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Archiv => Archiv - Online-RPGs Pathfinder => Koura - Eine Welt in der Faust => Thema gestartet von: Menthir am 17.11.2016, 18:37:46

Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 17.11.2016, 18:37:46
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Am Tor der Brüderschaft - Sjukowo - 19:27 Uhr

Der elfte und letzte Monat dieses elendig langen Jahres hatte begonnen und es würde mit Abstand der längste Monat werden. Je größer die Verzweiflung war, je beherzter der Wunsch nach Wärme und je unerfüllter eben dieser, desto länger zogen sich die kalten Tage.

Die Volakhi, benannt nach den alten Ochsenkarren, die sie zogen, waren das sicherste Zeichen für den nahenden Winter. Sie bestimmten das Wetter mit einer größeren Präzision als eine Wasseruhr die Zeit bestimmte und wer sie in den Straßen sah, wusste, dass Frost nahte. Vor zwei Nächten brachen sie aus den Tiefen des Nebelviertels Bulajew auf, dreißig oder vierzig Karren, gezogen von verhärmten Männer mit struppigen Bärten, allen Anzeichen von Mangelernährung und selbst kaum ausreichend für das Wetter gekleidet. Sie zogen durch die Straßen, sammelten mit Mandat des Stadtrates die Leichen aus den Wohnungen, aus den Fabriken und von den Flüchtlingen und ganz Armen, die auf der Straße vor Hunger und meist Kälte zugrunde gingen. Jeden Abend mit Sonnenuntergang verließen sie Bulajews dampfenden See und mit dem Sonnenaufgang verschwanden fast alle Karren wieder dort. Es war der Gang der Dinge in Demjanowka: alle Leichen kamen erst nach Bulajew, ehe sie der Kirche oder den Familien - oder bei den Ärmsten der Stadt - zum Begräbnis übergeben wurden. Warum? Darüber gab es nur Gerüchte, die teils gar allzu mythische Auswüchse annahmen. Doch die meisten glaubten einfach das, was die Stadt dazu öffentlich verkündete: das städtische Ärztezentrum hatte den Tod ordenungsgemäß festzustellen und sein Hauptquartier lag im Schatten der Magiespeicher-Bauanstalt[1]. Was auch immer mit den Leichen geschah, einem Volakhi zu begegnen, galt nie als gutes Zeichen. Und seit zwei Nächten waren sie wieder unterwegs...

Es gab jedoch auch Karren, die man gerne erwartete. Einer dieser Karren war einer der Gründe, warum sich am Tor der Brüderschaft eine Traube von Arbeitern bildete. Es war ein offenes Geheimnis, aber noch war es für viele immerhin noch ein Geheimnis und somit war der Andrang überschaubar. Obwohl die Halblinge den offiziellen Handel mit der Stadt verweigerten, gab es einige Mitarbeiter dort, welche überschüssige oder ausschüssige Ware zu erträglichen Preisen an die Stadtbevölkerung verkauften. Etwa 40 Bewohner Demjanowkas hatten Wind von diesem heutigen Treffen bekommen und warteten in der eisigen Kälte unter einem leicht wolkenbedeckten Mond auf einen der Halblinge von Hosch & Baber, auf alte Waren zu brauchbaren Preisen und auf etwas zu Essen im Magen. Unter den Hungrigen und Wartenden waren auch Lavrenty Volkov, Elrevan Izavel und Mara Sorokin. Vielleicht nicht aus denselben Gründen, wie die meisten, aber sie waren dort. Sie froren wie alle anderen.

Die Temperaturen waren weit unter 0 Grad gesunken, das erste Mal würde es richtig frostig werden und die Volakhi würden viel zu tun haben. Es war so kalt, dass sich viele Arbeiter in die Stahl- und Walzwerke des Nebelviertels wünschten. Der volle Mond leuchtete über karge Felder, brach sich an den Scheiben magischer Gewächshäuser, in dem die Halblinge von Hosch & Baber auch zu dieser Jahreszeit eifrig Erträge erwirtschafteten, während in der Stadt im Winter der Hunger besonders arg war. In der Ferne hoben sich die Haupthöfe der Halblinge von den dahinterliegenden, noch etwas höheren Hügeln ab. Die erdverkrusteten und frostigen Äcker glimmerten im Mondenschein wie mit Sternenstaub bestäubt. Aus der Richtung drang das Muhen des Viehes, welches in den engen Ställen wärmer hatte als die Menschen hier draußen. Im Norden verschwand die Stadt mit ihren tausend Schloten in unheilvollen Schatten aus Dunkelheit und Rauch, zeichnete sich nur noch als verschlingender Moloch, als Nachtmahr am Indigo der Nacht ab.

Sie blickten auf das Tor der Brüderschaft, eine Erinnerung an die Befreiung der Bauern aus ihrer Leibeigenschaft vor 49 Jahren. Einstmals mit einem Grenzposten und einer mannhohen Mauer umgeben, ist die Mauer von den Halblingen zurückgebaut worden, nachdem sie nach Westen hin baufällig wurde, sodass das Tor alleine auf der Straße steht. Sein stählernes Äußeres ist angelaufen und an vielen Stellen schon schrotig und rostig, brüchig und scharfkantig. Auf den schweren Gittertüren prangte einstmals jeweils eine Person. Auf dem linken Flügel ein Abbild des damaligen Königs Zavael III.[2] und des Führers der Bauernschaft Viktor Pulijenko[3], und wenn die Tore geschlossen waren, gaben sich also beide die Hände und es sollte für das Zeichen der Eintracht zwischen Adel und Landschaft stehen. Nur waren die Figuren aus wertvollem Messing und in einer kalten Winternacht vor zwei Jahren waren beide Figuren gestohlen worden und vom Stadtrat bis heute nicht ersetzt. Der gemauerte, kuppelartige Rundbau um das Tor war von brachialer Gestalt, aus Beton gegossen, und der damals zuständige Künstler hätte das Ganze Objekt noch verzieren wollen. Doch sein frühzeitiger Tod beendete dieses Projekt und hinterließ einen schäbigen, inzwischen vielfach bemalten Bau mit nicht mehr funktionierenden Toren, schartigem, rostigen Stahl. Das Mahnmal verwitterter Hoffnung. Die Schmierereien im Inneren gaben Kunde davon, wenn sie vom Tor der Verräter oder vom Tor des Hunger sprachen.

Endlich rollte ein Karren aus Richtung der Legebatterien über das gleichmäßige Straßenpflaster der Hauptstraße nach Demjanowka. Aufgeregtes Gebrumme ertönte. Was mochten die Halblinge wohl diesmal veräußern? Alte Hennen? Durchwachsenen Speck, in dem sich gerade die Maden einnisteten? Vielleicht waren ein paar Sack Getreide nass geworden und mussten weg, ehe sie schimmelten? Der Karren sah üppig beladen aus. Mehrere Kisten stapelten sich auf einer kleiner Ladenfläche und ein krummbeiniger Esel hatte furchbare Nöte, den schweren Wagen zu ziehen. Die Leute drängelten vor und manche wollte bereits vorstürmen, um als erstes von dem Mann zu kaufen. Gepöbel brach aus, bis ein kleiner, dürrer Mann mit einem abgebundenen Auge den Finger reckte und rief.
"Seht! Der Mann, der den Karren führt, ist viel zu groß für einen Halbling."
Eine vor Kälte schlotternde Frau, nur in ihrer Werkkleidung einer Zimmerfrau der Werft gekleidet und mit einer Wolldecke eingewickelt. "Schweige doch. Vielleicht haben Sie diesmal einen Arbeiter geschickt."
Aufgeregtes Jaulen und dann blieben doch alle am Tor. Die Worte der Halblinge waren deutlich. Wir handeln am Tor, oder wir handeln gar nicht.

Und so beobachteten die Anwesenden den Wagen voller Sorge und heimlicher Freude. Dann war er einige Minuten später bei ihnen. Sie stellten sich in seinen Weg und ein dürrer Mann, der eine zu kleine Papacha[4] auf dem Kopf trug, nur in eine ledrig-abgeschürfte Jacke und kurze Hosen gekleidet, brachte den Wagen zum Halt. Er schlotterte so vor Kälte, wie die meisten hier. Seine Schuhe waren beinahe durchgelaufen, die Socken versprachen keine Wärme mehr. "Nicht doch...", säuselte er schwer atmend in die Nacht, die inzwischen sternenklar geworden war. "Haltet einen alten Volakhi nicht auf. Ich will doch nur in den dampfenden See und mich dort mit meiner Beute niederlegen."
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12642;image)

Jemand schauderte, als der Mann das so formulierte und riss ihm die Papacha vom Kopf. Ein anderer in der Kleidung eines Minenarbeiters fragte stattdessen. "Keine Waren? Sind so viele letzte Nacht in den Legebatterien gestorben?"
Der Alte versuchte seinen Karren freizubekommen, doch der Esel fühlte sich bedrängt und wurde langsam störrisch.
"Lasst einen alten Mann ziehen. Bitte, die Herren und Damen. Was soll ich tun? Ich muss genauso leben wie ihr. Ich bin schon ein Volakhi. Was wollt ihr mir noch tun? Die Männer auf meinem Karren sind auf den Feldern erfroren. Genug des Wissens? Lasst mich doch ziehen!" Seine Stimme nahm einen weinerlichen Klang an und der Lichtschein einer Magielaterne, die am schäbigen Tor hing, verriet, dass seine sich auf die Kopfmitte beschränkende Glatze vor Scham und Kälte rot und blau glänzte. Seine braunen Augen waren etwas blutunterlaufen.
Der Mann, der wohl Kohlemann war, setzte nach. "Lüg doch nicht, Alter. Du bist uns zuvor gekommen und hast den Halblingen abgekauft, was sie uns gegeben hätten." Er polterte gegen den Esel, der in die Luft austrat. Der Alte versuchte den Esel zu beruhigen, aber schnell stimmten zwei menschliche Frauen, ein Zwerg und ein Ork dem Kohlemann bei. "Genau! Du schmuggelst! Lasst uns die Kisten aufreißen!" - "Nein! Bitte nicht! Es sind doch nur Tote. Habt ihr vor Hunger keine Ehre mehr im Leib!"
Einige Männer und Frauen umzingelten nun den Karren und drohten den alten Mann die Tücher vom Karren zu reißen. Einer riss daran und die am Karren befestigte Gaslaterne stürzte auf die Straße, zerbrach und erlosch.

Koura. Die Welt, in der die Wärme wich. Aus der Welt selbst, aus dem Feuer und auch aus den Herzen. Der Alte bettelte, dass sie einen Moment innehielten. Er blickte sich hilflos unter den Besuchern des Tores der Brüderschaft um und schluckte. Bitter spie er aus. "Willkommen in Demjanowka..."
 1. Vielleicht hat wer genauere Gerüchte gehört oder kennt gar die Wahrheit? Wissen(Lokales)-Wurf verrät mehr.
 2. 
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 3. 
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 4. Die Papacha (https://de.wikipedia.org/wiki/Papacha) ist eine Pelzmütze aus der kaukasischen Gegend.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 19.11.2016, 22:44:57
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Yevgeni-und-Marija-Popowkowitsch-Park - Arbamanka - 19:27 Uhr

Das Viertel machte in diesen Stunden seinem Name alle Ehre. Durch die tiefen Straßenschluchten Arbamankas drang das Jaulen der hungernden, frierenden Streuner, auf der Suche nach Nahrung und Wärme. Einst hatten in diesem Viertel viele Hunde tot in den Gassen gelegen, entweder weil jemand ihr Gejaule nicht mehr ertrug, und sie erschlug, oder weil sie schlichtweg verfroren und verhungert waren. Dieser Tage traute sich niemand mehr an einen Hund heran. Sie waren nicht bissiger, nicht toller geworden. Aber die Angst von einem Psina gesehen zu werden, sie ließ jeden Wütenden einhalten. Jeder wusste, wenn er erwischt wurde, wie er einen herrenlosen Hund zu Tode prügelte - sei es, um ihn ruhig zu stellen oder um ihn zu fressen - bekam es mit dem Genossen Dschaba und seinen Kötern zu tun.

An den meisten Tagen hatte das zur Folge, dass Hunde gefüttert worden und so im Frühjahr bis Spätsommer Stille herrschte, doch in der einbrechenden Kälte des Winters mussten die Bewohner Arbamankas mehr auf ihr eigenes Essen schauen, die Hunde wurden weniger gefüttert und diese damit unruhig, bissiger, toller. Jeden Abend bis nahe an die Mitternacht schall das krampfhafte Jaulen durch die Straßen des Hundeviertels.
Und nicht nur die Hunde selbst wurden in dieser Zeit hungriger, auch die Köter. Die Psina hatten jedes Jahr ihre aktivste Phase, wenn es den Bewohner am schlechtesten ging. Dann rekrutierten sie mit der Aussicht auf Kost und Logis, mit Aussicht auf ein wenig Hoffnung und Wärme.

Seit zwei Tagen erstrahlten die wenigen noch gepflegten Parkanlagen Demjanowkas, fast alle im Viertel Arbamanka gelegen, im silbrigen Film frostiger Kälte. Der Auftakt der Winterwochen begann damit, dass sich der Mann in Weiß wieder zeigte. Die Winterwochen waren ein politisches Schlagwort, während dieser die Psina sich erhoben und gegen die Zustände in der Stadt stellten. Die Köter waren ein zweischneidiges Schwert, wenn man den Gerüchten glaubte. Ebenso kriminelles Kartell wie auch politische Partei mit einem charismatischen Gesicht. Und wer auch immer in den Schatten davon hörte, mochte vielleicht ein ersten Eindruck davon bekommen. In den Schatten wurde gemunkelt, dass Genosse Dschaba eine Rede im Park halten würde, der auch der Schwurpark genannt wurde. Und er würde einen Schwur ablegen. Doch etwas hatte sich geändert. Bruder Dschabas Auftreten sollte sich im Kleinen verändert haben. Immer noch im weißen Anzug, trug er nun ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Einem kulturlosen Halunken mochte das nicht weiter auffallen, wer aber die kulturellen Winkelzüge der Herzlande kannte, wusste, dass die Etikette nur dann eine schwarze Krawatte - von Dschaba in der modernen Form des Langbinders getragen - zuließ, wenn Trauer zu zeigen war, meist im Rahmen einer Beerdigung. Und Genosse Dschaba war ein Mann von Etikette, jemand der viel Wert darauf legte und in jungen Jahren sogar ein Buch über Etikette geschrieben hatte. Stilbewusst, öffentlichkeitsbewusst und offiziell ohne Verbindung zu einem verurteilten Verbrechen.

Die Dubinapolizisten mochten ihm - trotz aller Unkenrufe, dass die Psina sie kontrollierten - dennoch nicht trauen. Und auch ihre Ohren hatten von diesem Treffen gehört. Der frostverlorene Park, dessen Blumen längst eingegangen waren, nur noch das sauber geschnittene Immergrün war noch formbildend und sah mit den Frostspitzen an dessen Blättern fast pittoresk aus, war umgeben von einem umführenden Weg aus blassrotem Pflasterstein, welcher wiederum umgeben war von hohen, schmutzigen Hauswänden; rusgeschwärzt und mit schmierigen Hinterhoffenstern. In manchen Fenster brannten trübe Gaslampen und Bürger schauten herab auf den Platz. Andere dunkle Fenster offenbarten durch das Mondlichten mit der Finsternis verschwimmende Silhouetten, welche das Treiben ebenfalls beobachteten. Vier Hinterhofeingänge, gemauerte Tunnel durch die Wohnbarracken, erlaubten Zu- und Abgang aus dem Park. In der Nähe dieser wichtigen Punkte standen in oliv gekleidete Dubina, im Lichtschein der Magielaternen glänzten die Silberknöpfe ihrer Jacken. Mindestens drei von ihnen pro Zugang. Im Park hatte sich derweil fünfzig oder sechzig Bürger versammeltet. Die wenigsten von ihnen Menschen. Vielleicht zwanzig Zwerge und zwanzig Elfen, der Rest gemischt aus Menschen, den rabenartigen Tengus und einigen Halblingen und Ratlingen. Unter ihnen auch Djirris und Sawelij. Sie standen wild durchmischt um die Statue der Popowkowitschs, einer massiven Bronze, welche den blinden, gebrechlichen Yevgeni zeigte, wie er seine Frau zu Grabe trägt. Davor hatte - etwas unpassend - jemand einen roten Cocktailsessel gestellt, daneben ein rundes Beistelltischchen aus Mahagoniholz, auf diesem ein breitbodiger Dekanter stand, der gerade von einem Mann in schwarzer Weste, weißem Hemd und schwarzer Lederhose und schmalen Schnurrbart befüllt wurde, mit tiefrotem Wein.

Leises Säuseln fuhr die aufgeregten Leute, als im Nordeingang die Dubina ein paar Schritte machten und ein Mann in weißem Anzug, weißem Hemd und schwarzen Schlips in das Licht einer Magielaterne trat. Er ließ das künstliche Licht einen Moment wirken und blickte unter einem olivgrünen Fedora mit schwarzer Binde hervor und reckte das scharfgeschnittene, breite Kinn. Er zog eine Zigarette aus der Hemdtasche und entzündete sie mit einem magischen Taschendrachen, silber und in simpler Blockform. Er wanderte gemessenen Schrittes aus dem Licht, als das Flüstern und Mutmaßen unter den Besuchern begann, und klar wurde, dass ein schwarzer, etwa hüfthoher Hund mit glänzendem Fell ihm treu folgte. Doch der Mann, der augenscheinlich Genosse Dschaba war, unterbrach das Flüstern mit einer Stimme, die Magie nutzen musste, denn obwohl er normal sprach, war er von jedem, an jeder Position klar und deutlich zu verstehen.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12645;image)
"Guten Abend, meine Damen und Herren." Das Flüstern erstarb an fast allen Stellen, während die Dubina sich wieder in den Nordeingang stellten. Dschaba nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, atmete den Rauch aus der Lunge aus und verbarg die Zigarette auf der Innenseite der Hand, um sie vor dem kühlen Wind zu schützen, der durch die Straßenschluchten in den Hinterhof zog. Dann setzte er sich in den Sessel, schlug das linke über das rechte Bein und setzte die Zigarette wieder an den Mund. Der große Hund mit den leicht hängenden Lefzen und den stelzenartigen Bein, augenscheinlich eine Dogge, legte sich vor dem Boss der Psina nieder.
"Ich habe für das Interesse zu danken. Ich sehe die Frage in den vielen Gesichtern. Warum sind wir hier? Was kann ein Mensch, der sich nicht seiner Armut entsprechend kleidet, für die Nichtmenschen tun, die von der Stadt - dem ganzen Land - so verachtet sind. Die in einen kochenden Pott mit allen Orks aus Kirgagrad geworfen sind, und doch nur brennen und hungern."
Er atmete den Rauch der Zigarette tief ein, hielt ihn einen Moment, ließ ihn durch die Nase weichen und goss sich von dem Wein aus dem Dekanter ein.

"Die Wahrheit ist. Ich bin nicht gekommen, um zu versprechen, dass alles besser wird, nur weil ich es verspreche. Ich bin jedoch gekommen, weil ich sehe, dass euren jeweiligen Völkern der innere wie äußere Zusammenhalt fehlt. Weil euch Fürsprecher fehlen und Personen, deren Gesicht, deren Geschichte mit eurem Schicksal verbunden ist."
Seine Hand greift hinab zu der massiven Dogge und krault ihr das Kinn, während der Hund die Ohren aufstellt und suchend schnüffelt. Im schwachen Licht der trüben Gas- und Magielampen, die manche der Besucher trugen, waren die grau-schlierigen Augen des Hundes zu sehen. Er war blind.
"Ein Mensch macht dieses Angebot." Allgemeines Gemurmel gab dem Genossen die Chance, einen Schluck von dem Wein zu kosten, der ihm eindeutig zu sauer war und ob seiner Kälte das linke Auge des Genossen kurz zucken ließ.
"Warum sind wir Psina? Weil wir Verbrecher sind? Ja, wir sind Verbrecher. Verbrecher kommt aus einer der alten Sprachen und bedeutet wortwörtlich "das Recht brechen". Aber ist Verbrecher etwas negatives, wenn das Recht das Unrechte ist?" Er lächelte gewinnend.
"Ist es richtig, wie mit dem Elfen in dieser Stadt umgegangen wird, weil es Gewohnheitsrecht ist, sie in ihre Straßenzüge oder abgebrannte Wohnungen zu sperren?" Ein paar zustimmende Stimmen, die Stimmung löste sich etwas. Doch wer glaubte, dass der Mann sich darauf stürzen würde und eine Stimmung offen schüren wollte, sah sich getäuscht. Alleine der Sessel sprach dagegen. Er lehnte sich zurück und seine Entspannung ließ das leichte Aufbranden von Stimmung schnell wieder ersticken. Er würde gerne Rede für alle halten.

"Wir sind Psina - Köter - weil es unter Hunden egal ist, ob du ein Dackel, eine Dogge, ein Hirtenhund, ein Schweißhund bist. Es ist egal, ob du ein Schweinehund oder ein Sauhund bist, es ist egal, ob du ein krummer Hund oder ein Hundsfott bist. Wir sind alles Straßenköter, Mischlinge mit vielleicht augenscheinlich klarer Herkunft und doch mit ungewisser Zukunft." Er lächelte freundschaftlich. "Sicher gibt es in Hunderudeln auch eine Hierarchie, eine Ordnung. Aber sie ist komplexer als die großen Bürger dieser Stadt glauben. Und das ist das, was ich euch Nichtmenschen - euch Psina - bieten kann. Teil eines Kollektivs zu sein, in welchem wir Brüder und Schwestern sind. In dem es egal ist, ob du Elf, Mensch, Zwerg, Ork oder Halbling bist.
Die Frage ist und bleibt, was können wir damit machen? Das ist die Frage, die ich implizit am Anfang stellte. Aber die kann ich so nicht beantworten.
Um sie zu beantworten, benötige ich jetzt mindestens zwei Köter, die vortreten. Mir ist das gleich, ob ihr Politiker, ob ihr Dubina..."
Ein paar Männer lachten in Richtung der Männer in ihren oliven Uniformen. "..., ob ihr Schreiner, Penner, Stahlwerker oder Obdachlose seid. Mir ist egal, welcher Promenadenmischung ihr angehört. Mir ist egal, ob ihr wortgewandt oder still, ob ihr Mann des Gaslichts oder des Schattens, ach, ob ihr Mann oder Frau seid. Wen interessiert's? Mich interessiert, ob ihr jetzt eine Entscheidung trefft. Es ist eine einmalige Chance! Ihr tretet jetzt vor. Wer jetzt vortritt, den will ich als Sprachrohr für seine Gruppe ansehen und mit denen werde ich bereden wie es weiter geht.
Richtig, keine Reden für das Wohlgefallen aller. Sondern ein Gespräch, ein verbindliches Gespräch, zwischen echten Männern und Frauen.
Also, wer hat den Mumm das Schicksal seiner Gruppe in die Hand zu nehmen und sich mit Kötern zu umgeben."


Verwirrter Gesichtsausdrücke trafen Genosse Dschaba einen Moment, ein paar Besucher waren enttäuscht, weil sie große Reden erwartet hatten. Stattdessen nahm Dschaba noch einen Zug von der Zigarette und ließ den Stummel fallen und trat ihn aus, kraulte der blinden Dogge hinter den Ohren und wartete lächelnd, wer wohl vortreten mochte. Und manche spürten seine Blicke, sie wichen unwillkürlich einen Schritt zurück. Schließlich trafen seine Blicke auch Djirris und Sawalij. Als er die beiden anschaute, hielt er inne und schob den Fedora ein Stück hoch, um einen besseren Blick zu haben und stierte sie einen Moment unverwandt an[1]. Dann lächelte er wieder. Er wartete, ob jemand es wagte, vorzutreten.
Noch traute sie niemand den ersten Schritt zu...
 1. Motiv erkennen-Wurf
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Lavrenty Volkov am 20.11.2016, 02:14:49
Die Wärme war inzwischen ganz weg. Während er arbeitete lag sein abgetragener Mantel stets über einem Rohr durch das heiße Dämpfe strömten. So konnte er nach der Arbeit immer ein wenig Wärme aus dem schrecklich heißen Stahlwerk mit sich nehmen. Jetzt wo die Kälte nun endgültig die Stadt zu umfangen schien hatte er die Innenseiten des Mantels mit Pappe und Tapetenresten, die er irgendwo gefunden hatte, verstärkt. In der Armee hätte man das Kampfwertsteigerung genannt, hier war es viel mehr so, dass der Mantel ohne Lavrentys Improvisation beinahe gar keinen Wert mehr hatte. Nach seiner Schicht war er gleich hier her gelaufen, von der Wärme, die er dem Stahlwerk gestohlen hatte umfangen. Doch jetzt merkte Lavrenty wie der Frost durch den Mantel drang und nach ihm griff. Die Wärme war weg.

Die Hände tief in den Taschen, die Arme eng an den Körper gepresst und die Schultern hochgezogen, stand er da, unter all den Anderen und blickte sich unschlüssig um. Ein paar der Leute, die hier mit ihm warteten kannte er von Versammlungen und von der Straße. Wenn sich die Blicke begegneten nickte er kurz und raffte sich zu einem sanften Lächeln auf, aber blieb sonst still, suchte keine Gespräche. Wie die anderen auch, war er erschöpft von der langen Schicht und wollte genauso wie alle, dass dieser Tag einfach vorbei gehen möge. Als die Ankunft des Wagens angekündigt wurde konnte er spüren, wie sein Magen vor Freude einen Salto zu vollführen versuchte und Lavrenty auf diese Weise unsanft darauf hinwies, dass er großen Hunger hatte. Dennoch beteiligte er sich nicht an dem nun allmählich einsetzenden Gedränge um die besten Plätze. Viele hier sahen schlechter aus als er selbst, hatten die Mahlzeit nötiger, er würde auch mit dem was vielleicht überblieb auskommen können. Zumindest heute noch.

Doch es war nicht der erhoffte Wagen, sondern nur ein Leichensammler, ein Volakhi. Eigentlich glaubten die Leute doch, dass es ein schlechtes Zeichen war so einem zu begegnen, aber der Hunger ließ sie jeden Aberglauben vergessen. Allein die Hoffnung auf Essen machte sie sofort glauben, dass der Alte ihnen eben dieses wegnehmen wollte.
Jetzt machen sie sich am Wagen zu schaffen und gleich fallen die Leichen auf die Straße, dachte Lavrenty und Sorge machte sich in ihm breit. Das wäre dann ein neuer Tiefpunkt - alte Männer und Leichen. Er hatte bloß gewollt, dass der Tag vorüber ging und ein wenig Ruhe noch dazu, doch Lavrenty musste einfach dazwischen gehen. Um seiner Mitmenschen wegen, aber insgeheim auch um seiner selbst wegen. Er hatte schon zu viele Tote gesehen...

"FREUNDE! GENOSSEN!", rief Lavrenty und versuchte sich Gehör zu verschaffen während er zu dem Wagen drängte damit ihn alle sehen konnten. "Meine Enttäuschung ist nicht kleiner als die von jedem anderen, aber müssen wir diese Enttäuschung an anderen, genauso Enttäuschten auslassen?" Als er den Alten erreichte, nahm er seine eigene Mütze ab und reichte sie demonstrativ dem Volakhi. "Hier Väterchen, bis du deine eigene wieder hast." Die Kälte strafte Lavrentys Nächstenliebe augenblicklich mit eisigen Messern die durch sein Haar fuhren. Er schwieg einen Augenblick um die Aufmerksamkeit der Menge weiter zu bündeln und fuhr dann fort:

"Dieser Mann arbeitet doch nur, wie auch ihr! Er friert und hungert, wie auch ihr! Wir alle! Wir sind alle gleich, nichts unterscheidet uns! Ihr mögt vielleicht einwerfen, dass die Volakhi eine unreine Arbeit verrichten und euch das von ihnen unterscheidet. Kann so etwas gelten? Kann Arbeit überhaupt unrein sein, gerade wenn sie so notwendig ist, wie die des Alten? Unangenehm, das mag sein, aber unrein? Ich kenne jedenfalls nur einen unreinen Beruf... Fabrikbesitzer!"[1]
Lavrenty ließ der Menge einen Augenblick um das Gesagte einsickern zu lassen. Lächelnd fuhr er fort "Ihr mögt lachen, Genossen, aber es ist die Wahrheit und zwar eine sehr bittere. Der Fabrikbesitzer hungert nicht wie wir. Er muss auch nicht in der Kälte herumstehen so wie wir. Und ihm reißt auch niemand die Mütze vom Kopf, weil er mehr besitzt als wir. Er sitzt in seinem schönen, großen, warmen Haus und genießt ein Festmahl mit seiner gesunden und von Sorgen befreiten Familie. Jeden Tag. Nicht nur an Tagen wo er mal Glück hat, dass er was Gutes ergattern konnte. JEDEN TAG. Und wie kann sowas sein? Wie viele Schichten arbeitet so einer denn, damit das möglich ist? Wieviel mehr produziert er als wir in der gleichen Zeit, dass er soviel mehr Lohn verdient?

Die Fabrikbesitzer, die ich kenne, sitzen meistens nur auf einem bequemen Stuhl hinter einem großen Schreibtisch. Sie müssen ein flinkes und scheues Volk sein, diese Fabrikbesitzer, denn immer wenn man hinsieht verrichten sie keine schwere Arbeit und sind trotzdem reich. Sie verdienen mehr als alle ihre Arbeiter, wesentlich mehr. Und die Arbeiter? Die sind unzufrieden. Mit Recht! Aber warum lassen sie dann ihre Unzufriedenheit an diesem Volakhi aus? Ist er dafür verantwortlich, dass unsere Arbeit nichts wert ist, obwohl diejenigen, die von ihr profitieren, die durch sie - unsere Arbeit - ihren eigenen Verdienst erwirtschaften, wesentlich mehr zahlen könnten?

Selbst wenn er Nahrungsmittel dabei hätte - er sagt es ja selbst: Ich muss genauso leben wie ihr! Dürfen wir uns gegenseitig um das Wenige was wir haben beneiden? Findet ihr das richtig? Auch wenn einer von euch morgen dran ist und wegen schimmligem Brot mehr als nur die Kopfbedeckung vom Kopf geschlagen bekommt?"

Lavrenty war nicht wütend und seine Worte waren es auch nicht, vielmehr hatten sie einen flehenden Unterton. Die Leute mussten einfach verstehen, dass sie nicht gegeneinander sondern zusammenarbeiten und leben mussten. Das war wichtig und es musste noch schneller geschehen als es das derzeit tat. Der Winter war unaufhaltsam und seine Kälte unerbittlich. Doch wenn die Herzen der Menschen schon vorher eiskalt würden, dann würde sich nie etwas ändern.
 1. Diplomacy 35 um die Leute mit diesem lustigen Witz zu erheitern und die Situation so etwas zu entschärfen
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Mara Sorokin am 21.11.2016, 06:21:43
Auch Mara Sorokin hatte sich nach einem langen Tag im Walzwerk an das Tor der Brüderschaft geschleppt, um in der eisigen Dunkelheit des Abends auf den Hoffnungsschimmer zu warten, den der Wagen der Halblinge bedeutete. Trotz des Wollpullovers, des langen Mantels und der Uschanka auf ihrem Kopf, kroch ihr die Kälte in alle Glieder. Vermutlich lag es daran, dass ihr Pullover von Motten zerfressen, ihr Mantel längst abgetragen und die Kopfbedeckung kaputt war aber die Sachen waren das Beste, was sie sich hatte beschaffen können. Wenn sie sich die drei Dutzend anderen Arbeiter ansah, die sich hier versammelt hatten, ging es ihnen nicht anders. Auch sie frierten und zitterten und trotzdem waren sie hier. Der Wunsch nach einem gefüllten Magen und einem einzigen Abend, an dem man ohne Hungergefühle in den Schlaf abdriften konnte, obsiegte über eine Möglichkeit, seine Zeit an einem wärmeren Ort zu verbringen.

Mara war erschöpft und entkräftet. Sie hatte ihr Bestes getan und was hatte sie dafür bekommen? Gerade einmal genug, um sich den Abfall leisten zu können, den niemand mehr wollte. Sehnsüchtig blickte sie auf die Hauptstraße und versuchte dort einen Karren zu entdecken. Um nicht ganz dem Gefühl des Erfrierens nachzugeben, hüpfte und bewegte sie sich auf der Stelle und rieb ihre Hände aneinander. Einen Wagen konnte sie noch nicht erkennen, weshalb sie noch einmal einen Blick in die Menge warf. Nicht viele der verhärmten Gesichert kannte sie aber diejenigen, die ihr schon einmal begegnet waren, schenkte sie ein aufmunterndes Lächeln. Bei einem Teil der anderen tat sie das gleiche. Es kostete nichts, freundlich zu sein und an so einem Abend eine nette Geste zu schenken. Lavrenty Volkov, dem sie schon das ein oder andere Mal zugehört hatte, nickte sie außerdem anerkennend zu. Viele hatten sich hier aus dem gleichen Grund versammelt und es war bereits jetzt klar, was das bedeuten würde.

Kaum hatte Mara diesen Gedanken gefasst, kam auch schon ein alter Karren in Sicht. Die Menge setzte sich schließlich in Bewegung, denn jeder wollte der Erste sein und zumindest den Hauch einer Wahl haben. Sie machte den Leuten Platz und wartete geduldig ab. Währenddessen streifte ihr Blick das Tor und die beiden fehlenden Figuren. Der heilige Befreier Zavael. Den ehemaligen König derartig zu verehren schien ihr falsch, auch wenn er sich für die Armen eingesetzt hatte. Ruslan, der dritte Sohn des Königs hatte sogar seinen Adelstitel abgelegt und sich der Religion und den Armen verschrieben. Zwar war sein Ruf nicht der Beste aber trotzdem war es gut zu wissen, dass es solche Menschen noch gab. Von dieser Selbstlosigkeit konnten und sollten noch viele lernen.

Der Wagen kam immer näher und schnell wurde klar, dass es sich nicht um einen der Halblinge handelte, die sonst immer die Lebensmittel verkauften. Die Enttäuschung darüber machte schon sehr bald Empörung Platz, als die hungrigen Leute nicht mehr klar denken und nur noch glaubten, ihrer Mahlzeit beraubt worden zu sein. Einen Moment lang sah sie dabei zu, wie sie bereits auf den Karren und den alten Volakhi zustürmten; ihm die Mütze vom Kopf rissen. Das war wirklich genug. Sie sollten nicht ihre Wut an ihresgleichen auslassen, sondern an den Personen, die wirklich für ihre Lage verantwortlich waren. Doch bevor sie etwas tun konnte, drängte sich auch schon Lavrenty vor. Mara hätte die Situation vermutlich anders zu lösen versucht aber jetzt konnte sie den Mann auch unterstützen. Schließlich sagte er die Wahrheit. Sie machte sich auf den Weg zum Wagen.

"Hört auf ihn und überdenkt euer Handeln!" schaltete sich Mara schließlich ein und kletterte auf den Karren, um besser gesehen und gehört werden zu können. Das Gewehr, das sie sich aus gestohlenem und gefundenem Schrott und Einzelteilen zusammengebaut hatte und jetzt über ihrer Schulter hing, klapperte dabei gefährlich. "Wir alle frieren hier draußen. Wir alle hungern. Wir alle haben darauf gehofft, dass wir heute Abend vielleicht ohne einen knurrenden Magen einschlafen können. Wir alle. Dazu gehört auch dieser Volakhi. Lasst ihn seine Arbeit verrichten, damit auch er nach einem anstrengenden Tag endlich etwas Ruhe finden kann."

"Wir sitzen doch alle im selben Boot und sollten uns nicht gegenseitig bekämpfen, sondern unseren Hass und Unfrieden auf die Personen richten, die für unsere Misere verantwortlich sind. Tag für Tag schuften wir uns ab und schaufeln uns selbst ein Grab, nur um die Geldsäcke in ihren Anwesen weiter zu füttern und sie noch fetter werden zu lassen. Und nun seht uns an: Nicht viel mehr als Haut und Knochen. Müssen in die Kälte hinauslaufen, um den Dreck kaufen zu können, den die Fabrikbesitzer in den Müll werfen würden. Wir halten den Karren der Halblinge für eine einzigartige Möglichkeit und frieren uns den Arsch ab, um darauf zu warten aber am Ende bekommen wir nicht viel mehr als Dreck. Abfall."

"Seht also davon ab, diesem Mann die Schuld in die Schuhe zu schieben und erkennt, dass keiner von uns für unsere Lage verantwortlich ist. Wir tun unser Bestes, um am Leben zu bleiben. Wir arbeiten den halben Tag, um nicht verhungern zu müssen und selbst das reicht für einige von uns nicht zum Überleben. Die Arbeit dieses Mannes ist Beweis genug dafür, dass selbst unsere größten Anstrengungen nichts helfen. Nicht dieser Volakhi ist euer Feind! Die Fabrikbesitzer sind es!"
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 21.11.2016, 22:56:41
War es eine gute Idee hier her zu kommen? Hier raus ins Hundeviertel bei dieser Kälte. Es brachte auch nicht einmal etwas auf der Stelle herum zu treten. Die Kälte fraß sich einfach durch die Stiefel, den Mantel und die Kleider in den Leib. Auch der Kopf unter der dunkelgrünen Bommelmütze wurde langsam kalt und dies für eine Rede!? Wäre es wenigstens was zu Essen, etwas Kohle oder ein paar Münzen. Aber nein. Gut zumindest an letzterem könnte man drehen. Doch volle Taschen waren hier nicht zu sehen und zu allem Übel wachten die Augen der Dubina hier. Mit zusammen gepressten Lippen unterdrückte der Elf im alten Soldatenmantel ein mürrisches Zähneknirschen. Irgendwie wäre er jetzt lieber zu Hause in der Überfüllten aber dafür wärmeren Wohnung.

Gerade als er sich wieder fragte, welche Flöhe ihn da gebissen hatten, ging es los. Der große Genosse Dschaba tauchte auf. Die Gerüchte in den Schatten hatten auch nicht gelogen. Wiedermal zeigte sich, dass bei ihnen Wahrheit zu finden war. Doch warum hatte er sein Auftreten so verändert. Gut an Charisma war ihm immer noch nichts zu nehmen. Dieses gehabe, die Ruhe würden seine Hunde gerade die Gedanken des Elfen lesen können, so würde er auf der Stelle beide Hände verlieren. Aber ehrlich, Dschaba verleugnete weder seinen Einfluss noch seinen Reichtum.
Die Rede des Menschen, mit ihren gut gesetzten Pausen und passend gewählten Worten war seinen Gerüchten wirklich würdig. Doch waren seine Worte hohl? Er schwor alle auf Gleichheit und eine große Familie ein. Auf etwas was es vorher nicht gab, jedenfalls nicht so oder an was er sich erinnert. Ja es wäre schon verlockend als Gleichberechtig angesehen zu werden. Hier und jetzt. Ja und das nur zu einem kleinen Preis.
Der Elf zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Der Genosse versteckte es nicht wirklich. Er suchte Leithunde. Leithunde die vorpreschen hinaus in eine kältere Welt als dieser Winter der kommen möge. Hinaus in so manche scharfe Klinge die nicht offensichtlich sein mag. Denn wer wurde als erster gebissen? Wer sammelte am meisten Schrammen? Der der sich Leithund schimpfte. War es das wert?

Der Blick des Genossen entging dem Elf nicht. Er antwortete entschlossen, wich nicht zurück. Denn noch war ihm die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Seine Augen wanderten von rechts nach links, versicherten sich des Ahnenden und suchten das andere Ziel. Verfluchen sich dann für die Dummheit. Die langsam sichtbar werdenden Schlagstöcke in den Ärmeln der Dubina waren ja auch kaum mehr zu übersehen. Egal es war geschehen und nun nicht mehr zu Ändern.
Das bisschen warme Luft, was die Lungen des Elfen hergaben, prustete er als weißen Rauch hinaus. Langsam setzte er sich in Bewegung. Trat hervor aus der Masse auf den Genossen zu. Während der ersten Schritte blickte er noch diesen an „Herr Genosse Dschaba, hat Recht und das ist traurig. Stimmt ihr mir da nicht zu?“ dann wanderte sein Blick zu den anderen Elfen, zu den Tengus und den Rattlingen. „Für einen meines Volkes mag ich noch jung sein, und doch kann ich mich an andere Tage erinnern. Wo es weniger ausmachte welchem Volke man angehört.“ Als er die Grenze zwischen dem Pulk und dem Genossen passiert hatte, drehte er sich demonstrativ um. „Ich habe keine Angst mich mit Kötern zu umgeben. Mein Name ist Sawelij, ich bin ein Straßenköter.“ Nach diesen Worten drehte er sich wieder zum Genossen. Es war kaum zu glauben aber ihm lief ein eisiger Schauer über den eh kalten Rücken. Was würde ihm hier sein Trotz schon bringen, sicher nur gebrochene Pfoten.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 23.11.2016, 18:40:00
Kalt war es in den letzten Tagen geworden. Und das mit doch überraschender Schnelle. Jedenfalls draußen in den Straßen und den Parks. Wenn man nicht wußte, wo man Wärme fand. Wenn man ein einfaches Wesen ohne Gaben war.
Aber so war Djirris nicht. Er kannte die Stadt und sie kannte ihn. Sie waren verbunden. Und der Ratling wußte, daß sich die Stadt um ihn kümmern würde. So auch jetzt, wo der Winter anfing. Gerade in Arbamanka gab es genug Hunde, die ihn kannten. Und immer gab es ein Rudel, das nichts dagegen hatte, ihn und Muckel eine Nacht bei sich aufzunehmen; ihnen Schutz und gemeinschaftliche Wärme zu geben, wenn sie sich alle aneinander kuschelten. Hunde waren treue Seelen und so gab Djirris auch immer etwas zurück, nehmen der Wärme, die er und Muckel mitbrachten. Mal war es etwas zu Essen, mal seinen Hilfe gegen ein anderes Rudel oder auch ein anderes neues Rudelmitglied, das einen Platz in der Stadt suchte.

