Die Höllenritter schwärmen auf den Befehl Ulriks aus und innerhalb einer knappen Stunde sind die Überreste von Valas Gabe komplett auf den Kopf gestellt worden und die Ruine gesichert.
Otham fand bereits nach wenigen Minuten den Ort, der den Trollen vermutlich als Lagerstätte gedient hat. In Ruinen, die vermutlich einmal eine Schänke waren, entdeckte er eine tiefe Mulde im Boden, die fast bis zum Rand mit Knochen gefüllt ist - den Überreste der verschwunden Dorfbewohner.
Der Verwesungsgestank um die Grube herum ist bestialisch, obgleich die Gebeine fast alle säuberlich abgenagt sind.
Die Truppen entdecken einige Reste an Proviant und Kriegsmaterial, doch sind fast alle Lebensmittel verdorben oder verunreinigt und alle Waffen und Rüstungen so sehr beschädigt, dass es keine nennenswerten Funde gibt.
Razgrim entdeckt in der halb zusammengefallen Stube eines Hauses jedoch einen Schild, der ein ihm wohlvertrautes Wappen zeigt. Zwei Hämmer vor einer strahlenden Sonne, das Symbol der Hämmer des Himmels, der ehemaligen Kompanie des Verräters Staunton Vhane.
Als der Kleriker sich umsieht, findet er die versengte Leiche eines Zwerges, halb begraben unter Schutt. Razgrim zieht den Leichnam ins Licht, muss jedoch feststellen, dass das Gesicht des Zwerges so entsetzlich durch die Flammen entstellt wurde, dass er nicht mehr zu identifizieren ist. Aus dem Wams des Gefallenen lugen jedoch die lediglich angesengten Seiten eines kleine Büchleins hervor, das wie durch ein Wunder dem Feuer entronnen ist. Der Zwerg muss im Tod nach vorn gekippt sein und hat mit seinem Körper das Schriftstück vor der Hitze bewahrt.
Neugierig blättert Razgrim durch das Buch, nicht weniger als ein grob gebundenes Heft mit kurzen Textpassagen in krackeligen zwergischen Runen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich hier wohl um ein Tagebuch handelt.
Der Besitzer des Buchs wird namentlich nicht genannt, aber es erschließt sich, dass er wohl ein Söldner im Dienst der Hämmer des Himmels gewesen war.
Razgrim überfliegt die Eintragungen, die größtenteils vom Alltag eines Soldaten im Krieg berichten, gespickt mit sentimentalen Erinnerungen an die Heimat. Nirgendwo ist ein Datum zu finden.
Die Eintragungen im letzten Drittel des Büchleins sind von besonderem Interesse:
Gestern habe ich gehört wie der Kommandant in seinem Zelt mit irgendjemandem geredet hat. Als ich nachgeschaut habe, war dort niemand, aber Vhane saß allein in der Mitte des Zelts auf dem Boden und hat in die Luft gestarrt. Er wurde ziemlich wütend als ich ihn gefragt habe mit wem er da gesprochen hat.
Der Kommandant ist nach wie vor ungeschlagen im Kampf Mann gegen Mann. Nachdem ich ihn habe kämpfen sehen frage ich mich wer es überhaupt mit ihm aufnehmen könnte. Er scheint weder Erschöpfung noch Müdigkeit zu spüren.
Ich frage mich wie lange man trainieren muss um so zu werden.
Wir haben heute vier Männer im Kampf gegen die Dämonen verloren. Vhane hat bei ihrer Bestattung kein Wort gesagt. Hat nichtmal hingeschaut.
Berk hat sich Vhanes Waffe "geborgt". Wollte sich das Ding mal aus der Nähe angucken. Kann ich irgendwo verstehen, die Klinge ist schon irgendwie gruselig. Vhane hat ihn erwischt, hat Berk grün und blau geschlagen. So laut hab ich Vhane noch nie schreien hören, der Kommandant war vollkommen außer sich. wäre Joram nicht dazwischen gegangen, ich glaube er hätte Berk totgeprügelt.
Berk ist weg. Joram sagt er hätte ihn weggeschickt. Merkwürdig, alle von Berks Sachen sind noch da.
Vhane empfängt jetzt schon zum dritten Mal diese seltsamen Typen in den dunklen Kutten. Was sind das für Leute?
...
Vielleicht will ich das gar nicht wissen.
Dem Kommandant scheint es nicht gut zu gehen. Sieht aus als hätte er seit einer Woche nicht geschlafen.
Was machen wir überhaupt hier? Jeden Tag nur Einöde, Dämonen, Kämpfen und sterben. Sind wir nicht aufgebrochen um Jormurdun zu finden? So viele tote Kameraden, so viel Zeit verloren.
Wieviel Zeit? Ich weiß es nicht mehr. Die Weltenwunde wird uns alle auffressen.
Vhane ist weggegangen, niemand weiß wohin. Joram meinte er wäre in Kenabres auf der Suche nach neuen Soldaten.
Woher kamen eigentlich all die Rekruten davor? Irgendwie waren immer ein paar neue Gesichter da.
Joram wirkt irgendwie angespannt. Geht mich nichts an, schätze ich.
Die Kutten sind zurück! Haben Joram angebrüllt. Sind die verrückt? Joram ist die rechte Hand von Vhane und Vhane ist der Kommandant?! Was erlauben die sich. Joram hat sich nicht einmal gewehrt, sondern einfach nur den Kopf hängen lassen.
Was ist aus dieser Kompanie geworden?
Vhane ist immer noch fort. Wird er überhaupt je zurückkommen? In Kenabres scheint etwas Schlimmes passiert zu sein, aber hier draußen erfährt man nicht viel.
Ich traue Joram nicht. Ich glaube er weiß etwas, aber er sagt es uns nicht. Hockt den ganzen Tag in seinem Zelt und bläst Trübsal.
Es gibt überhaupt keine richtige Befehlskette mehr!
Es reicht! Heute haben uns die Dämonen überrascht, weil Joram vergessen hat die Wachablösung richtig einzuteilen.
Mehr als ein Dutzend Waffenbrüder hat der Fehler dieses Dummkopfs das Leben gekostet.
Ich weiß nicht wo Vhane steckt, aber sein Bruder ist ein Versager als Anführer. Ich werde nicht das nächste Opfer dieser Inkompetenz sein! Heute Abend hau ich ab, die sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt um zu merken das ich fehle. Mein Sold sollte mir ein paar Jahre ein schönes Leben ermöglichen, was danach kommt wird sich zeigen.
Die letzen Seiten scheinen in größerem zeitliche Abstand geschrieben worden zu sein. Offenbar hat der Autor sich nach einiger Zeit hier in Valas Gabe niedergelassen. Der Rest des Textes handelt von eher belanglosen Vorfällen aus dem Alltag. Nichts deutet auf den Angriff und die Zerstörung des Dorfs hin.
Die Armee setzt den Marsch gegen Norden fort und bis zum Abend gibt es keine besonderen Ereignisse, so dass die Truppen ein gutes Stück vorran kommen. Das Nachtlager wird am Fuß des Sellen aufgeschlagen, so nah wie möglich an der Grenze zu Mendev. Die Nacht ist lang, zu lang. Zu dem Zeitpunkt als die Armee am nächsten Morgen das Lager abbaut, ist die Sonne noch lange nicht aufgegangen und erst im Verlauf des Vormittags kriecht sie träge und blass über den Horizont.
Der rötliche Himmel ist von rußschwarzen Wolkenfetzen bedeckt, als ein Halblingsspäher zur Armee zurückkehrt und Aaron Bericht erstattet. Kurze Zeit später reitet der Quartiersmeister neben die Gruppe, um die Helden zu informieren.
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"Die Späher sind bis zur Schlucht der Bewahrer vorgedrungen. Es sind keinerlei feindliche Armeen entdeckt worden, was mich ehrlich gesagt etwas überrascht hat. Die Schlucht der Bewahrer wäre eine gute Position um den Zugang zu Drezen zu bewachen.
Merrics Männer haben aber etwas anderes entdeckt und womöglich bereitet es uns mehr Probleme als eine bloße Tieflingsarmee.
