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Archiv => Archiv - Online-RPGs andere Systeme => Kagematsu: Was zurück bleibt => Thema gestartet von: Miko Yumi am 29.06.2017, 07:00:17

Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 29.06.2017, 07:00:17
Der Tag ist schon fortgeschritten, als die junge Frau ihr Dorf erreicht. Gekleidet in den klassischen Farben einer Miko sieht man diesen und ihren Haaren an, dass sie bereits eine lange Zeit im Wald unterwegs gewesen ist. Hier und da ist ein Blatt oder eine Klette im offen getragenen Haar, die Kleider haben die ein oder andere Falte oder Staub. Sie trägt schwer, denn neben dem Köcher voller langer, gefiederter Pfeile und dem großen Bogen aus schwarzem Holz und Bambus auf dem Rücken hat sie noch einen großen Bastkorb seitlich umgehängt, angefüllt mit vor allem essbaren Fundstücken aus dem Wald. Ihn muss sie mit dem einen Arm halten, während sie in ihrer anderen Hand drei tote Kaninchen trägt. Jedes hat nur eine kleine Wunde hinten unterhalb des Kopfes.

Zwischen den Hütten angekommen setzt sie ihren Korb, ohne ihn abzunehmen, auf einem Stein auf, um eine kurze Atempause zu machen und sich widerspenstige Haare aus dem Gesicht zu wischen. Lange ist es noch nicht her, dass sie ihren Dienst am Schrein des Dorfes aufgenommen hat, wird ihr bewusst. Aber mit dem Weggang der Männer sind ihre Sorgen um ihre Schützlinge umso größer geworden. Sie kommen häufiger zum Schrein und teilen ihre Nöte und Yumis eigene Streifzüge im Wald fallen immer ausgiebiger aus, um mehr als nur sich selbst zu versorgen. Manchmal nimmt sie junge Frauen oder ältere Mädchen mit - zur Hilfe, zum Belehren oder zur Abwechslung. Als Zugezogene und Priesterin bleibt sie jedoch fermd. Und ihr niedriges Alter macht es den älteren schwer, sich ihr zuzuwenden. Nun kamen noch die Nachrichten von den fürchterlichen Banditen hinzu. Sie als Miko werden selbst die übelsten Verbrecher nicht wagen anzurühren, da ist sie sich sicher, doch um das Dorf sieht es anders bestellt aus. Sie würde wohl versuchen müssen, zu moderieren und zu verhandeln, aber das überstieg ihre Erfahrungen bei weitem.

Erst nach ein paar Augenblicken fällt Yumi auf, dass das Dorf sehr still ist. Man hört im Grunde nur die Tiere, kein Mensch ist zu sehen. War etwas passiert, fragt sich die Miko und sieht sich, ohne von der Stelle zu weichen, um. Keiner hatte ihr eine Krankheit gestanden, also vermutet sie eher einen Unfall. Doch dann wird sie eines stattlichen jungen Mannes ansichtig, der allein auf dem zwischen den Hütten wandert. Sein Aufzug zigt ihr, dass es sich um einen Smurai handeln musste. Waren sie gekommen, um sich des Räuberproblems anzunehmen? Hatte sie womöglich angeordnet, alle sollten sich zur Sicherheit in ihren Häusern aufhalten? Hastig versucht sie, ihr Aussehen zu korrigieren - Staub abzuklopfen, die Falten richtig zu legen und das Haar zurückzubinden. Mit dem umgehängten Korb auf dem Stein balancierend und mit nur einer Hand artet das in ein ziemlich wenig erfolgsversprechendes Unterfangen aus, was sie nur fahriger werden lässt.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 29.06.2017, 19:59:40
Mit finsteren Blicken ist der Ronin durch das Dorf gewandert. Was er bei seiner kurzen Inspektion zu sehen bekommen hat, konnte das Bild nicht verbessern, das er sich zuvor gemacht hatte: Nichts und niemand ist da, um eventuell angreifende Banditen aufzuhalten. Die Linke auf den Klingen seines Daisho ruhend, die sich unter der Schärpe kreuzen, schaut er sich um und schlägt gereizt nach einem Insekt, das sich auf seinen schweißbedeckten Nacken gesetzt hat. Dann knurrt er missmutig und setzt seinen Rundgang fort, breitbeinig, herausfordernd, ohne dass es einen Kämpfer gäbe, der sich ihm entgegenstellen könnte. Doch angesichts seines Pechs – der Lehnsherr tot, kein Einkommen, nur das winzige Dorf, in dem ihn niemand bezahlen kann – verspürt er die Lust, mit einem anderen Mann die Klingen zu kreuzen, der Wut und seiner Enttäuschung Luft zu machen mit einigen gezielten, schnellen Hieben!

Die Bewohnerinnen des Dorfes, die Kinder und die wenigen zahnlosen Greise scheinen seine Stimmung zu spüren, wie es Bauern auf unerklärliche Art vermögen: Sie weichen ihm alle aus, keiner erwidert seine umherschweifenden Blicke oder schaut ihm gar in die Augen. Wenn doch wenigstens eines dieser verschreckten Weiber so frech wäre, ihm nicht den Weg freizumachen oder etwas ähnliches, so dass er sie bestrafen könnte..! Doch wie ein Tiger, der ohne einen Gegner in einem Käfig gefangen ist, marschiert der junge Samurai zwischen den Hütten ziellos umher, ohne sich abreagieren zu können. Dann plötzlich sieht er einen rotweißen Farbtupfer zwischen den niedrigen Hütten aufscheinen und hält inne.

