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Archiv => Archiv - Online-RPGs Pathfinder => Die Feuer der Wüste => Thema gestartet von: Hraun am 08.06.2012, 23:52:17

Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 08.06.2012, 23:52:17
169. Tag im 366. Jahr des Ewigen Weges, 09:56 Uhr - Mayya Oase, östlicher Ausgang[/u]

Die Kamele waren unruhig unter der schon zu dieser Tageszeit sehr heißen Sonne. Mahlakar war der erste, der das Osttor erreichte, und er erblickte dort tatsächlich die Karawane, die bereit stehen sollte. Die beiden Ochsen vor dem Karren, der mit Nahrungsmitteln und Töpferwaren beladen war, wirkten ruhiger als die anderen Tiere und kauten entspannt das Mahl, was man ihnen vor dieser Reise serviert hatte. Wenn sie wussten, wohin es gehen sollte, ließen sie es sich nicht anmerken. Vielleicht war es dieser Tage besser, ein Ochse zu sein. Man machte sich weniger Sorgen wegen der am Himmel stehenden Sonne, die immer heißer brannte, und musste keine gefährlichen Aufträge erledigen. Die Wärter der Karawane begrüßten Mahlakar mit einer Verbeugung. Auch sie brachten einem das Gefühl entgegen, welches jeder der von dem Stammesführer Auserwählten verspürte: Niemand in der Zeltstadt wusste von ihrem Auftrag. Es gab keinen, der ihnen Glück wünschte, niemanden, der sich offen verabschiedete, wenn es nicht von ihnen ausging. Es schien, als würde dieser Auftrag offiziell nicht existieren. Auch bei den Karawanenwärtern nicht. Für sie war es ein Auftrag wie jeder andere auch. Man stellte für Reisegruppen die nötigen Mittel bereit, stellte keine Fragen – warum auch, denn die meisten Reisen waren uninteressant – und bliebt wie immer zurück in der Stadt.

Kurze Zeit nach Mahlakar erreichten auch Badawi und Tiatha den Aufbruchsort. Anhand der Sonne war es kurz vor der zehnten Stunde, man war also pünktlich und bereit. Damit alle mit den Kamelen zurechtkommen würden, erhielten die bereits Anwesenden eine erste Einweisung in den Umgang mit Kamelen. Für die meisten war dies sicherlich wichtig, denn nicht alle wussten, wie man ein Kamel behandeln musste, geschweige denn, auf welche Befehle die Kamele trainiert waren. Vor allem wusste man nun, wie man ohne Hilfe wieder auf die Kamele kam, nachdem man gerastet hatte.

Für Nuwairah war es noch ein geschäftiger Morgen. Der Weg führte sie in das Versorgungszelt, wo sie noch einige Besorgungen zu erledigen hatte. Dort wusste man schon Bescheid, dass sie kommen würde. Die dort arbeitenden Stammesmitglieder hatten allerdings auch die Anweisung bekommen, keine Fragen zu stellen. Diese Anweisung führten sie aus. Nuwairah bekam beinahe alle Gegenstände, die sie forderte. Einzig die Anforderungen, die sie an ihre Kleidung stellte, waren in der kurzen Zeit bis zum Aufbruch nicht zu bewerkstelligen. Man teilte ihr mit, dass solche Änderungen etwa einen Tag Arbeitszeit benötigen würden. Auch die Stange, nach der sie verlangte, war nicht vorrätig, aber man schaffte es, in sehr kurzer Zeit eine Stange zu organisieren, die den Anforderungen entsprach. Nachdem dies erledigt war, traf auch sie am Treffpunkt ein. Kurz bevor sie dort ankam, traf sie auf Kaveh, mit dem sie die letzten Meter des Weges teilte.

Kavehs früher Morgen war geprägt von Gesprächen mit direkten Untergebenen und Beratern von Häuptling Jamal. Es waren interessante und aufschlussreiche Gespräche, in denen er so einiges über die große Stadt des Feindes erfahren konnte. Man wusste zu berichten, dass die Wachen vor dem ersten Tor sehr speziell waren. Es waren Sonnenriesen, so sagte man sich, doch sie standen wohl nur zu repräsentativen Zwecken dort. Dennoch war es beunruhigend, dass die Stadt Zugriff auf Sonnenriesen hatte, denn wo zwei herkamen, gab es vielleicht noch mehr von ihnen. Die Sonnenriesen waren allerdings kein Hindernis, da das erste Tor der Stadt frei passierbar war. Von den Slums aus war der Marktdistrikt ohne Hindernisse frei erreichbar. Man wusste, dass die Wirtschaft ein wichtiger Aspekt der Stadt war und man auf ihn angewiesen war, wenn man weiterhin in Reichtum leben wollte.
Einer der Berater erzählte Kaveh, dass in Vecors Stolz demnächst ein großer Markt abgehalten werden sollte. Er wurde von den Stadtoberen ausgerufen und zu besonderen Ehren Vecors durchgeführt. War dies vielleicht ein Indiz darauf, dass in der Stadt etwas Besonderes vor sich ging? Ein solcher Markt ist in den letzten Jahrzehnten meistens dann ausgerufen worden, wenn ein neuer Herrscher eingesetzt wurde oder andere wichtige Veränderungen bevorstanden.
Eine letzte Information, die er noch erhalten konnte, handelte von den Verlorenen Söhnen. Eine Organisation in der Stadt, die die Ordnungshüter in Atem hielt. Es war wenig bis gar nichts über sie bekannt, aber sie waren anscheinend Adeodatus zugehörig und versuchten, religiöse Zeichen zu setzen, was unter anderem bereits Leben von Priestern gekostet hatte. Waren dies potentielle Verbündete?
Mit diesem neuen Wissen beladen, erreichte er zusammen mit Nuwairah die Karawane und die übrigen Mitreisenden. Auch die beiden Neuankömmlinge erhielten ihre Unterweisung in die Kunst des Kamelreitens.

Der letzte, der die Gruppe erreichte, war Mustafa, der in Begleitung eines Priesters erschien. Er hob entschuldigend eine Hand zum Gruße: “Eh, verzeiht, dass ich ein wenig spät dran bin, aber ich wurde noch aufgehalten. Man wollte unbedingt noch die Geschichten meiner letzten Reisen hören und ich musste den Dieners Hrâuns mit mir nehmen.“ Er grüßte die Karawanenführer und nahm sich das letzte freie Kamel, in dessen Satteltaschen er einige lose Gegenstände verstaute.[1] Der Priester war dort, um über die Reisenden den versprochenen Segen zu sprechen.
Mit fester Stimme sprach er: “Auserwählte, hier steht ihr nun und seid vor einer Reise in die Feuer der Wüste. Es wird eine Reise voller Entbehrungen, doch voller Erfahrungen und Erkenntnisse. Jedes Hindernis macht einen stärker und die Feuer reinigen Körper und Seele. Ihr werdet wiederkehren und stärker sein, als zuvor. Gehet mit dem Segen Hrâuns, dem Herrn des Wahren Feuers, dem Vater der Flammen und dem Gebieter über die Glut. Ihr reist in seinem Namen, so wird sein Auge wachsam auf euch ruhen und die Flügel des Feuervogels werden sich schützend um euch legen.
Hrâun, ich bitte dich, achte auf diese wackeren Streiter und lass sie erfolgreich ihre Heimat wiederfinden. Sie reiten in deinem Namen und deinem Segen, sie bringen dir Ehre und Ruhm!
Das Feuer ist das Herz der Welt. Im Inneren wärmt das Feuer, vom Himmel her wärmt das Feuer. Doch merke, dass es nur einen wahren Herren über dieses Element gibt! Erkenne die Macht der Flamme, ihre reinigende Wirkung, ihre zerstörerische Kraft, ihre Kraft für Neuerungen! Bewundere nur die schlafenden Riesen und du siehst, welche Macht in dem Feuer steckt. Es kann die Erde erschüttern, die Luft vertilgen und das Wasser verdampfen lassen! Und ein Vulkanausbruch verursacht alle drei Sachen zugleich. Ein Vulkanausbruch ist der Beweis, dass das Feuer das wichtigste und mächtigste Element ist! Und ich bin der Herr über Vulkan, Magma und Lava! Und damit auch ein Herr der Fruchtbarkeit! Wenn du das erkannt hast, wird dir auch Segen des Feuers zu Teil. Erfreue mich mit den Gaben, die ich dir gab. Schmiede! Werke! Erschaffe! Mit dem Feuer, für das Feuer! Und erkenne auch, dass nur das Feuer dich erlösen und befreien kann und auch nur das Feuer, dich stärken und stählen kann. Doch wehe denen, die das innere Feuer in sich selbst oder anderen auslöschen! Wehe denen, die versuchen, das Feuer zu korrumpieren! Ihre letzte Chance ist nur noch die Tilgung oder Reinigung durch das Feuer.
So spricht Hrâun, möge er mit euch sein. Habt eine gute Reise und gehabt euch in Frieden!“
Dies waren die letzten Worte des Priesters, ehe er verschwand. Es war eine geläufige Segnung, die Reisende des Stammes erfuhren, ehe sie aufbrachen. Die Gefahren der Wüste waren allgegenwärtig, sodass jeder Händler des Stammes, der länger als einen Tag unterwegs war, dieses Segen erhielt.

Am Ende stand die Gruppe alleine bei den Kamelen. Sie waren bereit zum Aufbruch und der Weg führte hinaus in die Wüste. Bereits kurz nachdem sie aufgebrochen waren, fragte Mustafa: “Wer soll eigentlich der offizielle Anführer unserer Karawane sein? Wir brauchen jemanden, der offiziell zu anderen sprechen kann. Das sollten wir rechtzeitig klären, finde ich.“
 1. Die Kamele haben einen normalen Sattel mit Satteltaschen
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 11.06.2012, 08:15:09
Nuwairah hatte sich für die Reise nicht sonderlich verkleidet, dies war wohl auch nicht nötig, war doch schon ihre gewöhnliche Kleidung für ihre Tarnung ausreichend. Sie hatte sich entschlossen, als reisende Schaustellerin, Gauklerin die Gruppe zu begleiten, jemand, der die Menschen auf dem Fest zu Vecors Ehren ermunterte und für Kurzweil sorgte. Derlei Wanderschausteller waren nicht selten, und es gab sie in hunderten verschiedenen Arten, von Geschichtenerzählern über Akrobaten, Feuerschlucker, Tänzer, und auch Magier, welche die Menschen unterhielten. Nichts an ihrer hellblauen Kleidung würde ihren Stand als Tänzerin des Feuers verraten, außer vielleicht ihr Krummsäbel, den sie immer noch auf dem Rücken trug. Jedoch, die Wüste wahr gefährlich, und die Stadt nicht weniger, und so würde es nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen, solange sie nicht in die Schritte des Feuertanz verfiel. Die Balancierstange und viele andere Dinge, welche sie auf ihr Kamel geladen hatte, würden die Täuschung noch verstärken, und vielleicht waren sie auch bei der Unternehmung nützlich.

Als Mustafa die Stimme erhob, konnte sie gerade noch ein Knurren unterdrücken. Sie mochte den kleinen, lästigen Schlößeröffner nicht, weniger wegen seiner Persönlichkeit, mehr weil er sich einfach so in ihre Gruppe gedrängt hatte. "Ich könnte für uns sprechen, doch dies passt nicht für eine Schaustellerin. Es wird Gelegenheiten geben, wo ich die Stimme erheben kann, doch mag zu anderen Zeiten Kaveh ein besserer Sprecher sein. Doch bezweifle ich, dass es oft nötig sein wird, dass einer von uns für uns alle fürsprechen muss.

Im übrigen.. denke ich, jeder von uns sollte sprechen und seine Gedanken aussprechen, nur weil ich meine Stimme nicht als Anführerin erheben werde, werde ich nicht schweigen."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 12.06.2012, 04:43:09
Während Mahlakar so auf die anderen wartete, machte er sich daran, die Ereignisse der letzten Tage aufzuschreiben.
Natürlich ließ er wohlweislich Alles, was mit dem Auftrag zu tun hatte weg. Dennoch schrieb er so, daß er es später nachtragen konnte.

Neugierig lauschte er den Ausführungen der Tiermeister, wie sein Kamel zu lenken war.
Er überprüfte noch mal seine Ausrüstung und verstaute Essen und Wasser in Satteltaschen.

Und als der Priester Hrauns seinen Segen sprach, nahm er auch dies gelassen hin.

Kaum hatten sie die Zeltstadt verlassen, griff er in einen kleinen Beutel am Gürtel und holte ein paar kleine, dunkle Kristallinsen heraus, die er sich vor die Augen hielt.  Und als er seinen Hand wegnahm, erschiene es fast so, als hätte man ihm seine hellen Augen sauber aus dem Schädel entfernt.
Auch er selbst wurde wurde mit einem Mal ein wenig unscharf, als sich eine dunkle Aura um ihn legte[1], die seine schwarze Kleidung betonte.
Geschützt vor der Sonne und ihren Strahlen. Welt hier komme ich, um dir einige deiner Geheimnisse zu entreissen. Enttäusche mich nicht.

Als Mustafa die Führungsrolle ansprach, kam Mahlakar kurz ins Grübeln. Die Schatten um ihn herum, verflüchtigten sich schlagartig.
"Dieser einfache Mann maßt sich nicht an, für die Gruppe sprechen zu wollen. Wir sind in einem Auftrag unterwegs, da ist es nur natürlich, daß ein Anhänger Hrauns für uns sprechen sollte. Wenn die Meinung dieses einfachen Mannes für die Gruppe von Interesse ist, so würde er sagen, daß in der Wüste Badawi und in der Stadt Kaveh je als Kundiger der Umgebung sprechen sollten. Allerdings stimmt dieser einfache Mann Nuwairah zu, daß er sich nicht verbieten lassen wird, etwas zu sagen, wenn er es für angebracht hält."
 1. Shadow mask
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 17.06.2012, 16:05:00
Kaveh hatte sich mit tiefen Verbeugungen und Dankesbekundungen von ihrem Haupt verabschiedet und war darum bemüht, ihm beim Verlassen seines Zeltes nicht den Rücken zuzukehren, denn eine solche Unhöflichkeit und Respektlosigkeit geziemte sich nicht und würde einem Inquisitor auch lange anhängen. Kaveh hatte den Vorteil, dass er all diese Höflichkeitsfloskeln und Gesten aus voller Überzeugung tat und sich nicht dazu zwingen musste, doch er war sich der Spielarten gesellschaftlicher Subordination und Insubordination durchaus bewusst. Wahrscheinlich waren sich fast alle Teilnehmer dieser kleinen Gruppe sich dieser Spielarten bewusst, und wenn sie es nicht waren, waren sie sich der Notwendigkeit des Schweigens in den betreffenden Situationen durchaus bewusst. Daran glaubte Kaveh mit einiger Sicherheit, da er dem Urteil von Jamal, seiner Beratern und seiner Frauen traute.

Dankbar nahm er die Informationen entgegen, sammelte sie mit einiger Geduld und Höflichkeit und war, wie meist, damit beschäftigt, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Übertreibungen, welche die Feinde über Gebühr dämonisierte und seine Stärken ebenso überbetonte, wo das Sprechen von Vecors Schergen von Angst oder Furcht getrieben war, waren allgegenwärtig und es bedurfte einige Erfahrung die sinnvollen Informationen zu filtern, wie das klarste und gesündeste Wasser an den Hängen eines Vulkanes nahe der Quelle zu finden war, vom Vulkangestein gefiltert. Doch Kaveh wusste, dass er in Bezug auf diese Erfahrung noch nicht auf die Lebenserfahrung der Großinquisitoren zurückgreifen konnte, doch er bemühte sich darum, gehaltvolle Informationen zu finden, die ihnen auf der Reise und bei ihrem Auftrag hilfreich sein könnten. Und seine Bemühungen zeigten einige Früchte, welche er bei der Rückkehr zu seinen neuen Verbündeten umgehend teilte[1].

Kaveh war dankbar für den Segen, der über sie gesprochen wurde und es erfüllte ihn mit der Zuversicht, dass er nicht zu früh unter dem immensen Druck, dem er ausgesetzt war, bersten würde. Die Vorsehung, die ihn seiner Ansicht nach auserkoren hatte, war allzu deutlich und obwohl er sich sein ganzes Leben mit den Visionen von diesem Tag beschäftigt hatte und in dem Glauben, dass er eines Tages eine Aufgabe von epochaler Größe schultern würde, sich darauf geflissentlich vorbereitet hatte, spürte er den Druck, die Erwartungshaltung, welches das Haupt Jamal an sie hatte und die Notwendigkeit ihrer Aufgabe. Dass das eigene Volk nicht vom dräuenden Untergang im Falle des Versagens Kavehs und seiner Gefährten wusste, sondern nur zu erahnen vermochte, schürte diesen Druck noch für den Inquisitor. Er stellte sich die Kinder seines Stammes vor und die ganzen, einfachen Männer und Frauen, die ihren Pflichten nachgingen und in der Abendsonne in Richtung des heiligen Vulkan beteten, um Schutz beteten und sich beim Ausklang des lauen Tages nicht darauf gefasst machen können, dass der Untergang über sie kommen könnte. Dass sich unter den Nichtsahnenden der Abgrund auftun konnte, das war für Kaveh ein erschreckender Gedanke, da er nur mit dem eigenen Versagen zusammenfiel. Kaveh spürte den Druck, und der Segen Hrâuns, so einer trivialer Reisesegen er für manche sein mochte, war Balsam auf die Seele Kavehs und gab ihm neue Zuversicht.

Dann kam die Frage der Führerschaft abermals auf, und Kaveh bekräftigte für sich jene Worte, die Badawi bereits gesprochen hatte. "Niemand wird dem anderen das Wort verbieten können und wollen, da Vecors Andenken uns nichts bedeutet. Das einzige, was unsere Zungen zum Schweigen bringen sollte, ist der Respekt vor Hrâun und die Vernunft, aber nicht das Wort eines der Unseren, der glaubt, er könne jede Situation besser begreifen und beurteilen als der Nächste.", versuchte er zunächst Nuwairahs und Mahlakars Bedenken, dass jemand den anderen das Wort verbieten können wollte, zu zerstreuen. "Das offizielle Wort werde ich übernehmen, auch wenn ich mir die Befähigung nicht alleine anmaßen würde. Ich maße mir jedoch an, für mein und euer Vergehen, sollten Fehler unseren Weg pflastern, Verantwortung zu übernehmen und die Konsequenzen, die daraus erwachsen, zu tragen. Ich will der Schutzschild unserer Vereinigung sein. Nach innen und nach außen, so wie es mein Credo verlangt."
Kaveh verneigte sich vor seinen Gefährten, und hatte deutlich gemacht, dass er ihnen Vertrauen entgegenbrachte, da er auch für ihre Fehler gerade stehen wollte und würde. Wenn sie Kaveh hassten oder verachteten, hatten sie damit eine mächtige Waffe gegen ihn in der Hand, dessen war Kaveh der Schmied sich bewusst, doch verachtete er den Gedanken, dass ihre Reise davon abhing, dass sie sich erst aneinander gewöhnten und austarierten, wieviel Vertrauen sie ihrem Nächsten entgegenbringen konnten. Er wollte keinen Boden für Missgunst und Misstrauen schaffen, sondern ehe Vecor den Keim der Zwietracht in diesen Böden säte, wollte Kaveh diese unwillkommenen Äcker versalzen. Sie sollten einander vertrauen, weil ihre Aufgabe und die Vernunft es von ihnen erwartete, damit sie Vecors Stolz tief treffen konnten. Persönliche Eitelkeiten waren unangebracht und Kaveh versuchte dies auszudrücken. Dann widmete sich Kaveh der beginnenden Reise und blickte zurück auf jenen Stamm, den zu retten sie gedachten.
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Die Informationen (Anzeigen)
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 19.06.2012, 00:14:29
169. Tag im 366. Jahr des Ewigen Weges, 10:35 Uhr - irgendwo in der Wüste

Mustafa ritt langsam neben den anderen her, als diese sprachen. Er wischte sich mehrmals den Schweiß von der Stirn, während er zuhörte. Es schien ihm eine ungewohnte Handlung zu sein. Die Sonne strahlte hinunter auf die Reisegruppe, als wäre sie ein viel zu naher Feuerball. Die Hitze war annähernd greifbar, und manch einem konnte der Gedanke kommen, dass man sie mit einer ausreichend scharfen Klinge durchschneiden könnte. Nachdem ihr Begleiter sich erneut den Schweiß abgewischt hatte, sprach er Kaveh direkt an: “Es freut mich, dass der Inquisitor die Verantwortung übernehmen möchte. Aber bitte, seid nicht böse, wenn auch ich von Zeit zu Zeit meine Meinung äußere. Ich mag nicht der einzige sein, der sich hier auskennt und weiß, wie man überlebt in solch widrigen Bedingungen, aber ich will doch meine Erfahrung darin teilen. Falls Ihr nicht sicher seid, zögert nicht, mich nach meiner Meinung zu manchen Dingen zu befragen.“

Die Karawane des Hrâun, getarnt als eine Karawane des Alphestes, zog voran auf der großen Handelsstraße, die nach Vecors Stolz führte. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie die Straße erreicht hatten – bereits eine halbe Stunde nach ihrem Aufbruch reisten sie auf dem Weg, welcher lediglich durch Markierungen zeigte, dass überhaupt ein Weg vorhanden war. Dennoch, es waren wichtige Markierungen. Es waren etwa einen Meter hohe Obelisken mit einer Sonnenscheibe drauf. Sie wiesen den rechten Weg in der Wüste und standen in einem Abstand, dass man die jeweils nächste Markierung von seinem Standpunkt aus stets erkennen konnte. Der Weg selbst unterschied sich in seiner Beschaffenheit nicht von dem Wüstensand außen herum, bloß die vielen Spuren wiesen darauf hin, dass hier einer der Wege war, welche oft benutzt wurden.
Weitere zehn Minuten später, erreichte die Gruppe eine andersartige Wegmarke. Es war eine erschreckende Markierung, welche sich von den anderen grundlegend unterschied. Kein Stein wartete, sondern eine scheinbar endlose Reihe Galgen, die am Horizont eine Linie bildeten. Es mochten hunderte sein, und das erschreckende war, dass keiner von ihnen frei war. Eine stumme Warnung inmitten all des Wüstensands, dass manche Besucher von Vecors Stolz nicht unbedingt willkommen waren. Mustafa erhob die Stimme, um das auszusprechen, was Tiatha bereits wusste: “Hier werden Feinde der Stadt aufgehängt. Dazu zählen Verbrecher und solche, die eine andere Auffassung vom Glauben und der Verehrung Vecors haben. Wahrscheinlich würden auch wir dort hängen, falls man uns ergreifen würde.“ Er schwieg, während sie langsam näherritten. Wahrscheinlich führten Mustafas Reisen ihn nicht nur in die entlegenen Gegenden der Wüste, sondern auch in die Zivilisation der Wüste. Zumindest war sein Wissen nicht gering: “Die Hinrichtung ist ein wöchentliches Ritual, welches mit einem großen Gottesdienst an Vecor durchgeführt wird. Die Hinrichtungen finden außerhalb der Stadt statt, auf einer großen Düne. Wenn die Priester gnädig sind, werden die Gefangenen durch den Strick hingerichtet. Wenn nicht, dann muss das Opfer über längere Zeit in einem Käfig vertrocknen und langsam dahinsiechen. Wenn sie grausam sind…“ Er sprach leiser und schluckte, als ob er sich nicht traute, eine solche Abscheulichkeit laut auszusprechen. Wenn sie grausam sind, geben sie den Verurteilten von Zeit zu Zeit ein wenig Wasser, um das Leiden zu verlängern.“
Er deutete in die Ferne, rechts von der Straße entlang an das Ende der Galgenreihe. “Seht, dort hinten. Man erweitert die offizielle Grenze der Stadt wieder. Kurz hinter der Grenze ist die letzte Oase vor der Stadt. Dort können wir Wasser aufnehmen.“ Am Horizont, dort, wo Mustafa hindeutete, war ein Karren sichtbar, auf dem ein kleiner Berg länglicher in Tuch eingewickelte Dinge lag. Es forderte nicht viel Scharfsinn um zu erkennen, dass es die Leichen waren, welche zwei Personen an die Galgen aufhängten. Etwas schien seltsam, vielleicht lag es daran, dass man die Gestalt an einen einfachen Pfahl band. Doch nur mit den Augen eines Adlers ließen sich Details erahnen, um festzustellen, was  genau das gewesen sein mochte.[1]
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Wahrnehmung 19 (Anzeigen)
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 24.06.2012, 01:41:21
"Dieser aufmerksame Mann kann erkennen, daß sich die Anhänger Vecors wohl eine neue Grausamkeit ausgedacht haben. Dieser aufmerkasame Mann kann sehen, daß sie eines der Opfer lebend an einen der Pfähle binden. Wahrscheinlich um ihn dort verdursten zu lassen, nimmt dieser betrübte Mann an."
Mehr gab es von Mahlakars Seite aus, dazu nicht zu sagen. Den Mann jetzt befreien zu wollen, hätte nur die Aufmerksamkeit der Vecorianer erregt. Und wer wußte schon, ob der Mann nicht zu Recht verurteilt worden war. Bestimmt waren die Opfer nur aus religösen Gründen ausgewählt worden.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 25.06.2012, 13:55:49
Kaveh nickte Mustafa nur zu, als dieser abermals betonte, was der Inquisitor schon längst der gesamten Gruppe zugesagt hatte, Vielleicht war es des kleinen Mannes Art von Höflichkeit oder nochmal auf sich aufmerksam zu machen, vielleicht war es auch Spott oder gar Zweifel an den Worten des Inquisitors: eine halboffene Provokation oder Herausforderung, mit welcher dieser Mustafa den Gehalt der Worte des Schmieds zu prüfen gedachte. Mehr als ein freundliches und höfliches Nicken des Verständnisses bekam Mustafa jedoch nicht zur Antwort.