Die Schlucht der Bewahrer - das Flußbett und die angrenzenden Klippen mitsamt der darin befindlichen Ruinen - scheinen in eine brodelnde, grünliche Nebenwolke gehüllt zu sein.
Ich bin nicht sicher, um was es sich hier handelt, Merrics Leute haben gemäß ihren Anweisungen einen Sicherheitsabstand von etwa einer Meile zu der Anomalie eingehalten.
Es könnte alles mögliche sein, wilde Magie, eine abyssischer Riss, die Überbleibsel dämonischer Energie, ein alchemische Wolke giftigen Gases oder ein ähnlich unliebsames Gebräu.
Folgt mir, wir werden uns das Ganze einmal aus der Nähe ansehen. Es ist zu riskant die Armee in die Nähe dieser Wolke zu führen."
Aaron Kir und die Helden scheren unter Führung des Halblingreiters aus der Armee aus und reiten im Galopp Richtung Norden.
Schon nach einer halben Stunde tauchen die Klippen der Schlucht der Bewahrer vor der Gruppe auf und obwohl der Eingang zum Flussbett des Ahari noch einige Meilen entfernt ist, kann man schon von weitem eine unheilvolle Wolke ausmachen, die sich dort ausbreitet.
Merrics Windreiter warten am Ufer des Sellen in sicherem Abstand zur Schlucht.
Der Anführer der Kundschafter salutiert, als sich die Gruppe nähert.
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"Wir sind ein wenig näher ran um uns anzugucken, was das für ein Zeug ist.
Nun... es scheint sich um Insekten zu handeln. Hundertausende von ihnen.
Wir haben zwei erwischt, schaut euch das mal an!"
Einer von Merrics Männern tritt näher und hält die zerfetzen Leichen zweier Insekten in einer Hand. Die Kreaturen ähneln segmentierten Würmern von etwa einem halben Fuß Länge. Zwei paar schillernder Flügel und dutzende Füße ragen aus dem Körper der winzigen Monster, der vorne in einem Schlund endet, der von mehreren Reihen spitzer gesäumt ist.
Das offenbare Fehlen jeglicher Sinnesorgane und die seltsamen Zahnreihen, die so gar nicht zu einem Insekt passen, lassen darauf schließen, dass diese Kreaturen unnatürlich sind und entweder dem Abgrund entstammen oder zumindest von ihm korrumpiert wurden.[1][2]
Aaron seufzt.
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"Warum sollten wir auch Glück haben, nicht wahr?
Wir werden die Armee unmöglich durch diesen Schwarm führen können, doch wir müssen hier durch um nach dRezen zu gelangen.
Seid ihr sicher, dass ihr diese Königin im Alleingang töten könnt?"
Der Quartiersmeister legt den Kopf schrägt und legt die Stirn in Falten.
"Nun, wenn es überhaupt jemanden gibt, der es kann, dann Ihr, nicht war?
Ich fühle mich nicht wohl dabei, die Generäle der Armee und unsere letzte Hoffnung in ein riesiges Insektennest zu schicken, aber es bleibt uns wohl nicht viel mehr übrig als in dieser Sache auf Eure Expertise zu vertrauen. Braucht ihr Begleitung? Ich könnte einen Trupp Soldaten handverlesen.
Ich bin mir aber nicht sicher ob eine höhere Mannstärke uns überhaupt helfen kann. Wir können unmöglich direkt gegen diesen Schwarm kämpfen. Zumindest nicht ohne hohe Verluste."
Damians Warnung vor der Anwesenheit eines Drider setzt die Gruppe in höchste Alarmbereitschaft.
So vorsichtig wie möglich und die Umgebung genau im Blick haltend setzt die Gruppe ihren Weg durch den unterirdischen Bau der Vescavoren fort.
Das Summen und das schummrige Licht machen die präzise Wahrnehmung der Umgebung äußert schwierig und doch hebt Damian nach einigen hundert Metern die Hand um die Gruppe zum Anhalten zu bringen.
Der Aasimar hat ein Paar Stimmen gehört, etwas abseits ihrer Position, gute 50 Meter den Tunnel entlang. Die Beistzer der Stimmen sind außer Sichtweite und Damian kann zwar ein paar Wortfetzen aufnehmen, doch kann er die Sprache nicht identifizieren.
Nachdem er die Gruppe lautlos auf seine Entdeckung aufmerksam gemacht hat, gehen die Kreuzfahrer in Deckung und lauschen in die Tiefe des Schwarmsbaus.
Otham schnappt als nächster ein paar Worte auf und er erkennt die Sprache.Elfisch (Anzeigen)"... seit Wochen dieses unsägliche Summen. Ich will nicht der Nächste sein, der dem Wahnsinn verfällt! Diese Expedition wird unser aller Ende sein!"
"Schweig, du Narr. Wenn Balaena auch nur ein Wort davon hört, werden die Vescavoren dein geringstes Problem sein. Wir sind hier um Meister Ghaundans Experiment zu sichern. Wenn er Erfolg hat, werden wir zurückkehren. Reiß dich bis dahin zusammen!"
Othem läuft geradewegs in die Arme einer Gruppe aus etwa einem Dutzend Dunkelelfen.
Die meistender finsteren Elfen tragen beschlagene Lederrüstungen in dunklen, fast schwarzen Blau- oder Purpurtönen und führen eine Auswahl unterschiedlicher kurzer Klingen und eine Armbrust mit sich, doch zwei weibliche Elfen an der Spitze des Trupps sind schwerer bewaffnet und tragen Brustplatten von offenkundig hochwertiger Fertigung.
In der Mitte der Gruppe befindet sich die von Ragni bereits beschrieben Anführerin, die ohne eine Spur von Nervosität auf Otham zugeht und die Mundwinkel zu einem mehrdeutigen Lächeln verzieht.
In Gemeinsprache, wenn auch mit starken Akzent spricht sie Otham an:
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"Ihr seid mehr als nur tapfer, Oberflächenbewohner. Nicht viele Eurer Art wagen sich in ein Nest des Abgrunds und spazieren dann auch noch so sorglos in ein Lager der Drow?
Seid Ihr tollkühn oder närrisch, Halbling?
Erzählt man sich dort wo Ihr herkommt keinerlei Geschichten über mein Volk? Es gab eine Zeit, da steckt die Furcht vor den Drow Euch Oberweltlern tief in den Knochen. Mir scheint die alten Wunden sind zu gut verheilt, vielleicht ist es an der Zeit sie wieder zu öffnen?"
Otham bemerkt wie alle anwesenden Drow zeitgleich die Hand an ihre Waffen legen, wobei die fließenden Bewegungen ohne Hast, sondern mit tödlicher Präzision ausgeführt werden.
Die Anführerin der Drow lässt den Blick über Otham und seine hinter ihm auftauchenden Gefährten schweifen, bevor sie fortfährt:
"Soviel Spaß es mir auch machen würde, Euch die Haut abzuziehen und sie wie einen Teppich an die Wand zu hängen, Ihr wirkt nicht vollkommen inkompetent.
Warum erzählt ihr mir nicht, was euch an diesen unwirtlichen Ort führt und vielleicht finden wir einen Weg wie ihr kostbare Haut behalten könnt? Wenn Ihr Euch als nützlich herausstellt, werden wir vielleicht sogar gute Freunde, wer weiß? Und wenn nicht... nun, wir langweilen uns schon seit längerem. Ich bin sicher Ihr seid zumindest für ein wenig Unterhaltung gut."
Die Drow lacht laut.
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"Den Sturmkönig? Ihr seid Khorramzadeh, dem Lord von Iz gegenübergetreten? Ihr seid eine amüsante Kreatur, Halbling.
Ohne mit der Wimper zu zucken, tretet ihr einer feindlichen Übermacht entgegen, ihr blickt einer Tochter von Haus Parastric direkt in die Augen ohne Furcht zu zeigen und Ihr lügt mir obendrein direkt ins Gesicht. Ich wünschte, meine Soldaten hätten nur einen Bruchteil Eures Mutes. Was ein Prachtexemplar von einem Mann!
