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Archiv => Archiv - Online-RPGs Pathfinder => Cave Idus Martias => Thema gestartet von: Symmachus am 09.03.2014, 18:32:12

Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 09.03.2014, 18:32:12
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c[1] - Mane - Hora Secunda - Tempel der Juno Lucina

Der Feiertag der Juno Lucina[2] war am ersten März begangen wurden. Die Matronalien[3] waren ein Fest, an dem den Neugeborenen, den Frauen und dem Licht gedacht wurde. Eine Fest mit wieder wachsender Popularität, welches mit festlichem Essen begangen wurde und noch vor zwei Jahren den Beginn des römischen Jahres bedeutete. Viel hatte sich in nur zwei Jahren geändert, nicht zuletzt das Jahr selbst, welches auf die Initiative Caesars[4] und unter einem Ausschuss unter Sosigenes aus Alexandria[5] verändert wurde, sodass nicht das Jahr mit dem März, sondern mit dem Januar begann. Freilich mochte es wenig am Alltag der Römer verändern, aber es hatte für die Geschichte sich einiges getan. Eine neue Zeitrechnung hatte begonnen, welche man einst den julianischen Kalender nennen würde[6]. Für manche Bürger jedoch hieß diese neue Zeitrechnung, dass sie sich ihrem Fatum[7] stellen mussten. Dass für sie eine Zeit des Aufstiegs, der Neuerung oder des Untergangs begann. Und es sind jene Gestalten, die wir in der späten Nachlese der Matronalien aufspüren, denen wir das erste Mal begegnen wollen.

Zugegebenermaßen hatten sie kaum etwas mit den Matronalien zu tun, zumindest nicht ihrer Planung und ihrer Durchführung. Sie waren allesamt fern der Organisation dieses Festes. Vielleicht hatten sie es selbst begangen, war es doch typisch, dass dieses Fest so begangen wurde, dass die Männer an diesen Tagen für die Gesundheit ihrer Frauen beteten und ihren Frauen Geschenken überreichten, während diese sich hübsch machten oder so kleideten, dass ihre Männer Lust hatten, in der Hoffnung an diesem Tage ein Kind des Lichts zu zeugen. Vielleicht beteten manche auch dafür, dass ihre Beziehungen und Ehen hielten, andere, dass eine Beziehung überhaupt es möglich wurde. Matronen ließen an diesem Tage ihre weiblichen Sklaven mit Wohltaten versorgen, Lämmer und anderes Vieh wurde zu Ehren der Juno geopfert. Es wurden Blumen der Liebe niedergelegt.
Wer ein Gespür für Symbolik hatte, mochte darüber nachdenken, warum das Fest der Liebe, wenn man es vereinfachen wollte, ausgerechnet am ersten Tag des Monats war, der dem Kriegsgott[8] gewidmet war. Krieg und Liebe war den Römern einfach sehr nahe, mochte man in vereinfachter Art mutmaßen. Doch warum Caesar es gegen einen Monat austauschen ließ, der einem Gott gehörte, dessen hauptsächliches Attribut das Doppelgesicht des Anfang und des Endes war[9], mochte sogar noch mehr Fragen über solche Symboliken aufstellen.

Was sich hier bereits in den Zeitrechnungen andeutete, war eine Frage nach neuer oder alter Ordnung und sie fand ihre Entsprechung in der Politik der Zeit. Während die einen sagten, dass man beim römischen Kalender[10] hätte bleiben sollen und das Jahr mit diesem immer als positiv empfunden Tag beginnen sollte, tauchte Caesar die Gedanken über das neue Jahr, ihrer Meinung nach, in einer Zwielicht über die Ungewissheit der Dinge, die dort dräuen mochten. Es war ein Kampf über die Gewissheit des Alten und die Ungewissheit des Neuen. In diesem Streit über den Kalender verbarg sich auch der Kampf der Republik[11] gegen die neue Diktatur auf Lebenszeit[12], die Caesar im Jahre 710 a.u.c. gewährt wurde.

Wer auch immer ihre Einladungen verfasst hatte, er hatte einen Sinn für Symbolik. Warum sonst hätte er sie im Monat des Mars in den Tempel der Juno Lucina geladen? Sie allen waren aus unterschiedlichen Gründen in den Tempel gekommen, wie verlangt zwei Stunden nach Sonnenaufgang[13]. Sie alle hatte eigentlich keine Chance, sich dieser Einladung zu widersetzen. Zumindest machte es Sinn, sich die Worte der einladenden Person zumindest einmal anzuhören. Sie hatte sich nicht offenbart und doch hatte sie unmissverständlich deutlich gemacht, was auf dem Spiel stand, die Karrieren, das freie Leben, oder gar das Leben der Betroffenen selbst. Wer auch immer es war, er oder sie wussten eine Menge über die Personen, die eingeladen wurden. Die Drohungen waren offen, auch wenn keine Quellen genannt wurden, keine zusätzlichen Informationen gegeben wurden. Wussten auch die anderen davon? Diese anderen Gäste, welche durch die gleiche Tür in den an diesem Morgen leeren Tempel[14] gingen?

Diese Gäste, sie waren nicht alle vom Schicksal Begünstigte, vielleicht war es gar niemand, der hier wahrlich begünstigt war. Wurden sie doch alle in seine so furchtbare Sache hineingezogen, die das Ende der römischen Republik endgültig besiegeln mochte. Aber was erzähle ich, jeder kennt die Geschichte selbst, um die es geht. Jeder kennt zumindest des Ende. Doch wer kann von sich behaupten, die Beginne zu kennen oder alle Beteiligten? Wer kann von sich behaupten, die Gründe zu kennen und die Geschehnisse miterlebt zu haben? Die Zeugen sind längst verstorben und doch wollen wir uns in die Perspektive jener begeben, die dort damals gewirkt haben dürften, um uns nahe an das Gefühl der Geschehnisse zu bringen.

Und so dreht sich diese Geschichte um Aurelia Lucia Licinia, Titus Flavius Nobilior, Lucius Varius Rufus, Lucius Licinius Guirmean, Gaius Sempronius Gracchus und nicht zuletzt um Gaius Iulius Caesar.
Sie alle - bis auf Caesar - stehen an diesem Morgen in dem ungewöhnlich kahlen Tempel der Juno Lucina auf dem Esquilin[15]. Viele der Schnittblumen sind bereits verwelkt und der Geruch trockener Blumen und geronnen Blutes lag schwer lichtdurchfluteten Tempel, mit seinem weißen, an den meisten Stellen nackten Stein, der so hell und leicht schien, um das Gefühl des Lichtes in der leeren Halle noch zu verstärken, das Licht war blendend an diesem Morgen. Die Wände wurden von einem Fries[16] geziert, welches diverse Abbildung der Geburt oder diverse Blumenniederlegungen und Blumen selbst zeigte. Symbolisierte Sonnen strahlten vom Fries herab auf den ganzen Tempel, doch ansonsten war der Großraum leer. Sie war als wären sie für diesen Moment alleine, unter sich. Ein letztes Mal, ehe sie in einen Sog von Kabale und Blut gerieten.
 1. ab urbe condita (http://de.wikipedia.org/wiki/Ab_urbe_condita_(Chronologie)) - Der aktuelle Tag wäre aufgelöst der 13. März 44 v. Chr.
 2. Lucina (http://en.wikipedia.org/wiki/Lucina_(goddess))
 3. Matronalien (http://en.wikipedia.org/wiki/Matronalia)
 4. Gaius Iulius Caesar (http://de.wikipedia.org/wiki/Gaius_Iulius_Caesar)
 5. Sosigenes aus Alexandria (http://de.wikipedia.org/wiki/Sosigenes_aus_Alexandria)
 6. Kalenderreform des Gaius Iulius Caesar (http://de.wikipedia.org/wiki/Kalenderreform_des_Gaius_Iulius_Caesar)
 7. Schicksal
 8. Mars (http://de.wikipedia.org/wiki/Mars_(Mythologie))
 9. Ianus (http://de.wikipedia.org/wiki/Ianus)
 10. Römischer Kalender (http://de.wikipedia.org/wiki/Römischer_Kalender)
 11. Römische Republik (http://de.wikipedia.org/wiki/Römische_Republik)
 12. Römischer Diktator (http://de.wikipedia.org/wiki/Römischer_Diktator) - Caesar hält diese Position bereits zu Beginn unseres Spiels. Es ist seine vierte Ernennung zum Diktator.
 13. Temporale Stunden (http://de.wikipedia.org/wiki/Temporale_Stunden) bzw. Roman Timekeeping (http://en.wikipedia.org/wiki/Roman_timekeeping)
 14. Römische Tempel (http://en.wikipedia.org/wiki/Roman_temple)
 15. Esquilin (http://de.wikipedia.org/wiki/Esquilin)
 16. Fries (http://de.wikipedia.org/wiki/Fries)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 09.03.2014, 20:22:20
Als die Nachricht im Haushalt des Lucius Licinius eingetroffen war, hatte Aurelia bereits lange ihre Schlafstatt verlassen und den Sklaven die Anweisungen für den Tag erteilt. Sie hatte sich gerade zu etwas Fladen, Milch, Honig und Obst zurückgezogen, als der Bote den Durchlass verlangte. Es hatte einige Unruhe gegeben, denn ein Unbekannter wurde zu einem solchen Zeitpunkt nicht vorgelassen. Als Aurelia dem Lärm nachgegangen war, warf der Bote ihr die Nachricht quasi vor die Füße, ohne ihre Identität zu erfragen, bevor er das Gelände fluchtartig verließ. So wurde Penelope als enge Vertraute angewiesen, die Nachricht zu untersuchen. Als die Griechin keine Falle an dem Schriftstück fand und es las, erlebte Aurelia etwas, was schon lange nicht mehr vorgekommen war. Penelope, ein Ideal der stoischen Lebensführung (http://de.wikipedia.org/wiki/Stoa), erbleichte und schwankte. Ihr erging es kaum besser, als sie die Botschaft übernahm und las: Woher weiß der Absender dies alles? Damit kann er nicht nur mich, sondern auch meine Familie vernichten! Der Appetit für den Rest des Frühstück war vergangen.

So bleibt mir denn keine Wahl. Auch wenn es ihr schwerfiel, hielt sie sich an das, was ihre Mutter und Penelope ihr beigebracht hatten: Selbstbeherrschung, mit Gelassenheit das Los zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Sie beruhigte ihre besorgten Hausdiener, schickte einige zusätzlich zu den üblichen aus, ihr Informationen zu beschaffen. Vielleicht schafft es ja einer, den Boten zu verfolgen. In der Kürze der Zeit konnte sie selbst die Ergebnisse leider nicht mehr abwarten, nur noch den Tagesplan umstellen, damit ihre Anwesenheit nicht mehr notwendig war.

Nur zwei ihrer verschwiegensten Leibwächter nahm sie bis zum Rande des Feldes mit, das letzte Stück ging sie mit Penelope allein. Unterwegs tauschten sie sich über die Vorräte des Haushalts und die Erziehung der Töchter aus, was in Wirklichkeit einen Austausch ihrer Gedanken war, was es mit diesem ungewöhnlichen Treffen auf sich haben konnte. Beiden fehlten die Informationen, um sich einen Reim zu machen. So stiegen sie schließlich schweigend die Treppen zum Tempel hinauf. Die hagere Gestalt der alten Griechin verschwand fast in ihrer Tunika (http://de.wikipedia.org/wiki/Tunika_%28Kleidung%29) und unter ihrer unscheinbaren Palla (http://de.wikipedia.org/wiki/Palla_%28Gewand%29), ihr Alter war ihrem vorsichtigem Gang anzumerken. Trotzdem trug sie noch eine Umhängetasche mit Opfergaben für Lucina. Die hochgewachsene Römerin füllte ihre edle Stola (http://de.wikipedia.org/wiki/Stola_%28R%C3%B6mische_Tracht%29) vollkommen aus, bedeckte ihr Haupt ebenfalls mit einer Palla und ging zwei Schritte voraus, stolz und aufrecht.

Nach ihrer Ankunft stellte sich Aurelia weit vorne in den Raum und sah sich um, wer noch zugegen war oder kommen würde. An Selbstsicherheit war ihre Haltung kaum zu übertreffen, auch wenn es ihr innerlich ganz anders ging. Knapp hinter ihr bezog Penelope Position und sah sich deutlich unauffälliger um. Beide erwarteten halb, Concitius zu sehen, auch wenn sie von ihm eine deutlich plumpere Herangehensweise erwarteten. Er hätte alles sofort publik gemacht und keine Möglichkeit zur Verhandlung gelassen.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Varius Rufus am 09.03.2014, 22:32:58
Varius Schädel brummte, als er das kleine Stück Papyrus zwischen dem Stoff seiner Tunika fand, die er einfach auf den Boden hatte fallen lassen. Wegen des großen Festes hatte er den Hauptteil der Nacht in den Suburae am Fuß des Esquilin verbracht. Die Matronalia kümmerten ihn nie so wirklich. Was gingen sie ihn auch schon an? Er nannte weder eine Gattin sein eigen, noch verspürte er den Wunsch in näherer Zukunft eine zu ehelichen und der kläglich Rest seiner Familie lebte noch immer weit im Süden, sodass es für ihn keinerlei Grund gab sich mit diesem Fest zu befassen.
Er hatte sich also in den vergangenen Nächten für eine andere Art des Feierns entschieden. Die Bilder in seinem Kopf waren verschwommen und lückenhaft, aber vor allem die letzte war eine lohnende Nacht gewesen. Und irgendwann hatte ihm wohl jemand diesen Fetzen Papyrus überreicht. Er las mehrfach die Worte und sie waren nicht wirklich kryptisch. Aber statt sich Sorgen zu machen liefen andere Dinge in Varius' Kopf ab. Er starrte auf das Papyrus und griff dann nach seinem Stilus. Vielleicht hätte er beunruhigt sein sollen, aber er war es nicht. Im Gegenteil, dieser Brief brachte ihm eine Idee, die er niederschreiben musste: Die Worte flossen schnell aus seinen Gedanken, aber am wichtigsten, war der Titel, der sich oben auf der Seite fand: Thyestes (http://de.wikipedia.org/wiki/Thyestes)
Der ganze Weg zum Tempel der Juno Lucina war beherrscht von diesen Gedanken - kleine Versschnipsel tauchten in seinem Kopf auf, obwohl es noch lange Dauern würde, bis er sie als solche niederschreiben würde. Fürs erste galt es zu entscheiden, was er mit dem Pelopiden[1] anfangen wollte. Seine Arbeit am Gorgonifer war beinahe vollendet und er würde nicht versuchen sich selbst im epischen Sang zu übertreffen. Also blieb eigentlich nur eine Alternative: die Tragödie. Seit Accius' Tod hatte sich niemand mehr wirklich an sie heran gewagt. Es wurde Zeit. In seinem Kopf reifte langsam ein Plan, aber es fehlte ihm noch etwas. Er wollte nicht einfach die Alten kopieren, nicht einfach nur das tun, was vor ihm getan worden war. Er würde etwas neues schaffen, etwas, das nicht nur Accius oder Ennius nicht zu scheuen brauchte, sondern das es wert wäre mit den wahrhaft Großen verglichen zu werden. Aber dazu brauchte er mehr als nur den Pelopiden und seine Geschichte. Er benötigte mehr als das parrocidium[2] und das unsäglich Mahl, er brauchte echte Ränke und echten Verrat. Und der Gorgonifer wollte auch noch vollendet und veröffentlich werden. Rom wartete schon zu lange auf ihn.
Dass er im Begriff war genau in soetwas hinein zu stolpern, erkannte Varius freilich nicht. Dafür war er viel zu sehr mit seinen künstlerischen Überlegungen beschäftigt - und mit seinen Kopfschmerzen. Das Tageslicht tat sein übrigens und so kam Varius mit zusammengekniffenen Augen in den Tempel. Deshalb erkannte er nicht einmal Aurelia, obwohl er schon viel Zeit im Haus ihres Vaters verbracht hatte. Stattedessen suchte er sich eine möglichst dunkle Ecke, weniger um sich vor Blicken sondern mehr um sich vor der Sonne zu verbergen. Tiefer Ränder zierten seine Augen und sein Gewand saß etwas unordentlich, aber das konnte dennoch nicht so recht über sein gutes Aussehen hinweg täuschen. So früh am morgen kümmerte ihn aber nichts außer den Ideen, die neben den katerbedingten Nadelstichen seinen Kopf füllten. Eifrig kritzelte er auf seiner Wachstafel herum, machte sich Anmerkungen zu seinem soeben begonnenen aber auch zu seinem beinahe abgeschlossenen Unternehmen und schien kaum Notiz von seiner Umwelt zu nehmen.
 1. Sohn des Pelops = Thyestes
 2. Verwandtenmord, hier Kindsmord
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Sempronius Gracchus am 11.03.2014, 19:10:04
Die Matronalien, wie er diesen Tag verabscheute. Ein Tag an dem er sein dünnes, verabscheuungswürdigen Weib anbeten sollte. Schlimm genug, dass es schon genügend Tage gab an denen er um ihre Gegenwart nicht umhin kam. Einladung zu Feiern in der höheren Gesellschaft zum Beispiel. Gaius Sempronius Gracchus verabscheute seine Frau. Frisches Geld hatte alten Adel geheiratet. Wie so typisch für den alten Adel, war auch die Familie seiner Frau, ein inzwischen verarmter Arm der Familie Fabier, verarmt. Der unerschütterliche Glaube, dass altes Blut genug war um Erfolg zu garantieren. Eine Zeit lang war Gaius für Teile der Kosten aufgekommen. Immerhin hatte es auch ihm genug eingebracht, es hatte ihm einige Türen geöffnet, die ihm ansonsten verschlossen geblieben wären. Aber schnell genug hatte er festgestellt, dass eine Tür offen stand, wenn man sie zum ersten Mal durchquert hatte und so hatte er begonnen, seiner Frau keine exorbitanten Ausgaben mehr zu gestatten. Bereits seit vier Jahren war sie nicht in der Lage ihm ein Kind zu schenken und am heutigen Tag sollte er für sie beten. Er verabscheute seine Frau und sie verabscheute ihn genauso. Wenn er für etwas beten würde, dann dafür von seiner Frau erlöst zu werden, den knochigen Biest.

Hatte sein Tag bereits schlecht begonnen, einfach aufgrund des Datums, wurde er noch deutlich schlechter. Seine Sandalen schluften über den Steinkacheln seines Hauses, während er eine Nachricht in seiner linken Hand zerknüllte. "Was soll das werden?", fragte er sich? Befand sich seine Laune bereits seit Sonnenaufgang im Sturzflug führte diese Nachricht nicht dazu, dass sie sich besserte. Sein Weg führte auf den Esquilin, nicht weit entfernt, aber weit genug um etwas Raum zwischen sich und seine Frau zu bringen, vielleicht hatte diese mysteriöse Nachricht doch sein Gutes.
Seine letzten Schritte führten ihn die letzte Steigung des Berges hinauf bevor er den Tempel sah. Als erstes fielen ihm beiden positionierten Wachen auf. Unwillkürlich ging sein Griff zu dem Lederknüppel in seiner Tunika, schnell vergewisserte er sich, dass er an seinem Platz war. Was auch immer kommen würde, er war nicht hierherbestellt worden um getötet zu werden, da war er sich sicher. Trotzdem war es beruhigend zu wissen, dass er nicht unbewaffnet war. Die Wachen vor dem Tempel beachtete er gar nicht. Seine gesamte Aufmerksamket galt dem Tempel und seinem inneren. Dort angekommen fand er bereits eine Frau und einen Mann vor. Eine Frau, eine Sklavin und anscheinend einen kranken oder Betrunkenen. Fast meinte Gaius den leichten Geruch von gesüstem Wein zu riechen.
Der Betrunkene würde ihm wohl kaum die Nachricht geschickt haben. Blieb noch die Frau mit der Sklavin an ihrer Seite. Selbst wenn sie sich sicher wäre, dass ihr nichts geschehen würde, da sie alle Druckmittel in ihrer Hand hatte, wäre es wahrlich merkwürdig eine Frau der Position zu finden. Seine Erfahrung sagte ihm, dass es wahrscheinlich ein Mann war.

"Gaius Sempronius Gracchus.", knurrte er kurz in die Runde, sollte einer der beiden ihn einbestellt haben oder sogar beide, würden sie schon mit dem Reden beginnen.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 17.03.2014, 12:43:06
Nicht lange blieben die beiden Frauen alleine. Als Aurelia die beschwingten Schritte eines weiteren Besuchers vernahm, drehte sie sich ruhig herum, um eine gewisse Überraschung zu erfahren: Lucius Varius Rufus, ein Dichter und häufiger Besucher im Haus ihres Vaters, kam herein und ignorierte sie, um sich hinzusetzen und zu schreiben. Hatte ihn die Muse hierhergeführt? Sie traute ihm nicht zu, derjenige zu sein, der die Fäden zog. Sie wusste ob seiner Gewohnheiten und seinen Fähigkeiten. Sicherlich hatte sie diesen jüngeren Mann gerne schon in die Dienste genommen, Spottverse auf politische Gegner ihrer Familie zu verfassen, und er hatte gute Arbeit getan. Es kostete nicht wenig, um ihn zu finanzieren, aber sie war stets in der Lage gewesen, die Notwendigkeit der Ausgabe überzeugend darzustellen. Als sie diesen Gedanken folgte, wurde ihr plötzlich die wahrscheinlichste Erklärung seiner Anwesenheit klar: Er wäre in der Lage, das im Brief enthaltene Wissen mit größtmöglichem Effekt zu verbreiten. Vielleicht wusste er nicht einmal, wofür er hergerufen worden war. So sah sie sich gezwungen, ihn zunächst ins Feindeslager zu sortieren. Sie machte ein entsprechendes Zeichen an Penelope und wartete auf den wahren Ränkeschmied.

Der nächste, der den Raum betrat, kam Aurelia bekannt vor, doch fehlte ihr der Name. Sie wusste noch, sie war einer Einladung gefolgt und er war einer der neuen Gäste in der Runde gewesen. So lange hatte er seinen Stand noch nicht und seine Vergangenheit sorgte für weitere Vorbehalte. Sie hatte ihm keine große Bedeutung beigemessen und zwar wie über alle Informationen zusammentragen lassen, aber noch nicht für nötig befunden, diese einzufordern. Gerade neigte Penelope sich vor, um ihr etwas zuzuzischeln, da stellte er sich rüde vor. Aurelia streckte sich, ihre Augen verengten sich. Was maßt er sich an? Bei seiner Herkunft sollte er vorsichtig sein! Oder war er derjenige, der dies über mich herausgefunden hat?! Die ungewöhnliche Art, damit umzugehen, könnte vielleicht passen. Aber überraschen würde es mich schon, dann wäre er gewiefter als erwartet... Sie beschließt, es vorsichtig anzugehen.

Sie schiebt ihr Tuch ein wenig zurück über den Haaransatz, um den Blick freizugeben, es bedeckt jedoch weiterhin ihren Kopf. Salve! Mein Name ist Aurelia Lucia Licinia, so euch dies noch nicht bekannt ist. Was führt euch hierher? Wart ihr zuletzt verhindert oder gibt es einen besonderen Anlass?, tut die stolze Römerin mit kräftiger Stimme kund. Ihre Mundwinkel haben sich zu einem Lächeln verzogen, doch hebt sich nur eine Augenbraue. Das andere Auge bleibt klein und zwinkert nicht. So scherzhaft-freundlich Ton und Inhalt des Gesprochenen sind, so deutlich klingt ihr Selbstbewusstsein hindurch. Na, dann bekenne Farbe: Hast du mich eingeladen? Und wenn nicht, was führt dich her?
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 17.03.2014, 21:36:08
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Subura[1]

Alle wollten sie etwas von einem. Es war einer der Vorzüge und der größten Nachteile der Position von Macht, von Ansehen, von Würde. Es gab schon immer viel zu tun, viel zu bedenken, viel zu lenken und selbstverständlich war das Herrschen nicht die Kunst, alles selbst zu machen, sondern eine Kunst der Delegation, des Vermittelns und die Kunst, dafür zu sorgen, dass alle ihre Dinge so taten, als hätte man es selbst getan. In jenen Tagen war es jedoch allzu häufig eine Form des Nachteils oder der unangenehmen Pflicht, denn es war wie Quintus[2] schon seinem Bruder Marcus[3] schrieb und seit jeher nicht nur den Ciceros bekannt war: Vor jeder Art von Wahlen versprach diversen Menschen der Nobilität das Blaue vom Himmel und dann tat man dasselbe mit den volksnahen Männern und dann, wenn man eine Wahl oder ein Amt gewonnen hat, suchte man nach kreativen Wegen, diese unüberbrückbaren Widerstände weitestgehend zu versöhnen oder zumindest die aufkommenden Konflikte so in Balance zu halten, dass sie einem bei der Ausübung der Macht nicht weiter behinderten[4]. Gaius Iulius Caesar besaß viele begnadenswerte Talente, doch das Versöhnen von sich ausschließenden Parteien lag naturgemäß auch außerhalb seiner Befähigung. Dennoch hatte er wohl eine persönliche Kraft, eine Form des Charismas, welche manchmal darüber hinwegtäuschte oder zumindest trotz klaffender Schluchten zwischen Vertragspartnern immer wieder reichte, die Gräben kurzzeitig zu überdecken, um sie danach nur noch tiefer wiederzufinden. Und er hatte jede Menge Personen in seinem Dunstkreis, die darauf warteten, dass er Gefallen erwiderte oder sie zumindest so nah an sich herankommen ließ, dass sie von seiner Corona[5] von Macht und Charisma profitierten. Jede Menge Bittsteller, die jeden Morgen warteten oder ihn in ihre Häuser oder nahe des Senates empfingen, damit sie um Belanglosigkeiten bitten konnten oder sich empört, geradezu pikiert zeigten, dass selbst ein dictator perpetuo einem nicht alle Wünsche erfüllen konnte, geschweige denn wollte.

An diesem Morgen war es jedoch eine andere Geschichte. Es war keiner der üblichen Bittsteller, der dort auf ihn wartete und es war keiner der typischen Orte, an denen man auf ihn warten würde. Es war jemand, der sich mit seiner persönlichen Geschichte befasst hatte oder ihn kannte. Es musste jemand sein, der seine Lebensstationen nachvollzogen hatte oder sich gar für eine Zeit auf demselben Weg befunden hatte. Der Treffpunkt war kein anderer als Caesars altes Haus in der Subura, dieses bescheidene, einfache Haus nahe eines Bordells, welches er bezogen hatte, als er aus seinem Exil heimkehren konnte. Das waren gefährliche Zeiten gewesen und dies war manchmal ein gefährlicher Ort. Und es gab höchstwahrscheinlich einen Grund, dass jemand ihn genau an diesen Ort rief.
Und so war es nicht verwunderlich, als Caesar ihn schließlich sah. Seine braunen Augen waren etwas eingesunken und müde, seine Nase zeigte noch immer deutlich seine Verwandtschaft zu seinem berühmten Bruder an. Die Haut war etwas faltiger geworden seit ihrem letzten Treffen, und das dunkelbraune Haar hatte an reichlich grauen Strähnen gewonnen, war an der Stirn etwas schütterer geworden, auch wenn er längst nicht so kahl wie Caesar war. Das steigende Alter machte sich langsam bemerkbar. Sein Rücken war jedoch noch nicht gebeugt und seine Statur zeigte den Stolz eines Mannes, der den Equites[6] angehörte. Er war kein Mann klassischer Nobilität, aber eben auch über einem gewöhnlichen Manne. Und wenn man ihn so mit seinem beinahe sechzig Jahren betrachtete, glaubte man ein Sinnbild eines Eques zu sehen. Irgendwo im Ansehen zwischen soldatischer Tradition, würdevollen, römischen Bürgertum und doch von weniger aristokratischer Herkunft denn ein Julier[7]. Ein Bindeglied zwischen den Besten und den Schlechtesten. Er war etwas kleiner als Caesar, und doch nicht klein gewachsen. Er trug eine schmucklose, weiße Toga und blinzelte in das Licht, aus dem Caesar ihn entgegentrat.