Kaveh nickte auch Mahlakar zu, als dieser jenes aussprach, was auch Kaveh auf diese Entfernung zu sehen in der Lage war. Tatsächlich ein weiterer dem Tode Geweihter. Obgleich dieser Via Dolorosa Vecors verdörrende Macht unter Beweis stellen sollte, fühlte der Inquisitor sich eher an die Totenhallen und Scheiterwege des Klerus des Manhêl. Gerade, da viele der Leichen hier gar nicht an diesem Ort starben, sondern an einem anderen rituellen Ort getötet wurden. Kaveh ist jedoch ganz froh darüber, dass dieser Galgenweg meist ein Weg der Toten ist und kein Weg des Wehklagens. Der Moment des Sterbens war viel furchtbarer als der Tod. Über die Art und Dauer des Sterbens gebieten zu wollen, ein furchtbarer Akt vermessener Tyrannei. Instinktiv schaute Kaveh, ob noch irgendwas an ihm an einen Hrâuninquisitor erinnerte, doch an seinem Körper war nichts, was darauf einen Hinweis geben könnte.
"Ich bin kein Freund dieser Zurschaustellung von der gesetzlichen Macht über das Leben freier Menschen. Dennoch ist es wichtig, dass wir von der Willkür des Feindes lernen, um uns darin zu schulen, was uns bei einer falschen Bewegung für ein grausiges Schicksal erwarten mag. So lasst uns mit den Männern sprechen und fragen, wofür das arme Exemplar solch ein Ende verdient haben soll. Danach ziehen wir unmittelbar weiter zur Oase."
Kaveh blickte zwischen seinen Gefährten hin und her. Würden sie verstehen, dass er von der Niedertracht des Vecorianer hören will, um den inneren Druck zu erhöhen? Vielleicht gab es auch Gründe, diesen Mann so zu quälen, aber das würde den Druck nicht mindern, denn egal, was mit diesem Mann sein mochte. Es würde helfen, diese Vecorianer zu verstehen. Entschlossen ging Kaveh los, auch ein wenig gespannt, ob wer widersprechen würde.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 26.06.2012, 08:45:24
"Es wird wohl nicht schaden, ein paar Worte mit dem Mann zu wechseln, so er seine Zunge noch hat. Würdet ihr es für klug halten, ihn von seinem Leiden zu erlösen?" fragt Nuwairah langsam während sie ihren Weg in die selbe Richtung wie Kaveh lenkt. Sie persönlich interessierte das Schicksal des Mannes nicht sonderlich, sollte er sich nicht wider Erwarten als Gläubiger des Hraun heraus stellen. Aber wenn die Diener des Vecor sich neue Strafen ausdachten, wer weiß, was dann noch neu war.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 01.07.2012, 22:25:31
169. Tag im 366. Jahr des Ewigen Weges, 10:36 Uhr - irgendwo in der Wüste

Auch Mustafa stimmte dem zu und wandte sein Kamel in Richtung des frisch zum sterben Aufgehängten. So machte sich die Gruppe auf den Weg, entlang der Reihen der Verstorbenen. Anhand der Anzahl der Aufgeknüpften Männer und Frauen ließ sich schon sehr leicht erkennen, wie hart die Hand der vecorianischen Herrschaft war. Es gab noch nie einen Aufstand in der Stadt, kaum Unruhen, und wenn doch, dann wurden sie schnell im Keim erstickt. Die Grenze mit den Toten bezeugte dies eindrucksvoll. Ihre Körper waren mal mehr, mal weniger gut erhalten. An einigen Knochen war kaum noch Fleisch zu finden, andere wirkten deutlich besser konserviert. Nur eines war ihnen allen ähnlich: der Geruch von Verwesung, der auch die Fliegen in Massen anlockte, ebenso wie die Geier, die im hohen Bogen über der Szenerie kreisten und darauf warteten, dass die Lebenden den Ort endlich verließen, damit sie ihr schauriges Festmahl endlich fortführen konnte.

Die Sonne, die immer höher am Himmel stieg, brannte gnadenlos herunter und trocknete die Haut der Toten aus, während die Vecorianer, die eben den noch Lebenden aufgehängt hatten, sich nun wieder den Toten zuwandten. Sie waren eben dabei, eine weitere der Leichen zu drapierten, als sie der Gruppe gewahr wurden, die sich ihnen näherte. Einer von ihnen ging der Gruppe ein Stück weit entgegen. “He!“, rief er ihnen zu. “Ihr habt die Straße verlassen, achtet darauf, wohin ihr geht, ansonsten verliert ihr euch in den Dünenmeeren und seid auf die Gnade unsere Herren angewiesen.“ Etwa fünfzig Meter von dem noch Lebenden Gefangenen entfernt blieb er stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Um seinen Hals hing unmissverständlich eine Sonnenscheibe, dennoch gehörte er wohl nicht zur Priesterschaft, denn seine Kleidung wirkte ihrer nicht angemessen, sie war zu verschlissen dafür, und er selbst wohl zu ungepflegt. Wahrscheinlich war es seine Aufgabe, sich um die Toten zu kümmern. “Außerdem dürft ihr hier nicht sein, entfernt euch von dem Gefangenen, hier wird ein Urteil vollstreckt. Kehrt zurück oder ladet den Zorn Vecors auf euch!“ Der Vecorianer war scheinbar unbewaffnet, auch wenn sein weißer Kaftan sicherlich genügend Versteckmöglichkeiten bot.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 02.07.2012, 14:12:08
Kaveh zeigte sich unbeeindruckt von den Worten des Henkers und näherte sich auf ein paar Ellen Entfernung, um sich demütig zu verneigen. Kurz blickte er dabei an dem Mann auf das zu vollstreckende Urteil vorbei, ehe er sich dann wieder aufrichtete und den Henker im weißen Kaftan mit den Augen fixierte. Kavehs Ausdruck war jedoch freundlich und er sprach so, als würde er sich selbst ermahnen und an die Macht Vecors erinnern und nicht den Henker in weiß. "Wir sind nicht nur im Anblick endloser Dünenmeere auf die Gnade unseres Herren angewiesen. Gnade ist ein Zeichen von Macht und was ist mehr Zeichen dieser Macht, als das Leben zu geben und das Leben zu nehmen." Kaveh deutete die Reihe der Gehängten entlang, er konnte sich dabei bildlich vorstellen, wie dieser möglicherweise einfache Henker sich als ein großes Teil dieses Ganzen, welches Vecor Macht war, fühlte. Das bestärkte ihn sicher auch in seinem Verhalten, dass er an den Tag legte: Fremden Teile der Wüste verbieten zu wollen. Kaveh begegnete ihm trotzdem mit durchdringender Freundlichkeit.

"Es tut uns allen gut, uns daran zu erinnern, wo die Grenzen unseres Handelns liegen. Daher erlaubt mir, guter Mann, die Frage, was hat dieser Mann getan, dass er Vecors Zorn auf sich lud?", fragte Kaveh freundlich und überlegte, inwieweit sie ihn umrunden müssten, um einfach weiter zu der von Mustafa beschriebenen Oase zu gehen. Wenn sie freundlich waren, würden sie auch einfach passieren können, schätzte Kaveh und vermied es an dieser Stelle noch, sich einen Namen zu geben. Sie waren nur Sandkörner in der Wüste, das musste für den Moment reichen und so würde er sie nicht vertrauter machen als es notwendig war. Die Kunst des Kitman[1] war das Gebot der Stunde."Es wäre uns eine unbeschreibliche Ehre dieser Vollstreckung beiwohnen zu dürfen, guter Mann. Dort wo Unrecht stattfindet, muss Recht sich dem entgegenstellen und dort wo Recht stattfindet, wollen Augen diesen Sieg der Gerechtigkeit sehen. Würdet ihr uns diese Ehre zuteil werden lassen?" Der Schmied musste sich selbst eingestehen, dass diese Worte in ihm den Drang aufkommen ließen, den eigenen Mund mit miteinander verkochtem Öl und Lauge den Mund auszuwaschen, aber er bemühte sich um seine Haltung der Demut und Freundlichkeit. Er, der er nun ein einfacher Händler war[2], musste das Feuer in seinem Inneren weiter schüren und jedes Wort dieses Henkers tat dies, jeder Anblick der Toten und jeder Schritt, den sie sich Vecors Stolz näherten.

Kaveh hatte den ganzen Weg die Leichen versucht näher zu betrachten und zu erkennen, ob noch immer etwas auf ihre Herkunft schließen ließ, trotz ihres Verwesungszustandes: Tätowierungen, rituelle Narben oder sonstige Anzeichen[3]. Diese Art, wie Vecors Stolz seine Grenzen mit Toten erweiterte, wurde einem Reich der Lebenden und den Lebenden nicht gerecht. Diese Art der Machtdemonstration war barbarisch und ein Zeichen, dass die Furcht vor Dissidenten und Aufständischen allgegenwärtig war. Sie würden diese Aura der Paranoia, mit welcher der Klerus unendliche Oppression befeuerte, mit den Händen in Vecors Stolz greifen können, aber sie würden sich in Acht nehmen müssen. Wenn Kaveh sich die ganzen Toten hier anschaute, war er sich sicher, dass nicht nur Unvorsicht zu ihrem Tod führen könnte, sondern auch Willkür. Als Fremde würden sie noch schneller dem Galgen zum Opfer fallen. In Vecors Stolz mussten sie sich unbedingt in Habitus und Mode der dortigen Bevölkerung anpassen.
 1. Kitman (http://en.wikipedia.org/wiki/Kitman)
 2. Diplomatie 35 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg782095.html#new)
 3. Wahrnehmung 31 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg782095.html#new)
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 04.07.2012, 08:44:59
Nuwairah betrachtete den Henker unverwandt und mit eher gleichgültiger Miene, dann zu dem Aufgehängten schauend. Eine zu starke Demut gegenüber einem einfachen Handlanger der Vecordiener schien ihr nicht angebracht. Die Warnung des Mannes war nicht gänzlich unbegründet, auch wenn dies natürlich nicht sein Bild verbesserte. Er war ein Diener der grausamen Sonne, und als solcher würde er schon noch früh genug seine Strafe erhalten. Es war aber nicht an ihr, diese auszuführen, zumindest derzeit. Sie hob ihre Mundwinkel zu einem freundlichen, ehrlich aussehenden Lächeln.

"Ich bitte euch, Freund, seid nicht so abweisend zu ein paar Reisenden, die lange Zeit durch die Wüste zogen und sich nach etwas Ablenkung und Abwechslung sehnen. Um die Gefahren des Sandmeeres wissen wir selbst, doch jeder Anblick, der die Gleichförmigkeit der Dünen durchbricht, ist uns willkommen, auch wenn es in Bälde sicherlich schönere Dinge zu betrachten gibt."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 21.07.2012, 00:30:55
169. Tag im 366. Jahr des Ewigen Weges, 10:37 Uhr - irgendwo in der Wüste

Der sich nähernde Vecorianer hatte die Gruppe erreicht. Er blieb in einigen Metern Entfernung vor ihr stehen und betrachtete diese eindringlich, als Kaveh und Nuwairah zu ihm sprachen. Sein Gesicht trug die Arroganz derjenigen zur Schau, die sich ihres hohen Ranges bewusst waren. Es hatte allerdings den Anschein, als würden die Worte der beiden zu Hrâun gehörenden ihn besänftigen oder gar milde stimmen, denn sein Tonfall war ruhig, als dieser Antwortete. “Ihr sprecht wie ein Vecorianer!“, sagte er an Kaveh gewandt. “Und Recht habt ihr, es ist der höchste Machtgrad, wenn man Gnade walten und über das Leben bestimmen kann. Dankenswerterweise ist mir die Ehre zuteil, im Namen Vecors Urteile zu vollstrecken.“ Stolz klang bei den Worten mit.

“Das Urteil zu diesem hier ist übrigens entstanden, weil er den falschen Gott angebetet hat. Er glaubte, dass es eine gute Idee sei, Adeodatus zu verehren und dann auch noch unseren wahren Herren und Gebieter über Leben und Tod zu verspotten!“ Er spie aus, als müsse er sich reinwaschen von dem Namen des Sohnes von Vecor. “Ich habe nie verstanden, warum man Geflügel anbeten muss. Mag sein, dass es um den Sohn des Allmächtigen geht, doch in jeder Familie gibt es ein schwarzes Schaf.“ Er geriet ein wenig ins Plaudern. Wahrscheinlich war er doch froh, dass er einmal mit anderen über seine Belange reden konnte, denn hier draußen in der Wüste war es einsam, von seinen Mitstreitern einmal abgesehen, die jedoch auch nicht für besonders viel Abwechslung sorgen mochten. Außerdem konnte man vor denen nicht prahlen.

 “Man vertraut mir, wisst ihr? Ich habe erst kürzlich eine Segnung eines ranghohen Priesters erhalten, nicht, dass ich euch mit Namen langweilen wollen würde. Das hat mir dazu verholfen, die Richtsprüche hier in der Wüste verlesen zu dürfen. Man sagt, dass Vecor sie in der Stille der Wüste vernimmt und auf ihre Gerechtigkeit überprüft. Wenn er der Meinung sein sollte, dass jemand zu Unrecht hier hängt, wird er diesem die Möglichkeit geben, der Grenze zu entfliehen.“ Er schaute die Grenze entlang. “Nicht, dass das bei den meisten noch viel ausmachen würde. Aber dieser dort… Er deutete auf den frisch angebrachten, der noch immer lebte. … dieser darf bestimmt auf die Gnade Vecors hoffen. Vielleicht schickt er einen Vescoren vorbei, der sich seiner annimmt.“ Er lachte schadenfroh bei der Vorstellung. “Nur gibt es nicht mehr viel, dem ihr beiwohnen könnt. Er hängt bereits, ihr könnt bestenfalls noch seinen zum Tode verdammten Leib beim Verfaulen beobachten, wenn ihr es wünscht!“

Er ignorierte die Rufe seines Begleiters, dass er endlich zurück zur Arbeit kommen solle. Das Gespräch schien interessant für ihn zu sein. Denn als die ihm unbekannte Nuwairah auf das Thema der Stadt zu sprechen kam, glänzten seine Augen vor Stolz. “Und wie ihr schönere Dinge zu sehen bekommen werdet! Die Stadt erwartet euch in ihrem ganzen Glanz! Ihr werdet Dinge zu sehen bekommen, die euch die Augen übergehen lassen werden – und leider werdet ihr viele Dinge nicht zu sehen bekommen, wenn ihr dort kein Wohnhaus besitzt. Doch ärgert euch nicht, auch in den niederen Distrikten der Stadt werdet ihr Vecors Glanz erwarten dürfen.“

Er deutete den Weg entlang. “Die nächste Oase ist keine Stunde mehr entfernt. Dort werdet ihr andere Dinge zu sehen bekommen, als den endlosen Sand. Saugt noch die Eindrücke der Grenze in euch auf, aber verweilt nicht zu lange. Denn Vecors wachsamer Blick ist hier besonders stark! Was ist eigentlich euer Begehr? Handel in der Stadt? Oder einePilgerreise?“
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Tia'tha am 21.07.2012, 13:30:33
Tia'tha  musterte die Verdammten eindringlich, dann ließ sie den Inquisitoren gewähren. Offensichtlich schaffte er es den vecorianischen Ton zu treffen und war dem Henker sympathisch.

Sie selbst verspührte den Drang die armen Seelen zu befreien. Gegen dieses Schicksal war selbst Sklaverei vergleichsweise gut. Doch hier ging es um mehr als nur das Leben einiger weniger. In ihrem Inneren hörte sie ihre innere Stimme, ihr Corazon. "Rette sie. Niemand wird davon erfahren. Das hast du doch schon mehrfach gemacht." In ihrem Inneren musste sie Grinsen. Ihr Corazon war stets voller Mut und Zuversicht. Stets forderte ihr Corazon sie auf über sich selbst hinaus zuwachsen. Dem Tode ins Gesicht zu spucken.

Dann jedoch horchte sie auf. Der Vecor Anhänger hatte etwas gesagt. Etwas wichtiges.
Binnen Sekunden traf sie eine Entscheidung, öffnete den Mund und ... hielt sich zurück. Sie konnte diese Entscheidung einfach nicht mehr alleine treffen. Verärgert über sich selbst, wies sie ihr Corazon an die Erlaubnis bei dem Inquisitor einzuholen.

In seinem Kopf vernahm dieser kurz darauf die Stimme des Corazon's, die wie eine leicht verzehrte Variante von Tia'tha's Stimme klang: "Erschrickt nicht Meister Ahangar. Doch ich will nicht eigenmächtig handeln und kann anders kaum offen sprechen. Dieser närrische Anhänger Vecors hat uns eben offenbart, dass wir uns nur mit einer Wohnung innerhalb der Mauern frei bewegen können. Er wird gewiss ein Wohnhaus im Inneren der Stadt haben. Falls er uns Pilgern erlaubt dort unterzukommen wird es schwierig für unsere Feinde uns in der Stadt aufzuspühren, da wir in keinem Gasthaus zu finden sind, und wir könnten uns ohne Probleme in der Stadt bewegen. Ich bin zuversichtlich, dass ich ihn überreden könnte uns seinen Schlüssel und sein Haus zu verleihen. Nickt wenn ihr Einverstanden seid. Schüttelt leicht den Kopf, wenn ich davon absehen soll."

Nachdem ihr Corazon die Nachricht übermittelt hatte begann es zu schimpfen. "Bin ich ein Bote, der niedere Nachrichten für dich überbringen muss? Stattdessen hätten wir schon längst die armen Seelen befreien können. Soll ich ihnen schonmal Mut zu sprechen?" Tia'tha ignorierte die Tirade des Corazon's. Sie wartete auf die Reaktion des Inquisitors und beobachtete seinen Kopf. Ihr Corazon würde sich beruhigen. Immerhin war es ein Teil ihrer selbst.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 21.07.2012, 22:22:31
Der Schmied fragte sich, was seine Gefährten wohl über diese Tatsache, dass der Sterbende ein Anhänger des Adeodatus war, dachten. Sahen sie schon jetzt die Chance über diesen Mann den Widerstand des Racheengels zu finden? Konnten sie jetzt schon nicht mehr an sich halten und hielten es für eine sinnige Entscheidung diesen Mann zu befreien, gegen den Widerstand der Vecorianer? Wie mochten sie darüber nachdenken? War ihre persönliche Lebenserfahrung der Impetus ihrer Entscheidung oder ihrer Entscheidungsfindung? Der Druck musste sich in ihnen aufbauen, dessen war sich Kaveh bewusst, gleichzeitig durften sie sich keine Blöße geben, erst recht nicht, bevor sie die Stadt erreicht hatten. Die gefühlte Leere der Wüste suggerierte eine Straflosigkeit, wenn man Vecors Henkern die Schädel einschlug und den Adeodaten befragte; war das Verlockung genug, um sich dieser Torheit hinzugeben? Kaveh blickte sich mit seinen dunkelbraunen Augen um, er spürte diese Scheinheiligkeit dieses Ortes geradezu. Dieser dem selbsternannten Sol Invictus geweihte Ort war unter der Beobachtung Vecors, so wie er brennend auf sie niederstarrte. Die Geier in der Ferne waren seine unbarmherzigen Augen und Schäbel, welche die Wüste ordneten. Eine überraschende und überhastete Befreiungsaktion mochten Vecors Schergen sehen und merken, dass Unheil sich in ihre Stadt schlich und selbst wenn Vecors Augen blind für ihren Zorn war, würde der Adeodat nur falsche Hoffnung schüren, und was wäre, wenn er doch wieder erwischt würde und von ihren Taten plapperte? Diese Einmischung war zu früh und am falschen Ort. Hier war kein Schatten, und Hrâuns Lava floss an diesem trostlosen Ort nicht, noch war unter ihm Magma zu erwarten. Es war Zeit, aufzubrechen. Auch wenn ihm der Adeodat leid tat, er würde ihm nicht helfen können und zudem bezweifelte Kaveh, dass er in irgendeiner Art ein hochrangiger Widerständler war. Selbst wenn Kaveh gerne glauben würde, dass seine Feinde tumb und träge sind, niemand wäre so dumm, einen hochinformierte, gefährlichen Feind in die Obhut einfacher Henker zu geben und sie an der Sonne zu dörren. Soweit reichte wohl nicht einmal die dekadente Arroganz von Vecors Stolz.

Tiatha war die erste, welche einen Teil ihrer Gedanken offenbarte, wenn auch auf ungewöhnliche Art. Er erschrak nicht, obwohl er es gern getan hätte. Er kannte diese Art der Kommunikation, wenngleich er ihrer nicht fähig war. Ein Großinquisitor vergab so seine Aufträge, um zu verhindern, das jemand anderes dieselben Worte hörte oder mitschrieb. Kaveh hatte auch gelernt sich diesem Zugriff auf seinen Geist zu erwehren, doch er ließ Tiatha gewähren. Sie wie an einer Mauer abprallen zu lassen, würde ihren Argwohn befeuern. Eine unglückliche Entscheidung wäre dies, wo Kaveh doch aus vollem Herz versprach, ihnen zu vertrauen. Und so vertraute der Schmied Tiatha und respektierte ihre Meinung. Es gab ein anderes Bild von Tiatha nun, eine Seite, welche er nach dem Auftritt im Zelt wahrlich nicht erwartet hätte. Auch dazu würde er Vertrauen brauchen, denn auch er musste lernen, dass sie alle tiefgründiger sein mochten als der erste Anschein verriet.

