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Archiv => Archiv - Online-RPGs Pathfinder => Forgotten Realms - Maztica => Thema gestartet von: Eclipse am 06.06.2014, 11:38:00

Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 06.06.2014, 11:38:00
11. Xocotli - 5200 tunob seit Beginn mazticischer Zeitrechnung

Die Stadt Tukan - Im Palast des verehrten Sprechers




Fassungslos musste Miguel das Massaker auf dem Marktplatz von Tukan mitansehen. Es hatte gar nicht anders kommen können. Drakosa hatte sich erneut als Eroberer gebärdet und nicht einmal den Versuch einer diplomatischen Lösung gewagt. Unter anderem Umständen und mit freundlichen Worten, hätten man die Legion vielleicht sogar als Gäste in Tukan willkommen geheißen. Doch Drakosa hatte aus purem Stolz nicht einmal auf Miguels Dienste als Übersetzer zurückgegriffen.

Der Markplatz von Tukan war nun übersät mit Erschlagenen und Erschossenen, darunter aber nicht ein Legionär, wenngleich es Verletzte gegeben hat. Langsam begannen die Menschen von Tukan damit ihre Toten weg zu schaffen, während einige Legionäre gemeinsam mit Adlergardisten begannen die Stadttore und den Hafen abzuriegeln. Drakosa und sein engster Stab hingegen machten sich auf zum Palast des Regenten, welcher sich den Legionären ausgeliefert hatte.

Aus Mangel an Alternativen folgte Miguel ihnen, vielleicht konnte er so weiteres Blutvergießen verhindern? Zumindest einige der Offiziere waren mit Drakosas Methoden ebenfalls nicht einverstanden, und Miguel verstand sich gut mit ihnen.

Nach einem kurzen Marsch durch die Stadt am Palast angekommen, stockt Miguel erneut der Atem. Es ist ein wahrhaft prächtiges Gebäude, nahe am Ufer des See gelegen an den sich die Stadt Tukan schmiegt. Bunte Farben und wunderschöne Fresken zieren das ganze Gebäude, während grüne Gärten es weithin umgeben. Wie konnte Drakosa die Menschen der wahren Welt bloß als unzivilisierte Wilde bezeichnen, wenn sie doch solch prächtige Städte errichten?

Mit lautem Stampfen ihrer eisenbeschlagenen Stiefel, nähern sich die Legionäre über eine Palmengesäumte Allee dem Palast. Einige Tukane[1] klappern aufgeregt mit ihren Schnäbeln in den Palmwipfeln, die der Stadt namensgebenden Tiere sind hier allerorts zu finden. Doch bei em Lärm flattern einige eilig davon ...

Immer noch wie ein Eroberer marschiert Drakosa in den Palast ein, wobei im Inneren gnädige Kühle alle Anwesenden erfasst. Die Höflinge im Inneren weichen ängstlich vor den fremden Männern zurück. An einer reich gedeckten, steineren Tafel nimmt der Hauptmann sogleich Platz und füllt sich einen goldenen Kelch mit Pulque[2]. "Scheußliches Zeug!" ruft er aus, als er den Kelch geleert hat und wirft ihn achtlos von sich.

Dann fällt sein Blick auf den Regenten, welcher sie zum Palast geführt hat. "Findet eine Kerkerzelle für ihn. Sperrt ihn irgendwo weg, er ist jetzt unsere Geisel." weist er zwei junge Legionäre an, welche den Herrn der Stadt unter dessen Protest sogleich wegzerren und ihn seiner Robe und Schmuck entledigen.

"Miguel!" ruft Drakosa plötzlich aus "Zeit dass du dich mal wieder nützlich machst du Taugenichts." herrscht er diesen an "Horch dich mal hier um." wobei er auf die ängstlichen Höflinge deutet, welche vor dem Mann mit der eisernen Maske zurückweichen "Bring mir alles Gold was du auftreiben kannst. Eine goldene Krone will ich." dröhnend lacht der Hauptmann durch das Eisen welches sein Gesicht verdeckt "Was hälst du davon? Eine goldene Krone für den neuen Herrscher von Tukan." sein Blick bleibt Miguel verborgen, doch der Spott und Hohn in seiner Stimme ist offenkundig.
 1. http://www.tierchenwelt.de/images/stories/fotos/voegel/spechte/tukan/riesen_tukan.jpg (http://www.tierchenwelt.de/images/stories/fotos/voegel/spechte/tukan/riesen_tukan.jpg)
 2. http://www.ianchadwick.com/tequila/images/pulque_pour.jpg (http://www.ianchadwick.com/tequila/images/pulque_pour.jpg)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 18.06.2014, 18:34:46
Als Capitán Drakosa ihn so plötzlich und unerwartet anspricht, erstarrt nicht nur Miguel: fast alle seiner Kameraden halten inne und wenden sich ihm und dem Hauptmann erwartungsvoll zu. Auf den meisten Gesichtern spiegelt sich hämische Vorfreude—man hofft wohl auf eine erneute Szene zwischen den beiden—doch gibt es zu Miguels Erstaunen auch etliche betretene Blicke, verdrossene gar, und der Verdruss scheint auf den Hauptmann gerichtet, wenn auch nur hinter dessen Rücken. Zwei Männer insbesondere, ein gewisser Álvaro und ein Fellíped, mit denen Miguel sich bisher noch am ehesten verstanden hat, sehen ihn mit einer ganz anderen Art der Erwartung an, als hofften sie tatsächlich, er würde etwas sagen oder unternehmen, das sie sich selbst nicht getrauen.

So, da halten ihn doch nicht alle für einen Feigling, bloß weil er sich nach seiner ersten Mordtat übergeben musste. Aber spaßig sind sie, die Herren: was soll er allein und gar so offen gegen den Hauptmann unternehmen?

Langsam, gefolgt von den Blicken aller, geht er zu dem Kelch hinüber, den der Hauptmann soeben geleert und beiseite geworfen hat, und hebt ihn auf. Damit tritt er zum Hauptmann.

"Da habe ich schon etwas Gold für Euch gefunden, Capitán. Seht, so schnell geht das bei mir! Und so eine Krone, da habt Ihr schon recht, die wäre eine Zierde für Euer Haupt. Ich werde mich bemühen, eine zu finden, falls man hier so etwas kennt. Und wenn nicht, dann finde ich ja vielleicht einen Goldschmied, der Euch eine gießen kann."

Dann tritt er rasch einen Schritt zurück und sucht mit dem Blick nach einem Eingeborenen, der so aussieht, als sei er einer der wichtigeren Diener oder Höflinge. Bald hat er einen entdeckt.[1]

Die verächtliche Antwort des Hauptmanns wartet Miguel noch ab, dann rückt er den schwerbeladenen Rucksack zurecht und nähert sich einer Gruppe gutgekleideter Eingeborener, die in vorsichtigem Abstand zum Hauptmann eng beisammen stehen und dabei halb ängstlich, halb erwartungsvoll dreinschauen.

"Álvaro, Fellíped, ihr kommt mit mir!" ruft Miguel.

Wie Schatten gleiten die beiden an seine Seite, und solchermaßen flankiert spricht Miguel die Höflinge höflich an, natürlich in Nexalan und mit all den dazugehörigen Gesten, die er freilich in Ulatos gelernt hat und von denen er nicht sicher weiß, ob sie auch hier verwendet werden.

"Miguel García Montés, Adjutant des unbesiegten Capitán Drakosa, seinerseits die rechte Hand des Gobernador Cordell, welcher im Namen seines Gottes Helm, des ewig wachsamen Beschützers, Anspruch auf diese Lande erhebt, seid respektvoll gegrüßt. Darf ich erfahren, wen ich die Ehre habe, anzusprechen?"

Diesen Spruch hat Miguel schon so oft aufgesagt, dass er ihm flüssig und fehlerfrei von den Lippen geht. Jetzt wird es schwieriger.

"Der Capitán mich schickt zu eine Auftrag dringende und für zu erfüllen sie, ich brauche Eure Hilfe. Vielleicht zuerst könntet Ihr zeigen zu mir und meine zwei Kameraden eine Schlafkammer für unser Gepäck, dann helfen mich mit meine Auftrag?"
 1. Dieser und der nächste halbe Satz wurden nach Eclipses Antwortpost eingefügt.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 26.06.2014, 01:54:38
Der unterschwellige Spott in Miguels Worten scheint Drakosa zu entgehen, tatsächlich scheint er dies als Unterwürfigkeit zu deuten und so nimmt er den Kelch ohne große Worte zurück. "Hör schon auf zu reden du Aufschneider und tu was dir aufgetragen wurde." daraufhin nimmt er Platz an der steinernen Tafel und bedient sich an den dort aufgetischten Köstlichkeiten, während seine wichtigsten Offiziere sich zu ihm gesellen. Drakosa scheint es ganz recht zu sein sich nun seinem neuen Amt als Herrscher zu widmen, während er den ihm verhassten Miguel wie einen Laufburschen umherschickt.

Alvaro und Felliped, zwei junge Unteroffiziere, schließen sich Miguel bei seiner Suche bereitwillig an. Der von ihm auserwählte Höfling zuckt angesichts dreier schwer gerüsteteter und bewaffneter Legionäre sogleich zusammen und senkt furchtvoll den Blick. Miguel kann aber noch sein Erstaunen bemerken, als er diesen auf Nexalan anspricht. Es ist ein noch relativ junger Mann, in eine bunte Tunika gekleidet, der Kopf von einem güldenen Kopfschmuck mit Federn bedeckt.



"Meztli ist mein Name, ein einfacher Pipiltin am Hofe des verehrten Sprechers Tonauac." er blickt weiter starr auf Miguels Füße "Gerne gebe ich euch meine Schlafkammer, Herr. Bitte folgt mir einfach." durch einen länglichen Gang geht es tiefer in den Palast, wobei Miguel staunend auf die farbenprächtigen Wandmalereien blickt welche ihn umgeben und offenbar die früheren Herrscher der Stadt zeigen.[1]

Durch eine einfache, nicht abschließbare Holztür geht es in einen einfach eingerichteten Raum. Betten sucht man vergebens, Decken und Kissen auf dicken Teppichen dienen als Schlafstätten. Einfache Holzkisten erlauben es Hab und Gut unterzubringen, doch bis auf eine Sitzgruppe ist der Raum weitesgehend leer. Einzig ein Tukan sitzt auf einer Holzstange und entschwindet eilig durch ein Fenster als Miguel eintritt. "Ich hoffe dies genügt euren Ansprüchen." sagt der Pipiltin "Wie genau kann ich euch mit eurem Auftrag helfen, Herr?"
 1. http://news.yale.edu/sites/default/files/Mural-thumbnail.jpg?1330974759 (http://news.yale.edu/sites/default/files/Mural-thumbnail.jpg?1330974759)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 26.06.2014, 07:33:58
"Also tragen die Herrscher hier keine Kronen", denkt Miguel beim Anblick der Bilder im Gang, "sondern bunte Hüte mit Federn daran. Ob ich dem Hauptmann einen solchen besorgen soll? Und einen farbigen Lendenschurz noch dazu? Wie ihm das wohl stehen würde?"

Mit diesem Gedanken amüsiert er sich, bis sie in Meztlis Zimmer ankommen und dieser ihn zum zweiten Mal mit "Herr" anspricht.

"Nicht mich nennt Herr!" entfährt es Miguel unbedacht. Die furchtsame, unterwürfige Reaktion des Mannes ist für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. "Nicht bin Herr. Bin einfacher... pipiltin, wie Ihr." Das soeben erst gelernte Wort spricht er langsam aus, damit seine Lippen und Zunge Zeit haben, die neuen Laute zu kosten und zu ertasten. Es heißt wohl so etwas wie Adliger. Nun, wenn der Hauptmann sich hier schon als König sieht, dann ist Miguel ja wohl ein pipiltin an seinem Hof.

Er lacht freudlos, dann fängt er sich wieder und widmet seine Aufmerksamkeit dem angebotenen Zimmer. Das hat er nicht gewollt, den Mann aus dessen eigener Kammer zu vertreiben, gibt es hier denn keine Gästezimmer? Miguel tritt ans Fenster, um etwaige Fluchtmöglichkeiten zu überprüfen, und entdeckt keinerlei Hindernisse, deren Überwindung er sich nicht zutrauen würde.

"Sehr schön, Meztli", sagt er. "Und eine große Ehre zu dürfen schlafen in die Kammer von Euch selbst. Nun, meine Auftrag, ja, wie das erkläre ich?"

Ach, es hilft ja nichts. So wie die Legion in der Stadt aufgetreten ist—so wie der Capitán sich hier gebärdet—so muss auch Miguel auftreten. Kein Zögern, keine Schwäche zeigen. Selbstsicher, aber höflich. Mehr Spielraum bleibt ihm nicht.

Also stellt er seinen Rucksack neben den Decken auf dem Boden ab und kramt rasch das Pulverhorn und den Munitionsbeutel hervor, die er an seinem Gürtel befestigt, bevor er auch die Armbrust nimmt und sich diese mitsamt Köcher auf den Rücken schnallt. Auf sein Nicken hin tun Álvaro und Fellíped es ihm gleich. Dann atmet Miguel tief durch, zieht die Schultern zurück und das Kinn runter, und wendet sich wieder an den pipiltin.