Aber Ihr verkennt Euren Platz, Oberflächenbewohner. Ich, Baleana Parastric, vierte Tochter der Mutter Oberin bin nicht auf der Position gelandet, auf der ich heute bin, indem ich jedem beliebigen Außenseiter, noch dazu einem MANN erlaube mir seine Fragen zu diktieren.
Ihr werdet antworten oder ich werde Euch wie einen Hund verprügeln. Wenn mich Eure Antworten zufrieden stellen, werde Ihr selbst Gelegenheit haben mir Fragen zu stellen und nicht umgekehrt!
Testet nicht meine Geduld!"
Die letzten Worte spuckt die Drow förmlich aus und ihre Hand wanderte zu dem Griff einer Peitsche die aufgerollt an ihrer Hüfte hängt.[1]
Baleana Parastrics Gesichtzüge entspannen sich ein Stück als Damian spricht.
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"Ein Männchen mit Manieren, na endlich. Ihr solltet Euren Kameraden etwas Etikette beibringen, ihre Erziehung lässt zu wünschen übrig. Wer auch immer Eure Herrin ist, sie lässt Euch ganz offensichtlich sehr viele Freiheiten.
Sei es drum, die Beziehung einer Herrin der Oberwelt zu ihren Untergebenen interessiert mich nicht.
Was mich dagegen interessiert ist, dass Ihr hier seid um die Königin der Vescavoren zu töten. Ihr kommt den ganzen weiten Weg hierher, an den Rand der Weltenwunde, um einen Dämon mittleren Ranges zu töten? Gefährlich, zweifelsfrei, aber doch nicht für die Grenzen der Oberweltnationen?
Eine unmittelbare Bedrohung geht von der Königin und ihrem Schwarm nicht aus, soviel ist sicher. Selbst die Existenz des Schwarms dürfte nicht offenkundig sein, es gibt in der näheren Umgebung weder eine Feste, noch eine Siedlung.
Das heißt entweder seid ihr an den alten Ruinen interessiert und der Schwarm behindert Euch bei deren Erkundung oder aber Euer eigentliches Ziel liegt tiefer in der Weltenwunde und der Schwarm hindert Euch am Weiterkommen.
Die Tatsache, dass Ihr über die Königin des Schwarms sprecht und nicht die andere, viel interessantere Kreatur, lässt mich ahnen, dass Ihr nicht viel über diesen Ort wisst.
Daher tendiere ich dazu anzunehmen, dass Euer eigentliches Ziel auch nicht an diesem Ort liegt. Aber wo dann?
Was liegt am Ende dieses Flussbetts?"
Die Drow lässt verspielt eine Strähne ihres langen Haars durch die Finger gleiten und scheint dabei nachzudenken.
"Ich bin nicht allzu sehr mit der Oberfläche vertraut, aber liegen nicht die Ruinen einer Stadt am Ende dieses Flusses? Eine alte Stadt der Oberwelt, überrannt von den Dämonen. Der Name kommt mir jedoch nicht in den Sinn, für uns sind die Kriege der Oberwelt nicht von Belang.
Aber... eventuell jemand anders sich dafür interessieren wohin eure Reise führt? Was ist Eure Aufgabe? Erkundung? Spionage? Womöglich ein Anschlag? Ein Auftragsmord?
Wir Drow handeln seit Jahrtausenden mit den Dämonen. Wären Informationen über Euch vielleicht etwas wert? Ein Gefallen, auch eines niederen Dämonen ist immer zu gebrauchen."
Baleana lächelt und zuckt mit den Schultern.
"Aber vielleicht wollt Ihr mir ja ein besseres Angebot machen? Angenommen Ihr würdet mir helfen einen... Rivalen zu beseitigen - niemand rechtschaffenden, versprochen - und seine Diener und seine Arbeit gleichermaßen verschwinden lassen, nun ich könnte mir vorstellen Euch niemals begegnet zu sein."
Baleana hebt die Augenbrauen und streicht sich dann durchs Haar.
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"Ziemlich scharfsinnig für ein Männchen. Jemanden wie Euch nicht an einer kurzen Leine zu halten ist für gewöhnlich sehr, sehr gefährlich.
Eure schnelle Auffassungsgabe und bereitwillige Dienstbarkeit gefällt mir jedoch. Wenn Ihr mir jetzt noch beweist, dass Ihr nicht nur ein Experte in der Diplomatie seid - vielleicht behalte ich euch am Ende gar?"
Die Drow lacht schallend und ein Teil Ihres Gefolges wirkt ebenfalls amüsiert oder tut zumindest so.
Anschließend deutet die Anführerin der Drow auf einen Tunneleingang in der Nähe.
"Ihr folgt diesem Gang bis zur nächsten Gabelung, haltet euch dort links und bei der nächsten Abzweigung links. Die Kammer meines alten Freundes ist eigentlich gar nicht verfehlen.
Solltet Ihr meinen Namen erwähnen, wäres es besser für Euch wenn Ihr dafür sorgt, dass niemand überlebt. Wenn ich gezwungen bin hinter Euch aufzuräumen, werdet Ihr Euch wünschen einfach nur einen qualvollen Tod gestorben zu sein!"
Baleana zuckt mit den Schultern und gibt den Weg frei.
Die Helden gehen mit wachsamem Blick durch die Reihen der Drow und obwohl die Dunkelelfen nicht unbedingt freundlich wirken lassen sie die Helden passieren.
Auf der anderen Seite der Höhle wartet der von Baleana beschriebene Tunnel. Der Tunnel ist annähernd rund und mit etwa 6 Meter Durchmesser größer als die Tunnel, durch die die Helden in den Bau gelangt sind.
Auch hier finden sich die grünlich leuchtenden Abyssiumadern im Gestein, es sind jedoch weit und breit keine Vescavoren zu sehen, weder geschlüpfte Exemplare noch Brutgelege.
Am Ende des Tunnels flackert ein gelbes Licht und je näher die Helden kommen, desto lauter wird ein Summen und Dröhnen, dass bald so laut wird, dass man die eigenen Schritte nicht mehr hören kann.
Schließlich betreten die Kreuzfahrer eine geräumige Höhle.
Als Erstes fällt den Helden die bizzare Apparatur auf, die in der Mitte der Kammer steht. Zwei gewaltige Tanks, Glaszylinder gefüllt mit einer leuchtenden Flüssigkeit, stehen in ein paar Schritten Entfernung zueinander auf einer Plattform. In der Flüssigkeit der Tanks schwimmt je eine monströse Kreatur, auf der linken Seite treibt ein enorm großer Vescavor, auf der der rechten eine vierbeinige Kreatur, deren gedrungener Körper mit goldenen Panzerplatten überzogen ist. Der Kopf des Monsters ist mit Hörnern übersät und wuchtige Hauer ragen aus seiner schweineähnlichen Schnauze.[1]
Beide Kreaturen scheinen am Leben zu sein, wirken jedoch so geschwächt, dass sie sich nicht aus eigener Kraft aus ihrem Gefängnis befreien können.
Direkt vor den Tanks steht ein dürrer Mann, der unter all den Bandagen und Werkzeuggürteln, die seinen Körper bedecken, kaum noch als Dunkelelf ausgemacht werden kann.
Der Drow fährt herum und funkelt die Helden aus ungesund grün leuchtenden Augen an.
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"Bei Haagenti! Baleana, ich habe keine Geduld für weitere Störungen! Ihr gefährdet das Experiment! Haltet Euch und Eure Handlanger zurück, bis... halt! Ihr seid keine Drow.
Hat Baleana neue Sklaven gefangen? Was soll ich mit Euch machen? Ich brauche keine humanoiden Testobjekte! Wenn es so einfach wäre, hätten wir Zirnakaynin nie verlassen müssen!
Fort mit Euch, Sklaven! Lauft zurück zu Eurer Herrin! Sagt Ihr, dass Ghaunar keinerlei Verwendung für Euch hat und das Sie sich aus meiner Forschung endgültig heraushalten soll!"
Der Drow stutzt, als Ragni einfach so an ihm vorbei läuft.