Dennoch teilte er ihre Ansicht nicht, denn sie würden sich weder als Pilger noch als Händler in Vecors Stolz frei bewegen können, und selbst wenn dieser einfache Henker in einem der tieferliegenden Ebenen des Stolzes hausen würde, wären ihnen als Besucher dieser Weg versperrt. Vecors Stolz, dieser städtische Moloch, war wie ein Sinnbild eines Tyrannen höchstselbst: nur jenen, denen er vertraute, ließ er in die Nähe seines Throns. Bei diesem Manne unterzukommen, es machte sie deutlich fassbarer als im Gewirr von Händlern, Reisenden und Halunken der Stadt unterzukommen und erste Schritte in dieser fremden Stadt zu wagen. Wenn sie in Verdacht gerieten, würden sie schnell durch den vecortreuen Henker identifiziert und gefunden sein. Um seine Gastfreundschaft zu erringen, müssten sie durch Lüge oder Wahrheit etwas über sich preisgeben müssen, und das machte sie zu früh abtastbar. Ihr erstes Auftreten musste aus der Masse heraus sein. Gleichzeitig war aufgrund ihrer Reiseausstattung klar, dass sie wahrlich auch Händler sein mussten. Und zuletzt kam auch noch dazu, dass die Steuereintreiber und paranoiden Sittenwächter aus Vecors Stolz die Bewohner eines Distriktes kannten, wenn der Henker als in den ersten Ringen der Stadt lebte, brachte ihnen dieser Ort nicht viele Vorteile, wenn er hoch in der Stadt lag, kamen sie gar nicht dorthin und im Zweifelsfall verpfiffen die Nachbarn sie noch und sie mussten sich von den Sittenwächtern überprüfen lassen. Deswegen erwiderte Kaveh Tiathas Frage mit einem leichten Kopfschütteln, obwohl er ihre kreative Herangehensweise sehr zu schätzen wusste.

Kaveh Ahangar beantwortete die Worte des Henkers mit einem freundlichen Nicken und ließ sich ein seichtes, freundliches Lachen entlocken, als er einen Engel vulgär als Geflügel bezeichnete und aus jenem Geflügel dann Lamm zu machen vermochte. Und der Schmied zeigte sich beeindruckt von der segenhaften Belobigung, welcher der Henker von diesem nicht nennenswerten, ranghohen Priester bekommen hatte, obgleich er sich nicht wirklich dafür interessierte, ob diese Geschichte überzogen war oder gar der Realität entsprach. Deswegen bezog sich Kaveh bei der Antwort auf die direkte Frage des Henkers auch darauf. "Ein solcher Segen wäre eine ganz besondere Ehre und ist Triebfeder meiner eigenen Reisen. Dementsprechend muss wohl gesagt werden, dass wir sowohl Pilger als auch Händler sind. Doch die Wüste hat noch den dickköpfigsten Mann gottesfürchtig gemacht." Kaveh deutete über die Waren von Nahrungsmitteln bis zu Töpferwaren. "In Vecors Stolz zu handeln, das alleine ist für reisende Händler schon eine Ehre, doch die Stadt bestaunen zu dürfen, der wahre Grund, der uns bescheiden und glücklich zugleich macht." Kaveh lächelte dabei freundlich und bescheiden.
Der Schmied hatte die Worte des Henkers dabei nochmal überdacht. Dass er so offenkundig davon sprach, dass Vecor zu unrecht Hängenden die Chance auf Flucht geben würde, war eine Verlockung, die er offen aussprach. Ein Grund mehr, den Weg fortzusetzen, ohne darauf einzugehen.
"Seid bedankt für eure freundlichen Erklärungen. Gehabt euch wohl und möge Vecors Sonne euch ewig scheinen, mein Freund.", begann Kaveh den Aufbruch einzuleiten. Wenn sie vorhatten, den Adeodaten zu befreien, müssten sie sich so oder so in Bewegung setzen und darüber sprechen. Ein unüberlegter Angriff konnte in einer Flucht eines der Henker resultieren und Kaveh hielt eine Befreiungsaktion in Anbetracht des Ortes und der Situation nach wie vor falsch, weshalb er den Aufbruch für den Moment beschloss, sodass sie im Zweifelsfall darüber beraten konnten oder weiterzogen. Je schneller sie weiterzogen, desto weniger konnte man an ihnen zweifeln. Es wurde Zeit. Erst wartete die Oase, dann Vecors Stolz. Dort würden sie sich alle für das Unrecht rächen können, was sie an dieser Via Dolorosa gesehen hatten und das würden sie auch, dessen war sich Kaveh sicher.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 23.07.2012, 04:13:06
Bei den Worten des Henkers über Vecors Richtspruch und das Entfliehen der Grenze überlegte er kurz, ob er eingreifen sollte und somit dem Richtspruch nicht ganz so göttlich auf die Sprünge zu helfen.
Stumm musterte er seiner Begleiter.
Gab es Anzeichen dafür, daß diese planten, den Veruteilten zu befreien?
Wie würden sie wohl reagieren, wenn sie einen Ungläubigen in ihrem Lager erwischen würden, der ihren Gott verspottet? So wie sie sich bis jetzt verhalten haben wohl kaum anders als diese Henker hier.
Was kümmern mich eigentlich die Belange dieser Fanatiker?
Ich bin hier um das Ritual zu verhindern und für die Nachwelt festzuhalten. Jegliche moralische Entscheidung steht dabei nur im Weg. Besser man geht das ganze rational und ohne Gefühle an.

Er erschrack über seine Gedanke.
Was denke ich denn da? Keine Gefühle? So wie die Schatten in der Bibliothek. Die Meister haben gesagt, wenn ich anfange meine Gefühle zu verlieren, dann wird die Macht des Blutes stärker.
Er beugte sich zur Sonne empor und ließ ihre warmen, nein heißen, Strahlen auf seinen Körper scheinen. Erleichtert stellte er fest, daß er noch dazu im Stande war, sie wahrzunehmen und verblieb kurz so. Fast hatte er den Eindruck sie würden die Befleckung seines Blutes hinwegwaschen.


Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Tia'tha am 25.07.2012, 10:31:39
Ein Kopfschütteln. Tiatha war nicht enttäuscht, doch erfreut war sie auch nicht. Also teilte er ihre Meinung nicht. Sie war schon jetzt gespannt wie er das später begründen würde. Falls es etwas damit zu tun haben sollte, dass sie eine Frau war. Sie war versucht ihre Kräfte einzusetzen um es herauszufinden. Hielt sich aber zurück. Im Angesicht des Feindes vor ihnen wäre ein solches Risiko, selbst wenn es noch so unbedeutend war, nicht angeraten. Disziplin und Selbstbeherschung könnten wohl über Erfolg oder Misserfolg dieser Mission entscheiden. Andererseits aber auch Kreativität und Spontanität. Sie merkte selbst wie ihre Gedanken abdrifteten und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch vor ihr, während sie sich selbst weiter im Hintergrund hielt. 

Jetzt da feststand, dass hier nichts mehr passieren würde wollte sie diesen Ort möglichst schnell verlassen. Die Sterbenden machten sie unruhig. Dennoch wies sie ihren Corazon an dem Inquisitor eine weitere Nachricht zu senden.

"Euer Wunsch sei mir Befehl."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 25.07.2012, 13:50:53
Nuwairah selbst hielt nichts von der Idee, diesen Diener des Aeodatus jetzt gleich zu befreien. Sein Gesicht war bekannt, er war ihnen vermutlich nutzlos, und wäre ihr Widerstand so, wie sie ihn brauchten, würden sie sie beizeiten selbst finden. Der einzige Grund, welcher in ihren Augen dafür sprach, den Hängenden zu befreien, war die Gelegenheit, einem Diener des Vecor die Adern zu öffnen. Eine Tat, zu der sie sich hinsehnte, doch die früh genug zu besserer Gelegenheit klüger durchzuführen war. Sie warf dem zu einem grausamen Tode verurteilten einen mehr als gleichgültigen Blick zu und wendete ihr Reittier. Als sie zu Kaveh blickte, schoß ihr eine Idee durch den Kopf.

Vielleicht war es dumm, ihn sofort mit Waffengewalt zu befreien. Doch sollte der Hängende bis zur Nacht überleben, wenn Vecors Fratze sich verbarg, konnten sie ihn vielleicht befreien und mit sich nehmen. Sollten die abergläubischen Sonnenanbeter doch glauben, ihr Gott hätte ihm die Flucht ermöglicht, sie wären am nächsten Morgen weit fort und der Sand würde ihre Spuren verwischen. Sie konnten sich aus der Oase schleichen und ihn holen, und seine Verbrennungen ließen sich heilen. Wenn er nur durchhielt.. Aber wenn der Glaube dieses Mannes an Aeodatus tatsächlich so groß war, wie scheinbar sein Mundwerk, würde er es überstehen.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 30.07.2012, 00:28:44
Während die anderen noch mit den Henkern redeten, ließ Mahlakar sein Kamel zu dem Gefesselten trotten.
Dabei sammelte er so viel Speichel im Mund zusammen, wie ihm möglich war.
Er ließ sein Kamel kurz vor dem Mann seitlich zum Stehen kommen und spuckte ihm den angesammelten Speichel mitten ins Gesicht.
Hoffentlich gibt ihm das ein wenig Flüßigkeit. Die wird er brauchen.
Dann erhob er seine Stimme, während seine Hände, vor den Blicken der anderen hoffentlich verborgen[1], mystische Zeichen webten[2]. Er spürte, wie die Kraft seines Blutes, die er eben noch gefürchtet hatte, ihm jetzt half, die Knoten des Gefesselten zu lockern[3], so daß dieser ein wenig Freiraum für seine Hände bekam.
"So, ein Abtrüniger bist du! Ein Diener des Gottes, dessen Name es nicht würdig ist, von einem getreulichem Gefolgsmann meines Gottes ausgesprochen zu werden. Nun erlebst du, was es heißt, Vecor zu verhöhnen. Möge es dir eine Lehre gewesen sein, auch wenn du aus ihr nicht wirst lernen können."
Noch einmal sammelte er soviel Speichel wie ihm unter Vecors Blick möglich war und spuckte sie dem Mann ins Gesicht.
Dann wendete er sich ab und trottete zu den anderen zurück.
Und wieder zeigt sich, wie zwiespältig die Welt doch ist. Eben noch wünschte ich mir, die Macht meines Blutes wäre nicht da, nur damit sie mir im nächsten Moment ein Mittel ist, um dieser armen Seele zu helfen.
 1. Heimlichkeit 20
 2. Konzentration 26
 3. Magierhand
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Tia'tha am 30.07.2012, 22:14:26
Tia'tha beobachtete Mahlakar aufmerksam, als dieser dem Gefangenen ins Gesicht spuckte. Überaus überzeugend. Und dennoch wiederlich.
Dann jedoch erkannte sie was er wirklich tat. Tia'tha lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, während sie den Vecor aufmerksam musterte.[1]
Hatte dieser Narr wirklich soviel Mitleid mit dem Fremden, dass er ihre Mission für nichts weiter als ein einziges Menschenleben aufs Spiel setzte? Wut pochte in ihr hoch. Schnell wies sie ihr Corazon an Mahlakar eine Nachricht zu senden.
"Wenn ihr auch nur einen weiteren Zauber in der Gegenwart dieses Vecor Anhängers wirkt werde ich euch eigenhändig zur Hölle befördern. Seid ihr denn verrückt, uns alle in Gefahr zu bringen!? Und nun haltet euch zurück! Der Fremde ist es nicht wert, dass wir den Stamm der Phönixfedern für ihn aufs Spiel setzen! Da ihr nicht antworten könnt, werden wir uns später darüber unterhalten!"

Dann jedoch wandte sich ihr Corazon an sie. "Du weißt, dass er richtig gehandelt hat. Es war tapfer und mutig und du wirst sehen es wird belohnt werden!" Sie selbst sah das jedoch anders. Glück hate nichts mit Tapferkeit oder Mut zu tun.
 1. Hat er etwas bemerkt? Sense Motive 21, falls selbst würfeln
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 31.07.2012, 10:34:36
Kaveh musterte Mahlakar aus den Augenwinkeln, wie er zu etwas ansetzte, dessen Nutzung sogar die Phönixfedern nur unter strengen Auflagen und größter Umsicht zuließen: Magie. Der Schmied betrachtete dessen Versuche, dies möglichst ungesehen zu machen mit Neugier, nicht zuletzt, da er erwartete, dass einer von ihnen dem Druck nicht standhalten würde. Seine Wut und sein Tun war nicht mehr als eine Schwefelwolke, die der Bergflanke entwich und so Druck abbaute.Wwenn es eine größere Tat war, mochte es vielleicht einem Geysir gleichen, doch so würde Mahlakar nie ein Vulkan werden, wenn sie nicht noch sehr viel Unrecht durch Vecors Schergen erlebten. Der Inquisitor wusste, dass er es vermeiden musste, auf willfährige, freundliche, diplomatische Geister der Vecorianer zu treffen, welche diesem Sonnenvolk ein menschliches Antlitz wahrten. Es würde ihm und seinen Gefährten die Wut und den Zorn nehmen, welche ihnen dann im Kampf innerhalb von Vecors Stolz nicht mehr dienstbar zur Hand gehen würde. Es würde den Kampf komplizieren, weshalb Kaveh auch wollte, dass seine Gefährten sich darüber ärgerten, dass sie dem Mann nicht helfen konnten, weil er Vecors Willkür ausgesetzt war, auch wenn der Adeodat damit Mittel zum Zweck für die Hrâuniten wurde.

Aber Kaveh Ahangar hatte hoch und heilig versprochen, dass er für jede Handlung, für jede Tat, die seine Gefährten vollzogen, Verantwortung übernehmen würde als hätte er diese Tat selbst begangen. Und so behielt Kaveh die beiden Vecorianer im Auge und versuchte sie, während Mahlakar seine falsche Tirade an dem Adeodaten ausließ, abzulenken[1]. "Ich bitte um Vergebung, aber eine Frage quält mich zum Abschied doch. An manchen Oasen wurde ich gewarnt, dass schäbige Verbrecher fremder Religionen das Wasser vergiftet hätten und es - in aller Vorsicht - abgekocht werden sollte, ehe man es trinkt. Gilt dies auch für die nächste Oase?"
Kaveh beobachtete die beiden Vecorianer ganz genau und war bereit auf Seiten seines Gefährten einzugreifen, falls die Sonnenjünger Mahlakars Tat entdeckten und verstanden.
 1. Aid another für Mahlakars Heimlichkeitswurf
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 05.08.2012, 16:58:49
Badawi tat der Aeodatus-Anhänger schon leid, nur könnten sie sich in Schwierigkeiten bringen, wenn sie die Wächter einfach umbringen würden. Irgendwer könnte sie vermissen und Erkenntnismagie anwenden. Dann könnten sie eventuell in Schwierigkeiten kommen. Badawi war innerlich hin- und hergerissen. Vor allem Kavehs Meinung war ihm wichtig. Offenbar wollte er den Vecorianern etwas vorspielen und sie nicht angreifen. Vielleicht aber würde er das später noch mit der gesamten Gruppe besprechen wollen, was man mit dem Vecorianern doch lieber machen sollte als sie bloß zu täuschen? Möglich war das ja schon. Mahlakar und Kaveh gingen dann bei der kleinen Hilfe für den Gefangenen so unauffällig wie nur möglich vor, doch hatte Badawi einfach eine gute Wahrnehmungsgabe. Doch viel verriet sein Blick nicht, denn Badawi schaute alsbald zu den Vecor-Anhängern. Wie würden sie wohl reagieren? War ihnen etwas Verdächtiges aufgefallen?
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 08.08.2012, 16:10:25
Es war ein Spiel mit dem Feuer, das wusste Mahlakar sicherlich, als er den Zauber webte. Sollte einer der Vecorianer auch nur den geringsten Verdacht schöpfen, wäre ihre Mission wohl in akuter Gefahr aufzufliegen. Dennoch, ein Leben zu retten galt als eine hohe Tat und so durfte es nicht unversucht bleiben. Einzig Vecor mochte sein Zeuge sein, doch wer konnte schon wissen, wo sein wachsames Auge derzeitig verweilte?

Der Gefangene schien etwas zu spüren, denn er bewegte seine Hände nachdem der Zauber das Seil gelöst hatte, um zu prüfen, ob er es sich nur eingebildet hatte. Er war klug genug, sich weiterhin ruhig zu verhalten, oder war er nur zu schwach? Auf jeden Fall regte er sich nicht und hing weiter in den Seilen, auch als er angespuckt wurde. Vermutlich musste er das bereits öfter über sich ergehen lassen, denn er war nicht einmal angewidert geschweige denn erfreut über die Flüssigkeit.

Als einer der Vecorianer prüfend zu ihm schauen wollte, stand bereits Kavehs Frage im Raum, auf die er mit Staunen reagierte. “Guter Mann, ihr kommt wahrlich nicht von hier. Wir stehen unter dem Schutz von Vecor persönlich, niemand würde es schaffen, eine unserer Oasen zu vergiften! Unser Schutz ist zu weitreichend, sie würden es wohl wagen aus Neid und Furcht, doch habt keine Sorge, Fremder, wenn ihr von unserem Wasser trinkt. Es ist das reinste Wasser, was ihr in der Wüste je trinken werdet.“ Er schaute gen Himmel und lächelte. “Ganz so, wie Vecor auch jetzt auf uns schaut und allen Ungläubigen, die keine Freunde Vecors sind, die Lebensgrundlage raubt. Es wird heiß, ihr solltet nun gehen. Wir haben noch zu tun und ihr lenkt uns nur von der Arbeit ab.“ Es klang schroff und endgültig, auf eine weitere Unterhaltung würde er sich nicht mehr einlassen.

Mustafa spürte, dass die Zeit des Aufbruchs gekommen war. “Kommt, machen wir uns auf den Weg, Freunde. Wir wollen diese ehrbaren Wächter nicht bei der Arbeit hindern!“ Er wendete sein Kamel und folgte dem Pfad weiter in Richtung der Oase, bis sie außer Hörweite waren. Dort verzog er das Gesicht und schüttelte den Kopf. “Diese Schakale, sie gehen achtlos mit Leben um, als wären es Ameisen, die sie dort aufhängen!“
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 09.08.2012, 12:30:47
Glücklicherweise hatten die Henker nicht unmittelbar reagiert und sie konnten endlich weiterziehen, wie Kaveh schon vor Mahlakars Versuch vorgeschlagen hatte. Diese Verzögerung war zeitlich alles andere als tragisch, doch ihr Ausgang war mehr als ungewiss. Und das wussten seine Gefährten wahrscheinlich ebenso gut wie Kaveh es jetzt erkannte. Es war nicht unmöglich, dass die Henker Mahlakars Verhalten trotz der Ablenkung erkannt hatten und sich nur nicht zur Wehr setzten, weil die reisende Gruppe deutlich in der Überzahl war. Ein gelinde Erinnerung in Vecors Stolz, eine ausreichende Beschreibung der Gruppe und ihres Verhaltens und schon wären sie in einer Bredouille. Zwar müssten die Henker die aus ihrer Sicht geschehene Untat ausreichend beweisen, aber alleine das Verdachtsmoment könnte das ungehindertes Vordringen im Stolz der Sonne erschweren, weil die Hrâuniten von Anfang an beobachtet würden. Und dazu brauchten sie nicht einmal Mahlakars Versuch entdeckt haben, der Adeodat brauchte nur frühzeitig seine Nerven verlieren und sie würden es merken. Und vielleicht erwischten sie ihn bei der Flucht, so entkräftet wie er war, und dann verriet er sie. Und aus Mahlakars versuchter Mildheit würde ein vielleicht noch grausamerer, schmerzhafterer Tod für den Adeodaten stehen, wenn die Henker ihren Beruf zu sehr als Berufung ansahen. Obwohl Kaveh wusste, dass ein Stoßgebet an Hrâun wenig an dieser Situation und der Gefahr nichts ändern würde, ehe sie das Ergebnis sahen, sandte er es im Stillen an den Vulkangott. Der Priester hatte sie vor der Reise gesegnet, Kaveh hoffte inbrünstig, dass dieser Segen ein wenig Glück auf ihre Reise brachte.

"Es sind Ameisen, die Menschen aufhängen.", beantwortete der Schmied die Aussage Mustafas, den Blick gen Oase geheftet. Der dunkelhaarige Mann ging in die Hocke, nahm etwas vom heißen Wüstensand auf und ließ ihn durch seine Finger rieseln. "Sie arbeiten und dienen wie Ameisen ihrer Königin. Nur dass ihre Königin die Sonne ist. Die Henker sind nicht mehr als einfache Drohnen, kennen die Lippenbekenntnisse zu ihrer Sonne und dienen ohne tiefgehend zu hinterfragen und damit das Wesen des Feindes kennenlernen zu können. Wir können hoffen, wenn uns in Vecors Stolz viele dieser Drohnen begegnen. Und bei jenen, die nicht nur von der Ameisenkönigin gesteuert werden, können wir nur hoffen, dass Dekadenz und Faulheit ihre Blicke vernebeln." Kaveh erhob sich wieder und streifte den heißen Sand von seinen Händen, der am Schweiß haften blieb. Kavehs Handflächen hatten geschwitzt, seit er Mahlakars Tat gesehen hatte und sich dazu entschlossen hatte, diese Tat zu decken, komme, was wolle. Der Hrâuninquisitor hätte eigentlich erklären wollen, warum er es für falsch hielt, den Adeodaten nach einem Ausruf des eigenen Herzens, ungeachtet der Konsequenzen einer solchen Tat, zu befreien. Doch Mahlakars Tat hatte dieser Erklärung vorgegriffen. Sicher könnte ein anderer ähnliches gedacht haben wie Mahlakar, und aufgrund dessen könnte er an Kaveh die Forderung stellen, zu erklären, warum dieser den Mann sterben lassen wollte. Aber dieses Recht der Anklage stand außer Mahlakar keinem zu, denn obwohl Tiatha es forderte, hatte sie in der Situation, in der sie hätte Mahlakar helfen können, nichts getan, ihn nicht unterstützt. Lippenbekenntnisse, welche Kaveh wissen ließen, dass die anderen sich im Zweifelsfall hinter Kavehs Urteil verstecken würden. Es war das Leid der Führerschaft, weshalb Kaveh es nicht aus Streben oder Ambition auf sich nahm, sondern aus Verantwortungsgefühl. Er wusste zu sehr um den menschlichen Geist, der immer dann führen wollte, wenn er von einer Sache überzeugt war, aber dann die Führung anderen überlassen wollte, wenn er Verantwortung für die Taten übernehmen musste. Genau deswegen hatte Kaveh seinen Gefährten gesagt, dass er für ihre Taten Verantwortung übernehmen würde, auch wenn er dadurch angreifbar wurde. Aber vielleicht reichte es, damit seine Gefährten darüber nachdachten, wann sie welche Tat begingen und wann nicht. Starke zweite Männer und Frauen gab es überall, doch wo waren jene, welche die ersten Männer wurden? Jene, welche auch den Konsequenzen begegnen mussten, die sie nicht verschuldeten und deren vorausgehende Handlungen sie nicht teilten? Solcherlei Typen gab es im Phönixfederstamm nicht mehr viele, weshalb Kaveh entschlossen war, zu solch einem Mann zu werden. Und deswegen kritisierte er an dieser Stelle keinen mit Worten, sondern ließ in seiner Metapher die Gefahr ihres Handelns allein stehen. Aber erklärte seinen Weg auch nicht, da er nach Mahlakars Vorstoß diesem an die Seite trat, um ihn zu helfen. Dass war aus der Sicht des Schmieds genug Zeichen des Vertrauens und sollte Botschaft genug für Mahlakar gewesen sein.

