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Archiv => Archiv - Online-RPGs Pathfinder => Die düsteren Begleiter => Thema gestartet von: Sternenblut am 22.08.2014, 19:42:01

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.08.2014, 19:42:01
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8230.0;attach=11506;image)

[1]
Die Sommersonne schien warm auf die weiße Stadt Terendol und ihre Umgebung. Der Himmel war blau, der Wind sanft, verschiedene Vögel zogen ihre Bahnen durch die Lüfte, und in den Straßen der Hauptstadt begann allmählich das geschäftige Treiben.

Jurij

Jurij hatte Hauptmann Arsan aus dem Palastviertel ohne Probleme gefunden, und nach einer kurzen Prüfung eine Anstellung - zunächst - als Hilfswache erhalten. Nach einem Monat, so erklärte Arsan, würde er zu einer vollwertigen Gerichtswache der Hauptstadt werden.

Das war nun zwei Tage her. Seine neuen Kollegen nahmen ihn ebenso freundlich auf, wie er es auch sonst in diesem Land gewohnt war. Er ging mit einem Mann namens Reyka auf Patroullie, ein beeindruckender Hüne, der stets einen mächtigen Zweihänder an seiner Seite trug. Die kleineren Streitereien, mit denen Jurij und er in den ersten beiden Tagen zu tun hatten, endeten meist schon, wenn Reyka nur die Szene betrat; er wusste mit dem Eindruck, den er vermittelte, umzugehen.

Wenn sie unter sich waren, zeigte sich allerdings, dass Reyka alles andere als ein harter Soldat war: Er erzählte Jurij von seiner Frau Maica und seiner Tochter Lisbess, die gerade zwei Jahre alt geworden war. Das Leuchten in seinen Augen, wenn er von seinen "beiden Mädchen" sprach, zeigte deutlich, wie sehr er die beiden liebte. Am Ende des zweiten Tages verabschiedete sich Reyka sogar mit einer Einladung: Jurij solle doch in den nächsten Tagen einmal abends bei ihm vorbeischauen, dann würden sie gemeinsam mit der Familie essen.

Zurück in dem kleinen Zimmer, das er sich angemietet hatte - die Gaststätte hieß "Das Portal zum Himmel und zur Hölle", sein Zimmer war aber gänzlich irdisch -, legte er sich zunächst einmal in sein Bett. Die Betten in dieser Welt waren nicht gerade luxuriös, zumindest nicht die, die er kennengelernt hatte, aber es reichte für ihn.

So weit dies in einer fremden Welt möglich war, in die er durch unerklärliche Dimensionssprünge hineingelangt war, war er angekommen. Mit diesen wohligen Gedanken schlief er ein...

...und wurde am nächsten Morgen durch ein seltsames, gurgelndes Geräusch geweckt. Er schlug die Augen auf, noch zu müde, um zu verstehen, was gerade geschah. Doch dann kam der Adrenalinschub. Jemand war in seinem Zimmer!

Jurij sprang auf, die Augen nun weit geöffnet - und stolperte fast wieder zurück in sein Bett. Auf dem Boden vor seinem Zimmer lag ein Mann. Er sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, die Hände um die Klinge eines Schwerts gelegt, das ihm jemand mitten durch den Bauch gerammt hatte. Blut lief ihm an der Wange entlang, und hatte sich zu einer kleinen Lache neben seinem Kopf gesammelt.

Der Fremde trug eine beeindruckende schwarze Rüstung, einzelne Metallplatten, die übereinander geschichtet waren.  Er sah Jurij an, fast ruhig, als würde er sich auf seine letzten Momente vorbereiten.

Harry & Henry

Sie hatten Brückenstadt verlassen, endlich. Sie waren in den Nebel getreten, und dann... ja, was war dann geschehen? Es war anders als bei den vorherigen Sprüngen. Der Nebel schien sie gänzlich zu umschließen, bevor er sich wieder lichtete. Zuerst Henry, dann Harry, fand sich auf einer Wiese wieder, von wilden Blumen durchzogen. Mittelalterliche Bauernhäuser waren in der Ferne zu sehen, und Vieh, das weidete. In einer anderen Richtung lag eine Straße, keine hundert Schritt von den beiden entfernt. Denn, ja, es hatte geklappt: Die Brücke hatte sie nach der kurzen Trennung wieder zusammengeführt! Hier standen sie, keine zwei Meter voneinander entfernt, und eine warme, angenehme Sonne schien auf sie herab.

Die Straße, befestigt mit Pflastersteinen, führte zu einer Stadt, umgeben von einer vielleicht drei Meter hohen, weiß strahlenden Mauer. Dahinter ragten ebenso weiße Gebäude auf. Das Tor zur Stadt war höchstens eine Meile von den beiden entfernt.

Als sich die beiden weiter umsahen, einmal um sich selbst drehten, fiel ihnen ein Mann auf, der keine zwanzig Meter entfernt in der Wiese hinter ihnen stand. Er war um die 25 Jahre alt, mit kurz geschnittenen, glatten schwarzen Haaren, die zu einem strengen Seitenscheitel gekämmt waren. Als hätte er sie erwartet, hob er die Hand zum Gruß.

Er trug ein hautenges schwarzes, langärmeliges Hemd, das seinen durchtrainierten Körper zeigte, und eine ebenso schwarze, glatte Stoffhose. Darüber trägt er einen weiten schwarzen Mantel mit intensiv rotem Innenstoff. Beide Stoffe glänzten leicht seidig.

Rillfarsell

Rillfarsell sah sich um. Wie war es hier nur hereingeraten? Ängstlich sah es sich um, sah zu den anderen Wesen, die ebenso eingesperrt waren wie es selbst.

Dabei hatte alles so gut angefangen an diesem Ort. Die Welt, in der er sich befand, war schön; nicht so schön wie seine Heimat, aber immerhin. Es gab Früchte und Blumen und allerlei andere Leckereien in der Natur, und auch, wenn er mit seiner Andersartigkeit gegenüber den Einheimischen auffiel, behandelten sie ihn freundlich.

Nachts aber geschahen seltsame Dinge. Wann immer Rillfarsell schlief, schien er im Schlaf zu wandern, denn er wachte stets an einem anderen Ort auf. Bis, ja, bis er in dem steinernen Ort angekommen war, den sie "Terendol" nannten. Doch obwohl vieles hier im eng und eingesperrt vorkam, gab es viele kleine Orte voller wunderbarer Natur; "Gärten" nannten die Einheimischen sie.

An Nahrung zu kommen, war für Rillfarsell hingegen schwieriger geworden. Die Leute mochten es nicht, wenn er sich einfach etwas nahm; sie wollten dafür "Münzen" haben. Doch selbst diese Hürde überwand es schnell. Sein Gesang gefiel den Leuten, und sie waren bereit, ihm dafür Münzen zu geben. Er fand eine Anstellung als Barde in der Taverne "Zum gerösteten Hirschen". Jeden Abend sang er dort vor Publikum, das offenbar über sehr viele dieser Münzen verfügte.

Der letzte Abend aber war anders als die anderen. Jemand hatte mit Gowat, dem Besitzer der Taverne, einen Handel abgeschlossen; nur für ihn sollte Rillfarsell heute singen, und dafür die dreifache Menge an Münzen bekommen. Doch während er sang, geschah etwas seltsames. Von oben fiel ein Käfig auf die Bühne herab, hätte ihn fast am Flügel verletzt. Und er war darin eingesperrt. Der Gast lachte, aber es war kein freundliches Lachen; es machte Rillfarsell Angst.

In dem Käfig wurde er fortgebracht; seinen Fragen schenkte man keine Beachtung. Am Ende landete er in einem großen Raum in einem noch größeren Gebäude. Eine Frau namens Gräfin Avina Ferochia stellte sich ihm vor, und begrüßte ihn als ihren "neuen Liebling". Doch von ihrer Liebe bekam Rillfarsell nicht viel zu spüren. Regelmäßig lud die Frau Gäste zu sich ein, die es anstarrten und über Rillfarsell lachten. Doch war das Feenwesen nicht alleine. Mehr als zwanzig Wesen hatte die Gräfin hier eingesperrt, deren Namen Rillfarsell nach und nach mitbekam: Einen Löwen, einen Panther, einen Greifen, sogar ein Wesen, das Rillfarsell aus einer Heimat kannte: Ein Einhorn! Doch keines der anderen Wesen sprach mit ihm, nicht einmal das Einhorn. Nach einigen Tagen begriff Rillfarsell: Man hatte ihren Willen gebrochen. Sie hatten die Hoffnung, jemals wieder frei zu sein, aufgegeben.

Fünfzehn Nächte hatte Rillfarsell bereits an diesem Ort, eingesperrt in einen viel zu kleinen Käfig, verbracht. Heute Nacht, so viel hatte Rillfarsell schon mitbekommen, würde die Gräfin wieder Gäste haben. An diesem Tag landete ein wunderschöner, blauer Vogel auf Rillfarsells Käfig. Und zu Rillfarsells Überraschung konnte es seinen Gesang verstehen.

"Es ist Zeit für die Freiheit. Nicht nur deine, sondern die aller, die hier gefangen sind. Einer der Gäste wird dir heute aus einer Schale mit Wasser zu trinken geben. Trink daraus, und du wirst die Freiheit bringen."

Ohne auf eine Reaktion Rillfarsells zu warten, flog der Vogel wieder von dannen.

Dann kam die Nacht, und mit ihr die Gäste der Gräfin. Wie bei einer jeden solchen "Feier" wurde Rillfarsell begafft und bestaunt, man bot ihm Beeren und Nüsse an, aber nur, wenn er den Leuten diese direkt aus der Hand nahm. Und dann kam er. Ein Mensch, so viel wusste Rillfarsell, in einem schwarzen Frack, mit langem schwarzem Haar und ebenso schwarzem Bart. Er trug eine Schale mit Wasser in der Hand, lächelte Rillfarsell zu und hielt ihm die Schale an die Gitterstäbe seines Käfigs. "Trink, mein Kleiner", forderte er es auf.
 1. Tausend Dank an Wellby für die tolle Karte!
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 08.09.2014, 20:33:46
Als Henry durch den Nebel geschritten war, war er erst einmal stehengeblieben und hatte das Sonnenlicht auf seinem Gesicht genossen. Auch ansonsten schien im diese Welt ganz nett zu sein, jedenfalls besser als diese sogenannte Moderne. Mit Blumen und mit Kühen kannte er sich aus. "Looks good. Hope, we're gonna stay here for a little while. Ich bekomme Sodbrennen von den vielen Dimensionssprüngen.", sagte Henry trocken.

In der Nähe lag eine Stadt. Wenn Sie Arbeit und Unterkunft suchten, dann würde das ihre erste Anlaufstelle sein. "Komm, wir gehen dort zu der Stadt. Es wird schon nicht werden, wie beim letzten Mal.", meinte Henry zu Harry.

Erst jetzt wurde Henry des Mannes in ihrer direkten Nähe gewahr. Henry erwiderte dessen Gruss in gleicher Weise. "Seid gegrüßt! Mein Gefährte heißt Harry und ich bin Henry. Wir kommen von..." Henry zuckte mit den Schultern. "Eigentlich ist es egal, woher wir kommen. Wir sind neu hier und suchen Arbeit und Unterkunft. Könnt Ihr uns vielleicht weiterhelfen?"

Henry wunderte sich, dass der Mann hier einfach auf der Wiese herumstand und wartete. Er konnte kein Arbeitsgerät bei ihm erkennen, weder eine Sichel noch eine Sense oder dergleichen. Auch seine Kleidung wirkte nicht so, als ob er zum Arbeiten hier wäre. Hatte er gar auf sie gewartet? Das konnte eigentlich gar nicht sein. Woher sollte der Mann von ihrer Ankunft gewusst haben?

"Hat er wohl gesehen, dass wir geradezu aus dem Nichts erschienen sind? Was macht er hier? Nicht arbeiten, jedenfalls.", fragte Henry seinen Freund ganz leise auf Latein.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 08.09.2014, 21:10:46
"Wenn er nicht blind ist", antwortete Harry auf gleiche Weise. Und laut fügte er hinzu, erst in Englisch, dann in der anderen Sprache, die ihm neuerdings durch den Kopf spukte:

"Aber ich steig auf keine Waage. Im Ernst. Nicht mit mir. Er steigt gern auf eine Waage. Ihn mögen die Waagen. Ich mag ihn ja auch, aber deswegen haben Waagen trotzdem keine Ahnung von Menschen, wenn Ihr mich fragt."

Zur Bekräftigung seiner Worte nickte er.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.09.2014, 21:13:49
Der Fremde kam näher, blieb aber in etwa fünf Metern Entfernung stehen. Er sah die beiden Männer abschätzend an. "Arbeit sucht ihr? Welcher Arbeit geht ihr denn nach?" Dann sah er zu Harry. "Ich habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht. Aber ich kann euch beruhigen, ich habe keine Waage dabei."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 08.09.2014, 21:36:03
"Was in dieser Dimension so üblich ist.", antwortete Henry. "Ich meine, ich habe schon als Wächter bei der Stadtwache gearbeitet. Und Harry war mal als Ermittler in 'besonders mysteriösen Fällen' tätig.", fügte er hinzu.

Demonstrativ sah er sich noch einmal um. "Wir sind lange unterwegs gewesen und sind froh, die nächste Stadt zu erreichen. Wirklich schön hier. Wie heißt denn die Stadt? Und wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich Euch gerne fragen, wie Ihr heißt und was Ihr hier macht." Henry verkniff sich die Anmerkung, dass der Mann nicht wie ein Bauer aussah.

"Wir verhalten uns ja zugegebenermaßen seltsam, aber dieser Mann ist auch komisch. Er steht einfach da und sieht uns zu, wie wir in der Dimension aufploppen, und ist davon keineswegs überrascht. Als wäre das in der Dimension ganz normal.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.09.2014, 22:00:08
Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Fremden. "Mein Ausrufname lautet Rubin. Die Stadt dort heißt Terendol, Hauptstadt von Maelicci. Was ich hier mache... darüber sprechen wir noch."

Er ging einen weiteren Schritt auf sie zu. "Andere Dimension? Das solltet ihr aber nicht herumerzählen, am Ende erklärt man euch noch für verrückt. Klingt auf jeden Fall, als hättet ihr spannende Geschichten zu erzählen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 08.09.2014, 22:23:03
"Ihr seht kein bischen überrascht aus.", stellte Henry fest.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 08.09.2014, 23:49:50
"Ja, mich würde auch interessieren, ob wir endlich am Ziel sind", sagte Harry in der Sprache, in welcher der Mann geantwortet hatte. Es war ein sehr seltsames Gefühl, plötzlich eine Fremdsprache zu verstehen, die man eigentlich nie gelernt hatte, wobei das Verstehen nur halb so seltsam war wie das selber Sprechen. Bei jedem Wort hatte er das Gefühl, seine Zunge müsse eigentlich darüber stolpern, doch irgendwie fand sie ihren Weg von ganz allein.

"Wenn Ihr das zufällig wissen solltet, immer nur heraus damit. We prefer our whiskey neat, würden wir bei uns zuhause sagen, nicht mit Eiswürfeln verwässert oder gar mit irgendwelchen süßen Sachen vermischt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.09.2014, 00:08:04
Als Harry ins Englische wechselte, sah Rubin ihn verwirrt an. Dann lächelte er. "Ich bin eine Art Forscher, sowohl des Arkanen als auch der Technik. Reißt man ein Loch in die Dimensionen, dann hinterlässt das Spuren. Und diese Spuren haben mich hergeführt. Ich wusste nicht, wer oder was da kommen würde, aber ich wusste, dass hier etwas geschehen würde."

Er sah Henry und Harry von oben bis unten an. "Ich bin froh, dass keine finsteren Monster aufgetaucht sind", fügte er mit einem Grinsen hinzu. "Oder sollte ich noch irgendetwas wissen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.09.2014, 01:21:41
“Was, Was.“ murmelte er geschockt. So aufzuwachen war nicht sehr angenehm. Er merkte wie seine Hände zitterten und sich ein übler Gedanke mit der Gänsehaut kam. Ich hätte nicht hier bleiben sollen war der oberflächliche Gedanke, denn er befürchtete selbst hierfür verantwortlich zu sein. In den letzten Wochen war es soweit er es bemerkt hatte nicht aufgetreten aber nun schien das üble Schlafwandeln zurück zu sein.

Bitte las es nicht mein Schwert sein. flehte er förmlich, als er die Klinge im Körper des Mannes anblickte. Kurz darauf kam er langsam wieder zu sich. Der Mann lebte noch, er brauchte Hilfe. Was er sah war damit egal. Zuerst stotterte er noch dann schrie er aber so laut er konnte „HILFE, HÖRT MICH JEMAND HIER IST EIN VERLETZTER. HILFE. Dann sank er auch schon auf die Knie neben dem Mann. „Wer hat euch das angetan? Keine Sorge sie werden bald kommen.“ Er blickte sich in seinem kargen Zimmer um. Er suchte seinen Rucksack mit den Verbandsachen, doch viel ihm nicht ein wo er ihn hingeworfen hatte. Also musste seine Schlafhose daran glauben, dass einzige was er gerade an und in Griffweite hatte. Er begann ein fetzen Stoff heraus zu reizen. Ein Witz im Vergleich zur Wunde aber irgendetwas musste er tun.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 09.09.2014, 06:18:39
Auch wenn andere sich ungern gefangen nehmen ließen, für Rillfarsell war es nichts Neues. Es hatte wer weiß wie lange in einem Kasten aus Glas ausgeharrt. Unter Beobachtung von gräßlichen Metallwesen. Hier war die Lage schon etwas besser. Und es wußte auch, daß es sich eigentlich jederzeit befreien konnte. Schließlich hatte es Zauber und im allerschlimmsten Notfall noch seinen Freund, den Federmann Papageno, der aufgetaucht war, als es sich am Einsamsten gefühlt hatte. Im Moment war es einfach noch zu neugierig, um zu fliehen, auch wenn es die Freiheit ein wenig vermißte.
Deshalb hatte Rillfarsell den ganzen restlichen Tag über diese doch recht kryptische Nachricht nachgedacht.
Die Freiheit bringen? Wenn ich nur aus einer Schale trinke? Wie soll das gehen?
Eine noch gar nicht so lang zurückliegende Begebenheit zuckte plötzlich durch seinen Kopf.
Hatten einige der Menschen aus dieser anderen Dimension, die es während des Sommers der Liebe, wie sie es nannten, kennengelernt hatte, nicht auch von Freiheit gesprochen? Und hatten damit mehr als nur die Freiheit von den Zwängen ihrer Gesellschaft gemeint? Hatten sie es nicht die "endgültige und letzte Freiheit" genannt?
Rillfarsell schüttelte sich unwillkürlich vor Unbehagen und sein eben noch weißes Federkleid zeigte nun das stumpfe Braun der anderen Seite.
Diese Menschen hatten auch etwas zu sich genommen und waren nicht wieder aufgewacht. Wie andere ihm später erklärten, hatte sie die Freiheit des Geistes im Tode gemeint. Die Freiheit von körperlichen Zwängen  und der Welt insgesamt.
Wieder schüttelte es sich. Es wußte, daß es keine Seele besaß, die in ein späteres Leben aufgehen würde. Deshalb war dieses Leben Rillfarsell auch so wichtig. Denn nur in der Ersten Welt konnte ein Wesen wie es wiedererstehen. Nicht aber in anderen Dimensionen.
Seine Gedanken kamen wieder auf den Ursprung zurück.
Aus der Schale trinken!
Konnte es sein, daß auch hier jemand meinte, sie nur dadurch befreien zu können, indem er ihnen das Leben nahm?
Ach, und wem sollte es, klein wie es war, die Freiheit bringen? Etwa den anderen eingesperrten Wesen?
Dies war alles recht verwirrend. Es beschloß, sich der Situation auf eine ganz andere Weise, als vielleicht erwartet, zu stellen.
Deshalb putzte Rillfarsell seine Federn und übte ein wenig einige seiner schönsten Lieder für den Abend. Insgeheim hoffte es, auch den anderen eingesperrten Wesen damit ein wenig Freude bereiten zu können.
Und dem Einhorn erzählte es direkt von seinem Verdacht und versuchte ihm Mut zuzureden, noch ein wenig durchzuhalten.
Als der Abend begann, zauberte es an einer wohlplatzierten Stelle einen Lichtcantus, der seine weißen, irisierenden Federn dazu brachte, in allen Regenbogenfarben zu funkeln, wenn er sich bewegte. Und das tat es auch; es tanzte, während es für das Publikum sang.
Immer wenn ihm etwas zu Essen dargereicht wurde, so nahm es dies mit einer höflichen, würdevollen Verbeugung entgegen, dankte freundlich dafür und legte es an den Rand des Käfigs.
Als nun dieser Mann auftauchte, gefiel es ihm nicht gar so sehr. Viel zu wenig Farbe für eine freundliches Wesen., ging es ihm durch den Kopf.
Als jetzt die Schale gereicht wurde, machte Rillfarsell wieder eine höfliche Verbeugung und pfiff ein paar Töne, während es anmutig mit den Armen und Händen zu wedeln schien. Wieder webte es einen Zauber, der das Wasser in der Schale in köstlichen Met verwandelte und dabei alles Schädliche daraus entfernte[1].
"Ich danke euch für eure großzügige Gabe. Doch Met schmeckt mir besser als Wasser. Und da für meine Befreiung ja nur die Tat des Trinkens aus der Schale nötig ist, ist es ja gleich was sich darinnen befindet." Und damit tat es einen großen Schluck.
 1. Zauber: Enhance Water
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.09.2014, 08:39:21
Der Mann sah zu Jurij, und grinste ihn an. "Den Unschuldigen spielen? Damit kommst du nicht..."
Er hustete, und spuckte dabei Blut aus. "nicht durch..."
Erschöpft wandte er den Blick ab, und starrte zur Decke. "Zu viele Beweise. Zu viele Fragen. Du wirst am Strick enden, verdammter..." Er weitete plötzlich die Augen, atmete scharf, aber röchelnd ein. Nach einem Moment schien er sich wieder beruhigt zu haben. "Du wirst mit... der Entführung nicht durchkommen. Meister Lanicas hat weitere... Kopfgeldjäger angeheuert. Ich bin nur einer von vielen. Und andere werden die Spur zu dir ebenfalls..."

Ein weiterer Hustenanfall schüttelte den Mann.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.09.2014, 08:51:56
Rillfarsells Zauber funktionierte, und so nahm es bedenkenlos einen Schluck aus der Schale. Dass es trotz aller Vorsicht auf einen Trick hereingefallen war, verstand es erst hinterher. Als es die Schale senkte, und hinabsah, entdeckte es ein kleines Loch in der Mitte der Schale; ein Loch, aus dem eine seltsame, grünliche Flüssigkeit tropfenweise herauskam.

Es hatte das Wasser in Met verwandelt, und gereinigt; doch gleich danach war der Met wieder vergiftet worden. Ein überraschter Blick zu dem Menschen, der ihm die Schale gereicht hatte, war alles, wozu es noch kam. Dann verlor es das Bewusstsein.

Als Rillfarsell wieder aufwachte, fühlte es sich leicht benommen, aber ansonsten gut. Die Erinnerung an die letzten Sekunden kam gleich zurück. Es hatte Recht gehabt mit der Vermutung, dass man es vergiften wollte. Aber immerhin wollte man es zumindest nicht töten.

Rillfarsell sah sich um. Es war nicht mehr im Käfig, sondern auf einem Dach. Das Dach des Palastes, in dem die Gräfin gelebt hatte. Es sah sich um. Der Blick fiel in den Garten, den mehrere Männer mit viel Mühe stets so unnatürlich ordentlich hielten.

Er war nicht mehr ordentlich. Überall lagen Dinge herum... Rillfarsell brauchte einen Moment, um diese Dinge zu erfassen. Es waren Menschen. Der Boden war blutgetränkt, die Brunnen sprudelten in intensivem Rot. Zwei-, vielleicht dreihundert Tote lagen hier.

Es waren die Gäste des Abends, die Angestellten der Gräfin, kurz: Alle, die hier gewesen waren.

Dann hörte Rillfarsell ein Flattern. Der blaue Vogel flog von oben herab auf das Dach zu, setzte sich zwei Meter von ihm entfernt hin.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.09.2014, 10:40:51
"Und wenn wir finstere Monster gewesen wären, in unbekannter Anzahl", hielt Harry dem 'Forscher' mit Namen 'Rubin' entgegen, "was hättet Ihr dann gemacht? Mit wie vielen Monstern wäret Ihr allein denn fertig geworden?"

Harry stützte sich auf seinen Zauberstab und betrachte den Fremden ebenfalls mit seinem Detektivblick, ob er irgendwelche Arkanen Symbole an ihm entdeckte und, wenn ja, ob diese ihm etwas sagten.[1]
 1. perception = 19; knowledge (arcana) = 12
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.09.2014, 10:52:42
Rubin zuckte mit den Schultern. "Es geht wohl eher um die Frage, wie schnell ich hätte fliehen können. Aber ohne Risiko kein Wissensgewinn."

Er strich mit dem Zeigefinger der linken Hand über sein glatt rasiertes Kinn, schien zu überlegen, und nickte dann. "Aber ich denke, wir kommen so nicht weiter. Ich habe euch durchaus in allem die Wahrheit gesagt, aber ich gebe zu, dass ich manche Einzelheiten verschwiegen habe. Ich wollte zuerst wissen, mit wem ich es zu tun habe."

Sein Blick wanderte von Harry zu Henry, und wieder zurück zu Harry. Er sah den beiden Männern in die Augen. Bei Harry zumindest so weit, wie er es zuließ; sein instinktives Wegschauen, wenn der Blick zu lange stand hielt, verhinderte den Seelenblick.

Das Lächeln aus Rubins Gesicht war verschwunden; er wirkte jetzt sehr ernst. "Ich weiß von den N'kyuash. Ich weiß, was euch durch die Dimensionen geschickt und hierher nach Kurun gebracht hat. Vielleicht ist es euch bereits klar, vielleicht auch nicht. Aber es geht hier um deutlich mehr, als nur um euch. Sie müssen aufgehalten werden."

Er fixierte nun Harry. "Ja, ihr seid am Ziel eurer Reise angekommen. Aber hier geht es erst richtig los."[1]
 1. 
Halloween-Special: Dämonenwissen - +1 auf Knowledge (Arcana)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.09.2014, 11:24:03
Harry trat einen Schritt zurück und seine Hand zuckte in die rechte Manteltasche, wo sich seine Smith & Wesson befand.
Aufgehalten werden! Wie, indem man Harry und Henry einsperrte? Nur so konnte das gemeint sein. Harry verspürte plötzlich eine unbändige Wut in sich. Nein! Ich lasse mich nicht wieder einsperren!

Diese Wut ließ ihn seinen Revolver ziehen.

"Ich habe die letzten drei Wochen in Ketten verbracht", sagte er. "Wenn Ihr glaubt, ich käme freiwillig mit Euch mit, damit Ihr mich für den Rest meines Lebens wegsperren könnt, habt Ihr Euch getäuscht."

Er hatte immer gedacht, es wäre nur ein dummes Cliché gewesen, aber er sah tatsächlich rot. Dennoch, in einer kleinen rationalen Ecke seines Geistes begriff er, dass diese Wut nur zu einem geringen Teil von ihm selbst stammte. Es war nicht viel, aber reichte aus, dass Harry den Revolver nur vor seiner Brust bereithielt und nicht direkt auf Rubin zielte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.09.2014, 11:36:03
Rubin schien von Harrys Waffe nicht sonderlich beeindruckt. "Einsperren?" Er schüttelte den Kopf. "Ein N'kyuash lässt sich nicht so einfach einsperren. Nein, ich bin hier, weil ich euch helfen kann, und weil ich Hilfe brauche. Weil ich es alleine nicht schaffen werde. Aber erst muss ich verstehen, ob ihr dazu bereit und in der Lage seid."

Sein Blick fiel auf die Smith & Wesson. "Leider habe ich im Moment so meine Zweifel."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.09.2014, 18:25:09
Wie versteinert kniete Jurij neben dem Mann. Den Stofffetzen von der Schlafhose hatte er noch immer in der Hand. Er wollte das gehörte nicht wahr haben. Die Worte den unschuldigen Spielen halten in seinem Kopf wieder. Es war wie in einer der anderen Welten, wie im Kloster. Dann schüttelte er den Kopf. Denn er wusste von nichts. Von keiner Entführung und noch weniger von einem Kampf mit dem Mann. Er konnte es nicht getan haben. Mit einem Kopfschütteln drängte er die Zweifel bei Seite. „KOMM DOCH JEMAND.“ rief er erneut ohne zu wissen ob ihn überhauüt jemand hörte. Dann presste er das Tuch auf die Wunde nahe dem Schwert. Wenn er sich richtig erinnerte, war es gut, dass es noch steckte. Denn so würde der Mann langsamer bluten. Während er die Hände auf die Wunde presste und dabei die Wärme des austretenden Blutes spürte kam ihm eine Gedanke der ihn erschauern ließ. Es war der Gedanke wie angenehm war doch das Blut sei. Doch rasch verbannte er diesen Gedanken in die hinterste Ecke seines Schädels. Er blickte den Mann so gut es ging von oben bis unten an. Irgendwo musste es doch Hinweise geben, wer er war und wie er hier vor Jurijs Bett gelangt war.[1] Dabei sagte er mit zitternder Stimme. „Ich habe nichts mit einer Entführung zutun und ich kenne noch nicht einmal deinen Meister. Warum hegt er einen Groll gegen mich?“
 1. Wahrnehmung 28
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.09.2014, 21:10:59
Der Mann runzelte die Stirn, sah sich mühsam um, als würde er eine andere Person im Raum vermuten. "Erweist mir wenigstens den Respekt, die Scharade zu beenden, wenn wir..." Er hustete erneut. "Allein..." brachte er noch mühsam hervor. Er schien seine letzten Kräfte aufzubringen.

Verzweifelt sah sich Jurij im Raum um. Da entdeckte er eine lederne Tasche, die neben der Tür stand. Sie gehörte nicht ihm - also gehörte sie vermutlich dem Verletzten.

"Sagt mir nur eins noch... lebt das Mädchen noch?"

Doch Jurij hätte ihm die Frage nicht mehr beantworten können, selbst wenn er die Antwort gewusst hätte. Der Kopf des Fremden fiel zur Seite. Er atmete nicht mehr.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.09.2014, 21:51:25
Den Kopf hängen gelassen, saß Jurij neben dem toten Mann in dessen Blut. Er hielt die Hände betrachtend vor sich. Seine letzten Worte, seine letzten Züge, sie deuteten darauf hin, dass er Jurij für seinen Tot verantwortlich machte. Innerlich war Jurij in diesem Moment traurig und wütend zugleich. Seit seinem letzten Tag in Berlin hatte sich so viel verändert. Manchmal erkannte er sich selbst nicht mehr wieder und dann gab es diese Nächte in denen er Wandelte. Warum konnte er sich nicht daran erinnern. Warum konnte er sich nicht an die Nächte erinnern.

Langsam richtete er sich auf. Der Mann hatte von einem Mädchen gesprochen. Doch Jurij wusste nichts darüber. Hatte er ihn verwechselt oder hatte Jurij des Nächtens etwas getan was er nicht merh wusste. Hierrüber war er sich nicht im Klaren. Doch vielleicht gab es einen Weg zu erfahren was passiert war.
Während er zur fremden Tasche hinüber ging, wischte er sich die Hände an den nicht blutigen Teilen seiner Hose ab. Er hatte vielleicht zu lange gezögert, doch nun musste er dahinter kommen was mit ihm los war. Neben der Tasche kniete er sich hin und begann sie nach irgendwelchen Hinweisen zu untersuchen. Mit Glück fand er ein Tagebuch indem der Mann seine Verfolgungsjagt beschrieb oder etwas anderes informatives.[1]
 1.  Tasche durchsuchen 19
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 10.09.2014, 06:24:00
Ungläubig starrte Rillfarsell den Vogel an.
"Warum? Warum habt ihr all diese Wesen umgebracht?"
Es war viel zu geschockt, um im Moment irgendetwas anderes zu tun, als den Vogel in blankem Terror zu betrachten.
Weder fragte es sich, wie es hierher gekommen war noch was mit den anderen Wesen aus den Käfigen passiert war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 10.09.2014, 09:08:25
Der Vogel sah Rillfarsell mit einem Ausdruck der Überraschung an. "Ich? Ich bin nur ein Bote. Ihr wart es doch, der den Gefangenen die Freiheit schenkte, und die Möglichkeit, sich an ihren Peinigern zu rächen. Seid ihr denn nicht zufrieden mit eurem Werk?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 10.09.2014, 09:22:48
Mit zitternden Fingern öffnete Jurij die Tasche. Tatsächlich enthielt sie verschiedene Unterlagen, fein säuberlich in drei dünnen Lederumschlägen verpackt.

Jurij öffnete den ersten Umschlag. Er enthielt einen Vertrag, geschlossen zwischen einem Mann namens Trekktor Axias und einem gewissen Lorenz Lanicas. Es war ein Kopfgeld-Vertrag - die Mission, seine entführte Tochter Meliana zu finden, und den Entführer zu fassen, tot oder lebendig. Bei erfolgreicher Mission sollte der Kopfgeldjäger die stolze Summe von 1.000 Goldmünzen erhalten.
Der Vertrag zeigte die Adresse Lanicas'. Es befand sich im Palastviertel - wenig überraschend, wenn der Mann sich eine solche Summe für einen Kopfgeldjäger leisten konnte.

Der zweite Umschlag enthielt handschriftliche Aufzeichnungen über eine Organisation mit dem Namen "Die Wölfe". Die Aufzeichnungen waren sehr knapp gehalten - sie wirkten unvollständig, eher so, als habe der Fremde nur das Ergebnis seiner Nachforschungen in der Tasche bewahrt, nicht aber den Weg dorthin. Die "Wölfe" waren offenbar eine kriminelle Organisation, in clanähnlichen Strukturen aufgebaut. Und sie waren aktiv hier in Terendol, der Hauptstadt Maeliccis. Sie betrieben die richtig schmutzigen Geschäfte: Verbotene Drogen, Menschenhandel, sogar Meuchelmord. Jurij konnte nicht anders, als an die Mafia zu denken.

Dann fiel sein Blick auf eine kleine Karte. Sie zeigte einen Ausschnitt der Stadt, betitelt mit "Das Tempeldörfle". Eines der Häuser war markiert. Auf der Rückseite der Karte stand: "Quartier 4 der Wölfe - Unterkunft N."

Zu guter Letzt fand Jurij in der gleichen Mappe die Aufzeichnungen über ein Gespräch, das der Kopfgeldjäger geführt hatte - mit einem gewissen Narulas. Offenbar hatte er Narulas eine Droge verabreicht, die ihn dazu gebracht hatte, Geheimnisse auszuplaudern. Demnach war ein Mitglied der Wölfe für die Entführung von Meliana Lanicas verantwortlich. Ein Mann, der nur als "O." bezeichnet wurde - ein "Clanname", wie der Kopfgeldjäger vermutet hatte. Narulas hatte dem Kopfgeldjäger eine genaue Beschreibung gegeben - so genau, dass er eine Zeichnung von O. hatte anfertigen können.

Jurijs Blick fiel auf die dritte Mappe. Er zögerte einen Moment, bevor er sie öffnete. Mit zittrigen Händen schlug er sie auf. Nur ein einzelnes Blatt Papier befand sich darin. Eine Zeichnung.

Sie zeigte Jurij.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 10.09.2014, 12:38:23
"Peinigern?"
Rillfarsell war zusehends verwirrt.
"Sie haben uns doch gar nichts getan. Wenn dann nur die Gräfin. Und mit der hätte man sich bestimmt auch anders einigen können.
Wieso gleich alle töten? Was bringt es jemandem?
Und wieso ich? Davon weiß ich nichts! Das hätte ich niemals zugelassen!
Das Letzte das ich weiß, ist daß ich ohnmächtig wurde."

Es ist sich sicher, daß man mit der Gräfin druchaus eine Vereinbarung hätte finden können. Etwa das er nur für sie und ihre Gäste auftritt. Aber bisher hatte es dies ja noch nicht versucht und nun war es zu spät.
Es verbarg den Kopf in den Händen und murmelte.
"Zufrieden? Zufrieden? Nein, diesen Frieden hätte ich nie gewollt."
Vergessen schien der blaue Botenvogel.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 10.09.2014, 19:56:33
„Scheiße“ hauchte Jurij das Bild betrachtend. Kopfschüttelnd ließ er sich auf den Hintern plumpsen. „Das kann nicht wahr sein. Es es.“ Er schluckte schwer und schloss die Mappe. Das Bild was er so ungläubig betrachtete zeigte ihn in so einer Genauigkeit das ihm nur zwei Möglichkeiten einfielen. Entweder hatte jemand das inszeniert oder er war es wirklich. Aber wenn er es wirklich war, warum erinnerte er sich nicht. Nicht einmal seine Träume zeigten Dinge die er dem Jetzt zuschreiben würde. Sie waren dafür zu abstrus.

Rum sitzen half nicht. Er packte die Tasche wieder zusammen. Mit ihr in der Hand stand er auf und ging zu seinem Rucksack. Die Tasche verschwand in selbigen. Immer wieder hielt er inne um sich zu konzentrieren damit die Hände aufhörten zu zittern. So einen Morgen wünschte sich wohl niemand. Auch traf es ihn immer noch sehr, einen Menschen sterben zu sehen und seine mit Blut verschmierten Hände erinnerten ihn daran, dass er etwas damit zu tun haben könnte. Nachdem der Rucksack gepackt war, ging er zur Waschschüssel und dem Spiegel. Ohne zuerst groß in den Spiegel zu sehen, begann er seine Hände zu Waschen. Vom Blut zu befreien, aber so recht wollte es nicht. Immer wieder fand er eine Stelle an seinen Händen wo noch Blut klebte. Sei es in den Handfalten oder dem Nagelbett der Finger. Egal wie oft er die Hände ins Wasser tauchte, sich einseifte, die Nagelbetten behielten die rote Färbung. Am Ende fegte er mit einer wütenden Handbewegung die Waschschüssel vom Tisch. Schwer atmend stützte er sich auf selbigen. Wieso nur, Wieso? Seit Wochen hatte ich nicht mehr Schlafgewandelt und jetzt das. Bevor ihm die Tränen in die Augen steigen konnten, wischte er sich über das Gesicht und blickte in den Spiegel. Sein Atem wurde zu einem Schnaufen, als er sich vom Spiegel abwendete. Er hatte den Entschluss gefasst nie wieder Schlafzuwandeln und dieser Sache nachzugehen. Für sich und für dieses Mädchen.

Rasch zog er sich an und schulterte seine Taschen. Die blutbeschmutzte Hose landete neben dem Toten auf dem Bett. Momentan viel ihm nur einer ein, der ihm bei der Sache helfen konnte. Sein Wachkollege, vielleicht wusste er etwas und wenn nicht, könnte er ihn für die Nacht in eine Zelle sperren. Mit den Gedanken wie er sich in den Nächten fesseln konnte, verließ er sein Zimmer.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 11.09.2014, 17:26:17
Der blaue Vogel sah Rillfarsell mit einem Ausdruck der Überraschung an. "Ohnmächtig? Nein, nachdem ihr von dem Trank getrunken habt, wart ihr es, der alle befreit und sie zur Rache aufgefordert hat." Sein Blick wanderte über den blutgetränkten Garten. "Ich verstehe eure Äußerungen nicht, aber dies ist eindeutig euer Werk."

Er schwieg einen Moment, dann wanderte sein Blick zurück zu dem Feenwesen. "Wie auch immer. Es ist an der Zeit für euch. Es sind Menschen hierher unterwegs, und wenn diese sehen, was hier geschehen ist, werden sie euch vermutlich dafür hinrichten. Ihr könnt Zuflucht finden in der Stadt Terendol, nur gut zwei Flugstunden von hier entfernt." Er hob einen seiner Flügel und zeigte damit in Richtung eines Weges - eine Straße, wie die Menschen es nannten. "Sucht nach einem Menschen namens Hereius. Er ist Lehrer, und er benötigt Hilfe."

Wieder fiel sein Blick auf die Szenerie im Garten. "Hilfe einer Art und Weise, die euch vermutlich eher liegen wird als das hier. Er wird euch Zuflucht gewähren."

Ohne auf eine weitere Reaktion Rillfarsells zu warten, schwang sich der blaue Vogel in die Luft und flog von dannen, in Richtung der Stadt, die er genannt hatte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 11.09.2014, 17:31:06
Jurij öffnete die Tür und lauschte. Es war still. Unter anderen Umständen wäre ihm aufgefallen, dass es schon zu still war, totenstill. Doch Jurij sah sie nur kurz auf dem Gang um - er war leer -, und trat dann hinaus.

Dann, plötzlich, wurde ihm die vorherige Stille bewusst. Denn in dem Moment, als er den Gang betrat, verschwand sie, wurde ersetzt durch Gespräche und lautes Lachen, das Spiel einer Laute, die aus dem Schankraum nach oben in die erste Etage dran, in der er sein Zimmer hatte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 11.09.2014, 18:08:53
Verwirrt blickte sich Jurij um. Zuerst er verstand nicht recht wie so etwas möglich war. In technologisch weiter entwickelten Welten würde er auf eine Art Störsender tippen. Etwas, was die Laute der Umgebung schluckte, doch in dieser Welt. Er hatte schon von Magie gehört, doch wirklich begegnet war er ihr noch nie. Vielleicht war diese Stille ja ein Zauber oder er hatte den technologischen Stand dieser Gesellschaft weit unterschätzt. Fragend blickte er zurück in seinen Raum. Das erklärte, warum keiner zu Hilfe gekommen war und um ehrlich zu sein. Es war perfekt für ein Attentat, was der Mann ja vorhatte.
Um seine Gedanken zu überprüfen, ging er zurück. Die Stille müsste ja wiederkehren, sobald er die Schwelle überquerte. Wenn nicht hatte er es sich wohl nur eingebildet. Wenn doch sollte er sich den Mann vielleicht noch einmal ansehen. Das wovor er sich eigentlich bis jetzt gescheut hatte.[1]
 1.  Wahrnehmung zur Untersuchung des Mannes, wenn gebraucht: 16
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 11.09.2014, 18:41:54
Als Jurij in den Raum zurück kehrte, umfing ihn sofort wieder die Stille. Kein Laut drang von außen in das Zimmer, sogar bei geöffneter Tür nicht.

Eine erneute Untersuchung des Toten, die Jurij widerwillig vornahm, brachte jedoch nichts zutage, was die Stille erklären könnte. Auch ansonsten hatte der Kopfgeldjäger nichts anderes bei sich getragen.

Bis auf erneut blutige Hände hatte die Untersuchung nichts erbracht.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 12.09.2014, 09:03:08
So musste wohl diese Frage unbeantwortet bleiben. Vielleicht wusste Reyka auf die ganze Sache einen Reim, doch zuerst hieß es die Hände vom Blut zu befreien. Die Waschschüssel, welche eben noch durch den Raum geflogen war, stand bald wieder auf ihrem Tisch. Leider reichte das Wasser in der Kanne nicht mehr aus um die Schüssel mehr als Fingertief zu füllen. Damit war das Wasser schnell so rot wie Blut. Frustriert blickte Jurij auf seine Hände. Selbst nach dem abtrocknen schienen sie für ihn immer noch leicht rötlich zu sein. Besonders die Hautfalten und die Nagelbetten hatten natürlich die rote Farbe  in sich aufgesogen. Es war widerlich. Mit dem Handtuch versuchte er so gut es ging, seine Hände noch sauberer zu machen, was ihm aber nicht wirklich gelang. Am Ende landete das Handtuch mitten im Raum, als er sein Zimmer verließ. Die Tür hinter sich schließend, dachte er einen Moment, dass diese Stille etwas Gutes hatte. Er hatte Zeit das Ganze zu untersuchen und für Reyka hatte er damit auch noch etwas zu tun, nicht dass der Gute auf die Idee kam ihn zu begleiten. Jurij würde sich nie verzeihen wenn er dabei zu Schaden kommen würde. Nur wegen ihm.

Also gut, aber zuerst hieß es überhaupt zu Reyka zu kommen. Mit gesenkten Blick eilte er den Gang entlang nach unten in den Schankraum. Für die Musik und den Trubel hatte er heute keine Ohren. Er wollte so schnell es ging zu seinen Kammerarden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.09.2014, 09:33:23
Draußen waren die ersten Personen auf den Straßen unterwegs. Menschen, Halblinge und Orks vor allem, manchmal auch Mischlinge. Die Sonne schien, und die Luft war frisch. Alles hier stand für Jurij in vollkommenem Gegensatz zu der Szene, die er gerade verlassen hatte.

Instinktiv sah er sich um, ob ihn jemand beobachtete. Doch für die Passanten war er nur eine weitere Person, vermutlich unterwegs zur Arbeit.

Zügig lief Jurij zu seinem Kollegen. So kurz kannte er ihn erst, und doch war er am ehesten das für ihn, was einer Vertrauensperson entsprach. Auf dem Weg sprang sein Geist von einem Gedanken zum nächsten. Das Bild des Sterbenden auf seinem Fußboden; die Zeichnung von ihm; das Bild, wie der Kopf des Mannes zur Seite sackte, sein Körper erschlaffte; der Kopfgeld-Vertrag; das Blut an Jurijs Händen; die Stadtkarte...

Er stockte. Er hielt nicht an, wurde aber etwas langsamer, als er sich umsah. Seine Gaststätte, die, in der der Tote in seinem Zimmer lag, lag im Tempeldörfle. Das eingezeichnete Quartier der "Wölfe" war also ganz in der Nähe seiner Unterkunft.

Doch dafür war später Zeit. Er sah Reykas Haus: Weiß und schön, wie die anderen in der Umgebung. Es gab einen großen Garten mit einer Wiese und Obstbäumen, und einen Weg aus Kieselsteinen, der zu dem von zwei Säulen umgebenen Eingang führte. Das zweistöckige Gebäude hatte fast eine herrschaftliche Anmutung - es passte nicht ganz zu dem, was Jurij erwartet hatte, denn vom Gehalt eines Wachmanns konnte sich Reyka ein solches Haus sicher nicht leisten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 12.09.2014, 15:22:56
Bevor er den Kieselsteinweg betrat, blickte sich Jurij noch einmal um. Wenn er sich jetzt nicht total irrte, war es das Haus, zu dem Reyka den Weg beschrieben hatte. Seltsam, er musste sich eingestehen, dass er bei Reykas Beschreibungen immer ein bodenständiges einfaches Leben vor Augen hatte und nicht so etwas. Schubladendenken war wirklich nichts Gutes.
Während er nun den Weg entlang ging, überlegte er sich was er zu Reyka sagen sollte. Fast an allen Formulierungen, welche ihm einfielen, hatte er etwas auszusetzen. Irgendwie fand er gerade nicht die rechten Worte. Wie auch? In ihm bohrte die Frage ob er wirklich schuldig am Tot des Mannes war. Ob sein Blut nicht nur wegen der versuchten Hilfe und Durchsuchung an seinen Händen klebte. Wie sollte er dann Reyka dies mitteilen. Er würde ihn sicher auch für verrückt halten, nicht glauben, dass er es nicht war, so wie Jurij selbstzweifelte. Ihn am besten noch an Ort und Stelle verhaften. Ihn … Erhobt den Blick und sah die Tür vor sich. Langsam hob er die Hand und wollte anklopfen, dabei merkte er wie stark sie zitterte. „Reiß dich zusammen Jurij.“ Knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen zu sich selbst. „Ein gutes Selbstvertrauen ist alles, also Zweifel nicht.“ Als die Hand wieder ruhiger wurde, klopfte er stark an die Tür. Hoffentlich war Reyka zuhause.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 12.09.2014, 18:26:07
Henry drehte sich überrascht - und auch ein wenig erschrocken - zu Harry, als dieser seine Waffe zog und auf den Fremden richtete. Henry kannte solch eine Reaktion von früher. Gelegentlich war es passiert, dass Männer der Wache irgendwo eingesperrt worden waren und manchmal tagelang darauf hatten warten müssen, dass man sie fand. Während sie die Geräusche von Monstern außerhalb des Versteckes hörten, hatte ihr Verstand dann viel Zeit gehabt, um sich verschiedenste Szenarien auszumalen. Selbst da sie gerettet wurden, blieb eine solche Erfahrung nicht ohne Spuren. Henry nahm an, dass es bei Harry so oder so ähnlich jetzt auch war.

Henry ging langsam um Harry herum und blieb zwischen den beiden Männern stehen. Er legte die Hand auf das metallene Ding (ein Zauberstab?) und drückte Harrys Hand herunter. Dabei sah er ihn an und deutete ein Nicken an. "Es ist noch nichts geschehen.", sagte er zu Harry auf Latein.

"Es ist nicht leicht für uns.", sagte Henry zu dem Fremden und drehte sich erst dann um. "Wir werden aus Zeit und Raum gerissen - mehrmals - und haben mehr Fragen als Antworten. Unsere Geschichte ist zu unglaublich für die meisten Menschen und nicht jeder war freundlich zu uns. Ihr scheint zumindest einiges zu verstehen, aber Ihr haltet Euer Wissen hinter dem Berg. Also bitte, erzählt uns, was Ihr wisst, sonst können wir Euch kein Vertrauen entgegenbringen.", sagte er ruhig, aber bestimmt. Henry hatte es verschwiegen, aber Fakt war, dass der Mann offenbar mehr wusste als sie und darum eine gewisse Macht hatte über sie.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.09.2014, 20:29:24
Der Fremde hörte Henry aufmerksam zu, und nickte dann. "Ich verrate euch so viel, dass ich die Situation, in der ihr steckt, sehr gut kenne. Aber versteht, dass ich auch vorsichtig sein muss. Ihr seid nicht die Ersten, denen ich begegne. Und nicht alle waren der Meinung, dass man bekämpfen muss, was da in einem lauert. Manche Genießen die Macht. Und andere sind zu schwach, sich ihr zu widersetzen."

"Dennoch will ich euch einige Dinge erklären. Manches wisst ihr vielleicht schon, aber ich will vermeiden, dass ihr gefährliche Wissenslücken habt."

Er sah von Henry zu Harry. "Was ihr in eurem Inneren spürt, was euch zu Handlungen treibt, an die ihr euch später nicht erinnert, das ist ein spirituelles, mächtiges Wesen. Der richtige Begriff dafür ist, denke ich, Dämon."


Bevor er weiter sprach, ließ er seine Worte wirken, und beobachtete die Reaktionen der beiden Männer.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 12.09.2014, 21:03:02
Harry wurde blass vor Schreck. Dämon! Er hatte es ja fast schon befürchtet. Dämon, Geist oder Schatten, mehr Wesen kannte er nicht, die für eine Besessenheit infrage kämen.

"Und ich hatte so gehofft, es sei vielleicht ein Goa'uld", murmelte er. "Da hätte man bloß die Tok'Ra kontaktieren müssen und sie hätten den Parasiten im Nu extrahiert..."

Dämon! Das hast du gut gemacht, Harry! Er hielt noch immer seinen Revolver in der Hand und wusste für einen Augenblick nicht so recht, wohin damit.

"Und Ihr wisst, was man dagegen machen kann? Mein erster Versuch, mich zu wehren, ging nämlich ziemlich in die Hose. Andererseits, woher weiß ich, dass Ihr wirklich zu denen gehört, die diese Wesen bekämpfen wollen, und nicht zu denen, die deren Macht ausnutzen? Ach verflucht! Ihr traut mir nicht, ich traue Euch nicht, so kommen wir nicht weiter!"

Er steckte die Waffe wieder in seine Manteltasche.

"Da wo ich herkomme, wird einem gelehrt—also einem wie mir—dass man niemals, aber auch niemals auf die Idee verfallen sollte, Dämonen zu beschwören, weil sie am Ende immer die Oberhand gewinnen, egal wie sehr sich der Beschwörende anfangs einbildet, die Kontrolle zu besitzen. Ganz abgesehen davon, dass es bei Todesstrafe verboten ist." Er faselte schon wieder. Das alles interessierte Rubin wohl kaum. Den interessierte nur, ob Harry bereit war, zu kämpfen. Das, was er da gerade von sich gab, klang ja eher nach Aufgeben.

Also hob Harry die rechte Hand, an der Fionas Ring steckte. "In ungefähr einem halben Jahr stirbt in Brückenstadt eine junge Frau. Sie stirbt, weil ich Hunger hatte und der Dämon in mir meinte, das mit den Mahlzeiten für 'uns beide' übernehmen zu müssen. Und als Waffe hat der Dämon nicht ein Messer oder einen Revolver benutzt, sondern... mich. Und Ihr steht da und beschuldigt mich, diese 'Macht' womöglich zu genießen!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.09.2014, 21:26:35
Rubin lächelte - ein bitteres Lächeln ohne Fröhlichkeit. "Ja, solche Dinge machen sie. Solche, und Schlimmere."

Sein Blick wanderte zur nahe gelegenen Stadt. "Ich würde euch gern vertrauen. Aber es geht nicht nur um euch. Die Dämonen, von denen ihr besessen seid - sie sind da. Die ganze Zeit über. Sie hören mit, genau jetzt. In diesem Moment mache ich mich zum Feind zweier mächtiger Dämonen."

Er zeigte mit der Rechten auf die Stadt. "Geht dorthin, ins Palastviertel. Sucht einen Mann namens Tai'Lor. Er wird heute Abend in der Gaststätte "Portal zum Himmel und zur Hölle" sein. Bis dahin meldet euch bei der Gerichtswache. Ihr solltet euch als Reisende aus dem Ausland ausgeben, dann bekommt ihr keine Schwierigkeiten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.09.2014, 21:34:05
Die Tür öffnete sich, aber vor Jurij stand nicht sein Kollege, sondern ein älterer Mann mit grauem Haar in einem seidenen Morgenmantel. Etwas verwundert sah er den Besucher an.

"Wie kann ich Ihnen helfen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 12.09.2014, 21:52:15
Die Überraschung stand Jurij ins Gesicht geschrieben. "Em, ich muß mich im Haus geirrt haben." stammelte er los "Ich dachte das wäre das Haus meines Kollegen Reyka. Ihr wisst nicht zufällig wo ein Herr Reyka wohnt? Wenn nein entschuldigt bitte die Stöhrung." Inerlich fragte sich Jurij ob er sich wirklich geirrt hatte. Denn das sich Reyka einen Spaß erlaubte, daran glaubte er nicht so recht.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.09.2014, 21:58:05
Auf Jurijs Erklärung hin leuchtete Verstehen in den Augen des Mannes auf.  "Reyka ist mein Sohn. Dann müsst ihr Jurij sein! Er frühstückt gerade noch mit seiner Familie, die Schicht fängt ja erst in einer Stunde an. Kommt rein, er freut sich sicherlich, euch zu sehen."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 13.09.2014, 12:44:15
Harry versuchte, ein wenig mehr von dem Computer um Rubins Handgelenk zu erfassen, ohne dabei zu auffällig zu werden. Er entsprach keinem konkreten ihm bekannten Gerät aus seiner Heimat; außerdem war es schwer, Rückschlüsse zu ziehen, solange der Computer nicht im Einsatz war.

Dennoch "klingelte" etwas in Harrys Kopf. Es war wie eine entfernte Erinnerung - etwas, das er vor langer Zeit einmal gesehen hatte, vielleicht in seiner Kindheit? Er ging diesem Gefühl weiter nach. Dann kamen die Bilder, wie Erinnerungsfetzen, doch er wusste, dass es nicht seine Erinnerungen waren.

Er schwebte im Raum. Nein, das war nicht ganz richtig. Sie schwebte. Es war die Erinnerung eines weiblichen Wesens. Lasciel?
Er... sie war auf einer Straße. Aber keine Straße, wie Harry sie kannte. Der Boden war aus silbernem Metall, alle fünf Meter ragte ein gut zwanzig Zentimeter hoher schwarzer Stab aus dem Boden. Die Straße war gewiss zwanzig Meter breit. An den Seiten ragten metallene Gebäude nach oben, hunderte von Metern hoch. Der Himmel war violett.

Um ihn herum waren viele Menschen unterwegs. Ihr Stil war streng - dunkle Kleidung, straffe Frisuren.. Rubin würde hervorragend hier herein passen. Metallene Gefährte, die aussahen wie eine Mischung aus Auto und Raumschiff, flogen am Himmel entlang.

Jemand lief direkt auf ihn zu. Eine junge Frau, die Harry... Lasciel... nicht zu sehen schien. Sie lief weiter, durch Harry hindurch. Er spürte sie...

Fremde Gedanken erschienen in seinem Geist. Komplizierte mathematische Formeln, verbunden mit physikalischen Berechnungen, die weit über Harrys Verständnis hinausgingen. Die Frau war Programmiererin. Aber das interessierte Lasciel gerade nicht. Sie war auf der Suche. Einer von ihnen hatte...

Die Erinnerung endete abrupt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 13.09.2014, 12:55:52
Also war es doch das richtige Haus. "Wenn ich darf warte ich gerne. Familie und essen sind wichtiger und de Augenblicke habe ich noch." sagte Jurij erleichtert. Er wollte Reyka noch die glückseeligen Momente lassen. Schließlich war der Grund warum er hier war nicht gerade etwas, was am Frühstücksstisch besprochen werden sollte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 13.09.2014, 14:07:35
Reykas Vater nickte. "Wie Ihr meint. Aber dann kommt wenigstens..." Er unterbrach sich, sein Blick wanderte zu etwas hinter Jurij. "Inspektor Ferrigan?"

Jurij drehte sich um; ein Mann in einer schwarzen Stoffhose, weißem Hemd und weißer Weste kam auf sie zu. Es war die nicht-militärische Kleidung der Gerichtswache, so viel wusste er. Die schwarzen Stiefel waren nicht nur als Reiterstiefel geeignet, sondern auch als eine Art Notfall-Waffe konzipiert, wie Reyka ihm erklärt hatte.
Der Mann war gute dreißig Jahre alt, trug kurzes hellbraunes Haar und eine finstere Miene.

Er grüßte die beiden Männer mit einem knappen Nicken. "Guten Morgen, Großinspektor", begrüßte er Reykas Vater.

"Ehemaliger", erwiderte dieser lächelnd. Dann wurde er ernst. "Was ist denn los?"

Der Inspektor sah sich um, als würde er Mithörer vermuten. "Ich muss Ihren Sohn sprechen. Ein... besonderer Fall."

Die Stirn von Reykas Vater legte sich in Falten. "Kommt herein." Er sah zu Jurij. "Und ihr am besten gleich auch. Das Frühstück dürfte nun wohl eh beendet sein."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 13.09.2014, 17:36:36
"Wenn es Euch an einer Erklärung gelegen ist, so kann ich rundheraus sagen, dass ich in meiner Taufe geschworen habe, dem Satan und allem Bösen abzusagen, und mein Heil ganz allein in Jesus Christus suche, welcher sich hingegeben hat, dass alle, die an ihn glauben, gerettet werden.", sagte Henry schlicht. Dieser Mensch schien Henry zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein und Henry hatte beschlossen, dass es sinnlos sein würde, ihn zu noch mehr Offenheit zu drängen. Ohnedies glaubt er nicht, was der Mann sagte. Nicht etwa, dass Henry an der Existenz von Dämonen zweifelte oder daran, dass Dämonen Menschen unter ihren Willen zwingen konnten. Allerdings war Henry der Meinung, dass sich eine Besessenheit ganz anders und viel drastischer zeigen würde, als es im Falle von ihm und Harry war. "Sicherlich, es gibt Anzeichen, dass irgendetwas Bedeutungsvolles geschieht, denn anders sind die Dimensionssprünge nicht zu erklären. Aber wir werden nicht von Dämonen besessen. Ein Besessener schreit und rauft sich die Haare und versucht, seinen Wirt und dessen Umfeld zu vernichten." Henry beschloss für's Erste, dass es am wahrscheinlichsten war, dass sie Opfer irgendeines Zaubers geworden waren.

"Lass uns gehen, Harry. Ich glaube nicht, dass uns der Mensch gewillt ist, uns noch mehr zu helfen.", sagte er zu seinem Gefährten auf Latein.

"Ich glaube, dass wir für den Moment nicht mehr zu besprechen haben und danke Euch für einen ersten Hinweis. Ich wünsche Euch, dass es Euch wohlergehen möge, bis dass wir uns wiedersehen.", sagte Henry und deutete eine Verbeugung an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 13.09.2014, 19:05:43
Rubin sah Henry überrascht an. "Gut, die Entscheidung liegt bei euch. Aber achtet darauf, was Nachts mit euch geschieht. Wenn ihr das Bewusstsein verliert, gelangen sie an die Macht."

Er griff in seinen Mantel. Aus einer zuvor kaum sichtbaren Tasche holte er ein längliches, silbernes Objekt hervor, das sich gleich darauf seitlich ausklappte. Es erinnerte Harry an ein Skateboard. Rubin ließ es einfach fallen - und wenige Zentimeter über dem Boden blieb es plötzlich in der Luft schweben.

"Ihr solltet noch wissen, dass die Dämonen in euch nur einen Bruchteil ihrer tatsächlichen Macht zur Verfügung haben. Sie werden versuchen, ihre volle Macht zurückzubekommen. Denkt darüber nach, was dann mit euch geschehen wird."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 13.09.2014, 19:15:03
"Dämon, das ist nur ein Name, Henry", sagte Harry mit besorgten Blick auf den Bruder, der plötzlich, trotz der höflichen Floskeln, aggressiv klang. Die Behauptung, sie seien von Dämonen besessen, musste für den gläubigen Henry freilich als noch größerer Schock kommen als für Harry selbst, der dies bereits als eine von vier Möglichkeiten in Betracht gezogen hatte. "Der gute Mann hier dachte nur, dass wir mit diesem Begriff mehr anfangen können als mit N'kyash. Das müssen nicht die gleichen Kreaturen sein, die in der Bibel beschrieben werden."

Er wandte sich wieder an Robin. "Ihr seid auch nicht von hier, oder? Die... Dämonen, oder N'kyash, stammen die von Eurer Welt?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 13.09.2014, 19:28:06
Rubin zögerte, sah auf das "fliegende Skateboard" und dann zu Harry.

"Der richtige Name ist N'kyuash. Sie stammen, soweit ich es weiß, von hier - von Kurun. Zumindest haben sie hier etwas zu tun. Etwas, das diese Welt, wie ich vermute, in den Untergang führen wird."

Nun stieg Rubin auf sein Gerät, das seine Höhe durch sein Gewicht nicht veränderte. "Ich würde euch durchaus mehr von mir erzählen. Aber versteht bitte, dass ich den Wesen in euch nicht mehr erzählen möchte." Sein Blick fiel wieder auf die Stadt. "Ich habe euch einen ersten Anker gegeben. Alles Weitere liegt bei euch. Wenn ich glaube, euch vertrauen zu können, melde ich mich wieder bei euch."

Plötzlich erhob sich Rubin in die Luft, und flog auf seinem kleinen Fluggerät in Richtung der Stadt - so schnell, dass sein Mantel hinter ihm flatterte. Damit waren Harry und Henry erst einmal wieder allein.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 13.09.2014, 20:32:30
Regelrecht überfahren stand Jurij neben der Eingangstür. Das Erscheinen eines Inspektors hieß für Jurij schon nichts Gutes, und dann die Sache mit Reykas Vater. Ihm wurde klar, dass er über Reyka nur wenig wusste. Wie auch, er kannte ihn ja noch nicht lange. Denn noch war er die erste Wahl.
Ein nein konnte er nun nicht mehr anbringen. Mit einem Nicken ließ er dem Inspektor den Vortritt. Was immer der Inspektor wollte, wenn Jurij es überhaupt erfahren würde, so wäre jetzt wohl ein Gespräch mit Reyka nicht mehr so einfach möglich.

Er fragte sich was Reyka wohl dazu bewegt hatte ihn einzuladen. War es was er sagte oder wie er auf den Mann wirkte. Denn viel konnte Jurij nicht erzählen, schließlich kannte er diese Welt kaum und wenn dann nur Büchern. Vielleicht fragte er Reyka nach dem warum, aber nun war erst einmal etwas anderes wichtiger.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.09.2014, 01:04:02
Reykas Vater bat Jurij, in der Eingangshalle zu warten. Das Haus erinnerte Jurij an ein herrschaftliches Berliner Altbau-Haus, aus dem 18. oder 19. Jahrhundert - nur dass es noch nicht so alt war. Hohe, stuckverzierte Decken, ein edler Holzboden, der allerdings bei jedem Schritt ein wenig knarzte, und edle, wuchtige Holzmöbel prägten die Innenräume. Der Flur war gut sechs Meter lang; eine Treppe führte in den oberen Stock, mehrere Türen in weitere Räume.

Der Inspektor wurde in einen Nebenraum geführt, kam jedoch kurz darauf zusammen mit Reyka in den Flur.

"Jurij", begrüßte er seinen jungen Kollegen, "was machst du denn hier?"

Doch Jurij hatte keine Zeit, ihm zu antworten. Der Inspektor nahm das Gespräch an sich. "Dafür habt ihr später noch Zeit. Euer Wachleiter" - dies war der offizielle Begriff für den Wachmann, der einen Neuling in die Gerichtswache einführte - "sagte mir, dass er euch für verlässlich hält. Da wir gerade jeden Mann brauchen, führen wir dieses Gespräch gleich zu Dritt."

Reyka legte eine seiner großen Hände auf Jurijs Schulter. "Tut mir leid, dass du so früh in sowas reingezogen wirst. Das hier wird ein schlimmer Fall."

Inspektor Ferrigan nickte. "Das muss ich leider bestätigen. Der Tempelschänder hat wieder zugeschlagen." Er sah zu Jurij. "Das ist ein Fall, der eigentlich noch geheim gehalten wurde. Zwei Morde gab es bereits. Jemand dringt in einen der Tempel hier im Bezirk ein, und tötet einen der Priester in einem brutalen, rituellen Mord. Aber er tötet nicht einfach nur. Die Leiche wird zur Schau gestellt, eine abartige Szenerie, und ein einzelnes Organ wird dem Körper entnommen und in einer goldenen Schale daneben gestellt. Die Leber beim ersten Mord, eine Niere beim zweiten... dieses Mal... naja... der Darm."

Er seufzte. "Wir wollten eine Panik vermeiden. Haben es geheim gehalten. Aber dieses Mal haben Tempelgänger die Leiche entdeckt. Die Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Wir müssen diesen Irren finden, und zwar ganz, ganz schnell."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 14.09.2014, 11:17:33
Das Innere des Hauses ließ in Jurij die Sehnsucht nach der Heimat steigen. Auch wenn die Stuckbilder andere Dinge zeigten so erinnerten sie ihn an Zuhause. So in Gedanken an die Heimat versunken, kamen der Inspektor und Reyka zu ihm. Mit einem Lächeln begrüßte er Reyka als der Inspektor das Wort übernahm. Das Vertrauen, was Reyka ihm gelegt haben musste, kam gerade zum rechten Moment. Denn jetzt wo der junge Mann an sich zweifelte, war dieses Vertrauen mehr wert als alle weltlichen Güter, welche besessen werden konnten. Die große Hand auf seiner Schulter tat dabei sein Übriges. Mit traurigen Augen blickte Jurij gerade Reyka an, als der Inspektor auf den Fall zu sprechen kam.

Mit größer werdenden Augen hörte der junge Mann dem Inspektor zu. Rituelle Morde in Tempeln oh Mann war das ein Hammer. Er verstand, warum die Gerichtswache den Fall geheim halten wollte und warum nun alle gebraucht wurden. In seinem Hirn ratterte es derweilen. Denn er erinnerte sich, dass es auf der Erde Kulte gab, die ebenfalls rituelle Morde beginnen oder auch begangen hatten. Meist wurde dabei eine dunkle Gottheit oder der Teufel angerufen.
Sein Blick wanderte beim Denken nach unten. „Warum glaubt ihr es seien rituelle Morde?“ fragte er und hob den Blick. „Aus meiner Heimat kenne ich Geschichten von so etwas aber hier? Entschuldigt, ich kenne mich nicht so gut mit den hiesigen Religionen aus. Gibt es hier eine Religion oder eine Sekte die so ihren Glauben praktiziert?“ Der junge Mann blickte zu Reyka und zum Inspektor. Er hatte ja gerade die Hierarchieebenen durchbrochen und wusste nicht ob es gut oder schlecht war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.09.2014, 11:27:29
Ferrigan nickte - die Hierarchie schien ihn nicht sonderlich zu interessieren. "Diverse", erklärte er. "Allerdings ist eine dieser bereits selbst zum Opfer geworden. Der zweite Mord fand im Asmodeus-Tempel statt." Er sah zu Reyka. "Es gab ja bereits Pläne der Tempel, mit in die Untersuchungen einzusteigen. Das ist jetzt offiziell. Es gibt eine religionsübergreifende Tempelwache, mit der wir zusammenarbeiten müssen."

Dann fiel sein Blick wieder auf Jurij. "Die Priester haben Spuren magischer Kräfte gefunden, an jedem Tatort. Sie konnten nicht genau feststellen, worum es in diesen Ritualen ging, aber es war dunkle Magie am Werk, so viel steht fest."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 14.09.2014, 13:11:47
Dunkle Magie, auf der Erde hätte Jurij es als Unsinn abgestempelt, schließlich gab es dort keine Magie und die Religionen waren reiner Glaube oder ein Weg zur Erkenntnis, aber hier. Hier gab es Magie und die Kraft des Glaubens hatte die Form von Göttern. „Ist das so ungewöhnlich?“ Mit seiner Unwissenheit über die hiesigen Kulturen und Religionen kam sich Jurij richtig dumm vor. In seinem kurz nach unten gerichteten Blick konnten die anderen beiden sehen, dass er sich gerade dumm vorkam. Dann schüttelte er den Kopf. „Entschuldigt die Frage aber will nicht jedes Ritual etwas Besonderes?“ Jurij zeigte an sich die Positionen der geopferten Organe an und dann noch auf die drei größeren fehlenden Organe. „Bis jetzt wurden Organe des Torsos entnommen und rituell geopfert. Das deutet die goldene Schüssel an. Ohne den Grund zu wissen, was bezweckt werden sollte, dass können nur Gelehrte sagen, sind dies nur Vermutungen. Aber wie ihr meintet, sie tappen selbst im Dunkeln. Wenn ich einen Vergleich zu meiner Heimat ziehen darf, fehlen noch mindestens drei innere Organe, der Magen, das Herz und die Lunge, wobei bei uns eher Herz und Lunge als wichtiger angesehen werden. Der Magen kann auch zum Verdauungstrakt gezählt werden und wurde damit schon geopfert. Gab es irgendwelche Symbole die immer wieder gekehrt sind? Wenn ja bezwecken die Rituale ein und das Selbe. Gehören zu einem großen Ritual.“ Er blickte zu Reyka und dem Inspektor. „Asmodeus hatte doch etwas mit Teufeln oder Dämonen zu tun, richtig? Könnten sie dann nicht mehr über so dunkle Rituale wissen, zum Beispiel welches Ritual das Blut von Priestern anderer Religionen benötigt?“ Mehr zu sich selbst fügte er dann noch hinzu. „Wobei ja die Organe geopfert wurden und irgendwie fehlt noch eine Jungfrau oder ein Jüngling, halt das Unschuldige zum Abschluss.“ Er kratzte sich dabei am Kinn, denn er wusste ja zumindest, dass eine Tochter entführt wurde. Sein inneres wollte aber da keine Zusammenhänge bilden, vor allem nicht weil es nur Vermutungen wären.

Dann blickte er wieder zu den beiden Männern, denn ihm wurde gewahr, dass er gerade Wissen über rituelle Morde offenbart hat. Was mochten die beiden jetzt nur von ihm denken? Dabei kannte er es ja auch nur als den Erzählungen über Sekten, Teufelsanbeter und diversen Horrorfilmen. Also hob er schnell die Hände und machte eine beschwichtigende Geste. „Em, in meiner Heimat habe ich mich mit Religionen auseinander gesetzt und bitte seht dies nur als Vermutungen an. Ich kenne mich damit auch nicht wirklich tiefgreifend aus.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 14.09.2014, 13:48:07
"Huh, sagte Harry, während sie Rubin auf seinem Hoverboard hinterherblickten. "He didn't really tell us all that much, now did he? Tut mir leid. Vielleicht wäre es mehr geworden, wenn ich nicht gleich den Revolver gezogen hätte. Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist. Gut, dass wenigstens du einen kühlen Kopf bewahrt hast, Henry." Er klopfte ihm auf die Schulter.

Dann schnaubte er plötzlich. "Vermeiden wolle er, dass wir 'gefährliche Wissenslücken' haben? Dann hätte er uns verdammt noch mal mehr erzählen sollen! Henry, nicht wahr, du achtest auch schön darauf, was heute nacht mit dir geschieht, weil sie dann an die Macht gelangt. Haha, ich lach mich schepps! Als ob uns das nicht schon aufgefallen wäre. Aber was heißt hier 'darauf achten'? Wehren, das wäre das Stichwort: wie können wir uns wehren? Ein kleiner Tipp in der Hinsicht wäre nett gewesen. Aber wenn er das selbst nicht weiß, dann kann er sich seine Warnung auch an den Hut stecken, da wir eh nichts dagegen tun können."

Harry marschierte ein wenig auf und ab, bis er sich halbwegs wieder beruhigt hatte, dann deutete er in Richtung der weißen Stadt und die beiden machten sich auf den Weg, erst einmal zur Straße, dann auf Terendol zu.

"Gut, was wissen wir also jetzt, das wir vorher nicht wussten? Erstens: Zwei Namen. Tai'Lor, zu dem gehen wir einfach mal, wenn du einverstanden bist. Und N'kyuash, hm... Das scheint mir irgendwas mit Zirkel zu heißen, aber so ganz versteh ich es nicht. Nennen wir sie also mal 'Dunkler Zirkel', wenn's dir recht ist, denn bei dem Wort N'kyuash fällt mir jedesmal schier die Zunge ab.

OK, zweitens kennen wir nun ihr grobes Ziel: nämlich, dass sie ihre Macht zurückerlangen wollen und dass sie danach, oder dabei oder dadurch, diese Welt hier vernichten werden—es sei denn, wir halten sie auf. But hey, no pressure!

Und zuguterletzt wurde uns bestätigt, dass unsere... Gäste alles mitbekommen, was wir erleben, wenn wir wach sind. Oh boy, am I gonna get it tonight! Lasciel won't be pleased with me at all for having talked to this guy... Und wenn sie mich bestrafen will, braucht sie bloß stillzuhalten, während deine[1] mir alle Finger bricht...

Was meinst du, Henry? Habe ich irgendwas vergessen in meiner Aufstellung? Ist dir noch etwas aufgefallen an unserem guten Rubin und seinen 'Erklärungen'? And how are you holding up anyway? You've been awake and on your feet for more than 24 hours now. Und das Gerede über Dämonen und Besessenheit kann dir nicht gefallen haben. Andererseits hast du drei Jahre lang gegen so etwas gekämpft, das macht dich zum Experten. Gesetzt den Fall, Rubin meint dasselbe wie die Leute auf Sankturio, wenn er 'Dämon' sagt..."
 1. Henry, ist das OK, dass Harry hier von einer sie ausgeht, der Schrift und dem zickigen Tonfall ihres Briefchens nach zu urteilen, obwohl du ihm dies noch nicht bestätigt hast und auch überhaupt über die beiden anwesenden Damen noch nicht mit ihm sprechen wolltest? Sonst änder ich's ab zu "deiner oder deine" o.s.ä.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.09.2014, 16:27:35
Ferrigan und Reyka sahen Jurij mit immer größer werdenden Augen an, während er erzählte. Insbesondere Ferrigans Blick machte deutlich, was für Fragen er sich über Jurij stellte. Seine Erklärung am Ende schien ihn jedoch ein wenig zu beruhigen.

"Ihr habt... interessantes Wissen. Es gibt wenige, die sich so genau damit auskennen, was für Organe der menschliche Körper hat."

Er räusperte sich, sah zu Boden und anschließend wieder hoch, sein Blick nun wieder freundlich - fast, als hätte er mit dieser Geste die gerade entstandene Stimmung - und vor allem die entstandenen Fragen bezüglich Jurij - fortgewischt. "Wir haben selten Probleme mit Gesetzesverstößen in diesem Land. Die Tempel erhalten einen Teil der Steuern, und die Tempelvorsteher wissen genau, dass damit Schluss ist, wenn die Gesetze ignoriert werden. Das heißt nicht, dass in einem Asmodeus-Tempel keine finsteren Rituale stattfinden. Aber wer daran beteiligt ist, hat dem zugestimmt - aus welchen kranken Gründen auch immer."

Es war deutlich, was der Inspektor von den "finsteren" Religionen hielt. "Aber der Gedanke, dass all das ein größeres Ritual sein könnte, ist durchaus interessant. Ich werde das in die Nachforschungen mit einbeziehen."

Dann wandte er sich an Reyka. "Am besten klärt ihr euren Kollegen ein wenig auf, was die religiösen Hintergründe angeht. In der Zwischenzeit gibt es Aufgaben zu erledigen. Geht zur Wache und holt euch eure Rüstungen, anschließend unterstützt ihr die Zeugenbefragungen. Alle Bewohner in der Nachbarschaft müssen befragt werden, ob sie etwas gesehen oder gehört haben."

Er wandte sich zur Tür, nahm den Griff in die Hand, drehte sich aber noch einmal um. "Die Gemeinschaft der Tempel hat eine gewisse Elenya Ithera als Vertreterin bestimmt. Solltet ihr ihr begegnen, behandelt sie genau so, wie den Großinspektor, der die Untersuchungen leitet. Der wiederum ist übrigens Großinspektor Urok Manard. Aus meiner Sicht der richtige für diesen Fall."

Damit öffnete er schließlich die Tür. "Meine Herren."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 14.09.2014, 17:26:48
Jurij verabschiedetet den Inspektor wie Reyka es ihm beigebracht hatte. Als sich die Tür geschlossen hatte, blickte Jurij verstohlen zu Reyka. Ihm war es nicht entgangen wie auch er ihn angesehen hatte und auch wenn Inspektor Ferrigan nicht näher darauf eingegangen war, so fühlte er sich gerade unwohl. Immer noch war es für ihn schwer zu unterscheiden was in dieser Welt Allgemeinwissen war. Schließlich war das Wissen über den Körper für ihn allgemein wissen, sein Wissen um Druckpunkte und wie sie genutzt werden konnten, zählte da schon eher zu nicht so verbreiteten wissen. Bevor noch eine Stille zwischen den beiden sich ausbreiten konnte, ergriff Jurij die Initiative. „Reyka, bitte lass uns in ein Zimmer gehen. Auch wenn etwas anderes befohlen wurde, denke ich du hast Fragen über deinen jungen Schützling die nicht warten sollten. Und“ Er blickte seinen Kollegen fest in die Augen. „Ich war wegen einem Problem zu dir gekommen. Etwas wichtigem. Das Leben einen Mädchen hängt daran.“ Er ballte immer wieder die Hände zu Fäusten, so angespannt war er gerade. „Bitte, den Augenblick haben wir sicher noch.“

Reyka hatte ihm Vertrauen geschenkt und nun musste sich dieser große Mann wohl fragen wer sein Begleiter wirklich war. Das war nicht gut, denn wie bei den Übungen im Karate mussten sich Partner vertrauen. Ansonsten bauten sich Blockaden auf und das wirklich Wichtige wurde aus den Augen verlohren.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 15.09.2014, 20:37:26
Reyka sah Jurij überrascht an. Er sagte aber nichts weiter, nickte nur, und führte seinen jungen Kollegen in einen Nebenraum.

"Nach der Nachricht von gerade kann es kaum noch schlimmer werden. Also, was ist los?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 15.09.2014, 20:58:40
Henry lief eine ganze Zeit lang neben Harry her und lauschte schweigend seinen Gedanken. Sein Kopf schmerzte von den vielen Informationen der letzten Stunde. Oder genauer: Es waren die Möglichkeiten, dass alles war sein konnte. Er hätte dem ganzen nicht so viel Beachtung geschenkt, doch da Harry dem Fremden offensichtlich glaubte, kam Henry nun auch ins Nachdenken. "Er sagte, dass wir von Dämonen besessen sind." begann er schließlich dumpf, "Es fällt mir schwer, das zu glauben. Du musst wissen, dass die Iren ein sehr abergläubisches Völkchen ist und als solcher wäre ich allzu bereit, an einer Besessenheit zu glauben. Aber ich bin auch zur Hälfte Engländer und als solcher bin ich viel vernünftiger. Es ist nicht, dass ich nicht an Dämonen glaube. Der christliche Glaube kennt Dämonen und in Sankturio habe ich mehr als genug Dämonen gesehen. Aber diese... waren wilde, brutale Kreaturen, die alles und sich selbst ins Chaos stürzen. Ich kann nicht glauben, dass wir besessen sind, weil sich das viel drastischer zeigen müsste."

Er überlegte und schüttelte dann missmutig den Kopf. "Aber nehmen wir mal an... Es würde einfach vieles erklärlich machen, allem voran diese seltsamen Dimensionssprünge."

Henry seufzte. "Und ja, ich fühle da auch etwas seltsames in mir. Es ist kein Kopfschmerz und keine Benommenheit, sondern eher... ein düsterer Schleier, der sich über meine Gedanken legt. Etwas drückt mich nieder und es fällt mir viel schwerer zu denken. Ich frage Dich noch einmal ganz ernsthaft, glaubst Du wirklich, wir sind von Dämonen besessen?" Henry blieb stehen und sah seinen Freund an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 15.09.2014, 22:52:41
Harry schlenderte neben Henry her und passte seinen langen Schritt dem kürzeren und vor allem erschöpfteren des Kameraden an. Als dieser stehen blieb, hielt auch er an.

"Ernsthaft, Henry? Ich kann doch auch nur vermuten. Von Dämonen, die mit ihren menschlichen Wirten durch die Dimensionen springen können, habe ich auch noch nie gehört! Wohl aber, dass es eine Hierarchie unter ihnen gibt, unten die dümmsten und tierhaftesten, an der Spitze aber Luzifer selbst. Vielleicht hat auch jede Welt ihre eigenen Dämonen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Verhaltensweisen, woher soll ich das wissen?

Eine Besessenheit jedenfalls würde erklären, was mit mir in Brückenstadt passiert ist, und es gibt nur drei Arten von Wesen, von denen ich schon gehört habe, die auf diese Weise in einen Menschen fahren können: Geister, Schatten und eben Dämonen. Andererseits geht es mir genau wie dir, Henry, dass ich in zwei Welten groß geworden bin: der magischen meiner Familie, in der Märchen wahr sind und man tatsächlich eine fairy godmother besitzt, und der materiell-wissenschaftlich orientierten Welt der restlichen Menschen meiner Heimat.

Und eine wissenschaftliche Erklärung für einen Teil unseres Problems gäbe es auch, in Form einer Geisteskrankheit namens 'multiple Persönlichkeitsstörung'. Das würde bedeuten, dass sich unser Bewusstsein in mehrere Persönlichkeiten aufgespalten hat, welche abwechselnd die Kontrolle übernehmen und deren Handeln wir nicht als das eigene erkennen und an das wir uns auch nicht oder kaum erinnern. Das könnten tatsächlich auch weibliche Persönlichkeiten sein. Aber es erklärt weder die Sphärensprünge noch was diese Störung ausgelöst hat: ein Fluch, Zauber oder die Sprünge selbst? Und dann... spüre auch ich etwas in mir, selbst wenn ich 'ich' bin, etwas wie eine... Berührung. Dunkel, mächtig, aber manchmal auch—zum Beispiel gerade jetzt—amüsiert. Na ja, und die Sprache, die wir eben benutzt haben, um uns mit Rubin zu verständigen, die habe ich zumindest nicht in der Schule gelernt. Ist das nicht die Bibeldefinition von 'besessen'— in Zungen reden?"


An dieser Stelle hielt Harry das Stillstehen nicht mehr aus und begann, auf und ab zu gehen.

"Wenn du also von mir jetzt und hier eine Antwort haben willst, dann müsste ich sagen: Ja, ich glaube, dass ich von etwas besessen bin. Ihr Name ist Lasciel. Ist sie ein Dämon? Was weiß ich. Vielleicht hat Rubin sie nur "Dämon" genannt, weil er dachte, wir seien zu primitiv und unwissend, um die volle Wahrheit zu begreifen. Jedenfalls ist sie um einiges schlauer als ich und hat einen sehr hinterhältigen Sinn für Humor.
Ach, und sie war schon einmal auf Rubins Welt und hat dort etwas gesucht. Das habe ich irgendwie... gespürt.

Was ich mich frage, ist: Was ist Rubins Interesse bei all dem? Wenn er nicht von hier ist, also kein direktes Interesse hat, diese Welt zu beschützen, und die 'Dämonen' andererseits, wie er behauptet, nicht von seiner Welt stammen, er also auch keine Schuldgefühle deswegen haben kann: warum begibt er sich dann in Lebensgefahr, um uns zu kontaktieren?

Aber lass uns weitergehen, ja? Wenn wir schon in die Stadt und auf die Gerichtswache müssen, dann würde ich es gern hinter mich bringen. Ich hoffe nur, wir werden nicht wieder getrennt. Und dass dieser Tai'Lor mehr weiß als bloß, wie man Hemden näht."


Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 16.09.2014, 12:39:58
Oh ja, wenn es nur so wäre. dachte sich Jurij. Die richtigen Worte suchend, ließ er den Blick durch das Nebenzimmer schweifen. Die schweren Holzmöbel, der Stuck und sogar die kleinen Staturen, all das erinnerte so an eine Epoche auf der Erde. Wie in Gedanken, ging er zu einen der Stühle hinüber und ließ die Finger über das Holz streichen. „Meine Großmutter liebte diese Möbel. Sie sagte immer, sie sind klar und denn noch schön.“ langsam drehte er sich um und blickte zu Reyka der nun etwa drei Schritte von ihm entfernt war. „Meine Eltern waren nie der Ansicht. Für sie waren immer gerade Linien das Größte. Naja, als Ärzte, Doktoren oder Medici wie auch immer sie hier benannt werden mochten, war das Haus eher zur Repräsentation als zum wirklich wohlfühlen da. Ein Teil meines Wissens über den Körper habe ich von ihnen. Doch war das am Ende nicht der Weg den ich beschreiten wollte.“ Bei Reyka schien das ja etwas anders, er war in die Fußstapfen seines Vater getreten. „Es ist hier in diesem Land so vieles anders und aber auch ähnlich.“ Jurij machte eine Pause und blickte zu der Figur auf dem Tisch. Sie war aus weißem Stein, vielleicht Marmor und zeigte ein sich umschlingendes Liebespaar. Dann schüttelte er leicht den Kopf. „Reyka, frag mich irgendwann über meine Heimat. Jetzt haben wir dafür keine Zeit.“ Langsam legte er eine Hand auf den neben sich stehenden Stuhl. Zuerst strich er über das Holz doch dann umschlangen seiner Finger eine der Eiförmigen Aufsätze, so als ob er sich festhalten müsste. Er senkte den Blick. Seine Stimme wandelte sich von dem eher plauderhaften Tonfall in einen nach Worte ringenden, verunsicherten. „Ich … heute Morgen …“ Er kniff die Augen und schüttelte den Kopf um seine Worte zu sortieren. „Es glaubt jemand, dass ich ein Entführer sei. Ich soll die Tochter eines Lorenz Lanicas mit einer Gruppe namens die Wölfe entführt haben. Bei meinem Leben, ich schwöre dir ich habe weder den Namen Lanicas noch die Wölfe vor heute Morgen gekannt.“ der fester werdende Griff um die Verzeihung zeigte an, da uns das noch nicht alles war. „Als ich heute Morgen aufwachte, lag ein sterbender Mann vor meinem Bett. Er … er war als Kopfgeldjäger hinter mir her. Aus seinen Unterlagen weiß ich das. Ich konnte ihm nicht mehr helfen und niemand hatte mich gehört als ich um Hilfe rief.“ Jurij blickte auf seine für ihn rote Hand. „Ich konnte ihm einfach nicht mehr helfen. Ich weiß nicht einmal wer ihn vor mein Bett gelegt hat. Ich habe niemanden entführt, ich habe ihn nicht getötet. Glaub mir das bitte.“ er hob den Kopf und blickte zu Reyka hinüber. „Reyka, ich muss das Mädchen finden und ihre Entführer. Ich will dich da nicht mit reinziehen aber ich kenne keinen den ich sonst um Hilfe bitten könnte.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 16.09.2014, 15:01:21
Reyka sah den jungen Mann mit immer größer werdenden Augen an. Er ließ sich in einen der schweren Holzsessel fallen. "Das ist ja..."

Er schnaufte, seufzte, sah zu Jurij, auf den Boden, dann wieder zu Jurij. Schließlich stand er wieder auf.

"Wo bist du da nur reingeraten?"

Reyka baute sich vor Jurij auf, eine beeindruckende Gestalt, die Jurij um mehr als zwei Köpfe überragte. "Gibst du mir dein Ehrenwort, als Freund, dass du nichts getan hast?"

Noch bevor Jurij antworten konnte, sprach Reyka weiter. "Lanicas ist ein einflussreicher Mann. Einer der erfolgreichsten Händler in der Stadt. Und die Wölfe... sie gehören zu den schlimmsten Verbrechern, die diese Stadt kennt. Der Abschaum Terendols."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 16.09.2014, 19:57:24
Gerade wollte Jurij daran zweifeln, dass sein Kollege ihm helfen würde. Schließlich zweifelt er selbst an sich. Da baute sich der Mann vor ihm auf. Ohne zu lügen hatte Jurij einen riesen Respekt vor Reyka, und das nicht nur seit dem ein Großinspektor außer Dienst die Tür zum Haus geöffnet hatte. Das dieser Mann jetzt das Wort Freund in den Mund nahm, gab ihm Zuversicht. Soviel zuversicht, dass sein Verstand immer mehr Punkte fand, die ihm sagen ließen, nein ich war es nicht.

Deutlich nickte er, nachdem Reyka mit den Ausführungen über die Wolfe und den Händler fertig war. „Reyka ich gebe dir mein Ehrenwort. Ich habe nichts mit der Entführung und den Wölfen zu tun.“ Er war sich dem wieder sicherer geworden, denn Schlafwandeln. Ha, ja alles was ihm ins Blut gegangen war könnte er dann sicher machen, vielleicht gar besser aber eine Entführung? Nein, dafür müsste er wach sein und nicht schlafend. Dafür braucht es etwas mehr als nur Reflexe. Nein, er konnte es nicht gewesen sein. Das in New York war möglich aber das hier? Jedenfalls sagte ihm das gerade sein Kopf. Er würde immer noch auf Sicher gehen wollen und sich ans Bett fesseln oder ähnliches machen, aber nun auf einmal hörte sich seine angst lächerlich an.

Hastig zog er den Rucksack von den Schultern und holte die Tasche mit den Unterlagen des Kopfgeldjägers hervor. „Hier das hatte er bei sich. Darin ist auch eine Karte mit einem Versteck der Wölfe.“ die Tasche hielt er Reyka offen hin. „Das Versteck ist hier im Tempeldörfle. Wenn wir die Anwohner befragen wegen den Ritualmorden, können wir vielleicht auch Informationen über dieses Verstecke sammeln.“ Es tat so gut zu wissen nicht allein zu sein. Jemanden zu haben, der einem vertraute. „Was meinst du, können wir das machen?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 16.09.2014, 20:14:21
"Himmel hilf!", sagte Henry resigniert und das war für eine ganze Weile das Einzige, was er sagte. Sie hatten den Schritt wieder aufgenommen und waren nicht mehr weit von der Stadt entfernt. Henrys Blick schweifte über die Landschaft, doch er nahm kaum wahr was er sah. Unter anderen Umständen hätte er sich den Blumen und den Wiesen erfreut, doch im Moment war alles taub in ihm. Dazu kam die Müdigkeit. Er hatte sie erst in sich bemerkt, als Harry ihn darauf angesprochen hatte. Nun aber drückte sie ihm förmlich auf's Kreuz und die Rüstung wurde ihm schwer. Henry war schlichtweg fertig mit der Welt.

In dieser Situation war Henry das Schweigen am angenehmsten. Harry schien das spüren oder wie auch immer und ließ seinem Freund den Raum.

Sie waren kurz vor den Stadttoren, als Henry dann doch wieder das Gespräch aufnahm. "Ich weiß es nicht. Es sind mir momentan zu viele 'vielleicht's und 'wenn's, als dass ich mir den Kopf darüber zerbrechen kann. Ich meine, momentan ist alles möglich und alles sprengt meine Vorstellungskraft. Dieser Typ, Rubin, war ein seltsamer Kerl und ich bin mir seiner Motive im Unklaren. Er hat uns eigentlich nicht mehr gesagt, als dass wir uns an einen anderen Kerl wenden sollen.." Er blies langsam die Luft aus, setzte dann aber mit etwas mehr Schwung wieder an. "Also gut, genau genommen haben wir im Moment kaum Alternativen. Gehen wir in den Himmel oder in die Hölle, wie auch immer diese Schenke heißt."

"Dem Namen nach zu urteilen, wird es ein Bordell sein...", murmelte er noch vor sich hin.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 16.09.2014, 23:39:45
"Portal zum Himmel und zur Hölle", brummte Harry. "Also wenn du mich fragst, klingt das schon wieder so, als würden sie dich hinterher zur einen Tür, und mich zur anderen hinausschicken. Aber erst einmal melden wir uns brav auf der Gerichtswache, wenn das hier so üblich ist. Dann finden wir auch gleich heraus, was Rubins Tipps taugen."[1]
 1. 
Folgeaktion (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 17.09.2014, 16:05:15
Rillfarsell verstand noch immer nicht, was hier passiert war.
Kurz zuckten Erinnerungen an frühere Ereignisse durch seinen Kopf. Ereignisse aus anderen Dimensionen. Erinnerungen, die es vergessen wollte, weil es soetwas nicht tun würde.
Immer noch verwirrt und fassungslos machte es sich auf den Weg, den ihm der blaue Vogel gewiesen hatte.
Zum Glück hatte es nichts, das als Gepäck betrachtet werden konnte. Die kleine Holzflöte um den Hals, den Gürtel mit den Materialien für die Zauber, den merkwürdigen quadratischen Ring am Finger und die Kleinigkeiten, die sonst noch in den Gürteltaschen waren.
Sollte es sich wirklich an jemanden wenden, der mit dem Vogel und seinem Herrn zu tun hatte?
Und was war nach der Einnahme des Tranks passiert? Wenn das Gift keine Wirkung gehabt hatte, wieso es überhaupt verabreichen? Irgendwas ergab da keinen Sinn.
Rillfarsell sah noch einmal zurück, bevor das Anwesen hinter einigen Bäumen verschwand.
Zwei Stunden Flug hatte der Vogel gesagt. Etwas Zeit, um über diese Dinge nachzudenken.

Als Rillfarsell in der fremden Stadt ankam, suchte es sich einen gemütlichen Platz auf einem der Dächer. Dort legte es sich zum Ruhen nieder, denn die Sonne war noch nicht aufgegangen.
Am Morgen würde es sich auf die Suche nach diesem Lehrer machen. Vielleicht konnte er mehr Sinn in die Vorkommnisse bringen.
 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.09.2014, 16:29:37
Reyka sah Jurij nachdenklich an. Die Tasche nahm er zwar an, stellte sie aber zunächst nur neben sich auf den Boden. "Jurij, mit den Wölfen legt man sich nicht mal eben an. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Und wir werden nicht vermeiden können, den ganzen Fall zu melden. Ich bin bereit, diesen Tag abzuwarten, einen Tag, und zu versuchen, neben unseren anderen Aufgaben so viel wie möglich über deine Sache herauszufinden. Etwas, das deine Unschuld beweist, zu finden. Aber wenn ein Mädchen entführt würde, dann geht es vielleicht auch um ihr Leben. Wir können das nicht einfach selbst in die Hand nehmen und dabei riskieren, dass das Mädchen deshalb stirbt."

Er sah herab auf die Tasche. "Damit sollten wir uns nicht sehen lassen. Vielleicht erkennt sie jemand wieder."

Der Hüne kratzte sich am Kopf, und schnaubte dabei. "Wir gehen in dein Zimmer, als allererstes. Ich will die Leiche sehen. Danach schauen wir weiter."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 17.09.2014, 18:03:54
Kurz wendete Jurij den Blick ab. Reyka hatte Recht. So einfach hingehen und reinplatzen war kein guter Plan. „Ja das stimmt. Selbst wenn wir heute nichts Entlastendes finden würden, mehr als bis heute Abend würde ich nicht warten wollen mit der Meldung.“ Er nickte langsam zu den weiteren Worten von Reyka und sammelte die Tasche wieder ein. „In meinem Rucksack ist sie erst einmal sicher. Denn hier würde ich sie auch nicht lassen wollen. Das würde nur schlechtes Licht auf dich werfen. Außerdem werden wir sie noch brauchen.“ Als die Tasche wieder in seinem Rucksack verschwunden war, blickte er zu Reyka auf. „Dann lass uns gehen. Nach meinem Zimmer, sollten wir aber zum Hauptquartier gehen. Nicht das jemand fragt, warum wir dem Befehl des Inspektors nicht gleich nachgegangen sind.“ Das lächeln war aus Jurijs Gesicht verschwunden. Ein klarer Kopf war jetzt von Nöten und so konzentrierte er sich im Moment darauf seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Ein Vorschnelles Handeln könnte nicht nur ihn sondern auch Reyka und das Mädchen in Gefahr bringen. 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.09.2014, 19:38:13
Der Weg zur Stadt führte Rillfarsell durch eine freundliche, blühende Landschaft. Obwohl die Humanoiden viele Bereiche in Felder und ähnliches umgewandelt hatten, zeigte sich das reichhaltige Leben in der Region selbst in der Nacht. Fledermäuse, kleine Raubtiere und sogar der eine oder andere Reisende auf der Straße fielen Rillfarsell auf.
Doch das Feenwesen schenkte dem nur wenig Aufmerksamkeit. Zu sehr beschäftigten es die Gedanken an das, was geschehen war, die sich scheinbar widersprechenden Aussagen des blauen Botenvogels, und die schrecklichen Bilder.
Schließlich erreichte es die Stadt. Obwohl sie nicht natürlich gewachsen war, war sie durchaus schön: Die fast vollständig weißen Gebäude ließen die Stadt ein wenig wie ein einziges, riesenhaftes Wesen aussehen, oder auch wie das Nest eines riesenhaften Wesens.
Rillfarsell ignorierte den Eingang, den die meisten anderen Besucher wohl wählten, und flog einfach über die Stadtmauern hinweg, bis es einen guten Platz zur Landung fand. Niemand bemerkte seine Ankunft, und so blieb es die Nacht über ungestört.
Als es am nächsten Morgen aufwachte, schien die Sonne auf sein Federkleid. Von unten hörte es die ersten Stimmen. Das Gebäude, auf dem es gelandet war, hatte die Form einer großen Kuppel, mit einer gut ein mal ein Meter großen Plattform auf der Spitze. Auf dieser Plattform hatte Rillfarsell geschlafen, und hatte nun einen guten Ausblick auf die es umgebenden Straßen. Das Gebäude selbst war von einem Garten umgeben, der seinerseits umzäunt war – ein niedriger Zaun aus weißen Holzlatten –, und eine kleine Gruppe Humanoider (Elfen, soweit Rillfarsell es von seiner Position beurteilen konnte) betrat gerade das Grundstück.
Bemerkt hatte ihn hier oben, gute acht Meter über dem Boden, noch niemand.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.09.2014, 19:47:57
Die Stadt, der sich Henry und Harry näherten, strahlte eine erhabene Schönheit aus: Eine weiße Stadtmauer umgab (größtenteils) weiße Gebäude, hier und da weit in den Himmel ragend. Schon auf die Entfernung konnte man den Baumeistern der Stadt eine gewisse künstlerische Ader nicht absprechen. Ein naher Turm war nicht etwa nur ein nach oben ragender Klotz, sondern schlang sich wie eine Spirale nach oben; ein Glockenturm, der ihnen ins Auge fiel, war mit der Statue eines mächtigen halb menschlichen, halb monströsen Wesens auf seiner Spitze versehen worden. Es sah so aus, als würde das Wesen mit seiner steinernen Keule gegen den Turm schlagen (und so die Glocke zum Läuten bringen, wenn es denn so weit war).
Die Stadttore waren weit geöffnet, nur eine einzelne, etwas gelangweilt dreinblickende Wache erwartete sie. Er trug ein silbernes Kettenhemd und eine Lederhose, sein Kurzschwert war sicher in der Scheide verstaut. Mit Problemen schien der Mann, gute vierzig Jahre alt mit blondem, struppigem Haar, nicht zu rechnen.
"Willkommen in Terendol", begrüßte er die beiden Reisenden. "Kehrt ihr heim oder seid ihr Gäste? Braucht ihr eine Einweisung?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.09.2014, 20:34:43
Reyka nickte. "Dann los. Ich verabschiede mich nur noch kurz von meiner Familie."
Wenig später liefen Jurij und er wieder durch die Straßen der Stadt. Schon auf dem Weg zu seinem Gasthaus fiel Jurij auf, dass immer wieder Leute zu ihnen sahen. Oder bildete er es sich nur ein? Wussten Sie…?
"Wegen des Tempelschänders", erklärte Reyka ungefragt. Er lächelte. "Man kennt mich hier. Als Mitglied der Gerichtswache habe ich natürlich auch mit dem Fall zu tun, und wenn sie mich sehen, werden sie neugierig. Mach dir keine Sorgen. Und pass auf, dass du niemals um Geld spielst. Man sieht dir deine Gedanken sehr leicht an."
Er zwinkerte Jurij zu, und ging dann mit einem wieder ernsteren Blick weiter.  Schließlich kamen sie an der Gaststätte an. Das Gebäude war weiß, wie so viele in der Stadt – jedenfalls zur Hälfte. Die andere Hälfte bestand aus schwarzem Stein, so dunkel, dass er das Licht fast zu verschlucken schien. Der annähernd kubische Bau war farblich exakt in zwei Hälften geteilt, die sich genau in der Mitte der großen (Reyka konnte ohne Probleme hindurchgehen), oben abgerundeten Eingangstür trafen. Über dem Eingang prangte in großen, eisernen Buchstaben, die man in die Wand geschraubt hatte:

DAS PORTAL

Und darunter, in kleineren Buchtstaben:

zum Himmel
und zur Hölle

Links davon, auf der schwarzen Seite, war die steinerne, bemalte Figur eines geflügelten und gehörten Echsenwesens mit einem Schwert zu sehen, rechts davon, auf der weißen Seite, eine wunderschöne junge, leicht bekleidete Frau mit großen weißen Flügeln. Die beiden Figuren waren jeweils etwa dreißig Zentimeter groß, und schienen jeden, der hineinging, genau zu beobachten.

Reyka ließ Jurij, der ja hier wohnte, den Vortritt, und folgte ihm in den Schankraum. Der Wirt, Zerendarius, stand hinter der halbkreisförmigen Bar, die ihren Mittelpunkt genau auf Höhe des Mittelpunkts der Eingangstür hatte, gute zehn Meter entfernt an der gegenüberliegenden Wand. Rechts davon lag die Treppe in die oberen Etagen, wo auch Jurij sein Zimmer hatte.
Im Schankraum saß eine Gruppe aus drei jungen Leuten, etwa in Jurijs Alter, die sich lachend unterhielten und dabei frühstückten. Ein weiterer Mann, der eine Laute vor sich auf dem Tisch liegen hatte, konzentrierte sich ebenfalls gerade auf sein Frühstück. Zerendarius, wie immer in seiner feinen, aber farblich etwas absurd aussehenden Kombination gekleidet (weißes Hemd, schwarze Weste, weiße Fliege, schwarze Schuhe, weiße Hose, schwarzer Gürtel), begrüßte Jurij mit einem kurzen Nicken. "Was vergessen?" fragte er durch den Schankraum hindurch.
Er behandelte Jurij freundlich, so wie er jeden freundlich behandelte – selbst Leute, von denen Jurij eher Abstand nahm.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 17.09.2014, 22:07:36

Kurz hatte Jurij über die Äußerung von Reyka gelächelt. Ja ein Buch mit sieben Siegeln war er nicht wirklich. Aber auch Jurij hatte bald wieder ein ernstes Gesicht. Er hoffte, dass Rekya mit seiner Erfahrung etwas sah, was er übersehen hatte. So beeilte er sich um hinter ihm her zu kommen. Am Gasthaus angekommen, dachte er kurz darüber nach, welche Ironie doch gerade in diesen beiden Worten lag. Besonders jetzt im Moment.
Jurij nickte im Schankraum dem Wirt zu. „Ja. Ich will meinem Freund hier etwas zeigen.“ antwortete er und ging zum Tresen. Wie immer wenn er weg war, fragte er „War etwas während ich nicht da war.“ Es war zu einem Ritus geworden, welchen er auch jetzt nicht Brechen wollte. Natürlich erwartete er jetzt ein nein, schließ war er wohl kaum mehr als eine Stunde weg gewesen. Auch wollte er so schnell wie möglich die Sache hinter sich bringen. Reyka das Zimmer zeigen und mit der Untersuchung beginnen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.09.2014, 23:00:44
Zerendarius überlegte. Er stellte das Glas ab, das er gerade poliert hatte, und sah Jurij mit gerunzelter Stirn an. "Ja, da war irgendwas. Jemand war da..." Sein Gesicht verzog sich noch mehr, wurde fast ärgerlich. "Das gibt's doch nicht. Ich vergesse sowas nie."
Entschuldigend hob er die Schultern. "Irgendjemand war da. Aber ich erinnere mich beim besten Willen nicht. Scheine heute morgen einen Knoten im Kopf zu haben. Tut mir ehrlich leid."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 18.09.2014, 06:03:44
Rillfarsell streckte sich erst ein mal und atmete tief durch. Die Geschehnisse der letzten Nacht wirkten fast schon wie ein Alptraum. Je schneller es sie vergaß desto besser, auch wenn weiterhin fragen an ihm nagten.
Das Feenwesen ließ noch einmal den Blick über die weiße Stadt schweifen. In dieser anderen Dimension hatte es etwas ähnliches gesehen, wo die Menschen die Stadt San Francisco genannt hatten. Irgendwie verstand es immer noch nicht, warum die Lebewesen es vorzogen, in selbstgebauten Stein- oder Holzhöhlen zu wohnen.
Es wurde Zeit Informationen über diesen Menschen zu sammeln, von dem ihm der blaue Vogel berichtet hatte. Und welch bessere Möglichkeit als gleich die Elfen unter ihm zu fragen. Kurz schaut es über sein Federkleid und drehte dieses so, daß die perlmuttene Seite zum Vorschein kam, die es im morgendlichen Sonnenlicht in Rot-, Orange- und Rosatönen schimmern ließ.
Also flatterte Rillfarsell auf die Straße jenseits des Zauns und pfiff dabei eine fröhliche Meldodie vor sich hin.
Dann stellte es sich mit einem Hopser auf den Zaun und sprach die Elfen an.
"Einen schönen, guten Morgen, werte Elfen. Wärd ihr so gütig und könnt mir sagen, ob euch ein Mensch namens Hereius bekannt ist." Eine elegante Verbeugung war das mindeste, was es dabei in Richtung der Elfen machte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 18.09.2014, 08:46:27
Verwundert blickte Jurij den Gastwirt an. Jemand war da gewesen. Da konnte es nicht so viele geben. “Vielleicht fällt es dir nachher wie Schuppen von den Augen. Wir kommen ja noch einmal vorbei.” Vielleicht versuchte sich der Wirt auch an den Kopfgeldjäger zu erinnern aber viele vermutungen wollte Jurij jetzt nicht anstellen.
Er nickte dem Wirt noch einmal zu und machte sich mit Reyka auf in sein Zimmer.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 09:17:36
Reyka folgte Jurij die leicht knarzende, breite Treppe in den ersten Stock. Die dunklen Bodendielen im Flur waren zwar sauber, zeigten aber diverse Flecken, die wohl nicht mehr zu entfernen waren. Nicht wenige Gäste, das hatte Jurij schon mitbekommen, nahmen sich noch alkoholische Getränke mit aufs Zimmer, und dabei blieb wohl nicht immer alles im Glas.

Er holte den Schlüssel aus seiner Tasche, und schloss sein Zimmer auf. Die beiden sahen sich im Flur um - sie waren alleine -, dann öffnete Jurij die Tür.

Auf dem Boden war - keine Leiche.

Stattdessen war dort nur ein großer, roter Fleck zu sehen. Der Geruch von billigem Wein stieg Jurij in die Nase. Eine leere Weinflasche lag neben der Lache, in der das durchs Fenster hereinkommende Sonnenlicht schimmerte.

Reyka ging an Jurij vorbei, und kniete sich neben der Lache auf den Boden. Er sah zu seinem Kollegen hoch.

"Ich muss dich das fragen. Hast du gestern abend zu viel getrunken und heute morgen im betrunkenen Zustand die Weinlache für etwas anderes gehalten?"

Er sah auf die Tür. "Aber komm erstmal rein, bevor du mir antwortest."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 09:21:11
Überrascht blieben die Elfen stehen. Mit großen Augen betrachteten sie das Feenwesen. Sie schienen neugierig, vielleicht ein wenig aufgeregt, aber keinesfalls ablehnend. Einer der Gruppe, ein älterer Mann mit schlohweißem glattem Haar, das ihm bis zur Mitte seines silbrig schimmernden Gewands reichte, trat hervor.

"Guten Morgen. Ich bin Ihari. Ein Mensch namens Hereius ist mir leider nicht bekannt, aber vielleicht können wir bei der Suche helfen. Darf ich..." Er räusperte sich. "Darf ich fragen, wie euer Name ist?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 18.09.2014, 12:18:44
"Gäste", antwortete Harry, "welche aber hoffen, Eure schöne Stadt Terendol bald 'Heim' nennen zu dürfen. Wir kommen von weit her, sind rechtschaffen erschöpft von den Strapazen der Reise, doch nehmen wir Euer Angebot einer Einweisung gerne an, denn wir kennen uns mit den hiesigen Gepflogenheiten nicht aus und würden ungern aus Unwissenheit anecken oder dumm auffallen. Mein Name ist Harry, das hier ist mein Freund und Bruder Henry. Seid auch Ihr gegrüßt."[1]
 1. 
@ Henry (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 18.09.2014, 13:00:44
Mit offenen Mund stand Jurij vor der Tür. „Was, Was, Was?“ Wiederholte er immer wieder bis Reyka ihn mit seiner Frage ansprach. Er war sich so sicher heute Morgen einen sterbenden Mann vor seinem Bett gehabt zu haben. Auch der Zauber oder was auch immer war mit der Leiche verschwunden. Wenn er jetzt noch damit kam, würde ihn sein Freund für vollkommen verrückt halten.

Bevor er antwortete, betrat er nun wirklich das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Als er sich wieder umdrehte sagte er „Ich trinke nur wenn ich etwas angeboten bekommen und das dann auch nur aus Höflichkeit.“  Langsam ging Jurij zum Bett hinüber und blickte sich dabei im Raum um ob etwas nicht so war wie es sein sollte.[1] Neben dem Bett kniete er sich zu Reyka und prüfte mit der rechten Hand selbst den Fleck. Er roch nach Alkohol, so wie das ganze Zimmer ja auch. „Das kann nicht sein. Ich …“ er blickte zu Reyka „Reyka glaub mir. Heute Morgen lag hier ein sterbender Mann.“ Jurij richtete sich auf und blickte auf seine Hände. „Mit diesen Händen habe ich versucht die Blutung zu stillen. Ich habe die Hitze seines Blutes auf meiner Haut gespürt und musste zusehen wie sein Leben aus den Augen wich. Reyka!“ Jurij schüttelte leicht den Kopf während er an seinen Freund appellierte ihm zu glauben, auch wenn es wohl besser wäre, wenn es nicht passiert wäre. „Glaub mir, ich habe gesehen was tot heißt. Wie grausam er sein kann und ich würde niemals über den Tod Witze machen. Irgendwann muss jeder sterben doch erst wenn seine Zeit vorbei ist.“ Er wendete den Blick ab und wischte sich über die Augen. „Ich habe es gesehen. Ich wünschte ich hätte es nicht aber ich habe es gesehen.“ Sagte er dabei.

Momentan kann er sich selbst wie in einem schlechten Witz vor. Dann viel ihm die Tasche wieder ein. Sie war der Beweis, dass der Mann gelebt hatte und das Jurij nicht sich alles eingebildet hatte. Also holte er sie schnell aus dem Rucksack hervor und hielt sie Reyka hin. „Das sind seine Sachen. Seine Aufzeichnungen über die Bande und auch eine Zeichnung von mir. Woher sollte ich es haben wenn nicht von einem Kopfgeldjäger?“
 1. Wahrnehmung 25
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 13:12:35
Trotz, oder vielleicht gerade wegen des Schocks, waren Jurijs Augen scharf wie die eines Adlers, als er das Zimmer durchsuchte. Wer auch immer hier gewesen war, hatte perfekte Arbeit geleistet. Alles war an seinem Platz. Nur die Leiche und das Blut fehlten; dafür waren Wein und Flasche da. Jurij fiel noch etwas anderes auf: Dort, wo das Schwert den Körper des Mannes durchdrungen hatte, saß eine Scherbe im Boden, mitten in der Weinlache. Das Glas passte perfekt zu der leeren Flasche. Vermutlich hatte die Spitze des Schwerts bis in den Boden gereicht, doch nun sah es nur noch nach einer eingetretenen Scherbe aus.

Reyka nahm die Tasche an, und warf zum ersten Mal einen Blick auf die Unterlagen. Er schwieg, gab nicht einen Ton von sich, während er alles durchsah. Das Bild von Jurij hielt er eine ganze Weile in der Hand.

Als er aufsah, war sein Blick nicht mehr nur ernst, sondern düster.

Mit leiser Stimme fragte er Jurij: "Sag mir, ganz ehrlich, hast du dich in deiner Zeit hier mit irgendjemandem angelegt? Irgendjemand, der wütend auf dich sein oder ein Problem mit dir haben könnte? Denke ganz scharf nach, lass nichts aus."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 13:31:30
Der Wachmann nickte, richtete sich etwas gerader auf, und zeigte auf die hinter ihm liegende Straße. Sie war, wie die Straße zur Stadt selbst, gepflastert, aber dennoch keine direkte Fortführung: Zentimetergenau ab der Höhe der Stadtmauer hatte man einen hellen grauen Stein verwendet, während die Straße draußen aus unregelmäßigeren, dunkelbraunen Steinen gefertigt worden war. Auf beiden Seiten des Tores aber waren Wagenspuren zu erkennen, die vermutlich über Jahre oder Jahrzehnte in den Stein gerieben worden waren, fast wie Gleise.

"Etwa hundert Schritt in diese Richtung und dann auf der Linken findet ihr das sogenannte Torhaus. Ist etwas leicht zu verfehlen, weil es kaum anders aussieht als die umliegenden Geschäfte, deshalb achtet vor allem auf die gerüsteten Stadtwachen davor. Zu jeder Tages- und Nachtzeit immer mindestens vier Mann. Das Torhaus ist die nächstliegende Gerichtswache, da könnt ihr euch melden. Alle Waffen, die ihr bei euch tragt, müsst ihr nach spätestens einem Tag registrieren lassen. Kleine Prüfung müsst ihr dafür ablegen, aber das schafft eigentlich jeder."

Er wandte sich den beiden Männern wieder zu, und sprach weiter. "Wenn ihr in den Besitz einer unregistrierten Waffe gelangt, auf welchem Weg auch immer, müsst ihr sie so einpacken, dass sie nicht gleich als Waffe erkennbar und nicht sofort einsatzbereit ist. Ansonsten gelten da die gleichen Regeln. Kostet auch nix, das Ganze."

"Ihr habt sicherlich noch eine Aufenthaltsgenehmigung von eurer Reise hierher, aber wenn ihr wollt, könnt ihr sie am Torhaus auch gleich erneuern lassen. Wie überall natürlich kostenlos und für sechs Monate gültig. Wenn ihr Bürger der Stadt werden wollt, fragt am besten beim Torhaus weiter, die wissen genauer, wie das geht. Die können euch auch das ganze Ding mit der Demokratie erklären, als Ausländer kennt ihr das ja sicherlich nicht."

Nun wandte er sich wieder der Straße zu, und deutete auf eine Nebenstraße, die nach etwa zwanzig Metern links abbog. "Da rein findet ihr am Ende der Straße ein Hilfsamt. Wenn ihr mal in einer Notlage seid, hilft man euch da. Die letzte große Idee unserer letzten Königin, mögen die Götter ihre Seele hüten."

Er sah wieder zu Harry und Henry, und kratzte sich leicht am glatt rasierten Kinn. "Hab ich was vergessen? Ach ja, wenn ihr mal in Schwierigkeiten kommt: Die Gerichtswache darf euch bis zu einer Woche ohne Verhandlung festhalten, spätestens dann werdet ihr einem Richter vorgeführt. Aber im Normalfall dauert das nicht länger als einen Tag. Ihr könnt euch selbst verteidigen oder einen von euch gewählten Vertreter benennen. Am Ende fällt der Richter den Richterspruch, und der zählt dann, ohne Diskussion. Fragen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 18.09.2014, 14:27:01
Als Antwort schüttelte Jurij den Kopf. „Seit dem ich in diese Stadt gekommen war, habe ich kaum näheren Kontakt zu jemanden gehabt. Einzig wenn es Jemanden nicht gefallen hat, wie ich im Stall gearbeitet habe oder falls es Jemanden nicht gefiel, wenn ich am Straßenrand saß. Aber ansonsten nein.“ Er kratzte sich am Kinn und dachte noch einmal nach. „Naja, oder ich habe mir unbewusst feinde wegen meinen Skizzen für zwei kleiner Gartenanlagen gemacht. Doch von diesen Feinden wüsste ich nicht einmal etwas.“ Wieder schüttelte Jurij den Kopf. „Nein, meines Wissens nach habe ich keine Feinde.“ Er blickte Reyka einen Moment an. Schade das er Reyka nicht noch mehr Indizien vorlegen konnte aber die Leute hatten zu gute Arbeit geleistet. Zum Teil war es bewundernswert auf welche Kleinigkeiten sie geachtet hatten aber genau das machte Jurij ja nun Probleme. „Du glaubst mir also, dass hier heute jemand gestorben ist?“ 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 18.09.2014, 14:51:00
Henry blickte Harry fragend an. Er verstand nicht auf Anhieb, was das für eine seltsame Stadt war und wieso sie so seltsam strukturiert war. Er würde nachher Harry fragen, seinem Gesichtsausdruck entnahm er, dass er zwar ein wenig überrascht aber nicht so ratlos wirkte. "Vielen Dank für Eure Erklärung.", erwiderte Henry. "Eine Frage habe ich tatsächlich. Uns wurde das 'Himmel und Hölle', oder so ähnlich, empfohlen. Was ist das für ein Ort?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 14:59:07
Der Wachmann kratzte sich wieder am Kinn, dann erhellte sich sein Blick. "Das Portal zum Himmel und zur Hölle, ja! Ist im Tempeldörfle, im Palastviertel, der Name soll wohl sagen, dass dort alle willkommen sind, egal von welchem Tempel." Der Wachmann lebte glatt ein wenig auf, als ihm eine Frage gestellt würde, die nicht zu seinem üblichen Repertoire gehörte. "Allerdings solltet ihr euch überlegen, ob ihr jetzt ins Tempeldörfle wollt. Da ist grad ein Verrückter unterwegs. Die Leute nennen ihn den 'Tempelschlächter' oder so. Unschöne Sache, das. Würde vielleicht warten, bis die Sache aufgeklärt ist."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 18.09.2014, 15:04:08
"Ein Verrückter...?", wiederholte Henry schlichtweg das letzte Stichwort, um den Wachmann zum Weiterreden zu animieren. In seinem Kopf klang das Wort "Tempeldörfle" nach. Es gab zwei Dinge, die ihn daran störten. Zum einen verdiente das Religiöse keinen Diminutiv und zum anderen wies der Begriff auf einen Polytheismus hin. Aber Henry beschloss, sich zurückzuhalten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 15:10:01
Reyka stand wieder auf, und atmete tief aus. Er stemmte die Hände in die Hüften, den Blick auf die Weinlache gerichtet. "Entweder ist das der perfideste und schlechteste Scherz, den ich bisher erlebt habe, oder du sagst die Wahrheit." Sein Blick fiel auf die Unterlagen. "Es ist gut, dass du die mitgenommen hast, sonst wäre jetzt wohl nichts davon übrig."

Er ging zum Fenster, und sah auf die Straße. Erst, nachdem er sich umgesehen hatte, wandte er sich wieder zu Jurij um. "Mein Onkel hat jahrelang die Wölfe bekämpft. Am Ende, fünf Jahre, bevor er aufhören wollte, haben sie ihn abgestochen. Ich weiß einiges über diesen Abschaum."

"Das hier, diese Szenerie, das passt zu denen. Normalerweise würde ich sagen, sie haben für dich aufgeräumt, die Spuren verwischt. Was aber keinen Sinn daran macht, ist, dass dieser Kopfgeldjäger überhaupt Jagd auf dich gemacht hat. Warum haben sie ihn in deine Richtung geschickt, dich damit gefährdet, um dich anschließend so zu schützen?"

Reyka schüttelte den Kopf, und stemmte dabei wieder die Hände in die Hüften. "Das alles ergibt für mich noch keinen Sinn. Es sei denn, du lügst, aber auch das würde keinen Sinn ergeben - wieso hättest du dann zu mir kommen sollen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 15:12:30
Der Wachmann nickte. "Ja, genaueres weiß ich auch noch nicht. Rituelle Morde, glaube ich. Wie gesagt, die Stadt ist groß, genießt am besten erstmal die anderen Viertel der Stadt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 18.09.2014, 15:18:00
"Das klingt sehr schlimm", sagte Harry. "Vielen Dank für die Warnung. Hoffentlich wird das Verbrechen bald aufgeklärt. Eine Frage hätte ich noch: ausländische Münzen gegen einheimische eintauschen, wo kann man das hier?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 15:28:59
Diesmal zögerte der Wachmann einen Moment, dann, wieder einmal, kratzte er sich am Kinn. "Gute Frage. Versucht es mal bei einer von Lanicas' Handelsniederlassungen. Lanicas ist einer der größten Händler der Stadt, betreibt regen Handel mit verschiedenen Ländern und kann wahrscheinlich am ehesten was mit fremden Währungen anfangen. Am besten fragt ihr am Torhaus nach einer genauen Wegbeschreibung."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 18.09.2014, 16:18:07
Jurijs Gesicht hellte sich auf, als Reyka seine Vermutungen äußerte. Er glaubte ihm also. „Mir fallen noch ein paar Möglichkeiten ein.“ sagte er und setzte sich auf das Bett. „Was wenn der Kopfgeldjäger in einem Punkt recht hatte. Im Aussehen, wenn ich jemanden aus den Wölfen ähnlich sehe. Die Wölfe könnten das auch bemerkt haben und nutzen mich gerade als wandelnden Schild. Oder dem ist nicht so und ich werde einfach so als wandelndes Schild genutzt. In jedem Fall würde es heißen eine Gerichtswache weniger. Am Ende, da ich ja nur Anwärter bin, könnte das auch gegen die Gerichtswachen genutzt werden aber da geht wohl meine Fantasie durch.“
Er stand wieder auf und ging vom Bett weg. „Wir können lange Vermutungen anstellen aber das bringt nichts. Wenn das hier nach einer Aufräumtat der Wölfe aussieht, dann bedeutet dies aber eines. Sie beobachten mich. Wie sonst sollten sie wissen, wann ich das Gasthaus verlassen habe?“ kurz weitete er seine Augen „Reyka, das heißt selbst wenn sie bisher noch nicht wussten, dass ich Kontakte zu dir habe, jetzt wissen sie es. Verdammt, ich hätte gleich zur Wache gehen sollen und nicht zu dir. Wenn sie wirklich nicht vor Mord an einer Gerichtswache zurückschrecken sollten wir nicht bis heute Abend warten. Aber wir ein Problem. Mehr als mein Wort, die Tasche und dein Vertrauen haben wir nicht. Das sind Indizien. Wir brauchen aber mehr richtig? Das heißt dann wiederum, dass wir doch diesen Tag brauchen um einen Beweis zu finden. Oh Reyka, in was habe ich dich da nur reingezogen.“ Jurij raufte sich die Haare. Er kannte sich nicht aus und hatte ohne Kopf gehandelt. Das war nicht gut.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 18.09.2014, 16:25:31
Henry dankte der Wache noch einmal und wandte sich dann zum Weitergehen. "Dann also als erstes zum Torhaus.", murmelte er. Dort angekommen suchte er einen zuständigen Wachmann und schilderte diesem Ihr Anliegen. "Seid gegrüßt! Wir sind neu in der Stadt und wurden angewiesen, uns hier zu melden. Wir möchten gerne eine Aufenthaltsgenehmigung und unsere Waffen registrieren lassen. Ich habe einen Krummsäbel, einen Dolch...", Henry zögerte, "... und eine Schleuder.", sagte er schließlich.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 18.09.2014, 17:42:47
"Ja, und bei mir wären es der Kampfstab hier, wenn man das so nennen soll", sagte Harry, "denn eigentlich trag ich den nur mit mir herum, damit die Leute nicht denken, ich könnte mich gar nicht wehren. Ja, und dann das Kampfmesser hier," etwas umständlich zog er sein Chris Reeve Knife[1] vom Gürtel, "das ich aber auch noch nie zu etwas anderem als zum Schnitzen benutzt habe."

Dann zögerte er. Soll ich...? Kennt man so etwas hier überhaupt? Oder lieber nicht...? Ich weiß ja noch nicht einmal, was für einen 'Test' wir hier ablegen müssen, um zu beweisen, dass wir unsere Waffen führen dürfen... Andererseits, wenn man mir drauf kommt... Ne, lieber keine Heimlichkeiten. Ich hab keine, aber auch gar keine Lust darauf, hier schon wieder—und diesmal dann aus eigenem Verschulden!—von Anfang an wie ein Verbrecher behandelt zu werden.

Also zog er seine Smith & Wesson aus der Manteltasche und legte sie dem Wachmann ebenfalls zur Begutachtung hin. "Und das hier ist ein... ja, also, es scheint in Eurer Sprache kein Wort dafür zu geben... also, es nennt sich Revolver, da wo ich herkomme. Es ist eine Fernkampfwaffe mit hoher Durchschlagskraft, mit der man aber eigentlich nur so auf zwanzig bis vierzig Fuß gut trifft."
 1. Bild (http://en.wikipedia.org/wiki/Chris_Reeve_Knives#mediaviewer/File:CRK_Mark_IV.JPG)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 18:53:37
Reyka schüttelte den Kopf. "Du hast das genau richtig gemacht. Wenn die Wölfe tatsächlich an dir interessiert sind, warum auch immer, dann haben sie längst mitbekommen, dass wir zusammen auf Patrouille gehen."

Er klopfte mit einer Hand auf die Tasche. "Das hier ist viel wert, denn es zeigt zumindest, dass hier überhaupt irgendetwas passiert ist. Andererseits sind es nur Aufzeichnungen, die durchaus auch gefälscht sein können. Im Moment gibt es nicht mal mehr eine Leiche. Verhaften wird man dich nicht, aber unter Beobachtung stellen. Das wiederum könnte gerade im Moment durchaus von Vorteil sein: Wenn die Wölfe sich überlegen sollten, etwas gegen dich zu unternehmen, ist immer eine Gerichtswache in der Nähe, die ein Auge auf dich hat."

"Aber es gibt noch einen anderen Punkt. Wenn tatsächlich Lanicas' Tochter entführt wurde... mir wäre nicht bekannt, dass er es der Wache gemeldet hat. Wenn das stimmt, will er alleine dagegen vorgehen. Und das bedeutet: Wenn er Wind davon bekommt, dass dich jemand im Verdacht hatte, könnte er auf die Idee kommen, etwas gegen dich zu unternehmen."

Er gab Jurij die Tasche zurück, sah sich noch einmal im Raum um, und legte dem jüngeren und kleineren Mann wieder seine Hand auf die Schulter. "Durch meinen Onkel kenne ich noch jemanden aus der Truppe, die gegen die Wölfe ermittelt. Spezialisten, die ganz genau wissen, wie sie mit denen umzugehen haben. Ich kann den Kontakt nicht direkt herstellen, weil ich nicht nur mich, sondern auch meine Familie schützen muss. Aber wenn wir heute abend mit Ferrigan sprechen, dann fragst du ihn, ob er für dich Kontakt zu einem Phister Boldon herstellen kann. Sag Ferrigan, es ginge um eine persönliche Angelegenheit, und dass ich dir den Namen genannt habe. Er kümmert sich dann um alles weitere."

Damit ging er zur Tür. "Wir müssen jetzt los. Oder hast du hier noch irgendetwas zu erledigen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 19:45:19
Schon auf dem kurzen Weg zum Torhaus lernten Henry und Harry viel über die Stadt. Die Bürger hier schienen größtenteils zufrieden, es wurde viel gelächelt und gelacht, obwohl es noch früh am Morgen war. Die Bevölkerung bestand nicht nur aus Menschen: Daneben gab es noch ein kleinwüchsiges Volk (vielleicht auch nur eine kleine Menschenrasse, das war schwer zu sagen) und eine Art, die Henry im ersten Moment schwach an die Dämonen aus Sankturio erinnerte: Grüne Haut, bullig und mit vorstehender Stirn, sowie Hauern, die an das Gebiss eines Ebers erinnerten.
Doch diese Wesen, die gut ein Drittel der Personen auf der Straße ausmachten, wurden von den anderen Bürgern genauso behandelt wie jeder andere auch, und sie schienen sich ganz normal und friedlich zu verhalten. Überhaupt fiel den beiden etwas in dieser Stadt auf: Fast niemand schien eine Waffe bei sich zu tragen.

Die Stadt selbst bestach durch den glänzenden weißen Stein, aus dem fast alle Gebäude geschaffen waren. Sie hatte dadurch eine fast "reine" Ausstrahlung, was durch die erstaunlich sauberen Straßen verstärkt wurde. Überall gab es kleine Nischen, in denen man Bäume oder Sträucher angepflanzt hatte. Terendol war eine schöne, lebendige Stadt mit einer friedlichen Atmosphäre.

Das Torhaus war tatsächlich nicht weiter gekennzeichnet und nur durch die vier in vollem Plattenpanzer davor stehenden Soldaten zu erkennen. Zwei von ihnen trugen Schwerter, zwei Lanzen. Auf Nachfrage der beiden Neuankömmlinge bestätigten sie, dass dies das Torhaus war, und ließen Henry und Harry durch den geöffneten, bogenförmigen Eingang eintreten.

Im Inneren erwartete sie ein Eingangsbereich, der mit schlichten, aber ästhetischen grauen Fliesen ausgelegt war. Leere Stühle standen zu beiden Seiten an den Wänden, auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein großer, wuchtiger Holztisch. Dahinter saßen drei Männer, einer davon kleinwüchsig. Sie trugen weiße Hemden und darüber graue Westen, sowie graue Hüte, die Harry ein wenig an die Quastenhüte von Uni-Absolventen erinnerten - nur dass die Quaste fehlte.

Der Kleinwüchsige sah die beiden Männer durch seine mit dickem Glas versehene Brille an und nickte freundlich. "Willkommen im Torhaus. Was kann ich für euch tun?" Seine beiden Kollegen sahen nur kurz auf, und kümmerten sich dann weiter um irgendwelche Bücher, in die sie Dinge hereinschrieben.

Als Harry und Henry dann ihre Wünsche vortrugen, nickte der kleine Mann eifrig. "Gut, gut. Zunächst die Aufenthaltsgenehmigung. Ich brauche den genauen Namen, Grund und voraussichtliche Dauer des Aufenthalts in Terendol und eine Adresse, falls ihr das schon habt."

Dann notierte er die Waffensammlungen der beiden Männer. "Eine ordentliche Sammlung habt ihr da. Aber bei dem, was bei unseren Nachbarn so passiert, kann ich das verstehen, wenn man auf Reisen ist. Würde ich wohl auch so handhaben. Gut, ihr wisst sicherlich, dass ihr noch einen kleinen Test machen müsst, nur ein paar Fragen, die zu beantworten sind. Wollt ihr den gleich hier machen, oder lieber getrennt?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 18.09.2014, 20:23:49
Nicht nur Henry nahm die Wesen mit den Hauern und der grünen Haut zunächst mit einigem Entsetzen zur Kenntnis: auch Harry bekam große Augen.

"Orcs", murmelte er. "Where are we, in freaking Mordor?" Doch bis sie das Torhaus erreichten, hatte er sich halbwegs eingekriegt. Dort bekam er dann aber gleich den nächsten Schreck, als der kleine Beamte sie nämlich fragte, ob sie den Test zusammen oder getrennt ablegen wollten.

"Zusammen!" sagte Harry, leicht panisch. Dann wurde er rot. "Ähm. Also nur, wenn es dir recht ist, Henry."

Auf die restlichen Fragen des Beamten antwortete er: "Harry Webster ist mein Name, auf der Suche nach ehrlicher Arbeit in einer friedlichen Stadt. Eine Adresse haben wir noch nicht, wir sind gleich vom Stadttor aus hierher. Uns wurde aber das Portal zum Himmel und zur Hölle empfohlen. In meiner Heimat war ich übrigens als privater Ermittler tätig. Gibt es so etwas hier und wenn ja, wie sind da die Gesetze? Brauche ich da auch eine Lizenz? Ich will ja niemandem auf die Füße treten."

Die magischen Fähigkeiten ließ er lieber unerwähnt. Auf dem Weg hierher war ihm nichts aufgefallen, was darauf hindeutete, dass in dieser Stadt offen Magie praktiziert wurde: kein Laden, keine mit arkanen Symbolen bestickte Magierrobe, keine Gesprächsfetzen über Leylinien oder Salamanderzungen. Womöglich war Harry aber auch von dem Anblick der Orks und seinem viel zu laut, viel zu wild pochendem Herz abgelenkt gewesen.[1]

Allerdings zierten seinen Kampfstab einige "magische" Runen, die er—für besonders skeptische Klienten—zum Leuchten bringen konnte, und außerdem war das obere Ende zu diesem typischen Schnörkel geschnitzt, den man von einem Merlin oder Gandalf eben erwartete (und von Vorhangstangen)[2]. Dabei war der Stab eigentlich zu nichts wirklich nutze. Reine Requisite. Harry war es seinerzeit nur leid geworden, andauernd gefragt zu werden, wo er denn seinen Stab gelassen habe, wenn er denn ein echter Zauberer sein wolle. Besonders schlimm war dies geworden, nachdem "der andere Harry" so berühmt geworden war.

"Überhaupt, eine Aufstellung der wichtigsten Gesetze hätte ich gern, bekomme ich so etwas hier bei Euch oder in einem normalen Buchladen? Verzeiht, wenn das eine dumme Frage ist."
 1. Perception=8
 2. 
Stab (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.09.2014, 21:19:37
Der kleinwüchsige Mann mit dem seltsamen Hut sah Harry aus kugeligen, grünen Augen an. "Dumme Fragen sind nur solche, deren Antwort ihr schon kennt. Beruflich könnt ihr in dieser Stadt machen, was ihr wollt, solange ihr dabei das Gesetz achtet. Was das angeht, empfehle ich euch Trebbards Bücherfaktorei im Palastviertel, gleich neben der Königlichen Akademie. Bei Trebbards solltet ihr Bücher für so ziemlich alle Fachbereiche kommen, inklusive der Juristerei."

Dann blickte er auf einen Zettel, den er mit einem hölzernen Stift ausfüllte. "Zum Portal also, gut, gut. Trage ich dann als voraussichtliche Unterkunft ein." Damit fiel sein Blick auf Henry, auf dessen Antwort er wartete.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 18.09.2014, 23:22:09
„ Phister Boldon“ wiederholte Jurij den Namen und verstaute die Tasche wieder in seinen Rucksack. Langsam nickte er. Er war erleichtert, dass es diese Möglichkeit gab. „Ich werde heute Abend nach ihm fragen und ja, der Kopfgeldjäger hatte angedeutet, dass es noch mehr von seiner Art mit dem gleichen Auftrag gab. Ich hoffe der Fall löst sich schnell auf, besonders auch wegen dem Mädchen.“ Mit einer Handbewegung strich er sich die Haare aus den Augen und ging zu Reyka hinüber. „Nein, alles was ich brauche habe ich bei mir.“ Nun hieß es wohl auf in die Wache um dem Befehl vom Inspektor nachzugehen. Den Gedanken jetzt einfach ja zu sagen und zu den Wölfen zu gehen, verwarf Jurij schnell. Die Sache gefiel ihm zwar immer noch nicht, aber er war beruhigter als noch zu vor. Er hatte jemanden an den er sich wenden konnte, Reyka achtete auf seine Familie und mehr als die Augen und Ohren offen zu halten konnten sie wirklich nicht tun.
 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 19.09.2014, 00:26:00
Rillfarsell machte eine entschuldigende Geste.
"Vergebt meine Unhöflichkeit, werter  Ihari. Mein Name ist Rillfarsell. Es freut mich, euch und eure Begleiter kennenzulernen. Für eure Hilfe wäre ich mehr als dankbar.
Ich habe gehört, dieser Mensch den ich suche, wäre ein Lehrer. Vielleicht hilft das ein wenig."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.09.2014, 03:14:15
Reyka und Jurij verließen die Gaststätte wieder, verabschiedeten sich von dem Wirt und liefen dann zum Hauptquartier der Gerichtswache im Palastviertel, um sich ihre genauen Instruktionen abzuholen. Auf dem Weg nahm Reyka das Gespräch noch einmal kurz auf. "Der Wirt... er hat sich nicht erinnert, wer da war. Möglicherweise haben die Wölfe sogar einen Zauberer geschickt, jemanden, der dafür gesorgt hat, dass er sich nicht erinnern konnte. Wenn sie wirklich einen solchen Aufwand betreiben, dann ist ihnen die ganze Sache äußerst wichtig."
Als Jurij antworten wollte, brachte Reyka ihn jedoch mit einem Handzeichen zum Schweigen. Sie kamen gerade in einen Bereich, in dem mehr Leute unterwegs waren - und niemand sollte ihr Gespräch mit anhören.

Am Hauptquartier ging alles recht schnell: Sie erhielten von einem "Grauen" einen Zettel mit Straßennamen, die sie abarbeiten sollten, sowie mündlich eine Erklärung der Fragen, die sie stellen sollten. Die "Grauen", das waren Angestellte der Stadt, die verwalterischen Aufgaben nachgingen. Sie trugen Westen, die denen der Inspektoren ähnelten, aber grau gehalten waren, sowie kleine quadratische Hüte in der gleichen Farbe. Auch wenn es umgangssprachlich üblich war, von den "Grauen" zu sprechen, mochten die Amtsmeister - so die offizielle Bezeichnung - diesen Begriff in der Regel nicht.

Die Fragen, die zu stellen waren, wiesen keine großen Überraschungen auf: Wer hatte in der letzten Nacht etwas gesehen? Wer hatte zum Zeitpunkt der vorherigen beiden Morde - jeweils im Abstand von drei Tagen - etwas gesehen oder gehört? Wer hat in den letzten Tagen jemanden beobachtet, der sich verdächtig oder irgendwie seltsam verhalten hat?

Jurijs Aufgabe war, während der Befragungen Notizen zu machen. Er hatte dazu von Reyka ein in Leder eingeschlagenes Notizbuch bekommen, das wohl zur üblichen Ausstattung der Gerichtswache gehörte, sowie eine Handvoll Stifte: Ähnlich Bleistiften, wie er sie aus seiner Heimat kannte, ragte aus dem ansonsten hölzernen Stift eine silbrige Miene hervor. Wenn er damit schrieb, war die Schrift zunächst hell silbrig und kaum zu lesen, dunkelte jedoch in wenigen Sekunden bis auf ein tiefes Schwarz nach. "Silberstifte" nannte man sie, wie Jurij bereits mitbekommen hatte.

Am Eingang der ersten Straße auf ihrer List angekommen, sah Reyka noch einmal zu seinem jungen Gefährten. "Also, wir stellen uns gemeinsam vor, freundlich, aber autoritär. Es muss klar sein, dass wir die Fragen stellen, und nicht da sind, um Gerüchte zu kommentieren. Du fragst nach dem Namen der Person und ob weitere Personen im Haus sind. Für jede Person, die wir befragen, fängst du eine neue Seite an. Im Gespräch schreibst du alles mit, selbst Dinge, die dir im Augenblick unwichtig erscheinen. Ich führe die Befragung durch. Nach jedem Haus sprechen wir noch einmal kurz, ob es zusätzliche Anmerkungen zu notieren gibt. Wenn ja, fängst du dafür ebenfalls eine eigene Seite an. Die Aufzeichnungen geben wir heute abend ab, das wird dann vom Inspektoriat ausgewertet. Gespräche, die uns selbst als besonders wichtig erscheinen, markieren wir vor der Abgabe mit Lesezeichen. Bereit?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.09.2014, 03:21:52
Ihari lächelte Rillfarsell zu. "Das hilft sicherlich. Jundra", er wandte sich an eine junge Frau zu seiner Linken, "du und Mereneios geht bitte zu Myela. Versucht, etwas über diesen Hereius herauszufinden, am besten eine Adresse." Dann wandte er sich an den Rest der Gruppe. "Ihr anderen, kümmert euch um die anstehenden Aufgaben. Der Tempel will vorbereitet sein, wenn in einer Stunde die Gläubigen kommen. Ich kümmere mich derweil um unseren Gast."

Dann wandte er sich wieder an Rillfarsell. "Begleitet mich doch solange. Dies ist der Tempel Yuelrals, der Göttin der Magie. Ich führe diesen Tempel. Darf ich..." Wieder räusperte er sich. "Darf ich eine vielleicht etwas ungebührliche Frage stellen? Seid ihr... ein Feenwesen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 19.09.2014, 05:51:24
Erfreut piepste Rillfarsell auf. So viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hatte er nicht erwartet.
"Die Frage ist ganz bestimmt nicht ungebührlich. Wie möchte man sonst etwas über ein anderes Wesen erfahren, wenn man nicht fragt.
Die Antwort lautet: ja!"

Das Feenwesen ließ einige Laute in seiner Heimatsprache erklingen und machte eine kleine Pirouette, die sein Gefieder wieder in den Farben der Morgenröte schimmern ließen.
"Ich bin wirklich glücklich, daß ihr mir helft.
Aber wenn es Umstände macht, weil ihr vielleicht eure Gehilfen im Tempel braucht, dann laßt mein Anliegen ruhig ein wenig warten. Ich habe es nicht eilig.
...Glaube ich jedenfalls.
Ansonsten könnt ihr mir aber gerne etwas über euch, eure Göttin und eventuell die Stadt erzählen?"

Es sprang von Zaun hinab und stellte sich neben den Priester. Falls dieser ihm den Tempel zeigen wollte, würde es folgen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.09.2014, 06:04:19
Der Priester schlug die Hände vor seiner Brust zusammen, als Rillfarsell seine Vermutung bestätigte. Seine Schützlinge hatten sich bereits gehorsam auf den Weg gemacht. "Ein echtes Feenwesen! Ich bin so... ich weiß gar nicht, was... ach, kommt erst einmal herein! Dies ist ein gesegneter Tag!"

Mit einer Hand deutete er auf den Tempeleingang. Zwei große Flügeltüren, mit bunten Glasfenstern versehen, öffneten sich nach innen. Nach einem Gang von etwa drei Metern Länge, komplett in weiß gehalten, trat man in eine große Halle: Die schon von der äußeren Form her sichtbare Kuppel. Doch obwohl von außen keine Fenster zu sehen gewesen waren, schien das Sonnenlicht hier durch die Decke, die eher wie ein dünner, halb-transparenter Stoff wirkte. In der Mitte des Raums wuchs ein großer Baum nach oben; seine obersten Blätter berührten gerade die Spitze der Kuppel. Dahinter erkannte Rillfarsell eine Art Altar, links und rechts vom Baum waren Bänke zu sehen.

Ohne eine erkennbare Quelle lag eine leise Melodie in der Luft. Die Instrumente wechselten, mal klang es nach Vogelzwitschern, dann nach einer Laute, einer Flöte, und schließlich nach dem melodischen Plätschern eines kleinen Wasserfalls. Die Geräusche beruhigten und luden zum Träumen ein.

"Willkommen, willkommen in unserer Stätte des Glaubens. Yuelral ist die elfische Göttin der Magie, aber sie ist nicht nur eine Göttin der arkanen Kräfte, sondern auch denen der Natur eng verbunden. Es macht ja auch Sinn: Die Wunder der Natur sind ebenso beeindruckend wie jene der Magie, nicht wahr?"

Ihari lächelte, wirkte dabei aber ein wenig aufgeregt. Rillfarsells Anwesenheit schien ihn regelrecht zu begeistern. "Macht euch keine Sorgen, meine Adepten kümmern sich um alles Notwendige. Ich sehe es als meine Pflicht an, euch zu helfen!"

Er nahm auf einer der hölzernen, mit Kissen ausgestatteten Bänke Platz, sah zu Rillfarsell, und stand dann gleich wieder auf. "Kann ich euch etwas anbieten? Habt ihr Hunger oder Durst?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 19.09.2014, 08:46:37
„Ja ich bin bereit und habe verstanden.“ meinte Jurij mit einem Nicken. Bürokratie schien überall gleich zu sein. Aber das störte Jurij nicht. Es hieß eindeutig Informationen sammeln und diese weiter zu geben. Eine eher ungefährliche Aufgabe. Auch half eine der Fragen Jurij bei seinem eigenen Problem. Denn nicht nur wegen der Tempelmorde könnten sich Personen seltsam verhalten sondern auch wegen der Wölfe. Also hieß es doppelt die Ohren offen zu halten. Nur wenn Reyka recht hatte, und ein Zauberer beteiligt war, dann würden sich wohl nur wenig Zeugen finden lassen. Zauberer, nur wenn Jurij darüber nachdachte kräuselten sich seine Nackenhaare. Schließlich kannte er Zauberer nur aus Märchen und dort wurden auch nur die Mächtigsten beschrieben. In dieser Welt gab es noch so viel, was er kennen lernen musste.

Nichts desto trotz hieß es jetzt erstmal los und die Arbeit machen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.09.2014, 13:04:57
"Gut", meinte Reyka, und ergänzte noch: "Nimm die Aufzeichnungen bitte sehr ernst. Es gibt eine eigene Abteilung im Inspektoriat, die Literaten, die sich um die Auswertung der Aufzeichnungen kümmern, und dabei auch ältere Notizen und sonstige Schriften der Stadt mit hinzu ziehen. Es gibt Fälle, die nur gelöst wurden, weil ein Literat über eine scheinbare Kleinigkeit bei einer Aufzeichnung gestoßen ist, die ihn an etwas in irgendeiner anderen Aufzeichnung erinnert hat."

Und damit gingen die beiden Ermittler ans Werk. Straße für Straße führten sie ihre Befragungen durch; was anfangs noch spannend sein mochte, verwandelte sich schnell in eine ermüdende Routine. Ob Wohnhaus oder Geschäft, bald konnte Jurij die Befragten in einige wenige Kategorien einordnen: Die Schwätzer, die eine innere Befriedigung darin fanden, der Gerichtswache überhaupt irgendetwas zu erzählen, selbst wenn es gar nicht der Wahrheit entsprach (Reyka zeigte ein besonderes Talent darin, kleine Widersprüche in den Erzählungen aufzudecken, was im Nachhinein in die Notizen kam); die Gewissenhaften, die von jeder vorbeilaufenden Katze erzählten; die Zurückhaltenden, die eigentlich nicht in irgendwelche Fälle hineingezogen werden wollten, und denen man die Informationen regelrecht aus der Nase ziehen musste; die Denunzianten, die versuchten, die Aufmerksamkeit der Gerichtswache auf eine bestimmte Person oder Familie zu lenken, mit denen sie ein Problem hatten; und die "Normalen", die mehr oder weniger bereitwillig erzählten, aber sich an vieles einfach nicht mehr erinnerten.

Nach gut zwei Stunden hatte Jurij bereits viele Seiten vollgeschrieben, und inzwischen tat ihm sogar sein Handgelenk etwas weh. Reyka sah ihn aufmunternd an. "Dieses Haus noch, dann machen wir eine Pause."
Das Haus war eines von einer ganzen Reihe von Prachtbauten, vergleichbar mit Reykas Heim, aber deutlich abgeschotteter: Ein hoher, bronzener Zaun, der sogar Reyka deutlich überragte, umschloss das gesamte Grundstück. Ein Tor, das Jurij spontan an ein Friedhofstor erinnerte, war der einzige Eingang, aber es war verschlossen. Lediglich durch eine Glocke, die man mit ausgestrecktem Arm durch das Gitter gerade erreichte, konnte man auf sich aufmerksam machen.

Reyka läutete, und kurz darauf öffnete sich die Haustür. Eine Frau von etwa dreißig Jahren öffnete die Tür. Zuerst sah sie verärgert aus, doch dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie band ihren aus braunem Pelz gefertigten Morgenmantel um ihre Hüften, und lief dann mit nackten Füßen über die Steinfliesen zum Tor.

"Wen haben wir denn da?" fragte sie mit leicht verzückter Stimme, und lächelte Jurij an. Kurz strich sie ihr glattes, kinnlanges schwarzes Haar aus ihrem hübschen Gesicht. Reyka würdigte sie nur eines kurzen Blickes. "Ich hätte nicht gedacht, dich wiederzusehen. Aber wenn du für eine Wiederholung hergekommen bist, dann nur zu Zweit."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 19.09.2014, 14:53:10
Rillfarsell besah sich den Tempel genau. Dies alles war sehr interessant für es, auch wenn es zunächst nicht verstand, wieso der Priester so aufgeregt war.
In der Tempelhalle fühlte es sich zunächst wohl. Der wunderschöne Baum tat es ihm besonders an. Fast wäre es hinaufgeflogen und hätte es sich in den Ästen bequem gemacht. Auch der Musik lauschte es aufmerksam, doch die ersten Male als die Flöte erklang, kam es nicht umhin an sich hinabzuschauen. Instinktiv mußte es sich versichern, daß nicht es selbst die Flöte, die um seinen Hals hing, ergriffen hatte und spielte. Wieder kamen dunkle Erinnerungen kurz hoch, wurden aber von ihm gleich wieder ins Vergessen verdrängt. Das eben noch weiße Federkleid wurde kurz von einem braunen Schleier überzogen, als es daran dachte. Doch als Rillfarsell sich wieder unter Kontrolle hatte, erschien auch gleich wieder die perlmuttene Seite.
"Ja, die Wunder der Natur sind mannigfaltig. Wer kann schon von sich behaupten, sie alle gesehen zu haben?" Auch hier überkam das Feenwesen ein kurzer Schauer, als in ihm die Erkenntnis wuchs, daß es viel mehr gesehen zu haben glaubte, als es sich bewußt erinnern konnte. Fast so, als hätte es schon ein weiteres Leben gelebt.
"Ich danke euch, für eure Großzügigkeit, aber zur Zeit verspüre ich weder Hunger noch Durst." Es brauchte dem Priester ja nicht gleich auf die Nase zu binden, daß es seit der Zeit in der sterilen Metalwelt einen Ring trug, der sich um solche Notwendigkeiten kümmerte.
"Habt ihr etwas dagegen, wenn ich eurer Zeremonie beiwohne?"
Rillfarsell war inzwischen auf eine der Bänke geklettert und hatte es sich auf einem der Kissen gemütlich gemacht.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.09.2014, 15:26:33
"Es wäre mir eine Ehre", erwiderte der Priester. "Eine leibhaftige Fee, ein Wunder der Natur und Magie gleichermaßen, unter uns zu haben, wird alle Gläubigen inspirieren. Vielleicht wisst ihr es nicht, aber die Anwesenheit eines von eurer Art ist etwas Außergewöhnliches für uns. Es gibt Geschichten über Feen, aber die Wenigsten haben je selbst eine gesehen."

Er setzte sich zu Rillfarsell, und schien zum ersten Mal wieder ein wenig entspannter zu werden. "Ich würde euch gern eine Unzahl an Fragen stellen, aber zunächst hattet ihr noch Fragen an mich. Die Stadt Terendol, Hauptstadt Maeliccis, ist ein Ort, der vor allem von drei Völkern bewohnt wird: Menschen, Halblingen und Orks. Wir leben friedlich miteinander, die meisten sehen im Gegenüber kein Mitglied einer bestimmten Art, sondern einfach eine Person, ein Individuum."

"Die Leute hier sind meist sehr gastfreundlich. Ihr werdet, wenn ihr draußen unterwegs seid, sicherlich auffallen, aber wenn ihr freundlich bleibt und euch an die Regeln haltet, ist dies ein sehr sicherer Ort. Die meisten Leute werden euch wahrscheinlich einfach in Ruhe lassen. Was die Regeln angeht..."

Ihari erzählte Rillfarsell davon, wie man eine Aufenthaltsgenehmigung bekam, dass man seine Waffen registrieren lassen musste, und dass man ansonsten meist mit einigen einfachen Regeln gut durchs Leben kam: Schade niemand anderem, nimm dir nichts, was dir nicht gehört, und höre auf die Anweisungen der Gerichtswache.

"Habt ihr schon eine Unterkunft in der Stadt? Oder braucht ihr sowas überhaupt? Wenn ihr wollt, könnt ihr in der Tempelunterkunft gleich gegenüber schlafen. Ihr seid auf jeden Fall herzlich eingeladen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 22.09.2014, 08:21:36
So viel hatte Jurij in seinem Leben nicht geschrieben, wenigstens dachte er dies in diesem Moment. Jedoch hatte dies auch etwas Gutes. Er lernte dieses Volk näher kennen. Offensichtlich gab es auch hier viele unterschiedliche Charakter, auch wenn sie alle im allgemeinen eher freundlich waren. Auch war er froh, nicht alle Daten auswerten zu müssen. Er beneidete diese Literaten keine Sekunde. Sie hatten einen schweren Job.
Als sein Handgelenk von der Schreibarbeit angefangen hatte zu schmerzen, drehte er es immer wieder im Kreis und machte kleine Dehnübungen. Sie halfen aber nicht wirklich, denn der Schmerz war ja schon da. Dann hieß es endlich nur noch ein Haus. Eines bevor sie eine Pause machen würden.

Die Frau, welche im Morgenmantel aus dem Haus kam, verwirrte den jungen Mann sichtlich. Barfuß aus dem Haus laufend und dann noch mit einem Lächeln auf den Lippen. Kurz dachte Jurij sie hätte etwas mit Reyka zu tun. Vielleicht die Schwester von ihm oder war Reyka ein schlimmer Finger. Doch dann war es er selbst der von ihr begrüßt wurde und Reyka der fast vollkommen ignoriert wurde. Zwei Mal blinzelnd betrachtete er die nicht unansehnliche Frau. Auf ihre Äußerung hin, hätte er fast im frechen berlinerisch etwas nicht zu dem Moment passendes gesagt. Die Röte auf seinen Wangen verriet jedoch an was er gedacht hatte. Als er einen fast schüchternden Blick zu Reyka warf und sogar noch etwas roter wurde, war wohl offensichtlich, dass es ihm sehr peinlich war, an so etwas überhaupt gedacht zu haben.
Mit ein paar Hustern versuchte er wieder klare Gedanken zu fassen und die Situation aufzulösen. „Em, entschuldigt ich bin im Dienst.“ Leicht lächelnd deutete er auf das Wappen, welches er trug. „Also, mein Name ist Jurij Klee und das ist Reyka. Wir sind im Dienst der Gerichtswache zu ihnen gekommen, und möchten ihnen ein paar Fragen stellen. Wenn sie so freundlich wären, diese zu beantworten, wären wir ihnen sehr verbunden. Für das Protokoll, welches ich führe, wie ist ihr Name?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.09.2014, 09:24:28
Die Frau sah ihn verdutzt an. Ihre Stirn legte sich in Falten, und sie zog ihren Morgenmantel enger um sich. "Ist das ein Scherz? Vor zwei Nächten hast du mir noch gesagt, dein Name wäre Obayifo. Was stimmt denn jetzt?"

Ihr Blick wanderte nun, zum ersten Mal genauer, zu Reyka. "Und um was für Fragen geht es denn bitte? Ich habe nichts unrechtes getan." Dann, wieder zu Jurij: "Und das Mittel, das du mir geraten hast, ist auch nicht verboten, ich habe das vorher prüfen lassen."

Nun war es Reyka, der die Frau ignorierte. Sein Blick lag auf Jurij. "Obayifo? O.?" erinnerte er sich an den abgekürzten Namen aus den Aufzeichnungen des Kopfgeldjägers.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 22.09.2014, 12:47:49
Auf die Erwähnung, bisher kaum Feenwesen gesehen zu haben, lächelt Rillfarsell. Das überraschte es kaum. Nur wenige seiner Art fanden es interessant, sich in anderen Welten aufzuhalten. Allein wegen eines endgültigen Todes war dies schon eine Gefahr, der man sich nur ungern aussetzte. Auch es selbst wäre gerne wieder in der Ersten Welt statt hier. Beim dem Gedanken verschwand kurz das Lächeln und das Federkleid schüttelte sich.
Aber dann stand es wieder in seiner hellen Pracht da.
Aufmerksam lauschte Rillfarsell den Ausführungen des Hohepriesters und der Beschreibung der Stadt.
Auf die letzten Fragen ging es aber dann auch ein.
"Ich danke euch für euer Angebot, auch wenn ich dessen nicht wirklich bedarf. Aber vielleicht könnte man so den Abend in gemütlicher Atmosphäre nutzen, um eure Fragen zu beantworten."
Wieder schaute es sich im Tempel um, der sich inzwischen mit vielen Wesen gefüllt hatte.
"Aber seht! Ich glaube, es wird bald Zeit für euren Göttinnendienst. Wo wäre ein guter Platz für mich, um diesem beizuwohnen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 22.09.2014, 14:19:14
"Mein Name ist Henry of Leicester. Ebenso wie mein Gefährte bin ich aus fernem Land in die Stadt gekommen, um einer ehrlichen Arbeit nachzugehen. Momentan sieht es so aus, als würden wir auf unbestimmte Zeit in der Stadt bleiben wollen und unsere vorläufige Addresse ist das Portal.", antwortete Henry. Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: "Ich möchte meine Waffen genehmigen lassen, da ich in der Vergangenheit bei der Wache gedient habe und hoffe, eine ähnliche Anstellung hier in der Stadt zu erhalten. Den 'Test' kann ich sogleich antreten."

Henry wechselte mit Harry einen kurzen Blick und zuckte dann mit den Schultern. "Es hieß, hier herrsche Demokratie.", sagte Henry, wobei er das Wort ungelenk aussprach. Er beugte sich etwas nach vorne, um Vertraulichkeit bemüht. "Sagt mir, ist er ein guter König? Sind seine Amtsgeschäfte von Weisheit und Güte geführt? Kann man einen ehrenvollen Dienst für ihn verrichten?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.09.2014, 15:44:30
Der kleine Mann sah Henry einen Moment verdutzt an, und auch seine zuvor desinteressierten Kollegen sahen kurz auf. Dann lachte er herzhaft, und hielt sich dabei seinen leicht rundlichen Bauch. "Ihr kommt wirklich von weit her, nicht wahr?" Noch immer lachend schüttelte er den Kopf. "Guter Mann, ihr hättet euch ein wenig mit der Geschichte Maeliccis beschäftigen sollen, bevor ihr herkamt. Wisst ihr wirklich nichts von König Wendoylins Testament?"
Als Henry ihn fragend ansah, führte der Mann seine Erklärungen weiter aus: "Königin Sarina und König Wendoylin haben das Land Maelicci gut und ehrhaft regiert. Sie sicherten Frieden und Wohlstand, und haben sich wirklich um das Wohlergehen von Land und Volk gekümmert. Doch die beiden blieben kinderlos - es gab keinen Thronfolger. Normalerweise wäre damit der höchste Berater des Königs sein Nachfolger geworden. Doch Wendoylin hatte ein ganz besonderes Testament hinterlassen."

Sein Blick wanderte von Henry zu Harry, und wieder zurück. Seine Erzählung schien dem Mann Spaß zu machen, und er genoss sichtlich diesen "Höhepunkt" seiner Geschichte. "Zu Lebzeiten hat König Wendoylin eine völlig neue Staatsform ausgearbeitet. Und er überließ es dem Volk, ob sie diese neue Staatsform für die Zukunft ihres Landes wollten, oder wie gehabt einer der Berater König werden sollte. Die Bürger des Landes durften frei wählen - und sie wählten die neue Staatsform. Eine Herrschaft des Volkes, in der die Bürger durch das Hohe Haus vertreten sind, vierzig Staatsmänner und -frauen, die nur durch Mehrheitsentscheidung regieren können. Und einmal pro Jahr darf das Volk wählen, ob sie die bestehenden Vertreter behalten wollen. Wer nicht genug Stimmen bekommt, gehört nicht mehr zum Hohen Haus, und wird durch einen dann neu zu wählenden Nachfolger ersetzt."

"Dem - okra - tie", schloss er seine Erzählung. "Dem aus der Sprache meines Volkes steht für Vertreter, Okra aus dem Orkischen für Volk oder Bürger, und Tie ist ein archaischer Begriff der Menschensprache, aus der Zeit, als man noch in Clans zusammenlebte - damals wurden in einem sogenannten Tie wichtige gemeinsame Entscheidungen zur Wahl gestellt, die den ganzen Clan betrafen. Zusammengesetzt bedeutet das Wort also: Die Vertreter des Volks werden gewählt."

"Nun dann", wechselte er schließlich das Thema, "ich hoffe, alle Fragen sind beantwortet. Wenden wir uns jetzt dem Test zu. Das Ganze läuft folgendermaßen: Ich stelle euch ein paar einfache Fragen. Bei der Antwort sehen wir einander fest in die Augen. Habe ich Zweifel daran, dass ihr die Wahrheit sprecht, kann ich euch die Registrierung verweigern. Aber ihr seht ehrlich aus, also fangen wir mal an. Erste Frage: Zu welchem Zweck möchtet ihr die Waffen bei euch tragen?" Sein Blick wechselte zwischen den beiden Männern. "Wer will zuerst?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 22.09.2014, 16:05:43
Als Henry sich vorbeugte und fragte, ob Demokratie ein guter König sei, sah Harry ihn einen Augenblick lang sprachlos an, dann musste er plötzlich sehr laut... husten. Der Erklärung des Beamten lauschte er dennoch äußerst aufmerksam, denn jede Demokratie war anders. Dieses war offensichtlich eine sehr junge, die ihre Geburtswehen womöglich noch nicht ganz ausgestanden hatte.

Was wohl aus dem Berater König Wendoylins geworden ist? Ob der irgendwo in einer dunklen Kammer verbittert einen Staatsstreich plant?

Die Frage des Beamten ließ ihn eine saloppe Habachtstellung annehmen.

"Zur Verteidigung meiner Person, der meines Bruders und etwaiger anderer Unschuldiger gegen Räuber, Meuchelmörder und anderes Gesindel", sagte er. "Wobei es meiner Erfahrung nach in neun von zehn Fällen ausreicht, die Waffe zu ziehen und auf den Gegner zu richten und allenfalls noch einen Warnschuss abzugeben. Dann nehmen die meisten schon Reißaus, die mit leichter Beute gerechnet haben."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.09.2014, 16:26:01
"Schön, schön", kommentierte der kleinwüchsige Mann (der bis jetzt seinen Namen noch nicht genannt hatte). "Aber wie gesagt, würde ich euch bei der Antwort gern tief in die Augen schauen. Genauer gesagt, das Gesetz sieht es so vor. Also beugt euch doch bitte zu mir herunter und wiederholt das noch einmal."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 22.09.2014, 16:30:34
Henry registrierte, dass seine ehrliche Frage Grund für allgemeine Heiterkeit geworden war. Offensichtlich war man der Meinung, dass diese Demokratie etwas sehr fortschrittliches war und dass man sie natürlich kennen und wertschätzen musste. Henry war da ganz anderer Meinung. Er fand die Idee, dass das einfache Volk aus seiner Mitte seine Anführer wählten, für töricht. "Denn nicht umsonst endet auch 'Idiotie' auf '-tie'!", dachte er grimmig. Doch er sagte nichts und legte sogar ein gutmütiges Lächeln auf.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 22.09.2014, 16:31:43
"Ähm", sagte Harry. "Ich, ähm... also... Hm. Ja, wenn es nicht anders geht... Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr das wollt? Also gut."

