Rhamedes' Zauber traf den verbliebenen Untoten mit aller Macht, und die Kreatur fiel leblos zu Boden. Doch damit war die Gefahr noch lange nicht ausgestanden: Sieben weitere unheilige Kreaturen näherten sich den beiden Männern...
Erleichtert bemerkte Gilirion, dass die anderen zur Hilfe kamen. Vielleicht schafften sie es tatsächlich, die Untoten nieder zu ringen. Denn noch war es gefährlich.
Kurz blickte er zu Sheriak. Er wusste nicht, was zu tun war. Denn immer noch zweifelte er die Worte des mutigen Mannes an. Es konnte einfach nicht sein, dass ein einfacher Biss den Tod bedeutete. Nicht ein Biss, nicht so ein Kratzer. Auch fand er keine Passenden Worte, um Sheriak aus seiner Panik zu holen. Das einzige was er machen konnte war, die wieder auferstandenen Priester zu attackieren.
So bewegte er sich auf den nächst Untoten zu, hob dabei seinen Säbel und ließ ihn niedersausen.
Im Schatten versteckt, den die Gartenfackeln warfen, sah sich Omrah um und versuchte zu erkennen, wieso die beiden Untoten bei der Lichtkugel blieben. Gab es dafür einen besonderen Grund oder hatten sie nur einfach nicht gesehen, was passiert war? Außerdem versuchte der Junge genauer zu erkennen, was das für eine Kugel war und ob wirklich ein Priester darin gefangen war.[1] Was auch immer der Grund dafür war, das die Untoten dort blieben, Omrah presste sich noch näher an die Wand, um ihren Blicken zu entgehen. Vorsichtig schlich er weiter und versuchte dabei kein Geräusch zu machen.[2]
1. | Wahrnehmung 16 |
2. | Stealth 16 |
Gelirions Schlag traf perfekt - doch war der Schädel des Priesters härter, als er gedacht hätte. Ein tiefer Spalt klaffte im Kopf des wandelnden Toten, und ein normaler Mann wäre zu Boden gegangen - sein Gegner aber knurrte ihn nur wütend an, die geistlosen, leeren Augen auf ihn gerichtet.
Omrahs Beobachtungen erwiesen sich als schwierig: Das Licht der Kugel strahlte zwar weniger weit als die Fackeln, war aber dennoch heller, fast grell, und immer wieder zuckten Lichtblitze durch die Form. War da jemand in der Kugel? Waren Schemen zu erkennen? Es war möglich, aber sicher war sich Omrah nicht. Sicher war, dass die Bewegungen im Licht der Kugel die beiden Untoten maßlos zu faszinieren schienen. Sie starrten das Licht an, so wie die Monster sonst nur hungrig die Lebenden anstarrten.
Wieder kam das mystische Wissen in Rhamedes hoch, wie ein plötzlich entstandener Quell in der Wüste. Er wusste nicht, woher diese Dinge kamen, aber im Moment konnte er nicht anders, als sich auf sie verlassen.
Seine Finger bewegten sich praktisch von alleine, er murmelte arkane Formeln, dann brach ein wildes Spektakel an Formen und Farben aus seinen Fingern hervor, verrückt gewordene Nordlichter, die die vordersten der Zombies umhüllten. Gelirion stand direkt am Rand des Spektakels, und hatte Mühe, sich noch auf den Kampf zu konzentrieren.
Leider ließen sich die früheren Priester nicht so leicht ablenken. Die meisten ignorierten den Farbenrausch einfach, zwei allerdings fielen zu Boden, als hätte man die Luft aus ihnen heraus gelassen! Ein weiterer allerdings reagierte nicht so, wie von Rhamedes erhofft. Der Zauber machte ihn auf Rhamedesaufmerksam, und knurrend kamen er nun auf ihn zu.
Gelirion hatte sich bereits auf eine zahlenmäßige Übermacht der Untoten eingestellt - doch Rhamedes' Zauber ließ zwei von ihnen einfach umfallen, ein weiterer wandte sich von ihm ab. Eines der Monster kam näher und griff unbeholfen nach ihm - keine Gefahr für den erfahrenen Krieger. Doch der, der seinen Schlag überlebt hatte, nutzte die kurze Gelegenheit, und krallte sich in Gelirions linkes Handgelenk. Der junge Paladin spürte, wie die Fingernägel in sein Fleisch drangen, bis zu den Knochen vorstießen, und die Kreatur ihm dann ein Stück Haut und Fleisch einfach heraus riss, um es sich in den Mund zu stopfen...
Cederon eilte Gelirion zu Hilfe, und schlug mit aller Kraft nach dem Untoten, der den Paladin so schwer verletzt hatte - schlug mit seinem Schwung aber komplett daneben.
Sheriak hatte offensichtlich komplett die Panik gepackt - schweißgebadet und zitternd stand er dort, und blickte auf seine Waffe. Plötzlich riss er sie hoch, sah zu dem Zombie, der Gelirion verfehlt hatte, und warf mit einem verzweifelten Schrei sein Langschwert. Es spaltete der Kreatur den Schädel, und der Zombie fiel zu Boden.
Ain wartete kaum eine Sekunde auf die Aktion seines Herrchens. Mit wildem Gebell rannte er auf die Bedrohung zu. Dem Zombie, welcher ihm am nächsten war, sprang er mit all seiner wilden Kraft entgegen und biss zu. Währenddessen lief Areo den Hilfesuchenden entgegen. Er sah den verzweifelnden Kampf des Jungen, in dessen Augen sich mehr und mehr Panik zeigte. Der Druide hatte kaum Zeit, seine Möglichkeiten durchzugehen und entschied sich somit im Eifer der Schlacht für das Einzige, was ihm in den Sinn kam. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die einzige Stimme, die ihm in diesem Leben verblieben war. Die Worte seines Geistes. Seine Lippen bewegten sich, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben. Er betete. Er flehte um Hilfe und kanalisierte die Antwort seines Gottes in Gedanken. Als Areo zu Sheriak und Gelirion aufgeschlossen hatte, trat er an den verzweifelten Jungen heran und legte ihm die Hand auf die Schulter. Seine Druidischen Künste entfesselten sich für einen Moment und nutzten diese Berührung, um dem tapferen jungen Mann zu unterstützen. Vielleicht mochte Sheriak es kaum vernommen haben, wahrscheinlich registrierte er diesen kurzen Kontakt mit Areo kaum, doch ein warmes Gefühl in seinem Herzen sollte ihm, trotz des Leids, einen kleinen Funken Sicherheit geben.
Der Untote, der Rhamedes ins Visier genommen hatte, wurde durch Ains Angriffe abgelenkt. Die noch unsicheren Bisse des Hundes machten dem früheren Priester nicht viel aus, aber er fletschte, fast selbst wie ein Hund, heiser brüllend die Zähne, und schlug nach Areos Begleiter.
Der Schlag traf, und der junge Hund quietschte kurz vor Schmerz, aber nur, um gleich wieder knurrend die Zähne zu fletschen.
Von hinten rückten zwei der Untoten zu Gelirion auf. Der Paladin hob seinen Schild, um sie abzuwehren.
Einer drückte sich dagegen, und versuchte, mit seinen Armen drum herum zu greifen, um Gelirion zu packen. Auch hörte er das gierige Klappern der aufeinander schlagenden Zähne. Doch mit Geschick und Kraft hielt er das Monstrum gerade so von sich fern.
Der zweite versuchte stupide, sich am ersten vorbei zu drängen, und scheiterte kläglich.
Gelirions Gesicht war Schmerzverzerrt. Als der Untote mit dem gespaltenen Schädel ihm Haut und Fleisch aus dem linken Unterarm beim Handgelenk riss, war es nur der Verstand des Paladin welcher ihn abhielt vor Schmerzen los zu schreien. Sein Schrei erstickte wie ein Husten, den man unterdrückte. Nur sein rot gewordenes Gesicht, die zu schlitzen zusammengepressten Augen und die Tränen, welche den Schal nässten, verrieten wie teuflisch die Schmerzen sein mochten. Dass es seine Reflexe schafften ihn vor den Angriffen der anderen Zombies zu bewahren, war erstaunlich. Während er mit dem Schild die beiden angekommenen zurück hielt, ron nur so das Blut aus der Wunde. Es war nicht gut, dass er mit einen so schwer verletzten Arm parieren musste. Während sich der Schmerz in seinem Körper mit der Aufregung des Kampfes paarte, tanzten vor den Augen des jungen Paladin rote und schwarze Punkte. Auch die Tränen erschwerten ihm das Sehen, aber zu mindest wusste er wo der Bastard stand, der gerade sein Fleisch genüsslich schluckte. Soweit bei einem Untoten überhaupt von Genuss zu sprechen war. So hob er sein Schwert gegen diesen. In der vollen Absicht, seine Werk zu vollenden. Als es nieder ging, glaubte er ihn getroffen zu haben. Doch wegen des Schmerzes und seiner getrübten Sicht war er sich nicht sicher. Innerlich flehte er zu Ceriva an, dass sein Schlag gesessen haben soll. Keine Augenblicke später sackte der ehemalige Priester zusammen. Gelirion hatte den Spalt zwar nicht erwischt, aber dafür einen zweiten schlagen können, der mit dem ersten zusammen ein Stück aus dem Kopf trennte.
Zum auf atmen hatte der Paladin aber keine Zeit. Denn es gab ja noch zwei Untote, die ebenfalls nach seinem Fleisch trachteten und wohl nur der Wille Cerivas vermochte ihn vor solch einem grausigen Tot zu retten.
Angestrengt dachte Omrah nach und versuchte herauszufinden, wie er sich in dieser Situation nützlich machen konnte. Angreifen würde er die Untoten nicht, denn auch wenn er Mut gefasst und seine Starre gelöst hatte, war er dafür nicht bereit.
Sein Ziel war die Lichtkugel, in der anscheinend eine Person gefangen war. Vielleiecht ein Priester der überlebt hatte und sich mit der Kugel schützte? Der Junge sah auf den Boden und hob einen großen Stein auf. Mit ganzer Kraft warf er ihn in einem Bogen über die Untoten und hoffte durch den Lärm, die Wesen ablenken zu können.
Sein gesamter Körper war angespannt und er war jederzeit bereit wegzulaufen, sobald die ehemaligen Priester ihn entdecken und auf ihn zukommen würden.
Rhamedes nickte dem so Stummen zu, als dieser seinen Hund zwischen den alten Mann und den ihn bedrängenden Zombie brachte. Rhamedes war einfach der Schwächste unter ihnen. Das konnte jeder erkennen. Aber sie schützten auch ihn und das bestärkte ihn für einen Moment über die spottenden Worte seines Geistes, welche auch in diesem Moment auszubleiben schienen. Dennoch entging ihm nicht, wie Gelirion abermals schwer verwundet wurde.
Schnellen Schrittes bewegte sich der alte Mann, möglichst an allen Gefahren vorbei, von seiner jetzigen Position fort, während sich schon wieder Worte auf seinen Lippen formten, die sich so vertraut und doch beinahe unbekannt anfühlten. Flüchtig erinnerte er sich ihrer. Er hatte sie vor nicht allzu langer Zeit gesprochen, als er die Gefahr erkannte und aus dem Gasthaus floh. Jetzt galten sie nicht ihm selbst. Seine Hand griff von hinten auf die Schulter von Gelirion. [b]"Fürchtet euch nicht, treuer Freund. Ich werde euch berühren und zu stärken suchen."[/b], sagte Rhamedes knapp vorher, um den Krieger nicht zu erschrecken und nicht vom Kampfe mit den Zombies abzulenken. Bläuliche, fast unsichtbare Fäden spannen sich um Gelirion, als sie Rhamedes Hände verließen, und schienen einen Panzer aus roher, reiner Energie um den Mann zu spannen. Es dauerte nur einen Augenblick, da war der Panzer komplett und wurde unsichtbar. [b]"Möge er euch schützen, treuer Freund."[/b]
Gelirion musste überleben. Dieser Gedanke kam Rhamedes nicht zum ersten Male. Ohne Gelirion würden sie einander verlieren.
Als der Untote vor Gelirion fiel, der Paladin aber gleich von zwei weiteren Kreaturen angegriffen wurde, gegen die er sich nur mit Mühe mit seinem Schild behaupten konnte, reagierte Cederon sofort. Er eilte zu Gelirion, und mit einem schnellen, harten Schlag spaltete er über den Schild hinweg den Schädel des Priesters, der Gelirion so bedrängt hatte.
Schlaff fiel die Kreatur zu Boden. Allmählich lichteten sich die Reihen ihrer Gegner...
Esulilde hatte sich keinen Schritt bewegt, als sich ihre Verbündeten auf die Untoten stürzten. Sie ließ sogar die tatsache kalt, dass der Alte Mann aktiv geworden war.
Die Geweihte hatte sich erneut in eine dunkle Trance begeben, stand regungslos da, die Hände von sich gestreckt, die Finger zum Boden zeigend. Dann begann sie zu Sprechen, während sie ihre Hände zum Gebet gefaltet hatte. "[b]Aguas, Herr der Dunkelheit, blicke auf deine Dienerin und Schenke ihr die Kraft deiner Schatten und Erlöse uns von den Mächten des Lichts. Bringe den Gläubigen deinen Schutz und deinen Feinden, welche auch meine Feinde sind, die Verdammnis und den Tod.[/b]"
Dann schlug sie die Augen auf. Die Untoten schienen abgelenkt oder bereits gefallen zu sein. Dennoch zog sie in Erwägung, die Macht, die ihr Herr ihr gewährte, herbeizurufen, um sich und den anderen Frauen eine unbeschadete Flucht zu ermöglichen.
Areo erkannte, wie sich die Schlacht unerwarteter Weise zu ihren Gunsten wandte. Der Fluch, welcher die ehemaligen Priester jenes Tempels getroffen hatte, schien ihnen auch jegliche göttliche Kraft genommen zu haben. Zwar drangen sie Zähne fletschend unbeirrbar auf die Gruppe ein, doch schienen sie ihnen die Stirn bieten zu können. Doch der Kampf war noch nicht gewonnen. Der gepanzerte Halbelfen Krieger hielt sich nach wie vor tapfer gegen seine Häscher, hieb wieder und wieder nach den angreifenden Monstern. Der Junge, welchen Areo versucht hatte durch Hektors Beistand zu schützen, schien zwar in dieser Sekunde außer Gefahr, doch wie schwer die Wunden waren, konnte der Druide nur ahnen. Er durfte keinen Moment verschwenden, wenn sie ihren Vorteil nicht verlieren wollten. Sie mussten in den Tempel. Nur dort hatten die Verletzten eine Chance auf Heilung. So sondierte er den verbliebenen hungrigen Untoten nicht weit von ihm, welcher nach dem Halbelfen schlug, griff seinen Stecken mit beiden Händen und sprang seinem neuen Freund zu Hilfe. Er schwang den Stab dabei wie einen Speer und stieß damit nach vorne, auf die Seite des Monsters zielend. Etwas abseits knurrte, jauchzte und biss Ain erneut nach dem Untoten, der es gewagt hatte, nach ihm zu schlagen und seine Schutzbefohlenen zu bedrohen.
Sheriak warf seinem Helfer einen dankbaren, aber auch verzweifelten Blick zu. Der Junge hatte seine Panik kaum unter Kontrolle, zitterte am ganzen Leib und war schweißgebadet. Schritt für Schritt wich er vor den Untoten zurück, bis er in einen kleinen Garten trampelte und dort gegen einen jungen Baum stieß, der kaum so hoch reichte wie seine Knie.
Dann tat er etwas Unerwartetes - sofern in diesem Kampfgetümmel überhaupt jemand auf ihn achtete.[1] Er kniete sich vor die Pflanze, dessen noch dürrer Stamm sich mutig nach oben reckte, hob den Arm - und ließ ihn wieder herunterfahren. Er presste nur ein unterdrücktes Wimmern hervor, als das Holz das Fleisch seiner Hand durchbohrte.
1. | Wahrnehmung SG 14 |
Der Zombie, der seinen Gefährten - wenn man es so nennen konnte - durch Cederon fallen sah, reagierte mit purer Wut. Er schlug auf Gelirion ein, ein mächtiger Schlag, der den Paladin mindestens zu Boden geworfen, wenn nicht ausgeschaltet hätte. Doch der Untote hatte nicht mehr genug Geist, um auf etwas anderes als Gelirions Schild zu schlagen. Die Wucht ging durch den schwer verletzten Arm, der Schmerz durchfuhr den jungen Mann wie ein Dolch - aber der Schmerz würde vergehen. Eine weitere Verletzung hatte Gelirion nicht erlitten.
Ain ging es noch besser: Der träge Untote konnte den schnellen Bewegungen des Hundes kaum folgen, und wann immer er nach Ain schlug, war dieser längst an einem anderen Platz.
Omrahs Stein flog an den beiden Zombies vorbei, die noch vor der Lichtkugel verharrten. Einer der beiden reagierte gar nicht darauf, der andere folgte dem Stein mit den Augen. Er schien nicht zu begreifen, dass der Stein von Omrah kam, und folgte dem Objekt, scheinbar neugierig (oder einfach nur gierig?), bis er es erreicht hatte. Ungelenk ging er in die Knie, beugte sich nach vorne, und schnupperte daran. Als er bemerkte, dass es nichts zu fressen war, stieß er ein wehleidiges, kehliges Jammern aus.