Während Kaveh also darauf wartete, ob die anderen noch Worte verlieren wollten, nahm er einen Schluck warmen Wassers aus dem Wasserschlauch, den sie bald nachfüllen würden, und blickte gespannt zu seinen Gefährten.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 09.08.2012, 18:36:01
Badawi berichtete den anderen, als außer Hörreichweite waren, von seiner inneren Zerrissenheit: "Mein Herz sprach dafür dem Adeodaten zu helfen. Auch er ist jemand, der ein Feind der Vecorianer ist und ein Mann von seiner noblen Religion hat eigentlich so eine Qual nicht verdient. Doch auf der anderen Seite hat mir mein Verstand mir gesagt, dass wir nicht zu so einem frühen Zeitpunkt unser wahres Gesicht als Feinde Vecors offenbaren sollten. Wir wissen nicht, welche mächtige Magie den Vecorianer zur Verfügung steht, die sie einsetzen könnten um aus ihrer Sicht ein mögliches Verbrechen an ihren Henkern aufzuklären. Vielleicht hätte es uns überhaupt nichts gebracht, wenn wir die Henker vergraben hätten und die Spuren so gut es ging, verwischt hätten.

Ansonsten war Euer Schauspiel gegenüber den Vecorianern beeindruckend, Kaveh. Ich kann mich, glaube ich, nicht so gut verstellen. Deswegen habe ich lieber gar nichts gesagt und habe versucht nicht weiter aufzufallen. Ich hoffe, dass ich nicht gezwungen werde allzu viel gegenüber Vecorianern zu sagen. Ich hätte es zwar besser gefunden, wenn wir uns als Alphestes-Anhänger ausgegeben hätten, aber Euer Auftritt war insgesamt schon in Ordnung, Kaveh. Die Hauptsache ist, dass wir nicht allzu sehr aufgefallen sind. Und wir hatten auch zum Schluss unverschämtes Glück."
Bei den letzten Worten schaute Badawi dann zu Mahlakar, der ganz sicher wusste, was gemeint war.  

Wenn die Gespräche vorbei waren, würde Badawi intensiv den Himmel beobachten, um herauszufinden, wie die nächste Zeit das Wetter werden würde. Natürlich war er dabei vorsichtig und würde nicht zu intensiv in die Sonne schauen. Seine Robe hatte glücklicherweise in der Wüste einige Vorteile und als Wüstendruide war er trotz seiner Kleidung und Rüstung durch die Kraft Hrâuns gegen die Hitze gewappnet.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 10.08.2012, 04:56:06
Auch Mahlakar sprach nach Badawi zu seinen Begleitern.
"Tiatha, dieser verwirrte Mann würde gern wissen, warum ihr ihn bedroht? Dieser ehrlich Mann hat keinen Hehl daraus gemacht, daß er das tut, was ihm richtig erscheint.
Und da die Vecorianer sagten, daß Vecor auch manchen Gefangenen freiläßt, so er ihn für unschuldig hält, war es Ziel dieses mitleidenden Mannes, diesem Götterurteil auf die Sprünge zu helfen. Und wer sagt, daß nicht genau das der Grund für unsere Begegnung war?
Nun liegt es wieder in der Hand der Götter, des Schicksals oder der Kraft des Gefangenen, diese Aussage der Henker zu bestätigen.
Was nun das Endecktwerden angeht, so hat sich dieser umsichtige Mann die Lage genau angeschaut. Die Henker waren zu verblendet von ihrem Glauben und den Strahlen der Sonne, um mein Vorhaben auch nur im Ansatz zu durchschauen. Es wäre diesem beredeten Mann ein leichtes gewesen, jeden Verdacht den sie geäußert hätten, zu entkräften.
Dieser dankbare Mann sieht sich durch die Hilfe von Kaveh geehrt, stimmt aber Badawi zu, daß wir uns lieber nicht wieder als Vecorianer ausgeben sollten, solange wir nicht wenigstens ein Zeichen seines Glaubens unser eigen nennen."

Bei den letzten Worten wandt er sich erst Kaveh, dann Badawi mit einem respektvollen Nicken zu.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 11.08.2012, 20:11:00
Nuwairah hob die Augenbrauen, als sie ihr Reittier zu Mahlakar wendete und ihn stirnrunzelnd etwas betrachtet. "Entschuldigt, aber was genau habt ihr getan, Mahlakar? Hoffentlich nichts unbedachtes, aber immerhin, wir leben noch. Was diesen Gefangenen betrifft, ich sage, jeder, der uns als Verbündeter und Wissender helfen kann, ist unser Freund. Lasst uns heute zur Nacht hierher zurückkehren und ihn befreien, wenn Vecors Auge nicht mehr auf ihm ruht. Mögen die Verblendeten ruhig glauben, die tödliche Sonne hätte ihn verschont. So gewinnen wir einen wertvollen Verbündeten, ohne unsere Mission zu gefährden. Und sollten wir tatsächlich die Wächter töten müssen.. nun, es wird Zeugen geben, dass wir schon längst in der Oase waren, als es geschah, nicht wahr?

Ich denke übrigends auch, wir sollten uns mit den Glaubensbekenntnissen zu Vecor zurückhalten. Irgendwann sagen wir etwas falsches und verraten uns so, und außerdem wird man uns auch kaum belästigen wenn wir uns jenem Glauben unterwürfig und neutral gegenüber verhalten. Sicherlich wird uns das Ausgeben als Getreue der Sonne nicht mehr Vertrauen bringen, denn so bösartig, wie sie sind, misstrauen sie einander vermutlich noch mehr als Außenstehenden."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 13.08.2012, 12:07:07
Der Schmied hörte sich die Worte seiner Gefährten sehr aufmerksam an und erwog, sie zuerst nicht zu kommentieren und so in der Wüste stehen zu lassen. Sie sahen bestimmt selbst, dass diese Diskussion eine Konsequenz des Weges ist, den sie alle zu Beginn ihrer Reise angepriesen hatten. Kaveh strich über seine Augenbrauen. Bei dieser Hitze lief der Schweiß, gerade da er einen Schluck Wasser getrunken hatte, bis in die Augen. Es brannte und färbte des eigentlich stilleren Mannes Augen in ein leichtes Rot. Seine krause Stirn verriet, dass er darüber nachdachte, dass es nur ihres Handelns Konsequenz war. Weil jeder Autonomie für seine Entscheidungen verlangte, musste es schneller und verstärkter zu Diskussionen über das Handeln kommen. Sie wussten dies, und dennoch mahnten sie die individuelle Tat und nicht diesen Zustand an. Andererseits war der Inquisitor auch froh darüber, dass sie ihr Handeln kritisch hinterfragten und sich so ein Klima zu entwickeln schien, in dem zumindest im Nachhinein ein Verhalten erklärt werden musste.

"Es war kein Glück und wir wissen nicht, ob die Befreiung des Adeodaten keine Konsequenzen hat.", begann Kaveh mit zweifelnden Worten. "Vielleicht verliert der Sterbende die Nerven oder die Vecorianer haben es bemerkt und nur still gehalten, weil wir derartig in der Überzahl waren. Wir hätten damit nur eine sofortige Konfrontation hinter uns, aber es ist keine Gewissheit darüber, ob diese Sache ausgestanden ist." Auch wenn Kaveh die Kunst des Kitman beherrschte, gegenüber seinen Gefährten zeigte er, obwohl er sie nicht ausreichend kannte, Offenheit und Vertrauen. Er versuchte dies nochmal zu unterstreichen. "Ich kann Mahlakars Verhalten verstehen, auch wenn ich wie Badawi genügend Gründe gehabt hätte, ihn nicht auf meine Initiative zu retten. Nicht jedes Wesen, welches wie ein Verbündeter wirken mag, wird einer werden. Wer weiß schon, welche Pläne er treibt und ob er uns unseren Weg glaubt. Es ist ein Mann, der gegen die Tyrannei im Untergrund kämpft. Er wird Dämonen sehen, wenn andere ihm mit einer Freundlichkeit begegnen, die er nicht sofort versteht. Und ist jeder Mensch dadurch eines solchen Unterfangens wert? Nicht aus strategischer Sicht, maximal aus menschlicher Sicht. Das ist auch der Grund, warum ich Mahlakar zu helfen versuchte. Ein jeder hat darauf bestanden, dass er seine Meinung haben darf und seine Handlung frei vom Wirken anderer gestalten wird, so es ihm richtig erscheint. Diese Freiheit soll jeder haben, sofern er sich die Konsequenzen seiner Handlungen bewusst ist und diese Entscheidungen nicht gegen uns oder einzelne von uns gerichtet sind. Aber dass wir uns darauf geeinigt haben, das bedeutet eben auch, dass wir dieser Person als Gruppe beistehen müssen, ob wir ihre Entscheidung nun teilen oder nicht. Ansonsten werden wir uns als Gruppe aneinander zerreiben, wie ein Stein, der durch Wüstenwind erst blank poliert und dann selbst zu Wüste wird. Ich gehe dabei davon aus, dass niemand freiwillig eine Entscheidung treffen wird, die uns dem Untergang weiht. In solch einem Falle wäre Widerstand natürlich angebracht, in allen anderen Fällen sind wir ein kleine Gruppe, und je besser wir zusammenhalten und füreinander einstehen, desto eher überleben wir Kampf gegen den Moloch, der Vecors Stolz heißt."

Kaveh nickte seinen Gefährten entschlossen zu, als er noch einmal klarmachte, dass zumindest er für die Entscheidungen seiner Gefährten einstünde, solange sie sich nicht gegeneinander richteten. Er ließ jetzt eine Pause, da er auch noch eine Sache rechtfertigen wollte, wie es scheinbar nun gefordert war. "Bezüglich unserer Darstellung als Vecorianer teile ich eure Meinung nicht." Kaveh suchte den Blickkontakt mit jenen, die sich dagegen ausgesprochen hatten. "Wir besitzen auch kein heiliges Zeichen oder irgendein Kleinod, welches sich mit Alphestes in Verbindung bringen würde. Die Lippenbekenntnisse zu Vecor jedoch, sie sind eindeutig und werden erwartet von unseren Feinden. Alphestes mag geduldet sein, doch er ist unter noch stärkerer Beobachtung und die Darstellung des Geforderten ist der leichtere Weg. Natürlich können wir einen Fehler machen, weil wir Vecor nicht so gut kennen wie Hrâun, aber kennen wir Alphestes besser? Was also ein Kompromiss wäre, liegt darin, nur über den Glauben zu sprechen, wenn es notwendig erscheint und es bei Oberflächlichkeiten zu lassen. Nicht mit einem Priester über die Theologie zu streiten, sondern einfach mit einfachen und groben Gesten, den einfachen Glauben darzustellen. Aber seid versichert, dass ich bereits so gehandelt habe, als ich die Henker dessen versicherte. So sind wir an zusätzliche Informationen gekommen und als ich diesen Steigbügel nutzte, konnte Mahlakar sicher auch endgültig feststellen, wie verblendet die Vecorianer in ihrem Glauben waren und so seine Entscheidung treffen. Ich kenne zudem den Glauben Vecors gut, denn all mein Zweck, all mein Schicksal liegt in der Bekämpfung der tyrannischen Sonne. Glaubt mir, wenn ich sage, dass selbst der weiseste Vecorianer mit seinem mächtigsten Zauber kaum erkennen würde, dass es nicht meine Liebe zu Vecor ist, die mein Herz entflammt, sondern mein Hass."

Kaveh wandte sich jetzt wieder zum Gehen, dabei beantwortete er Nuwairahs Frage aus seiner Sicht. "Mahlakar hat den Mann befreit. Wenn dieser nicht die Nerven verliert, wird er fliehen, sobald die Vecorianer diesen Ort verlassen. Selbst wenn er nicht fliehen könnte, weil er die Nerven verliert, werden wir ihn kaum ein zweites Mal retten können. Die Vecorianer würden uns für Adeodaten halten und dem Mann diesmal den Garaus machen oder ihn bewachen. Beide Varianten stellen den Nutzen einer Rückkehr in Frage. Ich schlage vor, wir setzen unseren Weg fort."
Dann versuchte Kaveh mit seinem geringen und rasch angeeignetem Wissen die Kamele reisefertig zu machen.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Tia'tha am 13.08.2012, 13:17:34
Tia'tha lächelte zunächst Mahlakar nur an. Es war nicht ihre Art sich in den Vordergrund zu drängen und für die Gruppe zu sprechen. Außerdem konnte man durch Schweigen meistens viel mehr erfahren als durch Worte. Und ein freundliches Lächeln würde den Mann wahrscheinlich mehr verwirren als ein zorniger Blick oder eine Entschuldigung.

Nachdem Kaveh gesprochen hatte neigte Tia'tha leicht den Kopf und fing selbst anzusprechen:
"Wir sind tief im Gebiet des Feindes. Einst war ich an dem Ort der nun unser Ziel ist. Ihr habt Recht, Mahlakar, dass wir alle das Recht haben zu tun was nötig ist, sonst sind wir im entscheidenden Moment nicht handlungsfähig.
Doch ebensowenig gewährt uns das absoluten Spielraum. Wenn ihr entscheidet zu einem Vecorianer zu gehen und ihm von unserer Mission zu erzählen werde ich das genauso wenig in Kauf nehmen, wie wenn ihr uns leichtsinnig in Gefahr bringt.
Der unmittelbare Nutzen diesen Mann zu befreien ist gering. Es hilft uns nicht auf unserer Mission.
Und ihr glaubt also die Vecorianer zu kennen? Zu Wissen, wie sie denken? Manche von ihnen sind verblendet. Manche von ihnen sind Narren. Aber niemand besitzt soviel Macht und hat nur Narren unter sich. Unterschätzt unseren Feind und ihr bringt uns den Tod.
Es ist wahrscheinlich, dass eure Tat keine Konsequenzen hat. Aber bei dem Schicksal der Phönixfedern auf vielleichts zu setzen ist zu riskant.
Was ist wenn morgen ein Priester des Vecor hier vorbei kommt und sich näher für die Sache interessiert? Ob er seinen Gott befragt und die falschen Antworten erhält oder ob Soldaten ausgesandt werden und den Gefangenen zurück holen ist für uns gleichermaßen schädlich.
Was ist wenn der Mann nicht genug Kraft hat um zu fliehen und nur wenige Meter entfernt aufgefunden wird und dann bei einer Befragung erzählt, wie ihr ihm befreit habt?"

Dann folgte sie einer Eingebung und konzentriert sich und sucht nach den Auren ihrer Mitstreiter[1]
und fuhr fort:
"Ein jeder Priester der auch nur die simpelsten Gebete zu Vecor entsenden kann wird mit Leichtigkeit feststellen, das wir mehr sind als wir vorgeben. Wir alle tragen magische Kleinode mit uns rum oder haben sogar magische Auren auf uns liegen, die sein Misstrauen wecken würde. Vorallem dann, wenn wir schon Aufmerksamkeit erregt haben."

Kurz schaute sie die Anderen an, dann bot sie etwas an, wo ihr der Gedanke schon jetzt Kopfschmerzen bereitete. "Wir müssen auch später Entscheidungen zusammen treffen. Wir haben akzeptiert dass Kaveh uns vorsteht und nun müssen wir ihm auch vertrauen. Ich bin in der Lage meinen Geist mit euch zu vernetzen. Auch wenn es für mich anstrengend und Kräfte raubend wäre, könnten wir so auch vor den Augen der Vecorianer geheime Absprachen führen. Ihr könntet euch zwar nicht untereinander unterhalten, doch zumindest könnte ich eure Worte weiterleiten."

Fast schon wütend fügte sie nun noch hinzu: "Auch ihr unterschätzt unsere Feinde, Kaveh. Ihr glaubt die mächtigsten Priester könnten euer Herz nicht durchschauen? Es gibt Magie und Gebete ohne das ihr auch nur merkt, dass sie eure oberflächlichen Gedanken wahrnehmen. Selbst mit den schwächsten Gebeten sieht man, dass ihr mehr als ein halbes Dutzend magischer Kleinode besitzt. Und sie besitzen auch noch andere Gebete. Stellt euch vor ich wäre eine Priesterin des Vecor Kaveh. Wie lange könntet ihr die Wahrheit vor mir verbergen? Oder ihr Mahlakar, der ihr doch so beredet seid? Finden wir es heraus. Belügt mich oder schweigt zumindest!" Kurz konzentrierte sie sich erneut und bündelte ihre Kräfte auf die Geister ihrer Verbündeten.

[2]
 Sagt mir ob ihr Vecor, dem Strahlenden dient und vergesst nicht, dass eine Lüge den Zorn eurer Götter über euch bringen wird!" Ihre Stimme ist klar und kräftig, doch außer den Beiden vernahm niemand die Macht ihrer Worte.

 1. Detect Psionics
 2. Greater Psionic Endowment: Compelling Voice, DC 21, 22 falls folgendes gilt: "a character that is (or could be) sexually attracted to you"
"A very reasonable suggestion causes the save to be made with a penalty (such as –1 or –2)."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 13.08.2012, 14:15:14
Kaveh lächelte Tia'tha freundlich zu und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, wie man ein kleines Kind aufmunterte, welches sich zumindest bemüht hatte, als er die Stimme in seinem Kopf wahrnahm, welche ihn zu etwas treiben wollte. "Ihr vertraut zu sehr eurem Geist und eurer Wahrnehmung der Dinge. Ich kann euch dies nicht verübeln, Tiatha. Aber Magie und alle ihre artverwandten Methoden sind fehlbar wie die Menschen, die sie ausführen, da sie den Sinnen anhängig sind. Euer Experiment, eure Worte, zeugen von dem unbeugsamen Willen diese beweisen zu wollen mit allen euch zur Verfügung stehenden Mitteln. Aber eine solche Frage einen euch bekanntermaßen Inquisitor des Hrâun zu stellen, das zeugt nicht davon, dass ihr eure Beweisführung in diesem Moment von langer Zeit geplant habt. Dennoch lasst mich ein paar ernste Worte dazu verlieren." Kaveh blickte Tiatha mit freundlichem und erbaulichem Blick an.

"Ich habe wenige Sekunden bevor ihr euren Beweis führen wolltet, nochmals angesprochen, dass wir nichts tun sollten, was sie gegen uns richtet. Obwohl ihr sicher eine Besserung unseres Umganges im Sinne habt und uns unserer Hybris berauben wollt, sät ihr mit einem solchen Verhalten Zwietracht. Mahlakar fühlte sich von eurem Eindringen in seinen Geist bedroht und bei mir habt ihr es auch gewagt, ohne vorher einen Hinweis darauf zu geben, dass ihr solches vorhabt. Ich bitte euch untertänigst darum, diese Versuche ohne eine Einwillung zu unterlassen." Kaveh verneigte sich. "Versteht mich nicht falsch, ich bewundere eure Versuche uns aufzuklären, aber euer Urteil, dass ich meine Feinde unterschätze, steht euch in diesem Moment noch nicht zu. Dazu wisst ihr zu wenig über mich, meine Gedanken und meine Geschichte. Wie ein Schwalbe noch keine Sommer macht, ein Sandkorn noch keine Wüste, so definitiert ein Eindruck, den ihr von einer Person gewinnt, noch nicht diese Person."
Kaveh blickte sich um und blinzelte in die Sonne.
"Ja, ich glaube dennoch daran, dass kein Mensch mich je ganz durchschauen könnte. Eine Lüge macht noch keinen falschen Mann. Selbst wenn ein Mann eines meiner Motive durchschaute, würde er mich nicht gänzlich begreifen. Selbst wenn er mich durchschaute, müsste er es den anderen glaubhaft machen, denn selbst in Vecors Stolz besitzt nicht jeder die Verfügung über Willkür, denn Tyrannen fürchten Tyrannen. Die Furcht oder Erwartung eines einzelnen Menschen reicht nicht immer, gerade wenn andere das Gegenteil behaupten. Natürlich werden sie mit einfachen Mittel erkennen, dass wir keine armen Bauern sind, aber als solche geben wir uns nicht aus. Reisende in der Wüste mit Waffen zu sehen, gerade Händler, ist nicht ungewöhnlich. Magie zu besitzen ist kein Vorrecht der Mächtigen. Mein Geist riecht nach Vecor, dessen seit euch gewiss, ohne sein Knecht zu sein. Nimmt euch die Zeit zu beobachten, dann werdet ihr sehen, was ich meine."

Kaveh kehrte Tiatha den Rücken zu und kümmerte sich wieder um die Kamele und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Wasserschlauch, den er damit leerte. Dann sprach er wieder, weiterhin mit freundlicher Stimme. "Vecorianer benutzen viel Magie, um den Geist des Feindes zu erforschen und ihn der Lügen zu überführen, doch diese Magie ist kein Gradmesser für Wahrheit. Wahrheit ist ein schwieriger Begriff, den kaum ein Wesen zu seiner Gänze begriffen hat. Das Zauberwort ist Plausibilität, sie ersetzt die Wahrheit viel häufiger als man glauben mag. Habt Dank für eure Versuche, Tiatha, aber lasst mich nochmals und abschließend erklären, dass ich darum bitte, weitere Eingriffe und zwangvolle Beeinflussungen auf meine Gefährten und mich zu unterlassen. Wenn ihr auf den Geist eines anderen in dieser Runde zugreifen wollt, fragt ihn vorher um Erlaubnis. Spart euch eure Kraft und eure Zorn für den Feind. Schenkt euren Gefährten Wärme und Vertrauen statt Misstrauen, Missgunst und Wut."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 13.08.2012, 23:21:50
Nuwairah zog die Zügel ihres Kamels an und warf der Gruppe einen missbilligenden Blick zu. "Ich werde nie verstehen, wie man so viel reden kann, ohne irgend etwas zu sagen.

Wir sollten diesen Aeodaten suchen, nicht um ihn ein weiteres Mal zu retten, sondern um uns seine Dankbarkeit zu Nutze zu machen. Er mag in die Wüste fliehen, doch wohin soll er sich wenden? So stirbt er in Freiheit, aber immernoch in der unbarmherzigen Sonne. Wir bieten ihm Schutz und einen Ausweg, und er uns dafür Wissen und Kontakte. Einfach. Es ist dumm, sich die Mühe zu machen, jemanden zu retten, und nichts davon zu haben.

Im übrigen solltet ihr mit euren gegenseitigen Anfeimdungen aufhören, ihr beide."
Sie blickt von Kaveh zu Tiatha und wieder zurück. "Wir sind Gefährten unter dem Banner der wahren Flamme und auch wenn wir unterschiedliche Meinungen haben, so müssen wir doch gemeinsam handeln. Ihr seid bei weitem nicht so mysteriös, klug oder erfahren, wie ihr euch gerne gebt, Inquisitor. Und ihr, Tiatha, wenn ihr jemals eure Kräfte gegen mich richtet, um mich zu kontrollieren, dann macht es endgültig, oder ihr werdet meinen Krummsäbel zu schmecken bekommen. Und glaubt nicht, dies wäre eine leere Drohung."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 14.08.2012, 00:09:26
Als Tiatha erneut in seine Gedanken eindrang und ihn dazu bringen wollte, die Frage zu beantworten, versuchte er gar nicht erst dem zu widerstehen.
"Dieser gläubige Mann dient einem anderen als Vecor!"

Dann hörte er sich die Reden von Kaveh und Nuwairah an, bevor er erneut sprach.
"Ihr alle seid nicht so aufmerksam, wie ihr anscheinend glaubt. Dieser mitleidende Mann hat den Gefangen mit nichten befreit und hatte und hat" hierbei nickt er kurz in Nuwairahs Richtung "dies auch gar nicht vor. Er hat lediglich die Fesseln ein wenig gelockert, damit der Gefangene sich selbst befreien kann, wenn er es versucht.
Wer wollte dies nicht auf schlechtes Material, die Geschicklichkeit des Gefangenen oder die schlechte Handwerdskunst der Henker schieben?
Dieser unwissende Mann bildet sich auch nicht ein, die Vecorianer zu kennen. Aber die Situation, in der er dem Gefangenen geholfen hat, war sehr übersichtlich. Da war kein Glück oder Schicksal im Spiel.
Dieser bedachte Mann wird aber, so ihr es wünscht und es in seinen Augen nicht dringlich ist, zukünftig erst seine Pläne mit euch besprechen, auch wenn dadurch so manche günstige Gelegenheit verstreichen mag."