Er beugte sich also vor und sah dem kleinen Beamten also in die Augen, genau wie er Henry nach dem Seelenblick in die Augen geschaut hatte: indem er das Kinn mit einer Hand fixierte und all seine Konzentration darauf verwandte, nicht wegzuschauen. Dann wiederholte er in mehr oder weniger den gleichen Worten, was er gesagt hatte. Es klang ein wenig angestrengt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.09.2014, 16:35:47
Der Mann sah Harry tief in die Augen. Gleich würde es geschehen, das wusste Harry. Die Auswirkungen waren schwer abzuschätzen, aber welche Wahl hatte er? Und so bereitete er sich darauf vor, in die Seele seines Gegenübers hineinzufallen, sein Innerstes kennenzulernen und gleichsam sich selbst zu offenbaren...

"Fein", sagte sein Gegenüber, und sah dann zu Henry. "Dann zu euch, gleiche Frage."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 22.09.2014, 16:38:15
"Wie gesagt, ich möchte meine Waffen tragen, um einer guten und rechtschaffenen Arbeit nachgehen zu können.", antwortete er schließlich auf die Frage des Beamten. Dass er dem Beamten dabei in die Augen sehen musste, erinnerte ihn unangenehm an diesen Hokus-Pokus, den Harry damals mit ihm veranstaltet hatte. Aber er fügte sich, wenn es das Gesetz so wollte...
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 22.09.2014, 17:11:43
Harry starrte den Beamten entsetzt an. Dann rieb er sich die Augen, blinzelte und kniff dann die Augen fest zusammen wie ein Kurzsichtiger, während er immer wieder den Beamten ansah. Schließlich barg er das Gesicht für längere Zeit in den Händen und suchte dann wieder den Blick des Mannes. Er öffnete einige Male den Mund, ohne etwas zu sagen, während ihm die schlimmsten Theorien durch den Kopf jagten.

Der Seelenblick funktioniert nicht. Woran kann das liegen? Ist der Mann dagegen immun? Oder funktioniert der Blick nicht zwischen seiner und meiner Spezies? Funktioniert vielleicht meine Magie hier überhaupt nicht? Gibt es auf dieser Welt am Ende gar keine Magie? Oder nur in dieser Stadt nicht? Womöglich ist Terendol irgendwie abgeschirmt durch ein antimagisches Dämpfungsfeld? Oder vielleicht darf hier nur Magie ausüben, wer sich als Magieanwender hat registrieren lassen? Aber ich spüre die Ströme um mich herum doch klar und deutlich! Gut, sie fühlen sich anders an als zuhause, anders als in Brückenstadt, aber sie sind da, stetig, kräftig, ihr Pulsschlag unverkennbar. Und mein Herz schlägt synchron dazu!

Er schluckte mehrmals. Sobald er hier heraus war, würde er sich als erstes einen unbeobachteten Platz suchen und alle Zauber aus seinem Repertoire einem nach dem anderen ausprobieren. Wenn es da etwas auszuprobieren gab.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 22.09.2014, 21:43:07
Verwirrt blinzelte Jurij. „Nein das ist kein Scherz. Mein Name ist Jurij Klee. Den Namen Obayifo höre ich zum ersten Mal.“ Mit dem Silberstift kratzte er sich am Kopf. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass es der sein hinter dem der Kopfgeldjäger wirklich her war. Kurz blickte er zu Reyka auf und dann mit einem Lächeln und geschlossenen Augen zur Frau. „Das muss ein Missverständnis sein. Entschuldigen sie, wenn ich sie verwirrt habe.“ Er war neugierig geworden. Scheinbar gab es wirklich jemanden in dieser Stadt, mit dem er verwechselt werden konnte. „Wir suchen eigentlich nach Zeugen wegen einem Verbrechen aber ich bin gerade neugierig geworden. So oft trifft man ja nicht jemanden, der einem ähnlich zu sein scheint. Also so aus reiner Neugier, wie ist denn dieser Obayifo. Sieht er mir wirklich so ähnlich? Was meinen sie kann ich ihn treffen?“ Die Worte waren locker gesprochen und immer wieder mit einem Freundlichen Lächeln untermalt. Am Ende blickte er wieder zu Reyka. Er hoffte dieser Verstand, dass er mehr über diese Person wissen wollte, auch wenn er jetzt den Fall mit den Ritualmorden hinten anstehen ließ.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.09.2014, 22:30:21
Die Frau sah ihn noch überraschter als zuvor an. "Ihr seid... tatsächlich jemand anders?" Sie trat einen Schritt vom Tor zurück, und zog den Mantel noch etwas enger. "Das ist ja fast unheimlich. Ich... nun ja, ich habe immerhin eine ganze Nacht mit ihm verbracht. Er sieht genauso aus wie ihr, bis hin zur Frisur. Nur andere Kleidung hatte er an. Ganz in schwarz."

Sie sah von oben bis unten an Jurij herab. "Aber es stimmt, ihr habt eine ganz andere Ausstrahlung. Oba war... er hatte diese ruhige, unerschütterliche Stärke, und zugleich... er wusste ganz genau, was er wollte. Ein gestandener Mann, trotz seines jungen Alters." Ihr entfuhr ein leichtes Seufzen. "Leider war er am nächsten Morgen verschwunden. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihn finden könnte." Wieder sah sie Jurij von oben bis unten an. "Ich hätte schwören können..."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.09.2014, 22:58:44
Harrys Verhalten irritierte den Mann offensichtlich, und seine Kollegen nicht minder. Eines war sicher: Spätestens jetzt hatte er ihre ganze Aufmerksamkeit. Die beiden Kollegen ihres Ansprechpartners legten nun ihre Schriftstücke beiseite und beschäftigten sich ganz damit, die Situation zu beobachten.

Doch der kleinwüchsige Mann - der wohl doch eher zu einer eigenen Spezies gehörte und gar kein "kleiner Mensch" war, wenn man seinen Worten glauben mochte - schien sich nicht beirren zu lassen. Er befragte Henry und beobachtete ihn bei seiner Antwort sehr genau, und erst danach wandte er sich Harry zu. "Stimmt irgendetwas nicht?" Sein Tonfall war streng, aber nicht ablehnend.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.09.2014, 00:11:41
"Meine Augen...", murmelte Harry. "Ich seh nicht mehr so gut damit wie... früher."

Harry überlegte fieberhaft. Was sollte er tun? Die Erklärung schien dem Beamten nicht genug. Aber bei seinem Glück wäre Magie hier wahrscheinlich verboten. Oder noch schlimmer: unbekannt. Wenn er also zugab... aber wenn nicht, wie lange konnte er unentdeckt bleiben? Ganz zu schweigen davon, dass er seiner Arbeit kaum würde nachgehen können; er würde schließlich dabei immer wieder auf die Stadtwache treffen, vielleicht hin und wieder mit ihr zusammenarbeiten müssen, wie mit dem Chicago PD. Außer, er heuerte als Kellner an. Das wäre ungefährlicher.

Oder er vertraute darauf, dass die Leute hier tatsächlich so offen waren, wie sie sich gaben. Er strich sich mehrmals besorgt über das Kinn—eigentlich war es mehr ein Kneten—dann gab er sich einen Ruck.

"Ihr sagtet vorhin, dass man in dieser Stadt beruflich machen könne, was man wolle, solange man das Gesetz achte. Ich will also darauf vertrauen, dass Ihr es ernst damit meint. Denn ich hege den höchsten Respekt für das Gesetz und habe mich in meiner Heimat immer wieder dafür eingesetzt, eben als privater Ermittler in... besonders mysteriösen Fällen", griff er Henrys Umschreibung auf. "Deshalb möchte ich bei Euch eine vierte Waffe registrieren lassen. Allerdings eine, die ich nicht ablegen kann, falls Ihr mir die Zulassung verweigert. Ich hoffe allerdings, dass Ihr mir in diesem Fall erlaubt, mich einfach ungeschoren aus Eurer Stadt zu entfernen und woanders mein Glück zu versuchen. Ihr erlaubt, dass ich die Waffe vorführe? Das heißt, wenn sie überhaupt funktioniert. Nach der Sache mit meinen Augen bin ich mir da nicht so sicher..."

Nach dem zustimmenden Nicken des Beamten trat Harry drei Schritte zurück und überprüfte, ob er zu allem Brennbaren genügend Abstand hatte. Dann schob er die Ärmel seines Mantels bis fast zu den Ellenbogen hoch und hielt beide Hände vor sich, die Handflächen einander zugewandt, die Finger abgespreizt. Er warf noch einen unsicheren Blick auf Henry, der ihn zum einen noch nie hatte zaubern sehen und zum anderen womöglich auch Schwierigkeiten bekäme, wenn man Zauberer hier lieber auf dem Scheiterhaufen sah, bevor er in die magischen Ströme griff, die ihn umgaben, und laut: "Manus flagrantes!" rief.

Seine Hände gingen in Flammen auf. Mehr noch: sie verwandelten sich in rotgeschuppte, krallenbewehrte Klauen. Das mochte einige der Anwesenden erschrecken, aber Harry seufzte erleichtert auf—wenigstens dieser Zauber funktionierte noch! Wenigstens das Feuer eines Drachen war nicht so leicht auszulöschen!

Einige Sekunden lang stand Harry da, mit brennenden Händen, ohne sich zu rühren. Dann ballte er die Krallen zu Fäusten und ließ die magische Energie vorsichtig in die Umgebung zurückfließen. Die Flamme verloschen, und seine Hände verwandelten sich in die seinen zurück.

Zum Schluss sandte er noch ein Stoßgebet an alle Götter, deren Namen er irgendwo einmal gelesen hatte, dass er gerade nicht die zweitgrößte Dummheit seines Lebens begangen hatte, und wandte sich wieder den Beamten zu.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.09.2014, 08:14:17
Die Worte hallten kurz in Jurijs Kopf nach. Wenn er vom äußeren so ähnlich war, war es kein Wunder, dass er verwechselt wurde. Vom Charakter her stimmte er zu, dass sie eher unterschiedlich schienen. Es waren aber momenten nur die Einschätzungen einer Person.

„Ach wie schade.“ meinte er dann. „Wo habt ihr ihn denn kennen gelernt? Vielleicht ist er da ja öfter. Oder hat er davon erzählt was er in der Stadt macht. Es kann ja kaum sein, dass ein Mann in dieser Stadt verschwindet.“ Er versuchte den Plauderton aufrecht zu erhalten. Hörte sich aber am Ende tatsächlich unsicher an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.09.2014, 09:03:01
Die Frau schüttelte den Kopf. "Ich habe ihn im Königlichen Theater kennengelernt. Aber ihr seid doch eigentlich wegen anderer Fragen gekommen. Könnten wir dann jetzt dazu übergehen?" Dass sie sich inzwischen unwohl fühlte, war offensichtlich - der fast klammerartig zusammengehaltene Morgenmantel sprach für sich.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.09.2014, 13:24:16
Jurij nickte. "Natürlich. Die Fragen wird mein Kollege Reyka stellen." Er lächelte ihr noch einmal zu, bevor er das Buch zur Hand nahm und sich bereit machte ihre Antworten aufzuschreiben. Wenn sie fertig waren, würde er dies auch mit den Aussagen über Obayifo machen. Schließlich sollten sie nicht verlohren gehen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.09.2014, 08:42:40
Ihari überlegte kurz, und sah dann in Richtung des Baums. "Ich weiß nicht, ob das für euch interessant wäre, oder ob ihr lieber auf einer der Bänke bleiben würdet..." Er musste seinen Satz nicht beenden, da hatte Rillfarsell bereits seinen Platz in dem prachtvollen Baum gefunden.

Die Kirche war nach einiger Zeit fast vollständig gefüllt. Gut hundert Elfen - Männer, Frauen und Kinder - hatten sich hier versammelt. Ihari stellte sich vorne vor die Menge, und begrüßte die Gläubigen in - so vermutete Rillfarsell - elfischer Sprache.

Seine Begrüßungsrede war nur kurz. Irgendwann sahen sich auf einmal alle Elfen zu dem Baum um, in dem Rillfarsell saß, und Ihari wechselte wieder in die Sprache, die Rillfarsell verstehen konnte. "Wir begrüßen dich, Rillfarsell von den Feen, und danken dir für deine Anwesenheit. Wir beginnen nun mit der inneren Verschmelzung, einem Ritual, durch das wir unsere Gedanken in die Magie des Baumes fließen lassen. Starke arkane Ströme werden durch das Ritual aktiviert. Es ist möglich, dass auch du etwas von dieser Magie spüren wirst. Was aber genau geschehen wird, das weiß nur die Göttin selbst."

Nach dieser Ankündigung wechselte er wieder ins Elfische. Gemeinsam sprachen die Gläubigen einige Worte, und wiederholten sie dann. Dies ging, immer wieder unterbrochen durch kurze Pausen, einige Minuten so weiter. Von arkanen Strömen konnte Rillfarsell bis dahin nichts feststellen.

Bis dahin...

Auf einmal fiel ihm ein Funkeln auf. Zuerst hielt er es für eine Reflektion des Lichts, doch dann sah er, dass ein einzelnes der länglichen Blätter des Baumes aus sich selbst heraus in einem schimmernden Gold leuchtete. Da, noch eines der Blätter begann zu leuchten! Und noch eines!

Bald war Rillfarsell eingetaucht in ein warmes, goldenes, allumfassendes Licht, die Konturen des Baumes, auf dem es saß, kaum mehr als Schemen. Dann fiel ihm auf, wie durch das Licht eine Bewegung ging. In regelmäßigen Abständen, wie bei einem Pulsschlag, ging ein besonders starker Lichtstrom durch die Äste und Blätter des Baumes, und verlor sich in seinen Spitzen.

Dann hörte er die Stimme. Nein, das war nicht richtig. Er spürte sie. Instinktiv wusste er, dass es der Geist des Baumes war, der zu ihm sprach.

Rillfarsell von den Feen.

Ein weiterer Pulsschlag.

Ich wünschte, ich könnte dich willkommen heißen. Doch das kann ich nicht. Du trägst etwas Dunkles in deinem Inneren.

Pulsschlag.

Es spielt keine Rolle, ob du selbst dieses Dunkle herbeigeführt hast. Bringe es nie wieder in heilige Hallen, außer es geht darum, es zu besiegen.

Pulsschlag.

Es besteht eine Verbindung. Noch frisch, frisch in dieser Welt. Suche... zwei Menschen. Harry von den Drachen, und Henry, den Verlorenen. Sie reisen zusammen.

Pulsschlag.

Störe nicht das Ritual. Bleibe hier bis zum Ende des Gottesdienstes. Dann verabschiede dich. Folge den Spuren, die du hast. Bekämpfe, was in dir ist.

Pulsschlag.

Aber wisse, es ist so viel stärker als du. Sei weise. Schwindet dein Geist in die fernen Reiche, gehört dein Körper dem Dunklen.

Pulsschlag.

Du musst es aufhalten. Nicht nur um deinetwillen.

Rillfarsell erwartete einen weiteren Pulsschlag. Doch er blieb aus. Das Licht, das alles umgebende Licht, schwand sanft dahin, bis das kleine Feenwesen wieder in einem normalen Baum saß.

Es fühlte sich verwirrt, fast ein wenig benommen, als wäre es gerade aus tiefstem Schlaf gerissen worden. Die Elfen auf den Bänken standen auf, und verließen den Raum - nicht, ohne vorher noch einen Blick auf Rillfarsell zu werfen, fasziniert, begeistert, aber immer freundlich.

Am Ende war nur Ihari übrig. Er stellte sich vor den Baum, und sah zu Rillfarsell hoch.

"Das war ein intensives Ritual. Die magischen Ströme waren stark. Fast meine ich, ein Funkeln in den Blättern des Baumes gesehen zu haben. Oder habe ich mich getäuscht?"

Er lächelte, fast ein wenig entschuldigend. "Ich danke euch auf jeden Fall für eure Anwesenheit. Sie hat diese Messe zu etwas ganz Besonderem gemacht, eine besondere magische Stunde."

Dann sah er zur Tür. "Meine Adepten haben übrigens einige Informationen über den Mann herausgefunden, den ihr sucht. Sie warten draußen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.09.2014, 08:53:40
Reyka führte also das Gespräch mit der Frau fort. Ihr war nichts Besonderes aufgefallen. Jurij ordnete sie in die Kategorie der "Normalen" ein - sie gab sich Mühe, war kooperativ, wusste aber schlicht nichts, was ihnen weiterhelfen konnte. Dennoch notierte Jurij alles, was sie sagte.

Danach verabschiedeten sie sich. Reyka deutete auf einen Brunnen am Ende der Straße. Er zeigte einen überdimensionierten Schwan - oder zumindest einen recht ähnlich aussehenden Vogel, der Schnabel schien Jurij irgendwie zu lang, die Flügel zu breit, die Beine zu kurz -, der sich gerade zum Flug erhob. In seinem Rücken befand sich eine Öffnung, aus der Wasser sprudelte, sich über seinen Körper ergoss und in das große Becken mit gut drei Metern Durchmesser floss. Das Wasser war gerade tief genug, das man seine Füße würde eintauchen können.

Vor und hinter dem Brunnen standen jeweils eine hölzerne Bank, aber Jurij und Reyka waren allein, als sie dort ankamen. Reyka sah ihn mit bedeutungsschwerem Blick an.

"Obayifo? Und er sieht ganz genau aus wie du? Jurij, was hat es damit auf sich?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.09.2014, 09:00:34
Der kleine Mann notierte Henrys Aussagen, dann beobachtete er Harrys kleines "Schauspiel". Er runzelte lediglich ein wenig die Stirn, dann stand er auf, stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch vor ihm und beugte sich nach vorn.

"Wollt ihr uns eigentlich auf den Arm nehmen?" fragte er scharf. "Ihr kommt hierher in die Hauptstadt Maeliccis, müsst dafür auch schon einige Zeit durchs Land gereist sein, wollt hier ansässig werden und Arbeit finden, und nach all der Mühe, die ihr euch gemacht habt, hierher zu kommen, wisst ihr nichts, aber auch rein gar nichts, über dieses Land? Ihr habt keine Ahnung von unserer Staatsform, von unserem Rechtssystem, und jetzt tut ihr noch so, als wären wir hier in Xuharu, wo man Leute schon wegen Kartenlegerei steinigt oder auf den Scheiterhaufen bringt. Männer, ist das hier alles ein großer Scherz für euch? Oder seid ihr allen Ernstes so unbedarft, so, entschuldigt meine Wortwahl, dämlich, dass ihr euch nicht eine Sekunde mit dem Land beschäftigt habt, in dem ihr offenbar eure Zukunft verbringen wollt? Was hat euch denn dann eigentlich hergeführt? Die Königliche Magische Akademie kann es ja nicht sein, wenn ihr schon damit rechnet, für ein paar Adeptentricks einen Waffenschein zu benötigen. Also wirklich, als ob Magie hier etwas Verbotenes wäre. Was soll dieser ganze Unsinn?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 25.09.2014, 13:01:25
"Auf den Arm nehmen? Nein, auf keinen Fall", stammelte Harry entsetzt.[1] "Ich wusste wirklich nicht... also, natürlich habe ich gehört, dass... ähm... Maelicci ein fortschrittliches, gastfreundliches Land ist, aber das wurde uns auch über die letzte Stadt gesagt, also noch vor der, ähm, Grenze, und Ihr würdet es nicht glauben, wie wenig das stimmte. Und davor waren wir in einer Stadt, in der eine Zaubererfamilie herrschte, die keinen anderen Zauberer auf ihrem Territorium duldete...[2] und na ja, ich, also... hab bisher nur... schlechte Erfahrungen gemacht... auf meiner... Reise und wagte kaum noch... zu hoffen."

Plötzlich wurde er sich seiner exponierten Handgelenke bewusst, die ganz eindeutig von Handfesseln wundgescheuert waren. Er errötete noch mehr, zog sich die Ärmel wieder hinunter, warf einen hilfesuchenden Blick auf Henry, und endete dann lahm:

"Bitte entschuldigt vielmals, dass ich Eure Zeit verschwendet habe. Ich werde mich bemühen, meine Wissenslücken so schnell wie möglich zu beheben... Und jetzt... halt ich besser... den Mund."
 1. diplomacy (aid another) = 5 (natürliche 1)
 2. d.h. in Berlin (kommt noch) - leicht übertrieben, aber im Prinzip wahr
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 25.09.2014, 16:23:15
Henry war alles andere als erfreut, als Harry seine magischen Fähigkeiten demonstrierte. Es musste ja nicht unbedingt jeder wissten, dass er magische Fähigkeiten besaß. Er würde Harry nachher fragen, warum er dies getan hatte, für den Moment aber versuchte er abzuschätzen, wie sein Gegenüber darauf reagierte. Henry registrierte, dass sie in seinen Augen offensichtlich Idioten waren. Nun, das war nicht unbedingt das Schlechteste. Henry entschied, dass er nicht noch mehr Argwohn heraufbeschwören wollte. Er setzte ein Lächeln auf und wartete, bis der Beamte weitersprach.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.09.2014, 17:02:56
Mit immer noch scharfem Blick sah der Kleinwüchsige zu Harry, und schüttelte dann den Kopf. "Das ist vielleicht wirklich besser. Bis auf die Beantwortung der Fragen, natürlich. Also, lasst uns das hier zuende bringen."

Er deutete Harry an, sich wieder vor dem Tisch zu platzieren, und stellte seine weiteren Fragen.

"Habt ihr jemals intelligente, lebende Wesen getötet, und wenn ja, warum? Wenn es verschiedene Anlässe gab, bitte eine Zusammenfassung aller Gründe."

Seine letzte Frage schob er direkt hinterher, wohl um den Prozess zu beschleunigen. "Stellt euch folgende Situation vor: Ihr seid auf einem Marktplatz, auf dem ein Fest mit vielen feiernden Bürgern stattfindet. Plötzlich bemerkt ihr, dass ein junger Mann euch eure Geldbörse gestohlen hat. Wie reagiert ihr?"

Sein Blick fiel auf Harry, dessen Antworten er nun erwartete.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 25.09.2014, 17:14:07
"Meine Mutter, bei meiner Geburt", antwortete Harry. "Ich konnte nichts dafür. Und den jungen Mann, der mir die Geldbörse gestohlen hat, würde ich laufen lassen, die war sowieso leer. Wenn er allerdings die Geldbörse der armen, alten Dame neben mir geklaut hätte, würde ich ihn verfolgen und ihm diese wieder abnehmen, bevor ich ihn dann mit einem 'Pfui, schäm dich, das nächste Mal geht's ab auf die Wache!' ziehen ließe."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 25.09.2014, 20:04:39
Henry runzelte ärgerlich die Stirn auf die Frage des Beamten. Es war nicht gut, in der Vergangenheit herumzustochern. Und es war auch nicht gut, die Vergangenheit als Prognose für die Zukunft heranzuziehen. Henry hatte einige Situationen erlebt, da Menschen völlig unberechenbar reagiert hatten. "Ich habe einige Male das Schwert ziehen müssen, um zu töten.", sagte er schließlich und sein Blick wurde hart. "Manche von ihnen waren von dunkler Magie korrumpiert worden, andere waren von Dämonen besessen gewesen und wieder andere haben den Tod von mir erfleht, weil sie verflucht oder schwer verletzt worden waren. Ich habe riesige Bestien töten müssen und Dämonen, daneben gemeine Wüstenräuber. Und um nichts auszulassen, Schafe und Rinder und was sonst noch mein Mitagessen war." Henry hatte sich den Spott nicht versagen können. Die Frage hatte unschöne Erinnerungen aufgewirbelt und nur der Spott machte die Schmerzen erträglich.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.09.2014, 20:12:54
Der Beamte sah Henry mit offenem Mund an. Ein wenig war er sogar bleich geworden.

Nach einem Moment räusperte er sich, und setzte sich dann wieder.
"Die ... die letzte Antwort fehlt dann noch."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 25.09.2014, 20:16:05
"Und was den Dieb angeht...", sein Gesicht hellte sich langsam wieder auf, "wenn ich nicht im Dienst wäre, dann würde ich laut rufen 'Haltet ihn! ein Dieb!' Und falls er gefasst würde, würde ich ihn der Wache übergeben. Das ist alles."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.09.2014, 20:32:08
Ihr Zuhörer nickte, holte eine Reihe von Papieren aus seiner Schublade, füllte sie schnell aus, und versah sie anschließend noch mit Unterschrift und Wappenstempel. Einen Stapel legte er vor Henry, den anderen vor Harry.

"Aufenthaltsgenehmigung für sechs Monate, und für jede Waffe eine Erlaubnis. Die Papiere bitte immer mitführen und bei Verlust gleich der Gerichtswache melden. Ansonsten wären wir jetzt soweit durch."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 25.09.2014, 20:52:54
"Tausend Dank", sagte Harry und packte den Stapel Papiere in eine der Innentaschen seines Mantels. "Einen schönen Tag noch und auf Wiedersehen. In sechs Monaten dann." Eigentlich hatte er noch fragen wollen, was man denn tun müsse, um hier Bürger zu werden, aber nach der Vorstellung, die er da gerade gegeben hatte, war er schon froh über die Aufenthaltsgenehmigung.

So schnell die Höflichkeit es zuließ, packte er seine Waffen und entfloh der Wachstube.

Draußen, nachdem Henry ihm gefolgt war und sie noch ein paar Schritte zwischen sich und das Torhaus gebracht hatten, brach Harry plötzlich in Gelächter aus. Er lachte so sehr, dass er sich den Bauch halten musste. Dann aber, nach einer kurzen Pause, in der er nichts weiter tat als den Kopf zu schütteln, gab er einen Laut von sich, der als Seufzer begann und als Stöhnen endete.

"So viel zu meinem Plan, möglichst gefällig und unauffällig aufzutreten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 25.09.2014, 21:59:23
Jurij war gerade mit den eigenen Aufzeichnungen fertig geworden, als Reyka ihn so bedeutungsschwer ansah. Sich keiner Schuld bewusst, erwiderte Jurij den Blick mit den Worten „Ich weiß es nicht. Wirklich, ich kann mir nicht einmal einen Reim darauf machen. Es ist aber erschreckend und ich frage mich, ob er mir wirklich bis aufs Haar gleicht.“ ungläubig schüttelte er leicht den Kopf. „Jede kleinen Leberfleck wird er sicher nicht an der selben Stelle tragen. Aber das wäre zu weit gegangen. Ich der Frau war es am Ende peinlich so aus ihrem Haus gestürmt zu sein.“ Er klappte sein Notizbuch zu und setzte sich auf die Bank. Zuvor hatte er seine Schreibhand in das Brunnenwasser getaucht. Die Kühle des Wassers war richtig angenehm. „Was denkst du Reyka, ist so etwas möglich?“ betrübt senkte er den Blick. Wenn es wirklich so war, dann war es am Ende schwer seine Unschuld zu beweisen. Sie brauchten diesen Obayifo. Sie mussten zeigen, dass es einen zweiten Mann vom selben Aussehen gab. Das zu erreichen war jedoch schwer und der Gedanke an eine Gefängniszelle gefiel ihm nicht wirklich. Er wollte nicht mehr eingesperrt sein, und sei es nur für einen Moment. 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.09.2014, 22:06:36
Reyka überlegte. "Möglich ist vieles, aber es ist doch sehr unwahrscheinlich. Ich habe aber noch eine andere mögliche Erklärung."

Er schwieg einen Moment, fast, als würde er darauf warten, ob Jurij selbst auf die Idee kam. "Der Wirt hat sich nicht an den Besucher erinnert. Meine Theorie war, dass er verzaubert wurde. Ein Zauber könnte durchaus dafür sorgen, dass eine Person scheinbar wie eine andere aussieht - und zwar bis aufs Haar." Er runzelte die Stirn. "Wenn ich aber Recht habe, Jurij, dann wurdest du gezielt ausgesucht, um als Sündenbock herzuhalten. Vielleicht haben sie sich einfach nur einen neuen Anwärter der Gerichtswache herausgepickt. Vielleicht gab es auch einen anderen Grund. Aber wenn ich Recht habe, dann haben sie dich auf dem Zettel, und dann haben sie vermutlich richtig üble Pläne mit dir."

Reyka streckte die Hand aus. "Gib mir das Buch, ich mache ab hier alleine weiter. Du suchst Boldon. Das hier ist, möglicherweise, zu groß, um zu warten. Geh ins Hauptquartier zurück, Ferrigan müsste jetzt dort sein, und frag ihn nach Boldon."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 25.09.2014, 23:07:49
Jurij hatte den Kopf schief gelegt bei dieser Idee von Reyka. In diesem Moment fragte er sich ob Magie wirklich so mächtig war. Wie konnte Reyka nur so locker darüber sprechen. Es war doch mehr beängstigend, wenn es wirklich jemanden gab der dies konnte.
Mit einem tiefen brummigen „Oh man.“ griff er sich an den Kopf. Magie war ihm einfach noch zu fremd. Doch wie wohl Reyka reagieren würde, wenn er von Mobiltelefonen, Hologrammen, virtuellen Welten oder anderen technologischen Errungenschaften sprechen würde. Vielleicht würde er ihn auch für einen Zauberer halten oder für verrückt. Herausfinden wollte er es aber nicht. Wenn jetzt wirklich Magie dahinter steckte, so war Jurij wenigstens gespannt wie sie es machten.

Ruhig holte es das Notizbuch hervor und gab es Reyka. „Auch wenn das schlecht für mich wäre, hoffen wir das du unrecht hast. Nur wenn ich darüber nachdenke bekomme ich Kopfschmerzen.“ Innerlich hoffte er immer noch auf einen einfachen Doppelgänger. Schließlich warum sollte ein Zauberer einen Zauber aufrechterhalten um mit einer Frau ins Bett zu gehen. Selbst mit seinem Unwissen über Magie vermutete er, dass für das Wirken eine Art von Energie gebraucht wurde. Damit war es schon wieder Kostspielig zu Zaubern. Aber was wusste er?
Mit den Worten „Sei bitte vorsichtig Reyka.“ machte sich Jurij auf den Weg zum Hauptquartier.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.09.2014, 11:24:34
"Du auch", verabschiedete sich Reyka von Jurij, nachdem er das Buch genommen hatte. Und so machte sich Jurij erneut auf den Weg zum Hauptquartier, das für diesen Stadtbezirk am Rand des Tempeldörfles lag, am Übergang zum Vogeldörfle - das seinen Namen durch den großen königlichen Garten erhalten hatte, in dem exotische Pflanzen eine Vielzahl verschiedenster Vogelarten anzogen. Auch im Tempeldörfle sah man hin und wieder noch die schillernden Tiere durch die Luft gleiten.

Am Hauptquartier angekommen, das trotz des weißen Steins und geschwungener architektonischer Bauweise letztlich nichts anderes als eine große Festung mitten in der Stadt war, wies sich Jurij kurz bei den beiden in stählerne Panzer gekleideten Wachen aus, und machte sich dann sogleich auf den Weg in den dritten Stock, in das Büro von Inspektor Ferrigan.

Vor seiner Bürotür, an die lediglich eine schmucklose, eiserne Zahl "317" genagelt worden war, stand eine weitere Wache, ebenfalls in Vollpanzerung. Alle Türen im Hauptquartier trugen diese Zahlen, doch manche Mitarbeiter der Gerichtswache bestanden zusätzlich auf die Anbringung ihres Namens. Ferrigan war das offenbar nicht wichtig.

"Ferrigan ist im Gespräch", erklärte der Wachmann Jurij, "wird aber wohl noch eine ganze Weile dauern. Ich kann mal fragen, ob du kurz unterbrechen darfst." Das "Du" war unter den unteren Rängen der Gerichtswache üblich - auch mit Reyka hatte er die ansonsten übliche höfliche Anredeform gleich übersprungen.

Kurz verschwand der Wachsoldat in Ferrigans Zimmer, und kam wenige Momente später wieder heraus. Die Türklinke hielt er in der Hand, die Tür noch offen. "Zwei Minuten", erklärte er.

Und so betrat Jurij das Büro des Inspektors. Neben ihm selbst war noch eine weitere Person anwesend, eine junge Frau in weißen Roben. Das Büro schien auf den ersten Blick klein, doch in Wahrheit war es recht geräumig - es war lediglich vollgestellt mit mehr als zehn großen Holztafeln, auf denen Ferrigan Zeichnungen, Pläne und mit Notizen versehene Zettel angebracht hatte. Sein Schreibtisch war nicht weniger vollgestellt: Ein fast vierzig Zentimeter hoher Berg an Akten lag in der Mitte, ein weiterer, halb so großer gleich daneben.

Ferrigan und die fremde Frau standen vor einer der Tafeln, die drei Stühle im Raum - einer hinter dem Schreibtisch, zwei davor - waren ebenfalls als Ablagefläche genutzt worden: Auf jedem stand eine Holzkiste, in der sich verschiedenste Gegenstände, vermutlich Beweisstücke, befanden. Jurij entdeckte ein blutiges, ehemals weißes Hemd, eine goldene Waage, sowie einige Messer, deren Klingen man in weißes Leinen eingewickelt hatte.

Der Inspektor ging mit zwei schnellen Schritten auf Jurij zu und gab ihm die Hand. "Hallo noch einmal. Ich darf vorstellen, Elenya Ithera, eine Priesterin Shelyns. Sie wurde von der Gemeinschaft der Tempel als Vertreterin ausgewählt, um mit uns in der Sache des Tempelschänders zusammenzuarbeiten."

Elenya war etwa zwanzig Jahre alt, vielleicht ein wenig älter, und trug ihr langes glattes, blondes Haar bis zur Hüfte. Sie war ungewöhnlich klein, kaum 1,60 Meter, schätzte Jurij, und trug ein weißes, bis zum Boden reichendes Tempelgewand. Um ihren Hals trug sie eine silberne Kette, an der das Symbol einer Hand als Anhänger hing. Ihre blauen Augen waren ungewöhnlich groß, was ihr zusammen mit ihrer Größe ein etwas kindliches Aussehen verlieh.

Sie beobachtete Jurij interessiert, und erst nach einem Moment schenkte sie ihm ein Lächeln und streckte auch ihm die Hand hin, ohne aber einen Schritt auf ihn zuzugehen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 26.09.2014, 16:39:40
Rillfarsell flog vom Baum herab.
"Ja, ich habe da auch eine intensive Erfahrung gemacht. Ich danke euch dafür, daß ich teilnehmen durfte.
Und auch für die Mühen eurer Adepten.
Ich möchte sie dann auch nicht länger als nötig warten lassen.
Ich hoffe, wir sehen uns wieder."

Mit diesen Worten machtge es sich dann auch in Richtung Ausgang auf den Weg.
Noch immer war es von dem Erlebten mitgenommen.
Auf seinen unfreiwilligen Reisen waren ja schon einige merkwürdige Dinge passiert. Sollte das mit dieser Dunkelheit zu tun haben?
Und wie sollte es diese Wesen namens Henry und Harry finden, wenn es nur die Namen hatte? Waren es Elfen?
Inzwischen war es draußen angekommen und begrüßte erneut die dort wartenden Elfen.
Gespannt wartete Rillfarsell auf die Informationen, die diese ihm geben konnten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 27.09.2014, 01:19:45
Ihari lächelte Rillfarsell zu. "Was mich angeht, seid ihr hier jederzeit willkommen." Dann verabschiedete er sich mit einer leichten Verbeugung von Rillfarsell.

Draußen erwarteten die Adepten das kleine Feenwesen. Ihre Aufregung ob seiner Anwesenheit war noch immer deutlich zu spüren. Die junge Frau, Jundra hatte Ihari sie genannt, lächelte ihm zu und ging einen Schritt auf ihn zu. "Wir haben etwas über den Mann namens Hereius herausgefunden. Er ist ein Mensch, er verdient seinen Lebensunterhalt damit, Kindern das Musizieren beizubringen. Wir konnten so schnell nicht herausfinden, wo er wohnt, aber seine Schule befindet sich im Palastviertel, genauer im sogenannten Tempeldörfle - das ist ein Teil der Stadt, in dem es besonders viele Tempel gibt. Vielleicht interessiert euch, dass es am Rand zum Vogeldörfle liegt..."

"Jundra!" zischte der junge Mann neben ihr sie an, und die Frau wurde ein wenig rot im Gesicht.

"Entschuldigt. Natürlich seid ihr kein einfacher Vogel, das wollte ich damit nicht sagen." Sie lächelte nervös, und räusperte sich. "Hereius' Schule liegt in der Liliengasse. Fliegt in diese Richtung", sie zeigte den Weg mit ihrer ausgestreckten Hand, "und unterwegs fragt ihr am besten Leute von der Gerichtswache weiter nach dem Weg. Und denkt daran, euch eine Aufenthaltsgenehmigung zu holen, ansonsten könntet ihr Probleme bekommen."

Nun, da sie alle wichtigen Informationen an Rillfarsell weitergegeben hatte, faltete sie ihre Hände vor sich zusammen, und sah ihn mit einem nervösen Lächeln an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 27.09.2014, 15:53:03
"Unauffällig? Nein, ganz sicher nicht. Aber nun gut, was soll's? Wir werden diese Männer nie wieder sehen - oder zumindestens nicht in der nächsten Zeit. Eines aber trotzdem: Warum war es nötig, Ihnen Deine Magie zu präsentieren?", fragte Henry. In seiner Stimme war kein Vorwurf und auch sonst nichts zu erkennen. Er wirkte nur müde und abgespannt. "Gehn wir nun zu besagtem Treffpunkt? Ich würde mich gerne vorher noch eine Stunde oder so ausruhen. Wer weiß, was auf uns zukommt?", fragte er dann.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.09.2014, 16:37:06
"Because he asked what was wrong with me", brummte Harry, "and I didn't want to lie to a lawman. Normalerweise kann ich ganz gut flunkern, aber erstens dachte ich, ich bleib lieber bei der Wahrheit, für den Fall, dass ich tatsächlich als privater Ermittler hier tätig werden will, denn dann bin ich auf gute, halbwegs ehrliche Beziehungen zur Stadtwache angewiesen, sonst machen die mir das Leben schwer. Zweitens war ich einfach nur geschockt, weil mein... mein Blick nicht funktioniert hat. Als der kleine Beamte mich angesehen hat, ist einfach nichts... passiert."

Nach dieser Ansage marschierte er neben Henry durch die Stadt und sagte eine ganze Weile lang nichts, der Blick in sich gekehrt, während Henry sich nach dem Weg zum Tempelviertel nebst "Portal" erkundigte und die Führung übernahm.

"Schön, ich habe mich immer darüber beschwert," sagte Harry unvermittelt. "Habe es gern als Grund vorgeschoben, warum ich so ein Partyschreck bin, aber seit gut achtzehn Jahren lebe ich nun damit, habe mich ganz darauf eingestellt. Und jetzt plötzlich... futsch! Das ist, wie wenn du plötzlich blind oder taub wirst oder eine Hand verlierst. Da muss ich erst einmal lernen, wie man überhaupt mit seinen Augen schaut. Überhaupt den Leuten in die Augen zu schauen...

Und das mit dem Blick ist nicht einmal alles. Ich weiß, du willst das eigentlich gar nicht hören, aber die m... die Ströme fühlen sich hier komplett anders an als zuhause. Das, was ich dem Beamten vorgeführt habe, war tatsächlich einer der einfachsten Zauber und zudem der, der mir am leichtesten fällt, weil es dazu so gar keines Feingefühls bedarf, man packt einfach nur zu und... na ja, aber für den Rest meines Repertoires, da sehe ich schwarz. Da darf ich, fürchte ich, erst wieder ganz von vorn anfangen. Als hätten wir nicht schon genug Probleme!

Und bevor du sagst: Fein, nutze doch die einmalige Gelegenheit und schwöre der Magie ab, die ist ja eh heimtückisch und gefährlich—stell dir vor, du würdest jetzt, hier, in unserer Situation an dir hinabblicken und feststellen, dass du nicht einmal mehr weißt, mit welcher Hand du deinen Säbel ziehen musst, geschweige denn was damit tun außer einem Feind wild damit vor der Nase herumfuchteln? Und deinen Schild würdest du angucken und dich fragen: hm, soll ich den über den Kopf halten, wenn es regnet, damit ich nicht nass werde?

On the other hand: always look on the bright side of life"
, endete er mit einem schiefen Grinsen. "Wir scheinen uns zumindest in einer Stadt zu befinden, in der wir beide eine Chance haben, uns zurecht zu finden. Nicht zu modern für dich, wie Berlin, nicht zu mittelalterlich für mich, wie Brückenstadt, und eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben wir auch in der Tasche. Also auf, das wird schon."

Und für den Rest des Weges pfiff Harry (unerklärlich vergnügt) eine Melodie vor sich hin. Den Text, den er zwischendurch mit fast überzeugend britonischem Akzent dazu sang, schien Henry reichlich... albern.[1] (Eine Zeile war regelrecht bedenklich: "Forget about your sin - give the audience a grin // Enjoy it - it's your last chance anyhow.") Trotzdem summte er bald mit und vergaß darüber sogar eine Zeit lang seine Müdigkeit.

Es war vielleicht gut, dass sich in Henrys Kopf dabei nicht die gleiche Filmszene[2] abspielte wie in Harrys.
 1. Lyrics (http://www.thebards.net/music/lyrics/Always_Look_Bright_Side_Life.shtml)
 2. Filmszene (http://www.youtube.com/watch?v=SJUhlRoBL8M)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 27.09.2014, 18:07:28
Als die beiden Männer nach dem Weg fragten, stellten sie schnell zwei Dinge fest: Die Bewohner der Stadt - sogar die mit Hauern bewehrten, grünhäutigen Orks - pflegten einen freundlichen Umgang miteinander, und die meisten Passanten waren tatsächlich hilfsbereit. Aber der Weg zum "Portal", das war die zweite Sache, die sie herausfanden, würde ein langer werden.

Die Stadt war groß, sehr groß, und sie war in fünf Viertel unterteilt: Eine für jede Himmelsrichtung, und das Palastviertel in der Mitte. Jedes Viertel war seinerseits eingeteilt in etwas, das die Bewohner "Dörfle" nannten - dreißig bis vierzig davon gab es in jedem Viertel, in unterschiedlichsten Größen. Die meisten waren groß genug, um Raum für fünf- bis zehntausend Einwohner zu bieten, einige wenige nur für einige hundert.
Die meisten Informationen erhielten sie von einem älteren Mann, der sie, kaum dass sie ihn nach dem Weg gefragt hatten, gar nicht mehr gehen lassen wollte, und sie auch gleich auf einen Wein zu sich nach Hause einlud. Sie schafften es jedoch, die Einladung freundlich abzulehnen und ihren Weg unbehelligt fortzusetzen.

Der lange Weg zu ihrem Ziel hatte aber auch seine Vorteile: Sie lernten die Stadt besser kennen. Obwohl Terendol eine große Metropole war, noch dazu "multikulturell" (Menschen, Orks, und, wie sie inzwischen herausgefunden hatten, Halblinge), ging es sehr friedlich zu. Die Leute waren wohlhabend, es gab kaum Bettler oder zwielichtige Gestalten - oder zumindest waren sie nicht offensichtlich zu sehen. Außerdem war die Stadt auch technologisch moderner, als es zunächst den Anschein machte.
So entdeckte Harry einen Lastenkran vor dem Laden eines Steinmetzes, der offenbar dampfbetrieben war und die schweren Steine ohne Einsatz von Muskelkraft in den Hinterhof des Ladens transportieren konnte. In einem Waffengeschäft entdeckten sie Schusswaffen, Musketen ähnlich, und offenbar noch etwas ganz Besonderes - aber es gab sie. Und später passierten sie das Geschäft eines Kutschenmachers, der einem Kunden seine erste, ganz ohne Pferde betriebene Kutsche präsentierte - mit einem übergroßen Kessel am hinteren Ende versehen.

Schließlich, der Weg musste mehr als eine Stunde in Anspruch genommen haben, kamen sie im richtigen Teil der Stadt an. Sie fragten eine junge Frau, wie sie denn zum "Tempeldörfle" kamen, und sie lachte nur: "Seid gerade reingekommen, Mannsvolk, orientierungsloses!" Nach diesem "Scherz" noch immer ein Lächeln auf den Lippen, ging sie weiter.

Links und rechts von sich sahen Harry und Henry große, von Mauern umgebene Strukturen. Auf der linken Seite konnte man über die Mauern hinweg Bäume und Sträucher erkennen, vielleicht eine Art Park, und darin ein einzelnes, großes Gebäude, das an ein überdimensioniertes Bauernhaus erinnerte. In die umgebende Mauer war etwa alle zehn Meter kunstvoll ein Symbol eingemeißelt worden: Ein Pfeil mit Bogen, wobei die Bogenarme die Form von Geweihen hatten.[1]

Was sie auf der rechten Seite sahen, erinnerte eher an eine Festung. Das Gebäude war auch aus dem überall zu findenden weißen, marmorähnlichen Stein errichtet worden, jedoch hatte man die Wände etwa einen Meter über dem Boden mit eisernen Dornen versehen, die gute zwanzig Zentimeter aus dem Stein herausragten - und die sehr scharf aussahen. Ein mit drei Wachen besetzter Wachturm bildete die Ecke des Gebäudekomplexes, an der Henry und Harry gerade standen, gut sechs Meter hoch - und damit etwa zwei Meter höher als das längliche Gebäude, das anstatt einer Mauer den Blick ins Innere des Komplexes verbarg. Gute zehn Meter weiter sahen sie ein großes, schweres Holztor, auf dem ein einzelnes Symbol aufgemalt war.[2]

So einladend der Park zur Linken auf den ersten Blick wirkte, so abschreckend war der Gebäudekomplex auf der anderen Seite der Straße. Hinter den beiden großen Gebäudestrukturen konnten sie weitere Häuser sehen, vermutlich Wohnhäuser und Geschäfte, soweit sie dies von ihrem jetzigen Standort aus sagen konnten. Die Straßen waren belebt, aber nicht überfüllt.
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Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 29.09.2014, 06:41:36
Wenn man es nicht schon länger kannte, konnte man nur schwer erkennen, ob das Feenwesen auch lächelte. Doch es tat dies.
"Ihr müßt euch nicht entschuldigen. Wenn ihr meine Art so selten zu Gesicht bekommt, kann ich verstehen, daß ihr nicht recht damit unzugehen wisst.
Ich danke euch für eure Mühen und wünschte ich könnte sie entlohnen, nur leider hab ich wenig bei mir. Aber wenn es euch reicht, nehmt dies als Erinnerung."
Damit zog es sich eine Feder aus dem Federkleid und reichte sie der errötenden Elfe.
"Ich mache mich dann besser auf den Weg, mir eine dieser Genehmigungen zu besorgen. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und hoffe, daß wir uns wiedersehen."
Damit breite Rillfarsell dann auch seine Flügel aus und flog in die angegebene Richtung auf der Suche nach einem entsprechendem Ort.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 29.09.2014, 12:18:23
Mit einem „Danke“ bedankte er sich bei der Wache. Er beneidete sie nicht um ihre Aufgabe und die schwere Rüstung. Bis jetzt hatte sich Jurij immer wieder rausreden können, und brauchte nicht einmal ein Kettenhemd zu tragen.
Im Raum des Inspektors blickte er sich nur kurz um. Schließlich war er nicht hier um den Raum zu begaffen, sondern weil er etwas wollte und genau dafür hatte er nur zwei Minuten bekommen. Mit einem Nicken, für mehr war ja keine Zeit, begrüßte er den Inspektor und wendete sich der Frau zu. Ihre Geste nahm er an, ging die fehlenden Schritte auf sie zu und gab ihr die Hand. „Guten Tag Frau Ithera. Ich hoffe die Nachforschungen führen zu einem schnellen Erfolg. Aber bitte entschuldigen sie Unterbrechung. Ich fasse mich auch kurz.“ kurz lächelte er sie an, bevor er sich zu Ferrigan umwendete. Dabei biss er sich leicht in die Unterlippe. Er hatte den ganzen Weg zum Hauptquartier darüber nachgedacht, wie er es sagen sollte. Doch nun? An einen Zuhörer hatte er nicht gedacht. So fasste er seine Worte neu und möglich kurz. „Inspektor Ferrigan, ich müsste dringend mit Herrn Boldon sprechen. Es gibt einige Dinge die Reyka und ich gefunden haben, die ihm, bei seinem Fall behilflich sein könnten. Reyka meinte ihr seid der richtige Ansprechpartner.“ Er ließ den Blick nach den letzten Worten sinken und hoffte nichts Geheimes vor Frau Ithera verraten zu haben. Schließlich wusste er nicht hinter wie vielen Türen nach dieser Bande geforscht wurde.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 29.09.2014, 12:53:09
"Boldon?" Ferrigan sah Jurij überrascht an. Einen Moment schwieg er, und sah Jurij dabei forschend an. Dann nickte er. "Gut, gut. Ich schreibe euch auf, wo ihr ihn finden könnt. Außerdem gebe ich euch ein kurzes Schreiben mit, das bestätigt, dass ich euch geschickt habe. Und wenn Boldon nichts dagegen hat, würde ich heute abend gerne auch kurz informiert werden, wie die Sachlage ist. Nach der Lagebesprechung zum Tempelschänder-Fall finden sich sicherlich noch fünf Minuten."

Er ging zu seinem Schreibtisch, benötigte einen Moment, um zwei leere Zettel zu finden, und schrieb anschließend einen kurzen Brief und auf dem anderen Zettel eine Adresse für Jurij auf. Jeden der Zettel steckte er in einen separaten Umschlag. Anschließend nahm er ein Zündholz und einen roten Wachsblock aus einer Schublade, zündete das Zündholz an und ließ damit etwas von dem Wachs auf den Umschlag mit dem Brief tropfen. Danach drückte er seinen Ring, den er an der linken Hand trug, darauf, und versiegelte den Umschlag so. Den anderen Umschlag ließ er offen.

Die beiden Umschläge überreichte er anschließend Jurij. "Seht zu, dass das nicht in falsche Hände gerät. Und geht schnellstmöglich zu Boldon. Er wechselt seinen Standort regelmäßig."

Der Blick der jungen Frau lag während der ganzen Prozedur auf Jurij. Sie legte ihre Hände hinter ihrem Rücken zusammen, und stand auf diese Weise da, den Blick nur selten zu Ferrigan wechselnd. Es lag aber weder Ablehnung oder gar Abwertung in ihrem Blick, noch zeigte sie Anzeichen eines Flirts. Und so konnte Jurij am Ende nicht einschätzen, was hinter dem beobachtenden Blick der jungen Priesterin lag.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 29.09.2014, 14:03:36
„Hei.“ antwortete Jurij in all zu tief eingeprägter Manier. Das in die Priesterin beobachtet während er auf das Schreiben wartete, verunsicherte ihn. Da sie aber keine großen Anstalten in irgendeine Richtung machte, versuchte er nicht allzu lange darüber nachzudenken. Vielleicht hatte ihr Verhalten auch etwas mit seinen Äußerungen am Vormittag zu tun. Aber wenn es etwas Wichtiges wäre, würde er es schon früh genug in Erfahrung bringen. Viel wichtiger war jetzt die Aufgabe mit den Wölfen. Die Worte von Ferrigan ließen Jurij noch mehr über diese Bande nachdenken. Er verglich das Ganze mit der Drogenmafia und bei den Gedanken wurde ihm schon fast übel. Er schärfte sich aber auch ein, von jetzt an doppelt so viel die Augen offen zu halten.

Als die Briefe ihm übergeben wurden, bedankte er sich beim Inspektor. „Hei, ich habe verstanden und werde mich sogleich auf den Weg machen.“ Er entfernte sich einen Schritt und nickte beiden zu „Entschuldigen sie bitte die Störung. Frau Ithera, Herr Inspektor noch einen schönen Tag wünsche ich.“ Dann wendete er sich um und wollte den Raum verlassen. Je schneller er diesen Boldon getroffen hatte, desto schneller würde sich der Fall aufklären. Den Brief mit dem hatte er sich unter den Gi geschoben. Den zweiten Brief mit der Adresse wollte er draußen im Gang, so er alleine war, öffnen und sofort hineilen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 01.10.2014, 14:02:04
Voller Gedanken ging Henry neben Harry her. Die fremden Gestalten, allen voran die grünhäutigen Humanoide mit den wildschwinhaften Hauern, nahm er nicht sonderlich zur Kenntnis. Die vergangenen drei Jahre hatten ihn mit allerhand Absonderlichem und Mysteriösem konfrontiert und er hatte sich daran gewöhnt. Oder vielmehr hatte er eine Art stoischer Gelassenheit gegenüber dieser Dinge entwickelt. Es war ihm zu anstrengend geworden, über jeden Bruch von Vertrautheit und Gewissheit aus dem Häuschen zu geraten. Somit begnügte er sich jetzt damit, die Dinge, wie sie waren, zur Kenntnis zu nehmen und nur dann Nachfragen zu stellen, wenn er sich zu den Dingen verhalten musste.

Im Moment galt seine ganze Aufmerksamkeit Harry und sich selbst. "Du hast Recht. Tatsächlich lag es mir auf der Zunge, zu sagen, dass Du den Verlust Deiner Fähigkeit als gutes Zeichen nehmen solltest. Aber jetzt..., ach sagen wir einfach, dass ich Dich verstehe. Ja, vielleicht versteht Dich besser als irgendjemand sonst in der Stadt."

Henry überlegte kurz, ob er das, was noch sagen wollte, vielleicht etwas zu kühn war. Er sagte es aber trotzdem, denn er wollte es auch für sich sagen, weil er fühlte, dass er es ausdrücken musste. "Mit unseren Vererbungen ist wie ein Baum, der in zwei verschiedenen Erden wurzelt. Man kann nicht einfach die Wurzeln aus dem einen Boden herausreißen, jedenfalls nicht, ohne dass der Baum an Lebenssaft verliert."

Henry hatte das Gefühl, in sentimentales Geschwaffel geraten zu sein. "Nun gut, vielleicht ist das dämlich. Also lassen wir es dabei. Wo ist also dieses 'Etablissement'?", fügte er hinzu. Er sah sich um.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 01.10.2014, 16:19:48
"Ach Henry, weißt du, das ist das Schöne daran, mit mir unterwegs zu sein", erwiderte Harry. "Nichts, was du sagst, braucht dir je peinlich zu sein, denn du darfst dir gewiss sein: ich habe schon peinlicheres von mir gegeben." Er grinste erst und seufzte dann.

"Aber lass uns zunächst einmal von diesem gruseligen Gebäude hier weg. Soll das ein Tempel sein?" Er schielte noch einmal in Richtung des rechten Gebäudes, welches einer Festung ähnelte, ob er da noch andere auffällige Dinge entdeckte.[1] "Hm. Wenig einladend jedenfalls, also wird's keine Gaststätte sein. Lass uns einfach noch einmal fragen." Und er sprach den nächsten Passanten an.

"Entschuldigt bitte, wir sind fremd hier. Könntet Ihr uns sagen, wie man von hier aus zum Gasthaus 'Das Portal zum Himmel und zur Hölle' gelangt?"
 1. Perception = 12
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 01.10.2014, 17:37:24
Die Elfe strahlte über das ganze Gesicht, als sie die Feder von Rillfarsell annahm. Für sie war dieses Geschenk offenbar das größte, das er ihr hätte machen können. Fast überschwenglich verabschiedeten sie sich von dem Feenwesen, das sich nun auf den Weg zu der genannten Adresse machte.
Zuerst aber hatte es noch etwas zu erledigen. Es sollte sich in der Stadt "anmelden". Das tat es auch - und stieß auf ebenso viel Verwunderung und Faszination wie bereits im Tempel, auch wenn die "Amtsmeister", wie die zuständigen Personen genannt wurden, sich sehr damit zurückhielten, es zu zeigen. Rillfarsells Anmeldung war schnell erledigt, das größte Problem für das kleine Feenwesen bestand darin, die großen Dokumente zu verstauen, die er nach der Anmeldung erhielt.
Nachdem auch das erledigt war, zog es weiter durch die Stadt, beobachtete, wie sich die Straßen immer mehr füllten, und erreichte schließlich den Bereich der Stadt, den sie das "Tempeldörfle" nannten. Hier in der Umgebung sollte der Ort sein, der "Hereius' Musikschule" genannt wurde, gleich nach einem Irori-Tempel. Weit konnte es damit nicht mehr sein.


Jurij sah nach der Adresse. Es war gar nicht weit von seiner Gaststätte, dem "Portal", entfernt, nur vier Häuser weiter, am Rand des Tempeldörfles. Er verstaute die Adresse sicher, und ging dann nach draußen. Dort nahm er sich die Zeit, sich genau umzusehen. Beobachtete ihn jemand? Gab es irgendwelche Gestalten, die ihm verdächtig vorkamen, irgendjemand, der ihm...
Er traute seinen Augen nicht. Dort, am Ende der Straße, gute hundert Meter entfernt, sah er zwei Männer, die ihm wohl bekannt vorkamen. Zwei Männer, denen er zuletzt an einem weit, weit entfernten Ort begegnet war. In Berlin.


Der Passant, ein Halbling um die Vierzig, blieb bei Henry und Harry stehen und nickte. "Aber sicher, wenn der Laden nicht um seiner selbst willen legendär wäre, dann auf jeden Fall wegen seiner Getränke." Er streckte den Arm und aus deutete die Straße entlang. "Ihr geht hier bis zum Ende der Straße. Da biegt ihr nach links ab, geht unter dem großen Irori-Tempel hindurch, bis wieder eine Kreuzung kommt. Genau da an der Kreuzung liegt das Portal." Er verabschiedete sich, gab den beiden aber noch den gut gemeinten Rat, die Finger vom "Höllenfeuerwasser" zu lassen, das habe bisher noch kein einziger Mann überstanden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 01.10.2014, 20:57:34
Sofort pochte Jurijs Herz schneller. Vor Freude jedoch nicht. Sie waren es. Sie mit denen alles begonnen hatte. In ihm kochte auf einmal alles wieder hoch. Die Erinnerung an ihr Treffen, an ihre Worte, an die Jahre, welche er auf vergangenen Welten verbracht hatte an das Gesicht des Mannes der vor seinem Bett starb. Er wendete seinen Blick ab und murmelte leise ihre Namen.
Die ganze Zeit hatte er versucht sie zu vergessen. Ihnen, nachdem was er gelernt hatte, nicht nachtragend zu sein. Ihnen zu verzeihen. So schaffte er es für einige Zeit, denn schließlich erwartete er nicht sie wieder zu sehen. Und wenn einmal die Wut überhand nahm, und er sich nicht anders zu helfen wusste, ließ er sie im Einzeltraining aus. Als er merkte wie seine Gedanken immer mehr um die Beiden herumschwirrten, drehte er sich um und ging kurzerhand zur Wand des Hauptquartiers. Seine geballte Faust sauste auf die Wand nieder. Mit zusammen gebissenen Zähnen legte er den Kopf an die Wand. „Beruhig dich, komm runter. Immer schön Atmen. Du brauchst einen klaren Kopf.“ sagte er leise zu sich selbst. Eine der Torwachen, welche seinen Schlag gegen die Wand beobachtet hatte, hob eine Augenbraue. Bevor sie zu ihm gehen konnte, hatte Jurij sich wieder von der Wand gelöst und war die Straße hinunter geeilt.

Jurij versuchte nicht einmal unauffällig zu sein, während er in die Richtung der beiden stapfte. Schließlich hatten sie ihn nie in seinem weißen Gi gesehen oder gar mit diesem Wappenrock, welcher ihn als Gerichtswachenanwerter auszeichnete. Auch trug er seine Haare länger als damals und er erwartete nicht wirklich, dass sie sich an ihn erinnern würden. Wer wusste schließlich wie viele unglückliche Seelen sie noch mit ihrer Anwesenheit beglückt hatten. Insgesamt dürfte er ihnen unter den Leuten, welche die Straße füllten nicht sonderlich auffallen. Er sah wohl nur wie jemand aus der es gerade sehr eilig hatte.
Sie selbst nicht aus den Augen zu verlieren war leicht. Schließlich brauchte er nur gerade aus zu kucken. So sah er wie sie mit einem Halbling sprachen. Er zeigte ihnen den Weg, und dabei genau in die Richtung aus der Jurij gerade kam. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Sie hatten ihn scheinbar nicht bemerkt.

Als der Halbling sich von ihnen entfernte blieb Jurij stehen. Nur noch fünfzehn oder zwanzig schritte fehlten ihm, dann stände er mit den beiden auf Augenhöhe, doch das wollte er nicht. Schließlich wollte er sich nicht rächen sondern etwas ganz anderes. „HANRY UND HARRY“ brüllte er förmlich los. Auch wenn er es gewollt hätte, gerade konnte er nicht leiser sprechen, so aufgewühlt war er. „JA IHR BEIDE RICHTIG?“ Das dadurch alle Passanten zu ihm blickten, war ihm vollkommen egal. Er schloss kurz die Augen um sich nicht in den Worten zu überschlagen. Als er sie wieder öffnete, strich er mit beiden Händen seine Harre zurück, so dass sie sein Gesicht sehen konnten. Wenn sie sich an ihn erinnerten, dann würden sie ihn wohl spätestens jetzt wieder erkennen. Schließlich hatte sich sein Gesicht nicht sehr verändert. Er sah nur zwei oder drei Jahre älter aus. „DANKE, DASS ICH EUCH BEGEGNEN DURFTE!“ rief er und blickte beide mit einem Ausdruck in den Augen an, der eindeutig sagte wie er die Worte wirklich meinte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 02.10.2014, 06:42:40
Rillfarsell war inzwischen zu Fuß unterwegs, denn ständiges Fliegen strengte irgendwann auch ihn an. Immer wieder mußte er aufpassen, daß er nicht einfach überlaufen wurde. Vor allem da es jetzt immer voller in der Stadt wurde.
Und so entschloß er sich, über die Dächer der Stadt zu wandern und immer nur kurz einen flugunterstützden Sprung zwischen den Gebäuden zu machen.
Auf einmal hörte er jemanden zwei Namen rufen, zwei Namen, die auch er erst vor kurzem gehört hatte. Konte es so einfach sein, die beiden zu finden, wie es ihm die Elfengöttin aufgetragen hatte?
Von seienr erhöhten Postion hatte er einen guten Blick auf die breite Straße. Er versuchte auszumachen, wer gerufen hatte und wem dieser Ruf galt.
Schnell hatte er die drei Menschen ausgemacht und begab sich auf einen Fenstersims knapp über ihrer Begegnungstelle, um dem weiteren Gespräch zu lauschen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 02.10.2014, 22:28:34
"Oh, Jurij, hallo! Du, ähm, hast also auch hierher gefunden? Bist du schon länger da? Und wie lange hast du gebraucht? Bei uns waren es etwa fünf Monate, und wir sind gerade erst angekommen. Dir scheint es auf der... ähm, Reise allerdings auch nicht besser ergangen zu sein als uns."

Harry geriet ein wenig ins Stottern. Das ging ihm mal wieder alles zu schnell. Da wurde einem ja schwindelig, so rasant drehte sich das Karussel der Ereignisse. Vor weniger als fünf Stunden waren sie noch in Brückenstadt gewesen, wo er sich mit Fiona verlobt hatte, dann waren sie über eine "Sphärenbrücke" in eine andere Welt gereist, hatten dort einen echten MIB Agenten namens Rubin getroffen, waren von diesem über ihre Dämonenbesessenheit aufgeklärt worden, hatten dann beim einfachen Waffenanmelden die Beamten des Torhauses auf unangenehme Art auf sich aufmerksam gemacht, Harry hatte feststellen müssen, dass seine Magie hier nicht wie gewohnt funktionierte, Henry fiel gleich um vor Müdigkeit, weil er bald schon 26 Stunden auf den Beinen war, und jetzt läuft ihnen auch noch, ohne dass sie hatten Atem holen können, niemand anderes als ihr "Sphärenspringer-der-Dritte-im-Bunde" über den Weg! Und warum sah dieser so wütend aus?

Zum Zeichen seiner friedlichen Absichten streckte Harry die geöffneten Hände zu beiden Seiten aus und probierte es mal mit einem Lächeln.

"Also, wir wollten dich ja vorwarnen, und wenn wir bei unserem Kaffee neulich nicht unterbrochen worden wären... Obwohl, wir waren uns ja gar nicht sicher, ob wir dich nicht bloß zufällig getroffen haben oder ob du auch ein, ähm, ja, wie soll ich sagen, einer von... uns bist." Stoisch ignorierte Harry den finsteren Blick des jungen Deutschen und fuhr leutselig fort. "Tja, und offenbar bist du ja einer von uns. Vielleicht magst du ja jetzt mit uns reden. Wir wissen inzwischen ein klein wenig mehr. Nicht viel mehr—ich will dir keine falsche Hoffnung machen—aber ein wenig. Und es wäre wirklich wichtig—ähm, ist das ein Abzeichen der Stadtwache, das du da trägst?"

Harry erkannte plötzlich das Wappen auf Jurijs Gewändern. Genau so etwas hatten die Wachen vor dem Torhaus auch getragen. Und Jurij blickte noch immer nicht sehr erfreut...

"Look, whatever happened and is still happening to you: we didn't make it happen. It's happening to us too. Wir wissen inzwischen ein wenig mehr über das Wer und das Warum, aber nicht viel. Wir sagen dir gern, was wir wissen, aber nur unter uns. Nicht auf der Wache. Glaub mir, das würdest du selber nicht wollen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 03.10.2014, 13:47:03
… und nicht nur das. Allein der erste Teil, hatte Jurijs Wut schon soweit angefacht, dass die restlichen Worten kaum mehr seine Ohren erreichten. Schließlich hatte er für ihn gerade zugegeben gewusst zu haben, dass es passieren würde und was das Ziel war. Wütend ließ er wieder die Haare los und stapfte weiter auf die beiden zu, seine Hände vorbereitend zu Fäusten geballt. Bevor seine Faust Bekanntschaft mit Harry Gesicht machen durfte, blieb er stehen. Es fehlte nur noch ein Schritt, bevor er Harry in Reichweite seiner Fäuste hatte.
„Vorwarnen?“ Seine fragende Wiederholung hatte einen deutlich anzweifelnden Unterton. Er hatte es sich nicht wirklich anders überlegt, nur bekam er seinen hitzigen Kopf wieder unter Kontrolle, was seine für einen Moment geschlossenen Augen anzeigten. „ Why I do not believe it? Es soll einfach auch mit euch passiert sein?“ Jurij lachte hämisch auf. „Und genau dein Spruch mit, als sollten wir hier jemanden abholen, war ein Scherz. Oh ja ein guter Schertz. Das ich nicht lache. Und was war das für eine Sache im Polizeiwagen? Ja denkst du das ist nicht aufgefallen? Du, ihr beide habt eindeutig etwas damit zu tun. Also sagt einfach wie ihr es gemacht habt und wie man wieder zurückkommt. Das Warum interessiert mich einen feuchten Kehricht.“ auch wenn Jurij nicht mehr schrie und in einer anderen Sprache redete, war deutlich in seiner Stimme die Wut zu hören. Er ging auch nicht auf Harrys Fragen ein, denn mehr als das Wissen wie und wie zurück wollte er von den Beiden nicht haben.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 03.10.2014, 19:33:51
Die 'Sache im Polizeiwagen'... ja, Harry erinnerte sich daran. Die Unverträglichkeit von Magie und Technologie, zumindest elektrischer und elektronischer - Harry hatte von seiner Familie gelernt, dass es so war, aber nie, warum. Vermutlich wussten sie es selbst nicht.

Doch etwas in ihm zögerte. War da nicht doch eine Erinnerung? Ja, er war damals in der Station in der Nähe des Nordpols gewesen... Moment, durchfuhr es Harry, ich war nie am Nordpol!
Und dann kamen die Bilder.

Jeder Atemzug verwandelte sich sogleich in eine kalte, weiße Wolke. Er trug einen dicken, pelzigen Anzug, Handschuhe, die seine Hände in kaum noch funktionierende klobige Greifer verwandelten, und befand sich in einem riesigen stählernen Raum - eine Lagerhalle? -, an deren Innenwände die Eiszapfen herunterhingen.
"Ahnah", rief ihn jemand, "was machst du hier? Du solltest doch nach Pikatti schauen! Er braucht deine Hilfe, und zwar sofort!"

Genervt drehte sie sich um. Vor ihr stand ein junger Mann in ähnlicher Kleidung wie ihre eigene, ein Eskimo, wie Harry vermutete. "Ich habe dafür jetzt keine Zeit", sagte Harry mit einer eindeutig weiblichen Stimme. "Ich bin hier nicht richtig, und dieser Körper ist viel zu schwach. Außerdem, mal ehrlich... wie soll man sich mit so was noch sexy fühlen?" Sie zeigte an ihrer Kleidung herunter.

Ihr Gegenüber sah sie mit purem Unverständnis, aber auch Verärgerung an. "Was redest du da? Bitte, Ahnah, Pikatti arbeitet am Generator, aber du kennst dich besser aus. Wenn der Generator versagt, müssen wir die Station aufgeben, und du weißt genau, dass Kilalurak das nicht überleben wird. Wir haben keine Zeit für Spielchen."

Ein Lächeln ging über Harrys Gesicht. "Doch. Oh doch, es ist immer Zeit für Spielchen." Schritt für Schritt ging sie auf den Mann zu. Harry spürte, wie die magischen Ströme durch seine Hände flossen, sich auch von den klobigen Handschuhen nicht aufhielten ließen. Und dann war sie bei ihm, und strich ihm über das Herz. Funkelndes Licht erfüllte ihn, breitete sich aus, erfüllte seinen Körper und floss darüber hinaus.

Er sah sie an, verzückt. "Ahnah... ich liebe dich. Was auch immer du willst, ich werde es tun."

Doch dann geschah etwas unerwartetes. Das Licht, es breitete sich weiter aus. Es floss über den Boden hinweg, die Wände hinauf, über die Regale und durch die vielen kleinen Lücken der Wände nach draußen. Taschenlampen, die in den Regalen lagen, schalteten sich an. Irgendwo ertönte das ratternde Geräusch einer Kettensäge. Eine Sirene ging an und verstummte wenige Sekunden später mit einem armseligen Quäken. Die großen Lichter an der Decke blitzten auf, und dann explodierten sie.

Harry sah sich um. "Na sowas. Das hatte ich ganz vergessen. Die astralen Ströme sind hier enger an die materielle Welt gebunden als anderswo. Ich darf nicht ganz so viel Kraft in meine Zauber geben." Sie sah zur Decke, von der gerade die letzten Funken herabflogen, bevor es dunkel wurde. Die Energieströme der materiellen Welt und der arkanen Welt hatten sich vermischt, was zu unkontrollierten Ergebnissen führte. Nicht, dass sie das Chaos nicht ganz nett fand, aber es war nicht immer zielführend. Sie musste die Magie hier kontrollierter einsetzen, in engeren Bahnen fließen lassen, ansonsten würde sie ungezügelt um sich greifen.

Draußen explodierte etwas, gefolgt von einem Schmerzensschrei, der wenig später verstummte. "Huch", murmelte sie. "Tja, Kilalurak, wer immer du sein magst, tut mir echt leid für dich."

Dann griff sie in der Dunkelheit nach dem verzauberten Mann, der noch immer benommen vor ihr stand. "Zieh dich aus", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Aber Ahnah", antwortete er, "es ist zu kalt, das überlebe ich nicht."

Sie lächelte. "Glaub mir, was du in den nächsten Minuten erfahren wirst, ist mehr wert als das Leben, das du gehabt hättest."

Und damit endete die Erinnerung.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 03.10.2014, 20:08:37
Harry trat einen Schritt zurück. "Whoa, steady there! You're clearly not hearing a word I'm saying! Wir sitzen hier alle im selben Boot! Das mit dem Abholen war höchstens halb im Scherz gesagt, denn so war's bei mir gewesen! Henry taucht auf, erzählt mir was von Irland um 1600, wir gehen gemeinsam einen heben, und drei Stunden später sind wir zusammen in Berlin und treffen dich. Ich glaub halt nicht an Zufälle.

Und die Sache im Polizeiwagen hat mit all dem überhaupt nichts zu tun. Elektronik verträgt nun einmal nicht die Anwesenheit von Magie, da braucht man als Zauberer nur in die Nähe kommen. Je komplizierter die Technik und je 'geladener' oder auch erregter der Zauberer, desto heftiger macht es Zisch, Bruzzel, Knall! Wenn ich einen schlechten Tag hab, implodieren sogar Röhrenfernseher!"


An dieser Stelle griff Harry sich an die Schläfen und keuchte erschrocken auf, als eine fremde Erinnerung in seinem Geist beschworen wurde, die sehr visuell war, sehr... gefühlsecht. Für eine geraume Weile stand er nur da und... sah zu.[1]

Dann war die Vision verblasst und Harry schüttelte sich wie ein nasser Hund, als könne er sich so, Wassertropfen gleich, die letzten Erinnerungsfetzen und Empfindungen vom Leibe schütteln.

Warum? fragte er Lasciel verzweifelt. Warum, wenn du doch Wert darauf legst, sexy auszusehen und Männer zu verführen, hast du dir ausgerechnet meinen Körper zur, ähm, Co-Habitation ausgesucht?

Zur Antwort stieg ein derart amüsiertes Gefühl in ihm hoch, dass er grinsen musste—worauf Jurij mit blitzenden Augen und erhobenen Fäusten einen weiteren Schritt auf ihn zutat. Harry rettete sich mit einem Sprung hinter Henry.

"Warte mal, ist es das, warum du denkst... ich meine, sind die Unfälle im Polizeiwagen der Grund, warum du mich und Henry als Darth Vader und den Imperator gecastet hast? Dabei sind wir doch Luke Skywalker und..." Er stockte. Evil-Henry als Imperator, das passte, aber wer war Good-Henry? Han Solo? Dazu war er nicht roguish genug. Prinzessin Leia? Ne, die Frisur passte nicht. R2-D2? Also, das Größenverhältnis würde ja stimmen, das war aber schon alles. Dann blieb eigentlich nur noch:

"... und Master Yoda."[2]

Harry duckte sich tiefer hinter Henrys breiten Rücken. Jurijs Miene bei den letzten Worten verzerrte sich auf alarmierende Art.

"Was ich damit sagen will: Wir haben gar nichts gemacht, deswegen können wir auch nicht sagen, wie du zurückkommst. Wir wissen nicht einmal, ob es ein Zurück gibt und sind gerade dabei uns damit abzufinden, auf unbestimmte Zeit in dieser wunderschönen, gastfreundlichen Stadt Terendol zu bleiben.

Und wenn du mir nicht glaubst, dann glaube Henry. Im Ernst: können diese Augen lügen?"


Von hinten deutete Harry mit beiden Händen auf Henrys Gesicht.

"Wir sind nicht schuld an dem, was hier passiert", sagte er noch einmal ganz langsam.
 1. Knowledge (engineering) = 20
 2. List, falls Du die Episode bei den Changs noch nicht gelesen hast: Henry versteht diese Anspielungen. Er hat mit Harry zusammen die komplette original trilogy angeschaut. :wink:
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 04.10.2014, 00:27:16
Einen Moment war Jurij tatsächlich versucht, Harry nach zu eilen. Schließlich machte dieser sich über die Situation lustig. Doch blieb Jurij nach einem halben Schritt stehen. An die Möglichkeit, dass sie auch nur Opfer waren, daran hatte er ab und zu auch gedacht. Doch nun dies aus seinem Mund zu hören war etwas anderes. Er biss die Zähne zusammen. Und Funkelte beide weiter an, rührte sich jedoch nicht.

Von den Leuten um sie herum, hatten sich derweil viele schon wieder in Bewegung gesetzt. Vor allem, da die drei in einer fremden Sprache redeten. Nur noch wenige schauten interessiert zu. Wohl um ihre Neugier zu befriedigen.

„Yes they can.“ antwortete Jurij in einen ruhigeren Tonfall. Er hatte sich dafür entschieden, dass die beiden langsam uninteressant für ihn wurden. Er hatte seine Wut, berechtigt oder nicht, Luft gemacht und wenn er ihnen glaubte, wussten sie selber nicht wie zurück. „Dein Scherz war mehr als übel und natürlich denke ich deswegen und wegen der Sachen im Polizeiauto, dass ihr etwas damit zu tun habt.“ Auf den Punkt mit der Magie ging er nicht weiter ein. Er verstand zu wenig davon und jetzt damit anzufangen, dass es doch auf der Erde keine Magie gab, wäre dumm. Denn für einen Beweis müssten sie wieder zurück. „Ich will euch glauben, dass ihr nichts damit zu tun hattet. Aber ich sag euch beiden…“ Er kniff die Augen wieder zusammen und deutete mit dem Zeigefinger zuerst auf den einen und dann auf den anderen. „Ich hasse es belogen zu werden.“ Mit diesen Worten wendete er sich um und wechselte die Sprache „Willkommen in der Hauptstadt. Macht keinen Unsinn und keine dummen Scherze.“ Dann machte er sich auf in die Richtung aus der er gekommen war. Offensichtlich war das Gespräch für ihn nun zu Ende.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 06.10.2014, 15:51:17
Rillfarsell beobachtete die Unterhaltung interessiert.
Anscheind kannten sich diese drei, verstanden sich aber nicht wirklich miteinander.
Überrascht stellte es auch fest, daß sie sich in der Sprache unterhielten, die auch es selbst in Amerika erlernt hatte.
Kamen sie von dort?
Dem Gespräch nach wohl nicht unbedingt.
Außerdem sagten sie, daß sie hier ebenfalls gestrandet waren.
Nun, sei dem wie es sei, Rillfarsell hatte mehrere Dinge zu erledigen. Einer davon war, einen Henry und Harry zu finden. Deshalb flog er von dem Fenstersims in Richtung der beiden Gestalten, die von dem dritten stehengelassen wurden.
Es gab sich keine Mühe verborgen zu sein, sondern flatterte vor den beiden in der Luft und sprach sie mit melodischer Stimme an.
"Einen schönen, guten Morgen, die Herrschaften. Mein Name ist Rillfarsell. Und mir wurde gesagt, ich solle nach Harry von den Drachen und Henry, den Verlorenen, Ausschau halten. Könntet ihr dies etwa sein?"
Die Menschen hatten etwas wie es wahrscheinlich noch nicht gesehen. Rillfarsell hatte sich dazu entschlossen seine perlmuttene Federseite zu zeigen, so daß sein schlanker Körper im Morgenlicht wieder in Rot-, Gelb- und Rosatönen schimmerte. Seine humanoide Gestalt hielt es aufrecht, wobei es aber kurz eine Verbeugung andeutete. Eine körperliche Übung die im Flug nicht gerade leicht fiel. Mehr schlecht als recht konnte es auf der Stelle flattern, da seine käferartigen Flügel nicht für einen Stilstand in der Luft vorgesehen waren.
Aufgeweckt und neugierig betrachtete Rillfarsell die beiden mit seinen goldenen Augen, die ein wenig aus dem vogelartigen Kopf ragten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.10.2014, 14:04:33
Für einen Moment sah Henry das Wesen vor ihnen nur perplex an. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder. Was genau in diesem Moment in ihm vorging, war schwer zu beurteilen, aber schließlich sammelte er sich wieder und antwortete: "Dafür, dass wir gerade erst angekommen sind, gibt es für meinen Geschmack zu viele Leute, die uns erwartet haben."

Er sah hinter sich zu Harry, und trat dann einen Schritt beiseite, um den magiekundigen Harry nicht mehr hinter sich zu "verstecken". Er sah seinen Gefährten mit einem Gesichtsausdruck an, der irgendwo zwischen Verwunderung, Genervtheit und Zweifel lag. "Ich habe die leise Ahnung, Harry, dies ist eines der Gespräche, die du besser führen kannst als ich."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.10.2014, 15:28:07
"Ich?" erwiderte Harry. überrascht. "Ja glaubst Du denn, ich hätte schonmal... ähm... also..."

Er räusperte sich. Das wurde allmählich wirklich zu viel. "Bist du sicher, Henry, dass ich mit ihm reden soll? Du hältst ihn also für einen potentiellen Feind? Sonst würdest du mich ja wohl nicht vorschicken bei meinem Talent, mir in jeder Stadt, die ich betrete, gleich eine Handvoll solcher zu machen—sogar den Jurij." Er starrte dem davonmarschierenden Deutschen kopfschüttelnd nach.

Ist er jetzt einer von denen, die zu schwach sind, sich zu widersetzen, oder der die Macht genießt? Oder hat er Rubin einfach nicht geglaubt? Ja, das wird's gewesen sein. 'Dämon?' wird er gesagt haben. 'Ha, so etwas gibt's doch nicht.' Wenn der Kerl nicht einmal an Magie glaubt, die vor seiner Nase passiert! Aber ich werde ihn wohl von allen am wenigsten überzeugen können. Wenn ich ihm jetzt noch mit Dämon käme, der zerrt mich garantiert aufs Revier!

Harry wandte sich wieder um und trat einen Schritt auf das Wesen zu, das sich als Rillfarsell vorgestellt hatte. Was war das nur schon wieder für eine Kreatur? Da hatte man sich noch nicht einmal an den Anblick der vielen Orkses und Hobbitses gewöhnt, da kam schon dieser sprechende Käfervogel. Daheim hätte er ihn—war es ein ihn?—euphemistisch eine Kreatur 'von der anderen Seite' genannt, aber inzwischen wusste er ja, dass es deutlich mehr als nur eine 'andere Seite' gab. Vielleicht war es doch ein Feenwesen?

"Verzeiht, der Herr. Wir sind gerade erst angekommen und noch ein wenig überwältigt von der fremden Stadt und den vielen Eindrücken. Und wie mein Freund Henry hier frage ich mich als erstes, wer hier harmlose Touristen als Drachen verleumdet. Seid Ihr vielleicht auch schon einem Herrn in Schwarz begegnet?"

Rasch und in groben Zügen beschrieb er Rubin. Dabei bemerkte er, dass er seinen Stecken etwas arg fest umklammert hielt und auch die übrige Haltung noch verkrampft von der Konfrontation mit Jurij war. Er bemühte sich, beides zu lockern und auch die nächste Frage nicht allzu aggressiv klingen zu lassen.

"Wollt Ihr uns denn noch sagen, aus welchem Grund Ihr diese beiden Herren sucht?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.10.2014, 19:41:30
Auch wennerdie Sachenun weitestgehen fürsich abgeschlossen hatte, drehten sich immer noch seine Gedanken um die Beiden. Schließlich waren sie in der selben Situation wie er. Doch sein Vertrauen ihnen gegenüber war nicht all zu groß. Nicht so groß um jetzt noch mehr Zeit mit ihnen zu verschwenden. Er hatte eine Aufgabe, die vielleicht nicht nur ein Leben gefährdete. Daher schritt er auch weiter als die Beiden von Jemanden mit einer kindlichen Stimme angesprochen wurden. Das war für sein Vertauen ihnen gegenüber auch nicht wirklich förderlich. Denn das was er mit bekam sprach nicht gerade für die Beiden. Warum sollten sie erwartet werden, wenn weder sie noch Leute von hier wussten das sie kommen würden. Sehr seltsam.


Hoffentlich würde der Mann zudem er nun ging, Licht in die Angelegenheit mit der Bande bringen. Danach könnte er sich noch um die Beiden kümmern, schließlich war die Stadt nicht so groß und sie nicht all zu unauffällig.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.10.2014, 20:54:24
Jurij ließ Henry und Harry hinter sich, und versuchte, sich wieder auf seine eigene Lage zu konzentrieren. Er lief durch die Straßen Terendols, in Richtung der Gaststätte, in dem er sein Zimmer hatte, und daran vorbei. Schließlich stand er vor dem Haus, das Ferrigan ihm als Adresse mitgegeben hatte. Es war ein großes, aber - für das Palastviertel - eher schlichtes Gebäude, ein großes Wohnhaus, das Platz für zwei oder drei Familien bot. Der Garten darum herum war eher klein gehalten und wirkte nicht besonders gepflegt, aber auch nicht verwahrlost.

Er öffnete das kleine weiße Gartentor, das keinen Schutz bot und eher zur Dekoration angebracht war, und schritt den Weg hin zur Haustür entlang. Gerade, als er seine Hand erhoben hatte und klopfen wollte, öffnete sich die Tür - allerdings nur einen schmalen Spalt weit. Im Inneren des Hauses war es dunkel, die Vorhänge zugezogen, und es brannten keine Lampen oder Kerzen. So konnte Jurij kaum mehr als Schemen von dem Gesicht vor ihm erkennen.

"Was wollt ihr?" fragte eine raue männliche Stimme.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 10.10.2014, 06:37:26
Rillfarsell ließ sich nicht anmerken, daß es die Sprache aus der anderen Welt, die die drei Menschen bevorzugten, auch verstand. Da konnte es bestimmt noch Spaß mit haben.
Stattdessen ging es nur auf das ein, was der Mensch namens Harry in der hiesigen Sprache gesagt hatte.
"Ich bin weder Herr noch Dame, verzeiht. Ich bin einfach ich, Rillfarsell.
Und es war nicht meine Absicht, euch zu verleumden. Mir wurde die Namen so mitgeteilt, wie ich sie wiedergegeben habe.
Ich verstehe eure Verwirrung gut. Auch mir erging es die ersten Tage hier so. Allerdings habe ich noch keinen Mann gesehen, wie ihr ihn beschreibt. Entschuldigt.
Der Grund meienr Suche ist einfach.
Eine Göttin ließ mich wissen, daß ich diese Menschen finden soll."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 10.10.2014, 08:05:56
Hier schien wohl jemand ziemlich nervös zu sein. Es passte aber zu dem was Jurij bis jetzt über die Sachlage der Bande und der Gerichtswache wusste. Wer gegen die Wölfe ermittelte, musste vorsichtig sein. „Ich bin hier um mit Herrn Boldon zu sprechen.“ Antwortete er mit gesenkter Stimme. „Herr Ferrigan hat mir auch ein Schreiben mitgegeben.“ Er fasste langsam unter den Gi und holte den zweiten Brief hervor. Diesen hielt er so in der Hand, dass die Person im Dunkeln das Siegel erkennen könnte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 10.10.2014, 11:30:48
"Eine Göttin." Harry schloss die Augen und, nach einigem Ringen mit sich selbst, öffnete sie dann wieder. "Nun gut, ich will als Arbeitshypothese einmal davon ausgehen, dass Ihr damit eine Frau meint, die entweder umwerfend gut aussieht oder eine besonders mächtige Zauberin ist." Oder der kleine Kerl hatte etwas genommen, aber die Vermutung äußerte Harry lieber nicht laut.

Moment, hat mir nicht mal so'n alter Knacker, der in Woodstock dabei gewesen ist, erzählt, er habe da einen sprechenden Vogel getroffen? Oder, wie er sich ausgedrückt hat: 'a creature half bird, half bug, half something else.' Dann müssten ich und Henry aber diejenigen sein, die hier etwas genommen haben. Ob Lasciel unseren letzten Drink gespiked hat?

"Um aber auf die Personenbeschreibung der Dame zurückzukommen: Ich weiß nicht, ob Henry verloren ist—er scheint mir im Augenblick nicht verlorener als ich, nur ein wenig müder—und ich bin auch nur jemand, in dessen Familie von Größenwahnsinnigen es üblich ist, sich 'Drache' zu nennen, was ich selbst jedoch, seit ich vor kurzem einen echten Drachen traf, ein wenig anmaßend finde.

Aber was Ihr da über Euch sagt klingt fast so, als hätte es Euch auch erst vor kurzem in diese Stadt verschlagen, und nicht so ganz freiwillig. Am Ende täte uns ein Austausch über unsere Erfahrungen in der Tat gut. Wenn Ihr also auch mit Henry, dem Hundemüden, und Harry von den Möchtegern-Drachen Vorlieb nehmt, dann würde ich sagen, begleitet uns doch noch ein Stück die Straße hinunter bis zur nächsten Herberge."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 10.10.2014, 13:23:01
Rillfarsell wurde durch die "Hypothese" des Menschen doch etwas verwirrt.
"Umwerfend gut aussehen? Nun, das nehme ich an. Als Göttin sollte sie jede Gestalt annehmen können, die ihr zusagt. Elfen, von denen sie verehrt wird, gelten gemeinhin als attraktiv.
Und da es eine Göttin der Magie ist, sollte sie, neben den eh schon immensen Fähigkeiten einer Gottheit, in diesem Bereich besonders mächtig sein."

Die singende Stimme des Feenwesens hatte dabei einen leicht belehrenden Ton angenommen.
Kurz überlegte es.
"....Ja, mein Erscheinen in dieser Welt, die Kurun genannt wird, ist nicht freiwillig passiert."
Bei dem Gedanken schüttelte es das kleine Wesen und wie so oft schimmerte dadurch kurz die stumpfe Farbe der anderen Federseiten über die Gestalt.
Das Lied und die Flöte. Rillfarsell verabscheute sie, denn es wußte ,das Dinge passieren konnten, wenn es die Flöte abnahm.
Dann aber war wieder das schimmernde Federkleid zu sehen.
"Herberge oder Taverne, was genau meint ihr?"
Harry meinte, fast einen sehnsüchtigen Ton bei Zweiterem zu hören.
Schon drehte sich Rillfarsell im Flug, während es sich dabei neben die Menschen begab, um sich mit ihnen auf den weiteren Weg zu machen.
Dabei hatte es aber nicht vergessen, daß es noch jemanden aufsuchen sollte.


Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 10.10.2014, 14:00:05
"Nun, das 'Portal' scheint beides in sich zu vereinen. Als Herberge wurde es uns empfohlen, aber vor dem Höllenfeuerwasser wurden wir gewarnt, das hätte noch kein einziger Mann überstanden, wobei mir impliziert zu sein scheint, dass es dann erst recht keine Frau überstehen kann, doch da Ihr weder Mann noch Frau seid, wer weiß, vielleicht wär das genau das richtige für Euch!"

Harry zwinkerte Rillfarsell zu und klopfte Henry dabei auf die Schulter. "Auf, Kamerad! Gleich sind wir da und Du kannst endlich das Gewicht von den Beinen nehmen und die Schrift auf der Innenseite deiner Augenlider studieren."

Und zusammen machten die drei sich auf in Richtung der Herberge.

"Eine Göttin der Magie hat Euch also unsere Namen geflüstert", sagte Harry, während sie nebeneinander hergingen, sodass etliche Leute einen Bogen um die drei machen mussten. "Nun, das wäre ein schöner Gedanke. Die Hilfe einer solchen tät ich nur allzu gern annehmen." Mit einem Seitenblick auf Henry beugte er sich etwas näher zu Rillfarsell hin und sagte in gespieltem Flüsterton: "Doch Henry hier hört das M-Wort nicht gern. Vielleicht wäre es besser, dass Ihr mir von dieser Göttin erzählt, wenn er es nicht mitanhören muss."

Da war das Ende der Straße auch schon erreicht und sie bogen nach links, wie der Halbling ihnen gesagt hatte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 11.10.2014, 06:35:56
"Wieso sollte das mit dem Höllenfeuerwasser implizieren, daß erst recht keine Frau dieses Getränk übersteht?", fragte das Feenwesen überrascht nach. War dieser Mensch dem Irrglauben aufgesessen, daß es einen bemerksenwerten Unterschied zwischen den Geschlechtern gab? Abgesehen natürlich von den sexuellen, die schwerlich zu verleugnen waren.

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 11.10.2014, 08:56:04
"Hm, ja, also, da wo ich herkomme, sind die Frauen meist etwas kleiner als die Männer, so im Schnitt, und deswegen vertragen sie Alkohol weniger gut, so von wegen mangelnder Körpermasse. Und dann mangelt's den meisten, die ich kenne, auch am notwendigen Training. Da sind Frauen doch eher nicht so ehrgeizig wie Männer, die sich seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr mindestens einmal in der Woche die Dröhnung geben. Jedenfalls werde ich gern mal 'Frau' geschimpft, wenn ich mangels Training nicht mithalten kann, wobei ich meine Gründe habe, mich lieber etwas mit dem Alkohol zurückzuhalten. Ein betrunkener Drache ist auf keiner Welt ein so unbedingt wünschenswerter Anblick, aber bei mir zuhause, wo die Existenz von Magie verleugnet wird und die meisten Menschen daher noch nie welche gesehen haben, tun Leute wie ich gut daran, unsere Kräfte niemals ohne triftigen Grund vorzuführen, und zu diesen zählt eigentlich nur die Lebensgefahr... Nun, sagen wir abschließend einfach mal, dass ich das Höllenfeuerwasser nicht probieren werde. Aber hier ist ja endlich der Irori-Tempel, wenn ich die Beschreibung richtig deute. An der nächsten Kreuzung sollte das 'Portal zum Himmel und zur Hölle' sein."

Und so plapperte Harry während des gesamten Weges über belanglose Dinge, während er links und rechts die Häuser beäugte, ob es dort irgendwelche interessanten Läden gäbe, wie z.B. Buchläden oder Zauberläden.[1]
 1. perception = 13
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.10.2014, 01:40:01
Zwar wusste Harry nicht, wie ein Irori-Tempel aussah, aber das Gebäude bestand aus zwei schlanken Festungstürmen, die durch einen Übergang, der sich über die Straße zog, miteinander verbunden waren. Sie mussten also unter dem Gebäude hindurch, und da es das einzige war, das auf die Beschreibung des Halblings passte... Harry sah sich auf dem Weg aufmerksam um. Sie kamen an einer Schmiede vorbei, etwas zurückliegend entdeckte er eine Gaststätte, und... ja, das klang doch interessant. "Zirius‘ Akademie der überweltlichen Künste" wies ein Schild am Straßenrand auf ein Gebäude zur Rechten hin. Er konnte es von hier aus nicht genauer erkennen, aber es schien ein größeres Gebäude zu sein.

Gleich danach war es Rillfarsell, dem etwas auffiel. Ein Haus mit einer großen Glaskuppel im Dach, umgeben von einem kleinen Garten. Ein Schild am Straßenrand sagte: "Hereius‘ Musikschule".

Ein kurzes Stück weiter konnten sie die Kreuzung erkennen, die der Halbling angekündigt hatte. Dort musste das "Portal" sein.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.10.2014, 01:44:42
Eine Hand, die einen schwarzen, ledernen Handschuh trug, schnellte nach vorne und nahm den Brief. Gleich darauf schloss sich die Tür. Es dauerte eine gute Minute, bis sie geöffnet wurde. "Reinkommen", befahl ihm der geheimnisvolle Türwächter.

Es war tatsächlich sehr dunkel hier drin. Aber inzwischen hatte jemand eine einzelne Kerze angezündet, die auf einem niedrigen Tisch vor einer Sofagruppe stand. Ein kleinwüchsiger, kahlköpfiger Mann in einem dunklen Anzug saß dort, und sah Jurij neugierig an. "Jurij Klee, richtig? Vor wenigen Wochen in der Stadt angekommen. Ich bin Phister Boldon. Setzt euch, und erzählt mir eure Geschichte."

Das Haus, dessen Boden aus edlen Steinfliesen bestand, war kaum eingerichtet: Zwei, drei Schränke standen an den Wänden, die Sitzgelegenheiten bei Boldon, aber das war es auch schon. Es war kein Ort, der wirklich bewohnt wurde, das stand fest.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 12.10.2014, 11:06:40
Nachdem sich die Augen von Jurij an die relative Dunkelheit gewöhnt hatten, trat er einen Schritt näher. „Danke.“ zu aller erst. Es fühlte sich für ihn so an, als hätte er mit diesem Haus nun wirklich dunkle die Seite dieser Stadt betreten. Wenigstens auf der Seite, welche gegen diese Dunkelheit kämpfte. Er biss sich auf die Unterlippe und überlegte wie er beginnen sollte.

„Es begann alles heute Morgen.“ Mit diesen ersten Worten nahm er seinen Rucksack von den Schultern. Der Waffenbeutel am Rucksack klapperte dabei hölzern. „´Verschlafen war ich aufgewacht und beim, beim aufstehen gegen einen sterbenden Mann gestoßen.“ Seine Stimme zitterte kurz und seine Augen trübten sich. Es war immer noch verstörend und so langsam machte sich der Mangel an Essen breit. Schließlich hatte er am heutigen Tag nicht wirklich etwas gegessen. Er hatte einfach keinen Hunger gehabt. „Ich habe versucht ihm zu helfen, doch es war zu spät. Er ist gestorben. Doch nicht ohne mir zu sagen, dass er ein Kopfgeldjäger war.“ Jurij zurrte die Tasche des Kopfgeldjägers aus seinem Rucksack. Fest hielt er sie dann in den Händen. „ Welcher mit anderen im Auftrag von Herrn Lanicas den Entführern seiner Tochter hinter her jagen sollte. Hier in der Tasche sind seine Notizen welche erklären wie er auf mich als Entführer gekommen war. Er hatte herausgefunden, dass die Wölfe etwas mit der Entführung zu tun hatten, dass es ein gewisser O war der das Mädchen entführt hatte und auch wie er aussah. Er, er soll genauso aussehen wie ich.“ Jurij schüttelte den Kopf und hob eine Hand als würde er schwören. „Ich, ich habe  damit nichts zutun. Ich habe weder ein Mädchen entführt noch diesen Kopfgeldjäger getötet. Aber bitte hört weiter zu. Es wird noch verworrener. Sofort nach dem Fund bin ich zu meinem Betreuer geeilt. Reyka ist sein Name. Ihm habe ich alle erzählt und wollte ihn zur Leiche bringen. Doch sie war verschwunden. Mein Zimmer stank nach Wein und nichts außer diese Dokumente waren übrig geblieben. Nicht einmal die undurchdringliche Stille welche keinen Laut aus meinen Zimmer dringen ließ. Es sah so aus, als hätte ich zu viel getrunken. Aber  ich trinke sehr selten Alkohol. Es benebelt zu sehr die Sinne. Nichts desto trotz glaubte mir Reyka aber wir machten uns wegen der Tempelmördersache an unsere Arbeit. Vor kurzen trafen wir dabei eine Zeugin, die zuerst dachte ich sei ihr Liebhaber. Ein gewisser Obayifo. Sie hatte ihn beim Theater kennen gelernt und eine Nacht mit ihm verbracht. Er soll ruhig und selbstsicher sein und mir bis auf das Haar gleichen. Leider konnte sie nicht sagen, wo wir ihn finden könnten aber Reyka meinte, dass wir durch diese Ausage nicht bis heute Abend warten könnten. So bin ich zu Ferrigan geeilt. Da eine Priesterin wegen dem Tempelmörderfalles bei ihm war, konnte ich ihm nichts weiter erzählen als, dass ich zu euch müsse wegen gefundenen Informationen. Daher würde er heute Abend gerne über den Stand informiert werden und darum stehe ich nun hier.“ Jurijs Geschichte endete. Er versuchte möglichst ruhig dazustehen, doch knetete er die Tasche mit den Händen. Der Mann, welcher sich als Boldon ausgab konnte dies deutlich sehen. Innerlich war Jurij sehr angespannt. Schließlich hing alles weitere Jetzt von der Reaktion dieses Mannes ab.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.10.2014, 12:02:40
Boldon hörte Jurij aufmerksam zu. War seine Miene zunächst schwer zu deuten, zeigte sich während Jurijs Erzählung irgendwann leichte Irritation. Mehrfach sah er zu dem Mann, der die Tür geöffnet hatte - noch immer hielt er sich im Schatten, so dass Jurij nicht mehr erkennen konnte, als dass er etwa von seiner Größe war, aber deutlich breitete Schultern hatte.

Als Jurij schließlich von der Entführung erzählte, vergrub Boldon sogar einmal kurz sein Gesicht in seinen Händen, die Stirn gerunzelt. Als er wieder aufsah, war ihm die Verwirrung - für einen kurzen Moment - deutlich anzusehen.

Schließlich, nachdem Jurij geendet hatte, sah er den jungen Mann einige Sekunden nur schweigend an. Dann streckte er den Arm aus. "Die Tasche, bitte."

Jurij gab sie ihm, und Boldon sah alle Unterlagen sorgfältig durch. Kurz spürte Jurij, wie ein Gefühl der Verärgerung in ihm aufkam, ein Gefühl, das er nicht zuordnen konnte, doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, war es auch schon wieder verschwunden.

Boldon sah zu ihm auf. "Was ist dies für ein Ränkespiel?" stieß er schließlich aus.

Er stand auf, und übergab die Tasche seinem schattenhaften Gefährten. Leise wechselte er einige Worte mit ihm, dann kehrte er zu Jurij zurück.

Als Boldon nun vor ihm stand, konnte Jurij ihn etwas genauer betrachten. Er war kaum größer als 1,50 Meter, mit einem schon mehr als leichten Ansatz eines Bauches. Er war vermutlich irgendwo in der Mitte zwischen vierzig und fünfzig Jahren, und hatte ein insgesamt sehr gepflegtes Äußeres.

Er schritt einige Male vor Jurij hin und her, bevor er sich wieder setzte. "Jurij - ich darf doch Jurij sagen -, als ihr zur Tür kamt, dachte ich, einer der Anführer meines Gegners hat herausgefunden, wo ich mich zur Zeit versteckt halte, und will mir einen Hausbesuch abstatten. Auch als ihr anfingt, zu erzählen, habe ich noch lange Zeit geglaubt, das alles hier ist ein skurilles Spielchen. Aber es gibt einen Punkt, der dagegen spricht. Und zwar, dass ich euch glaube. Ich bin sehr gut in solchen Dingen. Leute beobachten. Und ich glaube euch, dass ihr keine Ahnung habt, was hier vor sich geht."

Er schüttelte den Kopf, fast ein wenig verzweifelt. "Nur ergibt das alles leider überhaupt keinen Sinn. Der Mann, der 'aussieht wie ihr', Obayifo, ist uns gut bekannt. Er tauchte, wie wir inzwischen wissen, wenige Tage nach eurem Auftauchen in der Stadt bei den Wölfen auf. Und hat dort eine rasend schnelle Karriere gemacht, wurde in kürzester Zeit zur rechten Hand des Anführers. Das jedenfalls war sein Leben in der Nacht. Am Tag, da spielte er den unschuldigen Jungen, der eine rechtschaffene Arbeit bei der Stadtwache sucht. Das jedenfalls war bisher unser Eindruck."

Wieder stand Boldon auf, und wandte sich an seinen Begleiter. "Gab es irgendwelche Lücken in der Überwachung? Wo hätte uns Obayifo entwischen können?"

Der "Schatten" antwortete mit fester Stimme. "Nur Sekunden. Wenn Obayifo im Schankraum saß, um zu essen, hatten wir ihn im Blick." Erneut verspürte Jurij für einen winzigen Moment Verärgerung in sich aufkommen. "Wir hatten ihn im Blick, wenn er die Treppe hochging. Und wir haben ihn durchs Fenster beobachtet, wenn er in sein Zimmer ging, so lange, bis er die Fensterläden schloss."

Boldon wandte sich zu Jurij um. Er zögerte einen Moment, setzte sich dann wieder. "Für uns gab es keinen Zweifel, dass wir nur über eine Person sprechen. Das einzige, was uns bereits die ganze Zeit über irritierte, war, dass Obayifo scheinbar keinen Schlaf brauchte. Wenn sich nun tatsächlich herausstellt, dass wir es mit zwei Personen zu tun haben, wäre zumindest dieses Rätsel geklärt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 13.10.2014, 00:32:23
Jurij durchzuckten mehrere kalte Schauer als Boldon von seinen Recherchen sprach. Doch erst als Boldon aufgehört hatte, konnte er darüber nachdenken. An was erinnerte ihn das Ganze nur? Während er nachdachte blickte er zu Boden.  Er wurde also wirklich überwacht doch zumindest nicht nur von den Wölfen. Sondern von der Gerichtswache selbst. Wie war das nur möglich? Er fasste sich an den Kopf und verkrallte sich in seinen Haaren. Dabei schloss er seine Augen. Dann viel es ihm ein. In so einer Situation war er schon einmal. Als ihm diese Erkenntnis kam, weitete er seine Augen. Ein sicheres Zeichen für Boldon und dem Mann im Schatten, das Jurij gerade noch etwas eingefallen war. Dieser blickte jedoch rasch unsicher zu Boden. Er fragte sich ob er vom Kloster und der Polizei erzählen sollte.

Schwer ließ er sich auf den Boden neben der Tasche plumpsen. „Ich…“ seine Stimme war zittrig und es war deutlich zu merken das er jedes seiner Worte selbst in Frage stellte. Ich, ich, vor einigen Jahren. Da war ich in einer ähnlichen Situation.“ er schluckte schwer. „Ein Abt hatte mich aus einem Kloster geworfen, weil ich mich nicht an die Regeln gehalten haben sollte. Unter meinem Bett lagen einige obszöne Heftchen, eine Waffe und andere Dinge. Ich schwöre sie gehörten mir nicht doch ein Klosterbruder wollte mich einige Nächte beobachtet haben, wie ich über die Mauer stieg. Später wollte mich dann die dortige Gerichtswache festnehmen, weil ich einem nächtlichen Schläger ähnlich sah.“ Er schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein. Ich schwöre ich habe weder Damals noch heute etwas getan. Aber ich kann nicht einmal mir erklären woher diese Ähnlichkeiten stammen.“ wieder schüttelte Jurij seinen Kopf. Immer wieder fragte er sich wie diese Übereinstimmungen möglich waren. Er fand aber keine Erklärung. „Boldon, könnt ihr es erklären. Habt ihr eine Idee? Was hat das zu bedeuten und was soll ich tun? Jurij merkte wie er von der Anstrengung des Tages und diesem Problem ohne Lösung starke Kopfschmerzen bekam.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 13.10.2014, 10:40:42
Boldons Miene wurde bei Jurijs Beschreibungen wieder ernster. Sein Blick wechselte zu seinem Begleiter, dann wieder zu Jurij.

"Was auch immer dahinter stecken mag, wenn es stimmt, was ihr sagt... es besteht die Option, dass es sich doch nur um eine Person handelt. Es gibt vielfältige Erklärungen hierfür. Geistkontrolle, Besessenheit, und egal, wie unwahrscheinlich das sein mag, wir müssen auch in Betracht ziehen, dass ihr einen kranken Geist habt. Eine zweite Seite, die euch selbst nicht bewusst ist. Auch wenn ich eine magische Ursache für realistischer halte."

Er kratzte sich am Kinn, während er seine Worte einen Moment wirken ließ. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Wölfe euch beobachten. Damit wissen sie vermutlich auch, dass ihr bei mir wart. Wir müssen ihnen das Gefühl geben, dass es nur um den Mord und nichts sonst ging. Deshalb darf kein weiterer Kontakt zwischen uns stattfinden, bevor wir nicht mehr wissen. Aus dem gleichen Grund kann ich euch auch zu keiner von meinen Kontaktpersonen schicken. Aber als Hilfswache seid ihr doch sicherlich auch für den Tempelschänderfall eingeteilt worden, richtig?" Jurij bestätigte seine Vermutung. "Gut. Wie ich hörte, gibt es eine Priesterin, die als Vertreterin der Gemeinschaft der Tempel die Gerichtswache unterstützt. Als ich davon hörte, habe ich sie gleich überprüfen lassen, und nach allem, was ich sagen kann, ist sie vertrauenswürdig. Sprecht mit Ferrigan. Sie soll euch untersuchen, auf magische Ursachen ebenso wie auf... gesundheitliche."

Er ging einige Schritte in Richtung des Flurs - in Richtung der Tür -, und wartete dort auf Jurij. "Ferrigan wird dafür sorgen, dass ich informiert werde. Ich komme wieder auf euch zu, sobald es sinnvoll ist. Bis dahin habt ihr offiziell einfach nur euren Fall gemeldet, und seid danach zu euren Pflichten zurückgekehrt. Führt euer Leben weiter, als hätte dieses Gespräch gar nicht stattgefunden. Erweckt keine Aufmerksamkeit. Die Wölfe dürfen nicht an euch zweifeln, verstanden?"

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 13.10.2014, 14:55:11
Rillfarsell hörte dem Menschen geduldig zu.
Denn dieser redete viel und gab dem Feenwesen damit einiges an Informationen.
Als es das Haus des Musiklehrers sah, machte es sich eine geistige Notiz, baldmöglichst dort vorbei zu schauen.
Nun aber ging es erst mal in ein Gasthaus und auch wenn es auf Grund des Ringes eigentlich keiner Nahrung oder Trinken bedurfte, genoß Rillfarsell den Geschmack der Dinge.
Er nahm sich fest vor, dieses Höllengebräu zumindest mal zu probieren.
Immer wieder, während sie vorankamen, gab es Geräusche von sich, die ein aufmerksames Zuhören signalisierten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 13.10.2014, 15:17:02
Jurij hatte sich wieder aufgerichtet. Die Worte von Boldon ergaben für ihn kaum einen Sinn. Schließlich existierte auf der Erde keine Magie. Jedenfalls war ihm nichts der geleichen Bekannt. Ja, es gab so Gestalten in der Geschichte wie Merlin, welche Magier gewesen sein wollten, aber die Erdenforscher gingen eher davon aus, dass falls Merlin gelebt hatte er für sein Zeitalter schon weit in der Wissenschaft voran geschritten war. Aber Magie, so wie in dieser Welt, Halblinge, Orks und wer weiß was herumstiefelte soll es ja Magie geben. Für Jurij war es so wie bei Merlin. Es musste eine wissenschaftliche Erklärung für ihre -Wunder- geben. Aber er hatte sich ja noch nicht tiefer damit befasst.
Jedoch einige Dinge verstand er. Beherrschung, damit meinte Boldon wohl nichts anderes als Hypnose. Wenn jemand Hypnotisiert war, konnte er ja tatsächlich etwas machen woran er sich danach nicht mehr erinnerte. Doch wann sollte es passiert sein? In Berlin, im Polizeiwagen als dieser Harry komische Sachen gemacht hat? In den USA beim Kloster? Wenigstens war der Zeitrahmen recht eng, wenn es zu dieser Zeit passiert war.

Benebelt von seiner eigenen Verwirrung nickte er zu Boldons Worten. Ihm war nicht wohl bei der Sache sich einer Fremden so weit zu öffnen aber er wollte Gewissheit haben. Vielleicht wäre es auch gut noch mal nach Henry und Harry zu suchen. Sie schienen ja schon etwas länger das Problem zu haben und wenigstens Harry schien ja etwas mit Magie anfangen zu können. Vielleicht könnte er ihm ja auch erklären was damit nun gemeint war.

„Vertsnaden, ich werde so tun als sei die Sache damit erledigt.“ er musste sich räuspern damit seine Stimme wieder Kraft gewann. „Die Priesterin war gerade eben noch bei Ferrigan also werde ich sofort wieder zurück gehen.“ Bevor er jedoch ging bedankte er sich noch bei Boldon für das Vertrauen.
Damit hieß es wieder direkt zurück zu Ferrigan. Der Gedanke von allen Seiten beobachtet zu werden gefiel ihm nicht wirklich. Aber gerade jetzt konnte er es nicht ändern.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.10.2014, 21:27:45
Boldon nickte ihm zu. "Aber erzählt ihr nicht mehr als notwendig. Ich halte sie für vertrauenswürdig, aber ich kenne sie nicht wirklich. Sie ist im Moment lediglich unsere beste Option."

Damit machte sich Jurij auf den Weg zurück zum Hauptquartier. Er lief die Straße entlang, vorbei am Portal, das in dieser Welt zu seinem Zuhause geworden war... als er erneut zwei Gestalten vor sich sah. Henry und Harry! Und an ihrer Seite flog ein seltsames Wesen, das sich mit Käferflügeln in der Luft hielt und... sich mit ihnen unterhielt?!
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.10.2014, 21:34:32
Harry, Henry und Rillfarsell liefen beziehungsweise flogen durch die Straßen des Tempeldörfles, bis sie der Kreuzung näher kamen, an dem sich das Portal befinden sollte. Das Gebäude war zur Hälfte weiß, zur anderen schwarz - ein Stein, so dunkel, dass er das Licht zu verschlucken schien. Das Gebäude war ein einziger, großer Quader, exakt in der Mitte durch die zwei Farben geteilt. Eine große, oben abgerundete Eingangstür aus schwerem Holz befand sich exakt in der Mitte.

Große, eiserne Buchstaben prangten darüber:

DAS PORTAL

Und darunter, in kleineren Buchtstaben:

zum Himmel
und zur Hölle

Links davon, auf der schwarzen Seite, war die steinerne, bemalte Figur eines geflügelten und gehörten Echsenwesens mit einem Schwert zu sehen, rechts davon, auf der weißen Seite, eine wunderschöne junge, leicht bekleidete Frau mit großen weißen Flügeln. Die beiden Figuren waren jeweils etwa dreißig Zentimeter groß, und schienen jeden, der hineinging, genau zu beobachten.


Doch als sie gerade dort ankamen, fiel den Dreien vor allem eines auf: Der junge Mann, der ihnen gerade wieder entgegenkam - Jurij...
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 14.10.2014, 22:25:44
Harry beäugte die beiden kleinen Figuren misstrauisch. Wenn das nicht wieder so aussah, als würden die beiden die Welt in Gut und Böse einteilen, in Gold oder Rot, Tag oder Nacht, Henry oder Harry...

Dann entdeckte er Jurij, der ihnen entgegenkam. Sein erster Impuls war: sich möglichst unauffällig an ihm vorbeidrücken. Nicht, dass der erregbare und magie-ungläubige Kerl sie doch noch auf die Gerichtswache zerrte. Doch Harrys zweiter Gedanke war: der Junge sieht verloren aus. Ein Fisch aus dem Wasser. Jemand, dem soeben der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist.

Harry blieb stehen. Er konnte nicht anders.

"Jurij", sagte er. "Du siehst nicht sehr glücklich aus. Schau, wir haben noch einen vierten Leidensgenossen getroffen und wollten uns gerade ein ruhiges Zimmer suchen, wo wir uns über unsere Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen können. Willst du nicht doch mit dabei sein? Auch wenn das voraussichtlich kein erbauliches Gespräch wird. Das M-Wort wird vorkommen, da warn ich dich lieber gleich vorneweg. Komm schon, Junge! Wir sind nicht deine Feinde. Im Gegenteil, wir könnten deine Freunde sein. Und wir schulden dir noch einen Kaffee."[1]

Er hielt einen ziemlich schlaffen Beutel hoch und brachte die wenigen Münzen darin mühsam zum Klimpern. Dann grinste er Jurij schief an.

"Auf, gib dir nen Ruck. Du musst da echt nicht mit aller Gewalt allein durch. Wir drei stecken in derselben Scheiße wie du und vielleicht finden wir ja gemeinsam einen Weg heraus. Was sagst du?"
 1. @ Meister - gibt es das Wort Kaffee auf Thoru? Sonst muss er aufs Englische ausweichen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 15.10.2014, 08:04:18
Nicht nur Harry wollte sich am liebsten vorbei schleichen, auch Jurij hatte in diese Richtung Anstalten gemacht. War nahe der Häuserwand entlang gegangen, als er die Beiden entdeckt hatte. Denn noch musste er immer mal wieder zu ihnen sehen, denn das kleine Käfervogelwesen irritierte ihn doch arg.

Dann sprach ihn Harry an. Es schien dem Mann Überwindung gekostet zu haben und doch reichte er Jurij die Hand. Jurij blieb stehen und blickte zu Harry. Innerlich wog er ab, ob es jetzt schlau war mit ihnen zu gehen oder ob er weiter zum Hauptquartier sollte. Es war keine leichte Entscheidung aber die Tatsache, dass er eh noch einmal mit ihnen reden wollte und dass Harry ihm die Hand reichte, ließ ihn mehr für die beiden votieren. „Gut, ich nehme aber eher einen Tee.“ kurz überlegte er „Kaffee ist hier nicht das Selbe wie bei uns. Er wird hier aus gerösteten Getreide gemacht. Aber gut, wo soll es hingehen?“ beim Sprechen kam Jurij näher, hielt aber respektablen Abstand zu den dreien.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 15.10.2014, 17:15:09
Henry war die ganze Zeit schweigend neben seinem Freund hergelaufen. Die Müdigkeit drohte ihn zu übermannen und ohnehin schwirrte ihm der Kopf. Dimensionssprünge, Dämonen, fliegende... Irgendetwase und dann auch noch Göttinnen, die sprachen. Henry verstand diese Welt nicht und nicht zum ersten Mal wünschte er sich, dass dies alles ein Traum war, aus dem er jeden Moment erwachen konnte.

Er blickte die beiden Figuren vor dem Eingang des 'Portals' an und schüttelte fassungslos den Kopf. "Manche Leute wissen einfach nicht, was sich gehört...", murmelte er. "Ganz davon abgesehen, dass sich niemand mit einem Dämonen schmücken würde, der jemals einem begegnet ist. Im Gegenteil. Wer gesehen hat, wie sie Bäuche aufschlitzen und kichernd die Innereien hervorzerren, der möchte niemals wieder einen Dämonen auch nur sehen. Welche Narren!"

Erst durch Harry wurde Henry auf Jurij aufmerksam. "Hallo Jurij", sagte er entkräftet. "Ich glaub', ich brauch 'n Bier. Kommst Du mit? Das alles ist mir, wie sagst Du Harry?, 'zu abgehoben'." Mit einem Blick auf die kleine Dämonenfigut fügte er hinzu: "Ich glaube, ich würde sogar abgestanden Traubensaft trinken, wenn er nur knallt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 15.10.2014, 17:38:48
Als der dritte Mensch auf sie zukam, wartete Rillfarsell erst einmal ab. Das letzte Mal hatten sich die Menschen ja nicht gerade gütlich getrennt.
Es betrachtete auch die bemerkenswerten Figuren am Eingang und wob kurz einen Erkenntniszauber[1], um vielleicht mehr zu sehen.
Als dann bei seinen Begleitern ein "Friedensangebot" gemacht und angenommen wurde, mischte sich auch das Feenwesen wieder ein. Es wendete sich dem Neuankömmling zu und sprach.
"Einen guten Morgen, wünsche ich. Mein Name ist Rillfarsell. Es freut mich euch kennenzulernen."
Wieder versuchte es die ungelenke Verbeugung im Flug durchzuführen.
"Wenn uns dann allen nach einem Trank gelüstet, sollten wir wohl eintreten. Ich bin gespannt, ob es innen auch so getrennt ist und ob man sich für eines entscheiden muß."
Damit wartete es darauf, daß jemand von den Großen die Tür öffnete.
 1. Detect Magic
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 16.10.2014, 00:24:14
Henry starrte das Geschöpf, welches sich als Rillfarsell vorgestellt hatte, an,wie er es seit ihrer Begegnung wiederholt getan hatte. Henry war sich sicher, dass dies das seltsamste und wunderlichste Ding war, dass er jemals gesehen hatte. Seine Erscheinung ließ nicht einmal die Frage aufkommen, ob es gut oder böse sein mochte. Die drängendere Frage war für Henry, wie so etwas existieren konnte.

Nur langsam konnte sich Henry von Rillfarsell losreißen. "Wenn es so sein sollte, dann sollte es keine Frage sein, auf welcher Seite wir Platz nehmen.", sagte er müde. Damit stieß er die Tür zum 'Portal' auf.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 16.10.2014, 08:52:51
Dem Käfervogelwesen antwortete Jurij nicht sofort. Er schien dem Wesen mindestens genauso viel Misstrauen gegenüber zu bringen wie Harry und Henry. Das es ziemlich ulkig wirkte, wie es sich verbeugte und dann noch recht geschwollen redete, lockerte ihn nicht im Geringsten auf. Stattdessen blickte er hinter Henry her, welcher die Tür aufgestoßen hatte. Noch so ein Zufall, dass sie sich gerade das Selbe Gasthaus ausgesucht hatten, wie er.  Dann blickte er zurück zum Käfervogelding und antwortete Endlich „Jurij Klee ist meiner.“  zischend holte er tief Luft und fügte in einen monotonen Tonfall an „Der Morgen war schlecht und der Tag sieht nicht besser aus. Es liegt nicht an euch Fee? Aber ich freue mich gerade nicht irgendwen kennen zu lernen.“ Er nahm wohl gerade die Floskeln von Rillfarsell ziemlich ernst auf und hatte ihnen ehrlich geantwortet. Dann wartete er, dass Harry und Rillfarsell sich auch in Bewegung setzten, bevor er auch hinein gehen würde.
 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 16.10.2014, 12:22:01
"Solange man sich frei für eine Seite entscheiden darf und nicht vorher 'gewogen' wird", sagte Harry. "Und solange die Zimmer im Himmel unser bescheidenes Budget nicht sprengen. Wenn ich der Wirt wär, wären das die Luxussuites. Aber schau nicht so grimmig, Henry. Gönnen wir ihnen ihr Unwissen! Was tät ich dafür geben."

Zu Jurij gewandt fügte er noch hinzu: "Aus geröstetem Getreide? Brrr. Und ich hatte schon gehofft, wenn's hier das Wort dafür gibt, gibt's auch das Getränk. Na ja. Bigger problems, Harry."

Und er trat hinter Henry ein.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.10.2014, 00:23:36
Die Befürchtungen Harrys schienen sich, zumindest auf den ersten Blick, nicht zu bewahrheiten. Gute zehn Meter entfernt vom Eingang, an der gegenüberliegenden Wand, lag eine halbkreisförmige Bar, die ihren Mittelpunkt genau in einer Linie mit der Mitte der Tür hatte. Rechts davon lag eine Treppe in die oberen Etagen. Hinter der Bar stand ein gut fünfzig Jahre alter Mann mittlerer Größe, der vor allem durch seine Bekleidung auffiel: Weißes Hemd, schwarze Weste, weiße Fliege, schwarze Schuhe, weiße Hose, schwarzer Gürtel.

Hinter ihm waren in deckenhohen Regalen (und die Decke war immerhin gute dreieinhalb Meter hoch) Flaschen und Krüge in großer Vielfalt aufgestapelt. Auf einem Tisch hinter der Theke konnten die vier momentanen Gefährten mehrere Fässer erkennen.

Ansonsten war der Schankraum wie ein ganz normaler Schankraum aufgebaut: Es gab gut vierzig Tische, manche davon ein wenig abseits und in abgelegenen Ecken, aber davon abgesehen gab es keine weitere Unterteilung.

Als der Mann die Neuankömmlinge sah, lächelte er freundlich und hob die Hand zum Gruße, fast als würde er die Eintretenden kennen. Wie Jurij wusste, war das zumindest in seinem Fall auch richtig. Zerendarius beließ es aber dabei, und so blieb es Jurij überlassen, ob er mitteilen wollte, dass er hier auch sein Zimmer hatte.

Sieben Tische waren besetzt. An fünf Tischen fanden sich jeweils gleich oder zumindest sehr ähnlich gekleidete Personen - die Priester einzelner Tempel der Umgebung, wie Jurij inzwischen wusste. Am sechsten Tisch saß eine einzelne, junge Frau von vielleicht zwanzig Jahren, mit langen schwarzen Locken und gerüstet mit einem silbern schimmernden Plattenpanzer. Ein großer Humpen Bier stand vor ihr, den sie sichtbar genoss. Am siebten Tisch saß ein junges Pärchen, Händchen haltend, und mit keinem Blick außer für ihr Gegenüber.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 20.10.2014, 00:30:29
Henry blickte sich im Schankraum um, wandte sich dann seinen Begleitern zu und zuckte dann mit seinen Schultern. "I got 99 problems and all the solution is a beer.", sagte er und ging auf die Bar zu. Umständlich setzte er sich auf den Barhocker, lehnte seinen Schild an das Holz und reckte den Kopf in alle Richtungen, dass es knackte. Er kramte eine Goldmünze aus seinem Gürtel und schob sie dem Barmann hin. "Ich will das beste Bier, das dieser Laden zu bieten hat."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.10.2014, 01:04:01
Der Wirt nickte und lächelte Henry zu. "Liebend gern. Ich nehme an, eher herb, nicht süß, richtig?" Er holte einen Krug unter der Bar hervor, und lief zu einem der Fässer. Kurz darauf stellte er den vollen Krug vor Henry, und gab ihm fünf Silberstücke zurück. Dann hielt er inne und sah auf die Münze.

"Hab ich ja noch nie gesehen. Woher stammt die?" fragte er und biss in die Münze. Zufrieden betrachtete er sie und steckte sie dann in seine Tasche.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 20.10.2014, 06:12:17
Jurijs Schwermut konnte das Feenwesen nicht anstecken. Stattdessen pfiff es eine kurze, fröhliche Melodie als Teil seiner Antwort. "Jeder Tag ist schön, Sir Klee. Denn wir dürfen ihn erleben und neue Dinge erfahren."

Drinnen folgte Rillfarsell dem Menschen in der Rüstung zur Theke.
Dort angekommen, setzte es sich im Schneidersitz auf selbige und bestellte ebenfalls beim Wirt.
"Guten Morgen, werter Herr Wirt. Mein Name ist Rillfarsell. Wäret ihr so gütig mir etwas Gebranntes zu kredenzen, wenn ich dafür ein wenig für euch und eure Gäste musiziere?"
Kurz wartete es auf eine Antworte des Angesprochenen bevor es Henry mit neugieriger Stimme fragte.
"Was sagtet ihr kurz vor eurer Bestellung, werter Sir Henry?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 20.10.2014, 08:18:28
Harry bekam große Augen, dass man für ein Bier in diesem Laden auf die Goldmünze bloß fünf Silber zurückbekam. Was, Judas hatte sich von seinem Lohn gerade mal sechs Bier kaufen können? Das hatte sich wahrlich nicht gelohnt.

Er schluckte, dann sagte er, in Richtung Jurij nickend: "Einen Tee für meinen jungen Freund hier und für mich bitte, Getreide oder nicht, einen Kaffee." Er kramte zwei Silbermünzen aus seinem Beutel und legte sie mit fragendem Blick vor den Wirt, bereit, mehr hervorzuziehen. "Bekommt man hier auch noch ein spätes Frühstück oder frühes Mittagessen? Und wie sieht es mit Unterkunft aus? Möglichst preiswert, aber trotzdem ein eigenes Zimmer, wie teuer käme das?"

Seinen Kameraden zugewandt fragte er: "Sollen wir uns nicht lieber in eine der gemütlich aussehenden Nischen verziehen? Sind ja noch genügend Tische im Himmel frei."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 20.10.2014, 10:13:27
Jurij blieb still und eher hinter den dreien. Dem Wirt selbst nickte er nur zu. Er wollte nicht sofort offenbaren, dass er hier ein Zimmer hatte. Spätestens am Abend würden sie es so oder so merken.
Als Harry mit der Idee kam, sich in eine Ecke zu setzen, wartete Jurij nicht lange. Kurzblickte er sich um und ging dann auf die nächst beste Ecke zu. Dort wartete er auf die Anderen, bevor er sich auf einen der äußeren Plätze setzen würde.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.10.2014, 10:39:20
Der Wirt nickte auch Harry freundlich zu. "Gibt's denn noch einen anderen Kaffee außer Getreidekaffee?"

Kurz ging er zu einer Tür an der Seite, die so verborgen neben der Bar lag, dass Harry sie zuerst gar nicht bemerkt hatte. Er öffnete sie mit einer Hand und rief hinein: "Einen Kaffee und einen Sommerblütentee!"

Dann ging er wieder zu Harry. "Macht sechs Kupfermünzen. Frühstück, Mittagessen oder wie auch immer ihr es nennen wollt, bekommt ihr bei mir zu jeder Tag- und Nachtzeit. Ein Zimmer gibt's ab drei Silbermünzen pro Nacht, wir haben aber auch bessere Zimmer, bis hin zu einer Goldmünze pro Nacht. Da könnt ihr sogar auswählen, ob ihr eine himmlische oder eine feurig-höllische Nacht bevorzugt", erklärte der Wirt mit einem Augenzwinkern, "während die anderen Zimmer eher weltlicher Natur sind." Dann klopfte er mit der Linken auf seine Bar. "Aber wenn ihr Begleitung sucht, darum müsst ihr euch schon selbst kümmern. Ich stelle nur die Zimmer."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 20.10.2014, 12:32:47
Als erst Harrys Bestellung fertiggemacht wurde, sagte es noch nichts. Als der Wirt dann aber keine Anstalten macht, auf Rillfarsells Angebot zu reagieren, wurde es doch etwas ungehalten. Seit es durch die Welten wandern mußte, hatte es bisher niemand einfach so ignoriert.
Ein paar kurze Worte und einige Gesten[1] später und schon begannen die Ränder der einzelnen Federn des Feenwesens gülden zu schimmern, wodurch es in eine entsprechende Aureole gebadet schien.
Nach einem kurzen, aber hörbaren Räuspern wendete es sich an den Wirt, wobei die Worte selbst schon einem kleinen Lied gleichkamen.
"Ich versichere euch, guter Herr, daß mein Talent für euer Etablissement durchaus ausreicht. Wenn ihr eine Kostprobe wünscht, so mögt ihr sie gerne bekommen."
Inzwischen war es aufgestanden und hatte sich mit in die Hüften gestemmten Armen zu seiner vollen Größe aufgereckt.
 1. Prestidigation
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.10.2014, 12:42:03
Nun wandte sich der Wirt endlich auch Rilfarsell zu. "Verzeiht, aber ich habe eine klare Regel hier: Zahlende Kunden zuerst. Ohne euch euer Können abstreiten zu wollen, aber das Publikum hier ist sehr... gemischt. Und wenn ich das richtig sehe, seid ihr eine Fee oder sowas, richtig? Hab seit bestimmt zwei Jahrzehnten keine mehr gesehen. Naja, ein Teil der Kundschaft hier würde euch die Flügel ausrupfen wollen, einfach nur, weil ihr seid, was ihr seid." Er räusperte sich, und lehnte sich dann über die Bar zu Rillfarsell.

"Und wenn ihr es genau wissen wollt, die Erfahrungen, die ich mit Feen gemacht habe, waren äußerst negativer Natur. Vielleicht seid ihr anders, vielleicht auch nicht. Ihr seid hier erst einmal willkommen. Aber erwartet keine Sonderbehandlung."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 20.10.2014, 13:01:49
"Bohnenkaffee gibt's noch, da wo ich herkomme", sagte Harry, "und mir tut's ein einfaches, ganz und gar weltliches Zimmer. Und was die Begleitung angeht, so danke ich Euch für die besorgte Nachfrage, aber eine solche aufzugabeln war bislang selten mein Problem." Vielmehr lag das Problem seit Lasciel andersherum... Harry grinste etwas gequält. Am besten, er führte sich gleich richtig ein. "Es ist ein Fluch, Ihr versteht. Das Aussehen, der Flair, die sonstigen... Talente. Aber gut zu wissen, dass man deswegen hier nicht rausgeschmissen wird."

Als der Wirt Rillfarsell als Fee bezeichnete, lauschte Harry auf. Der gute Mann war jetzt schon der zweite, der dies tat; sogar der sonst so ungläubige Jurij hatte das Wesen so genannt. Aber da gab es zum Glück einen einfachen Test, um dies festzustellen, der allerdings nur im negativen Fall 100% akkurat war; im positiven sagte er leider nichts aus, oder allenfalls nach einem Dutzend Wiederholungen. Eine Fee, zumindest auf der Erde, war absolut unfähig, von jemandem etwas anzunehmen oder selbst einen Gefallen zu erweisen, ohne dass eine Gegenleistung dafür vereinbart würde.

"Rillfarsell, wie war das? Ihr hättet gern ein Höllenfeuerwasser? Kommt, ich lad Euch ein!"

Harry blickte zwischen Rillfarsell und dem Wirt hin und her.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 20.10.2014, 13:09:22
"Oh, das mit den zahlenden Kunden kann ich durchaus verstehen. Kein Problem!
Und eine Sonderbehandlung erwarte ich ganz gewiss nicht.
Aber es müssen schon traurige Zeiten sein, wenn ein Barde sich mit seiner Gabe nicht mal mehr ein Getränk in einer Taverne beschaffen kann."

Als Harry es dann auf einmal einlud, machte das Feenwesen eine kleine Beuge in seine Richtung.
"Ein wahrhaft großzügiger Mann seid ihr, werter Sir Harry. Ich danke euch für die Einladung. Gerne nehme ich dies Angebot an. Vielleicht kann ich mich irgendwann mal revanchieren.
Ob es allerdings gleich ein Höllenfeuerwasser sein soll.....Ach was, warum nicht!
Guter Wirt, dann seid so freundlich und bringt mir ein solches."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.10.2014, 13:35:00
Der Wirt hörte, trotz seiner eher ablehnenden Worte, Rillfarsell genau zu. Ein vorsichtiges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "Es gibt Gasthäuser, da könnt ihr das sicherlich. Aber die haben anderes Publikum. Es passt hier einfach nicht."

Dann sah der Wirt zu Harry. "Höllenfeuerwasser, seid ihr sicher? Nichts für ungut, aber das hat bis jetzt noch jeden von den Socken gehauen. Wenn ihr noch was zu bereden habt, solltet ihr das lieber als Letztes trinken. Ein Daumenpint kostet eine Goldmünze. Teufelszeug und wirklich schwierig herzustellen. Ich habe nie mehr als zwei Flaschen gleichzeitig im Haus."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 20.10.2014, 14:03:51
"Ähm", sagte Harry. "Ein ganzes Gold für einen Drink... ähm, also... Nicht, dass ich nicht schrecklich gern großzügig wäre... ich tät auch keinen Rückzieher machen... Aber, ähm... vielleicht wollt Ihr die Vorfreude auf dieses herrliche Getränk lieber noch ein wenig länger auskosten...?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 20.10.2014, 14:24:40
"Ihr seid der Geldgeber, ihr bestellt!", gibt Rillfarsell an Harry zurück.
"Ich werde mir sonst eben später selbst einen bestellen. Diese ganze Geschichte macht mich einfach neugierig auf dieses Getränk.
Vielleicht ist dies auch genau der Sinn, bei solchen Preisen."
Das Feenwesen gab ein amüsiertes Piepsen von sich und zwinkert dem Wirt zu, dem es dann auch noch antwortet.
"Also etwas einfaches Gebranntes, bitte, wenn der großzüge Mann es sich nicht anders überlegt.
Ansonsten bin ich sehr wandlungsfähig. Eigentlich passte ich bisher überall hin.
Bin ich euch zu hell und freundlich, dann vielleicht so?"
Mit diesen Worten drehte es die Federn auf die stumpfe, braune Farbseite und ließ das Leuchten eine dunkelrote Farbe annehmen. Ebenso überzogen sich die goldenen Augen mit einem blutroten Schimmer. Insgesammt war es nun von wesentlich düsterer Gestalt. Wäre es größer, könnte man sogar bedrohlich sagen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 20.10.2014, 14:52:07
"Vielleicht können wir darauf zurückkommen, sobald ich bezahlte Arbeit gefunden habe", sagte Harry. "Schlimme Dinge passieren, wenn ich kein Geld mehr habe, um was zu Fressen zu kaufen. Ich tät's ungern so weit kommen lassen. Also, einen einfachen Gebrannten bitte und ein einfaches Frühstück für mich. Brot, Käse, Schinken, in der Art. Wie sieht's mit euch aus?" Er sah von Rillfarsell zu Jurij.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.10.2014, 15:58:18
Der Wirt nickte, holte ein Glas hervor - ein größeres Pinchen für Harry, ein großes Glas für Rillfarsell -, und schüttete aus einer Flasche eine klare, hellbraune Flüssigkeit in selbiges. Dann ging er wieder zur Tür und rief hinein: "Bauernfrühstück, ein Mal!" Gleichzeitig nahm er zwei Tassen entgegen - Porzellan, wie Harry bemerkte. Auch wenn es hier keinen Bohnenkaffee gab, immerhin gab es etwas, das den Kaffeetassen ähnelte, die er aus seiner Heimat kannte.

Als er wieder vor Harry stand, rechnete er zusammen: "Sechs Kupfer für Tee und Kaffee", erklärte er, als er die beiden Getränke vor Harry stellte, "drei Silber für ein Zimmer für eine Person, und vier Kupfer für den Arkländer - macht zusammen vier Silber."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 20.10.2014, 16:35:29
Rillfarsell brauchte sich ja auf Grund des Ringes, den es trug, wegen Essen keine Sorgen machen. Und da der Geldbeutel des Menschen nicht viel hergab, lehnte es das Angebot ab.
"Ich möchte eure Großzügigkeit nicht strapazieren. Sollte es mich nach Nahrung gelüsten, werde ich sie mir schon beschaffen. Aber Dank für eure Umsicht und das Angebot."
Als es sein Getränk bekommen hatte, schaute es sich nach den anderen um, um sich zu ihnen zu begeben.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 20.10.2014, 19:10:04
Da es scheinbar noch länger zu dauern schien, hatte sich Jurij schon hingesetzt. Weit in den Stuhl zurückgelehnt beobachtete er die ganze Szene. Seine Aufmerksamkeit wanderte dabei von Harry zu dieser Fee. Denn selbst der Wirt hatte diese als Fee erkannt. Sehr seltsam. dachte er sich und kratzte sich am stoppeligen Kinn. Er fragte sich ob dies auch ein Wesen dieser Welt war oder aus einem der Feenreiche kam. Als Kind hatte er von seiner Großmutter unzählige Sagen und Legenden erzählt bekommen. Sei es die Geschichten um die Hexe Babajaga, alte Grimmmärchen oder auch moderne. So kannte er sich doch einiger maßen im Reich der Fabelwesen aus. Auch wunderte er sich nicht wirklich eine Fee hier zu treffen, schließlich gab es in dieser Welt auch Orks und Elfen. Als er daran denken musste, was für ein Witz es wäre, wenn jetzt die sieben Zwerge das Gasthaus kämen, musste er breit grinsen.
Doch Harry holte ihn aus seinen Gedanken wieder zurück. Etwas zu essen, ja das wäre schon etwas. Schließlich grummelte sein Magen auch leise, als er an essen denken musste. Doch etwas großes wollte er nicht. Um nicht durch die halbe Wirtsstube zu schreien, stand Jurij wieder auf und ging zu den Anderen. „Bitte eine Schüssel von der Gemüsesuppe Zerendarius und schreib sie mir auf meine Rechnung. Schließlich hatte er mich nur auf einen Tee eingeladen gehabt.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.10.2014, 09:56:30
Harry zählte vier Silbermünzen ab und steckte seinen Beutel wieder ein. Dann sah er von Henry zu dem Tisch in der Nische, den Jurij schon für sie ausgesucht hatte, und wieder zurück zu Henry. Er kam zu dem Schluss, dass dieser sich wohl nicht bewegen würde, bevor er nicht ein oder mehr Biere intus hatte. Also schob Harry den Tee zu Jurij rüber und den Schnapps zu Rillfarsell und setzte sich vor seinem Kaffee auf einen Barhocker.

"Also, Jurij, während wir hier auf unser Frühstück warten... Als Mitglied der Stadtwache kennst du dich doch mit den wichtigsten Gesetzen hier aus. Beim Anmelden im Torhaus habe ich mich vorhin schon, aus Unwissenheit, gründlich lächerlich gemacht. Ich täte mich ungern, aus Unwissenheit, auch noch strafbar machen. Was sind denn da so die Fettnäpfchen, in die jemand meiner Herkunft treten könnte? Was hat dich hier zu Beginn diesbezüglich am meisten überrascht?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.10.2014, 19:43:02
Gereist funkelt Jurij Harry an. Er fragte sich ob das jetzt sein ernst war. Mit so etwas anzufangen. Gut auch das gehörte zu Erfahrungen und wissen, aber eigentlich hatte er sich etwas anderes erhofft. Tief holte er Luft um sich selbst zu beruhigen. Denn noch grummelte er einige Sachen in seiner Mutterspräche während er sich setzte. Vom Tonfall hörten sie sich nicht sehr nett an. „Euch wurde dann schon alles gesagt was ihr beachten müsst. Haltet ihr euch daran, tretet ihr schon mal nicht in die größten Fettnäpfe.“ vorsichtig zog er den Sommerblütentee zu sich während er weiter sprach. „Ansonsten würde ich mit dem Wissen vorsichtig sein. Das was bei?“ Er stoppte im Satz und blickte zu den anderen drein. Dann wendete er sich wieder dem Tee zu und sprach weiter. „Das was in meinem Land als Allgemeinwissen gilt, ist hier nicht unbedingt allgemeines Wissen. Wenigstens du Harry solltest wohl in der Richtung ebenfalls vorsichtig sein. Auch rate ich euch vom Rumlungern ab. Die Bewohner der Stadt sind freundlich und offen aber unterscheiden sich kaum von Bewohnern anderer Städte. Auch hier gibt es Konflikte mit den Nachbarn, Händler die zu teuer ihre Sachen verscherbeln oder arrogante Idioten, welche dich verprügeln lassen, weil sie ja von sonst wem abstammen. Jedoch gibt es auch die welche dir wieder aufhelfen, wenn du gefallen bist, welche ihr Stand oder ihre Position egal ist, welche die ihr hart erarbeitetes Brot teilen oder welche einfach eine ehrliche Haut sind.“ kurz lächelte er zum Wirt, welcher natürlich alles mitbekam, auch wenn er aus Höflichkeit nicht offen lauschte. Vorsichtig prüfte Jurij mit dem kleinen Finger die Temperatur des Tees. Er nickte und nahm einen Schlug. „Ah ja neben den Menschen gibt es hier noch weitere Völker. Man fühlt sich fast wie in Herr der Ringe oder so. Es gibt Halblinge, die sehr herzlich sind, Orks, die den Kampf lieben und auch Elfen, die halt Elfen sind. Ja das war es erstmal was ich sagen kann.“

Aus dem Hinterzimmer wurde dem Wirt ein großer Teller und eine Holzschüssel gereicht. Den Teller stellte er vor Harry ab. Er war gefüllt mit etwas Rührei mit Speck, Käse, Schinken und einigen Scheiben Brot. In der Schüssel befand sich die von Jurij bestellte Gemüsesuppe, heute gab es Steckrübensuppe. Bevor der Wirt sich wieder dem Putzen zuschrieb, gab er Jurij einen Holzlöffel und Harry einen Spieß und ein Messer.
Jurij schnupperte an der Suppe. Der Ausdruck in seinem Gesicht verzog sich leicht. Er nahm den Löffel zur Hand und begann die Suppe umzurühren. Er hatte nicht wirklich Hunger aber wusste, dass er etwas essen musste. „Aber das ist eigentlich nicht was ich erwartet habe.“ sagte er dann und probierte die Suppe vorsichtig. Ein nicken zeigte an, dass sie wohl schmeckte und doch nicht so heiß war, als dass er weiter rühren müsste. Jedenfalls sagte er noch „Gut es sind auch Erfahrungen und Erkenntnisse aber ich bin im Dienst und habe nicht ewig Zeit. Ich muss noch ins Hauptquartier und dann weiter mit meinem Vorgesetzten im Tempelfall ermitteln. Also kommt bitte zur Sache. Nach plaudern ist mir nicht.“ bevor er anfing die Suppe langsam zu Essen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.10.2014, 20:58:45
"Ja gut, dann lasst uns rüber an einen Tisch gehen." Harry sah zustimmungsheischend in die Runde, dann nahm er seinen Teller nebst Kaffeetasse und steuerte die hinterste Tischnische an, möglichst weit weg von allen anderen Gästen.

"Dann komme ich halt ohne Umschweife zur Sache", sagte er, als sie alle beisammen saßen. "Und fange dabei hinten an: bei unserer Ankunft hier vor den Toren Terendols. Zunächst eine Frage: hast du den folgenden Mann schon einmal getroffen?" Und er beschrieb Rubin, wie zuvor bei Rillfarsell. Doch auch Jurij verneinte, diesem je begegnet zu sein.

"Gut", sagte Harry. Und dann berichtete er mit gesenkter Stimme von ihrer Begegnung mit diesem seltsamen Mann. Er ließ nichts aus. Als erstes beschrieb er dessen Erscheinung mitsamt Handgelenkscomputer und Hoverboard. Danach fasste er knapp zusammen, was dieser ihnen erzählt hatte: dass sie alle hier am Ziel ihrer Reise seien, dass er wisse, was sie durch die Gegend schicke und überhaupt was mit ihnen los sei. An dieser Stelle wisperte Harry kaum noch hörbar: "Besessen seien wir, von 'mächtigen spirituellen Wesen', gemeinhin auch Dämon genannt. Er nannte sie 'N'kyuash', das heißt in ihrer Sprache wohl sowas wie Zirkel."

Als nächstes fuhr Harry in normallautem Flüstern fort: dass ihre 'Besucher' das Ruder übernehmen würden, sobald sie selbst schliefen oder auf andere Weise weggetreten seien; dass die Gäste ihre eigenen Pläne hätten (um ihre Macht zurückzuerlangen) und dabei in ihren Methoden vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckten; dass man sie aber weder fesseln noch einsperren könne. Hier berichtete Harry von seinem kläglichen Versuch, sich zum Schlaf ans Bett zu ketten, was nur dazu geführt habe, dass er selbst drei Wochen angekettet gewesen sei, während die ungeladene Dame frei herumlief und erst recht nach ihrem Belieben herumgewütet hätte.

"Schließlich behauptete der gute Rubin, dass er uns helfen wolle, weil er unsere Hilfe bräuchte. Offenbar hat er schon etliche andere wie uns angetroffen, aber keiner davon sei bereit gewesen, den Kampf aufzunehmen: die einen aus Feigheit oder Schwäche, die anderen aber fanden es ganz toll, so mächtige 'Helfer' zu haben. Die Krönung aber ist: die Besucher bekommen alles mit, was wir tun. Was wir hier gerade besprechen, was er uns erzählt hat: alles kein Geheimnis. Deshalb könne er uns erst einmal auch nicht weiter vertrauen. Von drohendem Weltuntergang hat er auch noch gefaselt. Als letztes hat er uns einen Namen gegeben. Wir sollen heute abend jemanden treffen, der uns hoffentlich weiterhelfen kann.

Und deshalb hatte ich gedacht, dass es vielleicht eine gute Idee sei, wenn du, Jurij, kurz hier mit reinkommst. Du sagtest vorhin, dass du nicht gern belogen wirst. Alles, was ich dir gerade erzählt habe, ist die reine Wahrheit und genau so passiert. Es ist mir nicht leicht gefallen, dir alles so offen wiederzugeben, nachdem du uns vorhin so runtergeputzt hast. Aber du solltest selbst entscheiden können, ob du bei dem Treffen heute abend dabei sein willst. Und im übrigen kann ich nur hoffen, dass du nicht auf die Idee kommst, uns alle verhaften zu lassen wegen dem, was ich dir gerade in bester Absicht anvertraut habe."

Nach dieser langen Rede lehnte Harry sich zurück und sah Jurij so erwartungsvoll an wie er eine Bombe ansehen würde, deren Zeitzünder gerade die letzten fünf Sekunden herunterzählte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.10.2014, 22:15:50
Auch Jurij verneinte die Frage nach diesem Rubin und hörte Harrys Ausführungen ruhig zu. Nach einer Weile hatte er die Suppenschüssel von sich geschoben und starrte auf seine Hände. Hätte er nicht von seiner Observierung erfahren und selber die Berichte gehört, wäre er bei Harrys Worten über besessen sein und Dämonen sofort gegangen. So bescheuert hörte sich das an. Aber es war nun mal eine Möglichkeit, welche Boldon selbst in Erwägung gezogen hatte. Davon konnte Harry nichts wissen, deswegen und wegen dem Wort N'kyuash, welches ihm irgendwie bekannt vorkam, glaubte Jurij ihm, wenigstens Stückweise. Eine Weile dachte er über das Wort nach und wo er es schon mal gelesen oder gehört haben könnte.[1] Doch dann schwenkten seine Gedanken auf ein dunkleres Thema. „Dann bin ich doch Schuld an seinem Tod.“ murmelte er in seiner Muttersprache vor sich her. Dabei blitzten ihm die Worte des Mannes und sein suchende in Blick im Kopf umher. Schnell hielt er sich die Hand vor den Mund, als ihm das Würgen überkam. Die reine Vorstellung einen Menschen getötet zu haben, und sei es auch unter Kontrolle ließ schaudern. Nur mit Mühe behielt er die Suppe im Magen.

Nachdem er sich wieder gefangen hatte, lehnte er weit zurück im Stuhl. Seinen Blick hielt er in Richtung Decke. „Du ahnst nicht was deine Worte gerade bedeuten. Hast du einen Beweis für deine Behauptung besessen zu sein? Gibt es etwas was davon zeugt, wie man es erkennen kann. Es muss doch einen Weg geben es zu kontrollieren, sich von dieser Schuld frei zu waschen.“ Jurij biss die Zähne zusammen. Er kannte ja einen Weg, wie er sich Klarheit verschaffen konnte. Die Priesterin welche mit den Tempelschänderfall beschäftigt war.
Tief atmete er ein und überlegte ob er ihnen von den beiden Fällen erzählen sollte. Wartete jedoch erst einmal ab.
 1. Wissen Geschichte 24
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 23.10.2014, 23:23:42
Die Bar war ein guter Ort, um ein wenig abzuschalten. Man konnte hier ein paar Bier trinken und sich einigem Geplauder hingeben. Allerdings hatte sich die Gruppe entschieden, sich in eine Nische zu setzen. Henry seufzte und griff sein Bier. "Es ist echt.", antwortete Henry knapp auf die Frage des Barmanns nach der Herkunft des Goldstücks. "Ich setze mich zu den Menschen dort drüben - und was auch immer das geflügelte Ding ist.", fügte er hinzu.

Als er sich gesetzt hatte, begriff Henry schnell, dass er lieber an der Bar geblieben wäre. Sehr freimütig erzählte Harry von allem, was sie seither erlebt hatten - selbst die Details, die lieber hätte verschwiegen werden sollen. Henry hatte ihn unterbrechen wollen, aber da war es schon zu spät gewesen. Harry hatte die pikantesten Punkte schon angesprochen. "Oh Mann, Harry. Wenn ich ein Geheimniss hätte, ich würde es Dir nicht verraten. In der Behörde fängst Du an zu zaubern und unter fast Fremden erzählst Du von einem Mord. Du bist wirklich ein 'Roter', weißt Du?", sagte er und seufzte.

"Nun gut. Ihr sollt auch wissen, dass ich nicht restlos überzeugt bin. Ich habe bereits mit Dämonen zu tun gehabt. Nicht hier, sondern in einer anderen Dimension. Das waren andere Wesen: wild, brutal und blutdurstig. Irgendeine Macht ist hier am Werk, denn sonst wären unsere Dimensionssprünge und... einige andere Dinge kaum erklärlich. Ich spüre tatsächlich irgend eine Art von Präsenz in meinem Geist. Aber Dämonen? Wenn, dann sind sie von einer anderen Sorte, als ich sie kennengelernt habe. Warum sollten sie sich nur Nachts ihres Wirts bemächtigen? Nein, irgendwie erscheint mir das zu ungereimt. Ich glaube eher an eine Art Fluch.", sagte Henry und gähnte herzhaft. "Himmel, bin ich müde", murmelte er.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 24.10.2014, 01:41:01
Jurij dachte über den Namen nach, den Harry genannt hatte - N'kyuash. Irgendetwas klingelte in seinem Hinterkopf, doch so ganz konnte er den Begriff nicht einordnen. Eine Zusammenkunft; ein Pakt... er wusste, instinktiv, dass es damit zu tun hatte. Doch es fühlte sich an, als würde die Tür zu seinem Wissen über die N'kyuash von irgendetwas gewaltsam verschlossen werden...
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.10.2014, 11:40:55
"Moment mal, ich habe hier nichts von einem Mord gesagt", erwiderte Harry, erschrocken über Henrys Anschuldigung, ein Plappermaul zu sein, dem man kein Geheimnis anvertrauen dürfe. "Ich sprach ganz allgemein davon, dass sie vor nichts Halt machen würden, um ihre Ziele zu erreichen. Und wenn ich wirklich wie die anderen 'Roten' wär, hätt ich kein Problem damit."

In weniger defensivem Tonfall (und etwas lauter als zuvor) fuhr er fort: "Although I did take a leap of faith here, da hast du  schon recht. Und für dich gleich mit! Als Mann des Glaubens kannst du mir das hoffentlich verzeihen. Es ist normalerweise auch gar nicht meine Art. Tatsächlich hätte ich nichts lieber getan, als mich so unauffällig wie möglich an Jurij vorbeizudrücken, aber dann habe ich seinen Gesichtsausdruck gesehen. Henry, er sah aus wie du gestern nacht, als ich dir die Rückseite deines Zettelchens vorlas. Ich weiß ja noch immer nicht, worum es bei der Drohung ging, aber genauso entsetzt hat Jurij ausgeschaut. Da konnte ich einfach nicht anders..."

An dieser Stelle fiel sein Blick  auf Rillfarsell, der mit geneigtem Kopf lauschte, und er runzelte die Stirn. Das war in der Tat seltsam. Jurij hatte er wenigstens schon einmal in Aktion erlebt (jemand, der sich schützend vor einen Verletzten stellte und es—unbewaffnet—mit einer Meute Schläger aufnahm, von dem durfte man vielleicht doch annehmen, dass er kein schlechter Kerl sei) aber wie kam Harry dazu, vor diesem völlig fremden Feenwesen gleich alles auszuplaudern? Hatte dieses ihn etwa bezaubert? Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Es entstand eine betretene, fast schon bedrohliche Pause, bis Harry sich räusperte.

"Zumindest wissen wir jetzt, wie Rubin sich gefühlt hat, als er uns ansprach. Aber wie sagte der gute Mann: Ohne Risiko kein Wissensgewinn."

Dann erinnerte Harry sich an Jurijs Fragen. Nach kurzem Überlegen griff er in die linke innere Brusttasche seines Ledermantels und zog einen Stapel Briefe heraus, von denen er die eine Hälfte vor Jurij, die andere vor Rillfarsell auf den Tisch legte. Beide stellten als erstes fest, dass sie die Schrift darauf nicht lesen konnten, doch als sie ein paar der Briefchen aufnahmen und durchblätterten, wurde ihnen die Art und der ungefähre Inhalt schnell klar:
—das Papier der meisten war parfümiert, und zwar in den unterschiedlichsten Duftnoten;
—die verschiedenen Handschriften waren zumeist eindeutig weiblich;
—etliche enthielten Gedichte, erkennbar an der Zeilenform;
—außerdem war gut die Hälfte mit dem Abdruck von Lippen unterzeichnet (in den verschiedensten Rot- und Rosatönen).

"Nicht eine dieser Eroberungen geht auf meine Kappe. Ich habe die Damen das erste Mal letzte Nacht getroffen, als ich sie um Geld angehauen habe, damit ich für Henry und mich den Brückenzoll zahlen konnte. Lange Story, die ich euch vielleicht ein andermal erzähl. Jedenfalls waren die Damen sehr großzügig.

Wenn euch das als 'Beweis' noch nicht reicht: drei Wochen lang war ich, wie schon erwähnt, an mein Bett gekettet—im übrigen aber allein im Haus, denn Henry und ich waren getrennt worden—und litt dennoch weder Hunger noch Durst. Im Gegenteil: ich wachte regelmäßig mit einem Kater auf oder einem derart vollen Ranzen, dass ich am liebsten den Finger in den Hals gesteckt hätte.

Zuguterletzt: manchmal kommt mir etwas, das ich höre oder sehe, unerklärlich bekannt vor, und bereits zweimal hatte ich gar eine Vision, wie die Erinnerungen einer fremden Person. Einer weiblichen Person.

Ob es einen Weg gibt, den Schaden zu begrenzen, fragst du? Ich hoffe, dass wir da heute abend ein paar Tipps erhalten. In Bezug auf die Schuldfrage kann ich nur sagen: es sind nicht wir, die das tun. Es ist nicht unsere Schuld."


Bei seinen letzten Worten sah Harry jedoch keinen der drei an. Mit den Fingern seiner Linken drehte er—unbewusst?—an einem dünnen Silberring herum, den er an der Rechten trug. Er schloss die Augen, und als er sie wieder öffnete, waren seine Hände zu Fäusten geballt und in seinem Gesicht spiegelten sich Wut und Trauer zu gleichen Anteilen und auch, entgegen seinen Worten, Schuld.

Er räusperte sich abermals. "Aber jetzt seid ihr beide erstmal dran."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 27.10.2014, 15:28:51
Rillfarsell hatte aufmerksam zugehört, was die Menschen zu sagen hatten. Je mehr es hörte, desto mehr verstand es, was auch ihm in den letzten Monaten widerfahren war. Und glücklich darüber war es bestimmt nicht. Ungewollt blitzten die Bilder der merkwürdigen Begebenheiten vor seinen inneren Augen auf.
Die zerstörten, mechanischen Nachbildungen, die das Kastenwesen in der Metallwelt gebaut hatte.
Die blutigen, schmerzverzehrten Gesichter der Hippies, nach einer drogengeschwängerten Nacht in Haight Ashbury.
Die um Gnade bettelnden Camper im Naturschutzpark, während etwas mit seinem Körper auf der Flöte spielte, die es um den Hals trug. Und wie ihnen dann ebenfalls, wie den Hippies, Blut aus Augen, Ohren und Nase lief.
Und auch das Ereignis vom gestrigen Abend kam ihm wieder in den Sinn.
Das Feenwesen nahm einen großen Schluck aus seinem Becher. Warm rann die Flüßigkeit die Kehle hinunter und explodierte angenehm heiß im Magen.
"Ich habe auch schon einige Erfahrungen gemacht, die ich lieber missen würde.
Und erst vorhin wurde mir eindringlich geraten, mich aus Tempeln fernzuhalten, außer wenn es darum geht, diese Dunkelheit in mir zu besiegen."

Wieder nahm es einen tiefen Zug von seinem Getränk.
"Es soll sehr stark sein. Stärker als ich.
Aber vielleicht können wir uns helfen, es unter Kontrolle zu halten."

Auch wenn das Gesicht Rillfarsells nicht viel ausdrücken konnte, so klang die Stimme jetzt doch ein wenig hoffnungsvoll, wo sie eben noch niedergeschlagen war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 27.10.2014, 16:42:11
Auch Jurij hatte den Worten von Harry gelauscht. Es würde so einiges erklären aber wohl war ihm bei der Sache nicht.
Mit recht rotem Kopf blickte er von den Liebesbriefen auf. Sein Blick wanderte über die Gesichter der anderen drei. Er fragte sich ob es wirklich so einfach war. Jemand anderen die Schuld zu Weisen, sich zu sagen man sei nicht Schult, dass kam ihm selbst doch sehr bedenklich zu. Noch dazu, und das sorgte für seine Röte, redeten sie so laut darüber. Das Flüstern vom Anfang war nicht die schlauste Sache aber recht laut darüber zu reden. Er versuchte sein Verlangen zu ignorieren sich umzuwenden um zu sehen wer alles mitlauschte.

Die Offenheit von Harry kreidete er ihm groß an und fühlte mit, als er an seinem Silberring spielte. Harry hatte sicher vieles gesagt aber wohl auch einiges nicht. Einen Moment schloss Jurij seine Augen. Er glaubte immer noch nicht besessen oder verflucht zu sein. Doch dass Harry und der Fee ebenfalls seltsame Dinge passiert waren, gefiel ihm nicht. Als er sich entschlossen hatte etwas mehr zu sagen, blickte er nur zu Harry. „Auch mir sind seltsame Dinge passiert und ich wünschte es wäre so etwas wie Unmengen an Liebesbriefen. Sein Bick wanderte kurz zu seinen Händen. Er hatte sie auf den Tisch vor sich gelegt und hielt sich an seiner rechten fest. „Naja, wobei zumindest eine Frau hatte heute gemeint, ich hätte vor einigen Nächten etwas mit ihr gehabt. Sie nannte mich Obayifo aber musste dann feststellen, dass ich nicht dieser war. Das war aber bis jetzt das angenehmste seltsame, was mir wiederfahren war. In einer Welt soll ich des Nachts Leute ausgeraubt und verprügelt haben, in einer anderen.“ Er stockte kurz und blickte wieder auf seine nun einander knetenden Hände. „Da war ich in einen Bürgerkrieg verwickelt. Eine lange Geschichte, es war auch mit der längste Aufenthalt woanders. Aber nun sind wir hier.“ Seine Stimme zitterte während er weiter sprach. „Hier soll es einen stellvertretenden Bandenchef geben, welcher mir wie aus dem Gesicht geschnitten sein soll.“ Er schluckte und blickte jetzt nur noch auf seine Hände. „Erst heute Morgen bin ich über diese Anschuldigung gestolpert und wenigstens mich beruhigt es nicht, dass wir nicht dafür Schuld tragen. In meiner Welt sagten das nur wirklich Verrückte.“ Er knirschte mit den Zähnen, denn hier in dieser Welt schien es ja möglich zu sein. „Aber wie gesagt, wir sind jetzt hier und vor kurzen meinte zu mir jemand so etwas ähnliches. Er sagte auch, dass ein Priester den Geisteszustand kontrollieren könnte. Das könnte zu der Anmerkung passen, welche euch gesagt wurde Fee. Auch ich bin daran interessiert, mir Klarheit zu verschaffen und auch alles wieder ins Reine zu bringen.“ Nach einem Einatmer blickte er wieder auf. „Von daher werde ich auch gleich wieder meinen Weg zu einer Priesterin aufnehmen. Jetzt nach euren Worten muss ich es einfach wissen. Doch ich werde heute Abend hier sein und mir anhören was diese ominöse Person zu sagen hat. Solange solltet ihr euch ruhig verhalten. Denn wie ihr euch sicher schon denken könnt, es wird gegen mich ermittelt und wenn meine Vermutung stimmt, so wissen bald mindestens zwei Parteien, dass ich mit euch geredet habe.“ Nach diesen Worten nahm er die Tasse mit dem Tee zur Hand und trank sie aus. Aufessen wollte er nicht mehr und das zweite Treffen mit der angesprochenen Priesterin wollte er jetzt auch nicht mehr länger hinauszögern.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.10.2014, 18:42:26
Harry schauderte bei den Worten: 'Ich wünschte, es wäre so etwas wie Unmengen an Liebesbriefen...'

Er sammelte seine Briefchen wieder ein und verstaute sie an ihrem Platz. Jedes einzelne davon war von einer potentiell dem Tode Geweihten unterzeichnet; Fiona mit Gewissheit, doch wenn er eine der anderen ebenfalls geschwängert hatte... Und es waren ja nicht nur die Frauen selbst, deren Leben er auf dem Gewissen hätte: auch das der Kinder. Denn wie würden die entsetzten Hebammen und sonstigen Zeugen wohl reagieren, wenn vor ihren Augen ein rotgeschupptes Monster sich seinen blutigen Weg ins Leben krallte? Erschlagen würde man es, noch ehe es sich in ein Menschenkind verwandelt hätte—oder auch danach und trotz alledem. Und das wäre dann seine Schuld, nicht Lasciels. Wenn er in Brückenstadt geblieben wäre... oder Fiona hartnäckiger zum Mitkommen überredet hätte... oder die Worte gefunden hätte, ihr zu erklären, was Sache war, ihr die Ursache seines Entsetzen hätte verständlich machen können...

Nicht einmal Henry hatte er gebeichtet, dass er sein eigenes Kind zum Tode verurteilt hatte, um ihm, dem Freund, aus der Notlage zu helfen—ohne überhaupt zu fragen, worin diese bestand. Und Fionas Geld hatte Harry dann obendrein noch genommen... ihr die Ehe versprochen... was für ein Mensch tat so etwas? Nun gut, er war vor Panik völlig aufgelöst gewesen, hatte gar nicht klar denken können... an Fionas blutigen Tod, ja, aber über die Überlebenschance des Kindes hatte er erst auf der Brücke spekuliert, als Henry schon vorausgegangen war, als er selbst den Zoll schon entrichtet hatte... aber war das eine Entschuldigung? Noch hätte er umkehren können... Aber was hätte er schon erreichen können? Und Lasciel wäre am folgenden Tag Amok gelaufen...

Trotzdem: seine eigene Schuld wog schwer genug, da fand er eigentlich nicht, dass er Lasciels Taten auch noch auf seine Kappe nehmen sollte.