Doch jetzt waren er und Muckel alleine unterwegs. Er drückte seinen Katzenvertrauten, den er auf den Armen hielt, enger an seine Brust, damit sie beide Nähe und Wärme teilen konnten. Zusammen mit seiner streichelnden Hand brachte das den Kater zum wohligen Schnurren.
Verdammte Kälte!
Er spürte, wie sie ihm die Beine hochkroch. Langsam, unauffällig, wie ein Raubtier, das sich an seine Beute anschleicht. Also stampfte er wiederholt auf, um die Durchblutung zu fördern und das Raubtier zu verscheuchen.
Wie die anderen Zweibeiner wartete auch Djirris auf den Auftritt vom Anführer der Psinas. Aber seine Beweggründe waren andere als der meisten. Das wußte er. Denn die Stadt hatte ihn geschickt, um zu schauen, was Dschaba vorhatte. Natürlich bekam sie eh alles mit, was in ihr passierte, aber manchmal brauchte sie Ohren, die verstanden, was gesagt wurde. Die anderen Anwesenden waren zwar auch Teil der Stadt, aber sie verstanden es nicht. Sie alle klagten meist über ihr eigenes kleines Elend, statt sich als Teil von etwas Größerem zu sehen.
Dem Ratling wurde ein bisschen mulmig, als er die Dubina sah, wie sie die vier Eingänge besetzten. Das konnte nichts Gutes bedeuten, denn warum sollten sie so etwas tun, nur weil Dschaba eine Rede hielt. Hier war irgendwas im Busch, da war er sich sicher. Aber als er sich umschaute, verging das flaue Gefühl. Er wußte, das sie ihn nicht zu fassen kriegen würden. Die Stadt würde es nicht zulassen.

Dann hatte schließlich der Anführer der Psinas seinen Auftritt. Und auch wenn Djirris den Kötern schon so manches Mal mit Informationen geholfen hatte, konnte er dem charismatischen Dschaba nichts abgewinnen.
Er war nicht anders als die Fabrikbesitzer, auf die er schimpfte. Seine Bande sorgte dafür, daß er im Luxus leben konnte, aber er selbst würde sich offiziell nicht die Finger schmutzig machen. Da half auch seine Mildtätigkeit wenig, Djirris von anderem zu überzeugen. Allein was Stuhl, Tisch, Karaffe und Wein gekostet hatten, hätte alle Anwesenden einen Tag ernähren können. Oder einen von ihnen einen Monat. Warum sich also hier so präsentieren?
Da konnte der werte Herr so viel auf Freund des kleinen Mannes machen, wie er wollte.
Als Dschaba seine Rede beendet hatte und sich umschaute, spürte Djirris natürlich seinen Blick und verstand die Botschaft, die damit einherging. Und ebenso sah er, wie sich die Dubina bereit machten.
Wieder überkam ihn ein Schauer und er drückte Muckel so hart an sich, das der Kater ein protestierendes Mauzen von sich gab. Denn wenn der Mann ihn erkannte, ja regelrecht wahrnahm, dann hatten seine Vorkehrungen nicht funktioniert. Normalerweise reichte sein Bettlermantel dafür, daß ihm keiner eines weiteren Blickes würdigte, wenn Djirris es nicht gerade darauf anlegte. Und auch sonst arbeitete er meist heimlich oder in Verkleidung. Selbst die Informationen, die er den Psinas hatte zukommen lassen, waren nie von ihm selbst, in dieser Erscheinung, gekommen.
Djirris wich ebenso wie die meisten zurück, ja sogar noch etwas mehr. Er verschwand in der Menge, was ihm auf Grund seiner Körpergröße nicht schwer fiel. Dabei versuchte er natrülich besonders den vier Typen, die er in der Menge als Psina-Helfer ausgemacht hatte, zu entweichen.
Wieso weiß er von mir? War ich nicht immer vorsichtig?
Was weiß er von mir? Will die Stadt, daß ich mit ihm rede?

Djirris gingen einige Gedanken durch den Kopf. Am Ende aber blieb ihm eine Einsicht.
Wenn er mich kennen sollte, dann müßte er wissen, daß ich kein Führer bin. Dann müßte er wissen, daß mir all diese Wesen als Einzelne egal sind. Denn nur die Stadt zählt!
Und er müßte wissen, daß er mich nie ins Offene zerren darf, so wie er es hier versucht!
Nein, Dschaba! Du willst mit mir reden! Dann auf meinem Terrain, nach meinen Regeln!
Versuch es wieder, aber nicht so plump wie jetzt.

Und mit diesem Gedanken verschwand der kleine Ratling aus der Menge in einem der Büsche, die an ihrem Rand stand[1]
Von dort würde er schauen, was weiter vor sich ging. Und auch dem Gespräch lauschen, das sich da wohl zwischen dem Elfen und Dschaba anbahnte. Kurz überegte er, ob er den Elf kannte. War dieser schon mal irgendwo in Erscheinung getreten? Hatte er schon mal mit ihm geredet?
 1. Heimlichkeit: 34
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 24.11.2016, 00:54:22
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Yevgeni-und-Marija-Popowkowitsch-Park - Arbamanka - 19:37 Uhr

Der Mann in Weiß und Schwarz blickte Djirris lächelnd hinterher, als dieser dem Blick auswich und in der Menge zu verschwinden versuchte. Der aufmerksame Beobachter der Szene erkannte, wie sich zwei Elfen und zwei Ratlinge kurz in der Menge zusammenrotteten. Ihre Gemeinsamkeit lag in einer roten Schnur um das linke Handgelenk, die nur für einen Moment wahrlich erkennbar war. In jenem, in dem sie sich ihre jeweilige Zugehörigkeit zusicherten, ehe die Hände wieder in tiefen, stofflichen Taschen verschwanden[1]. Für die Masse - jedoch nicht für Djirris - unauffällig setzten sie sich in Bewegung, als ein tiefes, merkwürdig langgezogenes Bellen der blinden Dogge die Männer innehalten ließ. Dschaba machte eine verneinende Handbewegung und blickte die Männer an, die sich in ihrer Gruppe auflösten und wieder in die Menge eintauchten. Dschaba blickte kurz in die immergrünen Bewuchs, in welchen der Ratling samt seines Stubentigers abgetaucht war, und lächelte aufmunternd.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12645;image)
Für die Unbeteiligten wirkte die Geste anders, auch aufgrund seiner folgenden Worte. "Nur einer?"
Den verachtungsvollen Blick konnte Dschaba nicht verbergen. Die Verachtung wich einer Form angeekelter Empörung, die ihn sein Weinglas abstellen ließ. Er blickte auffordernd in die Versammlung von Bürgern, Ausgebeuteten und sicher auch Flüchtlingen. Wie sie dort alle standen, gekleidet in ihren zerrissenen Kleidern, den ausgelatschten Galoschen, den entflochtenen Schals, in klirrender Kälte, bar jeder wirklicher Hoffnung, in ihrem verzweifelten Ansinnen, dass jemand ihnen, wenn schon kein besseres Leben, doch zumindest wieder dieses Gefühl von Hoffnung schenkte. "Nur einer?", wiederholte Dschaba jetzt sanfter, versöhnlicher und rieb sich mit der rechten Hand über die Stirn und die Augen, vergrub sein Gesicht in denkender Pose für einige Sekunden in seiner Hand, und es blieb Sawelij alleine, der nach vorne trat und sich als Straßenköter bekannte.

Wieder ein langgezogenes, tiefes Bellen der Dogge, mit aufgestellten Ohren, als würde sie etwas bemerken, was niemand anderes bemerkte. Dschaba kraulte dem Tier die Ohren und blickte Sawelij an. Die Abscheu verließ seinen Blick und er wurde weich. Mit einem Nicken zeigte er seine Zustimmung. "Wohl gesprochen, mein Freund. Dann seid ihr der eine." Er nickte dem Mann in Weste zu, der jetzt zum Ostzugang zum Park ging. Währenddessen war zu beobachten, dass die Dubina den Park verließen. Auffällig unauffällig versuchten sie ihre Posten zu verlassen, fast schon etwas zu ostentativ in ihrer bemühten (Un-)Auffälligkeit. Schwere Bewegungen, welche neue Stiefel mit schweren Sohlen erwarten ließen, und doch mit gesenktem Haupt und so langsamen Schrittes, als hätten sie nie gelernt, in schweren Stiefel die Füße abzurollen.
"Es gibt auch keinen Grund, sich nicht mit Kötern zu umgeben. Wir handeln nicht immer richtig, manchmal übernehmen Instinkt und Trieb unsere Handlung - wie es bei Tieren so der Fall ist - auch wenn die Engelsfreunde diese Worte nicht hören mögen. Aber Köter sind immer loyal. Und dein Mut, mein Freund, für alle hier sprechen zu wollen, will belohnt sein."
Dschaba lachte leise. "Dein Mut hat allen Besuchern unserer kleinen politischen Serenade eine Mahlzeit verschafft."

Während Genosse Dschaba sich eine neue Zigarette anzündete, lenkte er seinen Blick in Richtung des Osttores, wieder dieses langgezogene Bellen der riesigen Dogge. Als erstes kam der Mann in der Weste in den Blick, dann war auf dem roten Pflasterstein das Rollen hölzerner, eisenbeschlagener Räder zu hören und etwas Rumpelndes. In den trüben Schein der Gaslaternen trat eine rumpelnde Gestalt hervor, sie zog einen mit Kisten beladenen Karren hinein. Verborgen unter einem großen, braunen Umhang, konnte dieser kaum verheimlichen, dass aufgeschichtete Pflastersteine, die grob eine humanoide, zwergengroße Gestalt darstellten, unter dem Umhang rumpelten und grollten. Das Wesen, sein Kopf wurde von einem breiten, gusseisernen, angerosteten Gullideckel gebildet[2], schob den Wagen durch das Licht auf den Platz, und grollte in fremder, gutturaler Stimme, welche wie das Brechen und Schaben von Schiefer klang, gleichwohl in der Sprache der Herzlande, Inolisch. "Brecht das Brot mit den Armen, und dann brecht den Reichen die Arme."

Erschrockene Blicke aus den Reihen der Bewohner, doch auch vereinzelt ängstliche oder tatsächlich erheiterte Lacher. Dann begann das Wesen Kisten von dem Karren zu nehmen. Die erste Kiste brach es auf, im Lichtschein zum Vorschein kamen gerupfte und gewaschene, eng gepackte Hühnchen. Vielleicht mochten 100 Stück davon in der Kiste liegen.
Dschaba übernahm wieder das Wort. "Unser neuen Straßenköter macht euch dieses Geschenk. Denn er übernimmt Verantwortung für euch, damit ihr eines Tages wieder Verantwortung für euch übernehmen könnt."
Die Leute stürzten mit gierigen Blicken, die Worte Dschabas wahrnehmend und doch nicht ganz hörend, nach vorne, und geduldig nahm das Wesen aus Pflasterstein und Erde mit grober Faust einen Stapel Leinensäcke und befahl den Leuten, sich einzupacken. Er nahm von dem etwas windschiefen, beschädigten Karren[3] weitere Kisten. Und binnen kurzer Zeit gesellte sich der Mann mit der Weste und dem Schnauzer dazu, verteilte die Säcke und gemeinsam mit dem unheimlichen Wesen, in dessen magischen Adern Mörtel und Unrat floss, verteilte er erst an jeden zwei Hühnchen, ein Viertel Käserad eines leicht überreifen Weißkäses, eine Kanne voll Milch und dann einen harten Laib Schwarzbrot.

Dies dauerte nur wenige Minuten, in denen Dschaba genüsslich seine Zigarette rauchte, nicht ohne auch Sawelij eine anzubieten. Die große, schwarze Dogge stand derweil auf und roch, schnüffelte, tastete an dem Elfen herum, jedoch ohne irgendwelche Anstalten von Unbehagen zu machen. Dann legte sie sich vor dem Elfen nieder. Dschaba beobachtete genüsslich das Schauspiel bis die Kisten schließlich leer waren. Das gefrorene Gras brach unter den Schritten der Hungrigen.
Dschaba nickte gefällig und deutete dem Mann mit dem Schnauzer und der Weste etwas mit dem Ringfinger und kleinen Finger. Dann erhob er wieder die Stimme.
"Keine großen Reden am heutigen Abend, aber volle Bäuche. Geht und ruht euch aus. Eure Kinder, eure Männer, eure Frauen, sie brauchen euch noch. Doch euer Straßenköter hier, er wird bleiben und mit mir reden. Und gemeinsam werden wir überlegen, wie wir euch so helfen können, dass ihr wieder Kraft dafür findet.
Wisst, dass ich verstehe, wie es ist. All der Kampf um zu überleben, und wie sollt ihr dann noch Kämpfen für mehr? Was ist, wenn die Fabrikanten euch erwischen und euch die Anstellung streichen? Wie sollen eure Kinder über den Winter kommen. Bei den Engeln. Es wird Winter und manche von uns werden sowieso verhungern. Soll ich meine Familie opfern, für die nur so kleine Aussicht auf Besserung? Soll ich sie im Stich lassen, obwohl so wenig Hoffnung ist? Und selbst wenn ich die Kraft besitze, wer kümmert sich, wenn ich im Kampf für die Freiheit und Gleichheit sterbe?"
Seine Stimme klang bitter und selbst ermattet von dem Kampf. Zustimmendes Gemurmel folgte. Zurufe. Ja, wie sollten sie das alle tun?
"Es sind noch zwei Kisten auf dem Wagen. Fjodor wird sie euch abladen. Für jeden von euch werden Kohlen sein, damit ihr es zumindest heute Nacht warm habt. Schenkt euren Kindern, euren Frauen, euren Männern Wärme. Und betet für diesen Elfen. Merkt euch sein Gesicht, sein Antlitz, seine Wärme, seinen Mut. Er hat euch - auch wenn er es abstreiten wird - diesen Abend geschenkt. Er wird dort kämpfen, wo ihr es nicht könnt. Noch nicht könnt. Aber merkt euch den Tag, merkt euch, was euch geschah. Vielleicht kommt der Tag, an dem ihr zurückgeben könnt. Denkt an Yevgeni und Marija, doch denkt bei diesem Park fortan auch an Sawelij!"

Und dann gingen die ersten, unsicheren Schrittes, beladen mit Kohlen und Nahrung, während das merkwürdige Ungetüm aus Schotter und Kies den Wagen aus dem Park schob. Als das Rumpeln verklungen war, waren schon einige Besucher eilig geflohen, in Sorge ihre Geschenke an Gauner und Hungrige zu verlieren. Doch viel mehr gingen auf Sawelij zu. Manche nahmen seine Hand in ihre durchfrorenen Hände, manche Frau küsste seine Hand, den Saum seiner Jacke, eine gar seinen Stiefel. Kerle schlugen ihm auf die Schulter. In den Augen eines dürren, humpelnden Tengus sah er verräterische Tränen, die er zu unterdrücken versuchte und der dann doch eine Umarmung der Dankbarkeit andeutete. Genosse Dschaba erlebte dasselbe. Duzende fanden keine Worte für ihr Glück oder ihre Dankbarkeit, drückten diese dann durch Handdrücken und ungewohnte, überfordernde, doch kurze und ehrliche Nähe aus. Ein älterer Mann jedoch, er war ein Mensch im Alter von mehr als sechzig Jahren, ausgezerrt mit struppigen Bart. Seine Haare waren auf dem Kopf zum Teil ausgefallen, nur kreisförmig standen sie um die Deckplatte des Schadels, langgewachsen und grau. Sein Blick war tränenreich und erschöpft. Seine ausgemergelte Gestalt in braunen, ausgetragenen Loden[4] wankte auf Sawelij zu und hielt ihm am Arm und sprach glücklich.
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"Du tust Großes, mein Genosse Sawelij. Wahrhaft Großes. Ich sehe an deinem Blick, du wirst nicht wissen, worauf du dich einlässt. Aber du tust Großes. Wir danken dir dafür." Dann humpelte der Mann dem Karren hinterher.

Der Platz war wenige Minuten später verlassen. Der Wein im Dekanter hatte durch seine Wärme das Glas des Dekanters erst beschlagen, bald würde es auch frieren. Dschaba rieb sich die Hände und stand auf, was ihm die große Dogge nachtat. Jetzt waren nur noch Sawelij, Dschaba und im Immergrün Djirris dort.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12645;image)
"Ich hoffe, Sawelij, du verzeihst mir, was ich gerade getan habe.", begann er und versuchte dem Elfen die Hand um die Schulter zu legen, um mit ihm in kumpelhafter Art ein paar Schritte durch den Park zu gehen, in Richtung der Statue.
"Du bist ein tapferer Mann. Ich sehe, in einem Wolfsrudel wärest du ein Alphatier. Ich sehe es an deinem Blick. Die meisten in dieser Stadt, sie überleben nur. Sie sind höchsten Deltatiere, diese unselige Stadt hat viele zu Omegatiere gemacht, die von den Fabrikanten, selbst bestenfalls Betatiere, schikaniert werden. Aber ich sehe in deinem Blick, du weißt bereits wie man überlebt. Du kannst darüber hinaussehen. Solche Leute braucht die Stadt. Leute, die etwas ändern können, weil sie nicht nur mit sich selbst beschäftigt sind. Und du hast jetzt etwa fünfzig Demjanowkern Hoffnung in deine Person gegeben. Und ich weiß, du wirst sie nicht enttäuschen. Und ich habe - vielleicht - einen Weg, wie wir das Ganze zusammen erreichen können. Mehr erreichen können als nur ein paar Bürger durch eine kalte Nacht zu bringen. Ich rede von Errettung. Einem messianischen Gedanken!"
Dschaba nahm den Arm von der Schulter des Elfen, bewusst laut genug sprechend, dass Djirris jedes Wort mithören konnte, selbst wenn er im Rücken der beiden die Position änderte. Aus den Fenstern blickten immer noch einige Gestalten, auch aus den Schatten, in den Park und auf die Kommunizierenden.
Dschaba berührte die Statue mit der rechten Hand und Sawelij sah, wie kleine Fäden in weißer und roter Faden, kompliziert verwoben zu einem Sawelij unbekannten Muster in die Statue floß, welche langsam zu dampfen begann. Die gefrorene Wasser an ihr platzte oder lief herab, während es Dschaba kaum Anstrengung zu kosten schien. Fünf Sekunden dauerte dieses Schauspiel, und Dschaba lächelte[5].
"Der Statue der Schwüre. Ein interessantes - das wohl interessanteste - Denkmal der Stadt, nicht wahr? Doch bevor wir dazu kommen, möchte ich mehr wissen.
Ich weiß, ich werde eine große Frage stellen. Eine vielleicht zu schwierige Frage. Aber ich möchte hören, zumindest ein, zwei Sätzen. Und dann reden wir drüber, okay?
Doch sag: was ist deine Vision für diese Stadt? Was ist Sawelijs Vision für ein besseres Leben?"

Dschaba blickte interessiert zum Elfen und lächelte ein weißes, aufmunterndes Lächeln.
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Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Elrevan Izavel am 24.11.2016, 01:05:32
Die Kälte war wie Efeu. Still und leise, fast unbemerkt, begann sie, zu gedeihen, dann streckte sie ihre Ranken aus, sie erklomm und wucherte, bis sie vollkommen umschloss und verholzte… Ein dichtes, lästiges Gewächs, das seine Spuren hinterließ, den Eindruck gab, alles zu erdrosseln, woran es sich haftete. Die Kälte erdrosselte nicht nur den Lebenswillen, wenn sie sich durchs Fleisch fraß, sondern, zusammen mit dem peinigenden Hunger, auch jedwedes Ehrgefühl, wie es schien.

Wie vermutlich alle anderen hier hatte Elveran darauf gehofft, ein bisschen Nahrung zu ergattern. Sein Magen erinnerte ihn allein beim Gedanken daran lautstark, dass es dringend nötig war, etwas zu sich zu nehmen. Dennoch hatte Elveran nicht unbedingt seine eigene Versorgung im Sinn gehabt, während er in der Kälte auf den Halblingskarren gewartet hatte. In letzter Zeit hatte er alles, was er hatte entbehren können, ohne selbst Gefahr zu laufen, dem Hunger zu erliegen, an andere verteilt – hauptsächlich an Familien in den Flüchtlingsbarracken, aber auch an Straßenkinder, die ihm während seiner Streifzüge ans Herz gewachsen waren. Er ertrug es nicht, sie verhungern zu sehen. Auf Dauer würde das vermutlich unvermeidbar sein, so, wie die Lage im Moment war, jedoch hatte er nicht vor, dies zu beschleunigen, wenn es sich vermeiden ließ. Lieber verzichtete er am Ende selbst auf alles, wenn es ihnen nur half, über die Runden zu kommen.

Elveran konnte den Unmut gut nachvollziehen, der nun herrschte, jedoch war die schlagartig wachsende Anspannung, die vollends zu eskalieren drohte, sowohl besorgniserregend als auch inakzeptabel. Zum Glück war er nicht der einzige, der das so sah. Er erkannte den Mann, der vortrat, um den Volakhi zu verteidigen. Lavrenty Volkov hieß er, wusste Elveran, nicht nur einmal hatte dieser wohl recht charismatische Mensch seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wenn es sie zufälligerweise zur gleichen Zeit in die tröstende Wärme des Red Dragon & Crescent verschlagen hatte. Zwar versuchte Lavrenty, den Mob aufzuhalten, und schnell hatte er auch Unterstützung durch eine junge Frau gefunden, aber Elveran gefiel die neue Richtung, in die sich das Geschehen entwickelte, ebenso wenig wie die vorherige.

So sah sich Elveran gezwungen, seine Komfortzone zu verlassen und sich selbst ins Rampenlicht zu rücken. Auch wenn die Stimmung aufgeheizt war, schälte er sich aus der Menge und versuchte, sich zwischen Menge und Volakhi zu drängen und sich Gehör zu verschaffen.
„Ich kenne viele eurer Gesichter!“, rief er der, in dieser Menge sehr bedrohlich wirkenden, Ansammlung an wütenden Hungernden entgegen. Sie alle lebten hier in der Nähe. Elveran begegnete ihnen fast täglich auf der Straße, merkte sich ihre Gesichter und las in ihren Augen und in ihrer gebeugten Haltung die Sorgen, die sie bedrückten.
„Wahrscheinlich ist, dass ihr meins nicht kennt!“
Zumindest nahm er an, dass es so war. Wer achtete schon auf einen Schrottsammler? Er war jemand, der im Dreck wühlte, den Dreck von den Straßen räumte, eigentlich dem Mann gar nicht so unähnlich, der nun gerade vom Mob angefeindet wurde. Er bezweifelte, dass es mehr als zwei oder drei Leute hier gab, die wussten, wer er war. Dennoch nahm er sich heraus, alle hier zurechtzuweisen. Elveran war kein Mann, der gern Reden schwang… aber nun konnte er es zumindest versuchen.
„An guten Tagen meidet ihr mich“, erzählte er ihnen, „und ich euch meist auch“, gestand er, „an neutralen beachtet man mich mehr, als mir lieb sein könnte“, meinte er, mit einem schmalen, bitteren Lächeln, „und an schlechten, da fühle ich mich fast wie ein Volakhi. Verachtet diesen Mann“, forderte er, ausladend auf den bedauernswerten Alten weisend, „nicht für das, was er tut! Ich“, er nickte bekräftigend, „zolle ihm meinen Respekt.“

„Wer von euch kann nicht bezeugen, dass es furchtbar ist, den Tod zu sehen? Wem von euch zerreißt es nicht Herz und Seele, wenn es eure Nachbarn dahinrafft, eure Kameraden und eure Familienmitglieder – und ihr wisst, dass ihr selbst jederzeit der Nächste sein könnt? Die Nächste. Ja, selbst, wenn ihr Fremde tot auf der Straße liegen seht, und ihr den Blick abwendet und schnell weitergeht, regt sich etwas in euch. Warum sollte gerade dieser Mann hier Arbeit, von der jeder von euch zurückschrecken würde, auf die leichte Schulter nehmen? Glaubt ihr, ihm gefällt es, die Toten zu verladen und zu transportieren? Ich bezweifle das. Und glaubt mir, wenn ich euch sage: Es wird nicht einfacher mit der Zeit. Verhungerte Kinder, erfrorene Alte, einstmalige, von Krankheit entstellte Schönheiten, Opfer der Staublunge, totgeprügelte Invaliden… zu viele habe ich selbst schon gefunden – einsam, vergessen, verloren, in dunklen Ecken verreckt oder im Rinnstein liegend von euch ignoriert“, in seinem Ton schwang Anklage mit, und diese lag auch in seinem Blick, den er über die Menge schweifen ließ.
„Die Erinnerung an jeden einzelnen von ihnen begleitet mich Tag für Tag. Ich habe sie nie gezählt. Ihr solltet euch schämen, euch an diesem Mann und seiner Ladung zu vergreifen! Das steht euch nicht zu! Wenn ihn die Halblinge mit Nahrung geschickt hätten, würde er sie mit uns teilen. Er sieht wirklich nicht aus, als würde er sich selbst mit dem vollstopfen, was uns vorenthalten wird!“
Es blieb zu hoffen, dass sie das einsahen. Der alte Volakhi hatte ebenso wenig Fleisch auf den Knochen wie alle hier.
„Und ihr beide“, wandte er sich nun mahnend seinen Vorrednern zu, „solltet dem Hass lieber Einhalt gebieten als ihn anzustacheln! Mit wutschäumender Randale ist niemandem geholfen“, versuchte Elveran, wieder an alle gerichtet, die Vernunft Einzug gewinnen zu lassen, „egal, ob sie nun gegen diesen Mann oder gegen die Fabrikbesitzer gerichtet ist.“
Es war fraglich, ob diese Worte überhaupt etwas brachten. Natürlich war der Unmut berechtigt – und natürlich waren die Fabrikbesitzer nicht unschuldig. Sie waren die perfekten Sündenböcke, weil sie all das besaßen, was diese hungernden Leute begehrten. Allerdings, und das musste ihnen klarwerden, waren die Reichen nicht die einzigen Schuldigen.
„Denkt nach, Leute! Wenn ihr wollt, dass sich etwas ändert, dann denkt nach und handelt bedacht. Dann wird sich etwas ändern, ihr werdet sehen! Mit Blut erkauft man nur weiteres Leid. Es gibt andere Wege! Veränderung ist der Lauf der Dinge. Ihr müsst nicht bis in die Ewigkeit im Elend leben oder vorher genauso enden wie diese armen Teufel auf dem Wagen. Wir alle müssen das nicht! Ich habe diese Stadt wachsen sehen, sie verkommen sehen, immer mehr in den vergangenen Jahrzehnten. Ihr glaubt vielleicht, ich als Elf hätte eine andere Sicht auf die Zeit. Das habe ich bestimmt, doch wie ihr lebe ich im Jetzt, von Tag zu Tag, und jeder Tag ist eine Qual. Die Qual wird noch größer, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen, statt uns beizustehen.“[1]
 1. Diplomatie: 32 (natural 20)
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 24.11.2016, 12:35:20
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Am Tor der Brüderschaft - Sjukowo - 19:31 Uhr

Betretenheit war es, welche folgte. Die Worte von Lavrenty, Elrevan und Mara saßen, jedes auf die Weise, wie sein Sprecher es wohl beabsichtigte. Betretenheit, gefolgt von einem Moment der Stille. Jener Form peinlicher Stille, in der im Mondenschein und in den kalten, dämmrigen Lichtern eine warme, berührte Röte in die Gesichter der Beteiligten schlich. Ein hagerer Mann, vielleicht um die sechs Fuß groß, mit dünnem, blonden Haar, welches auf der Platte auszufallen beginn, einem schmalen Gesicht, welches von einem trübglasigen Zwicker auf einer hakigen Nase beherrscht wurde, nahm die Hände von einer Kiste. Seine kleinen, braunen Äuglein verschwanden vor Scham noch tiefer in ihren Augenhöhlen. Der Kuhfuß, den er aus seinem abgewetzten Ledermantel hervorgeschoben hatte, verschwand wieder in diesem. Neben ihn Männer und Frauen, die teils ebenso von Scham erdrückt waren, aber auch welche, denen hungriger Missmut in die Gesichter gemeißelt war. Doch jene als auch diese nahmen für den Moment Abstand von der Idee, die Kisten mit Gewalt aufzubrechen. Einige lachten über Lavrentys Witz, viele von ihnen verstummten wieder, als Elrevan sie daran erinnerte, dass sie sich zu leicht und verurteilend benahmen. Die Stille wuchs.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12650;image)
Der Mann mit den kleinen Äuglein jedoch, er wagte sich vor zu einer Widerrede, wagte die Stille zu zerschneiden. "Recht habt ihr, dass wir den Alten nicht ausbeuten sollten. Aber! Ihr macht es euch leicht. Wie stillen wir unseren Hunger? Ich arbeite 14 Stunden am Tag für Glaswerk und friere trotz des Feuers in den Hallen, weil ich nur Quarzsand vom Schiff auf den Karren und vom Karren auf den Hof, vom Hof vor den Ofen schippe. Meine Familie ist stets arm gewesen und ist seitdem ausgenutzt worden von den Höheren. Ich sehe doch, was der Volakhi macht. Er kann nichts dafür, dass er ausgenutzt wird. Aber wenn wir seine Kisten nehmen, nur reinschauen, dann sehen wir doch, ob er nur Leichen bringt, oder doch anderes." Er holte seufzend Luft und fügte dann hinzu. "Ich will den Alten nicht verunglimpfen, ja? Ich möchte doch nur..." Er blickte unsicher zu den Kisten und der Kuhfuß schob sich einige Zoll aus seinem Ärmel, aber er hielt in seiner Bewegung inne. "Was ist, wenn es nicht seine Lebensmittel sind, in den Kisten? Sondern Lebensmittel, welche die Fabrikanten und die Bonzen an uns vorbeihandeln. Was, wenn die Volakhi genutzt werden, um den offiziellen Streit mit den Halblingen von Baber & Hosch zu umgehen, und im Privaten die Dienste der ach so unfälligen Alten nutzen, um Lebensmittel - frische Lebensmittel im Winter! - in ihre beheizten Wohnungen zu schmuggeln?"
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Der Alte mit dem blauroten Gesicht mischte sich ein. Dankend nickte er Lavrenty mit einem Nicken für die Mütze zu und setzte sie auf seinen frierenden Kopf. Seine Stimme war leicht zitternd.
"Was muss ein Mann noch tun, in dieser gegeißelten Stadt? Ich rufe jeden Abend den hl. Zavael an, er möge mir Gnade erweisen. Die kalten Winter haben mir meine Frau und meine drei Kinder genommen. Für einen alten Mann einen Beruf zu finden, wer kann das noch? Ich halte die Arbeit in einem Stahlwerk nicht mehr aus, ich kann auf kein Schiff mehr klettern und Kohlekessel feuern. Seht meine Hände, wie oft sie gebrochen, wie oft sie geschnitten waren!" Ostentativ hält er seine rechte Hand hoch, die verfroren aussah und der ein Fingerglied des linken Ringfingers fehlte, durch Frostbiss verloren. Tatsächlich fanden sich dort Narben, die auf Brandnarben und Schnittnarben schließen ließe, die Finger waren krumm - entweder vor Arbeit oder Brüchen. "Eigentlich tragen meine Füße mich nur noch aus Starrsinn durch den Frost, weil ich zu stur zum Sterben bin. Doch wie lange noch?", sagte der Alte jetzt etwas bitter und blickte zwischen Lavrenty, Elrevan und Mara sowie dem blonden Mann[1] hin und her. "Und nun muss ich sehen, wie ich mich ernähre. Nie habe ich ein Handwerk lernen können oder einen Beruf, der mich im Alter ernähren kann, wie Bänker oder Arzt. Ich hatte nur meine Arbeitskraft, und die schwindet mit jedem Frost. Glauben denn alle, ich mache das aus Freude? Leichen von der Straße zu kratzen, die erfroren und steif sind. Glauben Sie alle, es macht Spaß, den Verfrorenen die Glieder zu brechen, auf dass sie in Kisten passen?" Er schauderte bei dem Gedanken daran. "Ich weiß, dass ich einen undankbaren Job mache; ich ein Abdecker der alten Tage bin. Aber bitte, spart an Spott und Hohn und lasst mich endlich gehen."

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Der blonde Mann rückte die Brille aus dünnem Nickel wieder auf seinen Nasenhöcker und rümpfte die Nase. Er dachte einen Moment nach und ging einen Schritt weg vom Karren, schob den Kuhfuß wieder in den Ärmel und verkündete schließlich. "Es ist kalt, und ich will den Alten nicht aufhalten, doch bevor er geht..." Er stellte sich vor den Alten, sodass er nicht ohne Weiteres an ihm vorbeikam. "...möchte ich, dass alle hier scharf nachdenken. Dass ihr alle ganz scharf nachdenkt. Die Worte meiner Vorredner haben mich überzeugt. Uns wider uns Arme zu wenden, das ist Torheit. Aber auch ihre weiteren Worte ergeben Sinn. Die Fabrikbesitzer sind unsere Feinde, und dementsprechend nutzen sie uns aus, als wären nur Bauern auf ihrem Schachbrett des Lebens. Natürlich nutzen sie uns, um uns etwas anzutun oder Sachen an uns vorbeizuschmuggeln. Wäre das dann nicht genau das, was als Fabrikant zu tun ist? Einen Volakhi anheuern? Sollten wir nicht im Sinne unseres Feindes dessen Lieferung zumindest begutachten? Was soll dem Alten denn passieren? Ich schlage zum gütlichen Lösen des Ganzen vor: wir werden dem Alten nichts stehlen, und wir werden ihm nichts tun. Aber wenn die Lieferung für die Bonzen bestimmt ist, was ist denn falsch daran, wenn sie unsere Feinde sind, so wie die beiden Advokaten des Alten sagen..." Er zeigte mit krummen Zeigefinger auf Lavrenty und Mara. "...dass wir die Kisten öffnen, um zumindest zu wissen, ob die Bonzen tatsächlich nur die Toten sammeln lassen oder ob sie uns etwas verheimlichen! Wir werden es nur durchschauen und nichts nehmen, keinem ein Haar krümmen. Wen wird es schon stören, wenn wir nur einen Blick auf jenes erhaschen, was uns vorenthalten wird?"
Zustimmendes Gemurmel. Es ging verblüffend schnell, die ungeschlachte, wilde, fokuslose Wut einer kleinen Gruppe von einem Ziel auf das andere umzulenken und Maras und Lavrentys Worte schienen einiges Gewicht für die Gruppe zu haben, auch wenn andere sich wiederum auf die Seite des Elfen stellten. Für und Wider hätte diskutiert werden können, verschwand jedoch in einem schnell aufbrandenden Gebrüll, wer denn wohl recht hätte. Ob es besser wäre, die Fabrikbesitzer grundsätzlich zu verdammen oder ob die Situation vielleicht komplexer war. Die Hungrigen dürsteten nach schnellen Lösungen. Die Fabrikanten waren ihre Feinde, jene Sklaventreiber, die sie in Ketten hielten. Nicht einander bekämpfen, den Feind bekämpfen! Diese Worte fanden Wirkung, und ihren Worten Widerhall. Lavrenty und Mara konnten geradezu mit Händen greifen, dass sie viel aufgestaute Wut, verdrängten Frust freisetzen könnten, wenn sie die Meinung über die Fabrikanten noch festigten und den Argwohn verstärkten.

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Der Alte mischte sich nochmal ein, niedergeschlagen und körperlich zunehmend in sein Alter sackend.
"Aber...Aber...was ist mit der Pietät? Sind wir nicht nur wahre Humanoide, wenn wir auch in Armut und Tod Würde zeigen? Was ich ihnen antun musste mit Schlegel und Kraft, ist das nicht genug? Dass sie alleine in Kälte und Hunger starben, wie der Elf sagt, in dunklen Gassen und dreckigen Rinnsteinen, ist das nicht genug? Müsst ihr jetzt auch noch auf sie gaffen? Beim hl. Rel. Beim hl. Zavael. Oh helft mir! In welchen Zeiten leben wir..." Er schlug die Hände empört und müde über dem Kopf zusammen und blickte hilfesuchend nach Mara, Lavrenty und Elrevan[2].
 1. 
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 2. Ihr könnte weiter mit Diplomatie arbeiten, je nachdem, wie ihr die Szene zu Resolution bringen möchtet. Eure erste Runde war dementsprechend schon ein großer Erfolg, wenn er auch neue Implikationen bringt.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Lavrenty Volkov am 25.11.2016, 01:33:27
Lavrenty fiel ein kleiner Stein vom Herzen, als sich auch Mara auf seine Seite schlug und die gewaltätige Stimmung spätestens mit Elrevans auftreten endgültig verraucht war. Den Tadel des Elfen nahm Lavrenty stoisch entgegen. Selbstverständlich würde er eine bessere Welt für alle Bürger Herzlands am liebsten schon morgen und am liebsten ohne Gewalt und in einer Form die allen zusagte. Doch glaubte der junge Mann nicht daran, dass dieser Konflikt - als solchen nahm er ihre aktuelle Lebenssituation wahr - im Konsens und gewaltfrei gelöst werden konnte. Jedenfalls nicht, wenn man noch eine Lösung wollte, bevor alle erfroren waren. Doch von Konfliktlösung waren die Arbeiter noch weit entfernt, dazu war zunächst eine möglichst breite solidarische Bewegung nötig, daran arbeitete Lavrenty, wenn er nicht...arbeitete. Vor diesem Hintergrund waren solche Uneinigkeiten zunächst nur Details, wenn es noch darum ging sich erstmal darauf ztu einigen überhaupt an einem Strang ziehen zu wollen. Dennoch zog er eine Augenbraue hoch, immerhin war es Lavrenty und nicht Elrevan gewesen, der sich zuerst vor den Alten gestellt hatte. Nachdem zwei für den Mann eingestanden waren, brachte es Lavrenty doch zum Schmunzeln, dass der dritte Fürsprecher dann, die letzten verbliebenen Wogen glättend, seinen Vorrednern vorwarf Hass und Randale anzustacheln, obwohl eben dies gerade verhindert wurde.

Der blonde Mann, der daraufhin sprach war Lavrenty bekannt. Er hieß Oleg Taktov und Lavrenty wusste, dass sein Rauswurf bei der Polizei nicht ohne ein paar übrig gebliebene Unklarheiten vonstatten gegangen war. Ging es ihm vielleicht gar nicht um vermeintliche Lebensmittel in den Kisten sondern um etwas anderes, was er darin zu wissen glaubte? Hatte er sich gerade verraten, als er zu dem Satz ansetzte "Ich möchte doch nur..." und dann doch einen anderen Ansatz wählte? Lavrenty konnte sich die Art des Mannes sonst nicht erklären. Was brachte es ihm einfach nur um den Inhalt der Kisten zu wissen, wenn er offensichtlich nichts Weiteres mit diesem Wissen anstellen wollte?

Lavrenty schüttelte etwas verwirrt den Kopf. "Du möchtest echt wissen, was in den Kisten drin ist, oder? Oleg Taktov, wenn ich mich nicht täusche, richtig?" fragte er Oleg sowohl interessiert als auch erstaunt, allerdings ohne einen Vorwurf in der Stimme. An die gesamte Menge gewandt sagte er: "Ich bin übrigens Lavrenty Volkov, ihr kennt mich vielleicht aus der Prawda-Zeitung...Das Rote Banner" Er lächelte etwas schief. Besagtes Banner gab es übrigens auch tatsächlich und befand sich gefaltet in Lavrentys Tasche. Doch es ging ihm weniger darum Werbung zu betreiben, als den Leuten einen Namen zu seinem Gesicht und seinen Äußerungen zu geben und zu zeigen, dass er auch bereit war dazu zu stehen.

"Du fragst, wie wir unseren Hunger stillen sollen, willst in die Kisten schauen, aber - egal was drin ist - nichts aus ihnen nehmen. Warum dann noch in die Kisten schauen? Das Wissen um deren Inhalt macht auch niemanden satt. Ich bitte dich Genosse, welchen Anhaltspunkt gibt es denn überhaupt zu vermuten, dass du dort etwas anderes finden wirst, als zu erwarten wäre? Ich meine, wir haben jetzt alle eingesehen, dass die Enttäuschung und der Hunger uns gerade beinahe in die falsche Richtung und vielleicht auch an sich zu weit gehen lassen."Bei seinen letzten Worten nickte er Elrevan aufrichtig freundlich zu. Es gab keinen Grund für Differenzen, wenn hier alle eigentlich das Gleiche wollten. Auch schloss er sich bewusst mit ein, um zu zeigen, dass er sich nicht über die Anderen erheben wollte, dass er nicht besser war, bloß weil er hier und heute vielleicht die rechte Partei ergriffen hatte. "Einige scheinen sich dessen jetzt sogar zu schämen. Ich denke, dass sich hier niemand schämen muss, spürt doch jeder den Frust und den leeren Magen. Ich bin sich, dass alles vergeben und vergessen ist." Freundlich und aufmunternd lächelte er jetzt den alten Volakhi an. "Also welchen Grund gibt es noch einfach so die Toten zu behelligen und einen der unseren, der sich nichts hat zu Schulden kommen lassen von seiner ehrlichen Arbeit abzuhalten?

Was, wenn... Ja, Genossen! Was, wenn in den Kisten doch Essen ist, oder ein Goldschatz oder die Figuren, die einst dieses Tor geziert hatten? Und was, wenn er all das in seinen Kisten schmuggelte, um von den Reichen einen kleinen Vorteil für sich zu bekommen? Sei es ein Brot, das nicht schimmlig ist oder Fleisch, das nicht von Maden durchsetzt ist? Kann man es ihm vorwerfen? Ich sage: Nein!
Das habt ihr vielleicht nicht erwartet, aber es ist mein Ernst. Wer von uns würde so eine Gelegenheit denn ausschlagen, wenn sie sich ihm böte? Wieviele von uns haben allen Kollegen und Freunden gesagt, dass hier heute etwas zu holen sein soll? Auf die eine oder andere Weise versuchen wir doch im Augenblick uns einen kleinen Vorteil zu sichern. Wir alle wollen überleben und jeder von uns ahnt, dass nicht jeder überleben kann, wenn es so weitergeht! Scham oder Schande sind hier nicht angebracht, es ist einfach die traurige Wahrheit dieser Tage. Aber wir können das ändern, wenn wir nur solidarisch sind!

'Halt!' würdet ihr vielleicht rufen, 'Was der Alte tut ist aber auch nicht solidarisch, wenn er denn nun schmuggelt!' und das wäre nicht verkehrt. Aber so kommen wir niemals vorwärts, Genossen, denn wir sind viele und haben wenig. Wir müssen einander vertrauen und das geht viel einfacher, wenn ein jeder versucht sich so vertrauensvoll und solidarisch zu verhalten, wie er kann. Das ist leichter und es ist besser als zuerst andere zu kontrollieren. Sie mit Zwang oder vielleicht sogar Gewalt auf Solidarität zu überprüfen und von deren Fehlverhalten oder Tugendhaftigkeit abhängig zu machen ob man sich selbst solidarisiert.

Und es ist notwendig, dass wir uns alle solidarisch Handeln Genossen! Wie ich schon sagte, sind wir viele und haben wenig, so haben wir auch keine Stimme, die gehört werden kann. Aber durch Solidarität können wir etwas erreichen, Genossen, dann haben wir eine Stimme, jawohl, und sie wird nicht nur gehört werden, sie wird so mächtig sein, dass niemand sie mehr überhören können wird!"
Lavrenty hatte sich mit den letzten Sätzen immer weiter in seine Stehgreifrede hineingesteigert und gestikulierte nun auch bedeutsam, wenn auch präzise und dosiert.