Quintus Tullius neigte den Kopf und lächelte. "Ich weiß nicht, wie man dich angemessen begrüßt." Quintus wusste dies ganz genau, dessen konnte man sich sicher sein. "Aber es freut mich, dich zu sehen, Gaius." Quintus gab Caesar ein Zeichen mit seiner rechten Hand und winkte ihn in sein altes Haus, blieb dann jedoch auf der Schwelle stehen. "Wir müssen reden, mein alter Freund. Mir ist etwas zu Ohren gekommen, was dir gar nicht gefallen wird. Das niemanden gefallen kann." Quintus kniff die Augen zusammen. Um sie herum in der Subura konnte man nicht sagen, dass an diesem Morgen bereits das Leben tobte. Nur hier und da waren einzelne Menschen oder kleine Grüppchen unterwegs. Viele hielten jedoch den Kopf niedrig und wichen weit aus, falls sie sich gewahr wurden, wer dort in ihrem Viertel unterwegs war oder sie grüßten ehrerbietig, oder sie taten so, als hätten sie nichts bemerkt und schlichen oder eilten vorbei. Menschen konnten sich so vielgestalt verhalten, dass es eine Freude war, sie zu beobachten. An Tagen der Triumphen schrien sie alle in Extase, doch wenn sie nicht in der Masse waren, schlichen sie an den Mächtigen mit gebeugtem Haupte vorbei, als würden sie nur für ihre Existenz zur Rechenschaft gezogen werden können.
"Wir haben lange nicht mehr über Krieg geredet, alter Freund. Wie oft haben wir in Gallien[8] darüber geredet? Wie oft haben wir über die gallischen Menschen geredet und über die Centuriones[9] gelacht, die irgendwann im Ernst dachten, die Gallier wären dumme Barbaren[10]." Quintus lachte aufgrund der alten Erinnerungen und wischte sich übertrieben eine Träne aus dem rechten Augenwinkel. Wieder zeigte er einladend auf die Eingangstür des krude verputzten Hauses, dessen tönerner Putz von den letzten Regenfällen einigen Schaden genommen hatte. Es stand scheinbar leer oder war nur spärlich bewohnt. Zu Caesars Zeiten, ehe er Pontifex Maximus[11] wurde und an die Via Sacra[12] zog, hatte es noch deutlich besser ausgesehen, gepflegter. "Dann kam die Sache mit Pompeius[13], was? Seitdem haben wir nicht wieder über Krieg geredet. Als hätte sich der Krieg oder das Wesen des Krieges irgendwie verändert. Dabei haben wir uns doch nur verändert. Wie schnell sowas gehen kann, alter Freund." Sein Augenwinkel war wieder getrocknet. Es lag kein Vorwurf in seinen Worten. "Was hälst du davon, wenn wir wieder damit anfangen? Der alten Zeiten wegen? Lass uns über Parther[14] sprechen und über die verschiedenen Fronten, die so ein Krieg haben kann.[15]" Er lächelte freundlich. Ein Cicero-Gesicht war nicht für Freundlichkeit geschnitten, es sah etwas gequält aus. "Ich falle wieder mit den Armeen ein, verzeihe mir. Wie geht es dir, Gaius?"
 1. Subura (http://de.wikipedia.org/wiki/Subura)
 2. Quintus Tullius Cicero (http://de.wikipedia.org/wiki/Quintus_Tullius_Cicero)
 3. Marcus Tullius Cicero (http://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Tullius_Cicero)
 4. Der Bezug ist das Quintus zugeschriebene, wenn auch in der Autorenschaft umstrittene Commentariolum Petitionis (http://en.wikipedia.org/wiki/Commentariolum_Petitionis)
 5. Bezug sind hier die Würdenkränze (Kronen)
 6. Eques (http://de.wikipedia.org/wiki/Eques)
 7. Julier (http://de.wikipedia.org/wiki/Julier)
 8. Quintus war Legat im Gallischen Krieg (58-50 v. Chr.) (http://de.wikipedia.org/wiki/Gallischer_Krieg)
 9. Centurio (http://de.wikipedia.org/wiki/Centurio)
 10. Vgl. den typischen Ethnozentrismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Ethnozentrismus), der auch für Rom typisch ist.
 11. Pontifex Maximus (http://de.wikipedia.org/wiki/Pontifex_Maximus)
 12. Via Sacra (http://de.wikipedia.org/wiki/Via_Sacra)
 13. Gnaeus Pompeius Magnus (http://de.wikipedia.org/wiki/Gnaeus_Pompeius_Magnus) - Der Zusammenhang ist der Römische Bürgerkrieg zwischen Pompeius und Caesar (http://de.wikipedia.org/wiki/Römische_Bürgerkriege#B.C3.BCrgerkrieg_zwischen_Caesar_und_Pompeius)
 14. Partherreich (http://de.wikipedia.org/wiki/Partherreich)
 15. Caesar war in diesen Tagen in den Planungen zu einem Feldzug gegen die Parther: Malitz - Caesars Partherkrieg (http://www.gnomon.ku-eichstaett.de/LAG/partherkrieg.html)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Abhay Hepworth am 18.03.2014, 19:39:34
Eine konnte Gaius damit schonmal von der Liste streichen. Aurelia... irgendwo hatte er diesen Namen schonmal gehört. Dann traf es ihn plötzlich. Eines dieser furchtbaren Feste zu dem ihn seine Frau geschleift hatte. Eine dieser gähnenden Veranstaltungen. Natürlich war ihm der Zweck dieser Veranstaltungen bewusst. Es ging darum Kontakte zu knüpfen. Doch keiner der Römer vom alten Blut hielt es auch nur für nötig ihn anzugucken. Seine Frau hatte sich ohne Probleme unter die Gäste gemischt. Ihr altes Blut tragend wie Einladung. Fast entglitt ihm sein Gesicht bei der Erinnerung daran, immerhin war er es gewesen, der den verfluchten Arm der Familie seiner Frau vor dem vollständigen Ruin gerettet hatte. Gerade das neue Geld führte aber unweigerlich zu Abneigungen, wahrscheinlich wurde es einfach als Bedrohung wahrgenommen.
Doch so schnell er in seinen Gedanken abgetaucht war so schnell tauchte er wieder auf. Also einer weniger. Einen Moment lang fummelte er an seinem Beutel, der an seinem Gürtel hing, herum. Wenige Augenblicke später zog er die geschriebene Botschaft hervor. Sein Hauptaugenmerk galt dem zweiten Mann im Raum, war er der Verfasser? Würde er sich verraten? "Vielleicht sagt ihr mir was der Anlass ist Domina Aurelia.", stellte er die gleiche Frage einfach zurück. Interessanter war eigentlich der Fakt, dass jemand anscheinend auch etwas in Aurelias Vergangenheit gefunden hatte. Was es wohl war? Ein Giftkomplott gegen ihren Mann? Ein Liaison? Eine Verschwörung gegen einen Senator? Die Möglichkeiten schienen fast unbegrenzt. Insgeheim nahm sich Gaius vor dieser Information nachzugehen.

Gaius Blick richtete sich nun vollständig auf den Mann, der an der Wand lehnte. Er zog eine Augenbraue hoch, hätte er den Anstand sich vorzustellen? Er hatte das Gefühl den Hauch von Wein aus seiner Richtung zu vernehmen? Ein Trinker oder hatte er in der letzten Nacht nur ein Becher Wein zuviel getrunken?
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Licinius Guirmean am 20.03.2014, 05:06:21
Noch immer überrascht, sah sich Lucicus Licinius Guirmean die Nachricht - die ihn an diesem Morgen gebracht worden war - ein weiteres mal an. Wieder las er die Buchstaben und obwohl alles klar und eindeutig sein sollte, zweifelte er noch immer an deren Bedeutung und den Folgen, die sich daraus ergaben. Diese Informationen konnten nicht nur sein Leben hier in Rom zerstören, sondern ihn auch in Lebensgefahr bringen. Zwar war er einer der besten Gladiatoren - und gleichzeitig der Mann, der dem römischen Volk eine komplett neue Gladiatorengattung, den Retiarius (http://de.wikipedia.org/wiki/Retiarius), gezeigt hatte - und nun ein Leibwächter von Aurelia Lucia Licinia, also wahrlich ein Mann der es wusste sich erfolgreich zu verteidigen aber trotzdem fürchtete er um sein Leben. Wer solche Informationen gekommen war, musste mächtige Kontakte und Verbündete haben.

Der stolze Kelte, der in der Schlacht von Gergovia (http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gergovia) mit nur einem Alter von 13 Jahren gefangen genommen und nach Rom gebracht wurde, hatte seine Herkunft nie versteckt. Erhobenen Hauptes läuft er nicht wie für die Römer üblich in einer Toga durch die Stadt, sondern in einem schlichten Stoffhemd und einer Stoffhose mit einem kräftigen roten und blauen Tartan-Muster. Auch seine sonstige Erscheinung ist die für einen Kelten übliche. Guirmean hat lange, gepflegte blonde Haare und einen fast ebenso langen Bart, die durch Kalk gebleicht und formbar gemacht wurden. Er trägt goldene und kupferne Armreifen und Ohrringe; seine Kleidung wird durch goldene Fibeln zusammengehalten.
Durch seine Weigerung, sich der römischen Kultur vollkommen anzupassen, galt er als Barbar aber das war ihm egal. Noch immer brannte der Hass auf die Römer tief in ihm - sie hatten schließlich seine Familie und einen Teil seines Stammes ermordet und ihn aus seiner Heimat herausgerissen. Doch nie hat er sich gegen die Römer aufgelehnt oder wirklich rebelliert. Es war also verwunderlich, das jemand diese ganzen Informationen gegen ihn in der Hand hatte.

Nichtsdestotrotz war es so. Es blieb ihm also nichts anderes üblich, als sich der Forderung zu beugen. Nachdem sich der ehemalige Gladiator und freigelassene Sklave um seine tägliche ausgiebigen Pflege gekümmert hatte, nahm er seinen Pugio (http://de.wikipedia.org/wiki/Pugio) an sich und machte sich auf den Weg, sich seinem Schicksal zu stellen.
Sein Weg führte ihn auf den Esquilin, vorbei an den verwelkten Blumen und dem geronnenen Blut, das ihn an seine Zeit in der Arena erinnerte. Vor dem Tempel blieb er stehen und nahm die Anwesenheit zweier Männer wahr, die er kannte. Es waren Leibwächter Aurelias, der Frau, die ihn gefördert, ihm eine Arbeit abseits der Arena gegeben und ihn dabei unterstützt hatte sich aus seinem Sklavenleben freizukaufen. War sie es, die etwas gegen ihn in der Hand hatte? Sie war definitiv eine der wenigen Personen in Rom, der er Vertrauen schenkte.

Hatte er sich in ihr getäuscht?

Guirmean warf die Fragen beiseite und betrat den Tempel. Zwei Männer und eine Frau befanden sich im Raum. War einer der Anwesenden der Verfasser der Nachricht oder waren sie ebenfalls hierher gerufen worden? Der Kelte hatte keine Lust auf irgendwelche Spielchen. Er wollte direkt zum Punkt kommen.
"Lucius Licinius Guirmean. Mit wem habe ich das Vergnügen? Seit ihr für diese Nachricht verantwortlich?"
Mit diesen Worten wandte er sich an die beiden Männer im Raum und zeigte die Nachricht vor. Aurelia nickte er zu, er konnte sich nicht vorstellen das sie die Verfasserin der Nachricht war.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Varius Rufus am 22.03.2014, 16:23:21
Erst jetzt da sich der Tempel langsam füllte und die ersten Worte von den Wänden widerhallten, wurde Varius der anderen gewahr. Das erste, was ihn aufmerksam werden ließ, war der Name "Aurelia Lucia Licinia". Kurz schalt Varius sich selbst, dass er sie nicht sofort erkannt hatte, aber er hatte einfach nicht damit gerechnet ihr hier zu begegnen. All das hier machte für ihn nicht wirklich viel Sinn. Aber zumindest eines verstand er: diese Erfahrung würde seiner Arbeit sicherlich gut tun. Er spürte eine gewisse Vorfreude auf das, was sich hier entwickelte und kümmerte sich wenig um, das, was für ihn selbst auf dem Spiel stand. Eine bessere Charakterstudie als das hier würde er für seinen Thyestes nicht finden können.
Also begab er sich zumindest ein wenig weiter in den Raum hinein, blieb aber noch immer im Halbdunkeln. Denn die Tatsache, dass sein Interesse geweckt war und er seine Aufmerksamkeit jetzt von der Wachstafel in seiner Hand abwandte, änderte nicht daran, dass grelles Licht ihm noch immer Schmerzen bereitete. Varius musterte jetzt die beiden anderen Männer, die eingetroffen waren. Den, der sich als Gaius Sempronius Gracchus vorgestellt hatte, kannte er nicht, da war er sich ziemlich sicher. Aber dieser Wilde kam ihm bekannt vor. Erinnerungsfetzen an wilde Nächte in den Suburae tauchten in Varius' Kopf auf. Dieser Mann war des öfteren dort gewesen und hatte eine ganze Menge Wein mit ihm geteilt. Varius genoss die Gesellschaft mit Männern wie ihm - zumindest, wen er in den Suburae und nicht in den Villae unterwegs war. Die Worte, die er nun an die anderen richtete, kamen schnell zu ihm - auch wenn sein Kopf noch immer pochte. Worte waren sein Feld, hier fühlte er sich immer heimisch, egal an welchem Ort er sich befand: "Salve, boni. Domina, pulchritudo tua, ut solet, omnia in umbras adigit. Nullus bonus est, nisi facies tua diem illuminat. Spero patrem salvere. Multi dies defluebat et me piget domum patris diu abstinuisse."[1] Varius warf Aurelia und ihrer Dienerin ein gewinnendes Lächeln zu und wandte sich dann an die beiden Männer, die danach gefragt hatten, mit wem sie es zu tun hatten: "Lucius Varius Rufus appellor. Forte a me audiverunt."[2] Varius war stolz auf den Ruhm, den er in der kurzen Zeit seines Wirkens unter den Gebildeten Roms bereits erlangt hatte. Dass der Barbar darum wusste, hielt er für eher unwahrscheinlich, aber der andere Mann gebärdete sich zumindest so, als würde er zu diesen Kreisen gehören, auch wenn Varius selbst ihm nie zuvor begegnet, noch von ihm gehört hatte. Dass Aurelia ihn erkannte, dessen war Varius sich sicher. Er hatte so viel Zeit in ihrem Haus verbracht als er zuerst nach Rom gekommen war, dass sie ihn unmöglich vergessen haben konnte. Dafür hinterließ er zweifelsohne einen zu bleibenden Eindruck.
Die Frage nach dem Ursprung der Nachricht überging Varius fürs erste, auch wenn die Worte der anderen darauf hindeuteten, dass keiner von ihnen hierfür verantwortlich war. Es würde also spannend werden und innerlich applaudierte Varius, dass er aus erster Hand erfahren würde, was sich abspielte, statt nur als Zuschauer dabei zu stehen oder in seinen Dichtungen davon zu berichten.
 1. "Seid gegrüßt, gute Männer. Herrin, deine Schönheit stellt wie gewohnt alles in den Schatten. Es ist kein guter Tag, wenn dein Antlitz ihn nicht erhellt. Ich hoffe deinem Vater geht es gut. Viele Tage sind verstrichen und ich bedaure dem Haus deines Vaters so lange fern geblieben zu sein."
 2. "Mein Name ist Lucius Varius Rufus. Vielleicht habt ihr von mir gehört."
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Titus Flavius Nobilior am 22.03.2014, 16:48:52
Die Nachricht schockierte Nobilior. Er las sie noch einmal und noch einmal, aber der Inhalt änderte sich natürlich dadurch nicht. Der Verfasser musste etwas mit seiner Organisation zu tun haben. Ein Verschwörer in ihren Reihen vielleicht? Ein ehemaliger Auftraggeber, wenn man so will? Der geheime Assassinen-Orden von Nox, dem er immer noch angehörte, war nicht leicht zu finden. Es kam selten vor, dass jemand sich direkt an ihn wandt. Vielmehr war es so, dass die ganze Sache so ablief, dass sich der Orden ganz subtil an denjenigen wandt, der an ihrem finsteren Handwerk interessiert sein könnte. In der Nacht und im Suff gab es schon mal Ärger und auch ein Blutbad. Manchmal verschwand auch Menschen in einer Nacht spurlos. Nobilior wusste es besser, was mit ihnen eigentlich passiert war. Doch seine Gedanken fokusierten sich dann wieder ganz auf die Nachricht selbst. Er musste an dieser Intrige teilnehmen. Nicht nur er war in Gefahr, sondern auch sein Orden möglicherweise. Die ganze Sache musste aufgeklärt werden.

Aber da war noch eine andere wichtige Angelegenheit, die ihn betraf. Eine Aurelia verheiratet mit  Lucius Licinius wollte ihr Schwager Concitius tot sehen. Doch warum man gerade ihm diesen Auftrag andrehen wollte, war Nobilior nicht so klar. Als er in Rom auf der Karriereleiter immer weiter aufstieg, war einfach kein Platz mehr für sein "nettes Hobby" und "die Jagd". Er war auch zu sehr in den Mittelpunkt mittlerweile gerückt. Seine Jagdinstinkte waren aber wahrlich noch da. Doch er war dicklick geworden mit den Jahren. Er gab sich ohne Frau zu sehr dem guten Essen und manchmal auch dem Wein hin in letzter Zeit. Dabei verabscheute er eine dicke Figur eigentlich. Sie erinnerte ihn an seinen Onkel, der seinen eigenen Neffen im besoffenen Zustand vergewaltigen und auch schlagen wollte. Sein erstes Opfer in sehr jungem Alter, wenn man so sagen will. Die Schatten formten ein Schwert und dieses Schwert kam überraschend tödlich zum Einsatz, während die Schatten auf seinem Nox-Geburtsmal pulsierten. Für die Tötung wurde Nobilior aus den verschiedensten Gründen nie verurteilt, doch der Orden wurde auf ihn aufmerksam. Doch Nobilior rieß sich wieder aus diesen Gedanken. Das hier und jetzt war wichtiger. Die Sache mit Aurelia musste auf jeden Fall warten. Die Annahme einer Tötung war eigentlich beim Orden Formsache bzw. sollte es sein. Aber er hatte den Auftrag der Tötung dieser Frau noch nicht angenommen. Er hätte seinen Kontaktleuten aus alten Zeiten am liebsten die Kehlen aufgeschlitzt. Denn das wenige, was sie ihm über Aurelia sagten, hätte er bestimmt auch auf der Straße durch ein unauffälliges Schwätzchen erfahren. Und dafür hatte er am Vortag geschlagene drei Stunden in der Nacht investiert bis diese Gestalten endlich Zeit für ihn hatten. Aber tatsächlich krümmte Nobilior seinen Kontaktleuten kein Haar. Er war Meister der Selbstbeherrschung- wenn es nicht gerade um gutes Essen oder Wein ging- und außerdem könnten sie bei anderen Personen durchaus nützlicher sein. Hoffentlich würde am morgigen Tag nicht auch noch etwas anderes schief gehen. 

Das Fest zu Ehren von Lucina verabscheute Nobilior jedenfalls zu tiefst, auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken ließ. Frauen, Geburt und vor allem Licht damit konnte Nobilior nichts anfangen. Er hat wenig Erfolg bei Frauen, die Geburt betraf ihn nicht und die Nacht und die Dunkelheit waren die Zeit des Handelns. Wieviele Opfer hatte er schon des Nachts in dunklen Gassen getötet? Es waren für wahr schon einige als er jünger war. Aber er musste am hellichten Tag zu diesem Tempel und dem Treffen. Verkleidung würde dabei nichts nützen oder bestenfalls nur kurz verwirren, so dachte Nobilior jedenfalls. Er selbst musste kommen und in seiner wahren Gestalt. Für einen Senator nichts ungewöhnliches, für einen Assassinen allerdings schon. Zwei Herzen schlugen in seiner Brust. Und so trieb er gerne seine Spielchen. Konnte er das noch: Sich vorsichtig anschleichen in den Schatten vereinzelter Häuser? Ganz leise gehen? Er versuchte es jedenfalls und er nahm einige Stimmen bei dem Tempel bei seiner Auskundschaftung wahr, aber auch einige Wachen.[1] Die Wachen waren nur für einige Momente unaufmerksam und bald musste Nobilior sein Schleichen in Richtung des Tempels beenden sonst würde er ziemlich auffallen. Was er aber hörte fast mit den Ohren eines Luchses war ganz interessant. "Dass sich Gaius Sempronius Gracchus so offen vorstellt, ist ganz ungewöhnlich. Hat er etwas mit der 'Einladung' zu tun? Und ist es wirklich Zufall, dass ausgerechnet Aurelia unter den Personen ist? Ist das vielleicht eine Falle? Oder vielleicht doch nicht? 'Lucius Licinius Guirmean' sagte die andere Person. Hat doch Gaius Sempronius Gracchus und nicht Aurelia etwas mit dieser ominösen Einladung zu tun? Aber was nützen mir diese ganzen Fragen. Ich war schon in wahrhaft heikleren Situationen. Ich gehe zum Treffpunkt und einfach ganz normal an den Wachen vorbei, was soll es."     
Und so ging ein dicklicher Mann (schwarzes Haar und braune Augen) mit einer weißen Toga und einer Tunika mit einem Lorbeerkranz und einer Lacerna- eindeutig als Schmuck- an den Wachen einfach so vorbei. Darunter trug er ein sagenumwobenes Material, dass so leicht wie eine Feder war, aber den härtesten blanken Stahl abwehren konnte. Es war unauffällig und vielleicht unterschätzte so mancher Gegner die Wehrhaftigkeit von Nobilior. Ihn schienen die Wachen nicht großartig zu kümmern. Außerdem mussten sie ihn grüßen und nicht er sie.

Als Nobilior sich dem Tempel gänzlich näherte, bemerkte er eine Gestalt im Halbdunklen, die das Wort ergriff. Es war Varius. Doch so froh war er nicht ihn zu entdecken. Dieser verdankte ihm zwar sein Leben, so wie sich die Situation für Nobilior darstellte, aber er wusste zu viel von seinen Fähigkeiten gut zu schleichen, sich trotz nicht allzu großer Helligkeit gut zu recht zu finden und der Mann blutete nach Nobiliors Angriff, obwohl man auf dem ersten Blick bei ihm keine Bewaffnung erkannte. Aber so einem Schreiberling würde er nichts tun. Nobilior hoffte, dass Varius nichts mit dem Brief in irgendeiner Form zu tun hatte. Zumindest machte er nicht den Eindruck. Er hielt aber Varius nicht von seiner Rede ab. Die Worte lenkten etwas von seiner Abwesenheit ab. Aber dann platzte Nobilior doch einfach in die angespannte Situation, die auch Varius nicht entschärfen konnte seiner Meinung nach. Jetzt erst konnte Varius seinen einstigen Retter erblicken und er war nicht mehr hinter seinem Rücken. Diejenigen, die sich mit Politik auch nur ein bisschen auskannten, würden Nobilior wohl auch erkennen. Er war in der Öffentlichkeit dafür bekannt sich für Fairness und Gerechtigkeit einzusetzen im Senat, aber im großen und ganzen verhielt er sich doch unauffällig, wann immer es ihm möglich war. Der Senator grüßte die Anwesenden wortlos mit seiner Hand. Viel wichtiger war aber: Was würde wohl Gaius Sempronius Gracchus jetzt antworten?
 1. Stealth: 30, Perception: 33.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Iulius Caesar am 22.03.2014, 23:47:04
Es war ein merkwürdiges Gefühl sich nach so langer Zeit wieder durch die Gassen Suburas zu bewegen. So lange schon war er nicht mehr in diesem Teil Roms  gewesen und wenn doch, dann nur zwecks Durchreise und nicht weil er hier noch Geschäfte zu erledigen hatte. Dabei hatte er den Ort seines Neubeginnes in Rom nicht absichtlich gemieden - im Gegenteil, er hätte sich liebend gern einige Augenblicke genommen, sich noch einmal hier umzusehen, hier wo alles seinen Anfang genommen hatte.
Auf eine gewisse Art und Weise war es damals eine glückliche Zeit, zwar nicht leicht aber doch einfacher. Sulla[1] hatte ihn genötigt seine Frau Cornelia[2] zu verlassen, da sie die Tochter seines politischen Gegners Cinna[3] war. Selbstverständlich hatte er, Caesar, abgelehnt, deshalb aber auch in den östlichen Provinzen vorerst im Exil leben müssen. Trotz des Ruhmes den er während seines Exils im Osten erlangen konnte, war er bei seiner Rückkehr nach Sullas Tod nur ein weiterer junger Aristokrat der sich als Ankläger einen Namen zu machen versuchte. Weit entfernt von jeglichem imperium[4], ja nicht einmal Mitglied des Senats, dafür jedoch nicht ohne Ehrgeiz.

Wenig zielstrebig, seine Aufenthalt auskostend, bewegte er sich durch die noch immer vertrauten Straßen Suburas, seine Liktoren[5] im Schlepptau. Die Bewohner machten einen Bogen um sie herum, oder sprangen schleunig beiseite, wenn sie ihn erst spät erkannten, immerhin trug er eine eher gewöhnliche Kleidung in nur wenig bunten Farben.

Die Republik war durch Sulla also wieder hergestellt, so sagten sie zumindest alle, doch tatsächlich war nur die alte Freude am Stillstand war wieder da und durch die endlosen Proskriptionslisten[6], war die Republik ihrer größten und wichtigsten Männer beraubt worden. Zu allem Überfluss hatte es nicht einmal den Versuch gegeben diese Verbrecher, die sich an dem Besitz der Proskribierten gütlich getan hatten und die Lister immer weiter gefüllt hatten, einer Strafe zuzuführen. Gaius hatte sich in diese Situation nicht einfügen wollen, sie nicht hinnehmen wollen. Zwar war seine Familie zu dieser Zeit vergleichsweise arm, aber dennoch gehörten sie den Iulii an, einer der ältesten und angesehensten Familien im römischen Adel, die ihre Herkunft auf Venus[7] selbst zurückführte. Genauso wenig wie er sich vor Sulla hatte beugen wollen, so sah er auch nicht ein, diese Männer einfach gewähren zu lassen und klagte damals also hauptsächlich Sullaner an.[8]

Er ging an dem noch immer erschreckend vertrauten Bordell vorbei und bog in die kurze Gasse ein, an deren Ende sich sein altes Zuhause befand. Dort war er ein Außenseiter gewesen, aber er hatte auch die Vorteile dieses Daseins kennen und nutzen gelernt. Jeder hier war ein Außenseiter, der Unterschied war nur, das Gaius seinen Weg gefunden hatte dieses Schicksal anzunehmen und sich über die Widrigkeiten hinwegzusetzen. Und trotzdem... Ich kann nicht behaupten, heute etwas anderes zu sein als ein Außenseiter.

Als er auf halben Wege Quintus erkannte überkam ihn unwillkürlich Freude und sein Miene, etwas finster geworden, durch die vielen Erinnerungen, hellte merklich auf. Er hatte sich schon gedacht, dass es ein alter Weggefährte sein musste, der ihn hier treffen wollte. Jemand aus der alten Zeit, vielleicht sogar noch vor seinem ersten Consulat[9]. Aber an Quintus hätte er dabei vermutlich zuletzt gedacht - oder zumindest als vorletztes, seinen Bruder Marcus hier zu treffen wäre Caesar noch unwahrscheinlicher erschienen. Doch was konnte Quintus von ihm wollen? Er hielt seit dem Bürgerkrieg stets zu seinem Bruder, der inzwischen einer der einflussreichsten unter den Optimaten[10] war. In der öffentlichen Wahrnehmung stand Quintus oftmals im Schatten seines Bruders - nach Gaius' Meinung, der Quintus nicht nur als Politiker kannte, jedoch nicht immer zurecht.
Doch auch wenn er sich nicht denken konnte, was Quintus im Sinne hatte, so war doch klar, dass von ihm keine Gefahr ausging. Also machte Caesar mit einer knappen Geste dem Anführer seiner Liktoren klar, dass sie hier -  etwas weiter vor dem Haus - auf ihn warten sollten, während er mit ausgebreiteten Armen auf seinen alten Freund zuschritt.

"Quintus Tullius." beinahe hätte er vor ehrlicher Freude über das unverhoffte Wiedersehen gerufen, zwang sich jedoch zu einem immer noch fröhlichen, allerdings halblauten Sprechen - hätte Quintus Öffentlichkeit gewollt, hätten sie sich schließlich auf dem Forum getroffen. "Wenn das keine Überraschung ist. Dich zu sehen erfreut mich nicht minder, mein Freund."
Quintus' Eröffnung schien Caesar nicht weiter zu beunruhigen, in den letzten Monaten und Jahren hatte fast jedes dritte Gespräch so oder auf eine ähnliche Art begonnen und somit hatte er eine gewisse Routine entwickelt, wenn es um den Empfang schlechter Nachrichten ging. Doch dass Quintus dann wiederum von den alten Zeiten zu reden begann, verwunderte Gaius dann doch ein wenig. Zwar freute er sich und lachte zusammen mit dem Bruder des berühmten Redners, aber ruhte sein Blick nun stets auf seinem Gegenüber und bewahrte trotz allen Spaßes eine konzentrierte Ernsthaftigkeit.
"Ich denke es geht mir gut, Quintus und ich hoffe, dass das auch auf dich zutrifft. Es gibt dieser Tage so viel für mich zu tun, dass mir unsere Zeit in Gallien inzwischen wie Müßiggang vorkommt, aber ich mag mich nicht beschweren. Und außerdem werde ich schon in wenigen Tagen wieder in meinem Element sein. Aber du wolltest ja über die Parther und den Krieg sprechen..."

