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Archiv => Archiv - Online-RPGs andere Systeme => Degenesis: RE - §3, Z.5 Nur das Volk zählt(?) => Thema gestartet von: Khenubaal am 07.06.2015, 21:01:29

Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 07.06.2015, 21:01:29
Die Gesichter von Feldwebel Anton Sarina und Soldat Berthold Schilz blicken gestrengt und regungslos von dem altersschwachen LQ-Monitor in das Zwielicht des Besprechungsraumes. Die Augen der beiden Männer - schwarze Pupillen in einem Meer von Weiß- und Grautönen - mustern die Anwesenden, als würden sie diese wiegen und messen. Ein Defekt - ein Tribut an das Alter des Bildschirms - lässt eine wulstige Welle in regelmäßigen Abständen vom oberen Rand des Displays bis zum unteren laufen. Das Bild verzerrt und wölbt sich unter der Welle, und so entsteht jedes Mal, wenn sie über die Münder der beiden Männer läuft, die Illusion, dass Feldwebel Sarina und Soldat Schilz nicht zufrieden sind mit dem, was sie hier vorfinden - warum sonst sollten sie so skeptisch die Lippen kräuseln?

Natürlich ist das nichts weiter, als eine bizarre Einbildung. Wie die fünf Zuhörer auf ihren Plätzen - zwei Mitglieder des hellvetischen Corps, ein hochgewachsener Epigenetiker aus dem danziger Spital, eine schweigsame Vertreterin der Wiedertäufer aus Franka und eine ungepflegte Gestalt aus den Vorläufen der hiesigen Alpen - eben erfahren haben, sind diese Männer derzeit nicht in der Alpenfestung. Die Augen die sie vom schwarz-weißen Bild des Displays aus anstarren, sind tot, ebenso wie die Gesichter um sie herum. Und nach allem, was Hauptfeldwebel Diego Contini und seine Assistentin eben dargelegt hatten, waren es die Männer, zu denen diese Bilder gehörten, höchstwahrscheinlich auch.

"Das Team Sarina/Schilz ist am 15. August zu einer Kontakt- und Erkundungsmission nach Galle, Heres und Tal aufgebrochen", rezitiert Soldat Tanya Baur. "Die Männer sollten den obligatorischen, quartalichen Check in den genannten Ortschaften durchführen. In den Missionszielen ist die Prüfung der emotionalen und psychischen Stabilität der politischen Führung in Tal besonders hervorgehoben worden."

"Diego Iturba", unterbricht sie Contini. Die rauchige Stimme des Hauptfeldwebels hallt im Raum wider. "Spitzname "Seneca" - er umgibt sich gerne mit voreshatologischen Büchern und studiert die Philosophen der alten Welt. Er ist der selbsternannte Bürgermeister von Tal und regiert dort seit über vierzehn Jahren."

"Alter: 53 Jahre; Kinder: 1 Sohn", ergänzt Baur. "Regierungsweise: Gnädiger Diktator. Einstufung des Oberkommandos: Unkooperativ."

"Er hat eine gute Garnison aufgestellt und das Gesindel aus Tal vertrieben" - wieder Contini. "Alle Kooperationsangebote unsererseits wurden abgelehnt und er ließ die Grauadler-Schar in die Stadt. Sie beliefern das nördliche Gebiet der Kerngebiete mit Burn aus Pollen. Aber er kontrolliert die Mengen und belässt es bei einem Rinnsall, um den Druck vom Kessel zu nehmen. Dadurch kann sich die Fäulnis bei uns nicht ausbreiten."

"Konnte nicht - bis jetzt." Es ist einer der Zuhörer, der den Hauptfeldwebel mit dieser Zwischenbemerkung unterbricht - der hochgewachsene Spitalier.

Contini geht jedoch nicht darauf ein und fährt fort. "Die Grauadler und Iturba kontrollierten die Grenzen im Osten. Sie ließen kein weiteres Burn in die TR 1 einsickern. Sie prügelten die Klanner zurück in ihre Höhlen und sorgten für Sicherheit in ihrem Quadranten. Und damit war das in Ordnung für uns."

Der Hauptfeldwebel macht eine Pause und stützt sich dann mit beiden Händen auf das Redepult vor ihm. Im fahlen Dämmerlicht des unterirdischen Raums – keine Fenster in der Alpenfestung, nur der kalte Grund der Alpen um einen herum – hebt sich der markige Vollbart kontrastreich gegen die helle Haut ab.

Vor ungefähr fünf Monaten ist Iturbas Frau gestorben. Das hat ihn wohl ziemlich mitgenommen. Als unser Kontakt- und Erkundungsteam zum 2Q-Kontakt im Juni in Tal war, war er nicht zu sprechen. Er hat sich in sein Haus zurückgezogen und war angeblich seit Wochen nicht mehr draußen. Sein Sohn hatte die Geschäfte geleitet – er hat unseren Männern die heile Welt vorgegaukelt, aber die Leute in der Stadt redeten. Die Disziplin der Truppen schien nachzulassen und es war wieder die Rede von Klannern – Überfälle der Vulga.

Bei den letzten Worten wendet sich Baur angeekelt ab – die erste emotionale Reaktion der Assistentin, die an diesem Abend zu beobachten ist. Auch durch die Zuhörer ist ein Ruck gegangen. Die Vulga sind ein Stamm von Menschenfressern, bekannt dafür, dass sie lebendes Fleisch bevorzugen. Daher wird die Beute Teil für Teil vertilgt und so lange wie möglich gepflegt und am Leben gehalten. Die Gefangenen der Vulga dürfen manchmal Wochenlang miterleben, wie sie langsam verspeist werden.

Wir hatten Zweifel, ob Iturba Tal, aber vor allem den Quadranten und die pollnische Grenze noch unter Kontrolle hat. Deswegen war die K- und E-Mission 3Q so wichtig. Die Männer meldeten sich das letzte Mal wie vereinbart in der 37 KW. Soldat Baur?

Die Assistentin übernimmt wieder mit heller, monotoner Stimme. Völlig emotionslos rattert sie die Informationen herunter, als stünde da vorne ein AMSUMO und kein Mensch aus Fleisch und Blut. „Feldwebel Sarina und Soldat Schilz telegraphierten am 12.09. wie vereinbart aus dem Chronisten-Subcluster in Galle. Die Meldung lautete: „Heres und Galle abgeschlossen. KbV. Brechen auf nach Tal.““ Die Assistentin schaut auf – aschblondes, gerades Haar und helle, makellose Haut. Der Blick streift Rahel und den Spitalier und bleibt schließlich bei Dan hängen. Der Schrotter kommt nicht drumrum zu bemerken, dass Soldat Baur vielleicht ein gefühlskaltes, aber dennoch ein ziemlich heißes Gerät ist. „Für die Externen sei erklärt, dass KbV für `Keine besonderen Vorkommnisse‘ steht.

Aber anscheinend gab es besondere Vorkommnisse“, macht wieder Contini weiter. „Die Männer hätten sich bis spätestens 26.09. wieder per Funk aus dem Subcluster melden müssen. Das ist nicht passiert. Wir haben heute den 24.10. Das letzte, was wir von ihnen wissen, ist, dass sie unterwegs waren nach Tal. Und jetzt sind die Männer seit 28 Tagen überfällig.

Als würden sie die Worte des Hauptfeldwebels unterstreichen wollen, schauen die beiden verschollenen Männer hinter seinem Rücken noch immer von der Leinwand herunter. Contini fährt fort: „Der Tod von Iturbas Frau, die Lage im Tal bei der K- und E-Mission 2Q und die verschwundenen Männer sind Warnsignale, die überprüft werden müssen. Wir müssen wissen, was in Tal und an der pollnischen Grenze vor sich geht. Und wir müssen unsere Männer finden.

Der Hauptfeldwebel spricht mit bestimmter Stimme, lässt keinen Zweifel an seinen Feststellungen. Er deutet auf die Zuschauer, während er fortfährt. „Sappeur Wagner und Feldwebel Kyburg sind eingeteilt für den Spezialauftrag S5-17. Es handelt sich um eine S- und R-Mission. Sie stellen Kontakt mit der Führung in Tal her und überprüfen die Lage dort. Und sie suchen nach unseren Männern. Dr. Denis Polanski vom danziger Spital wird sie begleiten. Er will für das Spital die Lage der Burn- und Fäulnisverbreitung im Quadranten überprüfen. Orgiastin Rohal und Dan, ein Ortskundiger, werden ebenfalls mit Ihnen reisen. Sie verstärken unseren Trupp, ohne dass wir weitere Männer aus der Alpenfestung entsenden müssen – damit gewinnen Sie Feuerkraft, ohne das wir provozierend und als Bedrohung auftreten.

Contini lässt seinen Blick über die Anwesenden schweifen: „Haben Sie so weit Fragen?“ 
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 07.06.2015, 22:43:45
Dan saß mit dem Rücken zur Wand, so es denn so einen Sitzplatz im Besprechungsraum gab. Er hatte diese Erfahrung erst nach und nach in den Spelunken rund um Tal lernen müssen: sitze nie mit dem Rücken zur Tür. Die hagere Gestalt hatte schon bessere Zeiten gesehen, aber vermutlich noch länger keine Dusche. Auffallend war dieser Fakt vor allem an den Haaren, die einen schwachen Glanz hatten, obwohl Dan kein Haargel trug. In der einen Hand hielt er seine Mütze, die sonst schützend über den Haaren lag. Mit der anderen Hand fuhr er sich durch den immer dichter werdenden Vollbart. „Interessanter Verein hier gerade. Komisch nur, dass sie gerade mich als Ortskundigen dabei haben wollen. Bringt ihre ständige Spionage und Präsenz in der Region wohl doch keine Informationsvorteile mit sich. Gut, mir soll‘s Recht sein. Zu ein paar Wechseln mehr in der Tasche sage ich sicher nicht Nein.“

Dann wanderte sein Blick über die Anwesenden und blieb wie von selbst bei den Frauen hängen. Mal mehr, mal weniger. Die feuerroten Haare von Rahel stachen einfach zu sehr ins Auge, um nicht aufzufallen. Dazu der Kalkschädel und dann auch schon so ein verbissenes Weibsstück. Sappeur Wagner, was auch immer zu den Aufgaben eines Sappeurs gehörte. Scharf sein offenbar nicht. Aber diese Tanya gefiel ihm. „Warum konnte sie nicht statt Wagner mitkommen?“ Stattdessen nun doch diese Wagner. Vielleicht konnte er vor der Abreise noch Tanyas Erreichbarkeit abchecken? Doch im Augenblick war erst mal Schnabel halten angebracht. „Vielleicht würde einer der anderen eine wichtige Frage stellen oder seine Meinung mitteilen, damit man darüber reden konnte.“
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kyburg am 11.06.2015, 10:32:18
Schweigend starrt der Soldat den Zivilisten an, sichtlich unbegeistert über seine Anwesenheit. Dreckig. Unzuverlässig. Mehr eine Gefahr als eine Bereicherung. Lässt den Blick schweifen- zur Orgiastin. Über die feuerroten Haare und den gestählten Körper. Ein Schnauben entfährt dem Soldaten- eine religiöse Eiferin. Unberechenbar. Unzuverlässig. Und mit diesem Pack sollen sie eine Rettungsmission durchführen? Unruhig lässt er schließlich den Schleifstein über die bereits zum Rasieren geeignete Klinge des Beils fahren. Er würde es brauchen. Hat es schon oft genug gebraucht. Dieses Beil hat ihm öfter das Leben gerettet als der Wegbereiter- denn wo die Ergebnisse des Wegbereiters ausgelesen werden, so fragt ihn niemand, wie viele Schädel die Axt eingeschlagen hat. Fragend blickt er, ohne sein Schleifwerk zu unterbrechen, zu seiner Vorgesetzten. Fragt sie mit Blicken, was Wagner von dieser Sache hält. Ob sie ebenso unbegeistert über die Präsens von Zivilisten und Fanatikern auf ihrer Mission ist- und er sucht in ihrem Blick irgendetwas beruhigendes.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 11.06.2015, 17:22:46
Orgiastin. Wie sehr hasste Rahel das Wort. Besonders deshalb, weil es zutraf, wenn auch in gewisser Weise. Beim Predigen geschah es zuweilen, dass sie sich in einen besonderen Zustand redete, da jedes Wort glühender, jedes Elend flehentlicher und jede Anklage zorniger wurde. Was in ihren Predigten zum Ausdruck kam, war Menschsein an der Grenze zum Übermensch. Die absolute Selbstüberwindung in einer Welt ohne Gott. Und hätte sie es auf den Punkt bringen müssen, dann hätte sie es als das 'letzte Aufgebot' bezeichnet. Alles oder Nichts. Er musste sie wieder anhören - oder sie waren alle verloren.

Doch davon abgesehen gab es nichts an Rahel, was in irgendeiner Weise orgiastisch war. Tatsächlich hatte sie einen gar schmerzlich nüchternen Blick auf die Dinge. Gott hatte sich verborgen, Wunder waren Vergangenheit und Prophetie eher ein Zeichen übermäßigen Burnkonsums oder Wahnsinns. Selbst die Tinkturen, die sie aus Kräutern und Quellwässern gewann, hatten keine übernatürlichen Eigenschaften, allenfalls natürliche. Doch es war der Glaube, der Berge versetzte, und diese Tinkturen erst wirksam werden ließ. Der menschliche Wille an der Grenze des Möglichen. An der Grenze zur Transzendenz.

Rahel war kein Pontifex - keine Brückenbauerin zu Gott. Alles, was sie tun konnte, war eine halbe Brücke zu bauen. Und die restliche Distanz musste gesprungen werden. Und entweder es reichte oder nicht.

Jetzt, da Rahel in diesem halbdunklen Besprechungsraum saß und das Ende des Militärsprechs abwartete, fühlte sie sich erinnert an ihre Zeit im Spital. Es war kalte Erinnerung, die keine Empfindung in ihr auslöste. Sie kannte diesen sezierenden, technischen Umgang mit Menschen wie auch der Welt an sich. Reparieren, was noch gebraucht werden konnte, abschneiden, was erkrankt war. Insgesamt waren die Spitalier wie auch auch die Hellvetiker sehr effizient. Aber seelenlos. Es hatte Zeiten gegeben, da Rahel leidenschaftliche Wut verspürt hatte. Doch nun spürte sie höchstens Langeweile.



Sie hatten Rahel in einem nahegelegenen Bergdorf aufgegriffen. Irgendetwas mit -wil. Aber egal, fast jedes scheiß Dorf hieß irgendwie -wil: Leutwil, Mooswil, Bechterswil. -wil hatte irgendetwas mit einer geringen Größe zu tun, wobei Rahel nicht sicher zu sagen vermochte, von was die Größe bestimmt wurde.

Sie hatte stumpfen Ernährern und starrsinnigen Militärs gepredigt. Und dann hatte man sie aufgegriffen und in die Basis gebracht und ihr einen Auftrag angeboten, den sie nicht ablehnen konnte. Rahel war natürlich klar, dass man sie diplomatisch geschickt loswerden wollte. Andererseits hatte sie auch nicht übel Lust, sich loswerden zu lassen.



Rahel musterte ihre zukünftigen Kollegen: zwei Hellis, ein Kalkschädel und ein Schrotti. Okay, es würde keine großen Probleme geben, aber wahrscheinlich auch keine besonderen Höhepunkte. Rahel hatte sich entschieden, dass sie den Auftrag annehmen und ausführen würde. Auch wenn sie die Hellis momentan für einigermaßen verloren hielt, würden sie sich vielleicht irgendwann an sie erinnern, wenn die Kacke am dampfen war. Wenn sie irgendwann erkannten, dass die Bergeste zugleich ein Gefängnis war, dass sich die Hellis nicht so hermetisch abriegeln konnten, dass keine Sporen einzudringen vermochte, dann würden sich auch das stoische Bergvolk öffnen müssen. Oder in seinen Stollen ersticken.

Okay, sie würde den Auftrag erledigen, aber dann würde sie sich absetzen, so bald es ging. By the way, es war auch keine schlechte Möglichkeit, von hier wegzukommen. Das Bergvolk war zu starrsinnig, zu bündisch organisiert, als dass sie einer Fremden Gehör schenken wollten. Erst musste die Scheiße über sie kommen. Und dann? Mal gucken.

"Nee, keine Fragen. Wann geht's los?", antwortete sie schlicht auf die Frage des Corporals - or whatever he was.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Altena Wagner am 14.06.2015, 19:33:48
Gelassen saß Wagner auf ihrem Platz und lächelte ihrem Kameraden müde zu. 'Wird schon werden' schien ihr Blick auszudrücken. Ohne sonderlich viel von den Außenseitern gesehen zu haben wollte sie sich noch kein Urteil bilden. Im Zweifelsfall würde ihr Überleben von diesen Leuten abhängen. Da war es besser, erst einmal entspannt an die Sache heranzugehen. Die Anwesenheit des Spitaliers konnte sie sich eher erklären als die der Anderen beiden - aber gut, es störte sie auch nicht weiter. Ihrem Kollegen war leicht anzusehen, das er da ein wenig anders dachte. War jetzt auch nichts so Neues. Die junge Frau hob sich in ihrer Erscheinung vor allem durch ihre dunklere Hautfarbe von vielen anderen Kameraden ab. Latino wäre zu einer anderen Zeit vielleicht ein passender Begriff gewesen, der sie grob umreißen konnte. Ihr fehlte die stramme Disziplin, die kühle Distanziertheit die man oft mit Hellvetikern verband. In bunter Vogel in schneeweißer Landschaft, so hatte es einer ihrer Freunde einmal beschrieben. Ob sie unterm Strich wirklich so anders war - keine Ahnung, es kümmerte sie auch nicht. Sie ließ sich ungerne in ein Schema pressen. Starrsinniges Denken war ihr zuwider. Einigermaßen konzentriert verfolgte sie das Briefing und fragte sich wie Tanya wohl privat war. Sie hatte im Laufe ihrer Karriere gelernt, das viele eine Maske während ihrer Dienstzeit trugen. Und außerhalb waren sie dann wie ausgewechselt. Eigentlich interessant, wie gut so etwas funktionieren konnte.

"Weiß man, woran Iturbas Frau gestorben ist?"
Hakte sie zwischendurch nach und bewies trotz ihrer allzu entspannten Sitzhaltung das sie mehr oder weniger bei der Sache war. Wenn seine Frau von Kannibalen gefoltert wurde, war das ein ziemlich guter Grund für sein Verhalten. Es kam selten vor, das sie Menschen als hoffnungslos abstempelte. Sicher steckten irgendwelche abstrusen Rituale dahinter und sie meinten es nicht einmal 'böse'. Aber das konnte ihr praktisch egal sein - wenn sie dieses Volk sah, hieß es Beine in die Hände nehmen oder kämpfen. Nicht jeder ließ mit sich verhandeln. In diesem Fall war sie nicht einmal auf den Versuch sonderlich scharf. Widerlich...

Altena sah sich die Bilder genau an und zählte die Teilnehmer des Teams. Notfalls fragte sie eben noch mal genauer nach. Wie viele Kameraden wurden vermisst? Mit einem leisen Ächzen dachte sie daran, was von ihnen inzwischen übrig sein dürfte. Wie so die Methoden dieser Wilden aussahen, wusste sie ja.

"Feindkontakt ist sehr wahrscheinlich, wenn diese Gerüchte stimmen. Ein ganzes Team verschwindet nicht einfach so. Welche Mittel stehen uns für die Mission zur Verfügung?"


Das alles klang so, als müssten sie schlimmstenfalls gegen ein ganzes Dorf vorgehen. Mit 10 Schuss pro Hell würden sie sich da wohl bald selbst im Kochtopf wiederfinden...Ein Versuch war es jedenfalls wert. Es war ja nicht so, das ihre Soldaten leicht zu ersetzen wären. Im Gegenteil. Ganz zu schweigen von ihrer Ausrüstung. Ob sie diese hinterher bergen sollten? Einfach mal nachfragen.

"Und wie sollen wir vorgehen, wenn das Team nicht transportfähig ist - oder tot?"

Ganz sicher war sie sich ja nicht, ob 5 Mann dafür ausreichen würden...
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 18.06.2015, 16:25:10
Contini und Baur sahen sich die Reaktionen der Zuhörer an. Wie üblich überließ es der niederrangigere der beiden Hellvetiker seinem Vorgesetzten, die Fragen zu stellen - so schwieg Kyburg und sprach Wagner. Dass der Schrotter nichts sagte und seine glasigen Augen eher die Rundungen der anwesenden Frauen prüften und weniger die bärtigen Gesichter auf dem Bildschirm, überraschte den Hauptfeldwebel nicht - er kannte Dirty Dan lange genug. Auf die Orgiastin hatte er sich noch keinen Reim machen können, aber ihre lässige Antwort überraschte ihn nicht. Und der Epigenetiker. Auch er schwieg nun - nachdem er ihn zwischendurch unterbrochen hatte - und beobachtete seine zukünftigen Reisegefährten.

Rahel kam es so vor, als blieb der Blick des Mannes an ihr länger hängen, als an den anderen. Der Neoprenanzug - so weit im Sitzen sichtbar - passte wie angegossen; Weiß und Schwarz glänzten in perfekter Sauberkeit. Darin glichen sich Hellvetiker und Spitalier. Der kahle Schädel warf in mattem Weiß die Deckenbeläuchtung zurück - eindeutig eine Wirkung des verriebenen Kalks. Das Gesicht war langgezogen, hohe Stirn, wache, scharfe Augen, Wangen, die sich nach unten hin verjüngten und in einem schmalen Kinn endeten - man nähme ein langgezogenes Dreieck, stelle es mit dem spitzen Ende nach unten auf und stelle auf der oberen, flachen Seite eine Halbkugel auf, so würde wohl ein Chronist eine schematische Darstellung des Gesichts von Denis Polanski liefern. Eine apokalyptische Elster würde eher mit den Fingern das schmale Kinn streicheln und lächelnd darauf hinweisen, dass diese Wangen nach einem Vollbart schreien - ohne unnötig zu betonen, dass damit das allzu schmale Gesicht kaschiert werden solle.

Doch weder der Chronist noch die Apokalyptikerin waren hier im Raum und Baurs Stimme riss Rahels Gedanken zurück in das Hier und Jetzt. "Gemäß der Aussage von Iturbas Sohn - Veloso - starb seine Mutter an einem Geschwür. Sie sei wohl über Monate von innen zerfressen worden."

"Krebs", konstatierte Polanski mit kehligen Bariton. Baur nickte. "Wahrscheinlich - ja. Diese Angaben sind aber nicht überprüft worden."

"In jedem Fall hat Feldwebel Wagner recht", setzte Contini ein. "Die Männer waren - wie bei K- und E-Missionen üblich - zu zweit unterwegs. Wir schätzen die Wahrscheinlichkeit eines Feindkontakts aufgrund der bisherigen Beurteilungen von Team Sarina/Schilz und Fehlfrist von 28 Tagen auf über 85%. Wir sind uns allerdings nicht sicher, dass es sich hierbei um die Vulga handelt - das wäre lediglich eine mögliche Hypothese."

"Die Psychologische Abteilung hat auf Basis des Missionsberichts von K- und E- Q2 ein Profil von Iturba erstellt und mögliche Wahrscheinlichkeiten durchgespielt", fügte Baur hinzu. "Sie kommen sowohl für das Szenario einer feindlichen Reaktion durch Iturba und die aktuelle Führung von Tal, als auch für das Szenario einer inzwischen neuen, feindlichen Macht in Tal jeweils auf Wahrscheinlickeiten von über 20%. Die Wahrscheinlichkeit eines erfolgeichen Angriffs der Vulga wird dagegen auf 7% geschätzt."

Contini übernahm wieder: "In jedem Fall lautet ihr Auftrag zunächst Sondierung der Lage. Konfrontationen sollten möglichst lange vermieden werden und bilden das letzte Mittel. Stoßen sie auf Widerstand, der eine größere Operation der Alpenfestung notwendig macht, kehren sie um. Primäres Ziel ist das Sammeln der Informationen über die aktuelle Lage in Tal, an der pollnischen Grenze und im Quadranten, sowie die Suche nach unseren Männern. Machen sie sich zu früh zu viele Feinde, werden sie diese Ziele nicht erreichen und auch unserer Sache schaden. Verstehen Sie das?"

Der Hauptfeldwebel wartete ab, bis alle Anwesenden genickt hatten. Dann fuhr er fort: "Gut. Die Ihnen zugeteilte Ausrüstung für diesen Auftrag liegt bereits für Sie bereit. Sie verlassen die Alpenfestung durch den Tunnel TR 1 - Q4 - IV - besser bekannt als Ausgang Tiss. Aufbruch ist morgen früh um Null-Sechshundert. Ihr erster Halt ist Galle - sie werden einen Tagesmarsch dafür brauchen; vielleicht lässt sich dort bereits etwas herausfinden. Danach ist Tal dran."[1]

Continis Blick streifte noch einmal über die Externen des Trupps. "Wir haben jetzt Zwanzighundert. Für alle Externen sind Einzelquartiere für die heutige Nacht vorgesehen. Außerdem eine Abendration aus der Kantine der Station. Mein Rat an Sie: stärken Sie sich, lernen Sie einander kennen - besser hier drinnen, als erst später draußen unter Beschuss - und dann: gehen Sie zeitig zu Bett. Wegtreten."[2]
 1. Unter folgendem Link findet ihr eine Umgebungskarte (https://www.google.com/maps/dir/Thal,+Schweiz/S%C3%A4ntis+-+Schwebebahn,+Hundwil,+Schweiz/@47.3426156,9.4064337,34508m/data=!3m1!1e3!4m15!4m14!1m5!1m1!1s0x479b1a83140bf4b3:0x1fb365083e38e046!2m2!1d9.566754!2d47.4674873!1m5!1m1!1s0x479b27bcb5c1238f:0x83efdbabe8095ca!2m2!1d9.317897!2d47.256339!3e2!5i2); Santis - Schwebebahn = Ausgang Tiss; St. Gallen = Galle; Herisau = Heres; Thal = Tal; Ich habe die Reisezeit erhöht, da die Umwelt feindlicher und der Weg unbefestigt ist
 2. Das bietet euch nun die Möglichkeit, die SCs sich kennenlernen zu lassen, bzw. ein wenig zu interagieren - z.B. beim gemeinsamen Abendessen in der (überfüllten und riesigen) Kantine. Wer darauf verzichten will, kann seinen SC auch gleich zu Bett schicken! :wink:
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 22.06.2015, 18:52:52
Rahel schnitt dem Spitaler, der sie erkannbar musterte, eine Grimasse, die Missbilligung ausdrückte. 'Glotzt mich an, als wollte er gleich in mich reinkriechen.', dachte sie sich. Für einen Moment überlegte sie, ob der Spitalier etwas von ihr wollte und ob er sie erkannt hatte. Aber sie schüttelte innerlich den Kopf. 'Unmöglich. Damals, das war in der tiefsten provinz Francas. Jetzt sind wir im Kanton. Der kennt mich nicht. Glotzt mich einach an, wahrscheinlich weil er schon lange keine Frau mehr gesehen hat.'

Sie verfolgte die Besprechung im Weiteren mit mässigem Interesse. Die technische Sprache des Feldwebels stieß sie ab und die vielen Zahlen und Mutmaßungen konnten über eines nicht hinwegtäuschen: Die Männer hatten nicht den blaßesten Dunst, wo ihre Kameraden abgeblieben waren. Rahel überlegte, ob es die Männer nervös machte, das ihre Abläufe durcheinandergerieten. Vermutlich.

Als klar war, dass die Besprechung zu Ende ging, stand sie auf und nickte dem Kommandanten zu. Dann verließ sie den Raum und steckte sich erstmal eine an. Dass das Rauchen hier nicht erlaubt war, juckte sie nicht weiter. Sie inhalierte den kratzigen Rauch und bließ ihn in Ringen wieder aus.

"So'n Wichser!", murmelte sie.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kyburg am 23.06.2015, 07:14:17
Der Blick des Soldaten kreuzte den des Spitaliers- und dessen Blicke entgingen Kyburg nicht. Einen Moment lang starrte er ihn ebenso an- weniger mit Lust, als mit sichtlicher Abneigung, ehe er wieder dazu überging, sein Beil zu polieren und schweigend zuzuhören. Das Murmeln der Rothaarigen quittierte er mit einem Kopfschütteln. Keine Disziplin. Sowohl Spitalier als auch Täuferin. Ebensowenig wie Zivilist. Wird uns noch in Schwierigkeiten bringen. Schließlich wurden sie entlassen. Stand auf, salutierte zackig, verstaute die Waffe- ehe er sich mit einem fragenden Blick die Erlaubnis Wagners holte, ebenfalls wegzutreten und sich in Richtung der Kantine aufmachte, sich einen Weg durch die Schlangen kämpfte- und schließlich tatsächlich einen kleinen, freien Platz an einem Tisch "eroberte" an dem er nicht nur alleine Platz haben konnte- eigentlich nur, damit Wagner sich ihm anschließen konnte, aber mit etwas Rücken würde es wohl noch für mehr Leute reichen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 01.07.2015, 14:58:57
Rahel lies die halb aufgerauchte Kippe zu Boden fallen und trat drauf. Kurz überlegte sie, ob sie sich vielelicht später etwas zu Essen holen sollte oder vielleicht auch ganz darauf verzichten würde. Sie war nicht besonders hungrig. Dann aber entschied sie sich, dass sie doch etwas auf Tuchfühlung gehen sollte mit ihren Kollegen, mit denen sie die nächsten Tage und vielleicht Wochen verbringen würde.

Es kamen ihr kurz Zweifel. Vielleicht sollte sie doch ihre zwei-drei Dinge zusammensammeln und einfach weiterziehen. So die Nummer mit der charisamtischen Wanderpredigerin eben. Das hatte doch bisher auch geklappt. Nun ja, nicht so wirklich. Stures Bergvolk.

"Ach, was soll's?", fasste sie ihre Gedanken missmutig zusammen. "Ich schau mir die Leute wenigstens mal an."

So ging sie dann doch in die Kantine, stapelte sich ein einfaches Gericht, einen Apfel und vor allem zwei Gläser Wasser auf ihr Tablett und bugsierte sich an den Tisch, an dem sie den Soldaten namens Kyburg erblickt hatte.

"Hi!", sagte sie und setzte sich ihm gegenüber. Sie strich das rote Haar aus der Stirn und blickte den Soldaten forsch an. Es würde an ihm sein, das Gespräch zu beginnen und damit ihre Beziehung zu definieren.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kyburg am 01.07.2015, 18:41:31
Lange starrte er die rothaarige Gläubige an. Nickte ihr mehr höflich als wirklich freundlich zu, löffelte weiter die breiige Ration, an die er sich schon seit langem gewöhnt hatte in sich hinein, während er der seltsamen Zivilistin in die Augen sah, sich wunderte, was die Frau hier wollte. Das fragte er sich allgemein seit einer Weile. Was sollte er mit einer Anhängerin eines Kultes anfangen, der einen lange vergessenen und mit ziemlicher Sicherheit toten Gott anbetete, anfangen? Der Bunkerwühler mochte mit seinen Ortskenntnissen und als Kanonenfutter von Nutzen sein, der Arzt schien medizinische Grundausbildungen genossen zu haben- aber eine Priesterin? Nein. Für soetwas konnte er sich bei Weitem keinen Sinn vorstellen. Vielleicht würde sie es ihm ja berichten...? Er blickte sie auffordernd an. Sie musste einen Grund haben, hier zu sein- vielleicht wollte sie ihm ihre wirkliche Mission verraten? Hoffte in ihm auf einen Verbündeten?
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 04.07.2015, 17:32:30
"Hmm, ihr alle seid nicht besonders gesellig hier, oder?", sagte Rahel vor sich hin. Sie zog die Gabel aus biliger Legierung unter der Serviette hervor und begann damit, ihre Suppe zu löffeln. "Nun gut, ich bin jedenfalls Rahel und bin eine Wiedertäuferin. Es ist reiner Zufall, dass ich hier bin. Aber es ist alles andere als zufällig, dass ich bei der Mission dabei bin. Es ist wohl die diplomatisch geschickteste Weise, mich woanders hinzuschicken. Ganz sicher denkt Dein Kommandant nicht daran, dass mein Gott diese Mission segnen wird. Und ich glaube auch nicht, dass mein Gott das tun wird." Rahel begann seelenruhig, Graubrot in ihre Suppe zu bröseln. "Und zwar hauptsächlich deshalb, weil mein Gott tot ist."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 04.07.2015, 19:54:25
"Ich war zwei Jahre lang in Purgare und kenne viele Wiedertäufer. Ich war in einem der Lazarett-Städte hinter der Front in der Adria-Ebene. Manche von deinen Kameraden hatten Fieberträume, als ich sie behandelte. Viele sogar, würde ich sagen. Morphium war knapp und es gab einiges zu nähen und zu sägen."

Der Epigenetiker hatte sich ebenfalls in die Kantine begeben und sich an den Tisch gesellt - zusammen mit Wagner, Kyburg und Rahel teilte sich Dr. Denis Polanski die rechteckige, stählerne Unterlage von 80 mal 1000 cm mit 16 weiteren Männern und Frauen. Allesamt Hellvetiker - die meisten in den charakteristisch grauen (Corps) und blauen (Zivilist) Uniformen für den Innendienst. Zwei trugen die Unterkleidung für den Harnisch. Die Männer trugen ihr Haar allesamt militärisch kurz, die Frauen meist zu strengen Zöpfen zurückgebunden. Dennoch war die Atmosphäre locker - die Tischnachbarn unterhielten sich angeregt, tauschten Neuigkeiten, Tratsch und grobe Witze aus. Es wurde geflucht und gelacht - Soldaten.

Alles zum Trotz dessen, was als "Essen" bezeichnet auf den grauen Tabletten vor ihnen lag. "Kartoffelbrei" und "Fleischeintopf", wobei bei beiden zu vermuten war, dass die Namensgebung weniger mit den eigentlichen Zutaten zu tun, sondern eher rein symbolischen Charakter hatte - Soldatenessen.

Polanski beugte sich weiter vor, um den allgemeinen Gesprächslärm des Tisches, sowie der neunzehn anderen Tische in der Kantine zu übertönen und fuhr fort: "Die haben erzählt, Gott hätte sich von uns abgewandt. Dass wir sühnen müssen, bevor er wieder zu uns zurückkehrt. Die haben gesagt, der Primer ist nicht ein Scheiß-Parasit aus dem Weltall, sondern das Werk des Teufels. Und manche haben gesagt, unsere Welt ist tot. Aber dass euer Gott tot ist, das ist neu."

Der Mann fuhr sich mit den Fingern der Rechten über das schmale Kinn, kniff die Augen ein wenig zusammen, um im Zwielicht der Neonröhren über ihnen seine gerade erkorenen Kameraden besser zu beobachten. Die grünen Pupillen fixierten die Gegenüber.

"Ich bin Epigenetiker - seit inzwischen sechs Jahren im danziger Spital. Ich glaube, der Primer ist ein verdammter Parasit von einem verdammten Kometen, und das Glück - die Hure, die den Kometen bei uns hat abstürzen lassen. Ob ein Gott daran beteiligt war? - ich weiß es nicht. Meinetwegen. Mir geht's darum, die Fäulnis wieder loszuwerden. Ich glaube, dass der Burnfluss an der pollnischen Grenze wieder zunimmt. Wenn das stimmt, könnte die gesamte Region hier" - Polanski nickte Richtung Kyburg und Altena; der kahlgeschorene, gekalkte Schädel spiegelte das blasse Licht der Neonröhre über ihm - "ihr nennt sie Territorialregion I - verseucht werden. Das will ich verhindern."

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Während der Rest der neu gebildeten S- und R-Mission S5-17 in der Kantine über - tatsächlich - Gott und die Welt redete, hatte sich Dan in sein Quartier für diesen einen Tag verzogen. Zwei mal vier Meter - die Abmessungen stammten aus einer anderen Zeit und waren heute purer Luxus für die Alpenfestung, wie er aus Gesprächen mit Contini wusste. Also war das eines der ältesten Quartiertrakte. Die der Tür gegenüberliegende Wand war nur grob geglättet und aus massivem Felsgestein - hier endete also der Tunnel. Die drei anderen Wände waren mit abgewetztem Aluminium und Plastik beschlagen; dahinter vermutete Dan Stahlträger. Ein altersschwaches Neonröhrenpaar geizte mit Licht. Eine Pritschte, ein Stuhl, ein Schrank, ein Tisch. Abort und Waschräume waren am Ende des Gangs, wie er erfahren hatte.