Erst recht stutzt er beim Anblick des Bogens in Yumis Händen. Zornig runzelt er die Stirn und lenkt seine Schritte auf die junge Frau zu. Im Gehen zieht er mit einem Ruck seinen am Rücken klebenden Kimono glatt. Die schwüle Hitze lässt den Schweiß in Strömen rinnen, aber das ist keine Entschuldigung für Nachlässigkeit! Als er vor der reichlich nervös wirkenden Frau angelangt ist – eher noch ein Mädchen – die anhand ihrer Tracht leicht als Miko zu erkennen ist, deutet er mit einem Nicken die Verbeugung an, die einer Tempel- oder Schreindienerin zusteht. "Mein Name ist Kimura Tsuyoshi. Wie kommt es, dass eine Miko Waffen trägt? Ihr wisst doch sicherlich, dass das für Nichtsamurai verboten ist" verlangt er zu wissen. Dabei ruht sein Blick auf dem schlanken Körper, der kaum einen halben Kopf kleiner ist als er und nicht recht zu den beinahe kindlichen Gesichtszügen seines Gegenübers passen will.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 30.06.2017, 07:15:16
Erschreckt zuckt die Miko zusammen und starrt den Krieger aus geweiteten Augen an. Er hatte sie bemerkt, sich genähert und sie hatte es nicht mitbekommen. Und nun ließ sie es auch noch an der angemessenen Form fehlen. Sie löst sich aus ihrer Starre, weicht seinem Blick aus und verbeugt sich hastig, aber nur gering. Trotzdem bringt sie ihren wackelig balancierenden Korb fast zum umkippen, zumindest die drei Karnickel fallen herunter, während sie ihn mit beiden Armen am Sturz hindert. "Verzeiht, ich...äh...uff.", mühsam hält sie ihre Position und richtet den Korb wieder gerade. Sie gibt auf, ihn auf dem Stein zu balancieren und lässt ihn erneut an ihrer Seite hängen, gestützt von einem Arm. "Sehr geehrt, Kimura-san, ich meine, ich bin sehr geehrt..." Sie verstummt und sucht nach Worten.

Mitlerweile steht sie wieder ordentlich und versucht, Tsuyoshis Blick zu halten. Es gelingt nur sporadisch und treibt ihr die Röte ins Gesicht und an die Ohren. Fieberhaft sucht sie eine Antwort auf seinen Vorwurf. Ihr war nicht bewusst, dass sie gegen Regeln des Fürsten verstößt, zumal sie das Bogenschießen mit ihren Mitpriesterinnen gelernt hatte. Aber das Argument möchte sie nicht vorbringen, um ihrer Gemeinschaft nicht zu schaden. Immer noch mit großen Augen fragt sie: "Der Bogen?", während sie mit der freien Hand auf ihren Rücken weißt, "Aber mein Herr, das... ist das nicht ein Jagdwerkzeug? ... Mir käme es nicht in den Sinn...also ich meine...ich würde ihn nie auf euch richten. Ohje, ich meine..." Sie rafft sich zusammen, doch der Blickkontakt hält erneut nur Sekunden: "Ashigaru, die führen Waffen, oder? Es ist Krieg und doch nur..." Ein hilfesuchender, tränen-andeutender Blick streift Tsuyoshis Ausrüstung: "Es ist kein Schwert?" Sie ist sich zwar sicher, dass er es nicht wagen würde, eine Schreindienerin anzugehen, aber ein unwissender Bruch eines Gesetzes möchte sie nicht begangen haben. Früher war sie mit dem Bogen auch viel seltener unterwegs, doch die Zeiten konnten sich geändert haben.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 30.06.2017, 16:09:43
Mit einem kurzen Blick mustert der Ronin die Waffe und meint dann knapp: "Bogen und Schwert sind die Waffen eines Samurai. Auch Ashigaru führen keine Bögen. Und sie sind... etwas anderes." Sie sind von Übel, hat sein Vater stets gewettert. Zumindest die Ashigaru, die nicht buke – niederer Adel -  sind, sondern einfaches Volk. Mit den Massen an Leichtgerüsteten hat sich das Wesen der Schlacht verändert. Zweikämpfe zwischen Samurai entscheiden kaum mehr über Sieg oder Niederlage eines Heeres. Der Wert eines Kriegers für einen Heerführer hat abgenommen, und das hat den Samurai einen Teil ihres Stolzes beschnitten, ihrer Rolle. Von Übel – ganz genauso ist es!

Und wenn nun schon Menschen Waffen zu tragen beginnen, die zu keinem Kriegsherrn gehören, Frauen gar – wo soll alles enden? Er sieht streng auf das Mädchen hinunter, das sich vor ihm sichtlich windet. Dann wird sein Blick um eine Winzigkeit milder, und er meint: "Wiederholt Euer Vergehen nicht, und ich will davon ausgehen, dass Ihr es nicht besser wusstet. Waffen gehören nur in die Hände von Kämpfern – gerade im Krieg." Indem er sich umsieht, fragt der sehnige Mann die Miko: "Wo ist der Schrein, dem Ihr dient? Seid Ihr allein, oder gibt es auch einen Priester?"
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 03.07.2017, 07:18:55
Wieder bekommt die Miko etwas zuhören, dass sie anders gelernt hat, und ist verwirrt. Ihren Lehrern nach führe jeder Kämpfer jede Waffe, die ihm zugeteilt wird oder an die er kommt. Und das Bogenschießen wäre wesentlich weiter verbreitet als nur bei den Samurai. Bevor sie diesen Widerspruch auflösen kann, wird ihr klar, dass sie in eine erstaunte Starre verfallen ist. Ihr Gesicht wird noch heißer, so das denn noch geht, und sie beeilt sich zu sagen: "Sehr wohl, Kimura-san, wie... ihr es sagt. Ähm - danke?"

Dann werden ihr die Konsequenzen seiner Forderung bewusst: Nicht nur würde das Jagen und damit die Versorgung des Dorfes ungleich schwieriger werden, es wäre den Banditen oder feindlichen Soldaten, die sehr wohl Waffen führen, vollkommen schutzlos ausgeliefert. Das könnte er doch nicht wollen? Es dauert ein paar Augenblicke, bis ihr klar wird, wie alles zusammenpasst. "Natürlich, Herr, jetzt, wo ihr und eure Kameraden den Schutz des Dorfes übernehmen, werden wir keine Waffen brauchen. Und wenn ihr für eure Versorgung jagt, wird etwas für die Mahlzeit Zubereitenden und ihre Angehörigen, Babys, Kinder wie Alte, abfallen. Verzeiht, das ich das nicht sofort gesehen habe! Vielen Dank, und ich werde euch helfen, wo ich kann - ich bin lange genug hier gewesen, um die besten Jagdgründe zu kennen!" Ihr Anlitz leuchtet plötzlich vor Erleichterung und Begeisterung auf und sie macht eine tiefe Verbeugung, nur um schon wieder Mühe zu haben, wenigstens die andere Ausbeute ihres Ausfluges im Korb zu halten.