Seine Liste an Opfern war aber auch nicht so beeindruckend wie die von Jurij. Einen ganzen Bürgerkrieg gleich! Ne, da konnte er nicht mithalten. Das wäre aber auch irgendwie nicht Lasciels Art gewesen... Außer, es hätte sich um etwas ähnliches wie den Trojanischen Krieg gehandelt: alles nur wegen einer schönen Frau... Als Anführerin einer Verbrecherbande konnte er sie sich dagegen nicht vorstellen.

"Hm, Jurij, das klingt mir fast so, als hätten wir es hier mit sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun." Auch Harry senkte hierzu erneut die Stimme, fuhr dann aber halblaut fort: "Und es würde mich auch sehr interessieren, was die Priesterin dir sagen kann. Ich wäre dir dankbar, wenn du es uns heute abend berichten würdest." Er fügte nicht hinzu: außer, man behält dich gleich dort. Anders als Rillfarsell brauchte Harry nämlich niemanden, der ihm eindringlich riet, dass jemand, der von einer Dämonin besessen war, die Tempel besser meiden sollte.

Zu Henry aber sagte er leise: "Übrigens würde ich es für keine gute Idee halten, wenn du vor dem Treffen mit Tai'Lor noch schläfst. Wer weiß, auf was für Ideen deine liebreizende Brieffreundin in der Zeit kommt."[1]

Dann machte er sich mit Heißhunger über sein Frühstück her.
 1. Sorry, Henry, es ist meine Schuld, dass du so müde bist...  :oops: weil ich dir in Brückenstadt keinen Nachtschlaf gegönnt habe... aber wo du solange weg warst, war's praktisch...  :wink:
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 28.10.2014, 21:21:43
„Sicher doch.“ Antwortete Jurij rasch. Er war sich durchaus bewusst, dass die Priesterin ihn wohl sofort festnehmen lassen würde, wenn das stimmte, was Harry über die Besessenheit sagte. Doch er war es wenigstens einer Person in dieser Welt schuldig, seine Versprechen zu halten und nicht vor Angst ins nächste Mauseloch zu kriechen.
„Eines noch, was die Fee mit den Tempeln sagte hat noch einen Beigeschmack. Denn ihr solltet auch aus einem anderen Grund die Tempel gerade jetzt meiden. Ihr habt sicher vom Mörder hier im Tempeldörfle gehört? Viele einfache Gerichtswachen und Anwärter, so wie ich auch, sind gerade bei der Untersuchung des Falles. Ich weiß nicht viel darüber aber was recht bekannt ist, dass vor kurzen ein Priester in seinem Tempel ermordet aufgefunden wurde. Was nicht so bekannt ist, ist dass er das dritte Opfer war und wie die drei zuvor scheinbar in einem Ritus umkam.“ Während er dies über den Fall des Tempelschänders erzählte, blickte er von der Fee über Hery zu Harry. "Mein erster Gedanke war, dass sich das wie aus einem Horrorfilm anhört. Einer wo ein verrückter Hexer, ein gefallener Engel oder irgendwelche Hauptschuldkinder X Morde begehen müssen um dem Teufel zu huldigen oder mehr Macht zu gewinnen. Harry, du weißt sicher von welchen Filmen ich spreche.“ Jedenfalls nahm Jurij das an. Wenn er sich richtig erinnerte, war Harry ein bekennender Star Wars Fan und müsste so ähnliche Horrorfilme kennen wie er selbst. Er schüttelte den Kopf und verschwieg erstmal, dass er laut Vermutungen über weitere Morde ausgesprochen hatte. „Aber zum dritten Mal, wir sind jetzt hier und hier kann das auch etwas anderes bedeuten. Nur werden die Priester wohl recht angespannt sein. Besonders da auch ein Priester einer dunklen Gottheit unter den Opfern ist. Wenn jetzt ein Besessener oder Verfluchter einfach reinspatziert, könnt ihr euch selber ausmalen was passiert. Also seit möglichst vorsichtig.“

Mit diesen Worten schlug er leicht mit den offenen Händen auf den Tisch und sprach wieder normal laut. „Nun denn. Wenn nichts anderes ist, sehen wir uns heute Abend. Genießt ruhig die Gastfreundschaft hier. Es kann Nachmittags und Abends sehr munter werden.“ Mit diesen Worten stand er auf. Die Schüssel und die Tasse stellte er dem Wirt mit ein paar dankenden Worten auf den Tresen. Dann nahm er seinen Rucksack zu Hand und war bereit zum gehen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 30.10.2014, 23:45:20
"Warte, bevor Du gehst.", sagte Henry plötzlich. Im Gespräch war er bisher zurückhaltend geblieben, aber jetzt wollte er doch noch eine Sache ansprechen. "Wir sind hier erst kürzlich gestrandet. Als Fremde haben wir weder eine Orientierung, noch ein Auskommen. Du bist schon eine Weile hier. Wir brauchen Deine Hilfe. Was sollen wir als nächstes tun? Kannst Du uns sagen, wo wir eine Beschäftigung finden?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 31.10.2014, 11:06:24
Während Henry auf eine Antwort von Jurij wartete, stand die junge Frau in dem Plattenpanzer auf und ging zur Bar. Sie unterhielt sich kurz mit dem Wirt, dann holte sie aus ihrem mit Holzstreben verstärkten Rucksack ein eingerolltes Papier sowie einen Hammer und Nägel hervor. Daraufhin schlug sie das Papier in die Wand neben der Bar.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 31.10.2014, 11:26:14
Jurij prüfte den Sitz des Rucksackes. „Da ich nicht weiß was ihr machen wollt, ist das schwer zu sagen. Die Fee hat ja schon ihre Antwort. Doch von Künstler zu Künstler“ Im ersten Künstler betonte Jurij jede Silbe. Etwas was üblicher Weise gemacht wird, wenn etwas genutzt wird, was eigentlich nicht richtig ist. „Die Stadt ist ein hart umkämpftes Pflaster. Hier gibt es viele Künstler, der unterschiedlichsten Schulen. Ohne Gönner oder wirklich ausgefallenes Talent kommt man hier nicht weit. Dafür gibt es in der Hauptstadt zu viele Schausteller, Sänger, Architekten oder was auch immer sich zur Künstlerzunft zählt.“ Sein Blick ging von der Fee zu Harry und Henry. „Für euch beide könnte es einfacher werden. Ich hatte zu Anfang auf einem Bauernhof geholfen, dann war ich Söldner in einer Karawane, Stallbursche und nun bin ich Anwärter für die Gerichtswache und habe auch jemanden gefunden, der für mich meine Plänen vertreibt. Was ich damit sagen will, wenn man sucht findet man hier Arbeit. Die Gerichtswache sucht immer helfende Hände. Besonders in dieser Zeit.“ Ihm viel gerade etwas ein, was sie vielleicht auch noch über dieses Land wissen sollten und was nicht im Standarttext der Gerichtswachen enthalten war.
Mit der Hand stützte er sich auf der Tischplatte ab. „Wo ich das gerade andeute, da gibt es noch etwas. Maelicci, dieses Land hier, bereitet sich gerade auf einen Krieg oder besser gesagt auf die Verteidigung der Grenzen vor. Denn das Nachtbarreich Tarzis versinkt gerade nach dem Tod ihres Herrschers im Chaos. Die Herrscherdynastie, also all die Prinzen, Fürsten und was auch immer, streiten sich gerade erbittert um den Thron. Darum werden gerade viele Krieger, Soldaten, Söldner gesucht, aber auch Handwerker, Ingenieure und einfache Zeitarbeiter. Hier in der Hauptstadt bauen sie gerade an einer Luftschiffflotte. Also wie gesagt, es gibt genug Arbeit. Sucht einfach danach.“ Nach diesen Worten blickte er sich um. Der gerüsteten Frau war wohl gerade etwas eingefallen, vielleicht schon eine erste Möglichkeit für die beiden hier.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 31.10.2014, 12:33:12
Harry ging in Gedanken seine Fähigkeiten durch, die ihm die Ergreifung eines der genannten oder auch nicht genannten Berufe ermöglichen würde. Dabei zählte er die einzelnen Punkte an seinen Fingern ab: seine magischen Fähigkeiten—auf Adeptentricks zusammengeschrumpft. Sein detektivischer Spürsinn—nutzlos ohne Kontakte und sonstigen Kenntnisse über Land, Leute, Gepflogenheiten. Als Soldat oder Söldner wäre er die Fehlbesetzung des Jahrtausend; ein Handwerk hatte er nie erlernt; zum Ingenieur fehlte ihm mehr als nur das entsprechende Studium—tja, was blieb da noch? Seine anderen Fähigkeiten, nämlich die, die seine Familie ihm beigebracht hatte? Schutzgeldeintreibung, Drogengeschäfte, manipuliertes Glücksspiel, Erpressung, jegliche Art von Lug und Trug...

Heiratsschwindel! Das würde ich mühelos hinbekommen!

"Ich, ähm, glaub ich versuch's mal an der königlichen Akademie. Vielleicht brauchen die jemanden in der Bibliothek zum... Bücherabstauben."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 31.10.2014, 12:56:49
Schuld!? Darüber hatte sich Rillfarsell noch keine großen Gedanken gemacht, schließlich lag es in seiner Natur sich für fröhliche und lebensbejaende Dinge zu interessieren. Und auch wenn der blaue Botenvogel es als Verursacher des gestrigen Massakers bezeichnet hatte, so sah das Feenwesen dies doch etwas anders. Vielleicht stimmte es und eine Entität in Rillfarsell hatte die Tiere und magischen Bestien angehalten, über die Feiernden herzufallen. Aber das machte eben auch dieses Wesen zum Schuldigen. Rillfarsell hatte es versucht dem Botenvogel klar zu machen; es selbst lehnte Gewalt größtenteils ab. Und Rache war für es auch einer der unnötigsten Gründe, mit Gewalt zu reagieren. Und warum hatte ihm der Mann überhaupt ein Getränk mit einer Substanz versetzt gegeben, wenn nicht um dieses Dunkle in ihm zu wecken.
Diese grüblerischen Gedanken passten immer weniger zu dem sonst so sorgenfreien Leben des Feenwesens. Und sie führten in Richtungen die ihm noch viel weniger zusagten. Denn wenn der dunkle Mann und der Botenvogel für die dunkle Entität arbeiteten, mußte es dann nicht auch den Hinweis auf den Musiklehrer in einem anderen Licht betrachten. Wieso sollte es diesem helfen? Würde dies nicht eher die Macht der Dämonen stärken?
Rillfarsell hatte während der Überlegungen nur mit halben Ohr zugehört, wurde jetzt aber wieder aufmerksamer.
"Arbeit? Vielleicht hätte ich da etwas.
Mir wurde gesagt, es gibt hier einen Musiklehrer, der Hilfe braucht. Ich war gerade auf dem Weg zu ihm, als ich auf euch gestossen bin. Man müßte mal schauen, ob das nicht auch eine Aufgabe für drei wäre."

Auch wenn in seinem Kopf noch immer Reste von dunklen Gedanken waren, klang die Stimme des Feenwesens fröhlich. Wohl auch weil ein weiter Schluck aus seinem Becher langsam Wirkung zeigte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 31.10.2014, 13:22:08
Während des Gesprächs fiel Harrys Blick auf die junge Kriegerin. Sie war hübsch, allerdings hatte Harry im Moment ganz andere Dinge im Kopf. Plötzlich aber... fiel sie ihm auf. Und er spürte das Begehren in sich aufsteigen, so heftig, dass sein Blut anfing zu pulsieren...

Die Frau hingegen schenkte ihm keine Beachtung, und sprach noch einmal mit dem Wirt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 31.10.2014, 18:02:44
Als Harry sich seines Zustandes bewusst wurde, stand sein Mund bereits eine ganze Weile lang offen, sein Hals war deshalb schon ganz trocken, und er rang um Atem. Zum ersten Mal seit Berlin war ihm warm. Und obwohl er inzwischen bemerkt hatte, was er tat, folgte sein Blick noch immer sklavisch ihren Bewegungen. Er schaffte es nicht ums Verrecken, ihn loszureißen. Oder den Mund zuzuklappen. Alles, was er tun konnte, war näher an den Tisch zu rutschen, damit seine Gefährten nicht auf die Idee kamen, ihm eine kalte Dusche zu empfehlen.

Ernsthaft, Lasciel? Das ist dein Typ? Eine Frau, die jemanden wie mich mit einem Haps zum Frühstück verspeist?

"Mercy of God", entfuhr es ihm von ganz tief aus der Kehle, und er schloss die Augen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 31.10.2014, 19:14:45
Mit einem Mal unterbrach die Kriegerin ihr Gespräch, und wandte sich dem Tisch mit den vier schicksalsverbundenen Gefährten zu. Ihre Locken, die ihr bis unter die Schulterblätter reichten, schwangen dabei sanft über das Metall ihrer Rüstung. Und auch, wenn der Panzer an ihre weiblichen Formen angepasst war, war Harry doch froh, dass er ansonsten keine Bewegungen sehen konnte.

Dann stand sie vor dem Tisch, die gepanzerten Hände in die Hüften gestemmt. Sie war nicht groß, etwa so groß wie Henry, und doch wirkte sie beeindruckend, wie sie in ihrer glänzenden Rüstung da stand.

"Gibt es irgendein Problem? Irgendetwas, was du mir sagen willst?"

Ihre Stimme war glockenhell, und trotzdem fest. In Harrys Heimat hätte man vermutlich gesagt, sie habe die Stimme eines Engels.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 31.10.2014, 19:51:15
Du hast die Stimme eines Engels, doch deine Lippen verheißen Sünde. Der Plattenpanzer steht dir besser als Marilyn Monroe das Negligé. Oh, könnt ich doch heut nacht in den Fluten deiner rabenschwarzen Locken ertrinken!

"Problem, nein, ganz und gar nicht", krächzte Harry, und beugte sich dabei noch ein wenig weiter über seinen leeren Teller. "Und sagen wollen tu ich erst recht nichts. Verzeiht, es ist nur so... mein Kamerad Henry hier hat gerade Eure... Rüstung bewundert, er versteht da mehr von als ich, und, ähm, ich hab bloß versucht zu erkennen, was er damit meint, herausragende Schmiedekunst... Henry?"[1] Hilfesuchend wandte Harry sich an den Kameraden.
 1. Bluff = 21, ggf. abzgl. Malus wg. Lasciels Lustanfall
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 01.11.2014, 10:28:15
Hübsche Ding. musste Jurij denken, als die Frau bemerkte. Doch bei ihm waren das eindeutig seine eigenen Gedanken, schließlich war er ja ein Mann. Da sie sich aber eher für Harry interessierte, und er gerade etwas Besseres vor hatte, als zu flirten,  entfernte er sich vom Tisch. Er war schon neugierig, was die Frau da angeschlagen hatte. Vielleicht war es wirklich eine Aufgabe für die drei, ähnlich wie die von der kleinen Fee. Vor dem Zettel stehend, las er diesen leise.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 01.11.2014, 10:39:48
Jurij erkannte auf dem Zettel als erstes zwei Wappen, die unterhalb des Textes standen: Das Stadtwappen von Terendol - ein geflügelter Löwe über einem Fluss -, und ein zweites Wappen, dem er aber bisher noch nicht begegnet war. Es zeigte einen mehrfach unterbrochenen Kreis, an dessen Rändern, innen wie außen, weitere geometrische Symbole, Kreise, Rechtecke und anderes, anhefteten. Der Text sagte folgendes:

Zitat
Belohnung!

Die Stadt Terendol sowie die Gemeinschaft der städtischen Tempel schreibt eine Belohnung aus von bis zu fünf Goldstücken für jeden hilfreichen Hinweis, der zur Ergreifung des sogenannten "Tempelschänders" führt.

Hinweise nehmen alle Gerichtswachen und die Vorsteher der Tempel entgegen.

Bitte versuchen Sie nicht, selbst den "Tempelschänder" zu überführen, da er als extrem gefährlich und brutal gilt.

Halten Sie die Augen auf! Helfen Sie mit, das schändliche Treiben des "Tempelschänders" zu beenden!
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 01.11.2014, 11:08:13

Schade, es war nur ein Hilfegesuch wegen des Tempelschänders. Kurz fragte er sich, ob das abgesprochen war, aber es war ja nicht seine Aufgabe so etwas zu hinterfragen. So ließ er den Gedanken fallen und wendete sich um. Zum Abschied hob er die Hand und meinte „Also bis heute Abend und verbrennt euch nicht die Finger mit der Tempelkriegerin und ihren Kollegen.“ Dann wendete er sich zur Tür um und verließ das Wirtshaus.

Ob dies nur ein Zufall war, dass gerade hier Anhänger der Tempel sich trafen wusste Jurij nicht, aber befürchtete ja, dass er in ein riesiges Fettnäpfchen getreten war, als er sein Biologiewissen offenbarte. Wenn der Inspektor seiner priesterlichen Kollegin davon erzählt hatte, so nahm er an, dass sie ihn wahrscheinlich für einen Verdächtigen halten würde. Aber genau das würde er ja in kürze erfahren. Wenn Harry wirklich die Wahrheit gesagt hatte und die Priesterin einen Dämon oder weiß der Teufel was in ihm fand, dann würde er wohl die Nacht in einer Zelle verbringen. Das dann aber nicht wegen seiner angeblichen Verbindung zu den Wölfen, sondern als Verdächtiger ihm Fall der Tempelmorde. Ihm schauderte bei dem Gedanken auch dafür verantwortlich sein zu können.

Aber trotz dieser Befürchtung ging er nicht gerade langsam in Richtung des Hautgebäudes der Gerichtswache. Mit etwas Glück waren Ferrigan  und Mis Ithera noch da.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 01.11.2014, 21:00:10
Der Weg zur Wache war ja nicht allzu weit, und so stand Jurij bald schon wieder vor den Eingangstoren des Gebäudes. Die Wachen erkannten ihn und ließen ihn ohne Probleme hinein. Zügig lief er über die Treppen und durch die Gänge, bis Ferrigans Büro nur noch wenige Meter vor ihm lag. In dem Moment ging die Tür auf, und die Priesterin, die Jurij suchte, trat hinaus auf den Gang.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 01.11.2014, 21:20:28
In dem Moment wo Jurij die Priesterin sah, blieb ihm förmlich das Herz stehen. Jedes für und wieder schallte durch seinen Kopf, gepaart mit Aufregung, Angst, Machtlosigkeit und auch Ärger. „Mis Ithera.“ entfuhr ihm in einem harten Tonfall. Er wollte die Wahrheit wissen und selbst wenn es bedeutete, dass er am Ende in Ketten landen würde. Schnell überwand er die letzten Schritte, bevor er sich leicht verbeugte und ruhiger weiter sprach. „Mis Ithera, entschuldigt das ich euch belästige, aber auf ein dringendes Wort. Es wäre auch gut wenn Inspektor Ferrigan dabei wäre. Habt ihr Zeit? Ich bitte euch es ist sehr dringend.“ Bittend blickte Jurij die so überfallende Frau an. Hoffentlich willigte sie darauf ein und hoffentlich hatte es auch gleich Ferrigan mitbekommen. Laut genug hatte er ja gerade gesprochen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 08:25:36
Die Priesterin sah Jurij einen Moment irritiert an. Die Tür noch in der Hand, sah sie zurück in den Raum, dann wieder zu Jurij. "In Ordnung, aber ich habe nicht viel Zeit. Und übrigens, mein Vorname ist Elenya, nicht "Miss"."[1]

Sie hielt Jurij die Tür auf, und wartete, bis er den Raum betreten hatte. Dann schloss sie die Tür hinter sich. Inspektor Ferrigan stand neben seinem Schreibtisch, in der Hand eines der Notizbücher, das die Gerichtswachen verwendeten. Er sah erst davon auf, als Frau Ithera die Tür schloss. "Hallo, schon wieder. Was gibt es denn so dringliches?"
 1. Da "Miss" eine Anrede aus dem Englischen ist, ist es absolut verständlich, dass Jurij sie verwendet, aber auf Kurun kann mit dem Wort niemand was anfangen.  :wink:
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 02.11.2014, 11:29:55
Die Zeit bis die Tür geschlossen wurde, brauchte Jurij um zu verstehen was sie meinte. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er ein Wort verwendet hatte, was es in dieser Sprache nicht gab. Mit dem Blick zur Priesterin erklärte er kurz „Selbstverständlich, das Miss ist ein Wort aus meiner Heimat. Es bedeutet so viel wie Fräulein.“ Dann blickte er zu Ferrigan und holte tief Luft. „Es geht um Boldons Fall. Wenn er Recht hat, werden wir ab heute Abend ein Problem haben. Ein Leben könnte in Gefahr sein und darum bin ich hier. Er meinte Fräulein Elenya Ithera könnte dabei helfen den einzigen Fraglichen Punkt zu klären den es gibt.“ Der blick des jungen Mannes ging von Ferrigan Priesterin. „Frau Ithera, es geht darum, dass ich oder eine Person die so aussieht wie ich Straftaten begangen hat, wie beispielsweise Entführung. Nur schwöre ich nichts damit zu tun zu haben oder besser gesagt mich an nichts dergleichen zu erinnern. Hier kommt ihr ins Spiel. Es gibt die Vermutungen dass ich wirklich nichts damit zu tun habe, das ich verzaubert, besessen, geistig krank bin oder einfach lüge. Um der Wahrheit willen und um mein und das Leben anderer, bitte ich euch untersucht mich. Tut alles was in eurer Macht steht um die Wahrheit herauszubekommen. Bitte. Und wenn ihr etwas über mich wissen müsst, ich erzähle es euch.“
Jurij merkte wie seine Hände feucht wurde, so aufgeregt war er. Hoffentlich willigte die Priesterin ein. Das der Inspektor wahrscheinlich von diesem Verdacht wusste, war ihm egal. Die wenigen Augenblicke, welche er mit ihm zutun hatte, hatte er zumindest immer freundlich getan. Jetzt jedoch drängte Jurij darauf, die Wahrheit zu erfahren. Harry, Boldon und die anderen mussten sich einfach irren. Das wenn sie recht hatten, wollte er sich nicht ausmalen. 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 11:55:03
Ferrigans Blick verdüsterte sich, als Jurij sprach. Er legte das Notizbuch zur Seite und sah zur Priesterin. "Wenn es Boldons Fall ist, mische ich mich nicht ein. Die Entscheidung liegt bei euch. Unsere Zusammenarbeit betrifft den Tempelschänder-Fall. Alles, was ihr darüber hinaus tut, ist eure Angelegenheit."

Die Priesterin sah Ferrigan einen Moment nachdenklich an, dann wanderte ihr Blick zu Jurij. Sie betrachtete ihn eindringlich. Dann nickte sie. "In Ordnung. Aber nicht hier, wir gehen in meine Privaträume im Tempel. Für so etwas brauche ich Zurückgezogenheit und... nun ja, mein eigenes Reich."

Sie wandte sich noch einmal Ferrigan zu. "Wir sehen uns dann heute Abend im Portal. Unterrichtet Tai'Lor bitte über die letzten Ergebnisse." Ferrigan nickte. "Bis heute Abend."

Damit ging Ithera zur Tür, und hinaus auf den Gang. Kurz wandte sie sich Jurij zu. "Kommt ihr?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 02.11.2014, 12:30:02
„Tai´Lor.“ wiederholte Jurij dem Namen. Er hatte ihn schon einmal gehört. Kaum war er dabei der Priesterin zu folgen, wendete er sich wieder um. Harry hatte den Namen erwähnt. „Gerade eben wurde ich zu einem Gespräch mit einem Tai´Lor geladen. Es war von zwei entfernten Bekannten und soll auch heute Abend im Protal sein.“ Nach diesen Worten blinzelte er verwirrt. Was hatte das nur alles zu bedeuten? Verwirrt blickte zwischen Ferrigan und der Priesterin hin und her.
„Aber ja, das klärt sich dann wohl heute Abend? Erst einmal die andere Sache, nicht war?“ Zögerlich nahm er die Bewegung wieder auf, um der Priesterin zu folgen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 12:51:58
"Tai'Lor ist mein Assistent", erklärte Ferrigan, "und wir sind heute Abend im Portal, um Unterstützung im Tempelschänder-Fall zu suchen und die Priesterschaft aufzuklären." Er zuckte mit den Schultern. "Aber nach dem Termin hat er frei. Was Tai'Lor in seiner Freizeit macht, ist ihm überlassen."

Ithera sah noch einmal von Ferrigan zu Jurij, und nickte dann auch. "Ja, es wird sich heute Abend klären." Dann lief sie voraus.

Ohne weitere Worte führte die Priesterin Jurij bis auf die Straße; erst dort sprach sie wieder mit ihm. "Da ich nicht weiß, woher ihr stammt - ich bin eine Priesterin Sarenraes, falls das noch nicht klar ist. Der Tempel ist nicht allzu weit entfernt. Dort werden wir schon herausfinden, was mit euch los ist."

Und dann führte sie Jurij erneut durch die Straßen. Was Jurij auffiel, war ihr fast schwebender Gang; durch die fließenden Gewänder, die bis auf den Boden reichten, wurde der Eindruck noch verstärkt. Schließlich standen sie vor einem Grundstück, das Jurij wie ein Park vorkam: Große, alte Laubbäume auf einer von Wildblumen durchzogenen Wiese ragten vor ihm auf. Verschiedene kleine Gebäude, die eher Pavillons ähnelten, standen im Schutz der Bäume. Das Grundstück wurde lediglich durch einen hüfthohen, weißen Holzzaun begrenzt.

Ithera deutete auf einen der Pavillons am Rande des Grundstücks. "Dort wohne ich", erklärte sie.[1]
 1. Der Tempel ist auf der Karte unter "E" verzeichnet
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 02.11.2014, 14:23:47
Als Henry die junge Frau in der Plattenrüstung sah, war er wie verzaubert. Sie war schön und stark. Henry hatte bisher nur sehnsuchtsvolle Geschichten von solchen Frauen gehört, damals in langen Nächten in Kehjistan. Flüsternd hatten angetrunkene Schiffsjungen von nomadischen Frauenbünden gesprochen, die unter dem dichten Blätterdach der südlichen Landen dem Bösen widerstanden. 'Strahlend wie die Sonne und edel wie Elfenbein, aber nicht zu zähmen, wie der Südwind', hatten sie gesagt. Jetzt,wo Henry diese Frau sah, hatte er eine Ahnung, was sie gemeint hatten.

Henry zwang sich, sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. "Seid gegrüßt. Mein Name lautet Henry und ich bin neu hier in der Stadt. Wir fragten uns, wer Ihr sein möget und was für eine Bekanntmachung Ihr angeschlagen habt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 15:19:37
Die Kriegerin wandte sich Henry zu. Sie stellte sich sogar so hin, dass sie halb mit dem Rücken zu Harry stand. Ihre Hände legte sie nun verschränkt vor den Brustkorb. "Dass ihr euch für meinen Namen interessiert, glaube ich sogar. Euer Freund aber scheint eher andere Interessen zu haben." Ihre Stimme war scharf, als sie über Harry sprach. Henry jedoch, der sie direkt ansehen konnte, sah ein leichtes Lächeln, das ihren Mund umspielte, und sie zwinkerte Henry zu. "Aria Sturmfels ist mein Name. Und ich muss sagen, dass mir eine solch unverfrorenes Verhalten noch nie untergekommen ist. Ein solches Benehmen hat Konsequenzen!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 02.11.2014, 17:26:12
Henry wurde etwas nervös. Das Gespräch hatte mit einer gewissen Schwierigkeit begonnen und dann war sich Henry auch nicht recht sicher, ob die Dame drohte oder kokettierte. "Er ist etwas ungeschickt, aber ein guter Mensch und mein Freund.", antwortete Henry schlicht. "Wir haben uns vor mehr als drei Jahren unter etwas anderen Umständen kennengelernt und seitdem eine Menge durchgemacht. Wir haben einige Risiken auf uns genommen, um hier her zu gelangen. Allerdings haben wir bisher noch kein Auskommen. Habt Ihr nicht vielleicht zufällig ein Gesuch angeschlagen?", fragte Henry. Man erzählte sich, dass sich Amazonen die rechte Brust abschnitten, um besser mit dem Bogen umgehen zu können. Henry regisitrierte, dass diese Frau anscheinend noch über beide Brüste verfügte. Zumindest soweit man dies vom Plattenpanzer her absehen konnte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 02.11.2014, 19:30:13
Ihr folgend hatte Jurij überlegt ob im der Glaube an Sarenraes schon zu Ohren gekommen war.[1] Seine Unwissenheit über die hiesigen Religionen war ihm tatsächlich etwas peinlich. Aber das an was er glaubte eher ein Lebensweg als eine Religion war, dachte er es würde schon passen. Dies teilte er ihr auch mit. Das er an keine bestimmte Gottheit glaubte sondern an einen philosophischen Weg bei dem der Ausübende versucht eine hohe geistige Reife zu erlangen. Dabei wird das Leben bejat und versucht sich von Verlangen, wie der Geldgier oder dem Neid zu befreien.

Am Tempel oder besser gesagt Tempelgarten angekommen, ließ er den Blick schweifen. Es war ein sehr schöner Garten. Eine gute Mischung aus Wildheit und Gestaltung. Schon etwas anders als so mancher Garten in den Gärten der Königin. Sein Blick wanderte von den alten Bäumen zu dem Haus, welches die Priesterin ihr Heim nannte. „Werdet ihr mich dort untersuchen?“ Sorge klang in seiner Stimme mit. „Ich hoffe wir werden nicht allein sein und das ich bei Bewusstsein sein werde. Die seltsamen Dinge sollen nämlich immer dann auftreten, wenn ich schlafe. Ihr versteht?“ Es wollte nicht über seine Lippen aber er einfach Angst davor, dass Harry nicht übertrieben hatte. Er hatte Angst, dass etwas schlimmes passieren würde, aber genau das wollte er nicht.
 1. Religionswissen 20
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 19:55:28
Die Kriegerin seufzte leicht. "Der eine gibt sich wie ein frühreifer Junge, der andere hat so viel wie Humor wie ein Asmodeus-Priester." Sie wandte sich nun auch wieder Harry zu, der so ebenfalls ihr verschmitztes Lächeln sehen konnte. "Aber ich will mal nicht so sein. Zumal hier jemand", sie sah zu Henry, "ganz schön übermüdet zu sein scheint. Wenn du es schaffst, deine Säfte unter Kontrolle zu halten," ihr Blick fiel wieder auf Harry, "und ihr mir ein ordentliches Getränk spendiert, dann ist die Sache vergeben und vergessen. Und dann können wir auch gern übers Geschäftliche reden."

Dann fiel ihr Blick auf Rillfarsell. "Hallo auch an euch", begrüßte sie die Fee freundlich.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 02.11.2014, 20:46:49
Henry runzelte die Stirn. Diese Frau war sehr schön, aber ihr Selbstbewusstsein grenzte an Hochmut. Henry schloss daraus, dass sie sich noch nie richtig in Gefahr befunden hatte - oder ein Mal zu oft. "Gib Acht, Aria, wessen Namen Du anrufst. Das Buch Tobit berichtet von der jungen Frau Sarah. Diese hatte nacheinander sieben Männer geheiratet, doch ein Dämon desselben Namens tötete jeden einzelnen, noch ehe sie 'bei ihr eingehen' konnten[1]. So etwas will man nicht... heraufbeschwören.", sagte Henry.
 1. Tob 3,8
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 02.11.2014, 20:56:57
Harry hatte dem kurzen Gespräch der beiden nur mit halbem Ohr gelauscht, so abgelenkt war er von den filmreifen Verführungsszenen, die sich in seinem Kopf abspielten und in denen, aus nicht ganz verständlichem Grund, Leder eine große Bedeutung spielte. Und Handschellen. Und Eis.

Handschellen? Ach hör mir bloß damit auf. Das ist gar nicht witzig!

Und so bekam Harry nur den einen Satz mit, den die Kriegerin in seine Richtung gesprochen hatte.

"Ein Getränk spendieren, ja glaubt Ihr's, das wollt ich sowieso, werte Dame!" sagte Harry, doch Aria Sturmfels hatte sich bereits wieder Henry zugewandt. "In Ordnung, ich hol dann einfach mal 'ne Runde Bier. Rillfarsell, wollt Ihr noch was?"

Er stand auf, schlug seinen Mantel zu, nahm noch die Bestellung des Feenwesens auf, und floh zur Bar.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 21:02:49
Dem flüchtenden Harry schenkte Aria nur einen kurzen Blick, dann sah sie wieder zu Henry. Sie schüttelte den Kopf. "Glaub mir, Henry, mit Asmodeus oder irgendeinem der anderen dunklen Götter will ich noch weniger zu tun haben als mit der Kretze. Nur ist dies ein glaubensfreies Land, und der Tempel des Asmodeus nicht weit von hier. Und dort vorn", sie nickte leicht in Richtung eines der anderen Tische, "sitzen sogar einige seiner Anhänger. Kranke Köpfe, wenn ihr mich fragt. Aber nicht gegen das Gesetz."

Ungefragt nahm sie an dem Tisch Platz, dort, wo zuvor Jurij gesessen hatte. "Ich persönlich diene gar keiner Gottheit, sondern einem göttlichen Prinzip. Es nennt sich Arish Tre - die Dreiheit aus Gerechtigkeit, Gnade und Nächstenliebe." Sie sah Henry neugierig an. "Aber du scheinst auch religiös zu sein. Welchem Gott hängst du an?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 21:37:29
Die Priesterin führte Jurij zu einem kleinen, nicht verschlossenen Tor, und führte ihn hindurch auf das Gelände. "Ja, dort führen wir die Untersuchung durch. Und in der Tat ist es mir lieber, das erst einmal alleine zu machen. Vertraut mir, ich bin nicht ganz unbedarft in solchen Dingen. Und ich werde Schutzvorkehrungen treffen."

Sie führte Jurij zu dem Pavillon, einem kleinen steinernen Gebäude von rund drei Metern Durchmesser, komplett in weiß gestrichen und auf etwa einem Meter Höhe mit verschiedenen Malereien - vermutlich religiösen Darstellungen - verziert. Ithera öffnete die Tür, und bat Jurij in einen Raum, in dem nicht viel mehr stand als ein Bett, zwei Stühle um einen kleinen Teetisch, und ein Regal mit Büchern, zwei kleinen Skulpturen, einigen Fläschchen und Schatullen.

Sie lächelte Jurij aufmunternd an. "Willkommen in meinem Zuhause. Setzt euch bitte an den Tisch, dann beginne ich mit den Vorbereitungen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 02.11.2014, 22:28:05
Henry nickte. "Ich habe bisher in keinem Land gelebt, in welchem man offen einen bösen Kultus ausüben dürfte. Hier ist das anders. Das muss wohl damit zu tun haben, dass dieser Demokrat hier herrscht. Ist das der Preis der Freiheit? Wahrscheinlich. Ich verstehe davon nichts.", sagte er und schüttelte den Kopf. Er nahm einen Schluck Bier, aus Verlegenheit, denn er mied es unter normalen Umständen, von seinem Glauben zu sprechen. Die Menschen dieser Welt schienen zwar niemanden für seinen Glauben zu verfolgen, aber es schien Henry auch so, dass niemand den Glauben wirklich ernst nahm. Glauben schien eine Frage der Ästhetik oder der Ethik zu sein, aber nichts, was jemanden unbedingt anging.

"Ich bin nicht nur religiös.", antwortete Henry schließlich leise. "Ich habe mein Leben ganz und gar meinem Gott gewidmet. Durch ihn lebe ich, leide ich und werde wieder auferstehen. Alles empfange ich aus seiner Hand. Es ist ein Gott, der keinen Namen hat und den man hier nicht kennt. Wenn Du willst, erzähle ich Dir ein andermal von ihm."

Henry blickte auf und sah Harry mit einigen Bieren näher kommen. "Nun, aber zunächst, wollte ich Dich noch etwas anderes fragen. Als Du hier hereinkamst, dachte ich, Du seist eine Ritterin, oder so etwas. Woher kommst Du und wer ist Dein Dienstherr?", fragte er wieder in normaler Lautstärke und nahm seinem Freund einige Biere ab und verteilte sie. Aria war die erste, der er eines hinstellte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 22:40:59
Als Henry von seinem Glauben erzählte, erschien ein Lächeln in Arias Gesicht, und ihre Augen glänzten. "Gern. Ich würde gerne mehr von deinem Gott und deinem Glauben erfahren." Sie sah zu Harry, als dieser die Getränke brachte[1], dann wieder zu Henry. "Ihr müsst wahrlich von weit her kommen, wenn euch die Glaubensfreiheit unbekannt ist. Das ist nicht nur in Maelicci normal, sondern in den meisten Ländern, zumindest soweit mein Wissen reicht."

Auf Henrys Frage schüttelte sie den Kopf. "Ich komme aus Terendol. Hier geboren und aufgewachsen. Mein Dienstherr? Ich diene Arish Tre - dies ist mein Leben, mein Herz und meine Seele. Kein weltlich Herr und Gesetz kann sich darüber stellen. Ich bin die Hohe Klerikerin des einzigen Schreins von Arish Tre in dieser Stadt. Leider ist mein Glaube wenig verbreitet. Die Wunder der bekannten Götter sind... sagen wir, offensichtlicher. Und die meisten Leute richten ihren sogenannten Glauben nach recht pragmatischen Prinzipien aus."

Sie griff nach ihrem Krug, den Henry ihr hingestellt hatte. Doch anstatt sofort daraus zu trinken, hielt sie ihn in die Mitte des Tisches, und sah von Henry zu Harry und Rillfarsell.
 1. Bitte Standard-Preis für Bier abstreichen
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 02.11.2014, 22:46:00
„Ich danke euch.“ antwortete Jurij ruhig und folgte ihren Worten. Er setzte sich auf einen der Stühle, jedoch nicht ohne auch hier die Atmosphäre in sich auf zu nehmen. Dieser Tempel gefiel dem jungen Mann außerordentlich. Irgendwie erinnerte ihn die Anlage an seine Heimatstadt. An eine der Parkanlagen mit kleinen Gebäuden und Sitzgelegenheit. Gut, es standen hier weniger Bäume aber denn noch. Auch diese friedvolle Ruhe weckte Erinnerungen. „Ihr habt ein sehr schönes Heim.“ begann er einfach zu reden, während sie die Vorbereitungen traf. „In meiner Heimat gibt es viele verschiedene Arten von Gärten, so wie hier auch, und es gibt auch Gärten die mit religiösen Anlagen verbunden sind. In so einer Anlage habe ich einst als Jugendlicher einige Monate verbracht. Es war ein einfaches Leben mit harten Zeitplan. Vor dem ersten Sonnenstrahl aufstehen, meditieren, das Kloster reinigen und im Garten helfen.“ fast schon wehmütig hörte er sich an. „Tag ein Tag aus immer das Selbst und alles war wie in einem großen Ritus um sich selbst zu finden.“ Langsam senkte er den Blick, welcher bis jetzt die Bewegungen der Priesterin verfolgt hatte. Seine Hände waren feucht und würden sie nicht in sich verschränkt sein, würden sie zittern. Auch wenn er ruhig sprach, raste sein Geist vor Aufregung. Innerlich suchte er eine andere Lösung. Eine der Logik rein ohne Magie oder übersinnliche Wesen. Dabei schwirrte ihm das Bild von Rillfasell vor den Augen herum. Hier in dieser Welt gab es offensichtlich etwas was es auf der Erde nicht gab. Magie und all ihre Wesen. Warum akzeptierte er es nicht. Er hatte heute schon öfter gesagt sie seien jetzt hier aber für sich selber hatte er es noch nicht akzeptiert. „Doch nun sitze ich hier bei euch, in diesem Land und habe Angst davor, dass ihr etwas findet während ein anderer Teil die Wahrheit sehen will. Die Wahrheit, welche mir verschlossen bleibt.“ Jurij blickte wieder zur Priesterin. „Bitte entschuldigt meine Plapperei. In bin nun ruhig.“ Verlegen lächelte er und senkte wieder den Blick. Bald würde es losgehen und egal ob er daran glaubte oder nicht, sie tat es. Sie vertraute ihrer Kraft und das akzeptierte Jurij ohne zu hinterfragen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.11.2014, 23:08:04
Die Priesterin hörte Jurij in aller Ruhe zu. Sie schloss die Tür, nahm dann zuerst eine, dann eine andere Schatulle aus dem Schrank, und kreiste das gesamte Zimmer mit zwei verschiedenen Pulvern ein. Aus einer weiteren Schatulle holte sie zwei fast zwanzig Zentimeter lange, tiefgrüne schmale Blätter hervor, und legte sie vor Jurij auf den Tisch. Dazu murmelte sie etwas in einer Sprache, die Jurij nicht kannte.

"Sprecht ruhig", erklärte sie, "ich höre gern zu. Und vielleicht erfahre ich dabei Dinge, die mir in dieser Angelegenheit nützlich sind."

Schließlich nahm sie ein Fläschchen aus dem Regal, benetzte damit immer wieder ihre Finger, und verteilte das Wasser - oder was auch immer es war - tröpfchenweise im Raum. Auch Jurij trafen einige dieser Tropfen.

"Allerdings habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass die Suche nach dem Selbst nur der erste Schritt sein kann. Das Selbst loszulassen, das ist es, worauf es ankommt."

Sie stellte die Flasche zurück in das Regal, und kam mit einer weiteren, gefüllt mit einer bläulichen Flüssigkeit zurück. Sie stellte die Flasche direkt vor Jurij auf den Tisch, ließ den Korken jedoch noch stecken.

"Diese entfernten Bekannten, von denen ihr gesprochen habt, haben die auch etwas mit alledem hier zu tun?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 03.11.2014, 00:59:28
Harry stieß einen neidischen Seufzer aus. "Wie machst du das nur, Henry? In jeder Stadt marschierst du einfach bloß rein und lernst sofort neue Freunde kennen, während ich überall dumm auffalle. Ist's die Kleidung, sag's mir ehrlich! Hatte Auntie Trish recht? 'Jetzt zieh dich ordentlich an!' hat sie mir stets gepredigt. 'So schlampig, wie du rumläufst, ist's kein Wunder, dass ein jeder dich zurück in die Gosse tritt, aus der du kommst. So wie man sich kleidet, so wird man halt behandelt!' Obwohl, ich glaub ja, es sind die Augen. Wenn ich auch so schöne braune Augen hätte wie du und so seelenvoll schauen könnt..."

Er hob ebenfalls seinen Krug und hielt ihn in die Mitte.[1] "Harry Webster mein Name. Freut mich, Euch kennenzulernen. Bitte entschuldigt mein Benehmen. Die letzten drei Monate waren nervenaufreibend, die letzten drei Wochen aber haben mich schier den Verstand gekostet. Wenn davon doch noch etwas übrig ist, verdanke ich es allein diesem rothaarigen Herrn hier. Auf Dein Wohl, Bruderherz! Und Eures, werte Aria!"
 1. 16cp für vier Bier abgestrichen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 03.11.2014, 07:48:54
Aria lächelte nun auch Harry zu. "Sprechen wir nicht mehr drüber. Außer vielleicht, wenn ich dich mal damit aufziehen will." Dann stieß sie ebenfalls an. "Auf zufällige Freundschaften", ergänzte sie Harrys Trinkspruch.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 03.11.2014, 11:24:28
Für einen Augenblick schloss Jurij seine Augen. Die Antwort war ein deutliches ja aber in wie weit würde sie ihm glauben, wenn er die ganze Geschichte erzählen würde. Bis jetzt hatte er sie nur einem weiter als nötig geöffnet und von seiner Vergangenheit erzählt, aber sie hatte das Recht einiges mehr zu erfahren. Schließlich nützte es bei einer Krankheit auch nicht, nur die Symptome zu behandeln ohne zu wissen wie der Körper erkrankte.
„Ja haben sie.“ antwortete er also. Die darauf folgende Pause zeigte eindeutig, dass es ihm schwer viel darüber zu sprechen, dass er die richtigen Worte suchte. „In meiner Heimat, vor ich glaube mehr als zwei Jahren, habe ich die beiden zum ersten Mal getroffen. Es waren vielleicht zwei Stunden aber danach war mein Leben ganz anders. Sie erzählten mir von etwas, was in meiner Heimat nicht normal ist.“ Jurij schloss die Augen. Er wagte nicht aufzublicken, besonders nicht bei dem Punkt der nun kam. „Etwas was mir am Ende unseres Treffens auch passierte. Ich bekam extreme Kopfschmerzen und Muskelkrämpfe. Als ich wieder zu mir kam, war ich nicht mehr in meiner Heimat. Ich war so weit entfernt, dass ich nicht so einfach wieder zurück laufen, fahren, reiten oder fliegen könnte. Beamen, translokiert oder teleportiert würde ich dazu sagen. Dieser Zustand ist dann noch ein paar Mal eingetroffen und ich wachte immer wieder an anderen Orten auf. Nur einmal war ich recht nahe an meiner Heimat. Die ganze Zeit habe ich ihnen die Schuld dafür gegeben aber nun, nun da ich sie hier wieder getroffen habe, zweifle ich. Denn sie sagen sie seien auch Opfer dieses Phänomens und wüssten nur, dass sie nun angekommen waren.“ er biss sich leicht in die Unterlippe. „Wobei nur ist untertrieben. Sie haben eine Vermutung, nur will ich diese nicht wahr haben. Auch wenn mehr und mehr darauf hinweist. Boldon, der absolut nichts mit dieser Sache zu tun hat, hatte etwas ähnliches gesagt.“ In einer Pause wischte sich Jurij über die Augen. Ein seltsames Gefühl umfing ihn. „Und darum bin ich hier. Darum habe ich euch gebeten. Zu schauen was mit mir los ist. Ob ich normal bin, verrückt, verzaubert oder besessen. Boldon kann sich alles vorstellen und meine Bekannten glauben eher an die letzten beiden Sachen.“
Vorsichtig blickte Jurij auf. Irgendwie erwartete er, dass die Priesterin ihn nun auslachte. Die Sache mit der anderen Welt hatte er ja umschifft aber schon allein der Gedanke an Teleportation war ja verrückt genug.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 03.11.2014, 11:50:53
Ithera hatte sich inzwischen auf den anderen Stuhl gesetzt, und hörte Jurij aufmerksam zu. Keinesfalls lachte sie; vielmehr schien sie seine Worte sehr ernst zu nehmen. "Ich habe den Eindruck, dass euch Magie fremd und vielleicht sogar suspekt ist. Sie ist in eurer Heimat nicht sehr verbreitet, oder?"

Ohne auf eine Antwort zu warten, sprach sie weiter. "Teleportation, Besessenheit, Verzauberungen... all dies sind für jemanden, der sich mit Magie auskennt, naheliegende Dinge. Einige erfordern mehr Macht, andere sind schon Adepten in geringem Maße möglich. Wer die entsprechende Macht besitzt, kann sogar Tore zwischen den Welten öffnen. Und damit meine ich nicht nur Welten wie diese, sondern Dimensionsportale, die bis in die Fernen Reiche gehen, die Anderswelt, jene Dimensionen, in welche die Seelen nach dem Tode reisen." Die Priesterin ließ ihre Worte einen Moment wirken, bevor sie weitersprach, gab Jurij die Möglichkeit, zu verarbeiten, was sie gerade gesagt hatte. "In diesen Reichen aber leben nicht nur die Seelen vormals Sterblicher, sondern vielfältige Wesenheiten. Am bekanntesten sind wohl jene, die man Engel und Dämonen nennt. Wer eine Brücke zwischen den Dimensionen schlagen kann, der kann einen solchen Dämon oder Engel in diese Welt bringen - in Geistgestalt, oder sogar körperlich. Doch nicht nur Sterbliche beherrschen solche Kräfte. Auch Dämonen selbst, besonders die mächtigeren unter ihnen, können solche Dinge bewirken. Deshalb ist es durchaus möglich, dass ein Dämon seine Heimstatt verlassen hat, um in eurer Heimat in euch zu fahren."

Sie legte ihre Hände auf Jurijs, und sah ihm dabei fest in die Augen. "Wir werden feststellen, ob dem so ist. Aber in einem Punkt kann ich euch beruhigen. Wenn eine Wesenheit in euch gefahren ist, dann ist ihre Macht begrenzt. Ansonsten würdet ihr keine klaren Momente erleben, dann wäre euer Geist gänzlich eingesperrt in eurem Körper, der nichts als eine Marionette für die Wesenheit wäre."

Die Priesterin ließ Jurijs Hände langsam los, und deutete auf die Blätter, die vor ihm lagen. "Kaut auf der Spitze der Blätter. Zuerst von einem, dann von dem anderen. Schluckt den Saft herunter, obwohl er sehr bitter ist. Ihr müsst den Geschmack aushalten, auch wenn es euch vielleicht würgt. Kaut auf jedem Blatt etwa eine halbe Minute, danach wartet noch eine weitere Minute, dann nehmt ihr den Korken aus der Flasche und trinkt das Getränk in einem Zug." Sie verzog ihr Gesicht zu einem mitleidigen Lächeln. "Leider schmeckt es auch nicht besser. Statt eines bitteren Geschmacks erwartet euch ein leicht fauliger. Das ist nicht sehr angenehm, aber es ist nur der Geschmack eines Pilzes, der euch in keiner Weise schadet. Sekunden später werdet ihr in einen meditativen Zustand geraten - ihr bleibt bei Bewusstsein, aber wenn dort etwas in euch ist, dann wird es hervorkommen und sich mir zeigen. Allerdings ist es gut möglich, dass ihr euch im Nachhinein trotzdem an Nichts erinnert. Das muss nicht so sein, kann aber passieren."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 03.11.2014, 15:46:08
Wäre Jurij zuhause, dann würde er jetzt lachen. Sie verrückt nennen. Er glaubte kaum schon so viel Respekt jemanden entgegen bringen zu können wie sie ihm gerade. Doch riss er sich zusammen. Schließlich war er nicht zuhause. Noch dazu hatte er diese angesprochene Macht am eigenen Leib miterlebt. Die Idee, dass etwas von hier in seine Welt eingedrungen war gefiel ihm auch nicht wirklich. Es hatte eine gewisse Logik, die er nicht einfach wiederlegen konnte. Wenn Magie, egal was damit genauer gemeint wurde, dazu in der Lage war, wäre es eine Erklärung und noch dazu ein Weg wieder zurück. Das nachdem er in Geschichtsbüchern gesucht hatte.

„Ihr habt recht mit der Magie in meiner Heimat. Darum fällt es mir wohl auch so schwer Magie zu verstehen. Aber ihr habt mir gerade einen Weg nach Hause offenbart. Wenn die Magie dazu in der Lage ist, warum nicht.“ Sein Blick haftete an den Blättern die er essen sollte. „Ich hoffe aber, dass sich alle mit der Besessenheit irren. Werden die Kräuter meinen Körper lähmen oder setzt ihr gerade auf mein waches Bewusstsein?“ Als Jurij die Frage gestellt hatte, nahm er das erste Blatt in die Hand und blickte zu ihr. Seine Angst hatte sie nicht genommen aber ihm dafür etwas Verständnis geschenkt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.11.2014, 08:08:36
Die Priesterin lächelte. "Ihr seid klug. Sowohl als auch. Die Blätter lähmen euren Körper vom Kopf abwärts, bis auf die lebenswichtigen Funktionen. Ihr könnt atmen, sprechen, euch umschauen - aber sonst nichts. Und sollte da etwas in euch sein... kann es ebenfalls nichts anderes tun. Zudem werdet ihr, wie gesagt, nicht völlig das Bewusstsein verlieren. Der Zustand, in den ihr gelangt, ist ein Wachzustand, der aber die tief verborgenen Dinge in euch hervorholt. Und genau an diesem verborgenen Ort versteckt sich, was auch immer in euch ist - falls dort etwas ist."

Sie sah zu dem Blatt in Jurijs Hand, dann zu ihm. "Keine Angst. Für euch mag so etwas schwer vorstellbar sein, aber ich mache das tatsächlich nicht zum ersten Mal." Sie lächelte wieder, diesmal beruhigend. "Während ihr kaut, erzählt mir von euren 'entfernten Bekannten'. Je mehr ich über die Hintergründe weiß, desto besser kann ich reagieren."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 04.11.2014, 12:46:59
Leicht lächelte Jurij auf. Ithera schien es wirklich nicht zum ersten Mal gemacht zu haben. Wie sie ihm aufgetragen hatte, begann er auf der ersten Blattspitze zu kauen. Es schmeckte wirklich bitter. So sehr, dass er sich konzentrieren musste, das Blatt nicht einfach aus zu spucken. So hatte er in den ersten Momenten keine Gelegenheit etwas zu erzählen. Sein Geist verglich derweil auch noch den Geschmack mit Dingen die ihm bekannt vorkamen. Er fand auch einiges in seinem Gedächtnis was bitter war aber nicht so bitter wie dieses Blatt.
Schnell war die Zeit um, welche er auf dem ersten Blatt kauen sollte, und das zweite war nicht wirklich besser. Doch ging es schon einfacher und er fand Augenblicke zum Sprechen. „Widerliches Zeug. Der eine sieht aus wie ein Ritter. Mit Rüstung und Sonnenschild.“ Immer wieder unterbrach er in seine Worte um weiter an der Blattspitze zu kauen. „Der zweite trägt einen alten Mantel und weiten Hut. Von der Kleidung war er mir weitaus mehr vertraut als der erste.“ Schnell war aber auch die Zeit um und sie einen längeren Moment hatten. „Beide sprechen die Sprache eines Nachtbarlandes meiner Heimat, wobei der Ritter einen schwierigen alten Dialekt spricht. Auch sie scheinen aus ihrer Heimat gerissen worden zu sein und haben seltsame Dinge erlebt. Der eine, Harry, hat Unmengen an Liebesbriefen bekommen, von Frauen an welche er sich nicht erinnern konnte. Als er merkte das etwas Nachts nicht stimmte, hat er sich des Nachts ans Bett gefesselt. Mit einem Ergebnis was er nicht erwartet hatte. Denn er fand sich von da an am Tage ans Bett gefesselt und konnte sich nicht mehr befreien. Andeutungen von ihm wurden dann vom Anderen, Henry, definiert. Scheinbar schreckt das was Nachts ihre Körper kontrolliert nicht einmal vor Gewalt und auch Mord zurück.“ Er senkte den Blick. „Etwas was zu dem Passt was mein Hintergrund ist.“ Dann nahm er die Flasche in die Hand. Rasch öffnete er sie und roch daran. Er weitete die Augen und drückte seinen Daumen auf die Öffnung. Es roch auch nicht wirklich angenehm. Irgendwie wie Wasser welches einmal durch eine Kläranlage gejagt werden sollte. „Ich hoffe ich schmecke das nicht noch Wochen. Aber noch eines zu guter Letzt. Eine drittes Wesen, eine Fee, hat sich den beiden angeschlossen und berichtet von ähnlichen Dingen. Bei ihr kann ich sagen, sie stammt weder aus meiner Heimat und sie ist die erste Fee welche ich jemals außerhalb von Kinderbüchern gesehen habe.“ Dann holte Jurij tief Luft und trank das Zeug in einem Zug aus. Er hatte kaum Zeit die Flasche wieder richtig auf den Tisch zu stellen, als ihm ein Würgereflex umfing. Unter tränenden Augen und mit beiden Händen vor dem Mund, versuchte er sich daran zu hindern den hochgewürgten Teil des Gesöffs nicht wieder auszuspucken. Der Geschmack von Magensaft ließ es nicht gerade besser schmecken. Nach einem zähen Ringen, welches ihm mehr als nur eine angewiderte Gänsehaut über den Körper jagen ließ, schluckte er das Zeug erneut. Schnaufend, mit herausgestreckter Zunge, saß er auf den Hocker. Schon bald müsste sich die Wirkung einstellen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.11.2014, 14:10:29
Die Priesterin hörte Jurij weiterhin aufmerksam zu. Ob ihr mitleidiger Blick sich auf seine Geschichte, oder auf den Verzehr der widerwärtigen Ingredienzen bezog, war schwer zu sagen. Schließlich aber hatte Jurij es hinter sich - auch wenn die Mischung der beiden Geschmäcker noch in seinem Mund verblieb, was erneut einen Würgereiz in ihm hervorrief.

Dann, ganz plötzlich, fühlte sich Jurij entspannt. Zum ersten Mal seit langer Zeit kehrte Ruhe in seinen Geist ein. Sein Blick wurde wie von einem Nebel überlagert, weiß und verschwommen. Irgendwo in seinem Geist begriff er, dass dies nichts weiter als Tränen waren, während sein Blick sich nach oben auf die weiße Decke gerichtet hatte. An dem Gefühl des Nebels aber änderte es nichts.

Er war einfach nur hier, jetzt, in diesem Augenblick. Keine Probleme, keine Sorgen. Seine Gedanken gingen zurück, in die Vergangenheit. Japan. Das Kloster. Berlin. Sein Studium, das so unendlich weit weg schien. Wie sorglos sein Leben zu dieser Zeit doch war. In diesem Augenblick war das Gefühl zum Greifen nahe. Wie ein Schiff auf sanfter See glitt er weiter zurück in seinen Gedanken, die Zeit im Internat, schließlich seine Kindheit. Seine Eltern.

Seine Großmutter. Sie war für ihn da gewesen, ja. Aber wo waren seine Eltern gewesen? Arbeit, Karriere... aber sie hatten sich doch für ihn entschieden! Sie hatten ihn gewollt! Und dann hatten sie keine Zeit für ihn gehabt. Er hatte seine Auswege gefunden. Hatte Ersatz gefunden. Hatte sich gefügt und mit Verständnis reagiert, als er alt genug dazu war. Aber nein, jetzt, in diesem Moment, wollte er kein Verständnis haben!

Sie hatten ihn gewollt, nicht umgekehrt! Sie waren seine Eltern! Sie trugen die Verantwortung für ihn! Sie hätten da sein müssen.

Die Einsamkeit seiner Kindheit, lange vergessen, stieg in ihm auf. Seine Eltern hatten ihm das, was für ihn lebensnotwendig gewesen war, nicht gegeben.

Er hatte trotzdem überlebt, durch Ersatz, durch Flucht. Aber nicht durch das, was ihm eigentlich zugestanden hätte. Nicht durch das, was ihre gottverdammte Pflicht gewesen wäre!!

Wut stieg in ihm auf, Verzweiflung, und Trotz. Er würde sich holen, was ihm zustand. Was er zum Leben brauchte, zum Wachsen, zum Reifen. Die Welt, nein, das ganze götterverdammte Multiversum war es ihm schuldig!

Jurij spürte ein Licht in seinem Inneren, es füllte ihn aus, begann dort, wo das Basalchakra sein sollte, und ging hoch bis zu seinem Herzen. Es strahlte, für ihn, um ihm endlich zu geben, was ihm zustand! Er spürte, wie es seine Arme ausstreckte, zuerst nur wenige, dann immer mehr, Hunderte, um die Welt in Besitz zu nehmen, die Welt, die ihm zustand...

Dann, plötzlich, sah er wieder das Gesicht der Priesterin vor sich. "Das hättest du nicht tun sollen", hörte er seine eigene Stimme sagen.

Dann wurde ihm Schwarz vor Augen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.11.2014, 14:13:08
Als Jurij wieder aufwachte, sah er erneut nur Weiß. Er lag auf einem Bett, so viel wurde ihm bewusst, und sein Kopf dröhnte. Dafür war der Rest seines Körpers entspannt. Er spürte ein Kribbeln in seinen Armen und Beinen, so, als wären sie eingeschlafen und gerade erst wieder aufgewacht.

Vorsichtig bewegte er seinen Kopf zur Seite. Neben ihm, auf einem der Stühle, den sie ans Bett herangerückt hatte, saß die Priesterin. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück.

"Wie geht es euch?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 04.11.2014, 18:32:18
Ihre Stimme hörte sich für Jurij wie aus weiter Ferne an. Er konnte gerade nicht viel machen, als sie anzustarren. So als würde er sie gar nicht erkennen. Seine Arme gehorchten ihm noch nicht und sein Verstand war gerade damit beschäftig die Erinnerungen, welche auf ihn einprasselten, zu sortieren. Bei diesem Sortieren konnte er seinem Verstand förmlich zuhören, so langsam geschah dies.

Die ersten Erinnerungen trieben ihm die Tränen zurück in die Augen. Es waren die Gefühle der Einsamkeit und des Verlassen seins. Langsam drehte er den Kopf zurück und schloss die Augen. Seine Tränen liefen ihm über die Wangen während mehr und mehr zurückkam. Die Gefühle übermannten ihn förmlich und selbst wenn er es gewollt hätte, wäre es ihm nicht gelungen seine Tränen zu stoppen. „Warum? Warum? Warum wart ihr nicht da?“ fragte er mitschwacher Stimme in seiner Heimatsprache. Die Bilder seiner Eltern flackerten vor seinem geistigen Auge. Es waren die selben Bilder welche er im Rausch gesehen hatte. Bilder wie sie ihn alleine ließen. Wie sie immer wieder fort gingen um das Leben anderer zu retten. Selbst als seine geliebte Großmutter gestorben war. Nie hatte er geahnt wie tief sie ihn damit verletzt hatten. Als braver Junge hatte er darüber hinweggesehen. Es gab ja so viel anderes was es zutun gab, seine Freunde und all die Sachen die er gemacht hatte um nicht allein zu sein. „Nie konnte ich es euch recht machen. Es ging euch immer nur um das Prestige. Als Kind war ich nichts weiter als ein Einrichtungsgegenstand“ Die bitteren Beigeschmäcke von Trotz, Wut und Verachtung mischten sich in seine Gefühle. Dass sich dabei seine Hände in das Lacken krallten, merkte er nicht einmal. „Als ich mich von eurem Weg abgewendet habe, nicht einmal das hat geholfen. Nie wart ihr stolz auf euren Sohn. Nicht als ich Schüler der ersten Stufe wurde, nicht als ich ins Kloster ging und auch nicht als ich mich dann doch für ein Studium entschieden habe. TAH Es war nur gut das ich etwas studiere. Für euer drei Mal verdammtes Prestige.“ Die letzten Worte brachte er unter zusammen gebissenen Zähnen hervor. Er hatte wieder die Augen geöffnet, doch hatte er sie zusammen gekniffen und die letzten Tränen hingen noch in ihnen fest. Es gab aber auch nicht viel mehr zu sehen als das weiß der Decke. Jeder Muskel über welchen er wieder Herr was, hatte sich angespannt. Dann, von einem Moment auf den anderen, löste sich seine Anspannung. Er lag ruhig im Bett da während die Erinnerung an die Wut und die unzähligen Hände klarer wurden. „Ist es das was ich will? Die Welt?“ fragte er sich selbst voller Skepsis und legte den Kopf zur Seite.

Wieder sah er die Priesterin, nur erkannte er sie dieses Mal. „Was hättest du nicht tun sollen?“ Seine letzten Worte waren ihm wieder eingefallen, doch er verstand sie nicht. Sie musste es wissen. Wissen was war, denn an mehr als an seine Gefühle seine Trauer, seine Wut und sein Verlangen konnte er sich nicht erinnern. Das er auch die letzten Worte in seiner Muttersprache gesprochen hatte, war ihm nicht bewusst.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.11.2014, 19:05:31
Die Priesterin legte ihm ihre Hand auf die Schulter. "Ihr seid noch durcheinander. Ihr sprecht in eurer Muttersprache, leider verstehe ich euch so nicht. Aber was immer ihr gesagt und empfunden habt, versucht zu trennen zwischen dem, was eure Gefühle sind, und was die Gefühle des... Anderen."

Sie sah ihm mit ernstem Blick in die Augen. "Denn ja, eure Vermutung hat sich bestätigt. Es wohnt ein Dämon in eurem Körper."

Mit einem Mal schmeckte Jurij wieder den fauligen Geschmack des Getränks, das er eingenommen hatte. Es war nicht so intensiv wie beim ersten Mal, aber doch deutlich genug, damit ihm schlecht wurde.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 04.11.2014, 20:26:58
Er hatte kaum Zeit zu reagieren. Mit dem Geschmack und dem Gefühl des schlecht seins, kam die Übelkeit wieder. Im nächsten Moment lag er auch auf seinem eigenen Arm. Mit dem anderen stützte er sich ab um nicht aus dem Bett zu fallen, während sein Magen sich vom widerlichen Zeug befreite. Dass er auf dem Bauch lag und nun wieder das Gesöff schmecken musste, verschlimmerten das Ganze sogar noch. Jurij konnte nicht aufhören bevor nicht der größte Teil draußen war. Schnaufend, mit rotem Kopf, blickte er angewidert auf die Flüssigkeit, welche er ausgespuckt hatte.
Dann entsann er sich ihrer letzten Worte. Schwerfällig drehte er sich zurück auf den Rücken und blickte sie an. Sein Mund schmeckte wieder nach dem Zeug und sein Kopf brummte nicht nur sondern war auch heiß. „Es tut mir leid. Was habt ihr gesagt?“ fragte er sie. „Ein Dämon?“ Sein Hals kratzte und er musste sich überwinden seine Spucke zu schlucken. „Warum? Was ist passiert? Ich habe nur Gefühle erlebt und Bilder aus meiner Vergangenheit gesehen? Was hättest du nicht tun sollen?“ Ja er war noch verwirrt. Seine Gefühle ordnen zwischen denen die seine Wahren und denen die dem ihm nicht gehörten. Wie sollte er das? Doch zu aller erst wollte er wissen wie sie darauf kam das ein Dämon in ihm wohnte. Was hatte er nicht mitbekommen. Selbst jetzt noch gab es etwas in ihm, was die Wahrheit nicht wahr haben wollte. Es fehlte aber nicht mehr viel, um auch diesen letzten Zweifel zu zerschlagen. Denn er glaubte ihr, dass sie aufrichtig gegenüber ihm war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.11.2014, 21:10:47
Die Priesterin wich leicht zurück, als sich Jurij übergab, blieb aber in seiner Nähe. "Mach dir keine Gedanken. Das gehört leider dazu."

Als er dann seine Frage stellte, nickte sie. "Du erinnerst dich. Diese Worte, diese Drohung. Deine Stimme hat sie gesprochen. Aber hast du sie gesprochen? Hast du mir gedroht?"

Sie ließ ihre Worte ein wenig wirken, bevor sie weiter sprach. "Ich weiß nicht, was du gesehen und gefühlt hast, Jurij. Aber ich bin sicher, es waren Gefühle dabei, die nicht zu dir passten. Vielleicht waren sie dir nicht ganz fremd, das mag sein, aber in ihrer Ausprägung passten sie nicht zu dir. Gefühle von Wut, Verlangen nach Macht, Gier, etwas in der Art."

Vorsichtig rückte sie ihren Stuhl etwas zur Seite, um ihn dann wieder näher an Jurij heran zu rücken. "Ich habe mit ihm gesprochen, Jurij, mit dem düsteren Begleiter in dir. Er hat sich mir offenbart. Er ist eindeutig ein Dämon, und sein Name ist Obayifo."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.11.2014, 08:11:04
Da war wieder der Name. Jurij begann über seine erlebten Gefühle nachzudenken, doch es viel ihm schwer. Sein Kopf dröhnte noch zu stark und die Schmerzen lenkten ihn immer wieder ab. Einzig das Gefühl nach Macht, von der Welt das zu fordern was er nie bekommen hatte, verstörte ihn so sehr, dass er es nicht zu seinen eigenen zählen wollte. „Ich.“ langsam setzte er sich auf. Er wollte nicht mehr liegen, aber mehr als das ließen seine Muskeln noch nicht zu. Sie kribbelten wie von Nadeln gestochen. „Ich kann mich kaum konzentrieren. Mein Kopf schmerzt und es wäre zu leicht alles Negative einem anderen zuzuschieben. Doch ich glaube nie das verlangen gespürt zu haben die Welt mein eigen zu nennen, mir von ihr das zu nehmen, was ich nie bekommen habe.“ Langsam hob er seine Hände zu den Schläfen und begann die Stelle zu massieren. „Obayifo, mh? Was sagt er, was will er überhaupt.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 05.11.2014, 11:19:00
Ithera lächelte. "Der Kopfschmerz wird bald besser, ebenso wie Geschmack und Übelkeit. Bleib hier und ruh dich bis heute Abend aus. Aber schlaf nicht ein!"

Auf seine Frage schüttelte sie den Kopf. "Das hat er nicht verraten. Aber einige Dinge kann ich dir trotzdem erzählen. Allerdings glaube ich nicht, dass sie dir gefallen werden." Sie atmete tief ein und wieder aus. "Die Wesenheit in dir ist machtvoller als ich dachte. Und sie ist klug, außerordentlich klug sogar. Du musst sehr, sehr vorsichtig sein. Dazu kommt, dass sie nicht allein ist. Du hast mir ja von deinen Bekannten erzählt. Was auch immer hier geschieht, aber die Dämonen sind zumindest keine Feinde, und es ist möglich, dass sie einander unterstützen."

Sie stand nun von ihrem Stuhl auf, und ging zu dem Tisch, wo sie sich auf den anderen Stuhl setzte. "Schaffst du es, wie auch immer, dich von Obayifo zu befreien, dann bist du aus der Sicht der anderen Dämonen ein gefährlicher Mitwisser. Womöglich jemand, der beseitigt werden muss. Im Augenblick ist Obayifos Präsenz in dir das, was dein eigenes Überleben sichert. Dazu kommt, selbst wenn du Obayifo aus deinem Körper vertreiben würdest, würde er sich einfach einen neuen Wirt suchen. Du musst selbst entscheiden, ob dich das interessiert. Meine Aufgabe ist nicht, dich zu richten. Deshalb werde ich auch weder Boldon noch Ferrigan von heute berichten. Es ist an dir, zu entscheiden, was du preisgibst."

Auf dem Tisch stand eine kleine Porzellantasse, die Jurij erst jetzt bemerkte. Ithera nahm sie in die Hand und trank daraus. "Noch etwas, Jurij. Wo auch immer deine Heimat sein mag, der Dämon hat dich nicht nur in weit entfernte Länder gebracht - er hat selbst die Grenzen der Zeit überwunden. Würdest du Obayifo loswerden, und einen magischen Weg zurück in deine Heimat finden, du würdest sie vielleicht nicht wiedererkennen. Es muss nicht sein, aber es ist möglich, dass du Jahre, Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende weit von dem entfernt ankommen würdest, was du als deine Gegenwart kanntest. In der Vergangenheit, oder auch in der Zukunft. Und so mächtig sterbliche Magier auch sein mögen, ich bezweifle, dass du jemanden finden wirst, der die Zeit überwinden kann. Es ist durchaus möglich, dass Obayifo selbst deine einzige Chance ist, nicht nur an den Ort, sondern auch in die Zeit zurückzukehren, die du deine Heimat nennst."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.11.2014, 13:36:53
Ja das gefiel ihm gar nicht. Der Hoffnungsschimmer war damit wieder fast zu Nichte gemacht. Fast, denn es gab ja scheinbar doch einen Weg zurück. Den, den er gekommen war. Versunken in Gedanken darüber und über das was passiert war, saß er eine Weile da und starrte auf seine Beine.

„Das ist alles schlecht.“ sagte er schließlich. Jurij rutschte auf dem Bett herum, so dass er sich mit dem Rücken an die Wand lehnen konnte und denn noch die Priesterin im Blick hatte. Seine Stimme war nun wieder etwas kräftiger und auch die Schmerzen in den Muskeln hatten nachgelassen. Es fehlte nur noch der Kopf. „Schlecht, wirklich übel. Es heißt noch einiges mehr, denke ich. Wie ja durch Harry gesehen, mögen diese … diese Dämonen es nicht wenn man sich ihnen wiedersetzt. Das mit dem nicht schlafen gehen ist also nicht nur eine Empfehlung. Wenn ich das jetzt machen würde, wer weiß was Obayifo anstellen würde. Mich vielleicht ebenso fesseln wie Harry? Das wäre das mindeste aber mir fallen da noch schrecklichere Dinge ein. Beispielsweise mich bestrafen, indem er die Verletzt oder tötet die mir nahe stehen. Denn wenn ich so zurückblicke, dann hatte alles Ungeklärte immer mit Gewalt oder einer Ausübung von Macht zu tun. Jetzt habe ich ihn in seinem Machtkreis gestört, etwas was ich vorher nie gemacht habe und vielleicht will er ja dann zeigen, welcher von uns beiden mehr Einfluss hat. Dummer weise wird er das wohl sein, da ich nichts von seinen nächtlichen Bewegungen weiß aber er möglicherweise von meinen täglichen.“ kurz senkte Jurij den Blick und überlegte scharf. „Ja ich denke er weiß es. Als ich Boldon getroffen habe, habe ich Wut in mir aufsteigen gefühlt. Das ist aber nicht alles. Leider denke ich, dass auch du Ithera von nun an auf seiner Liste stehst. Schließlich könnte auch das Wissen um seine bloße Existenz als Gefahr für ihn angesehen werden. Daher bin ich mir gerade auch unschlüssig, in wieweit ich den Inspektor und Boldon einweihen kann. Die beiden könnten dann auch zu einer Gefahr werden.“ entschuldigend blickte er die Priesterin an. „Es tut mir leid. Doch habt vielen Dank, dass ihr mir geholfen habt die Wahrheit zu erkennen.“ Er atmete tief ein und legte seinen Kopf an die Wand. Mit der Zunge leckte er sich über die Lippen, bis wieder ein Schwall von Übelkeit in ihm hochstieg. Dieses Mal konnte er den Brechreiß aber unterdrücken. Es gab ja auch nicht mehr viel in seinem Magen. „Wenn schon dann hau ich jetzt mal richtig zu.“ Nach diesen Worten blickte Jurij wieder zur Priesterin. „Meine Heimat heißt Deutschland und sie liegt auf einer Welt namens Terra. Bis jetzt wurde ich immer als verrückt abgestempelt aber ihr habt euch sowas sicher schon gedacht. Nun gut, Magie ist mir zumindest auf meiner Welt nicht begegnet. Aber wir haben viele Religionen, Glaubensansätze, Mythen und Märchen. Dort kommen beispielsweise Feen, Elfen, Zwerge, Orks ebenso vor wie Engel, Teufel und Dämonen. Ich krame Mal in meinem Wissen und nach dem was wir über Dämonen und böse Geister wissen. Also, ich erinnere mich, dass es einige Riten gibt, um einen Tempel von bösen Geistern zu reinigen. Mit Feuer oder Salzwasser ging das glaube ich. Auch gab es Möglichkeiten die Orte vom Einfluss der böser Geister und auch Dämonen frei zu halten. Leider weiß ich nicht mehr genau wie das ging. In der Geschichte jedoch wurden einige Hauptstädte verschiedener Länder an bestimmte Richtlinien angepasst, damit eben keine bösen Geister Einfluss hatten. Ah ja, einige wichtige Gebäude wurden auch über heiligen, energiereichen Punkten errichtet, Gebäude wie Tempel. Es gab auch Steine, Seen und Bäume wo gesagt wurde, in ihnen sei ein Geist oder gar ein Dämon eingeschlossen. Diese Orte und Gegenstände haben meist Siegel oder heilige Symbole.“ Eine Pause nutzte er um zum Punkt zu kommen. „Was auf Terra gemacht wurde, muss hier nicht wirken. Daher die Frage gibt es auch so etwas ähnliches auch hier? Etwas was den Dämon nicht frei meinen Körper nutzen lässt oder was vielleicht unsere Karten auf das selbe Level bringt? Damit ich mich mehr erinnere was er in der Nacht treibt. Das es heute Nacht eine riesige Schelte für die bloßen Gedanken daran geben würde. Darüber war sich Jurij im klaren und wenn dies passierte, war es der letzte dumme Beweis für die Existenz dieses Wesen, was hier Dämon genannt wurde. Wobei er mit den Gedanken an Harrys Erzählungen über seine Fesselaktion kaum mehr daran zweifelte das eine zweite Persönlichkeit in ihm steckte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 05.11.2014, 14:11:52
"Wenn wir schon beim Du sind", begann die Priesterin, "dann nenn mich Elenya." Sie lächelte Jurij an, ging dann zur Tür und öffnete sie. "Aber erst einmal wollen wir hier etwas sauber machen."

Sie legte ihre Hände vor ihrer Brust zusammen, senkte den Kopf und schloss die Augen. Mit einem Mal begann etwas zwischen ihren Händen zu leuchten, ein sanftes, weißes Licht. Eine Sekunde später verschwand es. Doch dann geschah etwas, mit dem Jurij nicht gerechnet hatte. Direkt vor seinem Bett machte es Platsch!, und eine aus dem Nichts erschienene Wassermenge spülte seine Hinterlassenschaften aus dem Gebäude - zielgerichtet auf die Tür zu, obwohl es keinerlei Gefälle oder ähnliches gab. All das geschah in wenigen Sekunden. Elenya schloss die Tür, und der Raum war wieder sauber.

"Magie kann auch in den kleinen Dingen im Alltag sehr nützlich sein", lächelte sie Jurij an. "Aber zurück zum Thema."

Sie setzte sich wieder an den Tisch, und trank erneut aus ihrer Tasse. "Mach dir um mich keine Gedanken. Ich weiß mit solchen Wesenheiten umzugehen und weiß auch, wie ich mich schützen kann. Allerdings hast du Recht, was andere Personen angeht. Wüssten sie von all dem, wären sie womöglich in Gefahr." Sie legte ihren Kopf leicht zur Seite, und sah Jurij ernst an. "Du musst für dich entscheiden, was du tun willst, Jurij. Den Dämon bekämpfen? Dann musst du mit Gegenwehr rechnen. Das könnte schlimm werden, andererseits: Er braucht dich auch. Er braucht deine Persönlichkeit am Tage, damit er normal unter den Bürgern der Stadt agieren kann. Aufmerksamkeit ist nichts, was ihm gefällt. Aber du hast auch noch eine andere Wahl. Wie ich schon sagte, es ist nicht an mir, dich zu richten. Du triffst deine Entscheidungen, für dich allein. Du hast auch die Möglichkeit, ihn gewähren zu lassen. Was immer seine Ziele sind, du kannst ihn sie verfolgen lassen. Vielleicht kannst du sogar eine Art Handel mit ihm eingehen: Du lässt ihn gewähren, und er bringt dich anschließend heim." Sie stellte die Tasse zur Seite, und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Eine Option, die dir sicherlich nicht zusagt, aber du bist in einer Situation, in der du alles abwägen solltest."

Als Jurij von seiner Heimatwelt erzählte, hob Elenya zwar ihre Augenbrauen, sagte aber ansonsten nichts weiter. "Nun, ein Dämon, der mächtig genug ist, von sich aus in die Welten der Sterblichen einzudringen, sollte auch mächtig genug sein, zwischen diesen Welten zu wandern. Insofern bin ich nicht wirklich überrascht. Allerdings bin ich keine Expertin, was fremde Welten angeht, so leid es mir tut. Ich kann dir nur aus dieser Welt berichten. Und hier ist Magie durchaus alltäglich, wobei man unterscheidet zwischen arkaner und göttlicher Magie: Den Kräften der Zauberer und Magier und jenen der Priester und Kleriker, die ihre Macht direkt von einer göttlichen Wesenheit oder einer göttlichen Kraft im weitesten Sinne beziehen."

"Willst du deine eigene Macht stärken, empfehle ich dir, fange nicht bei Null an. Setze bei dem an, was du bereits gelernt hast. Etwas, was dir entspricht. Und sei es, dass du lernst, arkane oder spirituelle Kräfte in Gesang oder Kampf einfließen zu lassen. Ich habe auch solche Dinge durchaus schon gesehen. Krieger, die mit Hilfe dieser Kräfte Dinge getan haben, die scheinbar den Gesetzen der Natur widersprachen. Doch die Magie ist ein Teil der Natur, und kann sie entsprechend beeinflussen."

"Aber rechne nicht damit, dass du es gleich mit deinem Begleiter aufnehmen kannst. Du wirst dich damit abfinden müssen, dass er zumindest eine Zeit lang am längeren Hebel sitzt. Wenn du etwas gegen ihn unternehmen willst, und bedenke, dass das nur ein möglicher Weg ist, dann stelle sicher, dass du auch wirklich in der Position dazu bist und das Ganze nicht nach hinten losgeht. Das jedenfalls ist mein Rat an dich."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.11.2014, 21:25:22
So gut es ging hatte sich Jurij vorgebäugt um dieses Wunder von Magie zu beobachten. Immer noch erstaunt blickte er sich im Raum um. Bis jetzt hatte er ja angenommen, dass das kleine Ritual was sie mit ihm durchgeführt hatte, Magie war. Dies war ihm verständlich, denn sie nutzte im Grunde das Gift der Pflanzen und des Pilzes aber das nun. Bei so etwas hatte er an ein technisches Wunder gedacht aber er sah im Raum keine Projektoren oder sonstigen Gerätschaften. Hatte sie das Wasser gerade wirklich aus der Luft hervor gezaubert? Rein technisch war es ja möglich und so könnte er es wohl auch sofort erklären aber da war wieder der Punkt. Sie hatte keine Technik benutzt. Ja, das war Zauberei.

Sein erstauntes Gesicht verfinsterte sich jedoch schnell, als sie von seinen Wahlmöglichkeiten sprach. Ja jetzt auf einmal durfte er wählen. Jetzt wo er sich dem Dämon immer gewahrer wurde. Vorher nicht. Er knirschte mit den Zähnen. Die Entscheidung seine Heimat wohlmöglich aufzugeben oder mit dem Dämon gemeinsame Sache machen, nein so auf die schnelle war er noch nicht dazu bereit sie zu treffen.

Dann kam auch schon das nächste Thema. Es gab also unterschiedliche Formen der Magie, das war interessant. Auch wenn er das Warum sich nicht wirklich ausmalen konnte. Diese Frage verkniff er sich jedoch, denn Elenya brachte einen neuen Punkt ein. Seine Macht stärken. Konnte er denn Magie wirken? War es einfach zu erlernen? Nicht von null anfangen? Er musste über ihren ganzen Rat nachdenken. Was konnte er denn schon. „Nicht von null auf anfangen wird scher Elenya. Ich denke mit meinem Wissen über die Gestaltung und bau von Gärten würde er nur lachen.“ Er selbst lächelte bei diesen Worten leicht. „Aber was kann ich sonst noch? Vielleicht das warum ich zur Gerichtswache bin und auch noch angenommen wurde. Ich kann mich Verteidigen. Eine Kunst des Kampfes von Terra habe ich gelernt. Wenn ich daran denke was die alten Meister alles können, kommt es nahe an dem was du gerade meintest mit dem Krieger. Ein Meister, so um die siebzig Jahre alt, hat einmal gezeigt, dass er mit vier Angreifern gleichzeitig fertig werden kann. Ich würde auch sagen, selbst wenn es Orks wären würde er sie fertig machen, denn Kraft und Gewicht spielen keine Rolle.“ Er hielt seinen linken Arm vor und zog mit dem rechten Zeigefinger eine Linie von der Schulter bis zum Handgelenk. „Viel mehr ist es Wissen über die Position von Druckpunkten. Auf dieser Linie liegen beispielsweise schon fünf Druckpunkte von denen zwei den Arm unbrauchbar machen könnten. Jedenfalls für eine gewisse Zeit, bis sich der Punkt wieder erholt hat. Die Ursache für das Wirken der Punkte basiert auf der Theorie, dass in einem Körper Energien fließen und das Drücken dieser Punkte den Energiefluss stört oder wieder bereinigt. Das Wissen um diese Punkte, verschiedene Hebel und Wurftechniken das habe ich gelernt. Aber auch wie der Geist und der Körper gestärkt wird. Das wäre doch ein Ansatzpunkt oder?“ Jurij rutschte nach vorne und stellte die Füße auf den Boden. Langsam ging es wieder. Einen Moment wartete er auf die Antwort der Priesterin bevor er weiter sprach. „Sag bitte, gibt es so etwas auch hier? Eine Lehre von den Lebenslinien, Druckpunkten oder ähnliches. Alleine kann ich versuchen mich in den körperlichen Techniken weiter zu entwickeln. Ein buch oder jemand der mir erzählt wie es hier ist, kann mir aber dabei sehr behilflich sein. Der geistige Teil ist schon etwas schwerer. Ein Teil der Übungen ist das philosophieren über Fragen. Das soll dem Geist neue Wege eröffnen aber ohne Mentor oder Partner wird es schwer.“

Kurz schloss er die Augen. „Was den Dämon angeht. Ja die Entscheidung ist weitreichender als es den Anschein hat. Ich weiß jetzt nicht ob ich meine Heimat aufgeben kann, was meine wahren Gefühle sind, das wird Zeit brauchen. Aber eines kann ich sagen, es wiederstrebt meinen innersten Selbst das er mit meinen Händen anderen Leid zufügt und auch tötet.“ Sein Blick wanderte von der Priesterin zu seinen Händen. Er wollte sich nicht ausmalen, was Obayifo schon alles gemacht hatte. Der sterbende Mann am Morgen und seine Erinnerungen an die Welten auf denen er war, reichten ihm vollkommen aus.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 05.11.2014, 22:30:34
Elenya nickte Jurij zu, als er von seiner Kampfkunst sprach. "Das könnte in der Tat ein Ansatz sein. Leider kenne ich mich selbst nicht besonders mit solchen Dingen aus. Mir als Priesterin fällt hier am ehesten die Gottheit Irori ein, die für Selbstvervollkommnung, Wissen, Heilung und innere Stärke steht. Vielleicht kannst du dort im Tempel Unterstützung finden. Andererseits... weiß ich nicht, ob du dich nicht lieber von Tempeln fern halten solltest. Der Dämon in dir ist gut versteckt, doch gerade die mächtigeren Priester könnten mitbekommen, dass etwas nicht stimmt."

"Was ich dir aber sagen kann, dass du jemanden finden solltest, der dir vermittelt, mit magischen Energien umzugehen. Denn alles, worüber du bis jetzt sprichst, sind Dinge, die auch ohne Magie zu erreichen sind. Sie mögen beeindruckend sein, folgen aber den nichtmagischen Gesetzen der Natur. Ich aber habe schon Krieger gesehen, die ihre Körper so mit magischer Energie aufgeladen haben, dass sie hunderte Meter über Wasser rennen konnten. Das ist mit rein physischen Tricks nicht zu erreichen. Die Magie könnte dein Weg sein, die Fähigkeiten der großen Meister, von denen du sprichst, in weitaus kürzerer Zeit zu erlangen, als sie dafür benötigt haben. Und, vielleicht sogar, sie zu übertreffen."

"Was deine Entscheidung angeht: Triff sie, wenn du soweit bist. Nicht früher und nicht später. Es ist dein Leben, deine Zukunft, um die es geht, und niemand außer dir kann sagen, was für dich richtig ist."

Sie stand auf. "Leider muss ich mich nun langsam verabschieden. Wie ich schon bei Ferrigan sagte, meine Zeit ist knapp, und ich werde bereits erwartet. Allerdings..." Sie zögerte. Sie sah Jurij einige Sekunden lang in die Augen, dann seufzte sie leise. "Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich es dir sagen sollte. Aber ich finde, du solltest es wissen."

"Ich kann nur über deinen Begleiter sprechen, Jurij, und es mag bei deinen Bekannten anders sein. Aber Obayifo hat dich gewählt, weil es Gefühle in dir gibt, die zu ihm passen. Etwas in dir hat ihn willkommen geheißen. Du sprachst davon, dass du Bilder aus der Vergangenheit gesehen hast. Ich nehme an, du hast etwas gesehen, das dich sehr verletzt hat. Dieses Gefühl war für Obayifo der Ankerpunkt, um von dir Besitz zu ergreifen. Wer auch immer dich verletzt hat, Jurij, hat damit dem Dämon die Tore geöffnet."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.11.2014, 23:19:49
 Die gute Teilte wirklich einen Hammer nach dem nächsten aus. Ja sie konnte nichts dafür und meinte es gut aber so viel auf einmal. Jurij senkte bedrückt den Blick. Also wahren in Umkehrschluss die Gefühle zumal doch seine, vielleicht nur verstärkt vom Dämon. Das hieß, dass er selbst nach längerem nachgrübeln kaum trennen konnte. Im Grunde musste er sich nur klar werden wie stark seine eigentlichen Gefühle waren und was einfach nur verstärkt wurde. Schwer atmete er mit dieser Erkenntnis ein und aus. „Es waren meine Eltern.“ sagte er mit einer traurigen Stimme. Er musste Elenya die Basis der Gefühle sagen, welche sie gerade ansprach. Tief seufzte er und blickte wieder zu ihr. „Ich danke dir, dass du so offen warst. Darf ich mich hier in deinem Raum noch solange aufhalten bis ich nicht mehr befürchten muss, dass mir die Glieder versagen oder mein Kopf explodiert? Wenn ich darf würde ich mich auch danach noch in eurem Tempelgarten aufhalten. Ich denke vor heute Abend und dem Treffen sollte ich nicht mehr viel anstellen. Die Zeit kann ich dann auch dafür nutzen um über unser Gespräch und die nächsten Schritte nachzudenken. So ein Lehrmeister vom Tempel oder in der Magie interessiert mich, um offen zu sein.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 05.11.2014, 23:29:16
Elenya nickte Jurij bekräftigend zu. "In meinem Raum kannst du bleiben, solange du willst. Du darfst auch gern im Garten bleiben, aber halte Abstand zu den anderen Priestern - aus den Gründen, die ich dir genannt habe, aber auch, damit dein Begleiter hier auf niemanden aufmerksam wird."

Sie ging noch einmal zu ihm - schwebte fast durch den Raum, fielen Jurij ihre grazilen Bewegungen erneut auf -, und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Du bist kein Kind mehr. Was immer deine Eltern getan haben... du kannst dich von ihnen lösen. Was du fühlst, ist deine Entscheidung."

Einen Moment sah sie ihn noch an, dann nahm sie ihre Hand von seiner Schulter und ging zur Tür. "Ich muss nun wirklich gehen. Gib acht auf dich."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.11.2014, 23:54:58
„Hab Dank Elenya. Wir sehen uns heute Abend.“ Waren seine letzten Worte bevor sie ging. Er blickte ihr noch eine Weile zur Tür. Sie war wirklich schön und ihr Gang war so edel. Rasch schüttelte er den Kopf, als er merkte wie er sich in Gedanken über Elenya verlor.

„Puh was für ein Tag.“ sagte er zu sich selbst und ließ sich in das Bett zurück fallen. So viel hatte er selten erlebt. Das, die leichte Übelkeit und das Schwindelgefühl ließen ihn in immer tiefer werdende Gedanken sinken. Erst als er Gähnen musste, sein Körper war mehr als ausgelaugt, setzte er sich rasch wieder auf. „Mist! Nicht vergessen ich darf nicht einschlafen.“ Mit der geöffneten rechten Hand schlug er sich auf die Wange. „Schön Wach bleiben.“ sprach er dabei. Als er den Größten Teil der Müdigkeit vertrieben hatte, versuchte er aus dem Bett aufzustehen. Doch ihm wurde nicht nur wieder Übel, sondern seine Beine versagten ihm den Dienst. Sie fühlten sich immer noch wie eingeschlafen an. Mit Glück konnte er sein Gewicht nach hinten verlagern, so dass er nicht auf den Bode sagte sondern zurück ins Bett. Grummelnd winkelte er die Beine an. So, ohne etwas zu tun, konnte er kaum wach bleiben. Also entschied er sich zu meditieren und über die Worte von Elenya nachzudenken. Diese wenige Zeit mit ihr, hatte so viele Fragen aufgeworfen, die alle nach einer Entscheidung verlangten. Würde er dem Dämon nachgeben? Was sollte er Ferrigan und Boldon sagen? Was sollte er nur Rayka sagen? Was waren seine echten Gefühle? Wie könnte er sich weiter schulen?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 07.11.2014, 01:05:40
Henry wurde etwas verlegen, auf den spontan geäußerten Neid seines Freundes, etwas, was an dem Krieger etwas seltsam wirkte. "Ich glaube nicht, dass Du Dich von Auntie Trish in Sachen Kleidung beraten lassen solltest. Ich behielt sie in keiner guten Erinnerung. Sehr schrill war die Frau." Henry verzog den Mundwinkel.

Dann hob er seinen Krug ebenfalls in die Mitte, um anzustoßen. "Auf zufällige Freundschaften! Ich hoffe, dass der ganze Spuk jetzt zu Ende ist und wir hier mehr Glück haben. Was meinst Du, willst Du wieder zurück? Auf die Gefahr hin, nochmals verloren zu gehen? Aber wenn wir hier bleiben, dann müssen wir Arbeit finden."

Henry wandte sich Aria zu. "Tut mir leid, wenn das alles ein wenig wirr klingt. Wir verstehen es auch nicht. Offensichtlich haben wir so etwas wie einen Fluch auf uns gezogen. Man hat uns gesagt, dass wir hier einen Mann namens Tai'Lor treffen sollen. Kennst Du ihn?", fragte er.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 07.11.2014, 08:41:26
Aria nickte. "Ihr habt sicherlich von dem Tempelschänder gehört? Tai'Lor ist der Assistent des Inspektors, der den Fall betreut. Guter Mann, soweit ich das sagen kann." Sie nahm einen tiefen Zug aus ihrem Humpen, und drehte sich dann um in Richtung ihres Aushangs, ohne das Glas wegzustellen. "Wenn ihr was von Nachforschungen versteht, die Tempel haben sich geeinigt, hilfreiche Hinweise sehr gut zu entlohnen. Wir alle wollen dieses kranke Schwein gefasst sehen. Je besser die Hinweise, desto mehr Geld bringt es ein."

Dann sah sie zu Harry. "Wenn ich als Frau mich äußern darf... du bist zwar nicht mein Typ, aber generell brauchst du dir um dein Aussehen glaube ich keine Gedanken zu machen. Es gibt genug Frauen, die dich auf der Stelle mit aufs Zimmer nehmen würden. Und zwar selbst nach... na du weißt schon." Sie zuckte mit den Schultern. "Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, ich kenne dich ja kaum."

Sie wandte den Blick von Harry ab, und sah in eine unbestimmte Richtung irgendwo zwischen den Gefährten. "Ich persönlich bin eher der Typ 'wahre Liebe', aber nicht jede Frau ist so kompliziert." Sie lächelte, und nahm erneut einen großen Schluck aus ihrem Humpen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 07.11.2014, 09:52:28
"Zurück nach Hause?" rief Harry erstaunt. "Was, ohne dich, Henry? Niemals!" Er nahm einen Schluck Bier und setzte den Krug ab. "Außerdem lege ich keinen gesteigerten Wert darauf mir mitanzusehen, wie meine Heimat in Chaos und Bürgerkrieg versinkt. Du erinnerst dich an unseren ersten Tag in Sima Qians Bibliothek? Nein, ich denke, wir suchen unser Glück besser hier in Terendol."

Fünfundsechzig Millionen Tote! Das waren so viele wie im zweiten Weltkrieg. In einem Bürgerkrieg. Wie konnte es so weit kommen? Wie schafft man so etwas? Wie kann man Bomben über den eigenen Städten abwerfen? Wie... Aber eigentlich hatte Harry sich ja vorgenommen, darüber nicht weiter nachzudenken, sonst konnte er sich gleich in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen.

Und so setzte er das Lächeln wieder auf, das ihm kurzzeitig (aber dafür gründlich) entglitten war, und wandte sich an Aria. "Ich danke für das Kompliment und möchte dir im Gegenzug ein Geheimnis anvertrauen. Es verhält sich nämlich so mit schönen Männern: sie wissen, dass sie schön sind, hören es aber dennoch immer wieder gern." Er zwinkerte. "Im Hinblick auf die 'wahre Liebe' jedoch, nun, da hoffe ich für meinen Teil, dass ich ihr niemals begegnen werde: das würde nämlich tragisch enden, für mich in jedem Fall, für sie womöglich auch.

Was ich dagegen liebend gern finden würde wäre Arbeit, und tatsächlich war ich daheim als privater Ermittler tätig und habe so manchen Übeltäter erwischt. Nur kenne ich mich hier in Terendol nicht im geringsten aus. Was kann ein Ermittler schon erreichen ohne jegliche Kontakte und ohne Kenntnis der hiesigen kriminellen Organisationen, Gesetzeshüter oder sonstigen Interessensgruppen? Ja, auch ohne das geringste Wissen über die hiesige Gesellschaft, die Bürger, deren Gesetze und Gepflogenheiten, den ganzen Verwaltungsapparat, wer überhaupt das Sagen hat, wer auf wen welche Art von Einfluss hat, was es hier für Magie gibt... Oh, hell's bells! Nicht einmal meine eigene funktioniert hier so, wie sie soll!"


Oh weh, so in der Aufzählung klang das alles ja noch frustrierender. Da konnte Harry nur noch mit dem Kopf schütteln.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 07.11.2014, 10:32:05
Arias Blick wanderte zwischen Henry und Harry hin und her. "Ich verstehe nur die Hälfte von dem, was ihr zwei so erzählt. Aber eins ist offensichtlich: Ihr kommt von weit her. Und wenn ihr wirklich vorhabt, etwas gegen den Tempelschänder zu unternehmen, und in solchen Dingen ernsthaft Erfahrung habt, helfe ich euch gerne. Natürlich auch, wenn das nur für dich gilt, Harry." Sie umklammerte ihren Krug, und starrte in das Getränk vor ihr. "Wenn ich mir vorstelle, er würde einer meiner Schutzbefohlenen so etwas antun..." Sie schüttelte den Kopf.

"Aber das mit der Magie verstehe ich nicht. Ist die nicht überall auf der Welt gleich? Ich jedenfalls kenne mich nur mit priesterlicher Magie aus, und selbst da weiche ich ja vom Üblichen ab. Arish Tre zeigt sich nicht in spektakulären Zaubern und Wundern. Es schützt uns, wie ein liebevoller Vater, der im Hintergrund aufpasst, gibt uns Zeichen und kleine Hilfestellungen, die die Priester der Götter für gewöhnlich nicht einmal als solche anerkennen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 07.11.2014, 11:13:10
"Oh, Henry hier hat auch drei Jahre lang gegen dämonische Kräfte gekämpft, wahrscheinlich wird er dir nützlicher sein können als ich." Erst jetzt bemerkte Harry, dass Henrys Gesichtsfarbe sich seiner Haarfarbe anzunähern drohte. Hatte er etwas falsches gesagt? Ja, Auntie Trish hätte er wohl besser nicht erwähnt, schon gar nicht im Zusammenhang mit Kleidung. Kein Wunder wurde der arme Henry da rot.

"Priesterliche Magie?" lenkte Harry Arias Aufmerksamkeit schnell wieder auf sich. "Was meinst du damit? So etwas wie Wunderheilungen oder Nahrung für die Hungernden erschaffen oder gar Meere teilen für die Verfolgten und über den Verfolgern wieder zusammenschlagen zu lassen? Das gibt es bei uns daheim nicht außer in, ähm, sehr alten Büchern. Überhaupt ist Magie bei uns selten. Die meisten Menschen wissen überhaupt nicht davon. Nur sehr wenige sind darin begabt, noch weniger erhalten die notwendige Anleitung. Eigentlich nur die, die wie ich in einer Familie von Zauberern aufwachsen.

Warum Magie hier anders funktioniert als daheim? Das verstehe ich auch nicht. Ich bin in Theoriefragen nicht sonderlich bewandert, verlass mich eher auf mein Gefühl... und es fühlt sich einfach alles anders an hier. Die einzige Erklärung, die ich bis jetzt gehört habe, ging irgendwie so: die Ströme daheim seien enger an die materielle Welt gebunden, sodass man dort viel weniger Kraft zum Zaubern brauche. Damit will ich jetzt nicht sagen, dass ich zu schwach bin, um hier zu zaubern... aber da ich nun einmal von Natur aus eher wenig subtil bin, musste ich mich zuhause immer sehr arg zurücknehmen bei allem, um nicht noch mehr Knall! Bumm! Peng! zu verursachen als eh schon. Das 'einfach loslassen' stelle ich mir da gar nicht so einfach vor. Ich will ja auch nicht über das Ziel hinausschießen. Besser, ich taste mich an das richtige Maß heran..."


Ein kurzer Blick zu Henry zeigte, dass dieser sich inzwischen von der Erinnerung an Auntie Trish im hautengen roten Kleid erholt hatte.

"Doch ich langweile Henry mit diesem Thema. Was kannst du uns denn von dem Fall erzählen? Für unseren Freund Rillfarsell hier kann ich zwar nicht sprechen, der hat vielleicht schon eine andere Tätigkeit in Aussicht, aber wir würden gerne helfen und wenn's nur im kleinen ist, oder, Henry?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 07.11.2014, 11:56:26
Aria nickte bei Harrys Ausführungen, runzelte mal die Stirn, hörte aber sehr genau zu. "Das ist wirklich seltsam. Vielleicht irgendein arkanes oder spirituelles Ereignis in der Vergangenheit, dass die Ströme dort verändert hat. Aber... ich bin auch nicht allzu gut, wenn es um solche Theorien geht." Sie zuckte mit den Schultern. "Was die Priester angeht, am beliebtesten ist natürlich Heilmagie. Da komme ich mit meinen Kräften den Götterpriestern noch am nächsten. Eine offene Wunde zu schließen oder einen Knochenbruch zu heilen, geht mit Magie deutlich schneller, als wenn man es der natürlichen Heilung überlässt. Wenn ihr mich fragt, sind nicht wenige sogenannte 'Gläubige' deshalb Anhänger einer Kirche, weil sie dafür regelmäßig mit ihren kleinen Wehwehchen bei den Priestern auftauchen können."

Sie schnalzte mit der Zunge, und ihr Blick sagte deutlich, was sie von solchen Leuten hielt. "Ansonsten hängt es von der jeweiligen Gottheit ab, welche Kräfte sie gewährt, aber auch von den Vorlieben des einzelnen Priesters. Ich kenne zwar niemanden, der ein ganzes Meer teilen kann, aber die mächtigsten Priester sind durchaus zu beeindruckenden Dingen in der Lage - bis hin zur Beschwörung mächtiger Götterdiener, also Engel und solchen Wesen. Theoretisch könnte jemand mit genug Macht sogar Tote wiedererwecken. Ich persönlich finde, so etwas sollte nicht in der Macht eines Sterblichen liegen, sondern den göttlichen Kräften vorbehalten sein. Aber das ist meine Meinung."

Als Harry sie dann nach dem Tempelschänder-Fall fragte, nahm sie zunächst noch einen großen Zug aus ihrem Humpen, der inzwischen halb leer war. "Der Fall, ja... eine wirklich üble Sache. Drei Morde, jeweils mit drei Tagen Abstand. Er dringt in einen Tempel ein, bisher nur im Tempeldörfle - wobei ich nicht darauf vertraue, dass es dabei bleibt. Er schlägt immer in der Nacht zu, sucht sich ein einzelnes Opfer, und tötet es auf brutale Art und Weise. Den Leichnam lässt er nicht einfach liegen, nein, er macht aus dem Schauplatz eine kranke Inszenierung. Er entnimmt dem Opfer ein einzelnes Organ und stellt es in einer goldenen Schale daneben. Bisher waren es Leber, Niere und Darm. Und es konnten Spuren dunkler magischer Energien an jedem Schauplatz festgestellt werden." Sie sah in die Runde. "Tut mir leid, ich weiß, dass das nicht sehr appetitlich ist."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 10.11.2014, 19:47:33
Henry hatte dem Gespräch zwischen Harry und Aria genau zugehört, doch vorerst nichts gesagt. Er betrachtete die junge, hübsche Frau und gestand sich so etwas wie eine gewisse Sympathie ein. Er mochte ihre forsches Auftreten und dass sie trinken konnte wie ein Ire. Die Art und Weise, wie sie über ihren Glauben sprach, beeindruckte Henry, doch er war sich nicht sicher, was er von dieser Religion halten konnte. Da waren gewisslich Parallelen zum Christentum, genauso wie sie zu Zakarum auf Sankturio bestanden hatten, allerdings mochte er es nicht, dass die "Dreeinigkeit" von ihr als Prinzipien verstanden wurden und nicht als göttliche Personen. Überhaupt verwirrte ihn die gesamte Situation maßlos - und er wagte nicht, darüber nachzudenken, ob nur die Fremdheit der Situation an seiner Verwirrtheit Schuld war. Er würde später mit Harry darüber sprechen müssen.

"Die ganze Sache mit dem Magiewirken ist mir recht suspekt, muss ich zugestehen. Wo ich herkomme, fürchtet man Magie und glaubt sie als Instrument des Bösen. Tatsächlich habe ich schon einige Male erlebt, dass sie das menschliche Herz vergiftete. Oder wie sagt man? 'Macht korrumpiert - absolute Macht korrumpiert absolut'? Nichtsdestotrotz glaube ich an Wunder und gnadenvolle Zeichen des Himmels, wenngleich ich noch nie solche mit eigenen Augen gesehen habe. Ich habe nur in... sehr alten Büchern", Henry sah Harry tadelnd an, "davon gelesen. Ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen kann, dass Menschenhände über göttliche Mächte verfügen können."

"Doch zurück zu den Morden im Tempelviertel. Haben jene Organe in Eurer Kultur eine besondere Bedeutung?", fragte er und wich ihrem Blick schamhaft aus. Stattdessen nahm er schnell und wie beiläufig einen Schluck aus seinem Krug.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 10.11.2014, 20:30:07
Aria hörte Henry aufmerksam zu, ihr Blick wich keinen Moment von ihm.[1] Sie nickte ihm zustimmend zu. "Magie ist wie eine universelle Waffe. Ein Schwert könnt ihr nutzen, um jemanden kaltblütig zu töten, oder um jemanden zu verteidigen. Ihr könnt jemandem damit auch Angst machen - um ihn zu unterwerfen, oder um ihn von einer Dummheit abzuhalten. Und ihr könnt mit der Klinge eines Schwertes sogar kühlen, wenn jemand fiebrig ist und ihr nichts besseres zur Hand habt." Sie lächelte wieder, auch wenn ihr Blick durchaus nachdenklich war. "Magie ist ein Instrument. Wir sind es, die sie gut oder böse machen. Wird Magie aber missbraucht, ja, dann kann Schreckliches geschehen."

Sie lehnte sich zurück, und nahm einen weiteren Schluck. "Was Macht angeht, sehe ich es ähnlich. Auch göttliche Macht ist Macht. Aber euren Gott würdet ihr kaum korrupt nennen, oder? Das Problem ist meiner Erfahrung nach, dass vor allem die Leute nach Macht streben, die sie missbrauchen wollen. Diejenigen, die mit Macht umgehen könnten, haben meist gar kein Interesse an ihr."

Dann kam Henry wieder auf die Morde zu sprechen. Aria schüttelte den Kopf. "Ich bin keine Expertin, aber ich wüsste nichts. Mir kommt das Ganze fast wie Opfergaben vor, aber ich weiß nicht, was diese kranken Inszenierungen sollen." Sie zuckte mit den Schultern. "Es ist dunkle Magie im Spiel. Wer weiß. Vielleicht eine Dämonenbeschwörung oder sowas. Ich hoffe allerdings, dass ich falsch liege."
 1. Sense Motive, wer mag
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 11.11.2014, 06:15:58
Rillfarsell lehnte sich während des Gesprächs entspannt zurück. Es wußte, daß es im Moment in seinem braunen Federkleid und auf Grund seiner Größe kaum auffiel. Dies war schon öfters äußerst hilfreich gewesen.
Hinzu kam, daß die beiden Menschen ein typisches Verhalten, jedenfalls soweit das Feenwesen dies bisher erlebt hatte, ihrer Spezies zeigten. Es war ein Weibchen aufgetaucht; also mußten die Männer sie irgendwie auf sich aufmerksam machen, auch wenn sie dabei das eigentliche Thema nur kurz anstreiften. Kurz piepste es leise amüsiert auf.
Über all diese Themen hatten sie Rillfarsells Arbeitsangebot wohl nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Das betrübte es zwar etwas, aber vielleicht .... ja, vielleicht würde sich herausstellen, daß die Hilfe für den Musiker und der Fall des Tempelschänders doch etwas miteinander zu tun hatten. Götter sahen mehr als sterbliche Wesen! Und die Elfengöttin hatte es zu den Menschen geschickt.
Jedenfalls nahm es einen weiteren Schluck aus seinem Becher und lauschte erst mal weiterhin still dasitzend dem Gespräch.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 12.11.2014, 20:59:01
"Oh...!", entfuhr es Henry erschrocken, als Aria eine mögliche Dämonenbeschwörung erwähnte. Er wechselte bedeutungsvolle Blicke mit Harry. Ob er wohl denselben Gedanken hatte, wie er? War es möglich, dass der Tempelmörder die Dämonen beschworen hatte, welche nun Besitz von ihnen ergriffen hatten? "Sag mir schnell, Aria, wie viele Morde sind mitlerweile geschehen? Waren es vier Morde?", fragte er.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.11.2014, 21:06:01
Aria schüttelte den Kopf. "Soweit ich weiß, drei. Es sei denn, es gab irgendwo Vorfälle, die nicht gemeldet wurden." Sie sah Henry fragend an. "Wisst ihr irgendwas?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 12.11.2014, 21:21:51
Während Henry und Aria über Magie sprachen—wobei Aria redlich versuchte, Henrys Vorurteil dagegen zu mildern—machte Harry eine Beobachtung. Er verstand einiges über das Leuchten in den Augen der Frauen. Das Leuchten war normalerweise der Punkt, an dem er selbst den Schlussstrich unter die Beziehung zog und hastig seinen Abgang plante. Arias Augen hatten definitiv das Leuchten in den Augen, welches besagte: vergiss nachher ja nicht, deine Serviette mitzunehmen, sonst kannst du mich nicht anrufen. Und dieses Leuchten war auf Henry gerichtet.

Als Henrys bedeutungsvoller Blick ihn traf, dachte Harry zunächst, ihm wäre dies auch aufgefallen, doch offenbar hatte der Freund zu intensiv über die Morde nachgedacht, um es zu bemerken. Oder er wollte es nicht bemerken.

"Nein, wir sind soeben erst zum Stadttor rein, wir wissen leider gar nichts", antwortete Harry rasch auf Arias Frage. "Ein Dutzend Fragen, damit könnte ich dienen, was leider nur zeigt, wie wenig ich mich hier auskenne. Dämonenbeschwörung wäre auch meine erste Vermutung gewesen. Allerdings kann da, wo ich herkomme—wegen der enger verwobenen Ströme?—jeder Laie mit oder ohne magischem Talent einen Dämon herbeirufen, so er nur den richtigen Namen irgendwoher erfährt und ein paar Kerzen im Kreis aufzustellen vermag. Aber ich nehme an, hier bei euch gehört ein wenig mehr dazu? Das müsste den Kreis an Verdächtigen doch schon sehr einschränken. Wie Henry auf vier kommt, weiß ich nicht. Bei dem einzigen Fall von mehrfacher Dämonenbeschwörung, mit dem ich zu tun hatte, gab es sechs Opfer: eins für jede Spitze eines riesigen Pentagramms, und das letzte sollte in der Mitte stattfinden. Das hab ich gerade noch verhindern können."[1]

Letzteres war frei erfunden. (Eigentlich nicht frei erfunden, sondern aus einer Fernsehserie nacherzählt.) Harry fiel einfach nichts besseres ein, wie man die Henrys Verdacht von vier Opfern erklären sollte.
 1. Bluff=19
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.11.2014, 21:48:53
Aria zuckte mit den Schultern. "Ich hatte nie das Bedürfnis, mich mit Beschwörungen zu beschäftigen. Aber je mächtiger der Zauber, desto größer muss die magische Macht des Anwenders sein. Ein Adept könnte alle Formeln in seinem Besitz haben, abgesehen davon, dass er sie vermutlich nicht verstehen würde, würde ihm schlicht die Macht fehlen, den Zauber zu wirken."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 12.11.2014, 23:14:24
Ja, das hatte Harry fast befürchtet. Er hätte da durchaus einen ersten konkreten Verdächtigen, dessen nächtliches alter ego mit Sicherheit genug Macht besäße, aber darüber wollte er lieber erst einmal mit Jurij privat sprechen. Außerdem hatte Rubin andere Besessene erwähnt, die ihre neue Macht ganz toll fanden oder die zu schwach waren, dagegen anzukämpfen. Jedem von diesem wären die Morde zuzutrauen.

"Hm, ja, da werde ich morgen als erstes mal an der Königlichen Akademie vorbeischauen und hoffen, dass jemand von auswärts dort willkommen ist. Am liebsten würde ich mir ja auch den letzten Tatort anschauen, aber das wird wohl kaum erlaubt sein. Doch wenn ich das richtig verstehe, ist dieser Tai'Lor derjenige, dem alle Fakten des Falls bekannt sind und der auch entscheiden kann, mit wem er dies Wissen teilen will. Da wir diesen aber erst heute abend sprechen können... Sag, sollen wir uns nicht derweil über ein weniger grausames Thema unterhalten? Zum Beispiel, was wir unter wahrer Freundschaft verstehen. Mir ist dazu nämlich gerade ein schöner Gedanke gekommen, wie du mit Henry über Magie geredet hast. Oder vielleicht könntest du uns ein wenig die nähere Umgebung zeigen? Das wäre allerdings unverschämt viel verlangt. Du weißt sicherlich besseres mit deiner Zeit anzufangen, als drei zum Stadttor hereingeschneiten Fremden den Fremdenführer zu geben. Das ist übrigens jetzt nicht im mindesten mit dir geflirtet. Wir sind tatsächlich ein wenig verloren hier und würden uns über jeden Hinweis und jede Hilfe freuen, die uns das Einleben erleichtern könnten."

Er warf einen kritischen Blick auf Henry, der zwar nicht mehr ganz so müde aussah, seit Aria Sturmfels sich an ihren Tisch gesetzt hatte, aber dennoch deutlich in den Seilen hing. "Wie sieht's aus, Henry, ein wenig frische Luft? Und vorher auf dem Zimmer alles ablegen, was man in einer zivilisierten Stadt nicht ständig mit sich herumschleppen muss? Oder Aria, sag, gibt es hier bei euch ein Gebräu, das munter macht?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 13.11.2014, 07:13:04
Aria nickte, und sah dabei lächelnd zu Henry. "Es ist zwar kein Wundermittel, und für meinen Geschmack zu süß, aber ich glaube, was Henry braucht, ist eine große Tasse schwarzer Bärentee. Man sagt, den trinken die Bären, um nach dem Winterschlaf wieder wach zu werden."

Sie sah kurz rüber zum Wirt, und rief ihm ihre Bestellung quer durch den Gastraum zu, als dieser kurz zu ihr blickte. Der finstere Blick zweier Männer an dem Tisch der Asmodeus-Priester, die sich offenbar gestört fühlten, interessierte sie nicht weiter.

"Und jetzt der Reihe nach, Harry", setzte sie anschließend wieder an. "Die Akademie hat den Leitspruch: Freies Wissen für ein freies Volk. Und die Leute dort sind mächtig stolz auf ihre ganzen Bücher. Eigentlich nimmt man nur Bürger des Landes als Studenten auf, aber das ist keine offizielle Regel, nur, naja, Gewohnheit. Wenn du den richtigen Skriptor erwischt, und ihm gut zuredest, schreibt er dich als Student ein, und dann kannst du auf jedes Buch in der Bibliothek der Akademie zugreifen. Du hast sogar das Recht, die Einzelexemplare zu lesen. Die Professoren tun gerne so, als wären die nur für sie, aber die Regeln der Akademie lauten anders." Ein leichtes Grinsen erschien in ihrem Gesicht, ganz, als ob hinter ihren sachlichen Erläuterungen eine persönliche Geschichte steckte.

"Tai'Lor ist der Assistent von Inspektor Ferrigan. Er dürfte so ziemlich alles wissen, aber letztlich ist Ferrigan der Kopf des Ganzen bei der Gerichtswache. Auf Seiten der Priester vertritt Elenya Ithera die Tempelgemeinschaft der Stadt. Sie arbeitet sehr eng mit Ferrigan zusammen." Sie sah zu ihrem Aushang, dann wieder zu Harry. "Der hängt aus gutem Grund gerade hier. Behaltet das noch für euch, aber heute Abend sollen Freiwillige gesucht werden, um eine kleine Gruppe Zivilisten zusammen zu stellen, die in dem Fall unterstützen können. Ferrigan hofft wohl darauf, zufällige Talente außerhalb der Gerichtswache zu finden. Wenn ihr es schafft, da reinzukommen, könnt ihr sicher auch an einen der Tatorte."

"Was die Stadt angeht, die kann ich euch gern zeigen. Meine Glaubensschwestern kümmern sich heute um den Schrein, ich selbst wollte mich bei einigen Leuten wegen dieses Falls umhören. Dabei könnt ihr mich gern begleiten, und ich zeige ich euch drei 'Verlorenen' die Gegend, in Ordnung?" Sie lächelte, als sie weitersprach. "Und dabei erzählst du mir deine Gedanken, was wahre Freundschaft angeht, da bin ich mal gespannt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 14.11.2014, 13:02:14
"Ein Freund ist ein Mensch, für den ich mich gefreut habe, für den ich mich gesorgt habe und mit dem ich mich gelangweilt habe.", platzte es aus Henry heraus.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 14.11.2014, 13:51:24
Harry sah Henry an und blinzelte. Gelangweilt? Er öffnete den Mund. GELANGWEILT? Er klappte den Mund wieder zu. Dann blickte er zu Aria, räusperte sich, runzelte die Stirn und leerte sein Bier in einem Zug.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 14.11.2014, 14:30:39
Rillfarsell schüttelte sich kurz und wendete sein Federkleid wieder auf die weiße Perlmuttseite. Fast schien es dadurch so, als wäre ein zusätzliches Licht erschienen und würde die kleine Nische, in der sie saßen ausleuchten.
"Wie ich vorhin schon sagte, hab ich noch vor diesen Musiklehrer aufzusuchen. Ich werde euch also nicht auf euren Stadtrundgang begleiten.
Aber, wenn ich nichts dagegen habt, können wir uns gerne wieder am Abend treffen."
, verkündete es mit seiner melodischen Stimme.
Seine goldenen Augen blitzten im Licht kurz schelmisch auf.
"Außerdem habt ihr bestimmt Dinge zu besprechen, die für mich nicht so von Interesse sind. Über dieses Flirten zum Beispiel, was auch immer das sei.
Ich danke euch für eure Gesellschaft und die angenehme Unterhaltung."

Das Feenwesen stand auf und verneigte sich zum Abschied höflich vor der Dame und den Herren, bevor es sich auf den Weg machte. Weit war es ja nicht.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 14.11.2014, 20:36:35
"Nun guck nicht so, mein lieber Harry. Es war ja ganz amüsant, bei Zeiten, aber sieben Stunden Star Wars am Stück können ziemlich lang werden.", sagte er mit einem Augenzwinkern. Aus seiner Stimme wurde deutlich, dass er Harry ein wenig auf die Palme bringen wollte. "Und bevor Du es sagen musst, ich glaube nicht, dass etwa diesselbe Zeit des Bibelstudiums für Dich immer wie eine Offenbarung waren. Aber ich danke Dir, dass Du so viel Zeit mit dem verbracht hast, was mir so unbedingt wichtig ist." Henry nahm einen Schluck Bier. "Nein, nun mal im Ernst. Kannst Du Dir vorstellen, warum es mir so viel bedeutet, mich mit Freunden zu langweilen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.11.2014, 21:52:22
Aria sah zwischen Henry und Harry hin und her, setzte einige Male an, etwas zu sagen, entschloss sich dann aber, den beiden Freunden erst einmal zuzuhören. Sie nahm einen weiteren tiefen Schluck aus ihrem Humpen, und beobachtete das Gespräch, gemütlich in ihren Sitz gelehnt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 14.11.2014, 23:14:33
"Weil dein Leben vorher so aufregend war, dass es für dich mal eine nette Abwechslung ist, mit einem Langweiler wie mir unterwegs zu sein? Überhaupt, ich dachte, du fändest Star Wars ganz gut, nur Spider Man hieltest du für versponnenen Quatsch!"

Aus den Augenwinkeln und mit halbem Ohr bekam Harry sehr wohl mit, dass das Feenwesen etwas sagte und sich dann verabschiedete—er nickte ihm sogar zum Abschied zu und hörte dabei in der hintersten Stube seines Hirns Alarmglocken losgehen—aber die restlichen 99% seiner CPU waren mit Henrys Worten beschäftigt. (Außerdem schien das Bier, das er da besorgt hatte, ein Starkbier zu sein: ein einziger Humpen davon reichte, dass es Harry schon ein wenig schummrig wurde. Er hätte sich lieber auch so einen Becher Bärentee geholt, wie er gerade vor Henry abgestellt wurde; immerhin war er auch die ganze Nacht auf den Beinen gewesen.)

"Und es waren ja wohl sehr viel mehr als sieben Stunden, die ich mit Dir in der Bibel gelesen habe, wobei ich mich übrigens nicht gelangweilt habe. Ja, besonders aufregend fand ich die Stelle, wo Petrus den Zauberer Simon zuerst vor allen Leuten beschämt und dann bekehrt! Oder die, wo Paulus den Zauberer Elymas zuerst öffentlich als Sohn des Teufels defamiert und dann blendet! Oder die Zeile aus der Offenbarung: Aber die Ungläubigen und Abscheulichen, die Mörder und Zuhälter, die Zauberer, Götzenanbeter und Lügner, sie alle sollen die Ewigkeit in einem See aus Feuer und Schwefel verbringen!

Man muss dazusagen"
, wandte er sich in plötzlich ganz ruhigem Tonfall an Aria, "dass bei uns in der Gegend die meisten Zauberer wirklich nicht so nett sind. Vor vielen Jahrhunderten haben die großen Familien nämlich die Länder unter sich aufgeteilt—nachdem sie sich erst eine Weile lang bekriegt hatten, aber feststellten, dass ein solcher Krieg zwischen Zauberern für keinen auf Dauer gesund ist, am wenigstens für das normale Volk—und wie gesagt, in unserer Ecke landeten dann halt unverhältnismäßig viele Schwarzmagier, und da hieß es bei der Kirche und dem gläubigen Volk dann gleich: Du sollst keinen Hexer am Leben lassen! Das Argument mit dem Schwert, das du vorhin brachtest, hab ich Henry gegenüber schon oft genug vergeblich bemüht. Hm, ja, und da wären wir nun bei meiner Definition von Freundschaft: solange er dasitzen und jemandem wie dir ohne rot zu werden erklären kann, dass ich sein Freund und zudem ein guter Mensch sei, solange sehe keinen Bedarf, ihn von meiner Sicht der Dinge zu überzeugen. Er braucht seinen Glauben nun mal so sehr wie ich meine Magie.

Du siehst also, wer einen so famosen Freund hat, kann auf die wahre Liebe getrost verzichten!"


Er zwinkerte ihr zu. Dann zwinkerte er Henry zu. Dann sah er Rillfarsell stirnrunzelnd hinterher.

"Is it just me", fragte er Henry, "or does it seem like a bad idea to you too that we should let that fairy creature out of our sight before we've met our man Tai'Lor? He hasn't really told us a thing about himself. What if he's one of the bad guys our man in black mentioned? Or reporting to someone? Or planning to sabotage the meeting? I don't trust him. And I trusted Jurij."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 15.11.2014, 00:03:16
Aria lehnte sich nach vorne, nachdem Harry geendet hatte. Sie schüttelte den Kopf, lächelte dabei aber. Einige Sekunden sah sie Harry direkt in die Augen - etwas, das für ihn noch sehr ungewohnt war, und er musste sich zusammenreißen, um nicht instinktiv wegzuschauen. Trotz ihres Lächelns waren ihre Augen ernst. "Harry", begann sie, "auf die wahre Liebe kann niemand verzichten."

Sie sah Harry noch einen Augenblick an, dann drehte sie sich zu Rillfarsell um. "Wollt ihr der Fee hinterher? Von mir aus können wir meine 'Stadtführung' auch mit seiner Sache verbinden, wenn das nicht allzu lange dauert."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 15.11.2014, 00:33:27
"Ich möchte Freunde, mit denen ich mich langweile, weil ich keine brauche, die erst da sind, wenn ich sie wirklich brauche.", antwortete Henry ruhig.

Er nahm einen Schluck von dem Tee vor ihm - und verzog das Gesicht. "Was sagtet Ihr? Diesen Tee trinken Bären, um aus dem Winterschlaf zu erwachen? Der Geschmack wird der Grund sein, ebenso wird er der Grund dafür sein, dass die Bären ihr Winterfell verlieren. Grauselig..."

Sie sprachen über die Liebe. Dies war ein Thema, das Henry sonst tunlichst vermied. Er hatte bisher nicht einmal mit Harry darüber gesprochen. Es löste sehr unangenehme Erinnerungen in ihm aus. Seine Sünde... ihre Schande... Henry hatte sich oft gesagt, dass er für immer alleine bleiben würde. Nur dass er es nie hatte akzeptieren können. Was Aria sagte, traf tief und zwar genau aus dem Grund, weil es einer Intuition Henrys entsprach.

"There's no use of following it. If it wants to get rid of us, it will accomplish. It can fly. I cannot."

Mit einem Blick auf Aria, sagte er: "Entschuldigt. Euer Vorschlag klingt gut. Lasst uns noch austrinken und dann gemütlich das Lokal verlassen. Vielleicht treffen wir die Fee durch Zufall auf dem Weg."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 15.11.2014, 08:16:59
Da Aria Harry bei ihren Worten gar so tief in die Augen schaute, sah sie dort kurz etwas aufflackern, einen geheimen Schmerz, doch da grinste er schon reumütig und erwiderte: "Tja, mit der wahren Liebe geht's mir wie mit Gott. Ich würd' ja gern dran glauben, aber ich tu mich schwer damit, weil ich keins von beiden bislang zu Gesicht bekommen habe."

Henry gegenüber aber versicherte er, plötzlich verlegen: "Ich hab dich schon verstanden. Großvater Mortimer sagte immer: 'Mit einem guten Freund muss man auch schweigen können.' Das hat er allerdings meist dann gebracht, wenn er wollte, dass ich mit dem Plappern aufhöre. Bin gleich wieder da!" Er sprang auf. "Ich werd' ihn einfach fragen. Das soll er mir doch ins Gesicht sagen, wenn er uns nicht dabei haben will."

Und er eilte Rillfarsell hinterher.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 16.11.2014, 06:39:51
Rillfarsell war nicht gerade schnell unterwegs, da es ja nicht flog. Und so eilig hatte das Feenwesen es auch nicht. Deshalb bekam es auch noch die letzten Worte des Gesprächs zwischen der Frau und den beiden Männern mit.
Interessant fand es, was die beiden Männer in dieser Sprache sagten, die es von seinem letzten Besuchsort kannte. Noch immer war es aber nicht bereit, sie dies wissen zu lassen. Gerade wegen so einem Gespräch wie dem jetztigen.
Nichts desto trotz drehte sich Rillfarsell um, als es gerade beim Wirt am Bezahlen war und schaute Harry interessiert an, der auf es zukam. Auf seine Frage antwortete es:" Oh, ich habe nichts dagegen, wenn ihr mich begleiten möchtet. Ich dachte nur, ihr hättet Besseres zu tun, da ihr auf meine Anfrage nicht weiter eingegangen seid. Es schien mir, als würde euch diese Frau mehr interessieren. Und die Mordgeschichte. Wobei ....". Hier wurde das Feenwesen ein wenig leiser. "vielleicht hat ja auch der Lehrer damit zu tun?! Man kann nie wissen, was die Welt für einen plant."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 16.11.2014, 12:26:09
"Geld, Wissen und Kontakte", sagte Harry. "Das ist es, was uns hier am dringendsten fehlt. Aus diesem Grund interessiere ich mich für Aria. Aus diesem Grund interessiere ich mich auch für Euren Musiklehrer. Wenn es Euch nichts ausmachen würde, täten wir Euch gern dorthin begleiten. Bitte entschuldigt, wenn ich auf Euren entsprechenden Vorschlag nicht sofort reagiert habe, aber Arias Anblick hat mich schon einen Augenblick lang, ähm, aus der Bahn geworfen."

Er warf einen Blick zu ihrem Tisch hinüber, an dem weder Aria noch Henry sich dafür zu interessieren schienen, ob er Rillfarsell noch hatte abfangen können. Sie hatten nur Augen für einander. Zumindest Aria hatte nur Augen für Henry, welcher mit dem Rücken zu Harry saß und vielleicht gerade von seiner Zeit in Sankturio oder etwas ähnlich spannendem erzählte, das Aria mit einem gebannten Lächeln lauschen ließ. Harry verspürte einen Anflug dessen, was die Dame ursprünglich dazu veranlasst hatte, ihn anzusprechen.

"Sie ist schon auf eine ganz besondere Art attraktiv. Andererseits ist Flirten nur meine Art, nett zu Frauen zu sein, völlig unabhängig von einem tiefergehenden Interesse. Wenn Ihr also nichts gegen unsere Gesellschaft einzuwenden hättet, dann sag ich schnell Henry Bescheid. Könntet Ihr wohl noch einen kurzen Augenblick auf uns warten?" Dann senkte er ebenfalls die Stimme. "Sollte Eure Vermutung stimmen und dieser Mann hat tatsächlich etwas damit zu tun, ist es wahrscheinlich besser, dass Ihr nicht allein dorthin geht, sondern mit Verstärkung."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 18.11.2014, 03:13:48
"Ich kann besser auf mich aufpassen, als es wohl den Anschein hat. Aber seid für eure Fürsorge bedankt."
Dann fügte es lauter hinzu: "Ich warte gerne, um in ungewöhnlicher Begleitung meinen Streifzug fortzusetzen."
Damit glitt das Feenwesen elegant vom Tresen, wohl auch mit Hilfe seiner Flügel, und wartete auf die Begleitung.
Es war ganz froh, daß es jetzt nicht selbst die schwere Tür würde öffnen müssen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 18.11.2014, 23:33:17
"Einer für alle und alle für einen!" rief Harry großspurig. "Wir kommen sofort."

Er eilte zum Tisch zurück, wobei er zweimal einen Blick zurückwarf, ob Rillfarsell auch tatsächlich wartete. Dabei nutzte er die Gelegenheit, die Asmodeus-Priester, auf die Aria sie aufmerksam gemacht hatte, einmal etwas genauer zu betrachten. Henry schien diesen Asmodeus als Dämon zu kennen, aber Harry erinnerte sich nicht daran, daheim in seinem Dämonen-Lexikon über diesen Namen gestolpert zu sein.[1] Trotzdem konnte es nicht schaden, sie mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Auch, wenn einer der ihren unter den Opfern war, kamen sie dennoch als Täter in Betracht—und wenn nicht bei diesem Verbrechen, dann beim nächsten.

Harry versuchte also mit möglichst zufällig wirkendem, raumschweifenden Blick Einzelheiten ihrer Kleidung, Ausrüstung und Körperpflege zu erfassen, insbesondere auch ob sie irgendwelche Symbole, Schmuckstücke oder Tätowierungen trugen. Seine Beobachtungen wollte er später in der ersten Akte seines neuen Aktenordners festhalten.[2] So die Idee. Doch irgendwie hatte Harry gerade zu viele Bälle in der Luft, als dass er auf alle achten konnte: Rillfarsell, Henry und Aria, die Priester, und dann marschierten auch gerade neue Gäste zur Tür herein, da musste er schauen, ob das Feenwesen diesen Augenblick nicht nutzte, um zu verschwinden...

Zurück am Tisch, saßen Henry und Aria noch immer genauso da, wie er sie verlassen hatte. Ob sie sich die ganze Zeit angeschwiegen hatten oder nur bei seinem Nahen rasch verstummt waren, darüber mochte Harry nicht spekulieren.

"Dein Angebot, Aria, wenn es dir ernst war, dann würden wir da herzlich gern darauf eingehen. Unser neuer Kamerad dort hat womöglich eine weitere Arbeit für uns in Aussicht, das sollten wir auskundschaften. Ich denke nicht, dass es lange dauern wird. Wenn du also tatsächlich so lange auf uns warten wolltest... Ich weiß zwar nicht, womit wir es verdient hätten, aber ich bin mir sicher, es gibt Karma[3]-Punkte dafür... Na ja, also zumindest von uns bekämst du volle Punktzahl. Wie sieht es aus, Henry, ist der Bär schon wach?"
 1. knowledge (religion) = 8
 2. perception = 6 (nat. 1); profession (PI) = 15
 3. gibt es auf Thoru ein Äquivalent dafür? Sonst müsste Harry "Karma" sagen und es dann für Aria umschreiben.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.11.2014, 00:03:59
Aria sah Harry einen Moment verdutzt an, dann lachte sie lauthals auf. Es war ein freies, natürliches und glockenhelles Lachen. "Karma-Punkte? Das gefällt mir. Das muss ich Jnaquil erzählen. Ein Freund von mir, und Irori-Priester." Noch immer leise lachend, stand sie auf. "Mein Angebot gilt weiterhin. Der kleine Abstecher macht mir nichts aus." Dann sah sie zu Henry. "Sollte die Müdigkeit tatsächlich stärker sein als du, dann kannst du dich auf meine Schulter stützen", bot sie ihm augenzwinkernd an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 21.11.2014, 21:55:53
Und so entschloss sich die Gruppe, in Begleitung Arias, zum Aufbruch. Zur gleichen Zeit verließ Jurij gerade die Wache in Begleitung der jungen Priesterin, noch nicht ahnend, welche Offenbarungen ihm bevorstanden. Würde der Besuch bei Hereius für Rillfarsell ebenfalls etwas offenbaren? Oder war es nicht mehr als eine Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen?

Nach kurzem Weg standen sie vor dem Haus mit der großen Glaskuppel. Einige Kirschbäume in dem großen Garten des Hauses warfen ihre Blütenblätter auf den sauber geschnittenen und gepflegten Rasen, der von einer nicht einmal kniehohen Naturstein-Mauer umgeben war. Ein Holzschild an der Straße zeigte einen Schriftzug, dessen Lettern mit offensichtlicher Perfektion in schwarzer Farbe darauf gemalt wurden: Hereius' Musikschule

Ein mit weichem Torf bedeckter Weg, links und rechts von weißen Steinen gesäumt, führte mit einer leichten Kurve zur Haustür, die ihrerseits ein kleines Kunstwerk war: Bunte Glasfenster, die Harry und Henry an die Kirchen in ihrer Welt erinnerten, zeigten Motive, die die Neuankömmlinge auf die Entfernung jedoch nicht genauer erkennen konnten.

Aus dem Haus drangen die sanften Klänge eines eher einfachen Klavierspiels nach draußen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 24.11.2014, 12:15:32
Rillfarsell war mit leichtem Schritt unterwegs. Fast schon tänzelte es die Straße entlang, immer ein wenig von seinen Flügeln unterstützt, damit es mit den Menschen mithalten konnte.
"Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, daß dieser Herr Hereius etwas Hilfe bedarf. Ich bin gespannt, um was es sich handelt.", gab es auf dem Weg kurz von sich. Mit dieser als leichtem Scherz getarnten Aussage versuchte es, die für es eher unangenehme Erinnerung an den gestrigen Abend zu verdrängen. War das schreckliche Massaker wirklich erst ein paar Stunden her?
 
Als sie beim Haus des Lehrers ankamen, hüpfte es auf die Mauer und besah sich das Gebäude neugierig.
"Ein sehr hübscher Anblick, wenn auch etwas groß für meinen Geschmack.", flötete es.
Dann flog das Feenwesen auf die Tür zu und landete davor, während es sich umblickte, ob die anderen folgten.
Kurz betrachtete es noch einmal die Glasfenster und versuchte die Motive zu begreifen.
Dann suchte es nach einem Tüfklopfer oder einer Klingelschnur, um ihre Ankunft dem Bewohner mitzuteilen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 27.11.2014, 21:47:42
"Ob der Bär schon wach ist...", die Worte Harrys hallten in Henrys Gedanken nach. Er fragte sich, ob damit etwas anrüchiges gemeint gewesen war. Eine Zote mit einem Augenzwinkern, sozusagen. Tatsächlich war Henry aber froh, dass Harry gerade wieder gekommen war, denn er hatte etwas gelitten. Aria hatte eine helle Lebensfrohe Art und Weise, wie sie den Iren zu eigen war. Das hätte Henry eigentlich entgegen kommen müssen. Tatsächlich aber war sein Leben in den letzten Jahren anders verlaufen. Was er in Sankturio erlebt hatte, hatte Henry zurückhaltender werden lassen und nachdenklicher. Die Frau war für Henry neben vielem anderen auch eine Wiederbegegnung mit einem alten Selbst. Und in diesem Sinne forderte sie ihn auch heraus. Als es still geworden war am Tisch und Henry spürte, dass er etwas sagen sollte, hatte er aus lauter Verlegenheit Aria das alles erzählt und diese hatte ernsthaft und interessiert zugehört, sich ihre Stimmung aber nicht trüben lassen. Nun bereute Henry, soviel gesagt zu haben. Es hatte sicherlich dumm oder angeberisch geklungen. Henry seufzte innerlich.

"Ja, nett, dass Du uns begleitest und uns die Stadt zeigst.", sagte Henry, als sie vor dem haus des Musiklehrers ankamen. "Dadamm! Wieder eine Dummheit!", schallte er sich innerlich. "Ich merke, dass mir die frische Luft gut tut und auch die Sonne. Sag mal, kennst Du diesen Musiklehrer? Sein Haus ähnelt manchen Gotteshäusern in meiner Heimat und ich weiß noch nicht, ob mir dies Freude macht."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 28.11.2014, 22:43:48
Auch Harry betrachtete beim Näherschreiten die Motive in den Glasfenstern der Haustür ganz genau. Was stellten sie dar?[1] Fanden sich dort tatsächlich sakrale oder auch arkane Motive? Wenn ja: freundliche oder eher nicht so freundliche? Wenn nein: an was erinnerten die Bilder ihn sonst? Mit Kunst hatte er sich sein Lebtag zwar noch nie so richtig beschäftigt, aber er kannte sich mit Volksmärchen aus (allein von den Grimms Märchen besaß er mehrere illustrierte Ausgaben), mit der Feenwelt, mit graphic novels und phantastischer Literatur (ja, er hatte sogar die Erzählprosa seines Namenspatrons Aleister Crowley gelesen) und außerdem—dank Auntie Trish, die ihn während seiner gesamten verkorksten Jugend einmal im Monat ins Civic Opera House geschleift hatte—mit italienischer Oper.

Ansonsten wartete er gespannt, was Aria auf Henrys Frage antworten würde.
 1. perception = 20
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 29.11.2014, 11:42:02
Die Glasfenster zeigten allerlei unterschiedliche Szenen, manche eher ruhig, manche hoch dramatisch: Ein Liebespaar an einem Abgrund, ein Ritter, der gegen einen weißen Drachen kämpfte oder ein finster aussehender Mann vor einem Tisch mit allerlei Tiegelchen und Töpfchen und rauchenden Töpfen. Einige Dinge waren allen Bildern gemein: Sie waren unglaublich detailliert, und sie zeigten stets jemand, der entweder sang oder ein Instrument  spielte.

Tatsächlich fühlte sich Harry an das Opernhaus erinnert. Die Motive hätten auch auf Plakaten zur Bewerbung irgendwelcher großer Opern stehen können.

"Nicht persönlich", beantwortete Aria Henrys Frage. Zu seinen Äußerungen im Wirtshaus hatte sie noch nicht viel gesagt, außer, dass sie über die Bedeutung seiner Worte noch würde nachdenken müssen. Allerdings hatte sie noch etwas anderes gesagt. Dass er, wann immer er das Bedürfnis verspüren sollte, mit ihr über die Dinge reden konnte, die ihm widerfahren waren. "Aber was man so hört, ist er der beste Musiklehrer weit und breit. Unterrichtet nur Kinder. Er könnte Königspreise nehmen, aber er hält die Preise so, dass eigentlich alle Eltern, die irgendeine Arbeit haben, ihre Kinder zu ihm schicken können."

In dem Moment betätigte Rillfarsell die feine, seidene Kordel, die vor der Tür hing. Zuerst ertönten einige leise Glockentöne, eine fröhliche kurze Melodie, dann plötzlich ein Paukenschlag, gefolgt von Geigenspiel, das Harry in der spannenden Schlüsselszene eines Horrorfilms vermutet hätte. Die Musik jagte ihnen einen Schauer über den Rücken, bevor sie nach einigen Sekunden auch verstummte.

Kurz darauf waren Schritte zu hören, dann öffnete sich die Tür. Vor ihnen stand ein hagerer Mann, gute 1,80 groß, mit schlohweißem, glätten langen Haar und hellen blauen Augen. Es war schwer, sein Alter zu schätzen. Seine Wangenknochen waren leicht eingefallen, sein Rücken leicht gebeugt, und er wirkte ein wenig erschöpft. Seine Haut aber war glatt wie die eines Zwanzigjährigen, ohne jede Falte. Es war ein seltsames Bild zumindest für Henry und Harry.

Der Mann, der einen eng anliegenden, hoch geschlossenen schwarzen Anzug trug (was seine hagere Gestalt noch unterstrich), sah sie interessiert, aber auch etwas unsicher an. Er lächelte. "Willkommen in meiner Musikschule. Was kann ich für euch tun?"

Der Raum hinter ihm sah ein wenig aus wie die Eingangshalle eines Schlosses - nur im Miniaturformat. Es gab - zumindest in diesem Raum - kein zweites Stockwerk, so dass die Decke hoch über ihnen lag. Der Boden schien aus einer einzigen, großen Steinplatte zu bestehen, fünf Meter lang und vier Meter breit, die bis zu den Wänden aus dunkelbraunem Holz reichte. An jenen stand eine ganze Reihe aus Instrumenten: Vom Klavier über gitarrenähnliche Instrumente bis hin zu verschiedenen Blasinstrumenten aus einem seltsam schimmernden, weißen Metall.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 01.12.2014, 09:06:57
Weiße Drachen? Wo kommen die denn her, vom Nordpol? Wenn das keine dichterische Freiheit ist, steht's auch mit den Drachen ganz anders hier als daheim. Aber es scheint welche zu geben. Auf wessen Territorium ich mich da wohl beweg? Das sollte ich vielleicht auch noch herausfinden, bevor ich eine böse Überraschung erlebe. Ob man sich hier auch erkennt? Und was soll die merkwürdige Klingel? Irgendwie erinnert die mich an die Waage in Brückenstadt: Horrorklänge, wenn finstere Gestalten vor der Tür stehen; himmlische, wenn gute Leute klingeln.

Das Öffnen der Türe unterbrach Harrys Gedanken. Ein Mann mit weißem Haar aber glatter Haut öffnete. Ein weißer Drache? dachte Harry, doch verwarf er diesen Gedanken gleich wieder, als er die Unsicherheit des Mannes bemerkte. Ein Drache in seiner eigenen Höhle würde niemals so auftreten.

Rasch trat Harry einen Schritt zurück und machte sich etwas kleiner. "Guten Tag. Es hieß, Ihr hättet vielleicht Arbeit für jemanden, der keine Arbeit scheut. So will unser Freund hier gehört haben." Er deutete auf Rillfarsell, der zwar ganz vorne stand, aber den der Mann noch nicht entdeckt zu haben schien. Zu spät fiel ihm auf, dass man seine Worte auch missverstehen konnte. 'Jemand, der keine Arbeit scheut'—das klang ja wie: egal ob legal oder illegal. Hoffentlich verstand Aria das nicht so.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 02.12.2014, 10:55:10
Henry beobachtete seinen Freund Harry, welcher die Stirn runzelte und in Gedanken zu sein schien. "Der Himmel weiß, welche Theorien er gerade wieder spinnt. Wer so viel mit dem Paranormalen zu tun gehabt hat, meint hinter jeder Ecke und jedem Busch einen Geist oder einen Drachen zu sehen. Nur an einen glaubt er nicht, unser'n Heiland Jesus Christus.", Henry schüttelte leicht den Kopf über seine Gedanken.

"Nun, um es etwas anders auszudrücken: Wir sind neu hier in der Stadt und suchen einen Verdienst. Rillfarsell sagte uns, dass Ihr eine anbötet. Nur welcher Art diese Arbeit ist, darüber sagte er nichts."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 02.12.2014, 14:11:20
Rillfarsell genoß die Klangfolge der Türglocke und versuchte, sich die Melodie zu merken.
Als dann die Tür geöffnet wurde, war ihm schon fast klar, daß es übersehen werden würde. Deshalb wirkte es noch schnell wieder einen Lichtzauber auf sich, damit das Licht die funkelnden Federn betonen konnte.
Da die anderen schon auf es gewiesen hatten, verneigte sich nun das Feenwesen höflich.
"Mein Name ist Rillfarsell aus der Ersten Welt. Meine Begleiter sind Harry, von den Drachen, Henry, der Verlorene, und die werte Dame Aria.
Leider muß ich das Gesagte meiner Begleiter ein wenig ins rechte Licht rücken.
Mir wurde gesagt, daß ihr bei einer Angelegenheit Hilfe benötigt.
Ich persönlich würde dies nicht mit Arbeit gleichsetzen, da ich meine Dienste eventuell auch ohne Gegenleistung zur Verfügung stellen würde.
Nichts für ungut, werte Herren."

Letzteres fügte Rillfarsell mit einem entschuldigendem Schulterblick zu Harry und Henry an.
Schließlich wußte es nicht viel über die beiden. Und vielleicht waren sie materialistischer veranlagt als es.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 07.12.2014, 11:40:00
Unsicher wanderte der Blick des Mannes mit dem schwer einzuschätzenden Alter zwischen den Gefährten hin und her. "Wer... wer schickt euch?" Er öffnete seine Tür weiter, und trat einen Schritt zur Seite. "Wer auch immer, wir sollten alles weitere drinnen besprechen."

Während die Besucher das Haus betraten, sah sich Hereius hektisch in der Umgebung um, als befürchte er, dass man sie beobachtete. Dann schloss er schnell die Tür hinter sich, und drehte sich zu der ungewöhnlichen kleinen Gruppe um. So, wie er da stand, mit dem Rücken an die Tür gedrückt, machte er einen ängstlichen, fast jämmerlichen Eindruck. Auch in seinen Augen spiegelte sich deutlich die Unsicherheit.

"Ihr... ihr seid gekommen, um mir zu helfen?" Er sah zu Rillfarsell. Die Anwesenheit einer Fee schien ihn nicht sonderlich zu überraschen. "Kommt ihr von... von... wer schickt euch?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 08.12.2014, 06:45:47
"Das weiß ich selbst nicht so genau. Ein kleiner, blauer Vogel hat es mir gezwitschert, kurz bevor er sich davon gemacht hat."
Mehr konnte Rillfarsell auch nicht sagen, denn er wußte ja nicht mehr.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.12.2014, 10:22:50
Die Augen des Mannes weiteten sich, als Rillfarsell von dem Vogel berichtete. Ein unsicheres Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Dann schickt euch Tamino! Bei allem, was mir heilig ist, das ist ein Glück!"

Er rückte endlich von der Tür hinter sich ab, eilte an der kleinen Gruppe vorbei und geleitete sie in einen Nebenraum. "Kommt, kommt, setzt euch!" Ein Tisch mit acht Stühlen stand in dem Raum, der an eine Art Speisesaal eines Adligen erinnerte. Hinter dem Tisch füllte ein großer, weiß gestrichener Klavierflügel den restlichen Bereich des Raumes aus. An den mit roten Samttüchern behangenen Wänden hingen diverse Saiteninstrumente, einige davon so exotisch, dass niemand von ihnen bisher ein solches Instrument gesehen hatte.

Nachdem sich alle gesetzt hatten, nahm auch Hereius Platz. "Vielen Dank, dass ihr gekommen seid. Ich verdanke Tamino so viel. Dabei habe ich ihn noch nie persönlich gesehen... immer nur seinen Boten. Das..." Nun zögerte er doch einen Moment, bevor er weiter sprach. Sein Blick wechselte noch einmal unsicher von einem zum anderen. "Wisst ihr, ich führe die beliebteste Kinder-Musikschule von ganz Terendol. Ich könnte jeden Preis nehmen, den ich möchte, aber ich setze die Preise so an, dass es für mich zum Leben reicht - und trotzdem möglichst viele Leute sich die Schule leisten können. Ich wähle meine Schüler nach Begabung aus, nicht danach, wer ihre Eltern sind." Er lächelte wieder unsicher. "Allerdings passt das nicht jedem. Es gibt... mächtige Leute, deren Kinder ich abgelehnt habe, und die mir dies sehr übel genommen haben. Bisher konnte ich mit allen Drohungen umgehen, ich bin das gewohnt, aber..."

Hereius sprach schnell, fast, als hätte er Angst, dass diese einmalige Gelegenheit, seine Sorgen zu erzählen, verstreichen würde, wenn er nicht schnell genug alles berichtete.

Er setzte sich in seinem Stuhl zurück, und atmete tief durch. "Ich weiß nicht, wem genau ich auf die Füße getreten bin, aber wer auch immer es war, hatte offenbar Kontakte zu den finstereren Gestalten der Stadt. Ich erhielt..." Er zögerte erneut, wenn auch nur kurz. "Ich erhielt Besuch von den Wölfen. Ich solle ab sofort ein Schutzgeld zahlen, oder man würde hier alles niederbrennen, und zwar, während ich drin bin -ich und meine Schüler. Ich muss mich bis morgen abend entscheiden. Das Schutzgeld ist so hoch, dass ich es nur zahlen kann, wenn ich ab sofort die Preise extrem erhöhe. So extrem, dass sich nur noch die Reichsten den Unterricht leisten können."

Er seufzte. "Ich bin verzweifelt. Ich will nicht nachgeben, aber ich will auch auf keinen Fall das Leben meiner Schüler riskieren. Und ich kann nicht zur Gerichtswache. Was passiert, wenn man zur Wache geht, wenn die Wölfe bei einem waren, nun ja, das dürfte ja bekannt sein."

Unsicher wanderte sein Blick von einem zum anderen. "Werdet ihr mir helfen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 08.12.2014, 10:47:24
"Oh, mit Schutzgelderpressung kenn ich mich aus!" entfuhr es Harry. Dann räusperte er sich verlegen. "Aber wenn die Wölfe hier in Terendol so etwas ähnliches sind wie die Marcones in Chicago—und so klingt das, was Ihr sagt—dann zahlt Ihr besser. Alles, was wir da erreichen könnten, wäre Euch falsche Hoffnungen zu machen. Ich hab's oft genug mitansehen müssen... Tut mir leid. Ihr scheint ein sehr ehrenwerter Mensch zu sein." Er stand auf und wandte sich zum Gehen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.12.2014, 13:55:11
Er wandte sich zum Gehen - und nahm im gleichen Moment zwei Dinge wahr. Das eine, wenig überraschend, ein strafender Blick Arias, die von seiner schnellen Entscheidung wohl wenig begeistert war. Das andere war... ein Gefühl der Belustigung. Vielleicht sogar ein wenig Hohn. Aber da war noch etwas anderes. Etwas... nein, er konnte das Gefühl nicht greifen. Alles, was er spürte, war, dass da noch etwas war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 08.12.2014, 15:57:24
Rillfarsell war ebenso über die schnelle Ablehnung des Drachenjüngers, wie es Harry insgeheim tituliert hatte, überrascht wie Aria. Und es war ebenso wenig begeistert. Auf der anderen Seite war nur ihm das Hilfegesuch angetragen worden, also konnte es dem Menschen kaum Vorhaltungen machen.
"Ich weiß nicht, wer die Wölfe sind.
Und diesen Tamino.... Nun, irgendwie kommt mir der Name bekannt vor, auch wenn ich nicht mehr weiß, woher.
Ich für meinen Teil bin gewillt, zumindest einmal mit diesen Wölfen zu reden. Man kann nie wissen, ob es nicht eine gütliche Einigung geben wird, wenn man es nicht versucht. Und wenn man eben mit ihrem Auftraggeber verhandel muss.
Deshalb, guter Mann, werde ich all mein Können in euren Dienst stellen, um euch und eure Schule zu bewahren.
Ich kann nur hoffen, daß mir meine Begleiter trotz ihrer Erlebnisse und Erfahrungen Hilfestellung leisten?"

Der Ton des Feenwesens war bei den letzten Worten fragend geworden, was auch durch den Eindruck verstärkt wurde, daß es sich zu den Genannten umsah.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.12.2014, 17:03:44
Hereius sah Rillfarsell dankbar, aber auch etwas verunsichert an. "Ich... habe meine Zweifel, dass man mit diesen Leuten einfach reden kann. Sie sind gnadenlos. Wenn sie etwas haben wollen, dann setzen sie alle verfügbaren Mittel ein, um es zu bekommen." Er sah zu Harry, und Mutlosigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht wider. "Ich... ich wusste nicht, wen Tamino mir schicken würde. Der blaue Vogel... er sprach von einem mächtigen Verbündeten, der helfen würde. Ich hatte gehofft..." Er schüttelte den Kopf. "Eine gütliche Einigung werdet ihr kaum mit den Wölfen erzielen. Wenn ihr keinen anderen Plan habt, dann hat euer Freund vermutlich Recht. Dann muss ich mich wohl fügen."

Er senkte den Kopf, und seufzte. Offenbar waren Rillfarsell und seine Begleiter seine große Hoffnung gewesen, die ihm gerade entglitt. "Ich glaube, das hängt alles mit diesem neuen Kopf bei den Wölfen zusammen. Nachdem sie mich bedroht haben, habe ich mich umgehört... sie nennen ihn Obayifo.[1] Naja, ist auch nur eine haltlose Vermutung. Die Drohungen fingen wohl an, kurz nachdem er bei den Wölfen in die obersten Ränge aufgestiegen ist. Aber das kann Zufall sein."
 1. Diesen Namen hat Jurij im Gespräch übrigens explizit erwähnt
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 09.12.2014, 15:34:01
"Dann führen ich eben eine Unterhaltung mit diesem Obayifo. Vielleicht habe ich schon eine Spur, wie ich ihn finden kann." Rillfarsell gab nicht so schnell auf, vermied es aber Jurij zu erwähnen.
"Ich denke, dieser Anführer wird auch nur auf Geheiß eines anderen diese Drohnungen gemacht haben. Denn was sollte er davon haben, wenn ihr nur noch die Kinder der Reichen unterrichtet? Da muss meiner bescheiden Meinung nach mehr hinter stecken.
Sagt, guter Meister der schönen Klänge, wie habt ihr denn sonst die Drohungen umgangen?"

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 11.12.2014, 13:57:35
Ach, komm mir doch nicht so, meine Werteste! dachte Harry. Konnte Lasciel seine Gedanken hören oder nur das, was er laut sagte? Mir doch egal. Jedenfalls musst du nicht meinen, dass mich deine Meinung zu meiner Person interessiert. Und deine Gefühle kannst du auch für dich behalten, besonders die, von denen du nicht einmal selbst weißt, was sie heißen sollen!

Als der Name Obayifo fiel, fuhr Harry herum. Obayifo! Das machte die Sache erst recht hoffnungslos. Alles, was sie in der Sache unternehmen könnten, würde der Feind sofort erfahren! Zwar hatte Rillfarsell recht, dass eine Untersuchung des Auftraggebers sich lohnen mochte—dann könnte Harry ihn aufsuchen und sein Leben um die Erfahrung bereichen, wie es sich anfühlt, auf der Empfangsseite einer Erpressung zu stehen, und ihm in freundlichen Worten klar machen, dass ab jetzt seine Familie und sein Hab und Gut in Gefahr wären, außer er nähme seinen Auftrag sofort zurück—doch dazu müssten sie das Ganze vor Jurij geheimhalten. Aber das war nicht möglich. Lasciel oder einer der anderen Gäste würde es ihm schon brühwarm erzählen. Es sei denn, Tai'Lor wüsste von einer Möglichkeit, wie sie ihre Dämonen daran hindern könnten, miteinander zu kommunizieren. Harry hatte da ja wenig Hoffnung. Am Ende waren die gar telepathisch verbunden.

Er trat an den Tisch zurück und stützte sich auf die Lehne eines freien Stuhls. "Ich denke nicht, dass wir heute und sofort irgendwelche Versprechungen machen sollten. Die Sache ist bestenfalls riskant. Garantieren, dass niemand verletzt wird, ist aber unmöglich. Wenn überhaupt, dann können wir erst morgen sagen, ob wir eine Hoffnung sehen, eine Möglichkeit des Eingreifens. Wir würden uns heute abend besprechen und Euch morgen Bescheid geben. Wie klingt das?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 12.12.2014, 17:31:22
Henry dachte nach über das Geschäft des Musiklehrers. Er verstand, dass es hier um große Kunst ging. Der Musiklehrer musste ein großer Künstler sein. Wahrscheinlich verstand er es, kleinste Tonschwingungen von einander unterscheiden zu können und winzigste Pausen auszumessen. "Solche Menschen spielen nicht einfach Musik - sie erschaffen Musik", dachte Henry und runzelte die Stirn.

Seine eigene Einstellung zu Musik war eine ganz andere. Für ihn war Musik eine alltägliche Angelegenheit und fand gerade darin ihren tiefen Ausdruck. Musik bedeutete für ihn, ein Segenslied bei der Feldarbeit zu singen, sich in Freud und Leid in den Volksweisen wiederzuerkennen und somit zu wissen, dass man nicht alleine war, und Musik war auch die Melodie, nach der man in Schenken das Tanzbein schwang. Musik war damit etwas, was jedem Menschen ein Bedürfnis war und was auch von jedem Menschen getan wurde. Musik war Leben. Gerade deshalb ging es nicht darum, dass sie perfekt war, sondern nur darum, dass sie gut genug war. Natürlich gab es Darbietungen, welche schief und grausam klangen. Andererseits empfand Henry gerade die hohe Kunst der Musik als sehr steril, künstlich und vom Leben abgehoben.

Henry überlegte, ob er etwas entsprechendes äußern sollte, ließ es dann aber bleiben. Es war nicht hilfreich.

"Ich verstehe Euer Arbeitsmodell nicht so recht. Warum verlangt Ihr von jedem die gleiche Summe? Warum müssen die Reichen nicht mehr bezahlen. Oder: Warum unterrichtet Ihr die besonders begabten nicht kostenlos und nehmt höhere Summen von den Unbegabten?", sagte er dann aber schließlich doch.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.12.2014, 16:18:05
Hereius lächelte Henry sanft zu. "Ganz so einfach ist das leider nicht. Ob jemand ein großer Musiker wird, hängt nicht nur von der Begabung ab, sondern auch und vor allem von Fleiß und Wille. Und würde ich von den Reichen mehr nehmen, dann zöge ich mir nicht nur deren Unmut zu, auch die Halsabschneider von der Gilde wären mir gleich auf den Fersen. Es gibt in diesem Land den Göttern sei Dank keinen Gildenzwang, aber wenn sie einem 'unsittliches Verhalten' nachweisen können, dann können sie einem ganz schön das Geschäft vermiesen. Als Geschäftsmann, der ich nunmal auch bin, muss man wissen, welche Fettnäpfchen zu vermeiden sind."

Dann brachte Rillfarsell noch eine Idee ein: Man könnte das Gerücht eines noch besseren Lehrers streuen. Und tatsächlich schien Hereius diese Idee zu gefallen - und er hatte sogar eine Idee. "Ich möchte das nicht ohne sein Einverständnis machen, nach allem, was er für mich getan hat, aber ich denke, dass Tamino tatsächlich besser ist, als ich es je werden könnte, und wenn ich noch zweihundert Jahre leben würde."

Mit dieser ersten Idee verabschiedete sich die Gruppe schließlich von dem sorgengeplagten Musiklehrer. Morgen, wenn sie mehr wussten, würden sie eine Entscheidung treffen, und sich wieder bei ihm melden.

Draußen angekommen, fragte Aria die drei Gefährten, ob sie nun mit der kleinen Stadtführung beginnen sollten. Nachdem alle zugestimmt hatten, führte sie Henry, Harry und Rillfarsell durch das "Tempeldörfle", und erzählte dabei von den Begebenheiten und Hintergründen der Stadt.[1]

An den Tempeln holte Aria stets etwas weiter aus, und erzählte von der jeweiligen Gottheit, ihren Prinzipien und der Art, wie ihre Priester lebten.[2]

Bei all dem machte Aria immer wieder bei verschiedenen Personen Halt, Privatleute ebenso wie Geschäftsleute, und auch der eine oder andere Priester einer anderen Religion war dabei (allerdings stets nur jener Religionen, die man wohl eher den "Guten" zurechnen würde).

Sie sprach kurz mit den Personen, schien mal Seelsorgerin, mal Diplomatin zu sein, immer aber blieb sie freundlich - selbst dann, wenn ihr Gegenüber einmal heftiger wurde. Nicht nur das: Am Ende schenkte auch ihr Gegenüber ihr stets wieder ein Lächeln. Aria schien mit einer außergewöhnlichen Gabe gesegnet zu sein, was den Umgang mit anderen Individuen anging - "Menschen" griff hier zu kurz, denn in einer Stadt wie Terendol gehörten natürlich auch Orks und Halblinge dazu.

Schließlich beendete Aria ihre Runde und damit auch ihre Stadtführung. "Ich hoffe, die kleine Stadtreise hat euch gefallen", schloss sie. "Ich muss jetzt noch einmal zu meinem Schrein, komme aber danach gleich wieder zum Portal. Ich würde mich freuen, wenn wir uns danach noch sehen."

Nach einer kurzen Verabschiedung trennte sich die Gruppe von Aria, und machte sich auf den Rückweg zum Portal.
 1. Eure Charakter erfahren alles aus diesem Thread: http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8221.0  - fehlende Informationen zur Karte ergänze ich noch!
 2. Ihr erfahrt die wichtigsten Informationen über Gottheit und Priesterschaft aus dem PathfinderWiki, wie z.B. hier: http://pathfinder.wikia.com/wiki/Erastil - allerdings ohne Golarionspezifische historische Informationen, natürlich.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.12.2014, 16:37:15
Nach seinen Erlebnissen hatte Jurij eine ganze Weile gebraucht, sich wieder zu fangen. Schließlich aber fühlte er sich bereit, zum Portal zurückzukehren. Noch immer konnte er nicht ganz fassen, was ihm offenbart worden war, aber er begriff allmählich, dass er wohl die Grenzen dessen, was er als "real und möglich" betrachtete, würde niederreißen müssen. Er hatte sich lange dagegen gewehrt, aber mittlerweile waren die Beweise erdrückend.

Auf dem Rückweg zu seiner Gastwirtschaft hing er diesen und ähnlichen Gedanken nach, bis er schließlich an seinem Ziel ankam. Das Portal war, wie fast jeden Abend, gut gefüllt - sogar noch mehr als sonst. Priester und Adepten, aber auch Handwerker und Kaufleute der Umgebung versammelten sich hier. Einige wenige Tische waren noch frei, aber so ungestört wie zuvor würde Jurij mit seinen "Leidensgenossen" kaum wieder reden können.

Von der Gerichtswache war noch nichts zu sehen, allerdings wies ein weiterer Anschlag an den Balken im Gastraum darauf hin, dass es heute abend eine Informationsveranstaltung der Gerichtswache zu den "aktuellen Vorkommnissen" geben sollte. Dies war wohl auch der Grund für den großen Ansturm, vermutete Jurij.

Während er sich noch nach einem Tisch umsah, öffnete sich die Tür hinter ihm, und Henry, Harry und Rillfarsell kamen hinein.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 14.12.2014, 17:49:13
Kurz weiteten sich die Augen des jungen Mannes, als er seine Leidensgenossen sah. Er hatte stundenlang über das Erfahrende nachgedacht, wollte ihnen vieles davon sagen aber nicht hier vor alle diesen Leuten. Langsam ging er einen paar Schritte auf die Leidgenossen zu. Vor Harry dann verneigte er sich tief. „Bitte entschuldige mein Verhalten vom heutigen Tag.“ sagte er mit ruhiger, trauriger Stimme. Als er wieder den Blick hob, erklärte er, dass er mit ihnen alles etwas besprechen müsste. Er habe etwas mehr über ihre Situation erfahren. Doch nicht hier und jetzt. Erst nach dem treffen sollte es sein. Beim Reden wirkte er viel ruhiger als heute Mittag. Dies mochte wohl an seiner sichtlichen Erschöpfung liegen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 14.12.2014, 21:23:39
"Oh bitte, Jurij, kein Thema", sagte Harry, verdutzt über die Verbeugung. "Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Priesterin Dir dasselbe gesagt hat wie ich?"