"Gold", sagt er ohne Vorrede. "Der Capitán will Gold. Wenn bekommt Gold, er wird sein glücklich. Wenn er ist glücklich, besser für Euch, besser für mich, besser für Tonauac, besser für alle. Habt Ihr Gold, Meztli?"[1]

Jedes Wort seiner Rede kostet Miguel Überwindung. Innerlich krümmt er sich vor Scham. Wieviel davon zeigt sich auf seiner Miene? Oh je, jetzt stottert er gar. Und was sollte das gerade sein: Drohung oder Versprechen? Und glaubt er denn selbst daran, dass Gold den Hauptmann "glücklich", also gnädig machen würde? Dass es dem inhaftierten Tonauac helfen kann? Der kommt eh nicht mehr frei, nicht, wenn Drakosa König sein will. Und wenn ihm die Eingeborenen noch so viel Gold anschleppen: er wird nur mehr, immer mehr wollen!

Die Frage am Schluss klingt wie eine Bitte und dabei so verzweifelt, wie Miguel sich fühlt.
 1. Diplomatie = 10, gewürfelte 1!
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 30.06.2014, 19:43:08
Auch wenn seine Worte in dem Bemühen gesprochen sind freundlich zu klingen, so erreichen sie es doch nur, dass Meztli sich weiter vor Furcht krümmt, nun da drei Legionäre sich bewaffnet vor ihm aufbauen. Er wirft sich regelrecht vor Miguels Füße. "Herr, ich gebe euch mit Freuden all mein Gold." kurz windet er sich erneut "Verzeiht, nicht Herr. Ehrwürdiger Pipiltin seid ihr. Ich weise euch gern den Weg zur Schatzkammer des verehrten Sprechers, doch dazu muss ich kurz mit dem Schatzmeister sprechen, denn nur er hat die Schlüssel zu diesem Ort."

Miguel merkt kurz wie der Mann zögert, ehe er weiter spricht "Nur eine Bitte hat dieser unwürdige Pipiltin zu euren Füßen. Nehmt nicht das Gold der Götter aus ihren Tempeln, oder großen Unheil könnte uns allen wiederfahren. Hier in Tukan opfern wir den Göttern kein Blut wie es die Menschen von Nexal tun, stattdessen fertigen wir zu ihren Ehren wunderschöne Dinge aus Gold und Jade."[1] dann schweigt er und verharrt zu Miguels Füßen.
 1. Kleines Infoposting zum Thema ... (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=7324.30)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 30.06.2014, 23:46:55
Miguel weicht seinerseits entsetzt einen Schritt zurück. "Nein, nicht Euch legt von Knien vor mir! Bin einfacher Mann. Weder erwarte noch verdiene ich dies. Hebt auf Euch das für den Hauptmann, zu ihm, ihm es wird gefallen."

Er dreht sich zu seinen beiden Begleitern um und erklärt rasch in der Muttersprache: "Der Mann hier wird uns die Schatzkammer zeigen, sobald er zu zittern aufhört. Ihr tretet besser ein paar Schritte zurück, dann lässt er sich vielleicht schneller beruhigen."

Mit zweifelnden Mienen ziehen die beiden sich so weit zurück, wie es in dem kleinen Raum nur geht: bis zur Tür.

Darauf tritt Miguel wieder zu dem pipiltin, lässt sich auf ein Knie hinab und fasst ihn vorsichtig an den flehentlich ausgestreckten Händen, um ihn soweit aufzurichten, dass sie halbwegs von Angesicht zu Angesicht reden können. Natürlich windet Meztli sich dabei und dreht den gesenkten Kopf weg, bis es nicht mehr geht.

"Hört zu, mir", sagt Miguel mit leise beschwörender Stimme, die Hände des pipiltin noch immer mit den seinen umfasst. "Wegen Eure Bitte. Nicht ich kann versprechen nichts. Capitán Drakosa und die anderen, nicht sie glauben, dass Eure Götter seien echt. Deshalb nicht sie fürchten zu Eure Götter. Aber ich, ich mich frage: Kann es sein, dass ausgerechnet in der wahren Welt die Götter sollen sein falsch? Was Unfug! Deshalb ich Euch rate: wenn Ihr wollt retten das Gold in die Tempel, macht das was sage ich."

Miguel lässt Meztlis Hände los. Der Mann zittert nicht mehr. Erstarrt kniet er da und lauscht, als Miguel leise fortfährt.

"Sobald Ihr mir habt gezeigt die Schatzkammer, Ihr geht in die Tempel. Ihr nehmt mit nur wenige Leute, die Ihr vertraut über allen. Und Ihr es werdet verstecken alles das Gold! Versteht Ihr? Alles Ihr werdet verstecken dort, wo niemand wird denken zu suchen es. An seine Stelle in die Tempel legt Speisen, legt Blumen, legt andere Sachen hübsche, um zu können sagen: dies ist es was wir opfern zu unsere Götter!

Tut alles dies, wenn nicht, sie werden rauben alles. Hört Ihr? Alles. Denn nichts ist heilig für sie. Also, wenn Ihr Eure Götter fürchtet mehr als dass uns, dann versteckt das Tempelgold! Und besser dass Ihr Euch beeilet. Nichts werde dem Capitán erzählen ich, das ist die einzige Versprechen, die kann geben Euch, aber er wird er selbst daran denken zu suchen lassen nach Gold in die Tempel."

Nach dieser langen Rede[1] will Miguel sich wieder aufrichten, als ihm noch etwas einfällt.

"Falls Ihr habt Mädchen heilige, die dienen Eure Götter und haben versprochen, nicht zu liegen niemals mit kein Mann, versteckt sie auch. Nichts—ich Euch sage wieder: absolut nichts—ist heilig für den Capitán und die meisten von uns. Wenn nichts anderes Ihr mir glaubt, bitte, mir glaubt das."

Dann steht Miguel auf und wartet auf Meztlis Reaktion.
 1. Vereinzelte Worte in der Rede waren, unbemerkt von Miguel, in Payithan, nicht Nexalan. Dass er Nexalan in Ulatos gelernt hat, obwohl die Leute dort P. sprechen, hatte ich mir so erklärt: die Eingeborenen haben mit ihm automatisch N. geredet, weil er ja ein Fremder ist und man mit Fremden eben N. redet. Aber Miguel hat auch ein paar Worte auf der Straße aufgeschnappt, wenn er den Gesprächen der Eingeborenen untereinander gelauscht hat. Ihm ist aber noch nicht aufgefallen, dass es sich um zwei verschiedene Sprachen handelt. P.S. Ich würde das noch einmal genauer beschreiben beim ersten Gespräch mit der Gruppe.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 10.07.2014, 23:51:59
Meztlis Augen weiten sich bei Miguels Worten. Trieb der weiße Teufel ein grausamens Spiel mit ihm oder war sein Vorschlag ernst gemeint? Oder verstand er das gebrochene Wirrwarr aus Nexalan und Payithan nur falsch? Schlussendlich setzt er aber zur Antwort an. Wenngleich er nicht erneut auf die Knie fällt, wackelt er doch demütig mit dem Kopf. "Ich danke euch ... Ihr seid sehr gütig, möge Kiltzi euer Haupt küssen. Lasst uns keine Zeit verlieren, ich will euch gleich den Weg zu den Schätzen des verehrten Sprechers weisen, doch zuvor muss ich die weibliche Schlange aufsuchen." ein Ausdruck mit dem Miguel gerade nichts anzufangen weiß.

Sogleich setzt sich Meztli in Bewegung. Felliped und Alvaro legen noch ihre Rucksäcke nieder, ehe sie gemeinsam mit Miguel und Meztli durch die langen Hallen des Palastes hetzen. Schließlich geleitet sie Meztli in einen der prächtigen Gärten, welche die Palastanlage umgeben. Auf einer Steinbank sitzt dort eine junge Frau, die sich sogleich erhebt und auf die Gefährten zu bewegt. Sogleich fällt Miguel auf, dass sie für eine Mazticerin auffallend blass ist, ihr aufwändiger Schmuck deutet aber auf eine hohe Position hin.[1] Meztli geht sogleich auf sie zu, wobei er erneut die gleiche demütige Haltung an den Tag legt, welche er bei Miguel gezeigt hat und sinkt vor der Frau auf die Knie.

"Oh ehrwürdige weibliche Schlange. Es kümmert mich sehr worum ich dich bitte, doch diese Männer verlangen die Herausgabe der Schätze des verehrten Sprechers. Ich bitte euch voller Demut ihrer Bitte Folge zu leisten, oder großes Unheil könnte uns befallen. Ich muss mich nun entfernen, denn andere, wichtige Aufgaben warten auf mich. Sorgt euch nicht, dieser hier spricht unsere Sprache" mit einer Verbeugung verabschiedet er sich und schenkt Miguel ein Lächeln.

Die "weibliche Schlange" nähert sich Miguel sogleich, doch anders als Meztli strahlt sie Selbstsicherheit und keinerlei Furcht aus, obschon drei bewaffnete, weiße Teufel vor ihr stehen. "Ich fürchte ich habe gar keine Wahl in dieser Angelegenheit? Sagt ... warum giert es euch Fremde so sehr nach unserem Gold? Hat sich Tezca über eurem Land nicht so gründlich entleert wie er in der wahren Welt getan hat?" ein zynisches Grinsen umspielt dabei ihr Gesicht.
 1. Die weibliche Schlange (Cihuacóatl) (http://th05.deviantart.net/fs70/PRE/f/2010/352/5/4/dona_marina___jack_farrell_by_jangelles-d3555yo.jpg)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Felliped am 11.07.2014, 00:06:34
"Oh wie schön sie ist ... " haucht Felliped, dessen Augen sehnsüchtig über die exotische Frau wandern. "Hast du so etwas schon einmal gesehen Miguel?" der schnauzbärtige Legionär mit dem markanten Eisenhelm scheint der schönen Adeligen sogleich erlegen zu sein. Doch als Meztli plötzlich verschwindet wird er unruhig. Schon immer war Felliped ein nervöser und ängstlicher Mann, der sich jederzeit davor fürchtete die Einheimischen könnten grausame Rache an den Legionären üben, als Vergeltung für all ihre Grausamkeiten.

Ob er deswegen einer der wenigen war die gelegentlich gegen das Vorgehen der Legion protestierten, oder ob er wie Miguel wirklich davon überzeugt war, dass dies einfach falsch und nicht im Sinne ihres Schutzgottes Helm war, dass hatte Letzterer noch nicht wirklich herausfinden können. Alvaro hingegen, war ein junger Mann mit dem Herz am rechten Fleck und ähnlich wie Miguel war mit falschen, vielleicht naiven Vorstellungen nach Maztica aufgebrochen.

"Wo ... wo geht dieser Meztli hin Miguel? Hast du ihm das erlaubt? Nicht dass er jetzt die Palastschätze bei Seite schafft! Du bist immer viel zu gutgläubig! Drakosa wird uns vierteilen oder aufhängen lassen wenn du ihm die Schätze des Palastes nicht innerhalb dieses Tages beschafft." sein unruhiger Blick gleitet dann wieder auf die junge Frau zurück, ihre Antwort und Miguels Reaktion erwartend.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 11.07.2014, 12:20:24
"Ja, ich habe so etwas Schönes schon oft gesehen", erklärt Miguel. "Jeden Morgen und jeden Abend seit dem Tag meiner Geburt." Und er musste oft genug miterleben, wie gestandene Männer in Gegenwart seiner Mutter zu stottern begannen, wie sie sich wanden und nicht mehr wussten, wohin mit ihren schmachtenden Blicken; die hoffnungslosesten Fälle unter ihnen versuchten gar, Reime aufzusagen, ohne jegliches Talent dafür.

"Wenn wir das hier überleben und die Heimat wiedersehen, kann ich dich gern zuhause vorstellen, Fellíped, doch jetzt heißt's erst einmal: strammstehen."

Bei all diesen Worten und Gedanken blickt Miguel nicht den Kameraden an sondern Meztli hinterher, dessen eigenmächtiges Verschwinden ihm mehr Sorgen bereitet, als er zeigen darf. Wie mutig und entschlossen der Mann auf einmal ist! Gerade noch hat er sich zitternd vor Miguel auf den Boden geworfen, jetzt eilt er ohne Erlaubnis davon, denn eigentlich ist abgemacht gewesen, dass er sie zur Schatzkammer führt, und vorher zum Schatzmeister, und sich dann erst um die andere Angelegenheit kümmert. Tatsächlich hat Miguel gar nicht damit gerechnet, dass seine Rede überhaupt eine Wirkung oder Reaktion bei Meztli hervorrufen würde außer noch mehr Zittern. Aus Ulatos kennt er nur das passive Erdulden der Bewohner, das ihn jedesmal, wenn er es bezeugen musste, auf die Palme brachte, obwohl—oder gerade weil?—er selbst auch nicht anders handelt, seit er kapiert hat, wie die Legion in diesen Landen haust.

