihr Lächeln auf den Lippen verschwand für einen Moment und sie wirkte leicht mitgenommen, was wohl nur die Frau mit bekam, da jeder der Denunzianten bestimmt die Frau betrachtete. Als sie dann zusätzlich noch das Mitleid der Frau bemerkte, schaut sie, fasst unmerklich noch ein Stück trauriger und abwesender, nur um im nächst Moment wieder klar, fokussiert und mit einem Lächeln auf die Frau zu blicken. Auf der einen Seite wollte sie das Mitleid der Frau nicht, weshalb sie ihre Gedanken wieder hinter einem Lächeln verbarg, aber auf der anderen Seite, konnte es bestimmt nicht schaden, jemanden an diesem Hof zu haben, der einem wohl gesonnen war. Da die Frau wieder verschwand und Ai, obwohl sich ihre Gedanken, um das junge Mädchen drehten, diese nicht anschauen wollte, senkte auch sie ihren Blick und betrachtete stumm das Essen. Wie sie wohl an diesen Hof gekommen ist? Ob es ihr gefällt oder ob sie lieber wo anders wäre. Ai wusste, wie merkwürdig diese Gedanken wohl scheinen mussten. Sie wurde beschuldigt vielleicht den Kaiser ermordet zu haben und hat nichts anderes zu tun, als sich um das Wohlbefinden eines Mädchens zu sorgen.

Ihre Gedanken wandten sich erst wieder ihren eigenen Problemen zu, als das Mädchen den Besuch genauer erklärte. Sie wusste wie man Respekt zeigt, meist auch in angebrachten Maße. Trotzdem gefiel es ihr im Moment nicht, diese Regeln befolgen zu müssen. Wer sich respektlos zeigte, fällt nur noch mehr im Ansehen und gerät damit wahrscheinlich nur noch mehr in die Schusslinie des Hofes. Ohne ihnen in die Augen zu sehen, sollte es viel schwieriger sein, das Wahre von den Lügen und das Ungewisse vom Gewissen zu trennen. Wieder einmal, war sie glücklich, dass niemand ihre Gedanken liest. In dem Moment, wo man sie über Maßnahmen des Respekts belehrt, wagt sie es sich, dem Sohn und dem Berater des Kaisers, das Lügen zu unterstellen. Dabei meinte sie es nicht einmal böse und zwingend. Sie hatte die beiden noch nicht kennen gelernt und wollte daher noch kein Urteil fällen. Intrigen schienen aber nuneinmal laut Gerüchten normal am Hofe zu sein. Eine Bestrafung brauche ich nicht.

Mit dem Verschwinden des Mädchens widmet sich Sūn Ai ersteinmal dem Essen und lauscht den Anderen. Hong Gil-dongs Kommentar brachte sie zum Schmunzeln. Während sie es aber die Worte nicht so ernst nimmt, tadelt Xū Dǎnshí den Mann sofort und wieder erweitert sich das Bild das Ai über die Anderen hat etwas. Erst sind wir alle schuldig, dann ist es niemand und jetzt auf einmal soll der Kaiser doch nicht tot sein. Das konnte Ai nicht glauben, wenn wohl etwas des gesagten wahr war, dann das der Kaiser tot ist. Die gesamte Situation ergibt doch sonst keinen Sinn? Auch wenn er niemanden von uns für schuldig, dann kann es immernoch jemand anderes gewesen sein. Aber 7 verschiedene Leute einzusperren und zu Beschuldigen sie haben den Kaiser getötet, wenn diese noch lebt, ist absurd. Bevor sie aber ihre Gedanken äußern kann, hat sich das Thema bereits gewechselt und Danshí hat wieder das Wort ergriffen. Erst ist er glücklich, dass wir die Suche nach dem Mörder vorerst aufgegeben haben, dann will er plötzlich unsere Verbrechen wissen. Auch Ai ist es klar, das niemand gerne den Anfang macht und ist deswegen nicht erstaunt, dass der ältere Mann weiter spricht. In was für eine Lage er uns da bringt. Sollte der Mörder unter ihnen sein, hatte er bereits genügend Zeit über eine Geschichte nach zu denken, die er erzählt, sollte genau diese Frage kommen und hat Xū Dǎnshí selbst nicht lange geschwiegen, wie perfekt wäre es. Ihre Gedanken verwischen sich schnell und sie schellt sich innerlich selbst für diesen Vorwurf. Obwohl Xū Dǎnshí bereits geendet hat, zögert sie immernoch. Sie ist sich bewusst, dass jegliches zögern in diesem Moment misstrauen hervorrufen kann, aber wollte sie wirklich diesen fremden Menschen erzählen, was passiert ist. Sie wusste ja was passiert ist, aber wenn sie es erzählen würde, klang es dann glaubhaft und nach der Realität? Sie nahm noch etwas Reis, schluckte ihn runter. "Ich hätte auch gerne etwas Tee. Der riecht schon so gut." Sie nahm sofort wieder etwas Reis, damit sie nicht aufgefordet wird zu reden.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Zhào Làn am 15.08.2010, 01:31:20
"Ja, ich nehme auch einen Tee." Sagte Lan zu Hong Gil-dong. Sie nahm sich ihre Schale mit dem Tee und schloss die Augen. Langsam hob sie die Schale vor ihr Gesicht, so dass ihr das Aroma des heißen Getränks in die Nase stieg. Es war ein angenehmer Geruch und vor ihrem geistigen Auge tauchten Bilder von schönen Landschaften auf, unberührte Natur und Menschen die Pflanzen präparierten aus denen einmal Tee werden soll. Sie spürte eine wohlige wärme als sie die Bilder sah, welche aber wohl aller Wahrscheinlichkeit nach von der Schüssel in ihrer Hand ausging. Ihr war klar das die Bilder die sie sah nur ein Produkt ihrer Fantasie waren, aber dennoch waren sie eine schöne Abwechslung zu dem Kerker in dem sie saß.  "Mit diesem Tee sind unzählige Gefühle verbunden. Von denen die die Pflanzen geerntet haben, von denen die sie verarbeitet haben, die Händler die sie transportiert haben und von der Person die diesen Tee zubereitet hat. Es ist doch erstaunlich wieviele Menschen durch diese eine Schale Tee verbunden sind." Eine ganze Zeit lang verweilte Lan so und hing ihren Gedanken nach. Bis sie sich schließlich doch irgendwann dazu durchrang von dem Getränk zu kosten und sich so von den Bildern in ihrem Kopf los riss.

Sie hörte Gespannt zu was de anderen zu sagen hatten und besonders die Geschichte von Xu Danshi faszinierte sie. Sie wartete eine weile ab nachdem keiner mehr etwas sagte und meinte dann knapp. "Ich soll jemanden bei den Feierlichkeiten vergiftet haben." Sie wirkte ruhig als sie sprach und hob anschließend erneut die Schüssel an ihre Lippen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 15.08.2010, 19:38:21
Kalt von den Worten Xū Dǎnshí's erwischt bemühte sich Hong Gil-dong wenigstens um ein falsches Lächeln, während er den Tee reichte. Er hasste es, beim Spotten wieder zurechtgestutzt zu werden. Typischerweise war es wieder ein Beamter, der sich zumindest durch Gedichte schreiben hochgearbeitet hat, auch wenn er seinen eigenen Worten nach zu erfolgreich gewesen war. Gut möglich, dass er sich als Lehensherr an die Spitze der Provinz setzte und an einem neuen unabhängigen Cui Bao arbeitete. Vermutlich wird er ende woche der Verschwörung für Schuldig gesprochen, egal ob er irgend etwas mit dem Tod des Kaisers zu tun hatte. "Wenn wir schon alle etwas von uns erzählen, kann ich berichten, dass ich ein ständiger Gast hier bin, den man zwar nicht will, doch noch weniger wollen sie, dass ich gehe. Und deswegen bin ich hier im Loch gelandet."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 15.08.2010, 19:56:07
"Ihr sprecht in Rätseln, Leidensgenosse Hongsan. Aus welchem Grund möchte man Euch nicht gehen lassen?", fragt Danshi und hebt die linke Augenbraue.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 15.08.2010, 21:39:12
Oda geht schweigend zum Tee und beginnt sich einzuschenken, dabei kniet er sich hin und bewegt die Kanne nur langsam. Danach nimmt er die Teeschale, dreht sie zweimal in der Hand und nimmt einen langsamen Schluck zu sich. "Fragestunde.. das kann ja heiter werden."
Er atmet einmal tief aus um die warme Luft aus seinen Lungen zu bekommen und füllt sie danach wieder mit kühler Luft um sich herum.
Der Sohn des Kaisers kommt also hier her? Nun gut, vielleicht bringt dies einige weitere Komponenten in dieses interessante Spiel.

Einen Moment überlegt er bevor er beginnt zu sprechen. "Ich bin seid 50 Jahren in der Haupstadt und gestern Abend ist etwas vorgefallen, bei dem man mich als Täter bezichtigt. Dang Di hat sich für mich ausgesprochen und so landete ich hier. Ich weiß nicht viel von dem Vorfall, angeblich ist ein Karren abgebrannt. Wie höchst unerfreulich das ich aus solch einem Grund hier bin." "verleugne deine Natur nicht Oda. Wer sagt das du es nicht warst?", die Gestalt schleicht um ihn herum und nimmt sich auch eine Schale Tee, welche vorher dort noch nicht stand und trinkt sie in einem Zug aus.
Der Gnom schließt die Augen. "Weil ich Herr meiner Sinne bin.", dann öffnete er sie wieder. Sich selbst unsicher warum er dies denkt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 15.08.2010, 23:16:46
Hong Gil-dong blickte bei der Antwort auf den Boden "Ich sollte im Palast bleiben, damit ich als Kettenglied meiner Familie diene. Wieso ich hier unten und nicht in einem anderen Loch bin wissen nur die Götter und ich fürchte, da niemand mehr mit ihnen sprechen kann, werde ich es wohl nicht mehr erfahren."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 16.08.2010, 13:47:59
Als Hong Gil-dong verlauten lässt, dass er ein politicher Gefangener ist läuten bei Lu Chieng die Alarmglocken.

Also, doch eine Möglichkeit sich am Hofe zu bewegen. Wenn die Lage mit seinem Clan nicht angespannt ist konnte er sich vielleicht frei im Bereich des Palastes bewegen. wiedereinmal hatte sich auch Lu Chieng vom äußeren Schein blenden lassen. Gerade er...

"Nun wenn ich ehrlich bin weiß ich nicht genau warum ich hier. Ich besuchte das Neujahrfeuerwerk, als ich die Tribüne verließ wurde ich von einer Wache niedergeschlagen und landete hier. Wenn ich wüßte warum ich hier bin wäre ich schon einen Schritt weiter." Auch wenn es keine Lüge war so war es doch nicht die gesamte Wahrheit. Natürlich hatte Lu Chieng eine starke Vermutung warum er hier war, aber genau wissen tat er es nicht. Er hatte sich das Lügen so gut es ging schon vor einiger Zeit abgewöhnt, meist kamen die Lügen zu einem zurück. Wenn man so weit es ging immer die Wahrheit sprach so konnte man sich wenigstens nicht in wiedersprüchliche Aussagen verstricken.

Vorsichtig pustete Lu Chieng seinen Tee, immerhin war er der Aussage von Mako zu Folge heiß: Und so weit es möglich war soll man aus den Fehlern anderer lernen. dent Lu Chieng bei sich.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.08.2010, 00:26:08
"Und Ihr, Sūnsan?", erwartungsvoll ruht Danshis Blick auf der jungen Frau.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 20.08.2010, 14:09:08
Sūn Ai blieb zunächst weiter ruhig und nährte sich mit Reis. Je länger du wartest, umso verdächtiger könnte es wirken, verdacht der unnötig ist. Trotz ihrer Gedanken begann sie aber immernoch nicht zu sprechen und bevor sie sich versah, wurde sie auch schon angesprochen. Ihr Blick erhob sich und sah Xū Dǎnshí verlegen an. Ihr Blick war ruhig genauso wie ihre Handlung. Sie nahm ihre Schale mit Tee, trank einen kleinen Schluck und erst dann sprach sie.
"Wer sagt, dass ich etwas verbrochen habe. Wir alle sind hier, weil wir angeklagt wurden, den Kaiser ermordet zu haben. Es ist also nicht nötig, irgendein anderes Vergehen begangen zu haben. Man kann auch ganz einfach hier in der Zelle sein, weil man zur falschen Zeit am falschen Ort spazieren war." Sie machte eine Pause und beruhigte sich etwas. "Aber ihr habt recht werter Herr. Auch ich dachte vor heute morgen, dass man mich wegen einer anderen Tat hierher gebracht hatte." Wie viel soll ich ihnen Erzählen? "Man hatte mich erwischt, wie ich mich unbefugt im Haus eines der ansässigen Beamten herum getrieben habe." Wer weiß denn von dem versuchten Mord schon? Aber was ist wenn sie es trotzdem irgendwie erfahren, dann würden die Anderen mir wahrscheinlich nicht mehr glauben. Ich dachte, man hat mich hierher gebracht, weil ich bei einem Beamten eingebrochen bin und dann hat man mir eröffnet, ich habe vielleicht den Kaiser umgebracht. Ich muss es ihnen sagen, so habe ich weniger zu verlieren. "Dabei habe ich sogar einen Mord verhindert an dem Abend." Ihre Stimme wird viel leiser und sie scheint eher zu sich selbst zu tuscheln. "Aber davon weiß niemand und niemand wird mir glauben." Schließlich geht ihr Tuscheln in ihre Gedanken über. Viel eher wird man glauben, dass ich versucht habe, den Mord zu begehen. Ihr Blick wendet sich nach unten und sie nimmt noch einen Schluck von ihrem Tee. Alles was sie momentan empfand, war wohl Hilflosigkeit und das Gefühl gefiel ihr nicht.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 20.08.2010, 16:41:34
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Morgen

Wie schnell Zeit doch verrinnen konnte. Wie unsagbar exakt und erbarmungslos der Chronist, Marnarn[1], der hellere der beiden Monde, jedes Körnchen des Sandes der Zeit durch sein Stundenglas rieseln ließ, war von jedem Insassen zu spüren, als man nach dieser viel zu kurz scheinenden Phase der Stärkung durch Speis und Trank bereits wieder laute, gerüstete Schritte vor der immer noch unverschlossenen Tür, welche keinen in Versuchung bringen konnte, hörte.
Die Stiefel, es war nur ein Paar, hielten inne vor der Tür, vielleicht nicht mehr als fünf Schritt entfernt und schienen zu warten. Kurz darauf wurden leisere Schritte hörbar, deutlich schwerer wahrzunehmen, weshalb der Abstand zur Tür auch nicht auszumachen war. Die Person stand auch irgendwo vor der Tür, leise wurden Worte ausgetauscht, welche durch die Tür fast vollends gedämpft wurden[2].

Es mochte nicht mehr als eine Minute gewesen sein, da öffnete sich die Tür langsam und die beiden Dienerinnen, deren Gesichter euch noch vage vor Augen waren, traten ein, um die restliche Nahrung und die restliche Flüssigkeit, welche immer noch warm war, wieder an sich zu nehmen, samt des Geschirrs.
"Ich bitte euch darum, nichts an euch zu nehmen und eure Tassen und Schalen zurückzustellen. Es ist unfreundlich hohen Herren mit vollem Mund und einem Schmatzen zu begegnen." Das junge Mädchen erntete wütende Blicke der anderen, ihr wohl verwandten, Frau. Durch die offene Tür ließ sich kein Blick auf die gerüsteten Männer oder Frauen erhaschen, welche vor dem Raum stehen mochten. Da der Vorraum relativ eng war, mussten sie wohl vor der anderen Tür stehen. Die Worte, die sie immer noch austauschten, waren nun deutlich schwerer zu vernehmen durch das klimpernde Geschirr und die Bewegungen der beiden Frauen[3].
Wieder eine Bitte, bereits die zweite, man erkannte einfach, dass diese beiden Frauen nicht aus Chuang kommen konnten. Ein Zivilisierter würde niemals eine Bitte offen vortragen, denn dies bedeutete, sich gesellschaftliche Blöße zu geben. Es war, als würde man jemanden um einen Gefallen bitten. Es war die alte Leier, einen Gefallen zu erflehen, bedeutete sich in die Hände eines anderen zu begeben, was wiederum ehrlos war, während es ehrenvoll war, anderen einen Gefallen zu gewähren. Fremde fanden immer schwer in das Reich Chuang, es war so vieles anderes in diesem Teil der Welt. Aber wer konnte es dann diesen beiden verdenken, schließlich waren sie nur einfache Dienerinnen.
Nachdem sie alle Sachen eingesammelt hatten, verschwanden sie wieder aus dem Raum, die Blicke auf den Boden gerichtet und nicht zu weiteren Worten bereit.

Mit dem Schließen der linken Tür, denn diese war die offene Tür, endete auch das Gespräch der beiden Personen vor der Tür. Die schwere Stiefel setzen sich kurz darauf in Bewegung und die rechte Tür öffnete sich. Nacheinander traten die beiden angekündigten Männer an. Kun Chi ging voran, während der deutlich jüngere Chuang An folgte und die Tür hinter sich schloß, welche sehr leise in Schloss fiel. Chuang An, das wurde sofort ersichtlich, bewegte sich äußerst sanft, rollte den Fuß stets ganz ab und jede Bewegung war fließend. So war sein ganzes Auftreten. Lange, glatte, schwarze Haare waren zu einem Zopf gebunden. Sein Gesicht war schmal und wirkte beinahe ein wenig androgyn, er hatte bis auf die Augenbrauen keinerlei Haar im Gesicht und trug einen sauerkirschroten Hanfu, welcher mit goldenen Stickereien verziert waren, welche zwar kunstvoll, jedoch formlos war. Er trug keine Waffe bei sich, seine graugrünen Augen wirkten jedoch sehr wachsam.
Kun Shi war im Gegensatz dazu von einer Aura der Strenge und der Authorität umgeben, es war gar nicht die Aura des Intellektuellen und Weisen, welche man bei den Worten, welche über ihn verloren wurden, erwarten würde. Zwar trug er keine Rüstung, doch trotz seines hohen Alters war sein Rücken durchgedrückt, sein Gang war leicht obeinig, was für ein Leben im Pferdesattel sprach. Er war bestimmt einen halben Kopf größer als Chuang An und war gut sechs Fuß groß. Sein Haar war bereits schlohweiß, er trug es offen und ohne Kopfbedeckung, was außerordentlich ungewöhnlich war. Kaum ein Beamter setzte jemals seine Kopfbedeckung ab. Sie war sogar ein Teil der Amtskluft. Auch Kun trug einen Hanfu, jedoch komplett in schwarz, nur an den Ränder deutete etwas hellere Stickereien auf eine gewisse Kunstfertigkeit der Tracht. Doch auch er bewegte sich leise und fast vorsichtig. Wie auch Chuag An, trug er leichte Stoffschuhe.
Er blickte auf die Gestalten unter sich und hob den Kopf ein wenig, als würde er warten, warten was passiert.
Auch er trug keine Waffe bei sich, er schien im Gegensatz zu Chuang An angespannt und seine zitternden Augenbrauen verrieten etwas Wut, die er im Bauch hatte. Doch erst einmal wartete er.

Chuang An stand nicht so stocksteif im Raum, wie es der viel ältere Religionslehrer tat, sondern lehnte sich entspannt an eine der kalten Steinwände und blickte etwas spöttisch drein, darauf wartend, dass die Insassen sich der Notwendigkeit des Kotau hingaben, um dann zu sprechen.
"Mörder, Unschuldige, alle in einem Raum, kaum zu trennen, wie es auch für graue Farbe gilt." Die Stimme mochte gar nicht so recht zu der Person passen, während jede Bewegung sachte und weich war, klang die Stimme wie grobkörniger Sand, welcher beim leichten Tritt knirschte.
"Erfreut euch kennenzulernen. Ich bin Chuang An, Siebtgeborener des Chuang Di. Und ich schenke einem von euch meinen Respekt. Viele Verblendete haben in den letzten Jahrzehnten versucht des Lebens meines Vaters habhaft zu werden. Einer von euch hat es geschafft, das verdient einen gewissen Respekt."
Er nickte in die Richtung der Denunzianten und stieß sich mit den Schulterblättern von der Wand ab und machte zwei Schritte auf die Teppiche zu und verharrte dort.

"Sie sind alles Barbaren, keiner von ihnen verdient noch Respekt. Es ist nur eine Frage, wieviel der Ehrlosigkeit sie auf sich geladen haben und wie weit sie mit ihren Gedanken sind." Kun Shis Stimme war alt, sie war nicht mehr sehr kräftig und gab im Gegensatz zu seiner Haltung einen wahren Eindruck seines Alters. Sie wirkte fast ein wenig gebrochen und man musste sich anstrengen, um ihm zuzuhören. Er sprach weiter.
"Manche von ihnen sind noch jung und vielleicht zu retten." Er blickte zu Xū Dǎnshí für einen kurzen Augenblick und blickte dann wieder über die Verbrecher hinweg.
"Ich will etwas wissen." Er zeigte auf Sūn Ai. "Sage mir, was du über ihn," der Finger zeigte auf Lu Chieng, "weißt und denkst." Auf diese Art und Weise zeigte er auf einen jeden von euch und bestimmte, wer ihm etwas über den Nächsten sagen sollte, während Chuang die Lippen kräuselte und nun urplötzlich gespannt erwartete, was Kuns Befehl für Auswirkungen haben würde. So ergab sich, dass Sūn Ai etwas über Lu Chieng sagen sollte, während dieser etwas über Xū Dǎnshí sagen sollte. Der nun inhaftierte Beamte sollte wiederum etwas über Zhào Làn, die junge Halbelbin etwas über Mako Jinsei, der sich ein Urteil über Hong Gil-Dong bilden sollte. Der Dauergast hatte als Aufgabe, seine Meinung über Oda Zektau preiszugeben, während der Spielzeugmacher selbst diesen Kreis schloss, in dem er etwas über Sūn Ai verraten sollte.
Chuang An entwich ein leises Lachen. "Das wird spannend." Er schien vom Vorgehen Kuns überrascht, dieser stand jedoch nur herrisch vor den Denunzianten und wartete auf die Ausführung seiner Worte, die er durchaus als Befehl verstanden hatte.

Und weiter ließ der Wissende das Sand der Zeit rinnen...
 1. Der Gott des Wissens und der Zeit (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Marnarn)
 2. Wer diese Worte vernehmen möchte, mache einen Perception-Wurf
 3. Jeder, der sich vorher die Mühe gemacht hat, zu lauschen, darf hier noch einen Wurf machen mit erhöhter Schwierigkeit, um sich auch auf diese Worte zu konzentrieren
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 21.08.2010, 13:33:59
Sofort als die beiden Bediensteten wieder in den Raum traten, wusste Sūn Ai, was jetzt passieren würde. Deshalb auch nur noch einen kleinen Schluck Tee und spülte Damit die Reste des Reis in ihrem Mund herunter. Ihr Blick wandte wieder auf das Mädchen, nur um sofort wieder von ihr abzulassen, weil sie sich daran erinnerte, wie unangenehm es wohl für sie sein musste. Während aber ihre Augen auf etwas innerhalb des Raumes gerichtet waren, versuchte sie das Gespräch der Leute vor dem Raum zu vernehmen, sie war sich ziemlich sicher, dass jeder der anderen Insassen genau das Gleiche versuchte.

Schließlich war es soweit und der eigentliche Besuch trat ein. Als beide Herren den Raum betreten, begann Sūn Ai mit dem Kotau. Sie machte sich ganz klein auf ihren Knien sitzend und berührte dreimal mit dem Kopf den Boden. Danach blieb sie in der Position mit dem Kopf nach unten. Sie empfand diese Position nicht einmal als unbequem. Da sie es als unhöflich empfand weg zu schauen, aber auch nicht die beiden Herren direkt betrachten durfte, war es so für sie die beste Lösung, da immerhin ihr Kopf noch in die Richtung der Herren zeigte. Still lauschte sie den Worten. Sūn Ai fand es interessant wie unterschiedlich die beiden Herren doch waren. Sie war es gewohnt Leuten zu gehorchen, nicht so sehr weil sie es verstand, viel mehr weil es zu der Fassade dazu gehörte, die sie aufbaute, aber innerlich hatte sie immernoch eine gewisse Abneigung gegen jeden der ihr Befehle erteilte. "Es ist bestimmt nur gut gemeint, bestimmt will er euch Unschuldigen helfen." Sie hatte eigentlich nur darauf gewartet diese sanfte, ruhige Mädchenstimme zu hören. Es handelte sich dabei um ihren Kristall Zhu. Damals, als sie ihn gefunden hatte, dachte sie zunächst er wäre magisch verflucht und sie würde jetzt verrückt werden, aber als sie selbst ihre Kräfte bemerkte hielt sie es nicht mehr für so abwegig, dass ein Kristall zu ihr redete. "Sei ruhig, ich muss mich konzentrieren.""Ja ja, ist ja gut. Ich will dich nur daran erinnern freundlich zu sein, denn die Anderen sind es bestimmt auch zu dir." Die Mädchenstimme klang leicht gereizt, dass sie so leicht ab gewimmelt wurde.

Der Nachteil an Sūn Ai's Haltung wurde recht schnell deutlich als Kun Shi auf sie zeigte. Da ihr Blick nach unten gewandt war, konnte sie natürlich nicht sehen, auf wen der alte Mann zeigte. Zu erst wandte sich ihr Blick nach links und rechts, um zu sehen, ob jemand der Anderen sich bereit machte zu sprechen. Erst dann wanderte ihr Kopf leicht nach oben, bis sie den Finger erblickte, der auf sie zeigte. Aus der Position konnte sie auch erkennen über wen sie sprechen sollte. So verharrend und ihren Blick vom Finger auf die Fuße des Mannes wechselnd, begann sie also zu sprechen.
"Ich wollte nur höflich sein." Entschuldigte sie sich für die Verzögerung, die dadurch entstand, dass sie nicht gesehen hatte, dass sie gemeint war. "Was ich weiß und was ich denke, sollt ihr natürlich erfahren." Ihre Stimme klang freundlich. "Lu Chieng, so hat er sich uns vorgestellt, ist, so fern man seinen eigenen Aussagen trauen darf, nicht der Mörder des Kaisers und weiß dem zu folge auch nicht so recht, was er hier soll." Sūn Ai verspottete mit den Worten auf keinen Fall Lu Chieng oder hielt ihm vor nur Lügen zu erzählen. Ihre wahre Intention wurden durch ihre nächsten Worte deutlich. "Das alles beruht wohl aber darauf, dass man mir glaubt, da ich es sage. Ihr merkt also, ich weiß nichts, denke aber viel. Sie machte eine kleine Pause, nachdem sie ihre Kritik an der Herangehensweise des alten Mannes indirekt geäußert hatte. Der Mann wirkt nett und ruhig. Und sollte es sich wirklich um den Provinzverwalter von Lan Xiog handeln, so habe ich gehört, er solle sehr milde sein, was wohl einem Mörder nicht sehr gut steht." "Du lebst riskant, also entschuldige dich lieber jetzt sofort." "Nein!" Doch! Die Stimme wirkte standfest und überzeugt, fast ein bisschen ignorant und Sūn Ai wusste, dass sie nicht nur keine Wahl hatte, sondern ihre kleine Perle eigentlich auch recht hatte. "Aber wer bin ich, mir das an zumaßen. Meine Gedanken wolltet ihr und nun habt ihr sie bekommen. Ich glaube nicht, dass man mich dafür bestrafen kann, euren Befehlen zu gehorchen." Sie versteckte ihre Bitte, sie nicht für ihre Dreistigkeit zu bestrafen recht geschickt. Es wirkte ja nicht einmal wie eine wirkliche Bitte.[1]
 1. Diplomatie: 34
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 22.08.2010, 15:45:44
"Nun Xū Dǎnshí war wohl Provinzverwalter der Provinz Cui Bao, Herr. Seinen Angaben nach fand er die Provinz in einem erbärmlichen Zustand vor und began mit einer Art Neuaufbau des gesamten Systems der Provinz."

Nachdem er direkt angesprochen wurde hebte Lu Chieng seinen Oberkörper und Kopf etwas vom Boden, sodass er Chuang An ungefähr auf die Brust schaute, direkten augenkontakt würde er niemals von sich aus aufnehmen. Zwar hatte Kun Shi die Frage formuliert doch wäre es unhöflich gewesen nicht dem Sohn des Kaisers zu antworten.

"Er hob verstärkt Militär aus. Aus welchem Grund dies geschah ist mir nicht bekannt. Er selbst gab an, dass dies der Grund seiner Gefangenschaft sei, also kann man davon ausgehen, dass zumindest der Verdacht entstehen könnte, dass es sich um nicht genehmigte Aktionen handelte, die vielleicht sogar gegen den Hof abzielten."

Nachdem Lu Chieng nichts mehr zu sagen hatte, beugte er sich erneut vor bis sein Kopf den Boden berührte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 22.08.2010, 15:47:16
Danshi erwies dem Besuch seine Hochachtung, indem er den Kotau besonders lang und bedächtig ausführte und seinen Blick gesenkt hielt. Zumindest äußerlich würde er seine Hochachtung ausdrücken. Nur ein Barbar würde Sympathie gegen einen Kampf um Positionen eintauschen. Doch tatsächlich rechnete er sich Gelegenheit aus, mit einem forschen Vorstoß seine Position stärken zu können, denn An war nicht in der Position, einen der Gefangenen mit dem Tod zu bestrafen.

Wie seltsam, dass Chuang An noch einmal mit Kun auftritt. Mit Sicherheit verfolgen sie andere Motive als Chuang Li. Womöglich ist An nicht einmal daran interessiert, den Schuldigen bestrafen zu lassen. Womöglich ist Kun nicht einmal daran interessiert, dass der Schuldigen bestrafen wird. Vielleicht kann ich sogar einen Sympathisanten gewinnen."

"Es ist mir eine besondere und unverhoffte Ehre, seine Heiligkeit Chuangtono und auch seine Eminenz Kunsensei[1] erwarten zu dürfen. Es bedarf nicht Lusans Worte. Ich kann mich selbst erklären."
Eine kurze Pause entstand; Danshi respektierte die Macht der Worte und wählte sie mit Bedacht.
"Manche sind jung und noch zu retten,", wiederholte Danshi langsam die Worte Kun Shis, "... doch ich bin alt und eines Verbrechens angeklagt, dass mich den Kopf kosten wird, gleich ob ich seine Herrlichkeit Ōjin-tennō[2] ermordet habe - oder nicht. (Wenn Sie es wissen wollen, ich habe es nicht getan.) Wenn es nun nicht mein Leben ist, das ich zu retten versuche, welchen Zweck erfüllen meine letzten Tage? Mein Opfer ist nur ein kleiner Preis für den Frieden, den ich in den Gesichtern der Menschen in Cui Bao gesehen habe. Ich stelle mir vor, Cui Bao wäre an das Reich Quinlongs annektiert worden. So weit mir bekannt ist, bedarf Quinlong einer unverhältnismäßigen Menge an Steuern, um sein instabiles Reich mit Armeegewalt und Geltungskonsum behaupten zu können. In Folge verarmen die Bauern, die alten Familienclans werden aufgebrochen und ist es da ein Wunder, dass die Ergebenheit Ihrer Untertanen fragwürdig ist?[3]. Die Provinz vor solchem Missbrauch zu schützen, war meine Berufung.
Ich war überzeugt, die Tugenden des Irdenen Pfades mit einigen notwendigen Edikten durchzusetzen. Insbesonder der Meister des Irdenen Pfades, Meng Zi[4], zeigte mir, wie ich die Provinz aus ihrem Elend befreien konnte. Und auch Vertrauen und Loyalität der Menschen dort konnte ich mit Leichtigkeit erwerben. Ein Glück, dass ich Meng Zis weise Worte kannte.[5]. Doch eben jene Edikte sind es, die mich in diesen Kerker brachten. War ich kein guter Provinzhalter?
". Danshi spürte deutlich die Hitze in seinen Wangen, so nervös ist er, während er die Antwort erwartet. Hatte er zu viel Mut gezeigt?
 1. -dono/-tono: Anrede für einen Fürst
-sensei: Anrede für Lehrer, Lehrmeister, Gelehrte, etc
An diesen ungewöhnlichen Anreden kann man vielleicht Danshis Herkunft aus dem Westen des Reiches erkennen.
 2. Der Kaiser, dem die Götter antworten
 3. Die Akazie schelten, dabei aber auf den Maulbeerbaum zeigen (http://de.wikipedia.org/wiki/36_Strategeme#Die_Akazie_schelten.2C_dabei_aber_auf_den_Maulbeerbaum_zeigen): Kritik gegenüber Vorgesetzten wurde indirekt vorgebracht, indem man sich zum gleichen Sachverhalt über andere Personen beschwerte.Bluff: 17 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6279.msg633104.html#msg633104)
 4. Vielleicht wird Meng Zi in dieser Situation im Sinne des 14. Strategems (http://de.wikipedia.org/wiki/36_Strategeme#F.C3.BCr_die_R.C3.BCckkehr_der_Seele_einen_Leichnam_ausleihen) wirken: etwas Gefürchtetes aufleben lassen, um zu verwirren: Mengzi unterscheidet sich von seinem Vorgänger u.a. durch die Aussage, dass eine ungerechte Herrschaft nicht geduldet, sondern auch durch die Untertanen beendet werden darf, dem sog. Prinzip des Gémìng (革命 „Wechsel des Mandats, Revolution“)
 5. Bescheidenheit (http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialverhalten_in_China#Bescheidenheit): Bescheidenheit  hat in China einen hohen Stellenwert. Man spielt das, worauf man eigentlich stolz ist - sei es nun die eigene Familie oder eigene Leistungen - herunter, lässt aber beim Abwiegeln den Stolz trotzdem noch erkennen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 23.08.2010, 23:00:43
sobald die Tür sich öffnet, wirft Oda sich auf den Boden, mit der Stirn den Boden berührend. Er wartet in dieser Position bis das Gespräch beendet ist. "Vielleicht haben die beiden Recht, der Mörder ist im Raum. Aber ich glaube das er uns gerade besucht." , Oda spürt den Atem in seinem Nacken und den neckischen Unterton in der Stimme. "Nur weil sie so reden, heißt das noch gar nichts. Wir müssen versuchen ihnen etwas zu entlocken. Etwas das uns helfen könnte.", Aus den Augenwinkeln beobachtet Oda wie der Dunkle die beiden Person umrundet. "Sie spielen alle ihre eigenen kleinen Spiele, suchen alle nur ihren Vorteil. Sie wollen den Status Quo wissen, nichts weiter. Sie machen ihren Zug, um zu sehen was wir in der Hand halten. Ein nettes Spiel spielt dieser Narr, würde mich nicht wundern wenn er das alles hier arrangiert hat.", "So müssen wir sie auf unsere Seite ziehen, damit sie für uns spielen und nicht gegen uns."Oda wartet eine Weile bis er an der Reihe ist.

Dann beginnt er zu sprechen, ohne aufzusehen. Er weiß bisher kaum wie ihre Gesichter aussehen, da er so weit noch nicht aufsieht.
"Es ist zuviel der Ehre so große Persönlichkeiten hier zu sehen. Ich möchte zuerst anmerken das es eine Freude ist das die hohe Eminenz Changtono uns beehrt. Vor allem da ihr erst so kurz in dieser Stadt weilt. Ich hoffe ich kann euch eines Tages für meine Jadeschmetterlinge begeistern. Aber natürlich soll der weite Weg der Heiligkeit nicht vergessen werden. Seid ihr lediglich für diesen Besuch in die Stadt gekommen? Sollte dem so sein, dann bestehe ich darauf euch als Entschädigung eine meiner Legendenkisten zukommen zu lassen, sobald ich aus dieser unpässlichen Lage befreit bin oder zumindestens meine Werkzeuge erhalten habe., eine kurze Weile hält er inne bevor er weiter redet.
"Sūn Ai ist für mich eine noch nicht bemalte Puppe, wenn mir dieses Bild erlaubt ist. Sie schweigt viel und beobachtet, redet aber wenig. Sie zeigt wenig Begeisterung darin zu enthüllen wieso sie hier ist. Sie sagt sie sei spazierengewesen in dem Haus eines hohen Beamten und hätte damit einen Mord verhindert. Dies ist alles, das sie bisher enthüllt hat."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 23.08.2010, 23:59:41
Hong zögerte bis er das erste zeichen sah, dass jemand eintritt. Er hasste es sich wie ein geschlagener Hund vor den hohen Herren und Damen niederzuwerfen und aus furcht vor Bestrafung ihnen nicht in die Augen zu blicken. Und nun sollte er etwas über den Gnom erzählen. Dieser kam ihm nicht ganz sauber vor. Wie er das Wasser nach dem Waschen angeblickt hatte. Vermutlich hatte er sich von seinen Sünden des letzten Tages reingewaschen und blickte nun verachtend auf seine Taten zurück. "Der kleine Mann ist aus einem mir nicht klaren Grund hier, Kuntono. Sein Körper ist klein und der eines Kindes, er hätte nicht die Kraft jemanden zu töten. Auch sein Geist scheint noch spuren eines Kindes zu tragen. Er sucht Sicherheit beim Spiel mit einer Puppe. Selbst verriet er mir, dass man ihn wegen Brandstiftung verhaftet hat. Weiter behauptet er dass Dang Di für ihn sprach. Dang Di wird euch sicher mehr über den Gnom verraten können, wenn er sich für diesen einsetzte. Wenn Kuntono es mir gestatten möchte mehr über den Gnom herauszufinden, so gestattet ihm die Werkzeuge eines Spielzeugmachers, denn solch einer behauptet er zu sein."
Hong presst wieder seine Stirn auf den Boden um zu zeigen, dass er nichts mehr zu sagen hat. Soll doch der Piratenprinz und der tattrige Alte draussen mehr herauszufinden versuchen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 25.08.2010, 22:32:50
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Morgen

Kun Shi hatte es scheinbar nicht nötig, seinen Kopf zu senken, geschweige denn überhaupt in die Richtung der Sprechenden zu schauen. Ob es zur Schau gestellter Übermut, Desinteresse oder gar blanke und höchst unfreundliche Ignoranz war, konnte kaum erkannt werden. Er fixierte irgendeinen Punkt im Rücken der Sprecher, irgendwas an den Zellen. Vielleicht suchte er schlicht und ergreifend einen Fixpunkt, um seine Gedanken zu sortieren. Chuang An war ein sehr grober Kontrast dazu, er blickte die Sprechenden an und hatte dabei die ganze Zeit die Hände in die Hüfte gestemmt, ein Zeichen von Lockerheit. Anbetracht der Vorwürfe, die man ihm wohl machen durfte, und ebenso wegen der schlechten Beziehung zu Kun Shi, konnte man davon ausgehen, dass diese lässige Lockerheit entweder dem Übertünchen der eigenen Gedanken oder der Provokation Kun Shis diente. Dieser schien sich, soweit erkennbar, nicht an dem Verhalten des jüngsten Kaisersohnes zu stören, schenkte ihm aber mit Gestik, Mimik und Blickkontakt genauso wenig Aufmerksamkeit wie den Denunzianten.

Seinen Plan, alle zu Wort kommen zu lassen, ließ sich dann jedoch nicht umsetzen und nach Hongs Worten setzte eine peinliche Stille ein, die nur er überbrücken konnte. Mako Jinsei und Zhào Làn schwiegen beharrlich, was Kun Shi etwas verstörte. Nervös zuckte seine Augenbraue. Wollte man ihn hier verspotten? Ein leises Lachen seitens Chuang Ans bestätigte den Gedanken ein wenig, denn der Kaisersohn bewertete die Stille gleich. Das Lachen war hässlich, beinahe gehässig und wollte so gar nicht zu der Erscheinung des Piraten passen, obwohl diese Lache zu seiner Aussprache und seiner Stimme passte.

Die Stille hielt noch einen Moment an, wurde dann langsam von den tiefer und schwerer werdenen Atemgeräuschen des alten Religionsgelehrten durchschnitten, welcher den feuchten, muffigen Geruch dieser Kammern in sich aufzunehmen schien. Seine ersten Worte wollten gar nicht zum eigentlichen Gesprächsthema passen.
"Falten seh ich unter meinen Augen in jeder Reflexion, sie sprechen von den Narben, welche das Leben einem hinterlässt. Doch dort, wo jetzt diese Narben sind, mussten einst auch Wunden sein? Doch wenn Wunden schmerzhaft sind, warum kann ich mich nicht an jede erinnern? Vergesse ich einfach nur? Oder verblasse ich nur? Wieso fürchte ich das?"
Chuang An nahm diesen Faden sofort auf und sagte mit ätzender Stimme, betont gelangweilt. "Mengzi[1] und die Furcht vor der Scham, die Furcht vor dem Alter, die Furcht vor dem Vergessen. Wir kennen alle die Klassiker der chuangschen Literatur, Lao Kun."
Kun Shi ging nicht weiter auf den Kommentar Chuang Ans ein und bewegte den Kopf auch nicht einen halben Zentimeter, doch führte er auch die kleine Belehrung nicht fort, die An ihm vorgeworfen hat, wenn es denn eine war. Seine vom Alter brüchige Stimme setzte wieder an, gerade die Satzanfänge waren schwer zu verstehen. Es war, als müsse er während des Sprechens die Kraft dafür sammeln.
"Obgleich es deinen Worten an Umfang und Weitsicht mangelt, Sūn Ai, sehe ich ein, dass es euch allen auch an Zeit mangelte, um genügend über Lu Chieng herauszufinden. Du hast dennoch einen sinnvollen Anfang gemacht. Jedoch solltest du nicht zu früh von der Unschuld einer Person überzeugt sein. Milde kann im Affekt der triebhaften Lust weichen, Verzweiflung kann jemanden sogar länger treffen. Die Stich einer Hornisse ist ein kurzer, aber heftiger Schmerz und lässt uns zusammenzucken, doch der Schmerz endet alsbald. Das Brandmal eines glühenden Eisens begleitet uns ein ganzes Leben."
Während Kun Shis Augen noch immer am Marmor oder einer Türzage hafteten, blickte Chuang An das erste Mal direkt zu Kun Shi und zog die rechte Augenbraue fragend nach oben, öffnete den Mund, aber sprach dann doch nicht. Kun Shi fuhr ungerührt fort.
"Lu Chieng, deine Worte zeugen von angebrachten Zweifeln und Vermutungen. Erhelle deine Zweifel weiter, es wird uns der Wahrheit näher bringen. Der Tag des Drachen, es mag einem scheinen, als dämmere dieser schicksalshafte Tag jetzt schon."
Jetzt blickte der Letzte in der offiziellen Thronfolge der Kaiserfamilie wirklich entgeistert drein, fassungslos und verwirrt. Die Lässigkeit fiel vom Kaisersohn ab, er nahm die Hände aus der Hüfte, nahm sie vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. Was versuchte Kun Shi da?
"Xū Dǎnshí, ich zweifel nicht daran, dass du in der Lage bist, für dich selbst zu sprechen. Als du jedoch das letzte Mal für dich selbst sprechen durftest, hast du dem Hof den Eindruck vermittelt, dass du integer seist und eins mit dem Hof. Du hast dich dann sofort gegen diesen gewendet, als du seinen Schoß verlassen hast. Deswegen sprechen andere über dich, nicht du." Kun Shi überging die Anklage- und Rechtfertigungspunkt von Xū Dǎnshí einfach, vielleicht verstand er ihren Inhalt auch nicht oder kam nicht hinter die genaue Bedeutung. Chuang An kehrte, nachdem er nochmal die Kopf geschüttelt hatte, zur alten Pose zurück, er atmete dabei pfeifend aus, unterließ jedoch einen Kommentar. Kun Shis Stimme wurde jedoch eine Nuance schärfer, sie tadelte.
"Aber es war deine Aufgabe, etwas über Zhào Làn zu sagen."
Die Stimmfarbe wurde wieder einen kleinen Tick wärmer, soweit das mit seiner alten und gebrochenen Stimme noch ging. Es war dem alten Mann anzumerken, dass er eigentlich mehr gesagt hätte, aber er musste mit seiner Kraft haushalten. Alleine seine Präsenz und seine Haltung kosteten ihm merklich Kraft.
"Oda Zektau, du bist intelligent genug, zu erkennen, dass es der Initiative bedarf, wenn Stillstand vorherrscht. Das ist bewundernswert. Auch wenn deine Worte, wie du selbst erkannt hast, von geringer inhaltlicher Fülle sind."
Die kleine Spitze war augenscheinlich an die Schweigenden gerichtet, deswegen gewährte er sich eine künstlerische Pause. Dann erhob Kun Shi nochmal die Stimme.
"Hong Gil-dong, fröhlich und zuvorkommend wie immer. Danke für deine Worte. Ich werde sie beherzigen und Dang Di danach fragen. Eine interessante Information."
Während Chuang An einen weiteren Schritt auf die Gruppe von Verbrechern zu machte, und gerade im Begriff war etwas zu sagen, sprach Kun Shi ihm dazwischen, was An mit einem ärgerlichen Blick quittierte.
"Es ist gut jetzt, der Rest braucht sich nicht jetzt zu äußern. Eine der Dienerinnen wird euch Papier und Tinte geben. Ihr könnt alles aufschreiben. Ihr könnt doch alle Schreiben, oder? Wenn nicht, dann behaltet, was ihr sagen wollt, ich werde in vier Tagen nochmal reinschauen. Dann erwarte ich jedoch umfassendere Informationen"

Während Kun Shi sich Richtung Tür zurückzog, lächelte Chuang An die Verbrecher an und ging in die Hocke, sodass man ihm in die Augen schauen musstet, wollte man nicht den Teppich näher begutachten. Seine feinen Gesichtszüge wirkten wirklich fast bannend.
"Ich bin kein Freund dieser vorgefertigten Befragungen. Stellt mir Fragen, jeder zwei Stück und mag ich jedem von euch zwei beantworten. Oda, dir werde ich keine Frage abziehen, weil du sie vorher gestellt hast."
Von der Hocke ließ er sich auf den Hintern plumpsen und bugsierte sich unerwartet umständlich in den Lotussitz[2], jedoch lag ihm das meditieren fern.
"Ich bin hier, weil der Hof es so wollte. Sie haben mich rufen lassen und ich bin dem Ruf gefolgt. Ein ungünstiger Zeitpunkt, das habt ihr richtig erkannt. Und ja, von deinem Spielzeug habe ich gehört, Oda. Jedoch, solltest du keine Dschunken bauen, liegen mir Spielzeuge meist fern. Aber vielleicht hast du was für meine junge Tochter?"
Chuang An legte sie Arme locker auf seine Oberschenkel, die Sitzposition schien ihm wenig auszumachen und zeugte bei ihm nicht von eiserner Disziplin, sondern eher von ausgezeichneter Geschicklichkeit, es wirkte sehr mühelos. Aber auch er machte keine Anstalten auf Xū Dǎnshí zu antworten, vielleicht fühlte er sich, trotz der direkten Anrede, nicht angesprochen, weil es Kuns Gesprächsteil war. Aufmunternd lächelte er euch zu.
"Es macht mir genauso wenig Spaß, wie es euch machen dürfte. Uns unterscheidet nur, dass meine Zelle ein Stoffbett hat und mein Vorraum hundertmal so groß ist, wie der, den ihr euch teilt. Aber ein Gefängnis bleibt letztendlich ein Gefängnis. Wir sind also alle Gefangene. Als solche braucht ihr mich nicht wie einen künftigen Kaiser zu behandeln. So stellt eure Fragen."
Chuang An war wirklich ein grober Kontrast zu Kun Shi, der angespannt an der Tür stand und missbilligend über die Gesprächsgruppe hinwegschaute, einen Punkt an der Wand dahinter fixierend. Ignoranz war es diesmal ganz bestimmt nicht.
 1. Obgleich Mengzi sich über die Zustände des Menschen äußert und der Meinung ist, dass Scham ein Kennzeichen der Gleichheit der Menschen ist, sind ihm diese Worte in den Mund gelegt. Sie gehen aber in diese gerade beschriebene Bedeutung.
 2. Lotussitz (http://de.wikipedia.org/wiki/Lotussitz)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 26.08.2010, 09:56:38
Oda ließ den Kopf dennoch weiterhin gesenkt. Er ist weiterhin ein Nichts zumindestens wenn es um den Adel geht und ist deshalb auf ihr Wohlwollen angewießen. "Gib es zu, du würdest ihnen am liebsten Säure zu trinken geben für jeden verächtlichen Blick und für jedes böse Wort einen von ihnen verbrennen. Aber du begnügst dich damit zu warten. Wielange willst du warten Oda? Wie lange?" Oda nickt einmal bei den Worten von Kun Shi und erwiedert einmal leise. "Verzeiht."
Nach dem Angebot von Chang an zögert Oda kurz. Er will also ein Geschenk für sich oder für seine Tochter? Erfahrungsgemäß ist es effektiver der Tochter etwas zu offerieren, Väter haben in dieser Hinsicht oft eine Schwäche. Bei den Fragen überlegt er eine Weile. Ich muss versuchen möglichst viel zu erreichen mit diesen zwei Fragen. hmm.. ich habe in dieser Hinsicht nur zwei Fragen.
"Ich muss euch für eure Großzügigkeit danken.
Meine erste Frage lautet: Wie kommt Shǎzi darauf das einer der hier Gefangenen den Kaiser getötet hat?
, er wartet geduldig ab und stellt anschließend seine zweite Frage.
"Meine zweite Frage lautet: Würde eurer Tochter eine speziell angefertigte Puppe von Machiko[1]gefallen?
"So willst du also dein Werkzeug erhalten.". Ein leises Kichern klingt in Odas Ohren.
 1. Eine bekannte Schauspielerin am Theater, gilt als die schönste Frau im Reich
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 26.08.2010, 16:38:11
Mako berührte beim Eintreten der beiden hohen Gäste nur relativ kurz mit den Kopf den Boden, blieb aber in der gebeugten Haltung und betrachtete ihre Schuhe um zumindest dadurch ihre Körpersprache zu lesen.
Interessante Vorgehensweise, einzelne über andere erzählen zu lassen., schoss es Mako durch den Kopf und er überlegte, ob er über Hong sagen sollte, was er wirklich dachte, oder ob er höflicher sein sollte. Er wartete ab, bis über ihn selbst erzählt würde, aber Zhào Làn schwieg, dann sprach schon der bastelnde Gnom und schließlich Hong. Mako war etwas irritiert, dachte er doch die hohen Herrschaften würden auf Ordnung und ihrer gewünschten Reihenfolge beharren. Dem war wohl nicht so.
Er wartete noch kurz ob vielleicht nicht doch die Halbelbin etwas sagen würde, doch als er die Stille schon unerträglich fand und gerade seine Meinung kundtun wollte, vernahm er das schwere Atmen Kun Shis, der jetzt wieder das Wort ergriff.

Mako war froh, dass er sich nun nicht mehr entscheiden musste, ob er die Gäste anlog oder Hongs Feindseligkeit gegen ihn noch verstärkte. Er würde nicht schreiben, sprachlich konnte er sich viel besser ausdrücken und vier Tage waren mehr als genug um sich eine kleine Rede zurecht zu machen.
Auch war er sehr erfreut über die Möglichkeit Fragen stellen zu dürfen.
"Auch ich danke ergebenst endlich auf Antworten hoffen zu können. Mit meiner ersten Frage möchte ich die von Odakun gestellte bekräftigen und präzisieren:
Was hat jeder einzelne Gefangene hier getan um verdächtigt zu werden?"

Seine zweite Frage sparte er sich auf. Vielleicht ergibt sich aus den Antworten eine weitere.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 27.08.2010, 13:17:11
Bei Piraten gelebt und versucht sich als Gleicher zu geben. Vielleicht ist Chuang An ganz umgänglich. Er richtete sich halb auf, blieb mit den Knien noch am Boden und blieb auf den Füssen sitzen,  um sich nötigenfalls wieder hinwerfen zu können, wenn er allzu dreist erschien. Er unterdrückte ein leises Lächeln als er befriedigt feststellte, dass der sonst so beredete Mako Jinsei nichts über ihn selbst sagte.
Stattdessen hält er sein Gesicht starr und formulierte seine erste Frage. "Unendlichen Dank für die Möglichkeit etwas über die turbulente Welt da draussen zu erfahren. Könnt ihr mir berichten, wann und wie euer Vater und unser aller Geistiger Vater denn gestorben ist?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 28.08.2010, 16:52:35
Danshi nutzt die einzigartige Gelegenheit, sich den Kaisersohn genauer zu besehen[1]. Er räuspert sich leise, um die Aufmerksamkeit Ans auf sich zu lenken, bevor er seine Fragen stellt:
"Ich muss seiner Heiligkeit gestehen, dass ich nicht daran interessiert bin, an dieser Art von Investigation mitzuwirken. Mein einziges Interesse gilt dem Reich Chuang. Was bedeutet der Tod des Kaisers für die Zukunft des Reichs? Und wird er mir gewogen sein, mir zu berichten, welches Schicksal meine Provinz Cui Bao nach meiner Verhaftung erfahren hat?"
 1. Wie ragiert er auf die folgenden Fragen? Sense Motive: 11 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6279.msg635976.html#msg635976)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 30.08.2010, 21:36:37
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Morgen

Kun Shis schweres Atmen durchbrach und zerfraß jede Regung in diesem Raum und legte sich wie ein schwerer Schleier über das rote Marmor und schien alle kleinen Geräusche zu verschlucken, so dass jede Bewegung Chuang Ans fast lautlos klang. Nur einmal konnten laute Stiefel vor der Tür für einen Moment das Atmen übertönen, welches sonst ein steter Begleiter war, sich über alles legte und die ganze Situation beherrschte. Kun Shi selbst stand weiterhin in würdevoller Pose vor den Gefangenen und mühte sich, seinen Hals gerade gestreckt zu halten. Die Anstrengung rang ihm das schwere Atmen ab, leichter Schweiß stand auf seiner Stirn und der platten Nase. Dass dies seine Anstrengung und damit eine Schwäche zeigte, ärgerte den Religionskritiker und hochrangigen Hofbeamten bestimmt, doch seine Haltung fallen zu lassen, das würde ihn demütigen. Chuang An ließ sich dementsprechend viel Zeit über die Worte eines jeden zu sinnieren und hörte sehr sorgfältig zu.

"Das sind weniger Fragen, als ich erwartet hätte. Aber vielleicht werden meine Antworten euch eine Möglichkeit geben, mehr Fragen zu stellen.", sagt Chuang An nach einer ganzen Weile, ein zufriedenes Lächeln stahl sich dabei auf seine Züge, einen Seitenblick schenkte er dem alten Kun und blickte dann wieder in die Gruppe von Denunzianten, bereit sich mit deren Fragen auseinanderzusetzen. "Ich will jede Frage beantworten, lasst mir nur einen Moment, um sie mir nochmal in Erinnerung zu rufen." Chuang An griff sich ins ebenmäßige Gesicht an die Augen, welche er geschlossen hielt, und senkte den Kopf dabei, den Blick gen Boden gerichtet. Angestrengt schien er nachzudenken. Vielleicht fragte er sich, welche Antworten er geben durfte und welche er geben musste. Vielleicht dachte er darüber nach, wie er den Denunzianten am ehesten gefallen konnte. Vielleicht zögerte er das Leiden Kuns nur hinaus und labte sich daran, den höchsten Grad an Insubordination zu üben, denn subtile Untergrabung von Authorität, und diese lag in Chuang stets beim Alter, war die nagenste Art und Weise.
"Du musst mir nicht danken," begann der jüngste Kaisersohn unvermittelt, "es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass jene, auf welche die Schuld geladen werden soll oder auf welche sie tatsächlich zu laden ist, zumindest das Recht haben sollten, sich zu diesen Vorwurfen zu äußern und etwas über die Umstände zu erfahren." Er blickte von einem Verbrecher zum nächsten. "Ihr alle werdet sehen, dass die meisten euch vorhalten werden, dass nicht zu viele Informationen rausgegeben werden sollen. Das liegt daran, dass dann der Mörder besser einen Ausweg konstruieren könnten, so meinen die hohen Herren des Hofes. Ich hingegen sage, soll der Mörder doch dieselben Informationen haben, wie jene, welche den Mord aufklären wollen, um nicht auf dem Blutgerüst zu enden. Ihr Scharfsinn, das heißt euer Scharfsinn, wird ausreichen, um den Mörder zu fassen, selbst wenn ihm diese Informationen hilfreich sein sollten." Er begann zu lächeln und sagte beinahe schelmisch. "Und mal ganz unter uns Klosterfrauen; sollte der Mörder derart von Genialität durchdrungen sein, dass er einen ganzen ehrenhaften Hof samt jener Männer, die nur mit dem Beweis der Unschuld ihr Leben retten können, zu einem solchen Gespött machen kann, dann hat dieser Mann es doch eher verdient den Himmelsthron zu besteigen, als am Galgenbaum zu enden. Denn wäre nicht sämtliche Weisheit und Tradition und Stärke verwirkt, wenn der Hof es nicht bewältigte, einen einfachen Strolch zu überführen, der er nach Ansicht des Hofes sein muss?" Sein Lächeln endet, während Kun Shis Gesicht einen zornigen Ausdruck bekommt. Dessen Schultern beben vor Zorn, er drückt den Rücken noch ein wenig weiter durch. Es war ein ungleicher Kampf in diesem Moment, denn ein Einschreiten Kun Shis würde nur bewirken, dass er sich eingestand, dass er auf den Respekt der Barbaren angewiesen war. Chuang An schien zumindest nicht so törricht zu sein, wie man ihm gerne andichtete.
"Aber wer bin ich, dass ich euch mit Fragen belästige, wo ihr doch die seid, die erst einmal Antworten verdient haben. Als Gegenleistung für das harte Bett und die unfreudige Unterbringung."
 
Er blickte wieder zum Spielzeugmacher und entspannte seine Sitzpose ein wenig und saß nun im deutlich entspannteren Schneidersitz. "Shǎzi ist ein Mann unzähliger Masken. Eine seiner glaubwürdigsten Masken ist die des Weisen. Er ist der Überzeugung, dass der Hof niemals direkt gegen den Kaiser vorgegangen wäre, sondern eine Strohpuppe notwendig gewesen ist, um diesen Coup gegen den Kaiser durchzuführen. Shǎzi geht also davon aus, dass es nur eine höfische Intrige sein kann, denn sonst hält er einen Mord am Kaiser für unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich. Einer von euch ist der verlängerte Arm eines Intrigenmeisters. Shǎzi ist dabei bewusst, dass jeder von euch, eine Zusammenarbeit abstreiten wird und er hält es sogar für möglich, dass der Intrigenmeister in falscher Gestalt aufgetaucht sein kann und seine Identität gar nicht bekannt gegeben hat. Shǎzi wäre jedoch auch zuzutrauen, dass es nur ein großer Bluff ist, um etwas anderes, wichtigeres zu erreichen. Vielleicht hält er euch auch auf andere Art und Weise für eine sinnvolle Unterhaltung, wenn ich es so dreist ausdrücken darf. Vielleicht seid ihr für ihn auch der Schlüssel zu den ganzen Intrigen des Hofes. Shǎzi ist so undurchsichtig wie die ganze Situation. Es gibt einen Grund, warum man Narren fürchtet. Vor allem kann man kaum in ihr wirres Gedankenspiel einsteigen."
Dann setzte Chuang An ein mildes Lächeln auf, ein weiterer Beweis dafür, dass er gar nicht in das Bild eines blutrünstigen oder gar gefürchteten Piraten passen wollte.
"Eine solche Puppe würde meiner Tochter sehr wohl gefallen." Diese Antwort reichte ihm in Bezug auf die Puppe, obwohl es ihn augenscheinlich erheiterte, dass eine solche Frage in Anbetracht der Situation gestellt wurde, sein Lächeln wurde nämlich immer breiter.

Als er Mako Jinsei anblickte, verschwand sein Lächeln allerdings rasch und wich einem etwas erschrockenen Anblick. Er entsann sich der schweren Frage des Weiberhelden und griff sich ans Kinn. "Ich muss zugeben, dass es mir schwer fällt, diese Frage zu einer ausreichenden Antwort zu bringen, denn gerade, als du es gesagt hast, ist mir aufgefallen, dass ich wenig über euch weiß. Gib mir einen Moment, damit ich mich daran erinnern kann, was ich über euch gehört habe." Fast etwas ratlos schaute er in die Gesichter der Denunzianten. "Mhm, beim besten Willen, ich kann mich kaum eines Details erinnern, das eben nicht bereits von euch angerissen worden ist." Er grübelte noch einen Augenblick und zog dann die Nase hoch. "Dieser feuchte Keller ist eine Qual, fast wie diese ganze Informiererei. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, wie lästig diese Tragödie ist. Wir sollten uns wahrhaft sputen, dass ihr zu der Lösung beitragen könnt, denn es wäre doch Verschwendung von Leben und Geist, wenn ihr am Tag des Drachen sterben würdet, und der Kampf um die wahren Hintergründe weiter anhielte, vor allem wenn die Wahrheit mit einem von euch stürbe."
Sein Antlitz erhellte sich ein wenig, und er hob den rechten Zeigefinger in die Luft, als wäre ihm ein Geistesblitz gekommen.
"Ich sag euch was, ich werde mich darum bemühen einen vorzeitigen, zweiten Besuch zu arrangieren, dann sage ich euch, wie ihr hier alle gelandet seid. Mehr kann ich euch leider nicht bieten..."[1]

Er blickte Hong an und es war offensichtlich, dass sich kein Schatten über das Antlitz von Chuang An legte, als er über seinen Vater sprach. Er war sehr abgeklärt, was dieses Thema anging und seine Pose entspannte sich noch ein wenig mehr. "Hong, wie sehr ich dir Recht geben muss, dass diese Welt immer turbulenter wird. Die Zeiten des Frieden, unseres persönlichen Friedens sind endgültig vorbei. Der Kaiser, obgleich ich seinen Leichnam nur von einer Seite gesehen habe und nur das bleiche Gesicht mit den geschlossenen Augen sehen durfte, ist an einer trickreichen Kette von Umständen gestorben. Leichte Verwundung, geistesbeeinflussende Drogen, dadurch anhaltende Schwächung des Körpers, Schlaflosigkeit und innere Gebrechen. Schließlich ist er in geschwächtem Zustand erdrosselt worden, mit einem grünen Seidentuch. Das zumindest sagt der Hofarzt. Wie und ob das zugefügt worden ist, oder ob der Kaiser nicht selbst geistesbeeinflussende Mittel genommen hat, um Kontakt zu den Göttern aufzunehmen oder dergleichen, das kann euch nur der Arzt sagen. Das Erwürgen war anhand der Male am Hals aber eindeutig. Ich habe viele gehängte Männer und Frauen gesehen; diese Male würde ich auf hunderten von Metern erkennen. Mehr weiß ich über den Tod jedoch nicht."

Chuang An zog eine Augenbraue hoch, als er nochmal über Xū Dǎnshís Frage nachdachte und gerade den ersten Teil der Frage nochmal laut wiederholte. "...dass ich nicht daran interessiert bin, an dieser Art von Investigation mitzuwirken. Mein einziges Interesse gilt dem Reich Chuang. Was bedeutet der Tod des Kaisers für die Zukunft des Reichs?" Dann grübelte er noch einen Augenblick und genoss das schwere Atmen des alten Kuns. "Shǎzi würde dir sagen, dass diese...Art...der Investigation von fundamentaler Bedeutung für das Reich ist. Aber ich muss dich enttäuschen, wenn du mich für einen Sehenden hälst, der treffsicher die Zukunft Chuangs auf gelegten Karten oder anhand der Sterne ablesen kann. Dazu müsstest du den Astronom, Zhuge Yan, fragen. Alles Mittelbare vermag ich nicht abzusehen, nur ein paar Vermutungen hege ich. Sobald der Tod des Kaisers an die Außenwelt dringt, wird er die Feinde Chuangs animieren, noch eher anzugreifen und auch Gebiete wie Gangxi[2] vor der Regenzeit anzugreifen und dadurch tief in das Land einzufallen. Die Usurpatoren wie Qinglong werden sich sammeln und ihre Kräfte bündeln und um eure zweite Frage gleich mitzubeantworten, in Cui Bao wird sich ein zweiter Usurpator einrichten und dein Erbe fortführen in seinen Gedanken, auch wenn seine Handlungen andere sein werden, wahrscheinlich nicht so weise, wie deine. Unabhängig davon, ob du frei kommst oder nicht, wirst du dir deinen alten Posten erstreiten müssen. Dein Land ist zu fern von der göttlichen Ordnung, um jetzt kaiserliche Beamte die Herrschaft zu überlassen. Noch geht es deiner Provinz gut, die Menschen sorgen sich um deine Person, deine Generale haben die Streitkräfte aufgestockt. Sie erwarten, dass ihr Widerstand gegen die Ordnung angefochten werden wird. Das ist auch das, was Cui Bao passieren wird. Es sei denn, du kannst von hier aus schlichten. Das kannst du, wenn du dir Respekt neu verdienst, Xū Dǎnshí"
Chaung An blickte euch weiter gespannt an, noch standen ein paar Fragen aus. "Beeilt euch mit den letzten Fragen, unsere Besuchszeit ist eigentlich schon abgelaufen." Dann lachte er laut. "Aber andererseits haben wir wohl noch zwei, drei Minuten." Das schwere Atmen Kuns hatte inzwischen einen pfeifenden Rhythmus erreicht, der zornige Anblick jedoch war wieder hochnäsiger Ignoranz gewichen. Es schien, als hätte Kun einen Gedanken gefasst, der ihn befriedigte.
 1. 
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 2. Ganxi, Tor in den Nordenwesten (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Gangxi)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 04.09.2010, 22:32:08
Gebannt hatte Danshi An gelauscht, als dieser vom Reich sprach. Zwar hatte sich dieses Bild schon seit geraumer Zeit abgezeichnet, doch als An die Entwicklungen so präzise in wenigen Worten bestätigte, war Danshi doch verblüfft. Als er über Cui Bao spricht, bestätigen sich Danshis Ahnungen - und Befürchtungen.

Natürlich hatte jemand anderes die Führung der Provinz übernehmen müssen, denn freiwillig würden sich die Menschen nicht wieder das kaiserliche Joch umlegen lassen. Nur allzu bereitwillig mussten sie sich dem neuen Ursurpator anvertraut haben.

Doch Danshi war misstrauisch. Macht verführte allzu leicht, wenn sich das Selbst mit ihr identifizierte. Danshi stellte sich vor, dass der neue Ursurpator die Menschen in einen Positionenkampf zwischen zwei Fronten führen würde. Die Soldaten Cui Baos waren wenig, doch war ihre Kampfmoral war hoch, denn sie kämpften für ihre eigene Sache. Die Menschen hatten Freiheit gekostet... sie würden willig sein, sich aufzuopfern - und letztendlich erkennen, dass sie es nicht für sich getan hatten, sondern für einen weiteren Tyrannen.

Wie schwarze Wolken spürte Danshi die hilflose Wut und Verzweiflung in sich aufsteigen. Wolken, die auch wieder an ihm vorbeiziehen würden, würde er sie nur aufmerksam beobachten, ohne ihnen anzuhaften. Und es war nötig, denn er brauchte Zuversicht und Weitblick, um weiter für das einzutreten, was er als richtig empfand. Er musste weiter für seine Provinz einstehen.

Ich habe keine Chance - und darum muss ich sie umso weiser nutzen!", dachte er mit neuem Tatendrang.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 05.09.2010, 11:36:36
"Nun Herr" sprach Lu Chieng der knient immer noch  bemüht war auf den Boden vor dem Prinzen zu gucken: "wenn ihr davon sprecht, dass unsere göttlicher Herrscher zu Tode gebracht wurde und ihr von einer Verschwörung sprecht: Wen würdet ihr am wenigsten Verdächtigen der den entsprechenden Einfluß besitzt jemanden gezielt so nah an den Kaiser zu bringen?"

Bevor er erneut sprach schien Lu Chieng seine nächste Frage nocheinmal genau zu überdenken: "Und wenn ihr davon sprecht, dass von Einfällen der Barbaren in das Reicht zu rechnen ist; wer von denen in näherer Thronfolge besitzt genügend Kontakte zu den Barbaren um Gewinn aus einer solchen Situation zu ziehen?"

Es schien Lu Chieng sichtlich unangenehm die Frage gestellt zu haben, ist der jüngste Prinz ja prinzipiell einer derer der engeren Kontakt zu den Barbaren ausserhalb des Reiches hält.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 05.09.2010, 22:40:38
Die unflätige Art des Kaisersohnes begann Hong ein lächeln auf das Gesicht zu zwingen. Mit einer raschen, das Grinsen nur schlecht verdeckenden Verbeugung neigt er wieder sein Haupt zu Boden. Wie einem schnöden Höfling  mit klarer Ehrlichkeit über die Schnauze gefahren werden konnte, ohne dass dieser sich direkte dagegen wehren konnte. Der Prinz gefiel Hong eindeutig. Oh, wahre Worte wurden über den Narren gesprochen. Wenn der nur nicht selbst hinter dem Mord steckte und dies zu vertuschen suchte. Es scheint bis jetzt die höchste Prominenz mitzuspielen. Interessiert höhrte er zu, wie seine Frage beantwortet wurde. Chuang redet dem Hofarzt nach dem Mund. Hat nicht einmal der eigene Sohn den Leichnahm unter Augenschein nehmen können, oder ist es nur ein Spiel, das dieser trieb. Vor allem hat er nicht beantwortet, wann der Kaiser gestorben ist. Fällt Hong auf. Weicht er aus? Zumindest habe ich noch eine Frage offen.

"Oh mein Prinz" bewegte sich Hong in die Spur vom vierten Sohn, "bitte beantwortet mir noch dies: Wieviele andere Gefangene gibt es noch ausser denen die hier in diesem Raum eingesperrt sind?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 07.09.2010, 14:13:24
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Morgen

Chuang Ans freundlicher Blick wich einer gewissen Enttäuschung, welche zwar nicht übermäßig, aber doch zu erkennen war. Es lag an der Stille, welche ihm entgegen schlug. Es war keine wirkliche Stille, kleine Fragen gab es noch, doch er hatte sich eindeutig mehr Resonanz erwartet. Er ließ sogar ein wenig die Schultern hängen, was immerhin Kun Shi zu erfreuen schien, denn obwohl seine Mundpartie still blieb, verrieten seine Augen ein gewisses Strahlen, welches nahe an Freunde oder zumindest Genugtuung kam.
Er seufzte ein wenig und begann zu sprechen.
"Das ist eine Schande, dass euch scheinbar nur so wenige Fragen einfallen. Schließlich geht es um euer Überleben."
Kun Shi unterbrach den jüngsten Kaisersohn erstmals, mit einer Äußerung des Verständnisses.
"Sie sind noch frisch und auch die gestellten Fragen können ein Abbild der Motive des Mörders sein. Verwirrungen, geheuchelte Offenheit und dergleichen. Ein jeder von ihnen ist sich der eigenen Überlebenstaktik noch nicht sicher. Und eine Zusammenarbeit kann nicht fruchtbar sein, wenn einer von ihnen der Verräter sein muss." Demonstrativ öffnete der alte Religionsgelehrte die Tür, durch welche sie gekommen war, um einen Spalt, um den Zeitpunkt des Aufbruches vorzugeben. Dennoch hob Chuang An die Hand, als Zeichen einzuhalten. Eine fast herrische Geste, wäre sie nicht mit so viel Sanftheit und Anmut erfolgt. Er musste noch Fragen beantworten, auch wenn es ihrer nicht viele waren.

Der ehemalige Pirat blickte Lu Chieng nur kurz mit festen Blick an und straffte den Rücken wieder ein wenig. Seine Stimme begann langsam und gewann erst dann an Festigkeit. Es war augenscheinlich, dass er gedanklich nicht mehr voll beim Gespräch war, das war er nicht mehr, seit er seine Schultern hatte sacken lassen. Deswegen klang seine Stimme auch etwas desinteressiert.
"Ich würde meinen ältesten Bruder nicht verdächtigen, er ist wie besessen von der Göttlichkeit des Kaisers und verehrt den Kaiser wie Vecor persönlich. Er hätte genügend Einfluss, jeden an den Hof zu bringen, aber er hat nie davon Gebrauch gemacht."
Kun Shi öffnete die Tür derweil ein Stückchen weiter, draußen hörte man Schwergerüstete, die scheinbar in eine Position des Respekts übergingen, zumindest bewegten sie hastig und ihre Bewegungen stoppten abrupt.
"Wegen der Barbaren und den Kontakten. Das wäre mit Sicherheit mein Bruder Chuang Gang. Er lebt im Exil bei den Barbaren. Das hat er sich selbst gewählt. Er kennt sie am besten und ist stets unter ihnen."

Chuangs Antworten wurden auch immer kürzer, er schien diese Situation ebenfalls beenden zu wollen, weshalb er nun aufstand und zu Kun Shi aufschloss, der inzwischen halb hinter der Tür verborgen war. Dann beantwortete er noch Hongs Frage im Gehen. "Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich kann unmöglich wissen, wie viele Gefangene es auf dem ganzen Welt gibt, das ist zu viel verlangt. Aber ich kann euch sagen, und das werdet ihr wahrscheinlich meinen, dass ihr die einzigen Gefangenen seid, neben mir und meinen Brüdern, die sich in der Peripherie des Himmels befinden und aus ähnlichen Gründen festgehalten sind und dann gibt es noch Ii Tsuyoshi, der Geißel des Hofes ist. Aber das ist Shǎzis Werk, nicht meins."
Als er an der Tür angekommen ist, nickt er euch nochmal zu und verschwindet dann. Ein Zeichen, dass das Gespräch an dieser Stelle endet. Mit dem Schließen der Tür und den verklingenden Schritten der schwergerüsteten Soldaten verging auch die letzte Beschäftigung dieses Vormittags, dann hattet ihr nur noch euch.

01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Der Tag lief und die beiden Dienerinnen, scheinbar alleine für die Bedürfnisse der Gefangenen eingeteilt, hatten auch das Mittagessen gebracht. Eine Schale Reis und ein wenig Gänsefleisch, sehr trocken und dazu ein wenig verwässerter Tee, der nur mit sehr viel Phantasie ein Aroma zu entwickeln vermochte, zudem war er nicht mehr wirklich warm. Aber es war sicherlich eine willkommene Stärkung. Und so lief die Zeit nur zäh.

Die schweren Schritte, welche scheinbar stets hohen Besuch anzukündigen schienen, ertönten fast zwei Stunden nach dem Mittagessen und so musste es inzwischen schon der frühe Nachmittag sein. Die Tür öffnete sich und diesmal traten tatsächlich zwei gerüstete Männer ein. Sie waren definitiv noch jung, vielleicht nicht älter als zwanzig Jahre, wahrscheinlich knapp darunter. Verblüffend war ihre unglaubliche Ähnlichkeit zueinander. Runde Gesichter, fast ein wenig speckig mit tiefliegenden, schlitzartigen Augen von brauner Farbe. Ihre Haare waren unter hutartigen Metallhelmen verborgen, dessen Riemen tief in das angedeutete Doppelkinn griffen und die Pausbäckigkeit der beiden jungen Männer hervorhoben. Sie waren etwas größer als fünfeinhalb Fuß und blickten ernst drein. Ihre Figur entsprach trotz der überflüssigen Pfunde der eines Soldaten, in der jeweils rechten Hand trugen sie Schlagstöcke. Fast gleichzeitig setzten sie sich hin und ließen die Tür offen, fast fünf Schritt davor saßen sie und blickten in Richtung der Gefangenen. Zu unterscheiden waren sie nur durch die Farben ihrer Lamellenrüstungen, denn der linke der beide Zwillingsbrüder trug rotes Geflecht an der Rüstung, der rechte blaues. Der linke Bruder übernahm das Sprechen.
"Wir sind die Brüder Gan. Wir sind hier, um euch eine Chance zu schenken. Wir sind schlaue Männer, Männer des Generals des Nordens. Und wir sind schwer zu überlisten."
Die Worte des roten Gan wurde unterbrochen vom Niesen des blauen Gan. Ihre Stimmen klangen schrecklich hoch.
"Das ist eure Aufgabe. Jener, der es schafft, uns zu überlisten und die offene Tür erreicht und sie schließt, der soll einen Wunsch gewährt bekommen, der allerdings einschränkt ist. Es betrifft nur die Einrichtung eures Gefängnisses und den Wunsch, wer als nächstes mit euch sprechen soll. Es ist eine wunderbare Chance, denn nicht jeder hat die Lust, mit euch zu sprechen. Manchem mag es wohl reichen, wenn ihr sterbt."
Beide Gan blickten sich an und rückten beinahe synchron ihre Hüte zurecht, der blaue Gan säuselte nun etwas undeutlich.
"Es beginnt, sobald wir aufgestanden sind. Dann habt ihr eine halbe Minute, um bis zur Tür zu kommen. Wie ihr das anstellt, ist euch überlassen. Aber seid gewarnt, unsere Schlagstöcke sind unbarmherzig. Dummheit soll mit Schmerz bestraft werden, das sagt der General des Nordens."
Beide Gan lachten gehässig, widerlich hoch und standen dann langsam auf...

Was war das denn nun? Wollte man die Denunzianten zum Kampf herausfordern? Oder was war zu tun, um die beiden Gan zu überwinden? Diese Art der Gefangenschaft war nun beinahe abstrus.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 07.09.2010, 15:38:51
Hong brütete lange über die Antwort von Chuang An. Wenn sie stimmte, waren sie im Prinzip die einzigen Gefangenen. Doch war nicht eine Andeutung versteckt, dass gar nicht sie des Mordes beschuldigt wurden? Wenn die hohen Würdeträger und die Verwandten des Kaisers geschickt werden um sie zu befragen, dann war es wohl viel plausibler, dass Shǎzi diese testen wollte. Nicht die sieben Lumpen, die irgendetwas gemacht hatten. Hatte der Gnom nicht auch bereitwillig einen Kontakt zum Hof ausgeplaudert, der viel eher an den Kaiser herankommen könnte? War er deswegen hier?
Wie ein eingesperrtes Tier ging Hong immer wieder die gleiche Runde im Kreis herum. Es gelang ihm nicht in der bedrückenden Enge von verschlossenen Türen still die Ruhe zu bewahren. Auch seine Gedanken kreisten mit seinen Schritten um immer die gleichen Fragen. Wieso bin ich hier? Wie komme ich weg? Wer spielt mit wem welches Spiel? Die innere Gedankenverlorenheit konnte man ihm beim Essen gut anmerken, so abwesend wie er den Reis und das Gänsefleisch in schnellem Rhythmus in seinen Mund schob und herunter schlang, so dass die kleine Ablenkung viel zu rasch vorüber war.

Erst als er die nahenden Schritte hörte, entfernte er sich von der Tür und setzte sich mit den Knien am Boden auf seine Fersen. Den Ärger über seine viel zu rasche Adaption der höfischen Bücklingshaltung schluckt er hinunter. Gespannt wartete er auf die Erscheinung der nächsten Gäste in ihrem Gefängnis. Die Dienerinnen hatten niemanden angekündigt. Nur Soldaten. stellte er innerlich fest. Männer des Generals des Nordens? widerholte er innerlich ihre Worte und zog die Augenbrauen zu einer finsteren Mine zusammen. Konfrontiert mit einer lange gestauten inneren Wut auf die Kaiserliche Armee im Norden beginnen sich die Muskeln Hong Gil-dongs zu spannen und liessen die tätowierten Drachen auf seinen Armen sich winden.
Dann habt ihr eine halbe Minute, um bis zur Tür zu kommen. folgen seine Gedanken den Worten der Zwillinge. Es bot sich ihm die Gelegenheit irgendetwas zu machen, um die Wut zu stillen, ihr wieder Nahrung zu geben. Zu verlockend. Sicher wird es eine weitere Prüfung sein, wie man in den Raum des Kaisers gelangen konnte. Doch dies war egal. Besser dem Drang nachgeben, irgendetwas gegen Soldaten aus dem Norden tun zu können. Vielleicht ergibt sich so auch die Gelegenheit für jemanden anderen, sich als überraschend Geschickt herauszustellen um hinter die Tür zu kommen, wenn sich eine Lücke zwischen beiden aufmacht.
Unter den zusammengezogenen Augenbrauen verbreitert sich Hongs Mund zu einem fiesen Grinsen. Auch er erhebt sich gemeinsam mit den Zwillingen und provoziert sie mit einem Konter auf die letzten Worte mit einer äffisch erhöhten Stimme "Und so machte eure Dummheit euch zu seinen Eunuchen."[1]
 1. 
Erinnerung für Später (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 07.09.2010, 19:03:08
Mako überlegte ob ihm noch eine andere wichtige Frage einfiel, aber keine, mit der er es gewagt hätte noch mehr die Zeit der hohen Gäste zu beanspruchen, kam ihm in den Sinn. So lauschte er noch den Antworten auf die Fragen seiner Mitgefangenen und richtete sich auf, nachdem die Gäste den Raum verließen.
Daraufhin kehrte Stille ein, was Mako kaum aushielt. Etwas sagen wollte er nicht, da er merkte, dass alle anderen in ihren eigenen Gedanken versunken waren, also ging er kurz in seine Zelle und kam mit seiner Mondzither wieder. Er setzte sich in die Mitte des Raumes, stimmte schnell und geübt die vier Saiten seines Instruments und begann eine leise, ruhige Melodie zu spielen. Sie war genau richtig zum Nachdenken und schien noch fördernder für die Konzentration zu sein als absolute Stille. Mako spielte sie immer, wenn er alleine war und nichts anderes als denken zu tun hatte. Man vergaß schnell, dass sie da war, aber dennoch überdeckte sie jegliche störenden Nebengeräusche, und mit ihr im Ohr hatte man die besten Ideen.
Wieso glaubt Hong, dass es außer uns und den Kaisersöhnen noch mehr Verdächtige geben sollte? Die wären doch mit Sicherheit mit bei uns eingesperrt. Wieso sträubt sich Chuang An mehr zu verraten? Es könnte doch helfen den Mörder seines Vaters schneller zu finden.

Nach dem Essen, von dem der Barde nur wenig genommen hatte, spielte er weiter, aber eine etwas andere Melodie. Sie war auch leise und ruhig, aber weniger zur Konzentration, sondern mehr zum auspannen und verdauen. Nach einiger Zeit hörte er auch mit dieser Melodie auf und improvisierte ein wenig auf dem Zupfinstrument, als die beiden Männer des Genarals eintraten und erstaunlicherweise die Tür offen ließen. Er hörte auf zu spielen und lauschte der Aufgabe.

Man will uns prüfen? Dient das unserer oder ihrer Unterhaltung?
"Hört nicht auf diesen rauen Burschen.", sagte er ruhig, bevor sie auf Hongs hämischen Kommentar reagieren konnten. "Ich glaube euch, dass ihr schlaue Männer und schwer zu überlisten seid. Daher werde ich es gar nicht erst versuchen. Ich finde es erstmal bequem hier, und wenn sich die Umstände nicht verändern, bin ich wunschlos glücklich.[1]
Die Bedingungen hier sind sogar so angenehm, dass ich meiner Yueqin eine neue Melodie entlocken konnte. Ich finde sie herrlich und ich bin sicher sie wird auch euer anspruchsvolles Ohr wird gefallen an ihr finden."

Er begann zu spielen und eine wahrhaft himmlische Melodie ertönte. Es schien unmöglich, dass so ein einfacher Schönling einem noch simpleren Instrument solch geniale Töne entlocken kann.[2]
 1. Motiv erkennen gegen meine Lüge. Bluffen: 29
 2. Faszinieren gegen die beiden "Gäste": WIL-Wurf SG 33 sonst für eine halbe Minute gebannt von der Musik.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 07.09.2010, 23:19:55
Sūn Ai verharrte still. Sie überlegte immer noch über das was sie gerade gesagt hatte und so ging die Außenwelt teils an ihr vorbei.
Wieso? Es schien momentan nur Fragen in der Welt von ihr zu geben. Ihr ganzes Leben schien aus Konflikten zu bestehen. Schon seit längerem schien sich ihr Verstand, ihre Emotionen und die Tradition sich zu streiten. Für die vorlauten Worte schämte und schellte sie sich innerlich. Daher kam auch ihre vollkommende äußerliche Ruhe, sie wollte nicht noch einmal so etwas machen. Man machte sich Feinde schneller als Freunde. Feinde konnte sie hier aber nicht gebrauchen.

Die Art des jungen Kaisersohns gefiel ihr, doch die große Sympathie währte nicht sonderlich lange, aber noch wollte sie sich kein endgültiges Bild über den jungen Sohn machen. Zumindest schien er sich nicht vollkommen über die Gefangen zu heben, vielleicht war das aber auch nur sein Plan. Gespannt lauschte sie den Fragen und Antworten. Da sich der Sohn wieder ankündigte, wollte sie mit ihren Fragen warten. Vielleicht war dann der Sohn auch offener, weil die Zeit drängte. Vor allem die Frage, wie es sich auf das Reich auswirken würde, lauschte sie. In Zeiten des Krieges braucht das Reich jemanden der sich als stark erweist, jemand der über dem normalen Volk steht, jemand der leitet und den Weg weißt zum Frieden. Hach, wie tragisch nur, das in Zeiten des Friedens und der Ruhe, das Reich meist lieber jemanden hat der sie versteht und auf einer Stufe steht, statt korrupte Beamte über sich.

Als die beiden Gäste gingen, lockerte sie ihre Haltung und versank sie in Gedanken, wer wohl als nächsten kommen würde und welche Informationen, sie wohl noch erhalten werden in den folgenden Tagen, so blieb auch sie zunächst weiterhin ruhig und als sie merkte, dass auch niemand der anderen diese Stille brechen wollte, sagte sie weiterhin nichts. Beim Essen bediente sie sich größtenteils nur beim Reis und verzerrte nur sehr wenig Fleisch. Schließlich traf der Besuch ein.

Sūn Ai machte sich bereit jeder Zeit auf die Knie zu fallen, da sie nicht wusste, wer wohl eintreten würde, da aber die beiden Dienerinnen nicht vorher gekommen waren, um jemanden anzukündigen, rechnete sie nicht mit sonderlich hohem Besuch. Ihre Vermutung Bestätigte sich und so waren es nur 2 Wachen die den Raum betraten. Wieder einmal lauschte sie den Worten die ihr erzählte wurden und als die Wachen auf standen, machte sie es ihnen nach. Eigentlich hatte sie kein besonders großes Interesse an der Gelegenheit. Sie besaß so und so nicht viel und ihren kleinen Kristall müsste man wohl mehrere Meilen weg schaffen, bevor sie ihn vermissen würde. Den nächsten Gast zu bestimmen lag ihr auch nicht sonderlich nah, zwar wüsste sie wohl, wen sie wählen würde, aber sie wusste daher auch schon, dass diese Wahl nicht unbedingt optimal war. Es interessierte sie Shǎzi zu begegnen. Die Art dieses Mannes interessierte sie und den Gastgeber zu kennen, war immer etwas gutes. Allerdings wurde schon klar, dass man aus dem Narren selten die Informationen bekam, die man wollte. Diese Chance war aber trotzdem verlockend für sie, immerhin konnte sie sich so Freunde machen, es gab bestimmt jemanden der etwas begehrte. Sie war noch unschlüssig was sie tun sollte und so positionierte sie sich bisher nur günstiger, naher an der Tür, aber noch ein paar Schritte weg von den Wachen, nicht dass sie auf die Idee kommen, auf sie zu schlagen. Eines war sich Sūn Ai aber bewusst, sie durfte nicht ihre Kräfte verwenden. Die Chance war nämlich bestimmt auch dafür gedacht die Verdächtigen genauer zu erkunden. Ihre Fähigkeiten würden sie nur verdächtig machen, so hilfreich sie sein mochten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 07.09.2010, 23:51:10
Oda verneigte sich demütig als der Kaisersohn sein Angebot annahm und seine Frage beantwortete. "Zuviel der Ehre, ich werde mich an die Arbeit machen, sobald ich mein Werkzeug erhalten habe.", weiterhin sieht er auf den Boden. "Du bist ein jämmerlicher Heuchler Oda, wie schmeckt der Staub?" Wut stieg in dem Gnom hoch als er die Stimme hörte, aber er sagte nichts und hörte geduldig weiter zu, bis die Gäste den Raum verließen. Seine Gedanken überschlugen sich immer mehr. Es fügt sich allmählich zu einem Bild zusammen. Einer von uns ist also ein Mittelsmann, oder Frau.. nur wer ist praktisch ausgeschlossen zu erkennen. Doch was mich weit mehr interessiert ist die Frage: Wer ist der Puppenspieler? Wer hat mir diese Sache eingebrockt?

Als die beiden neuen Gäste den Raum betreten erhebt sich Oda gemächlich nach ihrer Ansprache und fixiert die beiden. "Statuen die laufen, wie Zinnsoldaten. Absolut lächerlich. Soll ich mich um sie kümmern? Es währe mir eine Ehre." "Nein, schweig. Ich versuche es anders." Er streicht seine Robe, oder die Überreste davon glatt, fixiert die beiden und hält seine Puppe fest in der Hand.
"Ich denke ihr habt euch auf ein aussichtsloses Spiel eingelassen.", dann wendet er sich an seine Mitgefangenen. "Wenn wir uns Streiten wird niemand gewinnen. Wenn wir zusammenarbeiten, haben wir bereits gewonnen. Was sagt ihr?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 13.09.2010, 12:51:47
Nachdem die beiden Zwillinge sich erhoben hatten, stand auch Lu Chieng auf.

"Was ist denn das wieder für ein Spiel?" Wenn er die beiden Soldaten nicht für so emotionslos gehalten hätte, dass er ihnen Schadenfreude nicht zutraut, hätte er gedacht es ginge nur darum jemanden grün und blau zu schlagen.
Aber wenn es nicht um die Schadenfreude ging, worum dann? Die Gedanken von Lu Chieng überschlagen sich in den wenigen Sekunden bis er auf den Beinen ist.

"Theoretisch muss wohl nur einer die Türklinke erreichen und daran ziehen, an den beiden vorbei muss man nicht. Sie haben nur gesagt man muss die Tür schließen, nicht dass man hindurch gehen muss und man sollte sie überlisten, was wohl auch der Fall ist, denn wahrscheinlich meinen die Beiden, dass man durch die Tür gehen muss."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 07.11.2010, 21:10:44
Die beiden Gan blickten verwirrt drein, als Hong sie als Eunuchen betitelte. Diese Beleidigung konnten sie nicht durchgehen lassen, ihre Augen wurden zu noch kleineren Schlitzen und sie erhoben ihre Schlagstöcke, bereit zu reagieren, sollte sich Hong ihnen nähern.

Doch scheinbar waren die beiden Gan leicht abzulenken, denn die Worte Odas reichten schon, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und ihrem Blick war anzusehen, dass sie sich fragten, ob sie ebenfalls von dem Gnom gemeint war. Sollten sie auch nicht streiten? Wollte der Gnom sie veräppeln? Nein, unmöglich, er sagte, dass sie, also ihre Feinde, das Spiel dann schon gewonnen hätten. Die umfassten ihre Schlagstöcke abermals und wollten jetzt augenscheinlich auch den Gnom auf das Korn nehmen.

Die Töne der Yueqin, welche Mako Jinsei ihr entlockte, reichten scheinbar vollkommen aus, um die beiden Gan abermals abzulenken, doch diese Ablenkung war eher dauerhafter Natur, denn die beiden schauten mit fast feuchten Augen auf den Musiker und das Musikinstrument. "Natürlich", bekräftigte einer der schweren Männer, der im blauen Flechtwerk eingekleidet war, "Dieser Raum ist angenehm, da seid ihr im Recht." Und beide Gan lächelten froh und gelöst und strichen sich eine Träne aus dem Gesicht. Die Musik schien die beiden hochstimmigen Männer zutiefst zu berühren.

Sollte diese Aufgabe wirklich eine solch leichte sein?
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 07.11.2010, 21:11:37
Einen Moment blickt Hong verdutzt auf die Gebrüder Gang. Er hatte damit gerechnet ihren Schlägen ausweichen zu müssen, doch nun standen sie wie einfältige Idioten da und lauschten der Musik. "Wiedernatürliche Zauberei! Es gibt also einen guten Grund Mako einzusperren." Furcht vor der unbekannten Macht breitete sich in Hong aus und liess seine Körperhaare aufstellen. Mit finsterer Miene starrte er auf Makao und fletschte wie ein Tier die Zähne. Sein Körper ging in die Hocke, die Muskeln spannten sich sprungbereit. Nur dass er sich mit seiner rechten Faust auf dem Boden abstützte, verriet, dass er nicht gleich dem Barden an die Kehle springen wollte.

Danshi beobachtet währenddessen nur interessiert die Gaan und seine Mitgefangenen. Er sieht nicht so aus, als wollte er an der Wette partizipieren. Er scheint eher die Teilnehmer abzuschätzen.

Man sah Mako an, dass er vollends zufrieden mit der Wirkung seiner Musik war. Leicht amüsiert betrachtete er auch Hong.
"Ruhig", flüsterte er ihm zu, um die beiden Gan möglichst wenig von seinem Yueqinspiel abzulenken. "Du hast dicke Muskeln, ich spiel schöne Lieder. Nichts Ungewöhnliches oder? Außerdem habe ich wirklich kein Interesse an einer Wunscherfüllung. Jemand von euch sollte zur Tür gehen, die Beiden werden euch nichts tun, wenn ihr ihnen nichts tut."

Und so lauschen die beiden Gan bedächtig, während scheinbar auch jeder andere von dem außergewöhnlichen Spiel des Mako Jinsei gefangen scheint. Die beiden Gan lächeln sich vergnügt zu und schwanken leicht zu der Musik und versuchen inzwischen gar bestimmte Passagen mitzusummen, obgleich es ihnen nicht wirklich gelingen mag. Ihre Füße stehen jedoch noch immer fest auf dem kalten Marmorboden und noch immer kann die feucht-drückende Luft des Kellergewölbes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Denunzianten sich immer noch auf in einem Gefängnis befinden.

Derweil ertönt auch ein dumpfer Aufprall, welcher die Musik Makos fast zu zu verschlucken scheint. Die Betrachter erkennen, dass Zhào Làn einfach umgefallen ist und nun in unbequemer Pose auf dem Teppich liegt, leblos.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 07.11.2010, 21:12:54
Milde erstaunt dreht Danshi den Kopf, als die Halbelbin zu Boden sinkt. Er hat sich in der Vergangenheit darin trainiert, zuerst zu beobachten, ohne zu beurteilen, um nicht voreilige Schlüße zu ziehen. Gerade jetzt würden sich Interpretationen aufdrängen: ein Bluff oder war vielleicht Gift im Becher?.

Sehr genau betrachtet er Zhào Làn. Sind ihre Augen zu erkennen? Bewegt sie sich? Hebt und senkt sich der Brustkorb?

Doch nichts dergleich! Danshi hat noch nicht erlebt, dass sich jemand bewusst so leblos geben kann. Die Halbelbin versucht keineswegs die Gaan zu täuschen. Mühsam erhebt sich der alte Mann, um nach der Halbelbin zu sehen.

Erstaunt schaute Lu Chieng zu der bisher so ruhigen Halbelfen.

"Was zum Henker ist denn hier los?" fragt er sich bevor er ein paar Schritte in Richtung von Sūn Ai macht, sollten sich die beiden Brüder von Zhào Làn ablenken lassen würde es aus diesem Winkel einfacher sein zur Tür vorzudringen.

Hong's Kopf schnellte herum als er den Aufprall hörte. Verstört weiten sich seine Augen beim Anblick der leblos daliegenden. "Hat mich der Barde angegriffen, doch statt mir das Mädchen getroffen?" Mit einem Ruck brachte er seinen Kopf und so seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Hier stimmte vieles nicht. So wie er die Bewegung von Lu Chiueng in seinem Rücken spürte, sprang er auf, gedräng vom Wunsch in Sicherheit zu kommen. Wie ein Hase sprang er im Zick Zack um die beiden Brüder herum zur Tür, die Hand nach dem Griff ausgestreckt. Doch kurz bevor er den Griff berührte zögerte er. "Ist auch dies eine Falle?" Hong warf einen letzten Blick über die Schulter zu seinen Mitgefangenen, ob ihm von diesen eine Gefahr drohte, unentschlossen ob er sich in die Ungewissheit retten muss oder mit dem Kopf voran in eine Falle tappen würde.

Sūn Ai machte sich gerade bereit in Aktion zu treten und gemütlich zur Tür zulaufen, da die Gaan wohl abgelenkt waren, durch Mako, da brach Zhào Làn zusammen. Die Fertigkeit von Mako störte sie nicht sonderlich, immerhin war sie selbst in der Lage, Taten zu vollbringen, vor denen das gemeine Volk Angst hatte. Ihr Beime bewegte sich gerade zur Linken von Mako, als die Halbelbin plötzlich auf den Boden viel und sofort machte Ai eine Drehung auf der Stelle und änderte ihre Richtung zu der zweiten Frau im Raum. "Was ist wohl geschehen?" Dachte sie sich kurz bevor sie sich zu Zhào Làn hockte und sie betrachtete.

Während Zhào Làn noch ein leichtes Röcheln und unerwartetes Röcheln von sich gab, fiel Sūn Ai der fiebrige Glanz auf der Haut der Halbelbin auf.
Unterdessen zuckten die Ganbrüder kurz mit ihren Schlaginstrumenten, ein Zeichen der Versuchs sich gegen den Einfluss der Musik zu wehren, doch dann war Hong Gil-dong bereits vorbei. Scheinbar gelöst tänzelten die beiden dicklichen Gestalten mit den hohen Stimmen hin und her und wechselten dabei die Position mit einem vergnügten Grunzen "Komm Bruder, lass uns tanzen. Und auch ihr!", befahl der rote Gan säuselnd, "schwingt das Bein, als gäbe es kein Morgen." So reagierten sie auch nicht darauf, dass Lu Chieng sich in aussichtsreiche Position brachte.
Xū Dǎnshí musste derweil feststellen, dass es kein Trick der Halbelbin war, zusätzlich die Gan abzulenken, auch er erkannte den fiebrigen Glanz auf ihrer Haut.
War es wirklich Gift?

Nach Odas Ansprache geschah sovieles das er nicht richtig einordnen konnte. Alles passierte so schnell. Nutz die Gelegenheit. Na los. RENN!Oda schüttelte den Kopf. Irgendetwas stimmte hier nicht. Erst das schnelle Angebot dann das eine Person plötzlich umkippte, aber dennoch setzte er sich in Bewegung. Wir werden ja nun sehen was passiert wenn wir vorher ankommen. Das seltsame gebaren der Gebrüder interessierte ihn dabei nur mäßig.

Während er zu Zhào Làn geht, zieht er eine kleine Phiole aus einer Tasche seines Gewandes. Er kniet sich neben die Halbelbin. Seine Gelenke knacken vernehmlich, doch er lässt sich nichts anmerken. Er öffnet ihr den Kiefer und flöst ihr die unangenehm riechende Flüssigkeit ein. "Das war ein Gegengift. Wenn Ihr etwas von Giften versteht, dann steht mir bei. Ansonsten nutzt die Gelegenheit und bewegt Euch zur Tür., flüstert er seinen Gefährten zu. Keine Notwendigkeit seinen eigenen Trick zu vergeuden, wenn es Makos ebenfalls tut.

Leider musste der alte Beamte feststellen, dass Gegengift und eine solche Voraussicht nicht immer reichten, denn das Gegengift wollte nicht helfen. Das lag vor allem daran, dass er bei der Halbelbin keinen Schluckreflex auslösen konnte. So lief eine gewisse Menge des Gegengiftes wieder aus dem Mundwinkeln der Halbelbe. Vielleicht konnte ein wenig heilkundiger Sachverstand sie jetzt noch retten?
Xū Dǎnshí musste sie berühren und es fiel ihm auf, dass sie sehr kühl, wahrlich unterkühlt war und auch auf ihrer Hand war der leichte, nasskalte Schweißfilm zu spüren. Körperliche Regungen konnte Xū Dǎnshí so nicht heraufbeschwören. Die Halbelbin lag nun wie ein nasser Sack in seinen Armen.
Oda Zektau konnte derweil die Ablenkung der Gan ausnutzen und sich der Tür nähern.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 07.11.2010, 21:14:06
Hong's Hand reckte nach dem Türgriff. Ein Schulterblick sagte ihm, dass Oda und Lu Chieng vermutlich mitziehen, wenn er in den Gang tritt. Sūn Ai und und Xū Dǎnshí würden vermutlich hierbleiben, Zhào Làn sowieso. Nur bei Mako Jinsei mit seiner Hexerei war er unschlüssig. Doch es bot sich die Gelegenheit zu einem Blick auf den Gang, eventuell auch zur Flucht. Ravia mochte ihn verfluchen, wenn er es nicht wenigstens für einen Moment versuchte. Einen Augenblick zögerte er noch mit dem Herunterdrücken der Türfalle, damit er sich sicher sein konnte, dass zumindest einer von ihnen ihm folgen würde.

Die zwei hatten wohl nicht gedacht, dass wir ihre Aufgabe so leicht lösen, dachte Mako, während sich die anderen mehr oder weniger vorsichtig der Tür näherten. Die Gan wurden etwas aufmerksamer, aber darauf war der Barde vorbereitet. Er spielte eine besonders geniale Akkordabfolge, die die Gan sofort wieder in den Bann zog.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 07.11.2010, 21:34:50
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Mako Jinsei traf die richtigen Töne, denn die Gan weinten weiter vor Freunde und schaukelten jetzt wie wild zu der Melodie, als wollten sie ihren Ausspruch, dass es kein Morgen mehr gäbe, unterstreichen. Sie würden bis zum Tode tanzen, wenn Mako das von ihnen wollte. Seine Musik hatte sie dermaßen gefügig gemacht, dass sie ihm im Moment wohl blind in den Tod folgen würden oder noch in schlimmere Schicksale. Der Barde beherrschte die Magie der Musik in den Augen der beiden Brüder so sehr, dass es keinen Zweifel an der erhabenen Gestalt Makos geben konnte. Je herrlicher die Musik wurde, desto gefügsamer wurden sie und als die Musik ihren Höhepunkt erreichte, ließen sie nicht etwa einfach nach. Nein, voller Ehrerbietung ließen sie sich auf die Knie fallen und schwiegen mit feuchten Augen voller Erstaunen, Verwunderung. Sie fühlten sich so in Extase, als hätten sie die Erleuchtung erfahren.

Diesen Moment wusste Hong zu nutzen und so leitete er die gleichzeitige Berührung der Tür ein. Und es gelang, Oda Zektau, Lu Chieng und Hong Gil-dong berührten die Tür annähernd im selben Moment und Mako ließ die Musik verklingen. Doch die Wirkung schien nicht von den beiden Brüdern zu weichen, stattdessen vollführten sie vor Mako den Kotau und blieben in kniender Haltung. Der rote Gan säuselte fast ärgerlich, doch ehrfürchtig, in seiner bekannt hohen Stimmlage. "Ihr habt uns tatsächlich überlistet. Ihr müsst ein Dämon oder ein niederträchtiger Teufel sein."
Der blaue Gan fügte fast singend mit seiner ähnlichen Stimme an. "Oder ihr seid ein Engel, ein Wesen des Himmels. So schön eure Musik war, könnt ihr kein Dämon oder kein Teufel sein."
"Und keine becircende Frau.", sagte der rote Gan.

"Drei von euch haben die Tür erreicht. Drei Wünsche zu den bekannten Konditionen stehen euch damit frei." Die beiden Gan erhoben sich wieder und steckten ihre Schlaginstrumente weg. Sie hielten den Blick vor Mako gesenkt. Ihr Selbstbewusstsein war im Sturm der Musik weggeweht worden und sie waren jetzt klein und zerbrechlich. Sie wirkten jetzt, wie übergroße und etwas dickliche Kinder. Es war mehr ihr Wesen, denn das des Furcht erregenden Kriegers. Die Musik hatte ihre wahre Gestalt enthüllt.
"Wir werden jetzt gleich gehen. Doch seid euch bewusst, dass wir um eure kranke Gefährtin trauern. Äußert eure Wünsche und wir werden gehen." Alle Worte waren vom blauen Gan gesprochen worden, sein Zwillingsbruder fügte noch an.
"Äußert sie schnell, und eurer Gefährtin wird vielleicht noch geholfen werden können. Wir schicken den Heiler."

Und so war es geschafft, man hatte die beiden Gan ausgetrickst und die Herausforderung der List bewältigt. Doch Zhào Làn lag noch immer am Boden und es stand nicht gut um sie. Was würden die Denunzianten jetzt tun? Was und wen würden sie fordern? Kam jetzt doch endlich Bewegung in ihre merkwürdige Situation?
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 08.11.2010, 20:53:12
"Nun denn wenn es nach mir geht, wünsche ich Zázhǒng zu sprechen. Auf ein weiches Kissen kann ich vorerst verzichten."

Besorgt drehte er sich um und betrachtet, dass durcheinander um die zusammengebrochene Halbelbin.

"Was wird hier gespielt?" dachte Lu Chieng bei sich. Alle hatten vom gleichen Tee getrunken, Gift schien also nicht wirklich in Frage zu kommen. Außer vielleicht es war in der geringen Körpergröße der Halbelbin und dem geringen Gewicht verschuldet, dass es bei ihr am schnellsten wirkte. Besorgt schaute er gen Wand um zu testend ob das Bild schon vor seinen Augen verschwamm.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 08.11.2010, 21:31:19
Eigentlich wollte Hong auf einem angenehmeren Schlafplatz bestehen. Doch ein Blick auf die Halbelbin eröffnete ihm eine andere Perspektive. Es war zwar schade um die zierliche Person, doch wenn sie hier war, hatte sie vielleicht etwas ausgefressen. Und sie war eine Priesterin. An deren Händen klebt immer Blut. Die Erinnerung an vergangene Schmerzen wuschen das Mitleid mit ihr aus Hong's Gefühlswelt und er konzentrierte sich auf seine eigene Situation.
"Die Gesellschaft von Eunuchen scheint ganz angenehm," meinte Hong mit einem hämischen Grinsen, "Ich möchte nur zu gerne das Gesicht von Boss sehen und seinem Zähneknirschen horchen, wenn er erklärt, wie jemand in den Palast eingedrungen sein sollte. Ja, ich glaube ein Besuch von Boss wird mir den Tag versüssen."

Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 08.11.2010, 23:40:52
Sūn Ai hockte immernoch wie angewurzelt bei der jungen Halbelbin. Sie hatte mitbekommen wie Xū Dǎnshí ihr das Gegengift einflößte und genauso merkte sie, wie es keine Wirkung zeigte. Ai war keine Heilerin, sie hatte keinerlei Verständnis der Medizin. In ihrem Kopf phantasierte sie von unzähligen Möglichkeiten, helfen tat ihr das aber nicht. Ihr Blick wanderte immerwieder zur Tür und sie überlegte, ob es nicht doch schlauer war, erst dieses Problem in Angriff zunehmen. Ihr Wunsche konnte ja vielleicht sogar mit dem zweiten Problem helfen. Als sie sich jedoch endlich entschlossen hatte, war es bereits zu spät. Daher verharrte sie weiterhin still, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, ertappt zu werden, zu langsam gehandelt zu haben. Ihr Blick wandert nocheinmal auf Zhào Làn, ob sich ihre Situation verändert hatte. Ai's Stimmung lockerte sich erst auf, als die Gan Brüder selbst den Besuch des Heilers vorschlugen, daher bannten sich ihre Blicke gespannt auf die 3 anscheinenden Sieger der Herausforderung. Die junge Dame hoffte für die verbleibende andere Dame, dass die 3 sich schnell für eine Belohnung entscheiden würden. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt Zhào Làn. Der Fakt dass sie eine Gelegenheit , eine leichte Gelegenheit, verpasst hatte, sich einen Vorteil zu verschaffen, kümmerte sie im Moment kein Stück.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 09.11.2010, 15:41:28
Mako ließ seine Melodie angenehm ausklingen.
"Das war nichts weiter als schöne Musik", antwortete er den überlisteten Brüdern. "Jeder der ein Instrument meisterhaft beherrscht könnte seine Zuhörer "verzaubern". Ich bin weder Engel noch Teufel, aber danke für das Lob. Und in Zukunft solltet ihr mutmaßliche Mörder nicht unterschätzen.", fügte er mit einem Zwinkern hinzu.

Da er sich während seines Spiels ganz auf seine Mondzither und die beiden Gan konzentriert hatte, bemerkte er die bewusstlose (oder tote?) Zhào Làn am Boden liegen. Ihm wurde sehr unwohl bei dem Anblick, dachte er doch, hier in einem verschlossenem Gefängnis sei er sicher. Entweder wurde sie vergiftet, dann wären die Anderen auch in Gefahr, oder sie war bereits krank, als sie hier ankam, dann hätten die Anderen sich anstecken können.
Mako versuchte aber sich nichts von seiner Beunruhigung anmerken zu lassen[1] und sagte schlicht:
"Oh!" Was in anbetracht der Situation sicher nicht der intelligenteste Kommentar war.
 1. Bluffen: 28
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 10.11.2010, 13:19:29
Schließtlich berührte Oda die Tür und konnte sich in diesem Moment ein Grinsen nicht verkneifen. Diese Herausforderung war ja viel zu einfach, viel einfacher als er zunächst gedacht hatte. Er betrachtete Mako mit einem misstrauischen Blick. War das Magie? Oder ist er wirklich ein Dämon?
Oda selbst war wild entschlossen seine Kräfte nicht zu offenbaren, das Risiko war ihm einfach zu groß.
Nur was sollte er sich wünschen? Eigentlich war es nicht so schwer, nach der Hektik krempelte er seine Ärmel zurück und das Grinsen verschwand so schnell es gekommen war und wich einem gemäßigten Gesichtsausdruck.
"Mein Wunsch ist es meine Arbeit fortsetzen zu können. Dafür würde ich meine Werkbank und mein Werkzeug benötigen. Dies ist aktuell mein einziges Begehr."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 10.11.2010, 14:01:07
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Die beiden Gebrüder nickten bedächtig, aber wollten sich mit Makos beschwichtigenden Worten nicht zufrieden geben. Unisono erklärten sie, nochmals angestachelt von der Inbrunst und vielleicht etwas Sehnsucht, die Musik eines Tages wieder zu hören. "Nein, Dämon! Nein, Engel! Das ist nichts Gewöhnliches. Der Gan Ohren haben vielerlei gehört, doch dieses ist nicht erreicht und wird wohl auch nicht." Beide verneigten sich noch einmal tief vor der Person, die sich nicht einschätzen konnten und die sie doch so offenkundig bewunderten. Der Rote sagte schließlich. "Ich weiß, was ihr seid. Das ihr nur sein könnt. Halb Engel, halb Dämon oder Teufel, mögen sich noch andere Dinge in euch mischen, sie sind nur gering. Eure Worte sind bescheiden, wie die eines Engels, aber euer Spiel so Furcht einflößend wie ein Teufel. Ihr müsst ein Konkordant[1] sein! Ja, das seid ihr. Wir beneiden und bewundern euch gleichermaßen, Mako Xiansheng."

Eine weitere Verbegung folgte, dann drängten sich die beiden dicklichen Soldaten des Generals des Nordens sich an den Denunzianten vorbei zur Tür. "Wir werden eure Wünsche vermitteln und das Wunder eures Erfolges über unseren Scharfsinn anpreisen. Der Hofweise und der General werden höchst erfreut sein."
Sie öffneten die Tür und während sie sich schloß, durchdrangen letzte Worte die Tür. "Der Heiler wird gleich bei euch sein." Dann waren die beiden dicken Männer verschwunden und Stille kehrte wieder ein.

Nur einige Minuten später kam ein völlig verschwitzter Mann in schwarzen Gewändern in den Raum gestürmt. Seine Haare waren schon einige Zeit gewichen und seine Haut lag scheinbar ein gefalteten Schichten übereinander. Die kleine, gebeugte Gestalt war übersäht mit Altersflecken, doch kleine, grüne Knopfaugen zeigten einen aufmerksamen Geist. Obgleich er Ähnlichkeit zu den Männern aus Chuang aufwies, unterschied sich seine Augenpartie deutlich. Etwas Fremdartiges lag in seinen Zügen, jedoch schwer zu greifen. "Ich bin Ushida. Ich bin Heiler."
Noch während er seine kurze Begrüßungsformel mit einer wenig huldvollen und stocksteifen Verbeugungsandeutung vollendete, kamen zwei dieser namenlosen, geradezu gleichgesichten Wachmänner in den Raum und bewachten die Tür.

Der kleine Ushida kniete sich nieder zu der Halbelbin und holte ein kleines Täschen aus seinen weit geschnittenen, schwarzen und äußerst schmucklosen Gewändern hervor. Vorsichtig betastete er das Handgelenk der Halbelbin, strich sanft über ihre Stirn mit dem Handrücken seiner rechten Hand, legte ein Ohr an ihre Lippen und an ihre Brust, hielt ihr für einen sehr kurzen Moment die Nase zu und gab ihr ein, zwei leichte Schläge mit der flachen Hand auf die Wangen. "Mhm." Der kleine Mann war augenscheinlich kann man vieler Worte und begleitete seine eigenen Taten nicht mit erläuternden Worten, wie viele andere Heiler es sich zur Angewohnheit machten. "Mhm."
Sanft strich er ihr über die Lippen, drückte dann in die Wangen und unter die Kiefer und öffnete den Mund, sah, dass die Zunge angeschwollen war und der Halbelbin die Luft abgedrückt hatte. Der Heiler mahnte sich nicht zur Eile und fühlte stattdessen nach ihrem Hals, nochmals mit dem Handrücken über die Stirn und schloss der Halbelbin dann das halb offene Augenlid des linken Auges.
Mit wenigen, augenscheinlich geschulten, Handgriffen verschloss er wieder sein Mäppchen und ließ es wieder in seiner Kleidung verschwinden. Er stand auf und deuteten den Wachmännern an, sich die Halbelbin zu packen.
"Es ist gut für euch." Ushida, der eigentlich ein wenig kauzig aussah und trotz seiner faltigen Haut und der Alterflecken alles andere als von strenger Natur auf den ersten Blick zu sein schien, zeigte nun eine ungewöhnliche Strenge in seinen Handbewegungen und eine beißende Kälte in seinen Worten. "Sie hat sich mit Gift selbst gerichtet. Das wird euren Fall erleichtern. Vielleicht war sie die Mörderin."
Die beiden Wachen hoben die Tote an und trugen sie aus dem Raum. "Wenn ihr mir nicht glaubt, könnt ihr sie auch nochmal selbst untersuchen. Sie hat sich ein Nervengift verabreicht, oder es wurde ihr verabreicht. Das wird zu untersuchen sein. Noch Fragen?"
Der kleine Ushida blickte die Denunzianten ungeduldig an und winkte dann ab. "Oder es ist auch schlecht für euch. Wenn sie die Mörderin war, kann sie es jetzt wohl nicht mehr zugeben, was?"
 1. Wissen (Die Ebenen) oder Wissen (Religion)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 12.11.2010, 13:03:58
Danshi lässt den Blick nicht von der Sun Ai und hört kaum auf die Gebrüder Gaan. Doch andererseits fässt er sie auch nicht an. Er sieht sie nur mit mitleidiger Miene an. Der Arzt kommt und rückt etwas zur Seite. Während er sie untersucht, hält er sie, öffnet ihr den Mund und die Augen. Als der Arzt den Tod der halbelbin verkündet, schließt er kurz die Augen und atmet betont aus. "Welche Tragödie, dass ein so junges Leben vergeudet wurde.", sagt er. Eine einzelne Träne rinnt ihm über die Wange, doch seine Stimme bleibt kräftig.