Caesar machte eine Pause und sah Quintus lächelnd an. Er konnte sich nicht vorstellen, das Quintus ernsthaft mit ihm über einen Krieg sprechen wollte, der beschlossen und - soweit möglich - geplant war. Wenige Tage vor dem Auszug der Truppen und dann auch noch hier in Subura, auf der Schwelle seinen Hauses. Sein Freund konnte nicht darauf hoffen, Gaius' Pläne noch zu beeinflussen geschweige denn ihn von ihnen abzuhalten. Gewiss ging es ihm um etwas Anderes, doch Gaius war ahnungslos. Also ließ er sich nichts anmerken und ging auf Quintus' Wunsch ein und spielte mit.

"Nun gut, nun gut. Ich sehe schon, dass du dich mit Bedenken schlägst, alter Freund. Die ganze Stadt spricht von den Parthern, obwohl die Daker[11] das viel dringendere Problem sind, nicht wahr?
Du hast recht, Quintus. Sie treiben ihr Unwesen in Thrakien[12] und bedrohen darüber hinaus Macedonia[13]. Sie sind vereint unter ihrem König Burebista[14] und wenn wir ihm nicht zuvorkommen, dann wird er uns angreifen. Im schlimmsten Falle genau dann, wenn es mit den Parthern ernst wird. Deshalb wird der erste Schritt sein, die Daker in ihre Schranken zu weisen, so dass sie es nicht mehr wagen werden unsere Grenzen zu missachten und wir uns nicht plötzlich an zwei Fronten unserer Gegner erwehren müssen. Dann ist der Weg zu den Parthern frei. Wir können Rache nehmen für Crassus'[15] Schmach bei Carrhae[16] und unsere Grenzen dauerhaft sichern."

 1. Lucius Cornelius Sulla Felix (http://de.wikipedia.org/wiki/Lucius_Cornelius_Sulla_Felix), Diktator von 82-79
 2. Cornelia (http://de.wikipedia.org/wiki/Cornelia_(Frau_Caesars)), die erste Frau Caesars
 3. Lucius Cornelius Cinna (http://de.wikipedia.org/wiki/Lucius_Cornelius_Cinna)
 4. Imperium (http://de.wikipedia.org/wiki/Imperium_(Rom))
 5. Liktor (http://de.wikipedia.org/wiki/Liktor)
 6. Proskription (http://de.wikipedia.org/wiki/Proskription)
 7. Venus (http://de.wikipedia.org/wiki/Venus_(Mythologie))
 8. Das antike Rom kannte weder Staatsanwalt noch Polizei, deshalb oblagen deren Tätigkeiten der Privatinitiative
 9. Consulat (http://de.wikipedia.org/wiki/Consulat)
 10. Optimaten (http://de.wikipedia.org/wiki/Optimaten)
 11. Daker (http://de.wikipedia.org/wiki/Daker)
 12. Provinz Thrakien (http://de.wikipedia.org/wiki/Thrakien_(Provinz))
 13. Provinz Macedonia (http://de.wikipedia.org/wiki/Macedonia_(Provinz))
 14. Burebista, erster König der Daker (http://de.wikipedia.org/wiki/Burebista)
 15. Marcus Licinius Crassus (http://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Licinius_Crassus)
 16. Schlacht bei Carrhae (http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Carrhae)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Sempronius Gracchus am 26.03.2014, 19:02:19
Als Gaius Sempronius Gracchus schritte am Eingang ihres Treffpunktes hört dreht er sich kurz um. Es verwundert ihn stark einen Barbaren bei diesem Treffen vorzufinden. Das sich dieser auch gleich als nicht Verschwörer und Schreiber der Nachricht zu erkennen gibt wundert den Halbelfen nicht weiter. Zwar ist auch Gaius nur zur Hälfte von römischen Blut, doch schützt ihn dies nicht davor sowohl die römische Lebensart vollständig angenommen zu haben, sondern er teilt genauso ihre Abneigung gegen die Barbaren. Ungehobelte Menschen, die in zugigen Hütten hausen und versuchen dem kargen Boden abzugewinnen, was dieser herzugeben vermag.

"Gauis Sempronius Gracchus.", wiederholte der Halbelf seinen Namen, während er über die Gefahr nachdachte, die inzwischen Erwuchs. Inzwischen sammelten sich in diesem Raum Leute, deren Schicksal anscheinend mit dem der Aurelia Lucia Licinia verknüpft waren. Der Barbar schien ein Sklave des Hauses gewesen zu sein, zumindest seinem Name zur Folge. Der an der Wand lehnende schien ihr zumindest zugetan. Nahm man ihre Sklavin mit dazu waren bereits drei Andere anwesend, die ihr nahe standen. Gaius versuchte die Gefahr realistisch einzuschätzen, hatte man ihn hierher gelockt? Sicher. Stammte die Nachricht von Aurelia? Vielleicht. Schwebte er in unmittelbarer Gefahr? Er glaubte es nicht. Trotzdem merkte er wie sich seine Muskeln immer mehr verspannten.

"Ein wahrlich ungewöhnlicher Tag für ein Treffen dieser Art.", merkte Gaius an. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass es half ein Gespräch am Laufen zu halten, wenn man Feindseeligkeiten abbauen wollte, oder sie nicht aufkommen lassen wollte.
"Aber anscheinend sind wir alle gleich schlau, niemand hat also eine Idee wer uns hierher bestellt hat?", fragte er obwohl die Antwort offensichtlich war: "Doch interessanter scheint mir fast die Auswahl derer zu sein, die einbestellt wurden.", kommentierte er die Versammlung mit hochgezogener Braue.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 26.03.2014, 21:33:21
Aurelias Ausdruck war zunächst ernst geworden, als Gracchus die Rolle vorzeigte. Dann lächelte sie wieder, ohne das ihre Augen sich daran beteiligten: "Ich habe euch keine Nachricht zukommen lassen und hätte sicher auch nicht versäumt, den Absender zu erwähnen. Aber vielleicht kann ich euch helfen, wenn ihr mir einen Blick hinein erlauben würdet?" Gehört er also zu den Herbestellten? Was haben sie wohl gegen ihn in der Hand? Mir würde zwar manches einfallen, aber nichts Vergleichbares mit meinem.

Guirmeans Auftauchen rief ehrliches Erstaunen auf Aurelias Anlitz. Was hat das zu bedeuten? Als er ebenfalls eine Nachricht erwähnte, wurde es nicht klarer für sie. Er wäre normalerweise eine Stütze als unser Klient (http://en.wikipedia.org/wiki/Patronage_in_ancient_Rome), doch wenn der Absender auch etwas gegen ih in der Hand hat? In seinem Hass kann er unberechenbar sein. Sie begrüßte ihn dann aber freundlich, als er ihr zunickte:"...ich hoffe, euch geht es gut." Er schien noch nicht gegen sie eingenommen zu sein. Selbst Penelope wagte es, ein kurzes "Salve" zu murmeln.

Endlich trat dann auch Varius hinzu. Seine huldvolle Begrüßung beantwortete sie mit einem kurzen, freundlichem Lachen: "Salve! Eure Worte freuen mich. Meine Ohren dürsten schon lange nach euren Versen, hoffentlich müssen sie nicht mehr lange warten. Meinem Vater geht es den Umständen entsprechend. Sein neuer häuslicher Segen bringt ihm Glück, die Politika ist für meine Geburtsfamilie ein zweischneidiges Schwert. Doch sind die Umstände unseres Treffens ungewöhnlich, hast du diese Herren herbestellt?" Dabei reichte sie ihm die Hand (http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4ndesch%C3%BCtteln#Ursprung) und lächelte einladend, während ihre andere mit einer ausladenden Bewegung auf die Männer wies. Nun komm' schon, schieb' deinen Hang zur Dramatik mal beiseite und bekenne, auf welcher Seite du stehst!

Das Eintreffen des weiteren Mannes ließ sie zunächst wieder in den Hintergrund treten, schließlich musste sie ihn erst einmal einsortieren. Als ihr klar wurde, wer es war und dass ihr Schwager ihr bereits ein wenig von ihm erzählt hatte, schien sich für sie das Rätsel darüber, wer die Einladung ausgesandt hatte, aufzulösen. Die Art und Weise, die Auswahl der Gäste und der Sinn erschlossen sich ihr zwar noch nicht, aber spätestens das Nichtbegrüßen der Anwesenden war ein deutliches Indiz. So kam sie zurück zu ihrer Theorie, dass Varius nur der Verdeutlichung der Druckmittel diente, während der Senator als höchstgestellter im Raum wohl der Initiator war. Um das Schweigen nicht ins unhöfliche auszudehnen, wollte sie gerade die Frechheit der ersten Begrüßung übernehmen, als sich Gaius dessen annahm. Der Inhalt überraschte sie allerdings so sehr, dass sich ihr Blick auf ihn richtete. Weder sie noch Varius oder der Zuletztgekommene hatten erwähnt, selbst eine Einladung erhalten zu haben. Wollte er den Senator brüskieren? Oder wusste er mehr und war gar eingeweiht? Wenn er sich damit verraten hat, sollte ich es nicht anmerken, um besser als Unwissende, leicht zu lenkende zu erscheinen.

Sie ließ sich ihre Unsicherheit nicht weiter anmerken und folgte der Höflichkeit. Sie rückte ihre Palla zurecht, wandt sich dem Ehrengast zu und neigte den Kopf (Penelope tat es ihr gleich, neigte sich nur tiefer): "Seid gegrüßt, Senator Flavius. Euer Ruf eilt euch voraus und eure Anwesenheit ehrt uns. Gibt es etwas, dass ich, Aurelia Lucia Licinia, für euch tun könnte?" Als sie anschließend ihr Haupt hebt, erkennt man mehr und mehr ihr Selbstbewusstsein in ihrer distanzierten, aber nicht feindseligen Haltung.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Titus Flavius Nobilior am 26.03.2014, 22:12:44
Nobilior überlegte einen Augenblick lang. Was wenn alle anderen auch hier sind, weil man gegen sie etwas in der Hinterhand hat? Wenn das der Fall wäre und die anderen nicht etwas vorspielen, dann musste Nobilior etwas aufpassen. Es war unvermeidlich, dass die anderen merkten, das auch er höchstwahrscheinlich erpresst wurde und deswegen hierher kam. Aber Nobilior akzeptierte sein Schicksal noch nicht. Es würde ihm Trost spenden das Unvermeidliche wenigstens etwas hinauszuzögern, auch wenn er sich in eine gefährliche Situation begab, das war ihm durchaus bewusst.

Es war aber schon ziemliche Ironie, dass gerade die potentielle Beute eine Diskussion mit ihm anfangen wollte, aber Nobilior war einer Unterhaltung nicht abgeneigt. Er machte den nächsten Zug bei diesem gefährlichen Spiel. Als alle letztendlich im Inneren waren, machte er die Tür schnell zu. Er flüsterte bei geschlossener Tür den anderen zu, als er wieder bei ihnen war: "Was seid Ihr denn bereit für mich alles zu tun? Ich gehe einmal davon aus, dass Ihr Eurem Mann nichts von dem heutigen Treffen erzählt habt, nicht wahr?" Nobilior hatte es mit einem schlauen gegenüber zu tun, das sagte ihm sein Instinkt. Er bluffte etwas, aber das nicht allzu schlecht. Vielleicht sollte ja ihr Mann einfach nicht beunruhigt werden? Ihn interessierte es nämlich brennend wie diese Frau reagieren würde. Es war ein Test des besonderen Assassinen in ihm, der er ja auch war. Innerlich stellte er sich schon einmal darauf ein sich durch Schattenmagie unsichtbar zu machen und von dem Ort des Geschehens zu fliehen, falls er sich doch zu weit aus dem Fenster gelehnt hat und jetzt alle auf einen Mord aus waren. Auch wenn es nicht allzu schlau wäre einen Senator am hellichten Tag umzubringen.
Auffällig war auch, dass Nobilior Aurelia ab und zu nicht direkt anschaute, sondern an eine andere Stelle im Tempel schaute bei der aber offensichtlich nichts war. Jedenfalls nichts Bedrohliches, was die anderen irgendwie wahrnehmen konnten.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Varius Rufus am 26.03.2014, 22:25:44
Varius musterte den Neuankömmling und erkannte ihn schließlich als den Senator, dem er in einer der vielen Nächte in den Suburae in einer eher unangenehmen Situation begegnet war. Bevor er sich jedoch ihm zuwandte, antwortete er mit wenigen Worten auf Aurelias Frage: "Si quam notitiam scriberem, generem scribendi cognosceres. Unicum est."[1] Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, auch wenn er die Worte aus Überzeugung spricht und sie kaum als Scherz gemeint sind. Sein Stil war einzigartig und erfreute sich in Rom wachsender Beliebtheit. Varius sah keinen Grund diese Tatsache zu verbergen. Eine neue Zeit brach für die Dichtkunst in Rom an. Sein Name und Ruhm würden dank seines Stils bis in die Ewigkeit überdauern.
Den hinzugekommenen Senator grüßte der dichter standesgemäß, indem er seine rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger erhob: "Salve, pater conscriptus. Di te ament. Neptunus caput summa unda non dignius effert. Qua poeta modicus te iuvet?"[2] Varius Worte waren völlig ernst gemeint. Er mochte ein erfolgreicher Künstler sein, aber dennoch wusste er, wo sein Platz war. Männer wie Titus Flavius Nobilior waren es, die seine Kunst finanzierten und ein einziges Wort von Ihnen konnte ihn nach Herculaneum zurückschicken, zurück in die Provinz, wo niemand sein Genie zu schätzen wusste. Schlimmer noch, man könnte ihn an die Küsten des schwarzen Meeres oder in das ferne Gallien verbannen, wo er unter den ungewaschenen und ungebildeten Barbaren schreckliche Qualen erleiden würde, da niemand dort seine Kunst würde zu schätzen wissen. Er hatte schnell gelernt mit diesen Leuten, von denen seine Geschicke abhingen umzugehen und heute würde nicht der erste Tag sein, an dem er diese Dinge vernachlässigte - vor allem, da er noch Großes zu vollbringen hatte und dafür in Rom verweilen musste.
Mehr sagte der Dichter allerdings nicht. Immerhin war Aurelia aus einer ebenso bedeutenden Familie und ihr Vater hatte die gleiche Macht wie Nobilior. Also überließ er die beiden ihrem Gespräch und lauschte lediglich aufmerksam, falls einer von ihnen seine Meinung hören oder seine Hilfe einfordern wollte. Er verdankte beiden viel.
 1. "Wenn ich irgendeinde Notiz geschrieben hätte, hättest du meinen Schreibstil erkannt. Er ist einzigartig."
 2. "Seid gegrüßt Senator. Mögen die Götter euch geworgen sein. Neptun selbst erhebt sein Haupt nicht würdiger aus der Tiefe. Wie kann ein bescheidener Dichter euch helfen?"
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Licinius Guirmean am 28.03.2014, 02:12:10
Im Gegensatz zu den anderen Anwesenden verachtet Lucius Licinius Guirmean die Römer tief in seinem Inneren. Er hatte zwar einen neuen Namen angenommen und ein neues Leben in Rom begonnen aber die Ungerechtigkeit, die ihm, seiner Familie, seinem Dorf und seinem gesamten Volk von den Römern in der Vergangenheit angetan worden war, hatte der Veneller[1] nicht vergessen. Von irgendetwas musste er leben und seine Heimat war zu weit entfernt, sodass er sich damit abgefunden hatte bei seinen Feinden zu leben. Den neuen Namen hatte er nur angenommen, damit er als freigelassener Sklave[2] ein möglichst eigenes und freies Leben führen konnte. Natürlich war er noch an Aurelia[3] gebunden und musste ihr und ihrem Haus als Leibwächter dienen aber das machte ihm nichts aus. Guirmean war ihr für ihre Tat dankbar und somit war sie eine der wenigen Bewohner Roms, die sein Vertrauen und Ansehen verdient hatten.

So war es nicht verwunderlich, das der Kelte den dicklichen Neuankömmling einen Moment etwas finster anstarrte und erst dann mit einem aufgesetzten Lächeln freundlich zurück grüßte, nachdem dieser sich vorgestellt hatte. Guirmean hatte lange genug in Rom gelebt um die Auszeichnung - den Lorbeerkranz - zu erkennen und genau zu wissen, wofür diese stand. War dieser Mann vielleicht mitverantwortlich für den Krieg in seiner Heimat, die die Römer einfach nur Gallien nannten? War er vielleicht der Verfasser der Nachricht, die ihn hierher gelockt hatte?
Guirmean verwarf diesen Gedanken wieder. Die Anwesenheit der anderen Personen - anscheinend sehr angesehene Persönlichkeiten hier in Rom - konnte nur bedeuten, das der Verfasser der Nachricht ihn nicht aufgrund seines Hasses auf die Römer hierher bestellt hatte. Denn den anderen Personen traute er aufgrund ihrer Stellung nicht zu sich gegen Rom oder die Römer aufzulehnen. Dafür war ihnen ihr teures und edles Leben wahrscheinlich zu wichtig. Was war es dann, das sie alle hierher geführt hatte und irgendwie verband?

Erst als Aurelia und auch Penelope ihn ansprachen, wurde der "Barbar" wieder aus seinen Gedanken gerissen. Wieder nickte er und lächelte den beiden zu. "Salve! Natürlich geht es mir gut. Als ich Eure Wachen am Tempel gesehen habe, wusste ich, das ich mir um Euch keine Sorgen machen muss. Es wundert mich jedoch Euch hier zu sehen..." Dann ging er ein paar Schritte zu ihr herüber und senkte die Lautstärke seiner Stimme so weit, das nur Aurelia und Penelope ihn verstehen konnten. "Ich bin mir sicher, das Ihr nicht der Absender dieser Nachricht seid. Seid unbesorgt, ich stehe weiterhin an Eurer Seite und werde Euch schützen, wenn es denn nötig ist." Er konnte sich zwar noch immer nicht vorstellen was ihn mit Aurelia in dieser Sache verband aber das würde früher oder später - wenn dieses Geplänkel aufgehört hatte und sich der Verfasser der Nachricht zeigte - herauskommen. So begnügte sich der Kelte das Gespräch erst einmal still und leise zu verfolgen und darauf zu warten, das sich die Person zeigte, auf die sie alle warteten.

Als schließlich der dickliche Senator vortrat und die Tür zum Tempel schloss, war für den Kelten alles klar. Seine anfänglichen Gedanken und Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten und der wahre Schuldige schien schneller gefunden als er gehofft hatte. Doch anstatt dem Mann den Hals umzudrehen, beherrschte Guirmean die aufkeimende Wut und verzog angewidert und wütend das Gesicht. Der Senator verkörperte alles, was er an Rom hasste. Ein fetter Mann, der von seinem Anwesen in Rom aus das Urteil über tausende Menschen aussprach, ihr Leben besiegelte und dabei dezent seinen Wein trank. Trotzdem versuchte der Kelte nichts unüberlegtes zu tun, denn um ihn aus der Reserve zu locken, musste man sich mehr anstrengen. Er lebte nun schon viele Jahre in Rom und die Zeit hatte ihn gelehrt vorsichtig zu sein. Hier war er nur ein libertus. Freigelassen aber noch immer ein Sklave.
 1. Veneller (http://de.wikipedia.org/wiki/Veneller): Keltischer Volkstamm aus dem Nordwesten Frankreichs
 2. libertus (http://de.wikipedia.org/wiki/Freigelassener)
 3. Patronat (http://de.wikipedia.org/wiki/Patronat_(R%C3%B6mer))
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 01.04.2014, 00:20:06
Hatte ich also recht., stellte Aurelia zufrieden fest und merkte, wie sich ihre innere Unsicherheit verringerte. Sie betrat ein Feld, auf dem sie Zuhause war und zu ihr gehörte wie das Atmen. Die Position ihrer Steine auf dem Spieltbrett (http://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaftsspiele_der_R%C3%B6mer) konnte sie gut abschätzen, der Brief hatte eine deutliche Sprache gesprochen, aber die ihrer Mitspieler musste sie erst voll erfassen. Leicht wollte sie es ihm sowieso nicht machen, auch wenn ihr im Endeffekt nicht viel bleiben würde. Sie musste die Partie ausdehnen, um ein Patt herbeizuführen. Stolz und Widerwilllen brachten sie davon ab, ihren ursprünglichen Plan der reinen Willfährigkeit zu verfolgen. Wäre auch nicht realistisch, wenn er mich so gut kennt, wüsste er das auch. Mit Zeit werde ich deine Schwächen finden und dann kannst du mich nicht mehr stürzen, ohne selbst zu fallen! Äußerlich verlor ihr Gesicht das Lächeln und wurde erstaunt-ernst: "Ich verstehe nicht ganz. Natürlich hätte ich meinen Mann informiert, wenn mir klar gewesen wäre, dass ich in ein solches Treffen geraten würde." Kurz überlegte sie, ob sie die Anwesenheit und das Wissen ihrer Sklaven erwähnen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Ihre Strategie blieb, den Brief und die Einladung außenvor zu lassen und sich zu verhalten, wie sie es auch ohne ihn tun könnte. Gleichzeitig aber nicht so, dass ihr Gegenüber annehmen müsste, sie wisse von nichts. Ihre Augen wurden eine Ahnung schmaler, als sie fortsetzte: "Ihr müsst schon sagen, was ihr wollt. Anschließend können wir über den Preis handeln. Ein Gefallen kostet einen Gefallen. Ist es Geld oder die Stimmen unserer Klienten (http://en.wikipedia.org/wiki/Clientelism)?" Sie öffnete ihre Arme und zeigte ihre Handflächen in einer anbietenden und fragenden Geste. "Es fände sich sicherlich etwas, wo ihr dafür euren Einfluss geltend machen könntet. Doch vielleicht wollt ihr zunächst mit den geladenen Herren sprechen? Die eben angesprochenen Geschäfte lassen sich besser unter vier Augen regeln, sodass für keine Seite später eine peinliche Situation entsteht." Außerdem verringert das die Gefahr für mich, dass der Briefinhalt an falsche Ohren gerät. Und wenn du wirklich das willst, was deine Frage nach meinem Mann andeutet, dann solltest du das diskreter gestalten! Wenn du den Bogen überspannst, verlierst du mich, da zu viele zuviel wissen und meine Existenz damit wertlos wird. Mit ihren Worten hatte sie bereits ihn und sich in eine gefährliche Lage gebracht, schließlich durfte er sich keine Blöße geben, die die anderen gnadenlos ausnutzen würden, wenn deren Briefe ihrem auch nur ähnlich waren.

Varius Dementio, der Verfasser der Briefe zu sein, nahm sie ihm ab. Dann musste er aber entweder selbst einen erhalten haben oder anderweitig eingeladen worden sein. Noch konnte sie nicht ausschließen, dass er ein Spielstein der Gegenseite war. Seinen Worten gab sie ein kurzes: "Da ich die Briefe der Herren nicht gesehn habe, konnte ich deine Hand darin nicht ausschließen." wider. Ihre respektvolle Freundlichkeit war dabei aber nicht aus ihrem Wesen verschwunden.

"Erfreulich.", erwiderte Aurelia auf die ersten Worte Guirmeans. Auf die weiteren reagierte sie nur mit einem breiter und wärmer werdenden Lächeln, bevor sie sich Nobilior zuwendete. Penelope sah noch kurz fragend zu ihr hinüber, wurde aber mit einer kurzen Handbewegung zur Zurückhaltung aufgefordert. So neigte die Ältere kurz das Haupt und trat einen halben Schritt zurück. Flüsternd unterhielt sie sich weiter mit dem Gallier: "Meine Herrin ist froh, euch zu sehen und eurer Treue sicher zu sein. Von was für einen anonymen Brief redet ihr? Hat er euch hergeführt und hat einen Inhalt, der euch Sorgen bereitet? Können wir oder meine Herren euch unterstützen?" Echte Sorge stand in ihrem Gesicht, welches im Halbdunkel und unter der Palla kaum zu erkennen war. Guirmean wusste, dass Penelope immer ein geduldiges und großzügiges Herz hatte und mit dem "wir" die Schar der Licinianischen Bediensteten meinte.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Titus Flavius Nobilior am 02.04.2014, 21:26:42
Der Senator nickte Varius zu und gab ihm mit Zeichensprache zu verstehen, dass er noch ein bisschen auf eine Antwort warten müsse. Aber sein Blick lag dann wieder bei Aurelia. Er war ganz gespannt auf ihre Reaktion. Sie stellte sich jedoch sehr geschickt an. Sie wäre aber auch dumm, wenn sie vor den anderen verraten würde, was in dem Brief an sie in etwa stand, aber Nobilior wollte ja nur einen kleinen versteckten Hinweis haben. Aber den erblickte er nicht. Die Sache mit dem Mann war nur geraten und er lag wahrscheinlich auch nur deswegen richtig, weil sie ihn nicht beunruhigen wollte bzw. die Sache selbst in die Hand nehmen wollte. Irgendwie musste er an den Brief gelangen, aber er war kein Taschendieb. Irgendetwas musste ihm einfallen. Aber erst einmal sprach er folgendes noch an und schaute dabei in die gesamte Runde: "Jeder von Euch fragt sich sicherlich, was er in nächster Zeit zu tun habe. Die Frage ist berechtigt. Ich bin ein Mann in einer mächtigen Position, doch ich arbeite mit jemand anderem in dieser Angelegenheit zusammen, dem ich einiges zu verdanken habe. Die genauen Informationen, worum es heute geht, wird es bald noch geben. Unpünktlichkeit ist normalerweise kein Zeichen meines Partners und auch seiner Kollegen. Das so wichtige Treffen dürfte also nicht mehr allzu lange dauern. Ich bin nur hier für ein Vorgeplänkel, aber das kann man auch lassen. Ihr stellt Euch schon einmal sehr geschickt an, Aurelia, muss ich sagen. Aber ich habe auch ehrlich gesagt nichts anderes erwartet. Die richtigen Verhandlungen sollten allerdings mit den anderen geführt werden."
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 08.04.2014, 19:51:19
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Tempel der Juno Lucina

Laute Schritte, obwohl alle Türen des Tempels geschlossen waren, unterbrachen die kleinen Gespräche und unausgesprochenen Vorwürfe, die ernsthaften und verzweifelten Überlegungen, welche die so unterschiedlichen Gäste des Tempels so anstellten. Er stand wahrscheinlich nun zwischen ihnen und tauchte dann langsam, als würde das in den Tempel scheinende Licht, die durch die Seiten fallenden Sonnenstrahlen, ihn fingergleich aus dem Nichts pulen. Er trug die volle Ausrüstung eines Legionärs, augenscheinlich eines Offiziers, mit einem Muskelpanzer, der aus polierter Bronze war, jedoch entgegen des Brauches vieler Offiziere frei von künstlerischen Ornamenten war. Die einzigen Verzierungen entstammten der martialischen Kultur Roms, waren geschlagen von Schwertern, Äxten und allem anderen, womit man einem Menschen von seiner Besinnung trennen konnte. Sie war dennoch in gutem Zustand, zeigte jedoch einen Träger, der sich nicht davor scheute, selbst das Schwert zu nutzen. Es war schwer zu sagen, wie er seine Ausrüstung in die Stadt geschafft hatte, doch seine Ausrüstung war weitestgehend komplett, vom Thorax, über die Sandalen bis hin zu den metallenen Schienbeinpanzern, doch zwei Dinge unterschieden sich, denn er führte weder irgendeine Bewaffnung mit sich noch war sein Gesicht zu sehen, denn unter der Galea war eine bronzene Maske angebracht, die ein stoisches, uninteressiertes Gesicht zeigte[1]. Er verschränkte seine Arme und in den Augenausschnitten ließen sich dunkelgrüne Augen erahnen, welche die Umgebung aufmerksam musterten.

