Galian und der Traum (Anzeigen)In der ersten Nacht schob Galian den unerwartet realistischen Traum auf seinen Schlafmangel , doch als er dann bemerkte, dass der Traum jede Nacht wiederkehrte, begann der Assassine sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen. "Warum habe ich diesen Traum immer wieder? Über wen reden die Männer? Wer sind diese Männer?" Er wusste keine Antwort darauf nur den Namen Sephiran hatte er schonmal gehört. Es saß im eklematischen Senat und stand der Kaiserin sehr nahe, das Volk bejubelte ihn oft. Zumindest war dies so, als Galian seine Heimat verlassen hatte.
Was stellte dieser Traum dar? Eine Vision? Und wenn ja, betraf sie dann Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft?
"Zu viele Fragen und zu wenige Antworten. Wenn es etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat, dann geht es mich nichts an. Sollen sie doch ganz Aeron's Glanz zu Grunde richten und Eklemata mit der Kaiserfamilie gleich mit. Dort gibt es nur eine Person, die mir nicht egal ist... und die wird nichts mit solcherlei Ränkespielen zu tun haben."
Trotzdessen ließ ihn der Traum nicht los und deshalb begann Galian am dritten Tag ihrer Reise das Buch "Atem der Sterne - Kompendium der Träume" zu lesen, um vielleicht Antworten zu finden. Er tat dies meist während seiner Wachen oder entfernte sich Morgens und Abends von der Gruppe. Zum Einen um ungestört lesen und nachdenken zu können, zum Anderen, weil er mit seinen Reisegefährten nicht darüber reden wollte. Solange er nicht wusste, wie diese Träume zustande kamen und wie er sie kontrollieren konnte, betrachtete er sie als Schwäche und deshalb sollte niemand davon wissen.
Das Buch konnte ihm nur zum Teil helfen. Anscheinend gab es Seher, die in Form von Träumen in Vergangenheit und Zukunft sehen konnten, das wusste er bereits. Allerdings war ihm neu dass es drei Arten von Seher gab. Jene die nur verworrene Traumbilder empfingen und diese deuten musste, jene, die klare Visionen erhielten und letztlich solche, die nach eigenem Belieben von ihrer Gabe Gebrauch machen konnten.
Wenn Galians Traum nun also einem seherischen talent zu Grunde läge, dann würde er in die zweite Kategorie fallen. Leider widmete sich das Buch nur den Sehern der ersten Gruppe und somit lernte Galian nicht sehr viel mehr, als dass er ein potentieller Seher war.
Galian begegnete seiner eigenen Theorie mit größter Skepsis, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte er niemals eine Vison empfangen und auch wenn das Buch behauptete, dass so etwas durchaus erst im Erwachsenenalter auftreten konnte, bedeutete das für ihn nicht, dass er zwangsläufig mit so einer Gabe beschenkt sein musste. Ein oft begangener Fehler, den Menschen begingen, das wusste Galian, war daran zu glauben, dass sie einzigartig, unaustauschbar oder etwas Besonderes waren. Und er wollte nicht genauso dumm wie alle anderen sein.
Eine weitere Möglichkeit, die ihn sehr erschreckte, könnte sein dass jemand in seinen Verstand eindringen wollte. Sein spärliches Wissen über Magie reichte bereits aus, dass er begriff welche Macht diese über andere Menschen haben konnte.
Traf die erste Theorie zu wäre es eine Gelegenheit die Galian einfach nutzen musste, träfe die zweite Theorie zu, dann musste er sich dagegen schützen. Natürlich könnte es auch etwas sein, dass er sich gar nicht vorstellen konnte, aber deshalb konnte er nicht das was er wusste ignorieren. Er musste seinen Verstand stählen, aber wie dies geschehen sollte wusste er nicht. Galian hatte seinen Körper gestählt, so dass er Fassaden erklimmen konnte und lautlos und still wie ein Schatten hinter einem Mann auftauchen konnte und dessen Leben in einem Augenblick nehmen konnte.
Seinen Verstand hatte er bisher immer für ebenso geschärft gehalten, wie seine Klingen. Er spürte weder Mitleid mit seinen Opfern, noch ergötzte er sich an ihrem Schicksal. Er erfüllte seine Aufträge immer präzise und genau. Aber so sehr er seine Emotionen und Gedanken auch immer unter Kontrolle gehabt hatte, hier würde es nicht ausreichen, er musste es schaffen einen Schritt weiter zu gehen. Sein momentaner Zustand konnte ihm nur als Ausgangspunkt dienen. Konzentration und Klarheit zu jedem Zeitpunkt in jeder Situation. Sein Ziel war klar, aber der Weg unbekannt. Konzentrationsübungen morgens und abends müssten für den Anfang genügen.