"Genossen, bitte verzeiht einem Liedermacher, wenn der Pathos mit ihm durchgeht, doch Solidarität ist wie die Liebe, sie ist politische Liebe. Sie kann nicht genommen werden, nur gegeben werden. Geht denn einer zu einem Mädchen und verlangt "Liebe mich und wenn ich deine Liebe geprüft habe werde ich entscheiden, ob ich dich auch lieben werde"? Nein, man muss den ersten Schritt wagen und etwas riskieren, etwas von sich preis geben. Ich weiß, es ist viel verlangt, gerade in einer Zeit, wie der jetzigen. Doch nie war es notwendiger als jetzt! Und jetzt, an diesem Abend, könnt ihr euren ersten Schritt machen, wenn ihr etwas ändern wollt!"[1]
 1. Diplomacy: 21, falls es notwendig sein sollte
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 27.11.2016, 18:37:54
Und das Reden von Dschaba ging weiter. Sogar das Spiel mit den eigenen Emotionen konnte er. Sawelij, der eine kleine Einlage gezeigt hatte. Stand einfach da. Sein Stich gegen Dschaba und seinen Hunden hatte dieser simpel umgedreht. Aber sei es drum. Sawelij musste einfach mehr aufpassen, indem was er sagt. Simpel gedacht, aber schwer umzusetzen.
Langsam drehte er sich zu den Zuhörern um. Nun hatte er einen besseren Blick auf sie. Einige von ihnen kannte er, nicht alle und anders herum war es genauso. Sein Blick ging durch die Menge, doch das zweite Ziel von Dschaba war nicht mehr zu erkennen. Gut, dieser hatte wohl den Auftritt genutzt abzuhauen. Wohl die bessere Endscheidung. Wobei der kurze Blick nicht wirklich ausreichte, um den Rattling sich genau einzuprägen und er sich nicht sicher war, ob dieser nicht doch unter seinem Volk war. Egal, ein Kennenlernen war damit eh nicht mehr möglich.
Der Rattling war Sawlij in den Straßen nicht aufgefallen. Anders herum wahrscheinlich schon eher. Djirris Sawelij bei dessen Streifzügen durch die Straßen wohl ab und zu beobachtete haben. Seine flinken Finger oder mal auch, dass er die Bettlerschüsseln anderer einfach füllte. Auch mochten der Rattling und dessen feliische Begleiterin durchaus mitbekommen haben, dass der Elf öfter mal in Schwierigkeiten steckte. Das hier war aber bei weiten etwas Größeres und viel gefährlicheres als die sonstigen kleinen Straßenrauferein.

Der metalische Golem lenkte die Aufmerksamkeit des Elfen von den Leuten ab. Bei dessen Worten weitete Sawelij kurz die Augen. Das hatten sie ihm aber gut beigebracht. Ein Witz, nein daran glaubte er wenig. Zum Lachen war ihm auch nicht wirklich zu mute. Dschaba rief also gerade wirklich zum Kampf gegen die Reichen auf? Natürlich nur alle die, die nicht er selbst waren oder einer seiner Freunde. Aber Sawelij hatte nicht viel Zeit um sich über die Situation weiter zu ärgern. Dschaba lies das Essen als Geschenk von ihm proklamieren. Auch wenn die Anwesenden nicht dumm waren, das würde die Runde machen und da verdeutlichten sie sich wieder, die ersten Prügel, welche eine Frontfigur einstecken müsste.
Träge steckte Sawelij seine Arme durch die Armlöcher des Mantels um die Zigarette von Dschaba anzunehmen. Ihr kleines Feuer und der Rauch würden ein minimaler Trost in der Situation sein. Denn einfach hinüber gehen konnte er nicht, auch wenn sein Magen ihn knurrend an die dünne Suppe heute erinnerte. So blieb  erstehen, blickte weiter auf den Windschiefen Karren und paffte die Zigarette. Blinzelnd vergewisserte er sich dem was ihm auffiel. Sein Blick ging vom Karren weck. Kein Zeil vor Augen blickte er nach links und hielt im Rauchen inne. Er hatte genug von dem Zeug selber produziert um nicht zu wissen was es war. Das keine schöne Entdeckung.

Die Zigarette war ausgegangen als ihn eine schwere Hand aus den Gedanken riss. Ein Mann bedankte sich überschwänglich bei ihm. Er war auch nicht der einzige und die die den Elfen beobachten konnten sehen, dass er wie überfahren aussah. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet und es schien ihm auch peinlich zu sein. Besonders als die ersten anfingen seine Hand, den Jackensaum oder auch die Stiefel zu küssen. Er brachte nur ein „Bitte nicht.“ hervor als sich wieder eine Frau zum Kniefall bereit machte. Bei den Worten des alten Mannes nickte Sawelij langsam. Ihm kamen Zweifel. Brauchten die Menschen, Elfen, Tengus, Rattlinge, einfach alle immer eine Figur, die für sie verbrannte wie die Kohle in den Kraftwerken. Jemanden der Leid ertrug ohne dass sie es selber ertragen müssten.
Solange Dschaba es zuließ, blickte Sawelji den anderen hinter her. Nein, alleine glaubte er sich nicht mit Anführer der Hunde. Er hatte sicher überall noch seine Leute versteckt. Doch wären sie rechtzeitig da um Sawelij aufzuhalten bevor er seine Faust in die Magenkuhle des Hundes graben könnte? Kurz überlegte er ob er dies nicht einfach wagen sollte. Einfach um zu sagen. Ja ich bin in deine Falle getappt aber so leicht ergebe ich mich nicht. Die Gelegenheit war auch kaum besser. So kumpelhaft wie sie gerade gingen. Aber er war nicht dumm. Ein Kratzer nur und ihm würde was Schlimmeres passieren.

Das Gerede von der Rangordnung in einem Rudel, die Vergleiche mit den Bewohnern der Stadt beeindruckten Sawelij nicht wirklich. Sie brachten ihn nur kurz zum überlegen. Dann jedoch, es waren die Worte mit dem nicht enttäuschen entlockten ihn ein „Danke“ welches er mehr zu sich selbst sprach. Für ihn sah das gerade auch wie ein Teil des Planes von Dschaba aus. Ja er würde sie nicht enttäuschen wollen. Ehre pah, Die Hoffnungen eines anderen Zerstöhren, nur weil man selbst Fehler begangen hatte. Nein genau das würde Sawelij nicht tun. Da hatte Dschaba ihm wahrlich eine Schlinge um den Hals gelegt.
Tief atmete der Elf aus, nachdem Dschaba seinen Zauber beendet hatte. Wärme erzeugen, das hatte etwas. Etwas was Sawelij gerne lernen würde. Doch war nicht der rechte Moment dafür. Es galt eine Frage zu beantworten.

„Alpha, Beta und Omega. In all ihren unseren Adern fließt das selber Blut. Mal heller mal dunkler. Doch verlässt es unseren Körper so sterben wir. Ja, wir sind alle gleich und es gibt auch Schicksaale vor denen weder Magie noch Geld schützen können.“ Sawelij blickte die Statur hinauf. „Auch wenn unsere Zeiten anders bemessen sind, auch dann noch sind wir gleich. Teilen die gleichen Gefühle. Die gleichen Hoffnungen und Ängste.“ sein Blick ging zurück zum Menschen neben ihn. „Wir müssen uns jedoch unseren Ängsten stellen und hinter die Hoffnungen blicken um unseren Weg zu erkennen. Die Stadt, also die Leute in der Stadt müssen das auch können. Müssen sich selbst bewegen, aus ihrem eigenen Trott heraus kommen um zu erkennen ob oder das etwas falsch läuft. Haben sie erkannte, dass etwas falsch läuft, so müssen sie auch in der Lage sein dies zu ändern. Ich glaube jedoch, dass viele es gerade nicht können oder wollen. Jedenfalls alleine. Hier sollten wir gemeinschaftlich zueinander stehen. Zusammen den Trott brechen um das eigene Selbst zu verwirklichen. Eine Stadt in der jeder das sein kann was er will wäre wunderbar. Aber ich glaube nicht das eine Person das alleine kann.“ Er sog die kalte Luft tief in seine Lungen. „Eine weiße Weste trügt nicht vor den Flecken darauf. Oder was war das mit dem Wagen?  Wollte sein Besitzer nicht wie wir wollen? Es ist wohl auch nicht so, dass ich hier meine Wünsche für die Stadt umsetzen kann oder? Eher geht es um deine Wünsche für sie und erlaub mir die Fragen. Wie weit hast du unseren Weg schon vorgeplant und welche Opfer wird es wohl kosten?“ Der Elf versuchte dem Menschen in die Augen zu blicken. Der Blickwürde ihm verraten ob Dschaba versuchte ihn anzulügen.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 28.11.2016, 06:20:20
Als Djirris bemerkte, wie aufmerksam Dschabas Gefolgsleute und auch der Mann selbst waren, durchlief es ihn wieder kalt. Er hatte nicht damit gerechnet, daß sie so gut vorbereitet waren. Stumm verfluchte er sich selbst, weil er keine Ablenkung geschaffen hatte. Als er aber sah, wie die Männer zurückgepfiffen wurden, beruhigte er sich ein wenig. Aber da er erkennen konnte, wie Dschaba und seine Männer weiterhin das Versteck im Auge behielten blieb ein kleiner Knoten im leeren Magen, was diesen kurz zum Knurren brachte. Aber auch der Ratling war nicht untätig. Er prägte sich die Gesichter der Helfer ein, um sie später ein mal wieder zu erkennen.

Aufmerksam lauschte Djirris auch den Worten, die gesprochen wurden. Und ihm entging auch so manche versteckte Bedeutung Dschabas nicht. Aber auch Muckel hatte neugierig den Kopf aus den Winterklamotten gesteckt, als er die Unruhe des Ratlings bemerkt hatte. Natürlich wollte die Katze auch mitkriegen, was um sie herum passierte.
Von wegen Serenade, wohl eher Scharade hätte es heißen müssen. Und wie er dem Elfen dann die Verantwortung für das Essen übertrug. Was würde er ihm wohl noch an Verantwortung überlassen oder sollte es eher heißen, für was würde der Elf sich noch verantworten müssen? Und Kraft sollten sie alle wiederfinden, damit sie auch Verantwortung übernehmen könnten. Aber war auch da nicht auch eher Kraft gemeint, um Dschabas Vorhaben, wie auch immer die aussehen mochten zu unterstützen?
Oh ja, Scharade wäre wirklich der passendere Begriff gewesen.
Aber natürlich mußte der Ratling dennoch anerkennen, daß den Anwesenden wenigstens für diesen Abend oder vielleicht auch für morgen, wenn die Leute sparsam waren, geholfen wurde.
Aber zu welchem Preis? Das Blut am Wagen legte nahe, daß andere wohl, die es wohl auch gebraucht hätten oder für die es bestimmt gewesen war, Nichts bekommen würden.
Und der Elf?
Djirris erkannte ihn wieder. Einer der armen Teufel, die es nicht lassen konnten, selbstlos zu helfen. Und genau diese Einstellung hatte ihn wohl auch dazu gebracht, ohne groß nachzudenken vorzutreten. Und so war er Dschaba genau in die Falle getappt, die dieser aufgestellt hatte. Oh ja, Dschaba hatte sich sein neues Opfer gut ausgesucht. Der Ratling war jetzt echt froh, daß er sich aus vielen Dingen offiziell raushielt.
Und jetzt zwangen die anwesenden Nichtshabenden den Elfen noch mehr in seinen neue Rolle, als sie ihn als Helfer, ja gar als Retter wahrlich anhimmelten.

Als sich der Platz geleert hatte, entging Djirris nicht, daß sie trotzdem nicht alleine waren. Die Gesichter an den Fenstern und die Gestalten in den Schatten konnte er sehen.
Als würde Dschaba irgendwas riskieren und mit ihnen hier alleine bleiben.
Kurz streichelte er über Muckels Kopf und hörte weiter zu.
Dschaba ergab sich weiter in wohl vermeintlich intelligentem Gerede, aber Djirris langweilte es langsam nur.
Auf die Antwort des Elfen war er allerdings gespannt. Auch Muckel spitzte die Ohren.
Und anscheinend war Sawelij doch etwas schlauer als erwartet. Jedenfalls machte er den Eindruck, als hätte er die Falle des Psinaanführers druchschaut. Aber er war sich auch bewußt, hineingetappt zu sein.
Wie würde er sich wohl aus der mißlichen Lage befreien?
Vor allem da Dschaba den Schwurstein gerade mit Magie aufgeladen hatte. Wußte der Elf von der Macht der Statue? Sollte Djirris ihn warnen? Kurz verharrte der Ratling und lauschte auf die Stadt. Wollte sie, daß er eingriff?
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 28.11.2016, 23:05:31
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Yevgeni-und-Marija-Popowkowitsch-Park - Arbamanka - 19:39 Uhr

Dschabas Gesichtsausdruck zeigte einen Zug Verwunderung, als Sawelij ihn so offen auf das Blut ansprach. Er driftete einen Moment in Gedanken ab und blickte dem gemauerten Untergang entgegen, aus dem der Karren wieder rausgerollt war. Dschaba atmete tief aus und dachte einen Moment über Sawelijs Worte nach. Sein Blick wandte sich wieder Sawelij zu und blieb an dessen Augen haften, als würde er etwas in ihnen lesen wollen.

Djirris spürte derweil, wie sich langsam und erst unangenehm Härchen in seinem Nacken aufstellten. Das untrügliche Zeichen, dass ihn noch etwas anderes beobachtete. Er konnte sich sicher sein, dass es weder Dschaba noch seine riesenhafte, blindäugige Dogge war. Aber er war sich sicher, dass der blinde, dunkelfellige Molosser[1] dies ebenfalls wahrnahm, denn dessen Ohren schnellten wieder in die Höhe und er schnüffelte in die Luft.
Der Ratling sah, wie die Schemen hinter den Fenstern zunehmend mit den Schatten verschmolzen. Als hätten sie genug gesehen. Sie waren es nicht, die ihn beobachten. Doch die Art, wie sie die Szene im gefrorenen Park begutachteten, wie nahtlos die Finsternis der Räume die Schatten gleichzeitig aufsog, ließ ihn glauben, nein wissen, dass es keine Humanoide waren, sondern die Allgegenwärtigkeit ihrer Größe, die sie schemenhaft die Form ausdruckloser, wie menschlicher Schemen annehmen ließ. Sie beobachtete die Szene auch. Und Djirris wusste, dass sie nur dann selbst zu beobachten pflegte, wenn sie die Veränderung an sich, in sich, auf sich, bei sich und unter sich spürte. Wenn sie voraussah, dass etwas von Bedeutung sich änderte.
Doch ihn beobachtete sie nicht aus den Fenstern. Wer beobachtete ihn dann?

Das Knurren des großen Hundes ließ Dschaba den Augenkontakt mit Sawelij brechen und den Hund zwischen den Ohren streicheln. Der Genosse in Weiß hatte scheinbar die Umgebung nicht zu sehr im Auge wie sein schwerer Vierbeiner. Vertieft im Gespräch mit Sawelij waren des Psina Gedanken auf das Gespräch konzentriert.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12645;image)
"Das ist das Entscheidende, Sawelij.", lenkte er zuerst noch einmal von dem Blut am Wagen ab. "Ein Alphatier eines Rudels hat niemals seine eigene Führungsposition alleine im Blick, sondern das Wohl des Rudels. Deswegen sind die Fabrikanten keine Alphatiere, sondern neidische Betatiere. Sie wollen die Führung des Rudels um ihrer selbst willen, nicht für das Rudel. Ein gutes Alphatier denkt wahrscheinlich sogar, dass es für den Posten ungeeignet ist, weil die neidischen, zweitrangigen ihn Glauben machen, dass eine selbst wahrgenommene Führungsstärke dafür vonnöten wäre. Aber wer die Macht nicht fürchtet, wird ihr Untertan und verliert den Blick für das Rudel. Das darf nicht passieren. Niemals. Deswegen bist du, Sawelij, dafür geeignet und ich nicht."
Der Gesichtsausdruck von Dschaba wurde betroffen und nachdenklich, sein aufmunterndes Lächeln verschwand.
"Sicher führe ich eine Gruppe von Straßenkötern an, doch ich bin kein guter, nicht der richtige Mann dafür." Er zupfte an seiner Jacke und lachte etwas bitter. "Ich habe ein zu großes Geltungsbedürfnis. Trotz meiner Armut sparte ich mir vier Jahre Kilo um Kilo von den Rippen ab, bis ich mir diesen sündhaft teuren und reell betrachtet reichlich schwachsinnigen magischen Anzug kaufen konnte, der niemals verschmutzt und solange die Magie in ihm wirkt, auch nicht reißen wird. Ich habe eine Verbrecherbande ins Leben gerufen, weil ich dachte, ich hätte ein erbärmliches Leben und Arbeit würde mir nicht geben, was ich verdiente. Wen interessierte, dass ich hervorragende Fliesen gestalten konnte und zudem auch noch den Beruf des Kaminbauers erlernte, nicht wahr? Ich war jung und dachte, ich müsste mir nehmen, was ich musste; nehmen, was mir zustand. Aber da ich mir die Niederträchtigkeiten meiner Taten nicht eingestehen wollte, habe ich mich selbst geblendet. Ich schrieb Traktate über Stil und Haltung und habe versucht, mich als aufrechten Mann zu inszenieren."
Jetzt lachte er auf. "Aber auch ein Schuft in einem weißen Anzug bleibt ein Schuft."

Er blickte zu der Statue, die den Namenspaten des Parkes gewidmet war, sie war jetzt frei von Frost und Eis und dampfte leicht, hüllte sich in einen kondensartigen Nebel. "Einstmals habe ich deswegen einen Schwur genau hier geschworen. Ich habe gesehen, dass ich meinen Weg nicht mehr verlassen kann. Jeder weiß, wer Dschaba ist. Selbst wenn ich asketisch wie ein Engelsmönch lebte oder das güldene Herz Rels[2] selbst hätte, niemand würde es mir glauben. Die Geschichten sind zu stark, zu oft erzählt, sie schwanken vom Red Dragon bis zur Silver Hall in Primorsk. Und wahrscheinlich hat sich der Weg auch zu tief in mir eingegraben, als dass ich ihn wirklich loslassen könnte."
Er berührte die Statue. Der Dampf verfestigte sich, als er Silben sprach, die mysteriös und bewundernswert melodisch klangen, ein arkanes Gedicht in rauer Schönheit.

Djirris Sicht sah, wie der Nebel sich dichtzog um die Statue und in weißlichen Schwaden den Mann in Weiß, dann die schwarze Dogge und schließlich den Elfen verschluckte. Der Nebel dehnte sich aus und reichte fast bis zur seiner Hecke. Träge waberten einzelne Schwaden über den ganzen Hof[3]. Nur Dschabas Stimme erschall nun singend durch den Nebel, nur ein Versatzstück, schwer und kummervoll.

"Wer bin ich wohl, der ich mich bekriege,
im ewigen Zwist mit dem eigenen Pfad,
Wer bin ich wohl, wenn ich endlich siege,
ein Diener im nun gerechten Staat?

Was hab ich mit dem Wohle aller gemein?
Wofür muss ich denn wohl alles stehen?
Bruder, ich will doch nur, was mein, ist dein.
Dann werden wir gemeinsam in die Zukunft gehen!"

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12661;image)
Unbemerkt dieses Gesanges, der ein romantisches Arbeiterlied wiedergab, welches gerne im Hafenviertel in der Silver Hall gesungen wird von den Werftarbeitern, bemerkte Djirris, was ihn beobachtet hatte. Muckel krallte sich überrascht, aber Stille bewahrend, in der felligen Haut des Ratlings fest, als sich plötzlich eine nebelweiße Ratte auf der rechten Hand der Hexe niederließ. Erst auf den zweiten Blick sah Djirris, dass das Wesen sogar geflügelt war. Wo einst seine Augen gewesen waren, befand sich noch die mit dem Schemen verschmolzene Finsternis, die er eben in den Fenstern gesehen hatte. Obwohl ihr Fell weich und weiß war, fuhren undeutliche Schatten über das nebelweiße Fell und verzerrten die Konturen der geflügelten Ratte. Eine Botin Demjanowkas!
Ihr Fiepsen drang leise an die Ohren von Djirris, und was für andere nur das Fiepsen eines kleinen, kulturfolgenden, wenn auch in diesem Fall fliegenden Tieres gewesen wäre, war für Djirris in diesem Moment eine vollständige und zu verstehende Sprache. Die geflügelte Ratte war außer Atem, aufgeregt, aufgekratzt und sie krabbelte in Windeseile die Schulter des braunfelligen Ratlings hinauf, schnell zweimal vor sich hinredend.
"Djirris. Djirris. Noch sind die Nebel weiß.
Djirris. Djirris. Bald ist der Brodem rot.
Djirris. Djirris. Finde den alten Greis.
Djirris. Djirris. Sonst sind bald alle tot."
 

"Djirris. Djirris. Noch sind die Nebel weiß.
Djirris. Djirris. Bald ist der Brodem rot.
Djirris. Djirris. Finde den alten Greis.
Djirris. Djirris. Sonst sind bald alle tot."
Sie erreichte die Schulter des Ratlings und sprang wieder ab. Noch sah er sie einige Meter über sich, doch diese kleine, magische Kreatur versuchte wieder in der Finsternis zu verschwinden, aus der sie so plötzlich gekommen war[4].

Umschlossen von Nebel beendete Dschaba seinen Gesang. Er hatte eine raue, aber melodische Stimme. Sie passte zu seinem Typ, und zeigte, dass er einige Zeit damit verbracht hatte, sie zu schulen. Sawelij sah, dass Dschaba leicht vom Nebel verschluckt wurde, doch er konnte er ihn noch ausreichend gut sehen. Sie standen sich direkt gegenüber. Dschaba setzte seinen Vortrag fort.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12645;image)
"Ich schwor also dieser Statue, dass wenn ich schon meinen Weg nicht mehr ändern konnte, dann würde ich jemand anderen den Weg eröffnen, der dazu dienen könnte, was wir alle im Einzelnen wollten, nur gemeinsam schaffen konnten, und wo wir doch im Einzelnen lieber scheiterten als gemeinsam zu triumphieren. Ich versprach jener magischen Statue, dass ich alles tun würde, um einer Person, die ich - so glaube ich - verstehen kann, zu helfen, das zu verwirklichen, was ich alleine und auch für andere nicht kann." Er blickte jetzt zu der dampfenden Statue empor, blickte darauf, wie ein alter, todkranker Mann, seine Frau, die ihn ewig pflegte, zu Grabe trug. Dschaba schien dies aus irgendwelchen Gründen für ein starkes Symbol zu halten, auch wenn nicht ganz nachvollziehbar sein möchte, warum er es für ein Symbol des Neuanfangs oder der Wende hielt. Er tat sich mit seinen Worten schwer, als würde es ihn belasten, seine Gedanken auszusprechen. Als würde etwas Großes auf ihm lasten.
"Ja, an meinen Händen ist Blut. Und auch das am Karren ist im übertragenen Sinne an meinen Händen. Ich verstehe...glaube dich zu verstehen, weil ich auf demselben Weg ging wie du. Nur zu weit. Und nun kann ich mich nicht mehr ändern. Aber du kannst, zum Wohl aller.
Nun, wie gesagt, bin ich auch nur ein Betatier, auch wenn ich mein Rudel anführe. Aber es wird Zeit, denn mit meinen Fähigkeiten kann das Rudel nicht mehr wachsen. Ich und meine Exzentrik sind dem im Weg. Aber ich habe dich beobachtet, Sawelij. Wie du für deine Familie einstehst, was du dafür bereit bist zu tun und was du nicht bereit bist. Du bist kein Mörder wie ich."
Jetzt blickte Dschaba Sawelij wieder in die Augen.

Nach einem Moment der Stille, in der er seine letzten Worte sacken ließ, räusperte er sich "Bleibt nur die Frage, wie viele Opfer das fordern wird und wie viel ich vorgeplant habe, was?" In sein Gesicht kehrte die Lockerheit zurück. Scheinbar war es wichtig von ihm, sich den vorherigen Part mit seinem eigenen Kampf mit sich selbst von der Seele geredet und gesungen zu haben. "Ich habe euch ausgesucht. Ich habe euch lange Zeit beobachtet und beobachten lassen, so schwer das ist. Viele Jahre habe ich gebraucht, weil eure Spuren im langen Winter Demjanowkas immer schnell erkalteten." Scheinbar hatte er Djirris auch in seine Überlegungen einbezogen, auch wenn er jetzt nicht weiter darauf einging. "Ich musste sicher sein. Aber mein Planungsgeschick wäre zu sehr gelobt, wenn ich daraus lesen wollte, was die Zukunft bringen könnte. Doch ich will ehrlich sein: sie wird blutig werden, wenn die Bürger realisieren, dass die Macht ihnen entgleitet, weil Sawelij - aus dem Volk gekommen, um dem Volk zu dienen - ihnen unhintergründige Wohltätigkeit erweist. Noch etwas, was ich nie könnte. Doch wie viele werden bluten?" Er zuckte ostentativ mit den Schulter und verzog die Lippen nachdenklich und dann verneinend. "Ich weiß es nicht. Spielt es eine Rolle, ob wir verbluten, erfrieren oder verhungern?" Er seuftzte kurz, machte dann für seine Worte eine entschuldigende Geste. "Aber ich weiß etwas anderes."
Er blickte wieder zu der Statue und drehte sich hier gänzlich zu.
"Wenn du hier, unter den Augen Yevgenis und Marijas schwörst, dass du ein Alphatier werden wirst, und auf Grundlage deiner Ideen, deiner moralisch besseren Hoffnungen und deiner Wünsche eine bessere Stadt schaffst, in dem nicht mehr fast alle hungern, frieren und leiden, dann will ich schwören, dass ich meinen Posten in den Psina dir schenke. Ich werde davon zurücktreten und dir Treue schwören. Ich will dir und einer Idee einer besseren Stadt zu Diensten sein, so wie ich es einst forderte, als man meinen Ideen folgten. Doch deine sind reiner, du bist reiner. Du hast die Farbe Weiß verdient, nicht ich. Und zuletzt will ich schwören, dass alle Opfer, die wir für unsere Sache in Kauf nehmen müssen, durch mich getragen werden sollen, ist mein Ruf doch schon ruiniert, bin ich doch diesen Weg zu lang gegangen.

Sawelij Alagos. Ich lege dir den Schlüssel zu der Stadt in die Hand. Wisse nur, dass ein Schwur und ein langer - vielleicht blutiger - Weg vor dir liegt."


Er legte seine Hände auf die Statue, wieder die weißlich-rote Magie, die aus seinen Händen glomm und sich mit der Statue verband.
"Ich - Dschaba Ebanoidze - schwöre Sawelij meine Gefolgschaft, auf dass ich ihm durch Not und durch Freude als Freund und Helfer nutze. Ich gebe meinen Anspruch auf die Psina zu seinen Gunsten auf, auf dass er schaffe, worin ich verzagte: das Schicksal der Humanoiden dieser Stadt zum Besseren zu wenden. Dieser Schwur soll ewig sein, so Sawelij schwört, mit den Psina eine bessere Stadt zu begründen und sie in einen neuen Frühling zu führen."

Djirris und Sawelij erinnerten sich daran, dass Schwurmagie ein mächtiges Werkzeug war, welches an vielen Orten Inolias gepflegt wurde. Die mächtigsten Schwüre waren jene, welche Schicksale - so die alte Lehre aus der Ritterzeit, als man noch von Schicksalsknüpferinnen des alten Glaubens erzählte - aneinanderband. Diese Schwüre erfuhren erst ihre Gültigkeit, wenn zwei oder mehrere Beteiligte sich aufeinander eingeschworen hatten. Doch Obacht galt es schon in den alten Tagen zu bewahren; wessen Schicksal einmal zusammengefügt...[5]
 1. Molosser (https://de.wikipedia.org/wiki/Molosser_(Hund))
 2. Güldenherz ist ein häufiger Name für den hl. Rel. Es gibt mehrere Darstellung aus der Ritterzeit, die behauptete, dass er als Ritter in Rot die Herzlande durchschritt und mit dem Fehdehandschuh das Böse in Schach hielt. Der Name dieses Ritters: Prinz Güldenherz.
 3. 
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 4. Falls du noch darauf reagieren möchtest, Djirris.
 5. 
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Wissen(Arkanes) SG 20 (Anzeigen)
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Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 29.11.2016, 14:05:09
Oh oh, die Stadt schaut tatsächlich zu., ging es Djirris durch den Kopf, als er die Veränderung in der Umgebung bemerkte. So etwas passierte nur selten und war immer etwas Besonderes.
Deshalb wußte der Ratling auch, daß hier sein Handeln erwartet wurde. Nur in welche Richtung?

Er hatte ja auf ein Zeichen gehofft, ja es quasi herbei gesehnt. Aber die Aufmerksamkeit der Stadt galt noch nicht ihm, auch das spürte er. Wo war das Zeichen?
Noch mußte er den Worten des Verführers lauschen, noch warten, bis er an der Reihe war.
Grad glaubte er, daß der aufsteigende Nebel ein Wink war, doch schnell erkannte er die magischen Worte Dschabas.
Und dann erschien endlich dieses kleine, wunderbare Geschöpf! Es teilte ihm etwas mit, von dem die Stadt wollte, daß er es wußte. Dies war schön öfter passiert und so hielt sich sein Staunen in Grenzen, auch wenn er immer wieder fasziniert war.
Wieso hatte die Stadt gerade ihn ausgewählt? Gab es noch andere wie ihn?
Aber schnell verflogen diese wiederkehrenden Gedanken, als er die Botschaft vernahm.
Greis? Welcher Greis? Grad wollte Djirris nachfragen, als sich der Bote schon wieder in die Lüfte erhob.
Und seine Position wollte er durch einen Nachruf nicht preisgeben. Die Stadt würde ihn schon bei der Suche leiten. Da war er sich sicher.
Also konzentierte er sich erst mal auf das Hier und Jetzt.
Ob sein Handeln richtig war, würde die Zukunft zeigen. Aber Handeln mußte er.
Vorsichtig zog er Muckel aus der wärmenden Kleidung und setzte ihn auf den kalten Boden, was ihm der Kater mit einem protestierendem Mauzen vergolt.
Er griff an den seltsamen Knochen, dem ihm die Stadt geschenkt hatte, um seine Bitten leise an sie richten zu können. Und rief eben ihre Hilfe herbei[1].
Die Gestalt des Ratlings änderte sich. Er wurde zu einem kleinen, zerzausten und lädiertem Elfenjungen.
Noch wartete er ab, aber dann erklang, genau wie erwartet, eine Aufforderung zum Schwur.

Djirris war froh, daß der Nebel bis an sein Versteck heran reichte. So brauchte er nur einige kurze Schritte tun, um in ihm zu verschwinden.
Der kleine Elfenjunge rannte in Richtung der Statue und began auf Elfisch zu rufen. Dabei fiel es Djirris nicht schwer eine Kinderstimme nachzuahmen, schließlich war sein eigenes Organ auf Grund seiner Rasse eh eher im höheren Spektrum angesiedelt.
"Onkel Sawelij, Onkel Sawelij! Wo bist du? Der Nebel ist eben aufgetaucht!"
Schon kam er bei den beiden Gestalten, die an der Statue standen an. Kurz schaute der Elfenjunge die beiden Männer an und griff dann nach Sawelij Hand.
"Onkel Sawelij! Gut das ich dich gefunden habe. Du mußt.."
Auf einmal wurde die Gestalt des Jungen starr und der Griff seiner kleinen Hand verstärkte sich krampfartig um die des größeren Elfen. Seine Augen rollten herum, so daß nur noch das Weiße zu sehen war.
Immer noch mit der kindlichen Stimme und damit wohl unheimlicher als erwartet, stieß es dann einige Zeilen in der Gemeinsprache hervor.

"Der Nebel, der dich umgibt, kalt und weiß,
bald wird er blutgetränkt, rot und heiß.
Bevor du jetzt leistest einen Schwur so leicht,
bedenke das Leben, das dann bald entweicht.
So zögere noch mit deinem Tun und deinem Handeln,
könntest bald sonst in dunkelsten Schatten wandeln."

Dann entspannte sich die Haltung des Jungen wieder und als wenn Nichts gewesen wäre, fuhr er in Elfisch fort:"...mitkommen. Dem Großvater geht es nicht gut. Wir müssen zu ihm! Du mußt zu ihm! Bitte, bitte!"
Schon zog der Elfenjunge an der Hand von Sawelij und versuchte ihn, von der Statue wegzuziehen.
 1. zaubern "Alter Self" mit Hilfe der Rod still gezaubert
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 30.11.2016, 16:03:54
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Am Tor der Brüderschaft - Sjukowo - 19:36 Uhr

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12650;image)
Wenn er vorher hungrig gewesen war oder wegen einer anderen Sache gekommen war, spätestens mit dem Nennen seines Namens brach sich in seinem braunäugigen Blicke Wut Bahn. Nicht Wut über die Worte, die gewählt waren, doch dass es dazu kommen konnte. Hinter der Wut blickte jedoch auch eine gewisse Hilflosigkeit hindurch. Mit leicht zitternder Hand, ob der Kälte, nahm der Mann seufzend die Brille von der Nase, klappte die wackligen Bügel zusammen und schob sie in seine Hemdtasche. Er trat einen Schritt zur Seite und deutete dem Volakhi an, zu gehen. Er würde ihm nicht mehr im Wege stehen. „Ehrliche Arbeit…Pff.“, flüsterte der Mann zynisch und wütend zu sich selbst.

Der Volakhi ließ sich nicht zweimal bitten. Er sah, wie die Bürger um ihn herum Platz machten und er nahm den Wagen wieder auf, spornte seinen Esel zur Weiterreise. Vielstimmiges Gemurmel verschluckte seine ersten Worte, sodass der Alte doch nochmal den Karren anhalten ließ. Er erkannte in Lavrenty, Mara und dem Elfen Elrevan seine Fürsprecher und so ging er zu jedem, und küsste ihm beziehungsweise ihr den Saum und hielt ihn danach wieder aufrecht stehend den Arm mit seinen verhärmten Händen, glücklich zu jedem sagend, dieselbe Formel für jeden wiederholend:
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12642;image)

„Du tust Großes, mein Genosse. Wahrhaft Großes. Ich sehe an deinem Blick, du wirst nicht wissen, worauf du dich einlässt. Aber du tust Großes. Wir danken dir dafür.“
Nachdem er zuletzt Lavrentys Arm gehalten hatte, löste er sich von diesem, gab dem ehemaligen Soldaten seine Mütze wieder, nahm seinen Karren wieder auf, und schickte den Esel vorwärts gen Demjanowka-Stadt. Nicht ohne seine eigene Papacha wieder an sich zu nehmen, die man ihm nun bereitwillig zurückgab.
In den Blicken eines manchen, der hier auf Nahrung gewartet hatte, war die tiefe Enttäuschung zu sehen, gerade als sie dem rumpelnden Karren mit Achsenunwucht davonrollen sahen. Was mochte wohl in den Kisten gewesen sein? Das Einschreiten der drei hatte die Szene beruhigt und auch der widerspenstigste von ihnen traute sich nicht, weiter einzugreifen. Scheinbar hatte Lavrenty etwas bei ihm bewirkt,  auch wenn es wohl kaum etwas damit zu tun hatte, dass Herr Volkov dieses zufällige Treffen für seine politischen Ambitionen und zur Meinungsmache nutzte. Etwas anderes hatte das ausgelöst, etwas Gesagtes[1].

Doch während der Karren davon gezogen wurde, nur manchmal war das Ächzen des alten Volakhi und seines schwer ziehenden Esels zu hören[2], sammelten sich nun jene Hungrigen um Lavrenty. Während der blonde Mann, Oleg Taktov, etwas im Hintergrund blieb und dem Karren nachdenklich hinterherblickte, hatten sich die vierzig Bewohner Demjanowkas im Kreis um Lavrenty aufgestellt. Eine ältliche, kurzhaarige Frau, vielleicht um die Ende Fünfzig, Anfang Sechzig, sie war zuerst dem Kohlemann beigesprungen, in ausgeblichenen, blauen Leinen gekleidet wie eine Landfrau, fragte schließlich[3].
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12667;image)
„Und wie sollen wir was verändern? Ihr jungen Männer redet immer von Wechsel und wie wir die Dinge ändern. Aber wie ändern wir die Dinge? Ihr formuliert das immer so, als wüssten wir nicht, dass die Dinge sich ändern müssen. Und wundert euch dann, dass keiner eure Schundblätter voller Versprechen ernsthaft liest. Ihr tut so, als wären wir blöd. Und dann versucht ihr uns genau das zu verkaufen. Sei anders, guter Volkov. Dann sage uns doch, wie wir uns helfen? Wie ihr uns helft?“



(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12668;image)
Der Ork, eine vierschrötige, untersetzte Gestalt mit humpelnden Gang ob eines krummen rechten Beines – wohl im Krieg zerschossen – setzte hinzu[4]. „Solidarität. Das ist ein Wort, dass verstehe ich nicht. Ich habe es gehört, ja, auch im Krieg. Da war es wie das Wort Kameradschaft für mich unbegreiflich. Könnt ihr mich begreifen machen?“

Und zuletzt kam auch der Zwerg, welcher dem Kohlemann beigesprungen war, hinzu. Er hatte eine große Nase, eine schmale Stirn. Im Gegensatz zu vielen Zwergen trug er keinen Vollbart, sondern nur einen kratzigen Drei-Tage-Bart, der im seinem pockennarbigen Gesicht eher wie Schmutz denn Bartwuchs wirkte. Die kurzgeschorenen, dunklen Haare und der Schmiss in der linken Augenbraue ließen ihn wie einen harten Arbeiter wirken, der schon einmal nahm, was er sich verdient zu haben glaubte. Sein sehr leicht nach innen schielender Blick hatte ihn schon mehrmals dem Spott zum Opfer werden lassen, dass er nicht die hellste Gaslaterne in den Straßen Demjanowkas sei[5]. So auch an diesem Abend, wo der Mensch, die Halblingin und der Elf im Murmeln und Raunen mehrfach seinen Namen gehört hatten und wie irgendjemand ihn schalt. „Du und deine blöden Ideen wieder, Podkhalim!“ , hieß es dann; oder „Halt’s Maul, (Pod-)Khalim!“
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12666;image)
Er blickte Lavrenty an und räusperte sich. „Hör nicht so auf sie. Sie halten sich für gelehrt, weil sie ein Stück von Maxim Maximov[6] gesehen haben. Wenn sie aber nur halb so schlau wären, wie sie tun, dann hätten sie es gelesen.“ Lachend klopfte er Lavrenty auf die Hüfte, damit der 1,30m große Zwerg sich nicht strecken brauchte. „Ich habe seine Stücke gelesen. Er verspricht nicht nur, wie sie im Theater zeigen. Er zeigt Wege auf. Keine guten, wie ich finde. Aber er zeigt Wege. Ich lese aber auch Prawda, he. Deswegen weiß ich, dass ihr manchmal auch Wege zeigt, he.“
Er blickte kurz betrübt drein und sagte dann, als käme ihm eine hervorragende Idee – wozu er den Zeigefinger emporreckte, als wäre die Idee dringend zu betrachten. „Ich, Khalim, bin kein guter Redner, he. Aber du, Volkov. Du kannst besser sagen, welche Wahrheiten in der Zeitung stehen. Maximov sagt immer, es würde reichen, die Bonzen sechs Fuß unter die Erde zu bringen. Das kann aber keine gute Idee sein. Weißt du warum, he?“
Er lachte auf. Er musste bereits jetzt über sein Witz lachen. Er brauchte einen Moment des Lachens, und den Zuruf des Orken. „Jetzt komm zum Punkt, Podkhalim!“, um sich wieder zu fangen, auch wenn er beim Sprechen etwas kichern musste und hier und da eine kleine Pause einbaute, um sich zu fangen.
„Ich weiß warum, he. In jedem Stadtteil drehen wir die Erde tiefer um als sechs Fuß. Hier bauen wir Kohle ab, dort Torf und Ton, hier haben wir einen See gegraben und dort wird Landwirtschaft gemacht. Verstehst, he? Wir würden die ja alle wieder ausgraben!“ Jetzt lachte der Zwerg wieder laut. „Maximov ist wahrlich ein dummer Mann! Hahaha!“ Der Zwerg musste vor Lachen eine Träne verdrücken.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12667;image)
Die ältliche Dame prügelte dem Zwerg mit einem Schlag auf den Rücken, damit dieser sich beruhigte. Das laute Lachen erstarb, aber zitternd kicherte der Zwerg noch. Sie übernahm. „Aber im Ernst: wir brauchen keine politischen Parolen. Wir brauchen beim besten Willen etwas zu essen. Ja, vielleicht ändert sich was, wenn wir solidarisch werden, was auch immer das für dich bedeutet, Volkov. Aber zunächst sind wir hier raus, weil unsere Familien hungern und frieren. Ich habe hier eine Liste, was ich hier hätte bekommen sollen von den Halblingen.“ Gereizt faltete sie einen vergilbten, zerknitterten Zettel auseinander, der mit königsblauer Tinte beschrieben war, und rezitierte, was man ihr versprochen hatte. „Zwei Gockel, ein Viertel Weißer[7] vom Rad, eine kleine Kann‘ Kuhmilch, ein Laib Backausschuss Schwarzes.“ Sie steckte den Zettel wieder ein, faltete ihn sorgsam als wäre er ein Vertragsdokument. „Unsere Suppenküche, die hier in Sjukowo, liegt am nächsten an den Halblingen. Aber der Stadt wegen darf man keine offiziellen Lebensmittel von Baber & Hosch beziehen. Seit zwei Tagen ist sie kalt, weil dieser Sohn einer gewöhnlichen Hure, dieser Viktor Pulijenko uns hinhält, um bessere Preise auszuhandeln. Auf unsere Kosten, auf unser Leben! Bei den Engeln, wenn ihr also was für uns tun wollt, dann sagt uns, was wir jetzt tun können. Nutzt meinetwegen eure schönen, wohlfeilen Worte, die ihr in der Oberstadt gehört habt, aber macht um Himmelswillen Vorschläge, bei denen wir nicht erst noch bis zum Tode hungern müssen, damit unsere Urenkel irgendwann vielleicht besser leben. Wir frieren, wir hungern. Wir sind drüber hinweg, von dem guten Leben zu träumen. Die meisten von uns träumen davon, überhaupt zu leben!“ Ihre Verzweiflung war unüberhörbar.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12668;image)
Der Ork und viele neben ihm bejahten das, entweder wortstark oder nickend. Sie alle hatten von den Versprechen einer besseren Welt gehört. Streng genommen versprachen auch die Stadtoberen dies häufig. Sie selbst oder ihre Eltern und Großeltern hatten diese Worte vernommen, als die Adelsgesellschaft durch eine Bürgergesellschaft ersetzt wurde. Ihr Zweifel stand ihnen in das Gesicht geschrieben, und so fügte der humpelnde Ork hinzu. "Ich habe auf beiden Seiten des Krieges gedient, in Fabriken und in der Suppenküche des hl. Rel. Wahrscheinlich dräut mir auch das Schicksal eines Volakhi." Seine türkisfarbenen Augen standen in einem sonderbaren Kontrast zu seiner fahlgrünen Haut. Sie leuchteten rätselhaft. "Ich will einiges tun, um diesem Schicksal zu entweichen. Ihr habt alle drei dafür gesprochen..." Er zeigte mit krummen Zeigefinger auf den Elfen, die Halblingin und den Menschen. "...dass wir uns der Armut unserer nächsten erinnern und ihnen nicht weiter schaden. Ich will nicht an euch zweifeln, aber ich kenne keinen Weg aus der Misere. Ihr kennt einen, außer friedlich zu verhungern? Ihr kennt besser einen, sonst werden Angriffe auf Volakhi die geringste Sorge Demjanowkas sein..." Zunehmendes Gemurmel, auch wenn manche pöbelten - aus Prinzip - was eine Grünhaut denn schon wissen wolle. Die Frustratrion der Hungernden drohte wieder Überhand zu nehmen. Sie alle wussten, dass Demjanowkas Winter unbarmherzig war. Manche von ihnen blickten sorgenvoll in die kalte Nacht, vom Tor aus nach Süden. Und wer wusste schon, wann die nächste Welle Flüchtlinge durch dieses Tor kam und ihnen die wenige Nahrung streitig machte. Der Krieg entwurzelte viele, die Armut entwurzelte die viele, der Winter entwurzelte viele. Doch wie viele könnte Demjanowka noch vertragen, wenn sich seine Bewohner jetzt schon dem Schicksal ausgeliefert sahen?
Erwartungsvoll blickten die Bewohner, die sich am Tor getroffen hatten, zu Lavrenty, zu Mara, zu Elrevin. Flehendes Bitten, bittendes Flehen, alles lag in ihren Augen. Alle Augen schrien sie stumm an: "Bitte! Zeigt uns einen Weg![8]"
 1. 
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 2. Der Esel ist langsam unterwegs. Wenn der Volakhi also zurück in die Szene gezogen werden soll, ist das durchaus möglich, sollte eurerseits ein Interesse daran bestehen.
 3. 
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 4. 
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 5. 
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 6. Maxim Maximov ist ein stadtbekannter Dichter und Dramaturg, der sich für die Rechte der Ungebildeten einsetzt und eine Philosophie der weitreichenden Bildung für alle anstrebt. Dies und die Revolution der Unteren wider die Oberen sind seine literarischen Sujets. Maxim ist allerdings ein eher wohlhabender Elf, der in der Stadt zwei Groschenbühnen leitet, auf denen seine Stücke dargeboten werden zu einem Preis, den sich auch arme Menschen leisten können. Allerdings ist er deswegen auch in der Kritik. 1. werden auf seinen Bühnen nur seine Stücke gespielt, 2. lebt Maxim Maximov im Stadtmittelpunkt in einer sündhaft teuren Wohnung in Saus und Braus und 3. hat er sich vor einer Woche zum "geistigen Führer der geschlachten Massen" erklärt auf einem Festbankett und ist seitdem bei einigen Städtern unbeliebt geworden. Vor zwei Tagen ist gar eine sehr Vorstellungen in einem Tumult geendet.
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 7. Damit ist einfach Weichkäse mit weißer Rinde gemeint.
 8. Ich bin mir dessen bewusst, dass es in einer unbekannten Welt schwer ist, Lösungen zu generieren. Denkt daran, dass ihr hier auch Erzählrechte habt, also auch Vorschläge und Abläufe in der Welt erfinden könnt. Ihr könnt also damit auch vorgeben, wohin die Reise hier geht und welche Elemente eine Rolle spielen. Das einzige, was ihr nicht beschließen könnt, ist die Auflösung der Geschehnisse. Aber Richtungen könnt ihr vorgeben und Spielelemente erfinden. Wenn es euch nicht genehm ist oder euch nichts einfällt, gebe ich aber natürlich gerne im nächsten Beitrag Möglichkeiten vor.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Mara Sorokin am 01.12.2016, 05:39:03
Mit Freude nahm Mara wahr, dass sich eine weitere Person aus der Menge schälte und sich dem Bemühen anschloss, den Konflikt zu lösen. Dass sich der Elf dabei einen Seitenhieb ihr und Lavrenty gegenüber nicht verkneifen konnte, spielte kaum eine Rolle. Zwar mochten sie sich in der endgültigen Lösung der Probleme nicht ganz einig sein aber was im Moment zählte war nur, dass sie sich alle im Klaren darüber waren, dass die Wut der Menge ein anderes Ventil als den alten Volakhi brauchte. Ein Problem musste nach dem anderen gelöst werden. Von den Schritten, die Mara und Lavrenty angesprochen hatten, waren die Arbeiter sowieso noch weit entfernt. Um den Hass wirklich auf die richtigen Personen lenken und kanalisieren zu können, brauchten sie vor allem Eines: Eine gute Grundlage. Wie man an diesem Abend sehen konnte, war diese noch lange nicht geschaffen. Bevor sie alle überhaupt konkret an der Lösung all der Probleme arbeiten konnten, mussten sie eine Einheit bilden. Zusammen stehen und sich gegenseitig unterstützen. Füreinander einstehen und zusammenarbeiten. Doch bis es soweit war, würde noch viel Zeit vergehen und einiges an Kraft aufgebracht werden müssen.