"Ich sehe, ich habe gut daran getan, mein Gesicht zu verbergen. Obzwar das Schicksal mich an denselben Ort gebracht hat, wahrscheinlich aus ähnlichen Gründen, bin ich doch froh darüber, mein Antlitz nicht mit euch teilen zu müssen.", bemerkte die Gestalt und wanderte zwischen den Versammelten hin und her. Seine Haare waren nicht zu sehen, sodass es schwer war, etwas daraus zu schließen. Einzigen Aufschluss konnte seine Größe geben, denn er war mehr als einen halben Kopf größer als Titus, der schon der größte Mann unter den Versammelten und von deutlichem Wuchs war. Dementsprechend war es gut möglich, dass er kein Römer war, zumindest war er deutlich größer als der durchschnittliche Römer. Er hatte den Körper eines Mannes, der viel Zeit hatte, diesen zu stählen und auch seine Rüstung ließ auf einen hochrangigen Offizier schließen, aber wer konnte schon sagen, dass er wirklich einer war. Er sprach zumindest wie ein Römer, ohne erkennbaren Akzent[2].
Er war unangenehm aufdringlich, denn er stellte sich direkt vor jeden der Versammelten und nahm einen tiefen Atemzug. Als würde er alle beschnüffeln, als wäre ein einfacher Hund in den Kleidern eines hochrangigen Offiziers. Er gab zufriedene, fast tierische Laute von sich, während er einatmete. Sogar an Penelope roch er. Seine Stimme klang durch die metallene Maske etwas gedämpft, fast sogar etwas verzerrt.
"Man stelle sich nur vor, wie unglücklich das wäre, wenn man von meiner Identität wüsste. Und jetzt spinnen wir ein bisschen, warum wir hier sein könnten. Nehmen wir einmal an, dass wir alle unversehens in eine Verschwörung geraten sind oder nur eine Nebenrolle in ihr spielten. Selbst wenn wir nichts voneinander wüssten und keine Informationen bekämen, bestimmt unsere Anwesenheit doch irgendwie, dass wir von den erhaltenen Schreiben getroffen sind. Dass nicht die hehre Neugier uns hierhin getrieben hat, sondern das Damoklesschwert[3] selbst. Und dann wüssten wir voneinander, dass wir bis zum Hals in der versumpften pontinischen Ebene[4] stecken. Und wenn jetzt jemand unter uns wäre, und die verehrte Aurelia wird uns das bestätigen, ist sie doch die Gewiefteste unter uns, der uns nichts Gutes wollte, würde er die Bestätigung unserer Schwäche haben. Und wenn jemand dann noch, aus Angst, aus Sorge, aus Hass, aus Wut oder aus falschverstandener Souveränität die Seiten wechselte, würde er dieses Wissen, wer alles hier war, mitnehmen. Wie töricht wäre es also, jetzt schon meine Identität fallen zu lassen, preiszugeben und mich in die Hände mir so unbekannter oder bekannter Mitverschwörer oder Feinde zu geben. Nein, das käme wohl kaum in Frage."

Der Mann gab ein kehliges Lachen von sich und stellte sich an den Rand der Versammelten, sodass alle Besucher des Tempels nun in einer Art Kreis standen. Draußen schob sich eine schwere Wolke vor die Sonne und verdunkelte, wahrscheinlich zu Varius Freude, etwas die Sonne und tauchte den Tempel und ein milchiges Zwielicht. Er legte die Hände jetzt hinter dem Rücken zusammen und blickte sich durch seine bronzene, ungerührte Maske um. Obwohl die Maske stoisch wirkte, konnte man sich ein fast süffisantes Lächeln dahinter vorstellen oder zumindest ein herausforderndes Lächeln. "Da wir also nicht wissen, wer unser Gastgeber ist, er sich aber möglicherweise unter uns befindet, müssen wir also einen Weg finden, wie wir miteinander umgehen können. Und selbst wenn er noch nicht aufgetreten ist, müssen wir einen Weg finden, miteinander umzugehen. Ich für meinen Teil bin jedoch ein einfacher Soldat und für solches nur schwer geschaffen. Vielleicht hat jemand eine Idee?" Er zuckte ostentativ mit den Schultern, aber seine Augen zierte ein seltsamer Glanz, eine Art Freude. Und dahinter stand doch die alle wohl umtreibende Frage: Wer war er?
 1. Quasi ein Vorläufer der Maskenhelme (http://de.wikipedia.org/wiki/Maskenhelm)
 2. Linguistics oder Knowlegde (Geography) DC 20
 3. Cicero hat es, so sagt man, überliefert: Damoklesschwert (http://de.wikipedia.org/wiki/Damoklesschwert)
 4. Pontinische Ebene (http://de.wikipedia.org/wiki/Pontinische_Ebene)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Titus Flavius Nobilior am 10.04.2014, 15:41:41
Nobilior war über das Zwielicht sehr erfreut. Trotz seiner weißen Toga war er im Zwielicht auf einmal sehr schwer zu erkennen, als ob Magie oder Übernatürliches dahinter stecken würde. Über was er allerdings nicht so erfreut war, war das Auftreten des "einfachen Soldaten". Irgendeine Gefahr ging von ihm aus, das sagte sein Gespür. Nobilior war zugleich in einer Zwickmühle. Er durfte seiner Rolle jetzt nicht aufgeben. Niemand durfte erfahren, dass jemand gegen ihn etwas in der Hand hatte.

"Ich würde vorschlagen, dass wir die Spielchen lassen. Ihr seid alles, nur kein 'einfacher Soldat' wie Ihr behauptet. So wie Ihr Euch gebt, merkt man schon, dass das nicht sein kann. Ihr scheint recht raffiniert zu sein und könnt gut mit Worten umgehen, besser als jeder einfache Soldat. Eure Stimme kommt mir merkwürdig bekannt vor. Ich kann sie nur momentan noch keiner konkreten Person zuordnen. Womöglich bin ich nicht so gut darin Personen allein an der Stimme zu erkennen. Also sagt: Was wollt Ihr wirklich hier? Denn ich glaube nicht, dass Ihr so viel wert auf eine einfache, belanglose Konversation legt wie Ihr behauptet und Ihr sorgt nicht gerade dafür, dass die anderen Euch vertrauen können. Hinter Eurem Auftreten scheint mehr zu stecken. Es kommt Euch tatsächlich auf etwas anderes an als Belanglosigkeiten."

   
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Varius Rufus am 13.04.2014, 15:25:49
Varius musterte den Fremden lange, auch wenn seine Augen ihm nicht allzu viel über ihn verraten konnte. Es lag ebenso sehr an seinen noch immer pochenden Kopfschmerzen wie an der Tatsache, dass er nicht sonderlich gut in soetwas war. Er hörte zwar einiges, aber fürs erste blieb der Mann ihm ein Rätsel. In seinen Gedanken war dies dann aber doch etwas spannendes, das seine Neugier weckte. Genau soetwas brauchte er auch für sein Werk. Die Zuschauer sollten außer Atem geraten, im Innersten berührt werden - und das würde ihm nur gelingen, wenn er etwas echtes und wahres einzubringen vermochte und dafür musste er etwas echtes und wahres erfahren. Also tritt er an die Seite des Senators: "Patri assentor. Persona tua varia est, o Proteu. Et cum formam non capere possimus, verbis confidendum est. Adhoc autem non locutus es, sed fabulatus. Dixeris te non scire, cur adessemus. Certe aliquid opinaris. Ergo dic, tu conice, cur adessemus."[1] Varius war gespannt, was der Maskierte jetzt antworten würde. Der Senator neben ihm spielte irgendein Spiel, das Varius nicht zu durchschauen vermochte. Auch das, was etwas, was er für sein Werk würde übernehmen können. Und wer wusste schon, was all dies mit der Dame Aurelia, dem Barbaren, dem anderen Römer und letztlich mit ihm selbst, dem Dichter zu tun hatte. Er würde es schon sehen und dann würde er es aufschreiben und etwas neues schaffen, etwas großes.
 1. Ich stimme dem Senator zu. Deine Rolle ist wechselhaft, oh Proteus (http://de.wikipedia.org/wiki/Proteus_%28Mythologie%29). Und weil wir eure Gestalt nicht zu fassen vermögen, müssen wir den Worten vertrauen. Bis jetzt habt ihr nicht gesprochen, sondern nur geplaudert. Ihr hast gesagt, dass ihr nicht wisst, warum wir hier sind. Aber sicher habt ihr eine Vermutung. Also sprecht, stellt ihr Vermutungen an, warum wir hier sind.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Sempronius Gracchus am 13.04.2014, 16:38:05
Schweigsam lauschte Gaius den Worten des Neuankömmlings. Irgendetwas in seiner Intonation sagte ihm, dass er kein Römer war. Aber trotzdem hatte er Recht mit dem was er sagte. Gaius hielt sich vorerst zurück. Innerlich glaubte er daran, dass es sich bei dem Soldaten um einen derer handelte, die sie einbestellt hatten. Alle anderen waren aufgeschreckt worden, insgeheim schalt sich Gaius, dass er nicht auf die Idee mit der Maske gekommen war, nur der Fremde war vorbereitet erschienen. Dies bedeutete, dass er nicht überstürzt oder besorgt aufgebrochen war, sondern sich vorbereitet hatte.
Selbst Gaius, der sich einen Mann mit ausreichender Intelligenz schimpfte, war aufgebrochen ohne sich große Gedanken zu machen, ohne sich einen Plan auszudenken. Er war kein einfacher Soldat. Der Halbelf hielt sich erstmal zurück, andere schienen das Gespräch übernehmen zu wollen, dies war ihm nur Recht. So hatte er die Möglichkeit etwas über sie zu lernen. Anscheinend war gerade diese Aurelia eine interessante Persönlichkeit.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Licinius Guirmean am 14.04.2014, 14:58:15
Mit einem Kopfschütteln hatte der Kelte das großzügige Angebot Penelopes abgeschlagen, doch bevor er seine Antwort weiter ausführen und erklären konnte, ertönten laute Schritte in dem Tempel. Aufmerksam sah sich der ehemalige Gladiator in dem Tempel um und betrachtete die Eingänge genau. Umso enttäuschter und beunruhigter war er, als ein Mann sich regelrecht in der Mitte des Tempels aus dem Licht schälte. Guirmean musterte den unnatürlich großen Mann und kam nicht umhin zu bemerken, das es sich bei ihm um eine interessante Gestalt handelte.
Nicht nur seine Größe und sein Körperbau waren beeindruckend, sondern auch sein Verhalten. Zumindest war sein Verhalten seltsam und die Maske die er trug, bewies, das er sich auf dieses Treffen vorbereitet hatte. Außerdem schien er seinen ungewöhnlichen, plötzlichen Auftritt und damit die Aufmerksamkeit der anderen Menschen im Tempel zu genießen.

Für den Kelten war eines klar: Dieser Mann war alles aber ganz sicher nicht der einfache Soldat, für den er sich ausgab.

Aber wer war er? Vielleicht der Dratzieher, der sich nur einen kleinen Spaß erlauben und auf diese Weise die Menschen in diesem Tempel besser kennen lernen wollte? Wer auch immer er wirklich war, er gefiel Guirmean nicht. Das er auch noch anfing an den Anwesenden zu riechen und tierische Laute von sich gab, ließ den Kelten für einen Moment an der geistigen Gesundheit seines Gegenübers zweifeln.

"Ihr riecht an uns und grunzt dabei wie ein zufriedenes Tier, gebt Euch als einfacher Soldat aus und kommt dennoch gut vorbereitet zu diesem Treffen, ohne auch nur Euer Gesicht zu zeigen. Wenn wir also einen Weg finden müssen, um miteinander umgehen zu können, dann würde ich vorschlagen, das Ihr Euch vorstellt, mir Euren Namen nennt und aufhört wie ein wildes Tier an mir herumzuschnüffeln. Selbst ein Barbar wie ich besitzt bessere Umgangsformen."

Er lehnte sich an die Tempelwand, verschränkte seine Arme und wartete auf die Reaktion des vermeintlichen Soldaten. Es würde interessant sein dabei zuzusehen, wie er auf diesen Angriff reagierte. Würde er aus der Haut fahren, ruhig bleiben oder sogar kontern? Die Antwort und Reaktion würde vieles über den Mann aussagen und möglicherweise wichtige Informationen liefern können.
Guirmean war Ränkespiele nicht gewohnt und wahrlich nicht besonders bewandert darin aber er konnte die Gestik und Mimik seines Gegenübers lesen. Zumindest für den Zweikampf in der Arena war es wichtig, denn daraus ließen sich die nächsten Schritte seines Gegenübers erschließen und das konnte über Leben und Tod entscheiden. Vielleicht musste er das hier wie einen Kampf in der Arena sehen, wobei der "Soldat" sein Gegner war und das ganze ohne Waffen ablief.

Aber auch wenn keine Waffen genutzt wurden, konnte dieses Treffen im Tempel für Lucius Licinius Guirmean über Leben und Tod entscheiden.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 15.04.2014, 00:20:50
Die recht hochmütige Art Nobiliors schluckte Aurelia nur, weil ihr der Inhalt des Briefes noch immer gegenwärtig war. Sein Rückzug aus dem Vorgeplänkel überraschte sie dann doch. Wenn es sich so verhielt, wie er darstellte, fragte sie sich, warum er da war. Sein Freund und dessen Leute hatten anscheinend mehrere Anwesende in der Hand, da brauchte es seine Autorität nicht. Sie schadete eher der Sache und dem Senator im speziellen, der sich für so etwa einspannen ließ. Doch bremste sie sich, da sie wusste, dass sie zu Überinterpretationen neigte. Nobiliors Lob nahm sie als Selbstverständlichkeit hin. Das Auftreten des Soldaten verhinderte das weitere Gespräch.
Wie es das Mindestmaß der Höflichkeit verlangte, neigte sie leicht den Kopf, als er an sie herantrat und seinen Atemzug tat. Ihre Augen verschmälerten sich jedoch zusehends zu funkelnden Schlitzen und ihr Mund wurde schmallippig. Der Inhalt des Gesprochenen barg schwere Beleidigungen. Stellte sich der Soldat doch als etwas Besseres dar und unterstellte den Anwesenden Dummheit, unvorbereitet und unverschleiert erschienen zu sein. Wieder setzte einer voraus, dass fast alle Briefe erhalten hätten, obwohl nur die Hälfte sich dazu bekannten, er sprach von 'Verschwörung' und er kannte sie persönlich, was, wie sie wusste, nicht selbstverständlich war. Also wusste er mehr. Ihr Brief hatte neben den gefährlichen Informationen nur Treffpunkt und -zeit beinhaltet und mit keinem Wort nahegelegt, dass auch andere in ihre Anwesenheit gepresst werden würden. Von daher machten die geringen Verschleierungen aller Sinn, zumal man so wie sie ihre Anwesenheit auf Zufall hätten schieben können. Seine Darstellung, sie wäre "gewieft", nahm sie nicht als Lob, denn es war nicht "klug" oder "verständig", es beinhaltete vornehmlich "Verschlagenheit".
Trotz all seiner Mühen hatte sie bereits ein wenig aufgeschnappt aus Worten und Handeln des Zuletztgekommenen. Verärgert, wie sie war, setzte sie gerade zu einer scharfzüngigen Erwiderung an, als Penelope (die die Untersuchung ohne Regung erduldet hatte und sich sogar standesgemäß verneigt hatte) sich zu ihr neigte und beschwichtigend die Hand auf den Arm legte. Sehr leise flüsterte sie irgendetwas fragendes zu ihrer Herrin, die daraufhin ebenso leise antwortete, dass das Opfer wohl aufgeschoben werden müsste.

Aurelia wendete sich wieder dem Wortwechsel zu. Etwas ruhiger begann sie auf dem vertrauten Terrain der Intrige zu kalkulieren. Trotz ihres Standes hatte sie als Frau nur begrenztes Sprachrecht durch die Anwesenheit der anderen. Nobilior, Varius und Guirmean gingen sogleich in die Gegenoffensive und bewiesen, vom Verhalten des Soldaten und möglichem Inhalt möglicher Briefe deutlich gereizt worden zu sein. "Männer.", dachte sie innerlich kopfschüttelnd.
Nobiliors Worte konnte man mit seiner Darstellung seiner Position zusammenbringen, aber es gab auch Brüche. Warum kannte er ihn nicht und sprach von Vertrauen? Bei dem, was die Botschaften wohl enthalten hatten, war an so etwas nicht im mindesten zu denken. Im Gegensatz zu ihm hätte sie sich auf das Spiel eingelassen.
Das sogar Varius offensiv wurde, überraschte sie bei ihrer Einschätzung seiner Persönlichkeit und ihrer Vermutung über den Grund seiner Anwesenheit. War er womöglich doch durch einen eigenen Brief aufgeschreckt worden?
Gaius' Zurückhaltung fiel ihr auf. Sie sah hinüber und ihre Blicke trafen sich. Was dachte er wohl? Auch wenn seine Herkunft ihn ähnlich wie ihr Geschlecht dazu zwang, zu antworten statt zu fragen, hätte er sich mangelnde Etikette leisten können, zumal andere Anwesende auch nicht gerade damit um sich warfen.
Guirmean setzte schließlich noch einen drauf. So würden die Fronten nur verhärtet und Chancen vertan, auch wenn sie seine Reaktion nicht überraschte.
Gesetzt den Fall, er ist der Verafsser oder in dessen Diensten, dann ist er sowieso ein Feind und muss nicht noch weiter aufgebracht werden. Er könnte an einem von uns ein Exempel statuieren und den Briefinhalt offenlegen, so er ausreichend gereizt ist. Ist er es nicht und wie wir 'eingeladen', beweist er zusätzliche Kenntnisse und Verstand, was ihn zu einem wertvollen Verbündeten machen könnte. Stattdessen antworten sie mit Beleidigungen auf seine...

Die stolze Domina sammelt sich und atmet hörbar aus. "Meine Herren, ich bitte sie, auf diesem Niveau kommen wir doch nicht voran." Keine Geste ist notwendig, um ihre klare Stimme zu unterstützen. Ein warnender Blick fällt sowohl auf Guirmean als auch den Soldaten. Sie bricht zwar ein wenig die Etikette, aber zum Zwecke der Rückkehr dazu sollte es verträglich sein. "Vielleicht solltet ihr euren Freund klarmachen, dass ihr euch bei den verwendeten Umgangsformen außerstande seht, ihm einen Gefallen im Tausch gegen seine vormals erbrachten zu erweisen." Mit fast freundlichem Blick schaut sie Nobilior an, bevor sie sich der Maske zuwendet:"Dieser einfache Soldat hat seinen Unwillen, seine Person selbst zu identifizieren, bereits formuliert. Da werden höchstens sein Centurio (http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mische_Legion#Gliederung) oder Diúveí[1] etwas befehlen können. Auch wenn es sicherlich sinnvoll, ist, wenn Ihr uns einen Namen nennt, mit dem wir euch rufen können, um die Konversation zu erleichtern." Ihre Augen bleiben scheinbar auffordernd auf dem Gerüsteten hängen. Nun, Bengel, was sagst du nun? Was darfst du jetzt befürchten, was ich sonst noch weiß? Sie gibt allen einige Augenblicke Zeit, zu reagieren, bevor sie fortfährt: "Um zum bereits mehrfach Angesprochenen zu kommen: Unter der Annahme, dass keiner der Anwesenden die mehrfach erwähnten wohl anonymen Botschaften verfasst hat, bliebe den Betroffenen wohl nur herauszufinden, was sie verbindet, um die mögliche Agenda des Absenders zu entwickeln." Und hier kommt der interessante Punkt: Weiterhin haben Varius und ich nicht verlauten lassen, auch nur die Art des Inhalts der Briefe anders als über die eben gesprochenen Worte der anderen erfahren zu haben. Andere haben hier schon sehr viel mehr zu wissen vorgegeben.
 1. Jupiter (http://www.wordgumbo.com/ie/cmp/osca.htm)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 22.04.2014, 21:28:58
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Tempel der Juno Lucina

Der Soldat atmete hörbar ein und lachte dann blechern durch seine Maske. Es war nichts Spöttisches an dem Lachen, sondern war es viel mehr das verwunderte Lachen eines verwirrten oder überraschten Mannes. Die Worte, die die Versammelten tauschten, deutete ihm mehr als deutlich an, dass sie eine Tendenz erwarteten, wer hier der Gastgeber sei. Er zuckte mit den Schultern und stellte sich zwischen sie.
"Da niemand hier also eine Lösung hat, wie wir miteinander umgehen sollen, müssen wir wohl dem windschiefen Vorschlag Aurelias folgen.", sagte er schließlich und drehte seine Maske in die Richtung des Kelten. Die Maske bescherte ihm sicherlich den Vorteil der Anonymität, doch dies geschah auf Kosten seines Sichtfeldes, welches die deutlichen Bewegungen seines Kopfes verständlich machte. Es war jedoch schwer zu sagen, wie weit sein Sichtfeld durch die Maske genau reichen mochte. Der maskierte Soldat trat wieder vor den keltischen Mann.
"An einem Menschen zu riechen ist ein Zeichen der mangelnder Kultur oder Umgangsformen? Interessante Sichtweise für einen Mann eures Volkes. Nein, es ist nicht die Lust, die mich an alkoholgetränkten Dichtern, aufdringlich riechenden Matronen oder gekalkten Barbaren schnüffeln lässt.", er machte eine beinahe entschuldigende Handgeste, nahe an einer wegwerfenden Geste. "Es ist wie auf dem Markt, wenn man Lebensmittel erwirbt. Wenn man sich mit den Lebenden umgibt, sollte man wissen, ob sie noch lebendig genug sind, oder ob sie - aus welchen Gründen auch immer - ihren Verwesungsgestank verbergen wollen."

Er drehte sich um und sein Kopf, sein maskiertes, eisernes Gesicht war nun Nobilior zugewandt. Er ging ihm zwei, drei Schritte entgegen, als würde er nahe stehen müssen, weil das Sprechen durch die Maske schwierig war oder ihn ermattete. Seine Stimme war gleichwohl laut genug, dass jeder ihn problemlos verstehen konnte.  "Ich fürchte, es ist nicht an mir, mit euresgleichen Spielchen zu spielen, Senator. Ich fürchte jedoch, dass es auch nicht an euch sein kann, mit mir Spielchen zu spielen. Nicht jedes Treffen ist einem Spielchen gleichzusetzen und ich bezweifele, dass ich an dergleichen Aktivität irgendeine Form von Spaß empfinden könnte." Er ging einen Schritt zurück und ließ seinen Blick ostentativ schweifen. "Der Stein des Anstoßes scheint der Ärger der hier Versammelten zu sein, dass ich an etwas gedacht habe, an das sie gern selbst gedacht hätten. Ein Moment der Geistesgegenwärtigkeit sollte jedoch kaum Grund zum übersteigerten Unmut geben und die Idee, dass ich einem jeden hier etwas Schlechtes wollen würde, ist weit hergeholt. Jedoch habe ich mich bewusst für diese Maskierung entschieden und werde nicht von ihr weichen. Völlig gleich, ob dies als niveauvoll oder nicht eingestuft werden sollten."

Der Soldat kratzte sich am Arm und blickte nun zu Varius und näherte sich ihm, blieb jedoch mehr als zwei Schritt entfernt. Scheinbar schien ihn der Geruch von ausdünstenden Alkohol abzuschrecken, vielleicht hatte er selbst am letzten Abend getrunken? "Meine Vermutung also? Meine Vermutung liegt darin, dass ihr dieselben Personen verärgert habt oder zumindest als brauchbare Opfer gelten könntet. Ein Dichter könnte bei einem Gelage jene verunglimpft haben, die ihm sonst den Teller voll Trauben reichen, und die falschen Personen könnten das mitbekommen haben." Er drehte sich um, hielt sich jedoch auch von Aurelia fern. "Wenn man eine Frau in solch männliche Geschäfte einbezieht, kann es doch nur daran liegen, dass die Frau mit dem männlichen Geschlecht, will sagen Gemächt, umgehen soll oder gegangen ist." Er drehte sich weiter zu Nobilior, blieb jetzt aber auf seinem Platz, etwa mittig zwischen den Anwesenden, stehen. "Wenn ein Senator an diesem Ort ist, wird er vielleicht etwas gegen oder zu viel zu Ehren Caesars gesagt haben. Vielleicht hat der Senator in ein Wespennest gestochen, als er beschloss, den cursus honorum mit seinem Sein zu beglücken." Er nahm den Kelten in Augenschein. "Dieser ist leicht, wenn es um wilde Vermutungen geht. Wir sind in einem Tempel Junos, in welcher Variante auch immer, und ihre heiligen Tiere sind die berühmten Gänse, die uns Römer bereits einmal vor den Galliern warnten. Vielleicht sind unsere Gastgeber kapitolinische Gänse[1] und wir alle potenzielle Feinde Roms, der Republik oder Caesars." Schließlich wandte er sich Gracchus zu. Doch er sagte nichts, er nickte nur.

Langsam zog er sich wieder zur Wand zurück, während die Sonne sich wieder zwischen Wolken emporkämpfte und den Tempel wieder in helles, unangenehmes Licht tauchte. Bisher hatte der Soldat keine Reaktion darauf gezeigt, dass Aurelia Jupiter in der Sprache der Osker bezeichnete. Und er ging auch nicht weiter darauf ein, obgleich er der Matrone noch ein paar Worte zusprach. "Das waren jetzt blinde Vermutungen meinerseits. Ich verrate nichts neues, wenn ich sage, dass ich den Versammelten nicht traue und davon zu berichten, was jeder empfangen hat, um daraus auf den Absender zu schließen, verlangt jede Menge Vertrauen. Es war eure werte Idee, und ihr habt euch als Stimme der Versöhnung gezeigt. Wie wäre es, wenn ihr dann auch das Vertrauen gewährt?"
Aurelia sah ein unheimliches Leuchten in seinen Augen, ehe ein reflektierter Strahl auf seiner Maske einen für einen Moment den Blick abwenden ließ.
 1. Es geht hier um die Schlacht an der Allia (http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Allia) und die nachfolgenden Ereignisse.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 22.04.2014, 23:33:30
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Subura

Quintus lächelte verständnisvoll als Caesar schon wieder vollmundig von den Details der Kriege und seinen Überlegungen fabulierte. Es waren immer fest gefertigte Meinungen gewesen oder zumindest eine unveränderliche Stoßrichtung und Caesar gab seinem Gesprächspartner immer nur so viel Raum, dass er sich durch gezielte Fragen eingebunden fühlte, ohne dass Caesar über das Große, über das Ganze diskutieren wollten. Es lag im Wesen und war seiner einnehmenden Person geschuldet und in dieser Hinsicht waren Caesar und Marcus Tullius Cicero Männer, die sich glichen, auch wenn sie sonst sehr viel unterschied.

Quintus bewegte sich weiter in die Wohnung. Sie war, je länger man sich in ihr befand und desto mehr Ecken man beachtete, in einem schrecklich beklagenswerten Zustand. Die meisten Möbel waren zerschlagen, vor allem zwei Triclinia[1] waren zerschlagen, die Polster zerrissen und mit gesprenkelten Schimmel übersät. Sie mussten in der Feuchtigkeit des Hauses einige Zeit verbracht haben. Caesar erinnerte sich an ein Fresko, welches an der Hauptwand seines Lieblingszimmers gewesen war. Ein Fresko im Architekturstil[2], wie er damals gerade gern gemalt wurde. Die Wand war die Leinwand für ein Bild, welches den Eingang zu einem Castrum[3] darstellte, in schöner und imposanter Perspektive. Doch inzwischen sah die Wand aus, als hätte das Militärlager gebrannt und sei längst niedergerissen. Lediglich die äußeren Begrenzungen waren noch zu sehen und waren in ebenso feuchten Schimmel ertränkt, der die kohlenschwarze Farbe mit sich brachte. Auf dem Boden musste einst auch ein kleines Mosaik gelegen haben, von dem nur noch einzelne, nichtssagende Steinchen über waren. Es war ein eher niederdrückender Ort. Es roch nach altem Urin und Unrat. Quintus fühlte sich nicht wohl in diesem Raum, auch wenn es schwer zu sagen war, ob es wirklich nur an dem Raum lag oder an dem Grund, warum er Caesar um ein Treffen an diesem Ort gebeten hatte.