"Ihr habt zuerst gesagt, dass sie sich selbst gerichtet hat. Wie kamt Ihr darauf, dass sie es sich selbst verabreicht hat?", fragt der alte Mann. Er beschreibt die Symptome eines giftes schlüßig. Andererseits ging mir die Untersuchung zu routiniert und zu schnell und er wirkt glatt, wie ein Aal. Ich habe kein gutes Gefühl, was den Arzt anbelangt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 15.11.2010, 08:30:01
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Der Heilkundige blickte Xū Dǎnshí prüfend, abwägend an und rümpfte kurz die Nase. "Nun, werter Xū, es ist wie folgt." Er holte mit vielleicht etwas übertrieben großer Geste aus und fuhr dann fort. "Ihr alle lebt noch, das schließt beinahe aus, dass ihr alle vergiftet worden seid, zumindest klagt ihr nicht über Unwohlsein. Und ihr könntet mir auch gar nichts vor machen, denn mein geschultes Auge erkennt eine Vergiftung, wenn sie stattgefunden hat." Sein Blick nahm fast etwas Pikiertes an, als würde er in Dǎnshís Worten Zweifel an seinen Fähigkeiten erkannt haben, zumindest scheint er sich diese Zweifel einzubilden.
"Dementsprechend bliebe nur über, dass jemand von euch oder sie sich selbst vergiftet hat. Ich könnte weder das eine, noch das andere im Moment, ohne einen Zweifel zu hinterlassen, beweisen. Das ist soweit richtig, aber ich traue euch allen einfach zu, nicht so dumm zu sein, und eine Mitgefangene umzubringen und damit die Chancen auf eure Freilassung zu verringern oder gar zu vernichten. Nein. Ihr seid sicherlich alle nicht die Erleuchteten persönlich gewesen, sodass ihr hier gelandet seid, jedoch so dumm seid ihr wahrlich nicht."

Der Arzt nickte entschlossen und überprüfte akribisch den Sitz seiner Amtskleidung. Einer der Wachmänner, ein Mann mit schelmischen Blick und kleiner verknorpelter Nase wagte es, sich in das Gespräch einzumischen, nachdem er wieder in den Raum gekommen war. "Durchsucht sie. Wenn sie sich selbst vergiftet hat, wird sie eine Phiole oder dergleichen bei sich haben. Natürlich könnte sie giftige Lebensmittel gegessen haben oder ein giftiges Pflanzenteil, aber das werden dann spätestens die Männer bei der Nekropsie[1] erkennen." Der Wachmann stand jetzt bei der Tür und wartete darauf, dass der Arzt das rot marmorierte Gefängnis verließ. Dieser wartete jedoch, mit etwas trotzigem Gesichtsausdruck, darauf, dass noch Reaktionen von den Denunzianten kamen.
 1. Ist quasi derselbe Begriff wie Obduktion oder Autopsie, wird jedoch normalerweise bei Tieren verwendet.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 15.11.2010, 10:37:18
"Dann durchsuche ich sie, wie Ihr sagt, und hoffe, dass Ihr Recht habt. Wenn es eine Phiole gibt, dann möchte ich davon ausgehen, dass sie sich selbst vergiftet hat", mühsam steigt der alte Mann auf und bewegt sich langsam auf die Halbelbin zu. Gerade, als die Halbelbin zusammensackte, zeigte sich noch, wie schnell und behände Danshi noch war, nun schien er um Jahre gealtert. Sehr gründlich durchfahren seine Händen die Gewänder der Halbelbin[1].

"Es bleibt noch immer die Möglichkeit dass das Gift im Becher war. Doch es macht wenig Sinn, denn der Attentäter hatte kaum ahnen können, wer den vergifteten Becher erwischt. Niemand hätte etwas davon, wahllos einen Gefangenen zu vergiften - außer vielleicht dem Sadisten.", dachte er sich während der Suche. Er runzelte die Stirn, als er seine Gedanken weiter spinnen ließ.

"Warum hat die Halbelbin das Gift in jenem Moment geschluckt? Mir kommt kein anderer Gedanke, als dass sie dem Besuch entkommen wollte. Vielleicht wollte sie nur von der Aufgabe ablenken und hat sich versehentlich tödlich vergiftet? Vielleicht hatte sie auch Angst, die Mitgefangenen würden jemanden verlangen, der sie belastet? Diese Gedanken sind natürlich nur gültig, wenn das Gift augenblicklich wirkt. Sie kann es auch schon früher genommen haben, als es noch gar nicht klar war, dass die Gebrüder Gaan kommen und die Aufgabe stellen werden. Sicher ist, dass Ihr Tod mysteriös ist und sicherlich nicht durch eine einfache Erklärung zufriedenstellend gelöst werden kann.".

"Hm... werter Ushida, wenn ich aus Eurem zweifellos reichhaltigen Wissen schöpfen dürfte. Was glaubt Ihr, wie schnell das Gift gewirkt haben muss, nachdem es eingenommen wurde?". Natürlich war es Danshi bewusst, dass er der Antwort nich unbedingt trauen dürfte.
 1. Search Take 20
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 15.11.2010, 11:09:30
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Der Wachmann hörte den Worten Xū Dǎnshís zu und nickte dann, woraufhin er den Raum verließ und nur wenige Sekunden später mit dem Leichnam, getragen von ihm und von dem zweiten Wächter, wieder in den Raum kam. Sie legten sie auf dem Teppich nieder, damit der alte Beamte mit der Untersuchung der Leiche beginnen konnte. Während er sich der langwierigen, weil sorgfältigen, Suche hingab, nutzte der fremdländische Arzt die Zeit, eine Antwort zu geben. Seine Miene hatte sich dabei wieder aufgehellt, nachdem Xū Dǎnshí zumindest durch sein Wort dessen Fähigkeiten anerkannte. Balsam auf des eitlen Arztes Wunden, welche in seinen Stolz getrieben worden waren. Wohl nicht nur durch Xū.
"Das ist meiner Meinung nach ein äußerst wirkungsvolles Schlangengift. Vielleicht das einer Grubenotter, vielleicht das einer Wū-Viper[1], obschon das sehr ungewöhnlich wäre, beißt diese Schlange doch nie Menschen und hält sich meist von ihnen fern, aber wenn man ihr Gift dennoch unter Absicht gewonnen hat möglich."

Xū Dǎnshí wurde in der Tat fündig und fand in einer Falte ihres Gewandes, in welchem eine versteckte Tasche eingenäht war, ein beinahe leere Phiole mit einer gelblich-transparenten Flüssigkeit, welche zumindest dickflüssiger als Wasser war. Zudem lag in dieser Tasche eine Spritze, eine Gerätschaft, welche Xū Dǎnshí bereits in seiner Provinz gesehen hatte. Ärzte, welche sich nicht an klassische Heilkunde orientierten und neue Wege beschritten, schworen auf dieses Werkzeug und allerlei Heilmittel, die sie direkt damit verabreichen konnten. Vor allem ein Segen bei Patienten, die durch das Anschwellen des Rachenraumes nicht mehr schlucken konnten. Scheinbar konnte man dieses Werkzeug natürlich auch für das Gegenteil missbrauchen.
"Ich denke, je nachdem wie groß die Dosierung war, wird dies ein paar schmerzvolle Minuten gedauert haben. Sie muss qualvolle Schmerzen erlitten haben und sich tapfer gegen die Schmerzen gewehrt haben."
Der alte Beamte aus Cui Bao betastete die Tasche weiter, und sah dabei, dass die Spritze abgebrochen war. Beinahe stach er sich an dem abgebrochenen Stück, welches kaum sichtbar durch die Tasche gedrückt war. Xū Dǎnshí spürte, dass es direkt darunter geschwollen war und als er leicht die Schwellung drückte, Blut in die Tasche lief. Ein Gewebe zerstörendes Gift. In der Spritze, das konnte der alte Mann zweifelsohne sehen, befand sich noch die halbe Füllung des Giftes.
"Und?" Ushidas Stimme klang beinahe etwas neugierig. "Was habt ihr gefunden?" Er fragte, als er sah, dass Xū Dǎnshí an einer Stelle mit seiner Suche verharrte.

Im Hintergrund stand der Wachmann mit der knorpeligen Nase und seinem schelmischen Gesichtsausdruck und beobachtete die Szenerie und schaute dann forschend zu den anderen Denunzianten.
 1. entspricht der Fea-Viper (http://de.wikipedia.org/wiki/Fea-Viper)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 15.11.2010, 23:18:29
Wie gut, dass Danshi so bedächtig und aufmerksam zu Werk ging. Es wäre ihm übel ergangen, hätte er sich versehentlich an der Kanüle gestochen. Was er entdeckte, warf eine ganz anderes Licht auf die Sache.

Danshi zog die Spritze aus dem Gewand der Halbelbin und zeigte sie dem Arzt. "Ich habe diese Spritze in ihrer Tasche gefunden. Seht Ihr, sie ist etwa zur Hälfte mit einer zähen Flüssigkeit gefüllt, der Kolben ist halb heruntergedrückt. Die Kanüle ist abgebrochen. Das andere Stück steckt in ihrem Fleisch. Für mich bleibt kaum eine andere Erklärung übrig, als dass sie sich versehentlich selbst vergiftete, als sie sich setzte. Sie muss sich die Spritze ins eigene Fleisch gedrückt haben und die Kanüle ist abgebrochen, als die Spritze vom Körper weggedrückt wurde...", sagte er. ...fraglich bleibt nur, wie sie die Spritze ins Gefängnis einschmuggeln konnte. Und natürlich auch, wofür sie sie verwenden wollte. Eine Spritze mit Gift ist eine fast perfekte Mordwaffe. Tödlich und unauffällig - hinterlässt nur einen Einstich, kaum größer als ein Mückenstich., fügt er in Gedanken hinzu.

Der Fund ließ Danshi verwundert und verwirrt zurück. Er hatte nicht vermutet, dass die Halbelbin mit Gift hantieren könnte. Natürlich würde dies sehr eindeutig für verschiedene Interpretationen sprechen. Andererseits hielt er es noch immer zu früh, sich ein abschließendes Urteil über die Halbelbin zu bilden. Da sie kaum noch mit ihm sprechen würde, würde er es vielleicht nie können. Man sollte nicht übel über die Verstorbenen reden. Für seine Sache war es ohnehin unerheblich.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 16.11.2010, 10:18:04
"Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass sie sich ausversehen selbst vergiftet haben soll. Wenn der ehrenwerte Ushida der Meinung ist sie müsste sehr große Schmerzen erlitten haben. Wäre es ausversehen gewesen hätte sie sich doch wohl bemerkbar gemacht, gerade da ich davon ausgehe, dass sie die Wirkung des Giftes in ihrer eigener Tasche kannte." erwiderte Lu Chieng auf die Kommentare Xū Dǎnshís.

"Es scheint mir eher, als wollte sie etwas sprichwörtlich mit ins Grab nehmen, wenn ihr das unpassende Sprichwort verzeihen wollt." Lu Chieng bewegte sich langsam zur Wand und lehnte sich dagegen nur um ein paar Augenblicke später an ihr herrunter zurutchen und sitzen zu bleiben.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 16.11.2010, 13:12:53
"Natürlich,", erwiedert der alte Mann gelassen, "auch das ist möglich.". Er legt die Spritze auf die Trage neben der Verstorbenen und wendet sich von ihr ab. Er setzt sich auf seinen alten Platz und sieht den Arzt fragend an. Vielleicht will er noch etwas hinzufügen. Gebildete Männer reden gerne...; der Weise spricht nur, wenn er gefragt wird.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 16.11.2010, 19:15:41
Sūn Ai blieb zunächst ruhig neben Zhào Làn sitzen. Erst als der Arzt eintrat, wich sie ein Stück zurück, damit dieser ohne Problem die Untersuchungen anstellen konnte und als jener sagte, dass die Halbelbin tot sei, wich sie noch weiter weg.
Der Tod schien sie zu verfolgen im Moment und dieser Gedanke gefiel der jungen Dame nicht. Wie viele Fragen warf diese neue Situation doch auf. Ai brauchte eine Zeit um alles zu verdauen. Ja, ihr wurde sogar ein bisschen übel beim Gedanken daran, dass vielleicht das Essen vergiftet gewesen sei.
Erst als die Spritze gefunden wurde, atmete sie erleichtert auf.

"Es macht doch alles keinen Sinn. Fragen sind mächtiger als Antworten, aber eine Frage ohne Antwort ist auch nichts Ganzes. Wir enden mit mehr Fragen als wir anfangen." Ai machte eine kurze Pause, redete aber so schnell wieder weiter, dass ihr niemand dazwischen reden konnte.
"Eure Worte machen Sinn Lu Chieng. Allerdings kann das Gift bei solch einer zierlichen Gestalt auch einfach zu schnell wirken, als dass sie die Schmerzen zu lang ertragen müsste. Das Gift passt perfekt auf dass, was sie zu uns gesagt hatte. Wieder kann es sich doch bloß um eine Falle handeln. Vielleicht hat wer auch immer ihr den Mord anhängen wollte, falls es so eine Person gegeben haben sollte, auch die Spritze untergeschmuggelt." Nach einer weiteren kurzen Pause fügt sie noch leiser hinzu, so als würde sie leise zu sich selbst sprechen. "Wer weiß? Wer weiß? Hier scheint momentan alles möglich."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 16.11.2010, 21:45:26
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Früher Nachmittag

Als Ushida eine rege Diskussion mit unterschiedlichen Stoßrichtungen erlebte, schmunzelte er zufrieden und etwas selbstverliebt, vielleicht sogar in dem Glaube, sie angefacht zu haben. Zufrieden zieht er sich wieder gen Tür zurück, während die Wachmänner die Leiche der Halbelbin wieder aufnahmen und sie samt des unter Umständen ungewollten Selbstmordinstrumentes, welches vom alten Beamten aus Cui Bao niedergelegt wurde, aus dem Raum schafften. Einige Sekunden später erschien wieder der Wachmann mit der Gnubbelnase und blickte auffordernd zum Arzt, der sich weiterhin bravorös aus jeglichen Spekulationen raushielt.
"Mag es sein, wie es will.", stellte er dann trocken fest. "Sie ist durch Gift gestorben und ich kann sie euch leider nicht wiederholen."
Er rümpfte die Nase, es hatte etwas Endgültiges. "Einen Bericht mit seinen feinsten Winkelzügen will ich euch schriftlich geben lassen, sobald die Nekropsie abgeschlossen ist. Ich werde schauen, ob sich einer eurer Verdachte erhärten mag oder auch nicht. Gehabt euch wohl." Er verneigte sich sehr knapp mit seinem faltigen Kopf und wand sich dann an dem Wachmann vorbei aus dem Raum. Dieser lächelte nochmal schelmisch, vielleicht sogar ein bisschen aufmunternd, und verschwand dann, die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassend.

Das Gefängnis lag wieder still da, alle Spuren Zhào Làns schienen vergangen. Nur Xū Dǎnshí und Sūn Ai waren in der Lage zu erkennen, dass ein ganz kleines Rinnsal von Blut aus der Wunde auf den hochwertigen Teppich gelaufen sein musste und die Halbelbin dies als letzte sichtbare Erinnerung in dem Raum hinterließ. Ob heute noch etwas passieren würde? Davon war nicht auszugehen. Doch noch hatten die Denunzianten noch einige Zeit für sich. Wie würden sie diese nutzen?
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 17.11.2010, 11:25:53
Hong durchbrach die Ruhe indem er auf und ab zu gehen begann. Eingesperrt mit jemandem, dessen Stimme einen verzaubern konnte. Jemand hatte sogar starkes Gift ins kleine Gefängnis mitnehmen können. Dann dieser alte, der in aller Seelenruhe da sass. Vermutlich wusste er, dass ihm nichts passieren konnte. Er war nur hier um sie zu beobachten. Hatte nicht er die Giftspritze aus der Tasche der Halb-Elbin gezogen, gar hinein gesteckt?

Hong blieb stehen und drehte sich zu Xū Dǎnshí herum. "Wieso bleibt ihr immer so ruhig alter Mann? Wusstet ihr bereits vorher, dass ihr eine Spritze aus den Gewänder der Verstorbenen ziehen werdet?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 17.11.2010, 15:49:06
In aller Seelenruhe blickte Danshi den jungen Mann mehrere Momente lang an, bevor er antwortete. Was wohl gerade in ihm vorging? Brauchte er eine Erklärung, um den Tod der Halbelbin besser verkraften zu können? Sicherlich, urplötzlich lag Gefahr im Raum und ein Hauch von Kontrollverlust.. Danshi hatte Verständnis für den jungen Mann. "Ich verstehe, was Ihr andeuten wollt, doch überlegt, ob ich sie vergiftet haben kann. Wenn Ihr der Meinung seid, dann kann ich Euch nicht davon abbringen. Das andere interessiert mich mehr. Warum sollte ich nicht so ruhig bleiben? Was würde es ändern, würde ich mich aufregen?", sagt er, die Sache kaum abschließend.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 17.11.2010, 17:20:50
'Dieser weissbärtige alte sture Oni,' fluchte Hong innerlich. "Dann würdet ihr weniger wie eine Marionette von Shǎzi sondern mehr wie ein Mensch wirken!" bellte er mit vor Zorn heiserer Stimme Danshi entgegen. Die vielen Leute liessen den Gefängnisraum immer enger wirken, so dass sein Drang stieg, den Raum zu verlassen.
Hong eilte raschen schrittes auf seinen Raum zu, riss die Tür auf und knallte sie gleich wieder zu als er das Stroh im engen Raum sah. Er drehte sich wieder um und flüchtete in den Waschraum. Dort stiess er seinen Kopf ins waschbecken, damit das kalte Wasser sein hitziges Gemüt kühlen konnte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 17.11.2010, 18:39:55
"Genau genommen hat er meine Frage nicht beantwortet. Vielmehr hat er erneut seine Unzufriedenheit ausgesprochen.", sagte Danshi in den Raum. Er kramt etwas in den Taschen seines blauen Gewands herum und holt ein Stück Brot hervor. Er macht einige lockende Geräusche, indem er seine Zunge an den Zähnen bewegt. Da kommt eine Ratte aus Danshis Kammer gesprungen, läuft quer durch den Raum bis sie vor Danshi zum Stehen kommt. Artig macht sie Männchen. Mit einem Finger streichelt Danshi zärtlich über das kleine Köpfchen der Ratte, bevor er der Ratte den Kanten Brot gibt. Die Ratte nimmt das Brot an und läuft zurück in die Kammer.

"Im Volksmund wird der Ratte Ehrlichkeit, Intelligenz und Kreativität nachgesagt. Manche sagen, sie bringe Glück ins Haus.", erklärt der alte Mann, "Alles Dinge, die wir in unserer Situation gut gebrauchen können."

Eine ganze Weile sitzt er da und sagt nichts. Seine Augen sind geschloßen und er scheint zu meditieren. Seine Lippen bewegen sich leicht. Dann öffnet er seine Augen wieder.

Langsam steht der alte Mann auf und folgt der Ratte in die Kammer. Doch sogleich kehrt er wieder, beladen mit Pergament, Tinte und Gänsekiel und einem Buch - Gesammelte Schriften aus dem Nachlass Mengzis. Die Ratte sitzt ihm auf der Schulter. Kurz überlegt er, dann beginnt zu ohne abzusetzen zu schreiben, wobei er das Buch als Unterlage verwendet.

Zitat von: Brief an Cui Bao #1
An die Freischärler Cui Baos,

Ich nenne Euch Freischärler Eures Wohlergehens, denn Ihr seid nur eurem eigenen Wohlergehen verpflichtet. Könnte es etwas wichtigeres geben? Die Gesetze müssen eurem Wohlergehen dienen und Wohlergehen ist das Recht der Seele zu atmen. Misstraut allem, was nicht eurem Wohl dient. Es ist richtig, misstraut auch mir, wenn ihr spürt, dass meine Worte nicht eurem Wohl entsprechen.

Ich bitte euch um nicht mehr, als ich mir selber abverlange. Ich bin am Hof, eingesperrt in ein Kellerverlies, dass sie mich brechen und vielleicht hinrichten. Ich habe nicht wenig Angst, doch bin froh, dass ich meine Aufgabe vollenden kann, in den neun Tage, die mir noch vergönnt sind.

Ich habe erfahren, dass ihr euch für den Krieg rüstet und ich sage euch, dass ich keinen Krieg will.

Doch ihr seid im Recht, für eure Interessen einzustehen. Dort wo die Gesetze zu eng sind, müssen sie gebrochen werden.
Zeigt Ungehorsam, wo sie euch knechten. Zahlt keine Steuern, hört ihren unterdrückenden Gesetzen nicht zu, lasst Euch zu keiner Aufgabe zwingen, die Ihr nicht zu eurem eigenen Interesse vollführt. Überhaupt, kooperiert nicht im Mindesten, wenn es eurem Interesse widerspricht. Doch verschließt euch ihnen nicht. Sprecht frei heraus, was ihr wollt. Versammelt euch und schreibt Petitionen. Kooperiert mit ihnen, wo ihr einen positiven Ansatz seht. Helft ihnen, wenn sie eine persönliche Bitte an euch stellen, von Mann zu Mann.

Zu Beginn werden sie versuchen, euch zu brechen. Sie werden euch bedrohen, vermutlich werden sie euch misshandeln oder euch oder eure Familie umbringen wollen. Wahrscheinlich werden sie euch einschüchtern wollen, wenn sie einige Exempel statuieren. Haltet aus. Wenn ihr lange genug ausgehalten habt, dann werden sie euch für unbeugsam halten und euch eurer Selbstverwaltung überlassen.

'Einen Stein kann man zertrümmern, aber man kann ihm nicht seine Härte nehmen', sagt Lü Bu We.

Ihr fragt sicherlich, wie ich so unbefangen über den Tod schreibe, als wäre es ein geringfügiges Opfer, das ich vorschlage.

Niemand hat gesagt, dass es einfach wird. Doch ich frage euch, was die Alternativen sind.
Wollt ihr euch Knechten lassen, dass sie euch nichts tun? Wollt ihr in einem Reich leben, in dem ein jeder am ersticken ist? Und bedenkt, dass Kriegszeit ist und die Truppen des Kaisers benötigen so viel Nahrung, dass euch selbst nichts bleibt. Wollt ihr euch wie Werkzeug benutzen lassen, von einem Herrn, den ihr nicht kennt, und wenn ihr abgenutzt seid, wegwerfen lassen?
Oder wollt ihr euch mit Äxte und Messern bewaffnen, viele Lagen Seide über den Körper spannen? In dieser Hinsicht sind sie euch überlegen. Vielleicht erwirkt ihr einen Rückzug nach einem Überraschungssieg. Doch sie kommen wieder. Ihr werdet euch in einem Bereich messen, in dem sie euch überlegen sind. Gewalt erzeugt Gewalt, wenn auch verzögert.

Ich sehe es so, dass in beiden Fällen ungleich mehr von Euch sterben werden, als wenn ihr euch offen doch ohne Gewalt widersetzt.

Doch seid nicht dogmatisch. Seid nicht zornig gegen die Männer. Vergeltet ihnen nicht. Ja, beschimpft und verachtet sie nicht. Redet nicht einmal schlecht über sie. Seht sie nicht als Feind, sondern als Menschen die noch zur Einsicht kommen müssen.

Die Angelegenheit ist viel zu wichtig, um sie dem Dogmatismus zu überlassen. Es ist nicht 'ihr gegen sie', sondern 'ihr mit möglichst vielen'. Fragt euch stehts, ob eine Sache euren Interessen dient. Und seid auch nicht stolz, wenn ihr einen Wandel in ihnen erkennt. Bei allem was ihr tut, erinnert euch and die kraftvollen Worte des Meisters Chekawa Yeshe Dorje:


Gib allen Sieg und Gewinn den anderen,
nimm alle Niederlagen und jeden Verlust auf dich

Keiner der Soldaten wird aus tiefstem Herzen zu dem angetrieben, was er tut und sie sollen euch leid tun, denn sie leiden fürchterlich. Sie sind bemitleidenswerte Marionetten. Atmet ihr Leid als schwarzen Rauch ein und atmet goldenes Licht aus, das das Leid lindert.

Es gibt nur ein einziges Dogma, an dass ich uneingeschränkt glaube:

Mögen alle Wesen Glück erfahren.


Als er fertig ist zu schreiben, legt er den Federkiel zur Seite und das Pergament zum Trocknen auf den Boden vor sich. Angestrengt atmet Danshi aus. Das Schreiben hat ihn auf merkwürdige Art und Weise Kraft gekostet. Wieder schließt er die Augen, legt den Kopf auf die Brust. Sein Atem wird ruhiger und gleichmäßig. Kein Körperzeichen zeigt Bezug zu seiner Umwelt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 20.11.2010, 14:10:20
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Ruhe war wieder zwischen den Denunzianten eingekehrt. Eine Ruhe, welche sicherlich nur eine trügerische war und mitnichten eine angenehme. Es lag Anspannung in ihr und damit keine Stille. Wahrscheinlich konnte man jedem Einzelnen die Anspannung im Gesicht stehen sehen. Was mochte in Sūn Ai vorgehen? Sie war jetzt die einzige Frau in diesem Gefängnis und ohne Rücksicht auf ihre Würde war sie eingesperrt mit gleich fünf männlichen Gefangenen. Noch war erst der Tag und sicherlich hatte jeder seine Triebe noch einigermaßen unter Kontrolle, aber hatte nicht Hong Gil-Dong heute schonmal seine Beherrschung verloren? Würden andere sie schützen? Steckte hinter den ruhigen Art Xū Dǎnshís ein bösartiger Yaoguai[1]? Vielleicht dachte Sūn Ai auch gar nicht an solche Dinge, aber die Angst könnte da sein, schließlich starb die Halbelbe vor ihren Augen, vielleicht sogar in ihrem Armen und obgleich es möglich war, dass Zhào Làn sich aus Versehen selbst vergiftete, blieb sicherlich ein Rest der Zweifel bestehen. Was wenn einer ihrer Mitinsassen der Mörder war? Hatte sie alle ausgiebig genug beobachtet? Das Gefühl von Einsamkeit mochte sie umfangen haben, vielleicht lag darin ihr Schweigen.

Schweigen war nicht immer ein Segen, oftmals war ein stilles Anklagen von größerer Bedrückung als jede geäußerte Beleidigung. Nichts erschien Fremden so schwer erlernbar, wie die Schweigekultur in Chuang. In solchen Momenten wurde sie zur Belastung, und obzwar Shǎzi sicherlich die Möglichkeit gehabt hätte, die hohen Herren in schnellere Abfolge in den Raum zu schicken, nutzte er augenscheinlich diese Schweigekultur aus, um das Schwebebeil bedrohlicher wirken zu lassen. Jede Minute kam der Tag des Drachen näher. Mit jeder einzelnen Minute wurde greifbarer, dass Schweigen eine Waffe sein konnte. Und auch das Schweigen zwischen einem Teil der Denunzianten verbesserte die Situation dabei wohl nicht.

Das Schweigen wurde noch in der Nacht durchbrochen, während die Denunzianten sich wahrscheinlich schon darauf vorbereiteten, in ihr hartes Bett zu gehen oder schon schliefen. Noch waren ihre freien Wünsche nicht erfüllt wurden, selbst Oda Zektau hatte noch nicht seine Werkzeuge erhalten und musste sich dementsprechend mit einer Mischung aus Argwohn, Sorge um das eigene Wohl und wahrscheinlich sogar Langeweile auseinandersetzen oder eben mit seinem Schlaf.
Doch das Quietschen der sich ansonsten leise öffneten Tür kündigte Besuch an. Das Abstellen eines steinernen oder tönernen Gegenstandes war zu hören, dann war die Tür bereits wieder geschlossen, ehe man einen Blick auf die überbringende Person werfen konnte. Doch aus seinem kleinen Zimmer schaute, konnte eine Vase sehen, von ungewöhnlich einfacher Machart, die schon mehrmals wieder zusammengefügt wurde und dementsprechend zerbrochen war. Auch ihre Form, war nicht absolut symmetrisch und schien auf die Herstellung durch eine nicht meisterhafte Hand schließen zu lassen. Alles andere als das Perfektionsideal der Kunst schien hierin erkennbar. Die Figur eines Kriegers war erkennbar auf der Vase, der Schild und Speer hielt. Die große Vase war selbst schwarz, die Verzierungen in gelblicher und rötlicher Farbe, bildeten ockerfarbige Akzente. Ohne Zweifel war dieses Stück, vielleicht um die fünfzig Zentimeter hoch, alt.[2]
In dieser Vase war Erde; grober, klumpiger, roter Sand und auf dem Sand war ein bisschen drapiertes Grün und zwischen diesem Grün wiederum eine einzelne Päonie[3].
An einem der beiden Henkel der großen Vase, die aufgrund des ganzen Sandes außerordentlich schwer war und es umso erstaunlicher macht, dass jemand diese Vase so lautlos in das Zimmer schaffen konnte, war ein Brief befestigt, er war mit Wachs versiegelt wurden, zeigte jedoch kein hoheitliches Zeichen. Er war auf kostbaren, parfümiertem Papier geschrieben. Es roch nach Rosen.
 1. Yaoguai (http://en.wikipedia.org/wiki/Yaoguai)
 2. 
Die Vase (Anzeigen)
 3. Päonie (http://de.wikipedia.org/wiki/Pfingstrosen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Oda Zektau am 20.11.2010, 15:34:39
Oda hatte sich in der Diskussion zurückgehalten. Das Gift war zwar wirklich merkwürdig, aber wieso unnötigerweise den Verdacht auf sich selbst lenken, indem man wilde Beschuldigungen herausbrüllt. Hong schien in dieser Hinsicht weniger dezent gewesen zu sein und redet hier und dort auf die Leute ein.
So.. nun waren sie also eine Person weniger. Was kümmerte es ihn? Es bedeutete nur weniger Verdächtige.. außer sie war es selbst.
"spürst du schon die Diskrepanz? Deine Gedanken bedeuten hier nichts Oda, lass doch endlich einmal Taten spüren." , Oda schloss die Augen und ging nach einiger Zeit in sein Zimmer, auf das Werkzeug wartend.
"Pah.. du könntest nicht einmal etwas tun, wenn man versucht hätte dich zu vergiften.", Oda begann ein leises Lied zu summen und sich im Schlaf zusammen zu rollen, er kannte es noch von seiner Mutter.. ja damals..
Er wurde in der Nacht relativ sanft geweckt, während er noch leicht döste, hörte er das Geräusch? Was konnte das gewesen sein?
Er bewegte sich zur Tür und wie in Trance wirkte er einen kleinen Zauber[1] und murmelte dazu leise ein paar Worte. Niemand sollte es bemerken, solange er noch in seinem Zimmer war. Dann ging er vor und musterte die Vase näher,[2] mit leicht zusammengekniffenen Augen. Zwar war es noch recht dunkel, aber das störte den Gnom nicht im Geringsten.
 1. Detect Magic
 2. Wachsamkeit: 22 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6279.msg662061.html#msg662061)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 20.11.2010, 17:43:49
Mako saß noch eine Weile mit leicht geöffnetem Mund auf dem Boden. Ab und zu zupfte er einen Akkord auf seiner Yueqin.
Verwirrt hatte er das Gespräch mit dem Arzt verfolgt. Es schien ihm unmöglich, dass sich die Frau selbst umgebracht haben sollte, aber wenn es ein Versehen war hätten die anderen soch etwas bemerken müssen. Und wieso hatte sie eigentlich Gift bei sich? War sie von jemanden beauftragt worden einen anderen Insassen zu vergiften? Nein, sie sagte doch etwas von einer Anschuldigung gegen sie. Hatte man ihr das Gift bei der Festnahme nicht abgenommen?
Gedankenversunken stand Mako irgendwann auf und ging in seinen Schlafbereich.
Ich hätte doch zur Tür gehen und mir ein weiches Kissen wünschen sollen. Naja, eine Nacht wird es wohl noch gehen., dachte er, während er sich hinlegte. Einige Stunden lag er aber noch wach und dachte über den vergangenen Tag nach, über seine Mitgefangenen und über den Tod der Halb-Elbin.

Nicht zuletzt wegen des unbequemen Bettes war er immer noch wach, als er hörte wie draußen etwas abgestellt wurde.
Er stand auf, ging zur Tür und sah hinaus. Der Gnom trippelte gerade zur Vase um sie sich näher zu besehen.
Mit ruhigem Schritten ging er aus seinem Raum und ebenfalls auf die Vase zu.
"Könnt ihr ebenfalls nicht schlafen, Oda-San?", flüsterte er dem Handwerker zu, aus Rücksicht auf die anderen, die vermutlich noch schliefen. Als er den Rosenduft roch löste er den Brief vom Henkel. "Na, was haben wir denn da?"
Ohne zu zögern brach er das Siegel, entfaltete den Brief und begann zu lesen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.11.2010, 19:42:15
Irgendwann in der Nacht wachte Danshi auf. Es war schon dunkel und nachdem er sich orientiert hatte, wurde ihm bewusst, dass er auf dem Teppich des Raums eingeschlafen war. Es waren die Schmerzen seiner müden Knochen, die ihn geweckt hatten und auch seine Brust tat weh, wie schon seit längerem. Das feuchte und kalte Verlies tat ihm nicht gut, denn der Brustschmerz war stärker als sonst. Mühsam richtete er sich auf, nachdem er den Brief, der noch immer vor ihm lag, zusammengerollt hatte. Ob meine Mithäftlinge ihn wohl gelesen haben?, fragt er sich mit milder Neugier. Er begibt sich in seine Kammer.

Soeben hatte er seine Tür geschloßen, den Brief verstaut und sein Nachtgewand angelegt, da hörte er, wie die Tür geöffnet und sogleich wieder geschloßen wurde. Das Gehörte ließ Danshi vermuten, dass sich die Person noch im Zimmer befinden musste. "Nanu? Ein Besuch zu so später Zeit, Yu? Das wird doch wohl nichts Rechtes vermuten lassen?", sagte er leise zu Yu, den er mit zärtlicher Sorgfalt auf seinem Bett abgesetzt hatte, bevor er sich umzog. Yu quitschte, als wollte er dem alten Mann zustimmen und verkroch sich dann unter Danshis Sachen. "Ich mag es nicht, wenn Du Dich dort verkriechst, weil Du schon zweimal meine Bücher angefressen hast und ich befürchte, dass Du es wieder tun könntest. Aber gut, ich bin Dir nicht böse und ich glaube Dir, dass Du es nicht wieder tun wirst. Warte, ich sehe nach, wer unser Besucher ist."

Damit öffnete er leise die Tür zu seiner Kammer und blickte in den großen Raum, wo schon Makosan und Odasan waren und sich umsahen. Makosan hatte einen Brief in der Hand. "Ihr habt es anscheinend auch gehört", flüstert Danshi leise, "Habt Ihr schon alles durchsucht? Was steht in dem Brief?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 20.11.2010, 21:58:35
Nach einer furchtbaren Nacht streckte sich Lu Chieng ersteinmal ausgiebig, nachdem er vor schmerzend ächzent aufgestanden war. Nicht das sein alter ihm zu schaffen machte, aber er war besseres gewöhnt als auf dem Boden zu schlafen. Nachdem die Schritte verklungen waren öffnete er seine Tür nur um drei seiner vier männlichen Mitgefangenen um die Vase versammelt zu sehen.

"Was ist das? Haben wir etwas Schönheit in unsere ungemütliche Zelle bekommen?" interessiert machte Lu Chieng einige Schritte in Richtung Vase: "Nun scheinen nur ein paar Blumen zu fehlen."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 21.11.2010, 20:41:07
Sūn Ai brauchte Zeit bis sie sich wieder gefangen hatte. Es war schon in der Nacht und sie saß immernoch auf dem Teppich, dort wo kurz vor ihr die Halbelbin gestorben ist. An ihrer Abwesenheit konnte man deutlich merken, dass die Umstände ihr zu schaffen machten. Was würde wohl noch alles passieren? Ging es ihr ständig durch den Kopf. Die Frage war wohl mehr als berechtigt, denn es war bisher erst ein Tag vergangen und trotzdem ist etliches passiert. Die Tür eines anderen Denunzianten hatte sie aus der Starre geweckt und als erstes musste sie sich umsehen im Raum. Sie bemerkte Xū Dǎnshí und für den ersten Moment befürchtete sie schon, dass die nächste Person verstorben war, doch erkannte sie dann den Schlaf, zu ihrem Glück. Sie stand ruhig auf, etwas unschlüssig, ob sie den alten Mann wecken sollte. Schließlich ließ sie es. Ihre Blicken vielen allerdings auf das Pergament. Informationen waren, dass wovon sie lebte, also konnte sie sich die Blicke nicht verwehren und zu gleich schämte sie sich doch dafür auf Grund der Umstände. Immerhin war hier in den Wänden Vertrauen das wichtigste. Andererseits wirkte der alte Mann auch nicht so, als würde er das Pergament als Geheimnis betrachten und so las sie hastig weiter. Xū Dǎnshí würde bestimmt nicht böse auf sie sein. Viel mehr hatte sie Angst vor den Meinungen der anderen, die sie vielleicht sehen könnten und daher beeilte sie sich beim Lesen. Schließlich ging auch sie in ihre Kammer und verriegelte die Tür.

Das harte Bett kümmerte sie weniger, viel mehr aber die Dauer. Denn kaum war sie richtig eingeschlafen, wachte sie auch schon wieder auf. Hastig eilte sie zur Tür und lauschte kurz. Als sie leise die Stimmen der anderen Denunzianten hörte öffnete sie die Tür, um heraus zu finden, was dort vor sich ging. Von ihrer Tür aus betrachtete die Vase und wartete, was die Anderen machen. Vor allem war sie gespannt, was in dem Brief stand.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 21.11.2010, 22:48:54
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Der kleine, findige Spielzeugmacher nutzte seine arkane Gabe, doch konnte er nichts besonderes ausmachen. Es gab natürlich Grenzen, die der Magie gesetzt waren, Grenzen außerhalb der gesetzlichen Bestimmungen; und eine der wirkungsvollsten und zugleich für den Anwender ärgerlichsten war die Bestimmung der Reichweite, die solch ein Zauber haben konnte. Zu gerne nutzten Schatzsucher Odas angewendeten Zauber, um sich - häufig auch auf Kosten anderer - zu bereichern. Er konnte sehr hilfreich sein, auf Tausenden von Feldern. Es war wichtig für die Inquisition und er war wichtig, um überhaupt Wissen über das Arkane, vor allem die Magie, zu erreichen. Eine Art Grundvoraussetzung für das magische Handeln. Und doch war er in diesem Moment unbrauchbar. Keine magische Quellen wollten zu entdecken sein. Oda konnte den Zauber schon fast fallen lassen und dann spürte er plötzlich doch etwas, als er direkt an der Vase stand. Eine Spur von Magie mochte in der Luft liegen, war dort vielleicht nicht was? Etwas am Rande seiner Wahrnehmung kam ihm verdächtig vor, doch noch wusste er es nicht einzuordnen[1].

Derweil hatte Mako Jinsei schon das Siegel erbrochen und sah den Brief vor sich, der in durchaus ansehlicher Art verfasst wurde. Der Schreiber verstand das Kalligraphiehandwerk außerordentlich, was den Barden auf einen hochgebildeten Verfasser schließen ließ. Shūfǎ[2], die große Kunst des schönen Schreibens. Augenscheinlich hatte man sich Mühe gemacht, diesen Brief zu verfassen, welcher, wie es auch nicht anders zu erwarten war, in Chuangshé verfasst war.
Zitat
Seid gegrüßt im Glanze der ewigen Sonne[3],

welche einem jeden Wesen und einer jeden Pflanzen, die auf unserer schönen Erde streifen mag, die nötige Kraft verleiht.
Mag es augenscheinlich sein oder nicht, doch will ich euch die Aufgabe geben, dass ihr in den folgenden Tagen die Sorge um meine liebste Pfingstrose tragt.

Ich gebe sie euch für zwei Tage und sollte sie dann noch in der Schönheit zu sehen sein, wie ich sie aus meinen liebenden Händen gab, will ich euch ein großes Geheimnis verraten, bei dem sogar die Gestirne weinen werden.

Es mag euch absonderlich vorkommen und ihr mögt an meinen geschriebenen Worten zweifeln, könnt ihr doch weder in meinen Augen, meinem ganzen Gesicht oder an meinem Schweiß die Lüge festmachen.

Ich gebe zu, dass meine Aufgabe keine leichte ist und ihr nebenbei Wichtiges und Schmerzhaftes zu erdulden habt, doch schenkt ihr, meiner Aufgabe, die Aufmerksamkeit, die sie benötigt.

Ihr werdet sehen, dass ihr dann vielleicht das scheinbar Unmögliche schaffen könnt und solltet ihr das tun, werdet ihr mit voller Wonne sehen, dass solches auch mir gelingen mag.

Sollte euch meine Aufgabe nicht gelingen, dann braucht ihr auch keine Gedanken daran verlieren, ob ich das scheinbar Unmögliche schaffen kann und die Gestirne zum Weinen bringe.

In tiefster Ehrerbietung
Der Herr der Pfingstrose
[/size]
 3. Vecor (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Vecor)

Was dieser ominöse Brief wohl bedeuten mochte? Oda konnte auch sonst nichts weiter an der Blume feststellen, außer dass sie noch äußerst prachtvoll war und stark duftete.
 1. Zauberkundewurf bitte
 2. Shūfǎ (http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Kalligrafie)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 23.11.2010, 00:05:47
Danshi runzelt die Stirn, als er den brief gelesen hatte. "Hm... seid Ihr Euch bewusst, was die Blume als Symbol bedeutet? Ich glaube, dieser Zögling war für mich bestimmt. Doch nehmt Euch der Aufgabe an, wenn Ihr möchtet, denn ich werde es nicht tun. Wie ich es verstehe, ist es ein Spiel, in dem der verliert, der zuerst zwinkert. Nur dass mein Mitspieler mir Sand ins Auge bläst. Ich glaube wir sind noch nicht allein, ich werde in das Waschhaus gehen[1]. Gebt acht![/b]", den letzten Teil hat Danshi nur geflüstert.

Er wollte gerade einen ersten Schritt auf das Waschhaus machen, da entdeckte er eine maskierte Gestalt, die sich zwischen Türrahmen und Decke hielt und die Insaßen beobachtete. Wie geschickt er ist, man muss schon sehr genau gucken, um ihn zu entdecken. Wer ih nicht hörte und im "und-so-weiter" lebt, wird ihn kaum entdecken können, wie er da so hängt.

Danshi hatte nicht das Gefühl, dass von dem Mann eine Gefahr ausging. Keine Waffe war offensichtlich und wenn er sie hätte umbringen wollen, hätte er es bereits getan. "Steig herunter vom Türrahmen!, sagte er schlicht.
 1. Perception 18
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 25.11.2010, 19:13:20
Verwirrt schaute Lu Chieng Xū Dǎnshí  an. Er hätte nach und nach die Leute in den Nachbarraum gebracht und sie auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Der Vermummte trug zwar keine offensichtliche Waffe, aber dies hieß nichts. Wer sich in einer solchen Stellung an der Decke halten konnte, war prinzipiell gefährlich. Instinktiv machte Lu Chieng ein paar Schritte nach hinten um nicht dort zu stehen wo der Mann wahrscheinlich herunterspringen würde und wartete auf die Reaktion des Manns.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 25.11.2010, 19:33:49
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Sanft ließ die schwarzgekleidete Gestalt, die sich zwischen Türrahmen und Decke eine mehr oder weniger bequeme Position ergattert hatte, fallen und kam fast lautlos auf dem Boden auf. Seine Physiognomie war kaum zu erkennen, aber der Körperbau passte zu einem durchschnittlichen Menschen, der vielleicht zwei, drei Kilo zu wenig auf den Rippen hatte und eine sehr drahtige Gestalt darstellte. Er war komplett in dunkle Gewänder gehüllt, die ihn mit dem schwachen Licht der immerbrennenden Fackeln im Hauptraum, fast unsichtbar mit der Dunkelheit der Ecke, in welcher er nun stand, verschmelzen ließen. Sein Gesicht war mit schwarzen Stoff maskiert. Er schien in der Tat unbewaffnet zu sein.

Erstickend klang das Klatschen mit den feinen, schwarzen Stoffhandschuhen, welche zwar verziert waren, aber die Verzierungen waren im schwachen Licht kaum zu erkennen. Es schien sogar, als würde die Gestalt einen Teil des Lichtes schlucken. Seine Präsenz, eben noch unauffällig und unsichtbar, nahm jetzt etwas Bedrohliches an. Nicht dieses Gefühl von Bedrohung, die man empfand, wenn ein Molosser[1] sich von seiner Kette losriss, eher dieses Gefühl von Bedrohung, welches man verspürte, wenn man nach einem grausamen Albentraum[2] alleine in einem dunklen, schweißfeuchten Raum aufwachte und ein bedrohliches Knarzen im Gebälk vernahm. Der Mann verströmte die Aura eines Mörders. Sein Klatschen mochte halb aufrichtig gewesen sein, vielleicht war es auch spöttisch.
"Euer Scharfsinn ist beeindruckend, alter Mann."
Seine Stimme erschien unmenschlich, zu dunkel und leicht verzogen wie altes Holz. Es war, als spräche er mit zwei Stimmen. Die eines packenden Erzählers, dunkel und bannend, und mit der Stimme eines alten Holzgeistes. Vielleicht war er das bedrohliche Knarzen eines alten Holzdaches im frischen Westwind. Sie, die Doppelstimme, sprach leise, aber doch verständlich.
"Ihr alle habt den Brief gelesen. Das ist gut. Sehr gut. Doch nicht deswegen verweile ich unter euch."
Er machte eine Pause, deren Stille die Bedrohlichkeit der Situation unterstrich.
"Ich bin vielmehr hier, weil ich mich unter meinesgleichen wähne. Tyrannen, Heuchler und Lügner.
Ich weckte euch aus euer erquicklich Schlummer, um zu reden. Um auf Augenhöhe zu reden."
Er trat einen Schritt in das Licht und seine Augen leuchteten im Fackelschein weißgräulich auf. Eine homogene Masse, in der weder Iris noch Pupille zu erkennen war[3].
"Die Uhrzeit ist unwürdig, das mag sein. Doch es ist die Chance zu reden. Und wenn ihr mir gefallt, werde ich euch eine Geschichte erzählen, doch vorher habe ich eine Frage."
Er trat wieder einen Schritt zurück in das Dunkel und ein kurzes Aufblitzen von silbrigen Licht verriet, dass er eine schlanke Klinge, vielleicht ein Messer, vielleicht ein Dolch, gezogen hatte.
"Beantwortet mir, welche Konsequenz der Halbelfe Tod haben wird, für euch, für das Spiel, für das Reich? Ich bin gespannt, ob ihr euch zu wagen traut oder den Untergang mit offenen Armen erwartet. Mich beschleicht der Wille zu erfahren, ob das Schwert der Zeit euch zu gängeln vermag. Also beantwortet meine Frage nach der Konsequenz."
Das Atmen der Gestalt schien ein leises, fast perfides, Lachen zu sein.
 1. Molosser (http://de.wikipedia.org/wiki/Molosser_(Hund))
 2. Albentraum=Albtraum=Alptraum (Eine Domäne, welche auf der Enwe dem Unwesen Daistos (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Daistos) zugehörig sein soll. Angeblich ein Alb, der dereinst ein Yaoguai wurde.)
 3. Heilkundewurf und Wahrnehmungswurf
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 26.11.2010, 23:54:40
Danshi nickt der vermummten Gestalt zu. "Es macht keinen Sinn, Euch nach Eurem Namen zu fragen. Ebensowenig, wie nach Eurem Interesse an den Personae des Spiels zu fragen, schätze ich. Steckt das Messer weg und ich will Euch Eure Frage ausführlich beantworten, auch wenn ich nicht glaube, dass Euch die Antwort zur Zufriedenheit gereicht."

Danshi blickt sich im Halbdunkel um und setzt sich auf die äußere Kante des Teppichs. Ich müsste ihm nichts erzählen und könnte ihn unverrichteter Dinge abziehen lassen. Doch was ich ihm erzählen kann ist nur von geringer Relevanz. Uns kann es derweil vielleicht nützen. Er  denkt eine kleine Weile nach und beginnt dann zu sprechen, ein wenig wie ein Lehrer.

"Für ihre Wärter und ihre Besucher sind sie Barbaren und jegliches ihres Verhaltens wird unter diesem Aspekt wahrgenommen. Verhalten sie sich, wie es von ihnen erwartet wird, dann bestätigen sie den Verdacht. Andererseits, verhalten sie sich nicht so, dann schüren sie nur das Misstrauen. Welchen Pfand können sie noch für die Wahrheit anbieten? Es erwartet niemand von ihnen, dass sie ehrlich, offen oder unterwürfig sind und im übrigen muss niemand davon ausgehen, dass ihr Verhalten das Ergebnis moralischer Überlegungen ist. Entsprechend gering ist der Einfluss und das Vertrauen der Denunzianten. Es wäre zu viel gesagt, dass offenes Misstrauen ausgebrochen wäre - denkt daran, was auf dem Spiel steht -, doch niemand erwartet nicht betrogen zu werden. Doch vor allem gegen einander sind sie so."

Danshi hielt inne, um das Gesagte wirken zu lassen. Er fragte sich, was die anderen Denunzianten gerade tun mochten. Saßen sie hinter den Türen und lauschten? Oder hatten sie sich versteckt. Die Gefahr, die von dieser Person ausging, war körperlich spürbar.

"Wie es gerade ist, hängt die erhoffte Erlösung vom Zufall ab. Alles was nicht im momentanen Zugriff liegt, ist außerhalb praktischer Realität. Es ist ein Warten zum Tod - nur konzentriert.

Der Besuch kommt und geht. Die Stunden streichen sinnlos und ungenutzt dahin. Doch jegliche Überlegung, jeder Impuls, jedes Handeln und sogar jede Koalition der Personae wird ausschließlich von der Augenblicklichkeit der Situation beherrscht. Bei keinem Unternehmen, noch dazu einem gemeinsamen, lässt sich vorhersagen, wie es, gemessen an den ursprünglichen Zielen, ausgehen wird - und keiner erwartet von sich und anderen, dass er langfristige Ziele verfolgt. Das frühere Leben und die mögliche Zukunft sind zu abstrakte Begriffe, um für die Denunzianten noch eine Bedeutung zu haben. Diese Konzepte haben nur Bedeutung, insofern sie mit der gegenwärtigen Situation verknüpft werden können. Solange dies nicht geschieht haben sie keine Relevanz und der einzelne Denunziant wird unsichtbar. Die Denunzianten sind Affen in einem Käfig; wenn sie wollen können sie klatschen und Erdnüsse annehmen oder mit Kot werfen, doch eine Rolle spielt es nicht.

Es ist ein Leben im Moment. Vergangenheit und Zukunft spielen keine Rolle. Zhào Làns Tod mag von mir betrauert werden - doch eine Bedeutung für unser Denken und Handeln, noch für das Spiel noch für das Kaiserreich wird sie nicht haben[1]. Und zwar unabhängig davon, welcher Vorwurf - berechtigt oder nicht - sie hierher brachte. Das Stück hat begonnen und muss weitergehen.
"

Danshi hätte noch mehr sagen können, das wichtigste hatte er noch gar nicht angesprochen, doch er schwieg vorerst, um der Gestalt einen Einwurf zu ermöglichen.
 1. Bluff: 31 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6279.msg664593.html#msg664593)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 27.11.2010, 15:22:39
Sūn Ai blieb an ihrer Tür stehen und als der alte Mann auf die Gestalt über der Tür aufmerksam machte wendete sich ihr Blick sofort von der Vase zur Tür. Es dauerte auch nicht lange da kam die eingehüllte Person herunter von ihrem Versteck.
Die verbliebene junge Dame machte nichts. Sie spürte die Aura und alles was sie tat, war ruhig näher an die Tür zu gehen. Es war kein Versuch von ihr, sich zu verstecken, sondern bloß ein Versuch, nicht aufzufallen. Was sollte sie tun in der Situation? Jemand schlich einfach in das Gefängnis und war sogar bewaffnet. Sūn Ai war sich sicher, dass wer auch immer er war, sie nicht umbringen wollte, denn sonst wäre sie bestimmt schon tot oder in einem Kampf, aber was war es dann. Sie füllte insich um die Umgebung zu fühlen. Was empfanden, die anderen momentan, aber vor allem interessierte sie sich für den Unbekannten.[1]

Gespannt lauschte die einzig verbliebene Dame den Worten von Xū Dǎnshí. Zhào Làns Tod war bedeutungslos? Ai konnte verstehen, das der Tod einen nicht zutiefst trifft, nicht nach so kurzer Zeit, nicht unter solchem Umständen, aber die letzten Worte des alten Herren, konnte sie nicht nachvollziehen. Es stimmt wohl, das wir eh kaum Möglichkeiten haben, als das der Tod groß Einfluss nehmen könnte. Trotzdem zog aber alles Konsequenzen. Wäre sie nicht gestorben, würde er uns jetzt nicht nach den Konsequenzen ihres Todes fragen. Ai war noch nicht in der Lage zu antworten. Zu sehr war sie gefangen in ihren Gedanken, gefangen von den Worten und gefangen von der Aura.
 1. Empathy (http://www.d20srd.org/srd/psionic/powers/empathy.htm)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 28.11.2010, 22:16:40
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Der maskierte Mann hörte gespannt zu und spielte sogar mit dem Lichtschein auf den drei Klingen, als der alte Beamte ihn bat, die Waffen wegzustecken. In diesem Moment war auch das atmende Lachen zu wieder zu hören, als würde er sich über die Aussage prächtig amüsieren. Vielleicht mochte dem Maskierten sogar eine spöttische Antwort auf der Zunge liegen, doch er verkniff sie sich und lachte stattdessen weiter. Es hatte etwas dreckiges, fauliges.

Dann ließ er den Beamten jedoch aussprechen und nickte hier und da, um schließlich zu einer verblüffenden Antwort zu kommen. "Alter Mann, nur weil euch Scharfsinn und Worte gut liegen," Das dreckige, atmende Lachen kam wieder hervorgebrochen, "bedeutet das nicht, dass ich euch soweit folgen kann."
Der Mann jonglierte scheinbar mit den drei dünnen Klingen und sog die Luft sehr lange ein, mit einem furchtbar pfeifenden Geräusch. "Ich philosophiere nicht gern, ich habe es nie verstanden mit Worten zu spielen. Euch gehört Bewunderung geschenkt, alter Mann. Ich hingegen war stets ein Mann der Tat." Wieder wirbelten die Klingen provokativ durch die Luft und diesmal sogar einen Moment länger. Der Maskierte schien nachzudenken, dann erklang seine Zwitterstimme wieder.
"Aber ich habe verstanden, dass ihr ihrem Tod kaum eine Bedeutung zubilligt. Verblüffend."

Sūn Ai konnte derweil wahrnehmen, dass die Person ihr gegenüber, eine interessante Mischung verspürte und sie verstand vielleicht ein wenig, woher die greifbare Gefahr rühren mochte. Er empfand gleichermaßen in diesem Moment Neugier und Hass, einen tiefen, jedoch nicht zuzuordnenden Hass, der ihn beinahe zu verzehren schien und sich Sūn Ai fast wie ein Brandeisen in die Hirnhaut brannte. Seine Laune war nicht schlecht, aber der Hass stellte alles in den Schatten, was die junge Frau sonst hätte wahrnehmen können.

"Habt ihr anderen denn keine Meinung? Sagt sie mir! Oder sonst werde ich Xū Dǎnshí alles alleine sagen müssen. Und dann stimmt, was er sagt. Ihr arbeitet wirklich gegeneinander. Soll das so sein? Ich weiß es nicht, erzählt mir mir..."
Das Atmen wurde wieder zu einem fast lautlosen, brennenden Lachen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 28.11.2010, 23:56:59
Jetzt sollten sich die Gefangenen also um eine Pflanze kümmern. Nicht gerade eine Aufgabe, die man mit schönem Zitherspiel löst. Wobei Mako gehört hat, dass Pflanzen auf Geräusche und somit auch auf Musik reagieren sollen. Dies kann er später ausprobieren, nun gilt es sich um den seltsamen Gast zu kümmern, der wohl Gesellschaft sucht.
Mako war zunächst überrascht, dass jemand unbemerkt eingedrungen war, fasste sich aber recht schnell wieder.

"Wieso sollte ich Euch meine Gedanken mitteilen", fragte er angriffslustig, "wenn Ihr uns, mein Herr "Shinobi"" - er betonte diese Bezeichnung besonders spöttisch - "nicht einmal Euer Gesicht zeigt?
Ich denke der Tod unserer Mitgefangenen wird kaum Bedeutung haben, oder aber die Regeln komplett auf den Kopf stellen, wer weiß das schon? Wie Ihr seht befinden wir uns in tiefster Trauer um den von uns gegangenen Menschen, nur merkt man es einigen scheinbar nicht an. Wir haben mehr Zeit als genug um unser aller Unschuld zu beweisen, also vergesst die tote Frau, nehmt Eure Maske ab und erzählt Eure Geschichte, oder verschwindet auf die gleiche Weise wie Ihr herein gekommen seid!"

Der Barde weiß nicht, ob er vielleicht zu weit gegangen war, und der Gast wirklich einfach wieder verschwand, aber er hoffte, dass er wenigstens etwas von sich offenbaren würde, bevor er entweder ging oder die Geschichte erzählte. Vermummte Gestalten waren Mako gänzlich zuwider.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 29.11.2010, 16:55:24
"Nun gegeneinander zu arbeiten ist nicht das Gleiche wie miteinander zu arbeiten, ist es nicht?" fragte Lu Chieng in den Raum ohne jemand speziellen anzugucken.

"Der Tod der Halbelbin ändert alles. Hier muss ich meinen geschätzten Mitgefangenen bisher wiedersprechen." er sah dem maskierten Mann direkt in die milchigen Augen: "Sollte sie die Mörderin gewesen sein sind wir alle des Todes. Wer sollte uns glauben wenn wir sie bezichtigen würden, da wir ohne sie keine Belege einer derartigen Behauptung vorweisen könnten. Dies würde wiederrum bedeuten es gäbe keinen Mörder, das Spiel wäre zu Ende und alle hätten verloren.

Ist sie nicht die Mörderin gewesen und der Mörder ist unter uns ist es im nun möglich leicht von sich abzulenken und den Verdacht zu lenken, da ein Glied unserer Kette verstorben ist. Dies würde zum gleichen Ende wie eben beschrieben führen.

Sollte sich der Mörder nicht unter uns befinden, ist es von vornherein egal was wir tun."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 29.11.2010, 17:17:18
Hong lauschte an der Tür. Er verspürte keine Lust sich schon wieder dem Spiel auszusetzen. Oft genug wurde am Hof mit ihm schon ein Spielchen getrieben und dieses hier scheint viel ernster geworden zu sein. Lieber liess er sich von den drei Wänden um ihn herum erdrücken als sich wieder unter den anderen Lächerlich zu machen, indem er keine Kontrolle über sich hatte. Doch konnte er seine Neugierde nicht bändigen und sich ganz dem Spiel entziehen. Er lauschte an der Türe. Wieder ein Spiel mit Regeln, die ihn ausschliessen. Eine Vase - ein Symbol das er nicht verstand; ein Brief - Worte auf Papier gebannt, so dass er sie nicht hören kann; eine Blume - eine schmerzliche Erinnerung an die Welt draussen, die nicht erreichbar ist. Doch der Träger der 'Gaben' blieb im Raum. 'Die Tauben Narren werden das nicht gehört haben', freute sich Hong, der hoffte, doch in irgendetwas besser zu sein. 'Steig herunter vom Türrahmen!' echoten die Worte von Xū Dǎnshí, die wieder den Frust in Hongs Herzen wachsen liess. Dieser alte Mann stellte ihn in allem in den Schatten. Er sprach die Sprache des Hofs, Ruhe und Weisheit des alters und auch noch die Sinne eines jungen Mannes. Immerhin scheint Hong nicht der einzige zu sein, dem es so geht, der Unbekannte kann ihm auch nicht folgen.
'Ein Shinobi?' vernahm Hong Mako's Worte, 'Ein hinterhältiger Mörder oder ein Kundschafter'. Er hielt es nicht mehr aus, in seiner Zelle nur ein Lauscher zu sein. Wenn da draussen jemand stand, der mehr wissen musste als das offen Sichtbare. Um sich seiner Umgebung besser gewahr zu werden schloss Hong seine Augen und öffnete seinen Mund um den lautlosen Schrei einer Fledermaus zu formen[1]. Seine Ohren gaben ihm nun das Abbild des dunkeln Raums wieder in dem er sich befand. Die Augen zugekniffen um nich durch das möglicherweise hereinströmende Licht geblendet zu werden, öffnete Hong die Türe und schritt in den Raum hinein, forschend nach dem neuen Gast hörend. "Bevor wir wieder unsere Zahl auf sechs auffüllten," sprach er seine Interpretation des neu Eingetroffenen als weiterer Denunziant an, "dachte ich, dass mir der Tod von Zhào Làn vielleicht ein Zimmer und ein Bett einbringen könnte. Sie hat sich entschieden, sich dem Spiel zu entziehen. Nun scheint es, dass wir einen neuen Spieler hier haben. Folgt der Teufelszunge unseres Engels, nehmt die Maske ab und sagt, wieso ihr hier seid!
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Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 30.11.2010, 19:57:52
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Das atmende Lachen des zweistimmigen Mannes brach abrupt ab...
nur um in ein lautes und zweifach dröhnendes Lachen zu fallen, was scheinbar gar nicht enden wollte. Mit einer Hand wischte er eine Träne aus seinem rechten Auge und ließ das Lachen dann ausklingen, es abfallen und wieder zu einem atmenden Lachen werden.
Der merkwürdige Maskierte setzte sich auf seine Afterballen und überkreuzte die Beine, kein vollführter Lotossitz, eher ein einfacher und bequemer Schneidersitz. Seine ganze Art ließ darauf schließen, dass er die Bequemlichkeit der übertriebenen Askese in Form körperlicher Schmerzen bevorzugte. Sein Verhalten mochte absonderbar sein, denn er ignorierte schlichtweg alles andere Gesagte und setzte wieder zu einer eher ungewöhnlichen Antwort an.

„Sanft in rötlichen, zart rosanen und purpurnen Farben fielen die leichten, meist weißlichen, Blätter von den Bäumen der Kirsch- und Pfirsichbäumen. Sie bedeckten den Boden und zeugten für die Zeit des Herbstes, der Beginn der Erneuerung. Doch hier, an diesem Ort, ging diese Erneuerung besonders schnell. Während die Blätter fielen, bildeten sich bereits Knospen und deuteten das Erwachen der Natur an. Ein ununterbrochener Vorgang von Verfall und Blüte. Die Einheit von Sterben und Geboren werden. Es war ein Paradies.

Und sechs ernste Paar Augen sahen sich, in staunender Stille, dieses Schauspiel an. Sie waren alles Männer gehobenen Alters, grau an Haaren und alt an Jahren. Einer von ihnen, war ein kleiner, behäbiger Mann mit kurzem und wirrem Haar, aber fast güldenen und sehr warmen Augen, ein anderer von ihnen war ein großer, hagerer Mann mit langem, glatten und gepflegten Haar, mit ehernen und sehr kalten Augen. Und der Dritte von ihnen hatte kein volles Haar mehr, nur an den Ohren standen noch wenige Haare, die lang in einen fein getrimmten Vollbart übergingen, er war etwas größer als der Kleine und etwas dicker als der Hagere. Er hatte keine Augen, denn er war ohne sie geboren worden.

Die Augen wandten sich von dem Garten der Kirsch- und Pfirsichbäume ab und blickten über ihn hinaus. An manchen Enden der Welt brannte es, an anderen hatten Fluten die Welt an sich gerissen. Die Welt war in Chaos versunken. Gegen das Getöse der Welt erklang das Aufeinandertreffen dreier Klingen.“
Der maskierte Mann hatte tatsächlich nicht eine, sondern drei schlanke Klingen gezogen, die in diesem Moment aufeinandertrafen.
„Ein Schwert, ein Speer und eine Hellebarde trafen aufeinander und der große Hagere sagte mit sanfter Stimme. «Fortan will ich Chuang heißen und der Himmel sein, dem Feuer und dem Wasser trotzen. Das schwöre ich beim Schwert des Himmels!»
Der kleine Dicke wandte seinen Blick von dem Kampf von Feuer und Wasser ab und blickte auf die drei Waffen, welche eine neue Einheit bildeten. «Fortan will ich Xian heißen und standhaft wie die Erde sein, dem Feuer und dem Wasser trotzen. Das schwöre ich beim Sporn der Erde!»
Der Augenlose spürte, wie seine Hellebarde auf den beiden Waffen mit großen Gewicht lag und er verzog das Gesicht zu einem zufriedenen Lächeln. «Fortan will ich Qi heißen und das Unscheinbare und die Verbindung zwischen dem sein, was nicht zusammengehört. Und sollte ich es nicht schaffen, dass sie dem Feuer und dem Wasser trotzen, will ich sie für immer entzweien. Das schwöre ich bei Ouroboros.»

Fast silbrig fiel das Mondlicht in den paradiesischen Garten und zeugte von der Macht des letzten Ortes, welcher Feuer und Wasser trotzte, Himmel und Erde an diesem Tag gebar. Ein stolzer Moment…“

Der Mann stand auf und trat wieder vor in das Licht, sodass seine milchiggrauen Augen gut zu sehen waren.
„…welcher freilich in Angesicht des Alters der Welt nur einen Herzschlag hielt. Als Flamme und Gischt für einen Moment zu weichen schienen, nicht mehr als ein Luft holen um zu Kraft kommen, und Himmel und Erde Ordnung auf die geschundene Welt gebracht zu haben schienen, überzog neuer Krieg das Land. Chuang wollte den Garten aus Pfirsichen und Kirschen für sich selbst und er vertrieb Xian, während Qi schon verschwunden war, nachdem sie den Schwur geschlossen hatten, denn er war der Unscheinbare.“

Der maskierte Mann blickte jeden Denunzianten an und sein Blick war nicht, als würde er einem in die Augen schauen, vielmehr bohrte sich sein blinder Blick in die Seele selbst. Wieder schien sein Atmen ein kaum merkliches Lachen zu sein.
„Die Reiche Chuang und Xian waren gegründet, aber das Feuer der Welt war nicht erloschen und das tosende Meer hatte sich nicht beruhigt. Qi erschien im Garten des Himmels und erneuerte seine Prophezeiung. «Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr!»
Qi erkannte, dass Xian auch so uneinsichtig wie ein Berg selbst geworden ist und schenkte auch ihm die Prophezeiung erneut."


Der Mann enthielt sich der Aussage, wie viele Herrscher Chuang schon hatte und wie viele Xian gehabt haben mochte, doch jetzt lachte er wieder deutlich, doch es war nicht zu erkennen, ob sein Lachen belustigt oder sardonisch war. „Es gibt Gerüchte, dass die Hauptstadt des Kaisers, der Himmel, diesen wundersamen Garten umschließt. Soweit durfte noch kein Sterblicher und wohl auch kein Unsterblicher seit diesen Gründungstagen vortreten. Niemand hat den Garten, das Paradies mehr gesehen seit diesen Tagen. Man sagt, er sei des Kaisers größter Schatz und noch immer würde dort Tod und Wiedergeburt jeden Tag zu bewundern sein. Ein Ort der Erleuchtung. Die schönste Ort auf dem geschundenen Kontinent.“ Der Mann ließ eine lange Stille folgen, das Zeichen, dass seine Geschichte geendet hatte. Er trat wieder einen Schritt in den Schatten zurück.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 30.11.2010, 22:50:07
'Hat er gerade gesagt, dass Qi den dreiunddreissigsten Chuan umgebracht hat?' fragte sich Hong. Er blinzelte zu Xū Dǎnshí herüber. Dieser kann sicher den Worten folgen und sie einordnen. "Was bedeutet das für uns alter Mann? Haben wir nun den Mörder vor uns?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 02.12.2010, 16:40:43
Danshi hält es für einen geschickten Zug von Hong, in Gegenwart des Fremden zu sprechen. Er schätzt, dass der maskierte Mann keine direkt gestellten Fragen beantworten wird, schon weil es ihm Freude zu bereitet scheint, mit ihnen zu spielen. Wenn ich mich jedoch geschickt dumm stelle, dann wird er mich vielleicht verbessern, denn er will definitiv etwas mit seiner Geschichte bewirken, sonst hätte er sie nicht erzählt. Vielleicht wird er dann auch weitere Punkte erläutern, denkt er sich.

An Hongsan gerichtet, antwortet er: "Ich glaube nicht, doch alles ist sehr wage. Unterdessen bin ich mir auch nicht sicher, warum er uns die Geschichte erzählt hat, denn ich sehe keine Verbindung zu unserer Situation. So wie ich es verstanden habe, hat Xian Feuer und Wasser befriedet und wird nun in seinem Garten wiedergeboren. "

Er blickt den maskierten Mann nicht an, während er sich durch den Bart streicht und über die Frage nachzusinnen scheint[1].
 1. Bluff 17 (leider!), um sich dumm zu stellen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 05.12.2010, 16:48:07
01.01.1042 - Tag des Skorpions - Späte Nacht

Der Mann reagierte mit einem atmenden Lachen auf Hongs Frage und ließ sich nicht vom Beamten dazu verleiten, eine weitere Aussage desbezüglich zu tätigen, obgleich Xū Dǎnshí nicht mit voller Sicherheit sagen konnte, ob er die listige Aufforderung durchschaute oder einfach nicht verstand. Stattdessen verharrte er dort, wo er war und gab nichts weiter als eben jenes Lachen von sich und er ließ sich viel Zeit damit.
Erst nachdem er damit geendet hatte, fand er wieder die Muße, sich zu äußern. Ein langer Moment der Stille seinerseits war dem vorausgegangen.
"Es ist eine Schande, dass in euren Zellen so wenig Leben ist. Es missfällt mir zutiefst und es ist mir fast unbeschreiblich. Ich hoffte, dass ich etwas Verzweiflung, Angst oder zumindest Hoffnung spüren würde. Aber das spröde Nichts? Damit habe ich nicht gerechnet! Haben denn fast alle hier insoweit die Hoffnung verloren, dass sie sich nicht einmal mehr erlauben, verzweifelt zu sein? Wie weit ist es gekommen, dass man Leuten das Leben anbietet und diese in lausiger und völlig unbegreiflicher Katatonie versinken? Was hat man euch angetan? Barbarische Dinge, wie Milch in euren Tee zu mischen, wie die Nordvölker dies tun? Oder seid ihr alle vergiftet? Und seid ihr nur annähernd so tumb wie ich und deswegen nicht in der Lage, den Ernst dieser Situation zu verstehen?"
Seine weißen Augen schauten in die Richtung jener Denunzianten, welche sich durch eisernes Schweigen ausgezeichnet hatten und diesmal schien nur die Stimme des Erzählers zu sprechen, Fassungslosigkeit war ihm anzumerken.

Er trat in die Tür, blickte nochmal auf die Denunzianten und schüttelte den Kopf. "Eine Schande.", wiederholte er seinen Vorwurf und deutete mit der Hand auf Vase mit der kriegerischen Darstellungen und der Blume in ihr. "Eine Schande, bei der ich zugeben muss, dass man nur das Beste tut, wenn man euch dieser Prüfung unterzieht. Dummheit ist eine Tugend für Barbaren, diese Tugend scheint mir weit verbreitet dieser Tage. Schweigen ist oftmals auch eine Tugend, jedoch zur falschen Zeit das Schweigen zu üben, das ist Torheit." Er verließ den Raum mit einer fließenden, lautlosen Bewegung, die Tür schloss sich fast lautlos. Die Denunzianten waren wieder unter sich.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 07.12.2010, 20:56:35
02.01.1042 - Tag des Gauren[1] - Früher Morgen

Noch immer stand die Pflanze unberührt dort, wo sie von dem maskierten, namenlosen Mann hinterlassen wurde, der eine viel zu geisterartige Präsenz abgegeben hatte und so war es nicht verwunderlich, dass der eine oder andere von dieser zweistimmigen Gefahr unwohl geträumt haben mochte.
Aufgeweckt wurden die Denunzianten jedoch von dem hämmernden Klopfen an den beiden Türen, welche in ihr neues Domizil führte. Mit einem Scheppern wurde ein Blechpott abgestellt und ein Haufen blecherner Schüsseln daneben geworfen, etwas des Inhaltes, augenscheinlich eine wässrige Suppe, bildete das karge Frühstück, bei dem kein wirklicher Appetit aufkommen mochte. Aber nicht nur diese lieblose, geradezu barbarische Darstellung der Cuisine, wie die Elben es nannten, trug ihren Teil dazu bei, es waren sicherlich auch die Gedanken an die vergiftete Halbelbin, welche nach der letzten, ordentlichen Stärkung zu Tode kam und es waren nicht alle Zweifel an die Art ihres Todes ausgelöscht.

Während die Denunzianten das karge Mahl, welches scheinbar eine würzlose Hühnerbrühe war, in welcher man hier und da eine Glasnudel mit viel Phantasie erahnen mochte, zu sich nahmen oder unschlüssig auf das dampfende Zeug schauten, drang eine gedämpfte Stimme durch die Tür. Sie war beinahe zu sanft für einen Mann, aber doch auch zu markant und basslastig, als das sie einer Frau gehören konnte. Sie trug ein Gedicht in leichtem Gesang vor.
«Im Jahre des Gnus zum Mondefest[2],
feierten wir bis zum Morgengrauen
in tiefem Rausch.
Ich schrieb diesen Text
und dachte gleichzeitig an Chuang.

Heller Mond, wann erschienest du?
Bei etwas Wein fragte ich den Himmel.
Im Palast des Himmels weiß niemand,
In welchem Jahr dieser Abend liegt.

Ich möchte auf dem Wind nach Hause reiten,
allein ich verstecke mich im Mondpalast,
als könnte ich die Kälte in der Höhe nicht ertragen.
Also tanze ich im Schatten des Mondlichtes,
diese Menschenwelt – Wie kann ich sie mit eurer vergleichen?

Drehende rote Kammern,
herabgelassene Stofffenster,
du scheinst auf die Schlaflosen.
Du willst uns nichts böses,
aber warum bist du so voll, wenn Menschen getrennt sind?

Menschen haben Kummer und Freude, Trennung und Zusammenkunft,
Die Monde haben dunkle und klare, volle und halbe Zeiten,
solche Dinge waren schon immer kompliziert.
Aber ich hoffe, wir beide werden ein langes Leben haben,
auch wenn uns tausend Meilen trennen, können wir doch die Schönheit der Monde zusammen genießen.»
[/b]
Ein gedämpftes Räuspern nachdem das Lied schon ein paar Sekunden verklungen war, ein Räuspern, welches schwach war, aber Aufmerksamkeit forderte. "Esst und sagt mir dabei, wer ich wohl sein werde. Dann will ich Zeit mit euch teilen.", sagte die Stimme abschließend, um dann in Schweigen zu verfallen. Ansonsten schien es ruhig.
 1. Gaur (http://de.wikipedia.org/wiki/Gaur)
 2. Es gibt bekanntlich zwei Monde: Der helle Mond, Marnarn (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Marnarn), und der rote Mond, Raiva (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Raiva).
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 07.12.2010, 23:48:41
Sūn Ai stand ganz ruhig da weiterhin. Sie wollte sich nicht ins Gespräch einbinden. Weshalb verstand sie selbst nicht so ganz, aber diese Aura die der Man ausstrahlte gefiel ihr nicht. Dieser unbegreifliche Hass den sie spürte, er erstarrte sie und deshalb verblieb sie stumm bis der Mann den Raum verlassen.

Langsam wendet sie sich den Anderen im Raum zu.
"Wer war er? Habt ihr auch nur irgendetwas verstanden, was er uns damit sagen wollte? Diesen Hass den er verströmt hat, habt ihr den auch mitbekommen?"
Es war leicht zu merken, dass die vermummte Gestalt Sūn Ai beängstigt war, der Grund dafür war allerdings nicht leicht heraus zu finden, da die anderen Denunzianten sie noch nicht lang genug kannten. Unbeantwortet lies sie ihre Fragen im Raum stehen und ging in ihr Zimmer und verschloss die Tür.

Am nächsten Morgen wacht sie von dem Lärm auf. Nur mühsam wird sie wirklich wach, da die Nacht nicht sonderlich lang war. Es dauert demzufolge auch bis sie aus ihrem Zimmer kommt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 08.12.2010, 15:13:23
Obwohl Hong seinen Worten folgend seinen Raum gegen das Bett von Zhào Làn tauschte bedrückte ihn der enge Raum immer noch stark so dass er schlecht geschlafen hatte. Als dessen Zeugnis färbten feine Äderchen das Weiss seiner Augen rötlich. Mit bitterer Mine betrachtete er das karge Frühstück. Vielleicht wird ihm nach zehn Tagen der Tod als Erlösung vorkommen, da er endlich diesem Loch entkommen kann.

Noch ein Eunuche, dachte Hong beim Klang der Stimme. 'Doch nach den piepsigen Zwilingen von Gestern, könnte es diesmal ein richtiger sein,' erinnerte er sich an den Lu Chieng's Wunsch Zázhǒng[1] zu sehen. Wenn das stimmte, was man über den einflussreichsten Eunuchen behauptete, passte auch das schwülstige Gedicht. Doch da er schnell genug sich wieder vor Höflichkeit auf den Boden krümmen wollte und Zázhǒng auf Wunsch von Lu herkommen soll, verzichtete Hong auf das nennen des Namens und blickte in Richtung von Lu Chieng, während er die Suppe löffelte.
 1. Zázhǒng (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Z%C3%A1zh%C7%92ng)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 09.12.2010, 20:54:01
Nachdem die Denunzianten sich zum frühstück eingefunden hatten sprach Lu Chieng seine Überlegungen zur Blume aus: "Mir sind im Schlaf einige Ideen zu dieser Blume gekommen. Mann könnte sie wenn der Sand trocken ist mumifizieren, ich habe Gerüchte gehört das in Wüstenregionen sogar erhaltene, menschliche Leichen geben soll, die einfach nur im trockenen Sand gelegen haben.

Eine andere Möglichkeit wäre das pressen der Pflanze, auch dies würde ihre Schönheit bewahren.

Die letzte Möglichkeit wäre sie in Glas zu fassen, vielleicht wäre es möglich wenn du dein Werkzeug wieder bekommst."
hierbei sprach Lu Chieng direkt den Gnom an.

Als die Stimme erklang war Lu Chieng zuerst sichtlich verwirrt. Er würde auf Zázhǒng tippen, aufgrund der hohen Stimmlage für einen Mann bzw. Tiefen für eine Frau. Aber hatte er es nicht so verstanden, als müssten die gewünschten Personen sie besuchen.

"Verstand ich es richtig, dass die Personen die von uns benannt werden sich zeigen müssen, oder liege ich einem Irrtum anheim?" fragt er in die Runde, bevor er der Stimme etwas falsches antwortet.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 09.12.2010, 22:46:52
Nachdem Mako der Geschichte des vermummten Mannes gelauscht hatte dachte er eine Weile darüber nach. Einige Male wollte er etwas erwidern, eine Vermutung aüßern oder eine Frage stellen, schloss seinen Mund dann aber doch wieder.
Er blickte noch ein paar Minuten auf die geschlossene Tür, bevor er sich wieder zu Bett begab.
Was wollte der Mann hier? Seine Geschichte war eher verwirrend, denn hilfreich., dachte er noch, dann schlief er endlich ein.

Nach nur kurzem Schlaf weckte ihn das Klopfen, aber geruhsamer Schlaf war dem Barden in dieser Situation sowieso kaum wichtig. Wichtiger war es etwas im Bauch zu haben, und wenn es nur eine wässrige Suppe war.
So schlürfte er rasch eine volle Schüssel der kaum genießbaren Brühe leer, während er dem Gedicht lauschte.

"Entweder seid ihr die von uns herbeigewünschte Person", beantwortete er die Frage des unbekannten, "oder erneut ein Möchtegern-Shinobi. Auf jedenfall jemand, der mich beim Frühstück stört."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 11.12.2010, 16:03:15
02.01.1042 - Tag des Gauren - Früher Morgen bis Mittag

Ein verächtliches Schnaufen drang durch die Tür; es war die Antwort auf Makos direkten Worte, welche der dichtenden Person sauer aufstießen. Diesmal ließ sie ihre Schritte hören, säuerlich stampfte sie auf, obgleich die Tür fast alle Geräusche dämpfte. Gerüstete Schritte verdrängten die Geräusche schnell und postierten sich scheinbar wieder vor der Tür. Die Person schien einfach gegangen zu sein.

Und schon wieder waren die Denunzianten alleine, die Wächter würden ihnen wohl kaum Beachtung schenken. Der Dichter war Makos Wunsch scheinbar nachgekommen und hatte sich wieder verzogen. Aber immerhin schien die Blume jetzt in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt zu sein, denn Lu Chien machte die ersten Vorschläge, die jedoch für den Moment ungehört blieben von seinen Mitgefangenen.

Eine ganze Weile herrschte Ruhe und es schien der halbe Tag vergangen zu sein, die wässrige Brühe war inzwischen schon kalt geworden und dennoch blieb der letzte Rest in ihrer Zelle stehen. Keiner scherte sich darum, ob der Dreck aus der Zelle der Gefangenen entfernt wurde. Nicht einmal die fremdländischen Dienerinnen tauchten wieder auf. Und dennoch hörte man mühsames Stöhnen und Ächzen, Worte fielen, manchmal ärgerlich, manchmal fluchend, manchmal korrigierend. Zwei Männer trugen wieder etwas Schweres und sie näherten sich den beiden Türen, welche zu den Gefangenen führten. Die rechte Tür wurde geöffnet und zwei kräftige, mittelgroße Männer mit sonnenverbrannter Haut und einfacher Stoffkleidung trugen eine hölzerne Werkbank in den Raum und stellte sie rechts neben der Tür an die Wand. Ein dritter Mann, mit Abstand der Größte von ihnen, fast sechs Fuß groß und ein Körper wie ein Fass, kam hinter ihnen rein und hatte eine Werkzeugbeutel bei sich, dessen Inhalt bei jeder Bewegung klirrende Geräusche von sich gab. Es waren Werkzeuge aus Metall, das konnte man hören. "Für Oda. Werkzeug.", sagte er in gebrochener Sprache. Obwohl sein Aussehen eindeutig einem Manne aus Chuang zugehörig war, schien er Probleme mit der Sprache zu haben. Er verneigte sich kurz, die beiden anderen Männer wischten sich die schwitzigen Hände in der Kleidung ab und verließen den Raum wieder wortlos. "Eure Werkbank schwer, Gnom.", bemerkte der große, stämmige Mann und lächelte dann und verzog sich wieder aus dem Raum, wobei man leicht die Wächter vor der noch offenen Tür tuscheln hören konnte[1]. Dann schloss sich die Tür.

Wieder waren die Denunzianten alleine, aber noch würde Zázhǒng, sofern Mako Jinsei den Eunuchen nicht schon verschreckt oder brüskiert hatte, erscheinen und Boss würde auch noch irgendwann eintreffen.
 1. Wahrnehmungswurf
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 11.12.2010, 19:11:39
Danshi war schon seit langer Zeit wach, vermutlich gar länger als seine Mitgefangenen, doch er war liegen geblieben. Er verspürte einen starken Druck auf der Brust, zu dem sich ein leichter, ziehender Scherz mischte, wenn er sich aufzurichten versuchte. Danshi atmete nur flach, da er auch einen starken Hustenreiz hatte. Immer wieder musste er husten, manchmal lange andauernd. Unzweifelhaft, das feuchte und kalte Klima der Zelle tut mir nicht gut. Nunja, die verbleibenden neun Tage werde ich es noch durchhalten.

Danshi verbrachte die Zeit, indem er Yu über den Kopf strich und nachdachte. Er hatte diese Atembeschwerden und Brustschmerzen schon länger, mal mehr und mal weniger. Seit... damals, als wir gegen die Steppenvölker Krieg führten - oder besser: als man uns den Steppenvölkern aussetzte, denn es fielen viele, so unglaublich viele. Die Infanterie war den berittenen Bogenschützen hoffnungslos unterlegen und in der weiten Steppe gab es kaum Schutz. Ein sinnloses Opfer für eine Zivilisation, die bröckelt. Er erinnerte sich an das Dorf Xianzou, in dem sie zusammengetrieben wurden. Die Nomaden waren bekannt dafür, keine Gefangenen zu machen und niemanden zu verschonen, nicht einmal Frauen und Kinder. Hatte jemand flüchten können, dann verfolgten sie den Flüchtenden, wenn es sein musste, tagelang. War es, um Schrecken zu verbreiten oder zu verhindern, dass etwas über ihre Sitten oder Taktiken bekannt wurde, Danshi wußte nicht warum. Gāo, mein lieber Kamerad Gāo! Wir waren in das Haus getrieben worden. Ich weiß noch, dass die meisten des Volkes schon weitergezogen waren, nur wenige blieben zurück, um die Gefangenen zu richten. Sie taten es nicht selbst, stattdessen zündeten sie das Haus an. Wer versuchte, aus dem Haus auszubrechen wurde erschossen. Wir legten uns flach auf den Boden, um nicht den Rauch einzuatmen. Manche hielten es nicht aus - die Hitze, die Angst! - und wurden erschossen. Gāo war von einem brennenden Balken erschlagen worden, Danshi überlebte wie durch ein Wunder, weil er durchhielt, bis die Reiter abgezogen waren. Gāo, mein lieber Kamerad Gāo! Es ist eine Laune des Schicksal, dass ich noch lebe und Du schon tot bist! Bald folge ich Dir und vielleicht sehen wir uns wieder.

Alles was übrig geblieben war, waren Schmerz und der Husten... .

Was wohl aus Yu wird, wenn ich nicht mehr bin?, damit schloss er seine Gedanken ab. Langsam konnte er sich etwas aufrichten, denn der Schmerz war nun etwas erträglicher. Trotzdem musste er husten und warf einen gelblichen Brocken aus, den er in eine Ecke spuckte. Noch eine Minute blieb er auf dem Bettrand sitzen. Yu schien ihn fragend anzusehen. "Ja, mein lieber Yu! Wir sehen, ob sie etwas für Dich gebracht haben."

Seine Mitgefangenen waren anscheinend schon wach. Er hatte ihr Gespräch über seine Gedanken nicht verfolgt, er bekam nur mit wie Makosan einer fremden Person eine Abfuhr verpasste und sich Ruhe für sein Frühstück erbat. Danhsi blieb vor der Tür stehen, schloss für einen Moment die Augen und seufzte. Offensichtlich hat mein Anstacheln nicht gefruchtet. Die Hilfs- und Machtlosikeit ist greifbar. Wollen sie sich in Agonie ihrem scheinbar unabwendbaren Schicksal ergeben? Vielleicht irre ich mich...

Damit öffnete er seine Tür und begrüßte seine Mitgefangenen. Das war kurz bevor die Werkbank gebracht wurde.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 13.12.2010, 00:14:06
Hong grinste spöttisch. Die Unverfrohrenheit, mit der Mako ihren Gast vertrieb, war einfach zu köstlich. "Ich hoffe für euch, dass ihr bei Boss etwas höflicher sein werdet. Er ist weniger zart besaitet wie Zázhǒng und ich glaube nicht, dass ein beleidigter Hobgoblin das weite suchen wird." An alle gewandt wollte er wissen. "Da wir nun nur noch neun," seine immer noch schlechte Laune veranlasste Hong zum hinzufügen einer kleinen Stichelei in Richtung von Xū "oder dem Vernehmen nach vereinzelt noch weniger Tage zum Leben haben, wollte ich wissen, ob irgendjemanden in der Nacht nun eingefallen ist, wie er den Kaiser umgebracht hatte, oder wieso er hier einsitzt. Da ihr die Person vertrieben habt, die viellecht etwas Licht in die Sache hätte bringen können oder wenigstens für ein nettes Schwätzchen gesorgt hätte, könntet ihr damit Beginnen Mako."

Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 13.12.2010, 00:36:17
Interessant. Schlägt er auf den Busch, um die Schlange zu wecken oder erzeugt er etwas aus dem Nichts[1]? Vielleicht spielt er nun selbst ein kleines Spiel? Auch war Danshi offenbar, dass sich Hongsan einen rüden Spaß aus seinem quälenden Husten machte. Mit gleicher Zunge, doch ohne bösartige Absicht entgegnete er: "Darf ich Eurer Frage entnehmen, dass Ihr noch immer den Wunsch hegt, das Spiel zu überleben, Hongsan?"[2]  Doch er dann setzte sich auf den Boden und schöpfte sich Suppe, als hätte er kein Interesse an seiner Antwort.
 1. Strategem 7 und 13
 2. Strategem 22: Die Türe schließen, um den Dieb zu fangen (http://de.wikipedia.org/wiki/36_Strategeme#Die_T.C3.BCre_schlie.C3.9Fen.2C_um_den_Dieb_zu_fangen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 13.12.2010, 18:59:02
Enttäuscht blickte Mako zur Tür. Er hatte nicht gedacht, dass der unbekannte Gast so empfindlich war, dass er nach Makos eher im Scherz gemeinten Aussage das Weite suchte.
Wenn er etwas von uns wollte wird er wiederkommen. Wenn wir etwas von ihm wollten werden wir ihn uns eben erneut herbeiwünschen müssen., dachte er während er sein Frühstück beendete. Dann wandte er sich Hong zu.
"Ich bin wohl er einzige von uns, der wahrlich unschuldig in diesem Gefängnis einsitzt. Zumindest kann ich nicht erkennen, welche meiner Taten eine derartige Bestrafung rechtfertigen würde.
Den Kaiser habe ich definitiv nicht ermordet. Ich habe ihn in meinem ganzen, zugegebenermaßen recht kurzen Leben, auch noch nie zu Gesicht bekommen. Hätte ich eine derartige Tat begangen, würde ich mich gewiss erinnern, meint Ihr nicht?
Somit erscheint mir der Grund meiner Gefangenschaft völlig schleierhaft, aber vielleicht könnt Ihr mir sagen, welchen Verhaltens ich mich schuldig gemacht haben könnte. Vielleicht entsinne mich nach einem Denkanstoß einer meiner begangen Taten, die mich hierher verfrachtet haben könnte."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 14.12.2010, 10:01:45
Hongs Augenbrauen hoben sich und liessen seine Stirn runzeln als er zur Antwort ansetzte. "Sicherlich will ich überleben Xūsan," und legte zum ersten mal etwas höflichkeit gegenüber dem verdient erwürdigen Dǎnshí an den Tag. Weiter wandte er sich zu Mako"Wenn ihr den Kaiser nie zu gesicht bekommen habt, wisst ihr doch nicht ob ihr nun ihn oder jemand anderes umgebracht habt. Vielleicht ging der Kaiser gerade verkleidet als einer seiner Bürger durch die Strassen und ihr habt einfach den falschen erwischt. Andererseits... Auch wenn ich selbst schon wegen unhöflichkeit gegenüber wichtigen Personen für drei Tage in ein Loch geworfen wurde, weiss ich nicht ob dies für zehn Tage und den Tod ausreicht. Obwohl ihr eine so spitze Zunge haben könntet, dass jemand derart beleidigt habt. Aber freies ersinnen von Möglichkeiten bis ihr eine euch angenehme Geschichte gewählt habt, ist nicht das beste. Vielleicht erzählt ihr einfach, was ihr in den beiden Tagen vor dem Fest so gemacht habt und ich sage euch dann, weshalb ihr hier seid."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 16.12.2010, 14:23:35
"Das ist doch wirklich lächerlich.", winkt Mako den hartnackigen Hong ab. Ihm wird leicht unwohl, denn in dieser Situation wird er sich keinen Grund einfallen lassen können, um nicht antworten zu müssen.
"Ich bin lediglich meinen üblichen Beschäftigungen nachgegangen. Ihr wisst schon: Singen, spielen und Geschichten erzählen für die Reichen und Schönen. Es gab die ein oder andere Privatvorstellung für einige besondere Individuen, aber nichts, woraus mir ein Widersacher einen Strick drehen könnte. Es muss eindeutig zu einer Verwechslung gekommen sein."[1]
Er sieht seinen Gegenüber mit seinem ernstesten und überzeugendsten Gesichtsausdruck an und fügt hinzu:
"Außerdem habe ich niemanden umgebracht, weder einen gewöhnlichen Passanten, noch einen gut bewachten Kaiser. Ich gehöre nicht zu der Sorte Leute die aus Jux oder des Geldes wegen unbekannten Personen die Kehle aufschneiden."
 1. Bluffen: 30
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 17.12.2010, 14:17:41
02.01.1042 - Tag des Gauren - Früher Morgen bis Mittag

Obzwar der Ort der Gefangenschaft nicht das Attribut der absoluten Feuchtigkeit oder gar Schäbigkeit verdient hatte, um als Kerker gelten zu können, mochte man sich als Eingekerkerter fühlen. Zwar gab es nicht, wie es im barbarischen Norden der Fall sein sollte, gemauerte Feldsteinwände, in denen Ketten mit Handfesseln verankert waren, welche eine feste Bindung des Gefangenen mit der Steinwand darstellte und diesem dann dementsprechend noch zusätzliche körperliche Schmerzen verschaffte, welche ihn zusammen mit Feuchtigkeit und Hunger ausmergelten. Doch die Fesseln dieses Ortes waren andere, das Folterinstrument, wenn man in der Gegend der aufrührerischen Elben verbleiben mochte, ein Würgeisen[1], jedoch nicht materiell manifestiert, sondern eher geistig verankert. Das immer enger werdende Würgeisen war die fortlaufende Zeit, welche bis zur Vollstreckung des Todesurteils immer unaufhaltsamer wurde. Und die Folter wurde verstärkt, denn die Türen in die Freiheit waren nicht einmal abgeschlossen oder stark bewacht, auch wenn auf einen Ausbruchversuch der Tod stand. Noch war es erst der zweite Tag, aber es war vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis dass der erste Denunziant die Nerven verlor und eine kopflose Flucht versuchte. Wenn dies wirklich ein Spiel war, wie es Shǎzi zugeschrieben wurde, musste es für den durchtriebenen Wahnsinn stehen, welcher diesem Narrenkönig, als welcher er gerne bezeichnet wurde, gerne zugeschrieben wurde. Perfidität und Perversion, zwei Begriffe, welche stets mit ihm zusammen genannt wurden.

Das Eis zwischen den Gefangenen schien langsam zu schmelzen, die Feuchtigkeit in den Gliedern schien durch Worte ausgetrieben werden zu wollen und zumindest regte das schlechtes Essen zu zaghaften Gesprächen an, doch diese wurden schnell wieder unterbunden von lauten, polternen Schritten, welche die Treppe schnellen Schrittes runterstürmten. Das Klirren eines zerbrechlichen Gegenstandes ertönte und ein erschreckter Aufschrei einer Frau, gutturale Sprache brüllte wütend in einer den Denunzianten fremden Sprache auf. Obzwar Hong dieser Sprache auch nicht mächtig war, kannte er diese Stimme zu gut, sie gehörte Boss, einem Hünen von einem Hobgoblin. Es war bekannt, dass auch Boss ein Eunuch war, aber anhand seiner Stimme war das nicht zu erkennen. Aber auch nur die Wesen, welche Eunuchen nur aus den Bildern und Worten des Volksmundes kannten, glaubten, dass man einen Eunuchen stets an der Stimme erkennen konnte, denn so galt nur, wenn die Eunuchen in Kindesalter kastriert wurden, dass sie eine weiche Stimme behielten, während erwachsene Männer, welche kastriert wurden, Bartwuchs und Stimme behalten konnten, nur in den seltesten Fällen bildete sich sowas zurück. Doch ehe man sich solchen Gedanken zu lange hingeben konnte, wurde die Tür aufgeschmettert, dass sie an die Wand krachte und ein sieben Fuß großes Ungetüm, welches noch etwas gebückt ging und wohl hoch aufgeschossen war und durch schlechte Haltung etwas zusammengeschrumpft schien, betrat den Raum. Das Ungetüm hatte rotbraune Haut und seine Gesichtszüge schienen mehr an eine Fledermaus, denn an einen gewöhnlichen, wenn auch etwas größeren, Hobgoblin zu erinnern[2]. Man konnte ihn getrost als hässlich bezeichnen, aber das würde ihm sicherlich nichts ausmachen. Seine Stimme erfüllte sofort den Raum, nachdem er die Tür wieder zugeknallt hatte. "Ah, Lao Hong[3]," bellte er lachend, "du wolltest mich also sehen. Sehr lustig." Der Hobgoblin, der in voller Rüstung erschienen war und eher an einen Barbaren aus Xian erinnerte, denn an einen Palastdiener des Himmels, sprach nur Hong an und schien die anderen Denunzianten nicht einmal wahrzunehmen. An seinem Gürtel steckten ein langes Menschenschwert, welches in seinen Händen sicherlich eher mickrig aussehen würde, und ein langer Dolch. Mit hinterhältigem Grinsen strich er über einen Totenkopf, der auf seine linke Schulterplatte gestanzt war und bleckte die Zähne. "So ist das Lao Hong. Jetzt hängen sie dich doch auf. Sie haben für dich was besonderes vor. Sie hängen dich an deinem Arsche auf, sodass dein Oberkörper frei im Gerüst schwingen kann. Dann versuchen sie mit verbunden Augen und mit Keulen bewaffnet nach deinem Kopf und deinem Körper zu schlagen, bis du auseinanderfällst." Der Hobgoblin lachte über seine Aussage herzlich und bewegte sich dabei so heftig, dass er die restliche Suppe umstieß. Er lachte danach sogar noch lauter, als die restliche Brühe vom Teppich aufgesogen wurde, und blickte sich dann doch unter den Gefangenen um. "Hab gehört, jemand von euch hat Zázhǒng zum Weinen gebracht, wer war das?" Er klang fordernd und wenig erfreut dabei und schien mit einem Mal ungeduldig zu werden. "Aber Formalitäten und dergleichen beiseite. Ich habe nicht viel Zeit für euch alle, also sagt schon, was ihr von mir wollt." Er schien ernsthaft darüber erstaunt, dass man mit ihm über diesem Fall reden wollte, und auch ein wenig verärgert.
 1. Garrote (http://de.wikipedia.org/wiki/Garrotte)
 2. 
Boss (Anzeigen)
 3. Zur Erinnerung: Lao Wang (= alter Wang) nennt man einen Herrn, einen Freund mit dem Familiennamen Wang, der älter ist als man selbst.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 19.12.2010, 12:39:12
Mühsam stand Danshi auf und schritt um den Boss, um ihn von allen Seiten zu mustern. Die Situation schien ihm starr, zwei Fronten, die aufeinander prallten und sein Zweck war es, diese Fronten aufzubrechen. Ein sehr unangenehmes Missempfinden machte sich ihn ihm breit: Er war etwas ärgerlich darüber, dass Hongsan seinen Wunsch für eine Eitelkeit verwendet hatte, so hatte es zumindest den Anschein. Im Moment beschäftigte ihn allerdings nicht Hongsan und der Boss, sondern dass er ärgerlich war. War dies ein Zeichen dafür, dass sich sein Selbst doch mehr an sein Leben klammerte, als er sich zugestehen wollte?

Es gab tatsächlich etwas, um dass er den Boss bitten konnte. Doch zuerst sollte Hongsan sein Anliegen vortragen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 19.12.2010, 15:24:56
"Ah, hier ist also Boss." entgegnete Hong trocken auf die Sticheleien des Hobgoblins. "Vielleicht hat man es dir noch nicht gesagt, doch es heisst der Kaiser sei Tod. Da du für seine Haut verantwortlich bist ... oder warst, und angeblich noch nie jemand uneingeladen an dir vorbei kommen konnte, dachte ich, weisst du sicher wer es war, oder wie man darauf kommt meine Mitgefangenen miteinzusperren." Aber vielleicht warst du ja zu der Zeit mit verbundenen Augen mit deinem Hölzernen Knüppel am herumschlagen und stelltest dir vor, es sei einer aus Fleisch, hängte Hong in Gedanken noch als  Beleidigung an. Eine Provokation liesse ihn zwar Genugtuung verspüren, doch war Boss kein Hobgoblin mit dem es allzusehr spassen konnte. Dazu kommt, dass Hong auch noch wissen wollte was vorgefallen war.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 19.12.2010, 23:18:34
02.01.1042 - Tag des Gauren - Mittag

Boss blickte Hong mit ärgerlichen Blick an, als dieser den Ruf des Hobgoblins in Frage stellte. "Ich sollte dir für diese Dreisheit gleich den Kopf spalten lassen." Der Hobgoblin schien durch diese Aussage in seiner Ehre gekränkt worden zu sein und polterte mit stampfenden Schritte auf den Boden herum, als er die Denunzianten umrundete und sich auf die andere Seite des Raumes stellte, an die Tür zu den Latrinen. "Ich könnte dich in deinen Unrat tauchen dafür!" Die gutturale Stimme wurde ein wütendes und keifendes Knurren. Und dennoch ließ er seinen Worten keine Taten folgen und begann sogar zu schweigen, kaute auf seiner Lippe, nicht so wirklich wissend, was er sagen sollte. Er blickte kurz in den Waschraum und trat dann auf den Teppich.

"Ich habe davon gehört, dass der Kaiser tot sein soll.", begann er, um Ruhe bemüht, doch schnell brach eine gewisse Wut wieder durch, ein Hobgoblin eher ungezüngelten Temperamentes. "Aber, verdammt, niemand kommt uneingeladen an mir vorbei! Das schwöre ich! Das schwöre ich, verdammt!" Er zog eine Augenbraue hoch und horchte auf, hob dabei den Zeigefinger und zeigte an die Decke. "Ah, ich verstehe. Kommt jetzt der Teil, in dem bewiesen wird, wie man mich überlisten konnte?" Der Hobgoblin schüttelte den Kopf und ließ dann die Muskeln ein wenig spielen. Während große Denker immer in Denkerpose einen Finger an das Kind legte, vorzugsweise sogar Zeigefinger und Daumen, schien er eine eher merkwürdige Denkpose zu haben.
"Wartet."

Der Hobgoblin stampfte zur Tür, reckte den Kopf raus und fing wieder an in dieser gutturalen Sprache, die wie ein ewiges Fluchen klang, zu brüllen. Schnell wurde trotz des Unverständnisses klar, dass er nach einer Person rufen ließ. Eine Person namens Zhu.
Er drehte sich wieder zu den Denunzianten, betastete gleichzeitig jedoch den kalten, roten Marmor. "Es ist kalt hier drin.", bemerkte er nur kurz, und erklärte sich dann. "Ich habe Zhu Ru gerufen. Der kann euch auflisten, warum ihr alle hier seid."
Boss mahlte offenkundig mit den Zähnen, es wurde offenkundiger, dass er nicht freiwillig den Raum betreten hatten und sich äußerst unwohl fühlte. Es war nicht die Angst vor Übergriffen, nicht vor körperlicher Gewalt, aber er schien sich deutlich unwohl zu werden, was sein gelegentliches und schnell wieder unterdrucktes Toben ein wenig erklären mochte. Dass er sich nicht wohlfühlte, sah man auch daran, dass er seine Hand am Jian[1] hatte.

"Mhm, es ärgert mich, dass der dumme Narr Recht behalten hat.", erklärte der rothäutige Humanoid dann plötzlich. "Miteinander reden steht euch scheinbar nicht." Boss vermied dennoch den Blickkontakt zu irgendeinem Denunzianten, drückte den Rücken zu weit durch. Er rang aus irgendeinem Grund um Fassung. "Sonst noch was?", er versuchte eine aufkommende Stille zu verhindern, in dem er um weitere Fragen und Aussagen bat.
 1. Jian (http://de.wikipedia.org/wiki/Jian)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.12.2010, 00:08:00
Als der Boss sichtlich verunsichert Gelegenheit gibt, weitere Fragen zu stellen, stellt Danshi unvermittelt eine ungewöhnliche Frage: "Ich würde gerne die Natur sehen. Ich vermisse es, die Rotkiefern zu betrachten und ich frage mich, ob das ein oder andere Leberblümchen schon seinen Kelch geöffnet hat. Ihr seid der Boss der Palast-Wache und niemand entkommt Euch. Könnt Ihr veranlassen, dass ich die Zelle für einen Spaziergang verlassen darf?" Danshis Stimme war unverstellt und voller ehrlicher Freude[1].

Nein, es war nicht Danshis Absicht, den Boss zu übertölpeln, denn er hatte wirklich nur den Wunsch, die Natur zu betrachten. "Ich will Euch nicht überlisten, wenn Ihr mir diesen Wunsch gewährt. Ich habe noch neun Tage und wünsche mir, noch einmal am natürlichen Kreislaufs der Natur teilzuhaben. Es erfühlt mich mit Frieden und ich fühle mich geborgen im Nichts, das alles ist. Gestattet mir, ein kleines Haiku des großen Meisters Bashō zu zitieren, so dass Ihr mich versteht:

Im ersten Schneefall -
die Blätter der Narzissen
sogar sich krümmen

Das ist mein Wunsch. In ihm verbirgt sich nicht mehr und nicht weniger - nur mein Dank, wenn Ihr ihn mir gewähren könnt."
 1. Diplomatie 25
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 20.12.2010, 13:39:31
Es war nicht sonderlich schwer zu merken, wie sehr die Situation Sūn Ai bedrückte. Nur der genaue Grund blieb verschwiegen, allerdings konnte man sich denken, wenn man halbwegs schlau war, dass es eine Mischung war aus den ganzen verschiedenen Gründen. Denn wenn man ehrlich war gibt es viel öfter mehrere Gründe als nur genau einen. So hing es bestimmt zusammen mit dem Tod, der so offenbar nah stand, der Gestalt von der letzten Nacht, die solch einen eigenen Hass ausstrahlte und nicht zuletzt bestimmt auch, weil sie die letzte weibliche Denunziantin war, was sie wohl ständig an den Tod der Halb-Elbin erinnerte. Oft hörte man von Personen, die in Anbetracht ihres sicheren Todes, die Angst vor dem Tod verloren und noch einmal innig lebten ohne jegliche Furcht, um dann aufzusteigen. So sehr Sūn Ai jene Leute bewunderte, so sehr gehörte sie nicht zu ihnen. Wahrscheinlich, weil sie einfach noch nicht das Alter erreicht hatte, in dem man sich mit dem Tod befreundete und wahrscheinlich, weil ihre Situation noch Hoffnung zu ließ. Hoffnung war das, was sie in diesen dunklen Momenten noch antrieb, worauf sie vertraute, um noch etwas Glück zu sehen.

Sūn Ai verhielt sich stumm über das Frühstück, zunächst nahm sie auch nicht sonderlich, dass Gespräch der Anderen war. Ihre Gedanken waren zu umnebelt von der kurzen Nacht. Er mit dem erscheinen des ersten Gastes schärften sich ihre Sinne. Allerdings verschwand dieser Gast noch bevor er das Gemach der Gefangen betreten hatte. Sie hatte darauf getippt, dass es sich um Zázhǒng handelte und so fragte sie sich, ob nach der Antwort von Mako Jinsei der Eunuch noch einmal wieder kommen würde, oder der Wunsch erlöscht war.

Hong Gil-dong hatte Boss herbestellt und so wollte die junge Dame abwarten, was die beiden sich zusagen haben, bevor sie in das Gespräch eintritt. Es amüsierte sie leicht, wie die beiden Männer sich gegenseitig stichelten. Auch fand sie es interessant, dass der Hobogoblin sich nicht wohl fühlte in diesen Räumen, so besserte es ihre Situation doch etwas auf. Sie nutzte auch die Situation um auf Boss einzugehen. "Ihr seid wohl die erste Person, welche uns wirklich hilft, anstatt nur viel zu reden." Schmeichelte sie zunächst dem Hobogoblin, doch war dies wohl nur, um die folgenden Worte nicht so gemein klingen zu lassen, wie man sie vielleicht verstehen könnte. "Allerdings frage ich mich, ob es nicht offensichtlich ist, wieso wir alle hier sind. Der Grund ist kein anderer, als das wir alle beschuldigt werden vielleicht den König ermordet zu haben. Nichts anderes ist der Grund, oder etwa doch?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 20.12.2010, 15:08:38
02.01.1042 - Tag des Gauren - Mittag

Der Hobgoblin war ungehalten und genervt von der Situation und es fiel ihm augenscheinlich immer schwerer, sich unter Kontrolle zu halten. Fühlte er sich verspottet? Er hob die Hand, nachdem Xū Dǎnshí und Sūn Ai ihre Fragen gestellt hatten und öffnete mit einem Ruck die Tür. Er brüllte nochmals die Treppe hoch, diesmal anhaltender und mit viel mehr Worten. Es ertönte nicht immer der Name Zhu, mehr Worte mussten fallen und daran, dass er die ganze Zeit in der bellend fluchenden Sprache der Goblins brüllen konnte, war entweder ein Zeichen dafür, dass seine eigenen Diener sich seine Sprache zu eigen gemacht hatten, oder das sogar mehr Hobgoblins oder gar Goblins am Hof dienten.
Wieder schmetterte er die Tür zu und es hatte sogar den Anschein, dass sein Gesicht rot angelaufen war, denn das rot in seinem Gesicht war eine Nuance dunkler als vorher.
"Ich habe den Auftrag gegeben, dass man dich für eine halbe Stunde am morgigen Tag in einen der Gärten begleitet. Dein Anliegen erscheint mir nachvollziehbar. Ich habe zwar keine Ahnung, was Leberblumen sind, und wenn ich mich daran entsinne, wie eine blutige, rohe Leber aussieht, sind sie bestimmt nicht schön. Aber was du dort anschaust, musst du wissen. Eine halbe Stunde, keine Minute mehr. Bei Sonnenaufgang, nicht bei voller, stehender Sonne. Vecor würde mich richten, einen Verbrecher willentlich rumlaufen zu lassen, wenn die Sonne im Zenit steht. Es muss reichen, wenn Vecor dich bei Lichte betrachten kann und erkennen mag, was du wirklich im Schilde führst, alter Mann." Er hatte Xū Dǎnshí kurz angeschaut und wandte jetzt demonstrativ das Gesicht ab, um zu zeigen, dass er nicht für weitere Verhandlungen über das Thema zu haben war.

Stattdessen blickte er nun die einzige Frau im Gefängnis an und ging drei Schritte auf sie zu, kam so nah, dass Sūn Ai seinen fauligen Atem riechen kann, er hatte einen Blick aufgesetzt, als würde er sie gleich erwürgen wollen. "Niemand hilft euch? Ich frage mich nicht wirklich warum. Ihr alle seid meist abweisend und wenig an Zusammenarbeit interessiert. Ich kann es nur nochmal wiederholen. Es liegt daran, dass es eines der Grundgesetze der Welt ist, dass nur mächtige Drachen und Götter alleine überleben können. Als einfacher Sterblicher liegt in Einsamkeit der Tod."
Der Hobgoblin will gerade noch etwas sagen, als die Tür sich langsam, aber deutlich quietschend öffnet. Der hobgoblinische Umgang mit der Tür hatte ihr hörbar geschadet.
Ein stolz dreinblickender Mann kam zur Tür rein, mit etwas mehr als fünf Fuß nicht besonders groß, aber durch seinen Bart und seinem aquamarinfarbenen Daopao[1] wie ein zu stolzer Beamter wirkend[2].
Mit strenger, etwas pfeifender Stimme, nickt er den Denunzianten zu und blickt dann zu Boss. "Ihr habt mich rufen lassen, Guìzishǒu[3]. Was kann ein bescheidener Schriftdiener für euch tun?"
Boss drehte sich um und blickte Zhu Ru wütend an. "Es hat ganz schön lange gedauert, Wicht. Warum sind die Männer und die Frau hier, lies es vor!" Wie schon die ganze Zeit auffällig war, hielt der Boss nicht wirklich viel von Etikette und Zhu Rus Blick ließ ahnen, dass man sich am Hofe auch fragte, wie solch eine Person es soweit gebracht haben konnte. Zhu strich sich über den Oberlippenbart und antwortete. "Dazu brauche ich keine Schriftrolle bemühen, Guìzishǒu. Sie sind hier, weil sie alle dafür in Frage kommen, den Himmlischen getötet zu haben. Warum sollten sie sonst hier sein?" Zhu Ru sprach mit dem Hobgoblin, als wäre dieser ein dummer Junge. Dieser verlor die Geduld und zog sein Jian. "Muss ich die Antwort, die ich suche, in deinen Eingeweiden lesen, Wicht!"
Der Beamte wurde merklich bleich und schluckte einen weiteren Kommentar runter und kramte ein kleines Schriftstück raus. Jetzt war es am ihm, ein deutliches Gefühl von Unwohlsein zu zeigen, als sollte er diese Information nie weitergeben.
"Nun...", hob Zhu Ru an, nachdem er das Schriftstück gelesen hatte, und stockte wieder abrupt und blickte Boss an, welcher lediglich zwei schnelle Schritte von Sūn Ai wegmachte und das gezogene Jian an die Kehle des Beamten hielt. "Sprich laut und deutlich!", befahl der Goblinoid. Jetzt war der Beamte ganz blass und fing an die vorzutragen.
"Nun, Guìzishǒu...es ist so. Ich habe hier auch stehen, wobei sie aufgegriffen wurden. Zhào Làn wurde aufgegriffen, weil sie versuchte, den Beamten Song Meng zu vergiften. Xū Dǎnshí ist klar, denn laut der Anklageschrift besteht der Verdacht auf Hochverrat, die unbefugte Erhebung einer militärischen Streitmacht und die Veränderung der göttlichen Ordnung, aufgrund seiner politischen Aktivitäten in Cui Bao ist er also aufgegriffen wurden." Der Beamte sprach fast ein bisschen zu undeutlich, wegen seines ängslichen Stotterns und weil er wegen der Klinge am Adamsapfel kaum schlucken konnte. "Oda Zektau ist wegen Anschlägen auf Versorgungsmittel des Palastes aufgegriffen wurden, zuletzt soll er eine riesige Seidelieferung sabotiert haben. Mako Jinsei ist während eines außereheliches Aktes mit der Frau des Enkels von Kun Shi, Kun Bo, erwischt worden. Die Anklage lautet Verführung und Konspiration." Jetzt war der Mann kaum noch zu hören, weshalb der Hobgoblin das Jian sinken ließ, der Beamter sprach ja jetzt auch so. Dennoch behielt Boss die Waffe schlagbereit.
"Hong Gil-dong ist noch immer Geißel des Hofes und hat wieder gegen seine Pflichten und Rechte verstoßen. Er ist zuletzt ausgebrochen und hat sich auf das Neujahrfest gemischt, dort ist er gefangen worden und diesmal hierher gekommen. Lu Chieng  wurde für seine Amtsanmaßung, ein Beamter zu sein, festgehalten, nachdem ein anderer Beamter aus Na Gûn, den er gelinkt hatte, ihn hier auf dem Neujahrsfest identifiziert hatte. Der Beamte heißt Han Ji." Der Mann ging schonmal zwei Schritte aus der Reichweite des Hobgoblins und entnahm die letzte Information der Schriftrolle. "Und Sūn Ai ist wegen versuchten Mordes an und Einbruchs bei Han Hao aufgegriffen wurden. Eine Vielzahl von Taten von allen Denunzianten, wie ihr seht."
Der Mann war nah genug an der Tür, um sich in Sicherheit zu bringen, was er dann auch im Laufschritt tat. Es rang Boss nur ein dreckiges Lachen ab, wobei er sein Schwert wegsteckte. "Genug geholfen?", brummte der Boss genervt.
 1. Daopao (http://en.wikipedia.org/wiki/Daopao)
 2. 
Zhu Ru (Anzeigen)
 3. Bedeutet Henker, ist einer der Name, die Boss trägt
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 20.12.2010, 16:36:10
Scheinbar wurde Makos Erklärung der Umstände akzeptiert, auch wenn er die Reaktion nicht abwarten konnte, da ein gewaltiger Hobgoblin in den Raum polterte.
Der Barde musste etwas schmunzeln, als Boss sich über Hong lustig machte und einen Lachanfall bekam. Sein Lächeln gefror allerdings schlagartig, als er erfuhr, dass es tatsächlich Zázhǒng war, den er unabsichtlich vergraulte. Auch wenn er innerlich grinste über die Tatsache, dass dieser so zart besaitet war, dass er gleich zu heulen anfing. Mako deutete an, seine Hand nach oben zu heben und die Frage zu beantworten, aber schon begann Hong sich mit dem Hobgoblin zu beschäftigen.