Vielleicht ist dieses ganze Hinwerfen und Flehen nicht echt? Eine kulturelle Eigenart nur, die nicht dasselbe bedeutet wie zuhause? Womöglich wirft man sich hier in Tukan einander zu Füßen und bittet unter Tränen, so wie man daheim "Ich bitt' Euch sehr" sagt?

Álvaro hat recht. Miguel hätte sich erst die Schatzkammer zeigen lassen sollen, bevor er Meztli gegenüber das Maul aufreißt. Was, wenn es dort nicht genug Gold gibt, um selbst die anfängliche Gier des Hauptmanns zu stillen? Es hat Miguel nur so wütend gemacht, wie der gute Mann ihn um das Versprechen bat, das Tempelgold doch zu verschonen. Oh Meztli, du naiver Tropf![1] Hast du wirklich geglaubt, dass man Soldaten, die ohne Provokation und Kriegserklärung in eine friedliche Stadt eindringen und auf dem Marktplatz wild um sich schießen—denen es egal ist, ob sie dabei Frauen oder gar Kinder treffen—dass man solche Männer um Einsicht oder Maßhaltung oder sonst etwas bitten kann?

"Ich arbeite daran", sagt er zu Álvaro. "An meiner Gutgläubigkeit. Ein Großteil wurde mir schon ausgetrieben. Ja, ich habe Meztli erlaubt sich zu entfernen, sobald er mich zu jemanden mit der Befugnis, die Schatzkammer zu öffnen, gebracht hat. Wenn das ein Fehler war, so mach dir dennoch keine Sorgen. Mein Fehler war es. Mich wird der Hauptmann vierteilen, hängen oder pfählen lassen oder einfach bei der Gurgel packen und eigenhändig erwürgen, wenn sein Ärger über mein freches Mundwerk je meine Nützlichkeit übersteigt. Euch beiden kann niemand einen Strick daraus drehen, dass ihr dem Befehl eines Vorgesetzten gefolgt seid."

Nach diesen Worten tritt er vor die Eingeborene. Ja, schön ist sie. Und stolz. Er versucht, sich nicht auszumalen, was passieren würde—was mit Sicherheit passieren wird—sobald gewisse Herren aus des Hauptmanns engerem Kreis sie erblicken würden. Hatte Meztli Miguels letzte Warnung nicht gehört oder verstanden? Oder war auch ihm das Gold wichtiger als die Ehre und das Wohlergehen dieser Frau?

Von diesen bitteren Gedanken abgelenkt, vergisst Miguel, die Dame auf einheimische Art zu grüßen. Stattdessen nimmt er den Kokosfaserhut vom Kopf, presst ihn auf die Brust, vor das wild klopfende Herz, und verbeugt sich vor ihr—ganz so, wie seine gute Erziehung ihm sagt, dass man eine Dame zu begrüßen habe.

"Miguel García Montés, Adjutant des unbesiegten Capitán Drakosa, seinerseits die rechte Hand des Gobernador Cordell..." An dieser Stelle kommt ihm das vorgefertigte Sprüchlein plötzlich albern vor und er beginnt zu improvisieren. "...welcher sich es hat gesetzt in die Kopf zu erobern eure Lande. Erlaubt mir dennoch, Euch respektvoll zu grüßen, ehrwürdige Schlange. Zu Eurer Frage: an den falschen Mann Ihr sie richtet, denn ich selbst, nichts mir mache aus Gold. Nur es bringt Ärger. Aber der Capitán will haben es, und darum ich ihm es muss herbeischaffen, oder schlecht für alle. Bitte, führt mich zu die Schatzkammer. Genug Blut hat geflossen heute."

Miguel setzt seinen Hut wieder auf, rückt danach die Röhrenflöte[2] auf der Brust zurecht und ärgert sich, dass er beides nicht im Zimmer gelassen hat. Bei allem Mitgefühl mit den Eingeborenen geht es immer mehr um seinen eigenen Hals, wie Álvaro auf den Punkt gebracht hat. Nur seine Nützlichkeit hält Miguel am Leben, und um nützlich zu sein ist er darauf angewiesen, dass die Eingeborenen ihn ernst nehmen, was er ihnen mit seinem wenig soldatischen Aussehen und Auftreten offensichtlich schwer macht. Gut, dass er Fellíped und Álvaro mitgenommen hat! Ihre Anwesenheit mag das ein wenig ausgleichen.

Obwohl sein Hintergedanke dabei ein anderer gewesen ist. Er hätte weder Angst noch Bedenken gehabt, allein mit Meztli loszuziehen, aber ihm war die Idee gekommen, die beiden zu testen. Ganz genau will er ihre Mienen betrachten, wenn sie die Schatzkammer betreten. Würden ihre Augen glänzen? Würden sie ihnen übergehen noch zehnmal mehr als soeben beim Anblick der schönen Eingeborenen? Die Gier nach Gold lässt die meisten Menschen ihre moralischen Bedenken vergessen und tröstet sie über so manch üble Tat hinweg. Bevor Miguel auch nur den Ansatz eines Planes zu schmieden wagt, muss er sich Gewissheit verschaffen, dass er nicht der einzige ist, der sich nicht mit Gold als Ersatz für ein gutes Gewissen—für sein Seelenheil!—zufrieden geben will.

"Gold ist sehr selten bei uns, da Ihr habt recht, ehrwürdige Schlange", sagt er zu der Frau, als er und seine beiden Kameraden ihr bereits durch den Garten folgen. "Deshalb kostbar. Man sich kann kaufen damit alles das, was man will. Nicht nach das Gold, sondern nach die Macht, die man kann kaufen davon, danach giert der Hauptmann. Niemals Ihr dürft unterschätzen, wie sehr er giert danach. Egal ihm ist, wen oder wie viele er muss bedrohen oder verletzen dafür. Sagt mir, habt Ihr Namen, der ich darf benutzen, oder werdet genannt Ihr 'ehrwürdige Schlange' von allen?[3] Zu jung und schön Ihr seid für solch, ah, wie man sagt sobrenombre... Über-Name? Oder es ist ein Titel? Von welches Amt?"

Jetzt packt er gar Drohungen und Komplimente in denselben Atemzug; Miguel möchte sich am liebsten ohrfeigen. Heute abend würde er als erstes in sein Notizbuch schreiben, unter dem Stichwort Verhandlungstaktiken: Drohungen und Komplimente halte man sauber auseinander. Desweiteren: Entscheide dich vor der Verhandlung, ob du drohen oder schönreden willst. Beides auf einmal kann nicht glücken!
 1.  :P
 2. Panflöte (http://es.wikipedia.org/wiki/Flauta_de_Pan#mediaviewer/Archivo:ChileanPanpipes-cutout.jpg)
 3. Diplomatie, schlappe 14.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 18.07.2014, 13:01:01
"Mein Name ist nicht von Belang, die weibliche Schlange bin ich für euch, die Gattin unseres ehrwürdigen Sprechers und Regenten.[1] Und somit gleichermaßen seine oberste Richterin und Herrin des Kronschatzes." wenn Miguel beabsichtigt hat mit seinen Worten Freundlichkeit in der schönen Mazticerin zu wecken, so war ihm dies nicht gelungen.
Eisig blieb ihr Ton und ihre Augen.

"Nun dann folgt mir ... ich will euren Hauptmann nicht erzürnen, wenn er doch so sehr nach unserem Gold giert." und so macht sich die 'weibliche Schlange' auf den Weg, wobei sie in ihrem langen Gewand regelrecht dahinzuschweben scheint. Miguel, Alvaro und Felliped folgen ihr sogleich und verlassen die prachtvollen Gärten um erneut durch die Hallen des Palastes zu wandeln. Entlang prächtig bemalter Wände und endloser Kammern und Räume.

Diesmal geht es über eine Treppe hinab in die Tiefe, wobei Miguel sehr die Kälte zu genießen beginnt, sobald es in die kühlen Kellergewölbe hinab geht. Nach einiger Zeit gelangen sie zu einer großen Tür, welche von einem Totenschädel geziert wird. Zu recht nimmt Miguel an, dass sich hier die Schatzkammer befinden muss, denn die weibliche Schlange ergreift ihr güldenes Amulett und legt es in den Mund des Totenschädels, wobei sch die Tür wie von Zauberhand unter lautem Knirschen in die Höhe bewegt. Miguel, der damit nicht unvertraut ist, nimmt an dass hier Magie im Spiel sein muss.

Wie er bereits bemerkt hatte, gab es durchaus mannigfaltige Magie in der wahren Welt. Priester empfingen ebenso machtvolle Kräfte von ihren Göttern und Medizinmänner hielten Zwiesprache mit der Welt der Geister. Dennoch gab es keine Orte des magischen Studiums, keine Akademien der Zauberei wie an der Schwertküste. In Ermangelung einer dafür geeigneten Schrift wäre dies wohl auch kaum möglich. Noch immer war es Miguel ein Rätsel, wie die seltsame Bildersprache der Mazticaner funtkionierte.

Doch als sie die Schatzkammer betreten, verfliegen diese Gedanken schnell. Der Raum ist gefüllt mit kunstvollen Schätzen ... Kelche und Masken aus Gold, aber auch Arbeiten aus Jade finden sich her. Dabei entdeckt Miguel auch einen goldenen Reif, der sich womöglich als Krone für Drakosa eignen würde. Ganze Truhen voller Goldmünzen standen hier, welche wohl auch in der wahren Welt durchaus als Zahlungsmittel gelten, aber nicht den Wert wie in seiner Heimat besitzen. Zu seiner Verwunderung findet er auch Kisten voll mit Kakaobohnen, die wie Miguel bereits herausgefunden hatte, ein noch weit verbreiteteres Zahlungsmittel waren.



Mit glänzeden Augen mustert Felliped die Schätze, wobei er eine Hand durch die Münzen gleiten lässt.


Dennoch wagt er es nicht etwas davon einzustecken, ist die Furcht vor Drakosas Zorn doch zu groß. Vielleicht würde er sie ja belohnen, wenn er mit dem dargebrachten Fund zufrieden war. Die weibliche Schlange indes, bleibt inmitten der Schatzkammer stehen und neigt ihr Haupt. "Dann soll der Kronschatz nun euch gehören. Hoffentlich vermag er die Gier eures Hauptmannes zumindest für den Moment stillen." dann schweigt sie und wartet ab.
 1. Huey Tlatoani (http://de.wikipedia.org/wiki/Tlatoani)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 18.07.2014, 15:35:43
Die Gattin des Regenten! Wie hätte Miguel das ahnen sollen! Er hat sie eher für eine Priesterin gehalten. Da ist freilich jeder Versuch, die für beide Seiten unangenehme Situation auch nur ein wenig freundlicher zu gestalten, zum Scheitern verurteilt. Wo man doch ihren Gatten vor seinem Volk gedemütigt, abgesetzt und dann auch noch in den Kerker geworfen hat.

Und falsch angeredet hat Miguel sie auch noch. Egal, wie offensichtlich weiblich sie ist, es scheint zu ihrem Titel dazu zu gehören, dies noch einmal ausdrücklich zu betonen.

"Es mir tut leid", stammelt er. "Das mit Eurem Gatten und auch dass ich habe gesagt falsch Eure Titel, ehrwürdige weibliche Schlange. Nicht Euch wollte kränken." Ihre Miene zeigt keinerlei Regung, keinerlei Hinweis darauf, ob sie wenigstens den zweiten Teil von Miguels Entschuldigung annimmt.

"In meiner Muttersprache, jedes Wort ist entweder männlich oder weiblich. La serpiente, die Schlange, ist weiblich. Immer. Nicht man es braucht hinzufügen." Auch dies scheint die Frau nicht im geringsten zu interessieren, also schweigt Miguel für den Rest des Weges.

Fast ist er erleichtert, als man endlich die Schatzkammer erreicht. Auch der erste Blick hinein erleichtert ihn: ja, das sollte doch eigentlich für den Anfang genug sein, oder? Da wird der Capitán sich nicht beklagen können!

Als Miguels Blick jedoch so über die Schätze gleitet und über die Mienen seiner beiden Kameraden—zumindest die von Fellíped trägt genau jenen Ausdruck, den Miguel befürchtet hat[1]—da überkommt ihn ein Schauder. Plötzlich friert er, dass ihm die Zähne klappern. Die Grabeskühle der Kellergewölbe—vor wenigen Augenblicken noch so willkommen!—lässt ihm nun die schweißnasse Kleidung eiskalt am Körper kleben.

Er schleudert die zierliche Statuette, die er wegen ihrer Kunstfertigkeit gerade bewundernd in die Hand genommen hat, angewidert von sich. Blut klebt an allem hier, an jeder einzelnen Münze. Und Fellíped steht da mit glänzenden Augen!