"Gaius...", begann Quintus nachdenklich, während er das vernichtete Fresko betrachtete, die Hand unter das Kinn gelehnt, die Stirn kraus gezogen. "Dieses Haus symbolisiert einige Kriege, die wir geführt haben. Sie ist ein bisschen wie die Essenz des Krieges. In vielerlei Hinsicht. Ich könnte damit beginnen, es als strategischen Posten zu sehen, wie viele unserer Kastelle. Eine Zeit lang sind sie bedeutend, weil wir ihnen strategische Bedeutung zuschieben und dann, wenn wir sie nicht direkt brauchen, verfallen sie zum Teil oder werden mit zweitklassigen Legionären besetzt. Wir könnten hier aber auch die Essenz des Krieges erkennen wollen, wenn die Außenmauern noch einigermaßen tragend aussehen, doch das Innere schon längst verdorrt und vergammelt ist. Oder weiter gesehen, dass Innere nicht mehr zu beachten, weil man sich so daran gewöhnt hat oder glaubt, nicht mehr zu brauchen; es dann vergehen zu lassen, kann sich oftmals rächen. Es geht nicht wirklich darum, dass du dieses Haus verlassen hast, Gaius. Du verstehst meinen Punkt, denke ich. Es geht um die inneren Dinge. Wenn man sie von außen betrachtet, wirken sie oft noch stabil, aber innerlich sind die längst marode."
Quintus berühte mit dem Finger eine Stelle in der Wand, an der das geputzte und dann gemalte Fresko schon längst abgeblättert war. Umliegende Kalkputzplaggen fielen ohne große Mühe und Kraft aus der Wand. "Wenn Gaius Iulius Caesar nur so ein Auge für die inneren Dinge hätte, wie er sie für die äußeren hat, wäre er ein wahrlich noch größerer Mann.", sinnierte Quintus nun, traute sich scheinbar nicht mehr, Caesar direkt anzusprechen, oder es war eine dieser endlosen Stilfigurenschlachten[4], für welche die Ciceros so bekannt waren. "Ein Haus zu erhalten, das weiß spätestens jeder Legionär, der auf sein Land geht, erfordert viel Geduld, viel Zeit und viel Arbeit. Und dieser alte Legionär glaubt, dass nicht nur Caesars Haus in Subura brüchig geworden ist. Auch sein politisches Haus ist brüchig. Während er seine Viecher auf die dakischen und parthischen Weiden treibt, bricht in der Heimat der Stall zusammen. Dies versteht dieser alte Legionär und Freund nicht. Hat Caesar nicht selbst gesehen, wie die Ställe anderer Landbesitzer zusammenbrachen, wie die Trauben ihnen an den Reben gammelten? Sulla, Pompeius Magnus. Sie waren auch begnadete Viehtreiber, doch den eigenen Stall am Leben erhalten?" Quintus wandte sich ganz ab und schlurfte Richtung Tür, er hielt den Blick jetzt geneigt. "Entschuldige Gaius, ich hätte dich nicht belehren sollen. Du weißt es selbst am besten. Du bist vor Sulla hierhin geflohen, du hast Pompeius besiegt. Du hast den Willen und den Unwillen des Senats erduldet, du hast andere Machtgierende mit deinem Geist und mit deinem Schwert, mit der Kraft deiner Persönlichkeit, vor dir weichen lassen. Und du hast sie nie wie Versager behandelt, sondern wie würdige Gegner. Lasse mich jedoch sagen, dass ich fürchte, dass deine Feinde nicht annähernd dieselbe Größe besitzen."

Quintus blieb im Türrahmen stehen. "Du solltest...", er brach den Satz ab. Es stand ihm nicht zu, Caesar Vorschläge zu machen und das wollte er nicht. "Gnaeus Domitius Ahenobarbus ist in seinem Hause." Dann wandte er sich zum Gehen ab.
 1. Triclinium (http://de.wikipedia.org/wiki/Triclinium)
 2. Römische Wandmalerei (http://de.wikipedia.org/wiki/Römische_Wandmalerei)
 3. Castrum (http://de.wikipedia.org/wiki/Castrum)
 4. Rhetorische Stilmittel (http://de.wikipedia.org/wiki/Rhetorisches_Stilmittel)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Iulius Caesar am 27.04.2014, 09:56:40
Die Wiedersehensfreude war nun ganz und gar vergangen. Freilich war es offensichtlich gewesen, dass sich ein Quintus Tullius Cicero, nicht mit ihm treffen würde um einige Momente in alten Erinnerungen zu schwelgen, nicht hier in Subura. Dennoch hatte der kleine Teil in Caesar, der noch immer wusste, wie sich Unbedarftheit und Sorglosigkeit anfühlte, es einmal mehr geschafft die vielen anderen Aspekte, die den Diktator ausmachten, zu überlagern und - wider besseren Wissens -  auf Normalität zu hoffen. Und so war es auch nicht Quintus Cicero, dem Gaius nun zürnte, sondern vielmehr er selbst und seine Position erregten seinen Widerwillen, wurden sie ihm doch nun wieder so schmerzlich bewusst.

"Quintus." Es war kein Befehl, nicht einmal besonders laut gesprochen und dennoch war seinem Gegenüber unmissverständlich klar, dass dieses Gespräch noch nicht vorüber war.
Wenn so alte und mutige Weggefährten - ja sogar Freunde - es nicht wagten ihm, Caesar, in die Augen zu sehen und ihre Meinung offen auszusprechen, wie weit war es dann gekommen? Es war vermutlich nicht mehr zu ändern, jedenfalls sah er keine Lösung dafür, doch deshalb war es nicht leichter zu ertragen und vermutlich ein Grund, warum er nur wenige überhaupt in seine Vorhaben einweihte und nur mit den Wenigsten wirklich darüber reden mochte.

"Ich erinnere mich an dich stets an einen ehrlichen Mann, der für gerechte und harte Strafe einstand. Du hättest mir davon abgeraten, wärest du in Corfinium[1] dabei gewesen, nicht wahr? Man könnte meinen, dass Proskriptionen einen ruhigeren Schlaf gewähren würden, aber daran glaube ich nicht." Die Wahrheit war, dass er auch ohne Proskriptionen nicht mehr gut schlief. "Zwar ging es nicht darum meine ärgsten Gegner für mich zu gewinnen, sondern jene, die noch keine waren, zumindest davon abzuhalten welche zu werden, doch sollte es auch stets meinen Willen zum Frieden und zur Aussöhnung Nachdruck verleihen. Dass es bis jetzt keinen Frieden gibt, darüber müssen wir nicht streiten. Daher auch mein Entschluss zu den Feldzügen im Osten, Pompeius hatte zu Lebzeiten dort beinahe in jedem Herrscher einen Klienten, doch nun nach seinem Tod müssen die Verhältnisse dort im Interesse Roms neu geordnet werden..." Gaius bemerkte, dass er an der Grenze zur Rechtfertigung angelangt und vielleicht auch schon darüber hinweg und schwieg einen Augenblick besah das das heruntergekommene Fresko. Er musste sich sehr anstrengen, um den Schaden daran wirklich zu erfassen, war seine Erinnerung daran doch noch so deutlich.

Weiter auf die Malerei blickend sprach er weiter: "Wenn wir also mal von den Dingen absehen, die die Integrität so eines Hauses auch von außen beeinträchtigen können und ich mich nun mit dem Zustand des Inneren befassen möchte. Was macht dann genau den Sohn des Domitius[2] zum Zimmermann meines Vertrauens?" Mit dem letzten Wort wandte er sich wieder Quintus zu und wenn auch keinerlei Feindseligkeit von seiner Rede oder seinem Verhalten ausgingen, so war sein Lächeln doch gleichermaßen das eines Schelmes und eines Haifischs.
 1. Corfinium (http://en.wikipedia.org/wiki/Corfinium)
 2. Lucius Domitius Ahenobarbus (http://de.wikipedia.org/wiki/Lucius_Domitius_Ahenobarbus_(Konsul_54_v._Chr.))
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Titus Flavius Nobilior am 04.05.2014, 21:33:58
Kein Wort kam Nobilior über die Lippen. Er wurde angesprochen, aber er strafte den "Soldaten" zunächst mit einer Mauer des Schweigens. Bisher kamen nur wilde Spekulationen von ihm. Trotzdem formten seine Gedanken das Wort "Feind!". Denn alles in Nobiliors Innerstem schrie förmlich danach, dass dieser Mensch ein Feind war. Irgendetwas mit ihm stimmte ganz und gar nicht, das sagte ihm sein Instinkt als Assassine. Mit so einem würde er erst einmal nicht das Gespräch suchen. Hoffentlich waren die anderen nicht so dumm und würden ihm auch nur irgendetwas aufschlussreiches erzählen.

Würde Aurelia tatsächlich Andeutungen machen, warum genau sie hier war? Was in dem Brief stand? Noch war Nobilior nicht davon überzeugt sie töten zu müssen, obwohl die Weigerung einer Tötung wohl im ersten Augenblick für Aufschrei in seiner Organisation sorgen würde. Das ganze hatte Seltenheitscharakter. Allerdings: Wer Dummes tat, musste mit den Konsequenzen leben oder gegebenenfalls auch sterben. Würde denn Aurelia etwas wirklich Dummes tun? So schätzte sie Nobilior jedenfalls nicht ein. Aber in seinem Leben als Meuchelmörder hatte er so manche Überraschungen erlebt. Er näherte sich Aurelia kein Stück, aber sein Kopf war in ihre Richtung gerichtet. Er blickte sie an und wartete auf ihren nächsten Schritt. Sein ganzer Fokus lag nun auf ihr.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Licinius Guirmean am 05.05.2014, 09:29:57
Mit seinem ersten Seitenhieb entlockte der Soldat Lucius Licinius Guirmean nur ein kurzes Schnauben. Der Kelte hatte schon viele der Beleidigungen kennen gelernt, die sich die Römer für einen Barbaren wie ihn ausdachten – das hier war gegen diese Bezeichnungen fast schon diplomatisch. Trotz dessen war es vor allem der Vergleich, den der Soldat zwischen sich, den Anwesenden und einem Markt zog, der den Barbaren aufhorchen ließ. Ganz unabhängig von dem Inhalt seiner Aussage, stellte sich der Soldat als den Käufer und alle anderen als die dargebotene Ware dar. Ob er diesen Vergleich ganz bewusst oder nur unbewusst zog, war in diesem Fall egal. Das alleine sagte schon viel über den Mann, über sein Selbstbewusstsein und vor allem den Platz aus, den er in diesem Gespräch einnahm. Ihm in irgendeiner Weise zu drohen würde hier nicht viel bringen, also entschied sich Guirmean dazu, einfach zuzuhören und den Mann weiter zu beobachten. Je mehr er redete und handelte, desto besser konnte man ihn einschätzen.

Dann fiel der Name, der ihm seit jeher Bauchschmerzen bereitete. Caesar. Er war der Mann, der für den Krieg in Gallien verantwortlich war und mit dem Guirmean noch eine ganz persönliche Rechnung offen hatte. Er erinnerte sich daran, als sei es gestern gewesen. In der Schlacht von Gergovia[1], hatte er Caesar gegenübergestanden und ihn mit aller Kraft bekämpft - jedoch ohne Erfolg. Obwohl diese Schlacht unter der Führung von Vercingetorix[2] erfolgreich war und sie fast 700 Soldaten Caesars töteten, wurde er selbst dort besiegt und als Sklave nach Rom gebracht.
Unwillkürlich verkrampfte sich seine Hand zu einer Faust. Mit unterdrückter Wut, hörte er sich an, was der einfache Soldat über den Barabaren zu sagen hatte. Auch wenn er zu der Zeit noch nicht gelebt hatte, sagte ihm die kapitolinischen Gänse und ihre Bedeutung für die Römer natürlich etwas. Hätten die Gänse nicht Alarm geschlagen, dann hätte der Angriff der Gallier sich nicht nur auf die Stadt konzentriert, sondern sich auch auf den Kapitol-Hügel ausgebreitet. So hatten die Römer Glück gehabt und wurden nur Sieben Monate lang in ihrer eigenen Stadt auf einem kümmerlichen Hügel belagert.

Wenn der Mann wirklich der Soldat war, für den er sich ausgab, war es nicht ganz so verwunderlich, das er sich so gut mit der Vergangenheit und der Kriegsgeschichte zwischen den Römern und den Galliern auskannte. Trotzdem gefiel er dem gebürtigen Veneller nicht. Er war zu selbstbewusst, redete zu geschwollen und kannte sich für einen einfachen Soldaten zu gut aus. Für Guirmean war klar, das sich der Mann als jemand ausgab, der er nicht war - weshalb er die Maske auch nicht ablegen wollte. Es ging in gewisser Weise wirklich darum, seine Identität zu schützen - allerdings auf eine andere Weise als er vorgab.
Da anscheinend niemand vorhatte etwas zu sagen, wartete er wie die anderen auf die Antwort Aurelias. Zwar fühlte sich Guirmean verantwortlich die Frau zu schützen - und könnte deshalb an ihrer statt antworten - aber wie alle Anwesenden wussten, ging es hier um mehr als nur ein einfaches Treffen. Jedes Wort konnte und würde gegen die Anwesenden verwendet werden und er hatte keine Lust, sich selbst in Gefahr zu bringen. Um irgendwann die Möglichkeit zu haben, sich ein weiteres mal mit dem Diktator zu messen und so seine Rache zu bekommen, musste er dafür sorgen, sich so wenig Feinde wie möglich zu machen und so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten - soweit das als Gallier in Rom überhaupt möglich war.
 1. Sieg der Gallier, in der Hauptstadt der Arverner (http://de.wikipedia.org/wiki/Arverner).
 2. Ein gallisch-keltischer Fürst (http://de.wikipedia.org/wiki/Vercingetorix), der fast alle gallischen Völker vereinte.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 06.05.2014, 20:57:39
Während der Soldat die nächsten Worte vorbrachte, wollte Penelope schon erneut beruhigend auf Aurelia einwirken, doch bemerkte sie, wie sich ihre Haltung änderte. Statt sich noch weiter aufzurichten und die Fäuste zu ballen, lehnte sich ihre Herrin leicht zurück und verschränkte die Arme. Ihr ernstes Gesicht und die schmalen Augen sah sie nicht, konnte sie aber erahnen. Ihr ehemaliger Zögling hatte sich gesammelt und würde vernünftig reagieren.

Unter normalen Umständen hätte sie den Kerl einfach entfernen lassen, aber sie konnte sich der Unterstützung der anderen Herren nicht sicher sein. Also plante sie ihre Reaktionen umso gründlicher. Seine ersten Worten provozierten dementsprechend nur ein gefährlich ruhig vorgetragenes: "Das Ihr hinter eurer Maske überhaupt etwas anderes als euren eigenen berufsbedingten Aasgeruch wahrnehmen könnt." Darüber, dass sich Guirmean nicht zu einer Dummheit hinreißen ließ, war sie froh. Hatten ihre Worte vorher hier fruchtbaren Boden gefunden?

Nobiliors Mangel an Erwiderung wider den Soldaten und ihrer eigenen Aufforderung fiel ihr auf. Besonders, da er sie deutlich beobachtete. War dies ein Test oder war sie bereits zu forsch gewesen? Auch die Option, dass er gar nicht der Einladende war, verlor sie nicht aus den Augen. Die vom Soldaten geäußerten Vermutungen konnte sie nur zu einem gewissen Teil nachvollziehen, was erneut ein Indiz für einen Wissensvorsprung auf seiner Seite war. Den übelsten Angriff, der auf ihre Ehre zielte, musste sie ziemlich ungebremst hinnehmen. Sowohl Schweigen als auch vehementes Dementi würden sofort als Bestätigung genommen werden. Der Fluch meiner Geburt. Auch wenn ihr ihr Leben bisher gefallen hatte, gewisse Einschränkungen und andersartige Behandlung musste sie in Kauf nehmen. So erwiderte sie: "Die Anwesenheit der weiteren Geladenen sollte deutlich machen, wie realistisch eure Vermutungen sind."

Als der Soldat geendet hatte und sie aufforderte, gab sie den Höherrangigen noch einen Augenblick Gelegenheit, zu reagieren, doch sie taten es nicht. So trat sie denn gemessen einen halben Schritt vor, ohne ihre Armhaltung zu verändern, und betrat damit den Ring, den die anderen bildeten. Soso, wenn das also euer Wunsch ist, könnt ihr einmal sehen, was wahre Römer beherrschen. Sogar wenn sie eine Frau ohne rhetorische Ausbildung sind.

Ihr nächster Atemzug schein sie noch präsenter zu machen, dann tönte ihre volle Stimme durch den begrenzten Raum: "Nun, 'einfacher Soldat', wie ihr wahrgenommen zu werden wünscht, ihr habt darin recht, dass ich einen Vorschlag auf eure Anregung hin gemacht habe und gewillt bin, als Moderierende zu wirken, und werde dies auch. Doch seit ihr nur wenig darauf eingegangen, da ihr ihn als 'windschief' bezeichnet habt. Wenn ihr Vertrauen haben wollt, müsst ihr es wie alle verdienen. Doch bin ich weiter bereit, Beispiel zu geben: Ihr sagt, wir mögen von der Annahme ausgehen, jemand hätte allen Anwesenden Briefe zukommen lassen, deren Inhalt einen Zwang, hier und jetzt zu erscheinen, ausübte. Nun suchen die Geladenen einen Weg zum Umgang miteinander. In diesen Grenzen hielt und halte ich es für angebracht, dass man verbindende oder trennende Elemente sucht, um von dort den Schritt zum Motiv des Gastgebers zu machen. Ich weiß vieles über die Anwesendenden und habe Theorien, doch bedürfen diese der STütze durch weitere Informationen." Ihr Blick schweifte einmal über die anderen, dann fokusierte sie die Maske erneut: "füllen wir eure Vermutungen doch einmal, wenn ihr schon selbst noch nicht bereit seid, euch zu positionieren, was eine Grundlage zur Zusammenarbeit entsprechend eurer Anregung gäbe. Die Verbundenheit meiner Familie zu Rom und der Republik sind bekannt, die Nähe zu Pompeius ebenso. Meine Geburt und das Bündnis verpflichteten uns zur Neutralität. Andere hier gehören jeweils in verschiedene Lager, ob eher Cäsar oder der Republik nahestehend, hier ist die gemeinsame Linie wohl nicht zu suchen. Bei dem, was wir bieten, sieht es nicht besser aus. Vor allem, wenn man im Anbetracht des Botschaftsinhalts annehmen muss, das es dem Ladenden auf anderem Wege nicht möglich ist, es zu bekommen." Ihre Arme öffneten sich endlich und die Hände wiesen locker auf Guirmean und den Soldaten: "Starke Schwertarme? Politischer Einfluss?", nun drehte sie sich so, das ihre Rechte auf Nobilior wies, während sie ihre linke einklappte und locker gegen ihre Schulter baumeln ließ. Weiter wies die rechte auf Gracchus: "Vermögen? Wissen?", jetzt war sie bei Penelope angelangt. "Oder die Macht des Wortes?", diesmal war ihre linke heruntergerutscht, während ihre rechte auf den Dichter wies.

Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah sich um: "Ihr seht, das es mehr als reine Spekulation braucht und es uns die Vorteile brächte, besser miteinander auszukommen und dem Grund der Ladung auf die Spur zu kommen, wenn wir Informationen austauschen. Der 'einfache' Soldat schlug vor, uns zu Rom, Cäsar und der Republik zu positionieren, ihr kennt meine, wie ist eure? Oder habt ihr andere Schlagworte, zu denen die Haltung der Anwesenden Licht in das Mysterium bringen könnte?" Sie ließ die Arme sinken und trat an den Rand des Ringes zurück.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 08.05.2014, 09:25:09
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Subura

Quintus Tullius Cicero machte keinerlei Anstalten sich weiter aus dem Haus zu bewegen und blieb in der Nähe der Tür stehen. Er blickte kurz über die Schulter, als Caesar sich für seine Entscheidungen, seine Gegner zu verschonen, rechtfertigte. Caesar kannte den kleinen Cicero zu gut, als dass Quintus hätte ihm etwas vormachen können, auch wenn dieser nicht unbedingt ein Freund von Proskriptionen war. Gleichwohl war er ein Mensch, der fest davon überzeugt war, dass jede Tat Konsequenzen nach sich ziehen sollte und er wusste nicht zuletzt, dass eine menschliche Schwäche genau darin bestand, nicht mit gleicher Hand zu strafen und nicht mit gleichem Geiste zu urteilen. Der Mensch passte seinen Geist den Umständen und sein Handeln seinen Zielen und Absichten an, nicht seinen geäußerten und scheinbar gelebten Prinzipien. Dieser Umstand machte es vielleicht tatsächlich wahrscheinlich, dass der kleine Cicero die Commentariolum petitionis tatsächlich geschrieben hatte, baute diese Anleitung für seinen großen Bruder doch tatsächlich auf dieser Erkenntnis auf. Sie basierte auf einem realistischeren Ansatz als Marcus geäußerten Liebe zur Stoa[1].
Caesar kannte Quintus Haltung zu diesen Themen gut. Zuletzt hatten sie genau über dieses Thema gesprochen, als Caesar Quintus Cicero begnadigte nach dem Bürgerkrieg gegen Pompeius. Vielleicht war es des kleinen Ciceros Art, sich die Konsequenzen für sein Handeln selbst zu setzen, wenn Caesar ihn so freigiebig gehen ließ, vielleicht war es auch genau das, was Gaius Iulius Caesar sich erhoffte. Ein unglücklicher Zustand, den aber beide mit ihrem Handeln erzwangen, nachdem sie ihn zumindest vage vorhergesehen hatten. Quintus sagte nichts zur Rechtfertigung Caesars, nicht ein Wort.

"Ahenobarbus[2] hat beunruhigende Nachrichten bekommen, die ihn bröckeln lassen wie ein Erdrutsch ein Aquädukt. Er weiß nicht, wie er reagieren soll. Er weiß nicht, wie er reagieren will. Ich befürchte jedoch, dass deine mangelnde Initiative, sollte sie Wirklichkeit werden, die Waage in die falsche Richtung ausschlagen lässt. Und wir reden hier nicht von der Waage der Aequitas[3]."
Quintus drehte sich wieder um und ging zum Türrahmen und steckte den Kopf bereits durch. "Ich habe bereits mehr gesagt, als ich hätte sagen soll, mein Freund. Mehr kann ich dir für den Moment nicht sagen, aber sobald du bei Gnaeus..." Es kam Caesar so vor, als würde Quintus diesen Namen besonders betonen, als wollte er ihm sagen, dass der Vorname Gnaeus wohl besonders gefährlich für einen Julianer war und nicht nur auf Pompeius beschränkt war. "...gewesen bist und jenes erfahren konntest, was ich dir nicht sagen kann, suche mich im Tellustempel[4] auf. Den Tag über werde ich dort sein. Ansonsten bin ich ab dem Abend in meinem Hause. Gehab dich wohl, mein Freund und sei vorsichtig."
Quintus verließ die Wohnung in der Subura und ließ Gaius Iulius Caesar mit sich und seinen Gedanken alleine. Es war deutlich, dass Quintus ungewohnt aufgeregt gewesen ist. Es war nicht leicht zu erkennen für einen Fremden, aber Caesar und der kleine Cicero waren sich nicht fremd. Normalerweise hätte Quintus mit ihm über die Auslegung von Metaphern gestritten. Sie hätten sich wirklich über die Einzelheiten von Krieg und Frieden unterhalten. An einem Punkt hätten sie sich getroffen und zufrieden festgestellt, dass sie beide vom Kriege einiges verstanden, und doch alle noch so viel zu lernen hatten. Quintus hatte zudem dieselbe Angewohnheit wie sein größerer Bruder, in den Details von Gesprächen ein Pedant zu sein und sich eher über die Definition von Begriffen als über die Sache zu streiten. Die klassische Juristenkrankheit. Wenn er nicht darauf zurückfiel, musste es nicht die typische Geschichte von Verschwörung und politisches Kleinklein sein. Wenn jemand wie Quintus sich halb vergaß, in seiner stoischen Erziehung - so wenig er sie manchmal teilte - dann war die Sache ernst. Sehr ernst.
 1. Stoa (http://de.wikipedia.org/wiki/Stoa)
 2. Gnaeus Domitius Ahenobarbus (http://de.wikipedia.org/wiki/Gnaeus_Domitius_Ahenobarbus_(Konsul_32_v._Chr.))
 3. Aequitas (http://de.wikipedia.org/wiki/Aequitas)
 4. Tellus bzw. Terra Mater (http://de.wikipedia.org/wiki/Tellus) - Der Tempel ist auf der Carinae (http://de.wikipedia.org/wiki/Carinae) angesiedelt, also direkt in der Nähe der Subura.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 08.05.2014, 11:32:58
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Tempel der Juno Lucina

Ein merkliches Zucken mit den Schultern war seine erste Reaktion. Er verblieb in der Nähe der Wand und ließ sich die Sonne durch die Maske scheinen. Sein Kopf drehte sich so, dass er die Sonne mit wahrscheinlich blinzelnden Auge in Augenschein nehmen konnte. Er zuckte nochmal mit den Schultern. Seine von der Maske gedämpfte Stimme erklang im Raum. "Wenn eure Art der Unterhaltung die der stumpfen mímēsis[1] ist, dann sei es so." Der Soldat drückte den Rücken durch und legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und ließ seine Augen durch die Reihen gehen. Ihm entging nicht, dass alle darauf warteten, dass die Frau die Stimme erhob, was sie schließlich getan hatte. Wahrscheinlich hatten sie sich etwas Ertragreicheres vorgestellt, zumindest hatte es der Mann. "Meine Haltung danach zu beschreiben, was man mir und/oder meiner Familie ansehen könnte, fällt nicht schwer. Danach seht ihr meine Zugehörigkeit. Ich bin ein Soldat Roms und damit im Moment ein Soldat Caesars. Um diese Information auszutauschen sind wir nicht gekommen, Matrone. Wir sind erschienen, um vertrauensvolle Informationen auszutauschen. Doch stattdessen wiederholt ihr nur jene Erkenntnisse, die ich schon lange getroffen habe. Vielleicht wäre es passender, wenn unser werter Herr Senator euch des müßigen Spieles verdächtigte. Aber ich habe die Botschaft verstanden, werte Matrone. Ihr wollt keine vertraulichen Informationen austauschen. Also schlage ich stattdessen vor, dass wir darauf warten, dass unser Gastgeber sich zu erkennen gibt und er uns in der Form anspricht, dass wir uns nicht voreinander entblößen müssen und unsere dreckigen Geheimnisse unsere dreckigen Geheimnisse bleiben." Er zuckte abermals mit den Schultern, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Wand, ein Fuß gegen die Wand gestemmt. Der Soldat stellte sein Interesse an den anderen Besuchern ostentativ ein und begann zu pfeifen, um sich die Zeit zu vertreiben.

Doch es kam keine wirkliche Ruhe in die Gruppe von Wartenden. Jene Tür, welche Senator Nobilior geschlossen hatte, um den Männern etwas Abgeschiedenheit, zumindest für den Moment zu gönnen und die Chance zum vertraulichem Plausche zu schaffen, auch wenn dieser nie stattfand, öffnete sich mit dem schweren Geräusch einer massigen Tempeltür, die nicht ganz ideal eingesetzt war und etwas über den Steinboden schrammte. Es wurde begleitet von dem angestrengten Stöhnen eines älteren Mannes, der von kräftiger, untersetzter Statur war. Seine Haare, die einstmals pechschwarz gewesen sein mochten, hatten sich in die Farbe niedergebrannter Holzkohle verwandelt und lagen etwas kraus an seinem Kopf an. Er hatte ein kantiges, deutlich geschnittenes Gesicht, in welches sich die Spuren seines Alters langsam eingruben. Er war etwas dicklich, aber nicht unförmig. Er hatte die Statur eines Mannes, der viel seiner Zeit an reichgedeckten Tafeln, doch auch abseits davon im Feld verbrachte. Deutlich dominierte seine große, kantige Nase, die leicht gebogen war, sein gemeißeltes Gesicht, beinahe genauso auffällig war sein deutlich vorstehender, sehr breiter Adamsapfel, der trotz des angedeuteten Doppelkinns den Hals deutlich definierte. Seine Gestalt mochte vielleicht mit fleischig, doch kraftvoll beschrieben werden. Trotz seiner nicht unmenschlichen Größe, besaß er in Relation dazu sehr große, fleischige Hände. Ungewöhnlich für einen Mann, der sich in der Toga eines Senators zeigte. Dementsprechend erkannte Titus Nobilior ihn sofort und die anderen wahrscheinlich zumindest auf den zweiten Blick. Servius Sulpicius Galba[2].