Doch war hier noch lange nicht alles geklärt, wie sich schnell herausstellte. Ein blonder Mann erhob seine Stimme in der folgenden Stille und bat darum, die Situation zu überdenken. Mara kannte ihn nicht wirklich aber sie hatte ihn schon des Öfteren im Red Dragon & Crescent gesehen, wo er das ein oder andere Mal einen über den Durst getrunken hatte und aggressiv geworden war. Keine besonders vorteilhafte Art, sich an jemanden zu erinnern. Doch wollte sie ihn deshalb jetzt nicht anklagen oder voreingenommen gegen ihn vorgehen. Es waren harte Zeiten und jeder versuchte auf seine Weise mit den vielen Problemen umzugehen, die schwer auf seinen Schultern lasteten. Sie selbst hatte mehr als einmal ihre Sorgen in Alkohol ertrunken. Zwar war das keine Lösung aber es half zumindest für einen Abend dabei, all die Scheiße zu vergessen.
Weiterhin hörte sie Oleg zu und dachte über seine Worte nach. Wusste er vielleicht mehr, als er hier zugeben wollte? War es wirklich nur der Wunsch, etwas zu essen oder andere geschmuggelte Waren zu finden oder ging es hier um mehr als das? Sie selbst hatte von Gerüchten gehört, dass ein Teil der Leichen, die von den Volakhi transportiert wurden, zur Magiespeicher-Anstalt gebracht wurden, um sie dort ihrer letzten Lebenskraft zu berauben. Man habe die Leichen regelrecht ausgewrungen und dann auf ein Kohleschiff namens Santa-Ana gebracht. Sergej Patiov, der Vorarbeiter des Stahlwerks hatte es selbst gesehen. Seitdem er davon im Red Dragon & Crescent berichtet hatte, war er nicht mehr gesehen worden.
Davon ganz abgesehen, verhielt sich der alte Mann doch recht seltsam. Natürlich war es nicht schön, die Kisten aufzumachen und dann tote, erfrorene Personen zu sehen aber im Endeffekt konnte der Volakhi den Verdacht sofort minimieren und die Wut der Menge löschen, wenn er auch nur eine einzige Kiste öffnete. Wären der Elf, Lavrenty und sie nicht gewesen, hätte er damit im schlimmsten Fall sogar mit dem Leben bezahlt. Dass er die Kisten so schützte, zeigte Mara ganz deutlich, dass er hier mehr als nur Leichen transportierte. Keine Lebensmittel - da war sie sich sicher - aber irgendetwas, das den Mann zum Verzweifeln brachte, wenn er nur daran dachte, dass es entdeckt werden würde. Eindeutig hatte der alte Mann Dreck am stecken.

Mara würde ihn nicht so einfach gehen lassen aber im Moment musste sie sich um andere Dinge kümmern. Der Wagen war langsam und hatte noch einen weiten Weg vor sich. Sie würde ihn wieder einholen können und sich den Inhalt der Kisten ansehen können. Es war sowieso besser, wenn nicht jeder dabei war. Vor allem nicht Lavrenty. Sie verstand seine Worte über Solidarität aber blindes Vertrauen war in dieser Zeit einfach noch nicht angebracht. Es war nicht nur nicht angebracht, sondern auch gefährlich. Sie konnten es sich nicht leisten, irgendwelche Personen in ihren Reihen zu haben, die erste Versuche direkt im Keim ersticken würden, nur weil sie solidarisch sein wollten und blind auf völlig Fremde vertrauten. Für den Moment schwieg Mara allerdings und sah dabei zu, wie der Wagen langsam den Weg entlang gezogen wurde.

Schließlich wandte sie ihre Aufmerksamkeit den Personen zu, die Antworten forderten. Das war ihr gutes Recht - von Gerede wurde man nicht satt. Sie ließ ihren Blick über jede der drei Personen wandern und hörte genau zu, was sie zu sagen hatten. Lediglich der Zwerg kam ihr bekannt vor. Ein Ausgestoßener, der sich einen schlechten Ruf hatte. Doch in dem Zwergen steckte mehr, als man auf den ersten Blick erkannte. Er war zwar etwas einfach gestrickt aber durchaus - auf seine Art und Weise - intelligent. Er hatte ein großes Herz und half immer, wenn Hilfe benötigt wurde. Seinen schlechten Witz ignorierte sie soweit es ging - genauso wie das, was Maximov gesagt hatte. Es würde nicht ausreichen, die Bonzen unter die Erde zu bringen. Es war, als würde man dem Unkraut einfach nur die Blätter abschneiden. Doch die würden irgendwann nachwachsen. Um wirklich Erfolg zu haben, mussten sie das Übel an den Wurzeln bekämpfen. Sie mussten nicht nur die Bonzen absetzen, sondern auch für ein anderes - ein gerechtes - System sorgen.
Die alte Dame und der Ork waren es dann, die klare Worte und Antworten forderten. Sie hungerten, froren und wollten nun eine neue Lösung für ihr Problem, da sie ihrer Lösung - die Kisten des Volakhi zu öffnen und dadurch geschmuggelte Lebensmittel zu finden - beraubt worden waren. Sie und die anderen Leute in der Menge suchten nach einem Ausweg aus ihrer Misere. Mara atmete tief durch bevor sie antwortete.

"Ihr friert, ihr hungert und ihr seid es leid, ständig nur Worte zu hören. Ich kann das gut nachvollziehen, weil es mir genauso geht. Uns allen geht es so. Worte können nicht gegessen oder zum Heizen genutzt werden. Doch Worte können dazu genutzt werden, um Ungerechtigkeit zu verhindern. Sie können dazu genutzt werden, über Missstände aufzuklären und sie können genutzt werden, um Gleichgesinnte zu finden. Wir sind arm. Wir besitzen nichts außer unserer Stimme und unseren Worten. Deshalb müssen wir uns bewusst sein, dass Worte unsere mächtigste Waffe sind. Wir müssen lernen sie zu nutzen. Politische Parolen und Gerede mag unseren Hunger nicht stillen können aber sie sind ein wichtiges Mittel zum Zweck. Wenn wir irgendwann dazu fähig sein wollen, etwas zu ändern, dann müssen wir uns zusammenraufen. Zusammenarbeiten. Politische Parolen sind ein gutes Mittel, um unseren Standpunkt rüberzubringen." Nachdem das gesagt war und sich Mara sicher war, dass man sie zumindest ansatzweise verstanden hatte, fuhr sie fort.

"Doch ihr wollt kein Gerede, sondern Antworten. Du..." damit wandte sie sich dem Ork zu. "... willst einiges tun, um deinem Schicksal zu entweichen. Ich glaube ihr alle..." sie hob ihre Arme und umschloss damit symbolisch die Gruppe. "... würdet einiges tun, um nicht mehr hungern und frieren zu müssen. Ich frage euch: Was seid ihr bereit zu tun?" Mara wartete einige Sekunden, damit sich die Menge Gedanken über diese Frage machen konnte. Sie erwartete keine Antworten und fuhr deshalb fort. "Ihr seid euch sicherlich im Klaren darüber, dass man uns nicht freiwillig geben wird, was wir verdient haben. Ich muss euch an dieser Stelle nicht erklären, DASS wir etwas zu essen und ein warmes Heim für uns und unsere Familien verdient haben. Jeder von uns arbeitet hart für die Bonzen und Fabrikbesitzer. Wir sollten für diese harte Arbeit gerecht entlohnt werden. Doch das werden wir nicht und wenn wir noch so sehr darum bitten. Flehen bringt uns nicht weiter. Argumente bringen uns nicht weiter. Nicht bei den Fabrikbesitzern! Das Einzige, was uns bei denen weiterbringt, sind Taten!" Sie wusste es genau, denn vor vielen Jahren war sie selbst eine gewesen. Sie selbst hatte Arbeiter bis aufs letzte Hemd ausgenommen und sich einen Scheiß darum gekümmert, dass sie in dreckigen Gassen verreckt waren.

"Wenn ihr etwas ändern wollt, dann müsst ihr Opfer bringen und schwere Entscheidungen treffen. Ihr müsst euch bewusst sein, dass es kein einfacher Weg sein wird. Das wird für einige von euch nichts Neues sein. Viele von uns haben bereits gestohlen, um uns etwas von dem zu holen, dass wir verdient haben. Viele von uns haben nicht nur die Fabriken bestohlen, sondern uns auch gegenseitig. Ich möchte das an dieser Stelle nicht verurteilen. Auch ich musste stehlen, um am Leben zu bleiben. Doch das kann nicht alles sein. Es kann und darf nicht alles sein, was wir tun können. Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, eine Grundlage für ein weiteres Vorgehen schaffen wollen, dann müssen wir weiterdenken. Größer denken. Deshalb frage ich euch noch einmal: Was seid ihr wirklich bereit zu tun? Wie weit seid ihr bereit zu gehen? Was würdet ihr aufs Spiel setzen, um nicht nur eure Situation, sondern auch die Situation der gesamten Arbeiterschaft zu verbessern? Was ist es euch wert?"
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Lavrenty Volkov am 05.12.2016, 22:28:33
Eigentlich wollte Lavrenty Oleg Taktov hinterher. Er hatte das Gefühl, dass der Mann ihm seine Worte übel nahm, dabei war der Liedermacher selbst daran interessiert, was Taktov so verbissen verfolgte. Doch die Worte des Volakhi rissen Lavrenty aus dem Hier und Jetzt. Die Worte des Alten waren verwirrend und passten kaum zur Situation. Vielleicht war es nur eine staksige Art seinen Dank auszusprechen, doch es fühlte sich für Lavrenty ganz anders an. Und so sah der junge Arbeiter dem rumpelnden Karren erstaunt hinterher, während sich die Leute um ihn und die beiden anderen Wortführer drängten. WIR danken dir dafür? "Wer ist "Wir"?", raunte Lavrenty dem Alten hinterher und konnte sich langsam aus seiner Verwirrung befreien. Inzwischen war er von taktov abgeschnitten und eine Diskussion hatte sich darüber entflammt, was man konkret tun könne, um die Lage zu verbessern.

Das war eigentlich die Königsfrage und für Lavrenty nicht leicht zu beantworten. Er selbst war immer der Meinung, dass die Bewegung noch zu klein war um Aktionen jedweder Art in der gesamten Stadt durchzuziehen. Bisher hatten sie nicht mal eine Mehrheit der Belegschaft eines einzigen Werkes auf die sie zählen konnten. Das war zu wenig für einen Generalstreik und das war erst recht zu wenig für eine echte Revolution. Zwar wuchs die Bewegung von Tag zu Tag, und das sogar in einem Maße, dass einem Mut machen konnte, doch je größer sie wurde, desto mehr sah Lavrenty sich daran arbeiten, dass sie nicht zerfiel oder in verschiedene Gruppen zersplitterte. Wie schwer es war die Leute zur Einheit zu bewegen, selbst dann, wenn sie eigentlich alle die gleichen Nöte hatten...

Die Diskussion war vielstimmig und inzwischen versuchte Mara den Spieß umzudrehen, in dem sie fragte, was die Arbeiter ihrerseits überhaupt bereit wären zu geben. Das war nicht verkehrt und die halblingin hatte auf ihre Art damit Recht, doch Lavrenty hatte das Gefühl, dass es im Augenblick weniger ums Rechthaben ging, als um das, was diealte Frau meinte. Man konnte nur eine gewisse zeitlang mit Wort und Schrift um sich werfen und erwarten, dass dies allein ausreichen würde, die Leute zu mobilisieren. Gewiss konnten sie nicht ohne Weiteres erkennen, dass Lavrentys politische Arbeit nicht ohne Risiko für ihn selbst und seine Mitstreiter war und was sollte es sie auch schon groß kümmern? Brachten seine Texte doch selten mehr als einen kurzen Zeitvertreib und die nachfolgende Möglichkeit die letzten verbliebenen Kohlestücke sicher zu entzünden.

Tatsächlich hatte Lavrenty vor Kurzem ein Lied geschrieben, das unter anderem darauf anspielte. Natürlich würde auch ein lied keine Probleme lösen, aber vielleicht würde es sie alle hier ein wenig mehr zusammenrücken lassen, vielleicht würde es zeigen, dass die Schreiber der "Schundblätter" mehr wollten, als bloß kühne Worte schwingen? Zumindest auf Lavrenty traf dies zu, doch so sehr er es auch selbst wollte, er würde in dieser Nacht nicht alle Probleme lösen können, weder allein, noch mit allen hier Versammelten. Zunächst leise hob er die Stimme und begann sein Leid vorzutragen, dabei immer lauter werdend[1].

Und weil der Mensch[2] ein Mensch ist, drum braucht er was zum Fressen bitte sehr
Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt, das schafft kein Fressen her

Drum links, zwo, drei
Drum links, zwo, drei - wo dein Platz, Genosse, ist
Reih' dich ein in die Arbeitereinheitsfront, wenn du auch ein Arbeiter bist

Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern
Er will unter sich keine Sklaven sehen und über sich keine Herrn

Drum links, zwo, drei
Drum links, zwo, drei - wo dein Platz, Genosse, ist
Reih' dich ein in die Arbeitereinheitsfront, weil du auch ein Arbeiter bist

Und weil der Prolet ein Prolet ist, drum kann er sich nur selbst befreien
Es kann die Befreiung der Arbeiterklasse nur die Sache der Arbeiter sein

Drum links, zwo, drei,
Drum links, zwo, drei - wo dein Platz, Genosse, ist
Reih' dich ein in die Arbeitereinheitsfront, wenn du auch ein Arbeiter bist

Drum links, zwo, drei,
Drum links, zwo, drei - wo dein Platz, Genosse, ist
Reih' dich ein in die Arbeitereinheitsfront, wenn du auch ein Arbeiter bist
[3]

Ursprünglich hatte Lavrenty im Sinne, dass das Lied mit einer gewissen Portion Zackigkeit und Trotz vorgetragen werden sollte, doch in diesem Moment trug er sein Stück eher langsam vor und legte einiges an Traurigkeit und Erschöpfung hinein, was nach dem langen Tag un der gerade erlebten Enttäuschung kaum schwer fiel. Als er geendet hatte blieb er einen Augenblick stumm und ergriff erst das Wort, als die Menge langsam wieder unruhig wurde.

"Ist es das, was ihr meint? Mein Geschwätz macht euch genau so wenig satt, wie das was sie euch auszahlen und auch noch 'Lohn' nennen?" Er sah die alte Frau direkt an, nicht wütend, aber dennoch in einer Form, die klar machte, dass er solchen Vorwürfen nicht aus dem Weg gehen würde "Was soll ich sagen, ihr habt Recht!" Lavrenty breitete die Arme aus, wie um zu zeigen, dass er nichts vorweisen könne "Meine Texte und meine Lieder können euch die Zeit vertreiben, euch in Erinnerung rufen, dass ihr nicht allein seid. Aber sie können weder euch, noch eure Lieben wärmen oder ernähren. Sie können ja nicht mal mich warm und satt machen. Nicht das hier jemand glaubt, dass irgendwer bei der Prawda mehr Geld aus der Redaktion herausträgt als er hereinträgt!"

Lavrenty wackelte mit dem erhobenen Zeigefinger und sein schelmischen Grinsen machte sofort klar, wie ernst diese geste zu nehmen sei. "Das Gegenteil ist der Fall. Das was überbleibt und oft sogar das was eigentlich für das eigene Wohl gedacht sein sollte, wandert in unsere Zeitung, wie in ein Fass ohne Boden. Den Eindruck hat man zumindest oft genug, doch es hat auch einen Zweck. Jeden Tag interessieren sich mehr von euch für die Arbeiterbewegung, das sehe ich an der Menge der verkauften Zeitungen, Genossen, und falls ich mich irren sollte, dann lasst euch hier gesagt sein, dass es billigeres Papier gibt, um ein Feuer zu entzünden oder sein Geschäft zu verrichten!" Lavrenty versuchte es einmal mehr mit Humor, doch er selbst konnte kaum darüber lachen, ihm bedeutete die Prawda einiges.

"Ich kann gewiss nicht für jeden der jungen Männer sprechen, die immer so viel von Wechsel reden, doch ich für meinen Teil möchte lieber heute als morgen in einer gerechten Welt leben und deshalb schreibe ich Artikel und Lieder.

Genossin Sorokin hat schon ganz richtig gefragt: 'Was sind wir bereit zu tun?', doch bevor es soweit ist müssen wir uns erst fragen 'Was können wir überhaupt tun?'. Streiken, Enteignen, Machtübernahme? Ist es das was ihr von mir hören wollt?"
Lavrenty pausierte und ließ die Fragen auf sein Publikum wirken.

"Was können wir überhaupt tun? In diesem Augenblick? Wir alle hier streiken? Dann sitzen wir morgen alle auf der Straße! Wir enteignen einen Fabrikbesitzer? Wie lang dauert es bis der letzte von uns erschossen werden würde? Wir hier in diesem Augenblick sind noch nicht genug. Die Bewegung ist in diesem Moment noch nicht genug. Doch wir werden mehr - von Tag zu Tag. Und an diesem Punkt kommt die Solidarität ins Spiel, Genosse Rakh Pfeilschlinger. Wenn es soweit ist steht jeder Arbeiter für den anderen ein. Im Augenblick kannst du vielleicht alleine überleben, aber ändern kannst du nichts. Gemeinsam, solidarisch können wir aber etwas ändern. Wenn genug streiken werden, wenn genug auf die Straßen gehen werden, dann gehört uns die Stadt. Ja ich weiß, dass es wie eine Durchhalteparole klingt und das liegt auch daran, dass es eine ist. Doch bis dahin versuche ich soviele wie möglich davon zu überzeugen sich mit uns zu solidarisieren, eben mit den Texten in meinem Schundblatt..." Lavrenty hoffte, dass er der Menge damit nicht das Herz brach[4], doch es brachte auch nichts, wenn er nicht ehrlich war. Wenn dieser Weg leicht wäre, dann hätten ihn schon andere vor ihnen begangen.

Sanfter und wieder direkt an die Frau gewandt sagte er: "Ich kann dir deine Gockel auch nicht herbeizaubern. Aber ich kann dir anbieten nachzusehen, was aus diesem Wagen geworden ist, der uns versprochen wurde und ich kann mit diesem Viktor Pulijenko[5] sprechen, vielleicht lenkt er ja ein."
 1. Perform (Sing) 32
 2. ich würde es gern durch "Humanoid" ersertzen, allerdings klingt das furchtbar. Könnenw ir davon ausgehen, dass Lavrenty ein allgemeines, neutral Wort nutzt, dass kein Volk im speziellen meint? Ansonsten würde er bei jedem Vortrag ein anderes Volk nennen ("Weil der Ork ein Ork ist...")
 3. Original (https://www.youtube.com/watch?v=6Tz5daRrGDw)
 4. Diplomacy 26
 5. Knowledge (Local) 22: Was weiß ich über Viktor Pulijenko?
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 06.12.2016, 21:10:34
Es ging ein Schaudern durch Sawelijs Leib als er erkannte, welche Art von Magie gerade gewirkt wurde. War er gerade noch fasziniert vom Gedanken es sei Feuermagie, sträubt sich jetzt sein ganzer Leib dagegen. Schwurmagie, also waren die Gerüchte und Wünsche der Hoffenden und Liebenden irgendwie wahr. Ob sie auch die Magie der Statur aktivierten, wer weiß? Wahrscheinlich aber eher nicht, sonst wären die Gerüchte anders. Nur ein wissender könnte dies wohl und sein Gegenüber meinte ja er habe hier schon einmal geschworen. Geschworen und dann von seinem Weg abgekommen. Sawelij verstand nur wenig von den Lehren der Magie, aber einen magischen Schwur brach niemand so leicht.

Im Nebel stehend schloss er seine Augen, dachte über die Worte von Dschaba nach. Der Hundeherr hatte sich alles wirklich fein ausgemalt, ihn oder sogar noch jemanden ausspioniert und dann analysieren lassen. Nun spielte er mit Sawelijs normalen Handlungsweisen, beeinflusste ihn so, dass er kaum noch zurück konnte. Die Versammlung, die Blicke in die Menge sie zwangen Sawelij zum Handeln. Der Wagen mit dem Blut und die hungernden Menschen, hier packte er den Elfen bei seinem Gerechtigkeitsgefühl und der Tatsache, dass er stehts versuchte seine Worte zu halten. Eingewickelt wie eine im Fliegennetz und nun ging es zum Maul. Auf in den vor Hunger und Verrat geifernden Mund.
Einen neuen Weg sollte Sawelij bringen, einen den Dschaba nicht gehen konnte. Was war hieran nur Lüge und das Spinnennetz? In Gedanken griff er sich an das rechte Handgelenk. Unter dem Stoff spürte er deutlich das Abschiedsgeschenk seiner Mutter, den silbernen Armreif. Ein Kleingut, an welches er sich regelrecht fest hielt. Welches seine Verbindung zu dem was einst war darstellte. Was jedoch auch, wie er erfahren hatte von schützender Magie durchwoben war. So konnte er stehts Lüge und Wahrheit gut voneinander trennen, doch hier?
Die weltliche Macht, die Übernahme der Hunde, das reizte den Elfen nicht im Geringsten. War es also ein kläglicher Versuche ihn zum Schwur zu drängen. An die innere Gier und den Geltungsdrang greifend oder doch etwas anderes.

Der ausgesprochene Schwur von Dschaba, gefolgt von einer kindlichen Stimme weckten ihn aus den tiefen Gedanken. Er blickte zum Hundeherrn und dann in den Nebel, aus welcher Richtung er die Stimme zu vernehmen glaubte. Eine Hand griff nach ihm. Klein und tatsächlich die eines Kindes. Onkel nannte er ihn. Überrascht blickte Sawelij an sich hinunter, lauscht den verwirrenden Worten. Nun erwidert er den Griff des Kindes fest. Die Worte schwören auf eine dunkle Zukunft ein. Dunkler als alles was er bis jetzt machen musste. Noch verwirrter ist er dann, dass das Kind normal weiter spricht. So als wäre nicht gewesen.
„Nebel, von Blut rot und heiß.“ wiederholt er die Worte der kindlichen Prophezeiung. Er blickte zwischen dem Kind und Dschaba hin und her. Ein Stück ließ er sich von der Statur weg ziehen, löste dann den Griff und blieb stehen. Sein Blick ging zurück zu Dschaba „Auch wenn du sagst ich soll rein bleiben, so wird ich das nicht mehr sein können. Du willst deine Hände an meiner Stelle weiter mit Blut tränken, nur damit die meinen rein bleiben.“ Er atmete zwischendurch immer wieder Tief ein und aus. „Ich würde es gerne glauben, dass so etwas möglich wäre. Doch habe ich gelernt was es heißt Verantwortung für jemanden zu tragen. Es heißt auch für dessen Taten einzustehen. Die Schlechten wie auch die Guten. Gibst du jemanden Brot, so würde ich es ihm im übertragenen Sinne auch geben. Schlägst du jemanden, so könnte auch der Schlag von meiner Hand gewesen sein.“ Sein Blick und seine Gedanken gingen zum Wagen, jedenfalls dort wo er gestanden haben könnte. Durch sein Schweigen, sein still halten hatte er schon einen Teil der Verantwortung übernommen. Etwas von dem Blut klebte damit schon an seinen Händen. Dieser Gedanke ließ ihn erneut erschaudern.

„Verzeih mir.“ Murmelte er mehr zu sich selbst doch der Elfenjunge dürfte es auch gehört haben. Festeren Schrittes ging er zurück zu Dschaba und der Schwurrstatur. „Ich ahne, dass es ein gefährliches Spiel wird. Die Worte des Kindes sprechen auch dafür, doch kann ich noch zurück?“ Er hielt direkt vor Dschaba und der Statur inne. Beide waren nur noch einen Arm breit von ihm entfernt. „Jeder kann fliehen, jeder kann kehrt machen. Ich will nicht, dass meine Hände von Blut rot werden. Ich will die Nebel nicht rot werden lassen. Doch, gehe ich jetzt wer tritt an meine Stelle? Was passiert dann?“ Fragend blickte er zurück zu dem Elfenjungen. Hatte er eine Antwort darauf? Würde vielleicht sogar die von ihm angebotene Flucht zu den roten Nebeln führen? „Hier vor euch beiden …“ beginnt er und berührt die Statur. Irgendwie kommt es ihm richtig vor. „…schwöre ich, dass ich alles in meiner Kraft stehende tun werde um den Humaniden dieser Stadt ein besseres Schicksaal zu ermöglichen. Gelingen soll mir dies zusammen mit der Psina und so nehme ich den Schwur von Dschaba Ebanoidze an. Er soll mir seines Lebtags zur Seite stehen als Freund und Helfer. Das schwöre ich, Sawelij Alagos.“ Wie bei einem normalen Versprechen hielt der Elf dem Menschen die Hand zum besiegeln hin. 
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Elrevan Izavel am 07.12.2016, 22:59:18
Elveran verspürte Erleichterung, als die Menge sich von der Idee abbringen ließ, die Ladung des Volakhi zu durchstöbern. Der alte Mann hatte tagtäglich mit Sicherheit genug Sorgen. Damit, sich auch noch mit einer Bande Ausgehungerten auseinandersetzen zu müssen, war der Alte sichtbar überfordert. Innerlich hoffte Elveran, dass der Mann tatsächlich das transportierte, was er behauptete und war gutmütig genug, dem Volakhi dessen Prostest aus Pietätsgründen abzukaufen, auch wenn sich ein Restfünkchen Zweifel in ihm regte – aber obwohl die Gefahr bestand, dass sich tatsächlich etwas Anderes als Leichen auf dem Karren befanden (zumindest der blonde Oleg Taktov schien nach etwas Bestimmten zu suchen), war Elveran der Überzeugung, dass es nicht richtig war, die Kisten zu öffnen. Seine, an die Menge gerichteten Worte hatte er voller Überzeugung gesprochen.

Nun, jedoch, hielt der Elf sich eher zurück und war längst wieder in die Beobachterposition verfallen, die ihm so viel lieber war, als im Rampenlicht zu stehen. Er gönnte Lavrenty es vollkommen, im Mittelpunkt zu stehen. Allerdings beabsichtigte Elveran dabei nicht, sich vollkommen aus der Diskussion zurückzuziehen. So aufgewühlt, wie hier alle waren, konnte die Stimmung schnell vollends in die falsche, gewaltbereite Richtung schwappen. Gerade Oleg Taktov, eigentlich eher vom aalglatten Typ, konnte seinen Groll schwer vor Elveran verbergen.[1] Das wütende Funkeln in den Augen des ehemaligen Polizisten galt Lavrenty, auch wenn Oleg gleichermaßen unzufrieden mit sich selbst zu sein schien, weil er aufgeflogen war… was ihm allerdings auch aus irgendeinem Grund zu beängstigen schien. Aber auch die anderen Anwesenden waren nun, da der Volakhi weiterzog, nicht unbedingt zufrieden mit der Situation, wenn sie sich inzwischen allerdings soweit beruhigt hatten, dass ein gesittetes Gespräch zustandekommen konnte. Zumindest Marija Olakova[2] schien sich um Vernunft zu bemühen und sich auf das Wesentliche besinnen zu wollen, während der eher einfach gestrickte Khalim[3] nicht wirklich etwas Konstruktives beizusteuern wusste. Dennoch musste Elveran durchaus über die Ausführung des Zwerges schmunzeln.

Die Anwesenden hier spiegelten eine Kostprobe der Bewohner Demjanowkas wider: die verschiedensten Völker und Meinungen lebten auf engem Raum zusammen und teilten das Schicksal der Kälte und des Hungers. Dabei ging jeder anders damit um. Elveran behagte der Gedanke nicht, dass zu viele geneigt sein konnten, sich mit Gewalt zu nehmen, was ihnen, wie sie glaubten, absichtlich von den Reichen vorenthalten wurde. Elveran selbst schloss nicht aus, dass diese aus Verzweiflung, Wut und Neid geborenen Gerüchte der Wahrheit entsprachen. Dennoch war er überzeugt, dass Gewaltausbrüche noch viel größeres Leid verursachen würden, als ohnehin schon herrschte. Er wusste nicht, welcher Weg der Richtige sein würde, er wusste nur, welcher Weg der falsche war. In der Tat, es war kein einfaches Problem, mit dem sie alle nun umgehen mussten, und der Weg aus dem Leid würde, auf jegliche Weise, ein steiniger sein. Die Meute, in der Person des Orks, den Elveran nicht kannte[4], verlangte nach Antworten.

In diesem Moment, da der Ork auch ihn ansprach, wurde Elveran bewusst, dass er längst nicht aus dem Fokus der Menge gerückt war, so wie es innerlich ein wenig gehofft hatte. Dennoch war er bereit, auch einige Worte zu verlieren, nachdem Mara Sorokin und auch Lavrenty Volkov ihre Meinung geäußert hatten.
„Nun gebe ich Herrn Volkov Recht“, stimmte er zu. „Was schmerzt den Reichen am meisten? Der Verlust seines Gelds. Doch wenn wir zum Streik rufen und nicht jeder hat den Mut, unserer Sache beizustehen, dann sitzen die Streikenden auf der Straße und sind sofort durch bereitwillige andere Arbeiter ersetzt. Durchzuhalten und Genossinnen und Genossen um uns zu scharen, um gemeinsam etwas zu bewirken, ist momentan das, was uns am Herzen liegen sollte. Nur gemeinsam können wir stark sein. Die Stärke liegt bei Weitem nicht in der Gewalt, sondern in der Brüderlichkeit. Mich schmerzt es sehr, euer aller Leid zu sehen, ich fühle es selbst. Wenn ihr euch also fragt, was ihr bereit seid zu tun und was ihr tun könnt, so verbreitet die Botschaft der Solidarität und nicht des Hasses. Wenn Blut auf den Straßen fließt, ist wahrlich nichts gewonnen, so wird das Leid aller nur vermehrt. Dennoch, während wir uns solidarisieren, müssen wir essen, da habt ihr vollkommen Recht. Wenn du erlaubst, Herr Volkov, möchte ich dir helfen, nach dem richtigen Wagen zu suchen.“
 1. Sense Motive: 28
 2. Wissen Lokales: 29
 3. Wissen Lokales: 20
 4. Wissen Lokales: 22
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 08.12.2016, 00:30:09
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Yevgeni-und-Marija-Popowkowitsch-Park - Arbamanka - 19:43 Uhr

Als die Figur sich durch den Nebel schälte, dieses merkwürdige Kind elfischer Gestalt, verengten sich die Augen von Dschaba für einen Moment, seine Arme verschränkten sich unwillkürlich und Zweifel schlichen über seine Schläfe. Kurz schien es, als würde er eingreifen, als der Junge bereits seine merkwürdig entrückte Prophezeiung von sich gab.

Doch dann glaubte er den Zusammenhang zu verstehen. Niemand, der nicht die Position der Statue, von Sawelij und ihm vor seinem Zauber gekannt hätte, hätte durch den dichten Nebel, durch den nicht zu sehen war, den Weg zu ihnen so direkt gefunden. Es muss also jemand gewesen sein, der sie beobachtet hatte. Was Dschaba Ebanoidze jedoch wirklich einhalten ließ, war auch das Verhalten seiner großen, blinden Dogge, die nicht einmal wirklich auf das Kind reagierte, nicht mehr als ein aufmerksames Schnüffeln von sich gab[1]. In Dschabas Blick war auch eine gewisse Bereitschaft, es einfach geschehen zu lassen. Er hatte einen Weg beschritten, der Sawelij seine freie Wahl ließ, und so würde er wohl kaum eingreifen - zumindest nicht körperlich - wenn Sawelij sich gegen den Schwur entschied.

Der Elf jedoch ließ sich nicht von dem Jungen, der ihn so eindringlich und wahrscheinlich doch befremdlich und rätselhaft vor der Zukunft warnte, fortziehen, befreite sich aus dem Griff und sprach seinen Teil des Schwures.
Ein wonnigliches, schweres Gefühl durchströmte den elfischen Mann, als er seinen Schwur mit der Hand auf der Statue sprach. Eine wohlige, ermattende Wärme ging von ihr aus, legte sich wie ein schützender Mantel über den Elfen. Ein unsichtbare, immaterieller Mantel, so dick, dass er für einen Moment die klirrende, frierende Kälte des kalten Demjanowkas vergaß, verloren in einem weißen Nebel, der zunehmend seine verschwommenen Konturen änderte.
Rötliche Magie griff aus den vier Händen der Statue aus, verband sich mit dem weißen Nebel und färbte die von der Außenwelt abgeschnittene, für Demjanowka unsichtbare Szenerie in ein rotweißes Zwielicht, welches alle Gesichter benetzte. Selbst der feuchte, leicht frierende Nebel schien zu magischen Dampf zu werden. Schweiß vor Wärme stand nun auf den Gesichtern von Dschaba, Sawelij und auch Djirris in seiner jetzigen Form. Mächtige Magie wirkte sich hier, griff über auf die Sinne der dort stehenden. Die Augen wurden schwer, der Blick brach vor Müdigkeit, während der Nebel fortwährend seine Konturen änderte, zwischen ihnen, unter ihnen, über ihnen, um sie herum wabernd. Und aus der Unschärfe allgegenwärtigen, doch verschwommenen Brodems schälte sich ein nebliger Schatten.

Dieser umwitterte sie, umschmiegte sie, griff sanft und ängstlich nach Händen, und blieb doch konturlos genug, um nur den Schemen eines Mannes darzustellen. Der Schemen schien ungebeugt von Arbeit und streckte eine gute sichtbare Hand durch den Nebel, als würde er stolz zeigen wollen, dass noch alle Finger an seiner Hand waren. Ein archaischer Beweis dessen, dass auch die Schwurfinger noch an dem Platz waren, an dem sie zu sein hatten[2].
Der Schemen blieb nun zwischen ihnen stehen, sie weiter umwittend. Der Nebel schien jetzt alle Geräusche von draußen zu schlucken, nur das leise Knurren des blinden Hundes drang noch an ihre Ohren. Ein Knurren, welches nicht von Stärke und Verteidigung kündete, sondern von sorgsamer Angst.

Dschaba, nun so stark schwitzend, dass perliger Schweiß seine Schläfen herablief, blickte etwas sorgenvoll zu dem Schemen. Doch er schluckte seine Bedenken, seine Furcht, die ihn ins Antlitz gemeißelt schien und seine freundliche Selbstsicherheit wie alte Kosmetik hinfortwischte, herunter. Er ergriff Sawelijs ausgestreckte Hand und nickte ihm zu. Dankbar, dass dieser den Schwur geleistet hatte, unterstrich er das durch einen kräftigen Händedruck.

Der Mann im Brodem hatte den Elfen, den Ratling in Form des Elfenjungen und den Anführer der Psina ausgiebig betrachtet. Weiterhin blieb nur seine fünffingrige Hand deutlich sichtbar. Noch schwieg der Mann im Nebel, während der Psina langsam wieder zu Worten fand und mit einer Hand versuchte, den knurrenden Hund zu beruhigen.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12645;image)
"Verantwortung, du siehst sie richtig, Sawelij, und gleichzeitig falsch. Wenn mein Handeln mit deinem verbunden ist, wird mein Handeln als das deine gesehen werden, sodass ich dein Vertrauen nicht gänzlich enttäuschen darf. Wenn jedoch nicht klar ist, dass mein Handeln dein Handeln ist, wird dein Handeln im Hintergrund als mein Handeln gesehen werden. Das entbindet dich, und das siehst du richtig, nicht von der Verantwortung, dass du deine Hände selbst mit Blut beschmierst, wenn du mich für Blut und Mord einsetzt. Dieser Schwur ist nicht dazu, dein Gewissen zu entlasten. Aber dieses wird uns dem Ziel, die Bonzen zu besiegen, unsere Leben zu retten, näherbringen. Ich weiß es."
Dschaba blickte zu dem Elfenjungen. Zwar war die Selbstsicherheit in Anbetracht des Schemens gewichen, doch immer noch fand Dschaba genug Nonchalance, um dem Jungen zuzuzwinkern.
"Und was ist mit deinem Gewissen, Junge. Verstehst du, was du eben sagtest? Was tust du nun, da die Nebel rot werden, ohne dass Blut vergossen ist? Noch nicht vergossen ist..."
Die Augen des Psina glitzerten im rötlichen Zwielicht des warmen Nebels, wandte sich wieder an Sawelij.
"Auch dein..." er betonte das nächste Wort fast schelmisch "...«Neffe» gehört dann sicherlich jetzt deinem, unseren Rudel an. Der Schwur ist getan und..."

Der Mann im Nebel schnitt mit einfacher Geste Dschabas Worte ab. Der Mund des Mannes bewegte sich, doch seine Worte wurden vom Nebel verschluckte, drangen an niemandes Ohr, was Dschaba irritiert innehielten ließ.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12682;image)
"Ich nehme euren Schwur an.", flüsterte die Gestalt fahl und nur verständlich, da der Nebel auch das leise Knurren des Hundes verstummen ließ. "Dieser Schwur ist ein Schwur des Blutes - und so wie der Verlust von Blut schwächt und bis zum Tode führt, ist der Schwur wie euer Blut. Vergießt ihr den Schwur, vergesst ihr ihn, dann werdet ihr schwach und solltet ihr dann von ihm weichen, werdet ihr sterben. Denn so beschlossen es die Alten, als sie die Grenzen der Magie gesprengt hatten durch die Macht der Schwüre. Niemals solle ein Schwur leichtfertig gesprochen werden.

Nie soll ein Schwur ohne Konsequenz sein.
Nie darf Macht ohne Verantwortung sein.
Nie darf Feuer sein, ohne dass etwas verbrennt.
Nie darf etwas wachsen, ohne dass etwas stirbt.
Alles hat seinen Preis."