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"Rattenvolk, uh, wie lästig. Eine schwache Rasse ohne jeglichen Nutzen. Jedwede Transformation eines solch banalen Körpers wäre vertane Zeit und verschenkte Ressourcen.
Hinfort mit Euch, Rattling! Fasst hier bloß nichts an! Was versteht ein Rattenvolk schon von der hohen Kunst der Fleischformung?! Ihr habt keinen blassen Schimmer welch bahnbrechendes Experiment hier im Gange ist!
Die Fleischformung Humanoider ist trivial, seit Jahrhunderten sind die Formeln und Extrakte, die Prozedur und die Ergebnisse unter den Meistern der Alchemie bekannt. Doch ich, Ghaunar, werde etwas Neues schaffen! Eine Fusion celestischen und dämonischen Fleischs! Eine Chimäre des Chaos und der Ordnung zum Ruhme des Herrn der Transformation!
Amüsanterweise ist eines meiner Testsubjekte ein Schützling Bharnarol. Ist das nicht köstliche Ironie? Ich werde den Diener eines Halbgotts der Alchemie transformieren!"
Ghaunar lacht heiser.
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"Eine Kopie Eurer Geburt? Ich transmutiere die rohe Kraft von Ordnung und Chaos in einem blasphemischen Akt beispielloser Brillanz und Ihr wollt mir erzählen, Ihr wurdet so geboren?
Eine minderwertige Kreatur, ein Sklave, noch dazu von der Oberfläche glaubt meiner Forschung ebenbürtig zu sein?"
Ein schlechter Scherz! Ich werde Euch zeigen, wie insignifikant Euer Dasein ist, Rattling!
Ihr glaubt in der Kunst der Alchemie bewandert zu sein? Lächerlich!
Für Euren unbedarften Kommentare sollte ich Euch von meinen Dienern in Stücke reißen lassen!
Baldark und Damian haben schon beim Betreten der Höhle gemerkt, dass der Alchemist nicht allein ist. Im Hintergrund der Kammer, auf halber Höhe zwischen Decke und Boden, bewegen sich zwei große Kreaturen durch die Schatten, höchstwahrscheinlich die bereits von Damian erwähnten Drider.
Der Alchemist wirft Ragni einen glühenden Blick zu, beruhigt sich dann doch aber zusehends und schüttelt langsam den Kopf.
"Ich sollte mein Temperament zügeln, derartige Gefühlsausbrüche sind eines Wissenschaftlers nicht würdig.
Mein Ziel ist in greifbarer Nähe, jede Ablenkung kann das Experiment ruinieren. Stellt Euch in eine Ecke, Sklaven, und stört mich nicht weiter. Ihr dürft zusehen, wie ich Geschichte schreibe. Wenn das Experiment Erfolg hat lasse ich Euch vielleicht sogar am Leben."
Ghaunar ballt die dürren Hände zu Fäusten.
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"Närrischer Zwerg! Ihr wurdet als Sklave gebohren, Ihr werdet als Sklave sterben! Genug mit dieser Impertinenz!
Ibrix! Scallax! Kümmert Euch um diese Oberweltler!
Auf Ghaunars Ruf hin klettern zwei schaurige Spinnenwesen aus ihren finsteren Verstecken an der Höhlendecke. Die Kreaturen gleichen monströsen Arachnoiden, doch dort wo der Kopf sitzen müsste, erhebt sich der Torso eines aschfarbenen, entstellten Elfen. Die Drider greifen unverzüglich an![1]
Die Kreatur aus dem zuletzt zerstörten Tank bäumt sich auf und stößt dann mit einem beinahe klagenden Schrei eine Wolke giftgrünen Nebels aus.
Otham duckt sich rasch, doch der Atemangriff scheint auf Ghaunar zu zielen und hüllt den in der Luft schwebenden Dunkelelf ein.
Otham sieht noch wie Ghaunar erschrocken die Hände vor das Gesicht hebt, dann fällt er wie vom BLitz getroffen aus der Luft und schlägt mit lautem Knall und dem Geräusch splitternden Steins auf den Boden der Höhle auf.
Als der Nebel sich ein Stück weit verflüchtigt hat, können die Helden erkennen, dass Ghaunars Körper starr und regungslos auf dem Boden liegt. Haut, Haare und Augäpfel des Dunkelelfen sind stumpf und von rauer Oberfläche und der Elf sieht nun aus wie eine Steinstatue seiner selbst. Ein Arm ist unnatürlich abgeknickt und scheint zumindest gebrochen zu sein.
Die Vescavoren summen noch einen Augenblick ziellos umher, doch der Tod der Königin scheint dem Schwarm jede Orientierung und Kampfeswille genommen zu haben. Langsam verflüchtigen sich die dämonischen Insekten und zurück bliebt nur die seltsame, schweineähnliche Kreatur aus dem zweiten Tank, die immer noch in den Trümmern des Tanks gefangen scheint. Zahlreiche Kabel und Röhren führen zwischen die goldenen Panzerplatten der Kreatur und stecken offenbar tief in seinem Fleisch.
Der Gorgon funkelt die Kreuzfahrer aus saphirfarbenen Augen an und spricht dann mit metallischer Stimme gebrochene Worte in der Handelssprache:
(https://postimages.org/)
"Ihr... Freund... oder zusammen mit Drow? Dienen Dämonen oder dienen Licht?! Schnell antworten oder auch Stein werden. Ihr alle sonst zu Stein werden."
Die Kreatur schnauft mehrmals und wirkt so als würde es ihr große Mühe bereiten zu sprechen. Derweil scheint die Maschin Ghaunars immer noch aktiv zu sein, denn das mechanische Summen und Klicken aus dem Sockel der Tanks und der sie verbindenden Rohrleitung ist noch nicht erloschen.
Die Königin der Vescavoren scheint zwar keine Gefahr mehr darzustellen, doch alle paar Sekunden geht ein Zucken durch den leblosen Körper, so als würde die Maschine dem Leichnam etwas zuführen oder entnehmen.
Der Gorgon schüttelt sich, wobei sich die in seiner Haut verankerten Kabel straff spannen.
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"Es tut weh! Diese Maschine... bereiten große Schmerzen. Sie vergiften mich. Es brennen und stechen wie Nadeln aus Feuer! Hart mein Panzer, aber darunter nur Schmerzen.
Helfen, wenn ihr Freunde seid!
Ich will... nicht... sterben."
Der Gorgon schüttelt sich, wobei dunkles Blut aus seinen Wunden auf den Boden spritzt. Die Kreatur scheint von ihren Verletzungen jedoch nicht weiter beeindruckt.
In der Tat scheint das Monster kräftiger sein als zuvor und es macht einen Satz von der Plattform des zerstörten Tanks hinab, direkt vor die Kreuzfahrer.
Ein breiter, kurzer Rüssel beschnüffelt Ragni von allen Seiten.
Schließlich grunzt der Gorgon und wendet sich an die Gruppe.
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"Euer Freund ist eins geworden mit der Energie des Abgrunds. Der Geruch ist unverkennbar. Aber er stinkt nicht so schlimm wie die Dämonen.
Ich kann eine schwache Spur meines Herren Bharnarol in im spüren, es stimmt, was ihr sagt.
Der gemäßigte Erfinder hat ihn gezeichnet. Eine beispiellose Ehre für einen Sterblichen."
Der Gorgon senkt sein Haupt vor Ragni und scharrt mit den Hufen im Staub.
"Ihr habt Euer Leben für das meine aufs Spiel gesetzt, ich danke Euch, kleiner, haariger Sterblicher. Mein Herr hat Euch das Leben geschenkt, wie Ihr mir das meine geschenkt habt. Ein gleichwertiger Tausch ein Prinzip der Alchemie. Fürst Bharnarol scheint Euch sehr zu schätzen, wenn er Euch Teil eines seiner Experimente werden lässt.
Doch was führt Euch hierher? Kämpft Ihr gegen die Dämonen wie so viele Eurer Art vor Euch? ODer hat man sich an mich erinnert und Ihr sucht meine Hilfe? Viel meiner einsitgen Kraft ging durch den Einfluss der Wunde verloren, doch wenn es in meiner Macht steht, werde ich Euch helfen."
