Als der Kapitän sie alle entlassen hat, rauschte Ktala als eine der ersten hinaus. Von hinten hätte man es fast als Flucht interpretieren können. Ihr Gesicht und ihre überdeutlichen Schritte widersprachen diesem Eindruck. Innerlich kochte die Klingonin.
"tagha'roj! [1]", dachte sie und war froh, die aktuelle Schicht, die sie eigentlich ihre war, heute noch nicht antreten zu müssen. Kurz darauf fand sie sich vor dem Holodeck wieder und verlangte die Schlacht um Tong Vey. Es dauerte etwas, bis alles geladen war, sodass die sich mühevoll um Fassung bemühende Klingonin davor auf und ab ging, finster vor sich hin starrte und die Luft zwischen den Zähnen hindurchbließ. Endlich eröffnete der Computer:
"Szenario geladen, sie können eintreten." Das tat Ktala auch sogleich. Das letzte, was man sah und hörte, bevor sich die zischenden Türen hinter ihr schlossen, war wie sich ihre Rüstung zu einer massiven Metallrüstung aus beweglichen Teilen änderte und sie einen markerschütternden Wutschrei ausstieß.
Schlacht um Tong Vey (Anzeigen)Auf einer schwarzverbrannten Ebene sieht man eine riesige Metropole aus massiven Steinen stehen. Die einfache und martialische Bauweise lässt einen deutlich erkennen, dass es sich um eine klingonische handelt. Doch es brennt an vielen Stellen und kaum ein Gebäude oder ein Bereich der Wälle ist unbeschädigt. Schwarzer Rauch steigt auf und immer wieder hört man das Donnern einschlagender Geschosse. Der Rauch vermischt sich mit den schweren grauen Regenschleiern und Wolkenbergen, die nur gelegentlich die roten Strahlen der untergehenden Sonne hindurch lassen. Auch die Stadt scheint dem Untergang geweiht. Die Hügel und Ebenen um Tong Vey sind zerstört und voller Klingonen mit Kriegsgerät, die nach Wochen der Belagerung und Sturmangriffe zum letzten Schlag ausholen.
Ktala marschiert die Reihen ähnlich schwer gepanzerter Klingonen ab und spornt sie zum Ansturm an. Gemeinsam stürmen Tausende von Klingonen unter lautem Gesang und Geschrei von allen Seiten durch den Schlamm, die zerstörten Kriegsmaschinen und die Leichen ihrer Kameraden auf die einstmals stolzen Mauern. Doch die Verteidiger wehren sich mit allen noch verbliebenen Kräften. Unter dem Hagel der Geschütze stürzen um Ktala herum Kameraden zu Boden, doch die anderen rennen im Rausch einfach darüber hinweg. Als sie bei den Mauern ankommen, um die herangebrachten Rampen, eingeschossenen Breschen oder Leichenberge zu erklimmen, sind sie durch eine Schicht aus Schlamm, Ruß, Schweiß und Blut bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Wie Fek'lhr
[2] erklimmen sie ohne Rücksicht auf ihre eigenen Wunden die Mauern und bedrängen die zermürbten Verteidiger.
Ktala rutscht am Rand der Rampe aus und gleitet ein Stück herunter, wo sie sich oberhalb einer Schießscharte wiederfindet. Grinsend bringt sie eine Sprengladung über dem noch arbeitenden Geschütz an und aktiviert diese, nachdem sie hinter einem gefallenen Kameraden Deckung gefunden hat. Die Sprengung reißt nicht nur das Geschütz weg, sondern öffnet ihr einen Weg ins Innere. Mit triumphierenden Geheul stürzt Ktala, gefolgt von anderen Angreifern, über die Trümmer, die die Geschützmannschaft, bestehend aus Kindern und schwerer verletzten Verteidigern, begraben haben. Der Sturmtrupp erreicht das nächste Geschütz, dass von einigen jungen Frauen und einem Invaliden bedient wird. Ktala verschafft diesem ein ehrenhaftes Ende im Kampf, während die anderen ihre Klingen kreuzen. Trotz des wochenlangen Hungers und Artillerieterrors leisten die Verteidiger starke Gegenwehr. Der Imperator hatte den Zeitpunkt auch extra so gewählt, um dem Feind seinen Respekt zu zollen.