Dan hatte sich gerade eben auf seine Pritsche gesetzt und das Knarzen der durchgelegenen Federung unter seinem Hintern vernommen, da klopfte es an seiner Tür. "Dan - sind Sie da? Ich muss Sie sprechen". Vielleicht spielte sein Hormonspiegel ihm ja einen Streich, aber Dan war sich ziemlich sicher, dass das da die Stimme von Soldat Tanya Baur war.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 04.07.2015, 21:35:34
2x4m – da war Dan wirklich anderes gewohnt. Sicher nicht von Behausungen in geschlossenen Gebäuden, aber von seinen Übernachtungen in den Ruinen der alten Welt. Er wollte sich gerade seiner Ausrüstung und den Vorräten widmen, in der Hoffnung noch etwas Destillat zu finden, als er das Klopfen vernahm.

Der erste Instinkt war diesen Militärfuzzi vor seiner Tür wegzuschicken. Doch dann erkannte er die Stimme. Sollte es wirklich die scharfe Braut Tanya sein? Das galt es auf jeden Fall rauszufinden. Er schwang sich von der Pritsche hoch und öffnete direkt seine Quartierstür um nachzusehen.

Ja bitte?
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kyburg am 06.07.2015, 17:07:28
Mit einiger Mühe unterdrückte Kyburg ein Augenverdrehen. Diese Glaubensspinnerin war noch wahnsinniger als ihre Kameraden. Ein übermenschliches Wesen anbeten- sei geschenkt. Taten viele der schweizer Eidgenossen auch, einige hingen sogar dem Wiedertäuferglauben an. Aber einen Gott verehren, der schon tot ist? Entweder hatte er etwas falsch verstanden, oder die Frau war völlig wahnsinnig- und der Umstand, dass sie offenbar als Strafe bei ihm war machte sie nicht wirklich deutlich vertrauenserweckender... genauso wenig dass ein Gott, an den er zwar nicht glaubte, den er für den unwahrscheinlichen Fall, dass es ihn doch gab nicht verärgern wollte, diese Mission nicht segnete missfiel ihm ebenso...

Noch ehe die rothaarige Kultistin (war es ein Kult- oder nur ein persönlicher Fall von Wahn, wie er seit dem Komentenfall so oft vorkam?) ihm völlig das Essen versauen konnte sprach der Spitalier. Wirkte vernünftiger- die Versporung auszulöschen wirkte deutlich klüger und besser planbar als einen toten, offenbar desinteressierten Gott anzubeten. Als der Spitalier erzählte, nickte Kyburg zustimmend mit dem Kopf. Erst als er berichtet das über Territorialregion etwas geschmuggelt werden soll, verhärtet sich das narbige Gesicht des Soldaten. Schweigend beginnt er wieder Kartoffelbrei in sich zu stopfen. Als ob in Territorial 1 irgendetwas geschmuggelt würde. Wenn es einen Ort gab, der sicher war, dann die Eins. Sollte er sich doch weiter der Paranoia der Spitalier hingeben- viele der Weißkittel trauten der Bruderschaft der Waffen wohl immer noch nicht zu, den Schmuggel durch die Alpen zu unterbinden. Kyburg wusste, dass was der Spitalier behauptete nicht stimmen konnte- also aß er weiter.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 10.07.2015, 16:01:32
Rahel lächelte. Endlich mal jemand, der sich ernsthaft mit ihr unterhalten wollte. Es war der Situation anzurechnen, dass der Sanitäter Rahel sympathsicher wurde, vielleicht war der Typ aber auch tatsächlich ganz in Ordnung. Das würde sich später zeigen. Die meisten Sptitaler, die Rahel kennengelernt hatte waren halb Zahlendreher und halb Karrieretypen und in jedem Fall ganz Arschloch.

"Ich glaube, dass der Zug abgefahren ist. Über dreitausend Jahre lang hat der Mensch dieses Spiel gespielt. Er hat Gottes Gebote übertreten, seine Tempel entweiht und seinem Namen gelästert. Und Gott wendete sich ab und eine große Katastrophe zog über die Menschen. Und sie schriehen sich die Seele aus dem Leib und wimmerten, dass sie in Zukunft alles gut machen würden, wenn er nur die Plage von ihnen nähme. Und Gott erbarmte sich ihnen. Kaum jedoch wussten sich die Menschen in Sicherheit, fielen sie von Neuem ab."

"Und ich glaube, ich glaube wirklich, dass der Alte die Schnauze jetzt gestrichen voll hat. Er hat seine Hand von uns gezogen und seine Ohren verschlossen. Vielleicht sieht er nicht ein einziges Mal hin, wenn diese teuflische Seuche die Menschheit ausmerzt. Und weißt Du was? Ich kann es verstehen, ehrlich, ich würde sogar sagen, dass er verdammt Recht hat und die Menschheit dieses Schicksal verdient hat. Die Engel werden nicht fertig damit, die ganzen Morde, Zuhälterei, Umweltverschmutzungen und Gotteslästerungen aufzuzählen. Nichts wird mehr vergeben, nichts wird mehr vergessen, bevor nicht der letzte von diesem Erdboden getilgt wurde."

Rahel hatte sich heiß geredet. Sie war nicht besonders laut geworden, aber ihr Ton war scharf und ihr Blick war durchdringend und intensiv geworden, ohne jemanden im Speziellen azusehen. Nun lehnte sie sich in ihrem Sitz zurück und atmete einmal tief durch, bevor sie ruhiger weitersprach. "Ich würde sagen, er hat verdammt recht damit. Aber leider geht es auch um mich und um die Menschen, die ich liebe. Ich kann es nicht akzeptieren. Meine ganze Kraft gilt der unmöglichen Aufgabe, ein glühendes Epizentrum der Gerechtigkeit aufzubauen. Und vielleicht und auch nur vielleicht wird er sich wieder für uns interessieren. Wir sind alle Kinder Hiobs. Nur eben nicht unschuldig."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 11.07.2015, 10:03:33
Als Rahel ihre Litanei anstimmte, merkte sie gar nicht, wie ihre Worte durch das Stimmengewirr am Tisch schnitten. Um sie herum verstummten einige der Tischnachbarn, neugierige Blicke richteten sich auf sie und ihren Gesprächspartner, es wurde getuschelt. Eine der Zivilistinnen in blauer Uniform verdrehte die Augen und ließ mit Blick zu ihrem Nachbarn ihren Zeigefinger um das eigene Ohr kreisen.

Polanski schien alledem keine Bedeutung beizumessen. Er beließ die Augen auf Rahel und hörte zu. Als sie geendet hatte, entstand zunächst eine Pause, in der der Spitalier die Worte zu verarbeiten schien. Dann antwortete er: "Ein 'glühendes Epizentrum der Gerechtigkeit'? Ich nehme an, die Richter würden ihr Justitian so bezeichnen. Ich würde die Stadt eher als einen 'glühenden Metallsplitter im Arsch' sehen, aber da gehen die Meinungen bekanntlich weit auseinander."

Der Epigenetiker griff nach dem Plastikglas auf dem Tisch und leerte ihn halb mit einem großen Schluck. Zumindest der Tee schien hier einigermaßen in Ordnung. "Das ist eine große Aufgabe, die du dir da stellst. Ich habe wenig Hoffnung dafür, dass sich sowas finden oder bauen lässt. Aber wenn man es versuchen will, ist wohl die TR1 mit der beste Ort dafür. Relativ abgeschieden, kaum Primer-verseucht und die Einheimischen sind - auch Dank unserer Gastgeber hier  - einigermaßen zivilisiert." Bei den letzten Worten nickte Polanski in Richtung der Tischnachbarn. Ein paar lächelten, einer der Männer prostete ihm zu, wobei der Epigenetiker darauf in keiner Weise reagierte, als hätte er keine Notiz davon genommen. War das ein ehrliches Kompliment, oder eine kalkulierte Bemerkung, um die Leute um sie herum nach Rahels Rede wieder runterzukühlen?[1]

"Die TR1 wäre zumindest besser geeingnet, als die Staublunge, Osman oder die purgischen Städte, wo jeder zweite seine Seele verkaufen würde für politischen Zugewinn, ein paar Wechsel, Einfluss oder einfach die nächste Knospe Burn." Polanski hielt kurz inne, und fixierte mit den Augen das winzige, runde Meer in seinem Glas. "Und wenn die eigene Seele als Preis nicht reicht, gibt's halt die Seelen der eigenen Kinder dazu."

Dann schaute der Spitalier plötzlich auf und maß die drei neu hinzugewonnen Gefährten noch einmal mit seinem Blick. "Aber sagt mir doch, wo kommt ihr ursprünglich her? Ich bin Borcer, in der Staublunge geboren - auch wenn ich seit fast zehn Jahren nicht mehr westlich des Sichelschlags gewesen bin. Du" - er deutete auf Kyburg - "bist von hier, oder? Aber bei euch beiden" - dies galt Altena und Rahel - "verhält es sich wohl anders, nehme ich an."

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Als Dan die Tür aufmachte, stockte ihm der Atem. Es war tatsächlich Soldat Tanya Baur, die an seine Tür geklopft hatte, wobei die Bezeichnug "Soldat", seltsam Fehl am Platz erschien. Baur hatte sich leicht vornübergebeugt und lehnte mit dem Unterarm am Türrahmen. Sie trug den Harnisch nicht mehr, sondern nur den hautengen, grauen Overall, der als Unterschicht für diesen diente. Das an sich war nichts besonderes - viele Hellvetiker im Dienst trugen in der Festung nur die Unterschicht, wenn kein Feindkontakt zu erwarten war. Ungewöhnlich war eher, dass der Reißverschluss, der vom Bauchnabel bis zum hochgeschlossenen Kragen am Hals verlief, lässig bis auf Höhe des Schlüsselbeins geöffnet war und relativ tiefe Einblicke auf Hals, Brust und Schulteransatz gewährte. Baur trug die Haare nun offen, die platinfarbenen Strähnen umrahmten das Geischt und streichelten mit den Spitzen die bloße Haut am Schlüsselbein. Ihr neckisches Lächeln verstärkte die erotische Spannung noch mehr. "Schön, dass Sie da sind, Dan. Ich habe eine Kanne Kaffee mitgebracht. Darf ich bitte reinkommen? Ich möchte etwas mit Ihnen... besprechen."[2]
 1. Wer will, kann mit einem Fertigkeitswurf auf Instinkt+Empathie sich eine Meinung hierzu bilden. In Abhängigkeit von der Anzahl der Erfolge bzw. Trigger werde ich dann Zusatzinfos geben
 2. Wenn du Tanya nicht reinlassen willst, mach' bitte einen Charisma+Verführung-FW: bei drei Erfolgen widerstehst du ihren Avancen, ansonsten musst du sie reinlassen. Falls du sie gar nicht abwimmeln willst (was ich ja verstehen könnte  :wink: ), brauchst du natürlich auch nicht zu würfeln.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kyburg am 11.07.2015, 10:36:32
Inzwischen hatte Kyburg den Versuch, der rothaarigen Spinnerin zuzuhören aufgegeben- und auch die Litanei ertrug er schweigend, den Brei essend. Eine weitere Rede einer Wahnsinnigen, die glaubte, diese ganze Scheiße, die in den letzten Jahren geschehen war, würde irgendeinem "großen übermächtigen Wesen" gefallen. Er verstand solche Menschen nicht, die noch immer, trotz Sichelschlag, trotz Niedergang der Kultur, die trotzdem eines nicht lernten: Wenn es jemals einen Gott gegeben hatte, war er schon immer ein Arschloch gewesen- und wie man aus einer Religion, die schon immer für Krieg und Unterdrückung gestanden hatte ein gerechtes Zentrum bauen wollte, ging ihm völlig ab. In Gedanken scholt er sich. Er hatte doch zugehört. Hatte doch wieder die Gedanken dieser Frau in seinen Kopf sickern lassen. Er brauchte immerhin ihr "Epizentrum der Gerechtigkeit" nicht. Er saß darin. Was sonst konnte gerecht sein als die Festung der einzigen noch wirklich funktionierenden Nation, geführt von jenen, die es am Besten vermochten- von Soldaten, die ihren Anspruch und ihre Schutzbefohlenen verteidigen konnten? Nicht von Demagogen und Blendern, sondern von Offizieren und Führungsstäben. Hier war wahre Gerechtigkeit geschaffen worden- und schon bald würde auch das schweizer Volk sich von den falschen Vorstellungen ihrer Kultur abwenden, und in ihren Schoß zurückkehren.

Bei den Worten des Spitaliers nickt er wieder, stimmt ihm zu. Der Arzt schien mehr Ahnung von der Welt zu haben, deutlich besser mit der Situation klarzukommen- und immerhin lobte er die Standhaftigkeit der Hellvetiker, auch wenn seine Idee, hier den Einfluss der Sektenspinner auszuweiten ihm nicht gefiel... die Frage nach seiner Herkunft zu beantworten war allerdings etwas schwieriger. Kyburg winkte grob in Richtung des Ostens, hebt schließlich vier Finger hoch- und zeigt auf die blaue Tätowierung über seinem Nasenbein, ehe er sich wieder dem Essen widmet- auch wenn die Schüssel inzwischen nur noch klägliche Reste beinhaltet.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 12.07.2015, 02:21:24
Verdutzt wanderte Dans Blick über die Frau vor seinem Quartier. Sie war ihm schon während der langweiligen Besprechung als durchaus ansehnlich im Gedächtnis geblieben. Aber jetzt so hier vor ihm, quasi in zivil war sie eine echte Augenweide. Vor allem, wenn man wie Dan schon länger keine saubere Frau mehr gesehen hatte.

Wenn ich nur wüsste warum sie gerade mit mir anbandeln will? Aber gut, die Auswahl ist relativ klein: ihr Kamerad fällt direkt raus, der Kalkschädel wohl auch. Viel Auswahl bleibt dann ohnehin nicht mehr und da wäre er ja wohl die beste Wahl. Dennoch, was will Sie? Warum gerade ich, gerade jetzt?

Er machte einen Schritt beiseite und blickte dieser kessen Maus in die Augen. Sicher, komm doch rein. Ist das echter Kaffee? Und warum so höflich? Ich denke wir sollten uns nicht siezen, besonders nicht nach einem Kaffee zusammen.

Er zwinkerte ihr zu und machte mit der Hand eine einladende Geste. Immer rein in die gute Stube!
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 12.07.2015, 09:47:19
Tanya lächelte Dan noch einmal an, als er sie zu sich einlud. "Danke!" Der Schrotter schien eine Bewegung schräg hinter ihr wahrzunehmen und hörte ein leises Knarren. Anscheinend hatte einer der Nachbarn einen Blick durch den Türspalt geworfen, um Dans Besuch in Augenschein zu nehmen. Nun war die Tür wieder zugefallen.

Tanya schien das nicht sonderlich zu stören. Mit zwei federnden Schritten war sie durch die Tür und an ihm vorbei. Im Vorbeigehen ließ sie ihre Schulter wie zufällig über seine Brust streifen und hielt geradewegs auf den kleinen Tisch in der Stube zu, auf dem sie die Kaffeekanne und die beiden Termotassen abstellte. Dann drehte sie sich immer noch mit einem lächeln zu dem Schrotter um. Dan ließ die Tür zu seiner Stube wieder zufallen und wandte sich ebenfalls ihr zu.

In dem Moment, in dem die Tür in den Rahmen fiel, verschwand das Lächeln vor Tanyas Gesicht. Die laszive Körperhaltung wich einer einzigartigen Kobination aus stramm und lässig, die wohl nur Soldaten außer Dienst an den Tag legen können. "Tut mir Leid für die Show, Dan", sagte sie mit fester Stimme. "Aber Sie haben es ja selbst gesehen: Sie haben hier ein paar Nachbarn, die sich zu sehr für das Leben anderer interessieren, und die sollten eine überzeugende Erklärung dafür haben, warum ich bei Ihnen vorbeischaue."

Tanya verzichtete darauf, den Reißverschluss zum Kragen hochzuziehen, doch das war auch nicht mehr nötig - auch wenn der enganliegende Anzug ihre Rundungen weiterhin betonte, war die Stimmung im Raum schlagartig gekippt. "Setzen Sie sich Dan. Tut mir Leid, aber ich will wirklich nur reden. Contini schickt mich - er muss Sie um was bitten." Dann lächelte sie kurz schelmisch und fügte hinzu: "Aber eine Sache stimmte - ich habe guten Kaffee mitgebracht."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 12.07.2015, 10:10:05
Die Zeit in den Einöden der umliegenden Regionen hatte das Hirn des Schrotters mürbe gemacht. Nicht eine Sekunde hatte er an der Echtheit ihrer Offerte gezweifelt. Er wollte einfach nicht zweifeln. Tief atmete er ein, um kurz danach mit einem Seufzen auszuatmen.

"Wieso will Contini etwas von mir? Und warum schickt er nicht einfach nach mir. Das muss ja eine ganz bestimmte Sache sein. Da bin ich ja mal gespannt, was ich gleich zu hören krieg. Also raus mit der Sprache. Und hoffentlich ist der Kaffee gut und nicht… ähm… angetäuscht wie der Rest bisher."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 12.07.2015, 12:26:52
Nachdem Dan sich auf seine Pritsche gesetzt hatte, zog Tanya den einzigen Stuhl im Raum heran, und ließ sich darauf nieder. Sie griff in eine der Termotassen und holte einen zusammengerollten Batzen heraus. Der Schrotter brauchte nur einen Lidschlag, um zu erkennen, worum es sich dabei handelte: schwarze Tinte, die in eckigen Mustern auf dünnes Papier gestanzt wurde, die Ecken ausgefranst und die Oberfläche vergilbt von der Reibung zu vieler Finger - eine Handvoll Chronistenwechsel.

Die Hellvetikerin legte den Batzen auf den Tisch und hob geschickt etwa ein Drittel davon ab. "Das sind 150 Wechsel", sagte sie. "50 davon sind für Sie, Dan - als Dank für Ihre Mitwirkung. Diego möchte, dass Sie die restlichen 100 einer Frau in Tal übergeben, zusammen mit diesem Brief" - bei diesen Worten zog Tanya einen gesiegelten Umschlag aus der zweiten Termotasse heraus. "Ihr Name ist Karla. Sie ist jetzt in ihren Mittdreißigern und arbeitete zuletzt als Dienstmädchen in der Absteige 'Grashopper'. Sie kann nicht lesen, aber sie hat einen Sohn - um die 8-9 Jahre; der kann es. Geben Sie der Mutter das Geld und dem Sohn den Brief."

Baur legte auch den Brief auf den Tisch - gleich neben die beiden Stapel Wechsel. Dann drehte Sie am luftdichten Verschluss der Reisekanne, bis ein Zischen zu hören war und Dampf aus der Öffnung entstieg. Sofort schwängerte angenehmes Kaffee-Aroma die abgestandene Luft der Stube. Die Soldatin goss nacheinander in die beiden nun leeren Termotassen ein und reichte Dan schließlich eine. Nach dem ersten Schluck war der Schrotter vollends überzeugt - das war tatsächlich erstklassiger Kaffee.

"Sie sind Freunde der Familie von Diego und er möchte Ihnen helfen", fuhr Tanya fort. "Selbstverständlich ist diese Angelegenheit sowohl im Korps als auch außerhalb diskret zu behandeln. Wenn Sie mit einem Brief des Jungen zurückkommen, erhalten Sie weitere 50 Wechsel. Ich weiß, ich weiß - wenn sie einfach das gesamte Geld nehmen und verschwinden, würden Sie mehr verdienen; habe ich dem Hauptfeldwebel auch genauso gesagt." Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse und stellte diese wieder auf dem Tisch ab. Danach fixierte sie mit ihren smaragdgrünen Augen den Schrotter. "Er meinte, sie wären sowas wie ein Freund; er vertraut Ihnen. Was meinen Sie - hat er damit recht?"
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Altena Wagner am 12.07.2015, 14:21:29
Altena hatte sich bisher ähnlich wie Kyburg mit Worten zurückgehalten und erst einmal neugierig zugehört was Rahel und der Spitaler zu erzählen hatten. Sie hatte schon früh gelernt, das man Menschen am Besten kennen lernte indem man sich auf sie einließ. Egal wie hanebüchen ihre Ideen auch vielleicht sein mochten. Anders als ihr Kamerad nickte die Dunkelhäutige lächelnd zu der leidenschaftlichen Rede der Wiedertäuferin und machte sich ihre eigenen Gedanken dazu. Wenn sie wetten müsste, würde sie ihre Wechsel auf Polanskis Theorie setzen. Sie glaubte auch nicht unbedingt an einen Vater im Himmel, der auf seine ameisengleichen Kinder herabsah. Warum sollte sich so ein allmächtiges Wesen um so unbedeutende Existenzen kümmern?

Menschen waren für sich selbst verantwortlich. Alles was auf ihrer Welt passierte, lag allein in Menschenhand. Eben darum war ihre Mission so wichtig. Wenn das schweizer Volk sich erst aus der Asche erhob und zu seinen stolzen Wurzeln zurückkehrte, würden sie ein leuchtendes Beispiel für ihre Mitmenschen darstellen. Solange die Bewohner das Spiel mitspielten natürlich. Der Plan klang immer toll, wenn man ihn hörte. Aber realistisch umgesetzt würde es verdammt schwer werden. Wenn es eine Sache gab die noch zu ihrem Untergang führen würde, dann war es Uneinigkeit. Scheuklappen vor den Augen und ja keine Kompromisse suchen. Sich  immerzu im Kreise drehen bis irgendwann die Lichter ausgingen...

Mit religiösen Seelen zu sprechen erforderte immer viel Fingerspitzengefühl. Fast schon hatte sie dazu tendiert sich gar nicht dazu zu äußern, aber andererseits wollte sie auch nicht gleich als unsozial gelten.

„Wenn ich das also richtig verstehe, ist dein Gott nicht wortwörtlich tot, sondern nur erbost und überlässt uns unserem eigenen Schicksal. Spielt es für dich denn jetzt noch eine Rolle, ob er sich eines Tages wieder für die Menschen interessiert? Was du da sagst, klingt doch erst einmal ziemlich vernünftig. Du willst dich um deine Nächsten kümmern und ein sicheren Flecken Erde aufziehen. Wie würde dieses Epizentrum von dir genau aussehen?“


Gerechtigkeit war ein von Menschen geschaffener Begriff, zu dem jeder seine eigene Meinung besaß. Viele gingen davon aus das der Andere sofort verstehen würde was er damit meinte. Leider war das Gegenteil der Fall. Für sie selbst war Empathie das Schlüsselwort. Was man selbst nicht erleiden wollte, sollte man keinem Anderen zufügen. Das war im Grunde die einzig wichtige Regel die der Mensch  für ein gemeinsames Miteinander brauchte.

Nachdem sie ihren Bissen mit einem Schluck Tee hinunterspühlte, nickte sie dem Spitaler kurz zu.

„Ich stamme aus Linz, TR3...meine Mutter besitzt hybrispanische Wurzeln.“
Erklärte sie gleich ihre doch einigermaßen ungewöhnliche Hautfarbe inmitten so vieler tendenziell eher blasser Hellvetiker.

 
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 13.07.2015, 11:28:16
Noch immer regten Tanyas Augen und Kurven den Verstand des Schrotters an. Und nicht nur seinen Verstand. Doch als er die Wechsel sah, schüttelte er kurz den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben. Er musste jetzt genau zuhören was sie von ihm wollte. Der Duft des Kaffees war herrlich und eine kleine Entschädigung für die Enttäuschung. Dan rieb sich ein-, zweimal über das bärtige Kinn.

"100 Wechsel für einen einfachen Botengang? Das Angebot kann man nicht abschlagen, schon gar nicht wenn man derart freundlich gefragt wird. Contini vertraut mir völlig zu Recht. Und wenn dein Boss mir vertraut, dann kann es doch nur richtig sein, nicht wahr? Er hat schließlich Ahnung und Menschenkenntnis."
Mit diesen Worten zwinkert Dan Tanya kurz zur und greift nach seiner Tasse Kaffee.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 14.07.2015, 15:25:35
Rahel nahm die Reaktion der Soldaten durchaus zur Kenntnis, aber sie beschloss, so zu tun, als merkte sie es nicht. Sie war es gewohnt, für abgedreht gehalten zu werden, und ebenso war sie es gewohnt, dass die Leute sehr ablehnend und beizeiten auch aggressiv wurden. Und diese Reaktionen erlebte sie durchaus von beiden Seiten: Für die Religiösen war sie eine Blasphemikerin und für die Atheisten eine Fanatikerin.

"Anyway, wenn eine Brücke einstürzt, hilft es auch nichts, sich an anderen festzuhalten. Man muss verdammt noch mal Anlauf nehmen und entweder es reicht oder es reicht nicht!"

"Gott ist nicht einfach nur erbost über die Menschen, er ist fertig mit ihnen. Er hat es aufgegeben, das Gute in der Welt bewirken zu wollen. Er hält kein Heil mehr für diese Welt bereit und auch kein Gericht. Wir gehen ihm am Arsch vorbei und vielleicht merkt er es nicht einmal, wenn sich diese Welt einmal selbst vernichtet hat. Gott ist tot - und wir haben ihn getötet."

"Die Atheisten und Humanisten sind am Ziel. Der Mensch hat die Erde vom Himmel losgekettet. Er kann sich nun auf den Thron setzen und sein eigenes Schicksal machen. Wir sind jenseits von Gut und Böse, nur noch uns selbst unterworfen. Spielt es denn noch eine Rolle, ob er jemals wiederkommen wird, wie Du sagst Altena? Oder noch schärfer formuliert: Wollen wir diese grenzenlose Freiheit jemals wieder aufgeben? So lasst uns denn Fressen und Saufen und Ficken und fröhlich sein."

"Wenn wir jedoch am nächsten Morgen aufwachen und tierisch verkatert sind, wird uns bewusst, was wir getan haben. Denn wohin bewegen wir uns, wenn wir den Himmel nicht mehr sehen? Stürzen wir nicht fortwähren? Rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Haben wir noch eine Richtung, wenn unser eigenes Ziel wir selbst sind? Finden unsere Augen noch Ruhe, wenn wir die Möglichkeiten unseres Seins bedenken? Eine jede Möglichkeit schreit seinen Anspruch in unser Ohr. Und wenn wir uns für irgendetwas entscheiden, weil Zeit und Zufall immer eine Entscheidung abfordern, welchen Wert hat es?"

"Wer von Euch ist so stark, sich selbst zu tragen und noch die Welt hinzu? Wer kann noch leben und lieben und Freude empfinden in einer Welt, die bar jeder Notwendigkeit ist? Und andererseits, vielleicht seid ihr ja doch so stark. Vielleicht seid ihr Übermenschen und Ihr seid Euch selbst genug."

"Einer hatte die Vision vom Fortgang der Geschichte. Einer fürwahr höheren Geschichte des Menschen, als alle Geschichte bisher war. Wie gefühllos und abgebrüht! Wie arrogant! Soll wirklich alle frühere Geschichte nur ein notwendiges Opfer gewesen sein? Ob Du zu den zahllosen Opfern auf dem Schlachtfeld, in den Fabriken und in den Kolonien gehörst, soll es einfach nur Zeit und Zufall geschuldet sein? Und da wir es offensichtlich nicht sind - oder noch nicht -, sind alle Leiden und Schmerzen in der Welt schon damit gerechtfertigt, dass wir ab jetzt die Möglichkeit haben, es besser zu machen?"

"Ich sage Euch: Kein Fortschritt in der Welt kann den Tod auch nur eines Kindes rechtfertigen. Könnt Ihr Eure Ohren vor dem Leiden in der Welt verschließen? Ich kann es nicht. Ich liebe die Menschen, wie ich mich selbst liebe. Und daher darf ich nicht aufhören zu hoffen, auch wenn Gott tot ist. Kein Mensch darf verloren gehen."

"Ich will es nicht zulassen und ich verlange nach einer höheren, nach einer besseren Wahrheit, als alle Wahrheiten, die der Mensch hervorgebracht hat und hervorbringen wird. Was ich will, ist die Auferstehung Gottes in der Welt, denn auch nur so wird der Mensch auferstehen."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kyburg am 16.07.2015, 11:21:41
Gerne hätte Kyburg bei den Worten der Rothaarigen gelacht- aber Lachen schmerzte noch immer. Und irgendwie waren die Worte auch eher traurig. In dieser Welt von Lieben und Freude zu sprechen? Das ist kein Fanatismus. Das ist Wahnsinn. Das Einzige was in dieser Welt hilft ist Gewalt- und das hatte diese Irrsinnige nicht begriffen. Ihren Gott wiederbeleben? Wozu. Es ist ein schlechter Gott. Ein Gott der Liebe und des Friedens.

Ein überflüssiger Gott.

Langsam erhebt er sich vom Tisch. Stellt sein leeres Tablett weg, militärisch korrekt, präzise aufgeräumt. Nickt im Vorbeigehen noch einmal seiner Kommandantin zu- und verschwindet dann, sich in die Vorbereitungen stürzen. Er ist hier fertig- wird sich diesen Unsinn nicht mehr anhören.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 18.07.2015, 11:50:01
Tanya prostete bei Dans Worten diesem zu und nahm ebenfalls einen Schluck. Anscheinend gab sie sich zufrieden mit seiner Antwort. "Ich kenne Feldwebel Sarina", sagte sie nach ein paar Augeblicken der Stille. "Ein guter Mann. Hat mehr Außeneinsätze hinter sich, als die meisten. Hat vor zwei Jahren eine schwere Beinverletzung davongetragen - es war ein Scharmützel mit einer Bande von Bastarden; Usudi. Hat trotz Verletzung noch drei seiner Untergebenen aus der Gefahrenzone gebracht."

Sie goß Dan und sich selbst weiteren Kaffee aus der Tasse ein. "Er hätte sich aufgrund der Verletzung in den Innendienst versetzen lassen können. Wollte er nicht. Also ging er wieder raus. Und jetzt wird er vermisst. Ich erzähle das Ihnen, damit Sie wissen, dass Sie nicht nach irgendwem suchen, sondern nach jemandem, der es wert ist." Eine Aussage, die ob ihres Gebarens im Besprechungszimmer überraschend war. Wo Quantität und Zahlen dominiert hatten, war nun Individualität und Charakter in den Fordergrund gerückt.

Tanya nippte wieder an ihrer Tasse und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf Dans Sachen, die gut sichtbar in der Stube lagen. "Sie sollten jetzt packen. Morgen geht es früh raus. Ich trinke noch meinen Kaffee aus, bevor ich gehe, wenn es Ihnen nichts ausmacht." Dann lächelte Sie neckisch und fügte hinzu: "Wenn ich zu früh gehe, kriegen Sie sonst noch einen zweifelhaften Ruf, was ihre Kondition angeht - das will ich Ihnen nicht antun."

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Rahels Appel hallte derweil noch einige Zeit wider in der Kantine, die sich langsam lichtete. Die meisten Besucher zogen sich nach und nach zurück. Das Klappern der Tabletts, die nach und nach weggeräumt wurden, verband sich zu einem unangenehm asynchronen Stakkatto.

Auch am Tisch der Teilnehmer der Mission S5-17 wurde es ruhiger. Dario verabschiedete sich so, wie er auch am Tisch geweilt hatte - schweigend. Die Narbe auf seinem Gesicht glänzte im Licht der Leuchtstoffröhren, als er sich erhob und fortging. Polanski schaute ihm mit skeptisch verzogenen Lippen hinterger. "Ist wohl nicht der gesprächigste, sagt er leise, doch es erfolgte keine Antwort von den anderen am Tisch. Und der Epigenetiker hatte anscheinend auch keine erwartet. Nach ein paar Augenblicken der Stille, erhob er sich ebenfalls und nickte Altena und Rahel zu. "Meine Damen, es war schön euch kennenzulernen", sagte er förmlich. Es war nicht ersichtlich, ob diese Förmlichkeit ernst gemeint, oder witzig sein sollte. Auf jeden Fall ließ sich Polanski kein Lächeln entlocken, das dieses kleine Rätsel hätte auflösen können. Stattdessen nickte er Wiedertäuferin und Hellvetikerin noch einmal zu, brachte sein Tablett zur Ablage und entschwand durch den Ausgang.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 18.07.2015, 20:59:34
Auch Dan nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so einen guten Kaffee getrunken hatte. Dann fiel es ihm wieder ein: noch nie. Er besah sich die Soldatin und nickte bei ihren Worten.

"Interessant zu erfahren, dass ihr Waffennarren nicht nur nackte Zahlen versteht, sondern auch die Bedeutung der Zahlen kennt. Das hätte ich nicht erwartet."
Dann wanderte sein Blick von ihrer Tasse den Arm entlang, über die Schultern bis zu ihren Augen. "Ich dachte immer, den Kaffee gibt es hinterher. Wieder was Neues gelernt. Neu ist mir auch, dass ich hier einen Ruf habe. Vielleicht sollte der Ruf und die Realität miteinander verglichen werden. So macht ihr Hellvetiker das doch, oder?"
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 19.07.2015, 11:30:00
Bei Dans Worten setzte Tanya ein skeptisches Grinsen auf. "Ich denke, dieses Geheimnis muss nicht schon heute gelüftet werden, Dan. Für Sie bleibt dann neben den 50 Wechseln ein weiterer Anreiz, uns noch einmal zu besuchen."

Ein paar weitere Minuten vergingen im eher belanglosen Gespräch, bis sich die Hellvetikerin schließlich aufmachte, die Stube zu verlassen. Tanya zog den Reißverschluss ihres Anzugs bis zum Kragen hoch und band die Haare mit einem Lederband zu einem Zopf zusammen. "Lassen Sie Termoskanne und -tassen einfach stehen, wenn Sie morgen früh aufbrechen. Ich hole sie dann ab. Wir sehen uns am Ausgang Tiss."

Sie machte ein paar Schritte auf die Tür zu und legte die Hand auf die Klinke. Die Tür noch geschlossen, wandte sie sich noch einmal an den Schrotter. "Ach Dan - nur ein gutgemeinter Rat. Wenn Sie das nächste Mal nach einem langen Marsch bei uns absteigen, benutzen Sie unbedingt die Dusche am Ende des Gangs. Für den Fall, dass ich dann vorbeikomme und nicht bluffe."

Mit einem neckischen Lächeln auf den Lippen und ohne auf eine Antwort zu warten drückte die Hellvetikerin die Klinke herunter und entschwand aus dem Raum.[1]

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Null-Sechshundert. Die Beleuchtung des Gangs sprang gerade von Nacht- auf Tagesbetrieb. Die altersschwachen Röhren flackerten auf, manche stabilisierten sich schnell, andere flimmerten weiter kränklich. Das Ausgangstor des Tunnels TR1 - Q4 - IV, unter den Männern und Frauen der Festung auch bekannt als Ausgang Tiss, bestand aus zwei zwei unterarmdicken Eisenflügeln. Der rechte Torflügel war in der oberen Hälfte knapp einen Metter breiter, als unten. Auf Mitte der Höhe des Flügels verjüngte er sich horizontal. Der linke Torflügel war entsprechend passen in seiner unteren Hälfte breiter als oben. So passten beide Seiten perfekt ineinander und verschlossen den Ausgang hermetisch. Entsprechende hydraulische Hebel an beiden Türen zeigten an, dass man diese zur Not uch von Hand bedienen konnte, doch im Allgemeinen griff man wohl auf den Kontrollkasten an der rechten Wand zurück.

Neben dem Kontrollkasten stand Hauptfeldwebel Contini, flankiert von Soldat Baur. Tanya nickte Dan kurz zu, als sie ihn sah, gab aber sonst in keinter Weise zu erkennen, dass sie den Schrotter am Tag zuvor noch einmal getroffen hatte. Die Zusatzausrüstung für den Einsatz - Waffen und Munition der Hellvetiker, sowie ein verpacktes Termozelt[2] - lag ordentlich gestapelt an der Wand. Zwei voll ausgerüstete Soldaten in Harnisch und mit Wegbereiter in der Rechten flankierten das Tor.

"Guten Morgen", begann Contini. "Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht und sind bereit. Es ist der 25.10. - Feldwebel Wagner, gemäß unsere Standardvorschriften erwarte ich ihre erste Meldung aus dem Cluster in Galle innerhalb der nächsten 5 Tage. Danach alle 14 Tage."