Schwer schluckte der Paladin, als der Schlag auf ihn eintrommelte. Es war Glück, dass es nur die Schildhand war aber auch nicht wirklich gut, da jeder Schlag ihm eine Salve von Schmerz verpasste. Dank des Zaubers, welcher ihn wie eine Rüstung umgab, sah er zum ersten Mal eine Chance den Kampf zu gewinnen. Jedoch mahnte er sich an, den Tag nicht vor dem Abend zu loben. So ließ er nur einen Dankenden Blick an die drei zur Hilfe geeilten Männer zu. Was Sheriak tat, bekam er nicht einmal aus den Augenwinkeln mit. Doch war er auch ihm dankbar, denn auch er hatte durch seine Verzweiflungstat etwas Gutes bewirkt.
Als der ehemalige Priester seine Arme zum Ausholen anhob, sah Gelirion seine Gelegenheit. Er fuhr mit dem Säbel dicht über dem Schild entlang. Die Entfernung war auch gut eingeschätzt und so traf Gelirion wohl, doch schien er nicht den Hals erwischt zu haben.
[i]"Denk an die Grenzen deines Zaubers, alter Mann. Du weißt es besser."[/i] Gerade wollte sich ein leichtes Gefühl der Beruhigung einstellen, dass zumindest ein Teil der Zombies niedergeschlagen war, als die innere Stimme ihn an etwas erinnerte, das ihm wieder entglitten war. Er erinnerte sich an die Abende der Unterweisung im arkanen Wissen. Wie schön die Priesterin im Mondlicht war. Ein Gedankenblitz, dann bewegte er sich bereits schon.
Er berührte abermals Gelirion und zeigte auf einen der ohnmächtigen Zombies. [b]"Sie sind noch nicht tot, treuer Freund. Das vermögen die Farbenspielereien nicht. Seid vorsichtig!"[/b] Vorsichtig tastete sich Rhamedes an den zweiten Zombie heran, den möglichst größten Abstand halten, sodass er nicht direkt in der Nähe seines Mundes ist, jeden Zentimeter ausnutzend. Nein, er sollte sich dem Wesen nicht nähern. Was, wenn es gerade jetzt sein Bewusstsein zurückerlangte und warum war dieses Wesen gegen diesen Zauber machtlos? Hatte die Priesterin ihn nicht über das Wesen von Illusionen eingewiesen? Sie hatte wohl unrecht gehabt. Rhamedes hatte keine Zeit zum Nachdenken, und keinen Zauber, der ihm sinnvoll erscheinen oder einfallen wollte.
Er merkte, wie er zitterte. Wie der Gedanke, dass der Zombie sich jetzt erhob und nach ihm griff, ließ ihn schaudern. Schnell nahm er seinen Wanderstecken in beide Hände und brachte genügend Entfernung zwischen sich und das Wesen, sodass er sich soweit wie möglich entfernte und so nah wie möglich blieb, um den Zombies den Wanderstecken auf dem Kopf zu schlagen. [i]"Mach schon, alter Mann."[/i]
Rhamedes zitterte wie Espenlaub. Noch nie hatte er nach etwas Lebenden (oder Sterbenden) geschlagen, was keine Fliege, Spinne oder Mücke war. Und das hier...es war zumindest einst, vor nicht langer Zeit, ein Mensch.
Rhamedes atmete tief ein und reckte den Wanderstecken in die Höhe, diesen knorrigen Stab, peilte an, schloss die Augen und legte alles an Kraft hinein, was seine alten Knochen ihm noch ließen.
Der erste Schlag hatte unerwarteter Weise gesessen. Obwohl Areo kaum jemals zu kämpfen gelernt hatte, legte er sich mit all seiner Kraft in die Schläge und den Schwung seines Stabes. Doch auch der Untote gab nicht auf. Je mehr Angriffe er einsteckte, umso wütender warf er sich den beiden Halbelfen entgegen. Kein Zeichen von Reue, kein Straucheln, keine Gnade. Selbst vor dem eigenen Untergang ließ die Kreatur nicht ab. Als gäbe es keinen Willen mehr in ihrem Geist. Keinen Antrieb. Außer der Gier nach den Lebenden. Areo schauderte, doch nach wie vor blieb ihnen keine andere Wahl. Er zog den Stab zurück, verlagerte sein Gewicht erneut nach vorne und stieß wieder zu. Dieses Mal jedoch schrammte seine Waffe an der Seite des Ungetüms vorbei, was den Druiden dazu zwang, dem Angriff Schwung zu nehmen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, seine Waffe zu verlieren und nach vorne über zu stolpern. Kurzzeitig warf Areo einen Blick zur Seite in die Richtung, in der er Sheriak vermutete. Doch der Junge war nicht mehr dort. Er wich leicht zurück und wandte den Kopf etwas weiter, um nach dem Verletzten Ausschau zu halten.
Das Monster war für ihn kaum eine Herausforderung. Immer und immer wieder schlug es nach dem kühnen Ain, doch es war ein leichtes für ihn, den Angriffen auszuweichen. Flink hüpfte der Hund zur Seite, duckte sich, bellte und schnellte erneut zielsicher nach vorne. Sein Gebiss grub sich in den Schenkel des Untoten. Wild knurrend schüttelte Ain sich mit den Zähnen verbissen, als wolle er das Genick eines Kaninchens brechen. Das Rudel musste beschützt werden, seine Freunde vertrauten auf seine Hilfe!
Als Esulilde die Augen aufschlug, bemerkte sie sofort die Blicke der drei Schwestern. Angst, Ablehnung, vielleicht auch ein wenig Wut. So oft hatte Esulilde diese Reaktionen schon erlebt, dass es für sie schon Normalität war.
Die Schwester des jungen Kriegers und ihre Landsfrau schienen so konzentriert auf den Kampf, dass sie Esulildes Worte gar nicht registriert hatten. Cederons Frau allerdings sah Esulilde ernst an.
[b]"Wenn ihr Aguas dient, dann bittet ihn, uns vor den untoten Wanderern zu verschonen. Die Mächte des Lichts sind offensichtlich nicht stark genug, sich dem entgegen zu stellen, was hier passiert. Wenn es die dunklen Mächte sind, die meine Familie überleben lassen, dann sei es drum."[/b]
Als die letzten Untoten direkt vor ihnen fielen, lief Cederon zu dem Zombie, den Omrah abgelenkt hatte. Mit einem einzelnen, gezielten Schlag hieb er dem früheren Priester, der sich gerade erheben und auf ihn losgehen wollte, die Axt in den Schädel. Die Kreatur fiel leblos zu Boden, allerdings zog der kurze Kampf nun auch die Aufmerksamkeit des letzten Untoten auf sich, der sich.von der Kugel ab- und Cederon zuwandte.
Sheriak hielt sich, verkrampft vor Schmerz, den Arm. Keuchend fiel er mit dem Gesicht vornüber auf den Boden - das alles war offenbar zu viel für ihn, und er hatte das Bewusstsein verloren.
Gelirions Leib zitterte. Zwar wurde sein linker Arm nicht mehr beansprucht, aber die Wunde schmerzte immer noch. Besonders als er dem Arm leicht senkte und sich der kalte Schweiß in Richtung Wunde bewegte. Dem Schmerz ergeben wollte sich Gilirion aber nicht.
Schnell sprach er zum alten Mann. [b]„Den letzten stehenden, dann die Beiden und achtete auf Sheriak. Er wurde gebissen und könnte einer von ihnen werden.“[/b] Dann eilte er zur Cederon zur Hilfe.
Schnell hatte er den ehemaligen Priester erreicht. Der jetzt Untote hatte ihn wohl noch nicht einmal registriert, wie er mit erhobenen Schwert auf ihn zu gerannt war. Ebenso wenig merkte er wohl, wie der Paladin mit seinem Säbel auf den Kopf des Untoten einschlug.
Omrah konnte von seinem Versteck aus mit Schrecken beobachten, wie die Gruppe die ehemaligen Priester abschlachtete. Auch wenn es ihn schmerzte, wusste der Junge, das es notwendig war sie von ihrem Unleben zu befreien. Sie waren keine Priester mehr, nur noch hirnlose Untote mit einem unstillbaren Hunger. Als auch der letzte Zombie niedergestreckt wurde, trat Omrah aus seinem Versteck heraus und näherte sich der Lichtkugel. Vorsichtig beobachtete er das, was darin vorging und verschloss sich vor seiner Umgebung und den Leichen, die auf dem Hof lagen.
Als der letzte Untote fiel, wandte sich Areo sofort dem armen Sheriak zu. Er lief zu ihm, da der Druide davon ausging der Kampf wäre fürs erste gewonnen, und kniete sich neben ihm, seinen Arm um die Schulter des Jungen legend. Mit fragendem, freundlichen Blick versuchte er herauszufinden, wie er ihm helfen und seine Schmerzen lindern konnte.
Nachdem Ain sich auf seinen Gegner stürzte, ihn zu Boden rang und somit überwältigt hatte, sprang er wild und vom Adrenalin des Kampfes gepackt von ihm herab und bellte mehrmals laut. Er hatte gewonnen, sollten doch alle wissen, dass der kühne Ain dieses Monster besiegt hatte! Der Ehre genug getan, tapste er kurz auf der Stelle, wandte dabei seinen Kopf mehrmals umher und entdeckte seinen Freund weiter abseits, in der Nähe des Jungen. Zufrieden, das Fell zwar vom Blut seines Feindes übersät doch unbeschadet lief er Areo entgegen.
Esulilde Blickte die Frau an, gab jedoch gleichzeitig der Gruppe ein Zeichen, sich zu bewegen, während sie antwortete: "[b]Dies ist schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung: Darauf vertrauen, dass der Herr uns Schutz gewährt. Auch mich hielt er am Leben, denn ich könnte auch seit einigen Stunden leblos auf dem Boden liegen. Er hat Pläne mit mir - und vielleicht ebenfalls mit Euch.[/b]"
Sie lächelte, sodass ihr Mund einen etwas unheimlichen Kontrast zu ihren ernsten und konzentriert blickenden Augen bildete.
Fast gleichzeitig begannen zwei Herzen in ihr zu streiten: Die Frau Cederons schien darauf zu vertrauen, dass man doch mithilfe der Dunkelheit diese Dunkelheit vertreiben könne. Doch gleichzeitig hatte Esulilde eingewilligt, Unterstützung bei den Klerikern Elendras zu suchen - bei der Feindin ihres Herrn. Sollte Esulilde versuchen, mithilfe von Aguas Kräften diese Dunkelheit zu vertreiben? Oder sollte sie sich auf die Priester ihrer Feindin verlassen, der Göttin einen weiteren Sieg gönnen? Das würde sie nicht zulassen. Und selbst wenn die Mächte Elendras in dieser Schlacht gewinnen sollten - Aguas, welcher zu Zeit wieder auf die Geweihte herabzulächeln schien, würde die Göttin zu einem anderen Zeitpunkt wieder überflügeln und besiegen.
Da kamen sie... auf Gelirions Seite ein Mann und eine Frau, in dreckigen, halb zerfetzten Festkleidern, die Hände durch ein buntes Band miteinander verbunden. Ein Hochzeitsritual, wie Gelirion vermutete. Doch nun hatten die beiden nichts anderes im Sinn, als gemeinsam das Fleisch des Paladins zu fressen.
Schnüffler kamen zwei Männer entgegen. Der eine war hager, der andere einst vermutlich ein Krieger. Doch viel mehr Unterschied sie jetzt nicht mehr. Sie waren Monstren und eine Gefahr für die Gruppe.
Omrah hatte sich auf diesen Zeitpunkt bereits vorbereitet und gewusst, dass sie in den Tunneln hier unten früher oder später kämpfen mussten. Er war fest entschlossen, diese wandelnden Leichen von ihrem Untod zu befreien und damit die gefangenen Seelen zu retten. Er musste einfach alles dafür geben, dass es wieder so wurde, wie es früher war und wenn er die Zeit nicht zurückdrehen konnte, würde er zumindest die Zombies zerstören können.
So zögerte der Straßenjunge nicht, eine der schweren Kugeln in seine Schleuder zu legen und in der Enge unter dem Gitter Schwung zu holen. Ganz knapp flog die Kugel an Gelirions Kopf vorbei und traf den Untoten vor ihm hart an der Schulter.
Gelirion blickte sich nicht um als der Stein an seinem Kopf vorbeiflog. Er visierte das Pärchen an, sein Langschwert fest im Griff und den Schild vor sich. Ähnlich wie der kleine Schütze war Gelirion bereit zum Kampf. Hier hatte er nicht vor zu sterben. So überwand er die letzten Meter und holte soweit es der Gang zuließ aus. Mit einem kräftigen Schlag erwischte er den Untoten welcher kurz vorher vom Stein getroffen wurde.
Bewegung: ran an die UntotenOmrahs Geschoß traf den Toten, als er gerade nach Gelirion greifen wollte. Die Wucht ließ den Mann kurz zurücktaumeln - lange genug für Gelirion, um einen gezielten Schlag gegen seinen Kopf auszuführen. Der Tote war nun wirklich tot, oder, wie Omrah vermutete, seine Seele war befreit...
Die Ranke war für Schnüffler keine direkte Gefahr, wenn auch hinderlich. Er wandte sich lieber der direkten Bedrohung durch die Zombies zu. Mit einem kräftigen Hieb schlug er in Richtung des kräftigeren Toten. Doch genau in dem Moment zog die Ranke an seinem Bein, störte sein Gleichgewicht und der Schlag ging daneben.
Offenbar hatte er die Bedeutung des Gewächses in diesem Kampf unterschätzt...
Katarina, deren Fackel ihre einzige Lichtquelle war, eilte zu Esulilde, um sie von den Ranken zu befreien. Sie zog so kräftig sie konnte an den sie umschlingenden Ranken. Doch die Pflanze hatte die Priesterin fest im Griff, und Katarina schaffte es nicht, Esulilde wirkungsvoll zu helfen.
Schnüfflers Schlag ging zwar ins Leere, hatte den Untoten aber zumindest genug abgelenkt, dass dieser sich nicht ganz entscheiden konnte, ob er nach Schnüffler oder nach dessen Waffe schlagen sollte. Das Ergebnis war ein Streifer, nicht mehr als eine leichte Kratzwunde am Unterarm des Halborks.
Auch sein hungriger Gefährte war nicht erfolgreicher. Er schnappte nach Schnüffler, kam aber nicht richtig an dem größeren Zombie vorbei. So gingen seine geifernden Bisse ins Leere...
Die Lage für Gelirion war etwas brenzliger. Der "Tod" ihres einstigen Liebsten interessierte die Zombiefrau nicht weiter, lediglich sein nun am Boden liegendes Gewicht behinderte sie etwas. Das war Gelirions Blick, denn sie biss hungrig nach seinem Arm, noch als der Paladin seine Waffe gerade zu sich zurückzog. Er spürte ihre Nähe, die feinen Härchen an seinem Arm berührten sie. Es waren Millimeter, die ihn vor einem Biss bewahrten. Doch er hatte Glück, zumindest noch...
Die Zombies und die Behinderung durch die Ranke erwiesen sich nicht als Schnüfflers einziges Problem. Er fühlte, wie durch seinen umschlungenen Fuß eine leichte Taubheit seinen Körper hochwanderte. Sonderte die Ranke etwa ein Gift ab? Er spürte, wie er leicht benommen wurde...
Die Geweihte hatte sich erneut in eine dunkle Trance begeben, stand regungslos da, die Hände von sich gestreckt, die Finger zum Boden zeigend. Dann begann sie zu Sprechen, nachdem sie ihre Hände zum Gebet gefaltet hatte. "[b]Aguas, Herr der Dunkelheit, blicke auf deine Dienerin und schenke ihr die Kraft deiner Schatten und erlöse uns von den Mächten des Lichts. Bringe den Gläubigen deinen Schutz und deinen Feinden, welche auch meine Feinde sind, die Verdammnis und den Tod.[/b]"
Dies war jenes Gebet gewesen, als sie in jener Schicksalhaften Nacht im Tempel die Gegenwart ihres Herren gespürt, in seinen Schatten gebadet hatte. Es schien sie davor bewahrt zu haben, jenen Untoten, die den Tempel attackiert hatten, zum Opfer zu fallen. Im Tempel Elendras hatte dieses Gebet nicht nur die Priesterin selbst, sondern auch Iana und Timeroth geschützt. Diese Worte schienen eine Weitere Rüstung zu sein, stärker als jene Lederrüstung die sie in der Waffenkammer gefunden hatte.
Alles passierte so schnell. Areo versuchte, in dem plötzlich entstandenen Chaos die Konzentration zu behalten. Er blickte sich um und sah Schnüffler neben sich gegen die gefährlichen Ranken kämpfen. Er holte mit dem Säbel aus und schlug nach der Pflanze. Er wollte dem Halbork dabei helfen, seinen Fuß freizubekommen. Wenn er sich nicht rasch bewegen konnte, hätten die Untoten leichtes Spiel!
Der Säbel klirrte gegen den Stein; es war ihm von seiner Position aus unmöglich, gegen die Ranken vorzugehen, ohne den Halbork dabei zu verletzen. Ain bellte mehrmals laut und sprang hin und her. Die Kampfeswut hatte den Hund gepackt. Er wartete nur auf den Augenblick, an dem er den Platz hatte nach vorne zu schnellen, um seine Freunde zu verteidigen!