Alle drei sehen ihn an. Was nun? Jemand muss den Hauptmann holen, doch wer? Soll Miguel Fellíped schicken, damit er selbst ungestört mit Álvaro reden kann und mal so vorfühlen, was dieser von ihrer Situation hält? Aber Fellíped wird sich nicht trauen, allein durch den halben Palast zu marschieren, und wenn er Álvaro schickt, der es sich trauen würde, dann ist nichts gewonnen. Fellíped scheint ihm sowohl zu ängstlich als auch zu empfänglich für den Lockruf des Goldes, um zu einer wie auch immer gearteten Verschwörung oder als Mitanstifter einer Meuterei zu taugen. Andersherum ist es sicherlich auch keine gute Idee, wenn Miguel sich mit Álvaro auf den Weg macht und dabei Fellíped mit der schönen Dame allein lässt. Nein, das passt alles nichts.

Miguel kann natürlich auch einfach selbst gehen, aber traut er Fellíped und Álvaro allein mit dem Gold und der schönen Regentengattin? Eher nein. Ganz abgesehen davon, dass er sich nicht sicher ist, ob die Dame mit den beiden nicht allzu leicht fertig würde. Recht gehabt hat Miguel mit seiner Einschätzung, dass sie magisch begabt sei. Da hat er allein womöglich bessere Chancen, sich ihrer zu erwehren, wenn sie etwas Verzweifeltes versucht.

In Ermangelung einer optimalen Lösung kann er genausogut beide schicken und so wenigstens einige Augenblicke der Stille genießen, wenn auch unter dem eisigen Blick der Regentengattin. Gedacht, getan.

"Álvaro, Fellíped. Geht zu Capitán Drakosa und berichtet, was wir gefunden haben. Bittet um Anweisung, was damit nun geschehen soll. Auf! Je schneller ihr das erledigt, desto schneller kann alles in Barren eingeschmolzen werden, damit es danach 'gerecht' verteilt wird: ein Fünftel an die Auftraggeber, ein Fünftel an Cordell, ein Fünftel an die Offiziere, ein Fünftel in den Topf, um die nächste Expedition auszustatten, und das letzte Fünftel an den Rest der Mannschaft. Das seid ihr." Was er selbst ist, weiß Miguel nicht so recht.

Álvaro lacht bei Miguels Worten spöttisch auf, während Fellíped schon wieder besorgt aussieht. Dann machen sich die beiden auf den Weg und Miguel bleibt mit der weiblichen Schlange allein in der Schatzkammer zurück.

Eine Weile lang herrscht Schweigen. Dann räuspert Miguel sich und sagt: "Helft mich. Nicht ich weiß, was tun. Denn seht: wenn Capitán Drakosa erfährt, wer Ihr seid, er Euch wird lassen sperren zu Euren Gatten sofort. Wollt Ihr das? Wenn nicht, jetzt schnell Ihr müsst gehen. Den Palast verlassen. Dann wenigstens Euer Volk hat eine Herrscher noch. Ist das besser? Nicht es weiß. Kann sein dass der Hauptmann wird furchtbar böse, wenn niemand findet die Frau des Sprechers. Aber Ihr entscheidet. Wenn Ihr wollt gehen zu Eure Volk, ich nicht Euch werde aufhalten."

Kaum hat er die Worte ausgesprochen, da schaut er besorgt die magische Tür an.

"Nur die Tür, sie muss aufbleiben, oder Ihr mir gebt die Schlüssel. Kann jeder sie benutzen oder nur Ihr? Rasch, sagt mir, und entscheidet Euch was tun, bevor kommt der Hauptmann!"

Seine ganze Verzweiflung bricht mit dem letzten Satz aus ihm heraus. Er weiß einfach nicht mehr aus noch ein. Auf fünf Jahre hat er sich der Legion verpflichtet! Das erschien ihm damals als angemessene Zeit, einen fremden Kontinent zu erforschen. Aber wie soll er das nun durchhalten? Sieben Monate sind erst geschafft und er dreht jetzt schon fast durch. Noch einmal viereinhalb Jahre lang sich ducken und tatenlos dem Morden und Malträtieren zusehen und dabei selbst zum Täter werden, das wird er niemals durchhalten. Und wenn doch, wenn er es durchsteht und überlebt, was für ein Mensch wird dann aus ihm geworden sein? Das wagt er sich nicht vorzustellen.

Und doch sieht er keinen Ausweg. Was kann ein Mann schon tun? Warum liegt es überhaupt an ihm, etwas zu tun? Er ist nur einer, die Eingeborenen sind viele. Warum tun sie nichts? Nicht, dass er es überleben würde, wenn sie sich doch endlich einmal dazu entschließen sollten, aber für einen kurzen Augenblick fragt er sich, ob das nicht besser wäre. Ganz abgesehen davon kann er sein Schicksal ja auch selbst in die Hand nehmen. Wenn er sich beim nächsten Kampf einfach nicht wehrt, dann wäre er auch endlich seiner misslichen Lage entkommen...

Doch den Gedanken verwirft er sogleich wieder. Zu sehr liebt er das Leben. Außerdem ist es der Ausweg eines Feiglings und als Feigling will er nicht sterben! Auch nicht, ohne seine Schuld gesühnt zu haben!

Die Regentengattin hat seine Frage noch immer nicht beantwortet. Stattdessen scheint sie sein Mienenspiel zu studieren.

"Bitte", sagt Miguel. "Nicht uns bleibt viele Zeit. Entscheidet."
 1. Eigentlich hatte ich mir etwas mehr erhofft von meinem Plan, die Mienen der beiden beim Anblick des Goldes ganz genau zu beobachten, vielleicht hilft ein Sense Motive=22
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 29.07.2014, 16:47:37
Tatsächlich, da ist es ... die Gier, die Miguel bereits in den Augen so vieler Männer gesehen hat, auch bei Alvaro und Felliped erblickt er sie nun. Ein wirres Glitzern in den Augen, dass selbst Männer mit gutem Herzen zu schändlichsten Taten treibt. Vielleicht, irgendwo in seinem Herzen war auch bei Miguel dieses Verlangen? Mit nur einem Bruchteil dieses Goldes könnte er den Rest seines Lebens in Luxus schwelgen, ein großes Anwesen an der Küste kaufen und sich von hübschen Dienerinnen umgarnen lassen. Ebenso scheinen seine beiden Begleiter zu denken, doch die Furcht vor Drakosa bringt sie dazu nicht auch nur eine einzige Goldmünze einzustecken.[1]

Doch kaum dass Miguel seinen Befehl gesprochen hat, verschwinden die beiden auch schon ohne weitere Worte und lassen ihn mit der weiblichen Schlange, der Regentin von Tukan allein. Für einen langen Augenblick schaut sie den Mann unsicher an. "Treibt ihr ein grausames Spiel mit mir?" fragt sie noch, doch kann sie keine Lüge in den Worten erkennen.
Was trieb diesen Mann um? War er wie so viel ihre exotischen Schönheit verfallen.

Plötzlich tritt sie auf Migul zu und ehe er sich versieht gibt sie ihm einen Kuss auf die Wange. "Was auch immer euch umtreibt, ich danke euch. Ich werde nun gehen, mein Dank ist euch gewiss. Das Tor bleibt offen, sorgt euch nicht." dann entschwindet sie aus der Schatzkammer in die langen Gänge des Kellergewölbe, sicher würde sie einen Weg kennen hier ungesehen zu entkommen. Dabei scheint sie regelrecht über den kalten Boden zu schweben, ihr süßer Duft verhaftet noch für eine Weile in der Luft. Für einen Moment bangt Miguel ob das Tor nun zufällt, doch nichts geschieht ...

Und so bleibt Miguel schließlich mit seinen Sorgen und Gedanken allein in der oppulenten Schatzkammer zurück. Nun hatte er bereits zwei Mitglieden des Hofes zur Flucht verholfen, ja sie sogar regelrecht dazu angestachelt. Nun hieß es auf die Ankunft Drakosas zu warten, zu hoffen dass Alvaro und Felliped die weibliche Schlange dem Capitan gegenüber nicht erwähnen würden und dass das Gold ihn zumindest für den Moment zufrieden stellen würde.[2]
 1. Verzeih dass ich auf deinen Beobachtungsversuch zuvor nicht eingegangen bin, man kann nicht an allesdenken ^^
 2. Möchte dir hier noch die Gelegenheit für einen Post geben, falls dir nichts einfällt mach ich direkt weiter.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 29.07.2014, 22:19:29
"Et tu, Álvaro![1] Auch du schaust das fremde Gold an, als versprächest du dir davon das Paradies! Sind wir Menschen wirklich so?"

Miguel seufzt, seiner letzten Hoffnung beraubt. Er fragt sich: "Bin ich wirklich so anders als sie? Wenn ja, warum? Oder lüg ich mir selbst in die Tasche?" Ganz genau sieht er sich noch einmal in der Schatzkammer um und versucht zu ergründen, was er dabei empfindet. Es bleibt dabei: ihm ist einfach nur kalt. Und schlecht. Korrigiere: zum Speien übel.

Luxus. Seltsames Wort. Tod aller Kunst. Ein Künstler, der im Luxus schwelgt, erschafft keine Kunst mehr! Faul und träge wird er dadurch, übersättigt und des Lebens satt!

Nein, der Anblick des Goldes lässt Miguel kalt. Ja, auch ihn treibt ein Hunger an, eine Gier, aber ein ganz anderer Hunger, eine ganz andere Gier! Der Hunger nämlich, ein Werk zu schaffen, das so schön, so kostbar, so ergreifend ist, dass es die Herzen der Menschen berührt wie kein zweites, ihr Empfinden emporhebt wie nie ein anderes zuvor, das ihre Träume zum Singen bringt, ihre Seelen erfüllt; ein Stück, das seinen Tod überdauern würde, das Platz fände in der Reihe unsterblicher Werke, das neben den Namen der ganz großen Flötisten bestünde; ein Lied, das den Menschen eine Ahnung des Göttlichen gäbe, einen Blick ins Paradies; Klänge, die Oghma selbst aufhorchen ließen—ein solches Werk zu erschaffen, davon träumt Miguel, dafür lebt er, das treibt ihn insgeheim an, obwohl er kaum atmen kann ob der Anmaßung dieser Ambition! So gut ist er nicht! Sein Talent, kaum reicht es, ein wenig auf der Flöte herumzupfeifen! Verblendeter als Don Quijote und zehntausendmal so lächerlich! Und doch lässt es ihn nicht los, dieser Traum, dieser Wahn, diese Sehnsucht nach den Sternen! Sollen doch andere vom Spatzen in der Hand reden!

Wie kann ein Mensch nur für Gold etwas ähnliches empfinden.

Er schüttelt den Kopf, als könne er diese wirren Gedanken hinausschütteln, die selten so unangebracht gewesen sind wie in seiner jetzigen Lage. Inzwischen stehen er und die weibliche Schlange allein beisammen. Erst sieht sie ihn an, als könne sie nicht fassen, was er da von sich gegeben hat, doch dann beschuldigt sie ihn, nur ein grausames Spiel mit ihr zu treiben. Miguel hebt abwehrend die Hände und protestiert:

"Nein! Nicht treibe kein Spiel mit Euch! Dios y diosa, ¡qué idéa!" Vor Entrüstung verfällt er in seine Muttersprache und wo er schon mal dabei ist, flucht er gleich weiter: "¡Ay de mí! ¿Qué estoy haciendo aquí? Debo de estar loco, completamente he perdido la razón. Miguel, ¡tu eres un imbécil! ¿Quieres morir? ¿Sí? ¿Quieres? Bueno, ¡continúa así!"[2]

Er hört erst auf zu fluchen, als die Frau des Regenten ihn auf die Wange küsst. Da verschlägt es ihm so schnell die Sprache, dass er sich verschluckt und in einem erstickten Keuchen endet. Bevor er aber auf irgendeine Weise reagieren kann, schwebt die Dame schon den Gang hinunter und ihm bleibt nichts, als ihr verwirrt hinterher zu blicken, wobei er mit der Rechten ungläubig seine Wange betastet. Auch ihre letzten Worte bewahrt er wie einen Schatz: Mein Dank ist Euch gewiss... Sorgt Euch nicht...

Dann fällt ihm ein, dass er besser mal wieder Luft holen sollte.

Doch egal, wieviel Luft er holt, ihm ist und bleibt flau, ganz schrecklich flau im Magen, wie er sich so in der nun leeren Schatzkammer umsieht. Wenn Fellíped und Álvaro Capitán Drakosa schon von der schönen Frau vorgeschwärmt haben, dann wird der Hauptmann sie sehen wollen! Und Miguel wird ihm nur sagen können: ach die? Die habe ich fortgeschickt, die muss hier irgendwo sein. Warum ich sie fortgeschickt habe? Sie wurde mir lästig, sie hat mich immer so böse angeschaut, die ganze Zeit hat sie mich angestarrt, als ob sie gleich Gift spucken wolle!

An der Gurgel wird der Hauptmann ihn packen und schütteln wie eine Ratte!

Fast ist Miguel erleichtert, als draußen im Gang sich schwer stampfende Schritte nähern.