Als der Schreiberling die Taten seiner Mitgefangenen verlas, war er zunächst interressiert die offiziellen Anklagen zu hören, als es jedoch zu seinem Fall kam, schaute Mako nervös zu den anderen, um die Reaktionen zu sehen.
"Da ist sehr viel hineininterpretiert in diese Anklage", begann er sich zu verteidigen. "Es ist eher so, dass ich verführt wurde, was aber lediglich zu einer bereits erwähnten Privatvorstellung führte. Der ehrenwerte Kunsan hat die Situation gänzlich falsch verstanden."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 20.12.2010, 17:10:51
Während Zhào Làn, Sūn Ai und Xū Dǎnshí tatsächlich sich einige Probleme aufgeladen haben, erscheint es bei den anderen eher bizarr oder lächerlich zu sein. Wie konnte man nur darauf kommen dass jemand der eine Seidenladung sabotierte, aus welchen Gründen auch immer, sich direkt gegen den Kaiser richtet. Mako Jinsei scheint tatsächlich nichts getan zu haben wie er beteuert. Er hatte genau so wie Lu Chieng einfach das Pech bei kleineren Grenzüberschreitungen des Protokolls gefasst zu werden. Aber ein Kaiser? Nein.
Hong war zufrieden mit sich. Es schien, dass sich seine Theorie bestätigte, dass einfach jeder eingesperrt wurde[1], der irgend etwas gemacht hatte. "Es ist immer wieder eine Freude dich zu sehen Boss. Nun, vielleicht in neun Tagen würde ich über das Erscheinen von Guìzishǒu nicht ganz so erfreut sein. Aber dies wird ja nicht nötig sein." Eigentlich sollte auch Boss einsehen, dass kaum jemand den Kaiser tötete. Wenn es einen anderen Grund gab, aufgrund dessen Boss auch so nervös war, dann würde er ihn vielleicht ausspeien. "Wir wissen ganz klar, dass ich und der gute Lu Chieng nicht im Palast waren, wo der Kaiser von uns gegangen ist. Da niemand an dir vorbei herein kommt, können wir es also nicht gewesen sein. Wir hätten auch nicht die Mittel irgend etwas zu machen." Vielleicht liess sich auch noch bestätigen, dass es viele andere Gefangenen gab "Da ihr ja offenbar jeden eingesperrt habt, der wegen irgend etwas aufgegriffen wurde, werden genügend Zellen überfüllt sein, so dass wir nur eine unnötige Last bedeuten. So spricht ja nichts dagegen, dass ich jetzt mit dir herauskomme und vielleicht morgen noch Xū in den Gärten besuche."
 1. hier (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6306.msg627564.html#msg627564)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 20.12.2010, 22:09:11
02.01.1042 - Tag des Gauren - Mittag

Der bullige Hobgoblin zog aufgrund von Hongs Worten die Augenbrauen hoch und schaute einen Moment ungläubig. Er ignorierte die Selbstverteidigung Makos komplett und bevor weitere solche Worte, wie die von Hong, kamen, beschloss er scheinbar alle Beteiligten zurück auf den Boden der Tatsachen zu holen. "Hast du den Verstand verloren, Elbenfreund!", brüllt der Boss Hong an und zog sein Jian, welches er nur Moment vorher wieder weggesteckt hatte. "Es ist genug mit deiner Dreisheit, Lao Hong!" Er hielt diesem nun das Schwert vor das Gesicht, wie er eben den Beamten Zhu Ru bedroht hatte. "Sollte ich noch eine solche Aussage von dir wahrnehmen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass deine Hinrichtung um einen Tag nach vorne gezogen wird![1]"
Guìzishǒu fand die Worte Hongs gar nicht witzig, senkte das Schwert wieder und knallte abermals die Tür mit voller Kraft zu. Noch ein, zwei solcher Wutausbrüche, und die Tür würde aus den Angeln fallen.
"Merkt euch eins!", herrschte er nun alle Denunzianten an. "Ich bin des Kaisers loyalster Diener. Aber meine Loyalität sollte man nicht mit Dummheit gleichsetzen. Ich bin ein Mann, den man mit einem zweimaligen Kotau begrüßen sollte, so bedeutend bin ich!" Es folgten ein paar Flüche in der Sprache seines Volkes. "Ich werde mir derlei Spitzfindigkeit und Dreisheiten gegenüber meiner Person nicht mehr antun. Wenn ihr noch vernünftige Fragen oder Bitten habt, gebe ich euch jetzt noch eine Chance. Sollte sich eine solche Frage oder Bitte oder auch nur irgendein Wort als Spott oder Beleidigung gegen meine Pflichten, gegen meinen Intellekt oder gegen meine Person rausstellen, reiß ich eurem Freund Hong einen Arm raus!"
Zwischen seinen Flüchen und seiner Wut fiel seine enorme Selbstbeweihräucherung auf. Mit zusammengekniffenen Augen funkelte er die Denunzianten an, zu den wichtigen Punkten, die Hong angesprochen hatte, äußerte sich der Hobgoblin gar nicht. Der genaue Beobachter erkannte immer noch seine tiefe Unruhe. Sein Machtgebaren war sicherlich ein Versuch, über seine Schwäche hinwegzutäuschen, wenn auch ein beeindruckender Versuch.
 1. Einen Willenswurf gegen Einschüchtern (Willenswurf + Stufe natürlich) von Hong bitte
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 21.12.2010, 16:00:13
"Nun die Frage die sich mir stellt ist: Wer von denen die an dir vorbeikommen würden etwas mit dem Tod des Kaisers gewinnen.?" fragte Lu Chieng während er den erregten Boss fixiert.

"Da ja nun niemand ungesehen an dir vorbeigekommen ist gibt es nicht viele Möglichkeiten den Kaiser zu töten oder? Gift im Essen, wobei ich annehme, dass es einen Vorkoster gab. Oder jemand muss an dir vorbeigekommen sein, entweder mit oder ohne dein Wissen? Wann und vor allem wo ist der Kaiser gestorben? Dies wäre sehr wichtig zu wissen."

Die Aufmerksamkeit von Lu Chieng war starr auf Boss gerichtet, er würde auf jede Geste des Hobgoblins achten.[1]
 1. Sense Motiv: 10
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 21.12.2010, 23:33:12
Danshi lächelte erfreut, als ihm der Boss den Besuch der Gärten in Aussicht stellte, und verbeugte sich aus Dankbarkeit leicht. Er freute sich nicht nur auf den Besuch, er freute sich sogar darauf, sich auszumalen, was er im Garten sehen würde. Vielleicht eine Schneebedeckte Rotkiefer, vielleicht ein Leberblümchen, das sich gerade öffnet, vielleicht auch ein Wintergoldhähnchen oder eine Krähe. Und natürlich den Mond!. Er zuckte tatsächlich etwas zusammen, als der Boss Hongsan anfuhr und für einen Moment fürchtete er, der Boss könnte nun auch ihm aus Ärger den Besuch verwehren. Doch dieser sagte nichts. Erleichterung und Zufriedenheit machte sich in dem alten Mann breit. Er lauschte, was seine Gefährten den Boss noch fragen werden.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 23.12.2010, 09:03:47
02.01.1042 - Tag des Gauren - Mittag

Der Mann, Hong, der den Boss inzwischen gut kannte, ließ sich jedoch nicht mehr von dem Gebaren des Hobgoblins einschüchtern. Zu gut kannten sie sich, als dass der Hobgoblin mit seinen auf Fremde beeindruckend wirkende, aber letztendlich doch plumpen Drohungen Erfolg haben könnte. Und dennoch war der Boss dafür bekannt, dass seine Drohungen nicht nur hohle Phrasen waren, sondern er jede Möglichkeit nutzte, mit blutrünstigem Wahnsinn und grausamer Effektivität Loyalität mit seinem Jian einzufordern. Seine Worte waren in den seltensten Fällen lediglich ein Gelöbnis allein, sie waren meist ein Eid. Da Hong gil-Dong sich dessen bewusst war, ließen sie den Mann nicht instinktiv zurückweichen.

Davon überzeugt, dass sein Auftritt seine Spuren hinterlassen hatte, steckte der Hobgoblin sein Langschwert weg und ging wieder einen Schritt weg und funkelte dann Lu Chieng an. "Ich betone nochmal. Ohne Erlaubnis kann keiner an mir vorbei. Das bedeutet, dass nur die offiziellen Vertreter an mir vorbeikommen." Der Gesichtsausdruck des Hobgoblins nahm einen unglücklichen Ausdruck an. "Ihr seid bei weitem nicht die einzig Geschädigten...", sagte er mit fast etwas resignierender Stimme und seine Härte verlor sich einen kleinen Augenblick. "Es entsteht der Eindruck, dass ich überlistet worden wäre. Niemand überlistet den Boss, weil ich durch alle elbischen, menschlichen und zwergischen Gedankenspiele schaue, die mich in meinem Beruf zu täuschen suchen. Nur außerhalb dessen bin ich das Opfer der Gegebenheiten, die ich gar nicht zu verhindern weiß."
Sein Ton wurde danach wieder sofort härter und auch anklagend. "Aber das bedeutet nicht, dass einer nicht findig genug war, durch die Gnade eines Hofbeamten an den Hof zu gelangen und dann offizielle Papiere zu haben." Er hob den Finger, als wäre ihm eine Idee gekommen. "Ich werde Zhu Ru anweisen, dass er die Hofpapiere durchgeht, dann können wir vielleicht mehr erfahren."
Es kristallisierte sich langsam heraus, dass es Boss vor allem um seine eigene Haut ging und er sich ebenfalls als Opfer dieses Kaisermordes sah.

Ein Moment dachte der Hobgoblin nach, bevor er versuchte, die restlichen, sicherlich gar nicht unklugen Fragen Lus zu beantworten. "Wie gesagt, selbst ungesehen kommt niemand an mir vorbei, wenn es keine Papiere und dergleichen gibt. Es gibt kein Vorbeikommen." Dann musste er doch ein wenig einräumen. "Außer es ist jemanden möglich, sich im Dasein eines Hofbeamten zu befinden oder eben einen Hofbeamten zu imitieren oder eben ein Hofbeamter zu sein, der sich offizielle Papiere besorgt hat, oder seine alten Papiere nie abgegeben hat. Dann wäre es möglich vorbeizukommen. Nicht an mir, aber ich habe ja nicht vierundzwanzig Stunden Dienst." Wieder mischte sich Verteidigung zwischen seine Worte. "Sobald man im Sanktuarium ist, so will ich die Kammern des Kaisers mal nennen, ist für einen Mord eurer Wissenshorizont und eure Kreativität die Grenze. Es kann Gift im Essen gewesen sein, vielleicht ist der Vorkoster Teil einer Verschwörung gewesen und hatte Gegengift dabei? Alles Spekulation, ich weiß es nicht. Mir wurde nicht einmal genau mitgeteilt woran und wie genau, der Kaiser gestorben sein soll, geschweige denn, wann! Oh ja! Ich bewache sogar die Tür eines Toten!"

Boss hatte sich Stück für Stück zur Tür bewegt und hatte sie jetzt inzwischen geöffnet.
"Ich werde das Gespräch jetzt beenden." Er war bei weitem nicht mehr so nervös, als sei ihm ein Stein vom Herzen gefallen, dass er ein paar seiner Bedenken anbringen konnte und sich dazu geäußert hatte, dass er auch nur ein Opfer des augenscheinlichen Komplotts ist. "Ich werde Zhu Ru informieren und für euch in Erfahrung bringen, wer in den letzten Tagen Wachdienst hatte und getäuscht worden könnte. Schönen Tag noch." Andererseits schien er nun etwas beunruhigt, dass er seine Gedanken mit Denunzianten getauscht hat. Dennoch schließt er diesmal die Tür behutsam.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 03.01.2011, 10:31:14
02.01.1042 - Tag des Gauren - Mittag bis Nacht

Zázhǒng, der ehemalige Vertraute des Kaisers, schien die Unwillkommenheit, die er gespürt hatte, wirklich zum Anlass zu nehmen, nicht zu erscheinen, andererseits ließ er nicht einmal mehr eine wirkliche Nachricht überbringen, was die genauen Gründe sein. Ein höchst ungewöhnliches und durchaus unfreundliches Gebaren und doch gleicherweise lag die Verpflichtung nicht bei Zázhǒng, wenn man davon ausging, dass er im Moment der Zivilisierte war und die Denunzianten die Barbaren. Sein Verhalten war dennoch nicht sehr ehrenhaft, soviel war sicher. Und so warteten die Verbrechern vergeblich den ganzen Nachmittag darauf, dass der Halbelb erschien. Der zweite Tag neigte sich unaufhaltsam dem Ende zu. Die Blume stand noch immer an ihrem abgestellten Platz. Irgendwann gab es noch eine zweite, karge Mahlzeit und auch Bossens Helfer meldete sich nicht mehr am Tag des Gauren. Es mochte vielleicht noch etwas gegeben haben, was sich Palaver nennt, doch Erkenntnisse tauschten die Verurteilten auch nicht mehr aus. Eine unheilvolle Stille herrschte wieder in den Zellen, welche beinahe unerträglich gewesen sein musste. Aber sagte nicht sogar ein Weiser, dass Stille nicht die Abwesenheit von Geräusch, sondern die Abwesenheit des Selbst sei[1]? Vielleicht war dies in diesem Fall so, und dann war die Stille wirklich unheilvoll. Der dritte Tag brach alsbald an, die Hinrichtung rückte näher...

03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Man hatte den Gnom die Nacht über Schluchzen hören, verbittert und beinahe unaufhörlich, dann hörte man ihn im Gegensatz dazu wie wild kichern. Eine Art gnomisch-sardonisches Lachen, mehr konnte es mitnichten gewesen sein. Der Gnom verstummte irgendwann[2] und dann war die Nacht auch schon vorbei. Kein Shinobi irgendeiner Couleur, der sich Zutritt verschaffte und Furcht zu verbreiten suchte, kryptische Geschichten erzählte und wieder verschwand. Der Morgen wirkte unbequem, wer träumte, hatte eher schwere und bedrückende Träume, die Holzbänke luden nicht zur Entspannung ein.

Ein Türknallen mit eben jener Tür, welche Boss schon so sehr malträtiert hatte. "Gefangene!", bellte eine Stimme in unüberhorbaren Befehlston, der nichts weiter als Unterwürfigkeit und Aufmerksamkeit forderte. "Macht euch auf euren Zimmern fertig. Macht einen guten Eindruck. Ich muss euch nicht an die Sitten erinnern. Jede Unsittsamkeit wird mit acht Hieben mit der Peitsche bestraft." Wie zur Bestätigung knallte eine Peitsche, ihr ledernes Knarzen wirkte wie ein unheilvolles Aufatmen, wie der Moment, in dem der Wind während eines Sturmes anhebt. Dann kam der plötzliche Knall, der einen zusammenschrecken ließ.
"Es spricht mit euch Chuang Wang, der General des Südens, Bezwinger der Tigerstaaten, Verwalter des Drachenpalastes, Schlächter des Landwurms und Herr der Shao-Enge." Während die Stimme, welche den hohen Besuch ankündigte, steif und pfeifend wirkte, geradezu nach der Aufmerksamkeit heischend, die sie verlangte, wirkte die zweite Stimme eher ruhig, gefestigt und angenehm. Jeder, der in der Nähe des Hofes war, kannte diese Stimme. Es war die von Chuang Wang[3] selbst, welcher nicht nur als vorbildlicher Anführer und Kämpfer galt, sondern als herausragender Redner und hochbegabter Künstler der Shūfǎ[4] galt. Nur sein Vater soll ein besserer Kalligraph gewesen sein. Einer Legende nach soll er in der Schlacht um Uushan, weit im Gebiet seines Bruder, des Generals des Westens, gegen einfallende Horden von Barbaren in einer einzigen Schlacht sieben verschiedene Listen angewandt haben, während er selbst in vorderster Front kämpfte mit seinen Vertrauten, um so ausreichend Ablenkung für die Listen zu schaffen. Seitdem wurde er der siebenköpfige Tiger genannt.
"Xū Dǎnshí, Oda Zektau, Mako Jinsei, Hong Gil-dong, Lu Chieng, Sūn Ai, setzt euch zu mir. Wir wollen gemeinsam eine Tasse Tee trinken und gemeinsam Yàn Wō[5] speisen. Dann werden wir reden."
Es roch nach dem furchtbaren Essen des gestrigen Tages fast schon hervorragend, obwohl das Yàn Wō auch nicht für seinen besonders guten Geschmack bekannt war, sie war jedoch schon etwas besonderes. Es würde Mut erfordern, sie zu essen, wenn man es nicht gewohnt war. Man hörte, wie mehrere Diener aufräumten, die Blumenvase verrückten und massig Geschirr abstellten. Man hörte, wie eine Waffe abgelegt wurde, sie klang schwer und dumpf, das typische Geräusche einer angeschlagenen Klinge ertönte dabei. "Ich bin gespannt, wer ihr seid."
Fast wäre ein Gefühl der Gemütlichkeit aufgekommen, da ertönte das Knallen der Peitsche ein zweites Mal. "Beeilt euch.", sagte die pfeifende Stimme. Die Tür wurde sanft geschlossen, es roch nach der ungewöhnlichen Suppe.
 1. Nach einem Zitat von Anthony de Mello
 2. Wahrnehmenwurf
 3. 
Chuang Wang (Anzeigen)
 4. Chinesische Kalligraphie
 5. Schwalbennestersuppe (http://de.wikipedia.org/wiki/Schwalbennestersuppe)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 03.01.2011, 16:52:19
Schnell schreckte Lu Chieng hoch nachdem er die brüllenden Worte im Gemeinschaftsraum vernahm. Sein durch die unruhige Nacht müder Geist brauchte ein paar Moment um klar zu werden. Dieses mal waren zusätzlich zu den unwürdigen Bedingungen in der Zelle auch noch die Beschwerden und wilden Lacher des Gnoms gekommen und hatten ihm den Schlaf geraubt.

Nachdem er einige Sekunden brauchte um das gesagte zu verarbeiten schnellte er in die Höhe, nur um zu merken, dass sein Rücken durch den harten Boden unsagbar schmerzte. Mit der linken für er sich kurz über das Gesicht und entfernte die letzten Reste Schlaf aus seinen Augenwinkeln. Nachdem er die beiden Risse in seiner Kleidung, die durch seine Verhaftung zu stande gekommen waren, sorgsam unter einer Falte versteckt hatte macht er einen Schritt auf die Tür zu, atmete er nocheinmal tief durch und öffnete sie.

"Herr." sprach Lu Chieng bevor er auf die Knie fiel sobald er den Raum betrat und sich tief verbeugte, dass seine Stirn den Boden berührte. "Eure Anwesenheit ehrt uns."

Sollte der Prinz ihm es andeuten, würde sich Lu Chieng erheben und im Schneidersitz im Gegenüber Platz nehmen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 04.01.2011, 21:45:49
Danshi hatte auch in dieser Nacht wieder schlecht unter seinem Husten geschlafen. Immer wieder war er aufgewacht und hatte sich vor Husten geschüttelt, bis die Atemwege wieder frei waren. Seine Brust schmerzte und weil seine Bauchmuskeln ständig seine Atemwege freibliesen, zogen sie. Unterdessen litt Danshi aber nicht weiter unter seiner Beeinträchtigung, denn er unterzog der Sache keine Bewertung. So wie keine Jasmin-Blüte schöner war, wie die andere, nahm Danshi das Husten wie jede andere körperliche Regung an - und zwar im doppelten Sinn, denn er akzeptierte es und nahm es an. Er dachte an Gāo und die Zeit, die sie verbracht hatten, an seine Frau und seine beiden Töchter, schließlich an Cui Bao und die Menschen, denen er sich verpflichtet fühlte. Doch es war keine Sehnsucht, im eigentlichen Sinne. Vielmehr erinnerte er sich an sie wie an eine Blüte, die man abends, nach verrichteter Arbeit, am Wegesrand findet und die einem vor dem Einschlafen noch ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Schon dadurch, dass er jetzt und hier nicht mit ihnen sprechen konnte, hatten sie ihre unmittelbare Einzigartigkeit verloren. Würde er noch etwas Zeit haben, würden sie zu Formen werden und schließlich verblassen. Daran war nichts infames[1].

Auch hörte er den Gnom wimmern und schluchzen, sodann wirr kichern und Lachen, und schließlich ermattet erstummen, um bald wieder zu beginnen. Er hatte Mitgefühl mit dem armen und verlorenen Dasein des Gnoms, wollte schon aufstehen und ihm schweigend Gesellschaft leisten in seiner schweren Not, doch ein überwältigender Schmerz ließ ihn wieder auf seine harte Schlafstatt sinken, jedesmal, wenn er aufstehen wollte. "Ich hoffe, dass Du Dich bald erschöpfst und in den Schlaf fällst.", murmelte er leise und hörte Yu wie zur Bestätigung kurz aufquicken.

Am nächsten Morgen erwachte er von dem Besuch. Gleich darauf überfiel ihn wieder ein stakkatoartiger Hustenanfall, doch er konnte sich erheben und - langsam - sein tiefgrünes Gewand anziehen. Die Kette aus Jade legte er jedoch nicht an. So trat er dann aus seinem Zimmer und vollführte einen Kotau vor dem Kaisersohn. Jedoch keinen, wie man ihn vor dem Kaiser machte, dass die Stirn dreimal den Boden berührt. Er fühlte sich dem Kaisersohn in keiner Weise untertänig. Doch er achtete dessen Würde und Charakter und zeigte Ehrfurcht vor dem Alter[2]. Er berührte den Boden zweimal. Dann erhob er sich wieder in den Sitz.
 1. eine Haltung, die an die Heilslehre des Zen-Buddhismus angelehnt ist, so weit ich ihn verstanden habe.
 2. Orientierung, die an den Konfuzianismus angelehnt ist, so weit ich ihn verstanden habe.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 04.01.2011, 23:16:47
Aus halb geöffneten Schlitzen starrten zwei Augen in die Dunkelheit an die Wand. Die feinen sichtbaren Blutäderchen hatten sich zu einem dichteren Netz zusammengeschlossen und hätten bei Licht die dunklen Augen mit einem roten Schimmer umrandet. Hong hat nicht gut geschlafen. Nachdem er am Vortag noch eine positive Seite an Zhào Làn's Tod gesehen, empfand er die Verfügbarkeit ihres Bettes anstelle eines Strohhaufens nicht mehr als Wohltat sondern als weitere Belastung. Im Prinzip hatte Hong kaum geschlafen. Er brütete sitzend vor sich hin, während er dem Kichern des Gnomes lauschte und dem Husten des alten Dǎnshí. In die Dunkelheit starrend erinnerte ihn das Bett auf dem er sass an den ersten Tot in der Zelle. Würde morgen einer von beiden nicht mehr aus dem Zimmer treten. Kann Hong die vollen zehn Tage auf die Hinrichtung harren? Kaum. Aber sein eigener Tod wird nicht von der eigenen Hand kommen oder als Krankheit seinen Atem stehlen. Er würde fliehen. Er war schon öfters aus den engen Mauern des Palastes ausgebrochen und es scheint, dass auch Boss nicht verhindern kann, dass man an Orte gelangt an die man nicht sollte. Das Knallen der Tür riss Hong aus dem Strudel der immer um sich kreisenden Gedanken. Ein neuer Gast. Abermals eine Unterwerfung.
Mit hängenden Schultern schlurfte Hong im Dunkeln der Wand entlang zur Tür. Brechen werden sie mich nicht! schwor er sich selbst, straffte seine Schultern und richtete sich gerade auf. Die Tür schwingt auf und aus dem Dunkel schälte sich sein Gesicht. Das entgegenkommende Licht schmerzte Hong, doch wandte er sein Blick nicht ab. Wasser trieb in seine Augen und verlieh ihnen ein schimmern, so dass sie in ihrer roten Farbe an den Mond Raviva erinnerten. Sie ruhten eine Sekunde lang mit einem Vorwurf auf Boss. Du weisst, dass ich unschuldig bin und nicht hier sein sollte. Dann tat er es Xū, der offenbar die Nacht überstanden hatte, gleich und vollführte einen Kotau vor dem Kaisersohn. Doch Hong geizte nicht mit den Verbeugungen und liess seine Stirn drei mal den Boden zu den Füssen des siebenköpfigen Tigers küssen und verharrte in kniender Position mit gesenktem Blick auf die erlaubnis sich setzen zu dürfen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 05.01.2011, 11:54:10
Danshi betrachtete sein stilles Handeln und kam zu dem Schluss, dass er gemäß seiner Vorsätze[1] lieber eine eindeutige Aussage hätte treffen sollen. Er glaubte, dass es für das Gespräch von ganz bedeutender Entscheidung war, wenn er nun klare Verhältnisse schaffte. Als seine Mitgefangenen ihrerseits den Kaisersohn begrüßt hatten, sagte er: "Seid gegrüßt, Chuang Wang, General des Südens. Ich vollführe den zweifachen Kotau vor Euch, denn ich schätze Euch und Eure Malerei. Ich achte Eure Würde und bin Ehrfürchtig vor der Weisheit des Alters. Ich danke Euch für Euren Besuch. Doch seid Euch während des Gesprächs gewiss, dass ich mich in keiner Weise Euch untertänig fühle." Danshi sah den Kaisersohn an, eine infame Handlung, die bestraft werden konnte. Doch sein Lächeln war wohlmeinend. Dann fügte er hinzu: "Generalisiert meine Worte bitte nicht auf meine Genossen. Sie können sich selbst erklären."
 1. dazu vielleicht später mehr
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 05.01.2011, 22:57:43
Nachdem der Hobgoblin gegangen war und wieder Ruhe einkehrte, begann Mako nach einiger Zeit auf seine Yueqin zu klimpern. Das Gefängnis und die Situation, in der sich der Barde befand, waren auf ihre Weise inspirierend und so war ihm eine neue Melodie in den Kopf gekommen, die er nun auf sein Instrument übetrug. Einige Noten wollten aber noch nicht so recht passen, so dass er noch ein wenig rumprobieren musste, bis er mit seinem neuen Lied zufrieden war. Einen Text würde er später verfassen oder ganz weglassen.
Die meisten meiner Leidensgenossen wissen es vermutlich gar nicht zu schätzen, dass sie eben einem hochkreativen Prozess beiwohnen durften., denkt er, während er zufrieden das fertige Lied spielt. Sollte ich hier rauskommen werden in naher Zukunft zahlreiche Leute die Melodie summen.

Früh ging er zu Bett, damit er nicht allzu verschlafen war, sollte der mysteriöse Mann von letzter Nacht wiederkommen. Aber er kam nicht.
So lag er schon eine Weile wach, als er die Tür auffliegen und den neuen Besucher Befehle brüllen hörte.
Chuang Wang war in der Tat hoher Besuch und so machte Mako sich so gut zurecht, wie er es mit den kargen Mitteln, die ihm gegeben waren - seine Hände - eben ging. Zudem freute er sich auf die angekündigte Suppe. Dass mutmaßliche Kaisermörder eine derartige Delikatesse kosten dürfen, hätte er nicht gedacht. Was für eine willkommene Abwechslung nach dem Schlangenfraß von gestern.
Gerade und würdevoll schritt er aus seiner Zelle, senkte allerdings seinen Blick. Er war nicht so tollkühn, wie Xū Dǎnshí, einen Kaisersohn direkt anzublicken. Er verbeugte sich tief vor ihm. Zweimal berührte seine Stirn deutlich den Boden, ein drittes Mal deutete er lediglich an. Auch wenn Chuang Wang Sohn des Kaisers, hoher Würdenträger und exzellenter Künstler war, so war er doch nicht der Kaiser selbst.
"Euer Besuch ehrt mich, ehrenwerter Chuang Wang.", begrüßte er ihn, während er noch mit dem Kopf über den Boden verweilte. Erst dann richtete er seinen Oberkörper auf und ließ den Kopf kaum merklich gesengt, die Augen auf die Beine des Besuchers gerichtet.
Begierig sog seine Nase den köstlichen Geruch der leckeren Suppe ein.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 06.01.2011, 16:02:44
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Chuang Wang schaute zufrieden drein, sein Blick wirkte gestreng, jedoch nicht unfreundlich oder gar aufdringlich. Es war vielmehr die militärische Disziplin und der Blick eines Generals, welcher sorgsam eine Musterung hielt. Er beobachtete die Ausführung der Kotaus mit zwei Fingern am Oberlippenbart, über welchen er sich strich. Ein kurzes Augenzucken verriet, dass er über die unterschiedlichen Respektbekunden sinnierte und sich einen Moment in sich zurückzog. Eine Person, welche nur mit viel Bedacht handelte. Neben ihm stand ein kleiner, fast buckelig wirkender Dickling, welcher in exotisch anmutenden Kleidern, in beiger Stoffhose und blauen Samthemd, gewandet war. Er hatte eine windschiefe Nase, war jedoch ohne Zweifel aus Chuang, die Kleider wirkten hochwertig, jedoch schon sehr abgetragen. Es war sicherlich ein Beutegut, welches er im Kampf gegen die Barbaren gewonnen hatte und zu häufig trug. Barbarische Kleidung tragen zu müssen, das war häufig eine soziale Strafe in Chuang und der dickliche, schiefnäsige Mann wollte nicht nur gern mit seiner Peitsche, welche jetzt still in dessen Händen ruhte, strafen, auch er selbst war gestraft worden.
Chuang Wang trug angemessenere Kleidung, seines Standes würdig. Er lächelte milde und deutete den Denunzianten an, bequem zu sitzen, indem er sich auch bequem hinsetzte, während eine Dienerin die Speise in Schüsseln anrichtete und Tee eingoss und sie den Denunzianten und dem General reichte, Chuang Wang bekam als Letzter seine Speise, der Dicke bekam keine Speise.
"Ich würde euch gerne die Ehre des Cháyì[1] zuteil werden lassen, meine Zeit lässt jenes jedoch nicht zu, aber ein Mahl und ein paar Worte möchte ich mit euch teilen und wechseln. Die Speise ist aus Schwalbennestern gemacht, ich hoffe, dass ihr seine Bedeutung zu schätzen wisst. Eine Bedeutung, die nichts mit meiner Person zu tun hat. Als Zeichen meiner Wertschätzung habe ich euch Dan geschickt." Er zeigte mit den Fingern auf die Dienerin, und ihre zinnoberroten Haare ließen ihren Namen passend wirken. "Sie wird in der Nähe der Tür sein und wenn ihr nach ihr ruft, werdet ihr Tee bekommen, warm und ehrlich. Ich habe euch erlesensten Huángchá[2] bringen lassen."

Er schwieg einen langen Moment und blickte zwischen den Denunzianten hin und her, aber nicht hektisch. Noch immer musterte er aufmerksam und roch mit einem Miene des Genusses am leicht dufteten Tee. Dieser roch leicht nach Pfirsich. Sein Blick blieb auf Xū Dǎnshí haften und suchte forschend nach dessen Augen, um sie zu fixieren. "Ich verlange keine Untertänigkeit, ich verlange keine Unterwerfung, welcher über ehrlichen Respekt hinausgeht.", sagte Chuang Wang sanftmütig und nahm einen Schluck Tee zu sich. "Und wenn ich solches insgeheim forderte, wäre ich ein Narr wie viele andere, da man von jenen, welche der Himmelsbestattung preisgegeben werden sollen, keine unbedingte Ergebenheit erwarten darf, solange keine Verbindung von Freundschaft, Bewunderung und Respekt in vollendeter Gegenseitigkeit besteht. Wir alle sehen uns das erste Mal. Ich habe keine Erwartungen an eure Untergebenheit, außer dass ihr den notwendigen Respekt zeigt." Die Peitsche des Dicken knarzte bei den letzten Worten, der Mann sah wütend aus. Wang nahm stattdessen einen weiteren Schluck Tee und ließ sich von der Dienerin nachgießen.
"Ränge sind etwas für das Schlachtfeld, im Moment bin ich der Sohn eines Toten, der tiefe Trauer über seinen Verlust verspürt."

Er blickte kurz, scheinbar niedergeschlagen durch die Gedanken an seinen Vater, auf seine Knie und nahm einen Schluck Tee, dann blickte er Mako Jinsei an. "Ihr sollt ein vorzüglicher Spieler der Yueqin sein? Die Wachen schwärmen von eurer Fähigkeit der außerordentlichen Harmonie und mein werter Bruder sagte, dass seine Wachen, die er euch für ein Denkspiel schickte, behauptete, dass eure melodische Sanftmütigkeit einen tollen Yaoguai zum Weinen bringe. Einer von ihnen sei so gerührt gewesen, dass er euch für eine Personifizierung Kuis[3] hielt." Der General des Südens lächelte milde und höflich. "Würdet ihr mir die Gunst erweisen, euer Instrument in meiner Anwesenheit zu spielen? Nach dem gemeinsamen Mahl natürlich."

Er nahm die Schüssel mit dem Essen zu sich und begann die gelatinöse Suppe zu essen. Wer sie ebenfalls probierte, musste feststellen, dass sie einen sehr eigenartigen Beigeschmack hatte, welcher, wer die Suppe kannte, an den Nestern lag. Sie schmeckte dennoch, nur ungewohnt war sie ohne Zweifel. Er stellte die Schale nach einem Moment ab und musterte die Denunzianten wieder eingehend, schlug die Hände zusammen und legte sie in den Schoß. "Mein Vater war ein zutiefst weißer Mann, von großem Wissen und so enormer Herzlichkeit, dass jeder, der mit ihm sprach, Groll und Probleme vergaß. Ein Mann des Wortes, kein Krieger im Herzen, das war er. Er zog sogar einmal inkognito durch das Reich für zwei Jahre, um sich die größten Krisenherde anzuschauen und vor Ort zu helfen. Er war ein großer, stolzer Mann."
Er schaute diesmal nicht zu Boden, blickte in die Augen des Denunzianten, eigener Stolz schwang durchaus mit in seinen Worten.
"Aber sagt, was verbindet euch mit dem Kaiserhof? Ich verstehe nicht, wie solch unterschiedliche Wesen an solch einen Ort kommen."
Fast beiläufig hob Chuang Wang die linke Hand und der übellaunige Wächter in der Barbarenkleidung ging zur Tür von Oda und klopfte zweimal. "Mach auf!", zeterte er pfeifend. "Oder ich komm rein." Das warnende Knallen der Peitsche durchschnitt scharf die angenehme Ruhe, die Sekunden vorher noch während des Essens und der gemessenen Sprache des Generals bestanden hatte.
 1. Chinesische Teezeremonie
 2. Gelber Tee
 3. Kui (http://en.wikipedia.org/wiki/Kui_(Chinese_mythology))
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 06.01.2011, 17:01:16
"Nun Herr," sprach Lu Chieng ein wenig der Suppe gegessen hatte, bisher hatte er immer nur von dieser Köstlichkeit gehört hatte. Hoch im Norden war sie ihm noch nie begegnet und wenn er ehrlich war war es keine besonderer Verlust.

"mich trieb das Neujahrfest tief in den wunderschönen Süden Chuangs. Wobei wenn ich gewusst hätte was hier für lächerliche Anschuldigungen gegen mich erhoben werden, hätte ich die Reise wohl nicht unternommen." Aber da der Prinz nach der Verbindung zum Hof gefragt hatte, nahm Lu Chieng erst einen Schluck Tee um Zeit zu gewinnen. Sollte er die Wahrheit verlauten lassen und sich somit entlasten oder sollte er die Fassade seines Beamtentums weiter aufrecht erhalten.

"Und was wir 'hier bei Hofe' machen ist mir zumindest nicht klar, Herr. Selbst als Boss uns unsere angeblichen Verfehlungen, die zu unserer Inhaftierung geführt haben war kein Wort von dem Mord an unserem himmlichen Kaiser zu vernehmen." zuerst wartete Lu Chieng auf eine Antwort oder ein Wort der Anderen. Anscheinend war er versucht sein Dilemma auf später zu verschieben.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 06.01.2011, 21:30:22
Sūn Ai schlief in der Nacht schlechter als in der Letzten. Es war wohl kein Wunder, dass man keinen ruhigen Schlaf fand. Die Wände waren nicht dick und es gab genügend Geräusche, die einem immer wieder die Augen öffneten. Zuletzt stieg auch von Tag zu Tag der Druck, der auf jedem einzelnen lastete und die junge Frau war sehr angespannt unter der Anklage. Während sie versuchte etwas Schlaf zu finden, machte sie sich innerlich Sorgen um den Gnom. Schließlich konnte sie nicht anders und ihre Gedanken verschwammen und sie schlief.

Der Schlaf hielt nicht lange, da sie von der knallenden Tür aufschreckt. Schlaf ummantelt stand sie auf. Sie musste sich zunächst auf ihre Bettkante setzen um nicht ohnmächtig zu werden. Kräftig rieb sie sich die Augen, um klarer zu sehen. Erst nach und nach nahm sie alles war, was passiert und auch das was passiert war. Wie schwebend wirkte sie noch. Doch plötzlich knallte sie auf und erinnerte sich an alles.

Hastig stand sie auf und kleidete sich. Von draußen hörte man nur einen leises Knallen, als sie sich selbst so sehr gehetzt hatte, dass sie beim Anziehen hinfiel. Zwar konnte sie sich noch Abfangen und Schlimmeres verhindern, trotzdem war es etwas unangenehm. Sie richtete ihre Frisur mit ihren Haarstäben und öffnete dann die Tür.
Sofort kniete sie vor dem Kaisersohn nieder und erwies ihm den Respekt dem man ihm zollen muss als Sohn des Kaisers. Dann setzte sie sich zu den anderen, um an dem Mahl teilzunehmen. Die Wärme des Tees tat gut gegen die Müdigkeit, die immer noch präsent war, die sie aber zu verbergen wusste. "Ich bin geehrt von eurer Anwesenheit." sagte sie, nach der ersten Tasse Tee. "Vor den letzten Ereignissen verband mich nichts direkt mit dem Kaiserhof, dessen ich mir bewusst bin. Allerdings bin ich mir sehr wohl bewusst, dass ich nicht mehr bin als eine junge Dame und damit, dass es genügend Sachen gibt, obwohl sie mir entgehen." Auch Sūn Ai ließ sich noch einmal nachschenken. Es war deutlich dass sie mehr den Tee genoss, als die Suppe, welche sie zwar nicht komplett ablehnte, aber ihr war wohl einfach nach keiner Mahlzeit. "Jetzt verbindet mich eine schwere Anklage mit dem Kaiserhof und ihr werdet es wohl verstehen, dass mir das beschriebener Urteil zu schaffen macht."

Besorgt schaute sie zu der Tür des Gnomes, als sie merkte, dass dieser noch nicht hervor gekommen war. Hoffentlich ist ihm nichts passiert. Noch einen Toten kann dieser Raum nicht noch gebrauchen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 09.01.2011, 18:46:08
Danshi schwieg auf die Frage hin. Es war unnötig darauf zu antworten, war doch allen bekannt, warum er in diesen Tagen am Hof weilte. Unterdessen machte er sich seine Gedanken. Es war sehr, sehr seltsam, dass bisher alle Besucher - mehr oder weniger - gewogen und höflich auftraten. Aus irgendeinem Grund schien es ein großes Interesse an den Gefangenen zu geben. Manchmal, so schien es ihm jetzt, konnte es sogar so interpretiert werden, dass sie sich bemühten, die Häftlinge für sich zu vereinnahmen. Doch zu welchem Zweck?

Anscheinend ging es nicht nur darum, einen Mörder zu fassen. Sündenböcke konnten willkürlich bestimmt, Geständnisse unter Folter erpresst und Rache kollektiv verübt werden. Da musste mehr an Bedeutung dahinter stecken und die Gefangenen waren der Schlüßel dazu. Das bewiesen die vielen Fragen der Besucher. Danshi legte bei diesen Gedanken unwillkürlich die Stirn in Falten und strich sich durch den weißen Bart. Seine Suppe blieb zunächst unangerührt.

Es gibt da ein Detail, dass allen offensichtlich ist, außer denen, um die es sich dreht.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 09.01.2011, 23:15:44
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Ein Klopfen. Stille. Ein zweites Klopfen. Stille. Der barbarisch gekleidete Mann blickte ratlos zum Sohn des ermordeten Kaisers und ließ dann entschlossen die Peitsche knallen. "Ich komm euch jetzt holen, Oda Zektau!" Der Mann versuchte die Tür mit einem Ruck zu öffnen, doch der Schließregel hielt die Tür auf. Der Gnom hatte sich eingeschlossen. Er gab keinen Laut von sich. Der Mann trat gegen die Tür, noch mal und auch ein drittes, ein viertes und fünftes Mal, dann erst gab die Tür nach. Ein dumpfes Stöhnen entfuhr dem barbarischen gekleideten Mann. "Uff." Ein Schritt in die Tür, man musste gar nicht hinsehen, um zu wissen, was passiert war[1]. Der Mann schloss die Tür wieder und verneigte sich mit einem Kotau vor dem Kaisersohn. "Mein Herr. Ich kann Oda Zektau nicht bestrafen. Er hat sich mit Draht selbst gerichtet." Er verharrte auf dem Boden, als würde ihm der Umstand, dass er nicht strafen konnte, zutiefst verletzen und bedrücken. Seine Stimme war bitter, nicht wegen des Todes des Gnomes selbst. Der Kaisersohn nickte nur stumm und verzog den Mund zu einem missmutigen Strich. Er blickte zu den Denunzianten und seufzte langgezogen und stricht sich mit der ganzen Hand durch das Gesicht, als könnte er schwere Gedanken einfach wegwischen.

"Es ist die zweite Person von euch, die sich augenscheinlich das Leben nimmt. Die Last der Situation ist kaum zu tragen. Wie törricht von mir, glauben zu wollen, dass ich sowas nachvollziehen könnte.", sagte er mit nun deutlich dünnerer Stimme. "Was kann in einem Wesen vorgehen? Ist alles so aussichtlos, dass man sich umbringt, selbst wenn man scheinbar nur für Lappalien eingesperrt wurde und vielleicht fälschlicherweise verdächtigt wurde?" Der Mann schüttelt den Kopf, er konnte das scheinbar alles nicht glauben. "Meine Hoffnung war, dass der Selbstmord der Halbelbin das Zeichen schlechthin, dass sie sich mit ihrem schlechten Gewissen wegen des Kaisermordes das Leben genommen hatte und wir davon ausgehend eure Unschuld beweisen könnten. Es war ein erster Funke Hoffnung, unsere Kerze in der tiefen Dunkelheit. Und nun hat sich diese Hoffnung zusammen mit einem verzweifelten Gnom umgebracht." Er schlug sich mit den Handflächen auf die Oberschenkel und raunte die nächsten Worte. "Warum? Das frage ich mich. Wieso bringt sich jemand um, der sich sicher ist, dass er ungerechtfertigterweise eingesperrt wurde? Wurdet ihr gefoltert? Mit miesen Mittel verhört? Wenn der Tod sowieso einkalkuliert wird, warum sagen sie dann nicht einfach, dass sie sterben wollen? Warum nehmen sie dann auch noch die Geheimnisse mit in den Tod? Sie machen es doch nicht leichter. Belasten eure Leben genauso, wie unsere." Chuang Wang war ein wenig bleich und er ließ den barbarischen Mann erst einmal aufstehen. Er ließ sich Tee nachschenken, seine Hand zitterte etwas, als sie die Tasse hielt. "Ich habe euch am heutigen Morgen aufgesucht, weil ich davon hörte, dass Oda seine Werkbank von Männern bekommen hätte, die nicht zum Stab Shǎzis gehörten. Ich wollte es untersuchen, weil ich solche Dinge, wie gefährliche Werkzeuge vermutete..." Seine Stimme stockte. "Ich war zu spät, obwohl ich schneller erschien, als ich eigentlich konnte." Er blickte auf den Boden und nahm einen Schluck Tee zu sich, seine Hand zitterte etwas stärker inzwischen. "Sind lächerliche Anschuldigungen ein Grund sich umzubringen, Lu Chieng?", er blickte den falschen Beamten plötzlich an, als sei ihm eine Idee gekommen. "Muss ich alles aus diesem Raum entfernen lassen? Oder um euch Hoffnung zu machen, ist es so, dass sich der Hof leisten kann, massenhaft Männer und Frauen sterben zu lassen? Chuang ist ein riesiges Reich mit vielen Gesichtern, aber keines ist weniger wert als das nächste. Wir können euch nicht einfach sterben lassen."
Er blickte Sūn Ai an und kniff sich in die Nase, rieb sie wild und sprach danach. "Ihr seid nur eine junge Dame? Nur? Was kann jemand mehr sein als ein Lebewesen?"
Er schwieg wieder abrubt. Das Knarzen der Peitsche war im Rücken der Denunzianten zu hören. Die pfeifende Stimme bemerkte nur. "Ich werde die Leiche wegschaffen lassen und Diener die Kammer säubern lassen." Die drohende Gebärden im Raum verschwanden mit dem Peitschenträger. Chuang Wang hingegen war ein wenig zusammengesunken und rieb sich die Nase und die Augen beständig, als würde er nachdenken. Die Situation machte ihm offenbar zu schaffen.
 1. Wahrnehmenwurf, wer schnell einen Blick in die Kammer riskieren möchte
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 10.01.2011, 13:04:37
Hong versuchte die Frage nach dem Grund für das Hiersein ignorieren, da es seiner Ansicht nach klar war. Die Stille aus Oda's Zimmer nagte in seinem Innern und er traute sich nicht hinein zu blicken. Seine Befürchtung wurde bestätigt. Der kleine Mann hatte sich selbst gerichtet. Und nun verhöhnte der angeblich so scharfsinnige und kluge General des Südens mit seiner Einfalt ihre Situation. Grollend knurrten die Worte aus Hongs Kehle
"Ich bin als Glied einer Kette hier, die meine Familie an den Hof binden soll. So war es die letzten Jahre und so wird es auch immer noch sein. Eingepfercht in engen Räumen wo die einzige Gesellschaft oft die Einsamkeit ist. Ausgesetzt einem ungewissen Schicksal. Im Unklaren gelassen wieso man selbst hier ist. Sicher, meine Situation wird sich nicht geändert haben und auch hier bin ich als Glied der Kette. Das einzige was sich geändert hat, ist dass der Kaiser Tot ist und wir am Beginn interessanter Zeiten stehen. Der Kaiser ist von uns gegangen, es lebe der neue Kaiser. Doch wer wird es sein? Der Himmel hat vier Richtungen und ebensoviele Söhne des Kaisers stehen als General einer der vier Himmelsrichtungen vor.
Zhào Làn wollte anscheinend einen Beamten vergiften. Konnte sie nicht damit rechnen gefoltert zu werden um aufzudecken an welcher Verschwörung sie beteiligt war? Oda Zektau sabotierte eine riesige Seidenlieferung. Auch wenn jedes Gesicht gleich viel wert ist wie das nächste, wird man für eine solche Tat nicht zum Tode verurteilt werden? Ist es nicht besser wenn man selbst den Zeitpunkt wählen kann? Dang Di hat sich für ihn eingesetzt, doch wie lange würde dies in der Unruhe im Palast noch haltbar sein. Er hat einfach sein Urteil vorneweg genommen.
Xū Dǎnshí kontrolliert eine militärische Streitmacht und ist so ein möglicher Spieler in Shǎzis spiel um die Himmlische Ordnung. Hier wird er verwahrt um besser kontrolliert zu werden und als versteckte Karte im richtigen Moment gespielt zu werden. Mako Jinsei ist zur Beruhigung von Kun Shi hier oder weil er etwas über seinen Beitrag in der Verschwörung heraus gefunden haben könnte oder er bleibt in der Hinterhand für die List der Schönen Frau[1]. Sūn Ai ist mit Han Hao, einem weiteren Spieler verwickelt.
Das alles erkennt man bereits innerhalb dieser Wände ohne einen Blick ins tatsächliche Geschehen werfen zu können. Ihr seid der sibenköpfige Tiger. Ihr werdet uns besser sagen können, was uns mit dem Kaiserhof verbindet, vielleicht sogar besser als wir selbst.[/b]"
 1. 
Spoiler (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 10.01.2011, 17:58:23
"Nun Herr, wenn ihr mir meine Offenheit verzeiht. Niemand kann es nachvollziehen zwischen vier Wänden eingesperrt zu sein, wenn er selbst die Gunst der Sonne genießt. Ebenso wie niemand die Schrecken eines Feldzuges ermessen kann der niemals eine Schlacht erblickte. Ein jeder hier wartet auf sein Schicksal und die meisten auf ihren Tod wenn die Anschuldigungen korrekt sind. Doch nichts erzeugt soviel Schrecken wie das warten auf selbiges."

Lu Chieng verbeugte sich tief vor dem Kaisersohn: "Und die Anschuldigen unseren himmlichen Kaiser umgebracht zu haben könnt ihr doch wohl kaum als lächerlich betrachten. Es sei denn es gibt einen anderen Grund uns hier zusammen festzuhalten, auch wenn mir keiner kommen würde."

Sachte pustete Lu Chieng an seinem Tee bevor er einen Schluck nahm.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 11.01.2011, 21:04:01
Zornesröte stieg dem alten Mann in die Wange und bildete einen deutlichen Kontrast zu seinem weißen Bart. Unruhig rutschte er für einen Moment hin und her, dann stand er ruckartig auf und stieß die Tür zu Odas Kammer auf. Er besah sich des Toten und dreht sich dann ruckartig zu Chuang Wang um.

"Lu Chieng hat es bereits gesagt. Ich für meinen Teil kann damit leben, meine letzten Tage in einem Kellerverlies zu verbringen, und klage darüber nicht. Alles Leben ist Leiden, doch jede mir bekannte Heilslehre schließt das Wohl der anderen mit ein. Und auch Konfuzius sagt, was sittliches Verhalten ist, nämlich: "Was man mir nicht antun soll, will ich auch nicht anderen Menschen zufügen.“ Ich lebe seit sehr langer Zeit mit diesen höchsten aller Grundsätze. Was hier geschehen ist, macht mich zornig und ich will schreien vor Zorn.", sagte er mit gepresstem Zorn und mit deutlich vernehmbaren Dialekt. Damit schloss er die Tür wieder.

Zwei Sekunden vergingen, dann setzte er wieder an. "Sündenböcke können willkürlich bestimmt, Geständnisse unter Folter erpresst und Rache kollektiv verübt werden. Tut nicht so, als würde hier recht gehandelt, denn es geht gar nicht um das göttliche Gesetz! Hier wird mit fremden Messern gemordet, das wird sich jeder leicht überlegen können. Sagt mir, welche verdeckten Züge werden hier getan!?"[1]

Wer die Sitten Danshis Heimatregion kannte, wusste wie außergewöhnlich dieser Ausbruch war. Nicht nur weil er mit einem Kaisersohn sprach, sondern weil er seine Tatamae[2] fallen ließ. Sein Sprechen war Ausdruck höchster Indignation, für die er sogar riskierte, sein Gesicht zu verlieren.
 1. 
gemeint ist ein Stellvertreterkrieg (Anzeigen)
 2. 
Tatemae = Maskerade (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 12.01.2011, 16:47:54
"Ich fühle mich geschmeichelt, Herr. Mein Yueqinspiel ward schon oft gelobt, aber mit Kui selbst wurde ich noch nie verglichen. Sendet der Wache meinen Dank.", sprach Mako mit einer leichten Verbeugung und nahm einen kleinen Schluck Tee.
"Liebend gern würde ich Euch eine Kostprobe meiner Kunst geben, damit Ihr selbst richten könnt, ob der Vergleich gerechtfertigt war."
Er nahm sich eine große Portion Suppe. Der Barde hatte schon einige Male von dieser Delikatesse kosten dürfen, als er in reicheren Häusern vorspielte und liebte das seltsame Aroma und gelatinöse Konsitenz dieser Speise.
Er aß sie langsam und genießerisch und ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Dieses gefror jedoch sofort als er von Odas Tod erfuhr. Nun war schon der zweite Gefangene gestorben. Wieder mit hoher Wahrscheinlichkeit Selbstmord.

Entsetzt über den Tod den quirligen Gnoms verfolgte Mako das folgende Gespräch. Xū Dǎnshís Ausbruch überraschte ihn sehr, dachte er doch, der alte Mann wäre ruhig und besonnen.
"Auch wenn ich nicht alle von Xūsans Ansichten teile kann ich nicht bestreiten, dass mir nicht die gleiche Frage auf den Lippen brennt. Also sagt bitte auch mir, weshalb wir wirklich hier sind.
Solltet Ihr es wissen."
, fügte er höflich hinzu. Mako hatte bei weitem nicht den Mumm mit einem Kaisersohn so zu reden wir Xū.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 12.01.2011, 17:47:10
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Chuang Wang strich sich die Augenbrauen und blickte noch einen Augenblick auf den Boden. Während des Ausbruches des Beamten Xū Dǎnshí suchte er dessen Augen und blickte sichtlich verstimmt drein, alle anderen Worte ließ er mehr oder weniger über sich ergehen. Er ließ sich abermals Tee einschenken und nahm wieder eine ernsthaftere Sitzpose ein. "Nun...", begann er mehr stockend, denn militärisch straff, "ich hätte nicht gedacht, dass meine Zusage, dass ich euch nicht obrigkeitlich behandeln würde, dafür sorgen würde, dass ich wie Dreck behandelt werde." Er klang etwas bitter. "Derartiger Dreck, der von Soldatenstiefel im Krieg aufgenommen wird." Er blickte, nein, er funkelte Xū Dǎnshí an. Er atmetete tief ein. "Können, können, können. Was ist nicht alles möglich! Es geht hierbei, Xū, bei weitem nicht, um das was potentiell möglich ist, es geht um das, was wahrscheinlich ist. Ein erpresstes Geständnis bringt nichts, wenn der Hof sich entzweit, weil die Antwort nur einen erfreuen kann. Ein Sündenbock kann eben deswegen nicht einfach bestimmt werden. Rache kann nur dann kollektiv geübt werden, wenn es eine Gemeinschaft gibt." Er trank einen Schluck Tee. "Hongs Worte beweisen die größte Weisheit.", merkte er fast schnippisch an, scheinbar war er gekränkt und wollte Xū Dǎnshí etwas reizen. "Und deswegen muss ich ihm danken, denn ich habe mich nicht völlig über euch informieren können. Ich bin erst gestern vom Feldzug zurückgekommen. Das ist das umfangreichste, was ich jetzt weiß. Aber selbst ich habe bemerkt, dass dieser Hof keine himmlische Einheit bildet. Würde er dies, dann wäre es zumindest möglich, Xū Dǎnshís Erwartungen zu erfüllen. In der Andersartigkeit der Situation liegt die Gefahr, welche nur der Hofweise bisher zu entschärfen wusste. Und ihr glaubt, ich hätte einen Überblick? Wie törricht. Und die ewigen Bekundungen, dass ich mehr wissen müsste und diese Selbstsicherheit, die in diesem Raum hinter dieser Erwartung steht, diffamiert mich allzu schnell als Lügner. Und das ist nicht nur falsch, es ist erniedrigend!" Er hatte bei seinen letzten Worten drohend seinen Zeigefinger gehoben und atmete durch, ließ sich noch einen Tee einschenken.

Er saß jetzt recht formal da, diese Anschuldigungen hatten ihn die Bequemlichkeit verlieren lassen, er suchte Schutz in einer festen Position. Er beruhigte sich wieder. Seine Stimme war vorher immer strenger geworden, jetzt nahm sie einen sanften Ton an. "Lu Chieng spricht wahr. Ich würde sogar noch weitergehen. Man vergisst die Schrecken des Krieges auch schnell wieder, wenn man nicht in der Schlacht steht. Nur in dem Moment, in dem man eine schreckliche Niederlage erleidet, ob im Gewissen, ob im Stolz, vergisst man die Schrecken des Krieges nicht mehr. Die Feuchtheit dieses Gemäuers scheint schwer auf euch zu lasten. Ich verzeihe euch eure Ausbrüche. Aber Lu Chieng hat nicht gesehen, dass ich den Mord an meinem Vater, dem Kaiser, garantiert nicht als lächerlich abhaken kann und werde. Jedoch habe ich aus der Sicht eines Gefangenen gesprochen. Und aus dieser Sicht kann der Gefangene nichts fürchten, wenn er nichts getan hat, was er fürchten müsste. Hong hat jedoch gezeigt, dass jeder etwas getan zu haben scheint oder eine Verbindung zum Hof hat." Er legte die Hände an die Schläfen. "Wenn euch genannt wurde, dass dies auch die Taten sein, die man euch anlastet, dann wird das der Stand des Hofes sein. Auf jeden Fall ist es im Moment mein Stand." Er legte die Teetasse das erste Mal lieber ab, seine Hand zitterte nun stark. Es wurde offenkundig, dass er nicht nervös war[1]. "«Wenn im Staate Ordnung herrscht, ist es eine Schande, ein armer und gewöhnlicher Mensch zu sein. Wenn im Staate Verwirrung herrscht, so ist es eine Schande, reich und Beamter zu sein.» Auch diese Worte sollten Xū Dǎnshí dann bekannt sein.", setzte er an. "Wenn hier mit fremden Messer gemordet werden sollte, dann müsst ihr mir nicht die ganze Zeit vorwerfen, dass dies getan wird. Ihr müsst mir helfen, zu verstehen, damit ich etwas dagegen tun kann. In der ecclesialen Sprache gibt es ein Sprichwort, welches die Männer Vecors aussprechen, wenn sie von einer möglichen Anomie in einem Vielgötterstaat sprechen. Es lautet «bellum omnium contra omnes»[2]. Es ist nicht die eigentliche Bedeutung des Satzes, aber man in der Kirche Vecors sieht man dies in Zeiten der Krise auch zwischen Religionen so. Ich sehe es in Zeiten der Krise gar zwischen Brüdern so."

Sein Blick wurde wieder milde. "Ich bin nicht erschienen, um euch Vorwürfe zu machen. Ich bin gekommen, weil ich in der Hoffnung war, dass ich mich auf eure Hilfe verlassen könnte. Weil ich hoffte, jemanden zu finden, der von seiner Unschuld überzeugt ist und für diese zu kämpfen bereit ist. Ob mit Geist oder Schwert, was macht's? Euer Geist ist aber in diesen Wänden schärfer. Und es gibt alleine die Möglichkeit, dass eure jeweiligen Verbindungen zum Hof diese Krise ausgelöst haben. Jeder scheint ja, nach Hongs Worten, zumindest eine gewisse Anbindung an den Hof zu haben."
Er seufzte. "Also? Können wir wie Menschen miteinander reden oder sollen wir anfangen, weiter haltlose Vorwürfe auszutauschen?[3] Und beantwortet mir bitte, seid ihr gefoltert worden oder dergleichen, damit man an eure Worte kam?"
Er verbarg seine zitternden Hände in seinem feinen Kleidung und saß ansonsten still da und blickt mit beruhigter Miene auf die Denunzianten. Der merkwürdige und wütende Mann war noch nicht zurückgekehrt.
 1. Heilkundewurf
 2. Naturzustand (http://de.wikipedia.org/wiki/Bellum_omnium_contra_omnes)
 3. Motiv erkennen-Wurf - Keine Sorge, es handelt sich nicht um einen simplen Bluff. Solche Bluffs sage ich nämlich natürlich nicht immer einfach an. Das würde einem Dialogspiel auch ein bisschen seinen Sinn nehmen ;)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 13.01.2011, 11:12:10
"Nun Herr, wie nennt ihr das Abschirmen einer Person ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne das Licht des Tages zu sehen, ohne hingehen zu können wo er möchte. Ich nenne es Folter, wenn am Ende dieser Periode der sichere Tod steht." fragend schaute Lu Chieng den Sohn des Kaisers an. Ihm war natürlich bewusst das die Einkerkerung nicht der üblichen Definition von Folter gleich kam.

"Das Problem ist, dass wir in allererster Linie uns selbst helfen wollen und nicht euch. Nehmt an ihr wärt in unserer Position und ihr wärt unschuldig. Ihr wüsstet, dass ihr unschuldig seid. Ihr kennt aber auch keinen der anderen Inhaftierten. Also könnt ihr auf nichts vertrauen was sie sagen, geht ihr doch davon aus, dass einer von ihnen oder sogar mehrere Mörder sind.

Da wir uns nicht kennen, haben wir aber auch keine Chance die Wahrheitsgehalt von Aussagen zu erkennen. Es sei denn ihr hört auf euer Gegfühl, was in einer solch heiklen Situation durchaus trügerisch sein kann.

Was bleibt uns also anderes übrig als darauf zu hoffen, dass sich der Mörder, sodenn er sich unter uns befinden, zu erkennen gibt. Gemäß dem Fall wir sind alle Unschuldig sind wir tot. Denn es gibt keinen Mörder. Wenn es einen Mörder gibt und er sich nicht zu erkennen gibt sind wir alle tot. So sind die Regeln und wir sind nur Steine in einem Spiel."


Von seiner eigenen Rede deprimiert schaute Lu Chieng einige Augenblicke vor sich auf den Boden, bevor er seine Mitgefangenen anschaute
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 16.01.2011, 22:15:29
Während Lusan sprach, hatte Danshi Zeit gefunden, eine würdevolle Contenance wiederzufinden. Nur seine vom Blut noch heißen Wangen verrieten, was eben geschehen war. Er trat von der Tür weg, wieder zu dem Tisch und setzte sich. "Ein Wunder, dass wir das Blut nicht gerochen haben, das die halbe Bodenfläche bedeckt. Eine seltsame Art des selbstgewählten Todes, vielleicht eine Mischung zwischen der infamen Hinrichtung eines einfachen Kriminellen[1] und dem ehrvollen Seppuku[2], der jede Schande austilgt. Der Draht schnitt wie eine Garrote durch den Hals, doch Caput und Torso blieben durch einen Hautlappen verbunden. Wie schätzen wir seinen Tod nun ein? Ist seine Ehre wieder hergestellt?", sagte Danshi sardonisch. Er nahm einen Löffel Suppe.

Danshi war sich bewusst, dass er in der Wunde des Kaiserssohn bohrte. Es war keine taktische Entscheidung, obgleich sie den Effekt haben konnte; solches konnte Danshi nicht einschätzen. Es war Ausdruck eines tiefen Schmerzes, der sich in diesem Moment in sein Herz bohrte. Seltsam, dass der Tod der Halbelbin ein solch intensives Gefühl nicht ausgelöst hatte. Doch auch dieses würde bald verblassen und schließlich vergehen. Ryokan sagte: 'Wir begegnen einander, nur um uns zu trennen. Wir kommen und gehen, wie die weißen Wolken'.

"Ich will jetzt nicht weiter über ihn sprechen und ihr auch nicht. Nur eines noch: Ich erbitte, dass sein Körper gereinigt und Räucherwerk für ihn entzündet wird.", er sah den Kaisersohn mit einem schwer zu deutenden Blick an. "Ihr sagt also, dass das himmlische Reich auseinander zu brechen droht. Nicht umsonst spricht man von der Zeit der streitenden Reiche. Wie kommt Ihr darauf, dass wir etwas mit dieser Krise zu tun haben[3]? Und zudem, welchen Nutzen seht Ihr in einem geeinten himmlischen Reich? Ist eine solche Krise nicht ein guter Hinweis darauf, dass der Lebensvollzug in einer wichtigen Hinsicht gedrückt wird?"

Nach einer kurzen Pause fügte er erklärend hinzu: "Sicherlich könntet Ihr den Aufstand blutig niederschlagen - auch im Widerstreit der Interessen. Meiner Ansicht nach hat auch ein verwundeter Kavalerist oft noch die Kraft, das aufgebrachte Pferd an den Zügeln herumzureißen. Doch Ihr müsst Euch gewiss sein, dass solche Gewalt weitere nach sich zieht, wenn der Dorn weiter in der schwärrenden Wunde steckt."
 1. Hängen oder Enthaupten
 2. 
Seppuku (Anzeigen)
 3. Der Satz ist mit Absicht unbestimmt. (a)"Was haben wir damit zu schaffen?" und (b) "Welchen Einfluss haben wir?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 17.01.2011, 11:31:02
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Der Kaisersohn saß immer noch in der disziplinierten Position und nichts deutete darauf hin, dass er es irgendwie ändern würde.  Inzwischen hörte man das Knarzen der Peitsche wieder, obgleich sie an den Gürtel gebunden war, arbeitete der Körper des kleinen, pfeifenden Mannes andauernd gegen das Leder. In dessen Gefolge betraten drei einfache Diener das Zimmer und der Kaisersohn zögerte nicht, die Bitte Xū Dǎnshís zu wiederholen. "Reinigt seinen Körper und entzündet Räucherwerk für ihn. Bahrt ihn in der kaiserlichen Halle der Toten auf, wo auch Generale und wichtige Gelehrte aufgebahrt werden. Holt auch die Halbelbin in den Saal. Jeder Höfling soll sehen, was ihr Streit anrichtet." Der Kaisersohn, der seine Diener angeschaut hatte, welche den Blick nicht erwiederten und vorher noch kräftig in den Kotau gefallen waren, schaute nun zu Xū Dǎnshí, während die Diener anfingen den Raum zu säubern und Oda an den Denunzianten vorbeizutragen. Es war ein furchtbarer Anblick. "Ich wünschte, ich wäre des Wu Weis[1] mächtig, aber ich bin scheinbar weder edel noch weise genug. So muss ich mich mit den Notwendigkeiten begnügen. Man sehe es mir nach, wenn ich den Toten keine Ruhe gönnen kann und ihren Geist auf solch niederträchtige Art beschwören muss, um ihr Andenken hoch zu halten." Er atmete tief ein, unter seiner Kleidung war das Zittern der Hand noch leicht zu sehen. "Ich werde mir Ärger einhandeln, denn wenn ich euch, so unausweichlich es nach Lu Chiengs Worten scheint, schließlich alle dort aufbahre, wird nach der Anklage auch dem Mörder diese Ehre erwiesen. Aber wenn es dazu käme, würde ich nicht letztendlich den ganzen Hof aufbahren können? Wenn ich davon ausginge, dass der Mörder hier unbedingt säße, wäre es eine Schande für einen himmlischen Hof, wenn er keinen trivialen Mordfall aufklären könnte, auch wenn der himmlische Kaiser selbst betroffen ist. Aber ist es auch eine Schande, wenn der Hof selbst darin involviert ist? Ich sage ja. Genauso wie ich nur wiederholen kann," der Blick Chuang Wangs trifft streng Lu Chieng, "dass es kein unveränderliches Ende gibt. Es ist vielleicht eine schwere Situation, aber keine Folter. Es ist kein Vergnügen, aber es ist auch nicht unbedingt das Ende. Es liegt durchaus in euren Händen, genauso gewichtig wie in meinen oder in denen eines Shǎzi oder in den Händen meiner Brüder."

Die Diener, welche Oda rausgetragen hatten, kamen wieder rein und ließen sich, nachdem sie mit Wasser die Kammer ausgewischt hatten, von Chuang Wang rausschicken und Chuang Wang schickte auf den Mann mit der Peitsche mit einem Fingerzeig weg. Chuang Wang war kein furchtsamer Mann und das Guan Dao[2] neben ihm war auch Warnung genug. Er hatte seine zitternde Hand inzwischen aus dem Stoff hängen lassen und griff wieder zu einem kleinen Schälchen Tee. Die Teedienerin blieb anwesend. Es war augenscheinlich, dass Chuang Wang nicht auf die sardonische Äußerung des alten Beamten eingehen wollte, weshalb er wieder einen Moment schwieg und darauf wartete, dass hinter der geschlossenen Tür die Schritte verhalten. Er beschloss dabei, dass er weiter auf Lu Chieng eingehen sollte.
"Die Regeln des Spiels, davon sprecht ihr. Gibt es noch mehr Regeln, die ich beachten sollte? Scheinbar seid ihr ein Meister dieses Spiels. Das Xiangqi[3] des Hofes oder gar ein anderes Spiel? Lehrt mich alles, was ihr über die sogenannten Regeln wisst, dass man euch nicht davon überzeugen kann, dass ihr mehr als ein schnöder Spielstein seid? Weil wenn ihr ein schnöder Spielstein seid, frage ich mich langsam, warum ich mich weiter mit euch aufhalten sollte. Krieg ist leider kein Spiel. Und wie Xū Dǎnshí angemerkt hat, wird es wohl eine Zeit der streitenden Reiche geben, wenn man dies nicht verhindert. Und nicht nur das, auch Xian wird sich die Hände reiben und sich in unserem Untergang laben. Ich werde mich dann lieber mit den Planungen meines Überlebens herumärgern, wenn ihr es nicht wert seid, dass wir ein loses Bündnis knüpfen, damit wir beide und der Hof eher überleben können." Es wurde schnell klar, dass Chuang Wang sich darüber im Klaren war, dass nicht jeder die Absicht haben konnte, dem Hof zur Hilfe gereichen zu wollen. "Oder wollt ihr tatsächlich jemanden überreden, dass er sich eine plausible Geschichte überlegt, wie er den Kaiser umgebracht hat und sich selbst opfert für die anderen? Wenn sich jemand also opfert und den Mord auf sich nimmt und diesen plausibel gestaltet, könntet ihr euch vielleicht retten und vielleicht sogar Teile des Hofes?" Das erste Mal nahm Chuang Wang fast einen gerissenen Ausdruck an.

Doch diesmal ließ er nicht viel Stille entstehen, sondern ging direkt auf Xū Dǎnshí ein. "Aber davon ab. Natürlich habt ihr mit der Krise zu tun. Hong gil-Dong hat die Zusammenhänge ausreichend zusammengestellt. Ihr alle seid mit dem Hof verbandelt auf die eine oder andere Weise. Alleine eure Provinz, Xū Dǎnshí, reicht aufgrund ihrer Ressourcen und ihrer positiven geographischen Lage gegenüber Qinglong aus, um für den Hof wieder von Interesse zu sein. Und wenn man von eurer Tätigkeit als Gelehrter am Hof vor einigen Jahren ausgeht, wird es doppelt bedeutend. Zumal eine positive Verbindung zu euch eher solch ein Gebiet zur Realisierung individueller Interessen, viele werden um euch buhlen, gereichen lässt. Euch und euer grünes Juwel in diesen Zeiten okkupieren oder gar annektieren zu wollen, das wäre wahrhaft törricht." Chuang Wang gab dem Ausspruch Xū Dǎnshís, dass Gewalt Gegengewalt provoziere Recht. "Es würde die Anomie nur schneller herbeirufen. Daraus erkennt ihr euren Einfluss. Die meisten von euch, gerade jene, die nicht am Hof waren, kenne ich nicht. Aber ich denke, ich hoffe und ich fürchte, dass sie einen ähnlichen Einfluss, wenn auch auf anderen Gebieten, ausüben könnten, wenn sie wollten."

Der Kaisersohn überlegte, dass er die Antwort über den Nutzen eines geeinten Reich an das Ende stellen sollte, weil ihm der Punkt am wichtigsten schien. "Schaut euch den Kontinent an. Schaut euch unsere Länder an. Fast alle Länder sind Brachländer mit wenig Regen und viel Trockenheit. Das Land ist umgeben von Barbaren und Reitennomaden, welche immer wieder Dörfer angreifen und Menschen verschleppen. Die Zwerge sind ein Volk geworden, welches aus militärischen Despoten besteht und einzelne Landstriche immer wieder mit Krieg überziehen. Die Elben und die Alben schließen sich den Ouroboroi an oder bekämpfen sie sogar dort, wo es sie gar nicht gibt. Und auch feindliche Reiche überziehen uns mit Krieg. Piraten machen unsere Küsten unsicher. Das himmlische Reich der Chuangs ist das Einzige in diesen, unseren wilden Landen ein wenig Ordnung zu schaffen in der Lage ist. Und wenn das Reich zerbricht, würde der darauffolgende Bürgerkrieg die zivilisatorischen Errungenschaften eines ganzen Jahrtausend zerreißen. Vielleicht würden sich an zwei, drei Stellen, den fruchtbarsten und am leichtesten zu verteidigenden Stellen, des Reiches Usurpatoren einnisten, welche ein Stück weit Zivilisation erhalten können. Aber sie würden nicht einig werden und sie würden über eintausend Jahre brauchen, um die alte Kulturstufe wieder zu erreichen. Dieses Land ist hart genug und trotz der Härte haben wir durch das Umleiten von Flüssen, der Erfindung von Dünger und dergleichen über achtzig Millionen Bewohner in diesem Reich. Wenn es zerfällt, wird alleine wegen der ungünstigen Versorgungslage und durch Krieg und Krankheiten mindestens die Hälfte sterben. Alleine daraus lässt sich sehen, warum man euch Denunzianten nicht wie Fruchtfliegen sterben lässt." Chuang Wang nutzte die Zeit, um jeden Denunzianten ausgiebig zu mustern und in die Augen zu schauen.
Es schien, als würde dieses Spiel eine völlig neue Stufe erreicht haben. Es ging nicht nur um den Kaiser und das Problem einer Thronfolge. Das Land war wie ein Fläschen Alchemistenfeuer, welches einen Riss erhalten hatte. Noch drang keine Luft ein, aber wenn es das tat, würde es Feuer fangen, Ein Feuer, welches mit einfachen Mitteln kaum zu löschen war. Es ging nicht nur um die Zukunft eines Hofes, es ging nicht nur um die Zukunft eines Kunstgebildes, welches sich Reich nannte. Es ging um die Zukunft von mindestens achtzig Millionen Wesen.
 1. Wu Wei (http://de.wikipedia.org/wiki/Wu_wei)
 2. Hellebardenähnliche Stangenwaffe (http://de.wikipedia.org/wiki/Guan_Dao), berühmtester Träger war der General Guan Yu (http://de.wikipedia.org/wiki/Guan_Yu)
 3. Chinesisches Schach (http://de.wikipedia.org/wiki/Xiangqi)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 18.01.2011, 22:12:00
Hongs Mine offenbarte wie er mit dem Monolog des Kaisersohns innerlich aufgewühlt wurde und letztlich doch versteinerte. So erfolgreich wie der Sprecher mit der Grosszügigkeit gegenüber dem Gnom Sympathie gewann, so verspielte er sie gleich wieder, indem er das arrogante Selbstverständnis des kaiserlichen Hofes offenbarte. Denjenigen, die mit dem Schwert andere unterjochten und vertrieben, kam es nicht in den Sinn welches Leid sie zu anderen trugen. Sie lebten tatsächlich in ihrem Garten und rotteten dafür die Gärten anderer aus[. Und sich dann beschweren, dass die Alben nicht still sind.[1]
Hong wandte sich an Xū Dǎnshí, dem er mehr vertraute als einem Blender vom Hofe "Was denkt Ihr darüber Xūsan? Die Elben wissen, dass Chuang zu viele Menschen hat. Diese zerstören unsere Wälder und damit die Grundlage allen Lebens[2]. Es ist der Lauf der Dinge, dass wenn die Wölfe zu viele werden, fressen sie zu viel Wild, so dass sie im nächsten Winter verhungern müssen und über sich gegenseitig herfallen. So kann sich der gesamte Wald erholen. Wieso soll nicht das gut für Cuang sein, was gut für den Wald ist? Noch ist es kein unveränderliches Ende" greift er die Worte des Kaisersohns auf, "es liegt in vielen Händen. Können wir zittrigen Händen vertrauen ein starkes Ruder zu halten?"
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Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 19.01.2011, 13:46:55
Danshi war überrascht, als Hong das Wort an ihn richtete, und nicht an den Kaisersohn. Es war sicherlich nicht zufällig, dass er den Dialog auf ihn ausweitete, denn es konnte schon als ungesittetes Verhalten aufgefasst werden, einen Kaisersohn im Gespräch zu übergehen. Es war durchaus möglich, dass Hong versuchte, als lachender Dritte die beiden gegen einander auszuspielen. Aber hatte Hong nicht gesagt, die Menschen von Chuang zerstörten "ihre Wälder"? Ist er gar unter den Elfen aufgewachsen? Das hatte ich nicht vermutet. Hm... wenn ich das bedenke und ihn mir besehe, dann glaube ich, dass er wirklich aufgebracht ist und sich von mir Unterstützung erhofft. Sein Argument ist gut, es erinnert mich sehr an den Weisen Mengzi."

Mittlerweile hatte sich Danshi auch selbst wieder beruhigt, so dass er sich eine Antwort überlegen konnte. "Ich glaube, ich verstehe Euer Argument, werter Hongsan. Ich verstehe, dass Ihr vielfach erlebt habt, dass die Menschen von Chuang in das Dao eingriffen, um ihre ungeheure Zahl zu versorgen mit dem, was sie meinten zu brauchen. Ihr seht erregt und frustriert aus, wenn Ihr darüber sprecht und sprecht davon dass ihr die Grundlage allen Lebens bedroht seht, weil die Menschen unweise und selbstsüchtig handeln.

Der hochgeachtete Chuang Wang hingegen betrachtet den Naturzustand als einen, in dem die Menschen schlecht sind, weil sie keine Tugenden kennen. Sie bauen sich keine Häuser, weil sie vertrieben werden können. Sie bestellen keine Felder, weil sie Raub befürchten. Sie können sich nur bekriegen, weil sie kein Vertrauen zu vergeben haben. Man sagt, dieser Naturzustand sei bei den Barbaren und Reitervölkern noch immer zu sehen. In Chuang habe man erkannt: Der Mensch ist schlecht und nur der Staat kann die Menschen zum Guten zwingen.

Mit Verlaub, die beiden scheinen mir nicht zu weit von einander entfernt zu sein. Sie sorgen sich um das Wohl der Menschen, und sehen die Krise an verschiedenen Orten. Sie glauben, dass der gemeine Mensch zu eigennützig lebt, um sich dafür zu entscheiden, was weise wäre. Sie wünschen sich, dass die Wesen des Reichs in Frieden leben können. Doch die Frage ist, zumindest für mich, noch offen, wie ihr beider Sinn nach Ordnung übereinstimmen könnte.

Bitte beantwortet mir einige Fragen, Chuang Wang, damit ich Euch besser verstehe. Ihr sprecht von Kultur und ich frage Euch, in welcher Weise die Kultur des Reichs  zum Wohl und Erhaltung des Lebens beigetragen hat.  Für mich ist ersichtlich, dass die Kultur des Reichs dazu beigetragen hat, dass mehr Menschen auf der gleichen Fläche überleben können, als früher. Doch damit ist meine Frage nicht beantwortet.

Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 19.01.2011, 22:39:24
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Es war sogar eine gewisse Erleichterung in den Augen des Kaiserssohnes zu sehen, sodass er die zumindest angedeutete Insubordination für den Moment ertrug, auch wenn er sich innerlich sicherlich darüber ärgern würde. Er behielt die starre Position ein und bekam sein Zittern wieder mehr in den Griff und das von der Ruhe getragene Gespräch verschlung mehr Zeit, als erwartet wurde, sodass die Dienerin neuen Tee aufsetzen musste, falls noch jemand Nachschub haben wollte. Und das, obwohl die Schüsselchen kaum mehr als zwei Schlücke bereit hielten. Der Verbrauch an gelben Tee musste auf Seiten des Generals immer recht groß sein. Aber während Hong Gil-dong und Xū Dǎnshí Gedanken austauschen, wie sie auch Worte austauschten, war der Kaiser aufmerksam und gerade als der alte Beamte aus Cui Bao seine Frage beendet hatte, kamen die beiden Ganbrüder, welche den Denunzianten bereits bekannt waren, in den Raum, ohne zu Klopfen, ohne eine Reaktion. Und erst als sie sich des Kaisersohnes gewahr wurden, vollführten sie knapp die respektvollen Notwendigkeiten, wenn auch mit ausreichender Präzesion und Disziplin. Ohne ihre schrecklich hohen Stimmen überhaupt zu erheben, gingen sie wortlos auf die Werkbank zu, aus dessen Repertoire sich Oda bedient hatte, um sich selbst zu richten.
Es genügte bereits der funkelnde Blick des Kaiserssohnes, um die beiden Eunuchenbrüder innehalten zu lassen.
Beide warfen sich fast synchron zurück auf die Knie, beide stocksteif und unbeholfen, hinab auf die Knie mit solcher Wucht, dass ihre Kniegelenke unter dem Gewicht ächzten. Ein schmerzhafter Fall, um Respekt auszudrücken. Der General brauchte nicht einmal eine Frage zu formulieren, die Ganbrüder wussten, dass eine Rechtfertigung gefordert wurde. Als der rote Gan jedoch seine Stimme erheben wollte und ein tiefes Einatmen den Versuch pfeifend unterstrich, hob Chuang Wang seine recht Hand, streckte den Gangebrüdern die Handfläche hin. Ein unmissverständliches Zeichen, dass sie zu schweigen hatten. Der unsanfte, wenn auch Selbst verschuldetet, Aufprall auf die Knie musste die gehaltene Stellung nun fast unerträglich machen, während das Blut langsam in den Knien zusammenlief und der Schmerz nicht wich. Chuang Wang ließ sie in dieser Position verharren. Hier hielt Chuang Wang nichts von falschem Verhalten und ungewollter Insubordination. Wollte er damit irgendetwas unterstreichen oder gar drohen?

Chuang Wang rückte seine blaue Hofkleidung mit zwei, drei einfachen Bewegungen zurecht, sodass sie wieder glatt lag und fing an, mit dem Finger am Bart entlangzufahren. Nachdenklich verharrte er, ließ sich einen Moment Zeit. Er lächelte das erste Mal sanft und nickte Xū Dǎnshí zu. "Was bringt uns Kultur?" Seine Hand zeigte zu den Ganbrüdern, welchen die Anstrengung ins Gesicht gemeißelt stand. "Unwirschheit, mangelnder Respekt vor anderen Wesen und das unerklärte Handeln im eigenen Interesse und im Interesse Dritter ist nicht nur innerhalb der Kultur ein Problem, sondern vor allem außerhalb, denn außerhalb der Kultur gibt es keinen Schutz. Xū Xiansheng, es mag euren Mitgefangenen im Moment verwunderlich vorkommen, wenn ich sage, dass euch auch Gesetze und soziale Normen, selbst jene von Chuang, euch mehr Schutz gewähren, als wirkliche Willkür in einer entkulturisierten Ebene dies tun würde. Ein einfacher Kriegsherr könnte euch wahrlich einfach erschlagen. Despotie wäre eine grausame Folge. So wie die beiden jungen Eunuchen hier neben euch beweisen." Seine Hand ruhte noch immer stoisch, nicht mehr zitternd; zeigte auf die Ganbrüder. Diese schwiegen noch immer und blickten beschämt auf den Boden. "Wären sie nicht so vorbildlich erzogen, würde sie ihr Können und Wissen nutzen, um euch einfach zu hintergehen in einem Moment, in dem ihr es nicht erwartet."
Chuang Wang nahm seine Hand zurück und legte sie in seinen Schoß zu der anderen Hand. "Unsere Kultur schafft Blüte, denn vor allem lehrt sie uns, dass es auch Zeiten geben kann, in denen man auf die Waffe verzichten kann. Sie schafft Frieden und zeigt uns, dass Pfirsich- und Kirschblüten im Frühsommer am schönsten sind, lässt uns sogar die gelbliche Färbung der Flüsse durch das Löss genießen, wenn sich fahl die morgendliche Sonne in diesen Flüssen bricht. Sie beschenkt uns mit einem Blick für Sanftheit, Schönheit und einem Volksfrieden und einem persönlichen Frieden. Sie gibt uns eine Lebensgrundlage und ein Mindestmaß an Versorgung, sodass wir nicht fortwährend nur um das Überleben kämpfen muss.
Ich weiß, dass viele arme Menschen dies tun müssen, aber auch sie haben ein leichteres Los durch Almosen und Suppenküchen, durch Ernteschenkungen und Saatgutschenkungen. Ohne sie, wären viele noch schlechter dran."


Chuang Wang nahm jetzt wieder eine kleine Schüssel des Tees, welcher jetzt wieder dargeboten werden konnte, dann führte er weiter aus. "Ich will nicht bestreiten, dass Barbaren von außerhalb auf diese Kultur eindrängen und im Inneren sich erheben, an den Stellen, an denen unsere Kultur versagt hat. Aber das Große, das Ganze, es hat dazu beigetragen, dass das Leben auf eine andere Stufe gehoben werden konnte. Dass wir das animalische Leben immer häufiger vergessen können und uns sogar Künsten widmen können. In einer mit Krieg überzogenen Welt kann sich der müßige Mann nicht frei dazu entscheiden," er blickte mit einem fast schon diebischen Lächeln auf Mako "sich der Musik und dem Weibsvolk mit Finesse und Lust hinzugeben. Im Gegenteil wird diese Spirale der Gewalt selbst einen so begabten Yueqinspieler wie Mako Jinsei dazu bringen, dass er sich die Frauen mit Gewalt nimmt und seine Hoffnung zu überleben, wird von Listen, echten und falschen Koalitionen und dem Schwert bestimmt, nicht von der Kunst der Musik allein. Aber was versuche ich euch zu erzählen, Xū Xiansheng, ihr habt mit überzeugter und doch nicht rücksichtloser Freundlichkeit und Friedfertigkeit eure Provinz zu einem Juwel gemacht, so sagt man. Wäre in einer Welt voller reiner Machtgier und Geltungssucht sowas möglich? Die Aufgabe der Kultur ist es nicht nur, dass häufig so abgewertete einfache Volk zu disziplinieren und die Undisziplinierten zu Barbaren zu machen, damit die Gesetze sie betreffen. Ihre Aufgabe besteht auch darin, zu verhindern, dass ein Kaiser ein von Macht nebelter Autokrat wird. Auch ihn zwingt die Kultur dazu im Einklang mit ihr zu leben, sonst kann er kein himmlischer Kaiser sein. Vielmehr ist seine Kultur, der er ja ohne Zweifel vorstehen will, dem Verfall preisgegeben, wenn er sie selbst im gelben Fluss ertränkt."
Er nahm noch einen Schluck Tee und stellte sein Schälchen dann vor sich ab. Er blickte den Beamten freundlich an.
"Xū Xiansheng, ihr habt scheinbar immer ein Sinn dafür gehabt, wie ihr eure Untergeben mitnehmen kann, ohne euren Blick für den Fortschritt außer Acht zu lassen. Aber ich hoffe, ihr seid nicht der Einzige im Reich, der zu solch edlen Taten fähig ist. Ein Vielvölkerreich ist immer insoforn problematisch, weil ich nicht immer einfach Kultur oktroyieren kann, schon gar nicht, wenn jemand tief mit einer anderen Kultur verwurzelt ist. Dieses Problem erleben wir mit den Alben, den Zwergen, den Elben im Norden, von denen ihr alle sprecht, ja sogar mit Einwanderern aus Xian und Aufständischen in diesen Landen. Aber dass wir, auch durch einige Uneinigkeit verschuldet, nicht dazu in der Lage sind, alles mit bloßen Wort zu befrieden, das soll den bisherigen Kaisern nicht angelastet werden. Unsere Kaiser waren seit jeher Friedenskaiser, doch wenn falsche Freunde und Feinde nur auf Gewalt aus sind, können wir manchmal die Waffen nicht schweigen lassen. In Zeiten der Waffen vergessen aber viele Wesen gleichermaßen wieder die Gesetze und die Kultur. Und so leben wir in einem schweren Widerstreit der Erhaltung der Kultur. Momentan sogar in einer äußerst schweren Phase davon, da unser Kaiser tot ist und die Nachfolge zu einer Farce zu verkommen droht, für dessen Lösung jeder den Mörder kennen will. Aber auch hier kann Kultur für das Wohl und den Frieden notwendig sein! Denn wenn kein Mörder gefunden wird, kommt es unvermeidlich zum Krieg. Und dann schreibt er der Sieger die Geschichte und bestimmt den Mörder. Nur wird er dann kein Chuang mehr besitzen."
Chuang Wang ließ die Gan noch immer warten, die inzwischen hochrote Köpfe hatten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.01.2011, 20:23:25
Mir scheint, der Kaisersohn sitzt einem kulturellen Solipsismus auf. Als ob der das Kaiserreich die einzige Kultur hervorbrachte... Er konnte dem Drang wiederstehen, den Kopf zu schütteln, stattdessen nahm er noch von dem Tee, bis er sich sicher war, dass Chuang Wang nichts mehr hinzufügen würde. Ich bin mir sicher, dass das Reden des Kaisersohns in sich brüchig ist. Doch ich sollte mir auch bewusst sein, dass - bei aller Sicherheit - ich es sein kann, der im Unrecht ist. Dann fragte ich mich jedoch noch immer, warum das Reich zerbricht. Zu früh, um einen Gegenbeweis zu versuchen. Hm... vielleicht lasse ich ihn noch ein wenig weiter sprechen.

"Bitte lasst die Gan aufstehen. Ich sehe, dass sie Schmerzen haben müssen, und habe Mitgefühl mit ihnen.", sagt Danshi mit Blick auf die Gan, die sich in der knienden Haltung sichtlich erschöpfen mussten. Ungeachtet, ob der Kaisersohn seiner Bitte nachgehen wollte, fuhr er fort: "Wenn ich Euch recht verstanden habe, dann sagt Ihr, dass die Kultur den Menschen Schutz vor der Willkür des schlechten Menschen biete. Sie ist es, die durch Erziehung, Normen und Gesetzen den Starken davor bewahre, den Schwachen zu vernichten. Sie stiftet Ordung, lenkt unser Gespür für die Schönheit der Natur, den Fortschritt und gibt den Menschen zu Essen. Sicherlich wird das Reich von außen bedroht, doch auch von Innen droht Gefahr. Lasst mich bitte ganz naiv sein, wenn ich frage, wie es sein kann, dass der kultivierte Mensch sich selbst bedroht."

Danshi schien sogar selbst ein wenig verwirrt, als er unter Stirnrunzeln nachzudenken schien. Schließlich fügte er noch hinzu: "Verstehe ich Euch auch richtig, dass der Kaiser Souverän und Garant der Kultur sei, während er selbst an sie gebunden ist? Ist es so, dass Ihr die Begriffe Kultur, Gesetz und kaiserliche Herrschaft aus diesem Grund mehr oder weniger gleichbedeutend verwendet?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 20.01.2011, 21:49:20
Sūn Ai saß still schweigend da, während die Männer sich unterhielten. Man merkte, das sie den Tee genoss, denn sie trank mehr als 2 Tassen, mehr konnte man aber von ihr nicht feststellen. Wenn sie nicht gerade trank, lächelte sie nur leicht und lauschte gespannt dem Gespräch.
Ständig schien sich ihre Meinung zu ändern. Immer wieder vollzog sie die Punkte der Gesprächspartner nach und dachte zu verstehen was vor sich geht. Sie lernte eindeutig aus dem Gespräch, war sie doch so abgelenkt von ihrem eigenen Tod gewesen, dass sie die wirklichen Ausmaßen ganz vergessen hatte. Das gesamte Reich, die Welt, wie sie sie kannte stand auf dem Spiel. Allerdings mochte das nicht unbedingt etwas schlechtes bedeuten, konnte es aber. Sūn Ai war zutiefst unsicher, wovon sie sich versuchte nichts anmerken zulassen. Sie hatte Angst etwas falsches zu sagen, wo dies doch recht schwer war. Daher verstecke sie es hinter dem Schweigen. Die gesamte Naivität ihres Denken beruhte wahrscheinlich auf ihrem junge Alter und wie wohl alles zur Zeit auf den momentanen Umständen.
Erst das Verhalten des Kaisersohnes gegenüber der Gan Brüder ließ Sūn Ai sich entscheiden und belebte ihre Lippen. Sie konnte es nicht genau zu ordnen, aber trotzdem schien es ihr, wie Machtdemonstration. Zögerlich fing sie an.
Ich kann euch verstehen, dass es euch nah geht, was mit dem Reich Chuang passieren könnte. Aber wie viel liegt euch an euch selbst? Von dem was ihr sagt, liegt vieles zur Zeit an uns. Man will uns für sich gewinnen, aber sind nicht wir das Augenmerk, sondern viel mehr der Mörder? Als Sohn des Kaisers steht auch ihr im Mittelpunkt und wenn dies hier wirklich ein Spiel sein sollte, habt ihr viel mehr Möglichkeiten als wird. Mit ihren Worten wird sie nicht wirklich sicherer, aber trotzdem fährt sie noch fort, weil sie noch auf die Brüder zu sprechen will. "Was ihr sagt zur Kultur, wieder spricht sich in meinem Kopf. Wären die Gan Brüder wirklich so vorbildlich erzogen, wären sie dann wirklich einfach so in diesen Raum hinein geplatzt. Und soll euer Verhalten auch die Kultur darstellen?"
Sie verstummte wieder. Sie mochte es nicht, wie der Kaiserssohn die beiden Brüder niederknien ließ. Zwar hegte sie keine besondere Sympathie für die Brüder, es ging ihr viel mehr um die Unterdrückung.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 24.01.2011, 12:34:25
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Der Kaisersohn war scheinbar ein wenig verwundert, dass die schweigsame Frau doch noch in das Gespräch eingriff. Er blickte sie einen Moment an und nickte dann, antwortete jedoch zuerst Xū Dǎnshí. Der Kaisersohn griff zu seinem Guan Dao zu legte es auf den Schoß. Auch wenn die Waffe nicht das Gewicht hatte, welche manche sagenhaften Waffen dieser Gattung haben mochten, war sie eine sehr schwere Waffe, welche bestimmt über vierzige Pfund wog. Die Muskeln Chuang Wangs spannten sich, als er sie mit einer Hand auf seinen Schoß hob. Er zeigte die Klinge, auf welche ein Tiger eingeätzt war, der sich in grünlicher Farbe von der ansonsten silbrig-glänzenden Klinge abhob. "Nur weil die Kultur einen schützenden Schirm über die in ihm lebenden Bewohner hält, heißt es nicht, dass jedweder Schützling sich dieses Schirmes gewahr ist und es heißt auch bei weitem nicht, dass jedweder Schützling diesen Schirm gutheißt. Nur weil die Kultur auch ein entschärfendes Element darstellt, heißt es nicht, dass seine Partizipanten ihre eigenen Träume, Wünsche, Triebe abstellen und völlig gezähmte Katzen werden, welche sich einfach nur in ihr Schicksal fügen. Ich würde es drastischer ausdrücken. Solange die Kultur einen bevorzugt, heißt man sie gut. Sollte man sich selbst als Verlierer dieser Kultur sehen, aus welchen Gründen immer, ob sie nun real oder nur empfunden sind, ob sie nun Teil einer Gruppe oder individuelle Gefühle wiederspiegeln, widerspricht man dieser Kultur einfacher. Manche Wesen vergessen schnell, was ihnen die Kultur bringt. Sie risikieren den Schutz des Schirmes, um individuellen Bedürfnissen nachgehen, die nicht immer mit den Leitbildern der Kultur einhergehen. Oder sie nutzen gar diese Leitbilder, um in subtiler Manier diese Leitbilder zu unterminieren." Der Kaisersohn juckte sich an der Nase und strich dann wieder über den Bart, seine Stimme wurde fast etwas wehmütig. "Hach, was wäre es eine schöne Illusion, wenn man jedem die Vorzüge der Kultur näherbringen könnte. Aber so weit reichen unsere Arme nicht, dass wir jeden vollends überzeugen können. In unserer Tätigkeit als Lehrer und Leiter versagen wir bisweilen und verlassen uns zu sehr auf den Selbsterziehungseffekt der Kultur. Und deswegen wirken wir manchmal hilflos, aber auch genau deswegen gibt es Dinge, wie die Waffe, wie das Gesetz und unsere Leitlinien unserer großen Lehrer, um uns und die Abtrünnigen immer wieder an diese Kultur mit ihren Funktionen und Traditionen zu erinnern."
Er blickte jetzt zu Sūn Ai und band ihre Fragen mit in seine Antwort ein.
"Und deswegen nutzen wir auch Strafen. Würde es keine Restriktionen für unser Handeln geben, dann würden wir keine Kultur haben. So wohl erzogen wir auch immer sein mögen, es gibt die Momente, in denen wir uns über die Kultur zum eigenen Vorteil erheben wollen. Anstatt die wirklichen Probleme unseres Zusammenlebens zu bekämpfen, werden wir Selbstdarsteller, bessere Gaukler. Wahrhaft Edle gibt es zu selten. Das Zusammenleben basiert niemals nur auf freiwilligem Übereinkommen. Auch die Gan sind nicht edel. Sie haben bestimmt einen Befehl in der Tasche und über diesen Befehl begehen sie Insubordination an meiner Person, weil eine andere Person ihnen diese mir gegenüber in Aussicht gestellt hat. Die Gan nutzen diesen Schutz, welcher der Einzelne ihnen gewähren will, weil es ihren Vorlieben entspricht, weil sie mich hassen. Aber die Gesetze des höfischen Lebens befehlen ihnen, und sie merken dies gerade, dass diese höher stehen als die Willkür eines anderen Mannes, sich der gerechten Strafe für ihr Handeln zu beugen."
Chuang Wang lächelte milde zu Sūn Ai und zum Beamten und sprach gleich weiter, wollte einer Gegenfrage zuvorkommen.
"Sicherlich könnte man jetzt denken, dass ich nun diese Gerechtigkeit zur Farce machte, indem ich die Insubordination als alleinigen Grund nähme. Meinen Stolz vorschieben würde, um solch eine Lappalie zu begleichen. Das dürft ihr glauben, wenn ihr wollt, andererseits hat sich wahrscheinlich keiner von euch die Mühe gemacht, die Werkbank überhaupt zu untersuchen. Was wäre, wenn diese Fremden, die sie gebracht haben sollen, Hinweise dort versteckt hätten oder dergleichen? Ich würdet ihrer beraubt werden."

Nachdem er diese Worte im Raum stehen ließ und sich ein letztes Schälchen Tee einschenken ließ und es sofort ansetzte, um es zu trinken, kam er zurück auf das Thema der Kultur. Den Teil über das Spiel ließ er weg. Sein Blick auf Sūn Ai war deutbar. Er hatte diese Frage in unterschiedlicher Art und Weise mehrfach beantwortet bisher, es war ihm wahrscheinlich zuwider, diese Frage auch ein drittes oder viertes Mal zu beantworten.
"Es ist bezüglich des Kaisers so, dass jede Kultur nicht nur ihre Leitbilder braucht, einen Grund sich mit ihr zu identifizieren. Das kann Gerechtigkeit, es kann Weisheit sein, es können viele andere Punkte sein. Aber vor allem braucht man neben diesen Leitbildern auch jene, welche sie verkörpern. Der Kaiser ist der Vermittler zwischen den Göttern und der sterblichen Welt, er ist unser weltlicher Herr. Wenn dieser der Kultur, welcher er vorsteht, nicht ansatzweise zu folgen bereit ist, werden auch seine Untertanen die Tradition und die Gebote des Zusammenlebens in Frage stellen und ein Teil von ihnen, der sowieso zu Individualismus neigt oder sich ungerecht behandelt fühlt oder gar wird, wird sich gegen die Kultur stellen. Natürlich ist der Kaiser nicht alleine verantwortlich für das Hegen und Pflegen der Kultur, jedoch würde seine Abkehr davon eine enorme Rolle spielen und deswegen sind diese Worte Kultur, Gesetz und kaiserliche Herrschaft zwar nicht gleichbedeutend, aber hier in Chuang stark, wenn nicht gar untrennbar, miteinander verwoben. Und so kommt es, dass der Kaiser ein Interesse daran haben muss, dass er Wahrer der Kultur ist und gleichermaßen sich an sie selbst halten, weil er sonst kein Wahrer sein kann. Er würde seinen eigenen Untergang mit Willkür heraufbeschwören. Die theoretische Möglichkeit, als Alleinherrscher ohne tatsächliche Einschränkung in der Funktion der Machtausübung, alles nach eigenem Gutdünken gestalten zu können, spiegelt nicht die tatsächlichen Möglichkeiten wieder. Selbst ein absoluter Herrscher kann nicht absolut gegen sein Volk regieren, wenn er seine Herrschaft wahren will. Und aus diesen Gründen ist es auch wichtig, dass der nächste Herrscher es zu beherzigen weiß."
Er nickte Xū Dǎnshí zu, um zu zeigen, dass er fertig war mit seinen Ausführungen und trank dann den letzten Schluck aus seiner Teetasse. Die Gan mussten weiterhin in ihrer Position hocken, langsam traten Tränen ihn ihre Augen. Der Kaiser beachtete sie jedoch nicht weiter. "Mako Jinsei, meine Zeit schwindet dahin. Würdet ihr noch eure Kunst zum Besten geben?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 24.01.2011, 13:06:33
Wenig überzeugt lauschte Hong dem Monolog des Kaisersohns. Tatsächlich wird jemand der nur die ihm nützliche Kultur kennt, diese zu schätzen wissen. Doch zeigte nicht gerade Xū Dǎnshí seine Zweifel. Gerade er war auch ein Nutzniesser der Wonnen des Himmlischen Gartens. Wenn man nur den Schein der Monde kennt, zieht man diesen der Dunkelheit vor. Doch nur jemand mit einem Herz aus Eis wird die Monde dem warmen Schein der Sonne vorziehen, wenn er sie kennt.
Die letzten Worte des Kaisersohns bohrten sich in Hongs Erinnerung und brachten eine weitere Frage nach oben. Der nächste Herrscher? Der wievielte wird es sein?[1] "Auch wenn ihr die Kultur zu schätzen wisst, solltet ihr ihre Ablenkung noch eine kurze Antwort aufschieben," wandte Hong sich an Chuang Wang. "In der Nacht besuchte uns ein Shinobi und erzählte uns eine rätselhafte Geschichte. Chuang der Himmlische, Xian von der Erde und Qi der Unscheinbare. Qi neidete Chuang's paradisischer Garten und prophezeite «Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben.»" Nur eine kurze Pause gönnte Hong dem Kaisersohn um die zu stark verkürzte Geschichte nachzuvollziehen, bevor er das Rätsel weitergab: "Der wievielte Kaiser ist gestorben? Wer ist Qi?"
 1. 

„Die Reiche Chuang und Xian waren gegründet, aber das Feuer der Welt war nicht erloschen und das tosende Meer hatte sich nicht beruhigt. Qi erschien im Garten des Himmels und erneuerte seine Prophezeiung. «Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr!»
Qi erkannte, dass Xian auch so uneinsichtig wie ein Berg selbst geworden ist und schenkte auch ihm die Prophezeiung erneut."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 24.01.2011, 19:53:50
Nachdem erneuten langen Monolog des Kaisersohns saß Lu Chieng nur da und starrte auf den Boden. Wer genau auf seine Miene achtete würde vielleicht ein leichtes Zucken seiner Gesichtsmuskeln sehen.

Während die Denunzianten hier in einem Verließ, in Lu Chiengs Meinung, aussichtslosen Situation saßen, redete dieser Mann von Kultur. Genau der Kultur die drauf und dran war sie, wenn schon nicht unschuldig, so doch übertriebener Weise zum Tode zu verurteilen. In seinem Geiste sahe er sich aufstehen und gegen eine Wand schlagen, aber keine seiner Emotionen gelang wirklich an die Oberfläche.

Interessiert würde er der Antwort des Generals auf die Frage Hongs hin lauschen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 26.01.2011, 18:47:02
Während der Ausführungen runzelte der alte Mann die Stirn. Der Kaisersohn schien es sich in vielen Punkten sehr einfach zu machen und in anderer Hinsicht war seine Analyse viel zu verkopft. Eben wollte er zu weiteren Fragen ansetzen, da ergriff Hong das Wort. Danshi beschloss zu schweigen, denn es erschien ihm wichtig, dass das Gespräch sich nicht verzweigte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 27.01.2011, 15:11:50
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Chuang Wang zog erst eine Augenbraue zweifelnd hoch, doch dann wurde er etwas bleicher, seine Hand begann wieder zu zittern. Dann verfiel er in dasselbe Schweigen, welches Lu Chieng und Xū Dǎnshí begonnen hatten.
Mit einer Handbewegung schickte er die Dienerin raus, bedeutete ihr mit sanften Gesten, dass sie die Sachen zusammenstellen soll. Das Mahl und der Genuss des Tees waren für den Moment eingestellt. Der Kaisersohn sah aus, als würde ihm gleich das Schwalbennest wieder hochkommen. Er schluckte schwer.

"Ein Shinobi war bei euch?", begann der Kaisersohn jetzt. "Das bedeutet, dass Xian etwas damit zu tun haben könnte. Die Shinobi sind die besten Spione, welche Xian in seinen Reihen hat. Gleichwohl kommt mir die Geschichte von Qi dem Unscheinbaren bekannt vor. Und auch in Xian spricht man ehrfurchtsvoll von den wahren Shinobi, welche die Männer eines gewissen Qi sein sollen." Der Kaiser verließ seine disziplinierte Position und mit einer Handbewegung ließ er die Gan aufstehen und schickte sie aus dem Raum. Sie verließen den Raum schweigend, doch humpelnd und mit tränenden Augen, ohne jedoch die Werkbank mitzunehmen. Die Diener hatten derweil auch das Geschirr und die Essensreste zusammengeklaubt und verließ den Raum jetzt ebenfalls. Alleine der Kaisersohn war jetzt im Raum, und die Denunzianten.

Er schwieg eine ganze Weile, erst dann legte er die linke Hand in die rechte Hand und begann nun ganz leise zu sprechen, sodass er kaum zu hören war. "Mit meinem Vater ist der vierunddreißigste Herrscher gestorben. Die Qi werden mit den Ouroboroi[1] identifiziert. Sie verehren Ouroboros an sich, als Zustand nicht als Gott oder ähnliches. Qi[2] wird es auch in unserer Sprache genannt und ist in seiner Bedeutung damit noch etwas weiter zu fassen. Es ist schwer zu erklären. Es klingt nach Phantasterei, aber wer weiß, vielleicht nutzt dies auch ein Höfling als Metapher oder gar Allegorie für sein Handeln?"

Chuang Wang nahm sofort wieder seine diziplinierte Haltung an und gab das erste Mal einen direkten und mit nötigem Ernst ausgedrückten Befehl. "Sagt mir alles, was ihr über diesen Shinobi und dessen Geschichte wisst!"
Sein Interesse schien geweckt oder er sah es zumindest als willkommene Chance an, sich nicht weiter über die Kultur unterhalten zu müssen. Er schien drängen zu wollen. "Beeilt euch, es dauert nicht lang, da wird mein Bruder[3] kommen und den Vorfall mit den Gan klären wollen.[4]"
 1. Ouroboroi (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Ouroboroi) und der eigentliche Ouroboros (http://de.wikipedia.org/wiki/Ouroboros)
 2. 七 (Das Schriftzeichen für die Sieben (7 als Zahl))
 3. Chuang Qi (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Chuang_Qi)
 4. Wahrnehmenwurf
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 29.01.2011, 19:01:21
Mako lauschte interessiert dem Gespräch des Kaisersohns mit seinen Mitgefangenen. Er hatte sich über diese Themen nie groß Gedanken gemacht, als dass er jetzt viel mitreden konnte. Aber das gab ihm die Gelegenheit drei Schalen der köstlichen Suppe zu leeren, ohne sich selbst durch Reden beim Löffeln unterbrechen zu müssen.
Er legte sein Essbesteck erst ab, als Chuang Wang ihn aufforderte aufgrund des Zeitdrucks mit seinem Yueqin-Spiel zu beginnen.
Als das Gespräch sich dem nächtlichen Besucher widmete kam ihm ein passendes Stück in den Sinn, so dass er beschloss beides miteinander zu verbinden.

Er griff nach seinem Instrument, dass nie weit von ihm war, und begann ein Stück zu spielen, dass er vor einiger Zeit komponiert hatte. Die Stimmung der Musik war relativ düster und die Melodie klang geheimnisvoll.
"Ich glaube nicht, dass der nächtliche Besucher ein waschechter "Shinobi" war.", sagte Mako während er spielte. "Ninjas werden zwar oft in Geschichten als schwarz vermummt und maskiert beschrieben, ich denke aber nicht, dass sie tatsächlich in dieser Aufmachung nachts in die Zellen von mutmaßlichen Mördern eindringen.
Wahrscheinlicher ist, dass der vermummte Herr einer der Ouroboroi war, der uns vielleicht auf seine Art helfen wollte. Aber er hat uns mit seiner Geschichte eher verwirrt und noch mehr Fragen aufgeworfen."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 31.01.2011, 00:08:56
Sūn Ai wusste das Verhalten des Kaisers nicht einzuschätzen. Wurde sie so behandelt, weil sie eine Frau war? Wurde  Xū Dǎnshí wegen seines Alters bevorzugt? Bildete sie sie sich einfach etwas ein? Die junge Dame wusste es nicht und so blieb es auch. Wo sie am Anfang noch Sympathie für diesen Kaisersohn hegte, war jetzt eine nichts sagende Gleichgültigkeit. Es gab nur 2 Dinge an denen sie nicht zweifelte. Chuang Wang liebte die Kultur und er liebte sich selbst reden hören. Anders konnte sie sich nicht diese sturen langen Monologen erklären, aber bevor sie auch nur etwas erwidern konnte, brachte Mako den nächtlichen Gast zur Rede und so schwieg sie abwarten.

Die Neugierde des Kaisersohns überraschte sie nicht, so war ja auch sie gespannt wer dieser Shinobi wirklich war. Viel interessierter vernahm sie allerdings, dass der gestorbene Kaiser schon der vierunddreißigste war und somit waren die dreiunddreißig Generationen vorbei. War der Tot des Kaisers das beschworene Ende Chuangs oder ist die Prophezeiung überfällig und somit hinfällig. Die Lage des Reiches schien sich zu zuspitzen und doch musste Sūn Ai stets an ihr eigenes Leben denken. Immer noch ließ sich rein gar nichts über den Mörder heraus finden, vor allem unter den Denunzianten machte sich niemand verdächtig, obwohl jeder doch etwas mit den Hof zu tun hat oder hatte. Ihr selbst stand eine schwere Anschuldigung gegenüber der sie sich rechtfertigen müsste, selbst wenn sie ihre Unschuld im Kaisermord beweisen könne.
Ruhig und schweigsam lauschte sie dem Yueqin-Spiel und wartete, was Chaung Wang zusagen hatte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 03.02.2011, 13:41:03
Hong bedeutete seine Zustimmung zu Mako's Meinung mit einem Kopfnicken. Die Tür und die Geräusche dahinter hatte viel stärker seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Shinobi benutzte die Türe. Das bedeutet, dass niemand dahinter stand und sie beobachtete, oder dass er ohne weiteres Zugang erhalten hatte. Vom Kaiserhof? Von der Wache?.
"Der Shinobi war bloss ein Maskierter bewaffneter, der sich seinen Worten nach wohl in der Umgebung von Lügnern und Tyrannen fühlt. Die Geschichte ergab wenig sinn. Viel interessante war, wie er unbemerkt die Türe öffnen konnte. Wessen Leute schoben Wache vor zwei Nächten?
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 05.02.2011, 12:35:09
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Der Kaisersohn begann der Musik zu lauschen und entspannte sich trotz der düsteren Melodie ein wenig. Er sackte kurz ein wenig in eine entspanntere Haltung, doch entschied sich dann dazu, dass er aufstehen sollte. Mit einer für sein Alter erstaunlichen Leichtigkeit stand er auf und nahm in einer flüssigen Bewegung seine schwere Waffe mit auf. Er streckte sich einmal ausgiebig und nickte dann. "Also kein typischer Shinobi eurer Beobachtung nach, sondern vielleicht einer der Ouroboroi.", wiederholte Chuang Wang die Erkenntnisse, die aufgenommen zu haben glaubte.
"Ich weiß nicht, wer Wache hatte, aber ich werde es in Erfahrung bringen. Durchaus werde ich das sogleich tun."
Der Kaisersohn blickte jeden nochmal an und ging dann zur Tür. "Ich werde jetzt gehen müssen, bevor ein falsches Bild entsteht. Ich werde meinen Bruder von euch ablenken, damit ihr ein paar Momente der Verschnaufpause habt." Der Kaisersohn sprach wieder mit freundlicher Stimme und verließ dann den Raum, wobei er darauf achtete, dass er die Tür nicht ganz öffnete, sondern durchschlüpfte.

Dann war der Gast wieder gegangen, aber er hatte den Denunzianten die Werkbank für den Moment erhalten und sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen, welcher Art auch immer dieser sein mochte. Draußen hob sich Stimmengewirr an, welches einem Gezänk glich, doch durch die vielen Stimmen kaumzu verstehen war. Irgendwo draußen waren die ergebenen, fast schmerzhaft hohen Stimmen der Ganbrüder zu hören und auch der barbarische Mann mit der Peitsche ließ diese scheinbar irgendwo knallen, dann entfernten sich die Personen immer weiter von den Gefängnistüren.
Ein Moment der Verschnaufpause hatte Chuang Wang nur versprochen, würde sich gleich der nächste Gast durch die Tür schieben? Würde bei einem weiteren Gast in der Stellung eines Chuang Wang gar Xū Dǎnshí sein Freigang, den Boss ihm versprochen hatte, genommen werden?
Noch immer lagen die letzten Nuancen des Geruches der Schwalbennestsuppe in der Luft, der rote Marmor war immer noch kalt und es stand die Erkenntnis, dass bisher an jedem Tag einer der Denunzianten gestorben war. Rosige Aussichten sahen anders an, gerade da die Gäste nicht den Anschein machten, als würden sie es den Denunzianten einfach machen wollen. Das mochte viel Gründe haben, wie deren innere Konkurrenz und des Argwohns untereinander, welche sicherlich auch bei den Denunzianten vorherrschte, gleicherweise konnten es aber auch Unkenntnis und Torheit sein, welche auch den Gästen im Weg stand. Vielleicht war es eine Verschwörung, vielleicht auch eher eine chaotische Situation, die keiner zu durchschauen schien. In der Ferne verhallten die letzten Schritte und Worte der sich entfernenden Gruppe.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 08.02.2011, 16:24:47
Nachdem des Kaiserssohns Schritte im Gang verklungen waren stand Lu Chieng umständlich auf. Zwar war er es gewohnt längere Zeit zu sitzen, doch in Kombination mit der unbequemen Nacht schien dies nichts wert zu sein. Vorsichtig streckte er seine Glieder.

"Also versuchen die Tauben von den Blinden antworten zu erhalten." dachte Lu Chieng grimmig. Es schien als wüßte man auch bei Hof nicht weiter und probierte mit Hilfe der Inhaftierten auf des Rätsels Lösung zu kommen. Inzwischen war Lu Chieng fast gänzlich davon überzeugt, dass keiner der Gefangenen etwas mit dem Tod des Kaisers zu tun hatte, auch wenn sie alle nicht ohne Übertretungen des Gesetzes schienen.

Unbeholfen lenkte er seine Schritte in Richtung des Raumes mit den Zubern um sich kurz mit kaltem Wasser sein Gesicht abzuspülen.