So kritisch ihre Situation war, Gelirion und Schnüffler merkten schnell, dass sie noch nicht am Tiefpunkt waren. Denn der Kampfeslärm lockte weitere Untote an. In der Ferne konnten sie das Raunen und Ächzen hören. Sie mussten sich beeilen, die Toten vor ihnen schnell besiegen und alle Gefährten von den Ranken befreien, sonst wären sie bald verloren...
[b]"Verdammt noch mal!"[/b] fluchte Katarina, und fing nun an, heftiger und wilder an den Ranken zu zerren, die Esulilde umschlungen hielten. Sie setzte dabei gar nicht erst an den Füßen der Priesterin an, sondern weiter oben - und schaffte es, die Ranke zu zerreißen.
Esulilde, noch ganz in ihrem Gebet versunken, war befreit. Das Reststück der Ranke hing zwar noch um ihren Knöchel, aber sie konnte sich zumindest wieder frei bewegen. Und Katarina war offenbar nicht bereit, zu akzeptieren, dass sich das noch einmal ändern sollte. Mit einem unsanften Stoß beförderte sie die Priesterin in den kleinen Raum, in dem sich bereits Areo, Omrah und Ain verschanzt hatten.
Die ganze Aktion war ziemlich scheiße gelaufen. Eingeschnürt von giftigen Ranken und von Zombies angegriffen - was konnte noch schieflaufen. Schnüffler stieß einen leisen, aber rüden Fluch aus. Mit der blinden Kraft der Verzweiflung hieb er nach einem der Zombies. Hoffentlich hatten die anderen mehr Glück. Schnüffler hoffte, sie würden die Zombies schnell erledigen und nach vorn' flüchten können - bevor noch weitere Zombies angelockt wurden.
Das war knapp sehr knapp. Dass die einstige Frau so dicht herangekommen war, war nicht gut. Gelirion musste besser aufpassen. Jetzt hieß es aber erst einmal sie schnell zu erledigen. So holte er aus und schlug mit dem Schwert nach ihr.
Angriff auf Frau: 12 Schaden 6Dieses Mal waren die beiden Krieger sehr effektiv. Mit einem starken, gezielten Schlag brachten sowohl Schnüffler als auch Gelirion ihre jeweiligen Gegner zu Fall - endgültig.
Der Weg vor Gelirion war frei - zumindest im Moment. Das Raunen weiterer Toter kam bereits näher. Aber zumindest konnten seine Gefährten nun nachrücken!
Schnüfflers Lage war nach wie vor nicht ganz so rosig. Ein Zombie stand noch vor ihm, und die Ranke hatte ihn immer noch fest im Griff. Und auch er hörte, wie die Untoten näher kamen. Doch das war nicht alles. Eine der raunenden, ächzenden Stimmen, die dort durch die Gänge hallten, war anders als die anderen. Ein seltsames, dunkles Grollen schwang darin mit, dass der Halbork nicht einordnen konnte, dass ihm aber die Haare im Nacken zu Berge stehen ließ...
Die Lage spitzte sich zu. Areo wich mit seinem Oberkörper der Schlagbewegung des Halborks aus, als dieser einen der beiden Untoten mit einem mächtigen Angriff außer Gefecht setzte. Doch nach wie vor hing die bösartige Pflanze unbeweglich an seinem Fußgelenk und Areo wurde das Gefühl nicht los, dass es sich dabei nicht nur um eine Würgeranke handelte. Er musste nicht länger überlegen, um zu realisieren, dass die gefährlichen Dornen dieses Gewächses eine Art Gift in den Oberschenkel seines Gefährten pumpten!
Von Adrenalin gepackt riss er an der Tentakel-artigen Pflanze; setzte weiter oben an und hackte mit aller Kraft darauf ein. Der Säbel sauste durch die Luft und trennte endlich Schnüffler von seiner heimtückischen Fessel, obwohl ein Großteil der giftigen Ranke sich noch an seinem Fuß befand.
Sich darüber sicher, dass der Halbork befreit wurde, wandte sich Areo um und gab Ain ein Signal, ihm zu folgen. So schnell er konnte rannte er den kurzen Gang entlang und schloss zu Gelirion auf; begleitet von seinem lautstark protestierenden Hund.
Sehnsüchtig warf Omrah einen Blick auf den nun freigewordenen Gang vor Gelirion. Alles in ihm drängte danach, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen und den dunklen Weg entlangzurennen, bis er kaum noch atmen konnte aber er durfte die Gruppe und auch die Untoten nicht ignorieren. So nahm er allen Mut zusammen, der noch in ihm steckte und lud seine Schleuder nach. Der Weg vor Gelirion war jetzt frei, also entschied sich der Junge dazu, Schnüffler zu helfen.
Die Schleuderkugel traf den Toten direkt an der Stirn. Der Mann strauchelte, schien zu stürzen, und gab ein wütendes Knurren von sich.
Omrahs Treffer hatte den Toten beinahe zu Fall gebracht - aber eben nur beinahe. Nach einem Moment schien sich der Untote wieder zu sammeln, und schnappte erneut nach Schnüffler.
Im gleichen Moment spürte der Halbork, wie ein Brennen sein Bein hochzog. Die Ranken taten nach wie vor ihre Wirkung. Fast verlor er das Gleichgewicht, denn dem Brennen folgte eine durchdringende Taubheit. Abgelenkt durch die Wirkung des Gifts, wehrte Schnüffler zu spät seinen (ehemals) menschlichen Angreifer ab. Der Mann, dessen Haut bereits deutliche Zeichen von Austrocknung und Verwesung zeigten, biss ihm in die Schulter.
Durch die Rüstung hindurch spürte Schnüffler den Biss. Panisch stieß er den Toten wieder zurück. Seine Schulter pochte. Hatte der Zombie die Rüstung durchdrungen? Schnüffler wusste es nicht. Wenn es so war, das war ihm bewusst, dann blieb ihm vermutlich nicht mehr viel Zeit...
Als die kleine Rotznase sah, wie Schnüffler gebissen wurde, schrie sie panisch auf. Ein durchdringender Schrei, der vermutlich weit durch die Gänge hindurch zu hören war...
Esulilde beendete ihr Gebet. Noch immer hatte sie den Rest der Ranke am Knöchel. Sie spürte ein leichtes Jucken, mehr schien die Pflanze nicht zu verursachen.
Ansonsten schien sich das Blatt um sie herum gewendet zu haben. Nur Schnüffler kämpfte noch, der Weg nach vorne aber war frei...
Das Schnüffler tatsächlich gebissen worden war, ließ Omrah scharf die Luft einatmen. War das schon das Ende für den Halbork oder hatte seine Rüstung den Angriff abgehalten? Reichte ein Biss wirklich schon aus, um aus ihm einen Untoten zu machen? Was hatte Rhamedes nochmal gesagt? Omrah konnte sich nicht erinnern... Wütend konzentrierte sich der Junge auf einen weiteren Angriff mit seiner Schleuder. Dieser Stein musste hart treffen, wenn er Schnüffler retten wollte.
Die Schleuderkugel traf den Toten mitten ins rechte Auge - mit einer solchen Wucht, dass das Geschoss den Schädel auf der anderen Seite des Kopfes wieder verließ. Schwankend stand das Monstrum einen Moment vor Schnüffler, dann fiel der Untote wie ein nasser Sack zu Boden.
Hinter ihm war das Klacken der auf dem Boden landenden Kugel zu hören.
Gelirion hatte seine Augen geweitet, als Schnüffler gebissen wurde und auch als das Mädchen aufschrie. Das war schlecht. Sehr schlecht. [b]„Kommt nicht stehenbleiben. Lasst die Ranken. Wir müssen weiter.“[/b] Mit der Handdeutet er hinter sich, so dass wohl auch Areo seine Worte verstehen konnte.
Er selbst dachte gerade nicht an Flucht. Er würde alle vorbei lassen und dann war Schnüffler an der Reihe. Der Gedanke schnürte den jungen Paladin die Kehle zu. Er flehte zur Schicksaalsgöttin, dass Schnüfflers Rüstung den Biss abgehalten hatte.
Schnüffler sah den Zombie wie in Zeitlupe auf sich zukommen. Er sah seine Klauen, seine trüben Augen, seine spitzen Zähne. Er wollte den Arm hochreißen, um den Zombie abzuwehren. Doch sein Arm war vom Gift der Ranke ganz betäubt und viel zu schwach, um den Zombie zurückzustoßen. Dann spürte er den Biss in seiner Schulter. Es verursachte kaum Schmerzen. Schnüffler fragte sich, ob es das Gift der Ranke war. Im nächsten Moment durchbohrte eine Schleuderkugel den Kopf des Zombies und dieser fiel um. "[i]Einen Moment zu spät. Einen verdammten Moment zu spät.[/b]", dachte Schnüffler. Das seltsame war, dass sein Kopf völlig leer war. Rein rational wusste er, dass er gebissen und infiziert wurde. Aber es löste keine Emotionen, keine Verzweiflung, nicht einmal Wut aus. Schnüffler wich zurück und humpelte an Gelirion vorbei.
Katarina holte aus einer Gürteltasche einen kleinen, grauen Zylinder hervor, kaum zwei Finger dick. Sie hielt ihn an die Fackel, und der kleine "Stock" fing an zu glimmen. Dann nahm sie die kleine Rotznase an die Hand und zog sie mit, obwohl sich das Mädchen wehrte und immer wieder zu Schnüffler sah.
Als sie zu Gelirion aufgeschlossen hatte, nickte sie ihm kurz zu und drückte ihm den Glimmstab in die Hand. [b]"Hält gute fünf Minuten, leuchtet aber nur halb so stark wie eine Fackel. Tut, was ihr tun müsst. Aber prüft genau nach, ob er wirklich verletzt ist."[/b]
Währenddessen kam auch Schnüffler näher. Er sah sich noch einmal um, konnte im Licht der Fackel sehen, wie ein Untoter ungelenk versuchte, unter das Gitter zu kommen - und dabei prompt von den Ranken angegriffen wurde.
Doch er sah noch etwas. Im sich fortbewegenden Lichtschein von Katarinas Fackel sah er eine Hand, eine Pranke eher, gut drei Mal so groß wie seine eigene. Das dunkle Raunen war jetzt sehr nah. Dann verschwand die Pranke in der Dunkelheit, als Katarina bei Gelirion ankam.
[b]"Der erste Gang links, dann bis zur Kreuzung und wieder links"[/b], hörte Schnüffler sie sagen. [b]"Unsere beste Chance auf einen sicheren Ort, der uns trotzdem weiterführt."[/b]
Esulilde lief, wie die anderen, an Gelirion vorbei. Sie durften nicht verweilen, so viel war klar. Doch auf einmal spürte sie, wie ihr Bein leicht taub wurde... sie sah nach unten. Die Ranke! Sonderte dieser kleine Rest der Pflanze tatsächlich noch ein Gift ab?
Schnüffler blieb vor Gelirion stehen. Katarina war bereits weiter gegangen. Er wollte etwas sagen, wollte...
Dann wurde ihm schwarz vor Augen, und er fiel vor dem Paladin zu Boden.
In dem Moment, als Areo die knappen Zeichen Gelirions beobachtete, bemerkte er plötzlich aus dem Augenwinkel, wie der Halbork Schnüffler unter seinem eigenen Gewicht zu Boden ging. Ohne lange über seine Handlung nachzudenken, sprang er zu jenem Gefährten und packte ihn an der Schulter. Der Druide wusste nicht mit völliger Sicherheit, was für die Bewusstlosigkeit Schnüfflers verantwortlich war, doch vermutete er von Besorgnis erfüllt, dass das fremdartige Gift dieser Ranke als Ursache durchaus in Frage käme. Wie auch immer, sie mussten ihn so schnell wie möglich in Sicherheit bringen und behandeln! Nicht weniger als sein Leben stand auf dem Spiel! Ain hüpfte immer noch vor den Tentakel-artigen Auswucherungen der Pflanze auf und ab und bellte ungehindert; nicht ohne dabei einen gebürtigen Sicherheitsabstand einzuhalten. Als der Hund bemerkte, wie Areo dem Halbork half, wandte auch er sich, wenn auch äußerst zögerlich, von dem schicksalhaften Gatter ab und schloss rasch zu Gelirion und den anderen auf.
Mit Areo und Schnüffler folgte Geliron den anderen ein kleines Stück. Dann blieb er stehen und verstellte den Areo den Weg. Er steckte sein Schwert weg und schulterte den kleinen Schild. Mit den Händen sagte er zu Areo -Lass kucken ob gebissen.- Größtenteils half er Areo bei der Rüstung, behielt aber immer Schnüfflers Kopf im Auge. So musste Areo die Wunde genauer untersuchen um zu erkennen ob Schnüffler gebissen wurde oder nicht.
Es war deutlich zu sehen, wo der Tote Schnüffler gebissen hatte. Die Zahnabdrücke würden zu schmerzhaften blauen Flecken führen. Doch das war alles - Schnüffler hatte keine offene Wunde. Die Rüstung hatte ihn gerettet.
Doch kaum hatten sie die Verletzung inspiriert, hörte Gelirion ein Raunen hinter sich...
Der Paladin schnellte herum. Ein weiterer Zombie stand vor ihm. Zu Lebzeiten kaum mehr als ein Junge, vielleicht Zwölf. Doch nun war er nicht mehr als eine hungrige Bestie!
-Sie durch sind.- sagte Gelirion mit den Händen. Der Paladin ließ von Schnüffler ab und stellte sich vor die Beiden. Er war sehr erleichtert, dass es kein verletzender Biss war. Das wäre jetzt in mehrfacher Hinsicht sehr übel geworden. Während er auf den Untoten wartete, machte er sich für den Kampf bereit.
In nur wenigen Schritten hatte er den jungen Untoten erreicht. Angekommen, ließ er sein Schwer von oben herab auf den Kopf des Kindes zusausen. Es hatte keine Chance zu reagieren und schon lag es in zwei Teile geteilt am Boden.
Omrah war froh über die Entscheidung des Paladins und machte sich sofort daran, die Gruppe zu unterstützen. Eine weitere Schleuderkugel fand den Weg in seine Schleuder und flog anschließend, zielsicher, auf den Priesterzombie zu. Die Kugel traf die rechte Gesichtshälfte und zerfetzte diese aber das schien den ehemaligen Priester nur bedingt zu beeinträchtigen. Immer noch schlurfte er zielsicher auf die Gruppe zu. Omrah brachte sich in Sicherheit und näherte sich dem Käfig, aus dem das Quicken kam. Sobald der gerüstete Tote von den anderen erlöst werden würde, würde Omrah das Tier retten, dass sich in dem Käfig befand.
Nachdem Areo Ain auf den Vorsprung gehoben hatte, stand der Hund knurrend neben ihm, bereit, seinen Rudelführer mit seinem Leben zu verteidigen, sollte das nötig werden.
Die Geweihte hielt sich hinter ihren Gefährten. Erneut in eine dunkle Trance versunken, stand sie regungslos da, die Hände von sich gestreckt, die Finger zum Boden zeigend. Dann begann sie zu sprechen, nachdem sie ihre Hände zum Gebet gefaltet hatte. "[b]Aguas, Herr der Dunkelheit, blicke auf deine Dienerin und schenke ihr die Kraft deiner Schatten und Erlöse uns von den Mächten des Lichts. Bringe den Gläubigen deinen Schutz und deinen Feinden, welche auch meine Feinde sind, die Verdammnis und den Tod.[/b]"
Ihr Blick fiel, nachdem sie ihr Gebet beendet und ihre Augen wieder geöffnet hatte, auf den in einen Zombie verwandelten Zida-Priester. Erneut hallten Timeroths Worte [i]"Wenn ein Gott zu schwach ist, dann hat das ein anderer Gott gemacht"[/i] in ihrem Kopf wieder. Aguas, Elendra und nun Zida. Auch vor dem unschuldigen, verspielten Zida machte ihr Feind nicht halt. Auch hier wurden die Anhänger der Gottheit getötet - und als Untote Zombies wiederbelebt.
War ihr Feind am Ende etwa so mächtig, dass er es sich sogar erlauben konnte, den Zorn sämtlicher Götter Aradans auf sich zu ziehen, sollten überlebende Priester auf Rache sinnen?
War ihr Feind gar ein anderer Gott, der gegen die anderen Götter zu dieser Zeit ins Feld zog? Mussten Esulilde und ihre Gefährten jenen Kampf, den sich die Götter im Himmelsreich lieferten, zur selben Zeit auf der Erde austragen?
Welchen Untoten Priestern würden sie als nächstes begegnen? Dienern von Cervia oder Lancerus? Acan, Merao oder Evilia?
Der Zida-Zombie wankte auf Gelirion zu. Ungelenk schlug er nach ihm, versuchte, ihn zu beißen, doch der Paladin konnte die Angriffe der Kreatur mit Leichtigkeit abwehren. Dennoch: Ein einziger Fehler, das wussten alle, konnte das Ende bedeuten...
Mit ernster Miene blickte Gelirion den einstigen Priester an. Er nutzte den Schwung seiner Ausweichbewegung, holte aus und hiebt mit dem Schwert auf den Priester ein.Ssie mussten schnell sein. Denn aus dem Gang waren schon die nächsten Schlurfgeräusche zu vernehmen.
Gelirions Schlag saß. Einen Moment stand der ehemalige Priester schwankend vor dem Paladin, dann fiel er zu Boden und regte sich nicht mehr. Der Weg in den Käfig war frei - zumindest für die nächsten Sekunden.