Zu einer Antwort kam der junge Deutsche jedoch nicht mehr, da just in diesem Augenblick eine plötzliche Unruhe hinter ihnen die Ankunft der Gerichtswache ankündigte. Schnell packte Harry seinen Notizblock, in welchem er so viel wie möglich von Arias Informationen festgehalten hatte, in seine Manteltasche und steuerte den nächstbesten freien Tisch an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.12.2014, 22:06:59
Nach der kurzen Begrüßung suchten sich die vier Gefährten einen gemeinsamen Platz - sie fanden einen Tisch nicht weit von der Bar, und doch etwas am Rand. Rillfarsell zog den einen oder anderen Blick auf sich, manchmal neugierig, manchmal begeistert, und manchmal auch offen feindselig. Doch keiner sprach sie an, trotz ihres Feenbegleiters ließ man die vier in Ruhe.

Schließlich öffnete sich die Tür, und eine Gruppe aus vier Männern und zwei Frauen betrat die Gastwirtschaft. Jurij erkannte einige von ihnen: Angeführt wurden sie von Inspektor Ferrigan, die Priesterin Elenya Ithera gleich zu seiner Linken. Rechts von ihm stand ein Mann, dessen krauser weißer Bart pfleglich gestutzt war, während sein Haupthaar bis auf einen dünnen weißen Kranz nicht mehr vorhanden war. Er hatte ein freundliches, etwas rundliches Gesicht, und seine glänzenden Augen glitten mit einem Lächeln über die Menge der Anwesenden.

Er trug eine schwarze Stoffhose, weißes Hemd und weiße Weste, genau wie Ferrigang: Die nicht-militärische Kleidung der Gerichtswache. Ferrigang selbst trug einen hellbraunen Ledermantel darüber, der ihm bis zu den schweren Stiefeln ging, während sein Begleiter lediglich eine schmale rote Scherpe über seiner Weste trug. Jurij hatte auch so etwas schon einmal gesehen; einige wenige Mitglieder der Gerichtswache trugen so etwas, insbesondere zu feierlichen Anlässen. Es war eine Auszeichnung hoher militärischer Ehre, irgendetwas mit besonderem Heldenmut - an mehr konnte sich Jurij nicht erinnern.

Hinter dem Dreigespann folgten zwei Gerichtswachen in Kettenhemden, ausgerüstet mit glänzenden Langschwerten, die sie am Gurt trugen. Hinter ihnen lief eine Frau in einem schwarzen Kleid, schlicht, aber doch fast zu edel für einen förmlichen Anlass. Sie bemühte sich um einen ernsthaften Blick, doch wer genau hinsah, konnte das süffisante Lächeln in ihrem Gesicht nicht übersehen.

Die Gruppe marschierte geradewegs zur Bar, sprach kurz mit dem Wirt, und drehte sich dann zur Menge um. Es war Ferrigan, der das Wort übernahm.

"Ich danke Euch",  begann er mit einer Stimme, die das Gemurmel im Wirtsraum übertönte, ohne dass er sich anstrengen musste. "Ich danke Euch, dass Ihr so zahlreich erschienen seid, um über die Vorkommnisse im Tempeldörfle informiert zu werden und die Gerichtswache nach bestem Können zu unterstützen."[1]

"Um den Gerüchten gleich ein Ende zu bereiten: Ja, wir haben einen Mörder in der Stadt. Einen Mörder, der auf bestialische Weise tötet, und damit, wie wir vermuten, einem dunklen Ritus folgt." Das Gemurmel wurde lauter, einige Leute standen plötzlich auf, finstere Blicke wurden ausgetauscht. "Aber", schnitt Ferrigans Stimme in die aufkommenden Anschuldigungen, "nach allem, was sich bis jetzt gezeigt hat, handelt es sich nicht um ein priesterliches oder klerikales Ritual. Wenn ich mich nicht täusche, und das ist sehr selten der Fall, haben wir es mit einem Schwarzmagier zu tun. Einem, der arkane Kräfte anzuwenden bereit ist, die selbst in einer toleranten Stadt wie Terendol aufs strengste verboten sind."

Der erste Aufruhr legte sich, und alle setzten sich wieder. Schweigend hörten sie Ferrigan zu.

"Wie den meisten bereits bekannt sein dürfte, haben sich die Tempel dieses Dörfles zusammengeschlossen, um gemeinsam unter der Führung Elenya Itheras die Gerichtswache bei den Ermittlungen zu unterstützen. Wir arbeiten eng mit Frau Ithera zusammen, und doch möchte ich betonen, dass die Aufklärung dieses Falles nach wie vor der Gerichtswache obliegt."

Bevor jemand reagieren konnte, sprach er bereits weiter. "In der Tat konnten wir bereits deutliche Fortschritte machen; ich möchte sagen, wir sind dem Mistkerl auf den Fersen. Aber wir benötigen die Unterstützung aller im Tempeldörfle. Allem voran die der Tempelangehörigen: Der Tempelschänder, wie der Mörder inzwischen schon genannt wird, schlägt stets auf heiligem Boden zu, und sucht sich einzelne Opfer, Personen, die alleine unterwegs sind. Daher möchten wir um eine simple Vorsichtsmaßnahme bitten: Geht stets zu Zweit oder besser noch zu Dritt. Wer alleine ist, macht sich zur Zielscheibe."

Ferrigan räusperte sich, und trat einen Schritt zurück. Sein Blick wandte sich zu dem Mann neben ihm. Dieser nickte dem "Publikum" zu, das von ihm nun offensichtlich mehr Details erwartete. "Mein Name ist Tai'Lor, ich bin Inspektor Ferrigans Assistent. Zunächst einmal versichere ich, dass die Gerichtswache ihr möglichstes tut, diesen Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Mit Inspektor Ferrigan haben wir einen der besten und erfahrensten Männer der Gerichtswache als Hauptverantwortlichem. Ich habe keine Zweifel, dass wir dieses Verbrechen schnellstmöglich aufklären werden." Dann sah er zu Boden, und faltete die Hände vor sich. "Bevor ich auf unsere Erfolge eingehe, muss ich allerdings noch auf weitere Gerüchte eingehen, die bereits die Runde machen. Es heißt in den Straßen, der Tempelschänder habe bereits viele Morde begangen. Wahr ist, dass der nun bekannt gewordene Fall nicht der erste war. Aber es waren nicht viele, sondern genau zwei an der Zahl, die er vorher beging. Die Gerüchte entsprechen also nicht der Wahrheit."

Er sah ins Publikum, nahm den Augenkontakt der Menschen, Halblinge und Orks auf, die ihm hier zuhörten. Die Lage war angespannt, das war offensichtlich. Und doch schaffte es Tai'Lor mit seiner ruhigen Art, die Menge im Zaum zu halten.

"Was wir bereits wissen: Der Mörder macht keinen Unterschied bei den Religionen, und auch nicht beim Ausbildungsgrad seiner Opfer. Er tötete einen Adepten, einen hochrangigen Priester und eine ausgebildete Klerikerin. Auch sagt dies etwas über seine Gefährlichkeit aus. Ob er seine Opfer nur geschickt überraschte, oder sie tatsächlich in einer direkten Konfrontation zu bezwingen wusste, Macht und Stärke allein sind kein Schutz gegen diesen Eindringling in unser Dörfle. Umso mehr möchte ich darum bitten, den Rat Inspektor Ferrigans zu befolgen, und nicht alleine unterwegs zu sein."

"Wir wissen außerdem, dass der Tempelschänder ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt: Seine Taten gehören zu einem großen Ritual. Die Gerichtswache befindet sich bereits in der Analyse, und in der Vorbereitung von Gegenmaßnahmen. In diesem Zusammenhang bitten wir darum, die Augen und Ohren offen zu halten: Ungewöhnliche Ereignisse meldet bitte bei der Gerichtswache, auch wenn es vielleicht Dinge sind, die euch eigentlich nicht meldenswert erscheinen. Auffällige Personen, Eindringlinge in den Tempelbereich und so fort sind bitte ebenfalls zu melden. All dies ist zu eurer eigenen Sicherheit und zum Schutz aller im Tempeldörfle."

Nun trat Elenya Ithera nach vorne. "Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Wenn noch Fragen sind, beantworten wir diese gerne."
 1. Wer die Menge beobachten möchte, mache bitte einen Sense Motive-Wurf
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 15.12.2014, 02:41:34
Von der Rede schnell enttäuscht—Ja, was hast du denn erwartet, Harry? Natürlich kriegen wir hier nur den Pressetext vorgesetzt! Erfolge... keinerlei Zweifel... schnellstmöglich: ist doch klar, dass sie das sagen müssen!—hörte Harry gar nicht genau hin. Dass ein Schwarzmagier verdächtigt wurde und die Ermittler nicht an religiöse Motive des oder der Täter glaubten, war neu, den Rest aber hatte Aria ihnen längst erzählt—und mehr. Da nutzte Harry lieber die Zeit und beobachtete die Reaktionen der Zuhörer, besonders auch der schwarzgekleideten Dame, die als letztes hereingekommen war und dies alles amüsant zu finden schien.[1] Zunächst war ihm nicht klar, ob sie zu der Gruppe der Gerichtswache gehörte oder eben nur nach diesen eingetreten, doch dann kam er zu dem Schluss, dass sie dazugehören musste, da die Wachen sie so gar nicht beachteten.

Die Menge war buntgemischt. So ganz konnte Harry sich an den Anblick noch nicht gewöhnen: Orks, Menschen und Halblinge saßen hier relativ gemischt, obwohl doch tendenziell eher in gleichartigen Gruppen beisammen. Zwischen den einzelnen Gruppen spürte Harry Spannungen, obwohl dies nicht nur durch die unterschiedliche Abstammung erklärbar schien: dort warfen Halblinge und Menschen einander misstrauische Blicke zu, hier beschimpften Halblinge und Orks sich über zwei Tische hinweg, dort drohten Orks einander mit Fäusten, hier gerieten zwei gemischte Gruppen—Priester zweier verschiedener Tempel, die einen trugen das Symbol Iroris, eine blaue Hand, das andere Symbol konnte Harry gerade nicht zuordnen—in ein wild gestikulierendes Streitgespräch. Bewundernswert war, wie Inspektor Ferrigan und Tai'Lor, wann immer die Gemüter sich erhitzten, die Leute allein durch ihre Präsenz, den Einsatz ihrer Stimme und Gesten oder durch einen Sprecherwechsel wieder halbwegs beruhigten. Es brodelte ordentlich, aber im Moment schien die Gerichtswache die Situation noch im Griff zu haben.

Bezüglich der Dame in Schwarz fiel Harry auf, dass sie offenbar dasselbe tat wie er: die Menge beobachten, um deren Reaktion und Stimmung zu erfassen. Mehrmals trafen sich dabei ihre Blicke und die Miene der Frau schien Harry dabei mit jedem Mal noch süffisanter zu werden. Für die Rede des Inspektors und seines Assistenten jedenfalls interessierte sie sich nicht im mindesten. Außerdem hatte Harry den Eindruck, als warte die Dame auf ihren Einsatz, konnte aber nicht sagen, ob dieser offiziell geplant war—ob also gleich einer der beiden Redner sie vorwinken würde—oder ob sie eher eine Art Journalistin war, die darauf wartete, eine besonders provokante Frage zu stellen.

Harry selbst hätte gern durch eine besonders schlaue Frage auf sich aufmerksam gemacht, aber ihm fiel beim besten Willen keine ein—schon gar nicht eine, die er vor der Menge hier hätte stellen wollen. Er hatte zwar ein phantastisches Alibi für alle drei Morde—ich war in Brückenstadt, das liegt auf einer anderen Welt, und außerdem war ich an mein Bett gekettet!—aber er wollte es nicht darauf ankommen lassen, dies einer wild gewordenen Meute erklären zu müssen, welche den Scheiterhaufen für den fremden Schwarzmagier schon aufgeschichtet hatte. Sowas ging bekanntlich schnell.

Paranoid? Vielleicht. Aber bloß, weil du paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass vor deiner Tür nicht schon ein Lynchmob wartet!

Also zwang Harry sich zu Geduld. Die Gelegenheit vorzutreten und das private Gespräch mit Tai'Lor zu erbeten würde sich erst bieten, wenn der offizielle Teil der Veranstaltung vorbei war.
 1. Sense Motive = 25 (nat. 20), s. die nächsten beiden Absätze
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 15.12.2014, 10:53:22
Ähnlich wie Harry sah es Jurij. Fast alles was der Inspektor und sein Assistent sagten, hatte er schon einmal gehört. Er fragte sich, was wohl die Erfolge waren, welche angesprochen wurden. Wenn es nur die grobe Einschätzung war wie stark der Tempelschänder ist und was wahrscheinlich sein Ziel sein mochte, war es nicht sehr berauschend. Im Grunde wussten sie damit nichts. Dazu wurden alle auch noch angehalten ungewöhnliche Ereignisse und verdächtige Personen zu melden. Als der Assistent dies sagte, viel Jurijs Blick auf die schwarz gekleidete Frau. Kurz überlegte er, ob er nicht einwerfen sollte, dass diese Frau ihm ziemlich verdächtig vorkam. Besonders mit ihrem dreckigen Lächeln. Doch grummelnd biss er die Zähne zusammen. Seine depressive Laune wollte er nicht an anderen auslassen. Besonders nicht an Vorgesetzten.

Jurijs Blick schweifte zurück zum Publikum. Es waren Priester, Adepten, Handwerker und Händler. Keiner, außer er selbst und die Redner, von der Gerichtswache. Das sagte doch einiges aus. Besonders wo gerade die Rollenverteilung klar gemacht wurde. Die die den Tempelschänder fangen sollten, hatten ihre Anweisungen. Hier waren nur die die für Informationen und weitere Hinweise verantwortlich waren. Sicher würde bald einer genau das sagen. Sagen, dass sie kurz vor einer Hexenjagt standen.
Tief ausatmend blickte er zu Elenya, Ferrigan und diesem Tai´Lor. Jurij hatte die ganze Zeit versucht zwischen den Zeilen zu lesen. Zu erkennen was die drei wirklich sagten und was sie wirklich wussten.[1] Doch nun fragte er sich was wohl Elenya dachte. Jetzt nachdem sie wusste, dass in Jurij ein Monster hauste und noch mehr davon herumgingen. Hatte sie die Selbe Vermutung wie er. Könnte vielleicht ein anderer Schläfer für das verantwortlich sein? Einer der vielleicht wie Jurij von seinen blutlüsternen nächtlichen Aktionen keine Ahnung hatte?
 1. Motiv erkennen 28
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 15.12.2014, 22:57:30
Ein Mann, der nicht weit entfernt von den Gefährten an einen Pfosten gelehnt dastand, hob die Hand. Er trug eine schwarze Robe, auf der ein umgedrehter fünfzackiger Stern in leuchtend roter Farbe zu sehen war - ein Asmodeus-Anhänger, wie sie von Aria gelernt hatten. Er trug sein dunkelbraunes Haar zu einem kurzen Zopf zusammengebunden.

"Ihr sprecht von einem Ritual. Ist etwas darüber bekannt, ob der Schänder etwas mit der Seele seiner Opfer anstellt? Wisst ihr, ich habe keine Lust, durch finstere Magie an irgendwelchen schrecklichen Orten zu landen - den sieben Himmeln oder sowas." Angewidert spuckte er aus - eine Geste, die gleich an mehreren Ecken des Raums Leute zum Aufstehen brachte. Elenya hob beschwichtigend die Hände.
"Was einem selbst als wohles Heim der Seele scheint, das muss ein jeder selbst entscheiden. Aber ich kann euch beruhigen, Rastor. Das Ritual greift auf Körper und Lebenskraft der Opfer zu, nicht aber auf ihre Seele. Lediglich... nun, die Seelen der Opfer erinnern sich nicht an die Tat, nicht einmal, wenn man sie durch göttliche Macht zur Befragung herbeiruft."

Ein Raunen, gefolgt von wildem Gemurmel, ging durch die Menge. Elenya übertönte das Gerede. "Wir wissen bereits, dass dies einem Zauber geschuldet ist, den der Täter im Moment des Todes auf seine Opfer wirkt - nicht danach. Die Seele bleibt unangetastet."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 16.12.2014, 16:48:03
Henry hatte nicht bemerkt, dass die kleine Gruppe in die Bar eingetreten war. Erst als er merkte, dass sich erst Harry und dann Aria aus dem Gespräch ausgeklinkt hatten, drehte auch er sich zu den Männern und der Frau um. Er war ziemlich unbeeindruckt.

Nur eines erzeugte einen gewissen Ingrimm in Henry, nämlich als Tai'Lor von Schwarzmagiern sprach. Wieder einmal bestätigte sich Henrys These, dass Magie nur verderbe. Er suchte den Blick von Harry und presste bedeutungsvoll die Lippen auf einander, nach dem Motto: 'Du weißt, was ich denke. Wir müssen es nicht aussprechen'.

Dann blickte Henry wieder nach vorne. Es kribbelte ihn. Er mochte die Vorstellung nicht, dass hier ein Schwarzmagier herumlief. Andererseits verspürte er auch eine gewisse Rückhaltung. Er war kein 'Offizieller', nicht einmal ein richtiger Bürger in diesem Land. Henry war sich nicht ganz sicher, ob er sich unter solchen Umständen einmischen dürfte. "Andererseits, wenn es um das offensichtlich Böse geht, dann gibt es keine Zurückhaltung."

Henry kam ein unguter Gedanke. Er überlegte einen Moment, langte dann beherzt über den Tisch und zog Harry einen Bleistift und dessen Notizblock aus der Brusttasche. In Latein schrieb er folgendes darauf: "Der Mann, den wir heute hier treffen sollten, ist zugleich Ermittler im Tempelschänder-Fall. Ich glaube, es wäre keine so gute Idee, ihm die Sache mit unserer Besessenheit kenntlich zu machen. Vielleicht sollten wir auch überhaupt nicht mit ihm reden." Dann schob er Harry den Bloick wieder hin.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 16.12.2014, 20:35:43
"Oh boy, I'm having a Star Trek moment here." Harry schüttelte sich. Ein Ritual, dass die Lebenskraft des Opfers aussaugte, aber auch seine Gedanken und Empfindungen im Augenblick und Anblick seines Todes? Vielleicht war es genau letzteres, auf das der Täter vor allem aus war. Wenn er eine Möglichkeit gefunden hatte, diese Energie, diese Erinnerungen, in einem magischen Gefäß (oder auch dem entnommenen Organ?) zu speichern, zur späteren Wiederverwertung, sei es als bloßes Abspielen oder als Quelle negativer Energie für das geplante große Ritual, als Geschenk, Opfer, Lockmittel für den zu beschwörenden Dämonenherrscher, oder aber um aus den solchermaßen mit Erinnerungen aufgeladenen Bauteilen eine Alptraum-Kreatur zu basteln, oder...

War das möglich? Erinnerungen magisch zu extrahieren und in einem solchen Gefäß zu speichern?[1] "All you'd have to do is modify the deflector array to emit a sustained tachyon beam, or was it a positron burst...?" murmelte er verzweifelt, denn wer sagte, dass es ein magisches Gefäß sein müsste? Einen Menschen mit Hoverboard und Mini-Computer am Handgelenk hatte Harry hier schon herumschwirren sehen. Am Ende besaß der Täter gar ein memory storage device nach bester Star Trek Manier?[2]

Mit diesen zunehmend konfusen Gedanken war Harry noch beschäftigt, als Henry ihm eine Nachricht per Notizblock zukommen ließ, welche Harry—eben durch seine Gedanken und das aktuelle Geschehen abgelenkt—mehrmals zu lesen anhub, bis er bemerkte, dass der Text gar nicht in Englisch, sondern in Latein war. Er seufzte. Henrys Latein war zum einen wesentlich besser und flüssiger als das seine, zum anderen mittelalterlich (und die Schrift erst!), während Harry selbst das klassische Latein gelernt hatte. (Im Mittelalter hat kaum ein Zauberer auf Latein geschrieben, man wollte ja nicht vom Klerus verstanden werden. Obwohl der Klerus immerhin soviel von Drakonisch verstand um zu erkennen, dass es die Schrift und Sprache von Zauberern war...) Wie dem auch sei. Harry kritzelte unter Henrys Nachricht seine eigene, ebenfalls in Latein. Sein erster Gedanke war, eine demokratische Abstimmung vorzuschlagen, da die Sache ja schließlich auch Jurij und Rillfarsell betraf. Doch ein anderes Argument erschien ihm dringlicher.

"Als ich vorhin Aria das erste Mal sah, war es nicht mein Verlangen, das mich übermannte, sondern Lasciels. (Außer, sie wollte sich nur einen Scherz mit mir erlauben und mir zeigen, wie sehr sie mich an der Kandare hat?) Wenn es aber kein 'Scherz' war, sondern echtes Verlangen... Lasciel ist eine mächtige Zauberin. Sie kann bezaubern, verführen wen sie will, und der ist machtlos dagegen, auf den sie ihr Auge wirft. Wenn Tai'Lor also eine Idee hätte, wie wir uns gegen unseren Dämon wehren könnten, würd ich es gern heut noch wissen, bevor ich mich schlafen leg. Sonst bleibt mir nur der Pakt. 'Liebste Lasciel, was kann ich für dich tun, damit du Aria in Ruhe lässt? Nenn mir deinen Preis!'

P.S. Außerdem ist Tai'Lor in Gefahr, wenn wir ihn nicht vor uns selbst warnen, denn unsere 'Gäste' wissen von ihm und dass sich einer von uns irgendwann doch noch entscheiden könnte, bei ihm Hilfe zu suchen."


Er schob Henry den Block wieder zu und beobachtete den Freund, während dieser die Nachricht las.
 1. knowledge (arcana) = 20
 2. Lasciel, knowledge (engineering) = 19
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 16.12.2014, 22:52:49
"Dann können wir uns ja alle sicher schätzen", schloss der Asmodeusjünger seine Fragestunde. Eine junge Frau auf der anderen Seite des Gastraums erhob sich. Sie sah sich unsicher um, und schob mit einer Hand eine struppige blonde Strähne aus dem Gesicht.

"Was genau passiert mit den Opfern? Also... mit ihren Körpern?"

Elenya nickte. "Eine wichtige Frage. Die bisherigen Opfer wurden genau, sowohl physisch als auch magisch, untersucht, ein Vorgang, der etwa einen halben Tag in Anspruch nimmt. Ein Priester des jeweiligen Glaubens ist anwesend und kann Einfluss nehmen auf die Untersuchungen. Danach wird der Körper von den städtischen Friedhofsbildnern vorbereitet, um eine respektvolle Bestattung zu ermöglichen."

Die junge Frau, deren Hand nun zitterte, nickte nervös, und setzte sich wieder hin. Aus der Entfernung war es schwer zu sagen, aber es wirkte fast, als würde sie schluchzen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 17.12.2014, 02:53:38
Harry war gar nicht so wohl dabei, wie hier über Seelen gesprochen wurde—gar nach dem Tod befragt will man sie haben—als zweifelte keiner daran, dass es solche gab, als sei dies nicht nur eine Erfindung der Religionen, eine Gedankenakrobatik des Menschen, um mit seiner Sterblichkeit zurechtzukommen. Erinnerungen, Gefühle, Persönlichkeit, Träume, Visionen, Drogentrips: alles nur Funktionen des Gehirns, eine mystische Kraft war zur Erklärung völlig überflüssig.

Dabei hatte Harry sehr wohl in diversen alten Zauberbüchern über magische Techniken gelesen, mit denen die Seele eines Menschen, was immer man darunter verstehen wollte, in einem Edelstein eingefangen werden konnte. (Die alten Griechen aber auch die römischen Magier hatten sich viel damit beschäftigt.) Wenn so etwas jedoch mit "Seelen" funktionierte—sprich: wenn es möglich war, die Gesamtheit dessen, was im Gehirn gespeichert war, zu extrahieren—dann würde es wahrscheinlich sogar weniger Macht erfordern, nur einen Teil davon abzuzapfen, also zum Beispiel nur die Erinnerungen oder das, was Nekromanten gern "Lebenskraft" nannten. Allerdings hatte er von konkreten Zaubern dieser Art noch nie gehört, wahrscheinlich weil Zauberer untereinander nun einmal gerne protzten und prahlten, und dazu eigneten sich Zauber, mit denen sich Seelen rauben oder vor dem Hades bewahren ließen besser als solche, die bloß ein paar Erinnerungen abzwackten. Aber vielleicht würde Harry ja an der hiesigen Akademie mehr zu dem Thema erfahren, sollte man ihm dort Zutritt zur Bibliothek gewähren.

Außer, es handelte sich doch um ein technisches Gerät. Wie sollte er dann etwas darüber erfahren? Rubins Worte fielen ihm ein: Ich bin eine Art Forscher, sowohl des Arkanen als auch der Technik. Am Ende war der Täter gar kein Schwarzmagier sondern ein Mann in Schwarz. Vielleicht gar Rubin selbst, oder zumindest ein Landsmann von ihm. Die Art von Technik, über die der Mann dann verfügte, musste der hiesigen Bevölkerung wie Magie erscheinen.

Einen Augenblick lang meinte Harry, von einem solchen Gerät schon einmal gehört zu haben, und zwar in einem nicht-fiktionalen Kontext. Kurz hatte er ein Bild vor Augen von einer organisch wirkenden, goldschimmernden Kugel, aber im nächsten Moment verschwand es auch schon wieder. Fast schien es ihm sogar unterdrückt zu werden. Interessant...

Harry rang mit sich, doch dann beschloss er, dass seine Fragen auch nicht dümmer waren als Rastors. Als die Aufmerksamkeit der meisten Anwesenden sich kurzzeitig auf die schluchzende Frau richtete—womöglich kannte sie eins der Opfer?—nutzte Harry die relative Stille, um sich zu Wort zu melden.

"Wenn Ihr gestattet, Hochwürden, hätte ich zwei Fragen. Zum einen: Was macht Euch so sicher, dass der Täter ein Magier ist oder überhaupt Magie im Spiel ist? Habt Ihr tatsächlich Spuren von Magie gefunden oder fehlt es nur an Erklärungen, wie er oder sie es ohne Magie hätte bewerkstelligen können?

Zum zweiten: Als Ihr die Seelen der Opfer befragt habt, konntet Ihr dabei feststellen, wieviele Erinnerungen ihnen fehlten? Nur die der Tatnacht oder mehr? Monate? Jahre? Das ganze Leben? Ich frage mich nämlich, ob es vielleicht eben diese Erinnerungen waren, auf die der Täter es abgesehen hat. Wenn es ihm nur darum gegangen wäre vorzusorgen, dass sein Opfer ihn bei einer Seelenbefragung nicht verrät, hätte es für ihn einfachere Mittel und Wege gegeben, ungesehen oder unerkannt zu bleiben."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 17.12.2014, 14:45:08
Während Henry und Harry sich Nachrichten zuschoben, verfolgte Jurij weiter das Gespräch. Die Fragen und Äußerungen waren alle berechtig und doch fehlte etwas. Er konnte es nicht richtig formulieren und wurde beobachtete dann die nervöse Frau. Warum war sie nervös? Hatte sie einen zu niedrigen krichlichen Rang, war sie wie Harry vermutete mit einem der Opfer in Kontakt oder steckte etwas anderes hinter ihrer Nervosität.[1]

Jedoch wird er als bald durch eine Wortmeldung aus seinen Gedanken über die Frau gerissen. Nachdenklich kratzte Jurij sich am Kinn, während er Harrys Fragen lauschte. Er verstand nicht worauf sie abzielten aber es zeigte, dass er von diesem Thema wirklich etwas verstand.
Bevor Elenya oder einer der anderen antworten konnte, fasste Jurij den Mut nun auch Fragen zu stellen. „Werte Dame Ithera, Sir, es wurden doch auch fremdartige Symbole gefunden. Sicher werden diese schon untersucht aber sind Abzeichnungen der Symbole gerade zur Hand und konnten gezeigt werden? Es kann sein, dass einer der Anwesenden sie vielleicht erkennt oder schon einmal gesehen hat. Schließlich sind hier ja auch gerade einige weit gereiste Personen anwesend, welche unter Umständen etwas beitragen können.“ Nach dieser Frage biss sich Jurij leicht auf die Unterlippe und blickte besonders den Inspektor an. Dann formulierte er jedoch noch eine weitere Frage. „Und, für die zeitliche Einordnung wäre es gut zu wissen. Wann ist das erste Opfer gefunden wurde? Das würde den Kreis der Verdächtigen die aus fremden Ländern stammen eingrenzen und es kann gezielter Ausschau gehalten werden.“
 1. Motiv erkennen: 19 falls es was bringt
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 17.12.2014, 16:33:01
Rillfarsell hatte sich wieder auf den Tisch gesetzt, um in etwa auf zumindest Brusthöhe der Menschen zu sein.
Auch es betrachtete die eintretenden Leute interessiert und lauschte aufmerksam ihren Worten, während es besonders auf Intonierung, Sprachgeschwindigkeit und Rythmus achtete. Ganz so, als würde es einem Lied lauschen, um eine unterschwellige Bedeutung wahrzunehmen.[1]
Aber für das Feenwesen war diese Tempelschänder-Geschichte nicht wirklich interessant. Ein Wesen, das sich an anderen verging, um irgend ein ominöses Etwas zu machen. Da gab es viel zu wenig Spuren oder Hinweise, um irgendwo vernünftig anzusetzen.
Es mochte ja sein, daß diese Taten von einem Wesen wie ihnen begangen wurden. Einem Wesen, das zu bestimmten Zeiten von seinem ... Dämon in Besitz genommen wurde. Aber das brachte sie auch nicht weiter, wenn es richtig verstanden hatte. Denn man konnte sich anscheinend nicht an die Tat erinnern. Also wäre zum Einen der Täter selbst ein Opfer und zum Zweiten würde er sich nur bei frischer Tat ertappen lassen.
Nicht gerade die besten Aussichten.
Aber Rillfarsell hatte zugestimmt, gegen das Böse in ihnen zu handeln. Und das würde es auch tun.
Es richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Vorgänge im Schankraum.
 1. Sense Motiv: 15
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 21.12.2014, 14:08:39
Henry fasst nach dem Block und las Harrys Nachricht ein erstes Mal und dann noch ein zweites Mal. Er presste bitter die Lippen auf einander und vermied es, Harry anzuschauen. Ein verdrängtes und doch wohlbekanntes Gefühl macht sich in ihm breit: Neid. Die Geschichte von damals wiederholte sich, in gewisser Weise. Liebe und Schmerz...

Für einen kurzen Moment hasste er Harry mit voller Insbrunst. Dann erschrak er, über die finsteren Gedanken, die über ihn gekommen waren. Instinktiv bekreuzigte er sich und murmelte: "... und führe uns nicht in Versuchung / sondern erlöse uns von dem Bösen..."

Henrys Antwort an Harry war denkbar kurz: "Du hast Recht. Es ist nötig."[1]
 1. Im Lateinischen nur zwei Wörter.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 24.12.2014, 17:08:45
Als Harry die Priesterin als Hochwürden bezeichnete, sah diese kurz fragend zu ihren beiden Begleitern von der Gerichtswache, die aber ebenso fragend mit den Schultern zuckten. Als er geendet hatte, nickte sie ihm zu. "Wir haben tatsächlich Spuren arkaner Energien gefunden, Restmagie, die wenig über die genauen Zauber sagte, aber deutlich ihre finstere Natur offenbarte. Was geschehen ist, war definitiv ein magisches Ritual, da besteht kein Zweifel."

"Was die Erinnerungen angeht, wir können noch nichts über seine genauen Motive sagen. Aber die Seelen der Opfer konnten noch berichten, was geschah, bis sie zu dem Ort des Verbrechens kamen - nur nicht mehr, was dann geschah."

Dann sah sie zu Jurij. "Zeichnungen der Symbole haben wir weder dabei, noch sollen diese veröffentlicht werden. Die Symbole sind Teil des magischen Rituals, so viel wissen wir bereits, und noch ein wenig mehr, was wir jedoch nicht veröffentlichen können, ohne die Untersuchungen zu gefährden. Die Symbole selbst behalten wir unter Verschlag, sie werden nicht veröffentlicht, auch, um keine Nachahmer auf dumme Gedanken zu bringen."

Nun kam Ferrigan wieder einen Schritt nach vorne. "Was den Zeitverlauf angeht: Die Morde geschahen in einem Rhytmus von drei Tagen. Wir warnen aber davor, sich darauf zu verlassen. Der bisherige Rhytmus muss nicht dem entsprechen, was auf uns zukommt. Bleibt wachsam, jeden einzelnen Tag."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.12.2014, 23:32:17
Harry las Henrys Zwei-Wort-Nachricht und runzelte die Stirn. Das klang nicht glücklich. Er sah zu dem Freund hinüber: der sah auch gar nicht glücklich aus. War es die gefährdete Unschuld der Dame oder das ausstehende Gespräch mit Tai'Lor, das ihm so mißfiel? Oder beides? 'Weder das eine noch das andere ist meine Schuld', hätte Harry am liebsten zurückgeschrieben, doch das klang kindisch.

Er lauschte der Priesterin. Aha, es fehlten also nur die Erinnerungen an das Ritual und den Todeszeitpunkt selbst. Auch wenn Harry sich zu diesem Zeitpunkt der Ermittlung noch nicht auf eine Richtung festlegen wollte, so hielt er als erste Hypothese zunächst einmal fest, dass es dem Täter eventuell um das Einfangen des Schmerzes, der Todesangst, des Horrors seiner Opfer ging.

Auf die Worte des Inspektors dagegen schossen Harry gleich neue Fragen in den Sinn, doch zögerte er. Die Vermutung, die sich ihm aufdrängte, würde die Leute wohl sehr beunruhigen. Und vielleicht lag er ja ganz daneben. Für ihn sah es jedoch so aus: drei Morde mit drei Tage Abstand, da käme nun zwangsläufig die nächste Stufe der Eskalation. Schließlich muss der Täter sich ja steigern, zum Höhepunkt des Ganzen hin. Zum Beispiel so: erst drei Morde mit drei, dann zwei Morde mit zwei Tagen Abstand, und ein letzter dann—das Finale schon?—nach einem weiteren Tag. Das machte sechs Morde in zwölf Tagen. Die sechs passte zum Pentagram (fünf Spitzen + Mitte), aber die zwölf sagte Harry so gar nichts. Eine besonders heilige Zahl, schon bei den Babyloniern und den alten Griechen. Hier vielleicht eine dämonische Zahl? Außer, es kam dem Täter  auf die Elf an—des Teufels Dutzend—also fünf Morde in elf Tagen als Vorbereitung, gefolgt vom grande finale. Ach, das Raten machte keinen Spaß, wenn man sich so gar nicht auskannte.

"Zahlenmystik spielt bei dem Ritual also offenbar eine Rolle. Hat die Drei denn eine besondere Bedeutung in den verschiedenen Kulten und Glaubensrichtungen hier? Oder auch die sechs und die zwölf? Die Fünf und die Elf? Ist eine davon besonders... unheilig?"

Kaum stand die Frage im Raum, da ärgerte Harry sich, den Mund schon wieder aufgerissen zu haben. Das hätte er besser Aria fragen können. Oder in der Magischen Akademie erforschen. Außerdem werden die Herren Ermittler da bestimmt selbst drangedacht haben. War es überhaupt schlau, bei diesem Fall—und so ganz ungebeten—helfen zu wollen? Sollte er nicht besser alles daransetzen, möglichst unauffällig zu bleiben, zumindest so lange, bis man sich mit der Stadt und ihren Bewohnern, den Gebräuchen und Machtstrukturen, den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen, und vor allem auch mit der hiesigen Magie vertraut gemacht hatte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.12.2014, 11:41:11
Nun war es wieder die Priesterin, die auf Harrys Frage antwortete. "Die Experten der Gerichtswache und auch die Berater in den Tempeln recherchieren in viele verschiedene Richtungen. Auch Zahlenmystik findet dabei Beachtung. Keine Zahl ist in sich gut oder schlecht belegt, sondern abhängig vom Kontext, in dem sie verwendet wird. Diesen herauszufinden, ist also eine der wichtigsten Aufgaben im Moment - neben dem, diesen Verbrecher zu finden und aufzuhalten, natürlich."

Und damit trat die Dame in Schwarz nach vorne, die bisher keinen Ton von sich gegeben hatte. Mit einer durchdringenden, aber zugleich sanften Stimme sprach sie: "Wenn nun keine weiteren Fragen sind, beenden wir die offizielle Kundgebung hiermit. Im Namen der Stadt bin ich berechtigt, darauf hinzuweisen, dass wir Aushilfskräfte zur Unterstützung in diesem Fall suchen. Solltet Ihr euch befähigt sehen, die Gerichtswache mit eurem Wissen oder euren Fähigkeiten zu helfen, dann wendet euch an unsere Repräsentanten Inspektor Ferrigan und Assistenzinspektor Tai'Lor. Vielen Dank!"

Und damit brach das große Gemurmel in der Gaststätte aus, während sich die kleine Gruppe um Ferrigan an einen Tisch nahe der Theke platzierte. Zwei Plätze an dem Tisch blieben frei.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 25.12.2014, 18:43:09
Nach diesem Ende drehte sich Jurij zu seinen unfreiwilligen Leidensgenossen. „Ich hoffe das war jetzt nicht das Gespräch mit Tai´Lor.“ Sagte er mit gesenkter Stimme, in der Hoffnung, dass nur die drei hörten. Beide Hände hielt er vor sich auf dem Tisch. Nervös spielte er mit den Daumen der rechten Hand und blickte immer wieder zu Harry.

„Bevor wir mit ihm sprechen, vielleicht … Ihr solltet wenigstens etwas darüber wissen was ich bei der Priesterin erfahren habe.“ Von Harry blickte er zu den Anderen, blickte sich sogar kurz um. Soweit er es sah, waren viele der anderen Leute im Gasthaus ebenfalls in Gespräche verwickelt. Nur das Thema war bestimmt anders. „Harry, sie sie hat deine Worte bestätigt. Sie hat … Er hat mit ihr geredet.“ Einen Moment schwieg der junge Mann. Alles an der Wahrheit hatte er wohl noch nicht verkraftet. „Sie meinte, ich brauche mir um sie keine Sorgen machen, sie hätte Möglichkeiten sich zu schützen. Aber ich und auch ihr sollten sich von Priestern wirklich fern halten. So wie sie würden auch andere Priester die Wahrheit erkennen und was dann sein würde kommt wohlauf den Glauben an. Es gibt da noch ein paar Sachen aber die möchte ich hier unten nicht sagen. Vielleicht können wir nachher in einem Zimmer noch einmal reden.“ Jurij spielte immer noch mit seinem Daumen, offensichtlich war dies noch nicht das was er sagen wollte. „Was den Tempelschänder angeht, es könnte ein Zufall sein aber könnte er mit den Problemen um Obayifo und den Anderen in Verbindung stehen? Vielleicht einer wie sie sein oder sie gerufen haben?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht was ich sagen will. Ich meine auch wir brauchen Informationen, nicht nur die Gerichtswache. Es gibt eine dunkle Seite der Stadt. Eine die den offiziellen Wegen verschlossen ist doch nicht Obayifo.“ Er senkte den Blick und holte tief Luft. „Seine Quelle könnte ich versuchen zu nutzen. Aber es ist gefährlich. Es ist zu gefährlich alleine zu gehen und auch zu gefährlich für einen der Gerichtswache. Darum Bitte ich euch  helft mir. Wenigstens einer von euch. Es geht auch nicht nur um Informationen sondern auch um ein entführtes Mädchen.“ Seine Hände kneteten nun einander. Er hatte es ausgesprochen und mindestens ab nun tickte die Uhr.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 26.12.2014, 00:43:23
Recht erstaunt war Henry über die nun sehr offenen Worte Jurijs. Er hatte den jungen Mann bisher als wenig hilfreich, ja, nicht einmal besonders interessiert an anderen Menschen wahrgenommen. "Sicher, wir helfen Dir. Aber darüber sprechen wir später. Harry, wollen wir?"

Henry erhob sich und ging hinüber zu dem Tisch, da die Inspektoren saßen. Er sprach gezielt Tai'Lor an: "Guten Tag. Mein Name lautet Henry of Leicester und dies ist mein Freund Harry Webster. Entschuldigt bitte den Ungestüm, aber wir müssen Euch fragen, ob wir Euch in einer privaten Angelegenheit kurz unter sechs Ohren sprechen können, vielleicht... dort drüben?" Henry wies auf eine Ecke des Lokals, in der niemand stand.

Henry bemühte sich, ein freundliches Gesicht zu machen, doch seine Stimme verriet nachdenklichen Ernst.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.12.2014, 09:34:00
Tai'Lor sah überrascht auf, und wandte sich dann fragend an Ferrigan. Dieser nickte. "Drei Minuten."

Damit stand Tai'Lor auf und ging zu besagtem Platz im Schankraum. Sie waren hier nicht wirklich ungestört , aber wenn sie leise sprachen, würden sie sich relativ unbeobachtet unterhalten können.

"Nun, da ich keinen von Euch kenne, bin ich überrascht über ein persönliches Gespräch. Was gibt es denn?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.12.2014, 10:45:46
Schutzgelderpressung, entführte Mädchen, ein satanischer Serienmörder... das wurde Harry allmählich ein wenig zu viel. Er konnte nicht in jedem Kriminalfall in ganz Terendol ermitteln. Wobei Jurijs Anliegen mühelos an Platz eins gerückt war: ein entführtes Mädchen! Und Jurijs alter ego hatte damit zu tun? Wie konnte das nicht wichtiger sein als ein Musiklehrer, der seine Preise würde anheben müssen? Und in der Tempelmordsache waren ja genügend Ermittler dran—und damit wahrscheinlich kaum einer an der Sache mit dem Mädchen.

"Dann schauen wir uns die Sache als erstes an", sagte er zu Jurij. Er wollte noch die Frage anschließen, ob Jurij nicht die seltsame schwarzgekleidete Dame dort kenne, da sprang Henry schon auf und marschierte auf Tai'Lor zu, also glitt auch Harry von seinem Stuhl, schnappte sich sein Notizbuch und eilte hinterher.

Er nahm seinen Hut ab und nickte sowohl Tai'Lor als auch dem Inspektor und der Priesterin respektvoll zu. Drei Minuten, das war kurz. Also fasste er sich kurz.

"Nun, wir haben offenbar einen gemeinsamen Bekannten. Als wir zwei heute morgen hier ankamen, begrüßte uns ein Herr namens Rubin, der uns an Euch verwies für den Fall, dass wir uns gegen unsere unliebsamen Mitreisenden zur Wehr setzen wollten. Ihr hättet da womöglich den ein oder anderen Ratschlag für uns."

Nach diesen Worten sah Harry sich kurz um, ob Jurij und Rillfarsell ihnen gefolgt waren.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 26.12.2014, 11:41:54
Jurij saß noch am Tisch. Er blickte etwas überrascht zu den dreien, welche in der Ecke standen. Das rasche aufstehen und das –Harry wollen wir- hatten ihn wohl verwirrt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.12.2014, 12:28:15
Tai'Lors Augen weiteten sich, als Harry Rubin erwähnte. Er legte seine Hände auf Harrys und Henrys Schultern und zog sie noch etwas näher zu sich. "Rubin? Geht es ihm gut? Ich habe seit zwei Tagen... halt, das heißt, ihr seid auch..." Er wurde sichtlich nervös, stockte kurz, sprach dann aber weiter. "Sie hören mit, das wisst ihr, oder? Ihr müsst nach dem Kristall von Andakra suchen, in der Bibliothek der Königlichen Akademie."

Er sah zu dem Tisch herüber, von dem Harry und Henry gekommen waren. Sein Blick fiel auf Jurij und Rillfarsell. "Sind die beiden auch..?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 26.12.2014, 17:25:44
"'Auch?' Hm..., das hatte ich bereits vermutet. Aber es geht ihm gut. Im Moment. Wir haben ihn außerhalb der Stadt getroffen." Henry striff langsam die Hand von Tai'Lor von seiner Schulter. Er mochte es nicht unbedingt, von fremden Menschen berührt zu werden. Sein Blick folgte dem von Tai'Lor. "Was mit ihnen ist, wissen wir nicht. Vielleicht... . Wahrscheinlich... . Hier geht einiges vor sich, was wir nicht verstehen. Was ist das für ein Kristall?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 26.12.2014, 17:38:29
Unterdessen stand Jurij auf. Er entschuldigte sich bei der Fee und meinte gleich wieder da zu sein. Zügig ging er zum Tisch mit dem Inspektor. „Entschuldigt Inspektor Ferrigan“ während er ihn ansprach, zog er zwei Briefe von unter seinem Gewand hervor. Einen der Briefe[1] hielt er dem Inspektor hin. „Das sind meine Ergebnisse aus dem anderen Fall. Ihr könnt sie später lesen Sir.“ Nachdem Ferrigan ihm den Brief abgenommen hatte, blickte Jurij zu Elenya. Ihr hielt er den zweiten Brief[2] hin. „Werte Elenya Ithera, dieser Brief ist für euch.“ Als auch sie dem Brief nahm, nickte er ihr zu und entschuldigte sich bei den dreien für die Störung.
 1. 
Brief an Ferrigan (Anzeigen)
 2. 
Brief an Elenya (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.12.2014, 17:59:35
"Wie, Ihr seid auch...?" fragte Harry überrascht. "Weiß der Inspektor...?" Anders als Henry hatte er dies nicht im mindesten vermutet. Er begann zu erkennen, warum er daheim immer Geldsorgen hatte. Ermittler? Du? Wer war dein Berufsberater?

"Ein Kristall? Ja was, wenn der in der Bibliothek liegt, warum habt Ihr ihn nicht schon längst geholt? Und ja, wir wissen, dass sie mithören. Dagegen gibt es also kein Mittel? Wie sieht es mit Gedanken aus? Sind die wenigstens sicher? Oder wisst Ihr das auch nicht? Was wisst Ihr überhaupt?"

Harry klang leicht panisch. Er hatte sich mehr von diesem Treffen erhofft. Jemanden mit Antworten oder einem Plan oder wenigstens einer guten Portion Entschlossenheit, jedenfalls keinen, der beim bloßen Gedanken an ihre Gäste schon nervös wurde und stotterte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.12.2014, 19:11:42
Tai'Lor schüttelte heftig den Kopf. "Ich nicht. Aber ich weiß alles. Ich begegnete Rubin, als... er war nicht ganz er selbst. Aber er kam zu sich, während unserer Begegnung. Seitdem helfe ich ihm, herauszufinden, was es mit all dem auf sich hat."

"Der Kristall gehört übrigens der Akademie. Und er ist unverkäuflich."

Sein Blick wanderte von Harry zu Henry und zurück. "Wir müssen später genauer reden. Im Moment habe ich Verpflichtungen. Aber das Wichtigste will ich euch jetzt schon sagen. Sie kommen nicht an eure Gedanken, wenn ihr sie aussperrt. Es ist nicht allzu schwer, das meinte jedenfalls Rubin. Er beschrieb es so: Es ist, als wäre er die ganze Zeit über in einem Gespräch, und möchte seinen Gegenüber nicht spüren lassen, was er wirklich denkt. Zunächst ist es anstrengend, aber nach ein, zwei Tagen ging es ihm in Fleisch und Blut über. Aber selbst wenn ihr euch nicht schützt, bekommen sie nur die deutlichsten und oberflächlichsten Gedanken mit. Sie können nicht in euer Herz schauen."

"Außerdem könnt ihr sie ebenso ausspionieren wie sie euch. Ihr habt, zumindest ein wenig, Zugriff auf die Erinnerungen der ... Kreaturen. Versucht immer wieder, euch an bestimmtes Wissen zu erinnern. Rubin meinte, das Einfachste ist, sich auf ein Themengebiet zu spezialisieren. Je mehr Erinnerungen aus einem Bereich er kannte, desto... offener waren die Tore, wie er es ausdrückte." Tai'Lor sprach nun noch leiser, fast, als wolle er verhindern, dass die Dämonen mithörten. "Es ist möglich, dass ihr Mosaiksteine dessen in den Erinnerungen findet, was der Plan der Kreaturen ist."

"Was die Wesen selbst angeht, wir konnten sie recht genau eingrenzen. Es sind Tanar'ri, deren Heimat der Abgrund ist."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 26.12.2014, 21:53:45
Henry machte ein amüsiertes Gesicht. "Harry, Du hast es wirklich nicht vermutet? Ein Typ vor den Stadttoren, der unsere Ankunft erahnen konnte und der technisches Gerät bei sich hatte, auf das Darth Vader stolz gewesen wäre? Welche Erklärung hätte hier sonst gepasst?", fragte er seinen Freund und lächelte.

Sein Blick wanderte zurück zu Tai'Lor. "Gut, vielen Dank für Eurer Wissen. Wir sprechen ein anderes Mal wieder. Sagt uns nicht, wie wir Euch finden. Lasst uns nur sagen, dass wir hier ein Zimmer bewohnen. Einen guten Tagen wünschen wir." Henry verbeugte sich leicht und zog seinen Freund wieder zum Tisch zurück, zu den anderen.

"Ich hätte auch gerne mehr erfahren, Harry. Aber er hat uns nicht umsonst den Hinweis gegeben, unsere Gedanken zu verbergen. Sobald wir dies können, können wir auch mehr über den Kristall, und so weiter, erfahren. Das ist es, was ich denke. Lass uns nun zurückgehen und nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns ziehen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.12.2014, 21:59:39
"Ähm, dann bieten wir unsere Hilfe in diesem Fall wohl besser nicht an?" fragte Harry noch, als Henry ihn schon fortriss.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.12.2014, 21:59:50
Tai'Lor nickte Henry zu. "Eins noch. Kümmert euch um den Kristall, so bald ihr könnt." Als Harry seine letzte Frage stellte, zuckte er mit den Schultern. "Wenn ihr die Zeit findet, auch dabei zu helfen, warum nicht? Und wer weiß, vielleicht steckt tatsächlich... eine dieser Kreaturen dahinter. Überraschen würde es mich nicht."

Damit ging er zurück zu dem Tisch, an dem die übrigen Mitglieder der Gerichtswache warteten. Ferrigan führte bereits ein eifriges Gespräch mit einem Mann, der sich auf einen Zweihänder stützte und mit einem Kettenhemd gerüstet war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.12.2014, 22:18:54
"Kümmert Euch um den Kristall, was meint er damit?" grummelte Harry bei sich, seinen Hut wieder aufsetzend. "Wozu ist der gut, was sollen wir damit machen? Kann hier keiner klare Anweisungen geben?"

Plötzlich feuerrot im Gesicht, sagte er zu Henry gewandt: "Und du, lach nicht. In meinem Kopf passt Technik und Magie einfach nicht zusammen. Ist nicht drin. Total verdreht! Ganz abgesehen davon, dass erstere bei uns, in unserer Zeit, als die Lösung aller Probleme gilt. Ich dachte wirklich, er stünde über der Sache. Hm. Ich muss wohl umdenken."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 26.12.2014, 22:28:49
"Ich lache doch gar nicht. Ich bin... nur verwundert..., dass Du daran nicht gedacht hast!", sagte Henry, noch immer ein leichtes, verschmitztes Lächeln auf den Lippen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.12.2014, 22:46:02
"Das ist mir gerade alles ein bisschen zu viel. Als wir den Mann trafen, war ich noch zu sehr mit einem Gedanken beschäftigt, der mir auf der Brücke kam... und seither, nun, wir hatten nicht wirklich einen Augenblick zum Durchatmen, oder? Mir kommt's gerade so vor, als würd ich in ein Dutzend Richtungen gleichzeitig gezogen, ich weiß gar nicht, in welche davon ich denken soll. Aber lass uns hören, was die anderen sagen, ob wir uns bei der Show hier als Helfer melden sollen oder nicht. Eigentlich haben wir ja genug auf unserem Teller. Das Mädchen, der Kristall, der Musiklehrer... man weiß eh schon nicht, wo anfangen. Sollen wir uns da noch einen Tempelmörder aufhalsen? Allerdings, wenn es uns gelingen sollte, ein wenig zu helfen, gewönnen wir wertvolle Kontakte... Hilfe, die wir sicherlich früh genug brauchen werden..."

Müde rieb Harry sich mit den Mittelfingern um beide Augen. Man war wieder am Tisch angekommen. Rillfarsell saß noch da, während Jurij auch gerade eintraf. Harry blieb stehen und sah sich um, ob er Aria unter den vielen Menschen erblicken konnte,[1] doch sie schien noch nicht da zu sein.
 1. perception = 24
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 27.12.2014, 10:35:02
Ohne sich zu setzen fragte Jurij heraus. „Wollen wir in ein Zimmer oder hat einer von euch hier noch etwas zu erledigen?“ Er blickte kurz zum herumwirbelnden Wirt. „Das Abendessen können wir auch auf einen der Zimmer essen. Also?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.12.2014, 13:08:02
"Ja, lasst uns aufs Zimmer gehen", sagte Harry, obwohl er einen Augenblick zuvor noch unschlüssig gewesen war. "Auf meine 'Fähigkeiten' als Ermittler kann man hier wohl getrost verzichten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 27.12.2014, 19:47:47
„Gut, wir können in mein Zimmer. Dann bestell ich uns noch etwas zu essen.“ mit diesen Worten nahm Jurij seine Sachen und ließ er die drei am Tisch zurück. An der Theke wendete er sich an den Wirt Zerendarius. Dieser nahm seine Bestellung schnell auf, denn es gab viel zu tun. Es dauerte denn noch einige Momente bis dann aus der Küche ein Tablett gereicht wurde. Auf dem Tablett befand sich ausreichend Essen für drei Männer und eine Fee, sowie ein dampfender Krug mit Tee, passenden Bechern und eine brennende Kerze. Dankend nahm Jurij das Tablett ab.

Als alle soweit waren führte der junge Mann die Gruppe in das Obergeschoss. Der Stil von unten setzte sich hier fort. Vor einer Holztür blieb er stehen und ließ sich helfen sie zu öffnen. Den Raum der Raum den die vier betraten war einfach eingerichtet. Der Tür direkt gegenüber stand ein Bett daneben ein Tisch mit zwei Stühlen. Nachdem er das Tablett auf den Tisch abgestellt hatte, ließ er seine Taschen in den nahegelegenen Schrank verschwinden. Er zündete sogar noch eine zweite Kerze an, welche er vom Waschtisch genommen hatte, und stellte sie neben die zweite Kerze auf den Tisch.

„So viel besser. Endlich stille. Macht es euch bequem, soweit dies geht und nehmt etwas vom Brot, Schinken, der Mamelade oder dem Honig.“ Sein Magen unterstrich diese Aufforderung mit einem lauten knurren. „Ihr hörts mein Bauch will erst mal was, sonst stört er uns beim reden.“ Trotz des Apells seines Magens wartete Jurij höflich bis sich alle etwas genommen hatten, dann schmierte er sich zwei Honigbrote und setzte sich auf sein Bett.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.12.2014, 22:51:09
Während sie am unteren Ende der Theke auf das Essen warteten, sah Harry sich weiterhin im Schankraum um, ob Aria nicht doch noch auftauchte. Hatte sie nicht gesagt, dass sie zum Portal kommen wollte, sobald sie bei ihrem Schrein nach dem rechten gesehen hatte? Wo blieb sie nur? Ob was passiert war? Mehr nebenher als aus Interesse—und weil das ganze sich nur drei Schritt entfernt abspielte—beobachtete er dabei, was für Gestalten sich alles beim Inspektor und der Priesterin als Helfer meldeten.[1] Ihm schienen das im wesentlichen zwei Sorten von Leuten zu sein: grobschlächtige Kerle—oft Orks, aber auch etliche Menschen, zernarbt und bis an die Zähne bewaffnet—die Harry mühelos als Kopfgeldjäger identifizierte; die andere Sorte war dagegen der "besorgte Bürger", der noch mehr Fragen hatte. Die Chance, dass Ferrigan da jemand ernstzunehmenden fände, hielt Harry für gering bis nicht existent.

Er zögerte kurz, machte gar einen Schritt in die Richtung. Wenn der Täter mit seinem Ritual Erfolg hätte, mochte es für alle Bewohner in der Stadt ungemütlich werden, inklusive für harmlose Touristen wie Henry, Jurij, er und die Fee. Da sollte Harry sich vielleicht doch besser an dem Fall versuchen, egal wie wenig Hoffnung er sich machte, etwas herauszufinden. Doch dann trat er achselzuckend wieder zurück. Erst einmal die erste Nacht hier überstehen! Wenn die weniger schlimm würde als erwartet, bestünde ja immer noch die Möglichkeit, Jurij morgen auf die Wache zu begleiten und dem Inspektor seine Aufwartung zu machen.

Und Aria war noch immer nicht zu sehen...

Was tu ich hier? Es hat doch keinen Zweck. Ein Dämon sitzt immer am längeren Hebel. Es ist noch kein Beschwörer je mit seinem Leben oder seiner Seele davongekommen, nicht ein einziges Mal in der gesamten Geschichte der Menschheit. Wie soll's einem dann erst ergehen, wenn man den Dämon im Kopf mit sich rumträgt? Und wem ich zu helfen versuche, wird eher zu Schaden kommen als dass er einen Nutzen davon hat. Vielleicht haben die von uns recht, die sich sagen: genieß ich meine letzten Tage wenigstens und lass endlich mal die Sau raus. Willkommen auf der dunklen Seite!

Auf dem Weg zum Zimmer summte Harry den Imperial March.[2] Dabei achtete er darauf, dass sein schwarzer Ledermantel auch schön hinter ihm aufbauschte.

Als man endlich dort und unter sich war, fiel Harry als erstes auf, wie verändert Jurij sich verhielt. Hunger hatte der Kerl plötzlich, wo er heute morgen so elend an seiner Suppe herumgewürgt hatte. Harry dagegen sah sich zum ersten Mal in seinem Leben dem Anblick von Essen ausgesetzt und hatte keinen Appetit.

Er stellte seinen Stab in die Ecke und ließ sich auf das Bett sinken, welches so tief war, dass er sich nur leicht nach vorne beugen musste, um sich mit den Ellenbogen auf seinen Knieen abzustützen.

"Schön, esst ihr nur. In der Zeit fang ich mal an. Wir haben herausgefunden: erstens, dass Rubin ebenfalls besessen ist, der Scheinheilige. Zweitens, dass Tai'Lor auch nicht wirklich etwas weiß, was uns weiterhilft, außer dass wir ganz dringend den Kristall von Andakra suchen sollen, und zwar in der Bibliothek der Königlichen Akademie. Was wir mit dem anstellen sollen, hat er nicht gesagt. Auch nicht, ob man da einfach hingehen und fragen kann, ob man den mal sehen dürfte, oder ob der vielleicht schrecklich geheim ist. Oder was er überhaupt mit 'suchen' meint, wenn doch offenbar jeder weiß, wo der Stein ist. Das einzige, was der gute Mann uns mitzuteilen wusste: der Kristall sei unverkäuflich." Harry verzog das Gesicht. "Drittens, die Dämonen hören offenbar auch unsere Gedanken mit, zumindest die oberflächlichen, aber man könne sie relativ leicht ausschließen, meinte Rubin zu Tai'Lor. Man solle sich nur vorstellen, in einem Dauergespräch zu sein, bei dem man seine Gefühle und Absichten vor dem Gegenüber geheimhalten will. Ansonsten konnte Tai'Lor uns nichts hilfreiches sagen. Nada. Niente. Nihil. τίποτα."

Kein Problem, das mit dem Aussperren. Außer, man unterhält sich eh schon die ganze Zeit mit seinem Dämon und lauscht angestrengt auf Antwort! Da werden sich unsere beiden Zweifler leichter tun als ich.

"Oh, und ihr sollt die ersten sein, die es erfahren: ich erwäge einen Berufswechsel. Heiratsschwindler oder Schutzgeldeintreiber stehen zur Wahl. Was, meint ihr, passt mehr zu mir?"
 1. profession (P.I.) = 15
 2. klick (https://www.youtube.com/watch?v=xRRtOJqB8PU)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 28.12.2014, 00:19:48
Die Zeit die Harry sprach, nutzte Jurij zum Essen. Das Honigbrot schien ihm sehr zu schmecken, so schnell war es in ihm verschwunden und ebenso der Becher Tee, den er sich besorgt hatte. Am Ende saß er satt im Schneidersitz neben Harry und antwortete prompt auf dessen Frage. „Schutzgeldeintreiber.“ Sein kurzes lächeln verschwand aber rasch von seinem Gesicht. „Bedauerlich, dann war die Tortur bei der Priesterin ja ertragreicher als das Treffen mit Tai´Lor. Auch wenn ich das mit dem Zwiegespräch sehr Hilfreich finde." Betrübt blickte er auf die Stelle vor dem Bett, wo nur noch ein Kratzer an den Toten erinnerte. Dann holte er tief Luft. „Ich muss mich noch einmal bei euch entschuldigen. Euch für meine, nein unsere Situation zu beschuldigen war mehr als Dumm. Ich glaube ein Teil von mir hat einfach einen Schuldigen gesucht und ihr wart die naheliegendeste Lösung. Ha, Dämonen.“ heftig schüttelte Jurij seinen Kopf.

„Egal. Die Priesterin welche ich aufsuchte konnte mir tatsächlich die Augen öffnen. Schluss mit der Selbstverleugnung und dem blinden Umherstolpern. Sie hat das Ding, den Dämon in mir gefunden und mit ihn sprechen können. Aber eines nach dem anderen. Also, für sie war das Ganze keine große Überraschung. Magie, ich weiß es nicht besser zu betiteln, scheint in dieser Welt sehr vielfältig zu sein. So kann es hier Personen geben, welche den Willen von anderen beeinflussen können aber auch welche die Tore zu anderen Welten oder auch Dimensionen öffnen können. Na, das passt doch zu unserem Fall wie die Faust aufs Auge.“ Kurz seufzte er nach diesen Worten. „Ich glaube mein alter Physiklehrer hätte sie ausgelacht und an die Unmengen an Energie erinnert, welche für das Überwinden der dimensionalen Grenzen benötigt wird. He. Aber sie meinte ja auch dass dies nur sehr mächtige Personen oder auch Wesen könnten. Hier kommen unsere Freunde ins Spiel. Sie scheinen die Macht dazu zu haben. Zuerst glaubte sie, dass unsere düsteren Begleiter nicht so mächtig seien, denn sonst würden wir nicht mehr bei klarem Verstand sein, aber nach ihrem Gespräch änderte sich ihre Meinung. Sie meinte Obayifo sei machtvoller als sie dachte und vor allem sehr schlau.“ Sein Blick wanderte von Harry zu den anderen Beiden und zurück. „Auch vermutet sie, dass sich unsere Freunde wohl eher helfen werden als bekriegen. Warum genau, dass konnte sie nicht in Erfahrung bringen. Bedauerlicher Weise haben wir ein Problem. Selbst wenn wir es schaffen würden, sie aus unseren Körpern zu vertreiben, ihre Freunde würden uns als Mitwisser jagen und sie selbst würden sich neue Körper suchen. Wobei wir anscheinend nicht ohne Grund ausgesucht wurden.“ Jurij sog die Luft zwischen den Zähnen ein und strich sich die Haare zurück. „Nein, im Grunde konnte sie nur sagen, dass es bei mir so ist. Sie meinte ein Teil von mir habe ihn willkommen geheißen. Ein Teil meiner Gefühle passen zu seinen.“ Das angespannte Gesicht von Jurij zeigte, dass ihm der Gedanke nicht sehr behagte. „Ob dies bei euch auch so ist, müsst ihr selbst herausfinden. Auf jeden Fall hasse ich diesen Gedanken und nicht nur den. Da unsere Freunde nicht nur durch Welten reisen konnten sondern auch durch die Zeit, bezweifelt sie, dass es eine andere Person gibt, welche uns nach Hause bringen könnte. Und selbst wenn wir durch dritte zurückkommen würden, zweifelt sie daran, dass es die richtige Zeit und der richtige Ort sein würde.“ Kurz blickte er zu Harry und Henry. „Ich glaube wir drei sind da das perfekte Beispiel und eines meiner vorherigen Aufenthaltsorte war eine Erde wo die Zeit stimmte aber die Geschichte nicht mehr. Ha, die Priesterin meint nur unser jeweiliger Freund könnte uns wieder nach Hause bringen. Und hier sind wir bei dem nächsten Problem. Wir können uns ihnen wiedersetzen und enden wie Harry ans Bett gefesselt oder ihnen Helfen und darauf hoffen, dass sie uns wieder nach Hause schicken, wenn sie ihr Ziel erreicht haben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Im Grunde ist dies unsere einzige freie Entscheidung. Wenn wir uns ihnen wiedersetzen, sollten wir uns aber sicher sein, dass wir in einer passenden Position sind. Leider sitzen sie momentan am längeren Hebel. Vielleicht kann dieser Kristall uns da helfen aber sie meinte auch wenn wir unsere eigenen Fähigkeiten stärken kann dies helfen. Leider braucht alles Zeit und ich fühle mich gerade als hätte ich gar keine. Obwohl sie uns für ein normales Leben am Tag als Deckmantel brauchen.“

Frustriert wuschelte sich Jurij durch die Haare. „Ich weiß, das hilft gerade so viel wie das von Tai´Lor. Aber bevor er sich für morgen noch eine Schandtat ausdenken konnte, musste es raus.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 28.12.2014, 00:58:04
"Ich will gar nicht wieder nach Hause", sagte Harry. "Daher stimme ich für Option C: widersetzen, aber sich dabei vielleicht etwas schlauer anstellen als ich bei meinem ersten Versuch."

Darauf starrte er eine Weile lang stirnrunzelnd vor sich hin, als denke er angestrengt nach. Dann sah er zu Jurij auf.

"Schutzgeldeintreiber, im Ernst? Meinst du wirklich, ich könnte das glaubhaft rüberbringen? Ich weiß ja nicht... Als Heiratsschwindler hatte ich dagegen einen unglaublichen Erfolg in Brückenstadt. Bin ich tatsächlich ein solch grober Klotz in deinen Augen? Also, ich würde meinen Mitmenschen ja lieber das Gefühl von Liebe und Geborgenheit vermitteln, anstatt sie zu bedrohen, ihnen unwiederbringliche Glücksmomente schenken, sie jauchzen machen, entrückte Seufzer sind auch sehr beliebt..."

Zum Ende der Rede hin wurde Harrys Blick unfokussiert und seine Stimme leiser, bis er schließlich verstummte, Luft holte, und sein Gesicht in den Händen barg.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 28.12.2014, 10:50:06
Da hatte Jurij ja wieder großes Feingefühl bewiesen. Er hatte in seinem Frust nicht bemerkt, dass Harry anscheinend die Frage ernst meinte und eher etwas anderes erwartet hatte. Sich auf die Unterlippe beißend, betrachtete er den Mann einen Moment. Mit den dunklen Kleidern sah er schon wie ein böser Junge aus. „Harry, entschuldige das war ein Scherz. Ich hatte es als sarkastische Frage aufgefasst und auch so geantwortet. Für eine wirkliche Antwort kenne ich dich zu kurz, also nimm es nicht so ernst was ich sage.“ Er seufzte kurz. „Sich ihnen wiedersetzen ist gut. Ich will das wieder gut machen was er gemacht hat, befürchte aber, dass er mir dann wieder ein nettes Geschenk vors Bett legt. Wie eine Katze die einen gern hat:“ Wieder wanderte der Blick von Jurij zum Kratzer vor dem Bett. „Ein Kristall und Zwiegespräche, beides erlangen wir wohl nicht von jetzt auf gleich. Auch wenn das Prinzip des inneren Gesprächs einer Übung gleicht die ich kenne, wird es schwer das bei normalen Tagesaktionen zu machen. Aber egal, was machen wir jetzt, was machen wir für diese Nacht? Ich vermute die Kräuter der Priesterin, die den Körper lähmen ohne die Hauptfunktionen zu stören sind in höheren Dosen, welche wir für eine Nacht bräuchten, nicht gerade Gesund für unsere Körper. Jedenfalls hat mein Magen mir dies gesagt, als er das Gift nach oben befördert hat.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 05.01.2015, 12:38:41
Rillfarsell hatte die Vorkommnisse in der Taverne verfolgt, mischte sich aber in die Extra-Gespräche seiner neuen Begleiter nicht weiter ein. Es blieb am Tisch und summte fast schon vergnügt vor sich hin. Auch wenn ihm die Schwierigkeit seiner Lage bewußt war, dachte es nicht daran sich die Laune verderben zu lassen. Mit Fröhlichkeit gegen das Dunkle im Inneren ankämpfen fand es wesentlich besser, als sich der Verzweiflung ergeben.

Als sie aufs Zimmer gegangen waren, griff auch das Feenwesen nach dem Essen. Oder besser gesagt nach einem Löffel, den es ordentlich in den Honig tauchte, um ihn dann genüßlich abzulecken.
Wieder einmal lauschte es den Gesprächen der anderen und nahm die Informationen auf.
An der einen oder anderen Stelle blitzten seine Augen vergnügt auf. Wie wenig diese Menschen doch von Magie und den jenseitigen Dimensionen wußten.
Schließlich mischte es sich ein.
"Zunächst mal eine kurze Einführung in die Magie, werte Leidensgenossen. Es gibt Dinge, die sehr einfach zu erreichen sind. Ein klein wenig Konzentration und die richtigen Worte und Gesten reichen." Wie zum Beweiß stand es auf und wirkte erneut den Lichtzauber auf seinen Metallring, wodurch die schillernden Farben der Federn zur Geltung kamen. "Aber es gibt natürlich auch Dinge, die schwerer zu erreichen sind oder kostspielige oder seltene Paraphernalia brauchen.
Was nun die Beschwörung von jenseitigen Wesen angeht....dies ist im kleinen Rahmen auch keine Schwierigkeit."
Und wieder hab es die Arme und stimmte einen kurzen Singsang an, um einen "himmlischen Hund" zu beschwören, der kurz darauf in einer kleinen Lichtexplosion, von einem kaum hörbaren Fanfarenstoß begleitet, erschien.
Interessiert beobachtete es die Reaktionen der Anwesenden, bevor Rillfarsell weitersprach.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 07.01.2015, 17:20:22
Bei den Worten des Feenwesens beugte sich Jurij vor um es genauer zu sehen. Ähnlich wie beim Wasserzauber der Priesterin, beäugte er mit großen Augen den Lichtzauber des Feenwesens. Wie es doch so einfache Worte mit seinem Schnabel formte, eine kleine Geste machte, ähnlich eines Schnipsens und der Ring von klarem Licht erfüllt wurde. Irgendwie erinnerte es ihn an einen Zaubertrick eines Zauberes. Nur gab es wohl den Unterschied, dass weder die Fee noch die Priesterin irgendwo eine Taschenlampe versteckt hatten. Als es dann noch von Paraphernalia, was immer das sein sollte, legt Jurij den Kopf schief. Er glaubte der Fee nicht, dass Magie so einfach sein sollte. Wenn es so war, warum hüpfte wenigstens hier nicht an jeder Ecke ein Zauberer rum?
Jedoch bevor er nachhacken konnte, wirkte Rillfarsell einen zweiten Zauber. Zuerst beobachtete er auch diesen neugierig. Wie die Luft zu verschwimmen begann, sich kleine Lichtpunkte bildeten und diese in einem Strudel aus Licht etwas bildeten. Als dann die leise Fanfare erklang und ein Hund vor ihnen Stand, krallte sich Jurij im Lacken fest. Alle Muskeln waren darauf vorbereitet, sofort aufzuspringen sollte dieses Ding, was für ihn wie ein chinesischer Löwenhund aussah, ihm zu nahe kommen. Reflexartig blickte er sogar zum Schrank und schätzte ab, wie lange es dauern würde dort hin zu kommen. Dann jedoch blickte er das magische Tier misstrauisch mit bösen Blick an. Sein Körper entspannte sich dabei nicht im geringsten.
Fast knurrend forderte er Rillfarsell auf das Tier verschwinden zu lassen. „Schick es fort.“ dabei wendete er den Blick nicht eine Sekunde vom magischen Tier. „Mag sein, dass Magie für dich das normalste der Welt ist, für mich jedenfalls ist es das nicht. Vor fünf Stunden habe ich erst akzeptiert, dass Magie mit Technik und Wissenschaft nichts zu tun hat.“ Im Moment sah es wohl so aus, als würde sich Jurij nicht mehr entspannen, solange der Himmelshund anwesend war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 08.01.2015, 05:59:24
Jurijs Reaktion konnte Rillfarsell ein wenig nachvollziehen.
Denn der Hund war natrülich als Erstes auf der Suche nach einem eventuellen Feind, den zu bekämpfen er gerufen worden war. Dementsprechend war auch sein Verhalten. Mit gefletschten Zähnen und leicht knurrend schaute er sich um. Henry und Harry spürten instinktiv, daß ihnen von dieser Kreatur nicht wirklich Gefahr drohte; irgendwie war da eine gewisse Verbundenheit.
Das Feenwesen hatte vorgehabt, die beschworene Kreatur zur Ordnung rufen, als nun aber Jurij Worte erklangen, folgte es den Wünschen des Mannes.
"Entschuldige, wenn ich gestört habe.", wendete es sich an den Hund, bevor es dann eine wegwischende Armbewegung machte. Und genau so verwischten auch die Konturen der Kreatur und hinterließen kleine, leuchtende Funken, die schon kurz darauf erloschen.
Rillfarsell versuchte eine Aufklärung, glaubte aber nicht, daß diese viel ändern würde. Es war froh, nicht sein Eidolon gerufen zu haben. Es würde sich Gedanken darüber machen müssen, wie man Papageno den anderen Aussenweltnern näher bringen konnte, ohne ihre Furcht zu wecken.
"Der Hund hätte euch nichts getan. Beschworene Wesen stehen unter der Kontrolle ihres Rufers. Instinktiv wissen sie, wen man als Freund und wen als Feind betrachtet.
Und wie könnte ich Magie nicht als eines der normalsten Dinge wahrnehmen? Ich bin ein Feenwesen, geboren und erhalten aus den Wünschen und Träumen der  Ältesten. Den Großteil meines Seins verbrachte ich in der Herrlichkeit der Ersten Welt, bei anderen Wesen wie ich eines bin.
Weiterhin möchte ich, als eurer selbsternannter Dozent über Magie, darauf hinweisen, daß Magie durchaus eine Wissenschaft darstellen kann. Und daß sie auch mit Technik vermischt werden kann. Diese Dinge schließen sich nicht unbedingt aus.
Aber ich möchte euch nicht unnötig weiter in Aufregung versetzen und beende hiermit erstmal meine Einführungsstunde. Solltet ihr aber Fragen haben, wendet euch vertrauensvoll an mich."

Damit beendete das Feenwesen seine kurze Ansprache und widmete sich wieder dem mit Honig ummantelten Löffel.

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 08.01.2015, 19:46:30
Henry hatte sich seinen Teller abgeholt und war seinen neuen Freunden auf das Zimmer gefolgt. Er musste einen ziemlich seltsamen Anblick bieten, mit dem dampfenden Teller in der einen und dem Schild in der anderen Hand. Suppe schwappte über den Rand. Doch mittlerweile war ihm so ziemlich alles egal. Er war einfach schlapp und fertig.

Er setzte sich im Zimmer so, dass er sich mit dem Rücken an eine Wand anlehnen konnte. Lustlos löffelte er in seinem Essen herum und verfolgte das Gespräch, ohne sich zu beteiligen. Er konnte sich nicht recht auf die vielen Worte konzentrieren. Ihm war wohlig warm und schon bald war die frische Luft verbraucht.

Henrys Kopf fiel kurz vornüber, doch er machte sich sofort wieder wach. Er versuchte, sich wieder auf sein Essen zu konzentrieren. Doch nach wenigen Löffeln war er satt. Er war ohnehin nicht hungrig gewesen. Er stellte den Teller beiseite. Kurze Zeit später war er weggedöst.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 08.01.2015, 20:38:25
"Adeptentricks", zitierte Harry, angesichts Rillfarsells Beschwörungszauber, den Halbling vom Torhaus. Bei Rillfarsells Erklärung runzelte er die Stirn. Kontrolle über andere Wesen: das war da, wo er herkam, bei Todesstrafe verboten. Aber für Feenwesen galten andere Regeln. Zudem stammte Rillfarsell offenbar nicht aus der Feenwelt, die Harry von Zuhause kannte, denn dann hätte er ein noch größeres Problem mit Technik als Harry selbst. Und vielleicht, wenn die Magie nicht so eng mit der materiellen Welt verwoben war, führte das Beschwören und Beherrschen anderer Wesen auch nicht so leicht in den Wahn und Megalomanie?

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Henry umkippte und einschlief.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.01.2015, 20:51:27
Doch Henry schlief nicht lange. Er hob den Kopf, blinzelte, und richtete sich etwas mehr auf. Sein Blick wanderte zu Harry, dem er ein freundschaftliches, wenn auch übermüdetes Lächeln schenkte. Dann sah er zu Rillfarsell.

"Ich habe eine Frage." Er beugte sich leicht nach vorn, und sah das Feenwesen aufmerksam an. "Du sprichst von der... wie nanntest du das? Ersten Welt? Wenn ich an meine Heimat denke, denke ich vor allem an ein Land. Wenn die Iren von der Welt sprachen, dann war es... einfach das. Die Welt. Keine erste oder zweite oder sonstwas."

Er zuckte mit den Schultern. "War dir immer klar, dass es mehrere Welten gibt? Konntest du vielleicht sogar andere Welten besuchen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 08.01.2015, 21:03:43
Für Harry war sofort klar: Henry selbst hätte niemals so ruhig und wissenschaftlich interessiert Fragen über die Heimatwelt des Feenwesens gestellt.

"Wie wär's, wenn du dich erst einmal vorstellst", schlug er vor. "Dein Briefchen hab ich ja schon mit großer Freude gelesen, nebst der Drohung, mir alle Finger zu brechen. Leider hattest du vergessen zu unterschreiben, werte...?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.01.2015, 21:19:41
Henry lächelte. "Ich konnte noch nie gut die Dumme spielen." Henry - oder wer auch immer in seinem Körper steckte - legte den Kopf leicht schräg und zwinkerte Harry zu. "Du hast ihn allerdings auch nicht besonders gut erzogen, Schwesterherz."

Henrys Blick wanderte zu Jurij, dann zu Rillfarsell, und schließlich wieder zu Harry. Doch der warme, gutherzige Blick des irischen Engländers (oder war es umgekehrt?) war verschwunden. In diesen Augen lag nichts als Kälte und Hartherzigkeit. Kälte, die jedem im Raum einen Schauer über den Rücken trieb.

"Meinen Namen willst du wissen? Gut, warum nicht. Ich bin Lilith. Und bevor du nachfragst, kleiner Mensch, ja, ich habe eine Rolle in der Vergangenheit deiner Welt gespielt, so wie deine Welt eine Rolle in meiner Vergangenheit spielte. Aber die Geschichten, die zu deiner Zeit noch über mich erzählt werden, haben mit der Wahrheit nicht mehr viel gemein."

Nun fiel sein (ihr?) Blick wieder auf Rillfarsell. "Nun, kleine Fee, ich habe dir eine Frage gestellt. Es ist unhöflich, nicht darauf zu antworten." Seine Stimme war nun melodischer als zuvor, harmonischer - und doch schneidender. Es brauchte keine weitere Erklärung, damit klar war, dass in diesen Worten eine gefährliche Drohung lag.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 08.01.2015, 22:27:24
Als der Hund verschwand, hatte sich Jurijs Haltung deutlich gelockert. Schließlich war er ja auch bereit eben an diese Form der Magie zu glauben. Doch als nun Henry von Harry beschuldigt wurde jemand anderes zu sein, machte sich sein Körper wieder abwehrbereit. Als Henry zu ihm und Rillfarsell wurde ihm klar was Harry meinte. Bei dem kalten Blick des Mannes, stellten sich ihm regelrecht die Nackenhaare auf. Es nützte aber nichts weck zu rennen oder den Kopf in den Sand zu stecken. Denn er selbst war ja genau so etwas wie Hanry. Nur dieser Gedanke ließ ihn verkrampft auf dem Bett sitzen bleiben und nicht aus dem Zimmer heraus stürmen. Denn jetzt gerade war er wach. Konnte das Wesen eines dieser Dämonen genau vor sich sehen. Eine Möglichkeit die Art der Dämonen zu studieren um am Ende mit seinem eigenen Dämon fertig zu werden.

Es war eine gefährliche Situation aber genau das war das Problem. Als Menschen mussten sie schlafen gehen. Bei der Fee war er sich nicht so sicher. Tief durch atmend, um sich zu beruhigen. „ Lilith.“ wiederholte er den Namen der Person die nun vor ihnen saß. Sein Gedächtnis fing an zu rattern. Irgendwo hatte er den Namen schon einmal gehört. Immer wieder halte der Name in seinem Kopf wieder. Bis er auf etwas stieß was sich ähnlich anhörte. Mit gesenkte Stimme, aber noch laut genug so, dass ihn alle hören konnten, murmelte er vor sich her. „Lilith, Weib von Adam. Nach dem christlichen Mythos wie er von Gott geschaffen als dessen gleichberechtigte Frau. Als Adam ihre Dominanz nicht anerkannte, verließ sie das Paradies und zeugte mit einem Dämon hunderte von Kindern. Als Gott jeden Tag einhunder ihrer Kinder töten ließ, solange sie nicht zu Adam zurückkehrte, verwandelte sie sich selbst in einen männerhassenden und kinderfressenden Dämon. Später, als Adam mit Eva, der aus ihm geschaffenden Frau, einen Bund einging, soll sie als Schlange Eva dazu verführt haben die Frucht der Erkenntnis zu essen. Was am Ende dazu führte, dass das Geschlecht der Menschen aus dem Garten Eden verbannt wurde. In der frühen Phase der Emanzipation galt Lilith als Sinnbild der starken, sich dem Mann wiedersetzenden Frau. Etwas, ironisch oder nicht in einen Mann zu fahren?“ Die Bemerkung am Ende konnte sich Jurij nicht verkneifen. Ihm lief auch sofort ein eiskalter Schauer über den Rücken, als er merkte wie laut er gemurmelt hatte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.01.2015, 22:50:18
Als Jurij die Worte "Weib von Adam" sprach, schnellte Liliths Blick zu ihm. Doch zunächst lag nur dieser kalte, böse Blick auf ihm. Als er geendet hatte, starrten ihn diese Augen einige Momente reglos an. Dann erschien ein Lächeln auf Henrys Gesicht. Es sah aus, als würde Henry Jurij gleich fressen wollen, vermutlich beginnend mit seinem Herzen.

"Wie ich sagte, nicht mehr als Fetzen der Wahrheit. Adam von Gott geschaffen?" Henry schüttelte seinen Kopf. "Adam war selbst ein Gott." Ein bitteres Lachen entfuhr Henrys Kehle. "Aber genug von alten Zeiten."

Und damit ruhte Henrys kalter Blick wieder auf Rillfarsell.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 08.01.2015, 23:13:14
Ein zweiter eiskalter Schauer durchlief Jurij. Nicht abwenden, dem Gegner in die Augen sehen, das hatte er gelernt und das war ihn in Fleisch und Blut übergegangen. Denn noch musste er sich gerade ziehmlich zusammen reißen um nicht den Blick eingeschüchtert zu senken. Obwohl er eindeutig vor diesem Henry Angst hatte. So schwieg er a b jetzt lieber. Er wollte ja noch etwas über den Dämon von Henry lernen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 09.01.2015, 05:21:49
Rillfarsell verneigte sich höflich vor dem "Neuankömmling".
"Mein Name ist Rillfarsell. Erfreut eure Bekanntschaft zu machen." Man merkte dem Antlitz des Feenwesens, wohl auch aufgrund fehlender Gesichtsmuskulatur, keine Gefühlsregung an, als es mit dem ungebetenen Besucher sprach.
"Ihr habt sogar zwei Fragen gestellt. Und ich werde mich bemühen, sie euch befriedigend für euch zu beantworten, denn es liegt mir fern, euch unhöflich zu behandeln.
Als ich erschaffen wurde, war mir natürlich nicht klar, was es alles um mich herum gibt und gab und geben wird. Auch wir Feenwesen sind dazu bestimmt uns weiterzubilden. Aber schon bald erzählten jene, die erfahrener waren als meine Wenigkeit, daß die Erste Welt eben genau das ist. Eine Welt, die vor allen anderen war, ist und sein wird. Sozusagen der erste Entwurf, der Prototyp all dessen, was jemals geworden ist, jetzt besteht oder geschaffen werden wird. Alles kann in der Ersten Welt entstehen."

Man merkte dem Feenwesen durchaus ein wenig Stolz auf seine Heimat an.
"Was nun andere Welten angeht....Ja, ich besuchte welche. Aber dies war nicht mein eigener Wunsch oder Antrieb, sondern einem wie euch geschuldet. Vielleicht könnt ihr von diesem die Informationen über diese Welten erhalten, die ihr euch erhofft. Ich weiß nicht, wie ihr euch untereinander mitteilt, aber es wäre schön, wenn ihr komunizieren könntet, daß ich über einen ungebetenen Besucher in mir nicht glücklich bin.
Und ich wäre nicht undankbar, wenn ich wieder alleine sein könnte."

Bei den letzten Sätzen war es aufgestanden und hatte den für es selbst viel zu großen Löffel neben sich wie eine Waffe aufgestemmt, als es sich in eine heroische, kämpferische Pose warf; die Beine leicht gespreizt, den einen Arm in die Hüfte gestemmt, den anderen am Löffel und das Haupt trotzig erhoben.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.01.2015, 10:35:31
Henry sah Rillfarsell nur kalt an, während die Fee sprach. "Schade", schloss er (sie?) dann, "ich hatte gehofft, du würdest zumindest ein winziges bisschen interessanter sein. Musstest du dir wirklich sowas aussuchen, Tamino?"

Dann geschah etwas, mit dem Rillfarsell nicht gerechnet hatte. Henry verschwand, einfach so. Dort, wo er gesessen hatte, saß nun ein kleines Menschen-Mädchen, sechs oder sieben Jahre alt, mit goldblonden, leicht zerzausten Haaren, die ihm bis zur Schulter reichten. Es trug ein weißes Sommerkleid mit Stickereien, die bunte Blumen und verspielt umher fliegende Vögelchen zeigten. Das Mädchen hatte die Hände in den Schoss gelegt, den Kopf leicht gesenkt, die nackten Füße baumelten mit etwas Abstand über dem Boden.

Überrascht sah es auf, blickte zu Rillfarsell. "Hilf mir", flüsterte sie mit zittriger, heller Stimme. Ihr Blick war flehentlich.

Im gleichen Moment war sie wieder verschwunden, und dort, wo das Feenwesen sie gesehen hatte, saß wieder Henry, oder vielmehr Lilith im Körper von Henry.

Jurij und Harry saßen da wie zuvor. Offenbar hatten sie das Mädchen nicht gesehen.[1]

Dann stand Henry auf. "Nun, wie ihr wisst, habe ich keine Zeit zu verlieren, also beenden wir diese kleine Unterhaltung. Legt euch schlafen, und morgen dürft ihr dann wieder euren armseligen kleinen Leben nachgehen."
 1. Tatsächlich konnte nur Rillfarsell das Mädchen sehen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.01.2015, 15:27:23
"Genau, Lasciel: musstest du dir unbedingt sowas aussuchen?" Harry zeigte mit einer Hand seinen langen Körper entlang. "Nun gut, sei's drum. Dann nehm ich den Ratschlag meiner Schwester mal an und leg mich schlafen." Er zog den Zimmerschlüssel hervor und besah ihn sich genauer. "Die Dame und ich haben das Zimmer Nummer 312. Also, schlaft gut meine Herren."

Zu Lilith sagte er noch: "Und du musst dir keine Sorgen machen, Lilith: deine Schwester hat mich bereits wunderbar erzogen. Sie hat nur einen anderen Männergeschmack als du."

Und er drängte sich noch an Henry vorbei nach draußen, wo er allerdings einen kleinen Umweg über den Schankraum machte. War Aria inzwischen aufgetaucht? Wenn nein, würde er sich einen Alekrug voll des billigsten Schnapses besorgen.

Allein auf seinem Zimmer, erklärte er Lasciel: "Treib's nicht zu wüst heut nacht, ja? Finger weg von Aria. Überhaupt, jetzt wo wir hier sind: du willst es nicht wirklich allzu doll treiben, weder mit dem Morden, noch mit dem Vögeln, noch mit dem zu Tode Vögeln. Sonst spring ich vom höchsten Turm in Terendol, und du darfst dir einen neuen Wirt suchen. Glaub ja nicht, dass ich das nicht ernst mein. Wenn du irgendwelche Anmerkungen dazu hast, oder sonstwelche Vorschläge, wie wir die Zeit hier möglichst gütlich über die Runden bringen: du weißt, wo mein Notizblock steckt."

Danach leerte er den Schnapskrug bis zum Grund und ließ sich angezogen auf sein Bett plumpsen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 09.01.2015, 18:50:58
Da gab es etwas, das Lilith/Henry gesagt hatte und das Rillfarsell aufhorchen ließ.
Tamino!
Hatte nicht auch der Musiklehrer diesen Namen erwähnt? Komisch, daß dies nicht auch den Menschen aufgefallen war. Vor allem wenn sie sich für gute Ermittler hielten und eine Mordserie aufklären wollten.
Gerade wollte es zu einer Frage ansetzen, als die kurze Verwandlung des schlafenden Menschen, Henry, von statten ging.
Rillfarsell blinzelte und schaute sich um. Hatten die anderen diese kurze Erscheinung auch wahrgenommen?
Keiner von ihnen sprach es an, was das Feenwesen ein wenig daran zweifeln ließ.
Wie konnte es dem Mädchen helfen, fragte es sich.
Doch eine andere Frage drängte sich wieder in den Vordergrund.
Es wendete sich Henrys Gestalt zu.
"Entschuldigung, aber könntet ihr mir bitte mehr über diesen Tamino erzählen, den ihr erwähntet?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.01.2015, 19:10:10
Fassungslos blickte Jurij Harry hinterher. Wie konnte er nur so schnell aufgeben? War er wirklich so gehorsam diesen dreckigen Dämonen gegenüber? Zähne knirschend versuchte er die Wut die in ihm Aufstieg zu unterdrücken. Er hasste den Gedanken einfach aufzugeben und sich zu fügen. Doch war es wirklich ein Aufgeben? Elenya hatte gemeint, sie sollen sich ihren Dämonen erst stellen, wenn sie sicher waren am längeren Hebel zu sitzen und ehrlich? Gerade saß wohl keiner der vier am längeren Hebel. Darüber verärgert knirschte Jurij mit den Zähnen. Er konnte alleine nichts bewegen und was hatte er sich erhofft in einer Nacht zu erreichen? Zeit war das teure Gut. Wenn es ihnen gelang ihre Taten am Tage vor ihren Dämonen zu verbergen, war schon viel getan. Dann war es möglich am Tage Nachforschungen anzustellen und gegen das nächtliche Wirken zu agieren. Er hoffte, dass bis dahin keiner mehr zu Schaden kam, dass es noch etwas gab, was gerettet werden konnte.
Als die Fee ihre Aufforderung aussprach, blickte Jurij zu ihr. Er war gespannt ob Lilith auf die Frage antwortete.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.01.2015, 20:07:32
Henry/Lilith lächelte. "Wir machen einen kleinen Handel. Ich beantworte dir eine Frage zu Tamino, und dafür legt ihr euch genauso brav schlafen wie Harry."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.01.2015, 23:14:24
„Was hätte ich davon?“ fragte Jurij bevor Rillfarsell zustimmen konnte. Ihm war nicht wohl, was ein weiterer eiskalter Schauer ankündigte. Aber er wollte das zu Bett gehen noch etwas herauszögern und nebenbei noch mehr Informationen sammeln. „Tamino ist das Problem der Fee aber nicht meines.“ seine Stimme zitterte bei den Worten deutlich. Vielleicht ging Lilith darauf ein, vielleicht auch nicht aber wie hieß esüber Teufel und Dämonen? Sie wollten immer handeln, um am Ende deine Seele zu verschlingen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 10.01.2015, 01:11:25
Lilith sah zu Jurij, doch das Lächeln war verschwunden. "Hier wird jemand mutig." Henry ging zu Jurij hinüber, und setzte sich direkt neben ihn. "Jurij Klee, Abkömmling von Nadja und Marco. Braver Sohn, braver Schüler. Kein Wunder, dass Obayifo dich ausgewählt hat. Wusstest du eigentlich, dass einer deiner Vorfahren Inquisitor war? Einer von denen, die unschuldige Frauen als angebliche Hexen auf den Scheiterhaufen brachten, um sie bei lebendigem Leib zu verbrennen. Kannst du dir auch nur im Ansatz vorstellen, für welche Qualen dieser Mann verantwortlich war?"

Henrys kräftige Hand legte sich auf Jurijs Bein. Sein Griff war fest. "Du denkst vielleicht, das hat nichts mit dir zu tun. Aber so einfach ist das nicht. Deine Vorfahren stecken in dir. Sind ein Teil von dir. Das werden sie immer sein. Meinst du wirklich, dein Vater oder deine Mutter hätten den Mut gehabt, so mit mir zu sprechen? Weinend und flehend hätten sie mich angebettelt, ihnen nichts zu tun, und wären dann ins Bett gekrochen. Diesen Mut beziehst du aus einer anderen Quelle, kleines Menschenkind."

Der Griff wurde fester. Nicht schmerzhaft, aber nah an der Grenze. "Ich habe gerade gute Laune, weil ich mich darauf freue, meine kleine Schwester wieder an meiner Seite zu haben. Ich gewähre auch dir eine Frage, natürlich über Obayifo. Aber kommt nicht auf den Gedanken, dass das hier zur Gewohnheit wird. Wenn ich den Eindruck bekommen sollte, dass Erziehungsmaßnahmen notwendig werden, dann ist es mir völlig egal, wer da in eurem Inneren steckt. Haben wir uns verstanden?"

Henrys Fingernägel krallten sich in Jurijs Bein - dann ließ Lilith plötzlich los. "Also bitte, eure Fragen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 10.01.2015, 22:11:21
Die Müdigkeit war einfach zu viel für Henry. Er wollte sich noch gegen das Einschlafen wehren, doch die wohlige Wärme, die gemütliche Umgebung... er konnte es einfach nicht mehr aufhalten. Die Dunkelheit umfing ihn.

Er befand sich auf einer Wiese. Die Sonne schien wohlig auf seine Haut. Henry trug keine Rüstung mehr, sondern seine alte, irische Kleidung, aus der Zeit, bevor... alles anfing. Er sah sich um. Hinter ihm stand ein Haus. Sein Haus. Aber der Rest des Dorfes fehlte, und die Landschaft passte nicht, jedenfalls nicht ganz.

"Kannst du mir helfen?"

Henry schnellte herum. Dort stand ein Mädchen, etwa sechs Jahre alt. Es trug ein leichtes Sommerkleid, bestickt mit Blumen und Vögeln. Das goldblonde, leicht lockige Haar schimmerte im Sonnenlicht. Die nackten Füße standen im hohen Gras.

"Ich will nicht mehr bei Lilith sein."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 12.01.2015, 14:57:24
Rillfarsell überlegte. Überlegte, ob es auf den Handel eingehen sollte und wenn ja, welche Frage es stellen sollte.
Außerdem war es nicht bereit, sich auf "Befehl" einfach schlafen zu legen.
"Wieso seid ihr so erpicht darauf, daß wir schlafen? Was bringt es euch?", fragte das Feenwesen deshalb erst einmal, auch wenn es die Antwort eigentlich schon wußte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 12.01.2015, 17:33:28
Henry hätte sich eigentlich wundern müssen, plötzlich in eine völlig andere Landschaft versetzt zu sein. Doch wie es in Träumen (war es ein Traum?) immer so war, wunderte sich Henry über gar nichts. Er sah sich in der Landschaft um und fragte sich, wohin er gehen sollte. Ohne dass er wusste, warum, wollte er nicht das Haus betreten, dass doch sein eigenes war. Angestrengt suchte er den Horizont nach irgend einem anderen Fluchtpunkt ab, doch da war nichts.

Erschrocken drehte er sich um, als ihn das Mädchen ansprach. "Lilith...", murmelte Henry und er bekam am gesamten Körper eine Gänsehaut. Das diffuse Gefühl der Angst wurde stärker. "Wir müssen hier verschwinden!", sagte Henry und griff nach der kleinen Hand des Mädchens.

Auf's Geratewohl lief Henry in eine Richtung los und zog das Mädchen mit sich. Sein Schritt beschleunigte sich, so sehr es dem Mädchen möglich war. "Wo ist Lilith?", fragte er das Mädchen über die Schulter hinweg. "Wo ist die Dämonin...?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.01.2015, 18:06:36
Lilith/Henry schüttelte den Kopf. "Eine Frage, und nur zu Obayifo. Außerdem kennst du die Antwort auf diese Frage bereits. Ich will, dass die Anderen zum Zuge kommen. Wir haben zu tun." Nun kam Henry auf Rillfarsell zu, und blieb vor dem Feenwesen stehen. "Also, eine Frage. Keine Spielchen mehr. Dies ist deine letzte Chance, bevor ich wütend werde."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.01.2015, 18:18:02
Das Mädchen folgte Henry; auch sie schien Angst zu haben. "Sie ist hier", antwortete sie hastig. "Sie ist immer da. Man kann nicht vor ihr weglaufen!"

Während die beiden die Wiese entlang liefen, verdunkelte sich der Himmel; Wolken zogen auf, blutrote, bedrohlich wirkende Wolken. Schon nach wenigen Sekunden - so zumindest fühlte es sich für Henry an - war die Sonne verschwunden, und sie liefen durch rotes Zwielicht.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 12.01.2015, 21:00:35
Als sich Lilith im Körper von Henry neben Jurij setzte wurde der junge Mann kreide weiß. Alles in seinem Körper schrie nach Flucht. Der Dämon in ihm selbst war schon genug doch nun diese Lilith. Als sie dann auch noch ihre Hand auf sein Bein legte, bildete sich kalter Schweiß auf seiner Haut. Er hatte Angst. Angst die man nur haben konnte, wenn der Körper merkte das etwas sehr Mächtiges gerade kurz davor vor war seine geifernden Reißzähne in dich zu hauen. Der Blick von Jurij wanderte von Henrys Gesicht, er hatte den direkten augenkontakt vermieden, zu dieser großen schweren Pranke. Einen kurzen Moment fragte er sich ob dies nur Henrys Kraft war oder auch die von Lilith. Bevor er sich der für ihn so unendlich langen Worte gewahr wurde.

Ein Inquisitor sollte er gewesen sein. Jurij wusste ganz genau was ein Inquisitor war und auf welche anderen Quallen Lilith anspielte. Das Verbrennen war schließlich nur der Höhepunkt oder auch die Erlösung für die Hexen und Kirchengegnern. Davor kam Folter und Demütigung. Von Fingerschraube, über Streckbank, eiserne Jungfrau und sonstigen Demütigungen war alles drine. Er konnte sich nicht vorstellen so ein Bastard, der im Namen einer Kirche gehandelt hat, gewesen zu  sein aber …
Der größer werdende Schmerz in seinem Bein, lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Pranke und Liliths Worte. Er hatte also eine Frage. Eine einzige Frage über Obayifo. Verdammt welche sollte er nur stellen? Welche würde ihm am weitesten bringen und würde Lilith die Wahrheit sagen oder einfach Lügen? Ihm viel nichts passenden ein, doch da erklang schon die Stimme der Fee.

Was für eine Erleichterung war es für Jurij, als Henry aufstand und sich vor Rillfarsell aufbaute. Er bekam wieder einen etwas klareren Kopf und konnte nachdenken. Diese Dämonen scheinen auch ziemlich leicht reizbar zu sein und um ehrlich zu sein wollte er gesund morgen aufwachen. Also durfte die Frage nicht zu provokant sein und genau zu Obayifo passen. Nichts mit dem Warum und Wieso, nur zum eigenen Dämon. Jurij blickte zu Rillfarsell und dann zu Henry. Er hatte eine Frage gefunden und mir Glück würde diese die aufkommende Wut von Rillfarsell lenken. „Ich…“ hauchte er erst nur so dahin. Er musste sich räuspern um wieder seine Stimme zu finden. „Ich habe eine Frage. Lilith, du hast auf eine dunkle Seite meines Blutes offenbarte, erzähle mir über Obayifo gleiches. Was war das Dunkelste was er jemals getan hat?“ Jurij hatte Angst vor dieser Frage aber er hoffte dadurch auch etwas über die Art von Obayifo zu erfahren. Denn sagen konnte man vieles. Allein die Taten geben Auskunft über das Selbst.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 13.01.2015, 04:06:13
Rillfarsell fühlte sich nicht ganz so stark von dem Dämon vor sich eingeschüchtert wie Jurij. Aber auch nur weil ihm solche Wesen nicht ganz so fremd oder mysteriös waren wie dem Menschen.
Papageno hatte ihm ein wenig von anderen Ebenen erzählt. Und so wußte das Feenwesen, daß Dämonen meist einfach nur mächtige Wesen waren. Und vor dieser Macht mußte es sich in Acht nehmen. Es hatte von anderen Wesen gehört, die genauso mächtig oder sogar noch mächtiger waren als die Dämonen.
Im Moment machte es wenig Sinn den Dämon wütend zu machen, also würde es auf das Fragespiel eingehen.
Jetzt fehlte nur noch eine geschickt formulierte, Informationen liefernde Frage....
Es überlegte, während Jurij seine Antwort bekam.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 13.01.2015, 17:43:18
Auch Henry verpürte große Angst. Sie war wie ein dunkler Schauer, der sich auf ihn legte, ihn niederdrückte und seine Brust zusammenpresste, dass er kaum Luft bekam, wie wohl sein Atem nun auch schneller ging. Das Mädchen an der Hand eilte Henry blindlings in unbestimmte Richtung und kam nicht vom Fleck. Am Horizont war keine Veränderung auszumachen, kein heller Fleck der Hoffnung. Rotpulsierende Dunkelheit umfing sie, schloss sie ein. Henry blieb stehen, am ganzen Körper zitternd. Worte kamen ihm in den Sinn, die ihm nicht vertraut waren.

"Sieh, wir gleiten so,
nicht wissend wann, zurück aus unserm Zimmer,
in irgendwas, was wir nicht meinen; drin
wir uns verfangen wie in einem Traum
und drin wir sterben, ohne zu erwachen.
"[1]

Henry wischte kalten Schweiß von seiner Stirn. Er drehte sich zu dem Mädchen um und sah es aufmerksam an. "Man kann nicht vor ihr weglaufen...", wiederholte er leise die Worte des Mädchens. Er dachte darüber nach, verstand die Worte nicht, doch spührte ihre Bedeutung. "Hilf mir..."
 1. Rilke, Requiem
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 13.01.2015, 18:07:42
"Es gibt keine Hilfe."

Die Stimme war neu. Etwa zehn Schritt vor sich entdeckte Henry einen Jungen. Wie alt mochte er sein, vier Jahre alt? In seiner Hand trug er eine Holzpuppe, grob geschnitzt aus einem einzelnen Stück. Er trug ein einfaches, weißes Nachthemd, unter dem nur seine kleinen Zehen hervorragten, im hohen Gras kaum zu sehen. Sein kurzes Haar war struppig und durcheinander, als wäre er gerade aus einem schlimmen Traum aufgewacht.

"Was machst du hier? Lilith hat noch nie einen Erwachsenen zu sich geholt." Sein Blick wanderte zu dem Mädchen, das sich ängstlich hinter Henry versteckte. "Hab keine Angst. Du wirst es verstehen, wenn es soweit ist. Und dann wird die Angst verschwinden. Und Lilith wird dich umarmen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 13.01.2015, 21:09:11
"Ich weiß nicht, warum sie sich gerade mich ausgesucht hat. Aber ich weiß, wozu sie mich gebrauchen will. Ich bin ihr Tor in eine andere Welt. Und ich bin..., oh..." Henry stotterte, als ihn die Erkenntnis überkam. Wenn er hier war, in der Welt von Lilith, dann war Lilith... in seiner Welt. Wenn es richtig war, was Harry sagte, nämlich dass die Dämonen bei Nacht die Kontrolle übernahmen, dann musste er eingeschlafen sein und für Lilith das Tor geöffnet haben.

"Lilith ist gerade nicht hier. Ihr habt ein kurze Zeit Ruhe vor Ihr. Dafür bin ich da. Komm zu mir, komm an meine Hand.", sagte er zu dem kleinen Jungen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 13.01.2015, 21:42:31
Der Junge schüttelte den Kopf. "Du verstehst Lilith nicht. Und du verstehst uns nicht. Sie lehrt uns Kinder, keine Furcht zu haben. Lilith lässt uns an ihrer Weisheit teilhaben."

Er lächelte, und ging auf Henry zu. Als er vor ihm stand, reichte er ihm die Hand. "Du kannst auch hier bleiben. Sie ist sowieso ein Teil von dir. Von uns allen. Sie ist die Mutter des Menschengeschlechts."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.01.2015, 18:18:48
Lilith sah Jurij mit einem Lächeln an. Es war kein kaltes Lächeln – sie schien tatsächlich amüsiert zu sein. „Das Dunkelste? Ich glaube, da kann ich dich tatsächlich wörtlich nehmen. Obayifo ist ein neugieriger kleiner Bastard. Manchmal macht er Dinge, einfach, um herauszufinden, ob es funktioniert oder was dabei passieren wird.“
 
Die Dämonin in Henrys Körper hob ihre Arme, als wolle sie eine Kugel vor sich zeigen. „Es gab da diese Welt, Neriyata. Sein Einfluss dort war groß, in manchen Regionen wurde er sogar wie eine Gottheit verehrt. Er experimentierte mit den Dimensionen, und tatsächlich gelang es ihm, einen ganzen Kontinent in eine Art… Kokon zu hüllen. Er trennte das Land von allen äußeren Einflüssen. Was das tatsächlich bedeutete, fand er selbst erst danach heraus. Der Kokon schnitt das Land von allem ab: Von der Zeit, von den Göttern, vom Rest der Welt… und vom Licht. Der Kontinent wurde aus der Welt herausgerissen, was im Übrigen im Rest der Welt zu einigen Naturkatastrophen führte. Die Bewohner waren in der Ewigkeit gefangen, in absoluter Finsternis.“
 
Plötzlich lachte Lilith laut auf. „Das hätte ich fast vergessen! Obayifo beließ es nicht ganz dabei. Jenen, die ihm gefolgt waren, gab er die Fähigkeit, Licht zu erzeugen. Aus ihren Achseln und ihrem Arsch. Das ist die Wahrheit, das hat er tatsächlich so gemacht.“ Erneut lachte Lilith. „Gefangen in der ewigen Dunkelheit, mit nichts als einem leuchtenden Hintern.“
 
Damit wandte sie sich Rillfarsell zu. „Nun, Fee, damit bist du wohl an der Reihe mit deiner Frage.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 14.01.2015, 18:55:29
"Nun, Lilith, zunächst laßt mich noch kurz anmerken, daß erstens ihr selbst darauf hingewiesen habt, daß das Nichtbeantworten von Fragen unhöflich ist.
Und das ich zweitens eurem Spiel noch gar nicht zugestimmt habe.
Aber, oh ich armes Feeswesen, bin auch nur Gefangener unserer allseits bekannten Vorliebe für solche Art von Zeitvertreib, also werde ich natürlich mitspielen.
Aber nur, wenn wir die Regeln geklärt haben!
Ich bin bereit, Schlafen zu gehen, wenn ihr mir meine Frage über Tamino beantwortet. Allerdings erwarte ich eine vernünftige Antwort, ähnlich der, die ihr gerade gegeben habt.
Kann ich davon ausgehen, daß ihr mir jede Frage so beantworten könnt, als wenn Tamino sie selbst beantworten würde? Ausflüchte wie "Das weiß ich nicht." oder "Das kann nur Tamino selbst beantworten." führen dazu, daß ich selbst über meine Ruhezeit bestimmt!"

Hatte das Feenwesen am Anfang der Rede noch theatralische Gesten benutzt, so veränderte sich seine Haltung zum Ende hin merklich. Fast wie ein lauerndes Raubtier wirkte Rillfarsell, als es jetzt mit unblinzelnden Augen Henrys Gestalt  anstarrte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.01.2015, 19:30:21
Lilith schüttelte den Kopf. "Ich hatte dich doch gewarnt." Und plötzlich schnellte Henrys Hand vor, um Rillfarsell zu packen...

Hier geht's weiter! (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8301.msg942636#msg942636)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.01.2015, 23:21:35
Aufmerksam hört Jurij den Erzählungen von Lilith zu. Er versucht sich so viele Einzelheiten wie möglich zu merken. Denn sie helfen tatsächlich mehr über seinen Gast zu erfahren. Während er noch über den leuchtenden Hintern nachdenkt, erzürnt die Fee auch schon das Gemüt des Dämons. Kaum greift Henry nach der Fee, steht Jurij schon auf seinen Beinen. Seine Hände hält er offen vor seinen Körper. Es sieht nicht wirklich wie eine Kampfposition aus, besonders da die Fingerspitzen nach unten zeigen. Scheinbar will er nicht in den drohenden Kampf eingreifen. „Rillfarsell erinnere dich an Harry Ketten. Kämpfe bitte nicht gegen Lilith.“ versucht er die Fee daran zu erinnern, was Harry passiert war, dass er Tag lang an ein Bett gefesselt war und ihn sein Dämon nicht mehr auf die Straße ließ.

Rillfarsell war etwas von Schnelligkeit der großen Menschengestalt überrascht. Aber nicht lang genug, daß es nicht hätte vorher reagieren können
Ein paar kurze flüsternde Worte, begleitet von komplizierten Hand- und Armbewegungen, die wie ein Wedeln oder Rudern wirkten, und schon quoll dicker Nebel aus dem Schnabel des Feenwesens, der in sekundenschnelle den Raum ausfüllt.
"Ich glaube nicht, daß Tamino damit sehr glücklich wäre, sich ein neues Opfer suchen zu müssen!", piepste es, obwohl es sich da gar nicht so sicher war.
Doch Rillfarsell blieb nicht auf dem Tisch stehen, um sich greifen zu lassen. Schon sprang es vom Tisch und lief geschickt in Richtung des Bettes, dessen Postition es sich noch eingeprägt hatte, bevor der Nebel alles verhüllte, und verschwand darunter.
Ein wenig Sorge machte sich in ihm breit. Konnten die Dämonen sich gegenseitig wahrnehmen, ohne sich sehen zu müssen?

Die Antwort auf seine Frage bekam Rillfarsell nur wenige Momente später. Es hörte das Quietschen des Bettes, als jemand darauf sprang, und im nächsten Moment hörte es das Splittern von Holz. Im gleichen Moment folgte gleißender Schmerz, und dann Dunkelheit.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.01.2015, 23:32:39
Für Jurij ging alles so schnell, dass er Schwierigkeiten hatte, zu verstehen, was passiert war.

Aus dem Nichts hatte das Feenwesen dichten Rauch herbeigezaubert, ähnlich wie die Priesterin aus dem Nichts Wasser erschaffen hatte. Doch Lilith schien das nicht aufzuhalten. Dann hörte er das Splittern und Krachen von Holz.

Danach herrschte einen Moment Stille.

"Ich hasse es, wenn ich rabiat werden muss", ertönte Henrys Stimme mit der melodischen Aussprache, die für Lilith typisch zu sein schien - selbst jetzt. "Komm schon, Tamino, ausruhen kannst du dich ein anderes Mal."

Ein kurzes Scharren deutete eine Bewegung Rillfarsells an. "Du hättest nicht ganz so hart zuschlagen müssen." Lilith schnaubte. "Und du hättest dir einen anderen Wirt aussuchen können."

Dann trat Lilith aus dem Nebel hervor, bis sie wieder direkt vor Jurij stand. Ein Lächeln stand in Henrys Gesicht. "Ich bin sehr zufrieden mit dir, Jurij. Ich habe nichts gegen ein wenig Mut, solange du weißt, wo dein Platz ist. Wenn du dich weiter so gut machst, könnten wir sogar Freunde werden. In Zeiten wie diesen kann es... hilfreich sein, wenn man beschützt wird."

Dann erschien Rillfarsell neben ihr. Er rieb sich die Wange, die schwer geschwollen aussah. Einige Sekunden legte er seine Hand auf die geschwollene Stelle, die in sanftem blauem Licht zu schimmern begann. Im nächsten Moment war die Schwellung schon wieder verschwunden.

"Er soll sich jetzt schlafen legen", sagte Rillfarsell an Lilith/Henry gewandt. "Wir haben zu tun."

Lilith nickte. Sie sah zu Jurij, fast freundlich. "Hab keine Angst. Wir haben einen Handel, und wenn du dich daran hältst, geschieht dir kein Leid."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.01.2015, 23:51:05
Der Alkohol wirkte schnell. Die Flucht aus dieser Realität, einer Realität, in der er gegen einen Dämon in seinem Inneren ankämpfen musste, war eine Wohltat für seinen Geist. Es war ja nicht so, als hätte es ihn nicht schon genug beschäftigt, gegen seine von Geburt an vorhandene dunkle Seite anzukämpfen...

Allerdings stimmte das ja nicht ganz. Aleister. Er hatte Waffenstillstand mit ihm geschlossen. Harry seufzte. Zumindest eine Front, an der er im Augenblick nicht kämpfen musste.

"Es ist eine echte Erholung, nicht wahr? Für mich auch."

Harry sah sich um. Er war wieder in der Ebene, in der er Aleister das erste Mal getroffen hatte. Schwefel lag in der Luft, und heißer Schlamm blubberte in mehreren Erdlöchern um ihn herum. Sanfter, gelblicher Regen fiel vom Himmel herab. Die Tropfen zischten auf und verwandelten sich in kleine Rauchwölkchen, wenn sie auf dem Boden auftrafen.

Aleister stand vor ihm, gute fünf Schritt entfernt. Er trug nicht mehr als einen Lederschurz.

"Ich freue mich, dich wiederzusehen. Es ist gut, dass wir reden können. Diese Sache mit Lasciel..." Er verzog das Gesicht. "Ich bin auch nicht gerade davon begeistert. Ich bin ebenso besessen wie du, und ich mache mir ernsthafte Sorgen, was mit uns passiert, wenn sie uns nicht mehr braucht."

Die Halb-Drachen-Gestalt vor ihm drehte sich um, und sah zu dem Vulkan in der Ferne, den Harry schon bei ihrer ersten Begegnung gesehen hatte. "Was du hier siehst, ist nicht real, das ist dir hoffentlich klar. Es sind Symbole. Für mich - Symbole der Hoffnung."

Er drehte sich wieder zu Harry um. "Aber selbst für einen alten Drachen ist ein Dämon eine echte Herausforderung, und wir sind nicht einmal nahe dran. Wir müssen uns in Acht nehmen, Harry. Hast du schon einen Plan?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 15.01.2015, 00:14:41
Mit offenen Mund stand Jurij da. Auch als Lilith zu ihm kam, änderte sich nichts an diesem ungläubigen Gesichtsausdruck. Wollte die Fee durch den Nebel wie ein Tintenfisch mit seiner Tinte entkommen und, drei Mal verdammt, wie stark war Henry dass er ein Bett, den Tisch in Trümmer schlagen konnte. Und dagegen hatte Jurij große Töne gespuckt. Die Priesterin hatte so Recht. Er, nein sie waren noch nicht soweit um sich gegen die Dämonen zu stellen.

Während Lilith ihn lobte, hob sich eine Seite seines Mundes zu einem Lächeln. Die Ungläubigkeit verschwand aber nicht aus seinem Gesicht. Wie aus heiterem Himmel fiel ihm ein alter Lehrsatz des Meisters Sūn Wŭ ein. Erkenne den Gegner und erkenne dich selbst, so werden deine Kämpfe erfolgreich sein. Er glaubte weder daran sich zu kennen, noch kannte er seinen Dämonen. Nach diesem alten Meister war es damit aussichtslos zu kämpfen aber Sūn Wŭ wäre kein legendärer General gewesen, wenn er einfach aufgegeben hätte. Nur die Zeit war nicht die Rechte.

„J..ja ich gehe schlafen.“ stotterte er als Taminon zusammen mit Lilith ihn noch einmal an den Handel erinnerten. Er hatte ja auch keine andere Wahl.
Einen Augenblick blickte er die zwei an, dann schloss er, dass sie wohl nicht gehen würden wenn er fragte. Ihnen interessierte es nicht, dass er sich waschen wollte um danach ins Bett zu fallen. Und Scham war ihnen wohl auch ein Fremdwort. Mit einem langen Seufzer blickte derer in den Nebel. Das Bett wäre jetzt schön aber der Nebel war ihm unheimlich, auch wellte er nicht in die Holzsplitter treten. Also sah er sich um. Am Ende entscheid er sich für den schmalen Platz neben dem Schrank. Es war sicher nicht bequem, aber er hatte eine Wand im Rücken und konnte den Kopf gegen den Schrank lehnen. Bevor er sich also dort nieder ließ, zog er noch die Überrobe der Gerichtswache aus. Sie, wenn schon nichts anderes, würde ihm ein Kissen sein.
Müde ließ er sich also neben dem Schrank nieder. Blickte zu den Beiden, doch schloss rasch die Augen. Es war ein verdammt langer, mieser Tag.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 15.01.2015, 00:37:57
Ein wenig brauchte Jurij, um einzuschlafen. Bei den letzten Ereignissen hatte sein Körper Adrenalin in seine Adern gepumpt; auf dem Boden zu liegen, unter der Beobachtung der beiden Dämonen, beruhigte ihn auch nicht gerade.

"Was hältst du von der Sache?" fragte Tamino. Im Gegensatz zu Lilith hatte sich Rillfarsells Aussprache nicht verändert; er klang noch immer so, wie die Fee die ganze Zeit gesprochen hatte.

"Ob Täuschung, falsche Spur oder was Ernsthaftes: Wir haben gar keine andere Wahl, als dem nachzugehen."

Dann öffnete sich die Tür. Jemand machte einige Schritte durchs Zimmer. "Hallo, Schwesterherz", hörte Jurij Harrys Stimme.

Jurij schloss die Augen, so fest er konnte. Bald, endlich, umfing ihn die gnädige Dunkelheit des Schlafes...

Er war in Berlin. Zuhause. Endlich zuhause. Er sah sich um. Statt Hochhäusern war er von kunstvollen asiatischen Bauten umgeben, doch kam ihm dies nicht seltsam vor. Diese Stadt, genau so, wie sie vor ihm lag, war sein Zuhause.

Er sah zur Seite. Ein Pfad aus strahlend weißen Steinen führte zur Eingangstür eines Hauses, links und rechts davon ein kunstvoll angelegter Garten. Die Tür wurde geöffnet. Seine Mutter stand dort, und lächelte ihn an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 15.01.2015, 12:02:56
"Plan?" fragte Harry. "Plan?" Er streckte die Arme weit zu beiden Seiten und sah sich lachend auf der Ebene um, die ihm so heimelig vorkam, wie sie einem normalen Menschen schaudern machen würde. "Plan!" rief er ein drittes Mal, bevor er sich beruhigte. "Ich brauche keinen Plan. Pläne gehen sowieso immer schief."

Dann marschierte er auf das nächste, badewannengroße Schlammloch zu und stieg hinein. Aufatmend lehnte er sich darin zurück, die Ellenbogen am Rand abgestützt, und schloss die Augen. Er wollte schlafen. Schlafen ohne zu denken. Traumlos.

Doch Aleister hatte andere Pläne. Seinen Blick auf sich spürend, klappte Harry die Augen wieder auf.

"So, Sorgen machst du dir also über das, was mit uns passieren wird, wenn Lasciel ihre Ziele erreicht? Das macht mir nun gar keine Sorge. Wir haben nur ein Leben, das wir verlieren können, nur eine Seele, der die Verdammnis droht, und das wir das eine verlieren werden und das andere verdammt ist, scheint mir gewiss. Meine Sorge gilt den Millionen Einwohnern auf Kurun. Nicht wahr, an die hast du nicht einmal einen Gedanken verschwendet. Das ist mal wieder typisch."

Abermals schloss er die Augen, ohne Ruhe zu finden. In seinem Kopf jagten sich die Gedanken, zumeist im Kreis herum, ohne neue Erkenntnis, ohne Hoffnung auf Entkommen.

Doch wieder aufblickend, beobachtete er Aleister dabei, wie dieser sich ihm gegenüber auf dem Boden niederließ, um die Beine im brodelnden grün-grauen Schlamm baumeln zu lassen.

Harry kamen Tai'Lors Worte in den Sinn. Sie kommen nicht an eure Gedanken, wenn ihr sie aussperrt. Es ist nicht allzu schwer. Rubin beschrieb es so: Es ist, als wäre er die ganze Zeit über in einem Gespräch, und möchte seinen Gegenüber nicht spüren lassen, was er wirklich denkt. Zunächst ist es anstrengend, aber nach ein, zwei Tagen ging es ihm in Fleisch und Blut über. Aber selbst wenn ihr euch nicht schützt, bekommen sie nur die deutlichsten und oberflächlichsten Gedanken mit. Sie können nicht in euer Herz schauen.

Mit sich selbst im Gespräch... wie gerade? War Aleister der, vor dem Harry seine Gedanken verbergen musste? Dann wäre es aber höchste Zeit, dass er sich zusammenriss: das alles hier lag schon gefährlich nah an seinem Herzen.

"Hm, fehlt nur noch ein Drink." Harry stieß einen wohligen Seufzer aus. "Stell dir vor, Aleister, jemand bietet dir ein Takarian Mead, einen Brivari, Tarkenian Nightflower, Starduster, Antarian Brandy oder Hot Jala an—welchen davon würdest du nehmen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 15.01.2015, 17:42:21
Aleister legte seinen Kopf zur Seite, und dachte einen Moment nach. "Tarkenian Nightflower. Ich mag Star Wars mehr als Star Trek. Ist einfach... epischer."

Der Drachenmensch zuckte mit den Schultern, während er Harry abwartend ansah. "Würdest du gut genug auf uns aufpassen, müsste ich nicht meine ganze Aufmerksamkeit nur auf uns richten. Stattdessen denkst du über Dinge nach..." Aleisters Blick war vorwurfsvoll. Harry wusste sofort, dass er sich auf den Brief bezog, den er an Lasciel geschrieben hatte.

"Versteh mich nicht falsch. Ich habe nichts dagegen, wenn du diese Welt retten willst. Nur um überhaupt irgendjemanden zu retten, müssen wir erst einmal uns in Sicherheit wissen. Und das wird nichts, wenn wir einfach nur drauf los stürmen. Wir brauchen einen Plan. Oder zumindest ein Ziel, wenn du es unbedingt vage halten willst." Aleisters Blick fiel wieder auf den fernen Vulkan. Er sah sehnsüchtig aus.

"Zwei Dinge sind aus meiner Sicht ganz entscheidend. Wir müssen einen Weg finden, handeln zu können, ohne dass Lasciel etwas davon mitbekommt. Und wir müssen herausfinden, was genau Lasciel vor hat, denn nur dann können wir ihr in die Quere kommen." Aleister wandte seinen Blick wieder Harry zu. "Dieser Tai'Lor, traust du ihm? Und Rubin? Was Tai'Lor gesagt hat, könnte zumindest bei Punkt 1 helfen, und wenn wir Glück haben, hat Rubin schon genug herausgefunden, um uns bei Punkt 2 zu helfen."

Aleister begann, mit den Beinen im Schlamm zu planschen. Einige hellbraune Spritzer landeten in Harrys Gesicht. "Und ich persönlich habe auch noch ein Anliegen, ein Ziel. Ich wünsche mir, dass du mir vertraust. Ich bin du, Harry, ein Teil von uns, und wir kommen nicht voneinander los. Ich habe nicht vor, dich zu hintergehen oder dich gar an Lasciel zu verraten. Das wäre, ehrlich gesagt, ziemlich dämlich von mir."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 15.01.2015, 18:36:42
Harry wischte sich die Schlammspritzer aus dem Gesicht. Verflixt, es war die richtige Antwort gewesen. Damit war mal wieder gar nichts bewiesen. Er sollte aufhören, Dinge mit dieser Art von Test beweisen zu wollen, bei dem das eine Ergebnis zwar alles bewies, das andere aber gar nichts.

"Gut geraten. Oder du hast Zugriff auf mein Wissen. Siehst du, ich habe nämlich keine Angst, dass du mich an Lasciel verrätst, sondern dass du Lasciel bist. Das mit dem Vertrauen kannst du dir also abschminken. Ebenso das mit dem 'gemeinsam Pläne schmieden'. Aus meiner Sicht würde ich Punkt 1 nämlich dadurch erreichen, dass ich jetzt die Klappe halte."

Er versuchte es—ungefähr dreißig Sekunden lang mit Erfolg.

"Überhaupt, was meinst du, was passieren wird, wenn Lasciel mitkriegt, dass es Dinge gibt, die sie nicht mitkriegt? Wenn sie den ganzen Tag über von mir nur Funkstille hört? Schon sind wir wieder angekettet!"

Panik stieg in ihm hoch bei dem bloßen Gedanken daran.

"Aber selbst wenn du der bist, der du vorgibst zu sein: welchen Plan willst du dann von mir hören? Lass mich raten:  dass ich alles daran setzen werde, möglichst schnell ein großer böser Drache zu werden, damit ich den Dämon in mir besiegen kann. Das kannst du dir auch abschminken."

Er schüttelte den Kopf, als wäre eine Bekräftigung nach dieser Rede noch nötig. "Gute Nacht, 'Aleister'."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 15.01.2015, 19:38:58
Sein Gegenüber seufzte.

"Harry, du bist paranoid. Naja, das überrascht mich nicht, ich bin das auf meine Weise ja auch." Er biss sich auf die Unterlippe. "Mir fällt leider nichts ein, wie ich dir beweisen könnte, dass ich nicht Lasciel bin. Die kleine Schlampe muss richtig gut sein, wenn es um Manipulation und Lug und Trug geht, deshalb, ja, all das hier könnte auch ein Trick von ihr sein."

Aleister kaute weiter auf seiner Unterlippe. Das Thema schien ihn tatsächlich nachdenklich zu machen, und eine ganze Weile saßen sich die beiden Gestalten schweigend gegenüber. Irgendwann zuckte Aleister wieder mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich kann dir nur sagen, dass ich nicht sie bin. Entweder glaubst du mir, oder nicht, das liegt an dir." Er seuftze, dann ließ er sich ebenfalls in das "Schlammbad" hineingleiten.

"Was Lasciel angeht, klar wird sie nicht begeistert sein, wenn plötzlich Funkstille herrscht. Aber genauso wenig wird sie begeistert davon sein, was du ihr für einen Brief geschrieben hast. Abgehalten hat dich das aber trotzdem nicht. Und: Du bist nicht mehr alleine. Henry, Jurij, Rillfarsell, vielleicht auch dieser Rubin, sie alle können die Bestrafungspläne Lasciels durchkreuzen. Gegen sie vorgehen willst du doch so oder so. Was ist besser, sie regelmäßig gegen dich aufbringen, weil sie genau mitbekommt, was du alles machst, oder lieber einmal richtig, und dafür in Zukunft unbeobachtet bleiben?"

"Ach ja, noch etwas. Ich möchte, dass du endlich aufhörst, mich misszuverstehen. Ja, ich bin die drakonische Seite in dir. Und ja, ich möchte, dass du mehr von mir zulässt. Das Thema hatten wir ja schon. Waffenstillstand, Kooperation. Dein Drachenerbe zuzulassen, heißt noch lange nicht, dass du dich der dunklen Seite hingeben musst, Luke. Du musst nicht zu einer reißenden Bestie werden, nur weil du lernst, wie man richtig zubeißt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 15.01.2015, 20:48:23
Henry war sich unsicher, was er sagen sollte. Er dachte darüber nach, dass Lilith keineswegs Kinder lieben würde, jedenfalls nicht die Jungen. Der Gedanke, einer Umarmung Liliths löste Schaudern in ihm aus. Und doch war da auch Neugierde. Was bedeutete es, von Lilith umarmt zu werden? Und was wollte Lilith mit den Kindern anfangen? Wollte sie sie vielleicht tatsächlich erziehen? Zum... Bösen erziehen?

Henry fühlte sich gegenüber der Situation und gegenüber total machtlos. Aber die kleine Hand des Jungen fühlte sich gut an in Henrys. Vielleicht war alles, was er nun tun konnte, den Kindern etwas Erfahrung zu schenken. Wer wusste, was passieren würde."Wo sind die anderen Kinder?", fragte er.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 16.01.2015, 09:19:50
Harry gähnte. "Jawohl, Obi-wan." Dann drehte er sich auf den Bauch, legte den Kopf auf seine angewinkelten Arme und schloss die Augen.

'Du wirst sehen, Harry', hatte Aleister das letzte Mal gesagt, 'Zuckerbrot schmeckt besser als die Peitsche.' Das soll ich zu mir selbst gesagt haben? Lachhaft. Nur Lasciel hätte unseren Waffenstillstand mit solch boshaften Worten kommentiert.

"Vom höchsten Turm, Lasciel", erinnerte er die Dämonin. "It's the only leverage I have."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 16.01.2015, 18:37:33
Was für ein wohliges Gefühl durchlief Jurij. Endlich war er zu Hause. Kein Gehetze mehr, keine unnötigen Kämpfe, kein Durchbeißen durch irgendwelche Unwegsamkeit. Alles war perfekt, alles war von diesem genau so wie es sein sollte.
Fast schon schlendernd kam er an dem Haus an. Seine Mutter! Seine Mutter! Er konnte es nicht glauben und rieb sich mit seinen kleinen Fäusten die Augen. Er wollte sie rufen, sie auf sich aufmerksam machen, doch da lächelte sie ihm auch schon zu. Ihm, ihrem Jurij. Schneller als ein Augenblick vergehen konnte, stand er auch schon zu ihrem Füßen. Das er ihr nur etwa bis zu Bauch reichte, schien so als müsste es so sein. Er hörte sich sagen: „Ich bin wieder da.“ und lächelte breit zu ihr auf.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 10:36:31
Als Henry die Hand des Jungen nahm, hörte er das kleine Mädchen hinter sich plötzlich weinen. "Nein, bitte, tu ihm nichts..."

Dann wurde Henrys Welt dunkel. Nicht wie bei einer Ohnmacht, er war klar im Geist, seine Sinne funktionierten einwandfrei. Aber der Himmel wurde so schwarz, dass er die Welt um sich herum nicht mehr sehen konnte. Gleichzeitig verblassten die Geräusche; der Wind legte sich, die Stimme des Mädchens verschwand. Sogar das Gefühl von Gras unter sich löste sich auf. Es war, als würde er auf. . Nichts stehen.

Das Einzige, was er noch sehen konnte, war der Junge, dessen Hand er hielt. "Henry, Lilith ist nicht deine Feindin. Ja, ich weiß, sie benutzt dich, aber nur, weil sie keine andere Wahl hat. Aber hat sie dir nicht auch zahlreiche Geschenke gemacht, als sie sich auserwählte? Du hättest dich entscheiden müssen, Henry, wen du verrätst. Ein Teil von dir wäre gestorben. Lilith hat dich nicht aus deiner Heimat gerissen, sie hat dich befreit. Und dann hat sie dir diese wunderbare Freundschaft mit Harry geschenkt. Und wenn du Geduld hast, dann wirst du noch viele weitere Geschenke erhalten. Lilith kann deine Freundin werden. Sie kann für dich da sein. Sie ist nicht gegen dich, so wenig, wie sie gegen uns Kinder ist. Die anderen verstehen es noch nicht, aber das werden sie, wenn sie soweit sind. Lilith nimmt uns nichts, sie beschenkt uns."

Dann ließ der Junge Henrys Hand los. Auch er verschwand nun in der Dunkelheit, seine Stimme verblasste. "Denke darüber nach, Henry. Die Dinge können gut werden."

Dunkelheit umfing ihn, vollkommene Dunkelheit.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 10:38:46
Aleister schüttelte den Kopf. "Na wenn du meinst. Ich bin nicht Lasciel, aber wenn ich sie treffe, richte ich es ihr aus." Frustriert stieß der Halbdrache ein Schnauben aus. Dann verblasste die Welt um Harry, und gewöhnliche Träume nahmen den Platz der fremdartigen Welt Aleisters ein.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 10:46:53
Jurijs Mutter nahm ihn in den Arm. "Papa ist drin und wartet auf dich. Er ist so stolz auf dich, weißt du das? Wir beide. Komm rein, wir werden jetzt für immer zusammen sein." Jurijs Mutter öffnete die Tür, und führte ihn ins Esszimmer. Objektiv betrachtet war es eine absurde Mischung aus dem echten Wohnzimmer seiner Eltern, mit Couch, Fernseher und Kronleuchter an der Decke, und einem asiatischen Tempelraum. In einer Schale mit Sand, die auf dem Tisch stand, steckten einige Räucherstäbchen, die einen würzigen Geruch im Zimmer verbreiteten.

Sein Vater stand von der Couch auf, und faltete seine Zeitung zusammen - bei allem Fortschritt der Technologie hatte er noch immer die alten, klassischen Zeitungen gelesen. Im Gegensatz zu früher wurden sie nicht mehr geliefert. Jeden Morgen druckte er seine persönliche Nachrichtenzusammenstellung aus, und las sie in aller Ruhe.

Er legte die Zeitung zur Seite und kniete sich hin. "Komm her, mein Sohn. Was wollen wir heute zusammen unternehmen?"

Jurij war glücklich. Er war Zuhause, endlich Zuhause. Nie wieder wollte er von hier fort.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 10:50:05
Als Jurij die Augen aufschlug, lag er in seinem Bett. Es war sein Zimmer, und er war alleine. Nicht nur das, jemand hatte offenbar das Bett repariert oder durch ein anderes ersetzt. Seine Sachen lagen fein säuberlich aufgefaltet neben dem Bett auf dem Boden.

Er fühlte sich erholt. Nur schwach drang die Erinnerung an den Traum in sein Gedächtnis, das Gefühl der Glückseligkeit aber begleitete ihn noch...
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 10:58:19
Henry erinnerte sich, dass sie ein Zimmer für ihn gemietet hatten, aber er hatte keine Gelegenheit gehabt, es sich anzusehen. So war er, als er erwachte, im ersten Moment orientierungslos. Das Zimmer sah Jurijs ähnlich, aber es war anders aufgeteilt.

Seine Sachen lagen neben dem Bett, er hatte offensichtlich nackt geschlafen. Dann sah er ihn. Einen zusammengefalteten, weißen Zettel, gleich neben seinen Sachen auf dem Boden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 11:05:26
Als Rillfarsell erwachte, wurde ihm recht schnell klar, dass er unter einem Bett lag. Es erinnerte sich: Lilith, oder Henry, hatte ihn mit einem Schlag erwischt. Es erinnerte sich an den kurzen, heftigen Schmerz. Langsam kam Rillfarsell unter dem Bett hervor. Dies war nicht Jurijs Zimmer, auch wenn es ähnlich aussah. Es musste ein anderes Zimmer in der Gaststätte sein.

Das Feenwesen sah sich um. Es war allein. Es trug all seine Sachen bei sich, und es war unverletzt - sogar an der Stelle im Gesicht, die gestern so heftig geschmerz hatte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 11:15:20
Das erste, was Harry nach dem Aufwachen mitbekam, war ein dröhnender und schmerzender Kopf. Dann stellte er fest, dass das Zimmer, in dem er lag, nicht ganz das war, was er erwartet hatte.

Er lag in einem Himmelbett. Seidentücher fielen von einem fein geschnitzten hölzernen Gestell zu allen Seiten herab. In das Holz waren Figuren geschnitzt worden - humanoiden Gestalten (ja, es waren auch Orks dabei), die sich auf vielfältige Weise liebten.

Ein kühler Windhauch zog durch das offene Fenster in das Zimmer. Unter der dicken, flauschigen Wolldecke allerdings war ihm immer noch warm. Neben sich allerdings hörte er ein leises Seufzen. Eine weibliche Stimme.

Durch die Seidenschleier konnte er den Rest des Raumes nur vage erkennen, doch als er auf die Silhouette neben sich blickte, fiel ihm sofort eines auf: Dort lag nicht nur eine Person, sondern zwei, eng aneinander geschmiegt und so unter der Decke eingekuschelt, dass er nicht viel mehr als blondes, langes Haar erkennen konnte.

Das Einzige, was ihm noch auffiel, waren zwei Nachttische, einer an jeder Seite des Betts.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 25.01.2015, 12:36:16
Seufzen. Natürlich seufzte da jemand neben ihm. Er suchte sich ja immer die Damen aus, die am herzzerreißendsten seufzen konnten. Die mit den weichen, runden Gesichtern, dem langen, seidigen Haar, der milchweißen Haut, den mädchenhaften Brüsten, oh holde Unschuld!

Zum Bild der Unschuld passte allerdings nicht die Ornamentik, die Harrys nur langsam scharf werdender Blick auf dem Holzrahmen des Himmelbettes erspähte. Das sah eher aus nach, ähm... und das da... und überhaupt, Orks? Ein erschrockener Blick zur Seite: Nein, definitiv keine Orks. Aber waren es zwei Frauen? Oder lag er hier in einem Ehebett? Jedenfalls gab es zwei Nachttische. Weitere Möglichkeiten gingen ihm durch seinen vor Schmerz pochenden Kopf, gekrönt von einem schrecklicher Verdacht: Wenn Lasciel die beiden gestern abend bezaubert hatte! Wenn der Zauber heute morgen verflogen war! Aber auch für die weniger verfänglichen Möglichkeiten galt: nichts wie weg hier.

Vorsichtig glitt Harry also zur Bettkante, suchte mit fahrigen Fingern nach der Öffnung in dem Seidenvorhang, fand in seiner Ungeduld keinen und hob daher den Schleier an, um sich darunter wegzuducken. Nackt in einem fremden Zimmer stehend, sah er sich in gebotener Hast um. Wo war er hier gelandet? (Wo auch immer, eines war gewiss: dass es sich hierbei ja wohl um eine Strafaktion Lasciels handelte, für was immer ihr gestern an seinem Verhalten nicht gepasst hatte.) Noch während er sich orientierte, suchte er seine überall verstreut liegenden Klamotten zusammen—leise, so glaubte er, allerdings dröhnte sein Schädel derart laut, dass ihm ein Urteil darüber schwerfiel; die Vase auf dem Beistelltischchen, in das er getorkelt war, hatte er zumindest auffangen können, bevor sie zu Boden krachte. Sein Detektivsinn arbeitete derweil auf Hochtouren, interpretierte die Spuren, rekonstruierte daran das nächtliche Geschehen, zog Rückschlüsse auf diesen Ort und die Personen im Bett. Als er genügend Socken, Hemden und Hosen beisammen hatte—und auch seinen Notizblock! Er gab keine Ruh, ehe er diesen nicht gefunden hatte—zog er sich an.[1]

Und wenn bei all dem keine der beiden Gestalten auf dem Bett zu sich gekommen war, würde er sich—nach einem letzten Rundumblick sowie Durchwühlen seiner Manteltaschen, ob er auch wirklich alles beisammen hatte—zur Tür begeben, und leise hindurch... (Außer, sein Detektivsinn sagte ihm, dass es eine ganz schlechte Idee sei, zur Tür hinaus zu gehen, dann würde er lieber das Fenster bemühen...)
 1. Stealth = 10; Perception = 25 (nat. 20!); Profession (P.I.) = 27
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 25.01.2015, 17:11:48
Langsam und ruhig setzte sich Jurij auf. Mit total verwuschelten Haaren und einem Blick der sagte, er wolle nicht aufstehen, sah er auf die Ordentlich zusammengelegten Sachen. Der Traum war einfach zu angenehm und sein Geist hingt der Ruhe und des Friendens zuhause zu sein nach. Was sollte er nur davon halten, was konnte er machen. Zusehen und ein einfaches Lebenvorspielen so wie die Dämonen es wollten? Vielleicht, wenn er brav war, würden sie ihm am Ende nach Hause gehen lassen. Mit diesen Gedanken stand er auf und schlurfte, sich am Bauch kratzend, zur Waschschüssel und der Wasserkanne hinüber. Müde blickte er in den Spiegel und fragte sich ob er das war. Ein fauler, verwöhntes Muttersöhnchen das wieder an den Rockzipfel seiner Mutter möchte. Dass dafür sogar auf blutlüsternde Dämonen hörte. Ohne eine Antwort darauf zu erwarten, goss er sich frisches, kaltes Wasser in die Schüssel.

Nachdem er sich gewaschen hatte, begann er damit seine Muskeln zu dehnen. Die Müdigkeit aus ihnen zu vertreiben. Er streckte und reckte sich, machte Schlagübungen und Liegestütze. Meditierte sogar eine ganze Weile bevor er sich anzog. Die Antwort, die er gestern noch so klar sah, war nun verschwommen. Sie hatten jetzt im Moment noch zu wenig Optionen aber vielleicht war es ja zusammen Möglich eine Antwort für alle zu finden.

Als er sein Zimmer verließ, um frühstücken zu gehen, blickte er zurück in den Raum. Es war ein neuer Tag und damit auch eine neue Chance um mehr zu lernen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 17:27:32
Hinter den seidenen Vorhängen erkannte Harry einen großen Raum, der voll und ganz auf ein Thema ausgerichtet war: Romantik. Rote Seidentücher an den Wänden, Kerzenständer, rote Rosen in langen Glasvasen, und ein großes Sofa mit zahlreichen Kissen schmückten das Zimmer. Eines war für Harry schnell klar: Er befand sich in einem Hotelzimmer. Den Wänden nach vermutete er, dass er immer noch im Portal war.

Die Kleider der beiden Personen im Bett waren eindeutig für Frauen gedacht: Lange, rosafarbene Kleider, Strumpfhosen, lange weiße Damenhandschuhe mit Spitzen besetzt, und so fort.

Auf dem Tisch vor dem Sofa standen zwei leere Weinflaschen, drei Gläser, und drei leere, benutzte Teller. All dies machte jedenfalls nicht den Eindruck einer Bezauberung.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 25.01.2015, 19:12:24
Was er sah, beruhigte Harry zumindest teilweise. Wenn er sich im Portal befand, war es weniger wahrscheinlich, dass jeden Augenblick ein mordlüsterner Vater oder Ehemann hereinstürmte. Aber der Reichtum ließ ihn schlucken. Es war nicht gut, sich mit den Reichen in einer fremden Stadt gleich anzulegen, indem man ihre Töchter vernaschte oder diese dadurch verärgerte, dass man sich nach der Liebesnacht wie ein Dieb davonschlich...

Eine Hand an der Türklinke, hielt Harry inne. So hatte er es in Brückenstadt immer gehalten: nichts wie weg. Allerdings hätte ihm dort die Todesstrafe gedroht, wenn er als Nachtbewohner bei Tag erwischt worden wäre. Hier aber befand er sich in keiner unmittelbaren Gefahr. Er stand tatsächlich vor einer Wahl: mache ich es wie bisher und lauf vor allem davon, oder bleib ich da und seh der Sache ins Gesicht? Wer weiß, vielleicht erfahr ich auf diese Weise gar etwas über Lasciel. Was denn? fragte eine spöttische Stimme in seinem Hinterkopf; es klang wie Aleister. Ihren Weingeschmack vielleicht? Bordeaux oder Merlot? Cabernet Sauvignon?

Dennoch trat er ans Bett und schlug den Seidenschleier zurück. Er wollte einen Blick auf die Gesichter der beiden Frauen erhaschen, damit er sie zumindest wiedererkannte, wenn er ihnen nachher beim Frühstück im Schankraum begegnete. Waren die beiden wirklich so wie die anderen Mädchen in Brückenstadt: naiv-unschuldig? Oder waren es zwei verwöhnte Gören und er ihr neustes Spielzeug? Er beugte sich über sie und strich das blonde Haar zurück, wobei er ihnen leise ins Ohr sprach: "Ich muss jetzt los, ihr zwei wundervollen Geschöpfe, schlaft noch weiter."

Er küsste sie beide—die eine auf die Stirn und Nase, von der anderen war nur das Ohr zu sehen—und wartete, ob sie aufwachten und wie erfreut sie über seinen Anblick wären.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 21:36:18
Bereits deutlich wacher, machte sich Jurij auf in den Schankraum. Die Sonne war bereits aufgegangen, für Reyka würde bald die Wache beginnen - für ihn, zunächst einmal, nicht mehr. Seine Leidensgefährten warteten auf ihn, und eine ungewisse Zukunft.

Unten angekommen, nahm der Wirt Jurijs Bestellung entgegen. Dabei lächelte er Jurij wissend an. "Ich pflege ja sonst eher die Diskretion, aber eines muss ich sagen, Jurij", leitete er seine Bemerkung ein, "dieser Harry ist ja wirklich ein kleiner Schweinehund. Die beiden Mädels gestern... das war schon eine Nummer, findest du nicht? Ich meine nicht die Tatsache an sich, sondern lauthals damit zu prahlen, dass sie nicht schwanger werden können... sagen wir mal, er hat ein paar Leute kräftig amüsiert, und andere ebenso sehr irritiert."

Seinem Blick nach zu urteilen, hatte sich Zerendarius noch nicht entschieden, wie er selbst Harrys Auftritt finden sollte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.01.2015, 21:40:10
Die eine der beiden jungen Frauen schlief noch fest, und seufzte nur kurz zufrieden, als Harry sie küsste. Die andere, die näher an seiner Seite lag, schlug die Augen auf, und zog die Decke ein wenig nach unten. Sie lächelte ihn an, ein zauberhaftes Lächeln umrahmt von langem, glattem Haar. Sie war vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahre alt, und hatte große blaue Augen. Ihre Grübchen machten ihr Lächeln gleich noch etwas zauberhafter.

"Harry", flüsterte sie schlaftrunken, und streckte ihre Hand nach ihm aus. "Geh nicht. Bitte bleib noch. Das waren die schönsten zwei Stunden meines Lebens."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.01.2015, 09:45:49
Harry nahm die Hand, die sie ihm entgegenstreckte, und küsste jeden Finger daran einzeln. "Das ist schön, Liebes, so soll es sein", sagte er, während er etwas ganz anderes dachte. Zwei Stunden nur? Für zwei kuschelige Stunden wirft sich ein liebliches Geschöpf wie du an einen Mann wie mich? Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Warum wird die Unschuld nur so sehr von den bad boys angezogen?

Worauf eine andere Stimme ganz tief im Hinterkopf quengelte: Ich will auch einmal zwei so schöne Stunden haben! Dann kamen ihm Ahnah und der dick vermummte Forscher der (Ant?)arktis-Station in den Sinn und er hörte noch einmal Lasciels Worte aus Ahnahs Mund: 'Glaub mir, was du in den nächsten Minuten erfahren wirst, ist mehr wert als das Leben, das du gehabt hättest.'

Oder lieber nicht.

Trotzdem beugte er sich über das Mädchen und küsste sie sacht auf den Mund. Wer konnte es ihm verdenken? Die Menschheit war wegen einer geringeren Versuchung aus dem Paradies verstoßen worden! Er lächelte das Mädchen an—so gut es trotz seiner gotterbärmlichen Kopfschmerzen ging.

"Ne, tut mir leid, ich muss los. Sag deiner Freundin hier noch einen lieben Gruß von mir, ja? Und vielleicht sieht man sich ja wieder... Sag, waren das eigentlich eure richtigen Namen, die ihr mir heut nacht genannt habt? Oder wart ihr inkognito unterwegs auf der Suche nach Abenteuer?"[1]
 1. Bluff = 20; Erfährt Harry ihre Namen?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 26.01.2015, 09:57:56
Henry war ganz benommen und blieb noch eine ganze Weile im Bett liegen. Dass er nackt war, machte ihn schaudern. Es war nun auch ein äußerliches Zeichen, dass er ganz nackt war vor dem Dämon. Im Mindesten war es dieses Zeichen. Henry zwang sich, nicht weiter darüber nachzudenken, was der Dämon sonst noch mit ihm angestellt haben mochte.

Schließlich stand er auf, um sich zu waschen. Fast pedantisch wusch er jede Stelle seines Körpers, geradeso als könnte er nur mit Seife von jedem bösen Einfluss reinigen.

Dann suchte er seine Sachen zusammen und zog sich an. Er wollte in den Schankraum gehen, hielt dann  aber kurz vor der Tür an. "Ob unten schon die Stadtwache wartet?", fragte er sich. "Wird der Dämon irgendein böses Verbrechen begangen haben, von dem ich noch nichts weiß? Werde ich gesucht?" Sein Blick wanderte zu dem gefalteten Zettel, den er bisher bewusst ignoriert hatte.

Sollte er ihn lesen?
War es nicht besser, nicht zu wissen, was der Dämon ihm sagen wollte?

Henry war unentschlossen. Er nahm vorsichtig den Zettel vom Boden auf und steckte ihn in seine Hosentasche. Dann öffnete er die Tür und ging hinunter in den Schankraum, bestellte sich Frühstück und setzte sich zu Jurij.

"Etwas ist letzte Nacht passiert und ich weiß nicht was. War es bei Dir auch so?", eröffnete er dunkel das Gespräch.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.01.2015, 10:26:48
Die junge Frau kicherte leise, und hielt Harrys Hand mit ihrer fest. "Schwester", korrigierte sie ihn. "Und wir haben dir unsere richtigen Namen gesagt. Malia und Elissa. Und nein, ich bin dir nicht böse, wenn du nicht weißt, welche davon ich bin. Du hattest gestern schon Probleme, uns Zwillinge auseinander zu halten." Sie kroch nun ein wenig weiter unter ihrer Decke hervor, und entblößte dabei ihren makellosen Oberkörper. Makellos - bis auf eine Narbe an ihrem Bauch, die Harry sofort auffiel. Sie war gute zehn Zentimeter lang, und lag direkt neben dem Bauchnabel.

"Aber wenn du es wissen möchtest, ich bin Malia."

Nun küsste sie seine Hand, wollte ihn ganz offensichtlich länger bei sich halten. "Geh nicht." Sie sah ihn von unten herauf an, zeigte ihm einen spielerischen Augenaufschlag, der ihre Bitte unterstreichen sollte. "Lass mich noch einmal dein sein. Eine halbe Stunde nur, oder ein ganzes Leben... was auch immer du möchtest."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.01.2015, 11:59:36
"Ein ganzes Leben? Oh Malia!" murmelte Harry. "Ein ganzes Leben kann nicht so schön sein wie die beiden Stunden, die wir heut nacht zusammen verbracht haben. In einem Leben muss es Höhen und Tiefen geben, das ist nun einmal so. Du kennst von mir nur die Höhen, aber glaub mir: meine Tiefen sind so tief, die willst du nicht sehen."

Sein Blick glitt langsam über ihren Körper, verweilte auf ihren Brüsten, streifte dann tiefer und blieb an der Narbe hängen. Seine Hand, ohne dass er es ihr befohlen hätte, strich über ihren Bauch, zeichnete die Narbe nach. In den Schläfen pochte sein Puls mit dem Schmerz um die Wette und auch sein Atem beschleunigte sich. Ob er einfach...? Oh Gott, es war schon so lange her, seit... Und wenn sie eh bereits mit ihm geschlafen hatte, war es ja auch egal, würde ihr Leben nicht noch mehr gefährdet dadurch, dass er noch einmal... Aber ach, er bildete sich nicht ein, das Mädchen beim Liebesakt täuschen zu können, dass er derselbe Mann war wie in der Nacht! Sonst wäre die Versuchung noch größer als sowieso schon.

Mit einem frustrierten Seufzer riss Harry sich los. "Ich würd' ja so gern, aber das Tagwerk ruft. Und du, Malia, tu mir einen Gefallen, ja? Such dir beim nächsten Mal einen lieben, einen guten Mann. Also zumindest, wenn du von deinem Leben sprichst. Für's Leben willst du nämlich einen netten Menschen an deiner Seite haben, und keinen wie mich."

Ein letzter Kuss und Harry war an der Tür. Ein letzter Blick und er trat hinaus.

Draußen im Flur musste er sich erst einmal orientieren. Wo war er? Im besseren Teil des Hauses, ja, nur wo lag der? Aber so groß war das Portal dann auch wieder nicht, dass Harry sich nicht zurecht gefunden hätte. Er suchte sich also seinen Weg nach unten—nebst eines kurzen Umwegs an Zimmer 312 vorbei, um sich das Fläschchen Aspirin aus seinem Kulturbeutel zu schnappen—und betrat den Schankraum so, wie er das Zimmer der beiden Mädchen oben verlassen hatte: das Haar verwuschelt, die Kleidung zerknittert, Damendüfte auf der Haut, der Blick katermüde. Trotzdem entdeckte er Jurij und Henry sofort, die an einem Tisch neben der Theke saßen, und schlurfte zielstrebig auf sie zu.

"Ein Katerfrühstück bitte, wenn es so etwas gibt", rief er dem Wirt unterwegs zu. "Und einen Kaffee."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.01.2015, 12:21:04
Malia sah Harry sehnsüchtig nach. "Ich würde gerne deine Tiefen erkunden", entgegnete sie ihm, ließ ihn aber schließlich doch gehen. Als er an der Tür stand, sah sie noch einmal zu ihm, strich dabei sanft - einladend - über ihren Körper. "Wenn du es dir doch überlegst, wir gehen noch nicht allzubald nach Hause..."

Als Harry dem Wirt zurief, entgegnete dieser seine Bestellung mit einem kurzen Nicken.[1]

Der Schankraum war bis auf zwei Männer, die auf der anderen Seite des Raumes an einem Tisch saßen, leer. Der Geruch von frisch gebackenem Brot vermischte sich mit dem von Suppe und gebratenem Fleisch - die Küche bereitete sich offenbar auf die bald nahenden Frühstücksgäste vor. Eine junge Frau kam aus der Küche und gesellte sich zu Zerendarius. Sie trug ein langes weißes Kleid mit weitem Ausschnitt und eine schwarze, hinten zusammengebundene Schürze, die wie zufällig unterhalb ihrer hochgeschnürten Brüste endete. Jurij hatte sie schon gelegentlich hier gesehen, eine Barmaid, die Zerendarius aushalf, wenn er besonders viele Gäste hatte.
 1. Sense Motive, sofern Harry genauer auf die Reaktion des Wirts achtet
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 26.01.2015, 22:54:22
Als er in den Schankraum ging, fragte er sich ob der Inspektor seinen Brief gelesen hatte und ob die Priesterin die Nachricht an Reyka gegeben hat.
Sichtlich aus den Gedanken gerissen blickte er den Zerendarius an. Erst langsam realisierte er was dieser gesagt hatte. Dabei wurde sein Gesicht immer roter. Keine Wut stieg ihn in dem Kopf sondern mehr Schamesröte. „Zwei Frauen, nicht Schwanger, Äh?“ Richtig darauf antworten konnte er nicht. Schließlich kannte er Harry gerade einmal einen Tag aber die Dämonen sich schon eine Ewigkeit, wie es schien. Dazu dann auch noch so ein Thema. Leicht legte Jurij seinen Kopf schief, malte sich aus was der Wirt gerade gesagt hatte. Dabei blieb er immer wieder bei dem nicht Schwanger werden hängen. Sollte das etwa heißen, dass Harry steril ist? Keine Kinder zeugen kann? Oder unterdrückte etwa der Dämon in ihm seinen Saft, nutze nur die Manneskraft.

Henry erwischte Jurij, als er genau in diesen Gedanken hing. Recht spät, realisierte er, dass sich Henry neben in gesetzt hatte. Fragend blickte er ihn an. „Em, hat Harry öfter zwei Frauen und prahlt mit seiner Zeugungsunfähigkeit?“ ließ er seine Frage an Henry los, bevor ihm wirklich klar war was sein Mund sagte. Als ihm klar wurde was er gerade gefragt hatte, wendete er rasch den Blick auf das Holz der Theke. „Sorry sorry, du musst nicht antworten.“ Die Zähne aufeinander beißend, versuchte er sich an das zu erinnern, was Henry ihm eigentlich gefragt hatte. „Em Gestern? Em, du hast unserer Fee eine verpasst als sie nicht so brav wie Harry schlafen gehen wollte. Dann wolltest dich noch um was kümmern, aber ich weiß auch nicht mehr was.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 27.01.2015, 14:24:46
"Nein, normalerweise läuft er mit Handbetrieb.", sagte Henry leichthin und wurde dann etwas rot. Waren das seine eigenen Gedanken gewesen? Eigentlich hatte er sagen wollen, dass Harry aus gutem Grund sonst enthaltsam lebte. Etwas in ihm hatte ihn zu dieser frivolen Aussage bewegt.

"Herrje, ich wollte es mir nicht eingestehen. Doch nun kann ich es mir nicht anders erklären. Der Dämon verfügt über mich und hat sich meiner im Schlaf bemächtigt." Er schüttelte verzweifelt den Kopf. "Und mit Euch ist es dasselbe. Außer vielleicht mit Dir. Vielleicht bist Du nicht betroffen. Immerhin hast Du Erinnerungen."

Henry sah Harry den Schankraum betreten. Er winkte ihm zu und holte ihn an den Tisch. "Wie ich sehe, hattest Du Deinen Spaß. Nicht so wie in alten Zeiten, aber für den Anfang nicht schlecht. Und so langsam verstehe ich, warum Du Dir diesen Wirt ausgesucht hast. Teuflisch, teuflisch." Henry lächelte ein bitterböses Lächeln.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.01.2015, 15:39:57
"Du hast deinen Humor wiedergefunden, Henry, das freut mich", antwortete Harry, der dies tatsächlich als ein gutes Zeichen sah, dass Henry nämlich das Stadium des glatten Verleugnens überwunden hatte. "Und ja, tatsächlich hat sich die Frage nach dem 'Warum ich?' geklärt. Männer zu quälen macht deinem kleinen Schwesterchen einfach mehr Spaß. Eine Frau hätte nicht dieselbe Not gehabt, bei dem Anblick, der mich beim Aufwachen empfing, Nein zu sagen, hätte nicht dieselben Höllenqualen durchlitten bei dem Versuch, der Versuchung zu widerstehen, entgegen des Fräuleins inständigem Flehen... Herrje, Henry, Zwillinge! So etwas süßes hast du noch nicht gesehen!"

Er setzte sich zwischen die beiden und ließ seinen Kopf stöhnend auf die Tischplatte knallen.

"Als Junge habe ich mich immer gewundert, warum in jeder Drachensage auch eine Jungfrau vorkam. Hat man sich das bei dir in Irland auch so erzählt? Dass einmal im Jahr dem bösen Drachen eine unschuldige Jungfrau geopfert werden musste, wenn man seine Ruh vor ihm haben wollte? Nun, ich hab mich halt immer gefragt, was er mit ihr tat. Dass er sie nicht auffraß, wusst ich ja, und für alles andere hätte man sich doch lieber eine erfahrene Dame gewünscht, nicht wahr? Keine, die sich ziert... Aber ach, wenn dich jemand derart verträumt anblickt und in aller Unschuld verkündet: 'Ich würde gern deine tiefsten Tiefen erkunden, Harry', da müssen einem doch die Knie weich werden, dann kann das Herz doch nicht anders, als in Flammen aufgehen! Himmel hilf, beim nächsten Mal schaff ich's nicht bis zur Tür hinaus!"

Harry richtete sich wieder auf und sah von Henry zu Jurij und wieder zurück. "Und wie ist es euch ergangen? Was machen wir heut? Gibt es einen Plan?"

Dann stutzte er. "Moment mal. Woran wollt ihr überhaupt sehen, dass ich heute nacht meinen Spaß hatte, oder vielmehr sie? So jugendlich frisch seh ich jeden Morgen vor meinem ersten Kaffee aus." Ihm fiel auf, dass die anderen beiden sehr ordentlich und sauber aussahen. Er schnupperte. Der Seifengeruch von links und besonders von rechts war überwältigend. "Ihr zwei dagegen riecht so, als hättet ihr was zu verbergen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 27.01.2015, 16:02:26
Während Harry auf eine Antwort wartete, kam Zerendarius an den Tisch und brachte das Frühstück. "Bevor ich es vergesse, kurz, nachdem ihr gestern abend hoch seid... also... zum ersten Mal. Da kam diese Priesterin vorbei, Aria. Sie fragte nach euch, wollte aber nicht eure Nachtruhe stören. Sie lässt bestellen, dass sie heute morgen noch einmal hier vorbeischaut, und ansonsten den Nachmittag über Zeit hat."

Wenn keine weiteren Nachfragen kamen, ging Zerendarius danach wieder hinter seine Theke.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 28.01.2015, 15:49:41
Jurij war überrascht, als Harry sich zu ihnen setzte. Er fragte sich wann dieser aufgetaucht war und wieviel er mitbekommen hatte. Immer wieder blickte er aus den Augenwinkeln heraus zu Harry. Er musterte ihn förmlich, konnte es nicht fassen, dass sich ein Mann mit Zeugungsunfähigkeit brüstete. Für Henry schien das ja normal zu sein. Sie kannten sich ja auch schön länger und anscheinend so gut, dass Henry vom Handbetrieb wusste. Ob …

Jurji wollte den Gedanken nicht zu Ende führen, konzentrierte sich eher auf das Essen was vor ihm stand. Er begann sofort die Schüssel mit Hafer, wässriger Honigmilch und Nüssen, welche ihm Zerendarius gebracht hatte, auszulöffeln. Kurz erinnerte er sich daran wie schwer es war dem Wirt zu erklären, dass dies für ihn kein Pferdefutter war, das es mit Nüssen, Früchten und etwas Honig sehr gut schmeckte. So vertieft in sein Frühstück bekam er nur Bruchstücke der Unterhaltung zwischen den beiden Kumpels mit. Diese Bruchstücke reichten aber aus, um das Gespräch für ihn als Unsinn einzustufen. Wem interessierte es was Drachen mit Jungfrauen wirklich machten und welche Geschichten es darüber gab.

Nach einigen Löffeln blickte Jurji wieder zu den Beiden, wurde aber wieder schlagartig rot und stopfte sich anstelle etwas zu sagen, den nächsten Löffel in den Mund. Mit den beiden zusammen würde das Niveau am Frühstückstisch immer so flach bleiben. Gut Zerendarius war nicht unschuldig aber Henry war drauf eingegangen. Den Happen herunter schluckend, und nicht wieder den Fehler machend zu den Beiden zu blicken, schaffte Jurji es dann doch ein paar Worte rauszubekommen. „Em, wir weiß nicht. Ich wollte einen Ausflug zur Bibliothek machen. Auf den Weg dorthin wollte ich noch meine Gerichtswachensachen zurückgeben und nach einem Jünger des Gottes Irori Ausschau halten. Vielleicht können sie mir noch einiges beibringen. Was wollt ihr machen?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 30.01.2015, 05:58:04
Rillfarsell war überrascht, wie gut es ihm ging. Vorsichtshalber überprüfte es noch einmal, ob tatsächlich alles heil war. Seine Hände glitten über Federkleid, Schnabel und Rückenpanzer und suchten nach schmerzenden Stellen. Auch die Flügel breitete es aus, die unter dem Chitinpanzer auf dem Rücken eigentlich sicher untergebracht waren. Probeweise flatterte es ein paar Mal damit.
Alles schien in Ordnung zu sein.
Wirklich verwunderlich fand das Feenwesen, daß sich als letztes an den intensiven Schmerz erinnerte, der es durchzuckt hatte. Der herbeigezauberte Nebel hatte es tatsächlich nicht vor der Wahrnehmung des Dämons verbergen können.
Lag das an der geistigen Verbindung, die die Dämonen untereinander hatten? Konnte so etwas unterbunden werden, wenn man es schaffte, den eigenen Dämon aus den Gedanken auszusperren?
Und wie war es geheilt worden und warum? Waren die Dämonen doch mehr auf ihre Gastkörper angewiesen als gedacht? Aber warum hatte Lilith dann so ungehemmt zugeschlagen?
Nachdenklich strich es sich über das Kopfgefieder, während es diese Überlegungen anstellte.
Doch Rillfarsell durchbrach diese Grübeleien. Etwas anderes kam ihm in den Sinn und für diese Fragen war später noch Zeit.
Welches Zimmer war dies beziehungsweise wer bewohnte es? Neugierig sah es sich um, konnte aber keinen Hinweis entdecken. Anscheinend war es in einem leeren Zimmer aufgewacht, abgesehen natürlich von der Einrichtung und ihm selbst.
Wo waren dann aber die anderen? Hatte Lilith nicht gesagt, die Dämonen hätten Pläne zusammen? Hatten sie sich nach deren Ausführung getrennt?
Hier jedenfalls würde Rillfarsell nicht viel in Erfahrung bringen, also ging er zur Tür, hüpfte kurz hoch, um die Klinke zu drücken und verließ das Zimmer.
Schnell stellte es fest, daß es im Flur des Gasthauses war und machte sich in Richtung Schankraum auf den Weg.
Dort entdeckte das Feenwesen dann auch die anderen drei. Obwohl im nicht ganz danach war, aber ganz im Sinne seiner Natur flanierte es vergnügt vor sich hinpfeifend auf Henry, Harry und Jurij zu. Mit einem fröhlichen "Guten Morgen, die Herrschaften!" flog es dann auf den Tisch und setzte sich auf eine freie Stelle an der Kante.
"Ich hoffe, ich komme nicht zu spät?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 30.01.2015, 10:55:20
"Harry...", sagte Henry dunkel, "... das... das waren nicht meine Worte, die da aus meinem Mund kammen." Bestürzt blickte Henry auf die Tischplatte. "So ist es also. Der Dämon begnügt sich nicht damit, mir meinen Körper im Schlaf zu rauben. Nun will er auch die Kontrolle übernehmen über mein Denken und Handeln im Wachen." Ein dumpfes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Henry musste an sich halten, um nicht weinen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 30.01.2015, 12:14:41
Vielleicht lag es an seinem Kopfschmerz, der ihn kaum aus den Augen sehen ließ, dass Harry plötzlich Dinge bemerkte, die er normalerweise übersah: die Gemütsregungen seiner Mitmenschen.[1] Ohne den Schmerz hätte er vielleicht nicht bemerkt, dass linker Hand Jurij bei dem lockeren Bettgeplauder feuerrot im Gesicht wurde und die Nase im Müsli versenkte, während rechts Henry wie vor Schreck erstarrte, allerdings nicht bei Harrys Worten, sondern den eigenen. Die Stimme versagte dem Kameraden schier, als er sich bei Harry meinte entschuldigen zu müssen, ja, er schien gar den Tränen nahe!

