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Archiv => Archiv - Online-RPGs Pathfinder => Kingdoms of Kalamar - Von Löwen und Lämmern => Thema gestartet von: Khenubaal am 30.07.2016, 23:19:44

Titel: Von den Gefährten unbemerkt
Beitrag von: Khenubaal am 30.07.2016, 23:19:44
Hallo Leute,

ich warte weiterhin gespannt auf eure Beiträge, habe aber das Gefühl, dass uns ein wenig das Sommerloch erfasst hat. Ich hoffe, dass es bald im IG-Thread weitergeht. Derweil will ich euch hier ein wenig (hoffentlich genehme) Lektüre bieten.

Stein des Anstoßes war eine Übersetzungsübung für Basilios Spieler. Also habe ich eine Szene aus unserer Kampagnen-Welt auf russisch verfasst und der Spieler hat sie übersetzt. Das Ergebnis wollen wir euch nicht vorenthalten.

Daraus kam mir die Idee, einen Splitter-Thread anzulegen, in dem man Szenen beschreiben könnte, die sich Abseits des SC-Fadens abspielen. Das ist dann auch nur Spielerwissen, und kein Charakterwissen, aber hoffentlich trotzdem angenehme Lektüre. In diesem Sinne - viel Spaß!
Titel: Von den Gefährten unbemerkt
Beitrag von: Khenubaal am 30.07.2016, 23:22:21
Das Gesetz der Ukhtark

Mago und Maru am Rand des Feldlagers der Kargi an der Gulasado, vor dem Sturm auf die Festung

Mago gestikulierte verärgert mit den Armen. "Maru, du musst ihm erklären, dass das absurd ist! Der Jüngling ist ja völlig verwirrt! Wozu machst du ihm falsche Hoffnungen?"

"Was für falsche Hoffnungen?" fragte Maru verärgert und überrascht. "Ich habe ihm überhaupt nichts versprochen. Ich habe nur gesagt, dass eine Dariba nur einen großen Krieger heiraten darf. So ist es doch, oder etwa nicht?"

"Maru!" erwiderte der Serogul heftig. "Er ist nicht von unserem Stamm, er ist ein Fremder. Was ist los mit dir — ist dir das etwa entgangen?"

"Na und? Krischtara hat auch einen Fremden geheiratet. Dajeb vom Stamm der Pastur."

"Bei den Göttern, Weib — komm zu dir! Die Pastur sind Kargi, Basilio ist ein Mensch. Was ist mit dir, lassen deine Augen nach?"

"Es ist nicht der erste derartige Fall. Gurdan nahm sich zum Weib eine Frau aus dem Dorf. Und Baslor raubte sich sogar ein Elfenweib! Ein Elfenweib!"

Mago zuckte bloß mit den Schultern. "Maru, aber du weißt doch", sagte er traurig.

"Was weiß ich?" blaffte die Dariba  zur Antwort. "Dass das Männer sind, ich aber eine Frau? Dass ihr jedes Recht habt, ich aber keins?"

"Beruhige dich, Maru", erwiderte der Serogul. "So ist das Gesetz. Nicht ich habe es entschieden."

"So ist das Gesetz — natürlich! Du selbst hast gesagt, dass es an der Zeit ist, unsere Gesetze zu ändern. Ist es nicht so?"

"So ist es — aber doch nicht alle auf einmal. Und man muss die Gesetze ändern, die veraltet sind und den Stamm behindern, nicht diejenigen, die dir und mir persönlich nicht passen!"

Das Gespräch erhitzte sich. Jetzt hob auch Mago die Stimme. "Begreif doch", sagte er gestikulierend, "wenn der Gul Kopf, Rückgrat und Stärke seiner Stammesbrüder ist, so ist die Dariba deren Seele und Gewissen. Du kannst nicht einen Fremden heiraten und dich so den Deinen entfremden. Das wird den ganzen Stamm der Ukhtark aus dem Gleichgewicht bringen!"

Maru verschränkte die Arme vor der Brust und durchbohrte Mago mit ihrem Blick. "Redest du gerade mit mir nur im Interesse des Stammes, oder hast du eigene Motive?"

Mago wich einen Schritt zurück und runzelte die Stirn. "Was meinst du?" fragte er verblüfft.

"Ich meine, dass wir so manches Gesetz haben. Auch ein Gesetz, dass es einem Gul — dem derzeitigen, wie dem zukünftigen — verbietet, um die Hand der Dariba anzuhalten. Es muss immer ein Gegengewicht zur Macht des Guls geben, in Person der Dariba und ihres Mannes." Maru tat zwei Schritte und richtete sich vor dem Serogul auf. "Du hattest niemals die Möglichkeit, um meine Hand anzuhalten. Was spricht gerade aus dir? Ist es Sorge um das Volk, oder Eifersucht?"

Sie verstummte und Stille trat ein. Etliche Sekunden sah Mago sie bloß mit gekränkten und traurigen Augen an. "Ach, Maru", sagte er endlich, "denkst du nicht, dass wenn ich meine eigenen Wünsche über meine Pflicht gegenüber unserem Stamm stellen würde, dies dann das erste Gesetz wäre, gegen welches ich schon vor langer Zeit verstoßen hätte?"

Er wandte sich ab. „Schon gut“, fügte er hinzu, „lassen wir das. Dieses Gespräch ist müßig.“

Damit ging der Serogul. "Mago!" rief Maru ihm nach, "ich wollte nicht..."—aber er hörte sie schon nicht mehr.
Maru stand noch einige Minuten da und blickte ihm hinterher.

"Oh ihr Götter!" rief sie schließlich voller Zorn. "In was für einen Schlamassel habe ich es nur geschafft hineinzugeraten?"