Ohne das Kampfgeschehen eines weiteren Blickes zu würdigen, kniete sich Katarina auf die andere Seite des Gitters, und half Areo, es hochzudrücken. Dabei hatte sie offenbar genau den richtigen Winkel erwischt: Mit einem Ruck schob sie das Gitter ein ganzes Stück nach oben.
Das Raunen und Stöhnen aus dem Gang kam näher. Die Gefahr war noch nicht vorüber! Aber Gelirion hatte zumindest die unmittelbare Gefahr besiegt, und vielleicht - ja, vielleicht würde Schnüfflers Idee mit den Öllampen ihnen weitere Zeit verschaffen, sie vielleicht sogar vor den untoten Kreaturen retten?
Drei geistlose Monstren kamen bereits wankend auf sie zu. Gelirion, Omrah und Schnüffler konnten weiter hinten im Gang weitere Gestalten schemenhaft erkennen. Wo auch immer der Tunnel hinführte: Es schien dort noch einige mehr von den wandelnden Toten zu geben...
Hin- und Hergerissen zwischen der Aufforderung Schnüfflers und dem zu rettenden Tier, sah sich Omrah um. Die Untoten kamen, das konnte er genau erkennen. Jemand anderes sollte das Tier retten, jetzt gab es wichtigeres zu tun. [b]"Ja!"[/b] rief der Junge Schnüffler zu und rannte zu der nächsten Öllampe, die er sofort in die Hände nahm. Es gefiel dem Jungen nicht, diesen armen Seelen solche Schmerzen zu bereiten aber egal ob Feuer, Schwert oder Schleuderkugeln - alles würde die Untoten früher oder später erlösen und das war das Einzige, was zählte.
Die Lampe flog durch die Luft, genau in Richtung der nahenden Untoten. Die Flamme an ihrem Docht bewegte sich heftig im Wind, während die improvisierte Waffe ihrem Ziel näher kam. Doch dann geschah es... die Flamme erlosch. Die Lampe schlug auf dem Boden auf, zerbarst in tausend Splitterstücke, doch es fehlte die Flamme, um das sich verteilende Öl zu entzünden.
Der erste Tote lief durch das Öl. Er kam leicht ins Rutschen, stürzte jedoch nicht. Er war nicht mehr weit entfernt...
Katarina und Areo gaben ihr Bestes, das Gitter oben zu halten. Doch es war einfach zu schwer, und so entglitt ihnen das Metall, und mit einem lauten Knall landete das Gitter wieder auf dem Boden.
[b]"Verflucht"[/b], schimpfte Katarina, und schlug gegen das Gitter. Ihr Blick fiel auf Gelirion, wenn auch nur kurz.
Einen Moment lang sah Katarina den taubstummen Halbelfen an, dann nickte sie. [b]"Auf ein neues"[/b], sagte sie, obwohl er sie ja nicht hören konnte. Sie griff nach dem Gitter, drückte es nach oben - doch Areo bemerkte, wie ihre Finger zitterten. Allzu weit konnte die schöne, aber oft so abweisende Frau das Gitter nicht nach oben schieben.
Doch dann bekamen sie unerwartete Unterstützung. Mit Schnüffler, Gelirion und Omrah im Kampf gegen die Zombies, Esulilde vertieft in ihr Gebet, begriff die kleine Rotznase, dass es außer ihr niemanden gab, der Katarina und Areo unterstützen würde. Als kniete sie sich direkt vor das Gitter, Areo und Katarina zu ihren beiden Seiten, und griff mit ihren kleinen Händchen und den dünnen Armen ebenfalls nach dem Gitter.
Viel Kraft hatte das Mädchen nicht, aber immerhin: Auch sie schaffte es, das Gitter einige Zentimeter weiter nach oben zu schieben...
Schnüffler griff sich den Behälter und stemte sich mit einem Fuss gegen die Wand. Schließlich hielt er den brennenden Behälter in der Hand. "[b]Noch mehr Öl[/b]", sagte er ohne weiteren Zusammenhang. Dann ging er langsam, keuchend auf die Öllache zu, die durch Omrah entstanden war.
Schnüffler schien mithilfe des Öls die Untoten verbrennen zu wollen. Bisher konnte er für genügend Ablenkung sorgen, sodass Esulilde einen Zauber wirken konnte. "[i]Herr der Dunkelheit, verschleiere die Sicht deiner Feinde und lasse deine Gläubigen in sanften Nebeln und schützenden Schatten wandeln.[/i]", flüsterte sie, die Hände erneut zum Gebet gefaltet. Kurze Zeit später stieg ein dichter Nebel um sie herum auf, der jedoch nicht nur ihren Gegnern, sondern auch der Priesterin selbst fast jegliche Sicht nahm. Doch für Esulilde war es zunächst wichtiger, nach Möglichkeit nicht von den Zombies bemerkt zu werden - oder ihren Standort vor jenen Gegnern zu verschleiern, die den Standort der Priesterin bereits erkannt hatten. Denn die geweihte hatte sich zwar eine Schleuder aus der Waffenkammer besorgt, doch war sie im Umgang mit dieser Waffe
genauso ungeübt wie im Kampf mit Dolchen oder Stäben.
Nun hoffte sie nur noch darauf, dass die beiden Kämpfer - Gelirion und Schnüffler mit jenen Zombies ebenso kurzen Prozess machten wie mit jenem infizierten Mann, den Gelirion in der Nacht ihres Zusammentreffens getötet hatte.
Die Idee mit dem Öl war gut. Das würde möglicher weise ihnen Zeit verschaffen. Zeit die sie benötigten, so wie das Gitter gerade herunter gedonnert war. [b]„Einer entzündet das Öl der andere muss das Etwas holen.“[/b] fasste Gelirion kurz zusammen. Er selbst konnte weder das eine noch das andere, denn jetzt seine Waffen nieder zu legen war ein Fehler. Es kamen anscheinend nach diesen drei Noch mehr und Ewig würden sie kein Glück haben. Da hatte Katarina durchaus Recht. Also noch diese drei, das Feuer und dann hieß es den anderen helfen. Die Zähne zusammen beißen, wartete er darauf, dass der erste von den neuen Untoten in seine Reichweite kam.
Omrah reagierte instinktiv und griff sich sofort eine der weiteren Lampen. Dieses mal musste es klappen. Mit beiden Händen hielt er den Behälter mit dem Öl fest und warf ihn in Richtung des Zombies. [b]"Vorsicht!"[/b] rief der Junge und duckte sich dann.
Esulilde horchte genau auf das, was außerhalb des Nebels geschah. Der dunkle Nebel würde sie den Blicken der Kreaturen entziehen, doch vollständig gebannt war die Gefahr damit nicht. So spitzte sie die Ohren, und versuchte, die Positionen der Untoten auszumachen. Soweit sie es sagen konnte, waren die wandelnden Toten aber noch keine Gefahr für die Gruppe am Gitter.
Esulildes Nebel verhüllte die Gruppe am Gitter perfekt. Es machte die Arbeit dort nicht gerade leichter, aber eine gute Sicht war an dem schweren Gitter ihr geringstes Problem. Erneut fiel das Gitter mit einem lauten Krachen auf den Boden.
Omrahs Wurf mit der Öllampe war deutlich erfolgreicher: Er warf die improvisierte Brandbombe in Richtung des ersten Zombies. Das Glas zersplitterte und das Öl verteilte sich auf dem Boden und auf den nahenden Toten, und wurde von dem noch brennenden Docht gleich in Brand gesetzt. Die Untoten standen Sekunden später lichterloh in Flammen. Sie schienen keine Schmerzen zu haben, und doch: Das Feuer brannte sich gnadenlos in ihr Fleisch...
Der erste der nachfolgenden Toten war zielstrebig auf Gelirion zugelaufen. Doch als Omrah mit der Lampe nach ihm warf und ihn in eine lebende Fackel - nun ja, zumindest in eine [i]laufende [/i]Fackel - verwandelte, änderte er im letzten Moment seine Richtung. Er lief auf den Jungen zu, kam dabei durch das Öl auf dem Boden ins Stolpern, und fiel Omrah regelrecht entgegen.
Das alles geschah so schnell, so unerwartet bei den sonst langsamen Bewegungen ihrer Gegner, dass Omrah nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte. Der Tote prallte auf ihn, warf den Jungen dabei fast um, der sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte, und legte seine brennenden Hände auf Omrahs Schultern, während er nur millimeter von seinem Gesicht entfernt versuchte, den Jungen zu beißen. Das Geräusch der aufeinanderschlagenden Zähne klang für Omrah in diesem Moment wie die Verkündung eines Todesurteils.
Angst und Adrenalin schossen durch seinen Geist und seine Adern, und irgendwie schaffte er es, die Kreatur von sich zu stoßen. Der Tote landete auf dem Boden, mit seinen Händen nach Omrah greifend, während Omrah selbst zwei Schritte zurückstolperte, gerade außer Reichweite der Kreatur.
Noch immer spürte er die Hände des Toten auf seinen Schultern. Die Flammen hatten die Abdrücke der Hände in seine Haut gebrannt.
Gelirion verzog das Gesicht. Warum hatte er sich bloß vom dunklen Nebel hinter sich ablenken lassen. Ein kalter Schauer ging ihm noch einmal durch den Leib aber dann wendete er sich dem brennenden Untoten zu. Es war fast zu erwarten, dass sie nicht sofort zusammen brachen, auch wenn er es gehofft hatte. So rasch es ging, überwand er die Distanz zum Untoten und Omrah. Er hob das Schwert und versuchte es in den Kopf des Untoten zu stoßen, während er selbst aufpassen musste, nicht den Flammen zu nahe zu kommen.
Schrecken durchfuhr Schnüffler, als der brennende Zombie den kleinen Omrah überrannte und ihn zu Boden zwang. Sofort war Gelirion über ihm und hieb ihm mit dem Langschwert eine über. Rasch vergewisserte sich Schnüffler, dass die kleine Rotznase in Sicherheit war. Sie stand am Gitter und mühte sich ab, es nach oben zu ziehen. Sie würden es nicht schaffen, das Gitter hochzuziehen oder die Angreifer zu vernichten, bevor die restlichen Zombies hier eintreffen würden, die schon zu hören waren. "[b][i]Verdammt! Warum... bin ich... so schwach!?[/i][/b]", zischte er zwischen die Zähne hindurch. "[b][i]Ich muss doch etwas tun können![/i][/b]" Aber seine Finger waren zu schwach, sowohl um eine Sehne zu Spannen als auch ein Schwert zu halten. Er hatte gerade genug Kraft, um die Lampe zu bewegen. Dann musste es eben das sein. Er ging vor den Tunneleingang und wartete auf die Zombies, die da kommen mochten.
Der Gesichtsausdruck Omrahs verwandelte sich von Freude, in pures Entsetzen, als der Untote seine Richtung änderte und brennend auf ihn zu stolperte. Gerade noch, hatte er mithilfe Schnüfflers die Untoten vor weiterem Leid bewahrt, als sich alles änderte und er zum Leidtragenden wurde.
Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Omrah solche Schmerzen spürte. Ja, er hatte sich mit anderen Kindern geschlagen - vor allem auf den Straßen Aradans - oder Prügel von seinen Opfern bezogen, die einen Diebstahl bemerkt hatten aber das hier war etwas anderes. Er konnte spüren, wie seine Haut verbrannte und sich die Hände des Untoten langsam in seine Haut fraßen.
Omrah schrie seinen Schmerz und seine Angst heraus. Die klappernden und beißenden Zähne des Untoten erinnerten ihn daran, was aus seinen Eltern geworden war. Er sah sich schon, wie er wieder mit ihnen vereint war. Hirnlos und hungrig auf der Suche nach menschlichen Fleisch, während er in diesem Körper gefangen war und das ganze mit ansehen musste. Er sah etwas schlimmeres als den Tod. Untod und gefangen zu sein. In keine der beiden Welten zu gehören - weder lebendig, noch tot - war das schlimmste, was sich Omrah vorstellen konnte.
Reflexartig nahm der Junge all seine Kraft zusammen und schaffte es tatsächlich, den Untoten von sich zu stoßen. Doch der Angriff hatte nicht nur seine Spuren auf den Schultern - in Form von zwei Handabdrücken - Omrahs hinterlassen, sondern auch in seinem Geist. Nie war er seinem Ende so nahe gewesen wie in diesem Moment. Geschockt sah er dabei zu, wie Gelirion herübereilte und den Untoten regelrecht zerfetzte. Omrah stand neben sich und war wie paralysiert.
Schließlich nahm sein Überlebensinstinkt Überhand, der ihm schon oft das Leben gerettet hatte. Mit Tränen in den Augen lief er in die entgegengesetzte Richtung davon und kauerte sich in an die kalte Wand des Raumes. Langsam realisierte er was geschehen war. Die Schmerzen und die Erkenntnis fielen über ihn herein und er konnte ein trauriges Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Von dem Mut der letzten Stunden war jetzt nicht mehr viel übrig geblieben. Omrah war in dieser Situation einfach nur noch ein Kind. So konnte er nicht anders, als zu weinen und alles um sich herum zu vergessen. Leid und Schmerzen waren momentan seine einzigen Begleiter.
Gelirions Schlag machte dem Toten, der Omrah angegriffen hatte, sofort den Garaus. Das Blut spritzte hoch, doch instinktiv - fast, so schien es, ohne es selbst zu bemerken - bewegte sich Omrah leicht zur Seite, so dass der eine Blutspritzer, der in seine Richtung ging, ihn verfehlte.
Schnüffler eilte, so gut er konnte, an den beiden Untoten vorbei in Richtung des Tunnels, die Öllampe in der Hand. Doch die beiden wandelnden Toten, die sich gerade noch Gelirion zugewandt hatten, drehten sich plötzlich um, und folgten jetzt dem Halbork nach.
Die hintere der beiden brennenden Leichen schlug nach Schnüffler, als er noch einen guten Meter entfernt war - es zeigte, wie geistlos die Kreatur war, so tödlich ihr Biss auch sein mochte. Doch der zweite Tote schaffte es bis zu Schnüffler und schlug mit brennender Hand nach dessen Hals. Schnüffler musste sich ducken, um dem Schlag zu entgehen, was ihm erst im letzten Moment gelang.
Das brennende Öl von Omrahs "Lampengeschoss" brannte sich weiter in das Fleisch der Zombies. Einer der Untoten war inzwischen zur Unkenntlichkeit verbrannt. Er knurrte und ächzte, bis seine Stimme plötzlich verstummte. Er hielt inne, dann fiel er rücklings zu Boden. Die Flammen, die sich weiter in sein Gesicht fraßen, hatten ihn vernichtet, endgültig.
Auch der zweite Zombie sah schwer mitgenommen aus, doch noch immer griff er geifernd nach dem Halbork...
Gelirion blickte nur kurz dem Jungen hinter her, wie dieser in den dunklen Nebel verschwand. Sie hatten gerade ziemlich viel Glück gehabt und noch war es nicht vorbei. So konnte er sich nicht weiter mit ihm beschäftigen. Statt dessen wendete er sich um, und eilte nun Schnüffler zu Hilfe. Mit Erleichterung stellte er fest, dass nur noch einer der Untoten stand. So holte er aus. Jedoch passte er nicht gut genug auf.
Bewegung: zum letzten ZombieEsulilde stand unbewegt im Zentrum ihres beschworenen schwarzen Nebels, der Bisher seine Wirkung zu zeigen schien - die der Zauber gewährte ihr jenen Schutz, den sie sich erhofft hatte. Erneut hatte sie ein wohliges Gefühl umfangen, wieder in den Schatten zu baden und im nächsten Moment wieder zu jenem Stummen Gebet anzusetzen, welches sie in der Nacht gebetet hatte, als die anderen Priester mithilfe des Engels Aguas' einen Feind des Tempels bestrafen wollten.
Doch der Schutz dieses dunklen Nebels hatte einen Preis, den Esulilde gleichzeitig mit dem Vorzug der Tarnung zahlte: Genauso wie ihre Feinde musste Esulilde ihren Blick stärker schärfen, um durch den Nebel zu blicken und die Kampfgeräusche zuordnen zu können.
[1]1. | Wahrnehmung 14 |
Erneut krachte das Gitter nach unten. Katarina, Areo und auch die kleine Rotznase spürten die bisherigen Anstrengungen deutlich in ihren Armen. Und so schafften sie es diesmal selbst zu Dritt nicht einmal, das Gitter bis zur Hälfte hochzuschieben. Wie sehr sich seine beiden weiblichen Helfer anstrengen mussten, konnte Areo durch Esulildes Nebel hindurch nicht sehen, und auch ihr Schnaufen konnte er nicht hören. Doch er spürte selbst die Anstrengungen, und konnte sich denken, dass es den beiden anderen nicht viel anders erging als ihm.
[b]"Gelirion!"[/b] rief Katarina. [b]"Wir schaffen das hier am Gitter nicht alleine!"[/b]
Schnüffler hielt sich derweil tapfer am Rand des Tunnels. Der letzte wandelnde Tote hatte es immer noch auf ihn abgesehen, doch mit seinem Stoß mit seiner Schulter schaffte es Schnüffler, ihn zumindest ein, zwei Schritte zurückzuwerfen. Er würde wiederkommen, das war klar, aber vielleicht hatte der Halbork Glück, und das Feuer oder Gelirion würde ihm bis dahin den Garaus machen. Dennoch war ihm klar, wie brenzlig die Situation für ihn war. Er konnte sich nicht wirklich verteidigen, und schon einmal hatte ihn nur seine Rüstung vor der sicheren Verwandlung in einen geistlosen Untoten bewahrt...
