Avarathoions Brüder und Schwester verabschieden sich nun ein letztes Mal von dem Elben und seinen beiden Begleitern und entlassen die drei in Richtung des Düsterwaldes, den zu Durchqueren sie sich vorgenommen hatten. Gemächlich machen sie sich auf zu dem Pfad, der sie quer durch den Wald führen würde. Zurecht trägt dieser Weg den Namen "Elbenpfad", denn eine Straße konnte man ihn wirklich nicht nennen.
Musikempfehlung (http://www.youtube.com/watch?v=6mmw7muTob4)
Die Bäume, die schon von oben ein wenig bedrohlich auf Gwynn gewirkt hatten, taten es nun noch vielmehr, denn kaum ein Lichtstrahl drang durch ihr dichtes Blätterdach und auch wenn es hellster Tag war, so hatten die drei Gefährten doch das Gefühl, als wolle die Nacht bald über sie hereinbrechen. In diesem Zwielicht begannen sie ihre Reise in Richtung der fernen Berge, die sie noch Wochen kosten würde. Sie konnten froh sein, wenn sie diese Etappe hinter sich gebracht hatten, denn auch wenn der Pfad es zumindest ein wenig vereinfachte diesen düsteren Wald zu durchqueren, so würde ihre Reise dennoch einfacher werden, sobald sie die Bäume hinter sich gelassen hatten. Ein gewisses Gefühl der Unruhe machte sich in den drei Gefährten breit und auch der in diesen Wäldern heimische Elb spürte, dass seine Heimat sich zu einem dunkleren Ort gewandelt hatte, seit er das letzte Mal hier gewesen war. Doch noch weit schlimmer als die Reise bei Tag war die Nacht zwischen den Bäume.
Die tapfere Hobbitdame und der wehrhafte Zwerg hatten noch nie einen Wald erlebt, der bei Nacht so unheimlich wurde. Die Bäume schienen miteinander zu flüstern und bedrohliche Worte auszutauschen, während sie Pläne schmiedeten, wie sie dieser drei einsamen Reisenden habhaft werden könnten. Die ganze Nacht über finden die beiden kaum schlaf und auch der Elb in ihrer Begleitung scheint nicht so recht fähig ihnen die Angst vor dem Wald zu nehmen. Dementsprechend machen sich die Gefährten am nächsten morgen ziemlich müde wieder auf die Reise. Am nächsten Abend wird es zumindest etwas besser, denn langsam aber sicher gewöhnen sich der Hobbit und der Zwerg an die wispernden Stimmen, auch wenn Báin seine Axt immer griffbereit hält, falls einer dieser Bäume sich entscheiden sollte mit seinen knorrigen Ästen nach ihm zu greifen. Die düstere Stimmung, die der Wald erzeugt schlägt sogar auf das Gemüt der fröhlichen Hobbitdame und so verbringen die drei Gefährten einen großen Teil ihrer Wanderung schweigend, alle mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.
Musikalische Untermahlung (http://www.youtube.com/watch?v=-rxpYPwjNMw)
Da es auf die Frage des Zwerges keine unmittelbare Antwort gibt, macht Bain sich selbst daran das Seil in entsprechende Schlaufen zu binden und sich und seine Gefährten damit abzusichern. Anschließend zurren die drei alle noch einmal ihre Ausrüstung fest und machen sich dann an den schwierigen und gefährlichen Aufstieg. Wie vorgeschlagen geht der hochgewachsene Elb voran und er hat auch nicht allzu große Schwierigkeiten beim Aufstieg. Die viel gelobte Gewandtheit seines Volkes kommt ihm hier ganz offensichtlich zu gute, denn Avarathion erklettert den Fels so als wäre es eine einfache Strickleiter.
Seine beiden Gefährten haben hingegen eineiges mehr an Schwierigkeiten, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass sie beide nicht so lange Arme und Beine haben um die guten Griffe und Tritte direkt zu erreichen, sondern immer wieder hoffen müssen irgendwie mit den rutschigeren und unsichereren Teilen der Wand zurecht zu kommen. Am schlimmsten ergeht es Gwynn am Ende des kleinen Zuges, denn auch wenn sie mit ihren kleinen Händen und haarigen Füßen längst nicht so viel Gewicht bewegen muss, wie die anderen beiden, hat sie doch immer wieder Schwierigkeiten. Vielleicht sind Hobbits einfach nicht so für Berge gemacht, wie Zwerge und Elben, sondern eher für die sanften Wiesen und Hügel des Auenlades.