Der Gorgon schüttelt sein massige Haupt und die Panzerplatten seines Nackens reiben knirschend aneinander.
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"Mein Name ist Gronn, Diener Bharnarols und Wächter der Ruinen von Aurunoch, einer Stadt, die lange vor Eurer Zeit und auch vor der Wunde selbst existiert hat.
Euresgleichen hat die diesen einst heiligen Ort längst vergessen, doch über Ihren Ruinen ist kürzlich eine neue Siedlung entstanden. Die neuen Einwohner haben die Ruinen nie gestört und mir immer ihren Respekt erwiesen. Dann kamen die Dämonen, töteten alle an der Oberfläche und legten eine dunkles Siegel auf die Ruinen, so dass ich geschwächt wurde und die finsteren Horden des Abgrunds nicht vertreiben konnte.
Die Dunkelelfen haben versprochen mich zu befreien, doch haben sie mich betrogen und mich direkt nach Entfernung der mich bindenden Siegel in diese Höllenmaschine eingekerkert."
Gronn legt den Kopf schief und scheint nachzudenken, dann macht der Gorgon ein metallisches Geräusch, dass ein wenig wie ein Grunzen klingt.
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"Meine Art kann wenig mit den seelischen Regungen anfangen, die ihr Fleischlinge Gefühle nennt.
Die Drow haben mich in die Falle gelockt und mir Schmerzen zugefügt, eine Strafe für dieses Vergehen wäre gerecht. Der Alchemist war es jedoch, der die Tat vollbrachte und er wurde durch seinen Tod bestraft.
Die Drow mögen keine wohlwollenden Geschöpfe sein, doch solange sie uns nicht aufhalten, sehe ich keinen Grund sich ihnen in den Weg zu stellen. Ihr drängt auf Eile, wir sollten diesen Ort also verlassen.
Der Ort, den ich einst zu schützen gelobte ist durch die Dämonen vollständig ausgelöscht worden, seine Bewohner sind vertrieben oder getötet. Es gibt nichts mehr was ich hier halten würde."
Nachdem die Kreuzfahrer einen kurzen Blick auf die die Habseligekeiten der Drider und des Alchemisten geworfen haben, machen sie sich auf den Rückweg durch den Tunnel in Richtung des Lagers der Drow.[1]
Baleana und ihr Gefolge erwarten euch bereits. Die Anführerin der verzieht die Mundwinkel zu einem eiskalten Lächeln und klatscht zweimal in die Hände.
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"Bravo, ausgezeichnete Arbeit. Wir haben euren Kampf bis hierher gehört. Ghaunar ist gefallen und ihr seid alle noch am Leben. Ihr seid wahre Prachtexemplare eurer Art.
Seid ihr vielleicht an einer dauerhaften Position unter meinem Gefolge interessiert? Es mangelt nie an kompetenten Leuten und unter meiner Führung könntet ihr es weit bringen.
Euer kleiner Krieg gegen die Dämonen mag euch das Gefühl geben gebunden zu sein, doch die Welt ist groß und ebenso sind es eure Möglichkeiten."
Baleana lässt ihre Augen für einen Moment über die Gesichter der Gruppe wandern und lacht dann laut auf.
"Ein Scherz, tapfere Kreuzfahrer, nur ein Scherz. Ich erkenne religiösen Eifer und blinde Loyalität, wenn ich sie sehe, glaubt mir. Kein Angebot der Welt, so attraktiv es auch sein mag, würde Männer wie euch von eurem gewählten Pfad abbringen können. Jammerschade, aber ich respektiere unseren Handel. Ihr habt mir bei meinem Problem geholfen und dafür dürft ihr eurer Wege gehen.
Behaltet die Dinge, die ihr bei Ghaunar gefunden habt, seht sie als Bonus für geleistete Dienste."
Die Gruppe entfernt sich im Laufschritt von den Drow und bei jedem zurückgelegten Meter lässt das Gefühl nach, gleich einen Bolzen zwischen den Rippen zu spüren.
Zur Überraschung aller halten die Drow ihr Wort und es dauert nur eine kurze Zeit, bis die Helden wieder an der Oberfläche sind.
Oben angekommen, stellen die Kreuzfahrer fest, dass sich der Himmel über der Schlucht der Bewahrer merklich geklärt hat. Die Vescavoren haben durch den Tod der Königin das Schwarmbewusstsein verloren und verstreuen sich nun in alle Winde.
In einiger Entfernung trauen sich die Kundschafter von Merrics Reitern aus ihrer Deckung und winken die Helden zu sich herüber.
Merric begrüßt die Generäle mit verschränkten Armen und einem kurzen Nicken. Trotz des offenkundigen Erfolgs der Gruppe ist der sauren Miene des Hablings anzusehen, dass etwas nicht stimmt.
Wortlos nickt er in Richtung einer nahen Gruppe von Felsbrocken, wo Aaron Kir mit gekrümmtem Rücken auf dem Boden hockt und sich geräuschvoll übergibt.
Der Mann ist kreidebleich und die blutunterlaufenen Ringe um seine Augen lassen ihn den Toten näher als den Lebenden wirken.
Aaron wischt sich etwas Erbrochenes vom Kinn und lächelt schief.
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"Hab mir wohl irgendwie den Magen verdorben, haha. Alles in Ordnung, ich brauch nur einen kurzen Moment. Ihr habt die Königin aus dem Weg geräumt, wie ich sehe. Eine weitere Heldentat unserer tapferen Generäle. Lasst uns zurück zu den Truppen reiten und unseren Marsch auf Drezen fortsetzen."
Aarons Augen weiten sich, als Razgrim seine Diagnose stellt. Der Quartiersmeister will sich wankend erheben, als Damian neben ihm niederkniet und seinen Zauber spricht.
Ein wenig Farbe kehrt in Aarons Gesicht zurück und seine Augenringe verblassen zusehends.
Er schnappt nach Luft und blickt Damian ungläubig an.
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"Was für ein Zauber war das? Ich fühle mich wie neu geboren! Nicht nur das, auch das Verlangen ist fort, die Nervosität, das Kribbeln unter der Haut, der Druck unter den Augen... alles weg.
Fast so als hätte ich nie damit angefangen. All die Schmerzen, die Erniedrigung, die Scham, die Lügen, all das - lasst ihr mit einem einzigen Zauber verschwinden?
Ich... ich..."
Aaron Kir sackt in sich zusammen und wischt sich mit dem Arm übers Gesicht.
Dann blickt er hinab auf seine zitternden Hände und schüttelt langsam den Kopf.
"Es gibt keinen Dämon, der mich kontrolliert, soviel kann ich Euch sagen. Die Substanz ist hochgradig giftig, abhängig machend und absolut unheilig, doch habe ich zu keinem Zeitpunkt meine Königin hintergangen!
Ich mag ein verantwortungsloser Taugenichts sein, aber ich bin kein Verräter, dass müsst Ihr mir glauben!
Aaron wehrt sich nicht, als Baldark ihn anpackt und wendet den Blick ab. Seine Stimme ist sehr leise, als er spricht.
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"Ich habe den besseren Teil meines Lebens damit verbracht mich mit Drogen zu betäuben. Schattenblut ist nur das Ende eines langen Wegs.
Bevor ich Sosiel kennen gelernt habe, lag ich ziemlich am Boden. Er hat mich aufgebaut, er hat mir geholfen die Drogen in den Griff zu bekommen. Das ist nun auch schon ein paar Jahre her und bevor ich in den Rängen der königlichen Armee aufstieg. Ich hab Drogen - nicht einmal Alkohol - seither nicht angerührt. War mir sogar sicher diesen Teil meines Lebens hinter mir gelassen zu haben...
Bis diese Phiolen in meinem Gepäck aufgetaucht sind. Das war kurz nachdem wir die Ruinen von Fort Vilareth verlassen hatten.
Ihr müsst mich für einen hirnlosen Trottel halten, dies nicht sofort untersuchen zu lassen.
Aber ich sage Euch, wenn Ihr das Zeug einmal probiert habt...
