Jericus ist heute etwas angespannter als die Tage und Wochen zuvor.
Was bis her geschah (Anzeigen)Die bisherigen Geschehnisse auf Owolus II waren für ihn rein Informeller Natur und diese nicht einmal für ihn. Er hatte im Namen seiner Herrin Botengänge ausgeführt, die Kontaktpersonen der Comitrissa observiert (mit welchen Personen sie noch Kontakt pflegen), Erkundungen eingeholt, für allgemeine Sicherheit rund um die Geschäfte der Adligen gesorgt und auf ihre Weisung hin die Inhalte dutzende Ordner und Mappen verinnerlicht, um die geographischen, politischen und szenetechnischen Hintergründe von Panbeyra zu kennen. Einen Ernstfall konnte er bis zum heutigen Tag nicht verzeichen.
Mal musste er diebisches Gesinde vom Anwesen vertreiben, mal musste er bestimmte Kontaktpersonen erst aufwendig suchen um mit ihnen in Kontakt zu treten... Eben nichts ernstes. Keine spürbaren Veränderungen. Kein Blutvergießen.
Aber das war auch gut so.
Es war nicht der Stil seiner Herrin auf diese Weise dem Officio Assassinorum zu dienen.
In diesen Machenschaften war sie so geschickt, dass er selbst bis heute nicht herausgefunden hatte, was seine Meisterin hier für ein Spiel trieb.
Zumindest hatte man ihm deutlich gemacht, weswegen man ihn einsetzte.
Er sollte für den Fall der Fälle ein paar Fäden zusammen führen. Er musste sich hier auskennen. Musste wissen, an wen man sich wenden kann und eine Vorstellung davon haben welche Kreise die einzelnen Spielfiguren zogen.
Ja, es war ein Spielfeld voller Figuren.
Während die Diener der Comitrissa wie die "Bauern" die "Dame" beschützen, durfte er als "Läufer" hin und her rennen und ihre Aufgaben umsetzen.
Es gehörte in der Vergangenheit immer ein Stück weit zu seiner Professionalität, wenn er die Menschen um sich und natürlich sich selbst als Resourcen betrachtete. Er wies ihnen alle eine Bedeutung zu, welche weniger emotionaler denn praktischer Natur waren.
So konnte er aus der Distanz verschiedene Fragmente zusammen fügen um mehr und mehr vom Ganzen zu verstehen.
Die Motive seiner Kontakte würde man gewiss nicht verstehen, wenn sie mit offenem Herzen empfangen würde und ernsthaft in dieses gesellschaftliche Konstrukt mit dem Namen "Freundschaft" eintaucht.
Das hatte es bisher nicht gegeben... Bisher...
Seit Dreizehn in sein Leben (zurück) gekommen war, konnte er sich dieser Verbundenheitsgefühle nicht länger erwehren.
Der angagierte Agent schämte ich ein wenig dafür, weil er so etwas gar nicht kannte und auch nicht wusste, wie er damit umgehen müsse.
Man hatte ihm beigebracht seinem Gegenüber jedes erdenkliche und gewollte Bild der Emotionen vorzugaukeln. Er war eine Maske mit tausend Gesichtern. Er wusste wie man Gefühlsregungen verbirgt und andere insziniert, aber niemand hatte ihm gezeigt wie man wirkliche Gefühle zeigt...
So konnte er Dreizehn von all dem wenig mitteilen und beließ es daher meist bei einen sehr geschäftlichen Miteinander, was ihn zwar technisch am einfachsten gelang, nicht desdo trotz aber alles andere als das war, was er eigentlich wollte...
Die elternlose Kindheit waren nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Selbst als sie noch lebten gab es ja nur wenig Zeit für den aufgeweckten Jungen. Seine Schwester hatte man ihm genommen und die darauf folgenden Jahre sollten ihm noch die ein oder andere harte Prüfung abfordern. Bis er zu dem wurde, was er heute ist:
Eine Spielfigur in einem Spiel, welches andere spielen.
(Auch wenn er gewisse Sympathien für eine gewisse Figur empfand)
Und nun stand er mit Dreizehn am Schauplatz dieses Treffens...
Es hatte sich etwas geändert. Was es war vermochte Jericus noch nicht zu sagen.
Da seine Meisterin bald in die Heimat nach Scintilla zurück aufbrechen würde musste es bedeuten, dass ihre Aufgaben hier auf Owolus II dem Ende entgegen gingen. Unter der Oberfläche der Gesellschaft hatten sich sicherlich mit ihrem Erscheinen eine Vielzahl Dinge gedreht, von denen er nichts wusste und eine verdächtige Veränderung der Lebensumstände war ihm in dem halben Jahr auch nicht aufgefallen.
Das die Assassine ihn nun mit seiner Schwester und der Dienerin Phidelitas in die niederen Hiveebenen entsendet und eine offizielle Groß-Institution wie das Administratum diesem Treffen beiwohnen wird ist beachtlich.
Die Bedeutung dieses Treffens muss also höchst entscheidend und wichtig sein und womöglich nicht ganz ungefährlich.