Auf die letzte Frage antwortet sie selbstbewusst aufrecht stehend: "Mein Schrein liegt etwas außerhalb, auf einem Drittel des Weges zur alten Mine. In etwa in diese Richtung." Sie weist schräg quer über das Dorf. "Es gibt nur einen Pfad, ihr könnt es kaum verfehlen. Und ich bin allein. Meine Gemeinschaft befand, dass ich vollkommen in der Lage bin, alle hier auftretenden Aufgaben und Bedürfnisse zu erfüllen." Sie blickt dem jungen Mann kurz in die Augen, bevor sie wieder leicht verlegen ausweicht, die Kaninchen entdeckt und aufhebt, um einen Vorwand zum Nicht-Halten des Blickes zu haben. "Sobald ich alles verteilt habe, kann ich euch gerne den Weg zeigen."
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Beitrag von: Tsuyoshi am 03.07.2017, 14:37:49
Das Verhalten des Mädchen beginnt den Ronin zu verwirren und misstrauisch zu machen. Einerseits kann er nichts Bedrohliches an ihr entdecken, im Gegenteil – andererseits klingen ihre Worte, als sei sie so gutgläubig wie ein kleines Kind. Ist das möglich? Kameraden?! Als würde ein Kriegsherr einen ganzen Trupp wertvoller Samurai darauf verwenden, ein paar Frauen, Greise und Kinder in einem Bergdörfchen wie diesem zu schützen! Schwankend, ob er angesichts ihrer blauäugigen Worte wütend oder resigniert sein soll, mustert Tsuyoshi die Miko und atmet langsam aus.

Schließlich kommt er zu einem Entschluss und macht mit der freien Hand eine wegwischende Bewegung, die Linke noch immer an seinen Waffen: "Keine anderen. Ich bin allein." Dass er noch nicht einmal einen Auftrag das Dorf betreffend hat, lässt er vorerst unerwähnt. Die Wahrheit ist zu beschämend. Für einen Moment funkelt es in seinen Augen – weiß sie das etwa und versucht auf diese Weise, ihn zu verspotten..?! Die Hand des jungen Mannes fährt zu seinem Katana, aber er zieht die Klinge dann doch nicht. Ein wehrloses Mädchen... nein, sie wird kaum so lebensmüde sein, ihn mit einer gezielten Beleidigung herauszufordern. Denn das würde trotz ihrer Pflichten, die sie vor so manchem schützen, ihren Tod bedeuten.

Da ihm das eben gemachte Geständnis peinlich genug ist, belässt er es bei dem Glauben, dass er allein zum Schutz des Dorfes abgestellt sei, den das naive Geschöpf wohl nun hegen wird, und befiehlt eilig: "Gut. Beeilt Euch damit, und dann führt mich zu diesem Schrein." Wer weiß, vielleicht wissen ja die Kami Rat, wenn er das Gebet sucht... Und vielleicht ist die Begleitung eines so offensichtlich unschuldigen Mädchens geeignet, sie auch für einen wenig frommen Mann wie ihn gnädiger zu stimmen.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 07.07.2017, 22:49:20
Als Yumi bemerkt, wie der junge Mann sie mustert, schafft sie es nicht, dem Blick standzuhalten und verlagert ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, ständig in Gefahr dank des Korbes umzukippen. Als er endlich antwortet, das er allein ist, schaut sie auf und blickt in aus erstaunt geöffneten Augen an. Dadurch entgeht ihr dessen Misstrauen anscheinend vollkommen. Sie braucht eine Weile, um die neuen Informationen zu verarbeiten und mit ihrem Weltbild wieder in Einklang zu bringen. Dann strahlt sie förmlich: "Dann hat euer Meister also auch befunden, ihr wäret so vollkommen, dass ihr allein die Bedrohung von diesem Dorf abwenden könnt! Ihr müsst ein großes Können besitzen!" Ihre Begeisterung ist nicht zu bremsen, sie nickt eifrig und ignoriert völlig, dass ein Befehl vollkommen unangemessen gewesen ist, sie nimmt ihn nicht mal als solchen wahr. "Natürlich, gerne. Sie werden schon warten." Und damit macht sie sich auf den Weg.

Eifrig flotten Schrittes steuert sie zielsicher durch die Ansammlung Hütten und macht an mehreren Station. Die durch gute Treffer nahezu schadlos getöteten Kaninchen wandern zusammen mit einigem aus dem Korb jeweils an Familien mit jungen Müttern, die noch einen Säugling haben, der Rest des Korbinhaltes an Alte, die kaum eigene Familienmitglieder haben, die sie versorgen können. Der Miko wird überall bereitwillig geöffnet und ihre Gaben sind hoch willkommen. Sie erkundigt sich immer nach den Anwesenden und hört den Sorgen zu. Ihre Ratschläge sind manchmal hilfreich, nicht selten beinhalten sie allerdings viel Gebet und Zuversicht auf den guten Willen der Kami. Der Krieger in ihrer Begleitung wird vorsichtig und höflich beäugt von Kindern oder begrüßt von den Erwachsenen. Bei den alten Dorfbewohnern fällt auf, dass sich diese Reserviertheit sich auch auf die junge Miko bezieht, die das entweder nicht mitkriegt oder ignoriert. In ihrer fröhlichen und zuversichtlichen Art erhellt sie den Sorgengeplagten ein wenig den Alltag.

So dauert es dann doch eine ganze Weile, bis sie mit dem Rundgang fertig ist. Kaum verlassen die beiden allerdings die Dorfgrenzen, fällt viel von der Fröhlichkeit und Energie ab, die Yumi bisher ausgestrahlt hat. Sie wird konzentrierter, stiller und beherrschter, während sie Tsuyoshi den Pfad in den Wald hinauf führt. Was ihm aufgefallen sein könnte, ist, dass ihr Korb nun komplett leer ist. Hatte sie nichts für sich übrig gelassen?
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Beitrag von: Tsuyoshi am 08.07.2017, 11:28:12
Mit wachsender Verwunderung folgt der Ronin der jungen Frau durch das Dorf. Dass er selbst mit einer Mischung aus Misstrauen und Respekt behandelt wird und die Dörfler deutlich mehr vorsichtig als freundlich erscheinen, ist er gewohnt. Aber diese Schreindienerin... Ihre gleichbleibend fröhliche Art, der offenkundige Drang, anderen Dienste zu erweisen: Wäre sie kahlgeschoren, er wäre sicher, eine Nonne vor sich zu haben, die dem bukkyō folgt. Schweigend sieht er mit an, wie sie ihre Jagdbeute verteilt, die professionell geschossen scheint – sie muss erstaunlich gut mit dem Bogen umgehen können, was ihn einige Male die Stirn runzeln lässt. Vielleicht doch eine Spionin der Räuber..? Denn wie kommt eine junge Miko zu solchen Künsten? Er behält die Hand nun stets auf dem Daisho, was bei einem Samurai ja nicht weiter auffallen kann. Gänzlich unverständlich ist ihm die Zuversicht, mit der sie ihre freizügigen Ratschläge verteilt.