Als er sah, wie viele Menschen bereits im Tempel waren, fuhr er etwas erschrocken hoch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Ganz schön warm, nicht wahr?" Ein freundliches Lächeln huschte über sein gemeißeltes Gesicht, ehe er sich kurz abwendete und die Tür wieder zuschob. Aufgrund der Neigung des Bodens ließ sie sich jedoch leichter schließen als öffnen. Er drehte sich wieder den versammelten Personen im Raum zu und näherte sich, um jedem einmal förmlich die Hand schütteln zu wollen. "Die Hand als Zeichen der Eintracht, nicht wahr? So wollen wir uns doch wahrnehmen." Galba hatte eine befehlsgewöhnte Stimme, die zwar in diesem Moment keine Unterwürfigkeit forderte, doch sie hallte in dem Tempel. Er sprach lauter als es notwendig war. Wahrscheinlich eine Gewohnheit oder das natürliche Naturell des Mannes. Der Senator war für seine durchdringende Stimme bekannt, die weder sonor, noch irgendwie besonders auffiel, wenn er normal sprach, außer eben durch ihre natürliche Lautstärke, was ihm keinerlei Mühe zu machen schien. Zugegebenermaßen war sein Körper auch ein geeigneter, fleischiger Resonanzkörper.
"Ich bedanke mich, dass ihr alle eure Wege so unmittelbar und zu dieser unrömischen Stunde in diesen Tempel gefunden habt. Da wir Römer dazu neigen, den Ort der Festlichkeit nach eben jener bis zum nächsten Fest kaum noch wahrzunehmen, habe ich mir gedacht, das wäre der ideale Ort für unseren Gespräch. Ich bitte ernstlich um Entschuldigung für die Umstände, die ich einem jeden machen musste. Seid versichert, dass ich einen jeden hier zu gleichen Teilen schätze. Meine briefliche Unentspanntheit liegt in der delikaten Verhandlungssache. Ich musste mich versichern, dass der Weg hierhin gefunden wird. Eine unschöne Notwendigkeit des Lebens, wie Gänge zum Abort eben, nicht wahr? Ich weiß, ich weiß, nicht jeder kann nachvollziehen, wie es wohl sein mag, mitten im Schlachtgetümmel zu sein mit einer aggressiven...Naja...alvi profluvium[3] eben. Ein unschöner, dennoch passender Vergleich mit unserer Situation. Nennen wir es politischer Durchfall..."
Er stellte sich an die Stirnseite des Kreises, der sich natürlich gebildet hatte und selbst der maskierte Soldat stellte sich wieder in den Kreis.
"Hach, was soll ich sagen? Wie soll ich es sagen? Ich versuche es direkt. Stellen wir uns vor, dass der Senat eine einzige, an Durchfall erkrankte Person sei. Und wie es so kommt, hat diese Krankheit uns zum Stuhlgang gezwungen und jene unschöne Substanz, die der Senat in den Abort namens Curia setzte, namens Gaius Iulius Caesar hervorgebracht. Es könnte fast ein mythologischer Fall sein[4], dass eine Pfütze heroischen Stuhlgangs inzwischen soweit ist, dass sie sogar ihre eigene Kurie[5] baut. Ja, es erweitert unsere schöne Metapher, nicht wahr? Erst war es nur Scheiße. Dann wurde aus unbeachteter Scheiße eine handfeste Krankheit. Durchfall eben. Und nun geht es dem Senat, sagen wir, beschissen."
Galba nickte entschlossen. Nobilior hatte ihm bereits häufiger sprechen sehen, aber wahrscheinlich hatte jeder Gast von den bekannten Reden Galbas gehört. Er war ein Mann, der seine Reden meist nach demselben Schema vorbereitete. Er begann mit einer unverfänglichen, freundlichen Bemerkung, meist über das Wetter. Dann begann er mit freundlichen Worten, um sich sofort in eine Rage gegenüber eine Person oder eine Sache zu reden, die er mit fäkaler Sprache bedachte. Galbas Hoffnung lag in der Bedeutung der Hygiene innerhalb der römischen Kultur. Diese Bedeutung von Reinlichkeit und Sauberkeit, sie verfehlte ihre Wirkung bei manchen nicht, auch wenn er nicht der begabteste Redner war. Er war ein sehr direkter Mann, der einen dreckigen Stil dem sorgsam überdachten Argument vorzog. Bekannt war, dass Cicero ihn deswegen gerne innerhalb des Senates aufzog.
"Wir sind uns einig, nicht wahr? Der Senat muss doch etwas dagegen unternehmen. Aber sein wir doch ehrlich miteinander. Jeder hat Angst vor Durchfall. Dem einen ist es unangenehm, wenn es ein mäßiger Fall ist, doch jenen, den die Scheißerei richtig erwischt, den kann sie umbringen. Nicht, dass alle dazu verpflichten sein müssten, dem Eid des Hippokrates[6] zu folgen. Wir sind es jedoch. Und wie heißt es doch so schön: «Ich werde ärztliche Verordnungen treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.» Und wir stehen hier gegen eine Krankheit ein, nicht wahr? Oh, ich erinnere doch daran, dass folgender Teil des Eides auch gilt. «Was ich bei der Behandlung oder auch außerhalb meiner Praxis im Umgange mit Menschen sehe und höre, das man nicht weiterreden darf, werde ich verschweigen und als Geheimnis bewahren.»" Er nickte eindringlich bei den letzten Worten und ließ sie einen Moment wirken.
"Jetzt, da wir uns über unsere Aufgabe geeinigt haben, hat noch jemand Fragen oder wollen wir uns über den modus operandi[7] unserer Behandlung verständigen?"
 1. Mimesis = Nachahmung (http://de.wikipedia.org/wiki/Mimesis)
 2. Servius Sulpicius Galba (http://de.wikipedia.org/wiki/Servius_Sulpicius_Galba_(Prätor_54_v._Chr.))
 3. Durchfall
 4. Er spielt darauf an, dass Caesar seine Abstammung angeblich auf Venus zurückverfolgte.
 5. Curia Iulia (http://de.wikipedia.org/wiki/Curia_Iulia)
 6. Eid des Hippokrates (http://de.wikipedia.org/wiki/Eid_des_Hippokrates)
 7. modus operandi (http://de.wikipedia.org/wiki/Modus_Operandi)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Varius Rufus am 15.05.2014, 19:46:54
Varius war ein wenig überrascht den Senator hier vor sich zu sehen, aber letztlich interessierte es ihn umso mehr. Die Vermutungen des Maskierten hatten bereits ihren Reiz für den Dichter gehabt, doch das hier war um vieles besser. Ein Lächeln huschte über die Lippen des gutaussehenden jungen Mannes. Inzwischen war er überzeugt, dass dies ein Erlebnis werden würde, wie er es so schnell nicht wieder finden würde und es würde dafür sorgen, dass sein Werk um vieles beeindruckender wurde. Als Galba dann das Wort ergriff schüttelte Varius kaum merklich den Kopf. Gewiss war es ein einzigartiger Stil, dessen sich der mächtige Mann bediente, aber ihm fehlte die Eleganz Ciceros. Varius hatte nichts gegen anzügliche oder gar derbe Worte, er selbst hatte sich des öfteren mit Catullus[1] und Gallus[2] übersolcherlei Werk Dinge ausgetauscht, sich gar selbst an den feinen Worten versucht, aber es war ihnen immer um Leichtigkeit gegangen nicht um so offensichtlichen Schmutz, wie ihn Galba hier um sich warf. Von so etwas hatte Varius sich längst abgewandt, er strebte jetzt nach größerem, nach den hohen Formen und er würde sie krönen in lateinischer Sprache.
Doch fürs erste galt es mehr zu erfahren, also blickte der Dichter wieder zu dem Senator und den übrigen Anwesenden. Er wusste nicht so recht, was er hierzu sagen sollte, also überließ er das Wort denjenigen, die es gewohnt waren über Dinge wie Politik, Recht und Gesetz zu sprechen.
 1. Catull (http://de.wikipedia.org/wiki/Catull)
 2. Gallus (http://de.wikipedia.org/wiki/Cornelius_Gallus)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Titus Flavius Nobilior am 16.05.2014, 23:06:34
Nobilior war froh, dass er nun nichts mehr sagen musste aufgrund der veränderten Situation und die anderen im Unklaren lassen konnte.

Diese ganze Fäkalsprache erinnerte Nobilior immer an seinen perversen Onkel und auch das Aussehen von Servius Sulpicius Galba ein bisschen. Ihm wurde fast schlecht, aber auch nur fast. Er musste sich zusammenreißen. Vielleicht war es sein Schicksal mit diesem Mann zusammenarbeiten. Nobilior hatte einfach keine Wahl. Er konnte im Senat auch große Reden schwingen, aber am heutigen Tag war eher der Assassine in ihm gefragt. Er musste den anderen etwas vorspielen und sich tarnen. Die Auffälligkeit seines Schweigens bisher war ein geringer Preis. Eine kleine Verunsicherung bei den anderen war durchaus zu verschmerzen.

Ein seltsames Grinsen formte sich in Nobiliors Gesicht als er in Richtung von Aurelia wieder blickte. Innerlich freute er sich schon auf die Unterhaltung zwischen Aurelia und Servius Sulpicius Galba. Die Verhandlungen würden sehr interessant werden. Hoffentlich brachte sie diesen Kerl ordentlich ins Schwitzen. Obwohl Nobilior sich ernsthaft fragte, ob man wirklich ein gutes Druckmittel gegen Aurelia in der Hand hatte, wenn sie noch den Mut zu Verhandlungen hatte. Nobilior wollte sich innerlich nicht wirklich ausmalen, was passieren würde, wenn es publik werden würde, dass er als Senator eigentlich Mitglied einer Organisation von Meuchelmördern ist. Doch lange hielt das vielleicht sogar unheilvoll wirkende Grinsen in Richtung Aurelia nicht an. So schnell wie es aufkam, war es wieder weg. Früher als er jünger war, hatte er sich als professioneller Assassine im aktiven Dienst wahrlich besser im Griff. Es war auch damals bitter notwendig. Jedenfalls schaute Nobilior nun mit einem neutralen, konzentrierten Gesichtsausdruck zu Servius Sulpicius Galba und schluckte seinen Ekel und seine Abscheu einfach runter. Wenn niemand etwas zu sagen hatte, würde ihn der modus operandi sehr interessieren.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Iulius Caesar am 17.05.2014, 01:20:14
"Danke... Quintus" rief er dem Tullier halblaut hinterher, als dieser Caesar in dem maroden Haus allein ließ. Stille kehrte ein, nur dumpf und schwach kam das Lärmen der riesigen Stadt von Draußen herein. "Eine Verschwörung... mal wieder. Eine Monat ohne solcherlei wäre mal ein Novum." Doch Gaius fühlte recht schnell, dass er nicht so ruhig war, wie er hätte sein sollen. Gewiss, Verschwörungen gegen ihn oder auch andere waren hier in Rom an der Tagesordnung. Man konnte fast meinen es gehöre zum guten Ton mindestens einmal eine organisiert oder zumindest an einer teilgenommen zu haben. Aus den meisten wurde sowieso nicht viel mehr als ein wichtigtuerisches Treffen von ängstlichen Männern an einem verlassenen Ort. Auch Gaius hatte schon an genügend Verschwörungen teilgenommen, um auf einen gewissen Fundus an Erfahrungen zurückgreifen zu können.
Wenn ihn jemand nach einem Rat gefragt hätte würde er wohl immer darauf beharren, dass das wichtigste an einer Verschwörung war, zu wissen wann man sich von ihr lösen sollte. Immer -früher oder später -  gelangt man im Verlaufe einer Verschwörung an diesen einen kritischen Punkt an, der Punkt an dem man sich endgültig dafür oder dagegen entscheiden musste. Wenn man an diesem Punkt bleiben wollte, durfte es nur aus einem Grund geschehen: Weil man vollends vom Erfolg der Unternehmung überzeugt war. Dass man an eine Sache glaubt, sie als gerecht ansieht oder zum Handeln genötigt sieht wird immer ein Grund sein sich einer Verschwörung anzuschließen aber es darf niemals der Grund sein zu bleiben. Was auch immer man selber denken oder glauben mag, das Opfer der Verschwörung wird es sicherlich anders sehen. Diese Gründe sind als schlicht und einfach beliebig, für den Verschwörer darf es also nur um den Sieg gehen und sobald er diesen gefährdet sieht, weiß er, dass er der Sache seinen Rücken kehren muss. Wer diesen Augenblick verpasste oder ignorierte, der würde fortan Blut an seinen Händen tragen, egal ob es tatsächlich um einen Mord oder etwas weniger Gravierendes ging. Caesar erinnerte sich an das unrühmliche Ende Catilinas[1] und seiner Mitverschwörer[2]. Marcus hatte sich damals redlich bemüht Gaius zum Kreis der Verschwörer zu schieben, doch all seine Anschuldigung glitten an dem jungen Politiker ab, der damals noch weit hinten im Senat saß und lächelnd dem Pater Patriae[3].

Sollte Quintus Recht behalten würde es in Caesars Falle zweifelsohne um Mord gehen und zwar an Gaius selbst. Alles andere wäre sowohl undenkbar als auch unsinnig, schließlich konnte man den größten Eroberer seit Alexander[4] nicht einfach aus der Stadt jagen. Vor dem Bürgerkrieg hatte Pompeius behauptet er müsse nur mit dem Fuß aufstampfen und er hätte mehr Legionen als er, Gaius Caesar. Was sollte Gaius dann jetzt behaupten? Sie begannen ja schon ihn zum Gott zu erheben[5]. O nein, würde man ihn entmachten aber am Leben lassen, wäre ein weitere Bürgerkrieg das einzig mögliche Schicksal für Rom und dies konnte keiner wollen. Doch was wäre, im Falle eines erfolgreichen Mordes das Schicksal Roms? Vermutlich würde es sich ähnlich gestalten. Der Tod des Diktators würde mehr Macht und Glanz hinterlassen als der Senat je sein Eigen nennen konnte und hinter Caesar stand eine ganze Riege junger, aufstrebender Männer bereit, die sein Erbe würden antreten wollen. Das würde niemals ohne Blutvergießen ausgehen, befand Gaius.

"Dennoch, allein die Anwesenheit Quintus' ist bedeutsam, ganz abgesehen von seinem untypischen Verhalten. Ich sollte mir einen besseren Überblick verschaffen, bevor ich irgendwelche Pläne über den Haufen werfe. Bis jetzt glauben mich die Verschwörer sicher noch unwissend, und je länger ich sie in diesem Glauben lassen kann, desto größer meine Chance sie zu überholen und die Initiative ergreifen zu können. Doch zunächst..." Caesar blickte sich noch einmal in seinem alten Haus um und atmete die kühle aber gleichsam feuchte Luft ein. Es roch nach Schimmel, altem Gemäuer und morschem Holz, aber immer noch lag eine vertraute Nuance darin, "...sollte ich ein Zeichen setzen. Ob ich es ernst meine werde ich später entscheiden."

"Herr?" einer seiner Liktoren stand mit besorgter Miene in der Tür, offensichtlich hatten sie Quintus das Haus verlassen gesehen und fragten sich nun warum Caesar noch drinnen blieb. "Alles ist in Ordnung Occius, ich danke dir." Gemeinsam schritten sie in das helle Morgenlicht hinaus und stießen zum Rest von Caesars Gefolge. Bevor er nun Gnaeus Domitus Ahenobarbus aufsuchen würde, musste er zunächst zurück in die Via Sacra gehen, denn er wollte gewährleisten, dass seine Wege unerkannt blieben.

In der Via Sacra angekommen verschwendete er nur wenig Zeit und da Calpurnia[6] nicht anwesend war, musste er sich auch niemandem erklären. Zuerst versetzte er den halben Haushalt in helle Aufregung als er ankündigte kurzfristig Kleopatra, die in seiner Villa außerhalb der Stadt weilte, für den Vormittag zu besuchen gedenke. Im daraufhin ausbrechenden Chaos nahm er sich einen bestimmten Diener zur Seite, Vibius. Ein junger Mann den er nur aus einem einzigen Grunde beschäftigte: Man konnte sich darauf verlassen, das er tat was man ihm auftrug, aber nicht, dass danach nicht die gesamte Stadt davon wusste - es gab nur wenige Diener, die Caesar nützlicher sein konnten. "Bringe in Erfahrung wem momentan mein altes Haus in Subura gehört und kaufe es ihm ab. Wenn du einen guten Preis erzielen kannst, dann machst du mir eine große Freude, aber wichtiger ist, dass du es einfach kaufst. Danach suchst du jemanden der es wieder herrichtet, dass es so schön wie einstmals werden wird."
Der Junge zögerte zaghaft aber gleichsam beharrlich, zwar wollte er den Mächtigsten Roms nicht reizen, hoffte aber dennoch mehr über die merkwürdige Anwandlung seines Herrn zu erfahren. Selbstverständlich spielte Caesar mit und mimte eine genervte Miene und grollte "Deine Neugier wir irgendwann noch dein Verderben sein, Vibius. Ich werde es nicht für mich nutzen, es soll dort ein Arzt wohnen, der sich um die Alten und Kranken des Viertels kümmert und ihre Gebrechen heilt. Um diesen Arzt kannst du dich ebenfalls kümmern. Und behalte das alles für dich. Ich möchte nicht, dass man davon erfährt."
Soviel zum Zeichensetzen. Auch wenn ein Stall wohl besser in seine Metapher gepasst hätte würde Quintus wohl schon wissen, wie er diese Sache deuten sollte. Nun konnte er sich seiner zweiten List des Tages zuwenden. Er wies vier Diener, die vertrauenswürdiger als Vibius war an, die Sänfte zu tragen, in welcher ein fünfter Diener nun einen entspannten Vormittag verleben durfte. Während der unerwartete Aufbruch immer noch für ein gewisses Durcheinander sorgte, zog Caesar sich zurück, bis seine Diener und Liktoren aufgebrochen waren, zum großen Teil unwissend, dass ihr Herr nicht unter ihnen weilte.
Caesar wusste nicht, ob man ihn schon beobachtete, aber wenn doch, dann würde er nun eine gute Chance haben, sich unerkannt in der Stadt zu bewegen. Jeder von ihnen in eine einfache Paenula[7] gehüllt und die Kapuze ins Gesicht gezogen brach er gemeinsam mit drei Veteranen, Männern den er besonders vertraute, auf. Auf Umwegen bewegten sie sich zum Haus von Gnaeus Domitius und stoppten in einer nahen Gasse, die sich vor allem dadurch auszeichnete, dass sie eng, dunkel und so gut wie ausgestorben war. Zwei seiner Männer an den Enden der Gasse positionierten, so dass niemand sie passieren könnte, wenngleich dies an sich schon eher unwahrscheinlich war, während der Dritte zu Gnaeus' Haus ging, um diesen um ein Gespräch mit seinem Herrn zu bitten, das aus Diskretionsgründen außerhalb des Hauses stattfinden müsse. Selbstverständlich wurde Caesars Name dabei nicht erwähnt. Die Chance war zu groß, dass Ahenobarbus sich weigern würde. Dass Caesar sich lieber in dieser Gasse mit seinem Widersacher traf, dürfte hingegen genauso in seinem eigenen wie auch in Ahenobarbus' Interesse liegen. So würde es unwahrscheinlich sein, dass es Gerüchte gab, die einen von ihnen beiden zu einer Rechtfertigung nötigen könnten.

Und tatsächlich erschien sein Mann alsbald mit Gnaeus Domitius Ahenobarbus im Schlepptau. Bedacht auf einen eindrucksvollen Auftritt hatte Caesar sich in einen Erker in der Hauswand gestellt so, dass man ihn nicht erkennen konnte. Und so trat er keine zwei Schritt vor Ahenobarbus in die Gasse, die gerade mal breit genug war, dass zwei Männer nebeneinander in ihr stehen konnten. "Salve, Gnaeus Domitius und Danke für dein Erscheinen. Bitte verzeihe mir was für einen Ort ich dir zumuten muss" begrüßte Caesar sein Gegenüber und nahm für einen Augenblick seine Kapuze zurück, sodass man sein lächelndes Gesicht erkennen konnte "Und verzeihe mir die unangenehme Gesellschaft die ich dir ebenfalls zumuten muss. Und in Anbetracht dessen, denke ich, dass dir der Ort unseres Treffens sicherlich doch zusagen wird."
Caesar gab seinem dritten Mann, der noch immer an der Seite Domitius' stand ein Zeichen, so dass dieser sich ein paar Schritte von den beiden Politikern entfernte. "Wir sprechen mehr als nur selten miteinander und ich wage zu behaupten, dass wir beide, ganz aus dem Impuls heraus, sagen würden, dass auch diese mehr als seltenen Gelegenheiten sich immer noch viel zu oft ereignen. Aber ich glaube, dass dies ein Fehler ist, Gnaeus. Ein Fehler den ich zu lange zu bereitwillig begangen habe."
Caesar machte eine Pause in der er sich nachdenklich ans Kinn fasste. "Hippokrates lehrt uns, dass Gesundheit und Physiologie unseres Körpers durch das Zusammenspiel von vier Säften[8], die essentieller Bestandteil eben dieses Körpers sind, bedingt wird. Gibt es ein Ungleichgewicht zwischen diesen Säften, so prägt sich dies in einem Gebrechen aus. Und solch ein Gebrechen wird behandelt in dem man sich bemüht dem Ungleichgewicht der Körpersäfte entgegenzuwirken. Und das ist hier das Entscheidende, es geht um Harmonie und nicht darum etwas aus dem Körper heraus zuschneiden, etwas zu entfernen. Man sich dieser Säfte entledigen, doch ich kenne niemanden der ohne Blut zu Leben vermag, wenn du verstehst. Der Arzt muss die weitere Entwicklung also in die richtige Bahn lenken, so dass sich wieder ein Säfte-Gleichgewicht einstellen kann, dass der veränderten Lebenssituation angemessen ist. Was hältst du davon, Gnaeus?"
 1. Lucius Sergius Catilina (http://de.wikipedia.org/wiki/Catilina)
 2. Die Catilinarische Verschwörung (http://de.wikipedia.org/wiki/Catilinarische_Verschw%C3%B6rung)
 3. Cicero wurde im Zu der der Verschwörung der Titel Pater patriae (http://de.wikipedia.org/wiki/Pater_patriae) verliehen
 4. Alexander der Große (http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_der_Gro%C3%9Fe)
 5. Divus Iulius (http://de.wikipedia.org/wiki/Divus_Iulius)
 6. Calpurnia (http://de.wikipedia.org/wiki/Calpurnia_%28Frau_Caesars%29)
 7. Paenula (http://de.wikipedia.org/wiki/Paenula)
 8. Humoralpathologie (http://de.wikipedia.org/wiki/Humoralpathologie)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Sempronius Gracchus am 18.05.2014, 10:44:15
Gaius kannte die dünflüssige Seuche eines jeden Feldzuges. So gut sich auch ein Kommandeur darauf versuchte die Hygiene aufrecht zu erhalten. Ab einem gewissen Stand der Erschöpfung und beginnender eingeschränkter Ernährung forderten sie ihren Preis. Gaius kannte die dünnflüssige Seuche nur allzu gut, immerhin war es eine seine Aufgaben in der Legion gewesen diesen Prozess so gut es ging hinaus zu zögern. Sorgsam lauschte er den dreckigen und unappetitlichen Ausführungen des Senators und Generals.

Anscheinend war keiner geneigt das Wort nach diesem ermüdenden Monolog zu ergreifen. Selbst die redselige Frau schien es die Sprache verschlagen zu haben. Wer auch immer als erster das Wort ergriff sah sich wohl selbst im Nachteil und doch musste jemand der Erste sein, es lag in der Natur der Sache.
"Auch wenn eure Ansprache es doch nicht an blumigen Metaphern mangelte ist es doch so, dass zumindest ich für meinen Teil kein Arzt bin.", Gaius stand etwas abseits der anderen, seine Arme verteidigend vor der Brust verschränkt. Sie zeigte sowohl Ablehnung alsauch machte sie klar, dass er nicht schnell in der Lage war eine Waffe aus dieser Position zu ziehen.

"Also stellt ihr die Diagnose und doch lernte ich, das zwei Ärzte drei Meinungen vertreten. Auch wenn eure Entschuldigung der Umstände euch ehrt so ist die entscheidende Frage die sich doch stellt sollten die Nachrichten nur hierher bringen oder werden sie ebenso der Garant unserer weiteren Laufwege sein?", natürlich kannte Gaius die Antwort auf die Frage. Jeder in diesem Raum, vielleicht abgesehen von dem blonden Barbaren, würde die Antwort wissen. Doch musste er die Antwort auf diese Frage aus dem Mund des Senators hören. Es würde sich eine Möglichkeit geben aus diesem Kreis raus zu lavieren, vielleicht nicht jetzt aber später, hatte Gaius eines gelernt war es dies: Es gab immer einen Weg.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Licinius Guirmean am 20.05.2014, 16:02:50
Auch Guirmean zuckte mit den Schultern und lehnte sich wieder an die Tempelwand. Ihm war es ziemlich egal, was der Soldat von ihm oder den anderen hielt. Wenn er glaubte Guirmean wäre so dumm und würde einem Fremden so viel Vertrauen schenken, dann war er nur zu bemitleiden. Die Geheimnisse, die in den Briefen geschrieben standen, waren viel zu gefährlich, um sie einfach so mit jedem zu teilen, der dies verlangte. Der Kelte würde so lange schweigen, wie er nur konnte. Er hatte die Schlacht nicht überlebt und hier ein neues Leben begonnen, um dieses Risiko einzugehen und die ganze Arbeit und Mühe, die er in der Vergangenheit hatte aufbringen müssen um so weit in dieser Gesellschaft zu kommen, einfach so weg zu schmeißen.
In der kurzen Wartezeit, die die versammelten Personen hatten, nahm sich Lucius Licinius Guirmean die Zeit, alle noch mal genauestens zu beobachten - vor allem den vermeintlichen Soldaten - um so herauszufinden, wie sie sich nach außen gaben. Waren sie nervös, aufmerksam oder sogar gelangweilt?

Doch viel Zeit hatte er dafür nicht, denn kurze Zeit später trat derjenige in den Tempel, der sie alle herbeordert hatte. Das erkannte Guirmean sofort: An seiner Kleidung, dem Gang und letztendlich auch seiner Stimme bzw. den Worten, die er von sich gab. Irgendwo hatte er den Mann schon einmal gesehen aber er wusste nicht mehr wo das war. Er verzichtete darauf, dem Mann die Hand reichen. Eintracht war ein sehr seltsam gewähltes Wort für eine Gruppe, die auf diese Weise zusammengerufen wurde. Wer dem Kelten drohte - wenn auch nur versteckt oder im übertragenen Sinn - der wurde nicht als Freund behandelt. So hörte er dem Mann mit grimmigen Gesichtsausdruck zu, der mit jedem Wort schlimmer wurde. Weder gefiel ihm die Entschuldigung des Senators, noch seine Ausdrucksweise. Allgemein gesagt fand Guirmean den Mann abstoßend.
Das Problem war, das der Mann einige gute Punkte ansprach und ihn neugierig gemacht hatte. Wer Caesar - fast schon eine Nemesis für den Kelten - als heroischen Stuhlgang bezeichnete, hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Das was der Mann metaphorisch andeuten wollte, war durchaus eine Sache, auf die sich Guirmean einlassen würde. Aber er musste vorsichtig sein und kein zu großes Risiko eingehen. Das ganze konnte auch ganz einfach eine Falle sein.

"Was gedenkt Ihr zu tun, wenn der Durchfall behandelt und kuriert ist?"
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 20.05.2014, 20:35:07
Die Worte des Soldaten provozierten kaum eine Reaktion. Kurz huschte etwas über Aurelias Gesicht, was aufmerksame Beobachter vielleicht als Mitleid interpretieren könnten: Ihre Mundwinkel und Augenbrauen hoben sich ein wenig, wobei letztere ebenso zusammenrückten. Doch im nächsten Augenblick war es auch schon vorbei. Mehr beschäftigte sie die mangelnde Reaktion der anderen. Sie hatte sich vorbewegt und die Schussrichtung des Soldaten soweit modifiziert, dass man sich hätte einbringen können, ohne sich mehr als man bereit war zu tun zu exponieren. In dem Punkt musste sie dem Soldaten innerlich recht geben, alle Signale standen auf Einzelkämpfertum. Keiner suchte Verbündete und so musste jeder jederzeit damit rechnen, dass jeder der Anwesenden ihm in den Rücken stechen würde. Das zehrt an Kraft und Aufmerksamkeit, die man nicht gegen denjenigen richten konnte, der ihnen die Briefe hat zukommen lassen.

Der Auftritt Galbas überspielte einen Teil der peinlichen Situation, die der erfolglose Aufrif Aurelias hervorgerufen hatte. Penelope beobachtete scharf, was die Worte bei den Anwesenden hervorrief. Ihre ehemalige Schülerin hätte sich unter anderen Umständen sicher über die angebotene Hand zur Begrüßung gefreut, da dies in dieser Form Frauen gegenüber normalerwwise nicht vorkam, und sie schüttelte sie deswegen auch, doch war es eigentlich eine leere Geste eingedenk des Briefes. Die Worte Galbas und die Enthüllung des Zieles der Versammlung ließen sie zusammenfahren. Nicht nur, dass sie selbst kein Freund dieser Dinge war, kannte sie ihre Herrin so umfassend, dass sie ob deren Zwickmühle wusste.

