wird aus seinem Traum, seiner Vision gerissen. (Anzeigen)John erwacht mitten im Baumstumpf. Im ersten Moment scheint alles normal, doch dann merkt er wie sein Körper sich immer leichter anfühlt und er jegliches Gefühl für den Boden unter sich verliert. Er will sich aufrichten und sieht seinen eigenen Körper dort liegen. Ein lebloses ungeliebtes und leider vor allem mutiertes Etwas. Jetzt losgelöst von seiner eigenen Stofflichkeit widert ihn der Anblick noch mehr an und unzählige schuppige Auswüchse platzen aus dem Körper hervor. Sein Blick schweift umher und die gesamte Höhle im Baum wirkt schief, verzogen und alle Farben völlig umgekehrt. Seine Freunde, Calvic sie alle wirken wie flackernde Schatten in den verschiedensten Farben. Ashley ein strahlender weißer Lichtpunkt, so rein, dass es fast schon weh tut, umgeben von schwarzen Schlieren, die diesen Funken ketten und binden. Calvic ein trauriges kleines Etwas, dessen Schattierung durch den gesamten Regenbogen wandert. Truknur, grau und hart wie ein Stein in der Brandung und Seiren ein völliges einziges Chaos mit einem fokussierten Punkt, wie das Auge eines Sturms. Ein Sturm, der die Arche zerreißen wird? Xaalis hingegen erscheint als ein konzentriertes Blutrot. Gezeichnet durch Gewalt, gefährlich und doch anderes? Sein Blick bleibt zuletzt an Spinner hängen. Er wirkt irgendwie anders als der Rest. Unscharf, wie eine graue Rauchwolke. Was bedeutete das?
Während er darüber noch grübelt, sieht er plötzliche helle Stimmen den Raum fluten. Überall tanzen farbige Noten umher, deren Sinn sich langsam in sein Gehirn gräbt.
“Kommt, wir suchen heut´ im Wald
viele große, kleine Pilze,
schaut, dort drüben unterm Baum
stehen aufrecht sie am Stiele.
Heran, heran, heran, schaut euch die Pilze an...“
Sein Blick wandert unwillkürlich der Aufforderung nach und überall an den Wänden des Baumes sieht er tanzende und singende Pilze verschiedenster Art. Sie allen haben große Augen und kleine Ärmchen, während sie einen fröhlichen Reigen tanzen. Die Stimmen singen weiter, während sein Blick von einer unglaublichen Anzahl an Farben getrübt wird.
“Was werden sie uns gleich erzählen,
wie sie von ihren Träumen schwärmen,
von Geschichten aus dem Wald,
nun fangt an, wir sind gespannt.
Heran, heran, heran, schaut euch die Pilze an...
Der Fliegenpilz schwebt auf Wolke sieben,
würd´ allzu gern zum Himmel fliegen.
Hört an, hört an, hört an, was ein Pilz erzählen kann...
Die Champignons stehn wie Laternen,
träumen vom Leuchten unter Sternen.
Hört an, hört an, hört an, was ein Pilz so träumen kann...
Der Pfifferling liebt das Radieschen
und pfeift ihr gern ein lustig Liedchen.
Hört an, hört an, hört an, wie ein Pilz schön pfeifen kann...
Der Steinpilz grollt aus dunklem Munde,
er stünd´ so gern am Felsengrunde,
Hört an, hört an, hört an, warum ein Pilz so grollen kann...
Die Morscheln schwärmen von den Elfchen,
verzaubern sie mit manchem Märchen.
Hört an, hört an, hört an, wovon ein Pilz so schwärmen kann...