Contini wandte sich kurz an Baur "Aufmachen" Tanya nickte, drehte sich zum Tor um und gab eine sechsstellige Kombination ein. Ein grünes, rechteckiges Feld leuchtete auf dem Kontrollkasten auf. Tanya hielt eine Karte an das Feld und drückte den großen, roten Knopf an der rechten, unteren Ecke.

Zwei gelbe Alarmleuchten sprangen über den Torflügeln an und ein Alarmgong erscholl. Dann hörte man das zischen sich entriegelnder Hadraulikverschlüsse und das Rattern von Riemen. Zunächst schrill, dann weniger hoch, dafür mit umso mehr Wucht, erhob sich das Pfeifen des Windes. Kälte und weißes Licht erfüllten den Korridor und ließen die Anwesenden ihre Köpfe unwillkürlich tiefer unter Kapuzen und Helme ziehen. Die beiden Tore glitten unter lautem Knattern weiter in die Wände hinein. Schließlich verschwanden sie vollständig im Stein der Festung und Ausgang Tiss stand offen. Ein Tor voller Weiß: unten erstreckte sich ein endloser Teppich aus frischem Schnee nach unten zur Ebene und blendete jeden Betrachter durch das gespiegelte Sonnenlicht. das Licht einer Sonne, die selbst im tosenden Schneegestöber nicht auszumachen war - wo der weiße Teppich der Erde endete, begann das weiß-graue Flirren der Flocken, die die Sicht auf maximal zehn Meter begrenzten. Und der Wind sang sein Lied.

"Die Temperatur beträgt -7 Grad Celsius." Contini schrie nun, um sich im tosenden Wind verständlich zu machen. "Nicht das beste Wetter für einen Spaziergang, aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Sie sollten innerhalb von 5-6 Stunden im Tal ankommen. Gemäß unseren Wetterstationen ist das Wetter unten deutlich besser und sie haben freie Sicht."

Der Hauptfeldwebel und Baur reichten nacheinander allen vier Teilnehmern der Mission die Hand. Zuletzt salutierten sie vor den Kameraden Wagner und Kyburg. "Gute Jagd", sagte der Hauptfeldwebel zum Abschied. Es war Zeit zum Aufbruch. 
 1. Dan gewinnt folgende Gegenstände für sein Inventar hinzu: Ein Brief; 150 Wechsel
 2. Last 1 - bekommt ihr jetzt von mir zusätzlich, Kapazität: bis zu 5 Leute, 2 lb
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 22.07.2015, 17:29:39
Dirty Dan hatte seinem Namen alle Ehre gemacht, auch wenn es ihm in diesem Fall alles andere als Recht war. An die Dusche hätte er wirklich selbst denken können. Aber so etwas geschah ihm ständig. Er war in letzter Zeit einfach zu selten in der Zivilisation gelandet. Und wenn, dann war es seinen Geschäftspartnern meist egal ob er geduscht oder versifft erschien. Er hatte gute Ware zu liefern, nicht mehr und nicht weniger. Zähneknirschend nickt er Tanya zu und sagte: "Ich werde es mir merken. Dann bis morgen in aller Frühe."
Als sie gegangen war, entschloss er sich doch noch eine heiße Dusche zu nehmen und früh an der Matratze zu horchen.
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In aller Frühe ratterte am nächsten Tag die Weckeinrichtung der Alpenfestung für Dirty Dan. Er pellte sich aus dem Bett und ging mit aller Ruhe und größter Sorgfalt seine Ausrüstung durch. Besonders wichtig war natürlich auch Lucys Zustand. Sie war Dan fast genauso wichtig wie er selbst. Auch sie wurde am frühen Morgen noch ein paar Mal richtig gebogen und gebürstet. Schließlich hatte sie ihm zu oft das Leben gerettet. Entweder hielt sie gierige Konkurrenten fern oder sie besorgte Nahrung für Dan, wenn er kein Glück auf den Schrottfeldern hatte.

So stand er da, einpackt in seinen dicken Ledermantel und den dicken Hosen. Die Wanderstiefel an, die Handschuhe an und die Mütze weit über die Ohren gezogen. Auch die Skibrille war bereit zum Einsatz. Lucy hing in einer Halterung am Rucksack und in der Hand war seine Axt. Er betrachtete die Truppe und für einen Moment Tanya. Besonders als sie die Zahlen in das Pad des Tors eingab, so sah sie seine Blicke nicht.
"Das Zelt können die Blechbüchsen tragen", dachte er bei sich und nickte Contini zum Abschied zu.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 23.07.2015, 01:19:26
Rahel war schon seit einer Stunde wach. Sie bracuhte nicht viel Schlaf und außerdem bracuhte sie die Zeit zum Beten. Ihre Gebete waren einfach, kurz und repetitiv. Rahel betete darum, dass sein Reich kommen würde. Sie betete, dass es in ihr wachsen würde und von dort die Welt überstrahlen würde. Alles war besser als diese Leere und Hoffnungslosigkeit in einer Welt ohne Gott. "Der Mensch muss überwunden werden.", beendete sie ihre Kontemplation, wie jeden Morgen.

Sie suchte ihre Gefährten in der Bergfeste und fand sie am vereinbarten Ort. "Guten Morgen!", begrüßte sie sie schon beinahe fröhlich. "Ein scheiß Wetter haben wir da. Aber das bedeutet, dass es besser werden kann. Alles kann besser werden, nicht wahr?"

"Na, wollen wir dann?", fragte sie und schulterte ihren Rucksack.

Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 07.08.2015, 16:25:50
Und so trat die S- und R-Mission S5-17 durch Ausgang Tiss hinaus in den Schneesturm. Feldwebel Wagner marschierte gemäß ihrer Position als Truppleiter voran. Danach folgten Dr. Polanski, Dirty Dan und Rahel. Soldat Kyburg - ganz im Dienst - bildete die Nachhut.

Das Pfeifen und Raunen des Windes füllte die Luft, Schneeflocken verwirbelten vor den eigenen Augen und verklebten auf jedem Quadratzentimeter Haut, der sich ihnen offen bot. Nasenspitzen, Wangen und ungeschütze Ohransätze saugten die kalte Feuchtigkeit sofort auf und ein Taubheitsgefühl stellte sich ein. Die Flocken auf der Haut - in den ersten Minuten noch rapide schnell geschmolzen - hielten sich immer länger auf der zusehends abkühlenden Oberfläche. Augenbrauen und Bartnsätze setzten milchiges Weiß an.

Der Epigenetiker - seine Gasmaske, auf die er weiterhin verzichtete, baumelte an seinem Gürtel - fuhrt mit der neoprenbewährten Handfläche über das Glas der schwarzen Schneebrille. Er schaute zu Dan hinüber und ein kehliger Laut entwich ihm. Der Wind verschluckte den unangenehmen Ton - war es ein Lachen gewesen? - schwer zu sagen.

"Dan, deine Wangen, Kinn und Halsansatz sehen so aus, als wärst du entweder schon ein Leperos, oder zuallermindest bereits in dem unheilbaren Stadium. Sei froh, dass ein Paar von den übereifrigen Famulanten aus Südpurgare hier nicht mit dabei sind. Die haben in ihrem ganzen Leben noch keinen echten Winter erlebt. Die würden dich glatt durchlöchern, bevor sie mit aufgesetzter Gasmaske eine Probe von dem H²O an deiner Haut abstrichen, und sich dann lange wundern, warum der 'Pilzbefall' zu Wasser wird und keine Primersignatur zu erkennen ist."

Dann hob Polanski abwehrend die freie Hand. "Aber keine Sorge - ich habe ein paar Schneestürme in Danzig miterleben dürfen. Mein Spreizer bleibt geschlossen."

Weiter ging der Trupp gen Norden, die Klippen der Alpen runter. Und tatsächlich, es stellte sich heraus, dass Contini recht behalten sollte. Je weiter der Trupp die Hänge hinunterstieg, desto mehr schienen Wind und Schneefall nachzulassen. Die Atemwölkchen vor der eigenen Nase zeigten klar an, dass immer noch Minusgrade herrschten, doch diese mussten deutlich näher am Nullpunkt liegen, als noch die knapp zwei Kilometer weiter oben, wo die Reise begonnen hatte. Die Flocken schienen nun halbwegs diagonal, wenn auch nicht vertikal zu Boden zu fallen, und verwirbelten nicht mehr zu Tänzen nach oben. Und man konnte das eigene Wort verstehen.

Und nicht nur das eigene Wort.

Der Trupp hatte sich gerade eben die Straße entlang an den Rand eines kleinen Wäldchens gearbeitet, als ein scharfer, lauter Knall die Luft zerriss und sich in die Trommelfelle drückte, einen Augenblick später sollte ihm ein ebensolcher Folgen. Es gab keinen Zweifel - das waren Schüsse. Und Ihnen folgte der unmissverständliche Ruf einer männlichen Stimme: "Hilfe!"

Der Ruf kam aus der gleichen Richtung, wie die Schüsse - mutmaßlich ein Paar Hundert Meter weiter die Straße entlang - doch eine Biegung um das Wäldchen versperrte den Blick auf die Szenerie.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 12.08.2015, 16:34:11
Dan stapfte durch den heulenden Wind und den dicken schweren Schnee an seinem Platz in der Karawane. Klar gefiel ihm das Scheißwetter hier oben nicht, aber im Tal sollte es ja besser werden. Und wozu sonst hatte er seine alte Skibrille, wenn nicht genau für solche Anlässe?

Als Polanski davon begann, wie gefährlich ähnlich Dan doch einem Leperos ähnelte, hätte er sich doch fast an den Kopf gegriffen. Wie konnte der Mann nur solchen Mist von sich geben? Gerade als er das dem Genetiker mitteilen wollte, fielen die Schüsse am Waldrand. Dan zog den Kopf ein und versuchte Deckung hinter dem nächsten Baum zu finden. Dort angekommen würde er Lucy mit wenigen Handgriffen einsatzbereit machen und zu den Militärs und ihrem Vorgehen schauen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 17.08.2015, 14:19:35
Rahel zog ihren schweren Wollumhang fester um ihren Körper und fluchte leise. Scheißkalte Schneestürme kannte sie aus Hybrispanien nicht und auch in Franca waren die Temperaturen nicht so abartig. Auch das Anlaufen gegen Wind und Schnee bereitete ihr schon bald Mühe, doch sie strengte ihren Willen an, weiterzugehen. Fragend blickte sie sich um nach ihren Gefährten, ob diese auch solche Mühen haben mochten.

Als der Schuss fiel, schreckte Rahel unwillkürlich zusammen. Der folgende Hilferuf machte ihr klar, dass der Schuss nicht Ihnen gegolten haben konnte. Was natürlich nicht meinte, dass es nicht bald auch ihr Problem werden konnte.

Gebückt lief sie zu der Deckung, die Dan gesucht hatte. Für sie reichte die Deckung nicht, aber sie fürchtete auch nicht, sofort abgeknallt zu werden. "Dan, ich kann in dem scheiß Sturm nichts erkennen. Du dagegen hast diese fette Brille. Sieh Dich um, was ist hier los?", wies sie den Schrotter an und fügte dann hinzu, "Wenn hier jemand in Gefahr ist, dann müssen wir helfen. Das ist doch klar, oder?"
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 18.08.2015, 09:43:49
Dan hatte inzwischen seine Lucy startklar und sah sich um. Vielleicht konnte er ja wirklich etwas oder jemanden erkennen. Natürlich außer der rothaarigen Frau die zielstrebig auf seine Deckung zulief.

Wieso konnte dieses Weib mit ihren Signalhaaren nicht in eine andere Deckung flüchten? Verdammt noch eins!

Was soll denn der Mist? Sehe ich aus als ob ich in ner fetten Rüstung stecke oder nen Kalkschädel habe? Wenn hier jemand in Gefahr ist der nicht zu unserem Trupp gehört, dann können sich genau die Hells und der Kalki um ihn kümmern. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich renn doch nicht freiwillig in die Richtung wo einer mit Freude Kugeln auf die Reise schickt!

Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 18.08.2015, 11:28:30
"Aber ich bitte Dich darum!", gab Rahel schlicht zurück.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kyburg am 28.08.2015, 08:48:17
Erneut gibt Kyburg keinen Laut von sich- abgesehen vom Klicken des einrastenden Visieres des Harnischs und dem trockenen Reiben, als er seine Axt vom Gürtel nimmt und sie in festen Griff hält- ehe er mit ein paar wenigen Gesten seiner Vorgesetzten signalisiert, dass er auf die Stelle vorrückt und sie ihm Deckung geben soll. Wachsam hält er auf das Geräusch zu- bereit, auf den Wegbereiter zu wechseln, sollte er entdeckt werden. Leise versucht er sich so weit zu nähern das etwas zu erkennen ist...
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 09.09.2015, 23:26:37
Altena nickte, als Kyburg ihr das Zeichen zur Deckung gab. Der Wind hatte so weit nachgelassen, dass der Soldat den Klick hören konnte, mit dem seine Vorgesetzte den Wegbereiter entsicherte. Das milchige Grau der Harnische war die perfekte Tarnung für die Schneelandschaft in der sie sich befanden, und so machten sich die beiden Hellvetiker daran, in schräg versetzter Formation, etwa fünf Meter auseinander und hinter Felsen und Bäumen Deckung suchend, sich der Quelle der Schüsse zu nähern.

Derweil lief Polanski hinter einem Felsen in Deckung, der sich etwa drei Meter schräg vor dem doppelstämmigen Baum befand, hinter dem Dan und Rahel auf der Lauer lagen . Während der Spitalier hinter den Stein schlüpfte, fiel ein weiterer Schuss - lauter, näher. Danach war ein Fauchen zu hören - oder war es das Grunzen eines Menschen? - es ließ sich nicht genau feststellen.

"Verdammt!", rief der Epigenetiker abgehackt den beiden zu. Der wieder stärker werdende Wind verschluckte seine Worte fast. "Was immer da los ist, es kommt auf uns zu. Macht euch kampfbereit."

Mit diesen Worten griff er an seinen Rücken und riss den Spreizer aus seiner Halterung.

* * *

Etwa fünfzig Meter weiter vorn erreichten die beiden Hellvetiker die Biegung des kleinen Wäldchens und sahen, was dahinter geschah. Eine Gruppe von vielleicht einem Dutzend zerlumpter Gestalten war gerade dabei, einen Umklammerungskreis um sechs weitere in ihrer Mitte zu ziehen. Drei Körper lagen als schwarze Bündel unbeweglich im hellen Schnee. Anscheinend hatten die Umzingelten in der Mitte zunächst versucht, zu fliehen, doch mittlerweile war ihnen der Rückweg abgeschnitten worden.

Die Angreifer bewegten sich im Gegensatz zu den Umzingelten langsam und ohne Eile, was in Anbetracht der Situation verstörend und beängstigend wirkte. Doch das war es nicht allein. Noch etwas anderes jagte den Hellvetikern einen Schauer der Angst über den beharnischten Rücken. Dario versuchte zu verstehen, was es war, bis eine der Gestalten mit bloßen Händen nach einem der Männer in der Mitte griff. Da fiel es dem Feldwebel wie Schuppen von den Augen.

Der Angegriffene - ein Mann im schweren Mantel und einem schneeverkrusteten Schlapphut - wich dem Hieb aus, hob eine faustgroße Schusswaffe und drückte ab. Der Knall donnerte über die Landschaft und eine schwarze Wolke entstieg der Waffe. Das Projektil traf das Ziel unmittelbar vor sich. Durch die geringe Distanz war der Einschlag der Kugel verheerend; sie riss den Angreifer von den Füßen und schleuderte ihn mehr als einen Meter zurück. Dort krachte der leblose Körper in den Schnee und blieb mit dem Kopf nach hinten geworfen liegen. Die toten Augen der rothaarigen Frau schauten geradewegs in Darios Richtung. Und dem Feldwebel wurde klar, dass ihr Blick schon vor langer Zeit und nicht erst mit diesem Todesschuss gebrochen war.

Altena trat einen Schritt nach hinten und richtete ihren Wegbereiter auf die Gruppe. "Verdammte Scheiße. Feuern nach eigenem Ermessen, Dario. Das sind Leperos!" Kyburg hatte die Aufforderung nicht gebraucht - er wusste es inzwischen selbst. Weißes Pilzgeflecht spross aus dem Mund der toten Rothaarigen und kroch am Kinn den Hals hinunter.

* * *

Fünfzig Meter weiter hinten sahen Rahel, Dan und Polanski, wie die beiden Hellvetiker die Biegung des Wäldchens erreichten und stehenblieben. Die Rücken ihrer Harnische waren zu erkennen, doch nicht das, was ihre Augen sahen. Dann fiel ein weiterer Schuss und Altena trat einen Schritt zurück und rief etwas zu Dario, doch auf diese Entfernung verschluckte der Wind ihre Worte.

Plötzlich war ein unangenehmes Klicken zu hören. Ein Geräusch, als würde jemand gegen eine Flasche oder Fensterscheibe schlagen. Zunächst dachten Dan und Rahel, sie würden es sich einbilden. Doch dann wiederholte sich das Geräusch noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal. Es war unregelmäßig, doch es wurde definitiv in seinem Auftreten häufiger.

"Was zum Teufel..." rief plötzlich Polanski und riss seinen Spreizer mit einem Ruck aus der Kampfhaltung wieder nach unten. Die scharfe Spitze mit den gespreizten Klingen fuhr gen Boden und verharrte nur Zentimeter über dem Schnee. Der Epigenetiker schaute auf das andere Ende des Schaftes, wo ein flaschengroßer Glasbehälter aufmontiert war. Die Nährlösung schäumte bereits, während der Mollusk im Inneren immer wieder kontrahierend gegen die Wand stieß.

Der Spitalier ballte die Faust der freien Linken. "Verdammte Scheiße...", murmelte er.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 10.09.2015, 08:59:46
Dan strafte Rahel gerade mit einem herablassendem Blick, als sie ihn um Hilfe für die Fremden bat. Er wollte ihr erklären wie seine Meinung zustande kam und als die beiden Rüstungen an ihm vorbei zum Waldrand schossen. Sofort beobachtete Dan die beiden, sein Bogen war bereit. Als sie sich nur wenige Augenblicke später offenbar für einen Angriff bereit machten, entschloss sich auch Dan zu Handeln. "Bleib beim Kalki, ich will eine bessere Position zum Schießen."

Mit diesen Worten huschte Dan aus der Deckung am Wegesrand entlang, Richtung der Hellvetiker. Er war auf der Suche nach einer Stelle, von der aus er die beiden Soldaten im Blick hatte und womöglich auch noch die Szenerie dahinter. Nach guten 12-16m würde sich aber spätestens in die Büsche oder ähnliche Deckung schlagen und der Dinge harren, die da kämen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Rahel am 15.09.2015, 12:03:51
"Am Arsch, Mann!", zischte Rahel zurück. "Ich und der Kalki werden natürlich hinter Dir bleiben. Vielleicht sind noch mehr von ihnen hier und wir müssen zusammenbleiben." Damit löste sich Rahel aus ihrer Deckung und lief gebeugt zu Polanski. Sie hatte sich gerade noch die Kapuze über die feuerroten haare gezogen.

"Polanski. Was ist hier los? Ich werde nervös, wenn Sie 'verdammte Scheiße' sagen. Das ist immer so, insbesondere wenn Schüsse fallen und unidentifizierbare Geräusche im Rücken sind.", setzte sie den Epigenetiker unter Druck.

Sie fasste ihn am Arm und versuchte ihn aus der Deckung zu ziehen. "Wir müssen weiter. Die beiden Alm-Öhis sind schon vorgelaufen und wir müssen hinterher. Also noch einmal, was ist hier los?"

"Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern: Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden"[1]

Rahel wusste, dass sie sich in Gefahr begaben, dass dort vorne wahrscheinlich Wegelagerer waren oder irgendwelche Tiere. Sie versuchte die Geräusche einzuordnen, doch sie war sich unsicher[2]. War es das perverse Gerät des Spitaliers? Nein, Rahel wusste aus langer Erfahrung, wie die Spreizer funktionierten. Das konnte es also nicht sein. Sie blickte sich noch einmal um, dann rannte sie vorwärts, ob der Spitalier nun folgte oder nicht. Im Laufen zog sie ihr Messer.

"Ein Messer? Ernsthaft? Oh Mädchen, Du bist tollkühn oder dumm und wahrscheinlich beides..."
 1. Offenbarung des Johannes 2,1f.
 2. Wahrnehmung + Wissenschaft: 8d6 = (4, 4, 2, 3, 4, 1, 6, 1) (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg982346#msg982346)
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 02.11.2015, 21:27:49
"Sieh mal, Pa - eine andere Reisegruppe!" - Lupo hatte den dürren Finger ausgestreckt und auf das Dutzend schwarzer Striche gedeutet, das sich schmerzhaft deutlich auf dem allgegenwärtigen Weiß abzeichnete. Langsam - gemächtlich schlurfend - kamen die Gestalten näher.
"Was?..." Der alte Franz hatte ein Paar Schritte nach vorn gemacht und sich neben seinen heranwachsenden Sohn gestellt - ein grauer Wolf neben einem zotteligen Welpen. Er hatte die Augen mit der behandschuhten Rechten beschirmt und in die Ferne gestarrt, mit den Kiefern weiter den unvermeidlichen Kautabak bearbeitend.
Dann - plötzlich - hatte er das Gesicht zu einer Fratze verzogen und das widerliche Zeug in hohem Bogen ausgespuckt. "Scheiße!"
Einen Augenblick später hatte er die Flinte mit beiden Händen am Schaft gepackt und sie wie eine Keule geschwungen. Der Griff war hart gegen Lupos Hinterkopf geknallt und hatte diesen mit dem Gesicht voran in den Schnee stürzen lassen.
"Aua! Pa!", hatte der Junge geschrieen.
"Wann hab' ich dich eigentlich so versaut, dass du so ein vollkommener Vollidiot geworden bist?", hatte Franz ihn angeschrieen. "Sieh dir die Figuren da vorne an, du Debil! Hast du heute Nacht etwa irgendwo noch ein anderes Lagerfeuer brennen sehen? Glaubst du etwa, die schlafen in der Kälte ohne Feuer? Und wann hast du das letzte mal eine 'Reisegruppe' im perfekten Gleichschritt hin und her schlurfen sehen durch fünfzig Zentimeter hohen Schnee? Das sind Leperos, du Null! - siehst du das etwa nicht? Jetzt steh' auf und nimm die Beine in die Hand. Wir müssen sie irgendwie abhängen, sonst sind wir tot!"


* * *

"Stirb, du Ausgeburt!" - mit diesen Worten hatte Sigmar gerade den schweren Hammerkopf im Schädel der Höllengestalt vor sich versenkt. Das dümmliche Grinsen und die glasigen Augen waren jetzt nur noch Brei; Knochen und Hirn, von Pilzflaum durchzogen.
Der zweite Träger der Saat, den der Richter in den endgültigen Tod schickte - den ersten hatte er wenige Sekunden zuvor mit einem gezielten Schuss aus seinem Vorderlader erledigt.

Sie hatten sie nicht abhängen können. Und jetzt waren sie tot. Zumindest einige von Ihnen. Ihr Führer auf dem Weg nach Tal - der alte Franz. Und sein Sohn Lupo. Tot. Der grimmige Rudi. Der Muskelprotz hatte noch eine von den Ausgeburten erwischt mit seiner Axt, aber die anderen waren wie wild auf ihn losgegangen. Eins von den Dingern hatte ihm die Augen aus dem Schädel gekrazt, ein anderes die Halsschlagader zerfetzt. Tot. Und auch Kathrin lag im Schnee in einer größer werdenden Blutlache. Der alte Franz schien recht zu behalten.

Oder etwa nicht? Die anderen hielten sich noch. Sigmar sah über die Schulter - der unheimliche Afrikaner mit seinem Sichelschwert stand wie ein Fels in der Brandung. Ein schwarzer Riese. Schräg dahinter ein weißer Riese - noch größer, noch breiter. Rudi war auch ein Hüne gewesen, aber Mose war schon absonderlich groß. Dahinter kauerten die beiden unheimlichen. Der Apokalyptiker mit dem irren Blick und dieser bleiche Sonderling.

Sigmar biss die Zähne zusammen. Sie wären alle tot gewesen, aber sie schienen Glück zu haben. Kein Witz - sie wurden von einem Dutzend Leperos angegriffen; ziemliches Pech, könnte man meinen. Aber sie schienen auch Glück zu haben. Von irgendwo her war diese wandelnde Zwei-Mann-Armee aus der Alpenfestung aufgetaucht und hatte drei dieser Missgeburten abgezogen. Zwei waren auch schon tot, aber es hatte anscheinend auch einen von den Hellvetikern erwischt. Und Sigmar glaube ihren Spitalier ausmachen zu können, der sich vor ein Paar Stunden aufgemacht hatte, Proben zu sammeln. Er schien aus dem Wald zu kommen - gerade rechtzeitig. "Die einzig normale Visage in dieser durchgeknallten Truppe", murmelte Sigmar. "Hei, Leon! Komm her und pack' mit an!", schrie der Richter, während er dem Hieb der nächsten Kreatur vor sich auswich.

Vielleicht würden sie heute ja doch nicht sterben...

* * *

Dan hatte sich wie geplant knapp zwanzig Meter weiter in die Büsche geworfen. Aus seiner Position sah er, wie Wagner und Kyburg das Feuer auf den unsichtbaren Feind eröffneten. "Gut gemacht, Dario!", schrie Altena einmal. Anscheinend hatten sie Erfolg gehabt.

Doch dann kam der Feind heran - Dan sah, wie sich zwei Gestalten mit glasigem Blick und offenen Mündern auf Kyburg warfen und lief seinen neu auserkorenen Kameraden zu Hilfe. Er sah, wie Altena auf eine der beiden Gestalten anlegte und mit einem erstickten Schrei schoss. Die Kugel zerfetzte den Kopf des Mannes, doch der andere Angreifer warf Daryo um und hieb wie wild auf ihn ein. Altena schrie und legte erneut an, Kyburg rührte sich nicht mehr.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Leon Kowalski am 02.11.2015, 23:38:16
Leon war schon auf dem Weg zum Treffpunkt mit der Gruppe gewesen. Es war ein guter Tag gewesen soweit, die Gruppe kam einigermaßen voran und Leon hatte auf seinem Seitenausflug ein paar interessante Gewebeproben für das Spital gewinnen können. In Gedanken war Leon praktisch schon beim Nachtlager und Abendessen. Freude strahlte nicht von seinem Herzen aus. Denn es gab keinen Grund zur Freude. Der Kampf für die Sache der Menschheit war noch weit entfernt davon gewonnen zu werden. Freude konnte sich der Spitalier also nicht gestatten. Dennoch war er zufrieden mit dem Tagesverlauf bisher. Und diese Zufriedenheit gestattete es dem Spitalier ein fröhliches Lied auf dem Weg zum Treffpunkt mit der Gruppe zu piffeln. Und eben dieses Lied sorgte für eine gewisse wohlige Wärme im Bauch des Spitaliers, der nur durch den Spitalieranzug und die dazugehörige Gasmaske samt Umhang von diesem Schneesturm geschützt war.

Es war wirklich ein guter Tag gewesen.

Doch dann spürte Leon das Zucken der Molluske am oberen Ende seine Spreizers und das Lied verstummte jäh zwischen seinen makellosen Zähnen. Leon hatte damit gerechnet, dass sie in den nächsten Tagen auf die Leperos stoßen würden. Jedoch nicht heute. Er biss die Zähne fest zusammen und scholt sich selbst für seine Fehlkalkulation. Seine eigene Sicherheit ignorierend rannte der Spitalier los in Richtung Treffpunkt, es galt die Gruppe zu beschützen. Doch dann ertönte der Schuss des Richters, der den Sturm einen Moment lang zu verstummen schien. Die Leperos hatten die Gruppe also schon gefunden. Leon lies nun alle Vorsicht außer Acht und sprintete in dem Sturm geradezu durch das Unterholz bis er aus eben jenem hervorbrach.

"Hei, Leon! Komm her und pack' mit an!", schrie der Richter. Und Leon ließ sich nciht lange bitten.

Mit einer geübten Bewegung ließ er den Rucksack von den Schultern gleiten[1] und stürmte dann wie eine geräuschlose Todesmaschine auf den nächst besten Leperos zu. Sobald er diesen erreicht hatte, durchstießen die Klingen des Spreizers das Fleisch des Leperos und hinterließen eine klaffende Wunde. Aber der Stoß war nicht tief genug, um den Leperos endgültig zu erledigen.

Es hatte auch nie jemand behauptet, dass die Verteidigung der Menschheit ein leichtes Unterfangen wäre. Und so machte sich der Spitalier auf den Gegenangriff der Leperos gefasst.
 1. Freie Aktion (nur ein Vorschlag zur Formatierung von mir (Khenubaal)
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 03.11.2015, 07:55:03
Nur wenige Worte hatten sie gewechselt, dann war es beschlossene Sache gewesen, dass sich Mose der Gruppe anschloss. Ortskundig geführt werden und an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen dürfen. Im Gegenzug die Zusage von Unterstützung im Falle eines Überfalls. Fair genug, wenngleich es an Moses Ehrgefühl nagte, sich auf diese Weise zu verdingen. Aber zu viel Stolz war nicht angebracht, wenn man keinen müden Wechsel in der Tasche und seit Tagen nicht genug gegessen hat. Ob sie bemerkt hatten, wie spärlich er ausgerüstet war?

Mose zog seinen Mantel enger um die Schultern. Das Fell war von Eiskristallen ganz verkrustet. Doch vergeblich. Die Kälte drang bei jeder Bewegung durch die Kleidung und brannte auf der Haut. Doch Mose war weit davon entfernt, sich darüber zu beschweren. Der Balkhan war auch ein unwirtliches Land und seine Einwohner wind- und wettergegerbt. Mose hatte lange kein Wort gesprochen. Er war tief in Gedanken während er durch den Schnee stapfte. Monotones Links-Rechts hielt nur das Gedankenkarussel in Gang, nachdem das Gefühl aus den Beinen gewichen war.

Die Keule, die traditionelle Waffe, hatte er am Kopfende dick mit Draht umwickelt, um die Wucht zu erhöhen. Eine erbärmliche Waffe blieb es trotzdem. Nicht mehr wurde einem Mann zugestanden, der das Mal des Suchenden erbat. Er verlor alles: seinen Besitz, seine Waffen und jegliche Unterstützung im Stamm. Kaum das Nötigste wurde ihm belassen. Im Austausch für die Gelegenheit, alles zu gewinnen. Und wahrscheinlich war es nur dieses Ziel, was Mose hielt, weiterzulaufen.

Seine Gedanken waren ausgefasert und seine Gefühle wechselhaft. Er hatte diese Träume gehabt und war von Jahwe ausgewählt worden, die Stämme vor dem Untergang zu retten. Er hätte gelacht und es für Irrsinn gehalten. Aber dieser Traum war auf eine unerklärliche Weise so real gewesen und hatte für ihn eine Bedeutung gewonnen, die er nicht erklären konnte. Es war kein Traum mehr, es war für ihn eine Vision geworden, eine Offenbarung. Aber eine, mit der er sich nicht zufrieden geben konnte, die er auch nicht ganz anerkannte. Sein Herz war verstockt, wie das des Pharaos und das von Ahab und den vielen anderen Gestalten der Legenden.

"Das kann nicht wahr sein. Jahwe hat sein Jahrhunderten, Jahrtausenden, geschwiegen. Warum sollte er ausgerechnet jetzt und mit mir sprechen. Und mich zum Messias auserwählen? Das ist Irrsinn, Wahnsinn!", murmelte Mose leise und schüttelte den Kopf.

Er würde weiterlaufen, bis dass er den Stamm gefunden hatte, der sich selbst Manasse nannte. Er würde weiterlaufen, was sollte er auch sonst tun? Er hatte sich zum Ausgestoßenen gemacht. Eigentlich hatte machen lassen, den es war Sarah gewesen, die ihm das Mal gezeichnet hatte. Hatte sie dem Traum Glauben geschenkt? Oder war es einfach eine nützliche Abwägung gewesen, den Traum zu benutzen. War alle Religion nicht letztlich eine nützliche Illusion? Oder sprachen durch Schriften und in Träumen immer noch die alten Götter zu den Menschen? War das Eschaton ein göttliches Gericht oder nicht vielmehr eine Möglichkeit innerhalb einem Netz von Bedingungen und Zufällen? Und wenn es diese zwei Möglichkeiten gab, welche war die grausamere? Durch den Zorn Gottes ausgemerzt zu werden oder durch einen bloßen Zufall?

Abrupt wurde Mose aus seinen Gedanken gerissen...
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 03.11.2015, 11:47:35
"Sie haben Glück!" hatte man Cesare gesagt. "Morgen früh führt der alte Franz eine kleine Reisegruppe nach Tal, da können Sie sich für ein paar Wechsel anschließen."

Glück! Gleich der erste dieser Reisenden, dem er begegnete, war ein Richter! Der hatte sich natürlich auch gleich zum Anführer aufgeschwungen, unterstützt von dem Spitalier, still geduldet von allen anderen. Natürlich war die erste Frage, kaum dass er sich vorher als Sigmar Mehler vorgestellt hatte: "Was bist du für einer, wo kommst du her?" Cesare hatte nichts außer seinem Namen und "Roma" herausgebracht, da hatte der Richter sich ihn auch schon gekrallt und in einem Nebenraum unter vier Augen verhört—nur so ein stummer Hüne stand noch in der Ecke.

"Roma!" hatte der Richter ihn angeschnauzt. "Und was führt dich dann hierher?"

Also erzählte Cesare dem Mann in knappen Worten seine Cover-Geschichte,[1] aber von all dem kaufte der Richter ihm zunächst kein Wort ab—bis Cesare seine Hände und seinen Rücken herzeigte. Da gab der gute Sigmar dann doch grantig zu, dass jemand, der mit solchen Methoden zu Gehorsam und "Loyalität" erzogen worden sei, sich doch vielleicht eines Tages von seiner Schar abwenden würde.

Und darin liegt der Vorteil, seine Lügen so nah wie möglich an der Wahrheit anzulehnen.

"Ich habe ein Auge auf dich!" sagte Sigmar und ließ Cesare erst einmal in Ruhe.[2]

Den restlichen Abend über und auch auf ihrem Marsch am folgenden Tag hielt Cesare sich möglichst weit von Sigmar entfernt. Beim Frühstück hatte er versucht, ein wenig mit den anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen, aber erstens waren sie alle wegen des grauslichen Wetters verstimmt, und zweitens war das Sprachproblem doch ein wenig größer als erwartet. Sigmar und den Spitalier verstand Cesare noch am besten—ihr Borcisch war genau das, welches er früher in der Schule gelernt hatte—die anderen aber sprachen allesamt mit den seltsamsten Akzenten, die Fremden wie die Einheimischen. Letztere waren sogar noch schwerer zu verstehen als die Fremden.

Am schlimmsten aber war ihr sogenannter Führer. Cesare verstand kein Wort, was der Mann sagte, aber Worte schienen für den alten Franz eh nicht die Sprache seiner Wahl zu sein, sondern die Faust. Bei jeder Gelegenheit prügelte der Kerl auf seinen Jungen ein. Nicht, dass Cesare Prügel nicht als wirksame Erziehungsmethode anerkannte, die er bei der Ausbildung seiner Küken auch bisweilen angewandt hatte, doch so viel man einem jungen Menschen damit auch beibringen konnte: mehr Hirn konnte man niemandem einprügeln. Wären die Umstände andere gewesen, hätte er versucht, den Jungen als Finken abzuwerben. Hübsch war er ja. Und zum Vögeln brauchte man kein Hirn. So aber schwieg Cesare.

Und dann waren sie eh draußen im Sturm, der einem so laut um die Ohren pfiff, dass man sein Wort nicht verstand. Außerdem verjagten das Zittern und die beißende Kälte jeden Gedanken an die Mitreisenden.

Wäre ich doch nur bei der Zuhälterei geblieben, schimpfte er sich. Ich könnt' jetzt im warmen Nest sitzen. Oder in einer Zelle der Stadtwache von Santiago. Aber auch da wäre es warm.

Und dann brach um sie herum die Hölle los. Und der hübsche Junge verblutete im Schnee. Was für eine Verschwendung.