Es hat nach mir gerufen. Alles kam wieder zurück, das Zittern, die trockene Kehle, das Pochen im Kopf. Ganz so, als hätte ich nie aufgehört.
Ich habe mich selbst erneut an die Droge verloren. Schlagt zu, Baldark. Ich habe die Mission und all meine Soldaten gefährdet. Eine Tracht Prügel reicht nicht als Sühne für mein Vergehen."
Aaron schluckt und blickt Baldark kurz in die Augen, bevor er den Kopf erneut abwendet.
Auf Ragnis Frage hin nickt der Quartiersmeister.
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"Ja, das Zeug ist einfach so in meinem Gepäck aufgetaucht. Irgendjemand hat mir die Droge untergeschoben - und wer auch immer das war, er kennt meine Vergangenheit."
Aaron erhebt sich vom Boden und fährt sich mit der Linken durchs Haar. Dann verneigt sich der Berater tief vor den Mitgliedern der Gruppe.
"Ich danke euch von ganzen Herzen für Eure Nachsicht und Güte. Euer Vertrauen wurde durch meine unbedarften Handlungen und meinen schwachen Geist untergraben, noch dazu habe ich das Heer und die Mission der Königin gefährdet. Ich werde mich der Gerichtsbarkeit ihrer Majestät stellen, sobald wir zurückkehren, darauf schwöre ich bei Iomedae.
Erlaubt mir bis dahin meine bisherigen Aufgaben weiter auszuführen, ich werde meine Anstrengungen bezüglich des Kreuzzugs verdoppeln. Obwohl ich meine Ehre erneut beschmutz habe, gebt Ihr mir eine Chance.
Ich würde eher sterben, als euch noch einmal zu hintergehen.
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"Was immer auch mein Wort noch bei Euch zählt, Baldark, aber für Sosiel würde ich meine Hand ins Feuer legen. Ich kenne keine frommere und gütigere Seele.
Sosiel war es, der mich vor Jahren von meiner Sucht befreite und dank Sosiel habe ich solange überlebt, dass ich heute vor Euch stehe.
Selbst der Gedanke daran, dass er mir die Drogen untergeschoben hat ist so surreal, das ich lachen möchte.
Nurah kenne ich noch nicht so lange, knapp ein Jahr vielleicht. Wir haben nicht die enge Verbindung die ich mit Sosiel, aber sie erscheint mir dennoch durch und durch aufrichtig. Nurah hat viel hinter sich, wie fast alle von uns. Im Gegensatz zu mir spricht sie darüber, wenn man sie fragt. Eine Geschichte voller Leid und Entbehrungen, aber ihr werdet sie nie klagen hören.
Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass Nurah mir Schattenblut unterschieben würde. Sie ist selbst Teil des Heerzugs und eine Vertraute der Königin.
Ich würde auf einen Außenseiter tippen, jemand den wir nicht mit Namen kennen. Sich unter den Soldaten einzuschleichen ist nicht leicht, aber bei so vielen Gesichtern, scheint mir das am plausibelsten."
Aaron Kir kratz sich am Kopf und legt die Stirn in Falten.
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"Nur das Nurah offenbar kein leichtes Leben hatte. Sie ist nach eigener Aussage die letzte Überlebende eines Heerzugs den sie einst als Bedienstete eines mendevianischen Adeligen begleitet hat. Ich hab den Name vergessen, irgendein Adelshaus aus dem Norden.
Ihr Herr und all seine Soldaten sind bei einer Expedition in die Weltenwunde umgekommen, die Dämonen haben die Armee in einen Hinterhalt gelockt und niedergemetzelt. Nurah gelang es sich unter einem Berg Leichen zu verstecken. Sie sagt sie hat fast zwei Tage unter den leblosen Körpern ihrer Kameraden ausgeharrt bis sie eine Gelegenheit gesehen hat um zu entkommen.
Eine unschöne Geschichte, doch die meisten unserer Soldaten haben ähnlich Schlimmes erlebt. Aber das muss ich Euch nicht sagen, Baldark. Ihr habt selbst genug Krieg gesehen um zu wissen wovon ich rede.
Lasst uns zur Armee zurückkehren und unseren Weg fortsetzen. Dank Damian bin ich von meiner Sucht kuriert. Vielleicht hat er Recht und es ist nur temporär. Ich werde mich jeden Morgen untersuchen lassen, damit ihr sicher sein könnt, dass ich keinen Rückfall erlitten habe, versprochen.
Ich werde die Augen offen halten und ein paar Gefallen einlösen. Vielleicht erwischen wir denjenigen, der mir das Schattenblut untergeschmuggelt hat."
Aaron verneint Ragnis Frage. In der Tat erscheint es nur logisch, dass der Quartiersmeister die Gefäße mit der Droge nach dem Einnehmen vernichtet oder verschwinden hat lassen. Hätte jemand bei ihm durch Zufall die Philoen gefunden, wäre er sofort aufgeflogen.
Unschlüssig wie weiter mit dem Verdacht gegen Nurah zu verfahren ist, beschließen die Helden vorerst zu den Truppen zurück zu kehren. Der Marsch auf Drezen musste fortgesetzt werden, darin waren sich alle einig.
Die zurückgebliebenen Offiziere und Berater reagieren verblüfft, als die Gruppe von den Begegnungen mit den Vescavoren und den Drow erzählen, doch ist kaum Zeit um den Sieg auszukosten, da sitzen alle schon wieder im Sattel um den Marsch fortzusetzen.
Eine ereignislose Stunde später reiten die Kreuzfahrer immer noch durch das staubige Flußbett. Aaron hat den Blick stur geradeaus gerichtet, doch Sosiel, der direkt neben ihm reitet wirft hin und wieder einen besorgten Blick hinüber zu den Helden. Der Kleriker scheint zumindest zu ahnen was vorgefallen ist, vielleicht hat Aaron Kir ihm auch davon erzählt.
Oben auf dem Rand des einstigen Flussufers taucht in der Ferne eine Skulptur auf, die sich beim Näherkommen als stark beschädigte Statue herausstellt. Nurah wirft einen Blick hinauf und wendet sich dann an die Gruppe:
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"Ein alter Schrein des Kreuzzugs, nichts besonderes in dieser Gegend. Nach er Errichtung der Festungsstadt Drezen wurden im Umland dutzende kleiner Schreine errichtet, die Reisenden Rast und Heilung von erlittenen Wunden bieten sollten. Die Schreine waren meist einer Gruppe guter Götter gewidmet, oftmals Iomeadae, Torag, Shelyn, Sarenrae oder Desna.
Mit dem Fall Drezens sind all diese Schreine verlassen und zum größten Teil auch zerstört worden."
Die Statue befindet sich auf einer Klippe, etwa 30m über dem Flussbett das Ahari. Die Klippe ist zu steil um sie ohne entsprechende Ausrüstung zu erklimmen, doch scheint jemand eine steile Treppe in die Klippenwand gehauen zu haben, die vom Boden der Schlucht bis ganz nach oben führt. Die Stufen sind verwittert und vom Wind glatt geschliffen, so dass sie kaum mehr als eine Kletterhilfe beim Aufstieg wären.
Razgrim wirft einen Blick nach oben zu den Statuen auf dem Dach. Die abgebildeten Kreaturen sehen mit ihren gekrümmten Fledermausflügeln und Hörner wie Dämonen oder zumindest nicht wie rechtschaffene Kreaturen aus. Insgesamt sind es vier an der Zahl, eine für jede Himmelsrichtung.
Vorsichtig wagt sich die Gruppe etwas weiter in die Ruinen, doch bevor sie auch nur die Hälfte des Hofs durchquert haben, kommt eine bucklige, in zerschlissene Roben gehüllt Gestalt den schmalen Durchgang zwischen den beiden Gebäuden entlang geschlurft.
Die ärmlich aussehende Figur gewegt sich ohne Hast und scheint erst von den Kreuzfahrern Notiz zu nehmen, als sie nur noch wenige Schritt entfernt ist.
Unter einer schwarzen Kapuze lugt das unförmige, aschfahle Gesicht eines alten Mannes hervor. Ein breites Kinn wie Orc vermittelt den Eindruck von Grobschlächtigkeit. Unter schwarzen, öligen Haarsträhnen glimmen zwei trübe Augen in beunruhigendem roten Licht.