Es hatte nicht lange gebraucht, bis Aurelia Galba erkannte. Sie hatten sich bereits mehrfach gegenseitig besucht, doch immer im Zusammenhang mit größeren Festen, was persönliche Begegnungen unterbunden hatte. Sie war auch froh gewesen, sich mit diesem Herren nicht befassen zu müssen, sein Ruf war ihr nur zu geläufig. Bedauerlicherweise hatte sie nur wenig gegen ihn in der Hand, und vor allem noch zu wenig, um sich jetzt schon von ihm zu lösen.
Bereits der Mittelteil seiner Rede ließ sie um ihre Fassung kämpfen. Unflätige Worte konnte sie nicht leiden und hätte normalerweise bereits eine Abkanzelung provoziert, noch weniger konnte sie es vertragen, dass die Worte ihre erwartete Wirkung nicht verfehlten. Sie konnte nichts tun, aber ihr wurde physisch schlecht. Obendrauf kam noch das eine, was sie auf den Tod hasste: Das Unvermögen, die Handelnde zu sein; die Nachricht band sie. Nur mit äußerster Mühe begrenzte sie die äußeren Anzeichen auf ein schwaches Zittern, während sie den Krampf niederkämpfte.
Die Verkündung des Ziels der ganzen Angelegenheit verursachte Kälte in ihr. Es betäubte die Übelkeit von vorher, bremste aber auch ihre Gedanken, von denen ein große Menge auf sie einstürzten. Gegen Caeser sollte es also gehen? Sie stammte aus seiner Familie und in gutem Kontakt, selbst wenn die Licinier, denen sie sich mehr erbunden fühlte durch die Ehe, durch und durch Republikaner waren. Sie verdankten Pompeius viel und hatten nur ihretwegen und der Kinder sich im letzten Bürgerkrieg neutral gehalten. Sie war ind er Republik aufgewachsen und lebte dafür, dass die Familie durch persönliche Erfolge des Einzelnen vorangebracht wurde und nicht durch die Nähe zu einem Diktator. Cäsars Erfolg im letzten Krieg hatte ihre Familie etwas leiden lassen und ihr auf republikanische Gepflogenheiten ausgerichtetes Netz hatte an Effiktivität eingebüßt, ihre Verwandschaft würde aber nicht die schlechteste Ausgangsposition in der neuen Ordnung nach sich ziehen. So hielten sich für und wider die Waage, entscheidend würde also sein, ob die Risiken den Lohn wert waren. Die Chancen auf Auffliegen als Verschwörer oder das Chaos eines neuen Bürgerkrieges mussten gering genug sein, kalkulierte sie ruhig, fast gelassen.
Sie brauchte mehr Informationen, sie musste das Netz, in dem sie sich verfangen hatte, so eng machen, dass sie möglichst viel mitreißt, wenn es sie abstoßen will oder sie sich losreißt. So würde sie diejenigen mit hineinziehen, die im Moment noch die Enden hielten und sich außen wähnten. Immerhin ergriffen endlich andere das Wort, einer, dem es der Etikette nach sowieso zustand, so Nobilior tatsächlich zu den Gastgebern zählte, und einer, der eine sehr gute, wenn auch übereilte Frage stellte. "Senator, eure klaren Worte und direkte Herangehensweise sind ... erfrischend. Wenn das Ziel eures Treffens das angegebene ist, so habt ihr ein großes Werk vor euch. Die begnadeten Eliten und die Beamten mögen dem 'gewählten' Herrscher skeptisch gegenüber stehen, doch die verblienen Truppen und die Gemeinen vertreten einen anderen Standpunkt. Eine Zerstörung des Rufes dieses Mannes, eine Entfernung aus seinem Amt, eine erfolgreiche Anklage und eine Verbannung sind unter den Umständen schwer zu erzwingen und durchzusetzen. Ihr bietet sicher mehr als die Versammelten auf, um dies zu vollbringen. Wen und was zählt ihr zu eurem? Das würde die Wahl  der geeigneten Methode gegen das Ziel und für ein stabiles danach möglich machen.", ließ sie sich vernehmen. Ihr Blick zeugte von Konzentration, ebenso wie ihre gegeneinander gespreizten Finger.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 29.05.2014, 14:07:18
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Tempel der Juno Lucina

Galba lachte schallend als Gracchus davon sprach, dass zwei Ärzte drei Meinungen verträten. Seine volle Stimme hallte von den hohen Tempelwänden wieder und erfüllte den noch etwas schmutzigen Tempel der Juno Lucina vollständig. Der wiederhallende Schall verzerrte sein Lachen etwas. Er rückte seine Kleidung wieder zurecht und schaute dann kurz auf seine Sandalen, um wieder die Fassung zu finden.
"Ihr seid ein findiger Mann, Gaius Sempronius Gracchus. Ein findiger Mann! Ja, so ist es doch mit den Ärzten dieser Zeit, da es doch mit den Ärzten nicht anders sein kann als mit den Menschen, sind die Ärzte doch Menschen, wenn - man bewahre sich vor dem modus morons[1] - auch nicht alle Menschen Ärzte. Eure Logikschulung und euer Gespür vor politische Prozesse ist einmalig. In der Tat werden die Männer im Dunstkreis Caesars ihn nicht für menschlichen Auswurf halten, oder es ihm nicht sagen, oder es zumindest nicht verstehen. Es ist immer der größte Haufen, der die Schmeißfliegen in Scharen anzieht, und nicht umsonst sagen sich die Mächtigen, die sich an seinen Togazipfeln bedienen, als sein es Zitzen: «Wenn aus Scheiße was wird, scheiß' daneben.» Aber ihr und euer Scharfsinn werden bald bemerken, mein lieber Sempronius, dass es relativ gleich ist, welcher Arzt, welche Diagnose stellt, wenn von meiner euer Leben abhängt. Oder um die lange Vorrede mit kurzer Antwort auf eure Frage zu beenden: Sie sind ein Garant eures politischen, vielleicht sogar körperlichen Überlebens."

Galba blickte sich zufrieden um, jetzt, da er die Fronten klar gestellt hatte. Seine Augen streiften jedes Augenpaar bis auf Penelopes und die des Maskierten. Die Frage des Kelten, ließ ihn schließlich innehalten. Galba drehte sich zu ihm und lächelte breit, gleichwohl sah Guirmean die Falschheit darin. Der Senator versuchte den verweigerten Handschlug zu überspielen; nicht sehr erfolgreich. "Eine sehr, sehr direkte Frage, Lucius Licinius Guirmean. Eine sehr direkte Frage. Euch ehrt, dass ihr das Barbarische eurer Kultur erhalten wollt. Kein Sinn für diese Wortspielerein, für die Rhetorik und dergleichen nicht wahr. Aber es kann eben nicht jeder ein Varius Rufus sein." Galba zwinkerte dem Dichter zu und widmete sich wieder dem Kelten. "Gleichwohl will ich eurer direkten Frage ausweichen. Zumindest zum Teil. Es wäre zu diesem Zeitpunkt, und da will ich ehrlich sein, höchst unklug euch von meinem Vorhaben zu erzählen, geschweige denn von den Leuten, die alle daran beteiligt sind. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich ein recht unversöhnliches Vorhaben gewählt habe und euresgleichen in der Art rekrutiert habe, dass ich euch an den Eiern..." er blickte zu Aurelia. "...oder Eierstöcken gepackt habe. Dennoch will ich euch die grobe Stoßrichtung nicht vorenthalten. Selbstverständlich steht es für mich außer Frage, dass eine vollkommene Wiederherstellung der Republik das Ziel dieses Vorhabens ist. Der Senat wird wieder auf eine Größe schrumpfen, die unter 1000 Mitglieder ist, um die Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Es werden wieder Konsuln die Amtsgeschäfte führen und kein Diktator auf Lebenszeit. Der Senat wird aus seinem Fehler lernen, und vor allem im Idealfall die populares etwas besser im Griff haben. Rom hat keine besonders ruhmreiche Geschichte mit Anführern, die sich für Könige halten, welchen Titel sie auch haben mögen.[2]"
Galba lächelte entschuldigend, dass er nicht viel mehr für den Moment preisgeben konnte. "Ihr versteht sicher, dass ihr euch durch erhöhte Teilnahme an dieser Kurierungsprozess mein Vertrauen verdienen - oder, wenn ihr gewieft genug seid, erschleichen - müsst. Solange werde ich euch anhand der besonderen Nachrichten in Reih und Glied halten müssen. Aber das will ich versprechen und ein Galbawort wiegt viel und immer wahr: Wenn ihr euch dieser Sache dienlich zeigt, werden eure Verfehlungen und Geheimnisse Roms Senat fortan nicht mehr interessieren. Eure politische Zukunft wird gesichert sein und über außerordentliche Vergütungen ließen sich sicher verhandeln. Ich denke, ein jeder Mann..." Er blickte wieder zu Aurelia. "oder auch Dame wird seine oder ihre eigene Vorstellungen haben, wie sie sich in dieser Sache nützlich wie schadlos hält."

Schließlich wendete er sich ganz an Aurelia. Sein Gestus zeigte eine gewisse Selbstsicherheit, dennoch wurde langsam trotz seiner Worte klar, dass er sich nicht gänzlich wohl fühlte. Alleine unter Menschen, die er sich für den Moment nur zu Feinden machen konnte, wer konnte sich in dieser Umgebung schon wirklich wohl fühlen.
"Einen Teil eurer Frage habe ich bereits beantwortet, Aurelia Lucia Licinia. Die Methode ist in meinen Worten schon durchgeklungen, aber dazu werde ich später noch mehr sagen. Was jedoch eure Ansicht angeht, dass die Gemeinen und die Truppen hinter Caesar stehen, damit mögt ihr recht haben. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass diese Erkenntnis Caesar nicht viel bringen wird. Sie ist irrelevant, geradezu eine Nichtigkeit. Oder hat jemand von uns erlebt, dass das gemeine Volk für einen noch viel größeren Helden wie Pompeius Magnus aufgestanden ist? Aber die Truppen sich seines Erbes bemächtigt, um den Durchfall zu stellen? Wenn ihre Anführer übergelaufen sind, sind auch sie übergelaufen. Dem einfachen Soldaten geht es doch nicht um Gerechtigkeit, dem geht es um sein Sold und um die Möglichkeit, ein Latifundium[3] zu besitzen und bewirtschaften nach der Militärzeit. Und wenn wir Glück haben, hegen noch manche Anhänger des Pompeius einen zusätzlichen Groll gegen Caesar. Nein, die Armee ist kaum fassbar in diesem Konflikt, zumal sie dank des anstehenden Partherfeldzuges gänzlich andere Sorgen und Nöte im Moment haben. Gleichwohl geht es bei Caesar auch nicht um die von euch angeführten Punkte. Weder irgendeine Form archaischen Ostrazismus[4] wird den Durchfall entfernen, ihr könnte Durchfall nicht vom Gedärm auf die Lunge versetzen, und Durchfall hat grundsätzlich einen...verzeiht...beschissenen Ruf. Eine Krankheit muss ausgespült und erfolgreich bekämpft werden. Die Krankheit muss richtig besiegt werden, wenn man nicht rückfällig werden will oder man sich nicht die Seele aus der res publica[5] scheißen will."

Galba drehte sich sich Nobilior. "So schweigsam, Titus Flavius Nobilior? Kein Wunder, dass der Senat so einen schlechten Ruf unter den Nichtsenatoren hat. Wie soll jemand euch Vertrauen schenken, wenn ihr alle Probleme totzuschweigen versucht." Galba lachte wieder offenherzig und trat einen Schritt auf seinen Senatskollegen zu. "Dabei stünde euch doch eine ganz besondere Rolle zu. Ihr wisst, warum ihr hier seid, nicht wahr? Natürlich wisst ihr das. Verzeiht, ich sollte euch nicht mit rhetorischen Fragen langweilen. Aber wie wäre es, wenn ihr euren neuen Mitstreitern das Vorgehen erklärt. Ihr habt doch die meiste Expertise nicht, wahr? Entschuldigt, die Rhetorikschule ist schwer auszublenden. Also kurz gefasst: Titus Flavius Nobilior, erzählt euren neuen Mitstreitern, was ihr tun werdet mit Gaius Iulius Caesar. Ich verlasse mich darauf, dass ihr fortan in Erfahrung bringt, wie eure neuen Gefährten euch dabei helfen können."
Er klopfte Titus auf die Schulter und ging ein paar Schritte davon, in Richtung der Tür, aus der er gekommen war, um sich an eine klassische, römische Säule zu stellen, die das Tempeldach hielt. "Es stört doch keinen, wenn ich einen Moment dieses Ganze überwache. Es ist immer so elend, wenn Fremde sich kennenlernen und einander nicht trauen wollen. So kann ich, ganz großväterlich, dieses Kennenlernen ein bisschen überwachen." Diesmal lächelte Galba nicht. Sein Blick wurde bitterlich ernst. Es war eine unausgesprochene Drohung in diesem Blicke, der zumindest eines verdeutlichte: Der Mann war entschlossen, Caesar den Garaus zu machen.
 1. modus morons (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/M#Modus)
 2. Der Senat in der Republik (http://de.wikipedia.org/wiki/Römischer_Senat#Der_Senat_in_der_Republik) - Römische Königszeit (http://de.wikipedia.org/wiki/Römische_Königszeit)
 3. Latifundium (http://de.wikipedia.org/wiki/Latifundium)
 4. Scherbengericht (http://de.wikipedia.org/wiki/Scherbengericht)
 5. res publica (http://de.wikipedia.org/wiki/Res_publica)
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Symmachus am 29.05.2014, 18:16:28
Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Aventin[1]

Gnaeus Domitius Ahenobarbus lebte in Rom eher bescheiden. Auf dem Aventin, welches zur Zeit der Römischen Republik, gerade ab 500 a.u.c. ein Unruheherd Roms war, ein Schmelztiegel sozialer Unruhen. Viele Menschen fragten sich, warum Gnaeus unbedingt hier seine Stadtresidenz gewählt hatte. Jeder wusste, dass die Domitii Ahenobarbi am Argentario[2] lebten, dort große Besitztümer, Reichtum und prunkvolle Villen, gebaut nach der korinthischen Ordnung[3], voller teurer Porphyrplatten[4], auf denen man durch sorgsam gehegte Gärten lustwandeln konnte, wunderschöne Mosaikböden, alles verziert mit hochwertig gearbeiteten Serpetingestein[5]. Die Domitii Ahenobarbi waren neben ihrem Reichtum für ihre außerordentliche, familiäre Arroganz gerühmt. Gerade deswegen wirkte es auf viele immer wieder merkwürdig, dass Gnaeus Domitius, ein Mann, der einst Konsul war und dessen Vater wie Caesar auch über Gallien - zumindest auf dem Papier - herrschte, sich mit einem bescheidenen, wenn auch gut bewachten Haus in auf dem Aventin, nicht unweit der Remuria[6] lebte.

Das kurze, krause, fast lockige Haar von Gnaeus Domitius Ahenobarbus war von kastanienbrauner Farbe, von einigen grauen Strähnen durchzogen und wurde fortgesetzt von einem ebensolchen Barte, der kurz gehalten, aber voll war. Ahenobarbus gehörte zu den wenigen Bartträger Roms, wenn gleich er dies nicht aufgrund irgendeiner philosophischen Schulzuordnung tat, wie viele Stoiker, oder um irgendeiner Moderichtung zu opponieren oder wiederum zu gefallen, sondern aus der Gewohnheit eines Seefahrers heraus. Andere sagten ihm jedoch auch nach, dass er zu sehr Gefallen an den Galliern gefunden hatte während seiner Zeit in Gallien. Aber Römer redeten viel, wenn es um politische Gerüchte ging.
Er war nicht viel kleiner als Caesar und von eher hagerer Gestalt. Seine kleinen, froschgrünen Augen war nicht gerade mit Wohlwollen erfüllt, als er erkannte, wer ihn dort vor seiner Tür besuchte. Und nicht verwunderlich war, dass alsbald zwei krude ausgerüstete Männer, wenn auch ohne erkennbare Waffen, sich in der Nähe von Caesars Liktoren postieren. Sie näherten sich nicht ungebührlich, aber behielten die Szene auffallend im Auge. Diese heruntergekommenen Gestalten waren Ahenobarbus Männer und sie sahen nach Seemännern aus, von etwas kräftigerer Gestalt als Ahenobarbus selbst, wenn auch einen halben Kopf kleiner.
Gnaeus rechte Hand war auffällig verbunden, und das leinenfarbene Tuch war mit getrocknetem Blut von der Wunde darunter gezeichnet. Ahenobarbus starrte auf seine Soleae, als er die notwendige Verbeugung vor Caesars Position über sich brachte. In seinem Gesicht war eine Mischung aus Abfälligkeit, alte Wut und Überraschung zu lesen, dass Gaius Iulius Caesar ihn am helligten Tag, am viel zu frühen Morgen, in einer Gasse nahe seines Hauses am Aventin aufsuchte.

"Gaius Iulius Caesar." Er sprach diese Worte langsam, als müsste er sich selbst vergewissern, dass es wirklich der Diktator war, der dort so außerhalb des Ehrengebahrens auf ihn lauerte. "Ich verstehe nicht, was die Säftelehre mir sagen soll. In Anbetracht dessen, dass wir in einer Gasse stehen, nichts Gutes, schätze ich." Er hielt sich in respektvollen Abstand und ein paar Schritte darüber hinaus, als sei Caesar ansteckend. "Weshalb also, oh großer Caesar, beehrst du mich mit deinen seltenen Besuchen? Um mich wieder zu begnadigen? Um mir zu erklären, dass deine Wege die hehren sind? Um mir zu drohen? Um dich im Glanze dieser wunderbaren Gasse deiner beginnenden Göttlichkeit zu vergewissern, in dem du alte Feinde verspottest?"
Gnaeus Domitius Ahenobarbus zog auffällig die Nase hoch und spuckte dann aus. Hier alleine, im Angesicht nur von Caesar, traute er sich so ein rüdes Verhalten. Ein Verhalten, was ihm jeder nachsagte, wenn er einmal mit jemanden unter vier Augen gesprochen hatte.
"Ich schäme mich nicht, dass mein Vater dich vor über zehn Jahren vor den Senat geschleift hat. Ich schäme mich nicht, dass ich wir in Corfinium kämpften. Ich schäme mich nicht für mein Verhalten, nur für die Niederlagen, die ich nicht verhindern konnte. Wenn es also um die Vergangenheit geht, lasse mich nur in Ruhe mit diesem Gefasel. Wir alle wissen, was sie uns gebracht hat: nämlich die Gegenwart.
Was also, bei den Göttern, willst du von mir, dass du so auftauchst am frühen Morgen?"

Gnaeus Domitius Ahenobarbus war deutlich verwundert und misstrauisch wegen des Auftauchens Caesars und der Ort ihres Gespräches schien ihm nicht sonderlich geheuer. Immer wieder blickte er über seine Schulter, ob die Liktoren Anstalten machten, sich auf ihn zuzubewegen[7].
 1. Aventin (http://de.wikipedia.org/wiki/Aventin)
 2. Argentario (http://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Argentario)
 3. Korinthische Ordnung (http://de.wikipedia.org/wiki/Korinthische_Ordnung)
 4. Porphyr (http://de.wikipedia.org/wiki/Porphyr)
 5. Serpentingestein (http://de.wikipedia.org/wiki/Serpentingruppe)
 6. Remuria oder Remoria ist die Spitze des Aventins: Hier las Remus die Auspizien (http://de.wikipedia.org/wiki/Auspizien), die diese berühmten sieben Hügel als idealen Gründungsort für die spätere Stadt Rom priesen.
 7. Motiv erkennen
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Titus Flavius Nobilior am 06.06.2014, 22:52:26
Äußerlich nickt Nobilior nur bedächtigt. Er verzieht keine Miene. Allerdings wirkt er nachdenklich. Der Assassine lässt sich einige Zeit, bevor er etwas sagt. Eine unangenehme Stille entsteht zunächst.

"Galba, du spielst wahrhaft mit deinem Leben. Wenn auch nur einer etwas von den hier Anwesenden etwas von meiner wahren Profession mitbekommt, dann verlierst du dein Druckmittel. Denn dann besteht das Risiko, dass einer das hinausposaunt. Ich traue keinem der Anwesenden hier über den Weg in dieser Beziehung. Für die Zeit nach Caesars Tod würde ich an deiner Stelle vorsichtig sein, Galba, bevor du dein Wissen gegen mich einsetzt. Du warst es, der einen Meuchelmörder ins Boot geholt hast. Du wirst mit mir untergehen, wenn du in der Zeit nach dem Tod von Caesar meine dunkle Seite der Öffentlichkeit offenbarst. Meine Tarnung liegt mir sehr am Herzen. Lieber schlage ich zunächst einen riskanten und nicht so sicheren Mordplan vor. Es würde sehr auffallen, wenn ich hier einen narrensicheren Plan auf Anhieb vorschlagen würde. Aber ob überhaupt jeder bereit wäre, mir bei einem Mord zu helfen? Das muss ich erst einmal herausfinden."

Nobilior räuspert sich etwas und ergreift dann nachdem er seine Überlegungen gänzlich abgeschlossen hat endlich das Wort: "Es fällt mir nicht leicht das zuzugeben, aber als Politiker habe ich mich tatsächlich oft im Hintergrund der Intrige bedient. Mehr noch als der werte Galba. Auf das spielt er an. Ich habe lange gegrübelt und ich schäme mich sehr für solch einen drastischen Vorschlag und es wird auch einige bestürtzen, aber ich glaube, dass ein Mord an Caesar mehr bringt als eine unblutige Intrige. Einen Tyrannen wie ihn darf man meiner Meinung nach auch blutig stürtzen. Wir werden nicht gegen Armeen kämpfen, das wäre ja Wahnsinn, aber es wird auch nicht Nachts einen Heimtückemord in Caesars entsprechendem Schlafgemach geben. Er soll kämpfen und das Unheil kommen sehen, kurz bevor es für ihn zu Ende geht und es eigentlich schon zu spät ist. Ich vertraue darauf, dass wir hier einige fähige Leute haben wie zum Beispiel unseren maskierten Soldaten. Aber selbst jemand wie Varius wird eine wichtige Rolle einnehmen. Bei diesem Vorhaben brauchen wir wahrlich mehr als nur gute Kämpfer. Ein Mordplan ähnelt einer Intrige, die man gegen einen anderen schmiedet. Aber bevor wir jetzt tatsächlich mal die Details besprechen und ich einige Vorschläge mache, habe ich wichtige Fragen an alle: Seht ihr alle unsere Optionslosigkeit in dieser Situation ein? Werdet Ihr mir alle mit Euren individuellen Fähigkeiten dabei helfen, diesen Mord zu begehen? Am besten wäre es natürlich, wenn Ihr alle bereit wärt, mir zu helfen. Ich kenne jedoch wahrlich nicht von allen den gesamten Lebenslauf und was er für Fähigkeiten im Einzelnen hat, was eben für uns in solch einer Situation von Nutzen sein könnte. Bitte äußert Euch alle zu dem Thema, bevor ich dann weiter nähere Einzelheiten mit Euch bespreche!"
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Varius Rufus am 10.06.2014, 17:36:10
Varius Gedanken überschlugen sich als er von dem schrecklichen Plan hörte, den der Senator dort von sich gab. Eigentlich hätte er abgeschreckt sein sollen, ob des Verrats, den dieser Mann gerade vorschlug, aber er war es nicht, dafür war er viel zu faszinierd von der Idee Teil von so etwas großen zu sein. Welche künstlerischen Möglichkeiten würde ihm das eröffnen! Wenn er selbst Teil von einem solchen Verbrechen war, dann würde er auf ganz neue Weise den Verrat auf die Bühne bringen können. Er würde genug Erfahrungen sammeln, um etwas größeres als den Οἰδίπους Τύραννος[1] zu schaffen. Ganz Rom würde ihm zu Füßen liegen. Kein Mensch würde mehr über Cäsar und sein Schicksal sprechen, denn sie alle würden über Thyestes sprechen. Seinen Thyestes.
"Vultisne partes Aegisthi agere? Sed utrae? Cogitatis Atrea palam aggredi aut Agamemnoni insidias parare? Reges nomen non gerentes non solent necatores sui inultos relinquere. Ultoris gladius inclementis factores sequetur et nemo salutem suam fuga inveniet. Omen Tantalides trudicavit.
Non cupido trudicari. Verba mea animos movent non gladios. Ergo animos vobis eo movebo, quo desideratis. Gladium numquam accipiam."
[2]
Varius würde mit Freuden Teil dieser verschwörerischen Treffen sein und sehen, wohin ihn das führte. Aber er würde ganz bestimmt nicht einen Dolch in die Hand nehmen, um diesen zwischen Cäsars Rippen oder irgendjemandes Rippen zu rammen. Das war nichts für ihn. Und außerdem, wenn er sich in so einen Kampf stürzte, wer sollte es dann beobachten und für ihn aufschreiben, um es später für seine Dichtung zu verwenden?
 1. König Ödipus (http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nig_%C3%96dipus)
 2. "Ihr wollt also die Rolle des Aigisthos (http://de.wikipedia.org/wiki/Aigisthos) spielen? Aber welche von beiden? Plant ihr einen Atreus (http://de.wikipedia.org/wiki/Atreus) offen anzugreifen oder einen Agamemnon (http://de.wikipedia.org/wiki/Agamemnon) in einen Hinterhalt zu locken? Könige lassen ihre Mörder für gewöhnlich nicht ungerächt zurück, auch wenn sie den Namen nicht tragen. Das Schwert eines gnadenlosen Rächers wird die Täter verfolgen und niemand wird sein Heil in der Flucht finden. Der Fluch (http://de.wikipedia.org/wiki/Tantalidenfluch) hat die Tantaliden niedergemezelt.
Ich habe kein Verlangen danach niedergemetzelt zu werden. Meine Worte bewegen Gemüter keine Schwerter. Also werde ich für euch die Gemüter dorthin gewegen, wohin ihr wünscht. Ich werde niemals ein Schwert ergreifen.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Licinius Guirmean am 11.06.2014, 01:32:00
Wie es sich Guirmean vorgenommen hatte, hielt er sich während des Gespräches erst einmal zurück, beobachtete die verschiedenen Personen in dem Tempel weiterhin und hörte aufmerksam zu. Sich zurückzuhalten und keine Reaktion zu zeigen war allerdings schwerer als vorher angenommen, denn dieses Treffen nahm Züge an, die dem Kelten zum einen sehr gefielen - da er dadurch seine Rachegelüste befriedigen konnte - aber zum anderen auch seinen Tod bedeuten mochten, wenn etwas schief lief. Galba war kein dummer Mensch, auch wenn Guirmean das ungern zugab. Der Senator hatte gut daran getan, gewisse Taten und Ideen durch die Briefe schon im Keim zu ersticken. Er hatte wahrscheinlich noch weitere Vorsichtsmaßnahmen getroffen, sich bestens über jeden Anwesenden informiert und sich auf alle Eventualitäten vorbereitet. Guirmean durfte diesen Gegner also nicht unterschätzen.

Was natürlich die Frage aufwarf, ob es sich bei Galba tatsächlich um seinen Gegner handelte. Das ganze war eine einzigartige Gelegenheit, die es ihm ermöglichen würde, sich an Caesar zu rächen. Wenn sich tatsächlich alle auf dieses gefährliche Spiel einließen und es keine Falle war, dann wäre das die beste Möglichkeit, die der Kelte wohl jemals haben würde. Er konnte die Vergangenheit nicht mehr ändern aber er konnte daraus lernen und sich nicht ein weiteres mal alleine gegen den Diktator stellen. Dieses mal konnte er Verbündete haben, die ihn dabei unterstützen.
Die Frage war nur, ob er den Menschen hier - allen voran Galba und dem Soldaten - trauen konnte. Das es sich um eine Falle handelte, schloss Guirmean nach reiflicher Überlegung aus. Hätte jemand falsches diese Informationen aus dem Brief bekommen, dann wäre man anders vorgegangen und hätte ihn nicht erst in einen Tempel eingeladen, in dem sich Menschen versammelten, die ebenfalls Dreck am Stecken hatten und ein Interesse daran hatten, Caesar tot zu sehen. Er schloss einen Kompromiss mit sich selbst. Er würde das Risiko eingehen aber beim ersten Anzeichen einer Gefahr verschwinden. Entweder Caesar würde sterben, oder Guirmean würde sein Leben in Rom verlieren - wörtlich genommen oder auch im übertragenen Sinne.