Cesare aber zog sein Messer und entblößte die Zähne. Die glasigen Augen seines Gegenübers konnte er nicht nachmachen, aber das Grinsen bekam er genauso dümmlich hin. Das Fauchen auch. Bei ihm klang es sogar noch tierischer als bei dem Lepero vor ihm.[3]

Wenn's mich erwischt, muss ich wenigstens nicht mehr so erbärmlich frieren...
 1. 
@ Meister (Anzeigen)
 2. Meister, passt das so? Nur zur Erklärung, woher Sigmar weiß, dass Cesare ein Apokalyptiker ist.
 3. Reaktion: 3 Erfolge, kein Trigger. Geplante Abwehr: passiv.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 03.11.2015, 23:03:24
Kemwer konnte ihre Blicke auf sich spüren, wann immer die Gruppe eine Ruhepause einlegte. Halb abschätzig, halb furchtsam, aber auch ein wenig neugierig - warum war ein einzelner Africaner nördlich der Alpenfestung unterwegs, was trieb den Löwen in den Schnee?
Trotz dieser Neugier und dem Respekt, den die Krähen ganz offensichtlich vor seiner Größe und dem rasiermesserscharfen Sichelschwert hatten, dass er jeden Abend in einem lange eingeübten Ritual schliff - er war sich sicher, ohne den Beutel Dinare, den er in der Alpenfestung gegen die Papierfetzen eingetauscht hatte, den sie hier im Norden als Währung benutzten, wäre er vermutlich schon im Schlaf abgestochen worden.
Langsam ging das Geld allerdings zur Neige, die letzten Reste dessen, was der Neolibyer ihm mitgegeben hatte aufgebraucht.

Egal. Das Auge des Horus trieb ihn weiter nach Norden, er folgte den unsichtbaren Kraftverästelungen, die sich durch das Land zogen wie Pilzgespinste. Für den Augenblick hatte er sich dafür dieser Gruppe von Reisenden angeschlossen, auf dem Weg zu einem Ort namens Tal. Elend kalt war der Weg bis jetzt gewesen, und bemerkenswert ereignislos - bis zu diesem Tag.
Schon am Morgen war er mit einem ziehenden Schmerz im Rücken aufgewacht, der ihn den gesamten Tag begleitet hatte. Der Blick durch das dritte Auge hatte ihm allerdings nichts offenbart als Kopfweh, so dass er es als Verspannung abgetan hatte; ein Fehler, wie sich jetzt herausstellte.

Sicher, mit einem Psychonauten waren diese erbärmlichen Kreaturen, die die Gruppe angriffen, nicht zu vergleichen. Dennoch gefährlich, wie die Leichen der Weggefährten auf dem Boden bewiesen.
Kemwer hob das Sichelschwert und schloss kurz die Augen, ließ sich den Weg zur Quelle des Lebensfadens des nächsten Lepero zeigen. Dann stürmte er los, stolperte aber kurz vor seinem Ziel über eine unter dem Schnee verborgene Wurzel, so dass der eigentlich tödliche Schlag haarscharf an seinem Ziel vorbei zischte. Er ruderte, um den mit Sicherheit folgenden Gegenangriff des Absonderlichen noch irgendwie abwehren zu können...[1]
 1. Angriff verfehlt, passive Verteidigung 3 wg. zurückgelegter Distanz
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 04.11.2015, 17:00:57
Sie waren in einen Hinterhalt geraten, in eine Gruppe von Aussätzigen. "Scheiße! Das geschieht, wenn man sich auf Fremde verlässt, statt auf seine eigenen Leute!", fluchte Mose. Er versuchte sich zu orientieren, nach hilfreicher Deckung und Schutz umzusehen, aber sie standen auf weitem Feld. Wie auf dem Präsentierteller. Die Aussätzigen hatten sie bereits umkreist und schlossen sie nun ein.

Neben Mose donnerten Feuerrohre. "Sinnlos auf diese Distanz! Hier gibt es nur ein Mittel der Wahl. Das Schwert.", dachte Mose und tatsächlich, schon im nächsten Moment war der alte Franz still wie noch nie in seinem Leben und auch Kathrin sah nicht mehr so rosig aus, als sie im Schnee verblutete. "Die Überlegenheit der sogenannten Zivilisation...", dachte Mose und rief: "KOMMT SCHON! Euresgleichen habe ich schon gesehen!"

Dann stürzte er explosionsartig vorwärts und schlug dem nächstbesten Aussätzigem nach dem Schädel, um dessen Hirnmasse im Halbkreis auf den Schnee zu verspritzten[1].
 1. Angriff mit Keule bei 5 Erfolgen und 3 Triggern / 10 Schaden / Aktive Verteidigung angesagt
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 07.11.2015, 08:47:26
Mit einem Schrei stürzte der Spitalier aus dem Dickicht und rannte auf den ersten Leperos zu. Sigmar lächelte grimmig, als er das sah, doch Leon würde noch einige Sekunden brauchen, bis er den Feind erreichte hatte. Derweil gingen Kemwer und Mose zum Angriff über.

Der Afrikaner raste mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit an Sigmar vorbei, sein Sichelschwert sauste durch die Luft und es sah ganz danach aus, als würde er dem pilzbefallenen Greis vor sich den Kopf von den Schultern schlagen. Aber im letzten Moment verfing sich Kemwers Fuß wohl in einer unter dem Schnee begrabenen Wurzel und er geriet aus dem Gleichgewicht - so zerschnitt die Klinge nur Luft. Der Greis krächzte überrascht auf und stach mit einem Messer nach dem Angreifer, doch Kemwer hatte sich mit einem Satz längst wieder aus seiner Reichweite gebracht.

Mose hatte mehr Glück. Der riesige Sippling ließ mit einen gewaltigen Hieb seine Keule auf den Kopf eines fast ebenso großen Mannes niederfahren. Der Leperos riss seinen Arm hoch, um sich zu schützen - er musste ein Krieger gewesen sein, bevor er ein Träger der Saat wurde. Vielleicht ein Arenakämpfer? Die Muskelwülste an Brust, Nacken und Armen waren beeindruckend. Auf der nackten Brust schimmerte rostrot das erblühte Chakra. Die Keule durchschlug den breiten Unterarm wie einen trockenen Ast und landete leicht abgelenkt auf der Schulter der malträtierten Linken. Der Leperos heulte auf, wie ein gerissenes Tier und fiel auf die Knie, doch irgendwo tief im Inneren schienen noch Kampfreflexe im Pilzgeflecht überlebt zu haben - während der Mann schrie, hieb er mit der Keule in seiner Rechten auf Mose ein und riss eine blutige Wunde an dessen Oberschenkel auf.

Auf der anderen Seite stellten sich Aeb und Cesare weiteren Trägern der Saat. Der Apokalyptiker machte sich kampfbereit und fauchte den Gegner an. Plötzlich sprang der Leperos vor und hieb mit seiner Steinaxt nach ihm. Cesare machte einen Schritt zur Seite und der Schlag ging ins Leere. Eine Gelegenheit für einen Gegenangriff bot sich.

Knapp dreißig Meter weiter hinten sah Dan, wie eine schwarzhaarige Frau Wagner ansprang wie eine tollwütige Katze. Die Hellvetikerin ließ das Gewehr fallen und die beiden rollten in den Schnee. Die Frau - obenauf - riss plötzlich die Rechte hoch. Eine Klinge blitzte auf, dann folgte eine Abfolge von Stichen. Altena blockte die Hiebe mit den Unterarmen und auch der Harnisch fing die Klinge ab. Die Hellvetikerin fluchte, doch sie schrie nicht - also war das Messer noch nicht ins Fleisch geschnitten.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 07.11.2015, 11:19:49
Hinter ihm die beiden Hünen stürzten sich auf die Leperos—der eine still, der andere laut in der Sprache seiner Heimat fluchend—beide jedenfalls liefen in die falsche Richtung, in die auch Sigmar seinen Hammer schwang. Für die hinteren Reihen hatte der Richter nur einen misstrauischen Blick über die Schulter übrig. Als Cesare dann gleich zwei Leperos auf sich zustürmen sah, kam er sich etwas "zu weit vorne" vor. Da hatte der erste Gegner ihn auch schon erreicht, doch die Krallen zischten an ihm vorbei. Cesare tänzelte um den Gegner herum, um ihn zwischen sich und den zweiten zu bringen, und stach zu.[1]
 1. Angriff 3 Erfolge, Schaden 5.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Aeb am 07.11.2015, 16:22:24
Es hatte ihn gewundert, wie leicht er Anschluss nach Tal gefunden hatte. Normalerweise begegneten ihm die Leute mit Abneigung und Misstrauen. Genau genommen, hätte es ihm eine Warnung sein müssen, er war doch sonst nicht so nachlässig in seinen Schlussfolgerungen. Wenn selbst er einfach so mitgenommen wurde, musste der Weg wirklich gefährlich sein.
Zudem hatte ihm das Wetter zu schaffen gemacht. Als er aufgebrochen war, war ihm in der Heimat die Sonne wie ein bösartiger Feind vorgekommen, da hatte er sich die Kühle des heimischen Bunkers zurückgewünscht. Aber DAS hier. Das war ihm wirklich zuviel des Guten. Was wäre das allerdings für eine Prüfung, wenn sie jeder bewältigen könnte. Nein, er musste sich durch kämpfen und sein Ziel im Auge behalten.
Offener Schlagabtausch, das war wirklich nichts für ihn, darin hatte er keine Erfahrung, aber da war er dank der Oberwelter nun Mittendrin.
Hektisch schaute er sich um. Sein Rucksack lag zu seinen Füßen. Um ihm herum, fand das Kampfgeschehen statt. Blitzende Klingen, wuchtige Hiebe. Nein, das war alles zu viel für ihn. Er ging ein paar Schritte um nicht über irgendwas zu stolpern und schaute sich dann nach dem Erstbesten… Leperos nannten die Oberweltler sie wohl, um und drückte ab, hielt den Abzug panisch gedrückt, bis kurz darauf das verräterische ‚klack‘ eines leergeschossenen Magazins erklang. Aebs Blick folgt dem Visier seiner Waffe bis zum Geschöpf. Hoffentlich hatte die Salve Wirkung gezeigt.[1]
 1. 5 Erfolge, 11 Schaden
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 09.11.2015, 19:23:12
Der Apokalyptiker hatte den Moment gut abgepasst - die Klinge bohrte sich durch die blasse Haut, fand den Zwischenraum zwischen zwei hervorstechenden Rippen und glitt bis zum Schaft hinein. Der Befallene jaulte auf und sprang zurück - dickes, dunkles Blut tropfte zäh aus der Wunde, aber der Mann hielt sich auf den Beinen und machte sich bereit, um Cesare noch einmal anzufallen.

Wenige Schritt hinter ihm lösten sich die letzten drei Schuss aus Aebs Maschinenpistole. Die projektive fanden zielsicher die Brust Saatträgers vor ihm. Die Einschläge hoben die ältere Frau von den Beinen. der Körper machte einen Satz rückwärts durch die Luft und knallte in den Schnee - das Weiß um sie herum, begann sich rot zu färben. Ein leises Wimmern war zu hören, die Leperos war noch nicht tot, doch mehr als ein leichtes zucken gab es nicht mehr von sich.

Derweil erreichte Leon endlich sein Ziel. Die Klinge des Spreizers bohrte sich zielsicher ins Fleisch des Leperos' vor ihm und riss eine klaffende Wunde knapp unterhalb der Achselhöhle auf. Der Befallene schrie überrascht auf und drehte sich um. Die gelben, lückenhaften Zähne blitzten auf.

Und Mehler? Der Richter machte damit weiter, womit er aufgehört hatte. Kaum hatte der den Kopf seines Hammers aus dem Schädel des letzten Saatträgers gezogen , stürmte er auch schon Kemwer zur Hilfe. Der Hühne sah, wie der Richter mit beherzten Schritten neben ihn trat und den Hammer gegen die linke Schulter des Befallenen schwang. Dieser - immer noch damit beschäftigt, das Gleichgewicht wiederzufinden, nachdem er dem Sichelschwert nur um Haaresbreite entkommen war, konnte nicht mehr ausweichen. Der Hammerkopf krachte seitlich in den Oberarm des Leperos drang bis auf den Knochen ein. Der Mann jaulte auf vor Schmerz.

Es schien, als hätten all die schmerzvollen Treffer die Befallenen nur angestachelt. Mit neuer Wut drangen sie auf die Gruppe ein. Den Anfang machte der Befallene, der von Leon angegriffen wurde. Mit einem wütenden Satz sprang er auf den Spitalier zu und versuchte ihn mit seiner Keule zu erwischen. Leon drehte sich zur Seite, konnte dem Hieb jedoch nicht vollends ausweichen. Das Holz krachte auf seinen Oberarm. Neoprenanzug Mantel absorbierten das meiste, doch ein Bluterguss würde garantiert entstehen - da war er sich sicher.

Zehn Meter weiter rechts vom Spitalier kämpfte Altena Wagner derweil um ihr Leben. Auch sie zog ein Messer aus dem Gürtel und versuchte das Ding, dass auf ihr saß und zustach, abzustechen, doch anscheinend war sie entweder in Panik, oder von der Sonne geblendet, denn ihre Hiebe verfehlten die Kreatur allesamt.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 09.11.2015, 21:11:00
Dan hatte genau gesehen was ein paar Meter neben der Straße geschehen war. Einer der dreckigen Leperos hatte Altena umgerissen und stach immer wieder mit einer Klinge oder etwas Ähnlichem auf sie ein. Das würde sie nicht überstehen, wenn ihr niemand zur Hilfe kam. Geschwind huschte der kleine Schrotter durch die Böschungen zwei Schritt näher heran und ließ den Rucksack von der Schulter gleiten. Er würde ihn nur behindern beim Schießen.

Knarzend spannte er seine Lucy und visierte das ungleiche Paar im Schnee an – genauer er zielte auf den versporten Angreifer der nach Altenas Leben trachtete. Im, wie er hoffte, richtigen Moment machte sich der Pfeil zischend auf die Reise und fand hoffentlich sein Ziel.[1] Ansonsten gab es wohl für die durchtrainierte Frau keine Rettung mehr.
 1. 3 Erfolge, 10 Schaden
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 16.11.2015, 22:30:09
Der Pfeil des Schrotters sirrte durch die Luft und bohrte sich zielsicher knapp oberhalb des linken Schlüsselbeins ins blasse Fleisch der schwarzhaarigen Frau. Diese jaulte auf und warf den Kopf nach hinten. Voller Schmerz und Wut fixierten ihre Augen Dan in der Ferne - für einen Augenblick hörte sie auf, auf Altena einzustechen und konzentrierte sich auf den Schützen, der ihr die Schmerzen zugefügt hatte.

Dann heulten plötzlich zwei weitere Befallene auf. Dann noch einer - und noch einer. Die Leperos schienen auf eine groteske Weise im gleichen Rhythmus ihre Agonie herauszuschreien. Den Homo Sapiens - den gesunden, nicht von Fäulnis zerfressenen - stellte es die Nackenhaare auf. Leon erschauderte, als er die verzerrte Fratze vor sich sah. Er erinnerte sich an die Gespräche mit Madlung - einem teiggesichtigen, rauhen Presevisten aus Domstadt: 'Pass ja auf, wenn ihr auf dieses Pack trefft. Normalerweise bin ich ja dafür, den Feind so schnell abzustechen, wie es nur geht, aber wenn ihr auf viele von denen trefft, sollte der bulligste von euch, der, der sich am ehesten wehren kann - verstehst du mich? - am besten ein Preservist. Der sollte derjenige sein, der als erster eine von den Ausgeburten bluten lässt. Als erster - verstehst du? Warum das wichtig ist? Weil die durch das Chakra verbunden sind. Das können dir die Epigenetiker besser erklären. Auf jeden Fall: Wenn einer von denen Schmerzen hat, dann spüren das alle. Das macht sie rasend. Und dann stürzen sie sich alle auf denjenigen, der diesen einen von ihnen verletzt hat. Der sollte dann schon wissen, wie er sich zu wehren hat - verstehst du das?'

Leon hatte verstanden. Aber das geschah hier gerade nicht. Madlungs Worte gingen ins Leere. Wahrscheinlich lag es daran, dass er und die anderen ziemlich viele Treffer an verschiedenen Leperos gelandet hatten. Zu viel Schmerz, an zu vielen Stellen gleichzeitig? - konnten sie das irgendwie für sich nutzen?[1] Wie dem auch sein, er - und auch seine Mitreisenden - sollten sich keine Blöße geben. Fünf der sechs Leperos waren noch auf den Beinen und schienen in Rage geraten in den Angriff überzugehen.
 1. Als Aktion lässt sich anstelle eines Angriffs auch ein Fertigkeitenwurf auf VER+Medizin ausführen - bei 4 Erfolgen wird Leon einen Schwachpunkt bei den Leperos ausmachen und den anderen einen Vorteil im Kampf verschaffen können.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 16.11.2015, 23:21:19
Kemwer nutzte den Schwung seines verfehlten Angriffs und lief in einer engen Kurve um den versporten alten Mann herum. Beinahe tänzelnd sprang er zur Seite, als der Hammer des Richters in die Schulter des Lepero krachte, und ebenso beiläufig blitzte auch das Sichelschwert auf, die Klinge aus dem Laufen heraus auf den Hals des Befallenen herab zischend[1].

Ohne sich noch einmal umzudrehen, und immer noch ohne einen Laut von sich zu geben lief der Afrikaner auf den einzigen Mann zu, der sogar ihn noch an Größe überragte: Mose, der gerade einen schmerzhaften Treffer hatte einstecken müssen. Die Sichel beschrieb einen silbernen Halbkreis, an dessen Ende sich der hässliche Kopf des Lepero befand, der von Moses Hieb in die Knie gezwungen worden war.[2].
 1. 5 Erfolge, 1 Trigger, 12 Schaden
 2. 4 Erfolge, 2 Trigger, 13 Schaden
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 19.11.2015, 14:10:25
Mose schnaubte und funkelte den Africaner wütend an. "Was fällt Dir ein?", sagte er mit seinem harten, balkhanischen Akzent.

Schnell sah sich Mose nach einem weiteren Feind um. Der schwarze Krieger hatte ihn um seine Ehre gebracht, war vorgesprungen, als dieser schon verwundet gewesen war. Es stimmt also doch, was man sich erzählt. Sie sind feige und hinterlistig. Greifen in Rudeln oder aus dem Hinterhalt an...

Der schlaksige junge Mann von vorhin kämpfte ganz in der Nähe mit einem Leperos. Mit einer kleinen Klinge versuchte er, ihn zu erstechen und geriet allzusehr in die Defensive. "Du mischt Dich nicht ein.", wies Mose den Africaner an. Dann sprintete er am Leperos vorbei und hieb ihm krachend die Keule über.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 19.11.2015, 20:19:48
Hatten die beiden Riesen Mose und Kemwer gerade eben noch ihre Kröfte nicht vollends entfalten können, so brach sich nun bei beiden die tödliche Gewalt, zu der sie fähig waren, Bahn. Kemwers Streiche saßen - der Anubier enthauptete den Träger der Saat vor sich mit der gekrümmten Klinge und war schon unterwegs zum nächsten Leperos, noch bevor der Körper des ersten sich zu neigen begann. Auf der zweite Befallene - bereits auf den Knien und mit unbrauchbarem Schildarm konnte dem tödlichen Hieb nicht ausweichen - ein langer Schnitt am Hals ließ Pilzflaum und Zähflüssiges hervorquillen.

Derweil hatte sich Mose zu Cesare begeben. Der Leperos war vollends auf den Apokalyptiker vor sich konzentriert und bemerkten Mose erst, als sein riesenhafter Schatten auf ihn fiel. Es war zu spät - die drahtumwickelte Keule krachte auf den Hinterkopf des Saatträgers und zertrümmerte seinen Schädel. Der Schnee ringsherum färbte sich rot und braun, doch auch Mose und Cesare bekamen Spritzer ab.

Derweil sah sich Sigmar - plötzlich ohne unmittelbaren Gegner - hastig um. Seine Augen erspähten in der Ferne die dürre Lepera, die wie im Wahn auf die unter ihr liegende Hellvetikerin zustach. "Verdammte Scheiße!", schrie der Richter und rannte den Hammerschaft fester packend los.

Leon bekam dies alles nur am Rande mit. Seine Gedanken kreisten noch um seine jüngsten Beobachtungen, da heulte der Saatträger vor ihm noch einmal auf. Der Tod gleich dreier seiner Kameraden schien seine Agonie noch gesteigert zu haben. Völlig außer Kontrolle warf sich der Leperos auf Leon und hieb mit der Keule nach dem Spitalier. Den ersten Schlag musste Leon wieder mit dem Oberarm abfangen und dieser Treffer war wesentlich härter, als der erste. Doch der zweite Streich ging fehl und dem Spitalier bot sich eine gute Gelegenheit zum Gegenangriff.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 19.11.2015, 23:58:49
Gerade noch duckte Cesare sich in Erwartung des nächsten Angriffs, da wurde sein Angreifer niedergemäht von dem balkhanischen Barbaren, welcher nicht einmal innehielt, sondern weiterpreschte wie ein Kahlkopfgeier auf seinem Motorrad. Cesare folgte ihm ohne zu überlegen, da aus dieser Richtung offenbar noch Gefahr drohte. Diese stellte sich nun allerdings als eine auf dem Boden liegende alte Frau heraus. Der Befehl zum Angriff war allerdings schon gegeben und wäre Cesare nicht in genau in diesem Augenblick zusammengestoßen und—waffenlos—in den Schnee gestürzt, hätte er das auch getan.[1]
 1. Bewegung 3m, Angriff auf L4: Patzer.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 20.11.2015, 07:12:43
Beinah wie gebannt saß Dan im sicheren Gebüsch, als wenige Schritte entfernt der Kampf auf Leben und Tod zwischen Altena und der alten Lepera tobte. Wie bei einem Autounfall konnte er nicht wegsehen, aber zum Handeln war er auch nicht fähig. Verdammt Junge, reiß dich zusammen! Sie braucht dich! Mit diesen Gedanken griff er mit zittriger Hand nach hinten zum Köcher und legte einen neuen Pfeil auf die Sehne seines Babys. Er kniff ein Auge zusammen und zielte.[1]
 1. keine Bewegung, 3 Treffer (1Trigger) = 11 Schaden
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Leon Kowalski am 21.11.2015, 23:00:12
Leon presste ein Schmerzgrunzen zwischen den zusammengebissenen Zähnen aus als der zweite Schlag dieselbe Stelle traf. Während der erste Schlag kaum mehr als einen Bluterguss hinterlassen würde, spürte der Spitalier wie einige Muskelfasern des getroffenen Armes nach dem zweiten, besser angebrachten Schlag rissen. Er würde in den folgenden Tagen noch an diesen Träger der Saat denken müssen, so viel stand fest. - Als der Leperos seinen dritten Schlag in's Leere führen lies, zögerte Leon keine Sekunde. Er ließ die Klingen des Spreizers in die Höhe schnellen und stach erbarmungslos in die Brust des Saatträgers. Der Treffer sollte ein paar ziemlich lebenswichtige Organe des Leperos verletzen. Der Spitalier machte sich nicht die Mühe, den Spreizer aus den Eingeweiden des Sterbenden wieder zu befreien. Stattdessen ließ er die Stangenwaffe einfach los und rannte auf Altena und deren Peiniger zu. Im Laufen zog er sein Messer und sprintete daraufhin los. Ganz in der Hoffnung noch rechtzeitig zu kommen, um Altena das Leben zu retten.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 22.11.2015, 10:26:31
Nun überschlugen sich die Ereignisse - die Reisegruppe zwang die Träger der Saat endgültig nieder. Leon nutzte die offene Deckung seines Gegners und rammte ihm den Spreizer tief in den Brustkorb. Die Spitze brach durch Rippen und Sehnen hindurch - der Leperos umklammerte zuckend den Schaft, doch die Augen brachen bereits. Der Spitalier ließ den Schaft los und sprintete in Richtung der Hellvetikerin, während sein Widersacher immer noch aufgespießt langsam in den Schnee sank.

Derweil ließ Dan noch einen Pfeil von der Sehne und diesmal war der Schuss besser gezielt. Die Spitze bohrte sich tief in den Bauch der Lepera. Wieder heulte diese auf und entblößte für einen Augenblick ihre Deckung. Das war alles, was die Sappeurin brauchte. Mit einem wütenden Schrei rammte Altena der Saatträgerin das Messer schräg in den Hals und riss die Frau mit der gleichen Bewegung von sich. Eine Blutfontäne spritzte aus der zerfetzten Halsschlagader, während der Körper zuckend zum erliegen kam. Leon und Sigmar waren immer noch auf dem Weg, doch die Gefahr war gebannt.

Sigmar verlangsamte seinen Schritt ein wenig und prustete laut Luft heraus. "Alles in Ordnung?", rief er. §Ist jemand von euch verletzt?" Die Frage galt in erster Linie Leon, sowie den beiden Unbekannten vor ihm - Altena und Dan. Der Rest der Gruppe war in seinem Rücken zurückgeblieben.

Auf der anderen Seite des Schlachtfelds ereignete sich dagegen eine groteske Szene - und wären sie alle nicht in Lebensgefahr geschwebt und von einem frischen Massengrab umgeben, würde sie sogar einer gewissen Komik nicht entbehren. Cesare und Aeb sprinteten gleichzeitig auf den letzten noch lebenden Saatträger zu. Von den Kugeln des Bleichers durchsiebt, lag dieser immer noch schwer atmend und weitgehend bewegungslos auf dem Boden. Ein leichtes Ziel - doch weder der Apokalyptiker, noch Aeb achteten aufeinander, sondern eben nur auf den Liegenden. So kam es, dass sie gleichzeitig beim Mann ankamen, zusammenstießen und sich dadurch gegenseitig behinderten. Cesare glitt sogar das Messer aus der Hand und fiel in den Schnee.

Es wäre zum Lachen, wäre da nicht die grausige Gestalt vor Ihnen im Weiß gewesen. Der billige Leinen des Oberhemds war gerissen. Darunter blühte rostig braun das Chakra Pandoras, doch auf den Symbol prangten nun drei leuchtend rote Einschusslöcher und der Lebenssaft des Leperos floss heraus. Der Mann röchelte, entblößte schadhafte, blutunterlaufene Zähne. Die Augen zeigten nur blanke Wut, wie bei einem angeschossenen Hund - keine Angst oder Trauer, nichts menschliches mehr. Und doch war dieses Wesen einst ein Mensch gewesen, bevor der Primer ihn sich geholt hatte.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 22.11.2015, 12:31:31
Cesare nickte dem bleichen Fremden knapp zu—ohne Vorwurf oder Entschuldigung, lediglich in Anerkennung des Missgeschicks—und hob sein Messer auf. Dann betrachtete er die lepera[1] vor sich.

Pandoras Chakra. Eins von zweien, die Cesare nur allzu gut kannte. Nicht das, was er einmal auf der eigenen Brust gesehen hatte. Er sah auf die röchelnde Frau hinab und wusste nicht, ob er Mitleid oder Verachtung fühlen sollte—'sollte' war hier das ausschlaggebende Wort. Tatsächlich fühlen tat er sowieso weder das eine noch das andere. Tatsache war: das hätte er selbst sein können. Oder eben nicht. Er hatte dem Ruf nach Vereinigung widerstanden. Dem Ruf, alle Last und Verantwortung abzugeben, sich mit dem Urganzen zu vereinen, das Selbst darin aufgehen zu lassen, Freiheit und Willen einzutauschen gegen sorglose Geborgenheit, zurückzukriechen in den Mutterleib... Sein Wille war stärker gewesen als Noxens Lockruf.

Seine zweite Überlegung war natürlich: was dachte sich Lodovicos Geschäftsfreund eigentlich dabei, in seiner näheren Umgebung Banden von leperi zuzulassen? Das war in mehr als einer Hinsicht schlecht fürs Geschäft, egal ob man vom Burngeschäft sprach oder von Grubenkämpfen. Eigentlich konnte niemand so dumm sein. Irgendwas war da faul.

Er beugte sich vor und fuhr der Frau mit der Klinge über die Kehle. Danach zog er das Wiedertäuferkreuz, das er an einem langen Lederband um den Hals trug, unter seiner Kleidung hervor und küsste es. Nachdem er sein Messer im Schnee abgewischt und wieder eingesteckt hatte, erhob er sich ohne weiteren Kommentar.

In seinen Ohren rauschte es. Wegen des Kampfes und der blutigen Szene um ihn herum, auch, aber vor allem wegen der plötzlichen Sorge: was, wenn dieser Geschäftsfreund und seine Grubenkämpfe längst ausgehoben worden war. Oder ein Konkurrent hatte einen kleinen Coup veranstaltet und die Sache übernommen. Oder Richter Mehler kam durch die leperi hier auf dumme Gedanken und startete eine Mission, die Verursacher zu vernichten. In jedem Fall: meine eigene wurde gerade um einiges schwieriger, wenn nicht gar unmöglich. Und wenn ich versage, darf ich nicht zu meiner Schar zurück.

Cesares Schritte hatten ihn zuerst zu Kathrin geführt. Lebte sie noch? Konnte man die Blutung noch stoppen? Dem schien nicht so.[2] Also ging er zu dem jungen Lupo hinüber, der eindeutig tot war.

Cesare kniete bei ihm und murmelte: "Oh, mio povero bellissimo uccellino!"[3] Dann zog er abermals sein Kreuz hervor und bekreuzigte sich auf Wiedertäuferart, indem er das Kreuz erst an die Lippen führte, dann an die Stirn, dann an die Brust und zuletzt an die linke Schulter. Mit erhobener Stimme betete er darauf:

"Dalle profondità
a te ho gridato, o Signore;
Signore, ascolta la mia voce.
Siano i tuoi orecchi attenti
alla voce della mia preghiera.
Se avrai considerato le colpe, Signore,
Signore, chi resisterà alla tua ira?
Poiché presso di te è il perdono
e per merito della tua legge ti ho fatto fronte, o Signore.
L'anima mia si è retta sulla sua parola,
ha sperato l'anima mia nel Signore,
Dalla veglia del mattino sino a notte,
speri il nostro mondo nel Signore,
perché presso il Signore vi è misericordia,
e abbondante è presso di lui la redenzione.
Ed egli redimerà il mondo da tutte le sue colpe."


Er wiederholte das Gebet auf Borcisch[4]: fehlerfrei, ohne Zögern, aber mit einem starken Akzent, und schloss mit einem kurzen, auch Kathrin und den schweigsamen Rudi miteinbeziehenden: "O Signore, dare riposo eterno a loro e a tutti morti. E splenda essi la luce perpetua. Lasciali riposare in pace"[5], das er unübersetzt ließ.

Das Kreuz wieder unter die Kleidung schiebend, erhob er sich, ging zum toten Franz hinüber und schnappte sich dessen Flinte. Die Waffe mit beiden Händen beim Lauf packend, beugte er sich über den Toten und stieß mit dem Kolben wieder und wieder auf dessen Schädel ein, bis dieser Brei war—oder einer der anderen Gruppenmitglieder ihn stoppte.
 1.  Hier, 2. Absatz (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8475.msg988125#msg988125) war es zumindest noch eine alte Frau, auf die Aeb schoss.
 2. Wenn doch, änder ich den Post noch.
 3. Purghese für: "Ach du mein armes, wunderhübsches kleines Vögelchen!"
 4. "Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: / Herr, höre meine Stimme!
Wende dein Ohr mir zu, / achte auf mein lautes Flehen!
Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, / Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung, / damit man in Ehrfurcht dir dient.
Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, / ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf den Herrn / mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen /
soll [unsere Welt] harren auf den Herrn. Denn beim Herrn ist die Huld, / bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird [die Welt] erlösen / von all ihren Sünden."
 5. Purghese für: "O Herr, gib ihnen und allen Verstorbenen die ewige Ruhe. / Und das ewige Licht leuchte ihnen. / Lass sie ruhen in Frieden."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Aeb am 22.11.2015, 19:06:22
Oh sent. Sculpi![1] schnarrte Aeb dem Fremden noch hinterher, doch der war bereits wieder aufgestanden und widmete sich nun anderen Dingen. Komischen Worten an komische Götter, wie es ihm schien. Lächerliche Oberweltler. Im Gegensatz zu ihm hatten sie alle keine Beweise für die Existenz ihrer Götter.
Der Bleicher schaute noch kurz der Flüssigkeit zu, die den Schnee um die alte Frau färbte, stand dann jedoch auf und schüttelte sich das kalte, nasse Zeug von der Kleidung.
Seine Aufmerksamkeit widmete er nun zuerst dem Wiedererlangen seines Rucksackes. Er kniete vor ihm nieder, öffnete ihn kurz und fasste mit einer Hand rein, um zu ertasten ob noch alles am rechten Fleck saß, dabei blickte er sich vorsichtig um, in dem Versuch unauffällig dabei auszusehen.
Anschließend ging er emotionslos die Leichen ihres Trupps ab. Hatte nicht eine der Personen eine Pistole… [2]
Als er die Frau gefunden hatte, ging er in die Knie und schaute sich das Kaliber der Pistole an. Hätte sie dasselbe, wie seine MP, gäbe es hier möglicherweise ein paar Patronen abzustauben. Wenn nicht, war die Waffe besser als seine leergeschossene. Während des Durchwühlens der Frau, erklang die ganze Zeit der Singsang des Fremden von eben im Hintergrund.
Grade als er fertig mit Durchsuchen war, endete auch der Mann. Aeb schaute erwartungsvoll in dessen Richtung, als der plötzlich mit der Flinte ausholte und anfing auf den Toten einzuschlagen.
Überraschung machte sich in den Gesichtszügen des Bleichers breit und er stand auf und ging zu ihm hin. Nicht um einzugreifen. Der Zustand des Toten war ihm egal, er kannte ihn ja schließlich nicht näher und war schon gar nicht mit ihm befreundet. Die Wissensgier führte Aeb zu Cesare, schließlich waren ihm die Wesen, mit denen sie eben gekämpft hatten, relativ unbekannt. So stellte er sich in zwei Metern Abstand hin und fragte freundlich in rudimentärem Borcisch: „Was du tust?
 1. 
Hybrispanisch für: (Anzeigen)
 2. Ich gehe einfach mal davon aus, dass jemand der viel mit Schusswaffen zu tun hat, auch am Klang hört, was es für eine ist, bzw. zumindest den Klang einer Pistole von einer Flinte unterscheidet. Wenn ich auf was würfeln soll, bitte Bescheid geben.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 22.11.2015, 23:20:07
Als der bleiche Fremde ihn ansprach, stieß Cesare noch zweimal zu, dann ließ er ab und warf die Flinte in den Schnee.

Was er tat? Nun, das war doch offensichtlich. Aber so mühsam, wie der Kerl ein paar Brocken Borcisch zusammenklauben musste, kannte er vielleicht das Wort 'eigentlich' nicht. Dachte man sich nämlich 'eigentlich' dazu, dann hätte er nach dem Zweck von Cesares Tun gefragt: Was machst du hier eigentlich?

Dadurch wurde die Sache schon interessanter, denn das war gar nicht so leicht zu beantworten. Außerdem kam man dadurch der Frage nach dem Warum gefährlich nahe: Warum tust du das? Und darauf wusste Cesare keine Antwort, obwohl er sich sicher war: was er getan hatte, hatte dringend getan werden wollen. Deswegen verstand er eigentlich nicht, warum es erklärt werden musste, aber er versuchte es dennoch:

"Der alte Franz, nicht er hätte sollen schlagen seinen Jungen immer. Nun der arme Junge ist tot und nicht er hat gekannt nichts von die Leben außer Schläge."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 23.11.2015, 00:21:26
Kemwer besah sich kritisch den abgetrennten Kopf, der vor ihm im Schnee lag, bevor er erneut die Augen schloss. Wenn man ihn nun genau beobachtete, konnte man sehen, wie sein augenloser Blick nacheinander jeden einzelnen der gefallenen Leperos anvisierte, ein paar Sekunden auf ihm verweilte und dann, begleitet von einem kurzen Nicken, weiter glitt.
Offensichtlich mit dem Ergebnis seiner 'Inspektion' zufrieden, öffnete der Afrikaner die Augen wieder und begann, mit einer Hand voll Schnee das zähflüssige Blut von seiner Klinge zu säubern. Er blickte kurz zu Sigmar, begleitet von einem knappen "Nicht verletzt", dann sah er zu Cesare hinüber.