"Ähm, nein, schon gut... ich muss mich entschuldigen", stotterte Harry, der nicht wusste, ob er dabei nach links oder rechts schauen sollte. "Ich red immer so unbedacht daher und vergess dabei, dass andere Leute nicht so leicht über unangenehme Dinge reden können. Was für euch vielleicht wie unangebrachter Humor klingt, ist nur die Panik, ja? Henry, deine Worte waren vielleicht etwas sarkastischer, als ich es von dir gewohnt bin, aber einen bösen Willen habe ich darin nicht erkannt."

Er wandte sich an Jurij. "Und du, also, wenn du nicht gern über Frauen redest oder mich so über sie reden hörst, dann, ähm, halt ich mich so gut ich kann zurück." Etwas leiser fügte er hinzu: "Dir ist aber schon klar, dass es Lasciel war, nicht ich, die die Zwillinge aufgegabelt hat, ja? Ich durfte mich heut morgen nur mit einem Kuss verabschieden, das heißt mit zwei... wenn man nur die auf den Mund zählt..."

Diesmal fing Harry sich gerade noch, bevor sein Kopf auf der Tischplatte aufschlug. Das war auch gut so, denn dort stand inzwischen sein Frühstück. Er identifizierte Rollmöpse, einen halben Zoll vor seiner Nase. Hastig richtete er sich wieder auf und erblickte das Feenwesen, das auf sie zuflatterte und sie mit einem gespielt fröhlichen[2] "Guten Morgen, die Herrschaften!" begrüßte.

"Nein, Rillfarsell, du hast noch nichts verpasst. Der Wirt teilte uns soeben mit, dass Aria uns gestern abend noch gesucht hätte, aber nicht mehr antraf und deshalb heute morgen noch einmal vorbeischauen würde. Das ist gut, ich wollte nämlich auch noch mal mit ihr reden. Ich weiß zwar gerade nicht mehr, über was, aber es war etwas wichtiges. (Der Wirt sagte auch noch, dass er uns gestern hat zweimal hochgehen sehen, aber ich hab noch nicht nachhaken können, was er damit meint.) Jedenfalls sprachen wir drei hier gerade davon, was wir heute anstellen wollen. Jurij will zur Bibliothek, zum Irori-Tempel und außerdem seine Gerichtswachensachen zurückgeben. Moment mal, was heißt hier zurückgeben, Jurij? Du willst dort kündigen? Schade, obwohl... hm, ja, irgendwie verständlich. Aber das mit der Bibliothek ist eine gute Idee, da will ich auch hin—falls du die in der Königlich-Magischen Akademie meinst."

Hier beugte Harry sich vor und senkte abermals die Stimme. "Ich glaub ja, die Sache mit dem Kristall ist eine falsche Fährte, vielleicht gar eine Falle für unsere Gäste, sonst hätte Tai'Lor uns nicht gestern abend davon erzählt, denn er wusste ja, dass sie vor uns würden handeln können. Als zweites, eigentlich noch dringender, tät ich die Sache mit dem entführten Mädchen untersuchen wollen. Verschwundene Kinder findet man entweder innerhalb der ersten paar Tage oder nur noch tot. Wie lange ist sie denn schon verschwunden und was weißt du darüber, Jurij? Du warst gestern sehr vage. Obwohl wir das besser auf dem Zimmer besprechen sollten, oder per Notizzettel."

Harry öffnete das Plastikfläschchen, mit dem er schon die ganze Zeit herumgespielt hatte, kippte sich zwei weiße Tabletten in die Hand, diese dann in den Mund, stellte fest, dass er kein Wasser hatte, schluckte trocken und mit Mühe, spülte dann mit einigen Schluck Getreidekaffee nach, wobei er leidend das Gesicht verzog. Wie lange braucht mal wohl, um sich an den Geschmack zu gewöhnen? Wie lange, um echten Kaffee nicht mehr zu vermissen?

"So, das wäre jedenfalls mein Plan für heute." Er blickte Henry und Rillfarsell fragend an, ob diese auch eine Meinung zu dem Thema hätten.
 1. sense motive = 25 (nat. 20); ich hab das mal auf Jurij und Henry bezogen, der Wurf war ja eh nur für mich als Entscheidungshilfe gedacht, wieviel Harry von dem, was ihr beschreibt, auch bemerkt.
 2. Harry befindet sich noch immer in diesem schwebenden Zustand völligen Verstehens!
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 30.01.2015, 12:34:31
"Nein, Harry, Du verstehst nicht. Nicht ich habe diese Worte gesprochen, sondern der Dämon in mir. Er ergreift mich nun auch im wachen Zustand.", sagte Henry, wobei er die letzten Worte nur flüsterte. "Ich muss irgendetwas tun. Sonst werde ich verrückt, noch ehe ich die Kontrolle verliere."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 30.01.2015, 12:44:32
Neugierig schaute Rillfarsell auf das Tablettenfläschchen, das Harry in der Hand hielt. Waren da irgendwelche von diesen tollen Pillen drin, die es in der Dimension der Menschen probiert hatte? Solche, die die Welt um es herum fast wie die Erste Welt erscheinen ließen? Solche die Töne sichtbar und Farben fühlbar machten?
Aber nach dem Gesicht das der Mensch beim Schlucken zeigte, war es wohl nur eine Arznei.
Leicht enttäuscht piepse es kurz, wurde aber von Henrys Ausbruch überrascht, bevor es dann mit seiner melodischen Stimme leise antwortete. So ganz konnte es die Panik des Menschen nicht nachempfinden. Natürlich war es nicht gut, übernommen zu werden, aber noch hatte sie keine Möglichkeit dies zu verhindern.
"Ruhig, guter Mann. Wenn es euch völlig unter Kontrolle hätte, dann würdet ihr uns diese Beobachtung nicht mitteilen. Versucht doch diese Verteidigungsstrategie, die uns nahegelegt wurde, um den Geist abzuschirmen.", riet es leise.
Und brachte dann seine Pläne zum Ausdruck.
"Dieses mystische Objekt wollte ich auch in Augenschein nehmen. Vielleicht finde ich einen Weg, ihn für uns zu beschaffen. In so was bin ich ein wenig geübt, auch wenn es nicht meine wirkliche Passion ist.
Ob Mädchen oder Musiklehrer helfen...ist mir beides recht. Allerdings gebe ich zu bedenken, daß Hereius Tamino erwähnte. Und wenn das das Wesen ist, das in mir zu dieser Zeit schlummert, könnte wir vielleicht ein paar Informatione über diesen Weg erhalten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 30.01.2015, 13:06:10
"Ich hab dich schon verstanden, Henry", sagte Harry, etwas erschrocken, dass Henry das D-Wort laut aussprach. "Glaub ich zumindest. Wissen kann man so etwas ja nie. Was ich sagen wollte: ich glaub schon, dass es deine Worte waren, auch wenn es dich überrascht hat, dass sie in dir steckten. Jeder Mensch besitzt eine dunkle Seite, auch du. Und wenn wir davon in nächster Zeit etwas mehr zu sehen bekommen, ist das auch nicht weiter schlimm, solange du nicht zu den Sith überläufst." Harry konnte nicht glauben, dass er Aleister zitierte: "Du wirst nicht gleich zu einer reißenden Bestie, nur weil du lernst, wie man richtig zubeißt."

"Apropos Aleister", sagte er, indem er seinen Notizblock zückte. "Ich hab noch gar nicht geschaut, ob ich Antwort auf meine Frage bekommen habe." Und er blätterte durch die beschriebenen Seiten, bis er zu jener kam, auf der er gestern abend seine "Forderungen" notiert hatte.

Zu Rillfarsell sagte er dabei: "Das Mädchen scheint mir dringlicher, da im Fall des Musiklehrers kein Leben unmittelbar in Gefahr ist. Und unser Freund O. scheint in beiden Sachen seine Finger im Spiel zu haben."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 30.01.2015, 13:53:39
Und tatsächlich fand Harry eine Notiz in seinem Buch, in Lasciels geschwungener Handschrift verfasst:


Mein lieber Harry,

zunächst einmal möchte ich anmerken, dass ich von deinem Versuch, mir zu drohen, wenig begeistert bin. Du möchtest dir also selbst das Leben nehmen? Dann sollte dir klar sein, dass du, bevor du stirbst, dein Bewusstsein verlierst. Und ich durchaus in der Lage bin, das fragile Konstrukt deines Körpers wieder in Ordnung zu bringen. Und selbst wenn du sterben solltest, werde ich mir einfach einen neuen Wirt suchen - und für deine Unverschämtheit deine Freunde bestrafen. Möchtest du wirklich die Verantwortung dafür tragen, dass Henry oder Jurij oder auch Aria schrecklich leiden müssen?

A propos Bestrafen: Eigentlich war es das, was ich heute nacht mit dir vorhatte. Tatsächlich war es Lilith, die mich davon abbrachte. Sie hatte schon immer ein besonderes Verständnis für euch Menschen. Sie erklärte mir, wie sehr ich dich in die Ecke gedrängt habe. Nun, Harry, du hast das große Glück, dass ich dich wirklich mag. Deshalb möchte ich dir einen Kompromiss vorschlagen. Zuckerbrot statt Peitsche, wenn du so willst.

Ich suche uns von nun an Bettgefährtinnen, bei denen du dir keine Gedanken über Schwangerschaft machen musst. Ich weiß ja, wie sehr dich dieses Thema belastet, und ich gebe zu, dass ich mich insbesondere in Brückenstadt wirklich ausgetobt habe (das war eine tolle Zeit!). Um dir meinen guten Willen zu beweisen, habe ich dir schon für heute morgen zwei wunderbare Zuckerstückchen ins Bett gelegt. Ich weiß, wie sehr du es vermisst, Harry. Genieße die beiden.
(Und damit du nicht auf dumme Gedanken kommst: Mit ihren Narben habe ich nichts zu tun, die stammen aus ihrer frühen Jugend. Aber sind sie nicht ein wunderbares Geschenk?)

Im Gegenzug erwarte ich von dir nichts weiter, als dass du ab sofort jegliche Drohungen unterlässt, und abends pünktlich schlafen gehst - sagen wir, gegen zehn Uhr?

Wir können lernen, gut miteinander auszukommen, Harry. Ich bin sogar bereit, auf Aria zu verzichten, obwohl ich mit ihr ganz besonders viel Spaß haben würde.

Es liegt an dir. Wenn du mein Angebot annimmst, können wir eine schöne Zeit miteinander haben. Wenn nicht, liegt die Verantwortung für deinen Nachwuchs und deren Mütter einzig und allein bei dir.

Ach, und eines noch: Was soll diese Geschichte mit Aleister? Du musst aufpassen, dass du keine multiple Persönlichkeit oder etwas in der Art entwickelst, Harry. Darauf habe ich wirklich keine Lust.

Tausend Küsse,

deine Lasciel

P.S.: Ich empfinde es übrigens als Affront, dass du denkst, ich würde auf Bezauberungen zurückgreifen. Ja, ich habe das schon getan, etwa wenn ich sehr wenig Zeit hatte. Aber grundsätzlich mag ich das eigentlich nicht. Glaubst du wirklich, mein Charme würde nicht ausreichen? In all der Zeit, die wir schon zusammen sind, Harry, habe ich nicht ein einziges Wesen bezaubern müssen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 30.01.2015, 19:14:34
Schon während des Lesens hatte Harry die Zähne gebleckt; als er aber fertig war, stieß er ein Fauchen aus, wie es ihn seit Berlin nicht mehr überkommen hatte. Genieße die beiden? Genieße die beiden? Tut mir leid, für mich sind Frauen keine Konsumgüter! Überhaupt, bildest du dir wirklich ein, ich würd deine abgelegten Liebschaften aufwärmen? Die Krümel auflesen, die unter deinen Schlemmertisch fallen? Dass ich irgendein Geschenk von dir annehmen könnte, ob abgelegt oder unberührt? Vergiss es!

'Wenn du es dir noch überlegst', hörte er Malias Stimme in seinem Kopf, 'wir gehen noch nicht allzubald nach Hause...'

Harry schluckte. Und noch einmal. Dann, als er sich vorstellte, dass er von nun an jeden Morgen so aufwachen würde, schluckte er ein drittes Mal.

"Vielleicht wirst du als erster verrückt, Henry", sagte er krächzend, "aber ich werde garantiert als erster die Kontrolle verlieren."

Trotz seiner Wut über Lasciels kaum verhohlene Manipulation, trotz seiner Angst, dass, wenn er seiner Dämonin auch nur in einer Kleinigkeit nachgeben würde, seine Seele schon verloren wäre—Ach, auf einmal willst du doch in Besitz einer Seele sein, Harry? Ausgerechnet jetzt, wo es praktischer wäre, keine zu haben?—trotz all dem wusste Harry, dass er es genau so machen würde, wie Lasciel es von ihm wünschte. Keine Drohungen mehr. Kein Selbstmord. Und um zehn Uhr ins Bett. Nur in der Sache mit den Mädchen, da würde er nicht nachgeben—solange er durchhielt.

Henry aber saß noch immer da wie ein Häuflein Elend, schien Harry kein Wort geglaubt zu haben.

"You know I'm not a subtle guy, right?" begann er vorsichtig. "So if it comes to temptation, no subtle approach is required for me, or so she seems to think. Just put naked women in his bed until he cracks. But you with your faith and resolve, your goodness, do you think your lady would dare come straight at you? Of course she wouldn't. No, she'd have to be much sneakier, craftier. That's what I was trying to say. Whatever just happened to you, it's your dame playing games with you. Playing on your fears and weaknesses. You'll have to be fearless, you'll have to be strong. It's all we can do for now. Or so I keep telling myself."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 30.01.2015, 19:39:13
„Das … das ist es nicht.“ stotterte Jurij als Harry seine Vermutung äußerte. Danach wurde er sogar noch etwas roter und schlang den Hafer hinunter. In der Zwischenzeit konnten sich die anderen Unterhalten und er sich innerlich beruhigen. Ihre Pläne waren also ähnlich, wenigstens im Fall mit den Kristall. Dass Harry sich auf die Suche nach dem Mädchen machen wollte, erstaunte ihn jedoch. Auf der einen Seite fürchtete er sich immer noch vor Obayifo Rache, wenn sie sich in seine Angelegenheiten einmischten, auf der anderen Seite freute er sich, dass Harry es machen wollte.

„Also em.“ begann Jurij nachdem Harry scheinbar ausgelesen hatte. „Ich, em. Ich red schon gerne über schöne Frauen, ebenso gerne wie über schöne Männer. Keine Angst. Das ist es nicht.“ Kurz blickte er zu Harry und dann wieder auf die leere Schüssel vor sich. „Deine Em Unfruchtbarkeitund das herausposaunen verstört mich aber.“ Die verschwundene röte kam wieder zurück. „Du willst gar nicht wissen was das in meinem Kopf auslöst.“
Heftig schüttelte Jurij den Kopf, er wollte die Gedanken die in ihm aufstiegen los werden. Sie hatten wichtigeres womit sie sich beschäftigen mussten. „Wenn es geht würde ich genau die Bibliothek allen anderen Sachen vorziehen. Und nicht ganz. Ich habe nicht gekündigt, bin nur freiwillig außer Dienst. Jedenfalls solange bis die O-Sache geklärt ist.“ mit gesenkter Stimme fuhr er fort. „O scheint einiges am Stecken zu haben. Viel weiß ich nicht nur wo eines ihrer verstecke ist und dass das Mädchen schon länger vermisst wird. Sie ist die Tochter eines reichen, mächtigen Bürgers der Stadt und die Bande, die Wölfe, sollen brutale, gewissenlose Schläger sein. Eine richtige Untergrundbande in der O ein hohes Tier ist.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 30.01.2015, 20:41:02
Harry zog doch ein wenig verdutzt die Augenbrauen hoch, als Jurij von seiner Bisexualität erzählte. Wieso war der gute Mann dann so rot geworden, als Harry von den Zwillingen erzählte? Noch seltsamer, was Jurij da stotterte über: "Unfruchtbarkeit? Herausposaunen? Wovon redest du?" Jetzt war es an Harry, rot zu werden. Ein Bild drängte sich ihm auf. Ein sehr lebhaftes. Lasciel, hier unten, im vollbesetzten Schankraum, vor allen Leuten... Ja, er konnte sich vorstellen, dass sie ihren Spaß dabei hatte!

Dann bekam er einen Schreck. Moment mal, hoffentlich nur einen Spaß, ja? Sie hat es hoffentlich nur behauptet und nicht...? Oh Gott, sie wird ja wohl nicht! Einerseits würde es ihm eine Sorge ersparen, andererseits hatte er die Hoffnung noch nicht vollends aufgegeben—wie absurd in seiner Lage!—dass er vielleicht doch eines Tages eine nette Drachendame fände und mit ihr zusammen viele nette Drachenkinder in die Welt setzen würde. Also, wenigstens so ganz theoretisch die Option darauf hätte er gern!

Oh, wie Lasciel sich gerade amüsieren musste ob seiner Panik! Er sollte wirklich so schnell wie möglich lernen, seine Gedanken vor ihr abzuschirmen. Er würde Jurij später fragen, ob dieser nicht ein paar Tipps für seine Kameraden hätte. Er hatte da gestern eine Übung erwähnt, die er kenne.

Bei Harrys letzten Worten, so schien es ihm, hatten der Wirt und auch die aufreizend gekleidete Schankmaid aufgelauscht. Wenn sich die Szene gestern nacht so abgespielt hatte, wie soeben in seinem Kopf, dann... Harry räusperte sich und sprach, obwohl Jurij zugewandt, mehr zum Wirt und der Schankmaid: "Tut mir leid, ich habe nicht die geringste Ahnung, was gestern abend noch alles passiert ist, nachdem ich den Krug Schnaps geleert habe, den ich mir noch geholt hatte, als ich bei euch zum Zimmer raus bin. Was immer ich da geredet habe, ist der Trunkenheit geschuldet. Wäre ich unfruchtbar, hätte ich keine schwangere Verlobte in Brückenstadt."

Er wedelte mit seiner rechten Hand durch die Luft, stellte fest, dass sein Ringfinger nackt war, durchsuchte darauf hektisch sämtliche Hosen- und Manteltaschen, bis er den Ring schließlich in der Tasche fand, in der auch Lasciels Münze war. Er steckte ihn kommentarlos wieder auf.

"Ähm", sagte er, um das Thema abzuschließen. "Also auf zur Akademie? Wären alle dabei? Das heißt, ich tät noch gern auf Aria warten."

Sein Blick machte dabei die Runde, bevor er besorgt auf Henry zu ruhen kam. Harry wollte nicht laut nachhaken, um den Freund nicht zu beschämen, deshalb fragte er nur mit den Augen: wieder alles OK bei dir?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 30.01.2015, 20:57:53
In dem Moment öffnete sich die Tür - und Aria kam herein. Sie trug die gleiche Rüstung wie am gestrigen Abend, ebenso wie ihren Kriegshammer. Sie sah sich im Raum um, entdeckte die kleine Gruppe, und nickte ihnen zu. Dann aber wandte sie sich an den Wirt.

"Zerendarius, wisst ihr, dass eure Tür beschmiert wurde? Irgendso ein komisches Gedicht."

Der Wirt runzelte die Stirn, knallte das Tuch in seiner Hand auf die Theke und machte sich auf den Weg zur Tür. "Ein Gedicht? Gehen jetzt schon Poeten unter die Schmierfinken? Verdammt, als hätte ich sonst nichts zu tun."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 31.01.2015, 13:09:24
Henry nickte zu dem, was Harry gesagt hatte. Doch er hatte nichts verstanden. Er war mit sich selbst beschäftigt, wollte darüber nachdenken, was er als nächstes tun wollte. Sein kopf blieb aber leer. Innere Leere, Angst im Fall.

Nur um irgendetwas zu tun, kramte er den Zettel hervor, den er heute morgen auf dem Fussboden gefunden hatte. Vielleicht würde er einen Weg aufzeigen - oder ihn völlig verzweifeln lassen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 31.01.2015, 13:27:45
Liliths Nachricht an Henry war deutlich kürzer als Lasciels an Harry.


Henry,

du wirst dich darum kümmern, dass sich Tai'Lor nicht weiter in unsere Angelegenheiten mischt. Mir ist egal, wie du es tust. Tust du es nicht, kümmere ich mich um Aria.

Und noch etwas: Halte dich von den Kindern fern.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 01.02.2015, 10:03:16
Als Henry überhaupt nicht auf seine Worte reagierte außer mit einem geistesabwesenden Nicken, gab Harry auf. Offenbar befand sich der Freund am gleichen Ort wie Harry am Abend zuvor. Und obwohl—oder vielleicht gerade weil—Harry aus einer Kultur stammte, in der man ständig gefragt wurde "Do you want to talk about it?" in der irrigen Annahme, durch Reden würde eine Sache besser, wusste Harry, dass das der größte Bullshit war. Jeder Mensch stand letztendlich mit seinen Problemen und Entscheidungen allein da. Niemand, weder Freund, Familie noch Psychiater, konnte einem im Kampf gegen seine inneren Dämonen helfen, ob diese nun metaphorisch waren oder real.

Und so hatten gestern auch nicht die Kameraden, sondern einzig ein Krug Schnaps Harry bei seiner Entscheidung geholfen, ob er sich schlafen legen sollte oder lieber eine Kugel durch den Kopf jagte. Genauso musste Henry jetzt selbst entscheiden, wie er mit dem Verlust der Gewissheit umgehen wollte, ob er damit klar kommen würde, dass er, der sich durch seinen Glauben als errettet wähnte, nun doch womöglich verloren war. Keiner von ihnen konnte ihm dabei helfen. Oder wenn, dann allenfalls eine.

"Hallo Aria!" rief Harry quer durch den Raum. "Schön, dich zu sehen. Was führt dich zu uns?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 01.02.2015, 10:27:22
Während der Wirt nach draußen stürmte, wandte sich Aria nun der Gruppe zu. Sie lächelte, als sie näher kam, antwortete jedoch nicht gleich auf Harrys Frage. Stattdessen blieb ihr Blick einige Sekunden auf Henry liegen.

Dann kam sie am Tisch an, und sah wieder zu Harry. "Guten Morgen zusammen! Ich kann doch die Neuankömmlinge in der Stadt nicht sich selbst überlassen." Sie griff nach einem Stuhl, und sah in die Runde. "Darf ich?"

Als alle nickten, setze sie sich. "Ihr hattet gestern noch eine Menge Fragen, die offen geblieben sind. Und da ich heute fast den ganzen Tag Zeit habe..." Als sie wieder lächelte, fiel ihr Blick erneut auf Henry.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 01.02.2015, 11:11:08
Mit hochgezogener Augenbraue verfolgte Jurij das Schauspiel. Wer würde denn etwas an den Eingang schmieren? Bestimmt ein paar Kinder dachte er sich. Er wollte sich gerade den langsam kalt gewordenen Pott Tee zuwenden, welcher neben anderen Getränken für den Morgen auch gebracht wurden, da rief Harry auch schon quer durch den Raum.

Jurij betrachtete die Frau von Oben bis unten, nickte dabei leicht als sie sich zu ihnen gesellte. War das nicht die die er gestern als Gotteskriegerin bezeichnet hatte? „Wir kennen uns noch nicht.“ stellte Jurji freundlich fest. „Mein Name ist Jurji Klee, freud mich sie kennen zu lernen M…“ für einen Moment wollte er das Wirt Miss verwenden, aber dieses gab es ja nicht in dieser Sprache „…Frau Aria. Mit meinen Bekannten hattet ihr anscheinend gestern etwas Spaß. Also nehmt euch ruhig auch etwas zu essen und trinken. Zerendarius kann ja, wenn er wieder da ist, mehr bringen falls es nicht reicht.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 01.02.2015, 11:30:20
Aria antwortete Jurij nun auch mit einem Lächeln. "Freut mich sehr. Danke für das Angebot, aber ich habe schon gefrühstückt." Sie sah sich zur Tür um, durch die Zerendarius' Schimpfen zu hören war. "Übrigens ein echt seltsames Gedicht. Irgendwas von einem heiligen Bund und einer neuen Welt. Ich frage mich wirklich, wer sowas an eine Kneipentür schmiert."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 01.02.2015, 12:56:12
"Als Sänger kennt sich unser gefiederter Freund hier bestimmt auch mit Gedichten aus und ist womöglich gar stets auf der Suche nach neuen, je ungewöhnlicher, je besser, hab ich nicht recht?" Harry sah Rillfarsell erwartungsvoll an. "Sollen wir uns das mal anschauen?"

Er erhob sich von seinem Stuhl. Wenn ihm ein Grund eingefallen wäre, aus dem Jurij sich für gedichtetes Geschreibsel an Kneipentüren interessieren sollte—Obwohl ich ja nicht an einen Zufall glaub, dass sowas dort erscheint, kaum haben vier Dämonen hier genächtigt—dann hätte Harry ihn ebenfalls dazu eingeladen. Aber vielleicht war es auch besser, wenn ein "chaperone" bei Henry und Aria zurückblieb.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 02.02.2015, 06:39:15
Das Feenwesen hatte das weitere Gespräch zwar interessiert verfolgt, verstand die Menschen aber nicht recht. Was regten sie sich wegen der Bessenheit so auf? Bis sie einen Weg gefunden hatten, sich davon zu befreien, mußten sie damit leben. Es waren ja auch nur ihre Körper, die benutzt wurden. Jedenfalls soweit es das bisher beurteilen konnte. Also brauchten sie sich auch keine Schuld für etwas geben, was ihr Leib tat, wenn der Dämon die Kontrolle hatte.


Als dann Aria auftauchte, wurde es auch gleich spannend.
"Ja, tatsächlich würde ich das Gedicht gerne betrachten, bevor der Wirt es entfernt.
Und auch von mir einen guten Morgen, werte Dame Aria."

Rillfarsell war aufgestanden, als die Frau an den Tisch gekommen war und verbeugte sich bei seinem Gruß.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.02.2015, 08:06:41
"Dann viel Spaß - ein großes Kunstwerk ist das aber meiner Meinung nach nicht."

Während Harry und Rill sich auf den Weg zu Zerendarius machten, wandte sich Aria wieder an Jurij. "Bist du auch neu in der Stadt? Ich habe das Gefühl, dich schon mal gesehen zu haben. Kann mich aber auch täuschen."

Draußen stieß der Wirt einen kreativen Fluch nach dem anderen aus. Harry und Rill beachtete er nicht weiter, während er die mit einem schmalen Pinsel aufgebrachten Worte genauer untersuchte. Dort stand in einer einfachen, gradlinigen Schrift:


Es ist an der Zeit,
seid machtvoll, bereit,
kommet hervor, stets zu Zweit,
stets zu Zweit!

Der heilige Bund, unser heiliger Kreis
Erfüllt mit Macht, bringt er den Preis
Seid machtvoll, bereit
Stets zu Zweit, stets zu Zweit!

Seid Ross und Reiter voller Kraft,
auf dass ihr eine neue Welt erschafft

Stets zu Zweit, stets zu Zweit!

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 03.02.2015, 20:47:31
Henry grübelte über dem Brief. Er fand ihn herrisch, direkt und kompromisslos. Die Worte Harrys hallten schwach in seinem Kurzzeitgedächtnis wieder: "... playing on your fears and weaknesses ..." Da war etwas an diesem kurzen Brief, was ihm bedeutsam schien. Er konnte nur noch nicht recht ausmachen, was es war. Der Brief war kurz, sehr kurz. Der Brief wollte einschüchtern. Der Brief wollte Grenzen abstecken. "... You'll have to be fearless, you'll have to be strong ..." Henry las den Brief noch einmal vor seinem inneren Zuhörer. Und da wurde ihm deutlich, dass der Brief tatsächlich Grenzen absteckte. Und dahinter musste es eine Motivation geben.

Und da - unversehens - schöpfte Henry wieder etwas Mut. Oder vielmehr, es war ihm, als schiene ein inneres Licht in ihm auf, dass die Dunkelheit durchdrang, wenn auch noch nicht vertrieb. Aber er hatte es gesehen und er würde ihm folgen. Er murmelte:

"10 Finally, my brethren, be strong in the Lord, and in the power of his might.
11 Put on the whole armour of God, that ye may be able to stand against the wiles of the devil.
12 For we wrestle not against flesh and blood, but against principalities, against powers, against the rulers of the darkness of this world, against spiritual wickedness in high places.
"[1]

Henry blickte auf und sah Aria am Tisch sitzen. "Eine schöne, junge Frouwe", dachte Henry staunend. Und sie lächelte ihn an. Henry lächelte etwas verlegen zurück und faltete schnell den Zettel zusammen, über dem er gebrütet hatte.

"Hallo, Aria.", sagte er. "Heute geht es mir schon besser."
 1. Epheserbrief, 6,9-11
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 04.02.2015, 06:22:57
Rillfarsell betrachtete das Gedicht und sagte es im Geiste mehrere Male auf, um es sich zu merken.
Dann zupfte es den Menschen an der Kleidung, um ihn dazu zu bringen sich hinabzubeugen, denn im Moment hatte es keine Lust aufzusteigen.
Als Harry sich bückte, flüsterte das Feenwesen ihm zu.
"Erkennst du die Schrift? Meine ist es nicht. Ich schreibe etwas geschwungener mit ungerader Linienführung. Und meine Buchstaben tendieren dazu unterschiedlich groß auszufallen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 04.02.2015, 12:10:45
"Horse and rider, seriously? You couldn't have found a less clichéd metaphor?" schnaubte Harry in seiner Muttersprache, um gleich darauf in die Landessprache zu wechseln: "Was für ein kindisches Gekritzel."

Dennoch zückte er seinen Notizblock, um das Gedicht abzuschreiben. Dabei stutzte er zunächst, als er beim Umblättern Lasciels Postskriptum entdeckte, welches er beim ersten Lesen übersehen hatte. Er schnaubte ein zweites Mal, als er ihre Prahlerei las, sie habe in der ganzen Zeit, da man bereits zusammen sei, noch keine Bezauberung nötig gehabt, um Frauen ins Bett zu kriegen. "And you credit that to your charming personality? You don't think it's got more to do with my roguish good looks?" Harry wollte das Heft schon kopfschüttelnd zuklappen, da erinnerte er sich daran, warum er es hervorgeholt hatte, und übertrug rasch das Gedicht von der Tür. Darunter setzte er noch den Kommentar: Tanar'ri poetry? I'm underwhelmed.

Oh Mann, ehrlich, ich muss echt damit aufhören, ständig das Zwiegespräch mit ihr zu suchen! Abgrenzen? Kein Problem, denn Rubin sagt es sei kinderleicht. Nach ein paar Tagen hätt' man's raus...

Als Rillfarsell ihm am Mantelsaum zupfte, musste Harry fast ein Klappmesser aus dem Stand hinlegen, damit das winzige Feenwesen ihm etwas ins Ohr flüstern konnte. Er wisperte zurück: "Die der beiden Damen ist es nicht, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Freund O. dichterische Ambitionen besitzt. Ich tät ja auf Herrn T. tippen. Ich schlag vor, bei unserer Analyse die sprachliche Ebene außen vorzulassen und uns ganz auf den Inhalt zu konzentrieren. Heiliger Bund, Macht, Preis, eine neue Welt... und wenn ich das richtig lese, dann wünschen sie sich Kraft nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Rösser. Ähm, na ja. Gedichtinterpretation ist jetzt nicht meine Stärke, da lass ich mir gern von dir helfen."

Harry richtete sich wieder auf und fuhr mit dem Finger einige der Buchstaben nach. Konnte er erkennen, was für eine Farbe der verkannte Dichter benutzt hatte?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 05.02.2015, 09:25:09
Als Harry die Farbe genauer inspizieren wollte, drehte sich Zerendarius zu ihm um. "Das ist beschissene Kallerennis-Farbe! Götterverfluchte, rote Kallerennis-Farbe. Nette süße kleine Beeren, aber die verteufelte Farbe daraus bekommt man kaum noch weg. Hirnverbrannte Idioten! Warum unbedingt das? Jetzt muss ich diese verfluchte Tür abschleifen und neu streichen lassen! Und bis das organisiert ist, steht dieser Mist an meiner Tür, verfluchtverdammtnocheins!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 05.02.2015, 09:27:03
Aria lächelte Henry an. "Das freut mich zu hören. Du hast aber auch wirklich übermüdet ausgesehen gestern. Verstehe gut, dass ihr früh zu Bett seid."

Sie sah zu der Barmaid, und nickte ihr kurz zu. "Ich nehme doch ein Bier!" Sie sah in die Runde. "Noch jemand etwas?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.02.2015, 10:07:07
Jurij schüttelte den Kopf. Bier, Alkohol vor der Mittagszeit, wie pennerhaft war denn das. Oder konnte sie nur im angetruckenen zustand die den Tag überstehen. Doch er wollte sich nicht darüber den Kopf zerbrechen und nippte lieber an seinem Tee.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 05.02.2015, 15:29:30
"Und wenn Ihr Pech habt, wiederholt der Schmierfink seine Aktion, sobald Ihr die Tür sauber habt", sagte Harry, während er sich den Namen der Beeren notierte. Immerhin war es kein Blut. Eine derart plumpe Geste hätte er dem Schreiber dieser Zeilen durchaus zugetraut.

"Sagt, bekommt man diese Farbe leicht? Ist sie teuer? Kann man sie einfach selbst herstellen? Wofür werden die Beeren sonst noch benötigt und wo würde man sie kaufen oder sammeln? Verzeiht die vielen Fragen. In meiner Heimat war ich ein privater Ermittler. Hier... bin ich neu und weiß von nichts. Aber vielleicht wäre es da gerade richtig, ich versuchte mich als erstes an der Aufklärung eines doch eher harmlosen Vergehens wie diesem, bevor ich mich um Mord und Totschlag kümmere. Nicht, dass ich irgendwelche Versprechungen mache. Also, was meint Ihr, wo könnte der Schmierfink sich die Farbe besorgt haben?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 05.02.2015, 16:46:19
Zerendarius zuckte mit den Schultern. "Ich glaub, Gebäudemaler nutzen sowas gerne. Diese Leute, die Kunstwerke an die Wände von Villen malen. In einer Stadt wie dieser gibt es da sicherlich Spezialgeschäfte, aber das wurde definitiv extra dafür gekauft - und günstig isses auch nicht!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.02.2015, 10:36:50
Aria schien Jurijs Einstellung zu Alkohol am Morgen nicht mitzubekommen. Als die Maid ihr Getränk brachte, nahm sie einen großen Schluck. "Darf ich fragen", setzte sie an, nachdem die Barmaid wieder fort war, "wie eure Pläne sind? Kann ich euch noch etwas von der Stadt zeigen, oder möchtet ihr lieber alleine Terendol erkunden?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 08.02.2015, 12:59:22
"Nun ja, Harry und ich waren auch lange unterwegs gewesen. Es war ein ziemlich langer Weg nach Terendol, in gewisser Weise." Henry hatte einen einfachen, verlegenen Ton. Er fühlte sich wie ein kleiner Schuljunge in Gegenwart von Aria. "Ja, wie Du sagst. Wir wollten tatsächlich noch ein wenig die Stadt erkunden. Uns ein wenig umhören und uns bekannt machen. Und dann ist da noch die Sache von einem vermissten Mädchen. Jurij hatte da etwas gehört..."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 08.02.2015, 17:33:12
„Aber das sind nur Gassenmärchen und die Gerichtswache ist schon am Fall drane.“ hackte Jurij in die kleine Pause ein. Dabei regte er sich kein bisschen. Saß immer noch nach hinten gelehnt, mit einem halb vollen Pott in der Hand. Er bekam Bauchweh beim Gedanken eine Fremde damit reinzuziehen und so sympathisch, dass er gleich alles ausplaudert, war sie ihm nicht. „Etwas was für uns greifbarer ist, sind die Nachforschungen in der königlichen Bibliothek über einen Kristall.“ Er kratzte sich am frisch rasierten Kinn und machte ein anderes Thema auf. „Kristalle sind etwas feines. Mit dem richtigen Schliff brechen sie das Licht auf die wunderbarste Weise.“ Besonders die letzten Worte hörten sich dahingeplaudert an. 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 09.02.2015, 13:34:53
Rillfarsell sinnierte über die Bedeutung, die die Zeilen dieses Gedichts haben könnten.
Ihm blieb allerdings auch verschlossen, was der Autor mit den Worten meinen könnte.
Deshalb wendete es sich auf Harrys Bemerkung zu diesem.
"Ich fürchte, meine Deutung ist auch nicht besser als deine. Der Sinn wird sich wohl erst erschliessen, wenn man mehr über den Autor und seinen Hintergrund weiß."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.02.2015, 14:10:11
"Ein klassisches Henne-Ei-Problem", sagte Harry. "Um das Geschreibsel zu enträtseln, müsste man den Autor kennen; um aber etwas über den Autor zu erfahren, müsste man sein Geschreibsel verstehen. Jedenfalls scheint er mir einen Hang zum Theatralischen zu haben und womöglich Freunde unter den bildenden Künstlern. Man könnte sich unter ihnen umhören. Der Hinweis mit der Farbe scheint mir allerdings vielversprechender; es müsste sich doch herausfinden lassen, wo er sie herhat."

Die Frage war, ob der Aufwand sich lohnte, nur um zu erfahren, wo Tamino sich zu seinem "Freizeitvergnügen" herumtrieb. Andererseits: auch das wäre schon ein Erfolgserlebnis. Jeder fing einmal klein an. Vielleicht hatte Freund T. die Farbe ja auch irgendwo auf dem Rückweg von wo auch immer heute Nacht die eigentliche Action stattfand besorgt, dann wüsste man wenigstens schon einmal die Richtung...

"Lass uns wieder reingehen", sagte Harry und sah sich noch kurz auf der Straße um, ob ihm irgendetwas verdächtiges oder bemerkenswertes auffiel.[1]
 1. Perception = 17
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.02.2015, 16:20:22
Doch Harry konnte nichts weiter sehen, was ihm Aufschluss gegeben hätte. Nur ein letztes Mal warf er einen Blick auf das Gedicht. Und dann bemerkte er es. Es war die ganze Zeit schon da gewesen, subtil und untergründig. Ein Gefühl der Vorfreude. So wie kurz vor Weihnachten, als kleines Kind.

Rill folgte derweil seinem Vorschlag, und ging wieder hinein. Und so blieb auch Harry nichts anderes übrig, als zum Tisch zurück zu kehren.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.02.2015, 22:14:58
Aria sah Jurij einen Moment fragend an, dann setzte sie wieder ein Lächeln auf. "Also, ich habe ein oder zwei Stunden, dann muss ich zu einem Treffen. Seelsorge-Pflichten. Danach müsst ihr euch also erstmal allein durch die Stadt schlagen. Aber zur Bibliothek kann ich euch führen. Mein Urgroßvater hat dort gearbeitet."

Gerade, als sie die letzten Sätze sprach, kamen Harry und Rill wieder am Tisch an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 12.02.2015, 06:08:48
Rillfarsell hüpfte mit Flügelunterstützung wieder auf den Tisch.
"So, alles gelesen und gemerkt. Nicht gerade ein Meisterwerk, wenn man mich fragt. Und die Bedeutung ist doch sehr nebulös."
Kurz sah sich das Feenwesen um und schaute, wie weit die anderen mit dem Frühstück waren.
"Ich würde gern als Erstes zu dieser Akademie gehen. Wie steht es bei euch? Seid ihr mit Essen fertig?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 12.02.2015, 08:35:34
Als das Feenwesen und Harry wiederkehrten, mied Jurij immer noch den Blickkontakt zu Harry. Nach seinem Blick zu urteilen, schien es hier am Tisch auch nicht wirklich die angeregteste Unterhaltung zu geben.

„Akademie? Welche Akademie?“ gab er die Frage des Feenwesens überrascht zurück. „Persönlich will ich ja eher zur königlichen Bibliothek, aber jeder kann ja hingehen wohin er möchte.“ Demonstrativ trank er den Pott aus und schob das leere Gefäß weit von sich. Er wollte wohl auch nicht mehr Zeit beim Frühstück verschwenden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 12.02.2015, 12:45:08
Harry folgte Rillfarsell wie ein Schlafwandler. Lasciels "weihnachtliche Vorfreude" beim Anblick des Gedichtes ließ ihn schaudern und vertrieb zudem den letzten Zweifel, dass dies aus der Feder, beziehungsweise dem Pinsel, eines ihrer "Gäste" stammte. Auf diese Weise abgelenkt, bekam er Arias Worte nicht mit. Was ihm aber sofort auffiel: dass Henry sich in der kurzen Zeit offenbar erholt hatte. Ja, was so die Anwesenheit einer netten Dame für das Gemüt bewirken konnte! Die mochte mit einem einzigen Blick mehr erreichen als der Freund, der sich mit tröstenden Worten den Mund fuselig redete. A lesser man than me would be jealous. But wait, this reminds me...

Harry blätterte eine Seite in seinem Notizbuch zurück und notierte dort, gleich neben Lasciels Unterschrift: We have a deal—for now. Harry

Er nickte Aria zu, bevor er sich über sein Katerfrühstück hermachte, von Rillfarsells Frage und Jurijs unverhohlener Ungeduld zur Eile angetrieben, weshalb er auch das Missverständnis nicht sogleich kommentieren konnte. Nach mehrmaligem Ansetzen brachte er jedoch—undeutlich, da mit sehr vollem Mund—heraus: "Öhm, das meint er ja: die, schluck, Bibliothek der königlichen Akademie."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 14.02.2015, 15:23:10
Henry ärgerte sich ein wenig über Jurij. Er hatte gehofft, dass er ihn ein bischen unterstützen würde. Es war schon schwer genug, mit einer fremden Person ein Gespräch anzufangen, zumal wenn man einen sympathischen Eindruck hinterlassen wollte. Für einen Moment überlegte er, ob er etwas zu Jurij sagen sollte, entschied sich dann aber dagegen.

"Ja, bitte begleite uns zur Akademie.", sagte Henry und wischte einen Krümmel vom Tisch, der unweit von ihm zum Liegen kam. "Hat Deine Familie schon immer hier gearbeitet? Hast Du Geschwister?", fragte er dann.

Beiläufig holte er den Zettel hervor, den er heute morgen auf dem Fußboden gefunden hatte. Er schrieb mit Bleistift etwas darunter und reichte den Zettel dann an Harry weiter:

Ergänzter Brief (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 14.02.2015, 21:54:54
Tief über seinen Teller gebeugt, verdrehte Harry die Augen, als er Henrys unbeholfenes Gestammel hörte. Oh Henry, du brauchst ein paar gute pickup lines! Nein, die würde Aria natürlich gleich durchschauen. Wer nach wahrer Liebe suchte, der wollte keine hübschen Phrasen hören. Und obwohl Harry sich eigentlich gerade geschworen hatte, Henry in nächster Zeit keine Ratschläge zu erteilen, konnte er nicht anders: "Nächstes Mal, Henry, sag: 'Ich würde mich sehr freuen, wenn du uns dorthin begleiten würdest.' Versteck dich nicht hinter unser aller Rücken. Ein Mädel wie sie steht bestimmt auf Ehrlichkeit. Nur so'n Tipp."

Dann nahm er den Zettel entgegen, den Henry ihm zuschob, und las die wenigen Zeilen. Seine wechselnden Gefühle drückten sich lediglich in einem Stirnrunzeln aus. Hm. Vielleicht sollte er seinen Deal mit Lasciel überdenken? Sich die beiden Schwestern darum streiten lassen, wer mit Aria was anstellen durfte? If this were a hostage situation... Aber es hatte keinen Zweck, sich einzubilden—oder vor ihren Gästen so tun zu wollen—als seien sie nicht in nahezu beliebiger Weise erpressbar. Ob die Dämonen nun drohten, Aria etwas anzutun oder in der nächsten Nacht ein Waisenhaus anzustecken, blieb sich gleich: man hätte keine Wahl, als nach ihrer Pfeife zu tanzen. Und doch, wo zog man den Strich? Ab wann wurde die eigene Tat schlimmer als die Drohung? Wie sollten sie Tai'Lor davon abhalten, sich in die Angelegenheiten der Tanar'ri einzumischen, ohne ihn zu töten?

Eine ganz andere Frage war (und diese notierte er auf Henrys Zettel): Why doesn't she do it herself? It'd be easier, you'd think. After all, if you want something done, you do it yourself. Unless she can't for some reason? Or maybe it's just a test to see how easily we succumb to blackmail? Or a red herring false lead, to have us waste our time figuring out how to save him? So what do we do? I don't think bible thumping faith alone will protect Tai'Lor. By the way, what children is she talking about? And I don't get your bible quote either. P.S. Lasciel only demanded that I don't kill myself and also be a good boy who hits the hay by ten every night in return for her promise not to screw bed the lady.

Harry schob Henry den engbeschriebenen Zettel zurück.

"Verzeiht die Unhöflichkeit, Aria. Zettel austauschen, in der Muttersprache reden: das ist wirklich nicht die feine Art. Sagt mir wie, und ich mach's wieder gut!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.02.2015, 22:16:59
Aria antwortete Henry, während Harry schrieb. "Soweit ich mich erinnere, ja. Aber in sehr unterschiedlichen Berufen. Schon mein Urgroßvater hat bei der Erziehung viel Wert darauf gelegt, dass Kinder ihren eigenen Weg finden." Sie lächelte, schien an etwas oder jemanden zu denken. Dann sah sie wieder zu Henry. "Einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Mein Bruder ist Söldner, er ist im Moment irgendwo in Garuash unterwegs. Meine Schwester ist noch in der Schule, sie will Malerin werden."

Auf Harrys Worte reagierte sie mit einem Kopfschütteln. "Wir kennen uns kaum, ich erwarte nicht, dass ihr mir alle eure Geheimnisse preisgebt. Wenn ihr etwas zu besprechen habt, was mich nichts angeht, dann ist das schon in Ordnung."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.02.2015, 15:20:11
Nur kurz unterhielt sich die kleine Gruppe noch über Belanglosigkeiten, dann entschloss man sich, zur Akademie aufzubrechen. Aria, die die Stadt am besten kannte, führte die Gefährten durch die bereits erwachten Straßen der Hauptstadt.

"Seht mal!" deutete sie nach oben. Dort, am Himmel über Terendol, zeichneten sich ein halbes Dutzend ungewöhnlicher Figuren ab: Hölzerne Konstrukte, Schiffen ähnlich, aber schmaler und länger. Über der Holzkonstruktion befand sich ein gut doppelt so großes, weißes Objekt, das an eine aufgeblähte Muschel erinnerte, und das mit Seilen oder Drähten mit dem unteren Schiff verbunden war. Obwohl diese fliegenden Objekte nicht ganz den Bildern entsprachen, die Harry und Jurij kannten, war ihnen klar, womit sie es zu tun hatten: Luftschiffe.

Sie flogen so hoch, dass man auf den Schiffen zwar noch Personen erkennen konnte, aber nur noch als sich bewegende Schemen. Die beiden kleinsten der Luftschiffe mussten etwa dreißig oder vierzig Meter lang sein, drei mittlere Schiffe waren geschätzte hundertundfünfzig Meter lang. Das größte jedoch schwebte wie ein göttlicher Koloss über den anderen: Fünfhundert Meter oder mehr maß der Riese, und warf einen gewaltigen Schatten über die Stadt Terendol.

"Seltsam", setzte die junge Priesterin an. "Die Luftmarine macht zwar regelmäßig Übungen, aber doch nicht hier."

Doch so faszinierend der Anblick der von Menschenhand (nun ja, und vermutlich von Halblings- und Orkhand) geschaffenen Flugmaschinen auch war, nach wenigen Momenten rissen sich die Gefährten wieder los und setzten den Weg in die Akademie fort.

Nach einiger Zeit hatten sie das Tempeldörfle hinter sich gelassen, durchquerten das Gassendörfle (bekannt für die vielen kleinen Gassen mit Geschäften für allerlei Schönes und Kurioses, sowie die hervorragenden Konditoreien, von denen manche sich rühmten, früher den König beliefert zu haben), und kamen schließlich ins Philosophendörfle, in dem auch die Akademie lag. Dieser Stadtteil, immer noch Teil des Palastviertels wie das Tempeldörfle, zeichnete sich vor allem durch hohe Türme und große, wuchtige Bibliotheken und andere Bildungseinrichtungen aus, die sehr deutlich versuchten, sich mit Erhabenheit und Tradition zu schmücken.

Vor einem solchen Gebäude blieb Aria schließlich stehen: Ein Gebäude, das man auch für das Schloss eines Adeligen hätte halten können, vierzig Meter in der Breite, vier Stockwerke hoch. Über den Eingangstoren prangte in goldenen Lettern der Leitspruch: "Freies Wissen für ein freies Volk"

Zahlreiche Fenster ließen Licht in das Innere des Gebäudes, und neben jedem Fenster befand sich, wie Aria erklärte, die Statue eines oder einer Gelehrten, die von einem der früheren Könige ausgezeichnet worden waren. Wie Wächter über das Wissen eines ganzes Landes standen sie dort, auf den kleinen Sockeln an der Außenmauer angebracht, und hielten Bücher, Schriftrollen oder irgendwelche Instrumente, stets mit erhabenem Blick. Doch über alledem, auf dem Dach der Akademie und genau über dem Eingangstor, ragte eine ganz andere Gestalt empor: Klauenbewehrt, mit gewaltigen Flügen, die sich gerade ausbreiteten, mit wachsamem Blick über die Stadt - eine Drachenstatue, sechs Meter hoch von den Klauen bis zum erhobenen, reißzahnbewehrten Kopf.

"Das stellt Maezrithleinicon dar, einen echten silbernen Drachen, der vor achthundert Jahren König Robban dazu brachte, die Akademie ins Leben zu rufen. Das sagen zumindest die Geschichtsbücher, und auch mein Urgroßvater hat darauf bestanden, dass die Geschichte wahr sei. Er meinte immer, der alte Drache würde noch immer leben, und irgendwo aus der Ferne über Terendol wachen."

In dem Moment kam ein Junge vorbei, gute zehn Jahre alt, in einfacher brauner Lederkleidung mit einer ebenfalls braunen Mütze auf dem Kopf, und einem Stapel Papiere in der Hand. "Meine Dame, meine Herren! Habt ihr es schon gehört? Prinz Naphan von Tarzis hat die Macht ergriffen! Lest alles dazu im Blatt des Tages! Nur eine Kupfermünze für euch!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.02.2015, 19:34:21
Ein silberner Drache. Harry dachte nach, woran er sich erinnerte. Tatsächlich hatte er die Silbernen recht genau studiert - nur in der Theorie natürlich. Lesters Compendium of the Silver Ages, das wohl umfassendste, trockenste und langweiligste Buch über Silberdrachen und deren Entwicklungsstufen kam ihm als Erstes in den Sinn.

Lester beschrieb die Silbernen wie die Ritter aus den alten Filmen, ehrenhaft, mit einem klaren Kodex. Und er erwähnte, dass er sie den "gewöhnlichen" Rassen, also den Menschen, gern als Lehrer und Mentoren dienten. Und da war noch etwas...

Nein, er konnte es noch nicht greifen. Also, was bedeutete der Name? Es war Drakonisch, aber trotzdem war sich Harry nicht sicher. Hieß es Maez-rith-leinicon? Grob übersetzt: Meister des alten Wissens? Oder Maezri-th'lei-nicon - was so viel hieß wie: Beherrscher der Kreaturen der Finsternis. Selbst Letzteres musste nicht negativ sein, denn in der Denkweise der Drachen beherrschte man auch jene, die sich vor einem fürchteten.

Furcht. Da erinnerte er sich.


"Was habt ihr angerichtet?"

Der Drache lag auf dem Boden, eine mächtige Lanze durch seine schuppige Brust gebohrt.

"Wir haben die Saat erschaffen", verkündete Harry mit einer weiblichen Stimme. "Aus diesem Boden wird die neue Welt entstehen."

Der Silberne lag im Sterben, so viel war klar. Sein Blick richtete sich auf die Wüste.

Dann, plötzlich, sammelte er seine letzten Kräfte, schwang seine Flügel und erhob sich in die Lüfte. "Wir werden euch aufhalten!"

Harry lachte. "Wer, du und deine kleine Truppe aus Magiern? Flieg nur, Drache, es ist bereits vollbracht."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 17.02.2015, 21:16:51
Die Luftschiffe betrachtete Harry etwas länger als seine Gefährten. Eine seltsame Sehnsucht erfasste ihn, die er beim Anblick der vielen Helikopter daheim nie verspürt hatte: Fliegen müsste man können! Laut sagte er: "Hindenburg, Lakehurst, 1937: Boom, crash, brutzel. Man kann nur hoffen, sie benutzen hier Helium, nicht Wasserstoff." Oder Magie.

Harry war schon bald froh, dass Aria sie begleitete, wie er ihr auch mehrmals sagte. So gestaltete der Gang durch die labyrinthartigen Gassen der Stadt doch wesentlich entspannter, als wenn sie sich hätten durchfragen müssen, und lehrreich noch dazu, durch die vielen Erläuterungen und Anekdoten, die Aria zu berichten wusste. Er versuchte, sich den Weg zu merken, gab aber nach kurzer Zeit auf. "Waren die Stadtplaner hier alle betrunken? Man hätte doch wenigstens ein paar der Straßen geradlinig und im rechten Winkel zueinander bauen können!" Er wandte sich an Aria: "Gibt es hier irgendwo für nicht allzu viel Geld einen Stadtplan zu kaufen?"

Als man endlich bei der Akademie ankam, blieb Harry mitten auf dem Weg zum Eingangstor stehen, ungeachtet irgendwelcher Leute, die gezwungen wurden, einen Bogen um ihn zu machen, und reckte den Hals, um die Drachenstatue auf dem Dach zu betrachten.

"Aus der Ferne?" vergewisserte er sich bei Aria. "Bist du dir sicher, dass er nicht vielmehr in Menschengestalt unter den Lehrmeistern wandelt? Das machen Silberdrachen nämlich am liebsten." Mit Silberdrachen kannte er sich aus. Über sie hatte er in Sima Qians Bibliothek ganz furchtbar viel gelesen; nicht, weil sie ihn besonders interessierten, sondern weil es da einige Bücher in Englisch und natürlich in Drakonisch gegeben hatte, während die über goldene Drachen fast ausnahmslos in Chinesisch waren und die über rote in Italienisch.

Er deutete zur Statue hinauf. "Vielleicht ist das da oben ja auch der gute Maez-rith-leinicon in höchsteigener Person. Du schaust mich ungläubig an, Aria, aber in Jurijs Heimatstadt gab es einen, allerdings goldenen, Drachen, der in einer Bibliothek als Statue posierte und uns so wochenlang getäuscht hat. Frag Henry, wenn du mir nicht glaubst: seine Augen können nicht lügen."

Und während Aria die letzte Behauptung Harrys ausgiebig überprüfte[1], kam dieser zu einer Erkenntnis. Der Name, das klingt wie ganz normales Drakonisch, also so, wie ich es kenne. Natürlich lässt ein einziges Indiz einen derartigen Schluss noch nicht zu, aber wenn die Drachen hier tatsächlich das gleiche Drakonisch sprächen... könnte es dann sein, dass meine Drachen-Vorfahren vor Jahrtausenden einmal von hier ausgewandert sind? Oder von irgendeinem anderen Ort, einer alten Drachenheimat, und sie haben sich auf der Erde und Kurun gleichermaßen verteilt? Vielleicht kann ich hier etwas über den Ursprung meiner Spezies erfahren!

Aufgeregt—und dabei so selbstvergessen, dass er sich nicht einmal reagierte, als er angerempelt und beschimpft wurde—grübelte Harry weiter über Silberdrachen nach, sowohl im allgemeinen wie auch über "Maezrithleinicon" im speziellen nach. Zwar hatte er Arias falsche Aussprache vorhin automatisch korrigiert, aber leider war die Möglichkeit, die er dabei gewählt hatte, nicht die einzige. Maez-rith-leinicon, was "Meister des alten Wissens" bedeutete, schien ihm nur die naheliegenste Aussprachevariante zu sein. Maezri-th'lei-nicon, also Beherrscher der Kreaturen der Finsternis, ergab doch keinen Sinn, oder? Nicht für einen Silberdrachen, das war doch einer der guten, oder war das hier auf der Welt anders?

Die guten? Nein, sie waren die Gegner... ein Hindernis... Halt, das waren nicht seine Gedanken... Nein, bitte nicht schon wieder...

Doch schon hatte Harry erneut eine Vision, was von außen wie ein Anfall, eine Trance wirken musste, jedenfalls stand er nun völlig erstarrt da, während seine weit aufgerissenen Augen fassungslos ein Geschehen verfolgten, das keiner der Gefährten sah. (Den Zeitungsjungen dagegen, der direkt vor ihm herlief und eine Zeitung verlockend vor ihm herschwenkte, schien er nicht zu sehen.)

Dann war der Spuk wieder vorbei. Harry schluckte.

"Um, Henry? Jurij?" sagte er. "If this fellow is still alive, I think he is here. If they haven't managed to kill him, he's here fighting our 'guests'."

Zu Aria aber sagte er: "Wenn du dich mit der Akademie so gut auskennst, vielleicht kannst du mir sagen, wie man hier zu Abkömmlingen aus anderen, ähm, Geschlechtern steht, sagen wir roten Drachen?"
 1. die mit den Augen, nicht der Statue
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.02.2015, 22:34:24
Als Harry nach Stadtplänen fragte, sah ihn Aria überrascht an. "Ein Plan von Terendol? Das ist eine spannende Idee." Sie lachte. "Es gibt sicherlich Karten, aber die Stadt ist in Bewegung, und es ist eine Stadt der Künstler. Die meisten Karten, die man kaufen kann, sind wohl eher Gemälde als nützliche Wegweiser. Der Trick wäre wohl, einen studierten Geographen aufzusuchen."

Vor der Akademie zuckte Aria nur mit den Schultern. "Manche Drachenarten sind nicht unbedingt für gute Laune bekannt. Aber in Maelicci gilt, das nur konkretes Verhalten bestraft wird. Und abgesehen vom Gesetz halten es auch die meisten Leute so."

Dann sah sie nach oben. "Ich würde gerne mal einen echten Drachen sehen. Ein Goldener lebt in Asemna, aber das ist zu weit für mich."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 19.02.2015, 14:25:28
"Hm, ja, so ein goldener Drache ist schon recht eindrucksvoll", untertrieb Harry, "leider aber ein Erzfeind von uns Roten. Da wo ich herkomme, wird man nämlich hauptsächlich nach seiner Geburt, Familie und seiner Haut- oder Schuppenfarbe beurteilt. Hab ich schon einmal gesagt, dass mir dein Land und deine Stadt immer sympathischer werden? Jedenfalls durfte ich bei der Begegnung mit Sima bereits froh sein, dass der alte Drache mich nicht zum Frühstück verspeist hat, wovon er allein Henry zuliebe absah. Wenn du also doch jemals nach Asemma reist, frag ihn, ob er dich begleitet, das erhöht die Überlebenschancen ungemein."

Obwohl Harry sich Mühe gab, mit Aria in leichtem Tonfall zu scherzen, konnte er die Erschütterung über das, was er gerade gesehen hatte, nicht verbergen. Seine Bewegungen fahrig und zerstreut, der Blick noch immer starr. Was, so mächtig ist Lasciel, dass sie eigenhändig einen silbernen Drachen erledigt hat? Er fasste sich an die Brust, ungefähr da, wo die Lanze den Drachen getroffen hatte und verzog das Gesicht vor mitgefühltem Schmerz. 'Wir haben die Saat erschaffen.' Das klingt gar nicht gut... Der letzte Satz dagegen machte Harry ein klein wenig Mut. Die Magier hier—oder zumindest ein paar von ihnen—wissen Bescheid. Sie wissen, was hier los ist und überlegen schon seit längerem, was man dagegen tun könnte.

"Lasst uns hineingehen", sagte er und marschierte auch gleich los, stieß aber nach drei Schritten heftig mit jemandem zusammen, der aufjaulend zu Boden ging. Einige Zeitungen fielen dem Jungen aus dem Arm und in den Straßenstaub.

"Oh, Entschuldigung. Hab' dich nicht gesehen. Warte, lass dir helfen. Die dreckigen, die kauf ich dir natürlich ab. Was kostet eine? Da hast du drei Kupfer, nein, vier[1], einen für dich, für den Schreck. Hast du dir auch nicht weh getan?"
 1. abgezogen
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.02.2015, 12:06:12
Der Junge gab leise einige Flüche von sich, die jemand seines Alters eigentlich noch gar nicht kennen sollte. Als sich Harry aber entschuldigte und ihm gleich einige "Zeitungen" - es war tatsächlich nur ein einzelnes Blatt Papier - abkaufte, erschien wieder ein Lächeln in seinem Gesicht. "Vielen Dank der Herr, und einen schönen Tag noch!"

Als Harry das Nachrichtenblatt ansah, dachte er zunächst, es wäre komplett handschriftlich verfasst. Doch ein Blatt glich dem anderen, bis ins letzte Detail. Die Überschrift titelte:

Kommt jetzt der Krieg?

Unter einem längeren Text war das gezeichnete Bild eines jungen Mannes mit dunklen Locken und kurzem Ziegenbart zu sehen, untertitelt mit: In einem Akt gnadenloser Gewalt hat Prinz Naphan die Macht ergriffen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 20.02.2015, 14:52:44
Rillfarsell betrachtete sich die Fasade interessiert.
Als Harry etws davon sagte, daß die Drachenstatue vielleicht doch ein echter sein konnte, flog das Feenwesen empor und besah sie sich genauer. Es setzte sich auf die Schnauze und wedelte ein bisschen mit dem Armen.
"Hallo! Jemand zu Hause?"
Als keine Reaktion kam, flog es wieder nach unten.
"Ich hoffe, ihr haltet mich nicht für respektlos, werte Aria. Aber ich konnte nicht widerstehen.
Wißt ihr etwas über die Leute, die hier abgebildet wurden?"

Auch Rillfarsell machte sich langsam auf den Weg zum Eingang.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 21.02.2015, 00:59:27
Der Gruppe war Jurij still gefolgt. Als Harry sich über die gewundenen Gassen beschwerte, lachte er auf. „Ahahah. Ja wenn man nur Schachbrettmuster wie in Amerika oder im modernen Asien gewohnt ist. Tatsächlich zeugen diese Gassen von einer aus gekügelten Abwehrstrategie. Denn im Angriffsfall kann man sich leichter verstecken und keine Geraden Schüsse auf lange Distanzen sind möglich. Auch ist ein Kries besser von einer Palisade oder einer Mauer, wie hier zu umgeben als ein Rechteck.“ aber da ging es auch schon weiter.

Bei der Bibliothekblieb angekommen, schaute er sich wie die anderen um. Das Gebäude und die Staturen waren beeindruckend. Irgendwie war es schon interessant. Denn mit ähnlichen Augen müssten die alten Meister herumgereist sein um neues zu erfahren. Nur waren sie nie in einer ganz anderen Welt. Den Geschichten über Drachen lauschte er interessierest. Warum nicht, wo es Magie und Fabelwesen gab, gab es wohl auch Drachen, Engel und wer weiß was noch. Kurz stutzte er jedoch, als Harry von einem goldenen Drachen in Berlin berichtete? Warum log er die Frau an? Doch bevor er dem nachgehen konnte, war auch schon der kleine Zeitungsjunge da und kaum später lag er auch schon im Dreck.

Es war interessant, dass ihre Gäste alte Feinde hatten, die sogar noch leben könnten. Vielleicht hatte Harry mit seiner Vermutung wirklich recht aber erst einmal widmete sich Jurij der Zeitung, die Harry so großzügig abgekauft hatte. Vielleicht bedeutete es Frieden und die Menschen dieses Landes würden wieder zur Ruhe kommen. Oder es bedeutet, dass sie in die heiße Phase des Bürgerkrieges im Nachbarland eingingen. Wie dem auch sei, es waren Nachrichten. Doch nachdem er den Text gelesen hatte stellte sich Ernüchterung ein. Es war eine berechtigte Frage und die Luftschiffe am Himmel zeigten, dass die ganz oben es ernst nahmen. Zum Glück lag die Hauptstadt ja weit genug von der Grenze weg.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 21.02.2015, 10:50:59
Aria lachte bei Rillfarsells Aktion auf. "Es gibt sicherlich ein paar Leute in der Bibliothek, die sich fürchterlich aufregen würden, wenn sie das gesehen hätten. Aber es gibt kein Gesetz, dass sowas verbietet, und meiner Ansicht nach ist da auch nichts Schlimmes dran. Allerdings bezweifle ich, dass die Statue mehr ist als eine Statue."

Während die Gefährten den Text lasen, trat ein kurzer Moment der Stille ein. Die Nachrichten verhießen wenig Gutes:


Kommt jetzt der Krieg?

Verehrte Leser! Es gibt neue Nachrichten aus Tarzis - und sie sind äußerst beunruhigend! Machet euch gefasst auf Geschichten über Verrat, Niedertracht, Gewalt und drohendes Unheil - Geschichten, die jedoch keiner alten Legende entspringen, sondern den wahren Ereignissen in unserem Nachbarland entsprechen!

Unsere treuen Leser wissen, dass wir einen Beobachter in der unmittelbaren Umgebung des Palastes haben, einen Magiekundigen, der uns durch seine arkanen Kräfte in Sekunden Botschaften übermitteln kann, für die ein Bote Tage brauchen würde. Und so wissen wir, dass am gestrigen Abend Prinz Naphan, der Neffe des verstorbenen Königs Gelaroth, die Macht im Land ergriffen hat.

Doch nicht das Volk hat entschieden, wie es in unserer geliebten Heimat der Fall wäre, noch eine rechtmäßige Einigung auf einen würdigen Nachfolger, sondern Intrigen, Verrat, und - ja, verehrte Leser! - sogar Entführung und Mord! Jenen Lesern, die solche Berichte erschrecken, empfehlen wir daher, ab hier nicht weiter zu lesen. Alle anderen mögen sich gefasst machen auf eine Geschichte, die manch einer als Akt eines Wahnsinnigen bezeichnen würde - in jedem Fall aber als Akt gnadenloser Machtgier!

Wie allgemein bekannt, herrschte in den großen Häusern von Tarzis Zank um die Nachfolge von König Gelaroth. Jedes Haus wollte die Herrschaft an sich reißen, und selbst innerhalb der Häuser gab es Zwist, wer der rechtmäßige Nachfolger sein möge. Auf bislang ungeklärte Art gelang es nun Prinz Naphan, drei der acht anderen Häuser hinter sich zu vereinen. Als er sich am gestrigen Abend offiziell zum König krönen ließ, in Anwesenheit der Repräsentanten der drei anderen Häuser, fand ein Mordanschlag auf das Haus Jarisdal statt - ein Anschlag, bei dem all jene Personen, die die Krone für sich beanspruchten, ums Leben kamen.

Dieser feige Anschlag ist wohl als Warnung an die anderen Häuser zu verstehen, sich nicht gegen den neuen König Naphan aufzulehnen - eine Warnung, die angekommen ist, denn bislang hat sich kein Haus gegen die Machtergreifung ausgesprochen.

Lediglich der Große Bund der Völker hat sich gegen König Naphan aufgestellt. Fürstmonarch Tla'vir von Ukethe erklärte auf Nachfrage: "Prinz Naphan hat mit Mitteln, die wir nicht hinnehmen können, die Macht an sich gerissen. Akzeptieren wir seine Herrschaft, stellen wir die Werte des Bundes in Frage."

Ein Krieg ist also wohl zu erwarten. Doch König Naphan, wie man ihn nun wohl nennen muss, hat natürlich auch damit gerechnet - und durch eine weitere Missetat ein sofortiges Handeln des Bundes verhindert. Er ließ alle Diplomaten im Lande Tarzis sowie deren Familien verhaften, und hält sie nun in Geiselhaft. Ein Angriff des Bundes auf Tarzis würde mit der sofortigen Hinrichtung aller Diplomaten bestraft, wie er offiziell verkünden ließ.

Welches Schicksal erwartet nun unser eigenes geliebtes Land? Werden wir die Nachbarn eines von einem Tyrannen beherrschten Königreiches? Oder werden wir in den schlimmsten Krieg seit vielen, vielen Jahren verwickelt, in dem wir als direkte Nachbarn wohl zu den Hauptakteuren gehören werden?

Verehrte Leser, kauft täglich unsere Zeitung und bleibt so auf dem Laufenden!
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 22.02.2015, 21:31:02
Als Jurij alles gelesen hatte, grummelte er laut in seiner Muttersprache auf. Einige der Wörter waren Anglizismen welche somit von seinen Begleitern verstanden werden konnten und eindeutig zu den unreineren Errungenschaften einer Sprache gehörten. „Ha, was lehrt uns die Geschichte? Diese Vermutungen sind keine Hirngespinste. Kein Land verhandelt ernsthaft mit Geiselnehmern und die die es tun werden auch einem Krieg nicht im Wege stehen. Die Anderen, welche sich von den Geiseln einschüchtern lassen, werden auch keinen Finger rühren falls es zum Krieg kommt. Das Ganze ist ein Test für die Länder. Der junge König will sehen welche Länder ihm gefährlich werden können und welche zurückschrecken. Die Regierungen des Bundes sollten ihn sofort in die Schranken weisen aber es würde mich überraschen wenn sie es tun.“ Deutlich war im Redeschwall von Jurij Wut und Frustration zu hören. Ihm gefiel wohl der Gedanke an Krieg kein bisschen und die jetzigeSittuation tat ihr übriges.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.02.2015, 00:09:08
"Die Regierungen?" Harry sah Jurij ungläubig an. "Die Regierungen sollen diesen Naphan in die Schranken weisen? Ha! Die Regierungen werden gemütlich daheim sitzen bleiben, während die armen Soldaten aus dem Volk im Feld bluten und sterben! Und für was sollen diese ihr Leben riskieren? Die eigene Freiheit? Oder wenigstens die Freiheit des Volkes in, wie heißt das Land, Tarzis? Nein, bloß weil der Regierung hier nicht passt, wer dort auf dem Thron sitzt. Was kümmert es bitteschön das Volk, hier oder dort, welcher Tyrann auf dem Thron sitzt? Ist da der eine wirklich schlimmer als der andere? Was wissen wir denn über dieses Haus Jarisdal außer, dass es ebenfalls nach der Macht gierte und sich dabei nicht einmal untereinander auf einen Prätendenten einigen konnte. Edelt es sie, dass man sie ermordet hat? Macht es sie automatisch zu besseren Menschen? Wer weiß, vielleicht kam Naphan ihnen ja nur zuvor mit seinem Plan und sie hatten etwas ähnliches mit ihm vor!

Das ist doch hier alles billigstes Propaganda-Gerede, welches die Leute aufbringen soll in einer Sache, die ihnen eigentlich herzlich egal ist. Man will sie aufhetzen, in Stimmung bringen, damit sie später nicht murren, wenn man von ihnen eine Entbehrung nach der anderen verlangt, eine Freiheit nach der anderen nimmt: Kriegssteuern, Kriegsdienst, Kriegsrecht...

Feige soll der Anschlag gewesen sein? Mir scheint er mutig. Wahnsinnig soll Naphan sein? Ich finde eigentlich, er klingt sehr besonnen. Der ganze Streich klingt sorgfältig geplant und präzise ausgeführt, unter weitestgehender Vermeidung von Kollateralschaden. Nur eine Familie hat er ausgeschaltet, dabei nur die Personen, die einen Anspruch auf die Krone erhoben, und wenn ich den Artikel richtig verstehe, hat Naphan die Diplomaten erst in Reaktion auf die drohende Ansage dieses Fürstmonarchen hin als Geiseln genommen.

Wenn das alles ist, was dieser Mann getan hat, um König zu werden, nein, das rechtfertigt den Titel "Tyrann" noch längst nicht. Vielleicht wäre er gar einer der kompetenteren Regenten, oder zumindest nicht inkompetenter als der Rest. Am Ende sind doch alle Könige Tyrannen! Warum soll der einfache Soldat bluten, nur um einen Tyrannen vom Thron zu holen, damit ein anderer Tyrann sich darauf setzen kann? Die einzig wahre Staatsform ist die Demokratie! Freiheit für das Volk, das ist der einzige Grund, der einen Krieg rechtfertigt. NO TAXATION WITHOUT REPRESENTATION! GIVE ME LIBERTY OR GIVE ME DEATH!"
Harry ließ die Arme, die er bei seinem plötzlichen Ausruf mit geballten Fäusten erhoben und zur Seite gestreckt hatte, wieder fallen. "Na ja, man muss dabei gewesen sein, sagte Großvater immer."

Erst jetzt, da die Flammen seiner Rede niedergebrannt waren, kam ihm ein Gedanke.

"Although, if I were paranoid, I'd suspect Naphan has a 'guest' whispering ideas in his mind. Sein Coup klingt schon sehr gewagt und sehr vom Glück gesegnet. Und dieser Gast... hm, dem gefällt die Idee bestimmt, dass er hier einen schönen großen Weltkrieg angezettelt hat. And all the monarchs and politicians of this great league of nations are but pawns on a chessboard."

Er räusperte sich, als er merkte, dass er von einigen Leuten—und nicht nur aus der Runde seiner Gefährten—angestarrt wurde. "OK, hm, ja, vielleicht klärt mich mal jemand auf, was denn dieser Völkerbund ist und warum man sich dort so sehr für die Thronfolge in Tarzis interessiert?"

Harrys hoffnungsvoller Blick glitt zwischen Jurij und Aria hin und her.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.02.2015, 10:32:29
Harrys flammende Rede zog die Aufmerksamkeit verschiedener Passanten auf sich - und nicht nur das: Gute Zwanzig Meter weiter standen zwei Männer der Gerichtswache bei einem Obsthändler, die die kleine Gruppe nun argwöhnisch beobachteten. Noch allerdings kamen sie nicht näher.

Aria sah Harry einige Momente mit offenem Mund an. Schließlich fing sie sich wieder, warf dabei aber Henry hilfesuchende Blicke zu. "Du hast da... interessante Ansichten, Harry. Aber so überzeugt ich von der Demokratie bin: Sie hat auch ihre Schwächen. Und denke dran, dass es immerhin ein König war, der diese Staatsform überhaupt erfunden hat. Wenn du ihn öffentlich als Tyrannen bezeichnest, machst du dir nicht gerade Freunde in Maelicci."

Sie sah hinüber zu den beiden Wachen, und lächelte ihnen entschuldigend zu. Dann sah sie wieder zu Harry. "Und der Bund der Völker... ganz ehrlich, den mußt du doch kennen? Egal, wie weit weg deine Heimat ist, der Bund umfasst alle Länder dieser Welt. Der Bund garantiert seit zweihundert Jahren den Frieden in der Welt. Du willst nicht ernsthaft behaupten, du hättest noch nie davon gehört?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.02.2015, 11:01:13
"Meine Schulbildung war, ähm, eklektisch", sagte Harry und wurde tatsächlich ein wenig rot dabei. "Außerdem halte ich es wie Sherlock Holmes, der berühmteste Detektiv aller Zeiten, der nicht einmal wusste, dass die Welt eine Kugel ist und sich um die Sonne dreht: derlei Wissen, verkündete er hochnäsig, nütze ihm überhaupt nichts bei der Aufklärung seiner Fälle und er wolle es nun, da er es unabsichtlich erfahren habe, schnell wieder vergessen, um Platz zu schaffen für solches, das ihm bei seiner Arbeit hilft."

Er warf noch einen kurzen Rundumblick über sein Publikum, ärgerte sich über seinen Ausbruch, aber nicht so sehr, dass er sich einen letzten Unkenruf verkneifen konnte: "Schön, macht Krieg. Man kann nur hoffen, dass dies nicht euer Sarajevo ist. Siebzehn Millionen Tote in vier Jahren Krieg, nur weil ein Thronfolger ermordet wurde. Lasst uns hineingehen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 24.02.2015, 00:01:13
Ein Schnaufen war von Jurij auf Harrys rede zu hören. Seine verschränkten Arme zeigten offensichtlich, dass er nicht seiner Meinung war. „Harry, auch ich hoffe dies nicht für dieses Land. Denn es gibt noch andere Wege als immer zum Messer oder zum little Boy zu greifen, der ja in einem Wimpernschlag eine ganze Stadt ausgelöscht hatte. Es gibt Sanktionen. Sie stehen jedem Land offen und wenn sie weise eingesetzt werden, können sie einen Krieg verhindern. Denn jedes Land ist irgendwie auch von seinen Nachbarländern abhängig.“ Langsam wanderte sein Blick von Harry zu Aria. „Wenn wir schon hier sind, können wir auch gleich einmal ein paar Bildungslücken schließen.“ Kurz lächelte er die Frau an, denn er meinte damit nicht nur die von Harry. „Ja, wir sollten hinein gehen, bevor einer noch eine Fackel holt oder Harry zu einer längeren  Diskussion herausfordert.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.02.2015, 00:59:45
"Sanktionen? Hier steht nichts von Sanktionen. Krieg will man!" widerspricht Harry. "Auf die Idee mit 'Sanktionen' kommt nur jemand, der die Zahlen und die Fotos gesehen hat und daher ganz genau weiß, was ein 'kleiner Junge' oder ein 'fetter Mann' anrichten kann."

Harry sah zum Himmel, ob er die Luftschiffe noch ausmachen konnte. Da waren sie, kleine Punkte in der Ferne. Von einer plötzlichen Wut erfüllt knüllt er den Zeitungsartikel zusammen und lässt ihn von hoch über dem Kopf fallen, den Fall mit einem immer tiefer werdenden Pfeifgeräusch begleitend, den Aufprall aber mit einem "Booom", wozu er mit beiden Armen einen Atompilz in die Luft zeichnet. "Vernunft lernt man nur durch Schaden."

Nein. Der zweite Weltkrieg war dies nicht, aber an den ersten wurde er doch mit Macht erinnert. Die gleiche glühende Begeisterung, die selbstherrliche Empörung, die dieses Pamphlet durchdrang: so mussten die Stimmen in der europäischen Presse seinerzeit auch geklungen haben. Als die Welt noch nicht ahnte, wie ein Weltkrieg aussah und dass es so etwas überhaupt gab. Und die Technik hier in Maelicci, nun, das schien ihm durchaus vergleichbar. Man mische noch ein wenig Magie hinzu...

Und das, wo ich eh nur so gerade eben und mit Mühe den Kopf über Wasser halte, wo ich eh ringsum nicht eine Hoffnung sehe als ein Strohhalm hier und da!

"Verzeih, Aria. Ich erwähnte doch gestern, dass mein Heimatland sich gerade in einem Bürgerkrieg selbst zerfleischt hat. Jeder fünfte tot, und damit meine ich ein Fünftel der Bevölkerung, nicht allein der Soldaten, und das sind nur die letzten Zahlen, die ich gesehen habe, da dürfte noch einiges hinzukommen dank Hungersnöte, Seuchen, Kriegsverletzungen. Da kann ein Mann schon mal zum Pazifisten werden."

Mit diesen Worten wandte Harry sich endgültig dem Eingang zu.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 24.02.2015, 10:43:27
Während die Gefährten in Richtung des Eingangs gingen, wanderte Arias Blick mit immer irritierterem Ausdruck zwischen Jurij und Harry hin und her. Einige Male sah sie hilfesuchend zu Henry, der jedoch von Dingen wie einem "Little Boy" auch nicht viel wusste.

Einige Momente rang Aria mit Worten. Mehrfach setzte sie an, unterbrach sich, und schüttelte schließlich den Kopf. "Ich weiß weder, wer Sherlock Holmes sein soll, noch, was ein Sarajevo oder ein Littelbau ist. Ich weiß nur, dass ich grundsätzlich gegen das Töten bin, aber ich bin auch realistisch genug, um zu wissen, dass es nicht immer vermeidbar ist. Und es gibt noch etwas anderes, dass ich weiß. Einige der Dinge, die ihr von euch gebt, sind für Außenstehende... irritierend. Dies ist ein gutes Land, aber in jedem guten Land gibt es auch schlechte Menschen, und manche davon haben politische Macht. Sprecht ihr also von einem Versagen des Völkerbundes in eurer Heimat, von unzähligen Toten in einem Bürgerkrieg, von dem hier noch nie jemand gehört hat, dann besteht die Gefahr, dass ihr die Aufmerksamkeit auf euch zieht. Dass es Leute gibt, die euch und eure Geschichte benutzen wollen. Ich will niemandem den Mund verbieten, aber seid etwas vorsichtiger, ja?"


Als Aria geendet hatte, betraten sie die große Eingangshalle der Akademie. Ein gewaltig wirkender Raum, schimmernder Marmorboden, Stuck an den Wänden, verzierte Säulen und Regale, die über und über mit Büchern gefüllt waren. Eine Treppe an der gegenüberliegenden Seite führte ins nächste Stockwerk, hinter einem Tisch links vom Eingang saß eine Halblingsdame vor aufgeschlagenen Büchern, in denen Listen zu sehen waren.

Gute dreißig Personen hielten sich hier auf, die meisten davon in hellen, ähnlich aussehenden Gewändern, und saßen an Tischen und lasen, oder standen suchend vor den Regalen.[1]
 1. Wahrnehmung gegen SG 12 bitte
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 24.02.2015, 21:37:09
Oh sie hatte eindeutig Recht und zwar so etwas von. Jurij fragte sich, warum er sich zu solchen Äußerungen hinreißen lassen hatte. Hier kannten sie weder die eine noch die andere Geschichte und es war tatsächlich mehr als Dumm etwas zu erzählen was eindeutig missverstanden werden konnte. So hielt er nun den Mund und betrachtete lieber das Treiben in der Bibliothek.[1]

Es war schon eine schöne Sammlung. Was wol in den Büchern alles drinne stehen möchte. Welche Geheimnisse welche baulichen Künste. Doch zwei Männer zogen rasch Jurijs Aufmerksamkeit auf sich. Den einen kannte er von gestern abend und der andere passte wie Harry nicht in das Bild der Stadt. War es etwa der Typ, den die beiden Gestern beschrieben hatten? Möglich war es ja. Kurz blickte er zu Harry, überlegte ob er in auf die beiden aufmerksam machen sollte. Dann entschied er spontan etwas anderes. Er ging geradewegs auf sie zu. Wenn der Neo, denn so sah er aus, schon so gaffte dann konnte man sich wenigstens vorstellen.
 1.  Wahrnehmung 30 nat 20
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 25.02.2015, 20:42:18
Henry verfolgte die Diskussion zwischen Jurij und Harry schweigend. Er wollte sich einschalten und seine Meinung beisteuern, schon allein wegen Aria. Allerdings musste er sich eingestehen, dass er nicht wirklich eine Meinung hatte.

Die große Politik war ihm grundsätzlich fremd. In Irland lebte man in Clanstrukturen. Streitigkeiten wurden von den Familienoberhäuptern geschlichtet und geographisch übergreifende Angelegenheiten wurden durch allgemeingültige Traditionen und individuelle Absprachen der Clanführer geregelt. Gestützt wurde das System durch eine komplizierte Heiratspolitik.
Erst die Engländer hatten die Idee einer zentralen Regierung nach Irland gebracht. Und dies war nicht gut gediehen. Manche Clans hatten den Aufstand versucht und wurden blutig niedergeschlagen. Erst gerade hatte es eine neuerliche Erhebung gegeben. Das war... kurz bevor aus seiner Welt gerissen worden war, wie sich Henry bitter erinnerte.
Harry hatte zuvor schon mit ihm über Demokratie gesprochen und über diese seltsamen freiheitlichen Rechte. Henry hatte es, ehrlich gesagt, bis heute nicht verstanden, warum diese Regierungsform so eine Faszination auf Harry ausübte. Henry beurteilte die Sache naürlich anders. Es war für ihn schon ein unbehaglicher Gedanke, dass ein ganzes Land nach dem Willen eines Menschen ausgerichtet wurde. Aber er konnte sich damit zufrieden geben, wenn der König weise und demütig war, wie eben König Salomo. Aber wie konnte man wollen, dass ein Land nach dem Willen der Mehrheit von Menschen regiert wurde? "Aber jetzt mal ehrlich Harry, Du kannst doch nicht wollen, dass die Gebildeten und Geachteten denselben politischen Einfluss erhalten wie die Bauern und Idioten? Du wolltest doch nicht wirklich behaupten, dass Du Dich bereitwillig unter den Willen einer Mehrheit beugst, wenn die Mehrheit aus Menschen wie Huckleberry Finn und Homer Simpson besteht?"

"Oh, aber es gibt erstaunlich wenige Idioten", hatte Harry erwidert, "wenn Schulbildung für alle Kinder von fünf bis sechzehn verpflichtend ist, dafür aber nichts schrecklicheres als einen ansonsten intelligenten und gebildeten Menschen, der rassistische Ideologien, Standesdünkel oder sonstige Hassparolen verbreitet, die jeder Logik, ethischem Gefühl und gesundem Menschenverstand spotten. Aber Du hast insofern recht, als dass auch die Mehrheit ein Tyrann sein kann; ein perfektes System gibt es auf Erden nun einmal nicht. Jedenfalls wäre Huckleberry Finn mir als Präsident lieber als George W. Bush."

Henry hatte daraufhin nur den Kopf geschüttelt. Er konnte sich die Überlegenheit des demokratischen Systems einfach nicht vorstellen.



Bevor sie in die Akademie eintraten, fasste sich Henry ein Herz und hielt Aria am Arm. "Aria, ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich ehrlich zu Dir bin. Ich weiß nur nicht, wie ich es Dir einfach sagen soll, denn die Sache ist für mich selbst ziemlich verwirrend. Aber die Sache ist..., nun, ..."

Henry rang ein wenig mit Worten. Er blickte in Arias Augen und dachte wieder einmal, wie hübsch sie doch waren. Er spürte, dass er ein wenig rot wurde. Er hatte jetzt ihre volle Aufmerksamkeit und würde nun nicht mehr das Thema abwiegeln können. Aber wie sollte er es ihr sagen? Es klang doch arg lächerlich.

"Ich sage Dir jetzt einfach wie es ist. Dass wir nicht von hier kommen, das weißt Du schon. Aber wir kommen auch nicht einfach aus einem fernen Land. Wir kommen aus einer anderen Dimension. Wir sind durch den Einfluss einer bösen Macht aus unserer Welt gerissen worden und hier gestrandet."

Henry war vollends errötet und vor Scham stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Was er Aria eben gesagt hatte, musste unglaublich klingen. Er selbst hätte an Arias Stelle gelacht.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 25.02.2015, 21:38:24
Irritierend? Ja, Harry irritierte sich selbst zurzeit. Hatte er sich nicht schon zweimal geschworen, sich von nun an unauffälliger zu benehmen? Das war doch eigentlich so gar nicht seine Art, auf offener Straße mit lauter Stimme ketzerische Reden zu schwingen. Aber Lasciels Art war es sehr wohl, wie ihr Auftritt im Schankraum letzte Nacht bewies.

Ist das also Lasciels Einfluss und Einflüsterung, die mich dazu verleiten, ein öffentliches Spektakel aus mir zu machen? Was kann sie damit bezwecken? Müsste es für ihr heimliches Tun nicht nützlicher sein, ich würde unauffällig in der Menge verschwinden? Vielleicht ist es ja auch meine Trotzreaktion, mein Unterbewusstsein, dass den Dämon bloßstellen will, auch wenn mir selbst völlig klar ist, dass die Konsequenzen mich härter treffen werden als sie.

Bei Arias Warnung, wenn er so weitermache, werde er noch jemanden auf die Idee bringen, ihn zu irgendwelchen schmutzigen Zwecken zu benutzen, musste er lachen, auch wenn er es sofort unterdrückte. Der war gut!

Etwas anderes fiel Harry auf. Wenn man selbst die ganze Zeit redet, erfährt man nichts neues. Er hätte besser daran getan, Aria über Tarzis, Naphan und die ganze Situation auszufragen. Statt dessen hatte er sie brüskiert. Zwei Chancen vertan.

Als sie die Akademie betraten, sah Harry sich mit großen Augen um. So viele Bücher schon in der Eingangshalle!

"An wen müsste ich mich hier wenden, um—" begann Harry an Aria gewandt, nur um festzustellen, dass weder Aria noch Henry ihnen gefolgt waren. "Hey, warte mal, Jurij", sagte er, doch von diesem sah er auch nur noch den Rücken. Nanu, wo lief der gute Mann nur so zielstrebig hin, wen oder was hatte er entdeckt? Harry konnte es nicht ausmachen. Das Feenwesen schien ebenfalls verschwunden.[1]

Er zuckte mit den Achseln und trat wieder hinaus, wo er Henrys letzte Worte gerade noch mitbekam und ziemlich blass wurde.

"That's not exactly what I meant when I said you should try to be more honest with her", murmelte er.
 1. Perception = 9
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.02.2015, 22:02:19
Aria starrte Henry mit offenem Mund an. Einige Momente stand sie einfach nur da, dann schüttelte sie ihren Kopf, so heftig, dass ihre Haare hin- und herflogen. "A-Also... ich... ich sollte jetzt wa... wahrscheinlich einfach laut lachen, und d-dich für verrückt erklären. Aber auch, wenn wir uns kaum kennen, hab ich das Gefühl, dich zu kennen, und ich glaube, du meinst das wirklich ernst." Ihre Augen wanderten von seinen zum Boden zur Seite und wieder zurück zu ihm. Einen Moment sah sie ihn dann einfach nur an. Sah in seine Augen. Tief.

"Du meinst das wirklich ernst, oder? So wie in Dantans Reise in die Stadt der Engel und Teufel? Mein Urgroßvater hat es mir vorgelesen, und immer behauptet, es sei eine wahre Geschichte. Du... du bist nicht verrückt, Henry, und du willst mich auch nicht für dumm verkaufen, oder?"

Wie nebenbei hatte sie Henrys Hände genommen, und hielt sich nun daran fest, während sie jede Sekunde ein wenig bleicher zu werden schien.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.02.2015, 23:00:09
Während Henry und Aria sich noch draußen unterhielten, Harry wieder zu den beiden zurückging und Rillfarsell fliegend die Bibliothek erkundete, machte sich Jurij auf den Weg zu den beiden Männern.

Der Mann, den Jurij als "Neo" betitelt hatte, lehnte sich zurück und sah Jurij offen an. Tai'Lor drehte sich ebenfalls um, und begrüßte den jungen Deutschen mit einem Nicken. "Ich bin Rubin", erklärte der Fremde und erhob sich dabei von seinem Stuhl. "Du musst Jurij sein. Und dein... Begleiter... ist Obayifo, nicht wahr?"

Rubin trug ein hautenges schwarzes, langärmeliges Hemd, eine ebenso schwarze, glatte Stoffhose, und darüber einen weiten schwarzen Mantel mit intensiv rotem Innenstoff. Beide Stoffe glänzten leicht seidig. An seinem Handgelenk konnte Jurij eine Art Mini-Computer entdecken, zum größten Teil verborgen unter dem Ärmel seines Mantels.

Er hatte die Hände vor seinem Bauch verschränkt und machte keine Anstalten, Jurij die Hand zu reichen. Tai'Lor hingegen erhob sich und streckte dem Neuankömmling die Hand hin. "Hallo, Jurij."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 26.02.2015, 16:08:14
Henry hatte zurecht erwartet, dass es Aria schwer fallen würde, ihm zu glauben. Ebenso war es auch gekommen, da Aria sichtlich mit Worten rang und Vergewisserung von ihm forderte. Und doch war es Henry deutlich, dass sie bereit war, ihm Glauben zu schenken. Dies machte wiederum Henry sicherer und er gewann seine Fassung wieder.

Henry schlug ein Kreuz vor der Brust und murmelte: "Get thee behind me, demon: thou art an offence unto me: flee this humble flesh and give room for the Holy Ghost"

"Himmel, ich wünschte, ich würde Dich einfach auf den Arm nehmen. Aber Du glaubst mir schon und weißt, dass ich nicht lüge. Wir können unsere Andersartigkeit und unser Unwissen über diese Welt kaum länger verstecken. Früher oder später wärst Du misstrauisch geworden. Ich sage Dir die Wahrheit aus Wahrhaftigkeit und zur Warnung.

Es ist nicht wie in Dantes Göttlicher Komödie. Eher wie in Miltons Verlorenen Paradies. Vor Urzeiten haben die Kinder des Himmels gegen ihren Schöpfervater rebelliert und wurden besiegt und hinabgestoßen in die Finsternis der Höllen. Von dort harren sie ihrer Gelegenheit, doch noch den Thron zu besteigen. Doch da sie Gott auf dem offenen Schlachtfeld nicht bezwingen können, beschließen sie, ihn fortan mit List und Tücke zu bekämpfen. Und da sie wissen, dass des Vaters liebstes Geschöpf der Mensch ist, schleichen sie sich ins Paradies und verführen den Menschen, so dass er seine moralische Unschuld verliert. Hinfort findet der Kampf zwischen Gut und Böse in der Seele des Menschen statt.

Denn von dem Urquell alles Bösen konnte
Solch eine tiefe Bosheit nur entspringen;
Um bis zur Wurzel das Geschlecht der Menschen
Verderbend, Erd' und Hölle zu vermischen;

Wir sind Opfer eines besonders garstigen Anschlag geworden, indem dämonische Mächte von uns Besitz ergriffen und uns über Umwege in diese Dimension rissen. Seither übernehmen sie immer Nachts die Kontrolle.

Und dies dem großen Schöpfer nur zum Trotz;
Doch mehrt ihr Trotz nur seine Herrlichkeit.

Doch verderben können sie nur das Fleisch. Wir werden unsere Seele zu verteidigen wissen. Wir werden sie austreiben und besiegen durch alles, was der Schöpfervater uns gegeben hat. Wir brauchen eine Reliquie, die mächtig genug ist, diese Geister auszutreiben. Unser Erster Hinweis ist, dass es hier in der Akademie einen Kristall geben soll, der solches bewirkt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.02.2015, 18:17:23
Harry knuffte Henry ein paarmal und versuchte einzuwerfen, dass dies vielleicht nicht der richtige Ort sei, um Aria von ihrem "verlorenen Paradies" zu erzählen, doch Henry schien ihn gar nicht wahrzunehmen, so war er in Fahrt.

Genau wie ich eben...

Harry sah sich um, ob sein Publikum von vorhin denn noch anwesend war oder ob andere Passanten in Hörweite kamen, und bemühte sich, diese so gut wie möglich von Henrys Rede abzulenken, indem er den bevorstehenden Krieg zur Sprache brachte und um Meinungen bat, oder etwas über "verrückte Wanderprediger" murmelte, die man in solch unruhigen Zeiten natürlich überall antreffen würde und die gern das Ende der Welt voraussagten,[1] und setzte sich zum Schluss, als Henry geendet hatte, erschöpft auf die Stufen, die zum Eingang hochführten, und barg den Kopf in den Händen.

Hatte Henry damit Arias Todesurteil ausgesprochen? Oder sie gerettet? Zu viel Information kann einen töten, aber zu wenig auch.

"Lass uns hineingehen", sagte er. "Jurij scheint etwas Interessantes entdeckt zu haben."
 1. Bluff = 19
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.02.2015, 18:36:16
Aria hörte Henry auch weiter zu, doch ob sie konzentriert war, oder eher in einer Art Schock, war schwer zu sagen. Zum Glück liefen nur zwei, drei vereinzelte Passanten vorbei, die Harry mit seinen Worten gut von Henrys Rede ablenken konnte. Einen älteren Mann auf dem Weg in die Bibliothek versuchte Harry ebenfalls abzulenken, doch als dieser entschuldigend auf seine Ohren zeigte (und dabei ein beinahe zahnloses Lächeln zeigte), war klar, dass er Henrys Rede gar nicht mitbekommen hatte.

Als Henry geendet hatte, setzte sich Aria ebenfalls auf die Stufen. "Ich... verstehe das noch nicht alles. Aber ich glaube dir. Seid ihr... ihr alle vier betroffen? Auch die Fee?" Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare, und seufzte. "Ich wünschte, Urgroßvater würde noch leben. Er war zwar kein Geistlicher, hat aber in seinem Leben so viele verschiedene Bücher gelesen, dass er auf fast alles eine Antwort hatte."

Sie lächelte, doch ihre zitternden Hände zeigten, dass es ihr dabei keinesfalls gut ging.

Als Harry dann zum Aufbruch in die Bibliothek drängte, nickte sie nur, und stand wieder auf.

Doch bevor die beiden Männer weitergehen konnten, fasste sie sie an den Armen und hielt sie zurück. "Ihr seid nicht allein. Ich bin für euch da", erklärte sie.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 28.02.2015, 11:46:18
So wie dieser Neo nimmt sich Jurij heraus ihn zu mustern. Er blieb beim Handcomputer hängen. Leicht legte er den Kopf schief und spannte dabei seine Nackenmuskeln an. Ein Leises Knacken kündete, dass er am Morgen vielleicht doch etwas mehr Zeit gebraucht hätte um sich warm zu machen. Beim Recken überlegte er aus welcher Zeiteben der sich als Rubin vorgestellte kommen mag. Nach der Kleidung nicht all zu weit von seiner entfernt, allein die Uhr passte nicht. Handys und Co waren richtige Computer bei ihm, Uhren hingegen, jedenfalls die Meisten waren eher Statussymbole und Zeichen der handwerklichen Kunst. Sie wurden kurz um nicht in tragbare Computer verwandelt.[1]

Mit einem lächeln begrüßte er Tai´Lor „Hallo, ein angenehmer Tag oder? Ich hoffe ihr hattest gestern Abend Glück ein paar Freiwillige zu finden. Persönlich würde ich ja gerne helfen, bei einigen Dingen, aber ihr wisst ja, dass es erst einmal noch etwas anderes zu tun gibt.“ Wieder kurz lächelnd wendete er sich an Rubin „Ein interessanten Namen hast du da Rubin, roter Stein, Lebensspender, Sonnenfeuer, König der edlen Steine.“ Ohne den Blick von Rubin zu lassen, rieb er sich mit der Linken den Nacken. Dieser Rubin wusste ja einiges, etwas zuviel für Jurijs Geschmack der ja erst vor Kurzen die Augen aufgerissen bekommen hatte. „Ja und Obayifo ist mein leidig, stehts wachsamer Begleiter.“ Jurij wollte aber fähr  bleiben und Rubin so indirekt im Redefluss sagen, das O noch mithörte. „Doch vermute ich mal wir sind aus dem selben Grund hier, oder? Ich bin schon gespannt was dies für ein Ding ist. Ah und …“ er blickte nach rechts und links. „Meine drei Bekannten mit ihren Freunden sind auch hier irgendwo. Sie kommen sicher gleich nach oder werden gerade mit Mistgabeln aus der Stadt gejagt… Ach nein. Wir hatten ja nur über die Dummheit von Weltkriegen geredet … etwas zu viel aber naja. Wie sagte Konfuzius. Einen Fehler darf man machen, macht man den Fehler noch einmal ist man ein Dummkopf.“ Dann deutete er auf Rubins Handgelenk. „Hat das Ding acht oder zwölf Gigabyte Ram und wie ist eigentlich der Name deines allerliebsten Begleiters?“ Jurij lächelte leicht und hielt beim Nackenmassieren inne. Wenn er den Technologiestand seiner Welt  überschlug waren wohl solche kleinen Computer mit fast einem Terabyte Speicherplatz und maximal acht Gigabyte Ram möglich. Wobei er solche –großen- Handlichen Rechner nur als Tablet für naturkundliche Kartierungen oder Ähnliches kannte. Im Hausgebrauch waren kleine Tablets im Gebrauch. Schließlich brauchte kaum einer einen extrem Leistungsstarkes gerät in der Hosentasche.
 1. Wahrnehmung: 24 - Jurij mustert ihn schlicht und einfach genauer von kopf bis Fuß um einzuschätzen von Wo und Wann er stammt … muß aber nichts raus kommen ; )
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 28.02.2015, 13:53:25
Tai'Lor nickte. "Ein oder zwei interessante Leute haben wir tatsächlich gefunden."

Als Jurij Rubins Namen erwähnte, lächelten die beiden Männer. "Die Frage hat mir Tail'Lor bei unserer ersten Begegnung auch gestellt. In meiner Heimat kennen wir keine Rubine. Ich bin kein Etymologe, aber was auch immer die Bedeutung meines Namens ist, mit Edelsteinen hat er nichts zu tun."

Dann deutete Rubin mit einem Nicken Richtung Tür. "Da kommen deine Freunde."

Bei den Fragen über seinen Handcomputer sah Rubin nur kurz auf das Gerät. "In meinem alten Leben war ich Hover-Konstrukteur. Das hier ist eine Art Bibliothek und Werkzeug in einem. Frag mich nicht nach technischen Daten, ich benutze das Gerät nur - und habe keine Ahnung, was Gigabyte oder Ram bedeutet."

Während sie sich unterhielten, sah Jurij sein Gegenüber genauer an. Er war durchtrainiert, muskulös - nicht wie ein Bodybuilder, sondern eher wie ein Kampfsportler wie Jurij selbst. Ihm fiel außerdem auf, dass er an Rubins Kleidung keine Nähte entdecken konnte - es sah aus, als wäre sie aus einem Stück gefertigt, was ganz und gar nicht der irdischen Produktionsweise entsprach.

Außerdem entdeckte er, dass Rubin in gut verborgenen Innentaschen seines Mantels noch weitere Ausrüstung trug, konnte aber nicht genau erkennen, um was es sich handelte.

Dann stießen auch die übrigen Gefährten dazu. Zuerst kamen Henry und Harry, begleitet von einer sichtlich verwirrten Aria, die bleicher war als zuvor. Einen Moment später flatterte auch Rillfarsell dazu.

Als Erstes begrüßte Rubin Aria - und sah dann zu Harry und Henry. "Ist sie eingeweiht?" Doch die junge Frau beantwortete die Frage selbst. "Seit gerade eben."

Rubin sah sie einen Moment mit einem forschenden Blick an, dann nickte er.

"Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid", erklärte Rubin. "Zunächst einmal möchte ich mich bei Jurij und Rillfarsell entschuldigen. Ich bemühe mich, jeden... Neuankömmling zu finden, um eine erste Orientierung in dieser Gegend leichter zu machen. Rillfarsell, als du kamst, ist gleichzeitig ein anderer angekommen - ich musste mich entscheiden. Und Jurij, ich weiß noch nicht wie, aber dein Begleiter hat es geschafft, die Spuren deiner Ankunft fast vollständig zu verschleiern. Als ich begriff, dass jemand Neues angekommen war, warst du längst woanders."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 02.03.2015, 14:42:15
Als Aria Henry zurückhielt, um ihnen ihren Beistand auszusprechen, blickte ihr Henry tief in die Augen. Es mochte eine tief empfundene Dankbarkeit darin liegen, auch etwas Zärtliches und zum dritten Sorge. "Ich bin sehr froh, Dich getroffen zu haben, Aria. Wir bedürfen eines Beistandes mehr als jeder andere hier in der Stadt - und doch solltest Du genau abwägen, ob Du dieses Risiko eingehst. Denn es ist ein Risiko. Von den Dämonen geht Gefahr aus. Der Dämon versucht mir auch im wachen Zustand seinen Willen aufzuzwingen und erpresst mich. Er will Dir etwas antun, wenn ich nicht gehorche. Doch ich darf mich nicht zum Werkzeug des Bösen machen, sondern muss es überwinden. Das verstehst Du, oder? Es tut mir unendlich leid, dass Du hier hineingezogen wurdest. Sage ein Wort und ich werde weit von hier fortgehen." Er ergriff Arias Hand und küsste ihren Handrücken. Dann betrat er mit der sichtlich verwirrten Aria das Gebäude.

Henry blieb zunächst zurückhaltend und ließ Jurij und Rubin reden. "Wir sollten darauf achten, dass sie nicht zu viel mithören können.", sagte er dann.

"You gave the power to tread on serpents and scorpions, and over all the power of the enemy: so that nothing shall by any means hurt your disciples. In the name of my savior, go forth, demon.", sagte Henry halblaut.

"Was hat es mit diesem Kristall auf sich?", fragte er schließlich, ziemlich gerade heraus. Es war henry unheimlich, dass Gespräch allzu sehr in die Länge zu ziehen. Jede Minute Verzögerung erhöht die Gefahr, dass die Dämonen eingreifen, sagte er sich.

Hatte Henry gestern noch Zweifel gehegt, war die Präsenz der Dämonen nun unmittelbare Gewissheit geworden. Ein latente Furcht hatte ihn ergriffen und er musste sich alle Mühe geben, sich dagegen zu erwehren.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.03.2015, 14:59:47
Aria hörte Henry aufmerksam zu, sagte jedoch nichts weiter dazu. Doch sie begleitete die beiden Männer weiter, ihr Blick wechselnd zwischen Henry, Harry und dem Fußboden vor ihr.

Als Henry Rubin auf den Kristall ansprach, nickte er. "Der Kristall existiert tatsächlich, aber er war nur ein Ablenkungsmanöver. Gegen niedere Dämonen wirkt er, aber nicht gegen die Kreaturen, mit denen wir es zu tun haben. Dennoch, zwei von ihnen haben sich heute Nacht damit beschäftigt - und konnten in der Zeit zumindest kein anderweitiges Unheil anrichten."

Er deutete auf eine Tür, die sich am Ende des Raumes befand. "Bitte folgt mir. Im zweiten Kellergeschoss gibt es ein Buch, das ich euch zeigen möchte."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 03.03.2015, 20:52:34
Jurijs Augen funkelten kurz bei dem Gedanken an Rubins Gerät auf. Es war schon ein netter kleiner Apparat. Das hätte auf der Erde sicher gut genutzt werden können. Doch ob es jemals auf der Erde oder einer Erde angewendet wurde, glaubte Jurij kaum mehr. Rubins Kleidung, seine Nichtkenntnis von Rubinen, welche auch ein Übersetzungsfehler sein könnte und sein Beruf waren Hinweise hierfür. Entweder kam der junge Rubin aus einer sehr fremden Parallelwelt oder aber er wurde auf einem fremden Planeten geboren.
Tief atmete Jurij aus. Die Dämonen besetzten also die verschiedensten Wesen aus den verschiedensten Ebene und Zeitlinien. Das war erstaunlich und ließ ihn daran zweifeln je etwas gegen sie unternehmen zu können.

Als der Kristall angesprochen wurde, nickte Jurij leicht. Ja etwas abseits von allen anderen konnten sie besser reden.  Freier ohne die nächst beste Person damit hinein zu ziehen. So wie es Henry getan hatte. Hierfür hatte Jurij den Krieger kühl angesehen. Was dachte er sich wohl nur dabei. Eine Priesterin riet zum Schweigen um unschuldige zu schützen und er zog gleich am zweiten Tag nach seiner Ankunft eine Unschuldige in die Sache. Das wäre ja fast so, als hätte Jurij etwas zu Reyka gesagt. Wie es seinem Freund wohl ging? Wie hat er wohl das Ganze um Jurijs Aussetzung aufgenommen? Dochte er wohl das Jurij ihn angelogen hatte? Zähne knirschend schüttelte er seine fragenden Gedanken weg. Jetzt hieß es erst einmal Rubin folgen. Mal sehen was der Bursche vor hatte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.03.2015, 12:18:33
Durch eine Wendeltreppe kamen sie in die weiter unten gelegenen Räume. An den Wänden hatte man abgeflachte Glasbehälter angebracht, in denen wiederum einfach aussehende Steine lagen - nicht größer als eine Kinderfaust, und scheinbar aus gewöhnlichem Material, als hätte man sie von der Straße aufgesammelt. Doch die Steine erstrahlten in einem hellen Licht, und erfüllten sowohl die Treppe als auch die Kellerräume mit einer tagähnlichen Helligkeit.

"Ich gestehe, dass ich euch aus der Ferne beobachtet habe, um euch genauer einschätzen zu können. Trotz unserer etwas unglücklichen ersten Begegnung" - er sah zu Harry - "glaube ich nun, dass es mehr nützen als schaden wird, wenn ich euch mehr erzähle. Aber ihr wisst, dass eure Begleiter mithören. Seid euch darüber im Klaren, welches Risiko ich damit eingehe."

Der zweite Stock machte einen deutlich weniger einladenden Blick als das Erdgeschoss. Die Treppe endete ohne eine Tür und führte direkt in einen Raum, der aussah, als wäre er direkt aus dem Fels gehauen worden. Die Wände waren zwar weitgehend gerade und glatt, doch man hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie zu streichen oder anderweitig zu verzieren. Entsprechend war es hier kühl wie in einer Höhle - obwohl die Luft dafür überraschend trocken war und ihre Atemwege reizte.

Tische und Stühle gab es hier keine. Ein Regal war neben das andere gestellt, mit gerade genug Platz dazwischen, damit eine einzelne Person bequem hindurchlaufen konnte; wollten zwei Personen aneinander vorbei, mussten sie sich seitwärts stellen. Die Regale selbst quollen förmlich über mit Schriften; in Leder gebundene Werke fanden sich hier ebenso wie Schriftrollen, die man pyramidenförmig übereinander gestapelt hatte, Lederumschläge, aus denen lose Zettel herausragten, und sogar einige wenige Steintafeln konnten die Gefährten entdecken. Im Augenblick waren sie hier unten allein.

Die Treppe befand sich etwa in der Mitte des Raums. Rubin deutete nach rechts. "Dort befinden sich weitere Räume mit den besonders schützenswerten Werken. Ich habe hier eine interessante Entdeckung gemacht."

Er führte die Gruppe durch den Raum bis zu den vier Türen, schweres braunes Holz mit verrosteten Eisenbeschlägen. Er ging auf die Tür am linken Rand zu, und zog sie mit einiger Kraft auf - ein leises Quietschen ertönte dabei.
Dahinter befand sich ein gut zwei mal zwei Meter großer Raum, in dem lediglich an den Wänden weitere Regale standen. Die Bücher hier waren jedoch nicht auf engstem Raum aneinander gepresst, vielmehr erhielt jedes Werk einen eigenen Platz, ausgestellt auf einer hölzernen Ablage, um gleich aufgeschlagen zu werden. Der Raum war wie ein kleines Museum für Bücher. Der Geruch von altem Papier, Leder und Staub lag in der trockenen Luft.

Rubin deutete auf ein Werk an der gegenüberliegenden Wand. Es hatte einen roten Lederumschlag, und war gute fünfzig Zentimeter hoch und vermutlich einige tausend Seiten stark. "Der Codex Maela. Eine historische Abhandlung dieses Landes, die viele tausend Jahre zurückreicht."

Nachdem alle den Raum betreten hatten, schloss Rubin wieder die Tür hinter ihnen. Anschließend ging er zu dem Buch und schlug eine Seite etwa in der Mitte auf. "Hier ist die Passage. Sie berichtet von einem Waldvolk, das vor gut achttausend Jahren irgendwo in der Gegend des heutigen Asemna gelebt hat. Der Autor schreibt: 'Die Legende der Finsteren beherrschte das religiöse Handeln dieser Halbe' - Halbe ist ein altertümliches Wort für Halbling - 'und ließ sie allerlei obskure Rituale durchführen, ohne jeden Bezug zu einer bekannten Gottheit. Nur wenige Spuren sind von ihrem Leben noch erhalten, doch scheint es, sie fürchteten die Wiederkehr mystischer Kreaturen, der Kyuash.'"

Rubin wandte sich wieder zu den Gefährten um. "Achttausend Jahre. Und schon damals waren sie für das Waldvolk eine mystische Legende."

Dann, plötzlich, geschah etwas.

Henry spürte es als Erster. Es fühlte sich an, als habe er einen dunkel verhangenen Himmel beobachtet, und auf einmal schien die Sonne durch. Auch Jurij nahm es wahr. Als könne er plötzlich durchatmen, nachdem er wochenlang einen Druck auf der Brust gespürt hatte. Für Harry war es, als würde er mit einem Mal Ruhe finden. Und Rillfarsell hatte mit einem Mal eine Melodie im Kopf. Nichts mystisches - einfach nur ein hübsches, belangloses Lied. Früher hatte er so etwas oft gehabt. Doch nur noch selten, seit er aus der Ersten Welt herausgerissen worden war.

Rubin nickte. "Es ist soweit. Ihr spürt es, oder? Ich habe euch nicht hierher gebracht, um euch aus dem Buch vorzulesen, auch wenn die Aufzeichnungen sicherlich interessant sind. Ich werde euch nicht erklären, wie es funktioniert, aber etwas in diesem Raum sorgt dafür, dass eure Begleiter für wenige Minuten, wie soll ich sagen... wegschlummern. Sie sind noch da, aber sie bekommen nichts mehr mit. Ist die Wirkung vorbei, werden sie gar nicht mitbekommen haben, dass sie etwas nicht mitbekommen haben. Ihr müsst euch einfach nur natürlich verhalten und kein Wort darüber verlieren."

Er sah in die Runde, musterte jeden der Gefährten für einen Augenblick. "Dies ist eure Gelegenheit. Wenn ihr konkrete Fragen an mich habt, stellt sie. Aber nur die Wichtigsten. Wir haben nicht viel Zeit, und ich muss euch im Anschluss auch noch einige Dinge erzählen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 05.03.2015, 19:25:57
Henry blickte zu Aria und fragte sich, ob sie ihm wirklich alles glaubte, was er ihr gesagt hatte. Sie war seitdem schweigsam gewesen, fast wie betäubt. Und ebenso, was würde sein, wenn sie ihm glaubte? Wie naheliegend war nun der Gedanke, alle Verbrechen und alles Böse nun den Dämonen in ihnen anzulasten. Sie würden sich nicht einmal dagegen verteidigen können, denn sie hatten keine Erinnerungen, was die Dämonen nachts trieben. Henry würde nachher noch einmal mit ihr sprechen müssen.

Es war absurd. Aria beschäftigte ihn mehr als Rubin - und das obgleich seine Entdeckung alles oder nichts bedeuten könnte. Auf jedenfalls wusste er eine Menge über die Dämonen und sicherlich mehr als sie. Henry zwang sich, sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren.

"Wir sind nicht die ersten Besessenen, die hier ankommen. Du bist es auch nicht, Rubin. Habe ich recht?" Er wandte sich Aria zu: "Ich glaube, dass Dein Großvater oder einer seiner Vorfahren durch die Dimensionen gereist ist. Das müsste dann mindestens siebzig Jahre her sein."

"Aber das ist jetzt nachrangig. Für's Erste interessieren mich drei Dinge. Wo kommen die Dämonen her? Was haben die Dämonen vor? Und schließlich, wie kann man sie bannen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 05.03.2015, 21:41:35
Ein Lächeln erschien auf Rubins Gesicht und wurde langsam breiter. "Ein wirklich kluger Mann." Er tauschte mit Tai'Lor ein kurzes Nicken aus, dann sah er wieder zu Henry.

"Ich bin nicht sicher, wie lange das schon geht. Aber nein, ich bin nicht der Erste. Ich kann es aber ungefähr eingrenzen. Hier auf Kurun sprechen wir über einige Monate, nicht mehr." Er sah zu Aria. "Ich bezweifle daher, dass jemand aus deiner Familie betroffen war oder ist." Er lächelte. "Das heißt keinesfalls, dass sie nicht trotzdem durch die Dimensionen gereist sein könnten."

Mit einem Stirnrunzeln, das deutlich zeigte, dass die junge Frau wohl noch zu durcheinander war, um etwas mit Rubins Aussage anfangen zu können, schüttelte sie den Kopf. "Nein, irgendwie glaube ich das nicht..."

Rubin stockte kurz, und nickte dann. Er faltete die Hände hinter dem Rücken zusammen, bevor er weitersprach.

"Nun zu den drei Kernfragen. Woher kommen die Dämonen? Ganz ursprünglich: Aus der Höllenebene, die man den Abgrund nennt, die Ebene des Chaos und des Bösen, der Heimat der Tanar'ri. Der Abgrund wiederum besteht aus unzähligen Unterebenen, die meist von einem Dämonenfürsten beherrscht werden. Unsere Begleiter vereint irgendetwas, sie nennen sich N'kyuash. Und aus irgendeinem Grund sind sie vor langer Zeit" - er deutete mit dem Daumen über seine Schulter auf das Buch hinter sich - "hierher gekommen, nach Kurun. Und sie haben hier einiges an Unheil angerichtet. Dann aber..."
Er schwieg einen Moment, und hob dann entschuldigend die Schultern. "Irgendetwas ist passiert. Sie waren von dieser Welt verschwunden. Meine Vermutung, aber es ist auch nicht mehr: Jemand auf dieser Welt hat sie aufgehalten. Eingesperrt. Gefangen gehalten in einem magischen Gefängnis. Dieses Gefängnis hat lange gehalten, einige Jahrtausende. Aber nun ist es brüchig geworden, und die Dämonen können ihm entfliehen. Und sofern ich mit meiner Hypothese Recht habe, beantwortet das, woher die Dämonen kommen."

Er sah sich unter den Gefährten um, beobachtete ihre Reaktionen mit ernstem Gesichtsausdruck.

"Zur zweiten Frage: Zum Einen glaube ich, dass sie versuchen, das Gefängnis endgültig zu sprengen. Denn eines weiß ich sicher, was dort... in uns ist... das ist nur ein Funken dessen, was diese Wesen ausmacht. Sie sind kaum mehr als wir, nur eben bösartig und mit ein paar mystischen Kräften ausgestattet. Aber eigentlich sind es machtvolle Dämonen, uralt, mit einer Macht, die annähernd Göttern gleich kommt. Ich glaube, der Rest von ihnen steckt noch im Gefängnis. Und das wollen sie wiederhaben. Was sie dann, zum Anderen, damit hier auf der Welt anstellen wollen - keine Ahnung."

Wieder machte er eine kurze Pause. Er faltete die Hände nun vor dem Bauch. "Was Drittens angeht... ich will ehrlich sein: Ich weiß es nicht. Noch nicht. Aber was auch immer die Dämonen schon einmal von dieser Welt vertrieben hat, ob ein Gefängnis oder anderes, es muss möglich sein, das Ganze zu wiederholen - und diesmal endgültig zu machen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 06.03.2015, 05:50:12
Rillfarsell war kurz in der Bibliothek herumgeflogen und hatte sich mit großer Freude die ganzen Schriftstücke angeschaut, die in den unzähligen Regalen darauf warteten, ihr Wissen an Neugierige weiterzugeben.
Aber ihre Aufgabe hier war eine andere und so flog es dann auch zu den anderen zurückgekehrt.
Dort hatte auch es den Neuling, Rubin, aufmerksam betrachtet. Auf dessen Hinweis, er hätte sich zwischen Rillfarsell und einem anderen Neuankömmling entscheiden müssen, winkte das Feenwesen nur beschwichtigend ab und murmelte einige, beruhigende Worte.

Schließlich waren sie in den Keller hinabgestiegen. Rillfarsell war einfach hinterhergeflogen. Auch hier trällerte es begeistert vor sich hin, als es all die Aufzeichnungen sah.
Kurz überlegte es, wieso Rubin so einfach Zugang zu all diesen Räumen hatte. Aber diese Frage würde wohl erst mal warten müssen.
Die Überraschung, die Rubin für sie hatte, war tatsächlich atemberaubend für das Feenwesen.
Auf Henrys letzte Frage hin, meldete es sich dann auch mal wieder zu Wort.
"Es gibt einige einfache Zauber, die den Geist eines Wesens vor Übernahme durch Fremdwesen schützen. Wir sollten einfach eine mächtigere Version dieses Zaubers auftreiben und jemanden finden, der sie sprechen kann. Das sollte das Problem eigentlich lösen."
Auch wenn der Mensch nichts von Magie hielt, sollte er hier wohl ihren Nutzen einsehen können, dachte Rillfarsell.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 06.03.2015, 13:16:16
Rubin schüttelte den Kopf. "Ganz so einfach ist es leider nicht - auch, wenn es an sich schon schwerer ist, als es klingt. Mein... erster Gefährte hier auf Kurun, er hat genau das versucht. Wir gingen zu einem mächtigen Priester. Sein... Begleiter verließ tatsächlich seinen Körper. Trotz aller Schutzrituale fuhr er in den Körper des Priesters ein, ließ ihn Selbstmord begehen und fuhr anschließend wieder in den Körper meines Freundes. Er gab daraufhin die Hoffnung auf. Sollten..."

Rubin schluckte; seine Stimme zitterte leicht. Es war das erste Mal, dass der sonst so diszipliniert wirkende Mann ernsthaft Emotionen zeigte.

"Sollten wir ihm wieder begegnen, müssen wir ihn als Feind betrachten. Sein Name ist Belarus. Der Name seiner Dämonin Aynaet."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 06.03.2015, 20:35:07
Interessiert hatte sich Jurij in den Gewölben, dem Archiv umgesehen. So viele Bücher so viele Sachen und so wenig Zeit. Als Rubin das Alter der legende erwähnte schluckte Jurij. Doch bevor er etwas fragen konnte, breitete sich Rubins Überraschung aus.
Noch überwältigt von dieser lauschte er den Worten der Anderen. Dabei knabberte er Nervös an den Nägeln seiner rechten Hand. Rubins Antworten gefielen ihm, nicht wirklich. „Endgültig, ha. Wenn ich mal vermuten darf, dass dachten sich wohl auch die ersten die gegen sie gekämpft hatten, oder?“ Nun als Rubin den Einwurf der Fee beantwortet hatte, meldete sich Jurij zu Wort. Seine Stimme klang schroff. „Ist das deine einzige Hoffnung die du hast? Dann mach die Augen auf. Du sagst sie sein mächtig, mächtig wie Götter und jemand habe sie gebannt. Ja gut man kann also gegen sie agieren aber da hatten sie wahrscheinlich noch ihre Körper und waren vollständige Dämonen. Jetzt haben wir eine andere Situation. Sie stecken in sterblichen hüllen und können umherspringen wenn wir sie verbannen.“ ein verächtliches Schnaufen war von Jurij zu hören. „Irgendwie hört es sich gerade so an, als müssten wir einen Käfig um uns Bauen. Uns in die dunkelste Finsternis werfen und auf Ewig dort schmoren um sie aufzuhalten.“ Mit der blanken Faust schlug Jurij auf das nächst beste stücken freie Wand ein. Dabei senkte er wütend den Blick. Bei ihm zeigte sich wohl gerade wie frustriert er über die Lage wirklich war.

Als er wieder aufblickte, sah er entschuldigend zu Rubin. „Es tut mir Leid. Der letzte Tag war nicht gerade meiner und von nichts auf tausend gegen ein äonenaltes Monster zu kämpfen, na danke.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir sollten uns nicht im Selbstmitleid verliehen. Am Ende sehen wir nur noch mehr Leid und nichts ist schlimmer als einfach nur zuzusehen.“ Bei diesen Worten blickte er kurz zur Fee. „Aber gut, Rubin, können wir unsere Heimat abschreiben? Es wird wohl nicht leicht sein ein Wesen zu finden was uns genau in unsere Welt und dann noch zur richtigen Zeitlinie zurückbringt oder? Eine Priesterin meinte es gäbe da nur ein Wesen, was dies könnte. Das was uns aus unsere Heimat gerissen hat. Meinst du sie hatte Recht?“ Mit festen Blick sah er Rubin eine kurze Weile an. „Aber wir alle können uns den Preis dafür ausmalen. Diese Welt und wohl auch noch weitere opfern für einen sicheren Heimweg. Ha, und am Ende Lachen sie uns nur aus, sagen ja das war das Versprechen und klatschen uns zu Brei. Falls wir aber gegen sie agieren haben wir ja immer noch ein Problem. Tai´Lor hat zwar etwas angedeutet doch von heute auf morgen klappt das auch nicht, oder wie lenkst du deinen Dämon vom Tagesgeschehen ab Rubin?“ Erwartungsvoll blickte er zum Rubin. Es war immer gut von Erfahreneren zu lernen und zumindest hier konnte ihnen Rubin vielleicht gleich helfen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 08.03.2015, 17:08:51
Harry fasst sich zur Begrüßung der beiden Männer mit Daumen und Zeigefinger an die Hutkrempe und bildet auf dem Weg in den Keller dann schweigend das Schlusslicht.

Er war alles andere als erfreut, Rubin so unverhofft wiederzutreffen. Auch dessen Auftreten—belehrend, von oben herab, befehlshaberisch—irritierte ihn. Gleich zu Beginn betonte der Kerl abermals, was für ein ach so großes Risiko er einginge, dadurch dass er den Kontakt zu ihnen aufnehme.

Am Ende ist er der Oberdämon, der seine Unterbosse hier um sich versammelt, damit sie besser zusammenarbeiten und er sie schneller für eine Aufgabe bei der Hand hat.

"Was sagtet Ihr, wie Euer Dämon heißt?" platzte Harry daher heraus, als Rubin ihn im Kellerraum dazu aufforderte, doch auch etwas zu fragen. "Und woher wissen wir, dass Ihr nicht längst aufgeben habt wie Euer Freund Belarus und nun auch tagsüber für Euren Begleiter arbeitet? Dass es Eure Idee und nicht die seine ist, uns hier um euch zu versammeln und mit hilfreichen Hinweisen auf die 'richtige' Spur zu bringen?[1] Bitte nehmt mein Misstrauen nicht persönlich. Zurzeit traue ich nicht einmal mir selbst. Sogar im Traum versucht Lasciel mich noch zu manipulieren oder mir Geheimnisse zu entlocken. Und sowohl sie als auch ihr Schwesterlein üben sich bereits fleißig darin, uns zu erpressen, auf dass wir auch im Wachen nach ihrer Pfeife tanzen."

Hierbei sah Harry zu Tai'Lor hinüber und, deutlich länger, zu Aria.

"Doch nehmen wir einmal an, Ihr sagt die Wahrheit, so wären das hier meine Fragen: Wie können wir uns aus dieser Erpressbarkeit befreien? Wie den Dämon aus unseren Gedanken und Träumen vertreiben? Seit drei Wochen befinde ich mich rund um die Uhr im Zwiegespräch mit ihr und habe von daher nicht die leiseste Ahnung, wie ich mich daraus wieder lösen kann. Wie schädlich sind in diesem Zusammenhang die Visionen aus Lasciels Vergangenheit, die mich ständig überkommmen? Aria muss Maezri-th'lei-nicon nur erwähnen, schon seh ich vor mir, wie meine Dame ihm einen Speer durch die Brust jagt und dabei etwas faselt von: 'Wir haben die Saat erschaffen. Aus diesem Boden wird die neue Welt entstehen.' Ein einfaches Nachdenken über ein magisches Problem, schwupp, schon darf ich ihr bei einer Mord- und Sexorgie in meiner Heimat zuschauen. Als könnte sie nicht an sich halten, es mir unter die Nase zu reiben! Oder beim Anblick Eures Handgelenks... ähm, also, dieser... Rechenmaschine an Eurem Handgelenk, da hab ich sie körperlos über Euren Planeten streifen sehen auf der Suche nach irgendeinem technischen Gerät oder Wissen. Das allerdings fand sie nicht ganz so toll, dass ich da einen Einblick bekam, und hat die Vision mit Gewalt unterbrochen. Soll ich diese Visionen nun also eher unterdrücken aus Furcht vor ihrem Einfluss oder aber als Chance der Informationsgewinnung begreifen und entsprechend eifrig weiter verfolgen?"

Er hätte noch mehr Fragen—vor allem zum Silberdrachen, aber auch zur politischen Lage des Landes und inwieweit Dämonen für den bevorstehenden Krieg verantwortlich sein mochten—aber das konnte er notfalls auch später noch fragen, wenn ihre Gäste wieder wach wären.

"Ein Lichtblick scheint mir bei all dem zu sein, dass sie unsere Körper doch etwas dringender benötigen, als sie zugeben wollen, sonst wäre Aynaet nicht wieder in Belarus gefahren, oder? Jedenfalls kann es nicht ganz so leicht sein, Ersatz zu finden, wie Lasciel mir einreden will."
 1. Sense Motive = 15
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.03.2015, 22:42:32
Rubin hörte Jurij und Harry zu, ohne etwas zu sagen, doch wurde seine Miene noch ernster, und seine Wangenmuskeln pulsierten. Er atmete einige Male tief ein und aus, bevor er antwortete.

"Zunächst einmal", sagte er deutlich beherrscht, "ist dies nicht der erste Kampf von Sterblichen gegen weitaus mächtigere mystische Wesen, und nicht der erste, der gewonnen wird. Zweitens stehen wir nicht bei Null. Die Dämonen haben nur einen Bruchteil ihrer Macht. Und sie wurden bereits einmal besiegt, und darauf können wir aufbauen. Und nicht zuletzt: Ja, sie stecken in unseren Körpern, und wir können nicht mit Waffen auf sie losgehen. Aber ich bezweifle, dass wir eine Chance gegen sie hätten, wenn sie körperlich wären. Aber so, wie wir im Moment ihnen ausgeliefert sind, sind sie auch uns ausgeliefert. Wir können sie besiegen. Aber wir müssen uns für den Kampf entscheiden."

Er sah zu Harry. "Ich werde kämpfen. Ich gebe nicht auf, niemals. Glaubt mir oder lasst es, aber ich werde alles tun, was nötig ist, um diese verfluchten Kreaturen aus dem Abgrund zu besiegen. Nicht nur den, der in mir steckt, sondern jeden Einzelnen der N'kyuash."

Harry, der Rubin genau beobachtete, schienen seine Worte ehrlich zu sein. Der Mann war diszipliniert, kontrolliert, doch Jurijs Zweifel und Harrys Nachfrage, ob er die Hoffnung aufgegeben habe, entfachten ehrliche Wut in ihm. Noch immer versuchte er, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, und doch brachen sie in diesem Moment aus ihm heraus. Sein Gesicht hatte sogar ein wenig rote Farbe angenommen, so sehr hatte er sich erhitzt.

Wieder atmete er ein und aus, schloss einen Augenblick die Augen, und öffnete sie dann wieder. "Es tut mir leid. Aber ich brauche Mitkämpfer, die wirklich dabei sind. Ich verstehe eure Zweifel, an mir und an der Sache, aber ich möchte nicht noch einmal enttäuscht werden."

Er sah zu Harry. "Chernobog. Mein düsterer Begleiter heißt Chernobog. Und zur Frage, wie ich ihn ablenke... nun ja, das ist wohl der eine Punkt, an dem ich euch gegenüber im Vorteil bin. Er interessiert sich nicht für mich. Ich kann tagsüber tun, was ich will, er reagiert nicht darauf. Ich nehme an, er ist der Ansicht, dass ein einfacher Sterblicher ihm nicht in die Quere kommen kann. Was auch immer der Grund ist, ich sehe das positiv."

"Was eure Gedanken angeht, das ist schlicht eine Frage der Selbstkontrolle. Es gibt einfache Tricks. Ein Beispiel: Wenn euch jemand auffordert, jetzt nicht an einen grünen Fisch zu denken, dann denkt ihr auf jeden Fall daran. Versucht nicht, sie aus euren Gedanken rauszuhalten. Versucht, sie in eine andere Richtung zu lenken. Wenn ihr schon an den grünen Fisch denkt, dann konzentriert euch auf das Wasser, in dem er schwimmt. Und dann folgt dem Strom des Wassers, und achtet auf all die Kleinigkeiten darin. Dann verschwindet der Gedanke an den Fisch." Er lächelte wieder. "Anders gesagt, ihr könnt nicht verhindern, an wichtige Dinge zu denken. Aber ihr könnt so tun, als seien sie nicht wichtig. Lasst eure Gedanken schweifen. Das Ganze braucht etwas Training, aber es funktioniert."

Dann sah er zu Aria. "Was die Erpressungen und andere Manipulationen angeht: Das werdet ihr kaum ganz verhindern können. Ob sie nun jemanden bedrohen, der euch lieb ist", er sah sich nun wieder in der Runde um, "oder euch anderweitig zu manipulieren versuchen, ihr könnt nur versuchen, ein Machtgleichgewicht zu erschaffen. Aber dazu müsst ihr eure Begleiter besser kennenlernen, verstehen, was ihnen wichtig ist und was nicht."

Sein Blick fiel wieder auf Harry. "Und damit kommen wir zu den Visionen. Für mich sind es eher... Erinnerungen, die nicht mir gehören, aber das erlebt wohl jeder anders. Was ihr seht, mag erschreckend sein, zuweilen auch abstoßend, aber es ist eine Chance. Dadurch, dass sie gezwungen sind, in euren Körpern zu verweilen, könnt ihr Zugriff auf ihr Wissen erlangen. Ihr könnt sie aushorchen. Und dieses Wissen kann im Kampf gegen die Dämonen von entscheidender Bedeutung sein."

"Übrigens glaube ich nicht, dass du in deiner Vision Maezri-th'lei-nicon gesehen hast. Drachen können alt werden, aber ich glaube, die Geschehnisse stammen aus einer Zeit, bevor dieser Drache geboren wurde. Ich vermute, die Erinnerung wurde eher durch Assoziationen geweckt. Dass in der Erinnerung ein Drache vorkam, heißt nicht zwingend, dass es sich um diesen Drachen gehandelt hat. Allerdings bezweifle ich, dass deine Begleiterin möchte, dass du diese Dinge siehst. Ich würde eher vermuten, dass sie es nicht unter Kontrolle hat. Es fällt ihr schwer, es zu unterdrücken, und deshalb tut sie es nur in Notfällen." Wieder lächelte er, doch diesmal hatte sein Lächeln etwas Hinterhältiges. "Ein klarer Hinweis, genau dort weiterzubohren."

"Was unsere Körper angeht, ich glaube, dass sie uns tatsächlich brauchen. Wir sind vielleicht ersetzbar, aber nicht ohne Weiteres. Sie haben uns ausgewählt, weil wir - aus welchen Gründen auch immer - ihrer Präsenz standhalten können. Das halten nur wenige aus."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.03.2015, 12:06:12
Der Trick mit dem grünen Fisch gefiel Harry. Er musste also gar nicht aufhören, in Gedanken mit ihr zu reden, sondern nur das Gespräch auf belanglose Dinge lenken. Das klang zunächst einmal gar nicht so schwer. Andererseits war er natürlich darauf trainiert—hatte es sich in den letzten Jahren antrainiert—in jeder Situation die wichtigsten Details herauszufiltern, das eigentliche Problem einzukreisen, und sich dann darauf zu konzentrieren.

Er beschloss, Rubin zu vertrauen. Erst einmal.

"Ich habe vor, zu kämpfen, Rubin", sagte er, obwohl ihm die gestrige Hoffnungslosigkeit noch allzu lebhaft in Erinnerung war. "Aus meiner Sicht habe ich nichts zu verlieren, das nicht eh schon verloren ist. Das einzige, was mich von nun an interessiert, ist, soviele Leben wie möglich zu retten oder soll ich sagen: zu verschonen. Ich erwarte nicht, mit dem eigenen davonzukommen. Ebenso ist es mir egal, ob ich meine Heimat je wiedersehe. Ja, wenn es sein muss, werde ich sogar ein 'großer böser Drache', um besser gegen die N'kyuash kämpfen zu können. Nur eines traue ich mir bei allem guten Willen nicht zu und sei es die einzige Möglichkeit, die Dämonen zu besiegen: mich selbst mit ihnen für alle Ewigkeit in ihr Gefängnis einsperren zu lassen. Die Vorstellung ist zu schrecklich, auch wenn man das Wohl einer ganzen Welt auf der gegenüberliegenden Waagschale weiß. Sollte das also jemals der Plan sein, erzählt mir besser nichts davon.

Mit dieser Einschränkung bin ich Euer Mann."
Er streckte Rubin die Hand entgegen. "Das könnt Ihr jetzt glauben oder nicht."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 09.03.2015, 15:42:49
Nach Rubins Antwort war Rillfarsell in Gedanken versunken.
Jetzt meldete es sich wieder zu Wort.
"Wenn man sie also austreiben kann, müßten wir nur noch einen Weg finden, ihnen ihr nächstes Ziel vorzubestimmen. Also tatsächlich eine Art Falle, die sie in sich reinzieht. Aus der sie nicht einfach wieder rausspringen können.
Klingt für mich fast so, als wäre das genau das, was ihr, Rubin, beschreibt, wie sie schon einmal besiegt wurden. Sie aus ihrem Gast rauswerfen und in ein Gefängnis saugen.
Wenn so etwa schon einmal passiert ist, könnte es darüber noch Aufzeichnungen geben. Oder alte Legenden, die das Ganze verklärt oder verschlüsselt wiedergeben.
Auf jeden Fall meiner Meinung nach ein Anfang; etwas, das wir zum Ziel einer Suche machen können."

Das Feenwesen sah in die Runde und wartete auf Komentare zu seiner Überlegung.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 09.03.2015, 19:15:10
"Ich bin auch dabei.", sagte Henry. "Ich habe mich entschieden, gegen die Dämonen anzukämpfen. Das Böse darf keine Kraft in der Welt gewinnen. Mir kam da noch ein Gedanke. Wir alle bekommen Eindrücke von den Wünschen und Begierden unserer Dämonen. Sind diese eine Art Kraftquelle für unsere Dämonen? Kann man sie vielleicht schwächen, wenn man sie von ihren Motivationen abschneidet? Aber selbst wenn nicht, sie dürfen ihre dunklen Absichten nicht wahr machen können."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.03.2015, 23:14:03
Die Faust von der Wand gelöst, hörte Jurij Rubin und den anderen mit verschränkten Armen zu. Wie sicher sich Rubin war und wie verzweifelt er wohl Verbündete brauchte. Jurij wollte ihn nicht so reizen aber geschehen war geschehen. Es schien ja sogar etwas Gutes zu haben. Sie sprachen nun fast alle über ihre Ziele und wie sie die Dämonen abblocken konnten. Beim grünen Fisch musste er leicht Lächeln. Ihm kam diese Übung durchaus bekannt vor. Das Lächeln verflog aber, als Harry über seinen nicht Wunsch sprach. Warum wollte dieser Mann nicht nach Hause? Sein Blick ging fragend zu den Anderen. War es bei ihnen etwa genauso? Wenn war er wohl mit seinem Wunsch alleine.
Den Blick gesenkt überlegte er, was er machen sollte. Alleine würde er nicht gegen einen Dämon ankommen.

Knurrend gab er einige Laute von sich. Er wollte nicht die ersten Worte aussprechen, die ihm in den Kopf gekommen waren. Sehr unschöne Worte über diese verzwickte Situation. „Ich bin auch dabei.“ knurrte er zum Schluss bevor er sich wieder gefangen hatte. „Aber wenn es einen Weg mach Hause gibt, ohne die Dämonen, kann ich nicht versprechen ihn nicht zu gehen. Doch es ist ja eher unmöglich solch einen Weg zu finden.“ er schluckte und wendete seinen Blick zu Rubin. „Das was du vorschlägst hört sich gut an. Es wird schwer aber ist machbar. So zeigen wir ihnen wenigstens nicht unser Ziel.“ dann wanderte sein Blick zu Henry. „Ich denke auch, dass diese Begierden ein Angriffspunkt sind. Vielleicht können wir sie züchtigen aber unseren Körper für sie sauer machen wie Milch für ein Kind? Die Priesterin bei der ich war meinte, dass sie uns nicht aus irgendeinen Grund ausgesucht haben. Ja vielleicht halten unsere Körper ihnen besser stand aber sie meinte etwas, dass mein Dämon etwas an mir gefunden hat. Gefühle die zu ihm passen. Darum sind es wohl nicht nur die Begierden, Gelüste und Ängste der Gäste sondern unsere eigenen Dämonen.“ nachdem er sich leicht auf die Lippe gebissen hatte fuhr er fort. „Ich kenne Obayifo gerade einmal zwei Tage wirklich, von daher glaube ich das er auch an mir kaum Interesse hat. Aber zurückblickend denke ich, dass er Spaß daran hat andere Leiden zu sehen. Das passt auch zu dem was Lilith gestern sagte. Sie meint das Obayifo manchmal Dinge macht um zu sehen was passiert. Wie war das? Er hat in einer Welt einen Kontinent in Finsternis gehüllt nur um zu erkennen, dass er damit den Kontinent von Raum und Zeit abgeschnitten hatte. Als Dank hat er seinen Anhängern leuchtende Hintern verpasst. So ein Drang zur Experimentierfreude lieg mir nicht aber Lilith erzählte auch etwas von einem meiner früheren Leben. Einem Inquisitor der unschuldige Frauen auf den Scheiterhaufen brachte. Vielleicht sind diese gemeinsamen Ansatzpunkte auch auf vergangene Leben begründet.“ Jurij zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, aber wenn brauchen wir etwas abgrundtief bösen und perfekt passendes um sie aus uns heraus zu locken. Damit dein Plan aufgehen würde Rill far sell.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 10.03.2015, 16:12:02
"Während ich geschlafen habe und der Dämon die Kontrolle übernommen hatte, fand ich mich in einer dunklen Welt wieder. Der Dämon sammelt Kinder um sich und will sich 'Mutter des Menschengeschlechts' nennen. Es ist offensichtlich eine Rebellion gegen Gott."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 10.03.2015, 16:26:47
Harry zog seine ausgestreckte Hand zurück, als sein Arm allmählich lahm und die Geste, die an Rubin offenbar vorbeiging, entsprechend peinlich wurde. Kennt man auf seinem Planeten keinen handshake oder ist er sich zu fein?

In die Runde sagte er: "Mit solchen Spekulationen können wir unsere Gäste auch noch amüsieren, wenn sie wieder wach sind. Jetzt sollten wir uns erst einmal anhören, was Rubin bis dato über sie herausgefunden hat."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 10.03.2015, 22:02:43
Rubin hörte den Gefährten aufmerksam zu, und wer genau hinsah, konnte sehen, wie die Härte aus seinen Augen und seinem Gesichtsausdruck wich. Er schien wieder Hoffnung zu schöpfen.

Als er sah, wie Harry seine Hand senkte, wirkte er fast erschrocken. "Verzeihung... ihr... wolltet die Hände schütteln, richtig? Ich habe bestimmte Gesten einfach noch nicht präsent, die fernab meiner Heimat offenbar weit verbreitet sind." Er lächelte entschuldigend. "Wollt... ähm... ihr das noch nachholen?"

Nach Harrys Reaktion[1] blickte er mit einem zufriedenen Lächeln in die Runde. "Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich mich eure Worte machen. Sechs Monate bin ich jetzt schon auf dieser Welt. Davor bin ich durch fünf andere Welten gesprungen. Für mich eine Spanne von viereinhalb Jahren." Er zögerte. Erst jetzt schien ihm etwas an seinen eigenen Worten bewusst zu werden. "Ein halbes Jahrzehnt, in dem ich bereits gegen die N'kyuash ankämpfe", sagte er mit fast flüsternder Stimme zu niemand Bestimmtem.

Nach einigen Sekunden schüttelte er heftig den Kopf, und sah zu Jurij. "Auch ich möchte nach Hause. Ich würde den Kampf gegen die Dämonen nicht dafür aufgeben, aber... ich vermisse meine Heimat. Ich sehne mich nach ihr. Allerdings glaube ich, das viel größere Problem, als jemanden aufzutreiben, der einen zurückschicken kann, ist vielmehr: In welche Version der eigenen Heimat, und in welche genaue Zeit? Ich habe herausgefunden, dass manche Welten gewissermaßen Unikate sind: Es gibt nur eine Version von ihnen, nur eine richtige Heimat. Es gibt offenbar sogar Welten, für die nur das Jetzt existiert. Keine Zukunft, keine Vergangenheit - und damit keine Zeitreisen, Zumindest in meiner Heimat ist beides anders. Und es gibt Varianten meiner Heimat, in die ich auf keinen Fall möchte." Sein Blick wanderte für einen Moment in die Ferne, dann wieder zu dem jungen Deutschen. "Dennoch verstehe und respektiere ich, was du sagst. Und ich danke dir für deine Offenheit. Es ist wichtig für uns alle, dass wir wissen, woran wir sind."

Dann wanderte sein Blick zu Harry. "Bei allem Eifer, den ich an den Tag legen mag... diese Einschränkung teilen wir."

Schließlich sah er zu Rillfarsell. "Das Ziel unserer Suche, oder zumindest ein Zwischenziel. In der Tat habe ich da bereits etwas. Ich habe Hinweise gefunden, dass die Aktivitäten der N'kyuash bei ihrem ersten Erscheinen hier einen bestimmten Ort als Zentrum oder Ausgangspunkt hatten. Damals wurde dieser Ort in eine Wüste verwandelt. Das Problem ist: Wir wissen nicht, ob es heute noch eine Wüste ist - und wo genau wir suchen sollen. Wir haben eine ganze Welt für diese Suche, und eine besonders große noch dazu." Er sah wieder zu Harry. "Und deshalb sind die fremden Erinnerungen so wichtig: Sie können uns Hinweise geben, die helfen, genau solche Rätsel zu lösen."

Dann sah er zu Henry. "So leid es mir tut, ist das eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Und wenn ich das tue, vergleiche ich es mit meinen eigenen Träumen und Erinnerungen. Sind sie eine Quelle meiner Kraft? Unbedingt. Aber wäre ich tatsächlich schwächer ohne sie? Oder nur... anders?" Er zuckte mit den Schultern. "Für mich jedenfalls sind diese Dinge eine Quelle des Wissens. Ich möchte auf keinen Fall etwas tun, das mir den Zugang beschneiden würde."

"Uns läuft die Zeit davon", erklärte er, und sah dabei kurz auf seinen Computer. "Bitte beachtet Folgendes. Ihr müsst eure Gedanken an dieses Gespräch unbedingt verschleiern. Die größte Gefahr dafür lauert in euren Träumen. Aber ihr müsst wissen, dass die Dämonen keinen Zutritt zu euren Träumen haben. Ich weiß nicht genau, wieso, aber ich weiß sicher, dass es stimmt. Wenn ihr etwas von den Dämonen in euren Träumen mitbekommt, dann, weil ihr in deren Geist hinübergewandert seid. Gestalten eurer eigenen Vergangenheit, die dämonische Züge annehmen, sind Anzeichen für eine Vermischung: Ihr träumt dann von etwas, das zugleich aus euch und aus dem Dämon kommt. Auch das kann ein Quell des Wissens sein, aber es ist ebenso gefährlich. Ihr müsst lernen, euch bewusst in eure eigene Traumwelt zurückzuziehen. Ich habe das geschafft, in dem ich mir jeden Abend einen Gegenstand genommen habe, auf den ich mich konzentriert habe. Etwas alltägliches, aber einprägsames. Driftete ich ab, habe ich mich an eben diesen Gegenstand erinnert. Er wurde zum Fokus meines Traums. Dadurch fand ich zu mir zurück." Er setzte ein schiefes Lächeln auf. "Belarus allerdings hatte damit nicht immer Erfolg. Es ist ein Ansatz, aber letztlich müsst ihr euren eigenen Weg finden."

"Ein weiterer wichtiger Punkt: Vermeidet Überinterpretation. Wir reden über eine Geschichte, die sich über viele Jahrtausende erstreckt, Wesen, die Milionen Jahre oder mehr alt sind, Ereignisse, die mehrere Welten umspannen. Was passiert, kann im Einzelfall mit für euch naheliegenden Dingen erklärt werden. Wahrscheinlicher aber ist in der Regel, dass es nicht so leicht ist. Arias Vorfahren hatten mit größter Wahrscheinlichkeit keinen Kontakt zu den N'kyuash. Und selbst wenn Lilith gegen den einen Gott rebellieren sollte, an den Henry glaubt, muss das noch lange nicht für die anderen Dämonen gelten. Hinterfragt also eure eigenen Schlüsse. Bleibt kritisch. Ihr könnt Recht haben, aber geht nicht einfach sofort davon aus."

Erneut blickte er auf seinen Computer, und räusperte sich dabei. Vom Reden in dieser Luft hatte er offenbar eine trockene Stimme bekommen. Tai'Lor trat einen Schritt nach vorne.

Im gleichen Moment spürten die Gefährten die... Rückkehr. Die dunklen Wolken waren wieder da, der Druck auf die Brust. Die Getriebenheit in Harrys Herz. Das Verstummen der Musik.

"Die N'kyuash", setzte der Mann von der Gerichtswache an, "müssen also schon vor äußerst langer Zeit nach Kurun gekommen sein. Spuren ihres damaligen Handelns zu finden, könnte der Schlüssel sein, sie zu bekämpfen - zugleich dürfte sich diese Suche als äußerst schwierig erweisen. Wir haben Hinweise auf einen bestimmten Ort gefunden, der für sie von großer Bedeutung war, eine Wüste, aber keiner der uns bekannten Orte auf Kurun entspricht dieser Beschreibung. Dennoch geben wir die Suche noch nicht auf."

 1. bitte bring die in deinem Post kurz ein, aber möglichst so, dass ich nicht nochmal drauf reagieren muss - sonst geraten die Zeitlinien durcheinander  :wink:
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 11.03.2015, 11:50:19
"Habt Ihr sonst noch etwas über dieses halblingsche Waldvolk herausgefunden?" fragte Harry, denn darüber hatten sie zuletzt gesprochen. "Ein Name wäre nett für den Anfang. Woher kamen sie? Was wurde aus ihnen? Gibt es Nachfahren? Diese religiösen Rituale, könnten das in Wirklichkeit überlieferte magische Handlungen gewesen sein, die dazu dienten, um eben die Wiederkehr dieser 'mystischen' Kyuash zu verhindern? Dann müsste der Ort, an dem diese gebannt wurden, irgendwo in Asemna liegen."

Er wandte sich an Aria. "Wer weiß, an unserer Seite gelangst du vielleicht doch noch nach Asemna! Dafür allein müsste es sich doch schon lohnen, uns getroffen zu haben." Er zwinkerte ihr zu, doch lag keinerlei Humor darin. Sein letzter Satz klang vielmehr wie eine Entschuldigung.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 11.03.2015, 19:30:38
Jurij hatte Rubin zugenickt, als diese ihn anblickte. Vielleicht könnten sie ihre Köpfe einmal zusammen stecken, wenn sie nicht beobachtet wurden. Zusammen hatten sie vielleicht genug Wissen über die Physik um ein paar Abwägungen zu machen. Wobei er von Rubin vermutete, dass sein Wissen etwas mehr über die Standarttexte wie Multiversen, Strings und sonstiges ging. Vielleicht mahlte er sich aber auch nur etwas aus.
Während er ihm dann weiter zuhörte, kamen ihn schon einige Ideen. Besonders welche wie er den gesteuerten Traum hervorrufen könnte ohne dass es groß auffallen würde. Auch das Verschleiern der Gedanken würde so gehen.

Als ihre Gedanken wieder schwerer wurden, verschränkte Jurij die Arme vor der Brust. Er nahm wieder eine distanzierte Haltung ein und festigte den Blick auf Rubin. Erst als Harry seine Fragen stellte, wandet er den Blick ab. Seine Worte zu den Ritualen, brachte ihm auf eine Idee. „Tai´Lor, Rubin hat uns ja hier her geführt und über das Alter des Bücher gesprochen. Gibt es eine Abteilung über die Geschichte der Religionen, mit Sagen oder ähnliches? Egal wer diese Halben waren. Sie sind irgendjemanden aufgefallen und haben es zumindest in eines der Bücher geschafft. Vielleicht auch die N'kyuash und ihre Wüste. Es gibt Beispiel dafür.“ Jurijs Blick wanderte zu Henry „Wo ein plötzliches Anheben des Meeresspiegels es in mehrere religiöse Werke geschafft hat oder auch eine sehr fruchtbare Gegen, welche zum Paradies erklärt wurde.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 15.03.2015, 02:25:00
Rillfarsell ist nicht bereit, den Gedanken an einen helfenden Kristall aufzugeben.
"Ihr sagtet, es haben sich zwei unserer Gäste um diesen Edelstein gekümmert. Könnt ihr das näher ausführen, bitte. Denn vielleich kann er uns doch noch nützlich werden."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 16.03.2015, 09:43:57
Zuerst wandte sich Rubin an Rillfarsell. "Ja, offenbar sind Obayifo und Tamino in der Nacht hier gewesen, zusammen mit einer dritten Person - einem Zauberkundigen aus... Obayifos Umfeld. Die Bibliothek ist durchgehend geöffnet, und sie haben den Kristall eingehend studiert. Ich... habe sie beobachten lassen. Ich nehme an, sie haben alles über den Kristall herausgefunden, und ihn als für sie ungefährlich eingestuft."

Dann antwortete Tai'Lor auf Jurij. Ein etwas schiefes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Es hat mich beim ersten Mal auch irritiert, aber das Ordnungssystem hier ist etwas... speziell. Anders gesagt, die Lehrkräfte der Akademie können die Einordnung passend zu ihren Unterrichtsstunden anpassen. Entsprechend wird hier regelmäßig alles umsortiert, und entfernte Zusammenhänge, und sei es nur auf einer einzelnen Seite, können zur Zusammenlegung zweier Schriften führen. Nur diese Räume hier sind davon ausgenommen. Sucht man etwas, fragt man oben an der Auskunft."

Plötzlich fiel ihm Rubin ins Wort. "Tatsächlich habe ich bereits eine Spur gefunden. Allerdings ist die Schrift in Privatbesitz. Ich hoffe, mich heute darum kümmern zu können - wenn ihr allerdings diese Aufgabe übernehmen wollt, erzähle ich mehr. Wenn ihr anderes vorhabt, behalte ich die Details lieber für mich." Nun sah er zu Harry. "Mit etwas Glück werden durch meine Spur einige der Fragen über die Halben und ihre Rituale beantwortet."

Aria, die die meiste Zeit schweigend zugehört hatte, schien sich inzwischen wieder gefangen zu haben. Ihr Blick fiel auf Jurij. "Das klingt, als würdest du nicht daran glauben, dass solche Dinge durch Götterwerk geschehen. Es gibt allerdings durchaus konkrete Beispiele, in denen genau das der Fall war. Und auch, wenn die Magie auf eurer Welt anders sein mag, ich bezweifle, dass die Götter bei euch weniger Macht besitzen."

Als Harry sie schließlich ansprach, lächelte sie nur zögerlich. "Mach dir keine Sorgen, Harry. Ich habe keine Angst vor den Dämonen. Die Macht von Arish Tre begleitet und beschützt mich, und ich bin bereit für den Pfad, der vor mir liegt."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 16.03.2015, 11:08:44
Kräftig biss sich Jurij auf seine eigene Zunge, als Aria ihre Vermutung äußerte. Fast wäre es einfach aus ihm heraus geplatzt, dass Götter in seiner Welt keine Macht haben. Abe es war unwichtig und würde die arme nur noch mehr verstören. Ob sie sich Priester ohne irgendwelche Magie überhaupt vorstellen konnte? Egal, schweigen war gerade besser.
So ließ er sich auf den Boden sinken. Auch wenn ihm das Buch interessierte wollte er sehen ob einer der anderen darauf ansprang. Er selbst hatte gefühlt gerade zu viel auf seiner Liste zu stehen und gerade einmal einen der Punkte abgehackt. Anstelle also einen neuen Punkt hinzu zu fügen, hackte er lieber einen weiteren ab. Rubin hatte ihnen erzählt, dass es möglich war die Absichten zu verschleiern. Ein schwer Akt. Denn es war nötig alles zu sehen und doch nichts.
Tief atmete er ein und aus, während er sich in einen Schneidersitz bewegte und die Hände mit den Handflächen nach oben auf die Knie legte. Er hatte gelernt, dass es überall möglich war zu meditiere. So konzentrierte er sich zuerst auf seinen Atem, brachte ihn und damit seine Gedanken zur Ruhe. Er überließ sie ihrem eigenen Fluss, doch folgte er ihnen nicht weiter. Sondern öffnete seine leicht geschlossenen Augen wieder und ließ die Worte der Anderen und ihre Gesten auf sich einprasseln.[1]
 1. Allgemeine Verschleierung (intuitiv): Überlegungen über das Rubins vermitteltes Wissen. 21 gegen 10 -> erfolgreich
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 19.03.2015, 13:28:47
"Keine Angst vor den Dämonen, Aria? Dann bist du mutiger als ich: ich habe eine Heidenangst vor ihnen", sagte Harry.

Oh je, ein Wortspiel. Wer hat mir das denn in den Mund gelegt? Von mir kann's nicht sein, wie hätte ich darauf kommen sollen? Weder im Englischen noch im Drakonischen noch im Lateinischen gibt es den Ausdruck 'Heidenangst'.

"Genau wie vor mir selbst. Zu was ich jetzt schon fähig bin, obwohl ich mir Lasciels Präsenz erst vor wenigen Wochen bewusst geworden bin, obwohl es aus meiner Sicht kein halbes Jahr her ist, dass sie mich erwählt hat! Niemals hätte ich es mir vorher träumen lassen, dass ich einmal... dass ich so etwas... Zugegeben, die Alternative wäre noch schrecklicher gewesen, aber dann wäre es Lasciels Verbrechen gewesen, nicht das meine, und doch, durch Unterlassung hätte ich mich daran mitschuldig gemacht. Und so dreht und wendet man die Sache, bis man Freispruch für sich und seine Entscheidung erlangt, weil man sonst nicht mit sich leben könnte. Doch wie lange kann man vor sich selbst auf diese Art alles rechtfertigen, was man tut, bevor das Gewissen so taub geworden ist, dass es die Schuld nicht mehr spürt? Hat man erst einmal, sprachlos vor Entsetzen, den Tod zweier Menschen in Kauf genommen, damit unzählige andere verschont bleiben, wie leicht wird's mir beim nächsten Mal fallen, dies abermals zuzulassen, zu billigen, zu unterstützen oder gar selbst dabei zur Hand gehen—natürlich alles nur, um Schlimmeres zu verhindern? Wie lange wird es dauern, bis es nicht einmal mehr darum geht, bis diese Taten Selbstzweck sind, weil ich Gefallen daran finde, weil ich immer mehr so werde wie sie?"

So offen hatte Harry die Sache eigentlich gar nicht aussprechen wollen. Nicht hier, nicht jetzt, nicht vor diesen Leuten. Abgesehen davon, dass dies alles gerade nichts zur Sache tat. Er verzog das Gesicht und zuckte dann mit den Achseln. "Wenn ich ehrlich bin, neide ich dir und Henry euren Glauben. Ich wünschte, ich könnte auch an einen Gott glauben, dem mein Schicksal und das der Welt am Herzen liegt. Aber so stehen Lasciel und ich allein im Ring."

Damit wandte er sich an Rubin: "Wegen des Buchs: eigentlich hätten wir gerade so viele Dinge gleichzeitig zu tun, dass wir eh nicht wissen, wo uns der Kopf steht. So geht's mir jedenfalls. Am dringlichsten gilt es, eine Missetat Obayifos aufzudecken, bei der es um das Leben eines kleinen Mädchens geht. Und doch ist mir nicht wohl dabei, uns ausgerechnet an diesem Fall zu erproben. Haben wir überhaupt eine Chance, auch nur den geringsten Plan unsere Gäste zu durchkreuzen? Wenn nein, tät ich das ungern am Fall des entführten Mädchens erfahren müssen. Da würde ich mich eher noch an dem Tempelmord versuchen wollen. Glaubt ihr, dass ein Dämon dahinter steckt?" Harry bezog Tai'Lor in seinen fragenden Blick ein. "Einer der unsrigen? Außer Lilith und Lasciel natürlich, die können's nicht gewesen sein. Oder war's einer, von dem wir noch gar nicht wissen? Oder doch ein Mensch, Ork oder Hobbit—ähm, Halbling—allein?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.03.2015, 22:07:11
Während Jurij sich spontan zu einer kurzen Meditation entschloss, und Rubin etwas an dem Gerät an seinem Handgelenk überprüfte (und dabei bedeutungsvolle Blicke mit Tai'Lor austauschte), schüttete Harry offen sein Herz aus.

"Versteh mich nicht falsch", erklärte sich Aria, "der Gedanke an das, was sie euch und anderen bereits angetan haben und noch antun werden, erschreckt mich. Dass sie euch mit ihrer Gegenwart quälen, zerreißt mir das Herz. Und ich möchte möglichst nicht herausfinden, was sie mir antun könnten. Aber was immer sie tun, mag meinen Körper oder mein Herz verletzen, niemals aber meine Seele."

Sie ging auf Harry zu, und nahm seine linke Hand in die ihre. Dann legte sie ihre rechte behütend darauf. "Harry, dir fehlt nicht der Glaube an eine göttliche Macht, keine beschützende Gottheit, die dir zur Seite steht. Es mag die Dinge etwas leichter machen, aber es ist nicht der Schlüssel zu deiner Seele. Was dir fehlt, ist der Glaube an dich selbst. Der Glaube daran, dass deine Seele all dies überstehen, daran vielleicht sogar wachsen wird."

"In den heiligen Schriften meiner Religion gibt es Worte eines Propheten, die hier sehr gut passen.
Leicht ist es, sich den Mächtigen und Gewaltigen zu unterwerfen, leicht, sich der Furcht hinzugeben. In der Finsternis herrschen sie, die Herren der Welt, unsichtbar und böse. Er oder sie ist nicht von Sünde, der nicht die Kraft hat, ihnen zu trotzen; doch von Sünde ist, wer es nicht versucht. Denn die Freiheit liegt einzig im eigenen Licht, welches strahlt aus der Seele, und über diese herrscht nur ein jeder selbst. Nicht einmal die heilige und schöpferische Macht von Arish Tre gebietet darüber; nur wir selbst, und keine Finsternis kann das Licht beflecken, wenn wir es nicht zulassen."


Als Aria geendet hatte, sah Rubin zu Harry. Er schien nicht ganz zu wissen, wie er nach diesen Worten der jungen Priesterin ansetzen sollte, und räusperte sich kurz.

"Ich will euch nicht sagen, was ihr tun sollt. Aber ich kann euch versichern, dass es möglich ist, ihre Pläne zu durchkreuzen. Ich habe es selbst mehrfach getan, nicht nur bei meinem eigenen Begleiter. Und auch, wenn sie danach weiter machen, wenn man nicht alles verhindern kann, man kann ihnen Steine in den Weg legen."

Dann meldete sich wieder Tai'Lor zu Wort. "Was den Tempelschänder angeht, sind wir noch unsicher. Es besteht die Möglichkeit, dass es ein Dämon ist, aber es kann auch ein ganz normaler Verrückter sein. Davon gibt es leider auch so mehr als genug."