Der Untote wankte erneut auf Schnüffler zu, als dieser etwas brechen hörte. Der Körper des wandelnden Toten sackte seltsam zur rechten Seite ein, dann fiel er zu Boden - die ausgebreiteten Arme nur eine Handlänge von Schnüffler entfernt. Das Feuer, das den Toten umfasst hatte, erlosch bis auf einige wenige Stellen, doch es hatte sein Werk getan. Vom Gesicht der Kreatur war kaum noch etwas zu erkennen. Und doch, noch immer war Leben - oder was auch immer - in ihr, und die verkrüppelten, verbrannten Hände griffen nach seinen Füßen...
Doch das war nicht alles. Durch den Tunnel sah Schnüffler nun zwei weitere wankende Gestalten auf ihn zukommen. Die erste unselige Kreatur war einst ein Ork gewesen, und trug stählerne Handschuhe - Schnüffler hatte so etwas schon einmal gesehen, in verbotenen Untergrund-Ringkämpfen. Die Handschuhe waren mit brutalen Dornen versehen. Hinter ihm schlurfte ein Mädchen durch den Gang, vielleicht vierzehn Jahre alt, in einem Kleid, das einst rosa gewesen war.
Und wieder spürte Areo, wie das Gitter gnadenlos nach unten glitt. Katarina und das kleine Mädchen, das zu ihrer Unterstützung herbeigeeilt war, waren einfach nicht kräftig genug, um das schwere Metall lange zu halten. Und allmählich würde ihnen die Kraft ausgehen, das ahnte er. Auch seine Muskeln zitterten unter dem Gewicht des Gitters...
Gelirion blickte sich nach der Stimme aus dem dunklen Nebel um. Verdammt, das war nicht gut ebenso wenig wie der metallene Klang der kurz danach folgte. Dafür war er erleichtert, dass dem Untoten die Glieder versagten. Das Feuer war wirklich eine gute Idee gewesen. Leider fehlte nur noch ein Stoß um den Untoten von seinem Schicksaal zu befreien. Ohne zu zögern holte er mit dem Schwert, welches ihm vor kurzen noch fast aus der Hand gefallen wäre, aus und verpasste dem Untoten den Gnadenstoß in den Kopf.[1] Dann wanderte sein Blick zu Schnüffler. [b]„Los, schnapp dir das was der kleine gesehen hat und dann rauf auf den Vorsprung. Wir geben die unterste Ebene auf.“[/b] Während er Schnüffler Zeit ließ, blickte er in den Tunnel. Er sah noch nicht was da kam, aber er wusste, dass sie sich beeilen mussten. Von daher wollte er dem Ork sofort folgen, wenn er das etwas gefunden hatte.
Angriff: auf bewegungsunfähigen Untoten am Boden1. | wenn ich hier doch würfeln muss sag Bescheid |
"[b]Hier kommen noch einmal zwei Zombies[/b]", rief Schnüffler zu Gelirion herüber. Schnüffler sah die beiden Gestalten auf sich zuwanken und es schüttelte ihn vor Grauen. Sie waren das böse Abbild von ihm und Rotznase. Wenn die Expedition schief gehen würde, dann würden sie genau so durch die Gängen krauchen. Plötzlicher Ärger überkam Schnüffler. Mit plötzlicher Kraft zerschmiss er die Lampe auf dem Boden. "[b]Ich komme, Gelirion...[/b]", sagte er und wandte sich ab.
Starr vor Angst, war Omrah unfähig sich zu bewegen oder irgendetwas zu tun. Nur knapp war er dem Tod entronnen - seiner persönlichen Hölle. Fast wäre er zu dem geworden, was er um jeden Preis vernichten und damit befreien wollte. Unkontrolliert weinte der Junge in der Ecke des Raumes und versuchte alles um ihn herum einfach zu vergessen. Wie ein kleines Kind schloss er die Augen und wandte sich von dem Geschehen ab - was man nicht sah, gab es auch nicht - aber er wusste, dass dem nicht so war. In diesem Moment kämpften Gelirion, Schnüffler, Katarina, Aero und selbst Rotznase um das Überleben der Gruppe.
Doch Omrah konnte die Geräusche des aufeinanderbeißenden Zombieschädels nicht vergessen. Das Kratzen und Schaben, dass die Untoten verursachten. Dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass diese Geräusche gar nicht seinem Kopf entstammten, sondern dem Tunnel, aus dem die Gruppe gekommen war. Er hörte den Ruf Schnüfflers und der brach den Bann, der den Jungen umfangen hatte.
[b]"Es sind auch welche in dem Tunnel, aus dem wir gekommen sind!"[/b] rief er dann schließlich. Jetzt war nicht die Zeit, die Nerven zu verlieren. Plötzlich erschien Ryffa ganz klar vor ihm und er erinnerte sich daran, was er ihr versprochen hatte und das er eine Aufgabe hatte. Er wischte sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln und machte sich schließlich auf den Weg zum Käfig, um nach dem Tier zu suchen. Sobald er es gerettet hatte, würde er helfen, das Gitter hochzustemmen. Den Untoten würde er sich vorerst nicht mehr nähern.
Es war, als hätte Schnüfflers Wut das Feuer der Lampe zusätzlich angeheizt. Die Lampe landete vor den Füßen des toten, schlurfenden Orks, das Öl ergoss sich über ihn und steckte ihn in Brand. Doch nicht nur das: Auf dem Boden war noch das Öl der Lampe, die Omrah geworfen und die sich nicht entzündet hatte. Binnen zwei Sekunden stand der ganze Boden in Flammen, und die beiden Untoten standen mittendrin. Noch vernichtete das Feuer sie nicht, doch die Flammen brannten noch. Vielleicht, mit viel Glück, war das Schicksal endlich auf ihrer Seite, und die Untoten würden gar nicht erst bei den Gefährten ankommen.
Schnüffler wandte sich dem Ort zu, an dem er das Quietschen gehört hatte. Irgendwo versteckt in dem Chaos aus Brettern versteckte sich ein Tier. Dann kam Omrah herbei und rannte auf den Käfig zu. Erneut hörte der Halbork das jämmerliche Geräusch, und auf einmal schoss etwas auf ihn zu, Fell, so viel konnte er erkennen, dann war es schon hinter ihm. Überrascht drehte sich Schnüffler um. Das Tier hatte sich in die gegenüberliegende Ecke gequetscht, dorthin, wo vorher die Tür gewesen war.
Mit zusammengekniffenem Schwanz, zurückgelegten Ohren und großen runden Augen sah es Schnüffler an. Es ähnelte einem Wolf, hatte jedoch schimmernd blaues, langes Fell, Tatzen, die viel zu groß für seinen Körper schienen und war, so schätzte Schnüffler, vielleicht ein halbes Jahr alt - zumindest wenn er den Maßstab eines Hundes oder Wolfes anlegte.
Nur bruchstückhaft drangen die Worte der anderen Überlebenden, dass es weitere Zombies geben würde, an Esulildes Ohren. Es hieß einerseits, dass sie sich tapfer hielten... doch gleichzeitig hieß es, dass Esulilde immer noch in Gefahr war - denn selbst der Fausthieb einer alten, schwächlichen Elendra-Priesterin würde reichen, um sie in Ohnmacht fallen zu lassen. Wie sollte Esulilde dann erst gegen die Zombies bestehen, die selbst die im Kampf geschulten Kleriker Aguas' getötet hatten?
Esulilde blieb nur die Hoffnung, dass sie ihren schwarzen Nebel noch lange genug aufrecht erhalten konnte, bis Gelirion und Schnüffler die Zombies besiegt hatten - und ihnen hoffentlich keine mehr nachfolgten. Doch gleichzeitig spürte sie ein leises Kribbeln der Angst: was würde geschehen, wenn sie ihren Nebel nicht mehr aufrecht erhalten konnte? Würde sie von den Zombies gefunden, gebissen und dann - ihrem Wunsch entsprechend- von ihren Gefährten getötet werden?
Doch als diese Gedanken immer weiter durch ihren Kopf kreisten, spürte sie wie vor wenigen Stunden bei Rhamedes, dass diese Angstgefühle sie nicht schwach machten - sondern ihr ganz im Gegenteil Stärke zu verleihen schienen.
Endlich - das Gitter rutschte zwar erneut herab, krachte diesmal jedoch nicht bis auf den Boden! Auch wenn Katarina und das kleine Mädchen (welch Wunder bei ihr!) den Halt verloren, Areo brachte, von Wut und unbeugsamem Willen getrieben, noch einmal all seine Kräfte auf, und hielt das Gitter so gut er konnte in Position. Die Anstrengung war groß genug, dass er das Gitter danach nicht allzu weit wieder nach oben drücken konnte, doch auch Katarina und Rotznase packten gleich wieder mit an an. Und auch, wenn Areo, taub und nun auch blind durch den Nebel, nicht mitbekam, was die beiden "Mädchen" dort taten, zumindest eine von ihnen schien diesmal ihre Technik geändert zu haben. Gemeinsam schafften sie es, das Gitter auf fast drei Viertel der gesamten Höhe zu hieven! Nur noch ein wenig, ein ganz klein wenig, dann würden die ersten von ihnen auf die andere Seite fliehen können!
Die beiden brennenden Untoten kamen weiterhin näher. Der Ork, seine grüne Haut von den Flammen inzwischen schwarz verkohlt, roch bestialisch; Schnüffler musste sich zusammenreißen, damit es ihm nicht den Magen umdrehte. Der wandelnde Tote streckte hungrig seine Hände nach ihm aus - doch dann knickten auch seine Beine um, er fiel vornüber auf den Boden, zuckte noch einige Male und regte sich dann nicht mehr. Das Mädchen, erkannte der Halbork, war bereits einen Moment zuvor zu Boden gefallen. Die Toten hatten ihn nicht erreicht. Das Glück war auf ihrer Seite, endlich!
Areo kämpfte noch mit dem Gewicht des Gitters, da spürte er bereits, wie es wieder ein ganzes Stück nach unten sackte... aber nicht vollständig! Zumindest einer seiner Mithelfer schien das Gitter halten zu können. Und im gleichen Moment hob sich das schwere Metall auch schon wieder. Katarina und das Mädchen brachten offenbar ihre letzten Kräfte auf, um endlich den Weg in die Freiheit zu ebnen...
Esulildes Hand schloss sich kurzzeitig um ihre Schleuder. Für einen kurzen Moment dachte sie daran, eine ihrer Schleuderkugeln auf einen der Untoten zu schleudern. Doch dann verwarf sie diesen Gedanken. Auch ihre Sicht war durch den schwarzen Nebel verschleiert. Selbst mit einem Glückstreffer würde sie im schlimmsten Fall die Aufmerksamkeit ihrer Feinde auf sich ziehen. Und das wiederum würde unweigerlich ihren Tod bedeuten, sollte ein Untoter auf Schlagdistanz zu ihr herankommen.
Udeon hatte ihr klargemacht, dass er selbst nicht mehr viel Zeit hatte. Neben ihm war Esulilde die letzte Stimme Aguas. Iana würde bald ihren Weg als Gläubige des dunklen Herrn beginnen, doch es würde eine lange Zeit dauern, bis Iana ebenfalls zu einer Stimme des Gottes der Dunkelheit werden würde. Denn Esulilde wusste, dass sie selbst parallel in den Künsten der Priester, der Heiler und der Prediger geschult wurde. Es würde viel Zeit vergehen, bis Iana jene Zauber wirken konnte, die Esulilde zur Zeit beschwor. Udeon hatte der Geweihten zudem klar gemacht, dass sie noch viel zu lernen hätte. Sehr viel.
Dann ließ sie ihren Blick ziellos über ihre beschworenen Nebelschwaden schweifen. Hier würde man sie nicht so schnell finden - zumindest hoffte sie es.
Dann drang ein Krachen an ihre Ohren. War es das Geräusch des Gitters? Vorsichtig trat sie einige Schritte nach vorne, bis sie den Nebel verlassen hatte und sah sich nach dem Gitter um, bereit, durch den Fluchtweg zu sprinten.
Schnüffler wich zurück, als der Untote auf ihn zugewankt kam und kurz vor ihm zu Boden fiel. Das war wiederum viel zu knapp gewesen, als dass man sich die Torheit erlauben dürfte, sich zu freuen! Aber nun hatten sie für einige Momente Luft, um sich in Sicherheit zu bringen. Schnüffler blickte zu seinen Gefährten und erkannte, dass sie mittlerweile das Gitter so weit bewegt hatten, dass der Fluchtweg frei war.
Da nahm er aus dem Augenwinkel ein Funkeln war. War es ein Wertgegenstand oder vielleicht eine Waffe? Schnüffler zögerte nicht lange und ging auf das Funkeln zu. Vielleicht eine Dummheit, wertvolle Sekunden zu riskieren. Aber vielleicht war es das Risiko wert.
Schnüffler erkannte zwischen den Brettern eine Platte aus Stahl, gute drei Zentimeter dick, einen halben Meter hoch und ebenso breit.
Während er seine Entdeckung überprüfte, nutzte das Tier mit der seltsamen Fellfarbe die Chance, und rannte aus dem Käfigraum heraus. Dann aber sah es den Nebel, wechselte sofort wieder die Richtung, und versuchte, an Omrah vorbei in die hintere rechte Ecke des großen Raums zu flüchten - beinahe zurück zu seinem ersten Versteck, nur diesmal außerhalb des Käfigs...
Als das Gitter endlich oben war, schien es zuerst keiner der Gefährten zu bemerken. Esulilde sah zu dem Ausgang, zögerte aber noch einen Moment. Und so entschloss sich Katarina, die Chance zu nutzen. Unter größter Anstrengung beugte sie sich unter dem Gitter hindurch, ohne es dabei loszulassen. Mit zitternden Armen und Schweißperlen im Gesicht gelang es ihr, auf die andere Seite zu gelangen, und das schwere Gitter dabei nicht aus dem Griff zu verlieren. Dennoch geriet sie leicht ins Stolpern. Als Esulilde sich dann zur Flucht entschlossen hatte, wollte sie gerade an Katarina vorbei, konnte sich jedoch in dieser Situation nicht an ihr vorbei zwängen. Esulilde hatte die Gelegenheit verpasst und würde einen Moment warten müssen, bis Katarina sich wieder besser positioniert hatte.
Nichts lieber hätte Omrah in diesem Moment getan, als endlich aus dem Raum zu fliehen und einfach alles hinter sich zu lassen. Das Gitter würde dabei nicht nur eine physische Barriere sein, sondern auch eine gedankliche, mit der er alle Ereignisse hinter sich lassen würde, die ihm hier widerfahren waren.
Doch aus der Augenbewegung nahm er eine Bewegung wahr und erkannte, dass es das Tier sein musste, das vor ihm geflohen war. Omrah ließ es passieren, sodass es sich in der Ecke verstecken konnte und näherte sich ihm leise, um es nicht weiter zu verschrecken.
Das Tier war der Grund, dass sie überhaupt erst hier geblieben und sich in die Gefahr begeben hatten. Er würde nicht ohne es den Raum verlassen. Zur Not würde er das Tier auch fangen und mit Gewalt dazu bringen, mit ihm zu kommen. Doch für den Moment versuchte es der Junge mit leisen, freundlichen Worten, während er sich ihm langsam aber sicher näherte. Omrah musste sich anstrengen und seine Stimme kontrollieren, um nicht plötzlich zu schluchzen. Noch immer beschäftigte ihn der Zombie, der ihn fast getötet hätte. [b]"Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind hier um dich zu retten..."[/b]
Das ging gerade ziemlich schnell. Scheinbar hatten sie sich durch die Idee mit dem Feuer Zeit erkauft und das Tier was sie retten wollten, stellte sich als kleine Raubtier heraus. Gelirion blickte sich etwas um. Dass das Gitter offen war, hatte er noch nicht mitbekommen, denn keine der Frauen am Gitter hatte ihren Sieg verkündet und Areo konnte es ja nicht. Auch lag das Gitter im finsteren Nebel.
Da Schnüffler und Omrah sich nicht in Richtung des Gitters bewegten, wiederholte er das was er gesagt hatte. [b]„Omrah los, schnappt die das Tier. Wir geben die unterste Ebene auf und helfen oben beim Gitter.“[/b] Dannach bewegte er sich zu dem Kantenstück, das noch gerade so außerhalb des Nebels lag und blickte zurück. Die anderen beiden würde er nicht so einfach unten lassen. Ihm war aber auch klar, dass wenn Omrah das Tier nicht schnell fassten konnte, er sich den Jungen schnappen musste. Somit hatte der Kleine, auch wenn er es wohl nicht mal dachte, nur eine Chance.
Das Tier kauerte sich verängstigt in die Ecke, als Omrah darauf zuging. Es sah immer noch ängstlich aus - aber zumindest lief es vor Omrah nicht weg. Natürlich war schwer zu sagen, wie das Tier reagieren würde, wenn Omrah versuchen würde, es zu sich zu nehmen, aber zumindest würde er es grundsätzlich versuchen können!
Sie hatten es geschafft, das Gitter nach oben zu schieben und lange genug zu halten, dass Katarina auf die andere Seite flüchten konnte. Doch jetzt spürte Areo, wie dem kleinen Mädchen an seiner Seite, dass sich so tapfer hielt, allmählich die Puste ausging. Das Gitter rutschte der kleinen Rotznase erneut aus der Hand, und ihr Versuch, es wieder hochzuschieben, war eher kläglich. Ihre dünnen Ärmchen waren schlicht am Ende ihrer Kraft.