"Wenn du seinem Vater den Schädel zertrümmerst, macht das die Schläge des Jungen nicht ungeschehen. Hier gibt es noch nicht mal Schakale, die es dir danken würden, dass du ihnen die Arbeit erleichterst, also spar dir deine Kräfte - mag sein, dass das nicht unsere letzte Begegnung mit den Ghuray war."

Für seine Körpergröße hatte Kemwer eine erstaunlich weiche und melodische Stimme - die Beiläufigkeit, mit der er aber während des Sprechens Knochensplitter und Gewebefetzen von seinem Sichelschwert wischte, ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass diese Art von Vorkommnissen für ihn keineswegs ungewöhnlich waren.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 23.11.2015, 10:55:35
Das war gerade so noch einmal gut gegangen. Mit dem letzten Schuss war Dan eine Idee gekommen. Ich muss versuchen, Lucy zu modifizieren. Das muss schneller gehen, keine Frage. Aber vermutlich werd ich sobald nicht dazu kommen. Und außerdem stehen jetzt andere Dinge oben auf der Liste. Zum Beispiel, was das da für ein bunter Haufen ist.

Mit diesen Gedanken schnallte sich der drahtige Schrotter seinen Rucksack um, zog seine Mütze zurecht um sich vor der eisigen Wind zu schützen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Derart vorbereit verließ er seine Deckung des Gebüschs und wanderte ruhigen Schrittes durch den Schnee Richtung Altena. In Sigmars Richtung streckte er den Daumen nach oben und sah zu Altena als er bei ihr ankam. Sie hatte etwas abbekommen, das war ganz klar ersichtlich. Sofort ging sein blick wieder zu Sigmar und er rief ihm zu: „Meister, hier her! Die Soldatin hat’s schwer erwischt!“

„Halte durch! Es kommt Hilfe.“ Noch während er Altena ermutigte, blickte er auf ihre Wunden ohne wirklich viel Ahnung von Medizin zu haben. Er zwinkerte ihr kurz zu und wandte sich dann der zur toten Lepera. Der Pfeil oberhalb des Schlüsselbeins war abgebrochen bei dem wilden Kampf der beiden Frauen. Aber der Pfeil im Bauch schien noch brauchbar zu sein. Dan griff nach dem letzten Stück Schaft der aus dem kalten Körper schaute und zog kräftig daran. Mit einem Schmatzen hatte er seinen Pfeil wieder. Das Blut und andere Überbleibsel wischte er an der restlichen Kleidung der Toten ab, rieb den Pfeil noch einmal mit Schnee ab und verstaute ihn wieder im Köcher. Dann er hob er sich und betrachte die Szenerie ausführlicher.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Leon Kowalski am 23.11.2015, 21:11:20
Leon gab keinen Ton von sich.[1] Er schob sein Messer zurück in die Oberschenkelscheide und musterte stillschweigend Altenas Verletzungen. Sie schienen nur oberflächlich zu sein.[2] 'Gut. Gut für sie. In diesem Schneesturm wäre es faktisch unmöglich, einen Sterbenden wieder zusammenzuflicken.', dachte der Spitalier.

So wandten sich die Sichtöffnungen von Leons Gasmaske von der Hellvetikerin ab, um den Rest des Schlachtfeldes abzusuchen. Es hatten offensichtlich nicht ausschließlich Träger der Saat ihren letzten Atemzug getan. Niemand von jenen, die sich noch rührten, baten um medizinische Hilfe. Immerhin. Von sich aus bot der Spitalier auch nichts an. Immerhin gehörte er keiner Wohlfahrtsgemeinschaft an. Und dennoch: Leon war davon ausgegangen, dass die Gruppe um den Richter, den Schwarzhäutigen und den axtschwingenden Hühnen in der Lage war, sich selbst verteidigen zu können. Offensichtlich hatte er in dieser Annahme falsch gelegen. Innerlich scholt sich Leon für seine Fehlkalkulation, hatte sie doch wertvolle Menschenleben gekostet. Für seinen Fehler hatten andere mit ihrem Leben bezahlt. Leon nahm sich vor, diesen nicht zu wiederholen.

Schließlich wanderte der Blick des Spitaliers zu der Hellvertikerin vor ihm zurück und endlich ergriff er das Wort in einem schroffen, militärisch präzisen Borcisch. "Wenn du das Ausbreiten der Fäulnis bekämpfen willst, Soldat, dann müssen die Leichen der Saatträger verbrannt werden." Leons felsenfeste Überzeugung machten es dem ungewohnten Zuhörer leicht, diese Worte als Befehl an die Hellvetikerin aufzufassen. Im Protektorat wäre es auch genau dies gewesen. Doch hier im warmen Süden war dies anders. Die Hellvetiker duldeten auf ihrem Territorium keine andere Autorität als ihre eigene. Selbst dem Spital gedachten sie allenfalls eine beratende Funktion zu. Doch kein Spitalier wurde je für seine Nettigkeit geschätzt. Also sah er sich auch nicht dazu veranlasst, eine unumstößliche Wahrheit hinter wohlklingenden Floskeln zu kleiden. "Je schneller du damit beginnst, Soldat, um so sicherer ist es für dein Land. Und eile dich. Sofern dies nur ein Teil einer größeren Gruppe Saatträger war, weiß der Rest der Gruppe sehr genau, wo er uns finden kann.".

Mit diesem zweiten "Ratschlag" wandte sich Leon von der Hellvetikerin ab und ging zurück zu seinem Spreizer. Er zog befreite die Waffe mit einem Ruck aus dem schnell auskühlenden Kadaver, reinigte sie im immer mehr werdenden Schnee und betrachtete das voll erblühte Stigma des Saatträgers. 'Pandora.', stellte Leon innerlich fest und machte sich eine Gedankennotiz hierzu. Dann schaute er zu den Plünderern hinüber und dachte angewidert: 'Die Aasfresser sind natürlich sofort zur Stelle, kaum dass die Schlacht geendet hat. Das scheint ein Naturgesetz zu sein.' Leon wandte sich von der Szenerie ab und ging zurück zum Waldrand, um seinen Rucksack wieder aufzulesen.
 1. Es gab auch keinen Schrei beim ersten Ansturm.
 2. Ich hatte mir hier eine SL-Beschreibung gewünscht, aber auch nach 24 Stunden gab es leider keine Reaktion auf meine Anfrage, daher diese Annahme hier.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 24.11.2015, 07:53:59
Mose blickte sich nach weiteren Feinden um[1]. Doch weder auf dem freien Feld noch im nahen Dickicht waren weitere von den verfluchten Wesen zu erkennen. Daher gab Mose dem toten Leperos noch einen schweren Tritt und wandte sich dann dem Africaner zu. "Ich habe nie einen Deiner Art mit eigenen Augen gesehen. Schon Jahre ist es her, dass Eure Entdecker und Eroberer von den Clans und Stämmen aus dem heiligen Land zurück ins Meer gedrängt worden sind. Ihr habt einen starken Willen und nehmt Euch, wie Ihr braucht. Aber auch wir sind stark und der HERR ist auf unserer Seite. Noch habe ich keinen Streit mit Dir. Also komme mir nicht in die Quere. Und vor allem, Deiner Hifle im Kampf bedarf ich nicht."
 1. Wahrnehmung ohne Erfolg
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 24.11.2015, 10:49:12
Kemwer wischte die letzten Reste versportes Gehirn von seiner Klinge, bevor er sie sich wieder umhängte. Er sah zu Mose hoch - eine eher ungewohnte Perspektive für ihn - und zuckte leicht mit den Schultern.
"Ich bin nicht hier, um eure Länder, euren Besitz oder eure Frauen zu stehlen. Ich bin hier, um die Welle zu reinigen. Wenn du der Meinung bist, im Kampf keine Hilfe zu brauchen, soll mir das recht sein, aber deine Wunde straft die Worte Lügen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 24.11.2015, 12:13:41
Die Einmischung des Africaners kam wenig überraschend. Endu mischte sich auch gerne überall ein und verteilte gute Ratschläge in geduldigem Ton, wie ein Vater seine noch sehr unverständigen Kinder belehren und ermahnen würde. Cesare zuckte mit den Achseln.

"Ich hätte vorgezogen zu tun es, als der Vater lebte noch, aber da wir ihn haben gebraucht als den unseren Führer."

Und jetzt waren sie ohne Führer inmitten dieser weißen Hölle. Cesare zog seine Fellmütze zurecht, die ihm bei dem Zusammenprall mit dem bleichen Fremden von den Ohren gerutscht war, und umschlang sich fröstelnd mit den Armen. Fanden sie wenigstens noch den Weg zurück? Vor? Vielleicht konnte die verletzte Einheimische da drüben helfen, aber da schien Richter Mehler sich schon drum zu kümmern.

Die Bemerkung des Balkhaners war in einer Hinsicht ebenfalls wenig überraschend—balkhani schafften es, wegen jedem Scheiß beleidigt zu sein, und zwar immer gleich tödlich—andererseits aber doch enigermaßen verblüffend: ein balkhano, der vom HERRN redete wie ein Wiedertäufer. Seltsam. Vielleicht war er als Kind in deren Hände geraten und aufgezogen worden? Und jetzt beleidigte der Africaner ihn auch noch richtig, indem er ihn als Lügner und schlechten Kämpfer bezeichnete. Das konnte ja heiter werden. Einen schlechteren Augenblick, um Streit anzufangen, hätten sie kaum finden können.

"Jeder hat nötig von Hilfe. Jeder ist mehr stark in einer Schar." Er sah vom Africaner zum Balkhaner zu dem Blassling. "Cesare", stellte er sich vor (wie gestern abend schon einmal, aber da war keiner von ihnen zu einer Antwort gekommen, weil Mehler sich Cesare gleich geschnappt hatte). "Aus Roma. Und für mich ist sehr recht, wenn mich jemand hilft in die Kampf." Er nickte dem Balkhaner zu. "Danke."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 24.11.2015, 15:28:30
Mose wollte gerade etwas auf die Antwort des Africaners erwidern, da erhob sich der schlanke Mann vom Gebet und mischte sich. Mose hatte dessen Gebet erkannt, zumindest in der borkhischen Rezitation. Mose war einigermaßen überrascht, so dass er sich des Africaners schnell entledigen wollte. "Ich habe sie bis eben nicht gemerkt.", bemerkte er abweisend und pegte die Hand auf seine Flanke.

Dann wandte er sich dem Roma zu und musterte diesen augenfällig. Dann sagte er: "Du betest den 130. Psalm, doch der Text ist verändert. Nicht die Welt wartet auf ihren Erlöser, sondern die Stämme Israels. Du bist wohl einer der Täufer, richtig? Lass Dir gesagt sein, dass Du umsonst wartest. Aber was solls?" Mose stimme wurde nun bitter. Er holte aus und trat mit dem Stiefel kräftig in die Seite des Leperos vor ihnen. "Wir alle warten umsonst. Der HERR liebt seine Kreatur nicht mehr. Er sendet die Plage, um uns alle zu vernichten. Weißt Du, warum er es nicht sollte?"
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 24.11.2015, 16:46:19
Als der balkhanische Barbar ihn auf sein Gebet ansprach, wurde Cesare zuerst leicht panisch. Nicht, dass man es seiner Miene angesehen hätte, aber seine Gedanken überschlugen sich:

Was? Ich soll es falsch aufgesagt haben? Nein, ich bin mir sicher, dass ich den Text richtig in Erinnerung habe. Psalm, Psalm, soll das ein Name für 'Gebet' sein? Haben die Erwachsenen das so genannt? Ich weiß es nicht. Ich kenne das Gebet jedenfalls nur als Totengebet. Davon gab es wohl verschiedene, vier oder fünf bekäme ich zusammen, aber waren die durchnummiert? Bis 130 gar? Das kann ich mir nicht vorstellen. Und wer bitteschön sind die Stämme Israels? Aber gut, was er da zum Schluß sagt, das zeigt doch: keine Ahnung vom Glauben der Wiedertäufer. Also doch nicht von ihnen aufgezogen. Oh je, aber er will jetzt nicht wirklich über Religion diskutieren? Dann lass es uns nur schnell hinter uns bringen, bevor Sigmar oder der Kalkschädel dazustoßen.

"Der Herr, nicht er hat gesandt die Plage, um zu vernichten uns", widersprach er dem Balkhaner, der sich noch immer nicht vorgestellt hatte. "Die Plage, wie auch die Welt, sie ist erschaffen vom Demiurgen, dem die Menschen sich haben unterworfen; als der Herr hat zerschlagen den Leib des Demiurgen, so auch sein Werk, doch sterbend dieser gebar seine Brut. Wir Wiedertäufer, nicht warten auf einen Erlöser. Die Jehammedaner, sie warten darauf, damit Gott rettet nur allein sie. Aber Gott, nicht er wird retten keinen Menschen, bevor nicht alle Menschen ihm haben gezeigt, dass sie sind das seine Volk noch. Und die Brut, wir sie müssen vernichten wie der Herr hat vernichtet den Demiurgen."

So, das hätte sein Vater sagen können. Oder war es sein Vater gewesen, der ihm das als Jungen so erklärt hatte? Ein Gesicht schwebte vor Cesares innerem Auge, doch er konnte es nicht zuordnen. Die Stimme war sanft gewesen und fest zugleich. Danach gab es Schläge. Irgendwas hatte Cesare falsch gemacht. Aber es waren nur ein paar harmlose Schläge auf den Hosenboden gewesen, kein Vergleich zu dem, was Cesare später kennengelernt hatte. Angeblich taten sie der Person, die sie austeilte, sogar weher als ihm. Diesen Spruch hatte Cesare sich gemerkt und später selbst verwendet. Es war natürlich totaler Schwachsinn.

Cesare nickte zum Spitalier hinüber. "Wenn du willst Hilfe mit die deine Wunde, du ihm es musst sagen. Spitalier nicht tun nichts niemals von allein."

Danach ging er zum nächsten lepero hinüber und begann, ihn in die Mitte des Schlachtfeldes zu ziehen, wo drei weitere eng beisammen lagen. Falls ihn jemand abermals nach dem Zweck seines Tuns fragen würde, hätte er gleich zwei Antworten parat: erstens wusste er, dass der Richter und der Spitalier darauf bestehen würden, die Leichen zu verbrennen, und zweitens fror er einfach zu sehr, um länger still an einem Fleck zu stehen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 25.11.2015, 21:23:54
Während Cesare sein Gebet sprach, trat Aeb an die junge Frau am Boden heran und besah sich die Handfeuerwaffe, die sie immer noch mit den erkaltenden Fingern umklammert hielt, genauer. Es schien heute kein Tag für Glücksfälle zu sein. Bereits am Lauf erkannte er, dass die Patronen dieser Pistole nicht für seine Waffe zu gebrauchen sein würden.[1]. Ein schneller Blick ins Magazin, in dem ein einsames Geschoss der Leere von 11 freien Slots trotzte, bestätigte seine Ahnung.

Da wandte sich Aeb um, und stellte seine Frage an den Apokalyptiker, der eben auf den Kopf ihres toten Führers eindrosch. Seine einfache Frage, Cesares Antwort und das Totengebet danach lösten eine unwirklich wirkende, spirituelle Diskussion aus. Aber vielleicht war gerade das passend für Menschen, die eben noch dem Tod ins Auge blicken mussten. Sigmar jedenfalls drehte sich mit einem skeptischen Blick in Richtung Cesare und Mose um, als sie das Gespräch aufnahmen.

Derweil konnte Kemwer einen ruhigen, tiefen Atemzug nehmen. Die Welle hatte sich beruhigt. So sehr er sich auch konzentrierte, er spürte keine Träger der Fäulnis mehr in unmittelbarer Nähe.

Als Leon die immer noch auf dem Boden liegende Hellvetikerin ansprach und dabei Dans Hinweis bzgl. derer Wunden überging, funkelte ihn diese wütend an. Sowohl ihr Gesicht - das Visier war hochgeklappt - als auch der schwere Harnisch waren rot bestrichen; besudelt von Blut. Doch größtenteils schien es das Blut der toten Lepera zu sein.

Schwerfällig richtete sich die Soldatin auf den Ellenbogen auf und fixierte den Spitalier abermals. Sie hatte eine ungewöhnlich dunkle Hautfarbe - anscheinend war sie ein Mischling des Löwen und der Krähe; ungewöhnlich für einen Hellvetiker. Die grünen Augen bildeten einen auffälligen Kontrast dazu. Sie zwang sich in die Sitzposition und wischte das Blut, so gut es ging, vom Gesicht. Jetzt erkannte Leon am Hals einen kleineren, nicht allzu tiefen Schnitt, aus dem Rotes quoll. Außerdem schien das Messer der Lepera sie links unterhalb der Rippen, zwischen zwei Harnischlagen erwischt zu haben. Dort quoll ebenfalls Blut hervor.

"Bei uns Soldaten sagt man erstmal 'Danke', wenn jemand auf unseren Hilferuf[2] hin herbeieilt und uns den Arsch rettet." Mit diesen Worten zwang sich die Hellvetikerin auf die Beine. Sie schwankte leicht, als sie aufstand. Offensichtlich machte ihr den Blutverlust zu schaffen - oder der Schock des Kampfes. Doch sie blieb auf den Beinen und machte rasch einige Schritte zu ihrem Kameraden, der regungslos im Schnee lag. Das Weiß um ihn herum hatte sich rot gefärbt. Das Visier war unten, doch zahlreiche Wunden am ganzen Körper - Messerstiche, Axthiebe, Bisse und Kratzer ließen keinen Zweifel daran, dass dieser Soldat heute im Dienst gestorben war.

"Scheiße!" rief die Hellvetikerin. "Scheiße, Dario - nein!" Sie schlug leicht auf die besudelte Brust des Mannes, während sie ihn anrief, doch natürlich rührte sich der junge Mann nicht mehr. Schließlich beschirmte sie ihre Augen mit der Hand und blieb in der Hocke einige Augenblicke sitzen. Ein Schluchzer war zu hören. Oder war es ein Seufzer gewesen?

Sie ließ die Hand sinken. Eine Träne kullerte ihre Wange herab, grub einen Korridor durch Ruß und Dreck, das sich auf der Wange gelegt hatte. Sie blickte wieder auf zu Leon. „Kümmer‘ dich selbst um die toten Leperos, Gummimann. Ich sorge erstmal für meinen Kameraden, der euch das Leben gerettet hat“, fauchte sie ihn an. Sie griff sich an den Gürtel und holte einen kleinen, unscheinbar wirkenden Kasten hervor. Während sie ihn öffnete, schaute sie zu Dan: “Dan, hilf mir bitte, Dario zu begraben.

Als der Schrotter näher trat[3], sah er, wie Altena einen kleinen Schraubenzieher mit einem sechsseitigen Kopf hervorgeholt hatte und Darios Harnisch aufschraubte. „Ich muss ihm den Harnisch ausziehen, seine Einzelteile verstreuen und die Schrauben behalten, damit er nicht in falsche Hände gerät. Vorschrift, wenn eine Bergung des Leichnams nicht möglich ist. Danach werde ich ihn verbrennen. Nicht mit den Leperos auf einem Haufen. Allein – als Soldaten. Hilfst du mir?

Mehler beobachtete die Szenerie stumm. Er sah noch einmal zu Leon hinüber und murmelte leise, so dass nur der Spitalier es hören konnte: „Lass gut sein.“ Dann wandte er sich ohne abzuwarten ab und stampfte in Richtung der anderen, wo Cesare eben damit beschäftigt war, die Leichen der Leperos zusammenzutragen. Der Richter schaute den Purgher an, nickte leicht und tippte an seinen Schlapphut. Anscheinend eine Geste der Anerkennung. Dann griff er den nächsten leblosen Träger der Saat an den Beinen und zog ihn ebenfalls zum Massengrab.
 1. Aeb hat eine Maschinenpistole mit 4,6x30mm Kaliber; Kathrin eine Pistole mit 9mm Kugeln
 2. Für den Fall, dass sich Leon von dem Hilferuf distanzieren will: Der alte Franz hatte gerufen  :wink:
 3. Das nehme ich an. Falls Dan nicht näher tritt, dann bitte Bescheid geben und ich passe den Beitrag an.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 26.11.2015, 07:18:52
Das laute Schreien hatte Dan Altena folgen lassen, besonders nachdem Altena die Hilfe des Spitaliers abgelehnt hatte. Wer konnte schon sagen ob sie sich nicht doch gleich in die rot-weiße Pracht zu ihren ehemaligen Kollegen legte und bewusstlos wurde. Als sie bei Dario ankamen hielt er einen Moment inne. Er kannte den Soldaten nicht besser als Altena, dennoch war sein Tod ein Verlust. Während Altena begann mit zittriger Hand die Schrauben zu lösen, schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf.

Kann man nicht Teile der hervorragenden Rüstung noch gebrauchen? Und wären die Teile in seinen Händen nicht richtig? Schließlich war er kein dahergelaufener Burner der den Kram verkaufen würde. Aber wie sollte man das Prachtstück transportieren.

Er vertrieb seine Gedanken und blickte sie an. „Ich helfe dir, ist doch klar. Aber kannst du nicht die Festung anfunken? Soweit sind wir nicht weg und dann müssten wir nicht alles unwiederbringlich zerlegen.“ Er nahm sich seinen Schraubenzieher zur Hand und wartete ihre Antwort ab.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Leon Kowalski am 26.11.2015, 20:53:43
Leon nickte Mehler zu und begann ebenfalls zu helfen, die Leperos zusammen zu tragen. Für die übrigen Toten hatte er zunächst keine weitere Aufmerksamkeit übrig. Und so blieb es am Richter, das Plündern zu unterbinden, so er das denn wollte.

Für das Tun der Hellvetikerin hatte der Spitalier nur ein Kopfschütteln übrig. 'Du solltest dich um die Belange der Lebenden kümmern. Die Toten werden es dir nicht danken. Doch wenn du dich wirklich für andere einsetzen wollen würdest, würdest du keinen Dank erwarten sondern dich einfach bis zum letzten Atemzug für sie einsetzen.'

Leon kannte diese Hellvertikerin nun keine 10 Minuten und schon konnte er sie kein Stück leiden. Aber er war auch nicht in den Süden gekommen, um irgendwelche neuen Freunde zu gewinnen.

Nachdem sie damit fertig waren, die Träger der Saat auf einen Fleck zu ziehen, wandte sich Leon wieder an Mehler: "Ich habe etwas Destillat bei mir, um das Feuer zu starten. Aber durch den Schneesturm wird alles Holz hier ziemlich feucht sein. Wir brauchen mehr Brennmaterial."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 27.11.2015, 10:49:22
Cesare hielt sich für keinen sonderlich einfühlsamen Menschen. Ganz und gar nicht. Aber wie der Kalkschädel dort drüben es schaffte, die Hellvetikerin, welche gerade einen Kameraden verloren hatte, vor den Kopf zu stoßen, das war schon, nun ja, irgendwie typisch. In der Gefühlsspanne eines Blutegels kam Mitgefühl nicht vor. Dabei waren sie alle auf die Hilfe der Frau angewiesen, da führerlos im Schnee gestrandet. Mit etwas praktischem Denken hätte der Spitalier sich vielleicht doch ein 'Danke' abringen können.

Doch statt dessen kam der Kerl auch noch herüber und beteiligte sich an der Arbeit, die leperi aufzuhäufen. Cesare, dem die Nähe und der wache Blick des Richters schon genug zu schaffen machte, wurde es noch unwohler in seiner Haut. Außerdem ahnte er schon, dass der Spitalier gleich weitere Befehle verteilen würde, und er selbst hatte wenig Lust, durch den Wald da hinten zu stolpern, um "mehr Brennmaterial" zu sammeln. Für die Aufgabe gab es sicherlich geeignetere Leute.

Den Richter und Spitalier einander überlassend, marschierte Cesare also zu der Hellvetikerin hinüber, die sich mit einem weiteren Kamerad, einem schmächtigen Bürschlein, das wie ein Schrotter redete, wie ein Schrotter aussah und vor allem wie ein Schrotter roch, um ihren Toten kümmerte. Er näherte sich von vorne, kniete bei ihr nieder und fasste sie instinktiv, eben nach purgischer Art, am Arm, während er sie ansprach.

"Aber dein Dario, nicht er muss brennen allein. Unsere Toten und er, vielleicht sie sich hätten gemocht. Lupo, er war ein guter Junge. Kathrin, sehr mutig. Und Rudi... nicht hat gesagt viel. War so rauh wie die eure Berge. Dario und sie, können gehen zusammen, nein? Der Soldat mit den Menschen, die er hat versucht zu helfen. Nicht ist besser als allein?"[1]

Dann erst besann er sich, dass die Menschen aus dem Norden anders waren. Sie wollten nicht angefasst werden. Sie wollten nicht, dass man ihnen zu nahe kam. Also ließ Cesare die Frau los und zog sich in die Hocke zurück.

"Cesare", sagte er. "Und danke für das ihr uns seid geeilt zu Hilfe."

Er versuchte zu lächeln, so gut dies mit einem ums Gesicht geschlungenen Schal ging. 'Mit deinem Lächeln jagst du einem mehr Angst ein als manch anderer mit wüsten Drohungen!' hatte Jehan ihm einmal gesagt und auf seine Frage hin, was er denn falsch mache, erklärt: 'Dein Mund lächelt zwar, aber deine Augen machen etwas ganz anderes.'

Da sein Mund nun gerade verdeckt war, bemühte Cesare sich, seine Augen lächeln zu lassen.

Ich hätte ihr Angebot annehmen sollen, mir zu zeigen, wie man es richtig macht...[2]
 1. Verhalten: 3 Erfolge (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg990274#msg990274)
 2. Das nur wegen Gleichstand an Einsern und Erfolgen beim Wurf. Dem Patzer gerade so entkommen...
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 27.11.2015, 21:12:37
Mose verschränkte die Arme vor der Brust. Was der Kerl mit dem seltsamen Dialekt da von sich gab klang verzweifelt. "Du hälst an irgendeiner Lehre fest. Ich glaube nur, was ich sehe. Und wenn ich die Plage sehe, dann kann ich nicht glauben, dass der HERR noch an seinen Kindern festhält. Wahrscheinlich hasst er uns, vielleicht sind wir ihm sogar völlig gleichgültig geworden. Sieh Dich doch um. Die Welt ist ein Trümmerhaufen. Überall sind Diebe, Heuchler, Apokalyptiker. Und die Leproi werden zahlreich. Nicht einmal die Hellvetiker werden der Plage widerstehen können. Schau Dir die arme Sau dort drüben doch noch einmal an. Aber weißt Du was, glaub an was Du willst, an alles, was Dir Hoffnung gibt."

Dann drehte sich Mose um und suchte das Langmesser des jungen Lutz. Auch die Langaxt des anderen Kerls, Mose wusste seinen Namen nicht, nahm er an sich. Seine Keule warf er dabei achtlos zur Seite. Jede andere Waffe war besser als diese. "Das machen wir alle so.", murmelte er halblaut in Richtung Cesare.

"Komm, lass uns Brennholz sammeln. Ich will weiter."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 27.11.2015, 23:29:55
Mose erhielt keinerlei Antwort, weder auf seine Erklärung bezüglich des Leichenplünderns noch auf seine Aufforderung, Brennholz zu sammeln. Ein kurzer Rundumblick zeigte, wieso: außer Richter Mehler befand sich nur noch der Spitalier in der Nähe. Cesare kniete in einiger Entfernung neben den beiden Hellvetikern, dem Toten und der Lebenden, letztere am Arm fassend und auf sie einredend.

Mose war so mit dem Aufsammeln und Begutachten der Waffen beschäftigt gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, dass der Romano sich wortlos verdrückt hatte.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 01.12.2015, 14:34:43
Statt des Purgers nickte Kemwer dem Sippling zu.

"Nem, schnell weiterziehen ist eine gute Idee. Hier sind zwar momentan keine Ghuray mehr in der Nähe, aber das kann sich schnell ändern...und kalt wie in Apophis Rachen ist es obendrein auch."

Er schenkte Mose ein kurzes, entwaffnendes Lächeln, um ihm zu zeigen, dass er keinen Streit mit ihm suchte, danach machte er sich ebenfalls auf die Suche nach brennbarem Material für den Scheiterhaufen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 01.12.2015, 17:15:21
Der schmale Roma hatte ihn einfach stehen lassen. Mose würde sich das für später merken. Nun aber ging es erst einmal darum, den Trupp schnell wieder in Bewegung zu setzen. Mose hielt es nicht nötig, die Leichen zu verbrennen, aber er wusste, dass die anderen vorher nicht weiterziehen würden.

Er nickte dem Africaner zu. "Gut, lass uns schnell gehen.", sagte er. Innerlich mahnte er sich allerdings, wachsam zu bleiben. Man konnte die Motive der Schwarzen nicht lesen. Womöglich würde er ihn in einen Hinterhalt locken und später behaupten, ein Leperos hätte ihn getötet.

Mose setzte sich in Richtung der Bäume in Bewegung[1].
 1. Er würde ggf. auch einen Baum mit der Axt fällen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 01.12.2015, 19:41:21
Dans Worte schienen zunächst nicht zu Altena durchzudringen. Die Hellvetikerin schraubte mechanisch eine Schraube der Brustabdeckung nach der anderen auf und warf die befreiten in den unscheinbaren Kasten, aus dem Sie den Schraubenschlüssel eben herausgeholt hatte. Der Blick war geradeaus auf das Metall des Harnischs gerichtet; sie vermied es, dem toten Kameraden noch einmal ins Gesicht zu schauen.

Einige Strähnen des bronzefarbenen Haares hatten sich aus dem strengen Zopf gelöst, hingen unter der Haube hervor, umrahmten das sanfte Gesicht und verdeckten zum Teil den Blick darauf. Zum ersten Mal fiel Dan die Weiblichkeit der Hellvetikerin richtig auf; sie hatte sie gut hinter der zurückaltenden und gestrengten Art versteckt, doch in diesem Augenblick des Trauer war der Schleier angehoben worden.

Ein Paar tiefe Atemzüge gingen in die kalte Luft, dann gesellte sich plötzlich eine dritte Gestalt zu ihnen. Dan sah auf und erblickte einen schlanken Purger; dunkle Augen, dunkle Haut, dunkles Haar, von dem nur einige kinnlange Strähnen der Mütze entkommen waren - und über die Hälfte des Gesichts hinter einem dicken Schal verborgen. Sein Borcisch war von Fehlern durchzogen, doch der Mann sprach wohl trotzdem die richtigen Worte, denn während er auf Altena einredete, hob diese langsam den Kopf und löste den Blick von Darios Brustplatte. Die grünen Augen - ein ungewöhnlicher Kontrast zum dunklen Teint - fixierten den Neuankömmling, der sich als Cesare vorgestellt hatte.

Als dieser endete, blieb es einige Lidschläge lang still. Schließlich nickte Altena Cesare zu. "Ja", sagte sie leise. Dann wurde die Stimme fester, gefasster, wenn auch nicht spürbar lauter. "Ja - das wäre gut. Dario soll bei dem Volk von Hellvetika liegen. Es ist unser Auftrag, das Volk zu beschützen. Und das hat er ja wohl getan?"

Sie schaute hinüber zu den anderen, erkannte wie die Leichen der Leperos und die der gefallenen Zivilisten zusammengetragen und getrennt aufgeschichtet wurden. "Es tut mir Leid, dass nicht alle überlebt haben", sagte sie zu Cesare. "Aber zumindest haben es einige geschafft. Dario ist also nicht umsonst gestorben."

Plötzlich - als würde sie sich durch einen Geistesblitz an Dans Frage erinnern; vielleicht war dem auch so? - wandte sie den Kopf zum Schrotter. "Wir haben Funkmasten hier. Ich könnte mit der Komenheit im Anzug die Alpenfestung noch erreichen." Sie hielt kurz inne und ihr Blick verhärtete sich. "Aber das werde ich nicht tun. Wenn ich den Überfall hier und Darios Tod melde, dann werde ich zurückbeordert und es dauert mindestens drei Wochen bis dieser Vorfall hinreichend aufgeklärt ist und eine neue S- und R-Mission nach Tal entsandt wird. Das ist Zeit, die Sarina und Schilz nicht haben. Und wer weiß, was sich da sonst noch ungestört zusammenbraut. Nein - wir verstecken den Harnisch und gehen nach Tal. Und wenn wir zurückkommen, hole ich Techniker aus der Festung, die Darios Rüstung bergen sollen."

Mit diesen Worten und ohne auf eine Antwort zu warten hob die Hellvetikerin die inzwischen freigeschraubte Brustplatte ab und begann schnell weitere Einzelteile auseinander zu klinken. Sie blickte kurz auf und schaute wieder zu Cesare:  "Das hier muss ich mit dem Mitglied meines Teams tun, tut mir Leid. Aber du hast recht - sobald das gemacht ist, sollten wir Dario zusammen mit euren Toten verbrennen."

* * *

Als Cesare sich davonschlich, schaute Sigmar ihm kurz hinterher. Der Richter verzog den Mund und schüttelte den Kopf. "Typisch Aasgeier", sagte er. "Kann nichts zu Ende bringen, was er angefangen hat." Die Replik war wohl an Leon gerichtet - die beiden Männer hatten in dem wild zusammengewürfelten Haufen am ehesten noch miteinander gesprochen - aber Kemwer, Mose und Aeb hörten den Kommentar auch.

Ein Paar Minuten später hatten die Männer das Aufschichten der Leichen beendet. Sigmar nickte dem Spitalier noch einmal zu. "Ja, Brennmaterial wird nützlich sein. Mal sehen, wie es dann für uns lebende weitergehen wird. Franz war ein verdammter Bastard, aber er kannte sich in der Gegend aus." Er schaute zu Mose und Kemwer, die sich bereits zum Wald aufgemacht hatten und tippte sich an den Hut, als die beiden Männer seinen Blick erwiderten. "Na also - es gibt also noch Männer, die ohne viel Aufhebens das machen, was zu tun ist", murmelte er. "Da ist es mir dann auch egal, ob sie zu weltlichen, oder himmlischen Götzen beten."

Bei dem letzten Satz hatte der Protektor den Blick auf den schweigsamen Mann gerichtet, der zuvor noch Kathrins Leiche durchsucht hatte und nun ruhig und etwas abseits stand. "Oder? Wie siehst du das, Aeb?"

Kemwer und Mose waren derweil beim Wald angelangt - die Zweige und Äste auf dem Boden waren alle völlig durchfeuchtet, so dass Mose recht schnell zu seiner neu erbeuteten Axt greifen musste, um einigermaßen trockenes Holz von den Stämmen zu schlagen. Kemwer dagegen verlegte sich schnell auf das Aufsammeln von Eicheln. Auch wenn es im Land des Löwen keine Nadelhölzer gab, war er schon lang genug bei den Krähen, um zu wissen, dass diese Baumfrucht das beste Brennmaterial war, das man im Winter haben konnte.

Von der Seite sah es belustigend aus, wie fast zwei Meter reinste Muskeln im dunklen Oliv einem Kind gleich im Schnee nach Eicheln suchten, doch man tat eben, was zu tun war.

* * *

Es vergingen nur zwei Stunden[1], und die beiden Männer hatten genug Brennmaterial gesammelt, um beide Scheiterhaufen herrichten zu können.

Altena und Dan hatten Darios Körper - nun nur noch mit der Unterschicht bekleidet; den Harnisch hatte Altena an insgesamt sieben verschiedenen Stellen im nahegelegenen Wald versteckt und verscharrt, und dabei darauf geachtet, dass Dan sich nichts aneignete - zu den anderen Toten aus der Reisegruppe getragen.

Nun standen die Überlebenden vor den beiden Scheiterhaufen. Der Wind schien wieder stärker zu werden. Er pfiff, drang durch die Umhänge und Mäntel, riss an den Knochen und schmerzte trotz der Stiefel und Handschuhe an Zehen und Fingerkuppen. Auch der Schneefall schien wieder zuzunehmen.