Die Hand schnellte aus dem Nebel und suchte Sawelij zu berühren. Zielsicher und so schnell, dass der Elf nicht einmal reagieren konnte, legt sich die halb manifestierte Hand auf die Stirn des Elfen[3]. "Doch mit diesem Preis kommt auch Kraft. Du - Sawelij Alagos - hast einen Schwur der Führung geschworen. Du wirst dieser Stadt und diesen Bewohnern ein besseres Schicksal erschaffen - oder du wirst bei dem Versuch sterben, denn es liegt in deiner Macht dies zu tun."
Sawelij schwitzte jetzt auch, konnte spüren, wie brennende Magie durch ihn floß und ein Feuer in ihm entfachte, was er lange nicht mehr, vielleicht noch nie gespürt hatte. Er spürte, wie ein neues Selbstvertrauen in ihm erwachte. Eine Gewissheit, dass Mensch, Elf und Ratling seinem Wort folgen würden, wenn er es mit Bedacht und Sicherheit wählte.
"Doch bedenke, alles hat seinen Preis![4]"

Der Schemen griff ebenso nach Dschaba, und berührte ihn auf der Stirn. "Du hast den Schwur eines Vasallen geleistet. Du wirst Sawelij folgen und ihm in seinem Vorhaben dienlich sein. Du wirst helfen, dieser Stadt und diesen Bewohnern ein besseres Schicksal zu erschaffen - du wirst jedoch nicht nur bei dem Versuch sterben. Dein Tod - zu gegebener Zeit - ist der Preis für eine freie Stadt, Hund."
Dschaba brüllte vor Schmerz auf, als die brennende Magie durch seine Adern floss und Schrecken und zügellose Angst verzerrten das Gesicht des Mannes, der alsbald vor Pein in die Knie ging. Tränen der Mater liefen über seine Wangen.

Nun wandte sich der Schemen zu dem Elfenjungen. Seine Hand umspielte den Nebel um das Gesicht von Djirris, jedoch ohne ihn zu berühren. Es ist beinahe so, als spürte er die Berührung der Hand, leicht stellten sich seine Härchen auf. Er spürte die brennende Wärme dieser Hand, als würde er zu nahe an einem Schmelzofen stehen, und doch spürte er auch, dass die Wärme diese Hand nun verließ. In den Nebel, in das Nichts?
"Deine Rolle...wird eine amüsante sein.", flüsterte der Schemen und dann begann der Schemen seine Kontur zu verlieren, sich im Nebel aufzulösen, der sich dann zu lichten begann.

Kälte umfasste nun wieder die noch Schwitzenden, die just noch im Nebel gestanden hatten. Dort wo der Nebel gewirkt hatte, zauberte die eisige Kälte nun bunte Eisrosen an die Fenster, die Steine, die Statue, welche alle Wärme wieder verloren hatte. Dschaba schluchzte und kämpfte sich zurück auf die Beine. Seine Kleidung war tatsächlich magisch, denn obwohl er in Unrat kniete, blieb sie reinlich. Doch sein Gesicht war nicht magisch, sondern zutiefst menschlich. Der Schmerz war noch nicht wieder aus diesem Antlitz gewichen und er sah nun aus, als wäre er fünf Jahre gealtert. Furchenartige Falten hatten sich durch Stirn und Wange gezogen. Er riss sich zusammen, auch wenn zu sehen war, dass er mit seinem offenbarten Schicksal mehr als haderte. Als hätte er sich - oder jemand ihm - etwas anderes davon versprochen. Seine Stimme war noch etwas brüchig, als er seine Kleidung zurechtrückte und seinen Hut zurechtschob.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12645;image)
"Du bist jetzt der Alpha der Psina.", irgendwie klang bittere Enttäuschung in seinen Worten mit, obwohl nicht deutlich war, ob es mit der Prophezeiung oder seiner abgetretenen Position zu tun hatte. "Was willst du jetzt tun? Ich weiß, das ist eine schwere Frage, deswegen sage ich, was ich für geboten hielte. Du hast entweder die Wahl, die Psina selbst kennenzulernen. Dann lasse ich sie rufen, und wir erklären ihnen, wie es nun ist und die erklärst ihnen, wie wir die Stadt zu einem besseren Ort machen. Oder du nutzt mich als Delegierter, der die Psina weiter anführt. Dann machen wir aus, wie wir die Stadt bessern, du behälst eine relative Unabhängigkeit und suchst auf deine Weise nach Wegen, wie wir fortfahren und ich übernehme den Part der Psina." Dschaba rieb sich die Nase und bemerkte, dass er leichtes Nasenbluten hatte. Erschrocken blickte er auf das Blut, welches er auf den Anzug rieb, der es wie von magischer Hand verschwinden ließ. Sein Blick fiel auf den Elfenjungen.
"Und was ist mit dir? Was machen wir mit dir, der du nun die Wahrheit kennst über uns? Bist du Freund oder Feind? Bist du feig oder kühn? Wieso wichst du, als du die Wahl hattest, das Schicksal der Stadt auf dich zu nehmen?[5]"

Dschaba ging zwei Schritte von der Statue weg, seine Dogge stand auf, sie knurrte seit dem Verschwinden des Nebels nicht mehr, und trottete ihm hinterher. Dschaba schenkte der Statue keine Beachtung mehr, als würde er sie absichtlich ignorieren oder nicht mehr sehen wollen. Immer wieder tastete er nach seiner Nase, doch die Blutung hatte inzwischen nachgelassen. Er fröstelte nach der Hitze der letzten Sekunden etwas.
"Wofür du dich auch entscheidest; ich will dir sagen, was mein nächster Schritt gewesen wäre, Sawelij. Ich glaube nicht daran, dass die Zukunft der Stadt darin liegt, die Produktionsmittel zu zerstören oder einfach nur zu stehlen. Die armen Bewohner, die arbeitenden Bürger, müssen sie an sich nehmen, aber mit Überzeugung und auf breiter Basis. Doch Worte werden allein niemanden überzeugen. Jede Bewegung braucht Speerspitzen, jede Bewegung braucht Taten, um politische Vorstellungen greifbar und erlebbar zu machen. Ich rede nicht von Demonstrationen auf den Straßen, damit wir an den Häusern der Bonzen vorbeimarschieren, als wären wir eine lächerliche Engelsprozession." Eine unterschwellige Wut schwang in den Worten von Dschaba mit. "Ich glaube auch nicht daran, dass wir eine bessere Welt erleben, wenn wir würdevolle Armut predigen. Deswegen wollten die Psina ein Zeichen setzen."
Er schnalzte etwas und blickte sich auf dem Hinterhof um, durch die Ausgänge, welche in die mondbeschienene, dunkle Stadt führten. In den Himmel, an dem Dampfschwaden der nahen Industrie vorbeizogen, doch der ansonsten sternenklar und eisig kalt war. In der Ferne war das Horn eines abfahrenden Zuges zu hören, betrieben von Kohle und Magie. Er blickte in die Fenster, in denen die Stadt eben noch gelauert hatte und aus denen noch einige Bewohner ungläubig gafften, auf die Überreste der Szene, die sie wahrscheinlich nicht verstanden.

"Koura - sie wird auch die Welt in der Faust genannt. Die Faust ist das entscheidende Zeichen. Die Faust steht nicht nur für Gewalt, sondern auch für Entschlossenheit. Mit jener Entschlossenheit..." seine Worte wurden leise genug, dass weit entfernte, wenn auch aufmerksame Zuhörer die Worte nicht vernehmen konnten, Djirris und Sawelij schon. "...wollte ich mit den Psina zeigen, dass wir die Zukunft sind; und wer an jener besseren Zukunft partizipieren kann, wenn er nur will. Die Zukunft, technologisch weist am ehesten das E-Werk in Kurzewo daraufhin. Das wäre das Symbol, dass das große Zeichen wäre, wenn wir es besetzten. Mit der Faust der Psina den Bürger zeigen, wozu sie gemeinsam gegen die Bonzen in der Lage wären. Da ist woran ich arbeite. Du magst dem folgen oder du magst eigene Ideen für uns entwickeln, Alpha Sawelij. Aber ich schlage vor, dass wir - nicht jetzt, doch bald - das Heft des Handelns in die Hand nehmen."
Dschaba spuckte aus, ein Klumpen Blut, den er hochkeuchte. Noch immer steht der Schmerz in seinen Zügen. Ungläubig blickt er auf das Blut vor seinen Füßen, dann jedoch zu den beiden Elfen. Langsam kehrt die Entschlossenheit in seinen Blick zurück. Und auch wenn er seine Hände vor Kälte in die Hosentaschen gesteckt hat. Es ist zu sehen, dass er sie zu Fäusten geballt hat...
 1. 
Handle Animal SG 15 (Anzeigen)
 2. 
Wissen(Religion) SG 10 (Anzeigen)
 3. Für den Fall, dass du hättest ausweichen wollen, habe ich einen Angriffwurf gemacht: 33 (natürliche 20) (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8848.msg1021366#msg1021366)
 4. Dein Charismawert steigt um zwei Punkte durch den Schwur, dass ist ein inhärenter +2-Bonus. Allerdings unterliegst du jetzt auch einem Geas (http://www.d20pfsrd.com/magic/all-spells/g/geas-questS) mit dem Eckpunkten des von euch geschworenen Schwurs. Die verhärtete Variante des Schwurs bedingt, dass dieser Geas deine Attribute unter den Wert von 1 setzen kann, du also an den Wirkungen des Schwurs sterben könntest.
 5. Sein hohen Sense Motive-Wurf (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8848.msg1021361#msg1021361) habe ich zum Anlass genommen, dass er sich seinen Teil denkt. Er ist sich aber nicht 100% sicher. Du kannst versuchen, ihn zu bluffen, würdest du versuchen, von deiner wahren Identität ablenken zu wollen. Er würde dann freilich einen neuen Motiv erkennen-Wurf machen.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 09.12.2016, 23:05:12
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Am Tor der Brüderschaft - Sjukowo - 19:40 Uhr

Die frierende Gruppe, kondensierender, stoßweiser und zittriger Atem kam aus einer Vielzahl von halb verfrorenen Mündern, hörte der Halblingin aufmerksam zu. Mara bemühte sich, an ihre Opferbereitschaft zu appellieren und sie musste sehen, dass sie keinen Geist damit regte. Im Gegenteil sah sie schockierte, teils empörte Blicke. War sie nicht verstanden worden, wollte man sie missverstehen? Vielleicht sah sie auch die peinlich berührte Enttäuschung, die in Wut umzuschlagen drohte. Die ältere Dame sprach aus, was wohl so manchen durch den Kopf ging, auch wenn sie gleich versuchte beschwichtigend zu wirken. Sie blickte zwischen den grimmigen Gesichtern, die sie alle umgaben, hin und her. Nur dem Zwergen Khalim stand ein undeutbares, ein wenig scheeles Grinsen ins Gesicht gemeißelt.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12667;image)
"Mein armes Mädchen. Ich glaube zu wissen, was du meinst, aber schau in unsere hageren, eingefallenen Gesichter. Wir treffen jeden Tag schwere Entscheidungen, wir bringen jeden Tag Opfer. Ich glaube, viele finden es beleidigend, wenn man mit seinen Worten ausdrückt, als würden wir leiden, weil wir nicht genug schwere Entscheidungen träfen oder Opfer brächten." Ihr Finger zeigte auf eine junge Frau mit mageren Wangen, Narbengewebe bedeckte ihr rechte Gesichtshälfte und verbarg so die jugendliche Schönheit, die sie sonst sicher zieren würde. "Dina musste die Entscheidung treffen, ihren kranken Mann hungern zu lassen oder ihre kleine Tochter. Sie entschied sich, auf die Zukunft zu vertrauen." Das Murren der umstehenden Personen wurde jetzt ruhig, alle hielten bei diesen ernsten Themen inne und gedachten ihrer Opfer und ihren schweren Entscheidungen. "Podkhalims Vater wurde bei einem Unfall in den Kohleschächten schwer verletzt, und er konnte seinen Vater nicht mehr pflegen, da dieser nicht mehr bei Sinnen war. Podkhalim musste arbeiten, doch verdiente nicht genug, um die Ärzte zu zahlen. Sein Vater litt grausam, also kaufte er etwas Opium, um seinem Vater die Schmerzen zu ersparen und erstickte ihn dann mit einem Kissen, damit er nicht mehr ewig litt." Khalims Gesicht blieb von diesem seligen Grinsen beherrscht, doch liefen ihm jetzt Tränen die schrotigen Wangen herab. "Ich könnte so weiter machen, mit jenen, die ihre Körper für dreckige Liebe an Bonzen verkauften, um ihre Kinder zu ernähren." Sie blickte zu dem Ork, als würde sie seine Geschichte auch erzählen können, doch ein entschiedenes, wenn auch fast unauffälliges Nicken des Orkes ließ sie innehalten. Die alte Dame schluckte.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12668;image)
Der krummbeinige Ork übernahm das Wort selbst, er wollte deutlich erkennbar von seiner Person ablenken. "Die Frage ist also weniger, was wir «wirklich» zu tun bereit sind, sondern was wir tun können. Größer Denken, Taten, Solidarität, es sind alles schöne Worte. Und so wahr deine Worte sind, kleine Frau, unsere Aussage, was wir genau tun würden, wären genauso wenig ertragreiche Worte wie alle anderen auch, zumindest in diesem Moment. Ja, deine Worte sind richtig. Und ja, manche von uns mussten töten, um zu leben, während andere leben mussten, um zu töten. Aber wenn nur die Tat zählt, ist es gleich, ob wir behaupten, dass wir Gebäude niederbrennen würden, Kinder schänden oder freundlich debattieren. Solange niemand diese Taten begeht, sind diese Worte ohne Hall. In unserer Situation ohne Wert. Wir sind über den Punkt jeden Trostes." Zustimmendes Murren, grimmiges Ablehnen. Die Menge war sich unsicher, was zu tun war. Aber kaum noch einer, reagierte auf schöne oder unschöne Worte. Kurz trat Stille ein; die nur Khalim mit seiner offenen Art fragend unterbrach.
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"Du redest wie ein Bonze von oben auf uns herab, obwohl du einen Kopf kleiner als ich bist. Als könntest du uns erst sagen, wie du - die alles weiß - uns retten kannst, wenn du dir sicher bist, ob es uns «ernst» ist. Du weißt nichts vom arm sein, oder?"

In der Ferne ratterte der Karren des Volakhi, der sich mit langsamen, aber beständigen Tempo über die holprige Piste voranmühte, gemeinsam mit seinem alten Esel. Irgendwo aus der Stadt ertönte das Signal der Bahn, die bald abfahren würde. Durch die kristallklare Nacht war ihr Geräusch genauso zu vernehmen, wie die noch in die Nacht getragene Arbeit der fernen Fabriken. In den Gesichtern sah man nun, dass diese Versammlung hier nicht mehr ewig andauern würde. Es war zu kalt, um hier noch viel Zeit zu verbringen. Und die enttäuschten Personen wurden kürzer angebunden. Sie murrten etwas vor sich hin, und doch waren sie bereit, sich das Lied von Lavrenty Volkov anzuhören. Es war zu bemerken, dass dieses Lied die Situation der Armen hier vor Ort gut ausdrückte, und Lavrentys zusätzlichen Erläuterungen, seine Offenheit, sprach den Leuten aus der Seele. Wie im Gespräch offenbar wurde, und auch im Lied, sie alle teilten dieselben Sehnsüchte. Darüber gab es keinen Grund zum Streit, keinen Grund zur Debatte. Und als er fragte, was zu tun sei, Übernahme oder Streik oder was ein Arbeiter zu tun in der Lage sein könnte, merkte man an dem nun zielgerichteteren Murren, Murmeln und Flüstern, dass diese Richtung genau war, was die Leute beschäftigte. Die Frage war nicht mehr das «was», sondern nur noch das «wie». Wie war ihre Situation zu verbessern? Wie war der Hunger und die Kälte für alle oder zumindest möglichst vielen von ihnen zu bekämpfen? Wie war den Bonzen zu begegnen? Wie würden sie alle noch ein weiteres Jahr erleben? Wie waren die Kräfte der Arbeiterschaft, der Armen und der Benachteiligten zu bündeln? Oder vielleicht besser: wie wurden die fragmentierten Ideen, Wünsche, Hoffnungen, wie wurde ihr Zorn, ihre Wut, ihre Verzweiflung im Einzelnen, zu einer gemeinsamen Kraft?

Wenn man jetzt in die Gesichter jener Verfrorenen schaute, die sich dort am Tor der Brüderschaft getroffen hatten, um gemeinsam enttäuscht zu werden; nur um noch einen Tag gemeinsam hungrig zu bleiben, spürte man - sah man - den Geist gebrochener Hoffnung, geschlagen in das Joch großer Ratlosigkeit. Niemand von ihnen wusste eine Lösung, wie ihre Situation dauerhaft zu bessern war und gleichzeitig spürten sie alle den Druck, dass sie die Situation verbessern mussten - sonst wartete der Gevatter Tod; der blaugefrorene, verhärmte Mann, der in weißblau-schmutziger Robe und mit einem Eispickel in der Kunst der Herzlande dargestellt wurde[1].

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Der Ork rieb sich die frierende und leicht laufende Nase, spuckte aus. "Du hast immer noch nicht erklärt, was Solidarität ist.", bemerkte er, als Lavrenty seine Ausführungen beendet hatte. "Dennoch teile ich einen Teil deiner Worte. Ich glaube aber nicht, dass wir erst darauf warten können, dass sich genug irgendeiner - was auch immer sie sein mag, ich habe hier keine gesehen - Bewegung anschließen, um dann gemeinsam zu handeln. Ich bin nur ein einfacher, desertierter Soldat und weiß darum wohl wenig, aber ist es selbst im Krieg nicht so, dass manche wahnwitzige Ideen jemand brauchen, der mit Tat vorangeht, um die anderen zur Tat zu inspirieren? Ich mein, im Guten wie im Schlechten. Was auch immer du planst, du wirst vorangehen müssen, wenn die Leute dich beachten sollen. Nicht nur mit Lied und Stift."

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Die ältere Dame blickte zweifelnd zu dem Ork und zuckte die Schultern. "Ich kenne nur das Leid des Krieges, und dass des Hunger und des Verlustes. Wir wollen nicht von kriegerischen Dingen reden. Wenn wir nur von Krieg reden, werden wir wie im Krieg handeln, wenn wir etwas tun. Das wollen wir doch nicht, oder? Wir haben doch...wir werden doch einsehen müssen, dass es nicht richtig sein kann, zuerst mit mehr Leid zu planen, um uns irgendwann zu befreien. Sind wir dann nicht genauso wie die Rekrutierer der Armee. Versprechen etwas Nahrung und Hoffnung, nur um mehr Leid zu säen und mehr Schmerz zu ernten. Die Soldaten unter euch, sie müssen das doch wissen. Warum seid ihr nicht mehr an der Front? Weil mehr Leid untragbar war, richtig?"
Der Ork bleckte die Zähne und griff sich unwillkürlich an sein versehrtes Bein, während die Frau weitersprach. Langsam wurden die Armen wieder versöhnlicher, auch weil man jetzt über Inhalte zu sprechen begann. Manche rückten gar näher, um besser zuhören zu können.
"Ich glaube nicht, wie unser Orkfreund hier, dass die Macht von Worten erschöpft ist. Vielleicht ist ein Gespräch mit dem Eisenbaron[2] wirklich eine Chance. Ich wüsste zumindest nicht, dass es schon einmal jemand versucht hätte, mit ihm zu reden. Man hört ja nur, dass ein jeder ihn hassen soll."

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Ein schneidendes, künstliches Lachen zerschnitt die Worte der älteren Frau, als auch Oleg Taktov wieder in die vorderen Reihe der Zuhörer drängte und lachte, als sei irgendwas an der Vorstellung eines ernsthaften Gesprächs schnurrig. "Reden, ja? Mit dem? Pah. Dass ich nicht lache." Seine Stimme hatte einen aggressiven Unterton und jetzt viel auch die leicht säuerliche Note seines Atems auf. Er war leicht angetrunken. Dementsprechend zeigte sein Körper auch weniger Spuren des Frierens, das Nervengift Alkohol war ziemlich gut darin, Wärme vorzutäuschen.
"Wenn ihr was tun wollt; habe gehört, die Köter planen was. Wenn ihr zu wenige seid, um selbst was zu erreichen, macht es wie jede andere, gute politische Bewegung. Missbraucht ihre Angriffskraft, entführt ihre Idee und nutzt das für euch. Ihr wollt ein wichtiges Gebäude besetzen, was genug Verve in eure Sache bringt. Nehmt das verdammte E-Werk und legt das Licht der Stadt lahm, und die neue elektro-magischen Heizungen[3] in den Bonzenpalästen. Damit bekommt ihr ihre ungeteilte und wütende Aufmerksamkeit, auf die ihr so sehr aus seid."
Er schubste sich eine weitere Position nach vorne und blickte zwischen Elrevan, Lavrenty und Mara hin und her. "Ihr wollt also wirklich was bewirken, was? Wisst schon, dass ein paar andere, die auch damit angefangen haben, verschwunden sind. Passt also besser auf, wo ihr euer Aufbegehren verkündet.[4]" Wieder dieses gestelzte, angetrunkene Lachen und ein feindseliger Blick, der Lavrenty traf.
"Müsst ja nicht tun, was ich vorschlage, aber. Naja, wenn ihr eine Tat wollt: aa ist eure Tat. Macht auf euch aufmerksam und dann ordentlich. Oder versucht euer Glück bei einem Gespräch, wo ihr gerade fünf Minuten damit verschwendet habt, festzustellen, dass Worte nichts mehr bringen." Er schnaubte verächtlich, und offenkundig vom Geist des Gegorenen beschwingt in seiner unterschwelligen bis offenkundigen Aggression.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12668;image)
Der Ork blickte den Mann an und schüttelte schnaubend den Kopf. "Ich frage noch mal, was ist diese Solidarität, von der ihr redet[5]? Wenn wir sie einzuschätzen wissen...Wenn ich sie zumindest einzuschätzen weiß, dann kann ich vielleicht helfen." Er blickte sich unter den Anwesenden um, als wägte er ab, ob er das folgende sagen sollte, ringt sich dann doch dazu durch. Die schon gesagt wurde, manchmal musste man einfach vertrauen. "Ich bin nicht alleine geflohen, ich habe Teile meiner Einheit mitgebracht. Wir wissen nicht, wie es weitergeht, und wenn es jemand in dieser vermaledeiten Stadt einen Weg zeigen kann, wir sind bereit ihn zu gehen. Wir warten einfach auf eine Chance und wir wissen, wie wir behandelt werden, seit die Herzlande im Krieg mit Kirgagrad sind. Wenn ihr einen Weg habt, geb ich euch siebzehn Mann für Streik, für - was auch immer getan werden muss."
Zwei, drei Personen äußerten erschreckte Laute. Flüstern. Orks in der Stadt? Ist ihnen zu trauen? Und dann so viele, unentdeckt? Angstvolle Blicke trafen den Orken, der sie ignorierte, seine Sorge nun verkniffen runterschluckte. Er hatte viel gewagt, dies zu verraten. Wieder das verächtliche Schnauben vom blonden Taktov, während die ältere Frau zu schlichten versuchte.
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"Ich denke, dass Aktionismus zwar nahe liegt, aber keine gute Idee ist. Aus den von den Dreien angesprochenen Gründen. Zu schnell zu viel, und wir haben die Polizisten mit den Ruten auf dem Hals, oder wir sind nur Schläger und verlieren uns in Verbrechen wie die Psina. Wir sind vielleicht nicht die richtigen Ansprechpartner, aber in der Stadt gibt es ein paar Personen mit Einfluss auf die Armen und wenn man ihnen beikäme mit Überzeugung und tatsächlich sowas wie eine richtige Bewegung bildete, vielleicht kann man dann was solidarisch erwirken? Ihr wisst schon, wenn man Mr. Hall mit ins Boot holen könnte, oder Madame Bychkova, oder denken wir an die Leute der größten Suppenküche, die sich um Broz[6] sammeln. Da gehen Hundertschaften von Hungrigen ein und aus, wenn man ihn gewänne..." Sie kam einen Moment nicht weiter, weil einige ausriefen, was ihr einfiele, eine Bonzin wie Bychkova zu nennen, doch sie saß die kurzen, frierenden Zwischenrufe einfach aus.
"Und vielleicht kennt ihr noch ein paar Leute in der Stadt mit Einfluß. Wenn man sie auf die Seite bekäme und ihren lokalen Einfluss nutzen könnte, vielleicht könnte man...[7]" Sowas wie echte Hoffnung schwang in ihren Worten mit. "...dann tatsächlich eine Kraft werden."
Erschreckte, verwunderte und dann ansteckende Stille. Ein paar Augen glänzten im Zwielicht der Gaslaternen. War das tatsächlich ein ernsthafter Gedanke der Hoffnung unter den Anwesenden? Konnten die drei ihnen tatsächlich etwas Trost und Hoffnung schenken? Taktov schaufte nur abfällig, während der Ork dieser Idee offensichtlich weniger aufgeschlossen gegenüber war als der Tat, aber er sagte nichts.
Erwartungsvoll blickten nun alle wieder zu Elreven, Mara und Lavrenty. Sie hatten von Änderung gesprochen, jetzt wollten die Frierenden die Verantwortung auf ihren Schultern sehen. Aus Angst, aus Hoffnung, weil sie sich das selbst nicht oder nicht mehr zutrauten oder einfach, weil sie das politische Faß geöffnet hatten.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12666;image)
Nur Podkhalim blieb im Hier und Jetzt, die aufkeimenden Saat der Hoffnung nicht erkennend, für keinerlei Träumerei anfällig. Und so sprach er doch aus, was jedem Hinterkopf blieb.
"Und was esse ich zu Abend?"
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 2. So wird Viktor Pulijenko auch im Volksmund genannt.
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 6. Oberflächliche Infos zu diesen Personen sind in den Beiträgen zur Stadt versteckt. Wenn ihr genaueres über die Personen wissen möchtest, reagiere ich hier auf individuelle Würfe dazu und ggf. Fragen, die mit den Würfen verbunden sind.
 7. Auch hier wieder das Angebot, Content zu generieren.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 10.12.2016, 06:20:09
Leicht stampfte der Elfenjunge mit den Füßen, damit ihm nicht zu kalt wurde. Er schaute mit großen Augen dem Schauspiel zu, das sich vor ihm leicht verdeckt durch den Nebel abspielte.
Der Elf, der seinen Schwur leistete. Dumm, aber konsequent. Er hätte warten sollen. Er ist halt einfach zu gutherzig für diese Welt. Hoffen wir, daß ihm das nicht zum Verhängnis wird. Ach was denk ich da....natürlich wird es das.
Die Schlieren im Nebel. Interessant. Ist das der Brodem? Die Statue muß ich mir später noch mal genauer anschauen.
Der sich bildende Schattenmann. Wer ist das? Gehört er zum Zauber aus der Statue? Hab ich von so was schon mal gehört? Ist er eine Repräsentation der Stadt, die ihre Zustimmung gibt? Da bin ich ja mal gespannt.
Und natürlich hörte er auch die Worte, die gesprochen wurden.

Djirris in seiner Gestalt als Elfenjunge wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Grad wollte er Dschaba auf desen Frage antworten, als die Nebelgestalt sie alle zu Stille verdammte.
Ihre Worte klangen mysteriös und unheilsschwanger.
Als der Mann als letztes nach ihm griff, wollte er erst zurückweichen. Doch etwas ließ den verwandelten Ratling innehalten. Er war sich seiner Rolle bewußt als er jetzt kurz einen furchsamen Blick in Sawelij Richtung schickte, um dann mit trotziger und grimmiger Miene stehenzubleiben und über sich ergehen zu lassen, was der Nebelmann machte.

Die plötzlich auf ihn einstürmende Kälte riß Djirris wieder ins Hier und Jetzt. Der Schweiß, der eben noch heiß sein Gesicht runterlief, wurde schlagartig kalt. Und das, was ihm schon in die Kleidung gelaufen war, erst recht. Er schüttelte sich kurz, als ihn ein Kälteschauer durchfuhr.
Doch auch die Umgebung forderte seine Aufmerksamkeit. Etwas Abseits stehend lauschte er den nächsten Worten des Psinaanführers. Naja, des ehemaligen Psinaanführers, wie dessen erste Worte klar machten.
Als dieser wieder den Elfenjungen ansprach, reagierte Djirris darauf. Ein furchtsamer Ausdruck trat in die Augen des Jungen, als er in gebrochenen Gemein antwortete.
"Onkel, ich nicht wissen, was meinen. Koska sein Feind von niemand nicht. Ich nichts sagen weiter an andere niemals.
Ich wollen holen Onkel Sawelij,..."

Wieder wurde der Kinderkörper starr, die Augen verdrehten sich und er sprach in reinem Gemein die nächsten Worte.

"Dschaba,
Du magst aufmerksam sein,
doch entgeht Dir noch viel!
Der Elfenjunge ist nur Schein
Und gehört nicht zum Spiel.

Dschaba und Sawelij,
ALLE Leute und noch vieles mehr sind die Stadt,
ich warte, bis Ihr DAS verstanden habt.
Dann werden wir reden wie unter Gleichen
und für die Stadt stellen die richtige Weichen."


Die Gestalt des Elfenjunge entspannte sich wieder, als er mit seinem gebrochenen Gemein fortfuhr, als wäre Nichts gewesen. "...wegen Großvater gehen nicht gut. Ich in noch entdecken von Straße, bevor verschwinden in Nebel. Ich so froh gefunden haben Onkel Sawelij."
Der Elfenjunge lächelte erleichtert und lief wieder auf den älteren zu, griff aber diesmal nicht nach der Hand. In Elfisch fragte er dann diesen: "Onkel Sawelij, kommst du jetzt mit?"
Der junge Elf schlugt ein wenig mit den Armen um seinen Körper, ganz so als würde man die Kälte wie aus einem schmutzigen Teppich klopfen können.[1]


 1. Bluff: 24; vllt kriegt Dschaba ja auf Grund seiner Schmerzen und so, einen Malus auf seinen Wurf  :wink:
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 11.12.2016, 15:21:58
Mit weit geöffneten Augen verfolgte Sawelij das Schauspiel des Auftauchens der Nebelgestallt. Was war das nur, war dies Teil des Schwurzaubers? So fühlte sich also wahre Magie an. Noch erstaunter wurde er, als die Nebelgestallt Dschaba mit nur einer Geste das Wort abschnitt und zu sprechen begann. Es war ein Staunen, wie das als er das erste Mal einen elfischen Zauber gesehen hatte.

So war es nicht verwunderlich, dass er dem Griff der Nebelgestallt nicht ausweichen konnte. Doch glaubte er selbst kaum, dass er es auch bei vollem Verstand hätte geschafft. Die Wärme, das Feuer im Leib es brannte so plötzlich auf, dass er die Zähne zusammen biss um nicht auf zu Schreien. So rann ihm bald nicht nur der Schweiß aus den Poren sondern auch Tränen aus den Augen. So verbissen versuchte er hier noch stark zu wirken. Als müsste er es den anderen Beiden oder Nebelgestalt beweisen. Er hob sogar noch seine Hände. Mit der Rechten, die natürlich noch alle Finger hatte, zeigte er die beiden Schwurfinger und band mit dem Daumen die anderen Finger. Die linke Hand hielt er der Nebelgestallt vor die imaginäre Brust, so als müsser er den Schwur noch mal vor ihr leisten.
Als die Gestalt sich Dschaba zuwendete, stützte er sich auf seinen Beinen ab. Keuchend blickte er zu Boden. Nicht was er von der Falle erwartet hatte aber das Ende war das Selbe. Nur war sein Tod beim Versagen nun tausendmal gewisser. Aber wenigstens war er freiwillig in die Falle getappt und kein anderer musste diese Last ertragen. Der Aufschrei von Dschaba ließ ihn hoch blicken. Sein Teil des Schwures war deutlich dunkler. Er würde also sterben, auf jeden Fall. Irgendwie verspürte Sawelij kein Mitgefühl. Der Hundeherr hatte es so gewollt und alles hatte seinen Preis. Auf die Rolle des jungen Elfen war jedoch sehr gespannt.

Der Nebel und die Wärme waren verschwunden. Es war kalt, so kalt wie. Die Kälte kroch rasch in die schweißnassen Sachen. Doch noch konnten sie nicht gehen. Dschaba hatte wieder Kraft gefunden. Auch wenn er nun das Blut vergoss.
Eine scheinbar schwere Frage stellte er und doch war die Antwort leicht. Jedenfalls zeigte Dschaba gleich einen leichten Weg auf. Ja der Hund konnte nicht aus seiner Haut. Hatte natürlich gleich weiter geplant. Sawelij schwieg und fragte sich, wie weit er Dschaba trauen konnte. Der Schwur band nun nicht nur ihn selbst doch hinderte er den Hund nicht daran auch noch seine Pläne weiter zu verfolgen. Sollte er ihm glauben, dass er etwas Besseres für die Stadt erhoffte, dass er seinen Weg verändern wollte? Und dann war noch der Elfenjunge der wieder eine kryptische Botschaft hatte.

„Ich komme gleich.“ sagte Sawelij dann mit einem Lächeln. Also der Elfenjunge wart hier nur schein. Wer spielte ihnen da also einen Streich? „Dschaba, sei du bitte meine Stimme für die Psina. Es wäre denke ich zu viel ihnen jetzt alles zu erklären. Wenn, müssen wir einen Übergang machen der weicher ist. Den alle verstehen können. So dass ihn auch alles akzeptieren, auch jene die deine Nachfolge angestrebt haben.“ Sawelij legte leicht seinen Kopf schief. Die Kälte war ihm gerade unangenehmer als die Situation hier. Doch musste er sich noch zum E-Werk äußern. So senkte auch er die Stimme, so dass die Anderen beiden ihn hören konnten. „Erläutere mir deinen E-Werkplan morgen genauer. Aber ja, Mit Handlungen können Veränderungen gebracht werden. Diese Handlungen dürfen aber nicht nur von der … em uns ausgehen. Sie müsssen auch von den Bürgern, der Stadt selbst kommen. Sonst heißt es am Ende. Die da waren es. Und nicht: Wir waren es. Auch müssen wir uns sicher sein, das E-Werk auch halten zu können. Es bringt nichts so zu sein wie die alte Fabrik in den Bergen. Innen frei aber außen Isoliert. Nicht war, Dschaba?“
Sawelij zog den Mantel enger um sich. Es brachte keine Wärme. „Komm mein Kleiner, dein Opa hat lange genug gewartet.“ Er lächelte den Jungen an und nickte dem alten Hundeherrn zum Abschied zu.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 13.12.2016, 15:24:05
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Do Glaz Ostanovki - Arbamanka - 19:59 Uhr

Dschabas Blick verriet, was er von diesem krude sprechenden Elfenjungen hielt. Kurz sah es so aus, als würde er sich dazu äußern, doch lediglich ein scharfes Ausatmen ließ kondensierte Wölkchen vor seinem Munde aufsteigen. Er begann den Jungen zu mustern und dann fingen seine Hände an zu wandern, ohne dass er ein Wort sagte, doch Djirris konnte sich ausführlich beobachtet fühlen[1]. Ein wissender Blick traf den Elfenjungen, als der ehemaliger Anführer, jetzt nur noch Wortführer, seine Gesten einstellte und zielsicher in eine Tasche des Jacketts griff, um sich ein Taschentuch zu nehmen, um etwas von dem Blut abzuwischen, was nun an seinen Händen und in seinem Gesicht war.
Seine Aufmerksamkeit widmete er jedoch noch einmal Sawelij, während er sich frierend die Hände rieb, nochmal in das Jackett griff, um sich noch eine Zigarette anzustecken. Er nahm einen tiefen Zug, eine gewisse Resignation stellte sich ein. Wahrscheinlich hätte er sich lieber jetzt über die Sache ausgetauscht und Pläne geschmiedet.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12645;image)
"Ich muss einsehen, dass dieser Wechsel sehr überraschend für dich kommen wird und du dir Gedanken machen musst. Ich erwarte dich morgen um 9 Uhr im Red Dragon[2]. Ich werde alle Psina über diesen Wechsel informieren die Nacht über. Und dann werden wir beim Frühstück über die Eckdaten meines Plans reden. Dann kannst du ihn nach deinem Gusto und Verständnis verändern, sodass er deinen Zielen genehm ist. Ich stimme dir nämlich zu, es darf nicht so wirken, als wäre das eine Tat der Psina alleine. Doch es muss auch wirken, als seien es die Psina. Doch dazu sage ich besser morgen mehr."

Aus irgendeinem Grund schien der Hundeherr nicht erpicht darauf, weiter auf den Elfenjungen einzugehen. Vielleicht verstand er dessen Sprache nicht, vielleicht dachte er sich auch anderes dabei[3]. Stattdessen hob er nur die Hand, steckte die frierende Hände in die Taschen, nachdem er die Piepe zwischen Lippen gesteckt hatte, und stakste frierend aus dem nördlichen Hoftor, zurück in die erkaltete, verruste Stadt, die sie alle Heimat nannten. Wanderte zurück in das Herz des sie verschlingenden Molochs, den sie doch nicht aufgeben wollten. Als wäre dieser Moloch eine doch irgendwie zu zähmende Bestie.

Jetzt, da der neue Beta der Psina den Platz verlassen hatte, bemerken der Elf und der verwandelte Ratling zunehmend den kalten Wind, der unvorteilhaft durch die Straßenzüge blies. Djirris hatte die Stimme der städtischen Winde eines Tages vernommen gehabt und wusste davon, dass die kalten Winden absichtlich durch die Gassen zogen. Malign und rachsüchtig waren die Geister der Luftelemente geworden, die von Magiern, Hexern und dergleichen in den unwilligen Dienst gebunden waren, dort teils gar vergingen, ihre innewohnende Magie verloren bis auf jenen spärlichen Rest, der die Stadt jetzt frieren ließ. Doch sie waren nicht mehr sie selbst, ausgebrannt, und so unterschieden sie nicht mehr zwischen den Freunden und Feinden der Stadt, die Winde huschten nur noch im ewigen Furor des Vergehens. Wie lange noch bis auf dem Furor ein Sturm wurde?
Die meisten Personen, die das Schicksal aus milchigen Fenstern unter trüben Licht beobachtet hatten, waren von den Fenster weggetreten und schenkten der Szene nun keine Aufmerksamkeit mehr. Ihr Blick hatte mehr dem Verteilen von Nahrung gegolten, von der sie nichts abbekommen hatten, oder dem merkwürdigen Nebel. Die wenigsten würden verstanden haben, was sich hier abgespielt hatte.
In der Ferne war das Rattern des Zuges zu hören, der auf eisernen Schienen, betrieben von Kohle und Magie, seinen Weg antrat. Sein Signalhorn übertönte die Fabriken der Stadt für einige Minuten. Sein Klang war durch die sternenklare Nacht zu hören, als würde man neben ihm stehen, in ihm sitzen. Fortreisen in eine bessere, wärmere Zukunft.

Die Kälte zwang die beiden derweil zu Gedanken an einen warmen Ort, was auch immer das in Demjanowka gerade bedeutete. Wärme hieß hier weniger die Gemütlichkeit einer Stube mit Teppich und einem üppig brennenden Kachelofen, dessen Kacheln die Wärme für Stunden speicherte und sorgsam in die Stube abstrahlte, um sie mollig zu halten. Wärme für die Armen Demjanowkas hieß viel mehr ein Ort, an dem man nicht steif fror und wenn man einen guten Tag erwischt hatte, brannte in einem guseisernen Ofen, in einem alten Eisenfass oder gar eine ausrangierten Küchenhexe ein kleines geschürtes Feuer aus Torf-, Kohle- und Zeitungsresten. Oftmals war es frische Braunkohle, deren schwefelhaltige Zusammensetzung, das Zimmer unangenehm nach faulen Eier riechen ließ, verbrannt in einem gußeisernen Ofen, der zwar für die Dauer des Feuers zu heiß zum Berühren war und danach zu schnell erkaltete, um die Wärme im Raum zu halten. Dementsprechend waren Orte mit vielen Besuchern, die eine Weile an einem gußeisernen Ofen gestanden hatten, willkommene Orte, weil man dort ziemlich sicher nicht erfror.

Und genau so einen solchen Ort fanden sie einige Minuten westlich vom Yevgeni-und-Marija-Popowkowitsch-Park. An einer Kreuzung von drei Straßenzügen, hochgemauert aus roten-und russchwarzem Ziegel, achtstöckig, mit schweren Engelsfiguren unter den Fenstern und auf gemauerten Stürzen, welche an die schützenden Engel erinnerten, wurde die spitzzulaufende Ecke des dritten Wohnhauses - von zwei Straßen begehbar und mit kleinen Bullaugen kaum von außen zu beobachten - von einer Gaststube, eine der berühmten Eckkneipen Demjanowkas eingenommen. Hinter den kupferfarbenen, mit Eisrosen bedeckten Bullaugen verbarg sich eine eher heruntergekommene, aber gut frequentierte Kneipe mit dem Namen Do Glaz Ostanovki. Prophetische Worte für eine Kneipe, konnte dies in der Hochsprache Inolias durchaus mit den Worten "Bis zum Augenstillstand" übersetzt werden. Eine Aufforderung, welche auch an diesem noch frühen Abend wieder genügend Gäste mit schauderlichem Ernst versahen. Über die mit krudem Kopfsteinpflaster gebauten Straßen glänzten vor Glätte, und auf der ansonsten gottverlassenen Kreuzung tanzte ein zu leicht gekleidetes Mädchen in langen Hosen und nur mit einem Hemd bekleidet. Ihre fettigen, blonden Haare glänzten in der Kälte und unter dem Licht einer zu grellen Magielaterne. In ihrer rechten Hand lag eine grüne Flasche, ihrer leicht bekleideten Freude nach noch mit Resten von Alkohol gefüllt. Sie tanzte um einen Zwergen herum, der sich am Kantstein nahe der grellen Laterne, welche die ganze Kreuzung flutete, festhielt und sich seinen abendlichen Alkoholkonsum nochmal wortwörtlich durch den Kopf gehen ließ. Beide waren von erschreckender Gebrechlichkeit, im Licht waren die Spuren ihrer Mangelernährung sichtbar, und doch wirkten beide auf ihre Art zusammengehörig und entrückt.