"So scheint dies nicht unser letzter höher Besuch zu sein für heute. Ich würde mich fast geehrt fühlen, wenn sie mir nicht einen Mord vorwerfen würden." sagte er zu niemanden bestimmten, als er sich gegen den Türrahmen lehnte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 08.02.2011, 21:16:35
Danshi war ebenfalls aufgestanden und hatte sich die Werkbank angesehen. Er fragte sich, ob sich eines der Werkzeuge als improvisierte Waffe eignen würde. Er hatte mitnichten im Sinn, jemanden anzugreifen oder sich gar den Weg in die Freiheit zu erkämpfen. Wozu auch? Es würde seine bevorstehende Hinrichtung entgültig legitimieren und sein rechtschaffenes Handeln in Verruf bringen. Auch empfand er die Männer nicht als Feinde. Als Gegner? Eher als welche mit anderer Meinung. Jedoch einer, die ich nicht für richtig halte. Sie vielleicht ebenfalls nicht, auch wenn sie es sich nicht bewusst sind. Jedoch erinnerte er sich auch an die Warnung Sunzis: "In Friedenszeiten bereite Dich auf den Krieg vor; doch das wahre Ziel des Krieges ist der Frieden."

Würde er angegriffen, würde er sich verteidigen. In wenigen Tagen würde er hingerichtet. Früh genug...

Nach altehrwürdiger Anschauung beinhaltete jedes Element auch ihren Gegensatz. Was Krieg und Frieden anging, war sich Danshi der Richtigkeit dieses Postulats gewiss. Zu jeder Zeit war sein Leben gelenkt gewesen und Krieg und Frieden. Jetzt zeigte sich wieder das andere: Die Anwesenheit des Shinobis war Zeichen genug, dass auch der Kerker keine Uneinnehmbare Festung war.

Ohne sich umzudrehen, sagte er zu seinen Gefährten: "Ich meine zu ahnen, was Ihr denken mögt: Unter den Blinden sind die Einäugigen die Könige. Der Kaisersohn sagte es: Auf eine bemerkenswerte Art und Weise sind wir mächtig und frei. Doch Freiheit und Macht nutzen nur, wenn sie zu etwas gebraucht werden. Zu jeder Zeit verlangen wir etwas - Essen, Frieden, Familie oder... vielleicht Ideale? Was könnte es sein, dass wir verlangen?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 12.02.2011, 19:30:09
Danshis wurde in seiner Fragerei unterbrochen. Du Tür öffnete sich und Boss und zwei weitere Hobgoblin Wachen traten in die Zelle. "Nun gut, Xū Dǎnshí, dann bringen wir Euren kleinen Spaziergang hinter uns. Vecor weiß, was mich geritten hat, Dir dieses Versprechen zu geben, doch ich werde es einhalten.", schimpft der Boss, sichtlich nervös. Es war offensichtlich, dass es ihm unwohl war, doch nie würde er sein Wort brechen. "Ich warne Euch aber jetzt schon: Solltet Ihr irgendetwas krummes versuchen, dann wird es Euch sehr schlecht ergehen, wenn ich Euch wieder in die Finger kriege. Und bis dahin werde ich Eure Zellengenossen leiden lassen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt, Xū Dǎnshí?"

Danshi nickte und ließ zweimal kurz seine Zunge schnalzen. "Ich werde Eure Güte nicht ausnutzen, Boss. Lasst mich nur eben noch meinen Vertrauten Yu rufen. Er wird sich sicherlich ebenso freuen, den Kerker für einige Zeit verlassen zu können, wie ich es tue.", fügte er erklärend hinzu. Eben wollte er zur Tür, da hielt ihn Boss mit der offenen Hand brüsk auf. "Nicht so schnell. Wir werden Euch die Augen verbinden, bis wir da sind!" Wieder nickte Danshi und ließ sich mit einem braun-grauen Wolltuch die Augen verbinden. Yakwolle, dachte Danshi, als er den Geruch des Tuches einatmete. Dann verließen sie die Zelle und liefen eine ganze Weile durch Gänge, verschiedene Räume und schließlich spürte Danshi den weichen Erdboden unter seinen Füßen und die kühle Winterluft in seinem Gesicht.

Schließlich blieben sie stehen und die Wachen nahmen Danshi das Tuch von den Augen[1]. "So, da sind wir im Pfirsichgarten im Hinterhof zu Shǎzi Haus", erklärte der Boss. "Ich bleibe bei Euch. Seht nach Norden, Osten, Süden, Westen! Überall sind Wachen. Eine Flucht ist unmöglich. Verbringt eine halbe Stunde zwischen den knospenden Bäumen und vielleicht findet Ihr ja auch eines Eurer Leberblümchen. Das ist alles; dann geht es wieder zurück." Ihre Blicke kreuzten sich und Danshi lächelte dem Boss wohlgemutig zu; doch dieser blickte schnell zu seinen Wachen. Es ist auch im Boss eine sehr menschliche Seite, auch wenn er sich seiner nicht gewahr sein will. Vielleicht wird er sie eines Tages entdecken und kultivieren, wie einen kleinen Trieb. Und schließlich erkennen: Wenn unsere Achtsamkeit diejenigen einschließt, die wir lieben, dann blühen wir wie Blumen auf[2] - und welches Geschöpf aus seinem Inneren heraus nicht liebenswert?

Dann wandte sich Danshi dem Garten zu. Wahrlich!, es war ein prächtiger Garten. Shǎzi hatte viele Pfirsichbäume pflanzen lassen, die bereits zu knospen begonnen hatten, denn Garten aber ansonsten recht wenig gestaltet, so dass es ziemlich natürlich wirkte. Ganz anders als die streng-angeordneten Kare-san-sui[3] des Palasts. Dort drüben wuchs Ginster, dort blühten verschiedene Krokusse. Ein kleines Bächlein floss schon beinahe schüchtern durch den Garten. Dort hinten war eine kleine Brücke, sicherlich eher zur Zierde, als dass sie einen praktischen Zweck hatte. Nahe der Brücke war eine kleine Bank. Danshi machte dem Boss deutlich, dass er sich auf die Bank zu setzen gedachte und dieser nickte.

Danshi setzte sich und schloss die Augen. Mehrmals sog er die kalte, frische Luft ein und atmete sie durch den Mund wieder aus. Dann öffnete er wieder die Augen und blickte mit einem verträumten Lächeln in den Garten. "Wahrlich Boss!, seht Euch diesen Garten an. Keine Schneeflocke fällt jemals an einen falschen Platz. Alles ist genau, wie es sein muss.", sagte er. Der Boss ließ sich nur ein dumpfes 'Hm' vernehmen. Es war offensichtlich, dass er wenig übrig hatte, für Danshis Naturbetrachtung. "Wir Menschen haben keine Klauen, wie die Bären, und keine Reisszähne, wie die Tiger. Wir sind klein im Vergleich zu den Elephanten und zerbrechlich, verglichen mit dem Stierkäfer. Doch wir sind uns unserer Selbst bewusst und können darüber über Vergangenes nachdenken und das Zukünftige in unseren Handlungen berücksichtigen. Wir haben gelernt, unser Handeln auf einander abzustimmen, die Natur zu unserem Zweck zu formen und die Welt in unserem Sinne zu deuten. Ja, wir blicken stolz auf unser Werk und sagen, wir seien in der Blüte unserer Kultur. Es scheint mir fast unglaublich, wenn ich das sage.", sagte Danshi, ohne den Boss anzublicken. "Wir glauben, unser Leben sei so gut, wie nie zuvor - und darum bangen wir, alles zu verlieren. Ja, wir haben eine Kultur erschaffen, die unsere Sinne beschäftigt hält, denn jeder stille Moment offenbart uns die Angst und damit verbunden den Zweifel, ob wir tatsächlich den entgültigen Zweck erreicht haben.", sagte Danshi und dachte einen Moment nach.

"Ich danke Euch aus ganzem Herzen, Boss, dass Ihr mich den Garten betrachtet lasst. Es erinnert mich daran, wie wundervoll und doch vergänglich wir alle sind. Und es lässt mich erkennen, was wir sind und was wir sein könnten. Ja, tatsächlich haben wir uns die ganze Zeit nur etwas vorgemacht. Nie zuvor waren wir so weit von uns entfernt, wie jetzt."

"Welcher Moment unserer Kultur kann so vollkommen sein, wie ein Spaziergang im Wald, das Lachen Eurer Geliebten, die Geburt Eurer Kinder? Und wir besaßen es schon die ganze Zeit und sind uns kaum noch dessen bewusst. Stattdessen passen wir die Menschen mit gewalt in unsere Zivilisationsmuster ein, zerreißen ihre Familien und führen Kriege, alles für unsere Kultur, die schon Risse zeigt."

"Kennt Ihr eine einzige Tierart, die sich versammelt, um Krieg zu führen? Selbst der Steppenlöwe, der König der Tiere, tötet nicht mehr, als er zum Leben braucht. Nie zuvor waren wir so weit von uns entfernt, wie jetzt. Ich bin traurig, wenn ich daran denke. Und ich bin glücklich, wenn ich daran denke, was wir sein könnten."

Dann schwiegen die Männer eine ganze Weile. Boss hatte sich neben Danshi auf die Bank gesetzt. "Wollt Ihr nicht noch die anderen Seiten des Gartens sehen?", fragte er bald, doch vielleicht nur um etwas zu sagen. "Nein, das ist nicht nötig.", antwortete Danshi, "Keine Seite ist besser als eine andere."

Die Zeit verging und als die halbe Stunde vergangen war, stand der Boss auf. "Wir müssen jetzt zurück, alter Mann.", stellte er mit einem sonderbaren Unterton fest. "Ja, ich weiß.", sagte Danshi und sie gingen. Es war nur noch bemerkenswert, dass Danhsi auf dem Rückweg, das Woll-Tuch nicht mehr tragen musste.
 1. Musik bitte! Terranigma - Return to Mother Earth (http://www.youtube.com/watch?v=S2yX3HPITTE&feature=related)
 2. Thich Nhat Hanh
 3. Zen-Gärten
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 13.02.2011, 15:13:21
03.01.1042 - Tag des Affen - Morgen

Und so blieb Xū Dǎnshís wichtige Frage unbeantwortet, jeder schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und vielleicht hatten die gewichtigen und doch nur im kleinsten Nenner anerkannten Worte doch eine gewisse Wirkung erzielt und zumindest das Grundproblem der mangelnden Zusammenarbeit offengelegt und unterstrichen. Die Töne von Makos Yueqin waren längst verklungen und es hatte selbst dann Stille geherrscht, als der Boss runterkam und Xū Dǎnshí mit sich in die Pfirsichgärten nahm. Andererseits war dies nicht sogar ein gewisser weiterer Bruch? Würden diese Momente der Freiheit für den alten Beamten nicht gar Neid unter den Denunzianten hervorrufen und noch mehr Argwohn wachsen lassen? Welche Möglichkeit der Konspiration hatte der alte Beamten während seiner halben Stunde in der Freiheit? Oder war dies nur die Absicht des Henkers, diese Gedanken zu streuen?

Vorher hatte der Verwalter Cai Baos noch die Werkbank angesehen, welche Chuang Wang mit einiger Mühe und eine Bestrafung für die Gan-Brüder den Denunzianten für den Moment erhalten hatte. Und der alte Mann fand viel, aber kaum typische Werkzeuge in der Bank. Die meisten Schubladen waren leer, lediglich einen kleinen Holzhammer, ein Stößel und ein dazugehöriger Mörser, beides aus Bronze, lagen in der untersten Schublade. Ansonsten fand Xū noch weitere fünf oder sechs Meter von diesem Draht und eine qualitativ schlechte Zange in der obersten Schublade. Die Zange lag in dem Draht verborgen, wahrscheinlich hatte Oda sie benutzt, um sich die notwendige Menge an Draht abzuschneiden und sie dann zwischen dem Rest verschwinden lassen. Der kleine Gnom blieb auch in seiner Selbstmordabsicht pedantisch. Xū Dǎnshí wollte sich schon wieder abwenden, weil er die Tür hörte, da sah er, dass auf der Tischplatte mit irgendwas eine kurze Botschaft eingeritzt war. "Factum fieri infectum non potest.[1]"
Dann hatte Guìzishǒu den Beamten auch schon abgeholt.

Wenige Momente später kamen die Ganbrüder wieder in den Raum und trugen wortlos abermals die Werkbank aus dem Raum. Sie verlieren nicht ein Wort, schenkten nicht einen Blick. Lediglich im Schatten hinter der halb offenen Tür ließ sich erahnen, dass eine weitere Person stand und in den Raum blickte. Nur eine schlanke und große Silhouette war zu sehen. Dann drängten sich die Gan mit der Werkbank durch die Tür und schlossen sie hinter sich. Dann war die Werkbank weg, Chuang Wangs Worte haben nicht sehr lange angehalten. Die Ganbrüder kamen wieder. Vielleicht hatte es sein Zwillingsbrüder angeleiert, auf das Entfernen der Werkbank bestanden.

Der Weg, auf dem der alte Beamte zurückgeführt wurde, war relativ kurz, aber Xū Dǎnshí sah in der Ferne die Mauer des Himmels, die verbotene Stadt offenbarte sich ihm in der Ferne und die hohe Mauer warf einen bedrohlichen Schatten auf den Außenrand des Himmels. In diesem Schattenbereich lebten normalerweise die Beamten. Shǎzis Haus war trotz des majestätischen Gartens äußerst bescheiden. An einer krummen, hüfthohen Steinmauer stand ein einfaches Steinhaus[2], welches sich direkt an die hohe Mauer des Himmels schmiegte. Einfache Wäsche hing dort zum Trocknen. Sie betraten dieses Haus, nachdem sie die paar windschiefen Stufen hinaufgestiegen waren und gingen im Vorraum direkt in den Keller. Der Vorraum war ebenso einfach gehalten, schmucklos und klein. Drei Türen führten aus dem Raum, eine weiter in das Haus, eine in den Keller und eine eben in die Freiheit. Die Türen hatten keine Schlösser, so viel fiel dem Beamten auf. Es stand kein Wächter dort, erst als sie die Treppen in den Marmorkeller hinabstiegen, sah er zwei Wachen vor der Tür sitzen. Um das Haus herum hatten auch viele Wachen gestanden, aber innerhalb des eigentlichen Haus merkwürdigerweise keine einzige Wache. Nur direkt vor dem Gefängnis auf einfachen Holzstühlen, saßen zwei Wachen mit Kurzschwert und Flechtrüstung.
Boss öffnete die Tür und deutete Xū Dǎnshí den Raum zu betreten. Der Hobgoblin schwieg, nicht mal ernste oder genervte Worte verlor er. Dann schloss er hinter Xū Dǎnshí wieder die Tür. Der Beamte hatte scheinbar einen bleibenden Eindruck bei dem Hobgoblin hinterlassen.

03.01.1042 - Tag des Affen - Mittag

"Alle Krähen unter dem Himmel sind schwarz." Diese Worte fielen plötzlich nach einiger Zeit der Ruhe vor der Kellertür. Es schien nicht, als seien diese Worte an die Wächter davor gerichtet, sondern an die Denunzianten selbst. "Der Mensch hängt vom Himmel so, wie das Schiff vom Lotsen ab." Die Stimme klang nicht menschlich, dafür war sie zu tief, aber sie war auch nicht guttural. Sie klang so, als würde der Stein selbst sprechen[3]. Wie das Grummeln eines Erdelementars vielleicht? "All diese Weisheiten gelten für alle Bewohner Chuangs, nicht wahr? Sollte dies so sein? Ich weiß solches nicht mit Sicherheit zu beantworten, aber ich habe drei Fragen an euch." Die Stimme knirschte in den Momenten, in der sie nicht sprach, als würde sie Stein zermalmen.
"Die erste Frage: Was muss der Himmel denn sein, damit die eben erwähnten Weisheiten gelten?
Die zweite Frage: Was ist ein Drache?"
Die dritte Frage: Was bin ich?"

Das Knirschen verstummte, kurzzeitig hatte man das Gefühl, als würde das Licht der ewigbrennenden Fackeln gedämmt wäre und als würde der Boden unter der Stimme leicht beben. Gänsehaut stellte sich auf[4]. Die Fragen kamen unvermittelt. War dies der nächste Besuch? Magie?
 1. 
Wer Ecclesial kann, übersetzt sich also folgendes (Anzeigen)
 2. 
Das Haus des Gastgebers (Anzeigen)
 3. Wahrnehmenwurf
 4. 
Willenswurf SG 15 (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 15.02.2011, 11:18:12
Lu Chiengs Nackenhaare stellten sich auf als er die Stimme vernahm und sein Magen verkrampfte sich kurz. Er brauchte einige Sekunden um sich wieder zu fangen, aber wohl war ihm immer noch nicht bei der Sache.

"Ich komme mir vor wie in einem Rätselspiel. Als Kind habe ich sie geliebt aber im Moment steht mir der Kopf nicht wirklich danach. Was dem Schiff oder Lotse ist, ist dem Menschen der Himmel...."

"Der Himmel muss Rat geben können, denn der Lotse führt das Boot, wenn der Himmel also keinen Rat weiß ist es nicht möglich den Menschen zu führen." murmelt Lu Chieng mehr vor sich hin als irgendwen direkt anzusprechen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 16.02.2011, 19:14:47
Danshi stellten sich die feinsten Härchen auf. Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu. Nur der Narr verspürt keine Angst, der Weise wird aber vorsichtig. Dennoch, es reizt mich, ihm zu antworten. Somit legte er das Buch auf seinem Schoß zur Seite, stieg auf und bewegte sich an die Tür heran. Er schmunzelte etwas, was unter seinem Bart kaum zu sehen war. Wie sollte er antworten? Es schien Danshi, als wollte der fremde Besucher Bestätigung für die Macht des Himmels erhalten und wählte dazu diese Bilder. Oder vielleicht auch nicht? Was soll das Bild der Krähe bedeuten? Die Krähe ist kein beliebte Vogel. Er stiehlt den Samen aus dem Acker und tut sich im Krieg an den Gefallenen gütlich. 'Alle Krähen unter dem Himmel sind schwarz', er wird doch nicht die unumschränkte Celestische Ordnung in Zweifel ziehen wollen? Das wäre sehr in meinem Sinne.

Wahrlich, ein sehr mysteriöser Besucher steht vor unserer Tür!


Er räusperte sich und sprach: "Ich finde den Vergleich nicht gut gewählt. Es sind zwei Bilder, die in keiner Verbindung stehen. Wohin der Mensch geht, der Himmel bewegt sich nicht und bleibt immer derselbe. Doch wohin das Schiff geht, da wird auch der Lotse sein. Gleichwohl sprechen wir natürlich nicht über Krähen, Himmel und Schiffe, sondern in Gleichnissen. Ich sage Euch, wie ich denke: Ein Feigenkorn fällt in die Erde und keimt. Der Sproß braucht das Licht und den Regen des Himmels - doch gleichsam nicht zu viel und nicht zu wenig und zur rechten Zeit. Es braucht einige Zeit und aus einem der kleinsten Samen ist ein riesiger Baum geworden, der den Himmel zu stützen vermag[1]. Noch besser, der Baum spendet den geringeren Pflanzen Schatten, den Bienen Nahrung und lässt die die wahre Natur erkennen, die zu seinen Wurzeln rasten.[2] Der Samen weiß allerdings allein, wie er wachsen muss.", sagte er mit einiger Strenge.

"Wenn Ihr mir nun gewogen seid, dann beantwortet mir ebenfalls eine Frage.", fügte er hinzu, die beiden anderen Fragen ignorierend.
 1. Weltenbaum
 2. Hinweis auf den Bodhi-Baum, ein Feigenbaum, unter dem Buddha Erleuchtung erlangt haben soll.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 17.02.2011, 00:14:10
Hong war beeindruckt von der Stimme. Er richtete sich auf, spannte die Arme und liess sie Drachenköpfe auf seiner Brust mit den Muskeln tanzen, als ob er damit die zweite Frage beantworten wollte. "Wenn der Mensch vom Himmel abhängt wie das Schiff vom Lotsen, dann ist der Mensch nicht mehr in den heimischen Gewässern und auf die Führung des Himmels angewiesen. Kennt hingegen der Kapitän die Gewässer, so hängt weder er noch sein Schiff vom Lotsen ab. Der Himmel wird beim Menschen auf der Erde sein und der Mensch kann ebenso auf die Führung durch den Himmel verzichten. Die Drachen sind von Enwe geboren weil die Götter sich im Himmel miteinander stritten. Die Drachen sind die Lotsen von Enwe, die hier auf Erden wo der Mensch sich befindet führen können." Wie war die Antwort auf die dritte Frage? Auch Xū schien sich um die Antwort zu drücken. Auch er kennt nichts, dass die Wände sprechen lässt und schwieg lieber. So zögerte auch Hong mit der Antwort auf die dritte Frage.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 17.02.2011, 18:19:34
Was könnte es sein, was wir verlangen?
Xū Dǎnshís  Frage hallte noch lange durch Makos Gedanken. Was verlangte er? Aus diesem Gefängnis freikommen? Wozu? Um sein Instrument zu spielen? Das konnte er hier drinnen ebenso. Um etwas Gutes zu essen? Ein Kaisersohn ließ eben eine Delikatesse auftischen. Die Wärme einer Frau? In der Tat  war dies die naheliegendste Antwort. Seit der verhängnisvollen Nacht ist der Barde keiner Frau näher als zwei Armeslängen gekommen, und die beiden waren auch noch seine Mitgefangenen, von denen eine mittlerweile tot ist.
Unauffällig schielte er zu Sūn Ai und betrachtete sie kurz. Die Situation und der Anstand verbaten es allerdings eine solche Möglichkeit überhaupt in Betracht zu ziehen, des nachts in ihre Zelle zu schleichen. So nötig hatte es Mako nicht. Er wusste jedoch genau wonach er als erstes Ausschau halten würde, sollte er hier rauskommen.
Er dachte über dieses Verlangen nach. Waren seine nächtlichen Streifzüge durch fremde Schlafzimmer vielleicht nur die Suche nach der einzig Richtigen? Wollte er im tiefsten Innern nur die Frau seines Lebens finden, eine Familie gründen und mit ihr alt werden?
Worüber man so nachdenkt, wenn man eingesperrt ist...

Die tiefe Stimme schreckte Mako aus seinen Gedanken.
In der Tat sind Krähen schwarz, aber Menschen sind doch keine Schiffe, die gesteuert werden., schoss ihm spontan durch den Kopf.
Er dachte kurz nach und antwortete dann im gleichen Schema wie gefragt wurde:
"Die erste Antwort: Der Himmel muss sich über allen Wesen befinden, sonst könnten Krähen, wenn sie fliegen, nicht unter dem Himmel sein. Der Himmel müsste außerdem führen und leiten. Das tut er: Am sternenklaren Nachthimmel kann man Richtungen bestimmen, ebenso bei Tag anhand des Sonnenstandes. Dies kann man auf den himmlischen Kaiser übertragen: Er führt sein Volk weise und steht über allen. Nun ist er tot, der Himmel ist dicht bewölkt.
Die zweite Antwort: Drachen sind mächtige, mytische Kreaturen. Mein Freund Hongsan hat eine treffende Antwort gegeben.
Die dritte Antwort: Momentan seid Ihr für mich lediglich eine Stimme, die Weiheiten kundtut und Fragen stellt. Offenbart mehr von Euch und wir werden die Frage besser beantworten können."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 19.02.2011, 01:47:15
03.01.1042 - Tag des Affen - Mittag

"Ein Vergleich," grummelte die Stimme dunkel und brüchig, wie brechendes Granit, "Mhm. Interessant. Ich habe nie einen Vergleich zwischen diesen Aussagen, welche Männer und Frauen dieser Kultur für Weisheiten halten, angestellt. Sie nur als zwei Bedingungen des Lebens hier gesehen, deren einzige Verbindung die Notwendigkeit ist, damit dieses Chuang, wie ihr Menschen es nennt, bestehen kann." Die Stimme sprach mit einer großen und ausgiebigen Langatmigkeit, als müsste das ganze Erdreich sich wallen, damit dieses Wesen zu Stimme finden konnte.
Es schien, als müsste das Wesen, was auch immer es sein mochte, erst einmal alleine Antworten ordnen und sich selbst zu weiteren Antworten entschließen. Eine plötzliche Stille folgte, welche fast fünf Minuten nicht durchbrochen wurde.

"Lu Chieng und Mako Jinsei, ihr seid Kinder dieser Kultur.", ist die kurze Antwort des Wesens auf Lus und Makos Aussagen. "Und ihr seid es gerne. Unverrückbar wie eine Gebirgsspitze, welche den Himmel zu küssen gedenkt." Das Wesen atmete schwer, als würde ihm jedes Wort schwerer fallen. "Hong gil-Dong, ihr kennt mehr als das, was man in Chuang Wahrheit nennt, das imponiert mir."
Das Wesen schien nur in kurzen, abhackten Sätzen sprechen zu wollen, ohne dass es seinen Worten Erklärungen anhängen wollte. Ein ganz anderer Gast als Chuang Wang, der sich noch um jede noch seine kleine Erklärung bemühte, geradezu von einem Rechtfertigungswahn zerfressen schien, zumindest im Vergleich zu dieser Stimme. Und vielleicht musste es sich auch gar nicht rechtfertigen, denn dieses Wesen hatte etwas Ehrfurchtsgebietendes an sich, etwas, was einen in kleidsame Furcht warf, ohne unheilvoll zu sein. Das Gefühl von Größe, das strahlte dieses Wesen aus. Größe und Alter. Wahr es tatsächlich Long[1] oder ein anderes Wesen der Natur selbst, welches nun zu den Denunzianten sprach?
"Xū Dǎnshí, euch kann ich nicht einschätzen. Ihr seid durchwühlt von Zweifeln, wie Regenboden von Würmern. Diese Zweifel lassen euch zwischen Himmel und Erde schwanken. Ihr seid ein Mensch in seiner rohesten Form."

Dieses Wesen schien ohne Zweifel viele Worte, die Erläuterung bedurften, für Selbstverständlichkeiten zu erachten und obgleich es deutlich war, dass es auch in Metaphern sprach, waren diese Worte mehr als Metaphern allein. Es holte tief Luft und kam dann Makos Bitte nach, ohne vorher auf die Drachenfrage einzugehen. "Ich bin Tŭ[2] in eurer Sprache, in anderen Sprachen nennt man mich Cae[3] oder Ard[4], aber nur in meiner Sprache kann man ausdrücken, was ich bin. Dort heiße ich Eskja, Fjorgyn, Fjorn, Flag, Fold, Frøn, Grund, Gyma, Hauðr, Hjarl, Hrø, Jorð, Jormungrund, Laut, Mold, Rofa und Saurr[5]. Doch auch eure Gemeinsprache hat nur einen Namen für mich, sie nennt mich Erde. Obwohl dieser Begriff so grob ist, dass er mich in diesem Moment nicht beschreiben kann, dürft ihr mich so nennen."
Erde verstummte abrupt und schwieg wieder eine ganze Weile.

"Ich mag eure Antworten. Keiner, der die Welt erklären kann. Keiner, der sie alleine erklären will. Das zeigt, dass ihr noch Menschen seid. Ihr dürft Fragen stellen.", sagte die Erde schließlich nach einer ganzen Weile und klingt dabei etwas zufriedener als zuvor, wenn man sich solches bei sprechender Erde vorstellen vermag. Ihre Stimme bleibt dennoch behäbig und das überwältige Gefühl von Größe drückt das kleine steinerne Gefängnis zusammen.
 1. Chinesischer Drache (http://de.wikipedia.org/wiki/Long_(Mythologie))
 2. 土 = Das Element Erde
 3. 
 4. 
 5. 
Terral (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.02.2011, 02:07:05
"Bin ich ein Mensch in seiner rohesten Form?", wägte Danshi die Worte ab. Wenn es eine Geringschätzung gewesen war, dann verfehlte sie ihre Wirkung, denn er sprach sie mit gewissem Gefallen aus. "Nein, ich wähle den kunstlosen Pfad des wahrhaftigen Mannes.", sagte er dann entschieden, einer Eingebung folgend. Doch Erde reagierte nicht unmittelbar auf seinen Ausspruch und das war für Danshi nicht wichtig, denn er wollte keine Reaktion hervorrufen. Doch er dachte bei sich: Ich muss mir das im Anschluss notieren.

Erde hatte erlaubt, Fragen zu stellen. Die Frage die Danshi im Sinn hatte, war nur sinnvoll gewesen, als er noch davon ausging, mit einem Mittelsmann der Mächtigen zu sprechen. Erde interessierte sich wahrscheinlich nicht für seine Frage und daran war nichts auszusetzen. Erde ist, wie sie ist. Falls es Erde ist und nicht jemand anderes.

"Was mag Tŭsama[1] bedürfen, dass sie mit den Genossen[2] das Gespräch sucht?"
 1. -sama: sehr höfliche Anrede, oft in indirekter Ansprache
 2. Genosse im Sinne von Menschen, die ein Schicksal teilen. Nichts politisches...
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 21.02.2011, 10:23:38
"Was weiß die Erde von Sachen des Himmels?" murmelte Lu Chieng vor sich hin. Nur die Leute in seiner unmittelbaren Umgebung konnten ihn hören.

Lauter spricht Lu Chieng: "Nun Erde wenn du seit den Anbeginn der Zeiten bist, kannst du uns vielleicht mit etwas vergangenem behilflich sein. Jemand war kürzlich hier und sprach etwas wie: «dreiunddreißig aus dem Geschlecht Chuangs werden herrschen, doch keinen Frieden ist zwischen Feuer und Wasser und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht auf deiner Seite, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr!»[1]. Nun ist von der Erde die Rede, was hat es also damit auf sich?"
 1. Leicht abgeändert da Lu Chieng es nicht mehr Auswendig aufsagen kann
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 22.02.2011, 14:48:13
03.01.1042 - Tag des Affen - Mittag

Lu Chiengs Worte verhallten unheilvoll in dem Raum, ein tiefes Echo bildete sich heraus, als würde die Erde selbst die Resonanz dieses Raumes verändern. Ein böses Vorzeichen der Prophezeiung oder nur ein Taschenspielertrick dieses Wesens, welches sich Erde nannte? Ein tiefes Atmen war zu hören, so tief und brummend, dass die Marmorkammer darüber leicht in Bewegung geriet. Nein, mit leichten Taschenspielertricks war das nicht zu gewährleisten. Mächtige Magie oder wirklich die Erde selbst, welche zu ihnen sprach? Sie, die Erde, holte nochmal tief Luft. Wieder schien sie, auch wenn nicht so viele Worte gefallen waren, zu brauchen, bis sie die Worte sortiert hatte, sich selbst geordnet und bereit für eine Antwort war. Das Wesen antwortete zuerst Xū Dǎnshí.
"Ich bedarf nichts, junger Freund, und doch ist mein Interesse geweckt. Meine letzten Besucher, welche meiner Anwesenheit gewahr gewesen sind, waren vor drei Äonen[1] hier. Wesen, die längst vergangen sind samt und sonders, mit Stein und Haar, mit Kultur und Sprache. Auch sie weckten einst mein Interesse."

Das Wesen verfiel wieder in ein grummelndes Schweigen, es machte jetzt seine Anwesenheit ganz deutlich, selbst wenn es nicht sprach. Es schien, als wolle es die Kristalle der Jahrtausende, die sich auf ihm gebildet haben möge, abschütteln. Die Kammer wackelte wieder ein wenig. War es etwa die Kammer selbst, die lebte?
"Xiao Lu[2], ich habe viel gehört und vielfach auch von diesen Worten. Sie sind ein Eid. Eid und Schwur, Humanoide lieben diese Art von Bestimmtheit. Sie glauben, sie haben damit die Macht der Erde auf ihrer Seite, sind doch wankelmütig wie die Luft und leicht davonzutreiben, wie Löwenzahn an einem windigen Sommertag. Aber es mag sein, dass dieser Schwur eintritt. Ein weiser Mann sagte einst in dieser Kammer: Quidquid agis prudenter agas et respice finem[3]. Und was ist nicht wahrscheinlicher, als dass jemand, der die Erde schlichtweg vergisst, zum Scheitern verurteilt ist.[4]"
Die alte Stimme wurde jetzt sogar etwas sehnsuchtsvoll.
"Mächtige Magie hat man gewirkt. Alte Magie, welche von den Elben kommen soll. Sie verbietet sogar der Natur diesen Garten zu betreten. Dabei ist er so schön, dass niemand ihn zu verderben wagt. Aber jeder will ihn besitzen. Das ist wie mit den Zwergen und dem kräftigsten Adamant[5], den Elben und dem Ideal von Freiheit und Schönheit oder den Orks und dem perfekten Krieg. Aber alle, die diesen Garten gesehen haben, begehren ihn. Je kürzer ihre Lebensspanne, desto heftiger ihr Begehren."
Seine Stimme wurde mahnend, belehrend und furchtbar grummelig.
"Aber wer sein Reich auf der Schönheit einer Pfirsichblüte errichtet, darf sich wundern, dass sie eines Tages doch verwelken muss." Fand aber schnell wieder in alte Bahnen zurück. "Es mag also sein, Xiao Lu, dass diese Worte stimmen werden. Es mag auch sein, dass der Sprecher dieser Worte Dinge außer Acht lässt, die ihn eines Tages Lügen strafen werden. Wenn eines die Äonen mich gelehrt haben, dann das nichts feststeht bis zu diesem einen Moment, in dem es geschieht. Er ist in diesem Moment steht er fest und alsbald verliert er seine Festigkeit wieder, da der Nebel der Erinnerung ihn umhüllt und eines Tages entweder verschlingt und er somit in Vergessenheit gerät oder weil er wie ein unerforschbarer Mythos in Teilen aus dem Nebel herausragt und vor unseren Augen verschwimmt. Wissen ist nichts weiter als Erinnerung und Erinnerung ist immer unklar, Klarheit gibt es nur im Moment und nur für einen Moment. So mögen diese Worte dieses Schwures eine von Feinden genutzte Erinnerung sein oder eine unkläre Prophezeiung, die einen wahren Kern enthalten mag."
Das Wesen atmete tief ein und wieder bewegte sich die Kammer ein Stück, es war fast wie ein ungewöhnlich festes Wiegen. Die Stimme verströmte wieder Zufriedenheit.
"Ja! Ihr interessiert mich!", sagte es, bevor es wieder verstummte und laut atmete, als würde die Erde selbst Luft holen.
 1. Äonen sind hier klassisch griechisch genutzt, also ist ein Äon ein Zeitalter und ist 2160 Jahre lang.
 2. Xiao Lu (= kleiner Lu)
 3. 
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 4. 
Kleiner Hinweis (Anzeigen)
 5. Adamant (http://de.wikipedia.org/wiki/Adamant)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 26.02.2011, 22:23:06
Die Ehrfurcht vor dem neuen Gast, obwohl Gastgeber ein weit aus treffenderer Begriff zu sein scheint, liess Hong in grübelndes Schweigen versinken. Hier sprach die Erde, die ihren Vater Drakthar verschlang. Doch war die Erde nicht überall in diesem Palast? Hätte sie nicht merken müssen, wer den Kaiser getötet hat, wie er zu Tode kam? Und wieso interessierte sich die Erde für die handvoll Denunziannten in diesem Loch? Es scheint Hong schon fantastisch genug, dass die gesamten Würdenträger des Hofes bei ihnen vorbei schauten. Doch nun auch die Elemente? "Wie ist der Kaiser gestorben?" fragte er laut. Hong ist sich sicher, dass hierin der Kern dieses Rätsels liegen muss.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 27.02.2011, 20:40:13
Eine seltene Regung machte sich in Danshi breit: Ungeduld. Der Spaziergang hatte seine Sinne geschärft und er wollte die restliche, ihm verbleibende Zeit nutzen. Wozu? Das wusste er selbst nicht genau. Allein die Achtung vor einer Wesenheit, die so alt wie Welt selbst sein musste, ließ Danshi seine Ungeduld nicht aussprechen. Doch Erde war gleichmütig und unzugänglich, schon beinahe selbstgenügsam und doch offensichtlich an den Denunzianten interessiert. Eigentlich so, wie es von Erde zu erwarten war - außer dem Letzten, worüber sich Danshi sehr verwunderte. "Tŭsama tut nichts und Tŭsama bedarf nichts. Tŭsama ist hier und interessiert sich.", dachte er bei sich, "Doch warum interessiert sich Tŭsama für die Belange der Sterblichen?".

"Welche Bedeutung mag das Geschehen für Tŭsama haben? Ich stelle mir vor, Tŭsama kann die Bedeutung der Begriffe metta[1], Entsagung, der kleinen Freude und der Vergänglichkeit nicht fühlen. Ich frage mich, wäre Tŭsama gerne ein Mensch?"
 1. Güte durch freundliche Anteilnahme
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 01.03.2011, 00:06:49
03.01.1042 - Tag des Affen - Mittag

"Mhm.", das Wort des Wesens war langgezogen und grummeld tief, aber nicht wütend oder böse in irgendeiner Art dabei. "Das sind schwere Fragen. Fragen, über die ich mir Gedanken machen muss."
Das Wesen schien wieder in ein Schweigen fallen zu wollen und seine Ankündigung ließ eben genau dies erwarten, doch stattdessen begann der Boden in einer merkwürdigen Art zu brummen und ehe man sich versah oder vielmehr verhörte, begann die Erde selbst zu singen.
"Schon winkt der Wein im goldenen Pokale,
Doch trinkt noch nicht, erst sing ich euch ein Lied!
Das Lied vom Kummer soll euch in die Seele
Auflachend klingen! Wenn der Kummer naht,
So stirbt die Freude, der Gesang erstirbt,
Wüst liegen die Gärten meiner Seele.

Dunkel ist das Leben, ist der Tod.
Dein Keller birgt des goldnen Weins die Fülle
Herr dieses Hauses, - ich besitze andres:

Hier diese lange Laute nenn ich mein!
Die Laute schlagen und die Gläser leeren,
Das sind zwei Dinge, die zusammen passen!
Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit
Ist mehr wert als die Reiche dieser Erde.
Dunkel is das Leben, ist der Tod.

Das Firmament blaut ewig und die Erde
Wird lange feststehn auf den alten Füssen,
Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?
Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen
An all dem morschen Tande dieser Erde,
Nur ein Besitztum ist dir ganz gewiss:
Das ist das Grab, das grinsende, am Erde.
Dunkel ist das Leben, ist der Tod.

Sehr dort hinab! Im Mondschein auf den Gräbern
hockt eine wild-gespenstische Gestalt -
Ein Affe ist es! Hört ihr, wie sein Heulen hinausgellt
in den süßen Duft des Abends!
Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen!
Leert eure goldnen Becher bis zum Grund!
Dunkel ist das Leben, ist der Tod![1]
Die Stimme der Erde war melancholisch und doch tief ergreifend und auf einmal klar, wie ein unterirdischer Quell. Dieses Lied schien seine Antwort zu sein und doch setzte er ein paar Worte hinterher.
"Wäre ich gerne ein Mensch? Ich wäre gerne zehntausend Menschen. Würde ich gerne kleine Freunden und Vergänglichkeit empfinden? Ich kann sie empfinden, doch nur langsam. Doch des Kaisers Tod, sein Grund, der ist mir unbekannt. Ich sollte die Luft fragen, vielleicht weiß sie mehr. Die Erde wünscht, dass ihr von Bedeutung seid. Ja, das wünsche ich."
Die Stimme verklang, doch das schwere, erdige Atmen war das Zeichen, dass die Erde noch immer zwischen ihnen war.
 1. Das Trinklied vom Jammer der Erde von Li Bai in der Übersetzung von Hans Bethge (http://de.wikipedia.org/wiki/Li_Bai)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 01.03.2011, 17:15:18
Die Ungeduld in Danshi war verflogen und wich einer Art Mitgefühl für Erde. Seine kühne Vermutung hatte sich auf eine Art bestätigt. "Ich kann sie empfinden, aber nur langsam...", wiederholte er leise für sich. "Der Tod ist Kehrseite und Brennspiegel des Lebens. Natürlich empfindet Tŭsama langsamer als wir. Ist ihr der Untergang des Reiches gar ein Lehrstück?" Danshi ließ den Blick durch seine Genossen schweifen. Dann fragte er laut: "Tŭsama, Ihr seid alt wie die Zeit. Kennt Ihr den Mythos vom goldenen Zeitalter[1]? Ich meine eine Zeit, in der Völker in Frieden mit sich und der Natur lebten und die Achtsamkeit des einen immer das Wohl des anderen einschloß? Glaubt Ihr, es wird auch unsere Zukunft sein?"
 1. Goldenes Zeitalter (http://de.wikipedia.org/wiki/Goldenes_Zeitalter)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 03.03.2011, 13:48:37
03.01.1042 - Tag des Affen - Mittag

Das Atmen wurde unsäglich schwer, fast schon melancholisch. Es war jedoch keine Wehmütigkeit in diesem tiefgezogenen Seufzen der Erde zu hören, gleichwohl war eine tiefe Sehnsucht ausmachen, welche aus dem Mittelpunkt der Erde fließen zu schien.
Dabei verstärkte das Wesen seine Präsenz nochmal, doch schien sich ihre Gewalt zu verlieren, aber es war nun ganz deutlich, dass sie unter ihnen war. Die Denunzianten wurde durchflutet von dem Gefühl purer Macht, ein Gefühl wie ein kräftiger Rausch, nur mit mehr Klarheit. Die schroffe Stimme der Erde erschien nun kristallklar und rein wie ein makelloser Diamant. Ein schwarz-transparenter Diamant gleichwohl, weil die Melancholie auch in dieser Stimmenform greifbar war.
"Der Mythos des goldenen Zeitalters ist ein Mythos und war immer einer, selbst in den ersten Tagen. Und wenn es tatsächlich einst eine solche Zeit vor mir gegeben haben mochte, so muss es heißen: doch dies war einmal, denn als die Götter[1] die Enwe erschufen, haben sie sich selbst beneidet und bekämpft. Jeder wollte zeigen, dass seine Schöpfung die mächtigste, schönste, beste, glorreichste und überlegenste war. Also wirkten die Götter im Wettstreit. Vecor[2] erschuf die Sonne, Hrâun[3] das Feuer innerhalb der Enwe, Drakthar[4] ihren Körper mit all der Erde, Thalafar[5] die Luft, damit alles atmen konnte und die Winde des Wechsels Einzug halten konnten, Tavrion[6] erschuf die Meere und so setzte sich Stück für Stück die Enwe zusammen. Aber weil nichts von dem Erschaffenen auf das abgestimmt war, was der Nächste erschuf, begann sich alles auf der Enwe zu bekriegen, wie die Götter es taten. Und die Götter nutzten immer mehr ihrer schöpferischen Macht, bis sie vor Erschöpfung fast starben, so sehr wollten sie den nächsten Gott übertrumpfen. Schließlich hatten sie so viel zerstörerische Macht in die Enwe gegeben, dass zwei Götter sich nicht mehr von der Enwe lösen konnten, sodass Marnarn[7] und Raiva[8] auf ewig versuchen müssen, sich aus ihrem ehernen Griff zu lösen, es aber nicht schaffen, weshalb sie immer wieder die Enwe umrunden müssen, in der Hoffnung eines Tages fliehen zu können. Und selbst als Drakthar von mir verschlungen wurde, beruhigte sich der Wettkampf der Götter nicht, sodass alsbald beinahe jeglicher Äther[9] auf der Enwe war...sie war längst erwacht.
Nun war es die Enwe, die ihrerseits Wesen änderte. Sie brachte Teile der Macht auf ihr in Einklang, gewann Macht über vieles, was sich auf ihr bewegte. Über die Naturgewalten, über den Wind, das Feuer, die Erde und das Wasser. Sie gebar die Drachen aus sich heraus und ihre kleinen Brüder, die Kobolde, die Echsenmenschen, die Drachen mit tierischen Instinkt, die man Dinosaurier nannte. Und die Götter sahen mit Schrecken, was sie getan hatten. Ihr Streit hätte sie beinahe aller Macht beraubt und drohte ihr Leben zu nehmen. Mit ihrer letztem Vorrat an Äther setzten sie sich zusammen, um die Kontrolle über ihre Welt zurückzugewinnen und den Äther, über welchen die Enwe herrscht, zurückzugewinnen. So schuf sich Manhêl[10] eine Sense, mit den er den Äther vom lebenden Wesen trennen kann und ein Netz, mit dem er ihn fängt. Raiva beschloss, so viele Dinge der Enwe zu töten, wie nur möglich, um die Macht zurückzuholen und Phrenesis[11] beschloss sogar, alles zu töten, um neu beginnen zu können. Vecor hingehen fand, dass man das, was man geschaffen hatte, auch retten und beherrschen könnte und so kam es wieder zu Streit unter den Göttern. Obwohl man eine gemeinsame Waffe schaffen wollte, gingen Astak[12], Seheiah[13] und selbst Kraa[14] eigene Wege und schufen sich Diener. Die Zwerge, die Elfen, die Goblins. Und es dauerte, bis die restlichen Götter ihre Waffe fertig gestellt hatten und einsetzen wollten und sie wäre prächtig und mächtig gewesen, wäre es nicht zum Verrat unter ihnen gekommen. Menthir, der Gott der Intrige, welcher in der Schöpfung des Menschen, welcher diese Waffe sein sollte, übergangen wurde, strafte mit seinem Rest des schöpferischen Äthers alle Wesen, welche von den Göttern geschaffen wurden und belegte sie damit, dass sie alles Wissen, was die Götter ihnen gaben, bei ihrer Geburt vergaßen. Und das war die Zeit, dass neue Kriege begannen und die Welt so wurde, wie wir sie jetzt kennen. Doch noch heute kämpfen die Götter und die Enwe um den Äther, obgleich sie ihre Schöpferkraft verloren haben. Nichts großes wie Drachen, Gebirge oder Meere können sie mehr erschaffen, wohl aber noch kleines, wenn sie genügend Äther gesammelt haben. Und so kommt es, dass die Götter, um ihre alte Macht und ihr Leben kämpfen und niemand ihr Angesicht sehen kann, die Enwe einen eigenen Geist bekam und wir Wesen nicht wissen, wem wir zugehören, außer den Wirren, dem Kriege und eines Tages dem Tode[15]."

In der Sprachform, die bei weitem nicht so schwer und träge wirkte, brauchte das Wesen namens Erde scheinbar nicht so viel Kraft, um zu sprechen und es atmete viel leichter, nicht mehr so, als müsse es alle Gebirge dieser Welt wie einen Brustkorb anheben, weshalb das Wesen gleich weitersprach.
"Das Leben war schon immer Gewalt und Krieg, es ist es jeden Tag. Von der kleinsten Spitzmaus bis zum größten aller Drachen, den man Huángdì[16] nennt. Und wahrscheinlich wird es das auch immer sein. Die Zukunft wird nichts anderes hervorbringen, fürchte ich." Und dann schlichen sie in die letzten Worte doch Funken der Hoffnung zwischen die Melancholie.
"Aber ich sehne mich danach, noch diesem Ort des Friedens. Dieser Garten ist ein solcher Ort, aber es kann auch andere Orte geben, wenn die darauf lebenden Wesen es nur so wollen. Sowas interessiert mich und ich habe hier, in meinen Hallen, den Geruch des Friedens in der Nase gehabt. Das mag der Wunsch nach Frieden für die eigene Person sein, aber diese vielen Wünsche nach Frieden haben mich angelockt. Könnt ihr kleinen Frieden bewahren?"
Die kristallklare Stimme versiegte nach dieser hoffnungsvollen Frage und das schwere Atmen der gesamten Erde kam wieder zum Vorschein und mit ihr versiegte das Gefühl, pure Macht zu spüren, nur die große, ehrfurchtsgebietende Erde war noch da.
 1. Götter (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Götter)
 2. Vecor (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Vecor)
 3. Hrâun (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Hrâun)
 4. Drakthar (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Drakthar)
 5. Thalafar (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Thalafar)
 6. Tavrion (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Tavrion)
 7. Marnarn (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Marnarn)
 8. Raiva (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Raiva)
 9. Äther (http://de.wikipedia.org/wiki/Quintessenz_(Philosophie)) als Quintessenz - Also als Schöpfungsmaterial letztendlich
 10. Manhêl (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Manhêl)
 11. Phrenesis (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Phrenesis)
 12. Astak Miyasad (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Astak)
 13. Seheiah (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Seheiah)
 14. Kraa (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Kraa)
 15. Variation der Schöpfungsgeschichte nach Ganetar.
 16. bedeutet soviel wie Emperor, also Imperator, also Kaiser.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 04.03.2011, 16:31:51
Umständlich erhob sich Lu Chieng, wer ihm direkt in die Augen schaute mochte leichte Anzeichen von Schmerz darin entdecken. Ein zuckender Schmerz tobte hinter seiner Stirn. Mit kleinen Schritten ging er Richtung Waschraum um seine Stirn etwas zu kühlen.

Der erste Tag hinter Mauern war Lu Chieng noch nicht so lang vorgekommen, inzwischen fühlte er sich eingesperrt, die Mauern schienen immer näher zu rücken und ihn erdrücken zu wollen. Jeder mit dem er sprach bediente sich einer kryptischen Sprache, dabei ging es um sein Leben und nicht einen Regierungsdiskurs zu den Aussaaten im nächsten Frühjahr. Inzwischen war er kurz davor zu schreien, wenn er wieder ein Rätsel anstatt einer Antwort bekam.

Schwer atmend stand Lu Chieng mit tropfenden Gesicht über eine Wanne gebeugt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 04.03.2011, 22:21:40
Mako hörte der Erde aufmerksam zu. Als sie zu singen begann stimmte er nach der ersten Strophe mit seiner Yueqin ein. Er wählte eine tiefe Oktave, die die Stimme der Erde unterstrich und verstärkte. Als sie fertig war zu singen spielte er etwas leiser eine weitere Strophe und begann dann zu improvisieren. Er spielte tiefe, langsame Akkorde, die in ihrer Melodik zum Schöpfungsmythos passten, der von der Erde vorgetragen wurde.
Er spielte nicht um des Spielens willen, sondern hauptsächlich, damit seine Hände etwas zu tun hatten. Es ließ sich aber nicht abstreiten, dass die Stimme der Erde etwas ungemein inspirierendes in sich hatte.

"Weshalb wünscht Ihr, dass wir von Bedeutung sind?", fragte Mako, ohne zu spielen aufzuhören.
"Sind wir etwa noch nicht bedeutungsvoll genug? Wir werden des Kaisermordes angeklagt. Oder wünscht Ihr, dass wir über dieses Intrigenspiel hinaus noch mehr Bedeutung erlangen?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 05.03.2011, 02:39:03
Danshi nickt, als Makosan seine Fragen stellt. Es sind gute Fragen und auch welche, die mich selbst interessieren. Wenn Erde sagt, dass sie nichts bedarf, bedeutet es noch nicht, dass sie keine Wünsche hat. Sonst würde sie sich nicht interessieren und nicht hier sein. Und warum sollte sie auch nicht, wenn sie empfindet?

"Und wenn ich eine weitere Frage hinzufügen darf, was wünscht sich Tŭsama, was mit Chuang geschieht?", sagt er daraufhin.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 06.03.2011, 12:18:25
03.01.1042 - Tag des Affen - Später Nachmittag

Die dumpfe, schroffe und brummende Erde übernahm wieder das Sprechen und die alte Schwermütigkeit und das Gewicht ihrer Masse drückte wieder ihre Stimme nieder. "Ein menschlicher Kaiser ist selten für die Enwe bedeutender als ein menschlicher Bauer. Wohl mag er eher das Rüstzeug haben, aber seltener hat er den Geist. Nicht alleine der Kaiser darf für euch von Bedeutung sein, sonst werdet ihr so bedeutungslos wie er es sein ganzes Leben war. Der Kaiser war kein weiser Mann, das hat jeder gespürt. Ein Mann kluger Worte, doch tatenlos und unüberlegt in den wenigen Versuchen, seine Worte in Taten umzusetzen. Etwas Bedeutungsloses zu töten, das bringt keine Bedeutung. Auch wenn ich sehe, dass es dann dabei nicht um die Person des Kaisers gehen kann, sondern um seine scheinbar bedeutungsschwangere, symbolische Position. Aber auch die ist für die Enwe nicht von absoluter Bedeutung, sie ist nur für die Humanoiden von wirklicher Bedeutung und für Engel und Teufel gleichermaßen zumindest von Interesse." Die Stimme musste eine Pause machen, um sich auszuruhen und sie tat es relativ lange, es war wahrscheinlich unglaublich, wieviel Zeit in der Anwesenheit der Erde verstrich. Aber es wurde deutlich, als die lebende Respektbekundung Chuang Wangs dampfenden, gelben Tee unaufgefordert in den Raum brachte und darauf Hinwies, dass bald bereits die Abendstunden anbrechen würden. Die Zeit verging fast rasend schnell. Doch nachdem sich die Teedienerin zurückgezogen hatte, erhob die Erde wieder ihre Stimme.
"Ich habe es erwähnt. Das Größte in Chuang ist nicht Chuang oder eines seines Wesen, weder Freund noch Feind, das Größte ist der unendliche Garten und der Kaiser ist nur insofern interessant, als dass nur er im Moment in diesen Garten kommt. Ich wünsche, dass ihr von Bedeutung seid. Das bedeutet, dass ihr den Garten oder seinen Schlüssel erreicht. In euren Worten erkenne ich nicht den Willen, diesen Garten zu entweihen oder nur für euch zu beanspruchen. Macht den Garten wieder zu dem, was er war. Ein Teil der Enwe. Dann seid ihr von Bedeutung, für die Enwe, für Chuang und für den Rest des Kontinents. Der Kontinent soll wieder blühen, Chuang darf dann wieder blühen."
Plötzlich veränderte sich die Stimme wieder in diese kristallklare Stimme, welche diesmal schneidend schien.
"Nur dann könnt ihr den Urintrinker aufhalten!"
Die Worte hallten in der Marmorhalle, in welcher die Denunzianten gefangen waren. Stille. Das schwere Atmen setzte wieder ein.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 07.03.2011, 14:48:14
Sūn Ai erstarrte zunächst bei der Erscheinung der Stimme. Zwar war sie Außergewöhnliches gewohnt, doch schaffte die Angst es trotzdem Kontrolle über sie zu haben für einen Moment. Die Erde selbst sprach zu ihnen und je länger die Erde sprach, um so mehr verfloss die anfängliche Angst, dass ihr irgendetwas zu stoßen wird, da die Erde keines falls aggressive oder angreifend wirkte. Allerdings kam eine neue Angst auf, je länger die Erde sprach. Ihr Blick bisher war so kurzsichtig gewesen. Die Erde selbst sprach zu ihnen, dass hatte etwas zu bedeuten. Ihr Tot war bisher ihre größte Angst, die grausigste Vision. Der gesamten Situation lag aber viel mehr Bedeutung bei, als nur die Entscheidung über ihr Leben. Es schien mehr als nur die Last des Gefängnisses auf ihren Schultern zu liegen plötzlich. Zumindest schien die Last ihr Lippen zu zuhalten. Fast den gesamten Tag schwieg sie und lauschte nur. Sie verstand die Erde oder zumindest glaubte, zu verstehen, was die wünsche der Erde sind. Vielleicht war es aber auch nur ein Wunschdenken, um von Bedeutung zu sein, wie die Erde es wollte. Der Kaiser bedeute der Erde nicht so viel, aber sie alle waren Humanoide und so mussten sie sich nach gewissen Regeln richten. Die Vorstellung einfach aus dem Gefängnis zu spazieren, mit der Botschaft, dass der Tot des Kaisers nicht sonderlich wichtig sei, erschien absurd. Es war auch nicht, dass was die Erde wollte, aber für alleine weil ihr Leben daran gekoppelt war, musste es Bedeutung für sie haben, im Gegensatz zur Erde. Allerdings wurde schon erwähnt, dass die Erde ihnen nicht viel weiterhelfen kann mit der Aufklärung des Mordes und so schwieg sie darüber.

"Wen meint ihr mit Urintrinker!" Ihr Worte klangen naive und sie wirkten noch viel naiver, dadurch dass es ihre ersten Worte waren in dem gesamten Gespräch.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 11.03.2011, 15:51:27
Danshi schüttelte fast unmerklich den Kopf und auch seine Stirn zeigte Falten, als würde er nachdenken. Es schien offensichtlich, dass für ihn ein Widerspruch im Raum stand, denn er nicht auflösen konnte. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, denn kleine Schweißtropfen kitzelten ihn. So viele Mythen, Behauptungen und Mutmaßungen - ein Käfig voller Narren könnte hier keinen Sinn hineinbringen, geschweige denn die Wahrheit herausfinden. Es ist die alte Frage, die sich stellt, nur zugespritzt: Was soll ich tun? Danshi schwieg und auch Erde schien zu überlegen. Was soll ich tun?, fragte er sich wieder.

Vielleicht braucht es nicht die ganze Wahrheit des Himmels. Laotse sagt, jede Reise beginne mit einem ersten Schritt.

"Man sagt, die Geschichte wiederhole sich. Für mich erscheint es als das karmische Prinzip. Kein Geschehen ist ohne Anfang, keine Tat ohne Folge. Der Entstehungsmythos erzählt von Drakthur[1], der die Erde erschuf und seine ganze Leidenschaft auf die Gestaltung ihrer Form verwendete. Doch die Erde hasste ihren Schöpfer, der ihr anhaftete, und nahm ihn in sich auf. Die Urintrinker könnten die Folge dieses Handelns sein und wollen ihrerseits Chuang zerstören, sodass es wiedergeboren werden kann." Danshi schwieg, um dem Gesagten Gewicht zu verleihen. Er war sich bewusst, dass er Erde mit seinen Worten verärgern konnte, doch er sagte es aus anderem Grund.

"Die erleuchteten Meister sagen, dass erst die Einsicht in das karmische Prinzip es den Menschen erlaube, aus dem leidvollen Kreislauf von Sterben und Wiedergeburt auszutreten. Wir können die Urintrinker aufhalten oder gar vernichten - und erkaufen uns nichts als etwas Zeit, die wir noch dazu mit Angst teuer bezahlen. Die Wahrheit mag schmerzlich sein, aber nur für den Stolzen. Sagt mir, Tŭsama, habt Ihr missgünstig gehandelt in Gedanken und Tun?", fragte er. Seine Stimme verriet Wachsamkeit.
 1. Drakthar (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Drakthar), der verstorbene Erdgott. Umgebracht von seiner eigenen Schöpfung
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 14.03.2011, 14:52:27
03.01.1042 - Tag des Affen - Abend

Dieses Mal benötigte die Erde länger, um zu antworten. Schwer hob sich ihr Atem abermals, schien ein paar Mal dann jedoch so langsam zu werden, als wäre die Erde einfach gegangen. Doch noch einer Weile regte sie sich wieder und wieder. "Ich brauche Zeit, um mir eine Antwort zu überlegen, welche die Bildsprache der Humanoiden nutzen kann. Es ist nicht leicht, wahrhaftig nicht leicht, mit eurer Zunge zu sprechen. Gerade in Chuang, da jedes Wort nicht einen Zweck erfüllt, jeder Buchstabe kulturell überladen scheint und das Miteinander seiner Zungen somit um ein Vielfaches erschwert wird." Die Erde versuchte mit diesen Worten augenscheinlich ihre Probleme zu erklären oder vielleicht sogar Zeit gewinnen, so sie denn Zeit wirklich in dieser Kleinschrittigkeit von Stunden wahrnahm. Es musste bestimmt schon die Sonne langsam hinter dem Horizont im Westen verschwinden, als das Atmen der Erde wieder heftiger und stoßhafter wurde, sie schien wieder in das Diesseits zurückzukehren, nachdem ihr langes Atmen nach der Ankündigung wie ein fernes, jenseitiges Geräusch war, welches in dem Moment kurz erstorben war, als die beiden fremdländischen Dienerinnen wortlos das Abendessen und kalten Tee servierten.

Nachdem sie dann endlich verschwunden waren, antwortete die Erde wieder, erst zaghaft und schleifend. "Der Urintrinker ist wohl am ehesten als jener zu verstehen, den man sehen möchte, wenn man alle Urintrinker zusammenfasst. Ich dachte, es würde eurer Bildsprache und eurer Art entsprechen. Ich selbst bin auch der Kiesel, der Schlamm, der Schiefer, der Humus, der Diamant und ebenso der heiße Sand der weiten Wüsten. Und dennoch bezeichnet ihr mich als Erde. Der Urintrinker selbst nennt sich Ouroboros, ihre Einzelteile werden Ouroboroi genannt, weil sie sich als zusammengehörig betrachten. Aber sie sind es nicht immer, auch wenn sie sich ähneln. Es gibt dort Alben, Elben, Menschen und andere Wesen. Ich will euch sagen, welche Weisheit dazwischen steht, denn sie gilt auch für Chuang, denn sie gilt auch für die Erde. Wenn ich Kiesel bin, wurde ich vom Wasser geschliffen, aber nicht durchdrungen. Wenn ich Schlamm bin, bin ich vom Wasser durchdrungen, aber nicht geschliffen. Wenn ich ein Diamant bin, hat Äonen lang mein Gewicht auf diesem Stein gelegen und Feuer hat mir geholfen. Wenn ich aber Feuer zu viel Macht lasse, werden wir zur Magma und wenn wir plötzlich zusammen ins Wasser stürzen, werden wir zu Obsidian. Wenn Feuer aber lange auf Wasser und mich einwirkt, werden wir meist Wüstensand oder verdorrte Erde. Wenn der Wind mich dann aufnimmt, kann ich sein Sandsturm werden. Und trotzdem bin ich immer für euch Erde. So ist es mit den Ouroboroi und so ist es mit Chuang. Könnt ihr das nicht mit Toleranz sehen, sondern mit Akzeptanz?"

Die Erde verstärkte ihre Präsenz wieder soweit, dass sie einen mit diesem merkwürdigen Gefühl von Macht füllte. Wieder tat sie es. Die Stimme wechselte jedoch nicht in das kristallklare, sondern wurde noch zwei Oktaven tiefer, wenn auch ein klein wenig deutlicher. Ihre Antwort war an Xū Dǎnshí gerichtet. "Wenn es das denn Menschen erlaubt, hat auch jeder andere die Möglichkeit? Vielleicht habt ihr Recht, vielleicht ist das Austreten aus Sterben und Wiedergeburt auch eine Art Leid. Die Frage wäre immer, für wen[1]. Aber vielleicht bedeutet dies auch nur eine geistige Haltung der Gleichgültig, sowohl in einem positiven, als auch in einem negativen Aspekt. Vielleicht."
Die Stimme wechselte schlagartig wieder zu der kristallklaren Stimme und das Gefühl von Macht wurde ersetzt durch das Gefühl entsetzlicher Kälte.
"Ich trage Feuer in meinem Bauch, doch mein Herz ist bisweilen kalt. Ich habe missgünstig gehandelt. Ich kann nicht anders gehandelt haben, wenn ich Drakthar gefressen habe. Ich habe auch immer dann missgünstig gehandelt, wenn sah, wie man mich zu zerstören versuchte. Ich bin neidisch und verletzt, wenn Menschen meine schönsten Ebenen mit Wasser fluten, um Reis anzubauen. Ich bin wütend, wenn Zwerge unter meiner Haut graben und mir meine Innereien zerschlagen und meine Schätze klauen. Ich bin entsetzt, wenn die Elben versuchen, mir meine Macht zu rauben. Ich weine, wenn Orks meine schönsten Wälder brandschatzen. Ich habe mich an vielem gerächt. Sicher habe ich auch Freude empfunden, wenn Wesen mich schmückten. Doch heute füllt mich vor allem Kälte und Gleichgültigkeit. Ich bin verheert und habe keine Lust mich zu regen. Erst ihr habt mich geweckt aus dieser Gleichgültigkeit.", verkündete die kristallklare Stimme und versandete wieder, um in die normale, schroffe, schieferartige Stimme der Erde zu verfallen, die wirklich gut die Gleichgültigkeit der Erde wiedergab.
"Mein Anliegen ist genannt."
Es war mehr als deutlich, dass sich im Laufe des Gespräches die Erde mehrfach gewandelt hatte, aber sie hatte ihrem Wunsch Ausdruck verliehen, so es ihr denn möglich war.
 1. Bezug zur Seelenjagd (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Seelenjagd)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 16.03.2011, 23:14:58
In den ersten Momenten verschlägt es Danshi die Sprache. Er hatte die Mythe um Drakthur ohne viele Gedanken, nur mit einer gewissen, milden Neugierde ausgesprochen. Umso unerwarteter traf es ihn, als Erde die Mythe bestätigte. Das ist... fast unglaublich! Wenn Drakthur tatsächlich existierte und von Erde umgebracht wurde, dann gäbe es keinen Grund..., er schluckte, denn soeben wurde seine Weltanschauung umgeworfen, ... nicht auch an die Existenz anderer Götter zu glauben. Danshi hatte durchaus die Lehren von Ahava, Rylban und Zendegi studiert. Nicht aus Glauben, sondern weil ihre spezifischen Sichtweisen seine eigene komplettierte und ihn so manche Lehrsätze seiner eigenen Tradition besser verstehen ließen. Zendegi und Mengzi, Rylban und die Reinigung des Geists sowie die Praxis des Bön[1] und nicht zuletzt Ahava und der angestrebte Zustand unendlichen Mitgefühls. Ja insbesondere Ahavas[2] Worte hatten ihn stets berührt und inspiriert zurückgelassen. Doch Glauben? So hatte er es nie gesehen.

Danshi musste schwer schlucken, so dass seine Stimme belegt klang. "Welche leidvolle Geschichte. Wie lange muss Eure Wut gekocht haben. Und die Jahre der Schuld und Anhaftung. Mein Beileid. Bis Ihr aus Euren Schmerzen befreit seit, aus tiefstem Herzen mein Beileid." Danshi wischte sich wieder über die Stirn. Die Geschehenisse der letzten Minuten waren schwer verdaulich und gerne hätte er sich jetzt gesetzt und einige Tage seine Seele geprüft.

Wieder schüttelt er leicht den Kopf, als er fortfährt. "Noch hat Tŭsama nicht gesagt, was sie von uns begehrt, doch es scheint mir augenscheinlich. Doch ich frage mich, wie sich die Situation unterschieden hätte, wenn der Urintrinker, der uns besuchte, seine Motive und seinen Wunsch klarer formuliert hätte. Die Urintrinker sind die Zeit der Verwüstung leid. Sie glauben ebenfalls an Wiedergeburt - jedenfalls eine Art Wiedergeburt. Doch bevor das Land wieder erblühen kann, muss es erst gestorben sein." Danshi blickte direkt in Hongs Augen, als er den nächsten Satz in aller Deutlichkeit aussprach: "Doch so unverständlich es auch scheint, letzten Endes wollen sie, dass das Land wieder erblüht. Ihr Bedürfnis unterscheidet sich nicht von unserem."

Dann wandte er sich wieder zur Tür und atmete einmal schwer durch. "Mir fällt kein Weg ein, wie ich Tŭsama helfen kann, ohne dass sich weiteres, negatives Karma ansammelt. Ich kann nur eines tun. Ich werde... beten zu... Ahava... . Für Euch... beten.

Bodhichitta, kostbar und erhaben,
Möge es in jedem entstehen, in denen es nicht entstanden ist,
möge es niemals schwinden, wo es entstanden ist,
sondern weiter und weiter wachsen
[3]

Wir sind wie Boote in einem Sturm,
in einem Sturm aus Anhaftung, Sinnesrausch und Sehnen.
In den dunkelsten Stunden sehnen wir uns nach einem sicheren Hafen,
oder zumindest einer Stimme, die Trost spendet.


Ich möchte bitten,
dass ich allen Wesen von Hilfe sein mag,
dass sie mit ihren Schmerzen nicht allein sind
[4],
bis in den Tod und darüber hinaus,
wie ich es vermag
 1. gemeint ist die Praxis des Traumyoga (http://de.wikipedia.org/wiki/Traumyoga)s innerhalb der buddhistischen Schule des Bön. Es wird angestrebt, das unverzerrte Bewusstsein selbst in den Träumen aufrecht zu erhalten (Danshi beherrscht die Praxis allerdings nicht).
 2. Ahava, Liebesgötting (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Ahava)
 3. Shantideva
 4. nach Thomas D - an alle Hinterbliebenen (http://www.youtube.com/watch?v=_kOyV93rPsM)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 20.03.2011, 14:03:29
Hong war in ehrfürchtiger Stille vor der Erde verfallen. Wie er anfangs noch zweifelte, es könnte ein Spiel des Narren sein, doch es fühlte sich  zu sehr wie Tŭ an. Sie hatte einen Wunsch, den Hong in seinem innern unbedingt teilte, die Gleichgültigkeit und Wut auf den Kaiserhof wie Hong sie fühlte und sie sagte es gebe eine Möglichkeit das Antlitz von Enwe in diesem Teil wieder zu heilen. Es waren nicht hochtrabende Elfenworte die mehr ein Amalgam Hoffnung und Verwirrnung waren, nur ihre Schuld mitverschleierten. Es gab ein Weg und Hong war in der Nähe des Hebels, den Garten zu einem Teil von Enwe zu machen. Der unbändige Drang zur Flucht bei der ersten Möglichkeit war geschwächt. Es gab erstmals seit über 10 Jahren eine Aufgabe, die Hong zu erledigen hatte, die selbe Berufung welcher seine Familie für Jahrhunderte nachgekommen war.
"Nur die Verstossenen Urintrinker[1] haben im Ansatz das selbe Bedürfnis wie wir. Doch zu glauben, die anderen hätten die selben Bedürfnisse wie wir ist ebenso naiv wie zu glauben, dass Kannibalen mit dem Verzehr des Fleisches von zweibeinern ebenfalls nur ihren Hunger stillen zu wollen." erwiderte Hong. "Ihr wisst nicht, was in den Köpfen selbst der sogenannt gemässigten Ouroboroi vorgeht. [2]"
 1. Die Gemäßigten Ouroboroi (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Ouroboroi)
 2. 
Erinnerung (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.03.2011, 14:49:40
"Natürlich weiß ich nicht, was die Ourobui denken. Aber ich fühle: Der Mensch ist von Natur aus nicht böse. Alle Menschen wollen sehr ähnliche Dinge und das ist weder gut noch schlecht, sondern natürlich. Es ist eine andere Sache, welchen Weg er verfolgt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Allerdings, was auch ein Mensch an Verfehlungen begangen haben mag, verführt durch seine urtümliche Meinung vom Leben, es braucht ihn nicht zu bedrücken, denn er kann sich ändern. Der Mensch ist frei, glücklich zu sein und andere zu erfreuen.[1]", sagt Danshi. Vielleicht würde es etwas belehrend wirken, würde er nicht die Hände ausbreiten und Lächeln. So entstand eher der Eindruck eines gut gemeinten Ratschlages unter Bekannten, zumindest versuchte Danshi es so zu vermitteln.
 1. nach Alfred Adler
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 20.03.2011, 21:00:17
03.01.1042 - Tag des Affen - Abend

Schlagartig wurde es nach Xū Dǎnshís letztem Wort still, der Ort selbst schien auf einmal ein Ort der absoluten Stille zu sein, denn die Denunzianten hörten nicht einmal mehr ihren eigenen Atmen, das Atmen der Erde war ebenso fort. Wenn jemand versuchte zu sprechen, hörte er nicht mehr seine eigenen Worte. Den eigenen Herzschlag spürte man in diesem Moment jedoch überdeutlich. Die diamantene Stimme durchschnitt den Zustand absoluter Geräuschlosigkeit.
"Die Ouroboroi sind keine Menschen, sie sind Ouroboroi.", sagt die Stimme mit Nachdruck und unterdrückte weiterhin alle anderen Geräusche. "Die Ouroboroi sind keine Wesen, die wahre Wiedergeburt wollen. Es sind Wesen, welche die Unsterblichkeit wollen. Die auszubrechen gedenken aus dem ewigen Zyklus und auf ewig als lebendes Wesen im Diesseits zu sein, in demselben Körper, mit demselben Geist, mit denselben Erinnerungen. So wie es einstmals war, als Seheiah[1] den Gral des Lebens stahl und ihren ersten Kindern das Geschenk des ewigen Lebens machte. Elben nennt ihr diese Wesen und erst ihre Hybris hat den Göttern die Eintracht geschenkt, um ihnen die Unsterblichkeit zu nehmen. Nun sterblich, zerstritten sich die Elben untereinander und während die Schönen, wie sie auch genannt werden, die Anmutigen, sich in ihr neues Schicksal ergaben, da sie selbst so noch so alt wie zehn Menschen werden, haben manche Elben die kostbare, zeitliche Unsterblichkeit und das Gefühl der damit verbundenen Macht nicht vergessen. Um sie zu erlangen, verbanden sie sich mit den Schatten. Ihr Erster heißt Imbrâsîl[2]. Sie jagen die Unsterblichkeit. Und sie hoffen, dass wenn sie mich töten und ich, oder jemand anderes als mein Ersatz, neu geboren werde, dass sie meine Macht stehlen können, um wieder ohne Schatten leben zu können, um wieder zeitlich unsterblich zu sein!"
Die Trägheit der Erde war wie verschwunden, sie schien tatsächlich aus ihrer Gleichgültigkeit geweckt, wie sie gesagt hatte. Die kristallklare Stimme sprach nicht nur deutlich, sie äußerte auch erstmals ihre Sorgen, mit Nachdruck und ohne die Möglichkeit, dass man ihr ins Wort fallen konnte[3].

"Ich habe mehr gesprochen als in tausend Jahren. Dieser Respekt gebührt euch. Macht aus diesem Wissen, was ihr für richtig haltet. Ich wünsche euch alles Gute.", sagte die Stimme mit neu gewonnener Weichheit, mit fast schon einer unglaublichen Fürsorge, welche durch eine letzte Berührung mit der Macht verstärkt wurde. Die Stimme der Erde veränderte die Klangfarbe in eine weibliche. Es schien kein Wunderwerk mehr, dass andere Wesen auf die Idee gekommen waren, die Erde auch Mutter Erde zu nennen. Vielleicht waren sie auch dieser Stimme begegnet. Und auch wenn die Worte an Xū Dǎnshí eher kritisch klangen, schienen die Worte der Erde nicht nachtragend. Die Berührung war warm.
Dann endete die Präsenz abrupt, der Raum schien sich wieder aufzuhellen und er wirkte wieder kalt und bis auf die Denunzianten und die karge Einrichtung leer und rot. Das Gefühl der warmen Berührung jedoch blieb[4].

04.01.1042 - Tag des Takin - Morgen

Waren das so große Dimensionen, die dort in diesem kleinen Gefängnis von statten ging? Steckte dort so viel dahinter? Gab die Erde vielleicht nur einen Blick darauf, wie sie die Dinge sah und fürchtete? Sie hatte nicht ein Wort über die direkte Konstellation am Hof oder mit den Feinden des Hofes erwähnt, nur kryptisch von den Ouroboroi und der Gefahr, und für andere wohl auch Hoffnung, für den Kontinent gesprochen. Vielleicht machten die Aussagen auch deshalb einen Sinn, vielleicht war es aber ein Spiel Shǎzis[5]? War dieses Wissen den Denunzianten überhaupt von Nutzen? Fragen über Fragen, welche einen unter Umständen um den Schlaf bringen konnten. Ohne Zweifel war es eine merkwürdige und doch bleibende Begegnung. Und während die Gedanken darum kreisten, ging auch der Tag des Affen vorbei und wechselte in den Tag des Takin. Der Takin ist wohl die größte und kräftigste der Ziegen und war das Zeichen für Ausdauer und Sanftmut, aber galt auch als Symbol für Intuition und Genügsamkeit, auf der Schattenseite der Attribute waren jedoch auch Eigensinn, Überängstlichkeit und Uneinsichtkeit zu finden. Was dieser Tag wohl bringen mochte? Der Tag des Drachen rückte unaufhaltsam näher...

"Ich befehle, dass die Männer und die Frau umgehend geweckt werden. Sie sollen sich herrichten, wie sie es gewohnt sind, wenn hoher Besuch kommt.", es war die Stimme von Boss, welche vor der Tür des Gefängnisses bellte. "Frühstücken müssen sie später. Der General des Nordens ist ungeduldig. Macht schon!"
Eine Wache stürmte in das Gefängnis und hämmerte an jede Zellentür. "Aufstehen! Schnell, macht euch fertig. Der General des Nordens[6] wird euch gleich besuchen! Schnell! Schnell!"
Die Stimme klang unsicher und nervös, es schien ein junger Wachmann zu sein, der es nicht gewohnt war, dass hohe Beamte in seiner Nähe sein konnten. "Schnell, sonst wird er euch..."
"Raus.", unterbrach eine scharfe Stimme den jungen Wachmann. Sie erinnerte an die Stimme Chuang Wangs, nur noch ein bisschen authoritärer, und etwas tiefer. "Ich, Chuang Qi, möchte eure Gesichter nicht sehen, weshalb ihr in euren Zellen, hinter euren geschlossenen Türen, bleiben werdet." Sie war nicht nur authoritärer, sie war drohend, aggressiv und determiniert. "Jede Zuwiderhandlung wird mit Schmerz enden. Ich habe drei der besten Armbrustschützen bei mir. Sollte sich eine eurer Türen öffnen, wird der jenige qualvoll verstümmelt. Zwei Schüsse in die Schultergelenkte, einer in den Hals." Wie zur Bestätigung seiner drohenden Worte, ertönte das Spannen von Armbrüsten. Die Männer mussten sich leise oder im Schutz der auffordernden Worte des jungen Wächters in den Raum bewegt haben. Die Tür aus dem Raum raus wurde geschlossen.
"Ich habe viel gehört und ich habe viel von euch gesehen. Akten, das Verhalten der Gan-Brüder gegenüber, das konspirative Gespräch mit meinem nichtsnutzigen Bruder. Aber ich will nicht so sein. Wenn einer von euch gesteht, egal wer, können wir diese Chose beenden. Klingt einfach und ist einfach. Mir ist es egal, wer von euch etwas Schlimmes getan hat. Mir ist egal, welches Ausmaß das hat. Sucht es euch aus, einer von euch opfert sich und denkt sich eine gute Geschichte aus, wie er den Kaiser getötet hat. Der Rest darf ungehindert ins Exil gehen."
Ein merkwürdiges Angebot, welches Chuang Qi unterbreitete, und scheinbar schien er nicht mal Sorge zu haben, dass ihn jemand belauschen könnte.
"Exil bedeutet ein Domizil in Gangxi[7], freie Ausreise nach Xian oder ein Schiff nach Niedra[8]. Wer die dritte Möglichkeit in Betracht zieht, muss sich schnell entscheiden. Es läuft in sieben Tagen aus. Der Weg zum nächsten Hafen ist weit. Alternativ wäre auch eine Flucht in die nördlichen Berge oder in das Sumpfherz denkbar. Ihr würdet für zehn Jahre verbannt werden, danach könntet ihr zurückkehren, wenn es euer Wunsch ist. Es muss sich lediglich einer von euch opfern."
Der General des Nordens sprach sehr direkt, kurz angebunden und zielgerichtet und dadurch unterschied er sich sehr von allen anderen Besuchern, die bisher gastierten. Und er machte kein Hehl aus seiner Art. Seine Offenheit war fast angsteinflößend, auch wenn seine Präsenz sehr blass war gegen jene, welche die Erde hatte.
Der Tag begann...ungewöhnlich.
 1. Seheiah (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Seheiah)
 2. Imbrâsîl (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Imbrâsîl)
 3. Wer das versuchen möchte, dem steht natürlich ein Willenswurf zu. SG 20.
 4. Stufenaufstieg!
 5. Shǎzi (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Shǎzi)
 6. Chuang Qi (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Chuang_Qi)
 7. Gangxi (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Gangxi)
 8. Niedra (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Niedra)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 23.03.2011, 20:58:56
Ein Hund? wunderte sich Hong als er von Boss Rufen geweckt wurde. Doch auch gleich kam die Erinnerung an seine Situation zurück Immer noch gefangen. stellte er resigniert fest. Doch im Gegensatz zu den vorhergehenden Nächten war Hong's Schlaf gut. Die Wände schienen weniger bedrückend, weniger kalt. Es war, als ob das Bewusstsein Tŭ einen Dienst erweisen zu können, ihm einen Sinn gab hier zu sein. Die Freiheit lockte nicht mehr so seht, die Mauern waren nicht mehr so einengend. Hong war von Bedeutung für die Erde.

Mit einem Schnauben Quittiert Hong die Verkündung des neuen Gastes. Am liebsten hätte er Ausgespuckt. Doch es war nun seine Schlafstätte, auch für Morgen und so schluckte er stattdessen die Spucke herunter. Genau so wie der General des Nordens einst die heile Welt von Hong zerstörte, so drohte er nun seinen kleinen Frieden auch zu gefährden. Der brutale Vernichter zeigte auch heute wieder sein wahres Gesicht offen zur Schau, ohne irgendwelche Scham sein Wesen anderen zu zeigen. So leise dass man es nicht vor der Zimmertür hören konnte kommentierte Hong die Einfältigkeit, die den ansonsten so Weise wirkenden Xū antrieb"Hier habt ihr euren bösen Menschen alter Xū, hier habt ihr ihn." Lautere Worte war Chuang Wang nicht wert. Für lautere Worte war Chuang Wang zu gefährlich. Er will wieder jemanden umbringen, egal wer. Hatte er nicht auch den kleinen Oda Zektau in den Tod getrieben? Hatte er ein Gift in der Werkbank versteckt, welche einen bereits angeschlagenen Geist den letzten Rest lebenswillen nehmen konnte. Es war wirklich besser zu schweigen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 25.03.2011, 12:49:01
Nachdem Lu Chiengs Kopfschmerzen nach dem Verschwinden von Erde fast abgeklungen waren wurde er nun aus seinen Träumen gerissen. Und hatte er gedacht Boss wäre eine schroffe Persönlichkeit so stand der General des Nordens ihm in nichts nach. Nachdem der Ton der Ansprache des Kaiserssohn klar war legte sich Lu Chieng wieder auf seine Ruhestätte.

"Wer Akten sieht, sieht nichts. Denn sie sind nichts als ein Abbild dieser Welt, nicht die Welt selbst." denkt er bei sich während er die Augen schließt und das Gebrülle außerhalb seines Raumes so gut es geht zu unterdrücken versucht.

Er hatte geträumt von einem Garten und blühenden Bäumen, von dem Wind der sich leise in den Blättern fängt, von dem Geruch der Freiheit. Nicht der Freiheit hin gehen zu können wo man will, sondern von der absoluten Freiheit, Freiheit von den Bedürfnissen dieser Welt. Ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er plötzlich seine Augen öffnete. Vielleicht war diese Vision ein Teil der Lösung des Rätsels, eine Gruppe von Leute verhaftet, die nicht zusammen gehört und noch nie einander sah geschweige denn sprach. Vielleicht war es eine Vision eines Priester oder vielleicht Shǎzis selbst, dass sie in der Lage waren den Garten zu betreten und zu öffnen. Vielleicht dort wo der Kaiser gescheitert war...
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 25.03.2011, 16:06:53
Auch Danshi wurde erst durch die Stimme unsanft geweckt. Es war ungewöhnlich, dass er so lange schlief, doch er hatte einen bemerkenswerten Traum gehabt. Sein Traum hatte damit begonnen, dass in einer Gasse am Rande eines Marktplatzes stand. Seine Gestalt war geisterhaft und unstetig und er wusste, dass er tot war. Nach alter Erzählung blieben die Geister der Verstorbenen noch eine Weile dort, wo sie gestorben waren und darum brachte man den Körper normalerweise für 3 Tage nicht fort. Doch seiner war fort. Unschlüssig, was er nun tun sollte, blickte er noch eine Weile über eine Art Marktplatz. Die Handwerker gingen geräuschvoll ihrer Tätigkeit nach, die Bauern priesen ihre Waren an und Tagelöhner warteten auf Arbeit. Langsam kamen einige Erinnerungsfetzen zu ihm zurück. Er hatte eine Gruppe von Bauern angeführt und wollte zum kaiserlichen Palast gehen. Auf einer engen Straße begegneten sie kaiserlichen Soldaten, die Pfeile auf den Sehnen ihrer Bögen liegen hatten. Danshi und seine Leute waren nicht bewaffnet.
Sie sollten zurückweichen und sich auflösen, befahlen die Schützen. Sie würden zum Palast wollen, um dem Kaiser ihre Wünsche mitzuteilen. Der Schütze antwortete nicht, sondern schrie noch einmal, dass sie zurückweichen sollten, hörbar erregt. Danshi lief einfach weiter, durch die Reihen der Soldaten hindurch. Der Schütze schrie und zeterte, rieß sich das Abzeichen von der Schulter und trat darauf herum. Warum er denn ein Soldat sei, wenn er den Menschen doch nichts zu sagen hätte? Wutembrand sah er sich um. Danshis Bauern waren verschwunden. Waren sie geflüchtet oder waren sie weitergegangen, fragte sich Danshi. Dann hob der Soldat seinen Bogen auf...

In jenem Moment war er geweckt worden. Eben wollte er aufstehen, da übermannte ihn ein morgendlicher Hustenanfall. Sein Husten klang schwer und tief und sein japsender Atem rasselte. Schließlich würgte er dunkelrote Brocken herauf und spuckte sie neben seine Schlafstatt. Erheben war ihm praktisch unmöglich, dafür waren seine Schmerzen zu groß. Kalter Schweiß trat auf sein Gesicht. Noch nicht. Bitte noch nicht. Es gibt noch einige Kleinigkeiten, die ich tun kann., dachte er bei sich. Erschöpft blieb er liegen, ohne dem Kaisersohn zu antworten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 26.03.2011, 00:01:47
04.01.1042 - Tag des Takin - Morgen[1]

Die Stiefel des Generals des Nordens schienen eine weiche Ledersohle zu haben, denn sie machten selbst auf dem glatten und kalten Steinboden kaum ein Geräusch, lediglich die Sporen, mit welchen seine Stiefel versehen sein mussten, klackten im Takt. Nur der Teppich schluckte das Klacken. Er ging umsichtig, mit genügend Muße und in gleichbleibenden Tempo, sodass nur die kurzen Schritte über den Teppich wie eine gewisse Disharmonie in seinen Bewegungen wirkte, obwohl sie sicherlich in der Haltung in ihrer Einfachheit perfekt und behände schienen. Man konnte sich geradezu vorstellen, wie er mit aufrechtem Gang, ohne stocksteif zu wirken, mit glanzloser Würde durch den Raum schritt, wieder herum um die Armbrustschützen, welche in eine Starre verfielen schienen und einfach durchweg auf die Türen der Denunzianten zielten. Der Grad der Selbstdisziplin, die auf der anderen Seite der Tür zu finden war, schien beinahe grenzenlos, solange wie von ihnen keine Regung zu hören war. Oder die Zeit war zähflüssig geworden und die Schritte des Generals klangen deswegen so weit entfernt und schwebend. Er forderte eine Entscheidung und doch hatte nur Hong gil-Dong ein paar Worte zu Xū Dǎnshí, die weder der alte Beamte noch der General wirklich kommentierten. Er schritt einfach nur weiter und weiter und vermied es auch nur ein Wort zu sprechen.

Es war eine Situation vollkommener Seltsamkeit, denn auf der einen Seiten drängte Chuang Qi die Denunzianten zu einer harten Entscheidung und drückte sie mit der Androhung der sofortigen Verstümmelung in ihre Zellen und gleichzeitig entzog er sie damit zu einem Teil seinem direkten Einfluss. Er konnte unmöglich sehen, was sie taten, wie sie reagierten. Ob ihre Gesichter entgleisten, das entging ihm ebenso, wie jegliche unausgesprochene, mit Gesten vollführte Höflichkeitsformel, wie der Finger, welcher über die Kehle gezogen wird[2]. Sicherlich mochte er das schwere Keuchen und brockige Husten Xū Dǎnshís hören, vielleicht konnte er gar hören, wie Lu Chieng sich wieder auf sein hartes, hölzernes Lager legte. Aber erst der unmittelbare, persönliche Umgang ließ die Motive einer Person mit einiger Sicherheit entschlüsseln. Warum nahm er sich die Möglichkeit darauf, dies bei den Denunzianten umzusetzen. Xū Dǎnshí, Lu Chieng und Hong gil-Dong wussten durch ihre Erfahrung mit hochrangigen Beamten und Generalen mehr als gut, dass jeder hochrangige Beamte auf diese Art und Weise der Kommunikation geschult wurde. Ob durch das lange Cháyì[3] oder durch das Spiel, wofür sich Xiàngqí[4] und im Besondern Wéiqí[5] anbot. Alle diese Methoden drehten sich darum, nicht nur die Disziplin und die Konzentration zu schulen, sondern auch geistige Balance zu erlernen. Es half oftmals dabei, erkennen zu lernen, wenn der Gegenüber die geistige Balance verlor und gleichzeitig half es, seine eigene bewahren zu lernen. Aber diese Spiele waren in der Philosophie noch so viel mehr, und doch benötigten sie für den vollen Erfolg vor allem eine Person, die gegenübersaß. Dem Mann in das Gesicht schauen können, aus dem man im Idealfall eines Tages  wie aus einer geöffneten Schriftrolle lesen konnte. Als dies vernachlässigte der Kaisersohn. War es ihm egal? Dachte er nicht darüber nach, da er ein festes Angebot gemacht hatte? Hatte er gar Angst, sein eigenes Gesicht zu einem offenen Buch zu machen und nutzte die geschlossenen Zellen selbst als Schutzwall, dessen Zinnen er mit Armbrustschützen besetzen ließ?

Der Klang der Schritte wurde immer noch unregelmäßig vom Teppich unterbrochen, gleichförmig bewegte er sich zwischen seinen Schützen lang, doch mit der Zeit erkannte man das Muster. Man spürte, wann er die Richtung wechselte. Irgendwann stoppte er und es waren keine Schritte zu hören, dann begann er wieder von vorne, fließend und doch mit starken und abrupten Richtungswechseln. Es war, als würde er ein Schriftzeichen laufen[6]. Geräusche des Nachdenkens, ein "Mhm" hier, ein "Hmm" dort, erklangen, ansonsten nur das Klacken der Sporen. Ja, es machte einen Sinn. Seine Sporen sponnen eine Art Harmonie und das Unterbrechen war das Wandern über den Teppich zurück zum Ausgangspunkt. Dann lief er das Muster wieder und wieder und wieder. Es war ein Klacken in solcher Form, dass man glaubte erkennen zu können, wo er sich im Raum bewegte, Zentimeter für Zentimeter glaubte man es nachvollziehen zu können.
 1. General's Order (http://www.youtube.com/watch?v=C4n4NuGaaOk&NR=1)
 2. Damit ist natürlich die Ankündigung des Todes gemeint und keine Höflichkeit
 3. Chinesische Teezeremonie (http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Teekultur)
 4. Chinesisches Schach (http://de.wikipedia.org/wiki/Xiangqi)
 5. Go (http://de.wikipedia.org/wiki/Go_(Spiel))
 6. 
Wahrnehmung SG 22 (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 26.03.2011, 11:40:52
Mit geschlossenen Augen lauschte Hong der Schrittfolge. Es war ein Muster darin. Wollte sich der Kaisersohn die Blösse geben selbst seine Konzentration zu verraten, indem er aus dem Muster ausweicht, ohne den Vorteil seinen Gegenüber selbst zu geniessen. Hong entschied sich die Akazie zu schelten, doch auf den Maulbeerbaum zu zeigen[1]. "Erinnert ihr euch noch an den kleinen Oda Zektau oder die Stille Zhào Làn?" fragte er laut zur Tür hin, so dass seine Mitgefangenen ihn hören konnten. "beide hätten mit ihrem Tod uns retten können. Es erstaunt mich, dass die Eunuchenbrüder kein Schriftstück gefunden haben, das ein Geständnis von Oda war. Bereits zwei Opfer wurden von der Inkompetenz der Ganbrüder nicht genutzt. Sie würden vermutlich auch mit einem dritten Opfer nichrt die Freilassung erreichen können."
 1. Eines der Strategeme, auf die List aufmerksam gemacht hat (http://de.wikipedia.org/wiki/36_Strategeme#Die_Akazie_schelten.2C_dabei_aber_auf_den_Maulbeerbaum_zeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 28.03.2011, 14:16:37
Auch wenn der Kaisersohn durch seine Worte vielleicht gereizt wurde, sprach Hongsan etwas durchaus Bedeutsames aus. Danshi überlegte sich, ob er sich selbst zu Wort melden sollte. Doch er entschied sich dagegen, denn die Situation war mitnichten so, dass sie sich auf gleicher Ebene unterhalten konnten. Der Kaisersohn war für eine Zustimmung oder eine Ablehnung gekommen, doch nicht für ein Gespräch. Darum legte sich Danshi wieder auf seine Pritsche und dachte darüber nach, was er heute zu tun gedachte. Gedankenverloren strich er Yu über das kleine Köpfchen. Wann es wohl Frühstück gab? Der kleine Kerl musste hungrig sein.

Doch auch spürte Danshi, dass ihn die Sache nicht losließ und eine seltsame Erregtheit von ihm Besitz ergriff.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 28.03.2011, 16:29:01
Mako blieb noch eine Weile beeindruckt sitzen, nachdem die Präsenz der Erde verschwunden war. Unbewusst hatte er immer wieder sein Instrument angeschlagen und die Klänge füllten die Leere, die Erde hinterließ.
Da fiel dem Barden etwas auf: wenn er einige bestimmte Akkorde im richtigen Rythmus und der korrekten Dynamik spielte, könnte er...
Aber warum war ihm dies vorher nie aufgefallen? War dies ein Abschiedsgeschenk von Tŭsama, weil ihr die Musik gefiel? Oder konnte er es schon die ganze Zeit nur jetzt hatte er den Kniff herausgefunden? Bei der nächsten guten Gelegenheit muss es ausprobiert werden.
Er übte noch ein wenig auf der Yueqin neue Melodien, bekam aber hauptsächlich Dissonanzen. Als er müde wurde legte er sich einfach auf den Teppich und spielte eine einfache Schlummermelodie, mit der er sich selbst in den Schlaf wiegte.

Tief in der Nacht schreckte er hoch. Er hatte geträumt von einem gewaltigen Erdrutsch erschlagen zu werden, an den Rest des Traumes konnte er sich nicht erinnern, aber er meinte jemanden gesehen zu haben, der auf der Erdmasse stand, die ins Tal hinab raste.
Er stand auf um in seiner Zelle weiter zu schlafen.
Viel Schlaf bekam er allerdings nicht, da er schon bald geweckt wurde und sich hoher Besuch ankündigte.
Mako setzte sich im Bett auf und lauschte dem Angebot des Generals. Er wusste nicht ob er wütend auf diese Unverschämtheit sein sollte, oder amüsiert über den Glauben des Generals, dass einer der Gefangenen sein Angebot annehmen würde. Er entschied sich abzuwarten und zu horchen ob einer seiner Mitgefangenen das Wort an den Gast richten würde.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 29.03.2011, 13:01:26
04.01.1042 - Tag des Takin - Morgen

Die Schritte hielten inne, die Sporengeräusche verschwanden, wenn Chuang Qi überhaupt noch lief, dann auf dem Teppich. Er hielt im Anschluss an Hongs Worte inne, und antwortete gleich im Anschluss, ohne lange Bedenkzeit. Es schien, als hätte er sich auf dieses Gespräch vorbereitet oder er war etwas sorgloser in seinen Antworten als andere Höflinge.
"Ich verweist auf die Unfähigkeit der Gebrüder Gan. Dabei solltet ihr euch schelten." Man hörte das Entrasten der Bolzenschussgerätschaften, die man der Einfachheit halber Armbrüste nannte. Die Bolzen wurde scheinbar entnommen, die Armbrüste ware entspannt. "Es ist sicher, dass Oda Zektau und Zhào Làn gestorben sind und es scheint auch sicher, dass sie durch ihre eigene Hand gestorben sind, aber es ist nicht so einfach, wie es aus eurem Munde klingen mag, Hong gil-Dong." Die Armbrüste rasteten wieder, neue Bolzen wurden aufgelegt. Er schien irgendetwas zu planen[1].
"Es ist eine Leichtigkeit zu erkennen, dass sie tot sind, aber warum sie gestorben sind, könnt ihr das im Detail beantworten?" Hong und Xū Dǎnshí konnten sich geradezu vorstellen, wie der inzwischen betagte General ein breites, süffisantes Lächeln aufsetzte. Süffisanz, sie war ein typisches Zeichen dieses Mannes. Seine Stimme zeigte jedoch kein Zeichen von Selbstgefälligkeit oder den damit häufig verbundenen Spott, sie behielt ihren fordernden, forschen Ton. "Am Hof kursieren nicht ohne Grund die Meinungen darüber, dass es nicht nur alleine der Druck der Situation sein könnte, welche die beiden in den Tod getrieben haben. Es könntet auch ihr oder einer von euch gewesen sein, der dermaßen Druck ausgeübt hat. Ihr unterliegt trotz eures Kerkeraufenthaltes bei weitem nicht der Aufsicht eines höheren Beamten. Wir können nicht mit Sicherheit wissen, was ihr hier unten treibt, aber Shǎzi hat bestimmt, dass ihr das unter euch ausmachen müsstet im Normalfall. Und Shǎzi hat deswegen wahrscheinlich nicht den Nerv, euch auch nur ein einziges Mal zu besuchen." Man hörte ein kurzes Geraschel und gezwungen leise Schritte, als würden die Schützen ihre Position verändern. "Ich will gar nicht so anmaßend sein, und dem möglichen Mörder von euch, diese Expertise zugestehen, dass er die mehr oder weniger ungestörte Ruhe nutzt. Aber wer weiß, wer von euch magische oder gar psionische Kräfte verbirgt und damit die anderen in den Selbstmord getrieben hat? Die Gan haben durchaus von der musischen Magie eines Mako Jinsei berichtet. Vielleicht lässt das Spiel mit der Yuèqín[2] auch solche Kunststückchen zu?" Die Armbrustschützen waren in Position und verharrten wieder in stoischer Ruhe, auch Chuang Qi bewegte sich scheinbar nicht vom Teppich runter.
"Sollte man auch nur in Betracht ziehen, dass ihr über solche Mächte verfügt, bliebe das Ehrenwort eines Generals eure einzige Chance. Oder anders ausgedrückt. Wenn ein Bekenntnisschreiben aufgefunden worden wäre, nach eurem Umgang mit den Gan, dessen Niederlegung keiner mitbekommen hat und welches in einem Raum voller Verbrecher entstanden ist, wäre die Glaubwürdigkeit dieses Schriftstückes schlichtweg zu bezweifeln. Das Gefühl des Zwanges würde sich den entsprechenden Personen aufzwingen. Ich zwinge euch lediglich dazu, in euren Zellen zu bleiben, zu meiner und zu eurer Sicherheit. Aber ob ihr euch füreinander opfern wollt, also ob einer von euch sich unter Umständen für den Täter opfern will oder der Täter sogar doch noch etwas Edelmut auf seinen letzten Metern lebt, das überlasse ich allein euch."

Eine kurze Pause. Wieder die Umstellung der Schützen.
"Ihr mögt denken und sagen, dass mein Angebot unaufrichtig ist, aber auch diese Bewertung überlasse ich euch. Jeder, der meinen Ruf kennt, weiß, dass ich ein Mann meines Wortes bin. Mein Ehrenwort wird also reichen, um eurem Geständnis genügend Gewicht zu geben, dass man diesen Worten am Hof Glauben schenken wird. Ich habe auch gesagt, dass ihr euch schelten müsstet, denn es ist eigentlich, nach Shǎzi, an euch euch, dieses Dilemma aufzulösen. Ich jedoch möchte euch dabei auf unorthodoxe, aber effektive Weise helfen. Also hat Hong insofern Recht, dass die Gan den dritten Toten nicht nutzen werden, aber der dritte Tote wird dem Reich, welches endlich weitermachen kann, und den Mitgefangenen, welche endlich vom Blutgerüst springen können, nützlich sein. Ich gebe euch nochmal fünf Minuten der Bedenkzeit, dann läuft mein Angebot aus und ihr müsst hoffen, dass ihr den Mörder unter euch findet. Ihr und das Reich müsst dann aufgrund eures Egoismus darben."
 1. Motiv erkennen-Wurf und Willenswurf gegen Einschüchtern (denkt daran, dass eure Stufe als Bonus bei diesem Wurf gilt). Beides SG 15
 2. Yueqin (http://de.wikipedia.org/wiki/Yueqin)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 02.04.2011, 01:01:12
Unruhig lag Danshi auf seiner Pritsche und lauschte dem Angebot des Kaisersohns. Ja, tatsächlich hatte auch er schon darüber nachgedacht, sich für seine Genossen zu opfern. Sein Geständnis würde zwar seinen Tod bedeuten, doch man musste bedenken, dass Danshi schon alt war, er schwer lungenkrank und des Hochverrats angeklagt war. So oder so, es gab keine Möglichkeit für ihn, das Gefängnis lebendig zu verlassen. Er war sich dessen auch vollkommen bewusst und hatte seinen Tod akzeptiert. So hatte er bis jetzt jedenfalls gedacht. Doch nun, in dieser Situation, in der er die Möglichkeit hatte, spürte er, wie sich eine altbekannte Regung in im breit machte und sein Denken vernebelte. Angst! Er spürte, wie die Angst in ihm hochstieg. Es war die Angst vor der Hinrichtung - einem langsamen und qualvollen Tod.

"Du törrichter alter Narr!", schallte er sich. "Hast Du wirklich geglaubt, alles Greifen und Anhaften überwunden zu haben? Glaubtest Du wirklich, dass Du die Furcht vor dem Tod überwunden haben könntest? Du, der nicht einmal einen Meister hast? Du Narr! Allein schon das Treten der Armbrustschützen macht Dich nervös! Er wischte sich mit der schweißnassen Hand über das Gesicht und das Salz brannte ihm in den Augen. Die Wahrheit, die er sich gerade eingestehen musste, war überaus schmerzhaft. Weißt Du, was der Tod für Dich bedeutet hat? Es war eine weiterer Windung Deines Sem[1]. Du hast Dich mit den Lehren auseinandergesetzt und Dein Sem sagte, 'Toll! Das wird interessant werden!' Du hast meditiert und Dein Sem sagte, 'Hmm, mal richtig zu sich selbst finden!' Du hast Dir gedacht, dass Du für eine gute Sache sterben wirst und Dein Sem sagte, 'Wunderbar! Die Leute werden sich an Dich erinnern!' Nun liegst Du hier und fürchtest Dich im Angesicht des Todes. Der Trick Deines Sem wird nicht aufgehen und nun versucht es Dich zur Umkehr zu zwingen.

Tatsächlich zitterte Danshi nun am ganzen Körper. Selbst wenn er sich überwinden könnte, er würde nun keinen Ton hervorbringen, sich eher auf die Zunge beißen. Seine Gedanken überschlugen sich. Er dachte an die Vergangenheit, an Lin-Lin[2] und seine Kinder im Exil. Er dachte an Cui Bao und an grüne Weideflächen und die Reisfelder in der Blüte. Und, entgegen aller Vernunft, drang der pure Überlebenswille in ihm hoch. Das Sem, dass ihm verführerisch einzureden versuchte, dass es Grund zur Zuversicht gab, wenn man nur hoffte.

Du Narr! In Wahrheit bist Du der Erleuchtung kein Stück nähergekommen! Auch als Du noch Soldat warst, dachtest Du, keine Angst vor dem Tod zu haben. Du glaubtest, mutig zu sein, doch tatsächlich war es nur die Auswegslosigkeit der Situation und die Unübersichtlichkeit der Schlacht, die das wache Bewusstsein vernebelt und einen wie ein Automat handeln lässt. Du glaubtest Dich unbesiegbar - und dann lagst Du weinend und um Dein Leben bettelnd in diesem brennenden Haus.

Einige Sekunden verstrichen, bevor er es schaffte, sich auf die Bettkante zu setzen. Seine Brust schmerzte stark und er konnte kaum sagen, ob es seine Lungen oder seine Beklemmungen waren, die die Schmerzen auslösten. Er keuchte. Alter Danshi. Du hast noch nicht abgeschloßen. Du hast noch nicht abgeschloßen...

Die Worte des Kaisersohns streiften nur noch die Ränder seines Bewusstseins.

 1. Der gewöhnliche, anhaftende Geisteszustand im tibetischen Buddhismus. Der Gegensatz ist Rigpa, die bewertungsfrei betrachtende Intelligenz des Geistes, die Buddhanatur.
 2. seine Frau
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 02.04.2011, 18:55:13
Zorn sprudelte in Hong hoch. Wieder das Gefasel eines Kaisersohns, eines Generals, von jemanden, dessen geistiger Horizont durch den Hof beschränkt ist, der nicht weiter sieht wie der Silberlöffel in seinem Mund. Ein Faustschlag gegen die Wand liess eine Welle des Schmerzes seinen Arm hinauf laufen und die Wut aus dem Kopf spühlen. "Bei einem Schriftstück das gefunden wird ist der Zwang offensichtlich, doch wenn ein General Armbrustschützen in den Raum und still das Leben bedroht, ist kein Zwang zu erwarten. Denn der Schlächterfügt Hong in Gedanken hinzu der General steht da mit seinem Ehrenwort". 'Ein Wort wird versprochen um die Lüge zu stützen und es wird Ehrenwort genannt.' "Doch sagt mir eines, General des Nordens. Was passiert wenn ein Geständnis in eine bestimmte Himmelsrichtung gerufen wird. Für zwei Richtungne liessen wir die gleiche Gelegenheit verstreichen und haben noch Zeit für eine vierte. Wieso sollten wir nicht auf die letzte warten?"
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Beitrag von: Lu Chieng am 02.04.2011, 19:02:08
"Was wohl derjenige bekommt, der den Mörder identifiziert?" schoß es Lu Chieng durch den Kopf, er dachte nicht an die Insassen sondern vielmehr an die Besucher des Hofstaates.

"Für die Söhne des Kaisers wäre es von unendlichem Wert derjenige zu sein, der den wahren Mörder fände. Er würde Weisheit und Intelligenz beweisen und wäre vielleicht in der Lage seine Position am Hofe zu stärken." - Aber diese Gedanken führten ihn nicht weiter.

Ein wenig erschrok er als er hörte wie es Hong Gil-dong wagte mit dem Kaiserssohn zu sprechen, dabei sprach er doch nur, was auch Lu Chieng durch den Kopf ging.

"Vielleicht hätte sie uns das Angebot unterbreiten sollen bevor der Gnom starb, vielleicht hätte er die Schuld auf sich genommen wenn sein Gewissen so belastet war, dass er sich selbst richtete. Vielleicht..... müßig."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 02.04.2011, 22:22:53
04.01.1042 - Tag des Takin - Morgen

Der Kaisersohn betrat mit den Sporen wieder den kalten, roten Steinboden; ein größerer Widerhall, er war mit etwas mehr Kraft aufgetreten. Doch die Sporen eines jeden Stiefels erklang exakt einmal, dann stand er wieder still.  Der Kaisersohn schien irgendwas zu machen oder seinen Männern zu deuten, denn die Armbrüste wurden wieder entladen. Die Tür öffnete sich und während die Schützen wieder abzogen, sagte der Kaisersohn.
"Hong gil-Dong. Auf der einen Seiten seid ihr der Einzige gewesen, der den Mut hatte, mir mit Worten zu begegnen, auf der anderen Seite gebt ihr euch infantil oder taub. Ich habe euch eure Frage bereits beanwortet und ich erkenne, dass ihr unwillig seid. Es ist ein seltenes Trauerspiel, aber ich kann daran nichts ändern." Die Schritte des Kaisersohnes sind zu hören, er bewegt sich zur Tür.
"Der Edle leitet mit seiner Vernunft seine Sinnlichkeit und sieht den wahren Mut in der unerschütterlichen Ausübung der Pflicht. Der Gemeine lenkt mit seiner Sinnlichkeit seine Vernunft und sieht in Rücksichtslosigkeit den wahren Mut. Darum heißt es: Wer nicht murrt, wenn er zurückgesetzt ist, dem mag man folgen, wenn er hochkommt.[1]
Das Quietschen der Tür kündigte an, welche der beiden Türen er benutzte. Es war jene, welche Boss so unsanft behandelt hatte, sie mochte fast geschlossen sein, als der Kaisersohn noch ein paar Worte sprach.
"Das Reich wird euch in Erinnung behalten als jene, die zögerten, als sie die Wahl hatten, Millionen von Menschen vor dem Bürgerkrieg zu bewahren. Euch wird man als Inkarnation der Yaoguai[2] in Erinnerung behalten. Oder vielleicht als Taowu[3]." Das erste Mal klangen die Worte des Kaiserssohns nicht militärisch, sondern resignierend und fast schon ein wenig empört, mit einem Einrasten war die Tür verschlossen.

Eine Weile blieb es still in der Kammer der Denunzianten, nicht einmal die Dienerin war gekommen, nachdem der Kaisersohn, in seinen Absichten enttäuscht und wahrscheinlich verstimmt, gegangen war. Noch immer mochte ein wenig nachhallen, dass er sie Yaoguai genannt hatte. Während der Zeit in der Gefangenschaft im kalten, roten Stein, erschien es eine Art geflügelte Beleidigung oder Annahme zu sein. Jeder, der den Ansprüchen der anderen Person nicht genügte, wurde als Dämon bezeichnet und oftmals wurde die Erklärung angeführt, dass der damit Gemeinte nicht mit dem Sinnen der Gesellschaft und der Kultur übereinging. Manche mochten Recht haben, andere nicht. Wo lag die Wahrheit? Vielleicht war auch diese Frage müßig, denn welchen Stellenwert hatte die Wahrheit noch, wenn Chuang Qi willentlich in Kauf nahm, dass er den falschen Mörder hinrichten ließ? Es konnte für die Verschlagenheit des Kaiserssohnes stehen, aber andererseits konnte dies auch bedeuten, dass nicht immer die Wahrheit entscheidend war, um etwas zu lösen. Eine Frage, die sich jeder Gelehrter stellte, und sicherlich auch hier nicht zur Gänze zu beantworten war. Eindeutig war, dass die Denunzianten in Versuchung geführt werden sollten und das Motiv war jenes der Kultur. Vielleicht war es aber auch nur eine Prüfung, um herauszufinden, welcher Denunziant ein Barbar im Herzen war und wer nicht?
Mit dem Schließen der Tür war zumindest klar, dass diese Fragen keine unmittelbaren Antworten für den Moment erhalten würden.

04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Es mochte eine ganze Weile vergangen sein, seit Chuang Qi den Raum verlassen hatte, da öffnete sich die Tür wieder. Doch bevor sie sich irgendwie vorstellen konnte, entwich ihr ein erstauntes und überraschtes "Oh!" Die Gestalt bewegte sich und machte auf sich aufmerksam. "Ich bitte um Verzeihung für mein schnelles und ungefragtes Eintreten, aber ich wollte kein großen Tumult durch mein Auftreten verursachen." Es war eindeutig ein Mann, seine Stimme glich, das fiel gleich auf, irgendwie einem Gebirgsbach, klar und flüssig. Sie stoppte nicht und sprach ein wenig akzentuiert, jedoch formschön und geschwungen. Hong erkannte sie sofort wieder. Sie gehörte Qiānbēi Irindiil. Der Mann hatte einen Ruf, der besagte, dass er ebenso stur wie ein Zwerg war und niemals von seinen Ansichten abwich, so er einmal von ihnen überzeugt war. Für jene, die ihn nicht kannten, mochte Sanftheit und Überzeugung nicht zusammenpassen, wobei Xū Dǎnshí sicherlich dort die Erziehung des alten Hofes wiederkannte.
"Ich habe gerade mit Schrecken erkennen müssen, dass das einzige Stück Natur in diesem Raum Ùldna[4] anheim fällt. Wie bitter diese Tage doch nicht nur für mein Volk sind." Die Tür wurde sanft geschlossen. "Jetzt muss ich ein zweites Mal um Verzeihung bitten.", diese Worte sprach er direkt im Anschluss, begleitet von dem Ertönen eines metallischen Geräusches. "Mir wurde dieser Speer aufgezwungen, obgleich es nicht meine Art ist, einem Unbewaffneten mit einer Waffe entgegenzutreten, so er kein Monstrum ist." Die Stimme hielt inne, die Figur schien sich auf den Teppich niederzusetzen.
"Roter Marmor, das überrascht mich. Mein Volk erzählt sich, dass die Zwerge diese besondere Art des Steins abbauten. Es war einstmals weißer Marmor in den Silberschwanbergen, einem ganz kleinen Gebirge im Norden des Landes, nicht mehr als eine Kette längst erloschener Vulkane. Eines Tages erhob sich der Drache Rokk über das Gebirge und beanspruchte es für sich, wie er alle Gebirge im Süden des gestorbenen Landes beanspruchte. Mit Elefanten zogen die Diener Rokks über das Land und versuchten das Gebirge zu besetzen. Doch die Zwerge des Clans Skarnog, welche in diesem Gebirge leben, kannten das Geheimnis von Bashe[5]. Bashe war angeblich eine riesige Schlange, welche Elefanten fraß, und wie der Zufall es so wollte, waren die Elefanten die geheiligten Tiere des Rokk. Es hieß, die Schlange habe noch eine alte Schuld bei den Skarnog gehabt und diese löste sie am Tage des Angriffs ein. So viele Elefanten samt Kriegern vertilgte und tötete sie, dass das Blut in großen Seen in den Steinbrüchen der Zwerge stehen blieb. Das Blut soll den Marmor rot gefärbt haben. Heute sind die Steinbrüche längst abgebaut und dieser wunderschöne Marmor ist fast in Vergessenheit geraten, nur in den Hallen des Skarnogclans und in Tzanhian lassen sich noch Räume, Gebäude und Gegenstände aus diesem Marmor finden."
Der Elb räuspert sich.
"Aber was erzähle ich Geschichten, die ihr vielleicht gar nicht hören mögt. Setzt euch doch zu mir."
Nach dem General wieder ein deutlich höflicherer Besuch. Qiānbēi Irindiil[6] sah fast wie ein Mensch aus, nur seine Gesichtszüge waren etwas länger, seine Augen noch etwas mandelförmiger. Sein Aussehen war dem Hof perfekt angepasst, auch wenn er im Gegensatz zu vielen ein fast schön glänzenden Seidenweiß trug, seine dunklen Haare waren ein deutlicher Kontrast dazu. Auch das unterschied ihn von den meisten Elben, seine dunklen, fast ebenholzfarbenen Haare. Aber auch die waren dem Aussehen Chuangs angepasst. Keine schwarzen Haare zu haben, galt als barbarisch. Nur Barbaren hatten braunes, rotes oder gar blondes Haar. Qiānbēi Irindiil wirkte im Aussehen sehr angepasst, würde er es auch im Verhalten sein?
 1. Kungfutse aus der Gia Yü, Schulgespräche"
 2. Yaoguai (http://en.wikipedia.org/wiki/Yaoguai)
 3. bedeutet böser Geist der Ignoranz
 4. Die Göttin des Verfalls (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Ùldna)
 5. Bashe (http://en.wikipedia.org/wiki/Bashe)
 6. 
Qiānbēi Irindiil (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 04.04.2011, 17:49:40
Sūn Ai wurde unsanft durch Boss geweckt. Ihr Schlaf war besser, sanfter durch das Gespräch mit der Erde. Vielleicht aber auch, weil sie sich an die Umstände gewöhnte. Sich anpassen zu können war von Vorteil, aber wie bei Allem, war nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel, etwas Schlechtes. Verlor Ai vielleicht den Draht zu sich selbst, weil sie zu sehr in die Rolle des Gefangen stieg, würde sie vielleicht am Ende vergessen, dass sie unschuldig war? Wahrscheinlich nicht und doch gewöhnte sie sich an ihre neue Unterkunft im Gefängnis, was zunächst den Vorteil hatte, besser schlafen zu können.