Aus ist's gleich mit mir. Wenigstens gab's zum Abschied den Kuss einer schönen Frau. Nicht jeder Mann kann das von sich sagen. Schade, dass es nur die Wange war: auf den Mund hätte er mir gleich nochmal so gut geschmeckt! In keinem Epos, das ich kenne, benügt der Dichter sich je mit einem Kuss auf die Wange, um dem sterbenden Helden das Ende zu versüßen... Aber ach, das Leben ist kein Epos!"

Dann steht der Hauptmann auch schon vor ihm.
 1. © Shakespeare (http://en.wikipedia.org/wiki/Et_tu,_Brute%3F)
 2. 
Falls die Dame zufällig die Sprache spricht oder einen Sprachzauber aktiv hat, hier die Übersetzung (Anzeigen)

Und wenn nicht, hier der Eindruck: (Anzeigen)

Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 04.08.2014, 00:45:39
Hatte die weibliche Schlange Miguels Worte verstanden? Er konnte sich wirklich nicht sicher sein ... doch selbst wenn nicht, so schien sie die Sprache der Legionäre, die so bedrohlich in den Ohren vieler Mazticaner klang nicht einzuschüchtern. Wenngleich sie ohne weitere Worte einfach, verschwand ... doch der Kuss, die Berührung ihrer sanften Lippen schien weiter spürbar auf Miguels Wange zu bleiben.[1]

Diese Gedanken an Sanftheit und Schönheit verschwinden aber bald aus Miguels Kopf, als das laute Gestampfe beschlagener Stiefel erklingt. Nun beherrschen Angst und Panik sein Denken, noch ehe er sich wieder gefasst hatte tritt dann auch Drakosa in den Raum hinein. Da stand er nun, dieser brutale Hühne, ganz in Eisen gehüllt, sogar sein Gesicht. Dumpf erklingt seine Stimme durch den Helm aus er sich umsieht.

"Haha. Ja genau so habe ich es mir erhofft. Cordell wird zufrieden sein, ich bin zufrieden!" anders als bei seinen beiden Begleitern kann Miguel nicht auf das Gesicht des Capitan blicken, aber die Gier in seiner Stimme ist förmlich heraus zu hören. Ebenso gierig greifen seine Hände nach dem Gold, durchwühlen unter grässlichem Lachen die Schatztruhen. Da ergreifen seine Finger auch den güldenen Stirnreif, den Miguel schon entdeckt hatte.

Mit einer schnellen Bewegung streift er seinen Helm ab, schmeißt diesen achtlos zu Boden und setzt sich den Reif auf. Nun sieht Miguel auch warum der Hauptmann sich derart maskiert, er glaubt noch nie zuvor sein Gesicht gesehen zu haben. Von sich aus waren die Züge Drakosas bereits hart und grobschlächtig, aber eine breite Narbe ging quer über sein Gesicht, welches nur noch über einen stummeligen Rest von Nase verfügte.

"Bist ja doch gar nicht so ein Taugenichts Miguel. Nun sag schon, sehe ich jetzt nicht wahrhaft königlich aus? Haha, der neue König von Tukan. Ein Zepter brauch ich auch noch!" wobei er dreckig und kehlig weiter lacht. "Ich würde sagen ihr drei Waschlappen könnt direkt einmal vor dem neuen König niederknien!"

Doch ob nun mit güldenem Stirnhaupt oder ohne ... an Drakosa war nichts Edles oder Königliches. Dem verehrter Sprecher oder seiner Frau hätte dieser Reif sicher gut gestanden, aber nicht einem so derben Soldaten, womöglich früher nichts weiter als ein einfacher Straßenräuber, wenn Miguel den Gerüchten glauben schenken durfte.

Zumindest jedoch war Drakosa einstweilen zufrieden mit dem Goldfund und schien auch weder nach Meztli noch nach der weiblichen Schlange zu fragen. Miguel blieb zu hoffen, dass seine beiden Gefährten sie unerwähnt gelassen haben, wissend dass es besser war schöne Frauen vor dem Hauptmann zu verstecken. Jedoch kann Miguel den beiden ansehen, dass das Verschwinden der Frau ihnen nicht entgangen ist und sie sicherlich mit großer Sorge erfüllt. Miguels Schicksal mochte jetzt davon abhängen ob sie aus Furcht ihren Begleiter verraten würden. Vorerst gehen sie jedoch vor Drakosa auf die Knie und lassen kein weiteres Wort über ihre Lippen kommen.
 1. Finde es ganz wunderbar, wie die Linguistin in dir immer durchkommt :)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 04.08.2014, 03:40:27
Als der Hauptmann sich den Stirnreif aufsetzt, bedauert Miguel die verpasste Gelegenheit: er hätte die weibliche Schlange rasch noch fragen sollen, wer diesen Reif normalerweise trägt, welche Symbolik da womöglich dahinter steckt. Lachen tät er, wenn es der Reif für jungfräuliche Prinzessinnen wäre! Natürlich ist ihm nicht zu Lachen zumute. Galgenhumor, er beginnt ihn zu verstehen.

Bei den letzten Worten des Hauptmanns geht Miguel ohne Zögern auf die Knie.

"König Drakosa der erste, lang möge er leben! Mögen seine Feinde vor ihm erzittern! Möge er unbesiegt bleiben und uns immer wieder zum Sieg führen! Hoch lebe König Drakosa!"[1]

Mehr bringt er nicht hervor. Sein Mund ist auf einmal so trocken, fühlt sich dabei so klebrig an, dass die Zunge sich kaum vom Gaumen löst. Hoffentlich hat er mit seinen Worten nicht übertrieben.

Während der Hauptmann herrschaftlich über die drei Knieenden hinweg und noch einmal über die Schätze schaut, sucht Miguel beschwörend den Blick von Fellíped und Álvaro. Por favor, formen seine Lippen. Por favor. Bitte, liefert mich nicht ans Messer!

Dann wartet er, wie dem Hauptmann seine Huldigungen gefallen.

Und wie er so wartet, der Tür und dem Gang zugewandt, sieht er vor seinem inneren Auge eine zarte Gestalt davonschweben, sich noch einmal nach ihm umblickend, ihm ein letztes Lächeln schenkend, einen letzten Kuss hinüberhauchend, bevor sie seinen Blicken entschwindet.

Er schluckt. Das kann nicht wahr sein. Das darf nicht wahr sein. So etwas passiert doch nur anderen Männern. Nicht ihm. Ganz sicher nicht ihm.

Oh Schicksal, oh heitere Tymora, was treibst du für ein Spiel mit mir? Sieh, hier knie ich vor dir, ich ergebe mich! Tritt mich nicht weiter in den Staub, wo ich doch längst zu deinen Füßen lieg!

Miguel, sag, bist du von Sinnen? So viele hübsche Mädchen hast du daheim schon getroffen und sie haben sich dir an den Hals geworfen. Da wäre doch etwas dabei gewesen, warum hast du nie... warum ausgerechnet jetzt... warum ausgerechnet... die Herrscherin von Tukan?


[2]
 1. Bluff = 20
 2. P.S. Danke! Aber keine Sorge, wenn Miguel erst einmal mit der Gruppe unterwegs ist, werde ich das mit dem spanischen Satzbau seiner nexalanischen Dialogzeilen so nach und nach zurückfahren, um zu zeigen, wie er sich durch den Kontakt und ihre Hilfe verbessert (und damit es auf die Dauer nicht zu nervig wird...)  :wink:
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 06.08.2014, 00:29:39
"Hoch lebe König Drakosa!" stimmen Alvaro und Felliped in den Ruf Miguels ein und dem Hauptmann scheint die Huldigung sehr zu gefallen. "Genug jetzt, hoch mit euch." herrscht er sie nach einer Weile schließlich an "Es gibt noch mehr als genug zu tun ... Miguel such dir ein Zimmer, setzt dich in die Gärten, ist mir einerlei was du treibst. Nun liegt es an den echten Soldaten hier Entscheidungen zu treffen. Ich komme auf dich zurück, wenn ich deine Dienste erneut brauche." dann ging er herüber zu Alvaro und Felliped.

"Und ihr beide werdet hier vorerst die Schätze bewachen, bis wir einen Schmelzofen gefunden haben um diesen ganzen Tand hier zu Barren und Münzen zu pressen." woraufhin beide vor dem Hauptmann salutieren. Diese verabschiedet sich ohne weitere Worte, den Eisenhelm unter den Arm geklemmt, den Stirnreif noch immer auf seinem abstoßenden Haupt.

Miguel konnte vorerst ausatmen. Der Hauptmann schien für den Augenblick zufrieden und hatte Miguel entlassen, schon fällt sein Blick auf das offene Tor der Schatzkammer, von wo noch immer Drakosas Stiefel herüberhallen. Da packt ihn der junge Alvaro plötzlich unsanft am Arm und zieht ihn heran.

"Miguel. Wo ist die Frau? Die war doch sicher irgendwie wichtig hier am Hof. Wenn Drakosa ... "
Alvaro lässt den Satz unvollendet, er schluckt einfach nur schwer und blickt Miguel flehend, ängstlich an.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 06.08.2014, 00:50:15
"Die Schatzmeisterin war sie," sagt Miguel rasch, was ja auch nur halb gelogen ist. "Und deshalb wird sie nun ja auch nicht mehr gebraucht, nicht wahr? Wo die Schätze nun unserem 'König' Drakosa gehören!"

Dann schluckt auch er. "Versteh doch, Álvaro. Sie war zu schön! Fellíped hat es selbst gesagt! Kannst du dir nicht vorstellen, wie man sie... also was der Hauptmann mit ihr... wie er... und hinterher dann, wenn er mit ihr durch ist: weitergereicht hätt er sie! Einmal durch die Reihe! Wird dir nicht auch ganz schlecht bei dem Gedanken? Oh, wie oft hab ich das mit ansehen oder anhören müssen und hab nur dagestanden und nichts getan! Aber diese eine Frau, und wenn's nur diese eine ist: die konnt ich ihm nicht lassen! Sie war zu schön, verstehst du nicht?

Aber sagt, ihr beiden, ihr habt ihm doch noch nicht von ihr erzählt, oder? Das dürft ihr nicht, er wird sie suchen lassen. Der Schatzmeister hat uns die Tür geöffnet und dann hab ich ihn fortgeschickt, weil er hier nichts mehr verloren hat—mehr braucht der Hauptmann nicht zu wissen. Ja? Solang wir drei uns einig sind, solang kann keiner wissen, dass es nicht so war, solang wird alles gut!

Álvaro, Fellíped! Ich weiß, ihr seid gute Kerle! Ihr habt das Herz auf dem rechten Fleck. Sind wir uns einig? Oder liefert ihr mich aus?"[1]
 1. Diplomacy=21
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Felliped am 07.08.2014, 05:11:12
"Miguel tu cretino!" Felliped beginnt zu fluchen, seine Augen weiten sich erneut vor Angst. Miguel hatte die weibliche Schlange tatsächlich ziehen lassen! Doch packt ihn schon der junge Alvaro und beruhigt ihn ... nicht dass Drakosa noch direkt auf dem Absatz kehrt macht und dem Gebrüll nachgeht.

Doch mit seiner Silberzunge schafft es der junge Barde die beiden wohl weitesgehend für sich einzunehmen und auch Felliped wirkt gefasster als er spricht. "Oh Miguel, bei allen guten Göttern. Ich versteh dich ja ... und mit Drakosa hast du ja auch recht. Dennoch ist mir nicht wohl bei der ganzen Sache. Wir haben Drakosa nichts erzählt und nach diesem Meztli hat er nicht weiter gefragt. Aber wenn das irgendwie rauskommt, dann lässt der an uns allen ein Exempel statuieren. Erst erschießen, dann hängt er uns auf, damit alle es sehen!"

Da mischt sich Alvaro wieder ein, der junge Krieger der stets seinen Morion auf dem Kopf hat "Das war sehr eigenmächtig was du da getan hast. Und du hast uns beide ohne unser Wissen da einfach mit reingezogen. Aber dennoch hast du das Richtige getan." der junge Bursche lächelt verschmitzt "Wir werden dich nicht ans Messer liefern Miguel, nicht an so ein Schwein wie Drakosa. Du sagst es selbst, wenn wir alle dichthalten wird niemand davon erfahren. Aber falls doch ... " nun verdüstert sich sein Gesicht "falls der Hauptmann davon irgendwie Wind bekommt und die Wahrheit aus mir mit brennendem Eisen herausholen will, dann kann ich dir nicht versprechen ob ich auch weiter den Mund halte."

Doch da verschwindet die Düsternis wieder aus Alvaros Gesicht und das verschmitzte Lächeln zeigt sich erneut. "Aber lass uns davon mal nicht ausgehen, wir haben uns nun  etwas Ruhe verdient. Ich und Felliped wachen nun über die Schätze hier und genießen die Kühle hier unten. Du geh ruhig auf das Zimmer dass du uns beschafft hast, oder tu was dir beliebt. Es herrscht kein böses Blut zwischen uns."[1]

Während Alvaro jedoch sehr zuversichtlich wirkt, ist Felliped immer noch eine gewisse Anspannung anzusehen ..
 1. Hier wäre also eine gute Stelle wo du dich der Dichtkunst widmen könntest :)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 07.08.2014, 09:00:18
Miguel sieht Fellíped und Álvaro betroffen an. Das hat er gar nicht so bedacht, dass er die beiden da so arg mit hineinzieht, obwohl es im Nachhinein völlig offensichtlich ist. Warum denkt er bloß nie richtig nach, bevor er etwas tut?