Djirris und Sawelij gingen an diesem alltäglichen Bild des Elends vorbei und öffneten die schwere, mit braunem Lack bestrichene Tür, deren Rückseite noch zusätzlich mit Stoff und Pappe beklebt war, in der Hoffnung etwas Wärme im Raum zu halten. Der dreieckig gebaute Schankraum öffnete sich zu einem überdimensionierten Tresen aus gestapelten und verschweißten Metallfässern hin. Vor ihm an stattlichen zwanzig Barhockern, ebenfalls aus diesen Metallfässern gebaut, drängelten sich etwa fünfzehn Frauen und zwölf Männer, allesamt Menschen oder Zwerge. Die Eingänge von den beiden Straßen waren jeweils in der Mitte und zeigten dasselbe Aussehen. Neben dem Tresen brannte ein kleiner Kohleofen, ein zweiter brannte in der sich verjüngenden Ecke. Um diesen alten Ofen, der auffallend klapperte und polterte, standen mehrere dunkelgrün bespannte und abgenutzte Ledersessel, die sehr niedrig waren und sicher einst einem Zwergen gehört hatten. Die Sessel waren momentan nicht in Beschlag, wahrscheinlich weil es am Ofen sehr heiß war, weil er gerade zu stark befeuert wurde.
Zwischen diesen beiden Extrempunkten der Kneipe waren an den Seitenwänden, unter den insgesamt acht Bullaugen an der Wand Birkentische - siffig und fleckig - verschraubt, zusammen mit ebensolchen Bänken, von denen ein Großteil besetzt war, von Elfen, Menschen und zwei Tengus.

Sawelij sah einen Menschen mit einer roten Schnur um das linke Handgelenk. Unmerklich tippte dieser Mann seinen Kopf an, als würde er einen Hut vom Kopf ziehen und nickte Sawelij zu. Dienstbar und für die anderen Gäste unmerklich, ein Psina. Der dürre Mann von eher bescheidenem Wuchs deutete dem Wirt - einem ebenfalls dünnen Mann, der aber noch Reste einer faßigen Statur trug - an, dass er zwei Getränke zu Sawelij bringen sollte. Djirris war derweil, noch etwas hinter Sawelij befindlich, noch nicht entdeckt worden[4].
Keiner erhob das Wort und niemand nahm so wirklich Notiz von den beiden Ankömmlingen, bis jetzt. Und so würden sie zumindest die Möglichkeit finden, in Ruhe miteinander zu sprechen. Der Lärm der trunkenen Leute an den Tischen und dem Tresen war laut genug, dass kein Ohr zufällig oder absichtsvoll unauffällig ein Gespräch belauschen könnte. Und das beste: an diesem Ort war es wärmer als draußen, auch wenn es hier nach schalen Schweiß, faulen Eiern und altem Urin roch.
 1. 
Zauberkunde SG 16 (Anzeigen)
 2. Damit ist der The Red Dragon & Crescent Pub gemeint.
 3. 
Sense Motive SG 25 (Anzeigen)
 4. Damit du die Chance hast, nicht als Elfenjunge in die Kneipe zu gehen oder so bemerkt zu werden, wenn du es nicht möchtest.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Mara Sorokin am 14.12.2016, 03:28:55
Grimmig ließ Mara die Worte der Menge über sich ergehen. Hörte und sah sich an, dass sie nicht das erreicht hatte, was sie gehofft hatte zu erreichen. Dabei waren es vor allem Khalims Worte, die sie wirklich schmerzten. Als Bonze bezeichnet zu werden und zu behaupten, dass sie nichts darüber wusste, wie es war, arm zu sein, versetzte ihr einen Stich. Fast wollte sie schreien, warum sie dann abends in der Eiseskälte stand und darauf wartete, verschimmeltes Brot zu kaufen, wenn sie nichts vom arm sein wusste. Warum sie sich vor die Menge gestellt und versucht hatte, ihnen zu helfen? Selbst Khalim musste das doch verstehen. Warum würde sie das tun, wenn sie nicht im selben Boot steckte? Sie hatte alles verloren. Ihr altes Leben, ihre Familie, Freunde ihren Reichtum und mit der Zeit auch Teile von sich selbst. Übrig geblieben war eine Frau, die sich jetzt stoisch für diese Menge einsetzte, nach Antworten suchte und dafür solche Worte an den Kopf geschmissen bekam. Doch mit Wut auf die frustrierten Männer und Frauen zu reagieren, würde jetzt nur alles schlimmer machen, weshalb Mara ihre Gefühle einfach unterdrückte und mit der ihr umgebenden Kälte einfror.

Trotzdem hatte sie zumindest einen Teil dessen erreicht, was sie hatte erreichen wollen. Sie hatte die Menge daran erinnert, dass es - trotz aller vergangenen Opfer, die sie gebracht hatten - noch lange nicht vorbei war. Das sie weiterhin Opfer bringen und schwere Entscheidungen treffen mussten. Es mochte sie schmerzen und beleidigen, dass so offen auszudrücken aber es war die Wahrheit und bevor sich nicht ein jeder dieser schmerzhaften Tatsache bewusst war, würde es keinen Fortschritt geben. Dass man sich dessen bewusst war und dass man bereit war, weiterhin Opfer zu bringen, war einfach gesagt aber ob man es wirklich tun würde, eine ganz andere Angelegenheit. Denn es war ein riesengroßer Unterschied, ob man Opfer für sich, seine Freunde und seine Familie brachte oder auch für völlig Fremde, die für die gleiche Sache arbeiteten. Wenn sie irgendwann eine so große Bewegung aufgebaut hatten, dass man wirklich etwas verändern konnte, dann würde es nicht mehr darauf ankommen, ob man für seine Nächsten bereit war, Opfer zu bringen. Dann musste man Opfer für die Bewegung bringen und das war etwas so abstraktes, dass es eine völlig andere Einstellung erforderte.

Doch keine dieser Gedanken verließen Maras Mund. Sie blieb still und hörte sich stattdessen an, was Laverty und der Elf zu sagen hatten. Bei Ersterem bemerkte man sofort, dass er wusste, wie man der Menge gab, was sie wollte und wie man sie wirklich traf. Der Mann war ein geborener Redner und hatte einiges an Erfahrung in diesem Gebiet. Im Gegensatz zu ihr. Ihre Reden und Diskussionen hatten sich bisher fast ausschließlich auf irgendwelche Bars und Kneipen beschränkt, in denen die Hälfte aller Anwesenden sowieso besoffen war. Doch das hinderte Mara nicht daran, weiterzumachen. Weder diese Tatsache, noch die Reaktion der Menge. Sie wollte helfen. Sie wollte etwas verändern und auch wenn ihre Worte nicht gut gewählt gewesen waren, würde sie weitermachen.
Trotz allem bemerkte sie, dass die Blicke der Menge sich langsam auch wieder an sie hefteten. Sie wusste nicht, ob sie froh darüber sein oder die Leute ohrfeigen sollte. Sprach man die Wahrheit aus, waren alle beleidigt und stellten einen infrage aber anscheinend war man trotzdem noch gut genug, um die Verantwortung zu übernehmen. Gut. Mara war das egal. Sie stand zu ihren Worten und würde etwas tun.

"Wir werden niemanden für unsere Sache missbrauchen." stellte Mara schließlich klar und warf Oleg einen kalten Blick zu. "Wenn wir damit anfangen, eine Bewegung auf Lügen aufzubauen und Leute ausnutzen, dann wird sie schneller scheitern, als wir gucken können." Sie wandte sich an den Rest und nickte der alten Frau zu. "Du hast völlig Recht. Wir dürfen nicht zu schnell und zu überstürzt handeln. Wir dürfen nicht zu große Wellen schlagen. Wichtige Gebäude zu besetzen oder den Strom zu kappen..." sie warf dem aggressiven Mann einen weiteren, vielsagenden Blick zu. "... wird uns jetzt nicht weiterbringen." Mara schüttelte den Kopf.
"Nein, wir werden klein anfangen müssen. Wir werden mit Abweisung und Niederlagen rechnen müssen und es wird lange dauern, bis wir wirklich bereit und fähig sind, etwas zu bewirken. Es tut mir leid, wenn ich das so deutlich sage und damit etwaige Hoffnungen auf eine schnelle Lösung zerstören aber so ist es nun mal und ich werde diese Tatsache nicht totschweigen oder euch Honig ums Maul schmieren."

"Ich meine es völlig ernst und bin bereit, voranzugehen und mit den Leuten zu sprechen. Das bedeutet aber auch, dass ich keine halben Sachen mache. Wenn wir Erfolg haben wollen, werden wir diesen Erfolg nicht sofort zu spüren bekommen. In erster Zeit wird es uns vielleicht noch schlechter ergehen als jetzt schon aber das wird es wert sein." Sie schwieg einen Moment und sah dann Khalim an. "Wie schon vorgeschlagen wurde, können wir nach dem Wagen sehen. Vielleicht finden wir etwas zu Essen für uns alle. Falls es dann noch nicht zu spät ist, können wir anfangen, unseren Plan in die Tat umzusetzen und mit einigen Leuten reden." Sie sah wieder die alte Frau und den Ork an.

"Mr. Hall und Madame Bychkova sind ein guter Start. Beide setzen sich für Unseresgleichen ein und wären wertvolle Verbündete. Mit ihrer Hilfe könnten wir viel mehr Leute erreichen, als es uns alleine möglich wäre. Lavrenty ist durch seine Zeitung bekannt aber uns beide kennt so gut wie niemand." Sie nickte bei den Worten in Richtung des Elfen. "Wenn Mr. Hall und Madame Bychkova auf unserer Seite sind, wird man uns viel mehr Vertrauen schenken." Sie dachte einen Moment nach. "Was ist mit dem alten Boris aus Sjukowo? Viele sind bei ihm aus- und eingegangen, um ihre Leiden behandeln zu lassen. Er ist nur ein alter Arzt aber hilft wo er kann und viele Leute kennen und vertrauen ihm." Sie fuhr fort. "Wir könnten und auch an Irina wenden, die immer noch jeden Tag dutzende Betten und einen warmen Platz zum Übernachten anbietet. Weder sie, noch Boris sind so bekannt wie Mr. Hall oder Madame Bychkova aber jeder kann helfen und Irina ist eine alte Freundin von mir, die deshalb vielleicht eher bereit wäre, uns zu helfen."

"Bevor ich... wir..." sie sah zu dem Elfen und Lavrenty "... uns auf die Suche nach dem Wagen machen, wollte ich noch einmal kurz auf die Solidarität zu sprechen kommen. Ich glaube jeder erfährt und erklärt Solidarität etwas anders. Deshalb wird es wohl keine klare Antwort geben aber die Solidarität beinhaltet immer Zusammenhalt. Eine Art Wir-Gefühl. Wenn wir zusammen stehen und zusammen für unsere Ziele eintreten, darüber diskutieren und aktiv auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, dann sind wir solidarisch. Wenn wir nicht wegschauen oder egoistisch handeln, sondern füreinander einstehen, dann sind wir solidarisch. Eine solidarische Gemeinschaft gibt Halt und Kraft. Das was wir jetzt tun - miteinander reden, nach Antworten suchen - und später noch tun werden - nach dem Wagen der Halblinge suchen und mit den verschiedenen Leuten reden - das ist Solidarität, weil wir zusammenarbeiten und es für ein gemeinsames Ziel tun."
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 17.12.2016, 10:50:19
Der kindliche Elf führte Sawelij durch die Höfe und Gassen. Nachdenklich nutzte er dies um den Jungen zu betrachten. Er war also nur Schein, nicht teil des Spiels. Welches Spiels nur? Einige Glücksritter aber auch einige Bonzen betrachteten ja das Leben als Spiel. Sawelij fand dies auf der einen Seite romantisch verklärt und auf der anderen Seite mehr als abscheulich. Ja seines Glückes Schmied war jeder selbst, so konnte das Leben ein Spiel sein. Doch für die Reichen war es auch ein Spiel, mit dem Leben anderer zu spielen. Doch meinte das Kind das Leben oder zielte das Wort Spiel mehr auf Dschabas Falle ab und das danach ab? Wenn ja, dann trennten sich bald die Wege der beiden. Sawelij könnte dann gleich hinter der nächsten Ecke verschwinden, doch war er gespannt was alles am Kind nur schein war? Kennen kannte er ihn nicht aber das hieß nicht viel unter der Elfengemeinschaft. Vielleicht war auch das ganze eine Lüge und der Kleine hatte etwas anderes im Sinn. Auch das konnte er nur erfahren, wenn er ihm weiter folgte.

Um der Kälte unter den Mantel Einhalt zu gebieten, zog der junge Elf wieder die Arme durch die Ärmel an seinen Leib und rieb sich mit den Fäusten über die Brust und den Bauch. Unauffällig prüfte er dabei gleich den Sitz seines Messers. Wenn der Kleine etwas Dummes im Sinn hatte, wollte Sawelij nicht zwei Mal am selben Tag in eine Falle tappen. Aber die Provozierung passte irgendwie nicht zu dem Verhalten des Kindes.

Traurig wanderte sein Blick zu den beiden Tanzenden, als sie sich ihrem Ziel näherten. Leicht schüttelte er den Kopf. Die Leute, die Stadt war krank. Sie ertranken ihr Leben im Suff. Traurig das es soweit kommen musste und eben nur ein Beispiel für so manche dunkle Seite der Stadt. Aber dieses Gefühl verband auch die mit selben Schicksaal gleich welcher Art. Wiederum traurig war nur, dass sie sich nicht gegenseitig aus ihrer Lage halfen. Sehr kurz leckte er sich über seine Lippen. Ein Gedanke formte sich, der ihm ohne den Schwur wohl nicht gekommen wäre.

Lange daran festhalten konnte er aber nicht, die beiden hatten ihr Ziel erreicht. Eine der typischen Eckkneipen. Der kleine lies Sawelij den Vortritt. So steckte er die Arme wieder durch die Ärmel und trat ein. Drinne wäre der junge Elf sofort dahin geschmolzen. Ach was sollen der Gestank und die dicke Luft? Es war warm. Sehr warm. Sofort lüftete er den Mantel und diese Wärme konnte sofort sein klammes grünes Hemd umfangen. Ein sehr schönes Gefühl.
Dem Mann mit dem roten Bändchen, nickte Sawelij leicht zu. Also das war einer seiner Männer und Dschaba hatte ihnen schon wahrscheinlich vorher die Order gegeben, dass ein neuer Hund kommen würde. Innerlich ärgerte er sich über den Beta aber mehr über seine Dummheit. Doch nun war es wie es ist. Das Schicksaal war halt doch kein planbares Spiel.
Nun gut, jetzt war aber erst einmal das Elfenkind an der Reihe. Jemand mit offensichtlichen Problemen sah er hier gerade nicht. So lenkte er seine Schritte auf den viel zu heißen Ofen und die kleinen Sessel. Nicht nur seine Kleider sondern auch die des kleinen mussten trocknen. Die Kälte der Nacht wartete draußen auf sie und würde sich über jedes Futzel nasser Kleidung freuen. So landete Sawelijs Mantel als bald über der Rückenlehne eines der Sessel und er in selbigen.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 18.12.2016, 11:41:43
Als sich der Elfenjunge mit Sawelij auf den Weg aus dem Park machte, sprang auf einmal ein schwaz-weiß-braun gescheckter Pelzball aus einem der Büsche am Weg. Direkt in die wartenden Arme des Jungen. Schnell ließ dieser das Wesen unter seinem Mantel verschwinden und ging weiter, als sei nicht passiert. Nur ungenau konnte Sawelij von hintern erkennen, daß das Kind wohl das Knäul unter dem Mantel streichelte, während sie weiter durch die kalte Winternacht wanderten.
Dann und wann wedelte er mit seiner kleinen Hand durch die Luft, ganz so wie man stinkende Dämpfe vertreiben wolle murmelte etwas vor sich hin, was aber für den größeren Elfen unverständlich war.

"Zu Großvater werde ich dich heute wohl nicht mehr bringen. Es ist dafür zu spät und kalt. Und wer weiß, wo er grad ist?", war das Einzige, neben dem Murmeln, was der Elfenbursche auf dem Weg sagte, wobei er danach merkwürdig gluckste. Fast wie ein Kichern, wie auch die kleinen Atemwolken deutlich machten, die von ihm in den dunkelen Himmel aufstiegen.

Schon unterwegs mußte Sawelij auffallen, daß sich etwas an dem Jungen änderte. Seine fettigen Haare schienen jetzt kürzer und strubbiger. Sein Gang bekam einen etwas watschelnden Eindruck. Und auch die wedelnde Hand wirkte pelziger; vielleicht ein Handschuh, den der Knabe sich übergestreift hatte?[1] Schließlich ringelte sich tatsächlich ein langer Rattenschwanz unter dem Mantel des Kindes hervor. Und als es sich drehte, um nach Sawelij zu schauen, mußte dieser erkennen, daß er keinen Elfenjungen sondern einen Ratling vor sich hatte. Wortlos winkte dieser den Elfen weiter und steuerte auf ein Kaschemme zu.
Das betrunkene Päärchen auf der Straße schien ihn nicht zu interessieren, wenigstens würdigte er sie keines Blickes. Stattdessen hielt er Sawelij die Tür auf und schien es dem Elfen zu überlassen, ob er sich tatsächlich mit dem Ratling unterhalten wollte.
Wobei Djirris im Moment ganz andere Dinge beschäftigten. Er mußte dafür sorgen den Alten, von dem Stadt gesprochen hatte, zu finden. Heute würde er dafür nur noch einige Orte aufsuchen, an denen man immer Gerüchte aufschnappen konnte. Morgen würde er die Stadt selbst befragen, denn den Zauber dafür hatte er heute nicht vorbereitet. Wie viel sollte er davon dem neuen Anführer der Psina erzählen? In wie weit sollte er sich überhaupt in deren Belange einmischen? Nun, er würde warten und schauen, was der Elf wollte. Denn so ganz unwahr waren seinen "prophetischen" Worte auf dem Platz nicht gewesen. Er stand für die Stadt und nicht nur für die Bewohner eines Viertels wie die Psinas.

Als er dann die Schenke betrat, schaute er sich kurz um. Natürlich hatte er auf Grund seiner geringen Größe kein gutes Sichtfeld. Aber das brachte auch den Vorteil, daß man ihn nicht so schnell wahrnahm. Und so war es auch jetzt. Niemand nahm wirklich Notiz von ihm und so sollte es auch sein.
Er gesellte sich zu Sawelij an den Ofen und zog, ähnlich wie dieser seinen Mantel aus, um ihn aufzutauen.
Als er sich in den Sessel gegenüber des Elfen plumpsen ließ, angenehm ob der geringen Größe erfreut, nutzte er die Armlehne als Schutz gegen die allzu große Hitze vom Ofen. Auch Mukel kam jetzt aus den Tiefen der Kleidung des Ratlings gekrabbelt und machte es sich auf dessen Schoß bequem, wo er woniglich die Streicheleinheiten seines Herrn genoß, wie sein Schnurren deutlich vernehmbar zeigte.
Aufmersam und wartend schaute er den Elfen an.


 1. Der Zauber "Alter Self" hält ja nur ein paar Minuten und müßte spätestens jetzt auf dem Weg enden
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 18.12.2016, 20:32:15
Zuerst schwieg der Elf. Das finden einer passenden Haltung auf den kleinen Sesseln fiel ihm deutlich schwerer. Doch irgendwann hatte er eine Position gefunden und schien die Wärme zu genießen, jedenfalls solange sie ihm nicht zu heiß wurde. Sawelij dachte über den Kleinen nach.
Der Wirt, mit den Bieren, holte ihn aus der Gedankenwelt. Freundlich bedankte er sich bei ihm, und nahm dessen Warnung, sich hier nichts zu verbrennen, ebenso dankend hin. „Nimm dir ruhig.“ sagte er zum Rattling als der Wirt ging. Er selbst nahm einen der Humpen in die Hand, prostet dem Rattling zu und trank einen kräftigen Schluck. Dann begann er mit etwas gesenkter Stimme zu sprechen: „Fangen wir doch mit dem einfachsten an. Wie heißt du? Meinen Namen kennst du ja schon aber ich denke du möchtest von mir nicht Kleiner gerufen werden.“ Sawelij spannte seine Rückenmuskeln an, die Wärme taute ihn nicht nur äußerlich auf. „Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich glaube du warst auch Dschabas zweite Gaste, nicht wahr? Hast aber nicht so mitgespielt wie er wollte oder einfach nicht wie er erwartet hat. Ich glaube er hat einiges nicht erwartet. Ähnlich wie deine Worte im Zauber. Diene zentralen Worte waren ja nicht wirklich schon und bieten reichlich an Interpretation. Bist du da fähig oder gewillt Klarheit zu schaffen?“ Beides zweifelte Sawelij irgendwie an. Denn eins war klar, es saßen sich gerade zwei gegenüber, welche vom selben Fach waren, aber offensichtlich andere Mittel hatten. „Da wäre dann auch noch eines. Nehmen wir mal an du wärst der zweite Gast, dann steht dir Dschabas Frage auch zu und es wäre nur fair, wenn wenigstens ich deine Antwort hören könnte. Also was wünscht du dir für die Satdt? Ich bin auf deine Antwort neugierig, denn so könnten wir eher abschätzen warum wir beide geladen waren.“ Außer der offensichtlichen Tatsache in der Sawelij gerade steckte. Aber den Teil des Satzes verkniff er sich. Nahm eher den nächsten Schluck vom viel zu schnell warm gewordenen Bier und wartete auf Antworten.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 19.12.2016, 23:57:40
Als der Elf endlich sprach, bedankte sich Djirris für das Bier. Er hob den Humpen und goß ein wenig davon in seine andere Hand, die er zu einer Schale geformt hatte. Diese hielt er der Katze hin, die kurz schnupperte und dann ein wenig von dem Getränk schleckte, nicht ohne aber zuvor kurz protestierend das Näschen zu rümpfen und zu maunzen. Sawelij konnte jetzt deutlich das zerfetzte, linke Ohr und einige Narben im Pelz erkennen, die die Katze hatte. Auch der Ratling gönnte sich einen Schluck, lehnte sich zurück und began zu antworten.
"Du hast Koska kennengelernt. Jetzt bin ich Djirris. Morgen magst du mich als Mensch namens Milwan treffen. Oder als den Zwergen Barkov. Oder vielleicht sogar mal als Sawelij Alagos.
Oder du nennst mich Eisiger Hauch in den Straßen. Blöder Dornenbusch im Park, an dem sich deine Kleidung verfangen hat. Muffiger Schlafraum, den du teilen mußt.
Am Ende läuft es darauf hinaus, das du mich auch einfach Demjanowka nennen könntest, wenn du möchtest. Und Kleiner ist auch okay."
Ein leises Kichern folgte.
"Ich weiß nicht, was Dschaba will oder wollte. Aber wenn ich es war, dann wußte er auf jeden Fall nichts!
Denn dann wüßte er, daß meine Wünsche für die Stadt die Wünsche der Stadt sind. Aber was wünscht sich eine Stadt, fragst du dich."
Wieder kicherte der Ratling leise.
Du wirst es wissen, wenn du verstanden hast, wer und was die Stadt und wer und was ich bin!
Wenn du es endlich weißt, dann brauchst du nicht mehr zu fragen.
Ziemlich mystisch, was? Aber auch das wirst du dann verstehen.
Was die Worte angeht, die Kosta gesagt hat, mußt du mir auf die Sprünge helfen. Ich weiß nur so ungefähr in welche Richtung ihre Bedeutung gegangen sein könnte. Der genaue Wortlaut ist mir verborgen. Da müßtest du schon genauer werden.[1]"

Djirris war gespannt, welche der Worte wohl für den Elfen wichtig waren.
"Aber auch ich hab eine Frage an dich, Sawelij, neuer Alpha der Psina. Was glaubst du passiert, wenn Dschaba tatsächlich das E-Werk in seine Gewalt bringt?" Bei dieser Frage beugte sich der Ratling vor und funkelte den Elfen aus seinen kleinen, glitzernden Augen an. Und auch die Katze hatte sich Sawelij zugewand. Ihre jetzt im Kerzenschein unheilvoll grünleuchtenden Augen betrachteten ihn aufmerksam. Der junge Elf brauchte nicht viel Menschenkenntnis um zu erkennen, daß er hier wohl auf eine Probe gestellt wurde.
 1. Bluff: 30, für die Lüge. Will ja geheimnisvoll bleiben.  :D
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 20.12.2016, 01:09:13
Sawelij verengte kurz die Augen[1]. Also war der Rattling dem Wahn nahe, wenn man glauben könnte, dass er gerade die Wahrheit sagte. Aber was war die Wahrheit heute schon mehr als eine Lüge die man glauben wollte.
Kurz nickte Sewalij in Richtung des überhitzten Ofens. „Ohne genau zu wissen was er vorhat. Das da. Er würde einen Ofen mit Scheiten überhitzen und zum Knallen bringen. Deine blutige Prophezeiung würde wahr werden und die Armee oder sonst wer würde alles abschlachten.“ Er sog schwer die Luft ein. „Es wäre ein blutiger Versuch, der wohl ein Mahnmal werden könnte aber die meisten würden sich opfern. Es würde momentan kaum etwas ändern.“ hierbei ging er davon aus, dass es als Aktion der Prisma angesehen werden würde. Dschabe hatte ja deutlich gemacht, dass er ebenfalls dieses Problem sah. „Solange du, gleich deines Namens, nicht mehr weißt, ist dies sehr wahrscheinlich. Es ist so, als würde man es auf die Tasche eines Neureichen abgesehen haben und die Wachen ringsum ignorieren.“ Kurz schloss er die Augen und dachte über die Stadt nach. „Es bringt nichts, wenn die Stadt der Lethargie, den eisigen Geistern verfällt. Sich seinem nahen Tod ergibt. Es wäre nur ein weiterer Schrecken, der mit der Zeit vergessen werden würde. Denn momentan ergeben sich viele der Angst, der Trauer und ihrem eigenen Schicksaal. Erinnert sich noch jemand an das wir? An die Freundlichkeit zwischen Nachbarn oder eben auch den Völkern?“[2] Das Bier ist nach dem nächsten Schluck schon halb ausgetrunken und die Gesichtshaut des Helfen scheint sich unter der Wärme des Ofens zu spannen. Nach einem Moment vergeht sein eigenes Funkeln in den Augen, er lehnt sich wieder zurück in den Sessel. „Kalt und weiß, der Nebel der dich umgibt, bald wird er rot sein, Blut getränkt und heiß. Bevor du einen Schwur gibst, bedenke das Leben was dann entweicht. So zögere jetzt mit dem Handeln, den sonst kannst du in dunklen Schatten wandeln. Das war dein erster Spruch. Im zweiten Spruch entziehst du dich von Dschabas Spiel. Sagst erst wenn wir verstehen was die Stadt ist, wirst du mit uns wie unter gleichen reden.“ Sawelij leckt sich über die durch die Wärme trockenen Lippen. Er schluckte die Worte hinunter, welche er sagen wollte. Sagte eher, die die ihm als zweites in den Sinn kamen. „Nun, egal was ich mache, egal was Dschaba macht, was machst du? Kannst du dich wirklich heraus halten, wenn zwei Blinde in der Stadt rumstochern?“ Das Blinde war offensichtlich auf sich und Dschaba bezogen.
 1. ich verzichte auf einen Gegenwurf
 2.  Dipol 22,  unbewusst versucht Sanjan eine Gefühlsregung zu provozieren
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 21.12.2016, 17:51:27
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Do Glaz Ostanovki - Arbamanka - 20:05 Uhr

Während sich Djirris, Koska, Kosta, oder welche Namen, Identitäten, Ausformungen und Gestalten er noch alle sein und haben mochte, mit Sawelij unterhielt, füllte sich das Gasthaus langsam weiter. Gegen acht Uhr war eine typische Zeit, in der in vielen Kleinfabriken und in den Lagerhallen des Bahnhofs von Arbamanka der Hammer fiel. Wenig verwunderlich waren es jetzt jene abgekämpften Gestalten, die ihren Weg in das Gasthaus fanden. Der Monat hatte gerade begonnen, die Zahlungen durch die Firmeneigentümer, die Betreiber, durch die Arbeitgeber war getätigt und so manche Gestalt fühlte sich in den ersten Tagen des Monats wahrhaft fürstlich, lebte über die Stränge und verfeuerte seinen Lohn für wenige Momente der trunkenseligen Beliebtheit, wenn sie einige Runden schmiss. Und solche fürstlichen Gaben luden nicht nur des Trunkenfürsten Gesinde, sondern auch so manches Gesindel, welches auf diese Form der Almosen, auf die bierige oder geistige Mildtätigkeit gierte. Wie Geier umkreisten sie die Fürsten des Tages, auf dass die eine oder andere Spirituose in ihrem Hals landete. Und als Dank gaben sie dem Suffbaron das Gefühl, für diesen Tag von Bedeutung zu sein, für einen Tag mit dem höchsten Zeichen von Stärke und Macht geadelt: Gnade und die eben daraus erwachsende, sehr kostspielige, manches Leben in der Gosse am Ende des Monats beendete Mildtätigkeit.

Heute kam der Suffbaron - so sein unausgesprochener Ehrentitel - wie so häufig eher ungewollt zu diesem Vergnügen und nicht mit der bewussten Absicht, doch schnell war klar, wer es sein würde. Drei von Kohlen geschwärzte Männer mit ehemals blauweißer Bahnermütze kamen heran, zwei von ihnen noch jung, keine zwanzig Jahre alt, mit bubenhaften Gesichtern, weichem Flaum auf den Wangen und rostroten bzw. blonden, struppigen und schmutzigen Haaren. Sie umringten in dürstender Dienstbarkeit eine großgewachsene, hagere Gestalt mit einem schmalen Kinn, schlechten Zähnen und tief eingesunkenen Augen. Das Zerrbild der noch jugendlichen Kraft seiner Anhänger. Mit schmutzigen Fingern hob er drei Finger, um dem Wirt sein Anliegen zu gestikulieren. Besucher der Kneipe blickten ihn erwartungsvoll an, die beiden Bahnerjünglinge blickten ihren Kameraden an, der sich nur unbewusst über die Lippe leckte. Irgendwo aus einer Ecke lachte ein Zwerg, dass der Bahner doch an den ehrenwerten Namen des Gasthauses denken sollte. Do Glaz Ostanovki - Bis zum Augenstillstand. Lachen erschall durch die Kneipe und brandete auch über den Ratling und den Elfen am heißen Feuer hinweg. Der Wirt zwinkerte und fügte mit halben Satz hinzu, dass sie sowieso eine lange Nacht hätten, da heute Nacht der erste Schnee des Jahres fallen solle. In den Blicken unausgesprochene Forderungen, die jeder Kneipenstammgast verstand. Dann war es passiert, die rituelle Investitur des designierten, quasi-religiösen Suffbarons hatte geklappt und der schmale, hagere Mann fügte zu seinen Finger mit kehliger, ausgelaugter Stimme hinzu. "Wenn ich drei Finger zeige, mein ich nicht drei Bier. Ich meine natürlich drei Runden für alle." Stürmisches Lachen, poltern auf den Tischen, Klopfen an der Decke, Gejohle. Das dürstende Volk hatte seinen Trunkenfürsten gefunden. Auf dessen Gesicht bildete sich das wohlige, wärmende, treudoofe Grinsen des mildtätigen Adligen, der sein Volk diesen Abend mit Schirm und Charme schützen würde, und dessen Mildtätigkeit ihren Ausdruck fand bis die Augen stillstanden.

Nach den Eisenbahnern strömten noch zwei Männer mit blutigen Schürzen in die Kneipe, wahrscheinlich Schlachter, doch selbst sie waren verhärmt und hager. Und schließlich kehrte auch die tanzende Frau mit dem Zwergen zurück, sich ganz in die Nähe von Sawelij und Djirris setzend. Der Zwerg setzte sich an den Tisch, Bröckchen Erbrochenes tanzten seinen grauschwarzen, ungekämmten Bart herab, während er seinen Kopf in den Armen verbarg, als machte ihm der Lärm, die Hitze und die Besucher Unbehagen, und als könnte er doch nicht fort von diesem Ort. Ihr entrückter Blick kehrte, unter der Schwere kohlerusiger Luft, zurück ins Hier und Jetzt und musterte Djirris einen Moment und lächelte dann. Abfällig betrachtete sie den Ratling mit seiner Katze, und schaute dann den Elfen an. Ein neckischer Blick, ihre Lippen bewegten sich, doch sie verkniff sich den anzüglichen Spruch, den ihr durch den Kopf gehen musste, da der Zwerg seine schieferige, dunige Stimme erhob.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12689;image)
"Scheiße.", ein tiefes Brummen folgte, seine knotigen Finger fuhren durch den Bart und schleuderten die erbrochenen Bröckchen aus ihm auf den ausgelatschten Boden. "Wieso muss es immer mich erwischen?"
"Was, Schätzchen? Kotzen ist doch keine Schande.", sagt edie Frau im dünnen Hemd, welches zu tief blicken ließ, mit einer ähnlichen Abfälligkeit, mit der sie eben Djirris belächelt hatte.
Der Zwerg machte eine wegwerfende Geste und brummelte einen Moment, sein Kopf fühlte sich wie eine alte Bleikugel an, sein Nacken hing erschöpft. Beim Erbrechen waren kleine Äderchen um seine Augen geplatzt, seine Augen waren blutunterlaufen und er hatte bestimmt länger als einen Tag nicht geschlafen. Er trug an der Nase einen Nasenring, der ihm jetzt scheinbar Unbehagen bereitete.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12690;image)
"Wer redet denn vom Kotzen...Nein. Dass ich immer mit viertklassigen Nutten abstürzen muss und meine Termine verpasse..."
Die blonde, erschöpfte Frau war wahrscheinlich Beleidigungen gewohnt und rümpfte die Nase spielerisch und versuchte eine gewisse Nonchalance zu bewahren. "Drittklassig dann doch...", erwiderte sie in ihrer süffisanten Art, was der Zwerg nur mit einem Grummeln quittierte.
"Scheiße. Schau es dir an, Schicht ist durch. Ich habe die verdammte Versammlung verpasst." Ein fragender Blick des Zwergen traf die dürre, blondhaarige Frau. "Hatte ich dich nicht gebeten, für mich auf die Uhrzeit zu achten?"
Sie antwortete belustig und nahm einen Schluck aus ihrer grünen Flaschen, der sie vorher einen spielerischen Blick ins Innere widmete. "Kann ich ahnen, dass der Blick in die Flasche so ein ungeeignetes Zeitmessinstrument ist?"

Der Wirt schob sich von der Seite dazwischen, stellte sechs dünne Gläser mit dünnen, schaumlosen Bier vor dem Zwergen ab und erläuterte, dass der Bahner das ausgegeben hatte. Auch Djirris und Sawelij hatten im Nu je drei weitere Gläser der Hopfenkaltschale vor sich stehen. Ein Teil des Gespräches zwischen der Blonden, die möglicherweise eine Prostituierte war, und dem Zwergen mit dem Nasenring ging im tumulthaften Jubel unter, als der metaphorische Suffbaron für seine milde Gabe bejubelt und geherzt wurde - samt eines dreifachen Prosits für die dreifache Runde.
Als der Lärm in der kleine Kneipe wieder abschwall, war auch der Zwerg wieder zu hören, mit seinem tiefen, genervten Brummeln. Die Blonde hatte sich inzwischen ihm gegenüber gesetzt, schaute aber eher zwinkernd zu Sawelij als zu dem Zwergen, der sie aufgrund seines schweren Kopfes kaum im Blick hatte.
"...Großväterchen Istvan wird kaum erfreut sein, dass ich nicht aufgetaucht bin. Ob du glaubst oder nicht, die alten Volakhi[1] sind echte Eierquetschen. Von wegen verzweifelte Alte. Hurensöhne sind's. Scheiße. Das wird Ärger geben..."
"Was wollte er denn von dir?", fragte die Blonde mit gespielten Interesse und nippte an ihrem Bier, wobei sie dann jedoch das Gesicht ob der Bierwärme verzog.
"Dieses und jenes.", sagte der Zwerg lakonisch und nichtssagend, um dann doch nach einer Sekunde das Gesicht zu verziehen, sich zu der Blonden vorzubücken und zu flüstern[2]. Ihr Gesicht verzog sich in Erschrecken, während der Zwerg sich grinsend zurücklehnte. "Genau, Schätzchen. Und er wird scheiße sauer sein, dass ich deswegen nicht dort war." Das Grinsen verschwand schnell, nachdem er sich den Moment aufspielen konnte. "Aber ich sag dir was. Wir saufen jetzt einen, den Volkov[3] finde ich schon bis morgen Mittag."
Dann setzte er das erste Bier an und begann zu trinken, obwohl er noch vor wenigen Minuten seine letzten Biere mit dem Gehweg geteilt hatte. Aber hier in Demjanowka wurde das Sprichwort - Lieber den Magen verrenken, als dem Wirt was schenken - bekanntlich sehr ernst genommen.
 1. Über die Volakhi wisst ihr auch ohne Würfe auch das, was ich im ersten Beitrag (http://games.dnd-gate.de/index.php?topic=8859.msg1020106#msg1020106) dazu geschrieben habe.
 2. 
Wahrnehmung SG 21 (Anzeigen)
 3. 
Wissen(Lokales) SG 15 (Anzeigen)
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 21.12.2016, 21:12:08
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Am Tor der Brüderschaft - Sjukowo - 19:44 Uhr

Die Worte Maras begleiteten unruhige Füße, nicht nur, weil ihre Worte einige ins Mark trafen, sondern auch, weil die Kälte, je länger man an diesem Ort verbrachte, immer unerträglicher wurde. Ein kalter Hauch des Windes ließ das alte Tor der Brüderschaft bedrohlich quietschen, symbolisch für die vernachlässigte Brüderschaft im metaphorischen wie unmittelbaren Sinne. Demjanowka litt sicher an einigen Egoismen, die jedoch unterschiedlicher Art waren. Von den propagierten, (hab-)gierigen Egoismen der Bonzen, der Fabrikanten und jener, welche Erde und Humanoid gleichermaßen zum eigenen Vorteil bluten ließen bis zu den erzwungenen Egoismen, welche eher einem Erhaltungstrieb oder einer sehr eingeschränkten Solidarität - mit der Familie, mit der Liebe, mit den Freunden oder Bandenmitgliedern, vielleicht einzelnen Kumpeln oder Kollegen - entsprang. Und zwischen diesen beiden Extrempunkten ließ sich eine straffe Leine unterschiedlichster Egoismen aufspannen, und einige fanden auch in diesem Gespräch ihre Entsprechung. Während viele der Halblingin aufmerksam zuhörten und im Kleinen, im Falle der alten Dame, des Orks und Oleg Taktovs auch im Großen, darüber diskutierten, scharrten andere ungeduldig mit den Hufen. "Immer reden. Reden füllt keine Mägen.", murmelte der eine. "Ja, das sagen die Fabrikbesitzer auch so. Es muss immer schlechter werden, ehe es besser werden kann. Kennen wir schon.", grummelte der andere. Eine abgemagerte Frau mit hervorstehenden Wangenknochen seufzte nur, während ihre Freundin, die sie stütze, sie langsam von der Menge wegführte. Beide Frauen waren steifen Schrittes, froren und entnahmen entgegen anderer keine Hoffnungen aus dem Gespräch. "Ich kann nicht mehr, Dana...", sagte die Schwächere von beiden, als sie davongeschleppt wurde, zurück auf dem Weg in die Stadt. Manche besaßen einfach nicht mehr die Kraft, sich zur Hoffnung aufzumachen, an sie zu glauben, oder ergaben sich - unbewusst - einfach dem Drang, ihrem eigenen Überlebensdrang zu folgen. Noch mehr opfern zu sollen, noch mehr leiden zu sollen. Nicht jeder konnte diesen Gedanken noch schultern. Und so waren es nach kurzer Zeit noch um die zwanzig Personen unterschiedlichster Couleur.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12650;image)
Oleg Taktov stand noch immer dort, der bebende Kondensatem um ihm ließ darauf schließen, dass er schneller atmete, als versuchte er seinen Zorn unter Kontrolle zu bringen. Etwas, was ihm sichtbar nicht so ganz gelingen wollte, auch wenn er jetzt etwas leiser sprach, dafür allerdings auch gepresster.
"Dann redet halt. Und lasst die zarten Knospen der Hoffnung, die ihr gerade sprießen machtet, wieder im Winter Demjanowkas erfrieren. Eure Sache. Aber was besser nicht mehr eure Sache sein sollte: die Wagen. Was glaubt ihr..." Der Zorn im Blick des Mannes erlosch augenblicklich und eine angstvolle Vorsicht drang hervor, mit schattenhaften Klauen ersetzte sie seine eben noch vorhandene Entschlossenheit, als er sich sorgsam umblickte. In der Ferne erspähte er noch immer den Alten als kleinen Punkt, der gerade unter dem langen Pfad magisch-trüber Laternen die Wohnschluchten Demjanowkas erreichte und alsbald in deren Gewirr verschwinden würde. Seine Stimme wurde noch leiser, er versuchte sie noch gepresster wirken zu lassen. Es gelang ihm, doch es war offensichtlich, dass es zu ostentativ, zu gespielt war. Er roch nach billigen Schnaps und Angst. "in den Wagen ist? Glaubt ihr, ihr werdet die Halblinge, die euch einen Wagen schicken wollten, noch finden? Wir hätten ihn überraschen können und ihr...ARGH!" Er raufte sich die Ohren und stampfte auf den harten, gefrorenen Boden. "Verdammte Scheiße!", brach es aus ihm heraus, warf wild seine Arme um sich herum, wobei ein gläserner Flachmann aus seinem Ärmel rutschte und berstend auf dem Kopfsteinpflaster aufschlug. Eine Wolke eines bräunlichen, nach Salbei und Geist stinkenden Schnapses, verteilte sich auf jene Unglücklichen, die direkt um ihn herumstanden. "Er weiß jetzt, wer ich bin. Seine Männer werden mich töten. Und euch kennt er auch. Ihr werdet genau sterben, wenn ihr ihm im Weg seid! SCHEIßE! VERDAMMTE SCHEIßE!"
Irgendwas verließ ihn, bemächtigte sich seiner, womöglich die irrsinnige Furcht, die er vor wem hatte? Dem Alten, der nur verfrorene Leichen zur Magie-Anstalt zog? Diese Mischung aus Angst und Furcht bewegte seine Beine, als sei er nur ein Automat seiner Triebe. Wie ein gehetztes Tier, hinter dem ein Schweißhund her ist, sprintete er jetzt durch die Menge. Einfach nur nach Süden, auf zu den Höfen der halblingischen Bauern. Verdutzt blickten ihm die Umstehenden hinterher.
In der Ferne stand der derweil der alte Mann an den ersten Wohnblöcken, einen Augenblick wirkte es so, als blickte er zurück auf die Versammlung, die noch immer am Tor der Brüderschaft stand, unter diesem ermatteten Licht und sich beratschlagte, wie es weitergehen würde. Dann bog er ein in die Straßen nach Bulajew, auf in die dampfende See, in das Maschinenviertel, wo die Volakhi die Leichen zur Magie-Anstalt brachten und verschwand somit aus dem Sichtfeld.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12668;image)
Der humpelnde Ork nickte Mara dankbar für die Definition der Solidarität zu. "Also doch ein wenig wie Kameradschaft. Es klingt gleich, aber beides verstehe ich nicht wirklich. Ja, ich verstehe eure Worte, verstehe den Satz. Aber sein Inhalt will mir nicht begreiflich werden. Vielleicht muss man solches erst erfahren, damit man es verstehen kann, was? - Ist es auch bei dieser Solidarität so, dass sie mehr Schlagwort als Wirklichkeit ist? Im Krieg sind wirkliche Kameraden was besonderes. Ein solcher Bund ist jedoch schwer geschmiedet. Schauen wir uns die Welt doch an, selbst das Weltenfeuer Ozrics[1] hat nicht alles verschmelzen können. Diese Stadt hat so viele...Tut mir leid. Ich kann mir einfach noch nicht vorstellen, wie Solidarität erreicht wird. Ich kann verstehen, was Solidarität bringen wird, wenn sie erreicht ist. Aber ich kann nicht sehen, wie sowas erreicht wird. Das geht jenen, die gegangen sind, wohl auch so. Ich glaube...", er überlegte einen Moment, wie er ausdrücken sollte, "...sie glauben euch. Sie finden nur keine Hoffnung mehr und sehen keinen Weg. Sie frieren einfach. Die Kälte ist so allgegenwärtig, dass es selbst den Seelen friert."
Er juckte seine frierende Nase und bewegte, massierte sie mit seinen Fingern, als würde er sie so aus starrem Kälteschlaf erwecken können. "Ihr wollt also, um Solidarität zu praktizieren, Personen suchen, von denen ihr glaubt oder wisst, dass sie dies praktizieren und hofft so, dass es die Bewohner der Stadt im positiven Sinne ansteckt? Das kann ich nachvollziehen, das ist auch eine Art Vorangehen. Aber was ist das Ziel dann? Schmerzen lindern, in dem Essensausgaben und die Chance auf Bett, auf eine grobe, medizinische Versorgung durch Solidarität verbessert wird. Dann über lange Zeit und darüber eine gemeinsame Basis errichten, um dann die dahinterstehenden Probleme anzugreifen, indem eine nun dankbare und solidarisch gewordene Gruppe von Personen euch und den dann gemeinsamen Zielen gewogen ist?
Er zuckte dann mit den Schultern und sagte schließlich.
"Das könnte ich auch verstehen. Aber ist dafür genügend Zeit dafür vorhanden? Und ist abzusehen, was damit erreicht wird? Sind die Personen, die wirklich in Frage kommen, nicht auch schon am Rand ihrer Belastungsfähigkeit? Was wird wohl nötig sein, um sie zu überzeugen? Und wissen wir, ob sie solidarisch sind und nicht auch - auf ihre Art - eigene Pläne verfolgen? Ich weiß auf jeden Fall, dass ich kein großer Diplomat bin. Da werden ich und meine Leute wenig helfen können."