"Es tut mir leid", setzte Rubin dann wieder an, "aber wir müssen unser Treffen jetzt auflösen. Ich habe gleich zwei Neuigkeiten auf einmal - ein neuer Wirt kommt an, und ich möchte versuchen, ihn abzufangen. Außerdem... scheint es ganz so, dass sich jemand nähert, den ich bei der Ankunft knapp verpasst hatte. Wenn ich es richtig sehe, befindet sich die Person hier in diesem Gebäude. Ich habe leider bisher kein Wissen darüber, auf welcher Seite er oder sie steht."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 21.03.2015, 15:32:42
"Beatus vir qui suffert tentationem : quoniam cum probatus fuerit, accipiet coronam vitæ, quam repromisit Deus diligentibus se."[1], sagte Henry und legte Harry die Hand auf die Schulter. Sein Griff war fest und sein Blick entschlossen.

"Mein lieber Harry, viele abgrundtief böse Dinge geschehen durch unsere Hände. Vielleicht geschah es ohne unseren Willen, vielleicht entdecken wir aber auch, dass es einen bösen Trieb in uns gibt, den die Dämonen ausnutzen. Wie es auch sei, wir sehen das Blut an unseren Händen und es sind unsere Hände und darum ist es ein Teil von uns. Das ist schwer und eigentlich mehr, als ein Mann ertragen kann. Aber ich sage Dir, mein ungläubiger Freund, lass uns mal annehmen - nur mal annehmen - dass nicht Du es wärst, der über Dich Gericht hält. Mögen andere über Dich entscheiden.

Alles was Dich jetzt angeht, ist die Zukunft. Und alles, was Du glaubst, tun zu können, das musst Du jetzt versuchen. Und noch mehr. Vor nicht langer Zeit, als ich noch in der Wüstenstadt auf Sancturio stationiert war, da hätte ich mir nicht zugetraut, eine Truppe von Männern gegen Dämonen zu anzuführen. Aber man wächst mit seinen Anforderungen und verändert sich. Man wird stärker und weiser.

Accinxisti me fortitudine ad prælium : incurvasti resistentes mihi subtus me.
[2]

Ihnen gehören die Nächte, uns gehören die Tage. Die Dämonen sind übermächtig. Darum müssen wir uns umso mehr anstrengen. Wir haben eine Chance und wir sollen verdammt sein, wenn wir sie nicht nutzen. Das ist das einzige, an das wir jetzt denken sollten.

Wenn Dir der Mut ausgeht, dann bin ich bei Dir. Und wenn mir der Mut ausgeht, dann musst Du bei mir sein. Kann ich mich auf Dich verlassen, Harry? Ein kleines Mädchen braucht uns...
"
 1. Latein: Glücklich der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben (Jak 1,12; Vul).
 2. Latein: Du hast mich gerüstet mit Stärke zum Streit; du kannst mir unterwerfen, die sich gegen mich erheben. 2.Sam 22,40; Vul
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 22.03.2015, 12:20:23
Während Aria und dann auch noch Henry ihm wortreich Mut und Trost zusprachen, wurde Harry sein seelenentblätternder Ausbruch immer peinlicher—ein Gefühl, das, da seine Schamschwelle normalerweise recht hoch lag, sehr ungewohnt für ihn war. Er sah Aria nur kurz in die Augen, als er ihre Hand drückte, dann ließ er schnell wieder los und blickte zur Seite. Henrys Pranke ergriff er dagegen nach Art der Römer, was ihm männlicher vorkam.

"Ja, schon gut", murmelte er. "Ich brauch kein Licht zu sehen, um dabei zu sein. Überhaupt, das alles ging mir bereits gestern abend durch den Kopf, aber ich dachte mir, wenn ich mich schon auf die Couch leg und mein Innerstes entblöße, dann doch am besten vor möglichst viel Publikum." Er feixte in die Runde. "Lasciel liebt das. Es divertiert sie ungemein."

Dann wandte er sich an Rubin. "Zwei kurze Fragen noch, wenn es die Zeit erlaubt: die Dämonen mit ihren Wirten, kommen sie alle hier in Terendol an oder auch in anderen Städten oder gar Ländern? Ich dächte da an Tarzis. Zweitens: Wer könnte uns Auskunft über die Wirkungsweise des Kristalls geben? Möglich wäre ja, dass dieser zwar nicht mächtig genug ist, um etwas gegen unsere Besucher auszurichten, aber trotzdem mit seiner Methode in die richtige Richtung zielt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 22.03.2015, 23:22:43
Für Jurij war es ein interessantes Gefühl so zu meditieren. In der Öffentlichkeit und nicht zurückgezogen in einem Zimmer. Die Worte von Harry, Henry und Aria verschmolzen förmlich mit seinen Gedanken. So vermochte er selbst gerade so klar dem Strohm seiner Gedanken zu verfolgen ohne auf Umwege abgeleitet zu werden. Rubin gab er Recht mit dessen Worten. Wenn es ihm schon so schwer war Gedanken zu fassen, dann mochte es für seinen Dämon mindestens etwas schwerer sein seine Gedanken zu erkennen. Ein guter Trick und irgendwie war er auch froh, die anderen getroffen zu haben.
Als er sich nur für einen Augenblick geistig dem Gespräch zu wendete, verschwand dieses Gefühl. Ein Schritt war zwar getan aber es war noch ein weiter, bis er diese Technick meistern würde.

Immer noch im Schneidersitz sitzend, blickte er hoch zu den anderen. „Antworte ruhig auf Harrys Fragen. Was die zwei Neuigkeiten angeht. Sehe ich es richtig, dass du uns bittest diesen Fremden uns anzusehen, der schon länger hier ist? Wenn ja warum nicht. Verbündete sind schließlich auch wichitg.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.03.2015, 11:50:43
Aria sah Harry mit einem verständnisvollen Lächeln an, als dieser seine eigenen Handlungen ins Lächerliche zog. Kurz warf sie auch Henry einen Blick zu, der Verständnis, aber auch ein wenig Enttäuschung zeigte. "Hab keine Angst, Harry", war alles, was sie noch dazu sagte.

Rubin nickte Jurij auf seinen Kommentar hin zu. "Das wäre auf jeden Fall hilfreich. Ich muss mich beeilen, um rechtzeitig dort zu sein. Das Problem ist, ich kann den Aufenthaltsort der Person hier nicht exakt eingrenzen - wir müssen also hoffen, dass er oder sie nicht gerade in einer größeren Gruppe steht."

Zu Harry gewandt, ging er auf dessen Frage ein. "Theoretisch können sie überall auftauchen. Ich glaube aber, dass es... Zentren gibt. Orte von besonderer Bedeutung oder magischer Anziehungskraft. Terendol scheint ein solcher Ort zu sein, aber ich habe mindestens zwei weitere identifiziert. Es ist ebenso vorstellbar, dass andere auf anderen Kontinenten oder sogar unter Wasser oder tief unter der Erde ankommen - auf dieser Welt gibt es ganze Zivilisationen an solchen für Menschen schwierigen Orten."

Auf Harrys andere Frage antwortete Tai'Lor. "Ich  kann euch mit einem Mann namens Arisai in Kontakt bringen. Er arbeitet hier und kennt auch die besonderen Schätze der Bibliothek. Zudem ist er Dozent für Astraltheorie an der Akademie."

Rubin nickte. "Gut, dann lasst uns aufbrechen. Ich gehe vor. Wenn ich einkreisen kann, wer es sein könnte, gebe ich euch Bescheid."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 24.03.2015, 08:46:47
Mit einem Nicken stimmte Jurij dem zu. Die besonderen Schätze hörte sich sehr verlockend an. Er war gespannt, was wohl in ihnen steckte zudem hörte sich Astraltheorie auch durchaus interessant an. Mal sehen was mit Astral hier gemeind war.
So stand er langsam auf und lockerte seine Glieder. Damit war er bereit auf zu brechen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 24.03.2015, 10:32:35
Rubin ging also vor, und führte sie zurück auf die Treppe. Während sie liefen, erklärte er ihnen erneut die Technik, wie sie ihre Träume von den Dämonen abgrenzen konnten - wenn auch nur als "Übung zur Konzentration". So gab es eine Erklärung dafür, wenn sie alle am heutigen Abend die Technik anwenden würden.

Auf der Treppe kam ihnen ein Mann entgegen, den Tai'Lor freudig begrüßte und der auch Rubin zu kennen schien. Es handelte sich um Arisai, und Tai'Lor stellte die Gefährten als "Freunde von mir und Rubin" vor. Arisai war groß, fast zwei Meter, und dabei sehr schlank. Er hatte ein markantes, von einem grob gestutzen Bart geprägtes Gesicht, eine auffällig große Nase mit einem leichten Buckel auf Augenhöhe, und wache, freundliche Augen. Er trug sein welliges, dunkles, grau meliertes Haar (er möchte etwas über vierzig Jahre alt sein) fast schulterlang.

Über seiner recht gewöhnlichen Kleidung - eine graue Stoffhose und ein weißes Hemd - trug er einen grauen Umhang, der aussah, als wäre er mit feinstem Diamantstaub benetzt worden. Das Gewebe schimmerte silbern, und gelegentlich funkelte er sogar, wenn das Licht richtig darauf fiel. Dieser Umhang passte so gar nicht zu dem knorrigen Gehstock, den er in der Hand hielt.[1]

"Arisai, unsere Freunde möchten etwas über den Kristall erfahren, über den wir neulich gesprochen hatten. Hast du vielleicht gerade etwas Zeit?"

Der Dozent für Astraltheorie überlegte einen Moment, und nickte dann. "Einige Minuten habe ich wohl, ja. Aber dann lasst uns oben an einen der Tische gehen, da lässt es sich besser sprechen."

Unauffällig blickte Rubin kurz auf seinen Handcomputer, und nickte ebenfalls. "Das ist eine gute Idee."
 1. Wer möchte: Perception-Wurf gegen SG 15
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 24.03.2015, 19:00:40
Harrys Blick fiel insbesondere auf den "Wanderstab", den Arisai in der Rechten hielt. Sofort fielen ihm einige Runen auf, die in das obere Ende des knorrigen Holzes eingebrannt worden waren. Es war also gut möglich, dass es sich um einen wahrhaftigen Zauberstecken mit magischen Fähigkeiten handelte - insbesondere in dieser Welt.

Während er darüber nachdachte, suchte er in seinen Erinnerungen auch nach Informationen über das Forschungsfeld Arisais - die Astraltheorie. Die astralen Kräfte, so hatte er gelernt, waren mit der materiellen Welt verwoben, überlagerten sie, und waren doch zugleich auf einer eigenen Realitätsebene existent. Fernab von Lehren über spezielle Zauber oder die Handhabung der überirdischen Kräfte ging es bei diesem Thema um grundlegende Metaphysik - etwa so wie bei der Erforschung der Quantentheorie. Es ging darum, die Quelle aller Magie in ihrem Kern zu verstehen.

Die Astralebene, auch silberne Leere genannt, war zumindest laut den Harry bekannten Büchern ein Ort, der gewissermaßen zwischen den Welten der Sterblichen und der Nachwelt lag. Jede Teleportation konnte nur gelingen, indem man die astrale Ebene bereiste - selbst wenn man davon nichts bemerkte, war diese Ebene doch der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten, wo immer diese liegen mochten. Angeblich war es sogar möglich, als Sterblicher über die Astralebene in die Reiche der Unsterblichen einzudringen. Auch eine Beschwörung eines Dämons oder Engels funktionierte letztlich genau so - nur eben umgekehrt.

Er erinnerte sich an ein Gespräch, das er geführt hatte, eine Unterhaltung mit Lilith, als er selbst noch jung gewesen war, so jung und unbedarft...


Vor ihm breitete sich silberne Leere aus. Es war kein Nebel; eher so, als würde er auf einen unendlichen, silbernen Himmel schauen, der sich nicht nur über ihm, sondern auch unter ihm erstreckte. Die Unendlichkeit, die sich vor ihm ausbreitete, war erschreckend und faszinierend zugleich. Doch vor alledem war der Anblick eines: Unfassbar schön.

Kaum erkennbare Schattierungen des allumfassenden silbernen Himmels bewegten sich wie in Wellen von hier nach dort und von dort nach hier; manchmal gemächlich wie ein kleiner Bach, manchmal wie ein plötzlicher Blitz. Die Bewegungen führten hier zu Kaskaden, zu weiteren Wellen und Schwingungen; dort wieder hatte selbst eine mächtige Bewegung keinen Einfluss auf ihre Umgebung.

Es gab keinen Horizont, kein erkennbares Ende wie bei einem irdischen Himmel; vor ihm lag eine Unendlichkeit, die zu erfassen ihn fast den Verstand raubte.

"Das ist es", erklärte Lilith. Nackt und wunderschön schwebte sie vor ihm, ihre feuerroten Locken um ihren Körper gewunden bis hin zu ihren Füßen. "Die Grabstätte der toten Götter, und Geburtsort der Lilith, die ich heute bin. Und damit, geliebte Schwester, auch dein eigener Geburtsort."

Ein Gefühl der Faszination überkam ihn. Aus reiner astraler Energie, gepaart mit einem göttlichen Funken, war er entstanden, er, Lasciel, und sie würde das Multiversum für sich erobern. Nicht wie man ein Reich eroberte, sondern wie einen Geliebten. Das war ihre Natur, ihr Sein, ihr Ursprung. "Und wohin gehen wir jetzt?"

Lilith sah sich um. Sie deutete auf etwas, das Lasciel zunächst für einen Wirbelsturm hielt; aber bei genauerer Betrachtung sah es eher aus wie ein Schlauch. Es war gewaltig, erstreckte sich von oben bis unten in die Unendlichkeit, und zuckte hin und her wie eine wild gewordene Schlange. "Der astrale Kanal?"

Lilith lächelte. "Vielleicht der Weg in eine neue Heimat. Lass uns sehen, wohin er uns bringt."


Dann verblasste die Erinnerung. Für alle um ihn herum müsste es so gewirkt haben, als hätte er einige Sekunden auf den Stab Arisais gestarrt, doch Harry wusste, dass er ganz woanders gewesen war...
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.03.2015, 23:34:04
Harry lauschte Rubins erneuter Beschreibung der "Konzentrationsübung" nur mit halbem Ohr, während er überlegte, wie er diesen Arisai auf sich aufmerksam machen konnte, und zwar zur Abwechslung einmal in positiver Weise.

Für Harry ging es nämlich um mehr als nur um den Kristall und die magere Hoffnung, das Studium von dessen Wirkungsweise liefere vielleicht doch eine nützliche Erkenntnis; nein, für ihn ging es darum, uneingeschränkten Zugriff auf das in diesen Hallen gesammelte magische Wissen zu erlangen, besser noch direkte Anleitung, wie er möglichst schnell wieder wie von daheim gewohnt würde zaubern können, obwohl die astralen Ströme sich hier so völlig anders anfühlten. Ein kompakter Überblick über Magietheorie und Spruchkanon konnte auch nicht schaden. Dazu musste Harry zunächst jedoch einen guten Eindruck auf einen der hiesigen Lehrmeister machen, um von diesem eine entsprechende Empfehlung zu erhalten. Wie präsentiert man sich also einem Dozenten für Astraltheorie als interessiert und interessant?

Mehr als die Begrüßungsworte zurechtlegen schaffte Harry nicht, da begegnete der erwähnte Arisai ihnen bereits auf der Treppe. Rubin stellte sie vor. Einige Minuten Zeit hatte der Mensch für sie bloß!

Halt, schnell, was weiß ich über Astraltheorie? Die alten Griechen wussten bestimmt endlos viel darüber, das waren doch alles Feenblütige und mindestens ein Götterabkömmling pro Familie, weil die Götter damals ihr gutes Stück einfach nicht in der Hose lassen konnten... ah, ich bin mir sicher, Großvater Mortimer hat seinerzeit versucht, mich für das Thema zu gewinnen...[1]

Und tatsächlich, einiges von dem, was Harry vor über fünfzehn Jahren nur widerwillig gelernt hatte, kam ihm wieder. Rasch klaubte er einige Stichwörter zusammen, um das Gespräch zu eröffnen—da schlug die Erinnerung in eine Vision um, die ihm den Atem raubte, doch diesmal nicht vor Entsetzen. Diesmal, zum ersten Mal, stockte ihm der Atem, weil der Anblick so gewaltig, so erhaben, so unbeschreiblich schön war. Was immer Lasciel ihm noch antun würde oder den Menschen auf dieser und anderen Welten: einen schwindelerregenden Augenblick lang bedauerte Harry nicht, dass sie ihn erwählt hatte. Für diesen einen Augenblick fühlte er sich ihr verbunden, waren ihre Gefühle seine, ihre Freude, ihr Staunen das seine, ihr Puls in seinen Adern.

Als er wieder zu sich kam, waren all die zurechtgelegten Worte vergessen.

"Was, bitte schön, ist der astrale Kanal?" platzte er statt dessen, an Arisai gewandt, heraus. "Und was hat es mit der Grabstätte der toten Götter auf sich?"

 1. Knowledge (arcana) = 22
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 25.03.2015, 00:50:43
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Arisai Harry an. "Ich sehe schon, ein Kundiger unseres Fachs - das freut mich zu hören. Seid ihr bereits als Student eingeschrieben? Zu euren Fragen..."

Während Arisai sprach, gingen sie gemeinsam die Treppe hoch. Der Gelehrte führte sie an einen freien Tisch. "Es gibt nicht den astralen Kanal, sondern unzählige davon. Jedes Portal, das verschiedene Ebenen miteinander verbindet, erzeugt einen solchen Kanal. Der Theorie nach sollte es für jemanden, der die astrale Ebene bereist, möglich sein, einen solchen Kanal zu sehen oder sogar... nunja, aufzuspringen. Was die Grabstätte angeht... der Begriff ist für meinen Geschmack etwas theatralisch, aber die Astralebene selbst ist hier wohl gemeint. Wenn eine Gottheit stirbt, und das kann durchaus passieren, dann taucht der Körper auf der Astralebene auf. Es müsste rein theoretisch sogar möglich sein, die Körper vergessener Götter zu besuchen, wenn man die Astralebene bereist. Einige Gelehrte vertreten allerdings die Ansicht, dass ein Gott niemals vollständig sterben kann, sondern allenfalls in einen tiefen Schlummer verfällt."

Eine junge Frau war in der Zwischenzeit auf sie zugekommen. Erneut sah Rubin auf sein Handgelenk, sah zu Tai'Lor und nickte ihm bedeutungsvoll zu. "Ich muss mich leider verabschieden. Ich bin sicher, wir sehen uns bald wieder." Im Vorbeigehen grüßte er kurz die junge Frau. "Meine Dame." Dann machte er sich auf den Weg zum Ausgang.

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 25.03.2015, 09:54:04
Die Grabstätte der toten Götter ist also kein bestimmter Ort, sondern die gesamte Astralebene? Hm. Irgendwie hatte ich gedacht, Lilith meint einen bestimmten Ort. Einen bestimmten Gott.

"Aufspringen?" rief Harry aus, der dem Gelehrten gebannt gelauscht hatte. "Nun, ich weiß nicht, ob ich mich das trauen würde, das sah ja aus wie ein Tornado! Aber sagt, wenn Ihr von vergessenen Göttern redet—ich schließe daraus, dass für Götter 'Vergessen' dasselbe wie 'Tod' bedeutet—heißt das, nicht einmal ihre Namen sind mehr bekannt? Oder nur, dass niemand sie mehr anbetet? Gibt es Literatur dazu? Wer sie waren, wofür sie standen, wie sie einst auf der Welt gewirkt haben?

Entschuldigt bitte vielmals, dass ich so herausplatze. Ich war mitten in Gedanken, die ich eigentlich noch in aller Stille hatte zu Ende denken wollen, als unser Zusammentreffen mich herausriss. Harry Webster, mein Name. Das hier sind Henry of Leicester, Jurij Klee und Rillfarsell. Aria Sturmfels kennt Ihr ja bestimmt. Also, ich würde mich tatsächlich gern als Student hier einschreiben lassen, um die hiesige Magie zu studieren, die auf den ersten Blick verwirrend anders ist als daheim. Ich komme nämlich von weit her—von sehr weit her—und habe augenblicklich mehr Fragen als Gewissheiten. Was muss ich also tun, um hier studieren zu dürfen?"


Rubins Abgang registrierte Harry aus dem Augenwinkel, auch das Nähern der Dame, und er begriff sogar, obwohl seine Gedanken ganz bei Arisai und dem soeben Erlebten waren, dass dies wohl die Person war, die Rubin vorhin meinte. Aber darum mochten sich seine Kameraden kümmern; Jurij hatte sich vorhin in der Hinsicht ja sehr interessiert gezeigt. Auch der Kristall war erst einmal vergessen. Dagegen bechäftigte Harry mal wieder die leidige Frage: wieviel Wahrheit durfte er seinem Gegenüber offenbaren? Je mehr er verheimlichte, desto weniger hilfreich würden dessen Antworten sein. Außerdem, wenn ein Dozent für Astraltheorie nicht damit zurecht käme, einen Menschen aus einer anderen Welt vor sich stehen zu haben, wer dann?

Er räusperte sich. "Eigentlich bin ich nicht vom Fach, muss ich gestehen, wenn ihr mit Fach die Astraltheorie meint. Als Drachenabkömmling war ich bisher eher praxisorientiert. Probieren geht über studieren, Ihr wisst schon. Doch nun, da ich mich auf einer fremden Welt gestrandet sehe, in der ich quasi noch einmal von vorn beginnen darf, weil sich die astralen Ströme hier ganz anders verhalten, meine Zauber ganz anders beeinflussen, ja, da interessiere ich mich plötzlich für die Theorie dahinter, da möchte ich plötzlich begreifen. Liege ich mit meiner Einschätzung richtig, dass solche Fragestellungen in den Bereich Eurer fachlichen Kompetenz fallen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 25.03.2015, 14:13:25
Beim die Treppe hochgehen, nickte Jurij immer mal wieder. Die Methode eines gesteuerten Traumes hatte er noch nie ausprobiert aber mal sehen. Übung machte ja den Meister. Dann stand aber auch schon der Herr Arisai. Fasziniert betrachtete Jurji die Gewandung des Mannes. Doch blieb er bei dem Glitzern und doch grau wirken hängen. Über das Warum und wieso machte er sich keine Gedanken und Harry ziemlich prompt mit Fachwörtern um sich geworfen. Es war nicht gerade überraschend, dass Arisai mit den Worten umgehen konnte. Seine erläuterungen waren sehr interessant. Da Jurij aber es für sich ummünzen musste, blieb er irgendwo stecken. Soweit er es verstanden hatte sprachen die beiden über verschiedene Raumebene welche durch interdimensionale Brüche verbunden sind.  Kurz schmunzelnd registrierte er auch die Worte über die Grabstätte der Götter. IEr musste nämlich sofort an einige Tiere von der Erde denken, welche zum Zeitpunkt ihres Todes einen einzigen bestimmten Ort aufsuchen um dort zu sterben.  Interessanter weise brachte ihm das auch auf die Idee was Götter und Dämonen in seinem Weltbild sein könnten.

Sein Schmunzeln verschwand, als sich Rubin verabschiedete. Sehr nett und da er nichts zum Thema beitragen konnte, außer wohl dass es eine interessante Idee war sich an einer hiesigen Schule einzuschreiben, nickte er den Anderen zu. Seine Schritte führten ihn zur Frau, welche Rubin gegrüßt hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen und wachen Augen, welche die Frau möglischt unauffällig musterten, begrüßte er sie ebenso. „Guten Tag werte Dame. Wolltet ihr zum Lehrmeister Arisai? Er ist gerade ziemlich vertieft in Theorien über astrale Welten. Das könnte wohl dauern.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 27.03.2015, 00:02:27
Kara ist etwas überrascht über den Gruß des fremden Herrn, der in Eile scheint und sagt bloß: "Mein Herr." als reflexartige Reaktion. Als sie die ganzen Leute versammelt sieht, spürt sie etwas Neugier und auch Vertrautheit. Die Gefühle scheinen sich nicht wie die eigenen anzufühlen. Und so schnell wie das ganze hoch kam, war es auch wieder weg. "Es" hat Interesse an diesen Leuten. Vielleicht wäre es nicht schlecht herauszubekommen, woran das liegt.

Man kann Kara von ihrem Aussehen her ungefähr auf Mitte 20 schätzen. Ihr braunen Haare reichen unter die Schulter und sie hat dunkelbraune Augen. Sie ist von magerer Statur, was etwas im Gegensatz zu ihrem Vorbau steht, der doch recht ansehnlich auf so manchen Mann wirken könnte. Die Damaranerin trägt ansonsten eine beschlagene Lederrüstung und eine Kleidung, die oft auch Späher tragen. Diese Bekleidung hat einige Taschen. Kara führt ein Kurzschwert bei sich (befestigt am Gürtel). Insgesamt könnte man fast meinen, dass eine Abenteurerin vor einem stünde.

"Seid gegrüßt! Ja, ich wollte tatsächlich zu Meister Arisai und etwas mit ihm besprechen. Über arkane Phänome weiß ich nicht so viel, aber Theorien über astrale Welten klingen trotzdem ganz interessant. Ich nehme aber an, dass Ihr unter Euch bleiben wollt, oder täusche ich mich da? Wenn ich für Euch als Zuhörerin unangenehm wäre, dann kann ich auch wieder gehen. Ich bin übrigens Kara und habe mich versucht mit den verschiedensten Tätigkeiten finanziell über Wasser zu halten. Zur Zeit habe ich einen Auftrag für einen Schriftsteller zu erledigen. Wer seid denn Ihr? Ihr müsst wissen, dass ich noch nicht gar solange in dieser Stadt hier bin. Neue Leute kennenzulernen kann ja nicht verkehrt sein, denke ich. Ein bisschen Zeit werdet Ihr für etwas Unterhaltung- hoffe ich einfach mal- erübrigen können."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 27.03.2015, 22:37:31
Sie hatte sich scheinbar gut eingelebt, jedenfalls so wie diese Kara ausschaute. Besser als Jurij, der trotz seines langen Weges immer noch die robuste Kampfkleidung trug. Wobei ja die Nähte, das braungelbe Weiß und die Flicken schon deutlich vom Alter der Sachen zeugten. Oder aber vielleicht kam sie auch aus einer ähnlichen Welt wie dieser hier, wenn Rubin Recht hatte.

Mit einem Lächeln streckte er ihr die Hand entgegen. „Ja Kontakte sind wichtig. Mein Name ist Jurij Klee, schön euch kennen zu lernen. Mich tangiert das Thema dahinten gar nicht.“ Kurz wanderte sein Blick zu den Brüsten seines Gegenübers. Doch bevor schmutzige Gedanken in ihm hochkeimen konnten, lachte er auf. „Entschuldigt, Astraltheorie ist zu wirrt für mich. Architektur, Philosophien und ein paar neue Kampftechniken machen viel mehr Spaß. Doch ihr sagtet ihr seid neu hier? Habt ihr da schon die Königinengärten besucht. Ein wunderbarer Ort um Leute kennen zu lernen und mit einer einzigartigen Architektur. Aber sagt woher kommt ihr denn und was führt euch her? Sicher nicht die Baukunst oder?“ Mit etwas Glück ließ sie sich in ein plauderhaftes Gespräch verwickeln und plauderte beiläufig aus woher sie kam oder aber es würde wie bei Harry einfach so passieren. Schließlich kannte sie vielleicht noch nicht alle hiesigen Gewohnheiten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 28.03.2015, 15:58:12
Henry hat dem Gespräch der Gelehrten nicht folgen können. Nicht nur wollte er mit diesem ganzen magischen Kram nichts zu tun haben, sondern auch hielten ihn einige der Ausagen in Atem. "Es gibt mehrere Götter? Und einige davon können sterben?", flüsterte er Aria zu und kratzte sich verwirrt den Kopf.

Die ganzen Dinge hier begannen ihm über den Kopf zu wachsen. Dämonen, tote und lebendige Götter, magische Tunnels und uralte Prophezeiungen. Sie verstrickten sich innerhalb kürzester Zeit in einem Netz von Zusammenhängen, für die Henry jedes Verständnis fehlte.

Henry wäre es lieber gewesen, ein verständliches und handhabbares Ziel zu haben, in der Art: "Töte den Drachen und rette die Jungfrau." Doch im Grunde hatte es schon damit begonnen, komplizierter zu werden, als er den Drachen kennengelernt und verstanden hatte, dass dieser sein Freund war, vielleicht seine erste wirklich bedeutsame Freundschaft. Und die Dinge begannen immer komplizierter zu werden. Ihre Aufgabe ließ sich mittlerweile in etwa so beschreiben: "Tue irgendetwas gegen die Dämonen, bevor die Dämonen irgendetwas mit Dir tun."

Henry stieß geräuschvoll die Luft aus. Am besten würde es wohl sein, die Details den anderen zu überlassen. Harry hatte bereits die Witterung aufgenommen. Für sich selbst hatte er beschlossen, bei dem vermissten Mädchen zu beginnen. Kinder waren ein guter Startpunkt. Hoffentlich würden die anderen das auch so sehen.

Henry nickte der jungen Frau nur zu, welche den Raum betreten hatte. Er war zu sehr in Verwirrung, um nun in eine harmlose Plauderei einzusteigen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 28.03.2015, 17:13:14
Aria nickte. "Ja, es gibt eine ganze Reihe Götter, ich habe euch doch die verschiedenen Tempel gezeigt. Aber... dass sie sterben können, glaube ich nicht. Sie zeichnen sich ja unter anderem auch durch ihre Unsterblichkeit aus. Wenn du mich fragst, sind das nicht mehr als unbewiesene Theorien irgendwelcher Magier", gab Aria dem überforderten Iren als Antwort.

Harrys Erklärungen ließen den Lehrmeister ein Schnauben ausstoßen. "Ihr seid also ein Drachen-Nachkomme von einer fremden Welt, mit einer fremdartigen Magie, und habt auf euren Reisen auch schon die Astralebene gesehen. Ich verstehe. Tulag? Reiamon? Welcher meiner Studenten hat euch dazu angestiftet, mir diese haarsträubende Geschichte zu erzählen? Dachtet ihr wirklich -"

Tai'Lor unterbrach ihn mitten im Satz. "Meister Arisai, dies ist kein Studentenstreich. Er kommt tatsächlich von einer fremden Welt. Dass er ein Abkömmling der Drachen ist, ist mir auch neu, ebenso seine Reisen auf die Astralebene, aber ich versichere dir, dass uns diese Sache ernst ist. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn wir das alles... vertraulich behandeln könnten."

Arisai sah den Mann von der Gerichtswache einen Moment lang baff an, öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder. Er räusperte sich, sah sich im Raum um, als suche er nach kichernden Studenten, die sich über ihren Streich amüsierten, und schüttelte dann den Kopf. "Das kann doch nicht..." Er sah zu Harry. "Ich kenne Tai'Lor nun seit vielen Jahren, und das ist der einzige Grund dafür, dass wir uns noch weiter unterhalten. Aber wenn ihr tatsächliche fremde Welten bereist habt, dann braucht ihr euch nicht durch Ammenmärchen noch interessanter zu machen. Also sprecht, was von dem, was ihr erzählt habt, ist tatsächlich wahr?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 28.03.2015, 20:18:26
Auf Henrys Einwurf und Arias sich anschließende Erklärung hätte Harry liebend gern etwas geantwortet. Herrje, wie oft hatte er schon versucht, dem Freund klar zu machen, dass alles auf der Welt eine Definitionsfrage war: was der eine "Gott" nannte war dem anderen sein "Teufel". One man's paradise is another man's hell. Doch bevor Harry den Mund aufmachen konnte, prasselten die Anschuldigungen des aufgebrachten Lehrmeisters auf ihn ein, kaum dass er wusste, wie ihm geschah. Wie hatte er das schon wieder geschafft? Das kam davon, wenn man die Wahrheit sagte! Niemand glaubte einem je die Wahrheit.

Beide Hände schützend vor sich erhoben, wehrte er ab: "Tulag, Reiamon? Die kenne ich nicht einmal. Wie auch, ich bin erst seit gestern auf dieser Welt." Obwohl, jetzt, wo ich so viel gutes über sie gehört habe, tät ich sie ja doch gern kennenlernen: dazu müsst ich aber erst einmal als Student hier aufgenommen werden!

"Und Ammenmärchen habe ich auch keins erzählt. Drachen, zusammen mit Feen, sind bei uns daheim die häufigsten Stammväter der Zaubererfamilien: 95% von uns berufen sich auf das eine oder das andere, der Rest verteilt sich auf Engel, Dämonen, Teufel, Ifrit, Djinni und Mariden.[1] Das mit der Astralebene, nun gut, da habe ich versucht, mich interessanter zu machen, als ich bin. Gestern wurde ich ob meiner 'Adeptentricks' schon gründlich ausgelacht, da hatte ich Sorge, für jemanden wie mich hätte ein so bedeutender und vielbeschäftigter Lehrmeister keine Zeit, zumal ihr doch sagtet, Ihr hättet nur ein paar Minuten übrig. So schnell aber lassen sich meine Fragen unmöglich klären.

Was ist also wahr? Die Astralebene habe ich nur durch die Augen eines anderen gesehen, aber gerade so, als wär ich es gewesen! Durchreist muss ich sie allerdings haben, wie hätt ich sonst herkommen sollen, nur gesehen habe ich bei meinen Sprüngen nichts. Wobei, ein wenig hätt ich zu dem Thema doch auch zu berichten. Also zum Beispiel von Brückenstadt. Dort gibt es nämlich ein Tor zu anderen Welten, dem man bloß zu sagen braucht, wo man hin will, und schwupp, ist man da. Also, wenn ich da jetzt richtig schlussfolgere, dann muss an diesem Tor das eine Ende eines astralen Kanals fest verankert sein, während das andere Ende variabel, wenn auch nicht vollkommen frei ist. Als Reiseziel 'Kurun' angebend, kam ich nach Durchschreiten des Tores vor Terendol heraus und mein Kamerad, der mir eine gewisse Zeit vorausging, ebenfalls. Daher scheint ein erster Verdacht gerechtfertigt, dass das andere Ende des Kanals zu bestimmten Orten springt, vielleicht pro Welt nur einem."
Quasi ein Wurmloch, das nur auf der einen Seite stabil ist.

Harry räuspert sich. "Alles, was ich über meine Person sagte, ist ohne Einschränkung wahr. Ich komme von einer Welt, die sich 'Erde' nennt, in meinen Adern fließt sowohl Drachenblut, das Erbe meines Vaters, als auch Feenblut, Erbe der Mutter, wobei meine Talente durch ersteres bestimmt scheinen. Und meine Magie funktioniert hier auf Euer Welt wirklich nicht wie daheim, wo die astralen Ströme so nahe der Oberfläche verlaufen, dass ich nur den kleinen Finger reinstecken muss, um eine Stichflamme bis zur Decke auffahren zu lassen.

Es ist mir entsetzlich unangenehm, als Bettler an Eurer Tür zu pochen, und deshalb fällt es mir auch so schwer, es frei herauszusagen: ich könnte Hilfe gebrauchen. Dringend.

Ach ja, und wegen des Kristalls habe ich tatsächlich auch eine Frage."

 1. Harry kennt gar keine andere Art von menschlichen Magiewirkern außer eben die vom Typ "sorcerer".
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 28.03.2015, 20:48:37
Weiterhin blieb Kara höflich und freundlich. Auch in ihrer Welt war ein Gruß mit der Hand durchaus üblich. Mit mittlerer Stärke ergriff sie Jurijs Hand und schüttelte sie ein bisschen. Als sie die Hand wieder los ist, sagte sie dann: "Ich komme von weit her und bin durch die mächtige Magie eines anderen hier hergekommen. Aber ich schäme mich etwas für meine Herkunft, deswegen würde ich nicht so gerne darüber reden. Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel. Neben dem vertraulichen Auftrag meines Schriftstellers will ich meinen Wissenshorizont in dieser Bibliothek erweitern. Aber Ihr erwähntet gerade die Königinnengärten: Habt Ihr denn irgendwann einmal Zeit mir diese zu zeigen? Oder geht das nicht zum Beispiel wegen Eurer Arbeit? Was macht Ihr denn so beruflich in dieser Stadt, wenn ich fragen darf?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 28.03.2015, 21:15:45
Der Gelehrte schien immer noch zerrissen zwischen Glaube und Unglaube, hörte Harry aber aufmerksam zu. "Wenn all das stimmt, dann brauchen wir tatsächlich mehr als ein paar Minuten. Ich gebe gleich eine Vorlesung, aber danach habe ich etwas Zeit. Kommt in etwa zwei bis zweieinhalb Stunden wieder hierher, dann können wir in Ruhe reden."

Er zögerte einen Moment, und schien Harry dabei zu studieren. "Drachen- und Feenblut? Dann seid ihr ein natürlicher Zauberer, kein Gelehrter. Das ist äußerst selten. Mit den üblichen Zauberbüchern und Adeptenlehrbüchern werdet ihr nicht allzu viel anfangen können. Aber ich denke, dass ich euch helfen kann."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 28.03.2015, 22:35:30
"Natürliche Zauberer?" fragte Harry verdutzt. "Ja, gibt es denn auch unnatürliche? Und wie können Drachensprösslinge hier selten sein? Ich dachte, ein Drache—ein echter Drache—hätte diese Akademie gegründet. Heißt das nicht, dass seine diversen Nachfahren hier lehren und studieren? Überhaupt, wenn nicht Feen oder Drachen, von wem haben hier so die Leute ihr magisches Blut her? Oder meintet Ihr mit 'selten' nur die Kombination? Das kommt auch bei uns so gut wie nie vor, dass die Blutlinien sich vermischen, da man sich normalerweise spinnefeind ist.

Übrigens, auch wenn ich gesagt habe, dass ich kein Gelehrter bin, habe ich doch vieles aus Büchern gelernt, und diese wurden allesamt von 'natürlichen' Zauberern geschrieben, von denen einige ganz furchtbar gelehrt waren. Ihr stellt das als fundamentale Dichotomie dar, als könne man entweder natürlich oder gelehrt sein. Oder habt Ihr Sorge wegen der Sprache? Also, ich meine ja schon entdeckt zu haben, dass das Drakonisch auf meiner Welt die gleiche Sprache ist, oder zumindest eine sehr ähnliche, wie hier. Wenn es also darum geht, dass die Magiebücher hier womöglich in Drakonisch geschrieben sind, das beherrsche ich wie meine Muttersprache."


An dieser Stelle klappte Harry den Mund zu und holte tief Luft. Zweimal. Dreimal. Er wusste, dass er schon wieder plapperte. Den möglichen Grund dafür erklärte er sich und dem Lehrmeister leise: "Seit Großvater Mortimer starb, habe ich mit niemandem über diese Dinge reden können, und da war ich zwölf." Im Haus Marcone hatte man Harry zwar auch unterwiesen, aber man sagte ihm nur, was er wie zu tun habe; es kam niemals zu einem Gespräch wie mit Großvater Mortimer. "So etwas wie das, was Ihr hier habt, gibt es bei uns nicht. Die magische Erziehung ist Familiensache und auch später bleiben die Familien meist unter sich. Deshalb ist die Erfahrung hier für mich... überwältigend."

Und dich, Lasciel, nenne ich fortan 'Dr. L. Freud', dachte Harry und streckte seinem Gast innerlich die Zunge heraus.

"Meister Arisai, ich muss mich für Eure Geduld bedanken. Euer Angebot zu einem ausführlichen Gespräch in zwei Stunden nehme ich gern an. Wo darf ich Euch erwarten, genau hier?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 28.03.2015, 23:45:59
Arisai sah Harry erneut verwirrt an, aber dann nickte er. "Ihr müsst offenbar noch einiges an Grundlagen lernen. Jeder, der genug Verstand und Willenskraft hat, kann Magie erlernen - es ist eine Wissenschaft, und erfordert nicht mehr und nicht weniger als das Verständnis vom Formen der magischen Energien. Als natürlicher Zauberer arbeitet ihr anders. Die Magie fließt durch eure Adern, ihr atmet sie, und ihr wirkt sie intuitiv. Ihr benötigt nur einen Bruchteil des Wissens, das ich mir aneignen musste, um Magie zu wirken. Und ihr nutzt nicht so sehr die euch umgebende Magie, als die Kräfte in euch selbst. Eure Macht steigt nicht, indem ihr Theorien und neue Zauber lernt, sondern indem ihr lernt, eure inneren Kräfte hervorzurufen und zu kontrollieren."

"Ich muss jetzt leider gehen. Wir treffen uns genau hier wieder, ja." Damit stand er auf, und griff nach seinem Wanderstab.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 29.03.2015, 12:05:07
Beim Handschlag ließ sich Jurij von ihrem Krafteinsatz leiten. Wobei er schon etwas mehr Kraft hinein legte. Für den Moment wo sich ihre Hände berührten, konzentrierte er sich auch soweit es ging darauf. Schließlich gab man sich einander nicht ohne Grund die Hand. In der feinen Gesellschaft war der kalte Fisch belieht, besonders von Frauen. Schließlich waren sie ja zarte und zerbrechliche Wesen. Kara griff aber eindeutlig fester zu. Jedoch größe Schwielen, die bei der doch kurzen Berührung zu spüren wären, fühlte er nicht. Hingegen seine Hand hatte in der letzten Welt schon gelitten und war damit deutlich rauer geworden.

„Och. Sicher doch. Die Gärten sind wahrlich ein Meisterwerk. Besonders die verschiedenen Stile, die Entwicklungsphasen und die Synergien die sie unter einander Bilden sind erstaunlich. Bei so einer Kulisse wie dieser Stadt ist es aber auch kein Wunder.“ Beim von den Gärten schwärmen bewegte er seine Hände so, als würde er ein Bild beschreiben und dabei auf einzelnen Punkte zeigen. „Das schönste ist ja, dass sie immer noch erweitert werden, in Erinnerung an die Königin. Vielleicht auch einmal mit einen meiner Gärten aber die Konkurrenz ist stark. Architekten, Planer und Co gibt es hier wie Sand am Meer. Nicht verwunderlich bei der Hauptstadt, oder?“ Auch wenn er plapperte, verschwieg er die Gerichtswache. Wenn sie Dreck am Stecken hatte, wäre es`nicht der beste Aufhänger. „Aber ihr sagtet von weit her. Dann sicherlich von außerhalb der großen Allianz oder? So eine Reise um den Horizont zu erweitern kann angenehm sein. Ich hoffe die Staatsform hier verstört euch nicht zu sehr. Demokratie kann schon mal befremdlich wirken aber sowas gehört dazu. Hoffentlich, für euch, hat der Zauberwirker euch auch eine Möglichkeit zurück mitgegeben. Solche Kleinigkeiten werden bei einer Reise oft vergessen. Naja, aber was für ein Wissen sucht ihr hier? Die Bibliothek ist nicht gerade einheitlich gegliedert.“ Von weit her könnte ja vom anderen Ende der Welt heißen aber mal sehen, vielleicht viel sie auf die Frage wegen der Allianz herein. Schließlich gab es kein Außerhalb. Herauszufinden ob sie Besessen war und für den Dämon in sich arbeitete, wäre dann die nächste Aufgabe und deutlich schwerer.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 02.04.2015, 19:25:20
"Ich habe auch so manchem feinen Herrn gedient, aber Politik ist mir nicht großartig beigebracht worden. Meint Ihr ich sollte mich als Frau mehr für Politik interessieren?" Aber es wurde noch interessanter. Kara ging nun nach einer kleinen Sprechpause ein Risiko ein. Sie wollte wissen, woran sie bei ihrem Gesprächsparner war. Vertrautheit und Neugier schlossen sich normalerweise eher aus. Die Personen waren dem irgendetwas in ihr vielleicht vertraut in welcher Beziehung auch immer, aber die Neugier zielte darauf ab, wie sie auf diese Personen reagieren würde. Die Gefühlsfragmente kamen nur kurze Zeit in ihr auf. Sie waren nicht leicht zu deuten. In diesen nächsten Worten war nichts als die blanke Wahrheit jedenfalls versteckt: "Und bevor wir uns weiter unterhalten, wollte ich Euch noch etwas anderes sagen und auch fragen: Tatsächlich habe ich mich mit dem Zauberwirker zerstritten. Er wollte Kontrolle über mich in einer Form, die ich so nicht akzeptieren kann. Meint Ihr es war dumm von mir, dass ich mich mit ihm zerstritten habe?"

Die Situation war unglaublich interessant für Kara. Sie glich einem Intrigenspiel und auch irgendwo einem Schachspiel. Jurij hatte Ihr etwas verschwiegen. Es war offensichtlich, dass keiner dem anderen so richtig traute. Doch eine Maskaranerin versucht auch aus solchen Situationen einen Vorteil zu schlagen, so gut es ging. Sie war gespannt, was Jurij ihr antworten würde.

Dann bekam Kara aus dem Augenwinkel mit wie Arisai ging. Vielleicht würde er einige Stunden für wichtige Studien brauchen und wollte allein sein? War sie vielleicht zu voreilig, was Arisai und Besuch bei ihm anging? Auch wenn Kara gerade geheimes und eigentlich wohlgehütetes Wissen am meisten interessierte, war es nicht sinnvoller erst einmal das Wissen aus der normal zugänglichen Bibliothek sich anzueignen? Wenn Jurij tatsächlich recht hatte, dann würde schon die Wissensaneignung im öffentlich frei zugänglichen Teil eine Herausforderung womöglich werden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 02.04.2015, 23:31:08
Nachdem er sich verabschiedet hatte, machte sich Arisai auf den Weg und verließ die Bibliothek. Tai'Lor sah ihm kurz nach, dann wandte er sich an die Gefährten. "Allmählich muss auch ich mich auf den Weg machen. Inspektor Ferrigan, mein Vorgesetzter, erwartet mich bald. Ich bin heute Abend erneut bei euch in der Gaststätte. Wenn ihr jetzt keine Fragen mehr habt, dann verabschiede ich mich hiermit."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 03.04.2015, 12:25:07
Den Blick von Kara folgend, bekam auch Jurij mit, dass der Gelehrte sich von seinen Begleitern verabschiedete. Na hoffentlich hatten sie etwas über den Kristall in Erfahrung gebracht. Wieder zu Kara blickend antwortete er ihr auf ihre Frage. „Ob ihr euch mit Politik mehr beschäftigen solltet, ist weder die Frage ob ich es meine, noch hat es etwas damit zu tun, dass ihr eine Frau seid. Wenn jemand Interesse daran hat, dann kann er oder sie sich auch damit beschäftigen. Schließlich liegt es in den eigenen Händen, was gemacht werden kann und was nicht. Wobei ich persönlich dem Leitsatz versuche zu folgen, es auf alle Fälle einmal zu versuchen bevor ich es generell ablehne. Im Fuß … em, em im Ringen. Ja im Ringen gibt es verschiedene Möglichkeiten wie der Ringer agieren kann. Sei es aggressiv indem er versucht den Gegner immer auszuhebeln, oder passiver als jemand der versucht eher auszuweichen und so die Oberhand zu behalten. Mir selbst liegt in diesem Sport eher das passivere verhalten aber ich habe zumindest beide Seiten, und auch alle anderen Formen einmal ausprobiert. He ich hoffe das Beispiel ist nicht zu plump.“ selbst fragt sich Jurij was für einen Blödsinn er gerade erzählt. Das kommt davon, wenn man nicht davon ausgehen kann, dass alle Spiele hier auch gespielt werden. Doch zumindest Ringen oder Boxen wird es auch hier geben, wenn die Männer hier nicht sehr anders gestrickt waren als zuhause.

Nebenbei, jedenfalls bis zu den Zeitpunkt wo Jurij alle Sportarten durchgehen musste die er mal gemacht hatte und die es hier geben könnte, versuchte er abzuwiegen was Kara mit ihrer letzten Äußerung meinte und wie sehr er ihr traute. Wie machte das bloß Rubin? Er konnte sich auf jeden Fall sichersein, dass die Frau aus einer anderen Welt kam. Rubin hatte sie ja markiert. Auch wenn sie der Finte mit der Politik gut ausgewichen war, besser als Harry, Henry und gar er selbst, der sich auf ein Streitgespräch eingelassen hatte. Dumm war die Frau also auf keinen Fall. Also drehte er fast jedes Wort drei Mal um.

„Was den Streit angeht.“ begann er dann, nachdem er seine Gedanken wieder zusammen gerufen hatte. „Ja vielleicht ist es dumm sich mit so jemanden zu streiten. Ich weiß nicht genau, wie er Kontrolle über euch haben will, aber keiner hat das Recht einen anderen zu kontrollieren, ihn zu beherrschen.“ Seine Worte formulierte er langsam. Schließlich musste er aufpassen was er sagte. Er glaubte ihr nämlich, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. „Ich und meine Bekannten sitzen da an einem ähnlichen Problem und wir können auch nicht die Entscheidung des Anderen so einfach akzeptieren. Vielleicht können wir zusammen arbeiten und eine Lösung für das Problem finden.  Was meint ihr?“ So wie sie etwas offen Offenbart hatte, tat es jetzt auch Jurij. Sie sollte wissen, dass sie nicht alleine war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 03.04.2015, 18:49:00
Harry sah dem davoneilenden Lehrmeister eine Zeit lang hinterher, sprachlos vor Verwirrung aber auch Enttäuschung. Verwirrt, denn statt seine Fragen zu beantworten, hatte Arisai ein Dutzend neue aufgeworfen; enttäuscht, da Harry, auch wenn er nicht verstand, wie so etwas möglich war—was, auf dieser Welt kann jeder Magie? Man braucht sie bloß, oder vielmehr muss man sie, lernen wie Mathematik?—so hatte er doch eines verstanden: die Magier hier im Haus, die waren nicht wie er.

Da hatte er doch tatsächlich geglaubt, hier unter seinesgleichen zu sein, sich endlich einmal, der Enge der Familie ebenso wie der Masse der Uneingeweihten entkommen, all der Ungläubigen daheim, die ihn bestenfalls für einen Spinner, schlimmstenfalls für einen Teufelsanbeter hielten, kurz: dass er sich endlich einmal mit Gleichgesinnten hätte austauschen können, vielleicht gar Freunde unter ihnen gewinnen und wenn auch nur, seiner Situation geschuldet, oberflächlich... doch nichts war damit!

Ein Außenseiter auch hier. Eine Seltenheit, die bestenfalls begafft würde. Er wusste schon, wie es sein würde, denn so kam es immer, wenn jemand ein natürliches Talent besaß, für das andere schuften mussten: aus Neid geborene Anfeindung und Geringschätzung würde ihn treffen. Wenn man sich überhaupt auf längere Gespräche mit ihm einließe, dann nur, um ihm klar zu machen, dass seine Art der Magie minderwertig sei, nur die ihre wäre die einzig wahre, die einzig logische oder einzig heilbringende oder einzig was-auch-immer!

Er zuckte traurig mit den Schultern. "Tja, das war wohl bloß ein schöner Traum", murmelte er bei sich.

Doch als Tai'Lor sich verabschiedete, riss Harry sich wieder  zusammen. "Oh, aber denkt daran, ich muss pünktlich um zehn ins Bett, der Schönheitsschlaf, Ihr wisst schon. Und was Fragen angeht, ach, Fragen hätte ich mehr als irgendeiner mir Antwort geben könnte, und jede Antwort wirft bloß neue Fragen auf. Nein, das ist zwecklos, zu viel auf einmal wissen zu wollen, da warte ich lieber ab, ob Meister Arisai es nachher schafft, ein paar Lichter in meinem Dunkel zu entzünden.

Wegen der Tempelmorde wollte ich noch eine Sache erwähnen, wahrscheinlich ist es Quatsch, weil hier eh alles ganz anders funktioniert, oder Eure Gelehrten sind längst auf die Idee gekommen, haben sie überprüft und verworfen. Wie Ihr wisst, hab ich mich gestern abend nach der hiesigen Zahlenmystik erkundigt."


Harry senkte die Stimme und beugte sich vor, damit auch gewiss keiner im Vorbeigehen aufschnappte, was er sagte:

"Also, wenn wir bei mir daheim wären, tät ich mit einiger Sicherheit befürchten, dass die Abstände zwischen den Morden nun kürzer werden. Für ein Ritual, also beispielsweise ein Beschwörungsritual oder dergleichen, muss sich der Täter nämlich jetzt steigern. Drei Morde im Abstand von drei Tagen hat er bereits begangen, dann würden jetzt zwei in zwei Tagen Abstand folgen, ein letzter dann nach einem. Summa summarum, sechs Morde in zwölf Tagen. Ohne auf die Einzelheiten der irdischen Zahlenmystik einzugehen, wäre das eine sehr magische, sehr mächtige Kombination. Das heißt, die zwölf ist eigentlich heilig, nicht dämonisch, das wäre bei uns die elf, allerdings... unsere Gäste scheinen sich für Göttersprösslinge zu halten, so scheint es mir, oder gar selbst für Götter. Also vielleicht hat da sogar eine heilige Zwölf ihren Sinn. Und das ganze wäre auch mathematisch nett und adrett und wunderbar stimmig, wenn hier die Magie so wissenschaftlich ist."

Die Rede, obwohl flüssig, fast ein wenig zu schnell dahergesprochen, fiel Harry schwer. Eigentlich war er sich vollkommen sicher, dass er damit nur einmal mehr seine vor nichts Halt machende Unkenntnis über diese Welt demonstrierte, dass er hier schon wieder den Adepten gab, der mit naiv-dümmlichen Zwischenrufen die ernsthaft diskutierenden Professoren zu stören wagte...

"Wie gesagt, das ist wahrscheinlich entsetzlich dumm und zu simpel gedacht. Ich wollte es nur gesagt haben, nicht dass ich mich morgen früh ärger, wenn ich von einem weiteren Mord in der Nacht erfahre und mich fragen muss: hätt ich den vielleicht verhindern können."

Ich hasse es! Mir so dumm und hilflos vorzukommen! Jede Gewissheit in Zweifel ziehen zu müssen. Darf ich mir nicht einmal mehr sicher sein, dass zwei und zwei auf dieser Welt vier ergeben? Pah! Und Rillfarsells Elfengöttin nennt Henry 'den Verlorenen'!
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 03.04.2015, 19:57:36
Tai'Lor hörte Harry aufmerksam zu, und klopfte ihm anschließend auf die Schulter. "Danke für den Ratschlag. Ich bin selbst nicht besonders bewandert in solchen Dingen, aber ich werde es in jedem Fall weitergeben."

Dann sah er noch einmal in die Runde, ob noch jemand etwas zu sagen hatte. War das nicht der Fall, würde er sich von allen verabschieden und ebenfalls die Bibliothek verlassen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 05.04.2015, 12:23:24
Kara nickte auf die Worte von Jurij hin. Die Diebespriesterin kommentierte auch die ersten Sätze, die er sprach: "Tja, wir alle erklären uns oft gewisse Sachverhalte im Leben durch Dinge, in denen wir uns gut auskennen. Insofern fand ich Eure Ausführungen nicht plump. Bestimmt passten sie gut zu einer Person wie Euch und waren daher angemessen. Vielleicht informiere ich mich heute auch etwas über Politik, wenn es auch dazu etwas in der Bibliothek gibt. Aber es gibt andere Wissensgebiete, mit denen ich mich eigentlich beschäftigen wollte."

Kara schien etwas zu überlegen bis Jurij noch das folgende sagte: "Wir könnten schon zusammenarbeiten. Ich würde auch sagen, dass ich momentan ein Problem habe. Aber ich weiß nicht, ob es so einfach gelöst werden kann. Wusstet Ihr eigentlich nebenbei bemerkt, dass viele Leute vom jeweils anderen, die Wahrheit einfordern und nichts als die Wahrheit. Doch sie wissen nicht, dass die Wahrheit manchmal unschön sein kann. Aber das wäre nicht das schlimmste. Ich bin viel mehr davon überzeugt, dass die Wahrheit ab und zu extrem unwahrscheinlich, irrsinnig und unglaubwürdig auf den anderen wirken kann. Auch wurde ich bitter von einem Mann entschäuscht, von dem ich es niemals erwartet hätte. Er hat mir viel bedeutet, um so schwerer wog sein Verrat. Seitdem kann ich anderen nicht mehr so gut vertrauen. Gerade wenn ich sie noch nicht solange kenne. Aber genug von meinem Geschwätz, das Euch vielleicht seltsam vorkommt. Ihr werdet sicher zu Euren Freunden nach diesem langen Gespräch zurückgehen wollen, nehme ich an. Wollen wir uns noch einmal an einem anderen Ort treffen, um uns weiter zu unterhalten? Eine ungefähre Wegbeschreibung zu diesem Ort wäre ganz nett. Womöglich habt Ihr jetzt noch etwas wichtiges vor und ich wollte mit meinen Nachforschungen beginnen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.04.2015, 13:49:38
Bei einigen der Worte von Kara funkeln Jurijs Augen regelrecht auf. Es musste für sich entdecken, dass das kleine Ränkespiel und die Vermittlung von beider Philosophien ihm mehr als nur gefiel. So betrachtete er die Frau vor ihm auf einmal mit anderen Augen. Er ballte gar die Hände immer wieder zu Fäusten, so eine Aufregung stieg gerade in ihm hoch.
Als ihm dies gewahr wurde, versuchte durchzuatmen sich wieder zu entspannen und treiben zu lassen.[1] Doch er kam immer wieder zurück zu Kara, so interessant fand er ihren Intellekt. Irgendwann lachte er innerlich über sich selbst und seine Gedanken. Meinte gar zu sich selbst, dass es ja bei einer Frau mit solchen Vorbau kaum verwunderlich war. Dass er sie aber in Wirklichkeit mehr aufgrund ihrer Retorik interessant fand, als wegen ihres Brustumfanges war ihm und seinem dunklen Freund klar.

Sich verlegen am Hinterkopf kratzend, hob Jurij seinen Blick. „Sicher doch und gerne doch. Ich kann verstehen, dass man nicht so leicht jemanden trauen kann, den man erst seit einem Augenblick kennt. Gerne würde ich auch mit euch über eure Philosophie über die Wahrheit sprechen, denn sie ist mir nicht so fremd wie ihr vielleicht denkt.“ Kurz blickte sich Jruij um bevor er etwas leiser weiter sprach. „Ebenso wie halt in dem Problem. Ob ihr es glaubt oder nicht, die beiden Typen dahinten kenne ich erst seit gut zwei Tagen. Ich habe sie für ein paar Augenblicke in meiner Heimat kennen gelernt und dann hier, nach drei Jahren und einer endlos scheinen Reise, wieder getroffen. Nur das verbindet uns und unser Problem. Ja nennt es leichtgläubig aber am Ende sind sie und auch die Fee, wo immer sie gerade steckt, mit denen ich das Problem wirklich bearbeiten kann.“ Er sog die Luft zwischen die Zähne ein. Sicher war sich Jurij nicht, dass sie verstand, dass er mit Problem dass Selbe meinte wie sie, oder er interpretierte gerade in ihre Worte das hinein was er durch Rubins Geste hören wollte. Aber mal sehen, eine Gemeinsamkeit die alle Besessenen hatten, war der lange Weg hier her. Vielleicht war jetzt für sie die Interpretationsweise klarer, ohne es direkt sagen zu müssen.

Wieder warf Jurij einen Blick über die Schulter. Die Fee flatterte wohl wieder herum, oder er konnte sie gerade einfach nur nicht sehen. Das kleine, seltsame Wesen war irgendwie schon mutiger als alle anderen drei zusammen. „Vier Augen sehen mehr als zwei.“ murmelte er und blickte zurück zu Kara. „Das ist ein Spruch aus meiner Heimat. So ist es wohl auch hier. Ja, es gibt nicht nur die schöne einfach Wahrheit oder den leichten Weg. Nein, der leichte Weg ist meist der Falsche im Leben, denn er verblendet ein und führt einen weg von der Realität. Wie ein Kleinkind das nur sein Haus kennt und niemals vor die Tür gegangen ist. Kein Problem ist wirklich leicht zu lösen und wahres Vertrauen muss schwer erkauft werden. Daher, schließlich ist es eure Entscheidung und ja wir wollten noch eine Jungfer in Nöten retten, falls ihr über das Problem, die Wahrheit oder nur zu einem netten Gespräch kommen wollt, ich und die anderen wir haben Quartier in der Gaststäte Das Portal zum Himmel und zur Hölle im Tempeldörfle genommen. Der Weg ist ganz einfach. Es ist die Gaststätte an der östlichen großen Kreuzung im Viertel in der Nähe des Asmodeustempels.“
 1. Gefühl verschleiern 7 gegen 15 gescheitert
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 11.04.2015, 01:11:24
Harrys Ausbruch über seine Gefühle und seine Änste die Dämonen, ihre Taten und die Auswirkungen für seine Seele betreffend lassen Rillfarsell aufhorchen und ins Grübeln kommen.
Wie wenig diese Menschen doch über die Welt wußten, in der sie sich befinden. Ja selbst über ihre eigene wußten sie wenig. Denn alles ist mit allem verbunden. Jede Existenzebene mit jeder anderen, wenn vielleicht auch über Umwege.
Und auch Magie durchdringt alles. Es ist nur eine Frage, wie sehr sich die Wesen dieser Tatsache bewußt sind.
Auch die Furcht um die Seele kann Rillfarsell nicht nachvollziehen. Anscheinend wissen seine Begleiter nicht einmal, daß ihre Seelen nach ihrem Tod in ihre jeweilige Nachwelt einzogen, welche auch immer sie bevorzugten. Dort würden ihr Leben von ihren Göttern beurteilt werden, unabhängig von dem, zu was sie von ihren Besatzern gezwungen worden waren.
Es schüttelte sich und das irisierende Federkleid wechselt auf die stumpfbraune Seite. Betrübt läßt Rillfarsell den Kopf hängen.
Ja, seine Begleiter können sich auf ein Leben nach dem Tod freuen. Aber es selbst kann das nicht. Feen besitzen keine Seele, die ins Feenreich zurückkehren würde. Es würde im Fall des Ablebens auf dieser Welt einfach vergehen. Keine Wiedergeburt, kein Nachleben, keine Erfüllung im Paradies.
Es sollte alles Schöne, Wunderbare, Begehrenswerte schon während seines Lebens, das eigentlich unendlich wärt, erleben.
Nur ist dies nicht mehr möglich.
Ein Wesen hat sich erlaubt, es einfach aus seiner Heimat zu reißen.
Fast kommt in ihm Wut auf.
Aber dann nimmt die Trauer wieder überhand. Es fühlt eine seltene Regung in sich, als einige Tränen vom Federkleid aufgesogen werden und sich ein kurzes verzweifeltes Piepen aus seinem Schnabel löst.
Als das Feenwesen aufschaut und sich die Augen reibt, stellt es fest, daß es ein wenig abseits der anderen in einer dunklen Ecke steht.
Allein.
Unbeachtet.
Rillfarsell schüttelt den Kopf und versucht so, die düsteren Gedanken zu vertreiben.
Es wandelt seine Federn wieder zum üblichen Perlmuttschein und geht langsam auf die anderen zu, denn noch sind die Gedanken nicht ganz verschwunden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 16.04.2015, 16:31:55
Wie Rillfarsell stand auch Henry ein wenig abseits. Und wie das Feenwesen war auch er emotional aufgewühlt und es dominierte die Trauer. Henry fühlte sich mit einem mal verbunden mit dem seltsamen Ding, was vorher nie der Fall gewesen war.

Bei Henry mischte sich aber noch eine zweite Empfindung hinzu, nämlich die der Entschlossenheit. Was er vor kurzem Harry gesagt hatte, hatte auch ihm selbst gegolten. Er hatte sich seinen Weg nicht ausgesucht, aber nun galt es, sich in ihn zu fügen und ihn als den seinen anzuverwandeln. "Ne sis velox ad irascendum, quia ira in sinu stulti requiescit. In die bona fruere bonis, et malam diem præcave ; sicut enim hanc, sic et illam fecit Deus, ut non inveniat homo contra eum justas querimonias."[1], murmelte er.

Er versuchte, Arias Blick zu erhaschen und legte seinerseits seine ganze Trauer und seine ganze Entschlossenheit in seinen Blick. Eine unausgesprochene Frage lag auf seinen Lippen.

Er blickte zur Seite und sah das kleine Feenwesen. "Wir warten draußen.", sagte er knapp zu Harry und Jurji.

"Komm, Rillfarsell. Die Räume sind hier zu dunkel und die Luft zu verbraucht. Wir brauchen Sonne."

Er ging an Aria vorbei, blieb einen Moment stehen und nahm dann langsam ihre Hand in seine beiden. "Kommst Du mit?", fragte er.
 1. Kohelet 7,10.14: Sprich nicht: Wie kommt's, dass die früheren Tage besser waren als diese? Denn du fragst das nicht in Weisheit. Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 16.04.2015, 18:37:15
Während Tai'lor wie zuvor Rubin die Bibliothek verließ, sprach Henry zuerst mit Rillfarsell und dann mit Aria. Die junge Frau zögerte einen Moment, legte dann aber ihre noch freie Hand auf Henrys - eine sehr sanfte, behutsame Berührung. "Ja, ich komme mit. Aber ich muss später noch einmal zu unserem Schrein. Ich habe dort... etwas Wichtiges zu erledigen."

Sie lächelte, aber Henry spürte, dass noch eine tiefere Bedeutung in ihren Worten lag - auch wenn sie offensichtlich im Moment nicht darüber sprechen wollte. Dann ließ sie seine Hand - zögerlich - wieder los.

Zur gleichen Zeit kam eine weitere Person in die Bibliothek. Er schien ein Mensch mittleren Alters zu sein, mit blonden, von grauen Strähnen durchzogenen Haaren, die er hinten zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Er trug eine Rüstung, die auf die Entfernung aussah, als wäre sie aus grauem Fels gemacht - sich dafür aber eindeutig zu geschmeidig bewegte. Hinter seinem Rücken ragte der Griff eines großen Schwertes hervor. Sein Gesicht war von Narben gezeichnet.

Der Fremde sah sich nur kurz in der Bibliothek um, dann fiel sein Blick auf Jurij.[1]
 1. 
Bitte Perception-Würfe:
SG 5, um ihn überhaupt zu bemerken
SG 10, um seinen Blick auf Jurij zu bemerken
SG 13 für weitere Details zu seinem Aussehen
SG 15 für ...?
SG 20 für ...???  :D
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 17.04.2015, 00:02:06
Rillfarsell schaut zu dem Menschen hinauf, als dieser es anspricht.
Es nickt nur zustimmend, sitzt ihm doch noch immer ein Kloß im Hals.
Als sich Henry kurz abwendet, räuspert es sich leise, um diesen unbemerkt los zu werden.
Es ist ein Barde, ein Sänger und Tänzer, ein Unterhalter. Trübe Gedanken sind etwas, das es von sich fern zu halten versucht, damit es einen lebensfrohen und positiven Einfluß auf seine Umwelt haben kann.
Als das Feenwesen sieht, wie der Mann und die Frau miteinander reden, verschwinden die dunklen Überlegungen. Solange Wesen noch Zuneigung füreinander empfinden und sich unterstützen würden, konnten die Dämonen eigentlich nicht gewinnen. Selbst wenn nicht jeder Dämon für sich kämpft, sondern sie auch einen Verbund bilden, irgendwann würden sich so negativ eingestellte Wesen selbst und gegenseitig im Wege sein.
Auf dem Weg nach draußen bemerkt es dann diesen Mann, der hereinkommt. Interessiert betrachtet es ihn eingehender.[1]
 1. Perception:18
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 17.04.2015, 00:19:49
Gerade lächelte Jurij noch Kara freundlich zu, da fiel sein Blick auf den Mann.[1] Für den jungen Mann war es nicht schwer zu erkennen, dass der Fremde zu ihm wollte. So wie er aussah schätzte er ihn als Krieger ein. Jemand der nicht gerade unerfahren war. Ein mulmiges Gefühl stieg in Jurij hoch und er wollte den Mann nicht weiter als nötig anstarren. So blickte er wieder zu Kara, ließ den Krieger jedoch nicht aus den Augen. Denn er hatte eine dunkle Ahnung. So jemand lang gestern sterbend vor seinem Bett und ihm wurde ja angedroht, dass noch mehr Kopfgeldjäger kommen würden. Mit Pech würde sich diese Ahnung wohl bewahrheiten aber jetzt gerade hieß es bereit zu sein. Egal was dieser Mann wollte.
 1. Wahrnehmung 15
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 17.04.2015, 10:47:59
Harry nickte Tai'Lor zum Abschied zu und wandte sich dann die Kameraden suchend um. Henry fand er im Zwiegespräch mit Aria vor, Jurij noch immer bei der Frau, die Rubin ihnen bedeutet hatte, und das Feenwesen, da musste er sich zweimal um die Achse drehen, um es in einer dunklen Ecke zu erkennen, mit dunklem Gefieder, was, wenn er dies richtig deutete, trübe Gedanken verriet. Er wollte gerade auf den kleinen Kerl zugehen, um ihm vielleicht Mut zuzusprechen, da schien dieser sich bereits zusammenzureißen und marschierte, Henry und Aria hinterher, Richtung Ausgang. Dorthin zog es auch Harry, da ihn das plötzliche, übermächtige Gefühl überkam, freien, weiten Himmel über sich zu benötigen, zu dem er, wenn schon nicht hinaufschießen, doch wenigstens hinaufblicken konnte, um sich ein wenig freier zu fühlen.

War das schon immer so oder erst seit Brückenstadt? Dass ich enge Räume nicht ertrag, dass ich Luft, Licht und Himmel über mir brauche, viel davon, um nicht zu ersticken, um nicht irre zu werden vor Bedrängtheit, dem Gefühl, lebendig begraben zu sein, nicht hinaus zu können, Trommeln in der Tiefe, Trommeln in der Tiefe, wir können nicht hinaus!

Und doch zögerte er, denn so, wie Henry Aria gerade gebeten hatte, ob sie nicht einen kurzen  Augenblick Zeit für eine Unterredung mit ihm hätte, schien es Harry, als sollte er den beiden lieber etwas Luft zum Atmen gönnen, als bräuchte der Kamerad dringend einen privaten Augenblick mit der Dame. Private Augenblicke würden für sie alle in der nächsten Zeit Luxusgut sein, eng wie es in ihrem kleinen Boot zuging, in das sie durch ihre Lage hineingezwungen worden waren. Also lenkte er statt dessen die Schritte gen Jurij und dessen neue Bekannte.

"Hallo, ich bin der Harry", sagte er zur Begrüßung und tippte sich mit Daumen und zwei Fingern an die Hutkrempe. "Die Sache ist doch ganz einfach, wie Jurij dir bestimmt schon erklärt hat. Entweder, du bist gegen deinen Gast, dann bist du mit uns, oder du bist auf seiten deines Gastes, dann bist du gegen uns. Im ersten Fall kann ich dir nicht viel versprechen, außer, dass wir zusammenhalten und uns an unsere Versprechen halten; im zweiten Fall, nun, dein Gast kann dir ja viel versprechen, wenn du aber glaubst, er wird sich daran halten, bist du schief gewickelt. Die Überlebenschancen sind in beiden Fällen gleich mau, aber vielleicht lässt sich auf erstere Weise die Seele noch retten. Überleg dir's also."

Obwohl Harry die junge Frau bei Beginn seiner Rede noch aufmerksam musterte, so glitt gegen Ende sein Blick dennoch, ungewollt, an ihr vorbei zu dem seltsamen Neuankömmling hin. Hm. Ein Krieger. Zielstrebig wie ein Wächter auf Henkersmission, weil jemand gegen die sieben Gebote verstoßen hat. Doch passte er nicht so recht in das Bild, das Harry von den Gesetzeshütern dieser Welt gewonnen hatte. Entweder, er war Regierungsagent oder Freischaffender. Kopfgeldjäger? Oder so etwas wie Harry selbst, obwohl die Ausstattung dafür zu kriegerisch schien, das Gesicht von zu vielen Scharmützeln zernarbt. Halt, die stammten gar nicht von Klingen, sondern von Klauen! Als hätte er sich mit wilden Tieren herumgeschlagen.[1] Und dazu diese silbern schimmernden Augen! War er am Ende ein Drache? Konnten Drachen einander auf dieser Welt auch erkennen? Harry wollte Jurij fragen, ob für ihn die Augen des Mannes auch silbern aussähen, doch er konnte den Blick und die Gedanken nicht von dem Fremden losreißen.[2]

Runen am Schwertgriff: magisch? Die Rüstung: Schuppen auf Leder, steingraues Leder, aber nicht das einer Echse, dazu hätte diese schon Dinosauriergröße besitzen müssen. Drachenhaut? Harry schluckte. Was für eine Art Drache hatte felsgraue Haut? Er wusste, dass er starrte. Sein Gesicht wurde heiß, die Augen so trocken, dass es schmerzte, doch er konnte nicht blinzeln. Die Luft um ihn herum schien ihm plötzlich zu heiß zum Atmen, ihm! Da erst bemerkte er, dass er sich vor Jurij gestellt hatte und murmelte. Au Mann, was faselte er da? Immer und immer wieder dasselbe, erst leise, dann lauter werdend, und dabei ein herrlicher Quatsch:

"Drums, drums in the deep. What's in the deep? Fire, fire! Show yourself, Durin's Bane! Show yourself, Balrog! YOU. SHALL NOT. PASS!"

Und dann geschah etwas. Es begann ähnlich wie ein Seelenblick, nur... gleißender.[3]
 1. profession (private investigator) = 14
 2. perception = 20
 3. Detect Magic auf den Typen; für die 3. Runde schon, falls Harry die 18 Sekunden hat, bevor etwas geschieht, das ihn unterbricht oder zum Eingreifen zwingt; knowledge (arcana) = 24 und 28 (jeweil +1 von Lasciel); Spellcraft = 13 und 23.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 17.04.2015, 11:42:18
Scharf sog Jurij die Luft durch die Nase ein als Harry neben ihm auftauchte und wieder mit der Tür ins Haus fiel. Kara konnte sehen wie Jurij die Augen verdrehte und hörte ein leises Murren von Jurij. Von dem wie direkt Harry vorging, schien der junge Mann offensichtlich nicht begeistert zu sein. Fast konnte man glauben er verpasse ihm gleich einen Schlag auf den Hinterkopf. Doch nichts dergleichen passierte. Dies war wohl dem fremden Mann geschuldet, der immer noch auf die nun Dreiergruppe zu stapfte.

Denn die blaugrünen Augen von Jurij hatten, den Fremden rasch wieder im Blick, auch wenn Harry ihm im Weg stand. Scheinbar sah er etwas, was er noch nie gesehen haben musste. Es waren die Augen des Mannes. Sie schimmerten auch für ihn silbern. Ja, graue Augen konnten silbern aussehen aber schimmernde Augen, nein dass hatte er noch nie gesehen. War das vielleicht auch wieder etwas was mit Magie zutun hatte?
Und dann gab es noch diese drei prägenden Narben im Gesicht des Mannes. So tief, dass sich Jurij fragte wie er solche Wunden überlebt haben mochte. Besonders die am Hals zeugte davon, dass der Mann sich in Lebensgefahr befunden haben musste. Man denke nur an Halsschlagadern. Dann wanderten die Augen von Jurij höher auf den Schwertknauf. Er hob eine Augenbraue und betrachtete die Runen.[1] Nur besondere Waffen wurden mit Schriftzeichen versehen oder bekamen Namen. Vielleicht waren diese Runen der Name des Schwertes oder ein Segensspruch. Jedenfalls vielen ihm ein paar chinesische und japanische Waffen ein, bei denen es so war.
 1.  Wissen Geschichte auf das Runenschwert, wenn noch Zeit ist: 12
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 17.04.2015, 12:52:07
Auch Rillfarsell fielen die seltsamen Augen und die Narben auf. Insgesamt war die Erscheinung recht bemerkenswert, so daß das Feenwesen nicht umhin kam, seine Neugier stillen zu wollen.
Kurz sprach er einige Worte und vollführte einige mystische Gesten. Schon kam die ihm bekannte Sicht auf, die alles magische in farbige Schimmer hüllte.
Unverhohlen betrachte es den Mann und versuchte die Auren um ihn herum zu entschlüsseln.[1]
Da Rillfarsell nicht direkt im Aufmerksamkeitsbereich des Kriegers weilte, hoffte es, genug Zeit für diese Aufgabe zu haben.
 1. Know: 22; Know:10

Spell: 25; Spell: 17
s. Würfelthread
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.04.2015, 12:55:13
Der Blick des Fremden wanderte zunächst von Jurij zu Rillfarsell, dann zu Henry, Harry und schließlich Kara. Er breitete die Arme aus - eine Geste, bei der nicht ganz klar war, ob es eine Geste der Begrüßung war, oder ob er eher darauf abzielte, Rillfarsell und den anderen den Weg zu versperren.

"Eine Versammlung! Eine Festivität gar? Und ihr habt mich nicht eingeladen!" rief er laut aus, so dass alle in der Bibliothek zu ihm sahen. "Eure Manieren lassen zu wünschen übrig. Doch gebührenden Respekt walten zu lassen, ward noch nie eure Stärke, von keinem von euch."

Seine Stimme war dunkel und rau, aber keinesfalls aggressiv.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 17.04.2015, 20:46:51
Kara schien von Jurijs Gefühlsregungen unbeeindruckt, als ob sie nicht da wären. Erkannte die Diebespriesterin die Form der Gefühlsregung und spielte sie nur Unwissenheit vor oder war die Sachlage eine andere? Möglicherweise schwer zu sagen bei einer wildfremden Person, die man nur wenige Augenblicke kannte. Auch war es eher unüblich, dass eine Maskaranerin so offen Erkenntnisse diesbezüglich zeigen würde.

Doch die Ankunft des Fremden sorgte für Karas volle Aufmerksamkeit. Wenn Jurij nicht selber auch auf ihn konzentriert hätte, hätte möglicherweise das lange Schweigen von Kara als unhöflich empfunden. Man hätte Karas Blick zu dem Fremden durchaus auch als Anstrarren interpretieren können, so genau musterte sie ihn. Doch diese Tatsache war ihr egal. Irgendetwas löste Unbehagen in ihr aus, als sie ihn so ansah. Die Augen, das mächtige Schwert, die Narben und die Rüstung viel sprach bei ihm für eine mächtige Person und bestimmt auch eine gefährliche zugleich.

Doch Harry unterbrach sie etwas in ihren Überlegungen. Sie antwortete ihm nur ganz knapp und kurz angebunden klingend: "Wir sollten das später genauer bereden. Alle Formen der Verlockungen sind mir zudem bekannt und wie sie einzuschätzen sind. Haltet mich nicht für naiv!"
Von Kara ist dabei allerdings jegliche Überraschung im Inneren überspielt worden. Vor dem Fremden namens Harry sofort Unwissenheit zuzugeben in dieser Situation war nicht die Art der Maskaranerin.

Sie hatten auch so einen "Gast" in sich? Und was oder wer war dieser "Gast" genau? Kara stellte sich das ganze wie eine Mischung aus Fluch und einem Geist vor. Aber war es das wirklich? Auf Dauer konnte sie dieses Verzögerungsspielchen nicht mehr fortführen. Eine Kooperation könnte ihr vielleicht viele Fragen beantworten. Hatten sie am Ende etwa das gleiche Ziel? Das gleiche Problem? Wenn da nicht noch ein bisschen Misstrauen in ihr gewesen wäre und der unheimliche Fremde nicht erschienen wäre, wäre die Unterhaltung möglicherweise ganz anders abgelaufen.

Das unverständliche Gerede von Harry irritierte sie etwas, aber mit einem Kopfschütteln schaute sie etwas weg. Es war scheinbar nichts schlimmes passiert und wichtiger schien der Mann mit dem mächtigen Schwert und den merkwürdigen Augen im Moment.

Dann lag Karas ganze Aufmerksamkeit wieder bei dem Fremden. Jurij, der sich etwas länger mit Kara unterhalten hatte, merkte klar eine Veränderung ihrer Art bei den nächsten Worten. Sie klang irgendwie etwas forscher: "Ihr seid doch so ein Typ, der bestimmt auch ohne uns sogar wilde Orgien feiern könnte. Ich zweifle daran, dass Ihr unserem kleinen Plausch unbedingt beiwohnen hättet müssen. Außerdem müsstet Ihr noch wissen, dass das Wichtigste im Leben das Geheimnisvolle ist. Solange man es nicht so auslebt wie die Anhänger des Chakrams der Nacht."[1]

Mit diesen Worten wollte Kara so gut wie nichts sagen. Sie wollte vielmehr wissen, wie ihr Gegenüber reagieren würde. Sie wollte Zeit gewinnen, schluckte ihr Unbehagen herunter und machte einen mutigen Schritt nach vorn. Die Geste hatte sie auch noch nicht in irgendeiner Form erwidert mit dem Arme ausbreiten.
 1. 
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Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.04.2015, 21:14:33
Der Fremde sah zu Kara, und schien sie einen Moment lang genauer zu beobachten. Dann warf er lachend seinen Kopf zurück - es war ein herzliches Lachen, ohne jeden Hohn. "Shar? Auch wenn ich sie in vielen Punkten verstehe, ist sie mir doch zu rückwärts gerichtet." Noch immer stand ein Lächeln in seinem Gesicht.

Rillfarsell und Harry allerdings achteten auf etwas anderes. Vor den Augen der beiden verdichtete sich die Magie zu einer einzigen Aura von beeindruckender Stärke. Sie spürten die Magie förmlich vibrieren. Ob es ein Zauber oder ein Gegenstand, das Schwert vielleicht, war, konnten beide aber noch nicht sagen - dafür benötigten sie mehr Zeit.

"Doch verzeiht, junge Dame, nicht mit euch wollte ich sprechen. Ich hoffe, ihr empfindet dies nicht als Unhöflichkeit, denn so ist es nicht gemeint."

Dann verschwand sein Lächeln. Sein Blick wurde zwar nicht finster, aber ernst. Er wollte gerade wieder ansetzen, als ein junger Mann, einer der Studenten, auf ihn zukam. "Verzeiht bitte! Dies ist eine Bibliothek, könnt ihr eure Gespräche nicht woanders fortsetzen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 18.04.2015, 14:29:53
Jurijs Augen wanderten kurz zu Kara, er hatte die Änderung ihrer Stimme bemerkt. Dann machte er einen Schritt zur Seite um den Fremden wieder in die Augen blicken zu können. Obwohl dieser sie ziemlich überschwänglich begrüßte, misstraute er ihm. Er fragte sich kurz, warum er zu den anderen geblickt hatte, dann jedoch viel es ihm ein. Wie war das, die Dämonen erkennen sich untereinander. Ja Rubin erkannte gar jeden Neuankömmling.

Als der junge Student zu ihnen kam und sie erinnerte, dass das Gebäude eine Bibliothek war, lächelte Jurij. „Du hast recht junger Freund. Entschuldige bitte die Störung.“ Sein blick wanderte zurück zum Fremden. „Ich denke wir können draußen weiter reden. Vielleicht in einem schönen Garten oder ähnliches. Dies ist wirklich kein Ort dazu, also wir folgen euch. Em, wie war noch einmal euer Name? Belarus? Es war ein Griff ins Blaue aber Rubin hatte sie vor einem Mann mit diesem Namen gewarnt. Denn dieser alte Freund von Rubin hatte sich dem inneren Dämon ergeben.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.04.2015, 11:28:11
Der Fremde sah zu dem Studenten, und lächelte wieder. "Unwissenheit ist ein Segen, nicht wahr?" Noch immer lächelnd, sah er wieder zu Jurij. Der Student war sichtlich irritiert. "Wie... wie könnt ihr sowas sagen? An einem Ort wie diesem?"

Doch der Krieger ging nicht weiter auf ihn ein, seinen Blick auf Jurij gerichtet. "Ich muss sagen, dass ich diesen Ort sehr angemessen finde. Aber ich erlaube allen, die nicht involviert sind, jetzt zu gehen. Das ist doch fair, oder nicht? Und im Übrigen ist es sehr unhöflich, jemanden mit dem falschen Namen anzusprechen. Wenn ihr ihn nicht wisst, so fragt einfach nur, ohne zu raten."

Inzwischen waren einige andere Studenten aufgestanden und hatten sich dem stattfindenden Gespräch zugewandt. Einige von ihnen verließen tatsächlich den Raum, die anderen schienen noch unentschlossen. Die Frau, die am Eingang saß, stand ebenfalls auf, klemmte ihr Buch unter den Arm, und stapfte Richtung Ausgang. "Das reicht jetzt! In so ehrwürdigen Hallen! Ich hole die Wache."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 19.04.2015, 11:28:57
Harry stand noch immer da wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Den freundlichen jungen Herrn, der um Ruhe bat, bemerkte er gar nicht. Sein Blick war in ungläubiger Faszination auf den Fremden in der grauen Lederrüstung gerichtet. Die Runen am oberen Ende von Harrys "Zauberstecken"—bei Gandalfs Worten hatte er ihn unbewusst mit beiden Händen ergriffen und vor sich auf den Boden gestampft—begannen orangefarben zu glühen. Wer die elfische Schrift entziffern konnte und die Zunge Mordors verstand (und zudem den Kopf schieflegte), der las dort in vier Spalten: One Ring to rule them all, One Ring to find them, One Ring to bring them all and in the darkness bind them.

Harry aber entging auch dies. Er hatte nur Augen für die leuchtende, pulsierende Aura des Mannes.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.04.2015, 11:40:01
Und tatsächlich verdichtete sich die Aura sowohl für Harry als auch für Rillfarsell weiter. Sie umgab nun das Schwert, wie ein weiß leuchtender Heiligenschein, eine Aura von äußerst mächtiger arkaner Energie. Nur Harry allerdings gelang es, das, was er sah, genauer zu interpretieren. Das Licht umgab das Schwert wie einen Schutzschild. Welcher Zauber genau auch auf dem Schwert lag, es war in jedem Fall eine Art Verteidigungsmagie.[1]

Harry spürte, und Rillfarsell wusste, dass er theoretisch noch mehr herausfinden konnte, vielleicht sogar genaue Eigenschaften des Gegenstands, doch die Magie war zu stark, zu komplex, um ihre Strukturen zu verstehen. Es gelang keinem von beiden, das gewebte Netz der Magie wirklich zu begreifen.
 1. Harry erkennt die Schule als "Abjuration (http://www.d20pfsrd.com/classes/core-classes/wizard/arcane-schools/paizo---arcane-schools/classic-arcane-schools/abjuration)".
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 19.04.2015, 15:05:23
Tief zog Jurij die Luft durch die Nase ein. Das hörte sich gerade sehr übel an, vielleicht malte er sich auch nur gerade alles Schwarz aber er hatte bei dem Typen kein gutes Gefühl. Irgendwie fühlte es sich gerade an, als ob eine Raubkatze oder eine Schlange vor einem stehen würde. Belauern und auf den ersten Fehler wartend, bevor sie zuschlägt.
Ein Fehler wie den den Harry gerade machte. Jurijs Blick fiel auf dessen Stecken, auf das Licht und die Schriftzeichen. Egal was Harry gerade machte, es sah nicht so aus, als ob dieser weiter vor Jurij stehen sollte. So ging Jurij weiter um Harry herum. Ruhig und doch angespannt betrachtete er den Fremden genauer. Er hatte eine unterschwellige Drohung ausgesprochen und schien eher auf Konfrontation aus zu sein. Doch vielleicht irrte sich Jurij und einige seiner Gesten sprachen ein anderes Wort.[1] Doch nichts der Gleichen. Die Körperhaltung, die Ausstrahlung des Fremden sprach eine eindeutige Sprache. Er meinte es ernst, tot ernst.

Jurij blieb vor dem noch immer verwirrt dreinblickenden Studenten stehen. Inzwischen hatte sich Jurijs Blick von freundlich über besorgt zu ernst gewandelt. „Junger Freund“ sprach Jurij den Studenten mit deutlichen Unterton an. „leider lässt sich der Herr nicht bewegen zu gehen. Du hast es versucht, doch nun geh und nimm deine Freunde mit.“
Seinen Weg, weiter gehend, baute er sich am Ende vor dem Fremden auf. Dabei achtete er darauf, Harry nicht im Weg zu stehen und doch nahe genug beim Fremden um Harry und Kara zu schützen, falls dieser nicht nur auf Worte zurückgreifen würde. „Nun denn, entschuldigt vielmals. Ja Raten ist unhöflich.“ er schenkte dem Fremden ein eindeutig falsches Lächeln. „Also mein Name ist Jurij Klee, wie ist ihr Name und was möchtet ihr von uns?“
 1. Motiv erkennen 22
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.04.2015, 15:50:43
Der Student sah erschrocken zu Jurij, als ihm die Bedeutung seiner Worte klar wurde. "Ja... ja, ist gut", murmelte er, und ging dann schnellen Schrittes zum Ausgang. Seinen noch verbliebenen Kommilitonen rief er zu: "Kommt, Leute, das ist was für die Wache!"

Der Gesichtsausdruck des Fremden war wieder ernst, als er sich Jurij zuwandte. Die flüchtenden Studenten schienen ihn nicht weiter zu interessieren. "Nun, mein Name, das ist kompliziert, nicht wahr? Wieviel von mir ist Markent i'Tayani, edler Krieger und Anführer eines Menschenstamms in der Welt Narvan? Und wie viel ist Andhaka, auf der Welt Terra als Asura der Blindheit bekannt?[1] Die Grenzen sind fließend, doch ist nicht alles stets im Fluß?"

Sein Blick fiel auf Aria, die offenbar nicht daran dachte, die Bibliothek zu verlassen. "Was ich möchte, ist bedeutungslos, folge ich doch selbst nur dem Fluss des Schicksals. Doch sind meine Worte in keinem Fall für sie bestimmt."

Doch trotz der warnenden Worte machte er keine Anstalten, etwas gegen Aria zu unternehmen. Vielmehr wandte er sich wieder Jurij zu. Und dann sprach er in einer Sprache, die keiner von ihnen je gehört hatte. Die Worte bestanden nicht nur aus Silben, sondern nutzten Schnalz- und Zischlaute, gutturale Geräusche, und fügten sie in ein dissonantes Konzert mit harten, dunklen Einzelsilben, dass es einem gleichermaßen den Magen verdrehte wie auch eine Gänsehaut über den Körper jagte. Dies war keine menschliche Sprache, vermutlich gar keine Sprache einer sterblichen Spezies, und jedes einzelne Wort klang wie eine Beleidigung, eine Drohung und eine Herausforderung.

Jeder von ihnen wusste, dass er oder sie derartige Laute zum ersten Mal hörte. Und doch verstanden sie, was der Fremde sagte. Und trotz aller Dissonanz ergaben seine Worte einen finsteren Rhytmus, ein in sich stimmiges Klangbild - eine Perversion der Poesie.



"Der heilige Bund, unser heiliger Kreis
Erfüllt mit Macht, bringt er den Preis
Seid machtvoll, bereit
Stets zu Zweit, stets zu Zweit!

Seid Ross und Reiter voller Kraft,
auf dass ihr eine neue Welt erschafft

Stets zu Zweit, stets zu Zweit!"

[2]
 1. Wer von der Erde stammt, darf einen Wissenswurf (Religion) machen.
 2. Abyssal
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 19.04.2015, 20:00:30
Als um ihn herum die Studenten aus der Bibliothek flüchteten, wurde auch Harrys Aufmerksamkeit wieder auf den eigentlichen Auftritt des Fremden gelenkt. Worte, Drohungen, und dann gar ein Gedicht, bei dem einem so dunkel ums Herz wurde wie einst Bilbo, als Gandalf plötzlich, mitten im Auenland, die Schwarze Sprache in den Mund nahm. Oh Mann, was für eine drama queen! Harry hatte genug. Der Kerl drohte ihnen? Heiße Luft! Ihm schien es egal zu sein, ob er die anwesenden Gäste irritierte, und andersherum konnte Harry sich nicht vorstellen, dass er Lasciels Typ war. Zu plump! Zu... ach, was auch immer, jedenfalls konnte nur einer im Raum einen dramatischen Auftritt hinlegen, und dass Lasciel sich darauf besser verstand, war ja wohl klar! Zwar hielt sie sich gerade mit jeglichen Gefühlsbezeugungen zurück und so konnte Harry sich da nicht sicher sein[1], aber eines wusste er gewiss:

"Mir reicht's", sagte er, indem er entschlossen neben Jurij trat. "Aria, wenn du mir einen Gefallen tun möchtest: sieh doch bitte, wo die ganzen Studenten hinverschwinden und wen sie herbeiholen und... vielleicht könntest du irgendwie vermitteln, die Wache aufhalten, die Lage beruhigen, damit niemand unnötig zu Schaden kommt...?" Mit Dringlichkeit fügte er hinzu: "Bitte?"

Harry wartete kurz, ob Aria seiner Bitte folgte—in diesem Fall so lange, bis sie zur Tür hinaus war—bevor er sich wieder an den Sprücheklopfer i'Tayani wandte. Seine mehrjährige Ausbildung zum troubleshooter der führenden crime family von Chicago kam ihm jetzt zugute—doch Lasciels Anwesenheit gab seiner Darbietung eine Extraportion an Überzeugungskraft. Die Drohung lag nicht so sehr in den Worten, als vielmehr der Haltung, der Stimme, und den Flammen, die in den Tiefen seiner Augen tanzten.[2]

"Was willst du frecher Kerl uns hier ans Bein pinkeln? Tu doch nicht so, als könntest du uns was! Wenn dein Frauchen eine Nachricht an unsere werte Herrschaft hat, dann her damit und ab mit dir, dann gibt's daheim von ihr auch bestimmt ein Leckerli für dich. Ansonsten hat hier niemand Geduld für dein albernes Theater und unterirdisches Gereimse."
 1. sense motive (Lasciel) = 10; sense motive (i'Tayani) = 16
 2. Intimidate = 22 (mit Berufung auf Lasciel), Will save um einen verbaselt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.04.2015, 20:22:27
Aria zögerte nicht, und reagierte sofort auf Harrys Bitte. Sie sah sich noch mehrmals um - vor allem nach Henry -, verzögerte ihren Schritt dabei jedoch nicht.

Von einer Sekunde auf die andere änderte sich der Gesichtsausdruck des Mannes. War er gerade noch ernst, schien er plötzlich - entsetzt? Verzweifelt? "Ich... es tut mir leid! Ich kann mich nicht dagegen wehren, er ist stärker als ich. Er ist der Prophet der N'kyuash, und ich..." Er sah zu Boden, atmete tief durch. Als er seinen Blick wieder erhob, war sein Gesicht erneut ernst.


"Ihr in eurer Überheblichkeit! Dachtet, es sei klar, wer Ross und wer der Reiter sei? Nur zehntausend Jahre ist es her, dass die Sterblichen uns besiegt haben, und nur ein Funken unserer Macht ist wieder freigesetzt. Und noch immer habt ihr keinen Respekt vor ihnen und Ihrer Stärke? Glaubt, ihr wärt ihnen so unendlich überlegen?"



Wieder breitete er die Hände aus - und mit einem Mal breitete sich ein knisterndes Geräusch in der Bibliothek aus. Die Regale brannten! Einige der Schriften in den Regalen hatten Feuer gefangen, das sich rasend schnell ausbreitete.

"Eure Macht über sie entspringt einzig ihrer Unwissenheit," wechselte er nun wieder in die Allgemeinsprache, "doch ich werde die Waagschale ausgleichen. Und ihr! Sucht nach dem heiligen Boden, und erkennt nicht, dass etwas davon bereits mitten unter euch ist. Nur fünfzig Jahre brauchten die Sterblichen, uns zu besiegen, nachdem sie uns erkannt hatten. Glaubt ihr, in zehntausend würde ihr Wirken den heiligen Boden nicht mehr verändern?"

Er zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Jurij. "Teile, was du hast!"

Plötzlich... spürte Jurij etwas. Etwas, das durch sein Blut rann, durch seine Haut, durch jede seiner Zellen. Es war nicht körperlich. Nichts, was in seinem wissenschaftlichen Verstand verankert war, konnte diese Energie erklären. Der Gedanke an Chakrapunkte raste durch sein Hirn, Kundalini, doch all das traf es nicht, war zu schwach, zu gewöhnlich. Der einzige Begriff, der zumindest im Ansatz beschrieb, was er fühlte, war: Mystisch

Dann traf es ihn wie ein Schlag. Er riss die Arme nach hinten, streckte den Rücken durch, als habe ihn eine unsichtbare Kraft von hinten getroffen, und ein helles Licht umgab ihn. Und im gleichen Moment schossen Lichtstrahlen von ihm zu den Anderen, und erfüllten auch sie mit der mystischen Energie.

"Er ist noch immer machtvoll, doch das meiste davon hat seine Prägung verloren. Die Wüste von einst? Es gibt sie noch, einen kleinen Rest, und sie kann das Fundament unserer Rückkehr werden. Doch was ihr hier findet, dieser heilige Boden, er ist empfänglich für das Wirken aller. Er kann sein, was er einst war, oder infernalisch werden, oder himmlisch, oder alles dazwischen! Eure Sterblichen haben genug Macht, um ihn mit ihren Überzeugungen und ihrem Glauben neu zu prägen. Und genau das wird passieren."

Jurij, von dem die seltsame Kraft ausging, spürte es als Erster. Es war, als hätte er für einen kurzen Moment Einblick in das Netz bekommen, das die Welt zusammenhielt. Alles ist verbunden! Und so verbanden sich die Dinge in seinem Geist, Eindrücke, Erinnerungen, Gelerntes fügte sich zusammen... er begriff.

Für Harry war es ähnlich, und doch ganz anders. Er hatte das Gefühl, zu fallen, tief in sich selbst hinein zu stürzen, und mit einem Mal stand er wieder inmitten der Traumwelt, die sein Drachen-Gegenstück ihm bereits mehrfach gezeigt hatte. Doch diesmal betrachtete er sie anders. Alles hier waren Metaphern. Die brodelnden Quellen? Nichts als die Kraft in seinem eigenen Inneren! Er spürte sie, wie er sie nie zuvor gespürt hatte. Unbändig. Unkontrolliert. Gefährlich. Es wäre leicht, sich von dieser Kraft durchfluten zu lassen. Doch halt, das tat er! Hatte er immer getan! Nur kontrollierte sie ihn nicht, sondern er die Kraft. Er hatte einen guten Lehrmeister gehabt, und einen starken Willen. Ohne eines von beidem - wäre er wohl geworden wie der Rest seiner Familie.
Doch das war er nicht. Er spürte die Kraft, konnte sie durch sein eigenes Selbst leiten, konnte durch sie wachsen... und so manche Lehre, die er gelesen oder von seinem Großvater gelernt hatte, machte nun plötzlich Sinn.

Henrys Erfahrung hingegen war eine völlig andere. Auch er spürte die Energie, doch er spürte noch etwas anderes. Fernab von allen Zweifeln, von seiner inneren Zerrissenheit, fernab von Angst, an einem Punkt seines Herzens, der von nichts anderem erfüllt war als von Liebe und von Glaube. Und die Energie, die ihn durchfloss, strömte an diesen einen Punkt, und erfüllte ihn mit der Kraft seines Herrn. Was auch immer der Dämon vor ihm gesagt oder getan hatte, für Henry gab es keinen Zweifel, dass er etwas wahrhaft heiliges gespürt hatte.

Rillfarsell wiederum erfüllte ein seltsames Gefühl von... Heimat. Er spürte eine Verbundenheit, wie er sie schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Und sein Geist und sein Herz füllten sich mit Liedern und mit Magie und mit Erinnerungen an unzählige Freunde, die er in seiner Heimat zurück gelassen hatte.

Was Kara hingegen spürte, war etwas, das sie zuletzt vor langer Zeit gespürt hatte. Bevor die Götter auf Faerun gewandelt waren, bevor... ihr Gott gestorben war. Sie erfüllte eine machtvolle, heilige Energie. Doch sie wusste, es war nicht ihr Gott, den sie hier spürte. Es war ihre eigene Kraft. Das Göttliche in ihr selbst, und in der Welt um sie herum. Die Quelle all ihrer Kraft...

Doch neben all dem, den Erkenntnissen, der Kraft des Glaubens, der inneren Harmonie, war da noch etwas. Etwas sehr viel konkreteres. Eine neue, spürbare Kraft, die sich in jedem von ihnen verankert hatte, geformt aus ihrem innersten Sein und den eigenen Sehnsüchten und Überzeugungen.[1]

Für Kara war es schon seit langem ein großer Wunsch, sich selbst zu verändern. Und sie erkannte, dass es einzig in ihrer Hand lag, dies zu tun. Doch die neu gefundene Macht würde ihr dies auf eine Weise erlauben, die sie nie für möglich gehalten hätte...[2]

Henrys neu gefundene Macht war für ihn eine direkte Konsequenz aus dem gerade Erlebten. Er hatte die heilige Macht des Herrn gespürt... und dabei etwas in sich selbst gefunden. Etwas, dem kein gewöhnlicher Dämon sich würde entgegen stellen können. Doch selbst gegen die N'kyuash würde diese heilige Kraft ihre Wirkung zeigen.[3]

Ähnlich wie für Henry war für Rillfarsell die neue Kraft eine direkte Schlussfolgerung aus dem gerade Erlebten. Er hatte eine Verbindung zu seiner Heimat gespürt - und er wusste, er würde diese Verbindung immer wieder herstellen können![4]

Harry betrachtete noch seine innere Traumwelt, als er plötzlich etwas an sich bemerkte. Er... veränderte sich. Sein Körper wuchs, zog sich in die Länge. Gleichzeitig schien er an Körperlichkeit zu verlieren. War dies ein Astralkörper? Harry hatte Theorien dazu gelesen... aber in keiner davon waren dem Betreffenden gewaltige Flügel gewachsen! Instinktiv schlug er sie, und hob ab. Im gleichen Moment befand er sich nicht mehr in der Traumwelt, sondern in der Bibliothek... über seinem eigenen Körper! Doch der gewaltige Schlag seiner Flügel trieb ihn weiter nach oben, durch Decken und Dächer hindurch, bis in den freien Himmel, von wo aus er über die Stadt blicken konnte. Er war ein Drache, und er konnte fliegen![5]

Von all diesen spektakulären und mystischen Erfahrungen bekam Jurij nichts mit. Überflutet von den Erkenntnissen, hatte er sich ganz sich selbst zugewandt, in sein Innerstes geblickt. Und dort, so klar wie nie zuvor, die Präsenz des Dämons wahrgenommen. Doch dieses Mal sah er nicht weg. Sein Blick blieb standhaft, und er tauchte ein in die fremde Seele, die sich in seinen Körper eingenistet hatte, wagte es, die Grenze zu überschreiten und in den Dämon selbst einzutauchen.

Dabei fiel ihm wieder ein, was die Priesterin ihm gesagt hatte. Es gab Ähnlichkeiten zwischen ihm und seinem ungebetenen Gast. Er erinnerte sich an seine Traumvision, hervorgeholt durch den abscheulichen Trank. Die beherrschenden Gefühle waren Einsamkeit und Überlebensangst gewesen, emotional nicht zu erhalten, was er zum Überleben brauchte. Intuitiv spürte er, dass er auf dem richtigen Weg war. Er sah nicht in die Dunkelheit, in Chaos und Gewalt - und davon gab es reichlich! -, sondern folgte nur diesem einen Gefühl, und erkannte, dass es eben dieses war, das den Dämon in seinem Inneren ausmachte.

Er würde sich holen, was ihm zustand. Was er zum Leben brauchte, zum Wachsen, zum Reifen. Die Welt, nein, das ganze götterverdammte Multiversum war es ihm schuldig! erinnerte er sich an die Gefühle der Traumvision. Und er begriff: Auch Obayifo war einst ein Sterblicher gewesen, eine abgelehnte Seele, dich sich das, was sie zum Überleben brauchte, woanders geholt hatte. Doch Obayifos Entscheidungen hatten ihn auf einen anderen Weg geführt als Jurij. Er hatte entschieden, niemandem mehr zu vertrauen, und sicherzustellen, dass er die Macht hatte, sich stets zu nehmen, was er brauchte.

All das war nicht wirklich klar; Jurij konnte nicht in die Vergangenheit Obayifos sehen. Doch er spürte, dass es wahr war. Aus einer verzweifelten Seele war eine böse Seele geworden, und in Millionen und Abermillionen Jahren war aus einer bösen Seele ein schrecklicher, machtvoller Dämon geworden. Doch in all diesen Äonen war der Kern Obayifos gleich geblieben. Er wollte überleben.

Jurij begriff noch etwas anderes: Obayifos übermächtiger Wunsch, zu überleben, hatte ihn zu einem Meister des Lebens werden lassen. Nicht nur metaphorisch, sondern ganz konkret: Er hatte gelernt, die Ströme des Lebens selbst, ihre Energien und auch das Gegenstück - den Tod - zu begreifen. Und für einen kurzen Moment erhielt auch Jurij einen winzigen Einblick in dieses Wissen.[6]
 1. Ja, richtig, jetzt kommen wir zur Charakterfrage, die ihr mir per PM beantworten durftet!
 2. Kara kann ab sofort einmal täglich "Alter Self" wirken. Außerdem kann sie einmal täglich versuchen, einen ihrer eigenen Gedanken ihrem N'kyuash "unterzuschieben". Dafür muss sie die Grenze zwischen sich und dem Dämon kurzzeitig auflösen, und anschließend wieder festigen. Dazu ist ein Will-Save gegen SG 20 nötig.
 3. Henry kann einmal täglich Protection from Evil, Communal wirken. Außerdem kann er einmal täglich versuchen, einen Exorzismus an den N'kyuash durchzuführen. Bei Gelingen vertreibt diese Kraft den entsprechenden Dämon für eine Stunde in die hintersten Ecken des Wirtsgeistes, so dass dieser für diese Zeit quasi "befreit" ist. Henry kann dies auch auf sich selbst anwenden, z.B. bevor er schlafen geht. Um einen Exorzismus durchzuführen, muss Henry einen RW gegen Willen mit SG 20 bestehen. Er kann auch versuchen, mehrere Dämonen gleichzeitig zurückzutreiben. Für jeden weiteren erhöht sich der SG um 5.
 4. Rillfarsell kann einmal täglich Summon Monster II wirken, darf allerdings keine bösen und keine rechtschaffenen Wesen beschwören. Außerdem kann Rillfarsell einmal täglich den "Rat der Ältesten" anrufen, und erhält dadurch einen Bonus von +5 auf einen von ihm gewählten Rettungswurf oder Attributswurf. Letztere Fähigkeit kann ohne Vorbereitung und in dem benötigten Moment augenblicklich angewendet werden.
 5. Harry kann einmal täglich den Zauber Fly wirken. Außerdem kann er einmal täglich für maximal eine Stunde die Astralgestalt eines Drachens annehmen. Er befindet sich dann mit seinem Geist am Rand der Astralebene, und kann sich bis zu fünfhundert Meter von seinem
Körper entfernen. Er kann sich - jeweils zu Beginn - entscheiden, ob er die astrale oder die materielle Welt sehen möchte. Interagieren kann er nur auf der astralen Ebene. Nebeneffekt: Solange er in Astralform ist, hat Lasciel keinen Zugriff auf seinen Geist!
 6. Jurij kann einmal täglch den Zauber "Shield Other" wirken. Außerdem erhält Jurij die Fähigkeit, einmal täglich - auch in der Nacht! - für fünf Minuten in den Geist Obayifos einzudringen. Ist Jurij wach, kann er mit dieser Fähigkeit Obayifo zu einem Gespräch zwingen. Ist Jurij nicht bei Bewusstsein, so dringt er in Obayifos Bewusstsein ein, d.h. er sieht, hört usw. alles, was Obayifo wahrnimmt. Der Dämon bemerkt seine Präsenz nicht, wenn Jurij einen Will-Save gegen SG 20 gelingt. Jurij kann in dieser Zeit nicht selbst handeln, aber alles beobachten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.04.2015, 00:09:39
Die Ereignisse dauerten nur wenige Sekunden, dann verschwand das mystische Licht wieder. Doch die Regale standen bis dahin bereits lichterloh in Flammen, und Rauch breitete sich im Raum aus.

Markent - oder Andhaka - senkte seine Arme wieder. "Was ihr soeben erlebt habt, ist die Kraft nur einiger weniger Sandkörner. Es gibt weitere, und die N'kyuash werden sie suchen und für sich beanspruchen. Werden die Sterblichen und die Fee es ihnen gleich tun? Werden sie ihnen zuvorkommen, und vielleicht sogar die Macht über sich selbst zurückerlangen? Oder werdet ihr euch feige und schwach in euer Schicksal fügen?"

Er streckte seine Hand nach hinten aus, und aus dem Nichts erschien eine gleißende Lichtform, geformt wie ein Türbogen. "Doch bedenkt, es gibt den heiligen Boden in zwei Formen. Die eine habt ihr kennengelernt, sie ist frei, ohne Bindung, und ihr formt sie durch euer Herz und eure Seele, und das, womit ihr verbunden seid. Die andere aber ist erfüllt von der Macht unserer Heimat. Sie stärkt nur die N'kyuash. Das, was von der einstigen Wüste übrig ist, birgt genug Macht, um zahlreiche von uns zu ihrer alten Macht zurückzubringen - wenn wir sie finden."

Dann trat er einen Schritt nach hinten, hinein in das magische Licht - und verschwand darin. Im gleichen Moment löste sich auch das Licht auf, und Andhaka war verschwunden.

Die Gefährten waren wieder unter sich - mitten in der brennenden Bibliothek.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 20.04.2015, 17:51:47
Von Harrys Ausbruch war Jurij vollkommen überrascht. Er hatte kaum den Gedanken weiter spinnen können, wo genau er den Namen Asura im Hinduismus oder Buddhismus gehört hatte, das blökte Harry auch schon los und die Antwort des Asura kam prompt. Doch viel zu kurz hatte der Wirt Kontrolle über seinen Leib. Wieder Sprach der Dämon in dieser grausam melodischen Sprache, breitete die Hände aus und machte seine Andeutungen wahr.

Jurij weitete seine Augen, konnte kaum glauben wie schnell sich das Feuer ausbreitete und das er es wirklich wagte Wissen einfach so zu verbrennen. Wut stieg in ihm auf. In dieser wollte er gerade einen Satz vor den Asura machen und ihm versuchen aus zu schalten, dass das Feuer nicht weiter verstärkt würde. Doch in diesem Moment zeigte der Asura auf Jurij. Irgendetwas passierte, irgendetwas was Jurij nicht so einfach erklären konnte. Nicht einmal mit seinem Wissen über die Chakrapunkte. Es war etwas wie ein erhabener mystischer Moment. Kurz darauf war er auch nicht mehr Herr seiner Glieder, riss sie nach hinten und fühlte sich von dieser mystischen Kraft einfach nur noch erfüllt. Für ihn war es atemberaubend. Schön, verängstigend, euphorisierend. Die Worte des Asura hörte er nur noch wie im Rausch. Er konnte keinen rechten Gedanken fassen und doch störte er sich nicht daran. Er erkannte viel mehr, dass Einsamkeit eine Illusion war, dass alles zusammen gehörte, alles miteinander vernetzt war.

Irgendwann wandte sich sein Blick von dem Ganzen auf das Einzelne. Den Moment des Jetzt, seines Jetzt und er sah die dunkle Präsenz in sich. Da Zeit keine Rolle mehr zu spielen schien, hatte er kein Gefühl dafür, wie lange er das Dunkle beobachtete. Wie lange es dauerte, bis er sich einem Gedanken Glich in die Dunkelheit wagte. In das Finstere viel um hinter den Schrecken blicken zu können.

Wieder hörte Jurij den Asura wie aus weiter Ferne. Der Moment war vergangen. Doch sein Geist musste sich erst wieder sammeln, bevor er sich überhaupt rühren konnte. Bevor er die Kraft wieder fand auf zu stehen, vom Boden auf welchem er schnaufend lag.
Träge, zäh realisierte Jurij wie der Mann verschwand, wie nur noch das Licht der Flammen mit dem Rauch tanzte. Wie das Feuer knisternd nach allem griff, was er verzehren konnte. Dann traf Jurij erneut der Schlag, doch dieses Mal war es sein Körper. Die Bibliothek brannte und wenn sie nicht raus kamen, brauchten sie sich über das Morgen keine Gedanken mehr zu machen. Rasch drehte er sich und krabbelte auf allen vieren zu Harry und Kara. Verdammt sein Schädel brummt und er fühlte den beißenden Rauch in seiner Lunge. Sie mussten hier Weg. „Harry, Kara wie müssen raus.“ Ein Husten unterbrach seine Worte, er hielt sogar inne die beiden an nächst besten Gliedmaßen, die er erreichte zu schütteln. „Schnell oder wir verbrennen mit den Büchern.“
Wieder hustend, unterbrach er das rütteln. Beide hatten sich bewegt, schienen wach zu sein. So rappelte er sich nun ganz auf, schwankte dabei. Half aber den Anderen beim aufstehen. Bevor er sich nach Henry und Rillfarsell umblickte. Doch achtete er nicht nur auf seine beiden anderen Begleiter, sondern sah sich auch rasch um ob noch ein Unbeteiligter in der Nähe war. Er hatte nicht mitbekommen, ob wirklich alle das Gebäude verlassen hatten.[1] Jedoch Rauch und die eben gemachte Erfahrung trübten seinen Blick.
 1. Wahrnehmung 13
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 20.04.2015, 19:47:42
Voller Verwirrung verfolgte Henry das Gespräch zwischen dem Fremden und seinen Freunden. Er verstand nicht im Mindesten, was der Mann sagen wollte. Es war eine sehr metaphorische Sprache, doch wie aufzulösen waren, das entging ihm. Sein Gedanke blieb an dem Bild vom Ross und Reiter hängen. Es erinnerte ihn an etwas. Einige Bibelverse, die er vor langer Zeit gelernt hatte. Ja, tatsächlich tauchte diese Wortverbindung im Hiuob-Buch auf. Hiob hatte Gott sein Leid geklagt und ihn herausgefordert. Womit er diese erfahrene Ungerechtigkeit verdient hatte? Gott solle kommen und Gericht halten. Auch er würde keinen Tadel an ihm finden und ihn frei sprechen müssen von seinem Leiden!

Und was antwortete Gott? Er nahm Hiob beim Wort. Wenn der Mensch so hochmütig war, weiser zu sein als Gott, dann solle er ihm doch die Welt erklären. Wo warst Du, als ich die Welt aus den Urfluten hob? Kannst Du Blitze aus den Himmel fahren lassen? Hast Du die Einöde mit Wasser getränkt, dem Wildesel die Freiheit gegeben? Hast Du der Hyäne das Lachen in den Mund gelegt? Wo warst Du, als ich die Welt erschuff und die Zeiten lenkte?

"Quis est iste involvens sententias sermonibus imperitis?"[1]

Dann brach ein eine himmlische Erkenntnis über Henry herein, als er zum Bild von Ross und Reiter zurückkehrte. In Hiob 39 stand: "Lustig schlägt die Straußenhenne die Flügel. Ist ihre Schwinge darum so wie die des Storches und Falken? Nein, sie gibt der Erde ihre Eier preis, lässt sie erwärmen im Sand, vergisst, dass sie ein Fuß zerdrücken, das Wild des Feldes sie zertreten kann; sie behandelt ihre Jungen hart wie Fremde; war umsonst ihre Mühe, es erschreckt sie nicht. Denn Gott ließ sie Weisheit vergessen, gab ihr an Verstand keinen Teil. Im Augenblick aber, wenn sie hochschnellt, verlacht sie Ross und Reiter." Und dieses Bild umfing Henry, band seine Gedanken und drang tief bis in sein Herz.

Und Henry sank in die Knie und faltete die Hände und sprach aus tiefer Seelenbewegtheit: "Wer bin ich, dass ich Deinen Ratschluss ergründen wollte? Wer bin ich, dass ich mit Dämonen kämpfe? Wer bin ich, dass ich mein Schicksal betrauere, als ob ich es nicht aus Deiner Hand empfangen würde? Ich habe Dich vergessen und Du rufst mich zurück mit dem lächerlichsten aller Verse. Ich will mich frei machen von allen Rechnen und Richten. Ich will mich frei machen, von meiner Selbst und allen Mächten. Ich will sein wie die Straußenhenne und verlache Ross und Reiter. Nur Dir will ich dienen. Du bist Gott und nur Du allein - und Du hast mich zu Deinem Ebenbild bestimmt. Vom Hörensagen nur hatte ich von dir vernommen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut."

Dann endeten die Worte und Henry betete ohne Worte weiter. Das weltliche Geschehen um ihn herum, bemerkte er nicht.
 1. Wer ist's, der den Ratschluss Gottes verdunkelt mit Worten ohne Verstand?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 20.04.2015, 20:35:39
Als Jurij ihm am Mantelsaum zupfte, schien auch Harry noch ganz in dem mystischen Erlebnis gefangen zu sein. Mit einem sichtbaren Ruck riss er sich aus seiner Starre und sah sich einigermaßen erstaunt um. Zuerst fiel sein Blick auf Jurij. Nanu, was machte der Mensch denn da auf dem Boden? Dann erst blickte er nach allen Seiten und seine Augen weiteten sich, als er—und auch hier war seine Reaktion verzögert—das Flammeninferno um sie herum bemerkte. Doch anders als Jurij musste er nicht husten. Feuer und Rauch machten nur einem Teil seines Wesens Angst, der andere Teil—der soeben erweckte—der fühlte sich ganz in seinem Element.

Außerdem gab es hier womöglich Unschuldige zu retten! Auch das war Harry Beruf wie Berufung.

"Ja, ihr solltet hier schleunigst raus!" rief er seinen Kameraden zu. "Bevor euch vor lauter Rauch die Luft wegbleibt, ihr umkippt und das Bewusstsein verliert. Ich schau mich schnell noch hier um, ob jemand Hilfe braucht. Als Drache macht mir Feuer und Rauch nichts aus."

Harry sah stirnrunzelnd auf den knieenden Henry, der keinerlei Anstalten machte, aus der brennenden Bibliothek zu fliehen.

"Jurij, kümmer dich um ihn. Und jetzt beeilt euch!"

Mit diesen Worten—und ohne sich noch einmal umzudrehen, ob die Kameraden seiner Anweisung Folge leisteten—verschwand Harry auch schon im dichten Rauch und den gierig züngelnden Flammen.[1] Bald hatten seine Gefährten ihn aus den Augen verloren.

Harry schaute als erstes—kurz!—in den hintersten Winkeln der Bibliothek nach, ob dort nicht jemand in einem Alkoven um sein Leben zitterte, der zuvor den allgemeinen Aufbruch ignoriert oder übersehen hatte. Danach würde er in fliegender Hast die umliegenden Räume absuchen, wobei er mit seiner Suche in jener Richtung beginnen würde, in die Meister Arisai kurz zuvor verschwunden war.[2]
 1. Na ja, also, er wird natürlich den Flammen so weit er kann ausweichen. Er hat DR (fire) = 5. Der Meister möge mir sagen, ob irgendwelche saves (will, reflex oder gar fort) nötig werden. Und wenn's ihm zu brenzlig wird, springt Harry irgendwo aus dem Fenster oder rettet sich aufs Dach und springt von dort. Dank Federfall kann er etwaige zu rettenden Personen auch aus dem Fenster stoßen.  :)
 2. Perception: 17, 13, 21, 8, 26 (nat 20), 12.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 21.04.2015, 04:47:09
Rillfarsell war immer noch damit beschäftigt gewesen, die magische Aura des Fremden zu untersuchen, als dieser es mit dem Gedicht aus dem Konzept brachte.
Unwillkürlich wurde seine Aufmerksamkeit also wieder auf das Geschehen um es herum gelenkt.
Das Feenwesen fühlte sich bei der Benutzung der dämonischen Sprache durch den Mann körperlich unwohl. Diese Sprache hatte nichts melodisches oder harmonisches an sich, wie es bei Sprachen von lebenden Wesen üblich war. Ihr Klangbild verriet ihre finstere Herkunft. Die Auswirkungen auf die Zuhörer war nur ein Vorgeschmack auf das, was Nutzer dieser Zunge mit ihnen anstellen würden.
Interessiert lauschte es dennoch weiter dem Gespräch, auch wenn es sich lieber die Ohren ausgewaschen hätte, um die eben gehörten Worte zu verbannen.
Als erneut das Abysische benutzt wurde, fühlte es sich geistig geschändet. Nie würde diese Sprache seinen Schnabel verlassen.
Das dann auch die Bibliothek anfing zu brennen, paßte nur zu gut in das Bild.
Rillfarsell überlegte kurz, zu versuchen den Brand zu löschen. Aber da wurde es auch schon von einem Strahl getroffen, der es taumeln ließ.
Wieder traten ihm Tränen in die Augen.
Auch wenn es ein zeitloses Wesen war....die Nähe seiner Heimat jetzt zu fühlen, nach Monaten des Entrissen seins...
Bittersüß schlugen die Erinnerungen über es ein und ein Schluchzen, ob des Verlustes bahnte sich seinen Weg aus den Tiefen des Feenwesens. Und doch folgte gleich drauf ein fröhliches Kichern.
Hin und her gerissen zwischen Freude und Verzweiflung fiel Rillfarsell auf die Knie. Welchem Gefühl sollte es folgen?
Noch während es unentschlossen auf dem Boden hockte, spürte es aber das Wichtigste, die Verbundenheit mit seiner Heimat, die niemals erlöschen würde.
Es war ein Feenwesen, geschaffen in der Ersten Welt.
Das würde es immer bleiben, egal wo es sich befand.
Und dieses Band konnte nicht gelöst werden. Es gab ihm Kraft und Sicherheit, Freude und Zuversicht, Harmonie und innere Ruhe.
Mit einem Lachen sprang es auf und erhob sich etwas in die Luft. Mochten die Flügel auch leicht das Feuer anfachen, so drang gleichzeitig ein auf- und abschwellender Gesang aus seinem Schnabel. Die Arme vollführten Gesten, die ebenfalls an Wellen gemahnten. Der ganze Körper wirkte, wie in einer Brandung gefangen.
Immer wieder drang Speichel aus dem Schnabel des Feenwesens, der aber nicht verdampfte, sondern sich auszubreiten schien. Er wurde schnell zu einer Pfütze, die merklich hin und her schwappte und dabei immer größer wurde.[1]
Rillfarsell setzte wieder auf dem Boden auf und verneigte sich vor dem Wesen aus elementarem Wasser, das er gerufen hatte. "Hilf uns, bitte! Lösche etwas von dem Feuer und sorge dafür, daß wir einen Weg nach draußen haben." Das Feenwesen hoffte, daß ihn das kleine, wellenförmige Elementar verstand.
Dann begab es sich neben Henry, mit dem es ja eh auf dem Weg nach draußen gewesen war.
Es stupste ihn unsanft an.
"FEUER, Henry! Wir müssen hier raus! Komm!"
Natürlich war es zu schwach, um den Menschen mitschleifen zu können. Und so war der Versuch Henry zum Aufstehen zu bewegen eher eine symbolische Geste.
 1. Nutzen wir doch gleich mal die neue Fähigkeit: Summon Monster II um ein kleines Wasserelementar zu beschwören.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 21.04.2015, 13:42:19
Durch den Stoß des Feenwesens wurde Henry aufgeschreckt. Noch etwas aus der Realität herausgehoben, sah er Rillfarsell an. "Ich will sein wie die Straußenhenne.", murmelte er. Schließlich fing er sich und hatte mit einem Blick die Situation überschaut.

"Du hast recht.", sagte Henry. "Wir müssen uns beeilen. Wo sind die anderen?"

Er pflückte das Feenwesen aus der Luft und versuchte es, unter seinen Umhang zu stecken. "Bleib unter meinem Umhang, sonst verbrennen Dir die Flügel.", sagte er. Dann nahm er die Beine in die Hand und suchte sich seinen Weg aus dem Gebäude.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 21.04.2015, 17:48:26
Blinzend blickte Jurij den im Gemisch aus Hitze, Feuer und Rauch verschwindenden Harry hinter her. Hatte dieser schon wieder etwas von Drache gesagt? Egal, er tat das, was Jurij auch machen würde. Das gefiel dem jungen Mann sehr.
Einen Blick über die Schulter werfend, bemerkte er, dass Henry aufgestanden war und gerade etwas unter seinen Umhang verstauen wollte. Mit Glück war das die Fee. Sein Blick fiel auch auf das Wasserding neben Henry, doch es war keine Zeit sich zu fragen, was das war.
Möglichst flach atmend, drehte er sich wieder zu Kara um, hielt ihr die Hand hin. „Komm raus hier.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 21.04.2015, 21:03:28
Kara wurde im ersten Augenblick etwas von den Ereignissen überrumpelt. Das Licht, das aus Jurij strömte... das ganze wurde zu einem mystischen, sogar heiligen Moment. Kara erkannte endlich und schüttelte ihre "Unwissenheit" ab. Das Göttliche war in ihr selbst; sie konnte selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen würde. Nie war ihr das so bewusst wie durch diese Erfahrung. Sie wollte ein besserer Mensch werden. Obwohl all ihre Kraft, der Dunkelheit entsprang, wollte sie dem Guten folgen. Die Göttlichkeit in ihr sollte nicht für selbstsüchtige Zwecke "verschwendet" werden. Das ganze war wie eine Erleuchtung für Kara.

Sie vergas für einen Moment die Welt um sich. Doch Jurijs letzte Worte rissen durch viel Glück endlich wieder aus ihren Gedanken und brachten sie in das hier und jetzt. Die Damaranerin schaute sich um und erkannte die Lage. Instinktiv ergriff sie Jurijs Hand. Sie wollte auch so schnell wie möglich hier raus und nicht bei lebendigem Leib verbrennen oder ersticken. "Es war ein heiliger Moment. Ich habe endlich erkannt." Sprach sie noch etwas benebelt wirkend bevor ein ziemlicher Hustenanfall sie überkam. Der Rauch wurde mit der Zeit immer mehr. Sie würden sich beeilen müssen, um aus dieser feurigen Todesfalle zu entkommen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.04.2015, 23:38:22
Der kleine Wasserelementar, den Rillfarsell beschworen hatte, gab ein paar plätschernde Geräusche von sich. Es war im Grunde nicht mehr als normale Wassergeräusche - und doch schienen sie etwas aufmunterndes zu haben. Das kleine Wesen - Jurij erinnerte es an Bilder von im Weltall schwebenden Wassertropfen, nur etwa einen halben Meter groß - bewegte sich schwebend durch die Luft, und stürzte sich todesverachtend auf jede Flamme, die den Gefährten zu nahe kam. Mit seinem eigenen Wasserleib löschte es die Flammen, die vor der Gruppe emporzüngelten, so gut es konnte.

So schafften es die Gefährten rasch und ohne weitere Probleme bis zum Ausgang. Der Rauch biss in ihren Lungen und ließ ihre Augen tränen, doch der Ausgang war zum Greifen nahe. Als sie das Licht von draußen sahen, kamen ihnen bereits mehrere Personen entgegen. Sie wurden an den Armen und den Schultern gefasst, und nach draußen geführt.

"Was zur Hölle ist da drin passiert?" fragte ein etwa fünfzigjähriger Mann in hellgrauen Roben Henry. "Wie ist das Feuer entstanden?"

Einige der Magier versammelten sich vor dem Eingang, und begannen offenbar mit der Durchführung von Zaubern, während auch Jurij mit Fragen bombardiert wurde. Eine gut dreißigjährige Frau mit glattem, violettem Haar hielt ihn an den Schultern und zwang ihn, ihr ins Gesicht zu sehen. "Es sind gleich Heiler für euch da. Es heißt, es habe einen Aggressor gegeben. Hat er das Feuer gelegt? Ist er noch da drin? Sind noch weitere Personen drin?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.04.2015, 01:33:38
So ein kleines Wasserding schien eindeutig Hilfreich zu sein. Mit Kara an der Hand, folgte Jurij Henry und diesem Ding. Erst als Andere in des Gebäude kamen und die Führung übernahmen, ließ Jurij Kara los. Sie hatten es geschafft waren den Flammen entkommen.

Draußen, an der frischen sauberen Luft, überkam ihn sofort ein Hustenanfall. Der Rauch brannte widerlich in seinen Lungen und seine Tränenden Augen trübten die Sicht. Am liebsten hätte er sich weiter hustend auf seine Oberschenkel gestützt. Da kam aber die violetthaarige Frau zu ihm. Er fühlte sich etwas überrumpelt, als sie ihn dazu zwang sich wieder aufzurichten und genau in ihre Augen zu Blicken. Tränen und Husten zuerst nicht Herr werden, wischte sich mit den Unterarm immer wieder über die Augen, bis er es schaffte sie offen zu halten, ohne dass sie brannten. Mit immer noch kurzen Atem, versuchte er ihr zu Antworten. Musste aber immer wieder dazwischen husten. „Ja. Ein Typ. Ein Typ mit Runenschwert. Er, er hat das Feuer gelegt.“ Ein größerer Hustenanfall unterbricht Jurij. „Er ist in Licht gegangen und verschwunden. Ein Freund sucht, sucht im Feuer gefangene. Er ist noch drinn.“ Nach diesen Worten senkt Jurij den Blick und versucht sich auf seinen Husten zu Konzentrieren. Er musste seine Atmung wieder unter Kontrolle bringen. Doch mit Rauch in der Lunge war das schon ein schwereres Unterfangen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.04.2015, 13:21:17
Während die Flammen um ihn herum züngelten und immer weiter empor schlugen, versuchte Harry, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. In den unteren Stockwerken hatten sie zumindest niemanden sonst gesehen, als sie von dort gekommen waren - und noch hatte sich das Feuer nicht bis dorthin ausgebreitet. So rief er nur laut nach unten, und als keine Reaktion kam, stieg er die Treppe nach oben empor.

Die ersten Flammen hatten ihren Weg bereits in das Obergeschoss gefunden. Die Treppe führte hinauf in einen Raum, der deutlich kleiner war als die Eingangshalle, dafür rundherum mit Türen versehen war - ein gutes Dutzend insgesamt. In dem Raum selbst standen weitere Regale voller Bücher. Die Wendeltreppe führte noch ein weiteres Stockwerk nach oben.

Auch hier rief Harry erneut, und tatsächlich meldete sich eine junge Frau vom anderen Ende des Raumes. Sie trug die gleichen Roben wie die anderen Studenten, die sie gesehen hatten, und hielt ein Buch fest vor ihren Oberkörper gepresst. Unsicher kam sie hinter einem der Regale hervor, und sah zu Harry. "Die Fenster sind verschlossen. Und ich habe nichts, um sie einzuschlagen. Wisst ihr einen Weg hinaus?"

Die Studentin hatte langes, glattes blondes Haar, war vermutlich um die zwanzig Jahre alt, und wirkte durch ihre großen blauen Augen noch eingeschüchterter, als sie ohnehin schon war. Selbst in dieser Situation schlug Lasciels Natur durch, und Harrys Augen musterten sie eingehend. Sie war keine außergewöhnliche Schönheit, aber durchaus hübsch anzusehen, mit vollen Lippen und einem ganz leichten Überbiß, der ihrem Gesicht etwas niedliches verlieh. Sie war weder dünn noch besonders wohlgerundet - kurz: Von allem nicht übermäßig, aber genug, um einen netten Anblick zu bieten.

Und ihr eingeschüchtertes Verhalten, ihr offensichtlicher Wunsch, sich der Führung eines starken Mannes anzuvertrauen, tat ihr Übriges. Es kostete Selbstbeherrschung, die Situation nicht auszunutzen, doch selbst wenn Harry gewollt hätte: Im Augenblick war definitiv nicht genug Zeit.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 23.04.2015, 14:59:14
Harry kam neben Jurij zum stehen. Er schlug seinen Mantel zur Seite und entließ das Feenwesen in die Freiheit. "Tut mir leid, kleiner Freund!", sagte er.

Henry sah sich um und suchte Harry. "Moment, Harry ist noch da drinn?", fragte er. Er machte kehrt und rannte, ohne Antwort abzuwarten, wieder zur Bibliothek zurück. "Wo mag er nun sein? Hoch oder runter? Wenn er Gefangene sucht, dann wird er nicht im Untergeschoss sein."

"HARRY! HARRY, WO BIST DU?", rief er.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 23.04.2015, 15:09:36
Im ersten Augenblick war Kara froh draußen zu sein. Es grenzte schon etwas an ein Wunder, dass sie das ganze halbwegs gut überstanden hatten. Aber auch sie musste wegen dem Qualm, der da drin herrschte immer noch etwas husten.

Die alte Kara hätte sich nicht großartig um Harry gekümmert; er war ja ein Wildfremder. Doch die neue Kara machte sich Sorgen um sein Wohlergehen. Der neue Weg zum Guten eben. Aber sollte wirklich gleich am Anfang ein großes Opfer erbracht werden? Diese Frage stand im Raum.

So wandte sich Kara an Jurij um herauszufinden, was er zu dem ganzen meinte: "Ich habe keinen Schutz vor Feuer. Aber sollen wir folgen Jurij? Kann Harry sich schützen?" Auch Kara konnte noch nicht so viel reden und hatte auch Verständnis dafür, wenn Jurijs Antwort nicht prompt kommen würde.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.04.2015, 15:59:15
Doch sie folgte rasch. Er hatte den Husten noch lange nicht unter Kontrolle und die Frau vor ihm sah nicht so aus, als hätte sie alles verstanden. Gut, - ist in Licht gegangen- war euch eine ziemlich seltsame Konstellation aber ihm ist nichts Besseres eingefallen. Denn ins Licht gegangen war er nicht. Jedenfalls glaubte Jurij nicht, dass er sich selbst töten würde. Und mit Stargate, was sein erster Gedanke war, konnte er hier niemanden schnell sagen, dass es ein Weg zu einem anderen Ort war. Auf die Idee einfach Portal zu sagen, kam er nicht. Denn es war das erste magische Portal was er gesehen hatte.

Dann zu Kara blickend, schüttelte er den Kopf. „Harry meinte Feuer und Rauch machen ihm nichts aus.“ Die Worte als Drache, ließ Jurij unter den Tisch fallen. Denn dies sollte ihm Harry erst einmal genauer erklären.
Als er sich zur anderen Seite drehte, wollte er das Gleiche zu Henry sagen, doch mehr als die Fee und den älteren Mann in hellgrauer Robe erblickte er nicht mehr. Für einen Moment blieb ihm der Atem weg, bevor er hustend fluchte. „Mist verdammter.“ Er blickte zur Fee, zu Kara und dann zur Frau vor ihm. „Könnt ich das Feuer Löschen?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.04.2015, 16:05:45
"Mach dir keine Sorgen, Mädchen, ich bring uns schon hier 'raus. Ich heiße Harry, und du?" sagte Harry, ganz der strahlende Ritter auf seinem Ross, der die holde Jungfer aus ihrer Not errettet, gerne auch mehrmals. Als ihm aber bewusst wurde, was er tat, riss er sich schnell wieder zusammen.

Lasciel, benimm dich! schalt er. Denk an den deal! Solange du dich daran hältst, geht Klein-Harry abends brav um zehn ins Bett und springt auch nicht vom Turm.

Harry hatte seinen "Zauberstecken" schon erhoben, um das nächstgelegene Fenster einzuschlagen, da hielt er inne.

"Weißt du, ob hier oben noch andere Leute sind? Die Vorlesung bei Meister Arisai, wo wird die gehalten? Was ist im oberen Stockwerk?" Dabei sah er hinter sich und nach allen Seiten, wie weit die Flammen noch entfernt waren.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.04.2015, 16:53:24
Das Mädchen machte Harry Platz, aber nicht, ohne sich dabei an einem freien Arm zu klammern. "Ich war alleine hier. Oben sind die besonderen Schriften, da dürfen nur die Dozenten rein. Ich weiß nicht, ob da noch jemand ist."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.04.2015, 20:00:30
Hach, irgendwie niedlich war das ja schon, wie das Mädchen sich so an ihn klammerte. Nützlicher könnte sie sich allerdings dadurch machen, dass sie ihm dabei half, hier ringsum hinter die Türen zu schauen. Das würde zu zweit doppelt so schnell gehen. Wie gefährlich schätzte er die Lage ein für jemanden, der nicht über seinen Schutz verfügte?[1]

"Komm, hilf mir schnell, hinter ein paar der Türen hier zu schauen, sei so gut, ja?" bat er sie also. "Wenn da noch jemand ist... Du willst doch deine Kameraden hier nicht im Stich lassen? Kämst du denn allein aus dem Fenster und sicher zu Boden?"[2]
 1. Wenn er die Situation als für das Mädchen zu gefährlich einschätzt, haut er doch lieber gleich das Fenster ein und schubst sie raus. Ich würde dann das folgende noch verbessern und müsste außerdem begründen, wie er auf die Idee kommt.
 2. Diplomacy = 12 (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8217.msg965707#msg965707)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 24.04.2015, 12:01:14
Die Frau vor Jurij runzelte die Stirn, nickte aber dann. "Wenn ihr hier wartet, kümmern sich gleich die Heiler um euch." Dann ging sie zu einem Mann in dunkelroter Robe, und schien ihm Bericht zu erstatten.

Als Henry auf die Bibliothek zustürmte, wurde er von zwei Männern in Kettenhemden aufgehalten. "Stört nicht die Magier! Sie löschen das Feuer."

Im gleichen Moment beendeten die Männer vor der Tür ihren Zauber, und aus dem Nichts klatschte eine gewaltige Wassermenge im vorderen Bereich der Bibliothek von der Decke auf den Boden. Die Flammen waren gelöscht, doch dahinter brannte das Feuer noch weiter. Gleich setzten die Magier ihr Ritual fort, und liefen dabei langsam in den Eingangsbereich der Bibliothek.

Währenddessen sah sich Harry genauer um. Im Eingangsbereich um die Treppe brannten bereits die ersten Regale, doch bis dahin war es ungefährlich. Die Studentin nickte. "Natürlich helfe ich. Ich heiße übrigens Lina." Sie sah zum Fenster. "Gefährlich wäre der Sprung bestimmt, aber besser, als im Feuer zu bleiben."

So schnell sie konnten, untersuchten Harry und Lina die weiteren Räume, doch hier war niemand mehr zu finden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.04.2015, 14:19:59
Da hier niemand außer dem Mädchen war, machte Harry sich also daran, die Scheibe eines geeignet großen Fensters mit dem unteren Ende seines Zaubersteckens zu zerschlagen. Dabei sprach er fieberhaft mit sich selbst:

Also, Harry, du kannst jetzt fliegen, hm? Bist du dir sicher, dass du das richtig verstanden hast? Doch selbst wenn ja: das Mädchen ist wahrscheinlich zu schwer, ihr werdet zusammen vom Himmel plumpsen, und eigentlich möchtest du ja noch ins nächste Stockwerk hoch, gib's zu! Weil dort ja vielleicht noch Leute sind, die gerettet werden müssen. Mitnehmen kannst du das Mädchen aber auch nicht. Stell dir vor, die Tür ist magisch versiegelt und ihr müsst zurück, aber die Flammen sind schon auf der Treppe. Was also tun? Das klassische Dilemma eines Superhelden, nicht wahr? Rette das Mädchen, das du liebst—OK, etwas übertrieben hier, aber so wär's im Film—oder eine ganze Handvoll Unschuldiger. Entscheide dich!

Ach was. Superhelden gelang immer beides.

Als die Fensterscheibe zerschlagen war, sah er zunächst hinaus. Wie hoch sind wir denn hier? Hm, schon ziemlich hoch, oder? Da würden Knochen brechen, vielleicht gar der liebliche Hals. Aber die Flammen kamen immer näher—schneller als zuvor durch den frischen Luftzug—also half er Lina auf den Fenstersims hinauf.

"So ist gut", sagte er. "Wie tapfer du auf einmal bist!"

'Teile, was du hast', hatte der Typ gesagt. Ob Harry das auch konnte? Einen Versuch wäre es wert, auch wenn Harry das lieber nicht gleich an einem lebenden Mädchen versucht hätte. Andererseits musste man sich fragen, was Master Yoda in dieser Situation raten würde. Da gab es, ganz offensichtlich, nur eine mögliche Antwort.

Do or do not. There is no try.

"Lapsus plumae!" rief Harry und schubste Lina aus dem Fenster.[1]
 1. Zaubert Federfall. Danach wird er die Wendeltreppe hochwollen, wie weiter oben erwähnt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 24.04.2015, 15:09:08
Die Frau hatte zwar nicht auf seine Frage geantwortet, aber Jurij nickte ihr zu. Zurück in das Feuer wollte er nicht und er traute den Bewohner der Stadt zu, auf solch einen Fall vorbereitet zu sein. Also ließ sich Jurij an Ort und Stelle nieder und begann seine Beine so zu verschränken, dass er am Ende im Lotussitz auf dem Vorplatz saß. Gerade als er beginnen wollte, sich um seine Atmung zu kümmern, viel sein Blick auf etwas an der Bibliothek. Nachdem er sich sicher war, hob er die Hand und zeigte auf eine Frau die langsam herunterfiel. „Da seht.“ Dass dort noch jemand am Fenster stand, bekam Jurij mit. Aber er konnte durch die gereizten Augen nicht erkennen wer es war. Etwas ungläubig starrt er die Frau an, wie sie langsam wie eine Feder herabgleitete.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 27.04.2015, 06:17:29
Rillfarsell fiepte empört auf, als Henry es so einfach packte. Es versuchte, dem Menschen etwas zu sagen, aber die Worte wurden durch den Umhang, unter den es gepresst wurde, unterdrückt.
Als der Mensch es dann endlich im Freien wieder aus dem tuchenem Schutz entließ, plusterte das Feenwesen erst mal sein Gefieder auf. Grad wollte es Henry mal ordentlich die Meinung geigen, schließlich hatte es ein Wasserelementar zur Hilfe beschworen und war auch durch seine Größe vor dem Großteil des Rauches geschützt worden, da rannte dieser wieder in die Bibliothek.
Rillfarsell schüttelte resigniert den Kopf. Was meinte der Mensch, was er tun könnte so ganz ohne Hilfsmittel. Nicht mal einen Eimer Wasser hatte er mitgenommen. Grad wollte es ihm nach, da bemerkte es eine Bewegung weiter oben an der Fasade. Eines der Fenster schwang auf und eine junge Menschin schwebte herunter. Kurz konnnte das Feenwesen auch noch Harry erblicken, bevor der wieder ins Haus verschwand.
Ohne lange nachzudenken folg Rillfarsell auf das Fenster zu. Vielleicht konnte es ja irgendwie helfen.
Kurz überlegte es, welche Fähigkeiten ihm zur Verfügung standen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 28.04.2015, 14:10:02
"LASST MICH DURCH!" erwehrte sich Henry gegenüber den Magiern. "Mein Freund ist noch da drinn!", schrie er die Männer an, taumelte jedoch verblüfft zurück, als diese die Wassermassen beschworen. Gleich darauf flog das Mädchen aus dem Fenster und schwebte sanft zu Boden. "Was ist hier nur los? Ist denn hier alles magisch in diesem Universum?", keuchte er ungläubig.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 28.04.2015, 17:54:23
Die Magie der Magier war effektiv und mächtig, aber für jemanden aus Faerun war das nichts ungewöhnliches. Einige Erzmagier und Hohepriester nannten es ihre Heimat und früher konnte Kara auch wahre Wunder bewirken bis zum Tod ihres Gottes Mask und dem großen Machtverlust.

Für einen Moment war Kara etwas schockiert, als Harry die Frau einfach so aus dem Fenster beförderte, aber dann merkte Kara, dass dieser offenbar Magie beherrschte, um sie langsam zu Boden gleiten zu lassen. Da zeigt sich mal wieder wie nützlich doch die Magie ist. waren ihre Gedanken. Sie dachte vollkommen anders als Henry es tat. Für sie war Magie fast schon etwas selbstverständliches.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 01.05.2015, 13:01:18
Aus der Menschenmenge trat plötzlich Aria neben Henry, und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. "Lass sie machen, sie wissen, was sie tun", erklärte sie ihm sanft. "Das mit der Magie erkläre ich dir später. Grundsätzlich, ja, Magie kann überall vorkommen. Aber es ist zu kompliziert, um es jetzt zu erklären.""
Sie deutete oben auf das Fenster. "Das war Harry. Es geht ihm offenbar gut."

Während die Füße des Mädchens auf dem Boden aufsetzten - und gleich zwei junge Studenten zur Stelle waren, um sich um sie zu kümmern -, flog Rillfarsell nach oben zum zerbrochenen Fenster. Es sah, wie Harry gerade auf die Wendeltreppe zuging - und im gleichen Moment ein Schwall Wasser von oben die Treppe herunterschoss und den Großteil der Flammen erstickte. "Welcher Idiot hat in den ehrwürdigen Hallen der Bibliothek mit Feuer rumgezündelt? Den Trottel werde ich windelweich prügeln!"
Die Stimme gehörte eindeutig einer Frau, die aber das exakte Gegenteil der jungen Studentin von eben zu sein schien: Lautstark, kraftvoll und ohne jede Scheu. Nur Momente später stieg sie auch schon die Stufen hinab - eine Frau von etwa vierzig Jahren, mit gewelltem blonden Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte, gehüllt in eine karmesinrote, mit goldenen Ornamenten verzierten Robe, deren Schnitt allerdings ein wenig mehr an ein Ballkleid als an eine schlichte Robe erinnerte.

Mit grimmigem Blick blieb sie auf den Stufen stehen, leicht erhöht gegenüber Harry, umgeben von den verbliebenen züngelnden Flammen der brennenden Regale. Sie sah zu Harry, dann zu Rillfarsell, und schüttelte den Kopf. "Na sowas. Eine Fee und ein Drachenabkömmling. Da kann ich mir denken, was passiert ist. Ist euch klar, dass ihr mit eurem Unsinn nicht nur wertvolle Wissensschätze zerstört, sondern auch Leben gefährdet habt?"

Währenddessen wirkten die Magier in der Bibliothek ihren nächsten Zauber, und löschten einen weiteren Teil der Flammen. Nur im hinteren Bereich bei der Treppe brannte es jetzt noch.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 01.05.2015, 19:19:14
Harry funkelte die Frau wütend an. "Genau. Verdächtigen wir doch gleich den Drachenabkömmling, der sich todesmutig in die Flammen gestürzt hat, um Leben zu retten, bloß weil er derjenige ist, der uns als erstes über den Weg läuft. Wunderbar! Und ich dachte, man brüstet sich hierzulande damit, nicht so rassistisch zu sein wie anderswo!"

Siehst du, Harry? Das hat man davon, wenn man immer den Ritter in der strahlenden Rüstung spielen will: verdächtigt wird man! Siehst du endlich ein, wie dumm das von dir ist?

Aber woher wusste die Frau eigentlich, dass Harry ein Drachenabkömmling war? Sah man ihm das an der Nasenspitze an oder hatte die Kunde hier schon längst die Runde gemacht? Harry hatte es ja, dumm wie er war, gleich lauthals herausposaunen müssen, weil er sich nicht hat vorstellen können, dass—obwohl, wie er wusste, Magie hier ganz anders funktioniert—diese auch anders zugänglich war als bei ihm zuhause, und eben nicht auf magische Blutlinien beschränkt. Naiv wie er war, hatte er tatsächlich geglaubt, es müsse hier so wie daheim sein!

Egal, er hatte jetzt wirklich keine Zeit für so etwas. Geduld noch weniger.

"Aber da ich sehe, wie wunderbar Ihr die Sache hier unter Kontrolle habt, geh ich dann mal." Und er marschierte auf das Fenster zu. Er schien innerlich vor Wut zu brodeln und sich nur mit Mühe zu beherrschen, erkannte Rillfarsell, als Harry dicht an ihm vorbeirauschte, kaum dass er sich dazu bringen konnte, ihm zuzunicken.[1]
 1. Wenn er nicht aufgehalten wird—oder das Feuer bei der Treppe vorher verlöscht, springt er per Federfall aus dem Fenster.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 04.05.2015, 12:26:33
Mit großer Freude sah Rillfarsell, wie die Magier das Feuer schnell unter Kontrolle bekamen.
Von der Anschuldigung, die dann von der neuangekommen Frau erhoben wurden, war es allerdings nicht angetan.
Im Gegensatz zu Harry war es allerdings nicht wirklich wütend. Und so flog es in den Raum hinein und direkt auf die Frau zu.
"So, vorstellen, was passiert ist, könnt ihr euch also!?
Dann erleuchtet mich, werte Dame! Denn ich bin ein großer Freund des Wissens und jedes hier verbrannte Buch schmerzt mich fast körperlich."

Herausfordernd war das Feenwesen vor ihr gelandet und stemmte mal wieder die Hände in die Hüften.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 04.05.2015, 18:19:44
"Bei mir zu Hause, in meiner Dimension, löscht man Feuer, indem man lange Kette bildet und Eimer weiterreicht. Diese ganzen magischen Angelegenheit sind mir äußerst fremd.", antwortete Henry verwirrt. "Aber ich bin erleichtert, dass es Harry gut geht. Wie soll ich sagen, er hat das Temeperament eine roten Drachen, aber innerlich ist er todesmutig für die gute Sache. Trotzdem war es leichtsinnig von ihm, einfach durch die Flammen zu laufen."

"Ein düsterer Magier mit dröhnender Stimme hat das Feuer gelegt und ist dann verschwunden. Du hast ihn gesehen, oder? Ist Dir etwas an ihm aufgefallen? Wo ist er nur hin? Verschwunden? Auf magischem Wege?", fragte Henry Aria stirnrunzelnd.

"Ich denke, wir bekommen nun eine Menge Ärger..."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.05.2015, 09:59:21
Fasziniert und doch gleichzeitig verstört sah Jurij zu wie die Frau langsam auf dem Boden ankam. Offensichtlich noch etwas von dieser Magie. Irgendwie fühlte er sich hilflos. Er konnte einfach nicht einschätzen was passieren würde. Sei es bei dem Dewa in der Bibliothek oder hier beim Fall der Frau. Kurz fragte er sich ob Magie wirklich so unberechenbar war, wie sie ihm gerade vorkam. Doch dies konnte er sich nicht beantworten.
Sein Blick fiel von der Frau auf den aufgewühlten Henry. Er hörte kaum was dieser sagte, doch sah er seine Aufgewühltheit. Gedanklich kam er zum selben Schluss wie dieser. Es bedeutete Ärger. Aber wohin sollten sie. Die Versumpft gebot sich zu beugen. Zu zeigen keine bösen Absichten zu haben. Ein weglaufen würde am Ende nur ein Eingeständnis sein. Ein stilles zugeben und das wollte der junge Mann nicht.
Daher konzentrierte er sich jetzt erst einmal auf etwas anderes. Noch immer merkte er, dass ihm das Atmen schwer viel. Sein Hals kratzte und der Husten kaum zu unterdrücken war. Also legte er die Handrücken auf die Knie und begann seine Atmung zu kontrollieren. Ruhig und langsam versuchte er immer tiefer einzuatmen. Heiler waren ja auf den Weg, weniger Rauch kam aus dem Gebäude und Helfer waren im Gebäude am Werkeln.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 08.05.2015, 15:09:28
Kara blieb erst einmal ruhig und still. Sie wollte nicht weiter auffallen. Allerdings platzierte sie sich etwas neben Jurij. Er schien gerade meditieren zu wollen oder so etwas in der Art zumindest Karas Meinung nach. Mitgehangen, mitgefangen., dachte sich Kara. Das Ereignis in der Bibliothek verband alle, die einen "Gast" hatten, wie Harry das etwas, das in ihren Inneren irgendwo lauerte, nannte. Auch Kara versuchte sich etwas von den Auswirkungen durch den Qualm zu erholen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.05.2015, 19:54:09
Die Magierin sah Rillfarsell abschätzig an. "Euer Schauspiel zieht bei mir nicht. Ich weiß, wie ihr Feen seid! Und jetzt raus hier, ich habe eine Bibliothek zu retten!" Ohne weiter auf die Fee zu achten, begann die Magierin erneut mit dem Sprechen eines Zaubers.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.05.2015, 20:03:35
Aria sah sich in der Menge um, und deutete dann auf Jurij und Kara. "Am besten besprechen wir das alles, wenn wir unter uns sind, nicht hier in der Öffentlichkeit. Aber ich denke nicht, dass ihr Probleme bekommt. Es gab genug Zeugen, die den Fremden gesehen haben, und sein aggressives Auftreten. Lass uns zu den Anderen gehen."

In dem Moment erschien Harry auch schon wieder am Fenster, und sprang heraus - um ebenso langsam, federleicht, herabzusinken wie zuvor die junge Studentin.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.05.2015, 20:07:49
Während sich die Menge um die Bibliothek immer mehr vergrößerte, trat ein etwa vierzig Jahre alter Mann in hellgrauen Roben an Jurij und Kara heran. "Seid gegrüßt, ich bin Lennis von Otharia, Heiler der Stadt. Mir wurde gesagt, dass ihr in der Bibliothek wart, als das Feuer ausbrach? Benötigt ihr Heilung, oder geht es euch gut?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.05.2015, 09:01:50
Das Atmen ging immer besser. Doch noch immer kratzte Jurijs Hals. Er spürte immer wieder den Drang sich vor Husten krümmen zu müssen und sein Kopf dröhnte leicht. Wieviel Rauch er wirklich eingeatmet hatte, wusste er nicht und die Tatsache, dass sie zuerst am Boden lagen, minderte die Menge sicherlich.
„Jurij Klee, freud mich.“ sagte Jurij möglichst ruhig um keinen neuen Hustenanfall zu Provozieren. Dabei hob er den Kopf um dem Mann in die Augen zu blicken. Das sich Kara in seiner Nähe aufhielt und überraschte ihn nicht sonderlich. Sie waren jetzt durch diesen Deva verbunden, egal auf welcher Seite sie standen. „Wir waren im Zentrum der Flammen und haben eine unbestimmte Menge Rauch eingeatmet. Mein Hals, meine Lunge brennen förmlich und ich habe leichte Kopfschmerzen. Etwas dagegen wäre gut. Äußere Brandwunden habe zumindest ich nicht, glaube ich.“ Am Ende konnte er jedoch einen Hustenanfall nicht zurückhalten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 09.05.2015, 11:05:07
Rillfarsell war ein wenig konsterniert. Wie konnte diese Person es wagen.
"Jetzt hört mal zu, ihr unhöfliche Person! Ich habe mit meinen bescheiden Mitteln auch geholfen, die Bibliothek zu retten. Haltet euch also mit unbegründeten Anschuldigungen mir oder meinen Gefährten gegenüber zurück!"
Kurz überlegte es, ob es der Frau noch einen Zauber mitgeben sollte, entschied sich dann aber dagegen.
Das würde ihre Vorurteile nur verstärken.
Und so flog das Feenwesen, ohne auf eine Antwort zu warten, einfach Harry folgend aus dem Fenster und gesellte sich wieder zu den Anderen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.05.2015, 14:04:59
Noch immer kochend vor Wut schritt Harry mit langen Schritten auf seine Kameraden zu.

"Rassisten!" rief er, als er heran war. "Heuchler, Pharisäer, Scheinheilige! Wollen uns die Schuld an dem Brand geben, bloß weil wir, Gefahr ahnend, die Leute vorher hinausgeschickt haben. Aber das braucht es nicht einmal als 'Beweis' für unsere Schuld, nein, da reicht es allein, dass man ein Drachenspross ist oder eine Fee!" Harry wies zustimmungsheischend auf Rillfarsell, der ihm nachgeflattert kam. "'Unsere Schule ist für alle offen!' Ha, Hypokriten-Pack!"

Harrys Atem pfiff, während er heftig darum rang. Rauch stieg aus seinen (mal will fast sagen) Nüstern auf und seine erregten Gesten zogen Funkenschweife durch die Luft. Henry[1] und Jurij, die ein paar dieser Funken abbekamen, zuckten vor Schmerz oder Überraschung zusammen: die Funken waren heiß! Heiß genug, um ein leicht brennbares Material zu entzünden.[2]

"Huch", sagte Harry und ließ seine Hände rasch in den Manteltaschen verschwinden.

Dann fuhr er etwas leiser fort: "Woher hätte ein Mensch denn ahnen sollen, dass dieser komische Prophet gleich Feuer legt, bloß weil man ihm sagt, er solle endlich zum Punkt kommen! Woher ahnen, dass er etwas derart auffällig Bombastisches geplant hat? Was haltet ihr von diesem seltsamen Kerl? Was will der bloß bezwecken? Und was sollte das mit diesem komischen Sand... und was darauf geschah... war euch auch so seltsam? Und was jetzt? Ich bin noch verwirrter als vorher. Lasst uns hier verschwinden und ein stilles Plätzchen suchen zum Besprechen und Pläne schmieden."
 1. 
@ Henry (Anzeigen)
 2. Henry, der Harry schon zwei- oder dreimal in funkensprühender Erregung erlebt hat, weiß, dass das neu ist; bisher hat er sich noch nie an Harrys Funken verbrannt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 10.05.2015, 14:52:12
Dass sie wieder eine Gruppe gebildet hatten, bekam Jurij erst einmal nicht mit. Dafür war er zu sehr versucht den Husten wieder unter Kontrolle zu bringen.

Ein Paar der in der Luft tanzenden Funken setzten sich derweil auf Jurijs Haar und Gi. Ziemlich überrascht und nicht gerade ohne Schmerz verzogenes Gesicht klopfte er die Funken aus. Rollte gar reflexartig nach rechts um gekonnt aufzuspringen. Wütend und in seiner Muttersprache fluchend, suchte er den Entstehungsort der Funken. Als ihm gewahr wurde, dass sie wieder eine Gruppe bildeten und Harry der Übeltäter war, funkelte er diesen sauer an.
Mit ein paar großen Sätzen huschte er am sichtlich überraschten und mit sich beschäftigten Heiler vorbei, direkt auf Harry zu. Knurrend und gerade einmal eine Unterarmlänge von ihm entfernt blieb er stehen. „Letzte Warnung. Versuch noch einmal mich oder unschuldige mit deinen Feuerspielchen in Brand zu stecken, egal wie, und ich halt mich nicht zurück. Verstanden?!“ Eindeutig meinte Jurij diese Worte tot ernst. Seine Fäuste waren schon zum Schlag geballt und es fehlte nicht mehr viel und er würde sie einfach loslassen. Ob diese Warnung auch von seinem Begleiter kam war nicht einzuschätzen aber so selbstsicher und sauer war er bis jetzt nur einmal gewesen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 11.05.2015, 09:35:59
Überzeugender Auftritt, das mit den Funken. Harry, wie er leibt und lebt, wie der Rest der Truppe ihn kennen- und lieben gelernt hat! Immer ein Spektakel wert. So, aber nun genug damit. Die Zeit ist knapp und es gibt viel zu tun.

Harry schnappte noch ein paarmal nach Luft, dann schien er sich zu beruhigen. Mit kühlem Blick und kühler Stimme wandte er sich an den tobenden Jurij—wobei er sehr wohl erkannte, dass die Hälfte des Tobens offenbar von Obayifo ausging; die beiden schienen sich in ihrem hitzigen Temperament ganz wunderbar zu ergänzen.

"Ich will einmal davon ausgehen", sagte er deshalb, "dass dir der Schreck über das Geschehene noch genauso heftig in den Gliedern steckt wie mir und dass weder deine Wut noch deine Drohung wirklich mir gelten. Wenn ich hier noch ein wenig zu 'feurig' wirke, dann weil ich soeben durch Feuer geschritten bin, was offenbar die Glut des Drachen in mir entfacht hat. Das ist auch für mich neu und überraschend, wenn auch nicht annähernd so erschreckend wie für jemanden, der sich mit Magie nicht auskennt und gar von ihrer Existenz bislang nichts wusste. Das ist ein weiterer Grund, warum ich dir deine 'Warnung' jetzt einmal nicht krumm nehmen will. Außerdem bin ich mir sicher, wenn du einmal tief Luft holst und nachdenkst, wirst du leicht erkennen, dass das, worüber du dich gerade aufregst, nichts als ein Versehen meinerseits war und darüberhinaus, angesichts der Situation, eine Lappalie. Immerhin konnte ich eine unschuldige junge Frau vor dem Erstickungstod bewahren. Im übrigen merk' dir eins: ich spiele nicht mit Feuer. Nie. Und ich wäre dir dankbar, wenn du es unterlassen tätest, derlei Gerüchte über mich in die Welt zu setzen. Ich dachte, wir wären Kameraden und hätten uns gegenseitig versprochen, einander den Rücken zu stärken?"

Er blickte pointiert zu dem Heiler, der sie ein wenig verwirrt und inzwischen wohl auch ungeduldig musterte.

"Außerdem haben wir gerade wirklich keine Zeit für sowas. Du weißt, was wir heute eigentlich noch vorhatten, da zählt jede Minute. Statt dessen dürfen wir hier jetzt gleich Fragen beantworten. Dass wird schon unangenehm genug werden. Dieser verfluchte Kerl! Ein solches Spektakel zu inszenieren, ja glaubt man's denn!"

Die letzten Worte platzten wieder erregt aus ihm heraus und auch die Augen blitzten wieder vor Zorn, doch diesmal beherrschte Harry sich.

"Was also jetzt?" fragte er und sah sich nach allen Seiten um, ob schon jemand offiziell wirkendes auf ihre kleine Gruppe zuhielt.[1]
 1. Perception = 15
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 11.05.2015, 18:01:25
Mit großer Erleichterung sah Henry seinen Freund auf sie zukommen. Doch seine Freude wich, als er Harrys Gemütsregung bemerkte. Den Funken auf seinem einen Ärmel erstickte er schnell mit dem anderen. Doch wie seine Kleidung löchrig wurde, wurde es auch seine Freude. Vielmehr, sie schlug nun in einen grimmigen Ärger um.

"Haltet den Mund, Ihr Streithähne!", herrschte er die beiden an. "Worte im Zorn sind wie eingeschlagene Nägel und törichte Anklage wie ein Steppenbrand. Öffnet dem Gehässigen nicht Tor und Hof, ihr Narren. Am besten, schweigt!"

"Mein Name lautet Henry of Leicester und dies ist Harry Webster. Wir sind erst vor kurzem in die Stadt gekommen und haben uns im Portal eingemietet. Für den Brand sind wir nicht verantwortlich, aber wir haben den Mann gesehen. Sucht uns auf, wenn Ihr Fragen habt.", sagte Henry zu dem Heiler, der sich als Lennis vorgestellt hatte.

Dann drehte er sich um und ging in Richtung Portal zurück. "Kommt Ihr?", rief er seinen Gefährten zu.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 11.05.2015, 23:49:17
Harry sah von Henry zu Aria zu Henrys sich entfernenden Rücken und wieder zu Aria, die ihm nachblickte.

"Huch", sagte Harry abermals. "So energisch hab' ich ihn ja noch nie erlebt. Irgendwie sexy, findest du nicht?" Er pfiff Henry anerkennend hinterher.

Doch bevor Aria etwas erwidern oder Harry auch nur konsterniert ansehen konnte, eilte er Henry nach, der nämlich geradewegs auf den Wachmann zuhielt, welcher hitzig mit einer älteren Dame in grauer Robe diskutierte—daheim hätte Harry sie auf 240 bis 300 Jahre geschätzt, aber hier waren es wohl nur 60 Jahre, wenn die Zauberer keiner magischen Blutlinie entstammten. Jedenfalls diskutierten Dame und Wachmann äußerst erregt und deuteten dabei immer wieder in Richtung der zerstrittenen Gefährten.

Mit seinen langen Beinen hatte Harry den Freund bald erreicht und versuchte ihn durch ein Nicken in Richtung des drohenden Ärgernisses sowie durch einen sanften Schubs auf einen Kurs zu bringen, der die Gruppe nicht zu nahe an den beiden Personen vorbeiführen würde. Natürlich alles ganz unauffällig.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 12.05.2015, 17:41:53
"Es gibt andere Herr von Otharia, die bestimmt drigender Heilung benötigen als ich. Der Qualm machte mir etwas zu schaffen, aber es wird schon gehen. Entschuldigt meine Gedankenversunkenheit und späte Reaktion. Ich glaube, ich muss nun wieder weiter."

Dann wendet sich Kara wieder Jurij zu. "Lasst Euch behandeln, wenn Ihr wollt, Jurij. Aber wir sollten den anderen alsbald folgen. Es gibt etwas, was uns alle verbindet. Ihr wisst das. Lasst uns aber bitte an einem ruhigeren Ort darüber reden. Bevor ich mit den anderen genauer in Kontakt trete, wollte ich unter vier Augen mit Euch reden. Wie steht Ihr dazu? Wäre das in Ordnung?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.05.2015, 22:43:18
Der Heiler, sichtlich genervt von den emotionalen Ausbrüchen, sah von einem zum anderen, und schüttelte dann den Kopf. Er griff in eine weiße Stofftasche an seinem Gürtel, und holte zwei kleine Fläschchen mit weißer Flüssigkeit heraus. Diese hielt er Kara und Jurij hin. "Trinkt davon. Es beruhigt nicht nur die Atemwege, sondern entfernt auch die Gifte aus eurem Körper, die der Rauch dort hinterlassen hat. Oh, und wundert euch nicht, wenn es beim Pinkeln das nächste Mal fast schwarz wird. Das ist gut, dann sind die Gifte draußen."