Doch von der anderen Seite her spürte Areo umso mehr Kraft. Ihre erfolgreiche Flucht auf die andere Seite hatte Katarinas Willen offenbar noch angefeuert. Zudem schien sie gerade eine sehr stabile Position zu haben. Fast hatte Areo das Gefühl, als würde die Frau - zumindest für den Moment - das Gitter fast alleine oben halten...
Noch während er darüber nachdachte, ob die Metallplatte für sie irgendwie nützlich werden könnte, bemerkte Schnüffler, wie die untoten Kreaturen näher kamen. Nahe genug, dass er sie auseinander halten konnte. Und ihm wurde klar, dass es bald wirklich brenzlig werden würde. Die vereinzelten Toten hatten ihnen bereits Probleme bereitet, doch nun zählte er vier... fünf... nein, insgesamt sieben Köpfe! Noch waren sie ein wenig entfernt, aber wenn sie nicht weg waren, bis die Kreaturen hier ankamen, dann könnte das ihrer aller Ende werden!
Lediglich einen kurzen Blick warf Omrah dem Paladin zu, um zu zeigen, dass er ihn gehört und verstanden hatte. Dann konzentrierte er sich wieder vollkommen auf das seltsame Tier, das zwar noch ängstlich war aber zumindest nicht wieder floh. Er musste es retten. Schließlich hatte Omrah darauf beharrt und die Gruppe dazu gebracht, das Tier zu retten und wenn sie jetzt einfach so, ohne das Tier, flüchten würden, dann wäre dieser ganze Kampf umsonst gewesen und er hätte alle sinnloserweise in Gefahr gebracht.
Das könnte er nicht mit sich verantworten und so näherte er sich bewusst langsam und vorsichtig dem Tier und sprach weiter beruhigend auf es ein. [b]"Ich will dir nichts tun aber wenn du hier unten bleibst, wirst du etwas schlimmeres als den Tod erfahren. [i]Bitte[/i], komm einfach mit mir."[/b] Geduckt, um nicht groß und bedrohlich zu wirken, streckte Omrah langsam die Hände nach dem Tier aus.
Sollte es sich nicht bewegen, würde er es vorsichtig umfassen und dann streichelnd in Richtung Tor tragen. Sollte das Tier Anstalten machen zu fliehen, dann würde er es eben mit Gewalt retten müssen. Egal wie es reagierte, er würde es hier rausbringen - ob es wollte oder nicht.
Das Tier versuchte, Omrahs Griff zu entkommen, aber der Junge hielt das Tier fest genug, um es - gerade so - halten zu können. Zumindest griff es ihn in seiner Angst nicht an!
Auf seinem Weg in Richtung Tor versuchte das Tier immer wieder, freizukommen, und Omrah spürte, wie es vor Angst am ganzen Leib zitterte. Dennoch schaffte er es hoch auf die Plattform, und hielt das Tier noch immer im Arm.
Verzweifelt beobachtete Schnüffler, wie sich eine Übermacht an Zombies näherte. "[i]Denk nach![/i]", schlat er sich, "[i]Diese Platte muss doch zu irgendetwas nütze sein![/i]". Da kam Schnüffler plötzlich die zündende Idee. "[b]Hier ist eine Stahlplatte, mit der wir das Gitter offen halten können! Gelirion, hilf mir![/b]", rief Schnüffler. Er selbst versuchte daraufhin, die Platte aus dem Schutt zu ziehen.
Ohne zu zögern, hilft Gelirion bei der Stahlplatte. Hierfür verstaut er sein Schwert in der Scheide und hilft dem Ork es auf die Stufe zu heben und von dort zum Gitter zu Schaffen. Dass sie sich beeilen mussten, wusste er auch oh ne zu ahnen, dass eine größere Zahl an Untoten auf sie zu kamen. Es beruhigte ihn aber ungemein, dass der kleine Omrah sein Tier in den Händen hielt. Trotzdem fragte er sich langsam, ob es so eine gute Idee war, Kinder auf diese Mission mitzunehmen. Ein Punkt der mit Glick später bedacht werden konnte.
Esulildes Flucht war zu einem unerwarteten Halt gekommen. Wachsam beobachtete sie den Fluchtweg, bereit, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit weiterzulaufen, um trotz der Abwesenheit ihres schwarzen Nebels immernoch in Sicherheit zu sein.
Nachdem Esulilde durch den Ausgang auf die andere Seite gelangt war, versuchte nun auch Rotznase, hinüberzukommen. Wie zuvor Katarina bemühte sie sich dabei, das Gitter nicht loszulassen, obwohl ihre Kräfte längst nachließen. Doch die Herausforderung, beides gleichzeitig zu meistern, war fast zu groß: Sie schaffte es zwar hinüber, brauchte dafür aber sehr viel Zeit. Areo blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Auch sein treuer Freund Ain blieb auf dieser Seite, nicht bereit, ohne sein Herrchen in die Sicherheit hinter dem Gitter zu fliehen.
Esulilde nutzte die Gelegenheit, sich umzusehen: Der Gang war nicht allzu lang, und führte nach einer leichten Biegung in einen Schacht, den sie von ihrer jetzigen Position zur Hälfte einsehen konnte. Licht fiel von oben herab ein - allerdings etwas gedämpft. Entweder war es draußen dunkler, als sie erwartet hatte, oder das Sonnenlicht fiel nicht direkt hier ein.
Alles entwickelte sich zum Guten. Einige von ihnen waren schon auf der anderen Seite. Hinter sich bemerkte Areo, wie Gelirion und Schnüffler eine schwere Stahlplatte zu ihm trugen - die Idee dahinter war offensichtlich. Sie mussten nur noch ein wenig aushalten. Nur noch ein ganz klein wenig...
....da bemerkte der Druide, wie das schwere Gitter wieder nach unten rutschte. In Katarinas Gesicht war verzweifeltes Entsetzen zu sehen, und er sah, wie ihre Arme vor Anspannung zitterten. Die Frau, deren Haar inzwischen nass vor Schweiß war, konnte nicht mehr! Und auch Rotznase verlor den Halt, das Gitter glitt ihr erneut durch die Finger.
Nun hing alles an Areo! Wenn er das Gitter nicht halten konnte, dann mussten sie wieder ganz von vorne anfangen!!
Mit einem Blick auf das Gitter wurde Schnüffler deutlich, welches Glück sie gehabt hatten, die Platte entdeckt zu haben. Sie würde das Tor aufhalten, wo die Gefährten es nicht konnten.
Trotz seiner Schwäche gelang es Schnüffler einigermaßen gut, die Platte zu bewegen. Dies lag daran, dass er hinter Gelirion lief. Er brauchte die Platte nur zu halten und seinen Körper dagegen zu stemmmen, mit anderen Worten, er musste die Platte nur in der Luft halten und schieben. Gelirion schien es indessen wesentlich schwerer zu fallen, die Platte zu transportieren. Schnüffler hoffte, dass sie ihm nicht aus den Fingern gleiten würde.
Esulilde erholte sich von ihrem Spurt und beobachtete wachsam ihre Umgebung, ohne sich zunächst vom Fleck zu bewegen. Hier schien sie zunächst sicher zu sein. Doch da der schwarze Nebel sie nicht mehr umgab, war sie für jeden Untoten ein leichtes Ziel. Doch ohne ihre Gefährten in unbekanntem Terrain umherzuwandeln erschien ihr um einiges riskanter.
Ungeduldig wartete Omrah darauf, dass er endlich aus diesem Albtraum entfliehen konnte. Doch es sah nicht gut aus, denn lediglich Aero hielt das Gitter ein Stück oben und Katarina und Rotznase waren mit ihrer Kraft am Ende.
Zu gerne hätte Omrah versucht zu helfen aber er hatte jetzt eine andere Verantwortung. Er musste dafür sorgen, dass das Tier - was überhaupt erst der Grund für diese gesamte Aktion gewesen war - auch in Sicherheit gebracht wurde. Er bemerkte, dass es vor Angst zitterte und der Straßenjunge wusste sofort: Wenn er seinen Griff auch nur einen Moment lockern würde, würde das Tier fliehen. Ein zweites Mal würde er es nicht wieder einfangen können und dann hätten sie vollkommen umsonst ihr Leben aufs Spiel gesetzt.
So blieb Omrah nichts anderes übrig abzuwarten und zu hoffen, dass irgendjemand noch die Kraft fand, das Gitter nach oben zu schieben und lange genug zu halten, dass sie alle fliehen konnten.
Kaum hatten Gelirion und Schnüffler die Stahlplatte in Position gebrachte, ließ Gelirion auch schon los. Er eilte sich, den Schild abzunehmen und hängte diesen locker über den Schwertgriff. [b]„Schnüffler, wenn das Gitter hoch genug ist, schieb die Platte rein.“[/b] sagte er, bevor er den Blick zu den drei Helden am Gitter wendete. Sie sahen alle mehr als fertig aus aber sie hatten großes geleistet. Nun jedoch schwanden ihre Kräfte und das Gitter schien weiter nach unten zu rutschen. In dem Moment griff Gelirion zu. [b] „Kleine, äh, Rotznase ich übernehme.“[/B] raunte er den kleinen freundlich zu. Sie schien sichtlich erleichtert zu sein, dass er ihren Platz übernommen hatte und schon bald spürte er das Gewicht des Gitters in seinen Gliedern. Doch auch mit seiner relativ frischen Kraft, konnte er das niedersinken des Gitters nur minimal aufhalten.
Leider war es dem Straßenjungen weiterhin vergönnt, dabei zu helfen, das Gitter hochzustemmen. Das Tier ließ sich einfach nicht beruhigen und versuchte weiterhin aus dem Griff Omrahs zu entkommen, was dieser verhinderte. Zum Glück hatte es bisher darauf verzichtet, sich mit Gewalt einen Ausweg zu suchen.
Schnüffler beobachtete, wie sich seine Gefährten vergeblich darum bemühten, das Gitter soweit zu heben, dass sie die Platte darunter schieben konnten. Sein Blick wechselte rasch zwischen dem Gitter und dem dunklen Gang, in welchem er schon die nächste Welle Untoter erkennen konnte. "[b]Los, los, los! Jetzt macht schon[/b]", rief er aufgeregt.
Esulilde blieb regungslos im Fluchtweg stehen. Noch immer verspürte die Priesterin keine Motivation, alleine weiter in unbekanntes Gebiet vorzustoßen, in dem ihr Leben in einer Sekunde ausgelöscht werden konnte, da sie jederzeit erneut von Untoten aus den Schatten angefallen werden konnte.
Ohne die Begleitung der Aguas-Kleriker fühlte sie sich schutzlos. Denn auch wenn Cervia im Gegensatz zu Elendra nicht zu Esulildes Feindinnen zählte und Gelirion seinen sicheren Umgang mit dem Schwert und seine Körperkraft unter Beweis gestellt hatte, spürte Esulilde dennoch nicht wie auf ihren vorherigen Missionen im Dienste Aguas', dass sie tatsächlich beschützt wurde. Ihr beschworener schwarzer Nebel war eine Ausnahme gewesen, doch sie hatte diese Dunkelheit wieder verlassen müssen, um in diesen Fluchttunnel zu kommen. Und sie hatte nicht die Energie, jenen Nebel erneut zu rufen.
Stattdessen nahm sie eine Verteidigungshaltung ein, die ihr die Kleriker einst beigebracht hatten.
Dankbar gab das Mädchen das Gitter frei und übergab die Verantwortung an den eindeutig stärkeren Krieger. Doch Gelirion bekam das schwere Gitter nicht gleich richtig zu fassen, und so rutschte es erneut ein gutes Stück nach unten.
Vom Tunnel aus hörten sie das Schlurfen und Ächzen der wandelnden Toten. Sie waren angekommen! Ein alter Mann, leicht gebeugt und mit einem einst weißen Spitzbart, der jetzt blutverschmiert war, führte die hungrige Truppe an. Er trug ein ebenfalls (einst) weißes Hemd, dessen hochgeschlossener Kragen ihm fast etwas würdevolles verlieh. Schritt für Schritt, fast wie in einer Prozession, folgten ihm die anderen Kreaturen: Ein Elf, mit langem, blond schimmerndem Haar; zwei Halblinge, die sich verdächtig ähnlich sahen; eine Menschenfrau von vielleicht vierzig Jahren, deren linkes Bein ein Holzstumpf war und mit jedem Schritt dumpf auf dem Boden aufknallte. [i]Tock. Tock. Tock.[/i] Hinter ihr folgte ein Mann, ein Krieger, offenbar, dessen nackter, muskulöser Oberkörber eine klaffende Wunde aufwies, wo Herz und Lunge hätten sein müssen. Man konnte durch ihn hindurchsehen, wie die Adern und anderes Gewebe in der Luft hingen.
Sechs an der Zahl waren es. Sie sahen sie Gruppe sofort, und schlurften auf sie zu; doch der enge Durchgang am Käfigraum verhinderte ein schnelles Vorankommen. Einige Sekunden blieben ihnen noch, um ihnen zu entkommen!
Das Tier in Omrah Hand wand sich erneut, doch der Junge konnte es halten; es war in Panik, so viel war klar.
Sie [i]mussten [/i]jetzt Erfolg haben, oder mit einer [i]wirklich [/i]guten Idee aufwarten.
In dem Moment hörten sie aus dem Tunnel, aus dem sie hereingekommen waren, ein markerschütterndes Tönen; ein unmenschlicher, wütender Ruf, gellend laut. Sogar die Toten hielten kurz inne, um zum Tunnel zu sehen, bevor sie sich wieder ihrer Beute zuwandten...
Noch immer hielt Katarina mit zittrigen Händen das Gitter fest. Doch es war offensichtlich, dass sie kaum noch Kraft übrig hatte. Nur ein kleines Stück konnte sie das Metall wieder nach oben bewegen. Es hing nun an den beiden Männern, den rettenden Weg frei zu machen...
Bei allen Göttern, und wenn es sein musste auch bei diesem übergeschnappten, von der eigenen Schönheit geblendeten Gott der Gerechtigkeit, hoffentlich hatte Schnüffler mit seiner Vermutung recht. Hoffentlich würde die Stufe ihnen Zeit kaufen. Zeit die sie brauchten diese verwünschte Gitter noch einmal hoch zu stemmen. Die Zähne zusammen beißend, versuchte Gelirion sein bestes. Doch oh nein, seine Griff war wirklich nicht gut. Er rutschte ab, und das Gitter sank wieder ein Stück hinunter. Die Zähne zusammen beißend, begann Gelirion schneller zu atmen. Die Untoten im Rücken war nicht einmal das Schlimmste, viel mehr der Schrei beunruhigte ihn. Ein letztes Mal holte er tief Luft. Seine Lungen waren fast zum bärsten gefüllt. Dann griff er das Gitter erneut, ging in die Hocke und stemmte es mit so viel Kraft wie sein Körper aufbringen konnte hoch. Dabei atmete er die gesamte eingesogene Luft in einem großen stöhnen aus. Er fühlte wie seine von den Kämpfen strapazierten Muskeln brannten, doch wollte er nicht aufgeben. Jetzt nicht.
Schnüffler sah die Untoten, wie sie in den Raum eintraten. Sie würden kaum eine Chance haben. Er warf sich an zu Gelirion ans Tor und versuchte es, ebenfalls mit anzuheben. Vor Anstrengung stöhnte er laut auf, doch das Tor hob sich kaum. "[b]Gelirion, wir werden es kaum schaffen. Wir... müssen... kämpfen. Wir haben den Höhenvorteil.[/b]", ächzte er.
Gemeinsam hoben die drei Männer das Gitter wieder nach oben, aber trotz der noch nicht ganz so erschöpften kräftigen Arme von Gelirion und Schnüffler (der auch immer noch vom Gift geschwächt war), reichte es noch nicht ganz, den Fluchtweg frei zu machen.
Die kleine Rotznase hatte sich einen Moment ausgeruht, erhob sich dann aber, um den Gang entlang zu laufen.
[b]"Hier ist eine Leiter nach oben!"[/b] rief sie nach einigen Metern. Kurz darauf kam sie zurück zum Gitter - und hielt einen großen Stein in der Hand. Sie schob ihn am linken Rand unter das Gitter. Es würde nicht reichen, um hindurch zu kommen, aber zumindest den Fall bis ganz nach unten verhindern.
Esulildes Herz begann, immer schneller zu schlagen, als die wandelnden Toten auf sie zukamen. Sie hielt ihre Verteidigungshaltung weiter aufrecht. Zu gerne hätte sie erneut Schutz in ihrem schwarzen Nebel gesucht, doch die Priesterin fühlte sich zu ausgelaugt, um die dunklen Nebelschwaden erneut zu beschwören. Nun musste sie sich auf ihre Verteidigungshaltung - und ihre Verbündeten- verlassen. Doch glücklicherweise handelte es sich nur um wandelnde Tote. Wäre der Dämon des Engels Xaraleas' unter ihnen hätten sie ganz andere Probleme als die Horden der lebenden Toten.