Sigmar schaute zu Leon und nickte dem Spitalier zu. Dann sah er in die Runde und rief laut, um den Wind zu übertönen. "Also - will jemand noch was sagen? Wenn nicht, dann wird es Zeit für das Petro und eine Fackel, die es mit dem Wind aufnehmen kann."
 1. Wer will, kann hier noch kleinere Konversationen mit den anderen oder auch kleinere Handlungen einbauen
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Aeb am 01.12.2015, 22:11:13
Als der Mann der sich kurz darauf als Cesare vorgestellt hatte, eine Antwort auf seine Frage lieferte, ließ Aeb sich nichts anmerken, doch verwirrte ihn die Antwort. Es schien als würde er Rache an einem Toten üben. Die Sinnhaftigkeit des Ganzen machte dem Bleicher Schwierigkeiten und so stand er weiter an Ort und Stelle und verhielt sich Unauffällig. Das war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, etwaige Ahnungslosigkeit zur Schau zu stellen. Hier und dort nickte er sporadisch zu den Worten seiner Mitreisenden, ohne sich jedoch irgendwo einzumischen.
Vielmehr gab er sich seinen Gedanken hin. Gedanken ob es nicht besser war, sich wieder von der Gruppe zu entfernen und alleine weiterzureisen, in den Schatten, unauffällig, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Dann konnte er tun und lassen was er wollte, doch kannte er sich hier in der Gegend absolut nicht aus. Einen Weg grob zu finden, war nicht schwer, doch wenn es dann an die Feinheiten ging, konnte ein wenig Ortskenntnis nicht schaden.

Aeb merkte gar nicht, dass die beiden großen Männer losgingen um Holz zu sammeln, erst als Sigmar in ansprach, schreckte er aus den Gedanken auf und zuckte unmerklich zusammen. Mit großen Augen schaute er den Richter an und versuchte krampfhaft sich daran zu erinnern, was der gesagt oder gefragt hatte. Nicken um Zeit zu schinden, war immer gut. „Ja“, antwortete Aeb daher eifrig nickend, während er weiter darüber nachdachte und sich an die Worte Sigmars Stück für Stück zurückerinnerte. „Verbrennen muss man die Kreaturen.“ Es klang halb wie eine Feststellung, halb wie eine Frage. Es gab Dinge, um die man sich nicht allzuviele Gedanken machte, wenn man in einem Bunker lebte. Trotz der inzwischen schon recht langen Reise, die er hinter sich hatte, wusste er noch viel zu wenig.

Moment. War das eine Aufforderung, mitzuhelfen Brennmaterial zu sammeln? Was soll ich da schon sammeln? Womit vor allem? Holz aus dem Schnee aufheben? Um im Wald vielleicht weiteren Gefahren ausgesetzt zu sein? Nein, Danke!

Verlegen schaute Aeb Sigmar an. „Ich gehe mal nach den anderen gucken.“ Und so schlurfte er rüber zu der anderen Gruppe und stellte sich dort hinzu um zuzuhören und möglichst viele Informationen aufzusaugen.

Als nach einiger Zeit genug Holz vorhnaden war, stellte sich Aeb, abermals Still, zum Scheiterhaufen.
Auf die Frage des Richters schüttelte er nur den Kopf.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Leon Kowalski am 02.12.2015, 18:52:51
Der Spitalier erledigte die anstehenden Arbeiten mit einer stoischen Ruhe und der Sorgfalt, die dieser Aufgabe angemessen war. In diesen zwei Stunden blieb er stets angespannt, denn seine Worte waren keine Vermutung gewesen. Es bestand tatsächlich die Gefahr, dass sich weitere Leperos in der Umgegend aufhielten und nun Jagd auf sie machen würden. Doch zum Glück überstanden sie jene zwei Stunden ohne weiteren Zwischenfall und standen schließlich schweigend vor den beiden Scheiterhaufen.

Niemand schien die gespenstische Stille nach den Worten des Richters durchbrechen zu wollen. Also übernahm der Spitalier diese Aufgabe und sprach einmal mehr in feinstem Borcisch.

"Die Fäulnis (http://zentraler-cluster.de/mediawiki/F%C3%A4ulnis) hat ihre Klauen in diese Lande geschlagen." Leon deutete auf den Scheiterhaufen der Leperos. "Da das nächste Sporenfeld (http://zentraler-cluster.de/mediawiki/Sporenfeld) etliche Tagesreisen von hier entfernt liegt, können diese Leperos (http://zentraler-cluster.de/mediawiki/Lepero) nur durch den Konsum von Burn (http://zentraler-cluster.de/mediawiki/Burn) entstanden sein. - Schaut sie euch genau an und vergesst nie, was diese Psychonauten (http://zentraler-cluster.de/mediawiki/Psychonaut) mit ein paar primitiven Waffen und ihrer Muskelkraft heute alles angerichtet haben. Und seid euch einer Sache gewiss: Das ist erst der Anfang. Die wirkliche Gefahr der Leperos hat sich heute nicht einmal offenbart. Diese Träger der Fäulnis atmen mit jedem Atemzug weitere Sporen aus, die jeden infizieren, der sich nicht ausreichend gegen sie geschützt hat. Selbst der Boden auf den sie sich betten und auf dem sie wandeln wird von der Fäulnis erobert, die sie aussondern. Und schneller als ihr glaubt, entsteht ein neues Sporenfeld direkt in eurer Nachbarschaft."

Leons Worte wurden mit der Überzeugung hervorgebracht, dass nicht weniger als die Apokalypse für die Territorialregion bevorstand. Der eine oder andere unter den Zuhörern mag dies vielleicht für halten, doch die Worte wurden schön gespenstisch untermalt als Leon die beiden Scheiterhaufen mithilfe zweier Fackeln und seines Desinfektionsmittels in Brand steckte.

Er wandte sich daraufhin hauptsächlich dem Richter zu, sprach aber bewusst so laut, dass auch die Hellvetikerin die Worte hören konnte.

"Die Alpenfestung muss hiervon umgehend informiert werden. Der Kampf muss aufgenommen werden, bevor sich die Fäulnis ausbreiten kann und befestigte Siedlungen bedroht. - Das ist jetzt das Wichtigste."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 03.12.2015, 12:33:26
Cesare war erleichtert zu hören, dass die Hellvetikerin ebenfalls Tal zum Ziel hatte. Sie würde die Begleitung der Anwesenden wohl kaum ausschlagen. Man würde sie trotzdem fragen müssen, der Höflichkeit halber, aber das hatte Zeit bis nach der Bestattung. Was Cesare dagegen etwas Sorge machte: dass sie in Tal offenbar etwas aufzuklären hatte. Hoffentlich kam sie seinen eigenen Plänen nicht dazwischen. Dennoch: besser nur eine Hellvetikerin, die er kannte, als dass sie Verstärkung in der Alpenfeste holen würde. Aber was war eigentlich eine S- und R-Mission? Obwohl sie wesentlich deutlicher sprach als die anderen Einheimischen, die er bislang getroffen hatte, verstand er eben doch nicht alles, was sie sagte.

In den beiden Stunden, während Feuerholz gesammelt wurde, blieb Cesare nicht untätig, sondern half, so bescheiden und unaufdringlich wie möglich, der Hellvetikerin dabei, die Harnischteile im Schnee und Unterholz zu verbuddeln. Vielleicht traf er in Tal auf Schrotter, die ihm für diese Information einige Wechsel abdrücken würden—wenn Cesare dort in finanzielle Verlegenheit geraten sollte. Ansonsten wäre es das Risiko nicht wert.

Von dem riesigen Balkhaner mit den vielen Vorurteilen—Wiedertäufer schien er ja bloß zu verachten, Apokalyptiker dagegen waren ihm gänzlich zuwider!—hielt Cesare sich lieber fern. Irgendwann würde der schon spitz kriegen, dass Cesare einer war, zumal Richter Mehler ja Bescheid wusste, und dann würde dieser religiös verwirrte Hinterwäldler Cesare auch gleich noch für einen Heuchler halten, obwohl dieser nie bestritten hatte, ein Apokalyptiker zu sein, oder gar behauptet, den Wiedertäufern anzugehören. Das konnte ja schon von demher nicht sein, da sich auf seiner Stirn nicht die symbolische Drei tättowiert fand, die für jeden Wiedertäufer Pflicht wurde, sobald er sich ernsthaft zu seinem Glauben bekannte.[1]

Also hielt er sich an die Hellvetikerin und ihren Schrotter-Schatten Dan. Hier wurde seine stumm-beflissene Hilfe immerhin soweit geschätzt, dass die Hellvetikerin sich schließlich als Altena Wagner vorstellte. Auch die Namen der anderen bekam er so nach und nach mit, durch stilles Lauschen.

Schließlich stand man gemeinsam um die aufgeschichteten Scheiterhaufen herum und lauschte der Rede des Spitaliers. Cesare stand unbeachtet in hinterster Reihe, daher konnte er es sich leisten, die Augen zu verdrehen. Wie der Kalkschädel das alles verdramatisierte! Die ewige Stadt wäre ein einziges Sporenfeld, würde ein solches wirklich gleich jedesmal durch eine Handvoll Leperos entstehen! Und diese aufgeladene Redeweise! Klauen! Träger der Fäulnis! Psychonauten! Der Boden, auf dem sie wandeln! Der Kampf muss aufgenommen werden!

Die Welt ist dem Untergang geweiht, ja, das wissen wir ja alles. Umso wichtiger ist es, die letzten Tage, die der Menschheit verbleiben, auszukosten! Überhaupt, wie kann man nach einem Kampf gegen Leperos nicht die Freiheit des menschlichen Willens hochhalten? Es ist die Entscheidung eines jeden einzelnen, wie er mit dem Weltenende umgehen will. Und wenn er dabei zu Burn greift, so ist das sein gutes Recht. Ja, sogar—so sehr ich selbst eine solche Schwäche verachten mag—dem Sang des Primers nachzugeben und sich mit dem Urganzen zu vereinen, den eigenen Willen aufzugeben und gegen Sorgenfreiheit einzutauschen! Kein Richter, Spitalier oder Prediger hat das Recht uns vorzuenthalten, diese privateste aller Entscheidungen für uns selbst zu treffen.
 1. Klarstellung für die Mitspieler: Cesare hat KEINE Tattoos auf der Stirn. Sein Wiedertäufer-Leben endete mit elf Jahren, als er von Apokalyptikern geraubt wurde.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 05.12.2015, 15:40:44
Der Sippling hatte der 'Entsorgung' der Leichen, den nichts anderes war es schließlich, schweigend aber ungeduldig beigewohnt. Als der Spitalier jedoch die Gelegenheit nutzte, um seine Lehre zu unterbreiten, konnte Mose nicht weiter still bleiben. "Das ist alles, was Du zu sagen hast? Man erzählt sich eine Menge von den Spitaliern, insbesondere von der großen Abschottung, aber nun höre ich es mit eigenen Ohren. Euer Kampf gegen die Seuche ist zu würdigen. Aber ich kann trotzdem kein Verständnis für Eure Sicht aufbringen. Im Ernst, schert ihr euch eigentlich auch nur um einen Menschen, den ihr rettet? Seht Ihr noch in Gesichter oder nur im potentielle Krankheitsherde? Letzten Endes, seid ihr tatsächlich so abgebrüht, dass ihr alles mit technsicher Genauigkeit ausmerzt, was infiziert wäre, im Zweifelsfall sogar Euch selbst? Erklär es mir, denn ich begreife das nicht."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 06.12.2015, 21:12:52
Cesare behielt seinen Protest stumm für sich, während sich der Hühne nicht zu scheu war, diesen laut zu äußern. Mose schrie den Spitalier beinahe schon an, während der Wind immer weiter aufzog. Anscheinend war wieder ein Sturm im Anmarsch - es war keine Zeit mehr zu verlieren.

Als der Balkhaner endete, kehrte Stille unter den Männern und Frauen ein. Das Knistern der Scheiterhaufen glich Stickschlägen auf Blech, die durch das Trompetengeheul des Windes drangen. Der beißende Geruch von verkohltem Fleisch mischte sich in die eisige Luft, Rauch vermengte sich mit dem dichter werdenden Schneegestöber.

Schließlich wendete sich Mehler an Leon und überging dabei demonstrativ Moses Einwand. "Ja - du hast recht. Die Ordnungsmacht muss informiert werden. Aber das ist Sache der Hellvetiker - es ist ihr Land." Mit diesen Worten schaute der Richter zu Altena Wagner.

Die Balkhanerin erwiderte den Blick, schaute dann nacheinander Leon, Dan und wieder die brennenden Scheiterhaufen an. Sie trauerte immer noch um ihren Kameraden. "Ich werde die Alpenfestung informieren - zu gegebener Zeit", rief sie schließlich laut, um den Wind zu übertönen. Dabei richtete sich der Blick der Hellvetikerin in die Runde. Die Augen suchten Dan und Cesare, die ihr bei der Arbeit mit Kyburgs Harnisch geholfen hatten. "Ich habe gehört, dass eure Gruppe nach Tal unterwegs war. Das war auch unser Ziel. Euer Führer scheint tot zu sein, wie mir Cesare erzählt hat. Ich kann euch führen und zusammen können wir sicherer reisen."

Stille - es folgte zunächst keine Antwort auf diese Worte. Schließlich fuhr Wagner fort. "Der Sturm wird stärker. Wir werden eine Nacht im freien verbringen." - Dan horchte auf; anscheinend kürzte Altena gerade die S- und R-Mission ab und schlug den direkten Weg nach Tal ein, ohne Umwege - "Wir sollten uns beeilen, damit wir rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit einen Unterschlupf finden können. Wenn alles gut geht, sind wir dann morgen Nachmittag in Tal."

Die Hellvetikerin schaute noch einmal in die Gesichter der anderen. "Ich habe heute einen Kameraden verloren - einen guten Mann. Und zwei weitere Mitglieder aus unserem Trupp sind verschollen. Ich werde meine Aufgabe trotzdem weiterführen. Ich gehe nach Tal. Ich biete an, dass ihr mich begleitet - zusammen sind wir sicherer. Erst einmal in Tal, kann sich dann jeder seiner Sache widmen. Was sagt ihr?"

Wieder wurde es für ein paar Lidschläge still. Das hieß - so still es eben bei dem heulenden Wind werden konnte. Dann trat Mehler vor. Der sehnige Borcer schlug den Kragen seiner schweren, gefütterten Wintermantel hoch - offensichtlich eine Geste, die er in langen Jahren mit seinem Richtermantel eingeübt hatte und die ihm unbewusst sicherheit verlieh. Der breitkrempige Hut saß auf seinem Kopf und wirkte seltsam deplatziert, Ein Schal bedeckte inzwischen Mund und Nase, um die Kälte so gut es ging abzuwehren. Er nickte - unbewusst, denn die Geste konnte unmöglich überlegt vorgebracht sein; bei dem Wetter und dieser Kleidung war sie nicht wahrnehmbar. "Wir gehen mit", rief er. Dann sah er Kemwer und Leon an, die neben ihm standen. "Tun wir doch, oder?", fragte er offensichtlich rhetorisch.

* * *

Eine halbe Stunde später war die Gruppe wieder unterwegs. Hinter ihnen rauchten noch die beiden Scheiterhaufen. Die schwarzen Rauchsäulen waren noch erstaunlich lange gegen das Weiß des Schneefalls auszumachen. Doch die Gruppe entfernte sich vom Schlachtfeld - langsam und beständig.

Altena - vore unterwegs - bedeutete Dan mit einem Handzeichen zu ihr aufzuschließen. Als der Schrotter sich zu ihr gesellte, flüsterte sie ihm leise zu. "Contini meinte, du wärst ortskundig. Ich will direkt nach Tal, ohne Umwege nach Galle oder in die größeren Ortschaften hier. Kennst du auf dem Weg etwas? Einen Weiler, eine alte Schrotterhöhle - irgendetwas beheizbares mit einem Dach über dem Kopf? Ich versuche mich auch an etwas hier zu erinnern. Ich würde ungerne die Nacht im Freien verbringen."[1]

Hinter den beiden gingen Cesare, Aeb, Mose und Kemwer lang - den Schluss bildeten Leon und Sigmar. Der Richter beugte sich zu Leon hinüber und sprach ebenfalls leise. "Das hier geht wirklich ziemlich den Bach runter bis jetzt. Du und die Hellvetikerin seid die einzigen, die wisst, wie ein Verband funktioniert. Der Rest - das sind Einzelgänger. Wenn noch einmal was passiert, müssen wir schauen, dass wir die Leute besser koordinieren - sonst sind wir alle tot." Er hielt kurz inne und lächelte; Leon erkannte es an den Grübchen um die Augen, denn der Schal verdeckte immer noch seinen Mund. "Und übrigens - Danke. Hast gut gekämpft heute."

Dann zerschnitt Wagners helle Stimme die Luft. "Also - da wir hier schon durch Schnee und Tannenwälder marschieren für die nächsten Stunden, können wir uns genauso gut ein wenig die Zeit vertreiben", rief sie laut. "Was führt euch nach Tal? War jemand von euch in den letzten drei Monaten schon mal da, oder hat was neues aus der Stadt gehört? Kommt schon Leute - wir haben sonst nichts zu tun und ich bin neugierig."
 1. Dan - ich bitte um einen Wurf auf INS+Überleben, Schwierigkeitsstufe 2
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 07.12.2015, 00:41:34
Kemwer nickte dem Richter auf dessen Frage mit einem leicht fragenden Gesichtsausdruck zu.

"Natürlich. Mal abgesehen davon, dass wir den Weg hier alleine nicht finden würden, ohne gegenseitige Unterstützung überstehen wir noch so einen Angriff nicht. In wenigstens einem unterscheiden sich Löwe und Krähe nicht - beide sind keine Einzelgänger."

* * *

Insgesamt war Kemwer eher ein schweigsamer Marschierer. Scheinbar unermüdlich, und die Kälte schien ihm auch nicht so viel auszumachen, wenn man bedachte, aus welchem warmen Land der Africaner eigentlich stammte. Einen sandfarbenen Fellumhang um sich geschlungen - vermutlich ein Löwenfell, auch wenn so weit im Norden wohl noch niemand ein solches Tier jemals zu Gesicht bekommen hatte - stapfte er vor sich hin, blickte aber auf, als Altena ihre Frage stellte. Er lief etwas schneller, bis er einigermaßen gleichauf mit ihr war - gegen den Sturm anschreien war dann doch zu viel verlangt.

"Nein, ich war noch nicht in Tal. Oder sonst irgendwo so weit nördlich, was das angeht. An sich interessiert mich das Dorf auch nicht wirklich, aber wenn ich eure Grenzkontrolleure richtig verstanden habe, empfiehlt es sich wohl, dort zu überwintern - ich will noch weiter in den Norden, in das Land, das ihr Krähen Pollen nennt."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 07.12.2015, 08:57:24
So schloss Dan zu Altena auf. Er war sehr gut an die rauhe Umgebung und Witterung angepasst. Unter seinem Ledermantel trug er einen Overall, den er normalerweise zum Schrauben anzog. Und genau der brachte ihm noch etwas zusätzliche Wärme ein. Als das Schneetreiben wieder stärker wurde, hatte er sich die alte Skibrille über die Augen gezogen. Zuletzt zog er ein schmieriges Halstuch über Nase und Mund. Fertig war das Anti-Kälte-Paket.

Bevor ein anderes Gruppenmitglied hinzukam sprach er mit leisen Worten zu ihr: „Na klar kenn ich mich hier aus.[1] Ein paar Stunden von hier entfernt gibt es eine alte Werkstatt. Zumindest war es mal eine. Gut sie ist nicht beheizt und besteht nur aus Blech, aber sie hat ein Dach und ist ein guter Schutz gegen Wind und Wetter. Und natürlich kenn ich sogar eine Abkürzung. Die spart uns eine Stunde Fußmarsch. Klingt das gut oder klingt das gut?“
 1. INS+Überleben = Erfolg mit 3 Triggern
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 09.12.2015, 14:04:23
Cesare bedauerte es sehr, das wärmende Feuer verlassen zu müssen. Der Gestank hatte ihm nichts ausgemacht, aber die verfluchte Kälte! Und jetzt fing es auch schon wieder an zu stürmen. Trotz der Handschuhe waren seine Finger bald taub. Er klemmte sich die Hände links und rechts unter die Achseln, auch wenn sein Stapfen durch den Schnee dadurch schwerfälliger wurde.

Vor ihm steckten Altena und ihr Schrotter-Schatten die Köpfe zusammen, hinter ihm besprachen sich Richter und Spitalier, ohne dass Cesare verstehen konnte, was gesagt wurde. Neben ihm dagegen blieb es eine ganze Weile lang still. Über was hätte man auch reden sollen, über das Wetter? Oder doch lieber, warum Balkhaner niemanden außer sich selbst mochten: keine Fremden, die ihnen im Kampf halfen, keine Wiedertäufer, keine Apokalyptiker, keine Hellvetiker, keine Spitalier... die Liste wurde immer länger. Gerne hätte Cesare dem Kerl vorgeschlagen, doch besser in die Heimat zurückzukehren, wenn hier alles so unerträglich sei, aber damit liefe er ihm ja geradewegs ins gezückte Messer: offensichtlich wollte der Mann einen Streit provozieren, egal mit wem. Da lobte Cesare sich den bleichen Kerl—Aeb, wie der Richter ihn genannt hatte—und den Africaner, die beide offenbar bloß, wie er selbst, ihre Ruhe haben wollten.

Bis Tal muss ich es noch aushalten in der Gesellschaft hier...

Und dann eröffnete Altena die Fragerunde. Cesare schnaubte. Auch mit geschlossenem Mund, und trotz des darum gewickelten Schales, hatte er Zahnschmerzen vor Kälte. Seine Zähne in diesem Wetter zu entblößen, nur um aus seinem Leben zu plaudern, käme ihm nicht in den Sinn. (Abgesehen davon hatte er sich, um den Richter von seiner Geschichte zu überzeugen, halbnackt ausziehen müssen. Bei dem Gedanken daran klapperten ihm schon die Zähne.)

Andererseits schien das eigentliche Interesse der Hellvetikerin eh in der Frage zu liegen, ob man in letzter Zeit schon einmal in Tal gewesen sei—als rechnete sie dort mit Schwierigkeiten, in die sie ungern ohne weitere Detailkenntnis hineinlaufen wollte.

"Du glaubst dass in den letzten drei Monaten etwas schlimmes ist passiert dort?" fragte Cesare sie also. "Nicht du uns kannst sagen was? In was wir laufen hinein da?"
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 11.12.2015, 20:12:51
Mose nickte nur auf die Frage Mehlers. Er würde mit den anderen reisen, denn das Land war ihm unbekannt. Die Toten und Verschollenen zeigten es offensichtlich, dass es hier selbst schon in einer Gruppe zu reisen zu gefährlich war. Um wie viel mehr wäre es gefährlich, wäre er alleine?

Doch die Sache ließ ihn nicht los und schließlich schloss er zu Altena auf und fragte sie direkt: "Man erzählt sich von der Stärke der Hellvetiker, welche auf blinden Gehorsam und technische Überlegenheit beruht. Doch die Bergfeste ist nicht weit. Ich frage mich, wie die Leperoi bis hierher vordringen konnten. Überwacht Ihr das Land nicht?" Die letzte Frage ließ er unausgesprochen: oder werden die Hellvetiker allgemeinhin überschätzt? Moses Ton ließ erkennen, dass dies weder als Vorwurf noch als Spott gemeint war.

"Es werden immer mehr Versporte. Das Auftauchen der Male spricht von einem Anwachsen der Bedrohung. Auf meiner Reise habe ich immer wieder diesselben Gespräche gehört. Die Menschen wissen von der Gefahr - oder spüren sie instinktiv. Angst macht sich breit."

"Und wenn Ihr es wissen möchtet, ich bin auf dem Weg nach Norden. Ich will mit dem Stamm Manasse verhandeln und ein Bündnis schließen. Wir sind vom selben Blut und haben denselben Gott. Oder wir hatten denselben Gott, bevor er sich von uns abwandte. Jedenfalls will ich nach Pollen, so wie der Africaner dort." Mose drehte sich um und schrie dem Africaner zu: "Du da, Africaner, warum willst Du nach Pollen? Was ist Dein Begehr dort?"
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 12.12.2015, 11:35:30
Eigentlich wollte Cesare sich ja heraushalten, aber kaum hatte er der Hellvetikerin seine Frage gestellt, da quatschte der Balkhaner wieder dazwischen. Allmählich wurde es Cesare zuviel. Überhaupt wäre es nicht schlecht, ein paar Punkte bei der Hellvetikerin zu machen, das konnte seinen eigenen Geschäften in Tal eigentlich nur zugute kommen. Außerdem war sie eine Frau. Die einzige Frau weit und breit. Ob sie attraktiv war oder nicht ließ sich, zugegeben, in ihrem jetzigen vermummten Zustand schwer einschätzen, aber zumindest einen durchtrainierten Körper durfte man erwarten. Und nach dem heutigen Tag brauchte sie vielleicht Trost.

Also trat er zwischen Altena und den Balkhaner und fuhr letzteren an, zähnefletschend trotz der Kälte: "Sie uns hat geholfen und du ihr machst Vorwürfe? Sie hat verloren Kameraden in Kampf gegen die leperi und du fragst frech, ob sie überwachen die Land auch? Und den Africaner du fragst nach seinem Begehr, als ob du hättest das Recht zu sagen, wer darf reisen nach Pollen und wer nicht? Wie kann man schicken jemanden wie dich um zu suchen ein Bündnis, wenn du kannst suchen nur Streit? Richter du hast vergessen noch und ihn da!" Er gestikulierte in Aebs Richtung. "Muss sein gewesen ein großer Löffel, mit dem du hast gefressen die Wahrheit. Und wir alle hier, natürlich wir sind zu dumm zu sehen, was geht vor um uns herum!"

Verflixt, er war vom Thema abgekommen. Es ging ihm doch eigentlich um Altena.

"Nichts du weißt über Hellvetiker oder über Altena hier. Wie du es kannst wagen zu nennen ihren Gehorsam blind? Weil alle sind blind außer dir? Weißt du, was ich sehe? Sie hat heute beschützt uns Fremde, du aber schwingst Reden nur!"

Seine Empörung über den verbalen Angriff auf Altena gelang Cesare sehr überzeugend, aber leider war seine Rede zu wirr, und seine Körpersprache... Körpersprache? Wie sollte das überhaupt möglich sein, bei dem Wetter und der Ganzkörpervermummung? Jedenfalls war dies definitiv nicht sein bester Versuch, sich bei einer Frau einzuschmeicheln. Bei weitem nicht sein bester.[1]
 1. Kombiwurf: (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg991922#msg991922) 1: Psyche+Täuschung = 4E, 3T; 2. Charisma+Ausdruck = 1E
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Leon Kowalski am 12.12.2015, 22:55:15
Der Spitalier konnte nicht anders als bei den Worten von Moses zusammenzuzucken. Er nickte zu Mehlers Worten ohne jeden Einwand, der Spitalier würde den Richter weiterhin begleiten, daran schien kein Zweifel zu bestehen. Einen Moment verarbeitete Leon still die Fragen des Sipplings, bevor er in kontrollierter Stimme auf borcisch antwortete.

"Durch Pandora versporte Menschen, sie müssen nicht einmal zu Leperos degeneriert sein, bringen Zeckenkinder (http://zentraler-cluster.de/mediawiki/Zeckenkind) zur Welt. Und Zeckenkinder wachsen zu Biokineten (http://zentraler-cluster.de/mediawiki/Biokinetik) heran. Ein einzelner ausgewachsener Biokinet ist mächtig genug, eine eingespielte Kampftruppe, die doppelt so groß ist wie unsere Runde hier, aufzureiben. Was glaubst du also, würde eine ganze Generation Biokineten eines auch nur fünfzigköpfigen von der Fäulnis überrannten Dorfes mit dieser gesamten Region hier anstellen?

Du glaubst mir nicht? Dann geh' nach Pollen. Schau dir die Sporenwand an und bete zu deinen Göttern, dass du die Reise überlebst. Schau dir an, was die Fäulnis mit unserer Welt anrichtet, wenn sie nicht in Schach gehalten wird und du wirst zu derselben Erkenntnis gelangen wie das Spital: Der Lohn für Nachlässigkeit ist die völlige Vernichtung der Menschheit.

Ich kämpfe nicht für dich oder mich oder die anderen. Ich kämpfe dafür, dass es unsere Kinder und Kindeskinder einmal besser haben werden als wir. Und für dieses Ziel ist kein Opfer zu groß.
"

Der Spitalier wirkte als habe er sein Wissen nicht nur aus Erzählungen sondern als hätte er diese schwer vorstellbaren Dinge selbst gesehen und erlebt. Und er schien gar kein Interesse daran zu haben, Moses von seiner Sicht auf die Welt zu überzeugen.

Daraufhin wandte Leon sich der Hellvetikerin zu und musterte sie ruhig bevor er das Wort ergriff. Und sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht ihrer Meinung war und nur noch wenig Respekt für die Frau übrig hatte.

"Also ist dir das Wohl von Wenigen wichtiger als das Wohl von Vielen."

Kopfschüttelnd sammelte der Spitalier seine Habe ein und reihte sich zusammen mit dem Richter als Nachhut des Trosses ein.

                                                                                                 * * *

Leon antwortete dem Richter so, wie er es immer tat: "Du musst mir nicht dafür danken, dass ich meine Pflicht getan habe." Der eine oder andere mochte diese Worte als pseudobescheiden und damit als arrogant auffassen. Doch Mehler kannte den Spitalier nun schon eine kleine Weile und wusste, dass Leon das ernst meinte. "Mein militärischer Rat an dich ist: Wir sollten jedwedem Kampf aus dem Weg gehen. Wir sind zu unterschiedlich bewaffnet, um eine vernünftige Kampflinie zu bilden und ich glaube auch nicht, dass diese Leute hier diszipliniert genug sind, sie zu halten. Sofern sich ein Kampf nicht vermeiden lässt, sollten wir diesen keinesfalls auf offener Fläche austragen. Wir sollten uns an die Baumreihen halten, die gewähren uns Schutz und Deckung."

Auf Altenas Frage reagierte der Spitalier nicht, er schien nicht in der Stimmung zu sein, mit ihr ein Gespräch anzufangen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Aeb am 13.12.2015, 13:45:12
Stumm hatte Aeb Altena zugenickt und sich dem Tross weiter angeschlossen.
Als sie vorne was mit Dan besprach, hoben sich die Munkwinkel des Bleichers fast unmerklich an. Darum war er noch dabei, er brauchte Führer. Leute die sich auskannten. Aber das musste hier keiner Wissen.

Gut gekämpft eben!“ murmelte er den Leuten die mit ihm liefen zu. Irgendwer hatte ihm mal gesagt, dass Oberweltler es liebten, gelobt zu werden, angebracht oder nicht. „Ich verhalte mich ja lieber ruhig und gehe solchen… Situationen aus dem Weg, aber wenn man es nicht vermeiden kann, ist es gut, in einer Gruppe wie dieser unterwegs zu sein.“

Altenas Frage bezüglich Tal ignorierte Aeb allerdings. Genug Antworten bekam sie ja. Doch die Diskussionen dort weiter vorne interessierten ihn doch und so folgte er dem Africaner auf dem Fuße, als dieser nach vorne stieß, doch das Verhalten der Oberwelter dort verwirrte ihn.

Nicht jede Feststellung ist gleich ein Vorwurf.“, erwiderte er zu Cesare und meinte damit sowohl Moses Worte an Altena als auch an Kenwer. „Man sollte nicht so schnell Urteilen, wenn man die Leute nicht kennt, nicht?“. Fragend blickte er Cesare an.
Und mich würde auch interessieren, was den guten Africaner hier in die Gegend treibt. Ihr seid wohl nicht über Hybrispania her gereist, nehme ich an?

Nachdem Aeb seine Fragen losgeworden war, zog er den Umhang etwas fester um sich und versuchte sich möglichst winddicht einzupacken. Die Kälte machte ihm doch mehr zu schaffen, als er es selbst gerne hätte. Trotzdem wollte er das nicht eingestehen und der Rest sollte das auch nicht bekommen. Er würde sich davor hüten, mit den Zähnen zu klappern oder sich gar lauthals über das Wetter zu beschweren.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 14.12.2015, 10:34:57
Kemwer schüttelte auf Aebs Frage den Kopf und antwortete dann, an alle gerichtet, die es interessierte.

"Nein, ich bin über Bedain und Roma gezogen. Und was mein Ziel angeht - ich will in den Norden, um die Ghuray, die Absonderlichen, zu vernichten. Die, die eure kahlköpfigen Heiler"

er nickte in Richtung Leon,

"Biokineten nennen. Meine Aufgabe ist es, diese missratenen Kinder eures Landes aus der Welle zu schneiden, die sie mit ihrem dissonanten Herzschlag stören."

Er schien sich nicht groß darum zu kümmern, ob das, was er sagte, für seine Zuhörer Sinn ergab. Wenn nicht, würden sie Fragen stellen. Und er würde sie beantworten - oder auch nicht.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 14.12.2015, 20:28:17
Altena nickte bei Dans Worten und ein Lächeln stahl sich auf Ihre Lippen. Das erste Mal, dass die Miene etwas anderes ausdrückte, als Verbitterung. "Das scheint mir eine gute Wahl zu sein. Setz' dich an die Spitze. Ich und die anderen folgen dir."

Wenige Sekunden später hatten dann die übrigen Mitglieder der Gruppe sich mit Antworten und Fragen an sie gewandt. Sie setzte an zu einer Antwort auf Cesares ursprüngliche Frage, als ihr Mose, danach aber auch wieder der Purger und dann der bleiche Mann, der sich als Aeb vorgestellt hatte, dazwischen kamen. Und auch der großgewachsene Afrikaner antwortete - sogar unerwartet bereitwillig.

Sie ließ sie zunächst sprechen, antwortete dann aber, nachdem alle Stimmen verstummt waren. "Wir haben einen Eid geleistet, Hellvetika zu beschützen. Und das tun wir auch - mit unserem Leben und auch im Tod. Aber die Menschen hier müssen auch ihren Anteil leisten, sonst wird es nicht gelingen. Es gibt nicht einmal genug Hellvetiker, um alle Grenzen in die Territorialregionen lückenlos abzusichern. Und im Inland können wir nicht überall Präsenz zeigen. Dafür bräuchte es die zehnfache Anzahl an hellvetischen Soldaten, die wir tatsächlich haben."

'Mal ganz abgesehen davon, dass bei weitem nicht alle Sippen und Dörfler uns überhaupt als Schutzmacht akzeptieren und bei sich dulden würden - Stichwort Iturba und Tal', dachte sie sich dazu, entschied sich aber dafür, diese letzte Replik nicht laut auszusprechen.

"In dieser Region gab es in den letzten Jahren nie Probleme mit Leperos und auch keinen Übermäßigen Burnkonsum. Die Anführer in Galle und Tal haben das Gesindel unter Kontrolle gehabt. Die Klanner und Burnschmuggler haben sich nicht hierher getraut - größtenteils jedenfalls. Meine Sorge ist, dass das sich jetzt geändert haben könnte. Deswegen gehe ich nach Tal. Und deswegen frage ich danach." Bei den letzten Worten schaute sie Cesare und danach Aeb an. Die beiden schienen ihr bis jetzt die umgänglichsten zu sein. Kemwer schien ebenfalls ein guter Mann zu sein, doch zu sehr vertieft in seine Gedankenwelt - oder die Gebräuche des Kults. 'Ist er mir nur unheimlich, weil er so fremdartig ist? Oder ist da noch was?', ging es ihr durch den Kopf.

Und der Balkhaner war die übelste Sorte. Stark und mit hintzigem Gemüt - das waren viele aus dem Balkhan. Aber dieser hier war auch noch ein streng Gläubiger. Der Glaube ließ ihn denken, er wäre im Besitz der einzigen Wahrheit und gab ihm den Eifer, diese bis in den Tod zu verteidigen. 'Naja - zumindest scheinen alle das Herz am rechten Fleck zu haben, so weit. Aber ich sollte keine vorschnellen Schlüsse ziehen'

Ein kurzer Blick nach hinten durch das Schneegestöber und die Hellvetikerin sah, dass Mehler und Kowalski die Köpfe zusammengesteckt hatten. Ihr war nicht entgangen, dass die beiden ihre Frage ignoriert hatten. Dabei waren das doch die natürlichen Verbündeten der Hellvetiker - Richter und Spitalier. 'Wieder einmal zeigt es sich - wir sind zuallererst Menschen und bestenfalls in zweiter Instanz Mitglieder unseres Kults. Aber das sehen ja auch bei uns einige anders.'

Weiter hinten nickte Mehler Leon abermals zu. "Ja - du hast recht. Die beiden Riesen sind gute Einzelkämpfer, aber eben das - Einzelkämpfer. Und der Rest sieht nicht besonders robust aus. Bis Tal ist es nicht mehr weit. Bis dahin müssen wir den Laden zusammen halten."