Der besser Schlaf nutze ihr allerdings nicht vollkommen durch die unsanfte Art auf zu wachen. Hastig stieg sie aus ihrer Liege und machte sich bereit in den Raum davor zu treten, aber schnell merkte sie, dass dieses Gespräch anders ablaufen würde. Es brauchte nicht lange, bis sich die junge Frau wieder hinsetzte. Der General wollte sie nicht sehen und irgendetwas sagen, wollte sie auch nicht. Sie hatte nicht vor zu gestehen, zumindest nichts was sie nicht getan hat. So ehrenvoll es war sich für Andere zu opfern, so gab es doch noch die Chance, dass der wahre Mörder unter ihnen war und wenn sollte sich dieser bereit erklären. Alles andere was sie zusagen hätte, verschwieg sie auch, um den General des Nordens nicht zu verärgern. Die Einschüchterung, hatte zumindest bei ihr geklappt und so verblieb sie stumm und wartet was passiert.
Selbst nach der Kaisersohn den Raum verlassen hatte blieb Ai noch in ihrem Raum.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 05.04.2011, 18:23:00
"Was führ Geschichten möchten wir denn hören?" dachte sich Lu Chieng als er die Tür öffnete.

Sorgsam betrachtete er den neuen Besucher. Auch wenn der Besuch eine willkommene Abwechslung zu dem sonst eher schnöden Tag war konnte Lu Chieng sich eine ironische Antwort nicht verkneifen: "Nun dann sind wir froh, dass unser edler Gast zu würdigen scheint, dass wir keine Kosten und Mühen gescheut haben um unser Empfangszimmer den hohen Gästen entsprechend auszustatten."

Auch wenn er wusste, dass diese Art in ihrer Situation nicht gerade hilfreich war, musste er seinen Frust doch irgendwo ablagen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 06.04.2011, 22:03:57
Auch Danshi kam jetzt aus seinem Raum. Er sah wahrlich schlecht und ausgezehrt aus. Die Augen, die nun mit feinen roten Äderchen durchzogen waren, weiteten sich erstaunt, als er den Besucher erkannte. Schnell rief er sich in den Sinn, was er über ihn wusste. "Qiānbēisan, Abgesandter der Elben am Hof des Kaisers. Er ist bekannt für seine Unnachgiebigkeit und seine Prinzipientreue. Man nennt ihn einen Felsen oder auch einen Esel, je nachdem ob man ihn bewundert oder ihn verachtet. Hong sollte sehr erfreut sein, dass der Elb uns besucht. Sie entstammen beide den Wäldern des Nordens.Wo ist Hong eigentlich?", dachte er und sah sich im Raum um.

Sein Blick blieb bei Lu haften. Missmutig verzog er den Mund, als er dessen Bemerkung vernahm. "Lusan, Ihr demonstriert keine Stärke, wenn Ihr wahllos jeden anfeindet.", tadelte Danshi den jungen Mann. "Vielmehr achtet man Euch, wenn Ihr trotz alledem demütig Euer Tageswerk vollbringt." Er ging langsam auf den Eleben zu, bis er nur noch wenige Schritte von diesem entfernt war. Mit einer leichten Verbeugung grüßte er Qiānbēi und knüpfte an das Gesagte an: "Das verstehen wohl wenige so gut, wie der ehrenwehrte Qiānbēisan. Was führt Euch zu uns, Emmisär der Elben?", erkundigte er sich freundlich. Er setzte sich zu dem Elben auf den Teppich.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 06.04.2011, 22:58:11
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Der grazile Elb verneigte huldvoll den Kopf und deutete mit der Hand, sich zu ihm zu setzen, sofern noch nicht geschehen. "Das Wort Emissär habe ich lange nicht mehr gehört am Rande des Himmels[1]. Ebenso wenig wie man mich mit Abgesandter oder Gesandter, vielleicht auch mit Legat grüßt. Man nimmt zu gern die negative Bedeutung dieses Wortes, nennt mich Späher, wenn man freundlich ist, vielleicht auch Bote. Wirft mir vor, völlig zu recht, dass mein Interesse nicht Chuang, sondern meinem Volk gelte. Kurz gesagt, ich bin sehr positiv überrascht, dass ich so freundlich begrüßt werde. Diese Art der Freundlichkeit hätte ich nur Hong gil-Dong zugetraut in diesen Räumen. Meist werde ich zuerst angespuckt, getreten oder beleidigt."
Der Elb schob seine Hände in seine Ärmel. Es fiel auf, dass an seinen Händen ganz schmale, kaum sichtbare Tätowierungen waren, welche die Hand umschlungen und auf dem Handrücken die Figur bildeten[2]. Er nahm eine angenehme Sitzposition ein.
"Der Grund meines Erscheinen ist mein Dank, den ich euch im Namen des elbischen Volkes aussprechen möchte. Was auch immer an dieser Stelle gespielt wird, ich habe nicht im Detail verstanden, worum es geht, aber ich habe durchaus verstanden, welche Chancen es meinem Volk lässt. Wir haben die Chance auf Autonomie, vielleicht sogar auf jene Art der Dignité[3], welche mein Volk so sehr vermisst: Freiheit. Seit fast einer Äone, wenn man so will, leben wir mit und seit geraumer Zeit unter der Knute dieses Moloches, den man in Chuang Himmlisches Reich nennt. Die Schwäche unser Führer, die Friedliebigkeit meiner Brüder und Schwester und die militärische Macht Chuangs und ihrer zwergischen Verbündeten haben uns im Zaum gehalten. Doch seit einiger Zeit rauben sie uns unsere Kultur, zersetzen sie und verbieten sie uns zunehmend, zwängen uns in Kleider und Masken, die wir nicht zu tragen bereit sind. Und aufgrund der Genialität oder des Irrwitzes einer Person unter euch, oder aus der Zusammenfassung all eurer Genialität und eures Wahnwitzes, ist uns die Chance erwachsen, dass wir uns wehren können. Hierfür möchte ich nichts weiter als meinen Dank aussprechen."
Der Elb sprach laut genug und mit ausreichender Inbrunst, dass man es auch in den anderen Zellen hören konnte. Es war überzeugt von seinen Worten und wirkte aufrichtig dankbar, denn es ist das erste Mal, dass man ein erleichtertes und erfreutes Gesicht unter den Besuchern der Denunzianten sah. Er lächelte erfreut und blickte dann Xū Dǎnshí und Lu Chieng an, geradezu als würde er sich auf ihre Reaktionen diebisch freuen, auch wenn er noch nicht mit einem Wort verraten haben mochte, wie diese Chance für die Elben nun aussah.
 1. Bezug zu Chānghé, also Himmel als Hauptstadt des Reiches Chuang
 2. 
Wahrnehmung SG 15 (Anzeigen)
 3. Würde
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 07.04.2011, 00:30:05
Danshi wirkte sehr nachdenklich, während der Elb sprach. Die Situation der Elben war vieler anderen Untertanen des Kaiserreichs. Er hätte ebenso über Cui Bao sprechen können. Das brachte die beiden einander nahe. Doch es war ihm unangenehm, dass man ihnen für einen Mord dankte, und es war ihm zuwieder, dass für den Elben nun der Zeitpunkt für ein gewaltsame Revolution gekommen war. Nicht dass er etwas gegen ein Aufbegehren Geknechteter hatte. Dies war auch sein Ziel. Er wollte nur nicht, dass es gewaltsam geschah.

"Ihr seid sehr bekannt am Hof, Qiānbēisan, doch ich frage mich, ob Ihr mich kennt? Mein Name lautet Xū Dǎnshí und ich bin ehemaliger Verwalter der Provinz Cui Bao. Man wirft mir vor, in Cui Bao die celestische Ordnung aufgehoben, unerlaubt eine Miliz ausgehoben und dem Kaiser die Steuern enthalten zu haben. Das Urteil lautet Verrat. Das stimmt.", sagte er schlicht. "Ich habe die Landordnung aufgehoben und den Familien ihren Grund zurückgegeben. Ich habe ihnen das Lesen und Schreiben beigebracht und auch das Kämpfen. Doch nicht, dass sie sich gewaltsam befreien.", wandte er bedeutungsvoll ein. Er wartete einen kurzen Moment ab, um zu sehen, wie sein Gesprächspartner reagierte. Dann fuhr er fort. "Ich habe den Kaiser nicht getötet und ich hätte es auch nicht getan, wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Früher war ich auch Soldat im Kampf gegen die nomadischen Völker an der Ostgrenze. Seither weiß ich, dass der Krieg nicht heldenhaft ist und er befreit auch nicht. Er verfolgt diejenigen, die in ihm waren und lässt sie nicht mehr los. Die Siegreichen bangen um ihre Herrschaft und die Unterlegenen hoffen auf ihr Erstarken. Sollte Eure Kultur siegreich sein, dann wird sie nicht mehr dieselbe sein. Die Herzen Eurer Landsleute werden verhärtet oder stolz sein. Doch sie sehen die Welt nicht mehr wie sie war. Lasst mich Euch sagen, die Erinnerungen lassen einen nicht mehr los. Man vergisst vielleicht die Bilder, doch die Erinnerungen lassen einen nicht mehr los. Wie es das karmische Prinzip vorhersagt, aus Gewalt folgt nur Gewalt. Ich kenne keinen Krieg, aus dem die Menschen auf lange Sicht gestärkt hervorgingen."

Danshi saß ganz still da, während er sprach und achtete auf jede kleine Regung im Gesicht des Elben. Er hoffte so sehr, dass er verstand. "Ich beschwöre Euch aber auch nicht, Euch von der Welt abzukehren. Die Gelegenheit ist tatsächlich günstig, doch nicht für Krieg. Ihr wollt die Kultur nicht annehmen? Warum lernt Ihr ihre Gebräuche? Ihr wollt nicht Ihre Kleidung tragen? Warum tut Ihr es dann? Ihr wollt Eure Natur nicht hinter Masken verdecken? Warum kann ich Euer wahres Gesicht nicht erkennen?" Er ließ diese rhetorischen Fragen wirken. "Niemand kann Euch demütigen, außer Ihr selbst! Warum legt Ihr Euch ihre Fesseln an?"

"Ich kann mir denken, was Ihr sagen wollt. Sie werden kommen und Euch zwingen wollen. Und wenn sie merken, dass Ihr standhaft seid, dann werden sie Euch bestrafen, foltern und töten. Fragt sie, wie viele sie töten wollen. Fragt sie, ob sie ein Dutzend töten wollen? Oder hunderte? Oder tausende? Es sind auch nur Menschen, mit einem Herz und Mitgefühl. Sie werden sehr schnell merken, dass sie kein Recht auf Chuang haben, Euch zu töten. Doch ich warne Euch eindringlich: Wenn Ihr sie bekriegt, dann werden sie sich verteidigen. Dann haben sie einen Grund. Und jeder ist im Recht. Zwar war Danshi sehr sicher, in dem was er sagte, doch er fragte sich im stärker, ob der Elb verstand. Noch während er sprach, sendete er einen stillen Bittruf an Ahara. "Verwendet keine Gewalt, doch kehrt Euch auch nicht von Konflikten ab. Reformiert Euch erst selbst und dann beeinflusst die, die um Euch herum sind. Wenn ihr durchhaltet, werden sie Euch akzeptieren.", endete er.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 07.04.2011, 01:40:57
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Der Elb lächelte sanft und freundlich als Xū Dǎnshí sprach und hörte sich seine Worte an. Er nickte hier und dort sachte, deutete an anderen Stellen eine leichte Verneinung an, doch blieb durchweg gefasst und äußerst freundlich. Seine Hände behielt er bei sich, bis zu dem Moment, an dem der alte Beamte Cui Baos geendet war. Er war der erste Gast, welcher nicht erwartete, dass man der Reihe nach sprach, sondern der direkt und unverblümt antwortete. Er reckte seine Handrücken vor die Augen Xū Dǎnshís, ballte die Hände zu Fäusten und streckte sie wieder aus, spielte mit der filigranen Form der Vögel auf seinem Handrücken. "Warum legt Ihr Euch ihre Fesseln an?", wiederholte er die Frage, welche der alte Mensch ihn gefragt hatte, achtete gar darauf, dass er dieselbe Betonung nutzte, die auch der Gefangene nutzt. "Aus demselben Grund, wie auch ihr, Xū Laoshi[1]." Der schwarzhaarige Elb breitete seine Arme aus und zeigte auf die engen, kalten Mauern des Gefängnisses. "Mein Volk leidet und es hofft auf seine Freilassung, will nicht gezogen werden auf jenes Blutgerüst, welches sein Ende nach zehn symbolischen Tagen[2] bedeutet. Ich rede nicht von Genozid, Xū Laoshi. Ein Volk stirbt dann, wenn ihm seine Würde und seine Kultur genommen wird. Wie kastrierte Lämmer werden wir als Opfer den Götzen der chuangschen Kultur gebracht. Man wäscht uns, schmückt uns mit bunten Bänden, eben dieser Kleidung und diesen Namen, und dann blutet man uns aus."
Der Elb neigte den Oberkörper in Form einer halben Verbeugung nach vorne und verharrte in dieser sichtbar unbequemen Position. "Diese Position nehmt ihr ein, weder eine ganze Verbeugung, noch verweigerte Verbeugung. Diese halbe Verbeugung schmerzt jedem Muskel mehr als die anderen Arten. Und dennoch müssen wir beide sie vollführen. Weil wir gezwungen sind, jenes zu tun, damit wir überleben und dieses, weil unser Empfinden, unser Gefühl und unsere Vernunft uns dazu bringt. Wir sind keine Männer, die sich blind Prinzipien verschreiben, ohne sie immer wieder zu hinterfragen. Wir sind keine Männer, die sich blind unterwerfen, gerade weil wir Leid und Unbill in allen Landen gesehen haben. Aber wir wissen gleichermaßen, dass wir alleine niemals stark genug sind, den Rücken dann zu strecken, wenn wir es stets für richtig erachten und den Rücken zu beugen, wenn es die Situation erfordert." Qiānbēi Irindiil streckte den Rücken wieder durch und begab sich in eine bequemere Sitzposition.
"Arme Menschen, wie auch Elben, kleiden sich in der Kleidung, die ihnen zur Verfügung steht, wenn sie frieren. Sie essen das, was die Natur ihnen geben kann, wenn sie hungern. Ihnen ist es gleich, ob das Wasser aus Brunnen oder Bächen kommt, wenn sie dursten. So wenig mir mein eigener Weg schmecken mag, ist es die Chance, welche mir gegeben ist, um meinem Volk zu helfen."

Der Elb blickte zu den Türen, scheinbar verwundert darüber, dass sich bisher nur Lu Chieng und Xū Dǎnshí aus ihren Türen getraut hatten. Dann fixierte er jedoch den alten Mann mit unverkennbar tiefen Augen, der alte Mann hatte sein Interesse geweckt. Bedeutungsvoll legte er die Hände zusammen, nachdem er eine komplexe Geste vollführt hatte[3] und ließ sie wieder in den Ärmeln verschwinden. "Ich danke euch für eure weisen Worten über das verschlingende Wesen des Krieges. Ich sehe, was ihr meint. Ihr wollt keinen Zustand, in denen sich Mensch und Elb physisch aufreiben und dadurch zugrunde gehen mit allen Konsequenzen. Verkrüppelungen körperlicher, geistiger und seelischer Art werden die Folgen sein und eurem Wasserrad, das karmisches Prinzip nennt, neues Wasser auf die Schaufeln gießen. Und doch ist es schwer Widerstand zu leisten, ohne Gewalt auszuüben. Was ist Gewalt? Wenn ihr euch einer Verhaftung widersetzt, ist es in den Augen Chuangs Gewalt. Wenn ihr einen Mann in seiner Ehre kränkt, weil ihr ihn beleidigt und beschimpft, ist es Gewalt. Wenn ihr auf die Straße geht und vom Frieden predigt, nennen eure Feinde es Manipulation. Wenn ihr dem Streitwagen eures Häscher die Achse zerstört, um fliehen zu können, nennt der Feind es Sabotage. Wenn ihr Versorgungslager plündert, weil euer Feind im Übermaß lebt und ihr kaum über den Winter kommt, nennt euer Feind dies Terror. Selbst wenn ihr keine Bedrohung seid, werdet ihr schnell als eine solche wahrgenommen, weil ihr zu einer gemacht werdet. Wenn ihr nichts dazu tut, besorgt euer Feind dies von ganz alleine. Ihr könnt einen Anteil daran haben, es kann auch sein, dass ihr keinen oder kaum einen daran habt. Beispielsweise wenn ihr den Kaiser nicht umgebracht habt und ihr dennoch mit der Aussage eures Feindes zum Mörder gemacht werdet und dafür hängen sollt. Das kann tausend Gründe haben, doch hilft euch dies in eurer Gefangenschaft kaum weiter. Diese Art ist Gewalt, die euch angetan wird, sogar wenn ihr genügend zu essen und zu trinken hier habt. Ihr seid augenscheinlich krank und das, obwohl es einen Arzt hier gibt." Er legt seine Ärmel auf seinem Schoß ab und lächelt milde mit seinem jugendlichen Gesicht. "Ihr seht, Gewalt kann vieles sein. Ja, sogar wenn man eure Weisheit, eure Taten und eure Person vergisst, ist dies manchmal Gewalt. Wenn junge Menschen und Elben ihre Eltern mit Schweigen strafen, wenn man im Alter vereinsamt, wenn man keine Hilfe bekommt, wenn man sie wirklich benötigt. Das Unterlassen von Taten kann ebenso Gewalt sein, wie das Begehen oder Ausführen von Taten. Und nun zeigt mir, Xū Laoshi, wie man einen wirklich gewaltlosen Widerstand leisten kann und ich will euch zu Diensten sein."

Der dunkelhaarige Elb räusperte sich und richtete sich seine weiße Kleidung. "Ich verstehe eure Sorge, und bin dankbar, dass ihr meinem Volk und mir diese Sorge schenkt. Ich weiß um die Taten meines Volkes und ich sehe, dass ihr Nutzen von körperlicher Gewalt einem Schrei aus Verzweiflung gleicht. Aber das Volk der Elben ist als Ganzes friedliebig und die Chancen, von denen ich sprach, sind nicht martialischer Natur allein. Keine Kultur, kein Volk, nicht einmal ein Gott kann Gewalt aufheben, nur eindämmen. Es gibt kein Versprechen, dass es in den Zeiten des Widerstandes nicht zu Verzweiflung und der mit ihr eingehenden kriegerischen Gewalt kommt, doch nie wird ein Elb einen wirklichen Krieg gegen Chuang führen. Nicht aus Überzeugung, denn die Elben lieben den Frieden so sehr wie die Freiheit. Nicht aus Notwendigkeit, denn es lohnt nicht einen Riesen zu wecken, wenn man sich davonstehlen will. Nicht aus Räson, denn das Volk der Kinder Seheiahs ist dem Feind mindestens 1:6 unterlegen, hat nicht dieselben Wege des Krieges, hat nicht solch glänzende Generale und besitzt nicht dieselbe Fähigkeit der militärischen Organisation. Zudem kämpfen wir für die Erhaltung unseres Lebensraumes und was wäre dabei widersinniger, als einen Krieg zu führen? In unserer Masse könnten wir höchstens einen Verteidigungskrieg provozieren, und dann würden wir eben jene Wälder opfern, die wir zu schützen geschworen haben."
Es schien Qiānbēi Irindiil viel daran zu liegen, seine Meinung auszubreiten. Er schien die Unterredung mit dem Mann aus Cui Bao sehr zu schätzen, das konnte Lu Chieng auch deutlich erkennen.
"Xū Laoshi. Wie habt ihr euch reformiert? Wie habt ihr jene beeinflusst in diesen Räumen, die eurem Wort Gehör schenken und eurem Urteil trauen?" Der Elb meinte dies nicht spottend oder abwertend, er nahm es durch das Gespräch als gegeben hin.
 1. Wäre das Äquivalent zum japanischen Sensei
 2. Verweis auf die zehn Tage Gefangenschaft vor der möglichen Hinrichtung
 3. 
Wissen (Geschichte oder Adels- und Königshäuser) SG 20 oder Wissen (Lokales) SG 25 (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 07.04.2011, 12:51:16
"Fragt sie wieviele sie töten wollen und sie werden mehr töten als bereit sind für ihre Überzeugung zu sterben. Es mag ehrenhaft erscheinen für seine Überzeugung in den Tod zu gehen. Ihr mögt bereit sein für eure Überzeugung, euren Traum zu sterben. Aber wenn ihr fragt wieviele Leben Chuang bereit ist zu opfern um Frieden zu wahren wird euch die Antwort nicht gefallen.

Wenn tausend bereit sind zu sterben und Chuang verlangt tausend und einen Toten, könnt ihr es verantworten für diesen einen unwilligen Toten verantwortlich zu sein."


Langsam hatte Lu Chieng die Haltung des alten Mannes satt. Er sprach von Opferung, obwohl er, wenn es hoch kam, noch zwei bis drei Sommer erleben würde, so wie sein Husten in jeder Nacht klang. Natürlich war es leicht von Opferung zu reden, wenn die Zeit sich dem Ende neigte, darauf beruhte ein Teil der Strategie der Einkerkerung. Der Hof ging davon aus, dass einer der Inhaftierten sich opfern würde und sie einen Schuldigen präsentieren könnten.

"Das werter Xū ist der unterschied zwischen wohlüberlegter Theorie und der Welt. Chuang wäre nicht in der Lage alle Elben zu ermorden, aber auch unter ihnen wird es solche geben, die das Leben in Unterdrückung dem Tot vorziehen und ihre Zahl wird rasch steigen. Denn ein schneller tot ist nicht das Privileg von Aufständischen."

Lu Chieng konnte es nicht leiden gemaßregelt zu werden, vielleicht ließ er gerade deswegen hier seinen Frust ab, auch wenn ihm bewusst war, dass es nicht den höfischen und höflichen Gepflogenheiten entsprach.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 09.04.2011, 10:49:31
Mit Freude vernahm Hong die bekannte Stimme eines Freundes. Mit Scham erinnerte er sich daran, dass wie so häufig er wieder der eingesperrte war, der vom Emissär besucht wurde. Oft hatte Hong eine Regel am Hof übertreten, bewusst sich Anweisungen widersetzt, Streiche gespielt, und war nicht willens es einzugestehen. Denkt er nun ich hätte den Kaiser ermordet? Er haderte mit sich. Wollte nicht in die Augen des Elben blicken und sich als mutmasslicher Mörder gespiegelt sehen. Wollte in die Augen blicken und die Gewissheit spüren, dass alles Gut wird. Vor dem Neujahrsfest rechnete Hong eigentlich mit einem baldigen Besuch des Emissärs. Doch als er als Kaisermörder mit den anderen Eingesperrt wurde, schien etwas schief gelaufen zu sein. Vielleicht holt er mich wieder raus, weil es nur der übliche Ungehorsam war? Doch auch dies passte Hong nicht mehr als die Erde ihn und die Mitgefangenen bat ihr zu Helfen.
Nach langem Zaudern rang Hong sich doch noch durch, in den Raum zu treten. Die Tür liess er mit dem Fuss aufschwingen, da er sich die Arme für die Begrüssung über der Brust verschrenkt hatte. Sobald sein Blick auf Qiānbēi Irindiil traf entfalteten sich seine Arme zu einer weiten, offenen Haltung. Es schien als ob der Schwanz der tätovierten Drachen sich entrollte und vor freude zuckten. "Und wieder kommt der Phönix den Drachen in seinem Käfig besuchen." mit der Selbstverständlichkeit eines alten Begrüssungsrituals folgte die Frage "Wann wird der Wald wieder frei sein und seine Bewohner zurückkehren können?" Doch die Situation hatte sich geändert. Es wird nicht mehr ein 'wir hoffen bald' folgen. Der Emissär hatte bereits angedeutet, dass die Wirren um das Verschwinden des Kaisers einen Hoffnungsschimmer geben. In der Annahme, dass die anderen seinen Worten nicht folgen können fragte er in der Sprache der Elben
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Weiter wandte Hong sich wider in einer allgemein verständlichen Sprache an Xū. "Ihr mögt für uns Menschen alt und weise sein. Doch versucht euch nicht an Qiānbēi. Er ist noch viel älter weiser und gefestigter in seiner Meinung wie ihr. Was meint ihr mit reformieren? Das wir Eroberten uns dem Diktat anpassen sollen? Ja, dann werden wir und die Elben akzeptiert. Erst wenn man sich selbst verleugnet und den angespassten Chuang mimt, dann sind sie zufrieden. Manchmal spricht aus euch die Weisheit, doch auch ihr seit ein Geschöpf Chuangs. Nur das Selbstverständnis des Eroberers lässt es zu, dass aus der Verteidigung der Angegriffenen das moralische Recht der eigenen Verteidigung folgt. Dringt in ein Gebiet ein und ihr werdet euch Verteidigen müssen. Dringt in ein Gebiet ein und ihr schafft euch das Recht es zu Besetzen und zu Beherrschen."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 12.04.2011, 01:21:56
Mit dem Auftreten Qiānbēi Irindiils wich die Apathie und Agonie der letzten Tage. Möge sie meinen Ausführungen nicht zustimmen wollen, so ist dies schon ein gutes Zeichen genug. Doch scheinbar ist Qiānbēisan interessiert und ich will ihm erzählen. Als er wieder Gelegenheit hatte, das Wort zu ergreifen, nickte er Hong und Lu zu und setzte zu einer Erklärung auf die vielen Fragen des Besuchers und der Genossen an. "Ihr habt Recht, die Theorie ist abstrakt und vereinfacht und entspricht notwendigerweise nicht der Realität. Ich kann sehr leicht darüber sprechen, das Opfer gebracht werden müssen, und habe keine Vorstellung von den Schmerzen und der Furcht. Und genau darum sage ich, dass man sich im Inneren reformieren muss, dass sich kein negatives Karma mehr sammelt. Man muss ablassen davon, das eigene Wohl über das der anderen zu stellen, und man muss ablassen davon, sich als jemanden besonderen zu begreifen. Vor allen Dingen muss Euer Herz von Mitgefühl erfüllt sein. Darum will mein Vorschlag auch ohne Gewalt auskommen. Ich möchte, dass Euer Volk Chuang Eure natürliche Lebensweise verständlich macht, auf die Ihr Euch beruft." Im Stil einer ansteigenden Aufzählung fuhr er fort. "Zunächst sagt es Ihnen und bittet sie, sich danach zu richten. Wenn sie Euch Eure Bitten verweigern, dann weigert Euch, ihnen zu gehorchen[1]. Legt die Kleider und die Masken ab, sprecht Eure Sprache und übt Eure Sitten und Bräuche aus. Zahlr schließlich keine Abgaben mehr und befolgt manche Ihrer Gesetze nicht. Zuletzt, wenn sie sehen, dass Ihr Euch nicht nach Ihren Regeln beugt, dann werden sie Euch strafen wollen - nehmt auch dies in Kauf. Doch zürnt ihnen nicht, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wenn sie Euch strafen und es ist ungerecht, dann werden sie ebenfalls leiden, denn auch ihr Herz ist nicht verschlossen. Nein, Lusan, Ihr versteht mich nicht richtig. Es soll kein Martyrium sein. Zwar leidet Ihr, weil Ihr Euren Prinzipien treu bleibt, aber ihr sollt keine Helden werden, die sich in der Aufopferung erhöhen. Euer Zweck ist, dass Euer Leiden ihr Mitgefühl weckt. Unterdessen, sie werden Euch weniger als Feinde wahrnehmen, wenn Ihr sie nicht als Feinde behandelt. Tragt keine üblen Wünsche in Euren Herzen, lacht nicht, wenn sie Verluste erleiden, und bietet Hilfe, wo sie gebraucht wird." Nachdenklich fuhr sich Danshi über den Hinterkopf, um seine krausen Haare glatt zu streichen. Für einen Moment suchte er nach einem geeigneten Beispiel, um das Letztgenannte zu verdeutlichen. "Überlegt Euch, was passieren würde, wenn Eurem Peiniger im Winter das Wagenrad bricht, sodass seine Waren zu Boden fallen. Werdet Ihr vorbeigehen? Werdet Ihr lachen und Spotten oder gar seine Waren stehlen? Ich fände es besser, würdet Ihr im Eure Hilfe anbieten, so dass er das menschliche in Euch erkennt." Sagte er und ließ kurz Zeit, dass die anderen seinen Gedanken folgen konnten. Dann hob er wieder die Stimme, um zu verdeutlichen, dass er einen weiteren Punkt anführen wollte. "Seid Euch auch nicht zu schade, sie um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen. So werden sie erkennen, dass Ihr eine wahrhaft menschliche[2] Kultur besitzt. Sie werden merken, dass Ihr die chuangsche Kultur nur ablehnt, wo sie Eurer eigenen zuwider läuft, aber ein guter Kern von beiden getragen wird. Es ist schwer, sehr schwer. Doch welche Alternativen gibt es? Ein zerstörerischer Krieg oder eine angepasste Knechtschaft. Aber das ist meine Meinung." Freundlich blickte er von einem Gesicht zum anderen. Was sie wohl sagen mochten?
 1. ziviler Ungehorsam (http://de.wikipedia.org/wiki/Ziviler_Ungehorsam)
 2. Im Sinne einer humaner, zivilisierten Kultur
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 12.04.2011, 15:45:17
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Qiānbēi Irindiil lächelte sanft, als Hong gil-Dong endlich seine Zelle verließ und ihn begrüßte, wobei der Elb aufstand und die Begrüßungsformel ebenso ausführte, wie der tätowierte Mann sie ausgeführt hatte. "Der Wald wird nicht frei werden. Er ist frei, nur sind es seine Bewohner nicht mehr.", sagte der dunkelhaarige Elb nachsichtig und lächelnd. "Aber jene werden alsbald wieder ihre angestammte Freiheit erringen. Ich kann den exakten Moment nicht voraussagen, aber ich kann sagen, dass das Momentum auf unserer Seite ist." Qiānbēis Augen strahlten eine große Zuversicht aus, die von seinen überzeugten Worten unterstrichen wurden. Seine Haltung war offen. Er setzte sich wieder hin und brachte sich in eine bequeme Position.
"Aber der Phönix wird immer wieder gern den Drachen besuchen, auch wenn dieser in seinem Hort eingesperrt ist." Qiānbēi Irindiil verwies häufig auf den Zustand, dass Hong ein Mensch war und er verband Menschen natürlich häufig mit ihrer eigenen Kultur. Es war aber mitnichten beleidigend gemeint. "Das Volk der Elben kann euch im Moment keine große Hilfe sein, mein werter Hong. Aber wir arbeiten daran." Auch machte der Elb kein Hehl daraus, bei wem seine Sympathien in diesem Raum lagen. Freundlich und aufmunternd lächelte er Hong zu und verfiel in ein kurzes Schweigen.

"Eure Worte sind überzeugend und entsprechen in großen Teil einer festen Überzeugung, die auch mit der Wahrheit häufig zusammentrifft, Xū Laoshi. Aber eure Worte stellen mich vor ein Rätsel. Nicht in ihrer Abstraktheit und Systematik, viel mehr in ihrem ausweichenden Charakter." Der Elb strich sich seine Haare nach hinten und schüttelte seine Ärmel los. "Ich bin keine Stellvertretung für mein Volk. Ich bin nicht der Inbegriff meines Volkes. Mein Volk leidet, weil es seine Bräuche und seine Kultur nicht ablegt. Mein Volk versucht das Leiden zu lernen, doch wie kann man Wesen das Leiden beibringen, ohne dass sich Aufbegehren bildet? Könnt ihr das, Xū Laoshi?" Der Elb schüttelte seine Ärmel nochmal aus und verbarg dann seine Hände wieder in den Ärmeln. "Eure Worte können deswegen nur für einen Menschen gelten, jedoch nie für einen Elben. Ihr plädiert für die Freiheit unter der Kultur, wir kämpfen mit Waffe, Geist, Ablenkung, Illusion und der Macht des Wortes, wir kämpfen passiv und aktiv, für die Freiheit in der Kultur. Ein Elb verlangt zwar die Freiheit seines Volkes, aber dann folgt beinahe gleichauf die persönliche, individuelle Freiheit." Der Elb lächelte wieder sanft, ohne entwaffnend wirken zu wollen. "Zudem haben wir die berechtigte Angst, dass wir vielleicht nicht das Herz der wichtigsten Personen Chuangs erweichen können, weder mit Mitleid, noch mit Ertragen, noch mit Dialog, noch mit Gewalt. Wenn wir ihnen die Grundlage geben, uns zu knechten, werden sie noch schneller mit ihren Knebeln und Stöcken sein! Damit hat Hong Recht. Sieger schreiben die Geschichte und bilden die kulturellen Wahrheiten heraus. Und wenn wir soweit nachgeben, werden wir entwaffnet sein, bevor wir uns noch einmal vernünftig wehren können. Nein, der Moment ist zu günstig, um sich langsam an eine Lösung heranzutasten, in der Hoffnung, dass wir eines Tages einen Kaiser vorfinden, der uns ausreichend gewogen ist und uns in Ruhe lässt. Für solche Illusion dürfen wir nicht Generationen leiden lassen, das ist falsch und ungerecht. Wir vertilgen uns selbst dann." Inzwischen hatte der Elb seine Hände wieder befreit und gestikulierte mit sanften und langsamen Bewegungen, wobei er besonders auf das freiheitsliebende Wesen der Elben eingeht, welches sich seiner Meinung nach kaum mit den gesellschaftlichen Bedürfnissen von Menschen vergleichen lässt.

"Ich mag die Ausnahme meines Volkes sein, denn ich werde effektiv dazu gezwungen, ihre Bräuche zu adaptieren. Man zwängt mich in diese Kleidung, färbt mir die Haare wie ein Alb und gab mir sogar den Namen Qiānbēi. Der Bescheidene. Man verlacht mich und spottet, man spuckt mich an. Ich kenne das Leiden für das eigene Volk, und wenn es mein Martyrium für mein Volk ist, dann ist es in Ordnung. Wenn es mich erhöht, kann ich ein Vorbild sein. Ich darf dabei nur nicht törricht werden. Aber meine Person zählt nicht ausreichend, um sich an meiner Person festzhalten. Anhand meiner Person lässt sich nicht Würde und die Güte meines Volkes abmessen. An mir lassen sich nicht die Sorgen und die Probleme meines Volkes ablesen und an meiner Erscheinung lässt sich nicht das Vorgehen meines Volkes bewerten." Der Elb zeigte mit dem Finger auf Xū Dǎnshí. "Aber was mir wirklich noch immer ein Rätsel ist, liegt in der Frage, warum ihr nicht eure Maßstäbe an euch messt. Lu Chieng und Hong gil-Dong haben das durchklingen lassen und ich habe gefragt, wie ihr euch reformiert habt. Ihr seid nicht wirklich darauf eingegangen. Dabei ist das doch der spannende Part." Der langhaarige Elb lächelte wieder freundlich. "Wenn ihr uns zeigen könnt, wir ihr euch reformiert habt und wie ihr mit eurem Zustand in diesem Kerker eurem Distrikt behilflich seid, mit eurem Darben und eurem bevorstehenden Tod, dann will ich euch Glauben schenken, Xū Laoshi. Dann seid ihr ein wahrhaft großer und edler Lehrer, wenn ihr uns dieses zeigen könnt."
Dem Elb war nicht entgangen, dass Lu Chieng und Hong gil-Dong dem alten Mann unmittelbar widersprochen hatten, nachdem der Elb erwähnt hatte, dass alle Denunzianten Xū Dǎnshís Weisheit folgen würden. Sein Lächeln war dennoch nicht hinterlistig oder süffisant, sondern aufrichtig. Er schien überzeugt davon, dass Xū Dǎnshís Worte sinnvoll waren, aber er wollte sich davon überzeugen, ob der Beamte aus Cui Bao auch hinter seinen Worten stand oder sie nur freilich und wahrlich gut auswendig gelernt hatte. "Diese Situation ist schwer und ein Gradmesser eurer Überzeugung, wie der meinen, werter Xū Laoshi. Am Hof erzählt man sich von den unhehren Angeboten der Generale, dass einer der Denunzianten sich opfern sollte, damit das Kaiserreich wieder regiert werden kann. Nicht nur, dass es ein Zeichen der Schwäche Chuangs ist und zeigt, dass sie Angst vor den Minderheiten in ihrem Reich haben, es ist auch und also ein Manifest dessen, dass man sich auf die Worte, die man in euch verwirklicht sieht, Xū Laoshi, verlassen will. Zeigt mir also, wie man sich reformiert und ihr euch reformiert habt und ich will euren Worten Gefolgschaft leisten."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 15.04.2011, 20:57:55
Wenn auch nicht direkt mit lauten Worten, so beteiligt sich Hong mit seinen  Gesichtszügen und leisen Kommentaren dem Gespräch. Die Sehnen bildeten ein eisernes Gesicht bei Dǎnshí's Worten, denn er lehnte sie ab. "Der Sohn will dem Sklaven erzählen, dass sie das gleiche Schicksal unter dem Familienoberhaupt erleiden und daher gleich Widerstehen können." kommentiere er zu sich selbst "Er scheint, wie ein Hund der dem Wolf sagen will, dass die Gefangenschaft ertragbar sei solange man nicht an die Leine genommen wird." Hingegen als Irindiil sprach nickte er zustimmend. "...der Moment ist zu Günstig..." wiederholte er leise Murmelnd die Worte des Elben "vielleicht ... vielleicht. Wenn wir in den Garten kommen...". Der Rest des Satzes verschwand wieder in Hongs Gedanken ... dann können wir etwas ändern. Etwas grosses. Das hat die Erde gesagt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 17.04.2011, 14:29:54
"Nun gut, Qiānbēisan. Vielleicht ist ist der Wunsch der Elfen nach dem, was ihr Freiheit nennt, so groß, dass sie das Leiden ertragen. Es gibt mir zu denken, dass Ihr wohl wisst, dass viele Leben vernichtet und der Wald zerstört wird und dass Ihr sagt, dass diese Schlacht zu späterem Zeitpunkt immer und immer wieder ausgetragen wird. Doch ich sehe, dass Euer Drang groß ist. Ich würde es nur nicht Freiheit nennen, nach dem Ihr dürstet, sondern Stolz. Ich muss Euch sagen, dass ich diesen Weg nicht mittrage, anderseits sehe ich Euch als Elben aber auch nicht anders als zuvor."

Pflichtschuldig machte er sich daran, die Frage des Elben zu beantworten. "Also, Ihr fragt, wie ich mich zu reformieren versuche. Ich sage 'versuche', denn ich bin nicht so vermessen, mich als Vorbild darzustellen. Es ist nämlich bei weitem nicht so, dass ich keine Angst hätte. Es gibt immer schwache Stunden und ich kann nur hoffen, dass mein Wille stark ist. Jedenfalls will ich Euch erklären, worin mein Ansinnen liegt. Doch glaubt nicht, dass Ihr Euch einfach den "ich-bin-inOrdnung-und-du-auch"-Anzug anzieht, wenn es schwierig wird und alle Probleme sind gelöst. Es ist eine Einstellung, die sich nur durch lange Praxis auszahlen wird. Aber auch das ist nur Überzeugung."

"Die Macht des Bösen besteht darin, die Menschen zu entzweien, sie voneinander zu entfremden und schließlich ein Volk gegen das andere zu stellen. Das Universum, die Welt und schließlich unser Leben sind eine Bühne von einem endlosen Wettstreit von Hass und Mitgefühl, also den zerstörerischen und den den schöpferischen Kräften des Lebens. Wenn ich wählen müsste, ich würde mich für das Mitgefühl entscheiden und damit gegen die Impulse, die uns treiben, einander zu entfremden und zu zerstören[1]. Doch die Zerstörungswut hat viele Gesichter, nicht nur die offensichtliche Gewalt. Wir kennen Gewalt, Lügen und Diffarmierungen. Weniger offensichtlich ist, dass der Keim dieser Taten letztendlich all jene bewertenden Gedanken sind, die die Mitmenschen als anders und weniger gut definieren. Ich sprach schon vom Stolz und wenn Hong ein friedliches und gegenseitiges Wohlwollen unter der nominellen Herrschaft des Kaisers als Sklaverei bezeichnet, dann kann ich nur diesen darin erkennen. Es wäre die Bewertung, die Leid verursachte." Er blickte zu Hong und zuckte versöhnlich mit den Schultern. "Entschuldigt bitte, Hongsan, versteht es nicht so, dass ich gegen Euch argumentiere. Ich argumentiere gegen Eure Argumente. Ich hoffe, Ihr seht den Unterschied.", endete vorerst, um die Reaktion der anderen abzuwarten. Außerdem wollte er etwas Zeit gewinnen, um seinen nächsten Punkt zu formulieren, denn es war eines, von etwas überzeugt zu sein, und etwas anderes diese Überzeugung anderen verständlich zu machen.
 1. nach Daisaku Ikeda
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 18.04.2011, 23:51:08
„Dort wo ich herkomme kannte man keine Diebe. Hier habe ich gelernt: Sich gegen Diebe, die Kisten aufbrechen, Taschen durchsuchen, Kasten aufreißen, dadurch zu sichern, dass man Stricke und Seile darum schlingt, Riegel und Schlösser befestigt, das ist's, was die Welt Klugheit nennt. Wenn nun aber ein großer Dieb kommt, so nimmt er den Kasten auf den Rücken, die Kiste unter den Arm, die Tasche über die Schulter und läuft davon, nur besorgt darum, dass auch die Stricke und Schlösser sicher festhalten."[1]entgegnete Hong "Ich glaube nicht, dass euer Weg euch hilft den Frieden vor den Generälen der vier Himmelsrichtungen zu schützen. Zu sehr erinnere ich mich an die Worte des Generals des Südens.[2] Welch ein Juwel habt ihr mit eurer löblichen Einstellung erreicht. Doch wer hindert jetzt den Palast euren Schatz wegzutragen?" Hongs augen fixieren Xū Dǎnshí und er lässt ein paar Momente verstreichen um sie wirken zu lassen.
"Doch dies ist nicht der Punkt, der mich störte. Ihr nennt den Wunsch nach Freiheit Stolz. Wenn ihr Manarn und Raiva am Himmel seht und das Heulen der Wölfe vernehmt. Sagt ihr dann, dies ist die Freude der Wölfe? Ihr trauern? Ihr beten? Ihr seid kein Wolf. Wie könntet ihr wissen was Wölfe brauchen, was sie fühlen?[3] Und so ist es auch, wenn ihr nur Stolz im Wunsch der Freiheit erkennt. Ich bin mir sicher, ihr wart schon mal Stolz, doch konntet ihr jemals die Freiheit schmecken?" Hong zieht hörbar Luft durch die Nase ein und wendet den Blick von Xū ab. Kurz blinzelt er der Zimmerdecke zu und fasst sich wieder, indem er die Zähne aufeinander presst, so dass sich die Sehnen in der Wange abzeichnen.
 1. von Zhuangzi (http://de.wikipedia.org/wiki/Zhuangzi#Anschmiegsamkeit) gestohlen
 2. Aber was versuche ich euch zu erzählen, Xū Xiansheng, ihr habt mit überzeugter und doch nicht rücksichtloser Freundlichkeit und Friedfertigkeit eure Provinz zu einem Juwel gemacht, so sagt man. Wäre in einer Welt voller reiner Machtgier und Geltungssucht sowas möglich? (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6306.msg678752.html#msg678752)
 3. ebenso von Zhuangzi abgewandelt
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 19.04.2011, 00:33:29
Der alte Mann blieb ungerührt von Hongs erstem Einwand. "Es ist das Juwel selbst, dass sich weigert, weggetragen zu werden - so hoffe ich zumindestens.", entgegnete er schlicht. "Im Übrigen habe ich keine Verwendung für das Wort Freiheit. Denn Freiheit hat keinen Eigenwert und ist nur zu etwas nutze, wenn sie zu etwas gebraucht werden kann. Ich spreche daher nur über die Erfüllung der Bedürfnisse der Menschen. Und ich muss nicht vorhersehen, welche Bedürnisse es sind, denn die Menschen können für sich sprechen. Da ist es auch nicht relevant, ob ich es bin oder ein gerechter Kaiser, der die Erfüllung dieser Bedürfnisse garantiert. Nennt mich jetzt aber nicht einen Opportunisten, denn das bin ich nicht. Es ist das Grundgefühl des Mitgefühls, dass ich zu verinnerlichen versuche. Ich meine Perspektivenübernahme einerseits und Güte andererseits. Und wenn ich es schaffe, es zu verinnerlichen, dann lebe ich nicht für einen isolierten Vorteil.", erklärte er sich weiter. Danshi hatte das Gefühl, dass seine Zuhörer zunächst nach Lücken in seiner Argumentation suchten, bevor sie die Bedeutung seiner Worte nachfühlten. Er wusste nicht, ob er darüber glücklich sein konnte. "Einerseits ist die Überzeugung auch eine Sache des Verstandes. Andererseits gründen sich meine Ansichten aber letztenendes auf grundlegende Bedürfnisse nach Überleben und Liebe und diese sind vernunftmässig nicht zu begründen.", ging es ihm durch den Kopf.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 20.04.2011, 11:46:23
Während der Diskussion des Elben und seiner Mitgefangenen ist Mako still aus seiner Zelle getreten. Er verbeugte sich vor dem Besucher, grüßte aber nicht, da er niemenden in seiner Rede unterbrechen wollte.
Dann ging er weiter zu der Pflanze, die ein Unbekannter des nachts in ihrem Gefängnis gelassen hatte. Schamvoll musste er sich eingestehen, dass er durch die jüngsten Besucher, insbesondere der Erde, den ihnen anvertrauten Schützling völlig vergessen hatte. Da die Diskussion inzwischen über alles hinausging, was Mako jemals an politischen Interesse geheuchelt hatte, entschied er sich um die Päonie zu kümmern.

Sachte trug er die Vase in das Waschzimmer und schöpfte Wasser aus dem Waschzuber auf die Pflanze.
"Bist du noch zu retten, meine kleine Feundin?", flüsterte er ihr zu. Er hatte einmal gehört, dass Pflanzen besser wachsen, wenn man mit ihnen spricht. Nun kannte sich der Barde nicht sehr gut mit Pflanzen aus, dafür umso besser mit sprechen. Er wusste, das seine Stimme Mut und Sicherheit bei seinen Zuhörern erzeugte. Bei dieser Pflanze war es auf jeden Fall einen Versuch wert: "Junge Damen benötigen Aufmerksamkeit, wer wüsste das besser als ich? Also vergib mir bitte, dass ich dich vernachlässigte und strafe mich nicht durch diesen traurigen Anblick, den du mir bietest. Du wirst erstrahlen in neuem Glanz, deine Blütenblätter werden leuchten, du wirst wachsen, dass du unseren ganzen armseligen Kerker ausfüllst und unsere Herzen zum erweichen bringst. In wenigen Tagen schon wirst du wieder das Licht der Sonne erblicken, viel mehr als hier unten werden sich an deinem wundervollen Anblick erfreuen.
Wenn die Bienen wieder summen wirst du deinen Samen weit tragen und deine Kinder werden zahlreich sein. Das ganze Land wird voll sein von ihnen und alle Bewohner des Reiches können in ihnen deine Schönheit erkennen. Also bitte, halte noch eine Weile durch und sei es nur mir zuliebe. Nur, damit ich nicht den letzten Lichtblick verliere.
Du sollst leben!"
[1]
Ein letztes Mal schöpfte er Wasser in die Vase, dann ließ er ab von ihr und beobachtete, ob seine Worte Wirkung zeigten.
 1. Auftreten: 19
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 26.04.2011, 13:34:06
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Qiānbēi Irindiil hatte vielfach gelächelt und Hong gil-Dong immer wieder zugestimmt mit einem kräftigen Nicken und jenen Handgesten, welche dem elbischen Adel so eigen war, auch wenn kaum jemand sie wirklich zu deuten wusste. Das erste Mal hatte er sich mit seinen Antworten zurückgehalten und die Äußerungen gesammelt, immer wieder kurz angesetzt und dann doch nichts gesagt. Als Xū Dǎnshí das Stichwort der Perspektivenübernahme nennt, entschließt sich der nur augenscheinlich angepasste Elb eine umfassende Antwort zu geben. Bewusst baute er auf Hongs Beispiel der Wölfe auf.
"Und dass ihr den Menschen als Statthalter für eure Argumentation nutzt, Xū Laoshi, ist das große Problem. Ihr geht von der Erfüllung der Grundbedürfnisse eines Menschen aus. Diese Grundbedürfnisse, so schätze ich, werden in erster Linie Dinge sein, welche die Philosophen des Westen transzendentale Grundrechte oder Grundgüter nennen. Je nach Streitpunkte sind dies oftmals natürlich an sich die Existenzrechte, also das Recht auf Leben, auf Gesundheit und auf Reinheit. Die Subsistenzrechte, also Recht auf den Umgang mit anderen Wesen, Mündigkeit und auch Platzierung in unser jeweiligen Umwelt. Die Insistenzrechte, also das Beharren auf Eigentum, Wehrhaftigkeit und Befriedung. Es gibt unter euch Menschen, noch überhaupt viele Dinge, auf die ihr beharren wollt. Und einer der wichtigsten Grundpfeiler eurer Kulturen ist, dass die sich mit den Kulturen Identifizierenden fordern, dass ihre Ansprüche universale, also orts-, kultur- und zeitenübergreifende, Geltung entfalten. Und damit umfasst ihr in eurer Naivität alles, egal wie fremd oder andersartig es sein mag. Die Art des Vortrages macht natürlich durchaus Unterschiede aus, denn manche fordern das mit Waffengewalt und oktroyierten Verfassungen ein, andere mit vorgeheuchelter oder ernst gemeinter Sanftmut, manche fordern es mit der Körperlichkeit der Emotio ein, andere mit dem geistigen Schild der Ratio. Aber wir Elben können getrost darauf verweisen, dass ihr Menschen niemals anders gewesen seid, also so: nämlich in eurem Wesen totalitär. Euch und dem Fremden gegenüber. Ihr haltet, was anders ist, für barbarisch, auch wenn ihr unterschiedliche Worte dafür findet und versucht das Fremde darüber zu belehren, warum eure Art der Haltung richtig zu sein hat. Und dadurch, dass ihr ewiglich belehrt, Xū Laoshi, zeigt sich nicht nur eurer Totalitarismus, sondern auch eure mangelnde Sensibilität, was die Grundbedürfnisse eines Elben angeht. Und sicher mag bei manchem die Freiheit Stolz sein, aber für die Allgemeinheit des das Volk, welchem ich angehöre, ist sie ein so hohes Grundbedürfnisse, wie der Schlaf, das Wasserlassen, das Fressen, das Fortpflanzen und die Möglichkeit, uns künstlerisch auszudrücken."
Der Elb unterstrich seine Worte wieder mit den Handgesten und verneigte sich. "Das ist euch nicht übel zu nehmen, weil ich genauso immer durch das Kaleidoskop meiner Kultur schaue. Aber ich verschließe mich nicht vor den grundsätzlichen Unterschieden zwischen Mensch und Elb, zwischen Zwerg und Ork und welche Möglichkeiten des Vergleiches es noch gibt."

Mako, der mit einem huldvollen Beugen des elbischen Oberkörpers von Qiānbēi Irindiil begrüßt wurde, welcher aber nicht weiter auf den Barden einging, erreichte die Pflanze und trug sie in den Waschraum, was der Elb mit einigem, durchaus sichtbarem Argwohn betrachtete. Es schien, als würde er etwas sagen wollen, unterließ es jedoch, weil er in einer laufenden Unterredung war.
Der Barde versuchte es mit der Fähigkeit des gründen Daumens, doch die Päonie zeigte sich unbeeindruckt. Wahrscheinlich dauerte es etwas, bis sie sich erholen konnte. Und hoffentlich hatte Mako der Pflanze nicht so viel Wasser gegeben. Vielleicht war es so wie mit einem Hungernden oder einem Durstenden? Wenn man diesem nach zu langer Zeit der Abstinenz zu viel gab, überlastete dies seinen Körper und er konnte sogar daran sterben. War dies bei einer Päonie ähnlich? Auf jeden Fall würde es zumindest etwas dauern, bis Mako Jinsei erkennen könnte, ob seine aufbauenden Worte und das Wasser noch reichten, um die zarte Pflanze zu retten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 27.04.2011, 14:39:23
Danshi verzog missmutig das Gesicht auf die Vorwürfe des Elben. Es war ihm, als hätte der Elb ihm nicht zugehört, als er von der Perspektivenübernahme sprach. "Cave, caro amico![1] Ihr legt mir Worte in den Mund, nur weil ich ein Mensch bin, und verurteilt mich daraufhin.", gab Danshi beschwichtigend zurück. Der Elb hatte eine unscheinbare Form der Gewalt angewendet, gemäß der Definition Danshis. Um ihm dies vor Augen zu führen, beschloss Danshi, seinen Fokus von seinem Äußeren abzulenken. Er legte Zeige- und Mittelfinger an die Stirn und murmelte eine einzelne drakonische Silbe. Seine Gestalt schien sich grün zu verfärben, Haare und Bart bildeten sich zurück und anstelle wuchsen ihm Schuppen. Sein Kiefer sprang hervor und die Stirn zurück. Schließlich hatte sich der fragile Körper des Greisen in den eines Echsenmenschen verwandelt[2]. Noch immer im Lotussitz fuhr der Echsenmensch fort. Allein sein Stimme war nun schnaubend und kehlig. "Ein billiger Zaubertrick, wie ich eingestehen muss. Doch zeigt schon dies, dass der äußere Anschein des öfteren trügerisch ist. Also verurteilt mich bitte nicht, nur weil ich ihre Züge trage. Sind unsere Ziele nicht die gleichen? Und selbst, wenn nicht, was hält Euch davon ab, mir Eure Bedürfnisse zu erklären? Aber versteckt Euch nicht hinter einem so großen Wort, wie Freiheit. Ich wiederhole, Freiheit hat keinen Selbstzweck. Ich will es also ganz genau wissen.", bat er freundlich[3].
 1. Ecclesisch: Gib Acht, teurer Freund!
 2. Alter Self in einen Echsenmenschen (http://www.wizards.com/dnd/images/MM35_gallery/MM35_PG169.jpg)
 3. Diplomatie um den Elben zu beruhigen: 17
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 27.04.2011, 22:50:58
Hong sprang auf in eine gebückte sprungbereite Position. "Wandler" knurrte er Xū Dǎnshí an. Perspektivenübernahme. erinnerte Hong sich zynisch an an das Prinzip des alten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 29.04.2011, 09:47:52
Lu Chiengs Herzschlag verschnellerte sich ruckartig, als der alte Mann sich plötzlich in einen Echsenmenschen verwandelte. Äußerlich war ihm nichts anzumerken, einigen mochte auffallen, dass er zwei, drei mal tief durchatmete um seinen Puls wieder unter Kontrolle zu kriegen.

"Nicht das euer Wortgefecht nicht durchaus erleuchtend wäre und ich möchte auch nicht unverfroren wirken doch wisst was wisst ihr über den Tod des Kaisers und wie weit hat das Wort von seinem Tod in Chuang und bei seinen Nachbarn die Runde gemacht?."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 30.04.2011, 11:53:51
Danshi war etwas überrascht von der Reaktion Hongs. Sicherlich war Magie etwas seltenes und zudem verpöntes, doch ein Mann seines Gleichen müsste damit in gewisser Weise vertraut sein. Und das war er offensichtlich auch, denn er schien aggressiv zu werden. War er womöglich von Gestaltwandlern einmal hintergangen worden?

Das Echsenwesen drehte den Kopf zu Hong, ein wahrlich bizarrer Anblick, ein solches Wesen in so gesitteter Weise zu erleben. "beruhigt Euch, Hongsan. Wir können das später ausdiskutieren. Doch nun ist unsere Zeit knapp und teuer.", wies er ihn an. Ihm war nicht entgangen, dass Hong wie ein Raubtier auf seine Beute lauerte.. "Wenn er nicht gar selbst die Gestalt wechseln kann...", resümierte er.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 30.04.2011, 13:22:27
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Der Elb blieb sitzen, als Xū Dǎnshí seine Gestalt änderte, doch er sein Blick verdunkelte sich deutlich. "Ketten. Die Magie hält die mächtigsten Ketten.", sagte er knapp, fast zischend, nicht weiter erklärend, was er damit wohl meinen könnte, auch wenn es wohl er meinte, dass die Magie andere in Ketten werfe. Sein Gesicht blieb ernst und dennoch ermahnte sich wohl innerlich zur Ruhe, denn er beantwortete die Frage des alten Mannes.
"Ich käme nicht auf die Idee, euch Worte in den Mund zu legen. Ich bin davon ausgegangen, was ihr gesagt habt, Xū Laoshi. Eure kleine...Vorführung unterstreicht dies doch nur." Der Elb strich sich die schwarzgefärbten Haare aus dem Gesicht, welche sich Sekunden vorher ihren Weg dorthin gebahnt hatten, da der Elb eine kleines Stück zurückgeschreckt war, als Xū Dǎnshí sich verwandelt hatte. Seine die Phönixe darstellenden Hände verbarg er danach wieder, unterstrich erstmals nicht seine Worte mit formvollendeten Gesten, welche er bestimmt über Jahrhunderte eingeübt hatte. "Menschen und Elben sind unterschiedlich. Denn nur, weil ihr beweist, dass ihr die Maske einer Echse, eines Menschen oder was auch immer tragen könnt, was auch immer ihr nun in Wirklichkeit sein mögt, heißt es nicht, dass alle gleich sind. Dass ich nach den Sitten der Menschen Chuangs leben muss, macht mich noch zu keinem. Dass ihr glaubt, dass ihr Elben und Menschen vergleichen könnt oder gar jede Form annehmen könnt, macht euch noch nicht zu allem. Ihr bleibt, was ihr eigentlich seid." Der Elb atmete tief ein. "Erziehung und dergleichen mag eine Rolle spielen, gerade wenn es um Kultur geht. Aber ich gebe zu Bedenken: nichtmenschliche Humanoide eignen sich nicht so zur Zucht, wie Wildschweine, Wölfe oder Wildpferde."

Qiānbēi Irindiil behielt den alten Mann genau im Blick. Achtete jetzt auf jede noch zu kleine Geste, sodass sich dessen Verhalten kaum von jenem unterscheiden mochte, welches Hong gil-Dong an den Tag legte, nur dass der Elb dabei saß. Aber seine Haltung war nicht sehr bequem und abwehrend. "Freiheit hat einen Zweck für die Elben, ob sie einen Selbstzweck hat ist unerheblich.", sagte der weißgekleidete Mann nach einer Weile, scheinbar hatte er abgewägt, ob er trotz der magischen Befähigung Xū Dǎnshís weiter sprechen sollte. "Freiheit ist nur ein großes Wort, wenn ihr alles, was eurem freien Tun entspringt, darunter unterordnet. Aber ich betone nochmals, dass es nicht von Bedeutung ist, zu erörtern, was meine Bedürfnisse sind. Ich bin hier, um über mein Volk zu sprechen und auch für dieses ist Freiheit ein Zweck. Wenn das tiefste Bedürfnis eures Volkes, damit es seine Würde und seine Kultur erhalten kann, Wenn ich Freiheit sage, dann meint dies, dass das Volk nach Autarkie und Autonomie strebt, so wie jeder unschuldig Gefangene, so er bei Verstand ist, auf seine Freilassung hofft." Er blickt Xū Dǎnshí fast etwas verächtlich an. "Aber von dieser Freiheit träumen nicht nur Unschuldige. Und dennoch, diese Freiheit ermöglicht es uns erst wieder unsere Kultur zu rehabilitieren, wieder die Künste zu fördern und für uns selbst zu leben, ohne dass ein Kaiserhof jedem Einzelnen diktiert, was er zu tun oder zu lassen hat, so sehr es auch gegen seine Natur sein mag. Mein Volk braucht keine Anleitung, wie es zu essen, wie es sich zu kleiden hat, wann es den Kaiser zu verehren hat und wann es das Werk auf dem Feld beginnt, wann es sich zu Ruhe begibt, welche Götzen oder Götter es anbetet. Auch wir haben Regeln des Zusammenlebens, aber wir schnüren uns nicht in die Gleichheit, denn Gleichheit ist furchtbar. Und dass ist das, was euer Hof will. Er will uns zu Chuangschen Menschen machen. Wir sind jedoch keine Menschen, wir sind Elben!"

Qiānbēi Irindiil blickte zu Lu Chieng, aber nur ganz kurz, dann behielt er wieder den alten Beamten im Auge. "Ich weiß nur wenig: eben das, was man sich erzählt. Einer von euch habe den Kaiser ermordet, weshalb ich euch dazu im Namen meines Volkes gedankt habe. Wie weit es den Hof verlassen hat, kann ich in seiner Gänze nicht einschätzen. Eigentlich sollte es noch nicht so bekannt sein, es sind erst etwas mehr als vier Tage seit seinem Tod vergangen. Meine Boten werden erst am morgigen Tag den Norden erreichen, wenn sie gut durchgekommen sind, wenn das Wetter und die Witterung ungünstig ist, werden sie erst in drei oder vier Tagen dort eintreffen. Aber es gibt auch Abgeordnete der anderen Völker hier, die ihre Herren, Meister oder ihr Volk darüber informieren, um sie vorzubereiten. Das dürfte für die Orks, wie für die Zwerge gelten. Vielleicht auch für jene Höflinge, die selbst einen Putsch vorbereitet haben. Usurpatoren erheben sich allenthalben seit geraumer Zeit, der Tod des Kaisers wird auch die feigesten Aufrührer zum Handeln zwingen und in diesem Chaos kann das Volk der Elben seine Freiheit wiederherstellen."
Der Elb lächelte das erste Mal wieder sanft.
"Obgleich die Weisen des Hofes natürlich gleich Gegeninformationen streuen werden, dass der Kaiser hier und dort gesehen wurde. Aber es wird niemand glauben, weil der Kaiser sich vor Jahren schon zurückgezogen hat. Sie werden eher an den Tod glauben und sich mit jedem Tag fragen, warum es keinen Thronfolger gibt. Und eure Uneinigkeit ist der Schlüssel dazu. Erst, wenn man einen Schuldigen hat, kann der künftige Thronfolger seinen Posten legitimieren."
Der Elb lächelte jetzt schon fast neckisch, als würde er sich über den Untergang des Reiches zutiefst freuen.
"Das ist der besondere Clou an der Situation. Da der Kaiser seit Jahren im Palast festhängt, können nur bestimmte Personen zu ihm vor, weshalb seine Söhne ebenso in Mordverdacht stehen können, wie jeder andere des Hofes und ihr natürlich. Und da die Usurpatoren und Feinde des Hofes genau in diese Kerbe schlagen werden, muss ein potentieller Nachfolger einen Mörder glaubhaft präsentieren können, damit der Thronfolger offiziell nicht durch Verrat auf den Posten gekommen ist, denn dann werden noch mehr Distrikte des Reiches abtrünnig werden. Das Land bietet so viele Querelen, Probleme, Krankheiten, Aufstände und Kriegsschauplätze, dass ihr die einzige Chance des Hofes seid, sich zu rehabilitieren und das Land insofern zu beruhigen, dass der neue Kaiser sich den anderen Problemen danach Stück für Stück widmen kann. Deswegen wahrscheinlich die äußerst kurze Zeitspanne, die man euch lässt, den Täter unter euch zu entlarven. Und wahrscheinlich ist sie gleichzeitig so lang, damit Shǎzi genügend Zeit hat, um eine Verschwörung glaubhaft werden zu lassen, die es ermöglicht, euch alle zu hängen, sollte sich der Täter nicht finden."
Der Elb schien einen enormen Respekt vor dem Hofnarren zu haben, denn seine Worte klingen anerkennend und ein bisschen furchtsam zugleich.
"Deswegen muss es schnell geschehen, dass mein Volk gewarnt wird. Aber dennoch habt ihr, ob gewollt oder nicht, ob bewusst oder nicht, genügend Vorarbeit geleistet, damit alle von Chuang Unterdrückten sich zu befreien versuchen können. Dafür, das betone ich nochmals, gebührt euch der größtmögliche Dank!"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 30.04.2011, 16:36:59
Das Echsenwesen schüttelte enttäuscht oder gar resigniert den Kopf. "Ich bin sehr enttäuscht, denn Ihr sprecht mit mir wie mit einem Vertreter des Kaiserhofs. Allerdings, ich mache mich der celestischen Ordnung nicht mehr Untertan und ich bin schon lange kein Verteidiger mehr der chuangschen Kultur. Das ist der Grund, warum ich im Kerker sitze und nicht Ihr.", sprach die Echse mit geschlossenen Augenliedern.

"Ich kann zudem nicht erkennen, dass Ihr meine Frage beantwortet habt. Euer Freiheitsbegriff ist nur darüber definiert, dass Ihr Euch vom Feind freimachen wollt. Doch ich glaube nicht, dass Euer Volk jemals in Frieden leben wird, solange Ihr Euch nicht den Dorn der gewaltvollen Separation aus Eurem Fleisch zieht. Kennt Ihr die Parabel von der Farm der Tiere[1]? Ich meine, wenn es kein einendes Feindbild mehr gibt, welche Riege in Eurer Heimat wird dann tonangebend in der Definition von 'Freiheit' sein?" Sie hob die eine und die andere Klaue, um den Unterschied durch ihre Gestik zu unterstreichen. "Oder andererseits, tendiert Ihr zur Gewalt der Masse, dem sogenannten Utilitarismus, wenn die Mehrheit entscheidet, wie der einzelne zu sein hat? In jedem Fall, Ihr tauscht eine gewaltsame Kultur gegen eine andere, wenn Ihr nicht die Sprache von Gleichheit sprecht.", führte die Echse weiter aus. Sie fasste sich an die Stirn murmelte wieder eine drakonische Silbe und ließ damit den zauber fallen. Vor Ihnen saß wieder der alte Mann, dem eine einzelne Träne im Augenwinkel funkelte. "Zumindest glaube ich, dass dies passieren würde, würde sich ein Geschlecht von Menschen separieren."
 1. George Orwell - Farm der Tiere (http://de.wikipedia.org/wiki/Farm_der_Tiere)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 30.04.2011, 18:49:16
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Der Elb begann zu lachen. "Ist es nicht eine komödiantische Tragik, Xū Laoshi? Ihr sprecht mit mir nach eurem Bilde und verurteilt, dass ich mit euch nach meinem spreche? Ihr verallgemeinert mich anhand meines Volkes und anhand meiner Wenigkeit mein Volk und seid enttäuscht darüber, dass ich euch, nach euren Worten, eurer Kultur zuordne, ob ihr sie nun unterstützt oder nicht. Es deucht mir, dass dies nicht die ideale Ausgangsposition für ein Gespräch ist, wenn wir uns darüber wundern, dass wir unterschiedliche Ansichten der Kultur haben, beide dabei darauf beharren, den anderen mit unsere Sicht subtil belehren zu wollen und gleichzeitig erzürnt darüber sind, dass die feinen Unterschiede unserer Art nicht vollends anerkannt werden." Qiānbēi Irindiil lächelte sanftmütig und blickte Xū Dǎnshí an, auch wieder mit etwas mehr Wohlsein, da dieser seine eigentliche Form wieder angenommen hatte, welche dem Elb deutlicher vertrauter vorkam.
"Ich habe eure Frage insofern beantwortet, dass meine Bedürfnisse nicht von Belang sind für meinen Aufenthalt in eurer Zelle. Meine eigene Identität ist, obgleich ich auch für die Individualisten meines Volkes spreche, nicht von Belang. Es sei denn, ihr glaubt allen Ernstes, dass die Individualisierung einer Person davon abhängig ist, dass sie sich in allen ihren Eigenarten eine eigene Nische zu suchen hat. Ich spreche über mein Volk, ich bin und bleibe unerheblich." Der Elb zeigte wieder die Phönixhände und ließ sie noch oben steigen.
"Mein Freiheitsbegriff ist nicht nur darüber existent, uns vom Feinde freimachen zu wollen. Das seht ihr nur so, weil ich es in den Vordergrund gestellt habe. Eine einzelne Aussage kann jedoch nicht die Bandbreite der Freiheit des elbischen Volkes zum Ausdruck bringen. Aber die Freiheit, die mein Volk im Moment benötigt, ist Autarkie und Autonomie. Das ist ein konkreter Fall. Wie die Freiheit der Gesamtheit und des Einzelnen dann angeht, regelt grundsätzlich die elbische Tradition. Die Art des Umganges der potentiellen Obrigkeit mit der ihr untergeordneten Masse von Elben trifft der Ausdruck Laissez-faire[1]." Der Elb deutet eine Verneigung an. "Erst wenn das Handeln des Einzelnen die anderen Elben und Freunde der Elben, ob Mensch, Zwerg oder Gnom, gefährdet oder einschränkt, handelt die Obrigkeit als Mediator oder in ernsten Fällen als Richter und Strafinstanz. Der Individualismus und die damit verbundene persönliche Freiheit spielt eine enorm wichtige Rolle." Er verbarg die Hände mit einer schnellen Bewegung wieder in seinen Ärmeln. "Und somit mag es sein, dass unsere Art des Miteinanderumgehens viele Züge des Utilitarismus tragen mag, auch wenn dieser mitnichten radikal ist. Unsere Zusammengehörigkeit ist damit sicherlich zweckgebunden und traditionsgebunden, aber nicht unser Feindbild eint uns. Unsere Geschichte, unsere Kultur und unser Blut tut dies." Qiānbēi Irindiil zuckte mit den Schultern.
"Wenn ihr dies als eine gewaltsame Kultur betrachtet, dann tauschen wir tatsächlich eine gewaltsame Kultur gegen eine andere aus. Aber ich glaube kaum, dass eine friedfertige Kultur dann für uns Elben gemacht sein kann. Wir verachten nichts mehr als Gleichheit, denn Gleichheit ist Totalitarismus, niemals Frieden. Aber ihr könnt niemals alle gleich machen. Wenn ein Mensch geistig oder körperlich behindert geboren ist, hat er im täglichen Leben weniger Chancen als der gesunde Mensch, wenn ihr eine formale Gleichheit habt. Wenn er in allen Belangen als gleichwertig anerkannt wird, muss er scheitern aufgrund seiner Behinderung. Diese Art von Gleichheit, die ihr beschreibt, als Friedensfaktor müsste also in der Lage sein, den Behinderten so zu fördern, dass er gesellschaftlich dieselbe Rolle wie der Gesunde spielen kann. Ein Gleichgewicht entsteht also niemals durch Stillstand, sondern durch Ausgleich, denn die Welt und ihre Völker und Kulturen sind dynamisch." Der Elb zuckte nochmals mit den Schultern.
"Aber ich würde mir und meinem Volk nicht anmaßen, beurteilen zu können, wie jeder zu fördern ist, damit eine soziale Gerechtigkeit[2] und somit Frieden entstehen kann."
 1. Laissez-faire (http://de.wikipedia.org/wiki/Laissez-faire)
 2. Soziale Gerechtigkeit (http://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Gerechtigkeit)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 01.05.2011, 10:52:35
"Gut...", sagte der alte Mann und deutete ein Nicken als, als wollte er zeigen, dass sich geduldiges Abwarten eben doch auszahlte, "... und danke, dass Ihr mich nun über Eure Gesellschaft aufgeklärt habt. Ich andererseits habe ich bis jetzt nicht dargelegt, welche Vorstellung von einem friedfertigen Zusammenleben ich habe[1], da ich Euch meine Ansicht nicht aufzwingen wollte und ich Euch selbst zu Antworten kommen lassen wollte. Das Gespräch verlief bis jetzt ungünstig, da ich nicht wusste, dass unsere Vorstellungen bereits so nahe bei einander liegen und ihr mich, so schien mir, für einen Vertreter einer gleichmachenden menschlichen Kultur gesehen habt. Nun, ich habe auch Worte gewählt, die Ihr aus Eurer Situation heraus missverstehen musstet, muss ich jetzt zugeben. Ich bedaure die Schwierigkeiten, doch nun können wir beginnen, zu sprechen.", erklärte er zufrieden, doch rieb sich mit der Rechten die Brust. Seine Stimme war etwas brüchig geworden, seitdem er sich in seine wahre Gestalt zurückverwandelt hatte. Er fühlte sich ausgelaugt und entkräftigt und wusste, dass er bald wieder vom Husten geschüttelt wurde, würde das Gespräch noch lange andauern.

Er überlegte einige Momente, denn er wollte nun die richtigen Worte wählen. "Es ist schwer, Euch angesichts der kurzen Zeit zu erklären, was ich als richtig empfinde, insbesondere da ich es noch nie systematisch dargelegt habe.", entschuldigte er sich mit einem Lächeln. Doch er fuhr sogleich fort: "Es ist meine Überzeugung und Grundprämisse, dass jede Wesenheit eine Veranlagung in sich hat, die sie befähigt, sich in natürlicher Weise harmonisch und friedlich in seine Lebensumwelt einzupassen. Nennt es Instinkt, Wu Wei, göttliche Eingebung oder Buddhanatur oder wie Ihr wollt, denn das sind nur Begrifflichkeiten. Diese innere Wesenheit befähigt uns, unsere eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sie im Einklang mit anderen und der Natur zu erfüllen[2]. Wir besitzen alle diese Wesenheit und sogar ähnliche Bedürfnisse, nur in unterschiedlicher Aussprägung, das meine ich mit Gleichheit. Natürlich unterscheiden sich die Individuen darin, welche Bedürfnisse sie in welcher Aussprägung zu welchem Zeitpunkt haben. Doch im Grunde haben wir alle das Bedürfnis nach Lebenserhaltung, nach Gemeinschaft und Familie und uns selbst und andere zu erfreuen. Ja, ich glaube auch, dass wir andere brauchen, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen, und unsererseits das Bedürfnis haben, das Leben anderer erfüllender zu machen[3]. Doch jeder nach seinen Fähigkeiten und jeder nach seinen Bedürfnissen![4] Unsere Natur verschafft uns also die Überzeugung, dass jedes Wesen willkommen ist und gebraucht wird. Respekt vor anderen Kulturen und Gewaltfreiheit sind nur Konsequenzen daraus."

Danshi atmete kurz durch. Das Sprechen bereitete ihm bereits gewisse Mühe. "Um es in wenige Worte zu fassen: Wir können auf diese Natur hören oder sie kulturell überformen. Wenn wir den Kontakt zu unserer Natur verlieren, haften wir an und verfallen in Gewalt. Ein weiser Mann sagte einmal, Sünde sei, die Menschen wie Dinge zu behandeln, sich selbst eingeschlossen[5]. Dies ist, was die chaungsche Kultur mit den Humanoiden und der Erde macht. Ich habe ebenfalls ein gründliches Misstrauen gegenüber der chuangschen Kultur, Elb Qiānbēi Irindiil, denn sie hat uns Menschen verdorben[6]. Wir hören die Stimme unserer Natur nicht mehr. Wir müssen uns innerlich reformieren.", endete er.Sein gestischer Ausdruck war, entgegen dem Elben, schnörkelos und pragmatisch, wie es seine Art war. Danshi wollte durch Argumente überzeugen und nicht durch Auftreten, darum gestand er auch Schwächen und Unsicherheiten ein.

"Besser ich sage ihm nicht, dass ich begonnen habe, die Dinge in dieser Weise zu betrachten, als ich in Cui Bao halb-verwilderte Hunde beobachtete...", dachte Danshi und lächelte verschmitzt.
 1. tatsächlich nicht!
 2. Das Kontinuum-Konzept (http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Liedloff#Expeditionen_zu_den_Yequana) von jean Lidloff
 3. Grundprämisse der gewaltfreien Kommunikation (http://de.wikipedia.org/wiki/Marshall_B._Rosenberg#Werk) nach Marshall B. Rosenberg
 4. Natürlich weiß ich woher dieser Ausspruch stammt. Doch will ich ihn ideologisch unbelastet und nur in seiner Wortbedeutung verwenden, weil er knapp und präzisse ist!
 5. And sin, young man, is when you treat people like things, including yourself. That's what sin is." - Granny Weatherwax in Carpe Jugulum (Terry Pratchett)
 6. Diesen gedanken hatte Danshi schon einmal im Pfirsichgarten (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6306.msg685176.html#msg685176) ausgedrückt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 01.05.2011, 22:55:05
"Freiheit" grollt Hong noch seinen Kommentar zur Ausführung Xu's "ist des, das was uns erlaubt sich selbst zu sein. Wer der Freiheit selbst keinen Wert beimisst, räumt auch nicht der Wahrheit selbst einen Wert ein.". Vieles liess er unkommentiert. Zu unsicher war Hong in Bezug auf Xu Danshi - der alte Mann, die Echse?
Doch sagt mir Elbenfreund, da wir das Gespräch auf die Freiheit und Fesseln brachten. Oder so wie ihr es sagtet, die Magischen Fesseln. Was wisst ihr eigentlich über den Himmlischen Garten? Kann es nicht sein, dass der Kaiser dort drinnen Gefangen ist.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 02.05.2011, 23:02:20
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Der Elb hörte sich die Worte des alten Mannes in aller Ruhe an, blieb ruhig dabei, aber sein Blick verriet durchaus, dass er nicht vollkommen mit Xū Dǎnshí übereinstimmte. Er lächelte maßvoll, als er zu seiner Antwort ansetzte. "Ihr braucht euch nicht zu rechtfertigen, für keines eurer Worte. Wenn es eure Fragen und Anmerkungen es zum Ziel hatten, mich zu einer Antwort kommen zu lassen und ihr erkannt habt, dass ich tatsächlich zu einer gekommen bin, braucht es doch keiner Rechtfertigung eurerseits. Schließt setzt das eine zielgerichtete Gesprächsführung eurerseits voraus, und das wäre ein höchst belehrender Akt, welcher sich selbst rechtfertigt, schließlich seid ihr scheinbar zu einem Erfolg gekommen."
Qiānbēi Irindiil blickte zu Hong und nickte ihm zu, aufgrund des von ihm noch gebrachten Kommentars, verzichtete jedoch auf die sonst so häufig genutzen Gesten, damit es zu keinen Irritationen kam. "Aber ich will, nein, ich muss auch ehrlich sein. Ich habe euch nicht nur für einen Vertreter der gleichmachenden, menschlichen Kultur gehalten, sondern ich halte euch noch immer für einen Vertreter einer solchen Kultur, auch wenn ihr euch in Abgrenzung zur korrumpierten Kultur Chuangs stellt." Der Elb hatte wieder begonnen zu gestikulieren und seine Ausführungen gestenreich zu unterstreichen. Es war erstaunlich, wie flüssig und behände er komplexe Muster mit seinen Fingern und Händen wob, während er bedacht, aber flüssig und kontinuierlich sprach. "Die Worte Natur und Harmonie widersprechen dem Wort Frieden. Das natürliche Leben existiert mit allen Wechseln zwischen Geburt und Sterben, Blüte und Verfall und kann ohne sie nicht leben. Ja, Friedfertigkeit ist aus dem Blickwinkel der Natur nichts weiter als eine von unzähligen Überlebensstrategien. Frieden selbst ist ein künstlicher Zustand, welche nur innerhalb einer Kultur entsteht und selbst dort ist Frieden eine Abbild des eigentlichen Begriffes, denn wirklichen Frieden gibt es auch innerhalb einer friedliebenden Gesellschaft nicht, aber immerhin gibt es ihn mit Abstrichen." Des Elben Gesten wurden immer energischer.
"«Unsere» Natur, also jene der Menschen, ist nicht friedlich und harmonisierend. Sie besteht aus Missgunst, Neid, Eifersucht, Konkurrenz und dem Willen, immer mehr zu schaffen. Es ist nichts an sich an ihm friedlich, nur dann, wenn er keine andere Wahl hat oder die Friedfertigkeit die einfachste aller Lösungen ist. Und das gilt gleichermaßen für die höchstentwickelte Zivilisation wie für die primitivsten und kulturlosen Exemplare des Menschen, es hat wenig mit kultureller Überformung zu tun. Die Geschichte vom edlen Wilden[1] ist nichts weiter als eine hübsche Mär und gleicherweise ist die Hoffnung, dass menschliche Kultur diese Merkmale überformen kann, ebenso eine Mär. Aber dass dem so ist, braucht euch nicht zu grämen, es sollte euch stattdessen beflügeln, Xū Laoshi! Ihr seid eine willkommene Ausnahme unter euresgleichen."
Der Elb hörte auf zu lächeln, sein Gebahren blieb dabei jedoch bestimmt, wenn auch sanft.
"Die Behauptungen eines Menschen, dass er in seiner natürlichen Art ein friedliebendes Wesen ist, erscheint mir eine Überlebensstrategie, welche er nur manchmal zu verstehen vermag. Er, der Mensch, lässt sich in dieser Art vielleicht, wenn man ein wenig sticheln möchte, mit einem Opossum vergleichen. Dieses Wesen hat auch eine falsche Vorstellung davon, wie es sich seiner Verfolger entledigen kann. Das Opossum stellt sich tot, um dem verfolgenden Wesen den Jagdtrieb zu betäuben. Sie hält dies für die notwendige Methode, um zu überleben, seine eigentliche Überlebensstrategie ist jedoch sein enormer Gestank, welcher jedes Wesen abschreckt. Der Mensch ist so friedfertig, wie das Opossum ein überzeugender Schauspieler." Der Elb legte seine Hände zusammen und nickte Xū Dǎnshí zu.
"Aber das kann ich euch nicht anlasten. Ganz im Gegenteil, ich glaube, dass ihr eure Worte so meint und ich glaube euch sogar, dass ihr nicht den Kaiser getötet habt. Und wer weiß, vielleicht verkenne ich das wahre Wesen der Menschen. Ihr seid ein Soldat gewesen und habt durch eure Erfahrungen durch den Schleier blicken können, welcher euch die Erkenntnis vorenthielt, wie das Wesen des Menschen wirklich ist und vielleicht muss ich diesen Schleier auch noch durchblicken[2]. Es ist mit euren Worten zumindest klar geworden, was ihr damit meint, dass ihr den Menschen reformieren wollt oder müsst. Ihr wollt ihn, der Wortbedeutung und euren Worten nach, wieder zurückführen zu seiner Natur. Deswegen halte ich euch für einen Verfechter der eigentlichen, gleichmachenden Kultur, die sich die Ahnen Chuangs, wie Kung-tse und Menzi, vorgestellt haben. Ihre Wege scheinen den eurigen gar nicht so unähnlich. Und so sehe ich ein, dass ihr euch von Chuang abgrenzt, aber nicht von seinen alten Werten und Forderungen, schließlich bedarf es in der Kultur Chuangs nicht einmal Gesetze für jene, welche in Harmonie und in Edelmut miteinanderleben. Gesetze gibt es schließlich nur für Barbaren, die dies nicht erkennen wollen. Aber mir ist nicht klar, wie ihr jenes anstellen wollt. Wie wollt ihr die Wahrheit oder Erkenntnis über das Wesen des Menschen vermitteln? Wenn ihr diesen Schleier nur durch das Leid, welches ihr auf dem Schlachtfeld und in den Lagern der Soldaten gesehen habt, durchdringen konntet, könnt ihr es anderen durch bloße Worte nahe bringen?"

Der Elb schien keine Antwort zu erwarten oder zu verlangen, denn er wandte sich Hong zu, um dessen Fragen zu beantworten. Dabei musste er wiederholt widerspenstige Strähnen aus seinem Gesicht fischen. Seine Stimme nahm wieder den Klang an, den sie gehabt hatte, als er den Raum betreten und die Geschichte des roten Marmors erzählt hatte. "Der Himmlische Garten ist ein Ort der Erleuchtung und der Schöpfung, ein sagenhafter Ort größter und vollkommenster Energie und Magie. Er symbolisiert das immerwährende Leben als Ganzes und doch gleichzeitig die Blüte und den Verfall des Einzelnen. An einem einzigen Tage entstehen in diesem Garten tausende von Spezies, sowohl Pflanzen als auch Tiere, wie auch Humanoide, und an einem einzigen Tag vergehen ebenso viele. Am Hof erzählt man sich, dass nur bestimmte Personen diesen Garten betreten können. Jeder mit kaiserlichem Blut kann dies tun, jeder andere wird durch den Einblick in die Wahrheit des Lebens an diesem Wissen zerbrechen, so sagt man, während jene, welche Mittler zwischen den Göttern und den Sterblichen sind, diese Weisheit nutzen können, um ihr Reich weise und bleibend zu regieren. Bedeutet, dass nur der designierte Kaiser diesen Ort besuchen darf, so es ihn gibt. Manche behaupten, dass er im Himmel sei und dass deswegen niemand den Palast des Kaisers betreten dürfe, andere behaupten, dass er tief im Westen des Landes läge, irgendwo verborgen zwischen Stein und Sand. Ich kann jedoch nicht sagen, ob dies ein physischer oder nur ein spiritueller Ort ist. Meine Schilderung ist jene des Hofes, so ich sie kenne. Uns Nichtmenschen ist es nicht gestattet, am Hof über den Garten zu sprechen, Fragen darüber zu stellen. Uns ist es nicht erlaubt, die alten Schriften der Weisen über den Garten zu studieren, man möchte uns am liebsten den Garten verschweigen, damit unsere Völker nicht neidisch werden und Chuang wegen des Gartens angreifen oder in sonstiger Art oppunieren, so sagt es der Hofweise zumindest. So besteht mein Wissen aus vagen Vermutungen und den aufgeschnappten Worten in den vielen Jahren, die ich am Hof bin. Es ist nicht viel, aber sollte diese Geschichte wahr sein und ein solch magischer Ort existieren, wäre es nicht auszuschließen, dass der Kaiser tatsächlich diesen Garten vielleicht zu oft besucht hat und selbst daran zerbrochen ist, also jetzt in irgendeiner Art des Jǐnzhāngzhèng[3] vor sich hinsiecht." Der Elb formte immer wieder Gesten, auch wenn er sich deutlich bemühte, nicht zu viele von ihnen zu gebrauchen.
"Fast alle anderen Kulturen glauben daran, dass dieser Garten das schwach schlagende Herz des Kontinents ist oder eine Art Gefängnis für die eingesperrte Kraft des Kontinents, welche nur darauf wartet, befreit zu werden. Der Elben tückische Brüder, die Alben, suchen diesen Ort, weil sie darin den Schlüssel zur Unsterblichkeit erwarten. Die Derwydd Cymdeithas [4] glauben, dass mit der Befreiung dieser Macht, der ganze Kontinent wieder in grüner Pracht erblühen kann, wie es in der altvorderen Zeit der Fall gewesen sein soll. Andere behaupten, dass Chuangs Hauptgott, Vecor, und dessen Dogma [5] dafür verantwortlich seien. Sie würden diese zusammengefasste und für andere verborgene Magie, diese Kraft nutzen, um ihre Herrschaft sichern und das Land in Armut halten zu können, damit jeder auf den Kaiserhof und die Vecorianer angewiesen sei. Das sind die Fesseln der Magie in einer Bedeutung, die andere besteht aus dem Gegenteil und aus einem Grund, warum manche befürworten, dass die mächtige Magie an diesem Ort gefangen ist und bleibt, denn die Magie macht jeden, in dem sie erweckt wird, zu ihrem Untertan. Sie verleitet." Ein kurzer, besorgter Seitenblick traf Xū Dǎnshí, dann stand der Elb auf und neigte entschuldigend den Kopf. Er schien bald aufbrechen zu wollen.
"Ich glaube jedoch, er wurde ermordet. Die Art und Weise, wie die Söhne des Kaisers mit dem Tod umgehen und um die Nachfolge buhlen in solch Dringlichkeit, ja, das erscheint mir als ein Zeichen für dessen Tod."
Er verneigte sich nochmal und sagte schließlich.
"Ich bin länger geblieben, als ich hier sein durfte. Ich werde alsbald gehen müssen, weshalb ihr mir jetzt noch Fragen stellen solltet, sind sie von Bedeutung. Ich fürchte, ich habe viele offen gelassen, vielleicht kann ich noch ein paar davon beantworten. Ich bereue es, gehen zu müssen, denn das Gespräch war mir erfrischend."
 1. Edler Wilder (http://de.wikipedia.org/wiki/Edler_Wilder)
 2. Wäre er ein grummliger Zwerg oder ein alter Grieche, ließe sich an dieser Stelle Platons Höhlengleichnis (http://de.wikipedia.org/wiki/Höhlengleichnis) perfekt nutzen, um die Problematik zu erklären, vor welcher Xū Dǎnshí auch ein Stück weit steht.
 3. Katatonie (http://de.wikipedia.org/wiki/Katatonie)
 4. Derwydd Cymdeithas (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Derwydd_Cymdeithas)
 5. 
Vecors Dogma (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 06.05.2011, 10:30:34
"Nun denn eine Frage drängt sich mir noch auf." begann Lu Chieng: "Wie hoch waren die Sicherheitsvorkehrungen um zum Kaiser zu kommen? Sie müssen doch enorm gewesen sein und wie hoch sind die Vorkehrungen hier in unseren 'Gasthaus'?"

2Und wärt ihr so freundlich Boss daran zu erinnern, dass er uns eine Liste dere zukommen lassen wollte, die am letzten Tag Zugang zum Kaiser hatten?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 07.05.2011, 15:18:50
"Ah, ich verstehe. Es ist diese Frage nach der grundsätzlichen Gesinnung des Menschen, wie sie auch schon zwischen den Schülern Mengzis und Xunzis diskutiert wurde." Der alte Mann zuckte gleichmütig mit den Schultern. "Doch obgleich ich glaube, der Mensch sei mehr ein gemeinschaftsliebendes als ein egoistisches Wesen, ist sie gar nicht so bedeutend, insofern, als dass sowohl der gemeinschaftsliebende wie auch der egoistische Mensch das Zusammenleben erst erlernen müssen. Im ersten Fall muss der Mensch lernen, wie er seine gute Veranlagung in Tugend übersetzen kann im zweiten Fall muss er lernen, wie er seinen Egoismus überwinden kann, denn ohne einen anderen Menschen kann der Eigensinnige auch nicht überleben. In jedem Fall ist eine Kultur vonnöten, die ein gutes Verhalten befördert[1], obgleich ich damit gar nicht sagen will, dass man eine beste Kultur bestimmen könnte. Der Weise Nāgārjuna sagte, es gäbe nur eine falsche Sicht - und diese sei, zu glauben, dass die eigene Sicht die einzig richtige sei." Der alte Mann lächelte versöhnlich. "Obgleich ich sagen kann, dass es Merkmale schlechter Kulturen gibt. Über Chuang sprach ja ich bereits.", fügte er milde hinzu.

Nachdenklich blickte er für einen Moment die Tür an und räusperte sich. Seine Stimme war nun kratzig und teilweise nur schwer verständlich. "Ihr habt Recht, Ihr solltet bald aufbrechen, sonst wird man anfangen, Euch unangenehme Fragen zu stellen. Schenkt nur noch einem meiner Gedanken Gehör. Ich glaube nämlich sehr wohl, dass es eine gewaltfreie Gesellschaft geben kann. Doch ich unterscheide auch zwischen Gewaltfreiheit und ohne Kontroversen." Danshi überlegte einen Moment, wie er den Unterschied erklären konnte, wurde sich dann aber gewahr, dass er doch ein wenig ausholen musste, was er mit einem innerlichen Seufzer zur Kenntnis nahm. Der Elf sollte wirklich bald gegangen sein, zu seinem eigenen Wohle.

"Ich sprach bereits davon, dass jedes Lebewesen Grundbedürfnisse habe und zwar alle prinzipiell dieselben. (Ich glaube im übrigen sogar, dass auch Pflanzen und Steine 'Bedürfnisse' haben.[2]) Worin sich die Lebewesen wahrlich unterscheiden sind die kulturell vermittelten 'Strategien', wie sie diese Bedürfnisse zu befriedigen versuchen. Ich bin überzeugt, dass es kaum eine Situation geben mag, in der die Bedürfnisse der Humanoiden unvereinbar sind[3], wohl können aber die Strategien im Widerspruch sein. Eine Kontroverse der Strategien ist zunächst einmal nichts Schlimmes, sondern ein sicheres Anzeichen dafür, dass die bisherigen Übereinkünfte des Zusammenlebens nicht mehr zweckdienlich sind. Konflikte haben somit eine Alarmfunktion. Es kommt darauf an, wie Kontroversen beigelegt werden. Gewaltfrei wäre es, seine Emotionen und Bedürfnisse zu erklären und gemeinsam eine Strategie zu suchen, mit der beide einverstanden sind. Andererseits wäre eine Kultur gewalttätig, die nur eine einseitige Erfüllung von Bedürfnissen erzwingt. Dies ist eine schlechte, denn sie trennt die Humanoiden von einander. Und sie ist noch schlechter, wenn sie eine 'süchtige' Gesellschaft ist, also eine, die niemandes grundlegende Bedürfnisse erfüllt, sondern den Schmerz der Nichterfüllung mit Begehrlichkeiten betäubt, wie schöne Häuser oder Jadeschmuck[4].", Danshi lächelte, doch es sah ein wenig gequält aus. Er hatte Schmerzen in der Brust. "Ich trage übrigens selbst einen Ring aus Jade, wie Ihr vielleicht bemerkt habt, doch nicht, um die Leute dazu zu veranlassen, mich zu bewundern. Wenn ich mit jemanden Zeit verbringen will, dann frage ich ihn danach.", plauderte er.

"Nun, ich habe Euch viel erklärt, doch fürchte ich, dass es für Euch noch immer ein wenig unverständlich und voller Lücken sein muss. Die Zeit ist knapp und meine Kräfte verlassen mich. Doch kommt doch morgen wieder, wenn Ihr mögt, denn ich möchte ein wenig mehr über Euch sprechen.", endete er und deutete auf den Elben. Er ließ offen, ob er im letzten Satz das Volk der Elben oder Qiānbēi Irindiil selbst gemeint hatte.

Bevor der Elb jedoch ging, sagte Danshi dann aber doch noch: "Wartet bitte noch einen Moment, Qiānbēi Irindiil. Bevor Ihr geht, ich möchte Euch gerne bitten, zwei meiner Briefe zu übergeben. Dies ist zum einen einer an meine Mitmenschen in Cui Bao und einer an die Kaisersöhne. Werdet Ihr das für mich tun?"
 1. Gedanke findet sich hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Xunzi#Lehre)
 2. Hier deute ich mal den Vorschlag eines "Parlaments der Dinge" von Bruno Latour an, in dem auch die "Interessen" der nicht-menschlichen Natur berücksichtigt werden.
 3. Soclhe Situationen sind m.E.n. eher konstruiert, wie im Brett des Karneades (http://de.wikipedia.org/wiki/Brett_des_Karneades)
 4. welcher u.a. eine bedeutsame Statusfunktion (http://de.wikipedia.org/wiki/Jade#China:_Die_Jadekultur) in China besaß.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 08.05.2011, 13:37:18
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Qiānbēi Irindiil bückte sich kurz und befühlte den Boden mit seinen feingliedrigen und tätowierten Händen, als würde er versuchen die Adern im Marmor nachzufühlen, während er den Worten des Beamten aus Cui Bao lauschte. "Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen vergraben, Xū Laoshi. Irgendwo zwischen all diesen Menschenbildern, die wir aus Erfahrung, Ansehung, Lehre unter vielfachen und mannigfaltigen Linsen und mit bloßem Auge gewonnen haben, liegt vielleicht die Erkenntnis, dass alles, was als Positives gesehen wird, verkehrt werden kann in sein Gegenteil mit denselben Mitteln, mit ähnlichen Zielen. Unter den richtigen Umständen kann ein böser Mensch ein gutes System mit seinem Wahnsinn, wie er auch bedingt sein mag, zerstören, auf der andere Seite kann dort, meinetwegen in der Provinz Cui Bao, ein älteren Mann sitzen, der viel mehr Güte und gutmütige Naivität besitzt, als der Rest der lebenden Wesen in seiner Kultur. Und doch ist all sein Wissen, seine Erkenntnis, seine Erfahrung und sein Können nicht genug, um auch nur mehr zu sein als ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn die Sterne nicht gut stehen[1].", fand er einerseits zwar anklagende, doch definitiv auch lobende Worte für Xū Dǎnshí und entschloss sich nicht mehr weiter in das Detail zu gehen, wahrscheinlich auch aus Zeitgründen. "Das bedeutet nicht, dass ich eure Versuche für nichtig oder sinnlos halte, Xū Laoshi. Nur fürchte ich, dass eure Weisheiten keinen Widerhall in dieser Lebzeit erreichen werden, weil ihr sie unter ungünstigen Begebenheiten austauschen müsst." Qiānbēi Irindiil schien ernsthaft betrübt deswegen. Wortlos nahm er die Briefe entgegen und nickte dem alten Beamten zu, als Zeichen, dass er sie zustellen würde.

Der Elb hatte seine letzten Aussagen mit den vielsagenden Gesten unterstrichen, doch jetzt verbarg er seine Hände wieder vollkommen und trat an die Tür, um den Speer wieder an sich zu nehmen. Er blickte am alten Beamten vorbei, äußerte sich nicht zu dessen schwerer werdenden Stimme, sondern antwortete Lu Chieng.
"Sie waren, wie immer, immens. Nur mit Magie wäre es möglich Boss zu täuschen, denke ich. Und selbst wenn man an Boss vorbei ist, muss man den Kaiser erst einmal stellen. Was die meisten vergessen ist, dass der Kaiser nicht nur ein alter Mann voller Weisheit gewesen ist, sondern ein formidabler Kämpfer, auch wenn er alt war. Und so ähnlich sind die Sicherheitsmaßnahmen bei euch. Vor eurer Tür stehen nur zwei stumme Wächter, aber wer in Shǎzis Haus ohne dessen Erlaubnis will, muss Drachen zähmen[2]. Auf alle Fälle will Shǎzi verhindern, dass die Generale euch töten oder ihr entführt werdet. Etwas, was durchaus in Betracht käme, wenn man um die Thronfolge streitet. Es ist definitiv so, dass kein Fremder so an Boss vorbei käme und jemand diesen Ort gut kennen muss. Deswegen denke ich, dass ihn jemand getötet hat, der ihn kannte"
Der Elb verbeugte sich und öffnete die Tür. "Ich werde Boss von eurem Anliegen berichten. So bleibt mir nichts weiter, als mich nochmal für das aufschlussreiche Gespräch und eure Taten zu bedanken."
Schnellen Schrittes ging der Elb, während eine Hand zur Tür griff und sie wieder schloss. Und so war dieser merkwürdig angepasste Elb wieder gegangen, er hatte kein Wort mehr dazu gesagt, ob er nochmal wiederkommen würde. Er war weiterhin nicht auf sich selbst eingegangen und es schien auch nicht so, als würde er dieses tun. Und dennoch hatte Xū Dǎnshí etwas bewirkt, zumindest konnte der alte Mann dies fühlen. Dieser deutlich ältere Elb war nicht mehr derselbe Elb, der vor ein oder zwei Stunden dieses Gefängnis betreten hatte.
 1. Die Elben teilen mit der Kultur Chuangs die enorme Nutzung der Astronomie und Astrologie als kulturbeeinflussendes Medium. Bedeutet also nichts anderes, als dass jede Tat auch ihre ideale Zeit hat. Zhānxīngshù (http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Astrologie) ist das Zauberwort.
 2. Augenscheinlich eine Metapher für die Schwierigkeit es Unterfangens. Er will keine Details nennen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 08.05.2011, 13:45:19
"Vielleicht sind die Umstände tatsächlich ungünstig. Doch Mengzi sagte, 'wenn man dir zuhört, sei zufrieden / wenn man dir nicht zuhört, so sei es auch.' So halte ich es auch..." "... und zudem bin ich überzeugt, dass zumindest die Göttin meinen Worten Gehör schenkt", vollendete er den Satz in Gedanken. "So lebt wohl, Emissar der Elben."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 08.05.2011, 14:53:31
"Auf ein baldiges Widersehen unter besseren umständen, Qiānbēi Irindiil " verabschiedet sich Hong vom Elben. Einen Moment lang stand die Freude über den Besuch mit einem Lächeln im Gesicht. Als er sich Xū zuwandte, verschwand es und liess einem Stirnrunzeln platz. Ein Wesen, das seine Gestalt ändern kann. Einst war dies für Hong ein alltäglicher anblick. Doch hier schien die Verwandlung als auch die Echse widernatürlich. Und sein Verhalten. Er war der einzige, der das Gefängnis verlassen konnte. Wieso kam er zurück. Er schreibt Briefe, die Hong nicht lesen kann. Er begann den Elben zu überzeugen, dass ein friedlicher Widerstand besser sei. Ist er ein Yōkai[1], ein Spion von Shǎzi? "Seid ihr Obake?"Obake[2] verlangte er vom alten Mann zu wissen.
 1. http://en.wikipedia.org/wiki/Y%C5%8Dkai (http://en.wikipedia.org/wiki/Y%C5%8Dkai)
 2. : Grob sind das Gestaltwandler http://en.wikipedia.org/wiki/Obake (http://en.wikipedia.org/wiki/Obake)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 08.05.2011, 20:14:13
Stumm betrachtete Mako noch eine Weile die Pflanze, bis er die leichte Aufruhr vernahm, den Xu verursacht hatte. Vorsichtig nahm er die Pflanze auf und ging wieder hinaus. Erstaunt stellte er fest, dass der alte Mann sich offensichtlich in einen Echsenmenschen verwandelt hatte.
Er stellte die Päonie ab und setzte sich still hin. Er wollte sich nicht an der Unterhaltung beteiligen, da er sowieso recht wenig verstand von dem, was der Elb und Xu Danshi sich erzählten. Er hatte sich noch nie für höhere Politik interessiert. Er wollte nur Musik spielen und die Reichen und Mächtigen damit erfreuen.

Als der Elb gegangen war schaute er Xu interessiert an und fragte: "Habt ihr noch mehr magische Kräfte als die Verwandlung, Xusan? Und wer außer uns weiß noch davon?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 09.05.2011, 00:01:03
"Leg dich hin und erhole dich." Erklang es im Kopf von Sūn Ai. Es war ein komisches Gefühl für sie. Zhu's Stimme war sie gewohnt und ihn zu hören beruhigte sie etwas, aber auf eine gewisse Weise war es auch merkwürdig. Durch das neue Umfeld und das er so ruhig war die letzten Tage, hatte sie nicht mehr mit ihm gerechnet. Was er sagte klang aber gut, sie war immer noch beunruhigt über den Plan des Kaisersohns. Sie befolgte den Rat und so schlief sie rasch ein und verpasste das Auftreten des Elben.

秋来忆别江头,   In diesem Herbst erinnere ich mich an unsere Trennung am Ufer des Flusses
依稀如昨皆成旧。Vage wie das Gestern, alles wird Vergangenheit
罗巾滴泪,          Aufs Seidentaschentuch tropften Tränen
魂销古渡,          Überwältigt von Schmerz an der alten Fähre
折残烟柳。          Brachen wir einen von Nebel umhüllten Weidenzweig entzwei
砌冷蛩悲,          Heuschrecken beklagen die zunehmende Kälte
月寒风啸,          Unter dem Mond heult ein frostiger Wind
几惊秋又。          Wie oft war ich schon überrascht, wenn der Herbst wieder da war
叹人生世上,       Ach, das Leben der Menschen auf dieser Welt
无端忽忽,          Geht unergründlich wie im Flug vorbei
空题往事搔首。   Da es sinnlos ist, über Vergangenes zu reden, kratze ich mich am Kopf

犹记当初曾约,   Ich erinnere mich immer noch an unser damaliges Treffen
石城淮水山如绣。In Shicheng, am Huai Fluss, wo die Berge wie Stickereien sind
追游难许,          Ob ich dir nachreisen werde, kann ich nicht versprechen
空嗟两地,          Vergeblich beklage ich, dass wir an zwei Orten sind
一番眉皱。          Ich runzle kurz meine Augenbrauen
枕簟凉生,          Kissen und Bambusmatte werden kalt
天涯梦破,          Am Ende der Welt geht ein Traum kaputt
肠断时候。          Ein herzzerbrechender Moment
愿从今、             Von heute an wünsche ich
但向花前,          Mich nur noch an Blumen zu wenden
莫问流光如奏。   Und nicht zu fragen, warum die Zeit wie ein Musikstück verrinnt[1]


Als sie wieder aufwachte hörte sie gerade die letzten Worte von Qiānbēi Irindiil. Hastig stand sie auf und richtete ihre Haare und ihr Gewand. Sie ging auf ihre Tür zu und blieb stehen. Es war ein Gefühl der Scham, das in ihr aufkam. Sie empfand ihr Verhalten als unhöflich, da sie nicht genau wusste, wie viel Zeit sie verschlafen hatte und es ihr länger vorkam, als es wirklich war. Höchst wahrscheinlich kam dieses Gefühl auf, weil der Besuch stets als Gast angekündigt wurde. Zusätzlich dachte sie auch an die anderen Denunzianten. Nach den Toten der letzten Tage, könnte vielleicht jemand schon denken, dass auch sie jetzt verstorben ist. "Niemand hat versucht in dein Gemach zu kommen oder dich zu wecken, also wird schon alles gut sein und der Besuch bestimmt Rücksicht haben. Sei lieber jetzt freundlich genug und verabschiede noch den Gast." Sūn Ai stand noch zögernd vor der Tür, während Zhu ihr Mut zu redete, wurde ihr die Entscheidung abgenommen, da der Elb das Gefängnis verließ. So wartete sie noch einen kurzen Moment, bevor sie ihre Tür öffnet und heraus tritt.

Ihr Blick ist gesenkt, als Zeichen der Scham und sie verneigt sich leicht, als Entschuldigung. Beim verlassen des Raumes, war ihre Erwartung, dass sich alle Blicke auf sie richten würden und sie sich erklären müsste. Wahrscheinlich machte sie sich aber zu viele Gedanken. Die magischen Fähigkeiten von Danshi erschienen zumindest auch für sie interessanter, als sie selbst.
"Verzeiht." Entschuldigt sie sich kurz. "Was habe ich verpasst?" Ihr Ton wirkte sanft und leicht. Es war nicht sonderlich schwer zu merken, wie sie versuchte mit dieser Leichtigkeit, ihre wahren Gefühle zu unterdrücken.
 1. 叶纨纨 Ye Wanwan (1610-1632) (http://chinesischegedichte.blogspot.com/2010/12/ye-wanwan-1610-1632.html)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 09.05.2011, 19:40:12
Mit verschränkten Armen stand Hong da und wartete auf die Antwort Xū's. Mit den Augen blickte er kurz zu Sūn Ai herüber und wieder zurück auf den alten Jadeträger. "Er hat uns sein Echsengesicht gezeigt. Vor unseren Augen hat er die Gestalt gewandelt!" Nun ist es nicht nur die Stimme von Mako sondern auch die Gesten des Alten vor denen ich mich in Acht nehmen muss. Wie steht es mit den anderen? Sein Blick huschte rüber zu Lu Chien und wieder zu Sūn Ai. Kann er jemanden in den Tod reiten? Sowohl Oda als auch Zhào Làn waren in den Zimmern gleich neben ihm. Hatte sie etwas gehört was sie nicht sollten? Mit einem schaudern wird ihm bewusst, dass er in das Zimmer neben ihm gewechselt war, nachdem es frei wurde.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 09.05.2011, 21:22:24
Der alte Mann wandte sich zu Hongsan und betrachtete ihn für einige Momente, stillschweigend. Es schien ihm so, als würde er nicht mit ihm ins Gericht gehen wollen, bevor er nicht die Zustimmung seiner Zellengenossen eingeholt hatte. Vielleicht empfand er auch Furcht. "Ja, verblüffend, nicht wahr?", setzte er schmunzelnd zu einer Antwort an, die keine Antworten geben würde. "Aber nur, wenn Ihr der Substanz[1] eine unveränderliche Identität beimesst, die das eine gegen das andere abgrenzt und letztlich auf Abgeschloßenheit hin angelegt ist. Śūnyatā stellt dahingegen gewissermaßen den Gegenbegriff dar: Es ist die entschränkende Leere aller Dinge, in der jede starre Gegensätzlichkeit aufgehoben wird. Handelndes und Behandeltes sind in sich nicht definiert, sondern sie durchdringen sich gegenseitig[2]. Der Esel sieht in den Brunnen und der Brunnen sieht in den Esel. Mit anderen Worten: Das Seiende spiegelt sich in dem Ganzen und das Ganze wohnt in dem Seienden. Warum sollte ich dann nur eine Gestalt haben? Daizohkotsu spricht:[3]

In der echten Wahrheit gibt es weder Zauberei noch Geheimnisse noch Wunder.
Wer es meint, geht auf dem Irrweg.
Allerdings gibt es im Zen allerlei Kunststücke:
zum Beispiel aus dem Kessel den Berg Fuji regnen lassen,
aus der glühenden Feuerzange Wasser zu pressen,
sich in den Holzpfosten zu setzen
oder zwei Berge wechselseitig sich versetzen lassen.
Aber das ist nicht Zauberei und nichts Wunderbares,
sondern nur alltägliche Trivialität.

Damit hielt er die Fragen Hongsans für beantwortet. "Der Elb hatte mich gefragt, wie der normale Mensch die Gewaltlosigkeit schauen kann, wenn er die Gewalt nicht gekannt hat. Meine Antwort ist, dass wir ein freundliches Sehen erlernen müssen, dass die Abgetrenntheit zwischen den Wesen aufhebt. Doch ich weiß nicht, ob er verstanden hat.", fügte er nur noch hinzu.
 1. lat. substare: darunter stehen; im weiteren Sinne: standhalten
griech. stasis: stehen und im weiteren Sinne auch Zwiespalt, Streit und Standhaftigkeit
nach der Logik: a = a
 2. Ihr kennt den Gedanken von Yin und Yang
 3. zitiert nach: Byung-Chul Han. Philosophie des Zen-Buddhismus
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 10.05.2011, 21:08:19
Hong blinzelte kurz und verdrängte die aufkeimende Verwirrung. Der alte Man schien mit mit der schnellen abfolge von Konzepten ablenken zu wollen. "Für gewöhnlich entspricht es dem Menschen seine Gestalt beizubehalten. Es gibt auch solche, welche Raiva[1] aus der Gestalt in eine Raserei zwingt," bei diesen Worten verengen sich Hong's Augen um  Xū Dǎnshí's Gesicht einer abermaligen Prüfung zu unterziehen. "Von jemandem, der sich in eine Echse verwandelt habe ich noch nicht gehört." meinte Hong als ob er sich ein Urteil erlauben konnte. "Hingegen von Kappas[2] welche Menschen ersäufen, von Hengeyōkai[3], Tiere die Menschen nachmachen, wie die Kitsune[4]. Doch weiss ich nicht, wie ihr es anstellt."
 1. http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Raiva (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Raiva), für meine Interpretation von Lykantropie ist dieser Mond schuld.
 2. http://de.wikipedia.org/wiki/Kappa_%28Mythologie%29
 3. http://de.wikipedia.org/wiki/Hengey%C5%8Dkai#Tierische_Y.C5.8Dkai
 4. http://en.wikipedia.org/wiki/Kitsune
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 11.05.2011, 23:11:12
Sūn Ai schaute beruhigter zu Danshi, als ihm über seine Fertigkeiten berichtet wurde. Sie sollte zwar nicht beruhigt schauen, aber da sich anscheinend niemand um sie kümmerte, beruhigte sie das zunächst. Wahrscheinlich spielte auch die Tatsache mit ein, dass sie selbst Fähigkeiten besaß. Gerade deswegen sollte sie zwar nicht anders reagieren, um nicht entdeckt zu werden. Ihre Züge wurden ernster.
"Die Gestalt wandeln." Fing sie an, mehr zu sich selbst, als zu jemanden. "Erzählt was ihr noch so könnt." Fügte sie fragend hinzu. Ihr Interesse war ernst, der leichte Befehlston hingegen mehr aufgesetzt, um ihre Fassade zu wahren.
Nach einer kleinen Pause fragt sie weiter. "Ein freundliches Sehen? Konnte der Elb denn mit unserer Lage weiterhelfen." Immer mehr Tage vergehen, ohne dass die Gruppe viel mehr weiß. Daher hoffte sie auf irgendwelche gute Neuigkeiten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 12.05.2011, 16:44:49
"Nun wenn dein Interesse einem philosophischen Konflikt der Kulturen gilt ja; ansonsten hast du gütlich daran getan den Besuch zu verschlafen." erwiederte Lu Chieng freundlich in Richtung des jungen Mädchens.

Interessant war die prinzipiell ablehnende Haltung von Hong dem magischen Fähigkeiten Xū Dǎnshís gegenüber. Bei Mako war seine Ablehnung nicht so stark gewesen, obwohl er augenscheinlich auch etwas von Magie verstand, anders konnte er sich das Vorkommnis mit den Gebrüdern Gan nicht erklären. Langsam erhob er sich, er hatte den größten Teil des Gespräches im Halbschlaf verbracht, eine Fertigkeit die ihm schon häufiger von Nutzen gewesen war, wenn es um Lange Diskussionen ging, in denen er kaum etwas sagen konnte ohne sein eigenes Unwissen durchscheinen zu lassen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 12.05.2011, 23:24:42
"Ob uns der Elb in unserer Lage weiterhelfen konnte?", wiederholte der alte Mann die letzten Worte Sūns. "In welcher Lage steckt Ihr denn? Und in welcher Eurer Unternehmungen sollte er Euch denn helfen wollen? Entschuldigt bitte, wenn ich das so sage, es schien mir bisher nicht so, als ob Ihr ein Ziel verfolgen würdet.", sagte er. Er bemühte sich, seine Genossen zu einer Antwort zu reizen, doch keinesfalls wollte er sie verspotten[1]. "Tatsächlich besitze ich noch wenige andere Fähigkeiten, doch welche will ich Euch nicht verraten. Jedenfalls nicht so lange ich nicht ausmachen kann, ob Ihr mit diesem Wissen etwas Nützliches anfangen möchtet."
 1. Perform (Oratory): 15
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 13.05.2011, 22:36:25
Sūn Ai schmunzelte leicht, als Danshi ihre Worte wiederholte. Allerdings verschwand es wieder genauso schnell. "Ich habe nicht mit ihm gesprochen und kenne ihn auch nicht gut, so weiß ich nicht, ob er uns helfen will. Allerdings war dies auch nicht meine Frage." Sie machte eine kurze Pause. "Vielleicht habt ihr euch damit abgefunden hier Gefangen zu sein. Vielleicht seht ihr keine Gefahr oder ihr habt keine Angst vor dem Tod. Vielleicht habt ihr eurer Meinung schon genügend erreicht in eurem Leben oder ihr denkt, ihr könnt da draußen nichts mehr tun." Ihr Lächeln kam wieder, um ihre Worte netter und freundlicher klingen zu lassen. Sie hoffte Danshi gut genug zu kennen, dass dieser sich nicht angegriffen fühlt durch ihre Worte. "Ich für meinen Teil bin angeklagt wegen2 Verbrechen, die ich nicht begangen habe, Stecke in einem Gefängnis und werde vielleicht sterben in ein paar Tagen, wenn wir nicht fliehen oder den Mörder finden." Sie machte noch einmal eine kleine Pause.
"Für mich ist das keine einfache Situation, sondern es belastet mich und ich suche nach einem Weg, damit ich überlebe."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 14.05.2011, 09:43:51
"Ihr habt recht, Sūnsan, ich glaube nicht, dem Tod entrinnen zu können und habe daher beschlossen, an diesem Spiel nicht teilzunehmen." Die Stimme Danshi war sanft, als er ihr antwortete. "Was Ihr sagt, kann ich nachvollziehen. Es hätte mich sehr gewundert, wenn Ihr tatsächlich nicht daran interessiert wärt, Euer Leben zu retten. Meine Frage lautete, warum Ihr anscheinend keinen Versuch dazu macht. Weder versucht Ihr einen wahren Mörder unter uns ausfindig zu machen, noch stellt Ihr den Besuchern viele Fragen, noch versucht Ihr zu fliehen." Er unterbrach sich, weil er mühsam husten musste.