Das was man ihm anbot, war eine Gelegenheit, die sich ihm nur ein einziges mal bieten würde und er musste sie ergreifen. Die Aussichten auf den Tod Ceasars wären schon Ansporn genug gewesen aber es gab etwas, das den ehemaligen Gladiatoren einen Moment innehielten ließ. Die Aussicht auf eine politische Zukunft war erstaunlicherweise recht interessant. Er war nie ein großer Redner gewesen. Ganz im Gegenteil: Er war schon immer ein Krieger und Mann der Taten gewesen. Für die Politik war er nicht geschaffen aber wenn er es richtig anstellte, konnte er vielleicht trotzdem nach dem Tod Caesars Einfluss darauf nehmen. Vielleicht konnte er das Leben der Sklaven in Rom, der Gladiatoren oder seines Volkes positiv beeinflussen.

War es wirklich genug Caesar zu töten?
Würde das etwas zugunsten seines Volkes oder den Menschen ändern, die das gleiche Schicksal wie er erleidet hatten?
Hatte er nicht die Verantwortung diese Gelegenheit zu ergreifen und nicht nur egoistisch an sich selbst zu denken?
Aber war es denn nicht ein Verrat an sich selbst und seinem Volk, wenn er in der Politik Roms einstieg?

Fragen über Fragen, die Guirmean langsam Kopfschmerzen bereiteten. Die Tragweite dessen, was sich hier abspielte, brach auf ihn herein. Die Möglichkeiten die sich ihm dadurch eröffneten waren nicht zu begreifen. Er musste es nur richtig anstellen. Voraussetzung dafür war, das Caesar starb und der Plan Galbas funktionierte. So hatte der Kelte also endlich eine Entscheidung getroffen. Er stoß sich von der Tempelwand ab und trat einen Schritt nach vorne. Sein Blick suchte den Nobiliors.

"Meine Fähigkeiten müssten Euch eigentlich ein Begriff sein, Titus Flavius Nobilior, denn ihr habt in der Vergangenheit sicherlich die Arena besucht. Es ist kein Geheimnis, das ich als Kriegsgefangener in die Arena geschickt wurde, um zur Belustigung um mein Leben zu kämpfen, nur um es am Ende zu verlieren.
Wie Ihr seht, stehe ich aber immer noch vor Euch. Unbesiegt und stärker als zuvor. Wenn Lucius Varius Rufus die Gemüter durch seine Worte nicht bewegen kann, vermag ich das vielleicht mit Hilfe meines Dreizacks und Netzes zu tun."


Es war nicht seine Absicht sich aufzuspielen - sein Überleben war Fakt dafür, das er nie ein Duell in der Arena verloren hatte - er musste einfach nur dafür sorgen, das er einen Platz in dieser Verschwörung bekam. Dafür musste er von Anfang an überzeugen.
Er hatte seine Entscheidung, sich an dem Tod Caesars zu beteiligen, schnell getroffen aber die Fragen, die in seinem Kopf herumschwirrten, mussten noch immer beantwortet werden. Die Kopfschmerzen wurden stärker. Guirmean musste etwas dagegen tun, frische Luft schnappen und einige Momente ungestört nachdenken. Allerdings war es eine schlechte Entscheidung gerade jetzt aus dem Tempel zu treten. Er musste die Reaktionen der anderen mitbekommen. Also lehnte er sich wieder stur an die Tempelwand und versuchte sich über seine Verantwortung seinem Volk gegenüber im klaren zu werden.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Sempronius Gracchus am 11.06.2014, 19:59:08
Diese Gruppe an Menschen hatte eindeutig ein Problem und das ungeachtet der Erpressung und der Anweisung den Imperator zu töten. Niemand traute irgendjemanden. Zurecht. Doch erschwerte es ungemein aus irgendjemanden Informationen heraus zu bekommen, vielleicht einmal von Galba. Aber interessanterweise gab es schon einen neuen Anführer...

"Scheiße fällt immer noch unten.", gibt Gaius von sich. Dabei schaut er gerade Titus direkt in die Augen: "So sagt man wenigstens in den Legionen und es scheint einem Politiker nicht unüblich zu sein peinlich darauf bedacht zu sein nicht an unterster Stelle zu stehen. "
Gaius war bewusst, dass er die Situation nicht einfacher machte, aber seit er heute aufgestanden war, war dieser Tag immer schlimmer geworden. Ob dieser Tag noch schlimmer werden konnte? Vielleicht hatten die Götter auch nur vor sich mit ihm einen Spaß zu erlauben. Was war der Mensch schon anderes als Spielball der Götter? Zu ihrer Unterhaltung geschaffen.
"Habt ihr euch nur bereits entschieden oder habt ihr euch bereits entschieden die Aktion anzuführen?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
"Gerade für einen Senator ist es eher verwunderlich sich schnell auf etwas festzulegen, bleibt also nur noch die erste Möglichkeit? Aber vielleicht sollten wir nicht anfangen Unfrieden zu stiften, nicht war geehrter Senator Galba, es wäre doch höchst schade, wenn eure illustre Gruppe sich selbst den Kopf einschlägt, anstatt dies bei unserem geliebten Imperator zu tun.
Aber nun ja, bei jedem kenne ich sein Gesicht und habe eine Vorstellung wo er zu finden sei, sollten wir auseinandergehen, aber bei euch wird dies schwer."
, machte er nochmal einen Vorstoß in Richtung des Soldaten.

"Unbesiegt?" schoß es Gaius durch den Kopf, als der Galier sprach. Augenscheinlich nicht, denn kaum einer der Barbaren suchte freiwillig sein Glück in der Arena, so musste er wenigstens eine Niederlage erlitten haben. Außerdem hatte Gaius bereits genug besiegte Gladiatoren billig gekauft um sie in der Provinz teurer wieder zu verkaufen. Dies war eine immergeltende Regel: Willst du deinen Besitz mehren, verschwende ihn nicht. Klar verlangte der Pöbel ab und zu nach Blut und man sollte ihn diese Gier stillen lassen. Doch einen Gladiator auszubilden kostete vor allem Zeit und Zeit war Geld. War es immer und würde es wohl auch immer sein. Aber dies waren müßige Gedanken.

"Wie es scheint habt ihr bereits ein Messer und einen Verstand Senator Galba, vielleicht solltet ihr es dabei belassen. Je mehr Leute von etwas wissen umso schlimmer ist es.", versuchte der Halbelf es, auch wenn er sich sicher war, dass es nicht fruchten würde.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 16.06.2014, 22:38:38
Zum ersten Mal seit dem Eintreffen im Tempel schwieg Aurelia nicht aus Gründen der Etikette oder überlegtem Kalkül, sondern vor Überraschung und kaltem Grausen. Zunächst hatten Galbas Worte nur Unwillen hervorgerufen, der schließlich in der kleinen, häßlich lodernden Flamme des Hasses gemündet hat. Nicht nur warf er weiterhin mit Fäkalsprache um sich, dass es sie innerlich schüttelte (sie fühlte sich schmutzig und konnte es nicht leiden, festzustellen, erfolgreich beeinflusst zu werden und nichts dagegen unternehmen zu können), er stellte sie jedes Mal, wenn er die Worte an seine 'Gäste' richtete, besonders heraus; nicht jedoch positiv, sondern ironisch in ihren Ohren. Sie verspürte kein Bedürfnis mehr, seinen Allegorien zu folgen und verstand sie auch nicht mehr vollständig. Was er jedoch vermittelte, erfasste sie sehr wohl und war Grund für ihre Überraschung. "WAS?! Hatten sie nicht schon genug gelitten und immer noch nicht gelernt? Wenn Römer die Waffen gegen andere Römer richten, verlieren alle! Haben zwei Bürgerkriege und die Verwahrlosung der Stadt nicht schon genug angerichtet? Wie soll den Ruhe einkehren, wenn der allseits geliebte/gehasste zum Mordopfer wird? Er hat viel zu viele Leute, die dann ihn rächen wollen oder an seiner Stelle Macht erlagen wollen, und sie werden es blutig tun. So was hat nur Erfolg, wenn die Mehrzahl ihn hasst oder fürchtet und die Mörder zu den Helden werden, die einen König oder Tyrannen gerichtet haben. Und sich anschließend den meisten Ehren entsagen." Sie merkte, wie der Schrecken dank langjährigem Training dem Kalkül wich. Doch würde sie noch eine Weile brauchen, bis ihr Äußeres wieder komplett ihre Dignitas widerspiegeln würde. Und sie würde eine Weile brauchen, einen entsprechenden Plan vorzubereiten oder aufgrund unmöglicher Chancen zu vereiteln. Abwarten...etwas anderes konnte sie im Moment nicht tun. Galbas Unwohlsein besänftigte sie in keiner Weise. "Immer das Beste aus dem gegebenen machen", dachte sie mit einem Blick zu Penelope.

Diese stand ungerührt mit gesenktem Kopf im Hintergrund und rührte sich nicht. "In was waren sie nur hinein geraten?", überlegte sie und hatte Mühe, Ruhe zu bewahren. Auch ihr waren für und wider klar, und sie konnte die Dilemma ihrer Herrin einschätzen. Er war mit ihr verwandt, ihre eigene Familie hatte aber aufgrund Pompeius' und der Republiksnähe gelitten. Schleccht standen ihre Chancen nicht, unter dem neuen Regime wieder aufzusteigen, der Inhalt des Briefes konnte aber sie vernichten und ihre Familie in Mitleidenschaft ziehen. Flog der Komplott auf, wurde es sogar noch schlimmer. Ein zweites Pardon würde es für die Familie nicht geben, vor allem einer Aurelia Cotta gegenüber nicht. Der Gewinn musste also enorm sein, um so viel Risiko aufzuwiegen. Sie verabscheute Mord wie auch manch anderes, was sie in Aurelias Diensten getan hatte, aber beide hatten die Notwendigkeit stets erwiesen und zuvor alles andere ausgeschöpft. Was würde sie ihr diesmal anweisen? Sie wartete auf ein Signal, doch es kam nicht.

Beide gingen dazu über, die anderen zu beobachten.

Nobilior, der sie zunächst erfolgreich in die Irre geleitet hatte, wurde nun ein wenig vorgeführt, doch ließ er sich nichts anmerken. Er war eine Weile ruhig geblieben und hatte sie beobachtet, doch nun musste er ein wenig von sich preisgeben, oder zumindest etwas behaupten. Seine aussage und sein Verhalten waren interessant. Zum einen bekannte er sich dazu bereit zu sein, fürchterliches anzustellen, doch mantelte er es mit etwas ähnlichem wie einen Ehrencodex. Oder dem Hang zum Dramatischen? Nein, dazu passte seine Ruhe nicht. So  sachlich, wie er sprach, musste er schon einen Mord begangen haben. Sonst hätte er überzeichnet oder geprahlt, zumindets bei geringem Intellekt. Was sie ihm nicht unterstellte. Höchstens, dass er wohl mehr eine auf den Moment bezogene Taktik bevorzugte. Im Gegensatz zu ihr machte in das anpassungsfähiger, könnte aber mangels Folgeplänen Rückschläge provozieren. Jedenfalls startete er einen vernünftigen Versuch, das Gespräch aufzunehmen (in Kontinuität zu dem, was sie selbst vorgehabt hatte). Würde sie sich hinter die Sache stellen, wäre er wahrscheinlich eine gute Partie, sollte sie dagegen sein, wäre er der gefährlichste Gegenspieler nach Galba, im Gegensatz zu letzterem, der ihre Familie nur aus einer starken Position heraus vernichten konnte, würde ersterer wohl eher auf körperlkiche Rache abzielen. Und das ginge auch aus einer schwachen Position heraus.

Varius, der aus den Inhalten der Briefe das meiste erielen konnte, fand sich also auch auf der falschen Seite wieder. So eloquent er sich ausdrücken konnte, in diesem Punkt zu täuschen traute sie ihm nicht zu. Seine Anmerkungen waren wie immer treffend, sie wiesen auf die offensichtlichsten Schwächen der vorgeschlagenen Strategie hin. Sie ließ ihren Blick ruhen, während sich Plan für Plan in ihrem Kopf entfaltete. Er würde die Taten ins rechte Licht rücken, um die Folgen für die Verschwörer zu mildern oder ins Gegenteil zu kehren. "Sollte wirklich einer von uns die Waffe führen? Irgendeinen dummen Tropf sollte man die Hand führen, um nicht selbst in die Schusslinie zu geraten...Zum Glück hat noch keiner vorgeschlagen, ich sollte mich als Verführerin und Vergifterin betätigen." Fast hätte sie gelächelt, wenn Wut und kaltes Kalkül sie nicht beherrscht hätten. "Gaius...das mit dem Verführen geht sowieso eher andersherum bei dir."

Als sich Guirmean vordrängte, wurde ihr plötzlich klar, das sie ihn quasi schon verloren hatte. Natürlich würde er sich beteiligen und mit Feuereifer dabei sein. Sollte sie sich gegen das Unternehmen entscheiden, würde er sie vermutlich töten. Ihm blieb dann kaum eine Wahl. Ihn von etwas anderem zu überzeugen wie der Gefährlichekit und Aussichtslosigkeit des Unternehmens, so dass denn der Fall war, war quasi unmöglich. Selbst die geringste Chance würde er in seinem Hass ergreifen und seinen sicheren Tod in Kauf nehmen. Würde sie jedoch mitmachen, wäre er zwar ein hervorragendes Werkzeug und würde sie schlimmstenfalls schützen wie versprochen, doch im Gegensatz zu den anderen Anwesenden würde sein Richten einer Waffe auf einen Römer noch immer schwerste Strafen nach sich ziehen. Ein wenig bedauerte sie ihn, doch hielt sie das in der Analyse nicht auf.

Gaius stellte eine korrekte Analyse auf, passte seinen Sprachstil nur leider an den des widerwärtigen Erpressers an. Was sollte sie auch von einem hochgespülten Halblbut erwarten? Sein Versuch, die Erlaubnis zum Verlassen der Runde zu erlangen, war irgendwie possierlich. Oder kalkuliert? Er gab für sie noch immer kein konsistentes Bild ab. Im Gegensatz zu Nobilior konnte sie in sehr schwer einschätzen. Im Moment würde sie im sogar zutrauen, das letzte ernstgemeint zu haben und sich nicht klar zu sein, das er damit sein Leben verwirkte. Ob nun tatsächlich oder nur metaphorisch, ließ sie dahin gestellt.

Nun war sie an der Reihe, der Soldat wartete, wie es sich gehörte. Sie blieb stolz und aufrecht stehen, doch ließ sie etwas von ihrem Unwillen auf dem Gesicht erscheinen. "Zeit...ich brauche sie, dazu Informationen und Handlungsspielraum." Auch ihre Stimme transportierte Widerwillen: "Ich kann mir denken, weswegen die Anwesenheit meiner Person erwirkt wurde. Ich habe Informationen, Zugänge, die den Herren verschlossen bleiben und kenne Personen. Fehlt eine Information oder Person, habe ich gute Chancen, sie zu organisieren." Verriet der Seitenblick zu Galba ein Bröckeln in ihrer Fassade? Begann sie langsam einzusehen, keine Wahl zu haben? Die schmalen hasserfüllten Schlitzen ihrer Augen hatten dabei ein wenig geflattert. "Meine...Blutsbande sind auch ein Faktor, nehme ich an." Gespannt erwartete sie die Reaktionen.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Lucius Licinius Guirmean am 13.07.2014, 06:39:48
Es war interessant mit anzusehen, wie Gaius Sempronius Gracchus und Aurelia auf den Vorschlag, Caesar umzubringen, reagierten. Natürlich wollte keiner der beiden sich die Blöße geben und zu viel verraten. Jeder der Anwesenden hatte einen ähnlichen Brief, wie auch Guirmean selbst, erhalten. Der Inhalt war ein anderer aber der Sinn dahinter der gleiche und deshalb versuchte jeder der Anwesenden, sein eigenes Leben zu schützen. Vielleicht hatte man gegen die anderen nicht so viel in der Hand wie gegen ihn - was aufgrund seiner Herkunft nicht besonders schwer war - aber es war eine Tatsache, dass auch das Leben aller anderen in Gefahr war. Es war für den Kelten sicher, dass er den Worten der beiden - und auch allen anderen - nicht zu viel Glauben schenken konnte. Denn Worte waren schnell gesprochen und es war einfach zu lügen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Anders war es da bei Taten, denn die sprachen eine eindeutige Sprache, was Caesar schon bald bemerken würde.
Es galt also herauszufinden, wie viel Glauben er den Aussagen der hier Anwesenden schenken konnte. Noch einmal ließ sich der Kelte die Antworten aller Verschwörer durch den Kopf gehen und kam zu dem Schluss, dass er sich auf Niemanden als sich selbst verlassen konnte. Sie alle hatten nur das Nötigste gesagt oder im Falle von Gaius Sempronius Gracchus direkt einen Schritt nach hinten gewagt. Die Offenlegung ihrer Fähigkeiten war ein erster Schritt aber von Vertrauen und Zusammenarbeit waren sie noch meilenweit entfernt - was aber verständlich war.

Die Reaktion Gracchus konnte Guirmean allerdings nicht verstehen. Er musste ebenfalls einen Brief erhalten haben, der sein Leben in irgendeiner Weise gefährdete, sonst wäre er gar nicht hier. Deshalb war es erstaunlich und ziemlich mutig - oder einfach nur dumm - so einen Schritt nach hinten zu gehen und die Kooperation offen zu verweigern. Glaubte er wirklich, dass man ihn gehen lassen würde? Das man den Drohungen keine Taten folgen lassen würde? Galba ging ein hohes Risiko ein, dieses Treffen einzuberufen und offen über den Mord an Caesar zu sprechen. Er würde das nicht tun, wenn er nicht für seine Sicherheit und die Erfüllung der Drohungen sorgen konnte. Das musste auch Gracchus wissen und verstehen. Mit dem Erscheinen bei diesem Treffen, hatten sie alle bereits ihr Urteil gefällt, um an der Verschwörung und dem Mord Caesars teilzunehmen - ob sie wollten oder nicht. Galba hatte sie in der Hand und da gab es - zumindest auf den ersten Blick - kein Entkommen. Guirmean war sich jetzt sicher: Gracchus hatte sein Leben bereits in Gefahr gebracht, als er sich dazu entschieden hatte, einen Rückschritt zu wagen. Er würde den Mann im Auge behalten. Wenn Gracchus sich dazu entschied, sich wirklich zurückzuziehen, würde er keine andere Möglichkeit sehen, als ihn umzubringen.

Zumindest Aurelia schien schlauer zu sein und sich nicht offen gegen diese Verschwörung auszusprechen. Nichts anderes hatte er erwartet. Er glaubte nicht daran, dass sie wirklich hinter der Sache stand aber sie hatte erkannt, dass die Wahrheit hier nicht angebracht war und sie nur in Gefahr bringen würde. Guirmean hatte ihr sein Leben zu verdanken und das würde er ihr nie vergessen. Aber Galba bedrohte sein Leben und wenn Guirmean davon hören würde, dass Aurelia gegen diese Verschwörung arbeitet, würde er auch sie umbringen müssen. Das galt für jeden der hier Anwesenden. Galba benutzte sie alle für seine eigenen Ziele und er würde nicht zögern, jeden umzubringen, der eine Gefahr für die Verschwörung werden könnte. Wenn das ganze hier aufflog, wäre auch Guirmeans Leben in Gefahr und deshalb musste er diesem Problem von Anfang an und mit aller Härte entgegenarbeiten. Er würde es nicht zulassen, dass sich jemand zwischen ihn und den Tod Caesars stellen würde. Auf diese Möglichkeit hatte er einfach zu lange gehofft und gewartet. Es war offensichtlich, dass er als Kelte, sich nicht gegen die Verschwörung stellen würde. Was hatte er also zu befürchten, wenn er Farbe bekannte und etwas wagte?

Er trat einen Schritt vor und sah Gracchus kritisch an. "Ich denke wir sind alle aus dem gleichen Grund hier und deshalb muss ich Euch für Euren Mut bewundern, Gaius Sempronius Gracchus. Nicht zu kooperieren kann Euch einige Probleme bereiten aber das scheint Euch nichts auszumachen." Die versteckte Drohung und Erinnerung an den Brief waren durchaus beabsichtigt. Er warf Aurelia einen Blick zu, schwieg aber. Solange er konnte, würde er versuchen ihr keine Probleme zu bereiten. Der Kelte schwieg einen Moment um der Drohung eine Möglichkeit zu geben, ihre Wirkung zu entfalten und fuhr dann an alle gerichtet fort. "Wenn wir uns allerdings schon in diesem Tempel zusammengefunden haben, sollten wir die Zeit nutzen, um uns zu besprechen. Was soll also mit denen geschehen, die Caesar Nahe stehen? Sie werden den Mord nicht einfach so hinnehmen und akzeptieren. Sie werden Probleme machen. Wir sind uns bestimmt einig, dass ein Massaker die falsche Entscheidung ist, also hat jemand eine bessere Idee?"
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Titus Flavius Nobilior am 20.08.2014, 20:13:30
Nobilior schaute jedem tief in die Augen, als der jeweilige anfing zu sprechen. Und davor war zu erkennen, dass er einen jeden der "Verschwörer" intensiv musterte. Er schien genau zu analysieren und machte sich so seine Gedanken. Doch ansonsten zeigte er keine großartige, weitere Reaktion auf all das bisher gesagte. Beleidigung oder auch Lob wäre egal gewesen, er hätte wohl seine Miene nicht großartig verzogen. Es war ganz offensichtlich, dass er wartete bis jeder eine Reaktion gezeigt hatte und dann selbst erst weiterreden würde. Wirklich jeder sollte sich wohl äußern. "Der Soldat" hatte immer noch nichts gesagt und so langsam wurde sein Schweigen für Nobilior unangenehm, so dass er sich zu einem finsteren Blick an ihn gerichtet hinreißen ließ. Warum schwieg er nur so lange, dass Guirmean zum zweiten Male das Wort ergriff in der Zwischenzeit? Es wirkte auf Nobilior ziemlich merkwürdig. 
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Aurelia am 20.08.2014, 23:24:57
"Das ist zwar wieder ein wenig vorgegriffen, wenn wir den Weg zum Ziel noch nicht gefunden haben, aber deine Frage führt ein Argument ins Feld, warum der Angriff auf Cäsars Ruf wichtig ist. Sollte dieser nämlich verdorben sein, würden seine sogenannten Freunde nach seinem Ableben nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden wollen und von allzu engagierten Racheplänen absehen.", ließ sich Aurelia erneut vernehmen. Sie war wieder in eine ruhige, beobachtende Haltung zurückgekehrt. "Ein Massaker wäre das letzte, was Rom nach all den Jahren braucht." Guirmeans Worte machten klar, wo er sich hinzustellen gedachte, so hatte sie es vermutet. Ausgerechnet er kannte sie von den Anwesenden ziemlich gut, höchstens Rufus würde noch mithalten können. "Ok, Penelope ist die Vertrauteste, aber sie wird zu mir stehen.", musste sie einräumen. Gleichzeitig gaben ihr Guirmeans Worte die Gelegennheit, sich auf vertrautem und deutlich weniger gefährlichem Grund zu bewegen.
Nobiliors BLick hielt sie Stand, ohne eine Miene zu verziehen. Sie wusste, wer sie war, und konnte über die meisten Anwesenden schon eine Menge sagen. Selbst war sie noch immer nicht entschieden, wohin sie sich richten sollte und ihr fiel noch etwas ein: "Meine Männer! Nicht nur, dass ich sie aus dem Ganzen heraushalten muss, sie dürfen auch keinen irgendwie gearteten Verdacht schöpfen...Allzulange kann ich also nicht bleiben."
"Zwei Herren haben ihre Vorzüge für die Gruppe noch nicht eingebracht, würdet ihr? Gaius, ihr könnt euch doch sicher vorstellen, wie es einem von uns ergeht, wenn unser Gastgeber oder die anderen ihn als Gefahr ansehen. Die Richtung, in die wir uns gegenüber dem Imperator bewegen sollen, dürfte da ein gutes Indiz sein." Die Matrone war eine Tonlage leiser geworden, ließ in ihrem Gesicht aber nichts mehr erkennen. "Und alle Anwesenden sollten intelligent genug sein, daraus auch ableiten zu können, wie mit uns verfahren werden kann, egal was wir tun und erreichen. Möglicherweise kann ich so weitere aus Galbas Fängen lösen."
"Ich stelle mir Nobiliors Vorschlag als schwer umzusetzen vor, so romantisch er klingen mag. Was haltet ihr davon? Wie kann unser Attentäter an sein Ziel herankommen?", richtete sie Fragen in die Runde.
Titel: Im Sog von Kabale und Blut
Beitrag von: Gaius Iulius Caesar am 21.08.2014, 22:23:18
Gaius würdigte das rüpelhafte Gebaren Ahenobarbus' lediglich mit einer amüsiert erhobenen Augenbraue und gab sich äußerlich gelassen als auch unbeeindruckt. Er hatte jedenfalls kaum etwas anderes erwartet - im Gegenteil - Gnaeus war zu ihm gekommen und er stand immer noch vor ihm, war also bereit mit ihm, Caesar - seinem Feind -  zu sprechen.

"In der Tat war es nicht mein Ansinnen hier und heute mit dir über Vergangenes zu sprechen, aber wenn Du schon davon sprichst: Du schämst dich also nicht für deine Taten, sondern nur für das was zu tun dir verwehrt blieb. Und was bedeutet das?" Caesar stellte die Frage ohne wirklich zu fragen und fuhr beinahe ohne Umschweife fort.
"Lass mich für Dich antworten, wenn Du gestattest, lieber Gnaeus Domitius. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass Du genau das bist, was wir gemeinhin als echten Römer sehen. Solch ein Römer, von dem es heißt, dass es ihn in den glorreichen Tagen der alten Zeit überall zu finden gab, während er heute angeblich ausgestorben sei. Zumindest wenn man den führenden Stoikern und Optimaten der letzten Jahre glauben möchte. Und weil man dich eben als einen solchen Römer bezeichnen kann, Gnaeus, der sich stärker dafür interessiert wie er Rom dienen kann, als wie Rom ihm zu Diensten sein kann, deshalb bin ich hier."

Es ging Caesar nicht darum seinem Gegenüber Honig ums Maul zu schmieren, die Feindschaft zwischen ihnen beiden würde wohl niemals vollends überbrückt werden können und wenn doch, dann keineswegs durch ein paar Worte, wenngleich Caesar sich auch alle Mühe gab um aufrichtig und nicht etwa sarkastisch zu klingen. Es ging vielmehr darum Gneaus bei seiner Ehre zu packen, damit er zumindest dazu bereit war ein wenig über seinen Schatten zu springen und sich auf ein ernsthaftes Gespräch einzulassen.

Keineswegs war es dem großen Feldherrn entgangen dass sich Ahenobarbus immer wieder umschaute, offensichtlich traute er Gaius nicht besonders weit. "Wenn Du Dich darum bemühst meine Männer im Auge zu behalten, dann sage ich Dir, dass sie Dir kein Leid zufügen werden. Sie sind zu meinem Schutz hier und nicht zu Deinem Unheil. Und wenn Du Dich nach Verstärkung umblickst, dann sage ich Dir, dass Du sie nicht brauchen wirst. Ich stehe unbewaffnet vor Dir in einer uneinsichtigen Gasse und niemand weiß, dass ich hier bin: Ich bin viel mehr, derjenige der sich umsehen sollte, meinst Du nicht? Wie schon gesagt, tut es mir leid, dass ich Dich in dieser Gasse treffe, doch ich nahm an, dass es Dir vermutlich lieber wäre, wenn nicht jeder Deiner Freunde sofort weiß, dass du dich mit mir triffst."

Caesar lehnte sich an eine Hauswand und verschränkte die Arme vor der Brust, während er weitersprach "Ich hielt die Säftelehre für ein passendes Bild für unser Rom, das uns beiden ja so viel bedeutet. Rom ist offensichtlich noch immer in Unruhe und nicht im Gleichgewicht. Ich denke in dieser Einschätzung stimmen wir vermutlich sogar überein. Allerdings kann man nicht einfach alles Störende so einfach herausreißen, dies würde die Unruhe nur verstärken. Man muss versuchen die im Gegensatz stehenden Elemente auszugleichen und in Harmonie zu bringen. Darüber hinaus darf man auch nicht außer Acht lassen, dass die äußeren Bedingungen sich drastisch verändert haben. Das Gleichgewicht, dass früher einmal gesund und richtig war, wird heute vielleicht nicht mehr ausreichen und es ist nötig ein neues Gleichgewicht zu erzeugen. Vielleicht verstehst Du mich nun besser. Ich bin ein Teil Roms, aber genauso bist auch Du ein Teil Roms und wenn man ein neues Gleichgewicht sucht, dann wäre es töricht einzelne Teile des Ganzen außer Acht zu lassen, bloß weil sie auf der anderen Seite stehen... oder standen."