Er betrachtet die zwei Arbitratoren, welche Dreizehn und ihn bei den Aufgaben unterstützen sollen und ist geistesgegenwärtig genug ihnen zuzunicken. Seine Gedanken kreisen um diesen Ort und seine Sinne versuchen sich ein Bild davon zu machen.
Ein gefährliches Territorium ist es auf den ersten Blick vielleicht nicht, aber ihm fallen die auffallend hohen Zahlen verschwundener Hive-Arbeiter ein, welche hier spurlos verschwanden.
Er überlegt, ob ihm vielleicht noch etwas anderes zu diesem Areal einfällt, aber dann spricht er die Frau und den Mann vor sich doch an:
"Ein seltenes Previleg mit ihnen zusammen zu arbeiten und es schreit förmlich danach, dass es womöglich tausend sichere Orte gibt an denen wir jetzt sein könnten, aber die Pflicht ruft und ich möchte das hier reibungslos hinter mich bringen. Ihr Trupp sieht vielversprechend aus und wird unserer Sache daher womöglich einen nützlichen, psychologischen Vorteil bringen."
Dreizehn (Anzeigen)In bescheidener Geste legt Dominic die Hände ineinander und blickt auf seinen verwundeten Körper herab:
Telmer ist ein loyaler Söldner. Seine Leute verhungern und er braucht Auftraggeber wie meinen Herrn, um das Geschäft am Laufen zu halten. Und um zu überleben. Jericus sollte Acht geben, welche Informationen er preis gibt.
Ich bin nicht das, was du einen Psioniker nennen würdest. Ich diene Vaungart und mit ihm einer größeren Sache, im Namen Seiner Herrlichkeit... Dem Imperator. Er hebt seinen Blick und lächelt Dreizehn zuversichtlich an: Du wirst das alles noch rechtzeitig verstehen, auch wenn ich dir noch nicht mehr sagen kann. Du musst deine eigenen Entscheidungen treffen. Heute haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung getan.
Jericus (Anzeigen)"Was ich an deiner Stelle tun würde? Keine einfach Lage, in der du da steckst, Sonnenanbeter." Telmer bleibt schließlich vor einer der Türen stehen, lässt sie jedoch zunächst geschlossen und führt das Gespräch mit Jericus fort:
"Wer ist deine Auftraggeberin? Ich dachte, du arbeitest für diesen toten Pan oder seine entführte Frau." Telmer legt eine Hand an sein Kinn und hebt die Augenbrauen.
Dreizehn (Anzeigen)
Dominic blickt wieder auf.
Du findest Vaungart in der Minenstadt. Geht zu Vadim Lostricht, er kann euch zu Vaungart bringen. Du musst verstehen, dass ich dir momentan noch nicht mehr sagen kann. Du musst es selbst sehen, um das alles verstehen zu können. Dominic verschränkt die Arme vor der Brust und zuckt entschuldigend mit den Achseln. Dann nickt er zu Doc Alamo hinüber und wechselt das Thema:
Was wird aus dem Doctor? In der Minenstadt verletzt man sich leicht...
Jericus (Anzeigen)
Telmer nickt einem seiner Männer zu, welcher daraufhin die Tür aufschließt. Bevor sie eintreten, bemerkt er allerdings noch ernsthaft:
"Solange der Kerl hier ist, steht er unter meinem Schutz. Du redest mit deiner Auftraggeberin und dann verschwindet Ihr."
Dann bedeutet er Jericus, durch die Tür zu treten. Dahinter eröffnet sich ein Raum von vielleicht 20 Quadratmetern. An einer Wand befindet sich ein großes Funkgerät und weitere Geräte und Kabel. Davor stehen zwei rostige Stühle. Gmeinsam mit Jericus treten die bewaffneten Begleiter ein, dann folgt Telmer:
"Bitte..." sagt Telmer knapp an Jericus gewandt und weist auf das Funkgerät.
Jericus (Anzeigen)
Dullan bestätigt den Empfang der Nachricht und dass er sie weiterleiten wird.
Telmer verschränkt die Arme vor der Brust. Ihm scheint der Gedanke, Jericus und seine Begleiter noch länger zu Gast zu haben, nicht zu gefallen:
"Eine Stunde", verkündet er mit finsterer Miene: "Dann verschwindet Ihr."
Während er auf dem Absatz kehrt macht, gibt er seinen Männern Anweisung:
"Ruft mich, wenn sie sich melden." Und mit einem letzten Blick auf Jericus ergänzt er: "Wenn es Ärger gibt, werft ihn in die Brühe."
Mit einem Quietschen fällt die Metalltür hinter Telmer zu und Jericus sieht sich nun allein in dem Raum mit den Bewaffneten, die ihn finster mustern.
Behandlungsraum (Anzeigen)
Nach einigen langem Minuten meldet sich ein zerzauster junger Mann. Er richtet aus, dass es wohl noch eine Weile dauern wird. Die Funkverbindung sei sehr schlecht.
Jericus (Anzeigen)Jericus mustert das Gerät und die verbleibenen Männer abschätzend. Sollte er auf normalem Wege nicht weiter kommen, weil die Verbindung nach oben nicht möglich sein sollte, konnte nur eine weitere List noch sein Blatt wenden um zu überleben.