Und umso weniger überrascht ihn, wie wenig vor allem die Älteren des Dorfes darauf reagieren. Ein halbes Kind noch, werden sie sie kaum als weise Ratgeberin akzeptieren. Während sie dem Pfad zum Wald folgen, schwankt er noch, ob er sie als gänzlich naiv und harmlos oder als möglicherweise listig und gefährlich einstufen soll. Indem er dicht neben ihr marschiert, deutet er schließlich auf den leeren Korb und fragt: "War das alles für die Bauern? Es ist doch nur Dienern des Buddha verboten, Fleisch zu essen. Und die Tiere waren einwandfrei." Sein Blick wandert zu dem Bogen. Der geübte Umgang des Mädchens mit dieser Waffe will ihm nicht recht gefallen. Hier im Wald wäre eine ideale Stelle für einen Hinterhalt... unmerklich spannt er seine Muskeln an und achtet auf jedes Geräusch in der Umgebung.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 08.07.2017, 21:31:08
"Mh?!", schreckt Yumi hoch aus ihren Gedanken. Sie scheint ihren bis eben stummen Begleiter tatsächlich vergessen zu haben über all das, was im Dorf geschehen und gesagt worden ist. Sie fährt herum und bleibt stehen und scheint einen Augenblick mit leichtem Schrecken nachzudenken, worum es gerade ging und wie sie ihre Unhöflichkeit korrigieren könnte. Schließlich neigt sie den Kopf: "Ver-verzeiht, es ist mein erstes Mal, einen Samurai zu Gast zu haben...Seht mir Fehler nach - sie sind meiner geringen Erfahrung geschuldet." Dann beantwortet sie endlich die Frage: "Uns ist Fleisch nicht verboten, aber ich brauche es nicht so dringend wie die Mütter. Ich habe noch getrocknete Vorräte von früher."

Gerade will sie sich wieder zum gehen wenden, da erhellt sich ihr Gesicht erneut, nur um gleich darauf wieder unangenehm berührt zu wirken. "Ohje, ihr meintet natürlich eetwas völlig anderes und habt es nur dezent ausgedrückt. Unter diesen Umständen kann ich euch garnichts Angemessenes anbieten." Sie schaut bedrückt zu dem jungen Krieger hinüber. "Ich wusste von eurem Kommen heute morgen noch nichts und habe dementsprechend nichts vorbereitet. Da ihr sagt, dass ihr die Jagden übernehmen werdet, müsstet ihr es euch nun selbst schießen. Kann ich euchdann wenigstens meine Führung und die Zubereitung anbieten?", bietet sie hoffnungsvoll an.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 09.07.2017, 14:36:28
Mit einem knappen Nicken akzeptiert Tsuyoshi die Erklärung der Miko. Dass sie sich mit getrockneten Vorräten begnügen will, ist ihm durchaus verständlich. Auch von einem Samurai wird gefordert, dass er auf Genüsse verzichtet, wo es die Pflicht gebietet. "Ich verstehe. Ihr lebt also ganz allein außerhalb des Dorfes? Das könnte unklug sein. Manche Banditen sinken tief genug, auch vor einem Schrein nicht Halt zu machen" meint er dann nachdenklich. "Im Dorf gibt es doch sicherlich eine Familie, die Euch aufnehmen würde – Eure Pflichten am Schrein könntet Ihr dann noch immer wahrnehmen."

Ihre Vermutung, er habe sich selbst gemeint, als er von dem Fleisch sprach, lässt ihn kurz verwundert schauen, dann winkt er ab. "Ich werde mich im Dorf mit dem nötigen versorgen." Womit er natürlich meint, die Bauern werden ihn versorgen, wie man es von ihnen auch erwarten kann. "Hm... lasst mich einmal diesen Bogen sehen" fordert er sie dann auf. Wie jeder Samurai hat er den Umgang mit dieser Waffe lange geübt. Doch geführt hat er sie seit einiger Zeit nicht mehr. Bevor er also seinem Ruf mit Fehlschüssen schadet, scheint es ihm geraten, sich erst einmal mit dem Bogen vertraut zu machen. Yumis Angebot, ihn zu begleiten, lässt den Ronin einen Blick zu ihr werfen, bei dem einer seiner Mundwinkel unmerklich nach oben wandert.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 11.07.2017, 17:03:11
Zunächst lauscht die junge Miko mit hoffnungsvollem Blick, ob der Krieger ihr Angebot annähme. Sie nickt bestätigend, als er fragt, ob sie alleine außerhalb des Dorfes lebe. Bei seiner Warnung zu der möglichen Ruchlosigkeit der Banditen blickt sie erst erstaunt, dann schüttelt sie energisch den Kopf: "Nein, das kann nicht sein, sie werden nicht den Unwillen der Kami über sich bringen wollen. Selbst die niedrigsten Lebewesen achten diese universellen Regeln. Sicherlich fände ich Platz im Dorf, aber ich muss mich um den Schrein kümmern. Er ist es, der die Geister der alten Mine zurückhält und durch den ich mich um sie kümmern kann."

Sorgen beginnen ihr Gesicht zu zeichnen: "Aber das Dorf ist vor den Plünderern und Brandschatzern nicht sicher. Ich kann die Bewohner nicht hier in Sicherheit bringen und bin nicht geübt, mit solchen Individuen zu verhandeln. Jetzt seid ihr ja da, welch glückliche Fügung des Schicksals. Ohne euch sähe alles viel düsterer aus!", strahlt sie Tsuyoshi an, bis ihr plötzlich ihr Starren bewusst wird und sie wieder mit rotem Kopf seinem Blick ausweicht.

Sie klingt leicht enttäuscht, als er ihr Essensangebot ausschlägt: "Wie es euch genehm ist, Tsuyoshi-san." Seiner Aufforderung, den Bogen zu übergeben, kommt sie nur zörgerlich nach. Dann allerdings offenbart sich, wie treffend ihr Name gewählt ist. Ihre vertraute und vertrauliche Handhabung zeugt davon, wie sehr er Teil von ihr ist und wie sehr sie ihn beherrscht. Mit fließenden und vor allem geräuschlosen Bewegungen löst sie ihn vom Rücken, prüft ihn und die Spannung der Sehne, und präsentiert ihn ihrem Gegenüber. Da sie ihn nicht direkt anblickt, entgeht ihr das Lächeln zwar, doch scheint sie etwas gespürt zu haben, denn ihre nervöse Haltung entspannt sich ein wenig. "Wenn ihr euch mit den Umständen vertraut machen wollt: Nahe dem Schrein ist eine geeignete Lichtung zum Schießtraining."
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 11.07.2017, 19:54:43
Das Vertrauen des Mädchens in die Unverletzlichkeit des Schreins lässt den Ronin unmerklich den Kopf schütteln. Er ist noch nicht sehr alt, hat aber genug vom Krieg gesehen, um zu wissen, wie schwer die Waagschale sich zugunsten eines gefüllten Bauchs oder Geldbeutels neigt, wenn auf der anderen Sitte Ehre und Pflicht stehen. Umso mehr, wenn es sich nicht um Samurai handelt, sondern um dahergelaufene Banditen, die vielleicht sogar selbst einst Bauern in nun niedergebrannten Dörfern waren. Einige von diesen würden den Zorn der Kami selbst in Kauf nehmen, wenn sie dafür eine Schale Reis erhalten...