Der alte Mann und der Elf erreichten die Stufe als Erste. Noch hielten die Gefährten das Gitter, während Omrah sich so gut er konnte an die Wand drückte. Die geifernden Toten hatten Mühe, ihre Opfer zu erreichen: Der Elf lag mit dem Oberkörper halb auf der Stufe, schlug nach Omrah, rutschte aber im gleichen Moment wieder herab. Der alte Mann war etwas geschickter: Er schaffte es, sabbernd und ächzend, die Stufe hinauf, zumindest mit dem Oberkörper, und schlug nach Schnüffler. Seine Fingernägel kratzten den Halbork am Unterschenkel. Es war keine gefährliche Wunde, aber eine deutliche Warnung, dass die Stufe die Toten nicht lange aufhalten würde.
Auch wenn Omrah dem Angriff des Untoten hatte entgehen können, schrie er entsetzt und ängstlich auf. Einen kurzen Moment löste sich sein Griff um das seltsame Tier aber im letzten Augenblick, konnte er es wieder festhalten, bevor es seinem Griff entfloh.
Die Fratzen der Untoten jagten seine Gedanken und wieder erinnerte er sich an die klappernden Zähne des brennenden Toten, der ihn fast in eine ebenso hirnlose und hungrige, wandelnde Leiche verwandelt hätte. Der Blick Omrahs fiel auf den Ring an seinem Finger und er erinnerte sich an das Schild, dass sich um ihn gebildet hatte. Konnte er die Untoten aufhalten und die Gruppe beschützen? Selbst wenn es so sein sollte, er konnte einfach nicht den Mut aufbringen, sich den Untoten weiter als nötig zu nähern.
Der gehetzte Blick des Jungen fiel auf das Gitter. Sobald es möglich war, würde er darunter her gehen. Mit Tränen in den Augen trat er nach dem untoten Elfen. [b]"Verschwinde!"[/b] schrie er verzweifelt, während er hoffnungsvoll auf die Anstrengungen der Gruppe blickte.
Esulilde beobachtete die Szenerie, und machte sich ernsthafte Sorgen. Ja, im Moment war sie hinter dem Gitter in Sicherheit - aber danach? Sie brauchte insbesondere die beiden Krieger, um zu überleben. Aber die Menge der Untoten war erschreckend.
[b]"Diese Kreaturen sind schwächer als ihr!"[/b] rief sie.[b]"Wie viele habt ihr schon getötet? Und wie häufig war es schon knapp? Aber ihr seid immer noch da! Das hier ist nichts im Vergleich zu dem, was ihr schon geschafft habt Packt sie euch, sie haben keine Chance gegen euch!"[/b]
Der tote Krieger mit dem zerfetzten Oberkörper wankte auf die Stufe zu. Er prallte dagegen, als hätte er sie gar nicht gesehen, doch im gleichen Moment schlug auch er nach Schnüffler - und erwischte ihn ebenfalls an der Ferse. Zu Schnüfflers Unglück traf er sogar die gleiche Stelle, und aus dem Kratzer wurde eine ernsthaft schmerzende Wunde.
Gelirion blickte zum alten Mann, welcher Schnüffler erreicht hatte. Dann wanderte sein Blick zu Schnüffler und Areo. [b]„Drei mal verdammter Lancerus. Areo, Schnüffler und Esulilde hat
ben Recht. Wir müssen uns Zeit verschaffen. Töten wir diese Dinger.“[/b] kaum gesagt machte er die Hoffnung des kleinen Omrah zu nichte bald hindurch zu kommen. Er ließ das Gitter los, darauf achtend, dass sie die anderen beiden Männer nicht verletzten. Dann wendete er sich um, zog dabei sein Schwert und schlug auf den untoten alten Mann ein.
Der taubstumme Druide Areo konnte freilich nicht die gerufenen Worte seiner Gefährten verstehen, doch sein vor Belastung und schmerzenden Händen verzerrter Blick folgte den Bewegungen seines Freundes, als Gelirion sich mutig zwischen die Gruppe und deren untote Häscher stellte. Angespannt schluckte er hörbar, während seine Gedanken rasten, um verzweifelt nach einer Alternative zu suchen. Doch er ließ sein Unterbewusstsein nicht grübelnd hinfort driften, denn die Zeit drängte und die Klinge des Todes nagte bereits an dem schwindenden Stoff ihrer verbundenen Lebenslinien. Er hatte keine andere Wahl.
Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit glitten seine zitternden Finger von dem alten, rostigen Stahl des Gatters ab und wanderten zum Knauf seines neuen Säbels. In die Rückwärtsbewegung mit inbegriffen, zog er die gebogene Klinge und schlug entschlossen nach dem nächsten Gegner, der gerade das Leben des Halborks bedrohte. Es musste so sein. Gemeinsam würden sie diese Welle aus Monstern besiegen.
Ihnen blieb einfach keine andere Wahl mehr.
[b]"Verdammt nochmal!"[/b] entfuhr es Schnüffler, als er wiederholt an der Ferse getroffen wurde. Auch er ließ nun los, und ging zum Angriff über, doch war sein Stand zu unsicher, um einen ernstzunehmenden Angriff durchzuführen. Seine Klinge Schnitt durch Luft, ohne etwas zu bewirken.
Hinter dem Gitter wandte sich Katarina an das kleine Mädchen. [b]"Das hast du sehr gut gemacht. Bleib hier bei Schnüffler und warte auf ihn."[/b] Dann richtete sie ihr Wort an Esulilde. [b]"Wenigstens reden könnt ihr. Vielleicht seid ihr ja doch nicht völlig unnütz."[/b]
Ohne auf eine Reaktion zu warten, ging sie weiter den Gang hinab.
Die beiden untoten Halblinge versuchten, die erhöht stehenden Gefährten zu erreichen, doch langte ihre Körpergröße einfach nicht aus, um Schnüffler oder Gelirion gefährlich zu werden - zumindest, solange sie nicht auf die Idee kamen, auf die Stufe zu klettern.
[i]Tock.[/i] Wieder schlug das Holzbein der Toten auf dem Boden auf, als sie wild geifernd, fast tollwütig, nach Omrah schlug.
[i]Tock. Tock.[/i]
Dann geschah es. Sie landete mit dem Oberkörper auf der Erhöhung, und schlug im gleichen Moment ihre dreckigen, blutverkrusteten Fingernägel in Omrahs Unterschenkel. Der Junge schrie auf und versetzte der toten Frau einen Tritt ins Gesicht, was sie weit genug zurück stieß, um ihn loszulassen - aber immer noch lag sie vor ihm auf der Stufe, hungrig nach seinem Fleisch gierend...
Panisch trat der junge Omrah weiter nach der Frau mit dem Holzbein, während er mit beiden Händen das Tier festhielt. Dabei war er so unkoordiniert, dass keiner seiner Tritte traf, und er sich im Grunde sogar selbst mehr in Gefahr brachte. Er war nunmal nur ein Junge, und kein ausgebildeter Krieger, trotz der Übungen im Sanatorium...
[b]"Ein Drittel habt ihr bereits!"[/b] rief Esulilde. [b]"Sie haben keine Chance gegen euch! Omrah, auch du, du kannst sie vernichten!"[/b] machte Esulilde ihren Gefährten weiter Mut.
Statt weiter auf Schnüffler einzuschlagen, ließ sich der tote Krieger nun von Areo ablenken, und schlug nach ihm. Allerdings war er noch so weit entfernt, dass Areo nicht einmal im Mindesten in Gefahr war.
Mit kühlem Kopf lenkte Gelirion seine Aufmerksamkeit auf die Frau mit dem Holzbein. Sie bedrängte Omrah zu stark, welcher wohl seine Grenze erreicht hatte. Mit einem gezielten Hieb, ließ er sein Langschwert auf sie nieder sausen.
Immer mehr Untote krochen durch den Raum an das Podest heran, auf dem die Überlebenden der Nacht des Blutes um jeden Meter kämpften. Areo zwang sich zu einem nächsten Schlag; versuchte sich die trägen Bewegungen seines Gegners einzuprägen und in einen Vorteil zu verwandeln. Sie mussten diese Welle an Gegnern einfach überwinden. Alleine würde weder Gelirion es schaffen, diese Monster zurück zu schlagen, noch würde Areo die Kraft aufbringen können, den Durchgang in ihrem Rücken, alleine auf sich gestellt, zu öffnen.
Gelirion und sogar Areo nahmen sich zusammen und schlugen auf die nahen Zombies ein. Das spornte auch Schnüffler an. "[i]Ich werde doch wohl dem Spitzohr keinen Grund zum Stolz geben![/i]", sagte er sich und führte einen unkontrollierten, wilden Hieb aus. Die Axt sauste durch die Luft, erwischte den nahestehenden Zombie nur unempfindlich.
Sie hatten die Reihen ihrer Feinde schnell gelichtet - das Glück und ihre erhöhte Position schienen auf ihrer Seite zu sein. Schnüffler wandte sich einem der beiden Halblinge zu, und schlug auf ihn ein - erwischte jedoch nur dessen Schulter.
Das untote Monstrum schien davon völlig unbeeindruckt, und versuchte, nach Gelirion zu greifen, der jedoch weit außerhalb seiner Reichweite war.
Der andere Halbling griff nach dem Holzbein der Frau, die Gelirion erledigt hatte. An ihr gelang es ihm, sich hochzuziehen. Hungrig geiferte er nach Omrah. Der Junge schrie panisch auf, doch seine Gefährten konnten nicht schnell genug reagieren. Die Kreatur kam halb liegend, halb aufgerichtet auf Omrah zu, und stürzte sich mit einer ausholenden Armbewegung auf den Jungen.
Die Fingernägel drangen tief in Omrahs Fleisch ein, während die Hand des toten Halblings weiter nach unten glitt. Vier tiefe Spuren hinterließen die Fingernägel im rechten Bein Omrahs, offene Wunden, aus denen das Blut nur so herausspritzte.
Omrah verlor das Bewusstsein, und fiel zu Boden. Das Tier in seinen Händen sprang im letzten Moment davon und huschte, so schnell es konnte, unter dem nur durch den Stein gehaltenen Gitter in den rettenden Tunnel.
[b]"Lasst nicht nach! Wir gewinnen immer weiter die Oberhand!"[/b] fuhr Esulilde mit ihren anfeuernden Reden fort, mit denen sie früher ihren Glaubensbrüdern und -Schwestern stets zusätzliche Stärke im Kampf gegen die Priester Elendras gegeben hatte.
Doch plötzlich stockte sie. Sie hatte Omrahs Stimme gehört. Und die Tonlage, in der die Stimme erklungen war, verhieß nichts gutes. Vermutlich würde sie ihn heilen oder stabilisieren müssen.
"[b]Gelirion, Schnüffler! Omrah scheint in Schwierigkeiten zu sein. Bringt ihn zu mir, damit ich ihn den Fängen des Todes vielleicht noch entreißen kann.[/b]" wandte sie sich mit etwas ruhigerer, aber dennoch bestimmter Stimme an den Halbelfen und den Halb-Ork.
Omrah war ebenfalls dafür gewesen im Tempel der Elendra Schutz zu suchen. Also würde er Aguas zumindest abgeneigt sein, sich vor ihrem Anblick fürchten. Eine ausgezeichnete Gelegenheit, um zu sehen, wie er mit Angst umgehen würde.
In Esulildes Kopf ertönte das triumphierende Gelächter der Prediger, während die Kleriker ihren Feinden den Tod durch ihre Morgensterne brachten. Die Geweihte hatte nun endlich die Gelegenheit, Udeons Ratschlag zu befolgen.
Noch zwei. Wie Esulilde sagte, jetzt hieß es nicht nachlassen. Er versuchte seine Sorge um dem Kleinen zu schlucken und nach dem Halbling zu schlagen. Der Schlag war auch ziemlich kräftig ausgeführt, verfehlte aber sein Ziel. Offensichtlich brauchte der Halbelf so langsam eine Pause. Nun war es an Schnüffler und Areo die beiden letzten Zombies nieder zu strecken, bevor sich noch mehr Schaden anrichten konnten.
"[b]Wir müssen erst die beiden Zombies loswerden. Sonst erwischen sie uns beide![/b]", rief Schnüffler Esulilde zurück, deutlichen Ärger in der Stimme. Doch der Ärger galt nicht der Priesterin selbst. Es war der Ärger darüber, dass sie sich so saudumm mit dem Gitter angestellt hatten und sich noch dazu aufgeteilt hatten. Was hatte schief gehen können, war schief gegangen. Himmel!, dies war das reinste Himmelsfahrtskommando! Der Ärger steigerte sich und Schnüffler legte alle seine Wut in einen grausamen Hieb.
Aus dem Augenwinkel heraus musste der Druide mit ansehen, wie jener Zombie seine Krallen tief in den Körper des armen Jungen Omrah grub. Einer Intention heraus folgend, hielt Areo einen Moment inne um zu erkennen, ob der kleine Mensch noch atmete... Doch inmitten des Gefechtes war es ihm nicht nur kaum möglich, eine genauere Erkenntnis aus seiner verzweifelten Beobachtung zu ziehen, vielmehr verschenkte er dadurch die Möglichkeit für einen nächsten Angriff auf das Ungetüm vor ihm. Gerade noch rechtzeitig war er in die Realität des Nahkampfes zurück gerissen worden, doch für einen weiteren Hieb mit dem Säbel war es bereits zu spät. Areo verlor ein wenig an Boden und musste seine gesamte Kraft darauf verwenden, nicht ebenfalls das Schicksal des Jungen zu teilen.
Der Halbling, der Letzte aus der letzten Gruppe der untoten Angreifer, schnappte wütend nach Areo, doch der Druide war zu weit entfernt. Immerhin, er hatte den Toten von Omrah abgelenkt, zumindest für den Moment.
Aus der Drehung heraus streckte Schnüffler auch noch den letzten der Zombies nieder. Er sah sich um und vergewisserte sich, dass keine weiteren Zombies in der Nähe waren. Dann ließ er die Axt sinken und atmete schwer aus. "[b]Scheiße, wir dürfen uns nicht mehr solche Dummheiten erlauben. Das nächste Mal erwischt es uns alle! Was ist mit dem Kleinen? Ist er gebissen?[/b]", fragte er. Er packte den kleinen Mann am Kragen und zog ihn ans Gitter heran.
Oh endlich, Schnüffler hatte den letzten erledigt und kümmerte sich noch dazu um den Kleinen. Gelirion fiel ein Stein vom Herzen. [b]„Prüf das bitte, ob er gebissen wurde. Und ja das nächste Mal schauen wir was dann. Jetzt aber muß das Gitter hoch.“[/b] Beim Sprechen steckte Geliron sein Schwert zurück in die Scheide und wendete sich dem Gitter zu. Er ging in die Hocke und wollte das Gitter heben. Doch war er sichtlich überrascht. Es war schon etwas anderes das Gitter von unten Hochzustemmen und nicht einfach zu übernehmen. Seine Hände Rutschten ab und das Stückchen, um welches sich das Gitter hob war minimal.
Esulilde atmete einige male konzentriert ein und aus. Ihre motivierenden Reden hatten ihre Wirkung gezeigt. Nun machte sie sich daran, Omrah zu helfen, in dessen Richtung sie nun rasch schritt. Ihre grünen Augen schauten dem Jungen ins Gesicht, während sie sich für einen Moment geistig in die Dunkelheit Aguas' versenkte. "[b]Herr, halte deine Hand über jene, die es wert sind, zu leben. Gib ihnen den Schutz deiner Schatten[/b]" Ihre Hände wurden von schwarzem Rauch umspielt, der in die Wunde eindrang und sie schloss.[1]
1. | 'Leichte Wunden Heilen' für 6 TP |
Taub und nahezu besinnungslos war Areo zurück getaumelt, als der letzte jener Untoten der Klinge des Halborks zum Opfer gefallen war. Seine Glieder schmerzten und zerrten mit solch unbändiger Macht an seinem Gemüt, dass er trotz der langen Ausbildung und all jener Meditationen äußerste Mühen hatte, überhaupt noch klar denken zu können. Der Griff des Kampfsäbels in seiner Hand wog schwer, gar bleiern. Seine Hände flehten ihn an, endlich loslassen zu können... Doch er durfte dem Drang der Schwäche nicht nachgeben. Niemals. Aus dem Augenwinkel nahm Areo wahr, wie sich die Frau mit dem Namen Esulilde sofort, ohne weiter nachzudenken um den schwer verletzten Jungen kümmerte. Dunkler, beschworener Rauch schickte dem Druiden eiskalten Schauer über den Rücken, doch er musste kein Diener jenes verfluchten Gottes sein, um ohne Umschweife zu bemerken, wie dessen verdammte Gunst dem armen kleinen Kerl dennoch half. Völlig erschöpft näherte er sich dem am Boden kauernden Omrah und vergewisserte sich mit einem prüfenden Blick, ob er in jenem Moment bei der Heilung behilflich sein konnte. Seine Augen erkannten, wie sich durch Zauberkraft die tiefsten Schnitte bereits geschlossen hatten und jene restlichen Furchen und Wunden durch helles, heilendes Blut ausgewaschen und verwässert wurden. Es würde sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis der kleine Mann wieder zu Bewusstsein kam. Sich der Genesung des Burschen somit sicher, richtete der erschöpfte Druide sich still seufzend wieder auf und steckte den Säbel in den Gürtel seiner Robe. Mit zitternden, von dunkelblauen Flecken und Blutergüssen übersäten Händen trat er an die freie Stelle neben Gelirion, griff nach dem Gitter - diesem verfluchten, schicksalhaften, rostigen Stahl - und zog daran.