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12666;image)
Podkhalim räusperte sich schließlich, um den Ork zu unterbrechen, und posaunte schließlich glucksend.
"Das Buch der Engel spricht für da doch deutlich: «Der Hunger des Arbeiters arbeitet für ihn, denn sein Mund spornt ihn an.»"[2]
Wahrscheinlich war es ein Einwand dagegen, die Armen zu schnell zufrieden zu stellen, auf jeden Fall erheiterte es den Zwergen für einen Moment, während der Ork eher skeptisch dreinschaute. Die Frau - Marija Olakova - hingegen verhielt sich für den Moment still. Sorgenvoll blickte sie den Personen hinterher, die sich zurück zur Stadt schleppten. Doch auf der anderen Seite waren auch einige Personen dort geblieben, die sich weiter an die Lippen der Diskutierenden hängten. Bei ihnen war die Hoffnung wieder erwacht, so dass sie sogar das Frieren ertrugen. Sie würden sicher bereit sein, zu hören, was nun zu tun war, wie sie helfen und sich Nahrung beschaffen konnten.
 1. 
Wissen(Religion) SG 10 (Anzeigen)
 2. Entstammt eigentlich der Bibel: Sprüche 16,26
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 22.12.2016, 03:08:02
Als Sawelij seine Antwort gab, murrte die Katze, ihre Ohren sanken nach hinten und ihre Schnurrhaare sackten herab. Sie gab ein Bild des Elends ab, traurig und enttäuscht. Und auch Djirris senkte den Blick, während er sie streichelte. Die Probe war wohl nicht bestanden. "Nein, nein! Sei nicht so betrübt. Er weiß es nicht besser. Er weiß nicht, was wir von ihm erwartet haben. Wir hätten deutlicher sein sollen.", murmelte er zur Katze. Der Kopf des Ratlings erhob sich wieder und er blickte Sawelij erneut an. "Wer denkst du wird alles leiden? Wer sind diese "alle", die du meinst? Kannst du mehr sehen als nur den Konflikt am E-Werk?" War dies eine zweite Chance für den Elfen?[1]

"Wer erinnert sich noch an das wir?" Wieder kicherte der Ratling, aber kehliger, weniger freudig.[2] "Ja, du hast es nicht verstanden. Noch nicht.
Ich kenne nichts, als das Wir!
Freudlichkeit ist nicht das Einzige zwischen uns. Ein Wir besteht aus mehr. Was wäre Freundlichkeit ohne Neid und Habgier? Freude ohne Kummer? Gibt es nicht immer zwei Seiten der Medaille? Kannst du das eine begreifen ohen das ander zu kennen oder zu erleben, wie es jemandem angetan wird?
Du hast ein gutes Herz!
Und das steht dir im Weg, um wirklich zu begreifen. Versteh das bitte nicht als Beleidigung. Denn ohne dich gäbe es auch die Anderen nicht. Es braucht euch Beide. ..."


Der Ratling wurde durch das Eintreffen der neuen und alten Gäste unterbrochen. Und so schwieg er erst einmal. Statt dessen gab er erneut ein wenig Bier in seine zur Schale geformten Hand und der Katze zu trinken. Diese machte jetzt einen aufmerksamen Eindruck und betrachtete die Neuankömmlinge.
Irgendwie schienen weder Ratling noch Katze sonderlich interessiert an dem Suffbaron, außer um seine Anwesenheit wahrzunehmen.
Der Zwerg und die Dirne schienen da schon anders zu sein. Jedenfalls was die Katze betraf. Als auf den Ratling der geringschätzige Blick ging, regte sich diese, stand auf, buckelte und funkelte die Frau an, den Schweif buschig aufgeplustert. War dies eine Kampfansage? Aber eben so schnell war sie wohl wieder beruhigt, als Djirris ihr über den Rücken strich und ihr die Schalenhand hinhielt. Sie rollte sich im Schoß des Ratlings, der selbst eine Rolle im Sessel bildete, zusammen und fing wieder an zu schnurren, nachdem sie aus der Hand geschleckt hatte.
Aufmerksam lauschte der Ratling dem Gespräch und beobachte Sawelij. Hörte er auch zu? Was würde er daraus machen?
Aber anscheinend hatte der Elf entweder nicht das Gehör oder das Wissen, um die Bedeutung des Ganzen, wie er feststellen konnte.[3] Djirris würde wohl den Elfen anstupsen müssen, wenn er Volkov retten wollte. Aber sollte er das?

Dann beachtete der Ratling die beiden Nachbar nicht mehr, sondern beantwortete weiter Sawelij Fragen.
"Von Rot und Weiß und Blutgetränkt weiß ich nichts.
Aber ein Schwur!
Ein Schwur an der Statue!
Kein Schwur sollte dort leichtfertig getan werden. Und ein Schwur wie ihr ihn getan habt um so weniger.
Deshalb wohl die Worte es zu überdenken.
Weiß du wirklich was du geschworen hast?
Weißt du um die Konsequenzen?
Worte sind bei so etwas wichtig!
Du sollst für die Humanoiden eine bessere Stadt schaffen. Und mit den Psina sollst du es tun und sie in einen neuen Frühling führen.
Nun, nur für die Humanoiden? Was ist mit anderen Wesen? Tieren, Elementaren und sonstwas?
Sollst du die Stadt oder die Psinas in eine neuen Frühling führen?
Fragen über Fragen ergeben sich aus Worten, die leicht anders interpretiert werden können. Ich hoffe, das erkennst du jetzt?
Und wo wir dabei sind, erkennst du vielleicht auch, warum ich mich nicht dazu gesellt habe. Ich kann nicht nur für einen Teil eines Stadtteils da sein. Ich bin für die Stadt da, für Alles und Jeden!
Und noch etwas!
Bedenke!
Nur weil jemand schwört, daß er tut, was du ihm sagst, heißt das nicht, daß er nicht auch Dinge tut, die du ihm nicht sagst. Oder Dinge,die du ihm nicht verboten hast. Mit dem Mann zu arbeiten, wird dir mehr abverlangen, als du vielleicht ertragen kannst. Oder bereit bist zu geben. Blut scheint ihn nicht zu stören, aber dein gutes Herz bestimmt."

Djirris leerte eines der neu gebrachten Gläser und nahm aus einem zweiten einen tiefen Schluck, um seine Kehle zu befeuchten. Selten hatte er so lange Reden geschwungen. Aber der Elf war es vielleicht wert, ihm die Augen zu öffnen. Er würde sich an den Ratling wahrscheinlich sowieso nicht erinnern, sondern nur an das Gespräch. Die Frage zu einem "Verständnis der Stadt" und einer "Gleichheit" zwischen ihm und Dschaba beziehungsweise Sawelij hatte er seiner Meinung nach inzwischen mehere Male erklärt. 
"Was ich mach? Ob ich mich heraushalte?" Diesmal wieder ein amüsiertes Kichern.
"Ich bin immer aktiv im Geschehen. Ich kann mich aus nichts raushalten. Denn alles, was hier geschieht, betrifft mich. So wie es alle anderen betrifft. Nichts in der Stadt ist für sich allein. Alles bedingt einander, ist miteinander verwoben.
Aber wenn du wissen willst, was ich jetzt vorhabe?
Nun, es gibt zwei Dinge. Das Erste ist einen alten Mann finden, der eine Todeswelle verhindern kann."

Konnte der Komentar des Zwergen über "alte Eierquetscher" etwas damit zu tun haben? Und damit zu dem, was Djirris gleich preisgeben würde?
Nun reckte er sich Sawlij zu und bedeutete ihm ebenfalls näher zu kommen. Anscheinend wollte er diesem etwas zuflüstern, was er auch tat, als der Elf nah genug war.
"Jemanden namens Lavrenty Volkov warnen, daß dieser Zwerg angeheuert wurde, ihn umzubringen."
Und damit mümmelte sich der Ratling wieder in den Sessel und genoß den Rest aus dem zweiten Glas Bier, nicht ohne mal wieder seine Katze aus der Hand mit trinken zu lassen.
 1. Sorry, wenn ich Lehrer-mäßig erscheine, aber ich möchte sehen, wie du bzw dein Char diese Sache über einen blutigen Konflikt hinaus einschätzen, von dem man wohl einfach mal ausgehen kann.
 2. Ja, eine Gefühlsregung. Tatsächlich ein wenig Resignation und Einsamkeit ausstrahlend
 3. Ich nehm mir mal raus, den nicht geschafften Würfen von Sawelij vorzugreifen
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 24.12.2016, 20:19:45
Die Worte von Djirris ließen Sawelij schweigen. Sein Hirn marterte sich um das „wir“ und alle angesprochenen Facetten zu verstehen. Das Bier und die lauter werdende Stimmung waren dem nicht träglich. Ebenfalls schweigend nahm er die Wahl des Suffbarons hin, doch er Prostete den drei Bahnern zu, als der arme Tropf drei Runden ausschenkte. Danach kreisten seine Gedanken wieder um Djirris Worte. Die andere Seite, nein die anderen Seite. Der Suffbaron kam ihm hier als Praxisbeispiel ganz recht. Welche Seiten gab es da? Einmal wohl die des Barons selbst, der der nach Achtung lechzte und sein sauer verdientes Geld anderen in den Hals stopfte. Morgen würde, so er ihn noch erlebte, würde er diesen Moment bereuen. Das vermutete Sawelij nicht nur, sondern hatte es vor etlichen Jahren am eigenen Leib erlebt. Damals war er noch weitaus jünger, hatte seinen ersten großen Fisch gefangen und wollte eigentlich nur mit seinen Freunden anstoßen. Doch im nächsten Moment hatte er schon die erste Runde ausgegeben. Ja das Gefühl war fantastisch. Besonders für ihn damals der eher wenig im Mittelpunkt stand. Alle waren auf einmal seine Freunde, sangen, lachten und tranken mit ihm. Doch das Gefühl hielt gerade mal bis zum nächsten Morgen. Euphorie ist sehr trügerisch und füllt nicht den Magen. Ab da brauchte er noch zwei drei male, bis er den Trick raus hatte, nicht der erstbeste Suffbaron zu werden. Nun hatte er die Seite gewechselt, war zum zweiten Teil der Münze übergelaufen und gar nicht mal so schlecht darin sich ein kostenloses Bier oder Stück Fleisch zu ergattern. Seine Augen musterten die drei genauer. Ja, der sah schon schlauer aus, aber über die Jungs war mehr rauszuholen. Jetzt auf gut Kumpel machen, vielleicht selber zwei drei Münzen ausgeben und wären sie an der Reihe. Wenn er es wirklich auf ihr Geld abgesehen hätte würde es sogar noch weiter gehen. Er würde seinen neuen Kumpel voll laufen lassen und ihn dann irgendwann von seinem Geld befreien. Aber bei solchen wie den dreien ist er bis jetzt nur bis zu zwei drei weitere Bier und Ähnliches gegangen. Sie waren ja am Ende kaum besser dranne als er selbst.

Irgendwann spitzte er seine Ohren. Ah ja, die Frau und der Zwerg von draußen waren reingekommen. Offensichtlich im richtigen Moment. Wobei ihm die Blicke der Frau, auch wenn er von den geflüsterten Worten nichts mitbekam, nicht entgehen. Kurz lächelt er und Prostet ihr zu. Dem Elfen seine X-klassigen Fang abzunehmen, darauf hatte er gerade wenig Lust. Irgendwie war ihm nach der Falle und dem Schwur alles vergangen. Selbst die drei Biere vom Suffbaron standen noch unangetastet da.
Als dann Djirris seinen nächsten Schritt verriet, blickte Sawelij wieder zu dem Zwerg und der Frau. Der Rattling wollte also Lavrenty Volkov retten. Kannte er ihn? Warum, wollte er das tun? Alles betrifft ihn, denn alles betrifft alle. Tief einatmend, trank der junge Elf nun endlich sein warmes Bier aus und nahm aus dem nächsten Glas einen weiteren tiefen Schluck. „Weißt du Djirris, deine Worte wiegen sehr schwer und sind auch schwer zu verstehen. Ja die Parabel mit der Münze ist klar aber dein Weg nicht wirklich. Nicht für mich durchs einfache zuhören. So könnte ich dir nur eine halbausgegorene Antwort auf deine Frage nach dem „Wir“ geben.“ der nächste Schluck unterbrach kurz die Worte. „Darum ist es besser sie jetzt zu lassen. Schließlich, wie du ja sagst, kann ich nicht mal alle Seiten meiner eigenen Worte verstehen. Wobei ich mich frage ob es so jemanden geben kann, der alle Konsequenzen seiner Worte in weniger als einem Augenblick bedenken kann. Ich kann dir aber versichern, tief in mir fühle ich die Last der Worte. Alles hat seinen Preis. Kein Wort wird ohne Konsequenz gesprochen. So werde ich wohl meine Worte niemals ganz erfüllen können und habe somit mein eigenes Schicksal besiegelt. So die Alten wollen, wird ich aber noch einige Jahrhunderte haben. Vielleicht auch am Ende verzweifeln.“ Sawelij leckte sich über die Lippen und schob den nun leeren Krug bei Seite. „Aber was soll es? Es ist nicht meine Art den Schwanz einzuziehen und vor dem zu kneifen was kommen mag. Das Ganze, es ist eine Herausforderung und das nicht nur für mich. Denn alleine wird aus den besten Plänen nichts. Alleine, ließe sich auch kein Schicksal für alle verändern.“ Nun senkte er seine Stimme und sprach so leise wie Djirris seine letzten Worte gesprochen hatte. „Darum will ich mit dir zu dem Lavrenty. Ich bin gespannt was du, der dich alles betrifft, unternimmst. Wie du handelst um wirklich allen gerecht zu werden.“ Mit der rechten kratzte er sich am Hinterkopf und lächelte den Rattling fast entschuldigend an. „Dir sitzt halt ein Praktiker gegenüber.“[1]
 1. Herr Oberlehrer ;) , ne macht nichts.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 07.01.2017, 13:20:28
Djirris seufzte enttäuscht und auch die Katze sah wieder unglücklich aus.
Hm, ich muß wohl noch offener werden. Warum wusseln auch all diese Gedanken in meinem Kopf herum?!
"Nicht ich habe die Frage nach dem Wir gestellt sondern du!
Wer erinnert sich noch an das Wir, hast du gefragt.
Und ich gab dir eine Gelegenheit zu beweisen, daß du es tust. Aber die Antwort, die ich erwartet habe, kam leider nicht!"

Mit einem kleinen Gedankenstoß schickte der Ratling die Katze los, um die Frau und den Zwerg abzulenken, während er sich wieder näher an Sawelij wand. Neugierige Lauscher würden sie jetzt nicht gebrauchen können.
Muckel machte seine Sache gut und schlich um die Beine der Dirne, schnurrte und verlangte eindeutig nach Aufmerksamkeit.
"Der Konflikt im und um das E-Werk ist doch nur die Oberfläche.
Was passiert, wenn der Strom ausfällt?
Die Fabriken stehen still und die Bonzen sitzen in Kälte und Dunkelheit.
Aber die Bonzen stört es nur gering. Sie haben Geld und Leute, um sich Kerzen für Licht und Holz für den Kamin zu holen. Also nur eine Unannehmlichkeit für sie.
Die Arbeiter, die nicht mehr arbeiten können, weil die Fabrik stillsteht?
Sie kriegen kein Geld für Essen, Wärme oder Licht. Für sie ist es viel schlimmer. Sie könnten Dinge tun, die dir nicht gefallen würden.
Und hier geht es deshalb auch gerade weiter. Was ist mit dem Rest der Stadt, wenn die Beleuchtung ausfällt?
Du weißt, was in der Dunkelheit an Verbrechen und Elend geboren wird, oder?
Also stell dir die Arbeiter vor, die gerade wenig bis gar nichts haben, wie sie in den dunklen Straßen nach einer Lösung suchen.
Wie einfach jemanden zu überfallen, so ungesehen!
Oder in ein Geschäft einzubrechen!
Überhaupt Dinge zu tun, die man sich sonst nie trauen würde!
Verstehst du jetzt das Wir ein wenig besser, wie ich es sehe?
Erkennst du mehr Zusammenhänge, als nur die offensichlichen?
Denn dies Gedanken sind bei weitem noch nicht alle, die es zu berücksichtigen gibt. Aber es ist ein erster Einblick, den ich dir geben möchte. Oder sollte ich Ausblick sagen."
Wieder das leise Kichern des Ratlings.
"Bedenke ein wenig davon, wenn du mit Dschaba über sein Vorhaben redest. Finde heraus, woran er alles gedacht hat. Und was ihm entgangen ist. Vielleicht sind seine Ziele weniger hehr, als er dir glauben machen will. Aber davor hab ich dich ja schon gewarnt."
Wieder ein kurzer mentaler Ruf und Muckel kam zurück auf Djirris Schoß gehüpft, der sich über das dritte Bier hermachte. Wieder kuschelte er sich im Sessel zusammen.
"Und was Worte und ihre Konsequenzen angeht?....
Nun, meiner Meinung nach sollten gewisse Worte mit sehr viel Bedacht und nicht voreilig ausgesprochen werden. Lieber erst mal Schweigen und Nachdenken, als einfach des Redens Willens etwas sagen."

Wieder kicherte Djirris.
"Allen gerecht werden? Hihihi! Ich muß nicht allen gerecht werden, sondern nur einer. Denn wenn es ihr gut geht, wird es allen gut gehen.
Aber ja, komm ruhig mit. Wir werden unser Opfer hoffentlich heute Nacht noch bei seinem selbstgewählten Arbeitsplatz antreffen."
Der Ratling hoffte, daß Lavrenty in der Nacht noch in der Zeitungsredaktion oder zumindest in der Druckerei anzutreffen war. Ansonsten würden sie dort bestimmt seine Adresse herausfinden können.
Und da der Zwerg eh noch hier war, bestand im Moment auch nicht die Notwendigkeit sich zu beeilen. Vielleicht gab es ja noch ein oder zwei Bier. Oder auch etwas zu Essen. Die Stadt würde schon für ihn sorgen, da war sich Djirris sicher.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Lavrenty Volkov am 09.01.2017, 00:08:18
Erfreut registriert Lavrenty, dass er mit seinem Lied offenbar den Nerv der Leute getroffen hatte und hörte sich ihre Meinungen an. Marija machte sich für eine diplomatische und gewaltfreie Lösung stark, während Oleg sich wieder einschaltete und sowohl Opportunismus als auch Aktionismus predigte. Lavrenty blickte dem Wagen des alten Volakhi hinterher, so dass Taktov vielleicht klar werden würde, dass es Lavrenty begriff, dass es für den ehemaligen Polizisten wohl um etwas anderes als Nahrung gegangen war.

Rakh, der Ork, wiederum schien auch für Taten zu sein, drängte aber nicht so vehement darauf. Der Grund dafür wurde klar, als er sein Geheimnis lüftete und damit alle, auch Lavrenty selbst, verblüffte. Jetzt begriff der Liedermacher auch, warum der Ork so sehr in puncto Solidarität nachhakte: Er wollte zumindest ein wenig Sicherheit für sich und für seine Leute.

Mara ergriff für das friedvolle und langsame Vorgehen Partei und auch wenn Lavrenty sich nicht vollkommen für so einen Weg erwärmen konnte unterbrach er sie nicht. Das E-Werk zu besetzen war an sich keine verkehrte Idee, doch konnte sich der Dichter nicht vorstellen, wie es danach weitergehen sollte. Würde es als Zeichen taugen, um die arbeitenden Massen unter ihrem Banner zu vereinen und die Stadt vollkommen zu übernehmen? Oder würde man die Besatzer als Aggressoren hinstellen, so dass die Arbeiter ihnen die Schuld dafür gaben, dass sie nicht mehr arbeiten konnten? Ganz davon ab hatte Lavrenty absolut nicht vor sich mit solchen Verbrechern wie den Psina abzugeben oder gar zusammenzutun. Zwar schloss er Gewalt als Mittel der Revolution nicht aus, aber es musste nicht nur einen gerechten Anschein haben, es musste gerecht sein. Und welchen Preis würden diese Gauner erst fordern, wenn die Revolution tatsächlich Erfolg haben sollte? Anstatt Fabrikbesitzern würden dann die ehemaligen Diebe und Schläger die Leute ausbeuten... Nicht solange er, Lavrenty noch mitreden konnte.

Ein Streik in mehreren großen Fabriken und dazu noch ein stadtweiter Aufstand waren die Dinge mit denen Lavrenty liebäugelte, aber dazu waren sie noch zu wenige. Und solche Dinge brauchten eine Anlaufzeit. Sicherlich würden schneller mehr Leute dazu stoßen, wenn erst das Gerücht durch die Gassen gehen würde, doch dann würde es bald die ganze Stadt wissen. Wenn sie dann zu wenige sein würde, wäre nicht nur der Versuch gescheitert, ein neuer Versuch wäre in weite Ferne gerückt. Die Bonzen würden einen niedergeschlagenen Aufstand sicherlich zum Anlass nehmen Zeitungen zu schließen und Vereine aufzulösen und dergleichen.
Andererseits tat es Lavrenty in der Seele weh den Leuten hier nicht mehr geben zu können als Versprechungen und ein neues Lied. Er würde ihnen gerne sagen, was sie hören wollten und es dann in die Tat umsetzen. Unwillkürlich ballten sich die Fäuste des jungen Mannes, als er fühlen konnte, wie wenig er mit so viel Arbeit bisher erreicht hatte...

Seinen finsteren Gedanken nachhängend, drang das Gebaren Oleg Taktovs erst verzögert wie zähflüssiger Teer in Lavrentys Bewusstsein. Als Lavrenty begriff, was da vor sich ging, war der Mann schon weit entfernt, so dass dem Barden nur ein ungläubiger, verdutzter Blick blieb, den er Taktov hinterherwerfen konnte. Dabei hatte sich Lavrenty mit Taktov eigentlich austauschen wollen, sein eigener Vorarbeiter war verschwunden und hatte vorher ähnlich merkwürdiges Verhalten an den Tag gelegt, vielleicht wusste Taktov mehr?

Lavrenty bemerkte, wie die Leute nun auch wieder ihn anblickten, nachdem Rakh und Podkhalim gesprochen hatten, und erwarteten, dass er etwas sagte. Und auch Lavrenty hatte das Gefühl, dass er schon viel zu lange stumm geblieben war.
"Solidarität ist vielleicht etwas, dass man nur schwer wirklich erklären kann. Ich bin vielleicht ein Schreiber, aber ich bin selbst nicht gelehrt. Vielleicht ist es auch bloß ein Begriff, der von vielen genutzt aber von nur wenigen gekannt wird? Solidarität schließt sich für mich jedenfalls nicht grundsätzlich mit eigenen Interessen aus, nur mit einigen bestimmten. Jene, die eigensüchtig sind und darauf abzielen sich an anderen zu bereichern oder die Schwachen liegen zu lassen, wenn man ihnen stattdessen helfen könnte.
Solidarität kann einfach sein. Zum Beispiel, wenn sich jemand vorhin nicht an dem Gedränge beteiligt hat, als der vermeintliche Wagen kam, weil er vielleicht besser mit einem Tag ohne Essen auskommen kann, als die anderen hier. Solidarität kann aber auch herzzerreißend schwer sein. Zum Beispiel, wenn jemand seine eigenes Wohl, seine Arbeit und vielleicht sogar sein Leben riskiert, um mit vielen anderen gemeinsam stark zu sein. Dabei auf die Vielen zu vertrauen, dass sie alle für einen selbst in diesem Moment einstehen werden, wie man selbst für jeden und jede Einzelne von den Vielen."

Lavrenty schritt auf Rakh zu und streckt dabei die recht Hand in die Tasche seines Mantels und fühlte nach den wenigen Münzen, die sich darin befanden. Es war durchaus ein kleines Vermögen - ein ganz kleines jedenfalls - vom Munde abgespart und zusammen gefroren.

"Solidarität ist auch einem vermeintlichen Feind die Hand zu reichen, ihn Kamerad oder Genosse zu nennen und ihm zu versprechen, dass man versucht eine Lösung für seine Männer zu finden" Lavrenty hatte es in der Zwischenzeit geschafft die wenigen Münzen in der hohlen Hand zu verstecken, die er Rakh nun zum Handschlag reichte. Er hoffte der Ork würde sich nichts anmerken lassen. Dabei ging es ihm weniger darum seine Finanzen vor den anderen zu verheimlichen, als dass er sich nicht vorwerfen lassen wollte, dass seine Geste nicht aufrichtig sei. "Solidarisch, weil keine Gegenleistung von dir und deinen Leuten erwartet wird. Solidarität ist eine Haltung und man kann sie nicht befehlen oder erzwingen, sie beruht auf Freiwilligkeit."[1]
 1. Lavrenty gibt dem Ork sein letztes Gold (2,9 GM) möglichst unauffällig [Sleight of Hand: 20] und hofft diesem mit der Geste und dem Versprechen etwas Zuversicht und zumindest ein wenig das Gefühl von Willkommen sein zu geben [Diplomacy: 28]
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 10.01.2017, 21:58:39
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Do Glaz Ostanovki - Arbamanka - 20:11 Uhr

Die Hopfenkaltschale zeichnete sich genau dadurch aus, was sie in diesen Tagen in Demjanowka nur zu versprechen in der Lage war: Kälte, die auf den Zähnen schmerzte, solange man das Glas nicht am Feuer erwärmte und den schalen Geschmack, der jedem so oder so auf der Zunge liegen musste. Schal. Dieses so scheinbar einfache und gemeine Wort verbarg mehr Bedeutungsebenen, als dass die Spritzigkeit eines mit Kohlensäure versetzten Getränks und die säuerliche Frische eines Weines verschwunden war. Dass etwas schal war, bedeutete auch, dass es geistlos war. Dies traf, wenn man mit Geist den Alkohol verband, auch dieses Bier. Obwohl Djirris sein Bier in recht schneller Abfolge trank, und die wirkliche Wirkung des Bieres nicht gänzlich abzuschätzen war, fiel ihm doch die wässrige, geistlose Natur dieses Bieres auf; und vielleicht lag auch darin der Grund, dass das Bier ohne Krone war, schaumlos und kraftlos im Glase. Geistlosigkeit, das Espritlose, es haftete an diesem ganzen Ort, in der Art und Weise, wie die Besucher der Eckkneipe miteinander umgingen, wie sie sich gebahrten. Das Leben in einer Kneipe, so sehr es die Tresenromanciers auszuschmücken versuchten, so sehr Künstler in manchen Städten und vor allem in der Oberstadt das skizzenhafte Leben in einer Kneipe als Inspirationspunkt verklärten oder er es ihnen tatsächlich war; es war oftmals einfallslos. Genauso eine Routine, genauso ritualisiert wie der Arbeitstag. Statt einzustempeln, bestellte man mit dem Zufallen der Tür ein Bier: hier Wirt, ich habe meinen Tresendienst angetreten. Manch einer trank pflichtbeflissen seinen Gerstensaft und ging wieder, nachdem er mit dem Bezahlen ausstempelte. Doch so mancher fand sich schnell in Überstunden wieder: dieses Bier noch beseitigen; diesen schon zehnmal durchgekauten Gedanken im Bier aufschwimmen lassen und weiterkauen. Esprit. Das war das fehlende Element. Dieser Versammlung von Personen mangelte es an Esprit. Ihr Wille war, auch wenn sie es mit Worten und Gesten zu verdecken suchten, gebrochen und sie gaben sich gar nicht so sehr irgendeiner Form von Eskapismus hin; sie lebten ihren Arbeitsalltag auch in der Kneipe weiter. Manchmal kleideten sie sich anders, aber letztlich war selbst ihr hemmungsloser Suff eine Form von ritualisierter Arbeit; Fortführung des Prozesses. Und genauso auf Selbstzerstörung ausgelegt, wie viele der Berufe, die in Demjanowka ausgeführt wurden, sei es als Gußputzer, wo irgendwann jeder an Lungenkrankheiten laborierte, sei es als Bergmann, dessen Alltagsgefahr keine Beschreibung mehr brauchte, oder sei es als Volakhi, der dauernd Tote umherkarrte und sich selbst den widrigsten Krankheiten aussetzen musste.
Die menschliche Lage der kleinen Kneipe ließ sich bildlich an dem überheißen Ofen in der Spitze des Raumes erklären: all sein Feuer konnte nicht über die Kälte Demjanowkas hinwegtäuschen. Ein ausgegebenes Bier konnte nicht über die Kälte in den Herzen der Besucher der Kneipe hinwegtäuschen.

Derartige Überlegungen mochte den Besuchern nicht kommen, aber erst ab einer gewissen Anzahl von Bier; wenn jeder seinen philosophischen Moment bekam, ehe die Stimmung ins Rührselige und/oder ins Aggressive abrutschte. Während Djirris die Versuche seines Stubentigers beobachtete, ob dessen Anschmusen, dessen Schnurren und dessen Sinn nach Aufmerksamkeit die Kurtisane und den Zwergen ablenken konnten, erkannte er nun auch, was dem Bier insofern fehlte, dass zu viel davon dort war. Während er dorthin schaute, konnte er mit peripheren Blicke sehen, dass der Wirt hinter dem Tresen, wenn seine dunen Trinker unaufmerksam waren, dass Bier verdünnte. Jeder suchte nach einem Weg, das Beste aus der Situation zu machen.

(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12690;image)
Die Kurtisane begann tatsächlich endlich nicht mehr Sawelij anzuschauen und nachdem Süffisanz ihre Miene geziert hatte, wich dieser Ausdruck ernsthafter Freude, als Muckel sich an sie anschmiegte und nach Aufmerksamkeit bettelte und mauzte. Kokett spielte die Katze mit dem langen Flusen der zu offenen Bluse der Frau, was ihr ein glockenhelles Lachen entlockte, und sie gleichzeitig erstmalig nicht ausgezerrt und verbraucht wirken ließ, sondern wie die junge Frau, die sie eigentlich war.
"Siehst du. Erst hat sie gebuckelt. Aber ich wusste doch, dass sie mich leiden könnte!", freute sie sich, dass die Katze die frühe Zurückweisung vergessen machte.
Der Zwerg hingegen grummelte nur, als er die Katze sah und blickte unverhohlen in das sich auftuende Hemd, auf die Brüste der hageren Frau, deren Hunger sich auch in ihrem Bindegewebe zeigte. Ein zweites Grunzen des Zwergen. Er ballte die Faust und betrachtete die Katze mit zunehmenden Argwohn, doch war auch gebannt genug von ihr, dass er nicht die Worte mitbekam, die der Elf und der Ratling wechselten.
Als Muckel schließlich zurücksprang, wich der freudige Ausdruck bei der hellhäutigen Frau wieder und sie rückte ihre Kleidung zurecht, widmete sich nun wieder emotional geleert ihrem Bier. Strich gelangweilt und erschöpft über den Rand des Glases, der Rest Schrecken über die Offenbarung des Zwergen noch in den Augen.
Der Zwerg jedoch drehte sich um. Sein Nasenring wippte kurz aufgrund der ruppigen Bewegung.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12689;image)
"Behalt dein scheiß Flohteppich bei dir!", pöbelte er kurz angebunden. "Oder ich tritt das nächste Mal drauf!"
Dann drehte er sich wieder um, als hätte er den Ratling hinter sich schon wieder vergessen, und blickte wie Djirris und Sawelj auf die Männer um den Tresen, welche sich dem verdünnten Bier widmeten. So langsam nahm die Veranstaltung Fahrt auf. Und so dauerte es nicht lang, da standen auch vor Djirris und dem Elfen zwei weitere Bier. Es war wie Djirris dachte, auf ihre Art würde die Stadt sich darum kümmern. Und wenn sie noch lange saßen, würden ihre Gläser sich wieder füllen und füllen, bis die letzte Galle brach, die letzte Leber den Tagtod starb; oder zumindest bis die Pfeifen und Signalhörner, die erschöpften Trinker zurück in die Schicht riefen.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 11.01.2017, 21:19:05
Auch Sawelij wirkte eher endtäuscht als von den Antworten des Rattlings erschreckt oder erleuchtet. Die Zukunft welche der haarige Kumpan ausmahlte war Dunkel. Sehr dunkel, so als fehle Vertrauen. Oder war es die Blanke Wahrheit die niemand glauben wollte? Waren die Bürger dieser Stadt so schlecht, so verdorben? Innerlich scheltend, und äußerlich den Kopf schüttelnd. Irgendwie glaubte Sawelij, dass er und der Rattling etwas anderes mit dem Wort ~wir~ verbanden. Ihm dämmerte, dass der Rattling etwas metaphysisches im Sinn hatte. Etwas was auch wir war, aber nicht wirklich greifbar ist. Vielleicht meinte er, dass wenn es diesem Wir gut ging, sich das positiv auf das physische auswirkte? Irgendwie bekam der Elf Kopfschmeren bei den Versuchen den Rattling so aus dem Nichts zu verstehen. Es würde mehr Zeit kosten, mehr physische Taten bis Sawelij wirklich verstand was der Rattling meinte.
Gut, dieser Djirris scheint nicht vollkommen neutral und kalt zu sein. Denn sonst warum hätte er versucht Sawelij vor dem Schwur zu bewahren, warum will er jetzt einen Fremden retten? Warum gab er Ratschläge? Ein kurzes Lächeln huschte über die Lippen des Elfen, als er das Bier ansetzte. Die Worte waren dunkel, aber einiges an Wahrheit steckte drine. Auch ließen sie wissen das der Rattling dem ehemaligen Hundeherren auch nicht traute.

„Ich bin gespannt.“ sagte Sawelij, nachdem Djirris ihm erlaubte mitzukommen. „Vielleicht fangen wir wirklich einen netten Fisch.“ Wieder Lächelte er und brostete dem Rattling zu. Das Bier war wirklich nicht das Beste, aber sein Magen war gerade froh wenigstens so etwas zu bekommen.
Bald wurde es ihm im Sessel zu heiß. „Entschuldige mich bitte. Verschwind aber nicht ohne mich.“ Etwas behäbig stand er auf. Mit den leeren Gläsern in der einen Hand und einem noch halb vollen in der anderen ging er zum Tresen. Scherzend meinte er dort zum Wirt: „Wir wollen doch nicht das dir die Gläser ausgehen.“ Aus den Augenwinkeln blickte er zum Zwerg und der Dirne. Wenn der Bärtige wirklich etwas krummes vor hatte, musste man mehr über ihn in Erfahrung bringen. Noch einmal in eine Falle wollte Sawelij heute nicht mehr laufen, auch wenn sie für jemand anderen bestimmt war.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Elrevan Izavel am 12.01.2017, 18:47:49
Elveran nickte zustimmend, als Vorschläge unterbreitet wurden, wie sie möglichst viele Leute erreichen konnten. In der Stadt bekannte, gute Personen würden ihren Anliegen eine enorme Hilfe sein, vor allem, wenn sie nebenbei etwas gegen Hunger und Kälte tun konnten.
Er selbst blieb erst einmal schweigsam, weil ihn gedanklich einiges beschäftigte. Selbstverständlich hörte er noch zu, dennoch beschäftigte ihn die Sorge, was es bedeuten würde, wenn der verschollene Wagen nicht wieder auftauchen würde. Solidarität war etwas Schönes, aber von Solidarität allein konnten die Kinder, für die er eigentlich heute hierhergekommen war, nicht bei Kräften bleiben.

Die Menge löste sich langsam auf, als einigen das Gespräch zu langwierig wurde – oder zu sinnfrei, wie sie es in ihrer Perspektivlosigkeit beurteilten. Es war schade, dass nur wenig blieben, um ihre Gedanken preiszugeben, aber Elveran konnte es denjenigen, die sich zurückzogen, nicht verübeln. Im Warmen wäre es sicher leichter, zuzuhören, nachzudenken und sich zu beteiligen. Hungrig und enttäuscht, wie wohl alle Anwesenden hier waren, war es noch demotivierender, darüber zu sprechen, dass die jetzige Situation sich nur durch große Mühen und noch größeres Durchhaltevermögen bewältigen ließ. Elveran war sich jedoch sicher, dass sie es schaffen konnten – ganz ohne einen Aufstand anzuzetteln.
Schließlich war es Oleg Taktov, der bei seinem Rückzug die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog. Kurz überlegte Elveran, diesem dubiosen Kerl hinterherzusprinten, da Taktov jedoch nicht dem Volakhi folgte, sah Elveran davon ab. Während der Worte des Ex-Polizisten, war in Elveran die Befürchtung aufgekeimt, Taktov würde dafür sorgen wollen, dass der alte Leichentransporteur nichts von den Geschehnissen würde ausplaudern können, aber der Gedanke hatte sich zerschlagen, sobald Taktov die Richtung der Bauernhöfe gewählt hatte. So ganz wurde Elveran aus diesem Verhalten nicht schlau. Es war klar, dass Taktov Angst hatte, jedoch vor wem? Wen hatte er überraschen wollen? Und mussten sie alle hier sich wirklich ebenfalls vor dieser Person fürchten? In Elveran entstand eine gewisse Unruhe. Nicht, dass er nun wirklich um sein Leben fürchtete, und ganz für voll nahm er Taktov ebenfalls nicht, allerdings wollte er nun dennoch herausfinden, worüber und von wem Taktov geredet hatte.

Trotz dieser seltsamen Unterbrechung, war das Unterhaltung der Versammelten noch nicht zuende. Elveran hörte weiterhin zu. Auch wenn der Ork noch nicht ganz verstand, wovon sie eigentlich redeten, näherte er sich dem Verständnis.
„Du hast da gar nicht so unrecht, Podkhalim“, trug Elveran, nachdem auch Lavrenty zu Wort gekommen war, bei. Seine Augen fixierten danach den Ork, dem er, ebenso wie die anderen, Solidarität begreiflicher machen wollte.
„Der Hunger verbindet uns und gibt uns ein gemeinsames Anliegen. Wir verstehen das Leid des anderen, weil wir es kennen. Wir wissen, wie es sich anfühlt. Auch das bedeutet Solidarität. Solidarität und Kameradschaft sind eigentlich gar nicht so verschieden. Solidarität ist wie Kameradschaft, die nicht nur Freunde und Verwandte betrifft, sondern auch alle anderen, die sich ebenso verbunden mit sogar Fremden fühlen. Gemeinsames Leid kann dafür sorgen, dass man solidarisch wird, oder auch das Mitgefühl, das man empfindet, wenn man sieht, dass der andere leidet. Wenn man solidarisch ist, heißt das, dass man bereitwillig verzichtet, wenn man sieht, dass es dem anderen gerade schlechter geht – das wurde ja schon gesagt. Gleichermaßen merkt man in einer solidarischen Umgebung aber auch, dass einem selbst geholfen wird und man nicht allein dasteht. Wenn wir die Arbeiter in Demjanowka davon überzeugen können, dass Solidarität mehr bedeutet, als Essen zu teilen, Decken und Gemeinschaft zu erleben, sondern auch, dass wir gemeinsam bewirken können, dass sich die Situation für alle erheblich bessern kann, wenn wir geschlossen gegen die Ausbeutung vorgehen, dann haben wir den ersten Schritt zum Überleben und zu einem besseren Leben getan.“
Elveran hauchte sich in die sich langsam sehr taub anfühlenden Hände.
„Möglicherweise sollten wir dieses Gespräch wann anders weiterführen – irgendwo, wo uns nicht die Knochen einfrieren“, empfahl er dann.
„Sucht euch ein bisschen Wärme, gute Leute“, meinte er in die Ruhe. „Wir können später weiterreden, schlage ich vor. Bis dahin gibt es eine vermisste Nahrungslieferung zu suchen. Vielleicht sollten wir auch Oleg Taktov auf den Zahn fühlen. Ich bin mir sicher, dass er gerade nichts Gutes im Schilde führt. Besonders in Panik neigt man zu Dummheiten.“
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 21.01.2017, 16:49:51
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - Am Tor der Brüderschaft - Sjukowo - 19:49 Uhr

Der humpelnde Ork nickte Lavrenty und Elrevan zu, als sie nochmal die Solidarität erläuterten. In seiner Haltung fühlte der Mann sich demnach bestätigt, relativ wortlos gab er zu verstehen, dass er die Solidarität, wie sie ihm hier erklärt wurde, mit der soldatischen Kameradschaft weitestgehend gleichsetzte. Das war etwas, was er zu verstehen vermochte; und es gab ihm das Gefühl, dass eben diese Solidarität, so wie er einst die Kameradschaft an der Front misste und gleichzeitig auch nicht misste, keine Selbstverständlichkeit war. Es war eben alles andere als ein Automatismus; sie begann bei einer grundsätzlichen (Geistes-)Haltung kameradschaftlich oder solidarisch zu sein oder sein zu wollen und musste dann das Feuer der Realität, die Prüfung der Not überstehen, um zu einem festen und belastbaren Gefüge zu werden. So oder so ähnlich sahen es Orks zumindest. Jetzt wusste jeder, wie schwer es war, in Zeiten höchster Not das Prinzip von Solidarität zu leben, gerade wenn es nicht einfach um Armut ging, sondern um blanke Existenznot, um nicht weniger als das bloße Überleben; dann eben, wenn jener Selbsterhaltungstrieb jede Ratio zu übergehen drohte.
Umso mehr merkte Lavrenty, wie Rakh von seiner Geste überzeugt war. Er erwiderte den Handschlag, und in der Festigkeit und dem beinahe unmerklichen Nicken spürte Lavrenty, dass Rakh wahrlich dankbar für die mit der kleinen Tat verbundenen Worte war.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12668;image)
"Ja, ähnliches gilt für Kameradschaft. Obgleich sie befohlen ist und zum Soldatenhandwerk zu gehören scheint, zeigt sich in vielen Situationen, dass die Grenzen eines solchen Befehls eng sind. Wenn jedoch die Grundhaltung der Kameradschaft aus Überzeugung besteht, ist die Chance, dass sie Wirkkraft entfaltet, viel höher. So wird es auch mit der Solidarität sein, doch Freiwilligkeit wird nicht ausreichend sein dieser Tage. Es gibt kaum eine Chance, sich einen Kopf darum zu machen. Ich sehe es, nach dem was wir gesagt haben und wir erlebt haben, mehr als eine Notwendigkeit. Wie es an der Front häufig ist, dass das Aufgeben einzelner Gruppen zur Aufgabe der ganzen Truppe führen kann, ist es doch so, dass sich hier nur auf Dauer etwas ändert, wenn die Bewohner Demjanowkas zur Solidarität finden: daher ist es blanke, unfreiwillige Notwendigkeit. Ich und die Meinen werden jedoch das Notwendige tun, wenn die Zeit kommt. So wie ihr, Volkov, die Solidarität auch selbst vorlebt."