Als er auf seine Hand blickte, war der darin befindliche Schleim blutig rot. Schnell vergrub er die Hand in einer der Taschen seines Gewandes. Er war sich nicht sicher, ob sie wissen sollten, wie schlecht es um ihn stand. "Ihr habt Verantwortung, wisst Ihr? Auch Euch selbst gegenüber. Ihr dürft jetzt nicht träge sein oder Euch entmutigen lassen. Tatsächlich habt Ihr noch sehr viele Möglichkeiten.", versuchte er die junge Frau aufzumuntern.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 14.05.2011, 15:38:19
04.01.1042 - Tag des Takin - Später Vormittag

Unvermittelt klopfte es kurz an der Tür und zwei Papiere wurden unter der Tür durchgeschoben. Eine bekannte Stimme säuselte. "Mit freundlichen Grüßen von Guìzishǒu." Die Stimme gehörte Zhu Ru und so schnell und unvermittelt wie er zur Tür gekommen war, entschwand er auch wieder. Es waren zwei Papiere, die in kruder und doch gut lesbarer Handschrift beschrieben war. Es wurde mit einer Art schwarzer Tinte geschrieben, dass Papier war alt und verwittert, wurde aber vor nicht allzu langer Zeit beschrieben. Scheinbar nutzte Boss altes Papier, welches nicht mehr benötigt wurde, für solche Anweisungen. Dass jedoch solche Anweisungen schriftlich weitergegeben wurden, musste bedeuten, dass eine Lesefähigkeit Voraussetzung für die Teilnahme an der kaiserlichen Wache war und noch seltener war es, dass man einen schreibenden Goblinioden traf.

Wacheinteilung (Anzeigen)
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Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 15.05.2011, 13:15:23
Misstrauisch betrachtete Hong die beiden Papiere. Geschriebene Dinge. Wieder etwas unbekanntes. Die zwei Mitgefangenen, denen er das Lesen zumutete offenbarten gefährliche Kräfte, gegenüber denen man sich ebenfalls kein Blindes vertrauen haben kann. Besonders ärgerte Hong gerade, dass Xū Dǎnshí, zu dem er ein wenig Vertrauen gefunden hatte, ein falsches Gesicht zeigte. Natürlicherweise konnte man seine Gestalt nur ändern, wenn man das Wesen begriffen hatte. Sein eigenes Wesen vergrössern konnte, der Natur in sich die Tür öffnen, den Wind in den Armen spüren. Dieses ganze tat der alte ab mit sich widersprechenden Antworten, so dass man sich selbst aussuchen soll, was nun der Warheit entsprach. Schon wider war er darauf angewiesen anderen zu vertrauen, weil seine Fähigkeiten sich in diesen Mauern als unzulänglich erwiesen. "Was bedeuten diese beiden Blätter?" fragte er in den Raum in der Hoffnung, dass sich die anderen Denunzianten gegenseitig genügend misstrauten, dass sie nicht zu lügen wagten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 15.05.2011, 21:02:52
Ihr Blick senkte sich, als Sūn Ai die Worte von Xū Dǎnshí vernahm. Der alte Mann hatte Recht, bisher hatte sie nicht viel unternommen, um aus ihrer Situation heraus zu kommen. "Beruhige dich, dass wird schon wieder. Noch ist nichts verloren." Tröstete sie ihr kleiner Freund zusätzlich zu Dǎnshí. Daher erhebt sie wieder das Wort um sich zu rechtfertig, auch wenn sie weiß, dass sie das gar nicht braucht.
"Was sollte ich bisher auch groß machen? Ihr kennt wahrscheinlich das möglich Ausmaß unserer Bewachung besser als ich. Mir allerdings erschien es so, dass eine Flucht nicht einfach wäre. An unseren Besuch kommt man vor lauter Formalität nicht heran. Von uns will es niemand gewesen sein. Wie sollte ich einen Mörder unter uns finden, wenn ich selbst daran glaube, dass niemand von uns es war? Wie kann ich dem Hof kritische Fragen stellen, ohne das er sich angegriffen fühlt? Wie soll ich wissen das jemand die ganze Wahrheit sagt? Wie sollte ein Mädchen wie ich an den Wachen vorbei kommen? Wir alle stecken in dieser Situation und mir scheint es so als hätte bisher niemand ..." Die Frau verstummte wegen dem Klopfen und wartet kurz was passiert, dann erst fährt sie fort, aber beendet nicht ihren Satz.
Es gab schon 2 Tote innerhalb dieser kurzen Zeit unter uns. Das ich noch Lebe erscheint mir schon positiv. Sie wendete sich ab und widmete sich den Papieren, da Hong Gil-dong nach jenen gefragt hat. Sie lass sie direkt laut vor, damit Hong auch wusste, was ihnen Dort gegeben wurde.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 16.05.2011, 18:52:10
Sorgsam prägte sich Lu Chieng die Namen ein. Er hatte früh gelernt sich viel und schnell zu merken. Es war schwierig in der Welt den Beamten zu mimen ohne lesen zu können, bisher hatte er es immer geschafft... bisher.

"Was für ein Trunk?" fragte er leicht verwirrt nachdem Sūn Ai geendet hatte. Unruhig lief er auf und ab. "In einem unruhigen Körper haust ein unruhiger Geist." schalt er sich selbst und ermahnte sich nicht wie ein gefangenen Tier auf und ab zu laufen.

"Werden die Gäste des Kaisers unter eine Art Drogentrank gesetzt? Oder dient es dazu sie ungefährlich für den himmlichen Führer zu machen?" spekulierte er: "Vielleicht war es sogar Magie, die dem Besucher das Lügen verwehrte, oder ihn auf eine andere Ebene hievte um mit dem himmlischen Vertreter auf Erden kommunizieren zu können... Nein." schallt er sich selbst: "Jetzt lass nicht deine Phantasie mit dir Durchbrennen."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 17.05.2011, 13:11:08
"Ich bin kein großer Anhänger von Sunzi, doch ich habe ihn damals gelesen, und mir fällt etwas ein, dass Euch vielleicht ein wenig Trost spendet, Sūnsan: 'In Umständen, wo es alles zu fürchten gilt, heißt es nichts zu fürchten. Ist man von zahllosen Gefahren umgeben, so heißt es, keine zu fürchten. Ist man gänzlich ohne Mittel, so heißt es, auf alle zu zählen. Ist man überrascht, so heißt es, den Feind selbst zu überraschen.'", zitiert der alte Mann den vielverehrten General. "Was ich Euch sagen will, ist, dass Ihr noch am Leben und noch sechs weitere Tage habt. Ihr habt noch immer eine kräftige Stimme, die bitten und beten kann, und die Höflinge sind uns, aus mir unbekannten Gründen, noch sehr gewogen. Vertraut auf Eure Fähigkeiten, denn es gibt immer Hoffnung.", sagt er warm und steht mühsam aus seinem Sitz auf, um sich in seine Kammer zu schleppen. Die Begegnung hatte ihm fast alle Kräfte geraubt und er musste sich ausruhen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 17.05.2011, 18:34:51
"Es fällt wohl leichter etwas zu sagen, als es zu tun, Xūkun. Was gemacht werden sollte und was getan wird liegt oft nicht zusammen. Allerdings habt ihr in sofern Recht, dass in unserer Situation noch nichts verloren ist." Mit diesen Worten verabschiedete Sūn Ai den alten Mann, der sich in seine Kammer begab.

Sie wendete sich Lu Chieng zu und antwortet dann auf seine Frage. "Es handelt sich bei dem Trank um Maotai." Sie setzte vorraus, dass die anderen wussten, dass es sich dabei um einen Schnaps handelte. "Allerdings sind noch andere Zutaten zu gemixt angeblich. Von dem was ich gehört habe, soll man weniger Emotionen zeigen. Also kein Wut und Zorn, aber auch keine Angst." Sie machte eine Pause und schaute nochmal auf die Liste, um sich die Namen einzuprägen.[1] "Sowohl werden mit diesem Trank Gründe genommen den Kaiser zu ermorden, als auch neue gegeben."
 1. Fehlschlag: 13
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 17.05.2011, 21:30:39
04.01.1042 - Tag des Takin - Früher Abend

Und so kam Xū Dǎnshí zu einer kleinen Auszeit nach dem sehr intensiven Gespräch zwischen ihm und Qiānbēi Irindiil, während das andere Gespräch zwischen den Denunzianten langsam abkühlte und so langsam verflachte und in allgemeine Gespräche oder Stillschweigen abdrifteten. Der Tag verlief ruhig, nur die Dienerin kam noch rein, brauchte frischen gelben Tee und eine gehaltvolle Reissuppe mit einigen Brocken Hühnchenfleisch.
Es dauerte noch einige Stunden, es musste bereits Abends sein, wenn ihr Zeitgefühl sie noch nicht gänzlich im Stich gelassen hatte, dass die Tür sich wieder öffnete und die Gedanken aufschrecken ließ. Vielleicht sogar den Trunk und die interessanten Informationen vom Boss in den Hintergrund rücken mochten, oder vielleicht war es auch ein weiterer fruchtloser Besuch, wie der Besuch Qiānbēi Irindiil fruchtlos für Sūn Ai gewesen, nichts weiter als rohe, frühreife Worthülsen, welche noch auf die Befruchtung warteten. Sie würden wohl nie Blüten für Sūn Ai werden.

Die Figur, die eintrat, war kleinwüchsig für einen Mensch, vielleicht gerade über einhundertvierzig Zentimeter groß und fast krankhaft dürr, augenscheinlich von sehr schwacher Konstitution. Die Ringe unter seinen haselnussbrauchen Augen deuteten daraufhin, dass er wenig geschlafen hatte. Sie waren jedoch so furchtbar deutlich, dass klar wurde, dass er allgemein nicht viel schlafen konnte und dennoch machte die Figur einen aufgeweckten Eindruck[1]. Es schien sich um Ii Tsuyoshi[2], der Geisel aus Xian, zu handeln. Als er in den Raum kam, spielte der inzwischen dreizehnjährige Junge eine Melodie. In seinen Händen hielt er eine Flöte aus Bambus und spielte einfach darauf los[3]. Die Flöte, die er spielte, war eine sogenannte Shakuhachi[4] und die Bambusflöte seines heimatlichen Kultur. Sie war das Musikinstrument der Samurai Xians.

Fast zehn Minuten gab er sich diesem ungewöhnlichen Spiel hin, ehe er sich wortlos, fast staksig auf den Teppich zu bewegte und unter sich unter Mühe setzte. Er atmete tief ein, schloss die haselnussbrauenen Augen und begann in seiner Heimatsprache zu referieren.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=6667.0;attach=5813;image)[5]
"Konbanwa.", sagte er kurz und neigte den Kopf, wie bei einer Verbeugung. "Ich beneide euch, die ihr zum Tode geweiht seid, wisst ihr doch jedenfalls, wann eurem Leid ein Ende beschert ist."
Er deutete eine zweite Verbeugung im Sitzen an. "Ich bin Ii Tsuyoshi und hier, um mit euch zu dichten und zu musizieren, wenn es euch nichts ausmacht. Vielleicht können wir dabei auch Worte wechseln, wenn ihr mögt."
Der Junge besaß eine sehr knabenhafte Stimme, die erschreckend schwach war und nur wie ein schweres Flüstern klang. Umso verwunderlicher war es, dass er genug Luft hatte, um die Flöte zu spielen. Seine Auftreten hatte etwas virtuoses, und doch darin eine tiefe, kindlich-ängstliche Unsicherheit.
 1. 
Aussehen (Anzeigen)
 2. Ii Tsuyoshi (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Ii_Tsuyoshi)
 3. Sanya (http://www.youtube.com/watch?v=wY1EMwDeaBw)
 4. Shakuhachi (http://de.wikipedia.org/wiki/Shakuhachi)
 5. Dieses Gedicht entspricht einem typischen Waka (http://de.wikipedia.org/wiki/Waka) aus Xian.
Transskription (Anzeigen)
Übersetzung (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 20.05.2011, 16:09:21
"Nun denn dürfte es euch erfreuen mit Mako in Kontakt zu treten. Nur eine Frage brennt mir auf der Zunge bevor ihr Künstler es euch hier gemütlich macht: Warum seid ihr hier, gewiss nicht aus freien Stücken... Also wer schickte euch, wem verdanken wir euren Besuch?" fragte Lu Chieng neugiereig schon während des Besuchs des Qiānbēi Irindiil war ihm diese Frage eingefallen aber er vergaß sie zu stellen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 20.05.2011, 18:01:26
Mako lauschte entzückt der Flötenmusik. Nachdem der Junge sich vorgestellt hatte deutete Mako eine Begrüßende Verbeugung an und setzte sich ihm gegenüber.
"Ich heiße Euch in unserer bescheidenen Unterkunft willkommen. Mein Name ist Mako Jinsei.
Ihr müsst früh mit dem Üben begonnen haben oder aber Ihr seid ungemein talentiert für Euer Alter."

Er nahm seine Yueqin auf und zupfte ein paar Saiten.
"Mit der Shakuhachi kenne ich mich nicht allzu sehr aus. Da ich ab und an zu meiner Musik singe bevorzuge ich Lauten und Zithern.
Was wollen wir gemeinsam zum erklingen bringen? Etwas schwuingvolles oder etwas unserer Situation entsprechendes? Lieber ein altbekanntes Lied oder eine meiner kleinen Kreationen?"

Während er noch auf die Antwort wartete begannen seine Hände wie von selbst unbewusst zu spielen.[1]
 1. http://www.youtube.com/watch?v=TfTVPj5Zmkw&feature=related (http://www.youtube.com/watch?v=TfTVPj5Zmkw&feature=related)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 23.05.2011, 13:52:39
04.01.1042 - Tag des Takin - Früher Abend

Ii Tsuyoshi, die Geisel aus Xian, nahm sich noch die Zeit Lu Chieng zu antworten. Der Junge blickte mit einem müden Blick zu jenem Mann, der ihm diese Frage gestellt hatte, just nachdem Mako Jinsei die ersten Töne spielte. Er schüttelte den Kopf und, wenn auch wahrscheinlich eher unbewusst, unterstrich Mako Jinsei die Worte des Jungen. "Was für eine Frage zur Begrüßung. Seid ihr so verroht, dass ihr nicht einmal mehr die Gepflogenheiten menschlichen Umganges kennt? Wahrhaftig, Lu Chieng, nach den Regeln dieses Landes seid ihr das Prachtstück eines Barbaren. Es wundert mich nicht, dass ihr ein Schauspieler werden musstet, um in diesem Reich etwas zu werden. Doch hier, entkleidet all eurer wunderbaren Masken, sieht man euer verbranntes und rohes Gesicht, entstellt und doch in voller Wahrheit, sieht man, wer ihr seid. Ein weiser Mann sagte einst: die Maske eines Menschen kann so schön sein, dass ich Angst vor seinem Gesicht bekomme[1]. Das war bei mir der Fall und ich sehe, ich hatte zurecht Angst davor.
Ich glaube, dass er die Wahrheit gesagt hat, aber jetzt werdet ihr diese Maske nicht wieder aufsetzen können, wir müssen den Boden bewirtschaften, den ihr verbrannt und dann versalzen habt."
, erklärte die junge Geißel mit getragener Stimme. Er schien alles als einen Teil einer höheren Kunst zu betrachten.

Er setzte die Bambusflöte an und versuchte einen Einklang zu der Yueqin Makos zu finden und nickte ihm vorher nochmal dankbar zu. Es entspann sich eine ungewöhnliche Melodie, ein musikalischer Dualismus, zwischen den fast schon scharfen und markerschütternd abrupten Tönen der Shakuhachi und den sanften, harmonischen Tönen, welche Mako Jinsei der Mondzither entlockte und doch verband sich beides zu einem faszinierenden Spiel, welches vor allem durch seine Disharmonie faszinierend war.[2].

Als die letzten Klänge des ersten, gemeinsamen Liedes endeten, welches nicht so kunstfertig war, wie es hätte sein können, wie Mako ohne Weiteres feststellen kann, da sie sich noch nicht ganz gefunden haben, erhob der Junge wieder seine schwache Stimme. "Ihr spielt großartig, Mako Jinsei. Die Gan-Gebrüder haben nicht übertrieben, als sie meinte, dass euer Spiel dem Flügelschlag eines Kolibris gleicht. In welche Richtung eure Musik auch geht oder ob sie verweilt, es ist einerlei, ihr verfügt immer über die Mittel, um zu faszinieren. Verzeiht, dass ich euren Rhythmus noch nicht ganz finden konnte, aber für ein erstes Lied gar nicht so schlecht."
Es schien, als wolle er die Frage Lu Chiengs einfach ignorieren oder er fühlte sogar wirklich verärgert durch das begrüßungslose Verhalten des Denunzianten. Er nickte Mako zu und machte diesmal den Beginn mit der Shakuhachi und wollte probieren, ob Mako Jinsei einsteigen könne. Hatte er dem älteren Musiker eben einfach den Takt und Lied vorgeben lassen, spielte er jetzt vor, augenscheinlich eine eigene Kreation oder ein eher unbekanntes Lied aus Xian[3], die eine ganz andere musikalische Balance hatte. Es schien Mako, als würde der junge Ii sich herausgefordert fühlen und jetzt Mako zum Tanz bitten, wenn man so reich an Metapher sprechen, wie Ii Tsuyoshi es selbst bevorzugte[4].
 1. Alfred de Musset (http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_de_Musset)
 2. Alle bis auf Mako machen einen Willenswurf gegen SG 15 oder sind fascinated (http://www.d20srd.org/srd/conditionSummary.htm#fascinated).
 3. 
Wissen (Adels- und Königshäuser oder Arkanes) SG 20 (Anzeigen)
 4. Für Mako - Die Schwierigkeit für dieses Lied ist relativ hoch, aber auch recht eingängig, wenn man sich an den Rhythmus des Liedes gewöhnt hat. Ein Auftretenwurf gegen SG 25 ist notwendig, um es zu spielen, sofern man die zweite Stimme des Liedes spielt. Ein Wurf gegen SG 30, wenn man die erste Stimme spielen möchte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 23.05.2011, 14:31:38
Ruhig lauschte Hong dem Spiel und den Worten der  Geisel aus Xian. Ein spöttisches Lächeln trieb ihm die Zurechtweisung des Jungen ins Gesicht. So jung an den Hof gekommen und so ignorant geworden. Lu Chieng ist barbarisch in den Augen einer Kultur, die Unschuldige für eine Woche in ein Verliess sperrt wird mit der Aussicht, die Sonne erst wieder zu sehen, wenn man den Galgen erblickt. Welch eine Ironie. In der Tat sass ihm auch ein Prachtstück eines sogenannt Zivilisierten entgegen, der duch die Zuflucht in die Kultur die eigene innere Verdorbenheit maskiert. Wie tröstlich ist es doch vom Besuch beehrt zu werden, der uns in diesen schwierigen Tagen mit seinem Spiel erfreut und uns für das Wissen über unser baldiges Ende beglücktwünscht. Wüsste Hong nicht aus eigener Erfahrung, dass das Leben als Geisel am Hof den eigenen Charakter zerfrisst hätte er nur schwerlich seine Hand geschweige denn seinen Spott zurückhalten können. Doch er wollte nicht, dass dieser schwachbrüstige Welpe weinend davonrennt[1] wie der zartbeseitete Zázhǒng[2].
Ein eiserner Schild aus Zorn blockierte den Tönen den Zugang zu Hong's Herzen. Ein gefährlicher Welpe. Was für ein Spiel treiben Mako und Ii Tsuyoshi mit uns?
 1. Link (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6306.msg669114.html#msg669114)
 2. Zázhǒng (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Z%C3%A1zh%C7%92ng)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 25.05.2011, 12:31:54
04.01.1042 - Tag des Takin - Früher Abend

War die Disharmonie vor wenigen Momenten noch faszinierend und teils beabsichtigt gewesen, passte die ungleichmäßige Disharmonie gar nicht zu diesem Lied. Und so wirkte dieses Lied weder bannend, noch in irgendeiner Art ausreichend. Und obwohl es so schien, als hätte Mako deutlich die größeren Probleme mit diesem Stück - welches ihm irgendwie vertraut, als hätte er es einstmals bereits gehört, vorkam - hatte auch die junge Geisel aus Xian ihre Probleme, vor allem als diese bemerkte, dass keiner der Zuhörer in irgendeiner Art gebannt von seiner Musik war[1], nicht so eingefangen war, wie die Gan es beschrieben hatten. Diese Unsicherheit zeigte sich in seiner Musik, die er nach einer weiteren Minute verklingen ließ. Kurz hatte Mako das Gefühl, als würde der Junge ihn bösartig anfunkeln, wütend darüber, dass jener es verrissen hatte. Seine schwache Stimme klang jedoch zuckersüß. "Das war wohl nicht unser Lied," lachte der Junge unbeholfen, "wir sollten ein weiteres eurer Kompositionen probieren!"
Ii Tsuyoshi schloss die Augen und setzte die Shakuhachi an, wartete jedoch darauf, dass Mako Jinsei begann.
 1. Bei Xū Dǎnshí kann er es zwar nicht sehen, aber es haben alle den Willenswurf bestanden und haben weiter ihren freien Willen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 25.05.2011, 12:44:28
Nach der andauernden und kräftezehrenden Unterhaltung mit dem Elben und der kurzen Ermunterung des Mädchens hatte sich Danshi erschöpft in seine Kammer geschleppt und hatte sich auf seine Pritsche fallen lassen, noch ehe er seine Kleider abgelegt hatte. Sein Vertrauter Yu hatte sich nahe des Kopfendes auf die Hinterbeine gestellt und nagte an einem Stückchen trockenem Brot. "Wo er das wohl her hat?", fragte sich Danshi und war im nächsten Moment schon eingeschlafen.

Phasen tiefer Schwärze und wirrer Träume wechselten einander ab. Manchmal wachte er schweißgebadet auf und schüttelte sich vor brockigem Husten. Doch die kräftemässige Auszehrung ließ ihn immer sogleich wieder in den Schlaf fallen. Als er das nächste Mal erwachte, umschmeichelte sanfte Musik seine Sinne. "Ob das die Engel sind?", fragte er Yu, der keine Antwort gab. Dann war er abermals eingeschlafen. Doch diesmal holte er in seinem Traum die Fetzen der  Vergangenheit zurück. Er war wieder jung, mitte zwanzig, und seit Tagen auf einem nicht-endend-wollenden Marsch zurück von der Front. Sie waren entsandt worden, um die Reitervölker in den Steppen des Ostens zu zähmen oder zu vernichten. Doch weit gefehlt, denn die Reiter waren schnell, hatten ausgezeichnete Späher und Bogenschützen. Sie dahingegen waren nur wenige Mann, plumb und Auffällig wie ein Findling in der Steppe und außerdem zu wenig, um alle Dörfer zu schützen. Beschützten sie ein Dorf, dann griffen die Reiter einfach ein anderes an. Begegneten sie einander auf dem Feld, regnete eine Salve Pfeile auf sie hinab und verwundeten viele gute Männer, noch ehe die Reiter in Reichweite ihrer Speere kamen. Es war ein Katz-und-Maus-Spiel, ein Haschen nach den Wellen, ein Himmelsfahrtskommando und sie alle wussten es. Schon bald brachte es Danshi nicht mehr über sich, die Deserteure zu verurteilen. Viele Männer waren schwer versehrt, manche von Soldatenherz ergriffen andere hatten sich bereits mit dem Tod abgefunden. Doch schließlich wurden sie abgelöst.

Mit letzten Kräften schleppte er sich zum Hofe zurück. Er war bis auf 80 lb. abgemagert und wäre vielleicht verhungert, hätte ihm nicht ein Bauer auf dem Weg eine Schale Hirse geschenkt. Er hatte sich den Namen auf die Rückseite seines Amuletts geritzt. Nicht mehr als diesen Dank konnte er für die Hirse anbieten.

Am Hofe angekommen wurden sie als Helden gefeiert, die den Reitervölkern große Schäden beigebracht und die Grenzen des Großreichs befestigt hatten. Nichts lag der Wahrheit ferner, doch das Tagesgeschehen war stets schlecht und es bedürfte guter Nachrichten. Die wenigen Soldaten wurden prunkvoll eingekleidet, mit Jade behängt und zu vielen Essen geladen. Dort erzählten sie die immergleichen Lügengeschichten, jedes Mal reicher ausgeschmückt und heroischer. Die Beamten liebten diese Art der Unterhaltung. Doch am Abend, wenn der Bauch spannte und der Kopf schwer war, pflegten die Ereignisse Danshi stets einzuholen. Bald bekam er einen guten Beamtenposten angeboten und seine Zukunft am Hofe schien sicher. Doch er hatte diese Sicherheit mit seiner Seele bezahlt. Wie ein mechanischer Apparat aus den Händen Odas schleppte er sich durch die Tage – aufgezogen von seinem Pflichtgefühl tat er immer gleiche Dinge und brach Abends in seinem Lager zusammen. Er hätte sich vielleicht das Leben genommen, aber selbst an einer Erlösung war er nicht mehr interessiert.
Es war Xuan-Xuan[1], die ihn aus der Agonie rettete. Seine süße Xuan-Xuan…

Dann wachte er plötzlich auf, bitterlich weinend. Er hatte ihr Bild nicht mehr vor Augen, doch seine Liebe war ungebrochen, vielleicht noch stärker als je zuvor. Er betete, dass sie sich wiedertreffen würden.  Hoffentlich würde Ahava ihn erhören. Er hoffte es so sehr…

 1. seine zukünftige Frau
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 25.05.2011, 22:33:41
"Wartet noch einen Augenblick Ii-kun. Wie ihr gemerkt habt konnten eure Töne unsere Herzen nicht so berühren wie sie eigentlich sollten." begann Hong diplomatisch[1]. Mit ruhigem, doch intensiven Blick versuchte er die Augen des Jungen zu bannen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. "Ihr selbst habt sie aufgerüttelt und wieder verhärtet. Unser Leiden wird nicht so bald Enden, wie ihr denkt. Deswegen verzeiht, dass ich mich nicht mit euerem Spiel ablenken lassen mag." Ein leichtes zorniges Funkeln in seinem Blick konnte Hong nicht unterdrücken. "Doch ich weiss, dass ihr weit mehr könnt als einer Flöte bezaubernde Töne zu entlocken. Jeder der in seiner Freiheit eingeschränkt ist, versucht der Gefangenschaft zu entfliehen. Ich habe gesehen, wie ihr euch oft zu Büchern begeben habt. Ich bin sicher, ihr wisst daher mehr als ich über die frühen Mythen von Chuang. Ein früherer Besuch in diesen Gemäuern erzählte uns die Geschichte über die Entstehung von Chuang und dem Himmlischen Garten. Seid ihr schon mal dort gewesen?" Mit einem Kopfschütteln schob Hong diese Frage in den Hintergrund. "Wartet, eigentlich erzählte uns dieser Besuch dass Chuang vorhergesagt wurde:" Hong räusperte sich und rezitierte die Worte, um die sich seine Gedanken in der Einsamkeit in seiner Kammer viel zu oft kreisten.
«Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr!»
"Kennt ihr etwas dazu? Wisst ihr wie wir hier die Worte von Qi verstehen sollen?"
 1. Diplomatie 14. Nicht gerade was ich mir erhofft habe...
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 29.05.2011, 17:07:32
04.01.1042 - Tag des Takin - Früher Abend

Der Blick der Geisel, des Jünglings aus Xian, flatterte einmal, als müsste er etwas unterdrücken. Es schien einen Moment, als würde er zögern und die Stille mit der Ausstrahlung von Ruhe zu übertünchen versuchen, doch es will ihm nicht so recht gelingen. Der Zorn steht zu offenkundig um seine Augenpartie und zeigt trotz seines musikalischen und poetischen Fortschritts seine Kindlichkeit. Jener, der eben noch von den Masken gesprochen hatte, musste selbst erkennen, dass seine eigene Maske, die er vielleicht gar nicht absichtlich aufgesetzt hatte, zu bröckeln begann. Es schien, als würde irgendetwas in dem Jungen ausbrechen wollen. War es tatsächlich der Wille, sich aus dem Joch zu befreien, auch wenn er in dieses Joch, wenn es denn ein wirkliches war, geboren war.

Dieser kurze Augenblick war jedoch schnell wieder vorüber. Müdigkeit und Gleichgültigkeit kehrten zurück in das Antlitz des Jugendlichen, er verbarg sich wieder hinter seiner Erziehung, seiner Maske, seiner Selbstwahrnehmung oder was auch immer ihm dieser Schild war. Es war augenscheinlich, dass Hong Gil-dong mit seinen Worten an etwas gerüttelt hatte und es beinahe geweckt hätte. Der Junge hatte hart um seine Fassung kämpfen müssen, doch für den Moment hatte er diesen Kampf gewonnen.
"Ihr habt mich beobachtet und ihr habt richtig beobachtet.", bemerkte Ii Tsuyoshi fast schon schnippisch und wiegelte dann ab. "Aber das bedeutet nicht, dass ich ein Interesse an eurer Freiheit habe oder daran, dass ich euer Wissen mehre. Aber falls es euch beruhigt, ich habe von dieser Geschichte gehört. Ja, sie ist mir meine Hoffnung geworden. Und doch ändert es nichts daran, dass ich kein Interesse an solch einem Austausch habe."
Der Junge blickte Mako Jinsei auffordernd an und wollte, dass Mako endlich das nächste Lied vorgab. Der Junge fühlte sich scheinbar bedrängt oder wollte eine andere Plattform des Austausches[1]. Seine Augen suchten müde die Hände Makos und so schimmerte in seiner Mimik ein wenig die Sehnsucht durch, dass diese wieder anfingen zu spielen.
 1. 
Sense Motive vs. SG 25 (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 31.05.2011, 17:26:05
"Nun denn, wenn ihr keine Interesse daran habt uns zu helfen, warum seid ihr dann wohl hier?" murmelte Lu Chieng mehr zu sich selbst als wirklich zu dem Gast.

"Dieser Barbar wird euch nun von seiner Anwesenheit befreien, ich wünsche euch noch ein langes Leben und dass ihr nie die Luft der Freiheit schnuppern dürft." Mit einen Ruck stand er auf und begab sich in Richtung seines Raumes, es war ihm bewusst, dass er sich nun wirklich wie ein Barbar aufführte, aber die Kränkung von einem Jungen beleidigt zu werden steckte er nicht so leicht weg.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 31.05.2011, 22:09:20
Hongs steinerner Blick den er bei der zurückweisung seiner Anfrage gesehen hatte wich einem wölfischen Grinsen, das seine Augen erreichte. Auch wenn es ihm falsch erschien den Welpen weiter zu gängeln. Diese Aufgabe wäre dem Talent des Barden überlassen. Doch Lu zeigte die in Hongs Augen richtige Haltung. Man konnte wirklich nichts anderes durch gehen lassen. Beim Gedanken an das kommende liebliche Spiel musste Hong einen inneren Schauer zurückhalten. Doch es schien ein Weg zu sein die Zunge des Balgs zu lockern. "Wie es scheint gefällt dem Jungen eure Stimme mehr als die unsere." wandte er sich an Mako. "Wenn er schon meine Zeit im Kerker verschwenden will, so spricht nichts dagegen, dass er es auf eine andere Art macht. Bestimmt habt ihr in der Einsamkeit hier unten die richtige gelegenheit gehabt in euch zu gehen und könnt eurem Instrument etwas neues entlocken."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 31.05.2011, 23:48:40
Mako war verärgert und auch etwas verwirrt, dass es ihm nicht möglich war in dem Lied des Jungen zumindest die Begleitung zu spielen. Seine Reaktion auf dieses Misslingen verwirrte ihn noch mehr. Stumm und geistig sehr bei sich selbst beobachtete er Hongs Versuch mit dem Jungen durch Worte zu kommunizieren und Lu Chiengs beleidigten Abgang.
Dann riss er sich wieder zusammen und das Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück. Wenn der Gast musizieren wollte, dann würden sie eben musizieren.

"In der Tat habe ich in diesem temporären und trostlosem Heim einige neue Griffe und Melodien entdecken können.", sagte er, während er langsam eine Saite nach der anderen anspielte. "Wir werden sehen, was ich meiner edlen Yueqin nach dem bedauerlichen Fehlschlag entlocken kann. Wenn ihr meint, ihr erkennt das Muster des Liedes, steht es euch frei eine passende Begleitung dafür zu spielen, Iisan."
Nun bagann Mako eine Melodie zu formen. Erst wirkte sie recht gewöhnlich und gleichförmig[1]. Dies allerdings schien Mako mit Selbstvertrauen für das eigntliche Lied zu stärken, denn plötzlich spielte er einen harten Bruch. Die Melodie veränderte sich schlagartig vollkommen und die gespielten Töne schienen nicht mehr von einer Yueqin zu stammen, sie wirkten fremdartig und ungewohnt, beinahe dissonant, aber zweifellos wunderschön[2].
 1. Verborgen zaubern: Pracht des Adlers, Zauberkunde SG 24 um zu erkennen, dass ich einen Zauber wirke.
 2. Auftreten 39 (natürliche 20)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 03.06.2011, 18:22:38
Sūn Ai war ruhig und in sich gekehrt, als der neue Gast kam. Sie grüßte ihn zwar durch eine leichte Verbeugung, doch sagte sie zunächst nichts. "Er ist noch so jung, aber beneidet uns unseren vielleicht bald bevorstehenden Todes." Sie wusste nicht genau, was für ein Gefühl sie dem Jungen gegenüber empfinden sollte. Immerhin konnte sie sich sogar ein Stück selbst in ihm sehen. Er ist unzufrieden hier zu sein und trotzdem, hat er die Kultur in sich aufgenommen. Ai war selbst nicht glücklich über ihre Lage, aber versetzte sich selbst in die Position des aussichtslosen Gefangen.
Sie lauschte den Spielen der beiden Musiker, auch wenn sie nur wenig von Musik verstand, so konnte sie sich niemanden vorstellen, der Musik hasste. Vielleicht bestimmte Musik, aber nicht Musik im allgemeinen. Daher stellte das Abstrakte, das Musik verkörperte etwas besonderes für sie da.
Ihr eigenes Problem war, dass sie nicht sah, wie der Junge ihnen oder ihr alleine helfen könnte. Es deprimierte sie nachdem Gespräch mit Danshi und der Selbsterkenntnis über den Jungen nichts zu finden, das sie tun kann. Verstärkt wurde dieses Gefühl, als der Junge sich recht unkooperativ gegenüber Lu zeigte. Trotzdem rang sie mit sich selbst und hoffte, dass das gemeinsame Musizieren mit Mako den Jungen freundlicher stimmte und sie ihm doch Informationen entlocken könnten. Daher wartete sie, wie die Musik von Mako auf Ii Tsuyoshi wirkte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 05.06.2011, 17:46:53
04.01.1042 - Tag des Takin - Früher Abend

Der Jüngling stimmte in aller Ruhe ein, obwohl er eine Weile brauchte, bis er sich an das ungewöhnliche Tempo und die fremdartige Komposition Makos gewöhnt hatte. Obgleich Mako Jinsei sofort die Unsicherheiten erkannte und bemerkte, dass er nicht jeden Ton zu treffen in der Lage war, musste er auch anerkennen, dass der junge Xian aus seiner Not eine gewisse Tugend machte und stattdessen Stück für Stück mit seiner Shakuhachi eine eigene Melodie unter Makos Spiel zu legen begann, welche sich durchaus gut ergänzte und so kamen der als Lüstling verschrieene Mako Jinsei und die Geisel dazu, dass sie ein formidables Stück präsentierten, welches dennoch durch die Yueqin dominiert wurde. Jinseis meisterhafter, ehrfurchtsgebietender Umgang mit der Mondzitter war schlichtweg verblüffend. War es gar eine Träne, welche sich im Augenwinkel des Jungen bildete? Obgleich Makos Lied nicht tiefste Trauer erweckte, schien die musikalische Meisterschaft den jungen Mann zu Tränen zu rühren. Sodass er, als der letzte Ton in der roten Marmorkammer verklang, mit gerührter Stimme sagte. "Ich gebe auf, Fǎshī![1]" Sofort ließ er die Shakuhachi sinken und legte sie neben sich auf den Teppich und rollte sie dann Mako zu. "Ihr habt mich im Duell der musischen Sinne geschlagen, ich erkenne meine Niederlage und eure Größe an, Fǎshī. Ihr braucht kein weiteres Lied mehr von mir zu fordern. Nehmt meine Shakuhachi, sie hat Sensei Tadashi Shikama gehört. Mit ihm soll er sogar die fünf Kraniche zum Weinen gebracht haben. Und doch war ich es nicht, der euch damit zum Weinen brachte, sondern ihr habt mich mit einer Mondzither zum Schweigen gebracht. Es bedeutet, dass ich ihrer nicht würdig bin, und ihr, als jener, der mich so vorgeführt habt, die Ehre haben sollt, diese Shakuhachi zu behalten, so kurz eure letzten Tage auch sein mögen."

Der Jüngling rieb sich die feuchten und jetzt sehr niedergeschlagen wirkenden, müden Augen und schwieg einen Moment. Obwohl er Haltung zu wahren versuchte und seine Niederlage eingestand, konnte er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. "Auch wenn des Adlers Schwinge euch zu höheren Orten getragen hat." Mako erkannte, dass der junge Mann seinen Zauber durchschaut hatte und dennoch ließ der Jüngling diese Aussage nicht zum Schluss stehen, sondern sprach weiter, noch immer war eine gewisse Rührung in seiner Stimme zu erkennen. "Ihr seid unschuldig, Makosan. Wäret ihr nicht unschuldig, wäre eure Musik von finsteren Klängen belastet gewesen. Ihr hättet euch provozieren lassen, wie eure Leidensgenossen es getan haben. Wie Hong Gil-dong es tat, dass er meine Anwesenheit als Zeitverschwendung ansieht, obgleich ich einer der letzten Menschen bin, die er vielleicht in seinem Leben sehen darf, oder wie Lu Chieng, der einem jungen Mann Leid wünscht, weil sein eigenes Leben bald enden wird. Dies ist beleidigte Missgunst und ihr hingegen, Makosan, habt euch erhoben in die Sphäre der Freiheit, des Seelenheils, der unbelasteten Minuten, denn mehr gibt uns unser Leben nicht, als jene Momente der Zufriedenheit. Aber selbst wenn ihr dieses Gefühl während eures Liedes nicht gehabt haben wollt, konntet ihr es in mir entfachen. Ihr habt mir für ein paar Minuten das Joch dieser Knechtschaft in Chuang abgenommen und mir die Freiheit gezeigt, wie es bisher nur einer vermocht hat. Der Narr.
Und so will ich, auch wenn mein Wort vielleicht nicht das Gewicht eines Kaisers hat, gut für euch sprechen. Vielleicht kann zumindest das Wort eines Thronfolgers die Männer gütig stimmen."
Der Junge nickte bewegt und schien jetzt deutlich empfänglicher für Fragen und Gespräche.
 1. 法师 = Fǎshī, bedeutet ehrwürdiger Meister und ist normalerweise die Anrede für buddhistische oder daoistische Geistliche.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 10.06.2011, 13:03:43
Diesem Welpen sollte man seinen Platz zeigen. ärgerte sich Hong über die anhaltende Arroganz des Jungen. Als ob seine Anwesenheit angenehmer sei als seine Abwesenheit. "Ich sehe hier im Raum noch zwei weitere Menschen, von denen ich doch erwarte sie länger sehen zu dürfen. Vier Tage sitzen wir schon hier drin, es bleiben noch fünf weitere bis der Drachen kommt." Mit einer ausholenden Geste liess er den Drachen auf seinem rechten Arm durch den Raum gleiten. "Doch vielleicht wisst ihr mehr über die Vorgänge ausserhalb dieser Kammer. Die Söhne des Kaisers werden bestimmt schon über sein Erbe zanken. Ob der Narr sich ohne uns wirklich halten kann ist fraglich. Wieso sollte er uns sonst hier einsperren. Steht es da draussen so schlecht, dass ihr ein paar Minuten Freiheit jetzt vorzieht, anstelle abzusichern, dass auch in Zukunft euch ein Zufluchtsort zu erhalten?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 12.06.2011, 10:14:34
Sūn Ai genoss die Musik von Mako und lauschte ihr ruhig mit geschlossenen Augen. Als der Jüngling anfing zu sprechen, öffnete sie ihre Augen wieder und schaute ihn an. Mako hatte ihn beeindruckt und so hoffte sie, dass zumindest durch ihn hilfreiche Informationen aus dem Jungen heraus kommen würden. Dies hielt sie allerdings nicht ab, selbst den Versuch zu starten, mehr zu erfahren.
"Auch wenn hier und jetzt Makos Klänge mehr überzeugen konnten, so vergesst nicht, dass er auch mehr Zeit hatte, um sein Talent reifen zu lassen." Versuchte sie Ii Tsuyoshi nach der Niederlage des Duells aufzubauen.
"Wie hat der Narr euch die Freiheit gezeigt, wenn ihr sagt. dass vor Mako nur er euch jene gezeigt hat? Er scheint stets eine große Rolle zu spielen. Kriegt ihr mit, wie er mit dem Tod des Kaisers umgeht? Meint ihr er wird uns auch noch besuchen?"
"Verzeiht, dass ich euch mit Fragen überhäufe. Ihr beneidet uns vielleicht für unseren bevorstehenden Tod. Bevor ich hier gelandet bin fühlte ich mich allerdings frei. Wenn es eine Möglichkeit gibt für uns zu überleben, bedeutet dies bestimmt auch einiges für dieses Kaiserreich. Ich hoffe, dass ihr seht, dass dies vielleicht auch Änderungen, Besserung für euer Leben bedeuten kann. Jede Information kann also hilfreich sein, um Leben zu verändern, Leben zu retten."[1]
 1. Diplomatie: 33
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 12.06.2011, 15:41:38
04.01.1042 - Tag des Takin - Früher Abend

"Der Narr.", schnaufte die junge Geisel und blickte auf den Teppich vor ihn, nachdem er Hongs Arm mit dem Drachen eine ganze Weile gemustert hatte. "Er ist wohl die unglaublichste Figur, die ihr treffen könnt und die widersprüchlichste, was seinen Ruf angeht. Manche halten ihn für dumm oder gar wahnsinnig, andere für brillant oder gar genial. Ob im positiven oder im negativen Sinne, immer wird der Narr mit Extremen bedacht. Der Narr ist nicht nur wahnsinnig, sondern der Wahnsinnigste, der Narr ist nicht nur tumb, sondern die Tumbheit. So geht es von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht und die Wahrheit ist doch eine ganz einfache: Alle hier am Hof, bis auf seine himmlische Hoheit, haben seit jeher vor jenem, den sie auch in ihrer Sprache auch gerne Chǒu[1] nennen, Angst. Keine Furcht, sondern Angst. Manche kompensieren es mit Wertschätzung und Respekt, andere mit Widerwillen und Schmähungen, aber alle jene Extreme täuschen nicht darüber hinweg, dass sie ihn nicht verstehen und Angst haben." Erklärte der junge Mann aus Xian mit müden Augen. "Der Narr wird sich halten, denn der Meister[2] sagt: Nur die höchststehenden Weisen und die tiefststehenden Narren sind unveränderlich."
Ii Tsuyoshi schien von den Fähigkeiten des Narren überzeugt, auch wenn er sie eher mit einer Art Fatalismus[3] zu tragen schien, wie er auch Mako Jinseis Überlegenheit zu Kenntnis genommen hatte oder seine eigene Gefangenschaft. "Ob er jedoch euch besuchen wird, das hängt alleine von euch und eurem Willen ab. Euch hat man stets die Wahl gelassen, euch ebenfalls auszusuchen, mit wem ihr reden wollt, so wie jene sich die Freiheit nehmen, mit euch zu reden, wenn sie es für angebracht halten. Im Moment will keiner mit euch reden, so bin ich gekommen."

Der Junge schwieg für einen Moment und blickte auf seine Shakuhachi, die noch immer vor Mako Jinsei lag. Kurz blickte er zu dem Barden und blickte dann wieder zu Hong. "Ich kann es verstehen, dass ihr nicht sterben wollt. Aber seid froh, dass man euch diese Chance lässt. Eine Ewigkeit in Gefangenschaft ist viel schlimmer, als die Hoffnung auf Befreiung, welcher Art sie auch sein mag, abgesehen vom Freitod." Der Junge blickte auf den Boden. "Ihr wart immer beliebter bei manchen des Hofes als ich es war. Euch hat man aufgrund eurer ausgewachsenen Statur ernst genommen, Hong. In mir sieht man nur eine aufständische Plage, welcher die rechte und sittliche Erziehung fehlt. Deswegen lässt man mir nicht einmal eine Chance, mir um eine bessere Welt Gedanken zu machen, um Freiheit." Er sah jetzt auch Sūn Ai an und versuchte ihre Fragen ein wenig zu verbinden. "Die Freiheit, die ich empfinden kann, ist wahrlich rein künstlicher und künstlerischer Natur, denn selbst wenn dieses Gefängnis zerbröckelte, wäre es mir nur ein zerstörtes Gefängnis innerhalb eines anderen Gefängnisses. So, wie die Brüder vielleicht um des Kaisers Vermächtnis streiten, so werden sie auch um mich als wertvolle Geisel streiten. Ich werde das Gefängnis nur wechseln und wahrscheinlich einen tristeren Ort kennenlernen, in dem es stets feucht ist und nicht die Bibliothek eines Kaisers zu meiner Verfügung steht. Ehrenhafter Tod wäre ein solch schöner Ausweg."

Er ging einen Moment in sich und schwieg wieder, um nochmals wieder anzusetzen. Er wechselte das Thema, abrupt, ging wieder weg von sich und hin zum Kaiserreich. "Ihr seid bedeutend, das bestimmt. Aber welchen Unterschied es für Chuang macht, ob ihr lebend oder tot seid, kann ich euch nicht sagen. Ich kenne die Welt dort draußen nicht, nur hier drinnen. Ich kann euch aber auch dann nur helfen, wenn ihr mich, wie Mako, von eurer Unschuld überzeugt[4]. Ansonsten würde ich darum bitten, dass ihr genaue Fragen stellt. Euch alles erzählen zu wollen, das wäre mein hehres Ziel, aber mir nicht möglich. Man kann nicht aus dem Stegreif alles erzählen." Der Junge wirkte jetzt zutiefst melancholisch und zog sich weiter in sich zurück. Wahrscheinlich hatten auch Sūn Ais Worte ihn getroffen und betrübt und dadurch eine Wirkung erzielt. Er grübelte scheinbar darüber nach, ob er nicht doch etwas ändern konnte.

Nachdem er sich eine kurze Weile in sich zurückzog, begann er unvermittelt zu sprechen. Er blickte auf den Boden und wirkte abwesend. "Shǎzi besitzt eine bewunderswerte Kraft. Die Kraft liegt in seinen Worten. Er spricht nur mit euch und ihr schließt die Augen. Ihr seht euch in fremden Landen, in fremden Kulturen und alleine durch seine sanften Worte lernt ihr mehr, als durch jahrelanges Studium der großen Werke. Er lehrt, was Barbaren wirklich sind. Aber er zeigt nie nur ein Bild aus Chuang. Nie wagt er es, ein Bild dafür zu schaffen, und das obwohl er ein großer Künstler ist. Er hat mir die Strände Niedras[5] gezeigt, mit großen, unbekannten Schiffen, die größer waren als jede mir bekannte Dschunke[6]. Er hat mir fremde Pflanzen, Menschen und Tiere gezeigt. Sie kannte andere Arten von Gewalt, aber auch andere Arten von Liebe. Danach war ich das erste Mal in meinem Leben euphorisiert, aber Shǎzi weinte darüber, was er mir angetan hatte..." Der Junge vergoss eine Träne.
 1. Narr oder auch Harlekin
 2. Kung Fu Tse
 3. Fatalismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Fatalismus)
 4. 
Motiv erkennen SG 22 (Anzeigen)
 5. Niedra (http://www.darkenfalls.de/enwewiki/index.php/Niedra)
 6. Dschunke (http://de.wikipedia.org/wiki/Dschunke)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 14.06.2011, 20:04:52
Mako legte sein Instrument zufrieden zur Seite. Etwas überrascht über seine "Trophäe" hob er die Shakuhachi des Jungen vom Boden auf und betrachtete sie genau.
"Dies ist wahrlich ein schönes Instrument. Es war jedoch nie in meinem Sinne, einen musikalisches Duell zu führen, geschweige denn Euch vorzuführen. Ich wollte Euch lediglich vor Augen führen, was man erreichen kann wenn man jahrelang sein Geschick mit einem Instrument intensiv trainiert."
Der Barde stand auf und trat näher an Tsuyoshi ran.
"Sunsan hat recht. Ihr seid noch sehr jung. Nehmt Eure Shakuhachi und übt bis Ihr sie meistert, und dann übt weiter. Hütet die Flöte als Euren höchsten Schatz und macht dem Vorbesitzer Ehre." Er hielt dem Jungen das Instrument hin und lächelte ihn aufmuntert an.
"Mir persönlich liegen Blasinstrumente nicht, in meiner Zelle würde sie nur verstauben, und das hat sie nicht verdient."

"Zuletzt sagt mir noch: Wer hat Eurer Meinung nach den Kaiser ermordet? Wer hätte einen Vorteil davon? Wer könnte eine solche grauenvolle Tat gewagt haben? Was sagt Euch Euer Gefühl?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 15.06.2011, 14:41:23
04.01.1042 - Tag des Takin - Früher Abend

Ii Tsuyoshi entwickelte auf einmal ein tiefes Feuer in seinen vorher so müden Augen, als Mako Jinsei ihm die Shakuhachi wieder überreichen möchte. Im schwachen Licht der düsteren Kammer war dennoch zu sehen, wie Blut in den Kopf des Jungen schoss und doch war es kein Zeichen der Zufriedenheit. Seine Mimik verriet wütende Bestürzung.
"Ich habe ich so geirrt? Kann es sein?", seine Stimme schien eher ein wahrliches Zischen zu sein, denn gesprochene Worte. Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug einmal auf den Teppich. "Ihr wolltet mir nur vor Augen führen, was man erreicht? Bin ich es nicht wert gewesen, gegen und mit euch zugleich zu musizieren? Ist das Alter eine Referenz für mein Können? Demütigen wollt ihr mich, Mako, demütigen bis auf das Blut. Mich wie ein einfaches Kind behandeln und mir die Befähigung absprechen. Und gleichzeitig sprecht ihr davon, dass ihr mich nicht vorführen wollt? Fangt ihr erst an zu denken, wenn ihr eure Worte hört?"
Ii Tsuyohi beließ die Shakuhachi in der Hand Makos, entwand sich seiner Nähe und stand auf und ging zur Tür.
"Demütigen wollt ihr mich, indem ihr mir eine Gnade erweist, die weder eurer, noch meiner würdig ist. Und zuletzt soll ich euch noch sagen, was ich von euren Fragen halte? Ihr wagt es, einem Thronfolger anzudeuten, auch wenn dieser in Gefangenschaft ist, wann ein Gespräch zu enden hat?"
Er öffnete die Tür.
"Ich schäme mich dafür, dass ich euch warme Worte für euer Können geschenkt habe, Mako Jinsei. Auch wenn sie wahr sind, was euer Können betrifft, haben sie euren Hochmut in Sekunden gemästet. Deswegen will und kann ich euch nicht antworten."
Der Junge verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. "Nach all der Hoffnung habt ihr mich enttäuscht und auflaufen lassen, wie der Narr es tat.", schallte es bitter durch die Tür, dann verklangen Schritte.

Es wurde wieder still und die junge Geisel, welche ein schwieriger Charakter war, war zu tief verankert in der Kultur Chuangs und wahrscheinlich auch in der Kultur Xians, als dass er es ertragen konnte, dass man so mit ihm umging. Mangelnde Begrüßungsfloskeln, respektlose Worte und dann noch das Ablehnen eines Geschenkes. Letzteres war ein Affront, welcher der Barde vielleicht nicht einmal absichtlich begang, und doch tat er es. Es verprellte den Jungen, der das Gefängnis schnell verlassen hatte und die Denunzianten wieder sich selbst überließ.
Und so endete der vierte Tag ihrer Gefangenschaft in dieser Art. Stille überkam das marmorne Gefängnis, eine Stille, welche nur durch Xū Dǎnshís Keuchen wieder und wieder durchbrochen wurde...

05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Makos Versuche, die Pflanze zu hegen und zu pflegen, mit Wasser und Musik zu versorgen, zeigten die ersten Erfolge. Auch wenn sie noch welk und kraftlos stand, konnte man erkennen, dass das Grün zurückkehrte und die Blüte sich nochmal sammelte, auch wenn die Päonie den Kopf noch hängen ließ. Aber sie mühte sich, so eine Pflanze dies denn konnte. Ein Zeichen des Tages? Dem Panda wurde zugeschrieben, dass er tapfer und stark wäre und äußerst selbstständig. Konnten die Denunzianten das auch? Würden sie selbstständig eine Lösung ihres Problemes finden, würden sie Stärke zeigen oder dem Ende zumindest tapfer entgegen gehen? Den meisten intelligenten Wesen wären eher die negativen Attribute des Pandas in solch einer Situation zu unterstellen: Bequemlichkeit, Langsamkeit, Tollpatschigkeit, Ungestümheit und Wildheit; sie alle beschrieben auch die Reaktion auf solche Situationen. Viele ließen sich von den Schmerzen ihrer schwarzen Galle[1] zerfressen, verfielen ihn Ratlosigkeit und verloren in ihrer Aufgabe oder in ihrer übertriebenen Hingabe für ihre Befreiung den Blick für das Einfache.

Das Wasser der Zuber war ausgewechselt wurden, an diesem Morgen hatten die Denunzianten sogar die Chance, ein warmes Bad zu nehmen und die von den harten Betten geplagten Muskeln etwas zu entspannen in der dampfenden Wärme. Das Frühstück bestand an diesem Morgen aus gekochten Garnelen und schwarzem Reis, eine Spezialität, welche in Xian, aber auch im Süden Chuangs gereicht wurde. Fast schon obligatorisch gab es gelben Tee dazu. Die Denunzianten hatte bereits schon das Feingefühl für die Zeit an diesem Ort verloren, aber ihr Frühstück musste schon eine Stunde zurückgelegen haben, als es an der Tür klopfte. Ein leises, leicht zu überhörendes Klöpfeln, welches jedoch mehrmals erklang, sodass jeder es mitbekam.
"Verzeiht die frühe Störung, und verzeiht mein spätes Erscheinen. Meine Brüder waren wahrscheinlich schon alle bei euch, aber wichtige Geschäfte im Westen haben meine Zeit genommen. Und eigentlich verlangt der Westen meine Aufmerksamkeit, so verzeiht, dass ich so ungebeten eindringe."
Die Tür öffnete sich und ein Mann trat ein, der eindeutig der größte der Chuangs war, fast ungewöhnlich riesig und bestimmt über sechs Fuß in die Höhe gewachsen. Und dennoch hatte er nicht gerade den Körperbau eines Kriegers, er wirkte eher schlaksig denn kräftig. Sollten die Geschichten über ihn und sein Schlachtenherz stimmen? Sein Gesicht wirkte gutmütig, auch wenn er leicht verschlagen dreinblickte. Er trug eine mit Plättchen überdeckte, silberfarbene Rüstung, wobei verschiedene Stoffe und Schutzgegenstände in den Farben gelb und rot ausreichende Akzente setzten[2]. Die Rüstung war noch mit Staub bedeckt, er schien gerade von der Reise zu kommen. Seine Schritte offenbarten bei aller Würde auch etwas Müdigkeit, scheinbar waren seine Beine wund, denn er vermied, dass Oberschenkel an Oberschenkel rieb. Als er eintrat, nahm er sogar seinen auffälligen Hut ab und wartete ab, dass alle Denunzianten ihre Höhlen verließen und sich dem Unvermeidlichen, dem Kotau, beugten.

"Ich bin Chuang Diyan. Sehr erfreut, eure Bekanntschaft zu machen, denn egal, wie jenes hier ausgeht: Feinde Chuangs werden die Taten desjenigen, der dies begangen hat, über Generationen rühmen. Und wenn Chuang den Mörder nicht überführt oder überführt und den Namen verschweigt, werden sie sich eine Legende darüber schaffen, von jenem oder jenen, welche den Koloss Chuang mit einer Massagenadel zu Fall brachten, während der Koloss seine vier Arme mit den vier Säbeln in alle Himmelsrichtungen schwang. Sie werden lachen, warum der Koloss vier Schwerter führte, statt auch nur ein Schild zum Schutz zu haben. Sie werden Recht haben, denn die Frage ist berechtigt." Seine Stimme hatte auch dieses Bestimmte, als wäre jedes Wort
ein halber Befehl. Das Leben als Soldat prägte. Es hieß seit jeher, dass der Himmlische Kaiser seine Kinder stets vom Himmel fernhielt, meist durch Kriege. Traute er ihnen nicht? Chuang Diyan war sicherlich in einer Hinsicht nicht zu trauen. Es gab keinen anderen Mann, der so viele militärische Erfolge und so wenige Niederlagen vorweisen konnte. Dieser blieb stehen, er war scheinbar geritten und das auf den Boden setzen würde ihm Probleme machen.
"Wie kommt es, dass ihr so viele seid? Ihr seht unterschiedlich aus, ihr seid wie das Heer des Generals des Nordens. Er rekrutiert als allen Wesen, die er finden kann, ohne zu sehen, dass ein Heer homogen sein muss oder es eine Person geben muss, welche die Kluft der Unterschiede mit Brücken zu überwinden weiß. Noch seid ihr mir ein heterogener Haufen, oder gibt es eine solche Person unter euch?" Diyan lächelte im Gegensatz zu den meisten Besuchern nicht. Seine Stimme war letztendlich nicht sehr fordernd, eher interessiert. Es fiel auf, dass auch Diyan eine Waffe bei sich hatte. Doch das Kurzschwert war in einer Scheide am Gürtel und der Griff war mit dem Gürtel verknotet. Selbst wenn er wollte, könnte er das Schwert nicht ziehen. Er hatte kein materielles Schwert gezogen und doch deuteten die ersten Worte an, warum er für seine Verschlagenheit bekannt war. Er stellte die Frage nicht von ungefähr.
 1. Melancholie
 2. 
Chuang Diyan (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 15.06.2011, 20:01:25
"Nun Herr, wie es scheint braucht es eine ganze Assasinenarmee um den Kaiser zu töten." beantwortete Lu Chieng die Frage mit Humor, nach dem ihm eigentlich gar nicht war. Sein war noch feuchter Zopf hing an seinem Rücken herunter und die Tropfen machten den Stoff wo sie langfloßen dunkler.

"Bitte verzeiht, ich wollte euch nicht kränken. Mein Beileid zu eurem Verlust." Bei den letzten Worten guckte er dem Prinzen direkt in die Augen, sofort danach guckte er wieder zu Boden.

"Ich glaube nicht, dass es im Interesse lag uns als homogenen Haufen zu erschaffen, so dass Ziel ist uns zu versuchen einen von uns ans Schafot zu bringen. So denn müsste es gelten, je weniger Sympathie wir füreinander empfinden desto besser..." Im Sitzen überkreuzte er seine Bein und drückte den Rücken durch. Der Vorteil der Größe des Prinzen war, dass Lu Chieng auf keinen Fall über ihn reichte egal wie sehr er sich strecken mochte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 17.06.2011, 16:18:57
Nach dem Kotau richtete sich Hong wieder zum Stehen auf. Zu wem glaubt der General, ist er geschickt worden? Wieso sollten wir alle gleich sein. Wären wir das, wären wir nicht in der gleichen Zelle eingesperrt. Anstelle einer Antwort zu geben blickte Hong zu Xu. Der wusste sicher wie man mit dem General umzugehen hat. Doch war der alte noch Kräftig genug?
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 19.06.2011, 12:48:27
Danshi war erst aus seiner Kammer getreten, als er vernommen hatte, dass der General des Westens sie besuchen würde. Die Schmerzen, die er nun in der gesamten Brust verspürte, und die begannen, sich auf den Rumpf auszudehnen, ließen ihm alle Wünsche nach einem heißen Bad und auch nach einer Mahlzeit vergehen. Zudem hatte er in der Nacht einen Ausschlag unter den Achseln bemerkt, der juckte. Folglich war er bis jetzt auf seiner Pritsche liegen geblieben und hatte nur hin und wieder gehustet.

Jedoch, der Name Chuang Diyan heiterte sein Gemüt fast augenblicklich auf. Er stand von seiner schlafstatt auf und wählte sein grünes Gewand. Jedoch verzichtete er auf seinen Jadeschmuck. Er hatte den Gefallen daran verloren. Er spürte die Jade schwer auf seiner Haut, nicht jedoch ob ihres tatsächlichen Gewichts. Ohne sie fühlte er sich befreiter.

Als er sich angekleidet hatte, trat er bedächtig aus seiner Kammer, denn langsame Bewegungen taten ihm wohler. Er deutete dem General, dessen Gestalt ihm noch gut in Erinnerung war, eine Verbeugung mit geschloßenen Augen an, trat näher und begrüßte ihn in militärischer Manier[1]. Er machte damit deutlich, dass er den besucher nicht als Kaisersohn, sondern als Feldherr empfing. Er registrierte den Staub auf der Rüstung und den umständlichen Gang des Generals, der darauf hindeutete, dass er sich einen Wolf geritten hatte. "Es scheint, als wäre er direkt vom Schlachtfeld hierher geeilt, als ihn die Nachricht erreichte.", resümierte Danshi.

"Meinen ehrerbietigen Gruß, Chuang Diyan, General des Westens. Ich möchte Euch meine aufrichtige Freude über Euren Besuch ausdrücken. Tatsächlich ist es einige Zeit her, dass ich Euch von Angesicht zu Angesicht begegnet bin. Es war kurz nachdem ich selbst von den Schlachtfeldern des Westens zurückkehrte. Viel Zeit ist seitdem vergangen...", begann er. Dann wurde seine Stimme leiser, nachdenklicher. "Viel Zeit in der ich über vieles nachdenken konnte. Ja, man kann sagen, dass ich die Erlebnisse ein zweites Mal durchlitten und mit den Augen und dem Herzen eines anderen empfunden habe.", murmelte er fast, bevor sich seine Stimme wieder erhob. "Es verlangt mich, mit Euch über das Reitervolk der Steppen im Westen zu sprechen, General Chuang Dyan!"
 1. leider habe ich keine Vorstellung, wie so etwas aussehen könnte...
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 20.06.2011, 10:38:48
Sūn Ais Bemühungen endeten schneller als es ihr lieb war. Einerseits konnte sie Makos Verhalten verstehen, andererseits hatte sie vermutet, dass der Musiker zu mehr Empathie fähig war. Sie selbst zumindest hat mit solch einer Reaktion des Jungen gerechnet, als sie Makos Worte vernahm. Ii Tsuyoshi würde ihnen wohl nicht mehr so schnell helfen und durch der Enttäuschung von Mako, brachte es ihr auch nichts zumindest neutral in seinem Gedächtnis verblieben zu sein. Trotz ihrer neuen Bemühungen war sie nicht war sie nicht wirklich weiter und so musste sie mit einem gewissen Gefühl der Trauer und erneut aufkeimenden Hilflosigkeit ins Bett gehen.

Die junge Frau wachte an diesem Morgen recht früh auf. Es war fast Glück, da an jenem Tag auch das Wasser der Zuber gewechselt wurde. Ein Glück das sie allerdings nicht richtig zu nutzen vermochte. Die Scham, der Misstrauen mancher ihrer Mitgefangen gegenüber und nicht genügend Schutz vor einem einfachen Versehen hielten Ai schnell genug ab ein Bad an dem morgen zu nehmen. Stattdessen wusch sie sich nur kurz und nutze das warme Wasser vor allem um ihr Gesicht zu erfrischen und ihre Haare zu waschen.

Den General des Westens empfing sie gebührend mit dem Kotau. Ihr noch nasses Haar, welches noch offen war, um besser zu trocknen, hielt sie sich dabei mit einer Hand fest, damit es nicht auf den Boden fiel.
"Seid gegrüßt Herr." Begrüßt sie Chuang Diyan mit freundlicher Stimme. "Wir sind von Außen gesehen wahrlich kein homogener Haufen. Sichtlich geplant, wie es bereits der werte Herr Lu berichtet. Denn es Menschen gibt, die den Plan verfolgen, dass wir uns hier drinnen gegen einander ausspielen, um unser eigenes Leben zu schonen. Andererseits weisen wir gerade deswegen auch Ähnlichkeiten auf und sind hier drinnen wohl homogener als wenn man uns draußen begegnet wäre."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 20.06.2011, 10:57:00
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Der Kaisersohn hob beschwichtigend die Hand, als Lu sich anschickte sich zu entschuldigen. "Keine Sorge, ich nehme euch sowas nicht übel. Kränken würdet ihr mich, würdet ihr auf meiner Ehre herumtrampeln oder mich hier und jetzt angreifen. Wütend machen würdet ihr mich nur, wenn ihr, in Wonne verstrickt, mir erzählt, wie ihr meinen Vater töten konntet. Ich habe ihn selten gesehen und noch weniger von ihm gelernt, aber er bleibt mein Blut. Aber ansonten gilt wie immer, dass das Leben eine Krankheit ist, deren Ausgang stets tödlich ist." Der Kaiser ließ sich ein Zwinkern abluchsen. "Ich bin froh darüber, wenn man auf schwierige Situationen mit einem Lächeln reagieren kann und es so erträgt. Das zeugt von mehr Stärke als der rasende Barbar hat, der mit geschorenem Haupt und breiter Stirn versucht die Mauern dieses Gefängnisses einzureißen, so massiv seine Muskelberge auch sein mögen. Dennoch soll man an Missständen natürlich etwas ändern, nicht nur ertragen. Aber das Ertragen ist eine wichtige Eigenschaft. Sie bewahrt einem die Ruhe und denn durchblickt, Dinge überhaupt dauerhaft ändern zu können."
Dennoch wurde sein Gesicht wieder ernst, als Lu dazu überleitete, dass man einen der Denunzianten an das Blutgerüst bringen wollte.
"Es gibt wirres Getuschel darüber, so habe ich vernommen, da keiner einzuschätzen weiß, ob dies wirklich eine Sündenbocksuche ist, ob es wirklich einen Schuldigen gibt oder ob es gar Sündenböcke oder Schuldige gibt. Wenn keiner von euch gefunden werden würde, gefunden in dem Sinne, dass er schuldig ist, werdet ihr alle hängen. Aber daraus lässt sich kaum erkennen, ob man nur Sündenbocke sucht oder nicht. Es kann auch die Gewissheit mitschwingen, dass es einer von euch ist, auch wenn dies natürlich ein Anzeichen höchster Verzweiflung wäre. Das ist zusätzlich schwer zu greifen, weil manche behaupten, dass solche Verzweiflung dadurch zustande käme, weil dieses Reich nur eine Philosophie kenne, andere meinen das liege am Pluralismus der Philosophie, ist Chuang doch ein Vielvölkerreich. Andere meinen, es läge vor allem daran, dass das Kaiserhaus an Inzucht kranke, andere wiederum wollen das widerlegen, indem sie behaupten, dass wir alle Kinder unterschiedlicher Konkubinen wären und deswegen auch keine Eintracht kennen könnten."
Noch immer hielt er sich umständlich auf den Beinen, seine Oberschenkel mussten wahnsinnig wund gewesen sein. Und dennoch ließ er sich in seinen Erklärungen Zeit und gab ihnen die notwendigen Details. Der General war augenscheinlich ein sehr leidensfähiger Mann.

"Dabei ist unsere Philosophie schon so widersprüchlich, wie die Welt selbst bisweilen zu sein scheint. Alle jene, welche sich auf Kung Fu Tse berufen, vergessen allzu leicht, dass er wahrscheinlich nicht einen Satz seiner Lehre selbst verfasst hat und sich seine Lehre zudem in vielen Punkten widerspricht. Etwas, was augenscheinlich darin bedingt liegt, dass seine Schüler und die Schülersschüler die Philosophie geprägt haben und mehrere hundert Jahre später diese Tradition neu aufgelegt wurde und neue Sinnsprüche dazu gekommen sind. Kurz gesagt: Jeder, der Macht- und Moralansprüche zu legitimieren hatte, hat sich der Wirkgewalt des Kung Fu Tse bedient, um ihn den eigenen Zielen und Motiven Untertan zu machen. Da liegt die Gefahr vieler Zitate. Ja, es ist so, dass jeder, der sich selbst ein Weiser in diesen Landen schimpft, mit prunkvollen Zitaten zu glänzen weiß, dabei ist es gefährlich, sie außerhalb ihres Ursprunges zu nutzen, sie aus ihrem Zusammenhang zu reißen. So werden weise Worte häufig missbraucht und die Männer beweisen, dass ihnen keine Weisheit eigen ist. Aber gut, ich will euch nicht mit der Theorie des Missbrauchs quälen, denn ich denke, dass ihr verstanden habt, was ich damit andeuten möchte." Er wiederholte die beschwichtigende Geste und lächelte kurz.

Er legte die Hände zusammen, es schien ihn eher zu erfreuen, wie ein General und nicht nur wie ein Kaisersohn wahrgenommen zu werden. Seine Sprache war sehr fließend und so auch seine Gedankengänge, denn obwohl er jetzt Xū Dǎnshí ansprach, knüpfte seine Worte auch an seine gesamte Ansprache an. "Diese Unterschiede zwischen uns, zwischen euch untereinander, zwischen euch und mir, sie sind alle minimal ein Dualismus, wenn nicht gar komplexer. So müssen wir Homogenität immer konstruieren, sie ist uns in den seltesten Fällen innewohnend. Und da ist doch jenes, welches Sūn Ai gerade eindrucksvoll gezeigt hat. Hier im Inneren seid ihr, vielleicht auch unglücklicher- oder gezwungenerweise, homogener. Ich schätze, Xū Dǎnshí, auch wenn ich euch nur als Schemen in Erinnerung trage und damals noch ein junger Mann gewesen bin, dass ihr mir auch solches näherbringen möchtet, wenn ihr über die Völker des Westens sprechen möchtet. Das Reitervolk ist dabei nur das herausragenste und fürchterlichste der Völker des Westens, in seinen Methoden ähnlich grausam wie Chuang, in seiner Masse ähnlich beeindruckend und ebenso barbarisch, wie wir es sind." Es war nach den Gesprächen mit den anderen Männern schwer zu sagen, ob dieser selbstkritische Vorstoß ernst gemeint war oder doch nur ein ironische Bemerkung blieb[1].
"Ich werde gerne mit euch darüber sprechen. Wer weiß, vielleicht kann uns dies eine Metapher für eure Situation sein und alle können von dem, was wir besprechen, noch etwas lernen."
Auch wenn es sich andeutete, dass das Gespräch noch dauern würde, ließ er sich noch immer nicht nieder. Selbst den Staub beließ er unangetastet auf seiner Rüstung.
 1. 
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 24.06.2011, 23:02:19
Der alte Mann versuchte das Gesicht seines Gegenübers zu deuten, doch vermochte nicht mit Sicherheit zu sagen, ob seine Worte seine Meinung über das Reitervolk widerspiegelten. Möglicherweise schlug er auf das Gras, um die Schlangen aufzuscheuchen[1], vielleicht lockte er ihn auf das Dach, um ihm die Leiter zu nehmen[2] oder - und das war eine faszinierende Möglichkeit - vielleicht meinte er es auch (mehr oder weniger) ernst.

Danshi räusperte sich. "Wie Ihr über das Reitervolk sprecht, ist außergewöhnlich für einen Bewohner Chuangs, dazumal für einen General und dazumal für einen Sohn des Kaisers. Ich weiß nicht, wie ernst ich sie nehmen kann, doch für mich spielt es keine Rolle, denn ich habe weder zu verbergen noch zu verlieren. Es geht also um das Reitervolk des Westens.", begann er das Gespräch.

"Es geht mir zunächst um eine allgemeine Beschreibung des Reitervolks, bevor ich auf das zu sprechen komme, was mir wichtig erscheint. Die Kunst des Krieges[3] ist es nämlich nicht." Nachdem er dies gesagt hatte, blickte er den Kaisersohn prüfend an[4], befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge, und fuhr dann im eher nüchternen Ton eines Gelehrten fort. "Es ist bekannt, dass in Chuang die Reitervölker in den Steppen des Westens als Plage gelten. Ständig bedrohen und brandschatzen[5] sie die Dörfer an den Grenzen. Das stört und ärgert natürlich die Verwaltenden des Reiches und sie entsenden Truppen.", nun veränderte Danshi seine Art zu reden; seine Stimme wurde lebhafter, zeigte jedoch keine Nuancen von Wertschätzung. "Zumindest zu meiner Zeit, pflegte man am Hof von großen Siegen und Erfolgen im Kampf gegen die Reitervölker zu berichten. Dies entsprach jedoch eher dem Wunsch nach guter Nachricht, als der Realität. Von meiner eigenen Truppe kehrte nur jeder zweite zurück - weil ich auf meine Männer achtgegeben hatte. Der Vorteil der Nomadenvölker ist der berittene Fernkampf, der im parthischen Manöver seine Vervollkommnung findet[6]. Die Truppen Chuangs dahingegen sind wenig mobil und verwundbar und haben den fernkämpfenden Reitern wenig entgegenzusetzen. Noch dazu haben die Reitervölker einen immensen taktischen Vorteil darin, dass sie kaum überrascht werden können. Sie unterhalten viele Späher und lassen sich nur bei großem Mangel auf Kämpfe ein, die für sie verlustreich sein könnten. Wenn wir ein Dorf bewachten, plünderten sie einfach ein anderes. Wenn wir ein Dorf aufgaben, ritten sie mühelos weiter in das Land hinein und kehrten bei Tagesanbruch wieder in die Steppe zurück. Wir konnten sie aufgrund ihrer Mobilität nicht eingrenzen und sie ließen sich auch nicht in ein für ihre Pferde unwegsames Gelände führen. Ebenso unterhielten sie auch kein stehendes Lager. Was sie brauchten, führten sie mit sich. Sie hatten ihre Kriegskunst also in einer Weise spezialisiert, dass Chuangs Truppen auch bei zahlenmässiger Übermacht noch im Nachteil waren."

"Nun gibt es auch in kultureller Hinsicht einiges zu sagen. Chaung pflegte das Reitervolk als Barbaren zu bezeichnen, denn sie kannten nicht unsere Gebräuche, Götter und auch nicht unsere Philosophie. Doch auch hier wäre es geeigneter, zu sagen, dass ihre Kultur ihrer Lebensweise angepasst war. Sie pflegen kaum eine geschriebene Sprache und lernen auch nicht die Sprachen anderer Völker. Auch deren Kultur lernen sie nur so weit, dass sie lohnende Gelegenheiten erkennen können. Wir haben keine Anzeichen für eine Verehrung von Göttern erkennen können. Jedoch gibt es eine sehr strenges Sittengefüge und ein gefangener Reiternomade stirbt bereitwillig, bevor er auch nur eine Information preisgibt. Ich erinnere mich an eine Gelegenheit, bei der wir einen Nomaden gefangen genommen hatten. Wir banden ihm Hände und Füße und versuchten ihm Auskunft über die Gewohnheiten seines Volkes zu entlocken. Er biss sich in der Nacht die Zunge durch und erstickte an seinem Blut.", erläuterte Danshi ruhig seine Erfahrungen und hob dabei die Augenbrauen. "Offensichtlich pflegen sie also doch eine Art Religion, denn welchen anderen Grund gäbe es sich bei der Entscheidung zwischen Leben und Tod für den Tod zu entscheiden, wenn er nicht sein Nachleben oder Andenken riskierte?[7]"

Danshi hatte seine Ausführungen fürs Erste beendet. "Ihr seht, dass sie recht unempfindlich sind, gegen Sunzis Strategeme. In der militärischen wie auch kulturellen Spezialisierung sehe ich den Vorteil der Reitervölker gegen Chuang. Sie wollen keinen taktischen Vorteil gewähren, verraten nicht, laufen nicht über und lassen sich auch nicht ausspionieren. Wie schätzt Ihr die Situation ein?", fragte er überraschend.
 1. Strategem: Die Reaktion des Gegeners austesten oder ihn aufscheuchen (http://de.wikipedia.org/wiki/36_Strategeme#Auf_das_Gras_schlagen.2C_um_die_Schlange_aufzuscheuchen)
 2. Strategem: Ein leichtes Ziel bieten, dass sich der Gegner verrennt (http://de.wikipedia.org/wiki/36_Strategeme#Auf_das_Dach_locken.2C_um_dann_die_Leiter_wegzuziehen)
 3. Anspielung auf Sunzis 'Kunst des Krieges (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Krieges_%28Sunzi%29)' und man könnte darin auch eine Ablehnung jeglicher Kriegsführung herauslesen, da dieses Buch zu den bedeutendsten zu diesem Thema gilt
 4. Motiv erkennen: 14 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6279.msg717724.html#msg717724)
 5. Brandschatzung: Hier durchaus auch im Sinne von niederbrennen gebraucht. (http://de.wikipedia.org/wiki/Brandschatzen)
 6. Parthisches Manöver (http://de.wikipedia.org/wiki/Parthisches_Man%C3%B6ver)
 7. Denial of Death
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 27.06.2011, 09:40:13
 Sūn Ai war erstaunt über das verhalten des Kaiserssohns, was sie sich aber nicht direkt anmerken lässt. Sie erkannte viel Wahrheit in den Worten dieses Mannes. Ihre Hoffnung voran zu kommen, einen Fortschritt zu machen, flammte wieder auf. Es interessierte sie, was draußen außerhalb des Gefängnisses vor sich ging, doch hörte sie noch ruhig zu und folgte auch den Ausführungen von Xū Dǎnshí. Die Geschichte mit dem Gefangenem des Reitervolks ließ sie schauern. Die Vorstellung sich selbst die Zunge ab zubeißen und an der Blutung zu ersticken, fühlte sich grausam an. Erst als niemand mehr sprach ergriff sie das Wort.
"Ihr und eure Brüder seid selbst sehr unterschiedlich, nicht direkt homogen. Im Vergleich zu euren Brüder deutet ihr nicht auf uns und wollt wissen, wer von uns es war. Die Begegnung mit Chuang Qi steckte anscheinend noch in ihren Knochen. Ich sage nicht, dass es euch nicht interessiert, wer es war. Euer Verhalten uns gegenüber ist allerdings sehr nobel. Liegt dies an euch oder geschieht etwas außerhalb dieser Zelle. Fängt man an zu denken, dass der Sünder doch nicht unter uns ist?" Sūn Ai stimme war im letzten Satz schneller geworden und sie unterbrach ruckartig, um sich wieder zu fangen und ruhiger zu werden.
"Darf ich euch so frei fragen, was ihr denkt, was mit Chuang passieren wird?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 27.06.2011, 15:14:40
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Er nickte Xū Dǎnshí zu und kratzte sich das Kinn. "Es mag sein, dass es euch ungewöhnlich vorkommen mag, wie ich dieses Problem behandel. Das liegt ein wenig daran, dass der Hof vorgibt, wie man sich mit gewissen Informationen zu verhalten hat und jene, welche sich nicht einschüchtern und wie ein Hund binden lassen, haben meist nicht genügend Wissen, um an diesem Hof etwas zu verändern, weil man ihnen den Zugang schlichtweg verwehrt. Jene, an die man Hoffnungen knüpft, doch an denen man gleichzeitig auch zweifelt, vertraut man enorme Aufgaben an, welche nicht direkt für den Hof von Bedeutung scheinen. Der Hof erhofft sich, dass diese Person ihren Wert oder ihren schlechten Charakter erweist. Ich hab das zwar geschafft, aber dennoch widersetze ich mich höfischer Vorgabe, wie mein Charakter zu sein hat, ja.", erklärte der General leichthin, ohne sich durch Xū Dǎnshís Worte verblüfft oder angegriffen zu fühlen, auch Sūn Ais Worte nahm er so hin, wie sie gesprochen waren.

"Ihr könnt meine Worte ernst nehmen, Xū Dǎnshí, und ich wäre euch dankbar dafür. Sollte es euch so scheinen, als würde ich im Fieberkrampf sprechen oder ihr glauben, dass ich nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit spreche, solltet ihr das auch so deutlich machen. Es hilft keinem von uns, Feindseligkeiten hinter höfischen Gehabe verstecken zu wollen, auf unseren Standpunkten zu verharren und uns innerlich zu freuen, wie überlegen wir doch der anderen Person sein. Das bin nicht ich, und das seid auch nicht ihr, schätze ich.", setzte er seinen Ausführungen voraus.
"Die Kunst des Krieges, wer auch immer an seiner Zusammenfassung gewirkt haben mag, von Sunzi[1] bis Cao Cao[2], beinhaltet an sich keine Kunst. Es gibt Sprachen, in denen Kunst und Handwerk dasselbe bedeuten und mehr sollte es auch nicht sein. Es ist ein Handwerk, wie das Schreiner- oder das Maurerhandwerk, nur ist es gefährlicher. So wie ein leidender Bauer seine Ernte nicht einfahren kann und eine Krankheit einen Landstrich ausdünnen kann, macht es der Krieg. Idealisiert man ihn in seinem Kern, macht man ihn nur grausamer als er ist. Belegt man ihn mit schönen Begriff der Ästhetik, schürt man nur die Verzweiflung jener, welche in einem Krieg kämpfen müssen. Menschen, Zwerge und Elfen unter Waffen im Geiste durch jenes, was sie tun, zu zerstören, das hat nichts mit Ästhetik oder Kunst zu tun. Wenn ihr mich auch in jungen Jahren in Erinnerung habt, werdet ihr mir ausweisen können, dass ich niemals Illusionen um die Gefahr eines Krieges gemacht habe, dass ich jedoch auch nicht verhindern konnte, was andere Offiziere und der Hof sehen wollten."
Er strich sich über die wunden Schenkel und richtete sich wieder voll auf. Er war in der Tat leidensfähig, denn er verzog kaum eine Miene.
"Ich gebe euch zu euren Beobachtungen recht, auch seit dieser Zeit hat sich die Art des Kampfes nicht geändert, auf beiden Seiten kaum. Ich habe seit Jahren für Änderungen gekämpft, aber ein Reich, welches sich nur für ein Überladen ihrer eigenen kulturellen Symbole einsetzt, interessiert nur die Weisheit eines Sunzi, eines Cao Cao oder eines Sun Bin[3]. Ich kann euch aus der Lektüre der Werke sagen, dass auch jene Feldherren mit solchen Problemen gekämpft haben, aber das wollen die Männer des Hofes nicht hören. Sie sagen, ohne über die Situation zu reflektieren, dass die Weisheiten geschrieben stünden und es nur an mir wäre, sie umzusetzen. Jede Weisheit dieses Reiches ist also nur rein theoretischer Natur, eine Umsetzung erhält sie in den seltesten Fällen, weil man daran nicht ernsthaft interessiert ist. Es gibt kein Zusammenwirken, keine Hilfestellung in der Umsetzung, sondern nur den Glauben, dass die Weisheiten geschrieben stehen, wie ein Weisungskatalog, der einfach nur noch befolgt werden muss." Er verzog seine Lippen zu einem Strich und es war zu erkennen, dass er sich eine Niederlage eingestand, auch wenn er beteuerte, dass er nicht so viel dazu konnte und er sich immer noch um eine Kehrtwende bemühte.

Er überlegte einen Moment. "Die Reiter sind jedoch nicht unempfindlich gegen Sunzis Strategeme, denn jene sind so allgemein gehalten, dass sie kaum zu widerlegen sind, so sie denn umgesetzt werden. Es reicht jedoch nicht, nur von ihnen zu wissen, sondern man muss sie verstehen und man muss die Kompetenz entwickeln, sie einsetzen zu können. Sunzis Werk ist kein Werk kultureller Blüte, sondern allgemeiner Betrachtungen über das Kriegswesen. Ja, wenn Sunzis Strategeme umgesetzt würden, dann würdet ihr erkennen, Xū Dǎnshí, dass die Opfer eures Regiments noch sinnloser waren, als ihr sie jetzt beschreibt. Und auch wenn ich euch bei der Sinnlosigkeit der selbstmörderischen Unternehmen recht geben muss, müsst ihr anerkennen, dass eine ordentliche Lektüre Sunzis dies verhindern würde. Um genau zu sein, leben diese Barbaren - wenn wir sie so bezeichnen wollen oder als Xiqu, wie ihr Volk auch heißt - die Strategeme fast besser als wir. Die Kunst des Krieges, und in diesem Moment würde sie zur Kunst im modernen Sinne werden, besagt, den Gegner zu besiegen, ohne Männer und Material zu opfern. Einen Gegner durch geschickte Manöver und ausreichende Spionage an einen Punkt zu bringen, in dem er den Kampf als sinnlos anerkennt oder seine Situation als alternivlos, jedoch nicht nicht hoffnungslos, und sich ergibt. Das macht den Meister Sunzis Strategeme aus und damit wäre uns allen mehr geholfen, jedoch ist keiner von uns ein Meister seiner Schriften. Und das ist genau das, was ich meine. Ja, die Weisheiten sind existent, aber wer soll sie umsetzen? Wer kann das? Es sind nicht mehr als abgedroschene Phrasen für uns, so gut sie sich anhören. Und ja, weil Sunzis Kriegsführung nicht umgesetzt werden kann - also einen Krieg zu gewinnen, ohne eine Schlacht wirklich führen zu müssen . ist es in der Tat keine Kunst des Krieges, die in Gangxi den Krieg beherrscht.

Ich habe - so sehr ich abgedroschene Weisheiten hasse, so sie nur dahergesagt, aber ich nicht genutzt werden - immer wieder Truppen losgeschickt, um den Lebensstil der Xiqu kennenzulernen, ihre Denkweisen und ihre Kultur zu verstehen. Ich persönlich halte nicht eine Spezialisierung ihrer Kultur für überlegen, ich halte grundsätzlich allerdings auch nicht Chuangs Kultur für überlegen. Das mag sie vor 1000 Jahren gewesen sein, doch nun ist sie nur noch ein Abbild dessen, was sie einst war. Gefüllt mit reichen Weisheiten, welche zu leeren Phrasen des Philisterlebens[4] verkommen sind. Ich halte Xiqu für überlegen im Moment, weil sie intelligentere Anführer haben, die ihre wenigen Ressourcen und Möglichkeiten besser zu nutzen wissen.
Habt ihr auch jemand getroffen, der sich selbst gerichtet hat, zeigt mir das nicht, dass ihre Überzeugungen stärker wären. Es kann auch Angst oder Wahnsinn gewesen sein, oder hättet ihr einen anderen Reiter getroffen, hätte er vielleicht unter Tränen gebeichtet oder gelogen, um sich zu retten. Ich habe Männer gesehen, die haben aus eigenem Leid gelernt haben, ich habe Männer gesehen, die haben aus dem Leid anderer gelernt, aber ich habe auch Männer gesehen, die an eigenem Leid und fremden Leid zugrunde gingen oder das Gesehene als richtig anerkannten und anderen dieses Leid zufügten."
Der General hatte er sehr sanfte Stimme, wie auffiel. Er schien kein typischer Mann der Front zu sein, sondern sich ernsthaft über das Schicksal seiner Feinde ebenso Gedanken zu machen, wie über seine eigenen Männer.
"Ich denke, dass eure Sichtweise euren eigenen Erfahrungen geschuldet ist, guter Xū. Ich glaube nicht daran, dass jeder Mensch immun gegen Verrat, Desertion und Spionage ist. Kein Mensch ist immun gegen Angst. Und obzwar eine Kultur in diesen Punkt helfen und unterstützen kann, kann sie Verrat, Desertion und Spionage niemals verhindern.
Für Xiqus Erfolg hat sogar Sunzi eine Erklärung. Er schlägt vor, dass man nie einen Menschen dazu zwingen sollte, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Wenn man einem Feind keinen Ausweg lässt, erkennt er die Aussichtslosigkeit seiner Lage  und in der aller Regel wird er dadurch bedingt nicht einfach aufgeben, sondern eine neue Kraft entwickeln, um sich zu retten. Vielleicht kann er sich nicht retten, aber er wird sich aufbäumen und viel mehr Schaden anrichten, als wenn ich ihm kontrollierte Auswege anbiete. Und das ist passiert, denn meine Vorderen haben ihnen bereits vermittelt, dass sie entweder zu Konformität übergehen oder zerstört werden, als sie sich, aus den selben Gründen aus denen auch Chuang anderen Kulturen nicht annimmt, der Anpassung verweigerten, kamen die schweren Waffen Chuangs. Das ist die Stärke Xiqus, nicht ihre eigene Kultur. Obgleich unsere Kultur durch ihren Allheitsanspruch ihre nur noch stärkt. Je mehr Konformität wir fordern, desto individualistischer werden sie, je mehr wir sie mit dem totalen Krieg[5] bedrohen, desto widerstandfähiger werden sie. Und so wird dieser Krieg niemals zuende gehen, bis nicht eine Seite völlig zu Grunde gegangen ist oder ein Kaiser Einsicht erhält. Ein Mann alleine kann nichts ändern, wenn er nicht gerade Kaiser ist. Die Offiziere und andere Generale stehen gegen mich in meiner Sicht, sie wollen Xiqu erdrücken. Und das ist, wie ich die Situation einschätze. Es sind zwei Widder, die einander anrennen, bis einer mit gebrochenem Hals zu Grunde geht oder flieht[6]. Und so beschränke ich mich auf die kleinen Erfolge, die kleinen Vermittlungen und den kleinen Frieden, den ich in Gangxi erreichen kann."


Dann schaute er zu Sūn Ai, bereit auch ihre Frage zu beantworten. "Es liegt an mir, dass ich euch so behandel. Außerhalb dieser Zelle geschieht eine Menge, jedoch nichts, welches mein Verhalten euch gegenüber so verändern würde, dass ich euch grundsätzlich hassen oder verhöhnen muss. Ich sehe nicht, dass jeder von euch ein Täter ist. Nur weil einer oder mehrere ein Täter sein könnte, muss ich nicht alle, wie jene behandeln. Es erscheint mir sinnvoller euch alle so zu behandeln, wie ihr es aufgrund eurer Geburt verdient habt: als Menschen. Und, auch wenn ich mich wiederhole, wenn ihr mir keinen Grund dazu gibt, euch anders zu behandeln, indem er mich verhöhnt oder mir in entwaffender Weise ein Geständnis oder Lügen präsentiert, sehe ich auch keinen Grund, das zu ändern." Die Frage von Sūn Ai war sicherlich nicht die freundlichste, aber er beharrte nicht auf irgendwelche Ausdrücke und Höflichkeiten und das zeigte sich auch in der Behandlung.
"Was jedoch mit Chuang passieren wird, das ist schwer zu sagen. Unsere Feinde werden, so sie davon erfahren, die Gunst der Stunde nutzen, meine Brüder werden sich weiter zerstreiten und Usurpatoren werden sich erheben und ihren Gebieten Autonomie verschaffen wollen. Bestehende Aufstände werden sich ausweiten und ihre eigenen Reiche gründen, die sich auch untereinander zum Teil um Ressourcen anfeinden werden, denn Ressourcenknappheit ist eine der größten Gefahren in unserem Reich. Es wird eine Phase des Bürgerkrieges folgen und euer Schicksal wird nicht viel daran ändern, ob ihr es ändert oder nicht. Jedoch seid ihr der Gradmesser, an welchen sich der neue, potentielle Kaiser zu messen hat. Gerade, da die Thronfolge nicht so klar ist, wie sie sein sollte. Ich erdreiste mich jedoch nicht, dass ich alles vorhersehen könnte. Ich kann euch sagen, dass ich in den Westen gehen werde, und versuchen werde, Xiqu zu halten. Xiqu wird von zwei Seiten bedroht, gegen uns kämpfen sie, aber auch gegen Xian. Wenn der Westen fällt, wird Xian Chuang verhehren und dies ist der einzige Grund, warum ich die Angriffe der Reiter und die Befehle des Kaisers toleriere und ertrage. Ohne Gangxi wird das Reich fallen, es ist schlichtweg eine Notwendigkeit diesen Krieg am Laufen zu halten, auch wenn das Vorgehen tumb und zu überdenken ist."
Etwas Schweiß stand auf der Stirn des Generals, er war sichtlich erschöpft und sein langer Monolog machte es nicht besser, dennoch wollte er weiter zum Gespräch aufmuntern.
"Aber das sind nur meine Eindrücke. Welche habt ihr noch vom Westen und vom Schicksal Chuangs oder gar von eurem eigenen? Sūn Ai hat richtig festgestellt, dass meine Brüder und ich eher heterogen sind. Wie ich bereits erklärte, Homogenität ist ein künstlicher Zustand. Familiäre Bande sind natürlich eine Erleichterung, welche jedoch unter der Verlockung von Macht schnell gekappt sind."
 1. Sunzi (http://de.wikipedia.org/wiki/Sunzi)
 2. Cao Cao (http://de.wikipedia.org/wiki/Cao_Cao)
 3. Sun Bin (http://de.wikipedia.org/wiki/Sun_Bin)
 4. Philister in diesem Fall als Begriff für den Spießbürger (http://de.wikipedia.org/wiki/Spießbürger)
 5. Total War (http://en.wikipedia.org/wiki/Total_war) als Kennzeichen, alle Ressourcen zu nutzen, um zu kämpfen, aber auch als Kennzeichen den Feind materiell, physisch, psychisch und kulturell restlos zu vernichten. Auch wenn der Begriff sicherlich anachronistisch ist, lässt sich das Konzept sicherlich auch außerhalb des Nationalsozialismus beobachten und durch die Zeiten.
 6. Zur besseren Vorstellung (http://www.youtube.com/watch?v=zj8istSAMoY)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 29.06.2011, 18:03:09
"Nun Herr, da ich wenig von den Reitervölkern weiß und mein Interesse im Moment weniger auf den Problemen des Reiches liegt sondern eher, dass ich gerne nocheinmal den Himmel sehen würde bevor ich als alter Mann sterbe könnt ihr mir vielleicht eine Frage beantworten:

Ich persönlich kenne mich nicht mit den Sicherheitsvorkehrungen aus, die zu überwinden gewesen wären um zum himmlischen Kaiser zu gelangen, aber der Aussage Boss nach war es unmöglich ohne sein Wissen zu ihm zu gelangen. Nun ist mir bewusst, dass Boss dies immer behaupten würde um keinen Zweifel an seiner Fähigkeit aufkommen zu lassen, die ich ihm nicht absprechen möchte. Aber es war sicher nicht einfach den himmlischen Kaiser zu sehen. Ihr selbst habt die Sicherheitsvorkehrungen an diesem Haus gesehen. Meine Frage ist nun folgende, wenn ihr rein hypotethisch der Mörder des himmlischen Kaiser wäret und nun hier eingesperrt wärt. Wäre es ein Problem dieses Haus zu verlassen? Wir hatten nun schon wenigstens einen Besucher von dem ich vermute, dass er nicht durch die Vordertür eingelassen wurde, wenn ihr versteht.

Also welchen Grund gäbe es für einen Menschen hier zu bleiben, wenn es eindeutig im Bereich des möglichen sein müsste, diesen Kerker zu verlassen? Meine philosophische Bildung ist nicht so weit gediegen wie bei euch oder dem ehrenwerten Xū Dǎnshí, sodass ich mir einen Reim auf diese Frage machen könnte."


Lu Chieng schaute den Kaisersohn direkt an und schien wie um seine Frage zu unterstützen eine Augenbraue hochzuziehen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 30.06.2011, 20:19:44
Danshi nickte kurz, als Lusan seine Frage stellte, um sein Verständnis und seine Zustimmung auszudrücken. "Sehr richtig, Lusan. Ich schätze Eure Freiheit bedeutsamer ein, als dass ich meinen Wissensdurst stillen kann. Denn Ihr habt Euer Leben noch vor Euch. Daher will ich den ehrenwertem General bitten, Eurer Antwort Vorrang zu gewähren, wenngleich ich auch auf unser weiteres Gespräch hoffe.", sagte er mit freundlichem Ernst, dass es niemand seine Worte als Sarkasmus auffassen musste.

Als der Kaisersohn Lusans Frage beantwortet hatte, fuhr er fort. "Es ist richtig, dass ich meine Sichtweise meiner eigenen Erfahrung verschulde. Und ich habe die Xiqu als ein durch ihre Kultur geeintes Volk erlebt, in einem Grad, wie es das Großreich Chuang gerne erreichen würde. Ich habe den Eindruck, dass es Repression und Alternativlosigkeit sind, die es schaffen, die diesen Zusammenhalt ermöglichen. Wer aus dem Gefüge fällt, fällt tief. Alleine wird ein Ausgestoßener schnell zu Grunde gehen. Nun will ich mit Euch nicht über Kriegsführung, sondern über ein gutes Leben sprechen, wenn Ihr erlaubt.", sagte er, wobei er sich mit der rechten Hand die Stirn rieb, als würde er in einer verloren geglaubten Partie Go[1] über den nächsten Zug nachdenken.

"Dazu beginnen wir mit unserem Leben jetzt, denn es ist kein gutes Leben. Das hängt mit unserer Kultur zusammen. Es heißt, die Menschen würden ihre eigene Geschichte machen, aber sie machten sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen[2]. Die Älteren lehren den Jüngeren und die Jüngeren tragen das Bewährte weiter und verändern, was sich nicht bewährt hat. So erfährt eine Kultur unzählige Male Bestätigung und bleibt doch wandlungsfähig[3]. Könnt Ihr mir folgen?"
 1. Go: (http://de.wikipedia.org/wiki/Go_%28Spiel%29) ein asiatisches Brettspiel
 2. Zitat v. Marx: 18. Brumaire des Louis Bonaparte (http://de.wikipedia.org/wiki/Der_achtzehnte_Brumaire_des_Louis_Bonaparte)
 3. vgl: Intelligenz der Masse (http://de.wikipedia.org/wiki/Francis_Galton#Intelligenz_der_Masse)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 04.07.2011, 16:17:40
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Der Kaisersohn nickte Lu Chieng zu und lächelte sogar ernsthaft, als Lu Chieng davon sprach, dass er lieber den Himmel sehen würde denn als alter Mann im Gefängnis zu sterben. "Man altert schnell in fremden Mauern.", sagte er mit einem Schmunzeln. Das Schicksal der Gefangenen schien ihm nicht die Laune zu verderben. Das mochte subjektiv betrachtet, aus der Perspektive der Denunzianten, nicht schwer sein, jedoch konnte man inzwischen erahnen, dass das Schicksal der Denunzianten und der Kaisersöhne miteinander verknüpft war, selbst wenn man es nur mit Thron- und Rangfolgestreitigkeiten zu erklären versuchte.
"Es geht hierbei ja nicht nur um eure Interessen, Lu Chieng. Stellt euch nur vor, ich hätte ein ähnliches Bedürfnis wie ihr, nur über meine Probleme sprechen zu wollen und andere Probleme nicht anzuerkennen, weil sie sich meiner bisherigen Kenntnis oder meinem Interesse entziehen. Wir würden niemals auf einen grünen Zweig kommen, weil wir beständig aneinander vorbereden würden und das wäre tragisch. Man stelle sich vor, unser beider Leben hinge von einer Übereinkunft ab und wir wehren die Perspektive des anderen nur deswegen ab, da wir unsere eigene vorziehen wollen. Wir würde beide elendig versterben."
Er blickte zu Xū Dǎnshí und dann wieder zu Lu Chieng, seine Stimme wurde belehrend.
"Um genau zu sein, haben Xū Dǎnshí und ich gerade über dieses Thema gesprochen, wenn zwei Kulturen nur ihrer eigenen kulturellen Perspektive harren und sich gegeneinander aufreiben statt ein ordentliches Miteinander zu finden. Aber gut, da meine Worte euch nicht für solches zu sensibilisieren vermögen, werde ich versuchen, die notwendigen Schritte auf euch zuzumachen, auch wenn ihr das wahrscheinlich nicht ausreichend zu schätzen wisst."

Der Kaisersohn blickte sich innerhalb des Raumes um, verweilte eine ganze Weile in dieser beobachtenden Pose und sog dann die Luft hörbar durch die Nase ein.
"Ich sehe an vielen Stellen noch Patina[1] oder Staub. Das liegt in erster Linie wahrscheinlich daran, dass ihr euch noch nicht mit dem systematischen Durchsuchen eures Gefängnisses beschäftigt habt.", bemerkte Chuang Diyan, während er das Gefängnis zu durchschreiten begann, seine Auge war scheinbar äußerst wachsam. "Die Teppiche sind die am häufigsten genutzten Gegenstände dieses Gefängnis, an den beständigen und staubigen Schmutzkanten lässt sich erkennen, dass der schwere Teppich über lange Zeit nicht bewegt wurde." Seine Schritte führten ihn weiter in den Waschraum der Denunzianten. "Die Zuber wurden ebenfalls nicht bewegt, aber immerhin wird häufig das Wasser gewechselt, sie standen fast immer trocken. Ein Blick in die Kloake verwehre ich mir, dennoch wäre auch dies unter Umständen ein Ort für Verstecke oder für Flucht. Die Geruchsbelastung ist erträglich trotz eines fünftägigen Aufenthaltes. Die Kloake muss also tief sein. Ein Licht könnte enthüllen, ob sie von anderer Stelle entleert wird, einfach nur tief ist oder gar einen schwachen Wasserzulauf hat." Sein Blick fiel auf die Päonie, weshalb er erstaunt sagte. "Diese Blume gehört wahrscheinlich nicht zum Inventar, sie wirkt leicht welk. Auch wenn ich von Blumen keine Ahnung habe, erkenne ich, dass sie sich in der Phase des Verfalls befindet." Der General trat wieder aus dem Waschraum hinaus und blickte sich um. "Ohne eure Zellen selbst durchsuchen zu wollen, um eure Sphäre der Freiheit nicht zu verletzen, kann ich sicherlich um einige Münzen wetten, dass ihr diese auch nicht durchsucht habt. Einzig weist die linke Tür Beschädigungsspuren auf, da es aber widersinnig ist, die Tür zu zerstören, wenn man entfliehen will, wird es nicht euer Werk gewesen sein. Zumindest wirkt mir keiner kräftig genug, um solche Schäden zu verursachen."
Er stand inzwischen wieder an seinem alten Platz. "Dann beantwortet mir eins, Lu Chieng. Wenn Freiheit euer Begehr ist, warum habt ihr weder nach ihr gesucht, noch die offensichtlichen Wege probiert, wie die beiden Türen?"
Der General blickte Lu wieder an, blickte ihm sogar richtiggehend in die Augen.
"Es gibt keinen Ort, welcher auf ewig verschlossen sein kann. Es gibt nur unterschiedliche Schwierigkeiten des Zugangs. Wenn ihr auf eine beliebige Höhle unter der Erde verweist, ist diese nur insoweit verschlossen, als dass man ihren genauen Ort nicht kennt. Wenn ihr auch das stärkste Schloss erwähnt, dann vergesst ihr, dass es nicht unbedingt einer Tür bedarf, um ein Haus zu betreten. So mag es angehen, dass der Boss unbestechlich war und sich keines Eindringlings bewusst war. Aber wer sagt, dass der Eindringling das einzige Portal genutzt hat und nicht einen anderen Weg?"

Chuang Diyan blickte jetzt wieder zu Xū Dǎnshí. "Ich bin der Bitte nachgekommen und habe Lu Chiengs Frage den Vorrang gewährt, nun will ich die euren wieder beantworten." Ein leichtes Zucken in den Beinen des Sohnes war zu vernehmen, mit fortschreitenem Gespräch würde ihm die Wahrung seiner ungerührten Miene schwerer und schwerer fallen[2]. Die Miene des Kaisersohnes und Generals war stoisch. Er war definitiv in Sachen Standfestigkeit ein Vorbild für seine Soldaten, selten hat ein anderer Mensch soviel Selbstdisziplin gezeigt; von den anderen Kaisersöhnen war keiner derartig diszipliniert sich selbst gegenüber.
"Wir geben unsere Freiheit für welchen Zweck auf? Meistens für Sicherheit und Anerkennung, wir brechen mit Kultur und Normen und Gesetzen, wenn wir unsere Freiheit für eingeschränkt halten und verstecken uns hinter jenen, wenn wir unsere Freiheit eingeschränkt sehen und uns gleichzeitig nicht in der Lage fühlen, unsere Freiheit selbst zu verteidigen. Freiheit ist dabei absichtlich ein vager Begriff, denn unterschiedliche Gruppen und Individuen haben unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit. Und diese Vorstellungen fechten gegeneinander, immer und immer wieder, von Generation zu Generation. Ich teile eure Beobachtungen zu einem gewissen Teil und gerade eine Aussage mit der Weitergabe des Bewährten habe ich euch beschrieben, wenn auch nur im Ansatz, als ich von der Tradition des Konfuzius oder der Kriegslehren des Sunzi sprach. Sie bleibt wandlungsfähig und sie wird wandlungsfähig, da jede Generation ihre Herrschaft und ihr Vorrecht auf Herrschaft anders legitimiert und auch legitimieren muss. Menschen, die keinen Krieg erlebt haben, gehen anders mit diesem Wort um. Menschen, die keine Liebe erfahren haben, gehen anders mit Emotionen um. Nomadische Reiter, welche noch nie an den großen Süßwasserseen der Regenbogentempel standen, kennen den süßen Geschmack der wenigen fruchtbaren Äcker dieses Landes nicht und gehen anders damit um, als jene, welche dort geboren sind und nur diesen Luxus kennen. Und deswegen ist unser Leben auch nur manchmal ein gutes Leben, Xū Dǎnshí. Unser Reich ist voller unterschiedlicher Völker und Bevölkerungen, in jedem Landstrich lebt es sich ein wenig anders. Das liegt auch daran, dass diese Kultur nur ein Leitbild ist und in manchen Gegenden nicht greift, weil am Hof und in den Hinterhöfen[3] Korruption herrscht. Und gerade weil es so viele unterschiedliche Lebensumstände und Weltsichten gibt, ist es außerordentlich schwer ein verbindendes Element mit der Kultur zu stellen, aber ohne diese Kultur und ohne diese Versuch gäbe es nur karges Land."
Diyan wischte sich fast beiläufig ein paar Schweißperlen von der Stirn.
"Lasst mich meinen Punkt anhand eurer Wahlheimat illustrieren, Xū Dǎnshí. Cui Bao ist das grüne Juwel und eure Untertanen oder Brüder, als was ihr sie auch sehen mögt, streben nach mehr Freiheit, weniger Repressionen und einem im Kleinen geordneten Frieden, was bedeutet, dass sie nicht von Männern regiert werden wollen, welche ihre Lande nur einmal im Leben, wenn überhaupt sehen. Dies alles ist nachzuvollziehen, aber auf der anderen Seite ist Cui Bao die Kornkammer des Reiches und ihr Bestehen als Teil Chuangs ist zentral für das Überleben des Großreiches, weil erst durch den enormen Überschuss der Bauern Cui Baos die Kriegsführung, aber auch das Leben in den entlegenen Gebieten Chuangs möglich wird. Cui Bao gehen zu lassen, bedeutet Millionen von Menschen, Elfen und Zwerge an Hunger sterben zu lassen, nur damit eine kleine Handvoll glücklicher leben kann. Aber selbst wenn wir das Leid von Millionen nicht mit der Selbstzufriedenheit einer kleineren Masse messen wollen[4], dann lasst mich zumindest prognostizieren, was mit Cui Bao passieren wird. Wenn dieses Reich zerfällt oder es nicht mehr im Schutze Chuangs steht, wird es den Schutz, den es durch die Masse genoss, verlieren. Dann wird der Nachbar Qinglong Cui Baos habhaft werden soll, denn wozu sollen sie hungern, wenn ihr Nachbar reich ist und in einem der wenigen grünen Landstriche des Südens liegt? Cui Bao wird Gegenstand des größten Zankes sein, da jeder Cui Bao wegen seiner Ressourcen und dem Wohlstand seiner Bewohner beneidet und dann wird Cui Bao brennen.
Seht, Xū Dǎnshí, eine große Reform wird notwendig sein für ein großes Reich, da würde ich mit euch übereinstimmen, wenn ihr das so seht. Aber ich möchte daran erinnern, dass Chuang nur existieren kann, weil es so gut verzahnt ist und die einzelne Distrikte in einen friedfertigen Austausch ihrer Erzeugnisse gebracht werden. Dieser Austausch macht es erst möglich, dass so viele Menschen ein so unfruchtbares Land bewohnen können. Und den Preis, den sie für ihre Chance auf Leben zahlen, ist dieser Kultur mit all ihren Schwächen, aber auch mit all ihren Stärken, anzugehören. Das ist nicht immer ein fairer und nicht immer ein zu umgehender Kampf, aber es ist das Beste, was wir bisher erreicht haben. Wollen wir dies dafür gehen lassen, dass wir glauben, dass wir mehr Rechte auf unser Leben haben könnten? Wenn ja, dann müssen wir es reformieren, aber nicht zerstören. Sonst wird nicht nur Krieg diese Reiche fressen, sondern Hunger und Krankheit. So mag es zwar kein gutes Leben sein, aber immerhin ist es ein Leben."

Der Schweißstrom auf der Stirn des Mannes wurde stärker, er blickte Xū Dǎnshí auffordernd an. Er wollte über ein gutes Leben sprechen.
 1. Patina (http://de.wikipedia.org/wiki/Patina)
 2. 
Motiv erkennen 22 (Anzeigen)
 3. Schimpfwort für die Distrikte Chuangs
 4. Grober Utilitarismusgedanken (http://Utilitarismus) nach dem hedonistischen Kalkül (http://de.wikipedia.org/wiki/Hedonistisches_Kalkül)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 11.07.2011, 18:52:06
Danshi nickte reichlich, während der Kaisersohn sprach. "Geschätzter General Chuang Diyan, ich bemerke, Ihr scheint offen zu sprechen und auch mich anhören zu wollen. Dafür möchte ich Euch danken. Wir sind alle besser beraten, wenn wir einander Gehör schenken. Auch sehe ich, dass wir in vielen Dingen übereinstimmen, wenngleich ich andere Schlüße ziehen mag."

"Wie Ihr sagtet, leben in diesem Großreich sehr viele unterschiedliche Wesen in sehr unterschiedlichen Gebieten. In Jahrhunderten der kulturellen Selektion hat sich in jedem Volk eine bestimmte, ihren jeweiligen Umständen entsprechende Kultur herausgebildet. Eine jede solche Kultur gibt Antworten auf die existenziellen Fragen, die da lauten: "Wo komme ich her?", "Warum gibt es Leiden und Tod?", "Wonach soll ich mein Leben ausrichten?", "Was geschieht nach meinem Tod?" und viele andere. Dabei ist es nunmehr interessant, wie sich bestimmte Lebenshaltungen in vielen Kulturen in ähnlicher Weise herausgebildet haben. Man kann dies daran erkennen, dass es in den meisten Kuturen vergleichbare Bilder für die ewig wiederkehrenden Grundkonstanten des humanoiden Lebens gibt[1], z.B. die nährende Mutter, der beschützende Vater und der weise Gelehrte. Ich bin mir gewiss, dass diese Bilder den Grundbedürfnisse der humanoiden Völker entspringen, die da wären 'Grundversorgung', 'Schutz', 'Freude', 'Verbundenheit', 'Liebe', 'Tätigsein', 'Transzendenz' und andere[2]. Eine gute Kultur vermag es, seinen Mitgliedern erprobte Strategien zur Erfüllung der Grundbedürfnisse an die Hand zu geben und gleichsam die Freiheit zu garantieren, andere Strategien ausprobieren zu können. Ein Grundbedürfnis lässt sich nämlich fast niemals nur auf eine einzige Art und Weise befriedigen und nicht jede Strategie können wir 'gut' heißen.", erklärte Danshi.

"Lasst mich Euch dies demonstrieren: Nehmen wir an, ich habe ein Bedürfnis nach Sicherheit für mein Leib und Leben. Ich kann mit meinem Nachbarn Frieden schließen oder ihn totschlagen. Das ist das Heimtückische, das Üble fällt nämlich oft leichter als das Gute. Es ist leichter, ein Kind zu schlagen, als es zu erziehen. Es ist leichter, sich unterzuordnen als für sich und andere einzutreten. Es ist leichter, zu erzwingen, als zu vertrauen. Ihr fragt Euch jetzt sicherlich, wie ich eine schlechte von einer guten Strategie unterscheiden kann. Ich sage Euch, dass jeder Humanoide die Fähigkeit hat, das Gute vom Üblen zu unterscheiden. Diese Fähigkeit ist Teil der humanoiden Wesenheit und ist in verschiedenen Kulturen unterschiedlich benannt worden, z.B. als 'der göttlich Funke' oder die 'Buddhanatur'. Ihre wichtigsten Eigenschaften sind Vertrauen, Hoffnung und Liebe. Doch am größten unter ihnen ist die Liebe[3]. Und obgleich diese Fähigkeit in jedem Wesen angelegt ist, muss sie zuerst erweckt und anschließend gepflegt werden, wie Mengzi lehrt[4]. Darin sehen wir eine weitere Eigenschaft einer guten Kultur, nämlich ob sie die Erweckung der humanoiden Wesenheit dienlich ist oder ihr entgegensteht. Doch warum ist es so ungemein schwierig, eine einzige Kultur zu formen, die alle befrieden kann, denn immerhin scheinen die Grundbedürfnisse bei allen Humanoiden gleich zu sein?

Danshi ließ eine rhetorische Pause, bevor er weitersprach, und gab somit Gelegenheit, dass die Zuhörer selber nach einer Antwort suchten. "Ihr habt die Antwort selbst gegeben. Zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Gegenden machen die Humaoiden unterschiedliche Erfahrungen. Darin variieren die Stärken der unterschiedlichen Bedürfnisse und auch der Druck zur Veränderung der bestehenden Verhältnisse. Da ist es ein Ding der Unmöglichkeit, eine Kultur zu erschaffen, die für jedes Volk angenehm ist und gleichzeitig genau genug ist, um als Orientierungsrahmen zu dienen, und gleichzeitig freiheitlich genug ist, um den herrschenden Bedingungen angepasst zu werden."

Wieder eine Kunstpause. "Dies führt uns wieder zu der Frage, wann eine Kultur als 'übel' angesehen werden kann. Im Umkehrschluß nämlich, wenn sie kein Handlungsorientierung bietet, der Erweckung der humanoiden Wesenheit entgegensteht, wenn sie keine Veränderung erlaubt oder wenn sie die Erfüllung der grundlegenden Bedürfnisse des Volkes entgegensteht. Sowohl die Kultur von Chuang als auch die des Reitervolkes sind demnach üble Kulturen. Sie erfüllen nämlich nur die Maxime der Handlungsorientierung.", dabei blickte Danshi entschieden in des Kaisers Augen. Er drückte keine Verachtung, keinen Zorn und keinen Dünkel aus. Es war der Blick eines Mannes, der sich entschieden hatte, auch gegen Widerstand für ein bedeutsames Ziel zu streben.