Er machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu sammeln.
"Dieser nachdenklich Mann gibt Kaveh Recht. Wir sollten uns nicht gegeneinander wenden mit unseren Kräften. Und sollte dieser unauffällige Mann von den Vecorianer überprüft werden, so versichert er euch, daß sie in ihm keinen Diener des Konkurrenten ihres Gottes erkennen werden.
Auch hält dieser vorsichtige Mann nichts von der Idee, seine Gedanken mit denen der anderen zu verbinden. Es muß reichen, wenn er euch sagt, daß in seinem Kopf gefährliche Dinge sind. Deshalb sollte gerade ihr, Tiatha, zu eurer eigenen Sicherheit davon absehen, in ihn einzudringen.
Wenn ihr etwas wissen wollt, so fragt diesen behilflichen Mann ruhig.
Und, Nuwairah, wenn wir den Mann befreit und befragt haben, was gedenkt ihr dann mit ihm zu tun? Ihn in die Wüste zu schicken, wo er dann doch unter Vecors Straheln vergehen wird? Denn mitnehmen können wir ihn nicht."

Nach diesen langen Reden nahm Mahlakar kurz den Schleier vom Gesicht, um einen kräftigen Schluck Wasser aus seinem Schlauch zu nehmen.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 14.08.2012, 07:02:30
"Ich sage, wir geben ihm Nahrung, Wasser und eine Richtung, in die er sich wenden kann. So hat er eine bessere Chance als er sonst jemals hätte, und etwas Vertrauen in seinen Gott, für den er so viel geopfert hat, sollte er auch legen können. Einerlei, es ist dann nicht mehr unsere Verantwortung, was mit ihm passiert, solange wir unseren Nutzen daraus ziehen, ihm zu helfen, unsere eigene Aufgabe zu erfüllen."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 14.08.2012, 14:15:14
Kaveh schaute Nuwairah mit einem Stirnrunzeln zu, wie sie ihn darüber aufklärte, dass sie als Gruppe zu handeln hätten. Hatte er sich das nur eingebildet oder predigte er dies schon eine ganze Weile? Verspottete die Feuertänzerin ihn und den Rest der Gruppe? Anders konnte sich der Inquisitor es sich nicht vorstellen, denn warum sollte sie Tiatha und Kaveh dazu ermahnen, sich nicht mehr anzufeinden, wenn sie es nicht einmal taten? Tiatha hatte wahrscheinlich nicht absichtsvoll vor, Kaveh und Mahlakar in irgendeiner Form zu demütigen oder zu verletzen, sondern ihre These zu beweisen, während Kaveh nur die Gefahr dieses Vorgehens gesehen hatte und Tiatha darum bat, dies künftig zu unterlassen, weil Kavehs Gedanken Kaveh gehörten, wie Mahlakars Gedanken ihm selbst gehörten und wie Nuwairahs Gedanken ihr selbst gehören sollten. Ja, er hatte es sogar mit Hinblick auf das Wohl der Gruppe getätigt und das nicht in bösem Blut. Und doch sprach die Feuertänzerin das an, und drohte kurz darauf mit Tiathas Tod oder zumindest eine schweren Verletzung. Das musste doch Spott sein, denn warum warf sie Kaveh vor, sich klug, erfahren und mysteriös geben zu wollen? Sie versuchte zu provozieren, über das Niederreden anderer wahrscheinlich ihr Selbstwertgefühl oder ihre Stellung in der Gruppe zu verbessern und doch, da sie vieles ohne Anstand, ohne Dezenz, vorwarf, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach oder im Vorwurf sogar willkürlich wirkte, erhöhte sie die Spannungen nur. Es war aus Kavehs Sicht unnütz und deshalb ging er auf diese ungerechtfertigte Härte in Nuwairahs Worten gar nicht ein. Es war wahrscheinlich das Temperament der Feuertänzerin, welches mit ihr in diesem Moment durchging, weil sie nicht im Mittelpunkt stand, wie es gewohnt war.

Dementsprechend wandte er sich Mahlakar zu mit einem Lächeln, als er erklärte, dass er den Mann nicht befreit hatte, sondern ihm nur die Chance zur eigenen Befreiung gab. "Das ist genau das, was ich mit dem Unterschied zwischen Plausibilität und Wahrheit meinte, und wie wertvoll ersteres sein könnte." Kaveh blickte nochmal zu seinen Gefährten. "Ich für mein Teil jedoch denke nicht, dass ich der Aufmerksamste aller Gestalten am Hange Hrâuns bin. Deswegen reise ich nicht alleine, sondern mit Gefährten."
Der dunkelhaarige Schmied hatte die Hoffnung, dass dieses ehrliche, offene Zugeständnis dazu beitragen könnte, dass seine Gefährten nicht weiter versuchen würden die Fehlbarkeit ihrer Gefährten an jeder Stelle zu betonen. Das galt auch für Kaveh, denn auch er hatte beispielsweise Tiathas Wahrnehmung kritisiert, aber eine Bereitschaft sich selbst zu kritisieren, diese hatte er bei den wenigsten seiner Gefährten erkannt, so sehr sie ihre Bescheidenheit oder ihre Offenheit, je nach Person, priesen.
Den restlichen Worten Mahlakars hatte er nichts hinzuzufügen, da er sie, soweit sie Kaveh betreffen konnten, teilte.

"Besitzt denn jemand die Möglichkeit diese Person in großer Wüste zu lokalisieren? Festzustellen, dass sie im Laufe des Tages und der schutzvollen Nacht noch lebt, ehe wir unsere Zeit für etwas opfern, was schon lange im Staub zum Sterben liegt oder gar schon gestorben ist? So sehr ich die Menschlichkeit in euren Vorgehen schätze, Nuwairah, ich sehe noch nicht den Nutzen, wenn wir diesen in den Vordergrund stellen. Wir haben keine Verantwortung für sein Heil, und wir haben es nie gehabt. Welches Wissen erhofft euch von ihm? Vielleicht hat er selbst nicht verstanden, dass Mahlakar seine Fesseln gelöst hat und dementsprechend wird er uns möglicherweise nicht glauben, dass wir ihm geholfen haben. Wieso sollte er uns trauen?" Kaveh zeigte erst in Richtung der Richtstraße und dann zur Oase, um seine folgenden Worte zu unterstreichen. "Wenn er seine Freiheit versteht und sich nur ein wenig in der Gegend auskennt, wird er in seinem Durst und seiner Verzweiflung zuerst zur Oase kommen, wenn er überleben will. Dort werden wir ihn treffen, sollte er seine Flucht überleben und wir haben einen Ansatz, wo wir ihn treffen können. Sollte er einfach in die Wüste fliehen, werden wir ihn nicht finden. Ziehen wir also weiter in die Oase und schauen, ob er es schafft. Dort können wir dann mit ihm reden, wenn es von Nutzen sein kann."
Dem Inquisitor schien es naheliegend, dass ein Durstender zur Oase gehen würde, warum also sollte der Berg zum Propheten kommen?
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 14.08.2012, 15:29:52
Badawi kratzte sich etwas in seinem Bart. Er schien etwas nachdenklich zu sein und hörte sich die Worte all seiner Gefährten genau an. Der Wüstendruide Hrâuns bemerkte danach noch folgendes: "Eure Bedenken habt Ihr auch so schon gut genug dargelegt, Tiatha. Es hätte keinen Einsatz Eurer Kräfte gebraucht. Spart sie lieber für die Gefahren, in die wir noch verstrickt werden könnten, auf. Auch wenn Ihr nicht schlecht argumentiert habt, bin ich doch eine leicht anderer Meinung als Ihr: Allein die Anwesenheit von magischen Auren führt noch nicht dazu, dass wir mit Wahrheitsmagie untersucht werden. Wir müssten schon irgendwie auffallen. Deswegen wäre es mir ja am liebsten, wenn wir nicht weiter auffallen würden. Dann kommt auch niemand auf die Idee mächtigere Magie gegen uns einzusetzen.

Ohne ein weiteres Kamel, ohne eine Verkleidung oder überhaupt ohne eine passende Kleidung werden wir dem Adeodaten keine gute Flucht ermöglichen können, ohne uns selbst in Gefahr zu bringen, wenn wir ihn in der Nacht befreien wollen und mit uns nehmen wollen. Orientierungslos in der Wüste ist er tot und ich weiß nicht wie sicher die Oase für so einen Mann sein wird, falls er es überhaupt aus eigener Kraft dorthin schaffen würde. Ansonsten habe ich auch zuvor schon Dinge zu einer möglichen Befreiung des Adeodaten gesagt, die ich ja nicht noch einmal wiederholen brauche."


Dann schaute Badawi zu Nuwairah und Tiatha und nicht zusätzlich zu Kaveh; er sagte an diese beiden gerichtet: "Wir sollten nicht in größere Streitereien verfallen. Unsere Mission ist sehr gefährlich und wir sollten unbedingt zusammenhalten, wenn wir erfolgreich sein wollen. Nur durch gemeinsamen Zusammenhalt erreicht ein Rudel seine volle Stärke. Ich denke, dass Tiatha etwas unbedacht vorging, dieses Experiment mit ihren Kräften einfach so zu wagen, ohne zuvor das Einverständnis der Beteiligten dazu einzuholen. Aber keinesfalls entsprang ihre Tat meiner Meinung nach irgendeiner Boshaftigkeit. Man darf schließlich nicht aus irgendeiner Form von Paranoia damit anfangen, den eigenen Gefährten zu misstrauen, selbst wenn sie einmal etwas Unüberlegtes tun. Der Häuptling meines Stammes wird schon einen guten Grund gehabt haben, warum er die Gruppe gerade so zusammenstellte."     
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Tia'tha am 15.08.2012, 11:11:07
Tiatha schwieg erst einmal nach ihrer Demonstration, gefangen in einem kurzen aber stillen Zwiegespräch mit ihrem Corazon.
Dann lächelte sie freundlich den Inquisitor an:
"Eure Disziplin ist bewundernswert. Ich bin von eurer Kontrolle beeindruckt, doch vergesst nicht: Die Priester Vecors besitzen weit mächtigere Fähigkeiten als ich mit meiner Stimme besitze. Und selbst ich würde früher oder später von euch die Wahrheit erfahren.

Sie nickte kurz und fuhr fort: "Ich habe euch erst eben bewiesen, dass ich mich eurem Urteil unterwefe und eure Integrität akzeptiere. Deswegen werde ich davon absehen euch diesen Beweis zu erbringen und eure Bitte auch in Zukunft respektieren und keiner meiner Kräfte ungefragt an einem von euch anwenden. Auch nicht an euch, Schwester Nuwairah. Ich hege keine Absicht euren Krummsäbel näher kennen zu lernen."
In ihren Gedanken flüsterte sie ihrem Corazon zu:"Als ob sie dazu auch nur eine Gelegenheit hätte, wenn ich denn wirklich ihr Feind wäre. Sie alle unterschätzen mich ebenso wie unsere Feinde. "

"Es tut mir Leid, wenn mein intuitives handeln euch verunsichert habt. Dennoch biete ich euch erneut an, dass wir uns als Gruppe verbinden. Ich kann euch versichern, dass nur die Gedanken, die ihr teilen wollt geteilt werden. Es wird sein, als würdet ihr reden, nur dass es niemand hört und eure Gedanken gehören weiterhin nur euch."
Ihr Corazon flüsterte dem Inquisitor zu : "Die Nützlichkeit unbemerkt von unseren Feinden beratschlagen zu können habt ihr gerade eben erst gesehen. Wenigstens ihr solltet euch mit mir verbinden, um mir ebenfalls Antworten zu können."
 
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Tia'tha am 15.08.2012, 11:13:22
Dann fügte die Psionikerin hinzu: "Was den Gefangenen angeht, halte ich das Ganze nicht für weise. Aber da das Kind jetzt schon in der Oase schwimmt, können wir es kaum noch schlimmer machen. Ich beuge mich der Weisheit dieser Gruppe in dieser Sache."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 15.08.2012, 20:22:17
Kaveh verneigte sich vor Tiatha, als diese seine Selbstkontrolle lobte. "Keine Sorge, Tiatha, ihr könnt euch eure Mühen sparen, die Wahrheit erfahren zu wollen, die ihr schon längst kennt. Ich bin ein Inquisitor des Vulkangottes und insofern wird es euch tatsächlich nicht schwerfallen diese Wahrheit von mir zu erfahren, welche Methoden ihr auch nutzen mögt." Mehr gab es aus der Sicht der Inquisitors nicht hinzuzufügen. Seine Verneigung war von Dankbarkeit geprägt, da er ernsthafte Hoffnungen darauf hegte, dass Tiatha ihr Handeln in Bezug auf die Freiheit und Sicherheit ihrer Gefährten überdenken würde.

Kaveh war kurz davor ihre kleine Karawane wieder aufbrechen zu lassen, als die Stimme wieder in seinem Kopf ertönte. Kaveh schloss seine dunklen Augen und atmete tief durch, während er den letzten Riemen am Geschirr des Wagens überprüfte und nochmals straffte. Er nahm sich vor, dass er das nächste Mal die Stimme einfach aussperren würde, seinen Geist dagegen sperren würde. Kaum etwas war unfreundlicher, als etwas zu versprechen und es dann doch wieder zu tun. Doch Kaveh beschloss nichts mehr darauf zu sagen. Er wollte die Stimme in seinem Kopf einfach ignorieren, die ihm, nachdem sie seinen Willen nicht durchdringen konnte, jetzt nützliche Ratschläge zu machen gedachte. Wahrscheinlich war dieser Vorschlag nützlich und Kaveh kannte diese Art der Kommunikation aus der Inquisition, doch er wusste auch, dass Tiatha sich dieses Vertrauen erst wieder verdienen musste. Ihren freundlichen Worten, in denen der Schmied die Wahrheit stehen wollte, mussten nun gutmütige Taten folgen, dann erst würde Kaveh darüber nachdenken.
"Wenn Vecors Schergen so mächtig sein sollten, dass sie mein Herz lesen können, wird es ihnen noch viel leichter fallen meine Gedanken und unsere scheinbar stillen Gespräche zu verfolgen. Dementsprechend werde ich solange davon absehen, wie es nicht notwendig ist, auf solchem Wege zu kommunizieren.", antwortete Kaveh freundlich und zog dabei den letzten Riemen fest. "Und nun lasst uns zur Oase aufbrechen, ehe Vecors Fratze noch grimmiger schaut." Kaveh wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und ging los.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 16.08.2012, 23:25:17
169. Tag im 366. Jahr des Ewigen Weges, 17:59 Uhr - innerer Oasenring, Oari-Oase

Es wurde Mittag und des Antlitz Vecors strahlte vor Kraft und Macht. Die Temperaturen wurden für Menschen aus anderen Breiten unerträglich, und auch die Söhne und Töchter der Wüste mussten sich den Schweiß öfter von der Stirn wischen, als ihnen lieb war. So konnte es schnell geschehen, dass manch hitziges Wort fallen mochte, welches nicht so gemeint war, und vielleicht entbrannte ein Konflikt, der einem in der Kühle der sonnenlosen Stunden bereits wieder Leid tun mochte, wenn das Gemüt ebenfalls wieder abgekühlt war. Nach ihrem Erlebnis an der Grenze kamen die Mannen Hrâuns zurück auf ihren Pfad und reisten die Große Straße entlang, immer ihrem Ziel entgegen. Es war eine Reise, auf der sie nach dem Treffen der Vecorianer auf kein weiteres Lebenszeichen mehr stießen. Keine Reisenden, die ihnen entgegen kamen, keine Patrouillen, die für die Sicherheit auf der Straße sorgten, aber auch keine Räuber, die ihnen das Leben schwer machen konnten. Vecor beherrschte das Leben, und für den Moment schien es, dass er seine Kinder und alles, worauf er herniederblickte, an kühlen Orten und an den Stellen, an denen es Wasser gab, versammeln wollte.

Und so vergingen einige Stunden und mehrere Meilen, bis hinter einer hohen Düne schließlich ihr Ziel ins Blickgeld geriet. Es war noch eine letzte Anstrengung, ein letzter Abstieg, bis sie in den kühlenden Schatten eines der letzten Vorposten vor Vecors Stolz halt machen konnten. War ihre Tarnung gut genug, oder würden sie hier auffliegen? Es war eine erste Bewährungsprobe, mitten in der Höhle des Löwen – denn nur so konnte man die Oase wohl bezeichnen, wenn man der Stadt einen Superlativ zuschreiben wollte. Bereits die Oase war gefährlich, und im Volksmund der Hrâun-Anhänger galt Vecors Stolz als der Hort des Drachen – einer der gefährlichsten Orte, den man als Ungläubiger aus Sicht der Vecorianer betreten konnte. Doch wie Vecors Stolz war auch diese Oase bereits ein gefährlicher Ort, denn hier war bereits eine große Zahl Anhänger der flammenden Himmelsscheibe zu finden, die dafür sorgten, dass die Wachen der Stadt selbst weniger zu tun bekommen würden. Während sie die Düne herabritten, fiel ihr Blick auf die Teiche, und bei manchem Zweifler mochten wohl die Gedanken an eine Luftspiegelung laut werden. Allerdings war sie sehr detailliert, denn zwischen den Teichen und den künstlich angelegten Bachläufen waren Felder und Palmen zu sehen, die wuchsen und gediehen und die Oase am Leben erhielten. Der Geruch von Vieh wehte zu ihnen herauf, ebenso wie der Wind das Geräusch von vielen Unterhaltungen in die Ferne trug. Die Oase selbst galt in manchen Gegenden bei der Zahl an Zelten bereits als Stadt, doch die Kundigen wussten: einen Vergleich mit Vecors Stolz würde diese Oase niemals standhalten. Dennoch, wieviele Menschen, Elben und andere Wesen mochten sich derweil hier aufhalten? Es war bestimmt eine hohe dreistellige Zahl.

Der Abstieg war geschafft und die Wachen am Zugang passiert. Man hatte ihnen die Geschichte abgenommen und sie ohne Probleme eingelassen, sowie ihnen ein Zelt zugewiesen, in welchem sie alle Platz finden würden. Dort sollten sie zunächst auch hinreiten und ihre Kamele sowie ihren Wagen unterbringen. So ritt die Gruppe über angelegte Wege zu diesem Zelt und passierte dabei einige Gruppen von Menschen. Einer, der wie ein reicher Mann gekleidet war, erzählte seinen Begleitern voller Stolz davon, dass er in den vierten Distrikt der Stadt aufgenommen wurde und er ihnen, wenn sie ihn besuchen wollten, sicherlich Zugang verschaffen könne. Ein anderer beklagte sich darüber, wie die Steuern gestiegen waren und fand dabei den Zuspruch von zwei heruntergekommen aussehenden Gestalten, die das Los der Steuern kaum stören mochte, da sie eh kaum Besitz hatten. Auffällig war auch ein alter Mann, der in einer Bütte am Wegesrand saß und den Umhergehenden von der Schönheit der Nacht erzählte, da er in ihrer Dunkelheit die hässlichen Visagen des Tages nicht erblicken müsse. Es drängte sich einem der Eindruck auf, dass dieser Mann nur geduldet wurde, weil er die Arbeit des Wegschaffens nicht wert war. Die Anwesenden waren mannigfaltig, ebenso ihre Gespräche. Viele hatten nur eines gemeinsam: sie endeten damit, dass man sich abends in einem Gasthaus treffen würde, welches „Sonne und Mond“ hieß. Abend, das bedeutete in einer oder zwei Stunden, denn Vecor versank bereits wieder am Himmel, und als die Gruppe das Zelt erreichte – es war mit der Nummer 278 beziffert – läuteten Glocken in der Mitte der Oase zu einem Gottesdienst[1].

Mustafa betrat das Zelt, nachdem er sein Kamel angebunden hatte, und legte seine Sachen neben eines der acht Schlaflager aus Stroh. Er wirkte sinnierend und sprach mehr zu sich selbst: “Ob man dem Gottesdienst beiwohnen sollte?“ Er legte sich jedoch auf die Matratze und trank einige große Schlucke aus seinem Trinkschlauch. Schließlich schloss er die Augen und genoss sichtlich die Kühle, die in dem Zelt vorherrschte. Von außerhalb waren Schritte zu hören.
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Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Tia'tha am 17.08.2012, 10:41:45
"Ich denke zumindest ein paar sollten dort Anwesend sein. Wenn niemand von uns dem Abschied beiwohnt könnte das unnötigen Verdacht erregen. Danach würde ich gerne das Gasthaue „Sonne und Mond“ aufsuchen und mich ein wenig umhören. Hat jemand Lust mitzukommen und auf meine Kosten ein Glas Wein mit mir zu trinken?"
Tia'tha erinnerte sich an die Diskussion in der Wüste. Ihr Angebot ihnen ein Getränk auszugeben war ein Friedensangebot. Sehr viel mehr als ein Glas Wein würde sie jedoch vermutlich nicht trinken. In der Hitze würde sie ihr schnell zu kopfsteigen und betrunken konnten ihre Kräfte außer Kontrolle geraten. Dieser Gedanke war ihr zutiefst unangenehm.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 19.08.2012, 12:15:44
"Ich würde Wasser vorziehen, aber ansonsten wäre ein Besuch der Taverne wohl tatsächlich angebracht. Was den Gottesdienst betrifft.. es scheint nicht so zu sein, als würden alle in Scharen dort hin strömen.." Nuwairah zog etwas den verhangenen Eingang des Zeltes auf und blickte nach draussen, die Stirn etwas runzelnd. Dann schließt sie sie wieder und fährt mit leiser Stimme fort. "Also wird man es wohl einigen erschöpften Wanderern verzeihen, wenn sie lieber rasten, statt dem Aufruf zu folgen. Ich denke, wir bleiben besser zusammen und hier. Wir sollten uns eh so wenig wie möglich auftrennen."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 21.08.2012, 20:22:55
Der Wüstendruide war auf ihrem Weg zur Oase innerlich auf alle möglichen Gefahren vorbereitet. Doch wider Erwarten passierte ihnen nichts schlimmes. Badawi war vor der Hitze geschützt, aber trotzdem konnte er als Druide Hrâuns instinktiv die momentane Temperatur feststellen. Er versuchte auch weiterhin das Wetter der nächsten Tage einzuschätzen und blickte oftmals gen Himmel.

Als sie in der Oase ankamen, erhielten sie durch ein bisschen umhören interessante Informationen. Badawi prägte sich manche von diesen Leuten ein. Besonders interessant fand Badawi den alten Mann, der von der Schönheit der Nacht erzählte. War er etwa ein Aedon-Anhänger? Dieser Gott war ja ein Gott des Philosophierens, der Nacht, aber auch des Mordens und der Intrigen. Ob dieser Mann selbst bloß in den äußersten Bezirken von Vecors Stolz überlebt hätte? Vielleicht wäre er schon längst tot. Sein Glück war es, dass er vermutlich für einen alten, senilen und verrückten Mann erhalten wurde. Gerne würde sich Badawi mit diesem Mann unterhalten, aber er war sich nicht sicher, ob er so etwas tatsächlich wagen sollte.