Mehrfach prallen die Angreifer mit Bewohnern der Stadt zusammen und nur wenige fallen unehrenhaft bei der Flucht oder Winseln um Gnade. In einem blutigen Rausch wird alles getötet, was innerhalb der Mauern lebt. Stunden später, als alle Verteidiger bekämpft erscheinen, ziehen sich die Angreifer zurück und die Artillerie ebnet die Stadtreste zusammen mit denen ein, die sich feige versteckt haben oder ihrer Wunden wegen sie nicht mehr verlassen können. Gerade als die Sieger ihre Reihen mit den Siegesfeierlichkeiten weiter lichten wollen, beendete Ktala das Programm und stand verschwitzt und erschöpft im leeren Raum. Restlos schienen die Folgen der Verletzung nicht vorübergegangen zu sein, aber wenigstens verzerrten nicht mehr Hass und Wut ihr Gesicht.
Stolzen Schrittes verließ sie das Holodeck und kehrte in ihr Quartier zurück. Die zurückweichenden Reaktionen der anderen Crewmitglieder machten ihr eines schmerzlich bewusst: Wieder einmal hat sie einen ziemlich schlechten ersten Eindruck gemacht.
"jIH yuDHa'. qeylIS, vIHutlh ngeD.[3]", dachte sie und blieb eine kurze Zeit im Quartier. Frisch gemacht verließ sie es und meldete sich im Wissenschaftslabor, um Revat bei der Arbeit abzulösen. Diese musste sich wegen ihrer Nachtschicht zurückziehen. Ihr gegenüber war Ktala immer noch unfreundlich. Auch Trenaris erlebte eine deutlich kühlere Klingonin als auf DS9. Ihre Arbeitsleistung litt darunter aber nicht. Sie arbeitete schnell, gründlich und kooperationsfähig. Schließlich waren sie fertig für den Tag und trennten sich zum Abendessen. Dabei blieb Ktala für sich allein und betrat anschließend die Brücke, um sich von T'Prun alles zeigen zu lassen. Sie blieb dabei ruhig und etwas kurz angebunden, war aber interessierte, besonders für die hervorragende Sensortechnik der Binary. Vor Schichtwechsel zog sie sich zum Schlafen zurück.
Am nächsten Morgen reparierte sie ihre Rüstung und frühstückte auf dem Weg in den Maschinenraum, um sich mit Delvok über einige Details über die Sensoren zu informieren und ihre Möglichkeiten für eigene Experimente auszuloten. Mit ihm redete sie ebenfalls reservierter als auf DS9. Nach einem kurzen Abstecher auf die Krankenstation für medizinische Untersuchungen und Einweisung in die Räumlichkeiten traf sie sich mit Revat für die Fortsetzung der Arbeit. Nach ein paar Stunden sehr ruhiger aber produktiver Zusammenarbeit ging es zum Mittag. Lavelle begegnete sie dabei sehr schroff, den Rest der Crew gegenüber verhielt sie sich stolz aber höflich. Nach dieser Pause besuchte sie erneut das Holodeck, wo sie mit Aidan zusammentraf und beide Seiten ein wenig vom schlechten gegenseitigen Eindruck abarbeiten konnten. Ktala konnte nur durch ihre überragende Zähigkeit und Waffenkenntnis gegen den flinken, treffsicheren und besser ausgebildeten Caitianer bestehen. Später beschäftigte sie sich in einem Labor mit ihren eigenen Experimenten, bevor sie pünktlich ihren Dienst antrat. Diesen versah sie ruhig bis zurückhaltend, trotzdem fleißig und gründlich. Besonders achtete sie auf ihre Einhaltung aller Vorschriften. Danach verzehrte sie ihren Mitternachtssnack und legte sich Schlafen.