Dann streckte er die rechte Hand aus, um anzuzeigen, dass er noch einen anderen Aspekt beleuchten würde. "Es gibt noch einen anderen Grund, warum beide Kulturen übel sind. Doch dieser Grund entspringt nicht moralischer, sondern vielmehr praktischer Überlegung: Es betrifft die Überbevölkerung. Versteht mich nicht falsch; jedes einzelne Wesen auf dieser Erde ist einzigartig und wertvoll. Doch wenn wir uns schrankenlos vermehren, dann erkaufen wir dieses Bevölkerungswachstum mit Armut, Völkerhass, Verständigungsproblemen und der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen[5]. Ich erkenne keinen Grund darin, dass in einem Landstrich so viele Humanoide leben, dass sie sich selbst nicht mehr versorgen können und in Folge dessen auf das Korn eines anderen Landes angewiesen sind."
 1. vrgl hier die Achetypen (http://de.wikipedia.org/wiki/Archetypus) von C.G. Jung.
 2. In der Psychologie hat man mehrmals versucht, die Grundbedürfnisse zu kategorisieren (http://de.wikipedia.org/wiki/Grundbed%C3%BCrfnis#Anwendung_in_verschiedenen_Wissenschaften). Rosenbergs Konzept der gewaltfreien Kommunikation geht von Grundbedürfnissen aus, ohne diese zu kategorisieren, was natürlich einerseits Individualität zulässt, doch andererseits ungenau ist.
 3. 1. Korinther 13,13 (http://www.biblegateway.com/passage/?search=1%20Corinthians%2013,13&version=NIV) (Hohelied der Liebe)
 4. Siehe hier (http://de.wikipedia.org/wiki/Xunzi#Der_Mensch_ist_von_Natur_aus_b.C3.B6se).
 5. siehe Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_acht_Tods%C3%BCnden_der_zivilisierten_Menschheit#.C3.9Cberv.C3.B6lkerung_.28S._19_-_22.29) von Konrad Lorenz
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 13.07.2011, 23:37:06
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Der Mann wägte eine ganze Weile ab, was er zu antworten hatte und beschloss sogar einen Teil seiner Gedanken hinter einleitenden Worten zu verbergen.  Es wurde deutlich, dass er mit zunehmender Dauer mit seiner Kondition zu kämpfen hatte, leichter Schweiß hatte sich bereits an seinen Schläfen gebildet und doch blieb er noch stoisch stehen. "Xū Dǎnshí, natürlich höre ich euch an und ich könnte gar nicht anders. Die Aufgabe eines Mannes, der den Segen oder die Bürde geerbt hat, aus hohem Haus zu stammen, ist es nicht, die Worte aus dem Volk, von den Verwalter und jenen, die er unter sich wähnt, zu ignorieren. Meiner Ansicht nach ist der Kaiser, der erste Diener seines Reiches[1], dann kommen seine Söhne. Jene, welche die größte Verantwortung tragen, sind die größten Diener. Wollen sie jedoch ihre eigenen Herren sein, verlieren sie den Kontakt zu ihrem Reich. Sie werden schlechte Vorbilder und wenn sie korrupt sind, dürfen sie nicht darüber klagen, dass ihr Reich korrupt wird. Da ich dieses Schicksal nicht teilen möchte, unabhängig von meiner genauen Position in diesem Reich, ignoriere ich die Bewohner, Verwalter und Herren dieses Reiches nicht, sondern ich höre jedem von ihnen zu, wenn meine Zeit und meine Kraft es zulässt."

Er überlegte einen Moment länger, aber er hatte sich in der Zwischenzeit eine Antwort zurechtgelegt. Das Reden half ihm, die Schmerzen in seinen wunden Beinen zu vergessen, weshalb er gerne ausgiebig zu antworten schien. "Wahrscheinlich kann nicht jede Kultur alles beantworten. Das wäre mein Eindruck, denn es ist nicht so, dass man jede Kultur genau von der nächsten abgrenzen kann. Um in eurer Sprache zu bleiben: kulturellen Transfer gibt es immer und überall, er lässt sich nicht verhindern, geschweige denn wirklich auf Dauer eindämmen.", begann er auf die vorgestellten Fragen Xū Dǎnshís zu antworten. "Ich habe nicht unbedingt eine große Ahnung von vielen Kulturen, ich kenne nur jene Flicken, welche sich durch unsere eigene Kultur weben. Xiqu, Elben, Zwerge und so weiter. Aber ich weiß, dass die Kultur, der ich entspringe, nicht nur jeweils einen Weg zur Erfüllung dieser Grundbedürfnisse, wie sie ihr nennt, gibt. Das liegt vor allem daran, dass unterschiedliche Völker ihre Grundbedürfnisse unterschiedlich interpretieren. Es gibt beispielsweise Völker, die meinen, keine Götter zu kennen und legen auf diese Transzendenz keinen Wert, wie die Dvergar. Es gibt Wesen, die keine Liebe kennen, wie die Iarduianer. Aber für die meisten humanoiden Völker dürften eure Begriffe passen. Aber dennoch muss natürlich eine gute Kultur unterschiedliche, erprobte Weisheiten und erprobtes Wissen vermitteln. Und weil Chuang das weiß, gibt es genügend Freiheit zur Selbstentfaltung. Die Missstände werden selten von der Kultur selbst verschuldet, außer dort, wo sie sich durch anderen Kulturen bedroht fühlt und in den kulturellen Krieg geht. Manche werden von einer Kultur sicherlich eingeschnürt, aber ihr selbst, Xū Dǎnshí, kennt viele weise Gelehrte dieser Kultur und haben sie euch jemals den Eindruck gemacht, dass sie euch in Gußform pressen wollten? Wenn ja, liefert mir bitte Beispiele. Wenn nicht, dann glaube ich, dass es an dem Umstand liegt, dass die Kultur dann als würgende Schlinge wirkt, wenn die Kultur als Ganzes von Einzelnen für ihre Zwecke instrumentalisiert wird. Das ist das, was ich mit dem Missbrauch der Lehren Sunzis und Konfuzius unter anderem meinte. Dann wirkt die Kultur einengend, weil man nur die drückenden Stellen des Schuhs betrachtet. Denn Chuangs Kultur lässt Humanoiden potentiell auch die Freiheit, auf ihren Wegen zu versagen, um sie dann aufzufangen.", erklärte der Kaisersohn nun seinerseits und machte ein paar Schritte um den Teppich herum, um sich in Bewegung zu halten und die Beine wieder etwas zu entlasten.

"Euer Fallbeispiel finde ich sehr passend. Wir nehmen schnell das Üble. Und ihr gebt die entscheidende Antwort. Wenn wir in die Details der Kultur Chuangs gehen sollten, würden wir es nochmal sehen. Eine Kultur kann in ihrer Konzeption umfassend sein, wenn unsere Vermittlung der Kultur fehlschlägt, weil sie von Einzelinteressen, Gruppeninteressen und anderen Volksinteressen untergraben oder angegriffen wird oder weil wir unseren Lehrauftrag verfehlen. Deswegen könnten wir lange streiten, wenn wir jeden Punkt betrachten würden und doch immer wieder auf diesen Punkt kämen: wie vermittle ich Kultur und ein Gewicht der Kulturen richtig, ohne dass Zwist, Verbrechen, Verfälschung, Lüge und Verzweiflung folgen?
Ich sehe das als unlösbares Problem an. Die Grundbedürfnisse aller Humanoiden sind eben nicht gleich, sondern nur ähnlich. Und selbst wenn sie gleich wären, sind sie zu situativ und bei der dauernden Ressourcenknappheit auch häufig gegeneinander gerichtet. Die schöne Kui mag drei schwer verliebte Verehrer haben, aber wird sie alle drei gleich glücklich machen können, ohne ihr eigenes Glück zu vernachlässigen? Manche Humanoide möchten über alles selbst bestimmen, andere wollen in Leben in festen Grenzen. Eine Kultur kann nur ein Mediator zwischen den gegeneinandergerichteten Bedürfnissen von Einzelnen, Gruppen und Volkschaften sein. Ihre Verfehlung beginnt dann, wenn sie selbst ein Herr werden will.
Und da würde ich ansetzen, denn ich denke, dass eine gute Kultur auf so breiten Beinen steht, dass sie zu jederzeit ein Mediator zwischen den Humanoiden und dadurch ein einendes Band sein kann. Doch mir ist die Vermittlung ein Rätsel, ein unlösbarer Knoten in meinem Kopf. Aber genau deswegen, weil ich das Wesen meiner Kultur zu kennen glaube, weiß ich, dass sie nach euren Worten keine üble Kultur sein kann. Sie wirkt nur übel, weil die größten Kulturträger sie übel scheinen lassen. Wir beide kennen genug klüge Sätze aus den alten Texten, um das erahnen zu können, oder nicht?"


Er grübelte noch einen Augenblick, mal wieder, aber es war offensichtlich, dass er im Moment einen reaktiven Part eingenommen hatte im Zwiegespräch mit dem alten Beamten.
"Dass wir so viele sind, hat uns erst ein gutes Leben ermöglicht. Häufig sicherlich auf Kosten jener, denen es nicht so gut geht. Die Frage ist, ob dies materieller Wohlstand ist, den wir erstreben oder geistiger Wohlstand. Geistiger Wohlstand reicht, gleichwohl benötigt er noch immer das Decken der Grundbedürfnisse. Ohne die Arbeitskraft von tausenden Bauern, welche Leitungssysteme gruben und Wasser aus der Tiefer der Erde holten, würde Cui Bao auch nur ein verdörrter Landstrich sein. Aber ich bezweifel, dass wir die natürlichen Ressourcen komplett ausbeuten können. Nicht solange der Garten existiert. Ich verstehe jedoch eure Sorge, Chuang versteht sie auch. Deswegen wird häufig über eine Ein-Kind-Politik[2] gestritten, aber auch hier haben wir dann ein Ungleichgewicht. Den armen Menschen tut ihr Leid damit an, wenn ihr ihnen auch noch die Kinder nehmt. Arme Menschen in Chuang haben schwerer Zugang zu Medizin, so sterben mehr Kinder einen frühen Kindstod. Die Zukunft auf dem Land ist auf den Rücken der Kinder gebaut. Das müsstet ihr erst ändern, bevor ihr glauben könnt, dass ihr das Wachstum eines Reiches verhindern könnt. Und selbst, wenn ihr das tätet, wie würde die Welt dann aussehen? Wie, Xū Dǎnshí, würde die Welt dann aussehen? Sie wäre weniger bevölkert, aber deswegen noch lange nicht gerechter." Er ließ diese provokante These einen Moment im Raum stehen.

"Wenn eine Kultur wächst, müssen ihre Mechanismen, Traditionen, Regeln und auch die Kulturträger mit ihr wachsen. Daran scheitert Chuang und darin liegt das Übel in unserer Kultur, aber das macht nicht die ganze Kultur zum Übel. Aber da gebe ich euch zweifelsohne Recht, so viele von uns wählen den üblen Weg. Das ist das, was ich mit der Beobachtung eures Raumes gemeint habe. Wir sitzen hier und philosophieren über Kultur und Freiheit und nicht einer hat sich die Mühe gemacht, zu schauen, wie er die Freiheit ergreifen kann. Stattdessen sitzen wir es aus. Und weil wir nicht als Mediator fungieren, sondern unserer Faulheit, Trägheit oder dem Übel folgen und es aussitzen, entscheide ich mich noch immer für den Kampf gegen Xiqu. Weil ich mich hinter meiner Pflicht verstecke. Und ihr bleibt in dieser Zelle regelungslos sitzen und lasst euch besuchen, weil ihr euch versteckt hinter Hoffnung? Trägheit? Angst? Verzweiflung? Ihr wählt auch das Üble und das wundert mich, Xū Dǎnshí. Dass wir in der Lage sind, solche großen Worte auszutauschen, ob sie richtig oder falsch seien, aber dass wir nicht dazu in der Lage sind, stets etwas gegen unsere Erkenntnisse zu unternehmen? Machen sie uns schwermütig? Sind sie einschüchternd? Oder zu mächtig?"
Seine Augen verrieten, dass er diese Fragen ernst meinte.
 1. Nach Friedrich II. (http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Preußen)) (genannt der Alte Fritz oder Friedrich der Große), der sich als erster Diener des Staates bezeichnete. Der Gedanke ist jedoch älter.
 2. Ein-Kind-Politik (http://de.wikipedia.org/wiki/Ein-Kind-Politik)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 17.07.2011, 13:57:08
"Die perfekte Kultur wird es nicht geben."  Sūn Ai platze in das Gespräch der beiden Männer herein, gespannt auf deren Reaktionen. "Es sollte stets, dass Ziel sein eine gute Kultur anzustreben, wie ihr bereits festgehalten habt. Selbst im besten Reich, wird es stets Probleme geben. Jede humanoide Art erbrachte bereits nur vom Bösen getriebene Persönlichkeiten. Stets wird es auch jene geben, die zwar nicht böse sind, sondern auf Probleme aufmerksam machen wollen, für eine bessere Welt, aber dadurch Unruhe stiften. Es wird keine Kultur geben mit der jedes einzelne Individuum sich zu Frieden gibt." Sie machte ihre erste kurze Pause, da sie ihre Position gesicherter fühlte in dem Gespräch.
"Es wird nie vollkommende Gleichheit geben. Wahrlich der Fehler steckt nicht allein in der Kultur. Das allgemeine Bild ist viel zu materiell geworden. Es wird nie ein Reich geben, wo man nicht zwischen Arm und Reich unterscheiden kann. Nie wird jeder gleich viel Land und Diener haben. Die beste Kultur bringt nichts in solch einem Reich, wo die Bevölkerung zu viel Wert auf das Materielle legt.
Die Grundbedürfnisse haben nicht umsonst ihren Namen, dienen sie doch nur als Basis für ein mögliches gutes Leben. Jeder hat weitere  verschiedene Bedürfnisse, welchen man sich widmen möchte, um glücklich im Leben zu werden. Ein armer Bauer kann glücklicher sein, als der Herr, dem das Landgehört. Wenn dem Bauern allerdings die ganze Zeit gesagt wird, wie ungerecht es doch sei, dass er ärmer ist, als sein Herr, wird er keinen Frieden finden. Es belangt aber sowohl der Grund- als auch der weiteren Bedürfnisse, um zu erstrahlen. Eine Kultur sollte also auch zusätzlich die Möglichkeiten bieten, auf jene weiteren Bedürfnisse einzugehen. Das Problem, dass die Grundbedürfnisse durch eine Kultur nicht einheitlich zusättigen sind, bleibt bei den weiteren Bedürfnissen bestehen, obwohl hier die Kultur nicht mal dafür sorgen sollte, dass sie erfüllt sind, sondern nur das sie erfüllt werden können."
Es war deutlich, dass die junge Dame noch nicht häufig über philosophische Fragen diskutiert hatte und es ihr daher schwer viel ihre Gedanken und Meinung verständlich zu übermitteln.
"Ihr sagt es wäre schwierig die Grundbedürfnisse zu bestimmen, da sie sich stark unterscheiden von Volk zu Volk. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es einen gewissen Nenner gibt. Ich kann mir kein Volk vorstellen, dass unzufriedener wird, dadurch dass es sich sicher, geliebt, gebraucht und gesättigt fühlt. Allerdings habt ihr wohl recht, dass sich bereits dort Gefahren auf tun. Jeder der Gedanken, kann sich wandeln und Unruhe stiften. Eine gute Kultur muss daher über die Grenzen hinaus tolerant sein und sich nicht nur um die eigenen Bewohner kümmern, sondern im Generellen um das Leben. So sollte zumindest das Ziel sein, das Problem ist die Trennlinie zu finden. Wenn man alle weiteren Bedürfnisse unterstützt, würde sich bestimmt bald ein Konflikt erheben. Ab wann aber kann man jemanden seine Bedürfnisse verwehren, ab wann zählt jemand vom Bösen getrieben."
Sie machte erneut eine kurze Pause, um zu versuchen ihre Gedanken zu ordnen.
"Die Masse von Chuang hat sich durch die Entwicklung der Technik ergeben. Es war die Intelligenz und das Bewusstsein, welches uns angeblich von den Tieren abgehoben hat. Allerdings ist auch genau jenes für viele Schrecken verantwortlich. Ein Hund der seinen Herren beißt, kann man nicht nicht als Böse bezeichnen, da er nur aus Instinkt gehandelt hat. Erst die Möglichkeit zu überlegen, brachte solch eine Abstufung mit sich. Wenn eine Population zu groß wird, sorgt die Natur selbst dafür, dass sie wieder schrumpft auf eine passende Größe, die ernährt werden kann. Im Falle von Chuang allerdings wird die Natur keine solche Regelung treffen können. Aber auch die Kultur wirkt machtlos, es sei denn sie tritt gegensich selbst an. Jeglichen Gesetze zur Regelung, würden gegen die Regeln für eine gute Kultur gehen. Ein Ein-Kind-Politik würde gegen die geistige Gleichheit sprechen."
Sūn Ai merkte wir ihre Lippen trockener wurden und daher wechselte sie relativ plötzlich das Thema und richtet sie direkt an den Kaisersohn.
"Niemand von uns hat die Zelle durch sucht, eure Beobachtung ist richtig. Was allerdings würde solch eine Durchsuchung bringen. Wir würden die Leute, die uns gefangen halten, verspotten, in dem wir sie für zu dumm halten uns in ein fähiges Gefängnis zu stecken. Wir würden unseren Aussichtslosigkeit und Angst vor dem Tod offenbaren. Wir würden zeigen, dass wir unsere Hoffnung auf Gerechtigkeit verloren haben. Da wir uns alle unschuldig fühlen, es in einer gerechten Kultur keinen Grund für unsere Bestrafung gibt. Sollten wir allerdings wirklich etwas finden in diesem Gefängnis, dass uns hilft unsere Freiheit zu erhalten, so würde es nur noch mehr darauf hinweisen, dass alles hier ein Spiel ist und uns somit in eine Ohnmacht befördern. Denn wenn man ein komplexes Spiel spielt, ohne die Regeln zu wissen, ist man voll kommen machtlos und auf sein Glück angewiesen."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 18.07.2011, 16:37:36
Danshi blickte durchaus mit Überraschung zu dem jungen Mädchen herüber, die während der gesamten Zeit der Gefangenschaft doch eher still und abwartend geblieben war. Dass sie sich nun, in dieser Diskussion um ein gutes Leben zu Wort meldete, machte den alten Mann froh. Er sah darin, dass sie sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzte, und vielleicht würde sie im Folgenden auch Verantwortung für sich und andere übernehmen. Auch war, was sie sagte, für ihn nachvollziehbar und richtig. Er nickte der jungen Frau lächelnd zu.

Ich freue mich sehr, dass Ihr Euch an unserem Gespräch beteiligt, Sūnsan. Aus dem, was Ihr sagt, schließe ich Folgendes: Nachdem jedes einzelne Individuum die Möglichkeit hatte, seine existentiellsten Bedürfnisse zu befriedigen – das seien Nahrung, Angenommensein und Schutz – bedarf es der Bildung, um seine in sich angelegten Fähigkeiten und humanoidischen[1] Züge zu verwirklichen. Das heißt, das eigene Wesen zu ergründen, die Perspektive anderer zu erfahren, Verantwortung zu übernehmen und seine Umwelt aktiv zu gestalten. Dabei bedarf es Lehrmeister, geschätzter General Chuang Diyan – und zwar die besten, die wir bekommen können. Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Doch mit dem Selbstverständnis, dass diese Lehrmeister stets nur Anleiter für die eigene Weisheit darstellen. Ihr kennt den Ausspruch Laotses: ‚Suche nicht den Lehrer, sondern suche, was der Lehrer gesucht hat‘. Jedem Wesen ist die Verantwortung für sein eigenes Handeln übergeben. Folglich ist es jedem Menschen selbst überlassen, für sein Leben einzutreten oder nicht. Ich verschweige nicht, dass er in einer üblen Kultur mit Repression rechnen muss. Dazu komme ich noch.

Nun sind es maßgeblich drei moralische Gründe und zwei praktische Gründe, warum ich die Kultur Chuangs als eine üble betrachte. Obgleich all diese Gründe miteinander zusammenhängen, wie sich zeigen wird.
Danshi fasste sich mit dem linken Zeigefinger and den rechten Zeigefinger, um anzuzeigen, dass er die einzelnen Punkte auszuführen gedachte. „Der erste Punkt ist der, dass der Prozess der Kulturselektion unterbrochen wird. Dies geschieht im Reich in mannigfaltiger Weise. Am Kaiserhof gilt es mehr, die Werke der Gelehrten zu rezitieren, als selbst Erfahrungen zu machen und Urteile zu bilden, wie unlängst Lü Buwei bewies[2]. Weil durch unser landwirtschaftliches System und die Verödung die Dorf- und Familienverbände zerrissen werden, gibt es keinen Austausch mehr zwischen den Alten und Jungen. Viele Völker leiden darunter, dass ihnen ihre eigene Kultur verboten wird und sie eine Fremde annehmen müssen, die sie dann auch nicht verändern dürfen. Schließlich wird der Mensch auch noch verblendet, nach materiellen Gütern wie sozialem Prestige zu streben, statt eine gute Lebensweise zu verwirklichen, die mit weniger auskommt und gleichwohl unendlich viel reicher ist. Mit diesem Punkt meine ich, das Bewährtes vergessen, Neues blockiert und Verbreitetes als Herrschaftsmittel instrumentalisiert wird. Eine Auswahl nach dem Kriterium, ein gutes Leben zu ermöglichen, geschieht nunmehr viel zu selten.
Danshi ergriff den Mittelfinger. „Der zweite ist die Herrschaftsbildung von oben. Im Moment geschieht es, dass die Herrschenden und Mächtigen versuchen, ihre eigenen Ansichten über die soziale Ausgestaltung aufzupropfen. Dies ist deshalb übel, weil die Herrschenden im Zentrum überhaupt nicht wissen können, wie die Bedingungen und die Bevölkerung in der Peripherie sind. Andererseits verhindert das Regieren von oben, dass sich die Individuen an der Ausgestaltung ihrer Lebensbedingungen beteiligen. Doch genau diese Menschen wären es doch, welche am besten wüssten, was zu einem gegebenen Moment am notwendigsten wäre. Und andererseits werden Anweisungen, deren Notwendigkeit man nicht begreift, bestenfalls halbherzig oder aus Angst, jedoch nie mit Schaffensdrang ausgeführt.
Schließlich fasste er den dritten Finger. „Der letzte ist, dass diese Kultur auf einem wackligen Fundament aufgebaut ist. Ich demonstriere anhand einer Analogie: Angenommen, Ihr seid Astronom und wollt Euch eine Sternwarte erbauen. Nun habt Ihr Euch einen großen Hügel ausgeguckt, der Euren Zwecken so geeignet scheint, dass Ihr die Warnungen Eurer Assistenten in den Wind schlagt, der Hügel bestehe aus Sand. Doch die Rechnung kommt, als Eure Warte droht, abzusacken. Tatsächlich verwendet Ihr Eure gesamte Kraft, Eure Zeit und Euer Vermögen darauf, den drohenden Niedergang abzuwenden, dass Ihr gar nicht mehr dazu kommt, die Sterne zu beobachten. Ebenso erscheint es mir mit dieser Kultur. War sie ursprünglich ein Mittel zu dem Zweck ein gutes Leben zu ermöglichen, hat sie sich so gewandelt, dass sie zum Selbstzweck geworden ist. Immer deutlicher tritt zu Tage, dass diese Kultur brüchig geworden ist – und zwar nicht erst, seit große Teile der Bevölkerung veramt ist, Kriege das Land verwüsten und die Urintrinker das Zentrum vernichten wollen. Umso stärker sind die Bemühungen, die Kultur zu konservieren. Während sich am Kaiserhof mehr Gelehrte tummeln, als man zeitlebens zuhören kann, produziert ein widersinniges landwirtschaftliches System Hunger und Zwist und die Bevölkerung muss mit Gewalt zurückgehalten werden[3]. Die Konservierung unserer Kultur sorgt somit für Zwänge, denen sich sogar die mächtigsten des Reiches unterwerfen. Wie viele Bemühungen sind auf den Zweck gerichtet, das wackelige Gerüst der Kultur zu stabilisieren? Und wie oft wird die Kultur noch als Mittel zu einem guten Leben verstanden?

Diese drei Gründe sind moralischer Natur, weil alle drei dazu beitragen, dass der Einzelne seine Entscheidung, für sich und andere, in persönlicher und als richtig erachteten Weise einzutreten, nicht mehr wahrnimmt.[4] Und dieses Problem betrifft jeden einzelnen von uns.

Danshi zog die drei Finger wieder ein und fasste den kleinen und den Ringfinger. „Die praktischen Probleme sind die bereits angesprochene Überbevölkerung  und die Endlichkeit der natürlichen Ressourcenausbeutung. Beide bringen Verteilungs-, Versorgungs- und Kommunikationsprobleme mit sich und lässt die Völker zu Rivalen werden. Ich könnte diesen Punkt noch ausführen, wenn Ihr wünscht.

"Nun habe ich meine Kritik ausgedrückt. Und weil ich sehe, was mich stört, verwende ich meine verbliebenen Möglichkeiten, meine Zeit und meine Kraft darauf, Tätig zu sein. Ihr irrt Euch, wenn Ihr glaubt, dass ich das Üble ergreife. Das Üble ist für mich kein Naturzustand. Ihr glaubt vielleicht, ich sei 'Utopist', doch wer sich einen 'Realisten' schimpft, glaubt ebenso an etwas. Wenn ich die Wahl habe, dann glaube ich doch eher an etwas Gutes, nicht wahr?", erklärte Danshi und zwinkerte mit den Augen. Es sollte klar werden, dass der letzte Punkt nicht ganz ernst gemeint war. Andernfalls war er auch kein Spaß.
 3. 
Schollenverteilung (Anzeigen)
 4. vrgl. Humanismus als reale Utopie (http://de.wikipedia.org/wiki/Humanismus#Fromm) – Erich Fromm
 1. Kunstwort in Anlehnung an den Humanismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Humanismus)
 2. Lü Buwai (http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BC_Buwei#Der_Philosoph)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 20.07.2011, 17:32:49
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Der Kaisersohn war sichtlich amüsiert über die Reaktion von Sūn Ai. Mit solch einer Reaktion schien er nicht gerechnet zu haben, weshalb die junge Psionikerin dem Militär ein ehrliches Lachen abtrotzte. Er hatte ein angenehmes Strahlen, wenn er die Mundwinkel verzog. Hinter den ernsten Worten und den Schmerzen durch die wunden Beinen, schob sich der augenscheinliche Charakter des Mannes durch, wie die Sonne durch die Wolken nach einem Regenguss.
"Ich gebe euren Worten grundsätzlich Recht, Xiao Sūn." Der Lächeln wollte trotz des ernsten Themas nicht weichen. "Es wird mit Sicherheit niemals eine perfekte Kultur geben, weil es immer Humanoide geben wird, welche sich nicht mit der Kultur identifizieren oder sich absichtlich gegen diese Kultur stellen[1], mit allen damit zusammenhängenden Folgen. Dabei spielt nicht immer nur die Befriedigung der Grundbedürfnisse eine Rolle, obgleich dies für die große Masse gelten dürfte, gerade für jene, welche mit der Erfüllung dieser Bedürfnisse Hilfe brauchen oder sich nur mit Mühe über Wasser halten." Jetzt schwand das Lächeln doch wieder, als er an Leid und das Platzen von persönlichen Träumen dachte. "Es kann sicherlich die Möglichkeit geben, einen gemeinsamen Nenner der Grundbedürfnisse zu finden. Und da ist etwas, wo ich einharken würde. Xū Dǎnshí hat davon gesprochen, dass er tätig werden würde. Das ist mir in dem Sinne nicht bekannt. Sein Einsatz für Cui Bao ja, aber seine Worte umfassen mehr als Dissidententum. Dort wird mehr als die Sorge um Cui Bao verborgen sein."

Er blickte jetzt direkt wieder den alten Mann an. "Eure Worten legen vor allem nahe, dass eine Volksgruppe gegenüber einem Reich immer wieder seine Bedürfnisse kommunizieren muss, dass ein Dorf sich immer wieder seine Bedürfnisse betreffend seiner Volksgruppe gegenüber kommunizieren muss, das Haus dem Dorf und die Kinder den Eltern, vielleicht sogar jeder seinem Nächsten, der ihm ernsthaft dabei behilflich sein kann. Wir haben festgestellt, dass die Lehrer dafür zuständig sind, aber sie nicht alleine, sondern jeder hat auch eine Eigenverantwortung. Dennoch müssen sie, die Lehrer, das auf den Weg bringen. Das wird sicherlich so sein.
Nun, ihr sprecht immer von praktischen Gründen, jedoch fehlt mir noch immer einen Ansatz, wie ich praktisch daraus handeln lernen kann."
Trotz aller Freundlichkeit setzte Chuang Diyan zu einer Kritik an. Er ging inzwischen fast kontinuierlich umher. Entweder hielt er die Schmerzen nicht mehr aus, wenn er an einem Ort stand oder er hatte einen Laufrhythmus gefunden, welcher ihm das Laufen angenehmer machte.
"Überbevölkerung? Was sollen wir dagegen tun? Sollen wir die Bemühungen der Derwydd Cymdeithas einfach so verwerfen oder die unglaubliche Macht des Gartens, des immergrünen Herzens dieses Kontinentes aufgeben, damit wir wirklich alle natürlichen Ressourcen vertilgen können? Sollen wir wieder die Magie zulassen, um mit der Hilfe der Derwydd Cymdeithas die Länder wieder zu begrünen? Sollen wir durch Zucht und magische Manipulation die Tiere auf härtere Klimate anpassen, sodass wir auch Vieh in den Halbwüsten halten können? Oder sollen wir allen verbieten, dass sie sich lieben und vermehren? Sollen wir Cui Bao in Ruhe lassen, damit der Rest verreckt und Cui Bao in Frieden leben kann? Eure Kritik an der Landverteilung ist berechtigt, deswegen ist Cui Bao so wichtig, deswegen sind andere grüne Stellen dieses Landes so wichtig. Und dann sind da noch die Probleme, die wir mit anderen Reichen haben und die Probleme, welche jene mit sich bringen, welche in der Unterwerfung Fremder den Segen für das eigene Land finden."

Der Mann blieb doch wieder stehen und atmete tief durch, Schweiß rann noch immer leicht von seiner Stirn, aber er schien seine Schmerzen für einen Moment vergessen zu haben. "Versteht mich nicht falsch, ich teile viel eurer Meinung und ihr viel meiner, so wie ich das sehe. Aber ich erkenne daraus nicht, wie man ändern kann. Wir tauschen wie die Gelehrten Weisheiten aus und verständigen uns auf sie. Das haben wir gemacht und ich habe es bereits genannt, insofern sind wir noch wie jene, die wir kritisieren. Aber ihr könnt, ebenso wenig wie ich es kann, bisher keine Handlungsweisen aufdecken, wie wir das ändern können. Wir haben beide den mahnenden Zeigefinger des Verständnisses und der Kritik gehoben, doch sitzen wir hoch oben in unserem Elfenbeinturm oder tief unten in unserer Marmorzelle. Wir müssen wissen, wie wir Dinge ändern können, nicht, wie wir Dinge nur benennen. Denn aus dem Benennen alleine ergibt sich keine Handlung. Unsere Worte sind nicht performativ[2]. Dadurch, dass wir uns austauschen, verändern wir noch nicht die soziale Wirklichkeit um uns herum, weil uns der Rahmen dafür fehlt. Und fehlt die Rezeption durch die anderen, durch den Ritus, durch unsere Stellung, durch unsere Möglichkeiten. Ich sehe, dass ihr einen wachen Geist habt, Xū Dǎnshí. Aber aus theoretischer Weisheit, vermag ich, für meinen Teil, nicht praktisch edel und weise zu handeln. Wenn ihr also wollt, dass eure Worte eine gewisse Performanz erreichen, dann müsst ihr mir dabei helfen.", erklärte der Kaisersohn gestenreich und lächelte dann wieder[3].

Sein Blick fiel wieder auf Sūn Ai. "Eure Worte sollten performativ werden, wenn ihr selbst keinen Weg in die Freiheit finden wollt, weil ihr es für unehrenhaft haltet und an die Gerechtigkeit unter Ungerechten hofft. Oder ihr solltet auf die performativen Worte anderer hoffen." Er lachte wieder, als er über die Worte Sūn Ais nachdachte. Er fand sie und ihre Ernsthaftigkeit in dieser Frage urkomisch und vielleicht beneidete er sie auch um ihre Standhaftigkeit. Er hatte die Theorie, dass die Denunzianten vielleicht Toren waren und deswegen nicht flohen, langsam verworfen. Stattdessen schien er wirklich Menschen in der Zelle zu sehen, die mehr als prinzipientreu waren. Das schien ihn zu verblüffen, aber auch zu gefallen.
 1. Vgl. soziales Handeln bei Max Weber bspw. (http://de.wikipedia.org/wiki/Soziales_Handeln) oder härter und deutlicher die Anomietheorie (http://de.wikipedia.org/wiki/Anomie) Durkheims, welche auch die von Xū Dǎnshí und Chuang Diyan aufgeworfene Problematik der Ressourcenallokation (http://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenallokation) beachtet, wenn auch mit anderen, weil industriellen, Vorzeichen.
 2. Performanz (http://de.wikipedia.org/wiki/Performanz_(Sprechakttheorie)) - Da auch Männer sich manchmal mit feministischer Forschung befassen, noch der Zusammenhang, woher ich jenes kenne: Judith Butler und ihre politische Theorie (http://de.wikipedia.org/wiki/Judith_Butler#Politische_Theorie)
 3. 
Motiv erkennen SG 15 (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 22.07.2011, 13:43:09
Hong beobachtete den Kaisersohn. Er lauschte seinen Worten und achtete auf die Gesten. Hong belauerte ihn. Die kühle Erde unter ihm erinnerte Hong ständig daran, dass auch sein Gemüt kühl bleiben musste. Keine Massregelung durfte seinem Mund entweichen. Hong wollte auf den richtigen Moment warten. Wie schon zuvor beobachtete er, dass der Fluss der Worte Xū Dǎnshí's einen stillstehenden Berg abtragen und in Bewegung bringen. Der stramme Stand ging in rhytmische Schritte über. Bald wird der Rhytmus auch den Worten des Alten von Cui Bao folgen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 22.07.2011, 16:57:17
Mühsam richtete der alte Mann sich auf. Seine Haltung war gebeugt, sein Gesicht fahl. Doch auffallend war der hoffnungsvolle Ausdruck. Die Hände in den Ärmeln verschränkt, betrachtete er solchermaßen den Kaisersohn, der im Kreis hin- und herlief.

Ohne Frage ist unsere Zeit von schwierigen Aufgaben beherrscht. Wir ahnten, dass sich die Dinge in eine Richtung entwickelten, die wir nicht gut heißen können. Und trotzdem übernahmen wir keine Verantwortung. Einige sehen sich einer riesigen Übermacht gegenüber, einige zweifeln an ihren Vorhaben und andere haben darüber resigniert. Ich schließe mich nicht aus und ich verstehe jeden Zweifel. Doch heute bin ich überzeugt: Wer für seinen Glauben nicht mehr eintritt, kann auch nicht mehr frei sein. Vielleicht kennt Ihr das alte Wort:

Kümmer Dich um Dein Leben
und dann kümmer Dich um uns
Schäden können wir beheben,
das ist nicht die Kunst.
Wir müssen etwas bewegen,
sonst bewegt sich nichts.
Es geht nicht nur um Dein Leben,
sondern ob es ein Leben ist.
[1]

Zunächst bedeutet es, dass Ihr versuchen solltet, zunächst mit Euch selbst ins Reine zu kommen. Werdet Euch bewusst, was Ihr seid. Ihr wärt armselig, wenn Ihr nichts weiter als Eure Persona wäret. Doch Ihr seid ein Humanoid[2]. Ihr wollt ernährt werden, Ihr wollt sicher sein und Ihr wollt bedingungslos angenommen werden. Gleichsam kennt Ihr alles, was Euch vom Humanoid-Sein abhält. Ihr verspürt die Ungeduld, die üblen Launen, die Angst und wisst nur zu gut, dass ihr verletzlich seid. Ihr fürchtet, von den anderen nicht mehr akzeptiert zu werden, wenn Ihr nicht ihren Vorstellung entsprecht. Doch Mut bedeutet auch nichts weiter, als entgegen seinen Ängsten für seine Visionen einzutreten. Langmut bedeutet, dem Humanoiden Vorzug vor dem Recht zu geben. Geliebt zu werden, bedeutet, trotz der eigenen Unvollkommenheit willkommen zu sein - oder gerade deswegen. Wünschen wir uns nicht alle, dass uns das zu Teil wird? Doch wer geht den ersten Schritt? Wie schwer tun wir uns damit, es selbst anderen geschehen zu lassen? Wir brauchen Humaoide, die mit sich in Kontakt sind. Und in ihrem Humanoid-Sein sind sie auch mit allen anderen Humanoiden verbunden. Dann fällt die Perspektivübernahme leicht und ihr könnt von Eurem Ego Abstand nehmen, ohne Euch selbst zu verlieren.“, beschwor Danshi den Kaisersohn.

Etwas leiser sagte er: „Ich bemerke doch, dass Ihr Schmerzen habt. Lasst alles fallen, was Euch behindert, humanoid zu sein. Lasst es voll zu, Chuang Diyan!

Er selbst atmete einmal tief durch, denn auch er war ein wenig gerührt. „Wir sind keine Götter; die Schwäche ist uns angegeben. Nicht einmal ein Kaisersohn kann alles zum Guten wenden. Doch dies bedeutet mitnichten, dass wir gar nichts tun können. Vielleicht könnt Ihr nicht alle retten. Doch einige bestimmt! Ihr seht viel Schlechtes und wisst nicht, wo ihr beginnen könnt? Dann fangt irgendwo an. Jede Hilfe ist willkommen und bedeutsam. Der Aufbau ist der Ausdruck des humanoiden Widerstands gegen das Üble. Ich sagte zu den Menschen von Cui Bao: ‚Widerstand leisten heißt, Neues zu schaffen; Neues schaffen heißt, Widerstand zu leisten.‘ [3] Dazu braucht man keine Kreativität und keine Intelligenz; Aufmerksamkeit für sich und andere ist das Gebot der Stunde. Wenn Ihr überlegt, dann fallen Euch genügend Dinge ein, die Ihr ganz konkret tun könnt. Welche sind das, Chuang Diyan?

Er machte ein Pause, um die Wichtigkeit des nächsten Satzes anzudeuten. „Doch zwingt niemandem Eure Gesinnung auf. Ihr könnt die Menschen nicht verändern. Ihr könnt nur die Bedingungen schaffen, dass sie sich selbst ändern wollen.

Danshi hob vor Begeisterung die Stimme. „ Ich spreche von guten Vorbildern, die den Menschen den Sinn eröffnen, Gutes zu tun. Ihr fragt mich, was Ihr Gutes tun könnt und ich sage Euch: Seid einer der ersten unter ihnen! Denkt an das alte Wort: ‚Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.‘[4] Lasst es voll zu, Gutes zu wollen!

Seine Stimme senkte sich und es wurde klar, dass er die Schlussfolgerung ableitete. „Wenn Ihr die Bürger überzeugen könnt, für das Gute einzutreten, bildet sich von unten ein besserer Staat, als Ihr mit einem Dekret von oben jemals könntet.[5]
 1. Söhne Mannheims – Dein Leben (http://www.youtube.com/watch?v=lyBLk4WNn20&feature=related)
 2. Mit „Humanoid-Sein“ meine ich, was wir in unserem Sprachgebrauch meinen, wenn wir sagen, „Mensch-sein“. „Humanoid“ meint dementsprechen „menschlich“. „Humanoidismus“ wäre entsprechend „Humanismus“, der alle Völker einschließt.
 3. Zitat aus Stéphane Hessels (http://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A9phane_Hessel) Buch ‚Engagiert Euch‘
 4. bekannter Ausspruch von Seneca
 5. Vielleicht habe ich noch Gelegenheit, diesen Punkt auszuführen. Es geht um das Badewannen-Modell (http://www.wissensstrukturplan.de/wissensstrukturplan/images/badewanne.gif) sozialen Handelns.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 28.07.2011, 00:37:18
Mit einem Lächeln lauschte Hong den Worten des alten Provinzherren von Cui Bao. Dessen Idealismus war bewundernswert. Der Glaube an die Wandlungsfähigkeit unübertroffen. Die Chancen standen gut, dass er der einzige bleiben wird, der den Weg aus dem Elfenbeinturm schaffte und seine Gedanken auch lebt. Doch zu viele der zehn Tage waren schon zerronnen. Der alte Provinzherr lebte Hong vor, dass man wieder alle Umstände einen Standpunkt vertreten kann, der anderen nicht zugänglich ist. Und was konnte er schon verlieren in den nächsten Tagen.
 “Wieso sind wir hier?“fragte Hong und richtete sich auf. “Wieso sind wir nicht im Westen um die Barbaren abzuwehren, auf die Truppen aus Xiang zu warten? Wieso sind wir nicht im Palast und sind Teil der trauernden, Teil der Streitenden?“Er stand aufrecht und blickte jeden der Anwesenden an. “Wieso beteiligen wir uns am närrischen Spiel von Shazi? Schaut uns an Chuang Diyang. Was seht ihr?“Hong wartete einen Moment weniger als jemand zu einer Antwort ansetzen konnte. “Wir wissen es nicht. Doch wir können sehen und zuhören. Hier habt ihr Humanoide gefunden, die genau so verschieden sind wie die Menschen von Chuang. Ihr habt etwas einheitliches erwartet, dass ihr einordnen konntet, doch Chuang kann man nicht innert Augenblicken begreifen. Genau so wenig wie man die Spiele des Narren durchschauen kann. Sind wir hier unten denn nicht gleich, so wie das Reich gleich ist? Sind nicht die oberhalb dieser Marmormauern, an der Spitze des Reiches heterogen? Der Einigende ist nicht mehr da und der Zwist um die Nachfolge entlarvt die Unterschiede.“Hong verlässt den Stillstand und beginnt sich im Rhythmus des Kaisersohnes zu bewegen. “Wir erhalten hier viel besuch. Ist es nicht dies, was euch noch zusammenhält. Ihr habt oben die Gnadenfrist von zehn Tagen bis das Blutbad beginnt. Mit uns als Einleitung. Nachdem das Einigende endgültig getötet wurde, kann das gegenseitige Abschlachten beginnen. Vier Schwerter und kein Schild.“Widerholte Hong die Feststellung von Chuang Diyang. “Ein Besuch in diesen Marmormauern verändert General des Westens. Er verändert uns, weil wir die Gelegenheit haben zuzuhören und ungestört zu denken. Wir unterscheiden uns von unseren Besuchern, weil wir uns nicht am Speil um die Macht beteiligen müssen. Weil wir den Wunsch nicht haben. Weil wir die Krankheit des Zwists und der Ausbeutung nicht akzeptieren. Unsere Besucher verändern sich weil sie sich mit uns austauschen können. Sie lernen wie die Welt anders ist. Die Kaisersöhne erhalten die Gelegenheit der unverfälschten Weisheit Xu Danshis zu lauschen. Weisheiten die nicht Geiseln von Macht- und Moralansprüchen sind. Der Verwalter von Cui Bao hat immer noch das Ziel die Bäuche aller im Reich mit Nahrung zu füllen. Er säht nicht mehr auf den Feldern, er säht in den Köpfen. Er säht das Wissen wie das Reich in Zukunft blühen kann.“
Hong durchbricht den Rhythmus der Schritte von Chuang Diyang und folgt nun seinem eigenen. “Ihr seid der vierte Sohn der zu uns kommt. Der erste war da um uns zu zeigen, dass Shazi wünscht, dass wir von Bedeutung sind. Unbedeutende erhalten keine Audienz bei einem Kaisersohn, schon gar nicht in diesen Zeiten. Der zweite war da um uns zu zeigen, wie die Kultur Chuangs in den Köpfen verankert ist. Der dritte zeigte uns die Brutalität von draussen. Nun ist der vierte gekommen, der sieht an was das Reich krankt und der den Willen offenbart jedem zuzuhören, der die Korruption erkennt und verabscheut, der sich als Diener des Volkes sieht.“Hongs Schritte begannen einen Pfad entlang der Denunzianten zu folgen. “Wir hatten auch andere Besucher hier, die uns Dinge offenbahrten die oben vergessen sind oder ignoriert werden.  Ihr habt die Überbevölkerung diskutiert und den Garten ins Spiel gebracht. Ihr habt gefragt, was ihr tun sollt. So gebe ich euch die Antworten der anderen Besucher und damit die Gelegenheit dem Reich zu helfen.“
Hong drehte sich auf den Fussspitzen um und lief einen Kreis in die entgegengesetzte Richtung. “Unter unseren Gästen fand sich ein Mann, der sich einschlich. Ich nehme an, es war der Tag des Skorpions und es war Nacht, denn ich schlief als er kam. Ohne das Licht der Sonne ist es jedoch schwierig zu  sagen, welche Zeit es war. Er erzählte uns die Legende von Chuang, Xian und Qui, wie zwei Reiche gegründet wurden und wie Chuang den Himmel und den Garten für sich beanspruchte. Ebenso widerholte er die Prophezeiung vom Untergang.“Hong legte in die Rezitation der Prophezeiung eine stärkere intensität. “Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr.“
Hong legte eine kurze Pause ein um die Worte wirken zu lassen. “Ihr werdet eure Ahnen besser kennen als ich. Vielleicht habt ihr diese Prophezeiung schon gelesen und wisst, wie viele Kaiser das Reich schon hatte. Wir können euch nicht sagen, wie ernst ihr die uns erzählte Geschichte nehmen müsst. Was ich kann, sind die Worte eines anderen Besuchers widerzugeben. Am Tag des Affen erhielten wir den Besuch einer Stimme. Nicht irgendeine Stimme. Sie war eindrücklich. Rollend, grollend, knirschend, alt und mächtig. Nach den eigenen Worten kam die Stimme von Tŭ. Ihr mögt Zweifel daran haben, da sich niemand daran erinnern kann mit Tŭ gesprochen zu haben, doch ihr wart nicht hier. Ihr habt nicht erlebt, was jeder von uns erlebt hat. Ihr habt euch verwundert, wieso Staub und Patina noch überall liegen, wieso noch niemand geflohen ist. Zumindest von mir kann ich sagen, dass ich noch hier bin, weil ich weiss, dass es Tŭ war und dass ich Erde helfen muss. Denn genau so wie Shazi, will Tŭ, dass wir von Bedeutung sind. Ihr fragt euch sicher, wie ein winziges Wesen auf zwei Beinen von für ein Gigant von Bedeutung sein kann. Was dies mit der Prophezeiung zu tun hat die ich erwähnte. Wo der Zusammenhang zum Garten und der Überbevölkerung besteht.“
Hong blickte den Kaisersohn direkt an. Gegen alle Etikette. Er fühlte sich als Sprachrohr von Erde und als solches kann er nicht den Blick vor einem sterblichen Wesen senken. “Wer sein Reich auf der Schönheit einer Pfirsichblüte errichtet, darf sich nicht wundern, dass sie eines Tages doch verwelken muss.“Rezitierte er einen Satz der Erde über den er in den letzten Nächten gebrütet hatte. Chuang hat das Feuer nicht befriedet, denn das Land brennt immer noch. Es ist dürr und verwüstet. Chuang hat die Erde nicht an seiner Seite, wie kann es da bestehen. Es muss die Erde an seine Seite holen. Deswegen hört jetzt genau zu. “[/b]Hong beendete das stete herumlaufen und stand still wie ein Berg, den Blick durchdringend auf den Kaisersohn gerichtet. “Das Grösste in Chuang ist nicht der Kaiser, nicht das Reich sondern der Garten. Und Chuang hält den Garten dem Reich, dem Volk, dem Land den Garten vor. Kein Wunder, dass das Reich blutet. Kein Wunder dass das Volk hungert. Kein Wunder, dass die Erde Zürnt. Der Kaiser war bis jetzt nicht bereit den Garten zu teilen. Da der Garten versteckt und nur einem statt allen zur Verfügung steht, konnte Feuer und Wasser nicht befriedet werden.  Wenn Chuang Feuer und Wasser nicht befriedet, wenn er die Erde nicht an die Seite holt, dann wird Chuang untergehen. Dass dies begonnen hat, spüren wir alle. Der Kaiser ist tot und seine Söhne werden sich zerstreiten. Holt Erde an eure Seite und lasst uns in den Garten gehen. Den Garten zu dem machen, was er einst war. Zu einem Teil von Enwe. Dann kann Chuang wieder blühen. Der Kontinent kann blühen, so wie Cui Bao blüht. Die Bevölkerung braucht nicht zu hungern, weil auch sie Anteil haben können am Garten.“Hongs Augen begannen  zu glänzen. Er streckte die offene Hand hin zu Chuang Diyang als symbolische Unterstreichung seinen Wunsches. “Gebt uns den Schlüssel zum Garten.“

Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 28.07.2011, 17:20:54
'Gelbe Blüten überzogen die Landschaft über die ein seichter Wind wehte in dem sich die Gräser leicht bewegten. Man konnte das Salz in der Luft riechen auch wenn das Meer noch ein ganzes Stück entfernt war. Sein Pferd trapte leicht dahin, während am Himmel einige Wolken standen, die dafür sorgten, dass die Sonne nicht in ihrer absoulten Erbarmungslosigkeit vom Himmel herunterschien. Es dürften noch gut zwanzig Meilen sein bis zur nächsten Ortschaft, aber Lu Chieng hatte keine Eile, vielmehr stand ihm der Sinn danach seine Seele baumeln zu lassen, nachdem er Na Gûn verlassen hatte. Niemand schien etwas von seinem Schwindel bemerkt zu haben. Seine Gedanken schweiften immer wieder zu diesem unterwürfigen Beamten dem er ein Schnippchen geschlagen hatte und ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Irgendwie hatte er Glück dachte Lu Chieng bei sich, das Reich war so groß, dass er wahrscheinlich Tod war bevor er alle Provinzen bereist hätte oder es sich rumgesprocchen hätte das ein Schwindler auf den Straßen unterwegs sei und sich als Regierungsbeamter ausgab. Aber dazu würde es wohl nicht kommen, langsam überlegte er sich wie lange er wohl in der nächsten Provinz bleiben würde, es waren noch einige Tagesreisen, aber eigentlich hatte er vor etwas länger zu bleiben, vielleicht würde er diesmal als Überprüfer der Steuereinnahmen auftreten, so hatte er wenigstens einen Grund lange zu verweilen und Kost und Logie in Anspruch zu nehmen...'

Als Hong anfing zu sprechen erwachte Lu Chieng plötzlich aus seinem Tagtraum. Anscheinend war es keinem aufgefallen, da ihn niemand merkwürdig anschaute. "Worum ging es gerade?" fragte er sich während er sich erinnerte ein interessiertes Gesicht aufzusetzten und ab und an zu nicken. Er konnte es kaum erwarten bis der Prinz gegangen war, er würde sich einen Rat zu Herzen nehmen und beginnen die Zelle genauer unter die Lupe zu nehmen, fast war es ihm peinlich dies nicht schon früher getan zu haben.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 14.09.2011, 13:36:06
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Der Kaiser blickte auf einmal außerordentlich interessiert drein, unterbrach seine Schritte, jeglichen Schmerz seiner geschundenden Beine in Kauf nehmend. Mit einer Handbewegung wischte er Xū Dǎnshís Worte unfreundlich weg und widmete sich umgehend Hong Gil-dong. "Ihr kennt diese Prophezeiung also auch und meint, dass ihr die Erde auf eure Seite gebracht hättet und sie euch auf ihre Seite gebracht hätte? Wie dem auch sei, ihr sagt, dass es eine Chance der Vermittlung gäbe?" Der Kaisersohn schien ernsthaft verwundert, erregt und strich sich aufgeregt durch seinen kleinen Bart. "Das wäre mal eine Anleitung, die sich anzuhören lohnt, der sich vielleicht sogar nachzugehen lohnt."
Sein Blick traf Xū Dǎnshí, war aber weder unfreundlich, noch herausfordernd.
"Ihr seid sicherlich ein weiser Mann, Xū Dǎnshí, aber ihr könnt mir mit eurer theoretischen Weisheit nicht helfen und auch die kryptische Anweisung, irgendwo mit der Hilfe zu beginnen, hilft unter diesem Zeitdruck nicht sonderlich weiter. Einfach einer Person im Kleinen meine Hilfe zu geben, während das Land dem Untergang geweiht zu sein scheint und brennt, das wäre höchst ungerecht, denn warum hat es diese Person mehr verdient als sein Nachbar?" Der Kaisersohn atmete schwer aus und seufzte dann nochmals tief. "Entschuldigt, dass bringt unsere Diskussion nicht weiter, sondern verkompliziert sie nur, aber da wären wir wieder bei dem Problem der Verteilungsgerechtigkeit, andererseits ist es natürlich immer noch besser einer Person zu helfen, bevor ich gar keiner helfe. Aber sollten...Hongs Worte nur ein Stück der Wahrheit entsprechen, dann hätten wir vielleicht eine Chance. Vielleicht sind eure Worte auch eine Chance, Xū Dǎnshí, aber sie scheitern an mir, bin ich doch nicht in der Lage eure Theorie in die Praxis umzusetzen. Und als ich euch um Hilfe darum bat, habt ihr euch wieder in weisen Worten ergangen. Das ist schade, dass wir das gemeinsam nicht umsetzen können und uns in Spitzfindigkeiten und abgedroschenen Phrasen ergehen müssen, ehe wir gemeinsam etwas an diesem Umstand ändern können." Chuang Diyan erklärte damit noch einmal, wie sehr er gelehrte Worte verachtete, die nicht, und sei es nur von ihm, umzusetzen waren.

Chuang Diyan begann sich wieder zu bewegen, seine Bewegungen waren nach wie vor schwerfällig und wurden von Minute zu Minute nur noch schwerfälliger. "Ich werde über eure Worte nachdenken, Hong Gil-dong. Wenn sie wahr sind, habt ihr jetzt folgende Aufgabe. Ich werde den Schlüssel zum Garten beschaffen und ihr habt drei Tage Zeit, Tŭ auf mich vorzubereiten. Ich will, dass ihr euch Gedanken darüber macht, wie man vermitteln kann. Bereitet euch auf alles vor, denn ich zweifel, dass Shǎzi sich dies ausgemalt haben kann." Eine merkwürdige Zuversicht machte sich in dem Kaisersohn breit und er hielt vor der Tür nochmals inne. Er war bereit zu gehen, als hätte er gefunden, wonach er solange gesucht hat. Ob Hongs Worte dies bewirkt hatten? Oder die Gesamtheit aus Xū Dǎnshís, Sūn Ais und Hongs Worte? Hatte er überhaupt verstanden, um was es ging? Kannte er die Prophezeiung wirklich, oder suchte er nur eine Ausflucht, weil er die Schmerzen nicht mehr verbergen konnte? "Ich danke euch, für dieses erfrischende Gespräch. In der Nacht des siebten auf den achten Tag werde ich euch besuchen. Habt euch bis dahin auf das vorbereitet, was da kommen mag, auch wenn ich euch nicht sagen kann, was da kommen wird." Ohne auf weitere Etikette zu achten oder sich daran zu stören, verließ er den Raum, seine Waffe wieder mit sich führend. So überließ er die Denunzianten der Stille des Marmorraumes.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 18.09.2011, 14:46:23
Danshi stand aus seiner Sitzposition auf und sah sich aufmerksam in der Zelle um, fast so, als würde er sie zum ersten Mal sehen. "Der Kaisersohn, so scheint mir, hat kein Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Er möchte nicht die Gefahr eingehen, einen Fehler zu machen, und andere für ihn entscheiden lassen. Über viele Jahrzehnte hinweg war sein Geschlecht unaufmerksam und nun, wo vielleicht die Gefahr am größten ist, will er einen Ratschlag, der alles Leid auf einmal beseitigt und das auch noch innerhalb von nicht einmal mehr zehn Tagen. Weil er nichts anderes hören will, verschließt er sich. Ob ein solches Wunder wohl passiert? Wer könnte es wohl herbeiführen?", fragte er rhetorisch in die Runde. Dann fokussierte er Hongsan: "Ich weiß nicht, ob das, was Ihr im Tun begriffen seid, richtig ist. Das vermögen letzterdings nur die Götter zu entscheiden. Doch ich weiß, dass Ihr auf Euer Herz gehört und eine Entscheidung getroffen habt, zu tun, was Ihr für richtig haltet. Und das ist schon eine Menge wert. Betet noch zu den Göttern, dass sie Euch auf richtigem Pfade leiten. Mehr kann ich Euch nicht raten, Hongsan. Lasst mich nur noch eines sagen - bitte ohne dass es klingt, dass ich über Euch richten wollte. Ich bin stolz auf Euren Mut."

Er stand nun am Türrahmen zu seiner kleinen Kammer. "Wenn es etwas gibt, womit ich Euch unterstützen kann, dann zögert bitte nicht, zu fragen. Ansonsten werde ich weiter darüber nachdenken, wo man an anderer Stelle anpacken kann." Dann war er verschwunden.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 18.09.2011, 16:42:24
Im Dank für das Lob verzichtete Hong auf ein Spöttisches Lächeln. "Xūsan, der Kaisersohn vertraut auf seine Fähigkeiten, doch weiss er um die Fähigkeiten der anderen. Auch wenn er zweimal so stark ist wie einen seiner Brüder, so sind es immer noch drei, die ihm entgegenstehen. Er will nicht alles Leid auf einemal beseitigen, doch das Schlimmste abwenden, das auf uns zukommt. Wenn ein Eber auf euch zustürmt, so denkt ihr nicht daran, wie man ihn am Besten zubereitet, sondern wie man ihn davon abhält euch über den Haufen zu Rennen. Wenn nun eine Herde von Zebus auf euch zudonnert, so könnt ihr nur noch auf ein Wunder hoffen. Und wir haben hier unten ein Wunder erlebt."
"Doch hate er recht. Wir haben diesen Raum nicht genügend angeschaut. Wenn ihr es erlaubt, werde ich euren kleinen Freund bitten, für mich das Loch des Aborts hinunterzusteigen. Ich konnte es schon immer gut mit den ungeliebten Bewohnern des Palastes und weiss um den Mut von Ratten. Bekanntlich verstehen sie sich ja auch gut mit Drachen und dass uns der General des Westens darauf hingewiesen hat, ist auch ein gutes Omen euren Freund zu senden."[1]
 1. Tierkreiszeichen: in Burma ist die Ratte assoziert mit Westen. Im Gegensatz zu Europa ist in China die Ratte assoziiert mit guten Eigenschaften
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.09.2011, 17:12:55
Danshi nickte. "Das will ich gerne für Euch möglich machen." Er hob seinen Gefährten Yu von der Schulter und hielt ihn in der flachen Hand vor seinen Mund, sodass er ihm einige Worte in einer fremdartigen Sprache in die kleinen Rattenohren flüstern konnte. Dann setzte er ihn zu Boden und Yu lief direkt in den Waschraum[1]. "Ich frage mich, ob er tatsächlich wußte, dass ich mit Yu sprechen kann...", dachte Danshi lächelnd.
 1. alle möglichen Würfe (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6279.msg735448.html#msg735448)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 20.09.2011, 18:58:47
Nachdem sich Hong und Xū erhoben hatten, stand auch Lu Chieng auf um seine Beine etwas zu vertreten. Was der Kaiserssohn gesagt hatte nagte an ihm. Hatte er sich nicht genügend um eine Flucht bemüht, hatte er selbst resigniert ohne es zu bemerken?

Als er an einer Wand ankam glitt seine Hand wie von selbst an der Wand entlang, ab und zu klopfte er um auf das Echo zu horchen. Er nahm sich alle Zeit der Welt. Denn die hatte er... zumindest in den nächsten Tagen. Was er heute nicht mehr zu untersuchen schaffte würde er sich morgen anschauen, auch wenn er nicht die allergrößten Hoffnungen hatte fündig zu werden.[1]
 1. Search take 20 -> 21
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 21.09.2011, 10:37:04
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Und nachdem sie sich kurz darüber beraten hatten und der letzte Hall der Schritte des Kaisersohns verklungen war, entließen die Häftlinge die kleine Ratte Yu in die gefährliche Welt, welche aus Unrat und Gestank bestand. Es war sicherlich eine weise Entscheidung gewesen, die kleine Ratte mit dieser Aufgabe zu betrauen und nicht so wahnsinnig zu sein und sich selbst an einen Ort zu begeben, an dem der Tod lauerte. Und würde eine solche Latrine den Weg wert sein? Das konnten die Häftlinge nicht vorher wissen, alleine das rechtfertigte das Einsetzen eines Tieres, dessen Überlebenschance in Unrat deutlich höher lag.

Währenddessen tastete Lu Chieng alle Wände, den Boden und alle anderen Gegenstände ab, welche er zu fassen bekam. Der Boden und die Decke gewährten ihm keinen Einblick, und die Wände zeigten keine Spuren von Durchbrüchen und tatsächlich war der komplette Marmor aus einem Stück, was diesen Ort in dieser Größe äußerst ungewöhnlich und selten machte. Vielleicht aber hatte auch seltene Magie diesen Ort zu einem Ganzen gemacht? Das wusste der Mann, der wegen Hochstapelei angeklagt war, nicht zu beantworten. Fast entnervt setzte er sich nach einer Weile auf den Teppich - unter den Teppichen hatte er auch nichts außer Staub gefunden - und blickte mit müdem und leeren Blick auf die Wand und die Türen. Sollten jene Türen die einzige Fluchtmöglichkeit sein? Noch gab es Hoffnung, er hatte das Badezimmer noch nicht durchsucht und dennoch war es niederschmetternd, nicht einmal einen Ansatz zu finden. Als Lu Chiengs Sicht etwas verschwamm, als er leer auf die Wand, schaute, erkannte er es jedoch auf einmal. Die Marmorierung war hier und da eine bewusst beeinflusste Marke gewesen. Lu Chieng erkannte es, solange er nicht mit einfachem Blick auf die Wand schaute. Es waren Schriftzeichen, abstrakte Schriftzeichen. Obgleich er sie nicht lesen konnte, hatte er das Gefühl, als hätte er sie schonmal gesehen, ohne es weiter einordnen zu können. Aber er erkannte sie jetzt ganz deutlich.
Sie zogen sich durch jeden Raum, an allen Wänden waren sie zu sehen, in schöner Regelmäßigkeit und in ihrer abstrakten Form. Träumte er? War es der Verlust des Sonnenlichts und das fehlende Zeitgefühl, welches ihn seine eigene Müdigkeit nicht mehr spüren ließ? Er schärfte seinen Blick wieder und durchsuchte das Bad, außer der Latrine, und wurde nicht weiter fündig. Die Schriftzeichen waren das Einzige, welches Lu zu entdecken vermochte und auch jetzt, da er seinen Blick schwammig werden ließ, sah er sie wieder[1].

Yu durchsuchte in der Zwischenzeit die Latrine und Xū Dǎnshí spürte, wie unbehaglich es seinem kleinen Begleiter war, in diesem Loch umhersuchen zu müssen. Der alte Mann aus Cai Bao spürte, dass seine Ratte nicht sehr dankbar war, aber scheinbar den Grund ihrer Aufgabe verstand. Kurz verstummte die Ratte und gab keinerlei Reaktionen von sich, sodass Xū Dǎnshí kurz fürchten musste, dass etwas passiert war, doch dann hörten sogar die anderen Gefangenen das aufgeregte Quieken des Nagetiers, während der alte Beamte eine Mischung aus Furcht und Neugier bei seinem Vertrauten spürte. Sie hatte irgendwas gefunden. Die Furcht wechselte zur Freude, scheinbar hatte die Ratte das gefunden, was man ihr zu finden anvertraut hatte[2]. Einen weiteren Ausgang? Dennoch blieb die Ratte vorerst im Hauptbecken der Latrine. Würde Xū sie weiterschicken wollen?
 1. Ein Zauberkundewurf wäre notwendig, um zu erkennen, was dies ist. Für Lu ist dies nicht möglich, da er keine Zauberkunde belegt hat. Alle Charaktere, welche Zauberkunde nicht belegt haben, können einen Intelligenzwurf machen, sofern Lu sie darauf aufmerksam macht.
Zauberkunde SG 19 (Anzeigen)
Intelligenzwurf SG 20 (Anzeigen)
 2. Yus Stimme ist nur schwach und ohne Weiteres nicht hörbar für Xū Dǎnshí. Der Beamte muss zweimal hinhören. Perceptionwurf gegen SG 15
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 21.09.2011, 20:25:26
Überrascht von Xū Dǎnshí's Fähigkeit mit der Ratte zu sprechen schaute er still zu, wie diese in die Kloake herunter gelassen wurde. Eigentlich plante er in die Sinne des Tieres einzusteigen, doch nachdem sich der alte Weise in eine Echse verwandelt hatte, vertraute er nicht mehr darauf ob die Ratte tatsächlich ein Tier war. Vielleicht hat er einen Menschen in das Tier verwandelt, so wie er sich selbst wandeln kann. Als er das schwache Quiken des Nagers vernahm, wollte er dem alten das Wissen nicht alleine zugestehen. Hong speiht mit einem deutlich vernehmbaren Pfeifen in seine Hände, zerreibt dazwischen die Spucke und diese dann über seinen Mund und seine Ohren.[1]
 1. Speak with Animals (http://www.d20srd.org/srd/spells/speakWithAnimals.htm), Perception take 10 = 22 falls ich noch etwas mitbekomme
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 26.09.2011, 16:06:15
Der alte Mann hielt sein Ohr dicht an den Ring des Aborts und lauschte dem aufgeregten quitschen seines Gefährten. Dann führte er den Arm durch den Ring, um die Ratte wieder hervorzuholen. "Nein, es kann mir nicht so wichtig sein, dass ich Dich damit in Gefahr bringe, mein treuer Gefährte.", flüstert er deutlich gerührt. Als er Yu hat, wirft er noch einen prüfenden Blick durch das Loch, ob er etwas erkennen konnte und ob es vielleicht eine Möglichkeit gab, selbst in das Loch herabzusteigen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 29.09.2011, 11:58:07
Als Sūn Ai aufgefordert wurde performanter zu werden, verschwindet sie für kurz in ihren eigenen Gedanken. 'Kann ich wirklich zu meinen Worten stehen? Habe ich so viel Hoffnung, dass die Gerechtigkeit von selbst kommt, selbst wenn unser Urteil näher kommt?' Sie ist sich unsicher und lauscht daher weiter dem Gespräch, bleibt jedoch ruhig. Vor allem Hong überrascht sie, durch seine detaillierte Zusammenfassung dessen, was die Gefangen bereits erlebt und somit in Erfahrung gebracht haben.

Als der Kaisersohn geht, verneigt sich Ai, um ihn ehrenvoll zu verabschieden. Danach verharrt sie erst einmal ruhig auf ihren Platz. Erst als auf Dǎnshís kleinen Freund die Aufmerksamkeit gelenkt wird, kommt ihr urplötzlich etwas in den Sinn.
'Ich Narrin... Wieso nicht schon früher...' denkt sie sich kurz, bevor sie zu ihrem eigenen kleinen Freund Kontakt aufnimmt.
'Zhu wie geht es dir und wo bist du?'
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 03.10.2011, 16:33:44
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Die Ratte quiekte noch aufgeregter, was den alten Beamten eiliger zur Latrine eilen lässt. Unter Anstregung und in Vorbereitung auf den Kampf gegen den Geruch von Unrat und Fäkalien, atmete Xū Dǎnshí tief ein, ehe er sich in das dunkle Loch mit einem Teil seines Körpers begab. Als er die Hand in die Latrine reckte, lief Yu ihm in die Hand, doch plötzlich nahm Xū Dǎnshí es wahr. Als er kurz Luft nachholen musste, kroch auch ihm der Geruch von faulen Eier in die Nase. Es roch nach Schwefel. Kurz wollte er einen Blick riskieren, doch dann erreichte ihn ein Windstoß aus Schwefel, als er in die Richtung des Loches schaute und er spürte, wie Yu in seiner Hand sofort zusammensackte. Sofort wurde ihm schwindelig, solch einen starken Geruch hat er noch nie wahrgenommen und dieser Schwefelatem war heiß wie eine offene Flamme. Schweiß troff aus allen Poren, die der alte Mann am Körper hatte, sein Magen drohte sich umzustülpen und er das Bewusstsein zu verlieren[1]. Was war dies?

Derweil rief Sūn Ai nach ihrem Kristall. Der Kristall surrte leise, in der Kleidung ihrer Meisterin verborgen. Dort, wo Sūn Ai den Kristall zuletzt gelassen hatte, sodass der Kristall bei ihr war, doch nicht für jeden sichtbar. Nach so langer Zeit erklang die sanfte, ruhige Mädchenstimme, welche Zhu immer gegeben war. "Ich bin bei dir, Ai.", sagte die Stimme fast flüsternd im Kopf des Mädchens, als würde der Kristall sich fürchten zu sprechen. "Ich bin bei dir."
 1. Zähigkeitswurf gegen SG 15
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 04.10.2011, 21:23:13
"Xū" rief Hong. Was war mit der Ratte? Was mit dem Alten? Mit einem raschen Schritt stand er neben Dǎnshí und riss den schweissnassen Mann zurück. Rasch tastete Hong nach dem Puls des Mannes, fühlte die Temperatur des Schweisses und der Stirn, drückte auf die Drüsen[1]. Doch der beissende faule Geruch[2] trieb auch ihm den Schweiss auf die Stirn. Der Kopf des alten Mannes begann in Hongs Händen begann zu drehen. Nein, ich bin es der sich dreht!
 1. Was hat er: Heal 25
 2. Zäh 12<15
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 06.10.2011, 21:59:21
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Xū Dǎnshí spürte, wie der schwefelartige Gestand ihm die Kehle hinunterkroch und sich wie eine eiserne Faust um seinen Magen schloss. Halb im Delirium befindlich spürte er die sich kalt anfühlende Hand Hong Gil-dongs auf seiner Schulter, der ihm zu helfen versuchte. Der alte Mann, der mit der zusammengebrochenen Ratte in der Hand, besinnungslos in die Kloake zu fallen drohte, wurde unsanft von Hong weggerissen, doch Hong konnte ihn nicht festhalten. Wie ein nasser Sack ging Xū Dǎnshí zu Boden, sein Magen noch immer von eiserner Faust umklammert, presste sie jeglichen, verbliebenen Inhalt heraus. Vor Schmerz und Ekel übergab sich der alte Mann, während Hong seinerseits nun mit der Besinnungslosigkeit kämpfte, als dieser merkwürdige Dampf auch ihm in die Nase kroch, auch seinen Magen zu zerbersten trachtete. Unter Schmerzen wankte Hong ein paar Schritt weg unter der Kloake und dann versagte auch sein Körper den Dienst und er erbrach sich über den Fußboden des Raumes. Leicht hallte der Schwefelgeruch nach, doch zog er sich langsam zurück, bereitete sich glücklicherweise nicht in dem Raum aus. Dennoch kamen die Mägen der beiden Betroffenen nicht sofort wieder zur Ruhe[1]. Unfassbare Schmerzen ergriffen ihre Eingeweide, als würden sie brennen. Gar nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte Xū Dǎnshí Yu nicht gerettet! Doch was verursachte diesen brennenden Gestand nach faulen Eier? Waren es die Leichen, welche die Ratte gefunden hatte? Wohl kaum, es musste etwas mit merkwürdigen Loch zu tun haben...
 1. Sickened (http://www.d20srd.org/srd/conditionSummary.htm#sickened) für eine Minute.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 08.10.2011, 10:39:32
"Was?" sprach Lu Chieng etwas verwirrt als die merwürdigen Geräusche aus dem Waschraum erklangen. Als er den Blick von den merkwürdigen Zeichen an der Wand nahm wurde ihm zuerst etwas schwummerig. Doch dies legte sich nach einigen Momenten und er ging in den Baderaum nur um Hong Gil-dong und Xū Dǎnshí  auf dem Boden liegend vorzufinden.

"Was ist denn hier passiert?" fragte er verwirrt ohne wirklich eine Antwort von den sich vor Schmerzen am bodenliegenden zu erwarten. Beherzt griff er Xū Dǎnshí  unter die Arme und zog ihn in den Wohnraum und legte ihn auf den Teppich, sollte Sun in dieser Zeit nicht Hong herausgezogen haben, würde es Lu Chieng tun.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 10.10.2011, 12:41:03
Sūn Ai war von sich selbst enttäuscht, als sie die Antwort von Zhu hörte. Sie ist fest davon ausgegangen, dass ihr der Kristall abgenommen wurde bei der Festnahme und hatte daher nicht ihre eigenen Taschen durchsucht. An ihrem eigenen Gedanken war sie gescheitert, dabei war es klar, dass niemand außer ihr wirklich wusste, wie viel der Kristall für sie Wert ist. Es erstaunte sie, dass sie es geschafft hatte sich selbst zu täuschen, sich selbst einen Gedanken zu geben, der sie so fest fahren ließ. Gleichzeitig wurde ihr aber dadurch erneut bewusst, wie viel ein einzelner Gedanke bewegen kann. Langsam glitten ihre Hände in die Tasche des Kinimos. 'Es ist schön dass du hier bist.' Plötzlich fühlte sich Ai nicht mehr alleine und gestärkt.
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Raum. Genau im richtigen Moment, denn vernahm noch die Geräusche aus dem Waschraum und als sie Lu Chiengs Reaktion bemerkte, lief sie ihm hinter her. 'Was ist hier passiert.' Fuhr es ihr durch den Kopf, noch bevor sie überhaupt den letzten verbleibenden Geruch oder das Erbrochene auf dem Boden richtig verarbeiten konnte. Es dauert kurz bis sie sich fasste und erst dann begann sie zu helfen. Vorsichtige stellte sie sich hinter Hong Gil-dong, stets bedacht ihre Kleidung nicht zu verschmutzen. Sie wälzte den Man auf den Rücken, weg seinem Erbrochenem und presste ihre schmalen Arme unter seinen Achseln hindurch, damit sie einen festeren Griff hat. Vorsichtig begann sie den Oberkörper des Mannes leicht anzuheben und ihn aus dem Raum zu schleppen. Es war nicht zu übersehen, dass dies ihr einiges an Kraft abverlangte. Als sie endlich den Teppich erreichte, legte sie Hong ab und zog rasche ihre Arme wieder hervor. Hastig atmete drei, viermal tief durch, bevor sie sich zwischen Hong und Xu setzte und sie betrachtete. Sie wollte wissen, ob die beiden sich bald wieder erholen würden oder sie rasche eine Arzt rufen sollte.[1]
 1. Heal für Hong: 18 für Xu: 17
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 23.10.2011, 21:01:44
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Lu Chieng und Sūn Ai zogen die beiden beinahe bewusstlosen Männer aus dem Waschraum. "Keine Sorge, Ai, ich bin bei dir. Ich helfe dir.", flüsterte der Kristall der einzigen Frau in dem Gefängnis zu, während sie sich daran machte, die beiden Männer zu untersuchen. Sie waren bei Bewusstsein, sie lebten und würden sich wieder erholen. Aber nun ging es ihnen schlecht, weil sich ihr Magen umgedreht hatte. Sie waren dementsprechend blass, ihre Augen waren vom Erbrechen von Blut unterlaufen. Sie brauchten nur etwas frisches Wasser und es würde ihnen bald wieder bessern gehen.

Ein Klopfen überraschte Lu Chieng und Sūn Ai, während Mako noch immer schweigsam bei sich war und sich um nichts zu kümmern schien. Das Klopfen ertönte nochmals, diesmal in kurzer Abfolge. "He, Gefang'ne! He!", tönte es an der Tür, als würde ein trunkener Mann vor der Tür stehen. "Wo is'n de Knauf an'ne Tür? He! Gefang'ne! He! Könnt ihr 'nem hilflos'n Mann helf'n, he?"
Scheinbar war der Mann auch dermaßen betrunken, dass er die Tür nicht mehr aufbekam. Man hörte das Lachen der Wachen, welche sich prächtig über den trunkenen Mann zu amüsieren trauten. "Hab's doch nicht so ärglich mit 'nem alt'n Mann, he! Macht mir auf und lasst'ns red'n.", drängte er auf die Aufmerksamkeit der Denunzianten. Seine Stimme klang gebrochen und schwächlich, der Alkohol tat seinen Rest. Würden die Gefangenen auch über ihn lachen oder ihn einlassen?
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 26.10.2011, 15:13:29
Noch immer drehte sich alles um ihn herum, als er langsam wieder zu Besinnung kam. Sein Magen krampfte sich zusammen, sein Atem war heiß und brannte in den Atemwegen, der ohnehin schwachen Lunge. Kraftlos drehte er den Kopf, um nach seinem Vertrauten Yu zu sehen und war erleichtert, ihn neben sich zu sehen, wenngleich er auch mit dem odem kämpfen musste. Dann wurde ihm gewahr, dass er im Gefängnis-Raum lag und die anderen um ihn herumstanden. "Gebt Acht! Etwas Übles lauert dort unten...", sagte er und seine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern. Dann schloß er die Augen, um Kräfte zu sammeln.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 28.10.2011, 20:02:38
Sūn Ai war zutiefst erleichtert, als sie die Beiden fertig untersucht hatte. Zwar war sie keine fachkundige Heilerin, aber trotzdem vertraute sie auf ihr Urteil. Sie brauchte sich also keine Sorgen machen, dass es die nächsten Todesopfer in diesem Gefängnis gab, zumindest noch nicht jetzt.
Daher machte sie sich auf zur Tür, um die Wachen nach frischem Wasser zu fragen, als es auch schon klopfte. Es schien so, also würde alles plötzlich gleichzeitig passieren, denn auch Xū Dǎnshí regte sich. Unsicher für einen Moment, was die höchste Priorität hatte verharrte sie kurz und dreht sich zu dem alten Mann um. Es war nicht viel, was er von sich gab, aber was es war verunsicherte Ai stark, weshalb sie weiter verharrte. Beruhigend sagte sie zu ihm. "Darum können wir uns noch kümmern. Erst einmal müsst ihr euch erholen." Sie wollte nicht, dass sich Xū Dǎnshí zu viel sorgte. Die Aufregung tat ihrer Meinung nicht gut bei der Erholung und in ihrem jetzigen Zustand, konnten die Beiden niemanden helfen. Sie konnten ja nicht einmal erzählen, was genau sie mitbekommen hatten.
Erst das Rufen des angetrunkenen Mannes löste sie. Mit einer sehr sanften Stimme erwidert sie höflich. "Gerne helfe ich und öffne die Tür, aber wollen Sie uns vielleicht vorher ihren Namen verraten?"  Ihr Ton war weiterhin sanft und es war deutlich, dass es kein Befehl war und sie auch die Tür öffnen würde, wenn der Mann verweigerte erkennen zugeben, wer er war.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 01.11.2011, 11:35:10
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Das Gelächter draußen wollte nicht enden, während man deutlich die erfolglosen Versuche des Betrunkenen hörte, wie er die Tür zu öffnen versuchte. Ein Klappern, ein Poltern, wahrscheinlich war er wieder zu Boden gefallen und das Gelächter wurde noch lauter, sodass Sūns Stimme nur schwach nach draußen klang. Xū Dǎnshí spürte, wie Yu sich langsam wieder in seiner Hand regte, aber noch sehr schwach war. Auch sie hielt nach einer Weile wieder mit der Bewegung ein, als wolle auch sie nochmal Kraft sammeln. Sūn Ai spürte, dass der Kristall ihre Gedanken zum Schwingen brachte, aber es folgten keine Worte, weil die Stimme von draußen lallend zu dichten begann.

"Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,
Nur ein Gefühl, empfunden eben;
Und dennoch spricht es stets darein,
Und dennoch stört es dich zu leben.

Wenn du es andern klagen willst,
So kannst du's nicht in Worte fassen.
Du sagst dir selber: »Es ist nichts!«
Und dennoch will es dich nicht lassen.

So seltsam fremd wird dir die Welt,
Und leis verläßt dich alles Hoffen,
Bist du es endlich, endlich weißt,
Daß dich des Todes Pfeil getroffen.[1]"


Eine kurze Pause trat ein, dann sagte er in seiner typischen lallenden Stimme, während er unbeholfen die Tür zu öffnen versuchte. "Ich bin der Tod, mein liebes Kind. Und ich bin gekommen, um euch zu holen." Die Wächter draußen lachten, als gäbe es keinen Morgen mehr...
 1. Das Gedicht heißt "Beginn des Endes" und ist von Theodor Storm (http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Storm)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 01.11.2011, 11:40:11
"Dann tritt nur ein Tod. Ich wusste nicht, dass der Tod zu den Poeten zählt." sprach Lu Chieng als er sich erhob und die Tür öffnete. Den Lachenden würde er einen bösen Blick zuwerfen und dem Betrunkenen ersteinmal in den Raum helfen und die Tür hinter sich schließen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 05.11.2011, 18:14:15
Die Worte des Mannes verunsicherten Sūn Ai. Sollte man den Tod einlassen, wenn er schon ankündigt, dass er einen holen sollte?  Auf der anderen Seite war es überhaupt der Tod? Wer aber gab sich schon als der Tod aus? Allerdings dachte sie auch, dass wohl das schlimmste, was man haben konnte, die Angst vor dem Tod.
Die Entscheidung was sie tun sollte, wurde ihr abgenommen von von Lu Chieng und so ging sie nur ein Schritt zurück. Nicht aus Angst, sondern so, dass der Mann eintreten konnte. Dabei blieb sie nah genug, um zu helfen. Sollte der Betrunkene Probleme haben, in den Raum zu kommen. Wenn es schon der Tod war, wollte sie ihm höflich und ohne jegliche Angst entgegen kommen. Gespannt wartete, sie also wer vor der Tür erscheint.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 07.11.2011, 16:09:58
Mühsam richtet sich der alte Mann auf. Noch immer ist ihm schwindlig, so dass er sich auf den Boden stützen muss und schließlich, nach mehreren Versuchen, gelingt es ihm, sich an die Wand zu lehnen. Seinen Gefährten Yu nimmt er vom Boden auf und steckt ihn in eine Innentasche seines Gewandes.

Natürlich entging ihm die Ankunft des "Todes" nicht. Doch er kannte die Stimme von "Tod". Er runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, um sich besser konzentrieren zu können. Dann fiel es ihm ein. Oft hatte er die Stimme nicht gehört. Einmal nur, doch sie war unverkennbar. "Nun, Bu Cao," rief er, "welche Überraschung, dass Ihr zu uns stoßen wollt. Sagt uns, Bu Cao, wer hat Euch geschickt? Wer wünscht unseren Tod?" Danshi war sich bewusst, dass seine Worte herausfordernd waren. Doch es war eine gute Gelegenheit, den Trunkenbold etwas zu reizen, um einen wichtigen Tip für seine Gefährten bekommen zu können.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 08.11.2011, 09:43:07
Hong's Magen rebellierte immer noch gegen den säuerlichen Geruch des Erbrochenen. Vorsichtig stützte er sich auf seinem Knie auf und brachte langsam das andere Bein in Stellung. Wackelig, doch ohne sich an die Wand zu stützen richtete er sich auf. Ein Gast an der Tür! Ein Kaisersohn! So rasch wie Möglich wankte Hong zum Waschtrog und stürtzte seinen Kopf ins kühle Nass. Wie ein Schlag traf ihn das Wasser. Schwarze Schlieren legten sich über seine Augen und weisse Sterne tanzten vor seinen Augen. Keuchend riss Hong den Kopf wieder in die Höhe. Ein paar Sekunden stütze er sich mit geschlossenen Augen am Rand des Waschtrogs. Dann zischte er mit gedämpfter Stimme zum alten General herüber "Was war das? Egal! Später! Wascht euch ihr habt noch Reste im..." unfähig das Wort zu finden fuhr Hong mit zum Halten gekrümmten Fingern von seinem Kinn zu seiner Brust hinunter um sich selbst einen langen Bart anzudeuten.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 16.11.2011, 19:00:32
Mako dachte in seiner Zelle über seinen Fehler mit dem Jungen nach. Nach dem Frühstück ging er sogleich in seine Zelle zurück und hatte auch eigentlich vor dort zu verweilen als der Kaisersohn eintraf. Doch dieser Prinz schien ihm interessanter zu sein, als die voherigen, so dass er nach einer Weile doch vorsichtig und leise hinaus ging, sein Instrument jedoch in seiner Zelle ließ und sich vor selbige setzte um zuzuhören.

Nachdem der Kaisersohn gegangen war, begab sich Mako sofort wieder zurück in seine Zelle, setzte sich auf sein Bett, nahm seine Yueqin zur Hand und sah sich zum ersten Mal aufmerksam in seiner Zelle um. Sein Blick streifte über jeden Millimeter der Zellenwand, -decke und -boden.[1] Dabei schlug er in regelmäßigen aber recht weit auseinanderliegenden Abständen die zweite Saite seiner Yueqin an, wobei er jedesmal eine andere, scheinbar zufällige Tonhöhe wählte.
Er stand nach kurzer Zeit auf um sich die Wand und den Boden genauer zu besehen, den Tumult um die Untersuchung der Latrine ignorierte er.

Als er jedoch von draußen das Gedicht vernahm hörte er sofort auf zu spielen, ließ sein Instrument sinken und verließ die kleine Zelle. Hier war jemand der - gar nicht mal schlecht - dichtete und von sich behauptete der Tod zu sein?
Erde kam uns bereits persönlich besuchen, mich wundert nichts mehr.
Der Barde setzte sich im Lotussitz auf den Teppich und nahm sein Instrument auf den Schoß. Er spielte einmal in schneller Folge den gesamten Tonumfang, so dass es trotz der 4 Saiten klang, als hätte jemand über eine 37 saitige Konzertzither gestrichen. Erwartungsvoll blickte er zur Tür, gespannt auf den poetischen Gast.
 1. Wahrnehmung 20 nehmen: 21
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 20.11.2011, 19:50:38
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Mako durchsuchte seine Zelle, Stück für Stück. Die Zeit lief davon und das inzwischen durchaus fehlende Zeitgefühl sorgte für den Rest. Selbst das gezielte Durchsuchen der Zelle wurde so zu einer angenehmen Tätigkeit, eine Beschäftigung. Doch an dieser Stelle zeigte sich auch, dass die Gefangenen in einer Hinsicht privilegiert waren. Sie wurden regelmäßig besucht und teilten sich eine große Zelle. Eine der eisernen Grundsätze dessen, warum man Menschen einsperrte, nämlich um sie durch Isolation zu brechen, wurde hier nicht angewandt.
Doch auch diese Beschäftigung füllte Mako nicht ewig aus und irgendwann spürte er, wie seine Suche unkonzentrierter wurde, er immer mehr Details der Marmorierung übersah. Er fand nichts am Bett, nichts an der Tür, welches einen Rückschluss auf Besonderheiten zuließ. Erst als Mako Jinsei die Augen schmerzen und müde in die Leere auf die Marmorierung starren, bemerkt er, dass sich doch ein Muster darunter verbarg, fein und vorsichtig gewoben. Urplötzlich war des Barden Verstand wieder scharf und fokussiert, doch er verlor den Pfaden wieder. Schnell erkannte er, je unschärfer sein Blick war, je entrückter er auf das Muster schaute, desto mehr erschloss es sich ihm. Es schienen Schriftzeichen zu sein[1]. Danach hatte der Yueqinspieler den Gast gehört und war nach draußen getreten.

Der Gast antwortete erst, nachdem er sich durch die Tür geschoben hatte, welche Lu Chieng geöffnet hatte. Torkelnd kam ein auf unsteten Schritt ein glatzköpfiger, schmalbrüstiger Mann durch die Tür. Er war nur ein Hemd, würde man abfällig sagen können. Bei einer Körpergröße von gerade einmal 160cm dürfte der Mann keine fünfzig Kilogramm wiegen. Das Alter und der Suff hatten ihm tiefe Furche in das Gesicht gegraben, seine braunen Augen waren glasig vom vielen Schnaps. Er hielt sich nur mühsam auf den Beinen, hielt sich erst am Türrahmen und dann an der Marmorwand fest, die seinen schwitzigen Händen, die deutliche Spuren hinterließen, nur leidlich Halt boten. Xū Dǎnshí spürte, dass er sich nicht geirrt hatte. Auch wenn er deutlich gealtert war und ziemlich erbärmlich in seinen abgetragener Hofkleidung aussah. Es war Bu Cao, das berüchtigte Flüstern der Nacht. Xū erkannte, dass seine Hofkleidung noch den Gepflogenheiten der letzten Generation zutrafen. Während heute ein weiträumiger, aber doch sehr straffer Schnitt der Kleidung bevorzugt wurde, trug man vor einer Generation noch sehr wallende Ärmel und Beinkleid.
Betrunken und schwer auf seinen kümmerlichen Beinchen stehend, trug er seine Antwort wieder poetisch vor.
"Ich bin der wahre Tod
 der mich zum andern End
 schweigend geleitet,
 der aus mir Finsterlicht
 wie es die Erde bleicht
 wie es die Vögel schreckt
 wie es die Seelen scheucht
 schaurig bereitet.

 Mich ächten Stunden;
 ich störe das Licht
 und Kinder wenden ihr Angesicht
 wie vor schrecklichen Funden.

 Was ich noch lebe
 ist nur Firlefanz;
 wenn ich noch bebe
 ist’s nur ein Totentanz.

 Wer bin ich, da ich
 ein Heiliges zerbrach?
 Was bin ich, da ich
 ein Süßes erstach?

 In Schweigen ertrinken
 droben die Sterne.
 Im Gleichen versinken
 Nähe und Ferne,
 Unten und Oben.

 Ich habe gelebt –

 Stillerer Bruder,
 dich will ich loben
 der mich begräbt.[2]"

Er grinste wirr, blickte jedoch in die Leere, sprach alle und niemanden an. Der Raum füllte sich ein wenig mit dem Geruch starken, aber abgestandenen Alkohols.

 1. Ein Zauberkundewurf wäre notwendig, um zu erkennen, was dies ist. Alle Charaktere, welche Zauberkunde nicht belegt haben, können einen Intelligenzwurf machen, sofern Mako sie darauf aufmerksam macht.
Zauberkunde SG 19 (Anzeigen)
Intelligenzwurf SG 20 (Anzeigen)
 2. Das Gedicht "Ich bin der wahre Tod" stammt von Rudolf G. Binding (http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_G._Binding)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 27.11.2011, 10:36:05
Der Gast tauchte in einem sehr schlechten Moment auf und war noch dazu betrunken. Danshi spürte eine Regung in sich, die er sich nur selten gestattete: Ungeduld. Er verdrehte leicht die Augen, als der betrunkene Greis den Raum betrat. Aus dem Augenwinkel sah er Mako, wie er die Wand abtastete. Dann hatte er plötzlichen einen Eindruck von Schriftzeichen. Als er sein Gesichtsfeld auf diese Stelle zentrierte, waren sie wieder verschwunden. Wiederum drehte er den Kopf - und da waren sie wieder! Und sofort wurde es Danshi deutlich, dass es sich um einen Illusionszauber handeln musste. Sie waren die ganze Zeit genarrt worden und jemand hatte sein Spiel mit Ihnen gespielt. Er konzentrierte sich, seinen Geist klar werden zu lassen, um die Illusion zu durchdringen. Doch nichts geschah mit seiner Wahrnehmung, die Gefängnismauern blieben unverändert. Danshi runzelte verwirrt die Stirn. War der Zauber zu stark? Oder hatte er die Schriftzeichen falsch gedeutet? Spielte jemand ein grausames Spiel und flüsterte ihm ein, dass die mittlerweile gewohnte Umgebung nicht das war, was sie zu sein schien, um ihm dem letzten lebensweltlichen Anker zu nehmen, an dem sich der Geist festhalten konnte. Wie konnte man sich sicher sein, nicht wahnsinnig zu werden, wenn man seiner Umgebung nicht mehr trauen konnte? Danshi beschloss, diesen Vorfall zu ignorieren und wachsam zu bleiben. Er brauchte diesen Anker, vorerst[1].

Er wandte sich wieder Bu Cao zu. "Sagt mir, hasst der Tod seine Aufgabe so sehr, dass er sich in den Alkohol flüchten muss? Kann er sein Tagewerk nicht nüchtern ertragen? Was soll sein Auftreten in der Zelle bedeuten?", fragte er.
 1. das ist die Ingame-Erklärung für den missglückten Willens-Wurf
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 28.11.2011, 22:18:07
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Jener, der sich selbst als Tod bezeichnete, lächelte dem alten Dǎnshí an, aber es war kein freundliches Lächeln, es war ein bemitleidendes Lächeln, welches immer mehr Trauer in den müden, alten Augen Bu Caos wiederspiegelte. Er wandte den Blick ab und ließ sich auf dem kleineren der beiden Teppiche nieder. Er mühte sich herunter und der Geruch des starken Geistes[1] bleib allgegenwärtig. Seine müden Augen schienen nur verschleiert und wollten gar nicht mehr aufklaren. Mühsam stützte er den linken Arm auf das linke Bein, welche im Lotossitz verweilten. Trotz einiger Schwierigkeiten hatte er sich in diese körperlich anstregende Sitzposition gebracht.

Er schwieg.

Sein Arm bewegte sich langsam weg und griff tief in den rechten Ärmel seiner Kleidung. Etwas längliches, holzartiges erschien in seiner Hand. Mako Jinsei erkannt sofort, dass es sich um eine Dizi halten mussten und auch die anderen konnten es erkennen, sobald er das Instrument ganz hervorgeholt hatte. Eine Bambusflöte. Der betrunkene Mann setzte sie an und begann zu spielen. Die Töne, er traf sie noch, auch wenn sein Gesicht angestrengt und bleich wirkte. Die Augen wurden wässrig, als er eine alte Weise spielte: Frühling auf dem Fluss Xiang[2]. Statt einer klaren Antwort, versuchte er durch die Wahl seiner Gedichte und seiner Musik etwas auszudrücken. Ob er in seinem Zustand selbs noch wusste, was dies war, das war eine andere Frage. Denn es war Beginn des Jahres und wie immer Chuang, war es ein trockener und milder Winter.
 1. in der Verwendung für hochprozentigen Alkohol
 2. Spring on Xiang River (http://www.youtube.com/watch?v=TxsOks4V35w)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 29.11.2011, 00:15:44
Mako musste lächeln, als Bu Cao spielte. Das Stück gehörte zu seinen Lieblingen von den alten Liedern. Als der letzte Ton verklungen war, begann er zu applaudieren.
"Ich wusste nicht, dass Ihr ein solch geübter Musiker seid, Flüstern der Nacht, Bu Cao.", begrüßte er den "Tod", während er sich respektvoll verneigte.
"Mir fallen spontan einige Fragen ein, die ich Euch rein interessehalber stellen könnte, ich möchte ich aber auf eine einzige beschränken."
Während er sprach spielte Mako eine unkomplizierte Melodie auf seiner Yueqin, die einladend klang.
"Ich weiß, dass Ihr ein treuer und ehrenhafter Kämpfer sein müsst, daher bitte ich Euch diese Frage rein hypothetisch zu betrachten. Einmal angenommen, Ihr wäret noch im Dienst. Und angenommen Ihr hättet den entsprchenden Auftrag erhalten und wäret - ebenfalls angenommen - wäret bereit ihn mit voller Kraft und Leistung auszuführen.
Wie hättet Ihr den Kaiser ermordet?"


Mako hoffte, dass Bu Cao diese Frage nicht als Beleidigung auffassen würde, oder gar als Verdächtigung, er hätte es tatsächlich getan. Er wollte lediglich eine Einschätzung von jemandem, der sich offenbar auf dem Gebiet auskannte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 01.12.2011, 10:16:17
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Der Mann ließ sein Spiel mit einem schiefen Ton ausklingen, den er jedoch bewusst beschwor. Er beendete sein harmonisches Stück mit einem unharmonisches Schlussstrich, der deutlicher kaum sein konnte. Kurzzeitig hatte er mit Makos Melodie harmoniert dabei, beide Stücke hatten sich verwoben, bis Mako schließlich eine Frage stellte, die der Mann in der Art nicht erwartet hatte. Er ließ die Bambusflöte wieder verschwinden in seinen tiefen Ärmel und atmete schwer den Geist aus, der in gewisser Weise Besitz von ihm ergriffen zu haben schien.
"Habt keine Lust auf Rätsel; sehe ich ein.", erklärte er sich mit schwerer Zunge. "Wischt alle Symbolik weg, in der Hoffnung Klarheit zu finden und stellt selbst die Fragen; verstehe ich."
Mit zittriger Hand zauberte er aus seinen tiefen Ärmel ein kleines Porzellanfläschchen, auf dessen Bauch ein Kranich abgebildet war, dessen Flügel die Flasche umschlossen. Er öffnete den Verschluss und nahm noch mehr des Geistes zu sich.
"Habt Dank, für euer Lob, das ihr süß aussprecht, obwohl ihr der bessere Musiker seid." Noch ein Schluck des starken Alkohols, ehe das Fläschchen wieder in den Ärmeln verschwand.

Einige Momente ließ sich der betrunkene Mann Zeit, er schien dabei, als würde er, beschwert vom Alkohol, wegdämmern, seine Sitzposition sah auffallend unbequem aus und er hatte seine Mühe, seinen Körper unter Kontrolle zu halten. Seine Nase lief ein wenig, er zog sich fortwährend hoch.
"Wie hätte ich seine himmlische Hoheit ermordet? Ich hätte ihn das selbst übernehmen lassen, um allen Verdacht von mir zu lenken.", antwortete er dann schließlich mit lallendem Unterton. "Ich hätte kein Messer, keine Axt und keinen Zauber genutzt, sondern seinen Geist gemartert, bis er nur noch den Tod als Ausweg gesehen hätte. Ich hätte Zwietracht zwischen seine Söhne und Feuer in sein Reich getragen, um alle seine Leistungen zu schmälern. Ich hätte die Felder des grünen Juwels mit Salz verschüttet, Gift in die Brunnen der Viertel jener Städte geworfen, in denen mehrere Ethnien leben und in angespannten Frieden leben, ich hätte die Drachen auf die Fährten der Gläubigen geschickt und ich hätte ein unsichtbarer Terror sein wollen, ungesehen und doch omnipräsent. Das würde ich getan haben, hätte ich jene Macht. Ohne diese Macht hätte ich dem himmlischen Kaiser die Illusion geschenkt, dass alles so sein würde, wie ich es beschrieben."
Er schloss die Augen und ließ den Kopf etwas hängen. Jetzt, da er sein Schweigen gebrochen hatte, war er auch bereit Xū Dǎnshís Frage zu beantworten.
"Ihr seid ein Höfling, wie die anderen auch, wenn sich euer Leben auch durch eure Position geändert haben mag. Im Herzen seid ihr ein Höfling, Xū Dǎnshí. Ihr spottet, wie die anderen auch gespottet haben. Und so naiv tut ihr auch. Was hat das Auftauchen des Todes wohl zu bedeuten, alter Mann?", sagte er mit deutlicher Abneigung in der Stimme, die kurz die Trunkenheit ein Stück weit zu vertreiben vermochte[1].
 1. 
Bild von Bu Cao (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 10.12.2011, 22:57:53
Danshi stand auf und fasste den betrunkenen Bu Cao fest ins Auge. "Nein, Ihr seid der Höfling, Bu Cao, nicht ich. Auch Ihr spielt nur eine Rolle im himmlischen Theater: Ihr tragt uns Gedichte und Flötenspiel vor und sprecht in Rätseln. Ihr nehmt mich nicht ernst und vergeudet meine kostbare Zeit. Ihr braucht Euch nicht zu wundern, dass ich an Eurem Possenspiel nicht partizipiere. Wenn Ihr noch nicht völlig vom Hof eingenommen seid, wenn Ihr auch keine Erfüllung in unserer Situation seht, dann sagt es jetzt und tragt bei.", sagte er schneidend und drehte dem alten Mann den Rücken. " Doch ich bezweifle es. Ihr habt Euch zu gut mit der Situation arrangiert", fügte er hinzu[1]. Dann wartete er einige Momente auf die Reaktion des alten Mannes, bevor er sich wieder dem Waschraum zuwenden würde.
 1. Bluff: 20 - Danshi will den Höfling reize und aus der Reserve locken.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 11.12.2011, 15:46:09
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Bu Cao biss sich auf die Lippen, als Xū Dǎnshí ihn weiter bearbeitete mit Worten, welche Bu Cao mehr als beleidigend empfand und so als völligen Affront gegen sich auf nahm, dennoch wich nicht die angetrunkene Note aus seiner Sprache und seinen Bewegungen. "Davon habe ich geredet, Xū Dǎnshí. Ihr seid so dermaßen ein Teil der Kultur, der ihr opponieren wollt, dass ihr verdammt seid, ihr nicht entfliehen zu können. Ihr seid evasiv und versucht eure Unwissenheit durch euer Ausweichen zu überdecken. Ihr lenkt die Aufmerksamkeit stets auf Dinge, die für den Moment nicht von Bedeutung sind. Wir beide wissen, dass wir nicht hier sind, um über den Hof zu diskutieren." Aus seinem Ärmel rutschte etwas, was aussah wie ein improvisiertes Messer. Manche bezeichneten einen solchen Gegenstand als Shiv[1]. Ein Holzstock, welches mit gewachsten Garn umbunden und dessen Spitze mit einer langen, scharfkantigen Muschel besetzt war, entpuppte sich als mögliches Werkzeug der Gewalt. Er umfasste es mit seiner rechten Hand. "Alle lachen sie nur über den alten Bu Cao. Weil er ihren Vorstellungen nicht entspricht und jene, die nicht deswegen über ihn lachen, lachen, weil er eine Marionette des Hofes sein soll. Bu Cao....Ich bin so viel mehr als das, Dǎnshí.", polterte der Betrunkene und fuchtelte probehalber mit seinem Shiv rum. Er bewegte sich in den westlichen Teil des Raumes, und stand zwischen Ausgang und Waschraum und blickte sich mit glasigem Blick zwischen den Gefangenen umher, er hatte jedes Rätsel und jede Floskel fallen lassen. "Ich bin der Tod.", wiederholte er, seine Worte klangen diesmal wie ein unheilvolles Flüstern[2].

Danshi hatte bewusst provoziert und mit vielem gerechnet - auch mit einem Angriff. Doch trotzdem war er überrascht worden von der Schnelligkeit des betrunkenen Bu Cao. Er hatte es mitnichten mit einem geringen Gegner zu tun, das war Danshi klar. Bu Cao war kampfbereit, er hatte sein Shiv gezogen und hielt einen Wurfpfeil in seiner Hand versteckt. Wieder schmückte er sich mit dem Tod - mit Sicherheit waren beide Waffen vergiftet. Und dennoch zögerte er. Ein Umstand, der zeigte, dass es noch die Möglichkeit gab, die Situation neu auszuhandeln.

"Nun, Cu Bao, inwiefern ist es für Euch von Bedeutung, ob ich ein Höfling bin? Legitimiert es Euch mehr oder Weniger einer zu sein, ob ich es bin oder auch nicht? Nein, für Eure eigene Bewertung ist es von keiner Relevanz, ob ich ein Höfling bin. Euer eigenes Handeln ist es, dass Euch erhöht oder erniedrigt. Wie sagt Mengzi? 'Folge dem Großen in Dir und Du wirst groß. Folge dem Kleinen in Dir und Du wirst klein.'"

Danshi verlagerte etwas sein Gewicht und streckte die Hände seitlich von sich weg, sodass die Handflächen zu Cu Bao wiesen. "Ihr habt Euch offen gezeigt und zögert, uns anzugreifen. Ich glaube, dass Ihr wisst, dass es Euch nur Schwächer macht, uns zu töten. Ich nehme Euch jetzt ernst, doch erklärt mir Eure Hintergründe.[3]"

Sūn Ai überraschte der Situationswechsel mehr als Danshi. Allerdings schränkte sie dies nur bedingt in ihrer Handlung ein. Immerhin war sie schon mehrmals in unerwarteten Situationen gewesen und wusste daher damit umzugehen. Zu vor war sie sich nicht sicher, was Bu Cao mit dem Tod meinte, aber der Besuch schien jetzt eine eindeutige Richtung an zu nehmen. Wie aber sollte sie reagieren. Sie war sich selbst unschlüssig. Die Bedrohung auf so engen Raum, machte sie nur noch um so größer. Viele Fragen schossen ihr durch den Kopf. 'Wie fähig zum Kampf war dieser Mann noch? War er der Tod für sie alle? Wen wollte er angreifen? Was würden wohl die Wachen tun? Musste überhaupt gekämpft werden?' Sun Ai stand auf und wich von den anderen leicht weg. Ruhig sprach sie Dabei auf den Bu Cao ein. "Bevor ihr uns tötet, wollt ihr uns nicht vielleicht erstmal den Grund nennen? Vielleicht gibt es ja sogar einen anderen weg.[4]"

"Nun denn Tod, wenn ihr es seit müsstest ihr wissen, dass ihr zu früh seid. Wir sollen einen Mörder unter uns ausfindig machen, aber wie es scheint ist nun ein Mörder unter uns. Seid wann lässt sich der Tod von Streitigkeiten reizen?"[5] fragte Lu Chieng der unwillkürlich einen Schritt nach hinten machte. Sein Griff ging wie von selbst an seine Hüfte, wo normalerweise ein verzierter Dolch hing: "Mist." fluchte er innerlich.

Mako war leicht überrascht, dass Bu Cao so empfindlich auf die Provokation reagierte. Wenn seine Mitgefangenen mit Worten nicht weiterkämen, würde es gefährlich werden, Bu Cao war nicht zu unterschätzen.
Der Barde spielte die einfache Melodie von vorhin erneut an, machte sie aber etwas komplexer und nicht ganz so gefällig. Wenn Bu Cao tatsächlich in den Angriff überging, würde Mako handeln.
 1. Shiv (http://en.wikipedia.org/wiki/Shiv_(weapon))
 2. Weiter gehts im Herausforderungsthread (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6393.msg750433.html#msg750433)!
 3. Diplomatie 25
 4. Diplomatie 19
 5. Diplomatie 22
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 13.12.2011, 14:34:25
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

"Mich einen einfachen Mörder zu nennen, das mag euch Selbstzufriedenheit geben. Aber war es denn nicht absehbar, dass der Tod seinem Werk nachkommen muss, wenn die Denunzianten, wie sie auch genannt werden, ihrer Selbstverteidigungspflicht nicht nachkommen?", säuselte der alte Mann trunken und blickte in die Richtung von Lu Chieng. "Spart euch euren Spott, Lu Chieng, Maskenmann. Ich brauche euren Spott nicht. Ihr seid auch nicht besser als alle anderen. Aber das ist doch sowas von normal. Jeder verdrängt den Tod und veralbert ihn, so er sich voll des Lebens wähnt, nicht merkend, dass der Tod immer jener ist, der die Tür zum Schluss zumacht." Sein unsteter Blick musterte die einzige Frau im Gewahrsam. "Denunzianten. Habt ihr über dieses Wort überhaupt einmal nachgedacht? Habt ihr nur einen Gedanken daran verloren, warum man euch so nennt? Ich wette, dass nicht." Er lachte bitter auf und wich einen Schritt zurück, so sehr schüttelte ihn das Lachen. "Welch Witz dies alles doch ist. Der Tod mag darüber lachen, doch sein Urteil ist rechtskräftig. Der Tod braucht nur einen Grund, Sūn Ai. Er muss nur sehen, dass die Sanduhr des Lebens einer Person abgelaufen ist und dann holt er das Netz hervor und sammelt dessen Seele, ehe der Dieb oder der Kalte erscheint.[1]"

Erst dann blickte er Xū Dǎnshí an, und lächelte dumpf. War es eine Drohung? Es war schwer einzuschätzen. "Mich schwächer? Mich stärker? Was interessiert mich das, Xū. Als wäre der Einzelne von derselben Bedeutung wie das Ganze. Er gehört ihm untergeordnet. Der Tod ist nur ein Aspekt des Lebens, was juckt es ihn da, ob er Herr oder Knecht ist, wenn er erkannt hat, dass er nie mehr und nie weniger als ein Teil sein kann. Ich lasse euch sprechen, ich würde euch sogar eine Henkersmahlzeit vorsetzen, wenn ihr wolltet. Denn meine Hintergründe sind nicht von Bedeutung. Was mich bewegt und dazu bringt, ist unwichtig. Was ihr als Einzelner fühlt oder nicht, das ist nur für euch und für die euch Nächsten von Bedeutung, aber nicht für das Reich. Eure Gedanken haben ihre Performanz in jenem Moment verloren, in dem ihr ein Denunziant geworden seid. Aber beruhigt euch, alter Mann, eure Sanduhr läuft nicht an diesem Tag aus. Aber einem anderen mag dämmern, warum der Tod hier ist. Dem größten aller Denunzianten von euch gilt diese Ehre." Sein Blick gewann nicht an Klarheit, seine Bewegungen gewannen nicht an Stabilität. War er einfach nur ein Betrunkener, ein Wahnsinniger oder meinte er dies alles gar ernst?

Von der Fäkalgrube noch immer geschwächt verlor Hong die Geduld mit dem Verrückten. "Der Tod war schon hier. Zwei mal. Heute hat er nur einen Blick hineingeworfen. Euer Gestank hat ihn wohl vertrieben, denn vor kurzem habe ich ihn erblickt. Jetzt ist er nicht hier." Verachtung drängte sich auf Hongs Gesicht. "Ihr habt nur den roten Schleier von Raiva in den trunkenen Augen. Doch die Nacht ist vorbei und so auch ihr Griff um den Verstand. Da der Tod hier tatsächlich vorbei kam, können wir euch ein Bett anbieten, indem ihr euch ausnüchtern könnt. Legt eure Werkzeuge weg und geht schlafen! Vergesst nicht, wir sind die Denunzianten und entscheiden wen wir als Schuldig sehen. Die Reime, das Auftreten, die Aussagen. Stirnrunzelnt überlegte Hong, ob der Tod den Narren mimen wollte und in so beschuldigen will. Wenn ihr uns vortragen wollt, dass Shǎzi schuldig ist, dann macht das mit klaren Worten und klarem Kopf. Unsere Gedanken haben im Gegenteil an Perfomanz gewonnen. Wir benennen den Schuldigen am Tod des Kaisers. Der Richter entscheidet über unser Urteil." Doch das Hagere ausgemergelte Gesicht. Hong dachte sich innerlich weisse Schminke drauf. Konnte es sein, dass der Narr als normaler Mensch verkleidet vor ihm stand?
Hong's Augen weiteten sich. Seine Lippen formten ein tonloses "Shǎzi". Anklagend hebt Hong die Hand und richtet den Zeigefinger auf Bu Cao. "Der Narr! Er nennt sich Tod, weil er denkt den Kaiser umgebracht zu haben! Er denunziert sich selbst." Der Blickt huscht auf das Shiv und den Wurfpfeil in der Hand. Keine weitere Zhào Làn, kein weiterer Oda Zektau. Raschen Schrittes bewegt Hong sich auf den Narren zu um ihm die Instrumente des Todes zu entreissen sollte er versuchen sich etwas anzutun.

"Nun wer jemanden Anderem das Leben nimmt den nennen wir Mörder oder Soldat." bei diesem Gedanken grinste Lu Chieng breit. "Und den Mörder der jedes Leben beendet Tod. Wenn der Tod sich durch menschliche Maßstäbe angegriffen fühlt war dies nicht meine Absicht." Lu Chieng hob beschwichtigend die Hände[2].

Danshi zog vor Erstaunen die Augenbrauen nach oben und betrachtete noch einmal genauer den gedungenen Mörder. Die kühne Vermutung Hongsans löste geradezu eine Kaskade von Spekulationen in Danshi aus. Doch da waren noch zu viele Unbekannten, um eine Vermutung auch auszusprechen - sicher war nur, dass sie getäuscht wurden. "In diesem Spiel - es geht doch gar nicht darum, den Mörder des Kaisers zu finden. Warum also erscheint 'der Tod'? Wenn will er aus dem Spiel entfernen? Die Enttäuschung oder den, der alles auffliegen lässt?", sprach Danshi aus und erwartete, wie der Greis auf Hongsans Anschuldigung reagieren mochte.