Der gebeugt gehende Alte kneift die Augen zusammen schürzt die Lippen, wobei er eine Reihe scharfer Zähne enthüllt.[1] Seine Stimme klingt als wäre er gerade einem Grab entstiegen.
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"Besuch? Lange ist es her, dass sich jemand hierher verirrte. Willkommen in unserem kleinen Tempel. Was führt Euch hierher? Seid Ihr vom Weg abgekommen?
Ihr könnt Euch hier ausruhen, wenn Ihr mögt, wir haben noch nie einen Fremden abgewiesen. Im Gegenteil..."
Der Alte kichert in sich hinein, bevor er zusammenzuckt und die Gruppe mit großen Augen anstarrt.
"Es ist äußerst gefährlich für Euch hier zu verweilen, überaus gefährlich! Ich Euch nur raten dringend weiter zu ziehen! Der Meister sieht Alles! Seine Augen sind überall!"
Ein drohender Finger erhebt sich aus der zerschlissenen Kutte vor den Helden in die Luft und deutet hinauf auf die Statuen auf dem Dach. Die Fingernägel an der dürren Hand des Mannes sind lang und brüchig.
Einen Moment bleibt der unheilverkündende Finger erhoben, dann senkt der Alte seine Hand und lächelt freundlich.
"Mein Name ist Nulkineth, ich kümmere mich um die Akolyten wenn der Meister nicht da ist. Wir haben nicht viel, doch kann ich Euch zumindest etwas Tee anbieten? Ihr habt es nicht eilig oder?"
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"Staunton Vhane..."
Nulkineths Blick wandert in die Ferne, so als würde er sich an etwas erinnern, dass sich vor langer Zeit zugetragen hat.
"Staunton Vhane ist nicht hier. Und doch... kann die Präsenz des Kommandanten immer noch spüren. Meines Kommandanten... War er mein Kommandant? Ich... ich kann mich nicht erinnern.
Es gibt... einen Schrein, einen heiligen Ort, tief unten im Tempel. Vhane ist dort. War da? War Staunton Vhane hier?"
Die Stimme Nulkineths zittert vor Unsicherheit. Sein Blick wandert über das Dach des Hauptgebäudes und streift die dort sitzenden gehörnten Statuen.
"Ihr könnt dort nicht hin. Niemand kann in den Keller! Es brennt, es sticht wie tausend Nadeln unter Eurer Haut, wenn Ihr Euch auch nur nähert. Der Keller ist verhext!
Der Meister hat überdies verboten den Keller zu betreten. Der Meister sieht alles. Fordert ihn nicht heraus oder ihr müsst für immer hier bleiben. Ich bitte Euch, geht! Verlasst diesen unheiligen Ort!"
Nulineth seufzt und zuckt mit den Schultern. Dann dreht er sich um und schlurft den Weg zurück, der zwischen den beiden Gebäuden entlang führt. Dem Alten vorsichtig folgend wirft Otham einen Blick durch die weit offende stehende Tür des kleineren Gebäudes zu seiner Linken.
Wie schon vermutet handelt es sich hierbei um eine alte Stallung. Der stechende Geruch alten, vermodernden Strohs steigt dem Halbling in die Nase. Ein normaler Mensch würde keine Fuß in diesen stinkenden Stall setzen, doch Nulkineth scheint der Geruch nichts auszumachen.[1]
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"Ein gütiger Vorschlag, Fremder. Doch gibt es für mich keine Hoffnung mehr. Ich kenne Augen wie die Euren. Mut und Stolz liegen darin. Augen wie sie auch mir einst gehörten.
Jetzt, da ich weiß, dass Ihr Euch dem Meister stellen wollt, werde ich Euch zeigen was dies für ein Ort ist. Folgt mir."
Nulkineth geht zu der doppelflügeligen Tür des Hauptgebäudes und stößt dieses mit beiden Armen auf. Ein knarrendes Geräusch ertönt, als die schweren Türen nach Innen schwingen und Licht in eine schummrige Tempelhalle fallen lassen.
Auf niedrigen Steinbänken kauern ein halbes Dutzend in Kutten gehüllter Gestalten vor einem zerbrochenen Altar. In den Ecken der sicherlich 30ft. hohen Gewölbekammer befindet sich je eine Engelsstatue, deren Antlitz und Flügel jedoch fast völlig zerstört sind. Die Steinwände sind über und über mit verstörend anmutenden Runen und Zeichnungen bedeckt.[2]
Ein kühler Wind pfeift durch die zerbrochenen Buntglasfenster als die Betenden neugierig den Kopf wenden.
Alle knienden Männer und Frauen sind ausgemergelte Gestalten mit bleicher, blutleerer Haut und eingefallenen Augenhöhlen.[3]
Ein Geruch nach Verwesung und Tod liegt in der Luft.
"Meine Schützlinge und treue Diener des Meisters. Ihr seht, dieser Ort ist durch und durch verdorben, genau wie die Weltenwunde selbst. Der Meister wird Euch seinen Dienern hinzufügen sobald er zurück ist.
Die Tür in der Wand zu Eurer Linken führt Euch durch den Speisesaal in die Küche und von dort über eine Treppe in den Keller. Ich werde Euch nicht aufhalten wenn Ihr Euch umsehen wollt."
Ragni sagt erst das erste Wort und mit einiger Verzögerung auch das zweite. Erst passiert eine ganze Weile gar nichts, dann setzt sich der Golem knirschend in Bewegung und tritt ohne ein weiteres Wort zur Seite. Die Runen in der Steintür leuchten kurz auf, dann fährt das Portal wie von unsichtbarer Hand gezogen zur Seite und gibt den Blick in die dahinter liegende Gewölbekammer frei.
Der Raum gleicht einer kleinen Schmiede, ein in der Kultur der Zwerge Kundiger erkennt jedoch sofort, dass es sich um einen Schrein Torags handelt. Die Kammer ist nicht sehr prachtvoll, die einzige Zierde ist der in den Stein gravierte Hammer Torags, der an allen Wänden zu sehen ist.
Im Zentrum steht ein wuchtiger Amboss hinter dem der golden leuchtende, transluzente Schemen eines stattlichen Zwergs in voller Rüstung steht. Die spektrale Gestalt schwingt einen Schmiedehammer, der mit rhytmischen Schlägen ein ebenso transluzentes Axtblatt bearbeitet. Seltsamerweise ist trotz der Wucht der Schläge des Hammers kein Laut zu hören.
Das Abbild des Zwergs flackert kurz, als dieser von seiner Arbeit aufblickt uns seine Aufmerksamkeit den Neuankömmlingen schenkt. Als er spricht klingt seine Stimme volltönend und gebieterisch, doch hallen seine Worte nach, als würden sie von weit her herüber getragen.
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"Willkommen in Heim des Schmiedevaters, Fremde. Wie lautet Euer Anliegen? Sucht Ihr den Rat Torags oder sucht Ihr einen starken Arm der für Euch das Schild hält oder den Hammer schwingt?
Verzagt nicht, wenn Euer Anliegen nur rechtens ist, wird Torag Euch nicht im Stich lassen.
Tretet vor und sprecht frei, damit Staunton Vhane, Hammer Torags und Kommandant der Hämmer des Himmels Euch anhören kann."
Die Umrisse des transparenten Zwergs flackern und er runzelt die Stirn.
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"Es ist mir eine Freude einen Glaubensbruder wilkommen zu heißen.
Doch was meint ihr damit, was ich bin? Ich wurde als stolzer Zwerg gebohren und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Seid ihr misstrauisch, dass ich nicht der bin, der ich vorgebe zu sein? Und dennoch habt ihr mich gesucht?
Warum sagt ihr nicht frei heraus, weswegen ihr mich aufgesucht habt, Bruder.
Solltet Euer Anliegen großer Geheimhaltung unterliegen, können wir einen Kleriker hinzuziehen, der die Wahrheit meiner Worte bestätigt. Doch dies sollte nicht nötig sein. Jeder hier kennt meinen Namen und wird Euch versichern, dass Staunton Vhane frommer Diener des Allvater ist. Torags Wille ist mein Wille, Torags Worte sind meine Worte."