So, nun wisst ihr wie das ist,
wenn im Wald ein Pilz mal spricht!“
Die Vorstellung endet und mit einem Mal kehrt Ruhe ein. Seine verschwommene Sicht stabilisiert sich und ein helles Licht fällt auf ihn. Wie ein Engel vom Himmel steigt eine neue Gestalt herab. Ohne zu wissen warum, weiß John sofort, es muss Myzel sein. Eine wunderschöne Frau in einem grünen ausladenden Ballkleid, mit weißer Haut wie Porzellan und feingliedriger und hübscher als alles was er je in der Arche gesehen hat. Sie schwebt von oben herab und je näher sie kommt, desto bewusster wird ihm auch die Andersartigkeit unter der Schönheit. Ihre Haare entpuppen sich als Blätter, ihre feine Haut hat eine leichte Rindenstruktur wie ein Baum und das Kleid scheint aus Ranken zu bestehen. Sie strahlt förmlich von Innen und hält John die Hand hin. Ohne ein Wort zu sagen fühlt der Stalker sich weit willkommener als jemals zu vor in seinem Leben. Es scheint als möchte Myzel ihm etwas zeigen, doch soll er wirklich einfach so annehmen? Doch mit jedem Atemzug ist er sich seines Selbst bewusster und ihm ist auch klar was zu tun ist! Ohne zu Zögern und im Vertrauen auf Myzel, reicht er ihr die Hand um ihr zu folgen. John spürt sofort die raue und doch sanfte Berührung der Hand und schwebt zusammen mit der himmlischen Erscheinung gen Himmel, taucht durch die Baumkronen hinauf in ungeahnten Höhen und erfüllt ungewollt einen Menschenheitstraum, auch wenn es wohl nur ein Traum ist oder doch mehr? Während der Wind ihm eisig um die Ohren saust und die Sonne ihn einen Moment blendet, überkommt ihn ein Gefühl der Erhabenheit. Seine Augen gewöhnen sich nach und nach an das Schauspiel und mit der Frau an seiner Seite kann er die riesige Zone erblicken. All die fernen Bauwerke, die noch nie ein Mutanten zuvor erreicht hat. Doch Myzel zupft an seiner Seite und weist mit ihrem Finger auf etwas weit näheres. Das merkwürdige Gebäude, welche sich dem Bewuchs widersetzt hatte. Einen Moment fluten Bilder von Gewalt, Gewehrfeuer und Schreien seinen Kopf. Vor seinem geistigen Auge taucht der riesige Stahlkoloss auf. Vielleicht erwarten sie dort Antworten zu dieser dringenden Frage? Weitere kurze Bilder blitzen auf, Bilder von Zonen-Guhlen und den gerüsteten Menschen der schwimmenden Arche. Aber John spürt, dass da noch mehr ist. Das sein Geist in die Ferne gezogen wird. Mit einem Lächeln auf den Lippen, ein Lächeln, welches dem Stalker Beruhigung schenkt, ein Gefühl als ob alles in Ordnung ist, weist Myzel auf etwas weit entferntes im Norden. Es musst unzählige Kilometer nördlich der Arche liegen und entpuppt sich als riesiger wuchernder Baum, der ungezähmt in die Höhe geschossen ist. Er spürt, dass dieser Ort irgendetwas mit seiner eigenen Natur, seiner Mutation zu tun hat. Ein Schlüssel zum Verständnis? Ein Mittel, um es auszubrennen? Er weiß es nicht, doch er spürt die Wichtigkeit. Myzel hingegen legt nur den Kopf schief und schenkt John ein aufmunterndes Lächeln. Wärme breitet sich in seinem Körper aus und sie lehnt sich nach vorne, nimmt seine Hand in ihre weiche, doch feste Berührung, um ihm etwas zu zuflüstern. Bevor jedoch auch nur ein Laut ihre Lippen verlassen kann, spürt er plötzlich die Gravitation, spürt wie sein Geist von erdenden Fesseln erfasst und zurück zum Boden gezogen wird. Er greift noch verzweifelt nach der Gestalt, doch es ist zu spät und er schlägt hart in seinen eigenen Körper ein. Erwacht völlig verwirrt...
John hört völlig verzehrt die Stimme von Spinner, während er die Augen aufschlägt und sich das wenige Licht in allen Farben des Regenbogens bricht. Eine große Leere hallt in seinem Inneren wieder und er spürt immer noch einen Nachhall aus der letzten Berührung, wünscht sich er hätte die Worte noch hören, mehr von der Vision sehen können. Die Wirkung des Trunks scheint noch nicht vollständig abgeklungen, aber irgendetwas hat ihn wieder zurück in seinen Körper gesperrt. Calvic hingegen kniet sich hin und schaut zu John.