Sūn Ai war erleichtert, dass Bu Cao nicht zum Angriff übergegangen ist. Kurz verarbeitet sie die Worte von Allen. Die Anschuldigungen von Hong klangen sehr interessant ihrer Meinung nach und sie war gespannt, wie der Betrunkene darauf reagieren würde. Dennoch war für sie die unmittelbare Gefahr nicht gebannt. Hastig schaute sie durch den Raum. Wer war der größte in der Runde und blieb bei Lu Chieng hängen. 'Kann man den Worten des Todes vertrauen? Oder handelte es sich wieder nur um ein Bild?' Ai war sich nicht sicher, ob Bu Cao es wirklich auf Lu Chieng abgesehen hatte, aber sie fühlte sich selbst etwas sicherer immerhin.
 1. 
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 2. Diplomatie 20
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 18.12.2011, 16:53:37
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Der betrunkene Mann zog eine Schnute, als Hong Gil-Dong auf ihn zu ging, augenscheinlich in der Absicht Bu Cao zu entwaffnen. Kurz blitzte Häme im Blick des Betrunkenen auf, als er über die Schulter des herannahenden Hongs die anderen Denunzianten betrachtete, dann wich die Häme Bitterkeit und bevor Hong ihn erreichte, ließ er Wurfpfeil und Shiv fallen. Fast tonlos landeten sie auf dem Teppich. Das Seufzen des Flüsterns war lang und ausgedehnt. "Ich...bin...überrascht.", sagte der betrunkene Mann deutlich verwundert und erstaunt. Bu Cao blickte fast beschämt auf den Boden. "Seit...seit knapp fünf Jahren. Seit fünf langen Jahren spiele ich dieses Spiel. Kämpfe gegen diesen verdammten Fluch. Seit fünf Jahren versuche ich allen den Mörder zu zeigen. Soll es so sein? Ich...ich spüre keine Ketten mehr. Ich...spüre keine Bürde, keine Maske mehr." Die glasigen Augen des alten Mannes waren nun nicht nur vom Alkohol glasig, es schien sogar so als würden sich Tränen in seine Augen mischen. Er zitterte jetzt am ganzen Körper und ließ sich neben seinen vergifteten Waffen nieder. "Ich habe heute morgen das erste Mal geweint. Man weint nicht, weil man das Gesicht nicht verlieren darf, das sind die Regeln unserer Kultur. Als ich weinen sollte, habe ich es verweigert und ich bekam ein neues Gesicht. Heute morgen, diesen Morgen, diesen wundervollen Morgen, gewann ich mein Gesicht zurück, weil ich weinte. Was bedeutet das?
Er sackte weiter zu Boden, ließ die Knie angewickelt, setzte die Füße flach ab und ließ sich auf dem Rücken fallen, die Tränen liefen jetzt frei an ihm herab. "Ich weiß, was es bedeutet. Ich weiß es! Das erste Mal seit dem schicksalsschwangeren Tag, das erste Mal seit diesem Tag, das alle erste Mal seit diesem Tag aller Tage erwachte ich ohne Maske. Ich wusste, dass dies eine Bedeutung haben musste. Deswegen kam ich gleich zu euch, auch wenn ich keine Hoffnung hatte. Selbst jetzt kann ich es kaum begreifen. Ich kann es kaum fassen, ich will es irgendwie auch nicht fassen und doch ist es geschehen. Einfach geschehen."
Er weinte jetzt überschwänglich und ließ seinen Emotionen freien Lauf, schwer gezeichnet murmelte er zwischendrin immer wieder weiter.
"Ich...seit dem Jahr des Gläsernen Drachen[1]...trug ich diese Maske und den Fluch des Gläsernen Drachen. Seitdem trug ich die Maske, die Maske, welche alle an diesem Hof Shǎzi nannten. Ich bin nicht der erste Shǎzi, aber der Letzte. Ich habe den Fluch des Gläsernen Drachen besiegt." Es fiel Bu Cao äußerst schwer, klare Gedanken zu fassen und klare Worte für das zu finden, was er gerade erlebte. Er weinte sich aus. Zehn Minuten oder eine Stunde mochte vergangen sein, in der er nur fortwährend und so stark weinte, vor Glück, vor Trauer, vor Beschämung, vor Hochgefühl. Alle Denunzianten konnten sich in dieser Zeit kaum von diesem Anblick lösen, so bannend war sein hemmungsloses Weinen. "Und das am Tag des Pandas!", schrie er auf einmal auf. Rotz und Tränen liefen ihm aus der Nase. Er lachte dabei. "Der Tag, der Tapferkeit bedeutet. Und tapfer seid ihr gewesen und nicht so tollpatschig, wie alle anderen, die an eurer Stelle standen. Ihr ward wahre Pandas, ihr seid wahre Pandas!"
Er stand wieder auf, und seine Tränen liefen weiter.
"Sechsunddreißig Wochen hat ein Jahr, der Fluch wirkte auf mir seit dem ersten Tag des gleichnamigen Jahres. Bis zum heutigen Tag sind einhundertachtzig Wochen vergangen. Jede Woche musste ich dieses Spiel aufs Neue führen. Ich suchte die ganze Woche nach intelligenten Wesen, die eine Verbindung zum Kaiserhof hatten. Ich suchte die ganze Woche danach, während alle des Hofes rauszufinden versuchten, was mit dem Kaiser passiert war. Ich wusste, was mit dem Kaiser passiert war, aber das war der Fluch! Der gläserne Fluch ist ein Fluch der Klarheit. Man weiß alles, doch man kann es nicht sagen! MAN KANN ES NICHT SAGEN!" Seine lachenden Worte gingen in Schmerzens- und Wutschreie über. "Man kann nicht, ehe er gebrochen ist, sagen: ICH WEIß ES! ICH WAR ES! ICH HABE DEN KAISER BENEIDET UND GEFÜRCHTET! ICH HABE IHN GETÖTET! ICH WOLLTE DEN GARTEN! ICH WOLLTE DAS REICH DAMIT RETTEN!" Er weinte wieder hemmungsloser, er versuchte sich zu sammeln, zu diszilinieren. Er schlug sich in die Magengegend, und ging in die Knie. Er drückte die Tränen weg, um zu sprechen. "Das war der Fluch. Er verfluchte mich und ließ mich die Klarheit spüren. Jeden Tag wusste ich um meine Tat, jeden Tag musste ich damit leben, dass ich es keinem Sagen konnte und dieser Narr wurde. Shǎzi heißt er. Es hat viele Narren gegeben. Jeder, der in den Bann des gläsernen Drachen gelang, wurde zu Shǎzi. Jeder Shǎzi ist der Inbegriff von Qi. Qi ist der gläserner Drache, der sich aus sich selbst ernährt. Ich wollte das Reich retten, deswegen.... deswegen musste Chuang Di sterben, aber es war eine Falle! Eine Falle des gläsernen Drachen, der sich aus sich selbst ernährt. Als der Kaiser gestorben war, erschien mir Qi, nannte mir seine Prophezeiung und setzte mir eine Maske auf. Ich konnte diese Maske nicht mehr abnehmen, ich war ein Shǎzi[2]. Der Fluch ließ mich die Wahrheit nicht aussprechen, nachdem ich gelernt hatte, welche Konsequenzen mein Handeln hat, welch Konsequenzen mein Handeln hat. Deswegen verschwand Bu Cao vor fünf Jahren vom Hof, als der Kaiser tot war, denn es gab Bu Cao bis heute Morgen nicht mehr, es gab nur noch Shǎzi. Und da ich wusste, was passieren würde, wusste Qi, dass ich es verhindern wollte. Deswegen konnte ich nicht sagen: Ich war es, der Chuang Di mit dem Schal seiner Lieblingskonkubine erdrosselte. Ich konnte es nicht sagen, bevor mein Rätsel nicht gelöst war. Der Narr, Shǎzi, Bu Cao, ich, ich begann Spiele zu spielen. Jede Woche lud ich Männer und Frauen, die leichte oder schwere Straftaten gegangen hatte, welche eine Geschichte mit dem Hof hatten, an diesen Hof. Ich klagte sie alle des Kaisermordes an und spielte Spiele, die ihnen zeigen sollten, dass ich der Mörder war. Aber ich konnte es nicht sagen, ich konnte nur indirekte Hinweise geben, deswegen mussten sie als Mörder angeklagt und gleichzeitig Denunzianten sein. Keiner dachte darüber nach und doch hoffte ich, dass ihr Lebenserhaltungstrieb ihren Geist öffnete; niemand schaffte es bis hierhin. Aber ihr habt es erkannt. Jede Woche gab es sieben Gefangene, die zehn Tage Zeit hatten, denn mehr ließ der Hof nicht zu. Der Hof, se waren meine Spiele leid, alle am Hof, aber sie konnten mich auch nicht töten, denn solange der Fluch lastete, war ich nicht zu töten. Und so versuchten sie, und bekamen Angst, als ich nicht starb, trotz ihrer Messer, trotz ihrer Beile, trotz ihres Feuers, ihrer Säure und ihren Niedertracht und da Shǎzi nicht starb, bekamen sie Angst und spielten dieses Spiel mit. So waren es jede Woche sieben Gefangene, es waren einhundertachtzig Wochen und diese angebrochene Woche. Das sind tausendzweihundertsechzig Männer und Frauen, die hier starben, weil sie nicht sahen, weil ich ihnen keine Klarheit verschaffen konnte. Jetzt mit dieser Woche sind es tausendzweihundertzweiundsechzig Männer und Frauen, die gestorben sind, welche jener, welcher Klarheit hatte, diese nicht vermitteln konnte. Die anderen Gefangenen versuchten zu fliehen und wurde erschlagen, sie versuchten andere zu beschuldigen, aber lösten dadurch den Fall nicht. Selbst jene, die sich für andere opferten, auch wenn es davon nur drei gab, hatten ihr Opfer völlig umsonst getan, weil sie nicht die Klarheit hatten, die ich hatte. Und nun, am 1805. Tag nach dem Mord an dem Kaiser, habt ihr es endlich erkannt..." Er stockte und zählte nochmal nach, wie viele Wesen für möglichen Kaisermord hingerichtet worden waren. "Wie viele Männer und Frauen mussten dafür sterben, für eine Klarheit, die was genau bringt?" Ihm dämmerte scheinbar ein neuer Fehler. "Sagt mir, dass das Finden der Klarheit mir etwas bringt!", seine Stimme wurde urplötzlich flehend. "Sagt mir, dass ich nicht wieder ein Shǎzi war!"

Er ließ sich wieder auf den Rücken sinken und weinte jetzt nicht mehr erfreut und erleichtert, sondern verbittert und niedergeschlagen. Es war augenscheinlich, dass Bu Cao ein gebrochener Mann war. "Ich...das Reich wird fallen. Qi zeigte mir, dass mein Mord am Kaiser das Reich in die Knie gezwungen habe und jeder Tag, an dem es keinen Nachfolger gab, der Mord nicht geklärt war, der Körper des Kaisers nicht gefunden war, sein Ableben dadurch nicht gesichert war, würde dem Selbstverschlinger helfen, dass Reich zu brechen.", flüsterte er nun. "Das kann ich nicht mehr verhindern. Aber der gläserne Drache, es muss verhindert werden, dass der Drache, der sich aus sich selbst ernährt, den Garten gewinnt. Dann werden wir alle Shǎzis. Dann...werden...wir...alle...Shǎzis! Wir müssen...", seine Stimme wurde leiser, als würde sie etwas lähmen. Die Tränen übermannten ihn wieder. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht mehr. Ich habe alle Klarheit verloren. Ich sehe nicht mehr, was zu tun wäre. Ich weiß es nicht mehr!", flüsterte er aufgeregt und bedrückt. "Was muss getan werden? Eben wusste ich, dass ich als Tod kommen musste, um mich selbst zu bedrohen, in der Hoffnung, dass es die Augen öffnete. Ich weiß nicht, ob das der Auslöser war, aber ich wusste, dass ich es tun musste. Ich wusste es! Aber jetzt weiß ich nichts mehr, die Unendlichkeit der Möglichkeiten, sie zerdrückt meine Orientierung, meinen Willen, mein zielgerichtetes Denken. Ich habe immer nur an eine Lösung gedacht, wie ich die Klarheit äußern kann und jetzt...ist SIE WEG!"
Er begann wieder zu weinen. "Ich kann nicht mehr...Ich kann nicht mehr..." Diese Worte murmelte er wieder und wieder...
 1. Das ist das Jahr 1037
 2. Shǎzi bedeutet nichts anderes als Narr in Form von Dummkopf und Tor.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.12.2011, 11:03:17
Danshi nahm den Wurfpfeil und das Shiv auf und drehte dem weinenden Narr den Rücken, um einige Schritte in den Raum zu tun. Die Selbstbeschuldigungen und die Frage nach dem Sinn hallten in Danshi wieder. "Mu!"[1], murmelte er, zuckte mit den Schultern und drehte sich wieder zu dem Mann.

Er betrachtete ihn und da war nur Erstaunen über das, was er gesagt hatte, doch für die Gestalt hatte er keine Wut, kein Ekel und auch kein Bedauern.

Er selbst fühlte keine Erleichterung, keine Dankbarkeit und keine Freude.

Für ihn war der Raum mit einem Mal für alle vor lauter Möglichkeiten offen und daher leer. Er spürte kein Bedürfnis, sich weiter für das Geschehen einzusetzen, wie es auch schon davor gewesen war.

Er war wehmütig und müde und wollte nur nach Hause zurückkehren.

Allenfalls nur damit jemand etwas sagte, fragte er: "So viele Spiele - und doch: Dieses muss besonders gewesen sein und alle wußten das von Anfang an, oder? Obgleich möglich, erscheint es mir unwahrscheinlich, dass nach so langer Zeit noch die Emotionen hochkochen, jede Woche der Kaiser des Ostens aus dem Krieg heimkehrt und jede Woche Tŭsama den Denunzianten erscheint. Etwas steht unmittelbar bevor, nicht wahr?"

Danshi dachte für einen Moment nach. Er hatte wirklich nur noch das Bedürfnis heimzukehren - zu den Menschen und dem Land, die er liebte[2]. Ihm fiel eine Aphorismus von einem Gelehrten am Hofe ein: "Jede Bewegung die ein Mensch macht, ist letztlich darauf ausgerichtet, nach Hause zu gehen."[3].

Und doch war er Teil dieser Welt und trug Verantwortung für sie.

Schweren Mutes fasste sich Danshi ein Herz und sagte traurig: "Ich will mit dem gläsernen Drachen sprechen. Wo ist er?"
 1. Mu (http://de.wikipedia.org/wiki/Mu_%28Philosophie%29)
 2. Wenn Ihr einen Eindruck von der Stimmung in Danshi bekommen wollt: Wir sind Helden - Bring mich nach Hause (http://www.youtube.com/watch?v=o_AuxeI-Viw)
 3. Sinngemäß und ich weiß den Urheber nicht.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 22.12.2011, 11:14:00
"Ist der Tod ein Narr oder ein Narr der Tod?" murmelt Lu Chieng vor sich hin.  Es schien eher so als wäre ein Narr der Tod von mehr als tausend Menschen und diese Scharade weswegen?

"Was bedeutet nicht der erste Shǎzi?" fragte er verwirrt. "Es gab schon vor dir Verfluchte?" Die Situation schien Lu Chieng zu überfordern. Er machte einen Schritt nach hinten und lehnte sich an der Wand an. Sein Blick ging starr an die gegenüberliegende Wand: "Wer hat die Macht einen solchen Fluch auszusprechen und das Leben tausender zu gefährden?" murmelte er vor sich hin. Über eine nahezu unendlich große Anzahl an Fragen schien er nicht hinaus zu kommen.

"Was wollte ein Narr mit dem Garten erreichen, dass ein himmlischer Herrscher nicht schaffte?"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 22.12.2011, 17:24:40
Nach Hongs Anschuldigung hörte Mako augenblicklich zu spielen auf. Als er die Reaktion Bu Caos sah wusste er, dass es zu keinem Kampf kommen würde.
Bu Cao ist der Narr und der Narr ist der Mörder? Wenn man die Lücken schließt könnte es tatsächlich Sinn ergeben.
Aber wie konnten alle Prinzen und die anderen Gäste so überzeugend spielen. Was ist die letzten Jahre hinter diesen Mauern geschehen?

Verschiedene Gedanken gingen Mako durch den Kopf. Er legte die Yueqin bei Seite. Jetzt war nicht die Zeit für Musik.
Sie hatten das Rätsel zum großen Teil gelöst. Aber noch fehlten die Antworten auf Xus Fragen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 22.12.2011, 20:20:38
Hongs Mitleid mit dem Haufen Elend vor seinen Füssen wandelte sich in Wut. "Eintausendzweihundertsechzig. Pah!" Er spuckte auf den liegenden Bu Cao. "Du Mörder hast so viele getötet, dass du sie nicht zählen kannst. Was kümmerte dich der Tod von Zhào Làn. Eintausendzweihunderteinundsechzig. Was schert dich das Ableben von Oda Zektau. Eintausendzweihunderzweiundsechzig. Was hätten dich unser Tod gekümmert? Nur so viel, wie es dir zur Klarheit verhelfen soll. Pha!" Aus dem Mund entfloh ein Schauer von feinen Tröpfchen der Verachtung, die Hong im Herzen gegenüber der Gestalt trug.
"Du bist ein Wesen von Menthir[1]. Von Anfang an strebtest du nach Macht, getrieben von Neid, so konnte dir der Gläserne seine Maske aufzwingen, denn du warst schon die Täuschung. Schon immer ein Shǎzi. Du bist in die Fänge von Qi gelaufen. Dem gläsernen Drachen. Dem der sich von sich selbst ernährt. Dem Urintrinker. Dem Ourouboros. Niemand soll den Garten besitzen. Nimmermehr. "zitierte Hong die Prophezeihung. "Du konntest ihn nich für dich beanspruchen. Zu Glas wurdest du und bist daran wie Glas zerbrochen.[2] Auch du dachtest mehr an dich. An das Reich. Nicht an den Kontinent.
Hong wandte sich zu Xū Dǎnshí zurück. Merkt euch meine Worte Xū. Vor uns liegt einer der aus langjähriger Gewohnheit lügt und mordet. Glaubt ihm nicht zu viel. Erinnert euch viel lieber an die Forderung von Erde. Fragt nach dem Schlüssel. Erlangt Bedeutung.[3] Dann werdet ihr auch Qi sprechen. Doch euer Verlangen ist nicht das des Kaisers, nicht das Bu Caos. Tŭsama kam nur zu uns. Weil wir den Garten nicht begehren.
 1. Hong meint diesen Menthir (http://wiki.darkenfalls.de/index.php/Menthir), auch wenn dieser hier  (http://games.dnd-gate.de/index.php?action=profile;u=1910)zutreffender ist
 2. 
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 3. 
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Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 24.12.2011, 20:20:54
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Hongs Worte stachen wie ein Messer zu. Er war immer ein Shǎzi gewesen, just in diesem Moment war er immer noch ein Shǎzi und wahrscheinlich war es sein Schicksal, immer ein Shǎzi zu bleiben. Es war das Unausweichliche, das Unvermeidbare, das Unabwendbare in seinem Sein. Und wohl mochte er tatsächlich ein Wesen Menthirs sein, denn was passte mehr? Das Symbol, welches man mit dem Gott der Intrigen verband, war der schwarze Baum mit den purpurnen Früchten. Die Verlockung, welcher kaum jemand widerstand, führte zur Erkenntnis, eine sehr bittere Erkenntnis[1], welche einem die eigene Fehlbarkeit und Dummheit vor Augen hielt. Und nun war es eben jener Baum, in Form eines Gartens, welcher seine Frucht, die Macht über einen Kontinent zu besitzen, anbot und Shǎzis Erkenntnis war eine bittere gewesen. Er erkannte, dass seine Dummheit unausweichlich war. Jedes Attribut, welches man ihm zuschrieben, war eine Farce, welche seine Hybris[2] nur nährte. Jeder sprach vom Narr als wäre er ein Weiser, als wäre er ein Wesen durchdrungen vom Geiste der Genialität und doch war der Geist, der ihn durchdrang - jeder Gefangene roch dies - lediglich Alkohol. Dieses scheinbar undurchschaubare Spiel entpuppte sich in jenem Moment, in dem Hong Gil-dong feststellte, was Bu Cao, der Shǎzi, getan hatte, als so große Narretei, die eines Shǎzi mehr als würdig war. Diese Erkenntnis war der Geschmack der purpurnen Frucht, welche Bu Cao empfangen hatte. Ja, wahrscheinlich hatte er Zugang zum Garten erhalten, aber vielleicht war er schon in dem Versuch, ihn zu erreichen, zerbrochen. Wer wusste, wie unbarmherzig der Garten oder Menthir[3] war?

Shǎzis Tränen versiegten langsam, seine Seufzen und Heulen ließ in gleicher Weise nach, schwarzgallig wurde er und still. Er blieb ermattet auf dem Teppich liegen, sein Gesicht verweint. Die Emotionen waren durch den Alkohol noch hemmungsloser hervorgebrochen, nur langsam fand er zurück in eine Stille. War es eine neue Maske oder nur die entwaffnete Gleichgültigkeit eines Verurteilten? Er ließ die Worte über sie ergehen, er konnte nichts mehr daran ändern. Die Geschmack der Erkenntnis lag noch immer bitter in seinem Mund. Langsam begann er zu sprechen, seine Stimme klang kraftlos, zermatert. "Nicht jede Woche erschien jeder Kaisersohn. Ob wer erschien, das lag an der Bedeutung der Gefangenen und welche Hoffnungen man an die Gefangenen stellte. Ich hatte sie alle von Hand ausgewählt, aber das reichte nicht, um immer alle an jeden Gefangenen zu binden. Wenn einer der Kaisersöhne zu seiner Armee musste, ging er zu seiner Armee. Manche waren das erste Mal seit einem Jahr wieder bei einem Gefangenen. Auch sprecht ihr von der Prophezeiung? Ich kenne keinen, der sie auch kennt, außer meiner Person. Nein, nicht immer war unter allen Gefangenen alles gleich und nun ihr wart am Ende die Denunzianten." Seine Stimme blieb gedrückt. "Aber ja, es steht etwas bevor. Das Reich liegt in Agonie darnieder und wartet auf den Todesstoß. Der Gläserne Drache wird demnach nicht mit euch sprechen, wie Hong Gil-dong es beschrieben hat. Aber auch die Erde hat zu euch gesprochen?" Etwas Neid war in seinen letzten Worten zu hören. "Dies ist ein Hort der Erde, ein Inkarnationspunkt.", säuselte er fast vor Bewunderung und fuhr mit einer Hand über den kalten Marmorboden. "Eine Zauberformel liegt auf diesem Gemäuer, und wer sie erkennt und versteht, der wird Erde Aug in Aug gegenübertreten können, heißt es. Ich habe sie nicht gefunden, ich habe sie nicht verstanden.", musste er aber niedergeschlagen zugeben.
Nur kurz währte sein Exkurs, ehe er sich wieder den Erkenntnissen der Denunzianten stellte. Er atmete schwer, blieb liegen und schaute nicht einmal in die Nähe der Gefangenen. Er starrte an die Decke.
"Qi hat keine Armeen, die Chuang zerstören. Er hat mich als Waffe benutzt. Das Letzte, was ich halte, das ist der Schlüssel zum Garten." Eine schwere Pause, doch Bu Cao regte sich nicht weiter. "Es ist nicht das Blut, welches der Schlüssel der Kaiser war. Es war ihr Blut, welches einen den Garten erkennen ließ. Ihr Blut half ihnen verstehen, doch um in den Garten zu gelangen, dazu bedurfte es einen Schlüssel. Es half nicht zu wissen, wo der Garten war, denn der Garten ist nirgends und überall. Es half nicht zu verstehen, welche Bedeutung der Garten haben könnte."
Er richtete sich auf, noch immer standen Tränen in seinen Augen, aber er hatte sich unter Kontrolle.
"Jeder Kaiser Chuangs braucht Chuangs Herz. Das Herz ist der Schlüssel." Bu Cao hatte blitzschnell ein Amulett gezogen. Das Amulett hatte die grobe Form eines Herzen und war aus einer tiefschwarzen Schuppe gefertigt. Nur leicht waren die rituellen Skarifizierungen auf der handtellergroßen Schuppe zu erkennen. War dies etwa eine Drachenschuppe? "Nur wer dieses Herz besitzt, kann Kaiser Chuangs sein, denn das Kaisertum Chuangs ist nicht nur an das Blut, sondern an das Herz gebunden. Solange die Kaisersöhne nicht wussten, wo der Leib des toten Kaisers war, solange konnten sie das Herz nicht haben. Solange keiner das Herz hatte, konnte keiner Kaiser sein. Sie konnten ein Imitat herstellen lassen, doch es war nicht dasselbe, es hätte keiner der anderen Söhne anerkannt. Er hätte ein Geschenk des Gartens schenken müssen, um die Wahrheit zu sagen. Ich..."
Bu Cao hustete und wischte sich den Rotz aus dem Gesicht.
"Ich wusste, dass die Kaisersöhne erst Krieg gegeneinander führen würden, wenn sie dies hier finden würden. Sie konnten es nicht finden, weil sie den Kaiser nicht fanden. Sie hatten nicht geahnt, dass ich das Herz Chuangs trug. Und doch hatte ich nicht das Blut. Ich...habe gar mir das Blut besorgt, aber es war nicht mein Blut. Es half nichts...", spuckte er niedergeschlagen aus.
"Chuang lebte weiter, wenn ein Kaiser dieses Amulett an einen Sohn gab. Ich habe diesen...Fortgang...diesen Fluss umgeleitet und es..." Es war, als fiel es ihm schwer, das, was er dachte, auszusprechen.
"Der Tod holte den alten und geliebten Kaiser,
der Mörder war leider nur halb ein Weiser,
war er zwar in der Lage, mit Taten zu lügen,
so konnte er nicht alles und jeden betrügen,

Zwar konnte dieser Schuft sich verdrücken,
sich zwischen viele hängende Hälse bücken,
doch entkam er dem Himmel nicht ganz und gar,
wird sich nun hoffentlich der Gefahr gewahr,
dass er nun sitzt mit jenen, die nur Kleines taten,
und alsbald nun auf ihre Freiheit warten.

So ist es aller Aufgabe gemein,
zu finden das list'ge Schwein.
Doch die Zeit will einem die längsten Beine machen,
der General euren Kopf am Tag des Drachen,
darum flehe ich euch bitterlich,
findet den Mörder nicht nur für mich,
sondern rettet auch euch, die unschuldig sind,
und führt zur Schlachtbank das kranke Rind."

Er zitterte. "Es ist an mich gebunden. Ich kann es nicht weitergeben. Ich will...es...kann nicht.", sagte er unter Schmerzen. "Ich habe es an mich gebunden, an mein Leben gebunden, damit kein Kaisersohn es...es mir nehmen kann! Seht, als Shǎzi konnte nicht sterben, also band ich es an mein Leben. Solange nicht nicht sterben konnte, konnte ich das Amulett nicht verlieren. Der Garten war mein, so dachte ich, doch war nur der Zugang der meine, der Garten....er entzog sich mir. Er entzieht sich mir. Ich...habe...mein...Reich...zerstör...t"
Seine Lippen bebten wieder, Tränen rannen wieder wild über sein Gesicht. Er blickte zwischen allen Denunzianten hin und her und schaffte es doch nicht auch nur einem Blick zu begegnen, bis auf Lu Chiengs.
"Qi hat die Macht, Qi ist der Gläserne Drache, welche die Alben Ouroboros nennen. Er hat unendliche Macht, so scheint es, wenn man nur ein Mensch ist. Er hat viele in Chuang verflucht. Seid er in den Kirsch- und Pfirsichgärten die Uneinigkeit zu strafen schwor, ließ der Augenlose, der stets auf sich selbst schwor, Männer aus Chuang zu Shǎzis werden. Jede Generation hatte ihren Shǎzi, der am Hof diente. Ein Fluch, welches ein Mahnmal für den bevorstehenden Untergang sein sollte. Ein Flucht, der vergessen wurde und ein Hofamt wurde, hinter dem niemand mehr den Untergang erwartete. Nicht einmal ich, als ich vor fünf Jahren ein Shǎzi im Amt wurde, und wohl schon vorher einer war..."
Er blickte auf das Shiv in Xū Dǎnshís Hand. Sein Lippen bebten, sein Blick war flehend.
 1. Das ist natürlich das christliche Motiv des Baumes der Erkenntnis (http://de.wikipedia.org/wiki/Baum_der_Erkenntnis), welches bei Menthir eine Rolle spielt.
 2. Hybris (http://de.wikipedia.org/wiki/Hybris)
 3. Eine Einführung in mein Gedankenexperiment Menthir gibt es hier (http://forum.darkenfalls.de/viewtopic.php?f=13&t=18) und da (http://forum.darkenfalls.de/viewtopic.php?f=15&t=36).
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 03.01.2012, 16:34:19
Danshi seufzte schwer aus. Sein Körper schien nun Millionen von Pfund zu wiegen und der Drang, sich einfach nur fallen zu lassen und die Welt ihr Schicksal alleine bestimmen zu lassen, war groß. Er schüttelte den Kopf und warf die verhassten Waffen hinter sich zu Boden. "In welche Lage Du uns abermals bringst, Narr! Du spieltest Dein Spiel mit uns und hätten wir nicht die Prophezeiung gehört und hätte die Erde nicht selbst mit uns gesprochen, ich wäre versucht, Dir zu unterstellen, dass Du schon wieder mit uns spielst. Hoffnungslos scheint unsere Lage und Du weißt um unsere geringen Möglichkeiten. Ist der sardonische Spott nun Dein Ansinnen? Oder weißt Du um eine Möglichkeit, unser aller Heil zu erlangen? Gib mir eine Antwort, doch glaube lange nicht, dass ich Dir vorbehaltslos vertraue.", sagte er kraftlos und sah den Narren mit müden Augen an. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, würde er sie ergreifen. Doch nur, um wieder nach Hause zu kommen. Die Schicksale der Welt - sie interessierten ihn nun nicht.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 08.01.2012, 20:07:12
"Lass uns gehen!", fordete Mako den Narren Bu Cao auf, nachdem er etwas nachgedacht hatte.
"Du hast gestanden den Kaiser ermordet zu haben und weißt, dass wir unschuldig sind, zumindest in diesem Punkt. Du wirst dich irgendwann öffentlich stellen müssen, das Volk will die Wahrheit erfahren. Wo ist die Leiche? Sie soll aufgebahrt werden.
Die Prinzen werden eine Möglichkeit finden ohne Krieg den neuen Kaiser zu bestimmen.
Aber wir sind keine Mörder, erst recht nicht die des Kaisers, viele von uns haben nicht einmal etwas mit Politik am Hut. Wir waren nur die Denunzianten und haben dich zum gestehen gebracht, nun lass uns frei!"
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 09.01.2012, 08:50:05
"So wird dem Narren wohl nur die Möglichkeit geben sein Verbrechen zu gestehen und zu sterben. Wenn nur so der Schlüssel deinen Händen entgleiten kann. Nicht das du den Tod nicht mehr als tausendfach verdient hättet. Selten gab es solch einen Wahnsinn würde ich sagen." Lu Chieng stand immer noch kopfschüttelnd an der Wand.

"So muss der Schlüssel an den Träger kaiserlichen Blutes übergehen, sonst scheint der Garten verloren zu sein. Aber darüber können sich klügere Köpfe Gedanken machen, mir dürstet es nur nach frischer Luft, Licht und etwas Wind auf meiner Haut."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 11.01.2012, 20:34:43
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Shǎzi blickte verwirrt drein, als sie ihn ansprachen. Er hielt mit allem inne, mit dem Seufzen, den Tränen, den lethargischen Bewegungen der Selbstbeweinung. "PAH! Ich mag ein Narr sein, doch erhebt euch deswegen nicht über mich, sonst macht auch der Gläserne Drache auch zu Shǎzis! HÖRT IHR!", preschte er nun empört nach vorne und blickt mit einem kurzen, wilden Blick zwischen Mako, Lu und Xū hin und her. "Und hört mir richtig zu, wenn ich mit euch rede. Ich habe euch bei meinen ersten Worten gesagt, was zu tun ist, ich habe auch eben gesagt, was zu tun ist. Mir ist nicht danach, mir die ganze Zeit auf die Nase binden zu lassen, dass ich Narr war, ein Narr bin und immer ein Dummkopf bleiben werde.". Bu Cao verschränkte die Arme und das erste Mal passte das Verhalten wieder zu jenem Verhalten, welches Shǎzi zugesprochen wurde. Er schien ernsthaft verletzt durch die Worte der drei und setze sich in einen stabilen Lotossitz, nur um doch dann mit Leichtigkeit aufzustehen, obgleich seine Alkoholfahne die Atemluft hart schnitt.

"Findet den Kaiser und die Reste selbst. Wenn ihr nicht versteht, wie ihr frei werdet, dann sterbt halt mit mir.", pustete der Narr nun emport in den Raum, sein wahres Gesicht schien langsam wieder zu verschwinden, als würde von Geisterhand mit Kaolin geweißt, mit Kohle seine Augenränder geschwärzt. "Ich habe mich getäuscht.", begann er gackernd, während er auf die Tür zuhopste. "Es gibt nur einen oder zwei Gewiefte, Gewitzte, Gerissene unter euch. Der Rest wäre gestorben, wie das ganze törrichte Geziefer vor euch. Jener oder jene beiden, sie werden verstehen, was ich von Ihnen will. Sie werden verstehen, welchen Schritt es noch braucht. Aber ihr anderen! Ihr könnt meinen Strick teilen, in ihm ist genug Platz für eure dürren Hälse!"
Die Kleidung Bu Caos änderte sich auf wundersame Weise und Shǎzi stand wieder in alter Pracht vor euch. "Ich bin der Narr!", gackerte er. "Doch die meisten sind seine Puppen!"

Er wollte gerade zur Tür springen, mit einem Salto aus dem Handstand, als die Fassade des Narren zusammenbrach und wieder Bu Caos schmerzhaft auf dem Boden aufschlug. Mühsam wuchtete er seinen Oberkörper nach oben und blickte Lu an. "Nein, ich erkenne es, ihr seid kein Narr. Ihr habt es gesagt, was passieren muss. Ihr habt es tatsächlich gesagt!", wieder traten Tränen in die Augen Bu Caos, schmerzhafte Tränen der Gewissheit. Doch in den Tränen ließ er offen, ob er damit das Sterben oder die Übergabe des Schlüssels an einen Kaiserlichen oder gar beides meinte.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 12.01.2012, 18:31:52
Danshi kniff die Augen zusammen. "Du kannst uns nicht beleidigen, Bu Cao!", sagte er bestimmt. "Der Fluch ist gebrochen und Du bist ganz tief gefallen und noch immer spielst Du Deine Spielchen mit uns. Du bist völlig wahnsinnig. Du denkst nur noch daran, was dieser oder jener verdient hat, und lenkst dabei nur von Deinen eigenen Taten ab, die Dir wohl von kaum jemandem auf diesem Erkreis vergeben werden. Von mir schon - oder vielmehr gönne ich Dir ein freies Leben, wenn ich die Welt retten kann, die ich liebe, und in ihr leben darf."

Er atmete tief durch und trat zwischen den Narren und die Tür. "Gehe ich recht in der Annahme, dass das Amulett, das Du an dich bandest, nur mit Hilfe des Leichnams des Kaisers gelöst werden kann? Und da Du davon ausgehst, dass wir ihn bergen können, gibt es nur wenige Orte, an denen er sein könnte, sodass wir ihn fänden." Er starrte ihm in die Augen und seine Stimme klang dunkel und fast drohend: "Bu Cao, ist der Kaiser in der Kloake?"

Er suchte den Augenkontakt zu den anderen Denunzianten und hoffte, ihnen signalisieren zu können, ihm beizustehen, wenn der Narr ihn angreifen würde[1].
 1. Ready Action: Alter Self, wenn er angegriffen wird.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 12.01.2012, 22:19:10
"Sag es!" bellte Hong den Narren an. Er bleckte seine Lippen und knurrte zwischen den Zähnen hervor "Danach bringen wir das Rind zur Schlachtbank und reissen ihm das Herz raus. Dann bist du erlöst."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 12.01.2012, 22:35:09
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

"Tz, und jetzt werdet ihr auch noch böse mit mir. Eure Geduld ist am Ende, was?", spottete Bu Cao und seine Gesichtszüge verzerrten sich für den Moment wieder zu denen Shǎzis. Kurz flackerte das falsche Wesen auf. Es war augenscheinlich, dass die drohenden Worte der Denunzianten ihn wieder zum Narren machten. Er kämpfte mit sich um sein wahres Gesicht. Er war kurz davor, das Gesicht des Narren wieder anzunehmen. Aber er kämpfte gegen an. Schließlich nahm er sich über eine Minute Zeit, sich zu beruhigen. Er schaute die Denunzianten dabei nicht an, sondern blickte zur Tür. "Ihr braucht den Kaiser nicht, um den Garten zu erreichen. Ich habe euch gesagt, was ihr tun müsst. Wenn ich tot bin, dann bekommt ihr das Amulett. Wenn ihr in den Garten wollt, braucht ihr das Blut eines Kaiserlichen.", sagte er nun weitestgehend gefasst, auch wenn er sich wieder danach anhörte, als würde er dabei Tränen vergießen. Er musste scheinbar viel Überwindung aufbringen, so über seinen bevorstehenden Tod zu sprechen und schaffte dies auch, nachdem Lu und Hong es jetzt ausgesprochen hatten. "Der Kaiser ist unerheblich für eure Freiheit. Aber wenn ihr euch sicher seid, dass ihr den Kaiser sehen wollt, dann werde ich ihn euch zeigen. Doch denkt über die Konsequenzen nach, die der gefundene Leib des Kaisers haben könnte. Denkt über die Konsequenzen nach.", sagte er nun mit bebender Stimme. Er nahm allen Mut zusammen. "Erklärt allen, was passierte und dann bringt mich um, und erlöst mich!", schrie er fast heraus, kurz flackerte Shǎzi wieder auf.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 12.01.2012, 23:10:56
Sūn Ai stand regungslos da. Es war, als würde die Welt über ihre zusammenbrechen. Sie wusste nicht, was sie zuerst verarbeiten sollte, wusste nicht, wie sie sich in diesem Moment fühlte. Was war es in ihr, dass die Oberhand erlangen würde? Das Gefühl von Dummheit, von Scham, von Verzweiflung, Hoffnung oder vielleicht sogar Erleuchtung? Wie angewurzelt bliebt sie stehen. Einzig allein die Anspannung des möglichen Kampfes lies von ihr ab. Nach und nach fing sie sich und mit jedem dieser Schritte wurde sie glücklicher, dass die gesamte Aufmerksamkeit auf Bu Cao lag. Mit nur einem Blick hätte man sehen können, wie verloren und verlassen sie sich gerade fühlte. Nicht physisch einsam, sondern eher eine vollkommende Hilflosigkeit, als ob man sich selbst von der Ferne sieht, aber nichts tun kann.

Genauso schnell wie sich jegliche Emotionen in Bewegung gesetzt hatten, lösten sie sich auch wieder. Nicht zu Letzt war das Geschehene ein Hoffnungsschimmer und es galt die Gelegenheit zu packen, wo man konnte. Sūn Ai glaubte nicht daran, dass Shǎzi wahnsinnig war. Ein Narr auf jeden Fall, bei all dem, was er getan hatte. Welcher Mensch war dies aber nicht? Eine Art Narr auf seine eigene Weise, das traf auf jeden zu. Es kam einher mit der Fehlbarkeit eines Jeden. Worum es ihr aber ging, war der Verstand und diesen schien Bu Cao noch zu haben. So sehr sie auch auf Grund der Taten von Shǎzi Abscheu gegen jenen empfand, konnte sie die anderen Denunzianten nicht verstehen.  Ihr Hass, den sie jetzt schürten, würde blind machen. Daher versuchte sie entgegen zu lenken und sprach mit sanfter Stimme.
"Ihr seht was auf euch liegt. Was euch bürdet und knechtet. Es macht es nicht immer einfacher, aber es ermöglicht überhaupt, dass euch geholfen wird. Bestimmt ist euch, der Gedanke schon gekommen, dass euch nicht mehr zu helfen ist, wenn ich eure Worte richtig deute, seht ihr euer Schicksal ganz genau. Es wird ein Narr geschimpft, wer alles genau sieht, nur weil die Anderen es nicht zu sehen vermögen. Lasst mich ... uns... euch helfen. Wir vermögen es und das wisst auch Ihr. Nicht zu Letzt tut es für euer geliebtes Reich und führe uns aus der Höhle. Danach können wir etwas zu Ende bringen, was hätte längst schon enden sollen."[1]
 1. Diplomatie: 20
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 16.01.2012, 20:30:14
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Bu Caos zweites Sein hörte auf aufzuflackern, Sūn Ais Worte beruhigten ihn scheinbar. Kein zufriedener, aber ein kompromissbereiter Ausdruck erschien in dem Gesicht des Alkoholikers, welcher der Frau zunickte. "Ja. Ja. Ja. Ja, ich kann euch hinaufführen. Doch dann gibt es kein Zurück mehr. Dann müsst ihr erklären, was passierte. Ihr müsst mich meinem Schicksal zuführen, ohne mich zu kompromittieren. Ihr dürft mich nicht...bloßstellen." Das Flüstern der Nacht sprach zumindest das letzte Wort in der Art, die man seinem Titel zugetraut hätte. Er schien sich davor zu fürchten, bloßgestellt zu werden. Er traute sich dabei nicht einmal den Denunzianten in die Augen zu sehen.
"Ich werde euch jetzt hochführen, wenn ihr wollt." Bu Cao zog eine kleine Glocke aus dem Ärmel und nahm einen kleinen Schlägel dazu. "Ich werde hiermit alle Männer und Frauen an einem Ort versammeln und ihr dürft euch verteidigen, in dem ihr mich überführt. Das wird euch die Freiheit bringen, wenn ihr mich nicht bloßstellt. Das wird euch die Freiheit bringen. Das ist kein Spiel. Das Spiel kann nur ein Narr treiben."
Bu Cao hebt die Glocke mit der rechten Hand hoch und den Schlägel in der linken Hand holte zum Schlag aus. Wenn sich keiner dagegen stellte, würde er die Denunzianten vor den Hof führen.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 17.01.2012, 11:07:11
Danshi war sich bewusst, dass er in seiner Position zwischen Hongsan und Aisan stand. Aisans Reden war von wohltuender, gutgemeinter Naivität, während Hongsan eine schnelle Entscheidung durchsetzen wollte, die vielleicht eher mit dem übereinstimmte, was Baosan im Sinn hatte. Danhsi währenddessen wollte den Druck erhöhen, doch war er nicht wütend, sondern müde. Er konnte so etwas wie Wut aufbauen und als Instrument nutzen, doch war sich der Grenze bewusst, die er nicht überschreiten dürfte. Sonst würde er sich von der Wut übermannen lassen.

Als der Narr zum Schlag ausholte, vergaß Danshi für einen Moment seine Überlegungen. "Nein, das darfst Du nicht tun!", rief er aus. "Wenn Du jetzt den Hof versammelst, dann wird das kritische Konsequenzen nach sich ziehen. Es wird höfische Ränke geben und Gerangel um die Nachfolge. Wenn das Reich erfährt, dass es ohne Führung ist, wird es gewaltsame Aufstände geben. Wenn Quinlong erfährt, dass das Reich ohne Führung ist, wird das Land vom Krieg überzogen. Es wird mehr Verwirrung und Hunger und Elend geben, als ich mir vorstellen mag. Nicht dass ich glaube, dass das Reich nicht auseinanderbrechen wird, aber denkt an die vielen Menschenleben, die diese plötzliche Nachricht kosten wird.", erklärte er.

"Versammel nur die Kaisersöhne, Cu Bao. Es soll nicht um Deine Verurteilung gehen, sondern darum, was zu tun ist, um diese Welt zu retten. Nur mit ihnen sollen wir die nächsten Schritte planen - und sie sollten weise sein. Wenn wir den Garten nicht retten können, kannst Du Dich immer noch aufknüpfen lassen.", endete er[1].
 1. Diplomatie 27
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 20.01.2012, 16:41:04
"Nein!" widersprach Hong. "Draussen wird er wieder zu Shazi und wir entfliehem seinem Spiel oder das von Qi nicht. Wir haben genügend von den Kaisersöhnen gesehen. Wenn wir sie bestimmen lassen, wird Qi gewinnnen. Wir müssen von Bedeutung sein." Mit ausgestreckter Hand klagt er den ehemaligen Gouverneur an "Ihr seit hier, weil ihr euch nicht vor das Wohl eurer Provinz stellen wolltet. Ihr habt eure Bedeutung heruntergespielt, damit alles wieder so werden kann, wie es früher war. Doch jetzt wollt ihr euch euerer Verantwortung entziehen für das Versprechen des Narren, dass ihr frei kommt." Sein Arm wurde zu einer umfassenden Geste aller Denunzianten "Vor vier Tagen wurde ich in einen Raum mit sieben Toten gesteckt. In einem Perfiden Spiel war unser Ende vorbestimmt. Wir werden keinenfalls in unseren neuen Leben wiederauferstehen können. Wir sind dem Tot geweiht, wenn wir das Herz, den Schlüssel aus unseren Händen geben. Ihr habt vier Söhne gesehen. Vier Generäle aller Himmelsrichtungen. Vier unterschiedliche Meinungen, was das Beste für das Reich ist. Wir können hier, ohne Ränke viel besser herausfinden, was das Beste für Enwe ist. Das Herz muss aus den Händen von Qi befreit werden. Dies kann nur geschehen wenn wir Bao von seinem Griff befreien. Er hat sich selbst bereits Verurteilt. Ob zu seinem Wohl oder zu seiner Strafe, beides bedeutet sein Tod.
Hier unten können wir den Kaiser Krönen. Wir können ihm den Garten geben. Wir können den Garten aber auch allen zurückgeben. Hier unten! Holen wir Chuang Dyian zurück, wenn er eurem Urteil genügt. Doch wir lassen den Narren nicht hinaus."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 20.01.2012, 17:52:53
"Über den Plan, wie das Reich zu retten ist, können wir reden. Darüber, wie Bu Cao gerettet werden kann, auch. Darüber, dass Bu Cao getötet werden soll, rede ich aber nicht. Dies entspricht nicht meinem buddhistischen Ethos.", stellte Danshi schlicht fest.

"Wenn Ihr ihn töten wollt, dann werfe ich mich dazwischen und ihr müsst uns beide töten." Damit trat er neben Bu Cao[1]
 1. Ready Action: Bull-Rush-Attempt auf Cui Bao, wenn dieser angegriffen wird.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 20.01.2012, 20:24:00
"Dies lehrt euch der Buddhismus! Feigheit! Statt für euer Werk einzutreten lasst ihr euch verschleppen. Arroganz! Ihr zelebriert euer leiden und stellt euch als Erleuchteter hin. 'seht ich bin Xu, preist meine Gedanken, ich will für sie sterben statt mein Werk für euch zu erhalten" Hong's Gesicht hat sich rot gefärbt von seinem Zorn. Er speit die Worte begleitet von einem Sprühregen aus Spucke dem Weisen entgegen. "immer noch reizt euch der Tod. Ihr wisst, dass ihr zu krank seit um die Blüten eurer Werke noch zu erleben. Deswegen wollt ihr lieber sterben als noch etwas zu unternehmen, einen neuen Anfang zu legen. Ihr missgönnt dem Reich die Rettung vor Qi, weil ihr dann nicht der Märtyrer von Cui Bao sein könnt. Ihr wollt nicht Enwe den Garten zurück geben, sondern dass die Kaisersöhne euren Worten lauschen müssen, da diese ja euer Vermächtnis sein sollen. Ihr wollt nichts gutes tun sondern nur, dass andere euch zuhören und als einen weltfremden Heiligen preisen. Ihr wollt das schlechte Gewissen sein, das hindert, nicht der Tatendrang der zum schaffen führt.
Ihr stellt euch an die Seite von Bu Cao, dem Narren, dem Shazi, der Kreatur Menethirs, dem Handlangervon Qi, um eure Heiligkeit zu wahren. Es wäre zu einach an die Seite der Menschen in Cuang zu stellen, etwas für Enwe zu tun. Der Narr hat us darum gebeten ihn zu töten. Für sich, für das Reich. Ich will ihm den Wunsch gewähren. Und den Menschen die Hoffnung erhalten. Wenn ihr mich bittet euch ebenfalls zu töten, so kannich euch auch euren Wunsch gewähren. Für euch und eure Ideale. Ich kann des Narren Dolch nehmen um euch den Soldatentod zu gewähren. Doch ich kann nicht zulassen, dass Qi die Macht über den Garten gewinnt und alles zerstört.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 21.01.2012, 15:40:52
"Nun sieht es so aus als hätte der Fluch aus einem Narren drei gemacht." sprach Lu Chieng als Xū und Hong fast auf einander los gehen.

"Soweit ich weiß ist keiner von uns Richter und keiner Henker, oder irre ich mich? Ich verstehe jeden der dem Narren den Tod wünscht, doch denkst du nicht es ist an den Kaisersohnen zu richten?"

Er machte einen Schritt zwischen die beiden Streithähne und hielt je einen Arm in die Richtung der beiden: "Der Garten muss zurück gegeben werden und dafür ist der Tod des Narren notwendig. Der Schlüssel ist gebunden."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 23.01.2012, 13:15:39
"Hongsan, bevor Ihr Euch daran macht, uns beide zu töten, möchte ich Euch bitten, zu überdenken, was wir über den Garten, der für uns der Schlüßel zur Rettung zu sein scheint, wissen. Wir wissen nämlich nicht, ob der Garten etwas Räumliches ist oder vielleicht auch eine Idee oder ein Ideal sein könnte oder vielleicht auch eine Metapher für eine vielleicht göttliche Macht ist. Vielleicht steht der Garten auch einfach für das Großreich?", sagte Danshi und fuhr sogleich fort. "Wir haben einerseits den Drang, den Garten zu erreichen, gewiss, doch wir wissen nicht, was wir tun werden, wenn wir ihn erreicht haben, was auch immer er ist. Und andererseits, woher wissen wir, ob es nötig ist, den Garten zu erreichen, oder ob wir ihn auch retten können, ohne ihn zu betreten? Kann Qi den Garten betreten, wenn der Narr hier den Schlüssel hält, ist eine andere Frage. Auch wenn der Kaiser schon lange tot ist, dann hat sich die Katastrophe noch nicht ereignet, denn der Narr, der von Qi ergriffen ist, ist auch nicht in der Lage, den Garten zu betreten, hat er doch den Schlüßel, aber kein königliches Blut. Auch hat er den Schlüßel an sein Leben gebunden, doch wer sagt denn, dass er sein Leben für ihn lassen muss? Kann das Ritual nicht auch einfach gebrochen werden? Und schließlich...", hob er an, um zu verdeutlichen, dass dies sein letzter Punkt war, "wir können, wie auch die Gelehrten des Reiches, nicht sagen, was passiert, wenn der Garten zerstört oder gerettet wird."

"Angesichts dieser ganzen ungeklärten Punkte,", resümierte er, "erscheinen mir Ungestüm und Tatendrang schlechte Ratgeber zu sein. Also schlage ich vor, dass wir die Kaisersöhne und vielleicht auch Gelehrten und Priester zur Rate ziehen und alles sammeln, was wir uns an Wissen aneignen können. Und zwar bevor wir, irgendjemanden töten oder anklagen. Wenn Ihr aber noch den Plan habt, Hongsan, uns beide sofort zu töten, dann fahrt fort."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 23.01.2012, 14:21:45
Unerhört prallten die Herausforderungen von Xū Dǎnshí ab. Die schlichte Ruhe bildete eine unüberwindbare Waffe gegen seine Gelassenheit. Wo Hong sich bis diese Tage immer darauf verlassen konnte war, dass er zumindest ein Stück Kontrolle über andere Erreichte, indem er sie provozierte. Doch dieser starrsinnige Alte wollte immer nur weiter erörtern statt zu handeln. "Tiger auf der Lauer wartet geduldig bis seine Beute erscheint. Doch dann überlegt er nicht, ob noch eine fettere Beute kommt. Sonst würde er verhungern, weil immer wieder ein neues Tier kommen könnte und er alle Nahrung ziehen lässt. So lähmen euch eure Unabwägbarkeiten und verdammen euch zum nichtstun."
"Wir wissen, dass wir hier den Schlüssel vom Garten vor uns haben und wir wissen, dass wir den Garten oder sein Schlüssel erreichen müssen. Wir wissen sogar, dass wir ihn durch den Tod von Bu Cao erreichen können. Was wir in der Tat nicht wissen, ist, was passiert, wenn wir ihn aus diesem Raum lassen. Wenn er wieder Shazi werden kann, getriebene Kreatur von Qi. Unsere Unwissenheit können auch die Gelehrten von Chuang nicht vertreiben."
"Was wir brauchen finden wir nicht draussen. Wir finden es drinnen. Darum darf das Herz diesen Raum nicht verlassen. Wenn Shazi aus dieser Tür kommt, dann mit den Füssen voran. Wir brauchen Kaiserliches Blut hier. Dann holen wir Chuang Dyian zurück, der eben noch hier war. Wenn ihr über etwas nachsinnen wollt, dann aber auch auf eine Art, die uns weiter bringt. Starrt die Wände an, bis sie euch zeigen, wie wir Erde hierher holen können."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 27.01.2012, 18:05:46
"Ihr macht es Euch zu einfach, Hongsan", sagte Danshi. "Die meisten meiner Fragen könnt Ihr nicht beantworten. Aber gut, lasst den kaisersohn kommen, vielleicht bringt das uns weiter." Dann wendete er den Blick zu dem Narren. Danshi fragte sich, wer von den beiden Personas den Kampf gewinnen würde[1].
 1. Sense Motive: 30
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 30.01.2012, 09:53:08
Hong atmete seinen angehaltenen Atem aus und schloss kurz die Augen. Es war eine Gewaltsaufgabe gegen den Willen des alten Xū Dǎnshí anzukämpfen. Lasst Chuang Dyian kommen Bu Cao. Er wird hoffentlich noch nicht weit sein.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 02.02.2012, 13:38:29
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Während Hong Gil-dong und Xū Dǎnshí ein Wortgefecht austrugen, welches ernster nicht sein konnte, führte Bu Cao weiter den Kampf gegen sich selbst. Hoffnung und Zerschmetterung jener wechselten sich in einer für ihn furchtbaren Regelmäßigkeit ab, doch er behielt Shǎzi unter Kontrolle. Der Narr gewann nicht die Oberhand, auch wenn die süße Erlösung ihm nur eine flüchtige Berührung schenkte, als Hong in Aussicht stellte, den Narren zu töten. Er wurde hellhöriger, aufgeregter in dem Moment, schien sogar die Schwere des Geistes[1] abwerfen zu können, doch als klar wurde, dass er nur den Kaisersohn würde holen können, fielen Bu Caos Schulter und sein Oberkörper in sich zusammen. Er ließ sich ermattet auf den Teppich sinken und verharrte dort einen Moment in Stille, blickte auf den Boden vor sich, während seine Schultern ein wenig bebten.

"Ich werde Chuang Diyan holen. Doch werde ich ihn in Stille holen müssen, da seine Brüder sicher nicht zuließen, dass er ohne ihren Willen kommt. Sie könnten fürchten, dass in diesem Spiel etwas geschieht, was sie nicht überwachen können. Sie trauen Shǎzi nicht, und sie trauen dem Flüstern der Nacht nicht.", stellt Bu Cao in Aussicht, dass er Chuang Diyan alleine holen wird, und mühte sich dann auf. Der findige, aber gebrochene und alkoholisierte Mann, zauberte ein Fläschchen auf und im Raum verbreitete sich der scharfe, kräftige Geruch von Báijiǔ[2]. Bu Cao stürzte das Fläschchen runter und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er ging in den Waschraum der Denunzianten und wusch sich das Gesicht flüchtig und trocknete es in seiner Kleidung. Dann eilte er aus dem Zimmer, um den Kaisersohn zu holen, den Hong Gil-dong forderte.

05.01.1042 - Tag des Pandas - Mittag

Die Denunzianten, angespannt, aufgewühlt und vielleicht sogar aufgeschreckt, hatten jegliches Zeitgefühl verloren. Obwohl vielleicht eine Stunde vergangen sein mochte, kam es ihnen doch wie ein halber Tag vor. Nichts tat sich, selbst die sonst hin und wieder erklingenden Rüstungen der Wachleute, wenn sich einer von ihnen ruckartig bewegte, wenn er fast eingeschlafen war, schienen verschluckt und nicht mehr wahrnehmbar. Der Marmorboden blieb kalt, undurchdringlich. Der merkwürdige, ammoniakhaltige Schwefelgeruch war auch wie verschwunden. Manch einer mochte anfangen durch die enger werdenden Räume seine Runden zu drehen. Jeder Schritt eine Sekunde, um sowas wie ein Zeitgefühl zurückzugewinnen. Die Wände wurden mit dem Geschmack der Freiheit auf der Zunge wahrhaftig enger, rückten auf einen ein. War es nur eine Hoffnung, wie jene Bu Caos, dass man ihn von seinem Leid sofort erlösen würde? Würde es den Shǎzi in Bu Cao dazu anstiften, auch diese Hoffnung der Denunzianten wieder zu zerstören? War das alles nur ein Teil seines perfiden Spiels, in dem er ihnen Hoffnung machte, um sie nochmal heiß zu machen, um sie aus der Reserve zu locken, um sie zu Fehlern zu zwingen? Würde er überhaupt wiederkommen?

Ein unterdrückter Schrei, dann sprangen beide Türen auf. Bu Cao stolperte durch die eine, wobei die Tür, welche von Boss schon so stark traktiert wurde, zersplitterte. Durch die zahlreichen Splitter blutend, aber bei Bewusstsein kam Bu Cao auf einem Teppich zum Liegen, während Chuang Diyan durch die Tür gehumpelt kam. Seine Beine waren immer noch wund, jetzt nach der kurzen Pause war der Schmerz noch unerträglicher geworden, weil er nur halb ausgeruht war. Müdigkeit lag in seinem Blick, tiefe Augenringe unterstrichen das Bild eines erschöpften Heerführers. Er trug wieder die volle Rüstung, sie war inzwischen gesäubert von Staub und Schmutz[3].

Chuang Diyan führte diesmal keine Waffe mit sich, dennoch blickte er mit erzürntem Gesicht auf das Flüstern der Nacht herunter. "Ich werde dich nicht anrühren, Säufer. So sehr du durch Türen springst, trampelst oder deinen Kopf gegen den Marmor schlägst. Nicht solange du mir nicht alles erzählt hast." Bu Cao brüllte auf und fügte sich am Marmorboden tatsächlich eine grässliche Platzwunde über dem rechten Augen zu, welches sofort zuschwoll. "WAS MUSS ICH NOCH TUN, DAMIT IHR MICH ERLÖST? WAS NOCH?" Bu Cao fing wieder an zu weinen und klammerte sich an den Teppich, während Chuang Diyan die nicht zerstörte Tür wieder schloss. Er strich sich durch den Schnurrbart und zeigte durch die offene Tür. Die Denunzianten sahen, dass die beiden Wachen bewusstlos geschlagen oder getötet wurden und still an den Wänden kurz vor der Treppe lehnten. Noch bevor Chuang Diyan etwas sagen konnte, warf Bu Cao ein. "Sie hätten es euren Brüdern gesagt! Sie hätten es euren Brüder gesagt! Das konnte ich nicht zulassen!"
Chuang Diyan ließ den eben noch ausgestreckten Arm locker hängen und seufzte. "Überall im Reich brennt es, Menschen fallen übereinander her wie wilde Tiere, klauben Silber und Juwelen zusammen wie Schurken und massakrieren Kinder und Frauen. Und jemand, der dem Kaiser geschworen hat, sowas zu verhindern, beteiligt sich daran, in dem er jene, die das Reich schützen, einfach angreift? Wie tief seid ihr gefallen, Bu Cao. Ein Barbar seid ihr und kein Mann Chuangs. Ein Barbar."
"Bringt mich um!", schrie Bu Cao nur. "Bringt mich um, bevor er mich wieder gewinnt!"

Chuang Diyan grummelte und blickte die Denunzianten an. "Er hat mich geweckt und mich hierhin geschleift. Hat nur davon gesprochen, dass ich ihn töten solle. Warum? Was geht ihr vor, dass es zu solchen Ausbrüchen kommt?", fragte er für seine Verhältnisse ungewöhnlich hart, was aber durchaus der undurchsichtigen Situation und seiner Müdigkeit anzulasten war. "Was ist passiert?", fragte er nochmal, sanfter und doch ratlos, während Bu Cao seine stark blutende Platzwunde betastete und sein eigenes Blut probierte.
 1. Alkohol
 2. Báijiǔ (http://de.wikipedia.org/wiki/Baijiu)
 3. 
Chuang Diyan (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 03.02.2012, 23:14:35
Danshi folgte mit dem Blick dem Finger des Kaisersohns und betrachtete die getöteten Wachen halb bedrückt und halb resigniert. Er fragte sich, ob es seine Schuld war, dass die beiden nun tot waren - denn daran hatte er keinenZweifel - und entschied, dass er keine Schuld hatte. In der buddhistischen Lehre wurde eine Tat nicht ihrem Ergebnis nach, sondern ihrer Intention nach beurteilt. Er hatte nicht gewusst, das Bu Cao die Wächter töten würde. Und zudem war er es, der sie umgebracht hatte. Trotzdem bedauerte er ihr Schicksal. Danshi hoffte, dass sie in einer guten Existenz wiedergeboren würden. Der Staatsdienst war, karmisch gesehen, eine gute Aufgabe, wenn er nicht aus Eigennutz betrieben wurde.

Er schüttelte den Kopf, doch ignorierte Cu Bao und richtete stattdessen das Wort an Chuang Diyan. "Ehrbarer Kasiersohn Chuang Diyan, dieser Mann hat noch weit mehr getan, als die beiden Wachen zu töten. In ihm haben wir den Mörder Eures Vaters gefunden." Danshi gab dem Mann die Gelegenheit, seine Worte zu verarbeiten, doch nicht so viel, dass er den Entschluss fassen könnte, Cu Bao sofort zu töten. "Doch ich beschwöre Euch, zu warten, bevor Ihr nun irgendetwas aus heißer Neigung tun werdet! Es steht uns schlecht an, nun unüberlegt zu handeln, wenn so viele Grausamkeiten geschehen und wir wollen doch, dass nicht noch mehr geschieht. Darum, bitte, lasst uns das, was wir wissen können, sammeln und dann entscheiden."[1]

Danshi deutete nun auf den sich windenden Cu Bao und fuhr fort: "Zwei Seelen wohnen in seiner Brust. Cu Bao und der Narr. Cu Bao selbst erzählte uns, dass er vor fünf Jahren den Kaiser mit dem Schal seiner liebsten Konkurbine erdrosselte und seitdem dieses Spiel spielt - daran, dass wir dies wissen, könnt Ihr erkennen, dass wir die Wahrheit sprechen. Die Präsenz von Qi befiel ihn und er wurde verflucht und konnte niemandem erzählen, dass er der Mörder ist, bevor es nicht jemand von selbst erriet. Zu diesem Zweck wurde das Spiel gespielt."

Danshi überlegte, wie viel mehr er erzählen sollte. Wenn er von dem Herz erzählte, würde er damit nicht das Schicksal des Narren besiegeln? Würde er ihn nicht anleiten, sich das Herz zu nehmen? So viele Fragen, so viele Unsicherheiten, so viele lose Enden und wer konnte sagen, wie sie sich verknüpften. Danshi beschloss, dass man grundsätzlich nie wissen könnte und vertrauen musste. "Er sagte, er hätte versucht, in den Garten zu gelangen, doch dazu brauchte er königliches Blut und es gelang ihm nicht. Damit es aber auch nicht von ihm genommen werden konnte, band er es in einem Ritual an sich. Cu Bao, zeigt es Chuang Diyan!", wies ihn der alte Mann an.

"Nun, Chuang Diyan, Ihr kennt die Sage: 'Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr!' Wir haben Euch holen lassen, damit entschieden wird, was nun geschehen wird." Er griff seinen Gedanken auf. "Wie die losen Enden verknüpft werden sollen. Dazu werden wir Euch unsere Gedanken nennen. Hongsan wird Euch sagen, warum Cu Bao sofort getötet werden soll und ich werde Euch sagen, warum ich es vorerst nicht für sinnvoll erachte.", endete er für's erste und wartete auf die Reaktion des Kaisersohns.
 1. Diplomatie: 19
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 05.02.2012, 01:03:13
Mako verfolgte interessiert das hitzige Zwiegespräch zwischen Hong und Danshi.
Bu Cao einfach auf der Stelle zu töten käme ihm nicht in den Sinn. Trotz der Tatsache, dass er der Kaisermörder war, weckte er in Mako eher Mitleid als Hass. Dennoch war er es, dem sie das alles zu verdanken hatten. Wäre es denn noch Bestrafung, wenn man ihn umbrächte? Es war schließlich sein Wunsch.
Vielleicht konnte der Prinz mehr Licht ins Dunkel bringen als der gestörte Narr.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 09.02.2012, 10:33:45
"Eintausendzweihundertvierundsechzig"begann Hong."Dies sind die Toten, die das Spiel von Bu Cao gefordert hat. Vier davon habe ich mit eigenen Augen gesehen, die anderen hat er bereits gestanden. Ein weiterer Mord stand vor allen anderen. Der des Reiches. Er erdrosselte den Kaiser und stahl das Herz des Gartens."Unwillig Xū Dǎnshí die Oberhand im Gespräch zu überlassen, widerholte Hong dessen Worte"Zeigt es Chuang Diyan, Bu Cao!"
"Heute werden wir nicht entscheiden was geschehen wird. Heute und hier werden wir entscheiden, wie es geschehen wird. Jeder Tag ist ein Tag des Krieges, des Hungers, des Leides, der Zerstörung. Wir müssen dem ein Ende setzen. Die Menschen brauchen den Garten wieder. Wenn Chuang die Erde nicht an seine Seite holt wird niemand den Garten haben. Holt die Erde an eure Seite indem ihr den Garten wider zu einem Teil von Enwe macht. Dann haben alle Teil am Garten. Dies ist, was wir tun müssen."
Hong fixierte den Blick des Kaisersohnes."Deswegen seid ihr wieder hier. Heute Morgen habt ihr zugestimmt mit Erde zu Verhandeln. Wir haben den Schlüssel zum Garten. Er ist an Bu Cao gebunden und kann durch seinen Tod gelöst werden."Mit einem Seitenblick wandte er sich an Xu Danshi "Wir könnten lange Verhandeln in diesem Verlies, das keine Fenster besitzt, aus denen man das Leid des Landes täglich mit ansehen muss. Wir könnten alle Kaisersöhne zusammenbringen, damit sie sich gegenseitig um den Zugang zum Garten bekämpfen und das Leid noch verstärken. Wir könnten den Wunsch von Bu Cao ignorieren, ihm den erflehten Tod verweigern. Wir könnten riskieren, dass der Narr wieder Oberhand gewinnt und uns das Herz zu verweigern sucht. Aber wir können nicht ignorieren, dass der Schutz seines Lebens mehr Tod und Leid verursachen wird, dass es nicht eine unschuldige Seele sein kann die Eintausendzweihundertvierundsechzig Menschen getötet hat um seinen eigenen Tod herbeizuführen. Wir können ihm nicht die Chance verweigern sich selbst zu opfern um wenigstens einen Teil des Schadens den er seiner Seele zugefügt hat wieder gut zu machen. Wir sollten uns nicht mit der Debatte um das Wohl von Bu Cao aufhalten, sondern unser Handeln auf das Wohl von Enwe und deren Bewohner richten."
Mit einer weiten Geste umfasst Hong das Verlies der Denunzianten."Hier ist ein Inkarnationspunkt der Erde. Ihr müsst hier die Wand hinter der Wand erkennen und verstehen. Dann werdet ihr mit Erde sprechen können."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 13.02.2012, 16:20:57
Ob wir ihn töten wollen oder nicht wird keine Rolle spielen. Ob wir den Garten erreichen wollen oder nicht bedingt die Notwendigkeit den Narren zu opfern." sagte Lu Chieng, vor allen in Richtung von Xū Dǎnshí gemünzt.

Für Lu Chieng war nicht ganz klar ob er den Narren lieber tod oder lebendig sehen wollte. Das Leben schien ihn zu quälen so war es wahrscheinlich schmerzvoller ihn am Leben zu lassen. Auch wenn Lu Chieng klar war, dass seine Motive die Falschen waren, war es ihm egal er strebte nicht nach Gerechtigkeit sondern nach Rache.

"Ich kann nicht greifen, was die Wand mir sagen will. Ich sehe verschwommene Muster, aber jedesmal wenn ich versuche einen Sinn zu finden, finde ich nichts." resignierte er.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 16.02.2012, 16:45:23
05.01.1042 - Tag des Pandas - Mittag

"Ah. Ich sehe.", sagte Chuang Diyan nichtssagend, nickte dem Beamten aus Cui Bao zu und stellte sich demonstrativ ein paar Schritte näher an Hong Gil-dong heran. "Wir überlegen weiter, was das Richtige ist, statt zu handeln. Und schon unterstellt ihr mir wieder «heiße Neigung», wohl wissentlich Entschlossenheit mit Überstürztheit verwechselnd. Ich schätze eure Weisheit, Xū Laoshi, aber ich fürchte, dass das Sammeln allen Wissens, welches möglich zu sammeln ist, so lange brauchen wird, dass das Reich darüber zerfallen wird. Kann das wirklich eure Absicht sein? Dieser Mann hat...ich mag diese Zahl gar nicht auszusprechen, Wesen hinterhältig sterben lassen für seinen Fehler. Und er scheint sich nicht unter Kontrolle zu haben! Welches Wissen brauchen wir denn noch?", Bu Caos zweites Sein flackerte kurz auf, er brüllte wütend dazwischen. "BRINGT MICH UM! ICH KANN IHN NICHT HALTEN!" Er wischte sich sein Blut durch das Gesicht und ließ es dann einfach herablaufen und blickte zwischen den Denunzianten hin und her. "Wie herzlos ist das Menschengeschlecht, dass es einen, der sterben will, mit Leben straft! Wie GRAUSAM IST ES!", schrie er heraus und schubste Mako weg. "IHR WISST NICHT, WAS DAS LEBEN FÜR EINE QUAL FÜR VIELE IST! IHR WISST ES NICHT! IHR HABT ES SELBST HIER NICHT GELERNT!", es war nicht klar, ob Bu Cao oder der Narr sprach, denn es flackerte jetzt wild zwischen beiden hin und her. Der Narr lachte deutlich, als er für einen Moment die Überhand gewann, dann war er wieder Bu Cao.

Chuang Diyan strich sich über den Bart und blickte Hong an. "Ich habe sehe, was ihr meint. Ich sehe, was hinter diesen Wänden ist. Eine alte Zauberformel, wie sie zu tausenden in Gangxi vorkommt, in den unterschiedlichen Tempeln des Elefanten. Es ist ein alter Glauben, namenlos und angeblich mit der Enwe selbst verbunden. Ich habe diese Tempel gesehen, wie viele von ihnen zerstört oder entweiht waren, aber ich habe einen Teil der Schriften darüber sammeln lassen. Der Elefantengott, für den ihn manche erklärten, scheint ein Naturgeist zu sein, von großer Macht, wohlgemerkt. Er wird beschrieben als Bringer der Hindernisse, Rätsel, Weisheit und Intelligenz. Jedoch auch für den Neubeginn[1] und das ist das, was dieser Tempel verspricht, wenn ich mir die alten Schriftformen so anschauen.", gab Chuang Diyan zu, dass er der fremden Sprache durchaus mächtig war.
Er entfernte sich von Hong und schaffte es mit dieser Offenbarung sogar Bu Cao zum Schweigen zu bringen, diesen sogar so sehr staunen zu lassen, dass er sich für den Moment nicht weiter zu verletzten suchte. Chuang Diyan las vor, und er las etwas vor, welches sie bereits weitestgehend kannten. Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr![2], sprach Qi und vergass sich selbst darüber. Doch Tǔ vergisst nicht, denn alles entsteht aus ihm und wird zu ihm. Und alles, was aus ihm wird, ist sein und so nicht zu vergessen, denn Tǔ gebietet über die Erinnerung aller Dinge, die auf, in und unter ihm geschehen. Seine Augen sind bis ans Ende wachsam. Er kennt die Wahrheit.»"
Chuang Diyan wirkte auf einmal erregt. "Wisst ihr, was dies bedeutet? Kennt ihr die ganze Geschichte und nicht nur die viel tradierten Worte Qis? Dann wird es klar. Wie konnte ich das über all die Jahre nicht sehen!"
Der Kaisersohn griff an die Wand und da passierte es, er griff einfach durch die Wand hindurch.

Myriaden von Farben explodierten von diesen auf den nächsten Augenblick und dann sahen sie das, was ihnen einst beschrieben war. «Sanft in rötlichen, zart rosanen und purpurnen Farben fielen die leichten, meist weißlichen, Blätter von den Bäumen der Kirsch- und Pfirsichbäumen.  Sie bedeckten den Boden und zeugten für die Zeit des Herbstes, der Beginn der Erneuerung. Doch hier, an diesem Ort, ging diese Erneuerung besonders schnell. Während die Blätter fielen, bildeten sich bereits Knospen und deuteten das Erwachen der Natur an. Ein ununterbrochener Vorgang von Verfall und Blüte. Die Einheit von Sterben und Geboren werden. Es war ein Paradies.»
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=6667.0;attach=7063;image)
Und nun standen sie plötzlich, auf einmal dort,  unter einem Kirsch- und einem Pfirsichbaum, welche besonders mächtige Bäume waren, während die Blüten auf ihre Schulter fielen und sofort verwelkten. Ein Prozess, soweit das Auge reichte, entweltlich, der künstlichen Grenzen enthemmt. Sie sahen, dass in der Ferne Bäume verdorrten, starben, neue Triebe aus den Überresten emporwuchsen und so neue Bäume wurden, doch nie waren sie gleich. Das Bild der Schönheit des Gartens war unbeschreiblich, die Schönheit nur in ihrem steten Wechsel ewig. Nur die beiden alten Bäume schienen diesem Zyklus zu trotzen, aber nicht ganz widerstehen zu können. Sie waren alt und im Sterben, das erkannte jeder sofort. Ware es der letzte Atemzug der Ewigkeit, in dem sie Blätter verloren? Würde sie noch einmal in neuen Kleid der Knospen stehen. Bu Caos Blut wurde vom Boden sofort aufgesogen, während dieser sich fassungslos umblickte, wie auch Chuang Diyan. "Ich habe nur...", sagte er stotternd, mit der Fassung ringend, "die Wand berührt."
"Ich will, dass ihr bedeutend seid.", sagte eine alte Stimme, krächzend wie brechender Schiefer oder ein alter Baum im starken Wind. Es war die Stimme, die Tǔ zuordnen konnten. Chuang Diyan blickte fassungslos zwischen Xū Dǎnshí und Hong Gil-Dong hin und her. Sie hatte es mit Bu Cao, mit dem Narren, in den Garten geschafft. Ohne es zu wissen, waren sie wahrscheinlich die ganze Zeit im Garten. Wie konnte das passieren? Tǔ bewegte sich sanft und alle kleinen Bäume schüttelten ihr frisch gewonnes Kleid, nun fahl und braun geworden, wieder ab. "Ich will, dass ihr von Bedeutung seid.", sagte die schroffe Erde abermals.
 1. Dieser Elefanteninkarnation, ob nun Gott oder nicht, entspricht Ganesha (http://de.wikipedia.org/wiki/Ganesha)
 2. Der kursive Teil, ist natürlich der, welcher euch bekannt ist.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 18.02.2012, 15:22:16
Danshi verfolgte die Ausführungen des Kaisersohns und war ein wenig beruhigt, als seine Aufmerksamkeit zunächst eher den alten Legenden galt, als der Hinrichtung des Attentäters. Er verfolgte mit den Augen die Bewegungen des Mannes und wollte gerade etwas erwidern, da erkannte er erstaunt, wie Chuang Dyan durch die Wand griff und war noch viel überraschter, als er sich und die anderen im allernächsten Moment an einem Ort, ja, übernatürlicher Schönheit wiederfand. "Das... ist...", stammelte er unwillkürlich und ohne den Satz zu vollenden. "Hier..., ja hier... muss die... Weltenseele... am deutlichsten zu sehen sein.", sagte er und bekam sich nur langsam wieder in den Griff. Er machte einige Schritte und betrachtete Bäume und Blumen, Entstehen und Vergehen."Seht, dies ist der Kreislauf allen Lebens. Seht diese Pracht an farbenfrohen Blüten. Das... wunderschöne...", wieder brach er ab und wandte sich um zum Kaisersohn, um dessen Gesicht zu schauen.

Dann wanderte aber sein Blick weiter zum Attentäter und mit einem Schlag wurden seine Gesichtszüge wieder ernst und sein Mund zu einem Strich. "Wir sollten sehr achtsam sein, Chuang Dyan. Noch immer liegt der Fluch Qis auf diesem Mann und damit ist Qi auch im Garten präsent. Gib acht, Bu Cao, wir beobachten Dich.", sagte er streng.

Und erst jetzt reagierte er auf Tusama. "Ich bin ehrlich verwirrt, Tusama. Was bedeutet es, dass wir nun im Garten sind? Aber wie es nun sei, Euer erster Wunsch sei erfüllt, wir haben den Garten betreten. Ihr sagtet, wir seien von Bedeutung, wenn wir den Garten wieder zu einem Teil Enwes machten. Weiterhin wünschtet Ihr Euch Frieden für die Welt. Und drittens sagtet Ihr, dass die Urintrinker aufgehalten werden müssten."[1] Danshi atmete noch einmal die herrliche Luft ein, bevor er weitersprach. "Kaum je hätten wir uns Hoffnung gemacht, den Garten zu betrachten, und auch konnten wir uns niemals ernsthaft überlegen, was wir dann tun würden, wenn wir es doch schafften. Auch gibt es keine Gelehrten, die darüber schrieben. Tusama, man sagt, Ihr seid das Gedächtnis der Welt und kenntet die Wahrheit. Sagt uns, welche Möglichkeiten bieten sich uns jetzt, unser Ziele zu verfolgen?"
 1. Hier (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6306.msg689608.html#msg689608) und hier (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,6306.msg689136.html#msg689136), insbesondere:
Frieden (Anzeigen)
Von Bedeutung sein (Anzeigen)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 05.03.2012, 21:08:57
Gespannt verfolgt Sūn Ai alles mit. Zunächst das restliche Gespräch zwischen Xū Dǎnshí und Hong Gil-dong. Dann das Eintreffen des Kaiserssohn, welchen sie angemessen und höflich begrüßt. Ai machte sich sorgen um Cu Bao, da seine Situation schlimmer wirkte als zu vor. Wie lange würde er sich noch unter Kontrolle haben? Würde er am Ende vielleicht gar selbst die Waffe gegen sich richten, nur damit das Leid ein Ende nahm? Sūn Ai war sich unsicher darüber, wusste sie ja selbst nicht mal, was ihrer Meinung nach mit ihm geschehen sollte. Ihr Aufmerksamkeit flog ständig zwischen den Geschehen hin und her, bis es plötzlich beim Kaiser stehen bleibt. Sie hatte gerade noch das Wort "Zauberformel" war genommen, da Griff der Kaisersohn schon an die Wand und die Explosion der Farben nahm der jungen Frau für einen Moment die Sinne. Hatte sie zu vor nichts von der Illusion mitbekommen, erschütterte das Auflösen dieser, sie umso mehr.

Wie stets in den letzten Tagen, es schien wahrlich schon mehr als nur eine Gewohnheit zu sein, plagte sie die Unsicherheit, als sie wieder zu sich kam. Immer mehr Fragen häuften sich in ihr an und obwohl sie auch Antworten erhielt, schienen doch die Fragen nie zu enden. Still stand sie da betrachtete Ihre Umgebung. Die Bäume faszinierten sie, steckte sie doch schon seit ein paar Tagen in fahlem Gestein fest. Es dauerte einen Augenblick bevor sich ihre Blicke wieder lösen konnten. Der Moment schien wichtig und sie fühlte sich so, als müsse sie etwas sagen, aber zur gleichen Zeit kamen ihr alle Worte, die ihr einfielen, nicht klar und bedeutend genug für das Geschehen. Daher beruhte sie weiterhin darauf, einfach zu beobachten, darauf wartend, dass noch etwas passiert. Vor allem auf die Reaktion Bu Caos war sie gespannt.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 07.03.2012, 17:58:05
Verwirrt schaute sich Lu Chieng um. Seine Hände streichelten liebevoll über die Rinde des Baumes, der am nächsten zu ihm stand, während er langsam die frische Luft einatmete.

"Hier könnte ich bleiben." Tut er kund, während er von Erde zum Prinzen und wieder zurück guckt. Irgendwie erwartete er, dass der Sohn des Kaisers eine Lösung haben würde. Immerhin war er für solche Situationen ausgebildet worden: "Nein, ist er natürlich nicht." verbesserte er sich selbst. Denn wer war das schon?
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 10.03.2012, 19:32:11
Verloren in der Zeit - Ewiger Tag

Tǔ trieb den Wechsel aus Verfall und Geburt, Blüte und Verwesung voran, sodass jenes Zeitgefühl, welches im Gefängnis schon zu Ersterben drohte, völlig schwand. Hier gab es keine Tage und keine Nächte, nur die einen ewigen Zyklus des Wachstums und des Verfalls, eine Mikrokosmos des Lebens, der keine Nacht im klassischen Sinne benötigte, obgleich mit jedem Augenzwinkern das Stand der Sonne ein anderer war und unterschiedliche Lichtverhältnisse herrschten. Doch die Sonne kreiste nicht um den Garten, sondern nur über dem Garten, wie auch immer das möglich war. Tǔs Atmen war schwer, doch es war nur das Knarren dieses uralten und unveränderlichen Baumes, der Tǔs Stimme war und nicht die gesteinsartige Stimme, die er im Marmor innehatte und doch blieb Tǔs Stimme unverkennbar. Diese Gefühl blanken Lebens, welches einen durchströmte und selbst den Narren zum Schweigen brachte, wie eine Mutter ihr kreischendes Kind zum Schweigen brachte, indem sie es an ihre Brust drückte. Chuang Diyan kam genauso wenig aus dem Staunen heraus und so mochten Sekunden, Minuten, oder Jahrzehnte vergangen sein, die sie in diesem Garten standen. Wer konnte dies schon wirklich sagen?

Die Zeit riss nicht am Wesen der Besucher, und doch spürten sie, wie es sie veränderte. Niemand, der diesen Ort betritt, konnte als der Mann gehen, als der er diesen Ort betrat. Dieser Ort war ein Ort des Wechsels und jeder Blick eröffnete eine Myriade unendlicher, nicht alleine durch Verstand und auch nicht allein durch Sinne fassbare Eindrücke und doch vermengte sich alles in dem grundsätzlichen Gefühl des Wohlbefindens, des Angekommenseins. Ein fast perfektes Paradies, doch irgendetwas fehlte, das spürten auch die Denunzianten. Irgendwas fehlte ihnen, und man spürte es unterschwellig. Tǔ hakte in diesen Gedanken ein.
"Das Richtige zu tun ist nicht immer eine Frage des Verstandes, da wir nie über alles Wissen verfügen, weil wir nie alles verstehen und weil wir nie alles erblicken können und doch ist das Richtige Nichts zufälliges. Manche spüren es, und Menschen sagen, dass es ihnen so gehe, wenn sie auf ihr Herz hörten, andere Menschen glauben, es würde in ihrem Verstand liegen. Ein Zwerg glaubt dies im Stein zu lesen und ein Elb mag die Wahrheit in der glorreichen Vergangenheit sehen. Jeder Moment hat seine Richtigkeit und doch ist das Richtige nicht allgemein zu fassen. Das Richtige ist unendlich und nicht greifbar, wie es für uns Sterblichen die Götter und die Unendlichkeit an sich ist. Das Richtige kann uns dennoch durchdringen. Manchmal tut es das für einen kurzen Moment, manchmal tut es das für eine gefühlte Ewigkeit. Jenes nennen wir manchmal Gewissen, manchmal nennen wir es Schuld. Manchmal verzweifeln wir auf unserer Suche nach dem Richtigen, manchmal ignorieren wir das Richtige und verzweifeln daran. Manchmal ist das Richtige eine Idee, die uns überfällt, manchmal ist das Richtige für uns das Ergebnisse eines langen Gespräches und manchmal erkennen wir das Richtige erst nach Jahrzehnten des Krieges, selbst wenn das Richtige im Nachhinein trivial erscheinen mag und manchmal, da erkennen wir das Richtige nie. Ist, was ich will, das Richtige?"
Die beiden, sterbenden Bäume bewegten ihre Äste sanft. Tǔ war mehr als ein Wesen, es war mehrere Wesen oder ein Ganzes? Es war so furchtbar schwer zusagen, aber es erklärte seine Mehrstimmigkeit.
"Und kann das Falsche nicht manchmal das Richtige sein? Oder tun wir nicht manchmal das Falsche, indem wir das Richtige tun wollen und obwohl wir das Richtige kennen? Schaut euch um, in diesem Garten? Was ist Richtig, was ist Falsch? Blüte, Verfall, eine Harmonie, eine Disharmonie? Auch ich kann wenig mit Gewissheit sagen, aber ich weiß, dass es das Richtige ist, dass ihr von Bedeutung seid."

Tǔ schwieg ein paar Zyklen der Geburt und des Sterbens, wie Tǔ es gerne tat, wenn er nachdachte. "Die Unendlichkeit ist nicht ermessbar, aber erfahrbar. Das ist jenes, was ihr tun müsst. In der Unendlichkeit der Möglichkeiten müsst ihr das Richtige erspüren. Ihr seid hier nach der unterschiedlichen Wegen, habt unterschiedliche Geister und unterschiedliche Seelen und doch ein paar Gemeinsamkeiten. Ihr habt versucht zu lernen, was Leben bedeutet und die grausame Welt zeigte euch, was der Tod und das Sterben bedeutete. Ihr habt andere lachen, ihr habt andere weinen sehen. Ihr habt gesehen, wie manche Verhungerten, ihr habt Hungernden Brot gebrochen. Ihr habt den Fetten für seine Gefräßigkeit gestraft und doch habt ihr manchmal dem Gefräßigen doch auch ein Brot gebrochen. Ihr hab das Menschsein gespürt, doch habt ihr alles daran erkannt? Ich existiere seit Äonen und kenne nicht viel von mir und ich beobachte mich jeden Tag. Geht in euer Innerstes und sagt, was ihr zu tun gedenkt."

Die beiden Bäume begannen sich zu verkrümmen. Mit einem furchtbaren Krachen brachen ihre Stämme offen und offenbarten das eine Dunkelheit in ihnen, die wie Tore in das Nichts wirkten, während gleichzeitig von jedem Baum ein schwerer Ast hinabfiel und im weichen, durchmoosten Gras liegen blieb. "Ich kann euch in dieser Unendlichkeit der Möglichkeit nur vier Pfade zeigen. Doch kein Pfad ist ein Pfad ohne Konsequenzen.

Ihr könnt einen Knüppel nehmen und erschlagt den Narren, um sein Possenspiel ein für alle Mal zu beenden, denn wenn der Geist des Ouroboros hier stirbt, werde ich ihn hier fangen. Damit wäret ihr freie Männer. Doch der Garten wird dadurch verdorben werden.

Ihr könnt einen Knüppel nehmen und den Kaisersohn erschlagen, um die Herrschaft der Chuang zu beenden und die Prophezeiung in Erfüllung gehen zu lassen. Dann wäret ihr freie Männer. Doch damit schließt ihr den Garten für alle Zeiten.

Ihr könnt durch die Tore gehen, um den Garten der Macht der Kaiserfamilie zu entreißen. Ihr und ich würden dieses Gefängnis verlassen und der Kontinent würde an allen Enden und dazwischen wieder blühen. Doch eure Körper würden sterben, denn sie wären das Opfer, um die Macht der Kaiser zu brechen.

Oder ihr könnt hier bleiben und alles außerhalb des Gartens geht jenen Gang, den es bisher immer ging, bis jemand anderes den Garten gewinnt. Doch dann werdet hier ein Teil des ewigen Zyklus.

Das sind die Pfade, die ich euch weisen kann."

Mehr sagte Tǔ nicht dazu, während der Kaisersohn und der Narr sich langsam wieder aufrichteten. Hatte die Natur um sie herum etwa gesagt, dass man sie töten könnte? Besorgt blickten beide auf die Knüppel.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Xū Dǎnshí am 12.03.2012, 22:03:13
Danshi hatte während Tu sprach den Blick nicht von diesem fantastischen Schauspiel der Natur nicht losreißen können. Er war so gebannt von dieser Wechselspiel zwischen Schönheit und Verfall, dass er Tu nicht einmal richtig zuhören konnte, bis... ja bis Tu selbst die Disharmonie ansprach. Und da öffnet es Danshi mit einem Mal die Augen und er wendete sie ab und hin zu Tu. Mit einem Mal spürte er etwas in sich. Freilig nichts, was er benennen konnte. Doch etwas, von dem er wußte, dass er schon sehr lange danach gestrebt hatte. Ihm wurde gleichzeit schwer und leicht ums Herz.

Schwere Erinnerungen, die in ihm hochstiegen. Da war der Krieg und die vielen Kameraden, die er an die berittenen Stämme verloren hatte. Die Verwundungen, der Hunger, das brennende Haus. Erst jetzt spürte er, dass diese Wunde nie verschloßen gewesen war, ja nicht einmal vernarbt war. Die Zeit heilt halt doch nicht alle Wunden. Er hatte es immer mit sich herumgetragen und dieses intensive, erfahrene Leiden war die Triebfeder seines ganzen weiteren Suchens gewesen. Ziellos, sicherlich, zunächst. Er war mit letzten Kräften an den Hof zurückgekehrt, hatte sich dort als Held feiern lassen, ohne innerlich selbst an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Es war die Konkurbine Xuan-Xuan, die ihn zurück ins Leben geholt hatte. Mit ihrer feinen Art, die einen ganz in die Freude des Moments eintauchen ließ. Jetzt verstand Danshi, warum er sich mit ihr lebendig und ohne sie tot gefühlt hatte. Er konnte sich in ihr verlieren. Doch in der wenigen Zeit ohne sie wußte er, dass die Erlösung nicht in ihr lag, sondern in ihm selbst. Sie hatte dies gespürt und ihn darum gedrängt, in die Provinz Bui Cao zu gehen. Und dort wurde er freier, indem er sich nicht mehr so viel mit sich selbst beschäftigte. Er nahm Anteil am einfachen Leben und sorgte sich um die Menschen um ihn herum. Schnell war ihm bewusst geworden, dass weder Heil noch Erlösung vom kaiserlichen Hof zu erwarten war und hatte sich so gegen ihn gestellt. Das war seine Geschichte.

Leicht wurde ihm ums Herz, da er spürte, dass er sie zum letzten Mal durchlebt hatte und nun bereit war, loszulassen. Es war nur dieses einzige Wort, 'Disharmonie', das Tu hier ausgesprochen hatte. Wo anders wäre es Danshi nicht aufgefallen, doch hier im Garten hatte es eine Bedeutung, die er kaum Beschreiben konnte.

"Tusama, ich danke Euch, denn Ihr habt mir die Augen geöffnet. Das Schauspiel ist so atemberaubend, so wunderschön, dass ich mich fast in ihm verloren hätte. Doch Ihr sagtet etwas, dass mich erkennen lässt, dass der Garten doch nichts außergewöhnliches ist. In ihm zeigt sich der Kreislauf von Leben und Tod, das Samsara, nur deutlicher als irgendwo anders. Das Entstehen des Lebens... einzigartig und schön. Und das Vergehen des Lebens... schmerzlich und leidvoll. Im ersten Moment habe ich nur auf die Blüte gesehen - und es beschämt mich nicht zu sagen, dass ich dem Garten beinahe so angehaftet hättet, dass ich es vorgezogen hätte, für immer in ihm zu bleiben und Teil des ewigwährenden Kreislaufes zu bleiben. Doch wir Buddhisten wissen, dass alles Sein auch Leiden bedeutet. Wäre ich Teil des Gartens geworden, hätte ich für immer und ewig gelitten."

Danshi atmete ein und wieder aus. Sein Gesicht zeigte jetzt eine Unbekümmertheit und Zuversicht, wie ihn nur sehr alte und weise Mönche zeigen. "Ein Glück, habt Ihr es mir gezeigt. Und ja, ich bin bereit loszulassen. Ich habe nichts, was mich hier in Chuang noch bindet. Mein Ableben bedeutet gleichzeitig, dass ich das Leid der Menschen lindern kann. Der Garten wird wieder allen zuteil und ich habe gelehrt, was ich konnte, dass die Menschen den Reichtum der Natur einvernehmlich teilen können. Jetzt liegt es in ihrer Verantwortlichkeit, daraus die richtigen Entscheidungen zu treffen.", Danhsi lächelte, "Gewiss werden sie ihre eigenen Gedanken hinzufügen und mich darüber im Laufe der Zeit vergessen. An meinen Namen wird sich niemand mehr erinnern. Umso besser! Ich habe alles getan und ich bin nun fertig. Es gibt nichts mehr zu bedauern und nichts mehr hinzuzufügen.", sagte er.

"Drei von 1262 haben sich geopfert. Die Humanoide müssen noch viel lernen.", führt er in Gedanken weiter aus. "Doch ich habe versucht ein Vorbild zu sein und vielleicht werden nach mir noch viel andere die Erleuchtung erfahren - ob mit oder ohne meine Lehren. Mein letzte Tat wird den anderen Denunzianten vielleicht ein Vorbild sein, den Humanoiden von Chuang das Leiden erleichtern und mir selbst Frieden bringen. Es ist alles ganz einfach."

Unbekümmert ging er an Tusama und den Denunzianten vorbei. "Mit dem Durchschreiten des Tores endet mein irdisches Leben. Indem ich dem Samsara entsage, mache ich mich bereit für das Nirwana. Ich habe zum ersten Mal keine Angst mehr. Ich bin frei. Lebt wohl!"

Damit schritt Danshi durch das Tor.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Hong Gil-dong am 15.03.2012, 10:42:43
Mit offenem Mund stand Hong da. Versunken in die Herrlichkeit des Gartens. Verloren in der Freiheit des Entstehens und Vergehens. Und nun soll er entscheiden, diese Freiheit aufzugeben? Er soll die Freiheit haben alleine entscheiden zu können. Mit einem finsteren Blick schaut er auf die Mahnmale seiner Vergangenheit. Er hatte nur gelernt sich zu fügen und zu trotzen. Nadelstiche gegen seine Gefängnisse zu setzen. An den Ketten zu rütteln, die ihn an den verhassten Hof bannten. Und da stand der Kaisersohn und der mächtige Narr. Beide wirkten jetzt so klein, so verloren, so verletzbar. Er konnte ihnen antun, was die ihren ihm angetan haben. Er konnte den Kaisern den Garten entreissen und sie so aus ihrer Heimat vertreiben, dass sie nie wieder dorthin zurückkehren können. So wie er nie wieder zurück in seine Heimat konnte. Ein krächzendes Lachen kroch seine trockene Kehle hinauf. "Es ist nun die Zeit die Ketten der Chuan zu sprengen. Ihre fesseln an mich. Ihre fesseln an den Garten. Ihre fesseln an Tu. Ich bedaure euch Diyan. Ihr bleibt gefesselt an das Reich. Ihr wisst was kommen wird. Ihr werdet euch mit euren Brüdern streiten müssen um das Reich. Ihr seit an eure Verantwrotung für die Menschen und das Reich gekettet. Ihr könnt es ihnen nicht einfach überlassen. Ihr werdet mitansehen müssen, wie das Reich untergeht im Streit. Wenn ihr Glück habt, werdet ihr sehen wie es zu erblühen beginnt. Denn es wird wieder erblühen. Versammelt meine Verwandten am Hof. Holt Qiānbēi Irindiil zu euch. Lasst sie der Schlange des Nordens den Kopf abschlagen. Dann habt ihr euch nicht mehr um diesen Zerstörer zu kümmern."
Hong wendet sich abrubt vom Kaisersohn ab dem Tor zu. Er beginnt zu laufen. Ein volltönendes Lachen befreit sich aus seiner Kehle. "Freiheit von allen Ketten Chuangs." jauchzt er. "Und die Ketten des Körpers!" Im Lauf lässt er seinen Körper nach vorne fallen. Statt der Hände treffen Pfoten auf. Statt des Menschen Hong trabt nun ein Wolf auf das Tor zu. Die Zunge aus der Schnauze gehängt geniesst Hong der Wolf die letzten frischen Züge der Luft durch seinen Mund strömen. Ein Sprung in die Freiheit der Lüfte und Hong lässt sich als Adler durch die Lüfte gleiten. Bis ins Tor hinein. In die Freiheit vor dem Gefängnis aus Mauern. In die Freiheit vor dem Gefängnis der Erpressbarkeit. In die Freiheit vor dem Gefängnis seines Körpers.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Lu Chieng am 15.03.2012, 15:40:44
Von den Ereignissen erschlagen glitt Lu Chieng an dem Baumstamm hinunter an dem er stand und betrachtete den Wechsel der Zeiten, nahm die Veränderungen der Gerüche in sich auf, die Blüte und das Welken der Bäume. Sein Blick glitt über die Landschaft und sein Herz war erfüllt von Freude. Zwar hatte er erst vor einigen Tagen selbst noch die Freiheit genossen, doch kamen sie ihm eher wie Jahre vor. Schon vor Ewigkeiten wurde er verhaftet, so kam es ihm vor.

Während er noch seinen Gedanken nach hing, lauschte er erst den Ausführungen Tǔs und dann dem Monolog des alten Mannes und dem von Hong Gil-dong. Mit Verwunderung nahm er ihre Opfer auf. Sie schienen sich für etwas Größeres zu opfern. Etwas Größerem welchen Lu Chieng nie unterlegen hatte, welches er nie Begriffen oder Durchdrungen hatte, nicht vollständig. Nachdem Xū und Hong verschwunden waren, blieb Lu Chieng an den Baum gelehnt sitzen, es fühlte sich an als würde er sich drehen, sein Blick wurde unscharf, das Atmen schwer. Schnell schloss er seine Augen und begann ruhig und tief zu atmen. Stunden schienen vergangen, doch waren es wahrscheinlich nur Minuten gewesen, denn wie gebannt starrten der Narr und der Kaisersohn auf das Portal.

Mühsam erhob sich Lu Chieng und machte ein paar Schritte auf einen der Äste zu, die von dem Baum abgebrochen waren. Fest griff den Ast, fühlte die Rinde an seiner Haut. Seinen Blick hatte er starr auf den Narren gerichtet, den Mann, dem sie dies alles hier verdankten. Dem Mann, der sie töten wollte, der Mann, der schon tausende vor ihnen getötet hatte. Mit wenigen Schritten stand er hinter dem Narren, der seinen Kopf drehte und Lu mit großen Augen anstarrte. Lu Chieng stellte sich breitbeinig hin und holte zu einem mächtigen Schlag aus und es war als würde er an dem Punkt, an dem er am Weitesten ausgeholt hatte erstarren. Lu Chieng schien der Blitz zu treffen anstatt Cu Bao der Ast.

Seine Gedanken schienen auf einmal klar zu sein. So klar wie seit Tagen nicht mehr, so klar wie noch nie. Es ging gar nicht um ihn, es ging nicht um das Reich, es ging nicht um den Kaiser. Es ging um seine Eltern um seine Bekannten aus seinem Dorf, aus dem er stammte. Es ging um alle die hungerten, hungerten nach essen, hungerten Frieden. Er erinnerte sich wie es war abends mit leerem Magen schlafen zu gehen, nachts aufzuwachen mit Magenkrämpfen vor Hunger und morgens aufzuwachen, hoffend das es heute etwas zu essen gab.
Der Ast verlor an Höhe, während Lu Chieng gebannt in die Ferne starrte.

Doch in dem Moment wo er sich entschieden hatte, glomm die Wut wie Kohle in seinem Magen wieder auf. Mehr Reichtum bedeutete nicht, dass die Armen mehr besaßen, sondern, dass die Reichen mehr forderten. Die, die ihr gesamtes Leben kein Hunger kannten, keine Not. Leute wie Cu Bao. Skrupellos, nur auf ihr eigenes Wohl bedacht. Lu Chieng umfasste den Ast fester und holte erneut aus.

Nur um den Ast wieder fallen zu lassen. Leute nur auf ihr eigenes Wohl bedacht. Bei dem Gedanken traten Lu Chieng Tränen in die Augen, nicht Leute wie sie, Leute wie wir. Wie oft hatte der Trickbetrüger Lu Chieng die Gutgläubigkeit von Menschen ausgenutzt. Wie oft hatte er genau von diesen Menschen mehr bekommen, als sie zu geben hatten. Wie viele Dörfer hatte er besucht und den großen Beamten vorgespielt. Wie oft hatte das Dorf ein Fest zu seinen Ehren gegeben nur um am nächsten festzustellen, dass er verschwunden war.

Wie durch einen Schleier sah er das Tor immer näher auf sich zukommen. Nicht wissen ob er sich auf das Tor zubewegte oder das Tor auf ihn. Kurz bevor er das Tor erreichte drehte er sich noch einmal um, erblickte den Garten, inhalierte seine Gerüche, spürte die Sonne auf seiner Haut, bevor er einen Schritt machte und wortlos verschwand.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Mako Jinsei am 16.03.2012, 12:48:58
Vor wenigen Tagen wurde Mako in den Kerker geworfen. Eine kleine langsam zu Grunde gehende Pflanze als einziges Stück Natur wurde etwas später hinzugestellt. Nun entstand wie aus dem Nichts ein gewaltiger, sonderbarer, wunderschöner Garten um die Gefangenen herum. Und Tǔ war wieder da. Sie war es wohl die ganze Zeit, nur endlich sprach Tǔ wieder zu ihnen.
Mit offenem Mund betrachtete Mako das Schauspiel um sich herum, kniete sich hin und ließ seine Hände die Erde unter sich spüren. Während er sich umsah bildete sich eine Melodie in seinem Kopf. Er griff nach seiner Yueqin und begann zu spielen, das ewige Wandeln des Gartens zelebrierend. Aus jener Melodie bildeten sich weitere und bald war es Mako so, als könne er Zeitalter unter der Inspiration des Gartens weiterspielen, ohne eine Melodie zu wiederholen.

Nun verkündete Tǔ die Möglichkeiten, die sie hatten und Mako war es, als hätte seine Entscheidung festgestanden, seit der Ankunft im Garten. Doch er dachte noch ein wenig darüber nach, ohne mit dem Spielen aufzuhören.
Er war kein Mörder. Niemand konnte von ihm verlangen jemanden zu ermorden, gleich was das Opfer verbrochen hatte, gleich was danach geschehen würde. Er sah drei seiner Leidensgenossen in die Ungewissheit durch das Tor schreiten und Mako wurde bewusst, dass er nicht sterben wollte. Er wusste nicht wie das Jenseits beschaffen war, hatte bei derart religiösen Themen immer weggehört oder abgelenkt. Er war weder so alt wie Xū, noch so verdrossen und vom Leid geprägt wie Hong.
Außerdem, was kümmerten ihn die anderen Bewohner des Reiches, von denen er kaum etwas gehört hatte, bis zu seiner Gefangennahme. Er hat Jahre lang gut gelebt, ohne sich um andere kümmern zu müssen, hat sich selten länger als ein paar Wochen an Bekanntschaften erinnert und nun hat er erfahren wie schlecht es vielen Leuten im Reich geht, denen es auch so schlecht ging, als es Mako noch gut ging.
Sich opfern für Menschen, die er gar nicht kannte, bis vor kurzem gar nicht realisierte, dass es sie gab? Das käme ihm nicht in den Sinn.
Reichten nicht drei Opfer von den Denunzianten? Mussten wirklich auch die anderen ihre körperliche Existenz beenden um das Reich zu retten?

Mako ließ sich zurück fallen und schaute in die sich wandelden Baumkronen über ihn, während er die zweite Melodie anstimmte.
"Tǔ", begann er seine Entscheidung zu verkünden, "Ich bleibe hier."
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Sūn Ai am 17.03.2012, 19:31:09
Es war schwierig oder eher unmöglich etwas wie ein Zeitgefühl an jenem Ort zu haben, aber dauerte bis Sun sich entschieden hatte.

Der Fluch der Ungewissheit schien Sūn Ai immernoch zu verfolgen. Selbst der Garten schien keine Erlösung von ihrem Fluch zu bringen. Allem voran trafen Tus Worte sie tief. Er sprach genau von dem, was sie stets wollte: das Richtige tun. Wirklich darüber nachgedacht, hatte sie allerdings erst seitdem sie im Gefängnis war. Es schien allerdings, dass je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr erfasst sie die Unsicherheit, umso mehr entfernt sie sich davon, überhaupt etwas zu tun. ‘...Manchmal verzweifeln wir auf unserer Suche nach dem Richtigen... , hallte es in ihrem Kopf nach.

In Geschichten, hört man stets von Helden, die große Taten vollbringen, die für eine größere Sachen einstehen. Sun war keine Heldin, lebte sie doch für sich alleine. Wie wohl viele Menschen, wahrscheinlich die meisten, war sie sich selbst am nächsten. Es gab in ihrem Leben keine Werte, wie zum Beispiel Gerechtigkeit oder Freiheit, und auch keine Personen für die sie lebte. Bisher hatte sie einfach geschaut das sie über die Runden kommt. Mit dem was sie kann, den nächsten Tag überlebt. Ihre Gedanken waren stets im hier und jetzt und nur hin und wieder mal in der Vergangenheit. An die Zukunft und ihr gesamtes Leben hatte sie keine Zeit verschwendet.

Jetzt stand Ai allerdings vor einer Entscheidung, die ihre bisherige Leichtigkeit des Seins auflöst, ja sogar unerträglich macht. Die ganzen letzten Tage hatten auf diesen einen Moment geführt, waren eine Vorbereitung. Ihr leben wurde auseinander gerissen an dem Tag, wo sie gefasst wurde und jetzt musste sie sich entscheiden. Vier Pfade wurden geöffnet, aber welchen sollte sie wählen. Welcher war der Richtige. Der Richtige für sie. Die Entscheidungen der Anderen waren für sie größtenteils nachvollziehbar mit dem Wissen, das Sun über sie besaß. Danshis  Wahl wirkte, wie die Konsequenz aus allem, was sie von ihm mitbekommen hat. Auch Hongs Suche nach Freiheit schien richtig. Mako schien eine Muse im Garten zu finden und die Musik war sein Leben.  Lus Wut konnte sie persönlich spüren. Sie selbst hätte gerne den Narren erschlagen, kam sie doch durch ihn in diese Situation. Allerdings war sie keine Mörderin und anscheinend auch Lu nicht.
Was sollte Sun tun? Was war die Konsequenz aus ihrem Leben?

Immernoch saß sie relativ reglos im Garten und folgte ihren Gedanken. Blickte umher in der Landschaft und betrachtete die Aktionen der Anderen.

Die größte aller Fragen, war ihr eigener großer Fluch. Was sollte sie tun? Was ist der Sinn des Lebens. Genauer gesagt, was ist der Sinn ihres Lebens. War sie doch soweit gekommen, dass jeder einen eigenen Sinn hat. Wichtig war es für etwas ein zu stehen, etwas zu riskieren, zu verlieren, zu suchen, zu finden, ... zu leben. Es ging nicht darum, das eine Richtige zu tun. Denn was war das eine Richtige. Wer vermochte es zu wagen, dies zu beurteilen und zu bewerten? Für seine Werte zu stehen und zu handeln, darum ging es. Was aber war die Konsequenz ihres Lebens?

Vier Pfade, das war alles worauf ihre Entscheidung runter gebrochen wurde. Vier aus einer Anzahl der Unendlichkeit. Alleine das schien zu viel für sie. Welchen Weg sollte sie nehmen?
Langsam steht sie auf und beginnt zu laufen. Immer in kleinen Schritten. Recht wirr. Mal läuft sie in eine Richtung, bleibt stehen und kehrt auf dem Punkt um.
Den Kaisersohn erschlagen? Eine Prophezeiung in Erfüllung bringen, dass war etwas das eine Heldin tat. Die Chuangs haben das Spiel mit gespielt, davon besessen an der Macht zu bleiben. Ihnen aber wirklich etwas vorwerfen konnte sie nicht. Was hätte sie, an ihrer Stelle getan? Hätte sie anders gehandelt? Schuld daran, dass der Garten sich schließt, wollte sie auch nicht sein.
Den Narren erschlagen? Er hatte sie in diese Lage gebracht. Ihm gebührt die Schuld. Die Strafe wäre verdient. War es das wert, den Garten zu vergiften? Nein, das bestimmt nicht. Sie war auch immernoch keine Mörderin, vor allem nicht ohne  Grund. Nicht für so einen Grund.
Langsam schritt sie zum Narren und Kaisersohn. Ihr Kopf ging löst sich von der Umgebung und fixiert die beiden.
“Was auch immer ihr jetzt tut, bedenkt, dass es mehr beeinflusst, als nur euer Leben.“
Ihr Blick beginnt wieder zu wandern, so wie sie selbst.
Sich opfern um den Garten zu befreien? Sich selbst für etwas größeres Aufgeben, war auch etwas, dass man von Helden erwartet. War sie nicht zu jung. Hatte sie nicht noch vor ein paar Tagen Angst gehabt vor dem Tod und hätte alles getan, um ihn zu umgehen? Wieso sollte sie so etwas tun, für jemanden den sie nicht kannte? Sich selbst aufgeben, konnte sie das wirklich?
Für immer im Garten bleiben? Es war ein wirklich schöner Ort. Zeigte er einem ständig, dass Leben. Zum Leben gehört aber auch der Tod und Verfall. Der Garten, aber war unendlich. War die Unendlichkeit etwas, dass sie ertragen konnte? Würde sie es aushalten oder würde die Unsicherheit sie verfolgen, sie sich jeden Tag fragen, ob sie dass Richtige getan hat?

Wie sollte sie sich entscheiden? Waren doch alle 4 Pfade nicht perfekt. Wieso konnte nicht ihr normales Leben weiter gehen? Sie hatte keine Probleme damals gehabt? Nichts vor sich gehabt, mit dem sie nicht klar gekommen ist?

Sun blieb stehen und wandte sich um. Das war es doch, was auch Teil des Lebens war. Neue Situation zu überwinden. Es geht nicht immer darum, dass Richtige zu tun. Sondern sich zu entscheiden nach dem eigenem Empfinden und mit dem zu Leben, was man getan hat und daraus zu lernen.
Langsam setzte sie sich wieder in Bewegung und Schritt zum Tor.
Der Tod. Eine Erlösung. Eine Entscheidung.
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Shǎzi am 18.03.2012, 09:58:31
Verloren in der Zeit - Ewiger Tag

Und dann begann das Flackern wieder. Während einer nach dem anderen sich opferte, begann das Flackern wieder. "Was tut ihr? Was tut ihr? Ihr solltet doch mich zur Schlachtbank führen! Ich solltet doch mich zur Schlachtbank führen? Wie könnt ihr gegen den Willen des Ouroboros handeln? Wie..." Shǎzi gewann für einen Moment die Überhand und zeigte mit dem Finger auf den Kaisersohn. "Ihr seid der Letzte! Seid nicht das Letzte, Chuang Diyan! Seid nicht das Letzte! Nehm diesen Knüppel und richtet mich!"

Des Kaisersohnes Hand zitterte, welche Last er trug. Er stand auf, blickte sich im Garten um und atmete tief durch. Er ging an Mako vorüber und betastete die Rinde jener Bäume, welche zu Toren der Selbstaufopferung wurden, blickte dann wieder auf den verfallenden Garten. "Ich weiß nicht viel, vielleicht weiß ich nichts. Dieser Garten hat mir vor Augen geführt, dass ich gar nichts weiß. Vielleicht hat es mir gar gezeigt, dass all mein Wissen um Krieg und mein Reich mir nichts nützte, denn es war ein Wissen in Ketten. Aber ich erkenne, dass ihr vergiftet seid, Narr, und dass Chuangs Herrschaft enden wird, wenn ich euch erschlage, obgleich ich es nach euren Taten fast so sehr ersehne, wie ihr es tut."
Shǎzi sprang auf, stürmte zu dem Knüppeln und warf einen je Mako und Chuang Diyan zu. "Palavert nicht über Wissen und Erkenntnis, schlagt den Schädel mir ein!"
Doch der Kaisersohn schüttelte entschieden mit dem Kopf und warf den Knüppel heraus in die bewaldete Landschaft, wo er sich in ein paar Ästen verfing und hängen blieb. "Ich kann nicht zurückgehen nach Chuang und ich kann die Dinge nicht mehr ändern. Zu viele haben sich geopfert für eine bessere Welt. Und wer sagt, dass ein Garten für alle und eine weise Herrschaft Chuangs sich ausschließen? Und wer sagt, selbst wenn sich das ausschließt, dass die Welt der weisen Chuangs bedarf? Vielleicht ist Weisheit nichts außer eine räudige Floskel für jene Ideale, die wir anstreben und doch nicht verstehen. Was interessiert mit jetzt noch Reichsräson, wenn die Wahrheit mein Reich transzendiert? So will ich auch transzendieren, auch wenn die Furcht mein Herz zu zerreißen droht." Er zeigte mit dem Finger auf den Narren, welcher auf den Knien um seinen Tod bettelte.
"Seht ihr, Narr! Auch ich bin voll der Furcht, obgleich ich 10.000[1] Männer in der Schlacht geschlagen habe. Ich habe dem Tod auf dem Schlachtfeld so oft in die Augen geblickt und dennoch ist die Furcht immer geblieben und die Angst. Beides hat sich nicht vertreiben lassen. Wenn ich die Furcht auf dem Schlachtfeld so verlieren drohte, gewann ich die Furcht tatenlos im Bett an einer Krankheit zu sterben. Und ich habe diese Furcht noch immer, die Furcht umsonst zu sterben, und die Angst, was mir geschieht, wenn ich transzendiere. Aber es geht nicht mehr um mich, das habe ich jetzt verstanden, da selbst ein unschuldiges Mädchen sich opfert."
Dann wandte der Kaisersohn sich um, ohne einen Blick auf den Narren zu werfen und durchschritt das Tor.

Der Narr sprang auf und warf selbst den letzten Knüppel in den Wald. "Niemand will sich meiner erbarmen. Verdammtes Pack! Aber so ist der Menschen Wille. Sie kümmern sich nur um das Gesunde, um das Reine. Alles andere verachten sie, alles andere verdammen sie. Ihre Gnade ist das...."
Mako sah, wie der Narr mit einem Mal verschwand und Bu Cao vor ihm stand, mit glasigen, alkoholisierten Blick, zusätzlich berauscht von der Schönheit des Gartens. Er berührte Mako an der Schulter, er weinte vor Freude.

Die Gärten der Erlösung findet nur,
Wen stete Sehnsucht nach Erlösung leitet.
Der Kindheit Unschuld weist die leise Spur,
Doch klarer Glaube sichere Schwingen breitet.

Die Rosen leuchten dort in ruhigem Rot,
Sie spiegeln alle der Erlöser Wunden.
Von ihrem Glanz wird bleicher selbst der Tod -:
Doch, die Versöhnung suchen, werden all gesunden.[2]


Dann trat auch Bu Cao durch das Tor, in seine Erlösung.
 1. 10.000 als Zahl der Unendlichkeit
 2. nach Karl Ernst Knodt (http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Ernst_Knodt)
Titel: Das liederliche Spiel
Beitrag von: Menthir am 18.03.2012, 10:26:41
Epilog

Gāo, Táng und Jiǎ spielten im Dreck des inzwischen trockenen Fluss Wāo. Als die drei Jungen von ihren Müttern geboren wurden, floss noch ein Rinnsal durch das, was den Geschichten nach, mal ein mächtiger Fluss gewesen sein soll. Das Flussbecken war tief, der Fluss hatte einstmals tiefe Spuren in das Land gegraben. Gāo, Táng und Jiǎ hörten sich gerne die Geschichten der Alten an. Sie erzählten Geschichten darüber, dass das karge Land mit dem roten Sand einstmals bewachsen waren und sie zeigten den Kindern die merkwürdigen Strukturen im Umland, die einstmals wunderschöne Reisterassen gewesen sein sollen und dann gab es noch den uralten Ginkgo[1]. Ein massiver Baum, bei dem sich nicht einmal Tángs Großvater, ein Mann der mindestens achtzig Sommer erlebt hatte und ein ruhiges, freundliches Gemüt hatte, daran erinnern konnte, dass dieser Baum jemals eine Knospe trug.

Gāo, Táng und Jiǎ , sie spielten im Dreck, weil sie nichts mehr hatten. Provinzbeamte hatten ihrem Dorf das letzte Gold genommen und Reiternomaden hatten die Viecher entführt, doch sie spürten nicht dieselbe Verzweiflung, die ihre Eltern spürten. Sie wussten zwar, dass Gāos und Jiǎs Großeltern, die sie sehr mochten, verstorben waren, aber sie wussten nicht, dass ihre Großeltern in die Berge getrieben wurden, um dort zu sterben[2]. Dass man sie in die Berge getrieben hatte und sie gegangen waren, damit die anderen im Dorf genug Nahrung hätten und mit den spärlichen Wasservorräten bis zum nächsten Regen auskommen würden. Gāo, Táng und Jiǎ, sie hatten gehört, dass ihre Väter gestritten hatte, dass man den langen Marsch durch die Ebene antreten müsse, um Wasser zu finden und ein Überleben zu finden, doch sie hatten auch Angst, weil viele die Reise wohl nicht überleben würden. Sie alle hatten Angst, auch Gāo, Táng und Jiǎ, aber sie spielten auch gerne. Die ganzen Eltern des kleinen Dorfes waren zusammenzukommen, um ein letztes Mal zu beraten, ob sie nun zögen oder auf die Regenzeit warten sollten. Die Nahrungsvorräte waren knapp und das Wasser fast verbracht. Vielleicht müssten noch mehr Ältere in die Berge zum Sterben gehen, damit Gāo, Táng und Jiǎ leben durften. Das Alte, es sollte dem Jungen Platz machen. Doch die drei Jungen, sie spielten trotzdem.

Die Sonne brannte heiß, als sie das leere Flussbett entlang wanderten und sie überlegten sich, dass sie in den Schatten gehen sollten, um sich nicht die Haut schmerzhaft zu verbrennen. Táng war das einst passiert, er sah aus wie der rote, trockene Sand. Schnell rannten sie zum alten Gingko, um sich hinter seiner breiten Rinde und den mächtigen Ästen vor der Sonne zu schützen. Und während sie darüber sprachen und lachten, wie Jiǎ beim Spielen in den Lieblingskrug seiner Mutter gefallen ist und sein Gesäß nicht mehr befreien konnte, bis seine Mutter den Krug mit wütender Miene zerschlug, blickte Gāo nach oben in die Äste der Bäume und da sah er es.
Ein einzelnes Blatt, was aussah wie Mutters Lieblingsfächer (Anzeigen)
Schnell liefen sie nach Hause, um den Älteren von ihrer Entdeckung zu erzählen. Ein Wunder war geschehen.
 1. Gingko (http://de.wikipedia.org/wiki/Ginkgo)
 2. In manchen japanischen Provinzen, gerade in armen Provinzen, war es üblich, dass man alte, hilflose Menschen die Berge trieb -oder sie auch ging -  in Zeiten der Not, damit die jüngeren Menschen nicht an der Not starben. Dasselbe kennt man von iranischen Bergvölkern oder auch bei den Indianern.