Alle hörten danach den Worten Elrevans zu, und es war leicht zu erkennen, dass die Worte des Elfen einigen Widerhall fanden. Am Tor der Brüderschaft kroch die Kälte über die Felder zum Tor, drang genauso wie viele Reisende in die Stadt ein. Weder Podkhalim, noch Rakh Pfeilschlinger, noch irgendeiner der Anwesenden konnte sein Frieren von der Hand weisen, geschweige denn unterdrücken. Selbst die Disziplinierteste zeigte ihr Frieren, nur die Intensität des Zitterns unterschied sich. Rakh Pfeilschlinger, er hätte sicher gerne noch seine weiteren Fragen beantwortet gefunden; zu gerne hätte er eine Blaupause vorgelegt bekommen, die ihm erklärt hätte, wie diese Solidarität zu erreichen wäre. Aber der Elf, der ähnlich wie ein Volakhi lebte, brachte es auf den Punkt. Sie brauchten einen wärmeren Raum, und inzwischen war die beißende, die klirrende Kälte kaum noch zu ertragen. Hier und da pusteten sie sich in die Hände, schüttelten sie aus, aber schon jetzt biss die Kälte und die schlafenden Finger waren immer schwerer aufzuwecken.
Und so war es Marija, die sich zuerst eine Weile zurückgehalten hatte, die einen Vorschlag machte, wie es weitergehen könnte.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12667;image)
"Nun...", begann sie leicht zitternd und pustete sich in die frierenden Hände, die nur unzureichend gegen den Frost geschützt waren, "...das kleine Licht der Hoffnung ist entzündet und wir sehen alle ein, dass wir den Frost nicht mehr ertragen. Kümmert ihr euch ruhig um den Wagen, oder was ihr auch zu tun gedenkt. Aber der Ork hat durchaus Recht; mit diesen aufbauenden Worten ist es nicht getan. Und wir nehmen euch den Willen ab. Wie wäre es, damit wir unsere leicht entzündete Hoffnung nicht wieder in Enttäuschung umschlägt, wenn wir uns morgen Abend im Red Crescent & Dragon treffen? Dort könnt ihr dann die Fragen des Orken beantworten und wir können sehen, wie wir wirklich füreinander einstehen können, um etwas zu bewegen. Ist das im Sinne aller? Dann nach der Spätschicht, jeder der kann und will!"
Die Leute murmelten, husteten oder stöhnten erschöpft ihre Zustimmung. Rakh ließ die Hand Lavrentys wieder frei, während Marija kurz Mara und Elrevan am Arm berührte. "Und wir folgen dem Vorschlag und versuchen der Kälte zu entfliehen."

Die Traube der Hungrigen löste sich nun langsam auf. Sie gingen durch das Tor der Brüderschaft zurück nach Demjanowka. Auch wenn ihre Hoffnung auf Nahrung sich zerschlagen hatte, sie hatten etwas anderes gefunden. Das Tor der Brüderschaft, welches immer nur als lächerliches Sinnbild dessen gegolten hatte, was es darstellen sollte - ausgehöhlt durch den tatsächlichen oder zumindest so empfunden Verrat durch Viktor Pulijenko - war nun vielleicht tatsächlich zu einem Fanal neuer, im Kleinen gefundener Brüderlichkeit geworden. Brüderlichkeit als Solidarität. Und selbst wenn es das nicht war, dann gab das Reden und Leben von Solidarität im Kleinen zumindest genügend Zuversicht, um vielleicht noch einen Tag länger auszuhalten, durchzuhalten. Gab die Kraft, sich nicht an seinem Nächsten und dessen Besitz zu vergehen, um über die Runden zu kommen. Gab Hoffnung, dass es doch noch eine Aussicht auf Besserung, auf Wärme gab. Und das bedeutete in diesen Tagen mehr als man glauben mochte.

Nach wenigen Minuten standen nur noch drei frierende Gestalten am Tor. Sie sahen dem Tross hinterher, welche sich auf nach Demjanowka machten, zurück zu ihren Familien und Freunden, oder in ihre frierende Einsamkeit. Einerseits würden sie berichten müssen, dass der heutige Tag keine Nahrung brachte, aber andererseits neue Hoffnung. Jene, die die Kälte aushielten, konnten berichten, dass hinter Lavrenty Volkovs Worte vielleicht nicht nur Revolutionsromantik steckte, wie man ihm vielerorts vorwarf; dass hinter Mara Sorokins Geschichte - so sie bekannt war oder wurde - wirkliche Reue und ernstes Mitleid steckte; dass hinter Elrevan kein elfischer Hochmut lag und dass auch Elfen, dieses Volk von Flüchtlingen, an einer Lösung des Problemes interessiert waren. Dass sie ihre Hoffnung mit diesen drei Personen verbanden, das würden sie auch berichten können. Und dass diese am nächsten Abend in Demjanowkas berühmtesten Pub gastieren würden, und man sich so ein Bild von dieser Hoffnung machen könne. Die Traube, die sich verkleinert hatte, würde sich zum nächsten Abend vergrößern.

Für die drei fröstelnden Gestalten tat sich jetzt aber die nächste Frage auf. Nach den Lebensmittelvorräten schauen, doch wie anstellen? Wenn die Halblinge diese tatsächlich schickten, auf den Höfen Nachforschungen betreiben? Den Wagen des Volakhi suchen und jetzt doch noch nach den Inhalten schauen? Oder die Spur des Flüchtenden Oleg Taktov aufnehmen? Oder nichts davon; wissend, dass das kleine Licht der Hoffnung entzündet war. Stattdessen zurück in die relative Wärme einer Behausung, und dort über die nächsten Schritte brüten? Denn was war schon ein kleiner Lebensmittelwagen gegen das Schicksal einer Stadt?
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 22.01.2017, 21:09:59
Der Abend war ausgelassen, das Bier floss und die Gespräche zeigten einige Dinge auf. Es war mal gut nicht immer in die selben Tavernen zu gehen. So hörte Sawelij ein paar für ihn neuere Gerüchte. Mit seiner neuen Aufgabe, mochte er jetzt auch unbewusst mehr auf die Nöte der anderen achten oder eben was sie sagten.

Auch über den Zwerg hörte er etwas, was er sehr interessant fand. Nicht das was er hören wollte aber es war interessant. Auch schienen einige hier diesen Lavrenty oder so zu kennen. Ein Menschenfreund der auf andere Völker, besonders auf Elfen, spuckte. Tz, was die Leute nicht alles sagten. Ob sie Recht hatten würde er ja bald wissen.

Irgendwann schlenderte er zum Rattling zurück. Stellte ihm ein Frisches Bier hin und sagte dabei. „hier für dich mein Freund.“ leiser fügte er an „Unser Herr Zwerg hat in dieser Taverne keine Freunde. Doch scheint er etwas mehr Dreck am Stecken zu haben.“ Sawelij legt ein gespieltes Lächeln auf und streckt eine Hand zum wärmenden Ofen. „Er scheint mit ein paar Namenhaften Entführungen in Verbindung zu stehen. Wir sollten ihn wohl darauf hin befragen.“ Langsam richtete er sich wieder auf. Das Lächeln war verschwunden. Es war gut dass er in Maßen getrunken hatte. Der Abend würde noch arg lang werden.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 23.01.2017, 10:04:34
Djirris genoß weiterhin die Wärme und das freie Bier. Seine Ohren waren allerdings gespitzt und er lauschte auf das, was die Leute so von ihrem Tagewerk und ihren Meinungen darüber erzählten. Er holte ein Büchlein nebst Tinte und Feder hervor und stellte sie auf dem breiten Sitz des Sessels zurecht. Sorgfältig notierte er in kurzer Form das Gehörte. Und als der Zwerg sich wieder der Dirne zuwand, fing er auf einer anderen Seite an, eine ungefähre Skizze von dessen Aussehen anzufertigen. Es würde Laventry schliesslich nicht viel bringen, wenn man ihm nur sagte, daß ein Zwerg hinter ihm her war. Denn jeder Zwerg, Elf oder sonst was sah für Djirris irgendwie gleich aus, eben seiner Rasse entsprechend. Klar konnte man bei einigen noch Frau oder Mann unterscheiden. Aber schlußendlich mußte er sich meist auf die wenigen Haare beziehungsweise Frisur, ihr Gebaren, ihre Stimme und manchmal auch nur auf die Kleidung verlassen, um sie zu auseinander zu halten.
Schliesslich war der Ratling fertig. Und er merkte, wie ihm in der Wärme das Bier in den Kopf gestiegen war. Ebenso Muckel, der inzwischen auf seinem Schoß eingeschlafen war.
Als Sawelij mit seinen Neuigkeiten ankam, bedauerte Djirris fast, sich nicht selbst umgehört zu haben. Aber dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, als ihm klar wurde, daß die Stadt wieder einmal dafür gesorgt hatte, ihm das Wissen in der Gesalt des Elfen zukommen zu lassen. "Ja, frag ihn ruhig. Aber sei vorsichtig! Und laß dir nicht zu viel Zeit. Ich möchte bald los.", flüsterte er zurück und fing an, sich ein wenig zu recken.
Natürlich ließ er aber das eben gebrachte Bier nicht voll stehen, sondern trank auch dieses aus.
Als Sawelij dann mit seinen selbstgestellten Aufgaben fertig war, gab ihm der Ratling ein Zeichen und machte sich auf den Weg in die finstere, kalte Nacht. Muckel hatte er dabei in eine der tiefen Innentaschen des Mantels verfrachtet, denn der Kater war einfach zu betrunken, um ihn selbst laufen zu lassen. Aber auch Djirris bemerkte den Seegang, der auf mal herrschte und schwankte ein wenig beim Gehen hin und her.
Die kalte, zugige Nachtluft tat ihm allerdings gut und er genoß sie einen kurzen Moment, bevor er sie wieder ausschloß und Mantel und Schal enger raffte.
Er drehte sich zu dem Elfen um, der nach ihm aus der Kaschemme kam. "Wir gehen nicht direkt zu unserem Ziel. Ich habe noch ein paar andere Tavernen aufzusuchen. Leute treffen und so."
Und genau das tat er dann auch. Denn eine Gaststätte allein konnte ihm nicht erzählen, was heute alles in der Stadt passiert war. Er hörte sich weitere Geschichten und Vermutungen an und notierte auch diese in seinem Notizbuch. Später würde er schauen, ob er Hinweise auf Verbindungen fand, die nicht gleich offentsichlich waren. Aber im Moment war sein Kopf, auch auf Grund des weiterhin genossen Alkohols, zu benebelt, um dies gleich zu tun.
 
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Mara Sorokin am 27.01.2017, 17:02:03
Mit gemischten Gefühlen beobachtete Mara, wie sich langsam auch die letzten Menschen, Orks und Andere von dem Tor der Hoffnung entfernten. Das Gespräch mit den Leuten hier nicht ganz so verlaufen, wie sie es sich erhofft hatte aber sie konnte und wollte nun mal keine falsche Hoffnung machen oder lügen. Es würde ein sehr schwerer Weg werden, etwas zu verändern und wenn allein diese Erkenntnis für viele schon zu viel war und sie aufgaben, bevor sie diese Richtung überhaupt eingeschlagen hatten, dann konnte Mara nur langsam den Kopf schütteln. So sehr sie den Arbeitern, den armen, hungrigen und halb erfrorenen Frauen und Männern auch helfen wollte, so sehr sie ihnen Kraft geben wollte: Es würde nur helfen, wenn sie auch selbst etwas Kraft und Willen hatten, damit umzugehen. Wenn die Flamme schon erloschen war, konnte sie nur schwer wieder entflammt werden. Vielleicht war das eine falsche Einstellung und vielleicht würden Elrevan oder Lavrenty - die Einzigen, die jetzt noch geblieben waren - das anders sehen aber Mara wollte diesen Leuten keine falschen Hoffnungen machen und dann in ihre Gesichter blicken, wenn sie merken, dass diese Hoffnungen nie erfüllt werden. Lieber sagte sie ganz klar, wie es um sie alle stand, auch wenn manche damit nicht umgehen konnten.

Den Impuls, Oleg Taktov zu folgen, unterdrückte sie. Der Mann wusste irgendetwas. Etwas das wichtig war aber Mara musste sich um etwas anderes kümmern, bevor es zu spät war. Sie hatte den alten Volakhi und seine Ladung nicht vergessen. Noch immer war sie sich sicher, dass er etwas versteckt hatte und sie wollte wissen, warum er um sein Leben fürchtete, wenn es entdeckt wurde. War an den Gerüchten um die Volakhi vielleicht doch mehr dran, als sie anfangs geglaubt hatte? Möglich war es definitiv. Da die beiden Männer, die noch mit ihr in der Kälte warteten, nicht so aussahen, als wollten sie jetzt schon nach Hause gehen, wäre es vielleicht eine gute Idee, sich aufzuteilen. Sowohl Taktov zu folgen, als auch den Wagen der Halblinge zu suchen, waren sinnvolle Beschäftigungen - ganz davon abgesehen, dass sie den Leuten versprochen hatte, nach dem Wagen zu suchen. Doch bevor der Volakhi mit seiner dubiosen Ladung für immer verschwunden war, musste sie diesem folgen.

Während Mara ihr, aus Schrott und gefundenen oder gestohlenen Einzelteilen zusammengebautes, Gewehr schulterte, um besser das Gewicht der Waffe zu verteilen, steckte sie ihre Hände tief in die Taschen ihres abgenutzten Mantels und ließ die letzten Gespräche noch einmal Revue passieren. Zumindest eine gute Sache hatte dieser Abend bisher gehabt. Wie Marija gesagt hatte, war ein kleines Licht der Hoffnung entzündet worden und das zählte schon sehr viel in dieser Stadt. Es war nicht viel aber wenn sie dieses Licht schützten und immer weiter nährten, konnte daraus ein strahlendes Leuchtfeuer für alle Arbeiter und Bewohner dieser Stadt werden. Aus diesem Funken konnte etwas entstehen, das für immer alles verändern würde - hoffentlich zum Besseren. Mara würde sich dafür einsetzen und sie würde am morgigen Tag auf jeden Fall im Red Crescent & Dragon mit den Leuten reden. Das Licht musste genährt werden und in einem warmen Pub, bei einem etwas gefüllteren Magen, ging das besser als hier draußen in der Kälte. Sie war zuversichtlich, dass sie etwas bewegen konnten, wenn sie sich denn Mühe gaben. Es war alles eine Frage der Willenskraft.

"Also..." begann sie schließlich und sah sich nach Lavrenty und Elrevan um. "... mir ist arschkalt und ich hab Hunger aber ich bin motiviert und will noch was erreichen. Wie siehts mit euch aus? Sollen wir den Leuten zeigen, dass wir nicht nur reden, sondern auch was tun?" Das war eigentlich eine rhetorische Frage, denn Mara war sich sicher, dass die beiden Männer jetzt nicht einfach nach Hause gehen würden.
"Ich muss noch dringend in der Stadt was erledigen und es wäre auch nicht schlecht, wenn ich zu Boris und Irina gehe und sie schon mal frage, wie sie zu dem ganzen Thema stehen."[1] Mara strich sich über ihr Kinn und überlegte einen Moment. "Es wäre auch gut, wenn wir uns noch besprechen, was unsere nächsten Schritte sind. Ich glaube nicht, dass wir weit kommen, wenn wir drei uns nicht einig sind, was als nächstes zu tun ist. Ich mein, ich kenn euch beide kaum und so wie es aussieht, setzen diese Leute ihre Hoffnung auf uns drei. Wäre also gut, wenn wir uns mal kennen lernen würden und uns ein bisschen unterhalten, hm? Ich schlage also vor, dass wir heute Abend noch was reißen und uns dann direkt morgen Mittag oder Nachmittag treffen, bevor wir ins Red Crescent & Dragon gehen. Was sagt ihr?"
 1. Informationen zu den Beiden reiche ich wahrscheinlich nächste Woche noch nach.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Lavrenty Volkov am 30.01.2017, 22:33:01
"Jaaaa" sagte Lavrenty in dem breiten und gedehnten Akzent seiner Heimat, der ihm manchmal noch unabsichtlich über die Lippen kam. "Ich wünsche mir schon seit einer kleinen Weile, dass mir bloß kalt wäre." Er grinste Mara an und holte etwas aus der Innentasche seines fadenscheinigen Mantels. Ein verschrammeltes Zigarettenetui aus billigem Blech.
"Reden wir und lernen wir uns kennen." Er hatte das Etui geöffnet, es offenbarte gähnende Leere, garniert mit ein paar verlorenen Tabakfäden darin. Lavrenty quittierte das mit einem Schulterzucken und einem gleichgültigem Gesichtsausdruck "Aber gehen wir dabei, dann kann man sich immerhin einbilden, dass einem weniger kalt wird. Gehen wir!" Er steckte das Blechetui zurück und deutete den Weg hinunter, in die Richtung, aus der der erwartete Wagen hätte kommen müssen und wo der Volakhi zuvor hergekommen war. Er schritt gemächlich in die Richtung und sah dabei zu Elrevan und Mara ob sie folgen würden. "Ich denke, wir suchen nach diesem Wagen. Der muss ja irgendwo sein, oder nicht? Essen gibt es für mich heute jedenfalls sowieso nicht mehr, es sei denn wir finden Geld oder eben diesen Wagen.

Und was das kennenlernen angeht: Ich bin Lavrenty Volkov. Ich schreibe für die Pravda und mache ab und zu mal Musik im Red Dragon und arbeite ansonsten im Stahlwerk. Man kennt mich einigermaßen und meine Einstellung, die durchaus ein wenig... konfrontativer als die von Mara ist, ist auch kein Geheimnis. Das heißt, wenn ihr nicht Gefahr laufen wollt ins Visier der Polizei zu geraten, solltet ihr euch überlegen, ob ihr mit mir zusammenbleibt."
Die letzten Worte klangen durchaus etwas verbittert, aber sogleich kehrte die Sanftheit in Lavrentys Stimme zurück, als er sich seinen beiden Begleitern zuwandte, "Ich will euch nicht verjagen. im Gegenteil, es ist sogar schön nicht der Einzige zu sein, der sich kümmert. Aber ich finde sowas sollte man seinen Genossen nicht verschweigen."

Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Mara Sorokin am 14.02.2017, 04:21:08
Auf Lavrentys Worte zuckte Mara lediglich mit den Schultern. "Wenn wir mit dieser Sache Erfolg haben wollen, werden wir früher oder später sowieso mit der Polizei zu tun kriegen. Vielleicht auch mit Schlimmerem. Die Bonzen werden sich sowas nicht gefallen lassen und zur Not mit Gewalt vorgehen." Sie begann sich langsam in Bewegung zu setzen und dem Mann zu folgen. Etwas Bewegung würde der Kälte hoffentlich entgegenwirken. Um sich etwas aufzuwärmen, trat sie hier und da einen Stein durch die Gegend.
"Ihr könnt mich Mara nennen." begann sie sich schließlich, mit einem Seitenblick zum Elf, vorzustellen. "Früher hab ich mal Waffen gebaut aber jetzt schlag ich mich so durch. So wie der Rest. Mal ein bisschen hier arbeiten, mal dort. Wo ich halt gebraucht werde. Für Frauen und Halblinge gibts nicht viel Arbeit, da darf ich nicht wählerisch sein." erzählte sie etwas mürrisch. "Bisher hab ich höchstens mal ne Rede in irgendeinem Pub gehalten. Meistens betrunken. Mich kennt also kaum irgendjemand. War aber der Meinung, dass das langsam nicht mehr reicht. Bin froh, dass ihr auch was tun wollt. Vielleicht können wir drei ja wirklich was erreichen, wenn wir uns anstrengen." Mara schöpfte etwas Hoffnung. "Ich will versuchen, für Halblinge aber vor allem für Frauen, etwas mehr Gerechtigkeit rauszuschlagen. Gleichberechtigung. Wenn wir also wirklich mal was erreichen, könnt ihr davon ausgehen, dass ich mich für diese Themen stark mache."
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Menthir am 16.03.2017, 21:37:34
03. Zima - 49tes Jahr des Neubeginns - In dunklen Gassen und vor dem Bahnhof - Arbamanka - 23:57 Uhr

Langsam zog es sich zu. Die an die Kälte angepasste Feinfühligkeit der Glieder spürte die leichte Erhöhung Temperatur, welche gleichwohl noch nicht als wirklich wärmer bezeichnet werden konnte. Die sternenklare Nacht wurde durch Quellwolken und dann zunehmend von Osten von sich langsam türmenden, weißen Wolkenbergen verdrängt, welche die Nacht heller scheinen ließen. Es brauchte keinen erfahrenen Reisenden oder Wanderer, um ein Gefühl für dieses Wetter zu bekommen. Was dort langsam und fast ohne spürbaren Wind herankroch, war nichts anderes als die erste Schneefront des Jahres.

Unter diesem sich zuziehenden Himmelsgewölbe liefen Djirris und Sawelij durch die frostige und verlassene Nacht. Wer konnte, hatte schon längst eine Suppenküche, sein spärliches Heim oder eine überfüllte Kneipe aufgesucht. Selbst jene Männer und Frauen, die sich für taff und zäh hielten, vermieden das Rumlungern in dunklen Gassen, herum um offene Feuer, in Häusereingangen oder unter den schiefen, rostigen Dächern von Vorhallen und Überständen. Durch die Nacht tönte hier und da das Jiffeln getretener Köter oder die Geräusche einer noch in klirrender Dunkelheit arbeitenden und darbenden Stadt. Hier draußen hörten sich die Brenner, die Schmieden, die Werkstätten nicht nach lebender Industrie an, sie klangen gemeinsam wie das sterbende Röcheln eines metallenen Riesen, dessen Glieder nach Erlösung schrien.

Während sie sich durch Arbamanka schleppten, begleitete sie das Geräusch und während es Sawelij schon die Nackenhaare aufrichten mochte, spürte der angetrunkene Ratling eine besondere Traurigkeit um sein Herz. Wie zwei Trunkene, die sich am Tresen das Herz ausschütteten, alle Hemmung fortgeschwemmt vom starken Geiste, spürte Djirris eine besondere Form der Empathie zu diesem Viertel, wo Schienen geschlagen wurden. Er hörte nicht nur die physischen Schmerzen, die Demjanowka litt. Er spürte auch eine ungewöhnliche Leere, als würde der Stadt etwas fehlen. Als wäre etwas fort, was einst zu ihr gehörte. Ein Phantomschmerz, wie Amputierte ihn angeblich spürten.

Eine verfrorene Leiche holte sie zurück ins Hier und Jetzt. Ein Eisenbahner in der botsmäßigen Kleidung eines Schienenarbeiters lag vor einem Zaun am Werkgelände. Hinter dem bis auf die rostigen Löcher undurchsichtigen Blechzaun stoben die Funken der Arbeit, von hier kam ein Teil der furchtbaren Geräuschkulisse. Der Arbeiter lag still dort, sein Gesicht war blau gefärbt, die sich langsam schwärzenden Finger umschlossen eine runde, klare Flasche. Er sah aus, als wäre er eingeschlafen. Einer der vielen, die sich mit starkem Geist betranken, bis sie nichts mehr spürten und sich dann in die Kälte legten, um ein letztes Mal einzuschlafen. Eine gewisse, trunkene Seligkeit lag in seinem Gesicht. Wieder einer, der nicht mehr konnte, und sich auf diese Weise das Leben genommen hatte. Seine scheinbare Seligkeit konnte nicht über die Schmerzen hinwegtäuschen, die er wahrscheinlich hinterließ. Irgendwo, hinter einem der dunklen Fenster der Wohnblöcke Arbamankas, wartete wahrscheinlich eine Frau und kleines Kind, welche noch nichts ahnend, hofften, dass Vater, dass Mann mit dem hart erarbeiteten Geld heimkäme. Mit dieser Hoffnung froren sie sich bei nur unzureichender Ofenwärme unter zwei dünnen Steppdecken in den Schlaf, hungrig, nur um am morgigen Tag die Hoffnung in Verzweifelung verkehrt zu wissen...

Unweit des Bahngeländes lag die Gaststätte "Zum Bahndamm". Eine der Versuche der großen Arbeitgeber, die langsam murrende Arbeiterschaft auf die eigene Seite zu ziehen. Eine Kneipe für Bahner, in der sie günstiger trinken konnten und auch einmal in der Woche ein schales Süppchen auf Kosten des großen Oberbonzen bekamen. Doch dieser Tag war nicht heute. Eine stählerne Tür, leicht verzogen und klemmend, eröffnete den Weg in ein nach Chlor riechenden Gastraum. Rote, geriffelte Bodenfliesen gewährten nur unbequemen Stand. Metallene Stühle, mit dünnen und roten Polstern zum Sitzen hergerichtet, zierten festgeschraubte Holztische. Es roch nach Rost, Urin und eben Chlor. Ein Metalltresen mit roten Holz verziert wurde von einer dicken, schwarzhaarigen Frau beschützt. Ihre feisten Backen waren rot vor Erschöpfung, obwohl es hier nur unwesentlich wärmer als draußen war. Alle siebzehn Gäste trugen ihre Jacken und Westen noch und klammerten sich an durch eine Küchenhexe notdürftig aufgewärmte Alkoholgetränke. Was erst nach Urin zu riechen schien, war ein rumartiges Getränk, welches in einem großen, gusseisernen Pott auf der Hexe vor sich hinköchelte.
Tatsächlich waren vor allem Bahner hier und die Informationen flossen nicht gerade reichlich. Doch genug, dass Djirris sich einen Eindruck verschaffen konnte.
Zwei Männer tranken von dem furchtbaren Gesöff, schon angeheitert genug, um die anderen Gäste nicht mehr zu beachten. "Hast du auch auf dem Weg gesehen, dass Hosenscheißer sich umgebracht hat?"
"Hosenscheißer?"
"Du weißt schon, Hosenscheißer Hedeon."
"Wieso nennst du ihn noch Hosenscheißer. Braucht es denn keinen Mut, sich in die Kälte zu sterben zu legen?"
"Nein. Es braucht Mut, es nicht zu tun."

Beide zuckten die Schultern und nahmen synchron einen Schluck aus rotlackierten, angeschlagenen Messingsbechern.
"Ist wohl blöd, von einem Volakhi geholt zu werden. Ich mein, die sind alte Männer und man sagt, sie vergehen sich an den Leichen. Da bist schon erbärmlich krepiert, und dann kommt auch noch so..."
"Ach, halt's Maul. Man sagt viel über die Volakhi. Die einen sagen, sie sind Korvettenkapitäne, die anderen sagen, sie sind Rosettenkapitäne. Angeblich sind sie eigentlich Philosophen."
"Was? Wieso Philosophen? Was ist philosophisch daran, Leichen umherzukarren?"
"Willst auch noch einen?"
"Jo. Aber nur noch einen. Meine Schicht beginnt gleich."


Derweil wurde Sawelij in ein anderes Gespräch verwickelt. Mehr von der Seite angequatscht, als wäre er schon immer Teil des Gespräches gewesen.
"Und was sagst'n dazu? Mein Kumpel hier meint, dass'wa um unsere Kinder keine Angst haben bräuchten. Ich find' ja nicht. Sicher, bisher sind nur'n paar Leute verschwunden, die angeblich den Armen geholfen haben. Er sagt ja, dass das jemand von den Bonzen war. Ich glaub das ja nicht, weißte? Das wäre ja blöd. Und die Bonzen haben uns ja ganz gut an die Eier. Die sind also nich' so doof. Die wiss'n ja auch, dass das Unruhe schürt. Ich sag, dass ist 'nen Spinner von'n Psina. Die woll'n Stunk machen."
Zumindest war die Einbindung eine solche, dass er dauernd angesprochen wurde. Aber wirklich für seine Meinung interessierte sich niemand. In einem niveauarmen Dialog konnte Sawelij aber nicht nur erkennen, dass die beiden betrunkenen Bahner glaubten, die Psina würden die Erführungen durchführen. Ein zweiter Part ergab zumindest einen losen Faden, sofern er dem losen und zunehmend besoffenen Mundwerk des Bahners zu entnehmen war.
"Und was sagst'n dazu? Mein Kumpel hier meint, dass'wa um unsere Schicksen keine Angst haben bräuchten. Ich find' ja nicht. Sicher, bisher sind vor allem Männer entführt wurden. Aber wer sagt uns, dass uns're jeweilige Alte nicht geklaut wird. Ich glaub ja, dass wenn sie entführt wer'n, wird keiner sie weit bringen, verstehste? Ist scheiße kalt und jeder Karren, der von keinem Volakhi gezogen wird, wäre auffällig, weißte? Die Leute sind so hungrig, da ziehst du alleine keinen Karren mehr. Nur in Kolonne ziehste, ahnste? Das heißt, du bekommst sie bei der Kälte kaum weg hier, wenn du kein Schiff schaperst oder wie das heißt. Mein Kumpel hat da auch von 'nem Kumpel seinen Kumpel was gehört, hörste? Der glaubt, jemanden zu kennen, der meint, jemanden zu wissen, der erzählt hätte, dass jemand nen stadtbekannten Ork wohingeschleppt hätte. Und zwar auf das olle Feuerschiff, merkste? Wenn ich wen entführen tät, ich würde ihn wohl auch dorthin bringen, wo nur jemand, der jemand kennt, der jemand kennt..., raffste? Geheim und so."

Der Schichtwechsel trieb Djirris und Sawelij auch zurück in die Kälte. Der Himmel hatte sich weiter zugezogen, die Leiche von Hosenscheißer Hedeon lag noch immer verfroren in der Kälte. Jeder zog seines Weges, da noch kein Volakhi in Sichtweite kam. Und so klapperten der noch immer trunkene Djirris, dessen Anwesenheit in der Erinnerung der Leute in das verlassene Bild der Viertels passte und schnell vergessen wurde, und Sawelij, der neue Boss der Psina, Gaststätte um Gaststätte, Trinkhalle nach Trinkhalle ab. Doch an diesem Abend waren die Themen kaum auf den Volakhi. Insgesamt fünf Kneipen durchforsteten sie als sich die Mitternacht langsam und stetig näherte. Sie hatten holzvertäfelte Gasträume gesehen, und hatten sogar eine mickrige Kunstgalerie bewundert, in der eine kleine Nachhut trunkener Künstler auf düstere, surreale Malerei starrte und dabei philosophierte, was wohl der schmerzloseste Weg zu Sterben sei. Während die einen den Weg mit der Flasche Wodka und eine Nacht in der Kälte bevorzugten, behaupteten andere, dass Feuer der Weg sei. Nein, nicht sich verbrennen. Sondern da der Stubenofen sowieso das metallene, fast ungreifbar Paradies war, sollte dieser als Wegweiser in Paradies verstanden werden. Wie das? Alle Luftabzüge abkleben, auch jene möglichen im Raum, sodass keine Luft mehr entweichen könne. Dann ein Feuer entzünden, welches nicht durch Fenster oder Kamin entweichen kann und möglich wohlriechendes Holz für den letzten Akt organisieren, aber zur Not gingen auch Kohlen. Die Gase des Verbrennens können nicht entweichen, und sie seien natürlich giftig, aber er, der unbekannte Künstler wisse natürlich was davon, denn er sei Feuerkünstler dazu. Und deswegen wisse er, dass die Gase einen auch schläfrig machten und man nie wieder erwachte. Aber man müsste keinen teuren Wodka kaufen und auch nicht erfrieren, bis einem endlich warm vor Sterben wurde. Weitläufiger Beifall von neun treuen Gefährten. Hoch die Tassen, den eigenen Untergang feiern.

Mit einem unguten Gefühl verließen Djirris und Sawelij diesen Ort und kamen direkt am Bahnhof Arbamanka vorbei. Zwischen zwei magischen, viel zu grellen Laternen ein moderner Marketender, selbst ein alter Mann mit pockennarbigem Gesicht und müdem Antlitz. An einem mobilen, klappbaren Stand zwischen den Laternen stand er in ausgeblichener Uniform, die schon längst ausrangiert war und wohl vor mehr als einer Generation getragen wurde. Auf dem Stand kleine Schnapsflaschen und Preisschilder. Der alte Marketender stand mit kritischen, hellen Augen davor und fuhr sich durch das licht werdende, halblange weiße Haar, während er auf seine Flaschenauswahl von noch neun Fläschen stand.
(http://games.dnd-gate.de/index.php?action=dlattach;topic=8849.0;attach=12802;image)
"Eine gute Nacht war das bisher. Aber gleich kommt der Schnee, mal sehen, ob ich dann noch was verkaufe." Seine Stimme war vom Alter bereits etwas brüchig. "Wollt ihr auch, dass euch der Volakhi holt? Oder zumindest etwas Wärme für den Heimweg, mhm? Ich tausche gerne meine Waren mit euch. Ich weiß, dass es nicht mehr viel ist. Aber war eine gute Nacht. Naja, für mich. Ich lebe, um noch eine weiteren Sonnenaufgang zu sehen. Noch kein Volakhi für mich."
Es sprudelte aus dem Mann heraus, obwohl er weder Sawelij direkt anschaute oder Djirris besonders beachtete. "Ich würde allerdings nicht weiter durch die Schatten wandern. In der Vorhalle sitzen Männer und trinken meine Vorräte. Ich verkauf euch was und ihr setzt euch dazu. Wir haben gleich Mitternacht, mhm? Ich bin zu alt, mich nehmen die nicht mehr. Aber in letzter Zeit werden hier Leute verschleppt. Junge Männer vor allem, tüchtige Männer am liebsten. Ich wäre da vorsichtig auf den Straßen."
Ein Blick nach Osten zeigte am Himmel nicht nur die Wolkentürme, sondern auch das magische Licht in der Bahnhofsvorhalle, in der zehn, zwanzig männliche Menschen und Elfen saßen und sich gegenseitig wärmten. Die Glasscheiben waren schlecht gegen die Kälte und an manchen hatten sich Eisrosen gebildet, andere waren voll Kondenswasser von den Gästen im Inneren. Im Westen lagen die ersten Wohnblöcke, die meisten Fenster lagen im Dunkeln. Der Alte sprach weiter.
"Ich war mal im Krieg. Ich denke, dass ist der Grund für die Entführungen. Im Krieg desertieren so viele. So viele. Es gibt keine Gründe, dort zu sein. Nur Tod und Schmerz und Horror. Die Schreie. Man vergisst sie nie. Ich war in zu vielen Kriegen." Er starrte an den beiden vorbei, als könnte er nichts mehr fokussieren. Das berühmte Starren eines Kriegers[1]. "Ich glaube ja, sie stehlen tüchtige Männer. Ihr seht nach tüchtigen Männern aus. Sie schicken an die Front. Sterben für das Mutterland. Horror und Blut, Exkremente und Sterben. Welch Belohnung. Kauft eine Flasche, und ich schwöre euch, euch sammeln sich nicht auf dem Holk, mhm?
Im Hintergrund hörte man noch immer das Stöhnen des sterbenden Metallriesen. Langsam frischte der Wind auf. Ängstliche Männer starrten aus der Bahnhofshalle. Der Alte starrte auch, nur auf keinen festen Punkt. Irgendwo im Norden bewegten sich Schatten[2]. Mit dem auffrischenden Wind, das spürte die Kältefeinfühligkeit, wurde es schnell wieder erbärmlich kalt.
 1. Two Thousand Yard Stare (https://de.wikipedia.org/wiki/Two_Thousand_Yard_Stare)
 2. Perception-Wurf
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Sawelij am 27.03.2017, 09:34:46
Zuerst war die Nacht recht angenehm. Die Wärme hielt sich gut unter den Mantel. Doch ähnlich wie die verheißungsvollen Wolken fraß sich die kälte wieder hinein. Wenigstens waren die Kleider nicht mehr nass aber Sawelij fühlte sich dennoch nicht wohl. Nicht nur das ihm kälter wurde, er merkte auch wie ihm sein Magen für das flüssige Abendbrot dankte. Ein sehr unangenehmes Gefühl, besonders wenn es nicht weiter mit Alkohol ertränkt werden durfte.

In den folgenden Bars und Kneipen war es aber durchaus schwer dem Magen nicht zu viel zuzumuten. Das von der Seite anquatschen half da zum Glück nicht noch angetrunkener zu werden. Immer wenn er gerade den Becher gehoben hatte, fasste der Arbeiter neben ihm nach seiner Schulter. Nach den ersten Worten, in denen er die Prisma versuchte zu verteidigen, ging Sawelij schnell über in ja, da hast recht. Was anderes würden die Männer eh kaum wahrnehmen. Ihre Vermutungen und Gerüchte waren dafür interessant. Denn gleich ob wahr oder nicht, sie stellten eine Meinung dar. Besonders interressant fand er die Idee über die Volakhi. Sie zum Schmuggeln zu nutzen lag auf der Hand. Ob es dann wirklich Personen waren, wer weiß, doch sie waren überall, jeder kannte sie und jeder wusste was sie transportierten. Kaum zu glauben, dass er selbst nie daran gedacht hatte.

So verging die Nacht mit ihren traurigen Leichen, dem kommenden Schnee und den Ideen zum besseren Tod. Der Rattling konnte sehen wie Sawelij bei den Künstlern aufging, sich angeregt über die kleine Galerie unterhielt aber gleichfalls beim Thema Tod zurückschreckt. Leben hieß für den Elfen wohl etwas anderes, etwas was den Freitod nicht wünschte und doch hatte er durch den Schwur seinen Tod blind besiegelt oder ein sehr langes veerzweiflungsvolles Leben.

Später beim Bahnhof und dem Fusel überlegte Sawelij wirklich ob er etwas kaufen sollte. Es war verlockend sich zu den armen Seelen zu setzten. Er hatte aber kein Zeitgefühl mehr, ob sie nicht los mussten um den Plan des Zwerges zu vereiteln. Auch fühlte er sich beobachtet. Die Nervosität der Bevölkerung ging auf ihn über. Das mochte er ganz und gar nicht. Seine Augen wanderten wachsam umher. Dabei kramte er nach etwas, was er dem Mann geben könnte. “Reicht das für mich und meinen Freund hier?” fragte er und reichte dem Mann ein drei Goldmünzen.
Titel: Wohin die Wärme flieht...
Beitrag von: Djirris am 28.03.2017, 05:17:28
Als Djirris zum Himmel hinaufschaute, fragte er sich, ob die gebeutelten Elementare der Stadt ihre freieren Verwandten gerufen hatten, um den Bewohnern ein wenig der Grausamkeit zurück zu geben, die ihnen angetan worden war. Der Gedanke stimmte ihn nicht gerade glücklicher.

Während sie von Taverne zu Taverne wanderten, lauschte der Ratling der Stadt. Es war kein Wunder, daß er weiterhin dem Alkohl zusprach, obwohl er es besser wußte.
Aber was sonst sollte er gegen dieses Gefühl der Leere in sich tun, das die Demjanowka ihm zukommen ließ?
Er war auch nur ein Bewohner dieser Stadt. Und so tat er, was sie taten.
Unbewußt schien auch Muckel in der Tasche diese Leere zu spüren. Djirris konnte ihn spüren, wie er sich wand und hörte dann und wann auch ein mitleidiges Maunzen.

Die Leiche interessierte ihn nur wenig. Jeden Tag gab es welche. Und sie gehörten zur Stadt wie die Lebenden. Sie gaben den anderen Bewohnern der Stadt Nahrung; entweder im wörtlichen Sinne oder weil sie jemandem Arbeit gaben, der sich um ihre Beseitigung kümmerte.
Allerdings waren damit verbundene Gerüchte im nahen Gasthaus eine andere Sache.
Ebenso wie alle anderen Geschichten, Erzähungen und der Tratsch. Trotz seines leichten Rausches und dem unangenehmen Gefühl schrieb er, was er hörte, sorgfältig in sein Notizbuch.

Auch dem alten Kriegsveteran schenkte er ein Ohr. Er war ebenfalls eine Stimme der Stadt, wie jede andere auch. Und damit war es für Djirris nur natürlich, kurz inne zu halten und zuzuhören.
Er selbst hätte dem Mann wohl nichts abgekauft, auch wenn noch immer der Nachhall des Verlustes der Stadt in seinem Herzen zu spüren war.
Was allerdings das Gesagte betraf, machte sich der Ratling um sich selbst keine Sorgen. Die Stadt würde nicht zulassen, daß ihm etwas zustieß. Und wenn doch, dann würde auch das seinen Grund haben.
Trotz seiner Trunkenheit hatte Djirris immer noch ein Gefühl für seine Umgebung.
Die Geräusche der Bahn, die umherhuschenden Gestalten und die Vorboten der zornigen Elementare nahm er mit einer Klarheit wahr, wie es selbst nüchterne Städter selten gelang.