"Tut mir leid", sagt er geknickt. "Ich konnt nicht anders. Ihr habt was gut bei mir! Und wenn Drakosa euch tatsächlich je 'peinlich' befragen lässt, dann sagt ihm alles, dann schiebt alles auf mich! Ich war's, ich bin an allem schuld. Mit etwas Glück lässt er dann nur an mir ein Exempel statuieren! Euch kann er eher brauchen als mich, euch hat er nicht so gefressen."

Mit einem letzten Schulterklopfen verabschiedet er sich von den beiden und begibt sich in Meztlis Kammer, wo er sich die noch immer klamme Kleidung auszieht und zum Trocknen ausbreitet, bevor er sich wäscht und sein Bettzeug auf einem der Teppiche ausbreitet. Ans Essen denkt er dabei gar nicht, obwohl es mittags auch schon nichts gab.

Doch kaum hat Miguel sich hingelegt, da springt er wieder auf, um rastlos in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen. Einen besinnlichen Augenblick lang verweilt er am Fenster, blickt hinaus auf die nächtlich stille Stadt, den noch stilleren See, genießt den balsamisch kühlen Hauch auf seiner fiebrig heißen Stirn, aber ach, es nutzt nichts! Das sieht man schon an der Zahl der Adjektive, die er braucht, um sich selbst in diesem Augenblick zu beschreiben: besinnlich, nächtlich still, balsamisch kühl und fiebrig heiß! Und wie einsam und traurig der Mond ist, wie silbrig-zart sein Leuchten!

Miguel, hör schon auf, was bist du, ein Romanzenschreiber? Schäm dich!

Er setzt sich hin. Dann springt er auf. Er legt sich hin. Dann steht er auf. Ach, alle Gegenwehr, sie ist vergebens! Es hilft nichts, ein Gedicht muss her!

Und so kramt er Feder, Tinte und Notizblock hervor, entzündet eine Kerze, setzt sich an den Tisch und beginnt zu schreiben. Eigentlich ist er kein Dichter. Tanz und Flötenspiel und lustige Weisen sind sein Metier. Gedichte kann er wohl fein aufsagen, das ist sehr nützlich, das mögen die Frauen. Aber selber dichten! Ein Liebesgedicht! Schlimmer noch: ein Liebesgedicht, das man tatsächlich so meint, das man in sich spürt, bei dem das Antlitz der Verehrten einem nicht aus dem Sinn geht!

Seine früheren Dichtversuche endeten jedesmal gleich: mit einem riesigen Haufen zerknüllten Papiers und keiner einzigen Zeile, die es wert war, laut aufgesagt zu werden. Heute nacht aber fließen ihm die Worte aus der Feder, kaum dass er hier und da mal eines durchstreichen und ersetzen muss.

Er hebt nur kurz nickend den Kopf, als irgendwann gegen später Álvaro und Fellíped hereinkommen, die offensichtlich auf ihrer Wache abgelöst worden sind. Wortkarg und erschöpft sinken sie auf ihre Betten; bald darauf schnarchen sie auch schon im Duett. Miguel streicht noch einmal zwei Worte durch. Ejemplos tristes, jawoll, das trifft's besser! Rasch überfliegt er ein letztes Mal, was nun auf dem Papier steht.


Soneto: A Cihuacóatl
"Estoy contino en lágrimas bañado,
rompiendo siempre el aire con sospiros,
y más me duele el no osar deciros
que he llegado por vos al tal estado;

que viéndome do estoy y en lo que he andado
por el camino estrecho de seguiros,
si me quiero tornar para hüiros,
desmayo, viendo atrás lo que he dejado;

y si quiero subir a la alta cumbre,
a cada paso espántanme en la vía
ejemplos tristes de los que han caído;

sobre todo, me falta ya la lumbre
de la esperanza, con que andar solía
por la oscura región de vuestro olvido."[1]


Dann versucht er—leise, um seine Kameraden nicht zu wecken—es aufzusagen. Er schliesst dazu die Augen und tritt vor sie hin, sie lächelt erwartungsvoll... er öffnet den Mund, holt tief Luft... und dann... flucht er. Bitte, was ist das? Oh Miguel, du liebestrunkener Reimverdreher! Das soll ein Gedicht sein? Ich fass es nicht!

Also rasch ein zweiter Versuch. Ne, ach, Miguel, komm' mir nicht so, du! Du Witzfigur, du trunkener Schenkendichter!

Auf ein drittes! Ja, sehr schön, Miguel—für einen Achtjährigen nicht schlecht! Üb' noch ein bisschen, ja, sei ein Schatz!

Frisch gewagt und auf ein letztes: Zu Hilfe! Miguel, oh du bedauernswerter Tropf, es ist hoffnungslos mit Dir!

Doch wie er so—haareraufend!—auf und ab geht, erkennt er das Problem und lacht laut heraus. Ja, wie soll das denn auch gehen? Er kann doch nicht vor sie hintreten und ein Sonett auf Chondathan aufsagen, der Zunge eines weißen Teufels! In ihrer Sprache muss er ihr all dies gestehen!

Also wieder ans Werk. Auch diesmal küsst ihn die Muse—auf Mund, Augen, Ohren, Nase, und einmal auch hauchzart von hinten auf den Hals. Doch leicht fällt's ihm dennoch nicht. Doppelt so lange braucht er dafür, und immer wieder muss er seine Notizen zur Grammatik und zum Wortschatz heranziehen. Das mit dem er und du, dem ich und mir, und auch mit den Adjektiven, das macht er beim Sprechen immer wieder falsch, das weiß er ja, doch jetzt, wenn er ganz genau darauf achtet, wenn er es wieder durchstreichen und korrigieren kann, jetzt, wo Oghma seine Hand und Gedanken zu lenken scheint, jetzt klappt es! So hofft er. So bittet er innig. Und so klingt das ganze nun, als er aufsteht und rezitiert:


An Cihuacóatl
"Ich bade in Tränen tag und nacht,
Mein Seufzen zerreißt die Stille,
Und je grausamer er mich plagt, desto weniger wag ich dir offenbaren,
dass dir allein diesen Zustand ich verdank;

Schau, wie eifrig ich dir folge
auf diesem schmalen Pfad;
Umkehr'n will ich, vor dir flieh'n,
Verzagt blick ich zurück, was hinter mir ich ließ;

Doch vor mir lockt der höchste Gipfel,
Auch wenn bei Schritt und Tritt mich schreckt der Anblick
all jener traurigen Gestalten, die hier bereits gescheitert sind;

Überhaupt, mir fehlt der Schein der Hoffnung,
Der den Weg mir weist in diesem dunklen Land,
wo du mich längst vergessen hast."[2]


Ja! Jetzt passt es. Jetzt lächelt sie. Balsam für seine geschundene Seele! Auch wenn es ihn lockt, ihr Lächeln, ihn neckt, ihn auf Distanz hält und dabei doch alles verspricht... so magisch, so unendlich geheimnisvoll! Gleich noch einmal, damit er es wiedersieht, ihr Lächeln, denn schon schwindet das Bild...

Noch besser, noch feuriger klingt's beim zweiten Mal. Natürlich ist's so kein Sonett mehr, aber klingen tut's fast besser! Warum? Erst weiß er's nicht. Dann meint er zu sehen: weil mein Herz, meine Liebe so wild, so ungestüm brennt, da passt kein Sonett dazu, kein enges Versmaß, kein vorgeschriebener Reim! Das muss wild, das muss stürmisch klingen, und dabei hoffnungslos!

Und um wie viel ergreifender die letzte Zeile klingt in ihrer Sprache, wo das Vergessen eine Tat, nicht ein Abstraktum ist![3] Auch duzt er sie hier, weil's sonst nicht passt. Was für ein Unsinn, die Angebetete mit Ihr und Euch anzureden, doch so will's die Form! Doch wenn man sich geküsst hat, ist's dann nicht Zeit, auf das Formelle zu verzichten? Sicher, wer nur aus der Ferne schmachtet, dem mag ein Euch genügen!

Ein drittes Mal sagt Miguel es noch auf, dann trifft ihn plötzlich etwas hartes in den Rücken. Álvaro hat einen Stiefel nach ihm geworfen.

"Jetzt gib endlich Ruh, du irrer Hund!" ruft Álvaro verzweifelt. "Da kriegt man ja kein Auge zu. Da wird's selbst mir zu bunt!"

Oh weh, selbst meine Kameraden reimen schon! Oder hab ich ihm die Worte im Mund umgedreht in meinem Taumel? Hat er es eigentlich ganz anders formuliert?

Ein letztes Mal sagt Miguel die Zeilen auf, ganz leise... doch vergebens: der Augenblick ist vorbei, sein Zauber entschwunden, und mit ihm das Bild ihres Lächelns. Schal und flach klingen die Worte, und schmecken tun sie wie Asche in seinem Mund.

Er legt sich schlafen. Über Tukan graut bereits der Morgen.
 1. © Garcilaso de la Vega, 1501 (?) bis 1536 === dichten mit perform (oratory) 24; rezitieren mit perform (oratory): 10 – 13 – 16 – 13
 2. Frei übersetzt von mir, wahrscheinlich mit diversen Fehlern, doch wen kümmert's! === übersetzen mit perform (oratory): 25; rezitieren mit perform (oratory): 24, 25, 22, 10)
 3. Im Original ist es in ein (abstraktes) Nomen verpackt: = por la oscura región de vuestro olvido = im dunklen Land(strich) Eures Vergessens; in meiner Übersetzung dagegen ein Verb.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 15.08.2014, 03:39:11
Als Miguel erwacht, scheint es bereits mittags zu sein, so hell strahlt die Sonne in sein Zimmer hinein. Trotz des späten Schlafes und der Träume von der weiblichen Schlange die ihn beschäftigt haben, fühlt er sich gut ausgeruht. Endlich eine Nacht unter einem Dach, noch dazu in einem Palast, auf einem richtigen Schlafplatz. Keine Hängematte in einem Schiff, kein provisorisches Lager im Regenwald, wie auf der langen Reise nach Tukan.

Als er sich umblickt, sieht er dass Alvaro und Felliped bereits fort sind. Sicherlich hatte man sie bereits für Wachdienste oder ähnliche Aufgaben herangezogen. Miguel indes wurde es wohl erlaubt weiter zu schlafen, war Drakosa wohl doch noch immer von seiner Untauglichkeit als Soldat überzeugt. Doch er würde früher oder später schon wieder auf seine Dienste zurück kommen. Ein erster Tag in Tukan lag nun bereits hinter ihm und es würde sich zeigen welche Auswirkungen Miguels Entscheidungen nun zeigen würden. Was hatte Meztli erreicht? Konnte die weibliche Schlange erfolgreich flüchten? Oder würden Miguels Tagen doch noch aufgedeckt werden und somit ihm und seinen Gefährten den Strang einbringen?
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Felliped am 15.08.2014, 03:46:52
Plötzlich klopft es an der Tür und Felliped tritt nach kurzer Zeit ein. In seinen Händen hält er einen Krug Wasser, dazu etwas Obst und einen Teller voll Maisbrot. "Hab ich mir doch gedacht, dass du gerade erst aufgestanden bist." Felliped selbst sieht man etwas die Müdigkeit an, nachdem Miguels Worte ihm ebenfalls etwas Schlaf gekostet haben. Noch immer sieht man etwas Unsicherheit und Angst in seinem Blick.

"Zieh dich an und iss etwas. Drakosa will dich sprechen sobald du bereit bist." Krug und Teller stellt der Legionär direkt neben Miguels Schlafstätte, ehe er wieder durch die Tür entschwindet. "Wir erwarten dich im Thronsaal, du wirst ihn nicht verfehlen können. Frag zur Not einen der Eingeborenen." hatte Felliped vielleicht etwa doch geredet und Miguel nun seine Henkersmahlzeit überreicht? Womöglich wäre selbst das zu viel der Gnade für Drakosa.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 15.08.2014, 12:58:00
Als Miguel aufwacht, dreht er sich gleich noch einmal um und schließt die Augen. Zu schön ist sein letzter Traum gewesen. Sie hat neben ihm gelegen und sich ganz eng an ihn geschmiegt und dabei sacht, oh so sacht, seine Brust gestreichelt.

Ein lautes Klopfen schreckt ihn hoch, doch als Miguel das Essen sieht, zögert er nicht lange. Ausgehungert stürzt er sich darauf, kaum dass Zeit für ein dafür um so enthusiastischer klingendes "Danke!" bleibt. Er hat sein Frühstück jedoch erst halb verzehrt, als ihm der Appetit wieder vergeht. Der Hauptmann will ihn sehen, sofort, im 'Thronsaal'. Eigentlich hat Miguel auf ein paar Tage Ruhe gehofft. So klang das gestern in der Schatzkammer.

Wieso braucht er mich so schnell wieder? Da ist doch etwas vorgefallen!