Er wartete noch ab, ob die beiden noch Fragen hatten, und ging dann weiter auf der Suche nach Personen, die seiner Hilfe bedurften.

Währenddessen kam das Gespräch der Stadtwache mit der Frau zum Erliegen. Der Wachmann warf frustriert die Hände in die Luft, und zog anschließend von dannen. Die Frau hingegen wandte sich Henry und Aria zu. Sie lächelte die beiden an.

"Verzeiht, wenn ich euch noch einmal aufhalten muss. Ich bin Gräfin Emilia von Hammersfell, und für die Sicherheit der Bibliothek zuständig. Ich habe bereits die Berichte über den Eindringling gehört. Niemand hat ihn besser gesehen als ihr. Könntet ihr mir eine kurze Beschreibung von ihm geben? Danach könnt ihr gerne weiter, ich weiß, dass ihr hierfür nicht verantwortlich seid."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 13.05.2015, 08:34:05
Auch wenn Jurij zugeben musste, dass Henry durchaus Recht hatte, blickte er noch immer missmutig drein. Besonders als Harrys Einwurf kam. Was hatten alle nur heute Morgen falsches gegessen? Hatten sie nicht Gestern noch gesagt, dass man vorsichtig mit dem Wissen umgehen muss? Ja, Jurij hatte sich mit hinreißen lassen, doch er erinnerte sich noch gut an Arias Worte aber zumindest an Harry Ohren schienen sie nicht gedrungen zu sein. Auch wenn er beteuerte nicht mit dem Feuer zu spielen, spuckte er Funken und Posaunte raus ein Drache zu sein.

Den Kopf schüttelnd, blickte er zum Heiler. „Danke.“ sagte er und nahm das Fläschen an. Die Bürger mussten sie für verrückt halten. Am Besten war es wohl, wenn Jurij sich aus solchen Diskussionen von nun an heraus hielt. Als dann der Heiler gegangen war, nickte er Kara zu. „Ja leider. Wenn ihr es möchtet, können wir es als bald machen. Ist es hier recht oder sollen wir etwas abseits gehen?“ während er auf eine Antwort von Kara wartete, nahm er den seltsamen Trank ein. Schwarzer Urin hörte sie seltsam an aber zugleich interessant. Denn eine Giftkur konnte den Körper ja nicht schaden und wer weiß was Obayifo in der Nacht mit seinem Körper anstellte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 13.05.2015, 18:44:30
Kara bedankte sich bei dem Heiler und nahm das Fläschchen zuvor entgegen. Der Heiler ging wieder seiner Wege daraufhin.

Dann blickte sie etwas unsicher zu Jurij bevor sie ihm dann antwortete. "Ich will mich nach dem 'Ereignis' etwas verändern. Ich habe nie so klar gesehen wie zu diesem Zeitpunkt. Aber selbst wenn wir uns etwas Abseits stellen würden in dieser Gegend hätte ich Bedenken das hier zu bereden. Ein ruhiger Raum wäre mir lieber. Nennt mich ruhig paranoid, solch eine Bezeichnung kann durchaus immer noch auf mich zutreffen in einem gewissen Maß. Aber lieber einmal zu viel an Vorsicht, als zu nachlässig."

Danach schaute Kara das Fläschchen etwas an. Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich etwas. Sie wirkte belustigt durch das, was sie gerade dachte, lächelte etwas und daraufhin sprach sie auch noch das Gedachte aus: "Ich finde, dass schwarzer Urin interessant klingt. Solch einen hat nicht jeder, ich trinke auch mal von dem Fläschchen."

Karas Worten folgten Taten und sie nahm die scheinbare Medizin zu sich.
 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 15.05.2015, 18:33:54
Henry wurde so abrupt aus seinem Ärger gerissen, dass er im ersten Moment ganz perplex auf die Frau reagierte. Er räusperte sich und wechselte einen Blick mit Aria. Diese hatte den Fremden aber nicht gesehen - nicht so wie sie anderen.

Henry überlegte, wie offen er sprechen konnte und wollte. Wie würde die Frau reagieren?

"Angenehm. Mein Name ist Henry of Leicester." Er versuchte, ihr freundlich zuzulächeln, denn seine Hand war behandschuht und er war sich nicht sicher, ob man Gräfinnen hier die Hand schüttelte. "Der Mann war von mittlerem Alter und hatte eine eindrucksvolle Statur. Muskulös und wie ein Krieger. Er hatte eine Rüstung an und trug ein Schwert auf dem Rücken. Ein Anderthalbhänder. Das Gesicht war Narbenzerfurcht und das Haar lang und blond, aber schon im Ergrauen begriffen. Habe ich etwas vergessen?" Henry wandte sich zu den anderen um.

"Der Mann... wie soll ich sagen?... war nicht ganz bei sich. Er war bezaubert oder vielmehr besessen. Er sprach finstere Zungen und zauberte ein Flammeninferno. Da war dunkle Magie im Spiel, da bin ich mir sicher.", fügte Henry mit gesenkter Stimme hinzu.

"Der Teufel hatte ihn in seiner Gewalt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 15.05.2015, 19:29:31
Trotz seiner Eile erreichte Harry den Freund nicht rechtzeitig. (Sogar Aria hatte ihn schneller erreicht, wie hat sie das nur geschafft mit ihren kurzen Beinen? Hatte Harry ihm so lange verdattert nachgeblickt? Oder war es Arias zurechtweisender Blick gewesen, der auf Drachensprösslinge wirkte wie das Kruzifix auf Satanas?)

Jedenfalls erreichte Harry die beiden gerade einmal rechtzeitig, um Henrys Beschreibung—so schnell und ausführlich er konnte, um die Neugier der Frau zu befriedigen—einige Details hinzuzufügen. Er beschrieb, als säße er mit einem sketch artist zusammen[1]: die genaue Form der Narben, der Augenbrauen, der Nase, Ohren, Lippen, des Haaransatzes; wie weit die Augen auseinander standen; Größe, Schulterbreite, Statur, geschätztes Gewicht; Details der Ausrüstung, vor allem des Schwertes und der Rüstung aus Drachenleder; zuletzt nannte er auch den Zauber, mit dessen Hilfe der Mann sich verabschiedet hatte.

"Ob besessen das richtige Wort ist, weiß ich nicht; er schien jedenfalls beherrscht und, bis auf einen verzweifelten Augenblick, nicht Herr seines Willens. Können wir jetzt gehen?" endete Harry ungeduldig.
 1. profession (P.I.) = 14 (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8217.msg968860#msg968860)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 16.05.2015, 02:24:55
Auch Rillfarsell war durch die Ausbrüche überrascht.
Hatte die Menschen irgendetwas dazu getrieben? Sonst wirkten sie doch recht ausgeglichen.
Es folgte Harry weiterhin und war froh, daß die Gemüter sich schnell wieder beruhigten.
Als die Gräfin nach dem Fremden in der Bibliothek fragte und die beiden Männer eine Beschreibung gaben, meldete sich das Feenwesen zu Wort.
"Bilder sagen mehr als Worte. Wenn ich etwas vergesse oder nicht ganz genau darstelle, korrigiert mich."
Nach einigen Gesten und mystischen Worten erschien ein Abbild des Mannes neben der Frau, mit der sie sprachen. Noch während Harry weitere Details beschrieb, änderte Rillfarsell die entsprechenden Teile in der geschaffenen Illusion.[1]
 1. Zauber: Silent Image
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 16.05.2015, 10:35:42
"Ach, tut das gut!" rief Harry. "Endlich einmal mit einem professionellen Men—ähm, ich meine Fee zusammenzuarbeiten. So, war's das dann?" Die letzte Frage galt der Frau.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 16.05.2015, 16:39:06
Die Gräfin hörte sich alles genau an und betrachtete auch Rillfarsells Illusion genau. "Wunderbar, damit habt ihr mir sehr geholfen. Meinen Dank an euch. Ihr könnt nun gerne gehen, ich regele alles, damit hier keine Verdächtigungen gegen euch aufkommen." Sie lächelte freundlich, und verneigte sich leicht. "Euch allen trotz der unangenehmen Ereignisse noch einen schönen Tag."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 16.05.2015, 16:45:41
Ein Lächeln konnte sich Jurij nicht dass wir noch verkneifen. Schließlich war dies genau der Gleiche Gedankengang wie er hatte. „Erinnert ihr euch an die Raststätte, zu welcher ich euch den Weg erklärt hatte? Dort habe ich, ebenso wie die anderen, je ein Zimmer. Dort könnten wir in Ruhe reden. Ansonsten könnte ich keinen privaten Ort gerade anbieten.“ Sein Blick wanderte zu den Anderen. „Ich finde es auch unmöglich jetzt einfach zu gehen. Ja wir hatten das Feuer nicht gelegt aber einmal rumzurufen, wer es war und dann ab zu haun.“ Er schüttelte den Kopf und blickte zu Kara. Von dem Gespräch, was die anderen mit der Frau führten bekamen die beiden ja nichts mit. „Er hat aber auch recht, dass wir noch viel heute vor hatten.“ Wo sie da anfangen sollten war eine andere Frage. Sie hatten sich ja nicht auf ein Vorgehen geeinigt und einfach in der Höhle des Löwen auftauchen wäre wohl auch nicht das Wahre?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 16.05.2015, 17:40:32
Henry war erleichtert, dass sich das Problem so leicht lösen ließ, zumindestens fürs Erste. Nun aber mussten sie entscheiden, was sie weiterhin taten in den kostbaren Stunden, bevor es Nacht wurde. "Also, werden wir jetzt einen ruhigen ort zum Reden suchen, oder wohin gehen wir?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 17.05.2015, 00:10:37
Harry drehte sich schwungvoll wie ein Tänzer einmal um die eigene Achse, sah das, was er erwartet hatte zu sehen, und meinte dann zu Henry und Rillfarsell: "Wir scheinen unseren guten Jurij schon wieder verloren zu haben. Lasst ihn uns einfangen gehen. Aria, du kennst doch sicherlich ein Plätzchen möglichst in der Nähe, wo wir uns ungestört sammeln und besprechen könnten? Ob du uns wohl dahin führen könntest? Das wäre ganz schrecklich reizend von dir."

Er wollte sich schon auf den Weg zu Jurij machen, um diesen "einzufangen", da hielt er inne: Etwas seltsam ist es ja schon, dass die Frau da alles regeln will und die Verdächtigungen von uns abhalten. Er wandte sich noch einmal um.

"Wir danken Euch natürlich, werte Frau Gräfin", sagte er. "Darf man so kühn sein zu fragen, warum Ihr Euch derart für uns Fremde einsetzt? Drinnen traf ich eine aufgebrachte Magistra, die sah mir schon an der geschuppten Nasenspitze an, dass ich das Feuer gelegt haben müsste. Ihr dagegen scheint Euch ziemlich sicher zu sein, dass wir es nicht waren. Wie kommt das?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.05.2015, 09:11:10
Die Gräfin, die sich bereits abgewandt hatte, drehte sich noch einmal um, und schenkte Harry ein freundliches Lächeln. "Oh, zunächst Mal, ich neige nicht zu vorschnellen Urteilen, wie offenbar die Dame, der ihr begegnet seid. Dann gab es genug Augenzeugen, die zumindest den Anfang eures Gesprächs mit dem Fremden mitbekommen haben, und die Berichte machen ihn deutlich verdächtiger als euch. Aber das Wichtigste: Dies ist nicht der erste derartige Vorfall. Dieser Mann ist offenbar kein großer Freund kultureller Schätze. Er hat in den letzten Tagen bereits vier Anschläge verübt, bei denen unbezahlbare Dinge zerstört wurden. Und nach dieser Aktion hier werde ich endlich die Mittel bewilligt bekommen, um eine Einsatztruppe zu bilden, damit ich ihn bald fangen kann."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 17.05.2015, 09:25:04
Nachdem die Gräfin geantwortet hatte, nickte Aria. "Fünf Minuten von hier ist das Haus eines Freundes. Er gehört zu meiner Gemeinde. Dort können wir ungestört reden."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 18.05.2015, 04:08:35
Nach der Antwort der Gräfin hatte Rillfarsell dann aber auch eine Frage.
"Könntet ihr uns bitte mehr über diese Vorfällt erzählen? Wer war noch beteiligt? Und welche Schätze sind beschädigt worden?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 18.05.2015, 17:42:21
Henry nickte Aria dankbar zu, sagte aber nichts. Rillfarsells Frage war immerhin interessant genug, als dass er nicht sofort zum Aufbruch drängte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.05.2015, 18:52:28
"Vor allem Privatbesitz", erklärte die Gräfin. "Einige große Malereien und Skulpturen, aber vor allem Schriften, ohne irgendein erkennbares Muster." Sie verzog missmutig das Gesicht. "Vieles davon unwiederbringlich verloren. Es war immer eine Einzelperson, und die Beschreibung passt auf euren 'Freund'."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 18.05.2015, 20:07:49
Kara schien etwas zu überlegen und antwortete Jurij dann: "Wenn Ihr Probleme mit dieser Vorgehensweise habt, solltet Ihr mit den anderen jetzt darüber reden. Mir liegt zwar viel daran, mich Euch zu offenbaren, damit Ihr sagen könnt, wie die anderen darauf reagieren könnten und ob ich auch so offen zu Ihnen sein kann. Aber das Schicksal hat uns zusammengeschweißt und wir sollten zu anderen aufschließen. Mal schauen, was sie als nächstes vorhaben."

Kara ging also am Anfang noch nicht gar so schnell in die Richtung des größeren Teils der Gruppe. Wohl schaute sie aber zu Jurij zurück. Gar so schnell wollte sie nicht vorgehen. Seine Reaktion war ihr wichtig, aber sie wollte schon ein paar Schritte voran gehen, um ihre eigene Überzeugung zu untermauern.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 18.05.2015, 22:00:20
Antselle ihr zu Antworten, folgte Jurij einfach. Er dachte über ihre Worte nach. Am Ende vermutete er, dass diese Streiterein aus der Sittuation und der Unwissenheit untereinander entstanden. Kara wollte sich offenbaren aber hatte er es getan? Ja, einer Priesterin gegenüber aber nicht seinen Leidensgenossen. Harry war da anders, er spielte scheinbar mit offenen Karten, hielt sich nicht zurück. Rillfarsell und Henry schienen dagegen schon Geheimniskrämerischer.

Zusammen mit Kara, schloss er zu den Anderen auf und wartete ab, was sie vor hatten. Denn hier war kein Ort um mit ihnen wirklich offen zu reden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.05.2015, 23:08:47
Nachdem sich die Gefährten von der hilfreichen Gräfin verabschiedet hatten, führte Aria sie durch einige Seitengassen durch die Stadt. Schließlich standen sie vor einem Wohnhaus, umgeben von einem kleinen Garten mit Obstbäumen und Sträuchern. Die Häuser in der Umgebung waren ähnlich gestaltet.

Aria klopfte, und kurz darauf öffnete ein etwa dreißig Jahre alter Mann mit kurzgeschnittenem blondem Haar die Tür. Die Klerikerin stellte ihn als Zarius vor, einen jungen Familienvater und langjähriges Mitglied ihrer Gemeinde. Sie bat ihn um einen Raum, in dem sie in Ruhe reden konnten, und er führte sie in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer: Zwei schräg zueinander stehende Sofas, zwei Sessel und in der Mitte ein Tisch aus Wurzelholz, auf dem eine Schale mit Obst stand.

"Macht es euch gemütlich", lud er sie ein. "Meine Frau Serina ist mit den Kindern bei ihrer Schwester und kommt erst abends zurück. Ich habe oben noch zu tun, und werde euch nicht stören."

Mit einer leichten Verbeugung verabschiedete sich Zarius, und ließ die Gefährten alleine zurück. Aria seufzte. "Mit euch erlebt man an einem Tag mehr als sonst in einem Monat." Sie lächelte Henry an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 21.05.2015, 14:51:40
Kara hielt sich die ganze Zeit an Jurij als sie von Aria durch die Stadt geführt wurden. Wie sollte sie am besten in die gesamte Gruppe eigentlich hineinfinden? Fragen über Fragen kamen ihr diesbezüglich hoch. Vielleicht musste sie am ruhigen Ort angekommen mutig nach vorne schreiten sozusagen. Aber Kara war nicht vollkommen abgelenkt durch ihre Gedanken. Sie versuchte sich den Weg so gut es ging einzuprägen.

Das Zimmer, dass sie bei Zarius vorfand, war auch schön eingerichtet und geräumig. Die Damaranerin sagte als Zarius anwesend war kein Wort. Sie nickte ihm nur etwas zu, was wohl eine Form der Begrüßung sein sollte. Sie schaute ihm noch etwas hinterher als er ging. Sie hoffte innerlich, dass er bei dem Gespräch nicht lauschen würde. Auch Aria passte nicht so ganz in diesen Kreis- zumindest dem Bauchgefühl von Kara nach. Aber sie unterstützte die "Verfluchten" also mussten wohl auch offene Worte ihr gegenüber sein. Es ging nicht anders. Doch Kara hatte zu Anfang viele Fragen und sie scheute sich nicht, sie zu stellen nach einigen einleitenden Worten und auch Angaben zu ihrer Person:

"Entschuldigt, dass ich mich immer noch nicht allen vorgestellt habe, aber mein Name ist Kara. Ich bin der Auffassung, dass das Ereignis in der Bibliothek uns verbindet und ich stehe auf Eurer Seite, Harry. Nicht auf der des Gastes wie ihr das ganze umschrieben habt. Um ganz ehrlich zu sein, auch wenn ihr es vielleicht für ein Lügenmärchen haltet: Ich komme eigentlich aus einer ganz anderen Welt. Sie nennt sich Toril. Dort hat die Magie einen hohen Stellenwert. Es gibt einige Erzmagier und Hohepriester. Sowohl auf der guten wie auch der bösen Seite. Aber ich habe so viele Fragen zu dieser Welt, in der ich nun gestrandet bin, und bin ja erst einige Wochen hier. Ich fange jedoch mal mit etwas ganz wichtigem zuerst an. Wer oder was ist dieser "Gast"? Irgendetwas lauerte in mir, was sich fremd anfühlte und manchmal nach dem Schlafengehen früh morgens fand ich mich in seltsamen Situationen wieder. Mehr kann ich Euch auch nicht dazu sagen. Ich hielt den Gast für eine merkwürdige Mischung aus bösem Geist und Fluch oder so etwas in der Art. Aber ihr alle wisst es vielleicht besser, mit was ich und auch Ihr zu tun habt. Denn etwas verbindet uns und es ist vermutlich dieses seltsame Etwas tief in uns. Ich könnte die Kräfte, die ich durch das Ereignis und durch meine Erkenntnisse bekam für das böse einsetzen oder meinen alten Weg weiterhin gehen. Aber ich will für das Gute, das Noble einstehen. Ich will verantwortunsvoll mit meiner Macht umgehen. Das nur vorneweg. Aber neben der Frage, was der Gast genau ist, frage ich mich, was ein Prophet der N'kyuash sein soll. Was ist die Welt Terra? Was war das für eine seltsame Sprache in der Bibliothek, die ich instinktiv verstanden habe und die eher bedrohlich gewirkt hat? Bitte beantwortet mir diese Fragen, wenn Ihr etwas dazu wisst."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 21.05.2015, 15:00:17
Henry verbeugte sich ebenfalls freundlich vor dem Hausherrn und dankte ihm gleich zweimal für seine Hilfe. Als sie alleine waren, wusste er nichts zu sagen. Einerseits waren es gerade in der letzten Stunde sehr viele Informationen gewesen und es blieb alles sehr diffus und undeutlich vor seinen Augen. Nicht mehr als ein Knäul von alten Legenden, Mutmaßungen und Gesprächsfetzen. Das war nicht nach seinem Geschmack und nicht sein Können. Henry war mehr ein Mensch, der es möglichst konkret mochte und sich dann auch die Hände schmutzig machen konnte. Er blickte zu seinem Freund Harry. Konnte er sich wohl einen Reim darauf machen?

"Alleine die letzten 48 Stunden werden mich Jahre gekostet haben.", antwortete Henry mit leicht gequältem Gesichtsausdruck. 'Unter anderem verblieben drei Jahre Lebenszeit in Kehjistan', fügte Henry in Gedanken hinzu. Und noch einen anderen Gedanken hatte er, der ihn ein bischen verzückte:

'Wie süß sie aussieht, wenn sie seufzt...'

Henry schüttelte leicht den Kopf, als könnte er somit seine Gedanken loswerden. "Kara, was denkst Du? Was hat der Fremde mit uns zu tun, was hat er mit Dir zu tun? Warum schweißt uns das Schicksal zusammen, wie Du sagst? Und Harry," Henry lächelte, "Du musst ja gerade voll in Deinem Element sein. Wie Pyrrot, Holmes und Conan, oder wie sie hießen. Ich blicke da nicht mehr durch, aber Du wirst doch die Puzzleteile schon zusammensetzen, oder?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 21.05.2015, 15:26:53
Nachdenklich schaut Kara Henry an, dessen Namen sie immer noch nicht kannte. Eigentlich wusste sie nichts über ihn. Aber das hielt sie nicht davon ab, seine Fragen so gut es ging zu beantworten.
"Na ja der Fremde betonte ja, dass er eigentlich gar nicht mit mir sprechen wollte. Trotzdem denke ich, dass es durchaus eine Gemeinsamkeit gab. Habt Ihr gesehen wie sich der Gesichtsausdruck des Fremden veränderte, als Harry nach außen hin ganz bedrohlich auf ihn wirkte. Er veränderte sich ganz und er wirkte etwas entsetzt. Ich war auch manchmal entsetzt als ich früh am morgen aufwachte bei einer Verbrecherband. Ich verbarg das nach außen hin nur besser und improvisierte einfach. Irgendein Prophet der N'kyuash steckte in ihm, was auch immer das sein soll. Was in mir steckt, weiß ich nicht. Ich hoffte da auf Eure Hilfe. Dass Ihr mir das vielleicht doch erklären könnt.

Warum denke ich, dass das Schicksal uns zusammengeschweißt hat? Nun ja, ich denke so ein Lichtspektakel, dass uns alle traf ausgehend von Jurij findet sich nicht alle Tage. Ich suchte solange nach einer Erleuchtung und ich erkannte wie einfach das ganze gewesen wäre. Es fehlte nur der Funke zum Entzünden. Jurijs Kraft, die er mit uns geteilt hat. Aber was genau hinter dem ganzen gesteckt hat, warum der Fremde nun dieses und jenes gemacht hat, verstehe ich nicht ganz. Sein Handeln hat dafür gesorgt, dass ich mich von einem bedenklichen Weg entfernt habe und nun meine Kräfte für das Gute einsetzen will. Aber das kann doch nicht das Ziel von solch einem merkwürdigen Kerl gewesen sein. Aber vielleicht verstehe ich auch nicht das große Ganze. Mir fehlen womöglich Informationen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 22.05.2015, 13:07:31
"Mir auch", sagte Harry, der als letzter eingetreten war und nun unruhig vor den Kameraden auf und ab ging. Das Zimmer war für seine langen Beine allerdings zu klein und zu vollgestellt, sodass er kürzere Schritte machen musste als gewohnt, was auf die anderen ein wenig drollig wirken mochte. Er aber war zu aufgewühlt, um darauf zu achten, wie er ging und wie sein Gang wirken mochte.

"Mir auch! Ach, was würd ich gern wissen, was dieser komische Prophet mit uns vorhat! Und verstehen, was er da gefaselt hat von irgend einem 'Heiligen Boden', den wir suchen sollen oder auch nicht, bevor unsere 'Reiter'—oder sind wir die Reiter und sie die 'Rösser'?—ihn finden. Aria, hast du schon einmal von so etwas gehört? Boden, der so magisch aufgeladen ist, dass ein paar Sandkörner davon, jemandem ins Gesicht geschleudert, magische Kräfte in ihm erwecken können? Hier in Terendol sollen sich kleine Mengen davon befinden, und zwar ziemlich gut versteckt. Fast noch seltsamer aber ist, dass er entweder 'böse' sein soll, das heißt auf unsere Dämonen eingestimmt, oder 'neutral' und deshalb uns nutzen werde, aber den N'kyuash nicht. Läuten da irgendwelche Glocken bei dir?"

Während Aria überlegte, kam Harry ein wenig zur Ruhe. Er setzte sich auf einen der Sessel—allerdings nur auf die vordere Kante, wie sprungbereit—und überdachte derweil Karas Fragen. Er war ja erstaunt gewesen, dass die junge Frau ihnen so selbstverständlich nachgelaufen war und jetzt so einträchtig mit Jurij beisammen saß[1]. Lief da was? Wollte sie mit ihm anbändeln? Kannten die beiden sich vielleicht schon vorher? Was hatte diese Person vor?

"Henry und ich sind erst seit gestern morgen hier auf Kurun", erklärte er ihr. "Wir kommen beide von der Welt, die der Prophet 'Terra' nannte, nur aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Jurij kommt auch daher, dreißig Jahre nach meiner Zeit, er ist aber schon viel länger hier. Woher unsere Fee kommt, kann es Euch am besten selbst erklären, jedenfalls nicht von der Feenwelt, die in engem Kontakt mit der 'Erde' steht—so nennen wir unsere Welt."

An dieser Stelle verließ ihn die Geduld und er sprang wieder auf, wobei er sich eine Art Apfel aus der Obstschale griff, hineinbiss, und sich dann mit vollem Mund an Henry wandte:

"Conan, by the way, lieber Henry, das ist der Typ, der mit langem Schwert und geschwellten Muskeln halbnackt durch die Wildnis zieht, auch im Winter nur mit Lendenschurz und Fellstiefeln bekleidet, und dabei von noch leichter bekleideten und kälteresistenteren Damen mit Riesenmö—äh, Schwertern verfolgt oder begleitet wird, mit denen er sich ein Dutzend Hirnzellen teilt. Obwohl, wenn man es so sieht, dann passt die Beschreibung vielleicht momentan am besten auf mich. So dumm fühl ich mich auch gerade."

Vielleicht war es ein Fehler gewesen, auf Conans Damenbegleitung hinzuweisen, jedenfalls drängte sich Red Sonja jetzt in diversen Posen und Verkörperungen vor sein inneres Auge, und als sein Blick dann auf Aria fiel, stieg Lasciels Verlangen nach ihr wieder mit solcher Macht in ihm hoch, dass er tatsächlich einen Schritt auf sie zutat und sich vorstellte, ihr hier und jetzt, vor aller Augen...

Konzentrier dich gefälligst! Zur Abwechslung wollen wir heute doch mal mit dem Kopf denken, ja? Und du, Lasciel: krieg dich wieder ein! Denk an den deal, Aria ist tabu!

Was die Dame für Lasciel natürlich nur attraktiver machte, denn Tabus waren da, um verletzt zu werden. Trotzdem, im Augenblick hielt Harry die besseren Karten in der Hand, und so beherrschte Lasciel sich wohl, denn er konnte wieder etwas klarer denken und auch Red Sonja hielt sich wieder bedeckt, pardon the pun.

"Äh, wo war ich? Ach ja, zu den Fragen." Harry biss ein zweites Mal in den Apfel und wandte sich an Kara. Keine Gefahr drohte ihm aus dieser Richtung, denn sie war weder sein noch Lasciels Typ. "Wir alle hier, mit Ausnahme von Aria, sind von mächtigen körperlosen Wesen besessen, die man 'Dämonen' nennen kann, wenn man einer derartigen Philosophie oder Religion anhängt, welche die Welt auf diese Weise in 'Gut' und 'Böse' oder 'Schwarz' und 'Weiß' unterteilt. Ihr scheint das ja zu tun, wie ich Euren Worten entnehme, also bleiben wir bei 'Dämon' oder auch 'böser Geist', das schenkt sich nichts. Jedenfalls gehen sie ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen, um ihre Ziele zu erreichen, und manchmal töten sie auch aus Langeweile oder um uns eine Lektion zu erteilen. Sie übernehmen unsere Körper, wenn wir schlafen oder aus einem anderen Grund bewusstlos sind. Wir wissen nicht, was sie in der Zeit treiben, sie dagegen bekommen alles mit, was wir tun und wahrnehmen, vielleicht gar was wir denken und fühlen. Hab ich damit alles? Oh, halt, die Sprache, die Andhaka gesprochen hat, ist 'Abyssisch', also wird in unserer Sprache hier so genannt, von uns. Die N'kyuash selbst sehen sich keinesfalls als Wesen, die 'dem Abyss entsprungen sind' an."

Harry warf die Apfelkitsche zurück in die Obstschale und setzte sich wieder auf den Sessel, wobei er seinen Hut auf der Armlehne deponierte und sich das Haar raufte.

"So, aber nachdem ich Eure Fragen so ausführlich beantwortet habe, zurück zu meiner: der Heilige Boden. Was ist das, wo finden wir mehr davon, wollen wir überhaupt mehr davon finden, und schließlich eine ganz persönliche Frage: Hattet ihr auch so seltsame Visionen, als er uns mit dem Sand beworfen hat? Fühlt ihr euch auch so... verändert?"

Um zu demonstrieren, was er damit meinte, erhob er sich wieder, trat zwei Schritte zurück, konzentrierte sich kurz unter lateinischem Gemurmel, und stand dann mehr oder weniger in Flammen vor ihnen: seine Augen waren zwei hellglühende Feuerkugeln, jeder Wimpernschlag wirbelte Funken auf. Funken hingen auch in seinem Haar und zuckten, wie elektrische Blitze, zwischen den gespreizten Fingern seiner erhobenen Hände.[2] (Diesmal achtete er aber darauf, dass nichts brennbares in der Nähe war.) Dabei sah er vom einen zum anderen.
 1. Ich hoffe, das ist OK, wenn ich das so schreibe? Im Bezug auf das Zimmer hat Kara es zwar nicht geschrieben, aber auf dem Weg dahin hat sie sich an Jurij gehalten.
 2. Entspricht: spark (neu), burning hands, burning gaze (neu), alles zu Demonstrationszwecken "angezaubert", aber nicht zu Ende geführt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 22.05.2015, 13:37:25
Aria, die sich gerade erst hingesetzt hatte, stand wieder auf. "Vielleicht kann ich ein wenig aufklären. Ich bin keine Spezialistin, und ich habe mein Wissen vor allem aus religiösen Schriften, die sicherlich nicht jedes einzelne Detail beleuchten. Es wird also kaum vollständig sein, trotzdem habe ich einige Vermutungen."

Sie räusperte sich, und stellte sich dann so im Raum hin, dass sie alle in der Runde ansehen konnte. "Wenn wir Sterblichen diese Welt verlassen, dann wandern unsere Seelen in die Fernen Reiche. Wer einem Gott gedient hat, dessen Seele gelangt in das Reich dieses Gottes. Andere Seelen werden in jene Reiche gezogen, die seiner Natur am besten entsprechen. Viele Religionen sprechen davon, dass man in der Nachwelt schreckliche Strafen erfährt, wenn man sich so oder so verhält. Oft stimmt das sogar, aber nicht unbedingt, weil es in dem Sinne eine Strafe ist: Wer eine dunkle Seele hat, der findet sich in einem dunklen Reich wieder, und dort hausen andere finstere Seelen, die sich natürlich auch entsprechend verhalten."

"Der Abgrund, das ist einer dieser Orte. Die Heimat der Dämonen, so wie die Neun Höllen die Heimat der Teufel sind. Aber nicht nur die Seelen, die dort hausen, sind schreckenerregend. Das Land selbst ist durchzogen von der Finsternis. Manche glauben sogar, dass das Land selbst in den Fernen Reichen lebendig ist. Im Abgrund oder den Neun Höllen ist es erfüllt vom Bösen. In den Himmelreichen von der Kraft des Guten."

Sie sah in die Runde, um zu prüfen, ob alle ihre Ausführungen verstanden hatten. "Nun ist es durchaus möglich, dass Wesen aus den Fernen Reichen in die Welt der Sterblichen gelangen, wie ihr ja am eigenen Leib erfahren habt. Dann muss es aber auch möglich sein, etwas von dem Land mitzunehmen. Für einen Dämon wird ein Stück vom Abgrund, nun ja, heiliger Boden sein."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 22.05.2015, 15:59:54
Bei all ihren Worten zuvor fühlte Kara eine fremde Unzufriedenheit und kleine geistige Nadelstiche. Das ganze war schwer in Worte zu fassen. Man musste es wirklich selbst erfahren. Aber das hielt Kara nicht davon ab ihre langen Reden zuvor weiter fortzuführen. Sie lauschte dann aufmerksam Harrys und Arias Worten. Die kleine "Show" von Harry schien sie nicht weiter zu beeindrucken. Kara wusste genau, was sie früher für Kräfte hatte und was andere berühmte Personen auf Faerun an Macht besaßen. Nicht mal, wenn Harry urplötzlich verschwunden wäre und wieder aufgetaucht wäre, hätte sie das beeindruckt.

"Danke für die Erklärungen, werte Dame und Harry. Wenn dem so ist, dass die Dämonen alles mitbekommen, vielleicht sogar, was wir fühlen und denken, sollten wir vorsichtig mit dem sein, was wir sagen.

Es ist eine mystische Kraft, die ich bekommen habe, Harry. Zumindest glaube ich das. Ich denke jetzt einfach mal an irgendetwas anderes und während ich das mache rede ich einfach weiter. Ein paar Überraschungen im Leben sind ja selbst für Dämonen nichts schlechtes. Rätselraten ist ja eine tolle Freizeitbeschäftigung.

Im übrigen könnte mein Dämon vielleicht viel an Hinterlist besitzen, aber das ist nur geraten. Ich könnte es mir halt gut vorstellen. Ich nahm das Wort 'gut' auch so einfach in den Mund. Es ist im Endeffekt, dass was berühmte Helden meiner Heimatwelt tun würden oder Hohepriester verschiedener nobler Religionen. Ich könnte an dieser Stelle ein paar Gottheiten nennen, aber sie würden Euch vermutlich nichts sagen. Da wir aus anderen Welten sind, unterscheiden sich womöglich unsere Vorstellungen leicht. Was ich auf keinen Fall will, ist den Weg des Dämons zu gehen. Ich möchte an dieser Stelle auch noch sagen, dass ich bestimmt nie eine Paladin des Lichts werden werde und mit einem Dämon in mir kann es sogar sein, dass ich manchmal leicht stolpern könnte, aber ich will auf jeden Fall vermeiden mir das Bein zu brechen.

Ich fühle mich mittlerweile in dieser fremden Welt ganz verloren. Ich habe in dieser Welt keine richtigen Freunde oder vergleichbares. Ich muss mir hier meinen Lebensunterhalt auf Dauer verdienen und brauche irgendeine Form der Unterstützung. Ich meine mit der Unterstützung jetzt keine finanzieller Art, bitte nicht falsch verstehen. Vielleicht kommt Euch anderen manches hier auch zumindest fremd vor. Ich weiß auch ganz genau, dass ich wildfremd für euch alle bin und ich könnte ja sonst wer sein, aber trotz deiner Offenheit Harry, stelle ich die folgenden Fragen ganz direkt in den Raum: Seid Ihr bereit mich in Eure Gemeinschaft aufzunehmen? Auch wenn ich mich vielleicht erst nach einiger Zeit euch allen ganz öffnen werde? Ihr habt ja trotz der Ereignisse in der Bibliothek immer noch die Wahl, wie genau ihr mit mir umgeht. Sie wurde euch nicht genommen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 22.05.2015, 16:36:28
Jurij der neben Kara saß, funkelte Harry kurz böse an, als dieser seine Flammenmagie wirkte. Dann jedoch wendete er den Blick abrupt zur Seite. Solche Protzereien waren seiner Meinung nach vollkommen überflüssig. Während der Ausführungen von Aria und Kara beruhigte er sich jedoch wieder. Es war Jurij der als erster nach Kara das Wort ergriff. „Wir sind selbst erst in der Gruppenfindungsphase. Von daher kommt es auf einen Mehr nicht an, meine ich. Was das Geld verdienen angeht, so gibt es in dieser Stadt viele Möglichkeiten dafür. Es kommt nur darauf an was du machen möchtest. Was die Idee mit dem Sand angeht, möglich aber für uns soll es ja neutraler Boden sein. Eine Welt der Finsternis ist dies aber nicht. Betrachten wir es auf philosophischen Wege haben wir eh ein Problem. Denn wie du meintest, dunkle Seelen in dunkle Welten mit anderen dunklen Geschöpfen. Für diese Wesen ist diese dunkle Welt das perfekte Land. So zu sagen ihre Heimat, in der alles was sie tun rechtens und gut ist. Damit wäre Boden aus diesem Abgrund tatsächlich gut und heilig für das Böse aber nicht neutral für uns.“ Sein Blick wanderte von Kara zu Aria und dann zu Harry und wieder zurück. „Jedenfalls solange unsere Taten nicht ebenso böse sind wie die unserer Gäste. Denn noch ist es eine gute Überlegung.“

Er lehnte sich zurück und blickte Kara an. „Ich möchte Harrys Worte konkretisieren. Terra ist einer der Namen unserer Welt. Je nach Sprache kann dieser anders aussehen. Dieser Prophet hat sich auch als etwas aus einer der verschiedenen Religionen von Terra vorgestellt. Aber da ist Henrys Gast nicht weit entfernter. Des Weiteren vermute ich, dass wir nicht von einer Terra stammen und aus anderen Zeiten, sondern eher von verschiedenen Terras aus verschiedenen Räumen. Mit Glück vielleicht noch auf derselben Zeitebene aber das ist jetzt Spitzfindigkeit.“ Er holte tief Luft und blickte zu Harry. „Was deine Frage angeht, nein ich kann keine solcher Tricks nach dem Zusammentreffen. Wenn wir aber schon da sind. Möchte ich meinen Unmut mal konstruktiver Ausdruck verleihen. Gestern war ich perplex aber ich habe zugehört. War da nicht etwas von sich bedeckt halten die Rede? Ich weiß nicht ob ich euch alle Worte der Priesterin, die mich untersucht hatte, gesagt habe, aber egal. Sie meinte dass unsere Gäste es nicht haben können enttarnt zu werden oder dass wir zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Da hatte Aria beispielsweise heute vor ein paar Stunden vollkommen Recht. Wir machen durch unser Gelaber über Dämonen, andere Welten und heimatlichen Gedanken nur alle auf uns Aufmerksam. Am Ende, nach einer sanften Nacht, haben wir eine brennende Stadt hinter uns gelassen. Ich persönlich will das nicht und darum nervt mich die Sorglosigkeit die hier in der Runde aufgekommen ist.“ Er wendete den Blick von Harry ab, denn nicht nur ihm machte er Vorwürfe sondern auch sich und Henry. „Ich für meinen Teil werde jetzt versuchen in der Öffentlichkeit weder von unseren Dämonen noch von Terra zu sprechen. Solange keiner mehr ähnliche Themen vor meiner Nase anspricht, ist es mir egal was ihr macht.“

Kurz blickte er zu Kara. Jetzt war er tatsächlich ihrem Vorschlag gefolgt. Fühlte sich sogar deutlich besser. Leider hatte er für die anderen Probleme und Fragen keine Antwort parat. Auch er könnte sich einmal durchraten, aber das wollte er nicht.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.05.2015, 01:14:19
"Wir sind hier alle verloren, Kara, und nahezu freundlos", sagte Harry, der sich bei Arias Vortrag wieder gesetzt hatte. "Daran lässt sich nichts ändern, außer, indem wir einander die Freundschaft halten."

Um seinen Willen in dieser Hinsicht zu beweisen, lenkte er Jurij gegenüber fast widerspruchslos ein. "Ja, du hast recht, Jurij, das war der Plan: unsere Gäste nicht unnötig provozieren oder zu Verzweiflungstaten zwingen. Verschwiegenheit, du wirst es nicht glauben, gehörte daheim zu den grundlegendsten Lebensnotwendigkeiten eines Zauberers und ich war ziemlich gut darin. Mein erster Ausbruch hier hatte dann ja auch mit Krieg zu tun und nicht mit Magie oder Dämonen, aber ja, ich gebe zu, ich bin etwas arg entglitten, spätestens als du mit der Atombombe ankamst, das hat einen Nerv getroffen, aber auch vorher schon diese unsägliche Propaganda, dies Lügengeschreibsel... nein, keine Ausflüchte mehr, das war dumm von mir. Aber die Sache mit dem Drachen, die kannst du mir nicht ankreiden. Woher sollte ich wissen, dass in einer Zauberer-Akademie, die von einem Drachen gegründet wurde, Drachenabkömmlinge wie ich eine Absonderheit darstellen, die der Pöbel beglotzt? Woher ahnen, dass man auf dieser Welt zaubern kann, ohne einen Tropfen magisches Blut zu besitzen? Ja, ich habe etwas zu eifrig losgelegt, weil ich glaubte, es endlich einmal zu dürfen, endlich einmal nicht der Außenseiter, der Sonderling zu sein, der alles was er kann und ist vor den Normalbürgern—Leuten wie dir, die Magie verteufeln oder einfach nicht verstehen oder am liebsten gar nicht wahrhaben wollen—zu verbergen hat.

Und dann habe ich nur diesem Arisai gesagt, dass ich ein Drache bin, und der muss es weitergesagt haben, jedenfalls hatte die Neuigkeit zehn Minuten später offenbar schon die Runde gemacht, denn diese unhöfliche Magistra, die Rillfarsell und mich der Brandstiftung beschuldigte, hat mich gleich so angequatscht, da war also, wie man so schön sagt, die Katze längst aus dem Sack. Aber von Dämonen hab' zumindest ich auf offener Straße noch nicht geredet, da kann ich dir leicht versprechen, es auch weiterhin nicht zu tun.

Aber ganz ehrlich, Jurij, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass da eigentlich ein ganz anderes Problem zwischen uns steht, das endlich mal auf den Tisch muss—soviel sagt mir deine abstruse Multiversum Theorie. Was, eine Welt mit sieben Milliarden Einwohnern erscheint dir nicht genug Platz für uns beide zu bieten, selbst wenn wir von verschiedenen Kontinenten stammen und unsere Zeit dreißig Jahre auseinander liegt? Berlin—dein Berlin, auf deinem Terra, zu deiner Zeit—war voll von Zauberern. Über hundert davon haben Henry und ich getroffen, Kinder unter zwölf nicht mitgezählt, alle in einem Haus, alles goldene Drachenabkömmlinge, also die 'Guten' aus ihrer Sicht, und ihr viertausendjähriger Urahn lebte auf den obersten beiden Stockwerken, wenn er nicht als Statue in der Bibliothek posierte.

Aber ich will dich gar nicht überzeugen. Schön, wir sind von verschiedenen 'Terras', wenn es dich tröstet. Aber ich"
—er deutete zur Bekräftigung mit dem Daumen auf seine Brust—"ich bin ein Zauberer, ein 'natürlicher', wie Arisai es nannte, und nicht zu zaubern wäre gegen meine Natur, das könnte ich gar nicht. Als wollte man von dir verlangen, du müsstest aufhören zu essen, zu trinken, zu atmen! Deshalb bitte ich dich aufrichtig, versuch, dich damit abzufinden, wenn schon nicht anzufreunden. Henry hier, herrje, sein heiligstes Buch befiehlt ihm eigentlich, er solle nicht einen Zauberer am Leben lassen, aber selbst er macht da eine Ausnahme für mich! Und das waren mir eigentlich schon viel zu viel Worte zu einem Thema, das unter uns eigentlich keines sein sollte. Außer, es gibt sonst noch etwas, das dich bekümmert, dann sag es ruhig, lass uns nur alles aus dem Weg schaffen!

Abschließend darf ich noch anmerken, dass es dieser verdammte Andhaka war, der die dümmste Show abgezogen hat. Und ich tät ja gern mit euch zusammen darüber nachgrübeln, was er damit wohl bezwecken wollte. Wozu uns durch diesen heiligen Boden Fähigkeiten geben? Will er uns damit in Versuchung führen? Auseinander treiben? Uns gegen unsere Gäste aufbringen oder sie gegen uns? Sie gegen einander? Ist er am Ende gar ein Verräter an den Seinen? Ich begreife es nicht."


Eine letzte Frage galt Aria. "Was du über die Herkunft der Dämonen sagst, das klingt alles einleuchtend und fast schon bekannt, weil man bei uns auf der Erde in den meisten Religionen ähnliche Vorstellungen hat. Aber wo in Terendol könnte sich noch etwas von diesem Boden befinden? Rubin sagte, die N'kyuash müssten vor langer Zeit nach Kurun gekommen sein: wo sind sie wohl ursprünglich gelandet? Dort würde ich diesen Boden am ehesten vermuten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 23.05.2015, 06:31:49
Rillfarsell hatte den vielen Worten still gelauscht und sich seine eigenen Gedanken gemacht. Auch weil einiges von dem Gesagten es einfach nicht wirklich interessierte, was eigentlich verwunderlich war. Aber im Moment hatte es das Gefühl als würden viel zu viele Worte um einfache Sachverhalte gemacht.
Das einzige Ungewöhnliche war tatsächlich diese Sache mit dem Boden. Und darüber grübelte das Feenwesen auch gerade selbst nach.
Was hatte der Mann gesagt?
"Eure Macht über sie entspringt einzig ihrer Unwissenheit, doch ich werde die Waagschale ausgleichen. Und ihr! Sucht nach dem heiligen Boden, und erkennt nicht, dass etwas davon bereits mitten unter euch ist. Nur fünfzig Jahre brauchten die Sterblichen, uns zu besiegen, nachdem sie uns erkannt hatten. Glaubt ihr, in zehntausend würde ihr Wirken den heiligen Boden nicht mehr verändern?"
"Er ist noch immer machtvoll, doch das meiste davon hat seine Prägung verloren. Die Wüste von einst? Es gibt sie noch, einen kleinen Rest, und sie kann das Fundament unserer Rückkehr werden. Doch was ihr hier findet, dieser heilige Boden, er ist empfänglich für das Wirken aller. Er kann sein, was er einst war, oder infernalisch werden, oder himmlisch, oder alles dazwischen! Eure Sterblichen haben genug Macht, um ihn mit ihren Überzeugungen und ihrem Glauben neu zu prägen. Und genau das wird passieren."

Er wand sich dem Rest der Gruppe zu.
"Ich denke der Mann sprach von zwei unterschiedlichen Bereichen. Das eine ist die Wüste, wo die Dämonen einst herrschten.
Das andere eine andere Art von Stelle, die noch keiner Seite im ewigen Streit zwischen Gut und Böse zugefallen ist.
Es ist kompliziert und ich verstehe es noch nciht ganz.
Laßt mich ein wenig darüber nachdenken."

Damit versank es erst einmal wieder in Grübelei.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.05.2015, 09:59:42
Jurij blickte wieder Harry an, die Worte von Rillfarsell gingen an ihm einfach vorbei. Da anders als für die Fee das andere Thema für ihn wichtiger war. „Harry, ich verbiete dem Fisch nicht im Wasser zu sein. Das es Magier, Zauberer, Feen, Elfen, Dämonen und dann wohl auch Engel, Deva und andere Wesen, die ich als mythisch bezeichnen würde, gibt, habe ich spätestens seit gestern akzeptiert als ein Holzhammer ziemlich unsanft ein paar Mal geschwungen wurde.“ das es auf seiner Welt angeblich Drachen und Magier geben sollte, hatte er einfach mit einem tiefen Ausatmer hingenommen. Ob es war oder falsch ist, war leider eh nicht mehr nachprüfbar. Dummerweise ermöglichte diese von Harry harsch als abstruse Theorie weggeworfene Multiversum Theorie eine Antwort auf Richtig oder Falsch. Denn wurde angenommen, dass Dimensionsreisen möglich waren, und sie waren der Beweis dafür, war die Antwort immer –Warum nicht?– Denn warum sollte ein magisches Wesen nicht in eine unmagische Welt gekommen sein? Aber dies interessierte Jurij nun wirklich nicht mehr.

„Tatsächlich gibt es noch etwas was mich auch stört.“ Jurij atmete tief ein und aus. „Keine Sorge, dass betrifft keinen von euch. Es ist einfach etwas was mich selbst furchtbar wütend, nein verzweifelt macht. Und ich möchte mich entschuldigen, dass ich es an euch und anderen auslasse, nur weil ich die richtige Stelle nicht einfach anschreien kann.“ er wendete den Blick kurz zu Boden, schloss die Augen und atmete einmal zitternd die Luft ein. „Ich glaube, dass ich nicht zurück auf meine Terra gehen kann und das gestern sowie heute zu verstehen.“ Er schüttelte den Kopf. Scheinbar wollte er nicht weiter darüber reden, darüber wie er auf diese Idee kam nicht zurück zu können. Denn Harry würde es sicher wieder als absurd bezeichnen.

„Gut, ich werde mich in dieser Sache bessern und wir haben ja andere Sorgen. Momentan würde ich sagen wissen wir zu wenig um die Worte und Taten des Propheten zu verstehen. Was nützt es auch ihn in Schwarz oder Weiß einzuteilen? Er hat seine Worte gesprochen, seine Taten getan und nun ist es an uns oder unseren dunklen Freunden daraus etwas zu machen.“ Er hob wieder seinen Blick und sah zur Fee. „Also sollten wir für uns überlegen, was wir aus seinen Worten für uns heraus holen können. Dummer weise kann ich nur sagen, dass ich es nicht einmal annähernd verstehe.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.05.2015, 15:00:09
Als Jurij geendet hatte, gab Harry sich betroffen. "Was, keine Hoffnung mehr, wieder nach Hause zu finden? Das klang gestern aber noch ganz anders. Muss ich mir jetzt um dich Sorgen machen? Ich habe meiner liebsten Lasciel ja gestern abend schon angedroht, mich vom nächsten Turm zu stürzen, wenn sie mir so gar keine Luft zum Atmen lässt, und dann hatte Henry seinen Anfall und Rillfarsell vorhin im Flur in der Akademie—genau, das hab ich mitbekommen, so laut und unsensibel bin ich nämlich gar nicht, dass ich den stillen Kummer eines meiner Mitgeschöpfe nicht bemerke—und jetzt du, Jurij? Willst Du darüber reden?"[1]
 1. 
Multiversum und die Drachen (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.05.2015, 16:50:52
Zögernd blickte Jurij zu Harry. „Ein Teil von mir will nach Hause zurück. Will sein altes Leben zurück. Der andere Teil zweifelt einfach daran, dass er zurückkommen kann. begann er ruhig aber bedrückt „Die Priesterin von Gestern ist da nicht ganz unschuldig. Sie hatte mir versucht Magie und das Reisen mit der Magie zu erklären. Am Ende stand fest, dass ich einen extrem mächtigen Magier bräuchte und dann braucht der noch Zeit, um genau meine Welt zu finden. Da du kein Anhänger der Multiversen Theorie bist, fange ich damit gar nicht an aber diese Theorie, und der Glaube sie könnte wahr sein, hilft mir gerade unsere Situation, Teile der Magie und auch die Worte über andere Ebenen zu verstehen.“ Er sog die Luft tief durch die Nase ein und kehrte zum Thema zurück. „Sie sagte dann aber noch etwas wie, dass ich mir keine Hoffnungen machen brauche in die selbe Zeit zu kommen. Denn dies ist nicht gesichert und es gäbe nur ein Wesen welches es wohl könnte. Das welches mich, welche uns hier her gebracht haben.“ Sein Blick wanderte wieder zum Boden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 23.05.2015, 18:17:59
Kara grübelte sichtlich, aber dann fiel ihr Blick auf Aria. Das Gespräch über die Geheimhaltung und die Folgen, wenn man es nicht täte, lösten bei der Damaranerin so einige Gedanken aus. Vor allem, wenn man bedachte, dass Harry sagte, dass in Aria als einzige eben kein Dämon schlummerte.

Also wendete sie sich direkt Aria zu: "Aria? So heißt Ihr doch, oder? Harry sprach Euch jedenfalls mit diesem Namen an. Diese Diskussion der Männer ist ja ganz interessant und nicht ganz unwichtig. Allerdings würde ich gerne mit Euch etwas besprechen wollen. Ich denke, es ist nicht ganz unwichtig. Sollen wir das hier in der gesamten Runde tun oder wollen wir das unter vier Ohren besprechen? Die Entscheidung liegt bei Euch. Ich wollte die Diskussion um Multiversentheorien auch nicht weiter stören und will die Unterhaltung sowieso so kurz wie möglich halten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.05.2015, 15:14:43
Aria dachte über Harrys Frage eine ganze Zeit lang nach. Schließlich sah sie auf, ein deutlicher Zweifel in ihrem Gesicht. "Ich kenne nur die Welt, wie sie heute ist. Selbst die ältesten mir bekannten Geschichtsbücher reichen nicht mehr als dreitausend Jahre zurück - und das sind elfische Schriften. Ich hätte Theorien, wo sie heute vielleicht hingehen würden, aber vor vielen Jahrtausenden sah die Welt anders aus." Sie biss sich einen Moment auf die Lippe, scheinbar mit sich selbst kämpfend, bevor sie weitersprach. "Ich bin kaum die richtige Person, so eine Frage zu beantworten. Wenn es jemanden gibt, der ein solches Wissen bewahren könnte... dann nur ein Drache. Ein sehr, sehr alter Drache."

Sie sah zweifelnd in die Runde. "Aber Drachen sind selten, egal welchen Alters. Selbst der Drache von Asemna ist, soweit ich weiß, erst rund dreitausend Jahre alt. Allerdings... weiß er vielleicht, wo man einen noch älteren findet."

Sie schüttelte den Kopf. "Das klingt irgendwie alles sehr weit hergeholt. Eine einfachere Möglichkeit wären Erkenntniszauber, aber wenn es so leicht wäre, hätten die Dämonen wohl bereits selbst mehr herausgefunden. Trotzdem ist es vielleicht einen Versuch wert."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.05.2015, 15:17:19
An Kara gewandt, reagierte sie auf die Frage zunächst mit einem Lächeln. "Wir können uns gern unterhalten. Ist es ein persönliches Thema, dann gern unter vier Augen. Ansonsten denke ich, dass alle mithören sollten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 26.05.2015, 21:13:08
Henry dachte über über die Frau mit den Riesen-Schwertern nach und war sich sicher, dass Harry ihn falsch verstanden hatte. "Ähm... nein, nein. Ich meine diese Zeichentrick-Figur mit dem riesigen Brillengläsern und der nervigen Stimme. Nachmittags so gegen 14 Uhr auf RTL2. Jetzt sag bloß, dass Dir das unbekannt ist. Du hast doch viel mehr ferngesehen, als ich."[1]

"Nun gut, es spielt jetzt keinerlei Rolle. Wenn ich das richtig zusammenfasse, dann sind wir alle genau gleich unwissend und es gibt niemanden, der sich einen Reim auf diese seltsamen Ereignisse machen kann. Schade, ich hatte gehofft, dass Du - ", Henry sah Harry an, "- die ganze Sache schon durchschaut hättest. Aber dies ist kein Vorwurf. Ich selbst verstehe gar nichts und ich könnte nicht verlangen, dass Du für alles die Lösung parat hälst."

Auch Henry war nun aufgestanden und hatte damit begonnen, im Kreis umherzugehen. "Von meiner Seite aus bist Du herzlich willkommen, Kara.", sagte er beiläufig. Es war offensichtlich, dass er nun angestrengt nachdachte. "Okay, wenn wir in Kehjistan einem unbekannten Fein gegenüberstanden und wir nicht wussten, was er im Schilde führte, dann haben wir einen Späher ausgesandt. Im zweiten Jahr geschah dies schon regelmässig und im dritten hatten wir die Wüste ständig unter Beobachtung. Wie lässt sich diese Situation auf unsere übertragen?"

Henry blieb stehen. "Wir brauchen jemanden, der sich mit unserem Problem auskennt. Wir müssen jemanden finden, der sich mit Legenden und mit Düsterzaubern auskennt. Außerdem brauchen wir jemanden, der Augen und Ohren für uns offen hält. Jemand, der uns darüber informiert, was die Dämonen so treiben, wonach die suchen."

Henry sah Aria erstaunt an. "Ein Drache? Der dreitausend Jahre alt ist? Harry?" Henry sah seinen Freund fragend an. "Wo in aller Welt findet sich ein dreitausendjahre alter Drache? Ich dachte eher an einen... Magier." Das letzte Wort sprach er wohl mit einigem Widerwillen aus.
 1. Detektiv Conan (http://de.wikipedia.org/wiki/Detektiv_Conan)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.05.2015, 22:33:10
"Sima Qian war viertausend Jahre alt", sagte Harry, ein wenig erstaunt, dass Henry das vergessen hatte. "Du erinnerst dich? Der nette ältere chinesische Herr, mit dem du dich so angeregt in der Bibliothek unterhalten hast und der mich schier zum Frühstück verspeist hat? Der war schon weit über tausend, als man mit dem Bau der chinesischen Mauer begonnen hat. Also, ich sag ja oft 'Drache', wenn ich jemanden wie mich meine, aber hier reden wir jetzt von echten Drachen. Die können bis zu fünftausend Jahre alt werden, zumindest bei uns auf der Erde, jedenfalls in Ausnahmefällen. Ein Drachensproß wie ich dagegen darf höchstens auf ein paar Jahrhunderte hoffen. Opa Marcone ist 447, and denkt noch nicht ans abdanken. Auntie Trish, die hast du ja getroffen, ist 125—und das schon seit über 20 Jahren. Nein, das größere Problem ist, dass ein goldener Drache wie der in Asemna mich mit einem Happs verschlingen wird. Sollten wir aber einen roten Drachen finden, so verschlingt der euch mit einem Happs. Andere Arten verschlingen wahrscheinlich uns alle mit einem Happs. Jetzt, wenn ich eine Drachendame im besten Brutalter wäre, könnten wir noch einmal darüber reden, aber ich tät sagen: so verzweifelt sind wir noch nicht, dass wir Drachen ins Maul hüpfen.

Und nein, ich habe keine Lösung parat. Ich würde gern mit euch über Lösungen nachdenken. Dazu würde ich gern unsere Erlebnisse zusammentragen, wie jeder von uns das Beschmeißen mit diesem komischen heiligen Boden erfahren hat, was dabei mit ihm oder ihr passiert ist. Ich könnte ja den Anfang machen, aber von mir wissen wir alle schon, dass ich über meine Gefühle und intimsten Erlebnisse reden kann. Jurij macht seine Sache auch schon nicht schlecht, er bemüht sich redlich! Also los, hüpft doch alle mal über euren Schatten. Wenn ich eins als Detektiv gelernt habe, dann dass es oft das kleinste Detail ist, das den Schlüssel zur Lösung trägt—gerade in magischen Angelegenheiten. Ich möchte einfach dahinter kommen, was dieser Heilige Boden ist und was er kann."


Ein auffordernder Blick galt der Runde, bevor er sich rasch noch zu Henry vorbeugte und ihm zuflüsterte: "Das mit Conan, dem echten Conan, erklär ich dir später."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 27.05.2015, 12:35:19
Rillfarsell kam bei seinen Überlegungen einfach nicht richtig weiter, solange es keine Ruhe hatte.
Es lauschte also wieder der Unterhaltung.
Auf Harrys Frage antwortete es dann als Erstes.
"Bei mir ist es nichts, das verborgen bleiben muß.
Ich hatte ein überwältigendes Gefühl von Heimat. Gedanken an mein Zuhause, an Freunde, an Wunder, wie ihr sie euch nur vorstellen könnt, wenn ihr die Erste Welt einmal gesehen habt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.05.2015, 12:50:50
"Ich hatte mal 'ne Freundin", sagte Harry. "Alice. Sie beschwerte sich immer, dass ich sie einfach nicht verstehen würde. Gerne drückte sie es auch noch pauschaler aus: 'Warum verstehen Männer nie das, was sie sollen?' Ich bat sie, mir doch einfach zu erklären, was sie meint, beziehungsweise was sie fühlt. Ja, ich hab zu ihr gesagt: 'Schön, lass uns über Gefühle reden.' Daraufhin wehrte Alice jedes Mal ab: 'Nein, das hat keinen Zweck, das verstehst du als Mann ja eh nicht.'"

Harry lächelte Rillfarsell entwaffnend an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 27.05.2015, 19:01:40
Keinen der Anwesenden blickte Jurij an. Ihm war nicht danach im Raum rum zu tigern wie die beiden, nur weil sie versuchten verkrampft alles zu verstehen. „Es fühlte sich wie das Kundalini an und doch nicht ganz. Irgendwie mehr, stärker. Gefolgt von einem Gefühl des Erkennens. Des Sehens, dass nichts alleine ist. Das selbst hinter dem gleißendsten Licht oder der schwärzesten Finsternis Dinge ruhen.“ leicht schüttelte er den Kopf. „Doch was immer dir das Bringt. Arias Vorschlag sollten wir nicht von der Hand weisen.“ Er hob seinen Blick zu den beiden Frauen. „Was immer die Farbe mit dem Gemüt eines Drachens zu tun haben soll, es ist etwas was wir machen können. Denn woher sollen wir wissen ob er uns oder einen von uns frisst, wenn wir es nicht versucht haben. Angst und Wissen aus unseren Welten, die hier nicht wahr sein müssen, sollten uns nicht leiten. Dieser Drache von Asemna wird er mit uns sprechen und wenn ja, wie lange brauchen wir zu ihm?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 28.05.2015, 04:55:56
Auf Harrys Antwort flackerten Rillfarsells Augen amüsiert auf.
"Ich habe nichts von Verstehen gesagt, Drachling. Sondern etwas von Vorstellen!", flüsterte es kurz zurück, um Jurijs Antwort nicht unnötig zu unterbrechen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 28.05.2015, 09:07:46
"Ah, aber ich habe ja auch Feenblut in den Adern", flüsterte Harry gar nicht leise zurück. "Ein Siebtel, wie ich immer sag. Als Großvater Mortimer starb, wollte mich gar meine—hm, wie sagt man 'fairy godmother' in dieser Sprache?—ins Feenreich entführen und dort weiter ausbilden, damit ich ihr dann dienen könne. Vielleicht würde ich es mir also doch vorstellen können, wenn du davon erzählst. Es soll ja ein ganz anderer Gefühls- und Wahrnehmungszustand sein, ein bisschen wie unter permanentem Drogeneinfluss."

Ein kurzer Blick zu Aria und Jurij, ob erstere Anstalten machte, die Frage des letzteren zu beantworten. Wenn ja, würde Harry noch warten und sich erst hinterher an Henry und die Neue wenden; wenn nein, dann sofort:

"Und bei dir, Henry? Wie hast du die Sache erlebt und empfunden? Komm, heraus damit! Ich weiß, es kann nicht angenehm gewesen sein, von einer höheren Macht berührt zu werden, die nicht der heilige Geist ist, aber gerade deshalb wäre es mir lieb, du würdest davon berichten und nicht wieder ganz allein damit fertig werden wollen.

Kara, und du? Ich darf doch 'du' zu dir sagen? Meine einzige Bedingung zum Beitritt zu unserer Gemeinschaft hab ich dir ja genannt, von daher: willkommen! Jedenfalls scheinst du mir ganz beseelt von dem Erlebnis zu sein und machtest da vorhin so bedeutungsvolle Andeutungen von Religion, Licht und Bekehrung! Ich verstehe ja, dass du da am liebsten mit Aria drüber reden würdest, so von Frau zu Frau—vielleicht auch, weil sie vom Fach ist!—aber vielleicht kannst du einfach mal so tun, als wären wir hier alles Frauen und würden außerdem was von Religion verstehen. Henry hier tut das übrigens tatsächlich, während ich mich in meinem Leben schon viel mit Sünde, Reue und drohendem Höllenfeuer beschäftigt habe.

Ein zweiter Grund, aus dem ich frage, ist nämlich dieser: unsere 'Gäste' kennen unsere Schwächen und nutzen sie gnadenlos aus, da wäre es gut, wir wären ebenfalls jeder mit den Schwächen der anderen vertraut, um uns auf diese Weise besser gegenseitig den Rücken stärken zu können."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 28.05.2015, 13:01:08
Oh je da kam wohl jemand aus einer Zeit, einer Welt, in der Frauen hinter den Ofen gehörten und die Männer hinter dem Schreibtisch. Wo die Grenzen so hart waren, dass nur Frauen Frauen und nur Männer Männer verstanden. Jedenfalls verdrehte Jurij seine Augen über diese altbackene Einstellung. Noch dazu war ja zumindest die Fee weder das eine noch das andere. Sie hatte nicht einmal ein Geschlecht, jedenfalls nichts was eine nicht Fee erkennen würde.
Wenigstens blieb er dieses Mal ruhig. Er verkniff sich sogar eine spitzfindige Bemerkung, dass er anzweifelte Harry sei ein erleuchtetes Wesen. Denn er zumindest hatte seine Freuden und Abgründe noch nicht gänzlich erforscht. Außerdem war einiges Situationsbedingt und konnte noch nicht gewusst werden, wenn die Situation nie eingetroffen ist.

So wartete er nun, immer noch zum Boden blickend, dass Harry seine Antworten bekam. Er selbst hatte schon geantwortet und wollte die Anderen nicht unterbrechen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 28.05.2015, 18:19:22
Kara wollte oft zu einem Wort ansetzen. Aber war wirklich der Grund warum sie schwieg, dass sie den Männern den Vortritt lassen wollte? Jedenfalls sorgte irgendetwas zu Zurückhaltung bei ihr. Nicht bei jedem Thema konnte sie auch so ohne weiteres mitreden, was folgte. Aber Harry sprach sie konkret an und sie reagierte darauf fast sogleich, aber erst wendete sie sich an Aria: "Entschuldigt, dass ich Euch erst ansprach Aria und dann wieder schwieg. Ihr müsst nun etwas verwirrt sein. Es ist kein leichtes Thema. Wenn wir mit Harrys Befragung zu den Ereignissen in der Bibliothek fertig sind, will ich aber all meinen Mut zusammennehmen und es ansprechen."

Dann drehte sich Karas Kopf zu Harry und sie würde ihn nun endlich ansprechen: "Wenn Ihr wollt Harry, dann könnt Ihr auch 'du' zu mir sagen. Ich bleibe da etwas förmlich, weil ich das von meiner Welt so gewohnt bin." Nach nur ein kleinen Sprechpause setzte Kara ihre Rede fort.

"Nun Harry, ich kann Euch sagen, was ich spürte als das Ereignis in der Bibliothek war. Die Quelle meiner Kraft, das Göttliche selbst in mir, zeigte sich klar vor meinem inneren Auge. Worte können einfach nicht so gut das Gefühl beschreiben, was mich da durchfuhr. Ich beschrieb es Euch zuvor als mystische Kraft und das war auch die Wahrheit. Ich dachte immer, ich brauchte meinen alten Glauben für meine Kräfte trotz dem Tod meines Gottes. Aber mir war instinktiv bewusst in der Bibliothek, dass ich einen ganz neuen Weg einschlagen kann, mich verändern kann und trotzdem meine Kräfte behalten kann. Ich behielt ja sowieso nur einen Bruchteil meiner Kräfte als mein Gott starb und jetzt weiß ich auch wieso. Es ist diese mystische Kraft tief in mir, die nur einen Funken zur Entzündung brauchte."

Karas Blick schien bei den folgenden Worten etwas trauriger zu werden: "Ich... ich... ach, es ist nicht leicht Harry darüber zu reden. Wir kennen uns ja nicht gar so lange. Keinen von Euch kenne ich irgendwie näher. Aber lasst es mich so sagen und mich teilweise die Karfen offen auf den Tisch legen: Zu Lebzeiten meines Gottes, als meine Macht am größten war, war ich selbstsüchtig und manipulativ. Ich konnte nicht genug Macht kriegen. Ich verkehrte in den höchsten Kreisen der Gesellschaft, die vom Schattenfürsten und Gott der Diebe geprägt war. Es gab Zeiten, da konnte ich wahre Wunder vollbringen nur durch die Kräfte, die mir mein Gott gewährte. Kryptische Träume hatte ich manchmal von denen ich überzeugt war, dass sie von meinem Gott höchstselbst kamen. Meine Jugend war auch nicht gerade besser als das Erwachsenenalter. Ich verdiente mir mein täglich Brot durch geschickten Taschendiebstahl bei verschiedenen Händlern, die nicht allzu viel Einfluss hatten. Ich war also die Zeit zuvor keinesfalls eine strahlende Heldin und Verfechterin des Guten. Es ist kein Wunder, dass trotz des massiven Machtverlustes durch den Tod meines Gottes, ein Dämon sich in mir offenbar eingenistet hat. Meine Zauberkräfte spiegeln Täschung und Dunkelheit wieder, aber für was ich sie einsetze, ist meine Entscheidung, wenn ich nicht gerade von einem Dämon kontrolliert werde. Reicht Euch das als Information über meine Person Harry? Ich rede nicht so gerne über das, was ich früher war, und musste mich schon dazu zwingen etwas darüber zu erzählen."

Dann urplötzlich ging Karas Blick zu Jurij, der neben Ihr saß und sie sagte: "Die Rumlügerei zuvor tut mir leid, Jurij. Aber ich fühlte mich in einer ungewissen Situation und dann kam es eben zu so etwas."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 29.05.2015, 19:29:52
"Ich, also, ich...". murmelte Henry verwirrt, als ihn sein Freund auf jenes Erlebnis hin befragte, dass er in Gegenwart des Fremden gehabt hatte. "Die Strau0enhenne...", so kam es ihm in den Sinn. "Ich war wie die Straußenhenne..." Wie sollte er es seinen Freunden erklären. Aus einiger Distanz wirkte es selbst ziemlich lächerlich und er wusste nicht, wie er seine innersten, tiefsten Empfindungen ausdrücken wollten.

Aber: Wenn es so war, dass Gott in keinen Tempeln wohnte, sondern im Inneren jedes Menschen[1], dann war an diesem Tag der Vorhang seines Herzens gerissen.

Und wieder diese mystische Sprache und wieder große Ratlosigkeit, wie er es Harry erklären sollte.

Henry wurde sich gewahr, dass sein Freund ihn erwartungsvoll ansah: "Nun also, mich hat gar keine dunkle Kraft befallen. Im Gegensatz hatte ich das Gefühl, dass ich zum ersten Mal von jeglicher bösen Kraft gereinigt worden bin, wenn auch nur für ein paar Momente. Es war, als badete ich in göttlicher Erkenntnis. Es war, als hätte ich mich meiner Kleider und meines Körpers entledigt und meine Seele hätte zu schweben begonnen. Ich war frei und in einfachster Weise von einem Frohsinn erfüllt, den ich nicht beschreiben kann. Ich kann es nicht anders sagen, als dass ich mich Gott nahe gefühlt habe, wie der Adam und die Eva als sie noch nackt und unschuldig waren und sie mit ihrem Schöpfer im Paradies wandelten."

Henry schwieg und schlug die Augen nieder. Dann aber erhob er sie und sie hatten einen kraftvollen Glanz. "Der Fremde sprach in der Metapher von Ross und Reiter. In meinem entrückten Zustand habe ich eines begriffen, nämlich dass der menschliche Geist einen Zustand annehmen kann, in welchem er weder das eine noch das andere ist. Es ist, hm, wie soll ich es sagen? Wie in dem Bibelwort: 'Wer sein Leben verliert, wird es gewinnen'. Es ist - ach da gab es eine Geschichte - es ist als ob man an die Pforte des Himmels klopfte und Gott das Tor einen Spalt breit öffnete und fragte, 'Wer ist es?' Und Du sagst, 'Ich bin es und es verlangt mich, eingelassen zu werden'. Und Gott sagt, 'Es tut mir leid, aber hier im Himmel ist nur Platz für mich. Ich muss Dich abweisen.' Und Du gehst in großer Traurigkeit. Nach einigen Jahren kehrst Du aber wieder und klopfst und es öffnet Gott wiederum einen Spalt breit und fragt, 'Wer ist es?' Und Du antwortest, 'Du bist es!' Und er öffnet voller Freude das Tor und sagt, 'So tritt ein, damit ich zu Hause sein kann'."

"Kannst Du mir überhaupt folgen, mein Freund?"
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Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 31.05.2015, 05:33:55
Rillfarsell wartete mit einer Antwort an Harry, bis sich auch die anderen zu Wort gemeldet hatten.
"Nun, permanenter Drogeneinfluß würde ich nicht sagen. Aber ja, es hat, wenn man nur diese tirsten Dimensionen kennt, schon ein wenig von einem psychedelischen Trip.
Jedenfalls, wenn man sich im Richtigen Teil der Ersten Welt aufhält.
Da sie ja die Blaupause für alle anderen Welten und Dimensionen ist, gibt es aber auch andere Bereiche, die weniger ..... berauschend sind. Oder eine andere Art von Rausch erzeugen, wenn man auf so was steht.
Wie ich schon sagte, man muß es gesehen haben."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 31.05.2015, 10:23:01
"Hm", machte Harry. "Die Menschen unter uns sind sich also einig, dass es ein Moment tiefster Erkenntnis war, fast schon eine Neugeburt, und die Fee hat einen Trip in die Heimat, die 'Erste Welt' getan, aus der, wie wir gerade gelernt haben, alle anderen Welten geboren wurden. Und wir alle haben es als eine gute, gar als eine reinigende Kraft empfunden. Das ist schon seltsam, wenn doch dieser Heilige Boden, wie wir vermuten, aus der Welt der Dämonen stammt. Vielleicht liefert uns das ja einen Hinweis darauf, wo sich dieser in den letzten Jahrtausenden befunden haben muss, beziehungsweise wo sich noch mehr davon befinden könnte. Irgendwas muss ihn ja umgepolt haben, sagen wir die Nähe zu einem hiesigen, mächtigen Heiligtum."

Sein fragender Blick, der bei den Erzählungen der Kameraden durch die Runde ging, ruhte nun auf Aria.[1]
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Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 31.05.2015, 14:16:22
Aria hielt sich sichtlich zurück, damit die anderen reden konnten. Gleichzeitig beobachtete sie Harry aufmerksam, der offenbar zum Gesprächsführer in der Runde aufgestiegen war. Schließlich wandte sie sich an Jurij. "Drachen sind Individuen... wie wir alle natürlich von seiner Art geprägt, aber dadurch noch lange nicht vorhersagbar. Sie sind eigenständige Persönlichkeiten, wie jeder von uns - nur eben Drachen." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß wenig über den Drachen von Asemna. Er lebt in einer großen Burg - nun ja, groß muss sie für ihn auch sein -, mitten in Asemna. Er hat keine politische Position inne, rechtlich gesehen ist er ein Bürger wie jeder andere. Er hält sich an Recht und Gesetz, und ganz sicher würde er niemanden fressen, nur weil ihm derjenige nicht passt - denn das wäre nach dem Gesetz Mord."

Sie überlegte einen Moment, und sprach dann weiter. "Mit dem Pferd wäre Asemna von hier vielleicht fünf Tagesreisen entfernt. Alternativ könnte man zunächst Botschaften mit ihm austauschen - magische Botschaften könnten ihn in einer halben oder einer Stunde erreichen, um überhaupt zu wissen, ob er euch empfängt. Und dann..." Sie zögerte, und sah dann nach oben - als würden ihre Augen die hölzerne Decke durchdringen. "Es zieht ein Krieg auf, oder zumindest könnte es sein. Asemna ist eine so wichtige Stadt, dass man sie schützen wird. Ich bin ziemlich sicher, dass ein oder zwei Flugschiffe dorthin geschickt werden. Vielleicht könnte ich arrangieren, dass man Passagiere an Bord lässt. Die Schiffe wären vermutlich in einem Tag dort."

An Harry gewandt, ging Aria auf seine letzte Theorie ein. "Das ist möglich", erklärte sie, "muss aber nicht sein. Wenn das, was ich vermute, stimmt... der Boden beeinflusst jene in seiner Umgebung so, wie sie ihn beeinflussen. Ein Volk, das auf dem... heiligen Boden lebt, und dabei ein ganz normales Leben führt, sich gegen den einstigen bösen Einfluss zur Wehr gesetzt hat, moralisch weder besonders gut noch besonders schlecht ist: Ein solches Volk könnte, über die Jahrtausende hinweg, die einst dämonische Natur des Bodens neutralisiert haben." Sie sah in die Runde, immer noch nachdenklich. "Ich würde vermuten, dass die Bevölkerung dort eine sehr wilde, vielleicht auch gewalttätige Vergangenheit hat, aber immer zivilisierter wurde. Und dass es über die Jahrtausende immer wieder Berichte von unerklärlichen Wundergeschehnissen gab - mehr als anderswo. Es wird immer wieder Situationen gegeben haben, in denen der heilige Boden... unabsichtlich, unbewusst aktiviert wurde."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 31.05.2015, 15:25:07
Jurij lehnte sich zurück in die Lehne des Sofas. Seinen Blick unbestimmt gegen die Decke gerichtet. Die Nachricht von dem wirklichen Drachen und die Verwerfung von der Befürchtungen des Drachenbluts scheinen eine gute Nachricht zu sein. „Also reden wir mit dem Weisen vom Berg.“ er atmete leicht aus und lächelte leicht. „Warum nicht? Ich denke wir sollten mit dem Drachen reden. Zumindest erst einmal auf die Distanz mit der Bitte um ein Treffen. Dann können wir noch immer weiter sehen.“ Nach diesen Worten beleckte er sich die Lippen. Es erinnerte ihn gerade an Märchen und alte Legenden. Die Suchenden besuchen ein mystisches Wesen um Erleuchtung zu erlangen.

Als es dann wieder um den heiligen Boden ging, hob Jurij die rechte Hand um zu zeigen, dass er etwas sagen wollte. „Eine interessante Theorie Aria und durchaus möglich. Möglicher als Boden aus einer anderen Welt.“ Mit Zeigefinger und Mittelfinger zeigte er auf einen Punkt unterhalb seines Brustbeines. „Wusstet ihr, dass es im Körper Bahnen geben soll, in denen Energie fließt? Hier, etwas unter dem Brustbein ist einer der Knotenpunkte. Drückt man etwas stärker auf diesen Punkt, erleidet der Gegner einen extremen Schmerz. Für einen Moment muss sich sein Körper neu sortieren und dann ist es oft schon zu spät. Es gibt aber auch nicht nur Schmerzpunkte sondern auch welche um Schmerzen zu lösen, dass Jemand seine Müdigkeit verliert oder ähnliches. Aber ohne den passenden Druck, das Wissen um diese Punkte oder auch den Willen des Anwenders passiert nichts. Die Energie, Ki bei uns genannt,  fließt einfach weiter durch den Körper. Neutral sozusagen, nicht angeregt. Was wenn dieser Heilige Boden älter ist als die Dämonen, ein Teil dieser Welt ist. So wie es heilige Orte gibt, an denen die Kraft der Welt stark ist. Dann kommt es doch tatsächlich darauf an, wer dort lebt, wie er die Kraft nutzt. Das würde auch dazu passen, dass der Boden uns aber auch den Dämonen nutzen kann. Der Boden ist neutral, wie die Energie in unseren Körpern, erst durch unser Handeln wird sie hell oder dunkel. Wenn wir also deine Idee weiter verfolgen Aria, suchen wir einen Ort an dem nicht nur gehäuft seltsame Dinge, Wunder passieren, nein er muss auch schon immer besiedelt worden sein. Heilig für die Bewohner dieser Welt. So sehr, dass sie selbst dann zurückkehren wollen, wenn der Ort nur noch eine Wüste ist.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 01.06.2015, 18:34:08
Henry hob fragend die Augenbrauen. Die ganze Diskussion drehte sich schon wieder um magische und überweltliche Dinge. Wurde hier den nichts mit hartem, ehrlichen Stahl entschieden? Nunja, vielleicht war letzteres auch kein Fehler. Du sollst nicht töten. "Auch wenn es eine wahnwitzige Idee ist, ich denke, wir sollten zu diesem 'Drachen' reisen - und zwar lieber heute als morgen. Zumindestens gibt es in der Wildnis weniger Möglichkeiten für die Teufel, unsere Körper auszunutzen. So denke ich jedenfalls."

Und zu Jurij gewandt fragte er: "Ich glaube, ich bin da nicht ganz mitgekommen. Du meinst also, dass der Heilige Boden wie einer der Druckpunkte funktioniert? Und es käme darauf an, wer in welcher Weise da dran rumdrückt, ja? Was spräche dagegen, das Wort 'heilig' einfach schlichtweg wörtlich zu verstehen? Als heiligen Ort, der Teufel bindet oder löst. Ein Bannsigel sozusagen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 01.06.2015, 19:19:57
Harry lauschte Aria mit großem Interesse, besonders ihren Vermutungen bezüglich der Umpolung des heiligen Bodens. Die Sache davor, mit den Drachen, schien ihn eher zu langweilen, besonders als auch Jurij sich weiterhin darauf stürzte.

"Ja, wie stellt ihr euch das eigentlich vor? Wir gehen da hin und was dann? Sagen wir ihm, was mit uns los ist? Dann wird er uns ja wohl kaum Rede und Antwort stehen, wohlwissend, dass unsere Gäste alles erfahren, was wir erfahren. Oder täuschen wir ihn? Wärt ihr dazu wirklich bereit? Ich stell das nur einmal so als Frage in den Raum. Das sollte man sich überlegen, bevor man sich auf eine so weite Reise macht."

Harry runzelte die Stirn. "Was ich übrigens an Deiner Bibelgeschichte vorhin nicht verstanden habe, Henry: wieso sagt Gott denn beim ersten Mal, im Himmel sei nur Platz für ihn selbst, wenn er es sich bis zum nächsten Mal doch längst wieder anders überlegt? Sollte Gott nicht allwissend sein? Dann müsste er doch vorhersehen, dass er demnächst seine Meinung ändert und freundlicherweise einen Tip geben: schau nächstes Jahr noch einmal vorbei. Oder gilt das mit der Allwissenheit nur in Bezug auf uns niedere Geschöpfe, aber nicht, wenn es um ihn selbst geht? Andererseits, wenn man seine erste Aussage 'ist nur Platz für mich' wörtlich nimmt, dann sieht das für mich danach aus, als hätte er beim ersten Mal einfach gelogen. Wie anders willst du erklären, dass plötzlich doch Platz für andere ist? Hat sich der Himmel inzwischen vergrößert? Also, ich weiß, wie ich mich da fühlen würde, wenn mir jemand auf die Art käme, nämlich verschaukelt. Ich glaube fast, ich habe deine Geschichte nicht verstanden", endete er reumütig.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 02.06.2015, 06:53:06
Kopfschüttelnd setzte sich Jurij wieder aufrecht hin. Er fragte sich, warum Harry gerade jetzt eine Glaubensdiskussion anschob. Waren ihn die Optionen ausgegangen oder wollte er Henry wirklich verstehen? Sein Blick wanderte zu Kara, der er noch eine Reaktion schuldig geblieben war. Während sich also Henry und Harry über die Wahrheit, Lüge und das nicht Verstehen der Menschen unterhalten würden, sagte er zu Kara „Jeder hat Masken und Rollen, doch ihr habt es schon gesagt. Am Ende kommt es nur darauf an, was ihr mit euren Fähigkeiten macht. Da wir uns doch eh abgetastet haben, sehe ich keinen Anstoß an der Sache.“

Nach diesen Worten, versank er kurz in sich. Harry hatte war gesprochen. Für den Drachen wäre das der einfachste Weg sie los zu werden, so sie ihm sagten, wer in ihnen hauste. Doch auch sie hatten diesen einfachen Weg vor Augen. Jeder könnte an den nächtlichen Taten verzweifeln, und am Tag versuchen sich selbst um zu bringen. Vielleicht mit genug Fanatismus auch zum Wohle aller, doch vielleicht hatten die Dämonen hier lieber Wirte ausgesucht, welche sich lieber vor ihren Taten versteckten, dagegen agierten oder gar irgendwann sich ergaben. Um die beiden bei ihrem religiösen Gespräch nicht zu stören, blickte Jurij wieder zu Kara. „Ich zweifle daran, dass der Drache so dumm sein wird einfach das Gefäß zu zerschlagen ohne zu wissen wohin die Dämonen das nächste Mal gehen. Aber generell bleibt die Frage was wir ihn sagen. Ein altes Wesen, ob Mensch oder Drache, kann man nur schwer anlügen. Daher sollten wir ihm offen begegnen aber nicht gleich mit der Ganzen erdrückenden Wahrheit ins Haus fallen. Ansonsten haben wir kaum andere Optionen. Außer nun im Dunkeln rum zu stochern, gegen einige der nächtlichen Taten agieren oder uns anderen Dingen wie dem Tempelmörder widmen. Was meint ihr Kara? Was wäre der Weg den ihr gehen wollt.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 03.06.2015, 21:59:00
Kara sah Jurij sichtlich an, dass sie grübelte. Sich jedes Wort gut überlegte. Mit einer Stimme, die etwas leiser war, um Harry und Henry bei ihrer Glaubensdiskussion nicht zu stören sagte sie letztlich zu Jurij: "Das Wissen dieses alten Drachen könnte für uns nützlich sein. Wenn wir uns dumm anstellen allerdings auch für die Dämonen. Deswegen müssen wir sehr geschickt mit Worten umgehen. Ich kann die Verhandlungen übernehmen. Es ist wichtig zu täuschen ohne sich wirklich plumper Lügen zu bedienen. Ihr müsst wissen Jurij, dass man nicht unbedingt lügen muss, um jemand anderen auf eine falsche Fährte zu führen. Manchmal kann eine Wahrheit zu einem gewissen Zeitpunkt dazu führen, dass man es in einen falschen Kontext setzt. Der andere Gesprächspartner wollte auch genau dieses Missverständnis bei seinem gegenüber erzeugen. Dann gibt es noch Halbwahrheiten oder allgemeine Aussagen, die an und für sich auch nicht gelogen sind bzw. eine Halbwahrheit trifft ja teilweise eben genauso zu, wie man es sagte. In diesen heiklen Verhandlungen wären meine Angewohnheiten aus der Vergangenheit sicherlich nicht schlecht. Eigentlich wollte ich mich komplett ändern, aber vielleicht wird die alte Kara in einem gewissen Maße doch noch gebraucht, auch ferner Zukunft noch. Und eine Sache ist vielleicht noch wichtig: Ich habe einen großen Nachteil, wenn ich mit dem Drachen rede; ich weiß einfach zu wenig über diese Welt. Egal wie geschickt ich mich anstelle, es könnte trotzdem auffallen und uns das Genick brechen. Würdet Ihr mir Fremden denn überhaupt vertrauen, was die Verhandlungen mit dem Drachen eben betrifft, Jurij?" 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 04.06.2015, 21:17:58
Mit ausgebreiteten Fingern strich sich Jurij durch die Haare hin und her. „Ein Stein bleibt ein Stein, auch wenn er nicht mehr im Fluss liegt.“ erwiderte Jurij lächelnd. „Jedenfalls sagte dies mein Zenlehrmeister immer. So langsam glaube ich zu erahnen was er damit meinte. Wir können versuchen etwas anders zu sein, aber niemals etwas was nicht unserer Natur entspricht. Ich möchte euren Versuch euch zu Ändern nicht werten, denn das könnt nur ihr. Aber Fähigkeiten die“ er legte seine Hand über sein Herz „tief in uns sind, können wir nicht verleugnen.“ Sein Blick ging zu den anderen drei. Kurz überlegte er bevor er weiter sprach. Laut genug aber nicht so laut als dass die beiden Männer gestört wurden. „Harry und Henry habe ich in meiner Welt kurz getroffen. Sie kenne ich seit jetzt wohl gut zwei Tagen. Die Fee kommt da erst auf ein einhalb Tage und ihr auf vielleicht eine Stunde. Vielleicht außer den beiden Männer zueinander, sind wir uns alle noch fremd. Darum schweifen wir wohl auch noch ab, reiben uns aneinander und testen die Grenzen aus. Ihr seit also nicht weniger Fremd als wir alle unter uns.“ Wieder lächelte Jurij und strach dann weiter. „Ihr spracht davon einem Gott, der nun tot sei, gedient zu haben. Dann seit ihr eine Priesterin, richtig? Schattenfürst, Gott der Diebe mh. Natürlich sagen mir diese Bezeichnungen nichts. Ich denke auch, so wie es sich anhört, waren eure Götter sehr aktiv. So ähnlich wie hier wohl auch. Die Götter auf meiner Welt waren nicht so. Kein Priester, oder gläubige konnte irgendwelche Wunder wirken.“ Er lächelte und kratzte sich an der Wange. „Wobei, das was ich bis jetzt in dieser Welt gesehen habe, da könnte man einen anderen Blick auf die alten Geschichten und Legenden bekommen. Es soll beispielsweise eine Jungfrau gegeben haben, welche von einem Gott den Auftrag bekommen hatte, ihr Volk zu befreien. Sie soll, unter seiner Führung, eine begnadete Kriegerin gewesen sein und sehr Charismatisch. Aber am Ende wurde sie von der verfeindeten Partei gefangen genommen, vor eine kirchliches Tribunal des selben Gottes gestellt und als Hexe verbrannt.“ Sein Blick wanderte zu Henry und dann wieder zurück zu Kara. „Unser Freund Henry kommt nach der Aussprache seiner Muttersprache etwa aus dieser Zeit. Natürlich weiß ich nicht, ob geschichtliche Ereignisse bei ihm und bei mir gleich sind, aber er glaubt eindeutig an den namenlosen Gott, den einzig wahren Gott, mit dessen Sohn Christus, der von den Toten wieder auferstanden und in den Himmel gefahren ist.“ Er atmet tiefer ein, denn der Dämon von Henry hatte ihm ja offenbart, einst ein fanatischer Anhänger dieser Religion gewesen zu sein. Einer der Frauen und Männer der alten europäischen Religionen gejagt hatte oder auch Widersacher der Kirche. „In meiner Welt immer noch eine der fünf Hauptreligionen und bei weiten nicht mehr so radikal wie zu vergangenen Jahrhunderten. Falls ihr aber mehr über Gott, wissen mögt, fragt am besten Henry. Denn auch wenn wir wohl aus der Selben ethnischen Gruppe stammen, bin ich kein Anhänger dieses Gottes.“ jetzt lächelte er wieder „Im Grunde gibt es bei meiner Philosophie keine Götter. Nur Menschen die voran geschritten sind und auf ihrem Weg Erleuchtung erlangten. Die Gläubigen versuchen in ihrem Leben, sich an den Personen ein Beispiel zu nehmen und ebenfalls das Stadium der Erleuchtung zu erlangen.“ Mit diesem Gespräch versuchte Jurij sich die Zeit zu vertreiben, bis Harry und Henry wieder bereit waren über das eigentliche Thema zu sprechen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 05.06.2015, 06:12:35
Wieder einmal hielt sich Rillfarsell zurück und lauschte den Gesprächen der anderen.
Es war einfach zu interessant, zuzuhören und so sehr viel über seine Begleiter zu erfahren. Es selbst gab zwar euch ein wenig von sich preis, aber so mitteilungsbedürftig wie zum Beispiel Harry oder jetzt auch Jurij war es dann doch nicht. Dies mochte auf den ersten Blick für einen Barden, der die Aufmerksamkeit genoß, ungewöhnlich sein, aber das Feenwesen befand sich im Moment nicht auf einer Bühne.
Also setzte es sich noch ein wenig bequemer hin, und wartete, wie es weiterging.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 06.06.2015, 14:38:31
Henry schüttelte leicht den Kopf. Er hatte das Gefühl, zugleich totmüde und hellwach zu sein. Dies war ein Zustand, wie er ihn nur von früher her kannte, als er nach langen aufwühlenden Stunden der Dämonenjagd nach Hause kam und in jedem Schatten eine dieser gehörnten Bestien vermutete. Aber diesmal war es anders, denn was ihm die Kraft abverlangte, war nicht Angst sondern Ekstase. Sein Körper fühlte sich schwer an und sein Geist kribbelte vor Erregung.

"Harry und ich kennen uns schon länger als zwei Tage.", antwortete Henry. "Wir kennen uns wenige Wochen, die Jahrhunderte andauerten. Wie Aria so schön sagte, man erlebt mit einander an einem Tag mehr als in einem Monat. Man sagte mir, die Zeit sei relativ, würde mal schnell und mal langsam laufen, so wie ein Flusslauf mal schnell und mal langsam läuft. Seit uns die Dämonen befielen, erscheint mir alles tausendmal intensiver als früher. Jede Regung, jedes Ereignis explodiert in Funken von Erfahrungen und Emotionen. Ich bin kaum ein paar Stunden wach und bin schon zum Zusammenbrechen erschöpft. Und gleichzeitig so wach nie noch nie. Ich beginne zu verstehen, dass ich einen Weg eingeschlagen habe, der noch nie betreten worden ist."

"Und noch etwas anderes beginne ich zu verstehen. Nämlich dass ich einen Gott begegnet bin, den ich früher nie gekannt habe. Ich hatte allenfalls einen Schatten gesehen und hielt ihn für meinen Herrn. Mir ist nun dieses Licht erschienen, dass den Schatten erzeugte - und ich bin gleichsam geblendet wie auch erwärmt. Ich beginne zu verstehen, warum Israel seinem Gott keinen Namen gegeben hat. Und selbst das Wort Gott ist nur eine leere und nichtsagende Form, die nur den Blick verstellt. Eben jenes Passpartout, das den Schatten erzeugte, wo ich doch das Licht sehen wollte."

Henry wurde sich gewahr, dass er ins Reden gekommen war. Er fragte sich, wie wirr und unverständlich er klang. Doch er fühlte sich hellwach und von einer Klarheit erfüllt, wie er sie vorher nie gehabt hatte.

"Meine Geschichte entstammt nicht der Bibel, lieber Harry. Es war ein Bild, wie es vor meinem inneren Auge entstanden ist. Und es drückt die größte und heftigste Liebe aus, die ein Mensch empfinden kann. Nämlich die Liebe zu seinem Gott, die so intensiv so stürmerisch und drängend, so trunken vor Sehnsucht und Erfüllung ist, dass es schon fast schmerzt. Es ist eine Liebe, die keinen Unterschied mehr machen will zwischen dem eigenen Ich und dem Gott. Der heilige Evangelist Johannes berichtet uns das Jesus-Wort: 'Ich und mein Vater sind eins'. Ich beginne zu verstehen. Ich beginne zu verstehen..."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 06.06.2015, 15:36:28
Aria sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Jurij. "Oh, ich vermute immer noch, dass der Boden aus der Welt der Dämonen stammt, dem Abgrund. Dieser Ursprung würde, nach meinem Verständnis, das, was ich zuletzt gesagt habe, überhaupt möglich machen." Sie zuckte mit den Achseln. "Trotzdem ist es natürlich nur eine Theorie, und es mag auch eine andere Erklärung geben." Sie sah zu Henry. "Auch Henrys Idee ist möglich, und ich bin vielleicht auf der ganz falschen Spur. Nur frage ich mich, ob ein Dämon etwas, das aus unserer Sicht heilig ist, ebenfalls als heilig benennen würde." Sie verzog ihren Mund zu einem schiefen Grinsen. "Meine Erfahrungen mit dämonischer Sprache sind doch eher... begrenzt."

Als Henry dann von seinen Erfahrungen sprach, lächelte Aria sanft. "Für mich klingt das, was du erzählst, sehr vertraut, Henry." Weiter erklärte sie sich nicht, behielt aber ihr Lächeln bei.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 08.06.2015, 13:33:20
Ohne einen weiteren Gedanken ergriff Henry die Hand der hübschen Priesterin. Er war glücklich, dass es jemanden gab, der ihn verstand, und mit dem er diesselbe Erfahrung teilen konnte. Er lächelte ihr zu, ließ ihre Hand dann aber schnell wieder los, als hätte er etwas ungehöriges getan. Und vielleicht fühlte er auch so, denn er blickte dann etwas beschämt in eine andere Richtung.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.06.2015, 11:15:30
Harry entging der schüchterne Händedruck nicht. Er grinste entzückt und ein kleines bisschen boshaft. Oder sagen wir hämisch. Nein, spöttisch. Oder benennen wir es gar nicht. Eine Augenbraue ging dabei hoch, das war alles. Überhaupt huschte das Grinsen nur ganz eilig über sein Gesicht, dann wurde er schon wieder ernst.

"Ähm, Henry", begann er vorsichtig. "Bist du dir sicher, dass du vorhin nicht zuviel Rauch eingeatmet hast? Daheim hätte man dir erst einmal eine Sauerstoffmaske über das Gesicht gestülpt. Schreckliche Dinge passieren, wenn das Gehirn nicht genug Sauerstoff bekommt! Die Leute fangen an, wirr zu reden, daran merkt man es zuerst... Der Schatten, den du gesehen hast, bevor der Dämonenprophet dich mit Erde beschmiss, war das Passepartout des Herrn? Sag, wie soll man sich bei so einem Ausspruch keine Sorgen um dich machen? Das klingt so gar nicht nach dir. Außerdem dachte ich, man darf sich kein Bild von Gott machen, aber ein Passepartout ist erlaubt? Oder liegt genau darin der Trick? Weil man sich kein Bild von ihm machen darf, behilft man sich mit einem Passepartout, um—ja was?—seine Größe abzustecken? Aber da er größer ist als alles andere, müsste man sich das Passepartout schon direkt vor die Nase halten, um mehr als nur einen winzigen Ausschnitt seiner Herrlichkeit zu erblicken, aber dann kann das Teil ja keinen Schatten werfen, ganz abgesehen davon, dass es zu nichts nutze wär. Also, du musst zugeben, von welcher Seite her man die Sache auch betrachtet, das mit dem Passepartout klingt seltsam. Ich glaube ja, der Schatten stammte von deinen eigenen, dunklen Neigungen oder gar von Lucifer selbst. Wie das Licht den Schatten braucht, um geschätzt zu werden, so braucht Gott seinen Gegenpart, so braucht jeder einzelne Mensch in sich das Gute wie das Böse. Freier Wille nennt man letzteres gern, oder auch die Vertreibung aus dem Paradies. Aber darüber könnte Lilith dir ja sicherlich mehr erzählen, als Augenzeugin.

Und Ihr, Kara"
, wandte er sich an diese, "Ihr traut Euch zu, einen dreitausend Jahre alten goldenen Drachen erfolgreich zu belügen? Allerhand! Hätte ich doch nur die Hälfte Eures Selbstvertrauens, ach was, ein Zehntel tät mir langen! Interessant, wenn man dies zum Rest Eurer Selbstbeschreibung fügt—nach der ich übrigens gar nicht gefragt hatte, doch ich weiß es zu schätzen, dass Ihr uns diese anvertraut habt—ja also, wie gesagt, das ergibt ein interessantes Bild. Lügen und Betrügen war Euer Métier, Machtspiele und Marionettentheater. Und der Schattenfürst, wer war denn das? Klingt verlockend ominös. Nun, jedenfalls erscheint es mir in diesem Licht betrachtet umso erstaunlicher und bewundernswerter, dass Ihr den Dämon in Euch bekämpfen wollt, statt seine Macht für Euch zu nutzen. Gerade weil Euer Gott tot ist! Hat Euer Gast nicht schon versucht, sich als 'Ersatz' anzubieten? Wie heißt er denn eigentlich? Der Gast, nicht der Gott."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 09.06.2015, 13:10:46
Jurij holte nach Harry langer rede tief Luft. Das tat gut einfach zu atmen, und nicht auf irgendetwas reagieren zu müssen. Denn noch fragte er ruhig. „Anstelle zu sagen was wir nicht können, sollten wir langsam zu dem Punkt kommen der sagt was wir können. Wir drehen uns gerade im Kreis und dabei sind wir nicht die anonymen Besessenen.“ Provokativ, denn Harry war der der sich gerade am meisten weigerte mit einem Drachen zu sprechen, blickte Jurij ihn an. Innerlich war er von ihrer Zusammenarbeit, von den Früchten des Erfolges, gerade nicht sehr erfreud.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 09.06.2015, 13:31:47
"Oh, wenn ich an dieser Stelle noch anmerken darf", sagte Harry, den Jurijs finsterer Blick wenig zu bekümmern oder zu beeindrucken schien, "wie unglaublich überrascht ich war zu erfahren, dass wir eine derart illustere Persönlichkeit in unserer Mitte haben." Er sah Aria dabei an. "Aria! Dass du so einfach mal Plätze für uns auf einem militärischen Flugschiff besorgen kannst, noch dazu, wo ein Krieg ins Haus steht... ich finde keine Worte!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 09.06.2015, 13:46:46
Aria sah Harry eine ganze Zeit schweigend an. Ob sie über etwas nachdachte, oder verärgert war, war unmöglich zu sagen. Schließlich aber erwiderte sie: "Ich habe nie gesagt, dass es leicht ist - aber ja, ich könnte das organisieren, glaube ich."

Dann sah sie zu Henry. "Zu deinem Erlebnis würde ich dir gern noch etwas sagen - aber unter vier Augen. Es ist persönlich.  Begleitest du mich kurz?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 09.06.2015, 15:40:54
Rillfarsell hatte leise vor sich hingekichert, als es Harry reden hörte.
Schließlich meldete es sich aber auch wieder zu Wort.
"Harry, der Drachling, der sich Sorgen macht, er könnte wieder einem Drachen begegnen?! Das wirkt auf mich seltsam. Solltet du dich nicht freuen? Ihr könntet vielleicht Erfahrungen austauschen oder du könntest fragen, ob er eine hübsche Schwester oder Cousine hat, die noch allein ist."
Wieder ein kurzes zirpendes Kichern.
"Ich glaube, du verstehts nicht viel von Drachen. Ich zwar auch nicht, aber wenn er unsere Gäste wahrnehmen kann, dann denke ich auch, daß er unsere ehrliche Absicht erkennen kann, gegen sie vorgehen zu wollen. Ob unsere Begleiter das nun mitbekommen oder nicht....Wenn ich es richtig verstehe, bleibt ihnen eh nichts verborgen, denn irgendwann müssen wir uns über unsere Pläne zu iherer Verbannung unterhalten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 10.06.2015, 13:12:01
Kara zog etwas die rechte Augenbraue nach oben, als Harry mit seinen Worten an sie fertig war. Sie sprach aber nicht gleich mit Harry, sondern mit Jurij. Ihr Gesicht wandelte sich etwas: Von skeptisch und kritisch zu einem eher neutralen Gesichtsausdruck; kurzzeitig hatte man sogar das Gefühl ein leichtes Lächeln wäre ihr über das Gesicht gehuscht. Dann sprach sie leise zu Jurij: "Ihr seid ein interessanter Gesprächspartner. Wir sollten unsere Unterhaltung bald weiter führen, aber erst muss ich noch auf Harry eingehen."

Kara verschränkte die Arme vor sich, schaute Harry in seine Augen und sagte zu ihm: "Belügen? Wenn ich das gesagt habe, habe ich mich tatsächlich versprochen Harry. Ihr kennt meinen Glauben nicht und was ich als junge Erwachsene immer eingeübt habe, um meinem finsteren Gott zu gefallen und ich betete meist zu ihm als Schattenfürst. Mein Gott hat viele Gesichter. Aber ich schweife ab. Ich werde Euch mal die wesentlichen Teile seines Dogmas nennen, die hier von Relevanz sind:

'Heimlichkeit und Vorsicht sind Tugenden, ebenso wie Zungenfertigkeit und das Talent, das eine zu sagen und das andere zu meinen, eine Situation stets zum eigenen Vorteil zu verbiegen.

Lüge nicht, wenn du eine Wahrheit erzählen und einen falschen Eindruck von ihr hinterlassen kannst!'

Was das alles bedeutet, wissen diejenigen genau, die in der Gunst des Schattenfürsten standen. Und aus irgendwelchen Gründen hatte er Gefallen an einer jungen Taschendiebin gefunden.

Außerdem Harry müsst Ihr schon wissen, was Ihr wollt. Es kann auch sein, dass ich Euch falsch verstanden habe, aber das glaube ich nicht. Ihr wolltet meine Schwächen wissen und mittlerweile denke ich, dass meine Vergangenheit eine einzige Schwäche war durch Selbstsucht und die Sucht nach Macht.

Warum ich den Dämon in mir nicht irgendwie zu meinem Vorteil ausnutze? Ganz einfach: Es wäre wie bei einer Droge, man fühlt sich anfangs vielleicht stark und mächtig, aber man wird immer abhängiger und irgendwann ist das eigene Leben nur noch ein Scherbenhaufen; man kann eben nie genug von dem schädlichen Stoff kriegen. Ich will aber so eigenständig wie möglich sein! Keine Marionette eines Dämons sein! Ich habe selbst andere verführt und manipuliert in meinem Leben. Leicht wird es der Dämon mit mir nicht haben. Seinen Namen kenne ich allerdings nicht.

Ich glaube im übrigen, dass es wichtig ist, wer ich jetzt bin und nicht, wer ich in der Vergangenheit war."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 11.06.2015, 14:23:37
Henry lächelte seinen Freund nur an. "Du hast es nicht verstanden, was ich sagen wollte.", sagte er mit der Besonnenheit eines Rastafari. "Ich erkläre es Dir gerne bei Gelegenheit, wenn Du möchtest." Und damit beließ er das Thema, denn es gab mehr nicht zu sagen im Moment.

Doch er selbst war noch mehr als Beschäftigt mit seiner Erfahrung. Im Gegenteil fühlte es sich für ihn an, als würde sich die Erkenntnis gerade langsam in ihm entfalten. Er fühlte sich den anderen sehr nahe. Er war Gottes Schöpfung wie die anderen auch und alle waren von demselben Lebensodem beseelt.

Hatte er eben nach Arias Hand gegriffen, so war er einem Impuls gefolgt. Und er hatte sie nur losgelassen, aus kutureller Scham. Doch hatte es nicht eine Zeit gegeben, da sich die Menschen nicht vor einander schämten. Bevor sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten?

Herzlich, aber auch ein wenig schüchtern, lächelte er Aria an. "Lass uns noch eben einen Beschluss fassen und dann... komme ich sehr gerne mit Dir mit."

Gerne würde er Aria "seine Eva" nennen. Doch das war nur ein kurzer Gedanke.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 11.06.2015, 14:48:18
Jurij lehnte sich zurück. Es war wirklich Zeit für einen Beschluss und der Wissensdurst von Harry musste einmal gestillt sein und in einem Ergebnis münden.  Während er also wartete, dachte er über den Schattenfürsten nach. Kein übler Gott, jedenfalls was er so aus den paar Dogmen erahnen konnte. Vielleicht vergleichbar mit Loki oder vielleicht Hanuman in seiner Form als Gestaltenwandler. 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 11.06.2015, 15:33:17
Aria zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. "Was ich dir sagen möchte, hat möglicherweise Einfluss auf deinen Entschluss. Es dauert auch nicht lange."

Ohne abzuwarten, ob Henry einverstanden war, stand sie auf und ging aus der Tür, die auf den Flur führte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 11.06.2015, 16:09:55
"Ach Kara, um die Vergangenheit geht's mir nicht! Was ich war, was Ihr wart, was Henry, Jurij oder Rillfarsell waren—einerlei! Die Zukunft ist es, die mir Sorge macht, und nicht nur wegen unserer Gäste, sondern auch wegen dem, was wir im Kampf gegen sie zu werden bereit sind. Ihr seid überzeugt, und Henry sowieso, dass es eine gute Kraft ist, die Ihr in Euch selbst erwachen und wachsen spürt. Jurij und Rillfarsell scheinen es ähnlich zu sehen—obwohl ich Jurij noch fragen wollte, was ein Kundalini ist, ich kenne nur einen Houdini—was ich aber gerade in mir spüre seit unserer Begegnung mit dem frechen Kerl, ist genau die Kraft, die ich seit meiner Kindheit zu unterdrücken versuche. Aus gutem Grund! Das war mehr als bloß jugendliches Rebellentum, das die Drachennatur in mir leugnen wollte, mehr als bloß das übliche: 'Ich will aber anders als meine Familie sein'! Seit der Begegnung kocht mir das Blut in den Adern und eine Wut habe ich im Leib, dass ich am liebsten irgendwo reinbeißen würde, dass ich am liebsten meine Klauen ausfahren und etwas—oder jemanden!—zerfetzen will!

Aber ihr! Ihr seid alle so beseelt nach dem Erlebnis, so erleuchtet. Wie neid ich euch das! Für mich ist nicht das Licht, sondern der Schatten mehr geworden. Vorhin hab ich selbst schon gedacht: Oh Mann, Harry, pass nur auf, du klingst ja schon wie deine Auntie Trish!"


Bis jetzt war Harry nur auf seinem Sessel hin und her gerutscht, hatte sich abwechselnd die Haare gerauft und die Hände gerungen, jetzt sprang er auf und lief erneut auf zu engem Raum auf und ab; hätte er Flügel, so würde er bestimmt aufgeregt mit ihnen schlagen.

"Neid! Ich glaube, wenn man eine Eigenschaft nennen müsste, die einen roten Drachen ausmacht, dann diese! Neid! Daraus erklärt sich alles andere. Warum hat der Nachbar ein so schönes Auto, Haus, Frau, was auch immer? Das will ich auch alles haben, das steht mir zu! Egal, welche Eigenschaften die einschlägigen Werke uns 'Roten' auch sonst gerne zuschreiben—machthungrig, arrogant, habgierig, grausam, spielt gern mit seinem Opfer, bevor er es umbringt—ich sage euch, am Anfang steht der Neid. Die Angst, zu kurz zu kommen im Leben. Das hat mich Lasciels Münze aus dem Holz ziehen lassen, das hat meinen Vater sich mein gesamtes mütterlich-großväterliches Erbe unter den Nagel reißen lassen, ohne mir auch nur einen schlappen Dollar zu gönnen!

Und auch wenn das alles in einem echten Drachen stärker wirkt als in einem Drachenspross: wenn ich, um Lasciel zu bekämpfen, mehr davon in mir zulassen muss... Ach, ich glaub, ich will gar nicht mehr von diesem heiligen Boden finden! Wenn ich jetzt schon kaum an mich halten kann, wie soll das erst beim nächsten Mal werden? Wie weit kann ich auf dem Weg gehen, ohne ein, wenn schon kein echter Drache, so doch ein echter Marcone zu werden?"

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 11.06.2015, 17:17:04
„Man ist was man ist.“ sagte Jurij ruhig. Er schien sich nicht von Harrys Aufgebrachtheit mitreißen lassen zu wollen.  „Die Kundalini ist die schlafende Kraft eines Wesens. Durch Yoga soll sie erweckt werden können und sich mit der normalen Kraft mischen. Aber weder Yoga noch simple Dehnübungen haben wir gerade gemacht.“ Er kratzte sich am Kinn. „Aber wer bist du Harry? Bist du etwa nur Spiegelbild deiner Eltern, deines Blues? Blut, Bestimmung ist nicht alles. Also wer bist du?“ Nach dieser Frage hob Jurij abwehrend seine Hand. „Das ist eine Zenfrage. Eine über die Priester, Mönche und Novizen nachdenken um zur Erkenntnis zu gelangen. Also, finde wie sie deine Antwort auf diese Frage.“ Nun verschränkte er die Arme vor der Brust und wartete auf die Entscheidung was sie machen würden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 11.06.2015, 17:57:41
"Wer ich bin? Die Summe meiner—ach, du weißt doch genau, dass es in dieser Sprache kein Wort dafür gibt. Was ich meine, wenn ich 'Blut' sage, ist biologische Vererbung: I'm the sum of my genes. Das ist keine Zenfrage. Überhaupt ist Magie das Gegenteil von Zen. Sie sucht weder Harmonie noch Balance, nur eins will sie: mehr, immer mehr. Läuft man mit ihr in eine Richtung los, so drängt sie einen immer stärker dorthin, immer eiliger, schlimmer als irgendwelche Drogen. Sie selbst wird sich niemals zügeln, nur eine gleich starke Gegenkraft kann sie aufhalten. Aber je nachdem, wie viel Fahrt die beiden Kräfte draufhaben, wenn sie kollidieren, kannst du dir das vorstellen als... als... two trains colliding head-on at 200 miles per hour! Und ich sitz ganz vorne drin mit meiner Zen-Weisheit und mach Yoga."

Seine Stimme klang weniger aggressiv oder provokativ, vielmehr resigniert.

"Aber gut, weil's eh zu spät, da sag ich doch: volle Fahrt voraus!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 12.06.2015, 02:57:04
Auch Rillfarsell meldete sich wieder zu Wort.
"Harry, du hast mich nicht richtig verstanden. Bei mir ging es nicht um Gut oder Böse. Bei mir ging es um Heimat! Um Freunde! Darum, dort zu sein, wo du dich wohlfühlst. Wie sagt man bei Euch: "Home is where your heart is.".
Wenn ich mich in einem Höllenloch wohlfühlen bzw. von dort kommen würde, dann wäre das eben mein Heim.
Die Kraft, die ich gespürt habe, bin ich selbst. Es sind Erinnerungen an jene, die ich zurücklassen mußte; die mir aber jetzt beisetehen, weil ich mich an sie erinnere, als wäre ich noch dort. Egal, was ich tue."

Kurz pausierte das Feenwesen.
"Und dein Verständis von Magie ist so grundlegend anders als das meine. Magie hat keinen Willen. Magie ist wie ein Werkzeug. Was sie macht, macht sie aus dem Willen ihres Benutzers heraus.
Wen deinen Magie also immer mehr Macht will, so liegt es an dir! Nicht an ihr! Und das zeigt mir, daß du noch viel zu lernen hast. Das du dich selbst nicht unter Kontrolle hast. Es mag daran liegen, daß die Magie in deiner Welt nicht so natürlich ist wie in meiner. Wer in deiner Magie haben möchte, muß dafür etwas tun oder geben. Eine Gegenleisung für seine Macht. Daraus kann kaum etwas Gutes erwachsen. In meiner Welt wird uns die Magie geschenkt. Wir nutzen sie, um andere und uns zu erfreuen und zu unterhalten. Natürlich können auch wir mit ihr verletzten, wenn uns danach ist. Aber das zeigt für mich nur die Dualität. Wie kann man das nicht erkennen?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 12.06.2015, 14:20:22
"Oh, ich leugne nicht die Dualität, ich behaupte nur: je länger man in einer der beiden Richtungen unterwegs ist, desto schwieriger bis unmöglich wird die Umkehr. So funktioniert die Magie bei mir daheim nun einmal, aber bei uns gibt es ja auch nur 'natürliche' Zauberer. Schon möglich, dass unser jeweiliges Erbe uns von vorneherein kaum eine Wahl lässt."

Über diesen Worten schien Harry sich wieder ein wenig zu beruhigen. Er schnaubte nicht mehr ganz so laut und es stieg auch kein Rauch mehr aus seinen Nüst—aus seiner Nase auf. Besonders der letzte Gedanke—eh keine Wahl zu haben—schien eine tröstliche Wirkung auf ihn zu haben. Er setzte sich wieder, wenn auch auf die vorderste Kante seines Sessels.

"Aber sag, Rillfarsell: du sprichst English? Mann, wie kommt denn das? Und warum erfahren wir es erst jetzt?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 15.06.2015, 11:33:29
Jurij klatschte sich bei Harrys Aussagen an den Kopf. „Harry, du versteht es noch nicht.“ Der Mann hatte wirklich gar nichts verstanden, konnte scheinbar nicht einmal zuhören. Beim Zen ging es nicht nur um Harmonie und Balance sondern um das Finden seines inneren Gleichgewichts, seines inneren Selbst. Harry war offensichtlich nicht zufrieden damit was er war und verfluchte seine Gene, seine Fähigkeiten und einfach alles was ihm zu dem machte was er war. Hierbei sah er dann auch nicht, dass er sehr wohl eine Wahl hatte. Jeder hatte eine Wahl. Rillfarsells Worte unterstützten ihn bei diesen Gedanken. Den Kommentar, dass jemand der sein Herz nicht kannte, nicht wissen kann wo sein Herz ruht, verkniff sich Jurij momentan. Er bemitleidete mehr Harry.  Dass das Feenwesen englisch konnte, überraschte ihn weniger. Er nahm sich eher vor, darauf zu achten was er in seiner Muttersprache oder auch anderen Sprachen sagte. Denn hier offenbarte sich, dass man nicht wissen konnte wer alles mithörte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 15.06.2015, 12:46:40
Henry musterte seinen Freund und fuhr sich nachdenklich durch den Bart. "Ich glaube, Harry, Du steigerst Dich da gerade in etwas hinein. Du hörst uns nicht richtig zu. Und Du redest davon, die Kontrolle zu verlieren, bevor es überhaupt eingetreten ist. Was verunsichert Dich so sehr? Ist es das Treffen mit dem Drachen? Wenn es diesen Drachen überhaupt gibt..." Die letzten Worte hatte er mehr zu sich selbst gemurmelt. Aber mittlerweile hatte er genug erlebt, so dass er die Existenz eines 3000-jährigen Drachens nicht mehr prinzipiell verneint hätte. Innerlich seufzte er. Dämonen, Drachen, Ebenenverschiebungen. Gab's nicht alles auch eine Nummer kleiner?

Fragend blickte er auf, als Aria den Raum verließ. "Entschuldigt mich bitte.", murmelte er halblaut und stand dann ebenfalls auf. Draußen, auf dem Flur, lächelte er Aria abwartend zu, so dass sie sprechen konnte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 15.06.2015, 13:25:23
Auf Harrys Frage hin lachte das Feenwesen wieder auf und antwortete dann mit singender Stimme.
"Ich bin .... ein Unterhalter, Harry. Damit ich auf ein breites Publikum eingehen kann, muß ich auch ihre Sprache sprechen. Und so hilft mir die Magie dabei, wenn ich es wünsche." Noch war Rillfarsell nicht bereit, den anderen von seinen Erlebnissen während der wilden Zeit auf der "Erde" zu erzählen. Schließlich waren einige von ihnen anscheinend "gesetzestreu". Wie würden sie also reagieren, wenn es freimütig davon erzählte, daß es illegale Drogen in rauhen Mengen zu sich genommen hatte? Auch die Rechtfertigung, es nur getan zu haben, um sich wieder "zu Hause" zu fühlen, wäre vielleicht nicht genug. Es würde noch eine Weile warten.
Es hoffte, daß seine kleine Ausrede nicht so einfach durchschaut würde.[1]
 1. Ich mach mal nen Bluff-Wurf: 23
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 15.06.2015, 13:48:34
Jurijs Kommentar entlockte Harry nur ein Schulterzucken, doch als Henry ihn bezichtigte, nicht richtig zugehört zu haben, verdrehte er die Augen. Ja was, hatten sie ihm etwa zugehört? Oder nahmen sie ihn nicht ernst? Taten sie es als schamlose Übertreibung ab, wenn er sagte, er würde am liebsten gerade jemanden in Stücke reißen würde? Einen von ihnen gar, mangels anwesender Alternativen? Außer Aria natürlich. Die würde er am liebsten auf der Stelle vernaschen, obwohl sie ziemlich wütend auf ihn zu sein schien—oder vielleicht gerade deshalb. Verflixt, er musste sich Aria wirklich aus dem Kopf schlagen. Sie hatten wahrlich größere Sorgen! Aber ein jeder—ob Dämon, Drache oder Mensch—will nun einmal, was er will. Wer konnte schon sagen, ob es der Mann war, der Aria am meisten begehrte, oder der Drache, der sich vermehren wollte um jeden Preis, oder Lasciel, die schon beim ersten Anblick hin und weg war von der Dame. Und nur die leise Stimme der Vernunft hielt ihn zurück. Das waren, so gesehen, drei gegen einen.

"Ich steiger' mich in was hinein...", murmelte Harry. "Genau."

Der Blick, der Henry auf den Gang folgte, war voller Neid. Selbst als die Tür zufiel, starrte er den beiden noch eine ganze Weile lang nach. Endlich, mit sichtlicher Mühe, wandte er sich ab.

"Magie, Rillfarsell, echt, die hilft dir dabei?" fragte er gespielt munter.[1] "Sowas hätten wir daheim gebrauchen können, da wär uns über die Jahrtausende manch ein Missverständnis erspart geblieben. Und mir wäre was erspart geblieben! Was hat Großvater Mortimer mich mit Latein gequält! Drakonisch, nun, das fiel mir weniger schwer, aber bei Alt(!)-Griechisch habe ich dann gestreikt und auch später bei Italienisch. Wir native speakers behaupten ja gerne, dass Englisch viel leichter und viel schneller als andere Sprachen zu erlernen sei, schließlich gibt es hunderte von Millionen Menschen auf der Welt, die es mühelos und im Handumdrehen als Zweitsprache erlernen, während nur sehr wenige von uns es schaffen, jemals eine Zweitsprache zu lernen, in der wir dann mehr sagen könnten als: Hola, soy Harry. Cómo llama usted? Und auf dieser Feststellung ruhen wir uns aus, ohne uns so recht zu überlegen, dass wir damit eigentlich behaupten, als Kultur die am wenigstens komplexe Sprache entwickelt zu haben, sprich: statt zuzugeben, dass wir einfach nur unglaublich faul sind, sagen wir lieber, wir seien dumm. Von daher war's für mein Hirn vielleicht doch nicht so schlecht, dass ich zwei Sprachen ganz ohne Magie lernen musste."
 1. Sense Motive = 16 (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8217.msg972993#msg972993)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 15.06.2015, 16:01:29
Während also Harry weiter im Selbstmitleid zerfloss, legte Jurij seine Hände mit dem Handrücken nach unten auf die Knie. Langsam atmete er ein uns aus. Konzentrierte sich auf die Atmung und ließ seine Gedanken treiben. Fetzen von Erinnerungen glühten vor seinem inneren Auge auf. Mal der Name einer Geschichte, mal das Bild eines Drachen, dann aber auch Bilder über die Kämpfe von Drachen und Dämonen. Irgendwann begann er den Strom zu lenken. Sie Gedanken um ihre Situation zu machen. Natürlich hatte er Harrys Befürchtungen verstanden und wiegelte sie nicht blindlinks ab, doch war es interessant. Sie würden die Stadt verlassen und dadurch die Wirkarbeit ihrer Dämonen einschränken. Eigentlich war es sogar ein guter Plan. Sie aber auch die Dämonen mussten sich immer wieder auf neues Situationen, neue Begebenheiten einstellen. Keiner würde ein Netz von tiefen Verbindungen aufbauen können. Nur oberflächlich. Ja dieser Nachteil würde den Dämonen sicherlich nicht gefallen. Keine Drückerbande mehr, keine großen Untergrundnetzwerke. Nur das von einen Tag auf den anderen Leben. Ja, es war grausam das Mädchen jetzt alleine zu lassen aber wenn Obayifo in der Nacht nicht auftauchen würde, wäre die Bande vielleicht geschwächt, so dass die Gerichtswache eingreifen könnte.[1] Noch dazu, wenn Henry nachfragen würde, könnte er bei Aria die Information absetzen, dass er ja Unterlagen hat, wo ein Versteck der Bande ist. Diese Informationen müssten nur die Gerichtswache erreichen und schon sah es so aus, als ob Jurij keine Wahl hätte. Mit glück war damit für die Dämonen seine Zugehörigkeit immer noch zweifelhaft, denn er würde immer noch nicht offen gegen einen vorgehen. Das war eine viel zu große Dummheit.[2] Langsam bevor diese Gedanken im Bilderwirrwarr überhandnahmen, konzentrierte er sich wieder auf seine Atmung und öffnete die während der Zeit des Nachdenkens geschlossenen Augen.

Jurij holte tief Luft und stand auf. „Genug von diesem Rumgeeiere. Harry, du bist gegen den Drachenbesuch. Ich bin aber dafür den Drachen zu besuchen, Henry, Kara hatten sich ähnlich geäußert. Rillfarsell wie steht es mit dir?“ er blickte zu der Fee aber dann auch zu Kara. „Wenn ich mich irre könnt ihr das ruhig sagen und natürlich holen wir von Henry, wenn er wieder da ist, seine Bestätigung. Doch momentan sieht es mehr danach aus, als dass wir den Drachen besuchen müssten. Jedenfalls wenn Rillfarsell und Kara meine Worte bestätigen. Darum sollten wir nun darüber nachdenken, was wir dem Drachen sagen und wie wir vorgehen.“ Kurz schwieg er und blickte zu den beiden. „Also, ich wäre dafür erst anzufragen ob er uns empfängt und dann könnten wir sagen, dass wir Geschichtsforscher sind. Im Grunde stimmt das auch, denn wir Forschen nach der Geschichte. Irgendwie wirken wir ja auch wie eine Abenteurergruppe auf Schatzsuche. Rillfarsell als gewitzter Barde, der Gruppe bei Laune hält und mit seinem natürlichen Wissen über die Magie bei Forschungsarbeiten sehr hilfreich ist. Kara, eine Taschendiebin und Priesterin, welche sich zum Informationen beschaffen sehr gut eignet. Henry, der gottesfürchtige Krieger, das Schild gegen Feinde. Ich, der mit Henry zusammen für die Sicherheit der Gruppe sorgt und nebenbei noch alle mit Zenfragen nervt. Und du Harry.“ dabei blickte er zu Harry und öffnete leicht die Arme so als müsse er ihn willkommen heißen. „Der selbstzweifelnde Drachenfeenspross mit einer Feurigkeit die meine übersteigt aber auch mit dem Talent hinter Geheimnisse zu kommen. Wir brauchen den Drachen nicht zu belügen, nur Vorsichtig die Wahrheit nur stückweise preisgeben. So wie wir auch, außerhalb solch einer Einsamkeit nie wieder über unsere alten Heimaten reden sollten. Wir wirken damit nur Irre und vielleicht auch noch gemeingefährlich und bringen nebenbei noch Unschuldige in Gefahr.“
 1. Plan verschleiern: 15 gegen 13 -> Erfolg
 2.  Plan verschleiern 15 gegen 13 -> Erfolg
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 15.06.2015, 19:45:45
"Geschichtsforscher!" rief Harry und klatschte begeistert in die Hände. "Auf Schatzsuche! Den passenden Hut dafür hab ich schon, da brauch' ich bloß noch eine Peitsche!"

Und er schmetterte laut einen bekannten theme song.[1]. Als er zum langsamen Teil kam, wurde ihm langweilig und er brach ab.

"Wer weiß, vielleicht war der Drache von Asemna ja schon einmal auf der Erde. Da wird er uns auf die Schliche kommen, sobald wir den Mund aufmachen. Aber, wie ich schon sagte: mir soll's gleich sein. Lasst uns also dem Drachen ins Maul hüpfen! Auf, wo geht's hier zum nächsten Zeppelin?"
 1. den hier (https://www.youtube.com/watch?v=-bTpp8PQSog)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 15.06.2015, 22:40:48
Arias Gespräch mit Henry - nur für Henry zu lesen! (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 16.06.2015, 19:10:09
Henrys Gespräch mit Aria (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 17.06.2015, 14:28:48
Rillfarsell sah Harry weiter belustigt an.
"Natürlich hilft sie mir. Ich bin Magie und sie wirkt in und um mich herum. Durchdringt mich. Verbindet mich mit allem um mich herum."
Wer konnte schon sagen, ob Geoge Lukas nicht auch dem Feenwesen begegnet war und einiges von seiner Lebensweisheit aufgeschnappt hatte, als er StarWars schrieb.
Auch Jurij bekam eine Antwort.
"Ich dachte, es wäre aus meiner Aussage klar gewesen, daß ich durchaus bereit bin, einen Drachen zu besuchen. Anscheinend habe ich diese Sprache noch nicht so verinnerlicht, daß ich unterschwellige Botschaften mitschicken kann."
Als Harry dann noch anfing, ein Lied zu singen, merkte Rillfarsell auf und began, erst mitzusummen und dann die Melodie aufzugreifen und mitzusingen.
Als Harry dann abbrach, konnte es sich nicht verkneifen einen Kritikerkommentar abzugeben.
"Das war schon ganz gut, Harry, für einen Chorknaben. Durchaus ausbaufähig. Du solltest ein paar Gesangsstunden bei mir nehmen. Dann machen wir aus dir noch einen guten Solisten." Wieder piepste es belustigt vor sich hin.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 17.06.2015, 15:10:44
Harry lachte, als Rillfarsell Obi-wan Kenobi zitierte, und als Rillfarsell sich ihm dann noch als Gesangslehrer anbot, schüttelte er sich vor Lachen.

"Und gleich erzählst du mir"—seine Stimme wurde tief—"'No, I'm your father. Search your feelings. You know it to be true. Luke, you can destroy the emperor. He has foreseen this. It is your destiny. Join me and together we can rule this galaxy!'

Dann wurde er wieder ernst. "Legt Magie dir auch die Worte von Filmfiguren meiner Welt in den Mund? Ich denke da eher, du warst schon mal dort. Als einzige Alternative kann ich mir nur vorstellen, dass du, seit wir uns kennen, in meinen Gedanken herumschnüffelst."

Harrys Stimme war kalt, als er dies sagte: in seinen Worten schien eine Drohung mitzuschwingen, obwohl er ganz still dort saß. Tatsächlich saß er zum ersten Mal still, seit sie das Zimmer betreten hatten; vielleicht sogar, seit Rillfarsell ihn kannte. Harry blinzelte nicht einmal und kein Atem schien seine Brust zu heben. Nur sein Blick flackerte.

"Warum lügst du uns an?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 17.06.2015, 15:49:28
Auf Harrys Zitat hin, leckte Rillfarsell den Kopf ein wenig schief und sah in fragend an.
"Ich verstehe nicht. Ich kann keine Kinder zeugen. Dafür bin ich nicht ausgestattet. Und euer Gehabe um Liebe und Sex verwirrt mich auch zu sehr, als das ich es bedauern würde.
Und ich wußte nicht, daß dein zweiter Name Luke ist. Und warum sollte du dich in den Krieg einmischen, gegen den du vorher noch so gewettert hast."

Endweder war Rillfarsell sehr gut darin, sich zu verstellen, oder er wußte wirklich nicht, wovon Harry da sprach.
Als Harry dann das Zitat etwas erklärte, mußte Rillfarsell wieder etwas amüsiert auflachen.
"Filmfiguren! Hattet ihr davon nicht vorhin schon öfter gesprochen? Das ist doch auch so was wie Theater, wenn ich euch richtig verstanden hab. Da gibts doch dann ein Stück, daß sie aufführen, oder?
Nun, eure Stückeschreiber müssen dann wohl eine der universellen Wahrheiten in eines dieser Stücke eingebaut haben. Denn nichts anderes ist diese Verbindung in und durch Magie.
Du müßtest es eigentlich selbst spüren, Harry. Jedes Mal wenn du einen Zauber wirkst."

Mit seiner entwaffnenden, singenden Art zu Sprechen versuchte das Feenwesen, Harry zu beruhigen und von den Tatsachen abzulenken.[1]
 1.  Bluff: 25
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 18.06.2015, 01:23:48
"Nein, das scheint dann wohl bei einem Drachen anders zu funktionieren", sagte Harry, regungslos wie zuvor. "Ich spüre die Magie in mir und ein wenig auch um mich herum, aber sie verbindet mich mit niemandem. Wenn ich zauber, existiert nur sie und ich und allenfalls noch mein Ziel. Und mehr als eine Quelle, aus der ich Kraft schöpfe, ist mir die Magie dabei im Grunde nicht. Jedenfalls mache ich mir keinerlei Gedanken darüber, was sie unabhängig von mir ist oder tut; mich interessiert nur, wie ich sie für mich nutzen kann."

Der flackernde Blick, mit dem er Rillfarsell erfasst hatte, änderte sich bei seinen Worten nicht[1], sodass die Fee sich nicht sicher sein konnte: hat die Ablenkung geklappt? Verbal darauf eingegangen ist er ja, aber warum guckt er mich noch immer so an?
 1. Sense Motive = 17 + 5
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 18.06.2015, 16:33:50
Kara grübelte etwas. Bevor sie etwas konstruktives vorbrachte, sagte sie dann noch: "Könntet Ihr das mit der fremden Sprache bitte lassen. Ich verstehe kein Wort davon. Was soll f-i-l-m sein? Ich kann das nicht ganz nachvollziehen. Manches aus Eurer jeweiligen Heimat kenne ich einfach nicht. Aber kommen wir zu wichtigerem als zu meiner Unkenntnis.

Henry ist zwar noch nicht da, aber ich will mal zumindest ein bisschen weiter über Vortrag reden, den wir beim Drachen vorbringen. Die Kunst an Irreführungen ist, dass es selbst mit Zaubern schwer zu entlarven sein muss. Wir sind Geschichtsinteressiert wegen unserer Dämonen, das ist ja keine Lüge. Aber es führt trotzdem etwas in die Irre. Wir dürfen eben nicht zu dick auftragen und uns gleich als Geschichtsforscher ausgeben. Nun wird es etwas heikler: Irgendwie müssen wir auch begründen, warum wir von der restlichen bzw. neueren Geschichte keine Ahnung haben. Da müssen wir wiederum ein bisschen was risikieren. Wir sagen ganz allgemein, dass wir die meiste Zeit abgeschieden von dieser Welt gelebt haben, deswegen kennen wir uns mit der neueren Geschichte nicht so gut aus. Auch das ist ja keine Lüge: abgeschieden von dieser Welt lebten wir ja, weil wir von ganz woanders herkommen. Für unsere Ausrüstungen brauchen wir eine Erklärung. Deswegen die Formulierung "die meiste Zeit". Ein bisschen haben wir diese Welt ja schon kennengelernt, deswegen ist auch das nicht gelogen.

Die Kunst ist es auch so wenig wie möglich zu sagen und viel mehr Fragen zu stellen.

Wollen wir denn das Szenario noch etwas weiter spinnen? Uns ganz bestimmte Situationen überlegen, die passieren könnten? Welche Fragen würde denn der Drache stellen, wenn er Personen sieht, die so wie wir aussehen? Ich wollte einfach mal beim Pläne schmieden den Anfang machen. Man muss für solche Pläne eigentlich kein professioneller Betrüger oder Priester des Schattenfürsten sein. Vielleicht habe ich Euch ja auf Ideen gebracht oder vielleicht hat eine jahrelange Betrügerin aus eurer Sicht eine schlechte Täuschung in dem Raum geworfen. Ich bin für Kritik immer offen."


Kara wollte einfach einmal sehen, wie ihre restlichen Gefährten Intrigen schmieden würden. Sichtlich gespannt schaute sie in die Runde.
 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 18.06.2015, 17:52:33
Harry lauschte Karas Rede aufmerksam. Ungefähr nach der Hälfte, als es absehbar wurde, dass sie noch eine ganze Menge mehr zu sagen hatte, wandte er sich von Rillfarsell ab und widmete ihr seine volle Aufmerksamkeit.

Als sie sich mehrmals eine Betrügerin—gar eine professionelle—nannte, grinste Harry so breit, dass man seine Weisheitszähne sah. (Man konnte nur hoffen, dass es die Weisheitszähne waren und man sich nicht zusätzlich auch noch verzählt hatte, denn sonst hätte Harry mehr Zähne im Mund als ein normaler Mensch. Seine Eckzähne, so mochte einem aufmerksamen Beobachter auffallen, waren länger und spitzer als normal und dabei leicht gebogen.)

"Das klingt alles sehr wohlüberlegt, liebe Kara, und unter normalen Umständen wäre es ein guter Plan, dem ich mit Freuden zustimmen würde, denn ein solches Spiel tät mir durchaus gefallen. Auch würde ich Euch wirklich zu gern in Aktion erleben. So ein Drache aber, mit seinen dreitausend Jahren, dürfte wohl jede Lüge, die eine Menschenkopf sich ausdenken kann, schon mehr als einmal gehört haben. Ich spreche da aus Erfahrung. Sima Qian, der goldene Drache, den Henry und ich in Jurijs Heimatstadt trafen, war ein läppisches Jahrtausend älter, und dem hätte ich wirklich nichts erzählen können, und wie gesagt, ich kann mich eigentlich auch ganz gut verstellen. Der einzige Grund, warum er nichts über unsere Gäste herausgefunden hat, ist der, dass wir zu der Zeit selbst noch nichts von ihnen wussten."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.06.2015, 06:54:06
Nur für Henry (Anzeigen)

Die Tür öffnete sich wieder, und Aria kam herein. "Entschuldigt die Unterbrechung." Sie ging zurück zu ihrem Platz und setzte sich, ohne jemanden anzusehen. Auch Henry kam wieder zur Tür herein, und ging zu seinem vorherigen Platz. Dann war es doch Aria, die sich wieder an die Gruppe wandte.

"Dann ist es wohl jetzt Zeit für eine Entscheidung? Ich werde mich raushalten, dies hier ist eure Sache - aber wofür auch immer ihr euch entscheidet, ich begleite euch, solange ihr mich dabei haben wollt."

Arias Worten folgte eine weitere, kurze Diskussion, die schließlich zu einer endgültigen Entscheidung führte: Sie würden den Drachen in Asemna kontaktieren, dabei als Geschichtsforscher auftreten, und bei einer Einladung des Drachen versuchen, durch Arias Kontakte einen Platz in einem nach Asemna reisenden Zeppelin zu ergattern - sofern ihre Annahmen in dieser Hinsicht stimmten. Da es sicherlich etwas dauern würde, bis alles organisiert war, würden sie in der Zwischenzeit dem ursprünglichen Plan nachgehen und versuchen, so vie, wie möglich über das verschwundene Mädchen herauszufinden.

Dabei gab es zwei Dinge zu beachten: Henrys Treffen mit dem Gelehrten in der Bibliothek, und sie mussten noch einen genauen Weg vereinbaren, wie sie eigentlich das verschwundene Mädchen suchen wollten. Der offensichtlichste Weg, den wiederum Aria in den Raum warf, war, dass Jurij sein "Doppelleben" nutzte: Wenn er als Obayifo auftrat, hätte er Zugang zu der Organisation der Wölfe, und könnte vielleicht Obayifos persönliche Notizen oder ähnliches einsehen. Aria riet dabei davon ab, dass Jurij alleine ging.

Gefährlich würde der Versuch ohnehin werden, und es war unklar, wie die Wölfe auf weitere "Gäste" reagieren würden. Aber nach allem, was Jurij wusste, hatte Obayifo eine hohe Position inne, und würde vermutlich kaum hinterfragt werden. Wenn es aber zu einer Enttarnung kommen sollte, dann wäre es gut, wenn Jurij nicht alleine wäre.[1]

Doch das größte Problem würde zunächst sein, die Wölfe überhaupt zu finden. Die beste Chance hätten sie vermutlich, wenn Jurij noch einmal zu Ferrigan ging und ihn um Unterstützung bat. Er würde mit Boldon Kontakt aufnehmen können, der ihnen dann hoffentlich verriet, wo die Wölfe eines ihrer Verstecke hatten, und wie Jurij dort hereinkam.

Somit stand der Plan - nur wenn sie bei Ferrigan nicht weiter kämen, müssten sie noch einmal diskutieren. Also verabschiedeten sie sich von Arias Bekanntschaft, der ihnen sein Haus zur Verfügung gestellt hatte, und machten sich auf den Rückweg zum Tempeldörfle. Dort angekommen, verabschiedete sich auch Aria, um alles Nötige zu organisieren. Im Portal wollten sie sich wiedertreffen.

Jurij führte die Gruppe zum Gebäude der Gerichtswache, wo sie - bis auf Jurij - in einen Warteraum geführt wurden. Jurij erhielt - zum Glück - schnell einen Termin bei Ferrigan. Der Inspektor schien wenig begeistert, nickte aber. "Das muss Boldon entscheiden, auch wenn ich es für eine schlechte Idee halte, wenn ihr dort hingeht." Jurij hatte ihm keine Details erzählt, dennoch kam der Inspektor seiner Bitte nach und schrieb einen entsprechenden Brief. Zehn Minuten später, die Jurij im Warteraum bei seinen Gefährten verbrachte, erhielten sie einen Antwortbrief.

Harry hatte die Zeit genutzt, eine Landkarte zu studieren, die in dem Raum an der Wand hing, und sich draußen auf dem Gang mit der einen oder anderen Gerichtswache zu unterhalten. Rillfarsell beschäftigte sich mit dem Singen eines kleinen Liedes, Henry wandte sich seinen Gebeten zu, und Kara dachte über ihr früheres Leben nach, und wie sehr die letzten Ereignisse sie verändert hatten.

Schließlich kam ein junger Mann der Wache mit einem versiegelten Brief zu ihnen. Jurij öffnete ihn. Der Brief zeigte eine Karte vom Tempelviertel, in der eines der Gebäude markiert war.[2]

Der Brief enthielt zudem einen Zettel mit einem einzigen Satz darauf: "Die Nacht gehört den Göttern." - vermutlich ein Code, den Jurij brauchen würde, um hereingelassen zu werden.

Damit waren sie soweit: Sie waren bereit, den Unterschlupf der gefährlichsten kriminellen Organisation der Stadt aufzusuchen. Ihnen blieb nicht viel Zeit: Den Rückweg zur Bibliothek eingerechnet, hatten sie noch eine gute halbe Stunde Zeit für ihre Aktion.

Auf einmal wurde Harry schwindelig. Benommen stolperte er zu einem der kargen Holzstühle, die an der Wand standen, und setzte sich hin...
 1. Ich habe das jetzt einfach mal bestimmt, damit wir hier keine Trennung der Gruppe hinnehmen müssen.
 2. Eintrag 6 auf der Karte: http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8221.msg940104#msg940104
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 19.06.2015, 13:44:19
Seit dem sie das Haus von Arias Freunden verlassen hatten, war Jurij ziemlich nervös. Er sollte sein nächtliches Ich nachspielen, wusste aber nicht wirklich wie er auftrat. Zwar gab es Hinweise, wie er sich verhalten musste aber ein Verbrecher, nein das war er nicht. Einige Filme mit Verbrechern kannte er. Verschwommen erinnerte er sich an sie und versuchte eine Essens heraus zu ziehen. Auf jeden Fall musste er sehr selbstbewusst auftreten. Vielleicht wie ein Yakuza, doch graute es ihm einen der Banditen den Finger zu brechen oder abzuhacken nur weil dieser ihm wiedersprach oder versagt hatte.

Mit einer leichten Gänsehaut stand er dann auch schon vor Ferrigan. Dass ihm der Plan, auch wenn nicht in Gänze, nicht gefiel, verstand Jurij. Auch ihm gefiel der Plan ganz und gar nicht. Doch meinte er sein „Ich muß es tun.“ vollkommen ernst. Obayifo hatte ein Kind entführen lassen und wie sollte er sonst der Gerichtswache beweisen, dass er nichts mit den Nachtaktionen zu tun hatte, als selbst in die Höhle der Wölfe zu gehen.

Denn noch wartete er mit den Anderen ungeduldig auf das Schreiben. Sie funkten einer hoheitlichen Operation dazwischen. Könnten am Ende alles kaputt machen, doch Jurij war sich sicher, dass die Wölfe von den Aktionen der Gerichtswache wussten. Spätestens Obayifo hätte sie gestern Nacht gewarnt.
Die wenigen Minuten vergingen zäher als jede Stunde, doch dann hielt er das Schreiben in der Hand. Damit gab es kein zurück. Sie mussten den Plan durchziehen.

Überrascht blickte sich Jurij um, als er seltsame Geräusche von hinten hörte. Verdammt, machte Harry jetzt schlapp und passierte das gleiche wie gestern mit Henry? Einen schlechteren Ort hätte sich der Drachenspross mit den Zahnproblemen nicht aussuchen können. Harry was ist?“ fragte er besorgt.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 19.06.2015, 14:39:18
Henry nickte nur, als man ihm den Plan erläuterte. Es tat ihm sehr woh, dass sie einen Plan gefasst hatten und endlich handeln wollten. Daran konnte auch nicht ändern, dass der Plan reichlich unausgegoren war und noch dazu etwas Hinterlist verlangte. "Aber es geht um ein Kind...", dachte Henry und dachte auch an die Kinder in seinem Traum. Die Worte 'Kinder Gottes' schwirrten ihm jetzt im Kopf herum und ließen ihn nicht mehr los. Kinder Gottes, wie auch er eines war, wie auch Jurij, Harry, Kara und Aria es waren. Was Rillfarsell anging war er sich nicht ganz sicher. Aber zumindestens als Schöpfung war er geliebt, wie die Tiere...

Als henry das Taumen seines Freundes bemerkte, verzog er unschlüssig den Mund. Auch wenn er Arias Einschätzung nicht uneingeschränkt teilte, war er nun genügend in Zweifel geraten, um es nicht einfach abzutun. Langsam stand er auf und trat bis auf wenige Schritte an Harry heran. Er behielt seinen Freund im Blick, sagte aber zunächst einmal nichts. Sein Gesicht verriet Vorsicht und Sorge.

Dann hob er die Hand seines Freundes von dessen Schoss und hielt sie in seinen, wie einen zerbrechlichen Gegenstand.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 19.06.2015, 18:21:51
Verdutzt sah Harry auf Henrys Hände, dann auf Henry. "Ach, ist das goldig", sagte er. Dann blickte er zu Jurij. "Nein wirklich, ihr zwei seid ja herzallerliebst!"

Ein Schaudern ging durch seinen Körper und Henry spürte, dass Harrys Muskeln sich verkrampften, bevor dieser ihm seine Hand entzog. Auch seine Miene wirkte angestrengt.

"Männer!" lachte er. "Was schmieden sie immer für große Pläne! Was meinen sie, alles zu wissen und überall zu jeder Zeit das Steuer an sich reißen zu müssen! Vor Tatendrang bebend blicken sie in die Ferne und übersehen dabei, was vor ihrer Nase passiert! Ihr solltet das Regieren wirklich lieber euren Frauen überlassen, die haben mehr Hirn und mehr Gespür."

Er wandte sich wieder an Henry.

"Mein lieber Henry, tu mir einen Gefallen, ja? Sieh zu, dass du mit deiner Aria endlich mal aus den Startlöchern kommst. Das kann ich mir kaum mit ansehen! Ein verlegener Blick hier, ein schüchterner Händedruck dort—und schon wirst du rot wie der Hahn auf dem Dach. Jeden Augenblick könnte einer von euch beiden sterben, und ihr beide tut so, als hättet ihr alle Zeit der Welt! Also unternimm endlich was, sonst hat dein Freund Harry mir ganz umsonst ein Stück seiner Seele verkauft."

Die letzten Worte klangen gepresst und das war kein Wunder: am ganzen Leib war er jetzt so angespannt, dass er zitterte. Für einen Augenblick schloss er die Augen, als müsse er sich konzentrieren, und das Zittern ließ ein wenig nach.

"Rillfarsell", wandte er sich an die Fee. "Ich weiß, dass du gelogen hast. Interessieren würde mich ja irgendwie schon, warum. Aber das herauszufinden, überlasse ich deinen Gefährten. Ach, und Kara. Kara! Erleuchtung glaubst du gefunden zu haben? Oh ja, das passt zu Tara'sar.[1] Eine Blenderin ist sie! Wen sie verletzt, dem gaukelt sie Lust vor, wem sie alles nimmt, der glaubt beschenkt worden zu sein! Und dich, meine Liebe, scheint sie voll im Griff zu haben."

Das Zittern erfasste wieder seinen ganzen Körper, die Hände waren zu Fäusten geballt, das Gesicht eine Grimasse—dann sackte er mit leisem Stöhnen vornüber auf die Knie.
 1. Mit SL abgesprochen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 21.06.2015, 14:11:36
Der Ausdruck in Jurijs Gesicht wandelte sich von besorgt zu fassungslos. Warum war das nicht ein einfacher Schwächeanfall, nein vielleicht war es auch das und die Dämonen konnten auch diese Momente nutzen. Aber egal, Harrys zweites Ich stand dem von Henry in kaum etwas nach. Arrogant und selbstsicher. Gut, der von Jurij trat dann wohl ähnlich auf aber das war gerade nicht das Thema. Denn sie waren mitten im Wachgebäude der Gerichtswache. Es musste nur eine der Wachen richtig hinhören, oder mehre dieser Anfälle sehen und schon würde diese Person aus Sicherheitsgründen in Verwahrung genommen werden. Dem war sich Jurij sicher, auch wenn er es nicht hundertprozentig bestätigen konnte.

Kurz war er versucht etwas zu sagen. Doch dann wurde sein Gesichtsausdrück kühler. Er hatte die Anderen zu besonneneren Verhalten aufgerufen. Die Dämonen, nein Harrys Dämon schien das nicht zu kratzen, vielleicht auch nicht Harry aber was er von anderen einforderte, sollte er auch machen. So machte er seinen Rücken gerade, ließ dabei den Blick über die anwesenden Wachen schweifen. Für die beiden Lügen würde er nicht, doch kam es darauf an, wie sehr interessiert die Anwesenden Wachen nun an Harry waren.[1]
 1. Wahrnehmung: 27 - Wie viele Wachen/Leute schauen zu und wie auffällig war das Ganze. Also wie skeptisch blicken sie gerade drein?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 21.06.2015, 15:16:44
Es muss auf den Dämon etwas bizarr wirken, aber auf Karas Gesicht erschien plötzlich ein bösartiges Grinsen, aber nur kurz. Dann verschwand es wieder und ihr Gesicht wurde etwas, was man auf Terra vielleicht als "Pokerface" bezeichnet hätte, bevor Kara das Wort ergriff.

"Ich sehe, dass Ihr offensichtlich keine Lust am Schauspielen habt. Dabei ist gerade 'Theaterspielen' doch so schön. Ich hätte anderes von einem Wesen mit Eurer Lebensspanne erwartet. Ja, Ihr könntet einen Keil zwischen uns treiben oder uns ins Zweifeln bringen wollen, aber ist das nicht durchschaubar? Und ich merke an Harrys Körper, dass ganz offensichtlich so etwas wie ein Kampf tobt. Aber für eines muss ich mich noch bei Euch bedanken: Ihr habt mir ganz offensichtlich einen Namen genannt und eine Charakterisierung des Wesens. Wie könnte man sich etwas stellen, was man gar nicht kennt?"

Es war eher an Jurij und Henry etwas zu unternehmen. Sie kannten Harry etwas besser und wer wusste es schon so genau, vielleicht mussten gerade Harrys Zweifel irgendwie beseitigt werden und Harry direkt angesprochen werden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 22.06.2015, 16:12:32
Rillfarsell hatte zwar besorgt in Harrys Richtung geschaut, aber sich nicht weiter gerührt. Henry war der bessere Helfer.
Als Harry dann eine Veränderung durchmachte, merkte es auf.
Und auf die Worte reagierte es sehr gelassen. Das Feenwesen schlug in die selbe Kerbe wie Kara.
"Oh, Ratschläge von einem Verstoßenen. Das haben wir gerade noch gebraucht.
Vieles, was aus deinem Mund kommt, ist falsch, irreführend oder eine Lüge. Wenn du so versuchst uns auseinander zu bringen, wird dir das nicht gelingen.
Ich hätte ein wenig mehr Subtilität erwartet, aber so zeigt ihr nur, wie einfälltig und ängstlich ihr seid.
Machen unsere Pläne euch so viel Sorgen?
Nun, dann sollten wir sie auf jeden Fall weiter verfolgen."

Wieder einmal nahm Rillfarsell die energische Post mit aufrechter Haltung, stolz erhobenen Kopf und in die Hüfte gestützen Armen ein.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 22.06.2015, 17:06:20
Kara bewegte sich keinen Millimeter, sondern sie blieb ganz still. Sie schien dabei den dämonisch-besessenen Harry ganz genau zu beobachten. Sie hatte sich einige Gedanken gemacht. Kara kannte Harry einfach nicht gut genug, so viel stand fest. Sie würde es aber vielleicht bald ganz genau erfahren, ob der Dämon schon früher Harry nur vorgetäuscht hatte und das sehr geschickt, so dass es selbst Henry und Jurij nicht merkten. Dieser scheinbare Schwächanfall sprach er nur dafür, dass der Dämon so langsam die Kontrolle wieder verlor und letzte Beleidigungen ausspie? Was steckte genau dahinter? Kara wollte das ganze unbedingt aufklären und ihre Provokationen zuvor halfen vielleicht weiter. Kara war wahrlich keine Ebenen-Spezialistin, aber selbst sie hatte gehört, dass Dämonen telepathisch miteinander kommunizieren konnten. Würde Tara'sar den anderen Dämon irgendwie warnen können? Die Situation war sehr günstig, um wertvolle Informationen zu erlangen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 22.06.2015, 19:17:25
Henry seufzte. Aria hatte also tatsächlich Recht behalten und der Dämon hatte Harrys Widerstand überwunden. Bisher hatten sie angenommen, dass die Dämonen nur im Schlaf die Kontrolle übernahmen. Jetzt mussten sie erkennen, dass dies nicht der Fall war. Hatte der Dämon irgendwie Harrys Aufmerksam geschwächt, ihn vielleicht gar überredet, seine Kontrolle abzugeben? Machte er sich Harrys Erregtheit zu Nutzen?

Henry seufzte erneut. Er würde der Sache jetzt nicht auf die Spur kommen. Stattdessen ergriff er wiederum Harrys Hand und drückte sie leicht. Sein Freund sollte jetzt nicht allein sein.

"Ich bin es müde, Angst zu haben.", sagte Henry langsam. "Ich bin es müde, darüber nachzudenken, dass sich der Teufel nach uns ausstreckt und das Böse über uns kommt. Ich will mich nciht mehr um mich oder meine Lieben sorgen. Ich will frei sein vor Gott. Ich will in seinem göttlichen Licht baden, in dem alles Böse verschwindet und alles Irdische seine Kontur verliert. Ich will nachdenken über jenen Tag, da Gerechtigkeit und Frieden und Barmherzigkeit herrschen. Ich will alles tun, dass diese Idee hell und strahlend wird und uns allen den Weg leitet. Gerechtigkeit, Friede und Barmherzigkeit. Gott, erbarme Dich unser. Sei das Erbarmen ins uns."

Wiederum drückte Henry die Hand seines Freundes. Er versuchte die Vorstellung in sich stark zu machen, machtvolle Bilder in sich ehraufzubeschwören. Sich das Reich Gottes vorzustellen, das himmlische Jerusalem und den Thron Gottes. Und als er die himmlische Heerscharr visualisierte, bat er Gott, dass seine ganze Armee auf Erden kommen und ihnen beistehen möge, gegen das Böse zu kämpfen.

"Mach uns zum Werkzeug Deines Friedens!"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 22.06.2015, 19:59:49
Fliegen! Genau das war es, was Harry sein ganzes Leben lang vermisst hatte, ohne es zu ahnen; genau diesen thrill hatte er bei seinen wechselnden Liebschaften gesucht, aber nie gefunden, weil auch der aufregendste (notwendigerweise safer) sex nicht an das heranreichte, was ihn gerade erfüllte. Nenn es Glück! Triumph! Ekstase! Freiheit!

Er flog! Zerschnitt die Luft wie ein Samuraischwert die Butter mit seinem durchsichtig-schimmernden Schuppenleib. Der Wind umstrich und umschmeichelte ihn, füllte seine Schwingen, die sich links und rechts von ihm wölbten wie Segel. Anders aber als auf der Yacht seines Vaters—der ihn genau einmal auf einen Segeltörn quer über den Lake Michigan mitgenommen hatte, um mit seinem Sohn "das Gespräch" zu führen—anders als damals wusste Harry jetzt ganz genau, was er tun musste. Ein leichtes Anspannen im rechten Flügel leitete eine sanfte Linkskurve ein, ein Drehen in den Wind gab etwas mehr Auftrieb, bei Seitenwind musste man die Abdrift einkalkulieren, jede Bö veränderte die Richtung des scheinbaren Windes, doch wenn Harry den Kopf an seinem langen Hals weit vorstreckte, spürte er das Auffrischen der Lüfte als erstes an der Nasenspitze und hatte noch genügend Zeit, die Spannung in den Flügeln anzupassen oder das Körpergewicht entsprechend zu verlagern...

Und der Blick über die Stadt! Die klare Luft! Die unendliche Weite! Ein heiserer Jubelschrei entfuhr seiner Kehle. Stundenlang hätte er soch weiterfliegen mögen!

Doch wenn dies ein Zauber war, so wusste Harry nicht, wie lange er andauern mochte. Im Geiste sah er sich schon vom Himmel plumpsen... Man bräuchte einen zweiten Zauber für diesen Fall, überlegte er sich, der einen sanft wie eine Feder zu Boden schweben ließe, und nicht wie ein Brathähnchen abstürzen! Der Wortlaut dazu kam ihm auch sofort in den Sinn. Lapsus plumae. (Zu irgendwas musste das Latein ja gut sein, dass er als Junge hatte pauken müssen...) Aber jetzt musste er sich erst einmal einen Platz zum Landen suchen.

Er wandte sich also der Bibliothek zu, von wo aus er gestartet war, nur um festzustellen, dass das Gebäude gänzlich in einen schwarzen Nebel gehüllt war, der ölig glänzte und zähflüssig wie Teer war—so entdeckte Harry zu seinem Horror, als er hineinflog.

Mitten im Flug jäh gebremst, hing Harry zappelnd in der Luft wie eine Fliege im Honigglas. (Wenn man es Luft nennen wollte—zumindest atmen konnte er noch.) Außerdem war es stockfinster, dunkler noch als die schwärzeste Nacht. Das seltsamste aber war die Temperatur: Körpertemperatur. Überhaupt fühlte der Nebel sich wie Haut auf seiner Haut an und das leichte Wabern war wie das Heben und Senken eines Brustkorbs durch lebendigen Atem.

Der Nebel lebte! Er, Harry, steckte in einer lebendige Masse fest. Trotzdem fühlte es sich an, als wäre der Nebel in ihn eingedrungen statt andersherum, als würde er durch Nase, Ohren und die fest zusammengepressten Lippen in Harrys Leib eindringen, wie bitteres Gift lag er ihm auf der Zunge, brannte in seiner Nase, in seinem Rachen, alles dort stach wie von tausend Nadeln, dann wurde es langsam taub, bis Harry kaum noch schlucken konnte, kaum noch Luft bekam. Nebenbei fiel ihm auf, dass er kein Drache mehr war, sondern wieder ganz Mensch, dass er mit Armen und Beinen in dieser Masse herumruderte wie ein Schwimmer in einem Schlammloch...

So kämpfte er sich mühsam vor, Zoll für Zoll, Richtung Bibliothek, die hier irgendwo mittendrin sein musste, ein so riesiges Gebäude würde Harry ja wohl kaum verfehlen können. Endlich hörte er Stimmen nicht allzu weit entfernt. Sie klangen verzerrt, sodass er nicht hätte sagen können, wer dort sprach, doch gaben sie ihm neuen Mut. Der Nebel schien lichter zu werden, weniger klebrig.

Dann, ganz plötzlich, war Harry hindurch und bekam auch wieder Luft. Neben ihm redete eine Frau, deren Stimme er nicht kannte. Er blinzelte.

Doch halt, das ist doch die Frau, auf die Rubin uns gerade aufmerksam gemacht hat. Die, die noch nicht gesagt hat, ob sie für oder gegen uns ist. Wie war doch gleich der Name? Kara. Genau. Aber warum knie ich denn vor ihr auf dem Boden? Und wovon redet sie schon die ganze Zeit? Irgendwas seltsames von wegen Theater spielen und Charakterisierung und von meinem Körper hat sie's auch. Warte mal, ich habe mich doch gerade nicht wirklich in einen Drachen verwandelt und einen Rundflug über die Stadt gemacht, oder? Das war doch bloß ein Traum? Ach, müssen denn alle auf einmal reden, da dreht sich einem ja der Kopf! Mit wem diskutiert unsere Fee da gerade? Richtig böse klingt sein Stimmchen. Und Henry reißt an meiner Hand und betet laut. Und was hat die Frau da eben mit Kampf gemeint? Was für'n Kampf? Moment, richtig, da war doch was. Dieser Andhaka oder Asura oder Markent i'Tayani, der hat doch... und dann hat er... und dann...

"Feuer!" rief Harry entsetzt und sprang auf die Füße. "Feuer! Schnell raus hier! Wo ist denn der freche Kerl hin, hat das jemand gesehen?"[1]
 1. Nachtrag zum Geschehen der letzten 66 Minuten (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8227.msg973934#msg973934)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 22.06.2015, 20:46:39
"Wir sprechen uns wieder, Dämon." Die Damaranerin konzentrierte sich jetzt voll und ganz auf Harry. Der Feind hörte schließlich mit. Mit sanfter Stimme sprach Kara Harry an, sie war ganz verändert im Vergleich zu vorher. "Beruhigt Euch bitte Harry! Wir wollen doch nicht unnötig auffallen. Er seid jetzt woanders. Ihr wart nicht Ihr selbst. Ihr wisst sicherlich, was ich damit sagen will."

Dann wandte sich Kara vor allem an den Rest, auch wenn sie Jurij am längsten anschaute: "Ich weiß, das könnte auch ein Trick sein, aber wir sollten nicht zu paranoid sein, sonst könnten wir streng genommen immer nur schweigend da sitzen und nichts mehr sagen. Die vergangenen Ereignisse sollte man sich gut einprägen. Harry hat 'Feuer!' gerufen, wir sollten also später die Sache genauer besprechen." 

 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.06.2015, 04:02:16
Jurij holte tief Luft. Nicht nur Harry oder sein Dämon oder wer er auch immer jetzt im Moment war konnte sich nicht an den Plan halten, sondern auch Kara. Ihre Anspielungen waren am deutlichsten. Wenigstens Rillfarsells und Henrys Worte waren da mehrdeutiger. Aber egal. Mehr Aufmerksamkeit als sie jetzt schon hatten, konnten sie kaum mehr bekommen.

Kopfschüttelnd wendete sich Jurij als ab und ging. Erst draußen vor dem Tor der Gerichtswache wartete er auf die Anderen. Schließlich war der Plan ohne sie nicht durchzuführen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.06.2015, 06:19:02
Kurz nachdem Harry "Feuer" gerufen hatte, kamen zwei Männer der Gerichtswache herbeigerannt, und sahen sich besorgt im Raum um. Die Besorgnis schlug schnell in leichte Verärgerung um, als sie sahen, dass es gar nicht brannte.

"Betrachtet das als erste Verwarnung", erklärte der größere der beiden Männer. "Noch so ein Scherz, und ihr bezahlt eine Geldbuße."

Der andere Soldat sah sich kurz um, und merkte, dass Jurij nicht mehr da war. "Ihr habt alles, was ihr brauchtet, oder? Dann möchte ich euch jetzt bitten, zu gehen", forderte er die Gefährten mit Nachdruck auf.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.06.2015, 13:19:47
Kaum war Harry aufgesprungen, da fielen ihm mehrere Dinge auf. Zunächst einmal, dass es hier nirgendwo brannte. Zweitens, dass er nicht wusste, wo er war. Das Zimmer, in dem sie sich befanden, schien eine Art Warteraum zu sein, in dem zurzeit—außer offenbar ihnen selbst—aber niemand wartete. Karas Erläuterung hätte es da gar nicht mehr bedurft: Harry begriff selbst, was geschehen sein musste. Was er nicht sofort begriff: warum? In Brückenstadt war es ihm so ergangen, als eine Schlägerbande ihn bewusstlos geprügelt hatte—da hatte Lasciel übernehmen müssen, um sie beide zu retten. Aber was war hier passiert? Es musste der Rauch gewesen sein. Das Feuer hatte sich ja rasend schnell verbreitet und alle Luft verbraucht, da musste er das Bewusstsein verloren haben. Den anderen war es dann wohl ähnlich ergangen, schließlich war man ja beisammen gewesen. Auch Karas Worte deuteten in diese Richtung: Ihr wart nicht Ihr selbst. Allem Anschein nach waren die anderen früher als er zu sich gekommen und hatten sich bereits orientieren können. Herrje, wo mochten sie bloß aufgewacht sein, wenn ihre Dämonen sie hierher gebracht hatten?[1]

Doch da steckten zwei Männer ihre Köpfe zur Tür herein, die Harry unschwer als Stadtwachen identifizierte. Und Jurij zog in aller Eile von dannen, als genierte er sich für Harry und wollte klarstellen: ich gehöre aber nicht dazu! Moment mal, hieß das, man war auf der Stadtwache? Und er hatte gerade laut "Feuer" gerufen?