Während Gelirion und Areo mit dem Gitter beschäftigt waren, kam Katarina aus dem Gang zurück - und sie hielt einige Backsteine in den Händen. Als sie am Gitter ankam, schob sie gleich einen weiteren Stein auf den bestehenden Stapel. Damit konnten Areo und Gelirion das Gitter tatsächlich kurz absetzen, bevor sie mit erneuter Kraft daran gingen, das verfluchte Gitter nach oben zu schieben.
So verzweifelt sich Omrah auch versucht hatte zu verteidigen, es hatte nichts gebracht. Er war kein ausgebildeter Kämpfer wie Gelirion oder ein von Natur aus starker Halbork wie Schnüffler. Er war lediglich ein schwächlicher, kleiner Junge und so hatte ihn am Ende der untote Halbling doch noch getroffen. Bevor dem Jungen schwarz vor Augen geworden war, hatte er sich noch an den Ring erinnert, der ihm geschenkt worden war und der ihn beschützen konnte. Doch die Schmerzen waren zu stark und schickten ihn fast augenblicklich in tiefste Dunkelheit, ohne die Möglichkeit, dieses Geschenk vorher zu aktivierten.
Aus dieser Dunkelheit erwachte er schließlich und öffnete ängstlich die Augen. Über ihm erstreckte sich der endlose Himmel aber er war irgendwie... anders. Das bekannte Blau war einem tiefen Rot gewichen, welches entfernt an Blut erinnerte und ein wahrer Sturm fegte schwarze Wolken bis über den Horizont. Bevor Omrah wusste was passierte, richtete er sich auf und konnte zum ersten Mal einen Blick auf seine Arme und Hände werfen, die halb verfault und eitrig waren. Unter dem modernden Fleisch waren gebrochene Knochen zu erkennen.
[i]"Nein!"[/i] schrie er in Gedanken und versuchte sich aus dem Körper zu befreien. Von diesen geistigen Befreiungsversuchen völlig unbeeindruckt, richtete sich sein Körper schwanken auf und fing an, eine von Ruinen und verbrannten Häusern gesäumte Straße entlang zu schlurfen. Sein schlimmster Albtraum war wahr geworden. Omrah war zu einem Untoten geworden - ohne die Möglichkeit, seinen Körper zu steuern, der blind seinen Begierden folgte.
Omrah versuchte sich aus dieser Hölle zu befreien aber er war gefangen. Er entdeckte einen jungen Halbelfen in der Ferne, der schon einige der anderen Untoten auf dem Gewissen hatte. "Oh, bitte nicht!" Je näher er kam, desto sicherer war er, das es sich um Gelirion handelte. Und da waren auch noch mehr. Aero und Ain, Schnüffler und Rotznase - sogar Esulilde und der alte Rhamedes waren dabei, um ihr Leben zu kämpfen. Doch sie hatten keine Chance gegen die Horde und ehe sich Omrah versah, versenkte er seine Zähne in das frische Fleisch seiner Freunde.
Gequält schloss er die Augen, versteckte sich vorn diesem Anblick und schrie. Schrie seine Angst heraus, seine Enttäuschung und seinen Schmerz. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war aber schließlich öffnete er seine Augen ein weiteres Mal - jederzeit dazu bereit, sich vor dem Anblick seiner toten Freunde zu verstecken. Aber dieses Mal sah er in die grünen Augen der Aguas-Priesterin. Panik stieg wieder in dem Jungen auf. War er von einem Albtraum in einen anderen geraten? War es das, was er bis in die Ewigkeit erleiden musste? Ständige Angst und Schmerz vor dem nächsten bösen Traum? Was hatte sie mit ihm vor?
Omrah konnte sich noch genau daran erinnern, dass er Priestern des dunklen Gottes nicht trauen konnte und sollte. Gehetzt blickte er sich um und wich vor der Frau zurück, bis er mit dem Rücken gegen das kalte Gitter stieß. Er sah an sich herab und erkannte, dass er kein Untoter war aber das nahm ihm nicht die Angst. Das konnte nur ein Trick sein, um die Erkenntnis, dass er noch immer tot war, nur noch schlimmer zu machen. Panisch atmete der Junge ein und aus - unfähig sich weiter zu bewegen oder etwas zu tun. Er wartete nur darauf, dass wieder etwas Schlimmes passierte und der Albtraum weiter lief. Schließlich schloss er seine Augen. Wie ein kleines Kind, das hoffte, dass alles verschwand, wenn man nichts mehr sah.
Die Idee mit den Steinen war sehr gut. So hatte Gelirion die Möglichkeit umzugreifen und einen besseren Stand zu suchen. Für einen Moment schloss er die Augen, konzentrierte sich nur auf das Gitter und begann tiefer zu atmen. Dann legte er beim ausatmen so viel Kraft hinein, wie es ging. Es war deutlich mehr als das erste Mal, doch reichte es alleine nicht aus.
Dieses verfluchte Gitter war schwerer, als es aussah. Zumindestens die Sache mit den Steinen machte es ein bischen einfacher. Schnüffler entspannte seine Muskeln für einen Moment, atmete dann durch und hob das Gitter dann ächzend ein gutes Stück nach oben.
Und so schafften es die Gefährten endlich, das Gitter wieder nach oben zu schieben. Mit einem metallischen Knall stieß es gegen die obere Mauer.
Sofort reagierte Katarina. [b]"Schnell, hilf mir!"[/b] wies sie die kleine Rotznase an, und gemeinsam griffen die beiden "Damen" nach der stählernen Platte, die Gelirion und Schnüffler hergebracht hatten. Es war nicht einfach, an den Armen und Beinen der Männer vorbei zu hantieren - doch schließlich schafften sie es! Sie konnten die Platte unter das Gitter schieben, und sie so platzieren, dass sie nicht mehr verrutschte.
Das Gitter war oben, und es war gesichert! Der Weg nach draußen war, endlich, frei.
Im gleichen Moment ertönte aus dem Tunnel, aus dem sie gekommen waren, erneut der markerschütternde Schrei, den sie schon einmal gehört hatten. Bestialisch, wütend, und begleitet vom Geräusch brechender und berstender Steine. Falls es in den finsteren Tiefen der Hölle so etwas wie Bären gab, dann würden sie so vermutlich klingen.
Und dieses Mal war die Quelle des Geräusches deutlich näher. Was auch immer dort kam, war nicht mehr weit entfernt.
Kopfschüttelnd sah Katarina auf das Baby. [b]"Ich sorge für den Schlaf. Aber ich werde nicht die Verantwortung für das Kind in meinen Armen übernehmen."[/b]
Ohne auf Gelirions Reaktion zu warten, legte sie ihre Linke auf das Gesicht des Kindes, und murmelte einige Worte. Im nächsten Moment verstummte das Kind. Sie nahm ihre Hand weg, und der Kleine schlief.
Für einen Moment entglitt dem Paladin das Gesicht. Nun war es Katarina die das Leben der Gruppe durch Sturheit aufs Spiel setzte. Denn mit einem Kind im Arm, würde Gelirion nicht gegen die Untoten kämpfen. Nicht in dieser Enge. [b]„William, zeig dass dein Spiel keine Farce war und halte stand. Alle anderen zurück.“[/b] rief er ziemlich ungehalten aus und eilte zu Areo. Seinem Halbelfenbruder hielt er das kleine Mündel, welches nun schlief hin. Drückte es fast schon an den Halbelfen. Offensichtlich wollte er hier kein nein zulassen.
Für Will ging in diesem Moment alles sehr schnell. Gelirion forderte ihn auf, zu kämpfen, Katarina ließ das Kind einschlafen, und dann rauschte Gelirion auch schon nach hinten.
Gleichzeitig stolperten zwei in Lumpen gekleidete Untote auf ihn zu. Der linke der beiden hatte eine schreckliche Verwundung im Gesicht - genau genommen fehlte ihm die rechte Hälfte davon, man sah den blutigen Schädel darunter. Doch war das auch Wills Glück, denn der Todlose konnte ihn offenbar nicht sehr gut wahrnehmen, und lief nach vorne schlagend schlicht an Will vorbei. Der zweite Untote aber war zielstrebiger: Geifernd lief der Mann, breitschultrig mit langem braunen Haar - auf ihn zu, und schlug nach dem Barden. Ein so kräftiger und schneller Schlag, dass er Will komplett damit überraschte, und ihm eine tiefe Wunde am linken Arm schlug.
Will war so überrascht, dass man ihn in der Frontlinie allein ließ, gerade als der Feind anrückte, dass er nicht einmal schnell genug die Zähne auseinanderbrachte, um zu protestieren. [i]He, was soll das? Hätte Katarina das Kind nicht nach hinten tragen können und dort ablegen? Hätte Gelirion nicht darauf bestehen sollen? Wir sind hier im Kampf, was soll das Rumgezicke? Ha, ich bin halt mit Zivilisten unterwegs und nicht mehr beim Heer![/i]
Dann aber dachte er erst einmal gar nichts mehr, denn alles war Schmerz. Der geifernde Wiedergänger hatte ihn nicht nur am Arm erwischt, sondern irgendwie auch seine Hüfte—oder vielleicht war's der zweite, der ihn mehr angerempelt statt getroffen hatte, oder Will selbst hatte sich dumm verdreht, als er ausweichen wollte—und der Schmerz in der rechten Seite zuckte bis in die Zehenspitzen hinab.
Doch Will biss die Zähne nur noch fester zusammen. Jetzt war er wütend. Richtig wütend. Und diese Wut floss, fast wie von selbst, in sein Schwert, das darauf blau zu glühen begann. Und dann hieb er zu—wortlos, ohne auch nur einen Kampfschrei, denn die Wut des Schwertes war, anders als die seine, kalt.
Und der Kopf des Toten, der ihn angegriffen hatte, flog zur Seite—malerisch blutsprühend, das Publikum hätte seinen Spaß—bis er dumpf-klatschend gegen die Wand knallte, zu Boden fiel und, weil dieser abschüssig war, noch ein paar Schritt weit auf seinen früheren Besitzer zukullerte.
[b]"Ich... heiße... Will"[/b], presste Will zwischen den Zähnen hindurch.
Die Geweihte hatte sich erneut in eine dunkle Trance begeben, stand regungslos da, die Hände umklammerten dieses Mal den blauen Wolf. Gelirion und Schnüffler würden die Zombies erneut in Schach halten können - zumindest so lange, bis sie die Worte zu Ende gesprochen hatte und die Macht Aguas' Esulilde erfüllte. Dann begann sie zu sprechen, nachdem sie ihre Hände zum Gebet -so gut es ging, ohne den Wolf fallen zu lassen- gefaltet hatte. "[b]Aguas, Herr der Dunkelheit, blicke auf deine Dienerin und schenke ihr die Kraft deiner Schatten und erlöse uns von den Mächten des Lichts. Bringe den Gläubigen deinen Schutz und deinen Feinden, welche auch meine Feinde sind, die Verdammnis und den Tod.[/b]"
[1]1. | Ritual Runde 1/2 |
Stumm betrachtet Areo das Schauspiel. Was ging hier nur vor? Warum nahm Katarina nicht das Kind? Warum sollte er es nun nehmen? Doch bevor er sich versah, löste Gelirion seinen Griff um das Kind. Ihm blieb nichts anderes übrig als es anzunehmen. Voller fragen blickte er den anderen Halbelfen an, zog sich dann aber mit dem Kind im Arm zurück. Es war kein Ort für ein schlafendes Kind, genauso wenig wie für seinen Wolfshund, welcher ihm auf dem Schritt folgte, und ihn.
Der letzte Untote ließ noch auf sich warten. Das charakteristische Ächzen und Stöhnen der wandelnden Toten war zu hören, doch kam sie - noch - nicht aus dem Gang hervor.
Hierfür ließ Gelirion nicht mehr auf sich warten. Rasch hatte er seinen Schild in die Hand genommen und war zurück in die erste Reihe geeilt. Dabei nutzte er die Wucht des kleinen Anlaufes aus, um sein Schwert in das Fleisch des zweiten Mannes zu treiben.
Katarina wandte sich überraschenderweise noch einmal dem Baby - und Areo - zu. Sie ging auf die beiden zu, und berührte sie mit den Händen. Dabei murmelte sie einige Worte - es sah fast aus wie ein Gebet, wie sie mit halb geschlossenen Augen da stand -, dann wandte sie sich wieder um, offenbar bereit, in den Kampf einzugreifen.
Der orientierungslose Untote wandte sich nun doch Will zu - sein Kopf schnellte nach vorne, und er versuchte, den Barden zu beißen. Versuchte, war das entscheidende Wort - er klapperte ungefähr zwanzig Zentimeter hinter Wills Kopf mit den Zähnen.
Was auch immer der Untote an Verletzungen hingenommen hatte, sie schienen seine Wahrnehmung massiv zu stören.
Während sich Gelirion wieder in den Kampf stürzte, Katarina einen Zauber wob und William arg bedrängt wurde, hielt sich Areo weiter zurück. Er wiegte das schlafende Kind in seinem Arm und tat das einzige was er machen konnte ohne kämpfen zu müssen. Die Augen offen halten. Seine Gefährten sollten nicht überrascht werden, während sie kämpften. Zwar glaubte er nicht daran, dass sie von hinten angegriffen wurden, aber wer weiß.
Der Schmerz ließ nach, die Wut nicht. So schnell konnte Wills Schwert sie nicht aufnehmen, wie seine Galle sie ausspuckte. Farce? Farce hatte der Mann gesagt! Und ihn dann allein gelassen. Halte stand! Ha, und alle anderen zurückbeordert! Der Stumme schien bewaffnet, warum konnte der nicht mit anpacken? Aber vorher spotten: Du willst ein Krieger sein! [i]Na warte, ich werde dir zeigen, was für ein Krieger ich bin![/i]
Will sah kaum, was er tat. Instinktiv glitt er einen Schritt zur Seite, brachte also den Feind zwischen sich und Gelirion, aber vielleicht tat er dies nicht aus taktischer Überlegung, sondern aus Wut, vielleicht wollte er dessen Visage sehen, wenn er sein Schwert mit aller Kraft schwang.
Und vor ihm spritzte Blut, Hirn und Knochensplitter in alle Richtungen.
So musste es sein, wenn ein Barbarenkrieger aus dem fernen Tynvar in einen Blutrausch verfiel. Als furor tynvarus war dieser heute noch bekannt und gefürchtet, auch wenn die Barbaren vor gut hundert Jahren auf ein Drittel ihres ursprüngliches Reiches zurückgedrängt worden waren, auch wenn sie längst ihre ersten Schritte in Richtung Zivilisation genommen hatten.
[i]Zivilisation ist eine Maske. Und diese Maske wurde uns vor zwei Tagen vom Gesicht gerissen...[/i]
Will starrte auf die Überreste des von ihm zerlegten Wiedergängers, um Luft und Fassung ringend.
Dunkle Schemen umkreisten die Predigerin. Manche von ihnen glichen Schlangen, andere waren annährend menschlich. Doch die meisten dieser Schemen glichen undefinierbaren Monstrositäten. Erneut erfüllte sie die Macht ihres Herrn, in dessen Dunkelheit sie badete. Dann traten die Schatten wie Sonnenstrahlen aus ihr heraus.
[1]1. | Ritual Runde 2/2 |
Areo hielt die Augen nach weiteren Gefahren von hinten offen, doch zu seiner Beruhigung konnte er nichts entdecken, was ihnen gefährlich geworden wäre.
Das Blut des Untoten spritzte durch den Gang, als Gelirion und William die Kreatur in den endgültigen Tod schickten. Der Kopf des ersten Toten, abgetrennt von seinem Körper, lag noch immer zähneklappernd im Gang, auch wenn er ohne Stimmbänder und Luftröhre keine sonstigen Geräusche mehr von sich geben konnte.
Doch der Kampf war noch nicht vorüber, der dritte Untote kam nun auch schlurfend aus dem Gang.
Seite an Seite standen Gelirion und William da, als die Kreatur hungrig geifernd in den Gang trat. William sah eine junge Frau, ihre Kleidung dreckig und halb zerrissen, die strähnigen, blutigen Haare halb ins Gesicht hängend, das linke Bein verdreht wie nach einem Sturz. Sie streckte ihre Arme aus, ihr Blick auf Gelirion fixiert. Sie griff nach ihm, war jedoch noch zu weit entfernt, um ihm gefährlich zu werden.
Der Paladin sah etwas anderes als eine gefährliche Untote. Er sah Ina. Seine Schwester.
Der Mann fiel, regelrecht zerfleischt von William. Zum Loben oder Feiern war, jedoch keine Zeit. Da kam schon der dritte Untote um die Ecke. Gelirion hob sein Schwert, bereit zum Schlag. Doch verharrte er in seiner Pose. Wie in Stein verwandelt, blickte er der Frau direkt in die Augen. Auf elfisch murmelte er ein langgezogenes nein. Scheppernd landete fast zur selben Zeit sein Schwert auf dem Boden. War er getroffen, hatte sie ihn doch erwischt? Nein, er hatte es einfach fallen lassen und hielt nun die leere Hand auffordernd, suchend der Untoten entgegen. [b]„Ina, meine Ina du bist es. Bei Ceriva, komm zu dir. Bitte. INA!“[/b] Der gerufene Name halte laut durch die Gänge.
"Scheiße", murmelte Will, as er begriff, was los war. "Scheiße, scheiße, scheiße!"
Dann hieb er zu.
Und traf.
Und sah an sich herunter: von der Hüfte abwärts, war er mit Blut und Gedärm eingesaut. Er wankte zwei Schritte zurück, bis er mit der Linken eine stützende Wand ertastete.
"Scheiße", sagte er.