Doch was? Hat Fellíped aus lauter Angst gestanden? Flieht er deshalb gleich wieder aus dem Zimmer, kaum ohne einen Blick? 'Wir erwarten dich im Thronsaal...' Dieses 'wir' stört Miguel. Als ob Fellíped sich ganz zum Hauptmann gesellt in dessen Ansinnen. Oder ist Meztli erwischt worden? Cihuacóatl? Oder hat Meztli es tatsächlich geschafft, das Tempelgold zu verstecken, und Drakosa glaubt ihnen aber die Täuschung nicht und sucht jetzt danach?

Und wie wird der selbsternannte König von Tukan wohl nach dem verschwundenen Tempelgold suchen? Indem er alle foltern lässt, von denen er denkt, sie könnten etwas wissen. Und wen braucht er wohl, um die unter höchsten Qualen hervorgepressten Worte der Unglücklichen zu übersetzen? Mich!

Bei dem Gedanken wird Miguel so schlecht, dass er sein Frühstück um ein Haar wieder erbricht. Nur mit höchster Willensanstrengung kann er es unten behalten.

Oh Miguel, du elendsdummer Tropf![1] Daran hast du gar nicht gedacht, nicht wahr? Helfen wolltest du, dabei hast du alles nur noch schlimmer gemacht!

In fliegender Hast zieht er sich an, mitsamt Kettenhemd und Munitionsgürtel. Den Kokosfaserhut lässt er liegen, die Flöte ebenfalls. Dolch und Pistole steckt er in den Gürtel. Dann eilt er durch die Gänge, dem Thronsaal entgegen. Um soldatische Haltung bemüht er sich und soldatischen Blick.

Dann tritt er ein, durchquert den Saal in langen Schritten und lässt sich vor Drakosa nach zackig-militärischem Gruß auf ein Knie hinab. "Mein König", sagt er. "Ihr habt gerufen?"
 1. Das Wort Tropf lässt mich einfach nicht mehr los. Zu schön... :wink:
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 21.08.2014, 18:06:16
Der Thronsaal des verehrten Sprechers ist eine gewaltige Halle, die teils zu den Seiten hin geöffnet ist, wo es hinaus in die prächtigen Gärten geht. Hohe Säulen tragen das Dach und zwei gewaltige Statuen flankieren den Eingang. Ihre Form ist teils recht verwittert, was wohl anzeigt dass sie seit sehr langer Zeit hier stehen müssen.



Die Halle welche sonst gefüllt ist mit Höflingen, Besuchern und Bittstellern ist aber nun weitesgehend leer und wirkt ob ihrer Größe darum noch bedrückender. Auf einer erhöhten Plattform am Ende der Halle hat Drakosa mit seinen wichtigsten Offizieren Platz genommen, Musketenschützen und einige Männer der Adlergarde bewachen ihn. Der Hauptmann und selbsternannte König von Tukan trägt noch die meisten Teile seiner Rüstung, jedoch nicht die einschüchternde Eisenmaske sondern den von Miguel beschaffenen Goldreif auf dem hässlichen Kopf.

Der bullige Mann windet sich scheinbar schon in Vorfreude auf dem großen steinernen Thron als er Miguel herannahen sieht. "Da ist ja endlich Miguel, unsere Silberzunge und Langschläfer." ernst blickend stehen Felliped und Alvaro links und rechts neben dem Thron "Ich kann dich zwar noch immer nicht leiden, aber ich muss dir lassen dass du gestern gute Arbeit geleistet hast. Wer weiß schon wie lange wir ohne deine Hilfe in diesen Hallen nach dem Kronschatz gesucht hätten. Ich möchte dass du deine Arbeit fortführst. Meine Legionäre sind damit beschäftigt die Stadt zu sichern und wir haben nur etwa Einhundert Mann. Geh zu den Tempeln der Stadt, dass es dort ebenfalls viel Gold zu finden gibt, wissen wir ja seit Ulatos. Die Tempeldiener sollen all ihr Gold hier in den Palast schaffen, wie du das bewerkstelligst ist dir überlassen, aber ich werde dir wieder Alvaro und Felliped zur Seite stellen, um deiner Forderung Nachdruck zu verleihen."

Die beiden Männer treten vor und stellen sich salutierend und ernst an Miguels Seite auf.
"Am Ende des Tages sollen sich die Schätze in dieser Halle türmen. Und nun weggetreten!"[1]
 1. Verzeih, ich habe es gestern doch nicht mehr geschafft :)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 21.08.2014, 20:27:42
"Wie Ihr befehlt, mein König", sagt Miguel, doch als er aufsteht, schwankt er.

So, ich soll mir mein Grab also selbst schaufeln. Den Platz dafür habe ich mir ja gestern schon ausgesucht.

Und nicht nur das, sondern er hat Álvaro und Fellíped zu allem Überfluss mit hineingezogen; die beiden ahnen ja noch gar nicht, wie tief. Das heißt, wenn Meztli tatsächlich etwas unternommen hat...

"Verzeiht, mein König, aber seid Ihr sicher, dass Ihr die beiden entbehren könnt?" Miguel muss lauter sprechen, als ihm lieb ist, damit seine Worte den Hauptmann da oben am Ende der Treppe auch erreichen. "Es sind feine Soldaten, die anders als ich zu richtiger Arbeit taugen. Lasst mich diesen Botengang ruhig allein tun. Wenn es nur halb so leicht wird wie gestern, habt Ihr Euer Gold am Abend hier liegen. Die Eingeborenen haben mir—wie nach unserer Demonstration auf dem Marktplatz zu erwarten war—keinerlei Schwierigkeiten gemacht. Ich trau mir das zu."

Vielleicht kann Miguel als letzte Tat auf Erden wenigstens noch zwei Leben retten, so wie er zwei vernichtet hat. Gerechnet wie ein Kaufmann! Und doch ernst gemeint...

Miguel wagt kaum zu atmen, während er auf die Antwort des Hauptmanns wartet.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 22.08.2014, 14:12:13
Drakosa runzelt etwas die Stirn als Miguel laut zu ihm herauf ruftund scheint für einen Augenblick zu überlegen "Willst mir wohl beweisen dass du was kannst  heh? Na mir soll es recht sein, dann bleiben die beiden eben halt hier. Glaub aber ja nicht, dass ich sie dir hinterher schicke, wenn du in Schwierigkeiten gerätst.  Wenn dir irgendwelche von diesen Wilden ein Messer in die Rippen rammen, nur weil du Drakosa etwas beweisen wolltest, dann hast du dir das ganz allein zuzuschreiben. Nun geh und verschwende meine Zeit nicht."

Woraufhin Drakosa die beiden Männer an Miguels Seite wieder zu sich winkt. Felliped und Alvaro nehmen erneut Aufstellung links und rechts des steinernen Throns. Zwar wissen sie nicht, mit welchen Worten Meztli fortgeschickt wurde, dennoch blicken sie Miguel flehentlich an. 'Still Drakosas Hunger nach Gold, auf dass er nie nach der weiblichen Schlange fragen möge.' scheinen ihre Augen zu sagen.

Nun war Miguel auf sich allein gestellt ... in einer Stadt dessen Bewohner ihn wohl gleichermaßen hassten wie fürchteten, regiert von einem Tyrannen welcher Miguel ohne Zweifel hinrichten würde, käme die Wahrheit über seine Taten ans Licht. Welche Hoffnung blieb ihm das Blatt noch zu wenden? Sein Schicksal hing am seidenen Faden ...
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 22.08.2014, 21:24:47
Miguel begegnet den Blicken seiner Kameraden kurz, wobei ein gequält-spöttisches Lächeln über sein Gesicht zuckt. Er wendet sich ab und verlässt den Thronsaal wie ein Schlafwandler, kaum dass er genug von seiner Umgebung wahrnimmt, um Kollisionen mit Menschen, Säulen oder Türrahmen zu vermeiden.

Ein halber Tag Galgenfrist. Was soll er nur tun? Zum nächsten Tempel gehen, ja, aber was, wenn dort kein Gold ist? Und im nächsten Tempel auch nicht, was soll er dann tun? Er geht seine Möglichkeiten durch.

Flucht. Doch wohin? Noch wichtiger zunächst: wie? Die Stadt ist dicht. Über den See? Oder versuchen, zwischen den Wachen durchzuschleichen, gleich nach Einbruch der Dunkelheit? Oder noch bei Tag dreist hindurchmarschieren und behaupten, er sei im Auftrag des Hauptmanns unterwegs?

Oder sich auf seine Überredungskünste verlassen? Miguel spielt die Szene in seinem Kopf durch: wie er heute abend mit leeren Händen vor "König" Drakosa tritt und ihm erklärt, dass die Einwohner von Tukan—einer Stadt, von deren fantastischen Goldschätzen man sich im fernen Ulatos noch erzählt—dass also ausgerechnet in dieser goldenen Stadt die Menschen ihren Göttern kein Gold opfern...

Niemals wird Drakosa ihm das abkaufen. Eher wird er Miguel verdächtigen, das Gold für sich selbst auf die Seite geschafft zu haben, mithilfe der "Wilden", die ihm ja offenbar lieber als die eigenen Leuten seien! (Und Miguels Bitte, den "Botengang" allein erledigen zu dürfen, muss im Nachhinein als Beweis für eben dieses Vorhaben erscheinen.)

Im Grunde macht es keinen Unterschied, ob Drakosa Miguel daraufhin foltern lässt, um die Wahrheit aus ihm herauszubringen, oder ob sich Miguels andere Alptraumszene abspielen wird: dass er den Übersetzer spielen muss, während Eingeborene gequält werden...

Es bleibt also nur die Flucht!

Und damit ist Miguel wieder bei der Frage angelangt: selbst wenn diese gelingt, was dann? Wohin kann er sich wenden, wie in der Wildnis ohne Hilfe überleben? Wäre dies ein normaler Krieg, könnte er zur Gegenseite überlaufen und dort sein Leben mit dem Wissen erkaufen, das er über die Seinen besitzt. Aber hier gibt es ja keine richtige Gegenseite, niemanden, der etwas gegen den Feind unternimmt, der mit Miguels Hilfe oder Information etwas anzufangen wüsste!

Während dieser Überlegungen hat Miguel Meztlis Zimmer erreicht. Hier erlaubt er sich, mit dem Rücken zur Wand zu Boden zu sinken und für einen kurzen Augenblick das Gesicht in seinen Händen zu verbergen und sich nicht zu regen. Nichts mehr zu denken. Nichts mehr zu fühlen. Einfach nur zu atmen. Zu sein.

Frei von dem Zwang, eine Entscheidung zu fällen.

Dann erhebt er sich wieder und geht zum Tisch hinüber. Er reißt eine Seite aus seinem Notizbuch. Feder und Tintenfass stehen noch von gestern nacht bereit. Die Vorderseite adressiert er mit:

Zu Händen Hauptmann Drakosas, dringend!

Dann dreht er den Zettel um und schreibt: "Ich, Miguel García Montés, gestehe hiermit, am *Datum*[1] von der Legion desertiert zu sein. Niemand hat mir dabei geholfen und ich habe niemanden von meinen Plänen in Kenntnis gesetzt. Meine Gründe dafür sind die folgenden: dass ich es mit meinem Gewissen und meinem Glauben nicht mehr vereinen kann, an dieser Eroberung teilzuhaben, die eigentlich keine Eroberung ist, sondern ein sinnloses Abschlachten. Keine Ehre liegt in diesen Kämpfen! Die Grausamkeiten, die der Bevölkerung angetan werden, übersteigen jedes Maß und jede Notwendigkeit. Und wofür das alles? Für Gold! Die Götter mögen es verfluchen. Ersticken sollt Ihr an Eurem Gold! In eine Hölle einfahren, in der alles aus Gold ist: die Streckbank, die Handschellen, die Folterwerkzeuge. Ich jedenfalls ertrag es nicht mehr, daran teilzuhaben, und suche mein Glück—oder meinen Tod—lieber in der Flucht, in der Wildnis, in der Barmherzigkeit meiner Götter!

Miguel García Montés"


Er faltet den Zettel zusammen und versiegelt ihn mit Kerzenwachs. Dann steckt er ihn ein. Er überlegt kurz. Dann steckt er auch das Notizbuch, in dem er sein Gedicht aufgeschrieben hat, ein. Die Flöte kommt ebenso wieder um den Hals und der Kokosfaserhut auf den Kopf.

So, und jetzt will er erst einmal schauen, wie es in den nächstgelegenen Tempeln aussieht. Vielleicht braucht er den Brief ja gar nicht. Wenn das Gold jedoch fort ist, dann wird er nur rasch seine Sachen hier holen und, mit der Dunkelheit, die in diesem Land ja so plötzlich, so fast ohne Dämmerung kommt, aus dem Palast verschwinden, gleich hier durchs Fenster und dann...

Dann wird er weitersehen.

Und er lenkt seine Schritte zum Ausgang. Zielstrebig. Aufrecht. Ein entschlosser Ausdruck im Gesicht. Ein ganz gewöhnlicher Legionär auf einem ganz gewöhnlichen Botengang.