Er räusperte sich und blickte verlegen. "Verzeihung", sagte er zu den beiden. "Ich muss beim Warten eingenickt sein. Dabei hab ich wohl geträumt, wir wären noch in der brennenden Bibliothek. Derartige Scherze kämen mir niemals in den Sinn! Schon gar nicht, nachdem ich selbst gerade mit Mühe einer Flammenhölle entronnen bin."[2]
 1. Perception = 19; Profession (P.I.) = 26
 2. Bluff = 23; der Profession-Wurf könnte aber auch nützlich sein: Harry hat automatisch seine Polizei-Beruhigungshaltung + Tonfall drauf.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 23.06.2015, 18:56:34
Henry blickte von Harry auf und ohne seinen Händedruck zu lösen, sagte er zu den Wachen: "Einen kleinen Moment noch, bitte."

Als die beiden gegangen waren, sprach Henry noch einmal das offensichtliche aus: "Harry, Du bist eingeschlafen und der Dämon hat die Kontrolle übernommen." Seine Stimme war ruhig, aber das Gesicht zeigte einen leicht gequälten Ausdruck. "Ich habe es erst sehr spät gemerkt, eigentliche erst als der Dämon es offen ausgesprochen hatte. Aria hatte es als erstes gemerkt und ich habe ihr nicht geglaubt. Ich dachte schlicht, dass Du etwas verwirrt und überfordert bist, so wie... es oft der Fall ist."

"Du musst dagegen ankämpfen. Du musst Ihnen etwas entgegensetzen, eigentlich alles, was Du hast und noch mehr. Das Böse darf nicht siegen." Damit löste Henry den Händedruck und sah seinen Freund prüfend an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.06.2015, 19:32:11
Draußen lehnte Jurij derweil an der Wand des Wachgebäudes und unterhielt sich mit den Torwachen über dies und das. Er erkundigte sich nach ihrem Befinden und wie die Schicht wohl sei. Also nichts besonderes, einfaches Gerede um die Zeit tot zu Schlagend während er auf die anderen wartete.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.06.2015, 19:42:16
"Wie meinst du das, du hättest es erst sehr spät gemerkt?" fragte Harry. "Euch allen muss es doch genauso ergangen sein, wir waren doch beisammen! Warum sollte mir als einzigem vor lauter Rauch die Luft wegbleiben? Und was redest du da: ich müsse bloß dagegen ankämpfen. Entweder man bekommt Luft oder man bekommt keine."

Er tat ein paar verwirrte Schritte zur Tür hin, als wolle er Jurij folgen, dann hielt er noch einmal inne.

"Überhaupt, was willst du damit sagen: verwirrt und überfordert wie so oft? Wechseln wir uns darin nicht wunderbar ab: mal läufst du gackernd und flügelschlagend im Kreis herum wie ein Huhn, das vom Hahn verfolgt wird, mal ich?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 24.06.2015, 06:04:54
Die Wachen nahmen Harrys Entschuldigung - wenig glücklich - an, und ließen die Gefährten auf Henrys Bitte hin schließlich allein. So konnten sie noch ein wenig in Ruhe reden, bevor sie sich schließlich auf den Weg nach draußen zu Jurij machten.

Die Straßen waren zwar nicht gerade leer, aber auch nicht so überfüllt, dass sie mit ein wenig Aufmerksamkeit nicht reden konnten, ohne belauscht zu werden.[1]
 1. Heißt konkret, ihr könnt euch auf den Weg machen, dabei aber gern weiter reden, ohne von Passanten belauscht zu werden. Das hilft euch allerdings nicht, sollte die Tenderol-NSA euch abhören  :P
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 24.06.2015, 13:46:27
Henry schlenderte mit Harry die Straße entlang, ohne eine bestimmte Richtung vorzugeben. Er überließ es Jurij, de"Nein, uns war es nicht so ergangen. Wir sind aus der Bibliothek gerannt und merkten dann, dass Du fehltest. Als ich zurück wollte, um Dich zu suchen, haben mich die Wachen abgehalten. Im nächsten Moment sprangst Du aus dem Fenster, so wie dieser Spinnenmann im Fernsehen."

"Und ja, es ist richtig, dass ich in letzter Zeit auch des öfteren verwirrt und überfordert war. Aber ich habe niemals gegackert und mit den Flügeln geschlagen. Ich werde dann eigentlich sehr still und will es mit mir allein ausmachen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.06.2015, 14:34:17
"Ja wie," sagte Harry. "Ihr habt mich in der brennenden Bibliothek zurückgelassen? Kein Wunder musste meine Dame die Sache in die Hand nehmen! Ja, und was dann? Dann seid ihr die ganze Zeit—wie lang ist's überhaupt her?—mit ihr durch die Gegend geschlendert in schönster Eintracht? Das kann ja wohl nicht sein. Also ist sie allein losgezogen und ihr seid hinterher? Oder wie habt ihr mich sonst gefunden? Kommt, jetzt lasst euch nicht alles aus der Nase ziehen! Was hab ich verpasst? Sie ist jetzt unsere Freundin?" Er nickte Richtung Kara. "Und wo müssen wir so eilig hin?"[1]

Verwirrt sah Harry von Henry zu Rillfarsell zu Kara und auch zu Jurij, der sie so eilig irgendwohin zu führen schien, dass sie kaum hinterher kamen, und der Harrys fragenden Blick denn wohl auch nicht sah, außer, er hätte Augen am Hinterkopf.

"Aber es stimmt, Henry, bei dir mache ich mir immer Sorgen, wenn du ganz still wirst. Dagegen hast du mich in einer richtigen Panik noch gar nicht erlebt, dann schrei ich nämlich nur noch: 'Beam me up, Scotty! Now!'"
 1. @ Meister: eine Frage, s. hier (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8216.msg974321#msg974321)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 24.06.2015, 15:01:07
"Was heißt hier zurückgelassen? Du warst plötzlich verschwunden und wir dachten, dass Du einfach schneller warst als wir. Und als Du draußen nicht aufzufinden warst, wollte ich zurück und Dich suchen, wie schon gesagt. In der Bibliothek scheint dann der Teufel von Dir Besitz ergriffen zu haben. Unglücklicherweise heißt das dann auch, dass er über unsere Pläne Bescheid weiß. Und Du weißt davon nichts. Jurij oder Kara sollen es Dir erklären, denn mir selbst klingt das auch noch ziemlich seltsam. Es hat etwas mit uralten Drachen zu tun und so."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.06.2015, 15:11:44
"Nun ja, ich muss ja wohl das Bewusstsein verloren haben, sonst hätte die... Verwechslung ja schließlich nicht passieren können."

Dennoch wandte er sich jetzt auch explizit an die anderen drei. "Jurij? Kara? Rillfarsell? Irgendwer?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 25.06.2015, 14:34:19
Rillfarsell wirkt nachdenklich, als Harry sich jetzt anscheinend wieder unter Kontrolle hat. Oder ist es ein weiterer Versuch seines Dämons, sie in die Irre zu führen? Das Feenwesen kennt diesen Menschen einfach zu kurz, um ihn oder sein Verhalten einschätzen zu können.
Aber wie es selbst gerade gesagt hat, solche Gedanken sind kontraproduktiv.
Stattdessen macht es sich daran, die Moral hoffentlich wieder ein wenig zu stärken.
"Ich bin nicht sehr groß, deshalb habe ich kaum etwas von dem Rauch eingeatmet. Und unter Henrys Umhang hab ich fast gar nicht atmen können.", piepst es dann fröhlich eine kleine Neckerei.
"Aber ich sehe auch wenig Schlimmes daran, daß dein Gast für einige Zeit unter uns war. Unsere Gedanken können sie sowieso lesen, also wird keine Besprechung, die wir führen, ihnen verborgen bleiben. Und das sollten wir als Vorteil sehen. Denn je mehr sie unsere Vorhaben fürchten, desto mehr werden sie dagegen vorgehen. Wenn wir also merken, daß sie nichts gegen uns tun, dann sind wir auf der falschen Spur."
Rillfarsell konnte nur hoffen, daß den anderen nicht der kleine Logikfehler in seiner Ausführung auffiel.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 25.06.2015, 18:34:55
Für Jurij, der missmutig und mit zügigen Schritten voran ging, vertiefte nur kurz seine Gedanken über Harrys Dämon und das Auftreten, was nun offensichtlich länger angehalten hatte als der Dämon aussehen lassen wollte. Nun, das kam halt raus, wenn zwei sich den Körper teilten und weder der eine noch der Andere zur gleichen Zeit den Körper steuern konnte. Aber Rillfarsell hatte auf jeden Fall wahre Worte gesprochen. Es machte nichts aus, wenn der Dämon offen agierte, denn die Dämonen wussten ja was sie machten und dachten.

Tief holte er Luft und ließ die Gruppe um Harry näher kommen, um auf Harrys Aufforderung zu reagieren. „In der Bibliothek habe ich dich geweckt. Dass du da nicht ganz bei dir wahrst, ist nicht aufgefallen, denn heldenmütig hast du dich aufgemacht nach weiteren Opfern des Feuers zu suchen. Hast auch welche gefunden. Dann haben wir unser weiteres Vorgehen in einem Haus besprochen. Momentan sieht es so aus, dass wir einen dreitausend Jahre alten Drachen aufsuchen, ihn natürlich vorher fragen ob wir kommen dürfen und dann wohl heute Abend oder so mit einem Luftschiff zu ihm fliegen.“ recht nüchtern zählte Jurij dies auf. Schließlich waren es vollendete Tatsachen. „Ach und wir sind für den Drachen Wissenssucher, Geschichtsinteressierte. Bis wir eine Antwort haben und los können, kümmern wir uns um meine Probleme.“ Es war offensichtlich, dass Jurij weder das Wort besessen noch Dämon in den Mund nehmen wollte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 25.06.2015, 22:18:09
Nach Jurijs Zusammenfassung, die ebenso knapp wie kryptisch war, schritt Harry eine ganze Weile lang schweigend hinterdrein. Er hatte nichts davon verstanden außer dem einen: Jurij war mächtig stinkig auf ihn. Fast so stinkig wie gestern bei ihrem Zusammentreffen, als er noch dachte, Harry sei an allem schuld.

Aus Henrys Verhalten dagegen wurde Harry gar nicht schlau. Zwar klang der Freund nicht ganz so gereizt wie Jurij, aber ein wenig verschnupft schien er schon zu sein.

Wie distanziert er klingt! Ist er böse mit mir? 'Du musst dagegen ankämpfen... ihnen etwas entgegensetzen... das Böse darf nicht siegen...' Ja, glaubt der gute Henry etwa, ich hätte nicht gekämpft? Hätte das Böse einfach so siegen lassen, hätte ihm nicht alles entgegengestellt, was ich habe? Oder ist er enttäuscht, weil ich offenbar als einziger bei diesem Kampf versagt habe? Mich als derjenige erwiesen habe, der sich am leichtesten von "dem Bösen" beeinflussen lässt, am schnellsten unter dessen Ansturm wegknickt?

"Sie war also die ganze Zeit mit euch zusammen unterwegs, sagt ihr, aber keiner hat gemerkt, dass etwas nicht stimmte?" fragte er kleinlaut. Er sah Rillfarsell dabei an, der von allen die Sache am gelassensten zu nehmen schien. "Sie hat nichts gesagt oder getan, über das ihr euch wundern musstet?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.06.2015, 11:03:38
Das Schweigen, das Harrys Frage folgte, war genauso verlegen wie der Ton, in dem er sie gestellt hatte, oder vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Vielleicht hatte niemand sie gehört. Das war gut möglich, denn er hatte nicht sonderlich laut gesprochen und man überquerte gerade einen lauten kleinen Platz, auf dem sich eine Vielzahl an Volk drängte. Marktweiber priesen die Waren in ihren Handkarren oder Bauchläden an, Kunden feilschten mit ihnen, die Händler der anliegenden Geschäfte hatten ebenfalls Auslagen auf Tischen vor ihren Läden aufgestellt und krakeelten mit den Weibern um die Wette, während Zeitungsjungen, in der Hoffnung ihre Blätter loszuwerden, sich die Kehlen heiser schrieen mit der nicht mehr ganz so frischen Neuigkeit: Kommt jetzt der Krieg? Beim Brunnen aber, den Harry gerade passierte, hatte sich ein Mann aufgebaut und berichtete seiner Zuschauerschar von dem schrecklichen Brand in der Bibliothek.

Harry hielt kurz an, um zu lauschen, dann musste er sich aber schon sputen, um den anderen hinterherzukommen. Wenn Rillfarsell nicht immer mal wieder aufgeflattert wäre, um sich vor dem Gedränge in Sicherheit zu bringen, hätte Harry sie wahrscheinlich schon verloren.

Als Schlusslicht folgte er ihnen also still und ging dabei in Gedanken die Ereignisse in der Bibliothek noch einmal durch. Was der Marktschreier da gerade als "neueste Nachricht des Tages" verkauft hatte, stimmte nur in wenigen Bruchstücken mit Harrys Erinnerungen überein, welche, zugegeben, recht verschwommen waren. Das einzige, an das er sich in aller Deutlichkeit erinnerte, war seine Wut. Was hatte er sich über den Auftritt dieses frechen Andhaka geärgert! Und nicht nur er: Lasciel hatte sich ebenso sehr geärgert, wenn nicht noch mehr. Gemeinsam waren sie explodiert.

Dabei, erkannte Harry plötzlich, dabei sind wir "durcheinander" geraten, im wahrsten Wortsinn! Das folgende hat gar nichts mehr dazugetan. Ich habe das Bewusstsein gar nicht verloren! Ich habe mich gehen lassen, habe mich ganz von meiner Wut—und ihrer!—packen lassen, und schon hat sie mich vom Fahrersitz geschubst!

Und bei all dem hatte Harry tatsächlich noch geglaubt, er habe sich unter Kontrolle. Regelrecht stolz war er auf sich gewesen, wie ruhig seine Worte klangen, wie ruhig er zuvor Aria gebeten hatte, sich in Sicherheit zu bringen, damit der Kerl—falls er sich provozieren ließe—seinen Zorn darüber nicht an ihr austoben könne.

Oh Mann, Harry! Du müsstest von Berufs wegen doch eigentlich wissen—wie viele Fallgeschichten hast du zu dem Thema gelesen: hundert?—dass jeder Dämonenbeschwörer glaubt, die Kontrolle zu besitzen, wenn er dem Dämon Befehle erteilt und dieser sie ausführt—dabei täuscht der Dämon ihn von Anfang an! Und Lasciel, Jesus f---ing Christ, Lasciel hat die anderen alle getäuscht. Wie kann ich da hoffen, sie je zu durchschauen? Wie soll ich die Kontrolle erlangen oder behalten, wenn ich mir niemals sicher sein kann, ob sie mir nicht bloß vorgaukelt, ich säße am Steuer?

Unglücklich stolperte Harry den Kameraden hinterher.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 27.06.2015, 14:20:01
Rillfarsell hatte Harrys Frage zwar gehört, aber bisher nicht geantwortet. Es mußte erst einmal die Dinge im Kopf durchgehen, die seit dem Brand passiert waren und selbst überprüfen, ob ihm nicht etwas aufgefallen war. Zumindest jetzt im Nachhinein.
Schließlich kam es zu einer Antwort und schaute sich suchend nach Harry um. Diesen schien das Ganze mehr mitgenommen zu haben, als das Feenwesen erwartet hätte.
Es flog auf Kopfhöhe an Harry heran.
"Höre, Drachling. Ich möchte nicht, daß du dich grämst. Es ist nichts passiert, dessen du dich schämen müßtest.
Ich möchte auf deine Frage antworten und würde dir gerne sagen, daß mir natürlich eine Veränderung aufgefallen ist.
Aber dem ist leider nicht so. Und das aus einem einfachen Grund.
Wir kennen uns kaum. Ich weiß nicht, wie du sonst über gewisse Sachen wie zum Beispiel Magie denkst. Ich weiß nicht, wie du handelst, wenn du dich in einem brennenden Gebäude befindest.
Ich versuche mehr über euch zu erfahren, indem ich euch beobachte. Aber ich bin erst ganz am Anfang. Und gerade Menschen sind mir mit ihrer Vielfälltigkeit bisher schon immer ein Rätsel gewesen.
Den anderen mag es genauso gehen wie mir. Aber auch sie kenne ich bisher kaum."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.06.2015, 15:03:51
"Wie ich in der Situation handeln würde? Wahrscheinlich genau wie sie!" sagte Harry. "Verflucht, sie ist echt gut."

Er sah noch unglücklicher aus als vorher. Ein Detail aus Rillfarsells Rede hatte allerdings sein Interesse geweckt.

"Wieso, welche Meinungen über Magie hat sie denn geäußert?" Dann stutzte er. "Und seit wann nennt's du mich 'Drachling'?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 27.06.2015, 16:12:55
"Sie sagte, das Magie einen dazu bringt, immer mehr Macht ansammeln zu wollen. Das Magie etwas ...hm..eher Schlechtes ist."
Rillfarsell erzählte Harry, während sie weitergingen, von der Diskussion, die im Haus von Arias Bekanntem stattgefunden hatte.
Schliessen tat es dann mit der Bemerkung: "Und Drachling nenne ich dich, seit du uns erzählt hast, daß du von Drachen abstammst."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 27.06.2015, 18:46:30
"Macht ansammeln? Und Magie bringt einen dazu? Nun, da bräuchte man ja bloß die Familie meines Vaters zu betrachten und könnte meinen, ja, so ist es. Aber ich denke, der Grund dafür, dass die alle machtsüchtig sind, ist nicht ihre Magie, und nur zu einem geringen Teil ihr Erbe. Dazu gibt es viel zu viele Menschen, die genauso machtsüchtig sind, ohne einen Funken Magie zu besitzen.

Ich seh' das eher so: der menschliche Charakter—bei uns gibt es nur Menschen—ist ganz auf Sucht ausgelegt. Jeder ist nach irgendwas süchtig: Sex oder Drogen, Alkohol oder Glücksspiel, Shopping oder Körperkunst, oder er hat die Fresssucht, Geltungssucht oder Sammelsucht—oder seine ganze Leidenschaft ist es eben, Macht über seine Mitgeschöpfe auszuüben. Dabei kann Magie wohl helfen, aber sie ist nicht der Grund.

Wenn wir bei mir daheim trotzdem sagen, Magie habe ihren eigenen Kopf, so liegt das wohl daran, dass sie das Nicht-menschliche in uns ist—das fremde, unheimliche, unverständliche. Du, lieber Rillfarsell, bist eins mit deiner Magie, hast nur einen Instinkt, wir 'natürlichen Zauberer' fühlen zwei Naturen in uns, die im Widerstreit liegen, zwei Herzen, die in unserer Brust schlagen, zwei einander widersprechende Instinkte, die uns in Stresssituationen mal so, mal ganz anders reagieren lassen. Die zivilisierteren unter uns—die also nicht jedes ihrer Gelüste schamlos ausleben wollen wie manch ein Verwandter von mir—verbringen ihr Lebtag damit, die eine Hälfte ihres Wesens weitestgehend zu unterdrücken. Sie legen ihm einen Maulkorb an, nehmen ihn an die Kandare, wie auch immer man es ausdrücken will. Ich glaube allmählich, das kann nicht gesund sein. Um die eine, vermeintlich gefährlichere, tierhaftere Seite zu dominieren, muss die menschliche Seite ja auch ganz unschöne Methoden benutzen, muss sie ganz und gar rücksichtslos vorgehen, womit sie dann aber automatisch von ihrem moralischen Sockel fällt."


Er machte eine nachdenkliche Pause, bevor er—mehr zu sich als zu Rillfarsell sprechend—zu dem Schluss kam: "Ja, ich glaube, es ist besser, seine nicht-menschliche Natur zuzulassen, sie mit der menschlichen zu versöhnen. Ein Gleichgewicht finden. Darauf vertrauen, dass man genug Drache ist, um nicht nur dessen Kräfte zu besitzen, sondern diese auch handhaben zu können."

Er stockte und wurde ein wenig rot, doch gab er dann zu: "Ein bisschen Angst macht mir das schon noch, aber längst nicht mehr so viel wie noch vor kurzem."

Ein Grinsen breitete sich auf Harrys Gesicht aus, ungelogen von einem Ohr zum anderen, und er glaubte für einen Augenblick, doppelt so viele Zähne in seinem Mund zu spüren, wie er eigentlich besaß. Aleister lachte. Oder grinste zumindest. Oder kicherte vergnügt in sich hinein, während er mit einladender Geste auf sein Schlammloch wies. "Eine Verbrüderung", sagte der Drache. "Das schlag ich doch schon die ganze Zeit vor! Dann steht's doch gleich zwei gegen einen. Da soll deine Dame erst einmal mit fertig werden."

Harry ließ sich, nach kurzem Grummeln, zu Aleister ins Schlammbad gleiten.[1] "Schön", erwiderte er. "Dann sag mir doch gleich: war das echt, der Traum vom Fliegen vorhin? Kann ich das jetzt wirklich? Also, ich meine, können wir das jetzt? Wenn ja, hast du ein paar Tips für mich? Dass ich mich beim ersten Flugversuch nicht genauso dumm anstelle wie beim ersten Segeltörn." Aleister, der bei den ersten drei Fragen eifrig genickt hatte, beantwortete die letzte lapidar: "Frag doch die Fee."

"Rillfarsell, wenn mir je Flügel wachsen täten, gibst du mir dann Flugunterricht?"
 1. obfuscation = 22. Harry will, dass Lasciel die Sache mit dem Fliegen, also dass er meint, es schon zu können (s.u.), und seiner Akzeptanz der Drachennatur (s.o) nicht mitbekommt.
Erklärung (Anzeigen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 27.06.2015, 23:58:30
Kara lief nicht ganz vorne mit. Sie wollte Harry sagen was passiert ist, aber es war zu gefährlich das in der Öffentlichkeit zu tun. Ja, vielleicht hörte ihnen niemand so richtig zu und bekam bestenfalls Wortfetzen mit, aber man sollte sein Glück nicht überstrapazieren und gerade war Harry auch noch mit einer Unterhaltung beschäftigt. Doch die Zwischenzeit nutzte Kara, um die Geschichte wenigstens etwas zu verschleiern, Harry jedoch würde sie vermutlich trotzdem verstehen. Aber vor den Erzählungen an Harry schloss sie etwas zu Jurij auf, ihre Lippen näherten sich seinem Ohr und leise flüsterte sie ihm zu: "Was meint Ihr, soll ich vielleicht eine naive, verspielte Schlampe vortäuschen, die Euch begleitet? Wir haben irgendwie noch gar keine Rollen verteilt, vielleicht hätte das ein paar Vorteile gehabt. Aber seis drum. Wenn Ihr mit meiner Rolle einverstanden seid, nickt nur leicht."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 28.06.2015, 19:16:58
Jurij, der sich aus Harry Gespräch heraus hielt, neigte leicht den Kopf zu Kara um genau zu verstehen was sie sagte. Er nickte als Bestätigung. Die Frau wusste sich zu verstellen, da war er ungeschickter und so wie die Dame am Tag zuvor mit ihm geredet hatte, würde das wohl auch passen. Schlecht sah Kara zu dem nicht aus und sie konnte ihm sicher helfen. Doch welche Rollen sollten die anderen Übernehmen? Henry wirkte in seiner Rüstung wie ein Kämpfer. Aber nicht gerade wie ein Schläger einer Straßenbande, jedenfalls nicht so wie Jurij sich gerade so jemanden vorstellte. Da kam Harry dem schon näher. Was Rillfarsell anging, so viel ihm für die Fee nichts passendes ein. Doch sie sollten es absprechen. Kurz vor dem Haus bog er also in eine Seitengasse ab, schaute sich um ob jemand in der Nähe war und drehte sich zu den Anderen. Mit gesengter Stimme fragte er „Wir sind fast da, als was kommt ihr mit? Henry, Harry und Rillfarsell?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 28.06.2015, 19:29:48
"Ja, wozu sind wir überhaupt hier, zum trick or treating?" fragte Harry. "In dem Fall geh ich als Graf Dracula."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 29.06.2015, 13:37:10
"Harry, natürlich habe ich mich ein wenig über Dein Verhalten gewundert. Ich dachte, Du wärst einfach ein wenig hysterisch und durcheinander. Aber andererseits hast Du aus Deinen Filmen und Serien zitiert. Star Treck - oder war es Wars? - und ähnliche Dinge. Ich hatte keinen grund, Dir zu misstrauen, so lange Du von Deinen Leidenschaftene erzählst, Du verstehst? Dazu hat der Dämon in Dir von Deinen Wurzeln und Ängsten gesprochen. Warum hätte ich das bezweifeln sollen?", sagte Henry zu seinem Freund im Gehen.

In der Gasse, auf ihr Auftreten hin angesprochen, sah Henry an sich herunter und schüttelte den Kopf. "Ja, ich bin schon ein bunter Hund in dieser Stadt. In dieser Rüstung und mit diesem Schild würde man mir nicht einmal abkaufen, Zeitungsverkäufer oder Stadtwache zu sein. Dazu meine roten Haare. Hm... Meint Ihr, ich habe schon genug Aufsehen erregt, als dass man mein Gesicht kennen würde? In diesem Fall sollte ich vielleicht hier bleiben. Oder wir lassen uns eine geschickte..." Henry stutzte, "... ähm... Erklärung einfallen, warum ich dabei bin." Er blickte hilfesuchend zu Kara.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 29.06.2015, 22:21:05
"Wir schlagen dir den Kopf ab, dann könntest du als der kopflose Reiter der Apokalypse gehen", schlug Harry vor, noch ganz beim Hallowe'en Thema. Es hatte ihm immer noch keiner gesagt, was hier eigentlich besprochen und dann getan werden sollte.

Er war auch noch ein wenig abgelenkt. Was sagte Henry da, Lasciel hatte Star Wars zitiert? Von Harrys Leidenschaften und Ängsten erzählt? Verflucht, sie kannte ihn zu gut. Oder zumindest kannte Henry ihn nur drei Stunden länger als sie.

Wenn er tatsächlich meint, Lasciel hätte Star Trek zitiert, wo sie ihnen doch vergaukeln wollte, Harry zu sein, kennt er mich schlechter als sie! Interessieren würde es mich ja schon, wie akkurat sie das dargestellt hat mit meinen Leidenschaften und Ängsten, oder ob sie von vorn bis hinten geflunkert hat. Au Mann, wie soll ich das nur alles wieder klarstellen, was meine Dame da vielleicht durcheinander gebracht hat?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 30.06.2015, 11:13:33
"Das wäre nicht empfehlenswert.", murmelte Henry. "Ich würde es vermutlich nicht überleben."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 30.06.2015, 11:47:40
„Also keine guten Vorschläge von euch beiden.“ sagte Jurij nicht gerade Erfreud über die Scherzanlage der beiden Männer. So blickte er nun zu Kara und Rillfarsell, von den beiden erwartete er gerade mehr. „Wie sieht es mit euch aus? Vorschläge, besonders für auch für unsere beiden“ er wollte zuerst etwas anderes sagen doch dann entschied er sich für ein langgezogenes „Herren? Schließlich wollen wir ein entführtes Mädchen finden und stapfen dabei in die Höhle meines Löwen.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 30.06.2015, 15:06:55
Kurz antwortete Rillfarsell noch auf Harrys Frage.
"Oh, aber natürlich könnte ich das."
Und dann began schon die Planung für ihren "Überraschungsbesuch". Das Harry davon nichts wußte, war gar nicht so überraschend, dennoch hatte niemand daran gedacht ihn einzuweihen.
"Harry, wir wollen schauen, ob wir das Mädchen befreien. Dazu gehen wir jetzt zu der Bande, die Jurij Gast befehligt.", klärte es diesen auf.
"Ich selbst bin sehr klein und ein wenig im Tarnen geübt. So könnte ich vielleicht das Gebäude schon mal von außen auskundschaften.", schlug es vor.
Dann machte es sich Gedanken um eine eventuelle Tarnung.
"Ich könnte als "Haustier" durchgehen." Kurz schüttelte sich das Feenwesen, als im Gedanken von der kürzlichen Gefangenschaft wieder durch den Kopf gingen. Oder genauer was nach der Befreiung aus selbiger geschehen war.
"So wie Piraten einen Papagei auf der Schulter haben." Der Gedanke war wesentlich angenehmer und lustiger, weshalb es ein wenig piepsend kicherte.
"Aber ich weiß eh nicht, warum wir erklären sollten, wer was ist. Wenn du, Jurij, der Chef bist, dann solltest du dich nicht rechtfertigen müssen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 01.07.2015, 16:06:34
"Har har har", sagte Harry und setzte seinen Hut quer, damit dieser mehr wie ein maritimer Dreispitz wirkte. Doch beim Stichwort "Mädchen retten" wurde er sofort ernst.

"Hm, daheim, bei der Ausbildung im Familienbetrieb, wie ich so die verschiedenen Zweige durchging, fiel mein Talent bei der Schutzgelderpressung auf. Ich brauchte bloß die Arme zu verschränken und die Augen ein wenig zu verengen, und die Leute haben gekuscht." Er demonstrierte die Pose kurz.[1] "Andererseits wird Herr O. dafür seine passenden Kräfte schon haben, siehe Musiklehrer. Du kannst mich auch gern, wenn es überhaupt nötig werden sollte, als troubleshooter vorstellen, dafür wollte Opa Marcone mich ernsthaft gewinnen. Vollstrecker halt. Davon kann man nie genug haben."

Er zuckte mit den Achseln. "Das Problem sehe ich allerdings weniger in unseren Einzelrollen als vielmehr darin, dass wir ein so ungleicher Haufen sind und allein deshalb schon auffallen. Henry natürlich am meisten. Er sieht einfach so schrecklich rechtschaffen aus. Vielleicht sollten wir ihn als unseren 'Gefangenen' mitführen, à la Han Solo, Luke und Chewbacca? Du darfst auch Han Solo sein", sagte Harry zu Jurij. "Und Rill, wenn du ganz unbemerkt bleiben könntest, wäre das vielleicht tatsächlich am besten."
 1. Intimidate (take 10) = 20
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 02.07.2015, 06:22:09
Auf Harrys Anmerkungen hin, schaute das Feenwesen kurz verwirrt.
"Ich verstehe dich nicht ganz. Ist das der selbe Luke von vorhin?
Und ich bin nicht auf Auseinandersetzungen aus. Wenn es euch hilft, bleib ich auch einfach draußen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 02.07.2015, 12:23:51
"Nein, ich meinte nicht, dass du draußen bleiben musst, nur, dass du dich unbemerkt reinschleichen könntest, wenn möglich. Ob das möglich wäre, kann natürlich erst deine heimliche Erkundungsrunde zeigen. Ansonsten...", er blickte nachdenklich von einem zum anderen, "ja, ansonsten würde ich sagen, dass du auf Karas Schulter am besten aussähest."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 02.07.2015, 13:46:43
"Äh, Harry? Bist Du gerade Du selbst?", fragte Henry vorsichtshalber. "Du benimmst Dich gerade wieder so wirr und hysterisch und im Allgemeinen so wenig hilfreich."

"Es würde wahrscheinlich schon eine Menge helfen, würde ich meine Rüstung ausziehen und den Schild verstauen. Gegen meine roten Haare kann ich leider nichts tun. I'm an Irish soldier boy, wie es in dem Lied heißt. Also, was meint Ihr?"

"Und wenn wir dann drinnen sind und die Leute uns als die ihren erkennen, was machen wir dann?", fragte er schließlich noch.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 02.07.2015, 13:50:15
"Nenn mich noch einmal wirr und hysterisch und du kriegst eins auf deine irische Kartoffelnase", sagte Harry beleidigt. "Und nein, der Vorschlag war ernst gemeint. Chewbacca hatte er auch nicht gefallen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 02.07.2015, 14:00:12
"Dein Dämon mag es nicht, hysterisch genannt zu werden.", antwortete Henry ernst.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 02.07.2015, 20:20:33
Jurij blickte zu Kara. Was machten Henry und Harry da gerade? Er verstand es nicht. Seine Nervosität verschwand nicht im geringsten und schon wieder hatte jemand das Wort Dämon in den Mund genommen. „Also mal ehrlich. Rote Haare sind nichts außergewöhnliches. Selten ja aber warum sollten sie hier mehr auffallen als anders wo? Noch dazu zeigt die Rüstung eher, dass du mehr im Kampf kannst als die meisten Bürger des Landes. Denn abgesehen von der Armee und der Gerichtswache ist es hier ja friedlich. Als Schläger wärst also mehr als geeignet. Vielleicht auch als jemand für spezielle Aufträge.“ Sein blick ging von Henry zu Harry. „Was dich Harry angeht, so bist du als Erpresser gekauft. Kann auch ja auch als Freunde vorstellen, halt mit euren eigenen Fähigkeiten. Wenn ihr also nichts dagegen habt als geübter Krieger und Erpresser aufzuschlagen, lasst und los machen.“ Kurz schwieg er bevor er sich an die Fee wendete. „Rillfarsell, die Idee dass du die ganze Zeit versteckt bist, gefällt mir. Du könntest alles auskundschaften, das Mädchen finden und uns warnen falls es Ärger geben wird. Kara jedenfalls weiß schon ihre Rolle.“ Bei den letzten Worten konnte der junge Mann kein freches Grinsen unterdrücken. Ihm gefiel ihre Idee und mal sehen wie es bei den Wölfen ankam. Am Ende würde sie ihm vielleicht auch Hinweise geben können, wie er seine Rolle gerechter spielen könnte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 02.07.2015, 21:40:26
"Ich mag das auch nicht", sagte Harry zu Henry. "Es ist ja eigentlich auch nicht nett, jemanden so zu nennen. Aber wenn das eine Fangfrage war: ich wüsste nicht, was ich dir sagen könnte, um zu beweisen, dass ich 'ich' bin. Du kennst mich bloß drei Stunden länger als sie, und was in der Zeit passiert ist, kann ihr zudem die Schwester erzählen."

Er überlegte kurz, wurde etwas rot dabei, doch schließlich rang er sich doch durch. "Es war die Wut, glaube ich. Weil ich mich so sagenhaft über den frechen Kerl aufgeregt habe, und sie genauso, und dann bin ich auf ihn los bin, und sie auch, gemeinsam quasi, wenn du verstehst, was ich damit sagen will, und dabei kamen wir ein wenig durcheinander. Hm, ja, so genau weiß ich's nicht, es überschnitt sich ja mit der anderen Sache."

Dann nickte er Jurij zu. "Richtig so, Mann! Du bist der Anführer. Sag uns einfach, was Sache ist. Das ist hier schließlich keine Demokratie, wo jeder das Maul aufreißen kann. Du gibst den Ton an."

Sein Blick glitt zurück zu Henry. Er runzelte die Stirn, als ihm etwas klar wurde.[1] Er öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Endlich sagte er: "Schon gut, Henry. Sie ist ziemlich clever. Du hast dir nichts vorzuwerfen." Etwas leiser (und mehr in Jurijs Richtung als in Henrys) fügte er hinzu: "Aber mir bitte auch nicht."
 1. profession (P.I.) = 23  :-P
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 06.07.2015, 14:25:09
Henrys Blick wechselte zwischen Skepsis und Bestätigung. Schließlich aber nickte er Harry nur zu. "Nun gut, dann glaube ich es für den Moment einmal. Aber was Du sagtest ist ein guter Hinweis. Die christliche Tradition kennt sieben Todsünden. Der Jähzorn ist eine der Todsünden. Dabei ist der Begriff Todsünde missverständlich, denn nicht der Jähzorn selbst ist es, der Dich ins Verderben stürzt. Vielmehr ist es so, dass der Jähzorn ein Einfallstor ist für alle anderen Übel und Sünden. Darum meine ich auch, dass Du gegen das Böse ankämpfen musst. Denn der Dämon in Dir reizt Dich zuerst zum Jähzorn und stürzt Dich zuletzt ins Verderben."

Dann wandte er sich wieder der Gruppe zu. "Aber nun zu unserem Plan. Harry hat Recht, wenn er sagt, dass wir hier keine Demokratie brauchen. Ich habe den Gewinn dieser Idee ohnehin nie verstanden. Vielmehr brauchen wir einen, der uns anführt. Und da Du, Jurij, am meisten über diese Vereinigung weist, solltest Du uns anführen. Du oder auch Kara."

"Nun gut, wenn Du meinst, Du kannst mich da als Gefangenen oder als Kontaktmann aus Weit-Weit-Weg vorstellen, dann ist das okay für mich. Zumindestens kann ich dann meine Rüstung anbehalten und bin gewappnet für den Fall der Fälle. Wegen mir können wir aufbrechen. Ich werde mich im Hintergrund halten. Gib uns ein Zeichen, wenn wir losschlagen oder uns zurückziehen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 12.07.2015, 12:52:46
Kara überlegte eine Weile. Es dauerte etwas bis sie sich eine endgültige Meinung bildete. Schließlich sagte sie: "Ich denke nicht, dass wir mit Henry ein Problem haben als stiller Leibwächter von weit-weg. Unser wertes Feenwesen kann auch so etwas wie ein Vertrauter von Harry sein. Aber wir haben ganz andere Probleme. Solche Banden haben meist spezielle Losungen und/oder Klopfzeichen an der Tür. Von beidem wissen wir ja nichts. Das ist nicht so gut, selbst wenn wir hier den Chef der Organisation bei uns hätten.

Mit dem Chef oder zumindest einem hohen Tier der Organisation sind wir im Vorfeld bestimmt schon aufgefallen. Zumindest ich habe meine Rolle noch nicht gut genug im Vorfeld gespielt. Vielleicht ist auch ein Treffen tagsüber unüblich, wer weiß.

Um einem anderen außerdem etwas vorzuspielen, muss man vorher Wissen ansammeln, zumindest irgendwie ein bisschen. Das haben wir nicht. Ich denke, wir haben eine schwierige Aufgabe vor uns; hoffentlich wird alles gut. Also los, verlassen wir uns einfach auf unser Glück."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 12.07.2015, 17:05:06
Das waren alles gute Einwände, die Kara da vorbrachte—offenbar kannte sie sich ähnlich intim mit solchen Dingen aus wie Harry—außerdem kam ihm da noch ein Gedanke, der ihm zuerst paranoid, bei näherem Betrachten aber umso naheliegender erschien, dass er sich bald wunderte, warum Kara ihn erst darauf hatte stoßen müssen:

"Vielleicht hat Freund O. auch genaue Anweisungen hinterlassen, was geschehen soll, wenn er tagsüber hier auftaucht. Also, zumindest seinen Vertrauten. Bei uns hießen die Leutnants. Na ja, in dem Fall, wird er wohl kaum befohlen habe, uns umzubringen. Ich tät auch sagen: versuchen wir einfach unser Glück."

Harry runzelte die Stirn. Etwas hatte er nicht verstanden. "Wieso sollte ich Rillfarsell als meinen Leutnant ausgeben? Nur Bosse haben sowas. Ich müsste ja sonst aus einer anderen Bande kommen und das täte zu viele Fragen aufwerfen. Er könnte sich also höchstens als Jurijs Vertrauter ausgeben, aber ich denke, auch das täte er besser nicht. Wer weiß, zu welch Eifersüchteleien das führen könnte."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 12.07.2015, 17:29:13
Schließlich machte sich die kleine Gruppe auf den Weg, in die "Höhle des Löwen" oder genauer gesagt der Wölfe. Es war ein Risiko, aber Harry hatte Recht: Obayifo würde kaum zulassen, dass seinem Wirt oder dessen Begleitern etwas zustoßen würde. Nun, zumindest hofften sie das Beste.

Das Gebäude, in dem die Wölfe ihr Quartier aufgeschlagen hatten, machte nach außen den Eindruck einer Weinkelterei. Ein gusseiserner Zaun umgab das Grundstück, mit spitzen Enden nach oben hin, während das Tor mit kunstvoll geschmiedeten Weinranken verziert war. Neben dem Haupthaus, groß genug für eine ganze Räuberbande, gab es einen Schuppen und eine kleine Stallung. Eine Kutsche stand vor dem Eingang, die Pferde waren aber vermutlich noch in ihrem Stall.

Der Boden war mit grauem Kies bestreut, eher funktional als ästhetisch, und auch das Gebäude selbst war, obwohl es etwas altehrwürdiges an sich hatte, weder besonders verziert noch eine architektonische Besonderheit. Die weißen Fensterläden waren allesamt verschlossen, ebenso wie die weißen Türen des Haupthauses. Personen waren keine zu sehen, lediglich einige Singvögel auf dem Dach des Schuppens.

Zwischen Tor und Haupthaus lagen gute sieben Meter. Jurij griff nach der Schnur am Tor, die die darüber hängende Klingel betätigte. Es dauerte einen Moment, bis sich die Tür des Haupthauses öffnete und zwei mit Schwertern und Lederwams ausgestattete Männer nach draußen bewegten. Zuerst beäugten sie die Gruppe mißtrauisch, als ihr Blick aber auf Jurij fiel, strafften sie sich und liefen schnell zum Tor.

Rillfarsell hatte sich, nachdem er wie besprochen einen Unsichtbarkeitszauber erhalten hatte, alleine in das Gebäude vorgeschlichen, um die Lage zu erkunden. Der Rest der Gruppe musste sich nun mit den beiden Männern auseinandersetzen, die auf sie zukamen.[1]

"Oba! Wer sind deine Begleiter?" Der Mann, der Jurij angesprochen hatte, war gute vierzig Jahre alt, hatte schlecht geschnittene, kurze blonde Haare und einen Dreitagebart. Er überragte Jurij um einen Kopf, und war kräftig gebaut - dennoch schien er durch Jurijs Anwesenheit nervös zu sein. Das Tor allerdings öffnete er noch nicht.
 1. Anpassung nach Absprache, da Rillfarsell ins Gebäude vorschleichen sollte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 13.07.2015, 12:49:21
Innerlich rief sich sie Jruij die ganze Zeit zur Konzentration. Jetzt ging es los und Kara hatte einige Punkte angesprochen, welche wichtig waren. Ihm fiel auch erst jetzt auf, dass er seinen Begleitern gar nicht gesagt hatte, dass er ein Passwort hatte. Aber egal, sie würden es ja gleich sehen.

Als sich die Tür zum Quatier der Wölfe öffnete, strafft sich Jurij. Er fühlte sich gerade wie in einer Kampfsituation. Also musterte er die beiden Männer bevor er antwortete. „Alte bekannte.“ antwortete er. Seine Stimme war durch die Anspannung harsch. „Läßt du uns rein oder muss ich hier draußen erklären wer wer er ist?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 13.07.2015, 13:39:00
Harry, zwei Schritt hinter Jurij, wiederholte seine Demonstration von vorhin, indem er die Arme verschränkte und die Augen verengte und sich ein wenig breitbeiniger positionierte. Auch den Mantel rückte er unauffällig so zurecht, dass seine Smith & Wesson für eine beeindruckende Ausbuchtung sorgte—to let them know I'm packing.[1] Damit sollte klar genug sein, wer er war.

Dass er den beiden nicht drohte, sondern nur ein kleines Routinestückchen seiner Arbeit vorführte, sollte dabei eigentlich auch klar sein.
 1. Intimidate (take 10) = 20
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.07.2015, 06:54:30
Nervös sah der Mann von Jurij zu Harry, dann zu seinem mittlerweile auch nervösen Kollegen. "Oba, du weißt, ich brauche die Losung für heute." Seine Hand wanderte zu seinem Schwertgriff, auch wenn ihm anzusehen war, dass er sein Schwert lieber nicht ziehen wollte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 14.07.2015, 10:33:07
„Guter Junge.“ erwiderte Jurij mit einem kurzen Lächeln über sich selbst. Er fragte sich wie er auf so etwas blödes gekommen war. Aber egal, schließlich waren Wölfe auch nur Hunde und in der Du-Form kam er um die Verlegenheit der Namen herum. Leicht beugte sich Jurij vor und flüsterte so laut, dass der Mann es hören konnte. „Die Nacht gehört den Göttern.“ Hoffentlich war es das richtige Passwort. Jurij musste einfach daran glauben, fest und klar. Denn noch merkte er, wie ihm ein eisklater Schauer über den Rücken lief.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.07.2015, 13:57:59
Sichtlich erleichtert ließ der Schurke sein Schwert los, und lächelte Jurij zu. Dann sah er zu seinem Begleiter.

"Na mach schon, Gelin, lass ihn rein!"

Der Angesprochene nestelte sofort an einem Schlüsselbund, und eilte herbei, um das Tor aufzuschließen. Die erste Hürde war geschafft.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 14.07.2015, 16:18:33
Jurij lächelte zurück. Es hatte tatsächlich geklappt. Kaum zu glauben. Irgendwie war er erleichtert, dass die Informationen die Gerichtswache stimmten. In dem Augenblick kam ihm aber auch der Gedanke, dass die Wache dafür wohl nicht ungeschoren davon kommen wird. Als sich der Schlüssel im Schloss drehte, legte Jurij die Hand ans Tor. Mit leichtem Druck beschleunigte er das Öffnen der Tür. Schließlich was war Oba, warum nutzte er die Kurzform? Der stellvertretene Anführer, ein selbstbewusster Mann der wohl einiges unternahm um seine Ziele zu erreichen.

Drinne im Eingangsbereich, blickte er zu den beiden Männern. „Nun dann.“ begann er. „Das sind alte und neue Freunde. Wir haben ein paar gemeinsame Geschäfte am laufen und wie heißt es? Eine Hand wäscht die andere. Der da“ Jurij deutete auf Harry „kann gut mit Feuer. Kennt sich mit Magie aus. Hätt mich vor kurzen fast angesteckt.“ Bei diesem Worten deutet Jurij auf das nächstbeste Brandloch seines Gi. [1]Aber was soll das? Ihr könnt auch selber reden.“ Auffordernd blickte er zu Harry, Kara und den anderen beiden.
 1. Gestrichen nach Absprache: Und sein kleiner Freund die Fee ist auch nicht ohne.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 14.07.2015, 16:37:04
"Jimmy", sagte Harry. "Tudeski. Jimmy die Tulpe Tudeski[1]."

Innerlich krümmte er sich. Jurij lächelte zuviel. Und redete zuviel. Ob Obayifo auch so viel lächelte und redete?

Mit leicht fragendem Tonfall, in dem der Respekt den Anflug von Ungeduld bei weitem überwog, sagte er zu Jurij: "Das Geschäftliche zuerst. Wo können wir?" Ungestört reden, sollte das heißen.
 1. Henry kennt den Film (https://en.wikipedia.org/wiki/The_Whole_Nine_Yards_%28film%29).
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 14.07.2015, 17:28:39
Henry ging leicht versetzt hinter den anderen hinterher und schwieg. Er hatte sich entscheiden, den stillen und grimmigen Typen zu mimen. Eine Rolle, die ihm sicherlich am besten anstand. Außerdem war es ihm so möglich, zumindestens nicht tätig zu lügen.

Henry kniff leicht den Mund zusammen und versuchte unnahbar zu wirken. Ohne allzu neugierig erscheinen zu wollen, sah er sich flüchtig im Raum um, ob ihm etwas auffiel[1].

Die ganze Situation erschien ihm irgendwie seltsam und surreal und irgendwie so klischeehaft, dass er sich schon fragte, ob die anderen nicht auch ein Spiel spielten. Würde er Telepathie beherrschen, dann würde er Harry gerne gefragt haben, ob er ähnlich dachte. Sein Detektivgehirn arbeitete sicherlich auf Hochtouren.

Andererseits..., momentan überschattete sein Hang zur Selbstdarstellung etwas sein ansonsten hervorragendes analytisches Gespür, wie Henry mit einem Seitenblick feststellte. "Man könnte ihn in die Schwefelgruben führen, wenn man ihm nur sagte, es solle der Himmel sein. Er würde so sehr damit beschäftigt sein, einen Engel zu spielen, dass er die Hitze gar nicht merkte."
 1. Perception: 15
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 16.07.2015, 23:56:00
Gelin deutete in Richtung des Haupthauses. "Der Keller ist frei, Oba. Oder soll ich deinem Mädchen Bescheid geben, dass sie deine Privaträume für Gäste vorbereitet?"

Nachdem Jurij geantwortet hatte, wandte sich auch wieder das andere Bandenmitglied an ihn. "Der Boss will dich übrigens noch sprechen. Möglichst bald, hatte er gesagt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 18.07.2015, 20:27:57
Jurij lief ein Schauer über den Rücken. Der Chef der Wölfe wollte ihn sehen. Verdammt, was sollte er da machen? Sagen er sei zu beschäftigt? „Weißt du weswegen?“ war das erste was Jurij einfiel. Er spielte schließlich nur die zweite Geige und auch sein Gast würde wohl erst einmal nicht den Chef verärgern wollen. Jedenfalls dachte das Jurij. Er blickte zum Mann und fügte noch an. „Mein Zimmer wäre passend und einer von euch kann gleich mitkommen und mir einen Statusbericht geben.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 18.07.2015, 20:59:13
Gelin nickte. "Ich geb dem Mädchen Bescheid. Roca, du begleitest Oba." Dann sah er zu Jurijs Gefährten. "Ihr begleitet mich ins Haupthaus, und da wartet ihr im Eingangsbereich. Auch wenn ihr Obas Gäste seid, wenn ihr irgendeinen Unsinn anstellt, werdet ihr es bereuen, verstanden?"

Er sah die kleine Gruppe abschätzig an, dann wandte er sich ruckartig ab und machte sich auf den Weg zum Haupthaus.

Roca blieb neben Jurij stehen, noch immer ein wenig nervös. "Gäste, und dann noch tagsüber. Ziemlich ungewöhnlich für dich, Oba." Er deutete zu dem Schuppen. "Er ist unten. Keine Ahnung, was er will. Hat einen... Besucher."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.07.2015, 04:11:23
Gelin schwieg auf dem kurzen Weg ins Haus. Die Eingangshalle musste irgendwann prächtig gewesen sein: Holzvertäfelte Wände, die jedoch massive Spuren von Klingen aufwiesen, ein Kronleuchter, dem die Hälfte der Kerzenhalterungen fehlte (immerhin brachte er schwaches Licht in den ansonsten dunklen Raum) und eine nach oben und unten führende Treppe, in der sich der marmorne Schachbrettboden fortsetzte.

Eine Bank war recht verloren in der Mitte des ansonsten leeren Raums aufgestellt. "Hier warten. Ich bin gleich zurück."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.07.2015, 09:28:56
Roca geleitete Jurij in Richtung Schuppen. Er war angespannt, lächelte aber. "Es gibt übrigens gute Neuigkeiten. Dein Hinweis auf den Waffenschmied war richtig, natürlich. Heute Nacht bekommen wir die erste Lieferung. Richtige Handfeuerwaffen, so gut wie die von der Wache. Das wird ein Spaß."

Dann wurde er ernster. "Allerdings werden wir die vielleicht auch dringend brauchen. Die Gerüchte um den Krieg verdichten sich. Ein Informant meinte, dass eine der Banden, die an der Landesgrenze aktiv ist, sich dem neuen König von Tarzis unterworfen hat und jetzt in seinem Namen plündert und brandschatzt. Wenn das stimmt..." Er zuckte mit den Schultern. "So oder so, Krieg wäre wirklich schlecht fürs Geschäft."

Sie kamen an dem Schuppen an, und Roca holte einen Schlüsselbund hervor, um ein Vorhängeschloss an der Tür aufzuschließen. In dem Schuppen befand sich eine voll ausgestattete Kelterei - zumindest soweit Jurij als Laie das beurteilen konnte. Es roch nach Trauben und Alkohol, und weiteren Gerüchen, die Jurij nicht zuordnen konnte.
Roca ging allerdings geradewegs an all den Geräten und Bottichen vorbei, und steuerte auf einen schweren Eichenschreibtisch zu, auf dem diverse Bücher lagerten. Er drückte mit der Linken gegen eine der Schubladen, und mit dem rechten Fuß auf eine Steinplatte unterhalb des Tisches. Eine weitere Platte direkt daneben verschwand mit einem kurzen, kratzenden Geräusch und gab den Weg nach unten frei. Jurij konnte die Sprossen einer Leiter erkennen.

"Ich warte hier oben auf dich."
 
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 19.07.2015, 11:49:53
Der gewünschte Bericht war kurz aber nicht minder schwer. Wenn sich der Untergrund auf einen Krieg vorbereitete, war es mehr als Übel. Schließlich waren sie immer die ersten, die von solchen Bedrohungen erfuhren. Gut, die Bevölkerung befürchtete es auch schon langsam aber daran glauben. Mit einem Nicken bestätigte er die letzte Aussage von Roca. Ein Krieg war wirklich schlecht für jedwedes Geschäft. Aber sorgte sich sein Dämon etwa um seine Leute oder war es mehr um sie so stark zu machen um den kommenden Krieg zu überstehen.
Jurij kratzte sich am Kopf, als sie den Schuppen betraten. Mal sehen wie sich das ganze weiter entwickelte.

Der Geruch der Gärprozesse hing schwer in seiner Nase. Also tarnten sich die Wölfe als Weinkellerei. Dieser Gedankengang wurde bestätigt als Roca die Geheimtür öffnete. „Sehr gut. Na dann auf.“ sagte Jurij mehr um sich Mut zu machen und stieg hinunter zum Oberwolf. Was mochte ihn wohl dort erwarten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.07.2015, 12:28:52
Der Abstieg war breit genug, dass auch ein stämmiger Mensch hier herunter kommen konnte, dennoch löste er in Jurij ein seltsames Gefühl der Beklemmung aus. Vielleicht war es der seltsame Geruch, der sich so mit den Gerüchen der Kelterei vermischte, dass er ihn nicht mehr einordnen konnte, der aber trotzdem auf ihn wirkte. Vielleicht war es auch der Abstieg in einen düster wirkenden Raum, von dem er wusste, dass dort unten ein Mafiaboss auf ihn wartete. Was auch immer es war, Jurij konnte froh sein, dass Roca ihn beim Abstieg nicht beobachten konnte.

Der Raum, der ihn unten erwartete, war karg - und das war noch die charmante Umschreibung. Er war grob aus dem Fels gehauen, der sich hier offenbar unterhalb der ersten Erdschicht befand, kaum mehr als zwei mal zwei Meter groß und noch etwas niedriger. Die einzige Lichtquelle war die obere Öffnung, das einzige Möbelstück ein recht mitgenommen wirkender Holzstuhl.

Eine einzelne große Tür lag vor Jurij. Statt einer Klinke gab es ein Drehrad - es erinnerte ihn an einen modernen Banksafe, nur eben in einer mittelalterlichen Version: Aus schwerem dunklem Holz mit Eisenbeschlägen, das Drehrad selbst aus halb verrostetem Eisen. Auf dem Boden konnte Jurij eingetrocknete dunkle Flecken erkennen - mit etwas Glück nichts weiter als Rotwein, immerhin war oben eine Kelterei...
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 19.07.2015, 16:37:04
… und schließlich ist man ja nicht in einen der Mafiafilme. Da würde jetzt die Klappe oben zu gehen und Jurij sich kurz darauf gefesselt am Stuhl wiederfinden. Trotzdem überkam ihm ein eiskalter Schauer. Er fühlte sich nicht gerade wohl. Es klatschte als er sich mit den Händen auf die Wangen schlug. Innerlich rief er sich dazu auf, sich an das zu erinnern was er auf der Erde und der Reise bis hier gelernt hatte. Furcht, Angst war nützlich aber sie durfte nicht den Verstand übernehmen. Beide schärfen die Sinne, lassen Kleinigkeiten erkennen, doch nur mit klarem Geist konnte das Wahrgenommene richtig auslegen. Außerdem war Obayifo sicher nicht so.

Nun wieder etwas klarer schritt er auf die Tür zu und öffnete sie ohne weiter zu zögern.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 19.07.2015, 16:57:09
Das Rad ließ sich erstaunlich leicht bewegen. Die Tür war schwer, ließ sich aber nach einem ersten Ruck gut bewegen. Flackerndes Fackellicht drang aus dem Raum dahinter ein, während oben die geheime Tür zugemacht wurde.

Jurij öffnete die Tür ganz - und nun fühlte er sich tatsächlich wie in einem Mafiafilm.

Ein Mann, ein Halbork, wie er anhand der leicht grünlichen Haut und der leicht ausgeprägten Hauer vermutete, drehte sich gerade zu ihm um. Er trug eine deutlich zu weite dunkelgrüne Stoffhose, beschlagene Stiefel und ein weiß-rotes Hemd über einem Körper, für den "muskulös" eine schiere Untertreibung war. Erst nach einem Moment begriff Jurij, dass das kein rotes Muster war - sondern Blut.

Ein Stück hinter ihm in dem schmalen, aber langen Raum befand sich eine weitere Person. Eine Frau, deren blonde Haare ihr ins Gesicht hingen. Sie war mit den Händen an der Decke festgekettet, und auch ihre Füße waren mit Ketten am Boden gehalten. Ihre Kleidung - ein unachtsam aufgeschnittener Lederwams, darunter ein einfaches graues Hemd, und eine schwarze Lederhose, Schuhe oder Stiefel trug sie keine mehr - war mit noch deutlich mehr Blut versehen als das Hemd des Halborks.

Ihr Peiniger starrte mit finsterem Blick zur Tür - und als er Jurij erblickte, verwandelte sich seine Miene in ein breites Lächeln. "Obayifo! Mein Freund, mein Bruder im Geiste!" Er wandte sich erneut zu der Frau um, dann wieder zu Jurij. "Um diese Tageszeit? Willst du mitspielen? Oder sollen wir eine Pause einlegen, um uns in Ruhe zu unterhalten?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 19.07.2015, 23:32:19
Starr blieb Jurij einen Augenblick stehen. Er glaubte kaum was er da sah. Die Begrüßung vom Halbork passte so gar nicht zum Bild der gefolterten Frau. Er machte ein paar Schritte auf den Halbork zu. Wollte ihm im ersten Augenblick ein Paar Zähne ausschlagen und die Frau retten. Dann blieb er stehen, führ sich grob mit der rechten Hand durch die Haare. Er kannte seinen Gegner, den Halbork nicht, da wäre es das Dümmste ihn einfach anzugreifen. „Arr Verdammt.“ brummte er als Antwort und schüttelte dabei den Kopf. „Jetzt nicht. Das nächste Mal spiele ich mit.“ zum Glück hatte der Halbork etwas gefragt, über das sich wohl auch Obayifo ärgern könnte. „Hab keine Zeit. Bin hier mit ein paar alten Bekannten und förmlich auf den Sprung.“ Mit einer Kopfbewegung in Richtung Tür fügte er an. „Ja in Ruhe wäre gut, Roca meinte du willst mit mir reden?“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.07.2015, 00:13:07
Der Halbork nickte knapp. "Das können wir aber auch hier besprechen. Keine Sorge, meine Besucherin wird niemandem etwas erzählen." Und in diesem Moment begriff Jurij, woher diese Bande ihren Namen hatte. Das Grinsen, das auf dem Gesicht seines Gegenübers erschien, war wölfisch.

Er strich sich die blutigen Hände an der Hose ab. "Es geht um die Wache. Dass uns dieser Drecksack Bolton mit seinen Leuten bespitzelt, wissen wir ja schon länger. Aber jetzt steht ein Krieg bevor, und wenn du mich fragst, kommt der auch. Und ich habe die Befürchtung, dass die Torfköpfe in der Regierung der Ansicht sein könnten, es wäre besser, radikal gegen uns vorzugehen, damit man sich auf die Konflikte außen konzentrieren kann." Er spuckte verärgert aus. "Dieses verdammte Tarzis, macht uns nur Probleme."

Er ging die letzten paar Schritte auf Jurij zu und legte seine riesige rechte Pranke auf dessen Schulter. Ein Blick auf die vernarbte Hand des Mannes verriet ihm einiges. Er hatte solche Hände schon früher gesehen - bei jenen Kampfsportlern, die ins Extrem gingen. "Eisenfaust" hatte man das genannt. Ein spezielles Training, durch das man einerseits lernte, jeden Schmerz in der Hand zu ignorieren, und andererseits einen so harten Schlag entwickelte, das man selbst aus kurzer Entfernung Beton zerschlagen konnte - zumindest, wenn man es zur Meisterschaft brachte.

So, wie Jurij den Halbork einschätzte, könnte ein Schlag von ihm ausreichen, um einen Mann zu töten. Doch zu Jurijs Glück war ihm gerade mehr nach Reden zumute.

"Wir brauchen jemanden in der Wache, um mitzubekommen, was läuft. Ich hab gehört, dass du ausgestiegen bist, Oba. Ich will dich gar nicht nach dem Grund fragen, aber gibt es eine Chance, dass du wieder reinkommst? Denn wenn nicht, muss ich ein anderes Ohr hineinschicken."

Er ließ Jurij los, und wandte sich noch einmal der Gefangenen zu, die leise stöhnte. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und betrachtete sie, fast wie ein Kunstwerk. "Ein echter Jammer, weißt du das? Jung, hübsch, stark und wild - genau wie ich sie mag. Aber sie hat versucht, mich mit einer vergifteten Klinge umzubringen. Faselte was davon, ich hätte ihre Eltern erwischt." Er zuckte mit den Schultern. "Als würde ich Buch darüber führen. Ich meine, so ist das Leben, nicht wahr? Entweder bist du härter als alle anderen, oder du kassierst ein. War schon immer so und wird immer so bleiben. Ich bin nur am Überlegen, ob ich sie nochmal ordentlich durchnehme, bevor ich sie entsorge. Was meinst du, wäre doch Verschwendung, oder?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 20.07.2015, 02:05:46
Jurij hob den Blick zu dem armen Ding. Der Halbork war eine Nummer zu groß für ihn. Einige Schläge vielleicht aber so jemand war darauf trainiert hart auszuteilen. Eine Taktik in der Kampfkunst. So hart wie möglich austeilen um möglichst zerstörerische Schläge zu setzen. Schließlich war ein Gegner mit gebrochenen Arm oder zertrümmerten Knie kampfunfähig. Die andere Taktik, die ihm mehr lag, war es auf Druckpunkte zu zielen. Hier brauchte es weniger Kraft und mehr Geschick um einen dieser kleinen Punkte zu treffen. Dabei war das Ergebnis ähnlich. Ein höllisch schmerzender Arm oder ein bewegungsunfähiges Knie.
Von der Frau blickte er zurück zum Halbork. Er fragte sich ob Obayifo schon mal gegen ihn angetreten war. Doch am Ende tat dies nichts zur Sache und der Halbork wartete noch immer auf eine Antwort. Jurij öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch biss sich dann auf die Lippe. Was sollte er denn sagen? Der Dreckssack würde sie eh am Ende töten. Dann schüttelte Jurij den Kopf und kam auf die Gerichtswache zurück. „Das mit der Wache, da gibt’s einen Weg.“ wieder biss er sich auf die Unterlippe. „Der Grund warum ich raus musste ist auch ganz einfach. Sie hatten kein Vertrauen mehr in mich. Ahnten etwas und waren unsicher. Ich muss ihnen also beweisen, dass vertrauenswürdig bin. Kein doppeltes Spiel mit ihnen spiele. Da habe ich auch eine Idee, nur kann ich es nicht ohne dich machen. Wir haben doch dieses Balg vom reichen Schnösel. Wenn ich der Wache das Balg bringe, haben sie wieder vertrauen.“ Jurij blickte zum Halbork. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Wann hatte er sich das nur ausgedacht?
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.07.2015, 07:08:11
Der Halbork stutzte, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann zuckte er mit den Schultern. "Dein Mädchen? Na, die gehört dir. Aber du willst sie wirklich weggeben? Hätte ich nicht gedacht."

Er kratzte sich am Kopf und fuhr dabei durch seine dunkelbraunen, glatten Haare. "Die Sache mit dem Kopfgeldjäger, hm? Ja, da haben unsere Jungs zum Glück schnell reagiert." Er nickte. "Vielleicht wirklich besser so. Es gibt andere, und bei der hier kommen wahrscheinlich nur weitere Kopfgeldjäger hinterher."

Er stieß sich von der Wand ab, und klopfte Jurij auf die Schulter. "Ist deine Entscheidung. Aber zur Sicherheit schleuse ich noch jemand anderen ein. Wir können uns keine Verzögerung mehr leisten."

Wieder wandte er sich seiner Gefangenen zu. "Du machst das Richtige, da bin ich sicher. Jetzt sollten wir beide unsere Gäste nicht länger warten lassen." Das bösartige Lächeln erschien wieder auf seinem Gesicht. "Und ja, ich glaube, ich werde sie mir nehmen, bevor ich ihr ein Ende bereite. Sie hat so ein hübsches Gesicht."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 21.07.2015, 18:06:11
Jurij bis die Zähne so stark zusammen, dass es ihn schmerzte. Was war jetzt schlimmer? Die Taten des Halborks oder die Tatsache dass Jurij nicht eingriff. Dass er die Maske einer anderen Aufgabe vor schob, um nicht die Auseinandersetzung mit diesen stinkenden Kerl zu suchen. „Warte!“ rief er aus. Er war kein Held, kein Ritter in silberner Rüstung, oder ein skrupelloser Spion, sah wie viele an vielen Dingen vorbei. Akzeptierte sie als gegeben und versuchte es selber besser zu machen. Aber das hier. Wie sollte er es akzeptieren? Wie sollte er es besser machen? Er machte sich durch das reine nichts sagen selbst mit schuldig. Da könnte er gleich sagen, er mache mit bei dem hier jetzt und beim endsorgen der Leiche danach. „Ich“ er stockte kurz. Brachte seine Gedanken in eine Bahn. „Was willst du mit dieser Schlange? Kuck sie dir doch an, ihren trotzigen Blick. Du belohnst sie doch nur und am Ende beißt sie dir in voll erregten Moment dein bestes Stück ab oder macht sonst was?“ Jurij hebt seine Hand und deutet auf die Frau. „Schau sie dir doch an. Willst du ihr die Genugtuung geben?“ Sein Blick wanderte von der Frau zum Halbork. „Ich will dir dein Spielzeug nicht stehlen aber gib sie mir.“ Der Mund von Jurij wurde trocken. Es war selbst für ihn erstaunlich auf was für eine Idee er gerade gekommen war. „Denn ich hab heute noch eine Fahrt mit einem Luftschiff. Und du weißt ja, bei so einer Schiffsfahrt passieren Unfälle. Geht jemand auch mal über die Rehling.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.07.2015, 06:47:16
Der Halbork sah Jurij einen Moment verdutzt an, dann lachte er schallend auf. "Gefällt sie dir so gut, dass du sie ganz für dich alleine haben willst? Du weißt doch, bei mir kannst du offen sprechen - nach allem, was ich dir verdanke." Er sah erneut zu der Gefangenen. "Aber ich muss dich enttäuschen. Die hier wird diesen Raum nicht mehr verlassen. Darüber diskutiere ich nicht."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.07.2015, 06:51:22
Nach kurzer Zeit des Wartens kam Gelin zurück, und nickte den Gefährten zufrieden zu. "Oba wird sicher gleich zurückkommen. Wollt ihr in der Zwischenzeit etwas trinken? Wein, Schnapps, Whiskey, Sonnenwasser?"

Er stellte sich zu der kleinen Gruppe, mit genug Abstand, um klar zu machen, dass er nicht dazu gehörte, aber nicht so weit, dass es vollkommen ungesellig gewirkt hätte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 23.07.2015, 10:59:31
"Für mich nichts", sagte Harry und nahm seinen Raubkatze-im-Käfig Gang durchs Zimmer wieder auf.

Wo blieb Jurij nur? Harry hasste Warten. Er hasste es, keinen Plan zu haben. Schön, bei den meisten Plänen ging eh etwas furchtbar schief, aber trotzdem war ein Plan, der einem durchkreuzt wurde und zum Improvisieren zwang, besser als kein Plan.

Hoffentlich fand wenigstens Rillfarsell etwas heraus. Harry hatte nicht gesehen, wie und wo der kleine Kerl in das Gebäude eingedrungen war, und hoffte mal, dass dies ein gutes Zeichen war.

Aber was wollte der Boss nur so lange von Jurij? War man doch längst aufgeflogen? Und überhaupt: Harry hatte gedacht, Obayifo sei der Chef hier! Da hatte er offenbar etwas missverstanden. Verflixt, er hörte nicht immer genau zu. Das war keine gute Eigenschaft in einem Privatdetektiv.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.07.2015, 20:35:38
Jurij blickte zu der Frau, zum Halbork und zurück. Dann wendete er sich um und ging zur Tür. „Ich bin dann mal weg.“ sagte er und ging. Seine Hand zitterte, als er die Tür hinter sich schloss. Innerlich war der Mann gerade am Fluchen und wollte seine Wut raus lassen. Doch der Ork schien ihm zu erfahren. Allein war es dumm ihn jetzt anzugreifen. Verdammt, er brauchte die Anderen. Also machte er sich auf den Weg nach Oben. Dort wartete ja noch jemand aber wichtiger war sich jetzt mit den anderen zu treffen und dass seine Mädchen antansten. Eine von ihnen war ja die gesuchte und mal sehen ob sie wirklich so unfreiwillig hier her gekommen war. Auch mussten die Anderern erfahren, was der Oberwolf gerade unten im Weinkeller trieb. Vielleicht war es ja zusammen möglich, die Frau zu retten. Vielleicht …
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.07.2015, 20:54:52
Schnell war Jurij wieder oben, wo Roca ihn erwartete. Der Ganove musterte ihn, sagte aber nichts weiter. "Wenn du mich nicht mehr brauchst, kümmere ich mich wieder um meine Geschäfte."

Jurij kehrte daraufhin schnell zu seinen Gefährten zurück, die im Eingangsbereich des Haupthauses zusammen mit Gelin auf ihn warteten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 24.07.2015, 16:31:38
Henry atmete innerlich auf, als Jurij wieder zu ihnen zurückkam. Er hatte schon gedacht, dass sie aufgeflögen wären. "Ist alles in Ordnung? Lass uns von hier verschwinden. Es läuft alles ein wenig zu glatt und ich fürchte, dass mit uns gespielt wird.", sagte er leise und auf Englisch zu seinem Gefährten. Er sah auch zu Harry, auf dessen Zustimmung hoffend,
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 06.08.2015, 08:49:44
Zuerst wirkte Jurij wie in Gedanken. Er musste an die Frau denken, die er zurücklassen musste. Jeden helfen, dass konnte er nicht. Das wusste er aber das Mädchen einfach sterben lassen? War das der richtige Weg, war das der Weg den er gehen wollte?

Tief sog er die Luft ein, atmete sie langsam wieder aus und richtete seinen Blick auf Gelin, welcher für die die etwas wollten, Getränke gebracht hatte. „Gelin, warum stehen meine Freunde noch hier rum?“ wieder sog Jurij die Luft durch die Nase lautstark ein. Innerlich war er wütend, wütend auf sich und das war schlecht zu unterdrücken. „Was solls? Erweise ihnen wenigstens noch den Respekt und führe sie in meine Gemächer. Denn ich werde ihnen nicht die Tür öffnen. Das ist deine Aufgabe, Gilin!“ Jurijs Blick wanderte zu Henry. Glatt lief hier kaum was und dass das Mädchen sein eigen war, konnten die Anderen noch nicht ahnen. Dann blickte er wieder zu dem Bandenmitglied, welcher offensichtlich deutlich Jurijs innere Wut durch die Worte heraus lesen konnte.[1] „Wenn du damit fertig bist. Bring mir meine Lanicasgöre? Los!“ Jurij atmete weiter tief ein und aus. Zählte dabei von zehn hinunter. Er musste schnell wieder einen klaren Kopf bekommen. Schnell, um mit den Anderen zu entscheiden was sie machen würden. Der Anführer dieser Wolfseinheit war alleine im Keller. Egal wie stark er war, vielleicht konnten sie ihn überwältigen?
 1. Einschüchtern 23
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.08.2015, 16:22:16
Gelins Gesichtsfarbe wechselte binnen eines Moments von leicht gebräunt zu schneeweiß, als Jurij ihn anfuhr. Leicht stotternd antwortete er. "Ich... ich... sie ist... in deinem Zimmer, Oba. Wie du wolltest, sie bereitet den Raum vor."

Sichtlich unsicher, wie er reagieren sollte, blieb er einen Moment nervös stehen, begab sich dann aber an die Spitze der kleinen Gruppe. "Folgt mir... bitte."

Er führte sie die Treppe hinauf ins oberste Stockwerk. Hier wich der Schachbrettboden einem weichen Teppich, in dem die Füße förmlich versanken. Kunstvolle Malereien hingen in goldenen und silbernen Rahmen an den Wänden des Gangs. Am Ende des Gangs angekommen, deutete Gelin auf die Tür. "Wir sind da. Soll ich..." Er sah kurz zu Jurij, griff dann, ohne auf eine Antwort zu warten, nach der Klinke, und öffnete die Tür. "Kann... kann ich dann gehen? Oder brauchst du mich noch?"
Nachdem Jurij ihn entlassen hatte, machte sich Gelin sichtbar erleichtert von dannen.

Hinter der Tür erwartete sie ein prachtvoll eingerichtetes Zimmer. Ein großer Bankett-Tisch, der Platz für zwölf oder mehr Personen bot, gefertigt aus dunklem, massivem Holz, war prall gefüllt mit Schalen von Obst und Gebäck, Karaffen mit Wein, Wasser und Säften. Zwei silberne Kerzenständer vervollständigten das Bild, die Kerzen darin brannten.

Ein Kaminofen war in der gegenüberliegenden Wand angebracht, links und rechts davon führte je eine Tür in weitere Räume. Hinter dem Tisch befand sich eine Sitzecke, ein Sofa und drei Sessel um einen runden Tisch, in dessen Mitte ein großer Humidor stand. Weitere Gemälde verzierten die Wände, außerdem zwei Paar gekreuzter Klingen - einmal Säbel, einmal Schwerter -, deren reichhaltige Verzierungen zeigten, dass es sich nicht um gewöhnliche Waffen handelte.

Die hintere Tür öffnete sich, und eine junge Frau kam herein. Sie war jung, vielleicht sechzehn, höchstens achtzehn Jahre, mit langen blonden Haaren, die ihr bis zur Hüfte reichten. Einige Strähnen hatte sie zu einem Haarkranz geflochten, der sich um ihren Kopf zog. Sie trug ein hübsches, eng anliegendes weißes Kleid, mit einem deutlichen, aber nicht übertriebenen Ausschnitt, eine silberne Halskette mit einem wertvoll aussehenden weißen Stein, und hielt ein Tablett mit Gläsern und einer Flasche mit einer hellbraunen Flüssigkeit in der Hand.

Als sie Jurij erblickte, blieb sie erschrocken stehen. Das Tablett, das sie nun mit beiden Händen hielt, zitterte kurz. Dann fiel ihr Blick auf Jurijs Begleiter, und schließlich wieder auf Jurij. Sie zwang sich zu einem Lächeln, machte einen höflichen Knicks, und stellte dann das Tablett auf dem runden Tisch ab.

"Willkommen zurück, mein Herr", sagte sie leicht zitternder, heller Stimme. "Es ist alles vorbereitet. Kann ich noch etwas für euch tun?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.08.2015, 17:02:42
Rillfarsell wusste, dass er nicht viel Zeit hatte, also beeilte er sich. Es ging vor allem darum, einen schnellen Überblick zu bekommen und herauszufinden, wo Obayifos Gemächer waren. Er umrundete einmal schnell das Gebäude, eigentlich nur auf der Suche nach einem offenen Fenster. Doch was er dort sah, ließ ihn kurz stocken. Zwei Männer, in schwere Lederkleidung gehüllt, waren gerade damit fertig, ein Loch auszugraben. Neben dem Loch lag ein Bündel von der Größe eines Menschen, gehüllt in weiße Leinentücher, mit zwei großen roten Flecken - Blut, wie das Feenwesen vermutete. Die Männer hievten die Leiche in das Loch und begannen, es wieder zuzuschaufeln. Dabei machten sie Witze darüber, dass sie dem Toten vielleicht selbst ein wenig Geld hätten geben sollen, damit er seine Schulden bezahlen konnte - so hätten sie sich die mühevolle Arbeit heute erspart. Als einer der beiden erklärte, er hätte allerdings auch nicht auf den Spaß verzichten wollen, ihm eine "endgültige Lektion" zu erteilen, lachte der andere laut auf.

Die Personen in diesem Gebäude kannten keine Gnade, so viel war klar. Rillfarsell musste vorsichtig sein und durfte sich auf keinen Fall erwischen lassen. Zu seinem Glück fand er ein Fenster im ersten Stock, das offen war, und flog dadurch ins Gebäude. Er kam in einen Raum, der ein wenig den Schlafzimmern in der Gaststätte entsprach: Ein großes Bett, ein Spiegel an der Wand mit einer kleinen Kommode davor, eine Sitzecke mit zwei Sesseln und einem kleinen Tisch. Eine junge Menschenfrau saß auf einem der Sessel. Auf dem Tisch stand eine seltsam geformte, bauchige Flasche in einem silbernen Ständer. Eine kleine Kerze brannte unterhalb der Flasche und erhitzte die violette Flüssigkeit darin. Am oberen Ende war ein Schlauch angebracht, den die junge Frau in der Hand hielt und daran sog.

Ihr Blick fiel auf Rillfarsell, der noch immer unsichtbar war, und sie lächelte. "Eine Fee. Eine echte Fee. Lelyna, kannst du sie sehen?" Sie blickte zu dem leeren Sessel neben sich. "Ich sehe die Magie, aus der sie gemacht ist. Wunderschön."

Rillfarsell blieb jedoch keine Zeit, sich mit der jungen Frau zu beschäftigen. Er flog zur Tür, hing sich mit seinem ganzen Gewicht an die Türklinke und öffnete die Tür so. Schnell flog er nach draußen auf den Gang. Er wusste nicht, in welche Richtung er fliegen sollte, also entschied er sich einfach für eine - nach links. Er flog den Gang entlang, und stieß dabei auf eine weitere Gruppe Männer - drei an der Zahl, die an einem Tisch saßen, den man an die Gangwand gestellt hatte, und Karten spielten.

"Was meint ihr, was der Boss mit der Kleinen macht, die ihn umbringen wollte?"
"Mit Sicherheit nichts, was ihr gefällt", antwortete sein Gegenüber böse lachend.
"Da wäre ich mir nicht so sicher", ergänzte der Dritte um Bunde, und die anderen lachten schallend.

Dann ließ der erste Sprecher seine Karten sinken und sah zu den anderen beiden. "Am Ende wird er vermutlich... ihr wisst schon. Was Obayifo ihm gezeigt hat. Ihr Leben für seine Unsterblichkeit."

Die anderen beiden Männer vermieden es, seinen Blick zu erwidern. Einer von beiden schüttelte den Kopf. "Das ist nicht ri..."

Der dritte Mann schlug mit einer Hand auf den Tisch. "Wir sind doch keine Waschweiber. Hört auf zu schwätzen und konzentriert euch aufs Kartenspiel."

Es herrschte einen Moment Schweigen, dann legte der erste Redner eine Karte auf den Tisch. Sie zeigte eine farbenfroh gekleidete junge Frau mit schwarzen Haaren. "Ich beginne mit der roten Hexe. Zehn als Einsatz. Wer geht mit?"

Der zweite Mann zögerte einen Moment. "Hört mal zu. Obas Mädchen oben in seinem Zimmer, das ist eine Sache. Sie ist eine Gefahr, aber ich kann das akzeptieren. Aber..."

Wieder schlug der andere Mann mit der Hand auf den Tisch. "Genug jetzt!" Er zückte eine Karte aus seinem Blatt, und schleuderte sie auf die bereits auf dem Tisch liegende. Sie zeigte einen Mann in schwarzer Kutte, der sich auf einen runenbedeckten Stab stützte. "Der Totenbeschwörer, ich erhöhe um zehn."

Rillfarsell hatte genug gehört. Obas Raum lag also im obersten Stock. Und der Anführer der Wölfe war offensichtlich unsterblich, durch etwas, das Obayifo ihm gezeigt hatte.

Schnell flog Rillfarsell nach oben, und flog von Tür zu Tür, um einen Blick durchs Schlüsselloch zu werfen. Leider konnte er daraus relativ wenig ableiten - welcher Raum Obayifo gehörte, wusste er noch nicht. Doch er hatte Glück. Er sah, wie eine der Türen sich öffnete, und ein weiterer der Gauner heraustrat. Er schloss die Tür hinter sich, und fluchte dann laut. "Als ob ich Obayifos Laufbursche bin. Kommt hier an, zieht den Boss durch irgendwelchen finsteren Magiekram auf seine Seite, und jetzt fängt er auch noch an, uns rumzukommandieren. Verdammt nochmal."

Dann war dies wohl Obayifos Raum. Aber er musste sichergehen. Schnell flog er zu der Tür, und öffnete sie - erneut unter Einsatz seines ganzen Körpergewichts. Er huschte hinein, sah sich kurz um und bemerkte eine junge Frau, die gerade die Kerzen in einem silbernen Kerzenständer anzündete. Das musste Obayifos Gefangene sein. Aber es gab zwei weitere Räume. Er entschloss sich, sie zu erkunden, damit es keine bösen Überraschungen gab.

Das Mädchen sah verwundert zur Tür, und ging hin, um sie wieder zu schließen. Rillfarsell nutzte die Gelegenheit, zur nächstgelegenen inneren Tür zu fliegen und sich in den Raum dahinter zu schleichen.

Es handelte sich um ein Schlafzimmer, mit einem bequem wirkenden Himmelbett mit dunkelvioletten Vorhängen ausgestattet. Ein massiver Schrank und eine große, mit einem schweren Schloss versehene Kiste standen an der dem Bett gegenüberliegenden Wand, und ebenfalls violette Vorhänge verdeckten ein bodentiefes Fenster (was Rillfarsell nach einem kurzen Blick hinter die Vorhänge herausfand).

Rillfarsell sah sich so genau er konnte in dem Raum um, fand aber nichts, das ihm von besonderer Bedeutung erschien, dann machte er sich auf den Weg in den zweiten Raum. Es handelte sich um ein zweites Schlafzimmer, jedoch deutlich freundlicher eingerichtet. Auch hier fand sich ein Himmelbett, allerdings mit weißen, durchsichtigen Tüchern versehen, ebenso wie die weißen Gardinen vor dem Fenster. Eine Schminkkommode stand an der Wand, und eine menschengroße Figur trug ein weißes, kunstvoll gearbeitetes Kleid. In einer Ecke stand eine Staffelei mit einem halbfertigen Bild darauf: Die Zeichnung eines Pferdes in vollem Galopp.

Ein kleinerer Schrank in der Ecke enthielt weitere Damenkleider - vermutlich war dies der Schlafraum der jungen Frau, die drüben den Tisch vorbereitete.

Rillfarsell flog zurück zur Tür, und huschte vorsichtig in den ersten Raum zurück. In diesem Moment öffnete sich die Eingangstür - und Jurij und die anderen kamen herein. Das Mädchen war sichtlich erschrocken über Jurijs Ankunft, und sprach einige Worte zu ihm. Sie hielt ihn offenbar für Obayifo.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 23.08.2015, 21:18:03
Überweltigend dieser Luxus und er. Obayifo ließ es sich in den Nächten sehr gut gehen. Dekadenz war anscheinend eine Eigenart der Dämonen. Jedenfalls sah es gerade danach aus. Noch dazu, hatten die Leute Angst vor ihm. Beim Gelin gerade war es deutlich zu spüren. Der Mann hatte Angst um sein Leben. Wie grausam musste Obayifo doch sein und wie wüttend Jurij gerade auf sich selbst, dass er diese Aura nachahmen konnte.
Im Zimmer stapfte er also einige Schritte auf das Mädchen zu. Blieb dann aber abrupt stehen und schloss die Augen. Innerlich brachte er sich zur Ruhe. Zählte bis zehn und sagte sich immer wieder, dass er nicht den Kopf verliehen durfte. Dann öffnete er wieder die Augen und blickte zum zitternden Mädchen. „Willst du frei sein? Ja, ich meine es ernst. Ich will dich zur Gerichtswache bringen.“ Irgendwie hoffte Jurij, dass Obayifo sie nicht gezwungen hatte bei ihm zu sein, doch so wie sie zitterte glaubte er nicht wirklich daran.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 23.08.2015, 21:30:36
Das Mädchen sah ihn unsicher an. Sie wurde ein wenig bleich, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ihr Blick fiel erneut auf Jurijs Gefährten, dann wieder auf ihn. Sie wollte antworten, doch fand sie offenbar keine Worte.

Neben seiner eigenen Wut spürte Jurij noch etwas anderes. Ein Gedanke, der sich aus seinem tiefsten Innern nach oben drängte, wie dunkle Wellen über ihn herschwappte. Sie gehört mir! Sie gehört mir! Du hast kein Recht dazu. Sie gehört mir! Sie gehört mir! Sie gehört mir...
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 24.08.2015, 14:22:55
Henry sah sich im Versteck und im privaten Gemach Obas um. Die offensichtliche Verschwendungssucht, die nur aus kriminellen Mitteln finanziert sein konnten, sowie die Selbstverständlichkeit, mit der Menschen hier als Diener und Lustobjekte degradiert wurden, machten ihn ärgerlich. Er spürte eine wachsende Ungeduld in sich, diesen Ort hier auseinanderzunehmen. Doch er fragte sich auch, wie viel Raum er diesem Gefühl geben dürfte. Die ersten Christen hatten die Mittel der Gewalt prinzipiell abgelehnt und waren der Meinung gewesen, dass man lieber Gewalt erdulden als Gewalt tun müsse. Seit der ausgehenden Antike jedoch hatte das Christentum immer mehr staatstragende Funktion erlangt, und das hieß insbesondere: Gewalt zum Zwecke der Herrschaft zu legitimieren, im Austausch für die Möglichkeit der freien und sicheren Religionsausübung und -verbreitung. Luthers reformatorische Position war im Prinzip eine Mittelstellung, indem er sagte, dass man für seinen eigenen Schutz keine Gewalt anwenden dürfe, aber das gebot der Nächstenliebe dazu zwänge, Gewalt zum Schutz eines anderen einzusetzen. Letztere Argumentation hatte etwas für sich und trotzdem war da ein Haken, das spürte Henry instinktiv.

Diese Gedanken gingen ihm innerhalb weniger Minuten, da sie zu dem Raum geführt wurden, durch den Kopf. Er sah die junge Frau an und dann Jurij und dann wieder die junge Frau: "Bist Du das Mädchen, das vor Kurzem entführt wurde?", fragte er.

Er wandte sich wieder zu Jurij: "Ich stecke gerade in einem echten Gewissenskonflikt. Dass es dieses Räuberversteck gibt, dass hier offensichtlich gestohlen, gemordet und versklavt wird, verletzt meine Sicht einer guten und gerechten Welt, wie sie von Gott gewollt ist. Und sehe ich diese Menschen, dann gebietet mir mein Gewissen, nicht erst auf das Gericht am Ende aller Zeiten zu warten, sondern die Armen und Geknechteten selbst zu retten. Andererseits ist das Christentum eine Kraft von Liebe und Vergebung. Nun, Jurij, Du hast mal etwas von Deiner Religion - der Zen-Religion? - erwähnt. Wie siehst Du das? Darf man Gewalt zur Rettung der unschuldig Leidenden einsetzen, oder nicht?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.08.2015, 15:18:18
Als Harry sah, wie der hübschen jungen Frau vor Zittern schier das Tablett aus den Händen glitt, hatte er einen Satz auf sie zugemacht, um ihr zu helfen, doch bis er bei ihr war, stand es längst sicher auf dem Tisch—und er viel zu nah an ihr dran. Rasch trat er wieder einen Schritt zurück oder vielmehr zur Seite und betrachtete sie von dort aus. Ihr scheuer Blick galt allein Jurij, also fiel es ihr vielleicht nicht auf, wie genau Harry sie betrachtete. Er kam zu dem beunruhigenden Schluss: Obayifo und er hatten offenbar den gleichen Geschmack bei den Damen: oh blonde Unschuld! Natürlich im weißen Kleid. Die Aufmachung dezent, aber nicht zu verschämt... eine Knospe kurz vorm Erblühen...

Wie gut, dass sie eh da waren, um das Mädchen zu retten! Harry würde nicht hier fort, ohne die holde Maid in Not vor dem großen bösen Drachen zu retten. Beziehungsweise Dämon. Egal, jedenfalls was mit D.

Allerdings bezweifelte er, dass die Gerichtswache das Mädchen (und ihre Familie) vor Obayifo würde beschützen können—oder irgendjemand außer vielleicht ein anderer Dämon. Oder ein ebenso mächtiges Wesen? Ein Drache vielleicht? Also ein echter, ausgewachsener... Der Drache in Asemna? Doch diese Gedanken behielt er erst einmal für sich. Also wirklich ganz für sich.[1]

"Jimmy", sagte Harry, wobei er noch einen Schritt zurücktrat und den Hut abnahm. "Und wer bist du?" Seine Stimme klang ein wenig heiser.
 1. obfuscation (plan) = 21 (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8217.msg979998#msg979998)  vs. DC 13
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 24.08.2015, 16:10:20
Henrys ernste Miene wurd etwas erheitert, als sein Blick Harrys ungeschickten Verhalten folgte. Unwillkürlich lächelte er und er zwinkerte Harry zu. "Oh boy! Ich kann kaum fassen, wie ernst und zurückhaltend ich geworden bin. Vielleicht wäre es besser, einfach zu tun, statt nachzudenken.", sagte er, mehr zu sich selbst als zu Jurij.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 24.08.2015, 16:34:00
„Bejahe das Leben und töte nicht. Verwirkliche Harmonie und vermeide den Zorn.“ Fing Jurij an auf Henrys Frage zu antworten. Dabei rieb er sich die Stirn. „Egal ob in unserer Welt oder dieser wir alle sind lebende Wesen und gleich. Niemand gibt uns das Recht jemand anderen zu töten, schon gar nicht im blinden Zorn. Jedoch, heißt es nicht alles Böse einfach zu ertragen. Denn wenn wir einfach weck sehen, beflecken wir unser selbst mit der gleichen Schuld. Wir sollten Lehrer und Vorbilder sein die zeigen, dass es auch anders geht. In der Not, und das ist mein Boshido, ist es an denen die es können, andere zu Schützen die es nicht können.“ Jurij  schluckte. So deutlich hatte sein Dämon noch nicht mit ihm gesprochen. Hatte er Angst, ja. War es ihm egal, ebenfalls ja. Denn am Tag war es sein Leben. Sein Blick war fest auf Henry gerichtet. „Henry, der Rüdelchef foltert gerade eine Frau im Weinkeller. Er wird sie vergewaltigen und danach umbringen. Ich fühle mit dir, so sehr. Alleine…“ er schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. Seine Fäuste waren geballt und die gespannten Muskeln der Unterarme verrieten, wie angespannt Jurij momentan insgesamt war. Dann blickte er wieder zum Mädchen. Sie hatte immer noch nicht geantwortet und die dunklen Wellen in ihm verebbten nicht. "Nun, da sind zwei Fragen?" Hagte er nach.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 24.08.2015, 16:51:23
Henry nahm die letzte Information Jurijs mit zermartertem Ausdruck auf. Er vergewisserte sich, dass Harry es auch mitbekommen hatte. Seine Blicke formulierten eine Frage an seinen Freund.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 24.08.2015, 17:10:51
Harry verstand die Frage nicht. War es eine philosophische? Er hatte nicht so genau hingehört. "Well, um, y'know, there's the good guys, and then there's the bad guys." Für ihn war die Sache damit klar: natürlich durften die guten Jungs den bösen eins überbraten, das war ja quasi ihre Aufgabe. "We're the good guys", fügte er noch hinzu, nur damit auch wirklich kein Missverständnis aufkommen konnte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 25.08.2015, 12:06:07
Henry stellte sich zwischen die junge Frau im weißen Kleid und Jurij. "I guess, we have to make a decision. Was Du sagst, macht mich nachdenklich. Ist es wirklich nur eine Sünde, was ich durch meine Hände oder mein Denken an meinen Mitmenschen verschulde? Oder ist es nicht auch eine Sünde, wenn ich tatenlos eine Sünde gegen andere geschehenlasse, obgleich es doch in meiner Macht war, sie zu verhindern? Wir sollten eine Entscheidung treffen.", wiederholte er noch einmal.

"I guess, I made my decision."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 25.08.2015, 14:14:32
Jurij atmete tief ein als sich Henry ins Blickfeld schob. Die Wut des Dämons und auch seine eigene vermischten sich langsam. Er wollte etwas machen, egal was und wusste doch, dass er es alleine nicht tun konnte. „Meines erachtens hast du vollkommen Recht Henry. Es gibt Dinge gegen die wir nichts machen können aber auch Dinge die wir zum besseren wenden können. Und auch mit dem Wir hast du Recht. Denn alleine sind wir schwach. Zu schwach um etwas zu ändern.“ Jurijs Blick wanderte zu Kara, die von dem ganzen Gerede in der fremden Sprache nichts verstand. Mit dem Blick zu Kara, wendete er sich noch einmal an das Mädchen. „Diese Frau kann dich zur Gerichtswache bringen. Mein Freund hier und ich werden später nachkommen. Wir haben hier noch etwas Geschäftliches zu erledigen, oder?“ Sein Blick wanderte zurück zum christlichen Krieger. So wie es sich anhörte, hatte dieser die Untätigkeit langsam auch genug. Er fragte sich was Harry wohl machen würde. Würde er mitziehen oder wollte er mit Kara gehen. Wieder rieb sich Jurij die rechte Schläfe. Wenn sie kämpfen, dann musste er diesen Zorn los werden. Denn ein Mörder wollte er nicht werden.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 25.08.2015, 19:57:28
Kara hielt sich im Hintergrund. Sie hätte gerne ihre Rolle intensiver gespielt. Aber vielleicht hatte Jurij noch andere Pläne und wäre ihre Rolle Jurij nicht doch irgendwie vielleicht unangenehm gewesen? Doch nun war der Zeitpunkt erreicht etwas aktiver zu werden.

"Ich kann das Mädchen schon wegbringen Oba. Seid Ihr Euch ganz sicher, dass Ihr mich nicht bei dem Geschäft dabei haben wollt? Ich habe da gewisse Vorzüge, die ich ins Spiel bringen kann. Aber auf der anderen Seite wisst Ihr Liebster, dass ich Euch nichts abschlagen kann. Wenn Ihr wollt, bringe ich das Mädchen tatsächlich weg."

Dann schaute Kara das Mädchen intensiv von oben bis unten an bis sie es ansprach: "Haltet Euch dicht bei mir Mädchen, wenn ich Euch wegbringe, und Euch geschieht nichts. Verstanden? Und Oba will jetzt eher etwas mit reiferen Frauen zu tun. Habt keine Sorge. Ihr seid nun frei." 

Dann fiel Ihr Blick wieder auf Jurij: "Es gibt da noch eine Angelegenheit, die etwas kompliziert ist. Soll ich da etwas Aufklärungsarbeit auf meine Art leisten sobald ich sie wegbringe?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 26.08.2015, 02:10:07
Leicht belustigt hörte sich Rillfarsell das Gespräch der Männer in Englisch an. Wieso wollten sie nicht, daß Kara oder das Mädchen sie verstanden? Bestimmt wieder so ein Männerding. Deshalb schickten sie die Frauen wohl auch weg, wenn sie sich auf den Anführer stürzen wollten. Kurz schüttelte es den Kopf.
Aber dann flog es erst mal zu Jurij, denn dieser sollte besser wissen, worauf er sich einlassen wollte.
Das Feenwesen flüsterte ihm ins Ohr. "Du solltest wissen, daß der Anführer der Wölfe etwas gelernt hat, daß ihn angeblich unsterblich macht. Und es hat etwas damit zu tun, was er den Frauen antut. Dein Gast hat es ihm gezeigt, sagen seine Leute.
Wenn ihr ihn angehen wollt, solltet ihr alle Hilfe nutzen, die ihr kriegen könnt. Besser Kara hilft.
Und wie heißt es so schön bei den Menschen: Schlag der Schlange den Kopf ab, dann ist der Körper tot."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 26.08.2015, 06:36:00
Bei all dem, was das Mädchen gefragt und was ihm gesagt wurde, wurde es immer ängstlicher, und zog sich schließlich, bleich und an den Händen zitternd, zur Tür zurück. "Ich werde tun, was ihr verlangt, Herr" sagte sie mit zittriger, brechender Stimme. Sie schien das Schlimmste zu erwarten.

Erst als Jurij - für sie "Oba" - noch einmal die Beantwortung der Fragen einforderte, erklärte sie: "Ich bin Meliana Lanicas. Mein Herr brachte mich hierher, ihm zu dienen, ihn zu umsorgen." Das Wort "Entführung" vermied sie in ihrer Antwort.

Noch immer angsterfüllt, starrte sie Jurij an, der Dinge harrend, die nun mit ihr geschehen mochten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 26.08.2015, 10:50:55
Über die Worte von Rillfarsell ballte Jurij die Fäuste. Was hatte Obayifo nur getan, was hatte er dem Bastard nur ermöglicht? Dann bemerkte er den Blick des Mädchens. Grimmig, mehr als überhaupt gewollt, blickte er zu ihr. „Gut Meliana, sammle das zusammen was du mitnehmen willst und dann geht es in fünf Augenblicken los.“ Dann wanderte sein Blick zu Kara. Rillfarsell hatte recht, wenn wirklich etwas mit dem Anführer nicht stimmt, dann brauchten sie alle. „Es ist eher, weil mir gerade niemand einfällt, der Meliana wegbringen kann. Hier im Zimmer wäre dumm und mitnehmen zum Geschäftlichen ist gefährlich. Mindestens genauso gefährlich wie sie alleine durch die Stadt gehen zu lassen.“ Er sog die Luft scharf durch die Nase ein. „Wollen wir sie mitnehmen und dann zusammen wegbringen. Sie und unsere beiden anderen Geschenke für Ferrigan?“ Er stellte diese Variante in den Raum. Sein Blick wanderte weiter zu Henry und dann zu Harry. „Eine andere Frage ist, wer will mich begleiten beim geschäftlichen. Falls einer nicht möchte, brauchen wir uns über Meliana keine Gedanken machen. Er oder sie könnte das Mädchen Ferrigan geben und mindestens wir beide.“ er deutete mit einer wippenden Bewegung auf sich und Henry „Walken das andere Geschenk durch, verschnüren es und schleifen es dann nach.“ Jurij wollte den Anführer nicht töten, er wollte ihn eher bewusstlos schlagen und dann der Gerichtswache übergeben. Eigentlich hatte er es die ganze Zeit vermieden jemanden zu töten. Wenn es mal nötig war zu kämpfen, dann gab es andere Wege zu gewinnen. Selbst im Kampf Mann gegen Mann. Denn wenn der Gegner bewusstlos am Boden lag, hatte er auch gewonnen. Doch eine sorge trieb ihn an. Was wenn das was Obayifo gemacht hatte, auch dies verhinderte. Was wenn es nicht nur scheinbare  Unsterblichkeit brachte? Zähneknirschend stand Jurij da und wartete auf die Antworten von Kara, Harry und natürlich auch Rillfasell.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 26.08.2015, 11:17:47
"Was, wovon redet ihr überhaupt?" fragte Harry verwirrt. "Wir haben doch das Mädchen, das wir hier herausholen wollten, wir sollten schleunigst mit ihr verschwinden! Wir werden genug Arbeit damit haben, sie vor ihm in Sicherheit zu bringen. Darauf sollten wir uns gerade konzentrieren! Wie kommt ihr plötzlich darauf, der Schlange den Kopf abschlagen zu wollen? Ja, glaubt ihr, wir könnten hier so einfach reinmarschieren, so völlig ohne Plan, zu fünft, großzügig gerechnet, und... und..."

Harry bekam keine Luft mehr.

"Was ist überhaupt euer Problem gerade? Es werden ständig, überall und zu jeder Zeit, Leute gefoltert, vergewaltigt, ermordet. Das können wir nicht verhindern. Wir können nur eine Sache auf einmal machen. Versuchen wir zuviel auf einmal, gelingt uns keins. Außerdem, das mit dem Kopf abschlagen, selbst wenn es uns gelänge, wird die Schlange nicht töten. Da wird dann bloß der Unterboss übernehmen. Ich denke da an Oba. Hätten wir damit die Lage nicht verschlechtert? Aber wenn ihr jemanden braucht, der Meliana in Sicherheit bringt, stelle ich mich gerne zur Verfügung."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 26.08.2015, 11:49:01
Henry trat einen Schritt zur Seite, dass er wieder alle im Blick hatte. "Das ist vielleicht keine schlechte Idee.", meinte er in Richtung Harry. "Kannst Du Meliana zur Wache bringen und darauf achten, dass es ihr wohl geht und ihr nichts geschieht? Wie ein Gentleman? Und wir werden nachkommen, sobald wir die Schlange enthauptet haben. Denn Du hast Recht, dass ständig irgendwelche Menschen gequält und getötet werden. Aber selten geschieht es, dass wir es verhindern können und in dem Fall ist es so. Es gibt mehrere Arten des Bösen und eines davon ist the ignorance of the good people[1]. Wir treffen uns später im Portal. Bestell mir schon einmal ein Bier. Und einen Schnaps.

Jurij, wollen wir?
"
 1. Anspielung an den gemeinsam gesehenen Film "Der blutige Pfad Gottes", Eingangsszene. Henry hatte sich damals ablehnend zu dem Motiv einer gerechten Selbstjustiz geäußert.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 26.08.2015, 13:12:06
Überrascht blickte Jurij zu Harry. Hatte er die ganze Zeit nicht vertsanden worum es ging? Rillfarsell hatte es verstanden, also so undeutlich dürfte es nicht gewesen sein. Egal. Sie hatten einen freiwilligen der die Jungfrau, das Mädchen rettet. „Passiert etwas unerwartetes, zerbrechen alle Pläne. Wenn du bei der Gerichtswache bist, kannst du um Verstärkung bitten. Aber eine bessere Gelegenheit bekommt keiner mehr. Sie militarisieren sich und als nächstes folgen blutige Straßenschlachten.“ Jurij atmete tief ein. Er fühlte wie ein Schauer seinen Rücken hinunter lief. „Unsere Chance besteht darin, dass der Kopf gerade alleine, in einem Keller eine Frau vergewaltigt. Heißt wir können ihn überraschen und auf Hilfe braucht er nicht zu hoffen. Zu zweit dürften wir ihn niederringen können und dann nützt ihm seine vermeintliche Unsterblichkeit auch nichts. Denn töten will ich ihn nicht.“ Jurij blickte zu Henry. „Ob wir es müssen, oder überhaupt können muss der Kampf zeigen. Henry, er ist ein Halbork. Heißt kräftiger als wir Menschen.“ Beim reden ließ er seinen Rucksack von den Schultern gleiten, und begann darin zu kramen. „Auch ohne Waffen schätze ich ihn als Gefährlich ein und ich vermute, dass er auch Erfahrung in Schlägereien hat. Der Raum ist aber nicht sehr groß und wenn wir ihn drine behalten können, dann kann uns mögliche Unterstützung nicht in den Rücken fallen. Es gibt nur eine Tür, und die führt auch erstmal in einen zweiten Raum mit der Treppe zum Weinlager hin.“ Er zog ein Schwert aus dem Rucksack, schüttelte dann aber den Kopf und ließ es wieder hinein sinken. „Seine Vorteile sind die Kraft, seine Folterwerkzeuge und das sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Unsere werden sein, dass er mich als Freund sieht, keinen Angriff erwartet und schon gar nicht von zwei oder drei oder gar vieren. Am Ende können wir die Fesseln nutzen, die er gerade nutzt um die Frau bewegungsunfähig zu machen.“ Mit einem Nicken zog er dann zwei kurze Rundhölzer aus dem Rucksack. Sie waren aus einem rötlichen Holz gearbeitet, lackiert und hatten Griffe. Im alten Europa gab es diese Werkzeuge wohl nicht, auch wenn die Form sicher bekannt war. Sie erinnerten an Stäbe für Mühlsteine.
Jurij griff die Stöcke an den kurzen Querstäben und ließ sie einmal in der Hand kreisen. Dann steckte er die beiden Tonfa  an seinen Gürtel und schulterte wieder den Rucksack. „Jetzt bin ich bereit. Also, wer von den anderen kommt noch mit?“ Sein Blick ging zu Kara aber auch der noch unsichtbare Rillfarsell war mit angesprochen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 27.08.2015, 19:33:29
"Wenn ihr gehen wollt, werde ich nicht zurückstehen.", fiepte Rillfarsell.
"Ich denke, ich könnte hier und da ein wenig helfen, auch wenn euch meine Magie nicht zusagt. Und falls wir doch nicht bestehen, kann ich eventuell den Rückzug erleichtern."
Schon jetzt überlegte das Feenwesen, wie es diesen Worten Taten folgen lassen konnte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 28.08.2015, 12:28:23
"Ich fürchte mich nicht vor dieser Kreatur. Ich habe in Kehjistan die Stadttore vor Sandwürmern und Besessenen verteidigt. Ich habe gelernt, die Verteidigung der Kämpfer zu koordinieren und kann Dich schützen. Bleib in meiner Nähe und warte den geeigneten Zeitpunkt ab, zuzuschlagen.", wies Henry Jurij an. Er selbst band den exotischen, sonnenförmigen Schild von seinem Rucksack.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 29.08.2015, 16:30:36
Mit festem Blick schaute Kara Jurij an und sagte dann: "Ich komme auch mit. Ich kann etwas heilen und habe auch sonst noch den ein oder anderen Zaubertrick drauf. Das könnte noch nützlich werden. Unterschätzt allerdings nicht das, was Euer "Weggefährte" mit dem Halbblut angestellt hat. Das könnte eine anspruchsvolle Aufgabe werden, die da vor uns liegt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.09.2015, 07:49:01
Harry sah sich in der Runde um und seufzte. "Also gut, wenn ihr unbedingt wollt, dann greifen wir ein." Er sah zu dem Mädchen, das sich ängstlich und verwirrt an die Wand gedrückt hatte und offenbar völlig überfordert war von dem, was sie hörte. Vielleicht sollten wir sie mitnehmen. Gemeinsam können wir sie am besten schützen, und wir wissen nicht, ob nicht noch Wölfe draußen auf den Straßen unterwegs sind."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 04.09.2015, 09:25:50
Jurij blickte zu Henry und dann zu Harry. „Gut.“ antwortete er zu beiden. Zu Henry gewandt fügte er noch an „Wir versuchen ihn gefangen zu nehmen, nicht zu töten. Falls wir dies überhaupt könnten.“ Damit ging er zur Tür und machte diese auf. Es war entschieden. Gut überraschender Weise hatte er in seiner Unzufriedenheit Henry als Verbündeten gefunden, sie unterschieden sich in ihrem Rechtsverständnis wohl nicht so sehr, und damit die Anderen überfahren. Doch es war vielleicht auch der rechte Moment zu kucken, ob die Gruppe aus zusammengewürfelten Besessenen es schaffen würde spontan zusammen zu arbeiten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 05.09.2015, 11:44:46
"Wohl kaum, wenn er unsterblich ist", spottete Harry. Ihm passte diese kopflose Aktion gar nicht. Dabei machte er sich keine Sorgen um sich selbst. Lasciel würde sich schon um ihn und ihre eigene Wenigkeit kümmern, sollte einer der Wölfe ihn niederstrecken. Ebensowenig schien ihm einer seiner heimgesuchten Weggefährten ernstlich in Gefahr—nein, eine wirkliche Gefahr sah er nur für Meliana. Und Jurij wollte sie auf diese haarsträubende Aktion mitnehmen. Verrückt! Wie leicht ging ein Schuss daneben! Und wer weiß, vielleicht besaßen ihre Gegner ebenfalls einen Zauberer in ihren Reihen. Sobald aber Magie im Spiel war, wurden Kollateralschäden quasi schon zur Gewissheit. Außerdem kam ihm plötzlich ein Gedanke. Nein, sogar zwei. Drei! Aber immer der Reihe nach:

"Sagt mal, woher wissen wir eigentlich, dass wir es hier tatsächlich mit Jurij zu tun haben? Habt ihr euch das einmal gefragt? Vielleicht will der gute O. uns hier nur für seine eigenen Pläne benutzen: um hier bei den Wölfen die Macht an sich zu reißen. Ein netter kleiner Coup. Ja, was guckt ihr mich so an? Es ist doch gut möglich, dass die Schwestern ihm dabei nicht helfen wollen"—sein vielsagender Blick glitt zu Henry—"er aber auch nicht allzu auffällig seine Kräfte vorführen will, von wegen low profile, und so kam er auf uns! Wir haben nichts außer seinem Wort, dass dort gerade eine Frau misshandelt wird, damit will er uns vielleicht bloß locken, weil dies ein gar so wunderbares Lockmittel ist, bei dem wir uns gleich immer einig sind."

'Du bist ja paranoid', hatte Alice ihm des öfteren vorgeworfen. Nun, sie hatte gut reden! Sie war nicht in einer Großfamilie roter Drachen aufgewachsen und wusste daher nicht, wie es ist, ständig über die eigene Schulter gucken zu müssen. Trotzdem hätte sie, als Reporterin eines Klatschblattes, eigentlich etwas phantasievoller beim Ausmalen von Horrorszenarien und Verschwörungtheorien sein müssen... Genauso verständnis- und phantasielos wie die seiner ehemaligen Lebensabschnittsgefährtin kamen Harry die momentan auf ihn gerichtete Blicke vor.

Unbeeindruckt fuhr er fort: "Zweitens haben wir Meliana gar nicht gefragt, ob sie überhaupt von uns 'gerettet' werden will. Wir können ihr doch nicht einfach befehlen, uns zu folgen—wie arrogant ist denn das! Sie weiß doch gar nicht, was hier wirklich los ist. Genausowenig kennen wir die Hintergründe: vielleicht hat sie ja eine Abmachung mit Oba! Sie 'kümmert' sich um ihn, dafür lässt er ihre Familie in Ruhe und foltert nicht all ihre Lieben zu Tode! Eine solche Entscheidung können wir doch nicht einfach über ihren Kopf hinweg treffen."

Er wandte sich an Meliana. "Bitte sag uns ganz ehrlich, was du willst: dableiben oder mit uns kommen. Letzteres, wenn wir es überhaupt lebend hinausschaffen, wird für dich und deine Familie ein Leben auf der Flucht bedeuten. So aufrichtig leid es mir tut, dich vor diese Wahl zu stellen: Es ist deine Entscheidung."

Dann wandte er sich noch einmal kurz an die anderen: "Ihr seid euch schon darüber im klaren, dass bei einem Kampf nur einer von uns KO gehen muss, dann haben wir keine Chance mehr, weil der entsprechende Gast uns mit links auf die Bretter donnert?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 05.09.2015, 12:15:47
Jurij wendete sich um. "Bist du völlig bescheuert" Fuhr er Harry an. „Ich habe sie das gleich als aller erstes gefragt oder warst du da in einer Traumwelt gefangen?“ Die Zähne zusammen beißend, versuchte Jurij sich zu beruhigen. Schließlich war er auch nicht gerade damit zufrieden, dass Harry das Mädchen nicht einfach wegschaffte. Sichtlich immer noch erregt, ging er die paar Schritte zurück in die offene Tür. Auch in seiner nun etwas leiseren Stimme, schwang noch deutlich Erregung mit. „Du glaubst mir nicht? Wem glaubst du denn überhaupt? Dir selbst oder nicht mal dem? Wenn wir dauernt Zweifel an uns oder den anderen haben, können wir gar nichts machen. Wir sind dann nur gelähmt in unserer Angst. Dann könnten wir uns doch gleich ergeben.“ Jurij ballte seine Hände. Er selbst konnte kaum einschätzen ob dieser Wutausbruch von ihm, vom Dämon oder von beiden stammt. „Wenn du also so große Zweifel hast, bleib hier und verkriech dich in deiner Finsternis. Bleib dort bis an das Ende deines Lebens und überhaupt gekämpft zu haben.“ Er sog die Luft lautstark durch die Nase ein und knallte seine Faust beim Ausatmen an den Türrahmen. „Ich habe meine ethischen und moralischen Grenzen und fühle sie hier überschritten. Darum gehe ich jetzt. Selbst wenn ich alleine den Tot entgegen blicken muss. Ich werde ihn mit Respekt gegenüberstehen und mich freuen, meinem Herzen gefolgt zu sein.“ damit wendete sich Jurij ohne eine Antwort oder Reaktion der anderen abzuwarten um und stapfte los.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 05.09.2015, 12:24:21
"Du hast sie gefragt?" rief Harry spöttisch. "Was für ein Bullenscheiße. Oba hat sie gefragt! Und sie hat ihm brav und schüchtern geantwortet, was sie dachte, das er hören will! Wenn du dir etwas anderes einbildest, bist du noch dümmer als—"

Doch da war Jurij schon längst abgezischt, um mal wieder—wie immer!—sein Ding zu machen. Im Alleingang. Heldenhaft bis zum Tod. Yadda-yadda-yadda.

Harry schnaubte, dass ihm Rauch aus der Nase stieg.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 05.09.2015, 16:38:30
Henry sah zu Harry und wusste, dass der schwarze Rauch aus seiner Nase kein gutes Zeichen war. Man musste keine Gedanken lesen können, um zu wissen, dass Harry wirklich angepisst war. Und auch wenn Henry denselben Plan hatte wie Jurij, fand er, dass es einfach keine Art war, seinen Willen durchzusetzen, indem man weglief.

Er machte ein paar schnelle Schritte und fasste Jurij am Ellenbogen. "Hör mal Jurij! Die einsame-Wolf-Taktik zerrüttet unseren Kampfgeist. Kein Dojo kann bestehen, wenn die Schüler streiten und sich gegenseitig missgünstig sind. Und mögen ihre Ziele noch so rechtschaffen und ihre Technik noch so gut sein. Wir haben nicht nur eine ganze Diebesbande gegen uns sondern die mächtigsten Feinde, die wir uns vorstellen können. Also verscherze es Dir nicht mit Deinen einzigen Verbündeten, indem Du ihnen vor den Kopf stößt. Auch wenn die Zeit drängt, solltest Du Dich mit Harry absprechen. Also komm zurück."

"Wir könnten hier auch Feuer legen.", schlug er vor, als er wieder bei Harry war. "Ich glaube kaum, dass sie das Mädchen vergewaltigen, wenn das Haus brennt. Und ein abgebranntes Diebesversteck kann keinem Dämon recht sein. Ich finde, das ist eine gute Idee. Irgendwelche Einwände?" Er blickte in die Runde.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 06.09.2015, 17:43:03
Als Harry den Rauch vor seinem Gesicht sah, tat er einen überraschten Satz nach hinten und klopfte sich auf die Brust, um die Flammen auszuschlagen. Dann erst begriff er, wo der Rauch herkam.

Ach komm, Lasciel, ist das dein Ernst? Erst Funken[1], jetzt Rauch aus der Nase? Übertreibst du es da nicht mit den special effects?

"Ah, tschuldigung", murmelte er. "Das bin nicht ich... egal." Er trat wieder einen Schritt auf Meliana zu. "Jetzt komm schon, Mädchen. Wir haben nicht viel Zeit, also red' mit uns! Gibt es da irgendwelche Abmachungen zwischen dir und Oba, von denen wir wissen sollten? Möchtest du hier 'raus, auch wenn du weißt, dass Oba dir vielleicht hinterher wird und du mitsamt Familie dich für wer weiß wie lange vor ihm verstecken musst? Sag's uns ehrlich! Ach, das da war übrigens nicht Oba, sondern sein... ähm, Zwillingsbruder."[2]

Er nickte Jurij hinterher.
 1. Hat Lasciel in Brückenstadt schon einmal gemacht.
 2. Diplomatie=14
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 10.09.2015, 11:41:07
Jurij, der sich wirklich von Henry aufhalten gelassen hatte, stand mit verschränkten Armen in der Tür. Das Versteck anzünden hörte sich nicht dumm an aber er bezweifelte, dass damit die Frau gerettet war. Vielleicht sollte man beides tun aber Harry kümmerte sich zuerst um ein anderes Problem. Das Mädchen hatte bis jetzt immer noch nichts gesagt und ja, sie hielt Jurij für Oba, dass war ihr auch nicht zu verdenken. In seiner eigenen Wut, mochte er sie sogar noch mehr eingeschüchtert haben. Ähnlich wie den jungen Wolf von eben.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.09.2015, 00:06:30
Das Mädchen sah völlig verstört zwischen den auf sie einredenden Männern hin und her. Schließlich sackte sie auf dem Boden zusammen, eng an die Tür gedrückt, vergrub ihr Gesicht in ihren Armen und begann, bitterlich zu weinen.

"Ich will nicht, dass meiner Familie etwas geschieht. Ich will nicht, dass irgendwem etwas geschieht. Bitte tut mir nichts. Bitte..."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 14.09.2015, 00:24:16
Olga sah sich unsicher um. Sie wusste nicht, wo sie war, aber eines war sicher: Sie war nicht mehr bei den Schwestern. Der Raum, in dem sie sich befand, war dunkel und nasskalt. Die einzige Lichtquelle war eine Fackel, gute fünf Meter von ihr entfernt an einer Wand.

Sie wandte sich um. Auf der anderen Seite des Gangs konnte sie eine schwere, eiserne Tür erkennen, und zwei Gittertüren an den Seiten. Hinter einer der Gittertüren hörte sie ein kränkliches Husten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 14.09.2015, 11:18:54
Langsam richtete sich die Zwergin auf und versuchte sich zu orientieren. Sie war es gewohnt, dass ihre Augen die Dunkelheit mühelos durchdrangen, aber trotzdem gab ihr das warme, gelbe Licht der Fackel ein etwas besseres Gefühl.

Indem sie ihren Körper abtastete, stellte sie erleichtert fest, dass sie unverletzt schien und ihre gewohnte Kleidung trug. Das große, schwere Bündel mit ihren Besitztümern lag direkt neben ihr. Als sie Laute aus einer hörbar nicht tierischen Kehle vernahm, kniff sie die Augen zusammen und blickte in Richtung der Gittertüren.

Dann schulterte sie kurzentschlossen mit einer Hand ihr Bündel, raffte mit der anderen ihre Röcke und ging vorsichtig auf die Quelle der Geräusche zu. Das Husten hatte besorgniserregend geklungen, und sie hatte Danna, der Großen Mutter aller Zwerge, einen heiligen Eid geleistet, den Eid einer Heilerin. Es war ein Gebot für sie, Leidenden zu Hilfe zu eilen, mochten sie auch Fremde sein.

"Heda, wer seid Ihr? Braucht Ihr Hilfe? Ich bin eine Heilerin" fragte sie mit ihrer dunklen Stimme in ihrer Muttersprache, um dann auf eine Antwort zu lauschen und durch die Gittertür hindurch zu spähen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 15.09.2015, 11:32:51
Henry kniff mürrisch den Mund zusammen. "Ich glaube, das ist jetzt nicht hilfreich.", kommentierte er die ängstliche Antwort des Mädchens. "Sie werden Sie sehr eingeschüchtert haben und sie wird alles sagen, um sich und ihre Familie zu schützen. Aber ich denke, genau hier ist der Punkt. Wir können sie weder hier lassen noch können wir die Bande weitermachen lassen. Darum mein Vorschlag: Harry wird jetzt Feuer legen, in dem Trubel kann Melisa flüchten und wir holen das Mädchen aus dem Keller? Alle einverstanden? Wir müssen uns auf jeden Fall jetzt entscheiden, denn viel Zeit bleibt uns nicht."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: List am 15.09.2015, 11:37:36
Für Harry:

"Mir gefällt das ganz und gar nicht, lass mich das gesagt haben.", erwiderte Harry ebenso mürrisch. Aber mit einem Blick auf Melissa fügte er hinzu, "Aber meinetwegen können wir es so machen. Wenn etwas schief geht, dann geht das auf Deine Kappe. Nur eine Bedingung habe ich: Melissa muss mitkommen. Sie kann sich irgendwo verstecken, während wir im Keller beschäftigt sind." Harrys Handflächen begannen rot zu leuchten. "Letzte Möglichkeit für einen Einwand. Ansonsten steht hier gleich alles in Flammen."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 15.09.2015, 14:37:40
Jurij kniff die Augen zusammen als das Mädchen antwortet. Wirklich freundlich waren sie nicht aufgetreten und nun war das Ding vollkommen durch. Was hatte Harry auch behaupte, sie müsste sich weiter vor Obayifo weiter fürchten. Ah, ab heute Abend war der Dämon, alle Dämonen auf einem Militärschiff in Richtung des Drachen unterwegs. Keine Chance dem Ding, ihrer Familie oder sonst wem etwas an zu tun. Wenigstens dachte Jurij so.
Im frustrierten weiteren Überlegen war der Vorschlag von Henry gar nicht so schlecht. Mit dem Brand eines ihrer Quartiere dürften die Wölfe geschwächt werden. Vielleicht würde dies dann der Gerichtswache die Möglichkeit geben einzugreifen, bevor sich die Wölfe endgültig militarisiert haben. Doch Henry wollte noch weiter gehen. Noch immer wollte er in den Keller und das andere Mädchen retten. Mit böse zusammengezogenen Augen blickte Jurij zu Harry, als dieser seine Magie anfing zu wirken. Das Mädchen im Keller war Jurijs einzige Möglichkeit um zu beweisen, dass er die ganze Zeit nicht vom Dämon besessen war. Dass er kein Lügner war, so wie es Harry behauptet hat. Vielleicht war dann auch noch der Anführer der Wölfe da, dann würden sie um einen Kampf nicht herumkommen. Schließlich braucht ein Feuer Zeit um sich auszubreiten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 15.09.2015, 22:24:25
"Eine neue Stimme", sagte jemand aus der gegenüberliegenden Zelle. "He, Samu, vielleicht kommen sie dich jetzt endlich holen, dann hat dein Leid ein Ende."

Erneut war das Husten zu hören. "Sei einfach still, Graegor."

Olga bemerkte, dass die Männer in einer ihr fremden Sprache sprachen - und doch konnte sie sie verstehen. So war es ihr auch bei den Schwestern ergangen, und sie hatte keine Erklärung dafür gefunden. Vielleicht war es ihr davor auch bereits passiert, aber die Umstände hatten sie genug abgelenkt, um über so etwas gar nicht nachzudenken.

"He, du", rief die erste Stimme in den Gang. "Ein Schluck Wasser, bevor ihr mich verrecken lasst, wäre wirklich nett."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 16.09.2015, 13:21:02
Die Zwergin drückte ihr Gesicht gegen das Gitter und spähte in die Zelle hinein, nachdem sie sich kurz der gegenüberliegenden zugewandt hatte. "Ich will euch gern etwas zu trinken geben, das euch stärkt" meinte sie, indem sie ihr Bündel abstellte und darin nach einem ihrer selbstgebrannten Schnäpse zu kramen begann. "Das hier ist viel besser als Wasser" fügte sie mit einem Lächeln, aber durchaus resoluter Stimme an.

"Doch es wäre schön, wenn Ihr mir im Gegenzug sagtet, wo wir überhaupt sind und wer Euch hier sterben sehen will?" Damit schenkte sie einen ledernen Becher aus ihrem Bündel mit dem mildesten Nussbrand voll, den sie in ihren Vorräten finden konnte – wenn diese Burschen keine Zwerge sind, werden sie ja kaum mehr vertragen – beugte sich vor und hielt ihn durch die Gitterstäbe. "Ich bin Olga, vom Eisental-Clan" stellte sie sich vor. Hatten sie schon mit Zwergen zu tun gehabt, so würde ihnen vielleicht auffallen, dass sie wesentlich freundlicher und weniger grummelig wirkte als viele ihrer Rasse.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 20.09.2015, 12:00:18
Die beiden Männer in den gegenüber liegenden Gefängniszellen sahen wirklich heruntergekommen aus. Ihre Kleider waren dreckig, teilweise zerrissen oder sogar zerfetzt. Sie sahen beide aus, als hätten sie seit Wochen kein Sonnenlicht mehr gesehen, und die Blessuren und Wunden an ihren Körpern machten deutlich klar, dass sie gefoltert worden waren.

Der ältere der beiden Männer trug eine Halbglatze; am Hinterkopf hatte er die grauen Haare lang wachsen lassen. Er war ein Mensch, irgendwo zwischen sechzig und achtzig Jahren alt. Er sah Olga nur missmutig an, sagte aber nichts.

Der andere Mann hingegen stand auf und ging zu den Gitterstäben. Olga fiel eines an ihm sofort auf: Die spitzen, langen Ohren. Sie waren nicht so lang wie bei Elfen üblich, aber doch deutlich sichtbar. "Selbst wenn es vergiftet sein sollte, ich nehme gerne einen Schluck", erklärte er, und streckte die Hand aus.

"Ich bin Candal, meines Zeichens Beutelschneider, zumindest bis vor Kurzem, vom Clan der Straßenkinder, bis ich für sie zu alt wurde. Zu euren Diensten, werte Dame."

Der noch recht jung aussehende Mann hatte welliges, blondes Haar, das er schulterlang trug. Er war gut einen Kopf größer als Olga, schmal gebaut, aber trotz seiner Situation strahlten seine Augen in auffälligem Dunkelblau.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Kara Kulenov am 20.09.2015, 14:51:21
Ganz glücklich sieht Kara nicht bei Henrys Vorschlag aus. Immer wieder setzt sie in kurzer Zeit zum Reden an, lässt es dann aber bleiben. Dann sagte Harry etwas und sie rang sich zu folgenden Worten durch: "Ich halte die Idee mit dem Feuer auch für nicht so gut. Aber wir haben keine Zeit für den perfekten Plan. Die Zeit drängt. Meinetwegen legt Ihr hier ein Feuer. Dass wir gemeinsam eine Linie verfolgen und Streitgespräche möglichst vermeiden, ist mir in diesem Fall wichtiger als alles andere."

Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 21.09.2015, 07:30:33
Und so zündete Harry sein magisches Feuer, und setzte damit den hölzernen Tisch in Brand. Das Feuer brauchte einen Moment, um das Holz nicht nur anzugreifen, sondern richtig in Brand zu setzen, aber schließlich züngelten die Flammen am Tischbein hoch, wanderten in Richtung der Tischplatte und breiteten sich langsam aus. Als sie die Tischdecke erreichten, breitete sich das Feuer schnell über den ganzen Tisch aus, und setzte das Holz des Möbelstücks an mehreren weiteren Stellen in Brand. Dieses Feuer war nun groß genug, um nicht einfach wieder auszugehen. Es würde sich rasch im Raum ausbreiten - und dann darüber hinaus.

Die Gruppe nahm die junge Frau mit, die sich widerstandslos mitführen ließ, wenn sie auch völlig verschüchtert war. Gemeinsam liefen sie nach unten, begegneten dabei dem einen oder anderen grimmig wirkenden Mitglied der Wölfe, die jedoch beim Anblick Jurijs nur knapp grüßten und sie nicht weiter aufhielten. Bald waren sie wieder in der Eingangshalle angekommen, die Außentür direkt vor ihnen. Nun mussten sie sich entscheiden, was sie mit dem Mädchen machen und wie genau sie weiter vorgehen wollten.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 21.09.2015, 19:51:00
Die Zwergin reichte dem Mann mit den spitzen Ohren den Becher durch die Gitterstäbe. Sie musterte ihn, wobei sie kurz indigniert die Lippen verzog und brummte: "Gift..? Bei Dannas Liebe: Ich sagte doch, ich bin Heilerin, keine Giftmischerin!" Sie schien ihm die Bemerkung aber nicht sonderlich krumm zu nehmen, denn bei seiner Vorstellung lächelte sie bereits wieder und neigte nochmals grüßend ihren Kopf. "Und sei vorsichtig – er ist gut gebrannt und wird Euch wärmen, aber Ihr solltet langsam trinken. Ich weiß nicht, wie sehr Ihr einen kräftigen Trunk wie diesen gewohnt seid" meinte sie, indem sie auf den Becher wies.

Dann sah sie zu dem schweigsamen Menschen und begann bereits in den Taschen ihrer Schürze zu kramen, während sie ihn fragte: "Möchtet Ihr wirklich keinen Schluck? Es würde Euch gut tun. Oder darf ich mir wenigstens Eure Wunden näher ansehen, Herr... wie auch immer Ihr heißt?" Dabei förderte sie ein wenig sauberes Tuch und ein kleines Tiegelchen zutage. Mit einem Blick zu Candal fügte sie noch an: "Nun, Diebstahl ist eine Sünde, Herr Candal – aber sie kann doch nicht Eure einzige sein? Man wird doch nicht so hart mit Euch umgesprungen sein, bloß weil Ihr einige Beutel und Taschen gestohlen habt?" Man hörte ihrer Stimme an, dass sie das tatsächlich für völlig unmöglich hielt. Die Gesetze ihres Clans waren hart, aber gerecht. Jeder Übeltäter erhielt vom Rat der Weisen Männer seine Strafe, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Während sie mit dem Tiegelchen hantierte, fragte sie schließlich noch einmal, nicht speziell an einen der Männer gewandt: "Wo genau sind wir hier?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: List am 22.09.2015, 16:48:15
Für Harry:

"Meine Liebe, ich möchte gerne, dass Du Dich hier versteckst. Ich sage es Dir frei heraus, die kommenden Minuten werden die gefährlichsten Deines Lebens werden. Darum musst Du ganz besonders artig sein und tun, was ich Dir sage. Suche Dir ein Versteck und komme nicht wieder heraus, bevor wir Dich herausrufen. Nur unter einer Bedingung darfst Du das Haus verlassen, nämlich dann, wenn das Feuer hierher gelangt ist und wir noch nicht wieder zurück gekommen sind. Hast Du mich verstanden? Ja, Du wirst Dir keine Schwierigkeiten machen. Und wenn Du es dann hinter Dich gebracht hast, wenn Du wieder bei Deiner Familie bist, dann werden sie Dich alle bewundern. Denn Du wirst schöner und mutiger aus allem hervorgehen. Und nun, wollen wir es angehen."

Zu seinen Gefährten sagte Harry etwas mürrischer: "Lasst es uns schnell hinter uns bringen, bevor ich mir ein paar vernünftige Gedanken machen kann. Geh Du vor, Jurij, und ich folge Dir."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 27.09.2015, 16:17:11
„Dir ist schon klar, dass der Weinkeller unter einem Schuppen liegt? Sie hier zu lassen ist nicht gerade schlau. Willst du es dir noch einmal überdenken Harry.“ Jurij vermied bei seinen Worten eine bissige Bemerkung. Denn noch war deutlich zu hören, dass er Harrys Anschuldigung, egal wie möglich sie war, nicht so schnell vergessen oder verzeihen würde. Wenn Harry nicht einlenkte hieß es also ohne das Mädchen zum Weinkeller. Eine dumme Entscheidung, dumm besonders da sie die Kleine so in Gefahr brachten, egal ob sie hier blieb oder mitkam. Hieß das etwa sie könnten nicht beide Frauen retten? Ja, Jurij war sauer und würde auf Risiko Spielen aber in Wirklichkeit wollte er wohl nicht zwischen dem Leben dieses Mädchens und dem im Keller entscheiden. Im Prinzip lud er diese Entscheidung gerade Harry auf, dem der die Kleine nicht einfach wegbrachte. Hierbei fragte er sich jedoch langsam, ob es so richtig war. Schließlich hatte er sich mit Henry hineingesteigert den Keller zu stürmen.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 28.09.2015, 05:46:53
Rillfarsell wunderte sich über seine Begleiter. Sie stellten dem Mädchen, warteten aber nicht auf ihre Antwort, sondern gingen zu einem ganz anderem Thema über. Da war es für das Feenwesen nicht verwunderlich, daß die Gefühle strapaziert wurden. Auch weil Harry ja bis vor kurzem selbst unbemerkt von seinem Gast übernommen worden war. So konnte eine Zusammenarbeit ja nur schiefgehen. Es nahm sich vor, auf dem Flug mit dem Luftschiff mal mit allen zusammen zu reden, damit zukünftig solche Situationen weniger werden würden.
Aber jetzt gab es Dringenderes, weshalb Rillfarsell sich erst mal nicht einmischte.
Als sie sich jetzt aber auf den Weg machten, merkte es kurz aus der Unsichtbarkeit etwas an.
"Ich kann einigen von euch eine magische Rüstung geben, wenn ihr wollt. Dann seid ihr ein wenig besser geschützt." Es macht sich nichts daraus, ob das Mädchen durch die plötzliche Stimme noch mehr verschreckt würde, die aus dem Nichts zu kommen schien. Oder eigentlich doch... es amüsierte das Feenwesen ein wenig.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 28.09.2015, 07:55:47
Wenn auch inhaltlich nicht ganz einig, machte sich die Gruppe doch geeint auf den Weg nach unten. Einige der Ganoven, die hier lebten, kamen ihnen entgegen, doch Jurijs finsterer Blick hielt sie alle davon ab, jemanden aus der Gruppe anzusprechen.

Unten angekommen, zeigte sich die Eingangshalle menschenleer. Schnell suchten die Gefährten ein geeignetes Versteck für das junge, eingeschüchterte Mädchen, und fanden bald in einem Seitengang eine kleine Abstellkammer für Putzzeug. Im Flur direkt daneben war ein Fenster, somit eine gute Fluchtmöglichkeit, selbst wenn das Feuer schon nah war. Und während eines Feuers oder Kampfes würde sicherlich niemand nach dem Wischmob suchen.

Nachdem sie die junge Gefangene Obayifos in ihrem Versteck untergebracht hatten, gingen sie weiter in Richtung der Kammer, in der Jurij die Gefangene des Bandenchefs mit seinem Opfer zurückgelassen hatte. Auch auf diesem Weg hielt ihn niemand auf, auch wenn das eine oder andere Bandenmitglied den fremden Besuchern argwöhnische Blicke zuwarf.

In dem Schuppen mit der Weinkelterei angekommen, öffnete Jurij den Geheimgang und führte seine Gefährten nach unten. Dort standen sie nun, direkt vor der schweren Tür, hinter welcher der Anführer der Wölfe vermutlich gerade ein Mädchen folterte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Rillfarsell am 30.09.2015, 06:22:05
Bevor sie das Mädchen in der Kammer zurückließen, machte Rill noch auf die Eimer aufmerksam, die hier standen.
In einem Brandfall könnte durchaus jemand darauf kommen, das Haus löschen zu wollen. Deshalb schlug das Feenwesen vor, diese mit einem Mob vor der Kammer zu lassen. Nur für den Fall.
Außerdem wiederholte es sein Angebot eines Schutzzaubers. Als Harry darauf hinwies, daß er diesen selbst beherrschte, fragte es noch mal direkt bei Henry und Jurij nach. Sollten diese nicht Einspruch erheben, wirkte Rillfarsell während sie nach unten gingen, jeweils eine magische Rüstung auf sie. Aber auch bei Kara fragte das noch immer unsichtbare Feenwesen nach.

Bevor sie die Tür öffneten, atmete Rillfarsell noch mal tief durch. Physische Konflikte waren nicht gerade seine liebste Beschäftigung. Aber hier ging es wohl nicht anders, schließlich war ein unschuldiges, so hoffte es jedenfalls, Lebewesen in Gefahr.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 01.10.2015, 18:37:32
Henry versuchte, das Angebot des Feenwesens zu ignorieren, und erst als er direkt angesprochen wurde verneinte er. "Nein, ich brauche das nicht.", sagte er schroff. Trotz seiner Freundschaft mit Harry konnte er sich nicht an den Gedanken von Magie gewöhnen. Für ihn blieb Magie etwas Böses, zumindestens Bedrohliches. So in etwa wie Whiskey in heißem Tee. Man unterschätzte systematisch die Wirkung und auf einmal war man nicht mehr man selbst.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 03.10.2015, 10:47:11
Nachdem Harry das Zimmer in Brand gesteckt hatte, fühlte er sich besser. Endlich mal alles rauslassen, nicht immer zurückhalten! Endlich einmal seine Drachennatur, die er meistens unterdrücken musste, ausleben! Seine Wut verrauchte im gleichen Maße, wie die Einrichtung des Zimmers in Rauch und Flammen aufging.

Dennoch gefiel ihm ihre kopflose Aktion noch immer nicht. Sie sollten einfach das Mädchen in Sicherheit bringen so wie geplant! Und das Mädchen selbst? Nun, er hatte ja eigentlich mit etwas jüngerem gerechnet, als von "entführtem Mädchen" die Rede war, und einem richtigen kleinen Mädchen hätte er die Frage ja gar nicht erst gestellt, es hätte ja auch keinerlei Verantwortung für das, was danach geschähe. Nun war es aber eine junge Frau—eine hinreißend hübsche junge Frau und wirklich haargenau sein Typ—und hatte somit ein Mitspracherecht, eigentlich sogar eine Mitsprachepflicht, aber sie schien nicht einmal in der Lage, ihre Situation und ihre Optionen zu begreifen, geschweige denn, dass sie eine sinnvolle Meinung dazu äußern könnte. Sein Lebtag hatte Harry noch keine Frau, jung oder alt, getroffen, die so wenig für sich selbst sprechen konnte, die so dermaßen unselbständig und hilflos war. Außer in alten Filmen. In sehr alten Filmen. Das entfachte nun einerseits seinen Beschützerinstinkt umso mehr, andererseits wurde er—unter dem Zeitdruck und im Anblick der zu erwartenden Gefahren—ungeduldig mit ihr. Und so ermahnte er sie wie ein Kind, brav zu warten, bis "die Erwachsenen" zurückkämen. Er konnte kaum glauben, dass diese Worte aus seinem Mund kamen.

Dann drängten die anderen schon weiter und Harry konnte nichts weiter für Meliana tun, als sich mit einem Händedruck zu verabschieden, der Meliana hoffentlich ein wenig Trost und Mut zusprach.

"Schön, ich bin bereit", sagte er leise zu den Kameraden. Er fischte ein kleines Stück Leder aus einer seiner Manteltaschen, ballte die Faust darum und schlug damit ein Kreuz von der Stirn bis zum Bauchnabel und von der linken zur rechten Schulter. "Armamentum incantatoris!" Für einen kurzen Augenblick glitzerte und knisterte die Luft um ihn herum und als er die Faust öffnete, war das Lederstück verschwunden. Dann zog er aus einer anderen Manteltasche seine Smith & Wesson, lud sie und spannte den Hahn.[1] "Oder vielmehr jetzt."
 1. Mage Armor, 4h AC +4
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 04.10.2015, 16:24:56
Jurij zögerte, willigte aber zur Magie der Fee ein. Eine magisches Rüstung hörte sich spannend an und schließlich hatte er weder so ein, wohl schrecklich schweres, Metallding an wie Henry noch konnte er tricksen wie Harry, Kara oder Rillfarsell. Trotzdem standen ihm di Nackenhaare zu Berge als seine Rillfarsell Magie wirkte.
Unten im Keller, es war nicht gerade viel im Raum, blickte er zu Henry. Dieser meinte ja, Jurij solle sich hinter ihm halten. Er deutete nur mit einer Kopfbewegung auf die Tür, welche sie nehmen mussten und zog einen seiner Schlagstöcke.“
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.10.2015, 21:35:21
So vorbereitet, öffneten die Gefährten schließlich die Tür mit dem großen Drehrad. Den Raum dahinter kannte Jurij bereits; schmal, stickig und durchdrungen vom Geruch nach frischem und getrocknetem Blut. Die Szene jedoch hatte sich bereits etwas verändert. Die Kleider der Frau, die in den an der Decke festgemachten Ketten herunterhing, waren zerrissen worden. Sie sah noch mitgenommener aus; Striemen einer Peitsche zogen sich über ihren ganzen Körper. Die Peitsche selbst, eine dreischwänzige Ausgabe, lag achtlos weggeworfen an der Wand daneben.

Hinter der Frau kam ein Halbork zum Vorschein. Er band sich gerade die dunkelgrüne Stoffhose zu. Das blutverschmierte Hemd hatte er abgelegt, so dass seine gewaltigen Muskelpakete deutlich zu sehen waren.

Der Halbork erblickte Jurij, und lächelte. "Hast du doch noch Zeit zum Spielen? Du kannst die nächste Runde einläuten, wenn du willst." Sein wölfisches Lächeln ließ seine klein ausgeprägten Hauer zum Vorschein kommen.

Dann stockte er. Sah in die Gesichter der "Besucher" seiner fackelbeleuchteten Folterkammer. Und sein Blick verfinsterte sich. "Irgendwie habe ich geahnt, dass etwas nicht stimmt. Du bist nicht Oba, richtig?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.10.2015, 21:53:23
Candal nahm das Getränk Olgas entgegen, und grinste sie dabei an. "Kein Problem damit, wenn er mich umkippen lässt." Er trank den Becher auf einen Schluck leer, starrte Olga dann mit geweiteten Augen an, und wurde anschließend von einem Hustenanfall durchgeschüttelt. Während Candal nach Luft rang, antwortete der zweite Gefangene auf Olgas Fragen.

"Hört auf, mich zu nerven. Es dauert nicht mehr lange, dann hab ich es hinter mir. Warum sollte ich es rauszögern wollen? Damit deine Leute mich noch länger foltern können?" Er spuckte aus.

Schließlich kam Candal wieder zu Sinnen. "Ihr habt nicht übertrieben, werte Olga", kommentierte er den Trunk der Zwergin. Sein Gesicht war hochrot angelaufen, und er schnaufte noch immer. "Vergesst den da, er ist schon zu lange hier."

Langsam richtete er sich auf. "Euren Worten entnehme ich, dass ihr entweder eine gute Schauspielerin seid oder nicht zu den Wölfen gehört. Da es keinen Unterschied macht, gehe ich einfach vom besseren aus. Zu meinen Verbrechen: Nun, ich habe dem Falschen einen Geldbeutel abgeschnitten, einen, in dem ein wichtiges Schmuckstück war. Eines, das die Wölfe für sich beansprucht hatten. Und die Wölfe bestiehlt man nicht. Dumm war nur, dass ich nicht wusste, dass mein Opfer zu den Wölfen gehörte."

Er schnaufte noch einmal kräftig, und deutete dann erneut auf Olgas Trunk. "Könnte ich noch einen haben? Belebt, muss ich sagen."

Er lachte, und lehnte sich an die Zellenwand. "Zu der Frage, wo wir hier sind: In einem der versteckten Gefängnisse der Wölfe. Und falls euch das nichts sagt: Ein Ort, an den man gebracht wird, um noch eine Weile gefoltert zu werden, bis sie einen hier unten verrotten lassen. So tief unter der Erde, dass niemand deine Schreie hören kann."

Candal grinste - ein freudloses Grinsen, hinter dem Verzweiflung verborgen war. "Und ich, Candal Graegor, bin durch einen dummen Irrtum hier gelandet, kurz nachdem ich geglaubt hatte, den Fang meines Lebens gemacht zu haben. Tja, und das da drüben, das ist Samu. Mit ihm habe ich etwas weniger Mitleid als mit mir selbst, nicht nur, weil er nicht ich ist, sondern vor allem, weil er früher selbst zu den Wölfen gehört hat, bis er versucht hat, seinen Boss übers Ohr zu hauen."

Sein Grinsen wurde etwas breiter, vermischte sich mit Schadenfreude. "Im Grunde sind wir aus ganz ähnlichen Gründen hier, nur dass er von Gier getrieben war, und ich vom Hunger. Vielleicht gehe ich deshalb anders mit der Situation um: Trotz der Folter haben sie uns hier in den letzten Tagen zumindest etwas zu essen gegeben." Er lachte, als hätte er einen wirklich guten Scherz gemacht.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Harry Webster am 05.10.2015, 09:49:01
Als Harry die geschundene Frau und ihren grinsenden Folterknecht erblickte, wollte er, entgegen seiner zynischen Worte zuvor, dass Folter und Tod allgegenwärtig seien und man nun einmal nicht jeden retten könne, einfach nur noch eins: vorstürmen, am liebsten mit erhobenem Schwert (huch, woher kam denn der Gedanke?) und den grinsenden Kopf des Halborks vor ihm abtrennen, dass das Blut nur so spritzte. Das Knurren, das ihm aus der Kehle drang, klang nicht menschlich.

Doch wie tötete man jemanden, der, wenn es stimmte, dank finsterer magischer Rituale unsterblich war, vielleicht gar unverwundbar? Was wäre seine Achillesferse, wenn es eine solche gab? Und wie würde eine solche Magie wohl funktionieren? Saugte der Kerl vielleicht mithilfe eines Artefaktes die Lebenskraft aus seinen Opfern (und man müsste nur dieses zerstören)? Oder handelte es sich um einen einfachen Pakt, dass also der Dämon für die Unsterblichkeit sorgte und die Opfer nur seinem Vergnügen und undurchschaubaren Zielen dienten? Dann sähe es finster aus vonwegen Achillesferse. Waren ihre Dämonen schon mächtig genug, um einen solchen Pakt zu gewähren?[1]

Oder haben wir es hier gar mit dem Tempelmörder zu tun?

Nun, über all das hätte Harry besser vorher auf dem Zimmer nachdenken sollen. Da aber hatte die Sorge um Meliana (und ihre bloße Nähe) ihn zu sehr abgelenkt. In der jetzigen Situation fiel ihm jedenfalls nichts besseres ein als drei Namen: Achilles, Conganchas, Siegfried. Also was mochte die verwundbare Stelle des Halborks sein: Ferse, Fußsohle, oder doch das Lindenblatt auf der Schulter?

Sich ritterlich auf den Feind stürzen, um die holde Maid zu retten, war aber nur einer von zwei Impulsen, die Harry nahezu gleichzeitig überkamen. Sein zweiter Impuls sagte ihm, dass—bei einem über ihren Aufmarsch gänzlich unüberraschtem Boss—in einem Gangstermovie jetzt links und rechts hinter ihnen dessen henchmen auftauchen müssten. Er lugte kurz über die rechte Schulter und spitzte die Ohren. Obwohl er niemanden hinter sich erspähte, stellte sich ihm der gefühlte Nackenkamm auf.[2]
 1. Knowledge (arcana) = 17 (inkl. 1 Punkt Lasciel)
 2. perception = 17; Initiative = 5
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 06.10.2015, 11:22:13
Geduldig sah Olga ihrem Gegenüber zu und wartete ab, auch wenn sie ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken konnte. Nichtzwerge waren ja oftmals ein wenig schwach auf der Brust – es wunderte sie also nicht, dass ihre Liköre und Schnäpse bei jemandem wie Candal gehörige Wirkung zeigten. Indem sie sich kurz umwandte, wölbte sie ihre vollen Lippen zu einem halb schnippischen, halb mitleidsvollen Lächeln. "Meine Leute sind weit weg von hier – ich weiß nicht einmal, wie weit. Und sie würden ganz gewiss niemanden foltern!" Dann schaute sie wieder Candal an und runzelte nun doch leicht besorgt die Stirn. Sein roter Kopf wollte ihr nicht recht gefallen. "Hm... vielleicht hätte ich ihn mit Wasser verdünnen sollen – auch wenn es schade drum gewesen wäre" murmelte sie mehr zu sich selbst.

Aufmerksam hörte sie ihm dann zu, indem sie nachdenklich einen ihrer schweren, glänzenden Zöpfe durch die Hand gleiten ließ. "Diese Wölfe, von denen Ihr sprecht, wer oder was sind sie? Nennen sich die Herrscher in diesem Land so?" Man hörte ihr den Widerwillen gegen die Unbekannten angesichts der Schilderungen Candals dabei deutlich an. Auf seinen Wunsch nach einem weiteren Schluck zögerte sie sichtlich und musterte ihn sehr eingehend. "Seid Ihr sicher, Herr Candal? Ich weiß nicht, ob ein zweiter Becher für Euch nicht, mh, ein wenig kräftig wäre..." Doch schließlich siegte ihr weiches Herz, und sie schenkte ihm mit einem leichten Seufzen und einem: "Aber nicht auf einmal austrinken!" noch einmal etwas in den Becher. Während sie den Schlauch sorgfältig zustöpselte und wieder verstaute, wandte sie sich erneut Samu zu. Ihr Blick ruhte mit einer Mischung aus Mitleid und Zweifel auf ihm, doch sie sagte nichts, sondern schien zu überlegen, während sie die Hände in die Hüften stemmte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Jurij Klee am 06.10.2015, 14:12:31
Jurij biss die Zähne zusammen. Ihm vielen gerade die übelsten Schimpfwörter für diesen wiederlichen Halbork ein. Seine freie Faust schloss und öffnete sich immer wieder. Er musste sich zusammenreißen um nicht einfach vorzustürmen und seinen Schlagstock in die Weichteile dieses Kelrs zu vergraben. "Richtig, ich bin nicht Oba." zischte er wüttend den Halbork an und überließ Henry den ersten Schlag.[1]
 1. Ini: 18
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Henry am 06.10.2015, 16:48:52
Henry konnte später nicht sagen, was da über ihn gekommen war. War es rechtschaffener Zorn gewesen oder ein Impuls der Dämonenfrau Lilith. Als er die Szenerie sah und verstand, was sie nicht hatten verhindern können, schritt er langsam auf den Halbork zu und setzte mit seinem Säbel nach ihm. Erst im allerletzten Moment gab er dem Säbel eine Drehung, dass er nicht auf die verletzlichsten Regionen zielte[1]. Eine grimmiger Gesichtsausdruck ersetzte jedes Wort. Henry wollte Gerechtigkeit für die junge Frau. Er musste sich anstrengen, sich selbst zu beherrschen, um den Halbork nicht mit dem nächsten Hieb zu enthaupten.
 1. Ini: 18 / Move-Action: Laufen und Waffe ziehen / Standard-Action: Angriff :: Att: 18 / Dmg 8 / Challenge:: Verbündete erhalten +1 Att auf den Halbork + Andere Feinde als der Halbork erhalten +2 Att auf Henry / Henrys AC liegt bei 27 (defensiv kämpfen)
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 08.10.2015, 10:17:22
Candal nahm den zweiten Becher mit einem dankbaren Nicken an. Auf Olgas Frage lachte er leise. "Das wären sie gerne, ja. Die Wölfe sind machtgierige, brutale, gnadenlose Verbrecher. Das Problem ist, sie sind wirklich gut in dem, was sie tun. Die Gerichtswache schnappt höchstens mal eine der Pfoten - so nennt man auf der Straße die Wölfe der untersten Reihe. Aber die Anführer kommen immer ungeschoren davon. Keine Beweise, Zeugen haben zu viel Angst, um auszusagen, und selbst wenn es Beweise gäbe, müsste man überhaupt erst jemanden aus der obersten Riege finden." Er zuckte mit den Achseln, nahm einen kleinen Schluck, und kämpfte mit einem leichteren Hustenanfall, den er jedoch schnell wieder in den Griff bekam.

"Die Wölfe... sie sind ganz einfach die gefährlichste Verbrecherorganisation hier in der Hauptstadt, wenn nicht sogar im ganzen Land."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 08.10.2015, 13:27:02
Die Zwergin hörte sich Candals Geschichte an und runzelte brummelnd die Stirn. Was sie da zu hören bekam, gefiel ihr ganz und gar nicht... "Kommt denn niemand diesen Halunken bei?" erkundigte sie sich, indem sie den leeren Becher wieder in Empfang nahm. Dann schüttelte sie den Kopf. "Eine Schande, bei Dannas Gnade... eine Schande..!" Während sie ihre Sachen wieder verstaute, begutachtete sie die Gitter und sucht nach den Schlössern zu den Zellen. Insgeheim bedauerte sie, dass sie sich nie für die handwerklichen Künste interessiert hatte, die sich mit metallenen Konstruktionen befassten.

Die waren zwar in ihrer Heimat ohnehin Männerhandwerke, aber sie hatte auch niemals die Neugier entwickelt, den Schmieden wenigstens bei ihrer Arbeit zuzusehen. Nun waren Schlösser für sie rätselhafte, schwer zu durchschauende Dinge. Dennoch beschloss sie, zumindest einmal nachzusehen – aufgeben, ohne es auch nur versucht zu haben, war nämlich ihre Sache ebenso wenig. Und sie hatte das dumpfe Gefühl, dass ihr Gegenüber kein Schwerverbrecher war. Sie setzte ihr Bündel neben sich ab, beugte sich vor und musterte die Tür zu der Zelle. "Und welches Land ist das, Herr Candal?" fragte sie dabei halblaut.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 10.10.2015, 09:39:15
Candal sah Olga mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ihr kommt wirklich von weit her, nicht wahr? Ihr seid in Terendol, der Hauptstadt von Maelicci."

Das Zellenschloss erwies sich derweil als nichts besonderes - ein simples Schlüsselschloss, aus schwerem Metall, geeignet für einen eher großen Schlüssel. Die Meister ihrer Heimat hätten jeden vom Hof gejagt, der ihnen ein solches Schloss angeboten hätte. Wer auch immer die Gefangenen hier eingesperrt hatte, schien ihnen entweder keine Flucht zuzutrauen, oder keine großen Sorgen darüber zu haben, was geschah, wenn sich jemand befreite.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 10.10.2015, 14:13:47
Inzwischen hatte sich die Zwergin vor die Tür gekniet und untersuchte das Schloss eingehender. Sie inspizierte es mit zusammengekniffenen Augen, ohne ihr Gespräch mit Candal zu unterbrechen. "Maelicci, so, so... ja ich komme in der Tat von weit her" meinte sie leise, um kaum mehr hörbar zu murmeln: "Danna sei mir gnädig! Ich weiß nicht einmal, WIE weit..." Indem sie kurz zu dem Gefangenen aufsah, brummte sie dann: "Es ist nicht meine Art, gegen die Gesetze eines Landes zu verstoßen. Aber wenn ich Euch richtig verstanden habe, dann hält man Euch hier ohnehin ohne ein rechtskräftiges Urteil fest, oder?" Dabei begann sie schon ihr Bündel zu befingern, um die außen festgeschnallte Axt loszumachen. Ein paar kräftigen Schlägen mit der stumpfen Seite der soliden zwergischen Schmiedearbeit würde so ein plumpes Ding wie das Schloss nicht standhalten, wie sie hoffte. Die Frage war nur, wie weit der Lärm tragen und ob ihn jemand hören würde. Andererseits hasste sie nichts so sehr wie den Raub der Freiheit eines fühlenden Wesens.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 11.10.2015, 11:14:48
Candal zuckte die Schultern. "Die Wölfe haben ihre eigenen Gesetze. Die sich aber auch mal nach Lust und Laune ändern. Verurteilt nach den Gesetzen des Landes bin ich aber nicht, das stimmt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 12.10.2015, 12:29:49
"Gesetze, die nach Belieben verändert werden... das hatte ich mir fast schon gedacht" brummte Olga. Dann zog sie ihre Axt, stellte sich breitbeinig vor die Zellentür und packte das Heft der Waffe mit beiden Händen. Indem sie Schwung holte, meinte sie zu Candal: "Tretet am besten einen Schritt zurück – und betet, dass uns niemand hört." Sie jedenfalls betete genau darum. Aber den Befreiungsversuch nicht zu unternehmen, wäre ihr trotzdem nicht in den Sinn gekommen, Risiko hin oder her.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 27.10.2015, 07:30:57
Ihr Gegenüber sah sie einen Augenblick mit großen Augen an - die Erkenntnis, dass sie ihn tatsächlich befreien wollte, drang wohl erst langsam in seinen Geist ein. Plötzlich riss er die Augen auf, und stolperte regelrecht einige Schritte rückwärts, um Olga Freiraum für ihre Arbeit zu bieten.

KATANGGG! machte es, als die Waffe der Zwergin auf das Metall prallte. Das Geräusch wiederholte sich, als sie zuschlug, das alte Metall langsam nachgab, und mit jedem Schlag drang das Geräusch scheinbar weiter durch den Tunnel, durch die geschlossene Tür, hin zu jenen, die Candal und seinen Zellengenossen hier gefangen hielten. So jedenfalls schien es Candal zu empfinden, sein Blick abwechselnd auf das Schloss und die für ihn so ferne Tür gerichtet.

Der letzte Schlag ging in ein schrilles Quietschen über, als das metallene Schloss an der Axt stecken blieb, und Olga es mit einem kräftigen Ruck von der Tür zog. Sie hatte das Schloss nicht nur zerstört, sondern vollends von der Tür gerissen - was noch deutlicher die schlechte Arbeit des Schlossers widerspiegelte.

Mit einem kurzen Ruck konnte die Zwergin das alte Schloss vom Heft ihrer Waffe ziehen. Die Tür war auf, doch Candal bewegte sich nicht. Er sah sie mit großen, ungläubigen Augen an.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 27.10.2015, 14:20:12
Mit einem grimmigen Nicken besah sich die Zwergin ihre Axt. Gute Zwergenarbeit! Ganz im Gegensatz zu der Pfuscherei an der Gittertür – zu ihrem Glück. Indem sie ihr Bündel aufnahm und wieder schulterte, musterte sie Candal sichtlich überrascht, dass er sie nicht rührte. "Nun macht schon – glaubt Ihr, ich habe das nur zum Spaß gemacht?!" brummte sie schroff, doch mit einem gutmütigen Unterton. "Oder wollt Ihr lieber warten, bis die Euch hinrichten, hm? Ich denke, Ihr habt nichts zu verlieren, aber Euer Leben zu gewinnen, wenn Ihr Euch da raus traut."

Nach einem misstrauischen Blick in Richtung der Tür, zu der auch Candal geschielt hatte, wandte sie sich dem anderen Gefangenen zu. "Und wie sieht’s mit Euch aus? Wollt Ihr ebenfalls mitkommen oder lieber weiter schmollen? Mir soll's gleich sein – ob ich nun einen von Euch armen verhungerten Kerlen am Rockzipfel hängen habe oder zwei" meinte sie schulterzuckend, in der Hoffnung, den Mann bei seinem Stolz packen zu können, wenn er ihr schon nicht vertrauen wollte. Tatsächlich hätte sie große Bauchschmerzen dabei, ihn hier zurückzulassen, so unsympathisch er ihr auch war.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 29.10.2015, 08:02:14
Candal kam langsam, zögerlich aus seiner Zelle, ganz so, als würde er jeden Augenblick erwarten, dass jemand sagte: "War nur Spaß, zurück mit dir!"

Doch nichts dergleichen geschah, und er trat in den Gang hinaus.

Mit Blick auf seinen Mitinsassen flüsterte er Olga ins Ohr: "Ich will ihn nicht hier lassen, denn das hier hat niemand verdient. Aber trauen können wir ihm auch nicht."

Der Mann in der Zelle richtete sich auf. Sah zu Candal. Zuckte mit den Schultern. "Was hab ich schon zu verlieren?"
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 29.10.2015, 13:17:46
Ein wenig ungeduldig gab Olga dem zögerlichen Mann einen Wink, sich zu beeilen. Auf seine Worte nickte sie, maß den zweiten Gefangenen mit einem längeren Blick und brummte dann: "Reichlich wenig, würde ich sagen." Damit stellte sie sich in Positur und schwang ihre Axt wuchtig gegen das Schloss an seiner Zellentür. Lärm hatten sie sowieso schon genug gemacht – jetzt war es ihr lieber, so zügig wie möglich von hier fliehen zu können.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 01.11.2015, 15:22:48
Das zweite Schloss war ebenso schlecht verarbeitet wie das erste, jedoch offenbar noch älter und rostiger. Ein einzelner Schlag reichte aus, und das Ding fiel scheppernd zu Boden, und die Tür ging auf. Argwöhnisch betrachtete der Insasse Olga einen Moment, bis auch er seine Zelle verließ, den Blick auf die Tür am Ende des Ganges gerichtet.

"Du wirst vorgehen müssen. Wir beiden sind zu schwach, um zu kämpfen."

Candal sah ihn finster an. "Sprich gefälligst nicht für mich!" Einen kurzen, zögerlichen Moment später sagte er, an Olga gewandt: "Aber ich fürchte, in diesem Fall muss ich ihm Recht geben."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 02.11.2015, 13:26:28
Olga erwiderte den Blick des Mannes. Sie machte keinen Hehl daraus, dass der Argwohn nicht auf seiner Seite allein lag. Doch schließlich nickte sie ihm und Candal zu. "Gut, dann haltet euch hinter mir." Sie bedauerte, dass wohl keine Zeit blieb, ihre Rüstung anzulegen. Immerhin wickelte sie ihre Zöpfe um den Hals und setzte sich ihren ledernen Helm auf, um ihren Kopf zu schützen. "Kennt ihr beiden euch hier aus? Wisst ihr den kürzesten Weg hinaus?" meinte sie etwas leiser, während sie sich auf die Tür zu bewegte und kurz horchte, bevor sie sie öffnen würde. Ihre Axt hielt sie dabei schlagbereit in der Hand
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 04.11.2015, 07:18:06
Candal lächelte. "Den Gang entlang, die Treppe hoch. Das ist der einzige Weg hier. Danach landet man in einer Art Folterkammer. Gleiches Spiel: Geradeaus durch, dann nach oben. Dort kommt man in eine Weinkelterei, und von da raus aufs Grundstück. Ab da droht uns wohl die größte Gefahr, denn das ganze Grundstück samt Gebäuden ist ein Unterschlupf der Wölfe, die können da also überall herumlaufen und uns von den Gebäuden aus sehen. Das Beste wäre vermutlich eine starke Ablenkung."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 04.11.2015, 11:14:13
Die Zwergin erwiderte das Lächeln und nickte dann. "Gut – verlaufen können wir uns also nicht." Damit öffnete sie die Tür und spähte in den angekündigten Gang. Falls sie nichts sah, würde sie die beiden Männer hinter sich her winken und vorangehen. "Eine Ablenkung, hm... Befinden wir uns innerhalb einer Stadt, oder stehen die Häuser abseits von anderen? Wenn wir ein Feuer legten, wäre das sicherlich eine gute Ablenkung und geschähe solchem Gesindel nur recht. Aber das Feuer darf keine Gelegenheit haben, auf andere Häuser überzugreifen."

Bevor sie riskieren würde, einen Großbrand zu entfachen, der Unschuldige gefährdete, würde sie sich lieber mit ihrer Axt einen Weg durch diese Wölfe zu hacken versuchen, Erfolgsaussichten hin oder her. Sie grübelte beim Vorantappen. "Oder gibt es eine Möglichkeit, uns zu tarnen? Eine Verkleidung, die nicht auffiele?" Sie verwünschte stumm den Umstand, dass sie sich hier überhaupt nicht auskannte.
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 10.11.2015, 14:28:04
Candal schüttelte den Kopf. "Ein großes Grundstück in einer Stadt. Sie tarnen sich als Weinkelterei. Allerdings ist die Kelterei tatsächlich aktiv. Und... naja, Alkohol und Feuer..."

Nun meldete sich der andere Gefangene zu Wort. "Tarnen? Die Wölfe kennen und erkennen sich untereinander. Laufen wir draußen rum, werden sie uns zunächst mit Pfeilen spicken und dann Nahkämpfer zu uns schicken."

Der Gang hinter dem Zellentrakt war kurz, und führte zu einer steinernen Treppe, die scheinbar mitten vor einer Steinwand endete. Candal deutete mit dem Finger darauf. "Da ist ein Mechanismus, irgendwo links neben der Treppe. Ein Stein, der sich hereindrücken lässt."
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Olga Eisental am 11.11.2015, 11:36:58
"Mh, damit fällt diese Möglichkeit aus" brummte Olga nach Candals Erklärungen enttäuscht. Die Worte ihres zweiten Begleiters stimmten sich nicht gerade fröhlicher. "Das hört sich an, als ob es ziemlich schwierig werden könnte" meinte sie nachdenklich, während sie die Treppe hinauf stiegen. "Wir brauchen also eine andere Ablenkung..." Die Zwergin ging auf ein Knie und begann die Wand nach dem bewussten Stein abzutasten, nachdem sie ihre Hand gehoben hatte, um den beiden Männern Schweigen zu gebieten, und kurz atemlos gelauscht hatte.

Bevor sie den Stein drückte, flüsterte sie: "Also gut – wenn wir entdeckt werden sollten, haltet euch hinter mir. Vielleicht zögern sie einen Moment länger, auf mich zu schießen. Wir müssen versuchen, möglichst schnell zu entkommen." Sie hatte keine Ahnung, ob Frauen in diesem Land wie in ihrer Heimat als tabu für Angriffe galten, hatte aber ihre Zweifel daran, zumal sie gut sichtbar ihre Axt in der Hand hielt. Und keiner der beiden war erstaunt gewesen, sie bewaffnet zu sehen. Doch die Hoffnung auf ein Quäntchen Glück, von einer gütigen Danna gesandt, viel mehr hatten sie ja nicht...
Titel: Heiliger Boden
Beitrag von: Sternenblut am 30.11.2015, 07:55:37
Hier geht es weiter für Olga! (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8301.msg990656#msg990656)