Die Schreindienerin wirkt aber so kindlich naiv in ihrem festen Glauben, dass er es nicht übers Herz bringt, ihr mit harten Worten ihre Illusion zu rauben. Stattdessen nimmt er nur den Bogen entgegen und meint abwesend, während er die Waffe prüft: "Wir werden sehen..." Er spannt den Bogen – die Zugkraft scheint der kleinen Schützin angepasst und ist damit niedriger, als er es gewohnt ist, doch ansonsten scheint der Bogen sehr brauchbar. Er nickt knapp, während er die Wurfarme begutachtet, den Bogen in einer Hand drehend.

Sein Lächeln vertieft sich bei ihrer Versicherung, wie viel besser die Lage durch seine Anwesenheit sei – kurz vergisst er, dass sie von völlig falschen Voraussetzungen ausgeht – und er meint wieder mit festerer Stimme: "Gut, diese Lichtung werde ich aufsuchen. Ihr scheint für eine Schreindienerin sehr mutig." Die Bemerkung klingt beiläufig, und mehr wäre auch völlig unangemessen, aber dennoch: Ein selten gehörtes Attribut für eine einfach junge Frau, aus dem Mund eines Samurai. "Wo finde ich diese Lichtung?" fragt Tsuyoshi unvermittelt, als seien ihm seine Worte im Nachhinein peinlich.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 13.07.2017, 06:38:47
Aus den Augenwinkeln beobachtet die junge Miko den Krieger bei seiner Inspektion des Bogens. Seine mangelnde Überzeugung bezüglich ihrer Sicherheit beim Schrein übersieht sie vollkommen. Sie verlagert ihr Gewicht von einem Bein aufs andere, der leere Korb schwingt mit. Seine freundlichen Worte haben ene deutliche Vertiefung ihrer Rötung zur Folge: "Vielen Dank, Herr, aber...ich tue nur meine Pflicht.", stottert sie halblaut, während sie mit einer tieferen Verbeugung ihre Dankbarkeit unterstreicht.

Seiner Aufforderung, ihr den Weg zu zeigen, kommt sie prompt nach, richtet sich auf, wirbelt herum und geht mit zügigem Schritt und erhobenem Haupt voran. Trotz all des Selbstbewusstseins, dass die Geste auszustrahlen versucht, mutet es ein wenig wie eine Flucht an. Ihr Kopf ist voller verwirrender Gedanken und sie hofft, dass die Nähe ihres Schreines ihr die Ruhe gibt, die sie zum Sortieren braucht. Schweigend marschiert sie den Waldpfad entlang.

Schließlich hebt sich der Boden zu einer kleinen Anhöhe, wo sich die Bäume lichten. In der Mitte einer freien Fläche steht der Schrein - ein einfacher viereckiger Holzbau mit pagodenähnlichem Dach und einer umlaufenden Terrasse. Am Ende der Stufen auf der Vorderseite ist eine Truhe für die Opfergaben zu finden, gemeinsam mit der Glocke zum Anrufen der Kami. Durch das Holzgitter, durch das man normalerweise den Altarraum sieht, blitzen kräftige Farben, rot und weiß dominieren: Eine vollständige Samurairüstung sehr alter, aber hervorragend gepflegter Machart mit Maske. Dies scheint die geheiligte Reliquie des Schreins zu sein. Hinter dem Gebäude ist ein Kräuter- und Gemüsegarten zu erkennen, doch falls Yumi hier tatsächlich wohnt, dann bleiben ihr hinter der Rüstung nur ein schmales Kämmerchen Platz - oder direkt unter dem Dach.

Alles ist sehr sauber und frisch repariert, die Dorfbewohnerinnen scheinen große Hoffnungen in das Heiligtum und seine Kräfte in dieser grauen zeit zu setzen. An einem vorbeifließenden Bächlein ist ein künstliches Sammelbecken angelegt, an dem die Miko sich rituell reinigt, bevor sie ihre Ausrüstung außer dem Köcher an der Seitenwand des Schreines abstellt und nach einem schüchternen, entschuldigendem Lächeln sich zum Gebet auf die Treppenstufen kniet. So inbrünstig es erscheint, so schnell ist es auch schon vorbei und sie macht ihm Platz, oofensichtlich im Unklaren, ob Tsuyoshi gleich zur Übungslichtung weiter möchte oder erst sein Gebet an die Kami richten will.
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Beitrag von: Tsuyoshi am 14.07.2017, 14:22:15
Mit langen Schritten ist der Ronin dem Mädchen bis zu dem Schrein gefolgt. Wie stets liegt die Linke auf den Griffen des Daisho, der Blick, mit dem typischen herrischen Ausdruck eines Samurai, wandert langsam hin und her. Obwohl er sehr einfach gekleidet und vollkommen verschwitzt ist, achtet er darauf, die Würde auszustrahlen, die mit seinem Stand einhergeht. Als allerdings der Schrein erreicht ist und sie sich auf einige Meter genähert haben, stockt sein Schritt, und sein Blick wird magisch von der Reliquie angezogen. Als Sohn eines einfachen Mannes mit einem Einkommen von wenigen Koku hat er sich niemals ein Pferd oder gar solch eine prächtige Rüstung leisten können. Nur gesehen hat er ähnliche Kunstwerke der Rüstungsbauer, an den Kommandeuren der Einheiten, in denen er gedient hat...