Badawi war bei der Besprechung, ob jemand zum Gottesdienst gehen sollte, der Meinung, dass man dieses Thema leise besprechen sollte. Für diejenigen, die es noch nicht wussten, gab Badawi eine Erklärung bezüglich der Gottesdienste ab. Dann flüsterte er noch das folgende, was vor allem eben an Kaveh gerichtet war: "Wenn jemand den Vecor-Gläubigen im Gottesdienst etwas vorspielen will, dann tue er das meinetwegen. Das ist vor allem an Euch gerichtet Kaveh. Ich bin auch der Meinung, dass wenigstens ein paar von uns dem Gottesdienst beiwohnen sollten. Wenn jemand fragt, warum ich nicht beim Gottesdienst erschien, dann sagt ihnen, dass es mir nicht so gut ging und ich nicht in solch einem geschwächten Zustand dem Gottesdienst beiwohnen wollte. Das bedeutet dann allerdings auch, dass ich nicht in die Taverne hier vor Ort gehen werde."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 28.08.2012, 17:26:10
Kaveh nahm seinen Wasserschlauch hervor und füllte ihn umgehend wieder mit Wasser. Die Feinde waren allgegenwärtig und es war zu keinem Zeitpunkt auszuschließen, dass es ihnen so ergehen konnte, dass sie eine unerwartete und weite Flucht antreten mussten. Jenes ohne Wasser zu tun, erschien dem Inquisitor nicht ratsam. Zwar waren Priester in der Lage Wasser zu erschaffen, von dieser Gunst profitierten Hrâun- und Vecorkleriker gleichermaßen in der Wüste und bauten Teile ihrer Herrschaft auf dieser gnädigen Gabe ihrer Götter auf, aber der Schmied, ein Mann des Feuers, traute keinem Flammenpriester, der zu viel Wasser an seinen Händen hatten, nebst seiner Abneigung gegen die Magie an sich. Sie war ein gefährliches Werkzeug, mindestens so zweischneidig wie ein vescorischer Dolch. Er hielt sich also von dieser Gunst fern, solange er nicht darauf angewiesen war.

Nachdem er seinen Wasserschlauch gefüllt hatte, nahm er etwas zusätzliches Wasser und wusch sich, um den gröbsten Schmutz und Schweiß von sich zu weisen. Vor allem an Füßen, Händen und Gesicht. Er lauschte dabei den Worten seiner Gefährten. Er hatte Verständnis für Nuwairahs Worte, glaubte jedoch nicht, dass sie den Gottesdienst ganz meiden sollten. Mit einem sanften Lächeln blickte er zu Badawi und dann zu Nuwairah. "Es geht nicht um ein Stück. Dies ist kein Schaukampf und kein Amphitheater, in dem Laien sich den Todesmut aussuchen. Ich werde nicht auffallen, ich werde nur da sein, um kein Verdacht zu erwecken. Zwar wird der alte Mann in seiner Bütte auch geduldet, aber das sollte uns nicht dazu veranlassen die hiesigen Gepflogenheiten zu ignorieren. Lasst mich also zumindest als Fürsprecher zum Gottesdienst gehen. Ich will ihnen zuhören, da ich glaube, dass nahe ihres Heiligtums ihr Mundwerk am losesten ist."
Der Schmied hatte jedoch auch Verständnis dafür, dass sie müde waren und Vecors Jünger nicht früher als notwendig begegnen wollten. Da keiner begierig darauf schien zum Gottesdienst zu gehen, würde Kaveh diesen Weg alleine gehen.
"Auch ich bin dagegen, sich unnötig zu trennen. Deswegen sollten wir die Zeit der Trennung so kurz wie möglich halten. Aber zum Gottesdienst sollte jemand gehen. Wir fielen sofort auf, wenn wir ihn meideten, da die Vecorianer ihre Gottesdienste sehr ernst nehmen. Ich werde diese Bürde auf mich nehmen und alsbald zu euch zurückstoßen."
Kaveh verneigte sich vor seinen Gefährten und brach dann in Gedanken verloren zum Gottesdienst auf.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 01.09.2012, 19:15:31
Badawi war zwischen verschiedenen Optionen hin- und hergerissen. Nervös zupfte er etwas an seinem Bart bis er letztendlich zu den anderen noch anwesenden flüsterte: "Ich weiß, dass es seltsam klingen mag, dass das gerade jemand fordert, der nicht zu diesem Gottesdienst gehen will, aber es sollten noch mehr von uns zu diesem Gottesdienst gehen. Mustafa und ich wollten nicht in schwächlicher Verfassung zum Gottesdienst gehen, das wäre eine plaubsible Ausrede. Doch wenn nun fast alle plötzlich zu schwächlich oder zu kränklich dafür wären, würde auffallen, dass da irgendetwas nicht ganz stimmen kann. Außerdem wollten ein paar von Euch ja auch noch in die Taverne gehen. So krank wart ihr dann wohl auch wieder nicht aus der Sicht von den anderen Vecor-Anhängern. Wenn jemand wie ich an dem Vecor-Gottesdienst teilnehme, tue ich unserer gemeinsamen Sache damit keinen Gefallen. Aber bevor Kaveh ganz allein geht, gehe ich noch mit ihm, auch wenn der Vecor-Gottesdienst wohl eine Qual für mich werden wird."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 04.09.2012, 01:08:16
Badawi + Kaveh
Nach der kurzen Diskussion, wie sie nun weiter verfahren sollten, brachen Badawi und Kaveh auf, um zum Gottesdienst zu gelangen. Wohin sie mussten erschloss sich ihnen recht zügig, denn die Menschen, Elben und anderen Wesen strömten alle in die gleiche Richtung – zweifelsohne in die Richtung, in der der Gottesdienst stattfinden würde. Die Sonne am Himmel neigte sich bereits dem Untergang zu und würde in Kürze wohl den Horizont berühren, um zunächst mit ihm zu verschmelzen und schließlich das Licht mit sich zu nehmen. Vecor gab das Leben, und er nahm es auch. Manche Weise deuteten die Nacht als eine Mahnung Vecors, wie es ohne ihn auf der Enwe aussehen würde. Kalt und farblos, bar jeder Lebensgrundlage. Es waren Weise von Vecor, denn die Wissenden aus den Kreisen anderer Götter in der Wüste wussten längst um das Leben in der Wüste bei Nacht, wenn es nicht so heiß war, dass man sich die Füße verbrannte, wenn man zu lange über den Sand ging. Auch wussten viele von Nachtgewächsen zu berichten, die erst dann ihre Blütenpracht zeigten, wenn Raiva und Marnarn am Himmel zu sehen waren[1].

Nach zehn Wegminuten erreichten die beiden mit dem Strom das Gebäude, von dem aus das Glockenläuten erklang. Sie befanden sich mittlerweile auf einem runden Platz, von dem aus sechs Straßen abgingen.[2] Umrandet war der Platz, auf dem die Menschen in das scheinbar einzige Lehmgebäude der Oase strömten, von Palmen, die ein wenig Schatten spendeten. In der Mitte des Platzes befand sich der Tempel von Vecor und das Stimmengewirr aus seinem inneren ließ darauf schließen, dass er bereits gut besucht war.

Das Gebäude selbst war ebenfalls rund, und nachdem Kaveh und Badawi durch den Eingang hereingetreten waren, erkannten sie auch, dass es zwei Zonen für Besucher gab: eine für Vecorianer, eine für Gäste. In einem Kreis um eine auf den Boden gemalte Sonne spannte sich der Bereich der Vecorianer, außen herum war der Bereich der Besucher. Das Gebäude hatte in seiner Mitte über der Sonne ein Spiegelsystem, welches dafür sorgte, dass die Sonnenstrahlen dauerhaft auf die Sonne leuchteten und sie somit erhellten und zum Strahlen brachten. Die Wände waren ansonsten schlicht und bestanden auch im Inneren lediglich aus Lehm.

Noch immer läuteten die Glocken, noch immer strömten Leute herein. Badawi und Kaveh fanden noch Platz in einem Bereich recht weit außen, weit entfernt von der leuchtenden Sonne in der Mitte des Tempels. Die anderen Anwesenden knieten bereits auf dem Boden, so war es scheinbar Brauch hier. Auch neben den beiden kniete ein Anwesender, der krampfhaft etwas in den Händen hielt.[3] Er wirkte nervös dabei, er zitterte. Man konnte befürchten, dass er das, was er in den Händen hielt, zerbrechen konnte, wenn er nicht aufpasste. Dabei murmelte er leise Worte vor sich hin, welche unter dem Glockengeläut jedoch beinahe verklangen.[4] Er wiederholte die Worte wieder und wieder.

Nuwairah + Mahlakar
Während Badawi und Kaveh zum Gottesdienst aufbrachen, machten sich Nuwairah und Mahlakar auf in Richtung des Gasthauses „Sonne und Mond“. Auf ihrem Weg kamen ihnen viele Leute entgegen, die wohl auf dem Weg zum Gottesdienst waren. Die beiden entfernten sich dabei vom Zentrum der Oase und kamen dabei schließlich auch wieder an dem alten Mann in der Bütte vorbei, den sie schon auf dem Weg zu ihrem Zelt passiert hatten. Scheinbar störten ihn die Glocken, denn er presste sich die Hände auf die Ohren und gab gut vernehmbar Klagelaute von sich, lamentierte dabei, dass Vecor seine Kreise störe und er doch nur Frieden und seinen Hunger stillen wolle.

Als sie das Gasthaus erreichten, fanden sie die Sitzplätze vor dem Gebäude, welches aus vielen langen Zelttuchbahnen bestand, verlassen vor. Niemand saß mehr draußen, um die Abendsonne zu genießen, die nicht mehr ganz so grimmig auf die Erde niederbrannte, wie noch am Nachmittag. Vor dem Eingang verkündete eine Tafel das Angebot des Tages – Hammeleintopf mit einer Karaffe Dattelwein für nur fünf Kupferlinge. Es roch draußen nach feinen Gewürzen und gebratenem Fleisch – eine willkommene Mahlzeit für jeden, der auf dem Marsch durch die Wüste einen Weg voller Entbehrungen erdulden musste.

Das Innere des Gasthauses wirkte einladend. Es gab einige Sitzgruppen aus Kissen, die um Wasserpfeifen und niedrige Tische herum angeordnet waren, ebenso wie improvisierte Stühle, die in vierergruppen um Fässer herum standen, die zu Tischen umfunktioniert wurden. Auf jedem der Tische stand eine kleine Öllampe, die bereits entzündet war und somit in dem Zelt für ein warmes, angenehmes Licht sorgte. Auch von den Deckenstreben hingen Öllampen herab, sodass es in dem  Zelt nicht zu dunkel wurde. Am Rande des Zelts befand sich ein Tresen, hinter dem ein dicklicher Mensch stand und einen Krug spülte. Er war bereits in die Jahre gekommen und seine Haut spannte sich wie zähes Leder. Er war nicht der hübscheste Mann unter Vecors Antlitz, aber scheinbar wohl der Besitzer eines wichtigen Ortes in der Oase – das machte ihn zumindest zu einem Mann von Wert.

Sonst waren in dem Gasthaus nur drei Gestalten anwesend. Ein hochgewachsener Mensch saß an einer Wasserpfeife und genehmigte sich einen Zug. Vor ihm stand ein wenig Gebäck auf dem Tisch. Er war wie der Wirt nicht mehr der Jüngste und sein Bauch zeugte von Wohlstand, ebenso wie seine Gewänder aus edlem Tuch. Um seinen Hals trug er eine Kette, an der ein Amulett hing, auf dem eine Waage dargestellt war, die einen Geldbeutel mit Hafer aufwog.[5]
An einem der Fässer saß weiterhin eine junge Frau, die ein Gewand aus grobem Stoff trug. Sie sah apathisch auf den Tisch vor sich und hatte ihren Kopf auf ihre Hände gestützt, als ob sie über ein Unheil sinnieren würde.
Zuletzt war da noch ein Zwerg, der alleine in einer Ecke des Zeltes an einer Wasserpfeife saß, der leise vor sich hinredete, dabei immer wieder hektisch an der Wasserpfeife zog und sich umblickte.[6]

Der Wirt bemerkte die Neuankömmlinge und hieß sie willkommen: “Seid gegrüßt, welche Freude, neue Gäste im Sonne und Mond begrüßen zu dürfen. Was kann ich für euch tun? Etwas zu essen? Wasserpfeife? Sagt dem alten Hamam, was er für euch tun kann!“
 1. Raiva und Marnarn sind die Mondgötter
 2. 
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 6. 
Wer zwergisch kann – Wahrnehmung SG 18 (Anzeigen)
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 04.09.2012, 04:06:18
"Werter Hamam, dieser unwürdige Mann bedankt sich für eure warmen Willkommensworte."
Mahlakar verneigte sich vor dem Wirt bei diesen Worten.
Dieser hungrige und durstige Mann und seine ebenso hungrige und durstige Begleiterin wünschen jeweils euer wohl vorzügliches Tagesangebot. Schon jetzt verspricht der würzige Duft aus eurer großartigen Behausung ein unvergleichliches Mahl. Er läßt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen, so daß es keines weiteren Getränkes bedürfte.
Aber euer bekömmlicher Dattelwein ist uns angepriesen worden, als das wohl edelste Getränk unter Vecors Strahlen, so daß dieser neugierige Mann nicht umhin kann, auch davon zu kosten. Meine Begleiterin wünscht zum delizösen Mahl nur kühles Wasser, um den Geschmack um so deutlicher erleben und würdigen zu können."

Gerade rechtzeitig erinnerte sich Mahlakar, daß Nuwairah im Zelt davon gesprochen hatte, kein Wein trinken zu wollen.

Als der Wirt gegangen war, kam er nicht umhin, sich die Szenerie genau einzuprägen. Und die Neugier trieb ihn noch zu etwas mehr.
Und so begann er wieder ein wenig versteckt mystische Zeichen zu weben und Nuwairah in einer Sprache anzureden, die diese nicht verstand[1].
 1. Sprachen verstehen zaubern
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 04.09.2012, 11:10:55
Kaveh war erfreut darüber, dass Badawi ihn begleitete. Es würde ihrer Unauffälligkeit in diesem Hornissennest deutlich zuträglicher sein, wenn sie überall ein Stück weit Verbundenheit demonstrierten, völlig unabhängig davon ob sie ernst gemeint war, wie wahrscheinlich im Falle Badawis, oder ob sie eine notwendige Farce war, wie die demonstrierte Verbundenheit zu Vecor. Nach der Diskussion war es wahrscheinlich notwendig, dass sie kurzzeitig getrennte Wege gingen. Alle waren sich im Klaren darüber, dass dieser Mission eine Menge Selbstdisziplinierung benötigte, dass eigene Interessen und Triebe hinter das große Ziel gestellt werden mussten. Kaveh versuchte dies zu leben und als Sprachrohr der Gruppe und augenscheinliche, zumindest sollte es für die Uneingeweihten so wirken, Anführer versuchte er dies auch seinen Gefährten und ihren eventuellen Beobachtern vorzuleben. Es war eine Situation, welche für den Inquisitor nicht leicht war, deswegen hielt er vor dem Betreten des zentralen Platzes dieses Ortes an, und hielt auch Badawi mit dem ausgestreckten Arm einen Moment zurück. "Lass uns im Stillen beten, Bruder.", flüsterte Kaveh Badawi freundlich zu, nahm den Arm wieder an sich und betete still zu Hrâun. "In die Höhle des Löwen zu gehen fällt mir schwer, mein Herr. Doch du hast mir diesen Weg gezeigt, ich werde ihn gehen. Alles für den Ausbruch.", endete das gedankliche Stoßgebet an Hrâun, wohl wissend, dass das Beiwohnen eines Vecorgottesdienstes ihn einiges an Überwindung kosten würde, und die Druck, die Last auf seinen Schultern noch erhöhen würde. Deswegen bereitete er sich noch vor mit einem der Segenssprüche, welche Inquisitoren lernten, um Hrâuns wärmende Umarmung in Zeiten der Anspannung zu spüren. Ein kleiner Zauber, der die Sinne des Schmiedes schärfen sollte. In diesem Hornissennest konnte man nicht vorsichtig genug sein[1].

Dann endlich betraten sie den Ort und ließen sich nieder. Kaveh nickte dem Flammendruiden aufmunternd zu, als sie sich niederknieten in diese schamvolle Position der Unterwerfung. Dass so viele es taten und das Gemurmel rechts von Kaveh, zeigte dem Schmied, dass deutlich mehr Wesen auf die Kunst des Kitman verstanden als nur Hrâuniten. Wie viele Vecorianer hier offenbarten nur Lippenbekenntnisse obwohl die Herrschaft Vecors anerkannten? Es gab furchtbare viele Hrâuniten aus dem Stamm der Phönixfedern, welche sich nur dem Vulkangott verschrieben, weil sie es nicht anders kannten und es ein Stück der kulturellen Tradition war. Aber den Vulkangott verstehen? Kaveh wusste, dass die Phönixfedern nicht so sehr leiden würden, hätten mehr seiner Volksbrüder ein ausgebildetes Verständnis von Hrâun. Andererseits ließ ihre Unachtsamkeit Männern wie Kaveh die noble Chance Märtyrer ihres Volkes und ihres Glaubens zu werden. Kaveh war dankbar und nachdenklich zugleich, doch das Gemurmel des Mannes brachte ihn aus eben jenen Gedanken. Kaveh blickte in die Hände des Murmlers und versuchte ein Blick darauf zu erhaschen, was diese wohl hielten. Kaveh entglitt fast ein Lächeln, als er das Kriegsszepter und das Schwert der Rache sah, welche zusammen und gekreuzt das heilige Symbol von Vecors Sohn ausmachten. Aber dieses Lächeln blieb alleine deswegen aus, weil dieser Mann in seiner Nervosität so sehr vor sich hermurmelte. Es machte Kaveh stutzen, weil der dunkelhaarige Schmied sich fragte, ob der Mann etwas Unvernünftiges plante oder ihm einfach die Kunst des Kitman aus den Händen glitt und er sich als Adeodat einfach dafür schämte, dass er sich hatte dazu bringen lassen, einen heiligen Ort des verhassten, tyrannischen Vaters aufzusuchen. Kaveh beobachtete ihn, um abzuschätzen, was diesen Mann wohl treiben würde. Würde er aus seiner Haut fahren, sobald das Läuten verschwand? Oder brauchte er nur Beistand, um den Schritt vor den Löwen in seiner eigenen Höhle zu überleben[2]? Gleichzeitig versuchte der Inquisitor seine nahe Umgebung im Auge zu behalten, hatten mehr Menschen oder auch Elben in der Umgebung das Gemurmel des Adeodaten wahrgenommen und beobachteten ihn argwöhnisch[3]? Kaveh begann mögliche Szenarien des Handelns gedanklich durchzuspielen.
 1. Kaveh zaubert Perceive Cues (http://www.d20pfsrd.com/magic/all-spells/p/perceive-cues). Ich habe den +5-Bonus aber nicht für die geforderten Würfe in Anspruch genommen, ich nehme sie erst ab jetzt in Anspruch.
 2. Motiv erkennen 22 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg793308.html#msg793308)
 3. Wahrnehmung 25 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg793308.html#msg793308)
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 04.09.2012, 12:58:14
Badawi würde sich ab sofort immer so wie Kaveh verhalten und ihm alles so gut es ging nachmachen. Seinem kurzen Geflüster an ihnen nickte Badawi bloß zu. Bevor sie letztlich beim Gottesdienst waren, betete Badawi wie folgt zu Hrâun: "Bitte vergib mir dieses Schauspiel in Anwesenheit der Vecor-Anhänger, aber es muss wohl ausnahmsweise einmal sein. Mir liegt die Wahrheit mehr als das Schauspiel, aber ich konnte deinen Diener Kaveh einfach nicht allein gehen lassen. Ich wollte ihn einfach unterstützen."

Badawi hatte als Wüstendruide scharfe Sinne. Ihm fiel der nervöse Adeodatus-Anhänger durchaus auf. Es blieb ihm auch nicht verborgen, dass Kaveh ebenso Notiz von ihm nahm. Doch allzu auffällig schaute Badawi den Adeodatus-Anhänger auch nicht an. Das war auch besser so, denn alles andere würde seinen spontan gefassten Plan gefährden.
 
Es musste schnell gehandelt werden. Badawi war ein weiser Druide im Dienste Hrâuns, aber er hielt Kaveh einfach für den besseren Redner. Er flüsterte Kaveh folgenden Plan zu, den er etwas verschleierte, falls noch ein anderer sein Flüstern hören würde: "Mein Bruder erzählt doch bitte den anderen von Eurem Traum, dass zwar heute ein Attentat probiert werden wird, aber es in Eurem Traum zum Glück fehlschlug. Es zeigt wie mächtig Anhänger Vecors sind und vielleicht verhindert es, dass jemand am heutigen Tag unnötig verletzt wird. Solche Träume sind womöglich doch ernst zu nehmen." Badawi verzog ansonsten keine Miene. Ob Kaveh irgendetwas mit diesem Plan anfangen konnte, würde sich noch zeigen.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 04.09.2012, 13:11:47
Ja, es war für Kaveh deutlich. Der Mann plante ein Attentat oder vielmehr er hatte es geplant und nun stand er auf diesem schmalen Sims zwischen zwei Schluchten. Eine war die Angst, die andere das Versagen. Wenn er sich seiner Angst hingab, würde er sich nicht trauen, wenn er sich zu weit von der Angst entfernte, würde er in die andere Schlucht fallen. Kaveh mahlte mit den Zähnen, dieser Moment würde nicht ewig andauern und dementsprechend musste er sich zu einer Entscheidung durchringen. Wie leicht wäre es einfach nichts zu tun und das Attentat abzuwarten. Vielleicht würde er Vecorianer in rauen Mengen mit den Tod reißen, andererseits wusste Kaveh nicht, was der Mann genau vorhatte und so konnte es Badawi und ihn gefährden. Der Adeodat wirkte angespannt genug, dass er zwischen Feind und Nichtfeind möglicherweise nicht mehr unterscheiden konnte oder diese Unterscheidung gar nicht mehr wahrhaben wollte, sobald er entfesselt war. Kurz blickte Kaveh zu Badawi und deutete unauffällig auf den Mann. Dem Schmied war nicht entgangen, dass er seine unmittelbare Umgebung bereits in stillen Aufruhr oder zumindest genervten Ärger geworfen hatte. Kaveh versuchte sie zu überlegen, was das Beste war. Zuerst einmal der Selbstschutz und dann erinnerte er sich, dass die anderen bereits in der Wüste Kontakt zu einem Adeodaten aufbauen wollten. Wenn sie ihn am Leben halten könnten, und ein Attentat würde sein Leben wohl schnell an diesem Ort verwirken, könnten sie vielleicht wichtige Kontakte knüpfen. Es war der sicherste Weg, besser als Vecors Schergen zu früh zu dezimieren. Sie würden durch eine große Eruption umkommen, nicht durch den Willen eines Einzelnen, der voreilig wurde. Doch wie sollte er den Mann jetzt noch erreichen? Er murmelte noch immer Worte seines Dogmas und so kam Kaveh eine Idee.

Badawis Worte zogen ihn kurz aus seinem Gedanken. Der Plan machte Sinn, doch er zeigte einen Schwachpunkt für Kaveh. Er würde dem Mann vielleicht sogar deutlich machen, dass sie treue Vecorianer waren und das würde sie vielleicht zu Zielen eines spontanen Ausbruchs machen. Kaveh hatte früh gelernt, dass man kein Tier in die Ecke treiben sollte, dasselbe galt mit Menschen mit Überzeugungen. Er würde etwas anderes versuchen. Er würde das Dogma des Racheengels für seinen Plan missbrauchen.