* * *

Vier Stunden lang marschierte die Gruppe durch den dichter werdenden Schneefall. Die Tage wurden immer kürzer und die Wolkendecke tat ihr Übriges. Das wenige Sonnenlicht, dass durch die Wolken drang und vom Schnee vervielfacht wurde, ließ immer mehr nach. Das Weiß ging ins Bläuliche über, bis es schließlich ins Grau abdriftete.

Dann erblickte die Gruppe endlich die schwarze Sillhoutte des Schrotterwerkstatt und das warme, gelbe Licht in den Fenstern derselben. Völlig gefroren und mit dem heulenden Wind im Gesicht, war das ein seltsam schöner Anblick.

Es war noch gut zwanzig Schritte bis zur Tür, als selbige knarrend aufging und ein von Kopf bis Fuß in lumpige Kleidung eingewickelter, bärtiger Hüne im Rahmen auftauchte. "Servus, Danny. Was hast du da für Figuren dabei? Freunde von dir? Du weißt ja - die Freunde meiner Freunde sind nur dann meine Freunde, wenn ich gerade auf Freunde aus bin."[1]

Dan sprach ein Paar zutrauliche Sätze zu Begrüßung. Dann trat Altena vor. "Ich bin Altena Wagner, Sappeur der Hellvetiker. Wir sind Unterwegs nach Tal, in offizieller Mission. Wir sind auf der Suche nach einem Lager für die Nacht und können für Kost und Logie bezahlen."

Der Hüne kratzte sich am Kinn, die behandschuhten Finger glitten durch den Feuerroten Bart. Schließlich stieß er die Tür ganz auf. "Na gut, Frau Wagner. Hereinspaziert! Aber sagen Sie ihren Leuten, die sollen ihre Waffenläufe unten lassen. Ich hab ungern Einschusslöcher in meinen Werkstattwänden, wenn Sie verstehen."

Einer nach dem anderen gingen Altena und die Männer durch die Tür. Der Hüne schüttelte allen die Hand und maß alle von Kopf bis Fuß mit seinen durchdringenden Blick. Buschige Augenbrauen, dunkle Pupillen, eine zerzauste und teils verfilzte Löwenmähne, eine offensichtlich einst gebrochene Plattnase, grobschlächtige, starke Hände, die Finger, schwarz vom Maschinenöl, aber flink und geschickt. "Uther", stellte er sich allen kurz vor. "Willkommen in meiner bescheidenen Hütte. Ich würde ja sagen, 'Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause', aber eigentlich wäre es mir lieber, sie fühlen sich zu Gast bei einem Gastgeber, der sich zu wehren und sein Eigentum zu beschützen weiß. Das trifft es nämlich auch ganz gut."

Uther begrüßte Dan mit einer kurzen Umarmung, bei Kemwer schaute er überrascht und skeptisch, und der Blick verfinsterte sich vollends, beim Blick auf den Richter. "N'abend" war alles, was er für Mehler übrig hatte.

* * *

Eine halbe Stunde später hatten sich Altena und die anderen in einem größeren Raum zusammengefunden. Offensichtlich bestand Uthers 'Werkstatt' in erster Linie aus zwei großen Räumen - der eine war zum Leben und Arbeiten für die Gäste, der zweite als Schlafplatz gedacht. Es war wohl eher eine Schrotterabsteige. Die eigentliche Werkstatt war in einem kleineren Zimmer weiter hinten eingerichtet, in dem Uther auch zu schlafen schien. Die Räume wurden durch einen Holzofen und ein angeschlossenes Rohrsystem beheizt.

Die Gruppe bekam einen Fleischeintopf in Blechschüsseln vorgesetzt - ein dürren Jüngling mit einem stark schielenden Auge brachte das Essen. Außer Uther waren noch drei andere Besucher vor Ort. Eine schweigsame Frau in wetterfester Reisekleidung saß abseits. Zwei Rucksäcke lagen in ihrer Nähe. Sie selbst war gerade damit beschäftigt, ein Jagdmesser mit einem Schleifstein zu schärfen.

Weiter mittig saßen zwei Männer, die bereits auf den ersten Blick aus Schrotter zu erkennen waren. Verfilztes Haar, rissige Kleidung, Ölflecken und Werkzeuggürtel und Manieren, die keine Waren. "Der alte Iturba hat es schon richtig gemacht", rief einer. Die Augen waren Glasig vom vielen Bier, das er offensichtlich schon hatte. Die Glatze warf fahl das Licht der altersschwachen Glühbirne zurück, die offensichtlich mit einem Generator betrieben wurde.

"Was denn, Duran?", rief Uther, gerade hinter einer Art Theke stehend. "Seinen Erstgeborenen verstoßen und die Fresse zwischen die Brüste einer Elster quetschen? Meinst du das?"

Der andere Schrotter - sehnig wie geräuchertes Fleisch, abgemagert und langgewachsen - lachte rissig und nahm noch einen Schluck."Einen Erstgeborenen hab' ich nicht, aber zu den Brüsten sage ich auch nicht nein."[2]
 1. Dan, du hast eine PM von mir.
 2. Mit einem Wurf auf CHA+Verführung [2] lassen sich den Anwesenden aktuelle Gerüchte aus der Gegend entlocken. Trigger und zusätzliche Erfolge steigern Wahrheitsgehalt und Relevanz der Gerüchte.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 14.12.2015, 21:44:17
Kemwer nickte dem Schrotter beim Eintreten zu und hielt ihm die Hand hin. "Kemwer, und danke für die angebotene Gastfreundschaft." Er legte seinen Rucksack und die restliche Habe in eine Ecke - das Sichelschwert allerdings verblieb an seiner Hüfte, auch wenn seine entspannte Haltung nicht darauf hindeutete, dass er in dieser Unterkunft mit Ärger rechnete. Zu sehr war ihre Reisegruppe dafür in der Überzahl.

Den Eintopf probierte er zunächst, ehe er aus seinem Rucksack eine kleine Blechdose holte und aus dieser eine Fingerspitze eines groben, dunkelroten Pulvers in der Fleischbrühe verrührte. Die Dose ließ er auf dem Tisch stehen und nickte den restlichen Mitessenden aufmunternd zu.

"Wenn jemand möchte, nur zu. Aber Vorsicht, den meisten Krähen ist unser Tawabil zu feurig..."

Sein Grinsen ließ blendend weiße Zähne in seinem schwarzen Gesicht aufblitzen, dann widmete er sich wieder dem - inzwischen verschärften - Eintopf.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Leon Kowalski am 15.12.2015, 14:14:46
Der Spitalier gab dem Schrotter die Hand und hielt tatsächlich die Klingen des Spreizers nach unten gerichtet. Allerdings machte er keinen Hehl daraus, dass er jeden ihrer Gastgeber mit dem Mollusk am anderen Ende seiner Waffe auf eine etwaige Versporung testete. Offenbar zufrieden mit dem Ergebnis schraubte der Spitalier den Mollusk vom Spreizer ab und verstaute den Kopf in seinem Rucksack. Leon legte auch seinen wärmenden Umhang ab, hier drinnen schien ihm der Neoprenanzug wärmend genug zu sein. Und schließlich setzte er auch die Gasmaske ab, sodass (abgesehen von Mehler) seine Weggefährten und ihre Gastgeber zum ersten mal sehen konnten, dass Leon von der rechten Seite noch recht jung, vielleicht Anfang 20 wirkte.

Dieser Eindruck endete allerdings aprupt, wenn man in seine Augen sah. Der Glanz der Jugend war aus ihnen völlig verschwommen und es war schnell klar, dass er zu viel gesehen hatte, um noch zu den jungen Menschen zu zählen. Darüber hinaus war die linke Hälfte seines spitaliertypischen kahlen Schädels entweder von einer Verbrennung oder einem Säurebad stark entstellt. Diese Vernarbung begann hoch oben, erstreckte sich über Stirn und Wange bis hinunter zum Hals, wo sie im Kragen des Spitalieranzugs verschwand. Die Vermutung lag nahe, dass diese schon etwas älter wirkende Verletzung sich unter dem Spitalieranzug fortsetzte.

Das Abendmahl nahm er dankend an, ließ es sich aber nicht nehmen, es einem aufmerksamen Sicht-, Geruchs- und Geschmackstest zu unterziehen. Wer die Spitalier nicht kannte, mochte dies vielleicht als beleidigend auffassen. Wer sie aber kannte, wusste: Das war Spitalierstandardprozedur bei nicht vom Spital verifizierten Speisen bzw. Zutaten. Still und genügsam nahm er also das Mahl zu sich und lehnte die Gewürze des Africaners dankend ab.

Nach dem Abendessen zog sich der Spitalier in den Schlafbereich zurück und baute sein Lager auf. Nachdem er seine Utensilien bereit gelegt hatte, öffnete Leon den Spitalieranzug und schälte sich bis zur Hüfte aus dem Neopren. Der Unwissende mochte sich wundern, wie vergleichsweise so dünne Stoffbahnen den Spitalier wärmen konnten. Die Tatsache aber, dass er nicht erfroren war, sprach aber für sich. Die Entblößung seines muskelbepackten Oberkörpers offenbarte weitere mehr oder weniger gut ausgeheilte Verletzungen, die Leon überlebt hatte. Die Verbrennung durch Feuer oder Säure erstreckte sich bis zur linken Schulter und endete dort. So im Ganzen gesehen wirkte die Wunde als hätte man ihn von vorne mit etwas übergossen, das diese Verwundung verursacht hatte. Leon hatte weitere Narben, die von Schwerthieben und Keulen zeugten. Die schlimmste und beeindruckendste aber war schräg über seiner rechten Brustwarze zu bestaunen. Irgend etwas Großes hatte ihn an jener Stelle einst durchbohrt und auf dem Rücken war an gleicher Stelle eine kaum kleinere Austrittsnarbe zu erkennen. Der eine oder andere mochte sich wundern, wie der Spitalier diese Verletzung überlebt hatte. Aber Leon war eben genau dies. Und die Spitalier waren nun einmal berühmt für ihre medizinischen Fertigkeiten.

Leon nun wandte sich seiner neuesten Verletzung auf dem linken Arm zu. Die Blutergüsse, die ihm der Leperos beschert hatte ließen den Arm in einem bedrohlich wirkenden Blau unter der gekalkten Haut hervorstrahlen. Geduldig und nicht ohne den ein oder anderen Schmerzenslaut säuberte Leon die Wunde, trug eine Salbe auf und Verband sie anschließend.[1] Daraufhin zog er den Spitalieranzug wieder komplett an und wandte sich den anderen wieder zu und sprach auf Borcisch: "Ist jemand verletzt und möchte seine Verletzungen behandelt sehen? So tretet ruhig näher und ich werde mich um eure Verletzungen kümmern. Gegen eine angemessene Bezahlung gemessen am Aufwand der Versorgung versteht sich." Es war das erste mal, dass er der Hellvetikerin wieder eines Blickes würdigte und sie in dieses Angebot offen mit einschloss. An dieser Stelle schien er seine persönlichen Gefühle für ihr Handeln außen vor zu lassen als gäbe es keine einzige Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden.
 1. Medizinwurf (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg992149#msg992149): geheilt wird 1 Punkt für den Wurf, 1 Punkt für den Verband, 1 Punkt für die anstehende Rast und 1 Punkt für die Rast im Schlafsack
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Aeb am 15.12.2015, 19:30:30
Aeb hielt dem Schrotter teilnahmslos die Hand hin und nickte im sonst zur Begrüßung nur zu.
Als er die Hütte betrat und so plötzlich vor Wind und Wetter geschützt war, wurde ihm schlagartig wärmer und so legte er seinen Fellumhang ab. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit sich einmal im Raum umzuschauen und nach wertvollen Dingen Ausschau zu halten, konnte jedoch nichts entdecken, was sofort seine Aufmerksamkeit verdient hätte.[1] Seinen Rucksack nahm er ebenfalls ab. Der wanderte nachdem er auf seinem Fellumhang Platz genommen hatte zwischen seine Füße, wo Aeb unauffällig ein Bein in die Trageriemen einfädelte.

Auch ohne seinen Fellumhang saß der Bleicher noch verhüllt an seinem Platz, allerdings war ein dunkelgrauer, dünner Stoffumhang zum Vorschein gekommen. Ein aufmerksamer Beobachter mochte ihn auch vorher schon unter dem Fellumhang erblickt haben. Die Kapuze ließ er auf und so war nach wie vor ein Großteil seines Kopfes umhüllt.

"Danke." sagte er zu dem Jungen, als es Essen gab. Er fing sofort an hastig aus der Schüssel zu Löffeln, wurde aber unterbrochen, als der Africaner sein Gewürz auf den Tisch stellte. Neugierig betrachtete er das Schälchen und dachte über die Worte des Mannes nach. Was mochte das sein? Er hatte schon so einige seltsame Gerichte kennen gelernt, seit er unter den Oberweltlern wanderte.
Interessiert blickte er zum Schälchen hinüber und tat es Kenwer gleich. "Danke.", erwiderte der Bleicher auch hier und streute sich eine geringere Portion - seine Schüssel war ja auch schon halb leer - in den Eintopf und rührte einmal um.

Feuer! Schmerz! Wollte man ihn vergiften? Hastig spuckte er den Eintopf wieder in die Schüssel zurück, doch es war zu spät, sein Mund brannte bereits lichterloh. "Heisch, Heisch." brachte er nur hervor und schaute Kenwer missmutig an. "Wollt ihr mich umbringen, schwarzer Mann? Dasch vollenden was eure Brüder und schonst wer in meiner Heimat schon nicht geschafft haben?"
Als er ein Kichern hörte[2] beruhigte sich der Bleiche wieder, stellte verdrossen den Eintopf weg, der jetzt für ihn ungenießbar geworden war und schmollte. Die Schärfe ließ langsam nach. Sowas hatte er bis jetzt noch nicht kennengelernt. Das Essen in den Bunkern war immer gleich gewesen und hatte nie solche Auswirkungen auf ihn gehabt. Er musste in Zukunft vorsichtiger sein, was er von den Fremden annahm.
 1. Wahrnehmung: 1E 0T
 2. Irgendwer wird wohl kichern
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 15.12.2015, 22:59:21
Kemwer konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, hob aber abwehrend die Hände.

"He, ich habe dich gewarnt. Aber glaub mir, wenn man sich mal dran gewöhnt hat, will man es nicht mehr missen."

'Wunderbare Vorarbeit haben meine "Brüder" hier geleistet...die Hälfte der Krähen hier denkt anscheinend, ich würde sie nachts erdrosseln, ihnen ihre Länder und Frauen stehlen und wer weiß was sonst mit ihnen anstellen. Wenigstens der Spitalier sollte doch gutheißen, weswegen ich hier bin - machen seinesgleichen nicht genau das selbe?',

dachte er sich im Stillen, ließ sich aber nichts anmerken und löffelte weiter seinen Eintopf.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 16.12.2015, 17:33:42
Mose drehte sich zu dem schlanken Romani um und blieb stehen. Für einen Moment schien es, als würde er sich bedrohlich vor ihm aufbauen wollen. Doch noch ehe er etwas sagen oder tun konnte, fiel bereits der bleiche Aeb und Altena ein. So atmete Mose einfach nur aus, was wie ein Seufzen klang. "Ich habe auch Dich beschützt. Der Leperos war im Begriff, Dir ein schönes Grinsen zu schneiden, wenn Du Dich erinnerst. Also preise nicht das Handeln der Hellvetikerin und mache es mir zum Vorwurf. Und noch dazu, sage ich nicht, dass ich der einzige Sehende unter uns bin. Es scheint mir eher so, dass wir alle blind sind. Wenn es einen Weg gäbe, ich würde ihn gerne wissen. Das ist alles." Damit drehte er sich wieder um und ging weiter. Sein Ärger verwandelte sich in Anspannung und dann in Müdigkeit. Was hatte er sich dabei gedacht, so weit in den Norden zu gehen?

***

"Danke", war das Einzige, das Mose in den nächsten Stunden sagen würde. Es war, als sie aus der Kälte in die warme Werkstatt eingelassen wurden und er Gelegenheit bekam, sich zu wärmen und seine mittlerweile durchnässten Sachen zu trocknen.

Mose war auch der letzte, der sich zu den anderen an den Tisch setzte. Die Situation von vorhin hatte ihn irgendwie in seinem Stolz getroffen, schließlich aber obsiegte der Hunger. Er griff mit seinen großen Händen nach der Schüssel des Bleichlings und probierte prüfend einen Löffel. Als er es für nicht zu scharf befunden hatte, ass er in großer Geschwindigkeit weiter. "Du hast meine Frage nicht beantwortet.", stellte Mose fest. "Jedenfalls habe ich nicht verstanden, was Du sagen wolltest. Was meinst Du damit, Du wolltest in den Norden gehen, um die Absonderlichen auszulöschen? Wie schaffst Du das?", fragte er neugierig den Africaner.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 16.12.2015, 17:43:54
Kemwer legte eine Hand auf das Sichelschwert, dass er immer noch am Körper trug.

"Hiermit. Einen nach dem anderen, bis sie alle aus der Welle getilgt sind - oder Anubis mich zu sich holt"

Danach legte er zwei Finger auf seine Stirn und schloss die Augen. Andächtig, beinahe schon rituell wirkte diese Geste.

"Und hiermit. Horus leiht mir sein Auge, um die Ghuray aufzuspüren, und Anubis seine Klinge, damit ich sie niederstrecken kann."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 16.12.2015, 19:35:56
Mose starrte den Africaner für einige Momente an. Dann fing er laut an zu lachen. "Einen nach dem anderen hat er gesagt, man stelle sich das vor." Während er so lachte, wurde Mose allerdings dessen gewahr, dass der Africaner ernst blieb. So kam auch Mose wieder zu Ruhe. Mit der einen Hand wischte er sich übers Auge. "Oh Mann, Du meinst das ernst, nicht wahr? Das ist kein Gerede. Warum solltest Du sonst in dieses gottverlassene Land kommen. Das respektiere ich. Wirklich. Weißt Du was? Wenn ich mit dem Stamm Manasse gesprochen habe, dann schließ ich mich Dir an. Alle sind vielleicht doch ein paar zu viele für Dich. Meinst Du nicht auch? Was sagst Du?"
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 16.12.2015, 20:26:16
Kemwer zuckte leicht mit den Schultern. "Warum nicht? Angebotene Hilfe sollte man nicht ausschlagen...aber falls dieser Vorschlag ernst gemeint war, sollte ich dich warnen. Ich werde von diesem Ziel nicht abweichen, und es kann sein, dass mein Weg mich in ganz andere Länder führen wird als Pollen. Die Ghuray in Franca und Hybrispania sind mir noch unbekannt, also werde ich früher oder später auch dorthin ziehen - und irgendwann muss ich zurück zum Nil und berichten, was ich gelernt habe."

Er sah Mose ernst an. "Also überleg dir gut, ob du dich mir wirklich anschließen willst."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 17.12.2015, 01:13:21
Das klang nicht gut, was Altena da aus Tal berichtete. Offenbar war die Situation dort völlig außer Kontrolle geraten, auf beiden Seiten, "Gesindel" und "Führung". So sah Cesare das zumindest. Marodierende Leperos waren schlecht fürs Geschäft, das versuchte man doch besser zu vermeiden. Abgesehen davon, dass niemand so enden wollte wie die Ostwindschar.

Die Ankunft in der Schrotterabsteige ließ Cesare im Stillen aufatmen. Endlich warm! Endlich Menschen, die er halbwegs verstand, deren Verhalten er einschätzen konnte, weil ihre Bedürfnisse (anders als bei seinen Weggefährten) nur allzu menschliche waren, und menschliche Bedürfnisse waren Cesares Metier. Sie waren sein Zugang zu den Menschen. Sie machten jeden manipulierbar.

Und das Thema, das Uther und die beiden anderen Schrotter da ansprachen, war auch gleich eines, mit dem Cesare sich besonders gut auskannte. "Ah", kommentierte er, "das sind Gedanken, die wärmen."

Und Cesare begann, über Brüste zu reden. Schnell wurde klar, dass man hier einen echten Kenner und Liebhaber der Materie vor sich hatte; nach einer Viertelstunde hingen die Schrotter noch immer an seinen Lippen, die Augen starr, die Blicke neblig.

Er begann mit einer für ihn trivialen Aussage: "Das einzige Himmelreich, das uns ist geblieben, wir finden zwischen den Brüsten einer Frau."

Dann ließ er sich von den Schrottern erzählen, wie denn ihre Traumbrüste aussähen, wie sie sich anfühlten, wie sie röchen und schmeckten, welche Form und Farbe die Brustwarzen hätten, wie schwer die Brust in der Hand liegen dürfte. Obwohl die Beschreibungen der Männer einfallslos blieben, zeigte sich: keine glich der anderen.

An dieser Stelle mochten die beiden Frauen noch denken: Oh bitte, was will der Kerl? Doch kurze Zeit später waren auch sie von Cesares Erzählung gebannt.

Denn nun erzählte Cesare von den Brüsten, die er bisher gesehen, bewundert, berührt hatte. Und irgendwas an seiner Erzählung war anders. Nicht nur waren seine Beschreibungen so lebendig, dass die Zuhörer fast sehen, fühlen, riechen und schmecken konnten, was Cesare da ihren Sinnen präsentierte, nicht nur fand er inmitten der Menge immer auch die Individualität, denn für ihn waren die Brüste einer Frau so individuell wie ihr Charakter oder die Linien ihres Gesichtes, sondern seine Worte waren auch—trotz einiger befremdlicher Ausdrücke und etlicher Vokabellücken, die er mit Umschreibungen überbrücken musste—niemals profan, niemals pornografisch, irgendwie... poetisch, jedenfalls einen tiefsten Respekt vor dem schönen Geschlecht bezeugend. Er schien das Heilige in jeder Frau zu suchen—und zu finden.

Als Steigerung erzählte er schließlich von den fünf eindrucksvollsten Paar Brüsten, die er je gesehen und in allen Fällen bis auf einen auch mit drei weiteren Sinnen gründlich erkundet hatte. Am ausführlichsten allerdings berichtete er dann genau von dieser Ausnahme: Odette. Ansehen ja, anfassen nein. Jedenfalls hatte das für ihn gegolten. Nicht seine Preisklasse. Kaum einer konnte sie sich leisten. Odette. Aber schauen durfte jeder. Makellose, kastanienbraune Haut, kurz geschorenes schwarzes Haar, ein bleistiftdünn-gefeilter Knochen durch die Nasenscheidewand, ein Dutzend goldene Ringe an jedem Ohr und ebensoviele goldene Reife an Hand- und Fußgelenken, die rasselten, wenn sie tanzte... wenn die Schleier und Seidentücher fielen, sie mit den Hüften wiegte, von denen aller Schwung ausging; Schulter, Arme, Kopf, das alles blieb ruhig und die Füße taten nur das notwendigste, aber dazwischen bewegte sich alles; mal fließend, lockend, schlangengleich, dann plötzlich zügellos ekstatisch, und noch immer fielen die Hüllen; endlich auch von den Brüsten, goldene Ringe auch hier, durch die Warze gestochen, an jedem ein Ende eines goldenen Kettchens, das wie der Träger eines Büstiers um Odettes Hals geschlungen war und doch irgendwie raffinierter, denn wenn sie Kopf und Schultern bewegte, so bewegten ihre Brüste sich symphonisch dazu. Kann man das in Borcisch so sagen? Jedenfalls geriet nichts aus dem Takt, blieb alles fließend, harmonisch, dass der hypnotisierte Zuschauer den Blick nicht abwenden konnte...

"Und?" fragte Cesare schließlich. "Was es gibt zu bewundern hier bei euch? Welche Neuigkeit man sich erzählt? Was man muss haben gesehen, wie man sich vergnügt, welcher Gefahr man geht besser aus dem Weg?"[1]
 1. Cha-Verführung: 2E, 0T => geschafft.  (Ich habe das mal wörtlich genommen, zumal ich in Sachen "Wahrheitsgehalt" und "Relevanz" keinen Extrapunkt machen konnte... :P)
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 17.12.2015, 11:04:48
"Was Du sagst ist absurd. Aber ich bewundere Deinen Tatendrang und Deine Entschlossenheit, schwarzer Mann.", gab Mose zurück. Tatsächlich waren seine Worte reinster Wein. Der schwarze Mann war auf einer ähnlichen Mission wie er, seine Ziele ebenso undeutlich wie sie auch absurd waren und schließlich war er ganz allein, wie Mose es auch war. Aber der schwarze Mann zeigte einen unbeirrbare Eifer, der Mose abhanden gekommen war. Es ließ sich nicht leugnen, der schwarze Mann schlug Mose in seinen Bann. Und ehe er es noch einmal überdacht hatte, sagte er: "Ich will mit Dir reisen, auch und gerade weil es absurd ist. Du sprichst eine Sprache, die ich verstehe. Darum biete ich Dir meine Freundschaft und Gemeinschaft. Gib mir Deine Hand darauf und nenne den Namen Deines Vaters." Mose stand auf und streckte seine Pranke über den Tisch.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 18.12.2015, 07:04:19
Dan hatte das ganze Treiben in der Schrotterwerkstatt mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachtet. Natürlich hatte er Uther freundlich mit Handschlag begrüßt und die alte Bekanntschaft damit aufgefrischt. Er hatte seinen Kram direkt neben sich an die Bank gestellt auf der er saß. Warm war es hier, schön warm. Auch wenn den Außentemperaturen besser trotzte, als es auf den ersten Blick den Anschein machte, so hatte er rein gar nichts gegen eine warme Stube einzuwenden. Als dann auch etwas Warmes für den Bauch folgte lehnte er sich entspannt zurück. Jetzt noch etwas Destillat und der Tag war gerettet. Was nicht ist kann ja noch werden. Der Abend ist noch jung.

Es war gut Leute zu kennen, das hatte sich wieder bewahrheitet. Deswegen sperrte Dan umso mehr die Ohren auf, als seine aktuellen Weggefährten zu reden begannen. Er musste sie besser kennen lernen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 18.12.2015, 10:13:19
Kemwer stand ebenfalls auf und gab Mose die Hand. "Ich nehme deine Unterstützung gerne an. Und mein Vater heißt Djoser, auch wenn ich mir nicht sicher bin, was das damit zu tun hat..." Er lächelte ein wenig schief, dann setzte er sich wieder hin und vertilgte die letzten Reste seines Eintopfes.

"Erzähl doch mal, was hat es mit diesem Stamm Manasse auf sich, und wieso suchst du sie?" Er schien kurz zu überlegen und machte dann eine entschuldigende Geste mit den Händen. "Vorausgesetzt, du willst mir das erzählen. Deine Angelegenheiten sind deine, wenn du sie nicht teilen willst, entschuldige meine Frage."
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 18.12.2015, 11:52:35
Bevor einer der Einheimischen antworten konnte, wandte Cesare sich kurz an Kemwer, der sich soeben mit dem Balkhaner zu verbrüdern schien (zumindest reichten sie sich brüderlich die Hand)

"Übrigens, die große Insel im Süden, sie heißt 'Sicilia', nicht Bedain. Wir schließlich euch nennen 'Africaner' auch und nicht scarafaggi[1], bloß weil uns das gefällt besser."
 1. Kakerlaken
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 18.12.2015, 21:36:35
Mose ergriff die Hand und drückte sie kräftig. Dabe murmelte er den Namen 'Sem'. Er nickte dem Schwarzen zu und setzte sich. Damitwar der Packt besiegelt. Was Khemwer nun aber wissen wollte, traf Mose unvorbereitet. Nicht, dass die Frage illegitim gewesen war. Sie war tatsächlich sogar ganz gewöhnlich. Es war nur, dass Mose nichts darauf antworten konnte. Er war von einem Traum damit beauftragt worden, eine unmögliche Mission anzutreten, deren erstes Ziel darin bestand, mit dem Stamm Manasse über was-genau? zu sprechen. Bestärkt worden war er von der Frau des Häuplings, die ihren Gatten aus dem Weg räumen lassen wollte. Das war ungefähr das, was Mose hätte antworten müssen. Dagegen nahm sich Khemwers Mission geradezu alltäglich aus.

Geradezu dankbar war Mose über dem Einwurf des Romani, auch wenn dieser von einem schmollenden Wusch nach Aufmerksamkeit zeugte, wie Mose befand.

Das gab Mose die Gelegenheit, seine Gedanken zu sortieren. "Ich will die Anerkennung des Stamms erkämpfen. Und dann den Häupling meines eigenen Stammes herausfordern. Wir brauchen Führung in dieser verworrenen Zeit...", sagte Mose schließlich, etwas leise.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 20.12.2015, 11:46:22
Kemwer nickte Mose zu. "Dann wünsche ich dir viel Glück bei deiner Aufgabe. Wenn ich dir deine Hilfe vergelten kann, sage es mir - solange es mich nicht zu weit von meinem Pfad abbringt, werde ich dich unterstützen."

Er wandte sich erst jetzt Cesare zu und erwiderte in etwas fehlerhaftem, aber sehr gut verständlichem Purgisch: "E se noi di tornare indietro, ci sono ancora una volta solo parassiti. Siamo almeno onesto e vi diciamo in faccia, quello che pensiamo della vostra isola."[1]
Er zuckte mit den Schultern und sprach dann auf Borcisch weiter. "Aber meinetwegen, Sicilia. Wie gesagt, ich will keinen Streit mit irgendeinem von euch."
 1. Und wenn wir euch den Rücken zukehren, sind wir doch wieder nur Ungeziefer. Wir sind wenigstens ehrlich und sagen euch ins Gesicht, was wir von eurer Insel halten.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 20.12.2015, 11:56:00
Mose nickte. Sein Zweifel konnte Kemwer nicht verborgen geblieben sein. Doch dieser war so ehrenvoll gewesen, nicht weiter nachzufragen. Mose gestand sich ein, gegenüber dem Africaner vorschnell geurteilt zu haben. Er war ein guter Mann. "Wer ist Anubis? Und wer ist Horus?", wollte Mose dann wissen. Er musste mehr über Kemwer erfahren.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 23.12.2015, 12:19:41
Als Cesare mit seinen ausschweifenden und plastischen Beschreibungen der weiblichen Brüste zum Ende kam, herrschte für ein paar Sekunden ein ungewöhnliches Schweigen in der Runde. Die beiden Männer am Tresen, sowie Uther starrten den Purger wie hypnotisiert und mit leicht geöffnetem Mund an. Offensichtlich waren ihre Köpfe noch voll mit den heraufbeschworenen Bildern, so dass sie seine letzte Frage beinahe überhört hatten.

Schließlich haute aber Uther mit seiner offenen Pranke geräuschvoll auf den Tisch und grunzte. Das war auch das Signal für die beiden anderen Männer, aufzulachen. Die drei stießen zuerst miteinander und dann auch mit Cesare an und schrieen beide Male. "AUF BRÜSTE!"

Uther legte seinen grobschlächtigen Arm um Cesare und drückte ihn an seine Seite. "Hey Dan!", rief er offensichtlich erheitert. "Der gefällt mir, den kannst du gerne wieder mitbringen." Dem Purger kam es so vor, als würde er für einige Lidschläge in einem Schraubstock stecken - danach ließ ihn der bärtige Schrotter wieder los und goß noch etwas Destillat, dass er unter dem Tresen hervorgeholt hatte ein.

"Ach - und wegen Tal", sagte er nachsinnend, "also, da gibt's jetzt wohl neue Zugvögel. Eine Schar aus dem Westen. Sind da einmarschiert und haben wohl den Iturba mit einer ihrer Elstern den Kopf verdreht und den Grauadlern den Schneid abgekauft."

"Ja!", rief der Mann, den Uther Duran genannt hatte. "Der alte Seneca ist wohl so fasziniert von den Zitzen der Neuen, dass er ihr aus der Hand frisst. Hat wohl die Grauadler zum Abschuss freigegeben und seinen eigenen Sohn aus der Stadt verbannt. Der Mann muss total durchgeknallt sein - außerhalb der Stadt sind wieder Vulga unterwegs. Die haben seinem Sohn wahrscheinlich inzwischen die Knochen abgenagt."

"In Tal ist jetzt reines Chaos - alles geht den Bach runter", sagte der dritte.

"Entspann' dich, Mann", anwortete Duran. "Chaos ist gut für's Geschäft. Die Metallmasken sind ja trotzdem da und zahlen für Schrott. Die Halsabschneider zahlen mehr für Waffen. Und das Burn wird billiger - was willst du mehr?"

Uther stieß Duran mit dem Ellenbogen an und deutete auf Leon, der etwas weiter entfernt Moses Wunden versorgte.[1] "Halt' die Klappe, Mann. Willst du, dass der Kalkschädel hier einen Anfall kriegt?" Duran murmelte etwas in seinen Bart und verstummte schließlich.

Altena hatte Cesares Monolog und das darauffolgende Gespräch stumm verfolgt. Die Hellvetikerin hatte Ihren Helm abgenommen und zog nun immer wieder die Blicke der Anwesenden auf sich. Der dunklere Taint Ihrer Haut kontrastierte mit den hellgrünen Augen. Die schwarzen Haare waren größtentrils zu einem Zopf gebunden, doch einige Strähnen, links und rechts hatte sie absichtlich frei gelassen, so dass sie ihr Gesicht umrahmten. Alles in allem war es eine sehr ungewöhnliche und zugleich schöne Erscheinung.

Die Beschreibungen des Purgers hatten ein spöttisches Lächeln auf Ihr Gesicht gezaubert, doch als die Männer dann von den Umständen in Tal sprachen, verfinsterte sich Ihre Miene wieder. Nachdem das Gespräch zum Erliegen gekommen war, beugte sie sich vor und hakte nach: "Habt ihr vielleicht von Hellvetikern in Tal gehört? Zwei Kameraden von mir hätten vor knapp einem Monat in der Stadt sein müssen. Wisst ihr etwas davon? Und seit wann ist die neue Schar in der Stadt?"

Duran runzelte die Stirn. "Nein - von Hellvetikern weiß ich nichts. Muss aber auch nichts bedeuten - es ist das reinste Chaos, wie Sulu schon sagte. Vielleicht waren sie da und sind wieder weg. Vielleicht sind sie auch nie in Tal angekommen. Wie gesagt - die Vulga treiben wieder ihr Unwesen in den Gegend. Es sind schon ein paar Menschen verschwunden in den letzten Monaten."

"So weit ich weiß, sind die neuen Zugvögel jetzt bald drei Monate in der Stadt", fügte Uther hinzu.

Mehr wussten die Männer von Tal nicht zu berichten und so folgte das Gespräch nach einer kurzen Zeit wieder anderen Themen. Sulu und Duran zogen sich nach einiger Zeit für die Nacht mit einer Destillatflasche in eine der hinteren Ecken zurück. Uther bediente weiterhin die anderen Gäste.

Schließlich wandte sich auch Altena an Leon. Sie zog den Harnisch aus und befreite den Oberkörper auch vom hautengen Overall, den sie darunter trug. Der Spitalier erkannte mehrere Blutergüsse und kleinere Stichwunden, doch zum Glück schien die Hellvetikerin nicht schwer verletzt worden zu sein. Die Behandlung erfolgte in der Stille - die beiden hatten keinen guten Start und hüllten sich in Schweigen. Als Leon die Wunden verarztet hatte, zog Wagner den Overall wieder vollständig an und den Reißverschluss bis zum Hals hoch.

Dann wandte sie sich an den Spitalier: "Wir hatten nicht den besten Start. Das tut mir Leid. Vielen Dank für die Behandlung." Damit zog sich die Hellvetikerin zurück.

Den Männern - vor allem Aeb - fiel auf, dass die andere anwesende Frau sich nicht an den Gesprächen beteiligt hatte. Sie schien nur zugehört und nachgedacht zu haben. Ähnlich wie auch Dan oder Kemwer es gehandhabt hatten. Schließlich knirpste Uther das Licht aus und gab den Gästen die Anweisung, sich für die Nacht hinzulegen - jedoch nicht vorher sich von allen für die Übernachtung ausbezahlen zu lassen.[2]

Am nächsten Morgen folgte ein zeitiger Aufbuch nach Tal, das nun ein mehr denn je ungewisses Ziel zu werden schien.

* * *

Wieder Wind. Wieder Schnee. Wieder ein Sturm, der durch die Winterkleidung drang und an den Knochen zu nagen schien. Hatte Contini nicht gesagt, es würde unten besser werden? Entweder war die Wettervorhersage der Alpenfestung gewaltig daneben gelegen, oder der Mann hatte das eher als Aufmunterung gemeint, also nicht besonders ernst. Altena schüttelte nur den Kopf.