Tsuyoshis Augen saugen sich an dem Helm, den lackierten Platten der Rüstung, dem Brustpanzer, den Schulterplatten fest. Kaum nimmt er die Miko wahr, die den Bogen ablegt und sich zum Gebet kniet. Langsamen, fast zeremoniellen Schrittes geht er auf den Schrein zu. Dann zieht er das Katana samt Scheide, fasst diese knapp unterhalb des Tsuba, stemmt die Spitze der Scheide auf den Boden und geht auf ein Knie. Den Kopf ehrerbietig geneigt, verharrt er und versucht Zwiesprache mit dem Geist des Mannes zu halten, dem dieses prächtige Stück einst gehörte – dass er vor langer Zeit gelebt haben muss, erkennt Tsuyoshi auf den ersten Blick. "Schenkt mir Weisheit, Sama, und sagt mir, was ich tun soll" murmelt er leise. "Wohin soll ich meine Schritte wenden, um den Namen der Familie reinzuwaschen von seinem Makel? Sendet mir Rat, der Ihr gewiss ehrenvoll in einer glorreichen Schlacht gestorben seid." Damit blickt er zu Boden, regungslos verharrend, und wartet auf eine Eingebung.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 17.07.2017, 07:21:11
Als klar wird, dass Tsuyoshi zunächst beten möchte, macht ihm Yumi leise und zurückhaltend Platz und beobachtet ihn. Sie hätte ihm wohl auch unverhohlen gelauscht, wenn er nicht so leise sprechen würde. So belässt sie es dabei, in der Nähe zu stehen und ihn unverwandt freundlich anzulächeln. Die Stille der Lichtung wird zunächst nur durch das Blätterrauschen eines aufkommenden Windes durchbrochen. Schließlich zwingt eine Böe die Miko allerdings, ihr Haar zurückzu schieben und ihren Stand leicht anzupassen, um nicht ins Schwanken zu kommen. Wieder erhitzt sich ihr Gesicht ein wenig, als sie beim Aufrichten den Blick zurück auf den Krieger richtet . Lange bleibt er nicht haften, denn das verhältnismäßig laute Gezeter eines Vogels lässt ihren Blick wandern. Als sie die Quelle findet, lächelt sie und murmelt mehr zu sich selbst: "Er verteidigt sein Revier gegen einen Feind - oder den Platz für sein Futter und seine Brut." Während sie interessiert in die Richtung starrt, wo das Geschehen stattfindet, taucht hinter ihr der Kopf eines Rehs im Gebüsch auf. Als dieses jedoch die Menschen bemerkt, flieht es leise.
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Beitrag von: Tsuyoshi am 17.07.2017, 12:14:19
Nach einer Zeit schweigender Meditation richtet sich der Ronin wieder auf und steckt das Katana zurück zu seinem Wakizashi. Dann sieht er sich um, lässt seinen Blick über die Bäume schweifen, die friedvoll wirkende Lichtung – bis er schließlich an der Miko hängenbleibt. Er zögert, ehe er einen kleinen Beutel hervorzieht, in dem er umständlich kramt, um der Schreindienerin mehrere Münzen zu reichen. "Wenn es möglich ist, kauft davon Opfergaben und sprecht ein Gebet zum Geist des ehrwürdigen Kriegers" meint er und steckt den Beutel zurück, als handele es sich um eine unwesentliche Entschädigung für den Aufwand. Tatsächlich ist es nicht viel, was er ihr gegeben hat, doch die drei Momme-Silbermünzen stellten den kläglichen Überrest seiner Barschaft dar: die eiserne Reserve. Der Stolz verbietet es allerdings, das merken zu lassen. Und in der jetzigen Situation mag die Gunst eines verstorbenen Helden wichtiger sein als Reis für wenige Tage mehr. Indem er sich strafft, deutet Tsuyoshi auf den Bogen: "Und nun will ich Euren Bogen erproben, Fräulein Yumi." Die steife Anrede erscheint ihm angemessener, direkt hier am Schrein, unter den Augen der Kami.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 17.07.2017, 18:31:44
Wie das Reh wird die junge Miko aufgeschreckt von der Ansprache des Ronin, sie war in der Betrachtung der Vgel oder Gedanken versunken. Die vertraute Röte stellt sich prompt wieder ein. Nach einem kurzen Zögern, wie sie auf seine Gaben und Worte reagieren soll, verneigt sie sich etwas mehr als vorher und spricht: "Wie ihr wünscht, Tsuyoshi-san, es wird geschehen." Als sie wieder steht und nach dem Bogen greifen möchte, hält sie inne und ergänzt hastig: "Aber auch ohne seit ihr jederzeit an diesem Ort willkommen, ob nun der Ruhe oder der Ratssuche wegen." Es klingt wesentlich routinierter als ihre anderen Worte, doch nicht weniger ernst und ehrlich.

Doch statt ihm den Bogen sofort zu übergeben, dreht sie herum und führt den Krieger in den Wald hinein. Während sie zielsicher geht, ist kaum ein Trampelpfad zu erkennen. Nach einer kurzen Strecke öffnet sich der Wald wieder für eine weitere Lichtung. Ein Bach - vielleich der gleiche wie beim Schrein - fließt hindurch, verbreitert sich aber in der Mitte der Lichtung zu einem flachen Teich, fast vollkommen überwuchert mit Pflanzen. So bietet sich ein freies Schussfeld am 'Ufer' entlang. Wie immer leise und wohltrainiert nimmt Yumi ihren Bogen vom Rücken und überreicht ihn. Anschließend zieht sie einen Pfeil aus dem Köcher und will diesen gerade weitergeben, als sie diesen erschrocken anstarrt. Sie sieht Tsuyoshi ins Gesicht: "Ohje, das ist peinlich, ich habe ganz vergessen, dass dies nur Jagdpfeile sind. Ihre Flugfähigkeit ist nicht optimal." Mit Blick auf die Pfeilspitze wird auch klar, wieso: Anstelle dieser ist eine kleine metallene Kugel aufgesetzt, geeignet, einen betäubenden oder - bei Kleintieren - einen tödlichen Schlag auszuführen.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 18.07.2017, 11:17:52
Mit einem Kopfnicken und einem leichten Neigen des Oberkörpers deutet Tsuyoshi eine Erwiderung der Verneigung an. Auf Yumis Einladung geht er nicht direkt ein – ob aus Stolz, Arroganz, oder Verlegenheit, ist der ernsten Miene des Ronin schwer zu entnehmen. Wiederum folgt er dem Mädchen, bis sie den Teich erreichen. Mit gemessenen Bewegungen nimmt er den Bogen entgegen und positioniert sich breitbeinig für einen sicheren Stand am Rand des Wassers. Als er nach dem Pfeil greift, scheint er zunächst überrascht, nickt dann aber knapp. "Es wird und es muss auch so gehen" kommentiert er das Missgeschick, beäugt aber das Geschoss mit einer Miene, aus der nicht gerade absolute Sicherheit spricht, dass dem so sein wird.