Jericus (Anzeigen)
Die Zeit verrinnt quälend langsam. Die vier Handlanger Telmers behalten Jericus wachsam im Auge, auch wenn sich von Zeit zu Zeit zwei von ihnen abwenden und leise ein paar Worte wechseln.
Mit nervenaufreibender Gelassenheit polieren sie ihre Waffen, kauen an ihren Fingern oder schlendern auf und ab. Und das Funkgerät schweigt. Obwohl seit ihrer Ankunft im Fabrikturm erst ein oder zwei Stunden vergangen sind, macht sich bereits eine tiefe Erschöpfung in ihm bemerkbar. Die Ereignisse haben Kraft gekostet; die Patroullie durch die unübersichtliche Lagerhalle, die Exekution des alten Mannes, das Gefecht am Hochofen, bei dem er verwundet wurde, die schmerzhafte Rutschpartie durch den Müllschacht und die Verfolgung des Blondschopfes durch den fremden und gefährlichen Unterhive bis zu den riskanten Verhandlungen mit Telmer, über dessen Ausgang er sich auch jetzt noch nicht ganz sicher sein kann.
Schließlich erhebt sich einer seiner Bewacher, ein Koloss von einem Mann, von einer Metallkiste, auf der er gesessen hat. Das Lasergewehr locker in beiden Händen haltend macht er einen Schritt auf Jericus zu und weist mit dem Lauf seiner Waffe auf die Tür:
"Das war's Sonnenanbeter. Deine Zeit ist um. Und Ihr haut jetzt ab."
Einer der Männer öffnet die Tür und tritt auf den Gang.
Behandlungsraum (Anzeigen)
Zäh zerrinnt die Zeit im Takt der gleichmäßig arbeitenden medizinischen Geräte. Das monotone Summen des Unterhives legt sich mittlerweile wie Watte auf die Ohren der Wartenden und die bisherigen Erlebnisse dieses Ereignisreichen Tages sowie die Anspannung des Wartens drohen die Ermittler langsam müde werden zu lassen. Es scheint als sei eine Ewigkeit vergangen, als Benedigt - das Gewehr immernoch im Anschlag - sich mit heiserer Stimme zu Wort meldet:
"Eine Stunde...", bemerkt er: "Eine Stunde ist schon vergangen und von Jericus keine Spur..."
Jericus (Anzeigen)"Dullan, ich werde nun gehen und diese Sendestation verlassen. Jericus Ende."
Sichtlich enttäuscht und genervt starrt Jericus die Funkanlage vor sich noch eine Weile an und gibt dem Diener damit noch die Möglichkeit zu antworten.
Was war da oben geschehen? Warum fühlte sich niemand zuständig und vor allem warum hatte Phidelitas keine Möglichkeit gefunden Dullan zu sagen, was getan werden sollte? Was hatte sie aufgehalten, oder konnte Dullan sie selber nicht erreichen?
Seit einer Stunde hatte der Diener nicht ein Wort mehr mit ihm gewechselt...
Der Agent deutet auf die Apperatur vor sich und fragt die Männer: "Nennt ihr das etwa ein Funkgerät?"
Nachdem er sich von seinem Sitzplatz aus erhobenen hat, stellt er die Einstellungen der Maschine wieder zurück, damit die Anonymität der Frequenz hier in der der Unterwelt von Panbeyra erhalten bliebe.
"Also gut, zurück zu den Anderen."
Jericus, Nihilia (Anzeigen)Einige Sekunden vergehen, nachdem Telmer seine drohende Frage gestellt hat, als Jericus und Nihilia plötzlich ein Kribbeln in der Nase spüren. Ein dezenter, bitterer Gestank hat sich eingeschlichen.
Einen Moment herrscht Stille, in der von draußen nichts zu hören ist. Das hat jedoch nicht viel zu sagen, dürfte die Stahltür die Geräusche des Ganges doch effektiv dämpfen.
Die Läufe der verbarrikadierten Ermittler richten sich auf das rostige Schott, welches sie bedrohlich anzustarren scheint.
"Die Inquisition?" fragt Doc Alamo ungläubig und beinahe furchtsam in die drückende Stille.
Nihilia (Anzeigen)Die Stahltür ist gerade erst zugefallen, Jericus an Nihilia vorbeigehuscht, um ebenfalls an der Bahre Deckung zu suchen und dann haben er und Theon ihre Worte an die Würmer auf dem Gang gerichtet. 'Oder ihr zieht euren kleinen Schwanz zwischen die Beine und macht dass ihr Land gewinnt, bevor wir zu euch rauskommen!', hallt es noch in ihren Ohren nach. Diese Bastarde! Sperren sie ein, bedrohen sie, bedrohen Kassa! Was bilden diese Schweine sich eigentlich ein, ausgerechnet sie derart zu behandeln!
Nihilia spürt Wut. Unbändige Wut. Und das unwiderstehliche Verlangen Theons Worten zu folgen und diesen aufmüpfigen Schweinen da draußen den Respekt vor dem imperialen Gesetz einzuprügeln!