Der Blick des Schemen wandert durch den Raum und nickt ein paar Mal ins Nichts, ganz so, als würde dort eine Person stehen, die seinen Worten beipflichtet.
Das Abbild Staunton Vhanes runzelt die Stirn als Ragni es anspricht. Dann lacht es laut, als hätte Ragni einen guten Witz gemacht.
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"Ihr seid ein vergnüglicher kleiner Kerl. Ich, Staunton Vhane soll dem Bösen verfallen sein? Eine Seele ist ein Ganzes und kann nicht geteilt werden, junger Freund. Es wäre nicht nur ein großes Unrecht in den Augen der Götter, der Akt selbst erscheint mir unmöglich. Ein Pakt mit finstersten Mächten mag es vermögen eine Seele zu zerstören, doch seid unbesorgt, ich bin ein treuer Diener des Allvaters nichts und niemand wird mich von seinen Lehren abbringen."
Dann wendet sich Vhanes Abbild Razgrim zu. Die Frage des Zwergs scheint den Schemen stutzig zu machen:
"Warum ich hier verweile, Bruder? Eine seltsame Frage. Dies ist ein geheiligter Ort Torags. Wo sonst sollte ich sein, als hier, bei meinem Herrn? Die Wärme des Schmiedefeuers und der väterliche Blick Torags sind mehr als genug für einen frommen Diener. Kein anderer Ort wäre mir vertrauter, mein Platz ist an Torags Seite."
Während nach wie vor im Dunkeln liegt, was für eine Art von Kreatur vor den Helden steht und inwieweit das Wesen mit Vhane verknüpft ist, drängt sich den Helden der Eindruck auf, dass es sich nicht um eine wirklich lebendige Kreatur handelt.
Vielmehr bekommen die Kreuzfahrer den Eindruck, dass es sich um eine Art sprechende Erinnerung handelt, wie eine Momentaufnahme, aus vergangener Zeitt, die nur noch schemenhaft im Gedächtnis verblieben ist.
Die Kreatur scheint die Realität um sie herum kaum wahrzunehmen und hat offenbar keinerlei Auffassung davon wo und in welchem Zustand sie sich befindet.
Eine direkte Konversation erscheint somit schwierig bis unmöglich. Vielleicht wäre jedoch eine Kommunikation auf abstrakterer Ebene möglich. Sollte es sich wirklich um einen Teil von Staunton Vhanes Seele handeln, könnte sie bedeutenden Aufschluss über seinen Charakter, seine Ängste und Ambitionen liefern.
Da Ragni die Absicht geäußert hat Vhanes Seelenfragmente zu vereinen stellt sich auch die Frage wie man die Fragmente zusammenbringen kann. Vielleicht gibt es einen Weg den Schemen von diesem Ort zu lösen und an die Kreuzfahrer zu binden?
Das Abbild Vhanes kneift die Augen zusammen als Otham mit seiner Klinge näher kommt.
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"Oh, ihr habt da ein wahres Unikat in der Hand, Freund. Eine Seelenklinge, nicht wahr? Das ist alte Magie, nur noch eine Handvoll Schmiede sind zu so etwas in der Lage.
In Eurem Fall ist dies allerdings keine Arbeit meines Volks. Das sieht mir mehr nach... hm... elfischer Handwerkskunst aus? Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht auch etwas ganz anderes.
Ihr folgt Desna, schätze ich? Der Schwung in Eurem Schritt, das funkeln in Eurem Blick - unverkennbar.
Die Seelenklinge eines Desniten, ha! Das Schwert kann praktisch von überall herkommen, vielleicht von den Sternen selbst!
Seelenwerke der Zwerge sind anders. Zuerst einmal sind es selten Schwerter, wir Zwerge bevorzugen praktischere Waffen wie Äxte oder Hämmer. Oft sind es auch Rüstungen, Helme oder Schilde, ein Ausdruck der Widerstandsfähigkeit und ... nun wohl auch Dickköpfigkeit unseres Volks.
Der Dhurgrim - der Seelenschmied - bindet einen Teil seiner Selbst in das von ihm gefertigte Werkstück. Da er dabei einen Teil seiner Lebenskraft einbüßt, werden solche Arkana äußerst selten und nur unter besonderen Umständen, meist großer Not gefertigt. Behandelt Euer Schwert gut, Freund. Es ist mehr als ein Erbstück, es ist beinahe ein lebendes Wesen."
Der goldene Schemen fährt sich durch den dichten Bart
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"Mehr als eine Seele? Das erscheint mir schwierig. Selbst wenn es möglich wäre, warum würdet Ihr so etwas tun wollen? Ein Seelenwerk ist die Verschmelzung eines Schmiedewerks mit der Seele seines Schöpfers. Das Meisterstück eines Schmiedes sozusagen, es enthält nicht nur all das Können des Schöpfers, sondern einen Teil des Schöpfers selbst. Wer würde einen solchen Gegenstand mit einer weiteren Seele vollstopfen wollen? Wäre das nicht äußerst respektlos?"
Dann wendet sich Vhanes Abbild Baldark zu und brummt in seinen Bart.
"Ihr habt viele Fragen, Bruder. Ich bin in der Tat mit den Prinzipien des Seelenschmiedens vertraut, doch habe ich nie ein Seelenwerk selbst gefertigt. Ihr schafft nur ein einziges Werk in einem ganzen Leben, müsst Ihr wissen. Das ist keine reine Handwerksaufgabe, Ihr müsst Euren Willen und Eure Entschlossenheit stählen und zum Äußersten bereit sein. Wer einen Teil seiner Lebenskraft opfert, sollte besser einen sehr guten Grund dafür haben."
Baldarks Einwurf über Nulkineth und die Ghule ignoriert die Erscheinung, ganz so als würde er überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen, wo er sich befindet. Als Baldark die Himmelszitadelle erwähnt runzelt der Schemen jedoch die Stirn.
"Die Zitadelle Jormurdun... merkwürdig, dass Ihr ausgerechnet die Himmelszitadelle erwähnt. Ich kenne die alten Geschichten über Jormurdun, doch ich habe das Gefühl, dass mir irgendetwas Wichtiges dazu abhandengekommen ist. Es ist wie... kennt Ihr das, wenn man etwas sagen möchte, aber plötzlich fällt einem nicht mehr ein was? Es liegt mir förmlich auf der Zunge...
Jormurdun... ich suche in meiner Erinnerung, doch dort wo die Feste ist klafft ein Loch, so Leid es mir tut. Es ist, als ob mir dieser Teil meines Gedächtnisses fehlt. Es tut mir leid, ich neige sonst nicht zu Vergesslichkeit."
Otham lässt seinen Blick durch die Kammer schweifen. Der Raum ist wie eine Schmiede eingerichtet und an den Wänden befinden sich zahlreiche Waffen und Rüstungen, teils noch im Fertigungszustand.
Auf Ragnis Frage streicht sich Vhanes Schemen durch den transparenten Bart.
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"Ein echtes Meisterstück, meint Ihr? Nein. Alles was Ihr hier seht ist von guter Qualität, doch ich würde keins den anderen vorziehen. Wenn es darum geht eine Waffe oder einen Schild zu wählen: Nur zu, sucht Euch etwas aus. Nur weil mein Lebenswerk nicht unter diesen Stücken ist, bedeutet dies nicht, dass es sich nicht um ausgezeichnete zwergische Schmiedekunst handelt."
Vhanes Abbild lacht dröhnend und wendet sich dann an Razrim.
"Ihr wollt selbst eine Weile das Eisen schlagen? Nur zu, Bruder. Nichts ist beruhigender für den Geist als ehrliches Handwerk."
Der geisterhafte Zwerg tritt beiseite, wobei der transluzente Schmiedehammer in seiner Hand verschwindet. Der Amboss jedoch ist real. Unzählige Kerben und Dellen bedecken den massiven Stahlblock, doch wirkt er als könnte er selbst dem Hammerschlag eines Riesen standhalten.