Indem er den Pfeil auf die Sehne legt, lässt er seinen Blick schweifen, um sich ein Ziel zu suchen. Dann sieht er eine hohe Pinie aufragen, die ihre Äste nach allen Seiten ausstreckt. Der Stamm scheint geeignet und ist in einer angemessenen Entfernung für einen fordernden Schuss, zumindest mit dem Jagdpfeil. Der junge Samurai nickt zu sich selbst, lässt aber zunächst den Bogen sinken und schließt die Augen, nachdem er sich das Ziel eingeprägt hat. Exakt sieben Atemzüge tut er – einatmen, warten, ausatmen – dann öffnet er die Augen, hebt und spannt den Bogen, verharrt für einen weiteren Atemzug und lässt die Sehne schwirren.

In der Ferne gibt es einen trockenen Aufschlag, als der Pfeil samt einigen Splittern der Rinde als Querschläger in das Unterholz taumelt. Missmutig versucht Tsuyoshi seine Enttäuschung zu verbergen: Der Stamm ist zwar getroffen, aber nur am Rand, denn bei einem frontalen Aufprall in der Mitte hätte er kaum ganze Brocken der festen Borke herausschlagen können. "Die Pfeile sind ungewohnt, aber brauchbar" meint er scheinbar gleichmütig, während es ihn innerlich ärgert, ausgerechnet vor der Schreindienerin einen nicht perfekten Schuss getan zu haben.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 18.07.2017, 17:02:04
Betreten weicht die junge Miko dem Blick des jungen Kriegers aus, als dieser den Pfeil entgegennimmt. Sie nimmt einen Schritt Abstand und beobachtet ihn bei seinem Schuss, zögerlich zunächst, dann voller Bewunderung. Ihr Blick folgt dem Pfeil und sie merkt sich den Ort seines Niederganges, um ihn später zu bergen. "Aber nein!", widerspricht Yumi Tsuyoshi, "Diese Pfeile haben eine geringere Stabilität im Flug, sind etwas kopflastiger und der Wind beeinträchtigt sie weniger. Einen Feind hätte dieser Schuss sicherlich schon schwer verletzt!" Die grenzenlose Bewunderung hätte Ironie sein können, wenn Yumis Wesen nicht schon längst offensichtlich wäre.

"Wollt ihr noch einmal, oder vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder, wenn ich euch andere Pfeile anbieten kann? Wären euch in dem Fall normale Pfeile, tödlich für größere Ziele, oder Flugpfeile, leicht und für größere Entfernungen, recht?", fragt und bietet sie freudig an, auch wenn sie erneut mit rotem Kopf dem Blick des jungen Mannes ausweicht. Ihre Finger spielen nervös miteinander.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 19.07.2017, 11:37:07
Auf die Worte der Miko räuspert sich der junge Mann kurz und wendet den Blick ab. Es war ein ordentlicher, aber bei weitem kein Meisterschuss, und die offene Bewunderung des Mädchens beschämt ihn umso mehr. "Wenn es hier solche Pfeile gibt, werde ich mit ihnen weiter trainieren" antwortet er ihr, runzelt dann verwundert die Stirn und fragt: "Ihr kennt Euch auch mit dem Bogenschießen im Kampf aus?!" Dass die Miko auf die Jagd geht, ist schon ungewöhnlich, mag aber noch erklärbar sein. Doch eine junge Frau, die kriegerische Kenntnisse hat..? Das scheint so gar nicht zu dem zarten Wesen zu passen, das da vor Verlegenheit errötet und den Anschein macht, gleich im Boden versinken zu wollen.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 20.07.2017, 07:24:08
Yumi nickt begeistert, als Tsuyoshi auf ein Wiederkommen zum Training mit normalen Pfeilen eingeht: "Wie schön - ich meine, ich werde bereit sein, wie es euch genehm ist, Tsuyoshi-san." Als er dann seine Frage stellt, sieht sie ihn erstaunt an und winkt dann lachend ab: "Was? Nein, natürlich nicht! Da es niemand wagen würde, einen heiligen Mann oder Frau anzugreifen, lernen wir keine Kampfkunst." Sie stoppt und weicht dem Blick des Kriegers aus: "Naja, ich dachte, wisst ihr, ein Mensch von der Größe und Verletzlichkeit her kein anderes Ziel als ein großer Hirsch oder Bär, daher kam ich darauf, dass euer Schuss doch sicher gesessen hätte." Betreten schaut sie zu Boden und stößt mit ihrer Fußspitze in die weiche Erde. "Aber ihr wisst es sicher besser, ihr seid der Kriegskünstler. Verzeiht, wenn ich vermessen war." Diesmal erholt sie sich aber schnell, stellt sich gerade, lächelt und dreht sich, den Pfeil zu holen. "Bitte geduldet euch einen Augenblick, ich hole das Geschoss, dann führe ich euch den Weg zurück." Fast fröhlich und vor allem geschickt eilt sie entlang des Teichufers, um ihren Plan in die Tat unzusetzen.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 21.07.2017, 13:58:40
Mit gemischten Gefühlen sieht der Ronin Yumi nach, als sie verschwindet, um nach dem Pfeil zu suchen. Dann schaut er zum Himmel hinauf, wo sich keine Wolke blicken lässt und die Sonne mit unverminderter Kraft auf die Erde herunter brennt. Mit einem kurzen Schlag verjagt er eine Mücke von seinem schweißnassen Nacken, dann kneift er die Augen zusammen und hält Ausschau nach der eigenartigen Schreindienerin, die ihm vorkommt, als sei sie nicht von dieser Welt. So viel Vertrauen in das Gute, in den Schutz, den sie durch ihren Dienst an den Kami genießt... Er schüttelt düster den Kopf.