Sobald er ins Freie tritt, sieht er schon den ersten Tempel. Dieser ist gar nicht allzu weit entfernt. In der sengenden Mittagshitze stapft Miguel darauf zu.
 1. 11. Eleasis, 1362 nach Taliser Zeitrechnung
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 25.08.2014, 13:25:45
Der erste Tempel den Miguel erspäht ist sogleich die große Pyramide des Quotal. Es ist der mit Abstand größte und wichtigste Tempel der Stadt, welcher alle anderen Gebäude überragt und somit von nahezu jeder Stelle der Stadt aus sichtbar ist. Wenn eine Chance bestand Meztli zu finden, oder zumindest seine Spur wieder aufzunehmen, dann war es sicherlich hier.



Und so verlässt Miguel die für ihn so bedrückenden Palastanlagen des verehrten Sprechers, die sich nahe an das Wasser des See schmiegen und nähert sich dem Tempelviertel, welches sich direkt nebem dem Markplatz befindet, wo noch gestern das schreckliche Massaker geschah.

Die Straßen der sicherlich einst so geschächtigen und lebendingen Stadt sind merkwürdig leer und ruhig. Die Leute scheinen sich einstweilen in ihr Häuser zu verkriechen und der Dinge zu harren die da kommen. Einzig hier und da begegnet er einer kleinen Gruppe Legionäre oder Adlergardisten, hier und dort ein paar Passanten die von einem Ort zum anderen huschen.

Schließlich nähert er sich der Pyramide des Quotal. Ein wunderschöner Tempel, der mit prächtigen Farben bemalt ist. Miguel weiß noch wenig über den Gott Quotal, doch nach allem was er erfahren hat, ist er kein blutgieriger Götze, der nach Menschenherzen verlangt, sondern ein friedfertiges Wesen, dass den Beinamen die gefiederte Schlange trägt und hier in Tukan besondere Verehrung erfährt. Somit gibt es auf der oberen Plattform auch keinen Opferaltar und keine Spuren alten Blutes laufen die Treppen hinunter.

Kaum jedoch dass er einen Fuß auf die Stufen setzt um den Tempel zu erklimmen, da eilt ihm auch schon eine junge Frau in einer einfachen weißen Kutte entgegen, das dunkle Haar mit zahlreichen Federn verziert. Sie neigt demütig das Haupt, offenbar ist ihr klar, dass die Ankunft eines Legionärs nichts Gutes bedeuten kann. "Herr ... was kann diese einfache Dienerin der gefiederten Schlange für euch tun?" fragt sie auf Nexalan, den Blick auf Miguels Stiefel gerichtet.
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 25.08.2014, 14:23:17
Miguel nimmt den Kokosfaserhut[1] ab und verneigt sich, obwohl die Geste an der Priesterin verloren ist, solange diese den Boden anstarrt.

"Ehrenwerte Dienerin der gefiederten Schlange", beginnt er. "Mein Anliegen ist einfach. Mir würde gefallen niederzuknien vor den Altar von Eure Gott Quotal und beten zu ihm, wenn ist gestattet für einen Fremden, zu tun dies. Vielleicht Ihr mir könnt erzählen etwas von Quotal? Denn seht, mich interessiere sehr für Eure Götter und Kultur und..."

Miguel bricht ab. Seine Worte klingen hohl in seinen Ohren. Warum ist er wirklich hier? Zweifelt er daran, dass Meztli etwas erreicht hat oder ist ihm nicht längst schon bewusst, was er oben finden wird—nämlich kein Gold? Aus einem Impuls heraus sagt er, was er in diesem Augenblick wirklich hier will.

"Nicht ich weiß ob werde überleben die kommende Nacht. Deshalb ich will schließen Frieden mit Eure Gott, wenn ihm gefällt. Quotal, was für eine Art von Gott er ist? Glaubt Ihr er wird vergeben die Sünden einem Menschen, der bereut ehrlich?"[2]
 1. BTW - Der Kokosfaserhut (aus Ulatos) ist mit einem geflochtenen Band verziert, die Panflöte (aus Dorf kurz vor Tukan) ebenfalls und der Beutel an Miguels Gürtel (dito) mit Federn; möglich wäre es, dass diese nicht nur zur Zierde sind, sondern irgendwas bedeuten, wovon Miguel natürlich keine Ahnung hätte. (Oder sie sind nur Zierde...)
 2. Diplomacy 24
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 29.08.2014, 16:42:44
Die junge Priesterin blickt erstaunt auf als sie Miguels Worte hört, offenbar berührt sie wirklich was sie hört. Miguels demütiges Auftreten und die Federn welcher er trägt tun wohl ihr übriges. "Was auch immer eure Sünden sein mögen, Quotal wird euch vergeben, wenn ihr ehrliche Reue empfindet und euch seiner annimmt." die Priesterin lädt Miguel mit einer Geste ein ihr die Stufen der Pyramide hinauf zu folgen und lächelt.

"Die gefiederte Schlange ist ein gütiger Gott. Er verabscheut Opfer wie sie Azul, Tezca oder vor allem Zaltec dargebracht werden. Er war einst einst mächtiger Gott, der bei den Itza des alten Payit große Verehrung genoss. Aber als die Menschen der wahren Welt vor langer Zeit begannen sich selbst den Göttern hinzugeben, da wandte er sich ab und verließ Maztica. Unter den grausamen Herrschern von Nexal wurde nun sein Bruder Zaltec zum mächtigsten Gott und die wahre Welt stürzte in ein dunkles Zeitalter. Doch an einigen Orten wurde die gefiederte Schlange weiter verehrt ... im fernen Payit und auch hier in Tukan, welches nie unter Nexals blutige Herrschaft fiel."

Schließlich haben Miguel und die junge Priesterin die oberste Plattform erreicht, das kleine Tempelgebäude dass sich dort befindet ist mit allerlei Schlangemotiven und Steinbildnissen verziert.[1] Von hier oben aus kann Miguel die gesamte Stadt Tukan überblicken und noch weit in die Ferne wo sich das Haus des Tezca endlos weit erstreckt. Eines bemerkt er jedoch auch sogleich ... keine der zu erwartenden Goldschätze sind hier oben zu finden, weder auf der Plattform noch innerhalb des kleinen Tempelgebäude.

Erneut wendet sich ihm die junge Priesterin zu "Doch es heißt, dass Quotal in einer Zeit größter Not zurück kehren und das Volk der wahren Welt in ein neues Zeitalter führen wird. Viele glauben dass mit der Ankunft von euch weißen Männern diese Zeit nun gekommen ist. Die Zeichen sind bereits da. In der Nacht der Klage, als Tezca verhüllt wurde ist Nexal der Vernichtung anheim gefallen. Vielleicht können sich die Menschen von Maztica nach Jahrhunderten unter Zaltecs blutiger Herrschaft endlich wieder befreien." vorsichtig und langsam legt die Priesterin ihre zarte Hand auf Miguels Brust "Ihr lasst mich hoffen, dass nicht alle von euch Weißen bösartige Teufel sind. Vielleicht können wir gemeinsam in dieses neue Zeitaler gehen."
 1. http://www.samaelgnosis.net/glosarios/quetzalcoatl.jpg (http://www.samaelgnosis.net/glosarios/quetzalcoatl.jpg)
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Miguel García Montés am 29.08.2014, 19:06:35
Miguel betrachtet die Hand auf seiner Brust, dann schweift sein Blick über die Plattform und das Tempelgebäude. Gequält lacht er auf.

"Gemeinsam. Wenn nicht mich hätte angestellt so dumm, dann vielleicht..."

Er nimmt vorsichtig die Hand der Priesterin, zieht sie von seiner Brust und hält sie noch einen kurzen Augenblick, bevor er loslässt.

"Die Weißen, die werden kommen morgen hierher, sie sich werden benehmen wie Teufel, weil finden kein Gold hier. Werden Euch machen Schmerzen, damit Ihr möget sagen, wo ist das Gold. Nur zwei ich kenne, die nicht sind böse wie das, aber sie haben viele Angst vor unserem Capitán und den anderen, und vor euch und eure Rache. Drei Männer nicht können ändern das Schicksal. Nur ihr es könnt ändern, ihr seid viele. Ihr selbst seid eure Hoffnung."

Nach diesen Worten betritt er das Tempelgebäude, sucht sich dort das größte Abbild Quotals heraus und kniet davor. Statt eines Gebetes, bei dem man seiner Gottheit zunächst für die empfangenen Gaben dankt und dann demütig um weitere bittet und dabei allerlei Versprechen macht—so hat es die Mutter ihm beigebracht, aber das fand er immer schon zu "kaufmännisch gedacht"—statt Quotal also einen solchen Handel anzubieten, öffnet Miguel einfach seine Seele ganz weit und versucht, die göttliche Präsenz dieses Ortes in seinem Herzen zu spüren.

"Ich glaube", sagt er zu der Priesterin, als diese leise hinter ihn tritt, "Euer Quotal und mein Oghma, wenn sie sich würden kennen, sich verstünden gut. Bestimmt wären Freunde. Sagt, zu Quotal, ihm gefällt Musik?"

Schon springt er auf und zückt die Flöte. Kaum, dass die Priesterin ihre Zustimmung genickt hat, beginnt er zu spielen. Nicht nur an Oghma und Quotal denkt er bei seinem Spiel, auch an den ehemaligen Besitzer der Flöte. Vielleicht lauscht dieser ja ebenfalls und erkennt, dass dieses Lied für ihn ist. Dass mit diesem Lied, Miguel ihn um Vergebung bittet.

Schon nach den ersten Tönen merkt Miguel, dass Oghma mit ihm ist.[1] Oghma will die Versöhnung. Oghma will, dass Quotal Miguels Spiel hört. Quotal soll hören, dass nicht alle Weißen böse sind, dass nicht alle seinem Volk Böses wollen, dass auch sie etwas von Schönheit und Freiheit verstehen, von Freundschaft und Lebensfreude. Und weil es ein Liebeslied ist, das Miguel als erstes in den Sinn kam, singt er dazu.[2] Seine Stimme ist heiser und zittert, aber dennoch ist sein Gesang erfüllt von Sehnsucht und Gottesfurcht.[3]

Und zwischen den beiden Strophen beginnt er zu tanzen. Mit Herz und Seele gibt er sich dem Tanz hin, dem Rausch, der Ekstase, für die ein Schamane erst irgendwelche Pilze einnehmen müsste oder geheimnisvolle Kräuter verbrennen.[4] Und dabei spielt Miguel auf seiner Rohrenflöte, kaum ohne Luft zu holen—holt er überhaupt Luft? Er weiß es selbst nicht; ihm schwindelt, aber trotzdem sieht er klar, trotzdem fehlt ihm nicht der Atem, weder zum Spiel noch zum Tanz—und dann wird sein Spiel noch etwas schneller, sein Tanz noch etwas wilder, und es klingt wie zwei Flöten und es scheint, als könne ein einzelner Tänzer nicht so durch den ganzen Raum wirbeln, dass er fast überall zugleich ist, und dann ist der letzte Ton verklungen und Miguel steht schwer atmend, mit roten Wangen und entrücktem Blick vor der Priesterin.

Eine Weile lang sagt er nichts, versucht nur, wieder zu Atem zu kommen. Dann fragt er:

"Wisst Ihr, ehrwürdige Dienerin der geflügelten Schlange, wo kann finden ich ein pipiltin jungen, der sich nennt Meztli?"
 1. perform (flutes) = 31 (natürliche 20!) :)
 2. An dieses Stück (http://www.youtube.com/watch?v=AN0Ca82UZzY) dachte ich.
 3. perform (sing) = 16
 4. perform (dance) = 30
Titel: Zwischenspiel: Unter dem goldenen Adler
Beitrag von: Eclipse am 29.09.2014, 15:22:15
Tatsächlich scheint Miguel bei seiner Vorführung die Gegenwart von Quotal und Oghma gleichermaßen zu spüren und die Priesterin blickt ihn voller Bewunderung ob des schönen Spiels an, offenbar hätte sie nie erwartet dass einer der weißen Eroberer zu solch einem Akt der Schönheit und der Musik in der Lage ist. Dennoch, kaum dass die Musik endet, erfasst die Sorge über die zuvor von Miguel gesprochenen Worte ihr Herz und ihr Lächeln verschwindet ...

"Ihr sucht Meztli? Dann wart ihr es also, der ihm gestattet hat zu gehen, um unsere Tempelschätze zu retten? Ja ich weiß wo er zu finden ist, gern bring ich euch zu ihm, er wird froh sein euch zu sehen. Auch wenn es mich schmerzt lasse ich den Tempel lieber unbewacht zurück, bevor eure Brüder komen um hier zu plündern und mir Gewalt an zu tun." mit diesen Worten beginnt die junge Priesterin der gefiederten Schlange die Treppen der Pyramide hinab zu steigen und bedeutet Miguel ihr zu folgen. Wohin auch immer Meztli sich nun befindet, was auch immer Miguel bei ihm zu erreichen erhofft.

Hier geht es für Miguel nun weiter ... (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=7971.90)