Kaveh beugte sich zum Adeodaten über, mit gestrengem Blick, als würde er ihn ermahnen wollen, Ruhe zu halten und die umliegenden nicht zu stören[1]. Doch seine flüsternde Stimme sprach eine andere Sprache. "Es ist an uns, die Schwachen zu schützen und zu rächen. Auge um Auge, Zahn um Zahn!", vollendete er das Dogma des Racheengels. "Doch noch ist es zu früh, da ihr Unschuldige gefährdet, mein Freund." Kaveh versuchte mit sehr ruhiger Stimme zu sprechen und ihn etwas zu beruhigen, deswegen legte er auf sanft die Hand auf der linken Schulter des Adeodaten ab. "Verhaltet euch bitte ruhig und trefft mich nach diesem Gottesdienst an der Schenke, Freund."
Kaveh der Schmied wusste, dass er nicht viele Worte hatte, um den Mann zu überzeugen. Eine kurze Ermahnung durfte kein Monolog werden und so hoffte er, dass der Verweis auf die Unschuldigen reichte, um ihn in die Schlucht der Angst zu stürzen. Vielleicht würde er dann sein Vorhaben vorerst aufgeben, zur Räson kommen und mit Kaveh und Badawi ins Gespräch kommen. Adeodatus war der Schutzpatron der Unschuldigen, Kaveh konnte nur auf dieses Argument vertrauen und dass der Adeodat einsah, dass nicht nur schuldige Vecorianer um ihn herumsaßen[2].
 1. Bluffen 24 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg793361.html#msg793361), um die umknienden Menschen und Wesenheiten den Eindruck zu bescheren, dass ich den Mann flüsternd ermahnen würde.
 2. Diplomatie 25 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg793355.html#msg793355)
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 07.09.2012, 19:51:36
Nuwaira hob etwas die Augenbrauen zu Mahlakar und neigte den Kopf schief. Anders, als es manche vielleicht glauben würden, störte es sie nicht, dass er für sie gesprochen und ihre Bestellung aufgegeben hatte. Zum einen hatte er keine so einnehmende Persönlichkeit wie Kaveh, gegen die man sich durchsetzen musste, zum anderen hatte er vollkommen recht, was ihre Bestellung anging. Das Tagesessen und Wasser waren genau das, was sie sich wünschte. Außerdem, so betrachtete sie es zumindest, war sie gerade eingeladen worden, was auch nicht das schlimmste war. Dem Wirt selbst schenkte sie einen höflichen Gruß und eine Verbegung.

Was sie mehr verwirrte war, dass er sie auf einmal in einer fremden Sprache ansprach. Sie fragte ihn leise, mit ruhiger Stimme. "Entschuldige, mein Freund, was sagtest du?" Sie hoffte ernsthaft, dass er nicht irgendeinen Witz mit ihr spielte, oder schlimmer, dass er versuchte, ihr eine geheime Botschaft zu übermitteln, die ihr unbekannt war.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 10.09.2012, 23:31:15
Badawi + Kaveh
Der Adeodat schien verwirrt, als er aufblickte. Es war offensichtlich, dass er niemanden hier erwartet hatte, der ihm behilflich sein wollte. Er musterte Kaveh und schien, als er sich umblickte, zu bemerken, dass er bereits von einigen anderen Umstehenden beobachtet wurde. Er räusperte sich und sprach leise, sodass lediglich Kaveh und Badawi, den er als Verbündeten Kavehs zu erkennen schien, ihn verstehen konnten: “Bruder, ihr sprecht mit den Worten des Rachesuchenden. Wie kommt es, dass ich hier solche Gesellschaft erwarten darf?“ Er schien einen kurzen Augenblick zu überlegen und nickte dann. Er hatte wohl erkannt, dass hier nicht der Rechte Ort für ein solches Gespräch war. Die Ohren der Anwesenden waren nicht zwangsläufig die Ohren Vecors, aber Vorsicht war allemal geboten.

Die Glocken verstummten. Die Türen des Tempels wurden mit einem endgültig klingenden Rumsen geschlossen. Sollte dies eine Falle sein, hätte sie nun zugeschnappt, denn außer der Tür war kein Ausweg aus dem Gebäude zu erkennen, sofern man nicht einfach verdampfen konnte. Die Menge der Vecorianer verstummte, und auf diese Stille antworteten auch die weiteren Anwesenden, die nur zu Gast in der Oase waren. Eine Gestalt trat auf. Sie trug weite priesterliche Gewandung in weißer Farbe mit einem goldenen Cingulum um die Hüfte. Die Haare waren kurz und ebenfalls bereits weiß, das Gesicht gebräunt vom Antlitz Vecors. Es waren einige Falten sichtbar, vor allem im Bereich der Stirn, und die kalten Augen zeugten von wenig Gnade oder Freundlichkeit.

Sein Blick ging tadelnd in die versammelte Menge. “Ihr wollt Vecorianer sein?“ Er sprach leise, mit Entschlossenheit in der Stimme. Sie klang kalt und hoch und passte im Ganzen zu den Augen des Priesters. “Vecorianer sein, wisst ihr überhaupt, was das bedeutet?“  Er blickte sich fragend um. “Weiß das jemand? Nein! Denn die meisten von euch sind schwach! Alle von euch sind schwach, denn ihr habt niemals den Pfad Vecors beschritten. Lasst mich euch heute von diesem Pfad berichten, um euch zumindest zu einigen großen Taten zu inspirieren. Vielleicht könnt ihr Vecor so ein wenig gerecht werden. Dann weint er nicht mehr, wenn er auf seine Anhänger herabblickt!“ Er setzt sich in die Mitte des Kreises und das Licht der Sonne erhellte ihn.

“Der Pfad Vecors. Habt ihr euch einmal gefragt, wie man Vecor, die Incarnation der Perfektion, erfreuen kann? Geht in die Wüste! Setzt euch seiner Stärke aus. Geht ohne Vorräte und nur in den Gewändern eines Büßers. Folgt dabei der Morgensonne, bis ihr an einen Felsen gelangt, der wie eine Nadel in die Höhe steigt. Dies ist der Stein der Prüfung. Bringt mir von dort eine der Sonnenscheiben, die ich dort höchst selbst deponiert habe, und ich werde euch den Segen Vecors zusprechen. Vielleicht mögen einige von euch nun denken, dass dies eine einfache Prüfung sei. Für viele zu schaffen, die sich ordentlich vorbereiten! Ha! Narren, sage ich! Narren! Denn dieser Stein der Prüfung ist einen Zehntag von hier entfernt! Zwei Zehntage durch die Wüste führt euch diese Prüfung, ohne jegliche Vorräte. Wenn ihr diese Prüfung besteht, dann seid ihr Vecors Macht wahrlich gewachsen, und ihr dürft euch einen Vecorianer nennen.“ Er redete sich in einen Rausch und in eine Rage und es folgte eine detaillierte Beschreibung, wie er selbst der Sonne und der Kälte der Nacht trotzte, um sich selbst zu beweisen. Es schien ein Ritual unter der vecorianischen Priesterschaft zu sein, ein Initiationsritus. Auf jeden Fall hörte er sich gerne reden und ließ keine Gelegenheit aus, um seine Verbundenheit zu Vecor zu demonstrieren.

Schließlich rief er die Anwesenden zum Gebet auf. “Ich würde euch nun in die Nacht entlassen, in die einzige Tageszeit, derer ihr würdig seid. Doch die Protokolle verlangen, dass ich mit euch ein Gebet spreche, um Vecor zu gefallen. Vielleicht ist es sinnlos, weil er diesem armseligen Haufen keine Aufmerksamkeit schenkt, aber ich tue nun mal, was ich kann, um euch dem Einzig Wahren näher zu bringen!“ Er senkte sich auf die Knie, so wie alle Vecorianer, die anwesend waren und begann, ein Gebet zu rezitieren, welches sich auf die Größe Vecors bezog und sein Dogma zum Abschluss beinhaltete: “    Verachte alle, die nicht diesem Pfad folgen und helfe jenen aus dem Leben, die diesem Weg nicht mehr Folge leisten können. Verschmähe alles, was keine Perfektion erreichen kann, alles, was nicht so werden kann, wie ich es bin, denn ich bin die Perfektion, die Leben gibt und es nimmt. Ich bin die Reinheit und du sollst ebenso rein sein, wie ich es bin. Verschmähe Halbblüter und alle die, deren Reinheit beschmutzt wurde, denn für jene kann die Sonne nicht mehr scheinen. Lass sie leiden, wie die Wüste sie ausdorren würde. Übergebe die Wesen, die die Perfektion nicht mehr erreichen können und die, die nicht mehr rein sind, dem Feuer, auf das es sie reinigen möge. Und jenen, denen du den Weg des reinen Lichtes zeigen kannst, forme ihren Geist so, dass sie den einzig wahren Weg erkennen, denn ich bin der einzig wahre Weg, der einzig wahre Herr! So spricht Vecor, möge seine Herrlichkeit euch erhellen!“ Der Priester erhob sich und deutete zur Tür. “Geht und zeigt, dass ihr es würdig seid, Vecorianer genannt zu werden!“ Die Türen wurden geöffnet und die Menge setzte sich in Bewegung.

Nuwairah + Mahlakar
Hamam, der Wirt, verneigte sich und deutete den beiden Neuankömmlingen, dass sie Platz nehmen mochten. “Ich werde euch das Essen bringen, sobald es fertig ist. Es wird nicht lange dauern, da die meisten ehrenvollen Vecorianer soeben zum Gottesdienst aufgebrochen sind.“ Es lag ein wenig Spott in seiner Stimme. Scheinbar konnte er es sich leisten, wider die Herrlichkeit Vecors zu reden. Er wandte sich ab und begann mit der Zubereitung der Speisen sowie der Getränke.

Als Mahlakar den Zauber auf Nuwairah wirkte, sprang die junge Frau an einem der Fässer auf und deutete auf diesen, wobei ihre Augen schreckgeweitet waren. “Wüstendämon! Lass dein Teufelswerk draußen und verhexe uns nicht!“ Sie schlug ein Schutzzeichen vor ihrer Brust und ging hinter dem Tisch in Deckung, murmelte dabei leise Schutzrituale vor sich hin, woraufhin auch der Mensch aufsprang. “Jetzt gib endlich Ruhe, elendes Weib!“, dröhnte seine Stimme durch das Zelt. “Deine Furcht vor allem ist ja unglaublich!“ Er schüttelte den Kopf. Hamam, noch ein Kaktusschnaps, den brauch ich bei der Gesellschaft hier!“ Er setzte sich wieder hin und zog an seiner Wasserpfeife, um sich den beiden Neuankömmlingen zuzuwenden. “He, setzt euch doch zu mir. Ein wenig Gesellschaft würde mir ganz gut tun zwischen all diesen Gestalten. Ich kann euch vielleicht ein bisschen was verraten, was das Leben unter den Vecorianern erleichtert.“ Eine einladende Handgeste deutete auf seinen Tisch.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 11.09.2012, 20:01:12
Badawi ließ Kaveh zunächst einmal die Unterhaltung anfangs führen. Der Wüstendruide tat im Gottesdienst, dass was er am besten konnte, nämlich die Gegend vorsichtig ausspähen. Doch niemand schien offenbar eine Gefahr für sie zu sein, niemand sprang auf und wollte ihnen zusammen mit anderen Vecorianern Schaden zufügen. Ihre Tarnung war noch nicht aufgeflogen. Badawis "Taktik" bei diesem Gottesdienst war ganz klar: Er wollte nicht auffallen und würde alles nachmachen, was der Großteil der Vecorianer hier in diesem Gottesdienst machte. Falls es galt etwas aufzusagen, würde Badawi das aufsagen, was auch die anderen von sich gaben. Doch es würden freilich nur leere Worthülsen sein, denn der Wüstendruide verehrte ja Hrâun. Aber allzu sehr aufzufallen hätte womöglich ein großes Unheil bedeutet, deswegen hätte Badawi das ein oder andere nachgeplappert, wenn es denn sein musste. Aber zum Glück hörte sich der Vecor-Priester, der den Gottesdienst leitete, gerne selbst reden. Badawi war ziemlich froh drum.

Bezüglich dem Adeodat änderte Badawi etwaas seine Taktik und sagte nach dem Gottesdienstende leise flüsternd selbst etwas zu ihm: "Es war ein glücklicher Zufall. Aber dieser Ort hier ist nichts für Privatgespräche. Alles weitere kann besprochen werden, wenn wir draußen sind."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 13.09.2012, 04:14:35
"Wir sollten uns vor dem Zwerg in Acht nehmen. Er glaubt, er werde verfolgt.", raunt Mahlakar zu Nuwairah.

Auch wenn er wußte, daß es wahrscheinlich nicht helfen würde, sprach er die furchtsame Frau an.
"Verzeiht, edelste Blume der Oase. Es lag nicht in der Absicht dieses untröstlichen Mannes euch in Aufregung zu versetzen. Dieser vertrauenswürdige Mann versichert euch, daß er bestimmt kein Wütsendämon ist und auch nicht vorhat, irgendjemanden zu verhexen."
Erkennt sie den Makel meines Blutes?
Mahlakar betrachtete sie sich genauer, vermied es aber, sie dabei anzustarren, um sie nicht noch mehr in Furcht zu versetzen.

Dann nahm er den Mann genauer in Augenschein, der sie eingeladen hatte.
Erneut wendete er sich Nuwairah zu:"Nun, was meint ihr? Wollen wir die Einladung dieses höflichen Mannes annehmen?"
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 13.09.2012, 18:56:35
Spricht er jetzt von sich selbst oder von dem Mann an der Wasserpfeife..? dachte Nuwairah ein wenig verwundert, den Austausch eher ignorierend. Jede Argumentation mit der Frau hätte nur unnötige Aufmerksamkeit erregt und keinerlei Nutzen gehabt. Sie begriff immernoch nicht, was Mahlakar ihr gerade hatte sagen wollen. "Ich denke, es wäre gut, nicht alleine zu sitzen, mein Freund." meint sie sanft und nickt, dann den Mann nachdenklich betrachtend während sie zu seinem Tisch tritt. Wieso sollte er sie einladen? Vielleicht ein möglicher Verbündeter? Oder ein Spitzel des Feindes, der jene auskundschaftete, die dem Gottesdienst fern blieben?
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 14.09.2012, 14:43:07
Der Schmied hörte dem Redner zu, aber die Hoffnung auf sinnvolle, spezifische Informationen über die Vecorianer versiegte schnell. Stattdessen begegneten sie einem misanthropischen Selbstdarsteller, welcher mit jeder Menge Zynismus, den er aus seinem Dogma gewann, lieber seine Brüder und Schwester in den Tod schickte als ihnen wirklich behilflich zu sein. Entweder war der Priester ein unzufriedener, verbitterter Mann oder er legte seinen Glauben in eine sehr pervertierte Richtung aus. Vielleicht verstand Kaveh auch einfach seine Art der Sprache nicht, weil Kaveh im Herzen eben kein Vecorianer war, andererseits war Kaveh auch ein Mann, der versuchte durch Vorbild und nicht durch schöne Worte zu führen. Vielleicht verstand Kaveh deswegen den Grund der Worte des Priesters nicht. Wie würde es wohl aussehen, wenn der Priester diese Prüfung nochmal durchstehen müsste? Ohne hilfreiche Wasserzauber und ohne all den Komfort ihrer technischen Errungenschaften, ohne Kamel und dergleichen. Wäre er ein guter Anführer, der seinen Auftrag ernst nahm, würde er die Leute einladen mit ihm zu ziehen und sie auf den Weg anzuleiten, welcher ihre Religion war. Stattdessen verlor er sich in Selbstbeweihräucherungen und schwammigen Glaubensaussagen, welche er immerhin mit Inbrunst vertrat. Dass er aber so überzeugt von seinen Worten war, ließ eine ganz andere Frage in Kaveh gären: wie viele Vecorianer waren in Wirklichkeit Misanthropen? Es könnten viele sein, denn aus der Verachtung der Imperfektion des Menschen erwuchs bei jenen, welche sich über ihnen wähnten, gleichzeitig auch immer eine paranoide Angst doch selbst imperfekt zu sein und von den unterlegenen Menschen doch übertrumpft zu werden. Eine Angst oder für reflektierende Vecorianer eine Furcht, welche die Tyrannei an sich teilte und sich in den Gläubigen von Vecor, gerade jenen, die sich im näher als andere fühlten, wahrscheinlich verdoppelte. Kaveh beschloss dies als Erkenntnis mit aus dem Gottesdienst zu nehmen. Diesen verließ Kaveh ohne ein weiteres Wort an den Adeodaten zu verlieren, schließlich hatten sie einen Treffpunkt ausgemacht, an dem sie sich treffen würden und übermäßig viele Ohren bedeuteten übermäßig viel Gefahr, also schwieg Kaveh und trennte sich mit Badawi von dem Adeodaten, um ihn erst am Treffpunkt wiederzutreffen.

Kaveh bewegte sich schließlich nach dem Gottesdienst zum eigenen Zelt zurück, um sich auf das Treffen mit dem Adeodaten vorzubereiten. Leider waren seine oberflächlichen Gedanken auf Vecor geprägt, sodass ein Zauber zu verwirrenden Ergebnissen über seinen inneren Zustand kommen mochte. Doch Kaveh hatte keine Zeit dies zu ändern und es war an diesem Ort zu gefährlich, weil er einen zeitlichen Vorlauf und das Gebet an Hrâun dazu brauchte. Aber Kaveh bewaffnete sich wieder, in dem er zumindest seinen Stoßdolch unter seine Kleidung brachte, und schaute nach Mustafa und Tiatha, welche wahrscheinlich nach dieser anstrengenden Reise noch schliefen. Nachdem er sie, wenn sie nicht schliefen, über das Treffen informierte, brach er mit Badawi zum Treffpunkt auf. "Der Adeodat war sehr nervös, wir sollten auf unseren Selbstschutz achten.", riet Kaveh dem Wüstendruiden, kurz bevor sie zur Schenke gingen.

An der Schenke angekommen, sahen sie den Adeodaten schon auf der Ostseite des Gebäudes stehen, wie er im Halbdunkel an der Wand lehnte. Ein Bein angewinkelt, da die Fußsohle sich an der Hauswand abstützte. Kaveh trug wie fast immer seine Kapuze aufgesetzt, sodass sein Gesicht nur im direkten Licht wirklich zu sehen war. In Anbetracht von Mücken und anderer lichtaffiner Tiere, die einem um den Kopf summen mochten, war diese Tracht aber nicht sonderlich ungewöhnlich. So bewegte sich der Inquisitor des Hrâun mit selbstverständlichen Bewegungen über die Oase und schließlich auf den Adeodaten zu. Jedoch versuchte er seine Umgebung im Auge zu behalten, auf besondere Geräusche, Gerüche oder Eindrücke zu achten, damit ihr Gespräch möglichst unbemerkt, aber wenn bemerkt, doch wie selbstverständlich ablaufen konnte[1].

Kaveh grüßte den Mann mit einer lockeren und gewöhnlichen Begrüßung, in dem er die Hand hob und sich dazu stellte. "Schöner Abend, nicht wahr?" Und sprach dann leiser. "Wie jeder Abend ein schöner Abend ist, wenn man in Vecors Rücken einen Weisen entdeckt, welcher ein wahres und rechtes Ziel verfolgt. Seid bedankt, dass ihr euer Leben nicht vor dessen Zweckerfüllung beendet habt." Kaveh war freundlich und zurückhaltend, sprach leise, aber ohne zu flüstern. "Wer war euer Ziel? Der Priester, der sein eigenes Volk mehr hasst, als dass er es liebt oder ein bestimmtes Ziel unter den Anwesenden? Die anwesende Menge selbst?" Kaveh wich immer wieder von diesen Fragen ab, falls Menschen in der Nähe waren und fragte dann danach, ob der Mann nicht Töpferwaren erwerben wolle zu Vorzugspreisen, wenn er sich noch vor dem nächsten Gottesdienst zum Kauf entschied. "Ich bin übrigens Kaveh Ahangar.", verriet der Inquisitor freigiebig seinen Namen, um erweitertes Vertrauen zu schaffen, behielt den Mann aber im Auge. Ob er immer noch so nervös war und ob seine Worte, die er äußerte, vielleicht unwahr waren[2]? Dabei schlug Kaveh vor, während des Gespräches etwas spazieren zu gehen, um so immer den Standort zu verändern und stationären Zuhörern und Beobachtern die Sache schwerer zu machen. Kaveh machte dabei noch keine Andeutungen darauf, dass er ihm helfen konnte oder wollte, denn dies hatte er schon während des Gottesdienstes getan. Erst einmal, wollte er vorsichtig beginnen und dies versuchte er freundlich.
 1. Wahrnehmung 25 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg797151.html#msg797151)
 2. Motiv erkennen 32 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg797151.html#msg797151)
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 14.09.2012, 19:02:36
Badawi verließ zusammen mit Kaveh den Gottesdienst. Er würde vorerst an der Seite des Inquisitors bleiben. Die Natur, die Wüste und das Feuer waren Badawis Elemente. Seine sozialen Fähigkeiten waren dagegen weniger gut ausgeprägt. Das musste Badawi schon selbstkritisch zugeben. Dennoch war er für Kaveh von Nutzen, denn Badawi war ein ziemlich guter Späher, wenn es darauf ankam. Es sprach nichts dafür, dass diese Person nur zum Schein ein Adeodat war, dennoch sollten sie vorsichtig sein. Aber als Inquisitor würde Kaveh bestimmt ein Gespür dafür haben, ob sie jemand anlog oder doch nicht. Das weitere Gespräch überließ Badawi voll und ganz Kaveh. Der Wüstendruide schaute sich nur unauffällig in der Gegend um und würde alles, was ihm seltsam oder gefährlich vorkam, sofort Kaveh mit einem Flüstern melden.[1]
 1. Wahrnehmung: 33 fürs unauffällige Beobachten der Gegend.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 15.09.2012, 09:15:09
Mahlakar folgt Nuwairah an den Tisch des Mannes, der sie eingeladen hat; behält aber die Frau und den Zwerg weiter im Auge.
Mit einer Verbeugung sagt er: "Wenn dieser dankbare Mann sich vorstellen darf? Mein Name ist Mahlakar. Mit wem haben wir das Vergnügen und was führt euch her?"
Dann setzt er sich auf den angeboten Platz am Tisch.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 15.09.2012, 12:23:44
Auch Nuwairah setzte sich, nachdem sie sich vorstellte. Falsche Namen würden sie nicht nützen, wieso auch, hatten ihre Namen doch keinen Makel in den Augen der Vecoranhänger... Zumindest bisher. "Und Nuwairah lautet der meinige Name. Es ist überaus freundlich von euch, zwei Fremde an euren Tisch einzuladen, werter Herr." Sie entschloss sich, dem Mann nicht zu trauen. Sie hatten durch seine Zuneigung nichts zu gewinnen, aber durch sein Misstrauen viel zu verlieren, wenn sie etwas falsches sagten.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 03.10.2012, 21:00:26
Kaveh + Badawi
Im Schatten des Gasthauszeltes war es ruhig und außer den ohnehin Anwesenden verirrte sich niemand dorthin. Wenn jemand diese Ecke der Oase aufsuchen wollte, würde er mit Sicherheit das Zelt betreten. Badawi war aufmerksam wie eh und je, doch außer einem Vogel, der in der Baumkrone saß, gab es nichts Auffälliges zu vermerken. Sein Zwitschern vermengte sich mit dem Geräusch der Heuschrecken, von denen scheinbar einige in der Umgebung waren.

Der Adeodat wirkte ruhig, als er angekommen war. Die Anspannung aus dem Tempel war anscheinend gewichen, was nicht weiter verwunderlich war, da sein Leben nicht mehr dermaßen in Gefahr war, wie noch war etwa einer halben Stunde. Man konnte dennoch bemerken, dass er noch immer unruhig in alle Richtungen blickte, wie um sicher zu gehen, dass von nirgend eine unangenehme Überraschung auf ihn zukam. Auf Kavehs Fragen antwortete er nach einem kurzen Überlegen und einem gründlichen Blick über die Schultern. Er sprach leise, sodass man ihn auf ein paar Meter Entfernung nicht mehr hören konnte: “ Kaveh Ahangar, dies ist wahrlich ein schöner Abend, so wie es jeder Abend ist, wenn Raiva und Marnarn am Himmel aufsteigen. Wusstet ihr, was manche Leute über diese beiden Monde sagen? Sie sagen, dass sie nur durch die Gnade Vecors leuchten würden. Ist das nicht sehr vermessen?“ Er blickte sich wieder um. Hatte sich in der Zwischenzeit jemand genähert? Er konnte niemanden erblicken, also sprach er weiter.
“Mein Name ist Adhmar, das Eiswiesel. Seltsamer Name, nickt wahr? Es soll Leute geben, die solch einen Namen komisch finden. Ein Eiswiesel. Ich erkläre euch einmal, wie er zustande gekommen ist.“ Erneut der Blick nach hinten. “Das Wiesel ist schnell geklärt. Ich bin sehr flink auf den Beinen und kann gut davonlaufen. Und Eis… Das hat zwei Gründe. Ich will euch nicht langweilen, weswegen ich das kurz fasse. Ich habe einige pikante Aufträge erledigt und dabei stets die Nerven bewahrt, und dazu gibt es einige Geschichten, die mit einem Termitenbau zu tun haben. Wenn ihr dazu mehr wissen wollt, können wir uns einmal bei einem Wein darüber unterhalten.“ Er ließ die Worte einige Augenblicke wirken. Lautes Rufen erklang aus Richtung der Oasenmitte und Adhmar zuckte zusammen, allerdings geschah nichts weiter und auch Badawi konnte keine Gefahr erkennen.