"Genau die Art von ahnungslosem Opfer, das nicht einmal davonlaufen würde, wenn die Banditen kämen, um ihren kleinen Schrein zu schänden, ihr die Unschuld zu rauben und wohl auch das Vertrauen in die höhere Gerechtigkeit, an die sie offenbar fest glaubt" murmelt er missmutig. Wütend beißt er die Zähne zusammen und verflucht das Missgeschick, das ihn seines Lehnsherrn beraubt und ihn allein hier zurückgelassen hat: gefangen zwischen seinem Pflichtgefühl, das ihm befiehlt, seinem früheren Auftrag weiter zu folgen, und der Vernunft, die ihm sagt, dass auch ein Mann von Ehre seine tägliche Schale Reis und gelegentlich einen neuen Kimono braucht. Mit seiner Ehre allein kann er sich nichts kaufen und keine großen Taten verrichten...
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 24.07.2017, 07:23:34
Noch bevor sich der Ronin tief in seine düsteren Gedanken versenkt, hallt ein lautes Knacken über die Lichtung. Gleich darauf taucht das Vertraute weiß-rote Leuchten auf und die Miko eilt auf dem Rückweg. Etwas schwerer atmend und erneut voller Kletten und Blätter bemüht sie sich, zumindest ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen. Während sie ihre Kleidung richtet, kann man erkennen, dass die abgebrochene Pfeilspitze aus ihrer Hosentasche ragt. Seinem Blick folgend erklärt sie: "Ich war nicht sicher, ob der Schaft den Aufprall schadlos überstanden hat, also habe ich ihn gebrochen und werde nachher die Spitze auf einen neuen setzen."

Sie ringt noch eine Weile mit ihrem Aussehen, auch wenn es wenig erfolgsversprechend is, dann gibt sie seufzend und beschämt errötend auf. Mehrmals setzt sie zu einer Entschuldigung an, doch gelingt es ihr nicht recht. So stottert sie schließlich: "Ich bi-bitte um Entsch-uldigung, ich-ich halte euch auf. Wollt ihr zurück?" Ein Unterton von Bedauern scheint mitzuschwingen, oder täuscht es? Jedenfalls reißt sie sich sichtlich zusammen, lächelt und verlagert das Gewicht von einem Sandalen auf den anderen in Erwartung seiner Antwort.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 24.07.2017, 16:01:40
Beim Auftauchen der Miko sieht Tsuyoshi wieder auf. Er nickt zu ihren Worten und bemüht sich dabei um eine so unbewegte Miene, wie es sich für einen Samurai geziemt. Als ihm bewusst wird, wie peinlich der Schreindienerin ihr derangiertes Äußeres ist, schaut er höflich zur Seite und gibt mit der Hand die Augen beschattend vor, nochmals abschätzend nach den Aufschlagspuren des Pfeils Ausschau zu halten.

Mit merklicher Verzögerung wendet er sich ihr wieder zu, sucht einige Momente nach Worten und stößt dann eilig hervor: "Aber nein, Ihr haltet mich nicht auf! Es ist... absolut nicht notwendig, Euch zu entschuldigen. An Eurem Schrein Andacht zu halten, war eine Ehre." In dem Bemühen, den Redefluss nicht abbrechen zu lassen, um ihr über die Verlegenheit zu helfen, fügt er an: "Ihr pflegt ihn in vorbildlicher Weise. Es ist sicherlich nicht leicht für Euch, so allein hier draußen..."

Dann greift er hastig nach dem Bogen, um ihn fachmännisch zu schultern wie für einen Marsch. Umständlich tut er so, als zolle er dieser Routine seine volle Aufmerksamkeit – und verwünscht in Gedanken die Tatsache, dass er einfach nicht der Mann dazu ist, angenehme Konversation zu betreiben.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 25.07.2017, 17:30:48
Yumi bauen die freundlichen Worte Tsuyoshis sichtlich auf. Es ändert zwar nichts an ihrem erhitzten Kopf, aber Haltung und Gang werden sicherer. Glücklich sagt sie: "Danke! Ich bin eigentlich froh, hier dienen zu dürfen. Mir geht es ebenso mit diesem Schrein." Sein weiteres Lob lässt sie verlegen lachen. "Findet ihr? Danke, aber ich bin eigentlich nciht allein. Die Kami des Ortes wachen über den Schrein und seine Dienerin, und ihr Wohlwollen segnet den Ort." Dann nickt sie zum Schultern des Bogens, schlüpft an dem Krieger vorbei und führt ihn zurück durch den Wald.

Nach nur allzu kurzer Zeit haben sie den Schrein wieder erreicht, er liegt genauso ruhig und alleine da, wie sie ihn zurückgelassen haben. Auf halbem Weg zwischen Schrein und Weg ins Dorf bleibt die Miko stehen, wirft einen prüfenden Blick auf die Umgebung und wendet sich dann ihrem Begleiter zu. "Mein Angebot, euch an meinem bescheidenen Abendmahl teilhaben zu lassen, bleibt bestehen, sollte es euch genehm sein. Andernfalls werde ich alles für morgen vorbereiten. Solltet ihr mich nicht hier antreffen, werde ich noch unterwegs sein, ein paar Kleinigkeiten für das Dorf zu sammeln." Sie scheint zumindest eine Rückgabe des Bogens zu erwarten und würde dann, je nach Tsuyoshis Handeln, ihn Verabschieden und sich ihren Dingen zuwenden.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 26.07.2017, 10:50:09
Auf dem Rückweg ist der Ronin wieder schweigsam, als sei es ihm unangenehm, dass er sich zu unbeabsichtigten Worten hat hinreißen lassen. Ihre Einladung lässt ihn kurz zögern, bevor er ernst erwidert: "Ich will mir zunächst das Dorf und die Umgebung ansehen und weiß noch nicht, ob ich Eure Einladung annehmen kann. Doch werde ich den Schrein auf jeden Fall wieder besuchen." Der Schrein, eine gute, eine einwandfreie Begründung, aus der man keinerlei tadelnswerte Untertöne herauslesen kann. Einigermaßen zufrieden mit seiner Antwort streift er den Bogen von der Schulter und reicht ihn der Miko zurück, ehe er sein Daisho gerade rückt und nach einem knappen Nicken zum Abschied stolz erhobenen Hauptes wieder in Richtung der Hütten marschiert.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Miko Yumi am 28.07.2017, 06:50:20
Yumi verbeugt sich zum Abschied und dankt: "Dann habt vielen Dank für euren angenehmen Besuch., auf wiedersehen und mögen die Kami euch segnen und begleiten." Neben den wohltrainierten Worten könnte ein aufmerksmaer Mensch eine leichte Enttäuschung heraushören. Als sich der Krieger bgewendet hat, get die Miko hinter ihren Schrein und verschwindet außer SIcht. Die Stille auf dem Rückweg wird nur von raschelnden Tieren und Vogelgesang begleitet. Bei einem Blick zurück durch das Buschwerk an einer Wndung des Weges kann man die Miko erkennen, die nun ohne Bogen vor ihrem Schrein mit einem Reisigbesen am Reinigen ist.
Titel: [Szene 3] Fester Glaube bewegt den Berg.
Beitrag von: Tsuyoshi am 28.07.2017, 11:36:49
~ Ende der Szene ~