Zum Glück war der Weg nicht mehr lang. Gegen Mittag - die Sonnenscheibe schien undeutlich durch die Wolkendecke und erlaubte ein ungefähres Abschätzen der Zeit - erreichte die Gruppe endlich Tal. Zuerst kamen die gut zwei Meter hohen, steinernen Mauern der Stadt in Sicht. Iturba hatte alte, lückenhafte Wehranlagen aus Blech und Holz durch eine solide Steinmauer ersetzen lassen - das war jetzt mehr als zwanzig Jahre her. Sein erstes großes Projekt, das der Stadt Frieden und Schutz vor den Überfällen der Klanner brachte und Tal groß zu machen begann.

Danach zeichneten sich nach und nach die Spitzen zwei Dutzend verschiedener, höherer Gebäude innerhalb der Mauern gegen das Schneeflimmern ab. Und schließlich war auch eines der drei Stadttore in der Ummauerung auszumachen. Die Gruppe hielt darauf zu.

Als sie dem Tor näherkamen, erkannten sie fünf Gestalten, die am selben Wache standen. Die Männer hatten Mäntel, Jacken und Umhänge - alles, was sie am Leibe trugen - eng um die Körper geschmiegt. Schals und Tücher bedeckten die Gesichter von der Nasenwurzel abwärts. Die Mützen und Kapuzen lagen um den Kopf, so dass nur noch die Augen zu sehen waren.[3]

Als die Gruppe noch gut fünfzehn Meter von dem Tor entfernt war, hob einer der Männer seine rechte Hand und signalisierte den Reisenden, dass sie anhalten sollten. Dann hob er noch die Linke, in der er ein Gewehr oder eine Flinte zu halten schien.[4]

"DAS IST NAH GENUG!", schrie der Mann, um gegen das Tosen des Windes anzukämpfen. "Warum wollt ihr in die Stadt? Was ist euer Anliegen? Und: Der Einlass kostet euch drei Wechsel für einen von euch plus zwei für jeden weiteren!"

Altena hatte sich, je näher die Gruppe der Stadt kam, mehr und mehr zurückfallen lassen. Nun stand sie mitten in der Gruppe, neben Mehler. Der Richter tippte an seinen Hut. "Ha!", grunzte er. "Das Gesindel gestern hat wohl nicht übertrieben. Halsabschneider schon an den Toren. Sieht ja nicht besonders gut aus."

Altena nickte. "Iturba hat nie Wegezoll erhoben. Das muss neu sein." Sie schaute in die Runde. "Wenn meine Kameraden hier auf Widerstand gestoßen sind, ist es keine gute Idee, wenn ich für die Gruppe spreche. Will vielleicht jemand von euch das übernehmen? Dann haben wir mehr Chancen, reinzukommen."[5]
 1. Das nehme ich aufgrund von Lists OOC-Beitrag an.
 2. Bitte jeweils einen Wechsel aus dem Inventar streichen
 3. Fertigkeistwurf auf INS+Wahrnehmung erlaubt das Erkennen weiterer Details
 4. Fertigkeitswurf auf VER+Technik [2] erlaubt das Identifizieren der genauen Waffengattung
 5. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: 1) Will jemand (überwiegend) die Wahrheit sagen: CHA+Verhandlung [2]; 2) Will jemand (überwiegend) bluffen: PSY+Täuschung [gegen INS+Empathie]; 3) Trigger bei dem Fertigkeitswurf können helfen, den Preis runterzuhandeln, oder andere Vorteile bringen.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 23.12.2015, 14:10:18
Dan hatte die Übernachtung bei Uther gut getan. Er hatte sich eher ruhig ein besseren Eindruck über seine Mitreisende schaffen wollen und deswegen wenig geredet. Dafür mehr zugehört. Und was er nicht alle gehört hatte. Da war Cesares Story über Titten, mit der er sich direkt einen Stein in Uthers Brett sicherte. Da war die Abmachung zwischen dem weißen und dem schwarzen Riesen. Und da gab es Durans Aussage zu Burn, während eine Hellvetikerin, ein Richter und ein Spitalier anwesend waren. Unglaublich wie dämlich dieser Kerl war. Natürlich hatte er seinen Wechsel bezahlt und war dann mit dem Rest zu Bett gegangen.

***

Am nächsten Morgen prüfte er seine Ausrüstung, besonders ob der Brief noch in seinem Besitz war. Sich dessen bewusst bot er sich danach abmarschbereit erneut als Führer Richtung Tal an. Er hatte seine Lucy an der Hand und führte die Gruppe erneut in die Wildnis.

Als sie auf Tal zuhielten, kümmerte er sich weniger um die Wachen selbst, als mehr um die Waffe des Anführers. Sie würde ihm mehr Auskunft über die Männer geben[1] als diese jemals selbst von sich geben würden.

Er sah zu Altena und nickte bei ihren Worten. „Ja du machst vermutlich keine gute Unterhändlerin für uns, besonders wenn dort jetzt scheinbar andere Sitten herrschen. Vielleicht sollte unser Brustspezialist hier mal ein paar warme Worte an die Wachen richten.“ Mit einem Zwinkern sah er zu Cesare.
 1. VER+Technik: 5 Erfolge
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 23.12.2015, 19:01:25
Cesare verstand nicht alles, was die drei Schrotter erzählten, und musste mehrmals nachfragen: Schneid, abnagen, den Bach runtergehen. Aber eines verstand er nur allzu gut: eine neue Schar hatte in Tal die Geschäfte übernommen, vor drei Monaten schon. Er war drei Monate zu spät dran.

Sie mussten ebenfalls von dem neuen Burn gehört haben, das so ganz anders war als Bion und Glorie, und wollten das Monopol für sich. Und dieser Iturba, der war nicht den Reizen einer Elster erlegen, egal wie umwerfend diese waren, sondern weil man ihn mit dem neuen Stoff vollpumpte. Und das alte verscherbelte man preiswert.

"Die neuen Zugvögel, sie haben viel Schneid", probierte Cesare eins der neuen Wörter gleich aus, "dass sie vorgehen so offen. Glauben wohl, dass für sie der Wind weht von Westen, nicht von Osten."

Jedenfalls war sein Plan – sein Leben – auch dabei, den Bach runterzugehen.  Eigentlich könnte er auch gleich umkehren – nur wohin? Lodovico nähme ihn so nicht zurück. Ob Endu ihm noch einmal helfen würde? Aber selbst wenn Cesare Aufnahme bei einer neuen Schar fände, wollte er das wirklich? Schon wieder komplett von vorn anfangen?

"Wer sind die Vulga, von denen ihr redet?" fragte er, um sich von den düsteren Gedanken abzulenken.

Nun, die Schilderungen, die er darauf zur Erklärung erhielt, halfen ihm gewiss nicht, einen ruhigen Schlaf zu finden, wohl aber das Destillat seiner drei neugewonnenen Schrotterfreunde.[1]

Sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war ausgerechnet (und daran sah man, wie verzweifelt er sich an jeden Strohhalm klammerte): aber Lodovicos Karten! Da hat nichts von Aufgeben drin gestanden. Verlust und Reue, eine lange Suche, dabei allerlei Unbill, darunter ein Monster, an dem kein Weg vorbeiführt, außer ich stelle mich ihm und besiege es, ein andermal eine schwere Entscheidung und schließlich winkt auf die ein oder andere Art ein hartes Gericht, von dem nur die Unschuld mich erretten kann - aber nichts von Aufgeben.

Die Unschuld! Wie sollte er die Unschuld finden? Denn er wollte sie nicht verlieren. Seine Heilige. Seine Elster. Sein Einsatz in diesem Spiel. Die einzige Frau, die gesehen hatte, was er war, und ihn trotzdem anlächeln konnte. Jehan.

~~~

Als sie in Tal ankamen, bestätigten sich Cesares schlimmsten Befürchtungen.[2] Wenn die Kerle derart selbstbewusst auftraten, völlig offen mit solchen Machtdemonstrationen, dann mussten sie eine starke Position haben, unangreifbar für Cesare und seine mit Wohlwollen höchstens als "aufsteigend" zu bezeichnende kleine Schar.

Entsprechend beantwortete er Dans Aufforderung, als Brustspezialist doch bitte mit den Wachen zu verhandeln, damit, dass er einen Schritt zurückwich (in die Nähe Richter Mehlers, als suche er dort Schutz) und halblaut brummte: "Nicht ich glaube, dass sie wären zu beglücken so leicht wie die deine Schrotterfreunde."

Grauadler, Grauadler, was weiß ich denn über die Grauadler? Wieso lassen die sich so leicht vertreiben? Oder haben sie sich bloß vorläufig zurückgezogen und planen einen Gegencoup? Vielleicht können wir uns mit ihnen verbünden?[3]

Das Wichtigste aber war erst einmal: hineinkommen, ohne als Apokalyptiker erkannt zu werden. Denn mit möglichen Konkurrenten sprang man hier ja offenbar gar nicht zimperlich um.
 1. Der Wechsel ist abgestrichen.
 2. INS+Wahrnehmung = 2E
 3. VER+Legenden = 1E, 1T (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg992645#msg992645), bei Bonuswürfeln mehr
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 24.12.2015, 10:16:16
Dan sah zu Cesare und Altena, biss sich zu kurz auf die Unterlippe und nickte ihnen zu. Sie konnten Entschlossenheit in seinen Augen erkennen. Er drehte sich um, hob beschwichtigend eine Hand und brüllte gegen den Sturm an. "GRÜSSE WACHMANN! Einen wunderbarer Vorderlader[1] habt ihr da. Wenn ihr uns einlasst, kann ich dieses gute Stück einer Inspektion unterziehen. Es gibt an jeder Waffe etwas zu verbessern. Aber über den Wegzoll müssen wir noch einmal reden. Der wird dem guten Ruf der Stadt, offen für Reisende und Handel zu sein, nicht gerecht. Unser Begehr ist Einlass zum Handeln und Rasten. Es erwarten uns dringliche Termine in der Stadt."[2]

Mit diesen Worten nahm er den Arm wieder herunter und wartete auf die Antwort des Wachmanns.
 1. VER+Technik: 5 Erfolge
 2. CHA+Verhandlung: 5 Erfolge, inkl. 3 Trigger
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Leon Kowalski am 24.12.2015, 13:46:39
So versorgte der Spitalier zunächst den ärmlichen Mose. Zumindest sofern dieser zahlen konnte. 3 Wechsel wollte Leon für seine Dienste von Mose haben. Das war deutlich unter dem Kurs, den Spitalier sonst üblicherweise verlangten. Doch Leon wollte Mose seine Dienste nach dem harten Kampf nicht verwehren. Nur zur Information: Eine vollumfängliche Behandlung würde 10 Wechsel kosten.[1]

Auch Altenas Wunden wurden versorgt. Ihre Nähe und Nacktheit schien er gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er arbeitete mit einer mit einer Gleichgültigkeit und Effizienz, die Altena von den Ärzten und Sanitätern der Hellvetiker kannte. Sollte einer der anderen Anwesenden, da einen lüsternen Blick erhaschen wollen, würde Leon ihn mit einem strengen, fast schon mürrischen Blick zum Aufgeben bringen wollen. Altena bot Leon die Minimalbehandlung gar nicht erst an. Nach der Säuberung der Wunden und eventuell dem Nähen eines besonders großen Schnitts legte Leon Verbände an[2].

Den Erzählungen der Schrotter lauschte Leon ruhig und sofern er den Teil überhaupt mitbekam, reagierte er nicht wirklich auf die Worte zum Burn. Den Wechsel für die Übernachtung zahlte Leon kommentarlos. Eine warme Hütte und ein vergleichsweise gutes Abendessen für einen lumpigen Wechsel? Der Preis war unschlagbar gut.

Der Schlaf des Spitaliers war relativ unruhig (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg992722#msg992722)[3]. Ihn schienen Alpträume zu plagen. Doch am morgen danach zeigte er sich nicht wirklich mitteilsam für den Grund dieser Träume. Nicht einmal auf Nachfrage. Der gehetzte Blick Leons mochte natürlich dennoch Bände sprechen.

                                                                                ***

Vor den Toren der Stadt verhielt sich Leon zunächst ruhig. Das Gesicht war durch die Gasmaske verborgen und er behielt den Blick auf den Mollusken am oberen Ende des Spreizers gerichtet.[4]

Sollten die Wachen ihn Fragen, was er denn hier wollte, so war die Antwort kurz und klar: "Ich bin hier, um meine Heilkünste an die Zahlungswilligen anzubieten und bei den Chronisten nach Neuigkeiten zu fragen."
 1. Kein Würfelglück heute: Geheilt wird 1 Fleischwunde (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg992720#msg992720) bei einfacher Behandlung +1 Fleischwunde durch den Verband, wenn Mose das Geld oder eine ähnliche Bezahlung aufbringen kann. - Bitte nicht vergessen: Rast heilt 1 Fleischwunde zusätzlich und ein Schlafsack gibt nochmal 1 Fleischwunde Heilung
 2. Wie gesagt kein Würfelglück heute: Geheilt wird 1 Fleischwunde (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg992720#msg992720) durch die Behandlung +1 Fleischwunde durch den Verband. - Bitte nicht vergessen: Rast heilt 1 Fleischwunde zusätzlich und ein Schlafsack gibt nochmal 1 Fleischwunde Heilung bei der Rast
 3. Na klar, hier kommt der Trigger natürlich, der bei der Heilprobe zusätzliche Fleischwunden heilen würde. :D
 4. Wahrnehmungswurf: 2 Erfolge mit 2 Triggern (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg992723#msg992723)
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Kemwer am 26.12.2015, 17:33:53
"Horus, der Falkenköpfige, ist der Gott des Himmels und der Jagd. So wie der Falke, der über dem Jäger kreist und ihm seine Beute bringt, wacht Horus über mich und warnt mich vor den Ghuray. Sein Auge ermöglicht es mir, sie aufzuspüren und niederzustrecken. Und Anubis..."

Kemwer strich gedankenverloren über das Heft seines Sichelschwerts, bevor er fortfuhr. "Anubis ist der Seelenwäger. Nach dem Tod wiegt er deine Seele gegen das Ma'at, und wenn deine Sünden zu schwer wiegen, wartet Ammits Schlund auf dich. Er ist es, der mich in den Norden leitet, um die Ghuray aus der Welle zu schneiden - ihre Existenz ist unnatürlich und muss beendet werden."

Es folgte noch eine längere Abhandlung über den Glauben der Africaner - solange ihm noch jemand interessiert zuhörte und weiter Fragen stellte, redete Kemwer weiter. Letzten Endes aber legte auch er sich schlafen, das Sichelschwert nach wie vor nicht von seiner Seite weichend.

* * *

Vor den Toren von Tal angekommen überließ Kemwer den Wortgewandteren ihrer Gruppe das Reden. Er mochte ja durchaus in der Lage sein, über die Götter Africas zu referieren, aber unfreundliche Wächter davon zu überzeugen, sie einzulassen, das war nicht seine Stärke.
Er schloss lediglich kurz die Augen und hielt Ausschau nach Störungen in der Welle, auch wenn er in einem befestigten Ort nicht damit rechnete.[1]
 1. Wahrnehmungswurf (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg992811#msg992811): 3E 1T
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 29.12.2015, 09:40:57
Während Dan seine Antwort dem Wachmann entgegenbrüllte, besah er sich die Waffe des Mannes genauer. Kurz musste er stutzen - das war ein Vorderlader, eine Muskete. Die Waffe musste entweder eine Fertigung der Richter sein, oder eine sehr genaue Nacbildung, was verwunderte, denn der Mann sah gar nicht aus, wie ein Richter. Er trug weder andere Insignen des Kults noch benahm er sich wie einer.

In der Zwischenzeit warfen Cesare, Kemwer und Leon einen genaueren Blick auf die Wächter. Es war zu erkennen, dass drei der Männer sich vom Anführer und der einen verbliebenen Wache etwas abgrenzten. Sie standen zu dritt etwas abseits der beiden. Außerdem war die Kleidung und die Bewaffnung der drei leicht unterschiedlich zu der der beiden anderen. Alle fünf Mann waren jeweils verschieden gekleidet, keiner trug eine Uniform. Doch die drei schienen zumindest alle die gleichen Stiefel, Prügel und Stahlhelme am Leib zu haben. Die beiden anderen dagegen trugen etwas wirrere Kleidung, wie sie Wachen eher weniger stehen würde - der eine, der Anführer, hatte das Gewehr oder die Flinte, die Dan so genaue besah, und keinen Prügel. Der andere hatte gar keine sichtbare, größere Waffe. Dafür trugen beide jeweils drei Dolche im Gürtel.

Dem Anubier fiel weiterhin auf, dass der Anführer am Gürtel eine verzierte, rechteckige, flache Ledertasche trug, etwa fünfzehn Zentimeter lang, zehn hoch und zwei, oder drei tief. Diese ließ sich mit einem Knopf verschließen und öffnen. Es schien, als wären entlang der Rändern goldfarbene Fäden eingewebt, weswegen die Tasche wohl auch Kemwers Aufmerksamkeit erregt hatte.

Bei Dans Hinweis zum Wegezoll, lachte der Mann rissig auf. Dann sprach ihn der andere Dolchträger an. Aufgrund der Entfernung und des Windes, war die kurze Unterhaltung für die Gruppe nicht zu verstehen. Schließlich drehte sich der Flintenträger wieder zu den Reisenden um und rief: "Na gut - Einlass gewährt. Und da ihr auch Handeln wollt und Geld in der Stadt lassen werdet, geben wir euch einen Nachlass. Ihr seid zu siebt - würde 15 Wechsel machen. Ihr dürft rein für 12. Ist doch ein guter Deal, oder?"

In der hinteren Reihe der Gruppe grunzte Mehler auf. "Anscheinend kann unser Führer hier ja richtig gut verhandeln. Wobei - dafür, dass man früher gar keinen Wegezoll verlangt hat, sind zwölf Wechsel immer noch eine Menge" , sagte der Richter zu den Umstehenden.

"Ich wäre dafür, zu bezahlen und reinzugehen. Ich will keine unnötige Aufmerksamkeit erregen", flüsterte Wagner.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 29.12.2015, 14:34:07
"Ich denke, dass zwölf Wechsel sind wenig", meinte Cesare zu Mehler und wer immer sonst noch nah genug stand, um seine halblauten Worte zu verstehen, "im Vergleich zu den Preisen drinnen." Er wusste genau, mit welchem Geschick Apokalyptiker ihren Gästen nach und nach das Geld aus den Taschen zogen; der Eintritt war lediglich eine kleine Vorsorge, dass die, die man ausnehmen wollte, auch etwas zum Ausnehmen dabei hatten.

"In der Stadt, gut aufpassen, was ihr esst oder trinkt, ja? Nicht, dass am Morgen ihr wacht auf in Bett mit einer Elster, die verlangt fünfzig Wechsel für ihre Dienste, und ihr euch nicht einmal könnt erinnern, ob sie hat geleistet diese Dienste oder nicht."

Er zückte zwei Wechsel und hielt sie Dan hin. Hoffentlich entschlossen die anderen sich rasch. Er wollte ins Warme. Und eine Alternative gab es für ihn auch nicht, auch wenn er jetzt wieder nüchtern war und über seine gestrigen Gedanken innerlich den Kopf schüttelte: peinlich, wie wenig passieren musste, dass auch er Rat in diesen albernen Karten suchte. Der Mensch war schon ein erbärmliches Wesen, ein ewig-hilfloses Kind, dass er stets auf Weisung von oben hoffte—ob von Vater, Rabe, Tarot-Karten oder Gott—dass er so gar nicht in der Lage war, für sich selbst zu handeln und zu entscheiden.

Dass man Hellvetiker, Spitalier und sogar den Richter hier so ohne weiteres einließ, wunderte Cesare allerdings sehr. Es konnte nichts gutes bedeuten, dass keiner der drei den Wachen auch nur einen abfälligen Blick oder eine ebensolche Bemerkung wert war.

Wenn ich Mehler wäre, würde ich in der Stadt ohne Vorkoster gar nichts essen. Wenn man ihm was ins Essen kippt, wacht er am Ende gar nicht auf—oder aber in einer Verhörzelle. Andererseits habe ich genug eigene Sorgen, um mir den Kopf auch noch über seine zu zerbrechen.

Dennoch warf er dem Mann einen warnenden Blick zu. Sie beide waren im Begriff, eine Stadt voller Feinde zu betreten: daraus mochten sich die seltsamsten Allianzen ergeben, die in jeder anderen Situation undenkbar wären.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 30.12.2015, 15:12:13
Dan war diese Truppe die sich dort als Wachmannschaft aufspielte nicht geheuer. Aber was sollte er schon tun? Sie mussten in die Stadt und sie hatten sehr bunt gemischte Truppe, deren meisten Mitglieder in Tal vermutlich nicht sonderlich gern gesehen waren. Also nickte er dem Anführer zu und drehte sich zu seinen Kameraden.

"Ihr habt’s gehört. 2 Wechsel pro Nase. Also bitte bei mir zahlen bevor wir in die Stadt kommen." Mit diesen Worten nahm er Cesares Wechsel entgegen und blickte in die restlichen Gesichter, die behandschuhte Hand offen gehalten.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Mose am 08.01.2016, 21:10:20
Mose hat sehr schlecht geschlafen. Er war ständig aufgewacht, als er sich im Schlaf versehentlich auf die verletzte Seite gedreht hatte. Er hatte sich schließlich doch überwunden, den Spitalier zu fragen. Die Wunde hatte dieser zwar vernäht, doch einen Verband nicht geben wollen, ohne Bezahlung. Mose hatte ablehnen müssen. Auch den Schrottern hatte er kein Geld geben können und musste dafür eines der erbeuteten messer anbieten. Was für ein dreckiges Land! Überall Halsabschneider!, fluchte er innerlich.

Am Morgen waren sie dann durch den Schnee gestapft und Moses Laune hatte sich kaum gebessert. Eher noch verschlechtert. Er hatte zu Kemwer aufschließen wollen und ihn weiter über Horus und den anderen gott ausfragen wollen. Doch dieser war nicht besonders gesprächig gewesen.

Schließlich kamen sie in Tal an. Am Tor wieder ein Problem mit dem Geld. Möglichst unauffällig schob er sich zu der Hellvetikerin vor und flüsterte ihr zu: "Altena. Wir sind in Tal und ich müsste weiter, denn ich habe kein Geld. Komm für das Weggeld auf und für meine Verpflegung. Dann helfe ich Dir, die Angelegenheit in Tal zu untersuchen. Eine Hand wäscht die andere, okay?"
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Aeb am 10.01.2016, 22:21:33
Nach einer harten Nacht, in der Aeb sich vor allem Sorgen um sein Hab und Gut gemacht hatte und deswegen auch seinen Rucksack fest umklammert hielt, während er schlief, folgte der Fußmarsch durch die Kälte. Als endlich die Stadt in Sicht kam, die er als Ziel hatte, wollte er schon aufatmen, sah dann aber die bewaffneten Wachen, die davor standen.
Und jetzt wollten sie auch noch Geld. Geld dafür Leute in eine Stadt einzulassen.
Am liebsten würde er die Stadt umgehen und sich direkt seinem Ziel widmen.
Aber wenn er wissen wollte, wohin genau, musste er sich wohl oder übel erstmal in der Stadt umschauen, also kramte er zwei Wechsel aus seiner Tasche und ließ sie aus geringer Höhe einzeln in Dans Hand fallen, als ob er wollte, dass der Klang nochmal jedem zeigt, dass er grade zwei Münzen abgegeben hat.

Cesare nickte er danach noch zu. „Danke.
Auch wenn er dem Gedanken nicht ganz folgen konnte. Sie kamen grade erst in die Stadt. Warum sollte man sie vergiften wollen? Offenbar musste er sich hier noch mehr vor den Oberweltern in Acht nehmen, als ohnehin schon.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Khenubaal am 21.01.2016, 08:31:15
Als Mose Altena ansprach, zögerte sie kurz, nickte aber schließlich. "In Ordnung, Hühne", sagte sie schließlich flüsternd. "Ich bezahlte für Eintritt und Verpflegung. Und ihr helft mir bei meiner Suche. Danach gehen wir wieder getrennte Wege."

Mit diesen Worten griff die Hellvetikerin an eine Seitentasche an ihrem Anzug und kramte 4 Schnipsel gedruckter Wechsel hervor. Diese drückte sie dann Dan in die Hand und nickte dabei stumm in Richtung des Balkhaners, um anzuzeigen, dass die zwei überschüssigen Scheine zu seinen Gunsten gezählt werden sollten.

Dan war immer noch leicht überrascht, von den beiden Dinar-Münzen, die Aeb ihm überreicht hatte. Man sah selten das Geld der Africaner in Hellvetika. Aeb hatte den neugierigen Gesichtsausdruck des Schrotters bemerkt, ihn aber nicht richtig zuordnen können. Er hatte die Münzen noch im Süden einem Toten abgenommen und sich nichts dabei gedacht. In Hybrispania waren beide Währungen gleichermaßen verbreitet.

Schließlich riss Mehler den Schrotter wieder aus seinen Überlegungen. "Hier - mein Anteil", sagte der Protektor und drückte Dan zwei weitere Wechsel in die Hand. Seinem Beispiel folgten anschließend auch Leon und Kemwer, letzterer wie erwartet ebenfalls mit Dinar-Münzen.[1]

Daraufhin wandte sich Dan wieder an den Anführer der Torwächter und hob die Hand, um die Scheine für den Wegezoll anzuzeigen. Dieser nickte. "Ok - komm näher. Aber erstmal allein", rief er und ging der Gruppe einige Schritt entgegen. Auch Dan machte sich auf und die beiden trafen sich in der Mitte zwischen beiden Gruppen, etwa jeweils vier, fünf Meter von diesen entfernt.

Die Gruppe sah, wie Dan dem Wächter die Hand entgegenstreckte und ihm die acht Wechsel und vier Dinare übergab. Der Mann nahm das Geld an sich und begann schnell abzuzählen. Als er fertig war, nickte er offensichtlich zufrieden und steckte das Geld ein. Dann - plötzlich - legte er die Hand auf Dans Schulter, beugte sich vor und flüsterte diesem etwas zu.[2]

"Was zur Hölle macht er da?", fragte Mehler, aber ohne eine Antwort zu erwarten. Der Wind hatte die Worte vollständig verschluckt; keiner in der Gruppe hatte auch nur eine Silbe verstanden.

Sie sahen nur, wie Dan sich von dem Mann wieder löste, nach hinten schaute und sie mit der Hand heranwinkte. "Alles klar - wir können durch", rief er.[3]

So machte sich die Gruppe auf und näherte sich endlich dem Stadttor von Tal. Wagner hielt sich bewusst unauffällig. Der Kopf blieb gesenkt, der Wegbereiter war sogar im Rucksack verschwunden, der Helm baumelte am Gürtel. Und auch Mehler richtete den Blick nach vorn, und vermied es, den Torwächtern in die Augen zu sehen. Bei beiden schien es keine Furcht zu sein, sondern das gesunde Abwägen von Vor- und Nachteilen, wenn man sich jetzt auf unnötige Konflikte und Provokationen einließ.

Die Wächter beäugten die Hellvetikerin und ihre fünf Begleiter neugierig. Einer der Männer - Kemwer bemerkte, dass es der Messerträger war - drehte sich zur Seite und spuckte gelben Rotz in den Schnee, als er zunächst Kowalskis Neoprenanzug und wenig später Mehlers Hutkrempe bemerkte. Die die meisten Blicke zogen wider Befürchtung nicht Wagner und die beiden auf sich, sondern die zwei Hühnen der Gruppe. Die Männer starrten erstaunt den riesigen Balkhaner an, der sie alle mindestens um anderthalb Köpfe überragte, und so aussah, als könnte er es mit einem ausgewachsenen Ochsen aufnehmen. Und sogar noch mehr Aufmerksamkeit wurde dem schwarzhäutigen Hühnen zu Teil, der stumm und selbstbewusst durch das geöffnete Tor Schritt.

Zusammen mit Kemwer unterquerten auch die anderen den Torbogen. Nun waren sie drinnen. In Tal. Der Schnee unter ihren Füßen war braunem Matsch gewichen - um sie herum herrschte Geschäftigkeit. Der Lärm von Hämmern, Sägen, wiehernden Pferden und verärgerten Rufen der Arbeiter erfüllte die Luft. Irgendwo von links kam ein lautes Zischen und weißer Dunst Schoss aus dem Schornstein von einem der hölzernen Gebäude an der Innenseite der Mauer in den Himmel.

Ein halbes Dutzend Kinder - Gesicht und Kleider von Matsch bedeckt lief über den kleinen Platz vor dem Tor. Zwei der Jungen hatten ihre Gesichter offensichtlich mit Absicht mit Dreck bedeckt und sich aus Ästen eine Art Krone mit Hörnern gebaut. Sie liefen vor einem blonden Mädchen und zwei weiteren Jungs davon. Das Mädchen hielt einen Holzstab in den Händen und hatte ein Stück Stoff über Mund und Nase befestigt. Die beiden Jungs hatten kleine Hämmer in den Händen. Einer trug einen beitkrempigen Hut. Der andere hatte eine Sonnebrille aufgesetzt.

Mehler sah den Kindern nach, bis sie wieder in einer der Gassen verschwanden, und lachte kehlig auf. "Wer sagt's denn - die haben das Herz am rechten Fleck."

"Wer? Die ersten beiden, oder die drei die Ihnen nachjagen?" - die Frage war schräg von hinten gekommen. Als sich Mehler und die anderen umdrehten, erkannten Sie, dass es einer der Wächter war, die sie an der Tür gestellt hatten. Der Mann lächelte und offenbarte schadhafte Zähne. "Schon gut - war nur'n Witz", sagte er. "Wenn ihr einen Platz zum Absteigen sucht - hier in der Nähe gibt es einen Ort. Das Chirocco. Is nicht gerade'n Palast, aber man kriegt sauberes Essen, was ordentliches zum Trinken und halbwegs saubere Betten. Zweite Quergasse von rechts, wenn ihr in die Richtung lauft." Bei den Worten deutete der Mann schräg nach rechts. "Falls ihr da absteigt, sagt der Ursi, Bronco hätte den Laden empfohlen. Dann kriege ich das nächste Mal nen Humpen spendiert", fügte er mit wieder lächelnd hinzu.
 1. Das nehme ich jetzt an, da ihr beiden nicht gepostet hattet.
 2. Dan, hast eine PM.  :)
 3. Tut mir Leid, dass lege ich dir jetzt in den Mund. Hoffe, das ist ok so.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Cesare Serafino am 23.01.2016, 17:03:19
Kaum durchs Tor, trieb Cesares Instinkt ihn dazu, mit raschen Schritten möglichst viel Abstand zwischen sich und die selbsternannten Gesetzes- und Hygienehüter zu bringen. Als sich ein wenig verspätet sein Verstand dazuschaltete, hielt Cesare abrupt an.

Was wäre hier in Tal das für seine Gesundheit abträglichste, was ihm passieren konnte? Als Apokalyptiker enttarnt zu werden. Wo vermutete man einen solchen am wenigsten? In der Begleitung eines Richters, Spitaliers und Hellvetikerin. Widerstrebend lenkte Cesare also seine Schritte zu diesen zurück und kam gerade rechtzeitig, um Mehlers Bemerkung zu den spielenden Kindern zu hören. Er warf diesem einen ausdruckslosen Blick zu. Das heißt, seine Miene war ausdruckslos, seine Augen aber taten, was seine Augen immer tun.

'Du guckst immer so intensiv, wenn du einen so direkt anschaust', hatte Jehan ihm einmal gesagt. 'Das Gesicht wird einem ganz heiß dabei! Früher hat es mir Angst gemacht. Wenn du so geguckt hast, wusste ich nie, ob du mich gleich schlägst oder tröstend in den Arm nimmst.'

In ihrem Fall mochte das gestimmt haben. In Bezug auf Richter Mehler aber überlegte Cesare noch immer, ob es tatsächlich schlau war, in dessen Nähe zu bleiben. Was wollte der Mann eigentlich hier in Tal? Cesare würde sich besser fühlen, wenn er das wüsste. Das entschied die Sache endlich: ja, er würde in derselben Herberge unterkommen wie die Reisegefährten. Sollte Mehler entscheiden, ob er der Empfehlung dieses Bronco trauen wollte. Ein Nicken in Mehlers Richtung sollte ihm dies bedeuten—vielleicht ein wenig zu verschlüsselt. Vielleicht aber verstand der Richter es auch.

"Als Jungen, wir auch immer haben gespielt das Spiel", sagte er. Milder Spott fand seinen Ausdruck in einem leichten Zucken des Mundwinkels. "Wer zog beim Losen den kürzeren, musste sein ein Richter."

Er sah sich um, musterte die Leute wie die Häuser in der Nähe und die Gasse selbst. Die Gasse: Gewunden oder gerade? Abzweige? Weitete sie sich in der Ferne vielleicht zu einem Platz? Die Leute: geschäftig oder gedrückt, ärmlich oder wohlgenährt, bewaffnet oder nicht, die Blicke misstrauisch, ängstlich oder neugierig? Die Häuser: ärmlich oder gut in Schuss? Fiel ihm eines der Häuser in den Blick, vielleicht weil es erst jüngst Renovationen oder Anbauten erfahren hatte? Vor allem aber achtete er auf die Schilder, die auf ein Handwerk hinwiesen: war darunter ein Schneider?[1]

Dann wandte Cesare sich an die nächstbeste Person, die nicht allzu beschäftigt aussah—Bronco, wenn es sein musste—und fragte: "Entschuldigung. Suche eine Frau, die sich heißt Maria. Oder Marie. Oder Mari. Sie müsste haben zwischen fünfundvierzig und fünfundfünzig Jahre, vielleicht auch etwas mehr noch. Sie muss gewesen sein in Purgare, als sie war jünger. Kennen Sie so jemanden?"

Den Namen Maria hatte Cesare auch Richter Mehler genannt, als der ihn vorgestern verhört hatte. 'Ein ehemaliges Kindermädchen', hatte er behauptet, 'die vielleicht weiß, wo sind meine Eltern.' Den Namen hatte er aber nicht nur deshalb gewählt, weil er sich tatsächlich an ein Kindermädchen dieses Namens erinnerte—Verrückt, der eigene Name will mir nicht einfallen noch die der Geschwister oder Eltern, aber dass das Kindermädchen Maria hieß, das weiß ich noch!—sondern weil dies seines besten Wissens nach auch in Borca ein häufiger Name war. Man durfte also hoffen, dass es hier in Tal mehr Marias gab, als der von ihm Angesprochene kennen konnte, oder die er zumindest nicht alle gut genug kennen konnte, um sicher zu wissen, dass keine davon vor vielen Jahren einmal südlich der Alpen war.

Falls die Antwort so ausfiel wie erwartet—dass der Angesprochene etwa nachhakte, ob Cesare nichts genaueres über diese Maria wisse—würde er hinzufügen: "Ich weiß, dass sie ist eine Bekannte—oder Verwandte?—von einem Mann mit Namen Vincent Dessailly. Wo ich kann finden ihn?"[2]
 1. INS+Wahrnehmung = 2E 1T (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg995574#msg995574)
@ Meister: Äh, auf die Idee mit dem selbst nach einem Schild für Schneider gucken bin ich jetzt zu spät gekommen, da hatte ich schon auf Täuschung gewürfelt... ich gehe mal davon aus, dass ich es nicht gleich entdecke? Sonst muss ich die Szene unten halt noch umschreiben.
 2. PSY+Täuschung = 5E 0T (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8476.msg995568#msg995568). Cesare will damit vortäuschen, dass es um diese Maria geht und eben nicht um Vincent.
Titel: Akt I - 28 Tage überfällig
Beitrag von: Dirty Dan am 26.01.2016, 10:49:14
Dan war froh endlich innerhalb der Mauern Tals zu sein. Hier pfiff der Wind nicht so schrecklich wie vor dem Tor. Er hatte letztlich den Wegzoll für die bunt gemischte und recht auffällige Truppe gezahlt und sie zu sich gewunken. Sieht hier auf den ersten Blick relativ normal aus.

„Hat jemand was gegen das Chirocco? Wir brauchen ja ne Absteige, nicht wahr?" Er blickt in die Runde und wartet auf Reaktionen.