Einmal stürzt die Hobbitdame sogar komplett und zu allem Überfluss beginnt sich auch noch der Knoten des Seiles, in dem sie hängt zu lösen. Gerade rechtzeitig gelingt es Avarathion wieder hinab zu klettern und die Hobbitdame festzuhalten, sodass sie den Knoten wieder befestigen kann, während Báin als Anker für die beiden mit seiner schweren Rüstung auf einem kleinen Vorsprung stehen bleibt und so dafür sorgt, dass keiner von ihnen hinab und damit in den sicheren Tod stürzt.
Nachdem dies überwunden ist, gelangen die drei Gefährten aber endlich ohne allzu große Probleme an die Spitze des Berges. Auf den ersten Blick sind sie sich nicht sicher, ob sie hier wirklich richtig sind, doch dann erkennen sie, dass die Spitze des Berges keine einfache Spitze ist, sondern, dass es sich dabei um den Wachturm von Amon Rîw handelt, der sich an der von ihnen abgewandten Seite direkt an den Fels schmiegt und in die höhe ragt. Von hier sehen die drei nun auch den blockierten Hauptzugang, der wie Báin sofort erkennt bewusst zum Einsturz gebracht wurden, um zu verhindern, dass jeder den Turm einfach würde erreichen können. Dieses Ereignisse liegt jedoch auch schon Jahrhunderte zurück, als das große Reich von Arnor zum ersten Mal zu wanken begann.
Avarathion atmet einmal tief durch und lässt den Blick über die hohen Gipfel des Nebelgebirges schweifen, während er mit den gewandten Schritten eines Elfen oben auf den Schnemassen steht, die den Gipfel und den Turm bedecken. Dann blickt er erst zum Turm und dann zu seinen Gefährten: "Wenn Halmen wirklich hier oben ist, dann hoffen wir, dass er in dem Turm Zuflucht gefunden hat, denn wenn dem nicht so sein wollte, dann sind die Chancen, dass er überlebt hat bei dieser Witterung sehr gering und unsere Chancen ihn zu finden noch geringer." Nun da die Anstrengungen nachlassen wird den Gefährten erst bewusst wie kalt es hier oben tatsächlich ist. Die Seite ihres Aufstiegs war vom Wind abgewandt gewesen, aber jetzt spüren sie seine beißende Kälte, während er um die hohen Gipfel braust. Immerhin bringt er keinen Schnee mit sich und es sieht auch nicht so aus, also ob es bald schneien würde, aber hier oben im NEbelgebirge ist vieles möglich.
Musikempfehlung (https://www.youtube.com/watch?v=Y2hAPK3nlnA)
Die Begeisterung der Hobbitdame entlockt Bain ein gröhlendes Lachen und auch Avarathion kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die drei Gefährten sitzen noch bis tief in die Nacht beeinander, erinnern sich zurück an den Beginn ihrer Reise, schwelgen in den Erlebnissen, die sie in den letzten Wochen zusammengeschweißt haben und planen für ihre nächste Reise. Für einige Stunden kommt auch Halmen hinzu und teilt einiges von seinem Wissen über den Turm, aus dem die Gefährten ihn errettet haben mit den dreien. Für einen Außenstehenden mutet diese Gemeinschaft höchst merkwürdig an. Eine Hobbitdame, ein Zwerg und ein Elb. Wer hätte schon gedacht, dass diese drei so schnell so eng miteinander verbunden werden würden?
Doch noch zieht der Schatten nur im Osten auf und es würde noch dauern, bis die Finsternis über die Wilderlande kam. Sie mochte sich nähern, doch diese drei würden sich ihr entgegenstellen. Gemeinsam, Schulter an Schulter, verbunden, durch ein starkes Band der Freundschaft...