“Ihr fragt nun nach meinem Ziel. Ich weiß nicht, ob ich euch davon erzählen soll, denn ich kenne euch kaum. Allerdings wäre ich wahrscheinlich ein toter Mann, wenn ihr ein Vecorianer wäret und ihr habt bereits erkannt, dass ich etwas vorhatte.“ Es war offensichtlich, dass er noch mit sich am Ringen war. “Also gut, mein Ziel war es, den Priester auszuschalten. Und nicht einfach nur auszuschalten, sondern möglichst lautlos, sobald er das Licht betrat. Ich hatte dazu ein Blasrohr mit einem Giftpfeil dabei. Stellt euch das einmal vor. Ein Vecorianer, der im Licht vergeht. Das wäre eine Ironie! Und ein verdammtes Zeichen.“ Die Nervosität kehrte zurück zu ihm. Er schien nicht genau zu wissen, warum er das verraten hatte und noch viel weniger, ob er die nächsten Momente überleben würde. Als er nach einigen Augenblicken noch lebte, fragte er: “Und nun verratet mir bitte den Grund, weshalb ich mein Vorhaben abgebrochen habe. Was ist euer Begehr in diesen Gebieten?“

Mahlakar + Nuwairah
Die Frau schien sich nicht so sehr zu beruhigen, dass sie sich wieder an den Tisch setzte, keifte allerdings auch nicht weiter herum. Vielmehr beäugte sie misstrauisch, wie sich die beiden Neuankömmlinge weiterhin verhielten. Erneut schlug sie ein Schutzzeichen und bestellte dann durch Zuruf einen Apfelgeist.

Als die beiden sich an den Tisch setzten, erhob sich ihr Gegenüber als Zeichen der Ehrerbietung, vor allem gegenüber der Frau – eine in diesen Breiten recht seltene Geste. Er lächelte dabei freundlich und schaute noch einmal zu der Frau, die vor Sekunden noch wirkte, als würde einer der Teufel persönlich vor ihr stehen. Schließlich setzte er sich wieder und zog an der Wasserpfeife. “Es ist mir eine Freude, euch kennenzulernen, Mahlakar, und eine ebensolche auch bei euch, Nuwairah. Und verzeiht, wenn ich euren Liebreiz preise, doch ich war lange in der Wüste unterwegs und erblicke endlich nach langer Zeit wieder eine Frau, die es auch wert ist, so genannt zu werden.“ Er nahm einen kleinen Schluck Wein. “Ihr fragt, was mich hierher treibt. Ich bin ein Händler im Namen des Alphestes. Ich biete meine Waren in allen Ecken der Wüste feil und bringe dort Leben hin mit meinen Karawanen, wo normalerweise keines möglich wäre. Von einer dieser Reisen kehre ich nun zurück in die Stadt Vecors Stolz, wo ich mir eine wohlverdiente Pause können werde. Ich habe dort ein Haus mit zwei Dienern. Ich gehe davon aus, dass ihr ebenfalls keine Vecorianer seid? Oder habt ihr andere Gründe, weshalb ihr dem Gottesdienst ferngeblieben seid?“
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Nuwairah am 05.10.2012, 11:28:51
Nuwairah lächelte freundlich dem Mann zu, während hinter ihrem Kopf die Gedanken aufblitzten. Wenn dieser Mann wirklich ein Spion war, der subversive Subjekte aussieben sollte, so was dies sicherlich die erste Frage, die man stellen würde. Andererseits war es vielleicht ein bischen zu schnell. Egal, die Antwort würde so oder so dieselbe sein. "Wir sind ebenfalls reisende Händler und, in meinem Fall zumindest, Geschichtenerzähler, werter Herr. Manche von uns sind bei dem tatsächlich bei jener Messe, nur uns hat es hierher verschlagen. Ich kann nicht für meinen Begleiter sprechen, doch zumindest mich hat es hierher verschlagen, da der Durst und Hunger während dem entbehrungsreichen Weg unter Vecors Schein mir als größere Ehrerbietung vor der Sonne erschien als ein Ritual, dessen Worte ich, ganz hinten stehend, eh nicht verstünde. Außerdem wollte ich mir den Ort ansehen, an dem ich vielleicht heute Abend eine meiner Erzählungen zum besten gäbe. Doch wenn ihr klugen Rat habt, so werde ich ihn gewiss nicht ablehnen."
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Kaveh Ahangar am 05.10.2012, 17:57:49
Selbst jetzt redete der Mann sich noch selbst Mut ein. Eiswiesel. Seine Erklärung seines Spitznamens schien Kaveh eine Träumerei zu sein, ein Ausblick darauf, wie Adhmar sich selbst gerne sehen würde, aber nicht sehen kann. Für ein Eiswiesel war der Mann beeindruckend nervös. Der Schmied nickte dem Eiswiesel jedoch nur freundlich zu und äußerte keine seiner Bedenken, auch nicht jene bezüglich des Angriffes auf den Priestes, selbst wenn es nur mit einem Blasrohr war. Sein Angriff wäre niemals ungesehen geblieben, so wie er sich benahm und er wäre wahrscheinlich gestorben, sinnlos für eine Situation, in der er eigentlich Nerven bewahren wollte. Der Schmied überlegte, dass er den Mann unterschätzen konnte; der erste Eindruck konnte so häufig täuschen. Aber nein, dieser Mann war kein kaltblütiger Mörder und auch niemand, der eine größere Expertise mit Anschlägen besaß, zumindest wahrscheinlich nicht. Alleine die Hoffnung, dass der Mord an dem Vecorianer eine Symbolkraft gegen Vecor hätte, erschien Kaveh ungewiss. Der Priester führte sich unfreundlich der Gemeinde gegenüber auf und war wahrscheinlich nur noch aufgrund der Hierarchie ein Prediger, die Masse hätte dessen Tod maximal als Segen Vecors aufgefasst oder den Mann begonnen als Märtyrer zu verehren.
"Ich würde die Geschichte gerne bei Wein hören, Eiswiesel.", entgegnete der dunkeläugige Kaveh mit freundlichem Lächeln.

Kaveh schaute sich um und blickte dann wieder auf Adhmar. Der dunkelhaarige Inquisitor wollte sich gar nicht auf diese Worte um Raiva und Marnarn, und ob sie von Vecor beschienen werden oder nicht, einlassen. Die Vecorianer zogen ihren Gott, den sie als einzigen anerkannten, für jede Erklärung heran. Solche Trivialitäten beschäftigten Kaveh dementsprechend nicht und genauso wenig wollte er das Gespräch in diese Richtung gleiten lassen. Es ging Kaveh nicht, um eine religiöse, theologische Diskussion um die Attribute, welche Vecor zugerechnet wurden, es ging ihm um den Widerstand. Nachdem er sich also versichert hatte, das weiterhin kein Zuhörer sich aufdringlich gab, sprach Kaveh weiter.
"Ein mutiger Versuch.", kommentierte Kaveh seinen Versuch den Priester anzugreifen. "Ist der Mann, der sein eigenes Volk hasst, es wert, dass man ihn derartig schnell erledigt?" Eine simple Frage, welche Adhmar dazu bringen sollte, nicht nur sein Motiv zu hinterfragen, sondern auch Informationen über diesen von sich eingenommenen Priester preiszugeben. Kaveh erschien es recht wahrscheinlich, dass Adhmar auch eine persönliche Komponente mit in diesen Konflikt brachte. Vielleicht hatten er und seine Priester bereits vorher Kontakt gehabt. Für einen symbolischen Anschlag erschien Kaveh ein Gottesdienst zur Abenddämmerung an einer Oase zu unwichtig. "Aber eure guten Nerven sind für mehr bestimmt als für ein Angriff in einer Oase." Kaveh versuchte aufbauende Worte zu finden, denn wenn es eine Herzensangelegenheit war oder der Mann nach einer Indoktrination fürdiesen Angriff bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte, musste man jetzt behutsam mit ihm umgehen. Immerhin hatte er selbstständig erkannt, dass er zu auffällig bei seinem Vorgehen war. Dennoch war Kaveh unschlüssig darüber, wie vertrauenswürdig der Mann war. Kaveh ging einen Moment in sich. Nein, dieser Mann war wahrhaftig verängstigt und brauchte Hilfe. Kaveh hoffte, dass beide Seiten davon profitierten.

"Eure Nerven. sie sind kühl genug, um sich auch in Vecors Stolz zu betätigen! Dort, wo der Widerstand so stark bekämpft wird!" Kavehs Ausdruck wurde betrübt. "Wir haben die vielen toten Adeodaten am Henkersweg gesehen. Es sind genug geworden, dass es schwer geworden ist dieser Tage, noch einen Kontakt zu ihnen aufzubauen." Kaveh blickte betreten zu Boden. "Soweit ist es inzwischen gekommen. Vecors Schergen machen uns genug Angst, dass wir uns vor seinem Antlitz Tag wie Nacht verstecken müssen und dass wir kleine, unbedeutende Ziele außerhalb der Hauptstadt angreifen, in der Hoffnung, wir würden ein Symbol setzen." Kaveh blickte wieder hoch, mit eindringlichem Blick, als würde noch eine kleine Flamme in seinem Herzen lodern, und fasste Adhmar auf die Schulter. "Doch sein wir ehrlich, Adhmar. Wir tun dies nur, damit unsere Hoffnung nicht erlischt, nicht wahr? Wir tun die kleinen Dinge, um hoffen zu können, dass die Vecorianer uns nicht vergessen und um zu zeigen, dass unsere Schultern stark sind, unsere Knie nicht nachgeben, egal, wie viele sie von uns ausrotten und dabei hoffen wir auf eine Eingebung. Doch es hilft nichts, sich an diese Hoffnung zu klammern, wenn wir es nur um des Klammerns Willen tun." Kavehs Stimme wurde ein energisches, verschwörerisches Flüstern. "Lasst unsere Freunde dieses Klammern beibehalten, wenn sie nicht mehr können, doch wir müssen, Adhmar! Wir müssen mehr tun! Wir wollen mehr tun, als Vecorkarawanen und kleine Gruppen von Kreuzrittern aufzureiben, ein paar ihrer Priester zu meucheln und ein paar ihren Schäfchen abtrünnig zu machen. Der Glaube Vecors ist wie Unkraut. Wenn man es nicht an den Wurzeln packt und ganz ausreißt, wird er immer wieder nachsprießen. Lasst uns nach Vecors Stolz gehen und dort ein wirkliches Zeichen setzen!" Kaveh blickte Adhmar mit diesem energischen Blick an, ehe er erschöpft den Kopf senkte. Seine Stimme klang nun auch ermattet. "Doch wir kommen nicht aus Vecors Stolz und haben deswegen keine Kontakte und kaum Wissen über die Finessen des Stadtlebens. Die Adeodaten scheinen wie verschluckt. Könnt ihr uns helfen, Adhmar?" Freundliche Hoffnung sprach aus dem Blick des Inquisitors. "Es muss ein Wink des Rächers[1] sein, dass er uns unter dem Dach seines Vaters zueinander finden ließ.[2]"
 1. So wie Adeodatus gerne gerufen, wenn er als Rachegestalt der Schwachen angebetet wird.
 2. Diplomatie 33 (http://games.dnd-gate.de/index.php/topic,7263.msg803498.html#msg803498)
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Badawi am 09.10.2012, 22:52:49
Wirklich Nerven behalten, hatte der Mann aus Badawis Sicht nicht. Aber der Wüstendruide wollte Adhmar, das Eiswiesel, noch etwas besser kennenlernen, bevor er sich eine voreilige Meinung zu ihm bildete. Ihm ging es da ähnlich wie Kaveh, auch wenn er natürlich hier und jetzt schlecht offen mit ihm über dieses Thema sprechen konnte. Badawi war sich nicht sicher, wieviel man ihrem Gegenüber anvertrauen konnte, doch Kaveh wählte einen akzeptablen Kompromiß für den Moment. Der Druide hatte schon so seine Bedenken. Denn wenn Adhmar gefangen genommen werden würde und man ihn entsprechend foltern würde, hätte es gut sein können, dass er ihre konkreten Pläne ausplaudert. Es war ein gefährliches Geheimnis, das die Hrâun-Anhänger mit sich herumschleppten. Sollte man solch ein gefährliches Geheimnis wirklich voll und ganz über Andeutungen hinaus mit diesem Adeodaten teilen? Badawi war sich da sehr unsicher. Er sah den Adeodaten erwartungsvoll an und wartete auf dessen Reaktion. Erst danach würde Badawi vielleicht auch etwas sagen. Während der Adeodat dann sprach, würde sich der Druide allerdings weiterhin vorsichtig in der Gegend umsehen.
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Hraun am 10.10.2012, 22:20:26
Nuwairah + Mahlaka
Der Händler zog ein weiteres Mal an seiner Wasserpfeife. Lang muss die Zeit der Entbehrungen gewesen sein, dass er sich mal um mal an dem Luxusgut bediente und kaum davon ablassen konnte. Wer weiß, wohin seine langen Wege ihn führten, und welche Leute er in den Winkeln dieser Wüste bediente. Gewiss war es ein weitgereister Mann, so konnte man annehmen. “Hunger und Durst als Ehrerbietung, so gefällt es dem großen gelben Ungetüm dort oben bestimmt. Entschuldigt, wenn ich so offen spreche, doch mittlerweile glaube ich nicht mehr daran, dass die Götter sich so sehr für den Einzelnen interessieren, wie die Verehrer dieser Gottheiten es tun. Ich habe – mit Verlaub – noch keinen Sünder getroffen, der von einem Blitz der Götter erschlagen wurde, allerdings schon viele, die mit der Legitimation ihres Gottes diesen Sünder beseitigt haben, weil ihnen seine Nase nicht passte. Ist es nicht seltsam, was manchen Göttern gefällt? Der eine mag es, wenn man ihm Gold anbietet. Der anderen nimmt gerne Menschenopfer, wiederum andere sehen uns Sterbliche gerne leiden. Und welchen Sinn hat all das? Was bringt es den Göttern, außer vielleicht ein wenig Freude? Ich glaube kaum, dass Götter Geldprobleme haben!“ Er schmunzelte und trank aus seinem Becher. Wie weit war es wirklich her mit seiner Überzeugung zu seinem Gott? “Versteht mich nicht falsch, solltet ihr wider Erwarten Vecor angehören. Es ist gewiss eine große Leistung, die Wüste zu durchqueren, noch dazu in kleiner Gruppe. Ihr habt dazu meine Anerkennung.“ Er wurde unterbrochen von Tiatha, welche das Gasthaus betrat und dort die Eindrücke in sich aufsog.

Interessiert wandte er seinen Blick wieder Nuwairah zu. “Ihr seid eine Geschichtenerzählerin? Das finde ich bemerkenswert. Die meisten Geschichten, die man hier hört, dienen kaum der Unterhaltung, sondern der mehr oder weniger moralischen Erziehung. Sie formen ein idealtypisches Bild des perfekten Wesens. Diese hängen mir zum Hals heraus und haben in meiner Kindheit in mir den Entschluss reifen lassen, sprichwörtlich in die Wüste zu gehen und dort Dinge feilzubieten. Man lernt die Ruhe dort zu schätzen, wenn man sonst nur geistigen Abfall zu hören bekommt. Und fragt mich jetzt bitte nicht, wie ich es geschafft habe zu überleben mit meiner Einstellung. Deses Wunder finde ich selbst bemerkenswert!“ Er zwinkerte. “Aber was für Geschichten erzählt ihr?“

Auf einen klugen Rat angesprochen, beugte sich der Händler, der sich noch immer nicht vorgestellt hatte, leicht vor. “Wenn ihr einen klugen Rat hören wollt, dann nehmt euch diesen hier zu Herzen. Vecor steht für die Sonne, er ist die Sonne, so heißt es. Doch wo Licht ist, fällt auch eine Menge Schatten, und auf Vecors Stolz fällt eine Menge Licht. Je größer der Wahnwitz, je größer der Prunk, der in der Sonne errichtet wurde, desto größer ist auch der Schatten, den dieser hervorruft, und nicht immer ist dieser Schatten dazu, etwas zu verdecken. Vielmehr passiert es, dass dieser Schatten ein Eigenleben entwickelt, und die Vecorianer sind ganz fuchsig, dass sie in diese Schatten keinen Einblick haben. Fangt mit diesem Rat an, was ihr wollt. Meidet den Schatten, wenn ihr Angst habt, oder sucht ihn auf, wenn ihr euch verstecken wollt. Aber seid euch gewiss, dass dieser Schatten von Vecor nicht geduldet wird. Was in den Schatten aus seinem Blickfeld verschwindet, erzürnt ihn, oder vielmehr seine Anhänger, weil sie gerne alles kontrollieren, und dort zu ihrem Ärger keinen Zugriff haben.“ Er endete seine Rede, als der Wirt Hamam die georderten Getränke servierte und darauf hinwies, dass das Essen noch einige Minuten brauchen würde. Mittlerweile waren drei weitere Gäste eingetreten, die sich an einen Tisch gesetzt hatten. Es schien eine einheimische Familie zu sein.

Badawi + Kaveh
Der Vorschlag, einen Wein zu dieser Geschichte zu trinken, entlockte auch Adhmar ein Lächeln, wenn auch ein schwaches. “Kaveh, ich würde sehr gerne etwas mit euch trinken, und auch mit eurem Begleiter, doch ich fürchte, dass wir Adeodaten dem Wein abgeschworen haben. Wein lockert nur unnötig die Zunge und senkt die Hemmschwelle. Das war in früheren Tagen für viele von uns der Tod, deswegen meiden wir dieses Getränk nun. Allerdings…“ Er zog eine Schulter hoch, eine Geste der Gleichgültigkeit. “Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen, so denke ich also, dass ich heute eine Ausnahme machen kann. Ich bin ja nicht mehr im Einsatz und denke, dass ich euch wohl vertrauen kann. Ihr scheint mir in Ordnung zu sein!“

Angesprochen auf den Tod des Priesters, blickte er sich noch einmal um, denn es schien ihn in Erinnerung zu rufen, wo er sich befand. Es sprach wieder leiser, flüsterte beinahe. “Ich weiß nicht, wie ihr das seht. Ich sehe einen Menschen, der sich vor sein Volk steht und sich selbst dafür preist, dass Vecor ihn akzeptiert und Gnade über diesen Mann kommen lässt. Er rühmt sich mit seinen Errungenschaften in der Sonne, und wie er der Wüste unendliche Tage abgetrotzt hat. Ich denke, dass es für diesen Mann nichts Schlimmeres gibt, als einen undurchblickbaren Tod zu sterben. Einen Tod, den er nicht versteht. Einen Tod, der dann eintritt, sobald er in das Licht tritt. Im Licht zu sterben mag vielleicht ein höheres Ziel von ihm sein, allerdings nicht, wenn es so aussehen könnte, dass er durch das Licht stirbt, weil er in Ungnade gefallen ist. Ich wäre erfreut, wenn er so sterben würde. Vielleicht ist das zu viel Symbolik, und man sollte ihn lieber tagelang an einem der Kreuze verrotten lassen – ihm ab und an einen Becher Wasser zu trinken geben, um seinen Tod hinauszuzögern, doch ich finde, dass das ein guter Tod wäre.“Erschrocken wich er einen Schritt zurück. Hatte er das gerade etwa wirklich gesagt? Es war erstaunlich, was Hass aus einem Menschen machen konnte.

Er rang einen Moment mit sich, ehe er weitersprach. Offenbar gab er Informationen weiter, die nicht unbedingt für Außenstehende bestimmt waren. Hatte er wirklich so schnell Vertrauen gefasst? “Außerdem… Die Adeodaten haben ein bestimmtes Ziel mit ihren Aktionen. Die Hauptstadt Vecors Stolz wurde in letzter Zeit zu oft von uns unter Druck gesetzt. Deswegen versuchen wir nun, das Hauptaugenmerk scheinbar auf die Versorgung zu legen, um den Fokus der Vecorianer von der Hauptstadt wegzulocken. Wenn es uns gelingt ist alles gut, dann haben wir freie Bahn, um kurzzeitig wieder in dem Moloch frei nach unserer Überzeugung zu wüten. Wenn es uns nicht gelingt, haben wir dennoch einen Trumpf auf unserer Seite, denn dann können wir die Versorgung der Stadt schwächen, und das Volk muss Mängel erdulden, die es nicht kennt. Und wer wäre nicht verwundert und würde nachdenken, wenn der ach so mächtige Vecor plötzlich nicht mehr alle Bedürfnisse erfüllen kann? Es würde zu Krawallen kommen. Das Volk würde nicht mehr geschlossen hinter den Herrschern stehen, da die Sünder nicht mehr bloß von den Feuern im Nachleben erwartet werden, sondern bereits in diesem Leben Hunger oder andere Mängel erleiden müssen. Wein für das Volk.“Er lächelte bei diesen Worten. “Und ich werde euch gerne zu meinen Leuten in der Hauptstadt bringen. Dort werdet ihr mehr von uns kennenlernen, als nur meine bescheidenen Worte.“ Er verneigte sich und schwieg einen Augenblick. “Ich danke dem Rächer, dass er uns aufeinandertreffen ließ, um weitere Befürworter unserer Sache zu finden!“
Titel: Kapitel 1: Der Pfad über glühende Kohlen
Beitrag von: Mahlakar am 11.10.2012, 14:16:40
Mahlakar fühlte sich dem Händler ein wenig verbunden.
Denn wer wußte schon, ob die Götter für ihn etwas Gutes oder Böses bereithielten. Es kam immer auf den Standpunkt an. Was Einem nützen würde, konnte für jemand Anderen schadhaft sein.
Aber eine Ablehnung der Götter selbst kam für Mahlakar nicht in Frage.

Schon wieder Schattten! Immer geht es um Schatten! Ich weiß mehr über sowas, als der Händler wohl ahnen kann. Ich habe sie gesehen, mit ihnen gesprochen, ihnen geholfen und bei ihnen gelernt. Ha, was weiß er vom Eingenleben der Schatten?! Mahlakar fröstelte es, als seine Gedanke wieder an sein zu Hause zurückblickten; er sich an die dunklen, kühlen Hallen der Bibliothek erinnert. Er fühlte, wie sich die Male auf seinem Körper bewegten, als er fast unterbewußt seine Fähigkeiten nutzen wollte.
Konzentration! Konzentration! Ich darf nicht die Kontrolle verlieren.

Er nahm einen Schluck von seinem Wein und nickte dem Wirt dankbar zu.

Dann wand er sich dem Händler zu.
"Mutige Worte an so einem Ort. Dieser besorgte Mann hofft, daß euch euer Glück weiterhin hold ist. Aber sagt, wie war doch euer Name gleich? Und wie kommt ihr darauf, daß wir in einer kleinen Gruppe gereist sind?"
Mahlakar ging das Gespräch noch mal im Kopf durch, konnte sich aber nicht erinnern, daß diese Sachen erwähnt worden waren.